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Das Tiefe an stillen Wassern

Lord Sesshoumarus sechzehnter Fall
von

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Der Tod des Kleinfürsten

Vorwort: Die Pflanze, die ich hier Majolica genannt habe, gibt es tatsächlich unter anderem Namen. Sie wurde bereits im Mittelalter am chinesischen Hof für Morde benutzt. Gift und Symptome entsprechen der Realität, auch, wenn heutzutage die Intensivmedizin die Tödlichkeit reduziert hat.
 

1. Der Tod des Kleinfürsten
 

Der Inu no Taishou ging langsam im Garten auf und ab, einen Brief in der Hand haltend, als sich sein Sohn wie befohlen zu ihm gesellte.

„Verehrter Vater?“

„Kisho Tamada ist ermordet worden. Du wirst ihn nicht kennen, Ein menschlicher Fürst eines kleinen Gebietes. Der zuständige Daimyo Yano ließ den Mörder gefangen nehmen und wollte ihn hinrichten lassen. Dieser, Daiki Kawagushi, berief sich darauf, dass ich sein Förderer sei. So gelangte die Geschichte her.“

Mit einem gewissen inneren Seufzen erkundigte sich der Hundeprinz nur: „Ich soll die Sache überprüfen?“

Der Blick seines Vaters wandte sich ihm zu: „Du sollst Daiki entlasten. Ich traue ihm nicht zu, einen Mord zu begehen. Warum,. wirst du sehen, wenn du ihn kennen lernst. – Die Belastungsunterlagen wird der Daimyo haben, Fürst Yano. Nimm Sakura mit.“ Er war sicher, nach der kleinen Erinnerung vor wenigen Tagen, sprich sechs Tage Zimmerarrest, würde sein Sohn sich besser um ihr leibliches Wohl kümmern.

„Wie Ihr wünscht. – Alles sind Menschen?“ Das klang nicht begeistert.

„Umso einfacher sollte dir die Verteidigung fallen.“

Was konnte er dazu schon noch sagen. Man sollte Morde in Japan verbieten! Aber er verneigte sich höflich etwas vor dem Hundefürsten, ehe er schweigend zu Neigi ging, um dessen Schülerin aus ihrer Arbeit zu holen.
 

Fürst Yano empfing den Dämonenprinzen mit aller gebotenen Höflichkeit: „Ich bin überaus erfreut, dass Ihr höchstselbst hergekommen seid, Lord Sesshoumaru. Ich hatte nicht geglaubt, dass mein Brief solch einen Erfolg haben würde.“ Nun, er war froh, dem Wunsch des Angeklagten nachgekommen zu sein. Wenn dieser bei dem Herrn der westlichen Länder so angesehen war, dass er seinen Sohn zur Überprüfung schickte, wollte er gar nicht wissen, was der Inu no Taishou getan hätte, wäre sein Schützling tot – womöglich zu Unrecht. „Ich vermute, Ihr wünscht mit Kawagushi zu sprechen und auch mit meinem Burgvogt, der die Ermittlungen leitete, Matsui. Aber eigentlich ist die Sache klar. Tamada war ein alter Mann, schon recht alt. Und er hatte eine sehr junge Gemahlin. Daiki Kawagushi wollte sie heiraten, aber ihre Eltern gaben Tamada als, wenn auch kleinem, Fürsten, den Vorzug. – Und ausgerechnet dieser ist bei Tamada auf Besuch, der einzige Gast in dessen Raum, als der unerwartet stirbt. Der Heiler der Tamada stellte unverzüglich eine Vergiftung fest, aber jede Hilfe kam zu spät.“

„Wo leben die Tamadas?“

„Auf ihrem Landgut, zwei Tagesreisen von hier, nun, für einen Menschen. Ich ließ die restliche Familie unter Arrest stellen.“

„Es gibt einen Sohn?“

„Nein. Die bisherigen Ehen Kisho Tamadas waren kinderlos, so auch diese letzte. Es leben dort seine Frau, seine verwitwete Schwester, deren erwachsener Sohn, seine Frau und dessen Kinder. Genaueres kann Euch sicher Matsui sagen, er hat auch die Unterlagen.“

„Welche Vergiftung war dies?“

Der Daiyo hob entschuldigend die Hand. „Ich bin kein Heiler – aber wie ich sehe, habt Ihr eine Heilerin dabei. Gewiss kann sie Euch Erklärungen dazu abgeben.“

„Danke, Fürst Yano. Dann ruft Euren Burgvogt.“

„Natürlich.“ Und hoffentlich wäre er diesen doch etwas unheimlichen Gast bald wieder los.
 

Nur kurz darauf kniete der Burgvogt vor seinem Fürsten und dem Besucher nieder, zwar mit einer Rüstung bekleidet, jedoch ohne Schwert. Dies hatte er höflich vor der Tür abgelegt.

„Matsui, Lord Sesshoumaru überprüft den Mord an Tamada im Auftrag des mächtigen Inu no Taishou. Übergib ihm sämtliche Unterlagen und unterstütze ihn.“ Der Daimyo überlegte kurz, ehe er ergänzte: „Und…wünscht Ihr ein Gästezimmer, Lord Sesshoumaru? Gewiss ebenso bei den Tamadas?“

„Ja. – Dann gehen wir, Matsui.“

Sakura folgte eilig, sich wieder einmal überlegend, ob ihm nicht klar war, wie derartiges Benehmen wirkte – oder ob es ihm vollkommen gleichgültig war. Sie tippte auf letzteres, nachdem sie seine Mutter kennen gelernt hatte. Sein Vater zeigte doch deutlich mehr Interesse an Menschen und deren Verhalten.
 

Matsui zeigte höflich dem Gast dessen Zimmer, während er einen Diener um die Unterlagen gesandt hatte. Als dieser kam und sie ihm überreichte, legte er sie auf den Boden, wohlweislich auf Knien geblieben.

„Wünscht Ihr zu lesen oder darf ich Euch einen ersten Überblick verschaffen, Lord Sesshoumaru?“ Er kannte durchaus vornehme Herren, die nicht lesen konnten, da wäre es mehr als unhöflich gewesen, diesen die Akten in die Hand zu drücken. Und wer wusste, was ein Dämon konnte.

„Einen Überblick zunächst.“ Der Hundeprinz trat an das Fenster, die drei knienden Menschen hinter sich nicht weiter beachtend.

Der Burgvogt warf einen raschen Blick zu der neben der Tür sitzenden Heilerin, aber da Sakura zu Boden sah, meinte er: „Der Tote war kleiner Landadeliger, der meinem Herrn unterstand. Sein Name war Kisho Tamada. Er war bereits über sechzig Jahre alt und hatte…nun, altersbedingt gewisse Probleme. Allerdings hatte er erst vor fünf Jahren geheiratet, Nyoko Tamada. Sie…ein anderer Bewerber um ihre Hand war Daiki Kawagushi, ein Dorfbesitzer aus der Umgebung. Ihre Eltern gaben allerdings Tamada den Vorzug, da dieser wohlhabender war. Vor zwei Tagen war Kawagushi auf Besuch bei Tamada, um einige rechtliche Dinge zu klären. Sie tranken Tee und aßen gemeinsam, als Tamada schwindelig wurde, ja, anscheinend Krämpfe bekam. Der anwesende Diener ließ unverzüglich den Heiler rufen. Dieser diagnostizierte eine Vergiftung und wollte ein Gegenmittel anfertigen, als Tamada bereits verstarb.“

„Kawagushi zeigte keine Symptome?“

„Nein, Lord Sesshoumaru. So lag der Gedanke nahe, dass er es, trotz der Anwesenheit des Dieners geschafft hatte, Tamada zu vergiften. Im Salat fand der Heiler dann auch Majolica.“

„Sakura.“

Diese sah auf: „Majolica ist eine überaus giftige Pflanze, Lord Sesshoumaru. Das Opfer erleidet Schwindelanfälle, Frösteln, je nach Dosis schließlich Lähmungserscheinungen, zuerst der Zunge, so dass es nicht einmal mehr schreien kann, wenn die erheblichen Schmerzen eintreten und erstickt entweder oder sein Herz hört auf zu schlagen. Das kann ein bis drei Stunden nach Einnahme dauern. Zumeist bleibt das Opfer in dieser Zeit bei Bewusstsein.“ Sie wollte schon hinzufügen: kein schöner Tod, aber das waren die wenigsten und sie würde auf diese Art nur vorlaut wirken, etwas, das man in Anwesenheit des Hundeprinzen vermeiden sollte.

Ein bis drei Stunden? Das war eine lange Zeit: „Wann beginnen die Symptome?“

„Das hängt von der Dosis und dem Gesundheitszustand des Opfers ab. In der Regel beginnen schon bald nach der Aufnahme Kribbeln und Kältegefühle, Zucken im Gesicht. Die Vergiftung durch wenige Gramm genügt zum Tode. – Es wird allerdings auch als Heilpflanze verwendet, aber dazu weiß ich zuwenig.“ An solche Dinge ließ ihr Lehrer sie noch nicht heran.

Matsui hörte interessiert zu. Darum also hatte dieser Dämon das Mädchen. dabei: eine Heilerin, um den Heiler seines eigenen Herrn und den der Tamadas zu überprüfen. Das war ein Prinz, ein Krieger, und hatte gewiss nur an Kräuterkunde gelernt, was für Wunden auf dem Schlachtfeld brauchbar war.

„Gegenmittel?“ Sesshoumaru starrte aus dem Fenster.

„Aufgelösten Senf und ähnliches, Lord Sesshoumaru, alles, das Brechreiz auslöst, um das Gift möglichst rasch wieder aus dem Körper zu bekommen. Vorausgesetzt, es wurde gegessen oder getrunken.“

Ja, vorausgesetzt das und es wurde nicht ein anderes Gift auf andere Art verabreicht. Sesshoumaru stellte angenehm berührt fest, dass sie mitdachte. Nun gut, sie kannte ihn inzwischen wohl auch schon etwas. „Matsui, weiter.“

Der Burgvogt schrak etwas zusammen: „Was wünscht Ihr zu hören?“

„Wer lebt noch im Haus der Tamadas? Außer den Dienern.“ Da war wohl jemand etwas abgelenkt? Lag das nur an der üblichen Tatsache, dass er selbst ein Dämon war, oder hatte der Burgvogt Sorge einen Fehler begangen zu haben?

„Kisho Tamada war kinderlos. Jetzt leben dort noch seine Frau, seine Witwe, Nyoko Tamada, seine verwitwete Schwester Rinako Okada, deren Sohn und dessen Familie. Tamada nahm seine Schwester bei sich wieder auf, als ihr Mann starb und ihr Sohn noch sehr klein war. Der ehrenwerte Daimyo ließ die Familie durch meine Männer unter Hausarrest stellen. Okada protestierte ein wenig, nun ja, er ist der designierte Erbe Tamadas, aber fügte sich. Die Übernahme des Amtes muss eben eine Woche aufgeschoben werden, bis die Verhandlung gegen den Mörder abgeschlossen ist. So lautet der Befehl meines Herrn.“ Eigentlich sollte Kawagushi ja schon hingerichtet sein, aber nun kamen diese Dämonen ins Spiel. Und Okada würde eben warten müssen. So groß war das Territorium ja nun auch nicht, über das er gebot.

„Dann wünsche ich den Angeklagten zu sprechen.“

„Sehr wohl, Lord Sesshoumaru. – Äh, im Kerker?“

Der Hundeprinz war für einen Moment überrascht, ehe ihm einfiel, dass der Burgvogt wohl an seine empfindliche Nase dachte: „Es wird nicht lange dauern.“

Irritiert gehorchte Matsui: „Dann folgt mir bitte.“ Für einen menschlichen Daimyo war es unter seiner Würde dorthin zu gehen. Wollte dieser Dämon etwa höflich sein? Oder sich nur den Kerker ansehen, um den Gefangenen befreien zu können? Auch unwahrscheinlich. Immerhin war dies ein adeliger Dämon, kein hergelaufener.

Sakura folgte eilig, nicht ohne sich zu fragen, ob Seine Lordschaft wusste, wie erbärmlich es in derartigen Gefängnissen selbst für menschliche Nasen roch. Für ihn würde das weitaus schlimmer sein. Sie nahm es als Zeichen, dass er mit dieser lästigen Aufgabe nicht viel Zeit verschwenden wollte. Umso mehr sollte auch sie zusehen, dass sie ihre Aufträge in der Folge schnell erledigte. Im Schloss waren Gerüchte umgelaufen, er habe Ärger mit dem Inu no Taishou gehabt, ohne dass jemand gewusst hätte, warum. Sie tippte darauf, dass sich seine Mutter über die Behandlung ihrer Hofdame beschwert hatte, aber es war natürlich unmöglich nachzufragen. Nun ja, wenn man ein lebensmüder und zusätzlich unkluger Mensch war….Jedenfalls dürfte seine Laune mehr gegen Eis gehen.
 

Tatsächlich, wie es ihm sein Vater gesagt hatte, bot Daiki Kawagushi eine gewisse Überraschung für den Hundeprinzen. Er war ein junger Mann von höchstens Anfang Zwanzig und trug die Kleidung eines buddhistischen Mönches. Er sah auf, als die Tür geöffnet wurde, verneigte sich dann eilig, soweit es die Ketten um seine Handgelenke erlaubten.

Sesshoumaru bemühte sich den Gestank hier unten zu verdrängen, zumal ihn der Burgvogt vorstellte: „Das ist der edle Lord Sesshoumaru, der Sohn des mächtigen Inu no Taishou. Er hat die Gnade gehabt, seinen Sohn zu deiner Verteidigung zu schicken, Kawagushi.“

Dessen Gesicht leuchtete auf, ehe er sich noch einmal verneigte: „Dank sei dem mächtigen Inu no Taishou und auch Euch, Lord Sesshoumaru. So mag sich mein Karma noch einmal zum Guten wenden.“

„Wartet draußen, Matsui“, befahl Sesshoumaru knapp, ehe er sich an seinen Mandanten wandte. Der freute sich wirklich, ihn zu sehen, das war unverkennbar. Solches Vertrauen in ihn und Vater? Dann konnte er kaum schuldig sein. Überdies hatte er gehört, dass Buddhisten sehr für den Schutz eines jeden Lebens eintraten: „Du bist angeklagt, Kisho Tamada vergiftet zu haben, aus Rache, weil er die Frau bekam, die du wolltest. Ist das so richtig?“

„So lautet die Anklage, Lord Sesshoumaru. Aber….wenn ich Euch es erklären darf? Nyoko….ihre Eltern leben in dem Nachbarort und trafen sich häufiger mit den meinen. Nyoko und ich wuchsen wie Geschwister auf. Ich fand meine Berufung als Mönch, auch, wenn ich natürlich meine Pflichten gegenüber der Familie nicht vernachlässigte und nach dem Tode meines Vaters dessen Amt übernahm. Nyoko erfuhr inzwischen, dass sie mit Tamada verheiratet werden sollte. Sie…nun, sie fürchtete sich sehr davor. Immerhin war er doch vierzig Jahre älter als sie, wenn nicht mehr. Wir trafen uns oft bei gewissen sozialen Einrichtungen, da unsere Dörfer nun eine gemeinsame Heilstätte erhalten sollten. Und da erzählte sie es mir. Um ihr zu helfen, bewarb ich mich selbst um ihre Hand. Ihr Vater gab allerdings Tamada den Vorzug. Aus der Sicht eines Vaters durchaus verständlich, muss ich zugeben. – Als ich Nyoko wieder traf, war sie beruhigt. Kisho Tamada hatte sich ihr gegenüber wohl sehr freundlich verhalten und war sogar willens, unsere Projekte zu unterstützen, wie die Heilstätte und eine kleine Schule. Er überließ ihr dafür Geld, was durchaus nicht selbstverständlich war. Allerdings muss ich zugeben, dass er dann sehr….misstrauisch mir gegenüber wurde. Sehr unfreundlich, um es so zu sagen. Man hatte ihm anscheinend Gerüchte zugetragen ich würde Nyoko zu nahe treten, und so verbot er ihr den Umgang mit mir. Ich sah sie nur noch bei ihren Eltern. Umso mehr überraschte es mich, dass er mich nun vorgestern zu ihm bat, zu einer Besprechung. Es ging um einige rechtliche Probleme in der Angrenzung unserer Besitzungen und ich wurde immer mehr verwundert, schließlich hätten das auch unsere Kanzleivorsteher erledigen können. Endlich sagte er dann: ich habe Euch falsch eingeschätzt, Kawagushi, und dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich meinte, dass er sich nicht zu entschuldigen brauche, Menschen würden nur einmal Fehler begehen und dann meinte er plötzlich, ihm wäre so eigenartig. Nur kurz darauf brach er zusammen und der Diener, der serviert hatte, rief den Heiler. Der kam und diagnostizierte sofort eine Majolicavergiftung. Kleine Blätter lagen noch in dem Salat, den wir eben noch gegessen hatten. Nun, den Tamada gegessen hatte. Ich pflege untertags zu fasten und nur Tee zu mir zu nehmen. Ich meine, ich muss ihm glauben, dass da die giftige Zutat darin war, ich hätte das einfach für zerschnittene Kräuter, Sprossen und anderen Salat gehalten. Tja. Kurz darauf wurde ich von den Samurai der Tamadas gefesselt und zu dem ehrenwerten Daimyo gebracht. Sie alle vermuten, dass ich die Blätter in den Salat tat, ohne dass es Tamada bemerkte.“

„Der Diener war die gesamte Zeit anwesend?“

„Äh, ja, ich denke. Ihr wisst, man achtet nicht auf sie.“

Natürlich, auch, wenn er wusste, dass Sakura neben der Tür stand, hinter ihm, aufmerksam auf jeden Befehl achtend: „Es gab also Tee und Salat.“

„Und solch kleines Gebäck, ja.“

„Tamada erwähnte nicht, warum er auf die Idee kam, dich falsch eingeschätzt zu haben?“

„Nein. Ich vermute, dass Nyoko es ihm beteuerte. – Darf ich fragen, was Ihr nun vorhabt?“

Nase abreiben und Gesicht waschen, dachte der junge Hundedämon prompt, aber das ging leider nicht: „Zu den Tamadas gehen.“

„Ich danke Euch für die Mühe, die Ihr Euch um mich macht, ein niederes Wesen, das Ihr gewöhnlich nicht einmal sehen würdet.“

Wie Recht er doch hatte. Aber da war Vaters Befehl. So drehte sich der Hundeprinz um und verließ das Gefängnis, um draußen möglichst unauffällig tief Luft zu holen und seine Geruchssinne etwas zu entlasten. Mit einer raschen Wendung des Kopfes vergewisserte er sich, dass sich Sakura nicht amüsierte, aber diese blickte schweigend zu Boden.
 

***
 

Das nächste Kapitel macht Sakura Arbeit: Die Aussagen der Frauen.
 

bye
 

hotep

Die Aussagen der Frauen

Der Landsitz der Tamadas entpuppte sich als recht ungewöhnlich. Schlösser waren in der Regel im Quadrat erbaut worden. Hier jedoch gab es zwei Flügel, so dass das gesamte Haus in die Länge gestreckt wurde. Rechts befanden sich, wie Matsui rasch erklärte, die offiziellen Räume, die Kanzlei bis zur Küche, während im linken Trakt die Privaträume der Familie untergebracht waren. Der Burgvogt des Daimyo erlaubte sich, seine Männer, die den Hausarrest der Tamadas sicherten, auf den Hundeprinzen aufmerksam zu machen und dessen Mission.

„Wo ist denn der neue Herr?“ erkundigte er sich dann: „Shinichi Okada?“

„In der Kanzlei“, erwiderte ein Samurai: „Soll ich ihn holen?“

„Ja.“

Während der Mann forteilte, begleitete der Burgvogt seinen Gast – und die Heilerschülerin - in die große Halle, die das Zentrum des Hauses bildete.

Kurz darauf kehrte der Samurai mit einem jungen Mann Anfang Zwanzig zurück. Sakura dachte bei sich, dass er recht gut aussah, aber das würde sie natürlich nie laut aussprechen, es sei denn, Seine Lordschaft würde sie direkt dazu befragen, ergänzte sie aus leidvoller Erfahrung.

