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Daydream

von

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Daydream

Nun war es ein Jahr her, seit ein Ereignis mein Leben, nein, meine Gefühlslage auf den tiefsten Punkt drückte, den es im Inneren eines Menschen gab.
 

Verrückt, wie von einem Tag auf den anderen alles anders sein kann. Sich grundlegend ändern kann, sodass wenige noch die nötige Luft einatmen

können. Nicht die Luft, die deine Lungen füllt und dich leben lässt, nein, die Luft, die die Seele braucht. Der Atem, den die Seele ausmacht. Aber alles

schien vorherbestimmt zu sein und so auch dieser eine Tag, der alles änderte,

der mich änderte, mich und mein Leben. Unbändig und voller Wucht hatte mich der Schmerz getroffen und alles war anders.

Meine Eltern und ich waren auf dem Weg zu meiner Tante, 35 km von unserem Heimatort Konoha entfernt. Wir stritten, wie so oft in diesen Tagen. Es war kurz vor meinem Geburtstag, als ich unbedingt das neue Klavier wollte, dass wir im Musikgeschäft in der Stadt gesehen hatten. Dafür wollte ich sogar auf meinen Führerschein verzichten und die kompletten Ersparnisse opfern, die auf meinem Konto waren. Nur meine Eltern waren anderer Meinung. Wir stritten. Lautstark und ich war nicht gewillt, diese Diskussion aufzugeben. Hätte ich das vielleicht getan, würden alle noch hier sein. Bei mir. Aber der Streit eskalierte und ich war so wütend, dass ich darum bat, anzuhalten und mein Vater tat mir diesen

Gefallen. Er wusste, dass ich in solchen Momenten mein Temperament nur schwer zügeln konnte und für wenige Sekunden einfach Pause brauchte. Ich stieg stampfend aus, lief weiter abseits und schon war es passiert. Viel zu schnell.

Krachend. Ächzend. Laut.

Und der Wagen meiner Eltern lag plötzlich im Graben.

Völlig zerbeult. Rauch. Qualm. Und alles geschah so schnell.

Viel zu schnell. Und so ungerecht.
 

Eine junge Gruppe von Männern hatte die Kontrolle über ihren Wagen verloren. Alkoholisiert, wie sie waren, hatten sie nicht handeln können. Waren zu sehr gebannt von dem Spektakel, das sich vor ihnen bot. Sie starrten nur geradeaus. Sahen die blutigen Gesichter meiner Eltern und stiegen nicht aus. Ich war wie gelähmt. War überfordert. Der Qualm. Dann der fremde Wagen, der in unserem Wagen steckte, hineingebohrt. Meine Eltern, die den letzten Atemzug machten und der Krankenwagen, dessen Sirenen sich schreiend in mein Ohr bohrten. Es war zu spät. Und alles endete nur mit einem Streit. Ein Streit. Ein kleiner, unsinniger, dummer Streit.
 

Ein Jahr war es nun her. Man steckte mich in psychologische Betreuung, nahm mich für ein Jahr von der Schule und gab mir Hausunterricht. Ich lebe nun seit ungefähr zwei Monaten in einer kleinen Wohnung. Aber es reicht mir und ich will nicht viel. Nicht mehr. Selbst das Klavierspiel habe ich aufgegeben. Kann einfach nicht mehr. Will nicht mehr. Meine Tante besucht michzwei Mal pro Woche, um nach dem Rechten zu sehen.

Nun findet mein Psychologe jedoch, dass es Zeit wird, mich wieder der Gesellschaft zu präsentieren und deshalb bin ich hier. Vor den Toren der KonohaHigh. Bin viel zu spät, der Unterricht hat längst begonnen, die Schüler und Schülerinnen sind alle schon in ihren Räumen.

Nichts hat sich geändert. Die dicke Eiche, unter der ich früher immer saß, stand noch genauso stark und anmutig neben den vielen Bänken. Wie sehr ich diesen Platz liebte. Hier war ich einfach nur ich selbst und konnte von dem vielen Stress eine Pause bekommen.
 

Mit langsamen Schritten durchschritt Sakura Haruno das Schulgebäude, ging zielstrebig zu dem ihr zugewiesenem Klassenzimmer. Ihr Blick war auf den Boden geheftet, ihre Augen schienen jeden Fleck aufzunehmen und zu analysieren. Ja. Die junge Haruno hatte vor genau diesem Tag Angst. Denn nicht nur die Tatsache, dass sie die Stufe wiederholen musste, bereitete ihr ein unangenehmes

Magenziehen, nein, auch die Tatsache, dass sie die Schüler ihrer alten Klasse sehen musste, bei denen sie sich nie meldete, geschweige denn auf SMS oder Email antwortete. Hätte sie geahnt, wie viel sich ändern konnte, dass Menschen ins Leben treten, die man nie hineinbat, sich nie vorstellte, dass eben diese einen wichtigen Platz einnehmen würden, hätte sie ihren Kopf gehoben und sicher nach vorne gesehen. In freudiger Erwartung auf diesen einen Menschen. Doch sie ahnte es nicht. In keinerlei Weise und so starrte sie auf den fleckigen Boden und achtete nicht auf ihre Umgebung. Ließ sich hineinziehen in ihre Welt. Ihre eigene Welt, in der sie glücklich war, sich wohlfühlte, in der sie mit erhobenem Kopf den Gang entlang schreiten konnte. Aber es war nun mal nicht die Wirklichkeit – nicht ihre Wirklichkeit.

