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Maniac

von

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1. Kapitel

Diogenes Pendergast stand auf der Terrasse seiner Villa. Unter ihm zogen sich die weiß getünchten Häuser der Ortschaft Piscitá bis zu den breiten, schwarz sandigen Inselstränden hinab. Der Wind wehte den Geruch von Salzwasser und blühendem Ginster vom Meer herauf. Eine Meile draußen auf See sandte der Leuchtturm auf dem Riesenfelsen Strombolicchio sein Licht in die hereinbrechende Abenddämmerung. Diogenes nippte an seinem Glas Sherry und lauschte den Klängen der Stadt unter ihm. Eine Mutter rief ihre Kinder zum Abendessen ins Haus, ein bellender Hund, das Brummen einer dreirädrigen Ape, es würde wieder einmal eine stürmische Nacht werden.
 

Unter sich hörte er das donnernde Grollen des Vulkans. Hier, fast am Rande der Welt, fühlte sich Diogenes sicher. Hierher konnte sie ihm nicht folgen. Hier war sein Zuhause ...
 

…. Zu den monotonen und beruhigenden Geräuschen der Wellen, mischte sich der unangebrachte Laut einer quietschenden Tür. Selbst wenn er es gehofft hätte, dass es die Tür vom Nachbarhaus war, war ihm bewusst: Es war seine eigene. Viel zu nah und klar war der Ton. Diogenes spitzte die Ohren, er wartete auf das Zurückschwingen und den dadurch erneuten Quietschlaut. Doch der blieb aus. Es dauerte viel zu lange, wenn es sich bei dem Türöffner um den Wind handeln sollte.
 

Leise schlich er zurück zur Terrassentür, über den Teppichboden, der das Heranpirschen fast lautlos erscheinen ließ, bis hin zum Treppengeländer. Im ganzen Haus war es duster. Diogenes hatte den kompletten Nachmittag damit zugebracht in seinem Arbeitszimmer zu grübeln, denn nach seinem missglücktem Plan musste er kräftig an der Ausführung feilen und vieles seiner Zielsetzungen überdenken. Keine einzige Rollade hatte er hochgezogen und selbst die Vorhänge waren am selben Platz, es sah also genauso wie vor 6 Monaten aus, als er das letzte Mal hier war.
 

Wenn er sich jetzt anstrengte und lauschte, hörte er vorsichtige Schritte, die sich sachte über das Parkett im Treppenhaus schlichen, kurze Augenblicke später tauchte ein Schatten am Fuße des Aufstiegs auf. War es möglich, dass sie ihm wirklich bis hierher gefolgt war und ihn jetzt in seinem eigenen Haus suchte? Zentimeter für Zentimeter robbte er vom Geländer weg, zog sich in die Dunkelheit zurück um die unerwünschte Besucherin vielleicht aus einem Hinterhalt angreifen zu können. Ehe sie sich hier oben orientieren konnte, musste er sich auf sie stürzen, sie überwältigen. Sie durfte keine Zeit haben selbst auszuholen oder auszuweichen.
 

Trapp – Trapp -Trapp.
 

Wie hatte sie hierher gefunden? Tagelang war sie ihm nun auf der Spur, selbst wenn der Vorsprung nur minimal und selbst Diogenes dazu gezwungen war eine ungeplante und unüberlegte Flucht in seine Villa nach Italien antreten zu müssen, war er doch immer einen Schritt voraus. Er hätte nie gedacht, dass sie ihn so schnell finden würde. Doch sie wurde angetrieben, von unsagbaren Hass, der sie die ganzen Strapazen auf sich nehmen ließ. Sie musste die letzten Tage kaum gegessen und geschlafen haben und trotzdem stand sie jetzt in seinem Haus.
 

Die Gestalt näherte sich, die letzten Stufen lagen vor ihr und Diogenes hielt automatisch die Luft an, beobachtete die Treppe. Starr fixierte er die Person, die sich fast schon leichtsinnig dem ersten Stockwerk näherte. Einen letzten Schritt, dann war sie oben angekommen.
 

Das war sein Moment. Flink und ohne zu Zögern stürzte er sich auf den Schatten. Ein zaghafter Schrei entwich dem zerbrechlichen Körper und die beiden fielen zu Boden. Schnell brachte er sich über sie, Diogenes rechnete damit, dass sie eine Waffe in der Hand hatte, ein Messer, oder vielleicht doch eine Pistole? Im Dunkeln grabschte er grob nach dem Arm, fuhr diesen so schnell es ging entlang, um ihre Hände ausfindig zu machen. Nichts! Auch in der anderen Hand hatte er keinen Erfolg!
 

