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Rekrutin und Chaosqueen auf Sondermission. Ein geplantes Pairing mit OC und Rude!
von

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Kapitel 1 - Und die goldene Arschkarte ging an mich!

Kapitel 1 - Und die goldene Arschkarte ging an mich!
 

Bei Gott, kotzt mich das alles hier an! Wichtigtuerische Vollpappen um mich in der Cafeteria, die den Charme einer Knastküche hatte. Ich seufzte und starrte auf den Schlangenfraß den man mir auf den Teller geklatscht hatte. Es hatte die Farbe und Konsistenz von Moppelkotze, es roch auch nicht viel besser. Und für den Dreck musste ich auch noch zehn Minuten meiner wertvollen Mittagspause zum Anstehen Opfern! Bevor ich hier noch selbst auf den Plastikteller auswürfelte, schob ich mich an den anderen Rekruten vorbei zu den Toiletten.

„Und man gebe nun alles unter ständigem Rühren in den Ausguss!“

Mit diesen Worten und der Betätigung der Klospülung, verabschiedete sich das vermeintliche Essen, und mein Anflug von Ekel, in der Unendlichkeit von Junons Kanalisation. Et voilá, et bon apetit! Die armen Ratten!
 

Mittagessen konnte ich heute hier abhaken, soviel war wohl mal klar. Und da hieß es doch im Prospekt noch so blümerant: Werdet ein Rekrut bei Shinra Inc., Kameradschaft, Aufstiegschancen und freie Kost und Logis erwarten dich!

Was insofern bedeutete wie: gemeine Hackordnung, reiß dir den Arsch auf für nix, Kartoffeln aus Säcken auf denen „Nur für Bundeswehr und Viehzucht geeignet“ stand und ein winziges Wohnklo als Doppelzimmer! Wobei ich mit dem Zimmer noch das Glück hatte alleine eines für mich zu haben, mit Ausblick auf die gegenüberliegende Häuserwand! Es hatte halt doch einen Vorteil wenn man einer der wenigen weiblichen Rekruten hier war. Ich hatte die Stelle auch nur wegen der neu eingeführten Frauenquote erhalten. Ich zog mir aus dem Snackautomaten einen überteuerten Müsliriegel und schob ihn mir, mit einem pisswarmen und stark verdünnten Kaffee (man konnte den Boden des Bechers dadurch erkennen) in den Hals.
 

Nach den lachhaften fünfzehn Minuten unserer Mittagspause, mussten wir Neulinge uns auf dem Appellplatz einfinden. Einige von uns würden jetzt das Glück haben, diesem schrottigen Drecksbunker entfliehen zu können. Denn nun war die Zeit, in der uns militärischen Kriechschweinen zugetragen wurde, ob wir mit auf irgendeine Mission mit mussten. Während wir wie kleine, niedliche, blaue Zinnsoldaten in einer Reihe schwitzten, ließ sich die hoch geschätzte Obrigkeit erst nach weiteren zehn Minuten blicken, in Form eines übergewichtigen Offiziers in roter Rüstung.

Er hielt ein Klemmbrett in seinen wurstigen Fingern und tat hochtrabend wichtig.

Nach einigen gebrüllten Befehlen ging es endlich an die von allen heiß ersehnten Missionen.

Heiß ersehnt von allen außer mir. Ich hatte keinen Bock mal wieder als Kanonenfutter den Kopf hin zu halten. Es hieß ja nicht umsonst: Soldaten und Fliegen seinen seelenverwandt – immer da wo die Kacke am Dampfen ist!
 

Nach einigen Minuten waren schon knapp zwei Drittel der Rekruten irgendwo zugeteilt. Jetzt würden nur noch vielleicht eine handvoll Unglücklicher dazu verdonnert ihren Arsch hin zuhalten.

Ich hatte bis jetzt Glück gehabt, mein Name war bis jetzt noch nicht gefallen und ich betete im Stillen das es auch nicht geschehen möge.

„ So, dann zum Schluß hier noch eine Aufklärungsmission in Wutai!“, grunzte der Hauptmann und blätterte umständlich in seinen Papieren herum. Oh bitte nicht nach Wutai! Nach dem Krieg war die wutainesische Bevölkerung nicht gerade umgänglich wenn jemand in blauer Rüstung dort auftauchte.

Ich tat unbeteiligt und versuchte nicht auf zu fallen. Alles, nur nicht nach Wutai!

Da ich in der vorderen Reihe stand hatte ich leider keine Versteckmöglichkeiten wie die Rekruten in den Reihen hinter mir. Ich kniff die Augen fest zusammen und musste trocken Schlucken. Aufklärungstrupps bestanden immer aus mindestens drei Leuten.

Der erste Name viel,... nicht meiner, dann der Zweite,... auch nicht meiner * puh*!

Jetzt fehlte noch ein Rekrut. Ich hielt die Luft an während ich gespannt wartete. Schließlich wurde der dritte Name genannt, und es war ...* Trommelwirbel uuund Tusch!* , es war nicht meiner! Ich hätte am liebsten triumphierend ausgerufen.
 

Ich freute mich schon darauf gemütlich in der Kaserne herumlümmeln zu können, als ein weiterer, schlanker Offizier sich zu dem Fettwanst gesellte und ihm einen Zettel aushändigte.

Das sah gar nicht gut aus! Nachgereichte Missionen waren immer Sondermissionen! Und Sondermissionen waren vor allem in erster Linie immer besonders Beschissen!

Was mich besonders unruhig machte war, dass der Dicke ungewöhnlich lange brauchte und scheinbar überlegte, wobei schon mal nur Mist herauskommen konnte.

„Hm, da kommt wohl nur Helen Doyle in frage“, meinte plötzlich der fette Hauptmann und blickte mich grinsend an! Und die goldene Arschkarte ging also an mich! Herzlichen Glückwunsch!

NEIN! Ich-fass-es-nicht! Am liebsten hätte ich meine Verzweiflung in die Mittagshitze geschrien.

„Doyle, komm her!“, grunzte Fetti und ich fügte mich mit Widerwillen meinem traurigen Schicksal. Ich ging zu den beiden Offizieren um die Unterlagen entgegen zu nehmen.

„Es geht für dich in die Hauptstadt“, meinte der Hauptmann ernst .

„Ach wirklich?! Na, das ist doch toll (wie Fußpilz!)“ , sagte ich eher sarkastisch und betrachtete den Brief der mir ausgehändigt wurde.
 

Ich las aufmerksam mir das Schreiben durch. Ich sollte Bodyguard für einen Abend sein?!

„Personenschutz? Ist das nicht Aufgabe der Turks oder der Rang Einser?“, fragte ich erstaunt und wandte mich an meine beiden Vorgesetzten.

„Ja schon aber... naja, wir brauchen einen weiblichen Bodyguard in diesem besonderen einen Fall“, meinte der dünne Hauptmann gedehnt und schien selbst mit der Sache nicht ganz zufrieden zu sein.

„Was? Ich krieg die Mission nur weil ich Möpse hab? Das is Diskriminierung!“, echauffierte ich mich leise bei den Beiden, die mich etwas verwirrt ansahen.

„Und überhaupt, ich bin weder zum Personenschutz geschult, noch habe ich Erfahrungen in diesem Bereich! Wer ist überhaupt die Zielperson? Hier steht ja nix brauchbares in dem Fetzen drin!“ Ich fuchtelte mit dem Zettel vor ihren Gesichtern herum.

„Doyle, du bist nun mal der einzige weibliche Rekrut der zur Zeit verfügbar ist!“, verteidigte sich Fetti, während der Andere scheinbar nach den richtigen Worten suchte.
 

„Das soll ja wohl ein Witz sein! Bei den Turks gibt es doch auch Frauen! Zur Not sollen die doch einen der Einser in ein Kleid stopfen! Wieso bekomm ich bitte als Neuling ne Sondermission?!“, redete ich mich in Rage und gestikulierte wild mit den Armen um meinen Unmut zu unterstreichen.

„Nun mach mal halblang Doyle! Die von Oben hätten uns die Mission schon nicht gegeben wenn es zu schwierig wäre. Wahrscheinlich sollt du nur irgendwo dekorativ daneben stehen und freundlich lächeln“, meinte mein Hauptmann, er hieß übrigens Parez.

„Ja aber...“, setzte ich nochmal an, doch der schlanke, mir nicht bekannte Offizier neben Parez, fuhr mir ins Wort.

„Nix aber! Morgen gegen Mittag hast du dich bei der Hauptzentrale der Turks zu melden. Dein Ansprechpartner ist Tseng.“

„Hab ich denn ne Wahl?!“, murmelte ich verstimmt und faltete das Schreiben in meinen behandschuhten Händen zusammen.

„Was hast du gesagt?“, wollte Parez von mir wissen, er schien sichtlich gereizt ob meiner Widerworte.

„Oh ähm, ...I-ich hab gesagt, na dann will ich mal! Ja genau. Hähähä...“, stotterte ich nervös und winkte mit meiner rechten Hand ab. Dann zog ich mich zurück in die Kaserne und auf mein Zimmer.
 

„Puh! Das war noch mal knapp.“ Seufzend lies ich mich auf mein Lazarett-Bett plumpsen und faltete nochmals das Schreiben mit der Missionsbeschreibung auseinander. Was hatten wir denn hier genau?!

Ah ja! Begleitung und Schutz der Zielperson zu einer Abendgesellschaft bei den Feinen Pinkeln! Na das is doch mal gar nicht so übel, oder? Ich könnte mir am Buffet mal so richtig mit dem feinen Zeug den Bauch voll schlagen! Ha! Und vielleicht konnte ich ja ne Flasche von dem teuren Fusel abzweigen! Man musste halt nur wissen wie man das Beste aus seinem Übel machte.

Ächzend richtete ich mich wieder auf und machte mich daran meine Sachen für die Mission zusammen zu packen.
 

Nachdem ich die Tasche gepackt, geduscht und mich umgezogen hatte, bewegte ich meinen Prachthintern hinunter zum Parkplatz. Da Präsident Shinra den Etat für die Beförderung seiner Truppen gesenkt hatte, hatte Heidegger, sein Chef für die Kampftruppen, die Anweisung gegeben Fahrgemeinschaften zu bilden. Nach Midgar fuhr zu meinem Glück eigentlich immer irgendwer. Und so tuckerte ich mit drei anderen in einem kleinen Transporter durch die Pampa in Richtung Midgar. Ich saß auf dem Beifahrersitz und warf noch einen letzten Blick zurück nach Junon, betrachtete die fette Kanone die in Richtung Meer zielte. Jetzt hieß es erstmal blauer Himmel ade! Denn in der Hauptstadt war er durch die Platte nicht zu sehen. Auch an sich war Midgar nicht gerade als Kurort bekannt. Mieses Essen, schlechte Luft und noch schlechtere Arbeitsbedingungen. Schwer vorzustellen, aber leider eine unumstößliche Tatsache!
 

Gegen Abend waren wir dann endlich in der Stadt des Makos angekommen, und ich suchte den Quartiermeister auf um eine Unterkunft für die Nacht zu bekommen. Glücklicherweise fand ich den Mann schnell und konnte eines der Quartiere beziehen. Ich hatte so die leichte Befürchtung das der morgige Tag alles andere als einfach werden würde. Erst zu den Turks und dann am Abend die Mission. Wen ich wohl begleiten und beschützen sollte? Ich hoffte das Beste und rechnete mit dem Schlimmsten.

Mit diesem Gedanken und einem ungutem Gefühl in der Magengegend schlief ich schließlich bald darauf ein.

Kapitel 2 – Turks und andere Schwierigkeiten

Kapitel 2 – Turks und andere Schwierigkeiten
 

Ich wachte kurz vor Mittag auf. Meinen Wecker hatte ich nicht gestellt, denn ich würde den Mehrschlaf brauchen wenn ich am Abend und einen Teil der Nacht noch Fit sein sollte. Schließlich konnte ich ja schlecht, mit vor Müdigkeit verklebten Klüsen jemanden bewachen! Ist wohl einleuchtend, oder?!

Nach dem Duschen und Ankleiden hastete ich in die Kantine der Kaserne. Ich wollte noch schnell etwas Essen um etwas Kraft für mein Treffen mit diesem Tseng zu haben.

Keine Ahnung was Tseng für ein Typ von Mensch war, da ich im noch nie begegnet war. Ich wusste nur das er der Koordinator der Turks war.
 

Kaum zu glauben, aber das Essen hier war wirklich noch viel mieser als daheim in Junon! Ich erwartete jeden Moment das die Pampe da alleine wieder vom Tablett kroch! Moment mal! Hatte mich das Zeug gerade angeknurrt?! Hm, war wohl doch nur Einbildung. Ich kostete es dennoch. Der Hunger trieb es rein, und der Ekel herunter. Nach drei Bissen war mir aber so schlecht, das ich das Tablett einfach auf dem Platz stehen ließ und aus der Kantine ging. Ich versuchte mein Glück an den Snackautomaten, aber wie nicht anders bei dem Fraß hier zu erwarten, waren die Slots alle samt leer geräumt. Pech gehabt! Tja, da konnte man nichts machen, musste ich hungrig zu Tseng gehen. Ich hoffte das ich am Abend das Buffet ausgiebig plündern konnte.
 

So führte mich mein Weg in das große Shinragebäude inmitten der Stadt. Die Abteilung der Turks und deren Büros waren irgendwo in den oberen Stockwerken. Ich fragte das kleine Blondchen unten an der Rezeption nach dem Weg und sie beschrieb ihn mir knapp aber genau. Wow! Wenn man sie so da sitzen und Nägel lackieren sah, hätte man nicht gedacht das so etwas wie Kompetenz von ihr zu erwarten wäre. Aber man sollte ja auch nicht vorschnell über einen Menschen urteilen.

Mit dem Fahrstuhl ging es hoch zu einem der oberen Stockwerke und zu den mir genannten Büroräumen der Turks. Der Gang war leer geräumt und irgendwo weiter hinten gluckerte ein Wasserspender in der Ecke vor sich hin. Ich war gerade dabei die kleinen Schildchen neben den Türen zu inspizieren um das richtige Büro zu finden, als hinter mir sich jemand räusperte. Überrascht drehte ich mich um und sah einen Glatzkopf mit Sonnenbrille im Türrahmen des gegenüberliegenden Büros stehen. Der schwarze Anzug sah an dem Kerl ziemlich schneidig aus, sogar die vielen kleinen Ohrringe und Piercings störten das Gesamtbild nicht.
 

Wortlos starrte er mich fragend an, hinter ihm erschien ein weiterer Mann in meinem Blickfeld. Er war genau das Gegenteil von dem Kerl mit der Glatze.

„Hey yo, was is denn los Rude?“, fragte er den Mann hier vor mir.

Doch dieser erwiderte darauf nichts und der Andere schob sich an ihm vorbei auf den Gang.

„Hey hey hey! Wen haben wir denn hier? Hast dich verlaufen Kleine?“, meinte er und lächelte mich etwas schief an. Kleine? Ich war geschätzte vier Zentimeter größer als dieser rothaariger Sitzriese!

„Nicht wirklich“, meinte ich nur trocken und zog eine Braue abschätzend hoch. Der Kerl vor mir trug auch einen der typischen schwarzen Turkanzüge, doch sah er nicht mal annähernd so chic darin aus wie sein Kollege. Das Hemd hing heraus und er trug auch keine Krawatte oder Manschettenknöpfe. Alles in einem sah der Typ schlampig aus.
 

„So? Nicht? Und zu wem willste dann?“, fragte mich der Rothaarige neugierig und lehnte sich lässig neben mich an die Wand. Scheinbar hielt er sich für unwiderstehlich. Ich seufzte und zog das Auftragsschreiben aus meiner Jackentasche und reichte es ihm.

„Ich will mich hier mit Tseng treffen“, meinte ich knapp. In diesem Moment kam eine weitere Person aus dem Büro in den Gang. Sie war Blond, trug einen Turkanzug und war weiblich.

