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Eria und der Piratenkönig

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von

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Prolog

Ein junger Kapitän blickte zufrieden auf seine Mannschaft herab. Er freute sich auf das heutige Ziel. Seit dem Morgen verfolgte ihn eine Vorahnung, als ob dieser Tag ihn eine ganz besondere Überraschung bereiten würde.

Er leerte mit einem Zug seinen Krug mit Bier. Seufzend lehnte er sich zurück. Lange hatte der Mann arbeiten müssen, um es so weit zu bringen. Nun hatte er es geschafft. Sein eigenes Schiff auf dem Meer mitsamt seiner loyalen Mannschaft.

Die Flagge erhob sich weit in den Himmel. Der Kapitän platzte fast vor Stolz. Vielleicht würde er ja heute eine neue Frau finden, die er zu seinen anderen geben könnte. Ja der Tag versprach ein Erfolg zu werden.

In der Ferne konnte er bereits das kleine Schiff des Königreichs Selig erkennen.

Der Piratenkapitän rieb sich vor lauter Vorfreude die Hände.

Die Piraten

Die glühende Sonne brannte erbarmungslos auf das größte Schiff des Königreichs Selig herab. Der Wind versprach nur wenig Erleichterung für die schwitzende Mannschaft und den sich amüsierenden Passagieren. Lauthals schrien sich die hungrigen Seemöwen die Seele aus dem Leib. Der Kapitän langweilte sich bei dieser routinierten Fahrt. Zur Ablenkung steckte er sich eine Zigarre an und blies den Rauch in den Himmel.

Die Laune seiner Besatzung war schlecht. Der Kapitän konnte sie verstehen. Die reichen Passagiere führten sich auf, als gehöre das Schiff ihnen, während die Gewinner des Ausschreibens sich ebenfalls viel zu sehr gehen ließen.

Überall verteilten sie Abfall und Lärm. Selbst die Möwen hatten reichlich damit zu tun die Gäste zu übertönen. Langsamen Schrittes wagte sich der Kapitän an die Brüstung heran. Er arbeitet nun schon seit fast 10 Jahren auf diesem Schiff, dennoch schien sich das Bild der Gäste nicht zu verändern.

Schöne, herausgeputzte Frauen, Männer mit alkoholischen Getränken in der Hand und lachenden Kindern. Mit einem Seufzen wendete sich der Kapitän Richtung Westen. Gemächlich verabschiedete sich die sengende Sonne vom Tag. Sie verfärbte das Meer rot. Wenn er seine Augen zusammenkniff könnte er meinen, dass das Meer in Flammen stände.

Plötzlich erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Zwei junge Mädchen im Alter von 13 Jahren spielten gerade verstecken. Beide trugen sie ein spitzenbesetztes Kleid mit weißen Rüschen. Der Sommerhut bedeckte gerade so die braunen Haare der Zwillinge. Aber nicht die beiden Mädchen weckten sein Interesse, sondern die junge Frau die ihnen hinterher jagte. Ihr tiefschwarzes Haar wurde von vielen Klammern an den Kopf gefesselt. Nur vereinzelte Strähnen wehten im Wind umher. Die Jeans und das Top schmiegten sich liebevoll an ihren Körper. Selbst von seinem hohen Aussichtspunkt aus, konnte er die strahlend blauen Augen erkennen. Noch nie hatte der Kapitän in seinen 40 Lebensjahren je solche strahlenden Augen gesehen.

Die Junge Frau schien sichtlich verärgert über das Verhalten der beiden Mädchen.

Nach fünf weiteren Minuten entschloss der Kapitän sich wieder an die Arbeit zu machen. Er blickte noch einmal zu den drei Mädchen herab und begab sich zu seinen Männern.
 

„Los jetzt kommt endlich raus! Ich habe die Nase voll von diesem Spiel! Sucht euch einen anderen Dummen der mitmacht!“

Kichernd blickten Karen und Nora zu ihrer großen Schwester. Die Einödigkeit des Meeres trieb sie immer wieder dazu an Schabernack zu treiben. Die Zwillinge schauten sich in die Augen und rannten los, um sich ihr neues Opfer zu suchen.

