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The SAWs fade

von

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Homecoming

Endlich ist es soweit. Endlich bin ich wieder zu Hause. Geliebtes Amerika. Glücklich verlasse ich die Boing 737, schreite das Gate hinab. Ein Jahr im Ausland, waren eindeutig 365 Tage zuviel. Vor allem, weil ich meine Eltern seit jenem bittersüßem Abschied nicht mehr gesehen oder gesprochen habe. Leider bestand für Mum und Dad keine Möglichkeit zu mir zu fliegen. Sie meinten, ich müsse es verstehen, weil es doch schon immer so war. An der Kofferausgabe muss ich nicht lange warten. Er fällt natürch sofort auf: dunkelblau mit dem aufgesticktem Logo des Metropolitan Police Departments. Jaja. Früher war es vielleicht cool Polizisteneltern zu haben, doch nach sechzehn Jahren geht eben dies einem richtig auf die Nerven. 'Sorry Lei, wir haben ne Doppelschicht, deshalb können wir nicht zu deinem Abschlussball kommen.' oder 'Sorry Lei, dass ich dich jetzt erst abholen kann. Zwar hattest du sechs Stunden auf mich zu warten, aber nun, um elf Uhr Nachts, bin ich da.'

Ob sie mich dieses Mal in Empfang nehmen? Ich weiß es nicht. Zwar hatten sie es versprochen, aber ihr Wort ist in dieser Hinsicht keinen Pfifferling wert. Früher hätten mich Angelina und Seth abgeholt, aber durch gewisse Umstände ist auch dies nicht möglich.

Aufmerksam schaue ich mich um. Hier im Terminal ist ziemlich viel los. Beneidend sehe ich, wie sich einst getrennte Familien überglücklich wieder vereinen, oder wie sie sich mit zahlreichen Tränen und tröstenden Worten verabschieden. Sei es nur für eine Woche. Doch wer ist natürlich nicht da? Meine Familie. Detective Sarah Berret und Detective Leutnant Michael Berret. Warum habe ich mir auch Hoffnung gemacht? Es war doch von Anfang an offensichtlich, dass sie nicht kommen werden.

"Dann fahr ich halt mit dem Bus.", murmel ich gereizt. All meine Freude ist verflogen. Stattdessen bin ich jetzt ziemlich angepisst. Ich verlasse den Flughafen, ziehe mir ein Ticket und warte. Zuerst werde ich nach Hause fahren. Vielleicht haben sie mich einfach nur vergessen? Unwahrscheinlich. Jede Woche habe ich ihnen einen Brief, oder zumindest eine SMS geschrieben. Daheim werde ich mich erst einmal umziehen, ne Aspirin einwerfen und dann... Je nachdem. Wenn sie arbeiten werde ich wohl oder übel zum MPD fahren müssen. Ist auch ne nette Gelegenheit meine 'Ziehfamilie' wieder zu sehen. Die anderen Detectives haben mich mehr erzogen, unterstützt, als meine wahren Eltern. Vor allem Allison Kerry, Eric Matthews, der einen Sohn in etwa meinem Alter hat, Steven Sing, David Tapp und der Schwager meines Onkels, Mark Hoffman. Ich müsste eher sagen Ex-Schwager...

Ich steige in das öffentliche Verkehrsmittel ein und setze mich auf den freien Einzelplatz. Ich hasse es, wenn andere Menschen neben

mir Platz nehmen. In der Regel sind das alte Leute, die mir was von Gott und der Welt erzählen, oder jeden meiner Handschläge argwöhnisch beobachten. Aber das schlimmste ist der Geruch! Wenn ich nicht ihren Atem auf meiner Haut spüren könnte, hätte ich schon mehr als einmal behauptet, dass sie verwesen. Der ekelerregend süßliche Geruch ihres Parfüms... Igitt.

Gedankenversunken schaue ich aus dem Fenster. Viel hat sich hier in Washington nicht verändert. Eigentlich gar nichts. Da fällt mir mein Spiegelbild auf. Allerdings sehe ich anders aus. Viel erwachsener. Viel älter. Mein damals Pfannkuchenähnliches Gesicht ist schmaler geworden. Ich habe Grübchen bekommen, meine dunklen Augen sind ernster und meine braunen, fast schwarzen, Haare sind, statt hüftlang, zu einem Pferdeschwanz gebunden, nur noch schulterlang und durchfestuft. Alles im allem war ich zwar ein Jahr lang in Europa, aber ich bin sowohl physisch, als auch psychisch fünf Jahre gealtert. Mit einer solchen Hiobsbotschaft muss man das wohl auch.

Da kommt meine Haltestelle. Der Bus hält und rasch steige ich aus. Der dreckige Häuserblock, die auf der Straße spielenden Kinder... Alles so, wie ich es verlassen hatte. Ich packe meinen Trollie und zerre ihn ins Foyer. Bitte Gott, lass die Techniker endlich mal den Aufzug repariert haben. Ich will dieses zwanzig Kilo schwere Ding nicht in den dreizehnten Stock schleifen. Hoffnungsvoll schaue ich auf die Fahrstuhltür. War ja klar. Out of Order. Ich könnt kotzen. Aber jammern bringt nichts. Ran an den Speck.
 

"Fuck. Wenn wir nicht bald aus diesem Saftladen ausziehen, dann hau ich ab.", endlich hab ich mein Stockwerk erreicht. Keuchend lehne ich mich an die Tür des defekten Fahrstuhlschachts, lasse meinen Blick über den Korridor schweifen. So ruhig. Das heißt Mum und Dad sind nicht da. Doch- was ist das? Neugierig gehe ich auf unsere Wohnungstür, Nr. 1318, zu. Ein Neongelbes Kreuz erstreckt sich darauf. Crime Scene. Do not cross. Was zum?!? Meine Augen weiten sich, "Nein.", wie von einer Tarantel gestochen renne ich los. Mein Koffer ist mir egal. Ich muss zum MPD. Die Treppen verschwinden unter meinen Füßen. Ich nehme drei, manchmal auch vier auf einmal. Irgendwas ist passiert. Hat es mit diesem Jigsaw-Mörder zu tun? Wenn solch eine Story den Atlantik überquert muss es schon ziemlich heftig sein. Unten angekommen haste ich zu meiner Garage. Ein Glück. Diese wurde nicht versiegelt. Ich ramme den Schlüssel ins Schloss, drehe ihn und die Tür schwingt, mit einem lautem quietschen auf. Dort steht sie. Mein Motorrad. Eine Harley. Ich steige auf, starte den Motor und jage die Straße entlang.

Normal hätte ich für die Fahrt zum Police Departement eine halbe Stunde benötigt. Doch heute habe ich es in nicht einmal in der Hälfte der Zeit geschafft. Mit quietschenden Bremsen komme ich zum Stehen. Hektisch stelle sie auf den Ständer. Ohne auf den Parkwart, der mir den Teufels an den Hals wünscht, zu achten trete ich in das Departement ein. Sarah und Michael sind immer im Außendienst. Deshalb wähle ich meine zweite Option. Mark Hoffman. Ich steige in den Aufzug. Sein Büro ist im zweitem OG. Ungeduldig drücke ich auf den

Knopf für den besagten Stock.

"Leila?"

Erschrocken schaue ich auf. Dieses Gesicht kann man in nicht einmal hundert Jahren verkennen. Und die Stimme noch dazu. Obwohl, seit unserem Abschied hat sich etwas darin verändert. Es ist Dads Schwippschwager, Mark.

"Ja, Mark?"

"Du bist wieder zurück?", Freude klingt anders. Es hört sich eher nach Entsetzen an.

"Vor eineinhalb Stunden angekommen. Ich war zuerst daheim, aber unsere Wohnungstür wurde versiegelt."

Sein Gesichtsausdruck hat sich verändert. Er ist traurig. Zaghaft fasst er mich an meiner Schulter und führt mich in sein Büro. Sofort fällt einem der Schrank mit den Auszeichnungen, Aktenordnern und dem Foto seiner Schwester ins Auge. Ich setze mich auf den Stuhl, dem Schreibtisch gegenüber, "Sag, was ist los? Was ist in meiner Abwesenheit passiert?"

Auch er lässt sich nieder, "Hast du in Europa etwas vom Jigsaw-Mörder gehört?"

"Nur, dass er nicht wirklich jemanden umbringt. Er bringt die Leute dazu, sich gegenseitig zu töten."

"Und auch nur die, die eine Form des Lebens nicht schätzen.", er nickt, "Deine Eltern sind, beide, eben in ein solches Spiel involviert worden. Beide haben verloren... Es tut mir leid."

Das ist wie ein Schlag ins Gesicht. So viele Dinge gehen mir durch den Kopf. Warum ausgerechnet sie? Was war ihr Spiel? Haben sie wirklich das Leben nicht geachtet?

"W...wie?", mehr bringe ich nicht heraus. Tränen rinnen meine Wangen herunter.

"Es war eine Art Labyrinth, in dem sie wohl eine Puppe beschützen sollten. Doch eben diese wurde zerstört. Der Grund, warum, warst...du...“

Schweigen von meiner Seite. Also bin ich jetzt allein? Wegen mir sind sie gestorben?

"Seth war auch ein Opfer von ihm. Es tut mir leid. Wenn ich etwas für dich tun kann..."

"Ich will bei euch mitermitteln. Ich will Jigsaw schnappen."

"Bist du dir sicher?"

"Entschlossener war ich noch nie."

Kurz zögert er.

"Wenn du mir nicht hilfst, dann mach ichs allein."

"Also, du lässt mir keine andere Wahl.", bestimmend steht Mark auf. Habe ich übertrieben?

"Dann heiße ich dich in unserem Team Willkommen."

The Game

Mittlerweile bin ich seit drei Tagen wieder im Land. Mark war so freundlich und hat mir angeboten solange, wie nötig, bei ihm zu wohnen. Jetzt sitze ich in seinem Haus, er ist vor einigen Wochen umgezogen, am Computer und recherchiere via Internet nach potentiellen Jigsaw-Opfern. Die Liste ist eindeutig zu lang… Es gibt eindeutig zu viele, nicht-leben-liebende in Washington und näherer Umgebung. Ich habe schon den vierhundertsten gefunden… Seufzend stehe ich auf. Es ist schon dunkel? Wo bleibt denn Mark? Hoffentlich betrinkt er sich nicht wieder. Allerdings ist er, seit ich bei ihm lebe, so gut wie nie da. Wir haben zur selben Zeit Schicht, also kann es das auch nicht sein. Und wenn er mal heim kommt, riecht er nach Schmieröl und Latex. Keine Ahnung warum. Vielleicht hat er ne Freundin?

Ich steige die Treppen herab, um mir noch einen Kaffee aufzubrühen. Es ist so ruhig. Abgesehen vom regelmäßigem Ticken der Küchenuhr und dem dumpfen Summen des Kühlschrankes ist es totenstill. Schon unheimlich. Als sei diese Stille beabsichtigt. Reflexmäßig greife ich nach meinem Holster, doch von meiner Colt Python fehlt jede Spur.

