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Bittersweet Rhapsody

Link x Shiek
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nutzen wir gleich mal die neue Autoren-Vorwort-Funktion für... eine Entschuldigung.
Mal wieder habe ich ein ganzes Jahr für das Update gebraucht und bewiesen, dass man das Speil nicht unbedingt zocken muss, um ewig und drei Tage im Wassertempel festzustecken. /D Es tut mir leid, wirklich. Und dann kann ich euch zur Entschuldigung noch nicht mal Link/Shiek fluff liefern, weil... das Kapitel mal wieder seine eigenen Pläne mit mir hatte und länger wurde als geplant. Weswegen ich nach knapp 5000 Worten den cut gesetzt hab und die ganze Link/Shiek Action ins nächste Kapitel geschoben hab. /D
Ich hoffe, das Kapitel macht die Wartezeit (die ihr hauptsächlich auf meinen neuen Job schieben dürft, in dem ich vor zehn Monaten angefangen habe) trotzdem einigermaßen wett und ich gelobe, das nächste etwas schneller zu uploaden. Immerhin ist das schon zu über 50% fertig, und obwohl meine Zeit immer noch so knapp ist wie sie sein kann, bemüh ich mich, es rasch fertig zu bekommen >//<
Und wie immer wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!
(Ich selbst bin für dieses Kapitel mal wieder voller Hassliebe, weil ich so ewig dran herumgedoktort habe /D) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
..ehe ihr mit wütenden Hühnern auf mich losgeht und mich lyncht, weil ich ewig und drei Tage nicht geupdated habe, wartet lieber bis zum ende des Kapitels, dann dürft ihr mich so richtig hassen und habt gleich doppelt das Recht :'D
Davon ab kann keine Entschuldigung ausdrücken, wie leid es mir tut, dass ich euch über zwei Jahre im Dunkeln mit dem Fortgang dieser Geschichte gelassen habe - vor allem, weil das Kapitel als ich aufgehört habe zu schreiben tatsächlich schon zu zwei Dritteln fertig hatte.
Anfangs war es tatsächlich noch so, dass ich Fire Emblem die Schuld geben konnte, mich mit Haut und Haaren gefressen zu haben - aber 2014 war dann so ein umbruchreiches Jahr, dass ich in dem ganzen Tumult vollkommen die Verbindung zu meinem Autoren-Ich verloren hatte. Wirklich. Ich glaube, seitdem ich schreibe habe ich in keinem Jahr bisher so wenig geschrieben wie in 2014. Und erzwingen wollte ich auch nichts, das hätte niemanden gut getan - mir nicht, der Geschichte nicht und so auch euch als Lesern nicht. Erst Anfang 2015 wurde es allmählich wieder besser und seitdem habe ich auch immer wieder am BR weitergearbeitet. Orz.

Damit das Vorwort aber nicht zu einer einzigen Entschuldigung wird, noch einmal ein paar kurze Worte zum Kapitel - wie aus dem Titel vllt schon zu erahnen ist, dieses Mal sehr Link- und Shiek-zentrisch (gerade mit Hinblick auf diese ihnen so promineten Eigenschaften), und ich denke, ich hatte es damals auch so versprochen. Ich hoffe, ich habe die Charakterentwicklung einigermaßen plausibel rüber gebracht, gerade bei Shiek, und was ich meine seht ihr sicherlich, wen ihr weiterlest. Hinzu kommt, dass ich den Jungen schreibtechnisch schon ewig nicht mehr an der Hand hatte, ich war mir ständig so unsicher bei seinem PoV OTL.
Vom Umfang her liegt es glaube ich im oberen Mittelfeld, aber ich denke, vom emotionalen Umfang hat es die bisherige Messlatte gesprengt. Ich habe mir auf jeden Fall Mühe gegeben, so viel wie möglich in dieses wichtige Kapitel zu packen.
..unglaublich, wenn ich bedenke, dass dieses Kapitel zusammen mit dem vorherigen ursprünglich als eines geplant war. Das hätte im Endeffekt wohl sämtliche Rahmen gesprengt. //D'

Vielen Dank auch nochmal an Saoto für die Beta und das gewissenhafte Ausbügeln meiner Fehler, die sich durch das mal wieder sehr bröselhafte dran Arbeiten doch gehäuft hatten.

Für das nächste Kapitel will ich dieses Mal keine Versprechungen machen, aber ich werde auf jeden Fall versuchen, dieses Jahr nochmal zu updaten. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es wird einfach nicht besser mit mir, oder? Dabei dachte ich eigentlich, dass mir das Kapitel dieses mal schneller von der Hand gehen würde und nach dem Hochladen des letzten Kapitels sah es dann auch erst so aus. Und dann fand ich mich plötzlich näher an Links Situation in der Geschichte als ich es jemals sein wollte und jedes Mal, wenn ich versuchte, weiter zu schreiben, war da diese emotionale Blockade - wie sollte ich etwas beschreiben, was ich für mich selbst persönlich kaum beschreiben konnte? Ich weiß nicht, ob das Kapitel dadurch schlussendlich realistischer geworden ist oder ob ich über die Stränge geschlagen bin, aber meine liebste Beta Saoto hat mir versichert, dass es gut so ist wie es ist //D'
Was dem Progress der Story außerdem noch abträglich war, war der Umstand, das ich mich dieses Frühjahr jobtechnisch bis kurz vors Burn Out gearbeitet hatte - was meine kreative Ader zeitweise komplett hatte versiegen lassen. So langsam wird es glücklicherweise wieder besser, aber da ich das Jahr 2016 nicht ohne Update rumgehen lassen wollte und ich über die Feiertage zum ersten Mal seit langem wieder etwas Ruhe hatte, hab ich mich wieder in den Autorensattel gehievt und es für euch zuende geschrieben.
Ich persönlich - ich habe jetzt so lange an diesem Kapitel gearbeitet, umgeändert, überarbeitet, neu geschrieben - ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, was ich davon halten soll - im Sinne von Gut oder Schlecht. Es war ein Kampf. /D'
Ich hoffe jetzt einfach mal, ich hab die Schlacht gewonnen und konnte euer erneut langes Warten nach dem wirklich gemeinen Cliffhanger von letztem Mal zumindest teilweise wett machen /D Es tut mir wirklich aufrichtig leid, dass ich so eine Katastrophe bin, was das angeht.
(Wenigstens hab ich noch nicht die Update Zyklen einer Josephine Darcy oder Lyrical Rawr erreicht. Schlagt mich, wenn ich das jemals tun sollte. XD')
Im diesen Sinne: Viel Spaß beim Lesen <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A.N.:
Unterirdische Updatezyklen ist man ja mittlerweile von mir gewöhnt, also sollte es eigentlich niemanden wundern, dass ich nach 2.5 Jahren doch endlich mal mit dem nächsten Update um die Ecke komme. Tragische Situationskomik beiseite, es tut mir wirklich aufrichtig leid, dass ich euch mit jedem Update irgendwie länger warten lasse. Burnout ist zwar immer noch einer der großen Übeltäter, aber zum anderen hatte ich mich mit diesem Kapitel wieder grandios in die Ecke geschrieben.
Gerade Shiek war an manchen Stellen ein regelrechter Kampf, ich wusste teilweise nicht, wie ich von einer Szene zur nächsten komme...und ich glaube der einzige Grund, neben purer Sturheit, warum ich es nicht schreiend in die Ecke geflippt habe, ist die allerbeste Xexe (von fankfiktion.de). Während wir über JeroAzu schrieben und ich sah, dass sie auch Zelda mag, meinte ich halb im Scherz, ob sie zufällig Link/Shiek auch mag, ich hätte da so ne Story, und, was soll ich sagen, ES PASSTE ALLES SO SEHR. <3 Also, aller Dank, dass das Kapitel noch vor Ende des Jahres fertig geworden ist, geht an sie //3
Und auch, wenn ich mit teils furchtbar abgekrampft hab, aus nem literarischen Standpunkt bin ich doch sehr zufrieden. So viele nette kleine Bogen zu vorherigen Kapiteln, die allgemeine Erzählstruktur, und alles, doch...ich mags. Fertig war ich tatsächlich auch schon vor drei Wochen, meine allerbeste Beta Saoto hat aber etwas länger gebraucht, aber seid froh, dass sie nochmal drüber geschaut hat, meine Schnitzer waren diesmal echt...besonders. XD'
Generell hoffe ich, dass ihr Spaß beim Lesen hattet - nach der Klimax sind wir nun also auch endlich am Wendepunkt angekommen und ab jetzt kann es nur fluffiger werden, richtig? Richtig! Im nächsten Kapitel gibt's endlich den langersehnten Fluff! (Insgesamt sind noch 2 Kapitel und ein Epilog to go, btw.) Diesmal hab ich auch nicht vor, euch wieder 2.5 Jahre warten zu lassen, versprochen! (Hab ja jetzt auch die beste Muse wo gibt ;3)

PS: Wisst ihr eigentlich, wie froh ich über diese kleine, leuchtende Knutschkugel bin, weil sie mir szenentechnisch schon wieder den Hintern gerettet hat? XD Komplett anzeigen

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Retter in der Not

Das verwitterte Gras knirschte unter Eponas Hufen und das Sonnenlicht sickerte nur spärlich durch die grauen Wolken, die dieser Tage viel zu oft das Blau von Hyrules Himmel raubten.

Der Held der Zeit hielt sich schwankend auf dem Rücken seines Pferdes; die Welt vor seinen saphirgleichen Augen nicht mehr als ein verschwommenes Farbenspiel.

Er presste seine linke Hand auf die klaffende Wunde kurz unterhalb seines Brustkorbs – als könne er damit das Blut zurückhalten, welches beständig aus ihr sickerte und seine Tunika an jener Stelle mit dem dunklen Lebenssaft durchwirkte.

Schmerzen beherrschten Links Gedanken. Sie und der Angriff der Gerudokriegerinnen, die ihn so schändlich zugerichtet hatten.

Ganondorf wollte ihn wohl wirklich loswerden. Aber so einfach würde er es dem Großmeister des Bösen nicht machen, dachte der Hylianer mit einem grimmigen Lächeln auf dem Lippen. Solange noch Leben in ihm war würde er nicht aufhören zu kämpfen.

Das Lächeln schwand, als erneut eine Welle des Schmerzes durch seinen Körper brandete und ihn gepeinigt zusammenzucken ließ.

Schwer atmend richtete er sich wieder auf. Er musste Kakariko erreichen, dort würde er seine Wunde versorgen lassen können.

Er musste...
 

Allesverschlingende Schwärze überschwemmte sein Blickfeld. Noch ehe er wusste, wie ihm geschah, spürte er zusammen mit dem unsanften Aufprall auf den Steppenboden das stechende Feuer seiner Wunde aufbrüllen. Wütend raubte es die Luft aus seinen Lungen und ließ Lichter schmerzhafter Helligkeit in der Finsternis seiner zusammengekniffenen Augen tanzen.

Link hustete, schmeckte den metallenen Geschmack von Blut auf den Lippen und seiner Zunge als er rasselnd wieder einatmete. Sein Kopf war ein einziges Chaos zusammenhangsloser Eindrücke und Erinnerungen und zunächst war er zu benommen um zu realisieren, was eigentlich passiert war. Obwohl ihn der Schmerz, welcher sich scharf wie die Zähne eines Wolfsheimer durch seine Glieder fraß, nur allzu rasch wieder daran erinnerte.

Dann strich etwas Warmes über seine Wange. Mühsam zwang er seine Lider nach oben und als sich sein verschwommenes Blickfeld festigte, erkannte er wie sich gegen den stahlfarbenen Himmel dunkel der Kopf seines Reittieres abhob. In Eponas schwarzen Augen lag ein Ausdruck der Hilflosigkeit während sie ihn erneut sanft anstupste.

„Es geht schon“, keuchte der Neunzehnjährige. Die eigene Stimme klang ihm dabei seltsam fremd in den Ohren, gequält und erschreckend schwach.

Aber er hatte schon Schlimmeres durchgestanden. Er würde schon wieder...

Link stieß ein gepeinigtes Wimmern aus, als er die Arme anzog und versuchte, sich auf ihnen abzustützen. Wie eine Strafe für diese Dummheit rollte eine neue Welle von Schmerz durch seinen Körper und zwang Besitzer des Masterschwertes mit eisernen Ketten zurück ins Gras.

„Verdammt“, fluchte er kraftlos.
 

„Man darf dich wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen“, rügte ihn ein warmer, heller Bass. Link konnte deutlich die Resignation aus der Stimme hören, die ihm auf seinen Reisen mittlerweile so vertraut geworden war wie kaum eine andere.

Schritte näherten sich beinah lautlos über den ausgedörrten Boden.

„Shiek?“ fragte der grüngewandete Hylianer und scheiterte kläglich bei dem Versuch, seinen Kopf heben zu wollen, damit er seine Vermutung bestätigen konnte.

Die Antwort des Shiekah erfolgte nicht in Form von Worten.

Der Schwertkämpfer fühlte, wie sich die zierlichen Hände des jungen Mannes sich unter seinen Rücken schoben und ihn mit einer Kraft, die er nicht von seinem geheimnisumwitterten Retter erwartet hätte, aufrichteten.

Link presste die Zähne aufeinander, als der tiefe Einschnitt an seiner Seite gegen die Bewegung protestierte, doch schließlich saß er. Shieks Hände ruhten dabei sanft auf seinen Schultern und hielten den geschwächten Körper des Auserwählten davon ab, ein weiteres Mal der Erschöpfung nachzugeben.

„Kannst du aufstehen?“ fragte der Angehörige des Schattenvolkes hinter ihm.

„Was wäre ich denn für ein Held, wenn mich so ein kleiner Kratzer in die Knie zwingen würde?“ scherzte Link und grinste, wenngleich das schalkhafte Leuchten in seinen tiefblauen Augen getrübt war und verriet, dass seine Worte nur die halbe Wahrheit erzählten und die Wunde ihm wesentlich mehr zu schaffen machte als er sich selbst eingestehen wollte.

Dem Shiekah jedoch blieb das verschleierte Blau ob seiner Position verborgen und so drang, gedämpft durch den Stoff von Shieks Mundschutz, ein Auflachen an das Ohr des Helden der Zeit.

„Wenn du noch zu Späßen aufgelegt bist kann es wirklich nicht so schlimm sein.“

Erleichterung schwang in den Worten mit, die der melodiöse Bass von seinen Lippen trug.

Schnell erkannte Link, was der junge Mann vor hatte, nachdem er sich kurz nach dem Verklingen seiner Erwiderung vorsichtig Links Seite bewegte und die Schnalle des Schwertgurtes über seiner Brust sowie dessen Schild auf seinem Rücken löste. Der Hylianer ließ ihn gewähren – das Gewicht seiner Ausrüstung wäre bei Shieks Vorhaben ohnehin nur störend gewesen – und konzentrierte sich darauf, seine letzten Reserven zu mobilisieren, um den Angehörigen des Schattenvolkes unterstützen zu können, der nunmehr die Arme fest um den Oberkörper des Kriegers geschlungen hatte.
 

Auf eine nickende Kopfbewegung hin begann der Shiekah, ihn langsam nach oben zu ziehen.

Link unterdrückte den Schrei, der sich aus seiner Kehle lösen wollte und schnappte stattdessen hörbar nach Luft. Er hatte zwar damit gerechnet, dass das Aufstehen alles andere als angenehm werden würde. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass er sich eine ernsthafte Verletzung zugezogen hatte.

Aber die Salven des Schmerzes, welche in diesem Moment durch seine Nerven jagten, waren ein Hohn auf diese leichtfertig Annahme.

Der Krummsäbel der Gerudo schien einmal mehr durch sein Fleisch zu schneiden und das Gefühl, sein Körper müsse jeden Augenblick an jener Stelle auseinanderbrechen, war stärker denn je.

Gleichzeitig wich die Kraft aus seinen Beinen und Link schwankte, klammerte sich Halt suchend an seinen kleineren Gegenüber. Gemeinsam taumelten sie einige Schritte zurück, ehe es Shiek gelang, sein Gleichgewicht wiederzufinden und ihren holprigen Tanz über den Steppenboden zu beenden.
 

Link indessen nahm lediglich wahr, wie sie abrupt zum Stehen kamen.

Für ihn vergingen gefühlte Ewigkeiten, in denen das wütende Feuer seiner Wunde nur allmählich verlosch und, wenngleich mit quälender Langsamkeit, auch die Klarheit in die Gedanken des Helden zurückkehrte.

Wo zuvor Schmerzen noch Herrscher seines Empfindens gewesen waren, spürte er nun mehr und mehr, wie sich der Shiekah mit aller Macht gegen ihn stemmte; die Muskeln des jungen Mannes unter ihm zitterten und schwer an dem Gewicht des Helden zu tragen hatten.

Schuldbewusst lockerte er seinen Griff ein wenig und stellte gleichzeitig erleichtert fest, dass seine Beine ihn wieder trugen. Für den Moment zumindest.

„Bist du wirklich sicher, dass du so laufen kannst?“ fragte Shiek, die helle Stimme voller Zweifel.

„Ja“, erwiderte der Schwertkämpfer starrköpfig und stieß kurz darauf einen leisen Pfiff durch die gespitzten Lippen. Augenblicklich trotte Epona an seine Seite.

Die Linke immer noch um Shieks Oberkörper geschlungen, fasste er mit der anderen Hand nach dem Sattelknauf des Reitersitzes. Der massige Leib seiner Stute würde ihn davon abhalten, dem Griff des Shiekah zu entgleiten, sollten seine Füße sich erneut entscheiden, ihm den Dienst zu verweigern und zudem seinen Retter etwas entlasten.

„Jetzt schon,“ schloss er entschieden. Link fühlte die Seelenspiegel des Anderen über sich hinwegstreichen und nahm aus dem Augenwinkel dessen Nicken war.

„Hier herüber“, wies der letzte Angehörige des Schattenvolkes ihn an und deutete mit seinen Kopf auf einen Baum in der Nähe. Wie auch an allen anderen Pflanzen der hylianschen Steppe hatte das Böse an den Wurzeln der alten Eiche genagt und das trockene Laub längst vergangener Sommer raschelte an ihren dürren Zweigen, aber Krone und Stamm waren ausladend genug, um zwei Männern zumindest ein wenig Schutz zu bieten.

Da selbst nach Links bisherigen Anstrengungen, die Finsternis mit all ihren Kreaturen aus Hyrule zu vertreiben, nicht wenige Monster die Steppe nach wie vor als ihr Jagdgebiet ansahen und der Besitzer des Masterschwertes außer Stande war, sich selbst zu verteidigen, würden sie ihn bitter nötig haben.
 

Während ihres Weges wanderte der Blick des Kriegers zu den Zügen seines unerwarteten Retters. Der Schleier seines goldenen Haares verdeckte sein ohnehin bereits maskiertes Gesicht noch mehr und die blutroten Augen fixierten konzentriert den Baum vor ihnen.

Dieses Mal hatte Link sein Glück wirklich etwas zu sehr herausgefordert. Wäre Shiek nicht gekommen und hätte geholfen...

Die Erkenntnis, wie nah er dem Ende dieses Mal tatsächlich gewesen war, überkam ihn als eisiges Schaudern und er wollte nicht mehr weiter darüber nachdenken.
 

Der blondhaarige Hylianer verzog leidend das Gesicht als er sich mit der Hilfe seines Begleiters mit dem Rücken am Stamm der Eiche niederließ.

Hieß es nicht irgendwo, dass die Schmerzen mit der Zeit nachließen?

Warum bemerkte er dann noch nichts davon?

„Wie ist das passiert?“ mischte sich die Stimme des Shiekah in seine Gedanken. Er hatte sich vor den Helden der Zeit gekniet und beäugte kritisch die Wunde, die Link sich zugezogen hatte.

„Ganondorf hat mal wieder seine innige Liebe zu mir bekundet und mir einige seiner Gerudokriegerinnen auf den Hals gehetzt. Allerdings hat er mich ein wenig unterschätzt.“

Der Auserwählte lächelte schief und beobachtete, wie der Angehörige des Schattenvolkes unterdessen eine Flasche aus der schmalen Tasche an seiner Hüfte holte und sie entkorkte. Ein unangenehm bekannter Geruch schlug ihm entgegen. Alkohol. Gemischt mit einem heilenden Kräutersud.

Link warf ihm einen flehenden Blick zu, es nicht zu tun, stieß dabei aber auf vollkommene Ignoranz.

Es schien Shiek sogar eher noch in seiner Absicht zu bestärken, denn der rotäugiger Gegenüber des Neunzehnjährigen zögerte keinen Moment einen Lappen mit der Flüssigkeit zu tränken und ihn auf die Verletzung des Hylianers zu drücken.

Link kniff die Augen zusammen und biss die Zähne aufeinander, als ein Feuer ganz anderer Art nach seinen zerfetzten Muskeln leckte und den Schmutz von ihnen wusch.

„Du scheinst wirklich ein Talent dafür zu besitzen, dich selbst in alle Arten von Schwierigkeiten zu bringen“, erwiderte Shiek, stand auf und nahm einen Verband aus Links Satteltaschen, um die gesäuberte Wunde damit zu verbinden.

Der Blick des grüngewandeten Heroen richtete sich auf seinen Retter und seine Lippen kräuselten sich.

„Ach was. Das mache ich doch lediglich, um dich zu sehen“, neckte der junge Krieger ihn grinsend.

Der Shiekah hielt kurz in seinem Tun inne. Dann zeichnete sich ein Lächeln unter seinem Mundschutz ab, welches von einem ungläubigen Kopfschütteln begleitet wurde.

„Ein schöner Held bist du mir...“

Link ließ diese Aussage unkommentiert. Er war sich sicher, dass das selbstsichere Leuchten in seinen blauen Augen genug war, um seinen Gegenüber zu zeigen, dass er dies als Kompliment aufgefasst hatte. Und die Art, wie die rubinfarbenen Seelenspiegel Shieks sich in einer stummen Klage gen Himmel richteten, bestätigten ihn in dieser Vermutung.
 

Die Nacht hatte sich über Hyrule gelegt und das spärliche Licht des Tages mit sich genommen. Nun war es einzig der Schein des Feuers, welches Shiek zum Schutz gegen die Kreaturen der Dunkelheit entfacht hatte, der die umliegende Finsternis mit seinem warmen Schein vertrieb.

Zarte Harfenklänge hingen in der Luft und verwoben sich zu einer sanften Weise, die Link auf eine seltsame Art vertraut schienen – auch wenn er nicht wusste, wo er die Melodie schon einmal gehört hatte.

Sicherlich sollten sie seine unruhigen Gedanken zur Ruhe bringen und ihn in den Schlaf begleiten, doch Müdigkeit wollte ihn nicht umfangen.

Vielleicht wollte er sich auch nicht von ihr umfangen lassen.

Denn in den Worten, mit denen er seinen Retter heute Mittag aufgezogen hatten, hatte weitaus mehr als nur ein wenig Wahrheit gesteckt.

Shiek führte nicht mehr nur allein leitend seine Schritte, nein.

Oft schon hatte er in den vergangenen Wochen auch die Wunden des Hylianers versorgt und dabei Links Sorgen gelauscht, ihm Mut gemacht.

Der junge Mann vom Volk der Shiekah schien sein Dilemma zu verstehen wie niemand anderes und spendete der kindlichen Seele in dem viel zu schnell gealterten Körper Trost.

Sobald der Held der Zeit jedoch wieder stark genug war, um seinen Weg allein zu beschreiten...

Der Neunzehnjährige richtete sich von seinem Lager auf, damit seinen Begleiter besser sehen konnte.

Shieks schlanke Finger liebkosten die Saiten seines Instruments und entlockten der Harfe klingende Töne. Seine zierliche Gestalt ruhte an dem Baum, an dem er den Schwertkämpfer heute Mittag behandelt hatte, und er wirkte so verloren in sein Spiel, dass Link es beinah nicht wagte, ihn darin zu unterbrechen.

Aber drängender denn je brannten ihm Worte auf den Lippen, die seine Zunge schon mehrmals während ihrer letzten Treffen hatte formen wollen. Eine zaghafte Frage, dessen Antwort er insgeheim fürchtete. Er hatte genug dieser kurzen, kostbaren Stunden in der Gesellschaft des Shiekah verbracht , um sie nicht bereits zu kennen. Dennoch fasste er sich nun das Herz, sie zu stellen.
 

„Warum begleitest du mich eigentlich nicht, Shiek?“
 

Die Melodie verstummte abrupt und mit einem erstaunten Blick auf den Heroen legte der junge Mann sein Instrument zur Seite. Mehrere Sekunden lang waren die roten Augen leer, ein Spiegelbild des Lagerfeuers vor ihm. Doch dann zog ein Schatten über die blutfarbenen Pupillen und sie schweiften zu einem unbestimmten Punkt in der Dunkelheit neben ihnen.

„Das geht nicht. Es wäre zu gefährlich... für uns beide“, erwiderte Shiek mit einem Zögern in der Stimme, welches ahnen ließ, wie gern er das Angebot des Hylianers angenommen hätte.

„Dann werde ich dich eben beschützen!“

Kindlicher Trotz klang aus der jungendlichen Stimme des Auserwählten des Triforce.

Ein schwaches Lächeln flackerte über Shieks Züge, auch wenn die Härte, welche danach in die rubingleichen Iriden des jungen Mannes trat, seine Spuren schnell verwischte.

„Daran habe ich keinen Zweifel. Aber die Bedrohung ist größer, als du dir vorstellen kannst, Link. Deswegen werde ich morgen früh auch wieder aufbrechen.“

Fesseln schienen sich um Links Brustkorb und Kehle zu legen, machten ihm das Atmen schwer und sein Herz schlug quälend gegen die Grenzen seines plötzlich viel zu kleinen Käfigs. Da war sie wieder, die zermürbende Angst ohne Begleitung reisen zu müssen und erneut auf sich allein gestellt zu sein. Niemanden zu haben, der mit Schwert und Worten seinen Rücken stärkte.

Niedergeschlagen blickte er auf den Steppengrund.
 

Es tat weh, den Helden der Zeit so sehen zu müssen. Viel zu einfach konnte man aus dem Gesicht des Neunzehnjährigen lesen und die Enttäuschung und der Schmerz über die Absage des Shiekah standen in deutlichen Lettern darüber geschrieben.

Doch Shiek hatte keine andere Wahl, er durfte sich nicht von dem Pfad der Einsamkeit abwenden, den er seit nunmehr sieben Jahren schon verfolgte.

Nicht nur wegen Ganondorf, dessen Name unheilvoll über ihrer aller Schicksale hang – sondern auch um Links Willen.

„Bitte leg dich jetzt schlafen. Du brauchst Ruhe“, bat er den Schwertkämpfer, dessen Augen immer noch den Boden vor ihm fixierte. Der blondhaarige Hylianer blickte auf, eine Anklage in den saphirfarbenen Seelenspiegeln.

„Damit du dann wieder klammheimlich verschwinden kannst? Nicht dieses Mal!“

Der kindliche Tonfall strafte Links physisches Alter lügen.

„Link..“, jammerte der Angehörige des Schattenvolkes, inständig hoffend, dass der dickköpfige Heroe zur Vernunft kommen würde. Für sie beide konnte es keinen gemeinsamen Weg geben.

Denn in Shieks Seele war jene Prinzessin Zeldas versiegelt. Obgleich sie als ein hybrides Wesen jegliche Erinnerung teilten, war ihr Bewusstsein jeweils ein eigenständiges.

Noch schlummerte die Prinzessin im Inneren des Shiekah; sicher vor Zugriff des Großmeisters des Bösen. Bis zu jenem Zeitpunkt, zu dem der Held der Zeit das letzte Siegel brach und das Licht nach Hyrule zurückbrachte. Dann würde das Ich der jungen Herrscherin wieder an die Oberfläche treten und das seine in sich aufnehmen – er zurück in die Schatten ihres Geistes kehren, in denen seine Existenz begründet war.

Sollte er zulassen, dass das Band zwischen ihm und dem Krieger noch stärker wurde, würde Link an dem Verlust dieser Freundschaft zerbrechen, wenn es so weit war.

Selbst jetzt war er schon viel weiter gegangen als er es eigentlich hätte tun dürfen.

Doch schon bald nach dem Erwachen des Helden hatte er bemerkt, dass es nicht allein damit getan war, den jungen Mann aus dem Dorf der Kokiri auf seiner Reise zu führen.

Der Impulsivität – oder sollte er vielleicht besser Waghalsigkeit sagen, um der Wahl des Triforce gerecht zu werden? – des Schwertkämpfers war es zu verdanken, dass Shiek sich mehr als einmal gezwungen gesehen hatte, seine Position als stummer Beobachter aufzugeben und Verletzungen zu versorgen, die Link andernfalls über kurz oder lang umgebracht hätten.

Schnittwunden, Vergiftungen, Verbrennungen, Unterkühlungen... bisher erweckte der blondhaarige Hylianer nicht den Eindruck als hätte er vor, irgendetwas aus dieser Liste, die sich endlos weiterführen ließ, auszulassen.

Wirklich zur Rechenschaft ziehen konnte der Shiekah ihn dafür nicht. Im Gegensatz zum Angehörigen des Schattenvolkes hatte Link keine sieben Jahre gehabt, um sich an die wachsenden Gefahren des einst friedlichen Hyrules zu gewöhnen.

Dass der magische Schlaf dem Heroen nicht nur dies verwehrt hatte, war in den Gesprächen offenbar geworden, die mit Shieks Behandlungen einhergegangen waren.

Unterhaltungen, bei denen es durch Links überwältigende Offenherzigkeit unmöglich gewesen war, nur bloßer Zuhörer zu sein.

Nicht selten war es noch der zwölfjährige Junge, der sich in all den Wünschen und Zweifeln wiederfand, die der grüngewandete Krieger ihm gestanden hatte.

Aus den wenigen Worten der Erwiderungen Shieks waren beständig mehr geworden und gegen jegliche Vernunft hatte er seine abweisende Haltung aufgegeben, weil er Link diesen schmalen Halt inmitten all der Düsternis nicht hatte verwehren wollen.

Denn der Glauben an sich selbst war es, der die Schatten um den Hylianer immer wieder aufs Neue verblassen ließ.

In ihm war Hoffnung bewahrt geblieben, welche in den Herzen der Menschen unter Ganondorfs Joch zu grauer Asche zerfallen war.

Jene unerschütterliche Zuversicht des Schwertkämpfers auf ein besseres Morgen war das zukunftsweisende Licht, welches diesem Land schon all zu lange gefehlt hatte.

Der Angehörige des Schattenvolkes sah es nicht nur auf den Gesichtern der Bevölkerung, die nicht allein mehr von Angst beherrscht waren, sondern auch von Mut. Er spürte selbst, wie es die eigene Düsternis aus seinen Gedanken vertrieb, wenn er Stunden wie diese mit dem Held der Zeit verbrachte.
 

„Nein“, erwiderte Link stur.

Shiek seufzte leise und legte den Kopf auf die Arme, welche er auf die angewinkelten Knie gebettet hatte. Es war zwecklos. Eher noch würde der Heroe vor Erschöpfung ohnmächtig werden, anstatt auf die Ratschläge und Bitten des Shiekah zu hören.

Der Widerstand wich aus seinen blutfarbenen Iriden als er seine Augen auf Link richtete.

„Gut, ich denke einen Tag können wir riskieren.“

Obwohl es noch viele Stunden bis zum Anbruch der Dämmerung waren, spiegelte sich in dem Blau der Augen des Neunzehnjährigen bereits jetzt der lichte Tag. Er strahlte wie ein kleines Kind, die Lippen zu einem gewinnendem Grinsen verzogen.

„Und jetzt schlaf. Oder ich überlege es mir vielleicht doch noch einmal anders“, entgegnete Shiek mit einem halben Lachen, welches hinter seiner Mundschutz fortbestand, als sich Link augenblicklich auf seine Schlafstätte sinken ließ und sich die Decke über die Schultern zog.

„Gute Nacht, Shiek“, hörte er ihn zufrieden flüstern.

„Gute Nacht, Link“, wisperte der Träger von Zeldas Seele sanft zurück.

Dann legte er seinen Kopf in den Nacken und sah fragend durch das vertrocknete Blattwerk des Baumes hinauf zum sternenlosen Firmament.

Wo sollte das alles bloß noch hinführen?

Feenstaub

Erstmal danke an die Kommischreiber und die Favoriten, war äußerst motivierend, das zu lesen und sehen.

Und ein großes Sorry, das ich so mit dem Update hab auf mich warten lassen! ;_;
 

Aber ich glaube, ich hab bei einem Kapitel noch nie so oft ganze Textpassagen (von teilweise 500 Wörtern XD) gelöscht und neu geschrieben. Es war zumindest ein ziemlicher Kampf, besonders zum Schluss hin.

Aber schlussendlich hab ich doch noch gewonnen. *ernsthaft nick*
 

Das war auch einer der Gründe, warum's so lang gedauert hat. Zum anderen musste ich leider feststellen, dass FF und Staatsexamen nicht miteinander kompatibel waren, und danach hat mich nen guten Monat mein Ferienprogramm auf Trab gehalten. ^^''
 

Ich bin sehr zufrieden mit Link in diesem Kapitel, bin mir allerdings etwas unsicher über Shiek. Ich hoff, ich hab nicht zuviel in Mr. Undurchsichtig interpretiert.

Und nein, wer immer gedacht hat, ich hätte sie schlichtweg vergessen einzufügen oder absichtlich weggelassen..tya, ich muss eure Hoffnungen zerstören. Weil der cannon mich verfolgt und so is nix mit Sparmaßnahem. XD

Aber das Kapi ist zumindest lang. Das ist gut. Denk ich. XD

Also~.. viel Spaß beim lesen. X3
 

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Das erste Licht des Tages legte sich wärmend auf Links Gesicht und vertrieb mit diesem sanften Kuss rasch die Schatten des Schlafes aus dem Bewusstsein des Hylianers.

Doch wenngleich er auch für einen Moment versucht war, sich wieder in seinem Bett im Dorf der Kokiri zu wähnen, wo sein Morgen oft auf diese Weise begonnen hatte, wurde Link sich nur allzu schnell wieder gewahr, dass dies unmöglich die Realität sein konnte.

Allein seine Kleidung, die sich kalt und klamm vom Morgennebel an seinen Körper schmiegte, war Zeichen genug dafür, dass er hier sein Schicksal als Held der Zeit erfüllte und nicht mehr das sorglose Leben des zwölfjährigen Jungen führte, der damals von seiner Bestimmung nichts gewusst hatte.

Vieles, was er – für ihn noch vor wenigen Wochen – als selbstverständlich erachtet hatte, war mittlerweile zum Luxus geworden.

Dies begann schon mit einer sicheren Stätte für die Nacht.

Denn seitdem er auf grausame Art und Weise hatte erfahren müssen, dass es auch unter den Hylianern jene gab, die glaubten, sich die Gunst des Großmeisters des Bösen mit dem Verrat ihrer Landsleute erkaufen zu können, suchte er nur noch selten Zuflucht in bewohnten Gegenden.

Das Bild der alten Frau, die ihm so bereitwillig Unterschlupf gewährt hatte, war ihm dafür noch zu klar und deutlich vor Augen. Ebenso wie jenes ihrer leeren und verwüsteten Wohnung in Kakariko, nachdem er einige Tage später dorthin zurückgekehrt war.

Seit diesem Vorfall hatte sich Link eines geschworen. Bevor er noch einmal unschuldige Menschen in die Gefahr brachte, Opfer eines solchen Verrats zu werden, nur weil sie ihm halfen, lehnte er die Angebote dieser großzügigen Leute lieber ab.

Es half nichts, sich etwas vorzumachen. So friedlich Hyrule einst gewesen sein mochte, so feindselig war es in diesen sieben Jahren gegenüber seinen Bewohnern geworden – woran ihn nicht zuletzt der Schmerz seiner Wunde erinnerte, der zwar bereits zu einem unterschwelligem Pochen abgeklungen war, weitaus erträglicher als das quälende Brennen vom Vortag, aber immer noch allgegenwärtig.
 

Schlaftrunken öffnete der Krieger die Augen und blickte in einen wolkendurchwirkten Himmel, über den in einem schmutzigen Rot das Licht der Morgensonne blutete. Statt Amseln zogen Krähen ihre Kreise über das karmesinfarbene Firmament und über allem lag wie ein Pesthauch der beißende Gestank aus den Lavagruben unterhalb von Ganondorfs Teufelsturm, den ein ungünstiger Wind hinab in die Steppe trieb.

Es war ein Anblick, der in dem Neunzehnjährigen das starke Bedürfnis weckte, die Lider missmutig zusammenzukneifen, sich irgendeinen Weg zurück in den Schlaf zu suchen und den wenig vielversprechenden Anbruch dieses Tages noch ein wenig fortschreiten zu lassen ehe er seine Reise wieder aufnahm.

Aber dann streifte eine Erinnerung seinen erwachenden Geist, die diesen Entschluss augenblicklich zunichte machte:

Er würde heute nicht allein sein! Shiek würde ihn begleiten!

Selbst wenn es nur einige Stunden sein würden, es war genug, um Links Lippen sich zu einem breiten Grinsen verziehen zu lassen.

Endlich einmal musste er keine Angst haben, dass der junge Mann von einer Sekunde auf die andere verschwand und ihn zurückließ, obwohl es da noch so viele Dinge gab, die Link auf der Seele lagen und ihre Erleichterung in Worten suchten.

Es gab keine nagende Ungewissheit mehr darüber, wann der Angehörige des Schattenvolkes ihn wieder verlassen würde und keine drängende Stimme in seinem Hinterkopf, die ihn an die Begrenztheit ihrer gemeinsamen Zeit erinnerte. Tatsächlich hatte Link das Gefühl, ein lang gehegter Wunsch würde zumindest für diesen Tag in Erfüllung gehen.

Voller Vorfreude richtete der grüngewandte Heroe sich rasch, fast schon beschwingt, auf seiner Schlafmatte auf und hielt nach Shiek Ausschau, um seinem zeitweiligen Begleiter den besten Morgen seit langem zu wünschen.

Als sein Blick jedoch auf das Lager des Shiekah fiel, das leer und verlassen auf der anderen Seite der ausgebrannten Feuerstelle lag, kam sein erwartungsvoll schlagendes Herz kam mit einem schmerzhaften Stolpern fast vollkommen zum Stillstand.

Weg. Shiek war weg. Wenn man die ordentlich zusammengefalteten Decken betrachtete, die sicher mehrere Stunden schon keinen sie wärmenden Körper mehr gesehen hatten, bereits seit Anbruch der Dämmerung.

Link holte gezwungen Luft, den üblen Geschmack einer Verbitterung auf der Zunge, deren Ursprung viel weiter zurücklag als seine jetzige Enttäuschung, und schüttelte dann langsam den Kopf.

Das konnte einfach nicht sein. Er konnte.. er wollte nicht glauben, dass der junge, geheimnisumwitterte Mann mit seinem Versprechen gebrochen und das Vertrauen des Schwertkämpfers auf solch hinterhältige Weise missbraucht haben sollte. Diese Falschheit passte einfach nicht zu dem Bild des Shiekah, welches der Hylianer in diesen letzten Wochen von ihm gewonnen hatte.

Link schob den Tumult seiner Gefühle beiseite und blickte auf. Mit einer Vehemenz, die fast schon an Sturheit grenzte, lies er seine saphirfarbenen Augen danach ein weiteres Mal über die Steppe wandern., um seine Zweifel zerstreuen zu können.

Ob ihm die Erkenntnis Erleichterung verschaffen oder ihn für seine Gutgläubigkeit strafen würde, darüber mochte er in diesem Moment nicht nachdenken.
 

Link spürte, wie sein Herz einen kleinen Sprung vollführte und augenblicklich wieder leichter schlug, als er die schlanke Gestalt des Shiekah schließlich zwischen dem knorrigen Astwerk der alten Eiche entdeckte, dessen fast laublose Krone sich vergangene Nacht schützend über sie gespannt hatte.

Sich mit einer Hand an dem mächtigen, dunklen Stamm abstützend stand der Angehörige des Schattenvolkes auf einem breiten Auswuchs des Baumes und begrüßte den neuen Tag, während der Wind an den losen Enden seiner Bandagen zerrte und den goldenen Strähnen seines Haares spielte.

Die Sonne legte einen Schleier aus flammenden Rot über die Szene und tatsächlich war es Link so, als wäre das Bild ein reales Feuer, das die Gebilde aus Lug und Trug, die seine Logik seinem Herz hatte aufzwingen wollen, in feine Asche verwandelte, die in der Morgenluft verwehte.

Plötzlich kamen ihm jene wenig positiven Annahmen über das Wesen des Shiekah gar nicht mehr logisch vor, vielmehr dumm und haltlos und er schalt sich im Stillen selbst dafür, dass auch nur für einen kurzen Augenblick überhaupt in Betracht gezogen hatte, ihnen Glauben zu schenken.
 

Noch während Links Saphirblau auf dem Anblick ruhte, begannen am Horizont Streifen von glänzendem Gold das Inferno am Himmel zu durchbrechen. Für den Moment sah es so aus, als würde die glänzende Sonnenscheibe das übermächtige Grau der Wolken bezwingen, doch der Krieger hatte dieses Schauspiel nunmehr selbst schon viel zu oft mit angesehen um nicht zu wissen, dass sie diesen Kampf bald schon verlieren und Hyrule wieder unter einer Glocke trüben Zwielichts liegen würde.

Link verzog darüber das Gesicht. Es war gemein zu sehen, wie wenig doch seine Anstrengungen eigentlich belohnt wurden. Zwei Siegel hatte er bisher schon gebrochen und trotzdem erschien es manchmal so, als hätte sich überhaupt nichts in Hyrule verändert. Der Heroe konnte sich lebhaft vorstellen, wie Ganondorf auf seinem dunklen Thron saß und laut über die vergeblichen Mühen des Jugendlichen lachte.

Link warf einen wütenden, trotzigen Blick in Richtung des Teufelsturms.