Eria seufzte auf. Endlich hatte sie ihre Ruhe. Im Gegensatz zu ihren Schwestern genoss sie die Stille des Meeres und das stetige Schaukeln des Schiffes. Am liebsten verbrachte sie ihre Zeit mit einem guten Fantasyroman und schaute ab und zu auf das Meer.

Noch vor einem Monat konnte sich die Familie Petal nicht einmal erträumen jemals auf so eine unglaubliche Reise zugehen. Doch mit Hilfe von etwas Glück durften sie vor 3 Tagen das Luxusschiff von Kapitän Motz betreten.

Eria hatte sich gleich in dieses Prachtexemplar von Schiff verliebt. Die frische Seeluft tat ihr gut und endlich konnte sie sich richtig verwöhnen lassen.

Ihre Eltern genossen ebenfalls die ungewohnte Atmosphäre. Am liebsten würde Eria länger bleiben, doch leider neigte sich die Reise bereits ihrem Ende zu. Dann heißt es wieder lernen bis zum umfallen. Der bloße Gedanke an die vielen bevorstehenden Prüfungen ermüdete sie. Doch wenn sie eines Tages bei den Regierungsbeamten des königlichen Hauses von Selig eintreten wollte, dann musste sie Lernen bis der Arzt kommt. Mit Hilfe ihres Lerneifers und strenger Disziplin hatte sie es geschafft die bester der Klasse zu werden.

Eines Tages würde Eria dem König helfen können das Königreich zu führen. Dann würde sie ihm mächtig ihre Meinung sagen und ihn darauf hinweisen, wie es in den Armenvierteln aussieht und welche Zustände im Arbeitsmarkt herrschen. Außerdem würde sie dafür sorgen, dass diese lästigen Piraten endlich aus dem Verkehr gezogen werden.

Ja das war ihr Traum.

Während Eria ihren Gedanken nachhing und sich schon seelisch darauf vorbereitete wieder ihre Bücher zur Hand zu nehmen, bemerkte sie nicht wie plötzlich das gesamte Schiff verstummte. Sämtliches Gelächter war erloschen und die Gespräche wurden eingestellt. Selbst die Seemöwen wagten keinen Ton mehr.

Nora kam zu ihrer 7 Jahre älteren Schwester gelaufen. Vorsichtig zog sie an dem Top von Eria und versuchte diese aus ihrem Tagtraum zu erwecken.

„ Eria, schau mal. Da kommt ein anders Schiff.“ sagte sie und zeigte auf die entgegengesetzte Richtung. Die angesprochene drehte sich um. Ihr leichtes Lächeln verschwand.

„Oh.“ entwich es ihr aus lauter Begeisterung. Das neu angekommene Schiff war mindesten zweimal so groß wie das Luxusschiff. Die weißen Segel legten einen dunklen Schatten über die Passagiere und schirmten sie endlich von der untergehenden Sonne ab. Eine leichte Brise wehte über das Deck. Eria starrte wie gebannt auf den hohen Mast der unendlich weit in den Himmel zu reichen schien. Die anderen Passagiere folgten ihrem Beispiel. Die Segel schienen wie riesige Wolke am Himmel zu weilen.

Der Wind drehte sich und die Flagge am oberen Ende tanzte lustig zwischen den Wolken. Plötzlich verwandelte sich Erias Begeisterung in blankes Entsetzen. Der Totenkopf grinste höhnisch auf seine neue Beute nieder.

Alle auf dem Schiff hielten den Atem an.

„PIRATEN!“ schrie einer der Passagiere. Auf einmal kam Bewegung in die Menschen. Sie rannten wie ein wilder Ameisenhaufen durcheinander. Ohne eine Königin die ihnen den Weg wies war es ein sinnloses Unterfangen.

