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Einsamkeit ...

- Ich will gefunden werden -
von

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-1-

Gilbert starrte an der riesigen Mauer hinauf, die in von seinem geliebten Bruder trennte. Ludwig... Ein kleines Seufzen kam ihm über die Lippen und er legte seine Stirn an den kalten Stein. Hier war es überall kalt. Überall Schnee und Eis. Russland eben. Früher hatte er den Winter geliebt, doch das hatte sich seid der Auflösung Preußens geändert. Heute hasste er den Schnee. Denn Ivan liebte den Schnee. Russland liebte den Schnee.

Kleine, weiße Wolken bildeten sich aus seinem Atem und verschwanden doch gleich wieder. Langsam fielen Schneeflocken auf sein silbernes Haar, doch Gilbert bemerkte es nicht. Seine Stirn ruhte noch immer an dem kalten Stein, als könnte er somit eine Verbindung zu seinem Bruder aufnehmen und ihn fragen, wie es in Deutschland nun war. Wie es ihm ging. Was der Krieg alles zerstört hatte. Er wollte ihm helfen, seinem kleinen Bruder, seinem ein und alles. Schon seid Tagen sah er das Gesicht von Ludwig vor seinem inneren Auge. Wie er bei ihm aufgewachsen war, groß und stark, zu dem Land was er heute ist, geworden war.

Und immer wieder kam dem Preußen der Verdacht, dass Ludwig ihn nicht mehr brauchte. Ansonsten würde er doch versuchen diese Mauer zu überwinden, oder? Wenn Ludwig Gilbert wirklich brauchen würde, würde der Deutsche sicherlich diese Mauer überwinden, die ihm die Alliierten vor die Nase gesetzt hatte. Stand Ludwig auch jeden Tag vor diesen Steinen und sehnte sich nach seinem großen Bruder? Oder war zu beschäftigt mit dem Aufbau seines Landes? Ob er den Italiener und den Japaner noch immer an seiner Seite hatte? Gilbert hatte beide nur kurz kennenlernen dürfen, kurz bevor Ivan ihn eingenommen hatte. Ivan...
 

Einsamkeit

Einsamkeit

Einsamkeit

Ich will gefunden werden...
 

Bei dem Gedanken an den Russen bekam Gilbert eine Gänsehaut und ihm wurde unweigerlich schlecht. Krampfhaft drückte er sich eine Hand auf den Mund, damit er sich nicht übergab. So weit kam es ja noch. Stolz erhob der Preuße sein Haupt wieder und blickte leicht über die Schulter. Er konnte die schweren, russischen Schritte hören. Jeder Schritt hörte sich an, als würde jemanden das Genick gebrochen werden. Wie viele Genicke der Russe wohl schon gebrochen hatte? Gilbert hielt inne, versuchte nicht zu atmen, versuchte einfach zu verschwinden, aber er konnte nicht. Er fragte sich noch immer wieso er nicht einfach verschwand. Sein Land gab es nicht mehr, es gehörte nun Russland. Doch noch immer stand er hier mit beiden Beinen auf dem Boden und wünschte sich jeden Tag mehr, dass er endlich verschwand. Alle andere Länder, waren doch ebenfalls verschwunden. Germania, das heilige römische Reich... Alle waren sie verschwunden, nachdem es ihr Land nicht mehr gab. Und doch, Gilbert war noch da. Vielleicht verschwand er ja doch bald, dann würde er endlich der Hand des Russen entkommen.

Plötzlich wurde es dunkel. Ivan stand genau hinter Gilbert, verdeckte die wenige Sonne. Doch Gilbert drehte sich nicht um, starrte weiter auf die Steine vor seinen Augen. Auch auf Rufen Ivan reagierte er nicht. Er war doch kein Schoßhund, der sofort auf den Herrchen hörte. Das unterschied ihn von den baltischen Staaten, die Ivan ebenfalls eingenommen hatte. Er hatte keine Angst vor dem großen Russen. Oder würde diese niemals offen zugeben. Lieber biss er sich die Zunge ab, als dass er zugab, dass er wirkliche Panik vor dem Russen hatte.

„Gilbert, was machst du denn da?“, fragte Ivan nun bestimmt ein fünftes Mal, doch Gilbert starrte weiter nur vor sich hin. Langsam aber sicher reichte es ihm. Was hatte er dem Preußen denn getan? Er war sich keiner Schuld bewusst. Wirklich keiner. Das war der Russe aber auch nie. Ivan war wie ein großes Kind. Er konnte lieb und artig sein, doch wenn er etwas nicht bekam, was er wollte, wurde er grausam. Grausam, wie nur ein Kind es konnte, ohne zu denken. Auch wenn Gilbert es nie zugeben würde, er hatte Angst vor Ivan. Vor seiner Unberechenbarkeit. Davor, dass Ivan nicht immer so lieb und freundlich zu ihm war. Zuhause, hier in Russland, würde er ihm sicherlich noch sein zweites Gesicht zeigen. Die baltischen Staaten hatten ja nicht umsonst Angst. Wenn er an den kleinen Raivis dachte, der beinahe schon tot umkippte, wenn man von Ivan auch nur sprach. Das kam ja nicht von ungefähr.

Schon wieder hörte er die Stimme des Russen, wieder fragte sie, was er denn hier mache. Wurde Ivan nicht irgendwann müde ihn das zu fragen? Anscheinend nicht. Doch Gilbert würde nicht antworten. Er hatte noch kein Wort mit Ivan gewechselt, seid er hier war. Nicht, als er ihn mitgenommen hatte, nicht, als er seine Wunden versorgt hatte. Noch gar kein Wort. Dafür sprach der Preuße viel und gerne mit Toris. Auch wenn er ihn früher immer geärgert hatte, war Gilbert doch froh, dass Litauen ihm verziehen hatte. Zwar hatte der Silberhaarige noch immer eine große Klappe, doch hier in Russland war sie kleiner geworden, viel kleiner. Von dem starken, selbstbewussten Preußen war nur noch ein kleiner, schmaler Schatten seiner selbst übrig. Ivan hatte ihn gebrochen, als er sein Land eingenommen hatte.

Gilbert schreckte auf, als seine Sicht sich verdunkelte und er doch ein wenig unsanft nach hinten gezogen hatte. Sofort schnellten seine Hände nach oben, versuchte die russische Pranke von seinen Augen zu entfernen. Doch diesen aussichtslosen Kampf gab er bald auf. Er wusste genau, dass Ivan stärker war als er selbst. So lehnte er hastig atmend an dem warmen Körper des Russen, krallte sich beinahe panisch mit seinen eigenen Händen in die Pranke des Russen. „Ich habe gefragt, was du hier machst Gilbert, da?“, erkundigte sich Ivan nun wieder und beugte sich leicht zu dem Preußen vor. Vielleicht hatte er ihn ja gar nicht gehört? Innerlich nickte der Russe, das musste es sein. Also musste er nur lauter sprechen und näher bei seinem Ohr.

Doch auch nun weigerte sich der Kleinere zu antworten. Beinahe ein wenig trotzig versuchte er seinen Kopf zur Seite zu drehen, doch das verhinderte die Hand, die noch immer über seinen Augen lag. Nachdenklich wurde er bei diesem Versuch gemustert. „Du vermisst deinen Bruder, da?“, meinte Ivan dann einfach und ließ seine Hand von den roten Seelenspiegeln des Anderen wandern, legte sie ihm auf die Schulter, hielt ihn so kontrolliert fest. Wütend biss sich Gilbert auf die Unterlippe und starrte nun auf den Boden. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und zitterten. Natürlich vermisste er Ludwig! Wie gerne hätte er das Ivan an den Kopf gedonnert, doch er blieb weiter stumm. Doch keinesfalls eingeschüchtert, er wollte nicht so enden wie die baltischen Staaten. Niemals würde er s unterwerfen. Er schließlich das mächtige Preußen! Ob es das Land noch gab oder nicht. Er würde ewig in Erinnerung der anderen Länder bleiben. Als das mächtigste Land der Welt.

„Du erkältest dich noch, Gilbert. Komm wieder mit rein. Toris macht dir sicherlich was warmes zu trinken, da?“ Wie er diese Stimme hasste. Wie er diesen Menschen hasste. Wie er diese ganze Situation hasste. Er wollte nicht rein, er wollte keinen Tee trinken. Er wollte zurück zu Ludwig, war das so schwer zu verstehen? Oder wollte es der Russe einfach nicht verstehen? Wütend schlug er die Pranke von seiner Schulter und drehte sich einmal um 180°, um Ivan in die Augen zu sehen. Dieser schaute ihn ein wenig verdutzt an, lächelte dann aber auch schon wieder, dieses typische, widerliche Ivan-lächeln. „NATÜRLICH VERMISSE ICH LUDWIG! WAS GLAUBST DU DENN?! ER IST MEIN KLEINER BRUDER UND ICH LASSE IHN NACH DIESEM KRIEG EINFACH ALLEIN...“; platzte es doch schließlich aus dem Preußen heraus, während er fest hinauf zu dem groß gewachsenen Mann schaute. „NICHT JEDER IST SO EIN GEFÜHLSKALTES MONSTER WIE DU, IVAN!“

Ein irritiertes Blinzeln. Das Ivan-lächeln verschwand von seinen Gesicht. Sein Blick wurde traurig. Unsicher trat Gilbert einen Schritt zurück. Hatte er übertrieben? Nein! Er hatte Ivan endlich die Wahrheit gedacht, was alle über ihn dachten. Jedes Land. „Ivan ist kein Monster, da“, hauchte der Russe dann leise und blickte den Kleineren vor sich an. Nun machte der großgewachsene Russe einen Schritt auf den Anderen zu, doch Gilbert machte ebenso einen Schritt nach hinten, bis er an dieser verhassten Mauer war und Ivan somit vollkommen ausgeliefert war. „Ivan ist kein Monster, da Gilbert?“ Die Unterlippe des Angesprochen begann unweigerlich ein wenig zu zittern, während er ihm die violetten Augen starrte. „Sag es, Gilbert. Ivan ist kein Monster, da“ „Wieso...sollte ich lügen?“, fragte Gilbert atemlos und blickte ihn weiterhin an. Der Russe schüttelte leicht seinen Kopf. „Gilbert würde nicht lügen, da.... Sag es. Sag, DASS IVAN KEIN MONSTER IST!“ Nun donnerte die Stimme des Größeren doch los. Und sie ließ den Angesprochenen zusammenzucken. Langsam aber sicher wurde er sich doch bewusst, was es hieß das große Russland zu reizen. Was es ausrichtete. Ivans Augen blitzten ihn an, kein Lächeln mehr. Es war, als hätte man einen völlig anderen Ivan vor sich. Nicht mehr dieses Kind, dass sich seiner Kraft einfach noch nicht bewusst war. Nein. Nun hatte man ein verdammt zorniges, wütendes Kind vor sich, dass unbedingt seinen Willen bekommen wollte, ansonsten würde es zuschlagen, solange bis er es bekommen würde. Und genau davor hatte der Preuße Angst. Diese mächtigen, russischen Pranken zu spüren zu bekommen.

