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Stupidity of the Dead

[Saya x Kōta]
von

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Act1: Evening before the Dead


 


 

»Die Hölle ist überbevölkert. Und Satan schickt seine Toten zu uns auf die Erde.

Warum?

Weil ihr unehelichen Geschlechtsverkehr habt.

Weil ihr ungeborene Kinder tötet.

Weil Männer Unzucht treiben mit Ihresgleichen. Gleichgeschlechtliche Ehen schließen.

-

Wie dachten wir, dass Gott uns richtet?

Ja, Freunde - nun wissen wir es:«

›~♪♫♪~‹

»【Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück.】«*

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Stupidity of the DEAD

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Act1: Evening before the Dead

【- I.】

- Am Abend vor der Apokalypse -
 

»Welcher hirnamputierte Schwachmat hat sich das denn zusammengesponnen?!«
 

Saya griff nach der Fernbedienung und schaltete das Gerät aus. Sie schüttelte den Kopf.

Ein unbekannter Virus bricht von einer Sekunde auf die andere aus, Untote taumeln wie Besoffene durch die Straßen und eine Gruppe unsympathischer Überlebender verbarrikadiert sich in einem Kaufhaus, um sich dort von irgend so einem gottesfanatischen Moralapostel-Nachrichtensprecher das Hirn verrohen zu lassen. Damit wäre schon mal die Hälfte des gesamten Filmes in einem Satz zusammengefasst. Mehr hat dieser stupide Zombiedreck auch gar nicht zu bieten. Immer geschieht dasselbe. Nie lassen sich die Produzenten etwas Neues einfallen. Und das Schlimmste: Manche dieser Filme haben zu allem Übel auch noch ein angedeutetes Happy End. Als ob das bei einer Pandemie solchen Ausmaßes überhaupt möglich wäre. Es ist und bleibt unlogisch sowie niveaulos - bis zu den Credits.
 

Nachdem sich Takagi alle Fakten des Subgenres durch den Kopf hatte gehen lassen, konnte sie nur die Augen rollen, durch die Fernsehzeitung blättern, das Kissen auf ihrem Schoß ungnädig zerknautschen, es wieder auf seiner rechtmäßigen Ecke der Couch platzieren und das Wohnzimmer verlassen. Ihre Eltern waren nicht zu Hause. Es war kurz vor elf. Natürlich war es das. Solcher Schund, welchen erbärmliche Jugendliche ihres Alters heutzutage ›einen guten Film‹ schimpften, war für gewöhnlich nur Teil des Nachtprogramms. Kleine Kinder sollten so etwas nicht zu sehen bekommen. Saya war der Ansicht, dass auch der Rest der Menschheit gut daran täte, seinen Augen zur Abwechslung etwas Geistreiches zu gönnen oder - und das hielt sie für die sinnvollste der gegebenen Alternativen - sich erst gar keinen Fernsehapparat anzuschaffen und stattdessen mit dem guten alten Medium ›Tageszeitung‹ zu begnügen. Aber nein - damit konnte sich der schaulustige Homo sapiens der Gegenwart nicht zufriedengeben. Der eine hielt es für notwendig - der andere wenn nicht gar für überlebenswichtig -, sich mehrmals die Woche dämliche Splatter-Filme reinzuwürgen, in welchen der Tod eines Menschen Hauptelement des Humors darstellt. Ungemein widerwärtig. Einfach nur abstoßend.
 

Saya putzte sich die Zähne, nahm die Kontaktlinsen raus, die sich wieder einmal verschoben hatten, und starrte eine gefühlte halbe Stunde in den Spiegel. In Wahrheit handelte es sich nur um wenige Sekunden, aber das wurde Takagi erst klar, als sie sich in ihr Bett verkroch und einen prüfenden Blick auf die Digitaluhr auf dem Nachttisch warf.

Sie schloss die Augen - und schlief nicht ein. Sie drehte sich auf die Seite, sodass sie einen Blick auf das Fenster werfen konnte. Oder vielmehr auf das, was sich dahinter verbarg. Grünes Gras. Weiße Sterne. Ein schwarzer Nachthimmel. Totenstille. Saya schloss die Augen. Sie lauschte ihrem Herzschlag. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. Sie schluckte und wälzte sich auf den Bauch. Alles war in Ordnung. Dann schlief sie ein. Und als sie aufwachte, dämmerte der Tag…
 

…, an dem alles zu enden begann.
 