„Was? Du willst dich mit Tseng hier treffen?!“, fragte sie lauernd und durchbohrte mich mit ihren Blicken. Scheinbar lief wohl da was zwischen diesem Tseng und der Frau hier. Sie betrachtete mich abschätzig, so als wäre ich irgendwas Ekliges oder Schmutziges. Sowas konnte ich einfach nicht leiden, ich sah es als Provokation an.

„Na klar. Ich soll mit auf die Feier heute Abend gehen“ , schnurrte ich vielsagend und lächelte kokett in die Runde der Anwesenden. Mit Genugtuung sah ich wie die Frau vor mir erbleichte und um Fassung rang. Dabei hab ich nur gesagt das ich mit auf die Feier gehe, aber nicht mit wem. Schließlich kann ich nichts für die Vermutungen anderer Leute! Ich konnte aber auch manchmal ein kleines und gemeines Teufelchen sein... HAHA!
 

Dem Rotschopf war vor Erstaunen der Unterkiefer herunter geklappt. Er schaute zu seinem kahlköpfigen Kollegen, der aber nur schweigend mit den Schultern zuckte.

„Ist er hier?“, fragte ich bedacht unschuldig und klimperte verschmitzt mit meinen Wimpern.

„Oh, ähm, ich glaub er ist noch in ner Besprechung. Müsste aber gleich kommen. Kannst ja solange in seinem Büro warten“, antwortete der Rothaarige und kratzte sich am Hinterkopf.

„Und wo ist das Büro genau?“, erkundigte ich mich zuckersüß und sah mich um.

Der Mann, der vom Rotschopf Rude genannt wurde, zeigte wortlos auf die Tür am Ende des Ganges.

„Danke, mein Großer!“, sagte ich, zwinkerte ihm neckisch zu und schnappte mir das Schreiben aus der Hand des Roten.

Ich sah noch wie Rude sich die Krawatte lockerte, während ich mit einem eleganten Hüftschwung auf das Büro ihres Chefs zu steuerte.

„Wir müssen los!“, sagte die Blonde knapp und eilte den Gang hinunter, in die gegenüberliegende Richtung und zu den Fahrstühlen, davon. Ich glaub, dass ich und diese Frau wohl keine Freunde werden würden.
 

Ich wollte erst an der Tür klopfen, aus reiner Gewohnheit, doch wäre es albern gewesen, weil ich ja wusste das niemand da war. Also drückte ich die Türklinke herunter und betrat das Büro. Es war sauber und ordentlich. Es stapelten sich zwar Akten und Dokumente auf dem Schreibtisch, doch auch sie schienen in einem gewissen System geordnet worden zu sein.

Die Wände waren zugestellt mit Aktenschränken und Regalen, hinter dem Tisch stand ein bequem aussehender Bürosessel. Vor dem Tisch standen zwei einfache Bürostühle. Die Wand hinter dem Tisch wurde von einigen großen Fenstern eingenommen. Man hatte einen guten Überblick über die Stadt von hier aus. Ansonsten war das Büro so wie alle anderen Büros auch, halt eher trist und langweilig. Und vor allen Dingen war es hier super stickig drinnen! Hoffentlich würde das hier alles nicht so lange dauern.
 

Nach einer viertel Stunde des Wartens konnte ich nicht mehr, ich brauchte dringend frische Luft! Leider war von diesem Tseng noch immer nichts zu sehen.

Es würde wohl nichts schaden wenn ich mal das Fenster hier etwas aufmachen würde. Und das tat ich dann auch. Ich lehnte mich auf das Fensterbrett und genoss den kräftigen, aber angenehmen Wind der um das Shinragebäude wehte.Gerade war ich dabei mir die Szenerie der Stadt unter mir zu verinnerlichen, als die Tür aufging und plötzlich starker Durchzug herrschte.Überrascht drehte ich mich um und sah einen Mann mit langen, schwarzen Haaren in der Tür stehen. Auch er schien überrascht zu sein, wie er dort mit seinem schwarzen Anzug und einem gelben Kaffeebecher in der Linken, in der Tür stand. Der Wind zog an meinen schulterlangen, braunen Haaren und erzeugte im Raum einen Unterdruck. Im nächsten Augenblick rauschte an mir ein großer Schwall an Berichten und Briefen vorbei aus dem Fenster. Ups!
 

Schnell rannte der Mann zu dem von mir geöffneten Fenster und warf es eiligst zu.

„Wie kommst du dazu hier einfach in einem Hochhaus das Fenster zu öffnen?!“, motzte der Mann mich gereizt an während er das Fenster wieder verriegelte.

„Wer bist du überhaupt und was hast du hier zu suchen?!“, wandte sich der Kerl mir zu und sah mir mit strengem Blick in meine blauen Augen.

„I-ich bin Helen Doyle und wegen dem Begleitschutzauftrag hier. Ähm, Sir, das mit dem Fenster tut mir wirklich Leid. Ich wusste ja nicht ...“, stotterte ich verlegen und merkte wie mir die Schamesröte in den Kopf stieg. Mein Gott, war das alles peinlich!

„Schon gut, passiert ist passiert“, meinte der Mann, bei dem es sich wahrscheinlich um diesen Tseng handelte, grummelnd und ließ sich seufzend in seinen Sessel gleiten.

Ich stand noch immer wie bestellt und nicht abgeholt neben dem jetzt geschlossenen Fenster.
 

„Setzen sie sich Mrs. Doyle“, bot mir der Schwarzhaarige einen Platz an, und ich setzte mich auf einen der beiden Stühle.

Ich setzte mich auf die äußerste Kannte des Stuhls, am liebsten wäre ich aufgesprungen und aus dem Zimmer gerannt, so nervös war ich.

„Haben sie schon Erfahrungen in der Personenüberwachung?“, fragte mich Tseng mit geschäftsmäßigem Tonfall, während er die Papiere die nicht aus dem Fenster gesegelt waren, akribisch ordnete.

„Nein Sir, leider nicht.“

„Hm, dann werden wir wohl noch einen kleinen Crashkurs nachher absolvieren müssen. Haben sie Abendgarderobe im Gepäck?“

Hatte ich natürlich nicht! Es kämpfte sich schlecht mit Stola und Chiffonkleid! „Nein Sir, leider nicht“, sagte ich stattdessen brav und höflich.

Er schien darüber nicht grade sehr glücklich zu sein und schien nachdenklich.

„Sir, darf ich fragen wen ich beschü...!“

Viel weiter kam ich nicht, weil die Bürotür schwungvoll aufging und gegen einen der Aktenschränke knallte.

Kapitel‭ ‬3‭ ‬-‭ ‬Das ist jetzt nicht wonach es vielleicht aussieht‭!

Kapitel‭ ‬3‭ ‬-‭ ‬Das ist jetzt nicht wonach es vielleicht aussieht‭!
 

„Verdammt noch mal, Tseng‭! ‬Warum bitte schmeißt du irgendwelchen Papierkram aus deinem Fenster‭?! ‬Ich stand gerade unten an meinem Auto und habe genau gesehen wie du das Fenster zugemacht hast‭! ‬Dabei wollte ich doch nur schnell nochmal zu Ricardo,‭ ‬wegen der neuen‭ ‬Collection seiner Abendmoden‭!“ ‬Mit diesen Worten betrat eine Frau mittleren Alters in enger roter Kleidung das Büro.‭ ‬Ihre blonden Haare hatte sie sich hochgesteckt,‭ ‬und mit viel Make-up versuchte sie wohl ihre Fältchen zu kaschieren.‭ ‬Mit wenig Erfolg wohlgemerkt‭.

Ich erkannte sie von einem der Zeitungsfotos wieder.‭ ‬Es war Scarlet,‭ ‬die Leiterin der Waffenabteilung des Konzerns.‭ ‬Arrogant fächerte sie sich mit einigen der eben erwähnten Papiere Luft zu.‭ ‬Ich hatte mich zu ihr umgedreht und starrte sie wortlos und mit offenem Mund an.‭ ‬Nicht gerade sehr professionell,‭ ‬zugegeben.

‭„‬Scarlet,‭ ‬ich denke das hier ein Missverständnis vorliegt.‭ ‬Lass uns später darüber sprechen,‭ ‬wie du siehst habe ich gerade zu arbeiten“‬,‭ ‬meinte Tseng ruhig und deutete mit der Hand in meine Richtung.
 

Jetzt schien sie mich auch zu bemerken und stoppte das alberne Gewedel mit den Papieren.‭ ‬Sie hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und musterte mich abwertend.

‭„‬Ist das die‭?“‬,‭ ‬fragte sie an Tseng gerichtet.‭ ‬Scheinbar war ich ihrer weiteren Aufmerksamkeit nicht würdig.‭ ‬Obwohl es mich doch schon interessierte, was sie mit‭ "‬die‭“ ‬meinte.

Tseng nickte und schaute Scarlet nachdenklich an,‭ ‬dabei rieb er sich über das glattrasierte Kinn.

‭„‬Kya haa haa‭! ‬Also wirklich,‭ ‬hatten die nichts Besseres auf Lager‭?!“, ‬meinte Scarlet und lachte dann nochmal ihr Pferdelachen.‭
 

„Meine geschätzte Scarlet,‭ ‬würde es Euch etwas ausmachen, Mrs.‭ ‬Doyle eines Eurer Abendkleider zu leihen‭? ‬Sie benötigt noch Garderobe für heute Abend“‬,‭ ‬fragte er an die Blondine in ihrem zu knappen karmesinroten Kostüm gerichtet.

Mürrisch musterte mich die Leiterin der Waffenabteilung von oben bis unten.

‭„Naja,‭ ‬ich denke nicht.‭ ‬Ich bin viel schlanker als sie‭!“‬,‭ ‬meinte Scarlet affektiert und betrachtete ihre Nägel.‭ ‬So eine gemeine Hexe‭! ‬Na warte‭!

„Das denke ich auch‭“‬,‭ ‬erwiderte ich zu aller Überraschung.

‭„‬Immerhin hab ich ja auch weitaus mehr Busen und nicht so breite Hüften‭ (‬und vor allem keine schwabbeligen Oberarme‭)“‬,‭ ‬setzte ich zuckersüß lächelnd nach,‭ ‬ganz zum Missfallen unseres Blondchens.‭ ‬Aber ich kann mir ja auch nicht alles gefallen lassen‭!
 

Tseng schwieg intelligenter weise.‭ ‬Er wusste wohl, dass Fresse halten hier angebrachter war.‭ ‬Kluger Mann,‭ ‬nicht umsonst hatte er solch einen wichtigen Posten inne‭. ‬Das alles löste aber dennoch nicht mein Klamottendesaster.‭ ‬Fragend sah ich Tseng an,‭ ‬der seine Hände übereinandergelegt und die ganze Szenerie mit hochgezogener Braue betrachtet hatte.

‭„Nun,‭ ‬dann hab ich wohl keine andere Wahl.‭“ ‬Mit diesen Worten öffnete er eine seiner Schubladen seines Schreibtisches,‭ ‬zog eine Karte heraus und überreichte sie mir.‭ ‬Es war eine Kreditkarte‭!

„Sie haben zwei Stunden Zeit sich einzukleiden,‭ ‬die Kosten übernimmt der Konzern.‭ ‬Übertreiben Sie es aber nicht mit dem Einkaufen‭!“‬,‭ ‬sagte Tseng und schien gar nicht glücklich mit dem Gedanken.

‭„Sir,‭ ‬danke.‭ ‬Ich werde mich beeilen und mir nur das Nötigste besorgen,‭ ‬Sir‭!“

Juhu‭! ‬Shoppen auf kosten der Firma‭! ‬Prima‭! ‬Ich glaub, ich flipp gleich aus‭!

„Dann bis in zwei Stunden wieder hier‭“‬,‭ ‬meinte der Turkchef und rieb sich die Schläfe.
 

Ich durchquerte zufrieden das Büro und ließ eine eingeschnappte Scarlet und einen bedauernswerten Tseng zurück.‭ ‬Ein bisschen tat er mir ja schon leid...‭ ‬naja,‭ ‬nicht wirklich.

Ich stieg in den Fahrstuhl und fuhr vergnügt pfeifend hinunter ins Foyer.‭ ‬Zwar schauten mich die anderen Leute im Fahrstuhl komisch an,‭ ‬aber das war mir egal,‭ ‬denn ich hatte die Macht in Plastikform in meiner Tasche‭! ‬Ich durfte im Namen der Firma shoppen gehen.‭ ‬Wie geil war das denn‭?!

Mein Weg führte mich in eine Boutique in einem der reicheren Viertel Midgars.‭ ‬Schließlich brauchte ich ja auch Kleidung, die ich in diesen Kreisen tragen sollte.‭ ‬Die Türglocke über mir bimmelte laut vernehmlich und eine Mittvierzigerin mit Nägeln wie Dolchen stelzte aus dem hinteren Bereich des Ladens nach vorne.‭ ‬Sie hatte einen brünetten Pagenschnitt und trug ein Spandexkleid mit Leopardenmuster.‭ ‬Das Kleid war mindestens zwei Nummern zu klein und bis an seine Grenzen ausgelastet.‭ ‬Definitiv augenkrebsverdächtig‭! ‬Allerdings musste ich bewundern, wie sie es schaffte auf Stillettos zu laufen,‭ ‬bei einer Körperfülle die auf‭ ‬Blutgruppe Butterschmalz schließen ließ!
 

Die Verkäuferin,‭ ‬sie hieß Cindy ihrem Namensschild nach,‭ ‬war erst freundlich lächelnd auf mich zu gekommen,‭ ‬hatte aber beim genauerem Betrachten meiner eher schlichten Erscheinung das Lächeln gegen einen herabwürdigenden Blick getauscht.‭ ‬Ganz so nach dem Motto:‭ ‬Na,‭ ‬für sowas wie dich haben wir hier nichts‭!

„Kann ich was für dich tun‭?“‬,‭ ‬fragte sie dennoch,‭ ‬wenn auch mit wenig Elan.‭

„Ich brauche Abendgarderobe und die dazugehörigen Accessoires“‬,‭ ‬meinte ich geschäftsmäßig und versuchte den arroganten Tonfall Scarlets nachzuahmen.‭ ‬Ich sah ihr dabei nicht ins Gesicht,‭ ‬sondern blickte mich genauer um.‭ ‬Nicht eines der Kleider hatte ein Preisschild.‭ ‬Das brauchten sie auch nicht.‭ ‬Denn in diesen Kreisen hier galt‭: ‬Wenn du nach dem Preis fragen musst,‭ ‬dann kannst du es dir auch nicht leisten‭!

„Zahlen sie Bar oder mit Karte‭?“ ‬Eine typische Frage in dieser Situation,‭ ‬sie wollte wissen ob ich Gil hatte.‭ ‬Ich reichte ihr wortlos die Kreditkarte und ihre Haltung änderte sich erneut schlagartig als sie das Shinra-Logo darauf erkannte.
 

Nach einer Dreiviertelstunde hatte ich Kleid,‭ ‬Schuhe und einige andere kleine Accessoires in meiner Tüte.‭ ‬Ob ich noch zum Friseur gehen sollte‭? ‬Ich entschied mich aber dann doch dagegen.‭ ‬War eh schon alles so teuer und ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen wegen Tseng.‭ ‬Ich besorgte mir nur noch schnell in einer der Drogerien Nagellack und passenden Lippenstift zu dem wirklich hübschen Kleid.

Danach fuhr ich mit dem Zug zurück zum Shinratower und nahm den Fahrstuhl hoch zu Tsengs Büro.‭ ‬Ich hatte zwar noch knapp zwanzig Minuten Zeit,‭ ‬doch wollte ich auch nicht noch warten,‭ ‬schließlich hatte ich noch einiges zu tun.‭ ‬Also klopfte ich an seiner Tür und wartete auf Antwort.‭

„ Hey yo,‭ ‬haste Tseng gefunden‭?“‬,‭ ‬ertönte hinter mir im Gang eine mir vertraute Stimme.

