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Zigaretten ins Feuer

von

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Leidenschaft ist Besessenheit, Besessenheit ist Leidenschaft. Leidenschaft ist nichts, was man kontrollieren kann. Man kann sie nur unterdrücken, leise stellen, in den Hintergrund drängen, so wie die Leere, die erst wirklich verschwindet, wenn man sie ausfüllt. Von etwas besessen zu sein, ist eine positive Leere. Eine Existenz, die langsam zu pulsieren beginnt. Jemand, der fällt und nach dem noch so kleinsten Ast greift, anstatt auf einen Baumstamm zu warten, der sein ganzes Gewicht trägt. Denn dieser Baumstamm wird möglicherweise niemals kommen. Und dann wird er aufschlagen. Unaufhaltsam. Unwiderruflich.
 

Das Feuer brannte im Kamin, nur der wärmende Schein der Flamme erleuchtete sein Gesicht. Angespannt. Entspannt. Nachdenklich. Er saß auf dem Sofa, starrte ins Feuer, starrte hindurch, auf Bilder, die sich in seinem Kopf abspielten. Szenen, die sich hektisch flackernd abwechselten, wie in einem Film. Szenen, die Dinge zeigten, die man sich nur vor Augen führen konnte, wenn man sein Gewissen ausschaltete. Oder keines hatte. Wenn egal war, was falsch war oder richtig, wenn nichts zählte, weil das Ende längst eingetreten war und man dennoch … war. Es war 3 Uhr Morgens, vielleicht auch 4, es war Sommer und draußen kreischten bereits die ersten Vögel und irgendwo am Horizont wurde es ganz langsam hell, aber im Wohnzimmer war es dunkel, die Vorhänge waren geschlossen. Damon trank an seinem soundsovielten Whiskey und der Aschenbecher quoll über. Er nahm noch einen Zug von seiner Zigarette, die fast den Filter erreicht hatte und schmiss sie dann in das Kaminfeuer.
 

4 Uhr. 5 Uhr. Whiskey. Zigarette. Blick ins Kaminfeuer. Flammenschatten auf Haut. Ruhig blickende Augen. Whiskey. Zigarette. Sich nur rühren, um zu trinken und zu rauchen. Nur selten blinzeln. Sich verlieren. In Gedankenbilderbruchstücken. Leuchtend düster, düster leuchtend. Wie Flammenschatten auf Haut. Wie entspannenden Straßenmusik. Wie eine Zigarette nach der anderen. Wie ein Zug, der in dunkelster, sternloser Nacht auf den Schienen quietscht und an Menschenleeren Bahnhöfen hält. Wie ein Herz, das suchend schlägt und doch stillsteht. Wie Lippen, die sich zum Sprechen bewegen aber tonlos bleiben. Wie ein Bild, das verschwimmt, nachdem man sich Tabletten eingeworfen hat. Wie der Boden, der zu einem spricht, wenn man mit dem Kopf an seiner härtesten Stelle aufschlägt.

6 Uhr. 7 Uhr. 8 Uhr. Sonnenstrahlen. Bitter wie trockener Rotwein. Unangenehm, seltsam. Fremd. Wie eine Welt, die an dein Fenster klopft, und dir sagt, dass du dieses Fenster niemals öffnen kannst. Dass du zwar im Schein des grellen, abartigen Lichts gehen kannst, aber dass es niemals für dich scheinen wird. Weil es nie für dich bestimmt war. Es ist einfach da. Es gefällt dir nicht und es hat dir nie gefallen. Es brennt. Es ist ekelhaft. Es ist so hell, dass es die tiefsten Ecken der Dunkelheit offenbart. Und wer will das schon? Whiskey. Zigarette. Whiskey. Zigarette. Zigarette. Zigarette. Whiskey.