 

»Hätte ich zu dem Zeitpunkt gewusst, was auf mich zukäme, hätte ich den Film zu Ende gesehen.«

-:-:-:-:-

【Act1: DEAD】
 

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Hallo!

Das ist das erste Kapitel der ersten deutschen HOTD-FF überhaupt (glaube ich zumindest). ;) Überall, wo ihr ein Sternchen * findet (in dem Chap ist's nur eins), wird auf eine Referenz zu einem Zombiefilm hingewiesen. Deren Benennung findet ihr unten in der Charakterbeschreibung.

Ich hoffe, Saya hat euer Interesse geweckt, hrhr. Bis zum nächsten Kapitel.~
 

Fujouri.

Act2: Lost among the Dead


 


 


 


 

Act2: Lost among the Dead

【V.】

- Fünfter Tag der Apokalypse -
 

»Ist dir eigentlich klar, wie tief wir in der Scheiße stecken? Hä, ist dir das auch nur ansatzweise klar, Fettkloß?! Oder passt das nicht in dein gerade mal mikroskopisch auffindbares Hirn rein?«
 

Saya und Kōta standen - um es so treffend wie nur möglich zu formulieren - mitten in der Pampa. Eine tauüberzogene Wiese erstreckte sich von ihren Füßen aus bis zum Horizont und das Einzige, was die beiden wussten, war, dass sie praktisch verloren waren. Durch einen Angriff der Untoten waren sie von Komuro und dem Rest der Gruppe getrennt worden. In einer verheerenden Situation war Hirano aus dem Jeep gesprungen und hatte sie, Takagi, einfach am Handgelenk gepackt und sich zusammen mit ihr geradewegs ins Verderben gestürzt. Hätte er ihr damit zumindest das Leben gerettet, wäre alles in bester Ordnung gewesen. Aber natürlich war nicht einmal das der Fall - diese halsbrecherische Heldenrettungsaktion blieb völlig unbegründet. Während die beiden von der Böschung gestürzt waren, hatten sie noch beobachten können, wie ihre Freunde den Wagen wieder unter ihre Kontrolle gebracht und die steile Kurve am Abhang gerade so überwunden hatten. Saya und Kōta hatten von Glück reden können, dass das Gras, auf dem sie aufgekommen waren, mehrere Zentimeter hoch und dicht bewachsen war; ansonsten hätten sie einen Sturz aus dieser Höhe niemals unbeschadet überstanden.
 

Und jetzt waren sie hier - sie, Takagi Saya, das sagenumwobene Genie des elften Jahrgangs, und er, Hirano Kōta, der übergewichtige, um nicht zu sagen, fette Stubenhocker alias Bilderbuchwaffenfreak, aus dessen Hirnsubstanz man weniger als aus der einer Fliege herausholen konnte. Sayas Nerven lagen blank, als sie sich ihre Situation vergegenwärtigte.
 

»Aber Ta-Takagi-san, ich bin mir sicher, dass wir die anderen schon wiederfinden werden… oder dass sie uns wiederfinden werden. Busujima-san und der Rest werden uns ganz sicher nicht im Stich lassen…«, sagte Hirano kleinlaut, und Saya konnte nicht überhören, dass er seinen eigenen Worten kaum Glauben schenkte.

»Natürlich werden sie uns nicht im Stich lassen. Komuro ist nicht so einer.« Saya holte tief Luft. »Aber die Frage ist, ob es ihnen überhaupt gelingt, uns zu finden, bevor wir einer von… von denen werden.«

Saya wagte nicht, das Wort zu benutzen, das ihnen Filme und Computerspiele zugeschrieben hatten. Was hier geschah, war alles real. Und sich das bewusst zu machen, gelang nur denjenigen, die über einen klaren Kopf verfügten.
 

»TAKAGI-SAN!«
 

Die Brille rutschte ihr von der Nase, als Saya um sich fuhr. Das erste und Einzige, das sie in diesem Moment realisieren konnte, war der Schuss eines Gewehres, dessen Kugel haarscharf an ihrem Ohr vorbeizog und einen kühlen Luftzug folgen ließ. Gleich darauf sank sie, mit den Knien voran, zu Boden und starrte perplex in Kōtas Gesicht, das von Konzentration und Wahnsinn zugleich geprägt war.

