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May there always be angels

... to guard you each step of the way
von

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Vollendete Tatsachen


 

Prolog
 

♦♦♦
 


 

Narnia kam und ging für sie und irgendwann gab sie es auf, anders als der Rest ihrer Geschwister, die nun nicht mehr unter den Lebenden weilten. Sie starben bei einem Zugunglück 1949 und wurden in Aslans Reich geholt, als Dank für ihre Taten in Narnia. Doch das war nichts für sie. Sie lebte weiter. Als einzige der Geschwister blieb Susan zurück, heiratete und bekam Kinder. Sie erzählte ihnen gern von Narnia, aber als sie älter wurden, schwand die Faszination. Ihre Kinder bekamen selbst Kinder. Und so schloss sich der Kreis des Lebens.

Susan wohnte in dem alten Haus, durch das sie zum ersten Mal nach Narnia gereist war. Sie liebte dieses Haus und noch mehr liebte sie es, wenn ihre Enkel hier waren. Dann war das Haus voller Leben und sie spürte den Geist ihrer Geschwister, wenn die Kinder durch die Gänge rannten.

Und dann saß sie oft mit ihnen am Feuer und erzählte ihnen wieder die Geschichten.

Ihr jüngster Enkel Jaden hörte gespannt zu und auch sein Bruder lauschte ihr, auch wenn sein Interesse schwand. Doch ihre älteste Enkelin war schon zu alt, fühlte sich zumindest so. Sie war ihr so ähnlich und in diesem Punkt war sie ihr zu ähnlich. Sie wusste, dass sie das nicht ändern konnte und nahm es hin, aber insgeheim wünschte sie sich, dass auch sie die Fantasie hätte diese Geschichten ernst zu nehmen, die so wahr waren, wie sie es nur sein konnten.

Aber die Zeiten waren mittlerweile andere. Die jungen Frauen von heute hatten andere Dinge im Kopf als sie früher. Heute zählten Mode, Discotheken, Jungs. Sie wurden so schnell erwachsen, dass man ihnen förmlich dabei zusehen konnte. Es war nicht mehr schleichend, es war fast direkt, von einem Tag zum anderen. Jungen waren da noch kindlicher in dem Alter, obwohl sich auch hier schon alles um Alkohol, Mädchen und andere Dinge drehte, die cool waren. Oh, wie sie sich dieses Wort mittlerweile leid gehört hatte. Alles war cool oder uncool. Sie merkte mit jedem Jahr, mit jedem Besuch, dass die Zeit sich gewandelt hatte und sie nicht hierher gehörte. Nicht mehr. Diese ganzen neuen Dinge. Sie waren wundervoll, aber auch erschreckend. Emails, Handys… Computer. Sie raubten den Kindern die Fantasie.

Und diese war doch so wichtig. Sie wollte sie ihnen erhalten, wollte es ihnen ermöglichen, solche Abenteuer zu erleben, wie sie selbst sie erlebt hatte, aber die Kinder wollten nicht mehr. Sie wollten die Abenteuer nicht mehr erleben. Sie hatten ihre eigenen Abenteuer, die sie erlebten, auch wenn sie bei weitem nicht das waren, was Susan als Kind und junge Frau erlebt hatte. Aber dennoch würde sie weitermachen. Sie würde ihnen weiterhin von Narnia erzählen.

Und nächstes Mal, wenn sie kamen, dann würde sie ihnen eine Geschichte erzählen, die vielleicht sogar Sophia interessieren würde. Sie würde ihnen von Kaspian erzählen und von dem Kampf, den sie mit ihm gekämpft hatte.

Sie hatte ihn all die Jahre nicht vergessen. Und doch war es jetzt so lange her. So unendlich lange. Sie war alt. Und doch bewahrte sie die Abenteuer in ihrem Herzen auf. Sie würde Peter, Edmund, Lucy, Aslan, Kaspian und all die Anderen nie vergessen. Noch heute stand sie manchmal an dem Grab ihrer Geschwister und fragte sich, was sie wohl drüben machen würden. Ging es ihnen gut?

Und was wäre, wenn sie damals mitgegangen wäre? Diese Frage stellte sie sich immer wieder. Aber sie wusste, sie konnte und sie wollte die Zeit nicht zurückdrehen. Das war nicht mehr ihre Welt. Sie war es schon damals nicht mehr gewesen. Und sie bereute es nicht, denn sie hatte hier ein gutes Leben gehabt. Sie hatte eine Familie gegründet und sie war hier glücklich gewesen. Sie vermisste die anderen, vor allem Lucy, aber das war nur ein kleiner Schatten über ihrem Glück. Und sie wusste, wusste ganz sicher, dass auch die Anderen glücklich waren. Und das ließ sie jedes Mal lächeln, wenn sie an diese dachte, wenn sie wieder die Geschichten erzählte. Oft rief sie sich diese auch nur für sich selbst ins Gedächtnis, damit sie sie nicht vergaß. Dann lebte sie wieder eine Weile in Narnia.
 

Ihr Enkel waren gerade nicht da, aber sie würden bald wieder besuchen kommen. In den nächsten Ferien, die nur noch wenige Wochen entfernt lagen. Sie freute sich darauf.

So ging es auch ihren Enkeln, die jedoch momentan noch immer in London waren, bei ihrer Mutter, und ihrem normalen, geregelten Leben nachgingen. Doch bald sollte sich in vielerlei Hinsicht etwas ändern.
 

♦♦♦
 

Maria McLane war öfter nicht zuhause, doch das machte ihren drei Kindern eher weniger aus. Doch nun, da sie wieder da war, hatte sie sie alle ins Wohnzimmer beordert. Sie hatte ihnen etwas zu sagen und alle drei kamen mehr oder minder erfreut der Aufforderung nach. Die drei ließen sich auf der Couch nieder. Ihre Tochter eher gelangweilt, ihr Kleinster ganz gespannt und dem Mittleren schien es egal zu sein.

„Ich habe euch etwas zu sagen.“ Sie lächelte. Doch das was nun kommen würde, hatte sie lange geprobt. Der Tod ihres Mannes war schon länger her und nun war es endlich an der Zeit.
 

Die drei sahen sie an und warteten.

„Es wird in nächster Zeit eine große Veränderung geben…“, sagte sie und sah die Drei an.

“Ihr wisst, dass es schon lange her ist, dass wir euren Vater verloren haben und in all diesen Jahren war ich immer wieder sehr einsam…aber jetzt…“

Sie stoppte und sah ihre Kinder wieder an. Sophia sah sie misstrauisch an, Jaden wirkte noch immer aufgeregt und Pharell sah ein wenig überrascht aus, noch nicht wirklich interessiert.

„Jetzt habe ich jemanden kennen gelernt, bei dem ich mich fast wieder so fühle wie bei eurem Vater.“

Jetzt wirkten alle interessiert.

„Wir wollen… heiraten.“ Einfach klar heraus, direkt, so konnten sie ihr nachher nicht vorwerfen, sie hätte sie schonen wollen. Es war nicht so, dass sie sie überrumpeln wollte. Aber sie beide hatten nun einmal ihren Entschluss gefasst. Sie wollten ihr Leben zusammen verbringen und zwar schnellstmöglich.
 

Die Drei sahen sie entgeistert an. Das war wohl nicht unbedingt das, was sie erwartet hatten. Normalerweise lernte man den Mann doch vorher kennen, der mit ihnen zusammenwohnen sollte, oder?
 

„Ich weiß ihr seid jetzt überrascht, aber ich verspreche euch, ihr werdet ihn bald kennenlernen und ich glaube, ihr werdet ihn sehr mögen. Er hat auch zwei Kinder und auch die werdet ihr bald kennenlernen“, sagte sie dann und strahlte ihre Kinder an. Sie war glücklich mit ihm.

Ihre Kinder waren jedoch sprachlos. Wieso so schnell? Und so plötzlich? So ganz ohne alles? Musste man nicht erst einmal herausfinden, ob sie alle überhaupt kompatibel waren, bevor man so einen Entschluss fasste?

“Und wann werden wir sie kennenlernen?“, fragte Sophia dann und sah ihre Mutter an. Sie war nicht begeistert von dieser Sache. Ganz und gar nicht.

„Sie werden uns das nächste Mal zu Großmutter begleiten“, antwortete ihr Maria und strahlte sie wieder an.

„Was für Kinder sind das denn?“, fragte nun Jaden, der sich schon auf einen neuen Spielgefährten freute. Vielleicht mochte auch er Abenteuer erleben? Alleine in dem Haus herum zu streunen war auf die Dauer langweilig.

„Zwei Mädchen“, erwiderte ihre Mutter und Jaden sah nicht mehr so begeistert aus. Mädchen waren doof. Die wollten immer nur mit Puppen spielen.

„Wieso müssen sie uns ausgerechnet zu Großmutter begleiten?“, fragte nun auch Pharell.

„Weil dann auch eure Großmutter sie alle kennenlernen wird“, sagte sie dann. Und weil sie dann nicht allein mit allen Kindern waren. Sie wusste nicht, ob das gut gehen würde, aber sie hoffte es. Es wäre so schön, wenn sie wieder eine richtige Familie hätten.

Und Susan gehörte nun einmal dazu: auch wenn sie nicht ihre Mutter, sondern die ihres Mannes gewesen war, so war sie für sie immer eine richtige Mutter gewesen, und deshalb sollte auch Susan ihren neuen Mann kennenlernen.
 

Dagegen konnten sie wohl nichts sagen. Es sah so aus, als wäre es schon beschlossene Sache. Genauso wie diese Hochzeit. Es blieb nicht einmal Zeit, nein zu sagen. Außerdem hätte sich auch keiner der Drei getraut, nein zu sagen, denn hier ging es um das Glück ihrer Mutter. Sie strahlte. Sie sah glücklich aus. Und das war vorher selten so gewesen.
 

„Wenn‘s sein muss“, brummte Pharell als erster. Es interessierte ihn sonst kaum, was so los war. Aber hier ging es um seine Mutter. Und mit 18 Jahren konnte er immer noch ausziehen. Das waren nur drei Jahre, falls es nicht klappen sollte.

Jaden war nicht mehr ganz so begeistert, aber er würde es schon durchstehen und vielleicht waren die Mädchen ja gar nicht so schlimm und sie würden doch mit ihm spielen.

Doch eine war nicht so nett wie die anderen beiden. Sophia sah ihre Mutter nur an, sagte nichts und stand dann auf und ging. Sie würde nichts dagegen sagen, aber sie würde auch nicht zustimmen.
 

Maria sah ihrer Tochter hinterher und hoffte, dass sich Sophia wieder einkriegen würde. Sie würden es schon schaffen. Sie und ihre Kinder würden mit ihrer neuen Familie glücklich werden. Also sie selbst zumindest freute sich schon auf die Zeit, die sie zusammen mit ihrem neuen Verlobten, ihren Kindern und seinen Kindern verbringen würde. Dass ihre Kinder das für absolut übertrieben optimistisch und beinahe naiv hielten – so zumindest aus Sophias Sicht – schien sie im Taumel ihres Liebesglücks nicht zu interessieren. Ob das wirklich gutgehen würde?

Patchwork- Fail


 

Kapitel 1: Patchwork- Fail
 


 

♦♦♦
 


 

Die Wochen waren vergangen und schließlich waren sie zu Großmutter Susan gefahren. Die Kinder hatten sich gefreut, ihre Großmutter wieder zu sehen, aber über allem lag dieser Schatten. Der neue Mann ihrer Mutter und vor allem seine Kinder.

Sophia, Pharell und Jaden waren mit ihrer Mutter schon früher angereist und warteten nun auf die Ankunft der „Neuen“. Sophia hatte die gleiche Einstellung wie an dem Tag, an dem ihnen ihre Mutter die Nachricht überbracht hatte. Und Susan stand daneben und beobachtete alles kritisch. Sie kannte ihre Enkel gut genug, um zu wissen, dass sie es den neuen Kindern nicht leicht machen würden.
 

Alsbald hörten sie das Geräusch eines Motors und ein schwarzer Mercedes bog um die Ecke. Er fuhr die Einfahrt hoch und hielt dann fast direkt vor ihnen an. Als Erster stieg der Mann aus. Er war definitiv gut aussehend. Anfang vierzig, gut gekleidet und er schien Wert auf sein Äußeres zu legen. Er hatte dunkles Haar, das er kurz trug, und keinen Bart- zumindest würde Jaden es noch nicht als Bart bezeichnen. Denn das hatte Jaden befürchtet. Er mochte keine Männer mit Bärten. Die waren immer unfreundlich. Doch das Lächeln des Mannes, als er seine Mutter sah, machte Jaden klar, dass dieser Mann nett war.
 

Die andere Tür öffnete sich und ein junges Mädchen von vielleicht 13 Jahren stieg aus. Sie trug einen grauen Pulli und eine Jeans, dazu Chucks. Ihre Haare waren lang und gewellt. Und sie hatte einen verträumten Ausdruck in den blauen Augen.

Hinter ihr stieg eine junge Frau aus. Sie trug Absätze und die typische Modekleidung, die für diese Zeit charakteristisch war. Jedoch war alles in grau, schwarz und weiß gehalten, so dass sie älter wirkte, als sie eigentlich sein konnte. Sie war geschminkt, wenn auch nicht zu stark, und ihre Haare trug sie leicht hochgesteckt. An ihrem Arm baumelte eine Dolce & Gabbana Tasche.
 

„Oh komm, bitte nicht…Das ist nicht euer Ernst. Alles, bloß nicht Evans.“, murmelte Sophia vor sich hin. Oh, sie kannte dieses Modepüppchen aus der Schule und sie war die Letzte, mit der sie auch noch ihre Ferien verbringen wollte. Aber sie sagte nichts weiter, sondern verschränkte nur die Arme vor der Brust. Sie war so ziemlich das genaue Gegenteil von dieser Tussi. Das ganz genaue Gegenteil. Und so sah sie auch aus in ihren dunkelblauen Jeans, dem weißen Longsleeveshirt und dem hellgrauen T-Shirt, das sie darüber trug.