Er würde schon dafür sorgen, dass dem Großmeister des Bösen dieses Lachen gehörig verging.

Al seine Augen jedoch wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrten, kam er nicht umhin sich zu fragen, was Shiek dort oben auf der alten Eiche wohl an einem Morgen wie diesem durch den Kopf gehen mochte. Wie es war, wenn man Tag für Tag, Jahr für Jahr mit ansehen musste, wie die Dunkelheit über das Licht siegte.

Doch dieses Thema schien dem Schwertkämpfer zu persönlich, um so direkt danach zu fragen, und er entschied sich dagegen, zu dem Angehörigen des Schattenvolkes zu gehen und seine Neugier zu befriedigen – nicht zuletzt auch, weil der Hylianer merkte, wie sich mit plötzlicher Heftigkeit sein leerer Magen meldete.

Kein Wunder, dass sich die negativen Gedanken in seinem Kopf ein Wetteifern lieferten. So ausgehungert, wie er war, konnte man ja gar nicht optimistisch sein!
 

Entschlossen, diesen Zustand zu ändern und Shiek und sich etwas Gutes zu tun, richtete der Held der Zeit sich von seinem Lager auf.

Was allerdings so selbstsicher begonnen hatte, endete in einem unbeholfenen Stolpern auf seine eigenen Füße und einer unangenehmen Erinnerung daran, dass Link zwar die Verletzung überstanden, aber keinesfalls schon auskuriert hatte. Der Schwindel war dabei noch nicht einmal das schlimmste, vielmehr schockierte es ihn, das ihm eine einfache Bewegung wie diese ihm solche Kraft kostete.

Ungläubig schüttelte er den Kopf, nachdem sich einige tiefe Atemzüge später die tosenden Wogen seiner Wahrnehmung bereits wieder beruhigt hatten. Vielleicht sollte er in Zukunft doch etwas vorsichtiger sein, wenn er Gegenden nahe des Gerudo-Tales passierte. Oder einfach besser mit dem Schwert. Er nickte zustimmend. Genau, gleich morgen würde er sein Training wieder aufnehmen und jede Übung doppelt so hart absolvieren.
 

Ein sanfter Druck gegen seine Schulter und ein lautes Schnauben setzte den Überlegungen des Kriegers ein Ende und er wandte sich um.

„Guten Morgen, Epona“, begrüßte Link seine Stute, die hinter ihn getrottet war und deren dunkle Augen nun Aufmerksamkeit forderten, und lächelte.

Er ließ seine Hand über die kräftige Halsmuskulatur seines Reitpferdes gleiten und vergrub sie schließlich im Ansatz von Eponas heller Mähne, um sie dort zu versöhnlich zu kraulen.

„Ich hab dir gestern einen ganz schönen Schrecken eingejagt, nicht?“, fragte er und schenkte ihr das entschuldigende Grinsen eines kleinen Jungen, der von seinen Eltern bei etwas Verbotenem ertappt worden war.

Wenn der Fuchs ihm jemals etwas nachgetragen hatte, dann hatte er es ihm jetzt vergeben. Zufrieden gab die Stute sich den Liebkosungen ihres Reiters hin und schien gar nicht mehr auf dessen Worte zu achten. Was den Hylianer natürlich nicht davon abhielt, weiterzusprechen.

„Aber jetzt geht es mir ja wieder gut. Und weißt du was?“

Wenn Links Grinsen jemals noch hätte breiter werden können, dann tat es das jetzt.

„Shiek kommt heute mit uns.“

Es war immer noch seltsam, wie sehr ihn der alleinige Gedanke daran beflügelte, aber er konnte einfach nicht anders als sich zu freuen – auch wenn ihm der Egoismus dieses Gedankens wohl bewusst war – dass er die Zeit des Shiekah für diesen einen Tag allein für sich beanspruchen konnte.

Einige Momente lang strich er in sich selbst verloren der Stute noch durchs Haar, bis ihn sein Hunger wieder daran erinnerte, was er ursprünglich vorgehabt hatte.

Ein letztes Mal Eponas Hals tätschelnd schritt er neben die Stute und begann, den Knoten des Proviantbeutels an ihrem Sattel zu lösen.
 

Der Held der Zeit war gerade dabei, zu den dicken Scheiben Graubrot noch zwei großzügige Stücke von dem kleinen Laib Lon-Lon-Käse herunterzuschneiden, als Shieks melodische Stimme an sein Ohr drang und ihn aufblicken ließ.

„Guten Morgen, Link“, grüßte der junge Mann ihn, während er die letzten Schritte zwischen seinem Standpunkt und dem Schwerkämpfer zurücklegte.

„Guten Morgen, Shiek“, erwiderte der Neunzehnjährige vergnügt, wischte den Dolch, den er als Messer zweckentfremdet hatte, am Saum seiner Tunika ab und steckte ihn zurück in eine der Satteltaschen, während er in der anderen Hand gekonnt den Turm aus Brot und Käse balancierte.

„Dir scheint es wieder besser zu gehen“, stellte der Angehörige des Schattenvolkes fest, die Erleichterung in dem hellen Bass deutlich hörbar.

„Ja“, stimmte der Krieger ihm zu und unterstrich seine Worte mit einer bestätigenden Kopfbewegung, die gleichzeitig Dankbarkeit ausdrückte.

Dann hielt er dem Shiekah auffordernd einen Teil des Essens entgegen.

„Frühstück“, erklärte Link, nachdem Shiek nicht augenblicklich danach griff, und aus der anfänglichen Verwunderung in den rubinroten Iriden des Angehörigen des Schattenvolkes wurde ein Lächeln.

„Danke.“
 

Gierig machte sich Link über Brot und Käse her. Er hatte das Gefühl, seine letzte Mahlzeit läge schon um Tage zurück und das wenige Essen, das er mit jedem Bissen zu sich nahm, kaum genug war, um das brüllende Monster in seinem Magen zu besänftigen.

Erst, als Link schon einen beträchtlichen Teil seines Frühstücks verschlungen und den ersten Hunger gestillt hatte, blickte er in Richtung seines Begleiters.

Shiek legte ein weitaus gemäßigteres Tempo beim Verspeisen seiner Mahlzeit vor und peinlich berührt zügelte Link das seinige ebenfalls. Im Vergleich zum Angehörigen des Schattenvolkes musste der Heroe wie ein Barbar aussehen.
 

Einige Bissen später ertappte sich Link dann selbst dabei, wie seine Augen erneut verstohlen zu seinem gestrigen Retter wanderten. Ihm war aufgefallen, dass Shiek zum Frühstücken seinen Mundschutz ein wenig heruntergezogen hatte, ebenso wie ihm die Tatsache bewusst geworden war, dass der Jugendliche den Shiekah eigentlich noch nie ohne dessen Maske gesehen hatte.

Seine Neugier erlitt jedoch schnell eine herbe Enttäuschung, da Shiek in einem ungünstigen Winkel zu ihm stand und das goldene Haar des jungen Mannes die entblößten Züge fast vollkommen verschleierte.

Und dennoch konnte er nicht anders, als mit klopfendem Herzen übereilig das Saphirblau abzuwenden, als der Angehörige des Schattenvolkes in seine Richtung blickte. Er fühlte sich wie jemand, der von offener Straße unerlaubterweise durch ein Fenster in ein Wohnhaus gesehen und dabei etwas beobachtet hatte, das nicht für seine Augen bestimmt war.

„Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ hörte er den Shiekah fragen und beinah reflexartig drehte der Schwertkämpfer den Kopf wieder zu Shiek, welcher, den Helden der Zeit mit einem leichten Stirnrunzeln ansah. Leicht enttäuscht stellte Link fest, dass der weiße Schal des jungen Mannes den Weg zurück vor dessen Mund gefunden hatte, und schüttelte verneinend den Kopf.

„Ich habe mich nur gefragt, was du da vorhin auf dem Baum eigentlich getan hast“, entgegnete er statt einer Erklärung für sein Verhalten. Der Angehörige des Schattenvolkes musste schließlich nicht alles wissen und es interessierte Link tatsächlich.
 

Auch wenn Shiek es sich zuerst nicht hatte eingestehen wollen, die schiere Banalität der ganzen Situation – ein gemeinsames, morgendliches Mahl und der Austausch belangloser Worte – hatte ihn glücklich gemacht.

Selbst wenn alles ihn ihm geschrieen hatte, dass es falsch war, nicht die Rolle, die ihm zugedacht war, ein zu viel an Kontakt, war es ihm doch erschreckend einfach gefallen, diese Stimmen zu ignorieren.

Denn für diesen kurzen Moment war es ihm erschienen, als hätte es Ganondorf niemals gegeben und Link und er lediglich zwei junge Männer, die es vorgezogen hatten, sich dem Stadttrubel zu entziehen und ihr Frühstück unter dem strahlenden Himmel der Steppe einzunehmen. Als wäre er Teil jener Welt voller Licht gewesen, die er aus den Erinnerungen seines Alter Ego kannte.

Aber die Worte des Heroen riefen ihm die Realität schneller als ihm lieb war ins Gedächtnis zurück.

Die Illusion zerbrach und dort, wo in seinem Inneren eine angenehme Wärme begonnen hatte aufzublühen, spürte er plötzlich nur noch Kälte und Leere.

Unglücklich wandte er das Rubinrot von Link ab und ließ es über die Steppe wandern, obwohl er wusste, dass ihm der Anblick nichts anderes als Schmerz bringen würde.
 

„Gesehen, welch weiten Weg du n och vor dir hast, Link. Immer noch wirft die Dunkelheit ihren Schatten über so viele Teile des Landes...“
 

Das Bild, welches sich vor den Augen des siebten Weisen erstreckte, zeigte die Wahrheit seiner Worte nur zu gut. Das Böse war noch lange nicht aus diesem Reich gewichen und sein fauliges Herz erfüllte die Adern dieses Landes immer noch mit einem Gift, welches Pflanzen verwittern und Flüsse vertrocknen ließ. Gleichsam erinnerte es den Angehörigen des Schattenvolkes daran, wie machtlos er trotz der ihm gegeben Kraft der Götter doch eigentlich war.

Er selbst war daran gescheitert, Hyrule vor der einfallenden Finsternis zu schützen und war sieben Jahre lang dazu verdammt gewesen mit anzusehen, wie das Land, das er ebenso liebte wie Zelda, einen langsamen Tod starb.

Sieben lange Jahre hatte er nichts anderes tun können als sich zu verstecken – hoffend, dass Ganondorf niemals erfahren würde, wessen Seele der junge Shiekah in seinem Inneren trug – und zu warten ... warten auf den Helden der Zeit.

Seine Seelenspiegel suchten das Gesicht des Kriegers und Links Blick verriet ihm, dass es Shiek nicht vollkommen gelungen war, den Schmerz aus dem seinigen zu verbannen.

Dann jedoch legte sich ein unsicheres Lächeln auf Links Züge und gewann schnell an Sicherheit und Stärke.

„Keine Angst, ich werd’ schon dafür sorgen, dass Hyrule wieder so wird, wie es einmal war. Ich...“

Die selbstbewusste Ankündigung des grüngewandeten Hylianers geriet plötzlich ins Stocken und der Angehörige des Schattenvolkes konnte deutlich sehen, wie eine Idee das Saphirblau des Jugendlichen erhellte und seine Lippen sich in einem Ausdruck kindlicher Vorfreude kräuselten.

„... ich will dir etwas zeigen“, stieß Link atemlos hervor
 

Die Begeisterung über seinen Einfall erfasste den Neunzehnjährigen wie eine Welle. Hatte er zunächst nur nach ähnlich aufmunterten Worten gesucht, wie sie ihm der Shiekah immer zusprach, wenn Link selbst niedergeschlagen war, hatte während seiner Überlegungen eine Erinnerung seinen Geist gestreift, die tausend Mal besser war als alle Versprechen, die der Krieger dem jungen Mann hätte geben können. DAS musste Shiek einfach glücklich machen.

Und so oft, wie der Angehörige des Schattenvolkes Link während den vergangenen Wochen nun schon Mut gemacht hatte, war es ihm der Jugendliche einfach schuldig.

Hastig schlang Link die letzten Bissen seines Frühstücks hinunter und schwang sich auf Eponas Rücken.

Irgendwo registrierte sein Unterbewusstsein zwar, dass seine Wunde sich mit einem schmerzhaften Ziehen und Stechen zurückmeldete, aber der Held der Zeit nahm es kaum wahr; es war jetzt ohnehin nebensächlich.

Wenn sie erst einmal dort waren, würde er sich ohnehin nicht mehr darum kümmern müssen.

Er sah zu Shiek hinunter, dessen blutfarbene Iriden Skepsis über den spontanen Ausbruch ungezügelter Freude des Schwertkämpfers wiederspiegelten, und streckte ihm die Hand entgegen.

„Es ist ein kleines Stück, aber du kommst doch mit, oder?“

Die Aufregung in Links Stimme schwang deutlich mit, als er sprach, aber im gleichen Moment sprach aus der Frage auch die Angst, sein gestriger Retter könnte es sich in der letzten Sekunde doch noch anders überlegen und das Angebot des Heroen ausschlagen.

Eine Angst, die unbegründet gewesen war, wie der junge Mann aus dem Dorf der Kokiri erleichtert feststellte.

Die Zweifel wichen aus den Augen des Shiekah und er schien zunächst etwas sagen zu wollen, behielt es dann aber für sich und stellte stattdessen einen Fuß in den Steigbügel, während seine schlanken Finger die Hand des Hylianers umschlossen, damit Link ihn hinter sich den Sattel ziehen konnte.
 

Link trieb seine Stute in einem fliegenden Galopp über die Steppe, was Shiek nicht viel anderes übrig ließ, als seine Arme fest vor der Taille des Heroen zu verschränken und sich zu fragen, wohin der Schwertkämpfer ihn wohl führen mochte.

Es war zumindest einfacher, seine Gedanken damit zu beschäftigen, als mit der Suche nach dem Grund für Links unbändigen Elan. Selbst wenn der Träger von Zeldas Seele schon oft genug miterlebt hatte, wie Selbstvertrauen dem jungen Helden Flügel verlieh, so gelöst hatte er den Neunzehnjährigen noch nie erlebt.

Diese Energie und Leidenschaft, welche der Krieger ausstrahlte, hatte etwas jener großen Herrscher, die bedingungslos von ihrem Volk geliebt wurden und Shiek wusste, wenn Link in diesem Moment behauptet hätte, er würde Ganondorf heute noch bezwingen, der Angehörige des Schattenvolkes hätte es ihm augenblicklich geglaubt.

Unter diesen Umständen wollte er vielleicht er auch einfach nicht genauer darüber nachdenken, welchen Ursprung das Glück auf Links Gesicht hatte. Da er fürchtete, die Antwort bereits zu kennen und sie den selbstsüchtigen Wunsch in ihm zerstören würde, dass es immer so sein sollte wie in jenem Augenblick. Er wollte nicht schon wieder derjenige sein, der das Lächeln von Links Lippen stahl, das durch etwas erwachsen war, was in erster Linie niemals hätte entstehen sollen. Er wollte nicht sehen, wie er sich immer weiter in die Schicksalsfäden des Helden der Zeit verstrickte, um später verzweifelt nach einer Lösung zu suchen, wie er sich aus ihnen herauswinden konnte, ohne den Hylianer zu sehr dabei zu verletzen.

Nicht heute.
 

Bald schon zügelte Link sein Pferd und die leise Vermutung Shieks über das Ziel des Neunzehnjährigen, die in ihm aufgekommen war, als Link seinen Fuchs in nordöstliche Richtung gelenkt hatte, bestätigte sich vollends.

Unweit vor ihnen lag der Eingang zum Dorf der Kokiri , die unterirdische Passage wie ein dunkler Schlund im Fels vor ihnen aufklaffend., und der Heroe begann damit, aus Eponas Sattel zu steigen, wobei Ungeduld die Bewegungen des Kriegers fahrig werden ließ und er gestürzt wäre, hätte Shiek nicht in letzter Sekunde nach seinem Arm gegriffen und ihn zurück in Position gezogen.

„Läuft es weg?“ fragte der junge Mann schließlich., sobald er sicher genug war, dass Link lange genug still hielt, um sich nicht gleich ein weiteres Mal ziemlich unheroisch selbst aus dem Sattel zu werfen.

Link blickte verwirrt über due Schulter zu ihm zurück.

„Was?“

„Dieses Ding, das du mir so unbedingt zeigen willst. Läuft es weg oder gibt es einen anderen Grund für deine Eile?“

„Nein“, gab der grüngewandte Hylianer zu und ein leises, verlegenes Auflachen verließ seine Lippen .

„Einem Helden würde ein wenig mehr Bedacht besser stehen“, erwiderte Shiek, einen leichten Tadel in den hellen Bariton geflochten.

„Ich werde es versuchen“, versprach Link, wenngleich der Träger von Zeldas Seele wusste, dass der gut gemeinte Vorsatz morgen schon wieder vergessen sein konnte. Vorsicht war noch nie eine von Links Stärken gewesen, erinnerte er sich nachsichtig.
 

Aber immerhin zeigte die milde Rüge zumindest für den Moment eine kleine Verbesserung, denn wesentlich langsamer als zuvor saß Link ab und wartete darauf, dass der Shiekah es ihm gleich tat. Als Shiek jedoch sicher neben dem Auserwählten des Triforce stand, war von Links Zurückhaltung kaum mehr etwas zu spüren.

„Komm mit“, forderte der Jugendliche ihn mit einem vielsagenden Blick gefüllt mit kindlichem Enthusiasmus auf und griff nach der Hand seines Gegenübers. Eine warme, behandschuhte Faust schloss sich sanft um Shieks feingliedrige Finger und zog ihn leicht in Links Richtung, während der Held der Zeit selbst angefangen hatte zu laufen.

Shieks rubinfarbene Seelenspiegel verweilten kurz auf der unerwarteten Verbindung ihrer beiden Hände, dann wanderten sie auf den Rücken des Neunzehnjährigen, der voranlief und den Angehörigen des Schattenvolkes hinter sich herführte.

Allmählich begann sich der Träger wirklich zu fragen, was Links Geheimnis sein mochte, dessen Offenbarung ihn mit solchen Übereifer erfüllte. Sollte es tatsächlich etwas geben, das der Shiekah in all den Jahren, die er durch Hyrule gestreift war, noch nicht gesehen hatte?
 

Kaum hatten sie den hohlen Baumstamm passiert, welcher die Steppe mit dem Forst verband, änderte sich nicht nur ihre Umgebung schlagartig, sondern auch die Stimmung, welche sie durchwirkte.

Die Luft hier war schwer vom harzigen Atem des uralten Waldes und doch voller Leben.

Die vielfältigen Stimmen der Waldbewohner verwoben sich mit dem Rauschen des Windes in den Baumkronen zu einer leisen Melodie, welche den gesamten Wald erfüllte.

Wie ein Regen aus leuchtenden Schneeflocken tanzten körperlose Lichter zwischen den mächtigen Stämmen und obwohl schwach, senkte sich der blasse Schein von Hyrules Sonne in breiten, goldenen Strahlen zu Boden.

Ohne anzuhalten führte Link den Shiekah weiter, hindurch durch den nächsten, unterirdischen Abschnitt, und hinein in das Dorf der Kokiri. Mehrmals folgten ihnen die erstaunten Blicke seiner Bewohner auf ihrem Weg, aber der Heroe schien sie gar nicht erst wahrzunehmen.

Für ihn schien das einzig Wichtige der gewundene Pfad zu sein, der – wie der Angehörige des Schattenvolkes bald bemerkte – ihrer beiden Schritte hinauf zum Eingang der Verlorenen Wälder lenkte.
 

„Link?“ fragte der Träger von Zeldas Seele, während der Schwertkämpfer sie in das verworrene Labyrinth aus Bäumen und Hohlgängen führte. Wenngleich er wusste, dass er dem Krieger vertrauen konnte, behagte es ihm nicht, so vollkommen unvorbereitet auf Links Geheimnis zu treffen – hatten Überraschungen in den letzten Jahren nur selten etwas Positives mit sich gebracht.

„Warte. Wir sind fast da“, erwiderte der Jugendliche, den Blick weiterhin auf den Wald vor ihnen gerichtet.

Nervöse Aufregung war in die Worte des Neunzehnjährigen verwoben und vermischte sich mit dem jugendlichem Enthusiasmus darin.

Shieks Augen verweilten noch einen Moment unschlüssig auf dem Rücken des Heroen, dann stieß er schicksalsergeben den Atem durch die Lippen und lies es bei dieser Antwort bewenden.

Er war weise genug um zu erkennen, dass Link nicht eher das Mysterium um ihren Zielort lüften würde, bevor sie ihn nicht erreicht hatten. Dazu war der junge Mann momentan viel zu sehr das Kind, das man ihn nie wirklich hatte sein lassen.

Der Angehörige des Schattenvolkes entschied sich, den Helden der Zeit diese Augenblicke der Unbeschwertheit genießen zu lassen, lag doch noch so viel Dunkel auf dem Schicksalspfad des Neunzehnjährigen.

Und außerdem...

Die rubinroten Seelenspiegel des Shiekah wanderten zurück auf seine Finger in Links Hand.

Die Berührung fühlte sich warm an. Echt. Aufrichtig.

Der Angehörige des Schattenvolkes spürte, wie er sich merklich entspannte.

Nein, es gab wirklich keinen Grund, an den Absichten des Hylianers zu zweifeln.

Wirklich nicht.
 

Mit der Sicherheit von jemanden, der seinen Weg genau kennt, lief Der Held der Zeit mit unvermindertem Tempo weiter voran und verlangsamte seinen Schritt erst wieder, als sie sich dem offensichtlich letzten, hohlen Baumstamm vor Links Ziel näherten.

Shiek Blick streifte über den Durchgang der für ihn wie jeder andere in diesem Wald aussah.

„Hier?“ fragte der Träger von Zeldas Seele, worauf Link mit einem bestätigendem Nicken antwortete und mit einer Geste bedeutete, ihm zu folgen.
 

Schummriges Zwielicht umgab sie, als sie den Hohlweg durchschritten, doch als sie die Erde wieder freigab und der Shiekah seine Augen auf die Lichtung richtete, die sich vor ihm ausbreitete, sog er ob des einzigartigen Anblicks, der sich ihm bot, erstaunt den Atem ein und hielt ihn unwillkürlich an.
 

Der Feenbrunnen im Zentrum des Haines war alt. Uralt.

Moos und bläuliche Flechten überwucherten an vielen Stellen den weißen Marmor, der sich einst zu kunstvollen Bögen verbunden um die Wasserstelle geschwungen hatte.

Wippende Farne und mächtige Bäume standen jetzt dort, wo vor Jahrhunderten schützende Mauern die Quelle umgeben haben mussten, und fächerten kühlen Schatten.

Aus dem Boden sprudelte klar und rein frisches Wasser und sammelte sich zu einem flachen Teich, dessen Oberfläche vom Schein der zahllosen, darüber schwebenden Feen hell schimmerte.

Sie kleinen, blassrosa Wesen selbst schienen in ein zeitloses, unbeschwertes Spiel vertieft. Unbekümmert tanzten sie durch die Luft, schienen keine Sorgen zu kennen und Shiek begann zu spüren, wie sich der Frieden dieses Ortes begann, auch auf ihn zu senken und sich ein verkrampfter Knoten in seinem Inneren allmählich auflöste.
 

Schließlich löste Link seine Hand von jener des Schattenkriegers und schritt auf die Quelle zu, hinein in den funkelenden Reigen der Feen.

Die kleinen Kinder der Waldes stieben zunächst auseinander, schlossen dann jedoch rasch wieder ihren Kreis, den Hylianer in ihrer Mitte.

„Hallo...“ begrüßte er sie liebevoll und lächelte.

Nein, nicht lächeln, korrigierte Shiek sich.

Link strahlte. Es gab keine andere Umschreibung dafür. Der sanfte Schein der Feen lies seine sonnengebräunte Haut schimmern, während das tiefe Blau seiner Augen hell leuchtete und sein Lachen selbst die Sonne blass erscheinen ließ.

Der Shiekah bemerkte, wie seine eigenen Mundwinkel sich nach oben verzogen.

Das Glück, welches sich auf den Zügen des Neunzehnjährigen wiederspiegelte, war mehr als nur ansteckend. Es war wie ein warmer Sommertag nach einem langem, harten Winter, voller Leben und Licht.

Doch nichts hätte den Shiekah auf den Moment vorbereiten können, in dem sich Links Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete, den Ausdruck vollkommener, unverfälschter Freude immer noch auf seinem Gesicht.

Der Träger von Zeldas Seele fühlte sein Herz stolpern und einen heißkalten Schauer sein Rückrat hinunterjagen.

Sanftheit und Ehrlichkeit sprach aus dem Lächeln des grüngewandeten Heroen und ihm wohnte eine Kraft inne, die Hyrules finsteren Himmel augenblicklich hätte erhellen können.
 

Auf unsicheren Beinen tat er einige Schritte nach vorne als Link die Hand in seine Richtung ausstrecke und ihn aufforderte, zu ihm zu kommen. Doch sobald das Wasser der Quelle seine Füße umspülte, hatte er sich wieder gefangen und die kleinen Bewohner des alten Brunnens machten ihn seine Nervosität ohnehin vergessen.

Munter umschwirrten die Feen ihn, und begrüßten den unbekannten Gast in ihrem Reich.

Ihre Berührung war ein sanftes, wohliges Kribbeln auf der Haut, kleine Feuerwerke reiner, magischer Energie, die prickelnd durch seinen Körper zogen und Blessuren vergangener Kämpfe heilten.

In einer genießerischen Geste schloss Shiek die Lider und zupfte abwesend an seiner Maske, bis er sie schließlich ganz herunterzog, um den leuchtenden Wesen mehr von sich zu offenbaren und dieses herrliche Gefühl in einem noch größeren Ausmaß spüren zu können.

Er hatte schon fast vergessen, dass es tatsächlich noch Orte wie diesen in Hyrule gab, die unberührt vom Makel des Bösen waren.

Links Blick auf sich spürend öffnete er die Augen wieder und sah den Krieger wieder an.

„Danke...“ sagte er und meinte es vom Grunde seiner Seele auf. Seiner beiden Seelen.
 

Als sich das halbe Lächeln auf Shieks Lippen in eine kritische Linie verwandelte, die sich auch in dem darauffolgendem Stirnrunzeln wiederfand, fiel Link auf, dass er den Angehörigen des Schattenvolkes immer noch anstarrte.

Rasch senkte der Jugendliche den Blick, doch die Frage in der Stimme des Shiekah blieb.

„Was ist los, Link?“

Der Schwertkämpfer sah wieder auf, fühlte sich plötzlich unendlich nervös, er wusste selbst nicht genau warum.

„Ich glaub’, das ist das erste Mal, dass ich dich ohne Maske sehe“, gestand er, ohne jedoch die Entspannung zu spüren, die er sich von dieser Antwort erhofft hatte. Das Spiel aus Emotionen wie Zweifel und Verwirrung, die er nun deutlich auf Shieks entblößten Gesicht erkennen konnten, verschlimmerten seine Ruhelosigkeit sogar noch.

„Und...?“

Der Angehörige des Schattenvolkes ließ das Wort als Frage in der Luft stehen und es war offensichtlich, dass er von dem Hylianer eine genauere Erklärung für sein Verhalten erwartete.

Warmes Blut durchströmte Links Wangen und sein Herz hüpfte in einer Mischung von Aufregung und Verlegenheit unruhig auf und nieder. Es war schwer, dieses Gefühl zu deuten und etwas zuzuordnen, dass er kannte.

Er hatte schon einmal ähnlich empfunden, damals, während seines erstens Treffens mit Zelda, als ihm die Prinzessin dieses engelsgleiche Lächeln geschenkt hatte.

Aber die Erinnerung daran verblasste unter der Intensität seiner Emotionen in diesem Moment, ließen die Empfindung jenes Tages nur als ein sehr viel schwächeres Phantom von ihnen erscheinen.

Er kratzte sich am Kopf und wich den roten Iriden seines Gegenübers aus, während die Hitze auf seinem Gesicht in den brodelnden Krater des Todesberges selbst verwandelte. Sein Mund war staubtrocken.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so.. hübsch bist.“
 

Auch wenn Link dieses Wort bisher nur im Zusammenhang mit Mädchen gebraucht hatte, fand er kein Passenderes, um die weichen, feinen Züge des Shiekah zu umschreiben. Sie hatten etwas Stolzes, Aristokratisches und wirkten im gleichen Moment doch unendlich zerbrechlich.

Der Ausdruck in den Augen seines Gegenübers war unleserlich, doch dann verzogen sich die Mundwinkel des jungen Mannes ein wenig nach oben.
 

„Ich denke, ich sollte das als Kompliment nehmen, nicht wahr?“
 

Noch bevor Link etwas erwidern konnte, drang ein helles Flirren an sein Gehör, gefolgt von einem harten Aufprall auf seiner Schläfe.

„Duu~..!“ zeterte ein helles Stimmchen direkt neben seinem Ohr und das kleine Objekt prallte erneut gegen seinen Kopf.

„Verräter!“ schimpfte es weiter.

Abwehrend hob Link einen Arm, was seine Heimsuchung jedoch geschickt zu umgehen wusste und erneut auf seinen Schädel eintrommelte

„Aua, Navi... hör auf.. du tust mir.. weh!“ jammerte er gequält, während er weiterhin erfolglos versuchte, den Angriffen der kleinen Fee auszuweichen.

„Eine ganze Woche! Eine ganze Woche warte ich hier nun schon auf dich!“

„Aber du bist doch beim Kampf gegen Volvagia..“ wollte Link zu seiner Verteidigung hervorbringen, aber seine Begleiterin ließ ihn gar nicht erst ausreden.

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass wir Feen schnell heilen!? Wofür hast du eigentlich so große Ohren, wenn du mir sowieso nie zuhörst?“

Der Held der Zeit hatte es mittlerweile aufgegeben, die Schläge der blassblauen Fee aktiv abzuwehren. Beide Arme schützend über seinen Kopf verschränkt, blickte er verzweifelt in Richtung des Shiekah.

„Shiek! Hilf mir!“
 

Als der Name von Links Retter des vorangegangenen Tages fiel und Navi bemerkte, dass sie offensichtlich doch nicht so allein waren, wie sie gedacht hatte, verebbten ihre Attacken augenblicklich.

Der Neunzehnjährige wagte einen Blick aus dem Augenwinkel und fand seine Begleiterin neben sich in der Luft schwebend, zutiefst beschämt über ihren Ausbruch.

Zaghaft flatterte sie in die Richtung des Shiekah, als hätte sie sich bei ihm und nicht bei Link zu entschuldigen.

„Hallo, kleine Fee“, begrüßte der Angehörige des Schattenvolkes die Gefährtin des Heroen, die eine Armlänge vor dem jungen Mann stehen blieb.

„Auch wenn dein Zorn wesentlich größer ist als dein Körper, geh nicht zu hart mit Link ins Gericht. Wenngleich er seine Fehler hat, wir brauchen ihn noch... er ist der einzige Held, den wir haben.“

Links Augenbrauen schossen nach oben. Er konnte die Worte, die er da aus Shieks Mund hörte, nicht glauben. Hatten sich plötzlich alle gegen ihn verschworen? Bockig verschränkte er die Arme und zog eine Schnute.

„Da meint man es gut und alles, was man zum Dank bekommt, sind Spott und Schläge..“ grummelte er säuerlich.

Sofern es möglich war, mit einer Fee einen Blick auszutauschen, dann tat Shiek dies in jenem Moment, nur um Sekunden später mit laut mit ihr aufzulachen.
 

„Verzeih, Link, ich tue dir Unrecht. Du bist ein großartiger Held“, berichtigte der Träger von Zeldas Seele nach einem letzten Kichern seine vorangegangene Aussage.

Der blondhaarige Hylianer spürte das verräterische Rot in seine Wangen zurückkehren und winkte gleichzeitig ab.

Auch wenn es ihn so verlegen wie glücklich machte, dass der Angehörige des Schattenvolkes so große Stücke auf ihn hielt, hatte der Shiekah sich für nichts zu entschuldigen... solange es ein Lächeln auf Shieks Lippen zauberte, ertrug er ein wenig Spott gern.

Denn Link fand, das dies den Zügen des geheimnisvollen Mannes wesentlich besser stand als der ständig sorgenvolle und ernste Ausdruck, den er so oft in den Augen des Shiekah sah.
 

Beinah reuevoll flog nun auch Navi zurück an die Seite des Schwertkämpfers, die Hitze ihres anfänglichen Zorns nunmehr abgekühlt.

„Entschuldigung...“, murmelte sie verhalten und hob dann anklagend ihr feines Stimmchen.

„Ich mache mir nur immer solche Sorgen, wenn ich nicht bei dir bin.“

Link schenkte ihr ein mildes Lächeln.

„Mir tut es auch leid. Ich hätte wirklich früher zurückkommen sollen, du hast recht.“

„Ich habe immer recht“ erwiderte sie keck.

Der Hylianer versuchte sein Gesicht nicht zu sehr zu verziehen, aber die Resignation darauf war trotzdem noch deutlich zu erkennen. Selbst wenn die Worte der Fee der Wahrheit entsprachen und ihr scheinbar unerschöpfliches Wissen um die Monster und Geheimnisse dieser Welt Link nicht nur einmal sein Leben gerettet hatte, so war es in manchen Momenten doch mehr Fluch als Segen. Besonders wenn es das Ego seiner kleinen Begleiterin über das Maß ihrer eigenen Größe wachsen ließ.

„Komm her“, sagte er dann jedoch einfach nur und hob seine grüne Mütze ein Stück an, damit seine Fee darunter schlüpfen konnte. Augenblicklich nahm Navi das Angebot an und ohne einen weiteren Gedanken an eine Diskussion mit Link über dessen Unverantwortlichkeit zu verschwenden, verschwand sie in der Dunkelheit seiner Kopfbedeckung und ließ sich an ihrem angestammten Platz nieder.
 

Die Augen des Heroen wanderten zurück zu Shiek, der die Unterhaltung der beiden mit offensichtlichen Interesse verfolgt hatte.

„Sie kann manchmal eine ganz schöne Nervensäge sein“, erklärte der Neunzehnjährige entschuldigend, jedoch nicht ohne einen weiteren, schmerzhaften Stoß gegen seinen Schädel zu fühlen, der ihn die Augen zusammenkneifen ließ und verriet, das Navi immer noch mithörte.

„..aber ich hab sie trotzdem lieb“ fügte er danach besonders laut hinzu, sodass es die blauschimmernde Fee.mit Sicherheit gehört haben musste.

Über die Mundwinkel des rotäugigen Mannes tanzte der Anflug eines Lächelns, das allerdings schnell wieder dem für ihn so üblichen Ausdruck der Ernsthaftigkeit abgelöst wurde.
 

Stille, die nur der Gesang von Wind und Wasser durchbrach, senkte sich zwischen den Shiekah und den Helden der Zeit, als keiner der beiden so recht wusste, wie sie den verlorenen Faden ihrer vorangegangenen Unterhaltung wieder aufgreifen sollten.

Schließlich deute Link auf ein bemoostes Stück Erde außerhalb der Quelle, das vor einem Dickicht aus Farnen und jungen Bäumen in Sonnenlicht badete. Tau glänzte auf dem noch morgenfeuchten Gewächs, als hätte der letzte Rastende ein wertvolles Gut aus zahllosen Kristallen darauf ausgebreitet und vergessen. Die Blätter der bodennahen Pflanzen wippten wie diebische Finger in einer Brise auf und nieder, versuchten, die glitzernden Gemmen zu rauben und konnten sie doch nicht erreichen.

Shiek nickte zustimmend und beide taten die wenigen Schritte zu dem natürlichen Teppich aus Grün und Gold, um sich darauf niederzulassen.
 

Während Link die Beine weit von sich streckte und den Kopf in den Nacken legte – genießerisch dem Sonnenlicht entgegenreckte – zog das Rubinrot des Angehörigen des Schattenvolkes ein weiteres Mal über die Umgebung, nachdem auch er Platz genommen hatte.

„Es ist seltsam, dass ein Ort wie dieser bisher tatsächlich meinen Augen entgangen ist..“
 

Der Krieger lehnte sich vor und zuckte mit dem Schultern.

„Er liegt eben ziemlich versteckt. Salia und ich haben diesen Ort auch nur zufällig entdeckt, als wir in den Wäldern einmal Verstecken gespielt haben.,“ erklärte er. Aber die Art, wie der Heroe den Mädchenname betonte und besonders die Nennung des Names selbst rief eine Erinnerung in Shiek wach.

„Salia... die Weise des Waldes“, sinnierte er.

„Sie bedeutet dir viel,“ schlussfolgerte Shiek weiter und aus dem Wissen, das er über die besondere Verbindung zwischen der Weisen und dem Helden der Zeit hatte.

Link bejahte diese Aussage zunächst mit einer zustimmenden Kopfbewegung, ließ sich mit der eigentlichen Antwort allerdings Zeit.

Der Neunzehnjährige zog seine Beine an die Brust, schlang die Arme darum und bettete den Kopf auf die Knie. Sein Blick weilte irgendwo in einer unbestimmten Ferne.

„Sie war meistens die einzige, die etwas mit mir zu tun haben wollte. Die anderen Kokiri haben mich häufig gemieden oder mir Streiche gespielt, weil ich der einzige war, der keine Fee hatte.“

Obwohl sich an der Aussage selbst schon wenig Positives finden ließ, war das Schlimmste daran die Abgeklärtheit in Links Stimme, als wäre es vollkommen normal, so behandelt zu werden.

Es war nicht so, dass Shiek nichts über das frühere Leben des jungen Hylianers wusste, aber dieses Kapitel daraus war ihm bisher gänzlich unbekannt geblieben. Bei den fast schon gleichmütigen Worten des Neunzehnjährigen spürte er einen scharfen Stich in der Brustgegend, verbunden mit Gefühlen von Mitleid und Sympathie von einer solchen Heftigkeit, dass er meinte, sein Herz müsse darunter zerspringen.

Aus den Erinnerungen der jungen Thronerbin Hyrules wusste er wohl, wie es war, als etwas besonderes behandelt zu werden. Aber dies war die Vergangenheit der Prinzessin ins negative Gegenteil verkehrt. Es war grausam auf eine Art, die nichts zu tun hatte dem Leid, das Schergen des Gerudokönigs Hyrules Bewohnern immer wieder zufügten. Es war einfach nur noch.. falsch.
 

Ein Lächeln umspielte Links Mundwinkel, obwohl es nicht allein Freude war, die sich darin fand.
 

„Aber ja, ich mag sie sehr. Sie ist meine beste Freundin.“
 

Er schwieg für einen kurzen Augenblick, in dem Sehnsucht das letzte Glück von Links Lippen stahl und sie sinken ließ.
 

„Manchmal vermisse ich sie in dieser Zeit schon sehr.“
 

„Wünscht du dir, dass es anders wäre? Dass du nicht der Held der Zeit wärst und alles wieder so wie früher?“

Der Angehörige des Schattenvolkes hätte es dem Schwertkämpfer nicht übel genommen, wenn er ja gesagt hätte. Es war ein harter Weg, den der Heroe beschritt. Ein Weg, auf dem manch ein anderer schon aufgegeben hätte.

Der junge Mann sah das Erstaunen auf Links Gesicht, als sich seine saphirfarbenen Seelenspiegel auf ihn richteten. Offenbar hatte er nicht erwartet, gerade von demjenigen, der immer wieder die Wichtigkeit seiner Aufgabe betonte, solche Worte zu hören. Wenngleich es ein hoffnungsloser Wunsch war, der keine Aussicht auf Erfüllung finden konnte, falls der Neunzehnjährige ihn hegte.

Doch sollte es so sein, würde er wenigstens hier sein und zuhören.

Selbst wenn er sich damit noch weiter von seinem eigenen, selbstgewählten Weg fortbewegte als er es ohnehin schon getan hatte. Aber heute war eine Ausnahme, sagte er sich immer wieder. So einzigartig vergänglich wie der Feenstaub auf ihren Gesichtern, den schon der nächste Windstoß davontragen und zu einer bloßen Erinnerung machen würde.

Etwas einmaliges, dass mit dem nächsten Morgengrauen sein Ende finden würde.

Danach würde alles wieder so sein wie vorher.
 

Allerdings überraschte ihn Link mit seiner Antwort ebenfalls.
 

„Nein“, sagte er mit einem Kopfschütteln. „Dann wäre ja nur ich glücklich.“
 

Fragend wanderten Shieks Brauen in die Höhe.
 

„Was willst du dann, Link?“
 

Ein Grinsen strahlte ihn auf diese Frage hin an. Unbeschwert und voller Selbstvertrauen. Mann mochte kaum glauben, dass vor wenigen Sekunden noch Schmerz die Züge des Jugendlichen regiert hatte, seine düsteren Schatten waren vollkommen daraus verschwunden.

„Dass alle glücklich werden natürlich!“
 

Shiek blinzelte zunächst ungläubig, dann lächelte er. Diese Antwort war wieder einmal so charakteristisch für den Heroen, dass es ihn wunderte, sie nicht vorausgesehen zu haben. Sie war ein Zeugnis kindlicher Naivität und Überzeugung, die so strahlend hell und anders in dieser Welt voll Finsternis.

Wenn nur ein wenig mehr Menschen so wie Link wären, dachte der Angehörige des Schattenvolkes, mochte er sogar daran glauben, das der Krieger diese Aussage, diese schier ungeheure Aufgabe, die der Neunzehnjährige sich selbst gestellt hatte, Wirklichkeit machte.
 

„Das ist ein großer Wunsch.“
 

„Ich weiß“, antwortete Link, richtete sich auf und klopfte die Feuchtigkeit aus der unteren Hälfte seiner Tunika, ehe er sich streckte und ins Sonnenlicht blickte.

„.Aber ich weiß auch, dass ich es schaffen kann. Ich habe schließlich Freunde, die mich unterstützen.“
 

Bei den letzen Worten wanderten seine Seelenspiegel zurück zu Shiek.