Shinichi Okada ignorierte den jungen Dämon und hielt sich an die einzige Person, die er als wichtig kannte: „Matsui! Hat der edle Herr endlich diesen Arrest aufgehoben? Wurde Kawagushi hingerichtet?“

Sesshoumaru war es nicht gewohnt, derart vernachlässigt zu werden: „Ich soll ihn verteidigen“, knurrte er, während er bereits die Hand um den Hals des Mannes gelegt hatte und ihn emporhob: „Deine mangelnde Höflichkeit könnte dir zum Verhängnis werden, Mensch!“

„Bitte, Lord Sesshoumaru“, bat Matsui eilig: „Er…er wird es sicher nicht wieder tun….“ Und da der Hundeprinz die Finger öffnete: „Okada, das ist der edle Lord Sesshoumaru, der Sohn des Inu no Taishou. Auf Wunsch seines mächtigen Vaters soll er Kawagushi verteidigen. Unser edler Herr hat zugestimmt.“

Shinichi Okada raffte sich etwas auf und rieb sich den Hals. Das war ja ein Dämon! Was tat der denn in solchen menschlichen Angelegenheiten? Aber die Warnung war nur zu deutlich gewesen: „Ich….ich begrüße Euch, Lord Sesshoumaru“, sagte er daher: „Was wünscht Ihr?“

„Zutritt zu allen Räumen und alle Auskünfte, die ich wünsche“, erklärte der prompt: „Die Familie besteht hauptsächlich aus Frauen?“

„Äh, ja.“ Okada stand wieder: „Meine Frau, Hide, und meine beiden Söhne, meine Mutter, Rinako, und die Frau...die Witwe meines verstorbenen Onkels, Nyoko Tamada.“

„Sakura.“

Sie trat eilig vor und verneigte sich.

So fuhr er fort: „Rede mit allen Frauen. - Okada, ich wünsche die Kanzlei zu sehen. Und ein Gästezimmer.“

„Äh, ja, Lord Sesshoumaru.“ Shinichi Okada war doch klug genug zu erkennen, wann er wem gegenüberstand. Und mit seinem Daimyo anlegen wollte er sich sowieso nicht.
 

Sakura bemerkte durchaus, dass das Interesse Seiner Lordschaft nicht mehr ihr galt und wandte sich leise an einen Diener, der gerade durch die Halle huschte: „Verzeihung…ich soll mit der Dame des Hauses reden…wo kann ich sie finden?“

„Hier, diese Tür, dann den Gang entlang und die letzte Tür auf der rechten Seite.“

„Vielen Dank.“ Sie ging in den Privattrakt. Natürlich würde es den Hundeprinzen nicht interessieren, wie sie zu den Aussagen kam. Das hatte es noch nie getan. Mit gewissem innerlichen Seufzen klopfte sie vorsichtig an die letzte Tür der rechten Seite.

„Ja?“

Sie öffnete die Tür und sah sich einer weinenden jungen Frau gegenüber. So verneigte sie sich eilig: „Mein Name ist Sakura. Ich wurde von Lord Sesshoumaru beauftragt, Euch einige Fragen zu stellen. Er…er soll Daiki Kawagushi verteidigen.“

„Oh! – Komm nur herein. Ich bin Nyoko Tamada.“

Sakura schob die Tür zu: „Darf ich Euch einige Fragen stellen?“ Ohne die Tränen musste sie eine wirklich schöne Frau sein.

„Natürlich. Der arme Daiki. Er ist sicher unschuldig. Ein so herzensguter Mensch - und ich kenne ihn doch schon so lange. Wir sind ja wie Geschwister aufgewachsen. – Und der arme Kisho, also, mein Mann. Er litt so schrecklich. Der Heiler versuchte ja noch ihm zu helfen, er rannte hinaus und hinein, aber alles war vergeblich. Der Arme hatte so furchtbare Schmerzen und konnte nicht einmal mehr schreien.“ Sie betupfte wieder ihr Gesicht.

„Ja, das muss ein schrecklicher Anblick gewesen sein. Eine Frage. Kawagushi erwähnte, dass Ihr Euch vor der Heirat gefürchtet habt?“

Nyoko Tamada nickte: „Ja, das stimmt. Ich will ehrlich sein, um Daiki zu helfen. Der Altersunterschied war doch gewaltig. Und ich hatte Gerüchte gehört, Kisho sei …sehr streng, sehr hart. Aber er war dann so freundlich zu mir, die gesamte Zeit. Als er von mir hörte, dass ich im Auftrag meiner Eltern mit Daiki eine Heilstätte geplant hatte, ließ er mich nicht nur weitermachen sondern spendete auch. Er war streng, und, wenn man sich nicht an seine Regeln hielt, vielleicht auch hart, aber ich konnte mich nie über ihn beschweren.“

„Herr Tamada hatte also keine Probleme mit Daiki Kawagushi? Ich meine, er war ja sozusagen sein Rivale um Eure Hand gewesen.“

„Nein, nie. Kisho wusste ja, dass Daiki wie ein Bruder für mich ist. Und, dass er nur versucht hatte , mich mit diesem Heiratsantrag zu beschützen.“

„Danke“, meinte Sakura höflich, der nur zu klar war, dass diese Fragen doch recht intim waren. Aber anscheinend wollte Nyoko ihrem brüderlichen Freund wirklich helfen: „Ich hätte noch eine Frage. Dieses Zimmer hat drei Türen. Eine führt auf den Gang…“

„Ja. Diese dort geht zum Zimmer des Hausherrn, also zu Kishos Schlafzimmer. Jetzt werde ich wohl umziehen müssen. Und diese dort links führt zu Rinako. Rinako Okada. Sie ist…war die Zwillingsschwester meines Mannes.“

Sakura stutzte ein wenig über den Tonfall: „Ihr mögt sie nicht sonderlich?“

Die junge Frau erwiderte sachlich: „Ihr Sohn ist und war Kishos Erbe. Sie war nicht gerade begeistert, dass er noch einmal heiratete.“

„Ich verstehe. Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt. Dann werde ich wohl weiter fragen müssen.“

„Geh nur hier durch die Tür, Heilerin. Dieser Teil des Hauses wurde einst für die Frauen eines Tamada gebaut, darum auch die Durchgänge.“

„Danke.“
 

Als Sakura vorsichtig den Nebenraum betrat, entdeckte sie sofort die schlafende Frau von vielleicht Mitte Vierzig auf der Matte. Die Dienerin daneben sah auf:

„Wer…seid Ihr?“

„Mein Name ist Sakura. Im Auftrag Lord Sesshoumarus soll ich die Damen des Hauses zu dem Tod des Herrn befragen.“

„Die Dame hier kann Euch keine Auskunft geben, sie schläft unter Mohnsaft.“

„Ich hörte, sie sei die Zwillingsschwester des Verstorbenen?“

„Ja. Und sein Tod hat sie hart getroffen. Sie bekam schreckliche Zustände, als sie bei seinem Tod anwesend war. Auch später war sie nicht zu beruhigen. Immer wieder verkrampften sich ihre Hände an ihrer Brust, sie schlug mit dem Kopf auf den Boden….es war ein Bild des Jammers. Der Heiler verabreichte ihr darum Mohnsaft. Ihr wisst sicher, was der bewirkt.“

„Ja. So trauerte sie so schrecklich…“

„Ja. Immer noch. Auch, als sie erwachte, wurde es nicht besser. Der Heiler gab ihr erneut den Trank und ich habe ihn nun auch hier. Sobald sie erwacht und wieder so…solche Krämpfe hat, gebe ich ihn ihr erneut. Die arme Dame. Womit hatte sie das nur verdient. Sie ist eine so gute Mutter und Großmutter, sie war eine so gute Schwester…“

„Der verstorbene Herr hatte sie auch wieder hergeholt.“

„Ja, nach dem Tode ihres Ehemannes. Der ist ja schon jung verstorben, obwohl er ein Heiler war. Der junge Herr schwärmt noch heute von seinem Vater, wenngleich er ihn doch kaum gesehen hat. Sogar alle Bücher hat er aufgehoben. Die arme Dame…so jung verwitwet. Es war wirklich ein Glück, dass der Herr sie hier aufnahm. Aber sie waren ja Zwillinge und standen sich sehr nahe. – Was wollt Ihr eigentlich wissen?“

„Ich denke, das reicht meinem Herrn bereits. Wohin führt denn diese Tür?“

„In das Zimmer ihrer Schwiegertochter. Hide Okada. Sie und die Zwillinge leben dort.“

„Die Zwillinge?“

„Sie sind etwas über ein Jahr. Zwei Söhne auf einmal hat sie dem jungen Herrn zur Welt gebracht.“

„Da war er sicher stolz.“

„Oh ja, und der Herr erst!“

„Danke.“

Sakura erhob sich und klopfte an der nächsten Tür an, ohne dass es ihr entging, dass sich die Dienerin erneut um ihre Herrin kümmerte.
 

Hide Okada warf einen Blick auf die beiden kleinen spielenden Jungen, ehe sie sich Sakura zuwandte, die sich und ihren Auftrag ihr höflich vorgestellt hatte: „Es ist sehr freundlich von Eurem Herrn, eine Frau zu senden. – Ich möchte wirklich wissen, wer den armen Herrn so umbrachte. Ich selbst war ja nicht dabei, aber Nyoko sagte mir, es sei grausam gewesen. Und er war nett zu mir, vor allem nach der Geburt meiner Jungen.“

Sie war ungefähr im gleichen Alter wie die Witwe. Vermutlich verstanden sich die beiden jüngeren Damen besser als mit der Schwiegermutter und Schwägerin. „Die er als seine Erben ansah?“

Hide nickte: „Ja, ja, durchaus. - Oh, er war da so nett. Als Shinichi, mein Ehemann…Er wollte nicht, das ich zeichne, aber Onkel Kisho, wie ich ihn nennen durfte, meinte, wenn eine Frau nach nur einem Jahr Ehe schon zwei Söhne zur Welt gebracht hat, sollte man ihr auch einen Gefallen tun. So…so durfte ich es.“

„Zum Todesfall selbst könnt Ihr mir nichts sagen?“ Hide wirkte auf Sakura weitaus weniger selbstbewusst und auch damenhaft als Nyoko Tamada, obwohl sie doch die Mutter der Erben war.

„Leider nein. - Ich meine, die Dienerin rief und alle eilten zu seinem Zimmer, aber ich konnte doch meine Kleinen nicht allein lassen.“

„Danke. Eine Frage hätte ich noch, wenn Ihr gestattet. Ihr empfandet den Verstorbenen als sehr nett. Euer Gemahl und seine Mutter auch?“

„Rinako? Oh ja. Sie betete ihren Bruder ja förmlich an. Shinichi…das war ein gutes Verhältnis, ja, bis vor eineinhalb Jahren oder so. Seit Onkel Kisho so krank wurde. Davon hat er sich ja auch nie mehr erholt und Shinichi musste die Verwaltung übernehmen. Ich denke, Onkel Kisho wurde da bewusst, dass das sein Erbe ist – und der eben nur durch seinen Tod an die Macht kommt. Ich könnte mir vorstellen, dass das der Grund war, warum ihr Verhältnis dann so schwierig wurde.“

„Ja, das kann ich mir vorstellen. Vielen Dank.“
 

***
 

Ob diese Aussagen weiterhelfen?

Im nächsen Kapitel haben einige Männer, darunter der Hausherr, das zweifelhafte Vergnügen der Unterhaltung Sesshoumarus.
 

bye
 

hotep

Die Aussagen der Männer

Lord Sesshoumaru war Shinichi Okada in dessen Arbeitszimmer gefolgt. Der nunmehrige Herr des Hauses winkte: „Bitte, setzt Euch doch. Ihr habt gewiss auch noch Fragen? Obwohl ich zugeben muss, dass ich Kawagushi für schuldig halte.“ Etwas irritiert beobachtete er, dass der Dämonenprinz nicht seiner Einladung folgte und stehen blieb. War das bei denen so üblich? Jedenfalls war es ungewohnt für ihn, so zu jemandem aufsehen zu müssen – und schwierig, in dessen Gesicht zu blicken.

Sesshoumaru betrachtete ihn auch buchstäblich von oben herab: „Wie war Euer Verhältnis zu Eurem Onkel?“

„Sehr gut, eigentlich, bis vor eineinhalb Jahren. Da gab es eine gewisse Missstimmung. Nun ja, Onkel Kisho wollte nicht, dass ich in das Teehaus gehe, weil Hide, also, meine Frau, damals schwanger war. Nun, genau aus dem Grund wollte ich ja hingehen, das versteht Ihr doch sicher.“

Okada zwinkerte ein wenig kumpelhaft, was Sesshoumaru verärgerte. Noch ein Fehler und im Familienkreis würde es eine weitere Lücke geben.,

Überdies konnte er beim besten Willen keinen Zusammenhang zwischen einem Teehausbesuch und einer Schwangerschaft entdecken. Menschen! Er würde wohl Sakura fragen müssen. „Dann wurde er krank.“

„Ja, eine ganze Woche lang hatte er schreckliche Krämpfe und Schmerzen im Leib. Atsudo, unser Heiler, glaubte schon, dass er sterben würde, aber er wurde wieder. Allerdings nie wieder so wie früher, so dass ich die Verwaltung übernehmen musste. Er wollte zwar immer noch, dass ich meine Teehausbesuche einstelle, aber das trat dann in den Hintergrund, als meine Söhne geboren wurden. Er war da ganz stolzer Großvater, sozusagen. Ihr wisst vielleicht, dass er aus seinen fünf Ehen kein einziges Kind hatte.“

Eine Woche krank? Nun, Menschen waren recht erbärmliche Geschöpfe, aber dazu müsste er wohl den Heiler befragen: „Kawagushi war allein mit Eurem Onkel an dessen Todestag?“

„Zuerst ja, aber dann brachte der Diener ja den Salat und mein Onkel aß ihn. Er konnte seit dieser Krankheit kein Fleisch oder gebratenen Reis mehr vertragen. Nur Gemüse, Salat und Suppe.“

„Er aß immer allein?“

„Ja. Es war ihm zuwider, unser Essen sehen zu müssen, ohne es essen zu können.“

Dann konnte der Salat durchaus zielgerichtet vergiftet worden sein. Kawagushi war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. „Was passierte dann?“

„Onkel Kisho brach zusammen, mit Schmerzen und Lähmungen und der Diener, oh, mit dem werdet Ihr auch reden wollen, sein Name ist Yuji, rief um Hilfe. Kawagushi hat wohl auch so getan, als ob er ihm helfen wolle. Jedenfalls kam jemand zu mir und holte mich Auch meine Mutter und Nyoko waren schon bei ihm. Atsudo kam dann herangeeilt. Er meinte sofort, dass es eine Vergiftung sei und versuchte meinen Onkel zum Schlucken von etwas zu bekommen, erst eine Flüssigkeit, dann Kohle. Ich brachte meine Mutter hinaus, weil sie vollkommen außer sich war. Es war auch ein schrecklicher Anblick. Später gab ihr Atsudo dann Schlafmohn, ich glaube, sie schläft noch immer. Eine Stunde später war Onkel Kisho tot. Ich hatte inzwischen Anweisung gegeben, Kawagushi festzuhalten und an den Daimyo zu überstellen. – Tja, habt Ihr noch Fragen?“

„Warum sollte Kawagushi Euren Onkel töten?“

„Ist das nicht offenkundig? Ich meine, das wusste doch jeder, dass er hoffte, Nyoko zu heiraten. Sie ist eine schöne Frau.“

Was für ein Motiv. Nun, es würde sich zeigen, wer noch so alles eines hatte: „Wer ist der Kanzleivorsteher?“

„Abe, hier gleich nebenan. Aber was er Euch sagen kann, könnt Ihr auch von mir erfahren.“

Ein Knurren: „Sag mir nie, was ich zu tun habe!“

„Entschuldigung!“ Okada hob abbittend die Hände. Umgang mit derart schwierigen Jugendlichen war er nicht gewohnt. Noch dazu dämonischen.

Ohne weiteres Wort ging der Hundeprinz. Dieser unhöfliche kleine Landadelige wagte es, sich wie seinesgleichen zu benehmen! Wäre da nicht Vaters Wunsch Kawagushi freizubekommen, hätte er Okada bereits ein Leben weiter befördert. Seiner Meinung nach wäre eine Wiedergeburt als Küchenschabe durchaus passend.
 

Der Kanzleivorsteher Abe erwies sich als formgewandter: „Lord Sesshoumaru, ich hörte von Burgvogt Matsui von Eurem Auftrag. Wie kann ich Euch behilflich sein?“

Es gab also doch höfliche Menschen: „Seit einem Jahr leitet Shinichi Okada die Verwaltung?“

„Ja, nach der bedauerlicherweise fortdauernden Erkrankung des alten Herrn.“

„Hattest du Probleme mit dem alten oder dem neuen Herrn?“

„Weder noch, eigentlich. Nun, man soll von Toten nichts Schlechtes sagen, aber manchmal wirkte der Herr recht streng, auch mir gegenüber. Mancher hier wird Euch sagen können, dass das immer wieder vorkam. Er war gerecht, aber er wirkte eben manchmal ein wenig unfreundlich. Herr Shinichi ist im Umgang etwas einfacher.“

„Kisho Tamada hatte also Feinde?“

„Edler Lord Sesshoumaru, mir wurde gesagt, dass Euer mächtiger Vater den gesamten Westen beherrscht. So werdet Ihr wissen, dass man kein noch so kleines Gebiet regieren kann, ohne sich Feinde zu schaffen.“

Das war wahr. Und die leise Kritik war höflich genug verpackt gewesen. „Und Shinichi?“

„Er ist, nennen wir es, diplomatischer und hat es besseres Verhältnis gerade auch zu anderen, gleichaltrigen Landadeligen. Herr Kisho wusste das und ließ ihm recht freie Hand in allen Belangen, auch den finanziellen.“

„So kontrollierte niemand Okada?“

„Nein. Nicht mehr seit einem knappen Jahr, seit der Herr so krank wurde.“

„Ich möchte mit Yuji sprechen.“

„Sehr wohl. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt. – Ich habe ein Gästezimmer für Euer Lordschaft herrichten lassen. Soll Eure Dienerin oder Heilerin auch dorthin gebracht werden?“

„Ja.“
 

Sakura sah ihn durch die Halle gehen und beeilte sich zu ihm zu gelangen und sich zu verneigen. Er hob etwas die Hand, eine wortlose Aufforderung ihm zu folgen.

Der Kanzleivorsteher schob die Tür auf: „Bitte, Lord Sesshoumaru. Ich werde Yuji unverzüglich zu Euch senden.“

Der Hundeprinz ging an ihm vorbei an das Fenster. Er hörte, dass Sakura die Tür zuschob und sich niederkniete: „Bericht.“

„Es gelang mir nur mit zwei der Damen zu sprechen. Rinako Okada schläft noch immer unter Mohnsaft. Ich bekam nur die Aussage ihrer Dienerin.“ Sie bemerkte, dass er sich schon fast umdrehen wollte – eine deutliche Warnung, zur Sache zu kommen. So berichtete sie, was sie von den Frauen gehört hatte.

„Die Räume haben alle Zwischentüren?“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Ohne auf den Gang zu treten gelangt man vom Schlafzimmer des Hausherrn zu dem von Shinichi Okada.“

Hatte das etwas zu bedeuten? Immerhin hieß das ja auch, dass man von allen Frauen gesehen wurde, an denen man noch vorbei musste. „Majolica war die Todesursache, sagte der hiesige Heiler. Nun? Wie stirbt ein Mensch?“

Eigentlich hatte sie ihm das doch schon in Anwesenheit des Burgvogtes erklärt, aber sie nahm an, dass es ihm nicht noch einmal um den rein medizinischen Bericht ging: „Das ist kein…sehr schöner Tod. Man verliert bis zum Ende nicht das Bewusstsein. Und es gibt keine Heilung.“

Also ein sicheres Mittel zum Sterben – Mord oder möglicherweise eine dumme Selbstmordvariante? Wusste nicht jeder, wie man an diesem Majolica starb?

Jemand klopfte. Sakura öffnete auf ein Nicken Sesshoumarus.

Ein Mann mittleren Alters verneigte sich höflich: „Mein bescheidener Name ist Yuji. Ihr wünscht mich zu sprechen.“

Der Dämonenprinz wandte sich tatsächlich um, was den Diener dazu bewegte, sich noch einmal tief zu verneigen, ehe er an Sakura vorbeihuschte und sich niederkniete.

„Du hast den Salat für Herrn Kisho gebracht.“

„Ja.“ Das klang fast wie ein Vorwurf für ihn, aber hohe Herrschaften schätzen es nicht, wenn man zuviel redete.Daher sparte er sich seine Verteidigung.

„Woher hattest du ihn?“

„Aus der Küche, wie jeden Tag um diese Uhrzeit. Der arme Herr musste regelmäßig und nicht zu viel essen.“

„Das wusste auch jeder im Haus.“

„Ich vermute, ja, Lord Sesshoumaru.“

„Was geschah dann?“

„Ich brachte den Salat in das Schlafzimmer des Herrn und stellte ihn ihm hin. Es war ein Besucher da, dieser Kawagushi.“

„Der aß nichts.“

„Nein, anscheinend nicht.“

„Weiter.“ Das war ein mühsames Gespräch.