“Hilfe … !”, kreischte sie.

Damit hatte er nicht gerechnet. Ein Hilferuf? Dafür hatte sie ihn die letzten Tage nicht durch die Welt gehetzt um nun um Hilfe zu schreien, dabei war er sich sicher. Auch die Stimme von ihr war ihm ganz anders in Erinnerung und um ehrlich zu sein, ähnelte sie eher die eines Jungen, nicht einer jungen Frau.
 

“Hilfe ... es tut mir Leid!”, wieder schrie der ungebetene Gast in einem schlechten Italienisch und versuchte sich nur halbherzig aus der Umklammerung zu befreien. Auch der Widerstand verebbte vollkommen. Jetzt war er sich sicher, das konnte niemals Constance sein.
 

Sie hätte nicht um panisch um Hilfe gerufen, sie hätte gekämpft, bis zum Ende, entweder seinem oder ihrem. Auch ihre Stimme klang anders und außerdem trug dieser Besucher T-Shirt und Hose, Constance trug Kleider und sonst nichts anderes. Jetzt erst fiel ihm auf, dass die schüchternen Schritte nicht dem einer Mörderin gleich klangen, sondern viel mehr dem eines Verlaufenen.
 

Doch wenn sie es nicht war, wer dann?

Elegant richtete er sich auf, ging zum Lichtschalter und betätigte ihn. Sofort wurde der gesamte Raum erleuchtet und er musterte den Eindringling.
 

Ein verschreckter junger Mann im Bermudahose und T-Shirt lag vor Diogenes am Boden und wirbelte wie wild mit den Armen, das Licht hatte ihn wohl noch mehr verschreckt. Sofort setzte er sich auf.

“Was suchst du hier?”, fuhr Diogenes den Burschen ungehalten an, verringerte die Distanz zwischen den beiden, packte sich den Kragen des Jungen und zog ihn hoch. In der Luft baumelnd, versuchte dieser sich freizukämpfen. Vergeblich.
 

“Ich, ich hab mich verlaufen!”, krächzend stemmte sich der kleine Körper gegen den von Diogenes.

Verlaufen? Verlaufen?? Wütend schubste er den Jungen gegen die Wand und stierte ihn an.

“Erkläre mir, wie kann man sich in ein Haus verlaufen?”, gab er erbost von sich.

“Man … man hat mir gesagt, dass man hier das Haus besichtigen könnte!”, beharrte der Kleine weiterhin und sah sich nervös im Haus um.

Sofort schloss Diogenes zu ihm auf, stellte sich vor ihn um in an der Fluchtmöglichkeit zu hindern.
 

Der zitternde Bengel stand, wie ein Kaninchen vor der Schlange vor ihm, seine Augen zuckten nervös hin und her um einen günstigen Zeitpunkt abzupassen, um zu entkommen.
 

“Zwei Kinder haben zu mir gesagt, dass man sich hier das Haus ansehen könnte, es würde leer stehen!”, beteuerte ihm der Angsthase. Noch immer fiel das schlechte Italienisch auf und Diogenes fing an das mutwillige Einbrechen in das Haus zu bezweifeln. Es konnte durchaus sein, dass die Nachbarskinder ihn hierher geschickt hatten. In der Nachbarschaft war er als mürrischer Eigenbrötler bekannt, der den Kontakt zum gesamten Dorf vermied. Ein Großteil des Jahres stand die Villa leer, der spontane Aufenthalt war wohl für die Kinder nicht voraussehbar.
 

Das sah diesen nervigen Gören ähnlich, dachte sich er sich. Bei seinem letzten Besuch hatte er die Dorfjugend sehr unsensibel dazu angehalten das Ballspielen abends auf den Straßen zu unterlassen, das Aufprallen des Balls störe ihn nämlich bei der Arbeit. Und nun schickten sie ihm einen unwissenden Touristen, nur weil sie selber nicht wussten, wie sie es ihm heimzahlen sollten.

Lächerlich.
 

“Es tut mir leid … ich wusste nicht … da ...”, jammerte der Kerl weiter und Diogenes riss langsam der Geduldsfaden.

“Sei leise!”, fuhr er ihn an. Er fasste es nicht, da kauerte er sich in seinem eigenen Haus im hintersten Eck zusammen, weil er mit der Mörderin rechnete, die ihm schon seit 3 Tagen an den Fersen hing und dann stellte sich die vermeintliche Killerin als ein ungefährlicher Tourist heraus.
 