Der Hylianer war verwirrt, nicht allein nur Zustimmung in dem Rubinrot des Shiekah zu finden, als er dessen Augen suchte und fand. Neben einer Spur Überraschung lag auch etwas in dem Blick des jungen Mannes, das der Jugendliche nicht genau deuten konnte, aber irgendwo zwischen Erschrecken und Angst lag.

Doch bereits im nächsten Augenblick waren die blutfarbenen Iriden unleserlich wie eh und je, sodass Link glaubte, er hätte sich es nur eingebildet.

Die zustimmenden Worte des Angehörigen des Schattenvolkes ließen den Schluss zumindest zu und so kümmerte sich der Träger des Masterschwertes auch nicht weiter darum.
 

„Dann hoffe ich, dass er in Erfüllung geht.“
 

Link blickte zurück zu den goldenen Strahlen, die heute ungewöhnlich stark durch das Blätterdach des Waldes brachen. Er fühlte sich so hoffnungsvoll und bestärkt in seinem Vorhaben, wie schon lange nicht mehr.

Und wenn ihm nun noch jemand wie Shiek den Rücken stärkte, konnte ja praktisch gar nichts mehr schief gehen, oder?

Nie hatte er ein Wort mit größerer Sicherheit ausgesprochen denn jetzt.

Es war ein Versprechen. An sich selbst, den Shiekah und das Volk Hyrules.

Und er würde es halten.
 

„Bestimmt.“

Was nicht sein darf

Hm..ich.. weiß nicht so recht, was ich sagen soll.. ernsthaft XD''

Es ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her, dass ich diese FanFic geupdatet und zeitweise hab ich selbst nicht dran geglaubt, dass ich dieses Kapitel jemals nochmal fertig bekommen würde.. sei es aus Zeitmangel und Unlust, weil ich mir nach der anfänglichen Kommentararmut des letzten Kapitels zeitweise wirklich die Frage gestellt hatte, für wen ich das hier überhaupt schreibe. An dieser Stelle nochmal ein großes Sorry sowie Danke an die, die mir so liebe Worte geschrieben haben und meinten, ich soll mich nicht entmutigen lassen. Und irgendwie.. hab ich das ja auch nicht.

Wie an dem Kapitel hier zu sehen ist, dass ich ja nun schlussendlich doch hochlade.

Einen Teil davon hab ich schon vor einiger Zeit geschrieben und den Rest dieses WE.. aber da mein Stil über die Jahre eigentlich ziemlich konstant geblieben ist, hoff ich mal, die Pause fällt nicht zu sehr ins Gewicht und auf.

Zum Kapitel selbst.. es ist.. ein relativ ruhiges Kapitel, wie ich finde, aber andererseits wollt ich nicht den gleichen Fehler wie bei ScL machen und die beiden Hals über Kopf in ne Beziehung stürzen... ich hoffe, es gefällt trotz allem. X//D''
 

Ich freu mich aber schon unheimlich aufs nächste Kapitel..*verheißungsvoll kicher* ..auf jeden fall sind auch bei dem hier Kommis mehr als erwünscht XD
 

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Teilnahmslos starrte Link in den Nachthimmel, über den Wolken wie ein düsteres Heer zogen, das es sich zur Aufgabe gemacht haben schien, die strahlenden Scharen der Sterne unter sich zu ersticken.

Das Licht des Mondes hatten sie bereits mit sich genommen und tauchten so das Lager am Rande des Blickfeldes des Heroen in ein eigentümliches Zwielicht aus dem rötlichen Glimmen der heruntergebrannten Scheite ihres Lagerfeuers und dem gedämpften, kühlen Glühen Navis, welches aus der Mütze neben seiner Kopfrolle drang.
 

Das Herz lag ihm schwer in der Brust, wenn er an das dachte, was ihn nach dieser Nacht erwartete.

Mit dem ersten Licht des Morgens würden sich Shieks und sein Weg trennen und er wieder allein sein.

Viel zu schnell war der Tag an ihnen vorbeigeflogen und hatte auf seinen Schwingen das Rot der Dämmerung mit sich gebracht. Was fröhliche Stunden gewesen waren, kam ihm nunmehr wie Minuten vor. Doch so kurz jene Augenblicke gefüllt mit Glück auch gewesen waren, er hätte sie um keinen Preis der Welt missen wollen. Selbst wenn sie in Anbetracht der langen Zeit, welche er auf seiner Reise ohne Gesellschaft verbrachte und noch verbringen würde, verschwindend gering wirkten.
 

Sein Gedankenfluss geriet ins Stocken und ein schuldiges Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

Er richtete sich ein wenig auf und blickte zu seiner Rechten, wo schwach das blaue Leuchten seiner Fee durch den Stoff seiner Kopfbedeckung drang.

Der Hylianer tat seiner kleinen Freundin und Beraterin Unrecht, wenn er behauptete, vollkommen allein zu sein. Die Grundfesten des Himmels und der Erde selbst mussten schon gewaltig ins Wanken geraten, wenn nicht sogar zerbrechen, ehe Navi auch nur der Gedanke kam, von seiner Seite weichen zu wollen.

Und selbst dann war sich der Heroe noch nicht mal sicher, ob sie nicht irgendeinen Weg suchen würde, wieder dahin zurückzukehren.
 

Aber – und fast unwillkürlich wanderten Links Augen bei diesem geistigen Einwand auf die Gestalt des Shiekah, welche ihm gegenüber an einem Felsen lehnte – eine Fee war kein Mensch.

Auch wenn der kecke und forsche Waldgeist in vielen Dingen einem Angehörigen des Volkes der Hylia gar nicht so unähnlich war, so merkte Link doch gelegentlich, dass seine Mentalität eine andere war als die des kleinen Wesens an dieser Seite.

Momente, in denen er sich wünschte...
 

Der Held der Zeit bemerkte, wie sein Blick immer noch auf Shiek ruhte und er schüttelte den Kopf.

Es war ein selbstsüchtiger Wunsch.

Der junge Mann mit den blutroten Augen hatte sicherlich selbst Verpflichtungen und Aufgaben, denen er nachzukommen hatte. Link konnte ihn nicht die ganze Zeit an sich binden.
 

Was jedoch nicht bedeutete, dass er aus ihren wenigen, verbleibenden Stunden nicht doch noch das Beste machen konnte.
 

Mit einem leisen Rascheln floss der grobe Stoff der Decke von seinem Körper und sammelte sich am Fußende der Schlafmatte, während der Hylianer sich langsam erhob und begann, die Feuerstelle zu umrunden.

Nur noch ein wenig reden und seine Stimme hören, ehe das Rauschen des Windes in seinen Ohren wieder das einzige war, was den Heroen auf seinen Ritten begleitete.

Das war ja nicht zu viel verlangt.. oder?
 

Schließlich hatte er seinen Begleiter erreicht. Allerdings erkannte Link schnell, dass aus seinem anfänglichen Vorhaben nichts werden würde.

Die aufrechte Position Shieks hatte zwar vermuten lassen, dass sein geheimnisumwitterter Retter noch ebenso unter den Wachenden weilte wie der Held der Zeit selbst – aber die Lider des Shiekah waren geschlossen und sein Atem ging gleichmäßig; er schlief.

Doch selbst jetzt noch waren die Züge des jungen Mannes angespannt und kein wirklicher Frieden wollte sich darauf einstellen, zumindest auf jenem Teil, den man davon sah.

Nicht ohne Bedrücken lagen Links saphirblaue Seelenspiegel auf dem ruhenden Körper vor ihm. Er fragte sich, welche Sorgen den Shiekah quälten, dass sie ihn selbst über die Grenzen der Realität hinweg verfolgten.

Der Angehörige des Schattenvolkes hielt viel vor ihm geheim, der grüngewandete Hylianer wusste das. Und ein Blick in das kummervolle Gesicht seines Gegenübers genügte, um zu erkennen, dass weniges davon erfreulicher Natur war.
 

Link stieß den Atem in einem tonlosen Seufzer über die Lippen.

Er wünschte sich, es wäre anders. Besonders nach dem heutigen Tag. Dass Shiek jene Ängste mit ihm teilte und er ein wenig von der Last des Schattenkriegers tragen konnte und – sein Herz flatterte für den kurzen Augenblick, in dem er daran zurückdachte – dieses bezaubernde Lächeln von heute Vormittag viel öfter das Gesicht des Shiekah zierte und sein Rubinrot zum Leuchten brachte.

Gleichzeitig ahnte er, dass der junge Mann einen guten Grund hatte, es nicht zu tun und seine Hoffnungen nicht viel mehr als Wunschdenken waren.
 

Langsam ging der blonde Schwertkämpfer in die Knie und streckte die Hand nach Shiek aus.

Obwohl ihm der Gedanke missfiel, den Angehörigen des Schattenvolkes aus seinem Schlummer zu reißen – auch wenn es einer von zweifelhafter Ruhe war – er konnte Shiek nicht so hier sitzen lassen.

Sollte er tatsächlich die ganze Nacht in dieser Position verharren, dann würde ihm morgen früh mehr als nur ein Muskel weh tun – Link wusste das aus eigener, schmerzhafter Erfahrung.

Es war besser, wenn sein Gegenüber sein Lager aufsuchte.
 

Vorsichtig, beinah schon zaghaft, beugte der Krieger sich vor.

Doch er hatte die Schulter des Shiekah noch nicht einmal richtig berührt, als der Anghörige des Schattenvolkes erschreckt die Augen aufriss und der Hylianer Sekundenbruchteile später kühlen, scharfen Stahl an seiner Kehle spürte.

Der Heroe erstarrte mitten in der Bewegung und hielt mit dem gleichen Erschrecken, welches sich auch auf den Zügen Shieks wiederfand, den Atem an.

Während einige, für Link quälende Sekunden vergingen, in dem die jungen Männer gleich ehernen Standbildern inmitten der Leere der Steppe verharrten, sickerte langsam Erkennen in das Rubinrot seines Begleiters und Shiek senkte seine Waffe.

Obgleich der Schwertkämpfer den Nachklang des kalten Kuss der kurzen Klinge immer noch auf seiner Haut spürte, war er sich sicher, dass von dem aus dem Schlaf gerissenem Shiekah keine Gefahr mehr ausging.
 

Erleichtert stieß Link den Atem aus und ließ sich mit zitternden Knien auf den Boden des ausgetrockneten Graslandes sinken.

Unterdessen hatte der Angehörige des Schattenvolkes seine Waffe wieder zurück in die Scheide gesteckt und schüttelte in einer entschuldigenden Geste den Kopf.
 

„Verzeih. Ich verbringe meine Nächte mehr als oft allein und wenn mir dann jemand zu nahe kommt, hegt er zumeist keine guten Absichten. Hyrule ist dieser Tage voll von Monstern und Gesindel.“
 

Reue lag in der müden Stimme von Links geheimnisumwitterten Retter, welche allerdings schnell von einer Resignation überlagert wurde, welche die letzen Worte des Shiekah hohl und ausgebrannt klingen ließ – wie bei einem Menschen, der sein Leben lang nichts anderes kennen gelernt und jegliche Hoffnung verloren hat, dass sich an seinen Umständen jemals etwas ändern wird.
 

Der Held der Zeit wollte ihm widersprechen und sagen, dass er dieses ganze Unheil, welches Hyrule befallen hatte wie eine Krankheit, irgendwie zum Guten wenden würde, aber zunächst war alles, was er über den Schock aus seiner Kehle zwingen konnte, ein heiseres, leises Auflachen, welches die Wahrheit in Shieks Worten vielmehr noch zu unterstützen schien.

Einige Augenblicke der Stille zogen vorüber und allmählich beruhigte sich auch der pochende Muskel in der Brust des Schwertkämpfers wieder.

Als Link seine Stimme dann fest genug zum Sprechen glaubte, versagte sie ihm dennoch, da ihm die aufmunternden Worte auf einmal selbst blauäugig und naiv vorkamen.

Er wusste leider nur zu gut, wovon sein selbsterklärter Schutzpatron sprach.

So antwortete er dem Kopfschütteln des anderen Mannes mit einem eigenen und verzog dann missmutig das Gesicht.
 

„Das brauchst du mir nicht zu erzählen.“
 

Der Hylianer war sich nicht sicher, ob der Shiekah seine Worte zur Kenntnis genommen hatte.

Wenn es so war, dann ließ es sich der Angehörige des Schattenvolkes nicht anmerken, als dessen blutrote Iriden hinaus in das Dunkel der Steppe wanderten und auf einem unbestimmten Punkt dort verweilten.
 

„Ich hätte eigentlich gar nicht schlafen sollen.“
 

Der Tonfall des Schattenkriegers barst förmlich vor Selbstvorwürfen und Selbstkritik und so konnte Link gar nicht anders, als aufzustehen, die letzte Distanz zwischen sich und seinem Begleiter zu überwinden und sich neben ihm an der Felswand niederzulassen.

Er hob die Hand und legte sie auf Shieks Schulter.
 

„Jeder muss schlafen“, erklärte der Heroe belehrend und mit einer gottgegebenen Gewissheit, die keinen Einwand duldete. Als die rubingleichen Seelenspiegel sich zuerst erstaunt auf seine Hand kehrten und dann auf das Gesicht des Neunzehnjährigen richteten und der Krieger sich somit sicher war, dass er die Aufmerksamkeit des Angehörigen des Schattenvolkes hatte, warf er seinem Gegenüber ein Zwinkern zu. „Shiekahs sind da keine Ausnahme, denk’ ich.“
 

Aber was ein freundliches Angebot hatte sein sollen, ließ nur einen leidenden Ausdruck über das Gesicht Shieks ziehen, ehe dieser antwortete.
 

„Es ist besser, wenn einer von uns beiden wach beleibt.“
 

Wenn der Shiekah jedoch glaubte, dies wäre Grund genug, um Link zu überzeugen, wieder unter wohlige Wärme seiner Schlafdecke zurückzukehren, dann hatte er die Starrsinnigkeit des Schwertkämpfers um ein nicht gerade geringes Maß unterschätzt.
 

Der Hylianer streckte sich ein wenig und konterte die Worte seines Begleiters mit einem Lächeln.
 

„Dann werd’ ich das sein! Ich bin munter und ausgeruht.“
 

„Aber du musst...“
 

„... ich muss dafür sorgen, dass kleine Shiekahs ihren Schlaf bekommen, genau“, erklärte Link feierlich.
 

„Ich bin nicht klein“, protestierte der Mann mit den roten Augen.
 

„Du bist kleiner als ich“, lachte der Held der Zeit und wunderte sich für einen Moment, ob es tatsächlich eine sanfte Röte war, die dort unter dem Mundschutz des Angehörigen des Schattenvolkes hervorblitze oder nur der Widerschein der glimmenden Holzscheite, welcher die Wangen seines Gegenübers erhellte.

Ohne sich jedoch allzu viele Gedanken über die Bedeutung der blassen Farbe zu machen, fuhr er schließlich fort und das glückliche Leuchten auf seinen Zügen wurde zu einem Flehen.
 

„Bitte, Shiek, lass mich Wache halten. Ich kann ohnehin nicht schlafen.“
 

Shiek spürte immer noch die leichte Wärme der Empörung und Verlegenheit auf seinem Gesicht, die der verbale Schlagabtausch mit dem blonden Krieger dorthin getrieben hatte, während seine Seelenspiegel das Gesicht seines Begleiters musterten.
 

Links Vorschlag war mehr als verlockend.

Das jahrelange Versteckspiel vor Ganondorfs Schergen hatte an den Kräften des Shiekahs gezehrt, Tag ein und Tag aus, und der Angehörige des Schattenvolkes war bei dieser ewigen Hatz dankbar für jeden Morgen, an dem er die Augen aufschlug und feststellte, dass er noch atmete.

Das Versprechen auf einige Stunden unbekümmerter, ungestörter Ruhe klang in Anbetracht dessen wie ein lang gehegter, aber niemals wahr gewordener Traum.

Dennoch konnte und durfte er es nicht annehmen, selbst, wenn es Link war, von dem...
 

„Ich werde dich auch nie wieder um etwas bitten“, unterbrach die Stimme des Heroen seinen Gedankenfluss und ob dieser Worte war es nahezu unmöglich für den Shiekah, die Lider nicht niederzuschlagen und leise aufzulachen.
 

„Versprich nichts, was du nicht halten kannst, junger Held“, ermahnte er den Schwertkämpfer mild und der ertappte Ausdruck auf den Zügen des Hylianers verriet ihm, dass auch Link bewusst war, wie fern der Realität seine eigene Aussage gewesen war.
 

Gleichzeitig jedoch bemerkte der Angehörige des Schattenvolkes auch, wie sehr diese kindliche und fast schon naive Argumentationsweise dabei war, sein Herz um ein weiteres Mal zu erweichen und die Mauern, die er so mühsam darum errichtet hatte, noch ein wenig mehr einzureißen.
 

Er wusste, dass er diese Bitte abschlagen musste. Genauso wie er wusste, dass es nicht sein durfte, dass sie Freunde wurden und es ebenso nicht sein durfte, dass sich Vertrauen zwischen ihnen entwickelte.
 

„In Ordnung, aber die zweite Hälfte der Nacht werde ich übernehmen. Weck mich, sobald du müde wirst“, erwiderte der Träger von Zeldas Seele schließlich und beugte sich ein wenig vor, um die Decke auf seinem Schlafplatz erreichen zu können.
 

Denn Shiek wusste auch, dass er zumindest für heute diesen Kampf gegen sich und seine Grundsätze verloren hatte und all das, was nicht sein durfte, schon längst wahr geworden war.

Für heute, rief er sich noch einmal – und wie schon zu oft in den vergangen Stunden – in Erinnerung. Dies hier war einmalig und würde nie wieder vorkommen.
 

Der Angehörige des Schattenvolkes verdrängte den dumpfen Schmerz und das Bedauern, welches er bei diesem Gedanken empfand und schüttelte unmerklich den Kopf. Es war besser so. Auch wenn er die Gesellschaft des Neunzehnjährigen genoss, die Bedrohung war immer noch zu allgegenwärtig und die Gefahr zu groß.
 

Es durfte einfach nicht sein.
 

Mit einem letzten Blick auf das nun zufriedene Gesicht des jungen Hylianers zog sich der Shiekah die Decke um seine Schultern.
 

Er lehnte sich zurück gegen den glatten Felsen und spürte, wie die dunklen Schleier des Schlafes die Ränder seines Bewusstseins umwehten, noch ehe er überhaupt die Augen geschlossen hatte. Als er dem Drängen seines eigenen Körpers schlussendlich nachgab und er seine Lider müde über seine blutfarbenen Iriden senkte, klang der Gute-Nacht-Gruß seines Begleiters bereits weit entfernt.

Rasch verebbte auch jegliches andere Geräusch in seiner Umgebung und dann war da nur noch graues Vergessen, welches ihn in eine sanfte Umarmung zog und ihm den lang ersehnten Schlaf schenkte.
 

Das Erwachen aus der seligen Dunkelheit seines Schlummers kam für den Shiekah viel zu schnell und viel zu früh. Während sich die Schwärze aus seinen Gedanken zurückzog, fühlte er, dass er bei Weitem nicht so ausgeruht und erholt war, wie er es gerne gewünscht hätte.

Und doch... etwas war an diesem Morgen anders.
 

Immer noch nicht bei vollem Bewusstein und zu müde zum denken, jedoch bereits weit genug erwacht, um seine Umwelt wahrzunehmen, fühlte er die Wärme, gegen welche die eine Seite seines Körpers lehnte.

Ein halbes Lächeln stahl sich träge auf die Lippen des Schattenkriegers und er schmiegte sich noch ein wenig mehr an diesen wohligen Quell der Geborgenheit, vergrub sein Gesicht in dem groben und doch irgendwie weichen Stoff unter seiner Wange... nur um Sekunden später erschreckt auf seinem Halbschlaf hochzufahren.
 

Bei Nayrus Weisheit!
 

Was tat er hier eigentlich!?!
 

Während sein Herz wilder in seinem Brustkorb auf- und abhüpfte als eine Horde aufgebrachter Echsodorus und seine Sinne ob dieser Unvorsichtigkeit alarmiert aufkreischten, rutsche er ein Stück zurück, um zu sehen, auf was er da eigentlich gelegen hatte.. oder wohl eher.. auf wem.
 

Die Person, vor der er gerade so panisch zurückgewichen war, war nämlich niemand anderes als Link.
 

Shiek legte seine Finger über den hämmernden Muskel unter seinen Rippen und zwang ihn zur Ruhe. Danach sah er erneut auf seinen Begleiter, dessen Schlummer scheinbar unberührt von dem schreckhaften Erwachen des Shiekah geblieben war und der sich immer noch im Reich der Träume wähnte.
 

Einer seiner beiden Arme, wohl eben noch beschützend um die Schultern des Angehörigen des Schattenvolkes geschlungen, ruhte nun schlaff an Links Seite und die Lippen des Heroen waren leicht geteilt; bewegten sich unter den regelmäßigen Atemzügen des Kriegers.
 

Trotz der neunzehn Jahre, die der Körper des Helden nunmehr zählte, sah er in seinem unschuldigen Schlummer erschreckend jung aus, fast noch wie ein Kind.
 

Hatte er denn überhaupt jemals aufgehört, eines zu sein, fragte sich der Träger von Zeldas Seele leise.
 

Während er weiter auf das schlafende Gesicht des Hylianers sah, konnte Shiek nicht verhindern, dass ihm Links Worte des gestrigen Mittags wieder in den Sinn kamen.

Wie ein Echo hallte ihm die abgeklärte Stimme von Hyrules Hoffnungsträger in den Ohren.
 

„... sie war meistens die einzige, die etwas mit mir zu tun haben wollte...“
 

Eine plötzliche Welle hilfloser, ohnmächtiger Wut durchspülte den Mann mit den blutroten Augen und er ballte die Hände zu Fäusten.
 

War es denn nicht genug, das der Held der Zeit schwer an der ihm gestellten Aufgabe zu tragen hatte? Nicht damit getan, den Neunzehnjährigen als alleinigen Kämpfer für das Gute gegen die Horden des Großmeisters des Bösen zu stellen? Wirklich nötig gewesen, auch auf seine Kindheit solch einen Schatten zu legen?
 

War es das, was die Göttinnen Gerechtigkeit nannten?
 

Etwas in dem Shiekah weigerte sich strikt dagegen, diese Frage mit ja zu beantworten, wenngleich ihm sein Verstand sagte, dass sie womöglich niemals erst soweit gekommen wären, wie sie es jetzt waren, wenn auch nur ein winziges Detail in Links Vergangenheit anders gewesen wäre.
 

Shiek, verwirrt von der Heftigkeit seiner eigenen Emotionen, kam auf die Beine und schüttelte den Kopf.
 

Es war nicht an ihm, die Entscheidung der heiligen Dreimacht in Frage zu stellen.

Auserwählt durch das Triforce oder nicht, war er doch nicht weniger und nicht mehr als ihr Diener.

Allein der Macht, die dem goldenen Dreieck auf seinem Handrücken innewohnte war es zu verdanken, dass er es überhaupt bis zu diesem Punkt geschafft hatte zu überleben und es ihm gelungen war, die Seele der Prinzessin vor den Augen des dunklen Großmeisters zu verbergen.
 

Dennoch... trotz allem blieb das Gefühl, dass es einfach nicht rechtens war, welche Last man dem Helden der Zeit aufgeschultert war.
 

Als Link sich allmählich regte, kehrte der Shiekah dem blonden Krieger rasch den Rücken zu und entfernte sich einige Schritte von ihm.
 

„Du gehst?“
 

Die Stimme des Jugendlichen ließ den Angehörigen des Schattenvolkes innehalten.

Er hätte einfach verschwinden können, so wie er es sonst immer tat, ohne ein Wort zu sagen, aber ... er drehte die Dekunuss in seiner Gürteltasche, um die sich seine Hand bereits geschlossen hatte, zögernd zwischen den Fingerspitzen .. aber.. nach dem vergangenen Tag kam ihm das wie ein Verrat vor.
 

„Ich muss.“
 

Er hörte, wie Link sich erhob, drehte sich jedoch nicht um. Er hatte Angst davor, was er in Links tiefem Blau finden würde. Dass er der stummen, verzagten Bitte darin einmal mehr nicht widerstehen konnte.
 

„Kann ich dich irgendwie finden?“
 

„Ich werde dich finden, wenn du meine Hilfe brauchst“
 

„Das ist nicht fair.“
 

„Wenn es fair wäre, dann...“
 

Shiek brach mitten im Satz ab und schüttelte den Kopf.
 

Wenn es fair wäre, dann wäre Link behütet in einer glücklichen Familie aufgewachsen, niemals hätte Dunkelheit Hyrules Himmel überzogen und ein Held der Zeit wäre nie von Nöten gewesen.
 

Und der Shiekah selbst wäre nichts weiter als ein Schatten in Zeldas Seele geblieben und müsste sich jetzt nicht fragen, an welcher Stelle er den schmalen Grat zwischen richtig und falsch überschritt und warum er sich auf Dinge einließ, von denen er wusste, dass sie nicht sein durften.
 

Schließlich schleuderte er die Dekunuss doch zu Boden.

Er hörte Links erstauntes Aufkeuchen, als das helle Licht den Hylianer blendete, aber ohne dem viel Beachtung zu schenken, eilte er aus der Reichweite des Heroen und suchte Schutz hinter dem nächsten Gruppe großer Findlinge, die dunkel vor dem wolkenverhangenen Horizont aufragte.
 

Lange noch blieb Shiek gegen einen der großen Steine gelehnt sitzen.
 

Selbst, nachdem Link nach einer ganzen Weile das Warten aufgegeben und Epona gesattelt hatte, um seinem nächsten Bestimmungsort entgegenzureiten, verweilte der Angehörige des Schattenvolkes weiterhin in seinem Versteck.

Verweilte dort und fragte sich, warum er diesen bohrenden Schmerz in seinem Herzen empfand und warum er einfach nicht nachlassen wollte.
 

Was.. war nur los mit ihm?

Verwirrende Gefühle

Und schon wieder sind über sieben Monate vergangen, bis ich zum nächsten Kapitel-Upload komme. Es wird irgendwie nicht besser mit mir, oder?

(Zumal mein Stil in diesem Kapitel... ich weiß nicht :/ *nicht ganz so zufrieden wie sonst* EDIT: Hab einige Teile nochmal stark überarbeitet. Bin jetzt zufriedener als vorher. o.oV)
 

Die Gründe waren mal wieder vielfältig und abgesehen von dem ziemlich herben Hetalia-Flash der letzten Monate... beschränken wir uns darauf, dass es mein Leben war, was dem Schreiben mal wieder in die Quere gekommen ist. Nachdem ich allerdings neulich meine Favolisten gecheckt hatte und ich fast vom Stuhl gefallen bin, nachdem ich festgestellt habe, dass ich 20 Favos auf diese Story habe und das hier doch einige lesen, war mein schlechtes Gewissen wieder da und trieb mich zum Word. Der kreative Input von OoT-3D, was ich derzeit spiele, tat den Rest. X//D
 

Das folgende Kapitel ist sehr... Link-zentrisch. Ursprünglich hatte ich geplant, es bis in die Eisgrotte zu ziehen, aber nachdem ich soweit war, wie ich war, hatte ich das Gefühl, das es besser war, an dieser Stelle einen Schnitt zu machen.

Ich hoffe, es gefällt trotz der Armut an Shieks Anwesenheit. ID"

...und ich weiß, es geht storytechnisch eher langsam voran, aber ich wollte wie schon gesagt nicht den Fehler wie bei meinen anderen multiple chapter FFs begehen und durch die Story hetzen, sondern es diesmal richtig machen und den Charakteren mehr Zeit für ihre Entwicklung geben.

(Wenn es nach meinem 19-jährigen Ich ginge, dass die ersten Notizen zu dieser Story gemacht hat, hättem wir den ersten Kuss schon in Kapitel 3 gehabt. >//>'')
 

Aber genug random rambling. Bevor sich die Freischalter beschweren, hier das Kapitel.
 

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Sonnenlicht.
 

Schon lange hatte Link es nicht mehr mit solcher Wärme auf seiner Haut gespürt und es mit solcher Klarheit durch die Dunkelheit über Hyrule brennen sehen. Obwohl immer noch dunkle Wolken wie schmutzige Banner über das reine Blau wehten, so war es doch unverkennbar jenes helle Azur scheinbar längst vergangener Tage, welches heute die Vorherrschaft über Hyrules Himmel genoss.
 

Link wusste, es hätte ihn freuen sollen, dass nach so vielen Wochen trüben Graus die Sonne sich endlich einmal mehr als nur für wenige Stunden am Firmament zeigte.

Oder vielleicht wäre es auch grimmige Genugtuung gewesen, was der Schwertkämpfer beim Anblick der glühenden Kugel am Zenit des Himmels hätte empfinden können – eine gemeine Freude darüber, dass Ganondorfs finstere Macht allmählich an Einfluss auf das Land verlor, zu dessen Herrscher sich der Großmeister des Bösen selbst erklärt hatte

Womöglich wäre der Heroe auch einfach nur erleichtert gewesen, dass seine Anstrengungen, die Siegel zu brechen und das Licht nach Hyrule zurückzubringen, schlussendlich doch Wirkung zeigten.
 

Aber das Herz des Helden der Zeit jubilierte nicht ob diesen kleinen Erfolges, diesem kleinen Sieg über die Dunkelheit.
 

Es waren Gedanken anderer Art, die seine Stimmung drückten und dem blonden Hylianer das Gefühl gaben, an seinen Mundwinkeln würden Gewichte aus reinem Blei hängen.
 

Er machte sich Sorgen um Shiek, seitdem dieser am Morgen vor zwei Tagen ohne ein Wort des Abschieds verschwunden war. Nicht, dass der Angehörige des Schattenvolkes dies bei ihren vorangegangenen Treffen nicht auch schon getan hatte, doch dieses Mal ... Link konnte es sich nicht ganz erklären, doch dieses Mal hatte es für den Krieger den Anschein gehabt, als hätte der Shiekah etwas zurückgehalten.
 

‚Wenn es fair wäre, dann...’
 

Was hatte Shiek damit gemeint? Natürlich war in dieser gesetzlosen Welt, in die Ganondorfs dunkle Magie Hyrule verwandelt hatte, nicht immer alles gerecht, aber irgendwie war sich Link sicher, dass es nicht das war, was sein Begleiter hatte sagen wollen.

Dennoch entzog sich ihm die Antwort, egal, wie oft er sich den Kopf darüber zerbrach.
 

Mit einem leichten Seufzer ließ er sich in Eponas Sattel zurücksinken.
 

Er fragte sich, was Shiek wohl gerade tat. Ob es ihm gut ging?
 

Ein leises Lächeln schlich sich auf Links Lippen, als er an das glockenklare Lachen des Shiekah dachte, welches er während ihres Besuches des Feenbrunnens gehört hatte und seitdem vermisste.

Die bleischwere Last an seinen Mundwinkeln verschwand von einer Sekunde auf die andere und er spürte, wie sein Herz schneller schlug, als er die Erinnerung wieder aufleben ließ und sich das lebhafte Feuer in jenen Augen ins Gedächtnis rief, die ihn sonst immer mit einer gewissen Distanz anblickten.

Der Heroe hatte das Gefühl, einen ganzen Schwarm übermütiger, aufgeregter Feen verschluckt zu haben und dann spürte er ... einen stechenden, scharfen Schmerz an seiner Kopfhaut.
 

„LINK! Ich rede mit dir! Hör mir endlich zu!“
 

Die empörte Stimme seiner eigenen Fee holte ihn zurück in die Realität und er kniff die Augen zusammen, als sie noch etwas fester an seinem Haar zog.
 

„Navi, was ...?“
 

„Na endlich. Wo warst du gerade mit deinen Gedanken? Du reitest in die vollkommen falsche Richtung!“, schnaufte seine kleine Begleiterin und umkreiste einmal seinen Kopf, während der Heroe sich mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Verwirrung umblickte.
 

„Die Quelle der Zora liegt im Osten von Hyrule, nicht im Süden“, klingelte ihr helles Stimmchen neben seinem Ohr.
 

Link zügelte Epona und versuchte sich zu orientieren. Schnell erkannte er, dass Navi Recht hatte.

Sie befanden sich in unmittelbarer Nähe des Hylia Sees, während der Todesberg sich einige Meilen entfernt gegen den blauen Himmel abzeichnete. Die Quelle der Zora, welches ihr eigentliches Tagesziel gewesen war, lag in etwa der gleichen Richtung wie der Vulkan mit dem immerwährenden, rötlichen Wolkenkranz. Es wäre ein Ritt von etwa zwei Stunden von ihrem letzten Rastplatz aus gewesen, bis sie die Grotte des Wasservolkes erreicht hätten. Da der Neunzehnjährige seit ihrem Aufbruch die Distanz zwischen sich und der Heimat der Zora allerdings erfolgreich vergrößert hatte, war der Jugendliche sich sicher, zu dieser Rechnung nun mindestens noch weitere dreißig Minuten hinzufügen zu können.
 

Der funkelnde Lichtball, der den Körper seiner Begleiterin bezeichnete, schob sich wieder in sein Blickfeld und verweilte dort.
 

„Was ist los, Link?“, fragte die kleine Fee und ihre Stimme verriet milde Sorge.
 

Der Held der Zeit schlug die Augen nieder. Er fühlte sich schuldig, wegen solch etwas Banalem wie seiner eigenen Versunkenheit Navi Gedanken zu machen und suchte nach einer anderen, bedeutungsvoller klingenden Erklärung für sein Verhalten. Doch mit den Worten dafür verhielt es sich wie mit Gesetzlosen auf der Flucht; immer wieder entkamen sie ihm und waren nur schwer zu greifen.

Er sah ein, das es keinen Sinn machte, den Waldgeist zu belügen.

Sie würde ihn ohnehin über kurz oder lang durchschauen.
 

Mit einem schweren Seufzer ließ der Schwertkämpfer die Schultern sacken und schüttelte dann den Kopf.
 

„Es tut mir leid. Ich kann mich im Moment einfach nicht richtig konzentrieren. Ständig mache ich mir Sorgen um Shiek.“
 

„Das ist alles? Shiek ist schlau. Er kann bestimmt auf sich selbst aufpassen.“
 

Die Verwunderung war der Fee anzuhören und gleichzeitig wohnte ihren letzten Worten eine Überzeugung inne, die Bände über ihre Meinung zu den Kompetenzen des Shiekah sprach.
 

Links Gedanken kehrten bei Navis Frage unwillkürlich zurück an ihren Tag bei der von Feen bevölkerten Quelle und augenblicklich hatte Hyrules Hoffnungsträger wieder das Gefühl, zahllose Bewohner dieses magischen Rückzugortes würden sich in seinem Magen tummeln.

Mehr noch als seine Sorgen um den Angehörigen des Schattenvolkes war es jene Empfindung, die seinen Geist zunehmend beschäftigt hielt, weil er ihren Ursprung einfach nicht ergründen konnte. Sie war etwas, das er bis dahin noch nie gefühlt hatte und bei dem Versuch, eine Erklärung für sie zu finden, kam sich der Heroe vor, als stocherte er in dickem, zähen Morast nach etwas, von dem er selbst nicht wusste, was es eigentlich genau war.

Der blonde Hylianer bewegte den Kopf in einer verneinenden Geste, ein schiefes Lächeln auf den Lippen.
 

„... und immer, wenn ich an neulich denke, bekomme ich so ein seltsames Kribbeln im Bauch.“
 

„Ein Kribbeln?“
 

„Ja, ein Kribbeln. Aber kein schlechtes, sondern ein gutes. Und sobald ich aufhöre, daran zu denken, geht es auch wieder weg. Weißt du, was das sein könnte?“
 

Erwartungsvoll blickte der Neunzehnjährige seine Fee an, in der Brust die leise Hoffnung tragend, dass sie vielleicht einen Weg aus diesem verworrnen Irrgarten kannte, der im Moment Links Gefühle und Gedanken beschrieb.

Aber genauso schnell, wie jene Hoffnung aufgekeimt war, verwitterte sie auch wieder.

Als die Intensität von Navis Leuchten abnahm, war dies eigentlich schon Antwort genug für den Helden der Zeit.

Das schwache Glühen, das nun vielmehr einem verblassenden Stern als dem üblichen, kleinen Abbild der Sonne glich, konnte eigentlich nur eines bedeuten: Es war einer dieser seltenen Augenblicke, in denen das scheinbar unerschöpfliche Wissen seiner kleinen Begleiterin an seine Grenzen stieß.

Ihre einsilbige, enttäuschte Antwort bestätigte die Vermutung des Kriegers.
 

„Nein.“
 

Der junge Mann öffnete den Mund, um der Fee wenigstens für den Versuch zu danken, doch ehe er dazu kam, erhob Navi erneut ihr Stimmchen.
 

„Aber ... warum fragst du Salia nicht einmal?“
 

Auf das anfängliche Erstaunen über den Vorschlag seiner kleinen Begleiterin folgte die Einsicht, dass die Idee seiner Fee eigentlich gar nicht so abwegig war wie sie auf den ersten Blick schien.

Wenn es jemand wissen musste, dann vielleicht tatsächlich Salia.

Denn die Kokiri war soviel mehr als nur seine beste Freundin. Sie hatte sich um ihn gekümmert, so lange Link zurückdenken konnte und noch bevor Navi an jenem schicksalhaften Tag vor wenigen Wochen in sein Leben getreten war, hatte Salia ihm immer wieder mit weisen Ratschlägen zur Seite gestanden.

Nicht nur einmal hatte sie dem Jugendlichem damals das Gefühl gegeben, ihn besser zu kennen als er sich selbst, dachte der Schwertkämpfer mit einer leichten Verlegenheit.
 

Er stimmte Navis Vorschlag mit einem Nicken zu und lenkte seine Stute in Richtung der Zitadelle jenseits des hylianschen Marktplatzes, um die Grenzen der Zeit ein weiteres Mal zu überschreiten.

Es war egoistisch, die ihm verliehene Macht für solch eigennützige Unterfangen zu nutzen, dass wusste er selbst.

Aber gleichzeitig wollte er dieses Gespräch mit seiner besten Freundin nicht nur auf die magische Verbindung ihrer Okarinas reduzieren. Etwas in Link, das der Heroe selbst nicht ganz verstand, drängte ihn, diese Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht zu führen und flüsterte ihm unaufhörlich zu, dass sie zu wichtig und persönlich war, um sich nur auf die verzauberten Melodien seines Instruments zu verlassen.

Der Neunzehnjährige fuhr sich mit der Hand durch die goldblonden Strähnen und unterdrückte ein weiteres Seufzen.
 

Warum war auf einmal alles so schrecklich verwirrend geworden?
 

Vor zwei Tagen war seine Welt noch in Ordnung gewesen, oder zumindest soweit in Ordnung, wie sie es mit der ständigen Bedrohung durch Ganondorf und seine Schergen sein konnte.

Streng genommen hatte sich an diesem Zustand ja auch nichts geändert und beim Blick auf das leuchtende Blau, welches sich heute wie ein Segel über den Himmel spannte, konnte man sogar behaupten, dass er sich zum Positiven gewendet hatte.

Doch noch nie hatte sich Link so abgeschnitten von seiner Umwelt gefühlt. Das, was seine Augen sahen, stand in vollkommen Gegensatz zu dem, was er dabei empfand.
 

Nun ... eigentlich wusste er ja noch nicht einmal genau, was er eigentlich empfand.
 

Der Grund dafür, warum Shiek so vehement die Vorherrschaft über seine Gedanken führte – zumindest mehr, als es zuvor der Fall gewesen war – war ihm genauso fremd wie dieses seltsame Kribbeln, dass er bei den glücklicheren Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit empfand und diese permanente, geistige Abgelenktheit war auch etwas, was Link in dieser Art sonst nicht von sich kannte. Bisher hatte er eigentlich jedes Rätsel lösen können, auf das er während seiner Reise gestoßen war, aber es hatte den Anschein, als stellte der Hylianer in sich selbst das Größte von allen dar. Und ohne Hilfe würde er daran verzweifeln.
 

Es war schlichtweg frustrierend und ... ja, verwirrend eben.
 

Einzig eine Erkenntnis war während des Gespräches mit seiner Fee mit kristallener Klarheit an die Oberfläche dieses undurchsichtigen Dunkels seiner Gefühle getreten – nämlich jene, dass die Gedanken um den Shiekah nicht abnehmen und ihn über kurz oder lang tatsächlich beeinträchtigen würden, wenn er nichts dagegen unternahm. Und auch, wenn der eisige Hauch, den der Wind von der Quelle der Zora hinunter in die Steppe trug, ihn stetig daran erinnerte, dass die Zeit drängte, er brauchte Antworten.
 

Hoffentlich....
 

Hoffentlich war Salia wirklich diejenige, die diese Antworten kannte.
 

Es war ein Unterschied, an den sich Link wohl nie völlig gewöhnen würde, egal, wie oft er zwischen den Zeiten wechselte.

Der Gegensatz zwischen einer Welt, die von Ganondorfs finsteren Mächten weitestgehend unberührt geblieben war und dem ausgezehrten Land, welches unter sieben Jahren Schreckensherrschaft des dunklen Großmeisters gelitten hatte, war gravierend.

Hier in den Verlorenen Wäldern spürte er es deutlicher als nirgendwo sonst.

Obwohl selbst noch in jener düsteren Zukunft, die gleichsam zu Links Gegenwart geworden war, von Leben erfüllt, war dies kein Vergleich zu der pulsierenden, magischen Energie, welcher der Forst jetzt mit jedem Windzug, mit jedem Blätterrascheln ausatmete. Der gesamte Wald um ihn herum knarrte und ächzte, war in Bewegung.

Der Zauber der Umgebung erweckte den Eindruck in dem jungen Hylianer, als wäre der Forst ein uraltes, denkendes Wesen. Nein, verbesserte der Zwölfjährige sich gedanklich selbst. Es war nicht allein seine Einbildung. Das Netz der ineinander verwobenen, mächtiger Kräfte, die rings um ihn an diesem Ort wirkten, glich tatsächlich einem trägen, aber dennoch einnehmenden Bewusstsein, welches Links eigenes berührte.