9 Uhr. 10 Uhr. Es war Samstag.
 

Stefan kam ins Wohnzimmer, sein weißes T-Shirt reflektierte den Sonnenstrahl der sich seinen Weg durch das Fenster gebahnt hatte, dort, wo der Vorhang aufhörte. Ein Strahl von winzigem Durchmesser. Ein paar Schritte vor der Couch, auf der Damon saß, blieb er stehen. Sagte nichts. Sah Damon an. Damon blickte weiterhin bewegungslos ins Feuer. Schwieg. Stefan fasste sich an den Nacken, blickte unsicher, dann besorgt, wollte irgendwas sagen, sagte dann etwas anderes, bedeutungsloses.

“Ich bin bei Elena, wenn irgendwas ist.”

Wo solltest du sonst sein?

Ein Schweigen, undurchdringlich wie die Flamme, in die Damon starrte.

“Leg dich schlafen.”

Stefan ging, kehrte Damon den Rücken zu. Der Sonnenstrahl traf ins Nichts.

Ein winziges, einseitiges Grinsen auf Damons Lippen. Der letzte Schluck Whiskey. Er warf die leere Flasche scheppernd ins Feuer, verzog keine Miene und zündete sich eine weitere Zigarette an.

“Wo solltest du sonst sein.”

Er legte sich auf den Rücken, inhalierte einen langen Zug und schloss die Augen.

Kapitel 2

Damon öffnete die Augen. Benommenheit war alles was er spürte. Die Geräusche und die Umgebung waren ihm noch fern. Er sah nichts. Eine Flüssigkeit bedeckte seine Augen. Blut!

Der Duft versetzte seinem Bewusstsein einen Schlag und er richtete sich ruckartig auf. Sein Kopf hämmerte. Als er sich das Blut von den Augen gewischt hatte, soweit es ging, nahm er langsam, aber immer noch verschwommen die Umgebung war. Er war erschrocken, doch zu benebelt, als dass diese Erschrockenheit seinen Körper hätte durchzucken können und es fühlte sich mehr an wie eine Welle, die ihn viel zu langsam durchflutete. Surreal. Seine Hände fühlten den Boden. Es war nicht das Wohnzimmer, kein Bett, kein Sofa, es war Erde und Gras und Laub. Schreie und Lärm, den er nicht identifizieren konnte, drangen an sein Ohr. Er drehte sich um, aber dort war nur dichter Wald, dichter dunkler Wald, nur beschienen vom kalten Leuchten des Mondes.

“Damon!”

Stefan? Kein Zweifel. Die Stimme gehörte eindeutig zu seinem Bruder. Er horchte. Knisterndes Feuer und das Rauschen eines Flusses.

“DAMON!”
 

Es kam aus dem Fluss. Die Rufe kamen aus dem Fluss. Das Ufer war nur einige Meter entfernt, aber er erblickte es erst jetzt. Büsche verdeckten es. Er nahm den Ärmel seines Hemdes und strich sich damit das noch verbliebene Blut aus den müden Augen. Jetzt sah er klar und auch die Benommenheit ließ langsam nach. Jetzt konnte er sehen, dass auf der anderen Seite des Flusses ein Großteil des Waldes in Flammen stand. Er versuchte einen klaren Kopf zu fassen, sich zu erinnern, was hier los war, aber schwarze Leere war alles was er fand. Er lief mit schwammigen Schritten an den Rand des Flusses und erblickte Stefan, der sich an einem Felsen festklammerte. Der Fluss floss ungewöhnlich schnell und Stefan schien jeden Moment fortgerissen zu werden.
 

“Willst du, dass es so endet? Willst du das? Willst du das, Damon?” rief Stefan wutentbrannt, als er Damon am Flussufer erblickte.