»Takagi-san, ist alles in Ordnung?«, konnte sie ihn fragen hören, doch bevor sie reagierte, tastete sie unbeholfen nach ihrer Brille. Als sie sie fand, wischte sie den Tau von den Gläsern und setzte sie zügig auf. Sie drehte sich um und erblickte einen halbverwesten, jetzt toten Menschen mit sauberem Kopfschuss, direkt durch die faltige Stirn. Nur wenig Blut sickerte aus der schrecklichen Wunde. Saya wandte sich wieder Hirano zu.

»Tze, warum sollte ich auch nicht in Ordnung sein? Das Vieh hat mich nicht einmal berührt. Dein hysterisches Gekreische hättest du dir sparen können. Und außerdem:« Sie stolzierte eine Runde um Kōta herum und musterte ihn abschätzend. »Durch dein Brüllen hast du sicher eine ganze Horde von denen angelockt. Und mit dem Bisschen Munition, das du bei dir hast, werden wir sie nie stoppen können. De facto bedeutet das, wegen dir werden wir beide sterben.«

Takagi sprach die Tatsachen so sachlich wie möglich aus, aber auch sie konnte die Angst nicht vor sich selbst verleugnen. Hirano rückte seine Brille zurecht. Der Zeigefinger, mit dem er das tat, zitterte. Er sah Saya ernsten Blickes in die Augen.

»Ich hab‘ auch noch die Nagelpistole bei mir. Zwar hat sie nicht mehr viel Munition, aber wenn du sie nimmst, kannst du dich auch selbst verteidigen. Es ist besser, wenn wir beide eine Waffe tragen.«

Takagi zog die Augenbraue hoch. Hatte sie sich verhört? Sie sollte sich auf solch ein niederes Niveau herablassen und mit Waffen, die im Alltag nicht mal als Waffe verwendet wurden, wie in einem hirnverbrannten Ego-Shooter herumballern? Ihren Tod so lange hinauszögern, bis die Munition alle war, und dann als fleischiges Dessert hinhalten?

»Niemals!«, fauchte sie Kōta an. »Ich werde ganz bestimmt nicht mit Nägeln auf wiederauferstandene Tote schießen! Das ist und bleibt die Drecksarbeit des Idioten, der die Ideen des Genies umsetzt!«

Hirano entspannte sich wieder etwas. Er schien an etwas ziemlich Absurdes zu denken - alles andere würde sein schelmisches Grinsen nicht erklären.
 

»Wenn wir dein Bein amputieren, könnten wir das Gewehr dran befestigen. Wäre zwar kein Maschinengewehr, aber-«*
 

»Was zum Teufel faselst du da?!« Die Selbstverständlichkeit, die in Kōtas Stimme gelegen hatte, machte Saya nicht nur wütend, sondern beunruhigte sie hinzukommend. Blanke Ironie sprach aus ihr, als sie vorschlug:
 

»Wir können uns natürlich auch das nächstbeste Einkaufszentrum suchen, weil es dort drin ganz sicher keine dieser Bestien geben wird, uns dort einnisten, ein hübsches Restleben genießen, du könntest dir Chips und Süßigkeiten bis zum Umfallen reinpfeifen, noch fetter und unnützer werden, bis auch dort unsere Vorräte ausgehen, wir auf ewig darin gefangen bleiben, weil sich inzwischen Tausende von denen um das Gebäude gescharrt haben - und dann werden wir entweder jämmerlich verhungern oder beim Fluchtversuch draufgehen. Such dir was aus, Hirano!«*
 

Kōtas Augen strahlten auf einmal wie die eines kleinen Kindes an Heiligabend. Breit lächelnd fragte er: »Hast du etwa Dawn of the Dead geguckt?«

»Bitte was?!« Saya stemmte die Hände in die Hüfte. »Pff, natürlich nicht! Ich bin ein Genie, ich weiß alles. So ist das nun mal.«

Takagi würde niemals zugeben, dass sie sich besagten Film über 30 Minuten lang* zu Gemüte geführt und anschließend die Beschreibung in der Fernsehzeitung gelesen hatte.