Und so übersah sie den Schüler, der ebenso vertieft war. Jedoch nicht vertieft aufgrund des Bodens, nein, in seinen Händen hielt er eine blaue Mappe, seine Augen studierten die feinsäuberliche Schrift und so geschah es, dass beide unbemerkt viel zu tief ins Leben des anderen eintauchten – und das nur mit einem Zusammenstoß. Die Mappe fiel zu Boden, die Blätter verstreuten sich darauf, während die Rosahaarige auf dem Hintern saß und überrascht, gar perplex, die Füße des ihr Unbekannten betrachtete. „Kannst du nicht aufpassen?!“, knurrte er ungehalten. Er ging auf die Knie, sammelte die Papiere ein und Sakuras Blut gefror für wenige Sekunden in ihren Adern.
 

„Sasuke Uchiha“, hauchte sie.


 

Er sah noch genauso gut aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Sasuke Uchiha. Mädchenschwarm der gesamten KonohaHigh. Ein Mädchenschwarm, der sich für keine seiner Verehrerinnen interessierte. Früher jedenfalls. Ich hätte nicht

gedacht, dass ausgerechnet er der Erste war, den ich aus meiner alten Klasse sehen würde. Sasuke Uchiha.

Früher, vor drei oder zwei Jahren, da interessierte er sich für nichts. Schrieb weder gute Noten, noch brachte er Leistung. Ganz anders war ich, deshalb war ich der Liebling der Lehrer und auch meine Mitschüler fanden mich nett, weil ich ihnen gerne half, etwas zu verstehen. Kurz vor meinem... Ausscheiden, hatte seine Meinung sich jedoch geändert und ohne es zu bemerken, wurde er schulisch viel besser. Schrieb immer ein A, selten ein B. Und ich wurde neidisch. Weil er mir konkurrierte und immer beliebter wurde. Er wurde noch unerreichbarer, als er es ohnehin schon war. Die Kandidatur zum Schülersprecher ließ mich endgültig den Wunsch äußern, er würde verschwinden. Denn wer hatte die bessere Chancen: Musterschülerin und immerzu nett oder Musterschüler + Mädchenschwarm + Modelaussehen? Ja, eindeutig er. Und seine überhebliche Art ging mir auf die Nerven! Ausgerechnet er hatte die besseren Karten.
 

„Haruno?“ Seine Augen lagen auf Sakura, die gerade den Rock ihrer Schuluniform zurecht strich, ihn zeitgleich jedoch aus großen Augen betrachtete. „Auch mal wieder da“, sagte er mehr zu sich, als zu ihr. Er hob den Rest seiner Unterlagen auf, schenkte ihr einen kurzen, undefinierbaren Blick, ehe er ohne weitere Worte an ihr vorbei ging. Ihre Stirn legte sich in Falten, während sie grummelnd aufstand und ihre Schulmappe aufhob. „Schnösel.“, flüsterte sie leise, ließ ihren Blick auf den Boden sinken und verharrte für wenige Sekunden auf einer Stelle. Früher wäre sie trotz ihrer ruhigen Art gerne dazu bereit gewesen, aufgrund dieser (in ihren Augen) Frechheit eine kleine, hitzige Diskussion entflammen zu lassen. Heute war es ihr schlichtweg... egal. Seufzend ließ sie ihre Schultern hängen, bevor sie ihre Füße gedanklich dazu antrieb, weiter zu gehen - in ihre neue Klasse. Sie hatte viel vom Stoff verpasst, konnte nach Meinungen der Lehrer und Psychologen nicht mehr mit dem Niveau der anderen mithalten, obgleich Sakura Haruno zu den Besten ihres Jahrganges gehörte und in ihrer Fehlzeit Hausunterricht erhielt. Sie hätte die Möglichkeit gehabt, in den Ferien, die schon bald wieder anstanden, in den Sommerkurs zu gehen und mit etwas Glück und viel Ehrgeiz hätte sie es auch schaffen können, den versäumten Stoff nachzuholen. Die Entscheidung lag bei Sakura selbst, die das Angebot jedoch dankend ablehnte. Zu tief saß noch die Trauer über ihren Verlust.
 

Und nun, ein Jahr später, steckte man sie also in eine neue Klasse und wenn sie ehrlich war, konnte sie mit dem Gedanken leben, dass ihre neuen Mitschüler womöglich denken könnten, sie wäre schlichtweg zu dumm und müsse deshalb das Schuljahr wiederholen. Wenn auch nur zu Beginn dieser Gedanke die Vorherrschaft hat, denn die Lehrer kannten die strebsame Schülerin nur zu gut. Ein Vorbild für alle. Mit schnellen Schritten durchquerte sie den hellen Schulgang, der sich keineswegs in dem Jahr verändert hatte. Noch immer waren an manchen Stellen die Wände beschmiert, die Böden verdreckt und an der letzten Scheibe des Ganges war noch immer der Sprung. Ein Grinsen schlich sich kaum merklich auf ihre Züge, als ihre Gedanken zu einer Erinnerung abdrifteten, in der Naruto Uzumaki - Klassenclown und lebhafter Tollpatsch - den Ball zu fest aus dem Klassenzimmer getreten hatte und nur knapp Sasuke verfehlte, der gerade die Tür durchschritt, sich aber rechtzeitig bücken konnte, bevor der beschmutzte Fußball sein makelloses Gesicht verunstalten konnte. Während alle laut lachten, wurde der Blondschopf von Sasuke wütend beschimpft. Eine Ironie des Schicksals, dass ihre Schulzeit dort weiterging, wo es aufhörte. Während ihre alte Klasse ein neues Zimmer im Obergeschoss erhielt, zog die neue Klasse 11 b dort ein. Die Klasse, in die Sakura nun gehen würde. Missmutig blieb sie vor der verschlossenen Tür stehen, nahm tief Luft, ehe sie mit erhobenem Kopf eintrat und bereits von allen gemustert wurde, noch bevor sie die Tür hinter sich schloss. Der Knoten in ihrem Bauch wurde größer, zog höher, steckte schließlich in ihrem Hals fest, und bevor dieses Gefühl des Unbehagens sie völlig einnahm, driftete sie mit ihren Gedanken ab – in ihre eigens erschaffene Welt, wo alles bunt und lebhaft schimmerte; während ihr neuer Lehrer Iruma sie vorstellte.
 