„Ich blieb an der Tür, um die Schüssel dann gleich wieder mitnehmen zu können. Auch dies wie jeden Tag. Und dann auf einmal, ich wollte eigentlich die Schüssel mit dem restlichen Salat gerade mitnehmen, begann der Herr über Schmerzen zu klagen, ja, nach Luft zu ringen.“

„Was tat Kawagushi?“

„Der sprang auf und wollte den Herrn hochziehen, aber der wehrte ab und sah zu mir. Ich verstand noch Atsudo, das ist der Name unseres Heilers, und rannte los, um den zu holen. Einen weiteren Diener schickte ich zu Herrn Shinichi in den offiziellen Trakt.“

Also war Kawagushi allein mit dem Opfer gewesen. Aber der hatte zu diesem Zeitpunkt schon Vergiftungserscheinungen gezeigt. Folglich musste zuvor etwas geschehen sein: „Herr Kisho trank etwas?“

„Ja, Tee, wie auch sein…Gast. Frau Nyoko wird ihn zuvor zubereitet haben. Oder Frau Rinako.“

Dort drin war also nichts gewesen. Ein gemeinsamer Tee und Nyoko wollte sicher kaum ihren brüderlichen Freund vergiften oder Rinako ihren geliebten Zwillingsbruder, zumal unter deren Augen. Oder doch? Nein. Es musste an dem Salat gelegen haben. Kawagushi hatte den ja wohl nicht einmal angefasst. Schön, wenn sich Vaters Unschuldsvermutung bewies. Aber, was war dann passiert? Wenn er auch nur irgendetwas aus seinen bisherigen Ermittlungen gelernt hatte, so, dass es Menschen nicht genügte, die Unschuld eines Angeklagten bewiesen zu bekommen, nein, sie wollten gleich immer auch noch den richtigen Täter. „Die Küche stellt diesen Salat jeden Tag her.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Nach der genauen Anweisung des Heilers. Dieser hat zusammen mit dem Herrn, ich meine, dem verstorbenen Herrn, einen Ernährungsplan erstellt.“

War der Diener zu dumm, um zu realisieren, dass auch er unter Verdacht stand? Immerhin hatte er den Salat von der Küche bis zu seinem Herrn getragen. „Weißt du, woran er vor einem Jahr so erkrankte?“

„Nein, ich bin kein Heiler. Aber Atsudo-san könnte Euch sicher sagen, welche Krankheit es war und welche Heilmethoden erforderlich waren.“ Er verneigte sich hastig bis zum Boden. Herrschaften schätzten keine Hinweise, was sie zu tun hatten.

Sesshoumaru nahm die Höflichkeit zur Kenntnis und blieb sachlich: „Kisho war der Einzige, der damals erkrankte?“ Da gab es doch solche unschönen Dinge wie Typhus oder Cholera oder so etwas, die diese erbärmlichen Geschöpfe plagten?

„Ja, der Einzige. Und er litt über eine Woche.“

„Also nicht einmal seine Zwillingsschwester.“

Über das Gesicht des Dieners glitt ein Lächeln, das ein wenig spöttisch war.

Prompt hakte der in Ermittlungen erfahrene Hundeprinz nach: „Was ist mit Rinako? Und wage es nicht zu sagen, nichts.“ Er hob ein wenig die Hand.

Yuji betrachtete die Krallen, ehe er sich dachte, dass es diesem Dämon vermutlich wirklich nichts ausmachen würde, ihn bei einer Aussageverweigerung zu bestrafen, wenn nicht gar umzubringen: „Aber…das erzählt Ihr nicht weiter?“ Er war doch gegenüber seiner Herrschaft zu Treue verpflichtet.

Diese menschlichen Empfindsamkeiten und Treuevorstellungen! „Wenn sie ihn nicht ermordet hat. Sonst sage ich es dem Daimyo.“

Yuji suchte den Weg zwischen Aussageverweigerung und Verpflichtung: „Ich meine…Frau Rinako war nie krank und immer…na ja…gut drauf. Seit sie nach dem Tode ihres Gemahls zurück zu ihrem Bruder kam….Sagen wir, sie führt ein flottes Leben.“

„Was soll das heißen?“ Sesshoumaru begann die Geduld zu verlieren, sachliche Ermittlungen hin oder her.

Der Diener bemerkte das Knurren in der Stimme und fuhr in jäher Panik, ohne weiter an Loyalität zu denken, fort: „Sie mag ab und an sehr junge Diener, männliche…Der verstorbene Herr musste manchmal ganz schön dafür zahlen, dass diese in ihre Dörfer zurückkehrten und den Mund hielten. Nun ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt man ja. Schließlich mag auch der junge Herr Abwechslung. Aber das ist ja doch etwas anderes.“

„Rede!“

„Das...das ist mir nur so rausgerutscht.“ Er würde seine Arbeit verlieren, mindestens, wenn Herr Shinichi hörte, was er über seine Mutter ausgeplaudert hatte – oder über ihn.

„Dir rutschen gleich deine Eingeweide raus!“ Jetzt kamen endlich mal interessante Aussagen und dann stellte sich dieses Nichts so stur an! Der Hundeprinz hob eine Hand und ließ die Finger knacken. Es gab ein leises Geräusch, das den Menschen im Raum einen kalten Schauder über den Rücken jagte – die instinktive Furcht der Beute vor dem Raubtier.

Yuji warf einen vorsichtigen Blick zurück zu Sakura. Da diese entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen hatte, ihn jetzt besorgt ansah, beschloss er, dass das keine leere Drohung gewesen war: „Nun, der junge Herr geht, ging, gern in das Teehaus.“

Schon wieder! Was hatte dieses Teehaus denn zu besagen?

„Natürlich auch in den ersten Stock, wenn Ihr versteht…Aber er war der Erbe, ist nun der Herr, da kann er sich das leisten.“

So. Das wurde jetzt wirklich Zeit, mal ein ernstes Wort mit Sakura über Teehäuser im Allgemeinen und deren ersten Stock im Besonderen zu halten: „Du kannst gehen.“
 

**
 

Im nächsten Kapitel darf Sakura ihrem Herrn also wieder einmal Antworten geben - das könnte bei diesem Thema und dieser Familie peinlich werden. Natürlich nur für sie.
 

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hotep

Teehäuser und andere Fragen

Als Sesshoumaru und Sakura allein waren, betrachtete er ihren geneigten Kopf kurz, ehe er fragte: „Was ist ein Teehaus?“

Sie schaffte es gerade noch, nur seine Rüstung anzusehen, ehe sie antwortete: „Ein...Geschäft, Lord Sesshoumaru, in das man gehen kann, um Tee zu trinken oder zu essen. Vor allem auf Reisen.“ Hatte er denn von nichts eine Ahnung was Menschen taten? Nun ja, er war scheinbar so alt wie sie, aber in Wirklichkeit doch sicher schon über hundert Jahre alt oder sogar mehr. Obwohl, seit sie seine Mutter kennen gelernt hatte, nahm sie schwer an, dass er in seinen ersten Lebensjahrzehnten von Menschen und ihren Angelegenheiten mehr als fern gehalten worden war – und sich darum auch erst seit seinen Ermittlungen dafür interessieren musste.

Essen und Trinken? Warum sollte das Opfer das seinem Neffen verbieten? Weil es außer Haus war? Was hatte das mit der Schwangerschaft zu tun? Nein, da stimmte etwas nicht: „Gibt es auch noch andere Teehäuser?“

„Ich…ich denke nicht.“ Dann wurde sie rot: „Oh, es gibt da den ersten Stock…in manchen, so hörte ich.“ Und der Diener hatte doch davon gesprochen. Meinte er das? Bitte nicht.

Den ersten Stock hatten auch Okada und Yuji erwähnt. „Und was ist damit?“

Ach du liebe Zeit. Wie sollte sie das jemandem wie ihm erklären? Aber Schweigen wäre schmerzhaft: „Nun, soweit ich hörte, gibt es in manchen Teehäusern einen ersten Stock, in dem Frauen…Nun, sie warten unten auf Kunden und dann gehen sie mit ihnen dort hinauf.“

„Kunden?“ wiederholte er verständnislos: „Was verkaufen sie?“

„Sich selbst, Lord Sesshoumaru.“

„Erkläre.“

Sie wurde feuerrot und starrte zu Boden: „Nun ja, ein Mann geht dorthin, sucht sich eine Frau aus und ….und geht mit ihr empor, um sie…um mit ihr…“

Er verstand nur zum Teil: „Warum nimmt er keine Dienerin?“

„Nicht jeder Mann ist so mächtig wie Ihr, Lord Sesshoumaru“, wandte sie ehrlich ein, nicht überrascht, dass er an andere Männer keinen Gedanken verschwendet hatte: „Ihr oder der edle Inu no Taishou oder auch menschliche Fürsten wie hier der Daimyo…..wenn Ihr einer Dienerin befehlt, Euch zu Willen zu sein, muss sie gehorchen. Für einfachere Männer ist das nicht möglich. So gehen sie dorthin und müssen eben bezahlen.“

Moment, dachte er. Das verstand er beim besten Willen nicht. „Die Männer gehen dorthin und bezahlen für einmal…?“

„Ja.“

Das begriff er nicht. Ihm reichten schon seine „Übungsstunden“, die er auf Vaters Wunsch hin hatte absolvieren müssen. Und wenn er irgendwann verheiratet wäre, stand ihm das auch bevor, bis er einen Erben hätte. Wie konnte man freiwillig diese extreme Nähe suchen…und dann auch noch dafür bezahlen? Er wiederholte die letzte Frage laut.

Sakura konnte nicht anders, als ihm kurz in das Gesicht zu blicken. Nein, er wollte sie nicht auf den Arm nehmen: „Ich vermute, dass es ein gewisses männliches…äh…menschliches Bedürfnis ist, Lord Sesshoumaru“, erwiderte sie dann höflich, ohne genau zu wissen, was er wollte. Ihr war nur klar, dass sie zum einen antworten musste, wollte sie sich keiner Bestrafung aussetzen, und zum anderen er genug Vertrauen zu ihr hatte, um ihr derartige Fragen zu stellen. Anscheinend war ihm aufgefallen, dass sie über ihre Zweiergespräche nicht einmal ihrem Lehrer etwas erzählt hatte.

„Und was haben die Frauen davon?“

„Sie erhalten Geld und verdienen sich so ihren Lebensunterhalt. Für Frauen, die keinem Clan angehören und nicht verheiratet sind, gibt es wenig Verdienstmöglichkeiten.“

„Wenn jemand also oft in das Teehaus geht, kostet ihn das viel Geld.“

„Ja.“ Ach, dann hing das irgendwie mit dem Fall zusammen? Sie war ein wenig erleichtert, ohne sagen zu können, warum.

Er bemerkte durchaus, dass sie eine Erklärung gefunden hatte und bestätigte: „Okada.“ Sie dachte mit, das war angenehm.

Der neue Herr des Hauses? Trotz einer Ehefrau und zwei kleinen Söhnen? Das war nicht nett, dachte sie prompt. Hide Okada hatte auf sie einen einnehmenden, wenn auch etwas schüchternen Eindruck gemacht.

„Warum während der Schwangerschaft?“ fragte er.

„Oh, darum…“ entkam es ihr, ehe sie hastig die sachliche Erklärung suchte: „Während einer Schwangerschaft soll ein Mann seine Frau…schonen. Und da die meisten Männer wohl nicht neun Monate ohne…ohne weibliche Begegnungen auskommen, gehen sie in das Teehaus.“

Neun Monate und schon keine Selbstbeherrschung, dachte der Dämonenprinz prompt. Aber anscheinend war das unter Menschen gang und gäbe. Das führte zu etwas anderem: „Würdest du in einem Teehaus arbeiten?“

„Ehe ich verhungere…“ gab sie zu: „Und wenn ich keine andere Möglichkeit finden würde.“

„Dann ist das unter Menschen keine verwerfliche Tätigkeit.“

„Jeder weiß, dass Frauen oft keine andere Möglichkeit haben zu überleben, Lord Sesshoumaru.“

„Für einen Mann ist es auch nicht verwerflich dorthin zu gehen.“

„Nein.“ Was sollte diese Fragerei nur? Wegen Okada? Suchte er ein Motiv für den Mord?

Der Hundeprinz wandte sich ab und blickte nachdenklich aus dem Fenster, ehe er langsam meinte: „Unter welchen Umständen wäre es für einen Mann verwerflich?“

„Das kann ich Euch leider nicht beantworten, Lord Sesshoumaru.“

„Vermute.“

„Nun ja, wenn die Ehefrau des Betreffenden aus hohem Haus ist, könnten das ihr Vater oder andere Familienangehörige nicht so gern sehen, vor allem, wenn der Ehemann einen niedrigen Status hat. Oder….aber dazu müsste er schon sehr oft in das Teehaus gehen…weil es zu teuer wird, “ riet sie tapfer. Normalerweise wünschte er keine Vermutungen zu hören. War es, weil dieses Terrain für ihn vollkommen ungewohnt war und es sich zu allem Überfluss um Menschen handelte?

„Was könnte Rinako Okada an jungen Dienern suchen, dass das Opfer dafür bezahlen musste?“

Wie meinen, wäre es ihr um ein Haar entfahren, aber sie schaffte es irgendwie noch, sich auf die Zunge zu beißen. Was sollte das denn heißen? Ja, der Diener hatte etwas erwähnt, fiel es ihr dann ein: „Ich…ich denke, das Gleiche, was der junge Herr Okada im Teehaus suchte…“

Was war das denn für eine seltsame Familie? Sesshoumaru tröstete sich damit, dass es sich eben um Menschen handelte, die ihn weder etwas angehen mussten, noch ihn weiter interessierten, sobald er den Fall gelöst hatte. „Sie sollten schweigen. Gäbe es einen Skandal?“

„Ich vermute. Sie ist ja eine Witwe…“

„Aber es gibt keinen, wenn ein Mann in ein Teehaus geht.“

„Nein.“

„Nyoko hatte Bedenken das Opfer zu heiraten. Warum?“

„Der Altersunterschied von vierzig Jahren war doch recht groß, Lord Sesshoumaru.“

„Sie hätte keine Bedenken gehabt, Shinichi zu heiraten.“

„Wohl weniger.“

Hm. „Wenn du die Wahl hättest zwischen dem mächtigen Inu no Taishou und mir – wen würdest du nehmen?“

Sie wurde rot. Was sollte das denn schon wieder? Eine Prüfung, ob sie um ihren Platz wusste? „Ich würde nie wagen, meine Augen zu einem von Euch zu erheben....“ brachte sie hervor. „Überdies sagtet Ihr ja, was Ihr tun würdet, würde ich je einen Halbdämon erwarten...“

„Nur theoretisch,“ wollte er sie beruhigen, da er daran nicht gedacht hatte.
 

„Wenn es sich bei Euch und meiner Wenigkeit um Wesen einer Art handeln würde….“ wagte sie nachzuschieben, etwas erleichtert, dass es wohl noch immer um den Fall ging.

Na also, sie dachte mit: „Ja.“

„So würde ich Euch vorziehen“, gestand sie verlegen. Lügen würde er bemerken.

„Warum?“

Sie zögerte. Immerhin bedeutete das ja eine Herabwürdigung seines Vaters – und das war in Reichweite Seiner Lordschaft tödlich.

Das war auch ihm klar. So meinte er: „Du hast keine Strafe zu befürchten.“

„Danke, Lord Sesshoumaru.“ Aber wie sollte sie ihm das erklären?

Er bemerkte durchaus, dass sie trotz seiner Zusage und seines Versuches auf sie einzugehen stockte. War das schon wieder irgendetwas mit Peinlichkeit? Allerdings benötigte er ihre Ansicht, um Nyokos Aussage verstehen zu können: „Er ist der Fürst, mächtiger als ich. Und wir sehen uns ähnlich.“

Das war ja glatt eine Hilfe? So antwortete sie ehrlich: „Ja, aber Ihr...Ihr wärt in meinem Alter.“

Menschen waren da offensichtlich anders als Dämonen. Jede Dämonin, die diese Wahl erhalten hätte, hätte sich sicher seinem verehrten Vater an den Hals geworfen, war er doch mächtiger. „Es geht Menschenfrauen nicht um die Macht oder den Reichtum.“

„Manchen, Lord Sesshoumaru. Die meisten ….sie haben keine Wahl, da die Eltern sie verheiraten. Aber man wünscht sich doch einen Lebenspartner, der….nun ja…“ Ihr Götter, wie sollte sie das ausdrücken? „Ich meine, in einer Ehe gibt es auch recht nahe Momente. Und…und…“

Er drehte sich um und sie zuckte unwillkürlich zusammen, zumal sie bemerkte, dass er eine Hand hob.

„Genug.“

Verstand er wirklich oder wollte er sich nur nicht weiter ihre Satzfetzen anhören? Beides war möglich und so blickte sie gehorsam schweigend zu Boden.
 

Hm. Also könnte Nyoko durchaus wegen Daiki oder gar Shinichi Okada ein Motiv für den Mord gehabt haben. Shinichi selbst hatte Unstimmigkeiten wegen seiner Teehausbesuche zugegeben. Nach Aussage des Kanzleivorstehers wirkte das Opfer oft streng und hart, also könnte es auch unter dem Personal Leute geben, die an seinem Tod interessiert waren. Nein, Motive waren nicht der Weg den Tod zu klären. Das Wie musste es zeigen. Wie war das Gift in den Salat gekommen. Und dazu musste er auch mit Atsudo, dem hiesigen Heiler sprechen, der der Küche ja den Speiseplan vorgegeben hatte. Das Andere konnte Sakura erledigen.

„Gehe zu Hide Okada. Wusste sie von den Teehausbesuchen ihres Mannes und wusste sie, dass Kisho Tamada ihn deswegen zur Rede stellte?“ In diesem Fall hätte sie keinerlei Motiv ihren Beschützer zu töten. Überdies waren da die Zwillinge, die ihr als Mutter des Erben des Hauses ja eine sichere Zukunft versprachen. Es war jedoch besser, nichts auszuschließen. „Und kläre das mit Rinako. Falls sie noch schläft mit der Dienerin. Weiß ihr Sohn von ihrer Vorliebe und würde nun auch dafür bezahlen?“

Sakura schluckte etwas, neigte sich jedoch nur vor. Das waren ja überaus heikle Fragen. Nein, ihm war sicher nie etwas peinlich. „Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Danach komm zum Heiler.“

„Ja.“ Sie erhob sich und verließ den Raum.

Schön zu wissen, dass er sich auf sie verlassen konnte, dachte er plötzlich. In den ganzen Ermittlungen hatte er sich doch daran gewöhnt, eine Dienerin bei sich zu haben, die mitdachte und sich erfolgreich bemühte, seine Wünsche zu erfüllen. Eines Tages würde er vielleicht auch einen solchen Dämon finden. Noch besser wäre es freilich, wenn er dem nicht so viele Anweisungen mehr geben müsste. Nun gut. Nach einigen Jahrzehnten oder hundert Jahren wäre der dann doch bestimmt in der Lage richtig zu reagieren, wenn er nur seinen Namen sagte. Das käme ihm selbst sicher sehr entgegen.

Er machte sich auf den Weg Atsudo aufzusuchen.
 

**
 

Arme Sakura.

Und Seine Lordschaft sollte mit seinen Wünschen vorsichtiger sein – sie könnten in Erfüllung gehen und er in einigen Jahrhunderten einen dämonischen Diener besitzen...

Das nächste Kapitel bringt die Aussage der schüchternen Nichte - und kleine Überraschungen.
 

bye
 

hotep

Die Aussage der schüchternen Nichte

Einige von euch werden sich freuen, dass ihr Instinkt richtig war...
 

Wer mag, kann sich ja mal dieses Bild zu einigen Krimis ansehen:

http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/291732/1798019/ Prinzessin Tokushima von kiushi
 

5. Die Aussage der schüchternen Nichte
 

Hide Okada schien fast etwas erfreut, als Sakura zu ihr kam: „Nehmt doch Platz, Heilerin. Ich habe selten Besuch außer meiner Schwiegermutter. Und Nyoko.“

„Ich bedauere, dass ich Euch noch einmal einige Fragen im Auftrag Lord Sesshoumarus stellen muss“, erklärte Sakura höflich.

„Zum Tod von Onkel Kisho? Nun, das muss wohl sein…..Sind sie so schlimm?“ Sie warf einen Blick auf ihre schlafenden Zwillinge, ehe sie ihre Besucherin anlächelte: „Da müssen wir dann wohl alle durch. Es ist sehr nett von Seiner Lordschaft Euch zu schicken. Er ist doch ein Dämon, nicht wahr?“

„Ja, ein Hundedämon.“

„Ich würde ihn mir fast gern ansehen, aber das schickt sich sicher nicht.“

„Er ist ein hochrangiger Prinz“, gab Sakura zu: „Ich...die Fragen sind ein wenig eingehend, aber ich hoffe, Ihr gebt mir trotzdem Auskunft.“

„Fragt einfach.“

Nun gut, wenn sie das wollte? Die Heilerschülerin entschloss sich mit der Tür ins Haus zu fallen: „Euer Gemahl, der neue Herr, war des Öfteren im Teehaus, während Ihr schwanger wart. Wusstet Ihr davon?“

Ja“, gab Hide zu: „Onkel Kisho erzählte es mir. Und er sagte, dass er mit Shinichi darüber reden wolle. Allerdings weiß ich, dass Shinichi noch immer geht. Nun, er hat nur mich, da wäre es ihm wohl zu langweilig. Ich war nach der Geburt doch recht erschöpft und Atsudo, das ist unser Heiler, riet ihm, mich weiter zu...schonen.“

„Herr Kisho erzählte Euch von diesen Besuchen?“ wiederholte Sakura erstaunt. Das war doch eigentlich reine Männersache.