Doch war sich der Held der Zeit nicht sicher, ob es tatsächlich diese überquellende Magie war, die ihm beständig nervöse Schauer über sein Rückrat jagte
 

Er stand am Eingang zur Heiligen Lichtung und plötzlich kamen ihm Zweifel.
 

War es wirklich richtig, Salia zu fragen? Was, wenn seine Freundin ebenfalls keine Antwort wusste? Oder viel schlimmer noch, wenn sie zwar eine Antwort fand, es jedoch eine solcher Natur war, die man niemals hatte erfahren wollen? Was war, wenn sich während ihres Gespräches zum Beispiel herausstellte, dass Shieks Anwesenheit eine schlechte Wirkung auf den blonden Hylianer hatte, die sich in diesem seltsam flatterhaften Gefühl manifestierte? Bedeutete dies in der endlichen Konsequenz dann etwa, dass er nicht mehr mit dem Shiekah zusammen sein konnte?
 

„Hey, Link. Worauf wartest du?“, drängte ihn seine Fee und ließ den Schwertkämpfer aus seinen Gedanken aufschrecken.
 

„A-auf gar nichts“, antwortete der grüngewandete Junge und schüttele den Kopf, um seine Fantasien zu vertreiben. Er dachte bestimmt einfach nur zu viel darüber nach. Wahrscheinlich war die Erklärung ganz simpel und seine Ängste unbegründet.
 

Als er den ersten Schritt auf die Lichtung tat, verstummte das Lied von Salias Okarina, welches zuvor über den vielfältigen Stimmen des Waldes geklungen hatte, augenblicklich.

Die Kokiri setzte das Instrument von den Lippen und legte es neben sich auf den Baumstumpf, auf dem sie saß.
 

„Link!“, rief sie freudig, während der Zwölfjährige auf sie zuschritt und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, als er sie schließlich erreicht hatte.
 

„Was führt dich zu mir?“
 

Der Held der Zeit kratze sich am Hinterkopf und seine tiefblauen Iriden strichen ausweichend über die Lichtung
 

„Ich hatte gehofft, dass du mir helfen kannst.“
 

„Dir helfen?“, fragte sie und ihr waldfarbenes Haar wippte ein wenig, als sie den Kopf in einer fragenden Geste neigte.
 

„Ja. Oder eher, ich brauche deinen Rat.“
 

Sie deutete auf das Gras neben dem hölzernen Stumpf; eine Aufforderung für Link, dort Platz zu nehmen. Ein sanfter, nostalgischer Ausdruck zauberte ein leichtes Kräuseln auf ihre Lippen und ihre von den gleichen Gefühlen erfüllten Augen verrieten, dass es schon länger her war, seitdem ihr Freund mit einer solchen Bitte vor sie getreten war.
 

Nachdem sich der blonde Junge zu ihren Füßen nieder gelassen hatte, beugte sie sich ein wenig vor.
 

„Erzähl.“
 

„Es gibt da diese...“ Link hielt kurz inne, um nach einem neutralen Ausdruck zu suchen, der nicht Tausende von neuen Fragen aufwarf. Er musste sich permanent daran erinnern, dass er in dieser Zeit der einzige war, der um die wahre Macht des Masterschwertes wusste und wenn er jetzt damit begann, von Menschen zu erzählen, die er eigentlich erst sieben Jahre später in der Zukunft traf, würde er nur Verwirrung stifteten und Salia bestenfalls glauben machen, er sei auf dem Weg hierher auf den Kopf gefallen, „... Person“, schloss er.

Eine angenehme, mittlerweile sehr vertraute Wärme kroch in seinen Wangen, als er die nächsten Worte in der Stille seiner Gedanken vorklingen ließ, ehe er sie laut aussprach.
 

„Ich habe sie sehr gern.“
 

Die Hitze auf seinen Wangen wuchs, bis Link das Gefühl hatte, sein Gesicht zu lange in die Sonne gehalten zu haben. Er war für einen Moment sogar versucht, nach oben zu sehen und zu überprüfen, ob der leuchtende Feuerball am Firmament ihn vielleicht doch nicht einfach nur ärgerte und heute besonders heiß auf ihn hernieder brannte. Dann schüttelte er fast unmerklich den Kopf.

Salia und er saßen im Schatten und diese unerträgliche Wärme musste von ihm selbst ausgehen. Außerdem erweckte die Kokiri vor ihm nicht den Eindruck, als würde sie auf irgendeine Art und Weise schwitzen.
 

„Nein. Eigentlich habe ich sie sogar sehr, sehr gern,“ gab er zu.
 

Er konnte seiner Freundin nicht mehr in die Augen sehen und starrte stattdessen auf seine Hände, welche in seinem Schoß ruhten.

Er grub seine Zähne in die Unterlippe und begann auf ihr zu kauen; eine nervöse Angewohnheit, die immer dann zu Tage trat, wenn der junge Heroe am Ende mit seiner Weisheit war.

Link war sich sicher, dass seine nächsten Worte äußerst seltsam in den Ohren der Kokiri klingen musste. Die ganze Situation an sich war ja schließlich so seltsam, dass er noch nicht einmal selbst eine Erklärung dafür fand.

Denn Salia hatte er schließlich auch sehr gern, aber wenn er sich an ihre gemeinsame Zeit erinnerte, fühlte er sich bei weitem nicht so ... komisch wie das bei Shiek der Fall war.
 

„Aber das ist noch nicht alles. Jedes mal, wenn ich an diese Person denke, wird mir ganz heiß und kalt gleichzeitig und mein Herz beginnt schnell zu schlagen. Und in meinem Bauch kribbelt alles. Was ist los mit mir, Salia? Bin ich krank?“
 

Die letzten Worte verließen fast schon ängstlich die Lippen das Zwölfjährigen. Obwohl die Idee erst vor wenigen Minuten seinen Geist gestreift hatte, erschien sie plötzlich gar nicht einmal mehr so unwahrscheinlich und durchaus im Rahmen des Möglichen.

Der junge Krieger dachte die Grippe, die ihn letztes Jahr für fast zwei Wochen außer Gefecht gesetzt hatte. Die Symptome waren ihr nicht unähnlich: Das schwummrige Gefühl in seinem Kopf, das Herzrasen und die ständige, innere Hitze, die nicht nachlassen wollte.
 

Seine leichte Sorge wuchs zu einer handfesten Panik heran.
 

Bei den Göttinnen, nein! Alles, nur das nicht!
 

Auch wenn es das erste mal wäre, dass er von so etwas hörte, aber ...reagierte er auf die Gegenwart des Shiekah womöglich tatsächlich mit Krankheit!?

Das musste ein schlechter Traum sein! Das konnte nur ein schlechter Traum sein!
 

Es war Salias leises Kichern, was ihn zurück in die Realität holte.
 

Er wollte sie nicht säuerlich anblicken, aber ein Teil des Heroen konnte nicht anders, als sich verletzt zu fühlen, dass ausgerechnet seine beste Freundin sich an seiner misslichen Lage belustigte.

Doch als er den saphirgleichen Spiegeln von Salias Augen begegnete, war es kein Spott, den er darin fand.
 

„Nein, Link, du bist nicht krank“, erklärte sie und der Zwölfjährige spürte, wie er sich merklich entspannte, auch wenn das neue Fragen aufwarf – neben dem Schuldgefühl, der Kokiri zu Unrecht einen so scharfen Blick zugeworfen zu haben..
 

Wenn er nicht krank war, was war er dann?
 

Eine Vielzahl von Emotionen vermischte sich in dem Blau von Salias Iriden. Da war Freude und eine leise Spur von Wehmut, ein wenig Stolz und jener schwer zu beschreibender Ausdruck, mit dem Link hyliansche Mütter häufig ihre Kinder betrachten sah.
 

„Du bist verliebt.“
 

„Verliebt?“
 

Salia nickte und aus ihrem kindlichen Gesicht sprach die Weisheit vieler Jahre.
 

„Verliebt“, wiederholte sie.
 

„Was... bedeutet das?“
 

Sie legte zwei Finger an ihr Kinn und blickte verloren in das Blattwerk des Waldes, während sie offensichtlich darüber nachdachte, wie sie ihrem Freund die Erklärung am besten darbrachte.

„Verliebt sein ist erst einmal etwas ganz Natürliches und vor allem nichts Schlechtes. Es ist eigentlich sogar etwas sehr Schönes. Meistens auf jeden Fall...“

Der letzte Satz war von einer leichten Trauer erfüllt, die der Held der Zeit nicht ganz zu deuten vermochte. Als verbürge sich hinter den wenigen Worten eine weitaus längere Geschichte als die kurze Bemerkung vermuten ließ. Doch ehe er seine Stimme zu einer Frage heben und sie darauf ansprechen konnte, fuhr die Kokiri fort.

„Wenn du verliebt bist, kannst du nicht aufhören, an eine bestimmte Person zu denken. Du bist glücklich, wenn du mit ihr zusammen bist und hast dann das Gefühl, die ganze Zeit lächeln zu wollen. Eigentlich möchtest du dich gar nicht mehr von ihr trennen.“

Ihre Finger trommelten leicht gegen ihren Kieferknochen und das Lächeln kehrte auf ihre Lippen zurück.

„Sie bedeutet dir mehr als jeder andere. Und dir fallen Dinge an ihr auf. Kleinigkeiten, die sonst niemand zu bemerken scheint. Du willst, das diese Person genauso glücklich ist, wie sie dich macht und tust alles, was in deiner Macht steht, um dafür zu sorgen, dass sie dies auch ist.“
 

Sie senkte den Blick und in ihren Tonfall war eine Entschuldigung geflochten, während ein zartrosa Schatten über ihrem Gesicht lag.
 

„Es ist schwer zu erklären, aber ich hoffe, ich habe mich nicht zu unverständlich ausgedrückt.“
 

Link schüttelte den Kopf. Salia hätte die Gefühle des Hylianers für den Shiekah nicht treffender beschreiben können und das Blut, welches heiß durch seine Wangen kursierte und in seinen Ohren rauschte, war nur einer der wenigen Beweise dafür.

Es war, als hätte die Kokiri Links geheimste Wünsche vor ihm offen gelegt – sowohl solche, denen er sich wohl bewusst gewesen war wie auch jene, von denen er jetzt erst erkannt hatte, das er sie überhaupt hegte – und plötzlich fühlte der Zwölfjährige sich nackt vor ihren Augen.

Der junge Krieger rutschte unangenehm berührt auf seinen nackten Knien hin und her und wünschte sich ein Loch, in dem er für die nächsten Wochen oder, besser noch, Jahre verschwinden konnte.

Er war mit der Hoffnung hierher gekommen, endlich etwas Klarheit über diese verwirrenden Empfindungen in seinem Inneren zu bekommen und das war auch geschehen, aber die Situation, in die ihn diese Erkenntnis gebracht hatte, war ihm hochgradig peinlich, selbst seiner besten Freundin gegenüber.
 

„Ist sie hübsch?“, fragte Salia unvermittelt mit einer Neugier in den blauen Iriden, die Link nervös zusammenzucken ließ.
 

Der Schwertkämpfer brauchte nur an diese fein geschnittenen, aristokratischen Züge unter der Maske zu denken, um das Herz in seiner Brust stolpern zu lassen und erneut eine Welle der Hitze in seinem Körper zu entfesseln.
 

„J-ja“, stotterte der Held der Zeit und seine Kehle fühlte sich trockener an als der Wind, der zeitweilen von Gerudo-Wüste seinen Weg in die Steppe fand.

Er räusperte sich, um die Rauheit zu vertreiben, allerdings mit wenig Erfolg, und so verließen seine nächsten Worte als halbes Krächzen seine Lippen.
 

„A-aber dann bedeutet verliebt sein also, dass ich ständig mit einer Person zusammensein will“, fasste Link Salias Erklärung noch einmal zusammen und versuchte so, das Gespräch auf eine unverfänglichere Thematik zu lenken. Oder zumindest war das der ursprüngliche Plan gewesen, wenngleich er rasch erkennen musste, dass er nicht wirklich aufging.
 

„Ja. So fängt es zumindest an. Als nächstes küsst man sich. Und für uns Kokiri gilt das zwar nicht, aber der Dekubaum hat mir einmal erzählt, das bei vielen anderen Völkern in Hyrule aus so einer Verbindung Kinder entstehen.“
 

Der junge Heroe runzelte die Stirn als Salia die Kinder erwähnte, aber ein anderes Detail in der Ausführung seiner Freundin stiftete viel mehr Verwirrung in seinen Gedanken.
 

„Küssen? Du meinst, so auf die Wange?“, fragte Link und deute auf die betreffende Stelle in seinem Gesicht
 

„Nein, auf den Mund.“
 

„Auf den Mund?“ fragte Link und führte den Finger tiefer zu seinen Lippen.
 

Das war neu.

Er erinnerte sich an die herzlichen Küsse, die Salia ihm dann und wann einmal in ihrem freundschaftlichen Überschwang auf seine Wange und einmal versehentlich auf seine Nase gepresst hatte. Eine leichte Verlegenheit in ihm und ein unangenehm feuchtes Gefühl auf seiner Haut waren jedoch alles, was sie zurückgelassen hatten und niemals hätte der Zwölfjährige gedacht, dass eine tiefere Bedeutung in ihnen lag.

Und dann noch auf den Mund...
 

Ihm kamen Bilder von dem jungen Mann und der Frau mit dem langen, kastanienfarbenen Haar in den Sinn, welche er öfter über den hylianschen Marktplatz schlendern sah, wenn er in dieser Zeit unterwegs war. – wie sie sich gemeinsam in den Armen lagen, die Lippen gegeneinander gepresst, die Augen fest, fast schon genüsslich geschlossen und eine ganz besondere Art von Glück ausstrahlend.
 

War es das, was Salia meinte?
 

Sollte er das gleiche etwa auch bei Shiek tun?
 

Link war sich sicher, noch nie in seinem Leben so oft hintereinander rot geworden zu sein wie während dieser Unterhaltung. Die verräterische Röte zierte bestimmt gerade schon wieder seine Wangen, der Heroe konnte die Wärme in seinem Gesicht deutlich spüren.
 

Die Kokiri schenkte ihm ein mildes Lächeln.
 

„Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Wenn sie dich auch liebt, kommt das irgendwann alles von ganz alleine.“
 

Der junge Hylianer nickte verhalten und stand anschließend auf. Es gab zwar immer noch einige ungeklärte Fragen, aber das große Rätsel um den Ursprung seiner Gefühle für den Shiekah war gelöst.

Es war an der Zeit, zu gehen. Es wartete immer noch eine Aufgabe auf ihn, die er für sein Empfinden schon viel zu lange aufgeschoben hatte ... zumal da diese untrügliche Ahnung war, dass – wenn er sich noch länger mit Salia über Verliebt sein und Küssen unterhielt – sein Gesicht früher oder später in Flammen aufgehen würde.
 

„Danke, Salia.“
 

„Bitte, Link. Du weißt, ich bin hier, wenn du mich brauchst.“
 

„Ich weiß, danke.“
 

Das Lächeln, welches auf Links Lippen getreten war, sank ein wenig.
 

„Ich muss jetzt wieder weiter.“
 

„Es war schön, dass du mal wieder hier warst.“
 

Es war erstaunlich, wie die Kokiri immer die richtigen Worte zu finden schien, um seine Stimmung zu heben.

Seine Mundwinkel wanderten wieder nach oben.
 

„Finde ich auch. Bis bald.“
 

„Bis bald, Link.“
 

Mit diesen Worten kehrte er ihr den Rücken zu und begann die Lichtung zu verlassen. Kurz bevor er die Treppe erreichte, die hinunter in den Wald führte, drehte er sich noch einmal herum und hob die Hand zum Abschied. Dann eilte er die Stufen hinab.
 

Er fühlte sich besser. Hoffnungsvoller.
 

Er war weder krank noch waren seine Empfindungen sonderbar.

Ganz im Gegenteil sogar. Er war ... verliebt.
 

Er mochte das Wort. Es hatte einen schönen Klang.
 

Verliebt, wiederholte er in Gedanken.
 

Verliebt in Shiek.

Auf dünnem Eis

Wohoo~, nur zwei Monate seit dem letzten, wirklichen Update, ich mache Fortschritte. XD''
 

Ansonsten, was ab ich groß zu sagen? Irgendwie amüsiert es mich ja schon, dass dieses Kapitel eigentlich als Ende vom letzten geplant war, und dann ein solches Eigenleben entwickelt hat, dass es lang genug wurde, um für sich selbst zu stehen.

(Ich geb zu, ich hab mich von der Kampfszene etwas mitreißen lassen.. aber ich schreib die doch nun mal so gerne x//D).

Und ja, ich WEIß, Link sollte in der Kiste eigentlich was anderes finden, aber ..argh, was im Spiel funktioniert, tut das nicht zwangsweise auch in der Realität und da meine realistische Seite während des Schreibens ohnehin immer Wachhund spielt.. die kleine Änderung. Hoffe, das nimmt mir niemand übel. ^^''

Und ja, trotz OoT 3D bleiben Wolfsheimer bei mir Wolfsheimer und werden nicht plötzlich zu Wolfos. Alte Schule und so. XD
 

Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen. <3
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es war ein Himmel aus falschen Sternen, der sich wenige Fuß über seinem Kopf von der einen Seite des Raumes zur anderen spannte. Tausende kostbarer Gemmen funkelten im Dunkel des Gesteins und ihr Licht brach sich vielfach in den Prismen aus Eis, die wie ein Garten aus gläsernen, riesigen Blumen überall aus dem Boden, den Wänden und sogar der steinernen Decke über ihm sprossen.
 

Allein dieser Anblick entschädigte schon für den gefahrvollen Weg durch diese Höhle, in der ihm der weiße, kalte Atem des Todes beständig im Nacken gesessen hatte. Für die Eiszapfen, scharfkantig wie Speerspitzen und größer als ein Mensch, die nur darauf zu warten schienen, dass ein unachtsamer Hylianer unter ihnen entlang schritt, um ihn dann aufzuspießen.

Für die Monster, deren alleinige Berührung jegliche Wärme aus dem Körper raubte.

Für überfrorene, spiegelglatte Böden, auf denen ein falscher Schritt den Sturz in bodenlose Abgründe bedeuten konnte.
 

Dies alles erinnerte ihn einmal mehr daran, dass dies nicht das Hyrule war, welches sein zwölfjähriges Ich mit bewundernden Augen entdeckt hatte. Die Gefahren waren um ein Vielfaches gestiegen und die Strafe für ein Scheitern zu etwas geworden, was kalte Angst an Links Herzen nagen ließ und worüber er lieber nicht allzu genau nachdenken wollte.
 

Und doch...
 

Er lies seine saphirgleichen Seelenspiegel ein weiteres Mal über die surreale Schönheit der Eisgrotte streichen und sich von ihr gefangen nehmen.
 

... der kleine Junge in ihm überschlug sich vor Aufregung über diese Entdeckung, während der reifere Teil in ihm seine Lippen zu einem Lächeln werden ließ ob der glücklichen Feststellung, dass es noch mehr Orte wie den Feenbrunnen in den Verlorenen Wäldern gab, die unberührt von Ganondorfs Schatten geblieben waren.
 

Fast zeitgleich mit der Erinnerung an die magische Quelle erwachte auch das Bild Shieks inmitten all dieser kleinen Waldgeister vor seinem inneren Auge. Die sanfte Wärme auf seinen Wangen spürend fragte er sich stumm, ob der Shiekah diese Höhle kannte.

Wenn Link an das ernste Rot der Seelenspiegel des jungen Mannes dachte, welches immer so resigniert wirkte, wenn ihr Blick auf die hylianische Steppe fiel, dann war der Held der Zeit sich fast sicher, dass Shiek es nicht tat. Jemand mit dem Wissen um solche Plätze würde fröhlicher wirken – zumindest schloss das Link aus seinen eigenen Empfindungen.

Es war jene Überlegung, die in ihm den Wunsch weckte, den Zauber des Ortes mit dem Angehörigem des Schattenvolkes teilen zu wollen, so wie er es auch schon in dem kleinen Refugium inmitten des Waldes getan hatte.

Er wollte ... so vieles mit Shiek teilen. Zwar hatte er das Gefühl, dass dieses „verliebt sein“, das Salia beschrieben hatte, noch viel mehr beinhaltete als die einfache Erklärung der Kokiri, aber wenn es um das Verbringen gemeinsamer Zeit ging, war der Heroe sich ganz sicher zu wissen, wovon seine beste Freundin gesprochen hatte.

Der Gedanke, Tage, Wochen, ja, sogar Jahre mit Shiek zu verbringen, brachte das Lächeln auf seinem Mund zum wachsen und wenn er überlegte, dass ihm dies nur noch mehr Gelegenheit geben würde, jenen lieblichen, unbeschwerten Laut aus der Kehle des jungen Mannes zu entlocken und zu hören, dann spürte der Hylianer sein Herz aufgeregt zwischen den Lichtern an der Decke schweben.
 

„Link, pass auf!“
 

Auf Navis schrillen Ausruf folgte ein grollendes Knurren zu Links Rechter, welches den Helden der Zeit alarmiert zu Schwert und Schild auf seinem Rücken greifen ließ.
 

Keine Sekunde zu früh.
 

Er hörte das Geräusch von brechendem Eis und kurz darauf ein lautes Jaulen, dessen Echo unheilverkündet in der Höhle widerhallte. Link blieb gerade noch genug Zeit, sich in Richtung des Lärms zu wenden und zu erkennen, wie etwas Großes, Weißes die langen Vorderläufe hob, um ihn zu attackieren.
 

Reflexartig riss der grüngewandete Krieger das Schild in die Höhe und nur Sekundenbruchteile später trafen scharfe Krallen auf die stählerne Oberfläche, wetzten kreischend über das Metall. Links Arm erzitterte unter der Stärke des Aufpralles und er stemmte sich mit seinem ganzen Körper und beiden Händen gegen das Gewicht auf seinem Schild, um nicht von den Füßen gerissen zu werden.
 

Es war ein zähes Ringen darum, wer den Vorteil des Erstschlages für sich beanspruchte.

Der Heroe gewann ihn dadurch für sich, indem er das Wagnis einging, dem Druck gegen sein Schild nachzugeben und in die Knie zu gehen, um dann mit der nun freien Schwerthand nach den Beinen des Monsters zu stechen.

Das erdrückende Gewicht auf seiner Verteidigung verschwand augenblicklich. Rasch war Link wieder auf den Beinen und tänzelte zurück, um Distanz zwischen sich und seinen Gegner zu bringen.
 

Sein Angreifer hatte unverkennbar die Gestalt eines Wolfes und doch hatte dieses Wesen der Finsternis wenig gemein mit den Tieren, die Mutter Natur beherbergte. Es kam an Größe einem ausgewachsenen Hylianer gleich und auch die Art, wie es seine muskulösen, klauenbewehrten Vorderläufe zum Angriff schwang, hatte etwas beklemmend Menschliches.

In den roten, vor Blutlust funkelnden Augen lag eine Intelligenz, die dort für ein Tier nicht hätte sein dürfen.

Links Gegner war ein Wolfsheimer und obwohl es nicht das erste Mal war, dass der Neunzehnjährige einem dieser Ungeheuer gegenüber stand, war da dieser kurze Moment des Erstaunens ob der Feststellung, dass dieses Biest sich von seinen Artgenossen unterschied.

Das Fell, welches in zottigen Büscheln den Körper seines Gegners bedeckte, war nicht grau sondern weiß wie der Schnee zu ihrer beider Füßen.
 

„Link, sei vorsichtig. Ich spüre eine starke, böse Energie von diesem Monster ausgehen“, hörte der Schwertkämpfer die Stimme seiner Fee neben seinen Ohr und nickte abwesend, ohne die Schattenkreatur aus den Augen zu lassen.
 

Das gegenseitige Abwägen der Kontrahenten dauerte an und es schien, als wäre gleich allem Leben in dieser Höhle nunmehr auch die Zeit gefroren. Dann zerbrach der Moment und der Wolfsheimer warf sich in einem weiteren Angriff nach vorne.
 

Im Gegensatz zu ihrem ersten Schlagabtausch war Link nun auf die Attacke vorbereitet und ehe sich ein weiteres Mal auf ein Kräftemessen mit der zermalmenden Stärke des Monsters einzulassen, wich er mit einem Sprung zur Seite aus.

Um seine Beute betrogen jaulte das Biest wütend auf und setzte dem Krieger nach.

Die Unachtsamkeit des Wolfsheimers ausnutzend stieß Link nach vor, die Spitze seines Schwertes direkt auf die Brust des Ungetüms gerichtet. Ein fast schon grimmiges Lächeln blitzte über die Züge des Helden der Zeit, nachdem das Monster schützend die Pranken vor dem Oberkörper kreuzte, denn das war der Moment und die Reaktion, auf den Link gewartet und gehofft hatte.

Kurz bevor die Klinge auf die Klauen seines Gegners traf, änderte der Heroe den Winkel der Schneide und tat im gleichen Moment einen Ausfallschritt nach links. Er spürte das Masterschwert auf den Widerstand fester Muskeln treffen, aber trieb es dennoch weiter und riss eine klaffende Wunde in den oberen Vorderlauf der Schattenkreatur.
 

Ein schrilles, schmerzerfülltes Heulen erfüllte die Höhle.
 

Das Monster wich zurück und Link tat es ihm gleich.
 

Ein weiteres, kurzes Abschätzen unter den zwei so unterschiedlichen Kämpfern folgte, in dem der Neunzehnjährige die nunmehr blinde Wut in den roten Augen des Biestes erkannte, dann begann der tödliche Tanz erneut.
 

Die Angriffe des Wolfsheimers kamen nun weniger präzise, dafür jedoch umso verbissener und rascher, was es schwierig machte, auf sie zu reagieren.

Link parierte zwei Schläge, die offensichtlich dafür bestimmt gewesen waren, ihm den Kopf von den Schultern zu reißen und setzte danach zur Gegenattacke an. Wider Erwarten verteidigte sich das Ungeheuer jedoch nicht, sondern holte ebenfalls zum Angriff aus, wobei beide der messerscharfen Klauen auf das Herz des jungen Mannes zielten.

Dem Krieger gelang es noch, sein Schild zwischen sie beide zu bringen, doch die Wucht des Aufpralls riss ihn von den Füßen und schleuderte ihn durch die Luft.
 

Link keuchte gequält auf, als sein unfreiwilliger Flug damit endete, dass sein Rücken gegen eine der Eissäulen donnerte und ihm der Atem aus den Lungen gepresst wurde. Er ging in die Knie und sofort war das Ungetüm über ihm.
 

Halb blind vor Schmerz hob er sein Schild vor seinen Körper, aber dieses Mal traf der Schlag den Hylianer so unvorbereitet, dass der Wolfsheimer die eiserne Platte mit solch einer Leichtigkeit von Links Arm schmetterte als wäre das schwere Metall nicht viel mehr als ein welkes Blatt im Wind.

Benommenheit umnebelte immer noch seinen Geist, als der Neunzehnjährige mühsam seine Lider öffnete, aber er wusste, dass der nächste Angriff über Leben und Tod entschied.

Eine leise Stimme ließ den Heroen sich wundern, warum die Bestie nach ihrer letzten, verheerenden Attacke nicht unmittelbar nachgesetzt hatte, doch als seine Sicht sich klärte, erkannte er verschwommen, wie ein heller, leuchtender Ball – Navi – den Kopf des Monsters umschwirrte, um es abzulenken.

Das war der Moment, in dem der Held der Zeit voller Dankbarkeit für seine Fee das Heft des Masterschwertes mit beiden Händen umfasste und in den ungeschützten Hals des Ungetüms stieß.
 

Mit einem hässlichen Geräusch drang die Klinge in Kehle des Monsters ein. Hatte die Aufmerksamkeit des Ungeheuers zuvor noch der lästigen Lichtkugel vor seinen Augen gegolten, war sie nun vollends auf das Schwert in seinem Rachen gerichtet. Die Pranken des Wolfsheimers schnellten zu dem Fremdkörper in seiner Luftröhre, versuchten ihn zu entfernen.

Doch Link ließ es nicht dazu kommen. Der Krieger festigte den Griff um das Heft und trieb seine Klinge weiter nach oben, tiefer in das Fleisch der Schattenkreatur.

Ein feiner Regen aus Blut benetzte des Gesicht des Hylianers und die Bewegungen des Monsters wurden immer panischer und hektischer. Eine Klaue streifte im wilden Todeskampf der Bestie Links Schwertarm und ließen den Neunzehnjährigen vor Schmerz die Zähne zusammenbeißen.
 

Und plötzlich war es vorbei.
 

Ein ersticktes, gurgelndes Geräusch drang aus der Kehle des Wolfsheimers, dann war alles still.

Gleich einer Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hat, erschlafften die Glieder des Ungetüms und es sackte in sich zusammen.

Nur Augenblicke später brachen blaue und grüne Flammen aus dem Körper des Monsters hervor, wuchsen höher und holten die Schattenkreatur wieder zurück in jene Finsternis, aus der sie geboren war.
 

Erleichtert stieß Link den Atem aus, den er angehalten hatte und ließ sich in den weichen Schnee sinken.
 

Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, während er spürte, wie sich sein pochendendes Herz allmählich beruhigte. Der Kampf war unerwartet hart gewesen und wäre seine Fee nicht gewesen, dann...

Ein Schauer, der nicht von der Kälte innerhalb dieser Höhle herrührte, jagte ihm über den Rücken.

Der Krieger schüttelte fast unmerklich den Kopf und dachte lieber darüber nach, dass er ab jetzt wohl noch härter trainieren musste. Eigentlich hatte er dies sich schon seit dem Vorfall mit den Gerudo-Kriegerinnen vorgenommen, aber die Verwirrung, was seine Gefühle gegenüber Shiek anging, hatte diesen Vorsatz in den Hintergrund treten lassen.

Ein Lächeln zerrte an den Mundwinkeln des Schwertkämpfers, während er an den jungen, rotäugigen Mann dachte.

Jetzt, da er Gewissheit über den Ursprung seiner Empfindungen hatte, wirkte das warme Kribbeln in seiner Magengrube nicht länger befremdlich, sondern angenehm und vertraut. Es war etwas, woran man sich durchaus gewöhnen konnte.

Gleichzeitig begann mit dem Gedanken an den Schattenkrieger eine Idee in Link zu reifen, doch er entschloss, sie vorerst für sich zu behalten. Es gab momentan weitaus dringlichere Aufgaben.
 

Ein leises Flirren neben seinem Ohr ließ Link die Lider wieder öffnen.
 

„Link, bist du in Ordnung?“ fragte seine Fee.
 

Der Heroe nickte.
 

„Ja,“ antwortete er und hob die Hand, um sie vorsichtig um den Körper seiner Fee zu legen und sie zu seiner Wange zu führen, wo er das sanfte Prickeln ihrer magischen Energie auf seiner Haut fühlte.
 

„Danke, Navi...“
 

„Bitte. Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen, wenn du es selbst schon nicht tust“, erwiderte sie keck, worauf der Heroe mit einem schiefen Grinsen die Hand wieder senkte und den Waldgeist aus dieser ungleichen Umarmung entließ.
 

„Was soll das denn heißen?“, fragte der Held der Zeit mit leichter Entrüstung in der Stimme, doch seine Freundin zog es vor, nicht zu antworten. Stattdessen wanderte ihr leuchtender Körper weiter in den Raum.
 

„Der Wolfsheimer war bestimmt nicht ohne Grund hier“, mutmaßte sie. „Irgendetwas muss hier sein.“
 

Mit einem schicksalsergebenen Seufzer akzeptierte Link, dass er einmal mehr den Kürzeren in der Diskussion mit seiner Fee gezogen hatte, gab Navi dann jedoch kurz darauf mit einer bejahenden Kopfbewegung recht, was ihr letztes Kommentar anging. Seine eigenen Schlussfolgerungen zu dieser Sache deckten sich mit denen seiner Begleiterin. Irgendetwas musste das Monster bewacht haben.
 

Er ignorierte das schmerzhafte Ziehen in seinen Muskeln während er seinen Körper auf seine Füße zwang. Weiteres Herumsitzen würde ihm nichts bringen und außerdem war die Kälte des Schnees gerade dabei, auf unangenehme Art und Weiße die Rückseite seiner Tunika zu durchdringen.
 

Das Masterschwert wieder in dessen Scheide verstauend, nahm sich der Hylianer schließlich einen Moment, um sich selbst auf weitere Blessuren zu untersuchen.

Erleichtert stellte er fest, dass er relativ unversehrt aus der Auseinandersetzung hervorgegangen war.

Bis auf die blauen Flecken, die morgen sicherlich seinen ganzen Rücken übersäen würden, waren zwei lange, schwach blutende Kratzer auf seinem linken Unterarm alles an Verletzungen, was er davongetragen hatte.
 

Das leichte Brennen, das von den oberflächlichen Wunden ausging, war kaum erwähnenswert und so begann der blonde Krieger damit, sich umzusehen.

Auf dem ersten Blick schien die Kammer keine neuen Geheimnisse für ihn bereitzuhalten, doch als Link seine Augen weiter über die einzigartige Schönheit der Höhle wandern ließ, erweckte etwas am Ende des Raumes seine Aufmerksamkeit.

Das helle Blau hatte sie zuerst mit ihrer Umgebung verschmelzen lassen, aber nun erkannte der Heroe die reich verzierte, mit einer feinen Eisschicht überzogene Truhe ganz deutlich.

Einen kurzen Gedanken daran verschwendend, ob er nicht vielleicht in der Schatzkammer der Zora gelandet war, überwand er rasch die Entfernung zwischen ihm und dem Behältnis und kniete nieder.
 

Das Schloss, welches die Truhe verriegelt hielt, war rasch geöffnet und der Deckel der Kiste folgte diesem Beispiel ohne Verzögerung.
 

Am Boden der rotgepolsterten Truhe schimmerte im schwachen Licht der Höhle etwas in tiefem Blau und als Link seine Hände daran legte und es nach oben zog, erkannte er, dass es eine Tunika war.
 

Der Stoff floss weich über seine Finger und gab ihm das Gefühl, ein kühler Bachlauf würde erfrischend über seine Haut tanzen. Ein silbriger Glanz ging von dem Gewirke aus und brach sich gleich Wellen auf dem Saphir, wann immer der Held der Zeit die Tunika in seinen Händen bewegte.
 

Das Geräusch der sich öffnenden Tür in seinem Rücken ließ ihn jegliche Bewunderung für das Kleidungsstück schlagartig vergessen und herumwirbeln.
 

Doch jegliches Misstrauen schwand von einem Augenblick auf den anderen als seine Augen die schlanke Gestalt des Mannes fanden, der durch das Portal getreten war.
 

„Shiek!“, rief er und ein Lächeln kräuselte seine Lippen. Gleichzeitig kamen ihm Salias Worte wieder in den Sinn und sein Herz begann aufgeregt zu pochen. Alles, was seine Freundin zu ihm auf der Lichtung gesagt hatte, schien sich in jenem Moment zu bewahrheiten.

Obwohl der Schwertkämpfer wusste, dass auch dieses Treffen wieder mit einem Abschied enden würde, wollte er nicht, dass es so war. Er wollte, dass Shiek bei ihm blieb. Ihm die Wunder Hyrules zeigen. Ihn glücklich machen. Ihn lachen sehen. Ihn...
 

„Sei gegrüßt, Link. Du...“
 

Die Stimme des Shiekahs unterbrach den Gedankenfluss des Neunzehnjährigen, doch dann verlor sie sich in der Weite des Raumes. Dies lenkte Links Aufmerksamkeit vollends zurück auf den Angehörigen des Schattenvolkes.

Dessen Augen fixierten kritisch zuerst das Gesicht und dann den Unterarm des Heroen und in dem Blutrot vermischte sich Besorgnis mit einer stummen Frage.

Erst jetzt erinnerte sich Link an das Blut des Monsters, welches ihm ins Gesicht gespritzt war und es dem Blick Shieks zufolge mit Sicherheit auch noch immer benetzte. Er musste wohl wie jemand aussehen, der einen Kampf auf Leben und Tod gefochten und nur knapp überlebt hatte.

Und obwohl dies auf irgendeiner Ebene sogar der Realtät entsprach, beschloss der Neunzehnjährige, den Shiekah nicht unnötig zu beunruhigen. Shiek hatte bestimmt mehr als genug andere Sorgen.

„Das ist nicht mein Blut“, erklärte er und deute dann auf die Einschnitte in seinem Unterarm.

„Und die hier? Nur ein paar Kratzer“, winkte Link ab. „Sie sind noch nicht einmal besonders tief.“
 

Trotz der beschwichtigenden Worte wollte sich keine Erleichterung auf den Zügen des Shiekah einstellen, stattdessen verweilte das Rot weiterhin ernst auf der Gestalt des Jugendlichen.

„Dann sag, was wäre, wenn die Klauen des Monsters, das dich verletzt hat, ein langsam wirkendes Gift enthalten würden?“

Link spürte, wie ihm das Herz in der Brust einen Schlag lang aussetzte und dann sank. Schockiert blickte er erst den Shiekah, danach seine Verletzung an an.
 

Shiek schlug für einen Moment die Augen nieder und ein tonloser Seufzer verließ seine Lippen. Dann kehrte sein Blick wieder zurück auf den Heroen.

„Sei beruhigt, nichts der gleichen ist der Fall. Ich wollte damit nur sagen, dass du zu leichtfertig mit diesen Dingen umgehst. Ich ... werde nicht immer da sein, um deine Wunden zu versorgen.“
 

Kaum, dass er diese letzten Worte ausgesprochen hatte, bereute der Angehörige des Schattenvolkes sie auch schon wieder. Eigentlich hätten sie hinter seinen Lippen versiegelt bleiben sollen, doch sie waren ihnen entflohen, ehe er es hatte verhindern können.

Dabei ging es weniger darum, die Wahrheit vor dem Helden der Zeit geheim zu halten. Es würde eine Zeit kommen, da der junge Krieger sie erfahren würde und akzeptieren musste.

Vielmehr war es der Schaden, den jene Erkenntnis bei dem Hylianer anrichten würde.

Selbst diese unbedacht gesprochenen Worte lösten Emotionen in Link aus, die man auf seinem Gesicht als Verwirrung und eine gewisse Spur von Angst lesen konnte.

Gefühle, die dort nicht sein sollten. Nicht wegen so etwas. Nicht wegen Shiek.
 

„Was meinst du damit?“ fragte der Neunzehnjährige mit unsicherer Stimme.
 

Shiek senkte den Kopf und schüttelte ihn.
 

„Es ist nicht von Belang“, antwortete der Träger von Zeldas Seele. Er bewegte sich ohnehin schon auf viel zu dünnem Eis, was diese Thematik betraf. Es war besser, wenn er vorerst davon abließ – ehe er es riskierte, einen Schaden anzurichten, den er nicht wieder gut machen konnte.

Dafür stand zuviel auf dem Spiel

Noch war es nicht an der Zeit für den Schwertkämpfer, die Wahrheit zu erfahren. Aus ... vielerlei Gründen, bei denen der Schattenkrieger nicht zu fragen wagte, ob nicht einige davon aus ihm selbst entsprangen.

„Verzeih mir, fa-„
 

„Gibt es vielleicht irgendwo noch einen anderen, unfähigen Helden, um den du dich kümmern musst?“, fiel ihm Link ins Wort, offensichtlich in einem Versuch, die schwermütige Stimmung zu lockern. Die Lippen des grüngewandeten Hylianers trugen den Ansatz eines schuldbewussten Lächelns.
 

„Du bist nicht unfähig, Link“, erwiderte der Shiekah und spürte das leichte Ziehen an seinen eigenen Mundwinkeln. Der Heroe blickte verlegen zur Seite und kratze sich mit einer Hand im Nacken. „Nur unvorsichtig.“

Der Neunzehnjährige verzog leicht das Gesicht, doch das Lächeln blieb.
 

„Du bist hier her gekommen, um die Zoras zu retten, nicht wahr?“ fuhr der Angehörige des Schattenvolkes schließlich fort und durchbrach somit die Stille, die sich den sanften Schneeflocken vor dieser Eisgrotte gleich zwischen ihnen begonnen hatte nieder zu senken..
 

Es war vielmehr eine Feststellung als eine Frage, denn Shieks Augen hatten Link in den letzten Tagen nur selten verlassen und wann immer es ihm möglich gewesen war, hatte er aus den Schatten über die Schritte des Schwertkämpfers gewacht.

Zwar konnte sich der Träger von Zeldas Seele einreden, dass dies reine Vorsichtsmaßnahme nach der letzten, schweren Verletzung des Heroen war und es nichts mit der ungewohnt starken Nervosität zu tun hatte, die der Angehörige des Schattenvolkes seit einigen Tagen empfand, wann immer es um Links Sicherheit ging.

Doch die Realität war eine andere.

Nachdem er jene Seite an Link kennen gelernt hatte, die für den Shiekah ursprünglich niemals bestimmt gewesen war zu sehen, war der leise Wunsch in Shiek erwacht, dem Helden zur Seite zu stehen und jene Stimme in seinem wurde beständig lauter.
 

„Ja, aber sie sind alle...“
 

Link blickte zu Boden, die Hände zu Fäusten geballt und auf dem Gesicht ein Ausdruck, als wäre es der Makel seiner eigenen Schwäche, der verantwortlich für den derzeitigen Zustand des Wasservolkes wäre.
 

„... mit einer Ausnahme sind alle Zora unter einer dicken Eisschicht gefangen,“ sprach Shiek das aus, was Link nicht über die Lippen kommen wollte.
 

„Ich konnte nur die Prinzessin retten.“
 

Der Angehörige des Schattenvolkes beobachtete, wie sich das Saphir von Links Augen erstaunt auf ihn richtete und hoffnungsvoller Schimmer in das tiefe Blau trat. Umso schwerer fiel es dem Shiekah, die folgenden Worte auszusprechen, weil er die Zuversicht des jungen Mannes damit indirekt wieder zerstören würde.
 