Der Kerl wusste wohl nicht, was das für ihn bedeutete? Schlimm wäre es schon gewesen, wenn ein Dorfbewohner an der Haustür klingelte, es ging niemanden etwas an, wer hier wohnte und ohne seine Verkleidung hatte kein Mensch Diogenes hier bisher gesehen, doch jetzt wusste ein ausländischer Junge, dass sich auf dieser Insel ein Mann herum trieb, der in allen möglichen Weltstädten gesucht wurde, an hunderten Flughäfen war eine Großfahndung nach ihm aufgegeben
 

Seine Gedanken überschlugen sich. Selbst wenn er harmlos war, er konnte ihn nicht gehen lassen, das würde seine letzte Rückzugsmöglichkeit kosten, wenn er ihn auf freien Fuße ließ. Eines war klar: Er konnte ihn nicht gehen lassen. Aber was sollte er tun?
 

“Aus welchem Land kommst du?”, Diogenes packte ihn wieder, hielt ihm am T-Shirt fest und drückte ihn gegen die Wand.
 

“USA!”
 

Welch ein Zufall. Selbst wenn sich die Verständigung zwischen den beiden nun wohl vereinfachen würde, für den Burschen hieß das nichts Gutes. Denn gerade in Amerika wurde er für seine Verbrechen gesucht.
 

Den Kopf schüttelnd ließ er ihn los, der Junge sackte nun kraftlos in sich zusammen und starrte auf den Boden. Was sollte er tun? Man würde ihn suchen, wenn er hier im Ausland Urlaub gemacht hatte und nicht mehr nach Hause kam und somit würde er die Polizei nur noch mehr auf sich aufmerksam machen, als er es ohne hin schon tat.
 

Eines war klar: Er musste sich erst überlegen, wie er vorgehen sollte.
 

Da wirklich keine Gefahr von dem Kleinen ausging, versuchte sich auf die anstehenden Vorkehrungen vorzubereiten. Selbst wenn dieses Haus von außen hin wie ein normaler Betonklotz aussah, hier drinnen waren hochsensibel Sicherheitsvorkehrungen eingebaut. Die Wände waren mit Stahl verstärkt, Fenster von einer speziellen Firma hergestellt, an denen sogar Gewehrkugeln abprallten. Kurzum: Wenn dieses System hochgefahren war, schaffte es keiner hier einfach einzudringen, andererseits konnte man dann auch nicht mehr heraus.
 

Leichtfüßig stieg er die Treppe hinunter, schritt auf den eckigen Kasten zu, der in der Eingangshalle schon fast fehl am Platz wirkte. Zu dem akkurat eingerichteten Raum sah der Kontrollkasten wie ein übertriebener Einrichtungsfehler aus, doch das störte Diogenes nicht. Schließlich würde das außer ihm sonst niemand mitbekommen. Er öffnete den Spind-ähnlichen Behälter, dahinter erschien ein Nummernblock und eine Scanplatte. Ohne zu zögern legte er seinen Zeigefinger auf den Scanner, der dann das Zeichen für die Codeeingabe aktivierte. Nur Augenblicke, nachdem Diogenes die geheime Nummerreihenfolge eingegeben hatte, verriegelten sich Fenster, Türen und alle möglichen Eindringmöglichkeiten, die das Haus zu bieten hatte.
 

Er war erleichtert. Nun hatte er etwas Zeit geschöpft und konnte sich überlegen, wie er den Jungen auslöschen sollte. Eigentlich schade, dass der Kleine wegen eines dummen Jungenstreiches dem Ende nahe stand. Doch noch war Zeit.
 

“LASS MICH RAUS!”, abrupt ertönte ein Schrei und das laute Hämmern von Fäusten, die gegen einen harten Widerstand stießen. Vorahnend drehte sich Diogenes zum Haupteingang, an der ein verwirrter, verschreckter Junge stand um sich den Weg in die Freiheit zu erkämpfen.
 

Zynisch lächelnd betrachtete der Hausherr den Gefangenen, wie er immer und immer wieder vergebens an der Tür rüttelte, doch diese war zu, auch als er quer durch die Halle zur Seitentür rannte, wurde er enttäuscht, da der Schließmechanismus die Türen automatisch zuklappen und verriegeln ließ.
 

