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Half a Year

5. Kap online: "Roadtrips"! [ShikaIno & Nebenpairings]
von

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Positiv?

Aus Inos Sicht.
 

Zu Beginn waren es breite, schwarze Striche und das Resultat hing davon ab, ob dieses kleine Stück Plastik mit dem noch kleineren Bildschirm nun einen oder zwei solcher Striche anzeigte. Danach waren es Plus- und Minuszeichen, doch inzwischen ist diese Technologie so weit gekommen, dass die Worte positiv und neagtiv die Frage zum Test beantworten.
 

Ich wünschte sie würden bei den Strichen geblieben sein.
 

„Was ist?“, fragt Sakura und nimmt mir das Stäbchen in meinem tranceartigen Zustand aus der Hand.

Ihre Augen weiten sich: „Positiv?“ Ihre Atmung wird schneller, die Züge kürzer. Vom Ergebnis scheint sie noch schockierter als ich, die Betroffene.

Positiv?!“, schreit sie nun.
 

Gott, wie ich mir wünschte, dass sie bei den Strichen geblieben wären.
 

Ich sehe null positives daran mit 16 schwanger zu sein.

Schwanger

Aus Inos Sicht.
 

Sakura und ich hatten uns dazu entschieden den Urintest in der Toilette eines abgelegenen McDonalds' zu nehmen. Vielleicht kam ich ihr ein bißchen paranoid vor – immerhin hatte sie zuerst vorgeschlagen, dass wir uns irgendwann in der Schule kurz vom Unterricht entschuldigen und „ihn auf der Mädchentoilette im zweiten Stockwerk des östlichen Gebäudes nehmen“ – aber ich empfand so gut wie keinen Ort für sicher.

Genauer betrachtet sollte das doch eigentlich verständlich sein, oder? In der Schule kriegt man das viel zu schnell mit. Es braucht nur zur falschen Zeit jemand im genannten Raum reinpaltzen und ich könnte sofort entlarvt werden.

Zuhause geht es sowieso nicht: Wenn unsere Haushälterin was entdecken würde – und das würde sie – dann würde sie es sofort meinem Vater berichten, ich also wäre geliefert. Davon abgesehen komme ich viel zu selten nach Hause.

Im Internat kommt mir meine Zimmergenossin zum Verhängnis und bei jedem anderen Lokal in der Stadt kann es immer dazu kommen, dass das Selbe in Theorie passiert wie es in der Schule passieren könnte.
 

Deswegen habe ich mich für dieses McDonald’s entschieden. Es befindet sich im Vorort der Stadt, nahe einem Altersheim, da lässt sich mit höchster Wahrscheinlichkeit keiner der mich kennt blicken. Und als Pluspunkt kann ich unbesorgt den Teststreifen an Ort und Stelle in den Müll schmeißen und muss mich nicht darum sorgen es an einem geeigneten Platz zu verbrennen.
 

„Oh mein Gott, ich kann nicht glauben, dass du nicht heulst!“, sagt Sakura und wischt sich die Tränen vom Gesicht. In Folge dessen, nimmt sie einen großen Löffel Erdbeersandae in den Mund.
 

„Und warum genau heulst du eigentlich?“
 

Sakura schaut mich daraufhin bestürzt an.
 

„Ja, ähm... vielleicht weil dein ganzes Leben ruiniert ist?!“
 

Na, so betrachtet...
 

„Ich hab geheult.“ Ich hatte es ja auch schon einge Tage zuvor befürchtet. Allein schon die Tatsache, dass es ein absolutes Klischee darstellt hätte mir gereicht um darüber zu weinen. „Und danke für deine taktvolle Aussage, Sakura. Jetzt kann ich mir die Hoffnungen auf ein schönes Ende gleich sparen.“
 

Wieder lässt sie ein lautes Jammern aus: „Das ist kein Spaß, du Kuh! Woher nimmst du die Kraft um darüber zu Scherzen?“
 

Ich seufze.
 

„Und was soll das heißen, du hast geheult?“
 

Als wir an einer Kreuzung bei Rot anhalten schaue ich sie an. Ihr Make-up ist total verschmiert und ich hab keine Ahnung warum die Haare bei verschmiertem Make-up immer so durcheinander aussehen. Es ist zwar nicht nur so als hätte sie mir nur einen extra Schokoriegel zur Schule gebracht, aber es ist nett von ihr dass sie flennt.
 

„Ich hatte schon seit Längerem eine Vorahnung. Ich mein, ich hab schon seit fast zwei Monaten nicht mehr die Tage.“
 

„Du hattest eine Vorahnung?“
 

Ich muss leicht schmunzeln: „Warum sonst würde ich den Test nehmen?“
 

„Keine Ahnung! Ich dachte du musstest nochmal die Drama-Queen raushängen lassen. Ich hab das jetzt echt nicht erwartet, weißt du?“
 

„Entschuldigung? Wenn hier jemand auf Drama-Queen macht, dann du!“
 

Zum Glück wird es gerade grün und ich kann aufs Gaspedal treten. Wie erwartet hat sie der plötzliche Ruck zum schweigen Gebracht.
 

Bevor wir aussteigen als wir vor dem Internat geparkt haben, hält mich Sakura zurück: „Du hast es dir also schon seit ungefähr einem Monat gedacht und hast mir trotzdem erst gestern Abend davon erzählt?“
 

„Ach, Sakura, sei mir nicht böse, i-“
 

Aber sie unterbricht mich: „ Wie konntest du dich so lange alleine damit rumplagen, Ino?“
 

Es ist Wahr, dass es eine ganz schön große Last ist die ich mit mir geschleppt habe, aber ehrlichgesagt will man sowas normalerweise eher leugnen oder nicht Wahr haben. Früher oder später musste ich das und der Schwangerschaftstest diente mir nun lediglich zur Bestätigung.
 

„Ist ja halb so wild“, meine ich und lächel sie an.
 

Sakura lässt einen langen Seufzer von sich und lehnt sich am Beifahrersitz zurück.
 

„Und der arme Idiot der dir das angedreht hat, ist immernoch der Selbe?“
 

Oh Gott. Allein beim Gedanken an ihn kommt mir in den Sinn wie bescheuert wir menschliche Lebewesen eigentlich sind. Wenn ich an ihn denke, denke ich nämlich nicht nur an der bescheuerten Tat an jener bestimmten Nacht. Die ganze bescheuerte Weltgeschichte und die hirnlosen Fehler die die Menschheit in ihr begangen haben, flitzen im Schnelldurchlauf durch meinen Kopf. Ob das komisch ist? Ja. Ich könnte aber nicht beantworten ob das was mit der Schwangerschaft zutun hat, oder ob ich einfach nur komisch bin.
 

Nach einer Weile, an der ich mich ebenfalls in den Sitz habe sacken lassen, antworte ich zu Sakuras Frage in dem ich nicke.

Diese wendet den Blick von mir ab und schaut gerade aus. In ihrem Ausdruck erkenne ich eine Mischung aus Verzweiflung und Verwirrung.
 

„Ausgerechnet Nara, hm?“

Surrender?

Das hier ist DEFINITIV das längste Kapitel das ich je in meinem Leben geschrieben habe! Und es kommt mir ehrlichgesagt auch zu lang vor, also habt ihr mein vollstes Respekt sollet ihr es bis ans Ende schaffen.

Dieses Kapitel ist überladen von Information zur ganzen Situation in deren "Welt", was viele vielleicht langweilig finden könnten, aber ich liebe es Information im Laufe der Geschichte zu geben. Gehört wahrscheinlich auch zu meinem Schreibstil. Also, ich hoffe es gefällt euch. Leider oder zum Glück (je nach dm wie man's angeht) werde ich mit höchster Wahrscheinlichkeit kein weiteres Kapi so lang werden lassen...
 


 

***
 

Aus Inos Sicht.
 

Nachdem wir am Internat angekommen waren begleitete Sakura mich auf meinen Zimmer und wartete bis ich meine Sachen für das Wochenende zusammengepackt hatte, während wir Smalltalk führten.

Da mein Vater um die fünf Stunden Fahrt von hier entfernt lebt, kann ich nur an längeren Wochenenden und an den Ferien Heim.
 

Dieses Wochenende ist die City angesagt. Ich übernachte bei Sakura, weil sie für eine Woche Stubenfrei hat. Sie hat mich überredet nach Manhattan zu fahren um Sasuke und die Jungs aus der Band spielen zu sehen. Es ist eines ihrer wenigen Auftitte außerhalb Newarks, deswegen besteht Sakura darauf dahin zu gehen.
 

Zu früheren Zeiten hätte ich nie einen Problem damit gehabt in eines ihrer Auftritte zu gehen, hätte es bestimmt genossen. Den Grund dafür findet man an drei Tatsachen wieder:
 

Zum einen waren Sasuke und ich als ich neu hier als 14-Jährige gekommen bin, zusammen. Das war natürlich bevor ich wusste, dass Sakura so gut wie ihr ganzes Leben lang für ihn geschwärmt hatte – als wir zwei uns hassten und bevor dieses rosahaarige Mädchen zu einem wichtigen Bestandteil meines Seins wurde.
 

Zum anderen ist Neji teil der Band und wir zwei hatten vielleicht nicht immer das tiefgründigste Verhältnis, aber es war immer locker. Stille und Konversation sind mit ihm immer gleich angenehm, etwas das man nicht oft findet. Hinata, seine Cousine, ist zudem immer sehr gutmütig und zuvorkommend mir gegenüber gewesen. Ihr hätte ich einen solchen Wunsch nie abschalgen können noch wollen.
 

Last but not least: Shikamaru. Er und Chouji waren die einzigen zwei Leute auf der Schule die ich kannte als ich hierher kam. Mein Verhältnis zu Shika hat um erhlich zu sein immer zu wünschen übrig gelassen. Naja, zumindest wenn man bedenkt, dass ich ihn schon kenne seitdem ich ein paar Monate alt bin und wir – meine Familie, die Naras und die Akimichis – uns auf regelmäßiger Basis mehrere Male im Jahr treffen. Es ist erschreckend distant und dennoch habe ich das Gefühl, dass er auf jeder Art und in allen Situationen durch mich hindurch schauen kann. Und ich bin mir nicht recht sicher ob ich das Selbe über mich selbst sagen kann.

Wie es kommt, dass er trotz Allem immernoch eines der Gründe ist warum ich bei einer Jam Session oder einem Gig der Jungs gerne dabei gewesen bin? Der Vertrautheit wegen. Die Stimmung zwischen uns war zur größten Zeit meines Lebens immer kühl gewesen, aber er ist mir zusammen mit Chouji vertrauter als jede andere Person auf der Schule.
 

Zu jedem der Bandmitglieder hatte oder habe ich also eine gewisse Art Bindung und außerdem hat mir Shika schon in jungen Jahren einen Geschmack für Punk Musik gegeben. Ich habe ihn früher immer beschimpft und nicht verstehend gefragt wie er so ein Geschreie, so ein Lärm nur aushalten konnte. Heimlich habe ich es aber geliebt.
 

Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass gerade er es sein würde, der dafür sorgt, dass mir die Zusage zu so einem wichtigen Event der Musikgruppe schwer fällt.
 

„Ino?“, höre ich Sakura die Stille brechen. Wir sitzen erneut im Auto, nur diesmal ist es ihres und auch sie ist es die nun fährt.
 

Ich schaue sie an und nehme Verwirrung in ihrem Ausdruck wahr.
 

„Was?“, frage ich nachdem ich bemerke, dass sie nichts weiter sagt.
 

Nun scheint sie noch verwirrter: „Geht’s dir gut?“
 

„Hm? Ja,sicher. Tut mir leid, ich hab nicht wirklich zugehört, hast du etwa was gesagt?“
 

Ein wenig besorgt wendet meine Freundin sich von mir ab und fährt nach einem Stoppschild weiter.
 

„Es war nicht weiter wichtig“, meint sie und biegt in einem großen Tor rechts rein.
 

Es ist der Eingang zu der Urbanisation in der die Harunos wohnen. Es ist keine all zu große, beinhaltet wahrscheinlich lediglich um die 25 Familien, aber die Fläche die jeder zusteht ist enorm. Eine Luxusgegend.
 

Ich komme mir auf Einem seltsam vor, denke daran, dass all das Geld womit ich aufgewachsen bin als wäre es das natürlichste auf der Welt, meinem Vater gehört, der es sich fair und durch harte Arbeit aus dem nichts erkämpft hat. Er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er unglaublich arm gewesen ist, bis er nach der Uni zusammen mit Mr. Nara und Mr. Akimichi die Firma ergründet und erweitert hat.

Er hat mir nie das Gefühl gegeben, dass Geld erarbeitet werden muss, hat mir immer alles gegeben was ich brauchte, was ich wollte.
 

Mein Kind würde nicht in all diesem Glanz, all diesem Überfluss an Allem aufwachsen können, würde mein Vater mich dabei nicht finanziell unterstützen.

Irritiert schüttel ich kaum merkbar den Kopf. Es is das erste Mal, dass ich an dem heranwachsenden Lebewesen in mir auf solch einer Art denke.
 

Langsam rollen wir in die Garage rein, bis wir letzendlich ganz zum Halt kommen. Die Rosahaarige lässt den Motor ausschalten und die Musik die bis dahin abgespiel wurde bricht abrupt ab.

Wir steigen aus, nehmen unsere Sachen aus den hinteren Sitzplätzen und betreten das Haus durch eine Tür in der Garage selbst.
 

Sobald wir das Haus betreten ruft Sakura: „Dorothy! Hi! Ich bin zu Hause!“
 

Ich gehe auf Anweisung auf die große Treppe im Kern der Villa zu um ins Schlafzimmer zu gelangen und höre Stimmen aus der Küche erklingen.

Bald schon betrete ich Sakuras Hellrosa gestreiftes Zimmer und setze meine Sachen an einer Ecke des Raumes ab.

Meine Augen durchschweifen es und ich stelle dabei nur kleinere Veränderungen seit meinem letzen Besuch hier fest: andere Bettlaken, Umpositionierung des Laptops, neue Gardinen,...

Ich trete ihrem Schreibtisch näher und hebe eines der dort platzierten Bilder auf. Es zeig sie und Sasuke, wobei er leicht genervt, leicht beschämt ein angedeutetes, wahrscheinlich auch schwer unterdrücktes Lächeln hervorbringt, weg aus der Linse schauend. Sie hingegen lacht fröhlich, ihm nahe angelehnt und macht Anstalten ihm einen Kuss auf die Wange geben zu wollen.
 

Ich lächel leicht. Das Bild ist garnicht so lange her entstanden. Dabei denke ich an Tenten, die das Bild geschossen und eine Begabung dafür hat solche Momente auf Fotos zu halten.

Seufzend stelle ich das Bild wieder in den ehemaligen Platz.
 

Es ist wahr, dass ich Sakura helfen wollte als ich endlich verstand wie sie zu Sasuke empfand. Und dennoch fühlte ich eine Art Niederschlag als ich eines Tages, Monate später, aufwachte und bemerkte, wie glücklich die zwei miteinander waren. Sasuke war nie so glücklich mit mir gewesen und kurz vor unserer Trennung verfiel er in solch einer tiefen Depression, dass es mich verzweifelte. Ich hätte durch diese Wochen – nein, Monate – hindurch nie gedacht, dass er je so glücklich sein wuerde.

Naja, auf jeden Fall bin ich froh, dass er diese Phase seines Lebens gut ueberwuden hat und dass die zwei sich endlich haben, obgleich ich ihm nicht das gleiche Glück geben konnte.
 


 

***
 

Grinsend betretet Sakura den Club – Vertical Horizon – welches sich in eines der eher fragwürdigen Gegenden Manhattans befindet, dicht gefolgt von mir.

An sich ist es glamourös, verliert den siebziger Rockstil dabei nicht und erscheint ehrlichgesagt ein wenig fehl am Platz. Die Staße ist nämlich überfüllt von Stipclubs, heruntergekommenen Bars und Sexshops.

Ich kann nur hoffen, dass Sakus Auto nicht gestohlen oder zerschlagen wird.
 

Es ist schon relativ voll und wir zwei begeben uns weiter hinein, nahe der Bühne, die noch leer steht.

Sakura dreht sich zu mir um als wir nun am Fuße der Plattform stehen und sagt im aufgeregten Ton: „Ich geh Backstage, Sasuke meinte ich solle ihn dort treffen wenn wir angekommen sind.“
 

Ich nicke und schaue mich um. Dabei bemerke ich, wie sie sich nicht von meiner Seite rührt und wende mich ihr wieder zu.

Sie sieht mich auffordernt an.
 

„Kommst du mit?“
 

„Oh!“, mach ich, „Nun, ähm...Nein.“
 

Sakura schaut mich ein wenig enttäuscht an und schiebt ihre Unterlippe unbewusst ein wenig vor.

Ihr Blick schaltet von traurig auf bittend und ich lächel sie entschuldigend an. Daraufhin neigt das Mädchen ihren Kopf leicht zur Seite, besiegt.
 

Sobald sie aus meinem Blickfeld gegangen ist, atme ich erleichtert auf. Zum Glück hat sie mich nicht so weit getrieben, dass ich ihr wörtlich erklären musste warum ich nicht hin wollte.

Eigentlich bin ich mir auch garnicht sicher ob sie überhaupt in Erwägung gezogen hat, dass ich Shikamaru nicht begegnen will; sie schien sehr aufgeregt. Außerdem hatte Sakura mich garnicht danach gefragt wie ich nun eigentlich zu dem jungen Nara stehe, hatte sich bloß gewundert, dass ausgerechnet ich es je gerade mit ihm so weit getrieben hatte.
 

Och, nee! Wieder diese Wut. Warum bin ich nur so dumm gewesen?