„Er…er war sehr besorgt um mich und meine Gesundheit, als ich die Jungen erwartete, zumal als der Heiler ihm sagte, dass es wohl Zwillinge werden würden. Und er vermutete, dass ich mich darüber ärgern würde. Ich meinte der Wahrheit gemäß, dass Shinichi ein junger, gesunder Mann sei und das wohl einfach brauche…“ Sie brach ab.

„Aber er redete dennoch mit seinem Neffen.“

„Ja.“

„Er war wohl auch sehr glücklich, endlich einen kleinen Erben zu sehen. Nun, gleich zwei.“

„Oh ja. Er war überglücklich und wollte jeden meiner Wünsche erfüllen. Das mit meinem Zeichnen habe ich Euch ja schon erzählt.“

„Ja. – Er scheint fast glücklicher als der Vater gewesen zu sein.“

Hide wurde rot: „So kann man es nennen.“

Sakura hatte bereits zu viele solche Gespräche geführt um nicht zu stutzen: „Shinichi Okada IST doch der Vater?“

„Ich denke schon….“

Autsch, dachte Sakura. Wenn das rauskam. Aber wer war dann…..? Ein Diener? Oder gar…. „Darum war Herr Kisho so glücklich. Er vermutete, es seien die seinen.“

Hide sah zu Boden: „Ja“, hauchte sie: „Aber ich weiß es wirklich nicht. Er….er kam zu mir und machte mir das Angebot….Er war noch immer kinderlos und auch Nyoko als seine fünfte Ehefrau wurde nicht schwanger. Er wollte unbedingt einen eigenen Sohn. Ich lehnte natürlich erst ab. Ich meine, wegen Shinichi und dann…Onkel Kisho war doch schon sehr alt….“

„Ich verstehe. Warum habt Ihr dann doch zugestimmt?“

„Meine Schwiegermutter erfuhr davon. Sie waren ja Zwillinge und standen sich sehr nahe. Sie meinte, er sei der Herr und es daher seine Sache. Überdies sei es gleich, welchen Vater das Kind hätte, so oder so wäre es der Erbe. Ich …ich wusste, dass er mir und auch Shinichi wirklich Ärger machen konnte. Ich meine, er hätte jederzeit Shinichi und mich einfach auf die Straße setzen können, und wohin hätten wir dann gesollt...? Auch der Daimyo nimmt keine herrenlosen Köter, wie Onkel Kisho sagte, und so willigte ich ein, allerdings höchstens fünf Mal. Er war doch ein alter Mann und ich…“

„Euch schauderte?“ Oh ja, das konnte sie nur zu gut nachvollziehen. In ihrem heimatlichen Schloss hatte sie der Verwalter so unter Druck gesetzt, um sie in sein Bett zu bekommen. Sie hatte widerstanden – um den Preis vieler Strafen und peinlicher Arbeiten, die darin gegipfelt hatten, einem Dämon dienen zu müssen. Gut, das war ihr Glück gewesen, aber sie konnte Hides Zwangslage nur zu gut mitfühlen. Der Herr war alles.

„Ja.“

„Lasst mich raten. Rinako standen ihr Zwillingsbruder und dessen Interessen näher als die ihres Sohnes? Darum ging sie mit Nyoko spazieren oder sonst etwas und Herr Kisho hatte freie Bahn, zumal Shinichi ja drüben im Verwaltungstrakt beschäftigt war.“

„Onkel Kisho sagte, er habe ihm eine Aufgabe gegeben.“

„Das war noch, bevor er so krank wurde.“ Das war die einzige logische Schlussfolgerung.

„Ja. Als ich nach…nach drei Malen schwanger wurde, nahm er an, das Kind sei von ihm und war überglücklich. Er meinte, endlich habe er eine fähige Frau gefunden. Ich wagte nicht ihm zu sagen, dass dazwischen auch Shinichi….“ Hide sah zu Boden.

"Darum wollte er Euch auch beschützen und das Kind…“

„Ja.“

Die Verhältnisse in dieser Familie als verworren zu verzeichnen hätte die Sache ja fast untertrieben. „Warum vermutete er nicht, dass Euer Gemahl...?“

„Ich sagte ja nichts…und Shinichi….er war ja jeden Tag unten….“

Und der reizende Onkel hatte daraus geschlossen, dass sein Neffe anderweitig abgelenkt sei: „Weiß Nyoko davon?“

„Nur Rinako, meine Schwiegermutter. Aber sie meinte, so oder so sei es der Erbe des Hauses Tamada und ich solle einfach die Mutter sein.“ Hide atmete tief durch: „Seltsam. Dass ich Euch das jetzt erzählt habe, macht es leichter.“

„Das geschieht manchmal.“ Hatte Shinichi davon erfahren und war das sein Motiv seinen Onkel umzubringen? Nicht seine Frau, denn die war nur das Opfer? „Sagte Herr Kisho Euch, wie es weitergehen solle?“

„Er war sehr glücklich, dass ich schwanger geworden war, und dass es dann noch zwei waren….nun, er war fast außer sich. Er meinte einmal, dass….nun ja, dass noch zwei Mal ausstünden und er hoffe, dass ich noch einen weiteren Sohn bekommen würde. Aber da waren die Jungen noch nicht auf der Welt. So waren es auch zwei und er war dann ja so krank…und...“ Sie brach ab.

Und er hatte sie in Ruhe gelassen. „Ich danke Euch für Eure Aufrichtigkeit“, meinte Sakura behutsam. Das war sicher weder eine einfache Situation für die junge Frau gewesen, die ihrem angeheirateten Onkel ja praktisch ausgeliefert war, noch dieses Geständnis jetzt: „Ich denke, wir einigen uns darauf, dass dies auf jeden Fall die Kinder Eures Ehemannes sind. Herr Kisho hatte von fünf Frauen kein einziges Kind….es wäre sehr unwahrscheinlich.“

Hide starrte sie mit aufleuchtenden Augen an: „Meint Ihr? Oh, ich wäre so froh. Ihr seid Heilerin, da ...Ich konnte doch niemanden fragen.“

„Ich bin mir recht sicher.“

„Danke.“

„Bitte. – Ich muss noch zu Eurer Schwiegermutter. Wisst Ihr zufällig, ob sie bereits erwacht ist?“

„Zuvor war ich drüben. Nein, die Dienerin gab ihr erneut Mohnsaft, da sie wieder sofort zu weinen begann.“

„Nun, dann werde ich mit dieser reden.“

„Lord Sesshoumaru ist wohl ein strenger Herr?“

„Er erwartet, dass seine Befehle sofort und perfekt umgesetzt werden“, gestand Sakura. Nach dem, was ihr Hide gebeichtet hatte, wollte sie auch ein wenig Offenheit zeigen.

„Dann viel Glück.“

„Danke.“ Anscheinend war die junge Frau wirklich erleichtert.
 

Die Dienerin konnte mit Sakuras Andeutungen nichts anfangen und so machte sich die Heilerschülerin diesbezüglich unverrichteter Dinge auf die Suche nach dem Aufenthalt des Heilers. Hoffentlich würde der Hundeprinz einsehen, dass sie eine derart pikante Sache nicht mit einer Dienerin bereden wollte sondern mit der Betroffenen selbst.
 

Sesshoumaru hatte sich von Matsui, dem Burgvogt des Daimyo, der eigentlich die Ermittlungen geführt hatte, den Weg zu Atsudo zeigen lassen. Der Heiler hatte ein eigenes Haus etwas abseits vom Schloss der Tamadas, getrennt durch den Küchen- und den Heilergarten.

Er war ein Mann Mitte der Fünfzig, das offen getragene Haar zeigte mehr graue als schwarze Strähnen. Er ließ seinen Kessel im Stich, als er erkannte wer zur Tür eintrat.

„Matsui-san…oh, vergebt, der ehrenwerte Lord Sesshoumaru, vermute ich?“ Er verneigte sich äußerst tief, was ihn davor bewahrte, die Klaue des Dämonenprinzen zu spüren zu bekommen, die dieser bei der ungeschickten Anrede bereits gehoben hatte.

„Ich habe einige Fragen“, sagte Sesshoumaru nur.

„Natürlich, natürlich. Zum Tode des armen Herrn Kisho, nicht wahr? Ein so grausamer Tod, wie es diese Vergiftung ist. – Es sind nur Ahnungslose und Dummköpfe, die dieses Gift für einen Selbstmord benutzen.“

„So ist diese Pflanze unter Menschen allgemein als giftig bekannt?“

„Ich vermute als giftig, ja. Das volle Ausmaß dürfte nur Heilern bekannt sein, ebenso wie die Tatsache, dass es kein Gegenmittel gibt. Man will in der Regel ja nicht gerade zum Morden verleiten….“

Dieser Heiler war schwatzhaft: „Herr Kisho hatte sich von seiner Krankheit vor einem Jahr nicht mehr erholt. Was fehlte ihm?“

„Er hatte Leibschmerzen, Übelkeit, Krämpfe….ich vermutete eigentlich fast Typhus, aber davon werden in aller Regel mehr Leute betroffen. Es dauerte fast eine Woche, ehe der Schmerz nachließ und er auch nur einigermaßen wieder essen konnte. Trinken war ihm für einige Tage praktisch auch unmöglich. Er war stets von robuster Gesundheit, das hat ihm da wohl das Leben gerettet.“

Interessant, dass der Heiler gar nicht einzubeziehen schien, dass er seinen Patienten geheilt haben könnte: „Aber er blieb schwach?“

„Er vermochte keine schweren Speisen mehr zu sich zu nehmen und blieb gesundheitlich angeschlagen. So überließ er die Verwaltung dann allein dem jungen Herrn, der ihm zuvor schon assistiert hatte.“

„Du hast einen Speiseplan aufgestellt.“

„Ja, mit Herrn Kisho. Es war uns klar dass er essen muss, aber viele oder unregelmäßige Speisen bereiteten ihm Schmerzen. So suchten wir eine Möglichkeit, ihm das Leben zu erleichtern. – Der Salat, den er zu sich nahm, ehe er starb, aß er jeden Tag um diese Zeit. Ihr könnt gern in der Küche nachfragen, aber sie bereiteten ihn immer gleich zu, davon bin ich überzeugt.“

„Sage mir nie, was ich zu tun habe, Mensch“, knurrte Sesshoumaru prompt: „Aber die Krankheit blieb dir unbekannt.“

Ich bin nicht allwissend, wollte Atsudo schon spöttisch sagen, aber die Warnung war deutlich gewesen. Das war ein Dämon, noch dazu ein Prinz, und Unhöflichkeit würde sicher geahndet werden. „Nein. Bedauerlicherweise gibt es viele Krankheiten, die den Magen mitbetreffen – und man kann ja keinen Menschen aufschneiden…..Ich versuchte zu lindern.“

„Als du am Todestag gerufen wurdest….was tatest du?“

„Ich sah auf den ersten Blick, dass es sich um eine Majolicavergiftung handeln musste. Diese Symptome sind sehr typisch. So versuchte ich ihn zum Brechen zu bringen, um das Gift aus seinem Körper zu schaffen, aber die Lähmung war bereits zu weit fortgeschritten. So flößte ich ihm zerriebene Kohle ein. Das soll das Gift aufsaugen, sagt man und ist sehr nützlich – in aller Regel.“

„Es half nichts.“

„Nein. So blieb mir nur mehr übrig ihn bewusstlos zu schlagen, um ihn wenigstens für Minuten von den Schmerzen zu erlösen.“

„Wann hast du die Majolicablätter im Salat entdeckt?“

„Als Herr Kisho gestorben war und ich meine Aufmerksamkeit auf die Schüssel richtete...Es konnte ja nur daran gelegen haben.“

„Wer befand sich im Zimmer?“

„Frau Nyoko und dieser Daiki, wie sie ihn nannte. Herr Shinichi hatte seine Mutter bereits hinausbegleitet. Frau Rinako war ja vollkommen außer sich und rief immer wieder, sie sei Schuld, was natürlich vollkommener Unsinn war. Sie ist nie in der Küche. Ich gab Herrn Shinichi Mohnsaft für sie mit. Als sie später erwachte, rief mich die Dienerin, weil die Dame vollständig hysterisch wurde. Sie schlug mit den Fäusten auf sich und den Boden ein. Ich gab ihr erneut einen Beruhigungstrunk. Mit Gewalt, wie ich sagen muss. Die Dienerin und Herr Shinichi mussten sie festhalten. Sie und der verstorbene Herr waren ja Zwillinge und sie hingen seit Kindertagen sehr aneinander.“

„Warum sollte sie Schuld sein?“

„Das ist ja der Unsinn, mit Verlaub. Majolica wirkt innerhalb von zehn Minuten und niemand außer dem Diener und dem Gast waren bei Herrn Kisho. Ich hörte, Ihr sollt diesen Daiki verteidigen….“ Atsudo überlegte, wie er das sagen sollte: „Aber ich sehe keinen anderen als ihn. Zumal, wenn man bedenkt, wie sehr sich Frau Nyoko während des schrecklichen Todeskampfes an ihn klammerte. Sie weinte um Herrn Kisho, das will ich nicht leugnen – aber sie hielt sich an einem anderen fest.“
 

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Das nächste Kapitel bringt die Aussagen des Küchenpersonals und eine weitere des Heilers...
 

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Die Aussage des Küchenpersonals

Sesshoumaru bedachte kurz die Aussage des Heilers.

Nyoko und Daiki – nein, Kawagushi durfte nicht der Täter sein, das wäre gegen Vaters Wunsch und damit seine eigene Arbeitshypothese. Aber womöglich die Ehefrau? Der Diener hatte jedoch nichts dazu gesagt, dass sie hereingekommen wäre. Und er war anwesend geblieben. Daiki allein würde seine Angebetete vermutlich decken wollen.

Was sollte diese Aussage Rinakos, sie sei Schuld? Schuld am Tode ihres Zwillingsbruders, logischerweise? Aber solange diese unter Mohnsaft schlief konnte man keine Aussage bekommen. Shinichi, der Erbe, und seine unerwünschten Teehausbesuche, ein verärgerter Kanzleivorsteher und anderes Personal…

In diesem Schloss hatte einer ein besseres Motiv Kisho Tamada zu töten als der andere. Nein, dachte er. Das Motiv ist unwichtig. Wie. Wie kam der Majolica in den Salat? Und nicht zuletzt – was war mit dieser seltsamen Erkrankung vor einem Jahr?

„Die Krankheit Kishos vor einem Jahr war aber keine Majolicavergiftung.“

„Nein, Lord Sesshoumaru. Zum einen waren keine Lähmungen dabei, zum anderen – diese würde weder eine Woche anhalten noch das Opfer überleben.“ Atsudo musste sich zurückhalten diesem so jugendlich aussehenden Dämon nicht unhöflich zu kommen. Aber zum einen ermittelte der im Auftrag des Daimyo und zum anderen – nun ja, das war ein Monster, ein Tiergeist, auch, wenn der Junge so menschenähnlich wirkte. Er musste nur einen Blick auf die Hände werfen – das waren Klauen und er wollte sich nicht vorstellten, wie es sich anfühlen mochte, sie in sich zu spüren. Aber er war nicht gewohnt gegenüber halben Kindern so ehrerbietig zu sein. Immerhin genoss er als Heiler einen gewissen Respekt innerhalb des menschlichen Schlosses.

„Niemand anderer im Schloss war derart krank? Damals und heute.“

„Damals sicher nicht. Darum war mein Verdacht, es könnte sich um Typhus handeln, ja auch hinfällig. Auch heute und gestern kam niemand zu mir.“ Außerdem, aber das sagte er lieber nicht, war der Tod des Herrn doch eindeutig Mord gewesen, wieso sollte da jemand krank werden? Was war das denn für ein Menschenmädchen, das hereinkam, sich vor dem Dämonen verneigte, ohne jemand anderen zu beachten, und niederkniete? Eine Heilerin?

Sesshoumaru betrachtete kurz Sakuras gesenkten Kopf. Täuschte er sich oder war ihr sehr warm? Bekam sie etwa wieder Fieber? Stimmt, sie hatte bereits wiederum lange nichts zu sich genommen. Das fehlte noch, dass sie aufgrund seiner Ermittlungen erneut zusammenbrach. Vaters Bestrafung bei abermaliger Missachtung seines Gebotes wäre sicher mehr als unangenehm. Er entsann sich durchaus der einen oder anderen derartigen Situation, in der der Herr der Hunde ihm bewiesen hatte, warum er dies war. Darauf, seine eigene Schnauze schmerzhaft in der des Vaters zu finden, wie ihm das als Welpe passiert war, konnte er verzichten, von anderem ganz zu schweigen. Nun, warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden:

„Sakura, geh in die Küche und besorge dir etwas zu essen und trinken. Frage dann nach, wie die Zubereitung des Salates für Kisho ablief.“

„Danke, Lord Sesshoumaru.“ Das war ja direkt nett, dass er daran dachte, dass sie etwas benötigte. Hatte ihr Zusammenbruch neulich ihn doch etwas an die menschlichen Grenzen erinnert? Der Salat…nun, das sollte herauszufinden sein. Und ja, dort war ja das Gift enthalten gewesen. Allerdings war ein gewisser Weg von der Küche bis zum Zimmer des Hausherrn. Nun, sie sollte nicht raten sondern ihren Auftrag erfüllen und zusehen, dass sie möglichst rasch etwas zu sich nahm. Auch, wenn Lord Sesshoumaru ihr erlaubt hatte, zu essen und zu trinken, war nicht davon auszugehen, dass er damit eine geruhsame, ausführliche Mahlzeit gemeint hatte.
 

So stellte sie sich dem Küchenpersonal höflich vor. Ein Junge und eine Frau arbeiteten dort, die fast natürlich schon gehört hatten, ein Dämon sei auf Wunsch des Daimyo gekommen um im Todesfall des verstorbenen Herrn zu ermitteln. Ein wenig überrascht, dass ein Mensch bei ihm arbeitete, erwiesen sie sich als nett und gaben Sakura zu essen und zu trinken. Sie nannten sich als Noriko und Yuki. Yuki sei der Kochschüler. Leider sei der eigentliche Herr der Küche, Ono, heute nicht anwesend, da er gestern erkrankte. Während sie aß, erkundigte sich die Heilerschülerin pflichtgemäß nach der Zubereitung des Salates.

„Oh, das will dein Herr wissen? Nun ja, es scheint ja klar zu sein, dass unser Salat irgendwie schuld am schrecklichen Tod des Herrn Kisho war.“ Noriko setzte sich zu ihr: „Aber ich bin ganz sicher, dass der das nicht war. Das Gift muss dieser Kawagushi dazu getan haben.“

„Ich soll fragen“, entschuldigte sich Sakura höflich und aß den Reis. Die Küche war sauber, soweit sie dies sehen konnte.

„Ja, natürlich. Und die Herren mögen es nicht, wenn man ihre Befehle missachtet. Die Strafen eines Dämons…“ Noriko schüttelte sich: „Aber es war wirklich wie immer, nicht wahr, Yuki?“

„Ja.“ Der Kochschüler nickte: „Der Salat kommt immer ganz frisch aus dem Garten. Junichi, das ist der Gärtner, pflückt ihn und andere Zutaten, die Herr Ono wünscht, und legt alles in einen Korb am Rande des Gartens. Dann hole ich das dort ab. Und bringe es her. Herr Ono überprüft die Frische und gibt es mir zum waschen. Anschließend richtet er den Salat an. Gewöhnlich kommt dann auch schon Yuji, der persönliche Diener des….verstorbenen Herrn und holt ihn ab. So war das auch gestern. Also, alles war ganz frisch.“

„Und den Tee haben wir auch wie immer gekocht,“ ergänzte Noriko hastig: „Morgens schon, denn der Herr musste ihn ja immer kalt trinken. Ich selbst bringe ihn ihm dann . Sicher, das ist unhöflich gegenüber Gästen, dass nicht die Dame das macht, aber er kann...konnte ihn ja nicht heiß trinken. Der arme Herr.“

Also konnte da auch nicht das Majolica drin gewesen sein oder Kisho hätte sich bereits beim ersten Schluck vergiftet. Moment: „Herr Ono ist krank?“

Der Küchenjunge nickte: erneut „Ja. Er meinte schon gestern Nachmittag, er werde wohl krank, da er Fieber bekäme und so ein eigenartiges Kribbeln in den Händen spüre. Heute ist er auch nicht gekommen. Es geht ihm sicher schlecht.“

„Ja“, bestätigte Noriko: „Herr Ono war eigentlich noch nie krank, solange ich hier arbeite. Morgen wird er allerdings sicher wieder kommen, das ließ er bereits ausrichten.“

„Ja, sicher“, bestätigte Sakura in Gedanken. Majolica – der konnte nach ihrem Wissen allein bei Berührung schon Vergiftungen hervorrufen, mit Symptomen wie Kribbeln und leichte Lähmungen. War der bereits im Salat gewesen, als die Zutaten in die Küche kamen? Aber warum sollte nur Herr Ono betroffen sein? Yuki hatte den Salat doch gewaschen….