Wie ein aufgescheuchter Hamster in einem Käfig rannte der Junge hin und her, probierte Fenstergriffe aus, rüttelte an Türen, bis er schließlich schwer atmend in der Halle erneut zum Stehen kam. Schmunzelnd hatte Diogenes das Geschehen verfolgt und ergötzte sich an der Niederlage des anderen.
 

“Sinnlos hier einen Fluchtversuch zu starten!”, erklärte er seelenruhig, dieses Mal jedoch in der Muttersprache der beiden. Verdutzt sah der junge Kerl zu Diogenes.

“Lass mich raus! Ich hab dir nichts gemacht!”, startete er erneut den Versuch auf diplomatischen Wege das Haus zu verlassen, nun selbst aber auch in Amerikanisch.

“Na, Respekt und Anstand hast du wohl auch nicht. Wie wäre es mit einer höflicheren Anrede. Außerdem würde ich an deiner Stelle keine Anforderungen stellen!”, wies er ihn darauf hin und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

“Wieso lässt du … wieso kann ich nicht BITTE einfach gehen, Sir?”, zögernd richtete er sich wieder auf und trat an die Haustür.

“Wie heißt du?”

“C .. Corrie...”

“Also Corrie, ich werde dir sagen, wieso ich dich nicht wieder gehen lasse!”, gut gelaunt und beschwingt machte er einen großen Schritt auf den Burschen zu. “Der Grund wieso ich dich nicht wieder gehen lasse, ist, dass ich in den letzten 15 Jahren an einen Plan gearbeitet habe. Dieser Plan war einzig und alleine dazu bestimmt meinen Bruder Aloysius auszulöschen, ich wollte ihn vernichten, Stück für Stück”, noch ein Schritt überwand er zu Corrie.
 

“Der Plan war perfekt, bis ins kleinste Detail ausgeklügelt, es war ein Masterplan. Vor einigen Wochen habe ich angefangen eine der wenigen engen Freunde, die er hat, umzubringen, sie sind gestorben, genauso wie unsere Familienvorfahren ums Leben gekommen sind, doch als ich dem krönendem Ende bevor stand und ihn vollkommen alle Menschen, die ihm lieb sind, wegnehmen wollte, hat er mich überlistet. Und jetzt bin ich hier um mich zu regenerieren, meinen Plan noch einmal zu überdenken und ihn irgendwann zu Ende zu führen!”, Diogenes stand bedrohlich vor Corrie, packte dessen Kinn und hielt es fest.
 

“Sieh mir in die Augen!”, herrschte er ihn an. “Erkennst du dieses Gesicht? In Jeder Zeitschrift ist es abgebildet!”, überrascht wehrte sich Corrie nicht einmal, als ihn Diogenes so grob anfasste. Unwillkürlich musste er ihm nun in die Augen sehen ...
 

Die örtliche Polizeidienststelle hat heute eine Großfahndung nach Diogenes Pendergast aufgegeben, der unter dringendem Tatverdacht steht. Gesucht wird ein ca. 185 cm großer Mann, sportliche Figur, zwischen 30 und 40 Jahren. Auffallend sind die zwei verschiedenen Augenfarben ...
 

“Diogenes Pendergast?”, schluckte der Junge trocken.

“Leibhaftig!”, bejahte er. Gefährlich blitzte er ihn mit seinen zwei unterschiedlichen Pupillen an.
 

Diogenes Puls raste. Er war außer sich. Alles hätte funktioniert! Sein Plan hätte aufgehen müssen! Wie konnte sein Bruder es nur schaffen ihm im letzten Moment davon abzuhalten. Nie hätte Diogenes gedacht, dass sein Vorhaben scheitern würde. In ihm baute sich eine enorme Wut auf, er hasste Aloysius. Seinen Bruder, der ihm all das angetan hatte, den er ein für alle Mal vernichten wollte. Vor Diogenes innerem Auge zog sich ein roter Vorhang, ein Vorhang aus Hass und Verachtung, die nur seinem Bruder alleine galt.
 

Corrie und auch sein gesamtes Haus verschwamm …
 

es wurde in einen Strudel fortgetragen, übrig blieb nur er und Aloysius. Vor ihm tauchte die Illusion seines Bruders auf, der sich geschmeidig wie eine Katze auf Diogenes zu bewegte. Wie ein Spiegelbild glichen sich die beiden Brüder. Diogenes Geist schwebte zurück, er rief sich das EREIGNIS wieder in den Kopf. Auch wenn er nur noch selten daran denken wollte. Sein Bruder war am allem Schuld, was er ihm an diesem Tag, in diesem Moment angetan hatte, konnte sich niemals jemand vorstellen, keiner wollte ihn verstehen.