Die Stunden vergingen wie im Flug und alles, was ich noch wollte, war Ruhe und eine kleine Atempause. Meine neuen Mitschüler durchlöcherten mich nur für wenige Minuten, bis Iruma ihnen sagte, sie sollen mir den nötigen Freiraum geben, was sie etwas maulend auch taten. Ich wollte nur noch zur dicken Eiche, die ich bereits bei meiner Ankunft sah und fieberhaft davon träumte, unter ihr zu sitzen und mich wieder in eine andere Welt zu begeben. Die Welt, die mich atmen ließ, in der ich nicht alleine war. Meine Füße trugen mich schnell. Wie in Trance schritt ich auf den Rasen, der noch grüner erschien, als sonst. Doch schon von Weitem erkannte ich die vielen, mir fremden Schüler, die laut plaudernd und lachend darunter saßen. Der Kloß, der mich schon Minuten zuvor heimsuchte, kehrte zurück, setzte sich in meiner trockenen Kehle fest und meine Füße kamen zum Stillstand, während meine Augen hin und her blickten.

Mein Platz. Er war besetzt und ich konnte sie nicht fortjagen.
 

Ich schloss meine Augen und überlegte lange, bis mir ein anderer Platz einfiel und wie zuvor trugen mich meine Beine wie durch Zauberhand geführt, zu einem Platz, den ich nur selten aufsuchte – damals. Ich schritt die Treppen hoch und es war mir, als würden sie mich in eine andere Welt nehmen. Dort, wo die

Welt noch farbenfroh leuchtete. Eine Welt, in der meine Eltern freudig auf dem kleinen Schemel, der vor unserem Klavier stand, saßen. Ein Lächeln auf deren

Gesichter, ihre Hände nach mir ausgestreckt. Wie sehr ich mir immer wünschte, dass es die Wahrheit wäre, doch mir war deutlich bewusst, tief in meinem Inneren, verbannt ans Ende meines Herzens, ans Ende meines Verstandes, ans Ende meiner Seele, dass die Lüge stärker war, als die Wahrheit. Denn ich

redete mir ein, die Lüge wäre die Wahrheit und dank dieser mir selbst erschaffenen Wahrheit, konnte ich ... besser leben. Ja. Aber die Luft zum

Atmen fehlte mir dennoch. Ich kam auf dem Schuldach zum Stehen, holte tief Luft, hob meine Arme links und rechts von mir und blickte in den wolkigen

Himmel, während ich mich einfach nach hinten fallen ließ. Ich ließ los.

Ließ die Realität komplett los.
 

„Hey, Sasuke-kun. Du musst mir nachher in Mathe helfen. Diese dummen Gleichungen versteh ich einfach nicht.“, brummte Naruto, linste in das dicke, blaue Buch und kratzte sich am Kinn, während er mit Sasuke den langen Schulgang entlang lief. „Hn“, gab der Schwarzhaarige desinteressiert zurück. Das Buch wurde geschlossen und wissend betrachtete der Blondschopf seinen Freund. „Uchiha. Spuck es schon aus. Man sieht schon in einer Entfernung von 55 km, dass dir wieder irgendwas durch deinen Kopf geht.“ „Sakura ist wieder da.“ „Sakura?“, wiederholte der Uzumaki überrascht, „Du meinst, Sakura Haruno?!“ Sasuke schüttelte genervt den Kopf, fasste sich an die Stirn und stieß genervt ein Ja heraus. „Wow. Hätte ich nicht gedacht“, murmelte er leise, „Weißt du das mit ihren Eltern?“ „Ihre Eltern?“ „Mensch, Sasuke. Wieso weißt du das nicht?“ „Naruto, kannst du dich erinnern, dass ich für ein ganzes Jahr im Ausland war? Kannst du dich vielleicht sogar noch daran erinnern, dass ich erst vor zwei Wochen wieder in Japan angekommen bin?“ Naruto lachte und fuhr sich durch seine blonde Mähne: „Stimmt. „Sorry.“ Sasuke verdrehte die Augen. „Ihre Eltern sind gestorben“, meinte er ernst. Sasuke stockte für einen kurzen Moment, hielt in seiner Bewegung inne, ehe er wissend nickte und seine Schritte beschleunigte. „Hey! Wo gehst du jetzt hin?“ „Dahin, wo ich alleine bin.“, antwortete Sasuke ruhig und Naruto blieb kopfschüttelnd zurück und öffnete sein Buch erneut.
 

Ich konnte schon während dem Fall das farbenfrohe Leuchten sehen. Dieses Schimmern, das leise meinen Namen wisperte, in freudiger Erwartung auf mich wartete und ich war nur mehr als gewillt, mich dem hinzugeben. Doch da war plötzlich dieser Widerstand. Ein Widerstand, den ich deutlich spüren konnte. An meinem Rücken. Die kühlen Hände, die langen Finger, die sich um meine

Oberarme legten, der feine, warme Atem, der meine Nackenhaare zum Aufstellen brachte. Doch war es die Wahrheit?