Aufgewühlt dreh ich mich um und will die Bar anstoßen, doch ein heftiger Stoß gegen jemanden lässt mich einige Schritte zurücktaumeln.

Meine Güte! Woraus ist der Typ gemacht? Stahl?
 

Meinen Kopf reibend schaue ich auf und Blicke in Narutos baluen, lachenden Augen, die verwirrt in die meinen fixiert sind.
 

„Ino!“, ruft er, „Geht’s?“
 

Hinter ihm späht eine verwunderte Tenten über seine Schulter.
 

„Hi“, begrüße ich sie nachdem ich mich vom ehemaligen Schock erholt habe, „Seit ihr eben angekommen?“
 

Naruto nickt.
 

„Junge, hatte ich Bange das Auto an dem Parkpaltz dort zu lassen.“
 

Zustimmend lächel ich meine Freundin an.
 

„Zum Glück ist es nicht deins, huh?“, kommentiert Naruto und Tenten rollt die Augen, „Hey, Ino, die Jungs?“
 

Mit einer Handbewegung deute ich auf die Bühne und Naruto tretet, so wie Sakura, auf die leere Tribüne ohne uns noch ein Wort zu widmen und verschwindet hinter den Vorhängen an dessen Ende.
 

„Der Junge ist so stur! Ich habe ihm gesagt, dass es nicht meine Schuld sein wird, wenn seinem Wagen was passiert!“
 

Belustigt atme ich aus und wir zwei bewegen uns gemeinsam auf die Bar zu.

Ihr Handeln lässt mich vermuten, dass sie auch etwas davon abhält der Band vor ihrer Darbietung Gesellschaft zu leisten. Neji.
 

Hach, ja. Der ewige Konflikt zwischen den Zweien.
 

Schon kurz nach meiner Ankunft an Suzu Ichiro High bekam ich Wind von der Sache zwischen Neji und Tenten.

Wenn ich damals schon gefunden habe, dass etwas in deren „Beziehung“ mächtig falsch lief, dann ist es nun schon eine Todessünde und am Anfang alles noch ganz rosig gewesen. Die Leute die ich fragte, versuchten mich so gut wie möglich darüber aufzuklären, aber mit der Zeit habe ich bemerkt, dass keiner auch nur die leiseste Ahnung davon hat was eigentlich Sache ist.

Die einzige Person bei der ich mir gut vorstellen könnte, dass sie wenigstens etwas im Bezug darauf weiß, ist Hinata, die mit beiden ein enges Verhältnis hat.
 

Und was den zwei Betroffenen angeht, weiß ich von den Jungs, dass Neji weder mit ihnen noch mit Irgendjemandem darüber redet, genauso wenig tut es Tenten mit uns. Was mich ehrlicherweise manchmal in den Wahn treibt, denn es ist nicht selten vorgekommen, dass das Braunhaarige frustriert, spät Nachts ins Internat zurückgekommen ist (sie wohnt drei Zimmer weiter von meinem entfernt), tagelang nichst richtiges zu sich genommen hat oder ähnliche Szenarien in dem Bezug vorgefallen sind. Natürlich lässt sie sich nicht helfen, sie ist die reinste Kämpfernatur, aber dies scheint eins von den Schlachten zu sein, die sie nicht gewinnen kann.
 

Jedenfalls bin ich über die Jahre zum Ergebnis gekommen, dass sie mal eine feste, Kompromiss bedingte Beziehung geführt haben, sie irgendwie, irgendwo bei diesem „Zwischenfall“ (auch hiezu konnte mir keiner was präzises sagen) um einiges in die Brüche gegangen ist und dass sie mit der Zeit begonnen hatten das, diese Sache, zu haben.
 

Tenten und ich sitzen nun an der Bar, unsere Getränke in der Hand und sie nimmt einen großzügigen Schluck aus ihrem Glass. Erstaunt schaue ich sie an und ziehe eine Braue in die Höhe.
 

Ich nippe ein wenig von meiner Cola ehe ich sie etwas unsicher frage: „ Wieder auf dem Bad-Trip, ihr zwei?“
 

Die neben mich Sitzende sieht mich an, eine gewisse Leere in ihren Augen. Ich schlucke.

Hätte ich sie lieber nich fragen sollen?
 

„Es ist aus“ erwidert sie zu meinem Erstaunen und trinkt die zweite Hälfte des Drinks in einem Zug aus.
 

Ich kann’s nicht glauben. Noch nie hat sie mir je so etwas zum Thema anvertraut, weshalb ich augenblicklich den Ernst der Situation verstehe.

Mitleidig blicke ich sie an, lege einen Arm und ihre Schulter und streichel diese. Fast wie aufs Wort gerufen bemerke ich wie ihre Augen mit Tränen feucht werden.
 

Als wollte sie ihren Kummer vertreiben, schüttelt sie dann ihren Kopf und lenkt vom Thema: „Heute keine Lust auf Alk?“
 

Bevor ich Zeit habe eine passable Ausrede dazu zu finden, erfüllt sich der Raum mit einem kurzen, hohen Ton. Tenten wirbelt herum und wischt sich währenddessen die paar Tränen die letzendlich doch noch aus ihren Augen geflossen sind.

Noch mit Sorge im Gewissen wende ich mich ebenfalls der Richtung und stelle fest, dass die Show wohl schon anfängt, denn alle drei Mitglieder stehen schon auf der Bühne, startbereit.

Auch Sakura und Hinata stehen nahe der Hebung und winken uns zu sich.
 

Einladend lege ich meine Hand auf Tentens Rücken, aber sie schüttelt den Kopf.
 

„Ich schau von hier aus zu.“
 

Tröstend streiche ich einmal durch ihren Rücken und geselle mich kurz darauf dem Rosaschopf und der Dunkelhaarigen, begrüße die Letztere in dem ich sie kurz umarme. Ein letztes Mal schaue ich zu Tenten, denn ich weiß dass es gewiss nicht ihr Ding ist anderen gegenüber Schwäche zu zeigen, weshalb ich auch begreife, wie sehr sie mit sich ringen muss.
 

Dann erklingt das Aufeinanderstoßen von Shikas Sticks, ehe die drei bei vier anfangen im Takt eins nach dem anderen Songs zu spielen.

Es sind vorwiegend schnelle Lieder und die Menge liebt sie. Ich erkenne sehr viele aus der Schule wieder, aber auch einige Bekannte von denen ich in der Vergangenheit die Gelegenheit hatte sie kennenzulernen.
 

Naruto hat jeweils ein Arm um Sakura und Hina gelegt und springt wie wild umher, singt die meisten Songs, so wie mehrere im Club, aus vollem Halse mit.

An einem gewissen Song merke ich eine leichte Armbewegung Sasukes und kurz darauf gesellt sich Gaara Sabakuno aus dem Publikum zur Plattform und singt auf Aufforderung der restlichen Gruppe einige Lieder mit.

Bei eines der langsameren Songs strahlt Sakura auf und quietscht begeistert: „Sasu hat mir dieses Lied gewidmet!!!“
 

With me?“, fragt Kiba und schaut sie ungläubig an, „Auch noch von Sum Forty-Sucks? Tsst... lahmeres ist ihm aber nicht in den Sinn gekommen?“
 

„Wahrscheinlich auch noch von Gossip Girl inspiriert“, spiele ich mit und erinnere mich daran, dass eine Folge der Serie diesen Song weltberühmt gemacht hat.
 

„Hey! Es ist wunderschön, okay? Sasu und ich haben unsere eigene Bindung zum Song. Und Sum 41 ist nicht lahm!“, kontert die Betroffene und streckt uns die Zunge raus, widmet sich wieder ihrer Euphorie.

Der Junge gibt daraufhin ein wuergendes Geraeusch von sich, aber grinst im naechsten Moment breit.
 

Lachend schuettel ich den Kopf. Sasu... Zu denken, dass sie vor eingen Stunden noch in meinem Auto gesessen und geweint hat!

Naja, deswegen mag ich diese Bindung auch. Weil sie miteinander die Zeit stehenbleiben lassen koennen; die Probleme fuer eine gewisse Dauer unexistent werden lassen.
 

Der Abend verlaeuft schnell, allerdings wuenschte ich mir schon, dass ich im Verlauf der Nacht ein wenig lockerer werden koennte.

Die Tatsache, dass ich Shikamaru treffen wuerde und ich dann Kommunikation auf der einen oder anderen Weise mit ihm nicht vermeiden koennte waren genug um mich anzuspannen. Nun Hilft mir meine Sorge um das an der Bar sitzende Maedchen auch nicht weiter; noch weniger das Wissen, dass sie sich nicht weiter oeffnen wird.
 

Irgendwann macht die Band Pause und ich zirkuliere mit Gaara durch den Club, fuehre einen eher oberflaechlichen Gespraech mit ihm, begruesse Bekannte,... gehe Shika aus dem Weg? Jedenfalls bin ich ihm noch nicht begegenet, hinzu sind die Chancen, dass er auf mich zukommt um 70 Prozent reduziert wenn ich Begleitung bei mir habe.

Schliesslich weiche ich aus Gaaras Seite, als er anfaengt mit zwei Freunden von ihm ueber Sachen zu reden, die mich eher weniger interessieren.

An der Theke finde ich Sakura, Sasuke, Hinata und Kiba.
 

„Hey, Romeo! Tolle Show“, begruesse ich Sasuke, der mein Necken eher unlustig findet, „Wo ist Tenten? Ich hab sie zuletzt hier gesehen.“
 

„Sie ist auf die Toilette gegangen, oder?“, fragt Kiba und schaut dabei Hinata an.
 

„Ja und sie meinte sie muesse nach Naruto schauen, weil sie was aus dem Auto braucht.“
 

Ich rede noch eine Weile mit ihnen eher ich aus der Ferne Naruto entdecke und mich von ihnen trenne.
 

Der Blonde ist gerade mit Neji und einem anderen Maedel das ich nur vom sehen kenne im Gespreach verwickelt. Um eine Begegnug mit Du-Weisst-Schon-Wem zu vermeiden, entschliesse ich mich dazu so zu tun als braeuchte ich dringenst was von der Braunhaarigen um schnellst moeglich von dort zu verschwinden.
 

Ich warte den richtigen Moment ab, eher ich auch mit dem jungen Hyuuga durch die Formalitaeten gehe, mich beim Maedchen vorstelle und Naruto dann endlich frage ob Tenten schon zu ihm gekommen ist.

Dabei spaehe ich aus dem Augenwinkel zu Neji, der, sobald ihr Name gefallen ist, den Kopf von uns wendet und sofort das Gespraech mit dem Maedchen fortfuehrt.
 

„Ja, sie hat mich erst vor fuenf Minuten danach gefragt.“
 


 

***
 

Draussen ist es kalt und ich bereue es meine Jacke nicht aus der Garderobe geholt zu haben.

Was hab ich denn auch gedacht? Es ist November, ich habe ueberhaupt Glueck, dass es nicht regnet.
 

Als ich an einer Gruppe Maenner vorbeigehe rufen sie mir nach und pfeifen.

Der Parkpaltz ist nur ein Block vom Vertical Horizon entfernt, aber die Strasse zeigt nun ihre wahre Farben: halb nackte Frauen mit kitschigen, peltzigen Maenteln stehen vor den Lokalen, einge sind dabei den einen oder anderen Mann zu verfuehren, Maenner die durch die Gegend schwanken und offensichtlich zu viel getrunekn haben,...

Ich schnellere meinen Schritt.
 

Endlich erreiche ich den offenen Parkplatz und erkenne sofort Tenten.
 

„Tenten!“, rufe ich und gehe auf sie zu.
 

„Ino? Was machst du denn?“
 

„Ich hab nach dir gesucht, Doedel! Was machst du?“
 

„Sei mir nicht boese, ja? Ich gehe“, sagt sie.
 

„Was? Nein! Du kannst noch nicht gehen, es ist doch gerade mal Zwei!“
 

Tenten mustert mich entschuldigend und ein Auto zu meiner Rechten hupt.
 

„Und wer bitte faehrt dich?“, meine ich aufgebracht, deute auf das Auto.
 

„Lee. Er muss morgen frueh zur Arbeit“, sagt sie, „ Hoer mal... wegen vorhin-“
 

Ich winke ab: „Keine Sorge. Ich sag’s keinem.“
 

„Nein! Ich mein, das ist nicht das Problem. Eigentlich wollte ich mich nur entschuldigen.“
 

„Entschuldigen?“, frage ich sie verwundert, „Doch wohl nicht dafuer? Ich war es die gefragt hat.“
 

Tenten verzieht ihr Gesicht ein wenig und zuckt mit den Schultern: „Ich wollte dir nicht den Abend verderben.“
 

Ich schuettel den Kopf und umarme sie. Dieses dumme Maedchen!
 

Wieder hupt es: „Tut mir Leid, Maedels, aber es ist eine Stunde Fahrt nach Newark!“
 

Wir zwei kichern leise eher mich meine Gegenueber wieder umarmt und ins Auto steigt.
 

Schweigend schaue ich dem Wagen nach bis es aus meiner Sicht gefahren ist und erinnere mich wo ich bin. Meine Miene verzieht sich, als ich an den Weg zurueck denke.
 

Ploetzlich entnehme ich ein Raeuspern und ich fahre herum nur um zu entdecken, dass hinter mir keiner ist. Mein Herz setzt von null auf hundert und ich mache vorsichtig einen Schritt nach hinten.

Mit dem Ruecken stosse ich auf jemandens Oberkoerper - maennlich – und drehe mich wieder abrupt um.
 

„Buh!“
 

Kurz schreie ich auf und blicke den Uebeltaeter ins Gesicht. Dieser Schmunzelt zufrieden ueber den kindischen Streich den er mir gespielt hat und sagt in seinem gleichgueltigen Ton: „Hey, Ino.“
 

„Du Arsch!“, fauch ich ihn an, haue ihn auf die Schulter und stosse ihn ein wenig von mir, „Das ist nicht lustig!“
 

Er hingegen grinst belustigt und blaesst mir Rauch ins Gesicht. Das genuegt ja wohl als Antwort... Idiot!
 

Ich schaue ihn ernst an und gehe nun wieder auf den Club zu. Wenigstens muss ich nicht allein zurueck.
 

Ich komme mir schlagartig bescheuert vor. Wieso um alles auf der Welt habe ich nicht daran gedacht, dass er zum Rauchen nach Draussen gekommen sein koennte?! Und wenn ich es mir recht ueberlege waere es sogar besser gewesen ihn unter so vielen Menschen zu treffen, als hier im Dunkeln alleine.

Die Nervoesitaet vor genau diesem Zusammenstoss ergreift mich wieder, als ich mich von dem Schock erholt habe. Ich wende meinen Kopf leicht in seine Richtung und beobachte ihn.
 

Ungeruehrt zieht er an seiner Zigarette und schlendert ruhig neben mir her.

So ein Trottel. Diese verfickte Apathie wuerde ihm vergehen, wenn er wuesste was er mir angetan hat.
 

„Tolles Lokal habt ihr euch ausgesucht. Mitten im Ghetto“, meine ich, weil ich weiss, dass er die Stille nicht brechen wird.

Unfreundlich zu sein ist die einizge Weise mir meine wachsende Panik nicht anmerken zu lassen.
 

Shikamaru hebt eine Augenbraue und zuckt die Schulter.
 

„Ich muss Kippen kaufen“, sagt er und biegt schlagartig in eine Bar ein.
 

Super. Genervt lehne ich mich an die Wand neben den Eingang und reibe meine Oberarme wegen der Kaelte.

Warum sollte ich ihm sagen, dass ich schwanger bin? Das Kind ist immernoch in mir, ich bin diejenige die die Entscheidungen im Bezug zum Baby trifft und wenn ich ihm nicht sagen will, dass er mich dazu verdammt hat mit sechzehn ein Kind zu gebaeren, dann tue ich das mit gutem Gewissen nicht.

Er will das doch garnicht wissen! Wer will denn schon ein Vater sein? Auch noch zu seinem Alter? Und mit jemandem den er nicht liebt, mit der er kaum zurecht kommt, jemand der nicht weniger sienem Geschmack entsprechen koennte.

Ein eiskalter Windstoss weht und gibt mir Gaensehaut. Verdammt!

Warum sollte ich mich darum kuemmern ihm so was zu sagen, wenn es ihm nicht gleichgueltiger sein koennte mich hier erfrieren zu lassen? Ausserdem war er am naechseten Morgen schon fort...
 

„Hey, Spaetzchen, wie viel willst du fuer meine Gesellschaft?“
 

Vor mir steht ein schmieriger Typ in seinen dreizigern, hinter ihm ein nicht minder unangenehmer Mann.
 

Angeekelt ruempfe ich die Nase: „Tut mir leid fuer die Enttaeuschung, aber ich bin keine Hure.“
 

Beide lachen auf. Nie haette ich gedacht, dass ich so was reines aus der Seele kommend wie ein Lachen wiederlich finden wuerde.
 

„Vielleicht machst du heute eine Ausnahme?“
 

Ich schaue den zweiten Mann an, als waere er verbloedet.
 

„Gewiss nicht.“
 

Nun tritt der Typ vor mir ein paar Schritte naeher und ich bereue es nicht sofort weggegangen zu sein anstatt meine grosse Klappe geoeffnet zu haben.

Verfluchter Nara. Warum laesst er mich hier alleine?
 

„Ich zahl auch nichts wenn du nicht willst, Spatz“, fluestert der Typ und lehnt sich mir gefaehrlich nahe.
 

„Hey!“
 

Der Mann schaut langsam auf, als wuerde er sich nur schwer und ungerne von meinem Anblick wenden. Die unerwartete Unterbrechung kommt aus seiner Linken und auch ich schaue dorthin.