»Und überhaupt: Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als twenty four seven Ego-Shooter-Spiele zu zocken und dir dummen Splatter-Trash reinzuziehen? Such dir anständige Hobbys, verdammt! Sport wäre ja mal ‘ne Alternative, wenn ich mir dich so ansehe…«

»…ich geh‘ manchmal Paintball spielen, falls du das mit ›Sport‹ meinst.«

»Nein, meine ich nicht«, erklärte Saya mit spitzem Unterton und setzte sich in Bewegung. Kōta trottete ihr hinterher.
 

»Du, Takagi-san?« Inzwischen hatten die beiden einen Weg auf die Straße, auf der sie die anderen verloren hatten, gefunden. »Was sind eigentlich deine Pläne, wenn die… die…« Hirano sah grüblerisch gen Himmel, bis ihm das Fremdwort wieder einfiel, »…Pandemie zu Ende ist? Wenn der ganze Spuk hier vorbei ist?«

»Von was für Plänen sprichst du?«

»Naja, sowas wie…« Kōta schob den Daumen unter die Oberlippe, »Zukunftspläne zum Beispiel. Oder etwas, das du schon immer mal tun wolltest, aber nie die Zeit oder den Mut dazu hattest. Ich würde zum Beispiel gerne Bungee-Jumping ausprobieren. Aber weil ich immer so seltsame Vorstellungen habe, dass das Seil reißt oder sowas, ist es immer nur eine Fantasie geblieben. Und wenn ich mit der Schule fertig bin, möchte ich Polizist werden. Ich kann gut mit Waffen umgehen und ich will Menschen bestrafen, die Unrechtes tun und-«
 

»Dummkopf. Hör dich mal reden.« Saya blieb abrupt stehen und ballte die Fäuste. »Es gibt keine Pläne für die Zukunft. Weil es keine Zukunft gibt. Schau dich doch mal um. Der ganze Planet ist vom Virus betroffen. Bald schon wird es keine Menschen mehr geben. Was du hier siehst, das ist Gegenwart und Zukunft. Und wir wenigen Überlebenden werden niemals etwas daran ändern können. Das hier ist kein Film, sondern die Realität.« Sie presste die Fingernägel in die Handfläche. Es tat weh. Sie biss die Zähne zusammen.

»Pläne sind zwecklos. Mehr als zu überleben ist nicht drin.«*
 

»Du… du hast gerade…« Wieder leuchteten Hiranos Augen. Takagi meinte zu glauben, dass er das, was sie ihm gerade zu erklären versucht hatte, überhaupt nicht verstanden hatte. »Du hast 28 Days Later zitiert, gib’s zu! Kein Mensch würde von allein auf so einen endgeilen Satz kommen!«

Saya wusste nicht, von was der Trottel überhaupt redete. Fest stand jedenfalls, dass er ihr nicht mal richtig zugehört hatte. Den Ernst der Lage weiterhin nicht erfassen konnte. Immer noch zu glauben schien, das Ganze sei ein Videospiel mit Reallife-Grafik im Echtzeit-Modus. Saya griff sich an die Schläfe.

»Erstens: Es waren zwei Sätze, nicht einer - kannst du nicht zählen?! Und zweitens: Ich habe gehofft, dass zumindest die Apokalypse etwas an der Mentalität dummer Menschen ändern würde. Aber ich hab‘ mich getäuscht. Seit den fünf Tagen, in denen dieses Chaos herrscht, bist du exakt derselbe fette, hirnlose, realitätsverleugnende Dummkopf geblieben!«

Sie lief die Straße weiter entlang und machte dabei erstaunlich große Schritte.

»Ich hasse Dummköpfe. Vor allem die, die sich nicht mal bewusst sind, Dummköpfe zu sein. Und was schließen wir daraus?«

Ohne auf eine Entgegnung seitens Kōta zu warten, lieferte sie diesem sogleich die Antwort:
 

»Ich hasse dich, Hirano! ‘Ne andere Wahl lässt du mir ja nicht!«

»Aber Takagi…-san…«
 


 

»Wenn ich an den Tag zurückdenke, an dem alles endete, frage ich mich, ob das, was ich zu Hirano gesagt habe, der Wahrheit entsprochen hat.«

-:-:-:-:-

【Act2: DEAD】


 


 

Act3: Suffering of the Dead


 