Ich wurde hart und fest aus meiner mir selbst erschaffenen Wahrheit gerissen. Konnte nicht glauben, dass man mir diesen Wunsch verwehrte.

Und dann die Worte. Worte, die mein Blut zum Kochen brachten. Worte, die meine Gefühle durcheinander brachten. Worte, die so echt waren – viel zu real für mich, zu sehr die Wahrheit, die ich nicht wollte, weil ich der Lüge mehr glaubte, als der Wahrheit.
 

„Öffne deine Augen. Das ist nicht deine Welt.“
 

Und ohne jegliche Vorwarnung wurde ich herausgerissen. Nein, auf der Hälfte wurde meine Freude mir genommen. Mein Atem, den ich brauchte, den ich benötigte, den ich nur in dieser Welt finden konnte! Und es wurde mir genommen. So gnadenlos.
 

„Was machst du hier überhaupt?!“
 

Ich riss meine Augenlider auf. Die Lider, die so schwer waren, dass ich mich anstrengen musste, die Trance aufzuhalten, die mich erfüllte. Die Trance, die mich mit sich riss, mir aber genommen wurde, noch ehe ich mich dem völlig hingeben konnte. Mein Körper wirbelte herum, verkrampfte sich und voller Abscheu starrte ich ihn an.
 

„Hast du verlernt, Worte aneinander zu reihen?“
 

Sakuras Nasenflügel bebten, ihr Körper zitterte und ihre Beine trugen sie an ihm vorbei, ihre Schulter rammte die seine und ohne einen weiteren Mucks zu machen, ging sie an ihm vorbei, verließ das Dach, verließ ihre Welt.
 

. . .
 

Hätte sie erahnt, dass die Realität sie schneller einholte, als sie es wollte, wäre sie womöglich niemals am nächsten Morgen aufgestanden. Dann hätte sie niemals die kleine Wohnung verlassen, die ihr am nächsten Tag enger und kleiner vorkam, als jemals zuvor. Die Wände kamen näher, schrieen sie an, scheuchten sie hinaus und außer Atem strich sie sich ihre wirren Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie fischte aus ihrer braunen Ledermappe einen Kaugummi, stopfte ihn sich in den Mund und kaute genüsslich darauf. Einmal, zweimal. Dann spuckte sie ihn aus, starrte in den Himmel, holte tief Luft, doch reichte ihr die Luft nicht, die sich genießerisch in den Lungen ausbreitete, nur um Sekunden später wieder ihren Körper zu verlassen. Es genügte ihr einfach nicht mehr. Nichts genügte ihr mehr.

Seufzend ließ sie ihre Schultern hängen, machte sich auf den Schulweg. Bereitete sich darauf vor, ihre neuen Mitschüler zu sehen. Bereitete sich innerlich darauf vor, einfach nicht vorbereitet zu sein, weil sie dann nachdenken musste und der Gedanke, dass sie nachdenken musste, ließ sie laut stöhnen. Sie war verwirrt. Wusste nicht, was mit ihr war, mit ihr geschah.
 

Sakura Haruno hatte sich selbst verloren.
 

In einer Welt, die sie sich selbst erschuf.
 

Eine Welt, die Sasuke Uchiha zu durchbrechen versuchte, obgleich Sasuke Uchiha nicht wusste, dass er einen großen Schritt in ihre Welt tat und das allein mit wenigen Worten.
 

„Du warst gestern ganz schön schnell verschwunden.“ Sakura zuckte zusammen, ihre Augen durchsuchten die Menschenmenge, wurden schnell fündig und wütend blitzten

sie auf, als sie die onyxfarbenen Augen musterten und sie zu erdolchen versuchten. „Lass mich in Ruhe, Uchiha“, zischte sie und schluckte den Kloß hinunter, der sich erneut in ihrer Kehle manifestierte. Während in ihrem Kopf, der viel zu voll war, ständig die leise Stimme auf sie einredete, er solle verschwinden, flüsterte ihr Unterbewusstsein ganz andere Dinge zu ihr. Und diese flüsternde, einladende Stimme machte ihr Angst, ließ sie für wenige Sekunden frösteln, ließ sie nachdenken, über ihn, der ihr viel zu nahe gekommen war, sie bei der Flucht erwischte. Die Flucht in ihre Welt.
 

„Du bist wohl wieder in deiner eigenen Welt gefangen, nicht wahr?“, flüsterte er ihr leise ins Ohr. Sie fragte sich, wann er ihr so nahe

gekommen war, dass sie seinen Atem dicht an ihrem Ohr spüren konnte, dass sie

sich einbildete, seinen gleichmäßigen Herzschlag zu hören, doch konnte sie sich keine Antwort geben. Ihre Augen verfolgten seinen Zeigefinger, der

langsam, fast in Zeitlupe, zu ihrer Stirn wanderte, für Millisekunden in der Luft schwebend dort verweilte, ehe seine Fingerspitze ihre Stirn antippte. „Es ist ein Fehler, sich zu verstecken. Feige.“
 

Und mit diesen Worten war er in der Menschenmenge verschwunden. Die Menschenmenge, die ihm nun Schutz gewährte. Schutz wovor? Vor dem wütenden, grollenden Ton, der ihre Lippen verließ und in der Luft nachklang, als würde er dort eine zarte Verbindung eingehen.
 