"Was zum-?", ich haste hoch, in mein Zimmer, doch auf halben Weg bleibe ich stehen, "Komm Leila, wie alt bist du denn? Fürchtest dich vor Ruhe? Das ist doch nicht dein Ernst.", ich kehre wieder in die Küche zurück, widme mich wieder meinem Heißgetränk. Es ist schon merkwürdig: Ich habe mir damals, als ich das Erste Mal von diesem Jigsaw-Mörder gehört habe, gewünscht, dass meine Eltern, oder zumindest Seth Testobjekte werden. Naja. Damals war ihr Überleben selbstverständlich. Ich nippe an der braunen Brühe. "Ach, ja. Wie heißt es so schön? Sei vorsichtig mit deinen Wünsch-“

Ein Poltern lässt mich zusammenfahren. So heftig, dass meine Tasse auf den Boden fällt und in tausend Stücke zerspringt. Plötzlich wird es dunkel. Also ist doch jemand im Haus! Ich kann nicht einmal meine eigene Hand vor Augen sehen. Wo habe ich nochmal mein Handy hingelegt? Oder zumindest die Taschenlampe? Hektisch durchsuche ich meine Rocktasche… "Fuck", fluche ich kaum hörbar. Ist ja wieder typisch. EIN Mal braucht man es, und wo liegt es? Oben. Vorsichtig taste ich mich an die Treppe und versuche dort, so leise wie möglich diese hinaufzusteigen. Sie knarrt kurz. Ängstlich bleibe ich stehen. Lausche nach einer Bewegung. Auf einmal beginnt etwas zu lachen. Es ist künstlich, unheimlich und… nahe. Scheiß auf Stille! So schnell wie in der Finsternis möglich eile ich die Treppe hinauf. Autsch. An der vorletzten Kante bleibe ich hängen und falle den Rest hoch. Ein stechender Schmerz durchfährt mein Knie. Doch das ist mir jetzt egal. Rasch stehe ich wieder auf, renne weiter und schließe die Tür hinter mir. Kurz atme ich auf, während meine rechte Hand vorsichtig nach Taschenlampe und Handy kramt. Meine Ohren sind in Alarmbereitschaft. Da ist es! Ich schiebe den Slider hoch. 911? Nein. In Notfällen habe ich eine bessere Nummer. 555-918- ich höre etwas. Ein Atmen??? Er ist hier in meinem Zimmer??? Mit Schwung drehe ich mich um, bereit auf alles zu schlagen, aber… da ist keiner. Mein Mobiltelefon ist zumindest ein kleiner Lichtspender. Zitternd leuchte ich den Raum ab. Nichts. Nur ein dunkles Zimmer. Mein Zimmer. Erleichtert atme ich aus. Plötzlich packt mich jemand an der Schulter und bohrt etwas in meinen Hals. Ich kann einen kurzen Blick auf den Einbrecher werfen. Es ist ein Mann mit Mantel und … Schweinsmaske?

"Jigsaw…", mehr kommt nicht aus mir heraus. Das Telefon rutscht aus meiner Hand. Alles um mich herum wird schwarz. Nein, ich will ni-
 

Langsam wache ich auf. Dieser Traum mit dem Einbrecher war ziemlich real. Ich öffne meine Augen. Alles ist verschwommen. Erst nach und nach kann ich erkennen, wo ich bin. Ich bin nicht zuhause! Panisch schaue ich mich um. Das Zimmer ist ziemlich klein und dennoch bin ich angekettet. Vor mir steht ein Mann, Anfang fünfzig. Gelassen trinkt er eine Tasse Tee. Erst nach einer Weile schaut er auf, "Hallo Leila."

"Jigsaw."

"Nein, nein. Nenn mich John. Wir kennen uns. Vor zwei Tagen im Krankenhaus… Weißt du, warum ich dich hierher gebracht habe?", argwöhnisch mustern seine durchdringend, blauen Augen mich, während ich versuche gegen die Fesseln anzukämpfen.

"An deiner Stelle würde ich davon ablassen.", er packt einen Spiegel und platziert ihn vor mir. Ein Revolver ist vor meiner Brust. Dads Smith & Wesson!

"Wenn du dich zu sehr wehrst, drückst du noch ab. Außerdem habe ich dir eine Frage gestellt."

"Weil ich todgeweiht bin?"

"Nicht nur. Weil ich den Hass in deinen Augen sehe. Den Hass auf eben jene, die ihr Leben verschwenden. Wie beispielsweise Mark Hoffman. Du kannst deshalb nicht ruhig schlafen. Auch du trinkst dich regelrecht in den Schlaf, bloß mit anderen Mitteln."

"Sie meinen den Kaffee? Das ist eine Angewohnheit aus Europa-"

"Wo du von deiner Krankheit erfahren hast. Seit dem trinkst du zu viel Koffein, mit dem Wissen, dass diese tägliche Dosis schlecht für dein, sowieso schwaches Herz ist. Deine Bitten und Nachrichten, die du durch das Internet versuchst zu verbreiten, werden nicht gehört. Nicht von denjenigen, die es interessieren müsste. Ist das nicht frustrierend? So viele verschwenden ihr Leben und alle Leute stellen sich taub. Hast du dir nicht insgeheim gewünscht deine leibliche Familie in einem Spiel wiederzufinden? Dein Onkel ist ein Mörder und von deinen Eltern wirst du nicht ernst genommen. Ja, du bist ein regelrechtes Anhängsel für sie."

"Und doch gibt das kein Recht für Sie, sie zu testen! Wenn dies jemandes Aufgabe gewesen wäre, dann meine. Mein Konzept hätte besser gepas-", abrupt breche ich meinen Satz ab. Habe ich das wirklich laut gesagt? Klar, ich habe mir mal was ausgedacht, aber…

was soll denn das? Warum schaut er mich so an? Er… grinst?!?

"Willst du in deinem restlichen Leben etwas Sinnvolleres tun?"

Traurig schaue ich zur Seite. Wenn ich jetzt zustimme gibt es kein Zurück. Eigentlich ist es das, was ich mir gewünscht habe, aber… Mark… ich würde ihn die ganze Zeit belügen… die psychologischen Profile fälschen… mein restliches Leben wäre eine reine Schauspielerei. Ich müsste meine ganze Art ändern… Eine kleine Träne rinnt meine Wange herunter.

John versteht, "Versuch dich von der Apparatur zu lösen, um mir deine Entscheidung mitzuteilen. Dieses Gespräch hat nie stattgefunden, wenn du nicht willst, dass ich deinen Mitbewohner aufsuche.", ohne ein weiteres Wort verlässt er den Raum.

Wie soll ich von hier los kommen? Noch einmal werfe ich einen Blick in den Spiegel. Was ist nur mit mir passiert? Ich habe fast einen Pakt mit dem Mörder meiner Familie geschlossen!?!

Dieses Gestell… "Wenn ich mit meinem Oberkörper etwas zur Seite und runter gehen würde…", verzweifelt versuche ich meinem Gedankengang physisch nachzukommen. Jetzt ist der Lauf auf meine linke Schulter gerichtet. Weiter runter kann ich nicht. Meine einzige Chance… ich schließe meine Augen. Bitte lass es nicht zu sehr schmerzen…

Mit einem Ruck löse ich die Handfesseln von der Stuhllehne, betätige den Abzug. Doch… kein Schuss. Verwirrt nehme ich den Revolver in die Hand. Er ist nicht mal geladen. Also wollte John nur, dass ich zuhöre?

"Wir sind keine Mörder, Leila. Dieses Spiel wäre, wenn die Waffe geladen gewesen wäre, gegen die Regeln. Das wäre Mord gewesen."

Was??? Er ist wieder im Raum. Schnell stehe ich auf. Hinter dem Spiegel sitzt er. Er ist sichtlich zufrieden, "Willst du deine Talente fördern? Willst du Mark von seinem Alkoholproblem befreien? Willst du leben?"

Stumm nicke ich.

Der Krebsleidende erhebt sich, "Na dann sag ich mal, 'Willkommen im Klub'."

Hospital

Langsam komme ich wieder zu mir. Dieses Spiel… wer hätte gedacht, dass Ryan mich durch die Dropping Blanket Trap jagt. Wenigstens ist er durch das Gift gestorben. Nächstes Mal werde ich definitiv nicht bei einer solchen Aktion mitspielen…

Wo bin ich eigentlich? Verwirrt schaue ich mich um. Das St. Eustace Hospital? Was ist passiert, nachdem ich durch die Schmerzen meines gebrochenen Beines, ohnmächtig geworden bin? Vorsichtig drehe ich meinen Kopf zur Seite. Ein Mann mit Glatze liegt im benachbartem Bett, mit einem Krankenpfleger sprechend. Der Patient ist… John??? Kurz schaut der braunhaarige auf und kommt zu mir, "Du bist wach?"

"Sieht so aus.", lache ich trocken, "Was ist pass-?", ein Hustenanfall unterbricht mich. Blut ist im Auswurf.

Besorgt nimmt Zep ein Taschentuch, "Ein anonymer Anrufer hat uns benachrichtigt. Du warst in einer Jigsaw-Falle und hast, als Einzige, überlebt.", missmutig gleitet sein Blick an meinem Körper herab, bleibt an meinem linken Fuß hängen. An dieser Stelle ist das Laken blutig.

Aufmerksam beobachte ich ihn. Zep ist wirklich sehr nett. Er will den Menschen helfen. Sein einziges berufliches Ziel ist es, Arzt zu werden. Doch das wird wegen seinem weichen Herz niemals passieren.

"Werde ich irgendwelche bleibenden Schäden haben? Zep, bitte sag mir die Wahrheit. Mein Leben ist zu kurz, um belogen zu werden. Ich werde es so, oder so, herausfinden. Was ist mit meinem Bein? Warum fühle ich mich taub?"

Er schluckt. Trauer spiegelt sich in seinen Augen wieder. Er hat keine Schmerzen und dennoch fühlt er mit. Solche Menschen müsste es häufiger geben, "Lei, es tut mir unendlich leid. Wir konnte-."

"Zep, ich denke es ist die Aufgabe des behandelnden Arztes, der Patientin ihre Schäden mitzuteilen.", Dr. Lawrence Gordon steht in der Tür. Er ist Johns Onkologe. Obwohl ich nur von ihm gehört habe erkenne ich ihn, durch seine kalte Art und blonden gegelten Haare. Zielstrebig geht er auf mich zu, hält mir seine rechte Hand hin, "Miss Berret, mein Name ist Dr. Lawre-"

"Ich weiß wer Sie sind. Sie sind der Arzt, der meinen Zimmergenossen behandelt."

Er lässt seine Hand sinken,"Sie liegen richtig."

"Warum sind Sie hier? Es ist doch nicht Ihre Art mit Patienten zu reden, für die Sie nicht zuständig sind."

"Bei Ihrer Operation sind, nennen wir es mal Komplikationen aufgetreten. Ihre Erbkrankheit Mukoviszidose ist Ihnen bekannt?"

"Natürlich. Sonst würde ich wohl nicht mehr vor Ihnen liegen."

"Bei Ihrer Operation wurde auch gleich der Schleim aus Ihrer Lunge entfernt, als eine Anomalie auffiel. Deshalb wurde ich hinzugezogen. Sie haben einen NSCLC. Allerdings im frühen Stadium. So können wir Ihnen mittels einer operativen Intervention die einen vierzig bis fünfundsiebzig prozentigen Erfolg verspricht, zumindest noch fünf Jahre verschaffen."

Geschockt schaue ich ihn an, "Nochmal... ich habe … Lungenkrebs?"

"Einen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom, ja. Normalerweise könnte er in diesem Stadium vollständig entfernt werden. Doch dies ist wegen Ihrer Erbkrankheit nicht möglich.", nickt er zustimmend.

Ungläubig schaue ich ihn an. Wie kann er, bei solch einer Nachricht, so gelassen bleiben? Er hat meine Lebenserwartung um neun Jahre verkürzt. Ich werde mit einundzwanzig sterben? Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ein Klos steckt mir im Hals. Das Atmen fällt mir schwer. Bitterlich beginne ich zu weinen. Erst nach einigen Minuten finde ich meine Stimme wieder, "W…wann i…st die OP?"

"Der Termin ist auf Morgen angesetzt. Gleichzeitig können die Chirurgen Ihren, nicht zu rettenden, Fuß amputieren. Sie werden, solange Sie noch können, am Krückstock laufen."

Keine Antwort von mir. Als ich in Europa gesagt bekommen habe, dass ich nur dreißig Jahre alt werde, war das schon schlimm, aber es war ja in einer etwas weiter entfernten Zeitperiode, doch fünf Jahre...

Ich wende meinen Kopf vom Doktor ab, bin dadurch jetzt gezwungen zu John zu schauen. Bemitleidend betrachtet er, genauso wie Zep, das Szenario.

Gordon verlässt das Zimmer.

Plötzlich ist in mir eine unsagbare Leere, die von nichts und niemandem gefüllt werden kann. Also werde ich wirklich als Mitglied Jigsaws sterben, mit derselben Pein, durch die John jetzt schon geht. Vor einem Monat hätte ich nicht im Entferntesten daran gedacht, dass der Tod schon so nahe ist. Und dann noch mein Fuß. Vor mir liegt meine Welt in einem Scherbenhaufen. Schon immer musste ich diese merkwürdigen Tabletten schlucken und diese Übungen machen. Weder Mum, noch Dad haben mir gesagt warum! Dennoch, trotz des Wissens über meine tödliche Krankheit, haben sie mich immer vernachlässigt oder ignoriert...