Doch noch schien Ivan sich beherrschen zu können. Sein Körper zitterte nur verdächtig und er fixierte Gilbert mit einem undeutsamen Blick. Immer noch drückte sich Gilbert an die kühlen Steine hinter sich. Und er wünschte sich noch immer nun einfach zu verschwinden, wo er dem Russen seine Meinung gesagt hatte. Vielleicht hatte er ja deswegen noch hier sein müssen? Um Ivan endlich zu sagen, was alle von ihm hielten? Doch dieses erlösende Gefühle breitete sich nicht in seinem Körper aus, nein stattdessen regierte noch immer die Angst seinen Körper. Die Angst vor Ivan, der sich noch immer nicht besonnen hatte und den Preußen anstarrte.

Schwer schluckte Gilbert und fand plötzlich diesen ungeheuren Mut in sich. „Was ist denn Ivan? Verträgst du die Wahrheit nicht?“ Das war zu viel gewesen für den Russen. In weniger als einem Augenblick hatte er sich den Kleinen am Kragen geschnappt und hielt ihn einige Zentimeter über dem Boden in der kalten Luft fest. Sofort krallte sich die beinahe schon erfrorenen Hände des Preußen in die russischen Pranken, während er versuchte sich irgendwie loszubekommen, wieder richtig Luft zu bekommen. Denn Ivan schnitt ihm den lebenswichtigen Sauerstoff ab. „Nimm sofort zurück, was du eben gesagt hast!“ Die Stimme des Größeren schmerzte in den Ohren des Anderen. Er kniff seine roten Seelenspiegel schmerzhaft zusammen. „Ivan... du bringst mich um“, wisperte der Angesprochene nur leise, röchelte leicht. Die großen Pranken schlossen sich fest um den schmalen, weißen Hals. Seinen Schal hatte Gilbert schon längst verloren. Ivan schien es egal zu sein, dass der Kleinere litt, dass er im Begriff war ihn zu ersticken. Es schien als hätte er alles ausgeblendet, nur noch diese Worten kreisten um seinen Kopf.

Gerade als Gilbert dachte, dass er endlich in eine gnädige, alles umfassende Dunkelheit hinab gleiten dürfte, wurde er losgelassen. Unsanft landete er auf der Schneedecke, während seine Lungen den Sauerstoff regelrecht in sich auf sogen. Japsend hielt er sich den Hals, an dem langsam aber sicher dunkle Male auftauchten. Beinahe hätte Ivan ihn umgebracht, aber nur beinahe. Vorsichtig legte der Preuße seinen Kopf in den Nacken, ließ ihn an den verhassten Steinen hinter sich ruhen, während er sich leicht den Brustkorb hielt. Seine Atmung beruhigte sich zusehends, sodass er bald wieder ruhig und gleichmäßig atmen konnte. Nun richtete Gilbert seine Seelenspiegel auf den Russen vor sich. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass Ivan sich hingekniet hatte und seine Hände vor sich Gesicht geschlagen hatte. Noch immer zitterte der Körper des Größeren. Doch jegliche Angriffslust war aus seinem Körper gewichen. Seine Schultern hingen schlapp hinunter, jegliche Körperspannung war verschwunden.

Doch Gilbert traute ihm nicht. Vorsichtig zog er seine Beine an den Rest seines Körpers und stand auf. Seine rechte Hand stützte sich an den Mauern ab, während sein Blick noch immer auf dem Russen lag. Ivan war unberechenbar. Er konnte ihn jederzeit wieder packen und umbringen wollen. Auch wenn er im Moment eher an ein verzweifeltes Kind erinnerte. Rasch ging der Preuße an dem Anderen vorbei, leicht wankend. Er versuchte das Geräusch des Schnees unter seinen Sohlen auszublenden. Er hasste dieses Geräusch, genau wie er den Schnee und die ewige Kälte hasste. Und wie er Ivan hasste. Nun verstand er, wieso die baltischen Staaten so eingeschüchtert waren.
 

„Hass mich bitte nicht, Gilbert..“
 

Erstaunt blieb der Preuße stehen, drehte sich beinahe wie im Zeitlupe um, starrte zu Häufen Elend, was der Russe gerade darstellte. Er musste sich verhört haben. Er sollte ihn nicht hassen? Nach diesem Auftritt? Nachdem er ihn beinahe umgebracht hatte, da sollte er ihn nicht hassen? In welcher Welt lebte der Russe? Noch immer stand Gilbert wie angewurzelt im Schnee und starrte aus großen Augen zu Ivan.

„Bitte hass mich nicht, Gilbert..“
 

Wieder diese Worte und wieder konnte Gilbert nur zu ihm starren. Langsam berappelte sich Ivan wieder und stand sicher auf seinen Beinen. Sein Gesichtsausdruck hatte sich wieder um 180° gedreht. Seine Augen sahen traurig, entschuldigend zu dem Preußen, während er seine Hände tief in seinen Taschen vergrub. Und schon senkte er den Kopf, sodass sein Haar seine violetten Augen verdreckte. Noch immer konnte Gilbert nicht glauben, was er hier gerade gesehen hatte. Erst hatte er ihn beinahe umgebracht und nun wollte er auch noch, dass ihn nicht hasste? Unweigerlich musste er den Kopf schüttelten. „Nein..“, kam es ihm leise über die Lippen, welche leicht begonnen hatte zu zittern, nicht nur vor Kälte. Noch einmal schüttelte er den Kopf, ehe er seinen Blick wieder nach vorne wand und loslief. Er rannte. Er rannte wie ein Irrer. Er wollte weg von Ivan. Weg von alle dem hier. Ivan blickte Gilbert nur hinterher. Er bewegte sich nicht. Und zum ersten Mal hatte er begriffen, dass er etwas falsch gemacht hatte. Dass er jemanden verletzt hatte.

Gilberts Lungen rebellierten. Er bekam nur noch schwer Luft, welche er doch so dringend zum Wegrennen brauchte. Jeder neue Schritt war eine Qual für ihn, jeder neue Schritt verlangte ihm so viel ab. Seine Kondition war längst aufgebraucht und doch rannt er noch weiter in die Schneewüste hinein. Er wollte nur noch weg von Ivan, von seinen Pranken, von seinem Lächeln und von seinen Augen. Nun war es so weit und der Preuße wurde unachtsam. Er stolperte immer wieder, strauchelte, rappelte sich wieder auf und rannte weiter. Doch immer öfter stolperte er. Und einmal konnte er sich nicht mehr fangen, er fiel in den Schnee und blieb liegen. Endgültig. Er hoffte hier zu sterben, zu verschwinden. Hier in dieser Schneewüste, weit weg von seinem Bruder, weit weg von allen anderen. Vollkommen allein gelassen.

-2-

Seine Augenlider zuckten und er runzelte die Augenbrauen, ehe ein kleiner Laut ihm über die Lippen kam. Blinzelnd öffnete er seine Seelenspiegel und wurde von dem kalten Licht einer Neonröhre geblendet. Er war nicht tot. Er lebte noch immer. Gilbert wusste nicht, ob er darüber nun glücklich sein sollte, oder doch eher traurig. Langsam schloss er seine Augenlider wieder und atmete tief durch. Er wusste nicht genau wo er war und so genau wollte er das auch nicht wissen, er wollte nicht wieder vorgehalten bekommen, dass er es nicht geschafft hatte dem Russen zu entfliehen. Wieder einmal nicht. Als sich die Tür leise öffnete und schloss blickte Gilbert nicht auf. Wieso auch? Er würde früher oder später eh erfahren, wo er war, da konnte er auch noch kurz den Augenblick genießen, das er glauben konnte, dass er wieder bei Ludwig war. Wieder bei seinem Bruder war, ihn wieder in die Arme schließen konnte. Das alles wieder gut war und die Zeit bei Ivan nur ein schrecklicher Alptraum war.

„Gilbert, bist du wach?“

Sofort schlug der Angesprochene die Augen auf und starrte den jungen Mann an, der nun neben seinem Bett stand und zu ihm hinunter schaute. Zunähst kam dem Preußen nichts über die Lippen, er starrte nur weiter den Blonden vor sich an, doch dann ging alles ganz schnell. Die Bettdecke wurde zurückgeschlagen und Gilbert umarmte ihn. „Ludwig..“, flüsterte er nun und drückte sein Gesicht in die Halsbeuge seines jüngeren Bruders. Mehr kam ihm dabei nicht über die Lippen, mehr wollte und konnte er im Moment nicht sagen. Er war so unbeschreiblich glücklich. Er hatte seinen jüngeren Bruder wieder! Ludwig war wieder bei ihm, oder eher er bei ihm. Vorsichtig löste sich der Preuße und starrte nur weiter in die blauen Augen seines Gegenübers. „Wie geht es dir?“ Ludwigs Gesichtsausdruck war besorgt. Sanft drückte er seinen Bruder zurück ins Bett und legte ihm die Decke über die Oberschenkel. Auch wenn das Zimmer beheizt war. Sicher war sicher. Schließlich hatte Gilbert eine ordentliche Unterkühlung, da musste er warm gehalten werden. Doch Gilbert streckte gleich die Hand nach ihm aus und zog ihn ebenfalls mit aufs Bett, damit er bei ihm war,damit Gilbert endlich begriff, dass Ludwig wirklich bei ihm war. Und dass das alles nicht nur wieder ein Tagtraum von ihm war.