Keiner nahm Rücksicht auf den anderen. Es hieß: Jeder gegen jeden. Eria schnappte sich Nora. Sie nahm sie bei der Hand und drückte sich mir ihr in eine sichere Ecke. Gemeinsam beobachteten sie das kopflose Treiben. Eria spürte die Angst ihrer Schwester. Sie vermischte sich wie eine giftige Wolke mit der Angst der anderen.

Um Nora besser zu schützen legte sie ihr auch noch den linken Arm um die Schultern, um so einen schützenden Käfig zu bilden.

„Eria! Nora!“

Aus der weiten Ferne erkannte Eria die Stimme ihres Vaters. Er versuchte sich gemeinsam mit seiner Frau und Karen durch die Menge zu schlängeln. Eria packte Nora wieder bei der Hand und lief auf ihre Eltern zu.

Plötzlich erklang ein Schuss. Dann zwei weitere und ein Ansturm von Piraten prallte vom Piratenschiff auf die schreiende Menge. Wie eine giftige Schlange; die ihre Zähne in ihre Beute schlägt machten sich die Piraten über die Passagiere her.

Der Menschenstrom zwängte Eria immer wieder in eine andere Richtung. Sie kämpfte tapfer gegen die Ellenbogen und Schultern an, die sie beiseite stießen. Trotzdem schaffte sie es nicht zu ihren Eltern zu gelangen.

Blitzschnell schlang sich ein Arm um Erias Becken. Sie strampelte um ihr Leben. Mit Füßen und Armen trat sie ihrem Gegner entgegen.

„Warte!“ keuchte ihr eine bekannte Stimme ins Ohr. Ihr Vater hatte es geschafft Eria und Karen einzuholen. Sichtlich erschöpft rang er nach Atem. Für Entschuldigungen war jedoch keine Zeit. Zwar überlegte der Vater wie er seine Familie retten könnte, doch wohin sollte man auf einem Schiff schon fliehen. Die Piraten hatten schon längst gewonnen. Einige Verzweifelte sprangen ins Meer. Die Wellen verschlangen die Körper gierig und würden sie nie wieder hergeben.

Trotzdem gab der Mann nicht auf. Er wollte seine Familie wenigstens vor der wilden Meute beschützen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu ihren Kajüten. Die Familie faste sich gegenseitig bei den Händen und so schlängelte sie sich in einer Reihe durch das Gewühl. Verbunden durch ein unzertrennliches Band.

Nach unendlich lang erscheindenen Minuten gelang es der Familie Petal endlich unter Deck zu kommen. Sie waren nicht die einzigen die Schutz unter Deck suchten. Der Gang zu den Kajüten war durch eine große Anzahl von Flüchtenden verstopft. So blieb ihnen nichts anders übrig, als sich an die Wand zu quetschen und zu warten.

Eria umklammerte krampfhaft ihre kleine Schwester während ihr Vater ihre Mutter und Nora im Arm hielt. Die Zwillinge weiten ängstlich vor sich hin. Eria wollte ihrem inneren Drang der Angst nicht nachgeben. Lieber würde sie gefasst dem Tod in die Augen sehen als den Piraten ihre Angst auf einem silbernen Tablett zu servieren.

So verharrten sie in der fast krampfhaften Stille. Einzelnes keuchen und wimmern war das einzige, was unter Deck zu hören war. Ein alter Mann umfasste die Hand seiner Frau. Zwei Angestellte des Schiffes die noch vor einer Stunde den Tee serviert haben weinten fast hemmungslos.

Vereinzelt standen Männer mit Besen und Essbesteck. Sie wappneten sich für einen chancenlosen Kampf.

Über Deck schossen die Piraten in die Menge. Sie lachten vor Freude und johlten herum. Auffällig war das es mit der Zeit immer weniger Männerstimmen um Erbarmen schrien. Dafür waren die Frauen lauter zu hören. Ihre Verzweiflung drang bis tief in das Mark. Eria erschauderte. Sie malte sich sämtliche schrecklichen Szenarien in ihrem Kopf aus. Die größte Angst hatte sie um ihre Schwestern.