 


 


 

Act3: Suffering of the Dead

【I.】

- Der Tag der Apokalypse -
 

Als Takashi in den Klassenraum geplatzt war und Rei mit sich nach draußen gezogen hatte, wusste Saya, dass es für ihn nur diese eine gab. Er hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, auch Takagi zu warnen. Sie mit sich zu nehmen, um sie an seiner Seite zu wissen. Er hatte nur an Rei gedacht. An diese jahrgangsbeste Schnepfe, die die elfte Klasse freiwillig wiederholte, nur um ihrem Schwarm möglichst nahe zu sein. Und dabei handelte es sich nicht einmal um Takashi. Warum hatte er sich also für sie entschieden? Weil er in Sayas Augen ein Dummkopf war? Weil sie ihm wenige Minuten, bevor die Welt untergegangen war, eben das mitten ins Gesicht gesagt hatte?

Aber all das war jetzt belanglos geworden. Die schönen Tage fanden ab heute ihr Ende. Doch warum hatte sie sich selbst bestraft, indem sie ihn auf ihre Seite gezogen und entschieden hatte, die letzten Momente ihres Lebens mit ihm zu verbringen?
 

»Ich habe einen verdammt großen Fehler begangen…«

»Welchen Fehler meinst du?«

»Na, welchen wohl? Dich! Du bist der Fehler! Mit dir überlebe ich doch keine volle Stunde!«

»…das würde ich nicht so sagen.« Hirano zielte auf den Hinterkopf eines Untoten. Es war kaum zu übersehen, dass er geradezu vernarrt in die Aufgabe war, den Biestern den Garaus zu machen. Sein Gesichtsausdruck spiegelte blanken Wahnsinn wider, als er zwei Nägel abfeuerte, welche sich durch den verfaulten Schädel des Untoten bohrten.

»Ich hab‘ mich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt!«

Kōta grinste maliziös. Saya schluckte den Speichel herunter, der sich unter ihrer Zunge angesammelt hatte. Gebannt bestaunte sie den euphorischen Hirano. Dieser wirkte wie verwandelt, wenn er durch das Visier lunzte, das er an der Nagelpistole angebracht hatte.

»J-Ja, okay… ich geb‘ ja zu, du bist ein guter Schütze, aber-«
 

»WAHAHAHAHAHA!!«
 

Takagi zuckte zusammen. Ein irrsinniges Geräusch schallte durch den Gang der Schule. War das ein… Lachen?

»H-Hirano…?«, stammelte Saya und sah ihren Begleiter verängstigt an.

»Das war keiner von ihnen«, versicherte Kōta. »Solche Geräusche können nur von… von Lebenden stammen.«

Auf dieses Stichwort liefen beide los und folgten den Lauten, die sich lärmend durch den Flur zerrten. Der Gang zweigte nach links ab, und Takagi presste sich sofort gegen die Wand, um unbemerkt hinter der Ecke zu erspähen, was sich wenige Meter vor ihr ereignete. Hirano tat es ihr gleich.

»Da sind zwei Schüler«, flüsterte Kōta. Saya hielt den Zeigefinger vor die Lippen. Als sie sich das Szenario genauer betrachtete, wurde ihr ganz komisch zumute.
 

»Hahaha, was ist, Zombiebraut, sehnst du dich nach Liebe?«

»Ich glaub‘, die Schlampe will nur mal ordentlich rangenommen werden.«*
 

Ein Blick auf die Untote verriet Saya, dass es sich um ihre ehemalige Englischlehrerin handelte. Ihr brünettes, gelocktes Haar, das jetzt blutbeschmiert in Nacken und Gesicht klebte, war und blieb unverwechselbar. Die beiden Oberstufenschüler schienen aus dem zwölften oder dreizehnten Jahrgang zu sein, denn Takagi kannte sie beide nicht. Der eine hatte sich mit einem Fuß auf Marasaki-senseis Genick gestellt und sie somit bäuchlings zu Boden gedrückt. Jetzt griff er nach ihrem langen Haar und zog ihren Kopf daran hoch. Der andere hatte sich vor sie gekniet und boxte ihr immer mal wieder ins Gesicht oder lockte sie mit seiner flachen Hand an, welche er sofort wieder zurückzog, wenn sie nach dieser schnappte.

