Zum Inhalt der Seite

Einmal Namek und zurück

Nanshes Reise
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Ankunft

Einmal Namek und zurück- Die Ankunft (Teil I)
 

Als die große Katastrophe den Planeten Namek bedrohte, flohen einige seiner Bewohner mit zwei großen Raumschiffen und bauten weit entfernt voneinander und von ihrer Heimat zwei blühende Kolonien auf.

Eine davon befand sich in der Nähe eines leicht radioaktiven Sterns. Die Strahlung veränderte den genetischen Code der Koloniebewohner, so dass auch weibliche Namekianer entstanden.

Ich wuchs in dieser Kolonie auf. Wie auch auf Namek selbst gab es bei uns Kämpfer- und Heilertypen, und es war schon ziemlich früh klar, dass ich kein Heiler war... Ich lernte also kämpfen, und ich war gut. Ich war unter den besten Kämpfern unserer ganzen Kolonie, was ungewöhnlich war, denn ich war eine Frau. Eine von denen, die durch die Strahlung des radioaktiven Sterns als Namekianerinnen geboren worden waren.

Mein Name ist Nanshe. Ich gehöre zu einer Generation, die unsere ursprüngliche Heimat Namek nie gesehen hat. Ich wurde in der Kolonie geboren, wurde dort groß und lebte das ganz normale Leben einer Namekianerin. Wir führten alle ein sehr friedliches Leben, das einzige aufregende waren die Kampfturniere, die von Zeit zu Zeit stattfanden und die ich nie versäumte. Kämpfen war- und ist immer noch- meine Leidenschaft.

Es wäre wahrscheinlich auch immer so geblieben... wenn Cooler nicht gewesen wäre. Er entdeckte mehr durch Zufall unsere Kolonie und fiel über sie her, wie es wohl jeder andere aus seiner Familie auch getan hätte. Selbst mit vereinten Kräften hatten wir keine Chance gegen ihn. Er zerstörte die Kolonie langsam und genüsslich, Stück für Stück, er jagte unsere Häuser in die Luft und tötete jeden einzelnen von uns. Kaum erwachsen und überheblich wie ich damals war, hatte ich versucht, Cooler allein aufzuhalten, doch ich musste die bittere Erfahrung machen, dass er mir haushoch überlegen war. Ich habe nur deshalb überlebt, weil zwei unserer stärksten Krieger Cooler für eine Weile aufhalten konnten, gerade solange, dass ich mich zu einer Fluchtkapsel schleppen konnte, die ich einmal in einem verborgenen Winkel entdeckt hatte. Ich ließ mich hineinfallen und feuerte die Kapsel aufs Geratewohl ins All. Das letzte was ich sah, war unsere Kolonie, die im nächsten Augenblick mit einem gewaltigen Knall explodierte. Ich wurde von dem plötzlichen Lichtblitz geblendet, und die Druckwelle, die meine Kapsel traf, schleuderte mich gegen das Armaturenbrett- danach weiß ich nichts mehr.

Das nächste, an das ich mich erinnere, war ein kleiner, aber sehr schöner grüner Planet mit mehreren Monden, auf den meine Kapsel zuhielt. Meine Luftreserven waren bereits gefährlich knapp, so dass ich nur den Landeanflug programmierte und dann sofort wieder einschlief, um Luft zu sparen.

Ich wachte erst auf, als die Kapsel auf dem Boden des Planeten aufschlug. Ich stürzte sofort hinaus und atmete ein paar mal tief durch. Glücklicherweise war in der Nähe auch eine kleine Quelle, an der ich mich erst mal sattgetrunken habe. Dann blieb ich eine Weile auf dem Rücken liegen und sah mir den Himmel- der übrigens leicht violett war- an. Man sah allerdings nicht viel davon, weil ich mitten in einer Art Regenwald gelandet war.

Irgendwann- ich weiß nicht mehr wie lange ich dort gelegen habe- tauchten dann diese kleinen verschrumpelten Aliens auf, alle von derselben Art wie Bibidi und Babidi. Im Gegensatz zu diesen waren sie allerdings sehr freundlich zu mir.

Ich blieb ungefähr eineinhalb Jahre bei ihnen, und dort habe ich auch ein wenig von einem der älteren Magier gelernt. Da ich allerdings nicht denselben Zugang zur Magie hatte wie sie konnte ich auch nicht viel bewirken. Ich konnte mich oder auch andere nicht per Magie an andere Orte oder Planeten teleportieren oder einen magischen Schutzschild errichten. Das mit dem Schutzschild war kein großes Übel da ich ja genauso mit meiner eigenen Energie einen Schutzschild errichten kann. Ich lernte sogar für den Notfall einen Dämon zu bannen- was allerdings tödliche Folgen für mich hätte, sollte ich es tatsächlich tun. Aber mein Spezialgebiet sind Vampire. Ich kenne so ziemlich alle Arten wie man sie töten oder zumindest verletzen kann.

Nach einiger Zeit verabschiedete ich mich von dem Planeten und seinen Bewohnern und flog weiter, auf der Suche nach Überlebenden oder zumindest anderen Namekianern. Ich besuchte viele Planeten und lernte verschiedene neue Kampftechniken. Irgendwann erreichte ich den Ort, an dem einmal Namek gewesen war. Mein Schock war groß, als ich statt des Planeten nur Asteroidentrümmer vorfand. Aber ich fand nicht nur Trümmer, sondern auch die Reste von sehr starken Auren. Ich suchte mir die noch am deutlichsten vorhandene heraus und folgte ihrer ungefähren Richtung. Nach einer Weile landete ich auf Yadrat, und ich blieb eine Weile, um ein paar Techniken zu erlernen, unter anderem auch die Momentane Teleportation. Meine Kampfkraft ließ allerdings nur die Teleportation über nicht allzu große Distanzen zu, so dass ich weiterhin meine Raumkapsel verwenden musste, als ich aufbrach, um den kaum noch spürbaren Überresten der Aura zu folgen.

Es wurde meine bisher längste Reise durchs All. Um nicht unterwegs zu ersticken, programmierte ich das Lebenserhaltungssystem meiner Raumkapsel auf ein Minimum, so dass ich in eine Art Winterschlaf versetzt wurde. Eigentlich sollte ich rechtzeitig wieder daraus erwachen, doch es kam anders. Denn aus einem mir immer noch unbekanntem Grund wachte ich erst auf, als meine Raumkapsel bereits in die Atmosphäre der Erde eingetreten war. Ich fühlte mich schwach, vor meinen Augen verschwamm alles, und mein Durst war nahezu unerträglich. Obwohl ich mich kaum konzentrieren konnte, schaffte ich es, den Kollisionskurs, auf dem sich meine Kapsel befand, so weit abzuschwächen dass ich den Aufprall zwar durchgeschüttelt, aber immerhin lebend und nur leicht verletzt überstand- was man von meiner Raumkapsel allerdings nicht sagen konnte. Sie war nur noch ein großer Haufen Schrott, ihre Außenhülle war zerbrochen und teilweise total verbogen. Die Ausstiegsluke klemmte und ließ sich all meiner Anstrengungen zum Trotz nicht öffnen. Also sprengte ich sie kurz entschlossen mit einem mehr oder weniger gut gezieltem Ki- Blast. Diese Aktion hatte mich allerdings den letzten Rest meiner Kräfte gekostet. Ich stolperte aus der Kapsel, stützte mich mit einer Hand daran ab und sah mich um. Ich war mitten in einer Berglandschaft gelandet! Die Chancen, hier in unmittelbarer Umgebung Wasser zu finden waren mehr als nur gering. Ich setzte mich zuerst einmal auf den Boden und versuchte, die nächste Wasserquelle mit meinem Geist aufzuspüren. Und tatsächlich- in einiger Entfernung schien sich ein kleiner See zu befinden. Ich stand auf und blickte in diese Richtung. Dummerweise erstreckte sich dort ein hoher, zerklüfteter Berg, auf dessen anderer Seite sich mein kleiner See höchstwahrscheinlich befand. Ich hatte nicht mehr die Kraft, den ganzen Weg durch die Schluchten und über die Steilhänge hinauf- und auf der anderen Seite wieder hinunterzuklettern, also kratzte ich meine allerletzten Reserven zusammen und schwebte sehr langsam und unsicher über den Berg hinweg. Als ich endlich den See unter mir in der Sonne glitzern sah, ließ ich mich vollkommen erschöpft einfach fallen. Ich stürzte in das Wasser und sank tief hinunter. Es war eisig kalt, und mein Herz setzte einen Moment lang aus. Doch dann trug mich der Auftrieb des Wassers wieder an die Oberfläche, wo ich schwer atmend auf dem Rücken dahintrieb. Ich kletterte ans Ufer, drehte mich auf den Bauch und trank in tiefen, gierigen Zügen. Sofort spürte ich wie meine Kraft wieder zurückkehrte und mein Körper sich von den hinter ihm liegenden Strapazen erholte. Nachdem ich mich erholt hatte, konnte ich auch einige Leute mit einem enorm hohen Energielevel spüren. Es machte mir ein wenig Angst, dass sie alle um so vieles stärker waren als ich, doch dann entdeckte ich zwei Personen, deren Aura mir vage bekannt vorkam- es waren zwei Namekianer. Ich fiel auf die Knie und dankte... wem auch immer. Mein einziger Gedanke war: Geschafft!

Ich machte mich sofort auf den Weg zu dem Ort, an dem ich die zwei namekianischen Energien aufgespürt hatte, und flog dabei schneller als je zuvor. Mein Weg führte mich geradewegs zu Gottes Palast. Ich landete dort und sah mich erst einmal um, bevor ich langsam auf den Eingang des Palastes zuging. In diesem Moment spürte ich, wie hinter mir plötzlich jemand mit einer unglaublich intensiven Kampfkraft auftauchte. Ich fuhr herum und sah gerade noch, wie ein hochgewachsener Namekianer in einem langen, weißen Umhang scheinbar aus dem Nichts auftauchte. Piccolo, wie ich wenig später erfuhr. Er war nicht sehr erfreut über mein unerwartetes Auftauchen, und ich konnte ihm ansehen, dass er mir nicht traute. Als ich ihm erklärt hatte, wer ich war, woher ich kam und warum ich hier war, zerstreute sich sein Misstrauen zwar etwas, doch er vernichtete meine Hoffnungen, endlich die neue Heimat der Namekianer gefunden zu haben. Er sagte mir, dass es außer ihm nur noch einen anderen Namekianer hier gäbe, der erst seit Kurzem den Platz Gottes übernommen hatte, und dass der Rest unseres Volkes auf einem anderen Planeten leben würde. Ich ging an den Rand der Plattform, auf der der Palast stand, und starrte in die Tiefe zu meiner zerstörten Kapsel. Bevor ich fragen konnte, ob es auf der Erde noch weitere Raumschiffe gäbe, bestätigte mir Piccolo auch schon, was ich insgeheim bereits befürchtet hatte: ohne Raumschiff saß ich auf der Erde fest. Er hatte ein böses Lächeln aufgesetzt, was mich wütend machte. Ich ging an ihm vorbei auf den Palast zu und verkündete meinen Entschluss, solange hier zubleiben bis ich eine Möglichkeit gefunden hätte, nach Neu- Namek zu kommen. Meine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht: Piccolos Augen weiteten sich ungläubig und er ballte die Hände. Ich drehte mich um und verschränkte die Arme. Jetzt war ich an der Reihe, ihn böse anzulächeln- doch damit war ich ein Stück zu weit gegangen. Er brüllte mich an dass das auf keinen Fall möglich wäre. Ich schrie zurück ob ihm denn etwas besseres einfiel, worauf er nur noch zorniger wurde. Ich glaube er hätte mich im nächsten Moment angegriffen, wäre nicht plötzlich eine weitere Gestalt aus dem Palast gekommen. Es war der zweite Namekianer- Gott- von dem Piccolo mir berichtet hatte. Er hatte einen für ihn überdimensionalen Stock in der Hand und sah mit ängstlich aufgerissenen Augen zwischen uns hin und her. Sein Auftauchen lenkte mich von dem Wortgefecht mit Piccolo ab, und ich starrte den Kleinen überrascht an. Das sollte Gott sein?
 

"Was glotzt du denn so?" Ich blickte wieder zu Piccolo, der mich mit diesen Worten aus meiner Starre gerissen hatte. "Noch nie 'n Kind gesehen oder was?" Er hatte die Arme verschränkt und schien sich wieder ein wenig beruhigt zu haben, was ihn aber nicht davon abhielt mich finster anzustarren. Ich beschloss, nicht darauf einzugehen und wandte mich statt dessen wieder dem kleinen Namekianer zu. Es war zwar unhöflich, aber diesen Satz musste ich einfach loswerden... "So klein und schon Gott?" Er sah mich einen Augenblick lang groß an. Dann lachte er laut auf und nickte nur. "Ja, das hat sich so ergeben- hat Piccolo dich nicht vorgewarnt?" Ich schüttelte den Kopf und wagte ein kleines Lächeln. Der Kleine gefiel mir. Er hatte so eine naiv- ernste Art, die ich irgendwie niedlich fand. Ich stellte mich kurz vor und vergaß- mit einem Seitenblick zu Piccolo- auch mein Anliegen nicht, vorläufig hier im Palast bleiben zu wollen. Dende hatte nichts dagegen, er bot mir sogar an, an einem Ort zu trainieren den er den "Raum von Geist und Zeit" nannte. Piccolo schien damit zufrieden zu sein, wahrscheinlich deshalb weil ich ihm dort aus dem Weg war. Aber er war anscheinend immer noch wütend auf mich, denn als er an mir vorbei in den Palast ging, fauchte er mir ein "Na meinetwegen- aber geh mir bloß nicht auf die Nerven!" zu. Ich widerstand der Versuchung ihm die Zunge herauszustrecken und ließ mich von Dende durch den Palast zum Raum von Geist und Zeit führen. Während wir durch die endlosen Korridore gingen, erklärte der kleine Namekianer mir was es mit diesem Raum auf sich hatte, dass dort die Zeit viel langsamer verging und ein Tag außerhalb einem Jahr im Inneren des Raumes entsprach. Die Gelegenheit unter den dort herrschenden Umständen zu trainieren wirkte auf mich sehr verlockend. Ich hörte noch wie Dende mir viel Glück wünschte, bevor sich die Tür hinter mir schloss. Da war ich also- im Raum von Geist und Zeit.
 