Ihre Mutter war bereits in ein sinnloses Starren übergegangen. Das war stets die Methode von Margarite Petal, um aus der Realität zu fliehen

Mit einem lauten Krachen flog die Tür zum Deck aus seiner Verankerung. Die Passagiere schrien erschrocken auf. Eine Gruppe von Piraten grinste seiner Beute entgegen. Ein Mann mittleren Alters stellte sich mir einem Besen vor die Gruppe. Schweiß perlte von seiner Stirn. Mit erhobenem Haupt setzte er zu einer Ansprache an. Doch sobald er seinen Mund geöffnet hatte, erklang ein ohrenbetäubender Knall.

Eria zuckte leicht zusammen. Karen biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien. Der Mann fiel mitsamt seines Besens um.

Jetzt grinste der Schütze nur noch breiter. „Will noch jemand etwas sagen?“

Die Menge schwieg einvernehmlich.

„Gut, wenn mir die Damen und Mädchen bitte folgen würden.“ sprach ein älterer Pirat im Gentelmannton. Er machte eine leichte Verbeugung und zeigte auf den Ausgang.

Erst als der Schütze einen Warnschuss ins Leere abgab, begaben sich die weiblichen Passagiere auf Deck. Eria erhaschte einen letzten Blick auf ihren Vater und ergriff die Hand ihrer anderen Zwillingsschwester.

An Deck erwartete sie das blanke entsetzten. Überall lagen die Leichen der Männer und Jungen verstreut herum. Die Luft stank nach Schießpulver, Blut und Schweiß. Eria zog ihre Schwestern enger an sich heran. Ihre Mutter stapfte wie betäubt hinter ihnen her.

Überall standen Frauen weinend auf dem Schiff. Ihre Kleidung hing nur noch an einzelnen Fetzen am Leib. Eria durchzuckte das blanke Entsetzen. Der Anblick der Frauen bereitete ihr Schmerzen. Sie schwor ihrem unbekannten Gott sich eines Tages für diese Frauen und die verstorbenen Männer an den Piraten zu rächen.

Plötzlich ertönten eine Reihe von Schüssen. Eria blieb wie angewurzelt stehen. Sie blickte in die Richtung aus der sie kam und erkannte gerade noch eine Menschenmasse die auf den Boden fiel. Ein dumpfes Geräusch begleitete die Erschossenen. Ein stechender Schmerz zerriss ihr die Brust.

Eria schrie Lautlos nach ihrem Vater. Eine einsame Träne bahnte sich ihren Weg von Erias Wange auf den blutbefleckten Boden des Schiffes.

Gefangen

Ein stetiges Tropfen durchbrach die stille Dunkelheit. Hier und dort konnte ein leichtes Atmen vermutet werden. Der beißende Geruch von Urin und Kot sammelte sich in der dunkelsten Ecke. Keiner wagte es sich auch nur ein leises Geräusch von sich zu geben. Es galt um keinen Preis die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

An Deck herrschte zur Zeit Totenstille. Eria vermutete, dass die Sonne bereits untergegangen war und der klare Sternenhimmel gemeinsam mit dem Mond das Schiff beobachtete. Die Wellen schaukelten das Schiff und vermittelten einen trügerischen Frieden.

Eria dachte wiedereinmal an den Tag des Schreckens zurück. Immer noch hallte ihr der Schuss im Kopf herum, der den Tod ihres Vaters und den der anderen Männer besiegelte. Wie schwere Mehlsäcke sind sie einer nach dem anderen zu Boden gefallen. Keiner von ihnen würde je wieder Lachen können.

Das gleiche galt auch für die Überlebenden Frauen. Wie eine Viehherde wurden sie zusammen getrieben und in das Verlies der Schiffes abgeladen. Mit Ketten wurden sie gebändigt. Obwohl keine der Frauen auch nur Anstalten machen würde, um zu entkommen. Es gab einfach keinen sicheren Ort, für den sich eine Flucht gelohnt hätte.