Als ich mich umdrehte stand da der Rotschopf dort in einer der Türen gelehnt und lächelte mich an.

‭„Jep,‭ ‬alles in Ordnung,‭ ‬danke‭“‬,‭ ‬erwiderte ich über die Schulter hinweg,‭ ‬während Tseng mich herein bat. Ich folgte seiner Aufforderung und ließ den Rothaarigen,‭ ‬noch immer Namenlosen,‭ ‬hinter mir zurück.
 

‭„Sir,‭ ‬ich melde mich hiermit wieder zurück,‭ ‬Sir“‬,‭ ‬grüßte ich den Schwarzhaarigen und überreichte ihm die Kreditkarte und den Kassenbeleg.‭ ‬Tseng nahm die Karte entgegen und verstaute sie wieder in seiner Tischschublade.‭

„Gut,‭ ‬ich hoffe Sie haben alles für heute Abend‭?“‬,‭ ‬erkundigte er sich und sah mich fragend und ernst zugleich an.‭ ‬Ich nickte.‭

„Sir,‭ ‬das habe ich,‭ ‬Sir‭!“

„Hm,‭ ‬gut‭! ‬Darf ich dann mal sehen‭?“ ‬Ich hielt ihm die Tüte hin.

‭„...‭ ‬Das meinte ich nicht“‬,‭ ‬sagte er.‭ ‬Ich war verwirrt.‭ ‬Was wollte er denn sehen‭?

Er bemerkte meinen fragenden Blick und seufzte bevor er sich erklärte.

‭„Sie sollen das Kleid einmal anziehen, damit ich es beurteilen kann.‭“

„Oh,‭ ‬achso‭! ‬...‭ ‬Was,‭ ‬etwa jetzt sofort‭? ‬Ich kann mich doch nicht einfach hier umziehen, während Sie hier sind‭!“‬,‭ ‬sagte ich,‭ ‬zu überrascht um auf meinen Tonfall zu‭ ‬achten.‭
 

„Natürlich nicht während ich hier drinnen bin‭! ‬Ich muss noch einmal kurz zum Präsidenten um ihm diese Akten zu geben und werde ein paar Minuten dazu brauchen.‭ ‬Derweil können Sie sich hier umziehen, Mrs.‭ ‬Doyle.‭“‬,‭ ‬erwiderte der Turkchef darauf mit einem winzigen,‭ ‬aber erkennbaren Lächeln.‭ ‬Dazu hielt er einen Wulst von besagten Akten hoch.

‭„‬Ähm,‭ ‬ja.‭ ‬Sir!“ ‬Ich war noch immer etwas durcheinander.
 

Als Tseng das Zimmer verlassen hatte,‭ ‬machte ich mich,‭ ‬nach einer kurzen Verschnaufpause um mich wieder zu sammeln,‭ ‬ans Umziehen.‭ ‬Ich hatte schon Jacke,‭ ‬Oberteil und Schuhe abgelegt und wollte gerade mich‭ ‬meiner Hose entledigen,‭ ‬als jemand die Tür aufriss und ins Büro stürmte.‭ ‬Es war ein mir vertrauter,‭ ‬aber immer noch namentlich unbekannter Rotschopf.

‭„He yo Tseng‭ ‬,‭ ‬ich wollte dir noch...‭!“, mitten im Satz stoppte er und gaffte mich an, als wäre ich das erste weibliche Geschöpf, was er jemals gesehen hätte.‭ ‬Ich starrte nicht weniger intelligent zurück.‭
 

„Whoa,‭ ‬wow‭! ‬Was für Kurven‭!“‬,‭ ‬rief er überrascht und grinste anzüglich.‭ ‬Mir stieg das Blut in den Kopf und ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust um ihm nicht weiter meinen Büstenhalter zu präsentierten.‭ ‬So stand ich nun also mit offener Hose und BH in Tsengs Büro.‭ ‬Zu meinem Pech kam auch noch die blonde Turk ins Büro und starrte mich mit großen Augen entsetzt an.‭ ‬Immerhin stand ich halbnackt im Büro ihres Chefs.‭ ‬Also kein Wunder, dass sie wahrscheinlich dachte, dass da was zwischen ihm und mir lief.‭ ‬Sie klappte mehrmals den Mund auf und zu und sah aus,‭ ‬als würde sie gleicht in Tränen ausbrechen.
 

‭„Das ist jetzt nicht, wonach es vielleicht aussieht‭“‬,‭ ‬sagte ich schwach und blickte nervös zwischen den beiden Turks hin und her.

‭„‬Reno,‭ ‬wir kommen später wieder‭! “‬,‭ ‬sagte die Frau zu dem Rotschopf,‭ ‬drehte sich‭ ‬wieder um und stürmte geradezu aus dem Büro.‭ ‬Dabei warf sie mir einen letzten Blick zu,‭ ‬mit dem sie einen Drachen filetiert hätte.

‭„Hey Elena,‭ ‬warte‭!“‬,‭ ‬rief der Rothaarige,‭ ‬sah noch einmal unschlüssig zu mir und lief dann seiner Kollegin nach.‭ ‬Zumindest wusste ich schon mal, wie die Beiden hießen.‭ ‬Brachte mir nur nicht wirklich viel.‭ ‬Ich war froh, dass sie wieder gegangen waren,‭ ‬und wäre noch glücklicher gewesen,‭ ‬wenn einer von ihnen die Güte besessen hätte, die Tür hinter sich zu schließen‭! ‬So blieb mir nichts anderes, als mit rutschender Hose zur Tür zu laufen und sie schwungvoll ins Schloss zu werfen.
 

Na Super‭! ‬Ich hatte mal wieder genau den richtigen Eindruck gemacht‭! ‬Wahrscheinlich würde jeder in den nächsten Stunden davon wissen und mir den mentalen Schlampenstempel aufbrennen‭! ‬Dabei war der Turkchef gar nicht mein Typ‭!

Aber darum würde ich mich später kümmern müssen.‭ ‬Ich zog meine Hose aus und streifte mir das Kleid über.‭

Gerade als ich in die passenden Schuhe zu dem Outfit geschlüpft war,‭ ‬klopfte es an der Tür und Tsengs Stimme erklang dahinter.

‭„Kann ich hereinkommen‭?“
 

„Ja Sir,‭ ‬ich bin fertig,‭ ‬Sir‭!“‬,‭ ‬antwortete ich und drehte mich zur Tür und somit auch zu ihm um.‭ ‬Er kam herein und schloss leise wieder die Tür hinter sich.

‭„Und‭? ‬Geht das so‭?“,‭ ‬fragte ich unsicher und drehte mich einmal um die eigene Achse um das Kleid besser zu präsentieren.

‭„Auf jeden Fall‭! ‬Das ist wirklich hübsch‭!“‬,‭ ‬meinte Tseng mit einem anerkennendem Nicken.‭ ‬Ein großes Lob von einem Mann wie ihm.‭ ‬Ich fühlte mich geschmeichelt.

‭„Was ich zu fragen vergessen hatte:‭ ‬Wie sieht es mit Ihren Umgangsformen so aus, Mrs.‭ ‬Doyle‭? “‬,‭ ‬fragte er unvermittelt und riss mich wieder aus meiner kleinen Traumwelt.
 

‭„Oh,‭ ‬ähm.‭ ‬Ich hatte einen Grundkurs in der Akademie gehabt,‭ ‬Sir.‭“

„Hm,‭ ‬das sollte genügen.‭ ‬Bliebe nur noch der Crashkurs im Bereich des Personenschutzes“‬, sagte der Schwarzhaarige grübelnd und rieb sich nachdenklich über sein perfekt rasiertes Kinn.‭ ‬Das rief mir wieder in Erinnerung was ich schon die ganze Zeit über fragen wollte.

‭„‬Ach Sir,‭ ‬eine Frage noch.‭ ‬Wen genau soll ich denn eigentlich nun beschü...‭“‬,‭ ‬doch bevor ich meinen Satz beenden konnte klingelte Tsengs Handy und er nahm direkt ab.

‭„...‭ ‬Ich verstehe,‭ ‬...‭ ‬ja, Herr Präsident.‭ ‬...Natürlich,‭ ‬sofort, Herr Präsident!“, ‬sagte er sachlich und kühl,‭ ‬er schien etwas unter Druck zu stehen.
 

Schließlich beendete er das Telefonat,‭ ‬klappte sein Handy zu und hob wieder seinen Blick.

„‬In Ordnung.‭ ‬Ich habe noch etwas zu erledigen.‭ ‬Ziehen Sie sich um und kommen Sie bitte in den‭ ‬64. Stock in den Trainingsraum.‭ ‬Ich werde nachkommen so schnell ich kann.‭“

Mit diesen Worten verließ er das Büro und überließ mich mir selbst.

Tja,‭ ‬dann halt ohne Informationen.‭ ‬Wird schon irgendwie schief gehen,‭ ‬oder‭?

Kapitel‭ ‬4‭ ‬-‭ Crashkurs mit Chaoten!

Kapitel‭ ‬4‭ ‬-‭ Crashkurs mit Chaoten!
 

Ich tat wie mir geheißen,‭ ‬zog mich rasch und ohne weitere ungebetene Zuschauer um.

Zuerst überlegte ich ob ich die Tüte mit dem Kleid hier lassen sollte,‭ ‬aber ich wusste nicht ob ich hierher nochmal zurückkommen würde,‭ ‬also nahm ich sie mit.

Der Weg zum Fahrstuhl war leer als ich aus dem Büro trat.‭ ‬Schnell lief ich zu den Fahrstühlen und hatte Glück das bereits einer Oben war.‭ ‬Ich hüpfte hinein und hämmerte auf den Knopf mit der‭ ‬64‭ ‬darauf.

Ich war gespannt wer mir den Crashkurs wohl geben würde.
 

Während ich wartete das sich die Türen schlossen,‭ ‬trat jemand in den Gang und steuerte eiligen Schrittes den Fahrstuhl an.‭ ‬Im letzten Moment schlüpfte der Mann in die Kabine und stellte sich wortlos neben mich.‭ ‬Ich erkannte ihn sofort wieder.‭ ‬Es war der schneidige,‭ ‬glatzköpfige Turk namens Rude.‭ ‬Ich muss sagen das der Mann aus der Nähe,‭ ‬und so aus dem Profil betrachtet,‭ ‬durchaus als attraktiv zu bezeichnen war.‭ ‬Sogar die Bartstoppeln störten mich nicht,‭ ‬und dabei mochte ich keine Bärte.‭ ‬Und die dunklere,‭ ‬sonnengebräunte Haut,‭ ‬sowie das schweigsame Auftreten verliehen ihm irgendwie etwas verruchtes,‭ ‬geheimnisvolles‭!
 

Auch er wollte anscheinend in den‭ ‬64.ten Stock,‭ ‬denn er betätigte keinen der anderen Knöpfe.‭ ‬Er drehte sich zu mir um und sah mich fragend an.‭ ‬Ich hatte garnicht bemerkt das ich ihn angestarrt hatte.‭ ‬Ertappt lächelte ich und sah schnell zur Tür.‭ ‬Zu meinem Glück öffnete sich im nächsten Moment die Fahrstuhltür und ich stolperte etwas verlegen nach draußen.‭ ‬Rude ging wortlos an mir vorbei und verschwand schnell um die nächste Ecke.‭ ‬Ich doofe Nuss blieb alleine im Gang zurück.‭ ‬Und wo genau war jetzt der Trainingsraum‭?
 

Wie gut das in diesem Gebäude alles ausgeschildert war,‭ ‬und so hängte ich eine Minute später meine Jacke und die Tüte an einen der Hacken in der Umkleidekabine des Trainingsraumes.‭

Ich vernahm Stimmen aus dem Trainingsraum und ich vermutete das man schon auf mich wartete.‭ ‬Also beeilte mich und betrat die Halle.‭ ‬Es waren nur zwei Leute hier neben mir anwesend.‭ ‬Es handelte sich um zwei Turks,‭ ‬einem Rothaarigen und der Glatze aus dem Fahrstuhl.‭ ‬Na Super,‭ ‬sollen das diejenigen sein die mich Unterweisen sollen‭?!

Naja,‭ ‬man sollte nie ein Buch nach dem Umschlag beurteilen.
 

Ich ging auf die beiden Men in Black zu und die Zwei stoppten ihr Gespräch.‭ ‬Wobei es sich wohl eher um einen Monolog handelte,‭ ‬da nur der Turk namens Reno sprach.‭ ‬Rude stand schweigend daneben und schien nur wenig interesse an dem Thema zu haben.

‭„Hey yo, wen haben wir den hier?! Hast dich wieder verlaufen oder hattest du nur Sehnsucht nach mir?!“, fragte der Rotschopf gutgelaunt und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. Ich schluckte eine bissige Bemerkung, die mir auf der Zunge lag, hinunter.

‭„Tseng hat mich hergeschickt.“, sagte ich stattdessen knapp.

‭„Whoa, sag bloß du bist die der wir den Crashkurs geben sollen?!“, sagte er erstaunt und tauschte überraschte Blicke mit seinem Kollegen.

‭„Genau die bin ich.“, sagte ich etwas peinlich berührt, während Reno zu lachen begann.

‭„Hey yo, das erklärt einiges.“, meinte er grinsend und stemmte die Hände in die Hüften. Sein Kollege sagte wie immer keinen Ton. War mir auch ganz recht, ich wollte das ganze hier so schnell wie irgend möglich hinter mich bringen.
 

‭„Okay, dann lasst uns mal anfangen. Ich bin Reno und das is mein Partner Rude.“, sagte Reno nachdem er sich wieder eingekriegt hatte.

‭„Helen, Helen Doyle. Drittes Infanterieregiment aus Junon.", stellte ich mich knapp vor.

Als nächstes sülzte mich der Rotschopf mit massig viel Input voll.‭ ‬Ich bezweifelte das ich auch nur die Hälfte davon je brauchen würde,‭ ‬aber ich hörte dennoch aufmerksam zu.‭ ‬Rude warf nur hier und da etwas ein was Reno vergessen hatte,‭ ‬ansonsten stand er nur daneben.‭ ‬Er hatte eine wirklich angenehme,‭ ‬tiefe Stimme fand ich.

‭„Yo, das wäre es eigentlich auch schon was du wissen musst. Hast du alles soweit verstanden? Noch fragen oder so?“, beendete Reno den nicht Enden wollenden Redefluss.

Ich nickte das ich alles verstanden hätte,‭ ‬hatte aber die erste Hälfte des Erzählten teilweise wieder vergessen.
 

‭„Fein, dann lass uns dir noch ein paar nützliche Verteidigungstechniken und Griffe zeigen.

Rude,‭ ‬wärst du so gut‭?“

Der Angesprochene zog sein Jackett aus und reichte es Reno.‭ ‬Nachdem er noch seine Krawatte etwas gelockert hatte,‭ ‬baute sich der Turk vor mir auf.‭ ‬Er war noch etwas größer als ich,‭ ‬ich ging ihm ungefähr bis zur Nasenspitze.‭

„Bereit‭?“‬,‭ ‬fragte er und ging in Angriffsposition.‭ ‬Ich stellte mich mit leicht gespreizten Beinen und leicht gebeugter Haltung auf.‭ ‬Ich hielt meine Arme in Verteidigungshaltung vor meinen Körper und nickte.

‭„Na dann, ...LOS!“, rief Reno, und im nächsten Augenblick lag ich auch schon völlig überrumpelt am Boden. Ich wusste garnicht was geschehen war, so schnell ging alles.
 

Jetzt hatte ich mal eine Ahnung was man so drauf haben musste um bei Shinra Inc.‭ ‬Karriere zu machen‭! ‬Naja,‭ ‬es könnte natürlich auch an der geringen Menge Mako in den Körpern der Turks sein warum ich grade auf meinem Hintern gelandet war.