Ich gewöhnte mich relativ schnell an die harten Bedingungen des Raums und konzentrierte mich voll auf mein Training. In der Abgeschiedenheit des totalen Nichts außerhalb des Wohngebäudes wurde ich durch nichts und niemanden gestört. Ich hatte allerdings nicht vor, ein ganzes Jahr- beziehungsweise einen ganzen Tag hier zubleiben. Dazu fieberte ich meiner Weiterreise nach Neu- Namek viel zu sehr entgegen, auch wenn ich noch nicht wusste wie ich die Erde ohne Raumschiff wieder verlassen konnte. Doch obwohl ich nur ein halbes Jahr blieb, nutzte ich die Möglichkeiten des Raums voll aus. Ich ging bis an meine äußersten Grenzen. Tage- und nächtelang tat ich nichts anderes als zu kämpfen- ob allein oder gegen einen Doppelgänger, den ich bisweilen vorübergehend erschuf. Meine Mühen wurden auch dementsprechend belohnt: ich wurde immer stärker.

Als ich schließlich den Raum verließ, wurde ich schon von Dende erwartet. Er verkündete mir aufgeregt, dass er Bulma gebeten habe, sich meine Raumkapsel anzusehen und sie eventuell wieder zu reparieren. Ich dankte ihm, erleichtert, doch wieder eine Chance zu haben, nach Neu- Namek zu kommen. Und wieder war es Piccolo, der meine Freude dämpfte. Ich hatte ihn, im Schatten einer mächtigen Säule stehend, nicht bemerkt und zuckte erschrocken zusammen, als er zu sprechen anfing. "Freu dich nicht zu früh, Nanshe. Es kann ganz schön lange dauern bis Bulma deinen Schrotthaufen wieder zusammengeflickt hat." Ich verbiss mir einen giftigen Kommentar und schwieg einfach. Mittlerweile wusste ich von Dende, dass er immer so provozierend und eisig redete, aber ich konnte mich trotzdem nicht so recht daran gewöhnen. Immerhin erwies sich sein Verdacht in den kommenden Tagen als richtig: Bulma benachrichtigte uns darüber, dass es sie viel Arbeit und noch mehr Zeit kosten würde, mein Kapsel wieder in einen akzeptablen Zustand zu versetzen. Sie schätzte die Dauer auf einen Zeitraum von mehreren Monaten. Nun, ich konnte damit leben. Oder musste es wohl eher. Um Piccolo nicht allzu oft "auf die Nerven zu gehen", unternahm ich hin und wieder Ausflüge zu Bulma, um zu sehen wie sie mit der Reparatur meiner Kapsel zurecht kam. Mein einziges Problem dabei war dass ich mir dafür menschliche Kleidung ausleihen musste, damit die restlichen Erdenbewohner nicht schreiend vor mir davonliefen. Also tauschte ich meinen Kampfanzug widerwillig gegen Jeans, Pullover und Lederjacke, bevor ich mich auf den Weg machte. Und es klappte: außer ein paar merkwürdigen Blicken erregte ich kein weiteres Aufsehen. Allerdings weiß ich nicht ob diese Blicke meiner grünen Haut, meinen weißen Haaren oder der weiten Kapuze meines Pullovers galten, die ich mir trotz sengender Hitze und hellsten Sonnenscheins immer bis tief ins Gesicht zog...

Mit der Zeit lernte ich auch den Rest der Kämpferelite der Erde kennen und trainierte hin und wieder mit ihnen, ab und zu sogar mit Piccolo. Ich eignete mir während dieser Zeit viele sehr praktische Techniken an, von Son Gokus Kame- Hame- Ha bis zu Piccolos Höllenspirale. Mit der Zeit wurde Piccolo etwas umgänglicher, was uns aber nicht davon abhielt, regelmäßig zu streiten- und im Anschluss daran zu trainieren. Aber ich glaube, Dende nannte es heimlich "vorgetäuschte Weltuntergänge", denn wenn so ein Training stattfand, flogen mehr als nur Fetzen. Das Ergebnis war meist ein zerstörter Platz, zwei völlig erschöpfte Gegner, Kampfanzüge, die dringend genäht werden mussten... und endlich keine dicke Luft mehr in Gottes Palast. Wie auch, wenn alle vorhandenen Streithähne in ihren jeweiligen Zimmern saßen und sich die Wunden leckten...

Von solchen Zwischenfällen abgesehen ging das Leben auf der Erde seinen gewohnten ruhigen Gang. Ich hielt mich viel außerhalb des Palastes auf, um Dendes Frieden nicht allzu sehr zu stören, und durchstreifte die unbewohnten Winkel des Planeten, entweder um zu kämpfen oder um zu meditieren. Wenn ich dann wieder für einige Tage zurückkehrte, war ich meist ziemlich erschöpft, sodass ich mich auf dem direktesten Weg in mein Bett begab und zwei Tage durchschlief.

Wegen einer dieser Phasen bekam ich auch die Ankunft des zweiten Raumschiffs nicht mit. Ich wachte lediglich von einem dumpfen Donnern auf, das den ganzen Palast erzittern ließ. Ich räkelte mich schläfrig und stand missmutig auf, um nachzusehen was passiert war, griff mir im Vorbeigehen eine Jacke und verließ das Zimmer. Als ich aus dem Eingang des Palastes herausschlurfte, stieß ich mit der Nase fast auf Piccolo und Dende, die ebenfalls hinausgelaufen waren und gespannt das Raumschiff anstarrten. Ich rieb mir die Augen und sah mir das fremde Schiff, das auf dem Platz vor dem Palast gelandet war, genauer an. Plötzlich war ich hellwach. Es war eindeutig ein namekianisches Raumschiff! Jetzt verstand ich warum Dende und Piccolo so aus der Fassung waren... und mir ging es nicht anders. Ich war immer davon ausgegangen, dass ich die anderen finden würde, und nicht umgekehrt...

Unerwarteter Besuch

Einmal Namek und zurück- Unerwarteter Besuch (Teil II)
 

Drei Augenpaare wanderten synchron zum Bauch des Schiffes, als ein leises Surren ertönte und die Ausstiegsplattform sich langsam senkte. Wir konnten wegen dem schnell schwindenden Dämmerlicht nur eine große, dunkle Gestalt sehen, die regungslos auf der Plattform stand. Doch ich konnte deutlich die gewaltige Masse an Energie spüren, die der Fremde ausstrahlte. Eines war mir in diesem Augenblick klar: vor uns stand ein Krieger, kein Heiler wie Dende es war. Piccolo musste es wohl auch gespürt haben, denn ich konnte sehen, wie er fast unmerklich seine Muskeln anspannte. Falls der Unbekannte auf Streit aus war, würde es sicher kein Zuckerschlecken werden, ihn zu besiegen. "Verdammt, ich kann überhaupt nichts sehen", murmelte ich leise. "Dann mach doch Licht, du Trottel", fauchte Piccolo zurück, obwohl ich mehr zu mir selbst gesprochen hatte. Nichtsdestotrotz war es eine gute Idee, ich streckte also die Hand aus und erschuf einen kleinen, hell leuchtenden Energieball, dessen Licht uns endlich sehen ließ, wer der unerwartete Besucher war.

Es war tatsächlich ein Namekianer. Ich hielt vor lauter Anspannung unwillkürlich den Atem an. Der Fremde war sehr groß, gut einen Kopf größer als ich. Er trug einen schwarzen Kampfanzug und einen ähnlichen Umhang und Turban wie Piccolo. Geblendet vom Licht meines Energieballs hatte er den Arm vors Gesicht gehoben und trat nun von der Schwebeplattform herunter auf den Palastboden. Dende umklammerte seinen Stock fester und richtete sich auf. Piccolo hingegen ging halb in Kampfposition, bereit, den anderen notfalls sofort anzugreifen. Doch dieser machte keinerlei Anstalten, seine Befürchtung zu erfüllen. Er blieb einige Schritte vor uns stehen und sah uns an. Fast wäre ich einen Schritt zurückgewichen, als der durchdringende Blick seiner schwarzen Augen mich streifte. Er blickte mich nachdenklich an bis Piccolo einen Schritt zur Seite machte und ihm die Sicht verstellte. Ich wunderte mich über seinen unvermuteten- und wahrscheinlich auch eher unbeabsichtigten- Anfall von Beschützerinstinkt und verbiss mir mit großer Mühe ein amüsiertes Grinsen. Endlich fing der fremde Namekianer zu sprechen an und zwar, wie konnte es anders sein, auf Namekianisch. "Yinsai. Ich bin nicht gekommen um mit euch zu kämpfen." Er verschränkte die Arme und schenkte Piccolo ein schiefes Lächeln. "Du kannst aufhören, mich so finster anzustarren." Piccolo richtete sich ein wenig auf und schaute den anderen Namekianer böse an. "Mach's selber erst mal besser, wer auch immer du sein magst!" Der Angesprochene blickte kurz auf. "Ach ja, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Entschuldigt bitte. Mein Name ist Dark." Für mich klang es eher amüsiert als bedauernd, doch das spielte im Moment keine große Rolle.

Wir waren alle ein wenig überrascht, als Dende sich plötzlich einschaltete. "Kommst du von Neu- Namek?" fragte er geradeheraus. Dark starrte ihn verblüfft an. "Nein... um ehrlich zu sein, bisher hatte ich keine Ahnung davon, dass es diesen Planeten überhaupt gibt. Ich habe nur erfahren, dass der alte Planet Namek von Freezer zerstört wurde."

"Das ist richtig, aber das heißt nicht dass es unser Volk nicht mehr gibt. Wir haben ihnen mit den Dragonballs eine neue Heimat verschafft."

Darks Gesichtsausdruck war immer verwirrter geworden, während Piccolo gesprochen hatte, und so schaffte Dende uns alle in die Küche des Palastes, wo wir Dark über die ganze Geschichte von Neu- Namek aufklärten.

"So ist das also." Dark hatte sich alles aufmerksam angehört und saß nun mit nachdenklichem Gesicht in der hellerleuchteten Küche, ein Glas Wasser in der linken Hand.

"Ja." Piccolo nickte bestätigend. "Und es sieht so aus als wollen zur Zeit alle nach Neu- Namek" bemerkte er mit einem bezeichnenden Seitenblick zu mir. Das passte mir nun gar nicht.

"Ich wäre schon längst weg wenn Bulma nur endlich meine Raumkapsel fertig hätte!" verteidigte ich mich.

"Wenn du nicht während dem Landeanflug eingepennt wärst, wäre die Reparatur auch gar nicht nötig!" knurrte Piccolo.

"Du hast ja keine Ahnung wie weit der Beta- Quadrant von der Erde weg ist! Das würdest nicht mal du ohne Schlaf schaffen!" Meine Stimme war schon wieder ein bisschen lauter geworden. Ich bemerkte, wie Dende Dark einen halb entschuldigenden, halb verzweifelten Blick zuwarf. Dieser grinste nur, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Unser Streit schien ihn nicht weiter zu stören... also stritten wir.

"Wenn du so gut über die Strecke Bescheid weißt, warum hast du dann nicht einen Zwischenstop eingelegt?! Dann hätte ich jetzt wenigstens meine Ruhe vor dir!" fauchte Piccolo.

"Ich seh' schon, ihr beide seid zusammen, hab ich recht?" bemerkte Dark mit einem schadenfrohen Grinsen. Das war ein Fehler gewesen.

"NEIN! Alles bloß das nicht!" brüllten wir ihn gleichzeitig an, sodass er die ganze Wucht unserer emotionalen Entladung zu spüren bekam. Er kippte vor Schreck mitsamt seinem Stuhl um.

"Ist ja gut. War nur ein Witz" erklärte er immer noch grinsend, als er sich wieder hocharbeitete. Allerdings bekam er keine Antwort. Durch die Aktion in den letzten paar Sekunden war nämlich sein Turban verrutscht, und sowohl Piccolo als auch ich starrten ungläubig auf seine kurzen, grünen Haare die darunter zum Vorschein kamen. Ich war fassungslos. Alles, was ich bis jetzt über Namek und seine Bevölkerung zu wissen geglaubt hatte, war plötzlich ins Wanken geraten. Zahllose Fragen wirbelten so schnell durch meinen Kopf, dass mir schwindlig wurde. Ich stürzte rasch den Rest meines Wasserglases hinunter und rannte fast aus dem Raum. "Ich geh schlafen- gute Nacht", murmelte ich noch über die Schulter, ehe ich aus der Küche flüchtete.
 

Ich war wirklich mit dem Willen in mein Zimmer gegangen, die sich überstürzenden Ereignisse des Tages erst einmal zu überschlafen, doch nachdem ich mich mindestens eine Stunde lang unruhig von einer Seite auf die andere gedreht hatte, stand ich seufzend wieder auf und setzte mich auf das Fensterbrett des geöffneten Fensters. Ich fröstelte in der kalten Nachtluft und schlang meine Arme um die Knie, um mich aufzuwärmen. Es wurde ein wenig heller, als der Mond durch die Wolkendecke brach. Das silberne Licht warf meinen Schatten groß und bedrohlich an die hintere Wand meines Zimmers. Lange saß ich bewegungslos am Fenster und dachte über Dark nach. Laut seinen eigenen Worten kam er nicht von Namek selbst. Demnach gab es nur noch zwei weitere Möglichkeiten: entweder er kam von meiner Kolonie, was allerdings sehr unwahrscheinlich war da ich ihn sonst bestimmt wiedererkannt hätte, oder es gab noch eine weitere, mir unbekannte namekianische Kolonie...