Danach hörte man noch stundenlang das Scheppern von Kisten und Säcken die verladen wurden. Die Piraten jubelten und lachten. Vereinzelt konnte man noch Frauenstimmern ausmachen, die weiter gequält wurden. Nach einer Salve von Kanonenschüssen endete dieser Schreckenstag.

Die Zeit tröpfelte dahin. Einmal am Tag brachten die Piraten etwas zu essen unter Deck. Dann holten sie sich ab und zu eine Frau, die dann nie wieder zurückkam.

Manchmal glaubte Eria die Schreie der Frauen zu hören und dann ein leises Platschen. So als ob gerade etwas in das weite Meer geworfen wurde. Ein eiskalter Schauer lief Eria über den Rücken. Das Schiff, dass sie anfänglich bewundert hatte, mutierte für immer zu einem Kahn des Todes. Die schneeweißen Segel verfärbten sich in ihrer Fantasie in blutrote Fetzen, die den Tod verkündeten. Der Totenschädel auf der Flagge freute sich sicher über die gebrachten Opfer. Er wartete begierig auf die Folgenden.

Eria schwor sich niemals wieder ein Schiff zu betreten, sollte es ihr gelingen wie durch ein Wunder zu überleben.

Ein leises Wimmern drang an ihr Ohr.

„Pst. Alles ist gut.“ flüsterte die junge Frau ihrer kleinen Schwester zu. Karen war gerade eingeschlafen während Nora mit den Tränen kämpfte. Beide Mädchen waren zutiefst verängstigt. Wer konnte ihnen das auch verübeln. Immerhin erwartete sie ein schreckliches Schicksal. Ihre Mutter war eine der Ersten gewesen, die von den Piraten an Deck geholt wurden. Eria verfluchte die Piraten. Aber am allermeisten verabscheute sie den Kapitän dieses Totenschiffes. Wie konnte er es wagen hilflose Frauen und Kinder dermaßen zu demütigen und brutal zu töten.

Eria schwor sich ebenfalls Rache an ihm zu nehmen. Doch leider waren ihre Träume von Freiheit und Rache sinnlos. Sie hatte sich schon längst mir der Realität abgefunden.

Also konzentrierte sie sich wiedereinmal auf das leise Tröpfeln und versuchte so ihren Kopf klar zu bekommen.

Tropf. Tropf. Tropf.

Ein leichtes Gähnen verließ ihrem Mund.

Tropf. Tropf. Tropf.

Erias Augen wurden immer Schwerer.

Tropf. Tropf. Tropf.

Sie war eingeschlafen.
 


 


 

Ein fernes Licht rückte in Erias nähe. Erst schien der Lichtpunkt noch weit entfernt, doch im nächsten Moment erstrahlte er in der gesamten Dunkelheit. Eria versuchte gleichmäßig zu atmen. Ihre Glieder schmerzten. Die Lunge brannte.

„Konzentriere dich“ flüsterte sie sich selbst zu.

Plötzlich löste sich ein Schatten aus dem glänzenden Lichtball. Eine große Gestalt streckte seine Hand nach ihr aus. Eria versuchte ihr entgegen zu kommen, doch sie konnte ihre Arme nicht bewegen. Sie schienen an eine Mauer gekettet zu sein.

Die fremde Gestalt verschwamm und ihr Vater lächelte ihr entgegen. Sein Körper war unversehrt. Fast hätte sie denken können er wäre noch am Leben. Aber leider nur fast. Denn Eria wusste, dass dies bloß ein Traum war.

Ein Traum der sie jedes Mal heimsuchte, wenn einer der Piraten sich ein neues Opfer suchte. Eria hatte keine Lust mehr dem Verschwinden der Frauen zuzusehen. Also versuchte sie noch tiefer in ihren Traum zu Versinken.