Auf einmal wird es warm auf meiner Schulter. Ich schaue wieder auf. Es ist Mark.

"Ich habe alles mitbekommen. Das mit dem Stock bekommen wir schon hin."

"Aber nicht das grundliegende Problem.", erwiedere ich knapp.

"Wie fühlst du dich?", täusche ich mich, oder ist wirklich Sorge in seiner Stimme zu hören?

"Super.", was, oder besser gesagt, wie, soll man auf eine solche Frage antworten. Ich habe den Sarkasmus gewählt, "Ich kann nie Kinder haben, bin, wegen Jigsaw ein Krüppel und habe soeben erfahren, dass ich statt vierzehn, nur noch fünf Jahre zu leben habe. Aber sonst ist alles in Ordnung."

The Plan

Maskiert mit einer Schweinsmaske stehe ich in einem schäbigen, mit Medizinbücher vollgestelltem Appartment, geschützt durch die Dunkelheit des Kleiderschrankes. Gespannt lausche ich nach einer Bewegung. Nichts.

Wer hätte gedacht, dass ich nur sechs Monate nach meinen Operationen im Schrank einer künftigen Testperson warte. Trotz Krückstock bin ich doch recht gut zu Fuß. Die Einzige, wirkliche, Behinderung ist der Lungenkrebs. Wenigstens wissen nicht alle davon. Nur Mark, Zep, der neue (eigentlich Erste) Verdächtige im Jigsaw-Fall, Dr. Gordon und Jigsaw himself, John. Weder unser Neuzugang, ihr Name lautet Amanda Young, ein relativ unsympathischer Ex-Junkie, sie kann mich nicht sonderlich ab, noch meine Abteilung im MPD, noch Peter Strahm und dessen Abteilung beim FBI wissen von meiner... Krankheit. Am Tag meiner OP kamen die Special Agents Strahm und Perez zu mir und baten mich, die polizistischen Ermittler des Falls im Auge zu behalten. Nur für den Fall, dass einer von ihnen Jigsaw ist. Tja, Pech, dass sie gerade seine Gehilfin erwischt haben.

Sonst ist in dieser Zeit einiges, wenn auch nicht erfreuliches passiert: Steven Sing verstarb beim Versuch, John zu fassen. Dadurch ist David Tapp durchgedreht und observiert Lawrences Haus rund um die Uhr. Für die Fotos hat er Adam engagiert. Auch dieser ist eine tragende Rolle für unser Spiel: Doktor Gordon soll ihn töten. Wie hat John so passend formuliert, als ich die Stiftlampe mitgehen lassen sollte, um den Verdacht auf ihn zu lenken? 'Ein Heiler, der geheilt werden muss.' Allerdings. Zuerst soll er seine Gelassenheit, eher Kälte, gegenüber den Patienten verlieren. Außerdem geht er fremd. Und was passiert, wenn er es nicht schafft? Tja, da komme ich ins Spiel, wenn auch nur indirekt: Zep wird vergiftet. Dessen Ziel wird es sein, Alison und Diana, Gordons Frau und Tochter, zu erschießen, damit er das Gegengift erhält... Um ehrlich zu sein, Zep mit rein zu ziehen passt mir gar nicht! Ja, er hat einen unrealistischen Traum, den er zu erfüllen versucht, auf eine Weise, wie John es vor seiner Diagnose getan hat, aber dies tut er ja nicht für sich...

Ich seufze kaum hörbar. Unter dieser Latexmaske wird es langsam warm. Auch bietet das abgetragene Exemplar von Johns Mantel wenig abkühlung. Hop Zep. Komm jetzt. Ich will nicht noch Stunden war-

Ich höre etwas. Eine Tür schwingt auf. Schlurfende Schritte nähern sich meinem Raum. Er tritt ein, lässt sich aufs Bett fallen und schaltet das Fernsehgerät ein. Eine medizinische DVD läuft vom Zeitpunt des Ausschaltens weiter. Aufmerksam schaut sich der Pfleger diese an. Manchmal nickt er zustimmend.

So, jetzt bin ich an der Reihe. Ich wähle mit einem Wegwerfhandy die Festnetznummer dieses Appartments. Nach zweimaligem Tuten klingelt der Apparat im Flur.

Etwas genervt steht er auf, verlässt das Zimmer. Schnell schlüpfe ich aus meinem Versteck, schalte die Videokamera, welche mit dem Fernseher verbunden und im Schrank plaziert ist, ein, (man kann mich jetzt kurz in der Glotze sehen), lege das Handy auf das Bett, das Echo von seiner Stimme ist zu hören, und krieche darunter. Keine Sekunde später tritt Zep wieder ein. Sein erster Blick fällt auf das Mobiltelefon. Argwöhnisch nimmt er es in die Hand, tippt etwas ein, "Komisch."

Vermutlich ist er die Anruferliste durchgegangen. Dann wendet er sich um, bemerkt seine Aufnahme. Verwirrt hebt er, wie seine Abbildung im Fernsehn, eine Hand. Vorsichtig geht er zum Schrank, öffnet ihn. Meine Chance. Leise komme ich aus meinem Versteck heraus, husche hinter ihn und, bevor er mich richtig bemerkt, versenke die Spritze mit dem Betäubungsmittel in seinem Hals. Panisch schlägt er um sich, trifft mich hart an Kopf und Schulter. Die Maske fällt, genau wie mein Stock und ich selbst, auf den Boden. Plötzlich hat er eine Pistole in der Hand. Scheiße. Das ist die aus meiner Tasche! Drohend hält er sie an meine Schläfe, „Was hast du mir eben gespritzt?“

Anscheinend ist seine Sicht durch das Narkotikum schon eingeschränkt, sonst würde er mich sofort erkennen. Ruhig richte ich mich auf. Ich darf auf keinen Fall Panik zeigen, „Du kannst mich nicht töten, Mr. Hindle.“

„Was?“, er beginnt leicht zu wanken.

„Einzelheiten später. Am heutigen Tag wirst du deine Illusionen verlieren.“

Ohne ein weiteres Wort sinkt er auf den Boden. Sofort hole ich meine Tasche aus dem Schrank. Darin ist alles Notwendige für sein Spiel. Das Gift, das ich ihm gerade spritze, das Tape mit den Spielregeln und noch eine weitere Stoppuhr. Mit der Pistole, Mums umgebaute Dienstwaffe, hat er ja bereits Bekanntschaft geschlossen. Noch einmal schaue ich auf meine Armbanduhr, darauf bedacht diesmal wirklich die Zeit zu lesen. 3.24pm. Okay. Fix schnappe ich meine Sachen und verlasse die Wohnung. Hoffen wir mal, dass Zep seine Lektion lernt… Kurz halte ich im Flur inne, „Dann können die Spiele beginnen.“
 

Dieses Badezimmer ist unheimlich und dreckig und… habe ich unheimlich schon erwähnt? John steht vor mir. Verschmutzt diesen Raum noch etwas mehr, damit man sich nicht ganz so willkommen fühlt. Erst nach einer Weile bemerkt er mich, „Hallo Leila.“

„Hey. Ähm… mittlerweile müsste er aufgewacht sein.“

Langsam kommt er näher. Sachte fährt er mit seiner Hand über meine Stirn, „Er hat dich erwischt…?“

Reflexartig fasse ich mit meiner Hand an die Stelle, an der er mir einen heftigen Schlag verpasst hat, „Nur eine Beule. Als ich ihm die erste Spritze verabreicht habe, hat er wild um sich geschlagen… Bist du dir sicher, dass du dich mitten ins Geschehen legen willst? Wenn Adam wirklich die Schlüssel noch erwischt, dann kann es auch für dich ziemlich gefährlich werden. Spätestens, wenn sie entweder das Tape hören, oder Dr. Gordon dein Gesicht sieht. Sollte ich nicht lieber-“

John lacht, „Nein. Das bezweifle ich. Zumindest dein letztes Argument. Du wärst schon auffälliger, mit deinem Stock. Außerdem würdest du ersticken.“

Beschämt nehme ich den Eimer mit… Igitt… einer stinkenden braunen Brühe, ich kann mir schon denken, was es ist, und kippe sie in die Toilette, „Wir bräuchten so langsam mal einen männlichen Schüler. Lange können weder du noch ich so weiter machen. Und Amanda wird das nicht alleine bewerkstelligen können.“

Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Jigsaw. Und was soll das jetzt heißen? Gibt es einen weiteren Schüler, von dem ich noch nichts weiß? Unwahrscheinlich. Nach mir kam nur Amanda. Aber vor mir… wer? Vielleicht hatten die Agents gar nicht so unrecht… vielleicht ist wirklich noch ein Detective Klubmitglied. Doch warum sollte John mir das verschweigen?

„Ist-“

„Reiche mir bitte das FX. Wenn du willst kannst du helfen, ein herausgeschossenes Gehirn zu modellieren.“, ich kanns nicht glauben. Das Thema übergeht er einfach? Natürlich wusste er von dem Zweifel, der eben in mir aufkam. Obwohl wir uns erst ein halbes Jahr kennen, wissen wir, wohl durch unsere Verbindung, was wir denken, oder zumindest vermuten. Vor allem, weil wir beide gute Menschenkenner sind.

Schweigsam übergebe ich ihm das Döschen und beginne die Masse großzügig auf seinem Hinterkopf zu verteilen, während er sich (die schon geformten Bereiche mit eingeschlossen) mit Blut bepinselt. Er muss immerhin wie eine echte Leiche aussehen. Adam könnte den Unterschied vielleicht nicht erkennen, aber Doktor Gordon…

Plötzlich poltert es.

„Das ist wohl Amanda, die gerade den Spieler bringt.“, kurz schaue ich über meine Schulter. Genau in diesem Moment erscheint sie in der Tür und zerrt den leblosen Körper hinein. Natürlich humple ich zu ihr und bereite Lawrence für das Spiel vor. Ohne ein weiteres Wort geht sie wieder weg.

„Ihr mögt euch nicht?“, war das jetzt eine ernst gemeinte Frage?

Unsicher drehe ich mich um. Mit seinen durchdringend blauen Augen starrt er mich an.

„Naja. Wir sind uns in einigen Punkten nicht so einig. Ich denke sie sieht mich nicht direkt als Unterstützung, sondern eher… als Klotz am Bein. Oder sollte ich lieber Koltzbein sagen?“

„Die Zeit wird kommen, in der ihr gut miteinander auskommen müsst. Das wird nach meinem Ableben sein. Du fälschst weiterhin die Beweise und konstruierst die Fallen. Amanda wird sie bauen.“

„Dann wird sie aber auch …“, mit einer leichten Kopfbewegung weise ich auf meine Brust, „davon wissen müssen.“

„Immer mit der Ruhe. Im nächsten großen Spiel wird dein Geheimnis kein Problem sein.“

„Du planst jetzt schon das nächste? Ist das nicht ein wenig früh?“

„Deine Eltern wurden auch schon ein halbes Jahr vorher auserkoren.“

Dieses Thema ist immer noch mein wunder Punkt. Eine kleine Träne kullert meine Wange hinunter, „Du hast… meinen Onkel… Seth nicht getestet, stimmts?“

Keine Antwort. Doch das ist auch eine, meiner Meinung nach.

„Ich habe die Tatortfotos gesehen. Eigentlich hätte er gewonnen, aber dennoch wurde er … ja. Das war nicht dein Werk. Jemand hat seinen persönlichen Rachefeldzug auf deine Kosten ausgeübt.“

„Dieser Jemand wurde auch schon zur Rede gestellt.“

„A-aber, wer?“

„Das wirst du noch früh genug erfahren. Schluss damit.“, prüfend schaut er auf die Uhr. Ich tue es ihm gleich. Was? Es ist schon halb zehn? Dann müsste Amanda auch gleich mit Adam kommen.