Pharell sah seine Schwester an und wunderte sich. So schlimm sahen die Beiden doch gar nicht aus.

Auch Anastasia hatte nun Sophia entdeckt. Ihr Lächeln auf ihrem Gesicht erlosch nicht, aber sie musste zugeben, dass sie auf McLane nicht wirklich Lust hatte. Sie waren das genaue Gegenteil und dass sie eine Klasse und dieselbe Schule besuchten, war auch schon alles, was sie verband. Nun gut. Jetzt nicht mehr. Sie hätte sich eigentlich eine coolere Schwester gewünscht, mit der sie nicht aneinander geriet, aber das würde wohl nicht so sein. Sie musterte die beiden Jungen, die doch recht umgänglich wirkten und der Kleine war echt süß. Sie mochte Kinder, auch wenn sie nicht immer danach aussah.
 

Faye beobachtete das Ganze und ging dann, nachdem ihr Vater seine Freundin umarmt hatte, auf die Familie zu.

Anastasia folgte ihr in einigem Abstand und ihr Vater begann, sie vorzustellen.

„Guten Tag. Ich bin Eric Evans. Das sind meine Töchter Anastasia und Faye. Und ich muss sagen, ich freue mich, euch kennen zu lernen. Ich habe schon so viel von euch dreien und auch von Ihnen, Susan, gehört. Umso schöner war es, als Maria mich und die Beiden hierher einlud. Sie hat so viel von diesem Ort geschwärmt. Ich konnte es nicht erwarten, euch kennen zu lernen und gleichzeitig an diesem Ort zu sein, der ihr so viel zu bedeuten scheint.“, sprach er und verbeugte sich höflich vor Susan und lächelte die Kinder an. Er wirkte so begeistert wie seine jüngste Tochter, die das Bauwerk offen bestaunte. Seine Stimme hatte einen angenehmen Klang, sowohl kräftig und autoritär, als auch freundlich, was zusammen mit seiner offensichtlichen Freude einen sympathischen Eindruck hinterließ.

Na wenigstens der Mann schien nett zu sein und so zwang Sophia sich dazu, ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu zeigen, das allerdings ihre Augen nicht erreichte.

Maria küsste Eric dann ein wenig verlegen, bevor sie den Arm nach ihren Kindern ausstreckte.

“Und ich freue mich natürlich, dass Ihr hier seid und dass ich euch beide endlich kennen lerne“, sagte sie dann zu Anastasia und Faye, bevor sie ebenfalls ihre Familie vorstellte.

“Das sind meine Kinder Sophia, Pharell und Jaden…und ihre Großmutter Susan.“

„Mom, du sollst mich nicht so nennen.“, murrte Pharell und verzog das Gesicht, „Ich heiße Phil!“

Er bestand immer darauf, dass man ihn nur bei seinem Spitznamen nannte. Maria lachte leise.

„Na, dann kommt doch rein und wir zeigen euch eure Zimmer.“, bot sie dann an und ging, ihre Finger mit denen von Eric verwoben, voran ins Haus.
 

Faye grinste, als Pharell seine Mutter zurecht wies. Sie hatte es mit ihrem Namen ja leicht. Aber Pharell war schon böse, das stimmte. Sie folgte ihrem Vater, während Anastasia noch ein wenig unschlüssig wirkte. Hätte sie gewusst, dass sie mit McLane die Ferien verbringen musste oder besser gesagt in nächster Zeit ihr Leben, hätte sie ihren Vater in Grund und Boden gestampft. Doch es war zu spät. Er liebte diese Frau und damit hatte sich die Sache gegessen. Also musste sie das wohl oder übel durchziehen, blieb ihr eine andere Wahl? Nein. Also folgte sie den anderen ins Haus hinein.
 

Maria führte sie in die Eingangshalle und wandte sich dann nach links, blieb aber stehen und sah ihre Tochter an.

“Sophia, zeig Anastasia doch dein Zimmer. Immerhin seid ihr gleich alt und da dachten wir, ihr teilt euch ein Zimmer…und lernt euch kennen!“, sagte sie zu ihr und strahlte sie an, während Sopes Lächeln in sich zusammen fiel.

“Auf keinen Fall.“, sagte sie und sah ihre Mutter an. „Es gibt hier genug Zimmer.“

Niemals würde sie sich mit DER ein Zimmer teilen. Auf gar keinen Fall.

Maria sah ihre Tochter an und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.

“Oh doch. Und zwar sofort!“

Sie hatte leise gesprochen, aber Sope wusste, dass sie nicht mehr widersprechen durfte, wenn sie nicht wollte, dass ihr das Taschengeld für die nächsten sechs Monate gestrichen wurde.

Sope murmelte noch irgendetwas, das sich nach „Was hab ich getan, dass ich schon jetzt in der Hölle lande.“, anhörte und wandte sich dann um, wobei sie Anastasia einen Blick zuwarf, der ihr klar machte, dass sie ihr folgen sollte. Ihre Ferien würden ein Desaster geben.
 

Anastasia folgte ihr fast ebenso widerwillig und warf ihrer Schwester einen ‚Lach- und-ich-töte-dich-Blick’ zu, denn diese hatte genau das tun wollen. Es war offensichtlich, dass die Beiden sich kannten und es lieber unterlassen würden, sich näher kennen zu lernen. Doch bei diesem Blick, blieb es Faye im Halse stecken und sie wandte sich um. Die Ältere ging also hinter Sope her, beide gleich begeistert von der Idee ein Zimmer zu teilen.

„Seit wann weißt du davon?“, fragte sie leise. Sie selbst hatte erst gestern davon erfahren. Anscheinend weil ihr Vater gewusst hatte, dass sie sich sonst etwas Besseres gesucht hätte.

„Dass DU kommst genau seit fünf Minuten und dass ihr hierher kommt seit drei Wochen.“, sagte diese kurz angebunden und ging dann in Richtung ihres Zimmers. “Bilde dir ja nicht ein, dass du dich hier breit machen kannst und wenn du in MEINEM Zimmer bist, dann unterlasse bitte dein Modepüppchen- Getue und wirf deine merkwürdigen Designerklamotten nicht überall durch die Gegend.“

Evans brauchte sich nicht einbilden, dass das ihr gemeinsames Zimmer werden würde. Es gehörte ihr. Großmutter Susan hatte es ihr zugeteilt, weil sie hier früher geschlafen hatte und deshalb würde es auch ihr Zimmer bleiben.
 

„Oh ja, zick rum. Und ich muss mir immer vorwerfen lassen, ich wäre zickig, aber du übersteigst das Ganze noch mal um mehrere Stufen! Als ob ich meine Klamotten durch die Gegend schmeißen würde.“, schüttelte Anastasia missbilligend den Kopf. „Die waren teuer und gehören ganz sicher nicht auf den Boden.“

Das Mädel nervte sie jetzt schon an. Sie hatte nicht mal was Böses gesagt und direkt fing sie an rumzuzicken! Wenn sie noch mal jemand eine Zicke nannte, dann aber Halleluja! Die Frau war ja schlimmer als alle Kindermädchen zusammen, die sie gehabt hatten, seitdem sie ihre Mutter kurz nach Fayes Geburt verlassen hatte. Sie gönnte ihrem Vater alles Glück der Welt, aber gerade McLane?
 

„Ich zicke nicht, ich sage dir nur, was du nicht tun sollst.“, sagte Sope und öffnete dann die Tür zu ihrem Zimmer.

“Das hier ist mein Bett.“, stellte sie klar und deutete auf das, welches rechts an der Wand stand und das Größere der Beiden war. Das Andere stand fast genau gegenüber neben der Balkontüre.

Warum musste es ausgerechnet diese Prada tragende Dumpfbacke sein, die ihre neue Schwester wurde? Warum? Was hatte sie getan, womit sie ausgerechnet Evans verdient hatte?

Diese Frau war ihre persönliche Hölle. Sie verkörperte alles, was sie selbst NIEMALS sein wollte.

“Und wehe du fängst damit an, mir Modetipps zu geben oder mir von irgendwelchen Männergeschichten deinerseits zu erzählen, dann landen deine teuren Klamotten im See!“
 

„Als ob ich das tun würde. Schließlich will ich ja auch von deinen Gesprächsthemen verschont werden.“, brummte Ana im Gegenzug, schmiss ihre Tasche auf das Bett, welches ihr zugewiesen worden war, und begann es so zu rücken, dass sie nicht genau in der Zugluft war, wenn die Tür des Balkons nicht richtig schloss. Modetipps waren bei der eh verschwendet, der konnte man nicht mehr helfen und sie wollte sich auch gar nicht helfen lassen. Vor einiger Zeit hatte sie noch versucht, anderen Tipps zu geben, aber jetzt tat sie es nur noch, wenn man sie dazu aufforderte. Es war ansonsten einfach zu anstrengend.

„Damit eins klar ist, ich tu das für meinen Dad. Er scheint deine Mutter zu lieben und ich finde es unfair, ihnen dazwischen zu funken. Also sollten wir wenigstens die Zeit, die wir hier sind und mit den beiden zusammen sind, etwas klar kommen.“
 

„Denkst du, ich tu das für mich?“, fragte Sope darauf und warf sich auf ihr Bett, während sie Evans zusah. Aber sie musste zugeben, dass sie mit ihrer Aussage recht hatte. Ihre Mutter war so glücklich, wie schon lange nicht mehr und sie verdiente es jemanden zu haben, den sie liebte und der sie genauso liebte. Aber sie würde nicht mit Evans klar kommen. Nie. Dazu waren sie einfach zu verschieden.

„Aber ich stimme dir zu, wenn sie dabei sind, machen wir einen auf gute Miene…“

„Gut, dann wäre das ja geklärt. Gibt es hier noch irgendwas, was ich wissen sollte, wenn ich durch das Haus laufe? Verborgene Falltüren, Keller, Skelette? Faye hat sich auf der Fahrt so viel dämliches Zeugs ausgedacht, dass ich einfach drauf vorbereitet sein will.“, meinte Ana und hob eine Augenbraue. Faye. Der passte das hier ganz gut in den Kram, die kleine Kuh. Hatte wahrscheinlich auch ein Zimmer für sich, weil man sie ja schließlich nicht mit einem Jungen zusammen auf ein Zimmer schicken konnte.

Es klang zwar lächerlich, aber Fayes blühende Fantasie steckte sie manchmal an und wenn ihre kleine Schwester begann, von Feen und solchem Zeugs zu reden, dann träumte Anastasia nachts davon. Sie würde es nie zugeben, aber manchmal wünschte sie sich ein Stück Kindheit zurück. Denn als Kind fühlte sie sich schon lange nicht mehr.
 

„Wir sind hier nicht in Transsylvanien und das hier ist nicht das Schloss von Dracula, also wirst du demnach keine Skelette finden.“, antwortete ihr Sope und musste zugeben, dass es sie amüsierte, dass Anastasia so etwas dachte.

„Und soweit ich weiß, gibt es auch so etwas wie Falltüren nicht. Die Räume, die wir betreten sollen und dürfen, sind nicht abgeschlossen, die anderen schon.“

Früher hatte sie immer versucht, in die Zimmer zu gelangen, die verschlossen waren, aber mit der Zeit hatte sie es aufgegeben.

„Gut, dann muss ich mir ja keine Sorgen machen.“, erwiderte Anastasia und zog ihre Weste aus, die sie fein säuberlich zusammen legte und die dann wieder in ihrer Tasche verschwand.

„Wenn sich deine Schwester so etwas ausdenkt, dann wird ihr Großmutter gefallen.“, fügte Sophia dann noch hinzu, wenn auch leiser. Sie wollte ihre Großmutter eigentlich nicht mit diesen Mädchen teilen, auch wenn es kindisch war.

„Deine Großmutter erzählt gern Geschichten, was? Dann wird Faye an ihren Lippen hängen. Sie liebt Geschichten. Sie denkt sich allen möglichen Kram aus und wenn man sie nicht nach der Schule aufgabelt, läuft sie Gefahr, vor etwas zu rennen, weil sie wieder am Träumen ist. Von unbekannten Welten und dergleichen. Große Monster und so.“, erklärte Ana in kurzen Zügen das Wesen ihrer Schwester und tat es mit einer Handbewegung ab. Mit 13 war sie schon viel weiter gewesen. Sie hatte es auch sein müssen, denn sie war Mutterersatz gewesen. Sie war reif, auch wenn sie sich in der Schule nicht immer so benahm. Da konnte sie einfach mal 17 sein. Genauso, wenn sie wegging. Da fiel die Last einfach von ihr ab. Da konnte sie auch mal eine Zicke sein, ein Modepüppchen. Oh, sie wusste, wie man sie nannte. Doch das war ihr egal.
 

„Hm, da ist sie wie Jaden. Er hängt auch an Großmutters Lippen, wenn sie wieder anfängt zu erzählen.“, meinte Sope und zuckte mit den Schultern. Wenigstens die Kleine würde ihren Spaß mit ihrer Großmutter haben und vielleicht musste sie dann nicht immer zuhören, denn sie war für diese Geschichten eindeutig zu alt. Und sie hatte besseres zu tun. Gerade am Abend, wenn ihre Großmutter wieder mit den Geschichten begann, könnte sie so gut laufen. Drei, vier Runden um den See, aber meistens wurde sie gezwungen, im Haus zu bleiben und zuzuhören. Dabei brauchte sie das Laufen doch. Es war ihr Ausgleich, da sie hier nicht trainieren konnte. Sie hatte keine Partner, mit denen sie die Kampfübungen machen konnte, und sie hatte keine Geräte, an denen sie turnen konnte. Das fehlte ihr hier.

Aber sonst hatte sie hier alles was sie wollte. Ihre Ruhe und die meiste Zeit sogar die Einsamkeit, die sie so schätzte. Zumindest war das so gewesen. Aber jetzt war das wohl vorbei.
 

„Na dann werden die beiden sich prächtig verstehen.“, erwiderte Ana und begann das Bett mit den Laken, die neben diesem gelegen hatten, zu beziehen. Die Armbanduhr an ihrem Handgelenk schimmerte voller kleiner Glitzersteine und stieß immer wieder an ihre Armbänder, was einen leisen metallischen Klang ergab.