„Es geht mir gut.“ Eine glatte Lüge, aber er wollte seinem Bruder nicht noch mehr Sorgen machen. Sicherlich hatte Ludwig noch andere Sorgen, da sollte er sich auch noch um seine großen Bruder sorgen. Schließlich sollten sich ja wohl die Älteren um die Jüngeren sorgen. Erst nun bemerkte Gilbert, wie schwach seine Stimme klang und wie sehr sein Hals schmerzte. Leicht strich er sich mit den Fingerspitzen über seinen Hals und zuckte gleich zusammen. Er hatte schon vollkommen verdrängt gehabt, dass Ivan ihn beinahe umgebrachte hatte. Und dass wahrscheinlich die Blutergüsse so schmerzten. Aber das war egal. Wieder blickte er zu seinem Bruder und drückte dessen Hand leicht. „Bin ich wieder in Deutschland?“, fragte er ihn leise, hoffnungsvoll. Doch diese Hoffnung wurde doch ein Kopfschütteln des Jüngeren zu nichte gemacht. Das Lächeln, dass eben noch das Gesicht des Preußen geziert hatte, verblasste einfach. Stattdessen wurde sein Blick panisch. War er noch in Russland? War er noch immer bei Ivan, diesem Monster?

Ludwig sah seinen älteren Bruder nun nur noch besorgter an. Er war plötzlich noch blasser geworden, als er schon vorher war. War es wirklich so schlimm bei dem Russen? Ludwig selbst kannte Ivan nur von den Konferenzen. Und hatte ihn kurz gesehen, als er ihm Gilbert gestohlen hatte, als Preußen endgültig ausgelöscht wurde und somit ein Teil Russlands wurde. Auch wenn dies erst wenige Monate her war, so hatte sich Gilbert doch total verändert. Wo war der vor Selbstbewusstsein-strotzende Preuße hin? Wo war der junge Mann, der sich von nichts und niemanden unterbuttern ließ? Diesen Gilbert gab es nicht mehr. Seid er bei Ivan war, war er verschwunden. Stattdessen war nun dieses Häufchen, dieser Schatten da.

Gilbert starrte vor sich auf die Bettdecke, während sich seine Hand in die Haut des Deutschen klammerte. Gerade als der Preuße seinen Bruder etwas fragen wollte, wurde die Tür geöffnet und jemand trat ein. Sofort verkrampfte sich Gilbert und ihm wurde augenblicklich schlecht. Wieder einmal. Zwar hatten die roten Seelenspiegel nur kurz zu dem Russen geblickt, dennoch konnte er so etwas wie Reue bei diesem ausmachen, was so gar nicht zu Ivan passte.

Ein wenig unsicher stand dieser nun da, wirkte wie bestellt und nicht abgeholt. So kannte ihn Gilbert gar nicht. Aber er war froh, dass er seinen Bruder bei ihm hatte, der ihm gleich seine Hand auf die Schulter legte und sanft, aber bestimmt zudrückte. Ludwig konnte zwar nicht über seine Gefühle reden, doch bei seinem Bruder konnte er sie wenigstens ansatzweise zeigen. Und nun war Gilbert über jedes bisschen Beistand glücklich. „Wie geht es ihm, Ludwig?“, fragte der Russe vorsichtig, bewegte sich aber keinen Millimeter weiter. Leicht blickte der Preuße zu seinem Bruder auf, ehe er wieder zu Ivan schaute. Er fragte sich wirklich, wieso er den Deutschen ansprach, wenn er selbst doch auch augenscheinlich wach war. Es dauerte einige Minuten bis Ludwig ihm antwortete. Dem Silberhaarigem kam es vor wie Stunden, wie eine kleine Ewigkeit. Aber er riss nicht wie früher seine Klappe auf, um zu antworten, nein er schwieg beharrlich.

„ Nicht gut“ Das war das einzige, was der Deutsche ihm zu sagen hatte. Und Ivan verstand es. Er fragte nicht weiter, sondern ging langsam aber sicher auf das Bett zu, blieb erst kurz davor stehen. In seinen Seelenspiegeln stand eindeutig das Wort Reue. Ivan bereute, was er Gilbert angetan hatte. Doch das wollte der Preuße nicht sehen. Er wollte nicht mehr bei dem Russen sein, er wollte wieder zurück nach Deutschland. Zurück zu Ludwig. Auch wenn sein Land zerstört war vom Krieg, er wollte dorthin zurück. „Bitte Ludwig... Nimm mich wieder mit nach Hause..“,kam es dem Preußen über die Lippen, während er seinen Blick wieder hob und Ludwig anschaute. Doch dabei vermied er tunlichst Ivan anzublicken. Aber hätte er es in diesem Moment getan, hätte er gesehen, was er da bei dem Russen ausgelöst hätte. Kurz hatten sich die violetten Augen geweitet und das Lächeln war verschwunden, komplett. Ivan schien wirklich geschockt zu sein. Dabei musste er es doch langsam wissen. Alle wollten ihn verlassen. Alle. Toris, Raivis, Eduard. Und nun auch Gilbert. Ivan wusste, dass er die baltischen Staaten mit Angst kontrollieren konnte, doch bei Gilbert war er sich da nicht sicher. Denn dieser ließ sich nicht einfach so unterbuttern, niemals. Dafür war er viel zu stolz. Doch Ivan wollte Gilbert nicht hergeben. Er war ein Teil von ihm. Er gehörte ihm. Der Russe teilte nicht gerne. Eigentlich teilte er nie. Wieso sollte er denn nun damit anfangen? Nur weil es Gilbert schlecht ging? Sicherlich nicht. So weit kam es ja noch. Niemals würde er den Preußen gehen lassen. Niemals.

„Gilbert, ich...“ „Gilbert bleibt ihn Russland, da?“, lächelte Ivan nun wieder und beugte sich leicht zu den Beiden vor. Er hatte dem Deutschen eiskalt das Wort durchschnitten. Und genauso eiskalt lächelte er auch. Dieses typische Ivan-lächeln. Wie Gilbert es doch hasste.

„Denn Gilbert ist ein Teil von Russland. Und kein Teil von Deutschland mehr. Gilbert gehört zu Ivan“

Wieder diese Kinderlogik. Gilbert schüttelte schwach den Kopf. „Nein, ich will nicht. Ich will zurück zu Ludwig“ , wisperte der Preuße schwach und krallte sich weiter in die Bettdecke. Leicht blinzelte Ivan und sah hinunter zu ihm. Wieso widersprach er ihm? Keiner hatte ihm zu widersprechen, sonst würde er ihn umbringen. Aber er konnte dem Preußen nichts antun, selbst wenn er wollte. Gilbert übte eine seltsame Faszination auf ihn aus. Er war ebene ein neues Spielzeug. Ein Spielzeug, was erstaunlicherweise lange hielt und einfach nicht kaputt gehen wollte.

„Ludwig sollte besser gehen, da? Toris bringt dich zur Tür“ Sofort blickte Gilbert mit großen Augen auf und schüttelte leicht den Kopf. Er wollte nicht, das Ludwig ging. Und wenn er ging, sollte er ihn mitnehmen. Raus aus seiner Hölle.

Doch Ludwig drückte lediglich noch einmal die Schulter seines Bruders, ehe er sich erhob und schweigend den Raum verließ. Die Fassungslosigkeit stand Gilbert ins Gesicht geschrieben. Ludwig ging, einfach so. Sofort krallten sich seine schlanken Finger wieder in den weichen Stoff der Decke, und er biss sich wütend auf die Unterlippe. „Gilbert hat Ludwig gesehen, nun musst du nicht immer zur Mauer laufen, da?“ Wieder einmal verwirrte Ivan den Anderen. Nur deswegen hatte er den Deutschen nach Russland gelassen? Womit wollte er ihn denn noch quälen? Diese Hilflosigkeit, dieses Ausgeliefert sein, trieben dem Preußen beinahe die Tränen in die Augen, doch diese schluckte er tapfer hinunter. Er würde sich nicht die Blöße geben und nun auch noch anfangen zu weinen. Er hatte nicht geweint, als Ivan ihn mitgenommen hatte, da würde er nun erst recht nicht anfangen Tränen zu vergießen. Noch war er stark genug … Noch. „Du kannst nicht über mich bestimmen, Ivan. Ich werde tun und lassen, was ich will und nicht das, was du mir vorschreiben willst“ Auch wenn der Preuße gebrochen war, er würde niemals aufgeben. Er würde bis zu seinem Verschwinden weiterkämpfen.

Kurz verschwand das Ivan-lächeln. Aber nur kurz. „Ruh dich aus und werd schnell wieder gesund, da?“, lächelte er auch schon wieder und ließ den Preußen wieder allein. Als Gilbert die Tür hörte, konnte er nicht mehr an sich halten. Er zog die Beine fest an den restlichen Körper und begann stumm zu weinen. Die Tränen perlten über seine blassen Wangen, während er weiter vor sich auf die Decke starrte. Alles hatte Ivan ihm genommen. Alles. Sein Land, seinen Bruder, sogar seinen kleinen Vogel. Gilbert war allein. Allein in diesem riesigen, kalten Land. Nichts hatte er mehr.

Noch immer liefen ihm die Tränen über die Wange, doch das war ihm mittlerweile egal. Solange sie niemand sah, war es egal. Erst als es an der Tür klopfte, wischte er sich hektisch über das Gesicht, ließ aber ein Herein verlauten. Ivan klopfte nicht. Ivan trat einfach ein. Also musste es sich um einen der baltischen Staaten handeln. Und schon trat Toris mit einer Tasse Tee und etwas zu Essen ein. Ein kleines Seufzen kam Gilbert über die Lippen und er schloss seine Seelenspiegel. Wenigstens hatte er nun ein wenig angenehme Gesellschaft. Auch wenn es nur von kurzer Dauer war. Er wusste ja, dass auch der Litauer hier nichts zu lachen zu hatte.

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„Ich habe hier eine Tasse Tee und Mittagessen, Gilbert“, lächelte Toris und stellte das kleine Tablett auf dem Nachttisch an. Kurz nickte der Angesprochene, dachte aber nicht daran auch nur etwas davon anzurühren. Ihm war noch immer schlecht von dem Zusammentreffen mit Ivan. Der Litauer schien dies zu merken und ließ ein kleines Seufzen von sich hören. „Verlier' bitte nicht den Mut... Irgendwann schaffst du es auch dich von ihm loszureißen..“ Auch wenn die Worte aufbauend gemeint waren, erreichten sie den Preußen nicht. Er starrte nur weiter vor sich hin, schenkte Toris kein Fünkchen seiner Aufmerksamkeit, auch wenn dieser gar nichts für seine momentane Lage konnte. Natürlich bemerkte der Braunhaarige, dass er Gilbert im Moment nicht helfen konnte, so ließ er ihn wieder allein.