Sie standen sich gegenüber und musterten sich argwöhnisch. Ein verhöhnendes Lachen entwich Aloysius, dem älteren Bruder.

„Du bist schwach …!“, ertönte eine verzerrte Stimme und Aloysius Lippen bewegten sich dabei.

„Bin ich nicht!“, Diogenes hörte sich reden, doch die Stimme kam ihm fremd vor, sie glich nicht der eines erwachsenen Mannes, sie war jetzt dünn und knabenhaft, fast schon kindlich. Irritiert sah er an sich hinunter und erkannte sich in einem Kinderkörper wieder. Ihm war bewusst wie alt er war, sieben Jahre, es war der TAG des EREIGNISSES, der Tag an dem sein Bruder aus ihm das gemacht hatte, was er heute ist. Wieder lachte dieser. Überraschend tauchte zwischen den beiden ein Schachspiel auf. Aus einer schwarzen Wolke nahm das Brett Gestalt an, formte sich zwischen den Geschwistern, nach und nach erschienen die Figuren, die weißen auf Aloysius Seite und die schwarzen auf der von Diogenes. Er war jetzt vollkommen in seiner Fantasiewelt. Ohne weiter Worte zu wechseln, fingen die beiden an zu spielen. Ein Zug folgte dem nächsten und nach kurzer Zeit merkte Diogenes, dass er gefangen war, er hatte einen unüberlegten Schachzug gemacht und würde nun eine nach der anderen Figur an seinen Bruder verlieren. Das Spielfeld lichtete sich und schon überragten die weißen Figuren, die schwarzen. Panisch sah der kleine Junge nun den erwachsenen Mann an, er wusste, dass er verlieren würde, schon wieder hatte Aloysius gewonnen.

„Na, kleiner Bruder du hast schon wieder verloren!“, spottete der Ältere. Zornig sprang der Knabe auf und stürzte sich auf seinen Partiegegner. Noch während er auf den Gewinner zuraste, wuchs er zu seiner Erwachsenengestalt heran und riss nun mit wiedererlangter Größe und Stärke seinen Bruder und sich zu Boden.

„Sei leise!!! Ich bring dich um!! Ich hasse DICH! ICH HASSE DICH!“, brüllte Diogenes.

„Nein … bitte … lass mich, ich hab dir doch nichts getan …
 

… „NEIN!“, wie ein Stimmengewirr drang der verzweifelte Schrei zu ihm. Diogenes kam wieder zu sich und der Nebel aus Hass lichtete sich nur langsam. Vor ihm stand immer immer noch der zitternde Corrie. Schützend hielt er sich die Hände vor seinen entblößten Oberkörper.
 

Erstarrt sah sich Diogenes die Folge seines Kontrollverlustes an. Voller Wut hatte er in seinem Tagtraum dem Kleinen sein T-Shirt vom Leib gerissen und hielt dieses nun zerfetzt in der Hand. Im ersten Moment war er sprachlos. Er war ein Kontrollfreak, er hatte über ALLES die Kontrolle. Über sich, über seine Pläne und über das, was mit den Menschen um ihn herum passieren würde. Aber seit ein paar Wochen wurde ihm gewaltig ein Strich durch die Rechnung gemacht. Noch nie war ein Plan NICHT aufgegangen, noch nie hatte er die Flucht ergreifen müssen und noch nie war ein Eindringlich in seine Festung – seine Villa – eingedrungen.
 

Doch anstatt sich zu entschuldigen oder auch nur Mitleid für Corrie zu empfinden, fühlte er sich bestätigt, DIESER KERL war selbst Schuld, dass er sich in solche Schwierigkeiten gebracht hatte. Zwar wusste Diogenes immer noch nicht, wie er ihn aus den Weg schaffen würde, aber es war einfach zu gefährlich den Jungen davon kommen zu lassen.
 

Langsam normalisierte sich seine Atmung wieder und Diogenes hatte sich zumindest wieder so weit im Griff, dass er Corrie ansehen konnte. Der stand immer noch oben unbekleidet an der Wand gedrückt und sah ihn aus großen Kulleraugen an.
 