Probleme lösen, die gar nicht da sind. Was erwartet er? Mein Psychologe zeigte mir Schritte auf, Schritte, die ich gehen musste, damit mein Leben wieder lebenswert war. Ich war nun fast beim letzten Schritt angekommen. Es war eine Liste, wie es bei Alkoholsüchtigen gab. Dort waren es zwölf Schritte. Mein Psychologe fand es für mich einfacher, wenn ich weniger Schritte tat. Weniger, ja. Aber dafür umso intensiver.
 

Vergangenes kann man nicht abschalten und die Zukunft kann man nicht greifen. Ich verstand die Welt noch nie und ich verstand mich selbst ebenfalls

nicht. Und ich verstand meinen Psychologen nicht, dass er mir diese dummen

acht Schritte auf die Schultern legte in der Erwartung, dass ich die Schritte ging. Einen Fuß vor den anderen setzen. Aber wie setzt man einen Fuß vor den

anderen, wenn alles so sinnlos erscheint? Ich sollte mich also in Schritt sieben den Menschen nähern, die in meiner Vergangenheit lebten.
 

Ich hasste es. Denn ausgerechnet Sasuke Uchiha war derjenige, der mich unbewusst am Arm packte und mich zu sich zog. Ich hatte den dummen Schritt getan. Ich

hatte mich meiner Vergangenheit gestellt – nein. Ich hatte sie für wenige

Momente zugelassen und ich gebe zu, aus einem mir unbekannten Grund, hatte ich das Gefühl zu atmen. Atmen für die Seele. Aber dieser Gedanke beglückte mich nur in den Stunden, in denen ich ihn nicht sehen musste.
 

Die anderen aus meiner alten Klasse hatten mich fröhlich oder missmutig begutachtet, als sie mich das erste Mal nach so langer Zeit entdeckten. Doch mein Kopf wurde immer automatisch gesenkt, sobald einer von ihnen auf mich zu kam. Es war nun eher so, dass alle in ihren Grüppchen standen. Sie nuschelten und neigten ihre Köpfe in regelmäßigen Abständen zu mir, sobald ich in ihr Blickfeld trat. Es war mir egal.

Keiner von ihnen machte nun Schritte auf mich zu. Sie ließen mich in Ruhe. Sie warteten, bis ich die ersten Schritte tat.
 

Wie auch am Tag zuvor war der Platz, war mein Platz unter der dicken Eiche besetzt und ich stieg erneut die Treppen empor. Spürte schon das freudige Kribbeln in meiner Bauchgegend, als ich die schwere Eisentür, die mich mit ihrer grünen Fratze anstarrte, aufstieß und die frische Brise meine Haare streichelte. Meine Augen schlossen sich, noch bevor die Tür mit einem Krachen geschlossen wurde.
 

„Hast ganz schön lange gebraucht. Die Pause ist schon fast zu Ende.“
 

Sakura schrak zusammen, drehte sich und ihr Rock flatterte im Wind, während sie ihre Haarsträhne vor ihrem Auge entfernte und Sasuke entgeistert anstarrte, der lässig an der Wand lehnte. Seine schwarze Jacke der Schuluniform hing locker über seiner Schulter, sodass man das weiße Hemd mit dem Schulemblem deutlich erkennen konnte. Seine braune Schulmappe lag

unachtsam vor seinen Füßen. „Was?“, brachte sie hervor.
 

„Deine Eltern sind tot.“, bemerkte er monoton, stieß sich von der Wand ab und trat näher auf sie zu, während sie sich Schritt für Schritt mehr verkrampfte.
 

Wut und Trauer vermischten sich, ließen ihr Gemüt brodeln, ließen sie ihn anschreien: „Was bildest du dir eigentlich ein? Huh?! Was geht dich das an?! Hau ab, Uchiha!“ Tränen sammelten sich in ihren Augen, ließen sie schluchzen. Sein bohrender Blick ließ sie schaudern und bei jedem Schritt, den er tat, flüchtete sie mit einem größeren weiter nach hinten. Sie hatte das Gefühl, ins Wasser geworfen worden zu sein. Ins kalte Wasser, in dem sie drohte zu ertrinken und da waren zwar Hände, so viele Hände, die sie aber niemals fassen wollte, aus Angst, sie würde das verlieren, was ihr half. Was sie sich einredete, zu helfen. Ihre Wahrheit. Ihre Welt.

„Geh weg!

Verschwinde! Komm mir nicht zu nahe.“, brummte sie. Doch er hörte nicht, durchlöcherte sie weiterhin mit den wissenden Blicken, die sie nicht auf sich

spüren wollte. „Deine Eltern sind tot, Sakura. Du klammerst zu sehr.“

„Du weißt doch gar nicht, wie das ist!“, schrie sie und wich dem Blick des Schwarzhaarigen aus. Ihre Hände wurden zu Fäusten, ihr ganzer Körper

schien sich aufzubäumen, während ihre Augen dennoch starr den Boden betrachteten. „Oh doch, Haruno. Ich weiß es sehr gut.“ Perplex riss sie

ihre grünen Augen auf. „Du verstehst nicht, Sakura. Das Leben hat nicht

angehalten. Die Zeit läuft weiterhin. Die Zeit geht ihren Weg, während du stehen bleibst.“ Sie schluckte, ihre Augen huschten von einer Seite zur anderen, ihre Gedanken schossen ihr unwillkürlich durch den Kopf, brachten ihn zum Schmerzen, zum Pochen, zum Überkochen und sie holte tief Luft. Fieberhaft überlegte sie und ohne weitere Gedanken zu verschwenden, antwortete die Rosahaarige: „Ich verstehe es sehr wohl! Ich verstehe all das sehr wohl!“
 