Erst als er die Tür wieder hörte, blickte der Preuße verwirrt auf und lehnte sich leicht in die Kissen. Langsam aber sicher sickerten die Worte des Litauen zu ihm hindurch. Irgendwann... Irgendwann konnte eine verdammt lange Zeit sein. Und Gilbert wollte nicht die nächsten Jahre, Jahrzehnte hier in Russland bei diesem Tyrannen bleiben. Er wollte frei sein. Langsam schlug er die decke zurück und stand auf. Vorsichtig zog er sich wieder an, wickelte einen Schal um seinen Hals und schlüpfte in die dicke Jacke, dir ihm Ivan zumindest erstmal zur Verfügung gestellt hatte. Sonst wäre er hier wirklich schon längst erfroren. Dick eingepackt öffnete Gilbert die Tür zu seinem Zimmer und ging den kurzen Flur entlang, ehe er auch schon das Haus verließ. Niemals würde er länger als nötig dort bleiben. Zwar tat es ihm ein wenig Leid um das verschmähte Essen, aber er konnte im Moment nicht anders, er brauchte seien Freiheit.

Wieder verschlug es ihn zu der gehassten Mauer. Leicht legte er seine zittrigen Finger auf den Stein und starrte diesen an. Wenigstens wusste er nun, dass es Ludwig gut ging. Das war das wichtigste. Seinem Bruder war nicht allzu viel passiert. Natürlich hatte er noch immer über Schrammen, Blutergüsse und andere kleine Wunden, aber im großen und ganzen ging es ihm gut. Sicherlich waren daran auch der kleine Italiener und der Japaner Schuld. Gilbert war froh. Ludwig ging es gut und er war nicht allein. Wenigstens einer.

Wieder stiegen die Tränen in ihm auf. Wie sehr sehnte er sich auch nach jemanden, irgendjemanden, dem er vertrauen konnte, der ihm nichts böses wollte. Im Moment würde er wirklich mit jedem anderen Land tauschen, ob es sich gerade in einer Depression oder anderen handelte, hauptsache er kam aus diesem Schnee heraus. Gilbert verzweifelte immer mehr bei Ivan. Und der Wunsch zu verschwinden wurde immer größer. Langsam ging er in die Knie und legte die Stirn an den Stein. Er wollte so sehr verschwinden. Sich einfach in Luft auflösen. Gerade als ihm wieder die Tränen kamen, hörte er ein Geräusch, ein bekanntes Geräusch. Das leise Zwitschern eines kleinen Vogels.

-3-

Langsam blickte sich der Preuße um. Er hoffte so sehr, dass es sich um seinen kleinen Vogel handelte, um Gilbird. Doch jene Hoffnung wurde nicht erfüllt. Zwar handelte es sich um einen kleinen, gelben Vogel, aber eben nicht um seinen. Er hatte so lange gehofft, dass Ivan ihn nicht umgebracht hatte. Denn das wäre das Fass ohne Boden für Gilbert gewesen. Dieser kleine Vogel war ihm so wichtig geworden, wie kein anderer. Niemand konnte sich vorstellen, wie viel ihm das Küken bedeutet hatte. Denn er hatte ihn nie allein gelassen. Alle anderen hatten ihn früher oder später verlassen, dich Gilbird nie. Immer hatte er bei ihm gesessen und alles akzeptiert, wie es war. Er war Freund und Tröster für den Preußen gewesen.

Doch die Hoffnung von ihm wurde nicht erfüllt, sie würde nie erfüllt werden. Sicherlich hatte der Russe auch seinen kleinen Freund das Leben genommen. Ivan war grausam. Er traute ihm alles zu. Und so flatterte auch nicht sein kleiner Vogel zu ihm, sondern ein kleiner, anderer Vogel. Pierre. Das Haustier von Francis. Mal mehr, mal weniger Haustier. Ein wenig verdutzt nahm er das Tierchen auf die Handflächen und strich ihm leicht durchs Gefieder. Er war Gilbird so ähnlich, dann aber doch wieder so anders. Dennoch, für einen kurzen Moment genoss er die Anwesenheit von jemand anderem. Von jemanden, von dem er sich sicher war, dass er ihm nichts böses wollte. Zwar waren die baltischen Staaten da, doch auch diese standen unter Ivan. Und dieses kleine, vorkühlte Vögelchen eben nicht. Zwar fragte er sich, was er hier wollte, aber nur solange, bis er das kleine Zettelchen an dem Bein entdeckte. Kurz machte er dieses ab, ehe er das kleine Tierchen mit in seinen Mantel schlüpfen ließ. Schuld am Tode eines kleinen Vogels wollte er ja nicht sein. Als das kleine Tierchen gut verstaut war, öffnet er den kleinen Zettel. Dort konnte er die Schrift von dem Franzosen sofort erkennen. Verschnörkelt und über jedem i ein kleines Herzchen als I-punkt. Das war wirklich Francis Schrift. Kein anderes Land, das er kannte, schrieb so schrecklich wie eben Frankreich. Leicht schüttelte er den Kopf. Aber er war froh, über ein kleines Zeichen von seinen ehemaligen verbündeten. Schließlich verbreiteten Gilbert, Francis und Antonio früher Angst und Schrecken, als Trio. Auch wenn Gilbert es niemals zugeben würde, er vermisste beinahe die alten Zeiten, in denen noch alles okay und in Ordnung gewesen war. Noch einmal strich er Pierre über de Kopf und versuchte nun erst einmal die Schrift zu entziffern. Francis hatte versucht deutsch zu schreiben. Die Betonung lag dabei auf versucht. Denn beinahe jedes zweite Wort war dennoch französisch. Leicht runzelte der Preuße die Augenbrauen, während er versuchte herauszufinden, was der Alliierte denn nun von ihm wollte. Denn eigentlich müsste er ja aus Ivans Seite sein, Schließlich gehörten sie beide der gleichen Fraktion an.

So saß Gilbert noch ein wenig im Schnee, mit einem kleinen Vogel nahe seinem Herzen und einem Stück Papier in den Händen, das ein wenig von Mitgefühl rührte. Denn obwohl sie sich nicht mehr so nahe wie früher waren, hatte Francis so etwas wie Mitleid mit dem Preußen. Dass er nun unter der Regentschaft des Russen leiden musste. Denn es war ja in der ganzen Welt bekannt, was Ivan für ein Wesen hatte. Niemand würde freiwillig zu ihm gehen, niemand. Eigentlich sollte er den Franzosen hassen, dennoch berührten ihn diese Worte, vor allem, dass er sie nun hören durfte. In der Zeit, wo es wirklich schlecht um ihn stand. Ohne Land. Ohne alles.

Seufzend blickte der Silberhaarige in den Himmel, starrte in die grauen Wolken, die nur wieder neuen Schnee bringen würden. Das kleine Vögelchen an seiner Brust hatte sich mittlerweile aufgeplustert um sich selbst ein wenig zu wärmen, denn die Körper wärme den Preußen schien ihm ihm noch lange nicht zu reichen. Noch einmal strich Gilbert ihm durchs Gefieder und sah ihn beinahe sanft mit seinen roten Seelenspiegeln an. Der Kleine hatte schließlich einen langen Flug hinter sich, da durfte er sich ruhig an der Brust des ehemaligen Landes ausruhen. Auch Gilbert fror mittlerweile. Das Gefühl in seinen Fingern war längst weg, doch er weigerte sich wieder in dieses verhasste Haus zu gehen. Lieber würde er hier erfrieren. Doch das konnte er dem kleinen Tierchen ja nicht antun. Pierre schien ganz schrecklich zu frieren. Er versuchte sich noch mehr aufzuplustern um die Kälte abzuhalten, doch er schien es nicht zu schaffen. Mit eiskalten Finger strich er leicht über das kleine Köpfchen. „Ist gut. Ich geb dir ein wenig Wasser und etwas zu essen und dann siehst du zu, dass du zu Francis zurück kommst“ Mit diesen Worten stand er Preuße doch auf und stapfte durch den Schnee zurück in sein Zimmer. Dort pellte er sich aus dem Mantel, stellte die Heizung noch ein wenig höher. Dadurch, dass er eben so lange im Schnee gesessen hatte, fror er selbst auch. Sicherlich würde er demnächst noch krank werden, wenn es nicht endlich aufhören würde zu schneien. Sanft setze er das bisschen Tier auf seinem Bett ab und sah leicht zu ihm hinunter. Er erinnerte ihn so sehr an sein eigenes Vögelchen. Doch er war es nicht. Dennoch würde er sich liebevoll um ihn kümmern, ihn wieder aufpäppeln, bis er wieder abflugbereit war. Auch wenn dies noch einige Wochen dauern würde. Und er würde ihn beschützen, vor den großen russischen Pranken.

„Warte hier, Pierre“, wisperte der Preuße, ehe er seine Zimmertür von außen schloss und dann erst einmal in die Küche ging. Zu seinem Glück begegnete er keinem auf diesem Weg. In der Küche nahm er sich eine Untertasse und eine kleine Schale. In diese füllte er lauwarmes Wasser und nahm sich ein Stück trockenes Brot mit. Mehr konnte er auf Anhieb nicht finden. Und als er dann noch leise Schritte hören konnte, wollte er erst recht weg. Auf leisen Sohlen schlich er zurück in sein Zimmer und setzte sich neben seinen kleinen Gast. Kurz stupste er ihn an und ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Hier, mehr hab ich leider nicht für dich finden können...“ Vorsichtig stellte er das Schälchen Wasser auf die Bettdecke und zerbröckelte das Stück Brot auf der Untertasse. Leicht öffnete das Tierchen darauf seine dunklen Augen und starrte den Preußen eine Weile an, ehe er sich erhob und dann anfing etwas zu essen und zu trinken. Gilbert indes lehnte sich an die Wand hinter sich und schaute ihm sanft zu. Die Anwesenheit des Vogels tat ihm gut. Endlich einmal jemand, der ihn nicht andauernd mit Fragen oder Wünschen bombardierte, sondern einfach nur still da war, nur ab und an ein kleines Zwitschern oder Fiepen von sich gab. Als die Brotkrumen aufgepiekt waren, schüttelte sich Pierre kurz, ehe er es sich in den weichen Federn von dem Kopfkissen des Preußen bequem machte. Noch einmal plusterte er sich auf, ehe er sein Schnabel unter seinem Flügel versteckte und wieder seine dunklen Seelenspiegel schloss.