„Gibt es sonst noch was, was ich beachten muss? Essenszeiten? Wann die Tür zu ist oder dergleichen?“

„Abendessen gibt es um halb sieben und mittags macht sich jeder selbst, was er will.“, antwortete Sope und beobachtete weiterhin Anastasia. Wie konnte man nur mit solchen Klunkern rum laufen?

„Wenn du damit meinst, dass wir zu bestimmten Zeiten im Bett sein müssen, dann kann ich dich beruhigen. Großmutter vertraut MIR zumindest soweit, dass sie mir da keine Vorschriften macht und Mum auch nicht, wenn sie hier ist. Wenn dein Vater so etwas nicht hat, dann würde ich sagen, dass du da recht frei bist. Allerdings hätte ICH es sehr gerne, wenn du nicht mitten in der Nacht im Zimmer rumpolterst.“
 

„Keine Sorge, ich feiere schon keine Party.“, erwiderte Anastasia ohne Sophia anzusehen. Das Mädel war schrecklich. Noch viel anstrengender als in der Schule und anstrengender als Faye. Und bei Gott, Faye konnte anstrengend sein, wenn sie wollte.

Fein säuberlich legte sie alles zusammen und setzte sich dann auf die Kante des Bettes.

„Gibt es hier Internet?“, fragte sie. Es klang recht gleichgültig, aber sie wollte nicht unbedingt darauf verzichten. Ohne ihr Handy und ohne ihren Laptop machte das Leben doch nur halb so viel Spaß. Wenigstens saßen sie hier nicht in einem Funkloch.
 

„Wir leben im 21. Jahrhundert, natürlich gibt es hier Internet.“, antwortete Sophia spöttisch und deutete auf den Schreibtisch, auf dem schon ihr Laptop stand.

„Wenn es sein muss, kannst du den Schreibtisch benutzen, aber dann sag vorher Bescheid, dann räume ich den Laptop weg. Ich hab keine Lust, dass jemand anders dran geht.“

Ihr Laptop war ihr Heiligtum. Darauf hatte sie einfach alles gespeichert. Das Ding enthielt ihr ganzes Leben und sie würde ihr Baby nicht in andere Hände geben. Anastasia hatte ja mit Sicherheit irgendein Designer-Modell und sie hoffte, dass sie ihren Computer nicht anfassen würde.
 

„Wer weiß. Meine Großmutter hatte keins.“, meinte Anastasia nur mit einem Schulterzucken und packte ihr amerikanisches Model aus, das von Gucci verschönert worden war. Sie liebte ihren Laptop und sie würde niemals jemand anderen daran lassen. So war sie eben. Alle wichtigen Sachen waren darauf gespeichert. So sehr unterschied sie sich in dem Punkt gar nicht von Sophia.

„Meine hat welches.“, antwortete diese einfach.

„Ach ja, noch was. Ich denke, sie wird euch mindestens einmal dazu zwingen, den Geschichten zuzuhören. Das ist so ihr abendliches Ritual. Vor dem Feuer sitzen und erzählen. Sei wenigstens einmal höflich und hör zu!“, fügte sie dann noch hinzu. Sie kannte ihr Großmutter gut genug und ihr zuliebe blieb sie auch immer, auch wenn sie jedes Mal hoffte, dass Susan darauf verzichten würde, immerhin war sie eindeutig zu alt für diese Geschichten.
 

„Ich bin nicht unhöflich.“, murrte Anastasia, nahm sich ein Guccishirt und ging dann aus dem Zimmer, um sich in einem Bad - falls sie denn hier eins fand - umzuziehen. Das konnten ja erholsame Ferien werden.
 

Unten stand Faye noch immer bei den Anderen und sah sich staunend um. „Wie alt ist denn das Haus?“, fragte sie und betrachtete genau jede einzelne Verzierung im Holz.

„Oh, ich glaube es stammt aus dem 19. Jahrhundert.“, erklärte ihr Susan. Das Mädchen war ihr sofort sympathisch. Immerhin interessierte sie sich, im Gegensatz zu ihren Enkeln, für das Haus.

Phil beobachtete das Mädchen uninteressiert, aber Jaden war ganz aus dem Häuschen.

“Soll ich dir alles zeigen?“, fragte er sie.

Ja, sie war ein Mädchen und Mädchen waren doof, aber das hier würde immerhin mal seine Schwester werden, also musste er sie wohl leiden können.

„19. Jahrhundert, die Bauweise ist einfach...fantastisch.“, schwärmte Faye verträumt und sah dann zu dem kleinen Jungen.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn du es mir zeigst. Du kennst sicher alle Verstecke hier, nicht wahr?“, fragte sie grinsend. Oh, sie liebte es neues zu entdecken. Dinge, von denen sie träumen konnte.
 

Jaden grinste ebenfalls, schnappte sich ihre Hand und zog sie mit sich die Treppen nach oben, wo er begann, ihr alles zu zeigen, von dem er wusste, dass er es zeigen durfte und von dem er wollte, dass sie es kannte. Er zeigte ihr die einzelnen Zimmer, führte sie durch die Bibliothek und dann ins nächste Stockwerk.
 

Unten stand nun Maria allein mir Eric. Susan hatte Phil mitgenommen und wollte ihm irgendetwas zeigen, was der Junge zwar eigentlich nicht wissen wollte, aber seine Großmutter hatte darauf bestanden.

Sie lehnte sich an ihn.

“Na wenigstens verstehen sich zwei unserer Kinder…“, seufzte sie.

„Ja, zwei… und die anderen Beiden scheinen sich bereits zu kennen“, murmelte er leise und drückte sie an sich. Das war aber auch ein Zufall! „Was sollen wir nur mit den Beiden anstellen? Ich meine, sie können ja nicht jedes Mal so ein Gesicht ziehen, wenn wir zusammen wohnen.“

Oh ja, das konnte wirklich interessant werden. Er hatte sich so auf das Zusammenleben gefreut und nun verstanden sich die beiden Ältesten gar nicht und Pharell nahm seine Töchter nicht mal wahr. Eigentlich schade.
 

„Ich weiß es nicht…vielleicht gewöhnen sie sich mit der Zeit aneinander.“, antwortete ihm Maria. Sie machte sich Sorgen. Sie wusste, dass Sope – und sie ging davon aus, dass es Anastasia genauso ging – alles tun würde, damit sie glücklich sein konnte. Aber war es fair, das zu verlangen, wenn es bedeutete, dass sie sich verbiegen musste und selbst unglücklich war?

Sie musste wohl einfach daran glauben und darauf hoffen, dass ein Wunder geschehen würde und Sope und Anastasia doch noch ihre Gemeinsamkeiten entdeckten.

„Wenn nicht, werden wir ihnen zwei unterschiedliche Zimmer zuteilen, die am weitesten voneinander entfernt sind.“, scherzte sie dann noch, aber es war nur halbherzig.

„Na, ob das so viel bringt?“, fragte Eric grinsend und küsste seine baldige Frau liebevoll. Die Beiden würden das schon schaffen. Und wenn nicht, dann mussten sie sich eben etwas einfallen lassen. Er kannte seine Tochter gut genug, um zu wissen, dass sie um Schadensbegrenzung bemüht wäre. Und dafür war er dankbar.

„Ich weiß nicht…Ich hoffe.“, antwortete ihm Maria und das war alles, was sie tun konnte. Hoffen, dass sie es schafften. Hoffen, dass alle glücklich werden würden.

“Komm ich zeig dir das Haus.“, sagte sie dann und zog ihren Zukünftigen hinter sich her, während sie ihn anlächelte, wie sie lange nicht mehr gelächelt hatte.

A Dream comes true


 

Kapitel 2: A Dream comes true
 


 

♦♦♦
 


 

Die Tage vergingen und Sophia hatte Recht behalten, Susan hatte angefangen zu erzählen. Während Anastasia zwar recht aufmerksam war, es jedoch als Kindereien abtat, hing Faye förmlich zusammen mit Jaden an den Lippen der Großmutter. Sie liebte solche Geschichten und sie und Jaden spielten oft irgendwelche Spiele miteinander. Da war sie noch ganz Kind.

Doch heute war Jaden nirgendwo zu finden, Faye hatte schon überall nach ihm gesucht und wandte sich schließlich an Maria.

"Maria, ich kann Jaden nicht finden.", sagte sie etwas verzweifelt, da sie sich doch Sorgen um den Jüngeren machte. Seitdem sie hier war, war er ihr praktisch nicht mehr von der Seite gewichen. Dieses Verhalten war nun gänzlich untypisch für ihn.

Jaden's Mum drehte sich zu ihr um.

"Was meinst du, du kannst ihn nicht finden? Er hat sich bestimmt nur irgendwo versteckt. Ich glaube, er kennt dieses Haus besser als jeder andere.", meinte sie nur und winkte ab. Sie kannte ihren Sohn und er war schon öfter einfach mal verschwunden. Er würde schon wieder auftauchen.

"Ich denke, er kommt irgendwann raus, wenn er Hunger bekommt, aber wenn du ihn suchen willst, dann probiere es mal im dritten Stock."
 

Faye nickte und folgte Marias Ratschlag. Dritter Stock? Was war denn im dritten Stock, was so interessant sein konnte? Sie hatte zumindest bisher dort nichts gefunden. Dennoch ging sie dem Hinweis nach und begann im dritten Stock zu suchen. Doch sie fand ihn nirgends. Genervt setzte sie sich auf einen Stuhl und wartete. Ob er wohl irgendwann auftauchen würde? Und wo war er? Dieses Versteck würde sie auch zu gerne kennen lernen.

Sie musste auch gar nicht so lange warten, denn mit einem Mal sprang eine Tür neben ihr auf und Jaden stürzte heraus. Sein Gesicht leuchtete, seine Augen waren groß und er schien hoch erfreut zu sein, sie zu sehen.

"Faye...Ich hab’s gefunden!", sagte er und strahlte sie förmlich an. Er hatte es endlich gefunden. Er hatte das Zimmer entdeckt und den Schrank gefunden. Es war so toll und er wollte es Faye unbedingt zeigen.
 

"Du hast was gefunden?", fragte sie verwirrt und stand auf. "Du sollst nicht einfach verschwinden, ich hab mir Sorgen gemacht. Wir wollten doch raus gehen."

Sie hatten sich verabredet. Sie mochte den Kleinen und war oft mit ihm zusammen unterwegs. Aber dass er wirklich so aufgeregt war, irritierte sie irgendwie.

"Ach, draußen…hier ist was viel tolleres!", erwiderte er und strahlte sie noch immer an, bevor er sich ein wenig streckte und – obwohl niemand in der Nähe war, der es hören konnte – ihr ins Ohr flüsterte: "Ich hab Narnia gefunden!" Dann strahlte er sie wieder an.

"Los, wir suchen Phil und dann gehen wir rüber. Es ist so toll!"
 

Narnia? Das musste ein Scherz sein, oder? Aber er wirkte so überzeugt!

"Bist du dir sicher?", fragte sie noch einmal nach, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass Susans Geschichten wirklich wahr waren. Natürlich hatte sie davon geträumt, aber sie besaß noch so viel Verstand, dass sie wusste, dass Realität und Traum nicht deckungsgleich waren.

"Phil suchen? Okay… wo kann er stecken?"

"Ja, klar bin ich sicher!", wiederholte der Kleinere. "Der ist bestimmt in seinem Zimmer und spielt am Computer rum…oder er ist auf der Wiese und spielt mit seinem Fußball.", überlegte er dann und sah Faye an.

"Du gehst ihn draußen suchen und ich drinnen. In zehn Minuten kommst du wieder her und ich auch und wenn wir ihn nicht finden, dann kommt er halt nicht mit!" Und schon war er weg, um seinen großen Bruder zu suchen.
 

Faye starrte ihm nur hinterher und sauste dann ebenfalls los. Jaden schien sehr überzeugt zu sein und nun wurde sie aufgeregt. Was war, wenn er Recht hatte? Wenn es Narnia gab und er wirklich den Zugang gefunden hatte, dann war das ja so was von cool! Sie konnte echte Abenteuer erleben! Wie sie sich freute! Schon war sie aus der Tür heraus und rannte die große Wiese entlang. Hoffentlich fand sie Phil, er musste unbedingt mit!
 

"PHIL!", rief Jaden währendessen und rannte durch das Haus bis zum Zimmer seines Bruders. Er klopfte nicht an, sondern ging einfach rein, aber er war nicht da. Vielleicht hielt er sich aber woanders im Haus auf. Also suchte er weiter. Rief immer wieder nach ihm und geriet mit seiner Schwester aneinander, die ihre Ruhe haben wollte und ihn anmeckerte, weil er so herum brüllte. IHR erzählte er nichts von Narnia. In dem Bereich war Sope total langweilig, auch wenn sie ansonsten eine tolle Schwester war. Aber das würde sie einfach nicht verstehen.

Nach zehn Minuten hatte er Phil nicht gefunden und hoffte, dass ihn Faye mitbringen würde, denn eigentlich sollte er es schon sehen. Phil war nicht so ignorant wie Sope, Phil fand Narnia irgendwie schon cool, auch wenn er es nicht immer zeigte – glaubte Jaden zumindest.
 

Und Faye fand ihn tatsächlich. Er spielte draußen Fußball, so wie Jaden gesagt hatte. Sie blieb kurz vor ihm stehen und grinste.

"Jaden hat etwas gefunden und er möchte, dass du es dir ansiehst.", sagte sie. Sie hoffte, er würde mitkommen. Das würde so toll werden!

Phil sah sie fragend an, ging aber mit. Wer wusste schon, was sein kleine Bruder da wieder entdeckt hatte und ob es für die Beiden nicht gefährlich werden würde? Nicht, dass Jaden auf die Idee kam, von oben aus dem Fenster zu springen oder über die Außenwand ins andere Zimmer zu klettern, nur weil ihnen Großmutter erzählt hatte, dass sie mal ein Schloss gestürmt hätte.