Natürlich. Und dabei auch das Gift von seinen Händen abgewaschen. Glück für den Jungen. Nur, wie war diese Giftpflanze in den Korb gekommen? Der Gärtner? Oder hatte jemand den Moment genutzt, als der Korb am Rande des Gartens stand? Nun, so oder so würde sie Bericht erstatten müssen. Überdies fehlte auch noch Hides Aussage Seiner Lordschaft. Das sollte sie irgendwie rasch nachholen, ehe sie noch etwas vergaß. Ihr Gedächnis war gut und geübt, aber es hatte seine Grenzen.

Als sie zu dem Haus des Heilers zurückkehrte und vor ihrem Herrn niederknien wollte, sagte der nur: „Komm.“

Atsudo, der Heiler, und Matsui, der Burgvogt des Daimyo, hüteten sich, ihre gewisse Erleichterung zu erkennen zu geben. Sie waren schon minutenlang mit einem schweigenden Dämon, ja, Dämonenprinzen, in der Hütte gestanden und hatten weder gewagt ihn anzusprechen noch einfach zu gehen.
 

Sesshoumaru blieb am Rande des Gartens stehen: „Nun?“

Sie kniete eilig nieder: „Die Aussage von Hide…“ Als sie zu dem Punkt kam, dass die Zwillinge womöglich von dem Verstorbenen stammten, unterbrach er sie – ungewöhnlich genug:

„Ist das bei Menschen möglich?“

„Ich vermute nein, Lord Sesshoumaru. Er hatte aus fünf Ehen keine Kinder – warum hätte es bei einer sechsten Frau auf Anhieb klappen sollen…“

„Weiter.“

Sie erzählte weiter, auch den Bericht aus der Küche, mitsamt ihrer eigenen Schlussfolgerung, dass Herr Ono wohl die Pflanze berührt, ja zerschnitten hatte und so dem Gift ausgesetzt gewesen war.

Wunderbar, dachte Sesshoumaru zynisch. Da waren ein Opfer und ein Nebenbuhler, der allerdings nicht in Betracht kommen sollte. Weiter eine unwillige Ehefrau, eine hysterische Zwillingsschwester, die sich die Schuld am Tode ihres Bruders gab. Überdies waren da noch Shinichi, der Erbe und betrogene Ehemann, und auch Hide, letztlich das Opfer von Tamadas Kinderwünschen. Hinzu eine unbekannte Menge Personal, das sich durch die Art und Weise des Herrn verärgert fühlte. Er seufzte innerlich. Nein, an Motiven herrschte hier wahrlich kein Mangel. Nun, er sollte sich wirklich an den Satz halten, den er in mittlerweile doch einigen Mordfällen erprobt hatte: das WIE zu finden war der Schlüssel zu dem, was vorgefallen war.

Also: der Salat wurde vom Gärtner gepflückt, in einen Korb gelegt und anscheinend unbeaufsichtigt stehen gelassen, bis der Küchenjunge ihn holte. Nach Sakuras medizinischen Kenntnissen und der Aussage des Küchenpersonals schien sich diese Giftpflanze bereits zu dem Zeitpunkt der Anrichtung im Salat befunden zu haben. Warum war das dem Koch nicht aufgefallen? Er schien ja mit diesem Gift in Kontakt gekommen zu sein. Sah sie einer anderen, harmlosen Pflanze, so ähnlich? Dass der Korb dort stand, war vermutlich kein Geheimnis und jeder konnte mal eben vorbeigehen und Blätter hineinwerfen – nun, jeder, der wusste, dass diese Pflanze hochgiftig sei und dem Koch kaum auffallen dürfte. Shinichi und seine Mutter verfügten über die Bücher des verstorbenen Vaters, der Heiler gewesen war. Auch Hide könnte vermutlich darauf zugreifen. Nyoko wohl weniger, aber sie hatte seit Jahren mit Heilern zusammengearbeitet, um diese Heilstätte für ihre Eltern gemeinsam mit Kawagushi aufzubauen.

Nein. Auch so war es kein Weg. Anders gefragt: woher sollte jemand Majolica bekommen? Er stellte diese Frage laut.

Sakura erwiderte nach bestem Wissen: „Majolica wächst gewöhnlich am Waldrand, Lord Sesshoumaru. Soweit mir mein verehrter Lehrer sagte, gibt es allerdings auch einige Heiler, die es anbauen. Genaueres weiß ich leider nicht.“

Im nächsten Moment erkannte sie nur noch einen Blitz. Ein wenig irritiert, aber durchaus vertraut mit der Geschwindigkeit, die er an den Tag legen konnte, sah sie ihn vor dem Haus des Heilers stehen, der sich dort mit Matsui unterhielt – wohlweislich nicht über den Dämonenprinzen. Als dieser nun mehr oder weniger plötzlich unmittelbar vor ihnen stand, konnten beide Menschen ein Zusammenzucken nicht verhindern.

„Atsudo.“ Da lag schierer Frost in dem Namen.

„Ja, Lord Sesshoumaru?“ Doch die Stimme zitterte etwas.

Prompt kam die Frage, die er befürchtete: „Hast du Majolica im Garten?“

Der Heiler schluckte, zumal ihn der Burgvogt des Daimyo auch so seltsam anblickte: „Ich selbst nicht. Mein verehrter Vorgänger baute ihn an. – Genau darum habe ich das nicht erwähnt….“

Noch ein Wort zuviel...: „Zeige die Pflanze.“

Atsudo wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb. Er konnte nur hoffen, dass diese noch heil und ganz dastand – und er sie überhaupt finden würde. Er hatte sie wachsen lassen, wie alle Pflanzen, mit denen sein Vorgänger experimentiert hatte. Auch Pflanzen waren Lebewesen.

„Wozu?“ fragte der Dämonenprinz kühl.

Der Heiler verstand, was gemeint war: „Majolica wirkt in geringen, äußerst geringen, Dosen gegen Lähmungserscheinungen und bestimmte Ängste. Ich persönlich nehme es nie her.“ Das erschien ihm zu riskant.

„Warum hast du verschwiegen, dass die Pflanze hier wächst?“ Das war nur mehr ein Knurren. Sesshoumaru hasste Menschen, ihre verdrückte Art, ihr andauerndes Bemühen selbst gut dazustehen. Und am meisten hasste er Menschen, die ihn für dumm verkaufen wollten. Er bemerkte, dass Sakura noch immer an der Stelle kniete, an der er sie verlassen hatte. Nun ja, Ausnahmen bestätigten die Regel. Er sagte ihren Namen, sah zufrieden, wie sie unverzüglich aufstand und sich ihm und den beiden Männern anschloss.

„Warum,…ja, Lord Sesshoumaru….“ Atsudo suchte eine gute Begründung, jedenfalls eine bessere, als es die Wahrheit gewesen wäre, ehe er doch zugab: „Ich nahm nicht an, dass jemand die Pflanze aus meinem Garten stahl. Er ist eingezäunt und niemand außer mir geht hinein. Es sind doch einige Pflanzen darin, die giftig sind. Und ich vermutete doch, wie es sich jetzt zeigt, dass dies zu Verdächtigungen führen könnte…“

„Sakura.“

Diese kam eilig vor: „Ja, Lord Sesshoumaru?“

„Wozu haben Heiler Giftpflanzen?“

„Es ist oft allein die Dosis, die zwischen Heilung und Gift unterscheidet, Lord Sesshoumaru.“

Hm. Also musste nur jemand in den Heilergarten gehen und sich bedienen? Wäre das aufgefallen? Vielleicht. Aber hier war niemand weit und breit zu sehen. Der Hof samt dem Garten war dank der ungewöhnlichen Bauart des Schlosses meist leer, da alle innen durchlaufen konnten. Ein Risiko, ja. Aber kein übermäßiges.
 

Atsudo irrte etwas nervös durch seinen Garten, ehe er erleichtert auf eine blühende Pflanze zeigte: „Hier, bitte Lord Sesshoumaru. Und sie ist unberührt.“

Der Hundeprinz warf nur einen Blick auf die hübsche Blüte: „Sakura – such eine andere.“

Sie drehte sich wortlos um. Das also dachte er.
 

**
 

Der gute Atsudo geht gerade auf der Klinge eines Rasiermessers - ob er das überhaupt mitbekommt?

Ds nächste Kapitel bringt eine neue Aussage von ihm und die des Gärtners und damit die letzten Indizien.
 

bye
 

hotep

Die Aussage des Gärtners

Während Sakura pflichtgemäß den restlichen Heiler – und den Gemüsegarten absuchte, wandte sich der Hundeprinz an den etwas unglücklich dreinsehenden Heiler:

„Du bist sicher, dass keine anderen derartigen Pflanzen hier wachsen?“

„Eigentlich schon.“

„Wie konntest du solches Gift nur wachsen lassen?“ fragte Matsui, der Burgvogt des Daimyo, dazwischen, um eilig zu ergänzen: „Vergebt, Lord Sesshoumaru...“

„Ich...nun ich dachte...“ begann Atsudo.

„Offenbar nicht,“ knurrte Sesshoumaru prompt. „Weiter.“

„Mein Vorgänger nutzte das Kraut wie gesagt als Heilpflanze. Und für den Fall der Fälle wollte ich eine Pflanze griffbereit haben. Wollt Ihr damit sagen, der Tod des Herrn sei ein Versehen des Gärtners? Nun, Ihr müsst Euren Klienten natürlich verteidigen, junger Freund....“

Dieser Atsudo war nicht nur dumm, sondern schien dazu keinen Funken Selbsterhaltungstrieb zu besitzen. Sesshoumaru beschloss, ihn schon darum nicht umzubringen. Das wäre ja geradezu Beihilfe zum Selbstmord. Überdies ermittelte er ja in Vaters Auftrag unter Menschen und weder dieser noch der Daimyo würden einen derartigen Todesfall schätzen. So ignorierte er diese Anspielung schlicht, nicht ahnend, dass ihm der Burgvogt eine gehörige Selbstbeherrschung zubilligte. Selbst ein menschlicher Prinz hätte auf so etwas in der Regel schmerzhaft reagiert.

So warf Matsui dem Heiler nur einen mehr als warnenden Blick zu, ehe er höflich meinte: „Wünscht Ihr mit dem Gärtner zu sprechen, Lord Sesshoumaru?“

„Ja.“ Wenigstens ein ...nun, der zweite brauchbare Mensch in weitem Umkreis anscheinend.
 

Kurz darauf kehrte der Burgvogt mit einem alten Mann zurück, der sichtlich nervös sich vor dem Dämonenprinzen verneigte.

„Du bist Junichi.“

„Ja, Lord Sesshoumaru...“ Er warf sich vorsorglich auf die Knie. Das war bestimmt ein so mächtiger junger Mann wie der Sohn des Daimyo und dazu noch ein Dämon.

Der Angesprochene nahm die Höflichkeit mit gewisser Befriedigung zur Kenntnis. „Kennst du diese Pflanze?“

„Selbstver..ich meine, ja, Lord Sesshoumaru. Das ist Majolica.“

„Du kennst sie. Wächst sie noch an anderer Stelle?“

„Manchmal, Lord Sesshoumaru. Aber ich vernichte sie, sobald ich sie sehe.“

„Wie lief es ab, als du den letzten Salat für Herrn Kisho pflücktest?“

Der Gärtner zögerte für einen Moment, ehe er sagte: „Der arme Herr, ja. Aber es war bestimmt nicht mein Salat, Lord Sesshoumaru!“

Der Hundeprinz machte einen Schritt näher, was die Menschen durchaus als Drohung auffassten: „Wenn ich eine Frage stelle, wünsche ich eine Antwort!“

„Ja, natürlich, edler Herr.....“Junichi beeilte sich lieber mit der Erwiderung: „Der Küchenjunge kam mit dem Korb und stellte ihn ab. Er steht immer dort...dort drüben, Lord Sesshoumaru, also, außerhalb meines Gartens. Ich pflückte wie immer den Salat ganz frisch und legte ihn in den Korb. Danach machte ich mich an meine andere Arbeit.“

„Im Garten.“

„Ja. Zusammen mit meinem Schüler. Eigentlich war es das, aber dann rief Ono, das ist der Koch noch hinaus, dass er noch Petersilie benötigte. Nun, er brüllte es hinüber.“ Seiner Stimme nach fand er dies nicht seiner eigenen Stellung entsprechend: „Ich war wütend auf ihn, das gebe ich gern zu. Ich schickte also Yasu, das ist mein Schüler, noch los, diese zu ernten. Er jammerte natürlich herum, da er eigentlich schon frei hatte, aber er gehorchte.“ Mit einem gewissen Lächeln fuhr Junichi fort: „Er ist gerade frisch verliebt und sein Mädchen kam schon, um ihn abzuholen. So pflückte er nur rasch die Petersilie und legte sie in den Korb, dann wusch er sich die Hände am Brunnen und weg war er.“

„Geht er immer früher als du?“

„Nun,.....äh...ich habe es ihm da erlaubt. Wie gesagt, so jung und verliebt...das ist man nur einmal...“

Sesshoumaru seufzte in Gedanken. Wenn nach dem Aufenthalt in diesem Schloss noch ein Mensch ihm gegenüber das Wort Liebe erwähnte, wäre der fällig. „Ihr drei wartet hier. - Sakura.“

Diese folgte ihm eilig ehe er stehen blieb, weit genug vom Gärtner, dem Heiler und dem Burgvogt entfernt, dass er annahm, die jämmerlichen menschlichen Ohren könnten nicht mehr zuhören. Sie kniete vor ihm nieder und betrachtete seine Schuhe.

„Petersilie,“ sagte er: „Und Majolica.“

Zum Glück kannte sie seine Art mittlerweile, musste allerdings zugeben: „Ich..ich bin kein Gärtner, Lord Sesshoumaru, aber wenn es eine Verwechslung war...“ Sie brach lieber ab.

Er schien ihre Antwort zu ignorieren: „Kisho Tamada war vor einem Jahr krank. Die Symptome waren Leibkrämpfe, Schmerzen, ungefähr eine Woche lang. Atsudo vermutet Typhus. Deine Diagnose?“

Sie wagte es, etwas aufzusehen und zu erwidern: „Das sind keine spezifischen Symptome, soweit ich weiß. Darf ich den Heiler dazu befragen, ehe ich Euch antworte?“

Schweigen, aber sie kannte ihn gut genug, dass sie eilig aufstand, um zu den drei sichtlich gelangweilten Männern zu gehen.

„Verzeiht, Atsudo-sama,“ begann sie höflich. „Diese Krankheit, die Euer Herr vor einem Jahr hatte....Welche Symptome gab es da?“

„Wieso hackt dieser...Ich meine, das will dein Herr wissen?“ Der Heiler fühlte sich mehr als beleidigt, ehe er meinte: „Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Leibschmerzen, ja, Krämpfe. Die Haut fühlte sich kalt und feucht an. Nun gehe und sage das dem....ich meine, dem Lord. Ich weiß, dass du nichts dafür kannst.“

Sakura sah sich versucht Atsudo darauf hinzuweisen, dass ihn der Hundeprinz hören konnte, aber da ihn der Burgvogt schon so warnend ansah, ließ sie es bleiben und kehrte zu ihrem Herrn zurück.

„Ich habe zugehört,“ sagte der auch unverzüglich, um ihr mitzuteilen, dass sie sich den Bericht sparen konnte: „Deine Meinung?“ Dieser Heiler sollte eine Danksagung für seine eigene Unlust sich an derartigen Idioten zu vergreifen in sein Nachtgebet einschließen.

„Danke, Lord Sesshoumaru,“ antwortete sie, überrascht, dass er solchen Wert auf ihre unbedeutende Ansicht legte: „Übelkeit und Krämpfe würden für einige Krankheiten sprechen, die ich bereits kennengelernt habe. Dass sich die Haut feucht und kalt anfühlte, deutet allerdings auf eine Arsenvergiftung hin. Ich bitte Euch jedoch daran zu denken, dass ich nur eine Schülerin bin....“ Nein, das war schon wieder etwas unhöflich. Er dachte, an was er wollte. Ob er sie nun strafen würde?

Sesshoumaru schwieg einen Moment: „Arsen. Wie kommt ein Mensch daran?“

„Über den Heiler.“ Er senkte den Blick zu ihr, sie konnte es förmlich im Nacken spüren, und fuhr eilig fort: „Arsen wird als Heilmittel verwendet bei....bei Krankheiten, die sich ein Mann zuziehen kann, wenn er mit ….nun ja...mit verschiedenen Frauen....“

„Wenn er in den ersten Stock geht.“ Menschen! Wie primitiv und schmutzig waren die eigentlich? Zumal, wenn das solche Folgen hatte? Er selbst hätte nie von einem bereits benutzen Teller gegessen.

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Dann hatte Shinichi Okada sich eine delikate Krankheit geholt, der Heiler hatte ihn für die Heilung mit Arsen versorgt – und der hatte versucht, seinen Erbonkel umzubringen?

„Das Zimmer der Ehefrau liegt direkt neben Okadas?“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Das also vermutete er? Hide? Ja, natürlich. Sie konnte jederzeit hinübergehen und sich das Gift besorgen. Gelegenheit. Das Motiv? Sie war schwanger und zu diesem Zeitpunkt hatte Kisho Tamada ihr gesagt, dass er weitere Kinder von ihr wolle – und sie damit vergewaltigen, anders war das nicht zu beschreiben. Shinichi hätte kaum von seinem Heilmittel so großzügig einem anderen gegeben, sei es auch um ihn umzubringen. Wenn Atsudo ihm gesagt hatte, dass daran seine Heilung, ja, seine Männlichkeit und sein Leben, hingen...? Nein. Hide. Hide war verzweifelt genug gewesen einen Mord zu planen. Wenn Kisho zu ihr kam, wäre es kaum auffällig, wenn sie ihm ein Getränk angeboten hätte. Nun, sie hatte ihr Ziel erreicht. Der ach so nette Onkel Kisho war nicht gestorben, aber krank genug gewesen, sie in Ruhe zu lassen. Und Rinako vermutete, dass ihr Sohn sowohl diesen als auch den aktuellen Mordversuch an ihrem heißgeliebten Zwillingsbruder durchgeführt hatte – darum ihre so große Panik und Hysterie.

Sakura wäre mehr als glücklich gewesen, hätte sie gewusst, dass der Hundeprinz ihre Gedanken teilte.

Sesshoumaru dachte weiter nach. Der Mordanschlag von vor einem Jahr war eindeutig auf den mehr als eigenartigen Lebenswandel dieser Menschen zurückzuführen, hatte also nichts mit seinem Auftrag zu tun, Daiki Kawagushi zu verteidigen, ihn zu entlasten. Also konnte er das vernachlässigen.

Das Wie Kisho Tamada gestorben war, war klar. Und auch der Täter. Nein, die Täter. Wobei das auch gleich war. Wichtig war nur, dass es Vaters Schützling nicht gewesen war. Wie hätte er seine Unfähigkeit diesem auch erklären können... Er wandte sich um: „Matsui.“

Der Burgvogt war geschult auf Wünsche seines Herrn zu reagieren und hörte auch so auf seinen Namen. Daher kam er eilig heran und verneigte sich tief. Da die Heilerin noch immer zu Füßen den Dämonenprinzen kniete ohne es auch nur zu wagen aufzublicken, war äußerste Höflichkeit bestimmt ratsam. Allerdings gehörte er ja nicht zu dessen Haushalt und so blieb er stehen, sah allerdings zu Boden.

„Du hast die Ermittlungen geführt. Weißt du, warum und wie Kisho Tamada starb?“

Ja, Euer Mandant war schuld, wäre sicher die falsche Antwort: „Ihr habt Euch überzeugt?“

„In der Tat. - Ich werde es dir sagen und du Fürst Yano berichten, damit dieser Kawagushi freilässt.“

„Wie Ihr wünscht, Lord Sesshoumaru.“
 

***
 

Also ist alles klar. Und der Heiler lebt auch noch...
 

Das nächste Kapitel bringt Sesshoumarus Lösung - und einen Blick in ein Teehaus^^
 

bye
 

hotep

Auflösung

Burgvogt Matsui stellte sich ein wenig aufrechter hin, wartete jedoch höflich auf die Erklärung des Hundeprinzen, wer nun schuld am Todes Kisho Tamadas hatte, ohne die Augen auf dessen Gesicht zu richten.