Grinsend schüttelte er den Kopf, kam zum Stehen und wartete, bis ihre umherirrenden Augen in seinem Gesicht Halt machten. Ein überheblicher Blick verfestigte sich in Sasukes Mimik, ehe er weiter sprach: „Nein. Denn du flüchtest vor der Wahrheit.“ „Was?!“, fragte sie, ihr Mund war weit geöffnet. Zu ertappt fühlte sie sich. Ihr Herz hämmerte wild gegen ihre Brust, während ihre Fingernägel sich in ihre Handinnenflächen bohrten. Sasukes Hand hob sich, seine Finger durchfuhren sein schwarzes Haar und mit schnellen Schritten war er bei ihr angekommen. Überbrückte den wenigen Abstand, ohne dass sie es registrierte. Er beugte sich zu ihr hinunter und Sakura konnte seinen warmen Atem, der nach seinem Pfefferminz-Kaugummi roch, auf ihrer Haut spüren. Röte stieg ihr ins Gesicht. Sasuke nahm einige ihrer Haarsträhnen zwischen seine Finger, während er sich weiter zu ihrem Ohr bewegte und leise hauchte: „Du hast Angst. Flüchtest vor deiner Vergangenheit, flüchtest vor der Gegenwart und versteckst dich vor der Zukunft. Aber deine Traumwelt ist wie ein Kartenhaus. Es wird in sich zusammenfallen.“ Sie öffnete ihren Mund, wollte etwas erwidern, doch kein einziges Wort verließ ihre Lippen.
 

Und Sasuke Uchiha entfernte sich von ihr. Kehrte ihr den Rücken und ließ sie alleine auf dem Dach zurück.
 

Sasuke Uchiha verwehrte ihr den Eintritt in ihre Welt, denn seine Wahrheit stieß einen Dolch in ihre.
 

Seit diesen wenigen Minuten, die mir persönlich wie Stunden vorkamen, hatte ich das Gefühl, dass Sasuke Uchiha überall war, wo ich war. Dieser Gedanke

machte mich nicht nur wahnsinnig, sondern ließ mich auch jedes Mal in freudiger Erwartung darauf warten, dass er plötzlich wieder unverhofft auftauchte. Aber, warum? War es die Tatsache, dass er mich doch auf eine ... merkwürdige Art verstand? Ich gab es nicht zu, dass es so war, obwohl ich es wusste. Tief in mir. Er hatte mir die Wahrheit, die ich zu meiner Lüge machte und mich daran krampfhaft festkrallte, gezeigt. Er redete mit mir, weil er es wollte und dabei nahm er keine Rücksicht, wie alle anderen, die schon nachdachten, bevor sie den Mund öffneten, was sie einer psychisch labilen Person sagen konnten.

Nur... was brachte ihm das alles? Warum tat er das? Warum interessierte er sich für mich, nach diesem einen Jahr?
 

Erst später wurde mir bewusst, dass Sasuke Uchiha auf dieser Schule wahrscheinlich der Einzige war, der sich wenigstens ansatzweise in mich hineinfühlen konnte. Sasuke hatte seine Familie ebenfalls verloren. Er war, wie ich, Waise. Doch sollten wir deshalb miteinander „verbunden“ sein?! Wohl kaum. In mir machte sich Unmut breit. Und obwohl ich mir wünschte, dass Sasuke an der nächsten Ecke stand und auf mich wartete, wünschte ich mir ebenso, dass er nie wieder ein Wort mit mir wechseln würde. Aber wie konnte man so oberflächlich sein und denken, man kenne eine Person voll und ganz? Mit jeder Faser? Jeder einzelne Gedanke, der plötzlich so klar für den anderen ist, dass es schon fast so ist, als wäre die andere Person ein Schwamm, deine Gedanken das Wasser und es würde alles aufgesogen werden. Dieser Gedanke ließ mich wütend werden.
 

Ich hatte mir vorgenommen, ihn darauf anzusprechen. Nicht auf die Dinge, die mir durch den Kopf schossen. Sie waren zu ungeordnet, ich verstand mich nicht. Und ich verstand auch nicht, wie er sich verändert hatte. Wie er sich so ändern konnte.
 

Es verging ein Tag.
 

Ich sah ihn nicht. Ich hörte ihn nicht.
 

Es verging ein zweiter Tag.
 

Ich sah ihn wieder nicht, konnte aber seine Stimme deutlich vernehmen.
 

Es verging ein dritter Tag und ich ging wieder aufs Dach. Wusste, dass er dort sein wird. So wie jeden Tag.
 

Er lag auf dem Boden, hatte seine Kopfhörer auf dem Kopf und lauschte entspannt seiner Musik. Ich setzte mich ohne Worte neben ihn, betrachtete sein blasses Gesicht und ich hatte das Bedürfnis, seine Haut zu berühren - ihn zu berühren. Meine Hand hob sich wie von selbst, doch kurz vor seiner Haut blieb sie stehen, schwebte darüber, wurde dann mit hämmerndem Herz zurück zu mir gezogen.
 

Die Wut, die ich für ihn verspürte, schien für Sekunden geplatzt.

Einfach so. Schien, als wäre es vergessen.
 

Vergessen war einfach zu

leicht.
 