"Was genau hat er denn gefunden?", fragte er Faye und sah ein wenig skeptisch aus.

Sie grinste und sah sich um. „Er hat den Zugang zu Narnia gefunden.“, meinte sie und lachte. "Ich habe es noch nicht gesehen, aber er war anscheinend schon dort und er will, dass wir mitgehen. Also sollten wir ihm den Gefallen tun, oder?" Sie strahlte schon fast. Narnia. Das war wie ein Traum.

"Narnia? Oh nein…er hat sich wieder in diese Fantasien verrannt.", erwiderte Phil und blieb stehen. Er sah noch skeptischer aus. Doch irgendwas... irgendwas sagte ihm, dass es sein könnte. So unwahrscheinlich es auch klang, sein Bauchgefühl widersprach seinem Verstand gerade vehement. Vielleicht waren das doch nicht nur Geschichten gewesen? Er könnte sich Jadens Entdeckung ja wenigstens mal ansehen, oder?

"Oder glaubst du ihm etwa?", fragte er dann und mit einem Mal war auch er aufgeregt, auch wenn er es überspielte. Er war zu cool, um zuzugeben, dass ihn die Geschichten seiner Großmutter faszinierten. Die Helden und Kämpfe, die Beschützer. So wollte er auch sein.

"Er sah so begeistert aus, weißt du, dieses Strahlen. Er würde das nicht machen, wenn er lügen würde.", erwiderte sie und bemerkte, wie auch Phil aufgeregt wurde. Die Spannung war spürbar. "Es wäre so cool, wenn es stimmen würde. Die Geschichten sind klasse." Sie gab es offen und ehrlich zu. Nun gut, sie war 13, sie wurde bald 14, aber das war ihr egal. Sie liebte Geschichten. Sie liebte sie über alles.
 

Die Beiden waren nun im Haus und sie gingen geradewegs in den dritten Stock. Dort wartete Jaden schon ganz aufgeregt und trippelte von einem Bein aufs andere. Wer wusste schon, ob die Tür nicht einfach zugehen würde und sie nicht mehr dorthin konnten? Dann würden die beiden Narnia nicht sehen. Und das wäre so schade. Es war so schön gewesen und er wollte es mit ihnen zusammen erleben und erkunden.

Er wollte all die Wesen treffen, die seine Großmutter beschrieben hatte. Und vor allem wollte er Aslan sehen. Den großen Löwen.

"Da sind wir. Lass uns los!", meinte Faye mit einem Grinsen und freute sich schon riesig. Sie war Feuer und Flamme und glaubte nun fest daran, dass es Narnia gab und Jaden den Zugang gefunden hatte. Sie wollte es glauben. Der Kleine grinste noch breiter, als Faye es tat, nahm die Beiden an der Hand, auch wenn Phil sich sträubte, und drückte dann vorsichtig eine Tür auf, die nur den Gang entlang lag. Sie war bisher verschlossen gewesen und er hatte keine Ahnung gehabt, warum sie jetzt offen war, aber er war so neugierig gewesen.

Er zog die Beiden mit sich ins Zimmer und stellte sich dann vor den riesigen Schrank, der dort stand.

"Na dann los…", grinste er und betrat als Erster den Schrank und wartete dann an der Seite, bis auch Phil und Faye hinein geklettert waren, bevor er die Tür schloss.

"Geht einfach durch."
 

Faye sah Phil an und ging dann als Erste hindurch, sie ging eine Weile und kam dann aus einer Höhle hinaus auf eine blühende Lichtung. Sie war tatsächlich in Narnia! Was sollte es sonst sein? Das war einfach sowas von abgefahren. Sie drehte sich, lachte und ließ sich dann auf die Wiese fallen. Das war so toll!

Phil folgte als nächstes. Er hielten den Atem an, als er die Lichtung sah. Wie konnte das sein?Das war nicht möglich. Das war einfach nicht möglich. Aber dann breitete sich auch auf seinem Gesicht ein Grinsen aus und er warf sich neben Faye auf die Wiese. Ihre Großmutter hatte die Wahrheit gesagt. Das war so toll. So großartig. Er konnte es nicht einmal beschreiben.

"Na…hab ich Recht gehabt?", fragte Jaden und grinste die anderen Beiden an, bevor er los rannte.

"Los, wir erkunden die Gegend!"
 

Faye lachte hell auf und grinste, sie hatte das Gefühl, dass sie nie wieder schlechte Laune haben könnte, jetzt da Narnia real war.

"Das ist das Beste, was ich je gesehen habe!" Sie war so fasziniert, es war so unmöglich und dann doch wieder nicht. Sie war schließlich hier, nicht wahr? Langsam stand sie auf und sah sich dann um.

"Ist es auch nicht gefährlich? Wir sollten uns in jedem Falle merken, wie wir wieder nach Hause kommen.", meinte sie, grinste aber weiter. Nach Hause…. Wer wollte schon nach Hause, wenn er hier sein konnte?!
 

"Ich denke nicht, dass es gefährlich ist. Großmutter hat doch gesagt, dass sie die Bösen besiegt hat!", sagte Jaden und war überzeugt. Er war Feuer und Flamme und so stand Phil auf und sah ihn ebenfalls mit einem Grinsen im Gesicht an.

"Na dann Kleiner, schauen wir uns um.", sagte er und nickte. Er stimmte allerdings auch Faye zu. Sie mussten sich unbedingt den Weg merken, damit sie nach Hause konnten. Sonst würden sich die anderen nur Sorgen machen.

Auch Faye stand nun auf und die Drei liefen los. Einfach mitten durch den Wald. Es war ruhig, Vögel zwitscherten, aber ansonsten war nichts zu sehen. Hier und dort sahen sie Rehe. "Hm, habt ihr euch gemerkt, wo dieses Schloss war?", fragte sie leise. Sie wollte unbedingt dieses Schloss sehen. Gerade war sie so unglaublich glücklich. Das hatte sie sich immer gewünscht, eine Welt ganz für sich. Nun gut, Jaden und Phil waren auch hier, aber das war nicht schlimm.
 

"Welches Schloss meinst du? Cer Paravel oder das der Telmarer?", fragte Jaden, denn er kannte die Geschichten auswendig. Er wusste alles über Narnia, was seine Großmutter gewusst hatte und hatte sich jede einzelne Geschichte ganz genau gemerkt. Faye zuckte mit den Schultern. Ihr schien es vollkommen egal zu sein, welches Schloss sie ansahen, sie meinte aber sich zu erinnern, dass Cer Paravel zerstört worden war.
 

Der Wald war so schön. Es roch gut und die Vögel klangen fröhlich. Das hier war Jadens Welt. Er war in seinem Element.

"Meint ihr, wir finden Zentauren, Minotauren und Faune?", fragte dann Phil und sah die anderen Beiden an. Er wollte sie unbedingt sehen.

"Hat deine Großmutter nicht auch gesagt, dass Aslan ein neues Narnia erschaffen hat? Ich meine, ist das hier genauso wie das Alte?" Die Frage hatte Faye sich immer wieder gestellt. Susan hatte ja nur bruchstückhaft mitbekommen, was passiert war. Sie selbst war ja in der letzten Schlacht nicht dabei gewesen. Aber es sah zumindest genauso aus, wie sie es beschrieben hatte. Wundervoll. Einfach nur wundervoll. Es war ein so unbeschreibliches Gefühl. "Wir finden sie, ich bin mir fast sicher."

"Ja, glaub ich auch. Aslan hat schließlich alle Guten mitgenommen und die Minotauren haben ja auch geholfen.", sagte Jaden und ging dann weiter durch den Wald.

Er wollte so gerne die Bäume singen hören und schloss die Augen, doch nichts passierte.

"Warum schweigen sie?", fragte er die beiden Anderen, denn das verstand er nicht. Großmutter hatte ihnen doch erzählt, dass die Bäume hier sangen und tanzten. Warum taten sie es dann nicht für ihn?

"Vielleicht haben sie Angst vor uns?", mutmaßte Faye und sah sich die Bäume an. Es war komisch. Wieso war die Tür eigentlich plötzlich auf gewesen?

"Hat deine Großmutter nicht gesagt, das Land ruft einen? Man kann es nicht einfach so betreten?" Langsam wurde es doch unheimlich. Was war, wenn das neue, schöne Narnia bedroht war? An sich könnten sie dann Abenteuer erleben, aber es war auch schlecht. Denn es tat weh, wenn diesem schönen Land etwas Böses drohte. Angst hatte sie keine, schon komisch.
 

Jaden nickte.

"Ja, vielleicht brauchen sie uns.", murmelte er dann. Er wollte das jetzt herausfinden. Seine Neugierde war noch größer als zuvor schon.

"Wie suchen einfach die Bewohner.", beschloss er und ging dann weiter, allerdings nur ein paar Schritte, denn plötzlich war er nicht mehr vor Phil, welcher sich erschrocken nach Jaden umsah, während er an den kleinen Abhang trat, der sich plötzlich vor ihnen breit machte.

"Jaden, alles in Ordnung?", fragte er und sah seinen Bruder besorgt an, der am Fuß des Hangs saß, doch Jaden grinste nur und nickte. Ihm hatte es Spaß gemacht.

Doch dann wurde sein Gesicht ernst.

Er hatte etwas entdeckt, dass die anderen nicht sehen konnten.

"Kommt mal schnell her!", sagte er dann, als er hinter einigen großen Bäumen verschwunden war.
 

Faye sah Phil an und die beiden Älteren rannten los. Was auch immer da war, Jaden hörte sich jetzt ernst an und das konnte nichts gutes heißen. Faye wäre fast gefallen, doch Phil zog sie zurück und sie nickte ihm dankbar zu. Nun standen sie neben Jaden und versuchten herauszufinden, was denn los war.

"Was ist denn Jaden?", fragte sie, weil sie nichts sah oder zu aufgeregt war, um etwas zu sehen.

Jaden zeigte auf etwas, das in den Stein gebetet war, der sich vor ihnen auftürmte. Eine Felswand, doch dort, wo ihre Hände hinreichten, war etwas in den Stein gedrückt.

Jaden ging darauf zu und langte danach. Es sah merkwürdig aus und als er es berührte, fiel es einfach aus dem Stein. Erst erschrak er sich, aber dann hob er es auf und zeigte es den anderen beiden. Es sah merkwürdig aus, war weiß und komisch geformt. Es war eine Röhre, die vorne aussah wie das Maul eines Löwen.

"Was glaubt ihr ist das?", fragte er die anderen beiden, aber Phil zuckte nur mit den Schultern.
 

"Das ist ein Horn.", erklärte Faye leise. Sie interessierte sich sehr für das Mittelalter und es sah wirklich wie ein Horn aus. Ein Blashorn. Also keins zum daraus trinken. „Das benutzten früher die Leute, um in Schlachten oder so miteinander zu reden. Es war dann zum Beispiel das Zeichen zum Rückzug oder zum Angriff oder man rief um Hilfe.“ Es war schön gearbeitet und verziert. Warum hatte es nur in der Wand gehangen?

Jaden sah es bewundernd an und grinste dann.

"Mal sehen, ob ich es benutzen kann…vielleicht brauchen wir ja irgendwann jemanden, der so etwas kann!", sagte er und setzte das Horn an die Lippen, bevor er kräftig hinein blies.

Heraus kam ein lang gezogener, gequält klingender Laut, aber immerhin gab es Töne von sich.

Und mit einem Mal zogen über dem dichten Blätterdach des Waldes schwarze Sturmwolken auf.
 

"Oh oh", murmelte Faye und sah erschrocken von Phil zu Jaden und zurück. "Ich glaube, wir sollten hier weg…" Das sah nicht gut aus. Das sah überhaupt nicht gut aus! Sie hatte das ungute Gefühl, dass hier gleich irgendwas losbrechen würde.

"Das glaube ich allerdings auch.", antwortete Phil und sah an Jaden und Faye vorbei. Neben der Felswand erschienen mit einem Mal Schatten. Und es waren nicht wenige. Sie wirkten bedrohlich und sofort war sein Beschützerinstinkt geweckt. Niemand würde den beiden etwas antun.

Er schnappte sich Fayes und Jadens Hände und zog sie dann hinter sich, brachte sich zwischen die Schatten und seine Geschwister.

"Ganz ruhig bleiben."

"Lass uns weglaufen!", flüsterte Faye leise. Das würden sie keinesfalls überstehen. Sie hatten keine Waffen. Sie konnten sich nicht einfach so verteidigen! Das würde glatt schief gehen. Was passierte eigentlich, wenn man hier starb? Sie hatte nicht vor zu sterben, weder hier noch draußen.

Phil schüttelte den Kopf. Das würde nicht funktionieren. Alles was sie tun konnten, war ruhig bleiben und so zu tun, als wären sie stark, mutig und hätten keine Angst.

"Bleibt einfach stehen. Sie würden uns eh einholen oder uns den Weg abschneiden."

Er konzentrierte sich und wartete. Er konnte nicht sagen, was diese Schatten waren.
 

Doch ruhig stehen zu bleiben, war leichter gesagt als getan. Es wurden immer mehr Schatten und langsam krochen sie auf sie zu. Das gefiel weder Faye noch Phil noch Jaden. Das wurden definitiv zu viele!

"Phil bist du dir sicher…?" Sie kamen jetzt bedrohlich nahe und Faye’s Stimme bekam einen panischen Unterton.

Er nickte nur, aber begann dann damit sie und seinen Bruder nach hinten zu schieben. Sie bewegten sich nur langsam. Wer wusste schon, welche Raubtiere das waren. Über ihnen begann der Sturm zu heulen und mit einem Mal, brach ein Regenguss los.

Die Tropfen drangen durch das Blätterdach und binnen Sekunden waren Phil und seine Geschwister vollkommen durchnässt.

Ein weiterer Blitz zuckte über den dunkelgrauen Himmel und plötzlich zog Jaden scharf die Luft ein.