Wie aufs Stichwort erscheint diese wieder in der Tür. Ich will ihr gerade wieder helfen, als mich John am Arm festhält, „Geh. Ich werde dir sagen, wie es ausgegangen ist. Du hast schon genug getan. Verbringe etwas Zeit mit deinem Onkel. Sie zerrinnt in deinen Händen.“

Doch ich will nicht gehen. Hier kann ich ehrlich sein und hier werde ich wie ein Mensch behandelt. Die anderen gehen mit mir, wie mit einer Porzellanpuppe um. Außerdem ist diese Scheinwelt da draußen ist nicht mehr mein zu Hause, „Kann ich nicht mit dem Schocker Wache hal-“

„Nein. Wenn du willst kannst du dir einige Fallen ausdenken, mehr aber nicht.“, mit einer leichten Handbewegung weist er Richtung Ausgang. Wiedewillig befolge ich seinen Wunsch, „Viel Glück.“

Winner

Schatten an der Decke. Noch einmal schaue ich auf meinen Wecker. 5.45am. Die Sekunden fühlen sich an, wie Minuten. Ich stehe auf. Ist doch nicht schlimm, wenn ich zumindest den Ausgang sehe. Die Einzelheiten erfahre ich später. Voller Elan schnappe ich mir meinen Stock, meine ‚Apprentice-Monitur‘ (ein Base Cap, der Terenzi Horror Nights, Lederhandschuhe und den alten Mantel) und ziehe mich um. Wahrscheinlich werde ich danach sofort aufs Revier fahren, also heißt das: Bluse, Rock, Blazer. So langsam kommt es mir so vor, als hätte ich nie etwas anderes getragen. Als John mich rekrutierte hatte ich auch sowas an. Und gestern… auch.

Vorsichtig öffne ich die Tür. Wir hatten im Haus ein Problem mit Insekten, meinte Mark. Deshalb wohnen wir in einer der Wohnungen, in denen normalerweise Kronzeugen Schutz finden. Ich höre ihn atmen. Sein Zimmer liegt genau meinem gegenüber, also hört er jeden Mucks. Schon früher ist er wegen jedem merkwürdigem Geräusch aufgewacht. Das bringt anscheinend das Polizisten-Dasein mit sich. Deshalb muss ich besonders vorsichtig sein. Fast wie ein Geist husche ich zur Wohnungstür, verlasse das Haus. Kühle Morgenluft strömt mir entgegen. Schon ein bisschen zu kühl. Es geht auf Winter zu. Ich laufe los. Alles scheint ruhig und friedlich. Als würde Hass, Neid, Trauer und Fremdgehen, sogar der Tod, hier nicht existieren. „Pah, Von wegen.“, murmel ich. Der Schein trügt. Ich weiß es am besten. Mum und Dad waren nicht einfach extreme Lügner. Nein. John hat mir alle seine Informationen gezeigt. Michael war ein zwanghafter Lügner, Psychopath und Neurotiker. Sarah ging ‚nur‘ öfter fremd. Aber, um ehrlich zu sein, war Seth der ehrlichste von meiner ganzen blutsverwandten Bagage… und Mark ist eigentlich auch ein potentielles Opfer. Sein Alkoholproblem, die Wut in ihm, alles passt. Wenigstens konnte ich, durch meinen Lehrer, ihn beschützen, wenn ich nicht mal mich selbst retten kann.

Scheiße. Genervt blicke ich auf den Boden. Mein Stock hat sich im Gullideckel verhakt. Na toll. Mit meinem ganzem Gewicht ziehe ich daran, doch ich bekomme ihn keinen Millimeter weiter heraus. Was soll ich machen? Mich bücken kann ich nicht. Das würde, durch das Verlagern Schwerpunkts, die Prothese verbiegen. Auch wenn ich nicht viel wiege, wäre das fatal.

„Kann ich dir helfen?“

Erschrocken drehe ich mich um. Ein Junge, etwa in meinem Alter, steht vor mir. Er ist etwas größer als ich, hat blonde, lockige Haare. Irgendwoher kenn ich ihn. Aber von wo?

„Alles in Ordnung?“, besorgt schaut er mich mit seinen dunklen Augen an. Sie verlocken zum hineinfallen.

„Äh, ja.“, gebe ich nach einer Weile zurück.

„Was ist passiert?“, er deutet auf den Stock, den ich eben total vergessen habe.

„Ich wollte einen Freund besuchen, aber habe nicht auf den Boden geachtet. Langer Rede kurzer Sinn, er hat sich verhakt. Bücken kann ich mich aber nicht. Das wäre Gift für die Prothese.“

Ohne ein weiteres Wort, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, beugt er sich hinab. Nach ein paar Sekunden ist die Gehhilfe wieder frei. Doch wir bleiben einfach nur voreinander stehen. Sein Blick fällt auf meinen linken Fuß, der im rechten Winkel zu meinem rechten steht.

„Ach das? Ich war selbst daran schuld.“

„Ich kenne dich.“, er mustert mich, „Du bist doch Leila Berret. Du arbeitest im Jigsaw Fall. Hast du nicht auch deinen Fuß dadurch verloren?“

Stumm nicke ich. Tja. So bleibt man halt in Erinnerung. Das jüngste Opfer des Puzzlemörders. Ja. Blos nicht als die Person, die wirklich in einem steckt, „Genau.“

„Also arbeitest du auch mit Eric Matthews zusammen? Wie ist er so?“

„Eric? Als Cop ist er besser als, als Vater… denke ich. Ich kenne ihn schon lange, aber über seinen Jungen, Daniel heißt er, spricht Eric nie. Wenn man ihm gewogen ist, kann er sehr menschlich sein. Glücklicherweise gehöre ich zu eben jenen. Er kann ganz schön gewalttätig werden. Warum fragst du?“

„Hat mich nur mal interessiert.“, er grinst gezwungen, gibt mir einen Zettel mit seiner Nummer, „Wenn du reden willst, können wir das gerne mal bei einem Kaffee machen. Ich muss jetzt aber los, bevor mein Dad merkt, dass ich nicht daheim bin.“, er dreht sich um und läuft die Straße weiter. Zum Abschied winkt er noch einmal. Genau wie ich.
 

Diese Begegnung mit dem Jungen… irgendwie fühle ich mich lebendiger. Dieses Gefühl hatte ich seit meiner Diagnose nicht mehr. Dabei kenne ich noch nicht einmal seinen Namen.

Im Schutz der Dunkelheit schlüpfe ich durch den Metallzaun, gehe den dunklen Kellergang entlang. Schreie sind zu hören, obwohl die Dead Line schon seit einer viertel Stunde überschritten ist. Plötzlich noch ein ein Schrei., „NNNEEEEIIIIIIINNNNN!!!“Das ist Adam! Da kommt jemand! Ich trete wieder zurück in den Schatten. Ein blonder Mann kommt angerobbt. Eine Blutspur zeigt den Weg, den er hinter sich gelassen hat. Hat er wirklich-? Okay… der Verlust eines Fußes ist ja keine Premiere von Jigaw… aber was macht er denn da? Vorsichtig tippt er an das Rohr, meinem Versteck gegenüber. Verstehe. Er zieht den Hosensaum nach oben. Der Stummel, an dem sein rechter Fuß einst war, kommt zum Vorschein. Mit solch einem Blutverlust wird er nicht mehr lange leben, deshalb schließt er die Wunde mittels einer… Verbrennung. Sein Schrei geht durch Mark und Bein. Lawrence, oder das was von ihm übrig ist, verliert das Bewusstsein. Sofort verlasse ich die Deckung, fühle seinen Puls. Er lebt noch. Gerade noch. Ich versuche ihn zum Wasserhahn zu ziehen. „Komm schon.“, doch das ist nicht so einfach. Auf einmal packen mich zwei Hände am Gelenk. Panisch drehe ich mich um. Ein blutverschmierter John steht vor mir, „Ich mach das.“, und schiebt mich etwas unsanft zur Seite. Er zerrt ihn an seinen Armen zu meinem Ziel. Ich lasse das Nass laufen und John bespritzt ihn damit. Langsam, ganz langsam, kommt der Doktor wieder zu sich.

„Herzlichen Glückwunsch, Dr. Gordon, Sie haben überlebt.“, als würde John ihn taufen, tröpfelt er Wasser über seine Stirn, „Leila, wir bringen ihn nach oben.“
 

Gesagt, getan. Es war zwar ziemlich umständlich, aber wir haben ihn in den ersten Stock gehievt. Zwar ist er bei Bewusstsein, aber sein Zustand ist weiterhin kritisch. Vorsichtig legen wir ihn aufs Bett. Sofort hole ich den Alkohol. Erstens ist dies eine gute Betäubung, zweitens ein noch besseres Desinfektionsmittel. Langsam wird ‚Larry‘ immer munterer. Natürlich. Die Wunde ist weitestgehend geschlossen, also wird das produzierte Blut wieder zurück zum Herzen geführt. John tupft den Stummel sorgfältig ab. Das schmerzt. Deshalb habe ich dem Testobjekt einen Beißring (und meinen Arm) angeboten. Beides wird, um den Schrei zu unterdrücken, regelrecht zerquetscht. Nach fünf Minuten ist der Spuk vorbei.

Erschöpft fällt er auf die Matratze zurück.

Hello

Larry hat sich als sehr nützlich erwiesen. Zwar verschwand er nachdem wir ihm seine Prothese aufgesetzt haben, aber nur drei Tage später kam er wieder zurück. Es lebe das Stockholm-Syndrom!

Wieder ist ein, relativ langweiliges, halbes Jahr ins Land gezogen. Von dem weiterem Schüler fehlt jegliche Spur. Momentan bin ich dabei, die Razor Box Trap fertig zu stellen. Nur noch die Klingen-

"Hach, ja. Bin mal gespannt, ob er wirklich heute Abend kommt." Ich hab ein Date. Okay, das ist zu viel gesagt. Wir sind für einen Kaffee verabredet und das nicht zum ersten Mal. Er heißt Dan. Wir verstehen uns wirklich gut. Unsere Themen reichen von Musik, über Zukunftsträume, bis hin zu den besten Kollegen. Er ist wirklich süß. Das beste ist allerdings, dass er ein guter Zuhörer ist. Vor allem stuft er mich nicht auf ein armes, wehrloses Mädchen herab... Immer wenn ich an ihn denke, flattern Schmetterlinge in meinem Bauch.

Fertig? Cool. Gut gelaunt lege ich meine Habe in die Tasche, die am Eingang steht. John hat mir erlaubt, wenn ich mit meiner Falle fertig bin, dass ich gehen darf. Also...
 

"Hey, Leila, wie geht's?", überglücklich steht er vor mir, der Jugendliche, der mir damals den Stock befreit hat.

"Hey, Dan. Ganz gut und dir?", wir setzen uns hin. Dieses Cafe ist wirklich hinreißend. Zwar klein, aber sehr gemütlich.

"Auch. Sag mal, kennst du Daniel eigentlich?"

"Ja. Blos haben wir uns seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich war zwölf... Glaube ich. Er muss schon ganz schön unter seinem Vater leiden."

"Aha."

"Sag mal... Warum fragst du die ganze Zeit nach Daniel und Eric? Du hast gesagt, dass du die zwei kennst, aber... Von dir hast du nichts erzählt. Nur sehr notdürftige Aussagen. Verstehst du? Unsere ganzen persönlichen Gespräche gehen über die Matthews, oder mich."

Kurz schweigt er, "Naja... Eric Matthews ist..."

Ein Handy klingelt. Na toll. Es ist meins. Ich nehme ab, "Was ist los?", John ist an der anderen Leitung.

"Ich weiß, du bist bei einem Date, aber ich bräuchte eine zweite Meinung."

"Kann nicht Aman-"

"Sie ist nicht da. Allerdings ist sie auch nicht qualifiziert genug. Sie hat nicht die architektischen Kenntnisse."

"...Okay... Ich komme.", ich klappe mein Mobiltelefon zusammen, stehe auf, "Sorry. Eine zweite Meinung wird gebraucht. Ich muss los.", ohne ein weiteres Wort verlasse ich das Lokal.
 