Schweigend hatte sich Gilbert dies alles angeschaut und noch immer saß er still an seinem Platz. Erst nach einer weiteren halben Stunde konnte er sich aufraffen das Geschirr auf seinem Nachtschrank zu stellen, wo noch immer das Essen des Litauen stand. Er wollte und würde es auch nicht anrühren. Selbst wenn es Toris verletzte, er hatte eben keinen Hunger und das schon seid Wochen nicht. Er zwang sich immer dazu, wenigstens ein wenig zu sich zu nehmen. Doch heute war wieder einer dieser Tage, wo ihm die ganze Zeit schlecht war. Da konnte er sich zu keinem bisschen Essen zwingen. Langsam und vorsichtig erhob er sich, stellte das Tablett vor die Tür, damit es der nächste dann auch gleich mitnehmen konnte. Denn noch einmal würde er dieses Zimmer nicht verlassen. Er hatte für heute einfach keinen Nerv mehr für das alles. Es war ihm alles zu anstrengend, es war ihm alles zu Kopf gestiegen. Also machte sich Gilbert nur noch bettfertig, ehe er zu dem kleinen Vogel ins Bett krabbelte und schließlich in einen unerholsamen Schlaf abdriftete.

Wirklich erholsam hatte der Preuße noch nie in dem Zimmern des Russen geschlafen. Wie sollte er denn auch? Er musste ja immer damit rechnen, dass er zu ihm kam und ihm noch irgendetwas antat. Auch wenn Ivan meistens einfach nur da war und lächelte, wusste jeder Bewohner dieses Hauses, dass Ivan nicht immer das artige, lächelnde Kind war, was er zu pflegen schien. Das hatte Gilbert ja mittlerweile auch am eigenen Leib zu spüren bekommen. Auch wenn er wach war, wollte er das warme Bett nicht verlassen. Leicht kuschelte er sich tiefer ein und schloss dann seufzend seine Augen. Doch lange konnte er sie nicht mehr geschlossen lassen, denn schon saß etwas weiches, flauschiges auf seiner Wange und ein kleiner vorwitziger Schnabel rieb sich an seinem Nasenrücken. Da wollte wohl jemand, dass er aufstand. Leicht öffnete er seine Seelenspiegel wieder und hob das Vögelchen von seinem Gesicht. „Ist ja gut..“ Ein leises, aber anscheinend glückliches Zwitschern kam von Pierre, während er leicht mit den Flügeln schlug und zu dem Silberhaarigem aufsah. Ein kleines, aber dafür ehrliches Lächeln schlich sich auf seine Züge. „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen“ Jeder andere, der Gilbert so gesehen hätte, hätte sicherlich gedacht, dass er nun vollkommen übergeschnappt war. Aber das war er nicht, zumindest noch nicht. Das kleine Küken war eben nun gerade der einzige Gesprächspartner, dem er sich zuwenden konnte. Langsam setzte sicher setzte er sich , kuschelte sich aber weiterhin in die Federn seiner Bettdecke. Ihm war so verdammt kalt.

Gerade als er sich wieder seinem kleinen Gesprächspartner zu wenden wollte, klopfte es an der Tür und Toris steckte seinen Kopf durch den Türspalt. „Guten Morgen, Gilbert“, lächelte der Litaue auch schon und stellte dem Preußen dann das Tablett auf den Nachtschrank. „Ich hoffe du hast gut schlafen können?“ Noch ein wenig verschlafen beobachtete Gilbert den Anderen dabei, wie er die Rollos hoch machte und dann gleich selbstverständlich das Fenster öffnete. Gleich verschwand er halb in der Decke und linste ihn nur weiter an. Er konnte wirklich nicht glauben, dass sich Toris schon an den beißenden kalten Wind gewöhnt hatte, der nun zum Fenster hereinkam. Aber nicht nur Gilbert schien mit dem Wind seine Probleme zu haben. Auch Pierre schien mehr als angefressen zu sein, dass es nun kalt wurde und begann gleich laut zu schimpfen, während er sein Gefieder aufplusterte. Verdutzt schaute der Dunkelhaarige zu dem Bett und blickte den Vogel an. „Wer...?“ Doch weiter brauchte Toris gar nicht zu sprechen, denn Gilbert beantwortete ihm die ungestellte Frage gleich. „Pierre. Ein Haustier von Francis“, nuschelte er und ließ die Decke langsam von seinem Kopf sinken. Ein kurzes Nicken war die Antwort und schon schloss der Litaue die Fenster wieder. Genug frische Luft war nun ja vorhanden. „Ich lasse dich nun wieder allein, wenn was sein sollte... Komm gerne zu uns, ja?“ Mit uns meinte er die baltischen Staaten. Aber Gilbert würde ihnen garantiert nicht erzählen, wie schlecht es ihm wirklich ging. Also nickte er nur leicht und sah ihm nach, wie er langsam die Tür von außen schloss. Der Preuße war froh endlich wieder allein zu sein. Mit einem kleinen Seitenblick quittierte er das Frühstück und holte sich einen Teller und ein Brötchen mit ins Bett. Dabei wurde er von wachen, dunklen Augen beobachtet. Langsam hüpfte Piere zu dem Preußen und setzte sich auf dessen Bein, wartete leise zwitschernd auf sein Essen, was ihm auch gleich gemacht wurde. Nachdem Gilbert das Brötchen aufgeschnitten hatte, zerbröckelte er eine Hälfte und ließ den Vögel essen, die andere Hälfte aß er selbst. Schließlich lebte er ja auch nicht nur von Luft und Liebe. Oder eher nur von Luft.

„Dir scheint es schon wieder gut zu gehen, hm?“, fragte der Preuße zwischen zwei Bissen und strich ihm wieder leicht durchs Gefieder, woraufhin sich der kleine Kopf an die kalten Finger drückte. Gilbert hatte wirklich ein Händchen für so kleine Vögel. „Wärm dich noch ein wenig auf und dann kannst du zu Francis zurück“ Gilbert war sich nicht sicher, ob das Vögelchen überhaupt deutsch verstand. Aber mit französisch konnte er eben nicht dienen. Aber Taten zählten ja bekanntlich mehr als Worte.

Noch eine Weile blieb er in dem warmen Bett sitzen und kraulte Pierre, ehe er sich erhob und frische Sachen aus seinem Schrank holte. Nun erst einmal duschen gehen und dann würde er schon sehen, was dieser Tag ihm bringen würde. Hoffentlich endlich einmal etwas gutes. ER hatte so langsam keine Lust mehr auf immer schlimmer werdende Tage. „Warte hier bitte auf mich und lass Ivan nicht an dich..“, hauchte er dem Vögelchen zu, das aufmerksam, aber aufgeplustert auf dem Bett saß. Wäre es Gilbird gewesen, hätte er kein Problem damit gehabt, dass er mitgekommen wäre, aber es war eben nicht Gilbird. Und mit einem fremden Vogel wollte er nicht duschen, auch wenn er ihn mochte.
 

Damit habt ihr nun nicht gerechnet! xD

Hoffe, es gefällt euch weiterhin und ihr schreibt fleißig Kommies <3

Würde mich freuen.

-4-

Leise schloss er die Tür hinter sich und machte sich raschen Schrittes auf in das Gemeinschaftsbad. Das musste er sich mit fast allen Hausbewohnern teilen. Nur Ivan und seine Schwestern hatten ein anderes Bad,was aber nicht hieß, das Ivan dieses auch nutze. Meistens hielten sich dort nur seine Schwestern auf. Und das war auch gut so. Zwar hatte er nicht gegen die Ukrainerin, aber gegen die Weißrussin. Sie war genauso Furcht einflößend wie ihr großer Bruder. Zu Gilbert Glück waren die beiden Schwestern nicht allzu oft zu Besuch, sondern meistens blieben sie in ihren eigenen Ländern.

Vorsichtig klopfte der Preuße an der Tür, nicht dass er noch jemanden störte. Aber er ging davon aus, dass die baltischen Staaten schon längst fertig waren, schließlich benutzte Ivan sie ja mehr oder weniger als Dienstboten. Als er sich sicher war, dass niemand anderes im Bad war, öffnete er die Tür und seufzte entspannt. Wenigstens hier war es schön warm. Er kam auch nach diesen ganzen Wochen noch immer nicht mit dem russischen Winter klar. Es war ihm einfach ständig kalt und am liebsten würde er sich den ganzen Tag im Bett verkriechen.

Doch nun würde er erst einmal ein schönes warmes Bad nehmen und das konnte ihm keiner ausreden. Also streifte er sich seinen Pyjama von den Schultern und ließ nebenbei warmes Wasser in die große Eckbadewanne einlaufen. Schweigend sah er dem Wasser zu, wie es sich am Boden der Wanne sammelte. Zwischendurch tat er noch etwas Badezusatz in den Wasserstrahl, sodass sich auch wenige Sekunden später Schaum bildete. Als die Wanne beinahe vollgelaufen war, ließ sich der Preuße langsam in diese gleiten, bis zur Nasenspitze. Sofort breitete sich ein angenehmes Gefühl in seinem Körper aus und für einen kurzen Moment erlaubte er sich die Augen zu schließen, aber nur kurz. Denn schon im nächsten Moment saß er beinahe aufrecht in der Wanne, mit weit aufgerissenen Augen.