Sesshoumaru warf einen raschen Blick seitwärts, wo der Gärtner und der Heiler noch immer wohlweislich im Gemüsegarten auf seine Erlaubnis zum Gehen warteten, ehe er meinte: „Daiki Kawagushi trägt keine Schuld am Tode Tamadas. Er kannte sich in diesem Schloss nicht aus und konnte nicht wissen, dass Majolica hier verborgen im Gemüsebeet wächst. Nyoko Tamada, die diesbezüglich als Informantin noch in Betracht käme, geht gewiss ebenfalls nicht in diesen Garten. Mir stellt sich der Ablauf anders dar.

Wie jeden Tag stand der Korb außerhalb des Gartens, damit der Gärtner den Salat frisch für die Küche ernten konnte. Als der Koch noch kurzfristig zusätzlich Petersilie verlangte, war Junichi verärgert. Um seinen eigenen Status zu wahren, schickte er seinen Schüler Yasu. Dieser hatte eigentlich bereits frei, zudem stand seine zukünftige Frau schon außerhalb des Gartens. So war er in Eile und zusätzlich abgelenkt – und pflückte Majolica statt der Petersilie. Schon Kawaguchi erwähnte, dass er das eigentlich für Petersilie oder ein anderes Küchenkraut hielt. Diese Verwechslung konnte nur Menschen passieren, jeder Dämon hätte den unterschiedlichen Geruch erkannt.“

Dazu schwieg Matsui wohlweislich.

Der Hundeprinz fuhr fort: „Junichi überprüfte nicht, was sein Schüler gepflückt hatte. Der ließ die Pflanze in den Korb fallen und wusch sich die Hände – was ihn vor der Giftwirkung bewahrte. Der Kochlehrling holte den Korb und brachte ihm Ono, dem Koch. Der überprüfte nur die Frische des Salates, von der Ähnlichkeit des Majolicas mit Petersilie hatte er wohl keine Ahnung. Sein Schüler wusch den Salat – und schützte sich dadurch unbewusst gegen das Gift, ehe der Koch die Pflanzen schnitt. Bereits kurz darauf klagte er über Kribbeln, ja, Lähmungserscheinungen. Heute ist er nicht zur Arbeit erschienen. Das Gift wirkte auch bei ihm, wenn auch nur über die Haut, deutliches Indiz dafür, dass er sich des Risikos nicht bewusst war.

Übrigens konnte niemand der Familie wissen, dass der Koch kurzfristig Petersilie zum Salat wünschte, ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie alle als Tatverdächtige ausscheiden. Hätte ihm das jemand anbefohlen, hätte es das andere Küchenpersonal gewusst, da diese recht vertraut miteinander umgehen. Zum Dritten wäre es selbst dem Gärtner aufgefallen, wenn jemand in diesem Moment durch seinen Garten gelaufen wäre, der dort gewöhnlich nichts verloren hat, und frisch etwas pflückt. Getrocknetes Majolica hätte der Koch, der ja die Frische stets prüfte, aussortiert.

Der Diener kam und trug den angerichteten Salat hinüber – und Kisho Tamada aß ihn, da Kawagushi unter Tags zu fasten pflegt. Atsudo, der Heiler, erkannte später die Reste der Giftpflanze.

Man kann sagen, der Heiler hat Schuld am Tode seines Herrn, weil er wissentlich eine äußerst giftige Pflanze hier im Garten wachsen und sich vermehren ließ, der Gärtner, weil er seinen Lehrling anscheinend nicht hinreichend über Majolica und die Verwechslungsgefahr aufgeklärt hat, obwohl er wusste, dass sich dieser immer wieder im Gemüsegarten ausbreitete, Yasu, weil er in Eile und Aufregung nicht seinen Lehrer prüfen ließ, was er da gepflückt hat, der Koch, weil er anscheinend ebenfalls keine Ahnung von möglichen Verwechslungen hatte....“ Kurz, entweder würde der Daimyo das als bedauerlichen Unfall buchen oder eine Massenhinrichtung veranstalten. Aber brauchte ihn nicht mehr zu interessieren. Und in Anbetracht des wahren Heilergenies, das hier herumlief, war auch erklärlich, warum der Koch wohl eher zu seinem Priester im Heimatdorf gegangen war, als sich Atsudo auszusetzen.

Der Burgvogt nickte ein wenig: „Euer Schluss ist logisch, Lord Sesshoumaru. Und erklärt auch alle die Aussagen, die ich in der letzten Zeit mitanhören durfte. Ich werde meinen Herrn, Fürst Yano, davon in Kenntnis setzen. Er wird entscheiden ob und wie diese Männer bestraft werden sollen. - Wünscht Ihr Kawagushi selbst von seiner Unschuld in Kenntnis zu setzen?“

„Nein.“ Nein, niemand würde ihn noch einmal in dieses übelriechende Gefängnis bringen. Es wurde Zeit, dieses Schloss und seine verrückten Menschen zu verlassen.

„Wie es Euch beliebt.“ Matsui wartete das kaum bemerkbare Kopfnicken ab, das ihm zeigte, dass er entlassen war, ehe er sich nochmals tief verneigte und sich abwandte.

Sesshoumaru sah hinunter: „Wir gehen.“

Sakura stand sofort auf und folgte ihm, ein wenig überrascht, dass er kein Wort über die mutmaßliche Arsenvergiftung Tamadas vor einem Jahr verloren hatte. Aber sie war nicht so unklug ihn darauf anzusprechen, sondern folgte ihm schweigend durch die Wälder in Richtung Westen.
 

Bei Anbeginn der Dämmerung erreichten sie eine Straße, an der entfernt ein Haus stand, aus dem Stimmengewirr drang.

Der Hundedämon blieb stehen: „Ein Teehaus?“ Es roch zumindest nach Tee und Alkohol, womit sich diese jämmerlichen Geschöpfe ja vergnügten.

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

Dann sollte er sich das ansehen: „Warte hier.“

Er wollte sich ein Teehaus ansehen? Seit wann war er neugierig auf Menschenwerk? Und vor allem – wie, glaubte er, dass die Menschen auf seinen Anblick reagieren würden? Aber das ging sie nichts an. Der Befehl war klar gewesen und sie sollte sich besser nicht vom Fleck bewegen. Wieder dachte sie an seine Falllösung. Er wusste, musste wissen, dass Hide versucht hatte, ihren angeheirateten Onkel mit Arsen umzubringen. Aber er hatte gegenüber dem Burgvogt des Daimyo kein Wort darüber verloren. War es ihm wirklich so gleich?

Ja, beschloss sie. Mitleid gegenüber der jungen Frau war auszuschließen. „Der, der vollendet tötet“ kannte keines. Sein Vater hatte ihm den Auftrag gegeben, Daiki Kawagushi vom Verdacht des Mordes zu befreien und genau das hatte er getan. Mehr würde er sich nie um Menschen und ihre Belange kümmern. Schade, eigentlich. Nun, sie konnte sich nicht beschweren. Von Strafen abgesehen, wenn sie einen Fehler beging, war er eigentlich recht umgänglich im Verhältnis zu ihr. Sie war noch immer am Leben, obwohl sie schon viele Tage und Nächte in seiner unmittelbaren Nähe verbracht hatte. Und er schien ihr, zumindest, was Menschenbelange betraf, gewisses Vertrauen entgegen zu bringen.

Mehr konnte, durfte sie nicht erwarten. Er war ein hochrangiger, mächtiger Dämon und sie nur ein Menschenmädchen. Wenn er nur nicht so gut aussehen würde....

Nun, Heilerin, dachte sie: heile dich selbst. Liebeskrankheit war allerdings kaum heilbar. Aber ihr war klar, dass sie alles tun würde, nur, um in seiner Nähe bleiben zu dürfen,mit ihm ermitteln zu dürfen. Und genau darum durfte er nie erfahren, was sie empfand. Was sollte er auch mit einem verliebten Menschenmädchen, er, für den Gefühle nur irritierende Gedanken darstellten.

Sie beobachtete ihn, wie er sich dem Teehaus näherte. Anscheinend hatte ihn dort noch niemand bemerkt – oder zumindest nicht als Dämon identifiziert, da keine Warnrufe zu hören waren, keiner floh. Nun gut, er trug eine Rüstung und wenn man von den weißen Haaren absah, war es durchaus möglich, in ihm einen menschlichen Krieger zu vermuten. Hoffentlich ging das alles gut, denn wenn ihn jemand falsch ansprach, würde es Tote geben. Aber er schien auch gar nicht hineingehen zu wollen, denn er wandte sich bereits wieder um. Vielleicht hatte der Geruch aus dem Teehaus seiner Nase schon verraten, was er dort wissen wollte.
 

Ein Blick durch das Fenster auf einen angetrunkenen Mann mit zwei kichernden Frauen im Arm hatten in der Tat dem Dämonenprinzen genügt, seine sowieso schon geringe Meinung über die menschliche Spezies um einige Grade nach unten zu senken. Keine Selbstbeherrschung, keine Reinlichkeit, mehr als unpassendes, ja, dummes Verhalten.....Er hatte noch keinen Menschen getroffen, der anders war. Sein Blick fiel auf Sakura. Nun, fast keinen. Manche schienen doch brauchbar, aber anscheinend nur die weiblichen Exemplare dieser Gattung. Man sollte die Erde von den menschlichen Männern befreien. Er würde es tun, wenn jemand dumm genug war, ihm in die Quere zu kommen und ihn nicht Vaters anderweitige Wünsche daran hinderten.

Er ging wortlos an ihr vorbei, sicher, dass sie sich ihm gehorsam anschließen würde. In der Tat. Sie mitzunehmen, sie nicht im Takaeda-Schloss hinrichten zu lassen, war eine ganz sinnvolle Idee seinerseits gewesen.
 

Sakura fand die nächtliche Wanderung anstrengend. Nicht, dass sie Sorge gehabt hätte, ein Tier oder Dämon würde sie überfallen – nicht in dieser Begleitung. Aber anscheinend konnte ein Hundedämon im Dunkel der Nacht weit besser sehen als ein Mensch. Sie hielt sich eng hinter Lord Sesshoumaru, um anhand seiner weißen Haare und des Schulterfelles etwas Orientierung im Wald zu haben, aber sie stolperte immer wieder über Wurzeln oder Steine.

„Du bist müde.“

Diese Feststellung ließ sie erstaunt sagen: „Nein, Lord Sesshoumaru.“ Seit wann kümmerte er sich um ihre Befindlichkeit? Schon im Haus der Tamadas hatte er sie mit neuer Rücksicht in die Küche geschickt, um sich Essen und Trinken zu besorgen: „Ich...“ Er blieb stehen und sie brach eilig ab. Auf ungefragte Antworten reagierte er schmerzhaft.

„Nun?“

Sie betrachtete seinen Hinterkopf: „Es ist mir leider nicht möglich, im Dunkeln etwas zu erkennen.“

Noch ein Punkt, den er Menschen auf ihre Liste der Unfähigkeiten setzen konnte. Also blieb nur sie zu tragen oder hier zu übernachten. Beides nichts, das er schätzte. Das nächste Mal sollte er zusehen, dass er einen Reitdrachen mitnahm. Zu allem Überfluss waren sie bereits so weit gegangen, dass die Schaffung eines Dimensionsportales bis zum Schloss reine Energieverschwendung gewesen wäre. Ohne ein Wort packte er sie um die Taille, um sie unter seinen Arm zu klemmen.

Sakura wagte aus gutem Grund nicht, gegen die unbequeme Haltung ein Wort zu sagen. Immerhin musste sie nicht mehr durch den nächtlichen Wald laufen, vielmehr stolpern, und wurde von einem Dämonenprinzen getragen, durfte ihr Gesicht an sein weiches Fell legen - nur ein äußerst unkluger Mensch hätte sich da beschwert. Ein lebensmüder, unkluger Mensch.
 

Die Wachen am Schlosstor schwiegen wohlweislich, auch, wenn sie sich ein wenig wunderten – und sich ihren Teil dachten. Kein menschliches Wesen war je so nahe an den Prinzen herangekommen – nun ja, Sakura eben.

Der Inu no Taishou, der soeben über den Hof von seiner abendlichen Go-stunde mit Neigi zurückkehrte, dachte sich ebenfalls seinen Teil, als er sah, wie nachlässig sein Sohn die Heilerschülerin absetzte, die sich mühsam abfing, eilig verbeugte und einen Dank aussprach. Hatte der sie schon wieder vernachlässigt, in die Erschöpfung getrieben? Dann würde es diesmal nicht bei Zimmerarrest bleiben.

„So erschöpft, Sakura?“ erkundigte er sich.

Sowohl Seine Lordschaft als auch Sakura verneigten sich höflich vor dem Hausherrn, ersterer durchaus unangenehm berührt, da er den Gedankengang seines Vaters nachvollziehen konnte. Hoffentlich sagte sie jetzt nichts Falsches – obwohl, sie log nie.

„Nein, danke, mein Herr,“ erwiderte sie auch unverzüglich: „Leider waren meine schlechten menschlichen Augen bei der nächtlichen Waldwanderung ein großes Hindernis. Lord Sesshoumaru erwies mir daher die Gnade, mich zu tragen.“

Der Inu no Taishou war beruhigt und erstaunt zugleich, ohne beides freilich zu zeigen: „Du darfst gehen. - Sesshoumaru, ich ließ ein Bad einheizen. Komm mit. Und dabei kannst du mir in Ruhe Bericht erstatten.“

Die Aussicht auf ein heißes Bad ließ alle Unannehmlichkeiten vergessen, zumal er einen Erfolg vermelden konnte: „Ja, verehrter Vater.“
 

**

Der Krimi ist beendet, die Geschichte geht weiter. Als kleines Dankeschön, dass ihr den mittlerweile 16. Krimi dieser Serie mitverfolgt habt, kommt nun eine kleine Kurzgeschichte über einen (fast) gewöhnlichen Tag im Schloss über Sesshoumaru und Sakura: zwei Kapitel Bonus
 

bye
 

hotep

Sesshoumaru und Sakura 1

Ein fast normaler Tag irgendwo im weiten Westen...
 

Sakura erwachte im Morgengrauen, wie immer durch den Gong, der den menschlichen Dienern im Schloss anzeigte, dass es Zeit wäre. Da sie die dauernde Genehmigung ihres Lehrers besaß, ging sie zunächst hinüber in den Speiseraum der Menschen. Sie besaß den Vorzug, in einer eigenen kleinen Kammer gleich neben Neigis Arbeitsräumen schlafen zu dürfen. Zwar war ihr Raum nur vier Schritte lang und breit, aber er bedeutete unglaublichen Luxus für jemanden, der oft genug selbst von anderen Dienern vor die Tür verbannt worden war. Nun, die Zeiten des Takaeda-Schlosses lagen hinter ihr und sie war jetzt die Schülerin des wohl berühmtesten Heilers des ganzen Landes, noch dazu eines Dämonen. Und sie konnte dem Inu no Taishou ihre Dankbarkeit nur durch Fleiß und Gehorsam zeigen – selbstverständlich auch ihrem Lehrer.

Bei Tee, Reis und Gemüse erfuhr sie, dass die ersten Menschen bereits gehört hatten, dass Lord Sesshoumaru in der Nacht ihrem Lehrer Arbeit verschafft hatte. Anscheinend hatte eine Dämonin es gewagt ihm gegenüber etwas zu offene Reden zu führen – und das mit einigen Krallenspuren auf dem Rücken gebüßt.

„Mich würde ja interessieren,was sie zu ihm sagte,“ meinte ein Mädchen in ihrem Alter: „Der Herr erfuhr davon, aber es heißt, Lord Sesshoumaru war nur äußerst kurz bei ihm – er scheint ihm Recht gegeben zu haben.“

Oh oh, dachte Sakura: da wäre es wohl für alle besser, heute dem Hundeprinzen aus dem Weg zu gehen. Nicht, dass er seinen Zorn über eine unangebrachte Äußerung einfach an anderen auslassen würde, er strafte nie ohne Grund, ebenso wie er nie ohne Ursache tötete, aber beide waren meist nicht schwer zu finden, wenn er in entsprechender Laune war. Überdies sollte sie sich beeilen, denn je nach Verletzung war ihr Lehrer noch mit der Dämonin beschäftigt, während langsam die ersten menschlichen Patienten eintreffen würden. Die Sonne war bereits aufgegangen.
 

So eilte sie an den ersten wartenden Menschen vorbei und verneigte sich höflich vor ihrem Lehrer, der im hinteren Raum, in dem gewöhnlich Zutaten vorbereitet wurden, noch neben einer auf dem Bauch liegenden Dämonin kniete, nun aber aufsah: „Guten Morgen, meine Schülerin. Bleibe ein wenig hier bei ihr, während ich die Patienten betreue. Ich nehme an, Sayo möchte mit dir reden.“

„Ja, sensei,“ erwiderte Sakura nur, ohne ihre Überraschung zu zeigen. Was wollte denn die Dämonin noch von ihr? Der alte Heiler hatte sie bereits gut versorgt und die dämonischen Selbstheilungskräfte sorgten dafür, dass sich die Krallenspuren bereits wieder schlossen. So ließ sie sich neben der Hundedämonin nieder. Diese hatte lange, schwarze Haare, ungewöhnlich.

Sayo sah seitwärts: „Du bist Sakura. Neigi sagte mir, dass du in der Nähe Lord Sesshoumarus überleben kannst, andere sagten mir direkt, dass du seine Geliebte bist.“ Das war wohlmöglich das Bitterste an dieser gesamten unerträglich peinlichen Lage.

Ach du liebe Güte. Was sollte das denn werden? Wollte diese Sayo etwa....? Da war es besser diplomatisch zu antworten: „Mein Lehrer hat Recht. Solange ich keinen schweren Fehler begehe.“

„Also hat er dich auch schon bestraft.“ Das war dann doch etwas beruhigend.

„Selbstverständlich. Herren schätzen keine Diener, die Fehler begehen.“ Sakura kam sich vor, als ob sie auf sehr dünnem Eis wandelte.

Sayo musterte das Mädchen neben sich. Was konnte sie denn dem Hundeprinzen bieten, dass eine so starke und schöne Dämonin wie sie nicht konnte? Sie stellte die Frage laut.

„Ich...ich weiß nicht...“ war das Einzige, das die Heilerschülerin darauf antwortete. Das wurde ja immer schlimmer. Und ihrer Beteuerung, das seien falsche Gerüchte, würde die Dämonin kaum Gehör schenken.

„Dann sage mir, was ich für einen Fehler gemacht habe.“

„Das...das weiß ich doch nicht....“ War sie etwa Hellseherin?

„Ich habe nichts weiter getan, als ihn durchaus höflich darauf aufmerksam zu machen, dass ich eine schöne Frau und recht starke Dämonin bin und über eine Nacht mit ihm erfreut wäre. Wo liegt da der Fehler? Er sollte solche Avancen öfter bekommen.“

„Ihr lebt nicht hier, nicht wahr? - Lord Sesshoumaru...“ Die junge Heilerin überlegte, wie sie das beantworten sollte, ohne auf seine seltenen offenen Bemerkungen ihr gegenüber einzugehen. Ein solcher Verrat an ihm würde gewiss den Tod nach sich ziehen: „Er schätzt es in keiner Weise, wenn ihm jemand auch nur vorschlägt, was er zu tun oder zu lassen hat.“ Und derartige Avancen zweimal nicht, aber das durfte sie nicht erwähnen.

„Arroganter Bengel,“ murmelte Sayo.

„Und für eine derartige Bemerkung würde er Euch Izanami aufhalsen,“ entkam es Sakura prompt. Also der Totengöttin.

Die Hundedämonin schwieg lieber. Genau das hatte sie auf seinen Korb hin, zugegeben gekränkt, gesagt – und ein Klauenhieb war die prompte Strafe dafür gewesen. Anscheinend war er jedoch für seine Verhältnisse noch glimpflich mit ihr umgegangen. War es das gewesen, was Neigi ihr durch dieses Menschenmädchen hatte sagen wollen? Immerhin wäre dann auch eine Beschwerde bei dem Herrn der Hunde sinnlos. Es half wohl nichts, ihre Hoffnung, die sie mit dieser Reise verbunden hatte, war hinfällig. „Du kannst gehen.“

Sakura gehorchte, etwas verwirrt, dass Sayo nicht auf ihre etwas patzige Antwort handgreiflich geworden war. Aber womöglich wollte diese auch nur keinen erneuten Zusammenstoß mit dem Hundeprinzen. Immerhin hatte sie auch von den Gerüchten gehört....Und so bedauerlich es auch manchmal war – ab und an war das für sie ein echter Schutz vor Dämonen.