Wieder betrete ich das Trap House. Irgendwie habe ich das Gefühl, heute schonmal hier gewesen zu sein. Schnell ziehe ich meine 'Uniform' an, gehe in den Keller. John war dabei, den Ofen fertig zu verjigsawen, soweit ich weiß. Allerdings ist er nicht da, "John?", rufe ich zu Sicherheit noch einmal. Keine Antwort. Obis Test steht offen. Dann mach ich mich halt an den Mechanismus. Ich nehme kurzerhand den

Schraubenschlüssel. Hach, ja. Die Furnace Trap.

Plötzlich poltert es. Es kam von oben. Langsam, auf jedes Geräusch achtend, schleiche ich hinauf. Nichts. Vielleicht im Ersten Stock. Diese Treppe ist schwerer zu erklimmen. Gut. Manchmal ist der Stock eine Behinderung. Eine Tür fällt ins Schloss. Es hört sich an, wie die der Razor Box Trap. Okay... Diese Person kennt sich aus. Normalerweise wäre die Needle Pit Trap nähergelegen. Vorsichtig gehe ich den Korridor entlang. Dieses Haus kommt mir irgendwie bekannt vor...als hätte ich schonmal hier gewohnt...

Ich habe Angst. Wenn es dieser erste Schüler ist, kennt er mich nicht. Vielleicht hält er mich für einen Eindringling. Zitternd schließt sich meine Hand um den Knauf. Beruhige dich. Tief atme ich ein, drehe ihn. Laut quietschend öffnet sie sich. Ich trete ein. Mein Herz hämmert gegen meine Brust. Ich halte die Luft an-

Nichts. Alles ist so, wie ich es verlassen hatte. Nur liegt eine Klinge am Boden. Erleichtert gehe ich auf sie zu, hebe sie auf. Mein Gesicht spiegelt sich darin. Die braunen Augen haben sich im letzten Jahr verändert. Sie sind wie tot. Keine Emotionale Rühru-

Hinter mir ist etwas vorbeigehuscht. Ein Klicken und etwas hartes in meinem Rücken verstärken den Verdacht. Endlich begegnen wir uns.

"Falsche Adresse.", haucht er, kaum hörbar. Irgendwoher kenne ich seine Stimme, "Hände hoch."

Scheinbar ruhig handle ich wie befohlen. Das scharfe Stück Metall ist immernoch in meiner Hand. Er nimmt es. JETZT!!! Meine einzige Chance! Gekonnt drehe ich mich zur Seite, aus der Schusslinie, und schlage ihm die Pistole aus der Hand. Er war wohl nicht auf Wiederstand gefasst. Doch schnell hat er seine Fassung wiedererlangt. Er schlägt mit seiner Rechten zu. Ich blocke ab, muss aber wegen der puren Kraft in die Knie gehen. Das war aber nicht sein eigentliches Ziel. Mit einer flinken Fußbewegung schiebt er meinen linken zur Seite. Die Prothese knickt ein. Ich kann mich nur durch meinen Stock aufrecht halten. Den nimmt er mir natürlich auch weg. Kurz kann ich einen Blick auf ihn werfen. Sein Gesicht liegt im Schatten der Jackenkaputze. So wie meins durch das Base Cap aus Europa. Wütend packt er mich im Genick. Verzweifelt versuche ich von ihm loszukommen, trete, schlage um mich herum, aber er lässt nicht locker. Mit Wucht knallt er meinen Kopf gegen den Glaskasten. Ich spüre wie eine warme Flüssigkeit von meiner Stirn und aus meiner Nase rinnt. Langsam schwinden meine Sinne. Auch deshalb stelle ich mich ohnmächtig, lasse alle Muskeln schlaff herabhängen. Unsanft komme ich auf dem Boden auf. Direkt neben der Klinge. Ich nehme sie, während er wieder mit seiner Waffe auf mich zu kommt. Ich muss hier raus! Bedrohlich steht er über mir, im Glauben, ich kann mich nicht wehren. Weit gefehlt. Mit meiner ganzen Kraft ramme ich den Stahl in sein Schienbein, krieche davon. Wohin? Die Needle Pit ist eins nebenan. Das könnte ich noch schaffen. So schnell ich kann robbe ich zur nächsten Tür, öffne sie und drücke mich dagegen. Fluchend kommt er näher. Drückt gegen sie. Scheiße. Zu fest. Ich gebe nach, rolle ein wenig zur Seite. Ich kann sein schadenfrohes Grinsen sehen. Er hebt mich hoch, "Nein.", so stark wie möglich versuche ich mich zu wehren. Wie wild zapple ich, "Lass mich runter."

Langsam geht er auf die Grube zu, wirft mich hinein. Meine Mütze rutscht runter. Ich schreie vor Schmerz. Doch, hinter dem Unbekannten erscheinen drei weitere Gestalten. Eine sitzt im Rollstuhl, die andere schiebt diesen, und die dritte geht am Stock.

John fährt neben den Fremdling, "Mark, hol sie wieder raus."

Keine Reaktion. Meine Schreie sind verstummt.

"Du wirst es bereuen, wenn du es nicht tust."

Wiederwillig packt dieser mich an der Hand und zerrt mich raus. Sofort entfernt Lawrence die Spritzen. Mittlerweile ist mein Gesicht völlig frei. Langsam drehe ich meinen Kopf nach hinten. Der Erste offenbart sein Gesicht. Es ist... ich traue meinen Augen kaum, "M...Mark? Du?"

Kurz nickt er. Reue spiegelt sich in seinen Augen. Er wusste wohl genauso wenig wie ich, wer unser Gegenüber ist. Ohne ein Wort verlässt er den Raum.

Toxic (part 1)

Ich kann es kaum glauben. Der Bruder meiner Patentante ist der erste Schüler!Und das schlimmste: Er ist der Mörder meines Onkels. Ja, Seth hat Angelina getötet, aber er hat es wirklich bereut. Zumindest hätte er eine Chance verdient!

Eine kleine Träne rinnt meine Wange hinunter, auf die Tastatur meines Computers im MPD. Ich schreibe gerade einen Bericht über eine ehemalige Testperson Johns. Der Name ist unwichtig. Hauptsache, man konnte seinen Charakter durch die Aussagen seiner Kollegen gut analysieren.

Es klopft. Ich schaue aber nicht auf. Aus meinen Augenwinkeln kann ich erkennen, um wen es sich handelt. Wenn man vom Teufel spricht. Hoffman steht in der Tür, "Kann ich eintreten?"

Keine Antwort meinerseits. Stur tippe ich meinen Bericht weiter.

Er schließt die Tür und setzt sich mir gegenüber, "Leila, hör mir zu: Seth war ein Monster. Ich wollte dir, wegen deiner Krankheit nicht die Wahrheit sagen."

Ich reagiere scheinbar immer noch nicht. In Wirklichkeit koche ich aber vor Wut.

"Du kannst wieder kommen. Ich habe nichts dagegen-"

Jetzt reichts, mir platzt der Kragen, "Aber ich! Ich will nichts, ich wiederhole, gar nichts mit einem Mörder zu tun haben. JEDER hat eine Chance verdient. Töten ist etwas Menschenunwürdiges! Wie kann ich mir sicher sein, dass du mir nichts antust, wenn ich nicht nach deiner Pfeife tanze? Sags mir! Als ich dich fragte, ob du etwas mit Seths Tod zu tun hast, hast du Nein gesagt. Was soll ich dir noch glauben. Aber das Beste kommt noch: Wegen dir habe ich überhaupt mitgemacht. John meinte, dass du auch getestet werden solltest, aber ich kann ihn daran hindern.", Tränen treten in meine Augen, "Wenn du nicht gewesen wärst, würde ich nicht am Stock laufen.", abrupt stehe ich auf, packe den Ausdruck der Analyse in meine Ledermappe, schnappe meine Gehhilfe und verlasse ohne ein weiteres Wort den Raum. Ich glaube noch ein, Es tut mir leid, gehört zu haben, aber schon steht ein weiterer Kollege vor mir. Besser gesagt Kollegin. Besorgt mustert Allison Kerry mich, "Was ist los?"

"Nichts."

"Wirklich? Nach nichts, sieht das aber nicht aus."

"Naja... Ich habe vorige Nacht einiges über meine Familie herausgefunden. Details, die Hoffman mir verschwiegen hat."

"Die wären?"

"Dass es nicht nur einen Mörder gab.", kurz atme ich durch. Beruhige dich. Du kannst ihn nicht verraten. Geh einfach, Leila. Du musst dein Paket einwerfen, "Aber ich muss jetzt los.", mit einem Nicken weise ich auf die Mappe.

Sie versteht, "Also, wenn was ist, ruf ich dich an."

"Okay.", schnell drehe ich ihr den Rücken zu, laufe Richtung Aufzug, steige ein.

Es dauert nur eine kurze Weile, bis ich unten angekommen bin. Vor dem Revier ist ein Briefkasten. Dorthin gehe ich, werfe das Paket ein. Es ist an einen Freund adressiert. Einer, dem ich vertrauen kann.

Deprimiert fahre ich in mein neues Heim.
 

"-eila, Leila? Wach auf.", ruft eine Stimme aus der Ferne. Langsam kehre ich wieder in die Realität zurück. Ich schlage aber meine Augen nicht auf. Dieser vielversprechende Traum. Noch einen Moment will ich mit meiner Familie verbringen.

Doch weiß ich, wer vor mir steht: Allison. Besorgt rüttelt sie mich an meiner Schulter.

"Soll ich den Notarzt rufen?", das war jemand anderes. Doch nicht etwa-?

Schlagartig öffne ich meine Augen. Das ist nicht euer Ernst. Neben ihr steht Hoffman. Er hält das Handy in der Hand.

"Was ist passiert?", das ist das einzige, was ich, durch meine Wut hindurch, raus bekomme.

"Du warst gestern nicht bei der Arbeit.", sie mustert mich sorgfältig.

"Natürlich war ich. Wir haben noch miteinander gesprochen.", verwirrt schaue ich auf meinen Wecker. 6 Uhr.

"Das war vorgestern.", ihr Blick fällt auf meine Schlaftabletten, "Sag, hast du welche genommen?"

"Wie jeden Abend.", ich schiebe meinen Slider hoch. Was?!? Ich habe einen Tag verschlafen?, "Ähm, ich nehms zurück.", kurz schaue ich auf, "Was ist eigentlich los?"

Freudig wirft Kerry mit meinen Blazer entgegen, "Wir haben Jigsaw gefunden."
 

Die Autofahrt zum vermeintlichem Versteck Johns ist ziemlich ruhig. Glücklicherweise ist Mark wieder zum Police Department gefahren, um noch einmal die Akten durchzugehen. Aber wir bleiben im Kontakt. Bin eh gespannt, wo dieser Aufenthaltsort sein soll. Wir beide sind merklich aufgeregt. Ich schaue aus dem Autofenster. Obwohl... Diese Strecke kommt mir ziemlich bekannt vor... Sie führt geradewegs zur, "Wilson Steel Factory!", habe ich das laut gesagt?

Verblüfft lugt sie zu mir rüber, "Woher-?"

"Ein leer stehendes Gebäude, mit genügend Platz, um Fallen herzustellen und zu bauen. Wie seid ihr darauf gekommen?", John ist wohl wieder umgezogen...

"Eric ist das Logo auf Michaels Falle aufgefallen."

"Moment...Michael? Wie Spitzel Michael? Er hat ein Spiel gespielt?"

"Und verloren.", bestätigt sie, "Jigsaw hat Eric herausgefordert. Ihm ist das Zeichen auch aufgefallen.", sie tritt auf die Bremse. Das Einsatz-Team ist schon da. Unter anderem auch Riggs. Wir können uns nicht sonderlich ab. Er nimmt mich und meine Ideen nie ernst.

Die Alphas gehen rein. Wir lauschen über das Walkie Talkie mit, "Sicher. Wir gehen jetzt die Treppe rauf."

Vorsicht, das ist die Electrified Staircase.

Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, beginnt die Billy Puppe, die ich selbst prepariert habe, zu lachen.