»Was tun die da, Takagi-san?«

»Arschlöcher sein…«, murmelte Saya und krallte sich an Kōtas Ärmelsaum fest.
 

Marasaki-sensei hatte - aus welchem Grund auch immer - keine Beine mehr. Dies nahmen die Schüler als Gelegenheit wahr. Wenn die Untote nicht laufen konnte, konnte sie sich auch schlecht zur Wehr setzen. Stattdessen drangen tierähnliche, heisere Laute aus ihrem fauligen Mund, zwischen dessen Zahnlücken dunkles Blut hervorquoll.

Die Ergebnisse der Gegenstand-auf-Bestie-werf-Experimente, die Saya mit Kōtas Hilfe wenige Minuten zuvor gemacht hatte, besagen, dass Untote über kein Schmerzempfinden verfügen. Trotzdem schien dieses Exemplar zu leiden… - aber vielleicht entsprang das lediglich Takagis Einbildung.

»Denkst’e, sie kann gut Schwänze lutschen?«

»So geil, wie die auf Fleisch ist, sowieso!« Der Junge boxte Marasaki-sensei abermals ins Gesicht. Daraufhin spie sie Blut und Magensäure aus. Der Schüler, der sie zu Boden presste, nahm jetzt den Fuß von ihr, und sie drehte sich schlagartig auf den Rücken. Bevor sie mit dem Oberkörper aufschnellen konnte, hatte der Schüler sie am Hals gepackt, erneut nach unten gedrückt und sich mit gespreizten Beinen auf sie gesetzt.
 

Saya spannte jedes einzelne Körperglied an. Als der eine Kerl anfing, ihrer Englischlehrerin die Bluse aufzuknöpfen, musste sie sich laut ins Gedächtnis rufen, dass sie ein Genie und kein emotionsgesteuertes Kleinkind war, das jetzt losrennen und dem Bastard eine Lektion erteilen würde.

Auf einmal hörte Takagi raues Stöhnen am anderen Ende des Ganges. Einen Augenblick später konnte sie ein Dutzend Untoter erkennen, die sich taumelnden, aber zielstrebigen Schrittes auf die beiden Mistkerle zubewegten. Als Saya zu Kōta blickte, sah sie, dass dieser die Augen weit aufgerissen hatte und kurz davor war, den Mund zu öffnen.

»ACHT-«

Mehr bekam er nicht heraus, denn Saya war ihm zuvorgekommen und hatte die Handfläche auf seinen Mund gepresst.

»Shhht, was soll das, Dummkopf?!«, keifte sie ihn flüsternd an und nahm ihre Hand wieder zurück.

»Aber wenn wir sie nicht warnen, dann-«

»Pfeif drauf!«, sagte sie etwas lauter. »Pfeif drauf, was aus denen wird! Hast du nicht gesehen, was die gemacht haben?! Denkst du wirklich, die sind es wert, unser Leben zu riskieren? Denkst du im Ernst, die hätten es verdient, zu überleben?! Dass sie so einen Scheiß veranstaltet haben und dabei auch noch so laut gewesen sind, daran sind sie selbst schuld!«

Saya packte Kōta am Handgelenk. »Merk dir eins, Hirano: Abschaum wie diesem hilft man nicht!«

Noch bevor Hirano antworten konnte, war sie losgelaufen und hatte ihn mit sich gezogen. Als sie den Flur, aus dem sie gekommen waren, entlangrannten, konnte Saya qualvolle Schreie, zerbrechende Knochen und Wetzen von Zähnen an Menschenfleisch hören - doch die widerlichen Laute entfernten sich mit jedem Schritt weiter aus ihren Gehörgängen. Sie wusste, dass es auch Kōta nicht entgangen war. Und sie wusste, dass er umkehren würde, hielte sie ihn nicht mit aller Kraft fest.
 


 

»Der Tag, an dem alles endete, hat mir klargemacht, dass Menschen sogar im Angesicht des Todes - oder vielleicht gerade dann - die wahren Bestien dieses Planeten sind.

Doch als wir auf Komuro und die anderen trafen, wurde mir bewiesen, dass auf dieser sterbenden Welt auch Menschen existieren, die es verdient haben, den nächsten Morgen zu erleben.