Als Neuling bekam man noch kein Mako verabreicht,‭ ‬erst die oberen Ränge erhielten eine geringe Dosis dieses eigentlich giftigen Stoffes.‭ ‬Je Stärker man war,‭ ‬desto höher war der Rang,‭ ‬und je höher der Rang war,‭ ‬desto höher wurde die Dosis.‭

Rude reichte mir die Hand und ich lies mir von ihm aufhelfen.‭ ‬Reno lachte und lehnte sich lässig gegen eine Wand in der Nähe.
 

‭„Ich zeig dir nochmal was ich gemacht habe und du versuchst es dann selbst einmal.“, sagte der Kahlköpfige und ahmte in Zeitlupe die Bewegungen der Technik nach. Ich beobachtete das ganze Still und versuchte es mir zu verinnerlichen. Es sah garnicht mal so schwer aus. Ein einfacher Wurf mit einer leichten Drehung des Körpers bei dem man kaum Kraftaufwand brauchte. Nach der Vorführung versuchte ich mein Glück. Erst beim zweiten Versuch bekam ich es so halbwegs hin, es war doch etwas Anspruchsvoller als es zuerst schien.

„Das sah doch schon fast gut aus.‭“‬,‭ ‬kommentierte Reno und klatschte.‭

„Jaja,‭ (‬du leider aber nicht,‭ ‬Witzbold‭!)“

„Ein wenig mehr Schwung.‭“‬,‭ ‬gab mir Rude den Tipp und ich versuchte mich ein weiteres mal daran.‭ ‬Es konnte ja nicht so schwer sein einen eigentlich einfachen Seitenwurf hin zu bekommen‭?! ‬Eigentlich‭!
 

Wir gingen Gegenüber in Stellung.‭ ‬Sobald er bereit war,‭ ‬packte ich schnell mit meiner Linken sein rechtes Handgelenk welches ich dann,‭ ‬wie gezeigt bekommen,‭ ‬nach hinten verdrehte und zog an seinem Arm.‭ ‬Mit meiner anderen Hand packte ich Rudes rechte Schulter,‭ ‬während ich ihm im selben Moment das rechte Bein mit meinem Eigenem unter ihm weg.‭ ‬Soweit so gut,‭ ‬aber war da nicht noch was‭? ‬Während wir nun Beide fielen,‭ ‬fiel es mir wieder ein.‭ ‬Ich hätte dann loslassen müssen.‭

Und so landete ich auf dem etwas überraschten Turk.‭ ‬Reno kringelte sich vor lachen während ich Rude meinen Busen ungewollt ins Gesicht drückte.‭

„Wie ich sehe sind sie wohl schon voll bei der Sache Mrs.‭ ‬Doyle‭!“‬,‭ ‬meinte jemand ernst neben uns.‭
 

Es war Tseng‭! ‬Er musterte mich ganz so als wüsste er nicht was er von mir nun halten solle.‭ ‬Ich musste wahrscheinlich ein besonders fragwürdiges Bild abgegeben haben,‭ ‬wie so rittlings auf der Brust eines seiner Männer hockte und ihm meine Titten ins Gesicht hielt.‭ ‬Ich richtete mich auf,‭ ‬und schaute in Tsengs ernste,‭ ‬dunkele Augen.

‭„Ich hab vergessen los zu lassen!“, versuchte ich zu erklären. Doch Tseng verschränkte nur die Arme vor der Brust und hob eine Braue.

Ich rappelte mich auf und strich meine Kleidung glatt.‭ ‬Rude erhob sich räuspernd hinter mir und friemelte nervös an seiner schiefen Krawatte.

‭„Wir haben grade geübt wie man jemanden entwaffnen kann!“, warf Reno erklärend ein.

‭„Soso, entwaffnen also! Das, war sicher sehr entwaffnend!“, meinte Tseng darauf trocken und sah mich mit strengem Blick an.

Warum musste sowas grade jetzt und vor allem,‭ ‬ausgerechnet mir passieren‭?!

Ich sah verlegen auf meine Füße und bekam wie schon etliche male an diesem Tag einen hochroten Kopf.
 

‭„Wie dem auch sei, ich habe hier noch einige Informationen für sie. Plan des Gebäudes, eine Liste mit Fotos des Servicepersonals und der Gäste, eine Auflistung des Abendprogrammes und die Standorte des Sicherheitspersonals. Dazu noch diverse andere Daten.“ Mit diesen Worten überreichte Tseng mir eine dicke Akte mit Kopien.

‭„Sie sollten sich die Daten bis heute Abend möglichst genau einprägen.“ Ich nickte stumm.

‭„Sind die Herrschaften fertig mit dem Crashkurs?“, fragte Tseng an seine Untergebenen gerichtet, während ich die Akten schnell überflog.

‭„Yo, sind wir. Die Kleine war eine gelehrige Schülerin.“, meinte Reno und nickte in meine Richtung.

‭„Gut, dann bereitet euch auf heute Abend vor.“

„Geht klar Chef‭!“‬,‭ ‬antwortete Reno und machte sich daran die Halle zu verlassen.‭ ‬Als die Beiden bei mir vorbei kamen flüsterte Reno mir noch etwas zu.

‭„Achja, eins noch. Versuch immer bei einem Gegner die Gelenke zu attackieren wenn normale Attacken nicht funktionieren. Nur ein Tipp der dir mal von nutzen sein kann.“

Ich nickte und sah den beiden Männern nachdenklich nach.
 

‭„Sie sollten sich auch auf heute Abend vorbereiten Mrs. Doyle. Ein Wagen wird sie um kurz vor Acht an der Kaserne abholen, sie sollten dann bereit sein.“, riet mir Tseng und wandte sich um zum gehen.

‭„Ach Sir. Ich hab noch eine kleine Frage.“ Tseng blieb stehen und drehte sich halb zu mir um. Ich deutete mit einem Finger auf die Akten in meiner Hand.

‭„Sir, ich habe eben mal schnell die Daten überflogen und leider steht auch hier nichts über die Zielperson oder über die Gründe dieser Mission drinnen. Darf ich fragen um wen es sich denn nun eigentlich handelt und wie genau die Lage ist, Sir?“

Tseng hob eine Braue und betrachtete mich einen Augenblick schweigend.‭

„Nun,‭ ‬es ging vorgestern ein anonymes Drohschreiben mit einer Bombendrohung ein.‭ ‬Wir vermuten zudem das einer der Gäste der Urheber dieser Drohung sein könnte.‭ ‬Da wir nicht wissen wer es ist und ob er unsere Leute kennt brauchen wir sie,‭ ‬da ihr Gesicht noch unbekannt ist.‭“‬,‭ ‬erklärte der Turkchef.
 

Unbekanntes Gesicht‭? ‬Das hieß soviel wie:‭ ‬Wen ich abschmieren sollte kräht kein Hahn nach mir.‭ ‬Ich war ja nur eine einfache Infanteristin,‭ ‬eine austauschbare Schachfigur,‭ ‬nur ein Bauer‭!

„Bei der Zielperson handelt es sich übrigens um P...‭!“‬,‭ ‬in diesem Moment klingelt sein Handy und er ging sofort dran.

‭„Elena, was gibt es?! ... Ich komme sofort!“

Und schon eilte der Turkchef aus der Trainingshalle und lies mich mal wieder im dunkeln tappen.

‭„P wer? Was den für ein P?!“ rief ich ihm noch nach, erhielt aber keine Antwort mehr. Na Super!

‬Wer ist Mr.‭ ‬P‭ ?!

Kapitel‭ ‬5‭ – ‬Wer ist Mr.‭ ‬P‭ ?!
 

Wer war nur die Zielperson‭? ‬Wer fing denn mit P an‭?! ‬Ich überlegte.

Meinte er etwa den fetten Palmer‭? ‬Unmöglich‭! ‬Um diesen Arschkriecher würde niemand so einen Aufwand betreiben.‭ ‬Er war eh nur ein Schönredner und Speichellecker,‭ ‬ihn würde niemand vermissen‭. ‬Wer fing den noch mit P an‭? ‬Tseng meinte doch nicht etwa den Präsidenten‭?! ‬Ich konnte mir nicht vorstellen das man mich als Bodyguard für den Präsidenten haben wollte,‭ ‬daher verwarf ich diese Möglichkeit.‭ ‬Da mir niemand einfallen wollte musste es sich wohl um einen der privaten Gäste des Präsidenten handeln.‭ ‬Vielleicht irgendein Firmenchef‭?
 

Wie es schien,‭ ‬würde ich wohl erst heute Abend herausfinden, um wen es sich dabei handelte.‭ ‬Also entschloss ich mich, mir nicht weiter meinen Kopf deswegen zu zerbrechen und mich lieber der Aufgabe, die ich hatte, zu widmen.‭ ‬Ich hatte noch mehr als genug zu tun bis zu der Feier,‭ ‬hier herum stehen und grübeln würde mich nicht weiter bringen.‭ ‬Und so zog ich mir wieder meine Jacke an und kehrte zurück in meine Unterkunft.‭ ‬Dort streifte ich meine Schuhe von den Füßen und ließ Jacke und die Tasche mit den Einkäufen einfach achtlos im Flur liegen.‭ ‬Ich konnte manchmal eine richtige kleine Schlampe sein.‭ ‬Seufzend schmiss ich mich auf meine Pritsche und blätterte mich durch die Unterlagen die mir Tseng gegeben hatte.‭

Der Plan des Gebäudes war nicht weiter nennenswert.‭
 

Es handelte sich um ein Restaurant in der Nähe des Shinrahauptquartiers,‭ ‬ein nobler Schuppen, in dem nur die Chicerria von Midgar zu Speisen pflegte.‭ ‬Solche Normalos, wie ich einer war,‭ ‬würde man dort nichtmal durch den Lieferanteneingang in das Gebäude lassen‭. ‬Eine große Halle und ein paar Separees,‭ ‬dann noch die Küche,‭ ‬das Büro,‭ ‬einen Pausenraum für das Personal und die Kühl-‭ ‬und Lagerräume sowie die Toiletten.‭ ‬Es gab noch eine Veranda,‭ ‬aber diese sollte an diesem Abend nicht genutzt werden.‭

Ich prägte mir die Karte so gut ein wie ich konnte und legte den Plan beiseite.‭ ‬Als nächstes zog ich eine Liste aus dem Berg an Zetteln.‭ ‬Es war die Liste es Sicherheitspersonals,‭ ‬sowie die Standorte wo sie Stationiert sein sollten an diesem Abend.
 

‭„Schau einer mal an,‭ ‬meine drei Freunde von den Turks sind auch von der Partie,‭ ‬hey sogar Tseng ist dabei‭!“‬,‭ ‬sagte ich leise zu mir selbst.‭ ‬Ein paar Rang Zweier waren auch abkommandiert worden und sicherten den Außenbereich des Restaurants.‭ ‬Ich merkte mir die Gesichter da ich mir ihre Namen eh nie merken könnte.‭ ‬Ich kann einfach keine Namen behalten,‭ ‬dafür vergesse ich so gut wie nie ein Gesicht oder eine Nummer.‭ ‬Das geht sogar soweit das ich manchmal Leute aus meiner eigenen Einheit mit ihrer Kennziffer rufe weil ich den Namen nicht wusste.‭ ‬Meine eigene Kennziffer ist übrigens‭ ‬1307.‭
 

Die nächste Ansammlung an zusammengetackerten Zetteln war das Abendprogramm und die Liste der Speisen.‭ ‬Endlich mal etwas das ich wirklich Interessant fand.‭ ‬Ich überflog schnell das Programm und war alles andere als angetan von dem was ich hier las.‭

„Ein was‭? ‬Hafenkonzert‭? ‬...‭ ‬Achso,‭ ‬Harfenkonzert‭! ‬Scheiß Druckquallität‭! ‬Danach eine Liveband,‭ ‬...‭ ‬die Golden Chocobos‭! ‬Ach du Donner‭! ‬Is das nicht diese Countryband aus Kalm‭?“‬,‭ ‬las ich mir weiter laut vor,‭ ‬und räkelte mich auf den kratzigen Laken meiner Pritsche.‭
 

Was hatten wir denn noch so‭? ‬Oha‭! ‬Eine Rede des Präsidenten‭! ‬Könnte sich nur um Stunden handeln.‭ ‬Danach die Eröffnung der Tanzfläche und des Buffets,‭ ‬ein Gaumenschmaus auf...WAS‭?

„Ein Gaumenschmaus auf Hirsebasis‭?! ‬Wie wollen die uns denn die Hirse servieren,‭ ‬auf dem Fensterbrett oder im Vogelhäuschen‭?!“

Je reicher die Leute,‭ ‬desto beschissener das Essen‭! ‬Ich begann den Kantinenfraß aus Junon zu vermissen‭! ‬DAS sollte schon was heißen‭!

Zuletzt blieben noch die Listen des Servicepersonals und die der Gäste.‭ ‬Ich studierte die Gesichter der Servicekräfte und prägte sie mir genau ein.‭ ‬Ich fand nichts, was irgendwie auffällig gewesen wäre.‭
 

Nun war ich gespannt.‭ ‬Ich ging die Liste der Gäste durch und versuchte heraus zu finden wer wohl dieser ominöse P war.‭ ‬Gespannt ging ich die Namen durch.‭ ‬Lauter stinkreiche Schleimer und was sonst noch so Rang und Namen hatte.‭ ‬Generäle,‭ ‬Bänker,‭ ‬Firmenchefs und sogar einige Schauspieler.‭ ‬Zum Beispiel Dianera Higgins,‭ ‬sie spielte die Hauptrolle in einen dieser Wutai-Schnulzenfilme,‭ “Hüte mein Herz‭“ ‬oder wie der Mist hieß.‭ ‬Ein Scheißfilm‭! ‬Schon weil es keine Schießerei gab,‭ ‬total öde.‭ ‬Leider war keiner meiner Filmhelden auf der Liste,‭ ‬eigentlich schade.‭

„Da kann ich ja mein Autogrammheft getrost daheim lassen.‭“

Ich ging die Liste weiter runter zum Buchstaben P.‭
 

Ich entdeckte nur eine Hand voll Namen mit einem P am Anfang.‭ ‬Da waren wie erwartet der fette Palmer,‭ ‬dann war noch eine Mrs.‭ ‬Pennywise von der Partie.‭ ‬Doch sie würde es sicher nicht sein.‭ ‬Die alte Witwe war die Frau eines verstorbenen Staranwalts,‭ ‬sie kam in Begleitung von ihrem Sohn Daniel.‭ ‬Dann war da noch Mr.‭ ‬Parker,‭ ‬der Firmenanwalt und enger Vertrauter‭ ‬-- wobei das Zweite eher Fragwürdig war – von Präsident Shinra.‭ ‬Rufus Shinra hatte noch nicht lange den Posten inne.‭ ‬Sein alter Herr war erst seit knapp zwei Wochen unter der Erde und Rufus hatte den Ruf des Unnahbaren.‭ ‬Doch auch Mr.‭ ‬Parker konnte ich ausschließen,‭ ‬denn direkt unter Mr.‭ ‬Parker stand Mrs.‭ ‬Parker,‭ ‬seine Gattin.‭ ‬Seltsamerweise waren es die einzigen Mit P am Anfang und nicht einer schien in Frage zu kommen um den Aufwand eines Bodyguard zu rechtfertigen.‭
 

Ob vielleicht doch Palmer die Zielperson war‭? ‬Mir schauderte schon bei dem Gedanken das ich diesen ariposen Schleimscheißer begleiten müsste.‭ ‬Hoffentlich war es nur jemand der nicht auf der Liste stand aus Sicherheitsgründen‭!