"Was zum...", keinen Augenblick später knackt etwas verdächtig. Einer des Sturmtrupps beginnt zu schreien. Der Rest setzt, als wäre es ein Lied, kurz darauf ein.

Wir tauschen Blicke und stürzen hinein. Bis ich allerdings oben angekommen bin, hat sich ein Teil des Swat-Teams um den Schreibtisch versammelt. Eric und Allison stehen gerade bei den Computern. Ich komme gerade noch dazu, um die Monitore in abgedeckter Form

zu sehen. Wenn auch nur kurz. Er zieht das rote Tuch herab. Sechs Monitore kommen zum Vorschein. Sie zeigen das Nerve Gas House mit seinen verschiedenen Räumen. In einem, mit der Magnum an der Tür, sind acht Personen: Amanda(?), zwei weitere Frauen, ein Mann im Hoodie, einer im Anzug, ein Gangster, ich glaube er heißt Xavier, ein farbiger und... In der Ecke vor sich hin starrend... Nein. Dan! Im selben Moment meiner Erkenntnis prescht Matthews an mir vorbei, in die 'Küche'. Wenn das Spiel noch am laufen ist- Oh, Scheiße. Ich humple ihm hinterher.

"Was macht mein Sohn in einem dieser Bildschirme?", er beugt sich zu John herab, der in einem elektrischem Rollstuhl sitzt, auf die PCs deutend.

"Ich kann es nicht genau sagen“, erwidert dieser gelassen, "da ich schon länger keinen Blick darauf geworfen habe. Aber, wie ich Ihren Sohn kenne, sitzt er in einer Ecke und starrt Löcher in die Luft.", sein Blick fällt auf mich, "Hallo, Leila. Ich habe deinen Stock gar nicht gehört."

Ich verstehe, "S...sie?"

"Wir waren doch schon auf der Vertrauensbasis. Habe ich recht?"

Wütend schaut Eric mich an, "Woher kennst du dieses Schwein?"

"Wir haben letztes Jahr eine Zeit lang zusammen in einem Zimmer gelegen. Das war, damals, als ich mein Bein verloren hatte."

Zornig wendet er sich wieder an John, "Wo ist er?!?"

Dieser scheint es auf irgendeine Art zu genießen, "Ja, wo ist er? Das ist das Problem, das Sie lösen müssen, bevor es zu spät ist. Ich gebe uns etwas zwei Stunden, bis das Gas, das augenblicklich sein Nervensystem durchdringt, sein Gewebe zersetzt und er beginnt aus sämtlichen Körperöffnungen zu bluten.", er beginnt zu lachen, "Oh ja, es wird Blut fließen."

Die Farbe ist aus Erics Gesicht verschwunden. Er macht sich sorgen?!?, "Sagen Sie mir, wo er ist."

"Er ist sicher verwahrt."

Der Vater dreht sich um, seufzt laut und geht wieder zurück zu den Monitoren.

John will ein Spiel spielen? Reflexartig schaue ich auf die Uhr, an der Wand zur Rechten meines Meisters. 7.29 Uhr.

Er beginnt wieder zu husten. Tränen treten in meine Augen. Dan. Warum er?

"Willst du nicht weiterhin den treuen Hund spielen, Leila?"

Meint er damit etwa… Ich mache mit? Das ist jetzt nicht sein Ernst. Naja… wehren kann ich mich ja nicht. Ich mache es Eric gleich, der soeben an seinem Handy lauscht. Nach einigen Sekunden feuert er es in die Ecke, "Scheiße."

Mitfühlend lege ich meine Hand auf seine Schulter. Ich weiß, wie er sich fühlt.

"Da läuft ne Zeituhr ab.", diese Stimme… hob nee… Riggs. Er spricht etwas ins Funkgerät, verlässt den Bereich, "Das Sprengstoffkommando."

Weinend stehen wir zwei da. Auf die Bildschirme starrend…

Toxic (part 2)

Ich bin innerlich zerrissen. Dan liebt sein Leben. Warum also er? Wegen seinem Vater? Er meinte doch nur, dass dieser ziemlich schlecht in diesem 'Job' ist. Ich bin doch das beste Beispiel dafür, dass man nichts für seine Zeuger kann, also… WARUM?!? Eric denkt wohl genau so über seinen Sohn. Wo ist Daniel eigentlich? Ich kann ihn nicht sehen. Nachdem er eine Weile die Bildschirme beobachtet hat. Knallt er seine Faust auf den Tisch. Diese innerliche Zerissenheit und Hilflosigkeit… ihm gehts wohl nicht anders… Plötzlich stampft er an mir vorbei, wieder auf John zu, "Was wollen Sie?"

Schnell eile ich ihm hinterher.

'Jigsaw' nimmt die Sauerstoffmaske aus seinem Gesicht, "Ein bisschen Ihrer Zeit, Detective. Und auch von deiner, Leila. Auch ihr habt etwas gemeinsam, blos wisst ihr es nicht."

"Ich hab aber keine Zeit." Oh, Eric. Warum gehst du nicht einfach auf ihn ein?

"Sie haben gefragt, was ich wollte und ich habs Ihnen gesagt. Glauben Sie mir, Ihr Sohn ist in großen Schwierigkeiten."

Matthews' Blick spricht Bände. Eindringlich schaut er John an. Dieser erwidert seinen Blick. Ich selbst habe ihn gesenkt. Wie soll ich mich verhalten?

"Und was ist, wenn ich Zeit für Sie habe?", nervös geht der Detective auf und ab. Schaut kurz zu mir. Schweigsam nicke ich.

"Ich rede mit Ihnen zwei allein, alle anderen müssen verschwinden."

"Unmöglich.", ich habe meine Stimme wieder gefunden. Okay, ich mache mit.

"Sie müssen nicht das Gebäude verlassen. Nur diesen Bereich hier. Solange, bis ich mit Ihnen geredet habe. Wenn Sie das einrichten können werden Sie Ihren Sohn, und du deinen Freund, wieder sehen."

Oha. Das hat ihn nur noch aggressiver gemacht, "Wenn ich meinen Sohn nicht wieder sehe, schwöre ich, dann reiß ich Ihnen, mit blosen Händen, den Kopf ab."

Darauf schüttelt John nur den Kopf, "Denken Sie ich mache mich über Sie lustig, nur weil ich Krebsleidig bin? Mit welchen Schmerzen können Sie mir da noch drohen."

Wieder geht Eric weg. Doch ich bleibe. Wenn er schon seinen Sohn nicht retten will, dann beschütze ich zumindest meinen Freund. Schweigsam setzte ich mich auf einen Stuhl. Er grinst, "Damals warst du auch sofort dabei, dein Spiel zu spielen. Blos hängt heute nicht dein Leben daran. Wenn dieses Spiel vorbei ist, wird sich vieles verändern."

Keine Antwort. Ich schaue wieder auf meinen linken Fuß, "Diese Falle war damals nicht für mich gedacht. Welche haben Sie für mich geplant?"

"Andy hat dich durch die Dropping Blanket Trap gejagt, ich weiß. Du hättest ihn einfach nur töten müssen. Kannst du dich noch an das Band erinnern? Einer, oder eine von Euch passt nicht ins Profil. Doch damit ihr hier wieder raus kommt, muss diese Person zu einer von euch werden. Werdet ihr den Fehler erkennen? DU warst die Anomalie. Allerdings hast du ihn ja mehr oder weniger getötet, als er dein Bein festgehalten hat und dich wieder zurückziehen wollte. Du hast ihn zerquetschen lassen und ein Gegengift erlangt. Dadurch wurdest du zu einer Überlebenden. Zur EINZIGEN Überlebenden."

"A…also war es unabdinglich, dass ich jemanden töte?"

"So ist es."

"Aber warum? Warum ich?"

"Das weißt du genau."

"Ab-"

Genau in diesem Augenblick erscheint Eric wieder. Riggs gibt den Befehl, dass die restlichen S.W.A.T. Mitglieder abrücken sollen. Also kann das Spiel beginnen.

"Okay.", als wäre er eine Zielscheibe streckt Matthews seine Arme zu beiden Seiten. Eric trägt weder Schutzweste, noch Polizeimarke, "Dann reden wir."

"Setzen Sie sich, Eric.", mit einem Nicken weist der 'Gameleader' auf den freien Stuhl zu meiner rechten.

Er setzt sich.

"Machen wir drei ein Spiel. Die Regeln sind ganz einfach: Sie müssen nur hier sitzen und mit mir reden... und mir zuhören."

Just in diesem Moment kann ich aus meinen Augenwinkeln sehen, wie der Vater vorsichtig ein Funkgerät nimmt, das er vorher hinter seinem Rücken versteckt hat, und es hinter sich auf den Boden stellt.

"Wenn Sie das lange genug durchhalten werden Sie Ihren Sohn gesund und wohlbehalten wieder sehen. Wir haben uns noch gar nicht richtig vorgestellt: Ich bin John."

"Wie wäre es, wenn ich Sie Jigsaw nenne?"

"Nein. Die Medien gaben mir diesen Namen. Ich selbst wollte ihn nie. Wissen Sie, warum ich meinen Testpersonen das Puzzlestück herausschneide?"

"Woher, John?"

Er schaut mich an, "Du musst es wissen. Erleuchte Detective Matthews. Du hast ja etwas Ähnliches."

Beschämt ziehe ich meinen rechten Ärmel hoch. Auf der Innenseite meines Handgelenks prunkt ein Puzzlestück. Besser gesagt ein Tatoo. Es sieht aus, als wäre es aufgenäht worden, "D…diesen Opfern hat etwas lebenswichtiges gefehlt. D…der Wille zu Leben. Ich hatte ihn verloren, aber wieder gefunden… Nach dem Tod meiner Eltern…"

"Das ist ja furchtbar interessant, John. Aber augenblicklich würde ich lieber über das rede-", er scheint es nicht begreifen zu wollen…

"Wir waren noch nicht fertig. Und Sie hören nicht zu.", wieder weißt ihn John zurecht

Keine Antwort. Nur ein genervtes Verdrehen der Augen.

"Vergessen Sie die Spielregeln nicht."

"Ich höre Ihnen zu. Doch was ich von Ihnen höre ist wieder nur Schwachsinn und Bullshit, wie es immer passiert, wenn ich krankhafte Arschlöcher wie Sie vernehmen muss."

"Eine interessante Auffassung von Polizeiarbeit. Haben Sie nicht die Aufgabe mich davon zu überzeugen, dass Sie mein Freund wären? Damit ich mich in einem Gefühl trügerischer Sicherheit wiege und mich Ihnen anvertraue, Detective?"

"Is nicht so leicht, das Lehrbuch zu befolgen, wenn Sie meinen Sohn haben."

"Das Lehrbuch, sagen Sie?", interessiert beugt sich mein Lehrer nach vorne, "Was würden Sie denn eigentlich mit mir tun? Vor fünf Jahren etwa, hätten Sie da das Lehrbuch befolgt, ja? Oder mir lieber die Zähne mit der Taschenlampe eingeschlagen?"

Er schluckt, "Sie… Sie scheinen ja ne Menge über mich zu wissen."

"Ich weiß, dass man Sie für einen Cop hielt, der Gefahren nicht fürchtete.", John nimmt den Becher, der vor ihm steht, in die Hand, "Und fühlen Sie ich jetzt weniger gefährdet, wenn Sie hinter einem Schreibtisch sitzen können?"

"Ich fühle sehr vieles hier am Tisch."

"Aber Sie fühlen sich auf jedem Fall lebendig. Und darauf kommt es an… Würden Sie so freundlich sein und mir ein Glas Wasser holen?"

Eric zögert. Stattdessen mustert er den, zu ihm ausgestreckten, Arm, welcher einen leeren Plastikbecher mit Strohhalm in seine Richtung hält.

"Glauben Sie mir, Ich wüsste das sehr zu schätzen. Leila hat ein Problem mit ihrem Fuß, deshalb bitte ich Sie.", seine Hand beginnt zu zittern.

Nach einer kurzen Weile nimmt der Hemdträger ihn und füllt ihn mit Leitungswasser.

Dankbar trinkt John daraus, "Der Wille zu überleben ist unabdingbar, oder Leila?"