So ging sie hinaus zu ihrem Lehrer und verneigte sich höflich: „Darf ich Euch helfen?“

„Oh, ja, du kannst noch in den Wald gehen und nach Bärlauch suchen. In einem Dorf scheint eine ansteckende Krankheit ausgebrochen zu sein, und wir werden in den nächsten Tagen einiges mehr davon brauchen als im Garten wächst. Denke nur daran, dass du ein Blatt zerreibst, ehe du ihn pflückst. Der knoblauchartige Geruch unterscheidet ihn von Maiglöckchen und Herbstzeitlosen, die beide giftig sind.“ Während der Bärlauch gerade bei ansteckenden Krankheiten heilende Wirkung für Menschen besaß: „Nimm einen größeren Korb mit. Wenn du wieder hier bist, wasche die Pflanzen gründlich ab und koche sie kurz in heißem Wasser.“

„Ja.“ Sie erhob sich, ein wenig stolz darauf, dass er sie allein lossandte. Das hatte er in ihrem ersten Jahr nie getan. Anscheinend vertraute er ihr nun, dass sie wusste, wo sie im lichten Wald an feuchten Stellen Bärlauch finden konnte. Und die kleine Ermahnung in Punkto Giftpflanzen, nun, das war schließlich auch seine Aufgabe als ihr Lehrer und durchaus freundlich gesagt gewesen.
 

Es war nicht gerade die beste Bärlauchzeit und Sakura benötigte einige Stunden, ehe sie den großen Korb voll gepflückt hatte. Die Sonne stand nun hoch am Himmel und es wurde warm. So beschloss sie, eine kurze Pause im Schatten zu machen, ehe sie ihre schwere Last zum Schloss zurücktrug. Auch da würde sie wohl einmal absetzen müssen, aber Neigi war stets so freundlich, diese menschliche Schwäche zu tolerieren und sie nie zu tadeln, gleich, wie viel Zeit sie benötigte. Sie gab allerdings auch zu, dass sie nicht mehr Pausen als wirklich notwendig machte. Die gewisse Übung, die sie in dem doch manchmal recht gefährlichen Umgang mit Lord Sesshoumaru erhalten hatte, machte sich da bemerkbar, obwohl ihr Lehrer sie nie schlug oder anders bestrafte. Er wies sie auf Fehler hin, lobte, wenn sie etwas richtig machte – im Verhältnis zum Takaeda-Schloss oder auch Lord Sesshoumaru fühlte sie sich bei ihm wirklich gut aufgehoben. Sie setzte sich unter einen Baum und betrachtete einfach den Wald vor sich, hörte die Vögel singen und begann zu träumen.
 

Sie schrak zusammen, als sie zwischen den hier lichten Bäumen drei Männer auf sich zukommen sah. Drei Männer? Drei Dämonen. Sie starrte sie an. Statt Haaren und einem halben Gesicht waren sie dort mit einer schwarzen, lederartigen Schicht bedeckt, die alles verhüllte. Nur die Augen stachen förmlich heraus. Die Mundpartie und der Rest der Körpers wirkten dagegen menschlich. Nun, fast. Sie erkannte auf den zweiten Blick, dass sich zwischen Armen und Körper Flughäute befanden. Das mussten Fledermausdämonen sein. Für diese mochte ein Menschenmädchen eher ein Appetithappen sein.

Sie blieben auch stehen. „Was für eine nette Überraschung,“ sagte der Vorderste: „Gleich in mehrfacher Hinsicht.“

Sakura stand unwillkürlich auf, auch, wenn sie wusste, dass sie vor Dämonen nicht fliehen konnte. Ihre einzige Chance war, dass ein patrouillierender Krieger des Schlosses zufällig vorbeikam und diesen unerwünschten Besuch witterte.

Zwei der Fledermausdämonen schossen auf die Heilerschülerin zu und packten ihre Handgelenke. Sakura erstarrte. Die Berührung war kalt und unangenehm, aber sie fürchtete sich noch viel mehr vor dem, was kommen mochte. Sollte sie um Hilfe rufen? Aber das Schloss war zwar nicht zu weit weg – jedoch weit genug, dass selbst Dämonen sie nicht hören würden. So verlegte sie sich auf Reden: „Was soll das?“ erkundigte sie sich daher: „Ihr habt nicht das Recht mich zu überfallen. Ich gehöre zum Haushalt des mächtigen Inu no Taishou.“

„Oh,“ meinte der Wortführer: „Das klingt ja noch besser. Rufe ihn doch....Niedlich, wie du aussiehst, kleine Heilerin. Ich denke, wir werden dich nicht fressen, nun, nicht gleich. Erst einmal werden wir anders unseren Spaß haben.“

Das klang nicht gut und Sakura versuchte sich in jäher Panik zu befreien, vergeblich. Ohne jede Mühe brachten die beiden Dämonen sie zu Boden, hielten noch immer ihre Arme fest, während der Anführer sie amüsiert betrachtet.

„Feuer hast du, Mensch. Mal sehen, wie es dir das gefällt....- Haltet sie so.“ Er ließ sich auf ein Knie neben dem Mädchen nieder und legte ohne Zögern eine Hand um ihre Brust. Für einen Moment betrachtete er ihr erschrecktes Gesicht, ehe er seine Klauen in sie presste.

Sakura konnte ihren Aufschrei nicht unterdrücken. Sie versuchte wieder loszukommen, erntete aber nur ein Lächeln des Anführers:

„Hitzig? Warte nur...“

Erneut ließ er seine Krallen diesmal kreuz und quer über ihren Oberkörper fahren, was sie nur mehr schreien ließ, ehe er aufstand: „Dein Blut riecht köstlich und du schreist wirklich herrlich. Ich denke, wir werden dich lebendig auffressen. Natürlich erst, nachdem wir unseren Spaß hatten.“

Sie versuchte sich verzweifelt zu befreien, nach ihm zu treten, aber das war sinnlos. Kein Mensch hatte auch nur gegen einen Dämon eine Chance, wie viel weniger gegen drei. Sie konnte nicht einmal verhindern, dass sich der Anführer zwischen ihren Beinen niederkniete und langsam, mit einem, wie sie fand, widerlichen Grinsen ihren Kimono emporschob, ehe er an seiner Hose nestelte.
 

Sakura erkannte nur etwas wie ein grünes Leuchten vor ihren Augen, noch ehe sie begriff, dass sie diese dünne, funkelnde Schnur schon einmal durch die Luft hatte fliegen sehen. Dort, wo eben noch rechts und links von ihr zwei Dämonen gekniet und sie festgehalten hatten, war nun nichts mehr, außer zwei rauchenden, schwarzen Flecken auf dem Waldboden. Nur das warme Blut, das über ihre Ärmel, ihren Kimono gespritzt war, zeugte noch von ihnen. Sie wusste, was die Ursache gewesen sein musste, und sah mit einer seltsamen Mischung aus Erleichterung und Würgereiz seitwärts. Dort stand Lord Sesshoumaru.

Der Anführer sprang auf: „Das ist meine Beute!“

Der Hundeprinz sparte sich jedes Wort. Der einzige Grund, warum dieser jämmerliche Abschaum noch in der Lage war derart dumme Bemerkungen zu machen, war die Tatsache, dass er selbst Sakura nicht hatte verletzen wollen. Er hob die Hand, um erneut die Schnur aus Dämonenenergie fliegen zu lassen.
 

Das Menschenmädchen erhob sich vorsichtig. Sie war nicht sicher, was sie empfand. Natürlich war sie ungemein erleichtert, aber Tränen stiegen in ihr auf. Die überstandene Angst, der Schreck, die Überreste der Dämonen auf dem Boden....Sie bemühte sich nicht hinzusehen, als sie mit dem Korb zu dem Hundeprinzen hastete und sich vor ihm niederkniete, ehe sie trotz aller angelernten Selbstbeherrschung zu weinen begann.

Sesshoumaru bemerkte es irritiert, erkundigte sich jedoch nur: „Warum hast du ihnen nicht gesagt, dass du meinem verehrten Vater gehörst?“

„Das...das habe ich, Lord Sesshoumaru,“ beteuerte sie sofort unter Tränen: „Aber das schien sie nur noch mehr zu freuen....“

Der junge Hundedämon verengte die Augen, befahl allerdings: „Komm.“

Als sie das Schloss erreichten, ließ er das noch immer etwas verstörte Mädchen zu seinem Lehrer gehen, ehe er selbst seinem Vater Bericht erstattete.
 

Der alte Heiler war leicht überrascht, als er seine Schülerin mit dem Prinzen aus dem Wald kommen sah, zwar den gefüllten Korb dabei, außerdem jedoch große Blutflecke auf ihrem zerrissenen Kimono. Nun, nach der Szene mit Sayo heute Nacht war davon auszugehen gewesen, dass sich Seine Lordschaft in mörderischer Stimmung befand.

Neigi wusste jedoch genug von Menschen, um Sakura sich ausziehen und das Dämonenblut abwaschen zu lassen, ehe er sie anwies, sich hinzulegen und sie mit einem Tuch bedeckte. Erst danach tupfte er die Krallenspuren auf ihrem Oberkörper ab um sie zu desinfizieren, während seine Schülerin von dem Überfall berichtete, noch immer ein Zittern in der Stimme.

Neigi verriet wohlweislich nicht, dass er zuerst unwillkürlich angenommen hatte, Lord Sesshoumaru sei der Urheber, sondern meinte nur: „Dann war es gut, dass der junge Herr zufällig vorbeikam, wohl nach seiner Meditationsübung.“

„Ja...“ Nur, warum war sie noch immer so geschockt? Weil er bewiesen hatte, dass er seinen Namen zu Recht trug? Der vollendet tötet? Er hatte ohne jedes Zögern oder auch nur Mühe die Drei umgebracht und sie damit gerettet. Nein, das war es nicht, Es war eher das Wie...oder nicht einmal das. Sie wusste es nicht.

„Es war nicht das erste Mal, dass du den Tod gesehen hast,“ meinte der erfahrene Heiler: „Vorsicht, das wird jetzt wehtun. - Aber es ist doch etwas anderes direkt zuzusehen...nicht wahr?“

„Ich..ich glaube, es war einfach das Blut auf mir...“ Das und die Tatsache, wie knapp sie einem grässlichen Schicksal entkommen war.

„Ich werde dich jetzt mit einigen Kräuterpackungen versorgen, dann werden diese Kratzer und Verletzungen bald verschwunden sein...“ Er verneigte sich eilig.

Sakura wandte den Kopf und zog unbewusst die Decke höher über sich. Der Inu no Taishou hatte den Raum betreten – in Rüstung, ein Schwert auf dem Rücken. Sie spürte einen eisigen Schauder über den Rücken laufen, den sie kannte. Er zeigte seine dämonische Energie – sicheres Zeichen, dass er zornig war. Und auch sein Gesicht verhieß nichts Gutes. Zumindest konnte sie annehmen, dass er es nicht auf sie war – oder doch? Ihre instinktive Furcht vor dem mächtigen Raubtier überlagerte sogar ihre Erleichterung von ihrem Lehrer versorgt zu werden. Noch ehe sie sich jedoch aufraffen und hinknien konnte, fragte der Hundefürst knapp:

„Die Verletzungen, Neigi?“

Der Heiler zog seiner Schülerin die Decke etwas hinunter. Sakura war versucht, sich mit den Händen zu schützen, aber ihr war klar, dass das der Herr war, er das Recht hatte – und an ihrem Körper wohl ebenso wenig interessiert wie sein Sohn war. Überdies sollte man mit einem sowieso bereits erzürnten Dämonenfürsten nicht über menschliche Schamgefühle diskutieren, wenn man auch nur einen Funken Selbsterhaltungstrieb besaß.

Der Inu no Taishou wandte sich auch nach einem raschen Blick ab und verließ den Raum.

„Azureus sollte eine sehr gute Begründung und eine noch bessere Entschuldigung haben,“ murmelte Neigi.

Sakura war überrascht. Neugier ließ sie dennoch fragen „Verzeiht, sensei – Azureus?“

„Er ist der Herr der Fledermausdämonen, in den nördlichen Bergen. Und er hat sich dem Herrn unterworfen. Er sollte wissen, dass dieser es nicht schätzt, wenn Mitglieder seines Haushaltes überfallen werden, geschweige denn in der Nähe seines Schlosses.“

„Er...der Herr geht allein dorthin?“ Gegen bestimmt viele Dämonen?

„Nein. Soweit ich die Energie spüre, begleitet ihn Lord Sesshoumaru.“

„Aber...gegen alle...?“ Sakura fühlte unwillkürliche Besorgnis um ihre beiden Herren. Sicher, sie waren stark, aber gegen eine sichere Übermacht...?

Neigi lächelte etwas: „Du hast das Schwert des Herrn gesehen. Es stammt angeblich aus der Hölle und ich mag es glauben. Wenn er mit aller Kraft damit zuschlägt, bleibt in weitem Umkreis nichts, was einen Heiler noch interessieren könnte. Azureus weiß das. - Und Lord Sesshoumaru trägt seinen Namen nicht zu Unrecht.“ Nein, das war kein Besuch, auf den sich der Fledermausdämon freuen konnte: „So. Nun lass uns dich fertig behandeln, meine Schülerin, danach bleibst du hier liegen und erholst dich etwas. Ich nehme an, dass du morgen wieder arbeitsfähig bist. Sollten die Krallenspuren jedoch schmerzen, werde ich dich erneut behandeln und danach dir nur ein Buch geben, in dem du die Pflanzen bestimmen lernst.“

„Danke, mein verehrter Lehrer.“
 

***
 

Nein, Azureus sollte sich nicht freuen.

Und Sakura hat ein überraschendes Erlebnis.
 

bye
 

hotep

Sesshoumaru und Sakura 2

In einer weiten Grotte in den nördlichen Bergen lehnte Azureus, der Herr der um ihn stehenden Fledermausdämonen, nachlässig auf einem steinernen Thron, und wartete auf den nahen Sonnenuntergang, als er draußen jemanden äußerst nachdrücklich sagen hörte: „Aus dem Weg!“

Eine Sekunde später sah er seine vier Wachen, die bislang vor der Höhle gestanden hatten, buchstäblich auf sich zufliegen. Sie prallten hart auf den Boden, bewegten sich allerdings, lebten also noch. Erschreckt spürte er jetzt auch die Energien, die sich da unverhofft vor ihm befanden, und sprang auf. Seine Leute legten unwillkürlich die Hände an die Schwerter. Wer wagte es...?

Der Inu no Taishou und sein Sohn betraten die Grotte gelassen, als seien hier nicht an die fünfzig bewaffnete Fledermausdämonen versammelt – und Azureus wusste, dass sie sich das leisten konnten. Allein, wie sich die beiden Fellteile des Herrn der Hunde und die Boa seines Erben unter deren eigener Energie bewegten...

So verneigte er sich eilig tief, noch während er aufsprang: „Welch unangemeldeter Besuch.....Ich meine, welche Ehre...edler Herr...“ Es erging ihm wie jemanden, der Briefe sehr gern hat – aber nicht eingeschrieben und von seinem Arbeitgeber.

„Lassen wir die Spielchen, Azureus,“ meinte der Herr der Hunde kalt: „Ich vermute, dir ist inzwischen aufgefallen, dass du drei Krieger weniger hast?“

„Äh....nein....?“ Mist, was war denn da passiert? „Ich meine, ich habe nur drei Krieger ausgesandt, eine neue Höhle weiter im Süden zu finden. Es wird hier doch etwas eng....“

„Du hättest ihnen sagen sollen, wie sie sich zu benehmen haben. Mein Sohn hat sie getötet, als sie ein Mitglied meines Haushaltes überfielen.“

Azureus warf einen raschen Blick auf den jungen Hundedämon. Drei Krieger hatte dieser umgebracht und trug noch nicht einmal ein Schwert? Der sah eigentlich nicht so schlimm aus, aber er hatte schon gehört, dass das ein kaltblütiger Killer sei. So sagte er ehrlich: „Ich kann Euch nur versichern, dass sie dazu keinerlei Auftrag hatten.“ Vollidioten, ergänzte er in Gedanken. Oder wollten die etwa sterben? Der Anführer der Hunde neigte bedauerlicherweise dazu, Leute, gleich, ob Menschen oder Dämonen, die zu ihm gehörten, zu beschützen. Nicht bedauerlicherweise, korrigierte er sich. Der Kerl würde auch ihn und sein Volk schützen – der Grund, warum er sich ihm unterworfen hatte. Wieso hatten diese drei Trottel das nicht beachtet: „Ich vermute, dass sie bedauerlicherweise nicht erkannten, dass es sich um ein Mitglied Eures Haushaltes handelte. Wohl einen Menschen?“ Nicht einmal der hirnrissigste Fledermausdämon würde doch einen Hundekrieger überfallen.

„Es wurde ihnen gesagt.“ Der Frost klirrte in der Stimme.

Ach du liebe Güte: „Ich...ich bedauere, dass sie solche Idioten waren.....mein verehrter Herr.“ Besorgt betrachtete der Fledermausdämon die Hände des Hundefürsten. Wenn der zu seinem Schwert griff...oh, er hatte durchaus schon davon gehört, dass sich dann die Hölle öffnen würde. Und, dass das noch eher eine Untertreibung war.

Zwei Paar fast goldfarbene Augen blickten auf ihn und seine Krieger und Kriegerinnen, ehe der Inu no Taishou langsam ergänzte: „Als meine Heilerin ihnen sagte, dass sie mir gehöre, erwiesen sie sich anscheinend als durchaus erfreut, gerade sie missbrauchen zu können.“

Azureus hatte bis zu diesem Moment nicht gewusst, wie eiskalt sich Todesangst anfühlte. Heilerin? Also war das nicht Neigi sondern dessen menschliche Schülerin gewesen. Und jeder in weitem Umkreis hatte doch wohl schon davon gehört, dass da Lord Sesshoumaru die Hand drauf hatte. Diese hirnlosen....ihm fiel kein Schimpfwort ein, das seiner Erkenntnis über seine, wohl durchaus zu Recht aus dem Leben geschiedenen, Männer Ausdruck verliehen hätte. Schlimm genug, dass sie ein Mitglied des Haushaltes des Inu no Taishou überfallen hatten – was diesen offenkundig verärgert hatte und in aller Regel den Tod nach sich zog - nein, sie mussten sich für einen derart dämlichen Plan auch noch die Geliebte des Hundeprinzen aussuchen. Kein Wunder, dass der sofort alle drei getötet hatte, und wohl auch noch rechtzeitig, denn ansonsten würde hier kaum mehr einer seines Stammes leben. „Ich kann Euch nur meine untertänige Entschuldigung anbieten, Herr der Hunde, und Euch nochmals versichern, dass das ohne mein Wissen oder gar meine Einwilligung geschehen ist. Und, dass, das muss ich zugeben, es mir schleierhaft ist, wie drei erfahrene Fledermäuse derart auf einen Menschen reagieren können.....“ Ups, falsche Aussage, denn das würde ja bedeuten, dass auch Lord Sesshoumaru bei diesem Menschenmädchen eigenartig reagierte: „Ich meine, wenn sie ihnen schon sagte....“ Wie hatte sein Berater gesagt: bei den Hunden war man gut aufgehoben, wenn man nach ihren Spielregeln spielte. Aber gerade in Bezug auf Lord Sesshoumaru existierten angeblich nur zwei Regeln: du kannst Fehler machen – aber es gibt keine zweite Chance. Zum Glück schien zumindest der Inu no Taishou noch seine Entschuldigungen anhören zu wollen: „Ich bedauere dieses Verbrechen wirklich...“

Dieser musterte noch einmal die anderen Fledermäuse, die mit einer seltsamen Mischung aus Kampfbereitschaft und Besorgnis zurückblickten: „Nun, Azureus, ich werde einmal davon ausgehen, dass dein Volk ausgerechnet die drei Dümmsten aussandte, um sich eine neue Höhle zu suchen.“

„Ja, Herr, davon könnt Ihr ausgehen, auch, wenn ich sie leider nicht für so dumm hielt,“ beteuerte der Herr der Fledermäuse unverzüglich, in der festen Absicht, seinen nächsten Boten klare Verhaltensmaßregeln mehr als deutlich ans Herz zu legen: „Wir suchen eine neue Höhle für einen Teil von uns, womöglich am Meer....“ Und vielleicht würde der neue Bannkreis, den seine Tochter schaffen konnte, sogar Hunde abhalten. Aber bis das nicht sicher war, sollte man eher vorsichtig sein. „Wir...keine Fledermaus hat doch Interesse daran, sich mit Euren Schützlingen anzulegen.“

„Das sollte auch nicht passieren, Azureus.“ Der Hundefürst klang sanft: „Wirklich nicht.“

Er wandte sich um und ging, gefolgt von seinem Sohn, es den Fledermäusen überlassend, erleichtert zu Boden zu sinken.
 