Von Prada-Schirmen und Ohrfeigen

Kapitel 3: Von Prada-Schirmen und Ohrfeigen
 

♦♦♦
 

„Man, ist das ein Mistwetter.“, murmelte Sope und sah aus dem Fenster, während sie sich die Haare trocknete. Sie war gerade draußen gewesen, als der Sturm losgebrochen war. Sie hatte mehr mit sich selbst gesprochen als mit Anna, die hinter ihr auf dem Bett saß.

Diese fummelte an ihrer Tasche herum, als sie plötzlich Dinge zu sehen begann, die definitiv nicht da sein konnten. Aber es verschwamm alles wieder und war dann weg. Einfach nur weg, als wäre es nie da gewesen. Sie fand aber, dass sie das nicht erzählen sollte. Vielleicht hatte sie es sich auch einfach nur eingebildet und was sollte Sophiavon ihr halten? Die würde sie doch glatt als vollkommen durchgeknallt einstufen. Nicht, dass es sie kümmerte, was diese Person von ihr dachte... okay, vielleicht doch ein bisschen. Sie hatte immerhin einen Ruf zu wahren und wer wusste schon, ob Sophia das nicht in der Schule herum erzählen würde.

„Wo sind eigentlich die Anderen? Ich hab sie vorhin nach draußen gehen sehen.“, meinte Ana und trat dann ans Fenster. Doch draußen war niemand zu sehen und außer vorhin hatte sie die Haustür nicht mehr gehört.
 

„Keine Ahnung…Vielleicht sind sie nass geworden und haben sich draußen untergestellt.“, erwiderte Sope und zuckte mit den Schultern.

Draußen zuckten Blitze durch den Himmel und mit einem Mal sah auch sie etwas, das nicht da sein konnte. Es blitzte und sie sah eine weite Ebene, einen Berg und eine Art Tempel und dann blitzte es wieder und es war weg. Okay, jetzt sollte sie sich Gedanken machen, oder?
 

Ana schaute die ganze Zeit komisch in der Gegend herum und drückte ihre Tasche an sich. „Ich sehe was, was du nicht siehst.“, begann sie das Kinderspiel mit zittriger Stimme, ohne jeden Plan, warum sie es ausgerechnet vor Sophia tat, und sah recht erschrocken aus. Mit jedem neuen Blitz befand sie sich irgendwo anders, Tiere, Menschen, weiß der Himmel noch mal, was es war, zogen an ihr vorbei.

Sope sah zu Ana hinüber. Sah sie etwa das gleiche? Konnte ja wohl eher nicht sein.

„…und das ist unheimlich.“, vervollständigte sie fast automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.

Sie schloss die Augen und atmete tief durch, doch als sie sie wieder öffnete, waren diese merkwürdigen Effekte und Dinge immer noch da.

„Auch auf die Wahrscheinlichkeit hin, dass du mich für bescheuert hältst und mich in die Irrenanstalt einweisen lässt, aber hast du nicht auch das Gefühl, dass hier was nicht stimmt?“, fragte sie dann und sprach eigentlich nur mit Ana, weil sie halt als einzige da war. Sonst würde sie einen Teufel tun und ihr offenbaren, dass sie gerade ziemlich verängstigt war.
 

„Wenn du mich dann auch einweist.“, gestand Ana, von Sophias Ehrlichkeit beinahe überrumpelt. „Irgendwie sehe ich Sachen, die hier nicht hingehören. Und das finde ich gerade nicht besonders prickelnd.“, murmelte sie und ging mit ihrer Tasche zum Fenster. Draußen regnete es in Strömen. Es hörte gar nicht mehr auf und bei so viel Regen, wie da runter kam, würden die Straßen innerhalb von einer halben Stunde nicht mehr befahrbar sein. Wenn nicht sogar der Keller voll lief. Wer wusste schon, wie gut das Haus in Schuss gehalten war.

„Oh gut, dann bekomme ich keinen Nervenzusammenbruch. Ich sehe das nämlich auch!“, murmelte Sophia noch, bevor es wieder blitzte und sich ihr Zimmer um die beiden jungen Frauen herum auflöste.
 

Mit einem Mal standen sie auf einem Hügel, mitten im Regen, und sahen hinunter auf einen Wald. Sie waren allein hier…na ja…zu zweit eben, aber sonst war hier nichts.

Sope wischte sich einige nasse Strähnen aus dem Haar und sah Anastasia an.

„Okay…das hier ist der abgefahrenste Traum, den ich je hatte.“

„Ich finde es aber komisch, dass wir beide denselben Traum haben.“ Ana drückte ihre große Tasche an sich, die wohl mit ihr hinüber gewechselt war – wo auch immer das nun sein mochte. Dummerweise hatte sie Highheels an und einige gute Sachen. Und nun war sie nass bis auf die Haut.

Aber Ana wäre nicht Ana, wenn sie nicht einen Regenschirm in ihrer Tasche gehabt hätte, Frau von Welt war schließlich immer vorbereitet und Ana erfüllte dieses Klischee vorbildhaft. In ihrer Tasche befand sich einfach alles, alles was man brauchte, alles was man vielleicht mal brauchen könnte und alles, dass man vermutlich niemals brauchen würde, aber wer wusste das schon?

Grinsend spannte sie den Regenschirm auf und bot Sope ein Plätzchen darunter an. Der Schirm war zwar von Prada – und so wie sie Sope kannte, hätte sie es zu einem anderen Zeitpunkt vermutlich abgelehnt-, aber gerade gab es nichts anderes. Er war gut verarbeitet und tat seinen Dienst.

„Ich will ja nichts sagen aber, ich würde gerne aufwachen.“

„Ich auch. Ich wundere mich gerade, warum ich von deinem Prada-Schrim träume.“, murmelte Sope irritiert, schlüpfte aber dankbar darunter, weil der Regen langsam kalt wurde.

„Und was machen wir jetzt bis wir aufwachen?“, fragte sie dann, als lauter Donner aufgrollte und sie zusammenzuckte. Sie wusste, was sie tun wollte: vor allem weg von hier und am besten in den Wald, damit sie nicht mehr so ungeschützt dem Gewitter ausgesetzt waren. Auch wenn sie träumte, wollte sie nicht nass werden. Andererseits war es bei einem Gewitter nicht unbedingt sonderlich klug, sich unter einen Baum zu stellen. Hm, Zwickmühle. Doch der Drang nach einem trockeneren Plätzchen sollte gewinnen.
 

„Irgendwohin, wo es nicht so regnet.“, erwiderte Ana murmelnd und blickte in den Wald hinunter. „Wenn dieser Traum den Logiken folgt, die wir kennen, müssten die Blätter einiges auffangen und vielleicht finden wir etwas, wo wir uns unterstellen können. Obwohl ich es echt strange finde, dass wir von Regen träumen.“

Was noch viel stranger war, war die Tatsache, dass Sope in ihrem Traum war. Und dass sie miteinander sprachen und das gleiche dachten, nämlich, dass sie aufwachen wollten. Das alles schrie zu sehr nach Wirklichkeit.

„Das dachte ich gerade auch. Na dann los!“, meinte diese und machte sich auf in Richtung des Waldes. Je näher sie ihm kamen, desto schneller wurden sie auch. Ihre Haare waren klatschnass, sie war bis auf die Haut durchnässt, weil das Wasser durch ihr T-Shirt und die Jeans gedrungen war. Ihre Schuhe quietschen, aber wenigstens trug sie im Gegensatz zu Ana Sneakers.

Sie erreichten schließlich das Blätterdach und tatsächlich regnete es hier drin kaum noch.

„Ich hasse Träume, die so nass sind.“

„Oh, ich hasse sie nicht nur...“, meinte Ana und fummelte an ihren Schnürschuhen herum. Rennen konnte sie auf den Schuhen gut, aber irgendwie schnitten sie ins Fleisch. Und das war nicht so besonders toll. Und es schmerzte. Wieso schmerzte es, wenn sie träumte?
 

Im Wald war es still und die beiden Mädchen gingen weiter. Sie hörten das Plätschern auf den Blättern und ab und an bekamen sie auch einen Tropfen ab. Ihre Sachen klebten an ihren Körpern und beide begannen sich sehr unwohl zu fühlen.

Irgendetwas war hier drin und sie spürten irgendwie, dass es nichts Gutes war. Sie gingen eine Weile unter den Blättern durch und gerieten so immer tiefer in den Wald. Es war bis auf ein paar Vögel, die sich wieder singen trauten, nachdem sie sich vor dem stärksten Regen versteckt hatten, sehr still hier, doch dann hörte Sope etwas, das nicht dazu passte und streckte die Hand aus, so dass Ana stehen bleiben musste.

Sie legte einen Finger an die Lippen und schlich dann weiter. Auch wenn es ein Traum war, hatte sie keine Lust, dass ihr etwas passierte.

Die junge Dame starrte Sope an und bewegte sich dann so leise wie möglich. Anders als viele, die diese Outfits nur gelegentlich trugen, verstand sie es selbst mit ihnen Sport zu treiben, wenn sie denn wollte - doch dazu waren ihr die Sachen normalerweise zu wertvoll. Die Schuhe waren schon voller Matsch und ihre Füße und Beine gleich mit dazu. Zum Glück trug sie einen Rock. Sie schlich leise hinter Sope her und wartete dann ab, was sie sagen würde.
 

Sope lauschte unterdessen. Die jahrelange Kampfsporterfahrung hatte sie gelehrt, sich in solchen Situationen leise zu bewegen. Jetzt wusste sie diese merkwürdigen Übungen, die sie mit ihrem Trainer hatte machen müssen, zu schätzen. Sie setzte die Füße ganz leise auf und passte auf, auch ja keinen Stock zu erwischen. Dann hörte sie Stimmen und drei davon kamen ihr bekannt vor.

„Jaden, Faye und Phil…“, flüsterte sie Ana zu. Ihre Geschwister waren also entführt worden.

„Ich nehme nicht an, dass du dich mit Kampfsport auskennst?“, fragte sie dann, denn wer wusste schon, was sie machen mussten, um die Kleinen zu befreien.

„Nur das Grundlegende, was man so in der Schule macht.“ Ana zuckte mit den Schultern. Sie sah sich auf dem Boden um und hob einen großen, etwas dickeren Ast auf.

„Ich kann's damit probieren“, meinte sie. Das Ding war schwer, aber wenn da drüben Faye war und gerettet werden musste, dann würde sie das doch glatt mal tun. Dafür würde sie auch dieses ekelige, glitschige Holzstück nehmen.
 

„Ja…okay.“, murmelte Sope und wandte sich ab. Sie hätte beinahe angefangen zu lachen, weil Ana mit diesem Stock echt bescheuert aussah, aber sie tat es nicht. Sie musste Phil und Jaden retten.

„Halt mir damit den Rücken frei, aber bleib hier. Ich werde mir das mal anschauen.“, flüsterte sie dann und sah sich um, um einen Weg zu finden, wie sie das heimlich tun konnte. Die Äste waren glitschig und selbst wenn sie nach oben gelangen würde, dann würde sie wohl keine Chance haben, Jaden und Phil zu retten. Also blieb sie auf dem Boden und schlich voran.

Ana ging solange in Stellung, so dass sie Sophia sehen konnte, wenn etwas war und Jaden, Faye und Phil hören konnte. Das alles gefiel ihr gar nicht. Was machten die Drei nun auch noch in ihrem Traum? Noch war keine Zeit für Nervenzusammenbrüche, aber spätestens wenn das vorbei war, würde sie einen bekommen. Das alles war einfach nur… lächerlich!
 

Sope lehnte sich an den Felsen, der neben ihnen aufragte, und schob sich dann um die Ecke, damit sie sehen konnte, was dort passierte. Noch immer stand sie im Schatten der Bäume, konnte aber sehen, wo die Stimmen herkamen.

Ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf. Da standen ihre Brüder und Faye auf einer Lichtung, die ungefähr 300 m weiter im Wald lag, umringt von irgendwelchen merkwürdigen Viechern. Was genau waren das für Teile?

Sie hatte nicht mehr richtig aufgepasst und mit einem Mal hörte sie hinter sich etwas knacken.

Mit einer bösen Vorahnung drehte sie langsam den Kopf und musste dann auch direkt einem Schlag ausweichen. Ein Schwert! Verdammt - wieso hatte dieses Ding da ein Schwert?! Obwohl, als sie Zeit hatte, genauer hinzusehen, erkannte sie jemanden mit einem Mantel. Es war menschlich und es war von der Größe her auf jeden Fall männlich!

Na, wenn es nur ein Mensch war, oder genauer ein Mann, dann wusste sie ja, wie sie sich zumindest ein bisschen wehren konnte. Sie würde nicht einfach aufgeben, nicht wenn sie Jaden und Phil retten musste. Sie würde sich verteidigen und das tat sie auch. Sie wich einem weiteren Schlag aus, zielte und trat dann zu, hoffte, dass sie dem Angreifer das Schwert aus der Hand schlagen konnte. Immerhin wären sie dann zumindest was die Waffen angingen auf gleicher Stufe.

Das Schwert flog nach hinten in Richtung Ana, die unschlüssig dort stand und Sope und den Kerl beobachtete. Sie drückte sich weiter ins Gebüsch. Sope konnte sich wesentlich besser wehren als sie selbst. Sie wusste, dass sie schwächlich war. Sie war nun mal ein Mädchen und stolz darauf!
 

Währenddessen schien Sopes Gegenüber nicht wirklich verwundert zu sein, allerdings blieb er unschlüssig. Er schien Hemmungen zu haben, eine Frau offen zu schlagen. Mit dem Schwert war das eine ganz andere Sache. Er versuchte sie zu packen, so dass sie sich nicht mehr wehren konnte. Aber sie war darauf vorbereitet und duckte sich weg. Er bot ihr eine gute Angriffsfläche und sie schlug zu, bevor sie sich umdrehte und einen Tritt zu platzieren versuchte, der diesmal allerdings daneben ging. Sope sprang ein wenig zurück. Sie hatte ihn nicht genug erwischt, sie musste also noch einmal an ihn herankommen. Verdammt.