Nun machte sich aber noch ein anderes, wärmeres Gefühl in Diogenes breit. Wie lange war es her, dass er einen nackten Männerkörper gesehen hatte. Viel zu lange, er hatte sich mit Daten und Zahlen beschäftigt, hatte die letzten Wochen gerechnet und gearbeitet und jetzt, wo er einem so unschuldigen Jungen gegenüberstand wurde ihm bewusst, was ihm zusätzlich gefehlt hatte.
 

Neugierig besah er sich seinen Gefangenen nun genauer. Corrie ging ihm gerade Mal bis zu seinen Schultern, er war noch ziemlich jung, er schätzte ihn gerade Mal auf 19. Er trug blondes Haar, das ihm verstrubbelt und zersaust bis zu den Schultern hing. Am auffälligsten waren aber die winzigen Sommersprossen, die sich über den Nasen- und Wangenbereich des Jungen verstreuten.
 

Die Hand, die eben noch die Reste vom T-Shirt in der Hand gehalten hatten, ließ den Fetzen unbeachtet zu Boden fallen, dann ganz langsam näherte sich seine Finger dem Schlüsselbein von Corrie und fuhr dieses hauchzart entlang. Fast schon liebevoll wanderten seine Finger seinen Hals entlang und verharrten an seinem Kinn. Dann erst zeigte sein Gegenüber Gegenwehr.
 

„Wa … Was?“, stotternd versuchte der Kleine den Berührungen auszuweichen und drehte seinen Kopf zur Seite. Leichtsinnig präsentierte er nun Diogenes den Hals, welcher diese Einladung nur all zu gerne annahm. Schnell beugte er sich nach vorne und saugte sich am Hals des anderen fest, leckte vom Hals bis hoch zur Ohrmuschel, sog das Ohrläppchen ein und hielt nun mit der Hand das Gesicht fest, damit er sich ausgiebig um das sensible Hörorgan kümmern konnte.
 

Immer mehr sträubte sich Corrie gegen diese Art von Zweisamkeit und quetschte die Hände zwischen die beiden. Doch ehe diese auch etwas bewirken konnten, schnappte sich Diogenes dessen Handgelenke und hielt beide nun über Corries Kopf zusammen.
 

Triumphierend ließ Diogenes eine Lücke zwischen den beiden entstehen, genoss den Anblick des Jungen und lächelte schadenfroh.

„Ich hab gerade eine andere Möglichkeit gefunden, wie du dich nützlich machen kannst!“

Beschämt und nicht begeistert wich Corrie seinem Blick aus.
 

Diogenes war berauscht von dem Bild, das sich ihm darbot und überwand die Distanz zwischen beiden und drückte seine Lippen auf die von Corrie. Barsch verschloss er den Mund des Kleinen. Seine Hand suchte derweil andere Bereiche und tastete sich am Bund der Hose von Corrie entlang. Als dieser protestieren wollte und den Mund aufriss, drang Diogenes schnell und dominant mit der Zunge zwischen den Lippen in die Mundhöhle des anderen ein. Er tastete sich weiter vor und umfasste mit seinen Finger schon die Boxershort des Jungen. Während er nun Gegenwehr von Corrie erwartete, hielt er verblüffend inne, da dieser sich gar nicht mehr rührte. Schlapp und bewegungslos hing er in Diogenes Umklammerung und hatte die Augen verschlossen. Forschend betrachtete er den Jungen, ließ ihn los und sah dabei zu, wie er kraftlos zu Boden rutschte …

2. Kapitel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  me-luna
2010-05-11T06:34:38+00:00 11.05.2010 08:34
Puh, das war wirklich hart, bleibt nur zu sagen:
1. Gleich in die Favoliste damit und
2. Bitte bitte schreib ganz ganz schnell weiter.

Lg me-luna
Von:  me-luna
2010-05-11T06:33:08+00:00 11.05.2010 08:33
Hey, das ist ja ein Ding, dass ich dich hier auch finde.
Habe deine Geschichte in einem anderen Forum gelesen und finde es mehr als klasse, dass du sie auch hier veröffentlichst.
Liebe die Story und bitte schreib schnell weiter.
Lg
Von:  eden-los
2010-04-10T14:08:16+00:00 10.04.2010 16:08
schön das du weiter geschrieben hast. ^^
hat mir sehr gut gefallen, aber mich interessiert mal, wer das am telefon war...

mach schön weiter

lg eden
Von:  eden-los
2010-04-06T18:09:14+00:00 06.04.2010 20:09
na der anfang klingt doch schon recht vielversprechend. also ich würde gern noch mehr davon lesen.
also sschön weiter schreiben, ne? ^^

lg eden


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