"Ja.", mit dieser Antwort ziehe ich wieder einen vernichtenden Blick auf mich.

"Dann hol bitte mal die Akte auf dem braunen Schreibtisch."

Unsicher stehe ich auf. Tue wie befohlen.

Vor mir stehen Kerry und Riggs. Sie streiten sich. Er ist wohl dagegen das Spiel weiterhin zu verfolgen. Stattdessen will er wohl etwas anderes ausprobieren. Doch als ich dazu komme sind sie still.

"Was meint er damit?", fragt sie.

"Ich weiß nicht.", schnell nehme ich die Akte, sie ist relativ dick, und kehre wieder zurück.

Toxic (part 3)

Eric ist außer sich vor Zorn. Wütend knallt er seine Faust auf den Tisch, mal wieder, "Verflucht, was wollen Sie?"

"Es ist nicht leicht die Fassung zu bewahren, wenn man den Sohn auf dem Monitor herumgehen sieht, hm?"

"Ich kann Ihnen nicht geben, was Sie wollen, wenn ich nicht weiß, was Sie verlangen."

"Ich sagte doch, was ich will und wie meine Spielregeln lauten."

"Nein, Sie sagten, Sie wollen nur reden, dann Sie wollen nur spielen, nur was Sie sagen ist VOLLKOMMEN SINNLOS!"

Ich setze mich wieder.

"Womit kann man Krebs heilen, was denken Sie, Eric?"

"Was?"

"Ein Heilmittel gegen Krebs?"

"Nein."

"Kennen Sie eins?"

"Nein. Ich kenne keins. Aber es ist bestimmt nicht andere zu seinem perversen Vergnügen qualvoll zu töten."

"Nie im Leben habe ich jemanden getötet. Sie haben alle ihre Wahl getroffen, oder Leila?", wieder schaut der Pulloverträger mich an.

Ich nicke.

Er wendet sich wieder dem Hauptspieler zu.

Dieser versucht, so gut es geht, seinen Zorn zu unterdrücken, "Wenn man jemanden dazu zwingt sich selbst umzubringen ist das auch Mord."

"Seit wann haben Sie ein Problem mit Zwang? Warum wollen Sie Ihren Sohn um jeden Preis wieder haben."

"Weil er mein Sohn ist."

"Was waren Ihre Abschiedsworte, als Sie ihn zuletzt gesehen haben?"

Keine Antwort. Was es auch war, freundlich wars anscheinend nicht.

"Mir scheint das bevorstehende Wissen um den Tod Ihres Sohnes ist das, was Sie zum Handeln antreibt."

Verzweifelt schüttelt Eric den Kopf. Weint er?

"Warum muss erst ein Leben in Gefahr geraten, damit es zu einer Handlung kommt?"

Er wischt sich die Tränen aus dem Gesicht, "Ich hab meinen Sohn schon immer geliebt."

"Aber jetzt hat sich daran etwas geändert. Die Erkenntnis der Sterblichkeit ändert alles. Wenn ich Ihnen heute den Tag und die Stunde Ihres Todes voraussagen würde, dann würde sich die Welt für Sie in sich zusammenstürzen. Ich kenne das.", erst jetzt beachtet mich John wieder, "Öffne diese Akte und lese bitte den Inhalt vor."

Zitternd mache ich es, "Die Patientin… hat eine Lebenserwartung von etwa vier Jahren. Der NSCLC konnte weitestgehend behoben, doch nicht vollständig, wegen ihrer Erbkrankheit Mukoviszidose, entfernt werden. Sie…", ich halte inne. Das ist wirklich…

"Ja? Was ist, Leila?"

"Das ist meine Krankenakte, hab ich recht?"

"So ist es. Wie fühlt sich die Erkenntnis an, dass du nicht einmal eine Familie haben kannst? Das du an Krebs sterben wirst? Das du einmal so gezeichnet von der Krankheit sein wirst, wie ich?"

Ein Klos steckt in meinem Hals. Das ist mein weher Punkt, "Nicht gut."

"Und dennoch willst du weiterspielen? Dein Dan ist kein geringerer, als der Sohn deines Kollegen hier."

Verwundert schaue ich diesen an und er mich. M…mein Freund ist wirklich… Nein… nur weil er nicht sagen konnte, wer sein Vater ist… Ich beginne zu weinen…

"Ja. Das ist traurig. Er hat schon einige Andeutungen gemacht, doch auch du hast nicht darauf geachtet. Stattdessen hast du ihm dies zum Vorwurf gemacht… Jetzt weißt du, wie es ist zu sterben… wie es sich anfühlt, wenn die Uhr abläuft…im Bruchteil einer Sekunde geht ein Riss durch die Welt…alles sieht plötzlich anders aus…alles riecht anders…alles fühlst du intensiver, egal ob es ein Schluck Wasser, oder ein Spaziergang im Park ist…"

Auch mein Mitspieler ist am Ende, "John, die Uhr läuft ab."

"Die Meisten leben in Unwissenheit darüber, wann die Uhr abgelaufen ist. Und die Ironie ist: Deshalb leben sie gar nicht erst richtig. Zum Beispiel trinken Sie einen Schluck Wasser, aber Sie nehmen den Geschmack nicht wahr."

"Sie können das noch hinbiegen, John.", sein Tonfall wird immer mehr zu einem Flehen.

"Ja, aber wie können wir Sie hinbiegen?"

"Mich?"

"Ich bin nicht mehr zu biegen. Leila auch nicht. Wir beide sind todkrank."

Voller Sarkasmus lacht er vor sich hin, schüttelt währenddessen den Kopf, "Sie entschuldigen mit dem Krebs alles, was sie tun."

"Nein. Ich habe mein Werk nicht begonnen, weil ich Krebs hatte. In dem Moment, als ich versuchte mein Leben zu beenden, erkannte ich meine Aufgabe. Sie gab mir einen neuen Inhalt und Sinn. Ich hatte versucht meinem Leben ein schnelles Ende zu bereiten. Ein Fehlschlag. Mein Körper war zu schwach sich der Krebszellen zu erwehren, doch stark genug den Sturz über eine Klippe zu überstehen. Und zu meiner Verblüffung lebte ich noch immer. Ich beschloss den Rest meiner Tage damit zuzubringen, die menschliche Natur zu erforschen. Verstehen Sie das jetzt, Eric?"

Das wusste ich nicht. Verblüfft, zugleich auch deprimiert starre ich ihn an, im Gegensatz zu dem Vater von Daniel.

Er hat seine Hände um Mund und Nase gelegt. Sein Blick ist gesengt, "Wenn Sie etwas gut machen wollen, tun Sie es jetzt. John, sagen Sie, wo mein Sohn ist und ich helfe Ihnen."

"Ich brauche keine Hilfe. Und Sie haben mich noch immer nicht verstanden. Leila schon, aber Sie nicht: Wer das Leben nicht zu schätzen weiß, verdient nicht zu leben."

"Mein Sohn weiß seins zu schätzen."

"Wissen Sie aber Ihres zu schätzen? Und das Leben Ihres Sohnes?"

Wieder macht sich Zorn in seinen Augen bemerkbar, "WAS SOLL DIE SCHEIßE?!?“, die Faust donnert wieder auf den Tisch, er steht auf und geht wieder weg. Ich bleibe. Wenn Eric das Spiel verliert, und ich gewinne, geschieht Daniel trotzdem nichts. Eric vielleicht, aber Dan nicht.

"Du hast gute Chancen zu gewinnen. Doch wenn Eric verliert, verlierst du auch."

"WAS?", geschockt springe ich auf.

"Nichts wird so sein, wie du es kanntest. Immer mehr werden fallen und du kannst nichts dagegen tun."

"Wie-"

Plötzlich knallt etwas auf den Tisch. Skizzen und Zeichnungen diverser Fallen. Eric steht neben mir, beginnt eine, nach der anderen zu zerreißen. Er wirft immer mehr auf die Aluminiumplatte. Teilweise muss ich mich ducken, damit ich nicht getroffen werde.

"Sie erreichen keine Verurteilung, wenn Sie die Beweise vernichten.", John bleibt ganz gelassen, im Gegensatz zu mir. Verängstigt sitze ich wieder auf meinem Stuhl, "Eric, hör auf."

Keine Reaktion. Er macht munter weiter, "Diesen ganzen Scheiß brauch ich dafür nicht."

"Dann machen Sie weiter.", täusche ich mich, oder war das ein kurzes Lächeln auf meines Meisters Lippen?, "Zerstören Sie es."

"Das werde ich.", eine weitere Akte fällt vor mich.

"Aber das Leben Ihres Sohnes werden Sie damit nicht retten."

"Wenn Sie ihn töten, töte ich Sie."

"Dann nur zu…"

Noch eine Kiste.

"...Worauf warten Sie? Wir wissen alle drei, was für ein Mensch Sie sind."

Matthews schickt auch noch den letzten Sicherheitsbeamten weg, "Raus hier.", also stehe, im Fall der Fälle, nur ich zwischen den zwei…?!?

"Sie sind ein Mensch, der einen Verdächtigen niederschießt, der unbewaffnet ist. Ein Mensch, der Beweise manipuliert und unterschiebt, damit er seinen Fall abschließen kann. Genau der Mensch, der von seiner Frau verlassen wird und dessen Sohn ihn hasst."

"HALT DEINE BLÖDE SCHNAUZE!!!", endlich hat er damit aufgehört.

John nickt nur noch.

Weitere Leute erscheinen. Das Tech-Team.

"Ah, das Technikerteam ist eingetroffen. Gerade noch rechtzeitig.", mit einer Kopfbewegung weist der Krebsleidende richtung Eingang.

Drohend nah kommt der Cop ihm, hebt seine Hand, "Es wäre besser für Sie, wenn Sie erfolg haben.", und senkt sie wieder, bevor er uns den Rücken zudreht und im Begriff ist zu gehen.

"Ich habe Ihnen noch etwas zu sagen, Eric."

"Ich will nicht länger zuhören."

"Dann zeige ich Ihnen nur noch etwas. Leider dürfte es mir etwas schwer fallen, es selbst zu holen, aber vielleicht können Sie ja Ihre Mitarbeiter bitten, die uns über das Walkie Talkie zuhören, es uns zu bringen. Okay? Im mittleren Schreibtisch, mittlere Schublade.", langsam macht sich ein Grinsen auf seinen Lippen breit.

Eric geht weg.

Doch er redet weiter, "Sie erinnern sich an diese Menschen bestimmt nicht, aber die werden sich sicher an Sie erinnern. Sie haben in all diesen Fällen die Verhaftungen vorgenommen. Und Sie waren es auch, der die nötigen Beweise unterschoben hat, um eine Verurteilung zu erreichen. Sie brachten Sie hinter Gittern. Ihr Sohn spielt ein Spiel mit lauter Leuten, die Sie nicht allzu sehr mögen, Detective. Es wäre zu dumm, wenn sie herausfinden würden, wer er eigentlich ist.", er lacht. Es ist schadenfroh. Eine weitere Träne rinnt meine Wange herunter, während das kalte, leblose Echo meines Retters verhallt.

Toxic (part 4)

Schweigen. John begutachtet das hinterlassene Chaos und meine Haltung, "Du würdest zu gerne wissen, wie das Spiel endet, nicht wahr?"

Ich nicke. Daniel. Amanda, bitte hilf ihm…

"Bald ist es vorbei. Dann wirst du schon sehen... Ah, Detective.", er schaut auf.

Unglaublich zornig schreitet Eric auf uns zu, wirft den Tisch um. Er wird doch nicht???

In diesem Moment packt er John am Kragen seines Mantels, "Du Mistkerl, wo ist er?", und wirft ihn an eine mit Regalen vollgeschraubte Wand.

"Eric, Nein!", panisch stehe ich auf, versuche ihn festzuhalten, doch er stößt mich unsanft zur Seite. Nun liege ich auf dem Boden, kann nicht mehr aufstehen.

Allison versucht ihn durch die Gitterstäbe zu beruhigen, doch weit gefehlt. Wieder zieht er John hoch und beginnt ihn zusammen zu schlagen.