Was aber weder Sope noch Ana wussten war, dass der Typ nicht allein war. Sein Begleiter war um den Felsen herum gegangen und kam nun von hinten auf Ana zu. Er bewegte sich leise und zog ebenfalls sein Schwert aus der Scheide.
 

Doch bei Sopes Tritt war auch der Unbekannte vorbereitet, täuschte einen Angriff an und bekam sie dann zu packen, er drückte sie auf den Boden.

„Schluss jetzt!“, fauchte er böse und drückte sie mit seinem ganzen Gewicht nieder.

Aber Sope hatte nicht vor, sich einfach so zu ergeben und versuchte ihn von sich runter zu bekommen, was gar nicht so leicht war. Der Kerl war schwer.

Als sie aber lag, sah sie den anderen hinter Ana.

“Ana schlag zu! Hinter dir!“, schrie sie, damit sie nicht auch noch geschnappt wurde.

Diese blinzelte kurz und musste erst einmal drauf klar kommen, was Sope da gerade von sich gegeben hatte. Gerade noch rechtzeitig wich sie zur Seite aus und schlug dann einen Haken. Das war doch echt nicht wahr!

„Dieser Traum ist so was von beschissen, Sope, ich schwör's dir!“, fauchte sie und kletterte geschwind auf einen Baum, was mit diesen Schuhen und der nassen Baumrinde nahezu an ein Wunder grenzte, aber hey, Adrenalin war in solchen Momenten wohl der beste Freund.

Sie schmiss den Ast dem Kerl entgegen, der auf Sope lag und traf ihm am Kopf. Sie war schon immer gut in so was gewesen.
 

„Ach, was du nicht sagst!“, schrie Sope zurück. Durch den Treffer von Ana konnte sie sich schließlich doch von dem Typen befreien. Sie warf ihn von sich und sprang dann auf, bevor sie los rannte, um Ana zu helfen, die auf dem Baum festsaß.

Sie war noch immer klatschnass, inzwischen voller Matsch und wütend und das würde der Typ zu spüren bekommen. Sie rannte auf ihn zu und drehte sich dann, so dass ihr Kick Schwung hatte. Wieder beförderte sie ein Schwert aus der Hand eines Anderen und diesmal war sie nicht so unvorsichtig wie vorher. Sie holte gleich noch einmal aus und trat den Typen in den Magen, so dass dieser nach vorn kippte und sich den Bauch hielt.

Dann bekam der Andere sie aber wieder zu packen, riss sie herum, schmiss sie gegen einen anderen Baum, so dass sie nach Luft ringen musste. Er hatte Kraft, das musste man ihm lassen. Währenddessen hatte Ana die Gelegenheit genutzt und war nach unten gesprungen, schnappte sich ihre Tasche, die sie unten hatte stehen lassen, und nahm das Schwert, das Sope dem Ersten entwendet hatte.

„Wieso ist das so verdammt schwer?“, murrte sie und schaffte es nur mit aller Kraft, die sie irgendwie mobilisieren konnte, das Ding hochzuheben. „Im Film sieht das ganz leicht aus.“

Während Sope versuchte zu Luft zu kommen und sich schwor, sie würde dem Typen sämtliche Knochen brechen, wenn sie wieder atmen konnte, ging der Anderen grinsend auf Ana zu. Sie waren jetzt eindeutig überlegen.

„Ach komm schon Kleine. Du verletzt dich nur selbst.“, sagte er zu ihr und ging weiter auf sie zu. Er wusste, dass er ihr das Schwert leicht abnehmen konnte. Diese sah ihn mit einem abschätzenden Blick an und hob eine Augenbraue.

„Wenn ich du wäre, würde ich nicht so viel dumme Sprüche klopfen.“ Sie schmiss das Schwert tatsächlich weg, damit konnte sie wohl kaum kämpfen. Da war sie alleine im Nahkampf wesentlich besser. Außerdem hatte sie eine andere wirkungsvolle Waffe bei sich. Und wenn alles andere schief ging, ihre Tasche barg so einige Wunder.

Ihr Angreifer blieb skeptisch stehen und sah sie an. Er überlegte einen Moment, ob er sich sein Schwert wieder holen sollte, blieb aber stehen, weil er die junge Frau eigentlich nicht verletzen wollte. Zudem wurde er abgelenkt, da sein Partner sich immer noch mit der anderen abmühte.
 

Sope hatte sich wieder erholt, zumindest ein bisschen und trat dann wieder auf ihren Angreifer ein, was ihr allerdings schwerer fiel, da ihr der Rücken schmerzte.

Auch er versuchte die junge Frau nicht direkt zu schlagen, aber sie kannte keine Hemmungen und keine Tabus, und so musste er sich so zur Wehr setzen, wie er es auch bei einem Mann täte. Er schmiss sie wieder um und auf den Boden und packte sie am Arm.
 

Währenddessen wurde Anna richtig wütend. Erst spuckte er große Töne und dann kam nichts.

„Noch da oder schon geistig abwesend?“, fragte sie böse und trat nun ihrerseits auf ihn zu. Obwohl sie katastrophal aussehen musste, bewegte sie sich noch immer elegant und wie eine richtige Lady. Gekonnt war eben gekonnt.

Das verwirrte ihren Gegenüber. Was hatte sie jetzt vor? Er wappnete sich so gut er konnte, aber er wollte sie nicht einfach so schlagen. Also musste er wohl warten, was sie tun würde und dann schnell reagieren.

Aus dem Augenwinkel beobachtete er den anderen Kampf.

Die junge Frau kämpfte noch immer und versuchte sich mit Händen und Füßen gegen ihren Angreifer zu wehren, allerdings wusste sie selbst, dass sie sich nicht mehr lange würde wehren können.

Vielleicht würde es ja Ana schaffen, auch wenn sie nicht einmal im Traum ihr Schicksal in Anas Hände legen wollte.
 

Diese sah nun auch rüber, da ihr Gegner so fasziniert davon schien, wie Sope sich versuchte gegen den Kerl zu behaupten. Warum auch immer sie nun tat, was sie eben tat, sie würde es später vermutlich nicht mehr sagen können. Diese gesamte Situation hatte einen Grad der Absurdität erreicht, der nicht mehr getoppt werden konnte und vielleicht führte das zu Anas Kurzschlussreaktion.

„Eine Sekunde, ich bin gleich wieder da.“, meinte sie und ging dann schnurrstracks auf den Kerl zu, als er Sope gerade in der Mangel hatte. Sie tippte ihm auf die Schulter und er drehte sich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zu ihr um und da hatte er sich auch schon eine Ohrfeige gefangen, die alles in den Schatten stellte, was er bisher erlebt hatte.

„Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, wie man mit Frauen umgeht, Arschloch?“, fauchte sie und verpasste ihm erneut eine, so dass Sope jetzt Zeit zum Reagieren hatte. Diese packte ihn und Ana konnte sich wieder ganz au ihren Gegner konzentrieren, der sich vor lauter Verwirrung nicht einen Millimeter bewegt hatte. Daran sollte sie eigentlich schon merken, dass es sich hier nicht um einen typischen Angreifer handelte, aber das wäre ja viel zu einfach gewesen.

„So, nun zu dir.“, brummte sie in einer Mischung aus genervt und langsam sehr erbost.
 

Sope war genauso verblüfft über Anas Auftritt wie ihr Gegner und dessen Partner, aber immerhin war sie jetzt wieder in der Lage, sich zu wehren und schaffte es, ihren Angreifer noch ein paar Mal hart zu erwischen, was ihr wahrscheinlich genauso wehtat wie ihm, da ihr nun neben ihrem Rücken auch der Arm wehtat.

Anas Gegner war verblüfft gewesen, doch er war noch soweit bei sich, dass er nach seinem Schwert hechtete und es ergriff. Er hatte nicht wirklich Angst vor ihr, aber er wollte ihr eben nicht wehtun, indem er sie schlagen musste.
 

„Und mit dem Ding willst du mir jetzt Angst machen oder was?“ Ana hob eine Augenbraue. Sie musste es mit einer Einschüchterung versuchen.No Risk, no Fun. Wobei der Funfaktor hier mal dezent rausfiel.
 

Währenddessen versuchte Caspian wirklich alles. Dieses Weibsbild verstand es zu kämpfen und er war noch immer etwas benommen von dem Auftritt der Anderen und von den Schlägen, die er danach eingesteckt hatte. Er drehte Sope den Arm um, doch sie wandte sich heraus und verpasste ihm erneut eine. Wenn er die eine zu fassen bekam, würden sie die andere auch kriegen!

Aber noch wollte Sope nicht aufgeben und als er wieder versuchte sie zu schnappen, lehnte sie sich nach hinten und zog dann die Beine nach, so dass sie ihm während ihres Handstandüberschlags auch noch einen Tritt versetzte, allerdings kam sie dann schlecht auf, weil sie anstatt den Boden eine Wurzel traf und abrutschte. Sie hoffte, dass ihr Tritt hart genug gewesen war und dass sie sich fangen konnte, bevor der Typ wieder auf dem Damm war.
 

Sein Partner sah die Frau skeptisch an. Was wollte die eigentlich? Dennoch hielt er das Schwert in der Hand und oben. Die Frau da vor ihm war eine Schlange und er konnte nicht sagen, was sie als nächstes tun würde.

Ana hatte in ihrem Kopf eine Melodie, schnell und gut für diesen Kampf. Musik half ihr, sich auf eine Sache zu konzentrieren.

Schneller als er schauen konnte war sie bei ihm, sein Schwert flog in hohem Boden davon und er wusste nicht, wie sie das gemacht hatte. Dann war sie hinter ihm, doch bevor sie ihm einen Tritt versetzen konnte, hatte er sich zu ihr umgedreht.
 

Sopes Gegner nutzte die Zeit und brüllte seinem Kumpel etwas zu. Er sollte aufhören mit der Kleinen zu spielen. Wenn sie eine der beiden hätten, würde die andere sich schon ergeben.
 

„Würde ich nicht darauf wetten…“, murmelte Sope und richtete sich wieder auf, belastete allerdings ihren Fuß, der auf die Wurzel getreten war, nicht richtig. Dennoch ging sie einen Schritt auf ihn zu und versuchte ihn wieder einmal zu treten.
 

Anas Gegner griff währenddessen einfach nach vorn und schnappte sich deren Handgelenk, bevor er ihr den Arm verdrehte und hoffte, dass sie es endlich geschafft hatten. Was waren das eigentlich für Weiber, die so kämpften? Das hatte er ja noch nie erlebt. Und ihre Kleidung war so merkwürdig…
 

Sopes Gegenüber grinste. „Also wir haben deine kleine Freundin, hörst du jetzt freiwillig auf und kommst mit oder muss ich dir erst weh tun?“, fragte er und beobachtete sie. Er wich ihrem Tritt aus und gab seinem Kumpel ein Zeichen, dass er fester zudrücken sollte. Ana wehrte sich gerade nicht, denn sie überlegte sich genau, wie sie aus dem Griff wieder raus kam.
 

„Wie kommst du darauf, dass sie meine Freundin ist?“, fragte Sope, allerdings biss sie sich auf die Lippe. Sie konnte sich nicht einfach ergeben, aber so wie Ana gerade stand, würde er ihr den Arm brechen, wenn er noch ein wenig fester drückte.

Und wenn sie sich ergab, dann würden sie vielleicht nicht wieder fliehen und ihre Geschwister retten können. Verdammt…wieso konnte sie nicht einmal in ihrem eigenen Traum gewinnen?

Sie schwieg, aber man sah ihr an, dass sie aufgeben würde und so drückte Anas Gegner noch einmal fester zu.

Von dieser kam nur ein böses Zischen, das allerdings wie ein unterdrückter Schmerzenslaut klang.

„Solltest du mich je wieder los lassen, werde ich dich und deine ganze Familie umbringen, und das schwöre ich dir.“ Es klang wirklich ernst gemeint. Sie sah in Sopes Richtung und bedeutete ihr weiter zu machen, sie käme schon klar.

„Ich weiß nicht, vielleicht weil sie dir geholfen hat.“, erwiderte der Kerl Sophia und ignorierte, was Ana seinem Freund androhte.

Dieser drückte einfach noch mal zu und dann konnte Sope nicht mehr anders. Sie ließ die Fäuste sinken. Sie würden schon irgendwie wieder raus kommen, aber sie konnte nicht zulassen, dass Ana verletzt wurde, nicht einmal, obwohl sie sie eigentlich nicht leiden konnte.

„Sorry, Anastacia.“, sagte sie dann leise und senkte den Kopf. Sie gab auf.
 

Anas Blick wurde eisig, wohingegen die beiden Kerle nun grinsten. Der Griff um Anas Handgelenk ließ jedoch nicht nach. Anscheinend hatte er ihre Worte doch ernst genommen.

„Brav.“, meinte der eine und ging auf sie zu, um sie in Gewahrsam zu nehmen.
 

Sope wehrte sich nicht mehr, denn der Andere hielt Ana immer noch fest. Sie bemerkte den Blick, den diese ihr zuwarf, und musste sich abwenden. Hoffentlich war das wirklich ein Traum.

Der Typ bog ihr die Arme auf den Rücken und führte sie dann so ab in Richtung der Lichtung, auf der sie ihre Brüder und Faye entdeckt hatte.

Der Andere folgte mit Ana. Das würde noch Streit geben, konnte sie nicht endlich aufwachen?

„So einen beschissenen Traum hatte ich echt noch nie…“, murmelte sie vor sich hin. Konnte man eigentlich in Träumen Schmerz empfinden?
 

„Ich hatte noch nie so einen Hass auf jemanden.“, meinte Ana nur als Antwort, wobei sie sicher stellte, dass Sope sich nicht angesprochen fühlte. Dieser Typ, wenn er sie losließ, sie würde ihm die Augen auskratzen. Zum Glück hatte er ihre Tasche mitgenommen, nachdem sie gefaucht hatte, als er sie hatte stehen lassen wollen. Scheißkerl.

Anas Aussage wurde einfach ignoriert. Die beiden wurden schließlich auf die Lichtung geführt und die beiden Typen standen hinter ihnen, hielten ihnen die Arme fest, damit sie nicht doch noch abhauen konnten. Dumm waren sie nicht, dass musste sie zugeben.