Der Blick auf meinen Reisewecker verriet mir das ich noch knapp drei Stunden Zeit hatte, bis man mich abholen würde.‭ ‬Ich musste mich sputen, wenn ich noch rechtzeitig fertig werden wollte.‭ ‬Die Akte verstaute ich zur Sicherheit in meinem Koffer und verschloss ihn sorgfältig.
 

10‭ ‬Minuten später hatte ich meine Stirn gegen die kalten Kacheln der Duschkabine gelehnt und betrachtete, wie das warme Wasser an meinen Beinen herab floss und sich mit dem Schaum meines Duschgels im Abfluss zwischen meinen Füßen sammelte.‭ ‬Vor oder während einer Mission war ich eigentlich nie nervös,‭ ‬die Nervosität kam meist immer wenn eigentlich schon alles vorbei war.‭ ‬Wahrscheinlich würde ich wirklich nur neben‭ ‬...‭ ‬wem auch immer stehen,‭ ‬und stoisch lächeln.‭ ‬Gaia,‭ ‬kotzt mich diese ganze Scheiße an‭!
 

Ich stellte die Dusche aus und schnappte mir mein großes blaues Frotteehandtuch,‭ ‬welches ich fest um mich wickelte.‭ ‬Mit der Hand wischte ich das Kondenswasser von dem Spiegel und betrachtete mich darin.‭ ‬Eigentlich fand ich mich ganz hübsch, irgendwie.‭ ‬Braunes gelocktes Haar das über meine Schultern wallte,‭ ‬die glatte helle Haut und gute Proportionen an den richtigen Stellen.‭ ‬Also ich war zufrieden mit meiner Erscheinung.‭ ‬Vor allem mochte ich meine moosgrünen Augen,‭ ‬die waren das Schönste an mir,‭ ‬fand ich zumindest.
 

In den nächsten Stunden malträtierte ich meine Haare mit Lockenwicklern,‭ ‬Bürste,‭ ‬Kamm und Föhn,‭ ‬wobei ich eigentlich auf die Lockenwickler verzichten hätte können,‭ ‬da ich meine Haare eh nachher hochstecken würde.‭ ‬Auch der Rest meines Körpers wurde mit Cremes und diversen Schönheitsprodukten‭ ‬gepflegt.‭ ‬Nach‭ ‬2‭ ‬Stunden war das Meisterwerk dann so gut wie vollbracht.‭ ‬Die Haare hatte ich geschickt in einer Art lockeren Dutt zusammengesteckt.

Als nächstes schlüpfte ich in das wirklich tolle Kleid und die passenden Sandaletten,‭ ‬welche einen eher kleinen und festen Absatz hatten.‭ ‬Wer weiß ob ich in den Schuhen jemanden verfolgen musste.‭ ‬Jetzt noch etwas dezentes Make-Up,‭ ‬wobei weniger mehr war,‭ ‬und‭ ‬den Schmuck anlegen.‭ ‬Es war zwar nur Modeschmuck,‭ ‬sah aber täuschend echt aus.‭
 

Ich packte noch einige Sachen in das kleine Täschchen, welches zu dem Kleid gehörte.‭ ‬Nur das Nötigste halt,‭ ‬wie Lippenstift,‭ ‬Wimperntusche,‭ ‬Taschentücher und ein Magazin für meine Handfeuerwaffe,‭ ‬die ich mit einem Strumpfband an meinen Oberschenkel befestigt hatte.

Sogar meine Oma lief mit einer Waffe in der Handtasche herum,‭ ‬das lag irgendwie in meiner Familie.‭ ‬Ich liebte meine Familie,‭ ‬aber sie trieb mich regelmäßig in den Wahnsinn wenn ich mal bei meinen Eltern war.‭ ‬Ich sollte sie mal wieder besuchen,‭ ‬ich war fast drei Monate nicht mehr da gewesen.‭ ‬Ich schob den Gedanken beiseite und überprüfte mein Aussehen noch ein letztes mal in dem Spiegel,‭ ‬welcher an der Innenseite der Schranktür befestigt war.‭ ‬Perfekt‭! ‬Ich würde mich so glatt vom Fleck weg heiraten,‭ ‬wär ich ein Mann.‭ ‬Ein kurzer Blick auf meinen Reisewecker teilte mir mit, dass ich los musste.‭
 

Ich schritt den großen Platz vor den Kasernen Richtung Ausgang entlang.‭ ‬Ich sah schon von weiten das der Wagen der mich Abholen sollte noch nicht da war.‭ ‬War ja mal wieder typisch.‭ ‬Einige Soldaten,‭ ‬welche von ihrem Dienst zurück kamen,‭ ‬pfiffen mir hinterher und hier und da wurden einige anzügliche Kommentare abgegeben.

‭„Hey Baby,‭ ‬komm zu mir und wir feiern ne private kleine Party, wenn de verstehst‭!“‬,‭ ‬rief ein bulliger Kerl mit kurzen schwarzen Haaren und winkte mich zu sich.‭ ‬Dabei ließ er seine Hüften kreisen.‭ ‬Er hatte schon seit‭ `‬Hey Baby‭‘ ‬bei mir verschissen.‭ ‬Was für ein Primat‭!

Letztendlich kam ich am Tor an und blickte die Straße auf und ab.‭ ‬Weit und breit nichts vom Wagen zu sehen.‭ ‬Und Jetzt‭? ‬Sollte ich noch warten oder mir lieber einen Wagen hier bei der Kaserne leihen‭? ‬Die Wache am Eingang musterte mich teils kritisch,‭ ‬teils anzüglich.‭ ‬Die beiden Männer in ihrer blauen Uniform tuschelten miteinander einen Moment,‭ ‬dann kam der eine auf mich zu und sprach mich an.
 

‭„Hey Missy,‭ ‬kann ich dir irgendwie weiterhelfen‭? ‬Siehst so verloren aus“‬,‭ ‬meinte er und verschränkte lässig die Arme hinter dem Helm.‭ ‬Das hier war einer der Gründe warum ich mich in meiner Freizeit nicht großartig herausputze,‭ ‬man wird deutlich weniger von irgendwelchen Kerlen vollgelabert‭! ‬Und dieser hier war von der Sorte Mann die sich für unwiderstehlich hielt.‭

„Nein Danke,‭ ‬ich werde abgeholt‭“‬,‭ ‬gab ich knapp zur Antwort und schaute weiter die Straße auf und ab nach der Suche nach dem Wagen.‭ ‬Wo blieb der denn nur‭? ‬Tseng sagte doch, dass kurz ich vor ‬20‭ ‬Uhr vor der Kaserne sein sollte.‭ ‬Wie ich sowas hasse‭!

„Hör mal, Missy,‭ ‬es regnet gleich,‭ ‬komm doch so lange mit ins Pförtnerhaus und wärm dich ein bisschen bei uns auf“‬,‭ ‬versuchte er mich zu überreden.‭ ‬Wo bei Gaia blieb der Wagen‭?!

„Nein danke,‭ ‬mir wird nicht so schnell kalt“‬,‭ ‬winkte ich ab und hoffte, dass sich der Kerl jetzt verfatzen würde,‭ ‬aber denkst de‭! ‬Es kam sogar noch schlimmer,‭ ‬denn sein Kumpan kam nun auch noch zu uns herüber.
 

‭„Scheinbar steht sie nicht auf dich, Dean‭!“‬,‭ ‬lachte der Kerl und klopfte ihm auf die Schulter,‭ ‬dann wandte er sich mir zu.

„Hey Kleine,‭ ‬wie wäre es mit uns Zweien‭?“

Na wenigstens kam der gleich zum Punkt und verschonte mich mit blöden Anmachsprüchen‭!

Ich sah erneut die lange Straße entlang.‭ ‬Ein paar Scheinwerfer kamen in unsere Richtung auf uns zu.‭ ‬Na endlich‭! ‬Das wurde aber auch mal Zeit‭!

„Sorry Moppelchen,‭ ‬aber ich bin schon vom Markt.‭ ‬Und gerade kommt meine bessere Hälfte, um mich abzuholen“‬,‭ ‬sagte ich etwas herablassend und hoffte nur, dass es auch der Wagen war, auf den ich wartete.‭ ‬Zu meiner Erleichterung hielt das Auto mit quietschenden Reifen neben uns.‭ ‬Die Fahrertür öffnete sich und aus stieg der schnuckelige Glatzkopf von den Turks.‭ ‬Sollte der nicht schon längst bei der Feier sein‭?
 

Die beiden Wachlappen glotzten Rude an, als wäre er gerade vom Himmel gefallen.

‭„Gab ein paar Schwierigkeiten mit dem Wagen“‬,‭ ‬meinte Rude knapp,‭ ‬lockerte seine Krawatte und hielt mir dann die Beifahrertür auf.‭ ‬Ich schob mich dicht an ihm vorbei und legte ihm meine rechte Hand auf die Schulter.

‭„Ich hab schon sehnsüchtig auf dich gewartet,‭ ‬mein Großer.‭ ‬Dachte schon, dass du mich versetzt“‬,‭ ‬raunte ich spielerisch und blinzelte zu den beiden Deppen herüber.‭ ‬Wenn der Kinnriemen ihres Helms nicht gewesen wäre,‭ ‬wäre ihr Kinn auf den Gehweg geknallt.‭

Ich stieg ein und Rude schloss die Tür.‭ ‬Nach einigen Augenblicken saß er dann neben mir hinter dem Steuer.
 

‭„Gaia sei Dank, dass du gekommen bist‭! ‬Was war denn los‭?“‬,‭ ‬plapperte ich drauf los, während ich mich anschnallte.‭ ‬Als ich keine Antwort erhielt blickte ich auf und sah Rude an.‭ ‬Er betrachtete mich schweigend.

‭„Stimmt irgend etwas nicht‭?“‬,‭ ‬fragte ich etwas verunsichert.

"Hübsches Kleid" ‬,‭ ‬meinte er dann nur und wir fuhren mit Bleifuß zu der Veranstaltung.‭

Kapitel‭ ‬6‭ – ‬Mr.‭ ‬P und andere böse Überraschungen.

Kapitel‭ ‬6‭ – ‬Mr.‭ ‬P und andere böse Überraschungen.
 

Mit quietschenden Reifen kamen wir an, nicht vorne am Haupteingang, wie ich erst dachte. Nein, wir fuhren um das zweistöckige Gebäude aus roten Ziegeln herum und hielten am Lieferanteneingang. Na Super! Aber hatte ich eigentlich etwas anderes erwartet? Um die Wahrheit zu sagen: nicht wirklich, aber man darf ja wenigstens noch hoffen, oder? Während der gesamten Fahrt, sie dauerte knapp eine Viertelstunde, hatte mein Fahrer kaum ein Wort gesprochen. Zwar hatte ich einige harmlose Fragen gestellt, aber diese hatte er nur schnell mit meist einsilbigen Antworten abgespeißt. Schließlich war es mir zu dumm geworden und nun ich schaute missmutig aus dem Fenster, dabei verschränkte ich meine Arme vor der Brust und schmollte vor mich hin. Es hatte zu Nieseln begonnen und würde heute wohl noch zu einem Unwetter reifen.
 

Wir stiegen aus und gingen schnellen Schrittes nach innen. Den Wagen hatten wir einem Boy anvertraut der ihn für uns parken würde. Sowas könnte ich auch gut Privat gebrauchen, schoss es mir durch den Kopf. Aber dazu musste ich mir erstmal von meinem Mickerlohn ein Auto leisten können. Momentan reichte es aber nur für ein klappriges Fahrrad und hin und wieder konnte ich das Taxi von meinem Vater nutzen wenn er keine Touren hatte. Er war eigentlich pensionierter Postbote und stockte mit dem Taxi seine Rente etwas auf. Es war nicht viel, aber es reichte für einen einwöchigen Jahresurlaub mit meiner Mutter und meiner Oma Sophie in Costa del Sol. Ich musste meist eh arbeiten und wurde schon gar nicht mehr mit eingeplant. Was soll ich sagen, es hätte schlimmer sein können. Dennoch fand ich es etwas gemein. Immerhin hätten sie mich wenigstens pro forma fragen können! Das wäre doch nicht zu viel verlangt, oder?!
 

Im Gebäude schlug mir eine Wärme entgegen, die mich schon wieder an Costa Del Sol erinnerte. Heiß, schwül und es roch nach Essen. Unvermittelt meldete sich mein Magen auch sofort wieder. Ich versuchte mir in Erinnerung zu rufen, dass ich mich ja gleich durch ein Buffet fressen konnte und schluckte den überschüssigen Speichel runter. Rude sah mich nur fragend an, nachdem das laute Grummeln meines verräterischen Magens verstummt war. Ich zuckte mit den Schultern und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. Der Turk mit der Glatze führte mich in den Pausenraum der Angestellten, der einem gemütlich eingerichtetem Salon ähnelte, wo auch schon Elena und der Rotschopf namens Reno standen. Beide in ihrer üblichen Turk-Tracht, dem chicken Schwarzen! Wobei nur Elena darin wirklich gut zur Geltung kam. Man sah das sie sich Mühe gegeben hatte den Anzug entsprechend dem Anlass heraus zu putzen. Sogar die Bügelfalten in den Hosenbeinen saßen akkurat und grade. Zwar sah Rude auch nicht schlecht aus, aber man erkannte bei genauerem hinsehen das der Anzug schon ein wenig heute gelitten haben musste. Reno hingegen, nun ja, er hatte sich das Hemd in die Hose gestopft und sich eine Kravatte umgebunden, sie saß nur leider recht schief. Und genau diese hatte Elena gerade in den Fuchteln und zuppelte das Accessoire zurecht, sehr zum Missfallen des Rothaarigen.
 

„Nun hör doch mal auf damit, du erwürgst mich ja noch!“, protestierte er und sah etwas unglücklich drein.

„Das muss aber so, du siehst mal wieder wie der letzte Arsch aus!“, erwiderte die Blonde etwas entnervt. Als Reno uns in der Tür entdeckte, hellte sich sein trübes Gesicht schlagartig auf. Wahrscheinlich waren wir für ihn sowas wie seine Rettung. Er grinste Rude breit an und richtete dann seine Aufmerksamkeit auf mich.

„Whoa, meine Fresse! Da kriegt man ja fast einen Testosteronstau bei dem Anblick! Heißes Teil!“, kommentierte er und dabei war mir nicht klar, ob er das Kleid oder mich als heißes Teil betitelt hatte. Elena verdrehte die Augen und warf mir dann einen Blick zu, den ich nicht recht einzuordnen vermochte. Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, öffnete sich erneut die Tür und Tseng kam herein. Der Mann mit der wutainesischen Abstammung sah sogar noch um einiges schneidiger aus als Elena. Die Bügelfalten seiner Hose waren wahrscheinlich mit dem Linieal nachgemessen und so scharf, dass man sich dran schneiden konnte. Zumindest sahen sie so aus.
 

„Miss Doyle, wie gut das wenigstens sie schon da sind.“, meinte er und schien etwas gestresst zu sein.

„Ist der Kerl denn noch immer nicht da?!“, fragte Reno und steckte die Hände in die Hosentaschen, während er seine Schuhspitze des rechten Fußes an der Wade des linken Beines auf Hochglanz polierte. Tseng zog eine Taschenuhr aus dem Jacket und klappte den kleinen goldenen Chronometer auf.

„Über eine Stunde zu spät, verdammt!“, murmelte Tseng missmutig und steckte die Uhr wieder in die Tasche zurück. Und ich dachte schon, dass ich spät dran sei!

„Reno, geh du nach draußen und sag mir bescheid, wenn du sie siehst.“

„Muss das sein? Es regnet und ich will mir meine Frisur nicht versauen, hab fast eine Stunde gebraucht bis meine Haare so saßen“, moserte der Rotschopf. Von den angeblichen Bemühungen sah ich nichts, er sah genauso zerzaust aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte.

„Reno!“, sagten Tseng und Rude fast gleichzeitig und Elena schüttelte den Kopf.
 