Wenn ich nicht weiterrätseln wollte, blieb mir scheinbar nichts anderes übrig als Dark danach zu fragen. Ich nahm mir vor es bei nächster Gelegenheit auch zu tun.

Langsam wurde es mir zu kalt, und ich kroch wieder in mein Bett zurück. Ich lauschte meinen eigenen, leisen Atemzügen und hörte dem Wind zu, der leise um die Ecken des Palastes strich. Aber es half alles nichts- ich konnte einfach nicht einschlafen.

Kurzentschlossen stand ich wieder auf und zog mir eine Jacke über. Dann verließ ich lautlos den Raum. Ich schlich durch den finsteren Korridor Richtung Ausgang, der sich ein Stück entfernt als heller Fleck abzeichnete. Ein sanfter Windhauch strich über mich hinweg, als ich hinaustrat. Durch das Licht des Vollmonds konnte ich mehr als genug sehen und machte mich zielstrebig zum Rand der runden Plattform auf. Ich setzte mich und ließ meine Beine über den Rand hängen. Durch die dahintreibenden Wolkenfetzen sah ich auf die Erde hinab, die still und dunkel unter mir lag. Dieser Anblick hatte mir in meinen schlaflosen Nächten bisher immer geholfen. Ich begann zu verstehen, warum Dende und Piccolo so viel an diesem Planeten lag, dass sie hier so weit von anderen ihrer Rasse entfernt lebten. Trotzdem spürte ich im selben Augenblick auch die Sehnsucht danach, endlich den Ort zu finden, an den ich gehörte.

Und dieser Ort war nicht die Erde, wie schön und friedlich sie auch sein mochte.

Jetzt, nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, spürte ich auch wie meine Müdigkeit zurückkam. Ich stand auf und machte mich schon fast schlafwandelnd auf den Rückweg zu meinem Zimmer. Dadurch bemerkte ich Dark erst, als ich schon an ihm vorbeigegangen war.

"So spät in der Nacht noch unterwegs?" Obwohl er leise gesprochen hatte, floss sofort pures Adrenalin durch meine Adern und vertrieb meine Müdigkeit mit einer Wucht, die fast schon schmerzte. Ich wirbelte herum- und prallte ungeschickt mit Kopf und Rücken gegen eine Säule. Sterne tanzten vor meinen Augen, und ich lehnte mich erst einmal benommen wieder zurück.

"Verdammt, Dark, du machst deinem Namen alle Ehre... willst du mich zu Tode erschrecken oder was?" fluchte ich leise und rieb mir die schmerzende Stelle an meinem Hinterkopf. Er trat aus dem Schatten heraus auf mich zu, sodass ich sein entschuldigendes Lächeln erkennen konnte. "Nein, eigentlich nicht. Aber ich will mit dir reden." Sein ernster Tonfall strafte sein Lächeln Lügen.

Ich unterdrückte ein Gähnen. "Du meinst jetzt?"

"Nur wenn du willst. Wenn du lieber schlafen gehen willst, verschieben wir die Sache eben auf morgen..." Er drehte sich halb zum Eingang und machte Anstalten, zu gehen, doch ich hielt ihn zurück. "Nein... schon gut. Also- worum geht es?" Er wandte sich wieder zu mir um und sah mich an. Mir lief ein Schauer über den Rücken.

"Du hast vorhin in der Küche einen sehr bestürzten Eindruck auf mich gemacht. Nachdem du weg warst, hat Piccolo mir einiges erklärt... aber ich wollte gern noch etwas mehr von dir selbst hören." Seine Stimme wurde noch leiser, sodass ich ihn kaum mehr verstehen konnte. "Du weißt, was ich meine." Ich schluckte und schaute an ihm vorbei auf den Boden.

"Ja", erwiderte ich ebenso leise. "Die Sache mit den... Kolonien." Nun hatte ich meinen Verdacht endlich laut ausgesprochen. Ich fühlte mich seltsam erleichtert. Dark nickte. "Ich habe schon lange vermutet, dass meine Kolonie nicht die einzige ist... und als ich hier ankam und dich sah, wusste ich endgültig, das es so war."

Ich senkte den Kopf. Bilder meiner Heimat, die in einem gewaltigen Feuerball explodierte, bahnten sich einen Weg an die Oberfläche und wurden wieder lebendig. "Es tut mir Leid, Dark... aber ich fürchte, deine Kolonie ist wirklich die einzige noch existierende-" Ich schwieg und wagte mich nicht von der Stelle zu rühren. Dark nickte verstehend. "Also... gibt es deine Kolonie nicht mehr?!" Es war teils Feststellung, teils Frage. "Das stimmt", antwortete ich, "Cooler hat sie vernichtet." Er schien diesen Namen schon einmal gehört zu haben, denn sein Blick wurde finster und todernst. "Dann ist mir alles klar. Du brauchst mir nichts weiter zu sagen." Ich atmete heimlich auf, denn es war mir überraschend sehr schwergefallen, von der Kolonie zu sprechen. Dark schwieg und schien nachzudenken.

"Was willst du tun?", fragte ich in die plötzlich entstandene Stille hinein. "Wirst du bleiben? Oder verlässt du die Erde wieder?" Er zögerte kurz, bevor er mir antwortete. "Ich werde so schnell wie möglich nach Neu- Namek aufbrechen, allerdings...." Ich unterbrach ihn aufgeregt.

"Du willst also tatsächlich nach Neu- Namek?" Er sah mich fragend an.

"Natürlich... was dachtest du denn?" Ich ignorierte seine Frage.

"Würdest du- ich meine... kann ich... natürlich nur wenn dein Raumschiff groß genug ist und ich dir nicht auf die Nerven gehe..." Ich hörte auf zu stottern und sah ihn einfach nur bittend und mit einem unschuldigen Grinsen an. Ich war mir sicher dass er wusste, was ich wollte. Er zog eine Augenbraue hoch. "Du meinst ob ich dich mitnehme?" Ich nickte und hielt meine Aufregung mühsam unter Kontrolle. Dark legte die Hand ans Kinn und überlegte. "Hmmm... ja, warum eigentlich nicht?" Seine Augen fixierten mich abschätzend. "Kannst du überhaupt mit irgendwas zahlen?" Fast wäre ich vor Verblüffung umgefallen. Verlangte der Kerl doch glatt eine Bezahlung! Ich wurde wütend.

"Na rat mal!", schrie ich ihn an. "Klar, ich kann dir den restlichen Schrott meiner Raumkapsel verkaufen- oder 'n paar Wolken! Oder wie wär's mit 'ner kostenlosen Fahrkarte ins Jenseits?!" Mit diesen Worten erschuf ich zwischen meinen Händen eine Kugel aus rot leuchtender, purer Energie und war nahe dran sie Dark ins Gesicht zu schleudern. Doch auf einmal mischte sich noch eine dritte Stimme in unser Gespräch ein: "Ruhe da unten oder ich komm raus und bring euch persönlich zum Schweigen- für immer!" Piccolo, eindeutig. Kaum sonst jemand war so liebenswürdig. Ein Fenster knallte, dann wurde es still. Ich schickte ein verspätetes Knurren hinterher.

Dark räusperte sich. Ich fuhr zu ihm herum und sah, dass er bis über beide Ohren grinste. Jetzt kapierte ich erst, dass er mich an der Nase herumgeführt hatte. "Ha ha, sehr witzig", fauchte ich ihn leise an. Ich stapfte missmutig an ihm vorbei und wollte gerade wieder im Palast verschwinden, als er mich zurückhielt.

"Nanshe?" Ich blieb stumm und funkelte ihn über die Schulter an. Er konnte sein Grinsen immer noch nicht ganz zurückhalten, aber er bemühte sich ernsthaft es nicht zu offen zu zeigen, was mich sofort wieder ein wenig milder stimmte. "In zwei Tagen fliege ich weiter.", teilte er mir mit, "ich habe nichts dagegen wenn du mitkommen willst." Ich erwiderte nichts, sondern lächelte nur kurz und grimmig und nickte. "Warum nicht gleich so?" sagte ich mir in Gedanken. Dann ging ich zurück in mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Diesmal schlief ich schnell ein.
 

Am anderen Morgen war die Küche schon voll besetzt, als ich hineinkam. Dark, Piccolo, Dende und sein Diener Popo hatten sich alle an den Tisch gequetscht, sodass es sehr eng wurde, als ich mich dazwischendrängte. Piccolo bekam meinen linken Ellbogen ins Gesicht und Dark meinen rechten in die Rippen als ich gähnte und mich streckte. Dark verschluckte sich an seinem Wasser und fing zu husten an. Piccolo rieb sich den Wangenknochen und verlieh seinem Ärger sofort offen Ausdruck: "Pass gefälligst besser auf, du Trampel!" Ich reagierte auf diese charmante Begrüßung nur mit einem verschlafenen Knurren und langte über den Tisch Richtung Kaffeekanne. Normalerweise trank ich keinen Kaffee, doch heute morgen hatte ich ihn bitter nötig. Diese Tatsache wurde mir auch gleich bestätigt, als ich gegen den Wasserkrug stieß und sich dessen gesamter Inhalt auf einen ziemlich verdatterten Dende ergoss. Mit triefenden Fühlern und großen Augen sah er mich fragend an. Ich wurde ein wenig rot. "Vera, Kleiner, war keine Absicht." Ich trank meinen Kaffee in einem Zug aus um nicht noch mehr Unheil anzurichten, und stand dann auf um die Küche zu verlassen. Ich hatte die Tür schon fast erreicht, als eine Bemerkung von Piccolo mich zurückhielt: "Übrigens, hattet ihr beide heute Nacht noch viel Spaß miteinander?" Ich lief dunkelrot an vor Wut. "Nein, hatten wir nicht, und falls du es wissen willst: Morgen sind wir wieder weg!" warf ich ihm an den Kopf. Er starrte mich ungläubig an. "Ist nicht wahr, oder?"

"Doch", mischte Dark sich ein, "ich fliege nach Neu- Namek weiter und nehme sie mit." Er zuckte leicht zusammen, als Piccolo begeistert aufsprang und "Ja!" schrie. Dann bemerkte er wie drei Augenpaare anstarrten, zwei davon perplex und eines- nämlich meines- zornsprühend. Er setzte sich schnell wieder hin und murmelte nur: "Äh- ich meine... ist ja schön für euch." Ich drehte mich auf dem Absatz um und stürmte in mein Zimmer. Dieser Typ war so arrogant!!! Wutgeladen knallte ich die Tür so heftig hinter mir zu dass die Angeln bedenklich wackelten. Aus einem kleinen Schrank kramte ich eine Sporttasche heraus, die ich mir während einer notgedrungenen Shopping-Tour mit C 18 geleistet hatte, und fing an meine wenigen Habseligkeiten, die sich während meinem Aufenthalt auf der Erde angesammelt hatten, hineinzustopfen. Ich konnte kaum erwarten, dass es endlich losging. Nie wieder verkleiden, nie wieder Piccolos miese Laune, nie wieder...

Nie wieder mit den anderen trainieren.

Dieser Gedanke machte mich traurig. Alles in allem hatte ich auf der Erde eine sehr schöne Zeit verlebt, es war so friedlich gewesen dass es mich oft an meine Heimat erinnert hatte. Ich ließ Packen Packen sein, öffnete mein Fenster und setzte mich aufs Fensterbrett. Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über die Dächer des Palastes schweifen, mein linkes Bein nach außen über das Sims geschwungen. Wolkenfetzen trieben am blauen Himmel vorbei, und eine tiefe Stille herrschte. Ich hätte ewig so dasitzen können.

Plötzlich wurde die Tür zu meinem Zimmer mit einem lauten Krachen aufgestoßen. Zu Tode erschrocken zuckte ich zurück-

-und fiel aus dem Fenster. Ich hatte nur noch Gelegenheit zu einem überraschten "Waaaaaaaah!", bevor ich hinabstürzte. Es gelang mir gerade noch, mich mit den Fingerspitzen am Fenstersims festzukrallen. So baumelte ich an einem Arm von der Palastwand herab und kam mir ziemlich blöd dabei vor.

Aus dem Zimmer klang Darks Stimme. "Nanshe? Bist du da?"

"Nein, ich bin hier!" schrie ich zornig. Kurz darauf erschien Dark über mir im Fensterrahmen. Als er mich entdeckte riss er überrascht die Augen auf. "Was machst du da?"

"Blöde Frage! Ich häng hier nur so rum!" knurrte ich, schwebte nach oben und kletterte wieder ins Zimmer. "Du hättest vorher vielleicht anklopfen können, dann wäre das nicht passiert", warf ich ihm mit einer Miene vor, die eines Vegeta würdig war, sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Dark zog den Kopf ein. "Tut mir leid.", entschuldigte er sich kleinlaut. "Ich hab die Tür wohl ein wenig zu fest aufgemacht."

"Ein wenig???" dachte ich empört. Laut allerdings sagte ich:

"Ach, schon in Ordnung. Zu deinem Glück kann ich ja fliegen..." Seufzend schloss ich das Fenster und lehnte mich dann mit dem Rücken ans Sims. "Also, was willst du jetzt eigentlich von mir?" Ich hob fragend eine Augenbraue.

"Ich wollte dich fragen wie viel Gepäck du mitnimmst, damit Bulma berechnen kann, wie viel Treibstoff sie für mich herstellen muss." Ohne Kommentar deutete ich auf die fast fertiggepackte Reisetasche auf meinem Bett. Dark schien das nicht erwartet zu haben. "Nur so wenig?" Er klang ehrlich erstaunt. "Dann ist das kein Problem. Das Gewicht kann man vernachlässigen."

Ich verschränkte voller Genugtuung die Arme und schloss die Augen. "Ich brauche nicht sonderlich viel zum Leben", erwiderte ich mit einem triumphierenden Lächeln.