„Aber sie ist in Richtung des Wassertempels davongelaufen.“
 

Es war fast schon schmerzlich zu sehen , mit welcher Genauigkeit doch die stumme Voraussage Shieks eintraf. Die Schultern des Heroen sanken vor Enttäuschung und der zuvor in Erwartung gehobene Kopf tat es ihnen gleich.
 

„Dieses Eis wurde von einer bösen Macht geschaffen. Das Ungerheuer im Wassertempel ist der Urheber dieses Unheils. Wenn...“
 

Der Träger von Zeldas Seele zögerte, das Ende des Satzes auszusprechen. Es widerstrebte ihm zutiefst, Link schon wieder solchen Gefahren auszusetzen.

Auch, wenn er dem Masterschwert in der einen und der Okarina der Zeit in der anderen Hand Hyrules Hoffnungsträger war und womöglich der einzige, der sowohl die Kraft sowie auch die Mittel besaß, um den dunklen Mächten des Großmeisters des Bösen Einhalt zu gebieten... auch, wenn es das unabänderliche Schicksal des Heroen war, das Licht nach Hyrule zurückzubringen ... und obwohl der Neunzehnjährige deutlich gemacht hatte, dass er einverstanden mit jenem Weg war, den die Göttinnen für ihn bestimmt hatten, so wünschte ein selbstsüchtiger Teil von Shiek immer noch, er wäre ein anderer gewesen.
 

„... du dieses Übel nicht beseitigst, wird das Eis nie schmelzen.“
 

Entschlossenheit trat in Links Blick.
 

„Je schneller ich dieses Monster besiege, desto schneller herrscht wieder Frieden und die Zora sind wieder frei, oder? Ich schaffe das.“
 

Da war er wieder, dieser kindliche Optimismus, den scheinbar nichts zerstören konnte und den Link sich trotz aller Rückschläge in seinem Leben bewahrt hatte.

Das göttliche Schwert, welches der Krieger vor sieben Jahren aus dem Zeitenfels gezogen hatte, war ein mächtiges Werkzeug, darin bestand kein Zweifel. Doch die wohl stärkste Waffe in diesem Kampf war die Zuversicht des jungen Hylianers selbst. Dieses Vertrauen in eine bessere Zukunft, die jeder andere hier in Hyrule schon verloren haben zu schien, ließ ihn nicht aufgeben, egal wie düster der Pfad vor ihm auch wahr.

Ja, die Göttinen hatten die Wahl ihres Helden wohl und weise getroffen, dachte Shiek und konnte eine gewisse Bitterkeit bei diesem Gedanken doch nicht aus seinem Geist vertreiben.
 

Schließlich lenkte der Schattenkrieger seine Aufmerksamkeit wieder auf den Krieger vor ihm.
 

„Wohlan, Link. Dann lausche nun der Serenade des Wassers und trage sie in deinem Herzen.“
 

Shiek holte seine Lyra hervor und setzte zum Spiel an.
 

Link nahm abwesend die Okarina aus seiner Gürteltasche, während sein Blick auf Shiek verweilte.

Er beobachtete, wie Shieks schlanke Finger über die Saiten des Instruments tanzten, die gelösten Züge des Shiekah, das halbe Lächeln, welches sich gegen den Mundschutz abzeichnete,, den silberweißen Glanz, welche das Licht der Umgebung in die Reflektion auf seinem goldblonden Haar wob ....
 

„Link, dein Einsatz“, zischte Navi neben seinem Ohr.
 

Link schreckte zusammen und stellte mit aufkeimender Panik fest, dass er keine Sekunde auf die Melodie geachtet hatte, welche der Angehörige des Schattenvolkes ihm vorgegeben hatte.

Er setzte die Okarina an die Lippen und beobachtete nervös Shiek. Eine unsichere, einsame Note verließ das tönerne Instrument und hing als unausgesprochene Frage in der kalten Luft.
 

Er spürte das Blut in seine Wangen steigen. Salia hatte zwar gesagt, dass man nicht aufhören konnte, an eine Person zu denken, wenn man in diese verliebt war, aber sie hatte mit keinem Wort erwähnt, dass dies auch in unmittelbarer Nähe dieser Person passieren konnte.

Denn nichts anderes war hier gerade geschehen.

Der Shiekah hatte seine Gedanken komplett eingenommen und es war fast noch schlimmer als am gestrigen Tag gewesen, an dem Link so wunderbar erfolgreich jegliche Kommentare seiner Fee im Bezug auf die korrekte Richtung ihres Weges ausgeblendet hatte.

Nein, entschied Link und strich das ‚fast’ aus seiner Feststellung. Es war schlimmer. Oder zumindest peinlicher.
 

Verwirrt hielt Shiek inne und runzelte die Stirn.
 

„Stimmt etwas nicht, Link?“
 

Der Träger von Zeldas Seele wusste, dass die Serenade des Wassers nicht die einfachste Melodie unter den magischen Hymnen hatte, aber sie war nicht unmöglich zu erlernen. Gerade für jemanden wie Link, der ein natürliches Talent für den Umgang mit der Okarina besitzen zu schien, sollte sie eigentlich keine große Herausforderung sein. Es verwunderte ihn, dass der Held der Zeit noch nicht einmal versuchte, in sein Spiel mit einzustimmen.
 

„N-nein, alles in Ordnung.“
 

Leichtes Misstrauen schlich sich in den Blick des Shiekah.

Einmal mehr konnte man viel zu einfach in Link lesen und sein Stottern allein verriet, dass bei Weitem nicht alles in so bester Ordnung war, wie der Hylianer ihn glauben machen wollte.

Dennoch ließ er es vorerst dabei bewenden. Der grüngewandete Heroe hatte sicherlich seine Gründe für diese nur allzu durchschaubare Lüge.

Erneut ließ der Träger von Zeldas Seele seine Finger über die Saiten tanzen, doch sein Spiel verstummte als Sekunden später ein kreischender Ton Links Instrument verließ und scharf in Shieks Lied schnitt.
 

„Oh, ich hab wohl das falsche Loch zugehalten,“ erklärte der Neunzehnjährige mit einem nervösen, verlegenen Grinsen.
 

Shiek senkte die Harfe nun endgültig.
 

„Link, ist auch wirklich alles in Ordnung?“
 

Der Schattenkrieger wusste nicht, woran es lag, aber seitdem er zu ihrem gemeinsamen Spiel angestimmt hatte, wirkte der Held der Zeit wie ein anderer Mensch und allmählich begann er sich Sorgen zu machen.
 

„Ist es deine Wunde? Schmerzt sie dich?“
 

Eine fiebrige Röte zierte die Wangen des Schwertkämpfers als dieser rasch den Kopf schüttelte.
 

„Nein, ich...“
 

Link hatte das Bedürfnis, das Gesicht in seinen Händen zu vergraben, war sich jedoch nicht sicher, ob er sich dann nicht daran verbrennen würde. Im selben Moment kam er sich vor, als bedeckte der Schnee unter seinen Füßen keinen festen Boden, sondern zerbrechliches Eis.

Niemals hätte er gedacht, dass er sich vor Shiek einmal so blamieren würde. Die derzeitige Situation wurde an Peinlichkeit nur noch von jenem Tag übertroffen, an dem Mido auf die glorreiche Idee gekommen war, Links Kleidung zu verstecken, während dieser an einer der Waldquellen gebadet hatte und der damals noch feenlose Junge den ganzen Weg durch das Kokiri-Dorf zu seinem Haus nahezu nackt hatte nehmen müssen, nur mit einem großen Dekublatt vor dem Körper, das notdürftig seine Männlichkeit verdeckt hatte.

Dabei ließ er sich noch nicht einmal absichtlich so sehr ablenken, dass er zu nichts anderem mehr fähig war. Denn jedes Mal, wenn er versuchte, seine Kopf für das Okarinaspiel zu leeren, füllte sein Unterbewusstsein ihn mit Bildern des Sheikah oder der lenkte gleich und der Einfachheit halber die Aufmerksamkeit des Heroen auf den jungen Mann vor ihm. Ob er wollte oder nicht.

Nicht, dass er Shiek nicht hübsch fand, aber...
 

Link nahm einige, tiefe Atemzüge und versuchte seinen inneren Tumult zu beruhigen.
 

...jetzt war nicht die Zeit für solche Dinge.
 

„Lass es uns noch einmal versuchen. Dieses Mal konzentriere ich mich auch mehr, versprochen.“
 

Nach einem kurzen Zögern nickte der Shiekah.
 

Link schloss die Augen und drängte alle Gedanken zurück, bis nur noch die Melodie in ihm widerklang, die von Shieks Lyra ausging.

Die Weise war wie das Wasser selbst, lebendig wie der Regen und erhaben wie das Meer, über das schon einige Geschichten gehört hatte. Die Noten flossen gleich den vielen Armen eines Flusses zu einem großen, einzigen Werk zusammen, auf dessen Wellen Link sich getragen fühlte.

Die Harfenklänge verstummten und Link setzte zum Spiel an, setzte Segel auf dieser weiten See, welche die Melodie vor seinem inneren Auge gemalt hatte.

Ein Lächeln überzog seine Lippen als Shieks Lyra wieder in die hellen Töne der Okarina einstimmten und ihr Duett unter dem falschen Sternhimmel und zwischen den Blumen aus Eis erklang.
 

Link spürte die magische Energie durch sein Instrument pulsieren, während die letzten Noten in der eisigen Luft verklangen.

Sein Augen öffneten sich und die saphirgleichen Seekenspiegel kehrten zurück zu Shiek.
 

Zustimmung und Annerkennung lagen im Blick des Shiekah, doch bereits die Art, wie der Schattenkrieger sich währenddessen einige Schritte von ihm entfernte, kam dem Helden der Zeit schmerzlich vertraut vor.
 

„Warte!“
 

Link folgte den Schritten Shieks nach. Er wollte nicht, dass sich ihre Wege schon wieder so schnell trennten. Da war immer noch so unendlich viel, was er dem anderen Mann sagen und fragen wollte. So unendlich viel neues.
 

„Wir werden uns wiedersehen“, warf der Shiekah ein und in den blutroten Augen vermeinte der Neunzehnjährige statt der üblichen Distanz jene Erwartung zu finden, die er selbst immer verspürte, wenn er ahnte, dass ihrer beider Wege sich bald wieder kreuzen würden.
 

Er hielt inne und lächelte.
 

Dann erfüllte ein gleißendes Licht die Kammer, vielfach verstärkt durch die spiegelnden Oberflächen der Eisquader, und einen Lidschlag später war Shiek verschwunden.
 

Die leichte Enttäuschung aus seinem Herzen verbannend und sich vielmehr über das indirekten Versprechen des anderen Mannes freuend, schritt er zurück zur Truhe und nahm das Kleidungsstück hinaus, welches er vor Überraschung wieder zurück in die Kiste hatte fallen lassen.

Dann legte er sich die Tunika über den Arm und setzte die Okarina an die Lippen.
 

Der Wassertempel wartete auf ihn.

Alte Versprechen

Link starrte die Wand vor ihm finster an, als könne er mit reiner Willenskraft ein Loch in den festen Stein brechen. Doch natürlich kümmerte die Mauer der wütende Blick eines einzelnen Hylianers herzlich wenig und natürlich fiel es ihr nicht einmal im Traum ein, nur einen einzigen Zentimeter nachzugeben. Was für den Heroen bedeutete, dass er sich einen neuen Weg suchen musste. Schon wieder.
 

Er war noch nicht lange in diesem Tempel unterwegs, aber nach der nunmehr vierten Sackgasse, in der er angelangt war, begann er, dessen Erbauer zu verwünschen. Unzählige Räume und verworrene Gänge und keiner von ihnen führte ans Ziel. Tatsächlich hatte Link seit gefühlten drei Stunden das Gefühl, sich ständig im Kreis zu bewegen.

Selbst sein guter Orientierungssinn versagte ihm in diesem Heiligtum, in dem irgendwie alles gleich aussah, und der einzige Weg, den er immer sicher fand, war jener zurück an die Oberwelt.
 

Aber genau dorthin konnte er jetzt nicht zurückkehren – nicht, wenn er daran dachte, was aus dem einst so majestätischen See geworden war. An die schlammigen Ufer, an denen Monster ihr Unwesen trieben und den bleigrauen Himmel, der es mit seinem beständigen Regen doch nicht schaffte, das zu einer kümmerlichen Pfütze zusammengeschrumpfte Gewässer zu füllen. Nein, er musste zuerst das Ungeheuer in diesem Tempel besiegen, ehe er an den Ausweg denken konnte. Wenngleich seine Frustration mit jeder Minute, die er in diesen labyrinthartigen Gängen verbrachte, mehr und mehr stieg.
 

Er folgte der Strömung des Wassers zurück in den quadratischen Zentralraum, ließ sich gleich darauf in eine weitere Öffnung treiben und hoffte, hier nicht schon gewesen zu sein.

Der saphirfarbenen Tunika, deren mit Magie durchwirkter Stoff jetzt statt des grünen Gewandes seinen Körper umspielte , war es zwar zu verdanken, dass er während dieses Prozesses nicht auftauchen und Lufthohlen musste – aber Link war sich sicher, wenn dieses Spiel aus Sackgassen und Rundgängen noch eine Weile so weiterging, würden ihm eher früher denn später noch Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen.
 

Das seltsame Bild aus seinem Kopf vertreibend, konzentrierte er sich wieder auf seine Umgebung und schwamm den Tunnel am Grund des Heiligtums weiter entlang. Er sah aus wie die letzten sieben oder acht oder vielleicht auch neun Gänge, die er auf den verschiedenen Ebenen des Tempels schon durchquert hatte, doch etwas... war dieses Mal anders.

Es war nicht viel mehr als eine vage Ahnung und dennoch war sich Link plötzlich sicher, nicht mehr mit den Monstern im Tempel allein zu sein.

Er konnte die Präsenz der anderen Person regelrecht spüren, welche kurz vor ihm diesen Gang passiert hatte, und offensichtlich befand sie sich noch ganz in der Nähe.

Aufgeregt stieß sich der Hylianer von der Gangwand ab und erhöhte die Frequenz seiner Schwimmzüge, der Passage bis zu ihrem Ende folgend.
 

Zuerst hatte er sich nicht viele Gedanken darüber gemacht, wen er in dem kleinen Raum, in welcher der Gang mündete, treffen könnte – war einfach nur froh über die Aussicht, nach diesem zermürbenden Irrlauf das Gesicht eines anderen Menschen zu sehen und nicht mehr auf die ewiggleichen Steinmauern zu blicken. Als seine saphirfarbenen Augen jedoch auf den schlanken Rücken einer Zora fielen, die sich an einer Tür ihm gegenüber zu schaffen machte, wurde ihm schlagartig bewusst, wessen Gegenwart er dort gefühlt hatte.

Shieks Worte klangen ihm in den Ohren wider.
 

‚Ich konnte nur die Prinzessin retten...’
 

Die Angehörige des Wasservolkes drehte sich herum, die Wellen spürend, welche der Herr der Zeit mit seinen Bewegungen durch das kalte Nass sandte.

Das Violett ihrer Seelenspiegel suchte und fand Link und für einen Moment zeigte das scharfgeschnittene Gesicht der jungen Frau Überraschung, ehe sie die Lider niederschlug.

Ihre Worte kamen zunächst zögerlich, fast so als könne sie selbst nicht glauben, welches Bild ihre Augen ihr dort zeigten.

„Wenn ich mich recht entsinne... Link?“

Ihre Stimme klang trotz der Wassermassen um sie herum erstaunlich klar – nicht wie der Neunzehnjährige erwartet hatte, gedämpft und verzerrt – und gewann an Aufregung, während sie sich direkt an den Hylianer richtete.

„Du bist doch Link, oder?“
 

Ein leichtes Lächeln überzog die Lippen des blonden Kriegers. Zuerst nickte er, dann wagte er einen Versuch mit dem Sprechen, wenngleich sich das Wasser in seinen Lungen immer noch seltsam anfühlte.
 

“Ja, ich bin es.“
 

Rutos Gesicht war das gleiche wie vor sieben Jahren, als sie den Zora-Saphir – der gleichsam das Memento an ihre Mutter war – in Jabu-Jabus Bauch wieder gefunden hatte. Sie ließ sich zu ihm treiben und griff nach seiner Hand.
 

„Ich bin es, Ruto, die Prinzessin der Zora“, erklärte sie und löschte damit die letzten Zweifel seitens Link an ihrer Identität aus.

„Deine Braut. Die Frau, die du heiraten wirst.“

Dann plötzlich ebbte ihre Freude ab. Die glatte Schuppenhaut auf ihrer Stirn legte sich in Falten und hätte sie Augenbrauen gehabt, so hätten sich diese sicherlich in jenem Moment missmutig zusammengezogen.
 

„Obwohl es grauenvoll von dir war, mich sieben Jahre lang warten zu lassen.“
 

Der junge Heroe zog nun seinerseits die Stirn kraus.

„Ruto, was...“
 

Aber die Prinzessin schien seinen Einwand gar nicht wirklich zu beachten, oder vielmehr einfach nach ihrem Gedünken zu interpretieren.
 

„Du hast Recht, Link. Jetzt ist nicht die Zeit, um über Liebe zu sprechen. Etwas furchtbares ist passiert und...“
 

Mit jedem Wort wuchs Links Verwirrung – zwar mit dem Drang, sich aus dieser recht überfallartigen Begrüßung an irgendeinen stillen Ort zu flüchten, aber irgendetwas passte nicht zusammen in diesem Schwall von Worten, mit dem Ruto ihn gerade übergoss. Er unterbrach sie erneut und dieses Mal war sein Versuch von mehr Erfolg gekrönt.
 

„W-warte, Ruto! Langsam. Wovon sprichst du? Was hat Liebe mit der ganzen Sache zu tun? Und was meinst du damit, du bist meine Braut? Was ist das?“
 

Der Hylianer wusste dank Salia nun, was Liebe war und wann immer er an Shiek dachte und dieses warme Gefühl seine Brust erfüllen spürte, war er sich sicher, sie zu empfinden.

Die Zora redete jedoch so, als ständen die Begriffe „Braut“ und „heiraten“ in irgendeinem Bezug dazu, und das war es, was Link stutzig machte.

Er hatte versprochen, sie zu heiraten, ja, aber ohne die Bedeutung des Wortes zu kennen.

Für ihn war in jenem Moment damals der Zorasaphir wichtiger gewesen und deswegen hatte er auch nicht weiter gefragt.
 

Die Prinzessin des Wasservolkes blickte ihn perplex an, blinzelte und dann überzog ein Ausdruck ihr Gesicht, den man so deuten konnte, dass sie nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte.
 

„Da habe ich sieben Jahre lang gewartet...“, murmelte sie und blickte sie dann an.
 

„Du weißt es wirklich nicht?“
 

Link schüttelte den Kopf und fühlte sich direkt schuldig, weil er das Gefühl hatte, dass ihm eine wichtige Sache bei ihrem kindlichen Schwur vor sieben Jahren entgangen war.
 

Sie seufzte ehe sie ihn anblickte, eine gewisse Traurigkeit in den lavendelfarbenen Augen.
 

„Eine Braut ist die Frau, die ein Mann heiraten wird. Und heiraten wiederum bedeutet, dass man verspricht, immer an jemandes Seite zu bleiben, in guten wie in schlechten Tagen. Dass man sein Leben miteinander verbringt. Bis man alt wird und schließlich stirbt.“
 

Der Schwertkämpfer spürte, wie sein Herz zuerst stockte und sofort darauf panisch in seiner Brust auf- und abhüpfte. Er wünschte sich diese Dinge, von denen die Zora sprach, zwar durchaus ... aber nicht mit Ruto, sondern mit Shiek!
 

Links Mund öffnete sich, ohne wirklich zu wissen, was er sagen sollte.
 

„Ich... ich...“, stammelte er.
 

Aber seine Hilflosigkeit stand ihm wohl auch so nur allzu offensichtlich ins Gesicht geschrieben.
 

Ruto schüttelte den Kopf.
 

„Ich sagte doch, jetzt ist nicht die Zeit, um über Liebe zu sprechen. Zoras Reich ist über und über mit Eis bedeckt. Ein junger Mann namens Shiek hat mich gerettet, aber die anderen Zora sind noch... nicht...“
 

Sie verstummte und es war ihr anzusehen, wie sehr sie unter dem Schicksal ihres Volkes litt.

Die sieben Jahre hatten aus dem verwöhnten Mädchen eine junge Frau gemacht, deren Wesen vielleicht immer noch etwas fordernd war, welches aber dennoch gelernt hatte, Verantwortung zu übernehmen.
 

„Ich will sie retten! Alle! Ich will Zoras Reich retten! Du musst mir helfen, Link!“
 

Obwohl ihr Ton der einer Herrscherin war, die ihrem Untertan befiehlt, lag in ihren Augen ein stummes Flehen voller Verzweiflung.
 

Der Heroe nickte.
 

„Das werde ich.“
 

Ein erleichtertes Lächeln erhellte Rutos Züge und ein Teil der Sorge wich daraus, während Links saphirfarbene Iriden kurz durch den überfluteten Raums streiften und er über das nachdachte, was er bereits über diese Situation wusste.
 

„ Shiek sagte, ein Ungeheuer ist für das Eis verantwortlich“, wiederholte er die Worte des Schattenkriegers mit einem fragenden Unterton, worauf das Gesicht der Prinzessin nicht zum ersten Mal an diesem Tag Erstaunen widerspiegelte.
 

„Du kennst Shiek?“
 

Der Held der Zeit konnte das leichte Kräuseln seiner Lippen nicht verhindern, als er sich das Bild des jungen Mannes in Erinnerung rief und jenes angenehme Kribbeln sein Innerstes durchströmte, das um so vieles wärmer war als das kühle Wasser um sie herum.
 

„Ja.“
 

Rutos Miene wurde hart und Link erkannte, dass ihre Gedanken sich längst nicht um den Shiekah drehten und weitaus weniger erfreulicher Natur waren.
 

„Er hatte recht. Wenn ich dir den Weg zeige, wirst du dann...“
 

Ihre letzten Worte hingen als unvollendete Frage unsicher zwischen dem Hylianer und der Angehörigen des Wasservolkes. Doch für Link war es ein Leichtes, den fehlenden Teil des Satzes zu erraten und er vollendete ihn, indem er eine entschlossene Antwort daraus machte.
 

„... werde ich es besiegen. Das ist der Grund, warum ich hier bin.“
 

Ruto legte die Hand auf die Brust und die Gesichtszüge der Zoraprinzessin entspannten sich wieder ein wenig.
 

„Ich danke dir, Link.“
 

Dass die Angehörige des Wasservolkes sich so offen bedankte, war ein Novum und machte den Krieger beinah verlegen, doch schnell erkannte er, dass es keine gute Idee war, dieser Verlegenheit mit Gesten Ausdruck zu verleihen, weil er ohne das gleichmäßige Rudern seiner Arme begann, unkontrolliert durch den Raum zu treiben.
 

Erneut huschte ein leichtes Lächeln über Rutos Gesicht, dann winkte sie den Helden der Zeit mit einer Handbewegung in ihre Richtung.
 

„Folge mir.“
 

Link tat wie ihm geheißen und hielt sich dicht hinter der Zora, welche mit einer Bestimmtheit durch die gleichförmigen Gänge schwamm, die keinen Zweifel daran ließ, dass sie ihr Ziel kannte.

Für den Hylianer selbst sah es zwar zunächst so aus, als würden sich die Passagen zwischen den einzelnen Räumen nicht großartig von jenen unterscheiden, durch die er in den letzten Stunden alleine mit wachsender Frustration getrieben war. Allerdings wurde dieser Eindruck schon nach kurzer Zeit bereits wieder hinfällig.

Eine tatsächliche Veränderung ihrer Umgebung trat ein, zunächst beinah unmerklich, doch danach immer offensichtlicher.

Das Wasser um sie herum wurde mit jedem Zug voran kälter und die nächste Tunnelöffnung führte sie schließlich auf den Grund eines tiefen Beckens, dessen glatte Wände allesamt nach oben strebten und bar jeglicher, weiterer Durchgänge waren.

Jenseits des kalten Nasses tanzte das rötliche Licht von Fackeln an den Wänden; die Flammenträger selbst nicht viel mehr helle Punkte von ihrem Standpunkt aus, gleich leuchtenden Schemen hinter der sich ständig verändernden Struktur eines Mosaikfensters.

Mehr als gerne kam er der stummen Aufforderung der Zoraprinzessin nach gemeinsam aufzutauchen. Er überholte die Angehörige des Wasservolkes auf ihrem Weg nach oben sogar noch und durchbrach als erster die Oberfläche.
 

Sofort nahm Link einen tiefen Atemzug – froh, wieder richtige, tatsächliche Luft in seinen Lungen zu spüren statt das Wasser des Tempels – und fühlte, wie sich Navi unter dem Saum seiner Mütze hervorkämpfte und ihre schützende Dunkelheit verließ.

„Viel besser“, hörte er seine Begleiterin erleichtert aufseufzen und sah ihren funkelenden Körper durch die Luft treiben.

Der Neunzehnjährige lächelte, als er seine Fee dabei beobachtete, wie sie ihre neugewonnene Freiheit genoss. Doch dieses Lächeln erstarb schnell, als sein Blick auf die massive Goldtür fiel, die auf einer Seite des Raumes in der Wand kauerte und in dessen verschnörkelter Oberfläche sich Navis bläuliches Strahlen wiederspiegelte.

Er kannte diese Art von Portal und er wusste, was dort hinter lag.
 

Während Ruto hinter ihm auftauchte, ließ Link sich an den Beckenrand treiben und zog sich aus dem Wasser.
 

„Hier ist es. Im Raum hinter dieser Tür hält sich Morpha auf... “
 

Rutos Stimme war kaum mehr als ein furchtsames Flüstern, das Link – nachdem er auf die Beine gekommen war und den ersten Schritt in Richtung der Tür hatte tun wollen – inne halten und sich umwenden ließ.

Die gleiche Angst wie in der Stimme der Zora kleidete auch in ihren amethystfarbenen Augen und obwohl sie ihn bis hier an diesen Ort geführt hatte mit eben jener Absicht, dass er sich dem Monster stellte, wirkte sie sich ihrem Entschluss plötzlich unsicher. Ein Ansuchen lag stumm und versiegelt hinter ihren schmalen, zusammengepressten Lippen und Ruto schien zu hadern, ob sie es tatsächlich aussprechen sollte.
 

„Keine Sorge. Ich schaffe das“, versuchte der blonde Hylianer sie und zudem sich selbst zu beruhigen. Einige Augenblicke vergingen ehe die Prinzessin zögerlich nickte und er sich wegdrehte, nur um gleich darauf erneut von ihren Worten gestoppt zu werden.
 

„Link? Warum tust du das alles für mich, wo du... mich doch nicht...“
 

Eine ihrer Hände lag auf ihrer Brust und ihre violetten Iriden suchten die Wasseroberfläche, als Links Blick auf sie fiel.
 

„Als Held der Zeit ist es meine Aufgabe, Hyrule von Ganondorf und seinen Monstern zu befreien“, sagte er mit einem selbstsicheren Lächeln. Auch wenn er nervös hinsichtlich des anstehenden Kampfes war und auch wenn es oft genug Momente in den letzten Wochen gegeben hatte, die ihn hatten zweifeln lassen, war es jener Gedanke, der ihm verbot, einfach aufzugeben.

Er hatte eine Aufgabe; eine Aufgabe, die es zu erledigen galt und deren Erledigung ihm oblag. Wenn er siegreich war, würde wieder Frieden in Hyrule einkehren und alles wieder gut werden. Alle würden glücklich werden, er selbst mit eingeschlossen.
 

Die Lippen der Zora teilten sich ob dieser Offenbarung in einem Ausdruck des Erstaunens, doch ehe sie Möglichkeit hatte, auf Links Aussage etwas zu erwidern, fügte dieser hinzu:

„Und außerdem bist du meine Freundin, Ruto. Ich will genauso wie du, dass die Zoras wieder frei sind.“
 

Rutos Augen verweilten immer noch auf der unsteten Oberfläche des Wassers und sie suchte offensichtlich nach den richtigen Worten.

Als die lavendelfarbenen Seelenspiegel sich dann schließlich wieder auf den Heroen richteten, brannte ein Feuer der Entschlossenheit in ihnen.
 

„Sei vorsichtig.“
 

Der Jugendliche nickte.
 

„Das bin ich.“
 

Mit diesem Satz kehrte er Ruto endgültig den Rücken zu und überwand die kurze Distanz bis zur Tür, an der seine Fee bereits auf ihn wartete.
 

„Bereit?“ fragte er und spürte die Unruhe in seinem Inneren wachsen. Lediglich die Zustimmung seiner Fee und einige, wenige Schritte trennten ihn nun noch von einer Konfrontation.
 

„Bereit“, klang es in seinen Ohren, untermalt von einem hellen Flirren.
 

Link legte seine Hand auf das goldglänzende Tor und als hätte es nur auf jenen Moment gewartet, klackte im Inneren der schweren Tür ein Mechanismus und sie begann sich zu öffnen.

Nicht zurückschauend und den Blick kühn nach vorne gerichtet, beschritt der Heroe den Weg, der sich vor ihm aufgetan hatte – dicht gefolgt in seiner Fee.
 

Das laute Krachen, mit dem sich das Portal nur Augenblicke später wieder hinter ihm schloss, hatte etwas Unheilverkündendes und Link war es gleichsam Zeichen, dass es nun nur noch einen einzigen Weg aus der Kammer gab und dieser sich nur öffnen würde, wenn er siegte.
 

Der Raum selbst wirkte wie in den beiden Tempeln zuvor auf den ersten Blick unscheinbar – in seiner Mitte befand sich ein großes Wasserbecken mit vier Plattformen darin – doch dieser erste Eindruck täuschte.

Sobald der blonde Krieger genug Mut besaß, sich in die Mitte der weitläufigen Kammer zu wagen, würde das hier lauernde Böse keine Sekunde mehr zögern, ihn anzugreifen.
 

Er trat näher an das Bassin heran und das ungute Gefühl, welches sich ihm wie bei einem eisigen Windhauch die Nackenhaare aufstellen ließ, verstärkte sich.
 

„Was meinst du?“ fragte er Navi, deren strahlender Körper dicht neben seinem Kopf schwebte.
 

„Halte dich von der Flüssigkeit fern. Irgendetwas stimmt mit ihr nicht“, hörte er ihr helles Stimmchen und sah sich darin in seiner eigenen Vermutung bestätigt.

Von dem, was seine Begleiterin noch nicht einmal mehr als Wasser bezeichnen mochte, ging ein unnatürliches, blaues Leuchten aus. Keine einzige Welle störte die glatte Oberfläche und doch vermochte sie das Spiegelbild des Heroen nicht wiederzugeben.
 

„Also dann“, erwiderte er, atmete tief durch und sprang auf eine der Plattformen.
 

Eine Erschütterung durchlief den gesamten Raum und während Link mit seinem Gleichgewicht kämpfte, hörte er gewaltiges Rauschen und Platschen durch die Kammer dröhnen. In der bösen Ahnung, dass dies nichts Gutes bedeuten konnte, lenkte er seinen Blick zum Ursprung des Geräusches.
 

Ihm stockte der Atem als er den langen Wasserarm – ähnlich der Tentakel eines Oktoroks und doppelt so groß wie er selbst– aus dem Becken ragen sah und hatte nur Sekunden um zu realisieren, dass das durchscheinende Monster seine Beute bereits gefunden hatte.
 

Ein beherzter Sprung in Richtung des Beckenrandes rette ihm wahrscheinlich das Leben, denn im gleichen Moment schnellte der Wasserarm in Richtung der Plattform, auf der er gerade noch gestanden hatte, und schmetterte mit der Wucht einer Flutwelle auf den Stein hernieder.

Schnell fanden Schwert und Schild den Weg in Links Hände und er ging in Angriffsposition.
 

„Ich lenke es ab und du versuchst, seine Schwachstelle zu finden“, wies er seine Fee neben sich an.
 

Wortlos kam Navi der Aufforderung nach und begann den durchscheinenden Körper des Monstrums zu umkreisen, während der Schwertkämpfer zunächst bewegungslos auf seiner Position verharrte und die lange Tentakel des Ungeheuers beobachtete. Wie eine gefährliche Schlange bewegte sie sich durch die Luft – suchend, lauernd und bereit, bei der kleinsten Unachtsamkeit ihres Gegners zuzuschlagen.

Link verstärkte den Griff um das Heft des Masterschwertes, Morpha fest im Blick.
 

Er war sich nicht sicher in wie weit sein Gegner ihn wirklich sah, besaß dieser doch keine erkennbaren Augen, aber die Feindseeligkeit, die von dem Ungeheuer ausging und seine Sinne umspülte ließ keinen Zweifel daran, dass er genau wusste, wo sich der junge Held der Zeit befand.
 

Ohne das kleinste Anzeichen einer Vorwarnung zuckte der Wasserarm nach vorne.
 

Link sprang zurück, aus dem unmittelbaren Wirkungsbereich des gegnerischen Angriffs hinaus, doch kaum dass die Tentakel auf den Boden klatschte, schnellte er wieder nach voran und schlug mit einem mächtigen Sprunghieb auf den durchscheinenden Körper Morphas ein.
 

Widerstandslos glitt die Klinge durch die Flüssigkeit und traf klirrend den Marmorboden darunter; hinterließ eine Scharte. Viel zu langsam realisierte der Hylianer, dass sein Angriff wirkungslos verpufft war. Der Schlag hatte nicht den geringsten Schaden bei seinem Gegner verursacht und er umsonst die so kostbare Verteidigung zugunsten der Attacke vernachlässigt.
 

Wenngleich es finstere Magie war, welche Morphas feuchte Hülle zusammenhielt – die Härte, mit welcher der Arm kurz darauf in seine ungeschützte, linke Seite krachte, hätte Link von etwas, das nur aus Wasser bestand, niemals erwartet und er schrie gepeinigt auf.

Und plötzlich war dieses Wasser überall.
 

Wie ein zu fest gezogener Strick umschloss es seine Arme und seinen Brustkorb, ja, sogar seine Beine. Er verlor den Boden unter den Füßen und wurde in die Höhe gerissen. Der gesamte Raum drehte sich ruckartig auf den Kopf und wieder zurück.
 

Morpha. Morpha hatte ihn in ihrer Umklammerung, schoss es dem Heroen durch den Kopf und er hörte nur noch Navis erschreckten Aufschrei, ehe ihn das Monster den Körper des Kriegers hart gegen die Wand schleuderte und Schmerz seine Wahrnehmung beherrschte.
 

Er war sich anschließend nicht sicher, ob das Ungeheuer ihn nach dem Aufprall fallen gelassen hatte, aber als das brennende Feuer in seinen Venen erlosch und er wieder zu Sinnen kam, befand sich Link erneut oder immer noch über dem Boden – das Masterschwert sich jedoch nicht mehr in seiner Hand.
 

Die Erkenntnis brachte seinen Herzschlag zum Stocken. Jedoch nicht für lang, denn er erkannte rasch, dass es völlig unerheblich war, ob er ein Schwert in seiner Hand hielt oder nicht, solange es ihm nicht gelang, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.
 

Der Neunzehnjährige versuchte sich aus dem ehernen Griff der Wassertentakel zu winden, aber jede Bewegung schien ihre tödliche Umarmung nur zu verstärken und ihm etwas mehr seiner ohnehin schon geringen Bewegungsfreiheit zu rauben.
 

Er blinzelte angestrengt, um sich zu orientieren. Alles drehte sich und ihm war schlecht. Flimmernde, schwarze Punkte begannen vor seinen Augen zu tanzen. Er bekam kaum noch Luft. Viel zu wenig Luft.
 

Navi flatterte aufgeregt und in großen Kreisen um den Heroen und seinen Gegner herum – immer wieder sah Link ihr Licht am Rande seines Blickfeldes aufblitzen – ohne ihrem Begleiter jedoch wirklich helfen zu können.
 

Links Umwelt versank allmählich in Finsterns, aber er wollte und konnte nicht aufgeben und versuchte weiterhin, eine Schwachstelle am amorphen Körper des Monsters zu finden; einen Weg, die Umklammerung des Ungeheuers zu lösen.
 

„N-Navi. Wo..?“ keuchte er. Sein gesamter Brustkorb schmerzte und es war, als müsste er mit jedem Atemzug, mit jedem Wort gegen das Gewicht mehrerer, erdrückender Felsblöcke ankämpfen.
 

„Der leuchtende, rote Kern.“
 

Navis helle Stimme war wie ein Lichtstrahl inmitten des Dunkels und Link klammerte sich daran fest, ließ die aufkeimende Hoffnung, welche diese Worte nährte, zu seiner Kraft werden. Er konnte noch gewinnen. Das Ungeheuer war nicht unbesiegbar.

Man konnte es fast schon Glück nennen, dass die Tentakel sich damit begnügte, gemächlich die Knochen des Jugendlichen zu zermalmen, denn das gab dem Hylianer Zeit, seine Lider nach oben zu zwingen und Navi als bläuliches Licht vor seinen saphirblauen Iriden zu finden.
 

„Zeig...“, presste er hervor und folgte dem strahlenden Stern, welchen Navi in seinem verschwimmenden Blickfeld beschrieb, mit seinen Augen. Die Fee fing damit an, etwas zu umzirkeln. Etwas, das sich im Wasserarm auf und ab zu bewegen schien.
 

Link biss die Zähne aufeinander als er damit begann, seinen Arm entgegen des Drucks an seinem Körper entlang in Richtung des Waffengürtels zu schieben. Man hatte ihn vielleicht seines Schwertes beraubt, aber dies war nicht die einzige Waffe, die er besaß.

Auch wenn seine Muskeln bei jeder Bewegung mit Schmerzen protestierten, kämpfte er sich weiter vorwärts, bis seine Finger den eisernen Griff des Fanghakens berührten.

Das Monstrum schien sein Vorhaben nicht zu erahnen. Ein willkommener Vorteil, dachte Link grimmig. Er hatte nur diese eine Chance und wenn er versagte, endete die Geschichte des Helden der Zeit in diesem Raum und Hyrule würde wieder dem Bösen anheim fallen.
 

Endlich fand er den Auslöser der mechanischen Waffe. So gut es ihm möglich war richtete er die Spitze auf den Punkt, welchen Navi mit ihrem Schimmern markierte und drückte ab.

Der scharfkantige Aufsatz streifte Links Oberschenkel, schnellte weiter durch das Wasser und versank mit seinen Widerhaken ruckartig in etwas Weichem.

Ohne Nachzudenken betätigte der Krieger die Einholautomatik.
 

Die lange Tentakel, welche ihn umschloss, erschlaffte augenblicklich und er stürzte in die Tiefe. Dem unsanften Aufprall auf den steinernen Boden folgte eine kurze Benommenheit, während der sich Link auf den Rücken rollte und seine schmerzenden Lungen mit einigen, tiefen und so dringend benötigten Atemzügen wieder füllte.

Jeder Zentimeter seines Körpers tat ihm weh, der Schnitt an seinem Bein brannte wie schlimmer als Volvagias Höllenfeuer und dennoch rappelte er sich auf.
 

Der Kampf war noch nicht vorüber.

Unweit seiner derzeitigen Position und mehrere Fuße vom Beckenrand entfernt zappelte der rote Kern des Ungeheuers wie Fisch über die grauen Basaltfließen, dem man das Wasser genommen hatte.
 

Hilflos. Orientierungslos. Schutzlos.
 

Kein Mitleid regte sich in der Brust des Hylianers ob dieses erbärmlichen Anblicks und als er das Masterschwert entdeckte, welches auf halbem Weg zwischen ihm und dem Morpha in einer Bodenfuge feststeckte, zögerte er keinen Augenblick mehr.

Mehr taumelnd denn tatsächlich laufend hastete er auf das Herzstück des Monstrums zu, zog dabei mit einer fließenden Bewegung das Schwert aus dem Spalt und stieß mit einem Aufschrei die Klinge genau in dessen Mitte.
 

Ein krächzendes Geräusch ähnlich einem Kreischen erfüllte den Raum und das pulsierende Gewebe am anderen Ende seiner Waffe verging unter einem Aufgleißen kalter, schwarzmagischer Flammen.

Ein lautes Rauschen kündete unmittelbar darauf vom Verschwinden der blauen Flüssigkeit, welche Morphas Körper gewesen war.
 

Link blickte auf und zu den letzten Resten des Wassers, welche zwischen den Fugen der großen Steinplatten versickerten und wusste, er hatte gewonnen.

Der Fluch, der über dem Tempel und dem Reich der Zora lag, war damit endlich gebrochen.
 

Ein vertrauter, flirrender Flügelschlag drang daraufhin an seine Ohren, gefolgt von Navis heller Stimme.
 

„Alles in Ordnung, Link?“
 

Der Heroe nickte, zwar zögerlich, doch mit Meinung.

Er fühlte sich immer noch ein wenig, als wäre er in eine Gruppenumarmung von Goronen geraten, aber wie durch ein Wunder schien keine seiner Verletzungen von wirklich ernster Natur zu sein.
 

„Es wird schon gehen. Komm“, erwiderte er und deutete mit dem Kopf auf das schimmernde Portal, welches sich inmitten der Plattformen geöffnet hatte und ihn direkt zur Halle der Weisen führen würde.
 

Gefolgt von seiner Fee sprang er auf den Grund des nun leeren Wasserbassins und trat in den schillernden Lichtkegel. Sofort spürte er wieder das seltsame, doch nunmehr fast schon vertraute Ziehen in seinem gesamten Körper – als würde dieser gestreckt und durch einen eigentlich viel zu schmalen Spalt geschoben – und sah seine Umwelt hinter einem weißscheinenden Schleier verschwinden.

Link schlug die Lider nieder als das Leuchten an Intensität zunahm und nachdem er sie einige Augenblicke später wieder öffnete, stand er in der Mitte eines weitläufigen Gewölbes, dessen Grenzen für ihn nicht erkennbar waren.
 