Ich fuehle grosse Erleichterung als ich Shikamaru anschaue. Dieser wirft den beiden Maennern einen kurzen Blick zu und wendet sich dann gleich mir: „Yamanaka, kommst du jetzt, oder was?“
 

Ich nutze die kurze Verwirrung die durch die Zwei vor mir geht, betrete so schnell ich kann die Kneipe und Shika laesst die Tuer hinter uns zufallen.
 

„Was zum Teufel brauchst du denn so lange?“, frage ich gereizt.
 

Der Junge sichtet mich nur muerrisch und bewegt sich ins Innere des Raumes.

Ich folge ihm, weil ich auf keinen Fall hier wieder alleine gelassen werden will.
 

„Der Automat geht nicht. Ich muss die am Tresen holen.“
 

Und schon nach kurzer Zeit sind wir wieder auf der Strasse. Zu meinem Glueck sind die schraegen Kerle von vorhin weg und ich kann auf einer gewissen Distanz neben den Dunkelhaarigen herlaufen.
 

Wieder zuendet er sich eine Zigarette an und zieht abwesend davon. Ich nehme den Blick von ihm ab und schaue auf die Strasse.

Nie hatte ich was gegen Rauchern gehabt. Ich wusste, dass es nicht gut war, aber auch ich hatte selbst zu meinen jungen Jahren ab und zu an einer gezogen. Immer hatte ich das als eine Sucht empfunden fuer die die Betroffenen nichts konnten – bis Shikamaru anfing zu rauchen.

Er tat dies in der neunten Klasse, als ich noch in D.C. gelebt habe und ich fand, dass es das abscheulichsste auf Erden war, als er zum ersten Mal vor mir eine rauchte.

Meine Abneigung ab dem Tage kann ich erhlichgesagt auch nicht ganz nachvollziehen.
 

Nicht wirklich wissend was er eigentlich tun soll dreht er sich zu mir und fragt: „Bist du mit Sakura hier?“
 

Ich nicke. Irgendwie ist das schon niedlich. Seit dem Mal haben er und ich zwar nie alleine geredet und waren immer unter Leuten, aber jedesmal wenn er versuchte ein Gespraech mit mir anzufangen oder Kontakt aufzubauen schien er ein wenig hilflos oder peinlich beruehrt. Frueher war das nie ein Problem gewesen, insofern hatte ich diese Veraenderung sofort erkannt.
 

„Gut. In der Nacht bist du sowieso nicht zum Fahren zu gebrauchen.“
 

Und so zerstoert er den Moment.
 

„Zu deiner Information: Ich werde das Auto beim Rueckweg fahren.“
 

Er schmunzelt: „Gott stehe euch bei.“
 

Er grinst und ich blitze ihn mit schmalen Augen an.
 

„Wenn was passieren sollte, dann ist es weil ich von eurem Gepolter und Geschrei halb taub und halb im Schockzustand liegen werde!“, knurre ich.
 

Shika schuettelt den Kopf und wir verfallen wieder in Stille.

Gott! Wieso muss er so taktlos sein?
 

Ein weiteres Mal dreht er sich mir zu und ich rolle die Augen, wartend auf das was kommt.
 

„Wir spielen gleich Surrender.“
 

Ich schlucke und mein Herz macht einen Sprung. Die Atmung faellt mir ein wenig schwer und ich spuere eine Leichtigkeit um meinen Magen und meinen Kopf.
 

Billy Talent habt ihr heute ja noch garnicht gespielt“, stelle ich fest und versuche dabei meine Stimme zu regulieren.
 

„Nein“, antwortet Shika, „deswegen habe ich es vorgeschlagen.“
 

Wieder macht mein Herz einen Satz und dieses leichte Schwindelgefuehl ueberkommt mich.
 

Surrender.

Das war der Song der lief waehrend...

Nunja, es liefen mehr, aber dieser begann kurz vor dem Hoehepunkt, so als waere es sein Werk, dass ich gerade dann dem Rausch verfiel. Nahe dem Schluss der zweiten Strophe lies sich Shikamaru neben mich fallen, umschloss mich mit seinen Armen und ich schlief schon bald ein.
 

Fast ruckartig werde ich von meinen Gedanken gerissen: Bevor ich bemerke, dass ich wohl stehen geblieben sein muss und Nara mir nun gegenueber steht, legt er mir seinen Zip Hoodie um die Schultern. Wir stehen bereits vor dem Club, Shika raucht die letzten paar Zuege von seiner Kippe.
 

„Du hast Gaensehaut.“
 

Perplex schau ich ihm in die Augen.
 

„Ja.“
 

Irgendwie bin ich in Trance. Shika weiss mich zu taeuschen. Ich bin ihm wichtig genug um mich nicht frieren zu lassen, ich bin ihm wichtig genug um gerettet zu werden und ich bin ihm wichtig genug um an der Nacht zurueckzudenken.
 

„Was laeufst du auch im November so rum?“, fragt er, seine Stimme ist schon fast ein Raunen.
 

Ich weiss genau, dass ich rot bin und dies aendert sich nicht als er zwei Schritte auf mich zukommt und wir uns so nahe sind, dass sich jede Stelle unserer Koerper beinahe beruehren.
 

Waehrend ich in seine dunklen Augen sehe ist es mir unmoeglich nicht zu laecheln. Ich spuere seine Hand an meiner Huefte. Mein Herz schlaegt schnell, scheint in meinem Hals zu pochen und ich lege meine Hand auf die seine.
 

Mit einem Mal durfaehrt mich ein Stoss und ich taumel einige Schritte zurueck. Auch der Junge vor mir ist nach vorne gewankt und ich sehe einen blonden Haarschopf von seiner Schulter hervorkommen.

Dann erkenne ich das spitze und schoene Gesicht Temari Sabakunos.

Sie wohnt weit entfernt von uns, aber war zu frueheren Zeiten Shikamaru sehr gebunden. Dies muss ihr erstes Wiedersehen nach mehreren Monaten sein. Da ich sie nicht mit ihren Bruedern Gaara und Kankuro eintreffen gesehen habe, bin ich davon ausgegangen, dass sie nicht hier war.

Wie ich nun erkenne ist sie dem jungen Nara auf dem Ruecken gesprungen und verteilt nun Kuesse auf seine Wange.
 

„T-Tema?“
 

„Shika, die Show ist der hammer! Du bist einfach nur spitze, ihr seid toll!“, gratuliert sie und drueckt ihn nochmal.
 

„Danke...“, vorsichtig lockert er den Griff um sein Brustkorb und Temari stellt sich sofort zu seiner Seite.
 

„Oh!“, ruft sie als sie mich entdeckt, „Ino, Kleine! Wie geht’s dir?“
 

Ich laechel freundlich und gebe eine bejahgende Kopfbewegung.
 

Kleine?! Was denkt sich diese Schlampe eigentlich?

Und seit wann ist sie so verdammt unnett? Eigentlich habe ich sie immer ganz gut ausstehen koennen und wir sind immer miteinander klargekommen, aber ich bitte dich! Sie hat mich zu vollster Sicherheit von Anfang an gesehen. Bitch.
 

„Oh... OH! Habe ich euch gestoert? Sorry!“
 

Ha.ha.ha. Ist die bloed? Totales Fake!
 

Ich laechel breit und schaue den Schwarzhaarigen an: „Nein, keine Sorge! Ich wollte sowieso rein.“
 

Und damit gehe ich in den Club hinein und werde von lauter Musik ueberwaeltigt. Sie wirkt betaeubend und ich bin froh, dass mir so freisteht von meinen Ueberlegungen und Gefuehlen wegzukommen.
 

Eine einzige Erkenntnis kommt mir in den Sinn bevor ich abschalte:

Ich kann Shikamaru nicht sagen, dass er werdender Vater des wachsenden Wesens in mir ist.
 


 

***
 

Wie gesagt: RESPEKT!

Ansonsten empfehle ich euch das Lied "Surrender" von Billy Talent auf YouTube aufzusuchen, falls ihr es nicht schon kennt und den Songtext dazu zu lesen.

ABFs: About Best Friends

Aus Choujis Sicht.
 

Ich habe das Gefühl, dass es kein all zu gutes Wochenende war. Klar, die Jungs haben gerockt und dabei ein haufen Kohle gemacht, aber gen Ende des Tages erschien das sehr nebensächlich.
 

Plötzlich fand ich mich vor einer gefühlsbetäubten Ino – eine die mir nicht unverwandter sein konnte – wieder und sah mich kurz darauf mit ihr auf dem Weg zurück nach Newark. Bevor der Auftritt vorbei war.

Und um das Ganze noch mit einer weiteren Prise Ungewöhlich zu bestreuen lag sie zwei Stunden nach unserem Abgang in meinem Bett und weinte in mein Kissen hinein. Das einzige was ich tun konnte war sie zu umarmen, mehr konnte ich zu meiner eigenen Missstimmung nicht tun.
 

Neji scheint das Wochenende auch nicht viel heilendes gebracht zu haben, als ich ihn am Sonntag getroffen habe schien er in einer Hundestimmung zu stecken und war nicht recht ansprechbar.

Narutos Auto musste schliesslich in Manhattan zurückbleiben, weil Tenten vergessen hatte ihm die Schlüssel zurück zu geben als sie mit Lee weg gefahren war und er scheint deswegen leicht angespannt. Nun ist er das Auto mit dem braunhaarigen Mädchen holen gegangen, denn sie hatte deswegen Schuldgefühle gehabt.

Letzlich ist mir Shikamarus Laune auch unerklärlich. Nicht nur ist er abwesender als sonst, er scheint unglaublich frustriert und mal wieder fehlt mir die Antwort dazu.
 

Im Moment sitze ich zusammen mit Shika als Betreuer und anderen zwei Schülern beim Nachsitzen und staune nicht schlecht als das Yamanaka Mädchen genervt den Raum betritt.

In einer Sekunde der Verwunderung blickt sie mich und den Dunkelhaarigen an und lässt einen gereizten Seufzer von sich: „War ja klar...“
 

„Was war klar?“, fragt Shikamaru nicht minder verärgert, aber dennoch interessiert und streckt ihr die Hand entgegen um das Zettelchen anzunehmen das jeder Nachsitzender beim Betreuer abzugeben hat.
 

Die Blonde schaut ihn nur fragend an und hebt die Brauen.
 

„Soll ich dir Geld geben oder wieso bettelst du?“
 

Shika rollt die Augen und atwortet: „Du sollst mir den Zettel geben.“
 

Dies scheint Ino keines Wegs weiter zu helfen.
 

„Gib ihm das rosa Papierchen das du von dem Lehrer bekommen hast, Ino“, sage ich und endlich scheint sie zu verstehen und kramt kurz darauf in ihrer Tasche rum.
 

Der Nara nimmt das Stück Papier entgegen und beginnt etwas in ein Heftchen zu übernehmen.
 

Eigentlich hat er letztes Jahr seinen Abschluss geschafft – als Jahrgangsbester sogar, aber er hat von der Schule eine von ihren wenigen Ausbildungsgelegenheiten angeboten bekommen, im Bereich allgemeine Naturwissenschaften und Mathe. Suzu Ichiro High gibt nur wenige Praktikas aus. Jährlich lediglich fünf ganzjahres- und acht halbjahres-Ausbildungen, davon bloss vier Stipendien und Shikamaru hat eins zu einem halbjahres-Praktikum bekommen welches er ehrlichgesagt nur angenommen hat, weil der ganze Uni-Umzugs-Stress seinem Geschmack nach „zu viel Anstrengung“ erfordert. Ausserdem sieht es mehr als beeindurckend in einem Bewerbungsschreiben aus. Die Ausbildungen in Suzu Ichiro sind weltweit hoch angesehen.
 

Ich befinde mich zur Zeit in meinem letzten High School Jahr, zusammen mit Lee, Tenten und Shino unter Anderen. Yamanaka, Naruto und Hinata sind dagegen noch in der 11ten Klasse.

Neji und Kiba gehen in New York auf's College, Temari ist in Brown, die anderen Sabakuno Bründer zogen nach zehn Jahren in Newark zurück in deren Heimatsort Baltimore, Maryland.
 

„Du musst aber auch immer in diesen Raum landen, ob du nun noch Schüler auf der Schule bist oder nicht!“
 

„Und du hast meine Frage nicht beantwortet. Wenn ich’s nicht anders wüsste, würde ich doch glatt denken, dass es dir unangenehm ist darüber zu sprechen.“
 

„Naja, ich schätze weil dich die Lehrer nicht mehr offiziell Nachsitzen lassen dürfen, tragen sie dir diese Aufgabe zu, ist ja noch relativ nahe dran.“
 

„Also, langsam beginne ich zu glauben, dass es dir sogar peinlich ist, weil es mich impliziert.“
 

Ino stockt, auch wenn nur für eine kleine, kaum merkbare Sekunde, aber ich – und ich bin mir sehr sicher, dass Shika es auch tut – weiss sofort, dass diese Bemerkung sie tatsächlich zum Zögern gebracht hat.
 

„Einbildung ist ja bekanntlich auch ‘ne Bildung, nicht?“
 

Damit geht die Blonde auf eins der Schreibtische zu und setzt sich hin. Ausserdem sind die zwei Streithähne erstmals für eine kleine Weile still und vermeiden Blickkontakt.

Die weiteren Anwesenden – drei, mich einbezogen – schauen abwechselnd zwischen den Zweien hin und her. Dabei ist das Bild eher belustigend, denn sie sind Freshmen und kennen die Zwei wahrscheinlich nur aus dem allgemeinen Gerede in der Schule.
 

Nach einem unangenehmen Moment der Stille sagt einer der Neunklässler: „Also... haben sie dir diese Aufgabe einfach so zugesteckt? Dürfen die das obwohl du nur Praktikant bist?“
 

Shika schaut den Jungen an und dieser weicht seinen Blick eingeschüchtert auf einen Punkt, etwa drei Meter von Shikamarus Gesicht.
 

„Ich bin ein Auszubildender hier in allgemeiner Naturwissenschaft und Mathematik. Mit Pädagogik hat es nichts zutun. Insofern: Nein. Eigentlich dürften sie mir das garnicht zuteilen, aber sie wissen, dass ich keinen Aufwand drum machen werde.“
 

„Wieso nicht?“, traut sich der Andere, nun wo das Eis ein wenig geschmolzen zu sein scheint.
 

„Weil der zu seiner Zeit hier zu viel Scheiss gebaut hat“, meine ich grinsend und die Freshmen lachen.
 

Zu meiner Rechten höre ich ein leises, amüsiertes Schnaufen von dem einzigen Mädchen im Zimmer kommend und von Shika kaschiere ich einen schneidenden Blick ein.
 

„Und sie? Wie hast du dir das eingebrockt?“
 

Ino schaut den Rothaarigen Jungen an und sagt: „Garnichts habe ich mir ‚eingebrockt‘, ich bin auf unfairer Weise hergekommen.“
 

„Ja, das sagen wir alle!“, lacht der Rotschopf, aber Ino findet das wohl garnicht lustig.
 

„Nein, nein ehrlich“, unterbricht unser Betreuer, „ Als scheinheilige Prinzessin ist es zu ihrem Unwohl ihr erstes Mal hier.“
 

Oh, nein. Ich sehe das Feuer bereits in den Augen der Yamanaka aufflammen!
 

„Du sagst es ja so als wäre es etwas wofür ich mich schämen sollte.“
 

„Das fasst du so auf wie du es willst“, kontert der Dunkelhaarige angenervt.
 

„Ach, ja? Dann sag mir doch was du eigentlich gemeint hast, Shikamaru. Nur zu, sag mir wie ich das Verdammt nochmal sonst interpretieren solle!“
 

Der Angesprochne scheint nun auch seine Gedult zu verlieren: „‚Verdammt nochmal‘? Wieso musst du eigentlich immer das schlimmste von mir erwarten? Warum musst du bei mir immer auf Offensive gehen?!“
 

„Jetzt hör mir zu, d-“, aber ich schneide meine Freundin ab.
 

„Leute! Klärt das gefälligst später!“, rufe ich und dabei ist es mir egal, dass ich gleich darauf von Beiden mit eher weniger freundlichen Blicken angeschaut werde.
 

Trotzdem gehen sie meiner Aufforderung nach und halten die Klappe. Die Neunklässler sitzen nur da und scheinen von dem ganzen Szenario fasziniert oder unglaublich verstört.
 

Wieder tritt Schweigen auf und um das Vorherige zu verhindern drehe ich mich Ino zu und entschliesse mich dazu Konversation mit ihr aufzubauen: „Und? War Sakura sauer, weil du einfach so gegangen bist? Als ich ihr die SMS geschrieben habe hat sie ein bisschen angesäuert gewirkt.“
 

Sie nickt mir nur stumm zu, also fahre ich fort: „Also, ist sie sauer, dass du zu mir gekommen bist?“
 

„Nein“, antwortet sie und schaut mich seltsam an, „Sie war nur, ähm, verwirrt.“
 

„Achso. Und geht es dir inziwschen besser?“
 

Wieder sichtet sie mich mit diesem undefinierbaren Blick und als ich desorientiert durch den Raum schaue um nach Anzeichen zu suchen woran das liegen könnte und dabei bemerke wie Shikamarus Blick starr an uns gehäftet ist, verstehe ich. Nicht nur hatte ihr emotionaler Zusammenbruch was mit ihm zutun, er weiss nun wohl, dass es etwas gibt das ihn integriert und Ino will offensichtlich nicht, dass er das je erfährt. Zu spät, wie es aussieht:

„Dann warst du deswegen so früh weg, Chouji?“
 

Ähm...
 

„Weil Ino bei dir geschlafen hat?“, hackt er nach.
 