Ein winziger Hoffnungsschimmer inmitten aller Hoffnungslosigkeit.«

-:-:-:-:-

【Act3: DEAD】
 


 

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...um den Zombie-Flair in dieser FF nicht gänzlich untergehen zu lassen, musste auch mal ein solches Kapitel her. Ich denke, es ist wichtig, auch darzustellen, dass für die Menschheit bei einer solchen Art von Apokalypse die Anarchie ausbricht und jeder, der nicht ganz klar bei Verstand ist, tut und lässt, was er will.
 

Fujouri.



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  HathorCat
2011-06-01T17:46:23+00:00 01.06.2011 19:46
ich bin erst vor kurzem auf den anime gestoßen und habe dann nach FF gesucht^^

diese finde ich wirklich sehr gut.. sowie auf dieses ungleiche pairing als auch auf diese "Situation" bist du gut eingegangen

ja diese stelle war wirklich widerlich.. sich an einem zombie.. EINEN ZOMBIE zu vergreifen.. wie abartig..

ansonsten ist diese FF empfehlenswert und ich werde sie auch weiterverfolgen^^
Von: abgemeldet
2011-02-21T21:31:24+00:00 21.02.2011 22:31
Wieder ein sehr gelungenes Kapitel.
Ziemlich heftige Situation, mag man meinen. Aber eben diese Szenarien sind es doch, die Zombie-Geschichten spannend werden lassen. Du stellst gut dar, wie sich Menschen in solchen extremen Situationen verhalten; die beiden Schüler waren wirklich widerlich. Da kann ich Saya schon verstehen.
Nicht, dass mir der Zombie leid getan hätte, aber das grenzt ja an Leichenschändung. Ich glaube, bei denen hätte ich auch keine große Lust zu helfen.

Wo du mit dem Plot hin willst, kann ich nicht so ganz erkennen. Aber bisher blieb es spannend und du setzt alles verdammt gut in Szene, also soll es mir recht sein ^^
Von: abgemeldet
2011-02-21T21:12:33+00:00 21.02.2011 22:12
Das fängt ja gut an, ich mag das Pairing. (Auch wenn es momentan noch keines ist :D)
Schick, dass du, ähnlich dem Original, lauter Anspielungen und Verweise reinbaust. Das hat was. Saya hast du wieder gut getroffen. Sie mag ein wenig unsympathisch erscheinen, aber so ist sie nun mal <3
Auch Kota hast du gut umgesetzt und es geschafft, beide Charaktere lebendig wirken zu lassen. Respekt dafür. Wirklich, meine tiefste Achtung.

Ach ja, zum Schreibstil hatte ich mich noch nicht geäußert, oder?
Ist ziemlich locker, fluffig. Und doch bringst du das Vokabular ein, dem sich Saya wohl bedienen würde, ohne dabei zu gekünstelt zu wirken. Sehr schön.

Bah. So viel Lob...
Von: abgemeldet
2011-02-21T20:44:04+00:00 21.02.2011 21:44
Da ich eigentlich nur "Fangirl-Screams" von mir gebe, musste ich mir gut überlegen, ob ich diesen Kommentar nun posten soll, oder nicht. Ernsthaft, ich bin zutiefst gekränkt.
Also, zunächst einmal finde ich den Einstieg, den du gewählt hast ziemlich gelungen. Warum das so ist? Ganz einfach - Erstens hast du den Charakter von Saya in meinen Augen perfekt getroffen und zweitens macht diese Art von Anfang verdammt neugierig.
Und zwar in dem Sinne, dass ich mich frage, wie du das ganze Aufziehen willst. Ich rechne mal nicht mit einer Nacherzählung der Geschichte, sondern einer alternativen Storyline. Das finde ich sehr spannend.
So wirklich kritisch war das nun nicht... Dann lass mich eben in Ruhe kreischen wie ein Fangirl, das liegt mir eh besser <3
Von: abgemeldet
2011-01-08T20:27:19+00:00 08.01.2011 21:27
Hallöchen~

Ich werd mein Kommentar jetzt mal möglichst lange machen und auch ein paar Zitate herein kopieren, damit ich meine Meinung zu diesem Kapitel auch unterstreichen kann, sozusagen ;D

»Denkst’e, sie kann gut Schwänze lutschen?«

»So geil, wie die auf Fleisch ist, sowieso!«


Bei dieser Szene dachte ich mir nur: Das machst du einmal mit ihr und dann nie wieder, weil du dann nämlich genauso bist ;D Ich fand die beiden prächtig. Einfach abartig, in so einer Situation an so etwas zu denken, möglicherweise war es auch einfach nur der Wahnsinn von dem sie gepackt worden waren, aber auf jeden Fall war es eklig xD

»Der Tag, an dem alles endete, hat mir klargemacht, dass Menschen sogar im Angesicht des Todes - oder vielleicht gerade dann - die wahren Bestien dieses Planeten sind.