„Gilbert..“
 

Der Preuße starrte sein Gegenüber fassungslos an, ehe seine Stimmung prompt umschlug. „Hast du schon einmal etwas von anklopfen gehört?!“, fauchte er ihn auch gleich an und krallte sich nebenbei in den Wannenrand. „Ich wusste nicht, dass jemand im Bad ist. Ich dachte du schläfst noch, da?“ Wieder dieses Lächeln. Dieses Ivan-lächeln. „Nun weißt du es, also verzieh dich!“ Doch der großgewachsene Russe rührte sich nicht vom Fleck, sondern schaute sein Gegenüber weiterhin an. „Das ist immer noch mein Haus, da..“, gab der Größere beinahe ein wenig eingeschnappt von sich. „Das könnte meinetwegen auch das Haus vom Kaiser von China sein, ich bade hier nun und würde das auch gerne ALLEIN fortführen!“ Man merkte deutlich, dass Gilbert gerade mehr als gereizt war. War es denn so schwer zu verstehen, dass man auch einmal im Bad sein wollte? Für Ivan anscheinend schon, denn dieser hatte sich noch immer nicht vom Fleck gerührt. „Weißt du, ich wollte auch gerade baden. Also komm ich zu dir in die Wanne, da?“ Sofort legte sich eine leichte Röte auf die sonst so blassen Wangen Gilberts und er schüttelte gleich den Kopf. „Vergiss es! Du hast dein eigenes Bad, Ivan!“ „Aber da ist gerade Natalia, da“ Leicht stutzte Gilbert. Dann war die schon wieder da? War ja schrecklich. Hatte sie denn kein eigenes Zuhause? So oft wie sie hier... Während Gilbert darüber nachdachte, nutzte Ivan seine Chance. Er zog sich rasch das Schlafzeug aus und ließ sich ebenfalls in die Wanne gleiten.

Zunähst bemerkte der Kleinere davon gar nicht, erst, als das Wasser über schwappte und mit einem leisen Plätschern auf dem Fliesen aufkam. „WAS SOLL DAS?!“ „Ich bade mit dir, Gilbert~“, lächelte der Russe auch gleich und sah ihn ein wenig fragend an. Hatte er eben doch auch gesagt! Hörte er ihm denn nicht zu? Langsam ließ sich der Preuße weiter ins Wasser gleiten, während er mit seinen roten Seelenspiegeln den Anderen aufmerksam beobachtete. Als er bis zur Nase eingetaucht war, atmete er erst einmal aus, was sofort Blasen aufsteigen ließ. Aufmerksam wurde er dabei von einem Paar violetter Augen beobachtet. Das dieses dem Preußen nicht passte, sah man deutlich, aber was das ein Grund für den Russen das zu unterlassen? Wohl kaum. Also beobachtete er munter weiter sein Gegenüber, lächelte ihn zufrieden an. Gilbert blickte beinahe bockig zur Seite und starrte die weiße Wand an, die auf einmal so ungemein interessant zu sein schien. Er könnte ja aufstehen, aber dann hatte Ivan ja gewonnen. Und der Silberhaarige fand, dass der Russe schon genug Triumphe ihm gegenüber gesammelt hatte. Und nun wollte er auch einfach einmal einen kleinen Kampf gegen ihn gewinnen, auch wenn es nur um so Lappalien wie eine Badewanne ging.

Und Ivan hatte sowieso seinen Spaß daran den Preußen zu ärgern, weswegen er erst recht nicht aufstand. Und so starrten sich die beiden an. Gilbert äußerst angefressen und Ivan nur mit seinem typischem Lächeln. Keiner der Beiden sagte noch ein Wort. Doch bald wurde es dem Russen langweilig. Also linste er ihn nur noch neugierig an, streckte sich leicht und stupste Gilbert so mit dem Fuß an. Die Badewanne war relativ groß, sodass sich Ivan wirklich ganz ausstrecken musste um Gilbert zu erreichen, der ein wenig zusammengekauert dasaß, damit er den Russen ja nicht berührte. Aber genau das tat der Größere ja nun. Sofort kam dem Preußen ein Murren über die Lippen und er zuckte zurück. Leise lachte Ivan und blickte ihn beinahe ein wenig neckend an. Nun hatte er Blut geleckt und machte gleich munter weiter damit, den Preußen zu ärgern. Immer wieder stupste er ihn leicht unter Wasser an. Irgendwann wurde es Gilbert aber zu bunt und er trat zurück. Er war bei weitem nicht so sanft wie Ivan. Denn der Russe hat ihn nur immer leicht angestupst und nicht verletzt. Doch dem Preußen war es mittlerweile zu viel geworden und er war noch immer angefressen, dass sich Ivan einfach zu ihm gesetzt hatte.

Verdutzt schaute der Russe zu ihm rüber und zog seine Beine gleich an sich zurück. Er hatte ihm doch nicht wehtun wollen, sondern nur ein wenig ärgern. War er schon wieder zu grob zu dem Preußen gewesen? Ivan wusste ja selbst, dass er seine Kraft oftmals einfach unterschätzte. Aber eben war er sich noch sicher gewesen, dass er wirklich nur leicht zugetreten hatte. Aber anscheinend ja nicht, sonst würde Gilbert ihm ja nicht halb das Bein brechen. Langsam ließ sich Ivan wieder an das kalte Marmor hinter sich rutschen, während er weiterhin den Anderen beobachtete. Gilbert war es nur recht, dass Ivan wieder auf Abstand ging, da hatte er ja erreicht, was er wollte. Auch wenn er ein wenig zu stark zugetreten hatte, das gab er ja selbst zu. Aber anders schien Ivan es ja nicht zu verstehen.

Die beiden schwiegen sich noch weiter, bis das Wasser kalt wurde. Nun hörte auch Ivan auf mit dem Wasser zu spielen und streckte sich erst einmal ausgiebig. Mit seinem Lächeln blickte er den Preußen an und nickte ihm leicht zu. „Ich hoffe, wir baden bald mal wieder zusammen, da~“ Mit diesen Worten erhob er sich und machte sich seelenruhig daran sich abzutrocknen und in die frischen Sachen zu schlüpfen. Gilberts Wangen wurden nur noch röter, während er aus Scham- und Taktgefühl zur Seite schaute. Wirklich scharf darauf Ivan nackt zu sehen, war er nun wirklich nicht. Und so wartete er weiter in dem kalten Wasser darauf, dass er endlich allein in dem Bad war. Als dies auch endlich geschehen war, machte er sich auch fertig. Noch immer stand ihm die Schamesröte ins Gesicht geschrieben, während er seine Zimmertür öffnete und sie laut ins Schloss fallen ließ.

Durch den plötzlichen Lärm aufgeschreckt flatterte gleich Pierre von dem Bett auf und suchte sich Schutz auf der Gardinenstange. Beinahe sofort beruhigte sich der aufgewühlte Preuße und streckte eine Hand nach dem Vogel aus. „Tut mir Leid..“,entschuldigte er sich sofort und strich dem Tierchen sanft über den Kopf, als er wieder bei ihm auf der Hand saß. Pierre sah schon viel besser aus. Und er schien auch putzmunter zu sein, denn schon hackte er mit dem Schnabel leicht nach den Fingern des Silberhaarigem, aber nicht um ihn zu verletzten, sondern einfach nur um ein wenig zu spielen. Und Gilbert ließ ein wenig mit seinen Fingern spielen, schließlich kannte er das noch von Gilbird. Gilbird... Sofort senkte er den Blick und seufzte leise. Wie sehr er den kleinen Vogel an seiner Seite vermisste. Beinahe noch mehr als sein Land und seine Freiheit. Wäre Gilbird nun hier würde er sich wenigstens nicht ganz so einsam fühlen, wie gerade nun. Vorsichtig strich er Pierre noch einmal durchs Gefieder, ehe er ihn absetzte und sich in seine Wintersachen hüllte.

Sicherlich vermisste Francis sein kleines Haustier schon. Also würde er ihn rasch wieder zurückfliegen lassen. Rasch kritzelte er noch etwas auf ein Stück Papier und band dieses dem Vogel um, ehe er diesen vorsichtig mit in seinen Mantel schlüpfen ließ und schon verließen sie das Haus. Bis zur Mauer würde er ihn noch bringen. Dann musste der Kleine aus eigener Kraft wieder nach Frankreich finden. Und Gilbert glaubte fest daran, dass er das auch schaffen würde. Als er wieder vor dem kalten Stein stand, hob er das kleine aufgeplusterte Ding aus seinem Mantel und strich ihm mit den eiskalten Händen über den Kopf. „Flieg zurück zu Francis“, hauchte er sanft und öffnete die Hände, damit das kleine Tierchen starten konnte. Und das tat es auch. Kaum das der Preuße seine Hände ganz geöffnet hatte, schlug Pierre auch schon mit den Flügeln und flog rasch über die Mauer, zurück zu seinem Herrchen.

Noch eine Weile schaute Gilbert ihm hinterher, trauerte ein wenig. Schließlich war nun sein kleiner Trost weg. Nun war er wieder vollkommen allein. Allein und verlassen. Seine roten Seelenspiegel fixierten einen nicht realen Punkt im Himmel, während der Schnee auf seinen Wangen landete und dort sofort zerschmolz. Noch hatte der Preuße also genug Körper wärme. Wie sehr wünschte er sich, dass diese nun abkühlen würde und er doch endlich verschwinden würde. Doch innerlich wusste er auch, dass ihm diese Wunsch niemals erfüllt werden würde, denn dann wäre er schon vor Wochen verschwunden. Offiziell gab es Preußen seid Februar nicht mehr. Nun war schon fast der gesamte März vergangen und noch immer stand er hier. Zwar auf seinem alten Gebiet, welches nun aber Russland gehörte. Dabei ging es ihm doch gar nicht mehr um sein Land. Er wollte nur hier weg, noch immer.

Doch dieser Wunsch würde ihm sicherlich niemals erfüllt werden. Ivan hatte es ja gesagt. Preußen war nun ein Teil Russlands. Und somit war Gilbert zu einem Teil von Ivan geworden. Für immer. Und immer mehr sickerte diese Erkenntnis in das Hirn des Preußen. Es schmerzte. Dennoch schluckte er tapfer die Tränen hinunter, die ihm beinahe über die Wangen gelaufen wären. Aber nein. Er wollte nicht weinen, nicht hier, wo jederzeit jemand kommen konnte und sah, wie der stolze Preuße weinte.

Kurz wischte er sich über die Augen, ehe er sich zum Gehen wand und zurück zum Haus wankte. Es war zu kalt geworden. Wahrscheinlich würde es bald einen Schneesturm geben. Und in diesen wollte er nicht unbedingt geraten, auch wenn er noch solche Todeswünsche hegte. Leise schlich er sich zurück in sein Zimmer. Er wollte keinen sehen oder sprechen, niemanden. Vorsichtig pellte er sich aus den dicken Sachen, hängte sie wieder ordentlich auf, während er sich fragte, wie lange er eigentlich weg war. Sein Bett war gemacht und das Mittagessen stand schon auf seinem Nachtschrank. Dabei kam es ihm so vor, als hätte er gerade erst gefrühstückt, denn dieses lag ihm noch immer schwer im Magen. Dennoch wagte er es einen Blick unter die Warmhaltehaube zu werfen, die sein Essen verbarg. Er mochte eigentlich das Essen des Litauen, dennoch hatte er es in letzter Zeit immer wieder verschmäht.