„Du warst lange nicht hier.“ Sakura zuckte zusammen, blickte in seine Augen, die plötzlich geöffnet waren und sie musternd betrachteten. „Du... du hast dich verändert.“ Er lachte leise auf und seine tiefe, melodische Stimme schenkte ihr ein Schaudern. „Nein. Du hast mich nur immer im falschen Licht betrachtet.“ „Hab ich das?“ „Ja. Das hast du.“, entgegnete er und setzte sich auf. „Sasuke?“ „Hn?“ „Tut es noch weh?“, fragte sie, spielte mit ihren Fingern und knabberte auf ihrer Unterlippe. Es vergingen Minuten, in denen er nicht antworte und Sakura hatte schon damit abgefunden, doch dann vernahm sie seine ruhige Stimme: „Ja, sehr.“ „Meine Tante sagt, dass die Zeit alle Wunden heilt.“ Der Schwarzhaarige lachte laut und ließ sich wieder auf den Rücken fallen, betrachtete das weiße Wolkengebilde am Himmel. „Nein. Die Zeit heilt keine Wunden. Die Zeit heilt nichts. Rein gar nichts. Sie hilft dir nur beim Verdrängen oder du lernst, mit dem Kummer und dem Schmerz umzugehen. Die Wunden bleiben, das weißt du.“
 

Es wurde zur Gewohnheit. Meine Besuche auf dem Schuldach. Wenn er nicht da war, driftete ich ab in meine Welt. War er da, so redeten wir über alles. Und ich fühlte mich freier, wohler, aber dennoch war in mir die Wut. Er schien immer so... gefasst, während ich aufgewühlt war. Er zeigte nicht seine Emotionen. Ich zeigte sie. Ich war wütend! Wurde wütend!
 

Und irgendwann siegte dieses Unbehagen, weil ich ihn nicht so kannte, wie ich es wollte, denn unbewusst änderten sich meine Gefühle für ihn. Ich wusste, dass er mich emotional verstand, aber ich wusste nicht, wie er emotional fühlte. Und ich wollte es wissen!
 

Es wurde Sommer. Die Sonne kitzelte die Nasen der Schüler, die Wärme flog durch die Luft, und weil er mir nicht zeigte, was ich sehen wollte, begann ich, mich von ihm zu distanzieren. Die Schritte, die ich tat, ging ich zurück. Er bemerkte

es. Das sah ich an seinem fragenden Blick, doch kein Wort verließ seine

Lippen. Die Ferien holten uns ein, wir sahen uns nicht länger jeden Tag.
 

Umso überraschter war ich, als ich in der dritten Woche auf ihn traf. Unter

meiner dicken Eiche.
 

„Du versteckst dich schon wieder.“ „Tust du das nicht auch?“, stieß sie murrend hervor und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Seine Augen weiteten sich, sein Mund öffnete sich, doch ungehalten fuhr Sakura fort: „Ich meine, du weißt immer, wie ich mich fühle! Sagst mir immer, was mit mir ist. Aber was ist mit dir, Sasuke?! Ständig redest du nur von mir. Bist dann nicht auch du der Versteckende! Ich weiß nicht, warum du das tust?! Du rennst vor dir selbst weg!“ „Sakura, ich...“ „Nein! Sasuke! Du kannst nicht denken, dass du mir sagen kannst, wie ich fühle, was ich tun soll, was mit mir ist, wenn du nicht mal selbst weißt, was mit dir-“ Viel zu schnell schnellte seine Hand nach vorne, viel zu schnell presste er ihren Körper an seinen, viel zu schnell lagen seine warmen Lippen auf ihren.

Sie spürte den Druck, spürte die Schmetterlinge in ihrem Bauch, spürte die Hitze, die sich durch ihren Körper schlängelte.

Viel zu schnell war der Kuss vorbei.

Viel zu schnell stürmte er an ihr vorbei.

Viel zu schnell war das Gefühl vorbei.

Viel zu schnell kam es zurück – viel zu stark für Sakuras merkwürdig, schlagendes Herz.
 

. . .
 

Die Wochen vergingen schnell und sie sahen sich nicht. In keinem Moment. Weder beim Einkaufen, noch bei anderen Aktivitäten und Sakura bemerkte, dass sie

erneut in ihre Welt driftete. Viel zu oft und sie verlor diesen kleinen Hauch, den sie hatte. Ein kleiner Hauch, der ihre Seele zum Leben erweckte, und sie war sich durchaus bewusst, dass es daran lag, dass Sasuke nicht mehr bei ihr war. Nicht mehr so oft. Sie sehnte sich danach, dass schon bald die Schule wieder beginnen würde und umso aufgeregter wurde sie, als sie erneut vor dem

großen Tor der KonohaHigh stand und nervös auf ihn wartete. Ihr Fuß tippte

immer wieder ungeduldig auf den steinernen Boden und ihr Herz machte einen

Sprung, als sie das schwarze Haar erkannte, das ihr immer näher kam. Doch er

lief an ihr vorbei. Schenkte ihr kein Blick.
 

Und in ihr zerbrach etwas.
 

Es vergingen erneut Tage. Tage, an denen sie ihn gesehen hatte. Tage, an denen sie ihn gerne angeschrieen hätte. Tage, an denen sie ihm gerne aus dem

Weg gegangen wäre.
 

Und dann kam der Tag, an dem sie zum Dach ging, dort auf ihn wartete – und er kam, stellte sich neben sie und betrachtete die Dächer des Dorfes.
 

„Es tut mir Leid, Sakura.“
 

Sie schwieg.
 

„Ich ... gebe zu... ich hatte Angst.“
 

Sie schwieg.
 