"Und zum Überleben anscheinend nur deine Fingernägel..." Dark raste schon mit einem breiten Grinsen und wie verrückt den Korridor hinunter, sodass die Sporttasche, die ich nach ihm geworfen hatte, nur krachend die gegenüberliegende Wand traf und dort ein kleines Einschlagsloch hinterließ.

Aufbruch

Einmal Namek und zurück- Aufbruch (Teil III)
 

Am nächsten Morgen brachen wir bereits im Morgengrauen nach Neu- Namek auf. Es wurde ein eher flüchtiger Abschied, da sowohl Dark als auch mir an einem schnellen Aufbruch und einer hoffentlich noch schnelleren Reise gelegen war. Alle, die ich seit meiner Ankunft auf der Erde kennen gelernt hatte, waren zum Palast gekommen, um sich zu verabschieden: Tenshinhan, Chao Zu, Son Gohan, Chichi, Yamchu, Kuririn und C18, Bulma und (ich traute meinen Augen kaum!) sogar Vegeta.

Der Weg nach Neu- Namek verlief zunächst ereignislos.

Wir verbrachten die Zeit abwechselnd mit trainieren, ausruhen, meditieren und dem Schachspiel das ich von der Erde mitgenommen hatte. Dark war ein eher schweigsamer Zeitgenosse, aber sein Schweigen war nicht irgendwie beunruhigend oder erdrückend, wie es bei anderen vielleicht gewesen wäre. Vielmehr vermittelte es bei ihm eine Ahnung seiner aufmerksamen Gegenwart, sodass es nach der unfreiwilligen WG-Zeit in Gottes Palast einerseits endlich wieder wunderbar still wurde, sich aber andererseits keiner von uns allein und verloren vorkam. Auch die Tatsache dass wir beide Einzelgänger waren, erleichterte unser Zusammenleben ungemein. Unsere wenigen Gespräche gingen entweder über Kampftechniken oder über "unser" Raumschiff. Dark musste mir in dieser Hinsicht einiges erklären, da ich nur die wesentlich einfachere Technik meiner Raumkapsel gewohnt war. Dafür hatte das Raumschiff eine tausendmal bessere Ausstattung: jeder von uns hatte ein kleines Zimmer mit einer Waschnische für sich allein, und es gab außerdem einen Trainings- sowie einen Aufenthaltsbereich. So durch das Weltall zu reisen war um Dimensionen besser als meine kleine, stickige, enge Rettungskapsel.
 

Es geschah ungefähr eine Woche nach unserem Abflug von der Erde. Wir hatten uns Neu- Namek schon um ein gutes Stück genähert, als wir beim Durchqueren eines Asteroidenfeldes plötzlich von irgendetwas aufgehalten wurden.

Ich war zu der Zeit die Einzige im Steuerbereich des Raumschiffes. Dark hatte sich nach seinem mehrstündigen Training in sein Zimmer zurückgezogen und schlief höchstwahrscheinlich tief und fest. Plötzlich ging ein heftiger Ruck durch das ganze Schiff, sodass ich, halb im Kommandosessel liegend und dösend, ziemlich unsanft auf den Boden geschleudert wurde. Sofort schalteten meine Sinne auf roten Alarm. Als ich wieder auf den Beinen stand, sah ich dass die vorbeihuschenden Sternlinien wieder zu kleinen leuchtenden Punkten geschrumpft waren. Irgendetwas hatte uns aus unserer Überlichtgeschwindigkeit heraus di-rekt zum Stillstand gebracht. Dieses Etwas musste verdammt stark sein.

Ich drehte mich auf dem Absatz um und lief so schnell ich konnte zu Darks Schlafraum. Ohne anzuklopfen stürmte ich hinein. Dark schlief tatsächlich noch tief und fest. Er schien das unfreiwillige Bremsmanöver nicht einmal bemerkt zu haben. Er hatte nur noch seine Hose an, der Rest seiner Kleidung lag wild durcheinander in der gegenüberliegenden Ecke des Raums. Mit leicht geöffnetem Mund, aus dem die Spitzen seiner Reißzähne ragten, lag er auf dem Rücken, die Decke nur halb über sich gebreitet. Unsanft packte ich ihn an den Schultern und rüttelte ihn wach. "Dark, wach auf! Irgendwas stimmt hier nicht! Wir wurden gerade aufgehalten- und frag mich bloß nicht von was!"

Mit einem Ruck öffnete er die Augen und setzte sich auf. "Verdammt, nicht mal in Ruhe schlafen lassen die einen!" knurrte er finster.

"Die?" fragte ich, doch er war schon draußen. Ich lief ihm hinterher. Als ich ihn eingeholt hatte, saß er bereits im Kommandosessel und tippte wie wild Befehle in den Bordcomputer. "Scharfer Tipp: zieh dir mal was an", meinte ich mit einem ziemlich langen Seitenblick auf seinen nackten Oberkörper, während ich mich auf dem Copilotensessel niederließ. Doch er ignorierte meine Bemerkung einfach und deutete nur nach draußen. Als ich einen Blick aus dem Fenster warf, konnte ich sehen, dass sich die Sterne langsam an uns vorbeischoben- nein, das hieß dass wir uns wieder bewegten. Aber wohin? Soweit ich mich nicht täuschte hatte Dark noch nicht versucht, die Triebwerke neu zu zünden. Wie war es dann möglich, dass wir uns trotzdem bewegten? Ein weiterer Blick aus dem Fenster ließ mich plötzlich verstehen und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Wir bewegten uns rückwärts. "Ein magnetischer Fangstrahl!" keuchte ich überrascht.

"Genau", antwortete Dark, "und hast du auch eine Ahnung von wem?" Er sah mir ins Gesicht, und sein Blick, hart, düster und unheilverkündend, bohrte sich in den meinen. Ich schluckte schwer und schüttelte nur den Kopf. Ein paar Sekunden lang sah er mich schweigend an und fuhr dann fort, auf dem Armaturenbrett herumzuhämmern. Obwohl er nichts gesagt hatte, hatte ich einen leisen, dafür umso schlimmeren Verdacht... doch ich wagte kaum daran zu denken.

Ich kam auch gar nicht dazu, denn Dark packte mich urplötzlich am Arm und zog mich Richtung Ausgang. "Hey was...", fing ich an, doch ich kam nicht dazu den Satz zu vollenden, denn in diesem Moment ging ein harter Ruck durch das ganze Schiff, der mich fast von den Beinen riss. Dark knurrte leise. Sein Griff um meinen Arm war noch fester geworden, sodass es schon beinahe weh tat.

"Sag mal was fällt dir ein? Lass meinen Arm los!"

Dark erwiderte nichts. Er ließ auch nicht los, sondern riss eine Tür auf und zerrte mich mit hinein. Erst als wir drin waren, registrierte ich, dass wir wieder in Darks Schlafraum waren. Er war gerade dabei, an der Tür zu seinem Waschraum eine Zahlenkombination einzugeben. Ohne die Augen von der Tastatur zu lassen, erklärte er mir: "Sie haben uns in ihren Hangar gezogen und werden jeden Augenblick unser Schiff durchsuchen. Wenn es uns gelingt, uns zu verstecken, können wir ihre Basis sabotieren und versuchen zu fliehen." Während er sprach, konnte ich ein kaum spürbares Vibrieren unter meinen Füßen wahrnehmen.

"Fliehen?" entgegnete ich wütend, "Erstens: wieso? Hast du etwa Angst? Zu zweit schaffen wir die! Und zweitens: Vor wem?"

"Hast du's immer noch nicht kapiert?" fauchte Dark. "Diese Basis, auf der wir uns im Augenblick befinden, gehört Cooler!" Er sah mich nicht minder wütend an, lockerte aber zumindest seinen Griff.

Das wäre jetzt ohnehin nicht mehr nötig gewesen, denn ich stand ebenso unbeweglich da wie eine Marmorsäule. Cooler. Also schon wieder. Verdammt! Musste der Kerl mir jedes Mal mein Leben ruinieren, wenn ich mir gerade wieder eine Existenz aufgebaut hatte und... Freunde gewonnen hatte? Ich biss die Zähne zusammen und ballte meine Fäuste, um krampfhaft zu versuchen, das feuchte Schimmern in meinen Augen zurückzuhalten. Das war nicht fair!

Ein Krachen aus dem Eingangsbereich des Schiffes und Darks Hand auf meiner Schulter holten mich wieder in die Gegenwart zurück. Ich fuhr mir schnell und verstohlen mit der Hand über das Gesicht. Erst dann fiel mir auf, dass sich hinter der jetzt offenen Tür, wo normalerweise eine Waschnische sein sollte, ein leerer, dunkler Raum befand. Dark schob mich hinein, folgte dann selbst und gab nochmals eine Zahlenkombination ein, worauf sich die Tür wieder schloss und wieder das leise Vibrieren einsetzte. Wir bewegten uns langsam nach unten.

"Ein Aufzug?" wisperte ich in die erdrückende Stille. Mir wurde erst jetzt wirklich klar, dass dieses Versteck ursprünglich für nur eine Person gedacht war, als ich spürte, dass unsere Körper selbst dicht aneinandergedrängt nicht einmal genug Platz freiließen um sich zu bewegen.

"Schhht." Dark legte mir den Finger über die Lippen. Er beugte sich zu mir herunter und flüsterte mir kaum hörbar ins Ohr: "Ja. Hier können sie uns nicht finden. Wenn sie wieder gegangen sind, steigen wir aus und sehen uns mal ein wenig um." Ich nickte nur und war froh, dass es in dieser Zelle so dunkel war, sodass Dark nicht sehen konnte, dass ich mittlerweile dunkelgrün angelaufen war. Es war auch mittlerweile ganz schön heiß geworden. Mir lief der Schweiß in Strömen den Körper hinab.

"Dark?" flüsterte ich ihm ins Ohr.

"Hmm?"

"Du hättest dir wenigstens noch was anziehen können!" In der Dunkelheit konnte ich sein Lächeln nur erahnen.

Als der Aufzug endlich zum Stillstand kam, konnten wir irgendwo über uns schnelle Schritte und gedämpftes Stimmengewirr hören. Ab und zu krachte etwas. Wir hatten vorsorglich unsere Auren gelöscht, damit wir nicht von Scoutern geortet werden konnten, und warteten darauf, dass es wieder still im Schiff wurde. Doch die Suchaktion der unbekannten Soldaten dauerte lange. So lange, dass ich jegliches Zeitgefühl verloren hatte und sich die anfängliche Hitze in unserem engen Gefängnis in beißende Kälte verwandelt hatte. Ich begann in meinem durchgeschwitzten Kampfanzug zu zittern. Ich spekulierte in Gedanken, ob wir vielleicht auf einem Eisplaneten gelandet waren.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, gab mir Dark die passende Antwort: "Wir befinden uns direkt neben den Kühlaggregatoren des Schiffantriebs, deswegen ist es hier so kalt... Hältst du noch durch?"

Ich unterdrückte mein Zähneklappern für einen Augenblick, um überhaupt antworten zu können. "Wenn ich nicht bald hier raus kann, werde ich noch zum Eiswürfel! Ich will mich ja nicht beschweren, aber sogar im Raum von Geist und Zeit war es wärmer..." Wie zur Antwort bekam mein Körper einen weiteren Zitteranfall. Mein Rücken war so kalt, dass ich schon vermutete, er sei an der Wand des Aufzuges festgefroren. Ich schlang meine Arme fest um mich und versuchte mich so leise wie möglich umzudrehen.

"Was machst du da?" erklang prompt ein leises Fauchen an meinem Ohr. Darks Atem strich angenehm warm an meinem Hals entlang. "Ich sorge dafür, dass mein Rücken nicht festgefriert", antwortete ich ebenso leise. Ich zuckte überrascht zusammen, als ich Darks Hände auf meinen Schultern spürte. "Tatsächlich", flüsterte er, "du fühlst dich an wie ein Eiswürfel." Mein Rücken blieb eiskalt, aber mein Gesicht brannte. Darks Hände waren warm, und auf einmal zog er mich an sich. Ich wagte nicht mehr, mich zu rühren, geschweige denn etwas zu sagen. Stocksteif stand ich da, in seiner Umarmung, und mein Herz raste. Insgeheim genoss ich die Wärme, die Darks Körper ausstrahlte.

"Wie hältst du das überhaupt aus- ich meine, du stehst hier oben ohne rum..." Mir wurde noch eine Spur wärmer, zum Glück.

"War es in deiner Kolonie nie Winter?" fragte er zurück und zog mich noch ein wenig näher an sich. Ich schüttelte gegen seine Brust gelehnt traurig den Kopf. "Nein, meine Kolonie ist... war auf einem Planeten mit tropischem Klima."

Er lachte leise. "Dann wundert es mich nicht." Er machte eine kurze Pause und fing an, mit einer meiner Haarsträhnen zu spielen. "Auf meinem Planeten gibt es zwei Zonen, eine mit einigermaßen normalen Temperaturen, die andere eine reine Eiswüste. Ich habe oft dort trainiert."

"Hmmm, mein Glück, was?" Ich musste lächeln.

"Meins auch" flüsterte er ganz leise in mein Ohr- und küsste mich.
 

Stunden, nachdem der letzte Soldat unser Schiff verlassen hatte, wagten wir uns endlich aus unserem Versteck, einerseits, weil wir uns absolut sicher sein wollten, unentdeckt zu bleiben, andererseits weil wir die Zeit in unserem Versteck anderweitig genutzt hatten. Und mir war so schnell auch nicht wieder kalt geworden, dafür hatte Dark gesorgt. Mein Gesicht, mein ganzer Körper brannte bei der Erinnerung an das, was er damit gemacht hatte...

Als wir den geheimen Aufzug wieder verlassen hatten und stattdessen wieder die Wasch-kammer vor uns erschien, ließ ich mir es nicht nehmen, noch kurz vor den Spiegel zu treten, um meine zerzausten Haare und meinen total zerknitterten Kampfanzug wieder in Ordnung zu bringen, und Dark schnappte sich seine restliche Kleidung. Dann schlichen zur Ausstiegsluke. Unten im Hangar, in dem sich das Schiff befand, war alles leer. Leise surrend trug uns die Schwebeplattform nach unten, und wir gingen leise auf die beiden Ausgänge des Hangars zu.