Die Wesen, die hier standen, sahen sie an und ihr wurde zum ersten Mal klar, wie jämmerlich sie aussehen mussten. Nass, vermatscht und in Gefangenschaft. Das war so demütigend.
 

Als sie auf der Lichtung ankamen, bemerkte Faye die beiden und schrie mit einem Mal erschrocken auf.

„Ana, Herr Gott, wie siehst du denn aus?“, sprachs und stürmte auf vier zu. „Bzw. was macht ihr beide überhaupt hier?“

Ihre ältere Schwester warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

„Träumen, dich retten und schließlich mich prügeln, wonach sieht es denn sonst aus….“
 

Auch Jaden und Phil kamen nun zu ihnen und sahen ihre große Schwester an.

„Wie kommt ihr denn hierher?“, fragte Jaden ebenfalls und Sope sah ihn an, bevor sie aber auf seine Frage antwortete, sah sie sich beide erst an. Am liebsten hätte sie sie in die Arme geschlossen, aber die waren ja verhindert.

„Jaden, Phil…Geht’s euch gut? Seid ihr auch nicht verletzt? Ich schwöre dir, wenn ihnen auch nur ein Haar fehlt, dann nehm' ich die Kapitulation zurück!“, fuhr sie den Typen an, der hinter ihr stand. Wenn es um die beiden ging, dann wurde sie eine Furie. Eine Glucke, die ihre Küken beschützte.

Aber Jaden beruhigte sie wieder.

„Uns geht’s gut. Das sind unsere Freunde“, sagte er und strahlte.

„Ja, Ana stell dir vor, wir sind in Narnia!“ Faye grinste breit und lächelte ihre Schwester an, die sie nur verständnislos ansah.

„Wir sind bitte wo?“, fragte diese noch mal nach.

„In Narnia, Ana. In Narnia! Ist es nicht toll?” Faye wirkte überglücklich und ihre Schwester sah genau wie das Gegenteil aus.

„Nee, es ist scheiße. Ich würde gerne aufwachen.“

„Aber das ist echt, Ana! Das ist kein Traum!“, versuchte Faye ihr das klar zu machen und die Ältere hob eine Augenbraue.

„Ich bin hier in der Einöde, meine Schuhe sind dreckig, ich bin vollkommen durchnässt, meine Haare sind ein Desaster, meine teuren Sachen kann ich zuhause in den Müll werfen, meine Schminke ist vollkommen verlaufen. Das hier ist eine Katastrophe und du willst mir sagen, dass ich nicht träume?!“

„Du träumst nicht. Ich hab’s zuerst auch nicht geglaubt, aber wir sind wirklich hier.“, meinte Phil darauf und zuckte mit den Schultern.

„Und dass ihr hier seid hat seinen Grund.“, sagte dann eine andere Stimme.

Sie war tief und angenehm und die Menge der komischen Viecher teilte sich. Sope achtete nicht darauf, wer das jetzt wieder war. Sie war schockiert. Sie war echt ein Fall für die Irrenanstalt, wenn sie aufwachte. Ihre Träume waren wahrscheinlich ein Schatz für jeden Traumdeuter.

„Peter, Kaspian, lasst unserer Gäste doch los.“, hörte sie die Stimme sagen und sofort spürte Sope, wie der Druck auf ihre Arme nachließ und sie hob den Kopf.

Vor ihnen stand ein riesiger Löwe, der von zwei Menschen begleitet wurde. Von einem Mädchen und einem Junge in Phils Alter.

Das war doch alles nicht möglich…
 

Ana starrte den Löwen an, so dass sie zuerst gar nicht merkte, dass der Typ sie wirklich losließ. Sie blinzelte. Das war doch echt zu abgefahren, um wahr zu sein. Faye bemerkte, dass die beiden ihnen immer noch nicht glaubten. Nun gut, sie waren fast erwachsen und sie wusste, dass Ana so gesehen gar nicht hier sein dürfte, aber… sie mussten einsehen, dass das hier echt war.
 

Kaspian hatte Sope losgelassen und sich nun von ihr weggestellt. Er fand es urkomisch, dass die beiden anscheinend nicht glauben wollten, wo sie waren und dies alles für einen Traum hielten. Allerdings konnte er nicht verstehen, wieso Aslan wollte, dass sie sie losließen. Die beiden hatten gezeigt, dass sie gefährlich waren.
 

„Aslan…“, war alles, was Sope sagen konnte.

Sie hatte mehr Fantasie als sie gedacht hatte, wenn sie wirklich von der Welt träumte, von der ihr ihre Großmutter immer erzählt hatte.

Sie sah sich um, bevor sie seufzte.

„Also langsam könnte ich echt aufwachen.“, murmelte sie vor sich hin.

Sie nahm wage wahr, dass sich alle Anwesenden über sie und Ana lustig zu machen schienen. Aber das hier konnte einfach nicht echt sein. Das widersprach aller Logik und jedem Fünkchen Verstand, das sie besaß. Wobei es auch unwahrscheinlich war, dass Träume so unbequem, kalt und nass waren.
 

Peter trat zu Kaspian und brachte so ein ganzes Stück zwischen sich und diese Furie, die er festgehalten hatte. Wer wusste schon, ob sie nicht doch noch ausflippen würde. Und er wollte nicht wieder gegen sie kämpfen müssen. Gegen ein Mädchen zu kämpfen, war nicht sehr ehrenhaft und das hatte er in seinem Leben hier gelernt.

Doch er wurde verschont. Das Mädchen blinzelte weiter und schien das Ganze immer noch nicht für real zu halten.

Aslan hingegen ging immer weiter auf die beiden Mädchen zu, während Lucy und auch Edmund ihn alleine vorgehen ließen.

„Ich sehe, man kennt mich auch drüben in der Welt der Menschen.“, antwortete er und wenn es einem Löwen möglich gewesen wäre, hätte er gelächelt. Er wusste genau, wen er vor sich hatte. Susans Erben.
 

„Nicht viele…“, antwortete Sope automatisch.

Das konnte nicht wahr sein. Ihre Großmutter hatte sich das alles nur ausgedacht, aber hatte sie selbst wirklich so viel Fantasie, dass sie sich das einbilden konnte? Immerhin standen alle hier, die sie erwähnt hatte. Ihre Brüder, Peter und Edmund, ihre kleine Schwester Lucy und von diesem Kaspian hatte sie ihnen ja auch erzählt. War es möglich, dass es real war? Nein, wohl kaum.
 

Aslan stand nun direkt vor den beiden und blickte von einer zur anderen.

„Ich bin mir sicher, ihr habt viele Fragen und ich werde sie euch gerne beantworten, aber vorher denke ich, dass es in eurem Sinne wäre, wenn ihr euch etwas anderes anzieht.“, sagte er dann mit Blick auf die dreckverschmierten Sachen, die sie trugen.

Sope hielt das für einen guten Vorschlag, auch wenn es nur ein Traum war. Sie fror und der Matsch fühlte sich eklig an. Ana schien jedoch mit sich zu hadern. Ihre Tasche hielt sie immer noch an sich gedrückt, da dort alles war, was sie zum überleben brauchte. Sie sah an sich herunter und musste zugeben, dass sie fürchterlich aussah. Sie war eine einzige Katastrophe und die Riemchen ihrer Schuhe hatten sich mittlerweile böse in ihre Haut geschnitten, so dass Wunden entstanden waren, die nun mit Dreck getränkt waren. Klasse. Super Sache. Also nickte sie nur und schien zumindest vorzeitig sich ihrem Schicksal zu ergeben. Sie würde irgendwann einfach aufwachen.
 

Aslan führte die beiden jungen Frauen in eines der Zelte, die ein wenig verborgen weiter hinten, zwischen den Bäumen in der Nähe der Lichtung, standen.

„Ihr findet dort Kleidung und Wasser“, sagte er und drehte sich um.

Er ging davon und Sope stand mit Ana allein da.

„Das ist der merkwürdigste Traum, den ich je hatte.“, wiederholte Sope noch einmal, auch wenn ihre Überzeugung, dass sie träumte, langsam ein wenig schwand. Sie kannte diese Fantasie bei sich selbst einfach nicht. Dann schob sie den Vorhang, der das Zelt verschloss, beiseite und sah sich darin um, bis sie eine große Wanne mit Wasser entdeckte. Sie ging hin und wusch sich den Matsch von den Armen und vom Gesicht. Na wenigstens das war angenehm hier.

Ana setzte sich auf den erst besten Stuhl und begann langsam die Riemchen ihrer Schuhe zu lösen und verzog dabei schmerzhaft das Gesicht. Als die Schuhe ausgezogen waren, wusch auch sie sich den Dreck aus dem Gesicht und von den Armen. Dann begann sie ihre Beine und die Füße zu säubern.

„Ich glaube, die muss ich verbinden lassen.“, murmelte sie, als sie die relativ tiefen Wunden sah. Es schmerzte jedoch recht wenig, wahrscheinlich war sie mit ihren Gedanken woanders und spürte den Schmerz daher weniger.

„Aber das hier… ist einfach…. Unmöglich.“

„Da bin ich deiner Meinung.“, antwortete Sope leise, bevor sie vor Ana in die Hocke ging.

“Lass mich das anschauen. Ich kenne mich damit aus.“
 

Sie sah sich die Wunden an. Sie bräuchte eine Salbe oder so etwas, aber das würde sie hier wohl eher nicht finden, doch dann fiel ihr ein, dass sie sogar eine dabei hatte und sie kramte die kleine Tube aus der Hosentasche. Wie gut, dass sie immer auf so etwas vorbereitet war.

„Die Schnitte sind tief, aber nicht unbedingt schlimm…wenn sie sich nicht entzünden, dann hast du Glück. Warum trägst du auch zu Hause solche Schuhe?“, fragte sie dann, während sie ein Leinentuch, das herumlag, in Streifen riss, die Creme auf die Wunden auftrug und dann den Fuß damit verband.

„Ich kann ja in ihnen laufen, aber anscheinend war das Rennen zu viel.“, erwiderte Ana und nickte Sope dankbar zu, als sie sich um die Schnitte kümmerte. Die Salbe brannte kurz, aber es ließ schnell nach.

Als Sope damit fertig war, richtete sie sich wieder auf und sah sich nach neuen Kleidern um, die sie auch entdeckte.

„Och nöö!“, meinte sie dann, als sie die beiden bodenlangen, schweren Kleider sah, die auf einer Bank lagen. Dies ließ Ana eine Augenbraue heben.

„Mittelalterliche Kleidung? Ich gebe zu, ich wollte schon immer mal eine Prinzessin sein, aber ich habe das ungute Gefühl, dass wir dafür keine sanitären Anlagen haben“, brummte sie und begann sich langsam auszuziehen.

Schließlich war sie unter den Sachen auch voller Dreck- wie auch immer der da hingekommen sein mochte. Als sie schließlich nur noch in Unterwäsche war und sich soweit gewaschen hatte, betrachtete sie die Kleider.
 

„Die Verarbeitung ist in jedem Fall gut. Du kannst sie bedenkenlos anziehen.“

„Ich will aber nicht…“, murmelte Sope darauf nur und betrachtete weiterhin die Kleider. Sie hasste Röcke und Kleider. Sie trug am liebsten Jeans und ein Shirt, Sachen, in denen man sich bewegen konnte und das da sah nicht gerade danach aus.

Sie seufzte und verschob das Umziehen. Erst würde sie es Ana gleichtun und sich waschen. Sie band ihre Turnschuhe auf, zog sich aus und machte sich dann sauber, bevor sie sich wohl oder übel wieder mit den Kleidern befassen musste. Gab es hier nichts anderes?
 

„Wir werden wohl in den sauren Apfel beißen müssen. Ich steh auch mehr auf modernes Zeugs.“, sagte Ana, als sie Sopes Gesichtsausdruck sah, der sagte, dass sie immer noch mit den Kleidern haderte.

Sie nahm sich eins der Kleider heraus, zog es langsam über und stellte fest, dass der Stoff zum Glück nicht kratzte. Als sie fertig war, strich sie über den Saum und seufzte. Sie griff in ihre Tasche und förderte schnell ihren Kamm zutage, damit sie sich die Haare richten konnte, die sahen nämlich wie ein einziges Desaster aus. Sie wäre froh, wenn sie endlich trocknen würden!

Sope nahm das andere Kleid und zog es an. Sie fühlte sich unwohl und sie war sich sicher, dass sie absolut lächerlich aussah. Warum musste sie sich in ihrem Traum auch noch verkleiden? Das war doch einfach nicht fair. Sie sah an sich herunter und erschauderte leicht. Das war echt ätzend. Sie würde bestimmt über den Saum stolpern und fallen. Wobei…dann könnte sie das Kleid wieder ausziehen.

Dann sah sie zu Ana.

„Darf ich deinen Kamm auch mal benutzen?“, fragte sie dann, auch wenn sie sich sicher war, dass ihre Haare danach noch schlimmer aussehen würden als jetzt.

„Sicher.“ Ana entfernte ihre Haare vom Kamm und sah sich nach einem Mülleimer um, aber so was würde sie hier wohl nicht finden, also packte sie sie in ein Taschentuch. Dann reichte sie Sope ihren Kamm und kramte ihren Spiegel und ihr Make up heraus. So würde sie sicherlich nicht vor die Türe gehen. In Windeseile hatte sie sich vollständig geschminkt und sah nun Sope dabei zu, wie sie sich fertig machte.

Diese kämpfte mit ihren Haaren. Sie hasste Nässe, dann bekam sie immer diese bescheuerten Locken, die sie nie wieder aus ihren Haaren herauskämmen konnte. Sie hatte nicht einmal ein Haarband dabei, um sie zusammen zu machen, aber so konnte sie doch auch nicht rum rennen, nicht mal im Traum.

„Du hast nicht zufällig ein Haargummi bei dir, oder?“, fragte sie dann wieder Ana, während sie den Kamm resigniert sinken ließ.

Diese hob eine Augenbraue.