„Ich weiß, dass ich es nicht zeige. Aber jeden verdammten Tag tut es weh. Immer mehr. Und es zerreißt mich.“ Quälend legten seine Augen sich für einen kurzen Moment auf ihr Gesicht, ehe die Augen erneut das Nichts betrachteten, das in der Ferne lag.
 

Sie schwieg weiterhin.
 

„Es tut mir Leid.“
 

Und sie wusste, dass er wusste, dass sie ihm verzieh.
 

Ihre Hand suchte sich stumm den Weg. Ihre Finger umschlossen vorsichtig seine Hand, während sie beide weiterhin starr geradeaus blickten.
 

Wir sind verbunden.

Sasuke und ich. Und ich weiß, dass ich lernen werde, meiner Welt zu

entfliehen, um endlich standhaft in der Realität zu stehen. Und ich weiß,

dass ich ihm helfen kann, endlich die angestauten Gefühle hinaus zu lassen.
 

Ich weiß, dass wir zusammen schaffen können, uns der Realität zu stellen.
 

Und ich weiß, dass die Wut, die ich in seiner Gegenwart verspüre, weniger wird. Langsam. Aber sie wird verblassen.
 

Zusammen schaffen wir es, wieder Fuß in die Realität zu setzen und morgen da werden wir gemeinsam mit allen in den Park gehen, die Wärme genießen und die Jugend genießen.

Ich weiß, dass wir es schaffen können, endlich wieder tief Luft

zu holen und den morgigen Tag freudig zu erwarten. Gemeinsam.
 


 

Denn die Zeit heilt nicht alle Wunden. Sie hilft uns, zu verstehen, zu

akzeptieren und um endlich wieder zu leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von: abgemeldet
2010-05-07T18:14:50+00:00 07.05.2010 20:14
Igendwann kommt ein Moment, der dein Leben ändert. Ein Moment, der gefürchtet werden sollte, denn dieser Moment nimmt dir die Luft. Die Luft, die deine Seele zum Atmen benötigt. Doch sie wird dir genommen und die einzige Möglichkeit dem standzuhalten: Deine neue Welt.

Deine Wahrheit, die eine Lüge ist.


Allein schon die Kurzbeschreibung hat mich gefesselt!
Und dann die Story, wow.
Ich war hell auf begeistert! :D
Du wirst immer besser :3
Mener Meinung nach, die ja eh nicht viel bedeutet x'D
Du darfst mich übrigens hauen!
Ich habe es immer noch nicht geschafft, deinen OS zu lesen >.<
Gomen nasai!
Das hole ich morgen nach!

Hab dich ♥
Dein Kuscheltier :D
Von: abgemeldet
2010-05-07T16:35:22+00:00 07.05.2010 18:35
Ich kanns mir nicht verkneifen XDD

Ich muss mich auch hier verehwigen ^^ (<--das Wort ist 100 pro falsch geschrieben) ICh glaub ich hab es dir inzwischen zwar schon oft gesagt das ich ihn klasse finde aber ich muss es nochmals sagen....

ER IST GENIAL *O*

ich bin echt ganz stolz darauf ihn zeichnen zu dürfen ^^ und bereue es auch keines Falls ne zusammenarbeit mit dir gemacht zu haben =)

Ich würd auch nicht nein sagen wenn du mich nochmals Fragen würdest XDDD

Meine lieblingsstellen sind immer die Wo Sasuke Sakura immer so nahe kommt ^^ wie du die immer beschreibst (gott....einfach nur göttlich)

Und der Kuss erst...(sabber...) zwar ein bisschen kurz aber ^^ ich kann ihn ja ein paar seiten länger machen XDDD (vorteil beim zeichnen =P)

schreib bitte weiter solche tollen gefühlvollen FFs ^^
und du hast einen weiteren treuen Fan in mir gefunden =)

glg
Honey_Honey
Von:  Kleines-Engelschen
2010-05-07T16:16:56+00:00 07.05.2010 18:16
ein klasse kapi. einfach genial. die gefühle sind einfach überwältigend. kannst sehr gut schreiben. mach weiter so

greetz
Von:  _senorita_marie_
2010-05-07T12:07:06+00:00 07.05.2010 14:07
woher nimmst du deine worte??
das ist einfach nur genial
die gefühle und alles, als ob du diese gefühle selbst fühlst...
einfach nur genial
der os hat mir echt gut gefallen^^

gglg mary

p.s.: danke für deine mail
Von: abgemeldet
2010-05-06T17:07:17+00:00 06.05.2010 19:07
Ein Meisterwerk! *___*
Ich liebe es. Sehr sogar. Einer der besten Oneshots! Oh man. Es ist einfach alles perfekt.
Du hast die Stimmung irgendwie total rüber gebracht und Sakuras Gefühle, auch wenn sie verwirrt war und dann doch nicht, aber es war einfach.. wow.
Und das er ihr hilft dabei ist total süß! :D
Aber vor allem liebe ich den Sinn der dahinter steht und somit auch das Ende und die Hoffnung und die Trauer und irgendwie auch die Freude die dieser Os rüberbringt *__*

Wunderbar, mach weiter so! (:

<3 Lieb dich
Von:  SarahSunshine
2010-05-06T17:00:49+00:00 06.05.2010 19:00
Hui du hast sie hochgeladen :3
sehr schön :3
ich denke, jetzt fühle ich mich auch im Stande einen guten Kommi zu schreiben (welcher noch folgt)
aber zuerst möcht ich sagen:
Ich habs zuerst gelesen! Ha! und es ist toll :3
du hast allerdings irgendwo bei den Codierungen einen Fehler :p

I ♥ U


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