Sehr wohl für ihn erkennbar war jedoch das Strahlen, welches von einer der ihn umgebenden Plattformen ausging und er lenkte seine Aufmerksamkeit dorthin.

Rückblickend auf Salia und Darunia hätte es ihn eigentlich nicht verwundern dürfen, aber seine Augenbrauen wanderten trotz allem überrascht nach oben, als es Rutos Umriss war, der sich gegen das Licht abzeichnete.

„Ruto“, hörte er sich sagen und die Zora nickte.
 

„Link“, erwiderte sie und lächelte. Aus ihren amethystfarbenen Iriden sprach Stolz und Dankbarkeit.

„Du hast gewonnen und ich hätte auch nichts anderes von jemandem erwartet, den ich zu meinem Ehemann auserkoren habe. Zoras Reich und seine Bewohner können dank deiner Hilfe wieder in Freiheit leben. Als Lohn... gewähre ich dir meine ewige Liebe.“
 

Der Heroe spürte, wie sein Herz, welches gerade noch so gleichmäßig und fest in seiner Brust geschlagen hatte, ob diesem Gelöbnis aussetzte und der kräftige Muskel mit einem rasanten Sturzflug geradewegs in die Hose rutschte.

Die Erinnerung an sein kindliches Heiratsversprechen und die Erklärung von dessen Bedeutungsschwere durch die Prinzessin vor weniger als einer Stunde sprangen zurück in sein Gedächtnis.

Er dachte daran, dass er all das, wovon die Angehörige des Wasservolkes erzählt hatte, mit Shiek teilen wollte und panisch daran, dass dies vielleicht ein ewig unerfüllter Wunsch bleiben könnte, weil er in seinem damaligen Unwissen so unbedacht gehandelt hatte. Dass Ruto ihn vielleicht doch an sich band, obwohl er sie gar nicht liebte, und gleichzeitig tat ihm das für Ruto auch irgendwie leid, weil er fand, dass sie jemanden hätte haben sollen, der sie auch lie- ...
 

„Äh, naja, das würde ich gerne, aber ich sehe, es gibt jemand anderen.“
 

Ihre Stimme durchbrach die angsterfüllte Gedankenspirale des Hylianers und ließ ihn auf dem Gesicht der Zoraprinzessin einen ertappten Ausdruck finden, zusammen mit etwas, dass Link an das beinahe schon Schmerzvolle in Salias Blick erinnerte, als die Kokiri über gegenseitige Liebe gesprochen hatte.
 

Allerdings und ungeachtet dessen konnte Link dem Drang nicht widerstehen, kurz an sich herunter zu schauen, um zu überprüfen, ob sich seine Gefühle für den Shiekah auf irgendeine Art und Weise manifest an seinem Körper zeigten.

Woher wusste...?
 

Ein leises Kichern klang durch die Weite der Halle. „Vor Frauen kannst du so etwas nicht verheimlichen. Besonders nicht vor mir.“
 

Der Heroe starrte verlegen auf seine Stiefelspitzen. Erst Salia und jetzt Ruto... irgendwie war es unheimlich, wie ihn die Mädchen besser zu kennen schienen als er sich selbst.
 

„Nun...“ entgegnete Link mit einem nervösen Lächeln und räusperte sich. Irgendjemand musste auf der Innenseite seiner Wangen schon wieder ein Lagerfeuer gezündet haben, deutlich spürte er das heiße Brennen auf seinem Gesicht. „... ja“, antwortete er, sich im Stillen fragend, warum sein Innerstes jedes Mal so in Flammen stand, wenn es darum ging, seine Liebe vor anderen zu bestätigen
 

„... du suchst nach Prinzessin Zelda, richtig?“
 

Und das Feuer erlosch.
 

Ein ätzendes und ganz und gar hässliches Gefühl trat an seine Stelle, von dem der Held der Zeit genau wusste, dass es Schuld war.

Ruto war sich vielleicht nicht im Klaren über die Gravität ihrer Worte, doch Link spürte die Schwere eines jeden einzelnen

Hatte er – nachdem er aus seinem siebenjährigen Schlummer erwacht war – in den ersten Tagen noch häufig an die fliehende, junge Prinzessin gedacht und sich selbst das Versprechen gegeben, sie zu finden und vor Ganondorf zu beschützen, so war sie in den darauffolgenden Wochen immer mehr aus seinen Gedanken verschwunden und hatte einer anderen Person Platz gemacht: Shiek.

So sehr er Shiek mochte, so sehr er ihn ... liebte – da war dieses schmähende, unauslöschbare Gefühl, Zelda und seine eigenen Vorsätze verraten zu habe.
 

Die Zora schien das gedrückte Verhalten des Schwertkämpfers falsch zu interpretieren und versuchte ihn aufzumuntern.

„Lass dich nicht entmutigen. Prinzessin Zelda... sie ist am Leben! Ich spüre es.“
 

Tatsächlich war es ein beruhigender Gedanke, die Königstochter unversehrt zu wissen, und er schmälerte das Schuldgefühl des Hylianers etwas, wenngleich er es nicht vollkommen auszulöschen vermochte.
 

“Danke, Ruto. Das weiß ich zu schätzen.“
 

Die Angehörige des Wasservolkes verschränkte die Hände hinter dem Rücken und nickte lächelnd.
 

„Bitte. Ich weiß, dich wird nichts aufhalten in deinen Kampf für den Frieden. Als Weise des Wassers ist es meine Aufgabe, den Wassertempel zu bewachen und ich bin an diesen Ort gebunden. Nimm daher dieses Amulett und trage es mit Würde.“
 

Magie war es zu verdanken, dass der blaue Anhänger mit geisterhafter Leichtigkeit und vollkommen schwerelos den Weg von ihren Händen in Links Fäuste fand. Der Krieger spürte die mächtige Zauberkraft in dem Amulett pulsieren.
 

„Das werde ich“, erwiderte er und kaum dass er das Kleinod in seinen Gürteltaschen verstaut hatte, begann weißes Licht seinen Körper erneut seinen Körper zu umgeben und die Konturen der Halle zu verwischen.
 

Kurz bevor das Leuchten seinen Höhepunkt erreichte, hörte Link noch Rutos Stimme in seinen Ohren widerklingen.
 

„Wenn du Shiek triffst, danke ihm von mir, ja?“
 

Obwohl er ihr nicht mehr antworten konnte, beschloss Link, diesen Wunsch zu einem Versprechen zu machen. Eines, das er nicht brechen würde.
 

Er hatte Shiek ohnehin viel zu sagen.
 

Sehr viel.

Von Weisheit und Mut

Es war eine kühle und regnerische Nacht auf der ehemaligen Insel des Hyliasees, die nun wie ein Monolith aus dem ausgetrockneten Gewässer ragte.

Die knorrige, verdorrte Eiche im Mittelpunkt des kleinen Eilands bot nur wenig Schutz vor der Witterung und der eisige Wind warf die Himmelstränen beständig gegen die in einen Mantel gehüllte Gestalt zu ihren Wurzeln. Doch der frostige Sturm war nichts gegen die kalte Angst, die am Herzen dieser einsamen Person nagte und ihr verbot, ein warmes Lager aufzusuchen. Oder vielleicht war es einfach nur eine schwere Sorge, die ihn belastete. Shiek vermochte es nicht genau zu benennen. Ganz sicher war dieses Gefühl jedoch der Grund, warum er wider jeglicher Vernunft hier auf den Helden der Zeit wartete. Auf seine Rückkehr aus der Halle der Weisen.
 

Er wusste, dass es gefährlich war, sich so häufig in der Nähe des Hylianers aufzuhalten. Eher früher noch denn später würde das Übel namens Ganondorf, welches dieses Land befallen hatte, diese Verbindung bemerken. Was der kranke Geist des Großmeisters dann aus dieser Erkenntnis machte, war dabei ohne Belang, da es nichts am Ergebnis ändern würde – wenn er durch die fleischliche Verkleidung sah, in die sich Zeldas Seele hüllte und in der sie schlummerte, war alles aus.
 

Es war die oberste Pflicht des Shiekah, die Prinzessin und das Triforcefragment der Weisheit vor dem Zugriff Ganondorfs zu schützen, ein Grundpfeiler seiner Existenz.
 

Aber es war, als würde er sich selbst dabei zusehen, wie er mit Hammer und Meißel regelmäßig diese Säule erniedrigte, um eine andere damit zu erhöhen.
 

Wenn er die blutfarbenen Iriden auf den verwitterten Mamor des Tempelsteins richtete, dann konnte er den fleißigen Schlag der Steinmetzwerkzeuge fast schon hören und ein schwerer Seufzer löste sich von den Lippen des jungen Mannes.

Er wünschte, sich einfach umdrehen und darauf vertrauen zu können, dass der Heroe seine Sache gut machte. Nicht, dass er keinen Glauben in den Auserwählten der Göttinnen setzte – tatsächlich war sein Herz voll davon – es war nur...

Shiek wollte Link mit eigenen Augen aus dem Licht treten sehen und sich von seiner Unversehrtheit überzeugen.
 

Selbst wenn er damit einmal mehr seine Grundsätze verriet. Selbst wenn es jeglicher Logik widersprach. Selbst wenn er damit seine eigentlich Mission gefährdete.
 

Und es war ja auch nur ein kurzer Augenblick. Kein Schaden würde daraus erwachsen, dass er Link sah und sich dann wieder in die Schatten zurückzog. Er wollte nur wissen, dass es ihm gut ging...
 

Ein lautes Wasserrauschen drang an die Ohren des Shiekah und unterbrach die Überlegungen des jungen Mannes. Fast zeitgleich erstarb das Unwetter um ihn herum. Der Wind frischte auf und teilte gleich einem scharfen Schwert die Wolken über dem Kopf des Angehörigen des Schattenvolkes. Ein purpurfarbener Himmel, durchsetzt mit dem vergehenden, blassen Lichtern der Sterne, schien durch die Risse in den Regenträgern. Während zartes Rosa und Gold in das Violett blutete, begann die Morgenbrise damit, die versprengten Wolkenheere aufzureiben und weiter zu zerstreuen, bis nur noch einzelne, weiße Flaggen über die weite Flur des Himmels wehten.
 


 

„Das Wasser steigt“, stellte er fest und schloss die Augen, um nach der finsteren Präsens von Ganondorfs Macht zu fühlen. Doch wie eine erlöschende Flamme schwand ihr Wirkungskreis zusehends. „...und das Böse verlässt den See... Link, du hast es geschafft.“ Er spürte, wie ihn die Erleichterung gleich den gewaltigen Wellen auf dem einströmenden Fluten des Gewässers umspülte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen hinter der weißen Stoffmaske und ein Teil der drückenden Sorge auf seinen Schultern und in seinem Herzen löste sich von ihm.
 

Der Tod Morphas bedeutete, dass der Held der Zeit siegreich gewesen war und somit am Leben. Er löste die Fibel an seiner Brust und ließ den feuchten Mantel von seinen Schultern gleiten, damit die in Hyrule so selten geworden Sonne die klamme Kleidung darunter trocknen konnte. Das Kräuseln seiner Lippen wuchs. Vielleicht würde doch noch alles gut werden.
 

Link hielt die Augen geschlossen, bis er wieder festen Boden unter seinen Stiefeln spürte. Vollkommen würde er sich wohl niemals an diese Art zu Reisen gewöhnen, die ihm für einen kurzen Augenblick das Gefühl gab, bar jeglicher Hülle nur noch als nacktes Bewusstsein zu existieren. Doch allmählich stellte sich bei der ganzen Prozedur eine gewisse Routine ein und machte sie erträglicher.

Er atmete tief ein, schmeckte feuchte und kühle Morgenluft und entschied, dass es an der Zeit war, einen Blick zu riskieren. Helles Tageslicht blendete ihn und ließ ihn zunächst blinzeln. Ein weiterer Lidschlag war nötig, ehe seine Umgebung scharfe Konturen annahm, und noch ein weiterer, um sich zu orientieren. Hätte er diesen Ort nicht bereits in seiner Kindheit besucht, so hätte er ihn wohl kaum wiedererkannt. War der Hyliasee unter Ganondorfs düsterem Einfluss nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen, so erstrahlte er jetzt wieder in seiner ganzen Majestät und Erhabenheit. Klares Wasser blitzte in der Morgensonne, spiegelte den blauen Himmel, und der frische Wind, welcher die Oberfläche kräuselte, war rein und unverdorben – frei von den unheilbringenden Ausdünstungen des Teufelsturms. Vögel zwitscherten in den nahen Bäumen, die Wiesen an den Ufern leuchteten in einem saftigen Grün und... das Herz des Heroen machte einen Sprung, als er Shiek am Rande des Plateaus entdeckte, auf welches das magische Portal ihn gebracht hatte. Niemals hätte er damit gerechnet, den Shiekah so schnell wiederzusehen. Er wusste, es hätte ihn wundern sollen, was sein Freund und Retter an diesem Ort tat, aber viel zu sehr freute er sich über diese unerwartete Zusammenkunft, um auch nur einen Gedanken mit solchen Fragen zu verschwenden. Beständig näherte er sich Shiek, der einen Arm gehoben hatte, um die vorausgeflogene Fee des Kriegers zu begrüßen, und blieb wenige Fuß vor ihm schließlich stehen.
 

„Sei gegrüßt, Link“, ergriff Shiek das Wort, ehe der Heroe es selbst tun konnte. Das rote Auge, welches nicht von goldenen Haarsträhnen verdeckt wurde und zu ihm schweifte, wirkte seltsam verschlossen und distanziert. Da waren Spuren von Erleichterung, ja. Vielleicht sogar Freude. Doch die rubingleiche Iris schien unendlich viel mehr zu verbergen, als dass sie Preis gab. Und wirklich Zeit, in ihr zu lesen, ließ der Schattenkrieger ihm auch nicht, da dessen Fokus schnell zum See zurückkehrte.
 

„Hallo Shiek“, antwortete der Neunzehnjährige und ließ seinen Blick grübelnd über die schmalen Schultern des Mannes, den er liebte, streifen. Auch jetzt trugen sie wieder so viele unausgesprochene Sorgen, von denen Link gerne einige genommen und selbst geschultert hätte. Er wusste immer noch so wenig von Shiek. Selbst dieser Moment führte ihm diese Tatsache wieder vor Augen, lag doch der Grund, warum der Shiekah hier verweilte und hinaus aufs Wasser schaute, immer noch im Schatten des Ungewissen. Zwar deutete das feuchte Stück Stoff, welches hinter dem jungen Mann auf dem Boden lag und ein Umhang sein mochte, auf ein Kommen vor dem Ende dieser fürchterlichen Regensstürme hin. Doch wie vieles war es eine bloße Vermutung, mit der eine Gewissheit einherging, dass es Shiek ihm bestimmt nicht so einfach verraten würde.

Und obwohl sein Freund und Helfer sicherlich gute Gründe dafür hatte, war es immer noch ein wenig... nein, eigentlich sogar sehr frustrierend, dass der Shiekah ihm diesbezüglich so wenig vertraute. Nachdenklich wanderten Links saphirblaue Iriden weiter. Darüber grübelnd, wie er dem Schattenkrieger beweisen konnte, dass dessen Geheimnisse gut bei ihm aufgehoben waren, blieb sein Blick erneut hängen, dieses Mal an Shieks feingliedrigen Händen. Da war plötzlich dieses unerklärliche Verlangen, nach ihnen zu greifen und seine eigenen Finger mit jenen des Schattenkriegers zu verschränken. Mit klopfendem Herzen riss er seine Seelenspiegel von ihnen los. Während er nach dem Anschluss seines verlorenen Gedankengangs suchte, kamen ihm Rutos Worte wieder in den Sinn.
 

„Ich soll dir von Ruto danken.“
 

Die Worte, in denen immer noch Spuren von Links innerer Unruhe mitschwangen, ließen den Shiekah aufmerksam den Kopf heben. Dann wandte Shiek sich halb zu ihm um und nickte. „Auch in ihrem Namen müssen wir Hyrule den Frieden wiederbringen.“

Nun waren es Links Augen, die sich weiteten und kurz darauf wurden seine Lippen zu einem breiten Lächeln. Seine Brust füllte sich mit einer angenehmen Wärme und die Schwere aus seinen Gedanken verschwand. Es war nur ein kleines Wort, aber so bedeutungsvoll und wichtig für den Hylianer, so unendlich wunderbar. Wir. Er sprach von ihnen beiden zusammen und das machte Link glücklicher, als er jemals hätte beschreiben können.

„Das werden wir. Da bin ich sicher“, entgegnete der Held der Zeit mit einem entschlossenem Nicken seinerseits. Shieks rote Iris fing die Geste auf und nachdem Link glaubte, etwas wie Zuversicht in ihr zu entdecken, wandte sie sich ab und blickte wieder auf die spiegelnde Oberfläche des Gewässers. „Es wird noch einige Prüfungen zu bestehen geben, doch... schau, Link. Morpha ist besiegt. Der See füllt sich mit Wasser und alles ist wieder wie zuvor.“
 

Morpha – Link konnte ein Schaudern bei der Erwähnung dieses Namens nicht verhindern, weil er genau wusste, dass seine Träume der nächsten Tage sich darum drehen würden, wie riesige Tentakel das Leben aus ihm quetschten. Dann trat Link vor den Shiekah und ließ seinen Blick über die im Morgenlicht funkelnde Oberfläche streifen.
 

Shiek riss seinen Blick von Link los und tat einige Schritte zurück. Es war besser, wenn er den Augenblick der Unaufmerksamkeit des Heroen nutzte und verschwand. Viel zu lange schon hatte er sein Glück herausge...
 

„Sag mal, Shiek...“
 

Links unvermittelt gesprochene Worte ließen ihn zusammenschrecken.
 

„... ich weiß, du hast selbst viel zu tun, aber ich wollte dich um etwas bitten.“
 

Der Shiekah blinzelte.
 

„Du hast doch auch eine Waffe. Dieses schmale Kurzschwert, richtig?“
 

Shieks Augen wanderten in Richtung seiner Klinge, die in einer Scheide an der Rückseite seines Gürtels wohnte. Schon viele Male hatte ihn diese Waffe vor dem Schlimmsten bewahrt, aber worauf wollte Link hinaus?
 

„Ich muss unbedingt mehr trainieren und ... würdest du ...nun ja, ein paar Übungskämpfe mit mir machen?“, purzelte es von den Lippen des Heroen. Die saphirfarbenen Augen waren weit vor kindlicher Erwartung, durchsetzt von Nervosität – wie bei einem kleinen Jungen, der sich erlaubt hatte, nach mehr zu fragen als ihm eigentlich zustand.

Dabei hatte er alles Recht der Welt, nach so etwas zu fragen, es war nur...

Langsam schüttelte der Schattenkrieger den Kopf, Wehmut in seinem Herzen spürend. Es gab mehr als nur einen Grund, warum er dieser Bitte nicht zustimmen konnte.
 

„Es wäre ein ungleiches Training, Link. Deine Fähigkeiten mit dem Schwert übersteigen meine eigenen bei weitem.“
 

„Oh...“
 

Das erwartungsvolle Leuchten in Links Augen erlosch und neben die Enttäuschung trat ein gewisser Grad an Panik.
 

„W-willst du mir dann zusehen? Aufpassen, dass ich alles richtig mache?“
 

Shiek senkte den Blick. Auch wenn er nicht an der Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit der Bitte des jungen Kriegers zweifelte, so war nur allzu offensichtlich, dass mehr hinter ihr stand als der reine Wunsch nach einem wachenden Auge über dessen Schwertübungen. Umso mehr wiederstrebte es dem Träger von Zeldas Seele, einmal mehr derjenige zu sein, der die Hoffnungen ihrer aller Hoffnungsträgers verneinte.
 

„Link, du weißt, dass...“
 

„Bitte, nur für ein, zwei Stunden.“
 

Eine behandschuhte Faust umschloss seinen Unterarm und ließ den siebten Weisen aufschauen. Nebst der Überraschung über seine eigene, spontane Aktion war da etwas in Links Gesichtsausdruck, dass er dort so noch nie gesehen hatte. Etwas Zerbrechliches, Fragiles, Ängstliches. Und es erschreckte ihn. Bisher schien es bei all seinen Abenteuern und Prüfungen nichts gegeben zu haben, was den Helden der Zeit ernsthaft hatte erschüttern können – selbst das größte Übel hatte gegenüber dem starken Selbstbewusstsein des Heroen schnell an Grauen verloren. Und jetzt fürchtete Link eine einfache Absage?

Doch... war sie das wirklich? Eine einfache Absage? War es nicht viel mehr wegen der Wahrheit, die er selbst mit aller Kraft zu verneinen versuchte und die für den Hylianer schon längst gelebte Realität war?
 

„Manchmal möchte ich glauben, dass du gar kein Schwert bräuchtest, um Ganondorf von seinem dunklen Thron zu stoßen“, erwiderte Shiek, die helle Stimme durchwoben von einer müden Resignation. „Mit deiner Vehemenz könntest du ihn sicherlich jenseits der Grenzen von Hyrule argumentieren.“

Er war es leid, diesen Kampf zu fechten, den sein Herz und sein Verstand austrugen. Er wusste, er war nur ein Schatten, dessen Zeit geborgt war und mit dem Erfüllen seiner Pflicht endete. Doch niemals in diesen sieben Jahren seiner Existenz war sie so schnell vergangen wie während der letzten Wochen. Sie fühlte sich leichter, nahezu schon beflügelt an... lichter. Heller. Im Fluss und nicht in Dunkelheit erstarrt.

Seine roten Augen fixierten Link, der wohl immer noch zu ergründen versuchte, ob die Aussage des Shiekah nun als Kompliment oder Tadel gemeint war.

So oft der Schwertkämpfer durch seine Waghalsigkeit Sorge in das Herz des Shiekah säte, so oft ließ er es während ihrer Gespräche auch eine Unbeschwertheit fühlen, die selbst die junge Zelda innerhalb der Palastmauern nicht so gekannt hatte. Er war nicht mehr länger nur der Patron des Helden, der ihn zu seiner nächsten Aufgabe leitete. Schon lange nicht mehr. Link und er waren... Freunde geworden. Sein Herz klopfte wild bei diesem Eingeständnis. Einerseits, weil dies niemals hätte sein sollen und alles unendlich komplizierter machen würde. Andererseits, weil ein Teil von ihm all seine Zweifel mit fast schon kindlichem Trotz ignorierte und diese Verbindung mit jugendlicher Freude begrüßte, befriedigte sie doch jene heiße Sehnsucht, von der er vor Link nie gedacht hatte, dass sie so schmerzlich in ihm brennen könnte. Freundschaft war etwas gewesen, was auf Hyrules ausgedörrten Ebenen nur schwerlich gediehen und durch Verrat oft bestraft worden war. Sie war ein Luxus gewesen, den er sich nicht hatte erlauben dürfen.

„Warte morgen am Eingang von Kakariko auf mich.“

Da war immer noch ein leichtes Zögern in Shieks Worten. Es war falsch und gefährlich, sagte sein Verstand. War kein Zeugnis großer Weisheit und höhnte dem Triforcefragment, welches sich unter den Verbänden auf seinem Handrücken verbarg.

Aber der Schattenkrieger war auch weise genug, zu erkennen, dass dies hier keine Entscheidung des Verstandes war.

„Wirklich?!“ Die unbändige Freude auf Links Gesicht bestätigte ihn in der Richtigkeit seines Handelns. Er spürte den sanften, anerkennenden Druck von Links Hand auf seinem Unterarm, ehe er seinen Griff löste und ihn regelrecht anstrahlte. Es war ein gutes Gefühl.

„.Ich meine ...danke.“

Shiek nickte und ein leichtes Lächeln zerrte auch an seinen Mundwinkeln ob dieser einmal mehr sehr... eigenen Art von Höflichkeit. Sie war erfrischend. So wie alles an dem jungen Hylianer.

Dann sank das Leuchten in dem tiefen Blau von Links Augen und Nachdenklichkeit trat an seine Stelle. Als Links Blick gedankenversunken zum See glitt, wusste Shiek, dass es an Zeit war. Seine blutfarbenen Iriden suchten die Fee des Heroen – eine stumme Bitte darin, ihn nicht an ihren Begleiter zu verraten. Besser, ihre Wege trennten sich nun wirklich, ehe ein aufmerksamer Beobachter mit weniger guten Absichten seine Schlüsse aus diesem Treffen zog. Der Träger von Zeldas Seele hatte für heute genug Leichtsinn walten lassen.
 

„Shiek, da gibt es noch etwas...“
 

Die letzte Silbe hatte noch nicht Links Lippen verlassen, als er während des Umdrehens feststellen musste, dass der andere Mann bereits verschwunden war. Suchend wanderten seine Augen über die kleine Insel, einmal, zweimal und ein drittes Mal. Ohne einen weiteren Gedanken hastete er zu der einsamen alte Eiche – war ihr Stamm doch gerade dick genug, um sich dahinter zu verstecken – und begann sie zu umrunden. Just in dem Moment hörte er ein lautes Platschen in seinem Rücken. Er hatte diese Chance vertan. Ein Blick auf den See und die verebbenden Wellen an einer Stelle neben der Insel bestätigten die Erkenntnis nur noch mehr.

Link senkte den Kopf. Er wusste, er hätte nicht so lange warten sollen. Doch es war immer noch schwer, diese eine Frage in das richtige Gewand zu packen, den richtigen Augenblick abzuwarten. Selbst die Bitte nach einem gemeinsamen Training hatte er zuerst nicht so stellen wollen. Zwar hegte er diesen Gedanken schon seit jenem Kampf gegen den weißen Wolfsheimer in der Eisgrotte, doch just in jenem Moment war es der perfekte Vorwand gewesen, um ihm noch ein wenig mehr Bedenkzeit zu geben.

Es war einfach zu ... bedeutend. Es war ein wenig wie damals, in jener Nacht, als er Shiek gebeten hatte, für einen Tag mit ihm zu kommen, und doch so vollkommen anders.

Die Ängste, die Unsicherheit, die seine Zunge dieses Mal mit Worten ringen ließen, waren vielfach größer – bedeutete dieses Geständnis ja nicht nur, den Shiekah zu bitten, die Zeit bis zum nächsten Sonnenaufgang mit dem Jugendlichen zu verbringen, sondern auch jene bis zu dem danach und dem danach – und allen darauffolgenden, bis er sie nicht mehr zählen konnte.

Er mochte sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn Shiek nein sagte.
 

„Link?“
 

Die helle Stimme seiner Fee holte ihn zurück in die reale Welt, die nur aus ja und nein und nicht so unendlich vielen Vielleichts bestand – und er war dankbar dafür. Er erwiderte die Frage seiner Fee mit einer zustimmenden Kopfbewegung.
 

„Lass uns auch gehen, Navi.“
 

Es war fast schon unnötig zu sagen, dass Link die Nacht vor Aufregung kaum geschlafen hatte. Sein Körper fühlte sich von den erst kürzlich bestrittenen Kämpfen in der Eisgrotte und dem Wassertempel zwar immer noch wie ein einziger, blauer Fleck an und hätte dringend Erholung benötigt, aber nichts hätte für den Helden der Zeit an diesem Tag nebensächlicher sein können.

Erwartungsvoll stand er am oberen Ende der Treppen, welche in das Dorf führten, und konnte seine Ungeduld wie Freude kaum zügeln. Unruhig wippte er auf seinen Sohlen vor und zurück und immer wieder wanderte sein Blick über die Umgebung. Wartend. Hoffend. Und dann doch wieder enttäuscht.
 

„Hab Geduld. Er kommt bestimmt noch“, versuchte seine Fee ihn aufzumuntern, worauf der Hylianer resigniert seufzte.
 

„Ich versuch’s ja, aber...“
 

Er biss sich auf die Unterlippe. Shiek war niemand, der sein Wort einfach brach, Link wusste das und wusste auch, dass der geheimnisvolle, junge Mann mit Sicherheit heute noch auftauchen würde, aber jede Minute schien sich heute unerträglich in die Länge zu ziehen. Da waren immer noch genug Dinge, die er Shiek sagen und fragen wollte, aller Sorgen über eine vielleicht negative Antwort zum Trotz. Und die alleinige Aussicht auf einen weiteren, gemeinsamen Tag mit dem Schattenkrieger erfüllte seine Brust mit solch einer nervösen Vorfreude, dass er meinte, sie müsse jeden Moment darunter bersten.
 

„... das ist so schwer.“
 

Einmal mehr suchten seine Augen die Steinstufen ab, ohne jedoch fündig zu werden. Geduld war wirklich keine seiner Stärken.

Es war genau in diesem Moment, als am Dorfeingang hinter ihm Stimmen laut wurden und ihn sich neugierig umdrehen ließen. Sein Blick fiel auf zwei junge Frauen, von der eine gerade beide Hände vor der Brust zusammenfaltete und mit verträumten Blick und geröteten Wangen in den blauen Himmel blickte.
 

„Und dann sage ich ihm, dass ich ihn liebe!“
 

„Oh, wie romantisch. Aber ... hast du keine Angst, dass er dir einen Korb gibt?“
 

Das andere Mädchen schüttelte den Kopf und lächelte sanft.
 

„Nein. Ich weiß, dass er mich liebt. Er ist immer da, wenn ich ihn brauche, ist aufmerksam, und ich glaube, wenn es darauf ankommt, würde er mich mit seinem Leben beschützen.“
 

„Dann ist er wirklich der Richtige...“
 

Eine helle Männerstimme ließ Link aufschrecken.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass Dorfbewohner belauschen zu den ehrenvollen Aufgaben eines Helden gehört.“
 

Der Schwertkämpfer fuhr herum und erkannte die vertraute Gestalt Shieks auf der Mitte der Treppe stehen. Verlegen und in Erklärungsnot kratze er sich am Hinterkopf.
 

„Ich...“
 

Dann lächelte er. „Du bist gekommen.“
 

„Das bin ich. Wenngleich ein gewisser Held mich nicht groß vor eine andere Wahl gestellt hat“, rügte er ihn sanft.
 

“Wenn ein gewisser Shiekah nicht immer so schnell verschwinden würde, bevor man etwas Zeit mit ihm verbringen kann, müsste ein gewisser Held das nicht tun:“
 

Viele Fragen brannten dem Hylianer nach wie vor auf der Zunge, aber wie bereits gestern schien es falsch, Shiek damit so plötzlich zu überfallen. Für den Moment war er glücklich damit, dass er einige Stunden mit dem Angehörigen des Schattenvolkes teilen konnte. Er sah, wie der junge Mann ob seiner Worte die Arme in die Hüften stemmte und den Kopf schüttelte. Der Heroe lächelte leicht. Er wünschte, es könnte immer so sein wie jetzt.
 

„Kommst du?“
 

Sie stiegen die letzten Stufen zum Dorfeingang gemeinsam hinauf und bewegten sich dann weiter in Richtung des Dorfplatzes. Dort zog Link sein Schwert, während der Shiekah im Schatten des Baumes in der Mitte der Fläche Platz nahm.

Es war nicht ganz das, was er sich erhofft hatte, aber wenigstens war Shiek hier.
 

„Sag mir, wenn dir irgendwas komisch vorkommt oder du meinst, ich mach’ was falsch.“

Vielleicht entdeckte der junge Mann als unbeteiligter Beobachter tatsächlich irgendwelche Unfeinheiten in seinem Kampfstil, die sich verbessern ließen.
 

Er wartete auf eine zustimmende Geste Shieks und hob dann den Kopf zu seiner schwebenden Freundin neben ihm.
 

„Spielst du meinen Schattengegner?“
 

„...wenn das nicht wie damals endet, als du den Bumerang gefunden hast“, war ihre mit einem leicht empörten Flirren unterlegte Antwort.

„Hey! Das war etwas völlig anderes! Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, dass ich nicht wusste, dass der zurückkommt“, rechtfertigte sich der Heroe und musste einmal mehr feststellen, dass Feen unter Umständen sehr nachtragende Wesen sein konnten.

„In Ordnung“, willigte Navi ein – mit einem Unterton in der Stimme, der deutlich sagte, dass sie ihm in dieser Sache nicht völlig traute.
 

Link ging in Kampfstellung und festigte seinen Griff um Heft und Schild. Nach den Strapazen der letzen Tage wogen beide schwer in seinen Händen, aber davon durfte er sich nicht beeinträchtigen lassen. Wäre dies ein wirklicher Kampf gegen Ganondorfs Schergen, würden sie diese Schwäche augenblicklich ausnutzen.

Der Neunzehnjährige konzentrierte sich auf den leuchtenden Punkt, den Navi in seinem Blickfeld beschrieb. Er atmete tief ein, schloss die Augen und versuchte sich Ganondorfs grinsende Fratze vorzustellen. Stolz und grausam lächelte sie ihn vom Rücken des schwarzen Rosses an, diesen schwachen, kleinen Kokirijungen, der ihm absolut nichts entgegenzusetzen hatte. Das Leder seiner Handschuhe knirschte, als sich seine Faust um das Heft des Masterschwertes verhärtete. Mit einem Aufschrei setze er zum Angriff an.

Links Streich zerteilte die leere Luft neben seiner ausweichenden Fee und unzufrieden mit sich selbst setzte der junge Heroe gleich zu einer weiteren Attacke an. Er war immer noch zu langsam, seine Hiebe nicht kraftvoll genug. Er konnte das abfällige Lachen des dunklen Großmeisters regelrecht hören. Er biss die Zähne aufeinander. So würde es ewig dauern bis die Übungen Wirkung zeigten und so viel Zeit hatte er nicht. Streng genommen hatte er eigentlich gar keine Zeit. Er peitschte seinen müden Körper weiter voran und erhöhte das Tempo, mit jedem Ausfallschritt, jeder Drehung, jedem Streich ein bisschen mehr.

Wenn er nicht rasch an Stärke gewann, konnte er nicht drauf hoffen, dass er die nächsten Kämpfe überstand... und das... und das...

Trotz der Hitze seiner Anstrengungen war da wieder dieses kalte, schwere Gefühl in seiner Magengrube, das sich von dort lähmend in seinen Gliedern ausbreitete. Er versuchte es abzuschütteln, trieb sich verbissen in den nächsten Angriff. Er würde nicht aufgeben. Er durfte nicht aufgeben. Er musste stärker werden.
 

Schnell merkte Shiek, dass etwas nicht stimmte.

Links Schläge kamen viel zu rasch und unsauber und mit mehr Verbissenheit, als es für ein einfaches Training nötig gewesen wäre. Der junge Krieger war kreidebleich und seine Schritte unsicher. Schweiß rann von seiner Stirn und es war offensichtlich, dass Erschöpfung der tatsächliche Gegner des Hylianers war – war auch das wilde Flattern seiner Fee nunmehr eher Besorgnis geschuldet als der Absicht, den fahrigen Hieben des Helden der Zeit auszuweichen.
 

Selbst beunruhigt vom Verhalten des Neunzehnjährigen erhob Shiek sich und hob beschwichtigend die Hand.
 

„Link, lass es langsam angehen.“
 

„Nein“, presste der Hylianer durch die Zähne und schüttelte zwischen zwei Hieben den Kopf. Die blauen Augen schienen ihn dabei gar nicht wirklich anzusehen, sondern etwas, das jenseits der Festen der sichtbaren Welt lag. Etwas Schreckliches, Furchteinflößendes. „Ich...“

Link torkelte, fing sich aber gerade noch so. Besorgt trat der Shiekah einen Schritt vor. „Ich muss...“

Der nächste Schlag brachte ihn erneut ins Taumeln und ließ ihn erneut das Gleichgewicht verlieren, dieses Mal endgültig. Rücklings stürzte er zu Boden. Shiek zögerte keine Sekunde und rannte zu ihm.
 

Link starrte in den Himmel, der einfach nicht aufhören wollte, sich zu drehen, während der Atem mit rasselnden Zügen seinen Lungen entkam und pfeifend wieder eingesogen wurde. Seine Ohren klingelten und ihm war speiübel.
 

Er blinzelte, als zuerst Navi in seinem Blickfeld auftauchte und dann kurz darauf Shieks besorgte Züge.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte der andere Mann über das Klingeln hinweg.
 

„Ja... ja, geht schon“, keuchte Link und zwang seinen Körper in eine sitzende Position, wobei er dem Drang widerstehen musste, sich übergeben zu wollen. Immer noch schwer atmend starrte er auf seine Beine, sich bewusst werdend, was eigentlich gerade passiert war.

Und noch nie hatte er sich so schwach und verloren gefühlt wie in diesem Moment. Er biss sich auf die Unterlippe, nicht wissend, wie er dem Blick des Mannes neben sich begegnen sollte.

Nebst der Scham über seinen eigenen Auftritt war da das Erschrecken über die Grenzen seines Könnens. War das alles, was in ihm steckte? Wirklich alles? Nicht mehr?

Konnte... konnte er so überhaupt der Held sein, der alle retten sollte?
 

Er spürte, wie die magische Energie Navis auf seiner Haut prickelte, als sie ihren leuchtenden Körper gegen seine Wange stupste. „Hey“, sagte ihr helles Stimmchen und der leise Zuruf ließ ihn in Shieks und ihre Richtung blicken.
 

Sein Freund bot ihm wortlos eine Hand an. Es war eine Geste, von der er das Gefühl hatte, sie nicht verdient zu haben. Er senkte die Lider. Zumal er sich gerade nicht mal sicher war, ob seine Füße ihn tatsächlich tragen würden. Und dennoch... wahrscheinlich sorgte sich Shiek noch mehr, wenn er die stumme Hilfe nicht annahm. Und das wollte er erst recht nicht.
 

Gemeinsam mit der Hilfe des anderen Mannes kam er wieder auf die Beine, wenngleich sich diese anfühlten, als hätte jemand deren Muskeln mit der unförmigen Körpermasse eines Schildschleims ausgetauscht. Der Neunzehnjährige wagte es vorerst nicht, die stützende Verbindung ihrer Arme und Hände zu lösen, und so standen sie inmitten des Dorfplatzes. Für einen langen Moment sagte keiner der beiden etwas.
 

„Dich bedrückt etwas“, erwiderte Shiek schließlich und es war eine Feststellung, keine Frage.
 

Link senkte den Blick und sah auf die Finger, die sich immer noch etwas haltsuchend um die Gelenke des Shiekah schlossen, obwohl das Gefühl allmählich in seine unteren Gliedmaßen zurückkehrte. Er schluckte. Schwerer noch als diese Worte zu denken war es, sie auszusprechen. Doch nachdem seine ganze Vorführung vor wenigen Minuten seinen inneren Aufruhr mehr als nur verdeutlicht hatte, kam es ihm falsch vor, Shiek darüber anzulügen.
 

„...meine letzten Kämpfe habe ich alle nur gewonnen, weil ich Glück hatte. Aber was ist, wenn ich einmal kein Glück habe? Ich... ich hab’ Angst, Shiek... Angst davor, was ist, wenn ich einmal nicht gewinne...“
 

Seine Stimme versagte, doch Shiek schien zu verstehen. Einem weiteren Augenblick der Stille folgte ein sanftes Kopfschütteln und Link spürte, wie sich die rubinroten Augen seines Gegenübers auf ihn legten.
 

„Es ist nur natürlich, Angst zu haben. Angst mahnt uns zur Vorsicht und hält unseren Wagemut in Zaum.“

Ein schwaches, schuldiges Lächeln huschte über Links Züge, wusste er doch genau, dass der letzte Teil auf ihn anspielte.

„Du stehst einer gewaltigen Aufgabe gegenüber und es würde mich mehr sorgen, wenn du überhaupt keine Furcht davor empfinden würdest.“

Die helle Stimme des Angehörigen des Schattenvolkes war warm und voller Verständnis.

„Falsch wäre es, in ihrem Angesicht zu verzagen und sich von ihr lähmen zu lassen. Doch egal wie düster die Stunde ist, ich bin mir sicher, dass dies bei dir nicht geschehen wird. Denn du, Link, besitzt etwas, das viele Menschen hier bereits verloren haben: Den Mut, jene Angst zu überwinden. Und es ist dieser Mut, der das Volk langsam wieder anfangen lässt zu glauben. Dir mag es vielleicht nicht bewusst sein, aber seitdem du den Kampf gegen Ganondorf aufgenommen hast, hat sich hier in Hyrule viel verändert. Die Menschen hoffen wieder. Glauben wieder an sich, so wie du auch immer an dich selbst glaubst. Und alles dank dir, Link.“
 

„Shiek, ich wusste nicht...“
 

„Verzeih mir, Link. Das sind Dinge, die ich dir schon viel eher hätte sagen sollen. Das Schicksal des Helden der Zeit ist kein einfaches, aber du meisterst es mit Bravour.“
 

Da war Entschuldigung in den blutfarbenen Augen des Shiekah, aber zeitgleich auch ein Lächeln. Links Wangen brannten ob des ganzen Lobes vor Verlegenheit.
 

„Du wirst nicht verlieren, Link, dessen bin ich mir sicher. Dein Schwertarm ist stärker, als du glaubst – du hast eine Vielzahl von Verbündeten, die hinter dir stehen... und... solltest du meine Hilfe brauchen, so werde ... werde auch ich ...“
 

Shiek stockte, nicht wissend wie er das Versprechen, welches er dem Helden der Zeit so gerne geben wollte, formulieren sollte, ohne sicher zu sein, dass er es brach oder vielmehr brechen musste. Er wollte Link zur Seite stehen und ihm einen Teil seiner Last abnehmen, so gering dieser auch sein mochte. Gleichzeitig wusste er genau, welche Gefahren eine solche Zusammenarbeit barg. Doch jeglicher Tumult in seinem Inneren schien zu verstummen, als ihn plötzlich zwei starke Arme umschlossen und ihn gegen die Brust des Hylianers pressten.
 

„Danke, Shiek.“
 

Link atmete die Worte gegen die Schulter des Shiekah, dessen Herz ob der plötzlichen Nähe taumelte wie ein betrunkener Matrose bei schwerem Seegang.
 