"Also, wie besprochen: ich versuche, die Fangstrahler zu sabotieren, und du legst möglichst weit weg von hier eine falsche Spur in der Basis. Wenn du fertig bist, komm so schnell wie möglich zurück, nur dann haben wir eine Chance zu fliehen." Dark sah mir tief in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick zur Bestätigung und nickte. "Pass auf dich auf", antwortete ich leise und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund.

"Ich komm schon klar- ich mache mir viel mehr Sorgen um dich." Mit diesen Worten zog er mich noch einmal an sich. Dann nickte er kurz und war auch schon in dem rechten Gang verschwunden. Ich wandte mich nach links, ins Innere der Basis.

Kaum losgelaufen, erreichte ich auch schon die erste Abzweigung des Ganges. Ohne viel nachzudenken, bog ich wieder nach links ab- und konnte im letzten Augenblick hinter einen dort aufgeschichteten Kistenstapel springen, als mir zwei Wachsoldaten entgegenkamen. Die beiden schienen ihren Dienst nicht gerade sehr ernst zu nehmen. Sie unterhielten sich lautstark und trugen ihre Gewehre lässig über die Schulter. Der eine war ein fetter, lila Koloss, dessen Rüstung fast zu bersten schien. Er war so breit, dass ich mich nicht darüber wunderte, dass er die Schulterteile seiner Rüstung weggelassen hatte- ansonsten hätte er wahrscheinlich nicht durch diesen Gang gepasst. Der zweite war dunkelgrün und in etwa so groß wie ich, außerdem trug er einen insektenähnlichen, geschlossenen Helm. Perfekt. Geduldig kauerte ich in meinem Versteck und wartete, dass die beiden näher kamen.

"Hast du von dem verlassenen Raumschiff gehört, dass die Jungs heute aufgegabelt haben?" Die Stimme des fetten, lila Gummiballs war ziemlich hoch und klang, als ob er heiser wäre.

"Na klar", erwiderte der kleinere. Der Luftfilter in seinem Helm ließ seine näselnde Stimme blechern und verzerrt klingen. "In letzter Zeit sind viele Geisterschiffe unterwegs. Erinnerst du dich an letzte Woche, wo wir dieses andere Schiff da im Hangar zerlegt haben? Das war auch leer."

"Und was war dann mit dem kleinen Mädchen dass wir vor drei Tagen auch in so einem Stacheldings geschnappt haben?" Der Fette war kurz vor meinem Versteck stehen geblieben und stemmte die Hände in die Hüften, was dazu führte, dass er nun wirklich den ganzen Gang versperrte. Ich fluchte in Gedanken.

"Du meinst das Saiyajin- Gör? Keine Ahnung was die da drin zu suchen hatte. Mann, die ganze Sache wird immer verrückter. Erst kommt die Kleine in 'nem namekianischen Schiff hier reingeschneit und macht mal eben die Hälfte unsrer Leute kalt, bevor wir sie mit dem Paralysator erwischen konnten, dann kommt heute noch so 'n Ding rein und diesmal ist gar keiner drin... Ich sag's dir, diese verdammten Grünlinge hecken was aus!" Der zweite Wächter hatte sich zu seinem Kollegen herumgedreht und wandte mir den Rücken zu. Während er gesprochen hatte, war meine Wut auf ihn immer mehr gestiegen, und ich musste meine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um ihn nicht gleich platt zu machen.

"Cooler hätte sie gleich alle vernichten sollen, nicht bloß dieses mickrige Kaff auf dem Dschungelplaneten.", erwiderte der Fette. "Diese ganze Brut wird uns noch mal..."

Weiter kam er nicht, denn hier hatte ich endgültig genug. Mein Ki-Blast traf ihn vollkommen unvorbereitet und machte ihn in Sekundenschnelle um die Hälfte dünner. Der zweite Wächter kam noch dazu, sich zu mir umzudrehen und einen ungläubigen Schrei auszustoßen, bevor ich seinen Kopf packte und ihm mit einem harten Ruck das Genick brach. Eine Weile stand ich vor Wut zitternd im Gang und versuchte mühsam, mich zu beherrschen. Dann streifte ich mir so schnell ich konnte seine Rüstung über und zerrte die Überreste der beiden hinter den Kistenstapel. Jetzt würde niemand so schnell hinter meine kleine Maskerade kommen.

Die Rüstung fühlte sich fremd an, doch sie war leicht und behinderte mich nicht bei meinen Bewegungen. Außerdem war mir ein wenig wohler in meiner Haut bei dem Gedanken, dass zwischen einem gezielten Angriff und mir mehr war als nur ein bisschen Stoff.

Jetzt, da ich mich ungehindert in der Basis bewegen konnte, wollte ich keine Zeit mehr verlieren. Ich dämpfte meine Aura soweit, dass ich nicht mehr Power ausstrahlte als der, dessen Rüstung ich nun trug, und erfühlte gleichzeitig die übrigen Soldaten, die sich hier aufhielten. So wählte ich einen Weg, auf dem ich so wenig Leuten wie möglich begegnete. Und es schien zu klappen: außer ein paar halb gelangweilten, halb interessierten Blicken schien keiner auf mich aufmerksam zu werden. Schließlich stieß ich auf eine Art Plan der Asteroidenbasis und konnte damit das Kontrollzentrum ausfindig machen, das ganz in meiner Nähe lag. Langsam begann ein Plan in meinem Kopf zu reifen. Kontrollzentrum, wie? Ein idealer Ort zum Unruhestiften. Schnurstracks marschierte ich auf die entsprechende Tür zu. Ein paar Schritte zuvor blieb ich kurz stehen. Ich benutzte meine angeborenen telepathischen Kräfte, um mit Dark in Kontakt zu treten.

Dark? Wie weit bist du?

Die Fangstrahler sind ausgeschalten. Ich mach mich jetzt an die anderen Hangartore, kam prompt seine Antwort.

Gut. Ich bin beim Kontrollzentrum. Ich denke, ich werde die Jungs da drin mal ein wenig aufmischen. Unwillkürlich schlich sich ein boshaftes Grinsen auf mein Gesicht. Ich konnte Darks Lachen hören.

Na dann, viel Spaß. Übertreib's nicht, ich will schließlich in einem Stück hier raus!"

Ich grinste breit und rieb mir die Hände. Das ganze fing an, mir Spaß zu machen. Vielleicht hatte Piccolo ja doch ein wenig auf mich abgefärbt...

Mit einem Tritt sprengte ich die Tür zum Kontrollzentrum auf. Die ersten zwei Soldaten, die sich überrascht von ihren Bildschirmen abwandten, fielen dem Ki-Blast meiner linken Hand zum Opfer, die zwei auf der anderen Seite, die sich gegenseitig dabei behinderten, den Alarmknopf zu drücken, der Schlangenarmattacke meiner rechten Hand, die ihnen kurzerhand den Kehlkopf zerschmetterte. Der letzte Soldat in der Mitte, ein hundeartiges Wesen mit braunem Fell, starrte mich zitternd an und wich bis zu seiner Konsole zurück, als ich langsam auf ihn zuschritt. Seine Finger, die nervös zuckten, machten mich darauf aufmerksam, dass seine Waffe, eine Art übergroßes MG, außerhalb seiner Reichweite an der Wand lehnte. Lächelnd hob ich Zeige- und Mittelfinger an meine Stirn und sagte nur ein einziges Wort: "Höllenspirale."

Die leuchtendgelbe Energiespirale schoss aus meinen Fingerspitzen hervor und jagte sowohl die MG als auch die benachbarten zwei Kontrollpulte in die Luft. Der Soldat, der sich das ganze aus immer größer werdenden Augen angesehen hatte, sank mit einem leisen Jaulen in sich zusammen. Diese Memme war vor lauter Angst einfach ohnmächtig geworden! Ich nahm endlich den mit der Zeit lästig gewordenen Helm ab und schüttelte meine Haare nach hinten. Dann begann ich, systematisch ein Schaltpult nach dem anderen und einen Überwachungsbildschirm nach dem anderen zu zerstören. Nur den einen, auf dem ich unser Schiff und Dark sehen konnte, ließ ich übrig.

Die letzte Konsole studierte ich genauer. Es schien die Kontrolltafel für die Gefängniszellen zu sein. Mir kam eine neue Idee in den Sinn. Mit einem neuerlichen bösen Lächeln entri-gelte ich sämtliche Zellen und ließ die Türen automatisch aufschwingen. Dann verließ ich den Kontrollraum. Im Gang davor drehte ich mich noch einmal um und jagte sozusagen als Abschied eine rote Energiekugel in den Raum und machte, dass ich davonkam. Wie der Blitz raste ich durch die Flure und Gänge.

Als ich um eine Ecke bog, traf mich plötzlich etwas mit voller Wucht in den Bauch. Ich wurde gegen die nächste Wand geschleudert und fiel krachend zu Boden.

Mit weitaufgerissenen Augen blieb ich zusammengerollt liegen, hielt mir meinen schmerzenden Magen und rang keuchend nach Luft. Mit was, bei allen Sternen, war ich da eben zusammengerannt??? Nachdem ich mich einigermaßen erholt hatte und wieder aufstand, konnte ich es sehen: um die Biegung herum lag nämlich, ähnlich verkrampft wie ich noch vor einigen Augenblicken, ein schwarzhaariges Mädchen in namekianischer Kleidung. Verblüfft blieb ich stehen. Wer war das denn?

Liquid

Einmal Namek und zurück- Liquid (Teil IV)
 

Das fremde Mädchen stöhnte leise und bewegte sich. Ratlos ging ich in die Hocke und beugte mich ein wenig zu ihr hinunter. "Hey Kleine, alles in Ordnung mit dir?" fragte ich und tippte ihr auf die Schulter. Das hätte ich wohl besser nicht tun sollen, denn in dem halb benommenen Zustand in dem sie war, hielt sie mich wohl für einen von Coolers Soldaten. Im nächsten Moment fand ich mich an die Wand gedrückt wieder, mit dem eisernen Griff ihrer Hand an meiner Kehle. Ich musste beide Hände benutzen, um meinen Hals wieder freizubekommen. Verdammt, sie war wirklich ganz schön stark! Plötzlich bemerkte ich den langen, haarigen Affenschwanz, der hinter ihrem Rücken angriffslustig hin- und herschwang. "Sleeza!", fluchte ich auf namekianisch. Jetzt erst schien das Mädchen zu erkennen, wer ich war, und zog ihre Hand zurück. Verblüfft starrte sie mich an. "Du... du bist ja..." brachte sie nur heraus.

"Und du", machte ich für sie weiter, "bist wahrscheinlich das «Saiyajin- Gör» das Coolers Leute in dem anderen namekianischen Raumschiff aufgegabelt haben." Die Saiyajin nickte. "Jepp. Ich bin übrigens Liquid." Sie streckte mir grinsend die Hand entgegen. "Und wer bist du?"

"Nanshe. Du kannst mich auch Nan nennen, wenn du willst", antwortete ich und schüttelte die angebotene Hand. Irgendwie konnte ich Liquid auf Anhieb gut leiden. Ihre offene, lässige und ein wenig naive Art machte sie mir sofort sympathisch.

"Du gehörst aber nicht zu Cooler, oder?" Liquid sah mich aus den Augenwinkeln heraus aufmerksam an und knabberte ein wenig an ihren Fingernägeln. Ihre Vermutung und die Erwähnung von Coolers nun ehemals gewesenen Leuten lockte ein sarkastisches Grinsen auf mein Gesicht. "Wohl kaum. Sonst hätte ich dich ja nicht aus deiner Zelle herausgelassen."

"Dann warst du das?" Liquids Verwirrung stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Ich wandte mich wieder in Richtung Schiffshangar und winkte Liquid, mir zu folgen. Während wir weitergingen, antwortete ich ihr.

"Ja. Ich wollte Verwirrung stiften, damit Dark und ich leichter entkommen können. Dark hat inzwischen die Fangstrahler und alle übrigen Hangartore außer unserem sabotiert, und ich hab' ein wenig von ihm abgelenkt."

"Ein wenig ist gut..." murmelte Liquid. "Du hast denen ja ganz schön eingeheizt."

Irgendwie musste ich extrem guter Laune sein, denn ich kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus. "Ich vermute, daran ist Piccolo Schuld..."

"Ihr seid zu dritt? Is' ja Wahnsinn, gleich 'n ganzer Haufen Namekianer außerhalb von Namek an einem Fleck!"

"Äh, nicht ganz. Piccolo ist zwar auch ein Namekianer, aber er ist auf der Erde geblieben. War ja irgendwie klar, schließlich wohnt er da", berichtigte ich Liquid. Diese schien jetzt komplett den Faden verloren zu haben, und ich konnte ihr durchaus nachfühlen. Ich verstand dieses Durcheinander ja nicht mal selbst ganz. "Jetzt lass uns erst mal abhauen, erzählen kann ich ja auch noch später." Wir nickten uns einstimmig zu.

Gerade in dem Augenblick, in dem wir weitergehen wollten, sprang hinter einem Kistenstapel- ironischerweise dem gleichen, hinter dem ich vor kurzem gelauert hatte, ein weiterer Soldat hervor. Bevor ich reagieren konnte, hob er sein Gewehr und feuerte einen Schuss auf mich ab.

Liquid handelte instinktiv: wütend knurrend sprang sie vor mich, schlug den heransausenden Laserstrahl einfach beiseite und streckte ihre Hand aus.

"Dämonenstrahl!" Ein gleißender Energiestrahl schoss aus ihrer Handfläche heraus und verwandelte den Soldaten in ein kleines Aschehäufchen. "D... danke, Liquid", stotterte ich und bemühte mich, meine Beherrschung wiederzugewinnen. Ich hatte mich so in das Gespräch vertieft, dass ich vollkommen vergessen hatte, wo und in welcher gefährlichen Lage ich mich befand. Das war mir eine Lehre gewesen. So was würde mir nicht noch einmal passieren.