„Ihr habt ihn nicht getötet, verehrter Vater.“

„Wenn ich jeden Idioten unter meinen Gefolgsleuten beim ersten Fehler töten würde, hätte ich bald keine mehr.“ Der Herr der Hunde sah seitwärts: „Und Azureus weiß diese Warnung und Nachsicht zu schätzen. Er wird darauf verzichten, seine drei Krieger rächen zu wollen, Sesshoumaru. Natürlich würdest du mit Anschlägen fertig werden,“ ergänzte er, da er seinen Sohn kannte: „Aber es wäre lästig.“

„In der Tat, verehrter Vater.“

„Was mich interessiert: du hast meditierst doch gewöhnlich auf den Klippen von Seiun – das liegt im Norden, Sakura wurde jedoch im Westen überfallen....?“

Das hatte kommen müssen. Etwas unwillig antwortete der Hundeprinz allerdings gehorsam: „Ich hörte ihre Schreie und witterte ihr Blut.“

Der Inu no Taishou verbarg sein Schmunzeln wohlweislich: „Das war ihr Glück. Und das von Azureus.“ Das war sicher an der Grenze der Witterungsfähigkeit. Da musste jemand äußerst schnell gewesen sein. Wie hatte sein Sohn einmal behauptet: er würde nie jemanden beschützen? Nun, wenn das sein Nicht-Schutz war, mochten die Götter dem Angreifer helfen, der einen seiner Schützlinge attackierte. Aber es war wohl besser, dazu zu schweigen. Hoffentlich würde sich diese Anlage Sesshoumarus auch weiterhin durchsetzen. Er fragte sich nur langsam wirklich, was eigentlich das Ziel im Leben seines Erben war – Stärke und Macht konnten doch nicht alles sein. Nun, er würde ja noch einige Zeit unter seiner Erziehung leben, da konnte man noch einiges verändern. Zumindest hoffte der Hundefürst das schwer.
 

Sakura lag in der hinteren Kammer ihres Lehrers, wo heute früh noch Sayo versorgt worden war. Die Hundedämonin hatte es vorgezogen, so rasch es ging abzureisen, etwas, was ihr die Heilerschülerin kaum verdenken konnte. Sie hätte sich gern in ihre eigenen kleinen vier Wände zurückgezogen, aber Neigi hatte sie angewiesen, hier zu bleiben. Anscheinend fürchtete er, dass die Krallen des Fledermausdämons mit Gift versehen gewesen waren und wollte sicher gehen. Ihr war auch seltsam heiß und immer wieder schien ihr Herz zu rasen. Gift oder doch nur die Nachwirkung des Schreckens? Es war jedenfalls sehr freundlich von ihrem Lehrer so besorgt um sie zu sein.
 

Sie musste eingeschlafen sein, denn sie hatte ihn nicht kommen sehen. Was tat denn Lord Sesshoumaru bei ihr? Ohne weitere Nachfragen ließ er sich neben ihr nieder und schlug die Decke zurück, um die Verletzungen zu betrachten. Nun ja, Höflichkeit oder gar Rücksichtnahme gegenüber einer menschlichen Dienerin war von ihm auch nicht zu erwarten. Immerhin hatte er sie gerettet – sie schuldete ihm jetzt schon zwei Mal ihr Leben. Da war ein wenig Schamgefühl ein geringer Preis.

Aber sie verkrampfte in einer seltsamen Mischung aus Überraschung und Sehnsucht ihre Hände in der Decke, als seine Finger wie selbstverständlich sanft über die Verletzungen strichen, in immer kühner werdender Zärtlichkeit. Unfähig, auch nur ein Wort der Abwehr zu sagen, schloss sie die Augen und wandte den Kopf beiseite, die eigenartige neue Hitze genießend, die in ihr aufstieg und ihren Puls in die Höhe schnellen ließ.

Da waren Finger an ihrer Wange, sie behutsam streichelnd: „Sakura....“
 

Sie konnte nicht anders, als die Augen aufzureißen und in die des Dämons über sich zu starren.
 

„Entschuldige,“ meinte Neigi: „Du hast so unruhig geschlafen, dass ich dich wecken wollte. Ich selbst weiß nicht, wie das ist, aber menschliche Alpträume sollen nicht sehr schön sein.“

„Ja, danke, sensei....“ brachte sie irgendwie hervor und presste ihre Hand an ihr rasendes Herz, entsetzt darüber, was er in ihren Gedanken hätte lesen können.

Er erhob sich: „Das sind sicher die Nachwirkungen des Überfalls, des Schocks. Ich denke, du arbeitest erst übermorgen wieder. Erhole dich ein wenig. Ich werde den Herrn bitten dir freizugeben.“

„Danke. - Ist er schon wieder hier?“

„Natürlich. Wie lange, glaubst du, braucht er, um ein paar Fledermäuse zur Ordnung zu rufen? Soweit ich hörte, leben sowohl Azureus als auch seine Gefolgsleute noch. Er scheint nichts von dem Übergriff geahnt zu haben.“ Er ging wieder nach vorne.

Sakura holte tief Atem, noch immer bemüht, sich zu beruhigen. Nur ein Traum. Es war nur ein Traum gewesen, und doch hatten ihre Sinne, ihr Körper darauf so reagiert. Der erfahrene Heiler hatte sicher Recht. Der Überfall musste sie doch so erschreckt haben, dass ihre gewöhnliche Selbstbeherrschung Schaden davon getragen hatte. Nicht auszudenken, wenn ihr ein solcher Traum in Anwesenheit Seiner Lordschaft unterlief, womöglich noch mit seinem Namen. Neigi-sama schien entweder wirklich an einen Alptraum zu glauben oder hatte erfolgreich so getan, um sie zu schützen.

Sie schalt sich selbst dumm. Warum hatte sie nicht bemerkt, dass es ein Traum war? Natürlich würde sich der Hundeprinz nicht selbst ein Bild von ihren Verletzungen machen wollen – höchstens, um zu sehen, ob sie für eine ihm anbefohlene Ermittlung tauglich wäre -, geschweige denn sie berühren.

„Sakura.“ Ihr Lehrer kam noch einmal herein: „Ich werde dir jemanden mit Nahrung schicken, vor allem solltest du genügend trinken. Ich gehe zum Inu no Taishou auf eine Partie Go.“

„Danke, sensei. Und viel Glück,“ murmelte sie höflich, froh, dass er ging. Nicht, dass sie noch einmal solch einen sinnverwirrenden und doch sinnlosen Traum hatte. Ein zweites Mal würde Neigi-sama kaum an einen Alptraum glauben.
 

Nur kurz darauf kam ein junger Diener mit Tee und einer Schüssel Reis und Gemüse: „Hier, wie es Neigi-sama sagte.“ Er setzte seine Last neben Sakura ab, einen neugierigen Blick auf sie werfend: „Du bist verletzt? - Nun ja, du hättest dir denken können, dass es günstiger wäre, aus der Reichweite Seiner Eisigkeit zu bleiben.“

„Dämonen haben mich im Wald überfallen, Ryu“ protestierte sie prompt, unwillkürlich die Decke an sich drückend: „Und Lord Sesshoumaru hat mich gerettet.“

„Natürlich, das musst du sagen.“ Er stand neben ihr: „Ehe er noch gröber wird. Ich muss allerdings zugeben, dass du so einen recht reizvollen Anblick bietest. Die Haare zerzaust, anscheinend unbekleidet...“

Sie entsann sich nur zu gut der Fledermausdämonen und deren Absichten und konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen stiegen: „Nicht....“ war alles, was sie in jäher Panik hervorbrachte, einer Angst, die sie selbst nicht verstand.

Ryu war tatsächlich für einen Augenblick irritiert, dass sein Kompliment auf gar so wenig Gegenliebe zu stoßen schien, als er das Gefühl hatte, durch die Luft zu fliegen. Als er wieder dachte, hing er im Griff Seiner Lordschaft, der ihn mühelos gegen einen Holzbalken der Wand drückte. Wo auch immer der junge Herr hergekommen war. Der Menschenmann wusste allerdings nur zu gut um die Tatsache, dass Sakura als Geliebte des Prinzen galt – und dass dieser es in keinster Weise schätzte, wenn sich andere mit seinem Eigentum beschäftigten. Dieses Missverständnis musste er schleunigst bereinigen – sein Leben hing davon ab.

„Lord Sesshoumaru,“ würgte er noch hervor - zu mehr war er nicht in der Lage. Die Finger um seine Kehle drosselten ihn erbarmungslos, bewusst langsam.

Sakura, die ebenso wie Ryu von dem Besucher vollkommen überrascht worden war, beeilte sich, sich wenigstens auf den Bauch zu drehen, sorgsam unter der Decke bleibend. Formell hinknien konnte sie sich in Gegenwart zweier junger Männer ja so kaum: „Ich...bitte, Lord Sesshoumaru, Neigi-sama sandte ihn, um mir Nahrung zu bringen,“ erklärte sie hastig.

Warum weinte sie dann? Aber der Hundedämon gab sein Opfer frei. Immerhin war das ein Diener seines Vaters und der schätzte es nicht, sie zu verlieren. Womöglich waren die Tränen nur gewöhnlich törichtes menschliches Verhalten. Gelogen war es jedenfalls nicht.

Ryu fiel zu Boden, weniger aus Höflichkeit, als weil er mühsam nach Luft rang. Immerhin hatte Sakura ein gutes Wort für ihn eingelegt – und der Prinz auf sie gehört. Noch einen Beweis, dass die beiden eng vertraut waren, brauchte niemand. Allerdings war auch deutlich, dass es die Heilerschülerin nicht wagte, sich Freiheiten herauszunehmen. Er selbst konnte jedenfalls froh sein, mit dem Leben davongekommen zu sein.

Sakura war mehr als verwirrt von dem plötzlichen Besuch des Hundeprinzen, dem Traum, den sie zuvor gehabt hatte, und jetzt dieser Szene. Aber ihr war klar, dass sie zu schweigen hatte. Er tat, was er wollte, und niemand außer seinen Eltern hatte darüber ein Wort zu verlieren. Sie wusste jedoch, sie würde dieses Erlebnis, ebenso wie die Rettung im Wald oder auch den Anblick seines perfekten, unbekleideten Körpers nach dem Bad in dem Schrein verschließen, den sie im Herzen trug – und den nie jemand würde öffnen dürfen und können.

„Geh!“

Das ließ sich Ryu nicht zwei Mal sagen. Sich mühsam aufrappelnd verließ er Neigis Räume.

Sesshoumaru warf einen Blick auf Sakura, ehe er fortfuhr: „Und du iss.“ Sie schien wieder in verfügbarem Zustand zu sein, falls erneut irgendwo ein Mord seiner Aufmerksamkeit bedurfte, entschied er. Und es gelang ihm sich einzureden, dass er nur aus diesem Grund vorbeigekommen war.
 

Dann ging er, ohne sich noch einmal umzudrehen, direkt zu seinem Vater, um Neigi mitzuteilen, dass er das nächste Mal seiner Schülerin gefälligst einen weiblichen Diener senden sollte.

Der Taishou und sein Heiler besaßen genug Selbstbeherrschung, um ihre Heiterkeit erst zu zeigen, nachdem Seine ungewohnt moralisch empörte Lordschaft das Arbeitszimmer wieder verlassen hatte.
 

***
 

Es gibt auf jedes Ereignis verschiedene Sichten....
 

Der neue Sesshoumaru/Sakura Krimi dürfte Mitte bis Ende Januar hochgeladen werden: Geld ist alles Laster Anfang. Danach ist erst einmal ein Krimi aus der Vampirreihe um Lady Sarah dran

Diese beiden stehen schon mal.
 

bye
 

hotep



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Von:  Flecki49
2012-08-15T12:58:55+00:00 15.08.2012 14:58
So genial!
Ich seh es vor mir:
Neigi und der Inu no Taisho in ihr Go-Spiel vertieft. Auftritt euer Lordschaft.
ALs er wieder weg ist, sieht Neigi ihm immer noch verblüfft hinterher, auch sein Vater schmunzelt. Neigi wendet sich dem Fürsten zu: "Ich- war das...?" Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf das gesicht seines Gegenübers: "Ja, wenn meine Nase mir nicht eindeutig gesagt hätte, dass er es gewesen sein muss, hätte ich es auch nicht geglaubt..."
Beide brechen in Lachen aus.

Seine moralisch ungewöhnlich empörte Lordschaft- ich lach mich tot xD Und warum er jetzt vorbeigekommen ist... also, das war ja wohl nur ein Vorwand, oder? Machte er sich etwa Sorgen um sie? Na? Na? Na?

Auch folgende Szene wäre nett gewesen:
Ryu sagt ja, "klar das musst du sagen, bevor er noch gröber wird."
In dem Moment tritt Sesshomaru lautlos ein, bleibt stehen, Sakura sieht ihn, neigt leicht den Kopf, was Ryu leider als verlegenheitsreaktion versteht, und der plappert dann auch munter weiter, sowas wie: "Ja, ich weiß, du darfst nichts sagen, aber weißt du..."
Sie, dazwischen: "Äh, Ryu..."
Er: "...du brauchst es auch nicht so vehement abzustreiten, ich meine, das ist doch eigentlich offensichtlich."
"Nein, Ryu, das stimmt nicht..."
"Ach hör doch auf, so ein attraktives junges Mädchen, da kann doch kein Mann nein sagen..."
Sie: *wird leicht rot, muss aber auch grinsen, da seine Lordschaft eine Augenbraue hebt* "Sowas sollte man nicht zu laut sagen..."
Er: "Ach, hört grad doch eh keiner."
Sie: *verbeißt sich das Lachen* "Das bezweifle ich, da müsste Lord Sesshomaru schon stocktaub sein, wenn er das nicht gehört hätte, er steht nämlich grade zwei Meter hinter dir..."
Er: "Red keinen Blödsinn."
Sie: *schulterzucken* "entweder drehst du dich jetzt um oder wenn du gehst- also ebenfalls jetzt..."

xD Ja ich weiß zu viel fantasie, die ich da habe. Ist deine Geschichte, und so wie es ist, ist es schon sehr gut. Seine moralisch ungewöhnlich empörte Lordschaft... *lach*
Lg, Flecki^^

Von:  Flecki49
2012-08-15T12:19:49+00:00 15.08.2012 14:19
Ach du meine Güte, die arme Hide.
aber das war also wirklich mal nen Unfall. Obwohl ihc den Koch entlassen und den Gehilfen des Gärtners dafür verantwortlich machen würde... Ich mein, eben ein sträußchen Petersilie zu pflücken wird ihn schon nicht umbringen, selbst wenn seine Verlobte schon wartet.. bringt er ihr halt ein kleines Blümchen mit.
Der Koch, nun ja... oke, hat wahrscheinlich keine Ahnung von Giftpflanzen, also... naja... wenn er gut kocht, behält man ihn vllt besser doch...

Sehr schöner Fall, und sie am Ende zu tragen... eigentlich ein Wunder, das er sie nihct schon vor dem Tor wieder hat fallen lassen, aber nein, er trägt sie bis in den Hof... wie äußerst freundlich.
Sakura hat recht: Es ist Ihr Traum, und sie träumt ihn gern. Die Gedanken sind frei, nicht? Zumindest so lange, bis Sesshy sie mal fragt, warum sie grad so glückselig aussieht, woran sie denn gedacht hat?
LG, Flecki^^
Und jetzt der Abspann *freu*
Von:  Yvibel
2011-05-16T17:06:52+00:00 16.05.2011 19:06
Halli Hallo^^

Nach langer Zeit mal wieder ein kleines Kommi von mir, auch wenn der Krimi schon lange zu ende ist. Er hat mir wie immer sehr gut gefallen. Und das es Zusatzkapitel gab fand ich besonders schön.^^ Ich liebe vor allem Hintergrundgeschehen. Die arme Sakura hat mir allerdings auch leid getan. Sowohl bei dem was passiert ist als auch weil sie ihren Traum nicht zu Ende träumen durfte. Und gerade Träume sind doch etwas, das einem niemand weg nehmen kann. Naja...vielleicht hat sie nochmal einen bei dem sie dann ungestört bleibt. Zu wünschen wäre es ihr auf jeden Fall. *g*
Ansonsten habe ich mich natürlich auch fleißig um eine Lösung bemüht bin nur leider wieder nicht vor Ende darauf gekommen. Trotzdem hat mir die Geschichte heute den Abend versüßt und ich hoffe mal es geht noch eine Weile so weiter mit den Kriminalfällen. hehe
Bis zum nächsten Mal!^^

Liebe Grüße
Yvi
Von:  ayakoshino
2011-02-27T00:04:15+00:00 27.02.2011 01:04
Also war der Mord nur ein Versehen gewesen und seine Lordschaft hat seinen Auftrag erfüllt. Allerdings mussten dieses mal beide leiden, der Prinz weil alle Menschen in diesem Schloss verwirrende Gefühle und Beziehungen hatten und Sakura weil sie wiedermal der Neugierde Sesshomarus ausgeliefert war.
Die letzten zwei Kapitel fand ich aber auch wirklich gut gelungen! Sesshomaru kann es leugnen oder sich nicht eingestehen so viel er will, er schätzt Sakura wirklich sehr, was das "Nicht-beschützen" schließlich beweist!*g*
Ich bin schon sehr auf den nächsten Krimi gespann! Für den werde ich hoffentlich nicht all zu lange brauchen, aber ab Montag geht ja die Schule wieder los.-.-
Lg ayako
Von:  Cistus
2010-12-17T18:21:21+00:00 17.12.2010 19:21
Gewisse Gedanken bleiben wohl besser unter Verschluss. Aber Sakura kann froh sein einen so "besorgten" Beschützer zu haben. ihr Leben ist schon alleine damit nie langweilig.
Die "Sensation" in dieser Geschichte ist aber eigentlich das Lord Sesshoumaru sich über mangelnde Moral und Anstand beschwert. Ich meine der hat es doch nun wirklich grade nötig. Immerhin hat ein Baumstamm mehr Taktgefühl als Prinz Eisberg. grade wenn es um seine "wissenschaftliche" Neugier über Menschen und Gefühle geht.

mfg
Cistus
Von:  Krylia
2010-12-16T16:38:20+00:00 16.12.2010 17:38
Oh mann, ich würde da nicht lange überleben, denn ich kann ein Grinsen einfach nicht unterdrücken. (Hab's versucht.)

Schöner Ausklang für die FF. Bloß schade, dass es noch so lange bis zum nächsten Krimi dauert.
Nun ja, falls ich nicht mehr dazu komme:

Frohe Weihnachten und glückliches neues Jahr!
Von:  Teilchenzoo
2010-12-16T08:23:41+00:00 16.12.2010 09:23
Also nein, Neigi, kannst du nicht die egeln des Anstands wahren? - Seine moralisch empörte Lordschaft ist wirklich eine Geschichte wert *lol*.
Jaja, er würde sie nie beschützen oder gar völlig sinnfrei bei ihr aufkreuzen, NIE!
*lach*

Aber ein bisschen tut mir Sakura schon Leid. Da wird sie überfallen, steht unter Schock, und dann darf sie nicht mal zu Ende träumen ... geschweige denn, dass es mal mehr als Träume sind. Armes Mädchen. Eine lebenslang unerwiderte Liebe. Aus westlicher moderner Sicht kaum erträglich.

Die Fledermäuse haben noch mal Glück gehabt. Wie gut, dass der Taishou besonnen ist.

lg neko
Von:  Hrafna
2010-12-15T20:41:23+00:00 15.12.2010 21:41
Manchmal ist es wirklich eine Crux mit den lieben Untergebenen, und man ist ja leider verantwortlich, auch, wenn man für deren total dämliches Benehmen nichts kann.
Der Herr der Fledermäuse hatte wohl Glück, trotzdem wirkte es nicht so, als ob er da irgendwie was angezettelt hätte.
Und seine unfähigen Männer ist er so auch los...

Sesshoumaru ist ein schlechter Schwindler - Papi durchschaut ihn ja sowieso auf Anhieb, und sonst hat er wohl wenig Grund, die Wahrheit zu verschweigen.
Genauso das nachsehen, ob Sakura "einsatzbereit" ist. Jaaaa, sicher doch.

So auf Zuruf, ohne groß nachzudenken, hätte ich jetzt aber shcon gedacht, dass man unter Menschen in dieser Zeit darauf geachtet hat, auch auf Dienerebene, dass da kein Kuddelmuddel entsteht und Frauen und Männer nicht allzu oft zueinander kommen (die Ablenkung!) - wahrscheinlich haben die Dämonen nicht nachgedacht, als sie Sakura etwas zu Essen geschickt haben (immerhin haben sie daran gedacht).

Ich hab mich sehr über die beiden Kapitel gefreut!

VG
Von: abgemeldet
2010-12-15T17:51:03+00:00 15.12.2010 18:51
Ja, ja die Sicht der Dinge...

Für Sakuras Psyche dürfte es in nächster Zeit vermutlich besser sein, dass sie mehr mit weiblicher Dienerschaft zu tun hat. Oder auch nicht, immerhin steht der nächste Fall bereits in den Startlöchern und der wird ihr sicher nicht den Gefallen tun sich an ihre Befindlichkeiten anzupassen.

Nachvollziehbar, dass Azureus gern unabhängig wäre, sich auf andere zu verlassen zu müssen, ist nicht immer von Vorteil.

Grüße
Zwiebel
Von: abgemeldet
2010-12-15T15:35:31+00:00 15.12.2010 16:35
Oh man die arme Sakura, Männer sind solche Rüpel.....*kopf schüttel*

Du hast in diesen Kapitel die perfekte Mischung aus allem. Es ist lusig und witzig sogar ein bisschen romantisch, ich finds echt gut^^
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