„Ich war kurz davor, den Mut zu verlieren, aber das tu ich jetzt ganz bestimmt nicht mehr. Niemals.“

Die Stimme des Neunzehnjährigen lachte und klang unendlich leicht. Obwohl sein Puls immer noch raste, begann der Angehörige des Schattenvolkes sich ganz allmählich in der Umarmung des Schwertkämpfers zu entspannen, fand sich selbst von dieser Unbeschwertheit berührt. In Links Gegenwart war es so einfach zu vergessen, was sein vorherbestimmter Weg war und dass er die selbstgesteckten Grenzen wegen des Heroen regelmäßig überschritt.

Aber vielleicht wollte Shiek in diesem Moment auch vergessen. Die Nähe des Hylianers tat so gut. Link war warm und seit seinem Erwachen in dieser Welt hatte der Shiekah sich noch nie so sicher gefühlt wie jetzt in den Armen des Heroen, sein Herz noch nie so leicht.
 

Langsam schob er seine auf Links Rücken ruhenden Arme nach oben und legte die Hände auf dessen Schultern, um die Umarmung zu erwidern.
 

„Nein, dank dir, Link.“
 

Link zog sich ein Stück zurück und lächelte ihn an. Mit jenem gleichen Lächeln wie an jenem Tag beim Feenbrunnen und wie schon damals spürte der Shiekah heißes Blut in seine Wangen schießen und den hämmernden Muskel in seiner Brust stolpern.
 

Das Herz des Heroen klopfte, aber er wusste, wenn er seinen Begleiter jetzt nicht fragte, dann würde er wahrscheinlich niemals mehr den Mut dafür aufbringen. Ihm gingen Salias Worte durch den Kopf, und Rutos und dann jene der beiden jungen Frauen von vorhin. Er wusste, dass er es aussprechen musste, und der Augenblick dafür schien nun der Richtige.
 

„Sag mal, Shiek, hast du mich gern?“
 

Ein Augenblick der Stille folgte und dann ein fast schon resigniertes Auflachen.
 

„Es ist schwer, dich nicht zu mögen, Link.“
 

Eine Wärme lag in den roten Augen des Shiekah, die einen angenehmen Schauer über Rücken des Hylianers jagte und ihm ein Gefühl von Heimat vermittelte. Wenn ihn der Angehörige des Schattenvolkes auf diese Art ansah, so glücklich und sorgenfrei, wusste er, warum er kämpfte. Er wollte es erhalten und an diesen Ort der Geborgenheit zurückkehren. Immer und immer wieder. Jetzt und für den Rest seines Lebens.

Und doch war da eine drängende Frage, die dieses Gefühl trübte und seinen Wunsch null und nichtig machte, wenn Shiek nicht ebenso empfand.
 

Er musste es wissen. Auch wenn er Angst hatte und für einen Moment lieber gegen Tausende von Ganondorfs Monstern gekämpft hätte.
 

„...und... und... liebst du mich auch?“
 

Nun war es gesagt und obwohl sich Link um eine große Last erleichtert fühlte, hatte er gleichzeitig das Gefühl, man hätte ihm stattdessen noch eine viel schwerere aufgebürdet. Seine ganzen Hoffnungen und Ängste konzentrierten sich auf Shieks Antwort, die der Shiekah immer noch hinter seinen Lippen versiegelte. Tatsächlich wirkte der junge Mann, auf dessen Schultern die Hände des Schwertkämpfers locker ruhten, regelrecht überfallen und Link fühlte sich ihm eine Erklärung schuldig. Er fühlte warmes Blut in seine Wangen steigen, als er dazu ansetzte.
 

„Ich... war neulich bei Salia, weil ich nicht aufhören konnte, an dich zu denken... und... mich dabei auch ständig so komisch gefühlt habe. Und, naja, sie... hat gesagt, ich hätte mich in dich verliebt. Ich... ..weißt du, ich fühle sowas zum ersten Mal und bin immer noch dabei, es ganz zu verstehen. Aber ich weiß, dass sie recht hat. Denn ich weiß, dass ich will, dass du glücklich bist. Und... und... dass ich bei dir sein möchte. Du bist immer... Shiek?“
 

Während die Worte einfach so aus dem nervösen Helden herausgesprudelt waren, so war er doch nicht umhin gekommen, zu bemerken, dass Shiek mit jeder seiner Silben etwas mehr in sich zusammengesunken und die vertraute Wärme zwischen ihnen zunehmen verschwunden war. Erst auf Links Nachfrage antwortete er.
 

„Link, bist du dir dessen bewusst, was du da sagst?“

Shieks Stimme war nicht viel mehr als ein atemloses Keuchen. Blanke Panik lag jetzt in dem Rot des Shiekah und ein gehetzter Ausdruck auf dem sichtbaren Teil seines Gesichtes.
 

„Wie...?“
 

Der Angehörige des Schattenvolkes entzog sich dem Kontakt des Hylianers und wich zurück. Instinktiv folgte Link der Bewegung des anderen Mannes, doch Shiek vergrößerte rasch den Abstand zwischen ihnen mit einem weiteren Schritt nach hinten, die Hände schützend um den Oberkörper schlingend. Auf Links fragendes Starren schüttelte er gequält den Kopf.
 

„Shiek?“
 

Ein lauter Knall, ein helles Leuchten und der Shiekah war verschwunden.
 

Voller Unverständnis blickte Link auf die Stelle, wo Shiek vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Dachte an die Furcht und das Entsetzen in den roten Augen, dieses blanke Grauen, mit dem ihn der Schattenkrieger angesehen hatte.
 

Link legte die Hand auf jene Stelle der Brust, wo sich sein Herz befand.
 

Salia hatte gesagt, Liebe wäre etwas Schönes und würde jemanden glücklich machen. Aber... warum tat es dann auf einmal so schrecklich weh?
 

„Navi? Habe... ich etwas Falsches gesagt?“
 

„Ich weiß es nicht, Link.“

Schatten

Der Dachboden des leerstehenden Hauses am Dorfrand war zugig, kalt und durch die Feuchtigkeit im morschen Gebälk zudem noch klamm. Es war kein Ort, in den man gerne Einzug hielt, geschweige denn länger verweilte. Doch nichts hätte für Shiek in diesem Moment nebensächlicher sein können als diese wenig einladende Umgebung. Eine Kälte ganz anderer Art hatte von ihm Besitz ergriffen, die sich durch sein gesamtes Wesen fraß und ihn zitternd die Arme um die angewinkelten Knie schlingen ließ.

Immer wieder kehrten seine Gedanken zu jenem Moment zurück... jenem Moment, in dem die Welt um ihn herum sich aufgelöst hatte – der Boden unter seinen Füßen, die Luft zum Atmen, das Licht seiner Augen... das Licht in diesem strahlenden Blau...

Ein gequältes Keuchen löste sich von seinen Lippen.

Obwohl seine Gedanken wie gelähmt waren und voneinander losgelöst in diesem Eismeer seiner Seele trieben, so brandeten sie doch immer wieder gegen gleiche Bilder und Erinnerungen, an denen sie sich grausam aufrieben.

Ein Lächeln. Worte. Wärme…. Link. Er… Das... hätte nicht passieren dürfen... sollen... niemals... niemals hätte es so weit kommen dürfen. Niemals hätten diese Verwirrung und der Schmerz auf dem Gesicht des Helden...

Er schüttelte den Kopf, ließ ihn sinken.

Obwohl aus Panik geboren, wusste er, dass sein Handeln richtig gewesen war, richtig und nötig und die einzig logische Konsequenz, um den jungen Heroen einen noch größeren Schmerz zu ersparen und ihrer beiden Fragmente vor Ganondof zu schützen. Er wusste es... nur... warum fühlte es sich dann so schrecklich falsch an?
 

„Link?“

Navis Stimme klang unwirklich neben seinem Ohr, wie aus einer anderen Welt und vielleicht war sie das auch. Denn ihre Wirklichkeit entsprang einem Bewusstsein, das nicht bis in seine Grundfesten erschüttert worden war. Was für sie echt und wahr erschien, offenbarte sich Link als hohl und falsch, ein Zerrbild der Bedeutung, die ein jedes Ding einst getragen hatte. Da war ein Empfinden von Entrücktheit, als schaute er durch einen zerbrochenen Spiegel auf die andere Seite. Alles war immer noch da, und doch passte kein Teil mehr zum anderen, wirkte seltsam verdreht und verschoben.

Nur widerwillig löste er seine Augen von den Stromschnellen vor ihm und sah seine Fee an. Ihr Leuchten war schwach und wurde nur für den kurzen Moment der Erleichterung heller, in dem ihr die Aufmerksamkeit ihres Partners zufiel.

„Link, es ist Abend. Du hast seit heute morgen nichts gegessen, sollten wir nicht...“

Der Hylianer unterbrach sie mit einem Kopfschütteln und widerstand dem Drang, seinen Blick wieder zurück auf die tosende Gischt zu wenden, die jegliche Gedanken in die zeitlose Dunkelheit unter den Schaumkronen zu reißen schien und es so viel einfacher machte, diese quälende Leere zu ertragen. Da war nichts mehr in ihm, keine Freude, Trauer, Wut. Nur ein riesiges, schwarzes Nichts, das alle Emotionen begierig aufsaugte und ihm jegliche Gefühlsregung verwehrte.

Lediglich wenn er an jenen Moment zurückdachte – sofort war da wieder dieses schmerzhafte Stechen in seiner Brust, das Herz und Kehle eng machte und heißes Nass in seine Augen schießen ließ. Er unterdrückte ein Schluchzen, drängte es zurück.

Er hatte Shiek glücklich machen wollen. Sein eigenes Glück teilen wollen. Stattdessen hatte er alles zerstört, vertraute Wärme mit einem Keil aus kalter Angst entzwei getrieben. Immer noch fragte er sich, was er falsch gemacht hatte.

„Ich mache mir Sorgen um dich“, mischte sich Navis Stimme in seinen inneren Tumult.
 

„Es... es tut mir leid. Ich... ich versuche es nur zu verstehen, Navi. Es war alles in Ordnung und...“

Seine Hände verkrampften sich zu einer Faust. Er schluckte und spürte das unverkennbare Prickeln von Navis magischer Energie neben seinem Gesicht, gefolgt von einem leichten Druck an seiner Schläfe.

„Es ist in Ordnung, wenn du weinen möchtest“, wisperte ihr helles Stimmchen – und für diesen einen Moment war es das tatsächlich.
 

Der Mond stand bereits bleich über den Baumwipfeln der Verlorenen Wälder, als mit einem letzten Zittern von Links Schultern das letzte Schluchzen seine Kehle verließ. Er fühlte sich erschöpft und ausgelaugt, aber es war immer noch besser, als nichts zu fühlen. Mit dem Rücken seiner behandschuhten Faust über die tränennassen Wangen streichend sah er zu dem sanften Leuchten zwischen dem Gold seiner Haare. Halb verborgen unter den langen Strähnen, die sich unter der grünen Mütze hervorschoben, ruhte seine Fee und spendete ihm die Nähe, die er so schmerzlich vermisste.

„Danke“, sagte er mit heiserer Stimme und hob seine Hand zu dem Lichtschimmer, der Navi beschrieb.

Er hörte das Flirren ihrer Flügel und nahm wahr, wie sich das Gewicht ihres kleinen Körpers von seinem Kopf gegen seine Finger verlagerte.

„Fühlst du dich besser?“ fragte sie.

Link konnte darauf keine Antwort geben. Da waren keine Worte, die je diese Empfindung hätte beschreiben können, die sein Innerstes immer noch so sehr ausfüllte, selbst nach dieser langen Zeit des Weinens.

Er ließ den Arm wieder sinken und auf sein Zögern folgte Navi dieser Bewegung, erschien vollends in seinem Blickfeld.

„Vielleicht fragst du Salia nochmal um Rat?“, schlug seine Begleiterin vor, obwohl ihr feines Stimmchen von Unsicherheit durchsetzt war. Sie klang beinahe ängstlich. Bang um ihn. Ob dieser Erkenntnis spürte der Heroe erneut das mittlerweile wohlvertraute Brennen in seinen Augen. Aus dem namenlosen Twist von Emotionen schälte sich das Gefühl von Schuld. Er wollte nicht, dass Navi sich so fühlte.

Link nickte langsam und blinzelte die Tränen hinfort, griff nach der Okarina in seiner Gürteltasche.

Beinah schon mechanisch setzte der Hylianer das Mundstück an die Lippen und entfernte es wieder von selbigen, noch ehe er einen Ton gespielt hatte. Wie… sollte er mit jemand anderem reden, wenn ihm selbst bei seiner engsten Vertrauten nicht eine Silbe durch die zugeschnürte Kehle entkommen wollte? Gerade Salia... sie war bei ihrer letzten Unterhaltung so glücklich und interessiert gewesen... was sollte er ihr nun sagen?

„Ich... es geht schon, Navi.“ Er schaute auf die Okarina in seiner Hand. Auf das goldene Triforce-Emblem, das sich vom dunklen Blau abhob und im Mondschein schimmerte. Erinnerte sich an den Moment, in dem er sie das erste Mal gesehen hatte, und an jenen Augenblick, der das tönerne Instrument in seinen Besitz hatte übergehen lassen. Der Funke eines Entschlusses flackerte in seiner Brust auf. „Außerdem habe ich immer noch eine Aufgabe.“ Kaum dass er die Worte ausgesprochen hatte, gewann das Glimmen in der Asche seines Herzens an Stärke. Er atmete langsam aus, und als er den Blick auf seine Fee richtete, war da ein schwaches Licht in seinen saphirgleichen Iriden. „Ich muss die restlichen Weisen und Prinzessin Zelda finden.“

Nebst allem Schmerz war er immer noch ein Held mit einer Bestimmung. Sein Weg lag klar vor ihm und er musste ihn nur gehen. Er musste sein Schicksal erfüllen, und vielleicht würde es dann die Leere in ihm füllen. Und vielleicht… vielleicht würde er so auch auf Shiek treffen und Antwort auf einige, quälende Fragen erhalten.
 

Shieks Hand wanderte in seinen Nacken, um durch leichten Druck den steifen Muskel dort zu lösen, während ihn seine Füße durch den Schatten zwischen Kakarikos Häusern trugen. Er fühlte sich matt und zerschlagen, aber es sollte ihn eigentlich nicht wundern. Die Nacht war furchtbar gewesen, ein Reigen aus halbwachen Albträumen, die ihn keine Ruhe hatten finden lassen – gefolgt von einem Morgen, der ihm fahl und farblos erschien und doch viel zu hell.

Nur widerwillig hatte er seine Zufluchtsstätte verlassen und nun glich jeder Schritt einer Strafe, alles schmerzte.

Wenngleich ein Teil von ihm mit grimmiger Genugtuung dachte, dass dies nur gerecht war, ihm gerade recht geschah für...

Nur noch wenige Fuß trennten ihn vom Licht, in dem der Dorfplatz vor ihm badete, und der Shiekah stockte, als sein Blick auf den Baum in der Mitte der Fläche fiel, unter dem sein Herz gestern noch so leicht gewesen war. Seine Hand wanderte zu seiner Brust. Die Ereignisse waren immer noch so nah, Links Worte so klar.

„Meister Shiek?“

Die Stimme eines anderen Mannes riss ihn aus den Gedanken. Er drehte den Kopf ein wenig und erkannte den Hylianer mit dem schwarzen, wilden Haar und dem akkurat getrimmten Bart. Basch, einer der Mitglieder des Dorfvorstandes.

Er versuchte, einen Ausdruck der Resignation in seine Augen zu zwingen, war sich aber nicht sicher, ob der Emotion es gelang, die stumpfe Erschöpfung in ihnen zu überlagern. „Ich meine mich zu erinnern, Euch mehr als einmal gesagt zu haben, dass Ihr mich nicht so nennen sollt. Shiek genügt.“

Sein Gegenüber verschränkte die Arme.

„Ich bestehe darauf. Ihr habt so viel für dieses Dorf in den letzten Jahren getan.“

„Jeder einzelne Bewohner trägt hat seinen Anteil dazu beigetragen und gemessen daran ist meine Hilfe gering.“

Basch drehte in einer hilflosen Geste die Hände gen Himmel und schüttele den Kopf, ehe er sie in die Hüften stemmte und sein Blick kritisch wurde.

„Ihr seht nicht gut aus. Ist irgendetwas vorgefallen?“

Shiek spürte, wie sich etwas in seiner Brust verkantete und seinen Herzschlag aus dem Takt brachte. Nur mühsam zwang er seine Gedanken zurück in den Fokus. „Nichts... von Belang. Aber weswegen kommt Ihr zu mir?“

„Der Brunnen, Meister Shiek. Ich würde es auf die übermütige Fantasie einiger Jungspunde schieben – wenn ich es nicht selbst am eigenen Leib gespürt hätte.“

Etwas in der Stimme des Dorfvorstandes beunruhigte ihn und er wurde aufmerksam.

„Was gespürt?“

„Da unten ist etwas. Irgendetwas Finsteres. Ich glaube, es ist besser, wenn Ihr euch das mal anseht.“
 

Ohne weitere Fragen folgte der Schattenkrieger dem Hylianer den kurzen Weg durch das Dorf. Basch war ein bodenständiger Mann mit einer sehr nüchternen Sicht auf die Magie, welche diese Welt durchwirkte. Es war ungewöhnlich, dass gerade er solch eine Bitte an den Shiekah herantrug, weswegen Shiek ihr eine gewisse Schwere beimaß.

Er war noch nicht ganz an den Brunnen am Fuße der großen Windmühle herangetreten, als er bereits spürte, was Basch meinte. Dunkelheit, verdarbt und voller Feindseligkeit auf alles Lebende, schien am Grund der befriedeten Grube zu hausen und nach Herz und Geist zu greifen. Den Shiekah schauderte. Selbst im langen Schatten des Teufelsturms, der zuweilen bis auf die Steppe reichte, hatte er nie eine solche Beklemmung empfunden. Ganondorfs Finsternis war kühl und kalkulierend, doch die Schwärze dort unten war hungrig, zerstörerisch und uralt. Wie die schleimigen Tentakel eines Oktorok glitt sie über sein Bewusstsein und suchte nach Halt. Das Triforcefragment auf seinem Handrücken prickelte alarmierend und der siebte Weise trat mit einem erschreckten Keuchen zurück, hinaus aus dem Wirkungskreis.

Bei Nayru, niemand durfte diesem Brunnen auch nur einen Schritt näher kommen. Nicht, ehe sie nicht einen Weg fanden, die Bannzauber zu stärken, welche das körperlose Dunkel dort in der Erde gefangen hielten. Und dann erkannte er, dass es dafür bereits zu spät war.

Gerade noch rechtzeitig bemerkte Shiek den drohenden Schatten hinter sich und sprang zur Seite. Der Knüppel sauste ins Gras neben ihm, wirbelte Staub und Dreck auf und ein leiser Fluch entkam den Lippen des jungen Mannes, während er nach seinem Schwert griff und zu Basch zurückblickte.

Die Augen des Dorfbewohners waren leer und verschleiert, das Gesicht steinern. Shiek wollte nicht gegen den anderen Mann kämpfen, aber er hatte keine Wahl, wenn er Schlimmeres verhindern wollte. Er festigte den Griff um das lederne Heft der schmalen Klinge und schnellte nach vorn.
 

Link war sich immer noch nicht sicher, ob der Morgen viel zu früh oder gerade rechtzeitig gekommen war. Sich für den Aufbruch bereitmachend kehrte seine Erinnerung zu der kurzen Nacht zurück. In der Stille der schlafenden Welt um ihn waren seine Gedanken wieder laut geworden und hatten die Ereignisse des gestrigen Tages gegen die Dunkelheit vor seinen Augen gezeichnet; erneut schwere Ketten aus Schuld um den Brustkorb des Schwertkämpfers gelegt. Er konnte nicht vergessen, wie Shiek ihn angesehen hatte. Wie das Licht, das er so sehr hatte bewahren wollen, aus dem Rot seiner Seelenspiegel gewichen war. Wie seine Worte gleich einem Henkersbeil zwischen sie beide gefallen waren und von einer Sekunde auf die andere alles ausgelöscht hatten, was da gewesen war. Es schmerzte, aber tiefer und quälender noch schnitt die Gewissheit, dass er den Angehörigen des Schattenvolkes durch seinen selbstsüchtigen Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft so sehr verletzt und erschüttert hatte.

„Was willst du als nächstes tun?“, fragte Navi, während Link die Gurte von Eponas Sattel unter seinem Reittier festzurrte. Er hielt kurz inne. Der Heroe hatte sich bisher tatsächlich noch keine Gedanken gemacht, sondern einzig das Gefühl gehabt, er müsse aufbrechen und etwas tun. Abwesend vergrub er die Hand in der weißen Mähne der Stute und wog die einzelnen Möglichkeiten untereinander ab; wob seine Finger angespannt tiefer in das weiche Haar, als alle Zeichen auf einen einzigen Weg deuteten.

„Ich... ich weiß nicht. Ich... denke, den nächsten Tempel suchen“, antwortete er zögernd. Sein Blick streifte suchend über die Steppe, sein Magen ein einziger Knoten aus Hoffnung und Angst gleichermaßen. Er hatte nicht vergessen, was mit der Entdeckung dieser heiligen Stätten einherging. Das hieß, wenn Shiek überhaupt…

Epona gab einen protestierenden Laut von sich und Link merkte, wie sich ihr massiger Körper bewegte um seinem verkrampften Griff zu entkommen. Sofort lockerte er seine Faust.

„Entschuldige“, entgegnete er reumütig und strich über ihren muskulösen Hals. „Ich sollte weniger nachdenken, mh?“, fragte er, während er ihr Ohr kraulte und die dunklen Augen ihn aufmerksam ansahen. All diese schweren Gedanken passten wirklich nicht zu ihm, und doch konnte er sich ihrer nur schwer entledigen; wie ein Heer von Feinden stürmten sie immer wieder auf ihn ein. Doch wenigstens für den kurzen Moment, in dem Epona ihren langen Kopf gegen seine Schulter presste, schienen sie kurz zu verstummen. Liebkosend streichelte er ihr Maul.

Dann sah er zurück zu Navi. „Hast du eine Ahnung, wo der nächste Tempel sein könnte?“

Der leuchtende Körper der Fee verweilte nachdenklich auf einer Stelle, ehe sie sich ein Stück höher treiben und auf einer Windströmung suchend nach links und rechts schwingen ließ. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber…“ Plötzlich hielt sie inne. „Link, riechst du das auch?“ Ihr Stimmchenklingelte alarmiert in seinen langen Ohren.

Zuerst war der Held der Zeit nicht sicher, was seine Begleiterin meinte. Die Morgenluft war klar, der Himmel blau, und in der Schule von Bäumen flussabwärts sangen sogar einige Vögel. Der Neunzehnjährige versuchte, einen Riss im oberflächlichen Frieden dieser Idylle und somit die Quelle von Navis Unruhe zu finden. Stirnrunzelnd drehte er sich zur Feuerstelle um, als er vermeinte, kalte Asche in seinen Atemzügen zu schmecken. Aber die ausgebrannten Holzscheite lagen unter einer dicken Schicht Sand begraben und ihr Glühen war verloschen.

„Irgendwo muss etwas brennen“, stellte der Hylianer fest und ließ den die dunklen Iriden angestrengt über die Steppe gleiten. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Dieser Tage gab es kaum Wanderer wie ihn, die ihr Lager im Grasland aufschlugen und die Luft mit dem Aroma von Zunder und Herdfeuer schwängerten. Über ihm stieg Navi weiter in die Höhe.

„Da ist ein heller Schein im Westen, in der Nähe des Todesberges.“

Link spürte das Herz in seiner Brust stocken und danach sinken.

„Das ist da, wo Kakariko ist! Navi, schnell!“
 

Beißender Rauch vernebelte den Dorfplatz, genährt von roten Flammen, die vielfach aus den unteren Stockwerken der umliegenden Gebäude schlugen. Die dicke Luft kratze in Shieks Lungen, aber er hatte andere Sorgen, als sich um sein eigenes Wohlergehen zu kümmern.

Während der Großteil der Bewohner Richtung Friedhof geflüchtet war, sah er sich immer noch der kleinen Gruppe Männer und Frauen gegenüber, deren Geist sich fest in der Hand der Finsternis befand. Sie hatten ihn in die Enge getrieben und bildeten einen Halbkreis um ihn wie ein Rudel hungriger Wolfsheimer – bereit, mit der gleichen Gier über ihn herzufallen. In seinem Rücken fühlte er die Hitze einer brennenden Hauswand. Nachdem sich die Macht der Dunkelheit wie eine Seuche unter den Menschen ausgebreitet hatte, die herangestürmt waren, um den Schlagabtausch zwischen Basch und ihm zu beobachten, hatte sich Chaos über das Dorf gelegt. Es war unmöglich gewesen, all die verzauberten Bewohner gleichzeitig in Schach zu halten und so hatte der Angehörige des Schattenvolkes einige Männer nicht daran hindern können, ein Feuer zu legen, welches sich hungrig durch die engstehenden Bauten gefressen hatte. Shieks Augen strichen über die mit Steinen und Knüppeln bewaffnete Menge vor ihm. Obwohl er sein Kurzschwert mit beiden Händen schützend vor sich hielt, hatte er nicht vor, diese Menschen damit verletzen. Sie waren nur besessen, nicht unwiederbringlich verdorben. Dennoch sah es nicht gut für ihn aus. Selbst wenn er es schaffte, durch den Ring aus Körpern zu brechen, nahm das nicht den Bann von ihnen. Ließ er sie einfach zurück, waren das Dorf und diese Menschen dem Untergang in den Flammen geweiht. Wenn es nur nicht so viele wären...

Der Schattenkrieger nahm einen tiefen Atemzug durch den feuchten Stoff seines Mundschutzes.

Nein, korrigierte er sich selbst, es gab eine Möglichkeit, sie alle zu retten. Aber es war riskant. Es grenzte eigentlich schon an Unverantwortlichkeit, diesen Handlungsweg überhaupt in Betracht zu ziehen, und er hätte einem gewissen Helden wahrscheinlich viel besser gestanden. Doch dies war keine Entscheidung, die mit Weisheit oder Mut zu tun hatte. Der Shiekah wusste, dass sie richtig war, und hoffte, dass Ganondorfs Blick gerade nicht zu genau auf diesem Dorf lag, der schwarze Rauch auch seinen Blick trübte.

Er hob die Hand, spürte die Kraft der Göttinnen in dem Fragment auf ihrem Rücken pulsieren.
 

Just in dem Moment erhellte ein Lichtblitz den Platz zwischen ihm und seinen Gegnern. Das charakteristische Knacken erkennend schloss Shiek rasch die Augen, um nicht geblendet zu werden.

Der gleißende Schein der Dekunuss verebbte schnell und mit dem Öffnen seiner Lider erkannte der Angehörige des Schattenvolkes den Schemen einer Person gegen den Feuerschein, welche durch die Reihe der Dorfbewohner stürmte und sie mit gezielten Schlägen auf Kopf und Nacken kampfunfähig machte. Sein Erstaunen wich der Erkenntnis, dass keine Zeit zu verlieren war, und er löste sich aus der Starre, um seinen unerwarteten Retter zu unterstützen.
 

Mit einem stumpfen Aufschlag stürzte der letzte Angreifer unmittelbar vor Shiek in den Staub und der fallende Körper gab den Blick auf ein Paar Augen dahinter frei, das jenen des Shiekah nicht unähnlich war. Der trainierte Körper betrog das tatsächliche Alter der Frau um Jahre und sie trug ihr weißes Haar immer noch streng zurückgebunden, sodass ihr scharf geschnittenes Gesicht mit den charakteristischen Malereien deutlich erkennbar war.
 

„Impa“, hörte Shiek sich selbst sagen, und mit einem leichten Lächeln trat sie näher an ihn heran. „Es freut mich zu sehen, dass Ihr wohlauf seid“, erwiderte sie und die Erleichterung in ihrer Stimme verriet den kontrollierten Ausdruck ihrer Züge. Dann jedoch wurde ihr Blick kritisch, als Shiek die Hand auf ihren ausgestreckten Unterarm legte und ihn zum Gruße drückte. „Ihr seid doch wohlauf, oder?“

Das Rot ihrer Seelenspiegel war unnachgiebig, eindringlich, suchend, und Shiek wich den bohrenden Iriden aus, konnte ihnen nicht standhalten. Sie hatte ihn immer schon zu gut gekannt, besser noch als das Mädchen, dessen Zofe sie gewesen war. In den kurzen Wochen nach ihrer Flucht, in denen sie ihn damals die Gebräuche der Shiekah gelehrt hatte, war dies nur allzu offenbar geworden.

„Nicht der Körper...“, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm.

„Impa, bitte...“

Er atmete gequält aus und Impa seufzte, ließ den Arm sinken.

„Auch wenn Ihr nicht darüber reden wollt, so sehe ich, dass ihr schwer an einer Entscheidung tragt.“ Neben den beiden Angehörigen des Schattenvolkes knackte das Gebälk eines Hauses bedrohlich laut unter der hungrigen Hitze des Feuers. „Doch die Zeit drängt. Deswegen lasst mich Euch dies sagen: Ich kannte einst ein Mädchen vom Hofe, das fest entschlossen ihrem Herzen und ihren Träumen gefolgt ist. Für mich war sie trotz ihres jungen Alters eine der weisesten, weitsichtigsten Personen in ganz Hyrule.“

Shiek sah erstaunt auf und fand in ihren rubingleichen Augen ein zuversichtliches Lächeln.

„Sie würde nicht wollen, dass Ihr Euch so grämt.“

Der Träger von Zeldas Seele spürte einen leichten Zug an seinen Mundwinkeln, wenngleich er immer noch unsicher war, was diese Worte für ihn bedeuteten.

„Danke. Ich we-“

Ein ohrenbetäubender Knall zerriss die Luft und eine heftige Erschütterung ließ den Boden unter ihren Füßen erbeben. Impas Blick schnellte alarmiert in Richtung des Friedhofs, ehe er wieder Shiek fixierte.

„Das kam vom Schattentempel. Ich werde nachsehen“, der Entschluss in ihrer Stimme war unumstößlich und der junge Mann erkannte, dass sie nicht allein von Pflicht und Sorge um die Bewohner des Dorfes getrieben wurde, welches sie mitbegründet hatte, sondern dass sie dem gleichen Ruf folgte, der ihn damals selbst zum Siebten Weisen bestimmt hatte. Er nickte. „Ich werde mich um die Menschen hier und das Dorf kümmern. Seid vorsichtig.“ Da war ein unausgesprochener Dank in der harten Linie ihrer Lippen, die für einen kurzen Moment weicher wurde. „Ihr auch. Und nehmt Euch vor dem Brunnen in Acht. Ich weiß nicht, wie lange meine Siegel den Schatten darin noch halten können, aber ich würde Euch ungern in seiner Nähe wissen, wenn und falls sie brechen.“ Shiek wollte etwas darauf erwidern, aber dann zwinkerte sein früheres Kindermädchen ihm schon beinahe verschlagen zu. „Ich werde zurück sein, ehe das passiert. Mögen Eure Schritte im Schatten sicher sein…“, sagte sie während sie zurückschritt und einen Augenblick später im hellen Aufblitzen der Dekunuss verschwand. „… und Euch zum Licht führen“, vollendete Shiek die traditionelle Verabschiedung, bevor er spürte, wie Dunkelheit Impas Präsenz verschlang.
 

Der Weg über die steinernen Stufen erschien Link viel zu lang. Der Gestank von verbranntem Holz und Lehm war erstickend und zog in dunklen Schwaden in den grauen Himmel über ihm. Angst lag wie ein schwerer Stein in seiner Magengrube. Er kannte viele der Bewohner persönlich und auch wenn der Schwertkämpfer nicht wusste, was er als einzelner Mann gegen die Flammen ausrichten sollte, so war da die Furcht, dass ihn ein schrecklicherer Anblick als nur brennende Gebäude erwartete. Es wäre nicht der erste, direkte Angriff, den Ganondorf gegen Kakariko führte. Er kämpfte gegen die Welle der Übelkeit, die ihn zu überrollen drohte, während die Erinnerung an die leblosen, zerbrochenen Körper der Dorfwacht zurückkehrte, welche die Stufen vor wenigen Wochen noch gesäumt hatten. Der Heroe war zu spät gekommen, hatte sie nicht beschützen können. Er hastete weiter vorwärts, sein Muskeln nach den Anstrengungen der letzten Tage am Limit, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Und endlich erreichte er den Eingang. Die Hitze des Feuers lag heiß auf seinen Wangen und die Luft selbst glühte. Er schirmte seine Augen gegen den hellen Schein ab.

„Navi?“

„Hier scheint niemand mehr zu sein.“

Erleichterung ließ sein Herz eine Spur leichter schlagen. Das Feuer allein war schlimm genug, aber offensichtlich war bisher niemand zu Schaden gekommen. Wenngleich die völlige Abwesenheit der Bewohner beinah augenblicklich eine neue Art von Sorge in ihm großwerden ließ. Wo waren sie alle?

„Halt, warte“, warf Navi plötzlich ein und ließ Link aufschauen. „Am anderen Ende des Dorfes spüre ich die Gegenwart einer weiteren Person.“ Der junge Krieger runzelte die Stirn. „Nur einer?“ „Ja. Und noch etwas –… etwas Böses.“ Das Zischen und Knacken wischte das letzte Wort der Fee nahezu komplett aus. Die atemlose Qualität ihrer Aussage war jedoch Zeichen genug, das es eine mächtige, finstere Macht sein musste, der sich diese andere Person gegenübersah. Link würde sie nicht in ihrem Kampf allein lassen. „Führ mich hin.“
 

Das Dorf lag in gespenstischer Verlassenheit. Das Feuer brüllte, Balken barsten und doch schien niemand die Flammen löschen zu wollen. Der Himmel über ihm hüllte sich in schweres Grau aus Rauch und Wolken, die hoffentlich Regen trugen. Links Füße wirbelten heiße Asche und versengtes Gras auf und immer mehr fragte er sich, was hier vorgefallen war.

Hatte man die Dorfbewohner verschleppt oder entführt? Seine Brust wurde eng bei diesem Gedanken und er mochte ihn nicht weiter verfolgen, konzentrierte sich auf den blauen, kühlen Schein, den seine Fee inmitten all des lodernden Gelb und Rot beschrieb.

„Wir sind gleich da!“, rief sie ihm zu und Link hob den Blick, versuchte etwas durch die dunklen Schwaden auf dem Weg vor ihm zu erkennen. Da war tatsächlich jemand. Der weiße Überwurf auf seinen Schultern leuchtete durch den Rauchdunst und ließ den schlanken Körper kräftiger erscheinen, als er eigentlich war. Er kannte dieses Stück Kleidung, dieses Bild, seinen Träger. Shiek. Es war Shiek.

Sämtliche Fragen, sämtlicher Schmerz und alle Unsicherheit erstarben von einer Sekunde auf die andere und waren vergessen.

Dort, in unmittelbarer Nähe zum Brunnen stand Shiek. Link kam Navis Warnung über die drohende Gefahr fernab der Flammen wieder in den Sinn und hetzte ohne nachzudenken die Stufen zu ihm hinauf, der Wunsch, den Angehörigen des Schattenvolkes zu beschützen, leuchtend klar in ihm. Seine Lippen teilten sich, eine Warnung darauf, doch ehe ein Wort sie verlassen konnte, war es Shieks Stimme, die ihn stoppen ließ. “Bleib zurück, Link.“ Da war etwas im Tonfall des Shiekah, das keinen Widerspruch duldete und so kam der Held der Zeit wenige Fuß hinter ihm zum Stehen. Die gesamte Statur des anderen Mannes wirkte angespannt und Link kam nicht umhin sich zu fragen, ob er mit seinem impulsiven Handeln nicht einen weiteren Fehler begangen hatte.
 

Kaum einen Lidschlag später sprengte eine gewaltige Kraft den Galgen des Brunnes aus der Verankerung und wirbelte ihn durch die rauchgeschwängerte Luft. Mit einem Krachen kam er wieder zu Boden, aber es war noch nicht vorbei. Trotz der Hitze des Feuers um sie überkam Link ein kaltes Schaudern und der Shiekah vor ihm ging in Kampfstellung. Die Augen des Neunzehnjährigen suchten nach dem Feind, den der andere Mann offensichtlich erwartete und dessen Nähe auch der Hylianer nicht leugnen konnte.

Der Heroe spähte nach etwas Sichtbarem, etwas, das im Schatten darauf lauerte, sie zu attackieren, nur um im nächsten Moment die ganze Welt aus seinem Griff gleiten sehen.

Wie Sand aus einem zerbrochenen Stundenglas stockte der Fluss der Zeit und schien gleichzeitig doch unaufhaltsam und fern seiner Kontrolle weiterzufließen, als Shieks Körper von einer unsichtbaren Kraft in die Höhe geschleudert wurde. Der Shiekah schrie, während er ruckartig durch den leeren Raum gerissen wurde, und Link hilflos dabei zusehen musste. Sein Herz pumpte zähflüssiges Blut durch seine tauben Gliedmaßen, jeden Augenblick musste es unter der Anstrengung bersten. Leere Furcht füllte bereits seinen Brustkorb und würde ihn gleich gänzlich verschlingen.

„SHIEK!“

Der zersplitterte, raue Schrei klang fremd in Links Ohren, und doch war es seine eigene Stimme, welche den Namen des Mannes rief, der am Fuße der kurzen Treppe unsanft in Staub und Asche geschleudert wurde und dort reglos liegen blieb.

Nein! Bei den Göttinnen, nein, bitte nicht!

Der kurze Protest seiner Muskeln verhallte ungehört, als er sich aus dem Stand in einen halsbrecherischen Sprint warf; er wusste einzig, dass er den Schatten nicht ein zweites Mal seine Klaue um Shiek schließen lassen würde.

Noch bevor er überhaupt richtig vor dem anderen Mann zum Stehen gekommen war, hatten Schwert und Schild bereits den Weg in seine Hände gefunden, flackerten hungrig im zügelnden Licht der Flammen.

„Link, nicht…!“, hörte er die schmerzverzerrte Stimme des Shiekah in seinem Rücken und widerstand dem Drang, dem Flehen nachzukommen. Egal was passierte, er würde nicht weichen.

Der Hylianer beobachtete, wie ein Schatten lautlos über die Häuserdächer glitt, um erneut mit tödlicher Präzision auf den Shiekah Kurs zu nehmen. Link hob das schützende Metall an seinem Arm, machte sich bereit für den Kampf. Nur noch ein kleines Stück….

Wie ein Donnerschlag traf das formlose Monster auf seinen Schild, verteilte sich – und plötzlich war es überall. Es glitt durch Muskeln und Fleisch und fraß sich mit kalter Flamme durch offengelegte Nerven. Er verlor den Boden unter den Füßen und das Licht vor seinen Augen schwand. Das Triforcefragment auf seinem Handrücken brannte wie geschmolzenes Gold.

Er hörte, wie sich sein eigener Aufschrei mit einer anderen Stimme vermischte, bevor er hinabgeschleudert wurde und der Aufprall den Atem aus seinen Lungen presste.

Stöhnend rollte er sich auf den Rücken.

Er hatte das Gefühl, zwischen Hammer und Amboss eines Schmiedes geraten zu sein. Jeder Knochen in seinem Körper schien in Splittern zu liegen – selbst solche, von denen er zuvor nicht gewusst hatte, dass er sie besaß – und jede Bewegung schmerzte.

Das Rauschen in seinen Ohren war lauter als das Donnern eines reißenden Flusses und Dunkelheit schlich wie ein hungriges Monster am Rande seines Bewusstseins auf und ab, bereit ihn zu verschlingen, sobald er sich einen Moment der Unachtsamkeit erlaubte.
 

Dunkelheit... Monster...
 

Das Wesen aus dem Brunnen!
 

Shiek!
 

Mit brennender Klarheit schnitt die Erinnerung in Links Benommenheit, und seine Lider flogen nach oben.
 

Hatte er den Schatten besiegt? Was war mit Shiek? Ging es ihm gut?
 

Seine Panik verebbte schnell, als seine Augen das vertraute Rot fanden, welches ihn sorgenvoll ansah. Shiek kniete neben ihm, und während eine seiner schmalen Hände auf der Stirn des Hylianers verweilte, formten seine LippenWorte, von denen Link über die lärmende Unordnung in seinem Kopf hinweg seinen Namen verstand.
 

Selbst Lächeln tat weh, doch er konnte nicht anders ob der Welle der Erleichterung, die durch seinen Körper brandete.
 

Er zwang seinen Arm nach oben und legte die Finger an die Wange des Shiekah.
 

„Ein Glück. Dir ist nichts passiert“, flüsterte er heiser und ließ dann die Hand wieder sinken.
 

Mit einem Mal wirkte die Dunkelheit nicht mehr so bedrohlich.
 

Shiek war unversehrt, das zählte. Unversehrt und hier bei ihm.
 

Mit dieser Gewissheit konnte er es sich erlauben, der Finsternis, die an seinem Geist zerrte, nachzugeben. Alles würde wieder gut werden.
 

Der Geruch von verkohltem Fachwerk und feuchter Asche haftete schwer an der kühlen Luft, die durch das geöffnete Fenster in den kleinen Raum wehte, und eigentlich hätte es Shiek beruhigen sollen, dass die Dorfbewohner und der nunmehr beständige Regen das Feuer gelöscht hatten. Kakariko war vor dem Schlimmsten bewahrt worden, und doch wollte die Anspannung nicht von dem Schattenkrieger weichen.
 

Shiek blickte auf den schlafenden Heroen im Bett neben ihm, und dann wieder zurück auf seine ineinander verschränkten Hände. Sie verkrampften sich, als er an den Tumult in seinem Inneren dachte.
 

Er wusste, dass Zelda den Heroen liebte. Auf eine unschuldige und reine Weise, die den Gefühlen des Hylianers für den Shiekah nur allzu nahe kam. Er konnte sie spüren, selbst jetzt, wo die Seele von Hyrules Herrscherin tief in seinem Inneren ruhte.

