Spiegelnd brach sich das Licht des Mondes auf der glatten Oberfläche des Sees und ließ diesen wie poliertes Silber glänzen. Kleine filigrane Schneeflocken tanzten in der klaren Winterluft ein schier schwereloses Ballett der Leichtigkeit. Für dieses beeindruckende Schauspiel hatte die Person, die nicht weit entfernt vom Ufer des Sees hockte, keinen Sinn. Sie kauerte auf Knien im Schnee und hielt den Kopf gesenkt und schien den heißen Geruch des Blutes einzuatmen, der von dem undefinierbaren Haufen Fleisch aufstieg, der vor der Person lag.
Der Mann beugte sich weiter vor und ließ genüsslich seine Zähne in die weiche Masse versinken, das die rote Flüssigkeit aus seinen Mundwinkeln lief. Ein feuchtes Schmatzen und Reißen ertönte, als er einen Fetzen des Fleisches aus dem Kadaver riss und es gierig hinunterschlang. Genüsslich leckte er sich die Lippen und genehmigte sich einen weiteren Bissen. Das Blut und der austretende Fleischsaft tropften ihm von Kinn auf die Brust und das dunkle Hemd, welches er weit am Kragen geöffnet hatte. Mit langen, dreckigen Fingernägeln begann er nun in dem Fleischberg herumzugraben und einen Knochen herauszuziehen, den er an beiden Enden packte und entzweibrach. Mit einem spitzen Eckzahn nagte er an der Bruchkante herum, ehe er die beiden Teile von sich warf.
Nachdem er sein Mahl beendet hatte erhob er sich und wischte sich mit dem Handrücken über die rauen Lippen. Nachdenklich warf er einen Blick hoch zum Himmel und schien kurz zu überlegen, ehe er sich umwandte und die Lichtung am Seeufer verließ.
Doch kaum war er ein paar Schritte gegangen hörte er hinter sich eine vertraute, höhnische Stimme. „Was denn Fenrir? Hast du deinen Hunger etwa schon gestillt?“ Er blickte über die Lichtung zu der dunkelhaarigen Frau, die dort betont lässig an einem der Bäume lehnte.
Der Werwolf fuhr herum und fletschte die Zähne. „Was willst du von mir?“ ,knurrte er und fixierte die zierliche Frau gereizt. Sie gab nur ein kurzes gekünsteltes Räuspern von sich und schwang ihre dunklen Locken nach hinten über die Schulter zurück. „Ich würde dir raten einen höflicheren Ton mir gegenüber anzuschlagen...“, erwiderte sie ruhig, jedoch hatte sie eine Kälte in der Stimme die selbst jemanden wie Fenrir leicht mulmig werden ließ. „Der Dunkle Lord hat mich geschickt...natürlich will er sich nicht persönlich mit so etwas wie dir abgeben...er hat einen Auftrag für dich. In der Nähe von Hyde End gibt es eine etwas zu muggelfreundliche Zaubererfamilie, bei denen schon lange ein Denkzettel fällig ist. Du wärst der richtige....Mann für soetwas.“ Die schwarzhaarige Hexe machte keinerlei Hehl aus ihrer Abneigung gegenüber dem Werwolf.
Jedoch schien sie mit ihrem Angebot seinen Geschmack getroffen zu haben, denn auf Fenrirs Lippen erschien ein zufriedenes Grinsen. „Gut, wenn das denn der Wille des Dunklen Lords ist.“ Nach diesem Worten war er auch von dort verschwunden wo er stand und hinterließ nur eine Fußspur im Schnee, die langsam aber sicher von den fallenden Schneeflocken verdeckt wurde.
Schweigend und in Gedanken versunken starrte Bellatrix in den Schnee, wo bis vor ein paar Sekunden noch Fenrir gestanden hatte. Manchmal hatte sie Schwierigkeiten die Gedanken des Dunklen Lords nachzuvollziehen, jedoch wusste sie auch, dass es ihr nicht zustand seine Motive und Handlungen infrage zu stellen. Und weshalb sollte sie auch? Sie stand in allem hinter ihm und war der festen Überzeugung, dass ihm niemals ein Fehler oder Irrtum unterlaufen würde. Schulterzuckend verließ sie den Ort des Geschehens, ohne auch nur einen Blick zum See zurückzuwerfen.
Unterdessen kniete der Werwolf auf einer niedrigen Mauer und spähte in die Dunkelheit. Das kleine Häuschen am Rande von Hyde End hatte etwas märchenhaft verschlafenes. Das niedrige Fachwerkhaus mit den holzgerahmten Fenstern und den langen Eiszapfen, die an der metallenen Regenrinne herabhingen und wie feinstes Kristallglas im matten Schein der Straßenlaternen glitzerten, stand versteckt zwischen hohen Kiefer- und Erlenbäumen.
Die Fenster waren hell erleuchtet und dank seinem feinen Gehör, glaubte Fenrir auch leise Stimmen aus dem Inneren zu vernehmen. Eine Frau schien leise zu singen und nebenbei zu stricken, Wachsam schaute Fenrir sich und schlich langsam näher bis er einen Blick hinein werfen konnte. Das Wohnzimmer war warm und behaglich, in dem steinernen Kamin brannte ein Feuer und davor saßen zwei junge Knaben, die etwas über den Flammen zu rösten schienen. Auf einem weichen Sessel saß die Frau, die er von seinem Wachtposten aus singen gehört hatte. Ihr langes kastanienbraunes Haar hatte sie zu einem langen Zopf geflochten, der ihr locker über die Schulter fiel und den sie hin und wieder mit der Hand geistesabwesend zurückstrich. In einer hölzernen Wiege neben dem Sessel schien ein Baby zu schlafen, denn die Decken bewegten sich leicht.
Fenrir verzog die schmalen Lippen zu einem widerlichen Grinsen, ehe er seine Aufmerksamkeit erneut der Frau widmete. Diese sah nach einer halben Stunde auf und schien kurz zu seufzen, ehe sie ihre Kinder ansprach. Diese erhoben sich und wünschten ihrer Mutter eine gute Nacht, ehe sie die Treppe nach oben stiegen. Liebevoll hob die Frau nun ihr Kind aus der Wiege und folgte ihren Söhnen nach oben, wo sich anscheinend die Schlafzimmer befanden.
Grinsend sah er dabei zu, ehe er seinen Zauberstab zückte und das Fenster mit einem leise gemurmelten Spruch öffnete. Sachte stieg der Werwolf über das Fensterbrett und schnupperte in der warmen Luft. Von oben drangen leise Laute zu ihm herab und er entschloss sich, noch einen Augenblick zu warten, bis alle Geräusche verstummt waren. Erst dann schlich sich Fenrir die hölzerne Treppe hinauf ins obere Geschoss. Seiner Nase folgend fand er auch sehr bald das Kämmerchen, wo die Wiege mit dem Baby stand. Langsam näherte er sich und sog genussvoll den Geruch des kleinen Kindes ein, ehe er sich begierig über das schlafende Kindchen beugte und behutsam die weiche Decke herunterzog. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen als er seine Zähne an der Kehle des Kindes ansetzte.
So weiche, zarte Haut...
[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]