„Is ja gut, ich geh ja schon!“, erwiderte Reno und trollte sich mit hängenden Schultern von dannen. Was für eine Gurkentruppe!

Dann wandte Tseng sich mir zu und sah mich einen Moment schweigend an. Scheinbar war er zufrieden mit meiner Erscheinung und er nickte kurz, bevor er das Wort endlich an mich richtete.

„Sie wissen, was Sie zu tun haben?“, fragte er und ich nickte.

„Die Zielperson begleiten, beschützen und alles und jeden genaustens im Auge behalten, um eventuelle Gefahren rechtzeitig zu erkennen und zu eliminieren“, zitierte ich die Auftragsbeschreibung, die ich in Junon von meinem Hauptmann bekommen hatte. Tseng nickte zufrieden und erörterte noch einige Sachlagen zu dem heutigen Abend. Scheinbar gab es hier in diesem Gebäude an allen Ausgängen und Fenstern Fallgitter um vor Angriffen von Außen zu schützen. Das war mir neu, allerdings glaubte ich kaum das jemand von außerhalb des Gebäudes bei dem gebotenen Sicherheitsaufkommen es wagen würde aufzumucken. Nichtmal die Leute von Avalanche wären so verrückt.
 

Mittlerweile war die Party schon seit über eine halbe Stunde im Gange und ich stand noch immer wie bestellt und nicht abgeholt mit Rude im Pausenraum der Angestellten. Tseng und Elena waren bereits mit dem Präsidenten bei der Abendgesellschaft. Rude schwieg beharrlich und ich trommelte genervt mit den Fingern auf die Tischplatte. Es vergingen weitere zwanzig Minuten als plötzlich Rudes Sender im Ohr knarzte und Reno sich meldete. Ich erkannte die Stimme, verstand aber nicht genau was er sagte. Rude nickte und wieder meldete sich darauf knarzend eine Stimme. Dieses mal war es Taeng nach der Stimme her zu urteilen. Wieder verstand ich nur Bruchstücke des Gesagten.

„Sie kommen!“, meinte Rude mit einem nicken und schob sich die Sonnenbrille auf der Nase zurecht. Eigentlich war es mir ja egal, aber trotzdem fragte ich mich warum er sie hier drinnen trug. Keine zwei Minuten später öffnete sich die Tür und Tseng mit Elena im Kielwasser kam herein, er sah nicht gerade glücklich aus. Also sah er eigentlich wie immer aus, irgendwie. Ich ging den Gedanken nicht weiter, denn meine Aufmerksamkeit wurde woanders gebraucht. Nämlich bei der Gestalt die hinter Tseng in das Zimmer trat. Was bei Ifrits finsterem Arsch, war das den für ein Freak?!

Ich kannte den Mann aus der Presse wieder, wo er oft nur negative Kritik absahnte. Ich versuchte links und rechts um den Mann herum zu sehen.
 

„Suchen Sie jemanden Miss Doyle?“, fragte mich Tseng, und ich antwortete ohne davor mein Hirn an zu schalten, was natürlich mal wieder nur nach hinten losgehen konnte.

„Ja, die Zielperson?“, meinte ich und sah zu dem Wutainesen, der mich etwas verblüfft anstarrte. Reno grinste breit und Elena versuchte einen Lachanfall zu verhindern, indem sie sich auf die Faust biss. Rude verriet sich durch ein Zucken seiner Mundwinkel. Oh bei Gaia! Der da war die Zielperson! Ich sah zweifelnd zu Tseng, doch der zuckte nur mit den Schultern. Das konnte doch nicht sein ernst sein?! DER?! Wollen die mich verarschen, oder was?!

Ich setzte ein künstliches Lächeln auf als der Mann näher kam, Hauptsache den Schein wahren. Er musterte mich über den Rand seiner Brille als wäre ich ein Stück Vieh auf dem Wochenmarkt!

„Schön, schön, schön. Ganz nett, das Subjekt, wenn auch etwas zu flachbrüstig für meinen Geschmack.“, sagte er und verschränkte dann seine Arme wieder hinter dem Rücken.

Bitte?! Ich hab mich da wohl verhört! So eine Unverschämtheit! Was denkt sich dieser, dieser..., schleimig-schmierige Kerl eigentlich?! Ich versteckte meine Empörung hinter meinem einbetonierten Lächeln. Am liebsten hätte ich ihm meine Meinung gesagt, aber leider war ich im Dienst, leider.
 

Professor Hojo, Leiter der wissenschaftlichen Abteilung von Shinra Inc. Ich hätte mich ohrfeigen können! Das P war nicht der Anfangsbuchstabe des Namens, sondern stand für Professor. Ich betrachtete mir den Kerl genauer, während er mit Tseng einige Worte wechselte. Irgendwie war ich noch zu betäubt, als das ich dem Gespräch hätte folgen können.

Der Professor hatte sich nicht ein bisschen für den Anlass hergerichtet. Selbst Reno sah dagegen chic aus. Hojo trug eine einfache graue Wollhose, schwarze Schuhe, ein weißes leicht knitteriges Hemd und darüber einen schmierigen Laborkittel.

Wozu bei Gaia hatte ich mich eigentlich so viel Mühe gegeben, wenn ich nur das schmückende Beiwerk von diesem verrückten Giftmischer sein sollte?!

Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen hatte das mich Rude angesprochen hatte. Erst als er mich an der Schulter berührte und ich hoch schreckte, bekam ich mit, dass er neben mich getreten war.

„Helen, den kleinen Sender solltest du zur Sicherheit mitnehmen, und sag bescheid, wenn dir was seltsam vorkommen sollte“, meinte der Turk ernst und drückte mir einen dieser Knöpfe für das Ohr und eine Puderdose in die Hand, in der ich das Mikro vermutete. Ich steckte die Dose in meine Handtasche und versuchte mir diesen dämlichen cremefarbenden Knopf ins rechte Ohr zu friemeln, der leider nicht richtig halten wollte.
 

„Warte, ich helfe dir“, sagte der sonst so schweigsame Rude, nahm mir den Sender aus der Hand und setzte ihn mir gekonnt ein. Dabei streifte mich sein warmer Atem am Hals und mich durchfuhr ein kleiner wohliger Schauer. Ich rügte mich selbst, immerhin war ich mitten in einem Einsatz. Da sollten mir doch wohl andere Dinge im Kopf herumgeistern als Rudes warmer Atem auf meiner Haut, oder das Gefühl als er dabei zufällig sanft diese eine empfindliche Stelle hinter meinem Ohr berührt hatte. Ich verfluchte meine Feromone und schob mit etwas Mühe meine teils nicht ganz jugendfreien Gedanken beiseite, jetzt galt es möglichst professionell zu sein.

Ein unangenehmes Wiedersehen

Sooooooooo, endlich geht es mal weiter. Ich könnt jetzt ewig lamentieren warum oder wieso erst jetzt, aber das lass ich einfach mal und sag nur DANKE, an all meine treuen Leser. Und auch danke an alle Reviewschreiber, ihr seid mein Brot und Inspiration.^^ Macht bitte weiter.

(Diesmal aus technischen Gründen nicht gebetat.)

Viel Spaß beim Lesen!

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Kapitel 7 - Ein unangenehmes Wiedersehen
 

Ziemlich unglücklich ging ich dann zur Feier, zusammen mit Tseng und dem verrückten Professor. Reno, Rude und Elena waren unterwegs zu ihren Posten. Die Halle war gradezu verschwenderisch festlich geschmückt, große Blumengebinde zierten die langen Tische des Buffets. An den Wänden hingen die Banner der Firma, wie nicht anders zu erwarten. Die Leute waren teilweise schon etwas beduselt von dem Alkohol, der in großen Mengen ausgeschenkt wurde. Von wegen vornehme Zurückhaltung. Ich sah mich genauer um während ich dicht bei Professor Hojo blieb. Er hatte sich bei mir eingehakt, was mir nicht wirklich passte, aber so konnte ich ihn besser überwachen. Ich sah einige bekannte Gesichter wieder. Palmer wuselte begeistert um das Buffet herum und tat sich ständig nach. Scarlett und Heidegger unterhielten sich mit einigen Leuten vom Film. Dabei war ein recht hübscher Mann Mitte Zwanzig, ein Newcomer aus der Wutairegion vermutete ich. Im stillen hoffte ich das dieses nervige Wutaigeschnulze, was grade so beliebt war, eine Modeerscheinung war die sich schnell geben würde. Der Chefredakteur der Midgar-Times, einem von Shinra überwachten Schundblatt, stand auch bei der Gruppe und schien wohl einen Scherz gemacht zu haben. Denn die wirklich penetranten Lachen von Scarlett und Heidegger erschallten im nächsten Moment durch den Saal.
 

Die Ansprache des Präsidenten war bereits vorbei, was mir nur recht sein konnte. Ich denke das Professor Hojo wohl den gleichen Widerwillen hatte, sich das Geschwafel Rufus anzutun, und ist deswegen erst mit solch großer Verspätung gekommen. In gewisser Weise konnte ich es ja verstehen, andererseits war sein Arsch auf der Abschussliste von irgend jemanden. Bei solch einem Fall sollte sich man schon an vereinbarte Termine halten, zumal es ja zu seiner eigenen Sicherheit dienen sollte. Als einer der Kellner an uns vorbei kam schnappte ich mir zwei Glas Champanger von dem Tablett. Eines reichte ich an den Professor weiter, der eher gelangweilt seinen Blick ber die Gäste schweifen lies. Die angeheuerte Kapelle spielte grade einen langsamen Walzer auf und ich betrachtete die Tanzenden mürrisch. Wir standen etwas abseits in der Nähe des Buffettisches. Auf der anderen Seite des Saals stand, umringt von Bittstellern und Damen mit mehr oder minder amourösen Absichten, Präsident Rufus. Neben ihm stand Tseng, der versuchte zu dreiste Anbändelungen der Frauen, und auch mancher Männer, an den Präsidenten zu unterbinden. Wie Fliegen um einen riesen Kackhaufen schwirrten sie um den jungen Mann in dem schneeweißen Anzug herum. Ich beneidete ihn jedenfalls nicht.
 

Ich nippte zaghaft an dem teuren Schaumwein. Er schmeckte fabelhaft, doch hatte ich mir das Glas eher als eine Art Alibi genommen, ich wäre sonst aufgefallen. Hojo hatte bereits sich ein zweites Glas gegönnt und knabberte einige Häppchen vom Buffet. Ich hatte kurz nur einen Blick auf das Angebot geworfen und bereut mir vorhin keine Pizza bestellt zu haben. Bei einem der Speisen hätte ich meinen nächsten Monatssold verwettet das es sich dabei um Meisenknödel handelte! Mir fehlte schlichtweg der Mut etwas von dem Zeug zu kosten.

"Hey, Mädchen. Komm mit, ich denke es ist Zeit dem Präsidenten meine Aufwartung zu machen.", meinte Professor Hojo plötzlich neben mir und zog mich mit rüber zu der Gruppe des Präsidenten.
 

Bestimmt an die fünfzehn Leute, meist weiblich, umringten Rufus und lachten oder kicherten über den geistigen Erguss ihres Gönners. Darunter erkannte ich beim näher kommen auch Jemanden den ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte, und darauf hätte ich auch liebend gern Verzichten können. Ich hatte den Namen bereits auf der Gästeliste gesehen aber gehofft das er dennoch nicht kommen würde. Der Zweigstellenleiter eines Handelshauses war wie ich wusste oft am reisen und nur selten in Midgar. Zu früh gefreut. Da stand er, rechts neben dem Präsidenten, gekleidet in einem eleganten schwarzen Zweiteiler und am Arm eine hübsche Blondine in einem blauen Chiffonkleid. Wahrscheinlich eine seiner neusten Eroberungen!
 

Mein Exmann in Spe, Joseph Doyle. Unsere glückliche Ehe hatte ganze fünfundvierzig Minuten gehalten. Ungefähr bis zu dem Zeitpunkt als ich ihn im Weinkeller des Gasthauses, in der unsere Hochzeitsfeier statt fand, in Flagranti ertappt hatte. Mit einem der Kellner in unzweifelhafter Pose! Der Schock hatte gesessen, der rechte Haken von mir auch! Das der Kerl bisexuell sein könnte hatte ich zuvor nicht mal im Traum für möglich gehalten. Das etwas kantige Gesicht mit den sturmgrauen Augen und die dichten schulterlangen schwarzen Haare machten ihn zu einem äußerst ansehnlichen Mann. Und die meisten Frauen waren genau auf der Suche nach so jemanden. Mich hatte damals seine elegante und zuvorkommende Art, sowie sein Intellekt für sich überzeugt. Nun waren wir seit zehn Monaten und zweiundzwanzig Tagen in Trennung.

Ich ärgerte mich noch immer das ich auf diesem Schleimscheißer reingefallen war. Er sah mich auch und schenkte mir ein freundliches Lächeln, ganz so als wären wir nicht mitten in der Scheidung. Am liebsten hätte ich ihm den Stiel meines Champngerglases durch den Hals gejagt, doch entschied ich mich weiterhin gute Mine zum bösen Spiel zu machen und lächelte zurück. Hojo bemerkte von all dem nichts.
 

"Herr Präsident, eine wirklich gelungende Feier!", begrüßte Hojo Rufus und gab ihm die Hand, die dieser nur zögerlich entgegen nahm. Ganz so als sei sie etwas giftiges lies der Präsident auch gleich wieder los und steckte die Hand in die Jackentasche, wahrscheinlich um sie darin an der Innenseite abzuwischen, zumindest hätte ich das so gemacht.

"Professor Hojo, wie schön das sie kommen konnten. Wie laufen ihre Forschungen?"

"Danke gut, ich denke ich werde morgen dann nähere Ergebnisse erläutern.", erwiderte Hojo und schob sich die Brille auf der Nase zurecht und blickte zu mir herüber. Also wirklich! Als ob mich interessieren würde was dieser Bombenleger da in seinem Labor machte und das ausplaudern würde!

"Lassen sie sich von mir nicht stören Herr Professor.", sagte ich nur knapp und lächelte vor mich hin. So langsam taten mir schon die Wangenmuskeln weh von dieser dämlichen grinserei.
 

"Und wer sind sie wenn ich fragen darf?", wendete sich der Präsident nun an mich. Scheiße, was soll ich denn jetzt sagen?! Ich konnte ihm ja schlecht vor allen erzählen das ich Rekrutin bin und den Professor bewachen soll! Da konnte ich mir ja gleich ein Schild um den Hals hängen oder eine Zielscheibe auf den Rücken pinseln.

"Oh, Ich arbeite seit kurzem in ihrer Firma Herr Präsident. Ich bin lediglich ein kleines Rädchen.", sagte ich weil mir nichts besseres im Moment eingefallen war und gab ihm die Hand. Was für ein saublöder Spruch war das denn? Ich hätte mir am liebsten in den Arsch gebissen wäre ich nur etwas gelenkiger! Inständig hoffte ich das er sich mit dieser Antwort zufrieden geben würde. Er schüttelte meine Hand und lies sein Charisma auf mich wirken. Was man auch alles schlechtes über Rufus sagen konnte, er wusste die Leute fr sich einzunehmen.

"Und in welcher Abteilung sind sie tätig Miss... wie war gleich nochmal ihr Name? Ich vermute ich habe ihn vorhin zu meiner Bestürzung nicht ganz mitbekommen."

Könnte daran liegen das ich ihn nicht genannt hatte. Aber wie es schien würde ich nicht drum herum kommen, verdammt!
 

"Doyle, Helen Doyle.", antwortete ich und versuchte dabei möglichst nicht zu meinem Ex zu sehen. Aber scheinbar hatte der Präsident schon Eins und Eins zusammen gezählt und seine eigenen Schlussfolgerungen daraus gezogen.