“Ich weiß nicht, was du meinst” nuschelte Damon in das Rauschen des Wassers und Stefan konnte es nicht hören. Dann begab er sich in die Fluten. Sie schienen ihm nichts auszumachen, fast wirkte es, als wäre er Herr über das Wasser, über alles hier, als wäre er … Auslöser für dieses Bild der Zerstörung. Die Flammen hüllten seinen Körper in ein rot-oranges Licht. Erst jetzt entdeckte er Elena, die bewusstlos in Stefans festem Griff auf dem Wasser wippte. Damon Lippen öffneten sich und erschrocken schnappte er nach der Tannengeruch durchtränkten Luft. “Ah!” Sein Kopf begann erneut fürchterlich zu hämmern. Dann schlug die Erinnerung wie ein zuckender Blitz in ihn ein und er versuchte, einen Blick auf Elenas Hals zu bekommen. Er hatte sie gebissen. Er wollte sie umbringen. Wieder ging er einen Schritt, eher war es ein Schweben, als wäre er ein Teil des tosenden Wassers, das ihn eigentlich hätte zu Fall bringen müssen. Er strich sich eine Haarsträhne aus dem blutverschmierten Gesicht und seine blauen Augen leuchteten im Schein des Feuers, als er sein schmutzigstes Grinsen aufsetze und Stefan fixierte.
 

“Ich kann nur einen von euch retten, Bruder. Und warum sollte ich jemanden retten, den ich lieber tot sehen will?”

Damon hob seine Hand und das Wasser folgte ihr. Sein Blick verkrampfte. Dann richtete er seine Hand auf Elena und das Wasser schwappte wild und wütend unter ihrem Körper. Stefan konnte sie nicht halten. Sie entglitt ihm. Er wollte ihr folgen, einen weiteren sinnlosen Versuch unternehmen sie zu retten, doch es gelang ihm nicht. Ehe er sich versah, hatte Damon ihn aus dem Wasser an Land gezogen und er spürte das Gewicht seines Bruders schmerzhaft auf seinem durchnässten Körper. Stefan versuchte, sich zu bewegen, aber Damon hatte seine Arme fest im Griff. Damon beugte sich herunter zu Stefans Gesicht. Ihre Lippen berührten sich leicht, als Damon ihm zuflüsterte, dass es jetzt vorbei war.

“Sie ist tot, Stefan.”

Er küsste ihn auf die verschlossenen Lippen und blickte ihm währenddessen mit einem siegreichen Blick in die starrenden Augen. Stefan konnte sich nicht wehren, lag einfach nur da und blieb auch am Boden, als Damon längst von ihm gelassen hatte.

“Sieh dir das Feuer an, Bruder.” hauchte Damon ihm, der jetzt hinter Stefan saß, ins Ohr.

“Sie sind alle tot.”



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  JD1990
2011-01-16T14:35:01+00:00 16.01.2011 15:35
Wow unheimlich. So wie du es schilderst ist Damon echt in einer sehr sehr üblen Depri phase -.-
Sehr übel. Das macht einem schon fast angst.
Und wie er "Wo sollte du sonst sein." sagt ist so was von passend. Und auch wenn es nochmal wiederholt wird, zeigt es eigentöich wie scheiße es ihm geht.
(was michgerade wieder an Folgfe 20 am ende erinnert wo Damon zu Stefans agt: Sie sollte nur mich verwandeln." dann ging er etwas weier und sagte nochmal: "Nur mich" Genau an diese Stelle hat es mich erinnet.)
Bin gespannt wies weiter geht.

Lg Kari
Von:  -Arizona-
2011-01-15T15:15:21+00:00 15.01.2011 16:15
Puh... also... ich bin sprachlos!
Ich weiß ja nicht, wo du mit dieser FF hinwillst und es könnte sein, dass ich irgendwann zu lesen aufhöre, wenn es mir zu viel Damon/Stefan wird.
Aber dein Schreibstil ist der absolute Hammer, sowas hab ich noch nie gelesen (und ich hab schon sehr viel gelesen)!
Auch der Titel hat mich total angesprochen.
Was soll ich noch sagen?^^

Viel Erfolg,
Chevy


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