„Ich habe alles dabei. Man muss immer vorbereitet sein.“, grinste diese und holte aus ihrer Tasche ein winziges Beutelchen heraus, in dem Spangen und Haargummis waren. Sie reichte ihn ihr.

„Ich könnte versuchen dir eine Frisur zu machen, die zu dem Kleid passt. Denn mit Pferdeschwanz solltest du das nicht tragen.“, meinte sie.

Sope sah sie skeptisch an. Sie ließ nicht gerne Leute an ihren Haaren herum machen, aber wahrscheinlich verstand Ana davon sehr viel mehr als sie selbst und so nickte sie.

“Ähm…das wäre…nett.“, antwortete sie dann und setzte sich auf die Bank, die im Zelt stand.

Jetzt war es eindeutig ein Traum, denn so würde sie in der Realität nie mit Ana sprechen. Niemals.

Diese grinste und machte sich direkt ans Werk. Das war in jedem Fall ein Traum, weil sie Sope nie die Haare machen würde. Never ever.
 

Es dauerte nicht lange und Ana war fertig und ließ Sope in den Spiegel gucken. Es war zwar eine recht einfache Frisur, aber sie passte perfekt zu dem Kleid. Sie hatte einige Strähnen nach hinten gebunden und mit Haarnadeln so fixiert, dass es auf jeden Fall halten würde. Dann hatte sie die Haare hinten zusammen genommen und aufgedreht, so dass Sope jetzt eine lockere Hochsteckfrisur hatte.

Sope betrachtete sich im Spiegel und stellte überrascht fest, dass ihr die Frisur gefiel, auch wenn es sehr ungewohnt war.

„Danke.“, sagte sie zu Ana und stand dann auf.

Sie atmete tief durch und wandte sich dann zum Vorhang, um nach draußen zu gelangen. Sie war gespannt, wie sich dieser Traum entwickeln würde. Wer wusste schon, was ihre Fantasie als nächstes ausbrütete.

Ana packte noch schnell ihre Sachen zusammen und folgte ihr dann hinaus. Faye grinste sie direkt an, aber Ana warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Das hier erschien immer mehr wie die Wirklichkeit und nicht wie ein Traum, aber noch hatte sie keinen hysterischen Zusammenbruch bekommen, also hieß das, dass sie es noch nicht ganz realisiert hatte.
 

„Ihr seht toll aus…“, sagte Jaden und kam sofort auf die beiden zu, „wie Prinzessinnen.“

Er strahlte sie an und Sope konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln, wenn auch sehr verhalten. Sie fand, sie sah eher lächerlich aus, aber sie wollte Jaden nicht enttäuschen. Als er das Lächeln sah grinste er noch breiter und rannte dann davon. Sie sah ihm nach und seufzte. Wer dieses Kind beruhigen konnte, der hatte Zauberkräfte. Dann sah sie sich in dem Lager um. Überall waren diese Wesen, aber den Löwen konnte sie gerade nicht entdecken.
 

Zwischen den Wesen aus Narnia standen die vier einzigen anderen Menschen beieinander. Peter und Kaspian hatten Lucy und Edmund gerade von ihrem kleinen „Abenteuer“ berichtet, als die beiden wieder aus dem Zelt kamen.

„Sie sieht aus wie Susan.“, sagte Edmund dann mit einem Mal und die anderen drei sahen ihn an, bevor sie den Blick wieder auf die beiden Frauen richteten. Wer waren diese jungen Frauen?

Phil und Faye stellten sich nun zu den beiden jungen Frauen und Faye berichtete ganz offensichtlich vollkommen begeistert davon, was sie bisher in Erfahrung hatten bringen können. Kaspian sah noch mal zu den Vieren herüber und grinste Edmund dann an.

„Wie Susan meinst du also? Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit.“, musste er zugeben.

„Stimmt.“, erwiderte auch Peter und beobachtete die Vier, die zusammen standen. “Sie erinnern mich an uns früher, auch wenn wir nur vier waren und sie zu fünft sind.“

Edmund und Lucy nickten.

„Mich würde interessieren, warum sie hier sind und warum sie Susan ähnlich sieht. Ich werde sie fragen.“, sagte Lucy schließlich und trat aus der Runde auf die Fünf zu, ehe einer der anderen eingreifen konnte. Sie überhörte die Rufe der Anderen, die sie davon abhalten wollten. Und dann stand sie vor ihnen. Peters spezielle Freundin musterte sie kurz, lächelte und beschäftigte sich dann mit etwas anderem.

„Oh hi“, meinte Faye und sah Lucy an, die ihr jetzt gegenüber stand. Was konnte sie nur wollen?

„Hi“, grüßte diese ebenfalls und sah die Vier, die dort standen, dann an.

„Ich bin Lucy.“, stellte sie sich höflich vor und reichte Faye die Hand, bevor sie die Anderen ansah.

„Ich wollte euch eigentlich nur etwas fragen. Wir haben uns gewundert, warum ihr hier seid und warum du“, sie sprach nun Sope an, „unserer Schwester ähnlich siehst.“

Direkt auf den Punkt. So konnten diese Vier wenigstens nicht ausweichen.
 

„Warum wir hier sind, wissen wir nicht, aber Phil, Jaden und Sophie haben eine Großmutter, die uns von Narnia erzählt hat. Und sie heißt Susan.“, erklärte Faye und lächelte.

Ihr war schon lange klar, dass Susan Recht behalten hatte. Peter, Lucy und Edmund gab es wirklich. Ihre Geschwister waren hier. Das war doch echt zu komisch, dass sie mit ihnen sprachen.

„Eure Großmutter heißt Susan?“, fragte Lucy nach und bekam große Augen. Sope und Phil nickten.

„Dann bin ich ja eure Großtante.“, sagte sie darauf und begann sie anzugrinsen.

Sope sah das Mädchen an und hob eine Augenbraue. Der Traum wurde echt immer verrückter. Sie sprach gerade mit ihrer Großtante, die knapp fünf Jahre jünger war als sie selbst. Wahnsinn.
 

„Dann bist du die Lucy, von der sie immer erzählt.“, lächelte Faye. „Oh ich vergaß. Ich bin Faye und das ist meine Schwester Anastasia.“

Sie stellte sich vor und deutete dann auf Ana, die wie erstarrt da stand und sich nicht anmerken ließ, ob sie das Gespräch nun verfolgte oder nicht.

Währenddessen hatten Kaspian, Peter und Edmund wieder Stellung bezogen, falls sie noch mal Besuch bekommen sollten.

„Ich denke, die bin ich.“, antwortete Lucy und lächelte Faye an.

„Es freut mich euch kennen zu lernen und ich denke, dass ihr jetzt erwartet werdet.“

Sie sah an den beiden vorbei und Phil und Sope folgten ihrem Blick. Der große Löwe stand am Rand der Lichtung und schien auf sie zu warten. Vielleicht würden sie jetzt alles erfahren.
 

Also machten sich die Vier auf den Weg, wobei Faye Ana eher mitzerren musste, als dass diese freiwillig ging. Alle fühlten sich ein wenig komisch, als sie so vor dem Löwen standen, der tatsächlich auf sie gewartet hatte. Faye tippelte von einem Fuß auf den anderen, so aufgeregt war sie, Ana stand stolz wie eh und je dort. Wie ein Fels in der Brandung mit der Eleganz einer Königin. Phil sah eher gleichmütig drein und Sope schien das alles immer noch für einen Traum zu halten.

„Nun, da ihr nun umgezogen seid, werde ich euch die Fragen beantworten, die euch auf dem Herzen liegen“, sagte Aslan mit einer freundlichen Stimme.

„Warum sind wir hier?“, kam sofort die erste Frage, aber es war Jaden, der gefragt hatte. Plötzlich war er aufgetaucht und stand nun neben Sope. Er hatte wirklich ein ungeschriebenes Talent dafür, ständig aus dem Schatten von irgendwoher aufzutauchen oder darin zu verschwinden.

„Natürlich die wichtigste Frage zuerst und ich will sie euch beantworten: Ihr seid hier, weil Narnia euch braucht. Viele von denen, die hier sind, wissen es noch nicht, aber euch werde ich es sagen, denn ihr werdet uns retten. Ihr müsst uns retten. So wurde es vor langer Zeit bestimmt. Aber ich will euch zeigen, was ich meine. Folgt mir…“, sagte er und Schritt voran durch den Wald.

Wieder wurde Ana eher mitgezerrt, als dass sie lief und Aslan führte die Fünf in eine Höhle. Hier benutze er zum ersten Mal Magie, als er eine Lichtkugel schuf, dank der sie sehen konnten.
 

„Hier an den Wänden der Höhle steht eine Prophezeiung. Vier Könige werden kommen und Narnia retten. Diese Vier kennt ihr bereits. Es waren Susan, Lucy, Peter und Edmund, die damals zu uns kamen und das alte Narnia retteten. Doch ich konnte es nicht aufhalten und so beschloss ich, Narnia zu vernichten und eine neue Welt zu erschaffen. Sie gleicht Narnia und ich gab ihr denselben Namen. Wir lebten friedlich, bis vor kurzem.“, sprach er und führte sie weiter an den Wandmalereien entlang.
 

Die Wände waren von Fackeln erleuchtet und so konnten sie die Bilder auf den Wänden erkennen. Sope trat an eines heran und legte zwei Finger darauf. Es war ein Mädchen zu sehen, schwarze Haare, sie stand neben einer Kleineren. Das musste Susan sein. Ihre Großmutter. War das hier wirklich ein Traum? Konnte sie sich das alles einbilden? Doch Aslan ging weiter und führte sie in eine weitere Höhle, so dass Sope ihm folgen musste.

„Und hier in Narnia wurde eine weitere Vorhersage getroffen: Wenn sich der mächtige, dunkle Herrscher erhebt, wenn die Bäume zittern und die Erde bebt, dann werden vier neue Könige kommen und die Welt retten, so wie es ihre Vorfahren taten.“
 

Und nun war es an Ana eine Frage zu stellen.

„Das kann nicht sein. Wir sind fünf. Und davon sind nur drei mit den ehemaligen Königen verwandt. Warum sind wir fünf?“, fragte sie gerade heraus.

Auch Faye schien das zu interessieren. Demnach musste eine von ihnen beiden zu den Königen gehören - nur wieso. Sie hatten keinerlei Verwandtschaft.

Die Wandmalereien gaben darüber keine Auskunft, dass musste sich auch Aslan eingestehen, der nun stehen geblieben war und Ana mit seinen Augen fixierte. Sie glaubte, er würde in ihre Seele sehen, denn so fühlte es sich an. Als wäre sie nackt und schutzlos.

„Es gibt eine weitere Prophezeiung, eine, die noch weniger bekannt ist als die, die ich euch genannt habe, aber noch ist es nicht an der Zeit, dass ihr sie erfahrt. Aber bald werdet ihr auch das erfahren.“, sagte er dann und sah von Ana zu Sope und wieder zurück.

In diesem Moment wurde ihnen klar, dass diese Prophezeiung eine von ihnen betreffen würde. Nur wusste sie nicht wen, denn Aslans Blick gab darüber keinen Aufschluss.

„Bald werde ich euch alles erzählen.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Mimiteh
2014-02-06T11:31:46+00:00 06.02.2014 12:31
Huch, das kommt davon, wenn man nicht oft genug hier hereinguckt. Gleich zwei neue Kapitel!
Da sind sie also jetzt in Narnia. Und sie haben Susans Horn gefunden. Der Effekt sind eine Menge Schatten, bei denen es sich genausogut um Narnianer, wie um etwas Böses handeln kann - prima. Der Cliff ist gemein!

Aber der zwischenmenschliche Teil der Kapitel war wirklich gut! Ana und Sope - ja hallo, das werden mit Sicherheit die besten Freundinnen - man höre die Ironie. Obwohl... ein Wunder wäre nicht einmal so unwahrscheinlich. Die Freundschaft zwischen Faye und Jaden war vorhersehbar und dass sie Phil gleich mit hineingezogen haben - sehr gut. Susan wird noch ihre helle Freude haben^^

Und jetzt hat Narnia also wieder gerufen. Das neue Narnia wohlgemerkt. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn dort jetzt nur noch alles Friede-Freude-Eierkuchen gewesen wäre. Ich bin gespannt, mit dem die drei Patchwork-Geschwister da noch alles konfrontiert werden.

Kleiner Tipp am Rande: die Mehrzahl von "Faun" heißt "Faune", nicht "Fauns"
Antwort von:  Fanatika
11.02.2014 22:06
Hey, danke für die Anmerkung. Habe es gleich ausgebessert. Ich hatte vorher schon überlegt, es zu ändern, dachte aber, ich lasse es aufgrund der kindlichen Grammatik drin - aber ich glaub, dazu ist die Geschichte an sich zu erwachsen geschrieben, da hätte man von Anfang an mehr Grammatikfehler einbauen müssen.

Lieben Lieben Dank für dein Kommentar. Es freut mich, dass du den zwischenmenschlichen Teil gelungen fandest.

Lieben Gruß
Fanatika
Von:  Mimiteh
2013-11-23T07:57:50+00:00 23.11.2013 08:57
Interessant, interessant. Mich würde wirklich interessieren, was für diesen Plot noch geplant war.
Geht es wohl noch weiter mit der Geschichte?
Es wäre spannend, zu sehen, wie sich ein Modepüppchen (um es mal salopp auszudrücken) und ein Rollenspiel-Fan, der immerhin mit Fantasygestalten vertraut sein sollte, in Narnia schlagen würden.
Antwort von:  Fanatika
25.12.2013 15:01
Hallo Mimiteh,

Danke für deinen Kommentar. Es ist leider sehr anstrengend und es zieht sich ziemlich, die damaligen Eigenheiten des Schreibmediums aufzudröseln und die Geschichte damit in einem Rutsch lesbar zu machen. Von deinem Kommentar motiviert, habe ich nun aber wieder an einigen Kapiteln gearbeitet. Würde mich freuen, wenn du noch immer Interesse an der Geschichte hast.

Lieben Gruß
Fanatika


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