"Doyle? Dann müssen sie die reizende Frau von Joseph hier sein.", meinte er und schielte zu meinem Ex herüber. Joseph sah etwas ertappt drein und seine blonde Muse sah ihn empört an. Scheinbar hatte er ihr nichts von mir erzählt, dass würde ihm zumindest ähnlich sehen.

"Schuldig im Sinne der Anklage.", meinte ich und tat so als ob ich verlegen wäre.

"Du bist verheiratet?!", quietschte Josephs blonde Muse erbost und riss sich los. Im nächsten Moment stöckelte das kleine arme Blondchen von dannen. Joseph schien es egal zu sein, sie würde er schon bald durch sein nächstes Opfer ersetzt haben.

"Um ehrlich zu sein, wir sind grade mitten in der Scheidung.", erklärte ich Rufus.

"Ach so ist das also, ich habe mich schon gewundert warum ich Sie noch nie zusammen irgendwo gesehen habe.", meinte Rufus und nippte elegant an seinem Glas Champus.

Der Präsident sah auf seine Art wirklich gut aus. Die rotblonden Haare schimmerten seidig im Licht des groáen Kronleuchters. Dieser Mann wusste wie man sich am besten in Pose warf.

"Tja, manche Leute passen einfach nicht zusammen.", sagte ich kichernd und warf Joseph einen finstern Blick zu.
 

Nach einigem weiteren allgemeinen verbalen Geplänkel, gingen der Professor und ich weiter. Ich schnappte mir zwei weitere Gläser Champanger und kippte das Eine direkt herunter. Das tat wirklich gut nach der nervenaufreibenden Begegnung mit dem Präsidenten und diesem verkommenden Objekt namens Joseph Doyle.

Der Regen draußen hatte an Intensität zugenommen und prasselte laut auf das riesige Glaskuppeldach über unseren Köpfen. Blitze zuckten über den Nachthimmel und warfen unheimliche Schatten an die Wände des Saals.

Alles im allen war dieser Abendempfang nichts weiter als ein einzige großes Besäufnis für Reiche. Ich merkte wie mir der Champus so langsam in den Kopf zu steigen begann. Da ich noch nichts gegessen hatte, haute der Champus ordentlich rein. Dabei vertrug ich wirklich eine Menge Alkohol, die paar Gläser waren eigentlich ein Klacks für mich.

Gelangweilt lies ich meinen Blick über die Anwesenden gleiten.

"Hey Mädchen!", machte der Professor auf sich aufmerksam und ich wand mich ihm zu. Am liebsten hätte ich ihn angeschnauzt, dass er mich doch in Ruhe lassen soll. Doch ich konnte mich noch geradeso beherrschen und sah ihn stattdessen nur fragend an.

"Ich hab Hunger, hol mir etwas vom Buffet.", sagte er mit einem dermaßen herablassenden Befehlston, das ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte. Aber leider war ich ja nun mal hier, damit grade genau das nicht passieren soll. Auch wenn ich nicht verstand warum, er wäre meiner Meinung nach nun wirklich kein Verlust für die Menschheit gewesen. Ich fügte mich also meinem Schicksal und machte mich auf zu dem langen Tisch mit dem Vogelfutter, anders lies sich das Zeug nicht beschreiben. Missmutig schaufelte ich von allem wahllos etwas auf einen Teller und stellte mir vor das er daran ersticken würde.

"Alles klar bis jetzt?", fragte mich jemand direkt neben mir und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Rechts von mir stand Rude und hatte einen Teller in der Hand.
 

"Oh, ja. Bis jetzt keine besonderen Vorkommnisse.", meldete ich pflichtbewusst und versuchte mein rasendes Herz wieder zur Ruhe zu bekommen. Ob es an dem Schreck lag oder an etwas anderem konnte ich nicht genau sagen. Rude sah mich kritisch über den oberen Rand seiner Sonnenbrille an und hob eine Braue.

"I-ich soll ihm was zu essen bringen, dabei kann ich mir nichtmal vorstellen das man den Fraß hier überhaupt essen kann.", versuchte ich meine aufkommende Nervosität zu überspielen und hielt ihm den Teller unter die Nase. Warum machte mich dieser Turk nur so nervös?

"Du packst das schon.", sagte Rude knapp und strich mir eine vorwitzige Strähne meines Haares, welche sich aus meiner Frisur gelöst hatte, hinter das Ohr. Ein wohliger Schauer erfasste mich und durchlief meinen Körper. Ehe ich noch etwas erwidern konnte, war er auch schon wieder verschwunden und ich blieb mit pochendem Herzen und einem Teller voll Vogelfutter zurück.
 

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Ich hoffe ihr mochtet das neue Kapitel. Ich kann euch diesmal garantieren das das nächste Kapi nicht auf sich so warten lässt!
 

Kapitel 8 - Der Anschlag , ist schon in den Startlöchern

und coming soon!
 

ggggglg Collien

Der Anschlag!

Kapitel 8 - Der Anschlag!
 

Ich musste erstmal tief durchatmen bevor ich mich wieder auf meine Arbeit konzentrieren konnte. Was wollte ich eben nochmal machen? Ach ja, der Giftzwiebel von Professor was zu futtern besorgen. Schnell suchte ich nach Hojo und war froh das er noch immer da war, wo ich ihn zurückgelassen hatte, in der Nähe der Separees. Es würde etwas Geschick von Nöten sein, um den Teller durch die Menge zu jonglieren ohne etwas zu verschütten.

Hojo schaute gelangweilt in der Gegend herum und betrachtete jeden mit einer Mischung

aus Verachtung und Überheblichkeit. Ein rothaariger Kellner gesellte sich zu ihm und bot dem Professor ein Glas Champanger an. Der rothaarige Mann mittleren Alters in dem ordentlichen Dreiteiler in Schwarz war an sich recht unscheinbar. Er wechselte noch ein paar Worte mit Hojo, bevor er ihm mit bloßer Hand ein Glas reichte. Wie unprofessionell, wahrscheinlich arbeitete der Mann noch nicht so lange in dieser Branche. Man drückte dem Gast doch nicht einfach so das Glas in die Hand! Und überhaupt, ... Moment mal! Ein rothaariger Kellner? Da war doch was.
 

Mein inneres Auge durchrasterte meine gedankliche Liste der Angestellten in meinem Kopf. Meine Augen weiteten sich und ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Die Geräusche um mich herum, Musik, Gelächter und die Gespräche der Gäste, rutschten völlig in den Hintergrund als mich die Erkenntniss traf. Dieser Mann dort war kein Kellner! Nummer 4724 auf der Liste!

Ein Mann mit rotem Haar auf der Liste des Personals, hatte sich nach einem Vermerk an der linken Seite des Dokuments, Vorgestern krank gemeldet. Auch vom Gesicht her passte er zu keinem auf der Liste. Ich merkte wie mir der Teller entglitt und auf dem Marmorboden zerschellte. Mit entsetzen sah ich, wie Hojo nach dem Glas griff.

Mir war sofort klar das Gift in dem Glas sein musste. Verdammt, ich musste sofort handeln. Irgendwie musste ich den Professor vom trinken abhalten. Also machte ich das einzige was ich in dieser Situation machen konnte. Ich nahm die Beine in die Hand und rannte so schnell ich konnte auf ihn zu. Dabei stieß jeden in meinem Weg beiseite und schlug dem überraschten Professor, im aller letzten Augenblick, das Glas aus der Hand.
 

"Hey!", setzte Hojo zu einem Protest an, aber ich ignorierte ihn einfach. Meine Konzentration brauchte ich für den Mann vor mir, der nun ein scharfes, langes Küchenmesser gezogen hatte und jetzt damit auf mich los ging. Zu meinem Glück konnte ich den Angriff mit meiner Handtasche abwehren. Die Klinge durchstach zwar die Tasche, verhakte sich aber auch und so konnte ich mit einer Seitenbewegung den Angreifer entwaffnen. Hojo kreischte erschrocken auf und fiel auf den Hintern als er begriff das man tatsächlich versucht hatte ihn zu töten.

"Verdammte Mistschlampe!", fluchte der Mann und rannte Richtung Hinterausgang.

"Los Rude, schnell hinterher!", knarzte Renos Stimme in meinem Ohrstecker.

"Doyle, Bericht! Was beim großen Leviathan ist passiert?!", kam Tsengs Befehl als nächstes durch den Knopf im Ohr und ich zückte die Puderdose mit dem Mikro darin. Mit vor Aufregung zittrigen Händen klappte ich die Dose auf und meldete mich.

"Alles unter Kontrolle hier. Der Kerl wollte Hojo scheinbar vergiften, Hojo geht es aber gut"

Ich sah grade noch wie Reno, Elena und Rude hinter dem Angreifer her hetzten und den Hinterausgang verließen.

"Doyle, bleib bei dem Professor!"

" Roger Sir! ", antwortete ich und steckte die Dose wieder weg.

Hojo asselte noch immer auf allen Vieren auf dem Boden rum. Ich zog ihn auf die Beine und führte ihn an den Saalrand. Ich blickte zu Tseng und dem Präsidenten. Rufus stand gelassen da und schien, als würde ihm die ganze Sache am Arsch vorbei gehen. Tseng stand dicht bei ihm und schaute sich mit Argusaugen um ob Gefahr für den Präsidenten bestand.
 

Draußen vor dem Restaurant, aus der Sicht von Reno:
 

Wir setzten dem Mann mit dem schulterlangen roten Haar nach. Zum Glück hatte das Kampfbunny den Kerl rechtzeitig entdeckt. Sie hatte schnell geschaltet und Hojo den Arsch gerettet. Wahrscheinlich würde er ihr nichtmal danken.

Wir waren grade aus dem Gebäude raus, da kamen uns zwei Rang Zweier entgegen und schnitten dem Flüchtenden den Weg ab.

"Endstation, Arschloch! Hast doch nich echt gedacht das du einfach so verduften kannst?!", meinte ich zufrieden.

Mittlerweile hatten wir ihn eingekreist, ich lies meinen MAG-Rod ausfahren und grinste Rude an. Elena hatte ihre Automatic gezückt und wartete nur auf mein Zeichen.

Auch die beiden SOLDAT hatten ihre MGs im Anschlag.

Plötzlich begann der Kerl hysterisch zu Lachen, wahrscheinlich wurde ihm klar das er verspielt hatte. Er drehte sich zu mir um und ließ eine Funkfernbedienung auf den nassen Boden fallen. Ich konnte sehen das sie bereits betätigt wurde, aber ich konnte nicht sagen was genau ausgelöst worden ist. Es hatte aufgehört zu regnen, nieselte nur noch ganz schwach. Wahrscheinlich war es aber nur sowas wie die Ruhe vor dem Sturm.

"Ihr habt verloren, ihr seid zu spät.", giggelte der Mann wie ein Irrer und riss die Jacke auf. Darunter wurden mehrere Päckchen Plastiksperngstoff sichtbar.

"FUCK!", war das letzte was mir noch einfiel als ich den Zeitzünder auf seiner linken Brust erblickte.
 

Noch 3 Sekunden...

"Bombe! Alles in Deckung!"
 

...2

Alle erstarrten einen Schreckmoment und nahmen dann die Beine in die Hand.
 

...1

Ich sah wie Rude und Elena hinter einem Stapel Holzkisten Deckung suchten, ich selbst rettete mich mit einem Hechtsprung in einen der riesigen Papiercontainer aus Eisen.
 

...0

BOOOOOOMMM!!!
 

Zur gleichen Zeit im Restaurant:
 

"Dieser impertinente Mistkerl! Wie konnte er es nur wagen mich, MICH vergiften zu wollen?!", echauffierte sich Hojo mit vor Wut hochrotem Kopf. Mir steckte noch immer der Schock in den Knochen.

"Ich frage mich, wer es auf den Professor abgesehen hat?", sinnierte ich leise und lies meinen Blick über die anwesenden Gäste schweifen. Alles schien wieder normal zu sein. Rufus und Tseng waren von Bittstellern belagert, am Buffettisch links von mir tummelte sich Palmer, und Scarlet und Heidegger lachten dümmlich über irgendwas was genauso Geistlos war wie sie selbst.

"Und du warst genauso unnütz wie jeder Andere hier auch!"

"Wie bitte? Ich hab ihnen grade das Leben gerettet!", sagte ich beleidigt und stemmte meine Fäuste in meine Hüften.

"Eine Lage, in die ich mit Sicherheit nie geraten wäre, wenn sie etwas aufmerksamer gewesen wären!"

Ab da an fragte ich mich, wer es NICHT auf den Professor abgesehen hat!

Mich konnte man von der Liste zumindest streichen. So ein Arsch!

"So etwas undankbares! Sie sollte man..."
 

BOOOOOOMMM!!!
 

Eine gewaltige Explosion erschütterte das Gebäude. Fenster zersprangen und ein Splitterregen ging auf uns nieder. Im nächsten Moment ratterten die Sicherheitsrollos herunter. Ein wildes durcheinander aus Gekreisch und Getrampel erfüllte die Halle und echote von den Wänden zurück. Einige Gäste hatten sich auf den Boden geworfen. Ich sah Tseng und Rufus am anderen ende des Saals. Tseng sprach aufgeregt in das winzige Mikrofon an seinem Manschettenknopf.

"Reno! Was ist da los verdammt noch mal! Melde dich endlich!", schallte es durch meinen kleinen Empfänger im Ohr. Außer etwas statischem Rauschen war erst nichts zu hören, doch dann knarzte Renos Stimme doch noch in meinem rechten Ohr.

"Alles klar Chef. Dieser Bastard wollte uns alle in die Luft jagen. Aber wir kommen jetzt nicht mehr rein. Die Fallrollos lassen sich nicht deaktivieren. Ich hab Rude losgeschickt uns einen Schneidbrenner zu besorgen. Drinnen alles in Ordnung?"

"Mach dir lieber einen Kopf wie du ..."

CRAAAAASH!!
 


 

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Danke nochmal an die Favorisierer.
 

glg Collien

Showdown a la Doyle!

Kapitel 9 - Showdown a la Doyle!
 

CRAAAAASH!!
 

Ein erneuter Regen aus zerbrochenen Glas prasselte auf uns nieder und eine große skorpionartige Maschine. Ich zerrte Hojo hinter den langen Buffettisch, und uns so in Sicherheit. Einen Blick über die Tischkante werfend, erkannte ich die Maschine als alte Robowache wieder. Die rote Panzerung war schon ziemlich rostig und teilweise stark verbeult. Ich nahm an das sie eigentlich schon lange ausrangiert sein müsste. Aber scheinbar hatte sich jemand die Mühe gemacht das alte Ding wieder zum laufen zu bringen. Hinter dem Ungetüm aus Stahl und Schmieröl, sah ich Tseng den Präsidenten zum Gang wo es zu den Personalräumen ging führen.

"Was ist da drinnen los? Tseng, melde dich!", ertönte Renos Stimme in meinem Ohr.

"Eine Robowache, beeilt euch mit der verdammten Tür!",wies Tseng seinen Untergebenen barsch an.

"Roger! Wir tun was wir können! Over and out.", sagte Reno, dann herrschte wieder Funkstille.
 

"Lasst mich hier raus, ich muss hier weg!", rief Hojo plötzlich hysterisch neben mir. Ich hielt ihn an den Schultern fest und versuchte ihn zu beruhigen.

"Ganz ruhig, bleiben Sie bitte unten in Deckung, vertrauen Sie mir bitte.", sprach ich ruhig auf den panischen Mann ein, in der Hoffnung das er sich wieder fängt.

"Nein, ich kann mich auf sie nicht verlassen! Ich muss sofort hier raus!", antwortete der Professor mit zittriger Stimme und riss sich von mir los. Er wollte zu dem Gang laufen in dem zuvor Präsident Rufus verschwunden war. Ich konnte ihn grade noch am Kragen seines schäbigen Laborkittels zurückziehen, als eine Salve Kugeln aus dem Gewehrläufen der Robowache in der Wand einschlug, genau da wo zuvor sich noch Hojo befunden hatte.