Liquid lachte auf und schlug mir auf die Schulter. "Keine Ursache, Nan! Hab mich nur dafür revanchiert, dass du mich aus diesem miesen Loch hier rausgeholt hast!" Ich lächelte dankbar und legte auf dem kurzen restlichen Stück Weg noch einen Zahn zu. Der Zwischenfall gerade hatte mich schmerzlich daran erinnert, dass wir keine Zeit zu verlieren hatten... Im Moment war ich wirklich nicht in Stimmung für ein Zusammentreffen mit Cooler.

Wir waren am Ende des Ganges angelangt und betraten nun den Hangar. Unser Schiff stand unberührt in der Mitte der großen Halle. Von Dark war weit und breit nichts zu sehen. Das beunruhigte mich. Eigentlich hätte er schon längst wieder da sein müssen...

Ich brachte Liquid ins Schiff und sprang wieder hinunter in die Halle.

"Liquid, ich werde nach Dark suchen. Hältst du hier die Stellung?" rief ich vom Hangarboden aus.

Als Antwort grinste sie von oben herunter und nahm Haltung an wie vor einem Offizier. "Jepp, Sir! Elite- Soldatin Liquid bereit zum Dienst! Ich mach alle platt die versuchen hier reinzukommen."

"Na dann bis dann" murmelte ich und verschwand in dem zweiten Gang, den Dark genommen hatte. Während ich durch die merklich dunkleren Gänge lief, nahm ich wieder telepathischen Kontakt zu Dark auf. Hey du Schnecke! Wo hängst du denn fest?, fauchte ich ihn mental an. Die Antwort schien aus weiter Ferne zu kommen und hörte sich an wie ein Funkspruch durch einen kaputten Sender.

Nanshe! Die haben hier... sei vorsichtig! Einer von den... hat... an der Schulter erwischt, ich .... kaum noch was... kann... Arm nicht benutzen... irgend so ein... Monster... verdammt stark... allein kann ich... nicht schaffen... SLEEZA! Die ohnehin schwache Verbindung brach plötzlich ab. Ich fluchte ausgiebig und verdoppelte meine Geschwindigkeit. Irgendwas war da verdammt schiefgelaufen. Dark steckte eindeutig in großen Schwierigkeiten.

Endlich konnte ich vor mir wieder die Auren einiger Soldaten spüren- und da standen sie auch schon, aber seltsamerweise drehten sie mir den Rücken zu. Um so besser.

Der Kampf wurde kurz und schmerzlos. Einen ließ ich übrig und hob ihn am Kragen hoch, sodass seine Füße einen halben Meter über dem Boden baumelten. "Ok, Kumpel", fauchte ich, "sag mir sofort was hier abgeht!" Der Soldat, der ohnehin schon kreidebleich war, wurde noch eine Spur blasser. "D-der Kampfroboter... hat sich aktiviert! Der macht da hinten", er deutete den Gang hinunter, "alles nieder was ihm im Weg steht!"

"Und was sollte der kleine Aufmarsch hier?" knurrte ich.

"W-w-wir sollten seinen Selbstzerstörungsmechanismus aktivieren, damit er uns nicht alle umbringt!" Der Soldat streckte seine zitternde Hand aus, in der ein kleiner Schalter lag.

Ich grinste. "Lass mich raten- funktioniert nur aus der Nähe?"

"St-stimmt."

"Wunderbar. Her damit!" Ich grapschte mir das Ding und setzte den Soldaten auf den Boden. "Noch was. Hast du noch einen grünen Typen wie mich da hinten gesehen?"

"D-den Irren der das Ding angriff? Hat 'nen Lähmstrahl abgekriegt und ist in 'nem Trümmerhagel verschwunden..."

"Danke für die Auskunft", sagte ich und schickte ihn mit einem Handkantenschlag in den Nacken zu Boden.
 

Liquid stand am Eingang des Raumschiffs und langweilte sich. Niemand war bisher vorbeigekommen, und es sah auch nicht so aus als würde doch noch jemand auftauchen. Zuerst hatte sie ein wenig an den Instrumenten herumgespielt und das Schiff startklar gemacht, dann war sie wieder nach hinten gegangen um ihre sinnlose Wache zu halten. Jetzt saß sie an dem kreisrunden Loch, das die Ausstiegsrampe des Schiffes darstellte, und ließ ihre Beine hinunterbaumeln. Es war öde. Öde, öde, öde, öde. Hier gab es nicht mal Kiesel, die man in den Hangar schnippen konnte.

Abrupt richtete sie sich auf. "Sooo, jetzt hab ich aber genug gewartet", sagte sie laut in die Stille hinein. "Tja, tut mir leid, Nan, aber ich war noch nie 'n guter Soldat!" Sie grinste, sprang in den Hangar hinunter und folgte der Spur ihrer neuen Freundin ins Ungewisse.
 

Ich drückte mich keuchend hinter einen kleinen Mauervorsprung. In der kleinen Höhle, die anscheinend direkt in den Asteroiden hineingegraben worden war, gab es kaum Deckung, und so hatte es mich viel Zeit gekostet, mich unbemerkt an den Kampfroboter heranzupirschen. Das Ding schien sich gerade in einen Standby- Modus versetzt zu haben: bis auf ein paar leise, surrende Geräusche sah und hörte ich nichts von ihm. Es sah aus wie ein überdimensioniertes, wespenhaftes Insekt. Im Augenblick hüllte es sich in eine Art Energiepanzer, der den größten Teil seines Körpers bedeckte. Doch sowohl am Kopf als auch an der metallisch glänzenden Außenseite des Panzers konnte ich die Spuren eines heftigen Kampfes erkennen: hier und da zogen sich schwarze Brandspuren über die ansonsten blanke Oberfläche, auch mehrere Dellen und seltsame Einbuchtungen konnte ich entdecken.

Dark?, versuchte ich es noch einmal. Stille. Ich schluckte. Wenn dieses Metallvieh ihn umgebracht hatte... Wütend ballte ich die Fäuste und erinnerte mich im letzten Moment daran, dass ich ja noch den Selbstzerstörungsschalter in der Hand hielt. Mühsam brachte ich mich unter Kontrolle und verschwendete drei kostbare Minuten damit, in einer kurzen Meditation meine ganze Kraft zu bündeln, bis mich eine grellblau leuchtende Aura umgab. Dann war ich bereit für den Angriff.

Es musste schnell gehen, das war mir klar. Mit dem kleinen Schalter im Gürtel meines Kampfanzugs sprang ich aus der Deckung des kleinen Mauervorsprungs heraus. Der Kopf des Roboters wandte sich mir mit einem surrenden Geräusch zu, doch da war ich schon auf halbem Weg zu ihm. Aus dem Laufen heraus hob ich meine Hand an die Stirn, und mit einem lauten, markerschütternden Schrei führte ich meinen sorgfältig vorbereiteten Angriff aus.

Beinahe meine gesamte aufgestaute Energie entlud sich in einer mächtigen, rot glühenden Super- Höllenspirale, die krachend das Brustbein des Rieseninsekts traf. Die pure Wucht der Explosion riss mich fast von den Beinen, und für einen Augenblick war die ganze Höhle von brüllendem, rotem Licht und unglaublicher Hitze erfüllt. Ich hob schützend meinen Arm vors Gesicht, als ein Splitterhagel über mich hinwegfegte und mir Tausende kleiner, blutender Wunden zufügte. Meine Ohren klingelten und ließ die anderen Geräusche nur noch dumpf zu mir vordringen.

Rauch wogte durch die Halle. Als er sich legte, sah ich, was mein Angriff bei meinem Gegner angerichtet hatte: seine gesamte linke Körperhälfte war nur noch ein schwarzes, verkohltes Loch. Zusammengesunken stand er in der Mitte der Höhle und sah aus, als könnte er jeden Augenblick umkippen. "Ha!" sagte ich leise und fletschte die Zähne. Ich war vorerst sehr zufrieden mit mir.

Plötzlich hörte ich das Geräusch von rieselndem Staub. Mit geweiteten Augen wandte ich mich nach links, wo die Quelle des Lärms zu sein schien. Dort, unter einem großen Haufen Schutt, kam eine Hand zum Vorschein.

Eine grüne Hand mit vier Fingern.

Ohne weiter auf das Monster zu achten, rannte ich schnurstracks auf den Trümmerhaufen zu und begann, wie wild Gesteinsbrocken und zermalmtes Baumaterial beiseite zu wühlen. Ich spürte nicht, wie die scharfen Kanten der zermalmten Steine und abgebrochenen Stahlträger in meine Hände schnitten. Ich ignorierte den Schmerz einfach. Automatisch arbeitete ich weiter, bis ich Dark aus dem Schutthaufen befreit hatte.

Vorsichtig schob ich meine Hände unter seinen Armen durch und zog ihn so an den Rand der Halle, wo weniger Trümmer herumlagen. Er war kaum bei Bewusstsein. Sein Kampfanzug bestand größtenteils nur noch aus Fetzen, und er blutete aus mehreren tiefen Wunden. Suchend durchwühlte ich meine Taschen und fluchte leise, als ich feststellte, dass ich meinen gesamten Vorrat an magischen Bohnen in Darks Raumschiff zurückgelassen hatte. Na gut, dann musste es eben anders gehen.

Ich konzentrierte mich auf meine Aura und legte mein flachen Hände übereinander auf Darks Brust. Mit einiger Mühe gelang es mir, meine Konzentration soweit zu steigern, dass sich ein heller, gelber Schimmer über meine Hände legte. Dann ließ ich ungefähr die Hälfte meiner noch übrigen Energie sanft zu Dark hinüberfließen.

Es schien zu klappen. Darks Atemzüge wurden tiefer, und er kam allmählich zu Bewusstsein. Erleichtert nahm ich meine Hände wieder herunter- mehr hätte ich nicht für ihn tun können. Er stöhnte leise und richtete sich ein wenig auf. Dann erwiderte er meinen Blick.

"Nan....?", fragte er heiser. Ich lächelte und nickte. Sein Blick wanderte zu den Überresten des Roboters und dann überrascht zu mir zurück. "Hast du etwa..." Ihm fehlten die Worte, und so nickte ich erneut.

"Piccolos Spezialtechnik. Die Höllenspirale. Ich hab fast meine ganze Energie dafür verbraucht.", erklärte ich ihm kurz.

"Wir müssen hier weg", murmelte er.

"Ich weiß. Kannst du aufstehen?"

Mit meiner Hilfe und mit schmerzverzerrtem Gesicht gelang es ihm schließlich. Ich legte mir seinen Arm um die Schulter, und so gestützt gelangten wir wieder zu dem Gang, der zu unserem Hangar führte. Als wir ihn betraten, fiel mir wieder der Selbstzerstörungsschalter ein. Ich hatte noch etwas zu erledigen.

Ich ließ Dark an einen Stützpfeiler im Gang gelehnt zurück und begab mich wieder in die Höhle. Einen Moment lang stand ich in stummer Ehrfurcht vor den matt glänzenden Überresten des Kampfroboters, dann ging ich entschlossen auf das bewegungslose Metallungeheuer zu. Als ich bei seinem halb auf dem Boden ruhenden Rumpf angekommen war, nahm ich den Selbstzerstörungsschalter in die linke Hand und flog nach oben, bis ich auf Höhe des Kopfes war.

Ich hatte gerade die Hand ausgestreckt, um den Schalter zu betätigen, als das Biest mit dem Kopf ruckte und mich anvisierte. Ein kurzes Zittern ging durch seinen Rumpf, und langsam begann es sich wieder aufzurichten. Gleichzeitig bildeten sich dort, wo meine Höllenspirale eingeschlagen hatte, unzählige kleine Metallplättchen, die die verlorengegangenen Gliedmaßen in Sekundenschnelle ersetzten.

Mit vor Entsetzten zusammengebissenen Zähnen wich ich zurück. Nein! Das konnte nicht sein! Ich hatte fast all meine Energie in die Höllenspirale gelegt, und beinahe der ganze Rest war für Darks Heilung draufgegangen! Das Blechvieh musste einfach hinüber sein!

Dark schrie mir eine Warnung zu, doch da war es bereits zu spät. Eine klauenähnliche Metallhand schoss nach vorn und umklammerte mich mit eisernem Griff. Meine Atemluft wurde mir zusammen mit einem Schmerzensschrei aus den Lungen gepresst. Die Arme eng an den Körper gepresst konnte ich kaum atmen, geschweige denn mich bewegen. Das Biest quetschte seine Hand mit so unglaublicher Kraft zusammen, dass meine Knochen bereits bedenklich knirschten und meine Arme gefühllos wurden. Nichtsdestotrotz merkte ich, wie mir der Selbstzerstörungsschalter langsam aus den Fingern glitt. Verzweifelt versuchte ich meinen Griff zu verstärken, doch meine Hände gehorchten mir nicht mehr. Ich musste mit ansehen, wie der Schalter mit einem leisen "Klack" auf dem Boden aufprallte und im Schatten eines mächtigen Steinbrockens verschwand.

Das war's. Meine höchstwahrscheinlich letzte Chance, das Rieseninsekt doch noch zu besiegen war dahin. Jetzt wusste ich auch, warum Dark, der doch um einiges stärker war als ich, gegen das Ding verloren hatte... Meine Hilflosigkeit machte mich wütend.