Ich weiss nicht recht was ich sagen soll. Ehrlich, ich meine zum einen habe ich absolut keine Ahnung in was ich mich nun dazwischen gesteckt habe, aber ich kann mir hunderte von Worst Case Scenarios zu jedes meiner möglichen Antworten vorstellen. Bevor ich mich dann also für eins entscheide nimmt mir Ino diese Last aus den Schultern: „Ja, deswegen. Mir ging es nicht gut, na und?“
 

Den Nara hat das nun für einige Sekunden die Sprache verschlagen, aber sobald dieser Moment verflogen ist, zuckt er nur die Schultern und richtet sich wieder seiner Schreibarbeit zu. Zumindest erscheint das so.
 

Und dann geschieht etwas seltsames. Ich schaue etwas erstaunt zwischen meinem besten Freund und meiner besten Freundin hin und zurück, nehme wahr, wie Inos Atem schwer und ungleichmässig geht. Plötzlich breitet sich eine Blässe über ihr hübsches und auch sonst recht weisses Gesicht aus und das Unwohlbefinden ist deutlich von ihren Augen abzulesen. Sie schluckt schwer und versucht tiefe Atemzüge zu nehmen während sie nun auch den Blick an mich wendet.

Fragend gucke ich sie an, aber genau in dem Moment steht sie abrupt auf und verlässt ohne ein weiteres Wort zu verlieren den Raum.
 

„Hey, darf die das einfach so?“, höre ich einen der Freshmen im Hintergrund klagen und schaue dabei zu dem Vorne sitzenden Jungen.
 

Der ist gerade dabei seinen Blick von der Tür abzulassen hinter welche Ino vor einigen Momenten verswunden ist und ihn wiederrum durch ihren ehemaligen Platz schweifen zu lassen. Auch ich schaue dort hin und bemerke, dass Inos Sachen ja immernoch dort liegen wo sie sie fallen gelassen hatte. Was heisst, dass sie zurückkehren wird und ihrem Ausdruck nach auch, dass ihr schlecht geworden ist.
 

„Ich wusste nicht, dass es ihr immernoch nicht gut geht“, reisst mich die monotone Stimme Shikas aus meinen Gedanken zurück und mir fällt erst jetzt der seltsame Zufall in der Situation auf.
 

Ich auch nicht, denke ich, aber sage nichts.
 

Eine merkwürdige Spannung herrscht im Klassenzimmer, nicht dass es beim Nachsitzen nicht immer eine komische Stimmung gibt, aber das hier mag vielleicht um einiges ungewöhnlicher sein.

Normalerweise ist es den Schülern garnicht erst erlaubt zu Reden wenn sie beim so genannten Detention sitzen. Das einzige was man machen darf ist still in seinem Platz zu sitzen und allerhöchstens Hausaufgaben machen.

Also sollte ich, der ja ehrlichgesagt nur aus dem blöden Grund des Zu-Spät-Kommens hier sitzt, ganz erleichtert darüber sein, dass es ausgerechnet einer meiner Kumpel ist der hier ‚für Ordnung‘ sorgen muss; so auch die Anderen. Aber ich hätte nicht erwartet, dass sich das Blondchen auch dazugesellen würde und es zum Durcheinander wird. Noch weniger bin ich darüber begeistert, als Shikamaru sich dazu entscheidet zu fragen: „Warum hast du mir nicht schon am Sonntag bei Neji gesagt, dass du deswegen gegangen bist?“
 

„Du hast nicht gefragt“, erwidere ich leicht unsicher, „Das es dir überhaupt aufgefallen ist, wusste ich garnicht.“
 

„Na, klar ist mir das aufgefallen. Dass Ino bei der Aftershow nicht dabei war hat mich eher weniger gewundert, aber ich hätte jetzt nicht gedacht, dass das dann gleich heisst, dass sie bei dir... schläft.“
 

Oh, man. Irgendwie ist mir das alles gerade zutiefst unangenehm und ohne Ino hier anwesend weiss ich auch garnicht wie weit ich das treiben darf. Deswegen halte ich dann einfach den Mund und versuche so normal wie möglich rüber zu kommen.
 

Nach einer mir vorkommenden Ewigkeit betritt Ino wieder den Raum und setzt sich wortlos wankend auf ihren Platz hin.
 

Es fehlen nicht mehr als fünf Minuten bis unsere Strafe ein Ende findet. Weder ich noch Shika trauen uns dem Mädchen was zu sagen, vielleicht wissen wir auch einfach nicht genau was. Den vorlauten Rotschopf jedoch scheint dem nicht so.
 

„Hast du grad gekotzt?“
 

Aber zum Glück ist Ino weiterhin Ino: „Sag mir nicht, dass du das jetzt ehrlich wissen willst...“
 

Die nächsten paar Minuten ziehen sich auf Grund der Atmosphäre in die Länge, aber endlich klingelt es und keiner wartet eine Sekunde länger um zu verschwinden.
 

Weil Shikamaru und Ino noch diese Anspannung um sich haben, signalisiert mir mein Freund dem Mädchen nachzugehen, um nach dem Rechten zu schauen.
 

Es dauert nicht lange und ich habe diese eingeholt: „Hey, hey, warte! Ino, was hast du? Geht’s dir gut?”
 

Sie nickt und murmelt mir eine Atwort zu, die ich nicht verstehe, aber von der ich mir denken kann wie sie lautet.
 

Sie tut sich ein wenig schwer um mich abzuschütteln, läuft schneller und schaut mich nicht an, aber ich lasse nicht locker.
 

Als wir die Strasse überqueren um ins Internat zu gelangen, werde ich ernst.

Ich nehme sie am Handgelenk als sie versucht aus ihrer Tasche die Schlüssel zum Eingangstor zu holen und drehe sie zu mir.
 

„Ino!“, rufe ich, „Was soll das?“
 

Sie sieht mich nicht an, hat den Blick gesenkt und bewahrt das Schweigen.
 

Ich seufze.
 

„Schau mal, du musst mir hier irgendwie weiterhelfen.“
 

Nun ist es sie die erschöpft ausatmet: „Solltest du nicht nach Hause, Chouji?“
 

„Nein! Nicht bevor du mir sagst was mit dir los ist! Ich meine, du hast mich offensichtlich in etwas hineingezogen, in das ich eigentlich garnichts zu suchen habe und weil ich es nunmal nicht vermeiden kann mit Shikamaru zu reden, muss ich wenigstens wissen was ich ihm sagen soll! Also, bitte tu mir den Gefallen und sag mir was zwischen euch vorgeht!“
 

„Ich brauche Sakura“, nuschelt sie, aber damit kann ich nicht viel anfangen.
 

Nach einer Weile der Stille meint sie aufrichtig: „Chouji, ich kann dir das nicht sagen. Nicht jetzt zumindest, nicht hier, nicht so.“
 

„Dann lass uns bei dir sprechen“, schlage ich vor und sie schüttelt den Kopf.
 

„Yuki könnte uns hören, das würde ich nicht wollen.“
 

Ermahnend blicke ich ihr in die Augen worauf sie kleinlaut sagt: „Na gut, sie ist gerade nicht da, aber wenn sie reinplazt?“
 

„Wird sie nicht“, antworte ich und nehme ihr die Schlüssel aus der Hand, öffne die gittrige Tür.
 

Ino gibt sich geschlagen und wir beide begeben uns zu ihrem Dorm.
 

Ino wohnt seitdem sie hergekommen ist im Internat und hat bereits zwei Jahre hintereinander Yuki Saito als Zimmergenossin. Ich weiss, dass sie gut miteinander auskommen, aber ganz Freunde kann man sie nicht nennen. Gute Bekannte trifft’s vielleicht eher.

Ihre kleine ‚Wohnung‘ besteht aus einer grossen Fläche die sich aus Küche, Wohnzimmer uns Essregion zusammensetzt und zwei separate Zimmer, verbunden durch ein geräumiges Badezimmer.

Die Küche besteht aus einigen Schränken und Regalen und einem Kühlschrank. Da es den Schülern offen steht in der Kantine zu essen, ist ein Herd bereits überflüssig und wenn man selbst was kochen oder backen will, kann man das auf Anfrage in der Internatsküche tun.
 

Ino führt mich direkt in ihr Zimmer, schaut sich nicht mal nach Yuki um und schliesst dann die Tür hinter sich.
 

Hier ist es eisig; meine Sandkastenfreundin hat schon immer die Angewohnheit gehabt Fenster offen zu lassen wenn sie für längere Zeit irgendwo hinging. Gestank und stickige Luft kann sie beim besten Willen nicht ausstehen.

Ich setze mich auf den breiten, weissen Sessel in ihrer sogenannten ‚Leseecke‘ und sie bewegt sich langsam auf das Fenster zu.

Aus früheren Jahren hat sie gelernt, dass es besser ist nichts zu wertvolles vor ihren Fenstern zu stellen, falls es anfangen sollte zu regnen, deswegen ist das einzige was sie vor disem hat ein blank geräumter Schreibtisch mit einem einzigen kleinen Kaktus an einer Kante. Ihre Möbel hier sind alle weiss: Das Bettgestell, ihr gestrichener Holzschreibtisch und der dazugehörge Lehnstuhl, ihr Nachttisch, ihren bereits erwähnten Sessel und ihre ebenfalls in der Ecke plazierte Lampe. Die Wände dürfen im Internat nicht angestrichen werden, haben deswegen auch alle eine helle Cremefarbe, aber sie hat diverse eingeramte Fotos an ihnen hängen und an einer Wand sogar grosse Dekoaufkleber von lavendel- und rosafarbenden Blumen und Mustern, die fast von der Decke bis zum Boden reichen.

An der äusseren Fensterlehne hat sie bei schönerem Wetter verschiedene Arten von Blumen hängen, nun aber sind es simple grüne Pflanzen, die der Kälte standhalten können. Seit ich denken kann liebt sie Blumen.

Nachdenklich blickt Yamanaka in die graue Aussicht; ich bin mir sicher, dass es bald wieder anfängt zu regnen.
 

Ich weiss, dass sie nicht selbst darauf zu sprechen kommen wird, deswegen mache ich den ersten Schritt: „Also. Wieso habt ihr euch denn jetzt schon wieder gestritten?“
 

Ino stöhnt leise und macht harsch das Fenster zu.
 

„Haben wir nicht! Nunja, gerade schon, aber ansonsten...“
 

„...nicht wirklich?“
 

„Nein, garnicht!“, sagt sie lauter und dreht sich zu mir um.

Damit geht sie auf ihren Schrank zu und kramt eine graue Jogginghose und ein lilanes T-Shirt raus.
 

„Guck nicht“, sagt sie beiläufig und dreht die Schranktür so, dass nur ihre Füsse hervorschauen.
 

Ich weiss, dass es ihr eigentlich nichts ausmacht, würde ich sie doch noch nur in Unterwäsche sehen. Das habe ich oft genug und sie weiss genau, dass ich mir nie Hintergedanken dabei mache.
 

Anders als Shikas und ihr Verhältnis, ist unsers sehr eng. Vielleicht, weil sie und Shikamaru von Anfang an immer schon diese Streitfruedigkeit zu eineinder besessen haben, hat sie sich automatisch dazu genötigt gefühlt mich als ihren Freund zu wissen. Naja, ganz sicher kann ich mir dabei natürlich nicht sein, aber auf dieser Weise hat sich unsere Beziehung zu dem entwickelt was es jetzt ist: Eine Mischung aus Geschwisterliebe und tiefsinnige Freundschaft.
 

„Okay, ich weiss, dass ihr nicht immer so geschmeidigt miteinander klarkommt, aber heute war das nicht mehr normal!“
 

Keine Minute später lässt sich die Blonde erschöpft auf ihren Bett fallen.
 

„Ich weiss, Chouji“, antwortet sie mir in ihren Kissen hinein, nachgebend.
 

„Gut. Wie wärs damit? Erklär mir doch zuerst mal, inwiefern Shika was mit deinem plötzlichen Emo-Anfall zutun hat.“
 

Ino schüttelt den Kopf, aber ich fahre fort und ignoriere dabei ihre Geste: „Und dreh mir ja keinen Strik da raus, eure Reaktionen haben das sofort bewiesen! Ist dir eigentlich auch aufgefallen wie sehr es ihn gestört hat, dass du bei mir geschlafen hast?“
 

Nun blickt Ino endlich auf und schaut skeptisch: „Das wüsst ich aber! Das war für ihn doch nur Nebensache. Was ihn gestört hat, ist dass du so früh gegangen bist.“
 

„Hmm...!“ Nun ist es an mir unüberzeugt zu schauen.
 

Schliesslich rappelt sich meine Freundin hoch und setzt sich aufrecht auf das Bett hin.
 

Ihre Gesichtszüge nehmen einen Wandel von kindlich schmollend, auf ernst und letztens kommt sie aufs Thema.
 

„Ich kann dir das nicht sagen, wirklich“, ihre Stimme ist kleinlaut, entschuldigend irgendwie, aber eisern und überzeugt zugleich, „Ich komm doch selbst kaum damit klar!“
 

Letzteres fügt sie lachend hinzu, aber ich bemerke, dass es sie eigentlich verzweifelt.
 

Lange beobachte ich sie nur, aber sie hat den Blick sofort nach ihrer Gestehung zu Boden gesenkt.

Zuletzt muss ich mich als geschlagen ergeben. Ich stehe auf um ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken und nicke.
 

„Sag mir dann aber wenigstens was ich mit Shika tun soll. Als du kurz gegangen bist, hat er schon angefangen Fragen zu stellen.“
 

Das Mädchen zuckt mit den Schultern: „Sag ihm einfach, dass mir wirklich übel war und dass ich dich halt darum gebeten habe mich von dort wegzufahren.“
 

Wieder gebe ich eine bejahgende Kopfbewegung und ergänze: „Und wo wir bereits beim ‚Übelergehen‘ sind: Hast du dich echt übergeben?“
 

Ino verdreht die Augen, aber lacht im nächsten Moment wieder.
 

„Ja, ich weiss! Mein Timing war einfach...“
 

„Ironisch gut getroffen, oh ja!“
 

Ein weiteres Mal kommt wieder nichts aus unseren Mündern, bis ich mich dann zu meinem Rucksack drehe und diesen aufhebe.
 

„Naja, ich schätze mal, ich gehe lieber. Ich muss bei den letzten Vorbereitungen für den Umzug mithelfen“, sage ich.
 

Ino versteht: „Achso, ja. Ziehst du eigentlich gleich bei den Naras ein?“
 

„Ja, halt wenn ich meine Sachen dort hingebracht habe“, antworte ich ihr.
 

Mein Vater wird in drei Monaten nach Japan ziehen, als Leiter der ersten Abteilung der Firma ausserhalb von Nord- und Südamerika.

Weil das Haus aber so bald wie möglich verkauft werden soll, werde ich für die letzten paar Monate auf der Akademie beim Nara-Haushalt einziehen.
 

Ich lächel Ino an und beuge mich kurz vor um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben.
 

Als ich die Tür aufmache, hält sie mich kurz zurück.
 

„Chouji, warte!“, ruft sie überstürzt raus.
 

Ich drehe mich ihr wieder zu und sehe ihr das schlechte Gewissen an.
 

„Ist doch schon okay, Ino. Ich nehme dir das nicht übel.“
 

Nicht ganz einverstanden sagt sie dennoch: „Glaub mir, du wirst es früh genug erfahren.“
 

Ich weiss nicht recht was ich mir darunter denken soll, also nicke ich wieder und verlasse schliesslich das Zimmer und Anwesen.
 

Als ich an den Schulparkplatz gelange sehe ich Shikamaru, der wohl auf mich gewartet hat und in der Zwischenzeit, den Überresten vor ihm auf dem Asphalt nach zu urteilen, eine Zigarette nach der anderen geraucht hat.
 

„Und?“, fragt er schon aus der Ferne, „Was hat sie gesagt?
 

Ich werde misstrauisch. Da muss doch was gewesen sein!
 

„Nichst hat sie gesagt“, erwidere ich und bin gleich darauf schon bei ihm angekommen, „Shikamaru, was zum Teufel hast du ihr angetan?!“
 

Mein Freund scheint unbeeindrukt von meiner drohenden Haltung: „Wieso? Hat sie etwa gesagt, ich hätte ihr was angetan?“
 

Nun bin ich mit meiner Gedult am Ende.
 

„Nein, sie hat nichts gesagt! Und darauf hin habe ich mich gefragt was denn bitte mit ihr passieren muss, damit sie sich nicht einmal mir anvertrauen kann. Jedenfalls muss es was mit dir zutun haben, weil sie weiss, dass ich dir gegenüber nichts vormachen kann. Deswegen die Frage: Was zum Teufel hast du ihr angetan?!“
 

Shika atmet genervt seinen letzten Zug aus und schmeisst den Stängel leicht verärgert auf den Boden.

Lange steht er nur meinem Blick stand und schliesslich rückt er mit der Sprache raus.
 

„An dem Geburtstag“, beginnt er und ich erinnere mich an der Monsterparty an jenem Wochenende bei ihm zu Hause, „da, äh...“
 

Was denn, verdammt?!
 

„Wir hatten Sex.“
 

„WAS!!!“
 

Leicht erschrocken signalisiert er mir nicht so laut zu sein, meine ‚Frage‘ ist nämlich merhmals durch das leere Gelände gehallt.
 

„Das sagst du mir erst jetzt?! Scheisse und dann regst du dich so auf, weil ich dir nicht gesagt habe, dass ich gegangen bin!“
 

„Ist doch jetzt auch egal“, meint er mit einer abwerfenden Handbewegung, „ Das scheint sie sowieso nicht mehr zu kümmern. Ist ja ohnehin nur passiert, weil die ein paar Glässer zu viel hatte und ich an dem Scheiss geraucht habe, den Neji gebracht hat.“
 

In meiner Verwunderung schüttel ich automatisch den Kopf.
 