"Oh mein Gott, wir werden alle sterben! I-ich will nicht sterben!", jammerte der sonst so überhebliche und selbstsicher scheinende Mann. Er war kurz vor dem Nervenzusammenbruch.
 

Wenn ich ihn nicht schnell irgendwie ruhig stellen würde, würde er sich wohl möglich noch selber umbringen, wie er ja eben fast so schon bewiesen hatte. Er versuchte sich los zu reißen, trat sogar nach mir. Alles was ich sagte schien garnicht mehr bis zu ihm durch zu kommen. Wie sollte ich jemanden beschützen der sich gradezu freiwillig in die Feuerbahn warf?! Ich spürte etwas kühles an meinem Knöchel und entdeckte eine leere Weinflasche neben mir herumrollen. Kurzerhand fasste ich sie am Flaschenhals und zog mit ihr kurzerhand dem Professor eins über. Den bewusstlosen Mann rollte ich einfach mit ein paar Tritten unter den Tisch und spähte dann erneut über die Tischkante.

Innerlich heulte ich vor mich hin, ich wusste jetzt schon, dass ich ziemlichen Ärger bekommen werde deswegen. Aber darüber konnte ich mir später auch noch einen Kopf machen.

Ich glaubte zwar kaum das ich mit meiner Handfeuerwaffe viel ausrichten konnte, ich zog sie dennoch unter dem Rock meines Kleides hervor. Ich hatte die kleine Halbautomatik mit einem Strumpfband an meinem Oberschenkel befestigt. Hätte ich gewusst was mich an diesem Abend hier alles erwarten würde, hätte ich mir lieber noch ein paar Handgranaten in den Ausschnitt gesteckt!
 

Mittlerweile war Tseng wieder zurückgekehrt, und er und ein Rang Zweier kämpften bereits gegen die Robowache. Sie standen in der Mitte des Saals, der Maschine gegenüber. Auf dem Boden lagen einige bewusstlose Gäste. Die anderen Gäste hatten sich teilweise flach auf den Boden gelegt und die Augen fest zugepresst, oder sich unter den Tischen versteckt.

Der SOLDAT und der Turkchef feuerten eine Salve nach der anderen ab, aber die Panzerung der Robowache war zu dick als dass die Kugeln irgendwelchen größeren Schaden hinterließen. Sie hatten es dennoch geschafft einen der beiden Geschützarme der Wache unschädlich zu machen. Dieser hing nur noch unnütz an einem der rostigen Scharniere und schlug Funken. Irgendjemand hatte die Maschine mehr schlecht als recht zusammengeschustert. Ich wusste von meiner Ausbildungszeit her, dass diese Waffe sowohl auf Bewegung, als auch auf Angriffe reagierte. Sie werden zum Schutz bei den Reaktoren genutzt, wobei man plant sie gegen andere Exemplare aus zu wechseln. Nach der Sache bei Reaktor 1 hatte man sie als ineffizient eingestuft.
 

Ich stand circa 5 Meter entfernt auf der linken Seite der Maschine, die jetzt zu zittern begann und ihren skorpionartigen Schwanz hob, der der Skorpionswache ihren Namen verlieh. Sie zielte mit dem Laser an der Schwanzspitze auf die beiden Männer die das Feuer einstellten. Der Laser war eine Verteidigungsoption und wurde sofort abgefeuert wenn jemand die Wache angriff während sie den Schwanz hob.

"Doyle! Wo ist der Professor?!", rief mir Tseng zu.

"Er ist bewusstlos aber ansonsten okay, er liegt unter dem Buffettisch."

"Gut, komm hier zu uns rüber.", befahl der Turkchef und heftete seinen Blick wieder an den Gegner vor ihm.

Ich nickte und wollte zu den beiden Männern laufen. Ich hatte meinen Blick ebenfalls auf die Robowache gerichtet um nicht noch von dem Schwanz getroffen zu werden, falls er plötzlich wieder zurückschnellen sollte.

Irgendwie blieb ich mit dem Absatz meines linken Schuhs irgendwo hängen, der brach ab und ich stürzte vorn über. Ich versuchte mich irgendwo fest zu halten, bekam aber nur die Tischdecke zu greifen und ging zu Boden. Diverse Partyhäppchen, Cocktailkirschen und frittierte Garnelen regneten auf mich nieder.
 

Sowas konnte mal wieder natürlich nur mir passieren! Ich lag auf dem Rücken und sah die große Bowleschale auf mich zu kommen. Mehr aus Reflex heraus versuchte ich sie mit den Händen weg zu lenken. Im nächsten Moment segelte sie durch die Luft und zerbrach auf dem Rückenpanzer der Robowache. Rote Flüssigkeit und irgendwelche Beeren verteilten sich über der Maschine und kleckerten auf den Boden. Ich rappelte mich auf die Knie und sah verwundert zu, wie die Robowache unkontrolliert zu rattern und zucken begann. Funken stoben aus den Ritzen der Panzerung und den freiliegenden Drähten, und entzündeten die Kabelummantelungen.

"In Deckung!", rief Tseng und ich krabbelte schnell wieder hinter den Buffettisch.

Mit einem ohrenbetäubenden kreischen und knarren erbebte die Maschine und, nun ja, schiss seinen Getriebe mit einem lauten Knall auf die Tanzfläche. Besser konnte man die Szene wohl kaum beschreiben. Polternd knallte der Antrieb der Maschine auf den Marmorboden, nachdem der Unterboden sich gelöst hatte und nun nur noch an zwei Drähten hing. Mit einem letzten erbärmlichen Rülpser knickten die Beine der Robowache ein und das Ding gab vollends seinen Geist auf.
 

Tseng, der SOLDAT-Typ und ich kamen aus der Deckung hervor und betrachteten uns das Werk.

Zischend, Funken schlagend und stark qualmend lag das Ungetüm nun zu unseren Füßen und rührte sich ansonsten nicht mehr. Einige Gäste reckten neugierig ihren Kopf unter den Tischdecken hervor und im nächsten Augenblick wurde Jubel und Applaus laut. Mein Herz raste wie verrückt. Durch den Adrenalinstoß hatte ich die volle Bowleschüssel weiter geworfen als beabsichtigt war. Denn eigentlich wollte ich sie nur soweit weglenken, dass ich nicht von ihr getroffen würde. Das ich dabei die Robowache treffe war garnicht von mir beabsichtigt.

"Schnell geschaltet Miss.", sagte der Fremde SOLDAT und nickte mir anerkennend zu. Danach wendete er sich von mir ab und verschwand in Richtung der Personalräumlichkeiten. Wahrscheinlich um nach dem Präsidenten zu sehen. Tseng stand neben mir und betrachtete mich etwas schmunzelnd.
 

"Nicht schlecht Rekrut. Etwas seltsame Kampfmethode, sehr interessant aber nicht schlecht. Die Idee muss ich mir unbedingt merken.", sagte er und drehte sich um, als ein Scheppern hinter uns zu vernehmen war. Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete er Reno, der seine Fliegerbrille von den Augen nahm und uns mit dem Schneidbrenner in der Hand angrinste.

"Zu Spät.", rief Tseng seinem Untergebenen zu, der nun auf uns zu kam.

"Hey yo! ...Hab mein Feuerzeug nicht finden können um den Brenner an zu werfen.", sagte Reno entschuldigend und kratzte sich am Hinterkopf. Rude kam auch zu uns, nachdem er den Brenner ausgedreht hatte. Er hatte von einem der Tische ein Glas Rotwein mitgenommen und reichte es mir. Dankbar nahm ich es an und hielt es in meinen, noch vor Aufregung zitternden Händen, fest. Ich lächelte Rude dankbar an, er sah nur zur Seite weg und räusperte sich. Dabei zuppelte er mal wieder an seiner Krawatte herum. Mittlerweile hatten ein paar der Rang Einser begonnen die übrigen Gäste aus der Gefahrenzone zu schleusen. Elena meldete sich über Funk, dass sie mit dem Helikopter unterwegs sei um den Präsidenten abzuholen. Wahrscheinlich hatten sie den Hubschrauber irgendwo in der Gegend geparkt. Zumindest hörten wir schon in der Ferne das knattern der Rotorblätter der Maschine.
 

"Oh Mann, ne Skorpionwache! War bestimmt ne ziemliche Arbeit das Ding nieder zu machen. Verdammt harte Panzerung.", meinte Reno, während er mit Händen in den Hosentaschen zu dem Schrotthaufen auf der Tanzfläche schlenderte, und dann mit dem linken Fuß gegen trat.

Dabei sackte das Ding scheppernd noch etwas weiter in sich zusammen, und Reno machte erschrocken wieder ein paar Schritte von dem Metallungetüm weg, und auf uns zu.

"In diesem Fall können wir uns bei Rekrutin Doyle bedanken, für ihren Einfallsreichtum und - ihr scheinbar ungewöhnliches Übermaß an Glück.", meinte Tseng und sah mich dabei ernst an.

"Ne! Echt jetzt?! Das Kampfbunny hat die Mühle zerlegt? Haha! Der war gut!", sagte Reno überrascht und sah mich dann ungläubig an. Ich erwiderte seinen Blick eisig und knurrte etwas unwillig in mein Glas. Tseng seufzte und hob eine Augenbraue, sagte aber nichts weiter zu.

"Wie jetzt! In Echt oder was?!" , Reno nahm die Hände wieder aus den Taschen und sah fragend zwischen mir und seinem Chef hin und her.
 

"Ach kommt! Ihr verarscht mich doch! Womit will die Kleine denn ne Skorpionswache platt gemacht haben?! Hat sie ne Dynamitstange aus ihrem Slip gezaubert oder was?!", meinte der Rotschopf und ich verschluckte mich fast am Wein. Das war ja wohl eine Frechheit sondersgleichen! Ich hatte es nun wirklich nicht nötig mich Beleidigen zu lassen! Wütend wollte ich ihm den Inhalt meines Weinglases ins Gesicht schütten. Wie gesagt, wollte.

Leider duckte er sich schnell weg und ich verfehlte mein Ziel. Allerdingt landete der Rebensaft nicht auf dem Fußboden, sondern landete in dem überraschten Gesicht und auf dem weißen Anzug des Präsidenten. Entsetzt riss ich die Augen auf und verfiel geradezu in Schockstarre, während dem Präsidenten Banora Spätlese von der Backe tröpfelte. Tseng neben mir sah erst ebenso entsetzt zu dem Präsidenten und warf mir dann einen geradezu vernichtenden Blick zu. Wie war das eben noch von wegen einem scheinbar ungewöhnlichem Übermaßiges an Glück? Pustekuchen!
 

Da stand ich also mit Coctailsoße auf dem Kleid und einer Zitronenscheibe an der linken Wange klebend, vor einem ziemlich zornigen Tseng und einem nicht minder zornigen Rufus. Dabei hielt ich noch immer das Weinglas in meiner Rechten, in dem noch immer eine kleine Neige des Weines geradezu spöttisch herumschwapte. Ich war ja sowas von geliefert!

Ich brachte kein Wort raus. Die Turks sahen ebenso geschockt drein wie ich. Nur Rufus hatte die Lippen zu einem festen Strich verzogen und man konnte das wütende knacken und mahlen seiner Zähne vernehmen. Das Ganze wurde jetzt auch noch von dem Scheinwerfer des eingetroffenen Helikopters beschienen. Na Bravo!

Eine Strickleiter wurde herab gelassen, die Reno als Erster erklimmte, und mir dabei noch einen letzten, mitleidigen Blick zu warf. Ich hätte ihn erwürgen können! Mit einem letzten vernichtenden Blick in meine Richtung stieg dann der Präsident hoch. Ich war mir sicher das ich meine berufliche Karriere bei ShinRa vergessen konnte. Am besten wenn ich morgen gleich freiwillig meine Kündigung einreichte.
 

Tseng ergriff eine der Leitersprossen, wendete sich dann aber noch einmal mir zu. Die Intensivität des Blickes den er mir zuwarf, und die Wut darin, lies mich unwillkürlich zusammenfahren. Vielleicht sollte ich mir auch gleich heute Abend noch eine Fahrkarte ans andere Ende der Welt besorgen.

»Vielleicht Wutai?« überlegte ich und schluckte trocken.

"E...es tut mir leid!", sagte ich mit etwas piepsiger Stimme. Tseng rümpfte die Nase und knurrte leicht.

"Morgenfrüh um 0700 in meinem Büro! Ich will bis dahin einen vollständigen Bericht vorliegen haben Doyle!", zischte er zornig und kletterte hinter dem Präsidenten her.

"Sir, jawohl, Sir!", erwiderte ich mit krächziger Stimme und salutierte. Ich wäre am liebsten heulend auf dem Boden zusammengebrochen. Jemand legte zaghaft mir eine warme Hand auf die Schulter. Als ich mich zu ihm umdrehte, stand dort Rude und schenkte mir eine fast aufmunternde, schiefe Andeutung eines Lächelns. Dann ging er an mir vorbei und machte sich auch daran in den Helikopter zu klettern.

"Und wie soll ich zurück zur Kaserne kommen?", fragte ich zittrig, als mir einfiel, dass ich doch ursprünglich von Rude gefahren werden sollte.

Er stieg einige der Sprossen wieder herunter und sah mich entschuldigend an, während er seinen Kopf schüttelte. Na Super!
 

Etwas verwundert sah ich wie Rude seinen Arm nach mir ausstreckte. Ich wusste erst nicht was er von mir wollte und sah in verständnislos an. Dann griff er in mein Decoltee und fischte einen Shrimp hervor, den er in seinen Mund wandern lies. Mit einer Mischung von Wut, Entsetzen und einer großen Portion Scham sah ich im nach, während der über mir kreisende Hubschrauber davonflog.

"Und was wird aus mir?", rief ich entgeistert dem Helikopter nach. Einige SOLDAT sahen mich fragend an, machten sich dann aber weiter daran das Gelände zu sichern.

Hinter mir begann der kaputte Roboter mit einem leisen Plopp an zu brennen und löste die Sprenkleranlage aus. Och ne! Nicht dass auch noch! Ich schloss meine Augen und biss mir auf meine Unterlippe um die Tränen zurück zu halten.

"Das ist doch nicht Fair!", jammerte ich laut und erntete dadurch verwirrte Blicke der anwesenden Shinramitarbeiter. Am liebsten hätte ich mich irgendwo unter einem Stein verkrochen.

Tja, wie es schien konnte ich die knapp zwölf Kilometer zur Kaserne laufen.

Betrübt und mit vor Verzweiflung bebender Unterlippe, suchte ich meine Waffe und Handtasche zusammen, und hinkte aus dem Gebäude. Auf dem Rückweg überkam mich der Gedanke irgendwas vergessen zu haben. Aber ich schob den Gedanken beiseite, es war bestimmt nichts was nicht bis Morgen warten konnte.
 

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Noch ein kurzes Dankeschön an Drachenkrieger für die Kommis.

Und natürlich an meine Favorisierer,

yaoi_angel, Gekigami und Yuuku1999. Hoffe euch allen gefällt meine FF auch weiterhin so gut.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2012-02-12T15:42:37+00:00 12.02.2012 16:42
Das nötigste was eine Frau in ihrer Handtasche wirklich immer dabei haben sollte:
* Lippenstift
* Wimperntusche
* Taschentücher
* und natürlich ein Magazin für eine Handfeuerwaffe
Diese Aufzählung möchte ich auch gerne mal bringen XD ( Lachflash ) Ich kann nicht mehr.
Und die Oma hätte ich auch mal gerne kennen gelernt.
Mir gefällts mach weiter so! ;-)
Von: abgemeldet
2011-10-27T14:44:26+00:00 27.10.2011 16:44
Ha Ha ich mag deinen humor XD Ich finde du kannst die Geschichte echt lustig schreiben und zwar so das ich es mir bildlich vorstellen kann. Wirklich zu geil. XD


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