"Hey du hässliches Vieh!" brüllte ich den metallisch glänzenden Kopf vor meinen Augen an. "Kampflos kriegst du mich nicht, und wenn ich dabei draufgehe!" Mit übermenschlicher Anstrengung sammelte ich noch einmal all meine Kraft und bündelte sie. Für eine Sekunde wurde die Faust des Kampfroboters auseinandergedrückt. Eine Sekunde genügte mir. Ich katapultierte mich hoch in die Luft und flog eine Sturzflugattacke auf meinen Gegner. Ich mochte vielleicht nicht mehr zu solchen mächtigen Attacken wie der Höllenspirale in der Lage sein, aber zuschlagen konnte ich immer noch- und das sollte dieses Ekeltier noch zu spüren bekommen! Das Roboterinsekt fuhr zu meiner Überraschung zwei transparente, glänzende Flügel aus und erhob sich ebenfalls in die Luft. "Meinetwegen, flieg du nur", knurrte ich, "das macht auch keinen Unterschied." Wir lieferten uns einen erbitterten Kampf. Immer wieder flog ich eine neue Attacke auf meinen Gegner, immer wieder gelang es ihm, meine Schlag- und Trittkombinationen abzuwehren. Je länger sich der Kampf hinzog, desto schwächer wurde meine Abwehr. Immer mehr Fausthiebe fanden ihren Weg durch meine Verteidigung und schwächten mich zusätzlich.

Dann passierte es: von der linken Seite aus führte der Roboter einen so schnellen Schlag durch, dass ich ihn nicht einmal kommen sah. Seine pure Wucht traf mich voll an die rechte Schulter, die ich ihm gerade eben noch zur Abwehr herumdrehen konnte. Ich wurde quer durch die Höhle geschleudert und prallte hart an die Wand. Sterne tanzten vor meinen Augen, als ich mich- immer noch schwebend- mühsam wieder aufrichtete. Im nächsten Moment wurde ich aber schon wieder von der Klauenhand des Monsterinsekts an die Wand gedrückt. Diesmal hatte es seinen Klammergriff um meinen Hals gelegt, sodass ich beide Hände zur Hilfe nehmen musste, um es davon abzuhalten, mir das Genick zu brechen. Mit zusammengebissenen Zähnen rang ich nach Luft. Lange konnte ich der unglaublichen Kraft dieses Wesens nicht mehr standhalten. Wenn mir nicht ganz schnell etwas einfiel, war's um mich geschehen...

Wie aus dem Nichts kam plötzlich ein grell leuchtender Energiestrahl geflogen und durchbohrte den Rumpf des Roboters. Es gab ein halb schmerzhaftes, halb wütendes Zirpen von sich und drehte seinen Kopf, um den Angreifer auszumachen, als sich auch schon ein zweiter Strahl durch sein rechtes Auge bohrte. Das Metallinsekt brüllte auf und lockerte seinen Griff um meinen Hals ein wenig, sodass ich in der Lage war, ebenfalls meinen Kopf zu bewegen und dem unbekannten Angreifer ins Gesicht zu sehen. Ich traute meinen Augen kaum. Unten, direkt vor dem dunklen Rechteck des Ganges, kniete Dark und hielt sich schweratmend die linke Hand, mit der er den Energiestrahl abgefeuert hatte. Auch der Kampfroboter hatte ihn entdeckt. Mit schrillen, zornigen Zirplauten hob es seinen Fuß und verpasste Dark einen heftigen Tritt. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft ihn abzuwehren. Er wurde zurück in die Dunkelheit des Gangs geschleudert, und ich konnte nur noch einen dumpfen Aufprall hören. Dann folgte Stille. "Dark... Dark! Sag was!" schrie ich verzweifelt und wurde sofort wieder abgewürgt, denn mein Gegner schenkte mir nun seine volle Aufmerksamkeit. "Du verfluchtes..." fauchte ich es mit zusammengebissenen Zähnen an. "Ich mach dich kalt, verlass dich drauf... vielleicht nicht heute, aber irgendwann erwisch ich dich... argh!" Das Monster gab keine Antwort, sondern verstärkte nur seinen Griff. Meine Luftröhren waren nun endgültig verschlossen. Schon tanzten die ersten schwarzen Flecken vor meinen Augen, und in meinem Körper breitete sich eine bleierne Müdigkeit aus. Ich hatte höchstens noch fünf Sekunden zu leben. Meine Arme sanken herunter, und auch meine Lider wurden immer schwerer.

Ich war müde... so müde...

Die Flucht

Einmal Namek und zurück- Die Flucht (Teil V)
 

Plötzlich gab es einen lauten Knall. Kurz darauf noch einer. Und noch einer. Und plötzlich ließ mich das Vieh los. Ich stürzte haltlos auf den Boden und blieb regungslos liegen, denn ich hatte beim besten Willen keine Kraft mehr. Obwohl ich die Augen geschlossen hielt, erkannte ich aus den Geräuschen, die ich mit meinem scharfen namekianischen Gehör wahrnehmen konnte, dass über mir unverkennbar ein heftiger Kampf tobte. Doch wer verteidigte mich und Dark da? Er selbst konnte es unmöglich sein, denn er war ebenso erschöpft wie ich. Fäuste zischten durch die Luft, dumpfe Schläge auf Metall hallten durch die Höhle. Das Roboterinsekt zirpte gereizt. Plötzlich spürte ich eine vage vertraute Aura über mir, die ihre Kraft auf einen Punkt konzentrierte. Diese unglaubliche Kampfkraft ließ mein müdes Herz wieder ein wenig schneller schlagen. Sie erinnerte mich an meine Trainingszeit auf der Erde... sie erinnerte mich an... Saiyajin- Energie! Liquid!

In genau diesem Moment entfesselte sich die aufgestaute Kampfkraft über meinem Kopf. Die Energiekugel war so hell, dass ich sie sogar durch meine geschlossenen Augenlider hindurch erkennen konnte. Sie traf den Roboter mitten in den Rumpf und explodierte mit einem alles vernichtendem Knall. Die Druckwelle schleuderte mich wie eine Puppe durch den Raum. Ich prallte mit voller Wucht gegen etwas, das mir im Weg stand und blieb am Fuße eines Geröllhaufens liegen. Das letzte, was ich registrierte, war das laute Krachen, mit dem der zerstörte Kampfroboter zu Boden fiel... dann verlor ich das Bewusstsein.
 

Dunkelheit umgab mich wie ein Wattekissen. Ich sah und hörte nichts, außer meinem langsamen, mühsamen Herzschlag, der manchmal die Stille durchbrach. Ein leises Säuseln mischte sich unter das gleichmäßige, dumpfe Pochen. Und wurde lauter. Und noch lauter. Jetzt konnte ich sogar Worte verstehen. Jemand schien aus weiter Ferne nach mir zu rufen... von dort, wo jetzt ein schmaler Lichtspalt war, wo vorher nichts gewesen war. Das Licht strahlte Wärme aus. Es lockte mich mit einem stummen Versprechen, dessen Bann ich mich nicht entziehen konnte.

Lebe, sagte es. Du willst doch leben, oder?

Ja, ich will... leben. Diese Gedanken waren mir unendlich schwer gefallen.

Dann kämpfe, sagte das Licht. Kämpfe gegen die Dunkelheit.

Es... ist so schwer... so zäh...

Meine Gedanken flossen dahin. Bilder erschienen um mich herum, ein endloser Film meines Lebens.

Gut so. Erinnere dich, wer du bist.

Ich bin... eine Frau.

Weiter, nicht aufhören.

Ich bin... Namekianerin. Ich habe... kämpfen und heilen gelernt... vor langer Zeit.

Langsam konnte ich die Bilder wiedererkennen. Sie ergaben einen Sinn. Sie gaben mir einen Sinn.

Ich... bin...

"NANSHE!" brüllte mir jemand ins Ohr.

Der Lichtspalt wuchs und wurde zu einem hohen, höhlenartigen Raum. Liquid beugte sich über mich und schüttelte mich wie wahnsinnig an den Schultern.

"Nanshe! Wenn du nicht sofort aufwachst, hau ich dir so eine rein, dass du es dein Lebtag nicht vergisst!" Sie hatte ein paar böse Kratzer im Gesicht, und von ihrer Kleidung waren gerade mal die notdürftigsten Fetzen geblieben, aber immerhin sah sie tausendmal gesünder aus als ich.

Ich stöhnte. Mein Kopf schmerzte, und mein Körper fühlte sich an, als wäre eine Armee übergewichtiger Elefanten über mich hinweggetrampelt- mit Fußballschuhen.

Liquid hatte schon ausgeholt, also musste ich meinen zerschundenen Arm nach oben quälen, um ein Lebenszeichen von mir zu geben und sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. "Wenn du jetzt zuschlägst, sterbe ich dir aus reiner Rachsucht weg, Liquid!" quetschte ich zwischen den Zähnen hervor. Einen Atemzug lang starrte sie mich vollkommen perplex an, dann fing sie wie verrückt an zu lachen und umarmte mich so heftig, dass ich fast einen Hustenanfall bekam. "Und wenn du mir nicht genug Luft lässt...", ächzte ich, "sterbe ich genauso." Sofort war ich wieder frei. Ich ließ mich vorsichtig nach hinten sinken und lehnte mich gegen einen großen Steinbrocken. Mit geschlossenen Augen blieb ich eine Weile sitzen und sammelte meine Kräfte. Viel war davon im Moment nicht übrig, aber immerhin war es genug, um sich bis zum Raumschiff zu schleppen. Das hieß, wenn Liquid mich unterstützte, andernfalls blieb mir nur übrig, auf dem Zahnfleisch zurückzukriechen.

Mit Hilfe des Felsbrockens und meiner ganzen Selbstbeherrschung, die ich aufbringen konnte, gelang es mir sogar, aufzustehen und ohne Stütze stehen zu bleiben. Nachdem ich nach ein paar schwankenden Schritten in Richtung Ausgang fast wieder zusammengebrochen wäre, nahm ich dankbar Liquids Arm als Hilfestellung an. Gemeinsam waren wir schon beinahe bei der Tür angelangt, als ich mit meinem Fuß gegen etwas kleines, metallisches stieß. Vor mir lag, zerkratzt, aber unbeschädigt, der Selbstzerstörungsschalter. Ich bückte mich und hob ihn auf. Mit kaltem Blick wandte ich mich den verstreuten Überresten des Roboters zu. Ironischerweise war sein Kopf ganz geblieben und lag wie ein Mahnmal auf einem schlanken, säulenartigen Gesteinsbrocken. Ohne mit der Wimper zu zucken drückte ich den Selbstzerstörungsknopf. Auf dem Schalter erwachte ein kleines Display flackernd zum Leben und begann mit dem Countdown.

Wir hatten noch zehn Minuten, um die Basis zu verlassen.
 

Im Inneren des Ganges fanden wir Dark. Er lag bewusstlos und mit seltsam verdrehtem Rückgrat unter einem halb zusammengebrochenen Stützpfeiler und blutete stark. Liquid überraschte mich einmal mehr und heilte das Schlimmste mit ihrer verbliebenen Energie, doch es reichte nicht. Wir mussten ihn, erschöpft und selbst schwer verletzt wie wir waren, in unsere Mitte nehmen. Obwohl wir für den Rest des Rückwegs nicht mehr als fünf Minuten brauchten, kam es mir wie eine Ewigkeit vor. Ich stützte mich mehr auf Dark, als dass er von mir gestützt wurde, und beide fielen wir nur deshalb nicht zu Boden, weil Liquid Übermenschliches leistete und uns allein zum Schiff schleppte. Auf der Einstiegsplattform angelangt, ließ ich mich willenlos auf den Boden fallen und murmelte kaum hörbar "poyutta", das Codewort für den Schließmechanismus und gleichzeitig ein namekianisches Abschiedswort. Die Plattform fuhr hoch und hob uns dem Inneren des Schiffes entgegen.

Liquid sprang, bevor die Luke gänzlich geschlossen war, nach oben und eilte zum Cockpit. Gleich darauf ging ein sanfter Ruck durch den Rumpf, als wir abhoben und dem Weltraum entgegenschwebten. Ich blieb liegen wo ich war und wartete, bis Liquid kurz darauf zurückkam und sich im Schneidersitz neben mich setzte. "So, ich hab den Autopiloten eingeschaltet. Was soll ich jetzt mit euch zwei machen? Ihr liegt hier rum wie nasses Laub und seht aus, als würdet ihr gleich das Zeitliche segnen. Habt ihr hier drin nicht so was wie 'nen Verbandskasten oder so?"

Ich deutete matt mit dem Zeigefinger auf ein verschlossenes Wandfach neben dem Eingang zu Darks Kabine. "Da oben.. such nach einem ungefähr faustgroßen Beutel und mach ihn auf. Da sind... magische Bohnen drin, sozusagen Piccolos Abschiedsgeschenk von der Erde." Ich ließ meinen Arm wieder nach unten fallen. Ich war am Ende... einmal mehr wünschte ich mir, einfach nur einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen, alles zu vergessen... die Schmerzen, die Kälte, die Einsamkeit. Es ist hart, in einem Universum zu leben, in dem du keinen Platz hast...

Liquid stand auf und kramte in dem Wandfach herum. Schließlich warf sie mir den Beutel zu. Ich versuchte erst gar nicht, ihn zu fangen, und er fiel vor meiner Nase auf den Boden. Ich arbeitet mich auf die Ellenbogen hoch und fummelte mit den Krallenspitzen den Verschluss auf. Der Beutel kippte um, und ungefähr die Hälfte der Bohnen kullerte heraus und blieb verstreut liegen. Gierig griff ich nach einer, zerbiss sie krachend mit meinen Eckzähnen und kaute kurz darauf herum, bevor ich sie hinunterschluckte. Sofort spürte ich, wie sich meine Wunden schlossen und neue Kraft durch meinen Körper strömte. Mit einem zufriedenen Knurren sprang ich auf und streckte mich genüsslich.

"Wow! Die Dinger sind ja echt der Hammer!" Liquid war begeistert und betrachtete die Bohnen von allen Seiten. Ich nickte nur zustimmend und kniete mich dann neben Dark nieder. Er war immer noch bewusstlos, und unter seiner Schulter hatte sich ein großer Blutfleck gebildet. Auch in seinem Mundwinkel klebte Blut, und quer über seine Brust klaffte eine lange, böse aussehende Schnittwunde. Besorgt runzelte ich die Stirn und griff nach einer der magischen Bohnen. Kein Zweifel, sie wirkten Wunder was die Erholung anbetraf, aber ob sie Dark auch vor dem Tod retten konnten...