„Und was ist dieses Wochenende geschehen?“
 

Shika zuckt die Schultern: „Nichts. Wir haben kurz geredet, nichts besonderes.“
 

Verdrossen stöhne ich auf und laufe schon in die Richtung meines Hauses, das nur fünfzehn Minuten von hier entfernt liegt.
 

Der Dunkelhaarige versteht meine Geste und lässt mich in Ruhe, steigt in sein Auto und fährt kurz darauf aus meiner Sicht.
 

Sie haben miteinander geschlafen!
 

Ich weiss nicht was ich eigentlich dazu empfinde. Es sind die zwei Leute in meinem Leben, die ich am Längsten und Besten kenne und umgekehrt.

Hätte ich das also nicht schon vorherkommen sehen sollen?
 

Shikamaru und Ino haben ein sehr anderes Verhältnis, als das was ich mit ihnen habe.
 

Ich erinnere mich an einem Mal in meinem zehnten Jahrgang, an dem einige von uns für ein verlängertes Wochenende in den Strand gefahren sind.

Ich habe keine Ahnung wie ich auf einmal dazu kam, aber ernst fragte ich meinen Freund inetwa so was: „Wenn du Ino siehst, in ihrem knappen Bikini, was denkst du dann eigentlich?“

Ihm war die Frage offenkundig unangenehm gewesen, aber weil er wusste, dass ich sehr ernst darüber herzog sagte er: „Was einem Mann dann halt so durch den Kopf schiesst, schätze ich.“
 

Und jetzt wo ich so darüber nachdenke war ich mir ab dem Moment sicher. Nicht nur fand ich herraus, dass dies der Grund ist, warum deren Umgang so sehr von meinen zu ihnen abweicht, sondern wusste ich im tiefsten Inneren wohl auch, dass es mal so weit kommen würde.

Inos Figur konnte man als normale Person des männlichen Geschlechts nicht ignorieren, natürlich nicht. Aber genau da hörten meine Gedanken an ihr auf. Sie hat einen guten Körper, Punkt.

Nicht allzu selten ist es vorgekommen, dass die zwei was miteinander ‚hatten‘, was heisst, dass sie bei Gelegenheit sogenannte ‚make-out sessions‘ gehabt haben und das hat meinen im Unterbewusstsein liegenden Verdacht nur bestätigt.
 

Mit dieser Erkenntnis bin ich erst einmal beruhigt, weil ich einsehe, dass ich es ja sowieso wusste. Wahrscheinlich hat mich nur verwundert, dass es gerade dann passiert ist und dass ich es noch nicht einmal bemerkt habe.
 

Zum wiederholten Male an diesem Tag kreisen meine Gedanken um das letzte Wochenende, gelangen dabei fast wie selbstverständlich auf das blonde Yamanaka Mädchen.

Ein Gedanke führt mich blitzschnell zum anderen.

Ich erinnere mich an unseren Gespräch, an dem Verhlaten zwischen ihr und dem Schwarzhaarigen, an ihre jähe Übelkeit und an ihren letzten Worten an mich - „Glaub mir, du wirst es früh genug erfahren“.

Und auf Einem trifft’s mich.
 

Abrupt bleibe ich stehen, ziehe meinen Blackberry hervor und schicke meiner Freundin eine SMS mit folgender Nachricht:
 

HOLY FUCK !!!

Bad Days

Meine Güte! Vergebt mir jegliche Fehler, ich bin zu erschöpft um mir den Text nochmal durchzulesen, aber ich verspreche euch, ich setze mich morgen (oder so) davor und korriegiere alles so gut ich eben kann, okay?

So, ich weiß es ist lange her seitdem ich wieder was hierzu Hochgeladen habe, bitte verzeiht mir! ^^ Und wieder ist das Kapi länger geworden als anfänglich gedacht! oO

Macht's gut! ;)
 

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Aus Hianatas Sicht
 

Was?!“, erklingen meine und Tentens Stimmen gleichzeitig.
 

Ich taumele unwillkürlich zurück und setzte mich letzlich auf das Bett im Zimmer.
 

„Aber wie und... wann? Wer...“, murmele ich unverständlich.
 

„Naja,-“
 

„Das sind definitiv nicht die art Nachrichten, die man vor einer dreistündigen Mathearbeit hören sollte!“, entweicht es der Braunhaarigen.
 

„Tenten!“
 

Ino schüttelt verstehend den Kopf, schaut mich dabei beruhigend an und wendet sich schließlich wieder Tenten: „Ich weiß, dass es... nun... ich weiß.“
 

„Und wieso um Gottes Namen tust du’s dann?!“
 

Wiedermal rufe ich tadelnd aus: „Tenten! Hab doch mehr Mitgefühl, Ino hat uns gerade was wichtiges anvertraut!“
 

„Ja, ganz recht, zehn Minuten vor Schulbeginn! Um Zehn vor Acht, wo man noch nicht dazu bereit ist solche Neuigkeiten zu verdauen!“, schreit sie mir entgegen.
 

„Es ist okay“, versucht uns die Blonde zu beruhigen.
 

Auch Sakura springt ein: „Tenten, wenn du den Schock abbauen musst, dann heule doch einfach, aber reg dich nicht so auf!“
 

Daraufhin blickt sie die Angesprochene wütend an, aber sagt nichts.
 

Plötzlich fängt Ino an zu lachen.
 

„Hast du sie noch alle, nach so etwas lachen zu können?!“, meint Tenten frustriert und hilflos.
 

Auch ich bin verwundert: „Ino?“
 

„Ich verstehe garnicht warum ihr euch alle so aufführt“, wieder lacht sie ehe sie fortfährt, „Ihr hättet Sakura flennen und dabei diesen doofen Erdbeer-Sundae in der Hand halten sehen sollen!“
 

Der Rosaschopf unter uns gibt ein belustigtes Schnaufen von sich und grinst.
 

Ergo?“ Tenten bleibt unverändert ernst.
 

Ino schaut sie an bevor sie uns erklärt: „Ergo: Ich bin unvorsichtig gewesen und muss nun die Konsequenzen erleiden, aber es ist nicht das Ende der Welt! Ich hab’s euch gesagt, um es euch mitzuteilen. Weil ich es lieber habe, wenn ihr es früher als später erfährt und nicht, weil ich euch heulen oder angepisst sehen will!“
 

Tenten ist weniger überzeugt: „Was denn? Erwartest du etwa, dass wir hier freudig rumspringen, oder was? Warum sagst du uns so was? Ich meine...“
 

Ihre Gedankengänge nehmen ruckartig eine Wendung und sie fragt: „Wer hat das... und wann? Ich meine wann? Kannst du dir überhaupt sicher sein? ‚Ich bin schwanger‘, ist ja wohl keine handfeste Aussage, oder?“
 

Ino seufzt.
 

„Es war an meiner und Shikamarus Geburtstagsfeier. Er wollte mit mir in Ruhe Geschenke austauschen, wir sind zu ihm ins Zimmer und eins führte halt zum Anderen. Ich bin am Montag beim Gynäkologen gewesen. Es ist sicher.“
 

Shikamaru?!“, kommt es ein weiteres Mal im Unisono aus unseren Mündern, wobei die neben mir Sitzende eine gewisse Enttäuschung in ihrer Stimme trägt. Sakura steht nur unangenehm im Zimmer rum und beobachtet.
 

Damit setzt sich die Blondine zwischen uns zweien auf ihren Bett hin und sieht uns abwechseld an.
 

„Ich werde Unterstützung brauchen und eure ist mir nunmal wichtig.“
 

Stille tritt ein in der ich bestimmt Inos rechte Hand nehme und ihr meinen Beistand damit verdeutliche.
 

Auf Einem steht die Brünette auf und blickt leicht verärgert auf sie runter.
 

„Dem Nara-Jungen schneide ich die Eier ab, wenn ich mir jetzt die Arbeit vermiese!“, meint sie ehe sie die Tür aufreißt, „Und jetzt kommt, auch ihr habt Unterricht!“
 


 

***
 

„Sakura, Sakura, Sakura!“
 

Leicht verwirrt dreht sich die Angesprochene im von Schülern überfüllten Flur um und hält Ausschau nach dem Besitzer der Stimme.

So enthusiastisch wie sie war, kann ich sie eigentlich nur Naruto zuordnen. Nunja, es ist ja nicht so, dass ich sie nur deswegen erkannt habe, aber... Was auch immer! Als würde es was zur Sache tun.

Eigentlich will ich dem Mädchen neben mir sagen, dass ich schon mal vor gehe, ihr irgendeinen blöden Grund dafür geben, aber mir kommt nichts aus den Lippen.

Und bevor ich es recht merke steht Naruto mit seinen strubbeligen, blonden Haaren und sein warmes, großes Grinsen vor uns. Oh, Gott!
 

Mir bleibt nichts anderes übrig als einfach nur wie blöd da zu stehen und auf Sakura zu warten.

Nunja, ganz so stimmt es nicht. Natürlich bleibt mir was anderes übrig.

Ich könnte einfach gehen, sagen, dass ich noch mit Tenten reden möchte, was vom Sekretariat holen muss, ein Meteorit vom Himmel fallen und genau hier einschlagen wird, was auch immer!

Aber ich bleibe stumm. Kann mich garnicht darauf konzentrieren was er Sakura erzählt und warum es den Mädchen zum Lachen bringt. Dafür bin ich viel zu besorgt darum von hier weg zu kommen. Naja, eher mir zu wünschen, ich könnte von hier wegkommen.
 

So ungefähr verlaufen meine Gedankengänge ehe ich denke: Mist!

Weil nämlich Sasuke auf uns zukommt und Naruto mit seiner Erzählung sowieso schon zuende zu sein scheint und er mit Sakura nur noch letzte Worte austauscht. Was heißt, dass bald Sakura und Sasuke selbst ins Gespräch verfallen werden und ich und Naruto... und überhaupt!
 

„Na?“
 

Was? Oh Gott, ist es schon soweit?
 

Irritiert schaue ich Naruto an, der mich breit anlächelt.
 

„He-hey!“, stottere ich.
 

Ehrlich, der Junge muss doch denken, dass ich ein Sprachdeffekt habe, so blöd wie ich mich immer vor ihm anstelle.
 

Ich nehme fast garnicht wahr, dass das Pärchen uns verlässt, empfinde es als eine weitere Vorstellung meinerseits, als sich das rosahaarige Mädchen von uns verabschiedet, denn ich bin wie hypnotisiert an Narutos blauen Augen gefesselt.
 

In den nächsten paar Sekunden gehen mir alle Bewegungen ein wenig zu schnell. Der Blonde tut einen Schritt auf mich zu und dreht mich entschieden flink, aber vorsichtig um, so dass ich erst jetzt bemerke, dass wir uns vor seinem Schließfach befinden. Plötzlich lässt er seine rechte Hand schnell, aber konsequent meinen Oberkörper runtergleiten, geht dabei von der Schulter aus, verweilt eine Weile an meiner Brust, geht meine Seite entlang, schmeichelt meiner Hüfte und wird schließlich, mitsam meinem Poloshirt, angehoben, bis er mir langsam und bewusst über meinen bloßen Bauch streichelt.

Ehrlichgesagt bemerke ich erst jetzt, dass er es in der Zwischenzeit mit seiner linken Hand zustande gebracht hat seinen Schließfach zu öffnen, aber das ist ja wohl auch nur Nebensache, weil ich auf Einmal heißen Atem auf meinen Nacken spüre und kurz darauf seine Lippen an meinem Hals.
 

Mir entweicht ein seltsamer Laut aus der Kehle, der Uzumaki atmet belustigt aus und irgendwie schaffe ich es mich abrupt umzudrehen. Der blanke Scham muss mir ins Gesicht geschrieben stehen, meine Wangen glühen nämlich, aber es läuft eiskalt meinen Rücken runter. Und er?

Er steht bloß da, leicht zu mir gebeugt und grinst. Für ihn ist es bloß ein lustiges Spiel.
 

„Äh...“, vernehme ich, Naruto stützt sich ruhig und als wäre alles wie immer von mir weg, schaut anschließend in Tentens Gesicht. Ich könnte sie abknutschen!
 

„Hey, du!“, begrüßt er sie, „Hinata, nimm dir Nejis CD und mach den Locker dann bitte zu, ja?“
 

Kurz hebt er zum Abschied den Kopf an und geht, die Hände in den Hosentaschen gesteckt.
 

Und ich stehe immernoch knallrot da, dafür brauch ich mich garnicht erst im Spiegel betrachten.

Ich hasse es wenn er das tut!

Dieses verdammte Spielchen, an dem er so viel Gefallen gefunden hat, treibt er mit mir schon seit Beginn des Schuljahres, es ist nicht mehr auszuhalten! Das Schlimmste ist, dass wenn es mal vorkommt, dass ihn jemand ‚erwischt‘, er es immer auf der einen oder anderen Art schafft, diese Gedanken aus ihren Köpfen zu verjagen. So wie jetzt.
 

„Was bitte war das gerade?!“
 

Oder auch nicht!
 

„Was-“
 

„Wie, ‚Was‘? Das! Naruto... all over you! Mitten im Flur!“
 

Wenn es denn überhaupt möglich ist, erröte ich noch mehr. Ich habe mir zwar immer gewünscht, dass es mal jemand bemerkt, aber nie habe ich mir darüber Gedanken gemacht, wie unangenehm es dann sein könnte darüber zu reden.
 

„W-w-wie lief denn nun die Klausur?“
 

Meine Freundin schaut mich ein paar Momente lang nur ungläubig an, aber entscheidet sich wohl dafür, mir meinen Freiraum zu geben: „Nun, es lief gut. Zum Glück liegt mir Mathe.“
 

Erleichtert atme ich aus und wir beide bewegen uns Richtung Schulgelände. Keiner sagt was, ich weiß allerdings, dass Tenten bloß ihre Worte abwiegt und mir Zeit gibt um das Selbe zu tun.
 

„Also-“
 

„Ich habe keine Ahnung!“, kommt es aus mir geschossen bevor sie mich gar fragen konnte, „Und du weißt, dass ich früher oder später nach Rat gefragt hätte, aber ich finde, zur Zeit haben wir wohl alle mit anderen Sachen zu kämpfen.“
 

Das Mädchen scheint erstaunt, aber nickt schließlich.
 

Außerdem willst du dir ja auch nie helfen lassen, geht es mir durch den Kopf, aber das will ich ihr nicht vorwerfen. Sie kann ja nichts dafür, dass ausgerechnet mein Cousin ihr zum X-ten mal das Herz gebrochen hat. Und dass Neji nun frustriert ist tut mir zwar Leid, aber das hat er sich ja irgendwie selbst eingefädelt.
 

Ich bemerke, dass Tenten unzufrieden ist und Antworten haben möchte, aber letzendlich entscheide ich mich dafür sie ihr noch nicht zu geben.
 


 

***
 

Das übelriechende Aroma von Schwefel steigt mir plötzlich in die Nase und fast im selben Augenblick entnehme ich das unangenehme Stöhnen mehrerer Mitschüler im Raum.
 

„Uzumaki, welchen Teil von ‚den Stopfen ja nicht rausziehen‘ hast du nicht verstanden?“, fragt unsere Chemielehrerin verärgert.
 

„Ich hab versucht ihn zu warnen“, meint Ino, die für das Experiment als seine Laborpartnerin hinhalten musste und wädelt dabei wild mit der Hand vor ihrer Nase rum.
 

Mrs. Asano verdreht die Augen und hält dem Jungen eine Standpauke, so wie sie es eigentlich fast jeden Tag tut. In der Zwischenzeit machen einige meiner Mitschüler die Fenster im Klassenraum auf und allmählig fangen Einzelgespräche an, auch mein Partner Kuno wendet sich zum Tisch hinter uns und fängt an mit einem seiner Freunde zu reden. Ich seufze und schaue das Aufgabenblatt vor mich an. Unbewusst gleitet meine Sicht zu meiner blonden Freundin die unwohl dasitzt, ihre Nase zuhält und mit ihrer freien Hand schwach und nebensächlich rumwedelt. Wieder entflieht mir ein Seufzen. Wie es wohl in ihrem Inneren aussieht?
 

„Hey, Hyuga“, entnehme ich Knuos Stimme. Ich drehe mich ihm zu und sowohl er als auch sein Freund fangen mit mir eine Diskussion an, die ich ehrlichgesagt blöd finde, aber bei der ich trotzdem kicher wenn es von mir erwartet wird und zustimme oder verneine wenn sie es wollen.
 

„Uzumaki!“, schreit Mrs. Asano plötzlich und alle drehen sich dem beinahe vergessenen Streit zu, „Das hat ja noch gefehlt, junger Mann, dass du mir nicht zuhörst!“
 

Naruto sieht überrascht aus: „E-es tut mir Leid, Ma‘am!“
 

„Unglaublich, ich glaube ich muss ein ernstes Wörtchen mit dir reden!“, die Frau dreht sich zur Klasse um, „Und ihr macht mit den Experimenten weiter, ich hole jemanden hierher.“
 

Alle wenden sich ihrer Arbeit zu, allerdings geht das Gequatsche sofort weiter, nachdem die Lehrerin mit Naruto verschwunden ist.

Ino ist plötzlich vor mich aufgetaucht und ich erschrecke leicht. Sie sieht irgendwie geqäult aus.
 

„Du musst mir helfen“, sagt sie, aber ich verstehe nicht ganz, was ich ihr mit einer Geste zu verstehen gebe.
 

„Du weißt schon, wen sie holen wird?“
 

Und dann fällt mir Shika ein, der hier ja eine Ausbildung macht und als ehemaliger Schüler auf dieser Schule von den Lehrern oft als Vertretungshilfe oder gar als Assistent ausgenutzt wird.
 