Als Gilbert das Essen erblickte, schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Toris war wirklich zu lieb. Leise seufzend blickte er den Teller an und hob das Tablett dann auf seinen Schoß. Der Litaue hatte doch wirklich sein Lieblingsessen gemacht: Königsberger Klopse mit Kartoffeln und Sauerkraut. Obwohl er keinen Hunger hatte begann zu essen. Das wollte er nun wirklich nicht stehen lassen, wo sich der Litaue doch wirklich so viel Mühe gegeben hatte. Und seinem Körper würde es sicherlich auch einmal ganz gut tun, wenn er was warmes bekam. Es dauerte gar nicht lange und der Teller war leer. Zufrieden seufzend stellte Gilbert das Tablett vor seine Tür und legte sich wieder in sein Bett. Heute würde wohl wieder einer dieser Tage werden, wo er nur dalag und versuchte die Situation zu begreifen. Denn noch immer wollte es nicht in seinen Kopf, dass er ausgerechnet bei Ivan war. Bei jedem anderen Land gerne, aber wieso ausgerechnet hier? Lieber wäre er sogar zu Arthur gegangen, auch wenn er sicherlich an dem schrecklichem Essen gestorben wäre. Aber dort war es sicherlich angenehmer als hier.

Langsam rollte er sich auf die Seite und schloss seine Seelenspiegel. Vielleicht sollte er noch ein wenig schlafen, das würde ihm sicherlich gut tun und seine müden Knochen ein wenig munterer machen. Zumindest hoffte er das. Er kam aus seinem Alltagstrott überhaupt nicht mehr raus. Vor allem weil er hier nicht zu tun hatte. Wenn er wenigstens eine Aufgabe hätte, aber nein. Die baltischen Staaten erledigten ja alles, was es hier zu erledigen gab. Mit diesem Gedanken und einem Seufzen auf den Lippen driftete der Preuße wieder in einen traumlosen und unerholsamen Schlaf.
 

Gosh!

Tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht habe. Und das es dann auch noch so doof is xD'.

Es wird bis Januar auch noch dauern, bis ich wieder regelmäßig schreiben kann. Ausbildung nervt und bla.

Hoffe auf Kommies und das es euch gefallen hat :3

Liebte Grüße~

-5-

Gilbert verschlief den gesamten Tag. Erst am nächsten Morgen, als langsam die Sonne aufging schlug auch der Preuße seine Augen auf. Wieder fragte er sich für wen er hier eigentlich aufstand und sich fertig machte. Für sich? Nein. Wenn es nach ihm ging konnte er den ganzen Tag im Bett bleiben und an die Decke starren. Also für wen quälte er sich jeden Tag hoch und machte sich fertig? Hoffte er vielleicht darauf, dass doch Ludwig jeden Moment in sein Zimmer stürmte und ihm von diesen Tyrannen wegholte? Mit einem kleinen, bitteren Lächeln schloss er die Augen. Wie dumm er doch war. Glaubte er wirklich noch daran, dass sein kleiner Bruder ihn retten kommen würde? Er hatte doch selbst so viel mit seinem zerstörten Land zu tun. Da brauchte er nicht noch einen Bruder, der ihm eh nichts brachte. Deprimiert zog sich der Preuße seine Decke wieder über den Kopf und versuchte noch ein wenig zu schlafen.

Doch so sehr er sich auch anstrengte, es klappte einfach nicht. Also schlug er nach einer guten halbe Stunden die Decke zurück und beschloss sich doch fertig zu machen. Vielleicht war es ja nur eine Angewohnheit von ihm, dass er das jeden Morgen machte. Es war noch früh, sodass es noch still im Haus des Russen war, und Gilbert genoss diese Ruhe. Endlich konnte er sich einmal vollkommen frei bewegen ohne angst zu haben, dass er Ivan gleich in die Arme rannte. Schließlich war Ivan genau wie der Preuße ein Langschläfer. Niemals würde sich der Russe so früh aus dem Bett pellen. Allerdings stutzte Gilbert nun doch, als er kleine, tapsige Geräusche auf dem Flur hörte. Es waren nicht Ivans Schritte, keinesfalls. Denn Ivans Schritte waren schwer und stumpf. Diese Schritte hörten sich eher leise und ein wenig patschig an. Also musste doch schon einer der baltischen Staaten wach sein. Und schon kam ihm Raivis im Schlafanzug entgegen. Das kleine Land schien noch vollkommen verschlafen zu sein und war auch schon wieder auf dem Weg in das Zimmer, dass er sich mit seinen Brüdern teilte. Als er allerdings den Preußen erblickte, blinzelte er einige Male und blieb stehen. „G-Guten Morgen..“,kam es schließlich von ihm und er zuckte schon leicht zusammen, als der Andere auf ihn zukam. „Guten Morgen Raivis..“, nuschelte Gilbert leise und blickte zu ihm hinunter, „Warum bist du denn schon wach?“ „I-ich war nur i-im Bad..“,kam die genuschelte Antwort und schon war der Kleinere auch schon durch die Tür geschlüpft.

Verwirrte blickte der Silberhaarige ihm hinterher, zuckte dann aber leicht mit den Schultern und ging ebenfalls ins Bad um sich fertig zu machen. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken an den kleinen Raivis, sondern schlich sich weiter in die Küche und suchte sich sein Frühstück zusammen. Toris hinterließ er einen Zettel, dass er schon gefrühstückt habe und er ihm nichts machen brauche.

Während er sein Frühstück in seinem Zimmer verspeiste, sah er dem Sonnenaufgang zu. Auch wenn er Russland noch so sehr hasste, die Sonnenaufgänge hier waren einmalig. So saß der Preuße ausnahmsweise einmal still und recht glücklich vor dem Fenster und aß sein Brötchen. Und obwohl er sonst nicht viel aß, aß er doch dieses Mal sein ganzes Essen. Nachdem Mahl erhob er sich wieder und streckte sich erst einmal ausgiebig, sodass seine gesamte Wirbelsäule knackte. Wahrscheinlich hatte er sich vorhin verlegen. Denn sein Rücken schmerzte. Also würde es wieder ein Tag werden, wo er sich in seinem Zimmer verkroch und hoffte, dass sein Rücken aufhören würde zu schmerzen. Vielleicht konnte er Toris nachher einmal fragen, ob er nicht etwas wusste, was ihm half. Doch nun schlüpfte er erst einmal wieder in seine Jogginghose und sein Schlafshirt. Aufstehen würde er dann ja heute nicht mehr.

Und das tat er auch nicht. Den ganzen Tag verbrachte er im Bett und tat sich selbst Leid. Toris schaute zwar nach ihm, doch wirklich helfen konnte er ihm auch nicht. Er brachte ihm lediglich ein warmes Körnerkissen. Doch das wollte die Verspannung des Preußen doch nicht wirklich lösen.

Eine ganze Woche kam er nur aus seinem Zimmer um das Bad zu benutzen. Ansonsten verschanzte er sich regelrecht. Er ging ja davon aus, dass er sich endlich auflöste und das dies schmerzte. Doch als er nach einer ganzen Woche noch immer da war und die Schmerzen langsam aber sicher abklungen war, traute er sich doch wieder ganz raus. Und sein erster Weg führte ihn natürlich gleich hinaus in den Schnee und wieder zu den verhassten Steinen. Was hatte er denn erwartet? Das sie auf einmal weg waren? Nein. Das würde Ivan niemals zulassen. Schließlich wollte er mit den anderen Alliierten, vor allem Alfred, nichts mehr zu haben. Ihre Politiken verstanden sich nicht mehr. Aber das hatten sie sich ja noch nie. Ivan hatte sich nur im Krieg zusammengenommen, damit der Feind, Deutschland, gestoppt werden konnte.

Vorsichtig legte Gilbert seine Hand auf die Mauer und schloss die roten Seelenspiegel. „Ludwig...“, wisperte er leise, als ob sein Bruder ihn hören konnte. Er wusste genaustens, dass Ludwig gerade ganz andere Dinge zu tun hatte, als vor dieser Mauer zu stehen und ebenfalls darauf zu hoffen, dass der Preuße dort stand. Schließlich hatte er ja noch sein Land zu führen oder eher führen zu lassen. Alfred hatte ihm bestimmt so einiges an Macht genommen durch sämtliche Verträge. So genau hatte Gilbert darüber noch gar nicht nachgedacht, schließlich hatte er hier mit Ivan zu kämpfen und das reichte ihm erst einmal auch.

Leicht fragend blickte er auf, als die Schranken seid langsam einmal wieder geöffnet wurden und ein schwarzer Wagen durchfuhr. Verdutzt starrte er die abgedunkelten Fenster an. Als der Wagen nun auch noch direkt bei ihm hielt, siegte seine Neugierde und er klopfte leicht an die Scheiben. Wer fuhr denn bitte so einen Wagen? Ludwig war es nicht. Zwar besaß er einen schwarzen Wagen, aber er war kein Fan von abgedunkelten Scheiben. Und dem Italiener wie auch dem Japaner traute er eine solche Maschine einfach nicht zu. Vielleicht war es ja Alfred oder Arthur. Er wäre sogar froh über Francis gewesen, hauptsache er kam aus diesem Alltagstrott heraus, der hier herrschte. Seine Neugierde wurde endlich gestillt, als sich die dunkle Scheibe senkte und er einen Blick in das Innere des Fahrzeugs werfen konnte. Und kurzzeitig entgleisten ihm die Gesichtszüge. Dort in diesem schwarzen Auto saß Ivan und lächelte ihn auch schon wieder an. „Dir geht’s wieder gut,da?“,fragte er auch gleich und beugte sich leicht zu dem Preußen, der noch immer ein wenig geschockt dastand. Ivan war gar nicht zuhause gewesen? Wie lange er wohl schon weg gewesen war? Während Gilbert noch immer zu dem Russen ins Auto starrte, war dieser schon ausgestiegen und stand nun neben ihn, musterte ihn neugierig. Doch als der Preuße ihm einfach keine Aufmerksamkeit schenken wollte, stupste er ihm leicht in die Wange. Sofort zuckte der Silberhaarige zurück und blickte giftig auf. Doch das Lächeln wollte einfach nicht aus Ivans Gesicht verschwinden. „So wie du mich anschaust, scheint es dir schon besser zu gehen, Gilbert“, schlussfolgerte der Russe dann einfach und nickte zufrieden. Währenddessen gab er dem Fahrer schon einen Wink, dass er weiterfahren konnte. Er wollte erst einmal noch ein wenig mit dem Preußen reden, wenn dieser denn mit ihm reden wollte.