Ich muss ihn aufhalten. Ich krieche zu seinem Fuß, "Hör auf" und halte ihn fest. Ein Fehler. Er tritt mir in Gesicht. Sofort strömt Blut aus meiner Nase.

Er schleudert meinen Meister in die nächste Ecke. Das ist unfair. Ein Rollstuhlfahrer… Wankend bleibt dieser dort stehen. Verachtung liegt in seiner Stimme, "Jetzt dauert es nicht mehr lange und Ihr Sohn pisst Blut."

Jetzt provozier ihn nicht noch weiter, "Nein. Eric. Er will dich nur aus der Fassung bringen. Beruhige dich.", ein weiterer Tritt. Diesmal in meine Seite. Wutentbrannt packt er Johns rechten Zeigefinger, dreht ihn nach hinten um. Dieser Schrei. Es tut mir so leid. Ich kann nicht helfen. Noch einmal ein Schlag in Jigsaws Rippen. Und noch einer.

"Das ist wohl der Eric Matthews, dem man einen Orden verliehen hat.", und er wird auf den Boden geschleudert. John liegt neben mir. Ein Tritt in die Magengegend. Noch einmal verpasst er ihm einen Kinnhaken.

Schnell schnappt sich Eric das Funkgerät, schaltet es aus, "Kein Mensch hört dir mehr zu, du blödes Arschloch." und setzt sich neben ihn. Plötzlich bringt er eine Pistole zum Vorschein.

"Nein.", ich halte meinen Kollegen an der Schulter. Kurzerhand bricht dieser mir den Arm. Jetzt muss ich selbst schreien.

Alles sehe ich nur noch durch einen grauen Schleier. Wie Eric seine Dienstwaffe in Johns Mund steckt.

Er versucht etwas zu sagen.

"Was?"

"Game Over. Ich zeige Ihnen, wo das Haus ist."

Der Detective lässt von ihm ab, hieft ihn wieder hoch, "Du zeigst es mir auf der Stelle."

"Aber ich werds nur Ihnen zeigen. Niemandem sonst."

Kurz zögert Eric, "Einverstanden. Wir fahren dort hin.", er steckt die Waffe wieder hinter seinen Hosenbund, "Wie kommen wir hier raus?"

"D..die Steuerung da an der Wand. Machen Sie schnell. Wir haben nicht mehr viel Zeit."

Rasch drückt er den Knopf. Wir fahren runter.

Dort angekommen verfrachtet der Cop John rasch in einen Transportwagen und sie fahren davon. Ich liege immer noch am Boden, halte meinen rechten Arm. Das Spiel ist vorbei. Er hat verloren. Langsam versuche ich mich aufzurichten, doch das ist leichter gesagt, als getan. Mein Stock liegt bei Kerry. Ich humple aus der Einfahrt heraus, um die verlassene Fabrik herum. Alles zieht sich etwas...

Endlich, die Treppe! Mit meiner linken Hand ziehe ich mich am Geländer nach oben. Dort steht Allison, besorgt, über die Bildschirme gebeugt, "Riggs, ich sehe Sie nicht."

Schnell komme ich dazu.

"Wo sind Sie genau?"

Als Antwort erhalten wir ein angehaltenes Bild auf den Monitoren.

"Eine Videoaufzeichnung?", das ist das Einzige, was ich durch die Überraschung und die Schmerzen heraus bekomme.

Plötzlich piept etwas. Der Timer an der Kiste. Sie öffnet sich und...

Ich traue meinen Augen nicht. Zusammengekauert sitzt Daniel darin, eine Sauerstoffmaske auf sein Gesicht pressend.

"Dan? Oh, Danny?", wieder weine ich, aber dieses Mal aus Erleichterung. Ich sinke auf meine Knie. Danke John.
 

Ich mag Krankenhäuser nicht. Sie sind unheimlich. Doch heute ist es anders. Nachdem ich untersucht (und mein Arm eingegibst) wurde, will ich noch etwas länger bleiben. Langsam humple ich den Gang entlang, zum Zimmer 159. Daniels' Zimmer. Er hat sich weitestgehend erholt und wir haben uns wieder versöhnt.

Ich klopfe, öffne die Tür.

Da liegt er. Seine Mutter sitzt neben ihm. Beide schauen auf.

"Hey."

"Lei, wie geht’s?", langsam richtet er sich auf.

"Das müsste ich dich doch fragen."

"Sag, was ist passiert, als ich in der Kiste war."

"Kurz, Jigsaw hat ein Spiel mit deinem Vater und mir gespielt. Nach einer Weile verlor Eric die Fassung und begann John, der im Rollstuhl sitzt, zusammen zu schlagen. Hab versucht ihn aufzuhalten, da die Regeln lauteten: Machen wir drei ein Spiel. Die Regeln sind ganz einfach: Sie müssen nur hier sitzen und mit mir reden... und mir zuhören. Im Eifer des Gefechts hat dein Dad mir den Arm gebrochen...", mit einem Nicken weise ich auf den Gips, "Tut mir echt leid."

"Das wird schon.", dennoch wirken seine Augen glasig. Hätte ich das nur gewusst...

Es klopft, Lawrence tritt ein, "Miss Berret, da sind Sie ja."

Ich schaue auf, "Was ist los? Wo brennts denn?"

"Würden Sie bitte kommen. Ich würde mir gerne ein Ohr leihen."

Gemeinsam verlassen wir das Zimmer. Nachdem ich die Tür geschlossen habe, lache ich, "Würdest du dir nicht lieber meinen Fuß leihen?"

Er lacht, "Nein. Dann sitzt du ja noch früher im Rollstuhl. Es geht um, du weißt schon was. Wo ist er?"

"Eric ist... Im Nerve Gas House. Im...Badezimmer. Von John habe ich nichts mehr gehört."

"Willst du nicht mal Hoffman fragen? Der weiß es bestimmt."

"Du hast gesehen, was er mir angetan hat. Ich kann ihm nicht mehr vertrauen... Ich habe angst, etwas falsches zu machen und daraufhin von ihm getötet zu werden."

"Das wird er nicht.", mitfühlend legt er seine Hand auf meine Schulter, "Um seiner Schwester willen. Zieh wieder zu ihm zurück."

Ich sage nichts. Larry hat schon recht... Aber ich kann ihm nicht vertrauen. Er hat meine einzige Familie...doch, wenn alle Stricke reißen, ist Peter noch da... Nach einer Weile nicke ich.

"Dann kanns ja weiter gehen."

This is the Life

"Fuck!", schreie ich geladen, "Das ist nicht dein Ernst?!?", und werfe den nächstgelegenen Gegenstand, die Reverse Bear Trap, nach ihm. Wer? Kein Geringerer als Adam Stanheight-Falkner. Dieser weicht gerade noch rechtzeitig aus. Mit einem lauten Scheppern landet Amandas Test auf dem Boden und springt auf.

"Ich dachte du wärst tot!!!"

Sich ergebend hebt er seine Hände, "Was dachtest du, wer diese Stalkerfotos schießt, hm?"

"Mal du auf keinen Fall.", wieder fliegt ihm etwas über, "Und dieses Kommentar nimmst du auf der Stelle zurück!"

"Warum? Du siehst und bist Detective Hoffman wirklich ziemlich ähnlich."

"NIEMALS!!!", jetzt ist es meine Ledermappe, "Dieses Monster hat keine, ich wiederhole, keine Ähnlichkeit mit mir. Ich bin kein-"

"Scarlet, beruhige dich.", unterbricht mich eine Stimme. Erschrocken zucke ich zusammen, drehe mich um. John steht, besser gesagt sitzt, vor mir, "Komm bitte mit.", er rollt zu seinem 'Zimmer'. Hier war ich noch nie. Dieser Raum ist ziemlich klein, aber vollgestellt mit vielen Erinnerungen. Zum Beispiel hängen Fotos von seiner (Ex-)Frau Jill an der Wand. Ich kenne sie. Seit dem bekannt ist, dass Jigsaw und John ein und dieselbe Person ist, steht regelmäßig die Polizei vor ihrer Tür. Manchmal kommt sie auch hierher, zu besuch, und... Ihr Staunen war nicht schlecht, als sie mich hier erblickte. Mit jedem hatte sie wohl gerechnet, aber nicht mit dem Mädchen, deren ganze Familie durch John den Tod fand und selbst nur um haaresbreite diesem entkommen ist. Wir können uns wirklich gut leiden.

"Warum nennst du mich seit neustem Scarlet, John?"

Er mustert mich aufmerksam, mit seinen durchdringenden, blauen Augen, "Wenn Gideon ein Mädchen gewesen wäre, hätte sie so geheißen."

"Doch-?"

"Ich denke, sie wäre so ähnlich wie du geworden. Außerdem gibt es zwischen uns ein besonderes Band."

"Der ... Krebs?"

"So ist es. Das war kein Zufall, dass dieser, nachdem ich dich rekutiert habe, diagnostiziert wurde und du jetzt eine etwas ältere Version meines Mantels trägst."

"Also ist diese Krankheit unsere Verbindung?", ich schlucke.

"Du weißt am besten von meinen ganzen Schülern bescheid, wie großartig das Gefühl zu leben ist. Deshalb wirst du auch mein Werk weiterhin fortsetzen."

"Aber-"

"Von meinen sechs Lehrlingen kam einer wegen des Stockholm-Syndroms zurück, der andere, weil er untertauchen konnte und zwei sind Mörder. Allein du verstehst meine Ansichten voll und ganz."

"Ein toller Prozentsatz."

"Ich werde bald ein Spiel mit Amanda spielen. Wenn sie verliert..."

Ich verstehe, "Aber Mark..."

"Bis sein wahrer Test kommt wird auch er weitermachen. Mit dir. Natürlich wird Dr. Gordon immer noch mit seiner Patientin im Kontakt bleiben."

"Hoffman wird beginnen zu cheaten. Er wird sich als Jigsaw sehen und nicht mich."

"Ich weiß. Unterstütze ihn. Mein Spiel wird auch nach meinem Ableben fortgesetzt werden. Du bist die wahre Erbin. Falls der Detective den Test nicht besteht, werden Lawrence und du weiter machen. Bis dahin unterstützt du ihn und schickst weiterhin diese Briefe."

"Aber... Wenn er einen davon mal liest...", unsicher sehe ich mich um, "Er wird mich töten. Ohne Gnade."

"Doch wird ihm vorher seine Schwester in Erinnerung gerufen. Deshalb darfst du auch bei ihm wohnen. Angelina und du, ihr seid euch ähnlich. Vielleicht meinte Adam das damit: Dass Mark dich wie eine kleine Schwester behandelt, verstehst du?"

Ich nicke. Dabei fällt mein Blick wieder auf den Gips... Daniel...

"Ihr trefft euch nicht mehr?", sag mal, kann John Gedanken lesen?

"Nein. Ich glaube er wirft mir entweder vor, dass ich zu wenig geholfen habe seinen Vater aufzuhalten, oder das ich mir eben jene Vorwürfe mache. Wir schreiben uns gelegentlich Briefe oder Mails. Nichts hält Daniel noch hier, deshalb ist er wieder zu seiner Mum zurück gekehrt."

"Bist du traurig?"

Eine kleine Träne kullert meine Wange hinunter, "Ich liebe ihn. Er war der Erste, der mich wie ein Mensch und nicht, wie ein bemitleidenswerter Hund, behandelt hat. Doch diese Entfernung zu mir ist das Beste für ihn. So wird er in kein Spiel mehr involviert... Und er muss nicht mit ansehen, wie ich langsam vor mich hin vegitiere."

"So spricht die wahre Liebe. Immer um den anderen besorgt."

"Ja... Sag mal John... Warum hast du mich mit in das Spiel hineingezogen?"

"Damit kein Verdacht entsteht. Ich wusste seit Daniels Observation, dass er dein Freund ist. Dieser Anruf, wodurch du sofort aufgebrochen bist war beabsichtigt. Und die Krankenakte... Ja, wer wird dich jetzt noch verdächtigen. Ich habe dir jetzt die fünf Dinge genommen, die deine Lebenspfeiler waren: Dein Onkel, deine Eltern, dein Bein, deine Gesundheit und deine Beziehung mit Daniel."
 

tbc



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