Augenblicklich werde ich nervös und verspüre Paranoia, als würden alle unserem Gespräch lauschen.
 

„Ähm, äh... und“, stammele ich, „und was soll ich... ich meine wie soll ich dir denn, du weißt schon. Helfen?“
 

„Lass ihn nicht auf mich aufmerksam werden. Sorg dafür, dass er garnicht erst an mich denkt!“
 

Ich nicke eifrig und sie geht zurück an ihrem Platz, aber ich bin immernoch beklommen.
 

Die Tür geht auf und wie ich es erwartet habe, schaut Shikamaru Nara mit seinem üblichen, gleichgültigen Ausdruck im Gesicht durch die Runde.

Die Schüler schauen erstaunt auf, ich höre Kuno flüsternd zu seinem Kumpel meinen: „Was denn, Nara soll für uns Lehrer spielen?“
 

Ich weiß, dass so ziemlich alle in diesem Raum so denken, mich und selbst ihn miteingeschlossen. Aber trotzdem bleibt es ruhig, Schüler unterhalten sich leise und jeder geht unmerklich an die Arbeit zurück. Ich lächel. Sie finden es absurd, dass ein Auszubildender der nur ein paar Jahre älter ist als wir alle, den wir seit Beginn unserer High-School-Laufbahnen kennen – und uns folglich nur zu gut bewusst ist, dass er selbst nicht allzu lange her an unserer Stelle gestanden hat – uns ‚bewachen‘ soll. Doch es wurde beinahe unverzüglich still, als er durch die Schwelle kam. Auch wenn es jeder denkt, brannte sich wohl das Konzept von Shika als unseren Betreuer in unsere Köpfe ein und selbst wenn wir es für unglaublich albern halten, sagen wir nichts.
 

Ich luge zu ihm hoch und sehe ihm an, dass er doch recht gereizt ist. Selbst wenn es hier zugehen würde wie auf dem Zoo, würde er schweigen, unser Tun lediglich beobachten oder sogar ignorieren. Ich wette, dass er sich gar gewünscht hat, dass wir Krach machen, damit er als demonstrative Aussage Mrs. Asano zeigen kann, dass er kein sündenbockähnlicher Praktikant ist, der alles hinnehmen muss.

Ich habe ihn schon immer gern gehabt. Bereits seit meinem sechsten Schuljahr kenne ich ihn, das Jahr an dem wir herzogen. Er ist so ehrlich und treu, er empfindet für jede schwache oder diskriminierte Person einen starken Beschützerinstinkt. Diejenigen die diese Eigenschaft an ihm kannten bezeichneten es als den ‚Ritter-Komplex‘, in jüngeren Jahren wurde er oft damit gehänselt, aber das hat ihn nie davon abgehalten Leute wie mich zu unterstützen.
 

Ein weiteres Mal lässt er seinen Blick über die Klasse gleiten, als er sich auf den Sitz Vorne niedergelassen hat und damit fällt mir wieder Ino ein.
 

„Shika!“, rufe ich überstürzt, alle Augenpaare sind auf mich gerichtet und Kuno ist sogar etwas erschrocken, „Tut mir Leid, ich meine Shikamaru... äh, nein. Na-Nara!“
 

Der Dunkelhaarige schaut mich erstaunt an und kommt zu mir.
 

„Was gibt’s Hina?“, fragt er gedämpft und hebt die Mundwinkel.
 

Meine Gedanken überschlagen sich, ich weiß nicht recht was ich sagen soll, aber dann kommt es aus mir geschossen: „Es ist die Augfabenstellung. Ich verstehe sie nicht!“
 

Kuno ist irritiert und mischt sich ein: „Aber Hinata, i-“
 

„Nein, wirklich Kuno, ich muss es selbst verstehen“, unterbreche ich ihn und komme mir dabei mehr als unhöflich vor.
 

Ich mag das nicht; wieso mache ich das nochmal? Shikamaru redet mit ruhiger Stimme und sagt mir irgendetwas während er selbst ein Blick auf das Blatt wirft. Ich spüre förmlich das Adrenalin durch mich pumpen; ich hasse es zu lügen, dafür bin ich ein viel zu nervöser Mensch!
 

„Verstehst du?“, fragt Shikamaru und bringt mich zur Gegenwart zurück. Ich starre ihn perplex an bevor ich wild den Kopf schüttel.
 

Der junge Nara schaut nur verwundert und setzt nochmals an: „Nunja, du musst lediglich den Anweisungen nachgehen und protokollieren.“
 

„Hinata, du hast doch selb-„“, interveniert mein Sitznachbar, so dass ich wieder an Hysterie grenze.
 

„Die Anweisungen, Kuno! Es sind die Anweisungen, was sollen sie bitte... bitte... äh... aussagen?“
 

Ich schaue wieder in Shikamarus immer mehr irritiertes Gesicht, ein Ton in meinem Hinterkopf sagt etwas, aber ich kann mich garnicht darauf konzentrieren. Wieso mache ich das?! Der Grund will mir nicht einfallen, aber ich weiß, dass ich es machen muss.
 

„Ino, nicht!“, erklingt der Ton wieder, anscheinend war es nicht nur in meinem Kopf.
 

Das Geräusch von Würgen und fallender Flüssigkeit dringt in meine Ohren. Shikamaru ist plötzlich nicht mehr vor mir, ich schaue meinen Partner an, der irgendwo nach hinten schaut. So wie alle Anderen.
 

„Oh, mein Gott!“, rufen mehrere weibliche Stimmen aus. „Oh nein, die Arme!“ „Zum Glück hat sie aus dem Fenster gekotzt...“ „Sei doch kein unsensibles Arsch!“

So viel zu unserem tollen Vorhaben!
 

Unser Betreuer hat den Arm des blonden Mädchens um seine Schultern gelegt und stützt sie beim Laufen.

Ich reagiere langsam, aber ruckartig springe ich doch noch auf.
 

„Lass mich ruhig“, sage ich schüchtern und nehme Ino am anderen Arm.
 

Shikamaru ist verunsichert: „Nein, ich glaube es ist besser wenn-“
 

„Ist es nicht, der Geruch hat mich bloß angewiedert, nichts weiter“, sagt die Betroffene schwach und ich schlucke.
 

So schnell es eben geht humpeln wir aus dem Chemiesaal und meine Freundin lässt von mir, hält sich wakelig aufrecht sobald wir außer Sichtweite sind.
 

„Geht es dir gut?!“, frage ich sie besorgt.
 

Man scheiße, ich habe Schwangerschaftsübelkeit noch nie miterlebt!
 

Sie nickt nur: „Gott, wie peinlich.“
 

„Nein, keine Sorge. Mit dem Gestank ist das gut erklärbar“, versuche ich sie zu beruhigen.
 

Ino zuckt die Schultern.
 

„Was soll’s“, meint sie, „Zumindest bin ich erstmal weg da.“
 

Ich atme schwer aus und mustere sie bekümmert. Ich verstehe, dass sie vielleicht eine schwere Phase durchmacht, auch wenn sie es nicht wirklich gezeigt hat. Trotzdem fass ich mir eine Hand auf‘s Herz und gebe ihr meine Meinung: „Ino, wieso gehst du ihm denn so aus dem Weg? Wäre es nicht besser – für euch beide – wenn du mit ihm darüber sprechen würdest? Ich wette der Arme ist ganz schön durcheinander und irgendwo hat er ja auch was zu sagen...“
 

Ino stöhnt entnervt.
 

„Ganz ehrlich? So sehe ich das nicht, ich habe immernoch mehr Sagen als er. Und...“, sie stockt in ihrer Aufruhr, „es würde nichts besser machen.“
 

Ich lege meine Stirn in falten: „Ino, sei doch bitte vernünftig!“
 

Die Blonde bleibt abrupt stehen und stell sich vor mich. Ihr Gesichtsausdruck scheint empört und verärgert.
 

„Ich werde es ihm ja noch sagen!“, antwortet sie, „Irgendwann kann ich es ja auch nicht mehr verheimlichen. Leider.“
 

„Ino-“
 

„Bitte, Hina! Vielleicht verstehst du es nicht, aber ich will wirklich nicht daran denken, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Das überlasse ich meinen Gefühlen, denn mein Kopf gehört momentan ganz allein das hier.“
 

Damit zeigt sie auf ihren Bauch und sie macht auf dem Absatz kehrt: „Danke, dass du mich begleitet hast, ich glaube ich kann nun selbst weiter.“
 

Mit einem schlechten Gewissen lässt sie mich zurück und ich bleibe alleine im Flur stehen. Im tiefsten Inneren meines mitleidigen Selbst bin ich auch sauer. Wieso um Himmels Willen muss ich mich schlecht fühlen? Aber gleichzeitig spielen ihr die Hormone einen üblen Streich und selbst wenn es irrational sein könnte, ist alles was sie fühlt echt, insofern könnte ich nicht darin herumstochern.
 

Widerwillig drehe ich mich um und mache mich auf den Weg in den Chemieunterricht.

Auf Naras fragenden Blick senke ich meinen, ignoriere auch alle anderen, setze mich nur an meinen Platz zurück und arbeite mechanisch an den Experimenten weiter. Zu meiner Erleichterung sagt Kuno nichts, aber wir beide arbeiten nicht mehr wirklich als Einheit, sondern jeder für sich selbst.
 

Mrs. Asano und Naruto kommen eventuell zurück, mein Zeitgefühl sagt mir, dass die Stunde beinahe zuende ist. Der blonde Junge setzt sich still an seinen Platz zurück und Shikamaru erklärt der Lehrerin murmelnd was passiert ist.

„Ich glaube es war der Schwefel“, höre ich ihn irgendwann tuscheln, „Sie ist extremst empfindlich bei Gerüchen.“
 

Eine seltsame Wärme steigt in meinem Magen hoch, aber der Ärger auf die Yamanaka ebenfalls. Wenn er von ihr redet, weiß man immer, dass er sie schon ein lebenlang kennt. Auch wenn Ino Yamanaka eine der selbstbewusstesten und stärksten Frauen ist, denen ich je begegenet bin, weiß ich, dass auch sie schwere Momente in ihrem Leben durchlebt hat. Mir fällt ein, dass er schon immer unauffällig an ihrer Seite stand, bereit dazu sie aufzufangen, sollte sie fallen.
 

Der Braunhaarige wendet sich zum Gehen und mein Magen verkrampft sich, weil ich mit mir selbst um etwas ringe.
 

„Shika“, rufe ich nach ihm aus und das Unwohlbehagen vergeht nicht, wird schlimmer mit jedem Schritt den er auf mich zu macht, „Vielleicht solltest du nach ihr schauen.“
 

Kaum sind diese Worte ausgesprochen lächelt er mich sanftmütig an und ich bereue mein Vergehen.

Ja, ganz recht: Vergehen, denn ich bin meiner Freundin mies in den Rücken gefallen!
 


 

***
 

„Gefällt dir Kuno?“
 

Ich drehe mich vewundert um und sehe Naruto ernst auf mich zukommen. Gemeinsam laufen wir weiter.
 

„Was mein-„“
 

Aber er redet dazwischen: „Worüber habt ihr euch denn unterhalten? Wieso habt ihr so gelacht?“
 

Etwas plötzlich wird mir bewusst, dass das wohl der Grund war warum Naruto der Lehrerin nicht zugehört hat. Weil es zu beschäftigt war mich und Kuno zu beobachten.

Ich bin überfordert. Meine Gedanken sind noch zu präsent an den Ereignissen von heute Morgen, die meine Perspektive über mehrere Leute komplett verändert haben.

Naruto verdreht mir den Kopf, aber momentan weiß ich nicht wo meine Prioritäten stecken. In dem Unsinn der sich hier abspielt, in dem Streit mit der Blonden und mein ‚Vergehen‘ ihr gegenüber, oder einfach nur in der Tatsache, dass ebendiese 16-Jährige schwanger ist?
 

Meine Züge werden hart und selbst wenn meine Stimme unkontrolliert zittert und es mich viel Überwindung kostet, komme ich vor Naruto zum Halt und schaue ihm fest in die Augen: „Naruto, ich kann mir das jetzt gerade wirklich nicht leisten, okay? Du verwirrst mich, aber noch mehr verwirrt es mich, dass du immer so tust als wäre nichts. Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst, warum du es tust oder was es dir bringt.“
 

Der Junge schaut mich verwundert an bevor er leicht beschämt lächelt und mir näher kommt. Mein Selbstbewusstsein verschwindet augenblicklich und ich tue automatisch ein paar Schritte von ihm weg.
 

„Hinata-san, ich-“
 

„Hina!“
 

Wir beide schauen in die Richtung aus der der Ausruf kam. Es ist Sakura die mit schnellem Schritt auf uns zukommt, ein besorgter Ausdruck im Gesicht.

Wie einstudiert, drehen Naruto und ich uns gleichzeitig zu ihr und tun drei Schritte auf sie.

Sakura kommt bei uns an und schaut den Blonden seltsam an, er kann den Blick wohl deuten, denn er verabschiedet sich hastig von uns und geht. Zusammen mit der Rosahaarigen laufe ich weiter in die Richtung aus der sie gekommen ist.
 

„Was zum Henker ist geschehen?“, fragt sie nur.
 

„Hm? Woher weißt du denn-„“
 

„Ich bin gerade aus Mr. Jeffersons Unterricht rausgegangen und hörte Schreien aus dem Krankenzimmer, bevor Shika total angepisst dort rausgestürmt kam und stampfend an mir vorbei lief. Als ich reingespäht habe, hat mich die Schulschwester fortgeschickt, aber ich konnte sehen, dass Ino drin war.“
 

„Oh nein“, mache ich, „es ist meine Schuld! Ino... naja, ihr ging’s nicht gut und ich habe Shikamaru gesagt er solle nach ihr schauen, obwohl mir Ino ausdrücklich zu verstehen gegeben hat, dass sie ihn nicht konfrontieren will.“
 

Wir kommen an den Krankenflügel an und klopfen. Miss Kim öffnet die Tür und ich kann im Hintergrund unsere Freundin erkennen, die eine dampfende Tasse in der Hand hält. Sie schaut uns an und wendet den Blick verstört zu Boden.
 

„Ino!“, setzt Sakura an, Miss Kim geht zur Seite und lässt das Mädchen rein.
 

Ino steht von dem Bett auf dem sie saß auf und schaut zur Schwester: „Miss Kim, macht es Ihnen was aus, wenn ich den Tee mitnehme? Ich habe gleich Mathe...“
 

„Keinesfalls, gehen Sie nur. Aber ich bräuchte es schon noch zurück.“
 

Yamanaka nickt und geht entschieden aus dem Raum, lässt mich und Sakura ihr folgen.
 

„Ino“, sagt der Rosaschopf schon wieder, „Was ist bitte los? Wieso war Nara so wütend?“
 

Die Blonde würdigt uns kaum eines Blickes.
 

„Hört mal, ich muss jetzt ehrlich los, okay? Ich sollte bei Mr. Tonomaru nicht zu spät kommen, habe ja schließlich schon Mal wegen ihm nachsitzen müssen“, sagt sie kleinlaut und hebt zum Abschied die Hand hoch.
 

Sakura und ich bleiben verblüfft stehen und sehen wie sie um die Ecke biegt. Dann laufen wir weiter, während sich die neben mir Stehende über unsere Freundin aufregt und wir kommen gemeinsam in unsere nächste Klasse rein. Wirtschaftskunde II.
 

Wie üblich nehme ich meinen Platz in der vorletzten Reihe, neben Chouji Akimichi und die Haruno setzt sich hinter mich.
 

Der Unterricht beginnt, es fällt mir zunächst schwer mich auf die Worte des Lehrers zu konzentrieren, aber bald bin ich mit meinen Gedanken im Fach, bis Sakuras Stimme wieder meine Aufmerksamkeit auf sie zieht: „Psst, Chouji!“
 

Der Junge neben mir dreht den Kopf schräg nach hinten und schaut sie wohl an.
 

„Weißt du was mit Ino und Shika war? Ich habe dich auch gesehen, als ich aus Mr. Jeffersons Englischunterricht rausgegangen bin.“
 

Chouji dreht sich wieder nach vorne, ich schaue ihn aus der Seite an und nach einiger Zeit dreht er sich wieder zum Mädchen hinter mir.
 

„Ich weiß nicht genau, mit Ino konnte ich nicht reden und Shika war total sauer.“
 

„Ich weiß!“, ruft sie aufgeregt, aber leise aus, „Ich habe ihn selten so außer sich gesehen...“
 

Chouji stimmt ihr mit einem Nicken zu: „Wie gesagt bin ich mir nicht sicher, aber als ich da vorbeiging, konnte ich ein paar Sachen raushören.“
 

„Na, sag schon!“
 

„Miss Haruno!“
 

Erschrocken blicken wir zu unserem Lehrer auf.
 

„Haben Sie was mitzuteilen?“
 

Sakura schüttelt vorsichtig den Kopf: „Nein, Sir. Es tut mir Leid.“
 

Mit grimmigem Gesicht wendet er sich wieder der ganzen Klasse und fährt mit seinen Erklärungen fort.

Nach einigen Momenten kann sich die soeben Ermahnte nicht mehr halten: „Chouji, psst!“
 

Wieder vergehen einige Sekunden ehe sich der Angesprochene kaum merklich dreht und weiter erzählt: „Nunja, zuerst habe ich beide ihrer Stimmen gehört, die waren richtig beim Streiten. Ich habe bald ausmachen können, dass es die Zwei sind, ich hab die immerhin schon viel zu oft streiten gehört.“
 

Ich muss leicht lächeln, obwohl ich mir nicht sicher bin ob das gut ist.
 