Ich wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Stattdessen schob ich meinen Arm unter Darks Rücken und richtete ihn vorsichtig auf, sodass sein Kopf an meiner Schulter ruhte. Sein Atem ging gefährlich flach. Ich schob die Bohne zwischen seine Zähne und massierte seinen Hals, um ihn dazu zu bringen, sie zu schlucken. Erleichtert registrierte ich, wie sich seine Kiefer bewegten, als er die Bohne zerbiss und anschließend hinunterschluckte. Einen Herzschlag lang geschah gar nichts. Dann begannen sich seine Wunden erst langsam, dann immer schneller zu schließen. Darks Atem wurde ruhiger. Er war in einen tiefen Schlaf gefallen. Ich seufzte. Es war endgültig vorbei.

Jetzt erst bemerkte ich, dass Liquid mich während der ganzen Zeit unbeweglich beobachtet hatte. Verlegen sah ich auf die verschütteten magischen Bohnen hinab und versuchte mein verräterisch gerötetes Gesicht zu ignorieren.

"Du liebst ihn, oder?" Überrascht sah ich auf. Noch nie hatte ich Liquid in einem so ernsten, fast schon traurigen Tonfall reden gehört. Ihr Blick schien durch mich hindurch zu reichen und sich in der Ferne zu verlieren. Hatte ich mich getäuscht oder schimmerten ihre Augen im schwachen Licht des Raumes tatsächlich ein wenig feucht? Ich schüttelte den Gedanken widerwillig ab. Auch wenn ich recht hatte, ging es mich im Endeffekt nichts an, solange sie es nicht von selbst erzählen wollte.

Mein Blick fiel wieder auf Dark. Liquid hatte etwas ausgesprochen, was ich insgeheim schon lange gewusst hatte, aber nie bereit gewesen war, es einzugestehen. "Ja", hörte ich mich flüstern, "ja, ich liebe ihn." Ich lächelte schwach und sah Liquid an. "Du... liebst auch jemanden, hab ich recht? Du suchst ihn. Deswegen warst du auf der Basis gefangen."

Liquid nickte nur, zog ihre Knie zu sich heran und stützte ihr Kinn darauf. Eine Weile sagte sie gar nichts, sondern starrte nur wortlos in die Ferne. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, und fast glaubte ich, einen Namen gehört zu haben... Kamisama...

"Er ist schon so lange weg", sagte Liquid auf einmal leise. Sie hielt den Kopf gesenkt, sodass ihre schwarzen Haare ihre Augen überschatteten. "Ich weiß noch nicht mal... ob er überhaupt noch lebt..." Eine Träne fiel auf das Deck des Raumschiffs. Ich ließ Dark sanft zu Boden gleiten und setzte mich neben Liquid. Tröstend legte ich ihr die Hand auf die Schulter. "Ich bin sicher, dass du ihn schon bald finden wirst. Ich hab da so eine Ahnung..." Überrascht hob Liquid den Kopf. "Weißt du...?"

"Tut mir leid", wehrte ich ab, "ich weiß es leider nicht. Aber ich glaube ich kenne jemanden, der es wissen könnte."

Liquids Augen wurden größer. "Wen?"

Ich grinste. "Piccolo." Liquids Gesicht war ein großes Fragezeichen, also erzählte ich ihr so gut von Piccolos Vergangenheit, wie ich konnte. Viel war es nicht, denn er selbst hatte darüber geschwiegen wie ein Grab, aber aus Dende hatte ich einiges herausbekommen. Wir schmiedeten einen Plan, den wir umsetzten würden, sobald wir Neu-Namek erreicht hatten.

Danach trug ich Dark mit einiger Mühe auf meinem Rücken zu seiner Kabine. Die Tür glitt zischend beiseite, als ich den Schalter betätigte. Unter Darks Gewicht leicht gebückt, ging ich in den Raum hinein und legte ihn dort auf sein Bett. Nach einigem Suchen fand ich eine Decke unter den überall verstreut herumliegenden Sachen und deckte ihn damit zu.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als Liquid hinter mir gähnte. Sie war mir unbemerkt gefolgt und räkelte sich müde. "Sag mal, Nan, gibt's hier irgendwo 'ne Liege für mich? Oder 'ne Hängematte? Ne Matratze würde mir zur Not auch schon reichen."

Ich lächelte. Wenigstens war ich nicht die einzige, die nach dem Abenteuer in Coolers Basis zum Umfallen müde war. Kein Wunder, nach so einem Kampf... " Wenn du willst, kannst du ja in meiner Kabine schlafen. Ich bleibe noch eine Weile hier, falls er aufwacht."

Liquid grinste. "Klar. Ich hau mich dann mal aufs Ohr." Als sich die Tür hinter ihr schloss, drehte sie sich noch einmal kurz um und zwinkerte mir schelmisch zu. Ich ärgerte mich darüber, dass ich sofort ein schönes Stück röter wurde als zuvor. Dann zog ich den einzigen Stuhl in Darks Zimmer an das Bett heran und setzte mich hin. Während ich Wache hielt, ließ ich mir die vergangenen Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen. Liquid musste unglaublich stark sein, wenn sie einen Gegner, den weder ich noch Dark besiegen konnten, und der uns beinahe selbst umgebracht hätte, sozusagen mit links vernichtete und danach nur halb so schlimm aussah wie wir... Aber wen wunderte das schon- sie war ja schließlich ein Saiyajin und noch dazu schwer in Ordnung. Ich gähnte und lehnte meine Stirn gegen die Bettkante. Ich hatte ganz vergessen, wie ermüdend Wache halten sein konnte...
 

Ich erwachte Stunden später, fröstelnd und mit steifen Armen und Beinen. Dark schlief immer noch. Das leise Surren der Lüftungsschächte und die kalte Zugluft, die durch meinen zerfetzten Kampfanzug kroch, erinnerten mich an meine eigene Kabine und mein Bett... ach nein. Liquid besetzte ja zur Zeit mein Bett. Verdammt, daraus wurde also auch nichts. Leise durchsuchte ich noch mal Darks ganzes Zimmer nach einer zweiten Decke oder zumindest so etwas wie einer Heizung, konnte aber nichts dergleichen finden. Seufzend kehrte ich auf meinen Platz am Bett zurück.

Stumm stützte ich meine verschränkten Arme neben dem Kissen auf und legte meinen Kopf darauf. Lange betrachtete ich ihn wie er dalag und schlief. Seine Brust hob und senkte sich im Takt seiner Atemzüge. Nur das schmale, eingetrocknete Blutrinnsal in seinem Mundwinkel erinnerte noch an seine Verletzungen.

Fast schon magisch von ihm angezogen, beugte ich mich herab. Dark... er hatte sein Leben riskiert, um den Kampfroboter davon abzuhalten, mich zu töten, aber als ich ihn fast tot im Dunkel des Gangs liegen gesehen hatte, hatte es sich angefühlt, als würde mein Herz zerreißen. Ich schloss die Augen. Zärtlich küsste ich den letzten Rest Blut von seinen Lippen. Es schmeckte süß und metallisch... und plötzlich erwiderte er meinen Kuss. Überrascht schlug ich die Augen auf. Dark war wach und sah mir tief in die Augen. Ohne aufzuhören zog er mich zu sich auf die Liege und umarmte mich. Durch meinen zerfetzten Kampfanzug hindurch konnte ich jede Bewegung seines durchtrainierten Körpers spüren. Angenehme Wärme ging von ihm aus und hüllte mich ein. Für einen flüchtigen Augenblick berührten sich unsere Antennen, und eine Welle von heftigen Gefühlen schlug über mir zusammen. Ich konnte Darks sämtliche Empfindungen während der letzten vierundzwanzig Stunden wahrnehmen, seine Verzweiflung beim Kampf gegen den Roboter, seine Angst um mich, als er mit ansehen musste, wie ich gegen das Insekt verlor, seine Schmerzen, als er gegen den Stützpfeiler geschleudert wurde... und seine Sehnsucht nach Liebe. Nach mir. Und ich wusste, dass er genauso meine Gefühle spüren konnte. Erst jetzt merkte ich, dass ich weinte. Heiße, salzige Tränen liefen ungehindert über meine Wangen. Noch nie zuvor hatte ich so etwas gefühlt, und ich wusste, dass ich niemals wieder jemanden finden würde, den ich mehr liebte als Dark.

Nie wieder würde ich ihn loslassen.

Nie wieder würde ich einsam sein.
 

Liquid rannte. Wie gehetzt sprang sie über Felsbrocken, die ihr den Weg auf dem schmalen Gebirgspfad versperrten. In der Ferne konnte sie eine kleine Siedlung erkennen, in deren Mitte sich die undeutliche Silhouette eines Raumschiffs vom rasch dunkler werdenden Horizont abhob. Viele Leute hatten sich rundherum dort versammelt und bildeten an einer Seite eine Gasse. Aus einem der Häuser, etwas abseits der Siedlung, trat eine Gestalt. Bildete sie es sich ein, oder konnte sie tatsächlich erkennen, wie der kaum wahrnehmbare Schatten suchend um sich blickte? Fast schien es ihr, als würde er in ihre Richtung sehen. Sie wusste, wer dort unten stand. Verzweifelt rannte sie schneller. Sie musste ihn unbedingt erreichen, bevor er das Schiff betrat! Sonst würde sie ihn für immer verlieren. Der scharfe, kalte Gegenwind trieb ihr Tränen in die Augen. So übersah sie einen aus dem Boden ragenden Stein, stolperte und schlug der Länge nach hin. Ihre Knie und Ellenbogen schmerzten, und ihre Beinmuskeln protestierten zitternd gegen die brutale Behandlung. Trotzdem rappelte sie sich auf, so schnell sie konnte, und lief weiter. Sie hatte das Dorf schon fast erreicht. Die Namekianer am Rande des Dorfes starrten sie überrascht an, doch der Mann beim Schiff hatte sie noch nicht bemerkt. "Warte!", schrie Liquid und streckte die Hand nach ihm aus. "Geh nicht, Kami!" Der hochgewachsene Namekianer hielt inne und drehte sich verblüfft zu ihr um. "Lucky?!"

Liquid stolperte die letzten Schritte zu ihm, bevor ihre Beine unter ihr nachgaben. Zerzaust und tränenüberströmt fiel sie auf die Knie und grub ihre Hände in das weiche Gras. Er beugte sich zu ihr hinunter und zog sie sanft hoch. "Lucky," sagte er leise, während er beruhigend ihren Kopf streichelte, "du weißt doch, dass es eine Ehre für mich ist, auf diese Mission geschickt zu werden. So sehr ich es mir auch wünsche, ich kann nicht bei dir bleiben!" Liquid brachte kein Wort mehr heraus, sie konnte nur noch leise schluchzen. Der Namekianer hob sanft ihren Kopf um ihr in die Augen zu sehen. "Ich lass' dich nicht alleine, Lucky", flüsterte er so leise, dass nur sie es hören konnte. "In spätestens zehn Jahren werde ich zurückkommen, versprochen." Liquid nickte wie benommen. Dann fasste sie einen Entschluss. Sie schlang ihre Arme um den Hals des Namekianers, zog seinen Kopf zu sich herunter- und küsste ihn.

Ein aufgeregtes Raunen ging durch die Versammelten. So etwas hatte es noch nie gegeben! Doch dem Paar auf dem Platz vor dem Raumschiff war das egal. Für sie war die Zeit einen kleinen Moment lang stehen geblieben. Dann lösten sie sich wieder voneinander. Der Namekianer wandte den Kopf zur Seite. "Nehl!" rief er einem anderen zu, der ganz in der Nähe stand, "Pass auf Lucky auf, solange ich weg bin. Wenn es sein muss, beschütze sie mit deinem Leben." Den letzten Satz hatte er nur Nehl zugeraunt, sodass nicht einmal Liquid etwas mitbekam.

Wie hypnotisiert stand sie neben Nehl, als ihr Geliebter das Raumschiff betrat. Mit Tränen in den Augen sah sie ihm nach, bis es am mittlerweile dunklen Nachthimmel verschwand...
 

Liquid wachte auf. Sie saß aufrecht im Bett, in einem von schwachem Licht beleuchteten Raum. Dann kamen ihre Erinnerungen zurück. Sie war auf dem Weg zu jemanden, der vielleicht wusste, wo sich Kamisama aufhielt. Schon lange hatte sie nicht mehr von ihm geträumt. Sollte dies ein Zeichen dafür sein, dass sie ihrem Ziel endlich näher kam? Sie konnte es nur hoffen.

Plötzlich begann ein Alarm dumpf loszuheulen. Liquid schwang sich aus dem Bett und rannte zum Cockpit. Vor ihr hing ein blauer, mit orangen Wolkenschleiern überzogener Planet strahlend in der Schwärze des Alls.

Endlich hatten wir Neu- Namek erreicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2003-05-21T16:12:59+00:00 21.05.2003 18:12
Hat mir sehr gut gefallen. Bin schon gespannt wie Piccolo auf Liquid reagieren wird :)

Schreib bitte bald mal weiter
Von:  liquid
2003-03-10T17:29:59+00:00 10.03.2003 18:29
Also geniaL! Hamma ich mag es ziemlich gerne und möchte amliebsten das nächste lesen, wann wird es fertig sein? Kann ich noch diese woche mit rechnen? Und wird Amerkia wirklich Krieg führen gegen Irak...äh... ok das gehört hier nicht hin *tropf* Jaja also ich mag sie find sie genial und Mach weiter so, und du verdienst dir nen auftritt im nächsten Chapter der Eiskalten Killerin ^^ nur, ich muss wissen wie ich sie anbauen kann,k ich meine Lebt sie, ist se tod, denn eines verrate ich dir, li wird ins totenreich gehen, wie? Sag ich noch net, denn Lis vergangenheit kommt ans Tageslicht ^.^


Zurück