Zum ersten Mal öffneten sich die Lippen ihres Vaters und versuchten etwas zu sagen. Erst konnte Eria nicht verstehen was er sagte, dann aber drang seine Stimmer immer klarer zu ihr hindurch.

„Eria, hilf mir!“

Wie sollte sie ihrem Vater noch helfen? Er war dich bereits tot. Eria verstand den Sinn ihres Traumes nicht.

Wieder dieser Hilferuf. Auf einmal wurde ihr klar warum sie diesen Traum nicht verstand. Nicht ihr Vater hatte gerufen sondern Karen!

„Wach auf verdammt. Wach auf!“ schrie sich Eria selbst zu.
 

Mit einem Mal schreckte die junge Frau aus ihrem Schlaf auf. Sie konnte gerade noch mit ansehen, wie Karen die Treppen entlang gezogen wurde. Sie verschwand in einem Schwall aus Licht. Geblendet kniff Eria ihre Augen zusammen.

Es arbeitete in ihr. Sie versuchte krampfhaft einen Weg zu finden, wie sie ihrer Schwester helfen konnte. Da erinnerter sie sich an einen Vorfall vor einigen Nächten:
 

Eine junge Frau hatte es aufgegeben auf Rettung zu warten. Nachdem sie sich zurückgezogen hatte und weder gegessen noch getrunken hatte bekam sie plötzliche einen Schreibkrampf. Keiner wusste warum sie angefangen hatte zu schreien. Doch es reichte aus, um die Piraten auf sie aufmerksam zu machen.

Ein älterer Mann mit Narben in Gesicht und einem zerzausten Bart kam die Stufen herab und nahm die Schreiende mit sich. Auch sie wurde nie wieder gesehen.
 

Eria holte schon tief Luft um loszuschreien, als sich plötzlich die Luke wieder öffnete.

Ein Pirat mir nur einem Auge humpelte die Treppe hinab. Schnaufend blieb er vor den Frauen stehen. Eria versuchte seinen Blick einzufangen. Unbeholfen zwinkerte sie ihm zu. Der Mann fühlte sich sichtlich geschmeichelt und befreite die junge Frau von ihren Fesseln.

Erleichtert rieb sie über ihre schmerzenden Handgelenke. Gemeinsam stiegen sie ins Licht. Oben angekommen wehte eine leichte Brise durch Erias zerzaustes Haar. Die frische Seeluft brannte in ihren Augen. Die Segel flatterten lautstark mit den Seemöwen um die Wette. Vom Himmel herab grinste die Totenkopfflagge. Eria war versucht ihr den Mittelfinger zu zeigen, als eine Meute lachender Piraten ihre Neugierde weckte.

Ein lauter Schrei gefolgt von einem leisen Wimmern lies unbändige Wut in ihr aufsteigen. Kurz blickte Eria zu dem Einäugigen zurück, dann sprintete sie los.

„He, hier geblieben. Du kannst sowieso nicht entkommen.“ lachte er ihr hinterher. Doch Eria hörte ihn nicht. Sie kannte jetzt nur noch ein Ziel.
 

Karen!



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Mimmy-chan
2010-06-17T19:19:34+00:00 17.06.2010 21:19
*klapper klapper klapper*
Mir zittern immer noch die Knie.
*klapper klapper klapper*
Die tiefe Furcht ich spüre sie
*klapper klapper klapper*
mein Gesicht ist kreide bleich
*klapper klapper klapper*
all die Leichen im großen Teich
*klapper klapper klapper*
doch sag ich dir
*klapper klapper klapper*
du bekommst Ärger mit mir
*klapper klapper klapper*
schreib du nicht heiter
weiter!!!
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Super spannend und total fesselnd geschrieben. Ich bin entsetzt wie krausam du sein kannst Jani !!!!!
Freue mich schon auf das zusammentreffen von Erica und dem kapitän
o(>.<)d

chuchu mimmy-chan


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