Doch als wir auf Komuro und die anderen trafen, wurde mir bewiesen, dass auf dieser sterbenden Welt auch Menschen existieren, die es verdient haben, den nächsten Morgen zu erleben.

Ein winziger Hoffnungsschimmer inmitten aller Hoffnungslosigkeit.«


Das war meine Lieblingsstelle. Ist das ein Zitat oder hast du das selbst erfunden, ich finde es nämlich a) sehr schön und b) äußerst passend und zutreffend. ;D

Ich bin nicht die oberkommentatorin, daher hoffe ich, dass dir das genügt, aber ich dkann dir sagen, dass mich nichts an deiner FF stört. Ich mag den Schreibstil noch immer und mir sind keine Rechtschreibfehler aufgefallen. Zumindest habe ich alles sehr flüssig lesen können :)

lG
Glasherz
Von: abgemeldet
2011-01-08T20:16:13+00:00 08.01.2011 21:16
Bin wie immer sprachlos von deiner Charakterumsetzung, Idee &'nd deinem Schrebstil und ziehe meinen imagniären Hut vor dir und freue mich schon darauf, das nächste Kapitel zu verschlingen! ;*

lG
Glasherz
Von: abgemeldet
2011-01-08T20:04:26+00:00 08.01.2011 21:04
Ich muss sagen, ein sehr gelungener Auftackt :)
Ich mag sie Saya nicht sooo sehr, aber du hast sie perfekt herüber gebracht - im Laufe ist sie dann aber doch noch sympathischer geworden.
Naja, ich bin gespannt, was ich jetzt noch alles lesen werde und werd es schonmal auf meine Favoritenliste verfrachten.

lG
Glasherz
Von:  Zombielein
2010-09-21T18:11:30+00:00 21.09.2010 20:11
So, nun trifft auch mein Kommentar ein.. Wenn auch etwas verspätet..
Das Kapitel ist dir wirklich sehr, sehr gut gelungen, es zeigt wie sehr sich die Menschen in brenzligen Situationen doch verändern können. In meinen Augen sind die zwei Kerle einfach nur abstoßend.. Immerhin vergehen sie sich an einem Zombie.. Ich fand Sayas Reaktion wirklich sehr gut, sie wollte die beiden widerlichen Kerle nur noch ihrem ebenso verfluchten Schicksal überlassen. In ihrer Situation hätte ich wohl genauso gehandelt.. Ich weiß nicht warum, aber in H.O.T.D sind sie und Hirano noch immer das beste Team. (Zum Glück muss ich mich hier nicht vor irgendwelchen Saeko-, Takashi-, oder Reifans verstecken.. xD)

Alles in allem hast du mich wieder einmal überzeigt, deine Story ist wirklich lesenswert! ;)

MfG
Zombie
Von: abgemeldet
2010-09-20T18:02:55+00:00 20.09.2010 20:02
Echt tolles Kapitel. Ich find es schön, dass du die Menschen auch in dieses skrupellose Licht stellst und sie sich somit nicht mehr von den Zombies abheben. Auch die Menschen sind zu allem fähig und das auch noch mit Verstand.
An den beiden Kerlen war scheinbar kein Funken Menschlichkeit.
Freu mich auf das nächste Kapitel^^
Von: abgemeldet
2010-09-20T17:55:44+00:00 20.09.2010 19:55
Kôta und Saya sind einfach ein tolles Pairing bzw. Team, find ich jedenfalls. Du beschreibst die Charakter echt gut und dein Schreibstil lässt sich echt prima lesen. Fehler sind mir soweit keine zu Augen gekommen^^ Und wie schon mal erwähnt, find ich die Referenzen einfach cool :3
Mach weiter so


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