„Ino ist dann total auf ihn losgegangen, keine Ahnung, aber Shika wurde selbst laut und hat dann Regst du dich mal ab gebrüllt, worauf es dann doch etwas stiller wurde...“
 

Erwartend schaue auch ich ihn endlich an während er kurz stoppt. Ich sehe ihm an, dass er sich nicht ganz wohl fühlt.
 

„Ich... weiß nicht ob ich es sagen sollte. Vielleicht fragt ihr Ino lieber selbst, ich kann mir kaum vorstellen, dass Shikamaru es nichts ausmachen würde, wenn ich euch das sage.“
 

Sakuras Tisch quietsch ein wenig als sie sich vorbeugt und ihn flehend darum bittet uns zu sagen was er gehört hatte.
 

Mit einem Seufzen gibt der Akimichi nach: „Okay, okay. Also, ich habe nicht alles verstanden was er gesagt hat, ähm, er wurde nämlich wieder etwas leise...“
 

Wiederholt hält Naras bester Freund in seiner Erzählung inne und Sakura schnauft frustriert und bettelnd.
 

Chouji schluckt schwer und ich bekomme langsam Mitleid mit ihm. Sollten wir ihn nicht lieber in Frieden lassen? Er will ja schließlich nur nichts falsch machen.
 

„Sakura, vielleicht sollten wir ihn doch-“
 

„Na schön, jetzt reicht es aber mit euch Dreien da hinten!“, ruft Mr. McKinney verärgert aus, „Dies ist kein Kaffekränzchen, versteht ihr?“
 

Wir drei nicken beklommen und setzten uns aufrecht hin, nach vorne blickend. Eventuell ist er mit den Erklärungen durch und trägt uns Übungen auf, die wir für den Rest der Stunde bearbeiten sollen.
 

Als die Stunde beinahe vorbei ist und wir schon zusammenpacken höre ich meinen Sitznachbar seufzen und als ich ihn anschaue ist er zu uns gedreht.
 

„Er sagte etwas von wegen... naja, Ino fragte ihn zuvor was das denn solle und dann hat er sie halt angeschrien, wie ich schon vorhin meinte und dann sagte er Ino, das ist nur der erbärmliche Versuch eines Jungen wie mir, dir zu zeigen, dass du mir etwas bedeutes.“, er schluckt sich den Kloß vom Hals und blickt weg, „Ich habe nicht verstanden was Ino erwidert hat, nur, dass er dann wieder laut Entschuldige gefragt hat und von ihr kam dann Shikamaru, ich habe keine Ahnung was du dir mit dem Scheiß eigentlich denkst, aber in letzter Zeit tust du nichts als mich aufzuregen, lass mich verdammtnochmal in Ruhe . Shika hat sich wieder voll aufgeregt und worüber sie da diskutiert haben weiß ich nicht, jedenfalls schreit der plötzlich Ist gut, verdammt! und er lief wie ihr ihn beschrieben habt aus dem Krankenflügel raus.“
 

Sakura und ich sind sprachlos. Sollte das eine Liebeserklärung gewesen sein, die Ino so kaltblütig abgewiesen hat? Oh, Gott! Ich sollte auf sie gehört haben, obgleich mir nicht ganz klar ist weshalb Ino so abgeneigt von ihm ist.
 


 

***
 

Tenten, Sakura und ich befinden uns vor einer hölzernen Tür. Wir stehen unsicher davor, ungewiss darüber was uns auf der anderen Seite erwartet, aber uns sehr darüber im Klaren, dass wir reingehen müssen.
 

„Hm? Habt ihr was?“
 

Ich drehe mich zur Stimme um und stoße mit meinem Blick auf Yuki.
 

„Nein, wir wollten gerade rein gehen“, antwortet die älteste von uns und klopft sogleich an der braunen Absperrung.
 

„Ist etwas los? Sie ist heute schon den ganzen Tag etwas merkwürdig drauf“, kommentiert die Schwarzhaarige und geht in den Küchenbereich der Wohnung, stellt eine Tasse bei der Spühle ab.
 

„Ja, sie hat Magenprobleme, musste sich sogar übergeben heute.“
 

Sakura scheint dabei gelassen wie eh und je und Yuki entfährt nur ein leicht erstauntes „Oh“.
 

Weil ich merke, wie sich nichts regt, trete ich etwas vor und öffne die Tür, dicht gefolgt von den zwei weiteren Mädchen.
 

Als wir reinkommen, werden wir von etwas Dunkelheit empfangen, Ino hat das Licht nicht angeschaltet, die Haruno schließt währenddessen die Tür hinter sich.
 

Da sitzt sie, auf einer Seite des Bettes, uns den Rücken zugewandt und schaut aus dem Fenster hinaus, betrachtet den grauen Himmel der sich vor sie erstreckt.
 

Unwohl bleiben wir an der Stelle stehen und betrachten dieses trübe Bild. Wieso können auch traurige Sachen so schön aussehen?
 

Wiederholt bin ich es die nach Vorne schreitet und das Wort erfasst: „Ino? Hör mal, es tut mir Leid wegen vorhin, ich wollte dich nicht kränken. Und dafür sorgen, dass du dich mit Shikamaru streitest, wollte ich auch nicht, obwohl ich zugeben muss, dass es meine Schuld ist, dass er bei dir aufgetaucht ist...“
 

Auf seinem Namen hin, spähe ich eine kaum merkbare Zuckung, aber indes tut sich nichts weiter.

Ich drehe mich zu meinen zwei Begleiterinnen um, die auch mich angucken und ich lese Unsicherheit aus ihren hübschen Köpfen raus. Wieder wende ich mich der Blonden und warte auf eine weitere Reaktion; es tut sich nichts.
 

Mit einem besorgten Seufzen gehe ich um das Bett herum und setze mich neben ihr, schaue sie an.
 

„Ino...!“, entrinnt es mir erschrocken; ihre Lippen beben, ihre Augen sind rot. Eine Träne hat den Weg zu ihrer Wange gefunden. Nervös schaue ich zu Tenten und Sakura nach Hinten, die mit einem fragenden Blick erwidern, ehe ich Gewicht auf meine Linke Schulter spüre, nur um danach zu realisieren, dass Ino ihren Kopf darauf gelehnt hat.

Ich sichte sie, mehr Tränen aus den Augen fließend und etwas hauchend, dass nach „Schon gut“ klingt.

Ich fühle, wie sich das Bett bewegt und kurz darauf Sakura an Inos linker Seite erscheinen bevor ich merke, wie Ino die Augen zu kneift und unkontrolliert anfängt zu zittern, die salzigen Tropfen ihren Lauf nehmend. Sie hält nach dem Rosazopf neben sich die Hand aus, welche diese augenblicklich nimmt und die Braunhaarige geht wiederrum letzlich vor ihr in die Hocke.
 

„Magst du darüber reden? Uns aufklären, hm?“, fragt sie still.
 

Die Angesprochene schüttelt den Kopf so gut es geht und raunt schwach: „Er hat doch selbst keinen Plan.“
 

Ihre Gegenüber runzelt die Stirn und legt die Hände auf ihren Schoß, beinahe instinktiv greift die Weinende nach ihrer Hand.
 

„Ist okay, Ino. Ist schon gut...“
 


 

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Meeeeeine Fresse, ich hätte nie gedacht, dass es mir so schwer fallen würde mich in Hinata hinein zu versetzen. Tut mir Leid! Und ich muss schon sagen: Ich bin richtig mies bei der direkten Rede! xD Alleine Choujis Erklärung von den Ereignissen denen er gelauscht hat... man man man! ^^ Und JA Hinas und Narutos Sache ist mehr als OOC für den Blonden, aber ich habe mir (hoffentlich) schon was dabei gedacht!

Wie gesagt kümmere ich mich um die unmengen Fehler später!

Noch viel Spaß im Leben! xD

Roadtrips

Aus Shikamarus Sicht
 

„Und Liebes, wie schmeckt dir das Essen?“
 

„Ausgezeichnet, Sie haben sich selbst übertroffen.“
 

Das Stöhnen in meiner Kehle wird mit Mühe heruntergeschluckt. Immer ist’s die gleiche Leier. Immer kommt sie zwei Mal im Monat zum Abendessen, immer fragt meine Mutter sie wie ihr das Essen so gefällt, immer sagt sie, es wäre exquisit.

Ino hasst Paprika. Sie hasst Knoblauch und Zwiebel, vor Allem wenn es gebraten ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr der Ratatouille tatsächlich so ‚ausgezeichnet‘ schmeckt.
 

Meine Mutter beginnt zu erzählen wo man das beste Gemüse für solch ein Gericht bekommt, erklärt ihr wie man beim Kochen des Rezepts vorgeht und was für Vitamine so ein Schmaus einbringt. Yoshino Nara ist eben ganz Mutter... zu meinem Übel eigentlich. Unser Gast nickt höflich und lächelt sanft während sich meine Mutter darin immer mehr vertieft.
 

„Yoshino, lass das arme Mädchen doch in Ruhe essen! Sie kommt ja schon garnicht mehr dazu“, unterbricht mein Vater sie als Mutter damit anfängt zu überlegen was sie wohl bei ihrem nächsten Besuch vorbereiten sollte.

Mom schaut ihn giftig an, wendet sich wieder der Blondinen und lächelt nur, ehe sie in Stille weiter isst.
 

Ich schiele zu meiner Gegenüber, die lange auf den Teller starrt und wohl an etwas denkt.
 

„Ist was?“
 

Erst als ihre penetrant blauen Augen auf meine stoßen, realisiere ich wie mir die Frage ohne es selbst bemerkt zu haben ausgerutscht ist.

Auch meine Eltern schauen sie nun fragend an, Ino errötet etwas.
 

„Ich überlegte nur, was ich letztens über Vitamin A gehört hatte“, mit einem beklommenen lächeln richtet sie ihre Sicht wieder gen Teller, „Es will mir einfach nicht einfallen.“
 

Mutter nimmt die Servillete von ihrem Schoß, schluckt runter und fährt sich damit kurz über die Lippen: „Nun, zu hohe Einnahmen dieser Vitamine während man ein Kind erwartet, sollte man eher unterlassen, weil... hm, ich weiß garnicht mehr wieso!“
 

„Wegen Fehlbildung beim Baby“, ergänze ich, „Vor Allem in der Frühschwangerschaft.“
 

Die Yamanaka lächelt gezwungen: „Interessant. Das wusste ich garnicht.“
 

Ich hebe eine Braue und beobachte wie sie unauffällig einen großzügigen Schluck Wasser zu sich nimmt, sobald sie ein Bissen des Ratatouilles in den Mund gesteckt hat.
 

„Ino“, erklingt plötzlich Shikakus Stimme, „hast du in letzter Zeit etwas von deinem Vater gehört?
 

Angestrengt schluckt die Angesprochene ihren Happen runter und wartet wohl noch ein Weilchen bis der Würgreiz vergangen ist, bevor sie ihm antwortet: „Jetzt wo Sie es so erwähnen, nein. Ich war sehr abgelenkt mit den Prüfungen und all dem. Seit einer Woche habe ich ihn nicht mehr gesprochen.“
 

Mein Vater nickt verstehend, aber fährt fort: „So etwas dachten wir uns bereits. Nunja, er hat mich heute Morgen angerufen damit ich dir etwas ausrichte. Er meinte er könne dich nicht slebst anrufen, da er, abgesehen von heute in der Früh, keine Zeit dafür gefunden hat.“
 

Es tretet eine kurze Pause ein, in der er einen weiteren Bissen isst, Ino trinkt währenddessen von ihrem Glass Wasser.
 

„Er will, dass du morgen oder spätestens am Sonntag zu ihm fährst. Ihr habt doch nun eine Woche frei, habe ich Recht?“
 

Inos Erstaunen ist von ihrem Gesicht zu entnehmen, aber sie nickt schweigend.
 

„Gut!“, diesmal wendet er sich mir, „Und du fährst sie natürlich hin, Shikamaru.“
 

Am liebsten würde ich nachträglich einen Schluck von meinem Getränk nehmen und es ihm ‚versehnetlich‘ ins Gesicht spucken. Wieso habe ich zu solchen Momenten nie etwas im Mund?

Automatisch wandert mein Blick zu Ino, die wohl ähnliche Bedenken haben muss wie ich.
 

„Das Essen ist wirklich gut, Mrs. Nara...“
 


 

***
 

Zum Kotzen ist das alles! Ich habe mich nur selten in einer Situation befunden in der ich nicht wusste, wie ich mit Jemanden umgehen sollte. Komischerweise befassten so gut wie alle dieser wenigen Male sie. Ino Yamanaka. Dieses dumme Blondchen!

Die Fahrt hierher war bereits unangenehm genug. Abgesehen davon, dass die Kälte des Streits nicht ganz verblasst ist, war noch nicht einmal Chouji oder sonst noch jemand dabei, wie es normalerweise der Fall ist, wenn ich Ino nach D.C. fahren muss. Mr. Yamanaka mag es nicht, wenn sie alleine dahin fährt, deswegen verdonnert mein Vater mich dazu sie zu begleiten oder selbst zu fahren. Manchmal tut das auch Chouji und meistens kommt er ebenfalls mit, vielleicht auch Tenten, Sakura oder sonst jemand.
 

Ich trete raus in die kalte Luft und atme tief ein. Ino geht es schlecht, mal wieder. Oder immernoch? Sie war schon immer anfällig dazu sich zu übergeben, aber ich glaube, dass ich sie in dieser Woche mehrmals brechen gesehen habe, als in den letzten 16 Jahren zusammen. Vom Fahren wird ihr schlecht. Vom Essen wird ihr schlecht. Von Nervösität wird ihr schlecht. Und wenn ich rauche wird ihr auch schlecht. Klasse.

Und was tu ich? Nichts, weil sie sich ja nicht helfen lassen will! Ich biete ihr an in eine Apotheke zu fahren und nach etwas zu fragen, aber sie beneint. Ich frage sie ob sie eben Luft schnappen will und dazu sagt sie ebenfalls nein. Ich frage sie ob sie etwas Essen will, aber immer heißt es nein, als würde sie mir nur widersprechen wollen.

Ich verstehe ja, dass wir unsere Probleme haben, aber zumindest in so einem Zustand könnte sie davon absehen! Genauer betrachtet hat sie das in der Vergangenheit immer, um präzise zu sein hat sie sich des Öfteren mir zugewandt wenn es ihr nicht gut ging.
 

Schon mit den Nerven am Ende versuche ich das Feuerzeug an zu machen un scheitere dabei merhmals.
 

„Fuck“, fluche ich halblaut.
 

Kann denn heute garnichts richtig laufen?

Heftig schüttel ich den grünen Anzünder und drehe wiederholt am Reibrad runter, ohne Erfolg.
 

„Brauchst du Feuer?“
 

Eine hübsche Brünette hält mir ein weißes Feuerzeug entgegen und lächelt dabei freundlich. Nickend lehne ich mich zu ihr vor sobald sie eine kleine Flamme angezündet hat und ziehe zwei Mal, bis ich klar eine Glut am Ende der Zigarette erkennen kann.
 

„Danke“, sage ich und sie steckt das Feuerzeug in die Jackentasche.
 

„Verdammt kalt“, kommentiert sie und ich nicke wieder, „Unterwegs?“
 

„Ja, nach D.C.“
 

„Dann ist’s ja noch ein Weilchen hin.“
 

Oh man, wie ich Smalltalk hasse.

Ich antworte nicht und schaue sie stattdessen an. Sie muss Anfang Zwanzig sein, hat grüne Augen, eine schlanke, hochgewachsene Figur und scheint befriedigt davon, dass ich sie so beobachte.
 

„Fährst du allein?“, fragt sie nach einer Weile, schmeißt die Zigarette auf den Boden und ich verspüre den Drang zu seufzen.
 

„Wieso?“, erwidere ich nur worauf sie breit und mit gespielter Peinlichkeit grinst.
 

Sie ist wirklich hübsch. Normalerweise würde ich gesprächiger sein und mitspielen, aber...
 

Eine blonde Haarmähne zieht meine Aufmerksamkeit auf sich und ich unterbreche den Augenkontakt zwischen mir und dem unbekannten Mädchen.

Ich ziehe ein letztes Mal tief von der Kippe und lächel meine Gegenüber leicht an.
 

„Tut mir Leid, ich muss los.“
 

Mit einem befangenen Gesichtsausdruck lasse ich die Schöne zurück und folge der Blondinen.
 

Ich hole sie ein und frage: „Gibt es einen bestimmten Grund warum du in der Kälte warten willst oder wieso sagst du nicht bescheid?“
 

„Ich wollte nicht stören.“
 

Die Augen verdrehend verfluche ich ihr Verhalten. Diese kalte, distanzierte Art entspricht eigentlich mir, nicht ihr. Niemals ihr. Sie ist kess, tempramentvoll und laut. Sie ist frech, dreist und dickköpfig. Sie erschreckt mich.
 

Bestimmt fasse ich sie am Handgelenk und ziehe sie mit sanfter Gewalt zu mir zurück.
 

„Ich glaube wir müssen endlich darüber reden.“
 

Ihre Augen fangen die meinen und ich bin von ihnen eingenommen. Sie haben mich schon immer fasziniert. Es ist kein helles Blau, wie es bei den meisten blauäugigen Menschen der Fall ist. Von einer gewissen Distanz könnte man gar vermuten, dass sie dunkelbraun sind, aber wenn man ihr direkt in die Augen schaut, sieht man, dass sie ein tiefes Blau haben, so wie das Meer. Oder ein mondbeleuchteter Nachthimmel...

Gott, ich fang schon wieder an schnulzig zu werden.
 

„Mir ist kalt, Shika“, sagt sie gedämpft und ich bin erleichtert, dass zumindest ein bißchen Gefühl darin steckt.
 

Mir wird klar, dass sie damit signalisiert, dass sie das jetzt wirklich nicht will.
 