Unschlüssig schaute Gilbert dem Wagen hinter, als Ivan seine Hand nahm und ihn doch recht sanft mit sich zog. Ohne groß nachzudenken tapste der Kleinere auch gleich mit durch den schon wieder knöchelhohen Schnee. „Ich war für 5 Tage in Deutschland, Gilbert“, erklärte der großgewachsene Russe auch gleich, während er weiter mit dem Anderen an der Hand die Straße entlang tapste. Sofort hellte sich Gilberts Blick auf und holte nun auf, sodass er gleichauf mit Ivan war. „Wie geht es Ludwig?“ Ein wenig erstaunt blickte Ivan nun zu dem Kleineren. Gilbert reagierte auf etwas was er sagte, mit etwas anderen als Wut? Noch einmal blinzelte er, ehe er auch schon wieder lächelte. „Es geht ihm gut, da~. Er sieht schon wieder gut aus. Er hat sich erholt“, erzählte er auch gleich eifrig weiter. Sofort schlich sich ein Lächeln auf das blasse Gesicht des Preußen und er schien mehr als erleichtert zu sein. „Er hat auch nach Gilbert gefragt..“ Sofort wurde er von den roten Seelenspiegeln gemustert. „Ich habe ihm gesagt, dass du Rückenschmerzen hast. Aber das es dir ansonsten gut geht“ Gilberts einzige Antwort war ein kleines Nicken. Was sollte er denn auch mehr darauf antworten? „Und ich habe dir etwas mitgebracht~“ Nun war schon wieder die Neugierde des Preußen geweckt, weswegen er schon wieder neugierig aufschaute. Das Lächeln des Russen wurde ein wenig sanfter, ehe er den Kopf schüttelte. „Was es ist, sag ich dir aber nicht~“, bei diesen Worten legte er sich einen Zeigefinger auf die Lippen. Sofort ging leiser Protest von dem Kleineren aus, aber Ivan ließ sich nicht erweichen und blieb bei seinem kleinen Geheimnis.

Gilbert überlegte fieberhaft, was der Russe ihm denn aus Deutschland mitgebracht haben könnte. Bestimmt irgendwas ganz normales. Vielleicht ein Stück Erdbeerkuchen oder so etwas. Eben etwas, was es nicht in Russland, sondern nur in Deutschland gab. Beinahe schon artig tapste der Silberhaarige hinter dem Größeren her, der noch immer seine Hand hielt. Doch diesmal schien Gilbert das gar nicht zu stören, oder er war einfach viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. So bemerkte er auch nicht, dass sie der Haustür immer näher kamen. Erst, als Ivan den Schlüssel geräuschvoll herumdrehte, wachte Gilbert aus seinen Gedanken auf und blickte sich irritiert um. Wann waren sie denn zurückgekommen?

Ivan zog sich schon die Schuhe aus und blickte den Preußen nun auch fordernd an. Man konnte es ihm ansehen, dass er sich freute. Er war eben doch wie ein kleines Kind. Mit einem kleinen Seufzen schlüpfte er ebenfalls aus den dicken Stiefeln, als Ivan auch schon wieder seine Hand nahm und ihn mit sich zog. Vollkommen überrumpelt stolperte Gilbert erst einmal, fing sich aber wieder und stolperte ihm hinterher in das Zimmer des Russen. Nun fiel dem Preußen das erste Mal auf, dass er noch nie da Zimmer des Großgewachsen gesehen hatte. In all den Wochen, in denen er schon hier wohnte, war er noch bei Ivan im Zimmer gewesen. Nun war die Frage, ob er das überhaupt wollte?

An der Türschwelle zum Zimmer des Russen blieb Gilbert unschlüssig stehen. Sollte er diesen Raum wirklich betreten? Wollte er das? Er war sich nicht sicher. Auch Ivan schien seine Unentschlossenheit zu bemerken, denn er drehte sich zu ihm und blieb stehen. „Gilbert?“, fragte er dann leise und legte den Kopf ein wenig zur Seite. Durch seinen Namen schreckte der Preuße auf und fixierte den Größeren mit seinem Blick. Er traute ihm nicht. Er vertraute ihm so gar nicht, was auch seinen Gründe hatte. Ivan hatte es nicht verdient, dass man ihm vertraute. Vor allem bei Gilbert hatte er seine Chance auf Vertrauen verspielt, an dem Tag, als er ihn mit über die Grenze genommen hatte. Noch einmal sprach der Russe ihn mit Namen an, wurde immer ungeduldiger. Nur langsam setzte der Silberhaarige einen Fuß vor den Anderen. Langsam setzte er einen Fuß von dem kalten Parkett des Flures auf den weichen, dunklen Teppich, der unregelmäßig mit hellen Stellen gesprenkelt war. Ein wenig unsicher stand der Preuße da und blickte sich um. Erst einmal wollte er sich umschauen. Nicht, dass ihm hier irgendwas drin passierte, konnte ja alles gut möglich sein. Doch Ivan stand nur in mitten seines Zimmers und blickte den Preußen neugierig an. Er schien gespannt auf die Reaktion des Kleineren zu sein. Die roten Iren wanderten weiter durch den Raum. Seine Zehen bohrten sich in den weichen Teppich und er ballte die Hände zu Fäusten. Eigentlich war der Raum recht freundlich eingerichtet. Die Tapete hatte einen Cremeton, welches gut mit dem dunklen Teppich harmonierte. Ein großes Fenster flutete den Raum mit Licht, ließ die Sonnenblumen, die in einer großen Glasvase standen, noch ein wenig besser zur Geltung kommen.

Der Rest des Zimmers war eher spartanisch eingerichtet. Ein Doppelbett mit mindestens 10 Kissen und 3 Decken. Ein Schreibtisch mit Unmengen an Papieren, die aber dennoch irgendwie eine Ordnung zu haben schienen. Neben dem weißen Schreibtisch war ein großer ebenfalls weißer Aktenschrank. Das war die Einrichtung im großen und ganzen. Bilder oder dergleichen gab es nicht. Zumindest konnte Gilbert keine erkennen.

„Gilbert... Ich habe ein Geschenk für dich“, lächelte Ivan dann und plötzlich schwang etwas anderes in seinem Lächeln mit. Es war nicht mehr dieses Ivan-lächeln, es strahlte eine gewisse Wärme und Freude aus, ehrliche Freude. „Was denn?“,fragte der Preuße nun noch misstrauischer, kam aber einige Schritte näher. Nun war die Neugierde des Silberhaarigem geweckt. Er wollte nun wirklich wissen, was der Größere vor ihm geheim hielt. „Es wird dir sicherlich gefallen~“,versprach der Russe ihm und holte das kleine Päckchen aus seiner Tasche heraus. Das Geschenk war schwarz und weiß. Wie die ehemalige Flagge des Beschenkten. Anscheinend hatte sich Ivan wirklich Gedanken gemacht. Das Misstrauen des Preußen wich ein wenig und er griff nach der Verpackung. Sie fühlte sich seltsam leicht an. Nun war er sich nicht mehr so ganz sicher, ob Ivan ihm nicht nur diese Packung schenken wollte. Mit genau diesem Gedanken blickte er zu ihm auf. Rot traf violett. „Ich hoffe, es ist etwas anständiges..“,maulte der Kleinere dann und machte sich daran die schwarze Schleife zu öffnen. Irgendwie erinnerte ihn dieses Geschenk eher an eine Beerdigung, als an ein Geschenk der Freude. Langsam aber sicher wurde er immer neugieriger und seine Bewegungen fahriger, bis er dann endlich den Deckel abnehmen konnte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Stubsii
2012-06-30T10:51:00+00:00 30.06.2012 12:51
Ich find die FF so super spannend *-*
Ich liebe Drama ~
Ich will wissen was in diesem verdammten Geschenk drin ist xD
Von:  Sya
2011-08-19T11:20:20+00:00 19.08.2011 13:20
Das Kapitel gefällt mir schon besser. <3
Und es kam das Wort Hände drin vor! xD
Mich interessiert aber was Lud sagen wollte, ich glaub ich frag dich das gleich nochmal. xD
Vogel!
Und ich weiß welcher kommt >D
Nicht, dass es meine Idee war oder so. *pfeif*

p.s.: Gil gehört immernoch zu Ivan! >w<
Von: abgemeldet
2011-08-17T01:04:58+00:00 17.08.2011 03:04
Hallo.
Joa, ich würde sagen, für's erste Kapitel ganz gut!^^
Jedoch komme ich nicht ohne ein bisschen Nörgeln aus:
Also, du hast sooft das Wort 'Pranken' verwendet, ich glaube, noch nie fielen die Wörter 'Arme' oder 'Hände'.
Dann hast du manchmal einfach ein Wort im Satz vergessen.
Und wie Sya erwähnte; Ivan kommt an manchen Stellen zu kindisch herüber.
Und Preußen hat, meiner Meinung nach, zu heftig reagiert, als er Ivan die Meinung geigte und von seinem Bruder 'berichtete'.
Trotzdem fand ich es gut und werde mal diese FF weiter verfolgen! :)
MFG Katja
Von:  ludapommes
2011-08-16T20:46:41+00:00 16.08.2011 22:46
NEIN ER GEHÖRT ZU WEST!!!!
:D
ich mag die ff:)
mach meiter soo!!
;)
die ist soo toll !
DRAMA BABY DRAMA!!
lg sasupommes;)
Von:  Sya
2011-08-15T21:25:31+00:00 15.08.2011 23:25
*3*
Du musst echt mehr Metro fahren! xD
Ich mag das *o*
Das ist so voll Drama und so! xD
Nein wirklich, ich mag das Kapitel auch wenn ich Ivan iwie kindisch finde teilweise. xD
Nya, und wehe du lässt Gil zurück zu Lud! ><
Gil gehört nämlich zu Ivan! >-<
Auch, wenn er ihn gerade noch hasst. >_<


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