„Iss doch wenigstens etwas“, sage ich deshalb dann nur, aber sie schüttelt leicht den Kopf.
 

Ich seufze und schließe das Auto auf, wir beide steigen ein und setzen unseren Weg zum größten Teil schweigend fort.
 

***
 

„Wenn ihr mich entschuldigen würdet.“
 

Ruckartig und agressiv steht Ino vom Tisch auf und schmeißt noch wütender ihre Servillete drauf.
 

„Ino, bitte reiß dich zusammen!“
 

Mit einem verärgerten Schnaufen verlässt sie das Esszimmer und ihre Schritte hallen in der Eingangshalle laut wieder.
 

Ich schaue zu Mr. Yamanaka, der wiederrum die Frau ihm Gegenüber anschaut, so schaue ich ebenfalls zu ihr. Die Dame mit erdbeerblonden Haaren und dunklen Augen schaut ungemütlich auf ihren Schoß runter, als sie eventuell zu Inos Vater hinauf sieht, ist ihr Blick voller Sorge und schlechtem Gewissen, sie guckt wieder weg.
 

„Mach dir keine Sorgen, Liebes“, der Mann dreht sich nun mir zu, „Bitte entschuldigt ihr Verhalten, sie ist eben in Schock...“
 

Ich schaue wieder zu Samantha die schwach nickt: „Solltest du ihr nicht nachgehen, Inoichi?“
 

„Ach, sie kriegt sich bestimmt wieder ei-„“
 

Das Brummen eines Motorrads unterbricht seinen Redefluss und er horcht erschrocken auf ehe er plötzlich aufsteht: „Oh nein, das ist doch wohl nicht ihr Ernst!“
 

Auch Miss Parker ist geschockt und schaut verstörter drein als zuvor.
 

„Erlauben Sie mir“, sage ich und stehe auf, „Ich hole sie zurück.“
 

„Bist du dir sicher, mein Junge?“
 

Ich bejahe mit einer Kopfbewegung und verlasse ebenfalls das Haus.
 

Draußen stecke ich die Hände in die Hosentaschen und könnte Ino zum unzähligsten Mal an diesem Tag an die Grugel springen. Sie ist wirklich nichts als Ärger!

Kopfschütteld denke ich darüber nach was für ein aufmerksamkeitsgieriger Mensch sie ist. Mir ist nur zu gut bewusst wohin sie verschwunden ist, weiß auch, dass es nicht zu weit weg ist, sie definitiv kein Motorrad braucht um dort hin zu gelangen und dass sie ihrem Vater damit bloß verdeutlichen wollte, dass sie aus dem Haus geht, damit er sich Sorgen um sie macht.
 

Nach weniger als zehn Minuten bin ich auch schon am genannten Ort angekommen und sehe bereits Ino auf einer Schaukel sitzen. Es ist ein Spielplatz in der Mitte eines winzigen Waldes; als Kinder sind wir oft hierher gekommen.
 

„Konntest du nicht wenigstens daran denken eine Jacke mitzunehmen?“, stöhne ich, als ich bemerke wie leicht bekleidet sie ist.
 

Genervt ziehe ich meine aus und trete hinter sie. Ino legt ihre Hände auf den Schoß und lässt zu, dass ich ihr mein Jackett auf den Schultern hänge. Sie zittert und als ich sie an der Taille nehme, geht sie von ihrer eingesackten Haltung auf eine aufrechte Position, augenblicklich nach den Seilen fassend. Sanft greife ich stärker an ihren Seiten und ziehe sie mit, als ich einige Schritte nach hinten tue bevor ich sie wieder los lasse. Schweigend lässt sie sich für einige Minuten Schaukeln, dabei kommen mir hunderte Erinnerungen hoch und ich überlege ob ich diesen Ort mag oder eher verabscheue.

Schließlich trete ich zur Seite als sie aus eigener Kraft weiter macht und nutze diese Zeit um mir eine Kippe anzuzünden. Ich setze mich ans Ende einer Rutsche gegenüber der Schaukeln und bemerke, wie das Mädchen weint, ein frustrierter und trauriger Ausruck in ihrem Gesicht. Deswegen stehe ich auf, gehe wieder hinter sie und packe fest an den Seilen um dem Schaukeln ein Ende zu bereiten. Ino springt sofort auf und will weggehen, aber ich halte sie zurück und drehe sie zu mir, dann krallt sie fast instinktiv ihre Finger in meinen Pulli und drückt ihr Gesicht gegen meinen Brustkorb. Meine Hand wandert zu ihren Kopf wo sich meine Finger in ihren Haaren vergraben.
 

„Er hätte sie mir wenigstens früher vorstellen können“, weint sie, ihre Worte sind stumpf, weil sie in mich rein redet, „Bervor sie sich verlobt haben!“
 

Ich lächel: „Hätte das etwas geändert?“
 

„Ich würde sie jetzt weniger hassen.“
 

Leise lachend drücke ich sie etwas weg und schaue ihr ins Gesicht.
 

„Aber hassen, nichtsdestotrotz“, ihre Augen sind, wenn überhaupt möglich, größer und komischerweise sehe ich das Blau selbst bei dieser Dunkelheit aufblitzen, „Dein Vater hat auch Bedürfnisse, Blondie.“
 

Damit schaut sie weg, ihre Lippen beben.
 

„Er hätte mich eher darauf vorbereiten sollen!“
 

Zustimmend nicke ich ihr zu, aber meine: „Du weißt ganz genau, dass du ihr trotzdem das Leben zur Hölle gemacht hättest.“
 

Nun wütend tritt sie von mir weg.
 

„Was denkt er sich eigentlich? Er hat kein Recht!“, ihre Stimme versagt gegen Ende, „Kein Recht... ich – ich kenne sie doch kaum!“
 

Ich setze mich auf eine Schaukel und werfe den Nacken nach hinten, sehe in den sterngefluteten Himmel. Man, ist mir kalt.
 

„Du wirst Gelegenheit dazu haben sie kennenzulernen. Freundlichkeit würde dabei übrigens nicht schaden.“
 

Ino schluchzt: „Ich meine meine Mutter, du Vollidiot.“
 

Verwundert sehe ich wieder in ihre Richtung. Sie steht mir den Rücken zugewandt, sich umklammernd und auf den Boden schauend da. Ob das Zittern vom Weinen oder von der Kälte kommt?

Die Stille umgibt uns für eine lange Zeit in der ich sie nur beobachte und sie nichst weiter tut als zerbrechlich da zu stehen.
 

„Ich hasse diesen Ort“, entschließe ich endlich und Ino schnauft belustigt. Dann dreht sie sich langsam zu mir um und lächelt.
 

„Irgendwie schon...“
 

Als fünfjähriges Rotzlöffel hatte Ino einiges mit mir hier erlebt. Im März jenen Jahres vergruben wir, zusammen mit Chouji, unsere liebsten Spielzeuge, weil sie uns davon überzeugte, dass man Opfer im Leben bringen müsse. Im Mai sorgte sie dafür, dass wir zwei aus einem Baum fielen und ich mir dabei ein Arm brach, während sie weich auf mir landete. Im selben Monat fand ich sie in der Nacht hier wieder und tröstete sie, weil sie um ihre gerade verstorbene Mutter trauerte. Im August küssten wir uns zum ersten Mal, während ich genau auf dieser Schaukel saß. Sieben Jahre später folgte unser zweiter und weitere drei danach unser vierter Kuss. Genau hier, in dieser vermaledeiten Spielfläche.
 

Seufzend kommt sie vor mir zum Halt und schaut mich fragend, fast bettelnd an.
 

„Gib Samantha und dir selbst etwas Zeit“, sage ich, „Dass sie verlobt sind heißt nicht, dass sie morgen heiraten werden.“
 

Sie setzt sich erschöpft neben mich und ich ergänze: „Und du weißt selbst, dass sie in deiner Erinnerung bleiben wird, Ino. Dein Vater hat immer versucht sie dir so nahe wie möglich zu bringen. Du brauchst keine Angst zu haben.“
 

Ich erinnere mich warum mir der Spielplatz nicht geheuer ist. Seltsamerweise macht er irgendwas mit uns, denn wir verhalten uns immer anders sobald wir herkommen und das schon seit ich denken kann. Verflogen ist die Ferne und der mir immer unerklärliche Groll. Hier ist es wie eine Auszeit unseres ewigen Kalten Krieges.
 

Ich drehe den Kopf zu ihr und wünsche mir, mit ihr zu reden. Ernst zu reden. Über jene Nacht, jene, die unser ganzes Verhältnis nochmals auf 180º gedreht hat. Ich kann es nicht ausstehen unsicher vor anderen Leuten zu sein. Zu meinem Übelergehen war ich das vor der jungen Yamanaka schon zu oft und diese Kluft zwischen uns lässt mich ebenfalls unsicher werden.

Inzwischen bin ich mir aber einiges klar geworden. Am Anfang hatte ich garnicht den Drang dazu gehabt darüber zu reden, man könnte gar meinen, dass ich der Sache aus dem Weg gegangen bin, aber jetzt will ich wirklich darüber sprechen. Weil ich nämlich sehe, was es mit uns macht oder eher was es mit ihr macht. Sie ist konstant sauer auf mich, geht niemals darauf ein wenn ich zuvorkommend sein will und ist sogar respektlos mir gegenüber geworden.

Und ich bin mir nicht sicher warum mich diese Einstellung dazu bewegt ihr näher kommen zu wollen, aber etwas in meinem Inneren schreit wohl nach Anerkennung, nach Verständnis und Wissen. Ich will sie endlich verstehen, so wie es sonst der Fall ist.
 

Die Blondine steht auf und stellt sich hinter mich. Als sie mich an den Schultern packt und anfängt mich leicht hin und her zu schaukeln, nehme ich wieder die Mystik dieses Ortes wahr und ich muss schmunzeln.
 

„Es tut mir Leid, dass ich während der Fahrt so unerträglich war.“
 

Ich zucke nur die Schultern, bin aber im Inneren sehr angespannt, wartend auf das was kommt.
 

Um das Gespräch weiter anzutreiben bemerke ich: „Du bist in letzter Zeit aber anstrengender als sonst.“
 

„Erinner mich nicht“, seufzt sie nur, „Ich habe keine Lust über den ganzen Mist nachzudenken, der in meinem Leben vorgeht.“
 

„Welch Ironie. Sonst kannst du garnicht die Klappe drüber halten.“
 

Ich spüre förmlich das Funkeln in ihren Augen und zucke belustigt, als sie mich haut.
 

Nach einer stillen Pause, nehme ich mich zusammen und frage sie: „Dieser Mist involviert aber nicht zufälligerweise mich, oder?“
 

Ino braucht eine Weile ehe sie mir antwortet: „Vielleicht.“
 

„Und es hat nicht mit dem zutun, was ich dir letzte Woche gesagt habe?“
 

Auch ich brauche meine Zeit um meine Worte abzuwiegen; diese ganze Sache hat schon was Peinliches an sich.
 

„Vielleicht“, wiederholt sie nur, etwas unsicherer.
 

Ich drehe mich ein wenig nach hinten und schaue zu ihr rauf, woraufhin sie nur milde und kurz lächelt, ehe sie meinem Blick ausweicht und mich etwas weiter weg schubst als sonst.
 

„Warum macht dich denn so eine Aussage überhaupt wütend?“
 

Es war schon schwer genug ihr zu sagen, dass ich sie auf einer Freundschaft-übertreffenden Weise mag, ich hätte nicht gedacht, dass das hier schwieriger wird.
 

Das Mädchen atmet bloß etwas sauer aus und erwidert: „Vielleicht, weil ich dem nicht wirklich Glauben schenken kann und ich mich folglich verarscht fühle?“
 

Abrupt bleibe ich stehen und drehe mich zu ihr um, ein verwirrter Funken im Gesicht.
 

„Glaubst du ernsthaft, dass ich so was aus Lust und Laune heraus sage?“
 

„Shika, das hast du doch nur wegen der einen Nacht da gesagt!“
 

Ino scheint aufgeregt, kann mir aber nicht ins Gesicht schauen und ich muss sie am Handgelenk halten, damit sie nicht auf die Idee kommt wegzulaufen.
 

„Also lässt alles doch darauf zurückführen“, sage ich und drehe mich wieder um, lasse sie mich weiter Schaukeln, damit es ihr nicht zu unangenehm ist, „Es tut mir Leid, dass wir nicht schon eher darüber gesprochen haben. Allerdings scheint dir das jetzt aus irgendeinem Grund zu spät zu sein.“
 

Ihre anfängliche Stille nehme ich als eine Bejahung an.
 

„Sagen wir einfach, ich hätte mir den Morgen danach etwas anders vorgestellt... Wahrscheinlich war das aber auch zu viel verlangt.“
 

Ich atme schwer aus, weil sich ein gewisses Schulgefühl in mir einschleicht.
 

„Kommt ganz darauf an. Was hättest du anders erwartet?“
 

„Beispielsweise hätte ich mir eher Morgensex anstatt Narutos Reinplatzen und Würgegeräusche zum Aufwachen vorgestellt!“, als sie mir gleich energisch erwidert, bin ich teilweise beruhigt ihr sonstiges selbst zu sehen.
 

Ich kann sie praktisch vor mir sehen, wie sie die Augen gen Boden richtet und ein roter Schimmer ihre Wangen zückt.
 

Letzlich drehe ich mich zu ihr um und schaue sie ernst an: „Ich war feige, ich wusste nicht wie ich mit dir danach umgehen sollte. Ich schätze mal, dass so gut wie alles in mir danach geschrieen hat, aber diese winzig kleine Unsicherheit in mir hat es nicht zugelassen. Dass ich so gehandelt habe, heißt jedoch nicht, dass du mir unwichtig bist, oder dass ich dich nur ausnutzen will! Blondie, was ich dir im Krankenzimmer gesagt habe, ist keine Art mich aus irgendetwas rauszureden oder dir etwas einzureden.“
 

Die Angesprochene nimmt sich eine Weile bevor sie lächelt und eher zu meinem erstaunen, zieht sie mein Gesicht zu sich, beugt sich leicht und küsst mich.

Die Zeit scheint stillgestanden zu sein, ich bin völlig eingenommen von ihrem Geruch, dem Geschmack ihrer Lippen und ihrem Mund, von dem Gefühl ihrer weichen Hand an meinem Nacken und das Kitzeln ihrer Haare an meiner Schulter. Dann Endet alles und ich realisiere, dass der Kuss nicht mal eine ganze Minute gedauert haben muss; schon jetzt sehne ich mich nach mehr. Ihr Gesicht ist so nahe an meinem, dass ich gar ihre Wärme spüre und das Hauchen gegen meine Haut fühle sobald sie anfängt zu sprechen: „Was ich am ehesten erwartet hätte ist, dass ich neben dir aufgewacht wäre. Aber du bist gegangen, Shika. Und der Grund macht alles eigetlich nur noch Schlimmer.“
 

Sie legt ihre Hand auf meine Wange und schaut mir tief in die Augen. Dann stellt sie sich wieder aufrecht hin, dreht sich um und geht auf ihr Motorrad zu.

Ich beobachte sprachlos und verblödet zu wie sie von der Dunkelheit umhüllt wird und finde, dass Ino sich noch nie so weit entfernt von mir gefühlt hat wie jetzt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (32)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  PrinzessinTsukino
2015-08-18T11:40:39+00:00 18.08.2015 13:40
Eine Fortsetzung wäre nice :D
Von:  _CherryBlossom_
2014-05-29T09:27:18+00:00 29.05.2014 11:27
Hey :D!
Ich habe mir gerade deine Fanfic durchgelesen, die is soooo tooll *.*
Nur leider habe ich gesehen, dass du länger schon nicht geschrieben hast :/
Trotzdem eine super Fanfic :)))
Von:  Ino_chan
2011-11-18T15:53:05+00:00 18.11.2011 16:53
hey,ich liebe es!
ich fand es richtig gut,mal ein kapitel aus Shikamarus Perspektive zu sehen. Und die eigentliche Verbindung die die beiden haben,kommt hier richtig gut zum Vorschein!
Ich hoffe wirklich,es geht bald weiter!!
Lg :)
Von:  queen_norge
2011-11-09T19:51:34+00:00 09.11.2011 20:51
Cool, nur ich verstehe nicht was erdbeerblond ist^^
lG Ino
Von:  fahnm
2011-11-08T19:18:58+00:00 08.11.2011 20:18
Super Kapi^^
Von:  Sandi-chan
2011-07-03T13:00:33+00:00 03.07.2011 15:00
ich fands richtig gut, und hinas liebes leben auch mal beschrieben wurde! ich würde gerne wissen was zwischen shika und ino noch war :/ ich hoffe es geht rasch weiter und du sagst mir bescheid wenns so weit ist :)


Sandi-chan
Von:  Sandi-chan
2011-07-03T12:27:14+00:00 03.07.2011 14:27
hahahahahaha das kapitel war grandios! seine sicht hat mir total gefallen! hast du gut gemacht (:

Sandi-chan
Von:  Sandi-chan
2011-07-01T22:59:32+00:00 02.07.2011 00:59
komischerweise fand ich das kapitel gar nicht soo lang xD! Ich fands richtig gut, da hat man so einiges erfahren und es hat mir richtig gut gefallen! (:

Sandi-chan
Von:  queen_norge
2011-04-14T09:54:26+00:00 14.04.2011 11:54
OH MEIN GOTT! Ich hab schon so lang auf dieses Kapi gewartet, und dann SOWAS!!
Das war besser als ich es mir erhofft hatte!! YEAHH!! Du hast ShikaIno mal wieder SUPER rüber gebracht^^
lG Ino
Von:  Royalgirl
2011-03-13T15:14:46+00:00 13.03.2011 16:14
Die Idee ist gut :'D
Gefällt mir :]


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