Aber da waren noch andere Empfindungen in ihm, die mit dieser kindlichen Reinheit nichts gemein hatten.
 

Sorge. Unsicherheit. Angst.
 

Sehnsucht. Verlangen. Verzehren.
 

Und der Angehörige des Schattenvolkes wusste, dass es seine eigenen waren und nicht jene der schlafenden Prinzessin ihn ihm.
 

Und er wusste ebenfalls, was die logische Konsequenz daraus war. Eine Wahrheit, die sich schon lange immer wieder in Ansätzen gezeigt hatte, die er aber nie hatte akzeptieren wollen und immer wieder davor davongelaufen war.
 

Bis jetzt.
 

Denn in jenem Moment sprach sein Herz eine Sprache, die deutlicher nicht hätte sein können. Von allen Seiten schrie sie auf ihn ein, ein aufgebrachter Mob von Gefühlen, vor dem es kein Entkommen gab und dessen viele Stimmen sich doch zu einer einzigen vereinigten.
 

Er stütze seine Ellenbogen auf den Knien ab und vergrub das Gesicht in den Händen, am Ende mit seiner Weisheit und nicht wissend, was er tun sollte.
 

Er hatte sich verliebt.
 

In Link.

Wahrheit

Zeit. Es war ein Wort, ein Konzept und allem voran Shieks Hoheitsgebiet. Niemand sonst wohl verstand die Ambiguität ihres Wesens so gut wie er – war sie doch Sinnbild seines eigenen Seins. Aber noch nie hatte sich der siebte Weise so außer Takt mit ihrem Voranschreiten, so verloren in ihrem Fluss gefühlt.
 

Wenn er das Rot seiner Augen zum Fenster richtete, so schien der prasselnde Regen gleichsam ihren Strom zu bezeugen, und das tiefe, donnernde Grollen, welches das gesamte Erdreich und die Luft erfüllte, ließ sie wie ein kostbares, verschwenderisches und nur allzu endliches Gut erscheinen, das sich viel zu schnell verbrauchte.
 

In jenem kleinen Raum jedoch stand sie still. In jenem kleinen Raum, in dem der Heroe ruhte und der Shiekah am Rande seines Bettes wachte, war die Zeit erstarrt.

Minuten, Tage oder gar Jahrhunderte hätten sich jenseits der unbeweglichen Ewigkeit innerhalb dieses Zimmers erheben und wieder fallen können – und doch hätten sie allesamt nichts an diesen Gefühlen ändern können. Ob er damit jene Links oder seine eigenen bedachte, wann immer er den Gedanken hinauf beschwor, vermochte der siebte Weise noch nicht einmal genau zu sagen –das Resultat war bei jedweder Betrachtung doch ohnehin immer ein und das Selbe: Eines, das kein Barde je mit einem glücklichen Ende besingen würde, so märchenhaft eine Geschichte zwischen dem Feenjungen aus dem Land der Kokiri, und dem Schatten einer Herrscherin, der nie hätte existieren sollen, auch klingen mochte.

Denn die Sagen dieses Landes erzählten von einer Prinzessin mit göttlichem Erbe und ihrem treuen Ritter. Eines Ritters, der…
 

Beinahe unweigerlich kehrte Shieks Blick zurück zu Link. Das blaue Leuchten Navis, die sorgenvoll über seinem Bett kreiste, verlieh dem reglosen Gesicht des Schwertkämpfers etwas Geisterhaftes und machte es umso schwerer zu vergessen, wie viel Link für ihn riskiert hatte – und womöglich immer wieder riskieren würde. Nein, sogar mit Sicherheit riskieren würde. Als die Dorfhexe Asa dem Helden die letzten Reste ihres kostbaren, blauen Trankes eingeflößt hatte, hatte sie selbst gesagt, dass wohl einzig der Segen der Göttinnen ihn vor dem sicheren Tod bewahrt hätte.

Shieks Lippen wurden schmal, in seiner Brust ein enggeschnürter Zwist aus Emotionen. Das… war nicht was er wollte.
 

Obgleich es ihm mit jeder Faser seines Wesens widerstrebte, erhob er sich langsam und kehrte Link den Rücken zu. Er war erst wenige Schritte gegangen als ein helles Stimmchen ihn innehalten ließ.
 

„Was tust du?“
 

„Gehen. Bitte sag Link, dass es nicht anders ging. Hyrule… braucht seinen Helden.“

So schwerlich Shiek die Worte auch über die Lippen kamen und so die Enge um sein Herz mit jedem einzelnen auch wuchs, so waren sie doch die einzige, unumstößliche Wahrheit.

„… aber Link braucht dich.“

Da war eine Gravität in Navis Erwiderung, die ahnen ließ, dass sie nicht leichthin gesprochen war und vielmehr eine Feststellung als alles andere. Nie hätte er gedacht, dass er selbst einmal Zentrum ihres Starrsinns werden würde und fast schon wollte sich ein Lächeln auf seine Lippen stehlen. Der Dekubaum hatte gut daran getan, sie Link zur Seite zu stellen.

„Er hat dich, kleine Freundin.“

„Ich bin nur eine Fee.“

Shiek blickte zurück zu dem schimmernden Lichtpunkt, der nun still über dem ruhenden Körper des jungen Kriegers verharrte. Was sollte er dem entgegnen – er, der nur der fleischgewordene Traum einer schlafenden Prinzessin war? Auf der Suche nach einer Antwort schlug er die Lider nieder und hoffte etwas von der Weisheit beschwören zu können, derer er sich einst so meisterlich verstanden hatte. Es war schwierig, überhaupt irgendetwas in dieser Kakophonie von Gefühlen auszumachen, die immer noch in ihm tobte, und noch schwerer, sich nicht völlig in ihr zu verlieren. Mühsam zwang er den Aufruhr zurück und mit dem Verebben der zahlreichen Stimmen seiner selbst wurde eine andere laut. Impas Stimme. Klarer und heller noch als zuvor über das Knistern der Flammen hörte er den Widerhall ihrer Worte in seiner Erinnerung – und mit ihrem Verstehen begann sich etwas Schweres in seiner Brust zu lösen.

„Die Fee des größten Helden, den Hyrule je gesehen hat.“

Sie waren was sie waren – und durch Link gleichzeitig so viel mehr. Der Heroe hatte in Navi so viel mehr gesehen als eine einfache Fee – Begleiterin, Vertraute, Ratgeberin – und in Shiek selbst… zwar war da immer noch Schmerz, aber auch eine zarte Wärme, wenn der Shiekah daran dachte, wieviel reicher seine Tage durch Link geworden waren. Heller. Lebendiger. Menschlicher.

Es würde die Sache sicher nicht einfacher machen, aber fernab all dieser verwirrenden und schwierigen Gefühle war er es Link als Freund schuldig zu bleiben. Link verdiente so viel. Mehr noch, die Wahrheit.
 

Link träumte. Link musste träumen, denn es war unmöglich, dass er sich auf dem sonnendurchfluteten Marktplatz von Hyrule befand. Gerade noch hatte er doch gekämpft. Und... dunkel... es war dunkel gewesen... und... er versuchte sich zu erinnern, aber die Bilder waren verschwommen, gleich Schemen im Nebel. Er blinzelte, es war so unwahrscheinlich schwer den Gedanken zu halten, irgendwas... irgendetwas stimmte nicht. Er sah sich um, das Saphir seiner Augen über die Stände mit ihren bunten Segeltüchern streichend. Wie Blumen blühten sie gegen das Grau der Stadtmauer, und vor ihnen herrschte ein emsiges Treiben. Menschen kamen und gingen, kauften und feilschten...und waren alle so groß? Verwirrt sah er an sich herunter, fand das grüne Gewand der Kokiri an sich und... richtig, sie waren aus Kokiri hier her gekommen, er und... sein Herz machte einen Sprung, als sich ein etwa dreizehnjähriger Junge in blauem Wams und mit blondem Haar aus einer der Mengen vor den Warenauslagen hervorschob, behutsam zwei glasierte Äpfel durch das Getümmel manövrierend.

Das rote Augenpaar, welches ihn nach wenigen Momenten der Suche fand, war voller Wärme, und Shieks Lippen teilten sich, Worte formend, die er jedoch nicht verstand. Das Rauschen des Brunnens in seinem Rücken war plötzlich um ein vielfaches lauter, wusch den Klang der hellen Jungenstimme hinfort, so sehr er sich auch konzentrierte, sie über das Plätschern auszumachen... und plötzlich war alles wieder dunkel. Doch das Rauschen blieb.
 

Es dauerte einen Moment, bis Link begriff, dass es kein Brunnen, sondern das Prasseln von Regen war, welches an seine Ohren und in seinen erwachenden Geist drang. Er stand auch nicht, er lag, und obwohl ein schmerzhaftes Feuer in seinen Muskeln zu lodern schien, fühlte er sich sicher und geborgen. Er nahm einen tiefen Atemzug und hätte sich fast an ihm verschluckt; ein scharfes Stechen schoss durch seinen Brustkorb, welches ihm sagte, dass einige seiner Rippen auch nicht völlig in Ordnung waren. Mit einem leichten Husten kam er schließlich vollends in der Wirklichkeit an und als er die Augen aufschlug, fand er das gleiche, sanfte Rot, in das er wenige Sekunden zuvor noch in seinem Traum geschaut hatte.
 

„Shiek“ erwiderte der Hylianer heiser und mit solch einer Wärme und einer glücklichen Erleichterung in den saphirblauen Iriden, dass es dem Angehörigen des Schattenvolkes schwerfiel, den Blickkontakt zu halten, befeuerten sie seine eigenen Gefühle doch nur noch mehr. Er war fast schon dankbar, als Links Aufmerksamkeit für einen Moment abglitt, um sich dem blauen Licht der Fee über seinem Gesicht zuzuwenden. „Navi“, flüsterte er und hob den Arm in ihre Richtung, nicht ohne allerdings schmerzhaft aufzuwimmern.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Shiek vorsichtig, während Link die Hand wieder sinken ließ. Überraschen huschte über die Züge des Hylianers, gefolgt von einem leidenden Ausdruck, als der Heroe offensichtlich kurz die Muskeln anspannte.

„Furchtbar“, erwiderte er schließlich, zwang seinen Oberkörper aber trotzdem nach oben. „Was war das?“

„Ein mächtiges Schattenwesen aus Hyrules dunkler Vergangenheit, geboren aus Hass und Verrat.“

Ein Gedanke manifestierte sich auf Links Zügen, als dessen Iriden für einen flüchtigen Augenblick den Fokus verloren – die Räson, die ihm vor seiner waghalsigen Rettungsaktion viel besser genützt hätte, vermischt mit einer Spur fast schon verlegener Erkenntnis. Dann merkte er, wie der Blick des Heroen wieder auf ihn zurückfiel, eine unausgesprochene Frage auf den Lippen.

Schuldig senkte Shiek die Lider. „Du träumst nicht. Ich bin wirklich hier.“

Auch wenn er Links Reaktion nicht unmittelbar sah; das Aufflackern dieser dem jungen Krieger so eigenen, unschuldigen Freude war geradezu spürbar – gleich der hellen Aura einer Flamme. Und dann verebbte es wieder.

Obwohl sie sich direkt gegenüber saßen, standen so viele unausgesprochene Dinge trennend zwischen ihnen. Shiek hob den Blick wieder. Bereit, die Wahrheit zu sehen, die er Link und sich selbst versprochen hatte.
 

Und doch fehlten ihm die Worte. Während der Regen vor dem Fenster mit vielen Stimmen sein Lied sang, versagte dem Angehörigen des Schattenvolkes die eigene. Und so war es Link, welcher schließlich die Stille innerhalb des Raumes durchbrach.

„Shiek“, begann der Hylianer unsicher und biss sich auf die Unterlippe, während Angst sich in das Blau seiner Augen schlich. Er wirkte verloren inmitten der Laken auf der strohgefüllten Matratze, deren Linnen sich unter Links Faust zusammenzog. Noch ehe er sein Handeln selbst begriff, hatte Shiek die Hand in Richtung des Hylianers ausgestreckt. Er stockte einen kurzen Moment, als sein Verstand seine Muskeln einholte und mit seinem Instinkt stritt, doch dies war genug für den Heroen, um die Geste zu erwidern. Die Gesamtheit von Links Fingern schloss sich um die seinen, der Griff fast schon ein wenig zu fest; furchtsam.

Der Schattenkrieger konnte die Worte, die der Schwertkämpfer hinter geschlossenen Lippen hin und her wälzte, regelrecht spüren – doch viel quälender noch war der Schmerz, der mit jedem Augenblick in den Iriden des jungen Kriegers wuchs.

„Link“, hörte sich Shiek sagen, nachdem ein weiterer, unerträglicher Moment verstrichen war, und dies schien den Bann endlich zu brechen. Nach einem kurzen Blick auf die Verbindung ihrer Hände bahnte sich das erste Wort den Weg über seine Lippen.

„Warum...“ – ein tiefer Atemzug, das Blau seiner Augen so zerbrechlich wie Glas – „Shiek, warum… läufst du vor mir davon? Wenn ich irgendetwas Falsches getan oder gesagt habe, dann tut es mir leid. Ich... ich wollte dir keine Angst einjagen... ich... ich...“ Links sich zunächst überschlagende Stimme verlor sich jäh, obwohl seine Hand unvermindert über jener des Shiekah verweilte.
 

Etwas Falsches getan? Nur eines... sich in den Shiekah zu verlieben.

Die bittere Linie seiner Lippen war ein Spiegelbild der traurigen Ironie von Links Frage.
 

Es wäre ein Einfaches gewesen, Link irgendeine schöngeschmückte Lüge darzubieten, welche der Hylianer mit seinem grenzenlosen Vertrauen in den Shiekah sicherlich eifrig angenommen hätte. Ihm die falsche Hoffnung zu geben, dass, so er nur alle Siegel brach, ihr beider Weg danach ein gemeinsamer werden könnte. Der Hylianer nur noch ein klein wenig länger warten müsste. Es wäre so einfach gewesen.

Aber Shiek wusste auch, wenn er jetzt vor diesem Gespräch davonlief, dann würde er die verbleibende Zeit seiner Existenz davonlaufen – vor den Konsequenzen seines Handelns, vor seinen Gefühlen und der Wahrheit, welche mit bleierner Schwere auf seiner Zunge wohnte.
 

„Ich bin derjenige, der einen Fehler gemacht hat.“ Er und sein närrisches, schwaches Herz, das hätte stark sein sollen und es doch nicht konnte. „Ich… könnte deinen Wunsch unmöglich erfüllen.“ So sehr es ein Teil von ihm auch wollte.

Das kurze Aufflackern von Hoffnung in Links Augen brannte wie tausend heiße Nadelstiche in seiner Brust.
 

„Wenn es darum geht, dass es zu gefährlich ist, dann warte ich eben, bis alles vorbei ist“, erwiderte der Heroe eifrig. Ein wenig atemlos beinahe, als könne der kleinste Hauch den schwachen Schimmer der Zuversicht wieder löschen.
 

„Du verstehst nicht, Link.“
 

Noch während er die Worte mühsam hervor presste, senkte er den Kopf erneut, konnte den Blickkontakt des Neunzehnjährigen nicht länger halten. Seine Finger zogen sich enger um jene Links, und noch ein wenig mehr, während dieser wieder die Stimme erhob.
 

„Dann erklär es mir ... bitte.“
 

Shiek sah das gnadenlose Schwert der Wahrheit deutlich über ihnen schweben – und schließlich den hauchdünnen Faden, der es hielt, reißen.
 

„Es ist unmöglich, weil… ich nicht mehr existiere werde, wenn dies alles vorbei ist.“
 

Er spürte, wie sich Links Griff lockerte, während Shiek selbst die bandagierten Finger zu einer Faust ballte.
 

„Mein Dasein ist an die Finsternis in Hyrule gebunden. Wenn sie schwindet, dann schwinde ich mit ihr.“
 

Da war ein Zittern, welches den Körper des jungen Kriegers durchlief und Shiek durch die nunmehr lose Verbindung ihrer Hände spürte. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie zersplittertes Saphir sein Gesicht suchte, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das Shieks Worte als Lüge entlarvte. Doch alles, was er dem Heroen anbieten konnte, war ein verzagtes Kopfschütteln. Besser jetzt und besser so, ehe Link noch mehr unnötigen Schmerz erlitt. „Es tut mir leid.“
 

„Das… will ich nicht“, protestierte Link und plötzlich war da ein Flackern in den blauen Augen, ein Schimmer von Wut. „Das ... das ist nicht fair!“, sagte er, jene Worte wiederholend, die vor so vielen Tagen, welche dem Schattenkrieger nunmehr wie Jahre vorkamen, auf der Steppe zwischen ihnen gefallen waren. So viel hatte sich verändert, doch sie waren immer noch wahr, und konnten trotz allem immer noch nichts an der Realität ändern.
 

„Aber es ist mein Schicksal“, erwiderte Shiek stumpf. Es war schon immer sein Schicksal gewesen und wenn das Licht nach Hyrule zurückkehren sollte, musste er sich ihm ergeben. Und Link ebenso.
 

„Dein Schicksal? Was ist mit meinem…“
 

„Dein Schicksal ist an das der Prinzessin geknüpft und nicht an meines“, fiel ihm Shiek ins Wort, wenngleich der selbstsüchtige Wunsch, dass es anders wäre, mit quälender Hitze in ihm brannte.
 

“Das entscheide immer noch ich selbst!“, antwortete Link trotzig.
 

„Aber ich bin nichts weiter als ein Schatten, der…“, begann Shiek jene Worte zu sprechen, die er bereits für sich selbst so oft wiederholt hatte, hoffend, sie würden auch den Schmerz betäuben, der sein Inneres nunmehr zu zerreißen drohte. Doch mehr denn je kamen sie ihm wie der leere Widerhall einer Lüge vor.

„Nein“, unterbrach ihn Link. „Du kannst kein Schatten sein. Du stehst doch hier direkt vor mir und…“

Da war das scharfe Stechen mühsam zurückgehaltener Tränen in Shieks Augenwinkel. „Meine Zeit, dieser Körper… all das ist nur geborgt. Sobald du das letzte Siegel brichst…“

Es war eine Wahrheit, die er schon vor so langer Zeit gelernt hatte zu akzeptieren, doch was einst tröstende Hoffnung gewesen war, schlang sich nun gleich bleierner Ketten um seine Brust, nahm ihm die Luft zum Atmen und drückte auf sein Herz, das, wie Link mit seiner sturen Logik festgestellt hatte, fernab davon war, eine Illusion zu sein. Es war durch und durch echt. Und zudem etwas, für das der Heroe nicht aufhören würde zu kämpfen.
 

„Dann werde ich meine Reise abbrechen. Wir gehen weg. Irgendwohin…“
 

Es mochte verlockend klingen. Verwegen, egoistisch und doch so unaussprechlich verlockend. Ihrer beider Schicksal schlicht hinter sich lassen, zwei einfache Männer in einem fremden Land zu sein, die niemandem verpflichtet waren außer sich selbst.

Er… ein Teil von ihm wollte das so sehr, doch als er den Blick hob und Links saphirblauen Iriden begegnete, da wusste er, dass er es nicht konnte. Hyrules Volk, Prinz-… sein Volk, würde weiter leiden, Ganondorfs Schatten wachsen und alsbald auch die Länder jenseits der Grenzen verdunkeln. Er konnte nicht gehen, genauso wenig, wie es Link konnte. Er sah die Erkenntnis, die er selbst so deutlich spürte, in das Blau des Hylianers sickern und die Entschlossenheit seiner vorangegangenen Worte untergraben.

„Ich werde einen Weg finden“, setzte Link an und in die starrköpfige Unnachgiebigkeit seiner Stimme mischte sich Verzweiflung.

Er hob die Arme in einer Geste, als könne sein Körper die Frustration nicht mehr halten. Und dann war da Angst, welche sie wieder sinken ließ. „Ich… ich will dich nicht verlieren.“

Eine Hoffnungslosigkeit verdüsterte die Züge des Hylianers, wie sie Shiek noch nie dort gesehen hatte.

Einmal mehr schien die Zeit in diesem kleinen Raum still zu stehen, und doch war da der beständige Rhythmus von Shieks Herz, das von ihrem Verstreichen kündigte. Ein Herz, das immer noch schmerzte. Aber auch ein Herz, welches der Heroe durch und durch für sich gewonnen hatte. Er konnte und wollte Link nicht so sehen. Er atmete tief ein und ein Entschluss formte sich in ihm.

„Ich will das auch nicht“, sagte er leise, und dann, etwas lauter und Links vorangegangen Worte aufnehmend, „Ich … möchte auch nicht, dass du mich verlierst.“ Denn auch das war eine Wahrheit, und sie vermochte neben Erstaunen den leichtesten Hauch eines Lächelns auf Links Lippen zu zaubern. Und nach einem weiteren Moment der Stille war da sogar etwas Zuversicht.
 

Shieks Blick war beinahe schon scheu, als Link ihm erneut begegnete. Und gleichzeitig lag eine Wärme darin, die der Neunzehnjährige fast schon verloren geglaubt hätte. Eine Wärme, die sein Herz trotz aller Schwermut, die ihr Gespräch begleitete, einen Takt schneller schlagen ließ. Dann sickerte Reue in das sanfte Rot und Shiek schloss die Lider kurz, ehe er sie wieder öffnete. Seine Augen verweilten nun auf der losen Verbindung ihrer Hände.

„Verzeih, dass ich dich gestern so verletzt habe und… dir nicht den gleichen Mut entgegenbringen konnte, den du mir entgegengebracht hast. Dass ich mich von meiner Furcht habe beherrschen lassen.“ Links Lippen teilten sich, um die Entschuldigung auszusprechen, die auf ihnen lag, doch Shiek hob die Hand und bedeutete ihm zu schweigen. Dann schüttelte der Schattenkrieger den Kopf, die Mundwinkel kaum wahrnehmbar gekräuselt. „Nicht vor dir. Ich … hatte Angst vor meiner Antwort auf deine Frage.“
 

„Wie meinst du das?“, erwiderte Link auf Shieks kryptische Worte. Ihm war das mehrfache Zögern in Shieks Stimme nicht entgangen, und auch diese seltsame Art von neuer Tiefe, wenn der junge Mann von sich selbst sprach. Dennoch konnte der Hylianer sich keinen wirklichen Reim darauf machen, was der Shiekah meinte – hatte es etwas damit zu tun, wie Link sich kaum erst getraut hatte, jene bedeutungsschweren Worte gegenüber dem Schattenkrieger auszusprechen?
 

„Ich…“, begann Shiek, doch dann verzagte der sonst so redegewandte junge Mann und wirkte in sich gekehrt, schien nach der Antwort zu suchen.
 

„Ich denke, was er damit sagen will, ist, dass er dich auch liebt“, mischte sich Navi ein, das helle Stimmchen überquellend vor Stolz über die Tatsache, dass sie von selbst zu dieser Erkenntnis gekommen war.
 

„NAVI!“ Links und Shieks Stimmen vermischten sich in einem erschreckten Aufruf. Blut schoss brodelnd in seine Wangen und färbte sie in das gleiche, verlegene Rot wie Shieks, ehe der Neunzehnjährige vorsichtig fragte, „Stimmt das?“

In der Brust des Hylianers kribbelte und brannte es, aber es war keine Pein, die von seinen verletzten Rippen kam. Er war sich noch nicht mal sicher, ob er es überhaupt als Qual bezeichnen mochte, denn es war vielmehr, als wäre sein Innerstes mit einer Vielzahl heller Bänder durchwirkt, Linien aus reinem Licht und Feuer, die eng gespannt allesamt über seinem Herzen zusammenliefen; unter jedem einzelnen Schlag vibrierten und ein neues Schaudern durch seinen Körper sandten. Und atemlos wartete er auf die Antwort, welche diese Ketten vielleicht sprengen würde.
 

Shiek lächelte. Warm. Offen.
 

„Es… ist schwer, dich nicht zu lieben, Link.“
 

Da war eine Leichtigkeit in Link, die allen Schmerz vergessen machte. Ihm war schwindelig, nahezu trunken vor Glück. Er hatte das Gefühl, dass seine Brust eigentlich viel zu klein war, um diese große Emotion in sich zu behalten - alles in ihm schien zu leuchten und war warm, erfüllte ihn bis in den letzten Winkel seiner Seele. Mit einem hellen Auflachen zog er Shiek gegen seine Brust in eine Umarmung. „Ich bin so glücklich“, atmete er gegen die Schulter des Shiekah. Er nahm wahr, wie sich die Arme des anderen Mannes hinter seinem Rücken verschränkten, ein Paar Hände sich fest in den Stoff seiner Tunika vergrub und Shiek gegen seinen Körper sank. „Ich auch.“ Shieks Worte waren leise, aber voller Ehrlichkeit – heilend und erhebend, denn vielmehr noch als dass der Hylianer sein Glück in Shiek fand, war es noch eine unbeschreiblich größere Freude zu hören, dass der Shiekah dessen eigenes Glück in ihm fand.
 

Link erlaubte sich, diesen endlos wirkenden Sekunden, die ihm das Gefühl gaben, die gesamte Welt in seinen Armen zu halten während Navis blaues Leuchten funkelnd um sie beide tanzte, noch einige mehr hinzuzufügen; sie ein wenig länger auszukosten – ehe er seine Umarmung zaghaft löste, damit er Shieks Gesicht sehen konnte. Und auch, wenn Link noch viel über Liebe zu lernen hatte, so konnte er doch ganz genau sagen, dass es Liebe war, die er in den Zügen des Sheikah fand. Das sanfte Lächeln, das bis in das warme Rot von Shieks Iriden reichte und eine zarte, fast schon zerbrechliche Offenheit in seinem Blick, die Links Knie schwach werden ließ, obwohl er immer noch saß, ließen keinen Zweifel daran. Und der Hylianer konnte nicht anders, als es zu erwidern – denn auch, wenn die Zukunft noch unbestimmt vor ihnen lag, für diesen einen Moment war alles perfekt.
 

Doch nur allzu schnell hielt die Realität wieder Einzug in seine Gedanken.

Plötzlich waren dort so viele Worte, die aufgeregt über seine Zunge tanzten, doch in dem übereinanderstürzenden Chaos schafften es lediglich eine Handvoll, jenseits seiner Lippen Form zu finden. „Aber heißt das dann…“

Schmerz sickerte in den glücklichen Ausdruck auf Shieks Gesicht und er senkte den Blick. Schüttelte den Kopf.

„… mein Schicksal ist immer noch dasselbe.“

Link hatte fast schon erwartet, dass es nicht so einfach sein würde. Dennoch…

„Ich sagte doch, ich werde einen Weg finden.“ Die Hoffnung brannte heller in Link als je zuvor. Es war eine gewaltige Aufgabe, aber ihr würde nicht in ihrem Angesicht verzagen. Mehr denn je galt es, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Für Shiek. Für ihn selbst. Für sie beide.
 

„Ich möchte gerne glauben, was du sagst, aber…“

Er senkte den Blick und spürte, wie dunkle Gedanken begannen, den Jubelchor seiner Gefühle zu ersticken und nur allzu schnell mischten sich Zweifel in die unverfälschte Reinheit seiner Empfindungen. Für einen kurzen, glorreichen Augenblick war er frei gewesen – frei von sämtlichen Erwartungen, Pflichten und seinem Schicksal – und erfüllt von solcher Liebe, dass die Gewaltigkeit der Emotion ihm beinah selbst die Luft zum Atmen genommen hatte. Für einen Lidschlag war das tiefe Blau von Links Auge sein Horizont gewesen, endlos und voller Möglichkeiten… voller Zuversicht.

Und dennoch war es gerade diese Zuversicht, die nunmehr wieder in seinem eigenen Herz verblasste.

Denn Link kannte nicht die ganze Wahrheit und es war zu gefährlich, ihm mehr zu erzählen. Der Hylianer konnte nicht wissen – durfte nicht wissen, wie sehr Shieks Dasein mit jenem Zeldas verquickt war und wie uralte Magie, mächtiger als alles, was Link sich vorzustellen vermochte, dafür sorgen würde, dass die ruhende Seele der Prinzessin erwachte, so der auserwählte Held das letzte Siegel brach. So sehr er sich auch wünschte, dass Link recht behielt und es schaffte, das Unmögliche möglich zu machen.
 

„…warst du schon einmal während eines Sonnenaufgangs auf dem Gipfel das Todesberges?“

Links Worte schnitten unvermittelt in seine schweren Gedanken und ließen ihn verwirrt aufschauen. „…was?“
 

„Los, sag, warst du schon einmal während eines Sonnenaufgangs auf dem Gipfel das Todesberges?“ Shieks Kopfschütteln zauberte ein aufgeregtes Lächeln auf Links Lippen und es war offenbar, dass das Gespräch den gewünschten Verlauf nahm. „Warum fragst du?“, erwiderte der Angehörige des Schattenvolkes und da war der gleiche Ausdruck wie damals auf Links Gesicht, als der junge Krieger ihn zur Feenquelle geleitet hatte. „Weil sie einzigartig sind!“

„Einzigartig?“

„Ja! Zuerst wird der Himmel lila, sodass er an fast reife Brombeeren erinnert, dann langsam golden wie das Sonnenlicht, das durch Baumkronen fällt und ganz zum Schluss blau wie das klare Wasser einer Waldquelle.“ Shiek konnte ob der ungeschliffenen Poesie Links nicht anders als schwach zu lächeln. Ein Barde hätte die Worte des Hylianers wohl lediglich belacht, aber mit dem Ernst, der Leidenschaft und der Liebe, mit der Link sie aussprach, berührten sie Shieks Herz mehr als jede noch so schöne Lyrik. Und aus der Erinnerung der Prinzessin kannte er viele. Er bemerkte, wie der Heroe die saphirblauen Iriden zu seinen Händen wandern ließ, die immer noch auf Shieks Schultern ruhten; eine zarte Röte auf den Wangen, die umso mehr wuchs, als eben jene an den Armen des Shiekah hinab wanderten, um sich sanft über Shieks Finger zu legen. Liebliche Verlegenheit vermischte sich mit Entschlossenheit und einer Spur kindlicher Aufregung in Links Stimme und Zügen, während er sprach und wieder zum Angehörigen des Schattenvolkes zurücksah. „Wenn das hier alles vorbei ist ... dann lass uns gemeinsam dort hingehen und ihn anschauen, ja?“
 

„Link, du weißt...“
 

„Versprich es mir, bitte. Dann verspreche ich dir, dass ich einen Weg finde, dein Schicksal abzuwenden.“
 

„Link...“
 

„Ich... werde dich auch nie wieder um etwas bitten.“
 

Ein bittersüßer Schmerz durchflutete Shieks Herz. Wie oft hatte Link diese Lüge nun schon gebraucht? Und dennoch… für den Moment wollte er an Links Wahrheit glauben. Für ihn. Für sich selbst. Für sie beide.
 

“… dann zeig mir diesen einzigartigen Sonnenaufgang, wenn wieder Frieden in Hyrule eingekehrt ist. Ich komme mit dir.“
 

„Versprochen?“
 

„... versprochen.“

Licht

Kakariko schlief. Erschöpft von den Anstrengungen eines viel zu langen und ereignisreichen Tages, an dem wie durch ein Wunder niemand ernsthaft zu Schaden gekommen war, ruhten seine Bewohner, um sich von dem Schrecken zu erholen und dem nächsten Morgen mit neuer Hoffnung und Kraft begegnen zu können.

 

Shiek jedoch wachte.

 Geweckt durch den Kuss kühler Nachtluft, welche der Wind durch das geöffnete Fenster in den kleinen Raum getragen hatte. Obwohl es vielleicht auch ein Traum gewesen war, welcher ihn aus der sanften Umarmung des Schlafes gezogen hatte. Oder war es gar eine Vision gewesen? Er hatte sie gesehen, inmitten der Dunkelheit seines Geistes. Da war Freude im Blau ihrer Augen gewesen und ihre pinken Lippen hatten ein wohlwollendes Lächeln geformt – was ihm nunmehr wie pure Ironie vorkam, denn was nützte ihm ihr Segen, wenn sie doch der Grund war, der sein Glück so schmerzhaft endlich machte? Nicht, dass er die Prinzessin dafür verurteilte – war es doch sein eigenes verräterisches Herz gewesen, das sämtliche seiner Grundsätze hintergangen hatte – aber so sehr Link auch versprochen hatte, eine Lösung zu finden, so genau wusste er auch, dass niemand anderes als Zelda selbst Link diese geben konnte. Und selbst wenn… nein, Shiek konnte niemals von ihr verlangen…

 

Als hätte er seine Gedanken gespürt regte sich Link neben ihm, und die Hand des Heroen, die zärtlich auf der Brust des Shiekahs ruhte, legte sich schlaftrunken um Shieks Torso und versuchte, ihn ein Stück näher an sich zu ziehen.

Eine Emotion, hell und heiß wie reines Sonnenfeuer, verfing sich in den Strängen seines Herzens und leuchtete mit einer solchen Intensität, als wolle es alle Schatten des Zweifels dort hinfort brennen. Und tatsächlich verstummten die argwöhnischen Stimmen in ihm für einen Moment, als seine Augen Links schlafendes Gesicht fanden. Eine sanfte Röte überzog seine Wangen bei dem Gedanken daran, wie es zu dieser Situation gekommen war.

Die Erschöpfung der letzten Tage hatte dann schlussendlich doch ihren Tribut gefordert. Nachdem Link ihn nach ihrer Aussprache erneut in eine Umarmung gezogen hatte – die Wärme eines zweiten Körpers, der Atem in seinem Nacken, der seine Brust mit jedem Stoß mit einer schmerzlichen Sehnsucht und gleichzeitig mit einer wohligen Hitze durchflutete… Links Herzschlag, so stark und ein tanzender Puls gegen seine Haut – es war mehr als einfach gewesen, darin zu versinken und zumindest ein wenig zu vergessen. Frieden zu finden und darin zu ruhen.

 

Auch… wenn es nunmehr… die schwere, feuchte Luft seiner Lungen fächerte zittrig über Shieks Lippen, als Link das Gesicht müde gegen seine Schulter schmiegte. Gleich den Saiten einer Lyra schwangen seine Nerven unter der Berührung des jungen Kriegers und sandten Vibrationen durch seinen Körper. Er würde sich an dieses endlose Mehr von Nähe definitiv noch gewöhn-

Shiek stockte, stolperte über die Bruchstücke des Gedankens, der zerbrochen und aufgerieben an der harten Realität ihrer beider Situation sein plötzliches Ende gefunden hatte. Er führte die Hand zu jener Stelle, wo er spüren könnte, wie die lichte Flamme in seiner Brust flackernd um ihr Überleben kämpfte. Wann war Zeit so ein furchtbar endliches Gut geworden? Und doch… etwas… etwas in ihm weigerte sich, dies einfach so zu akzeptieren.

 

Shieks Blick wanderte hinaus zum Fenster, wo Sterne zwischen den immer noch regenschwangeren Wolken hervor blitzten. Früher waren es Einsamkeit und Sehnsucht gewesen, die ein solcher Anblick in Shiek beschworen hatte. Doch nun trugen sie einen leichten Schimmer von Hoffnung in ihrem Funkeln, denn etwas hatte sich verändert. Oder vielleicht war gar er es, der sich verändert hatte. Nein, eigentlich… und sein Blick wanderte unweigerlich zurück zu der Person, mit der er die Schlafstätte teilte… Link hatte ihn verändert. Hatte alles verändert.

 

Scheinbar mühelos hatte der Hylianer die Mauern seines Herzens – höher noch als jene des Schlosses, in dessen sein Alter Ego damals der Ankunft des Helden geharrt hatte – überwunden; hatte Schleichwege zu so sorgsam bewachten Emotionen gefunden und nicht aufgegeben, bis er inmitten dieses Irrgartens Shieks Antlitz geblickt hatte, jenseits aller Masken, die das Volk des Schattenkriegers so meisterlich zu tragen verstand.

Fast mochte er lachen. Ein wirklich großartiger Shiekah war er. Aber es war auch Links Verdienst, dass keine Bitterkeit diesen Gedanken begleitete.

Link hatte einen neuen Morgen in der langen Nacht von Shieks Seele anbrechen lassen, und selbst wenn einige unumstößliche Wahrheiten immer noch lange Schatten im gleißenden Schein der Dämmerung warfen… es war keine Dunkelheit mehr, die sie umgab.

Der Shiekah atmete tief ein und aus, spürend wie die letzten Spuren dieses hässlichen Gefühls, das versucht hatte, die Wärme aus seinem Herzen zu rauben, gleich Nebel in der Sonne zumindest zeitweilen schwanden. Versunken ruhten seine Augen auf dem Gesicht des Hylianers.

Der selige Frieden auf den Zügen seines Gefährten, erhellt von Mondlicht, welches Strähnen aus Silber in sein goldenes Haar wob – sämtlicher Reichtum Hyrules verblasste gegenüber dem kostbaren Schatz, den er sein Eigen nennen durfte.

Es war etwas, das er schützen mochte, jetzt noch mehr als jemals zuvor, und etwas, das er bei sich finden mochte, Morgen um Morgen, Tag um Tag und weit über die Grenzen jener Zeit, die ihm auf dieser Welt vorherbestimmt war. Wünsche, so selbstsüchtig wie jener, nicht nur heute in der Geborgenheit von Links Umarmung aufzuwachen. Wünsche, die er doch niemals an die Göttinnen richten würde, die sie doch beide durch ihre Wahl zu diesem Schicksal verdammt hatten. Ob dieses Gedankens sank sein Herz erneut und seine Schultern wurden hart und steif, und es musste schlussendlich das gewesen sein, was Link geweckt hatte. Mit einem leisen Seufzen kam der junge Mann neben ihm zu sich.

 

Nebel des Schlafes trübten Links Blick, als seine blauen Augen träge Shieks Rot suchten, und dennoch schien er genauer und sicherer noch als jeder Pfeil des Heroen sein Ziel zu finden. Und aus der Wunde, die er geschlagen hatte, bluteten erneut Licht und Hitze in Shieks Innerstes. Ein Lächeln schlich sich unbemerkt auf seine Lippen und wuchs, als Link es immer noch trunken mit Müdigkeit erwiderte.

„…‘orgen.“

„Es ist mitten in der Nacht.“ Er legte seine Hand vorsichtig auf Links Oberarm. „Schlaf, der Morgen kommt früh genug.“

Der Heroe blinzelte, das Saphir nunmehr hell und wach, und der Ansatz eines herausfordernden Grinsens umspielte seine Lippen „Und warum schläfst du dann nicht?“

„Ich… habe schlecht geträumt“, antwortete der Schattenkrieger nach einem kurzen Zögern, und er war sich nicht sicher, was sein Gesicht in jenem Moment preisgegeben hatte – viel zu sehr hatte er sich an die Maske gewöhnt, die den Großteil davon zumeist verdeckte – aber das kämpferische Leuchten in Links Augen wich Verständnis . „Möchtest du drüber reden? Mir hilft das immer.“ Es war … seltsam sich plötzlich im Zentrum von Links Sorge zu befinden, war er doch immer derjenige gewesen, der den Ängsten des jungen Helden so geduldig gelauscht hatte. Es war ein neues Gefühl, ein neues Konzept, ein gänzlich neuer Gedanke und für einen Augenblick wurde sein Rot weit mit Überraschung. Dann konnte er spüren, wie die Emotion durch seine Adern brandete und – gleich Wasser, welches stetig Fels und Stein schliff, gegen den es sich brach – etwas Ehernes in seiner Brust durchlässig und weich werden ließ. Es mochte ungewohnt sein, gestand er sich ein, aber alles andere als schlecht.

Dennoch senkte er ergeben den Kopf und schüttelte ihn schwach. „Es war kein schlimmer Traum.“

Link stützte sich ein wenig auf, um Shiek besser sehen zu können. „Und das sagst du nicht nur, um mich zu beruhigen?“ Ein schuldiges Lächeln huschte über die Lippen des Shiekah. Er konnte es seinem Gefährten nicht verdenken, dass er ob der Verschlossenheit des Schattenkriegers jene Worte in Zweifel stellte – es hatte so viele Gründe gegeben, seine Sorgen nicht mit Link zu teilen, und manche würde er wohl nie teilen können, wenn sie in ihrem Kampf gegen Ganondorf jemals auf Erfolg hoffen durften. Aber zumindest dieses Mal konnte er dem Schwertkämpfer eine ehrliche Antwort geben. „Nein.“

Ein nahezu schon erleichtertes Kräuseln fand sich auf Links Mundwinkeln ein und er hob langsam eine seiner Hände; führte sie dem Shiekah entgegen.

 

Shieks Herz stolperte, als Links Finger federleicht über seine Wange streiften, um das Haar aus seinem Gesicht zu streichen. Es war nur eine unschuldige Geste, und doch… irgendwas schien sich in diesem Moment zu verschieben. Da war ein Aufblitzen von Erkenntnis in Links Augen und er erstarrte mitten in der Bewegung. Seine saphirblauen Iriden fixierten Shieks Gesicht, als wäre es ein völlig neues Ding, bevor sie ihren Fokus kurz darauf völlig verloren und sich eine leichte Falte auf der Stirn des Neunzehnjährigen bildete. Wenngleich der Muskel in seiner Brust immer noch bemüht war, wieder einen gesunden Rhythmus zu finden und er spürte, wie eine leichte Wärme seine Wangen zierte, so löste sich doch unweigerlich ein Lachen aus seiner Kehle.

Mal wieder war es viel zu einfach, in Links Gesicht zu lesen.

„Was ist es, Link?“

Die Verwirrung stand dem Hylianer sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. „…was?“

„Worüber du dir den Kopf zerbrichst. Ich kann deine Gedanken fast schon hören.“

„Oh…“ und plötzlich war da Verlegenheit, welche die Wangen des Heroen in ein liebliches Rot färbte. Aber zumindest schien er sich zu erinnern, dass seine Gliedmaßen kein ehern Ding waren und vorsichtig zog er seine Hand ein wenig zurück, ehe er die Augen niederschlug.

„Da ist… etwas, das Salia mir über Dinge erzählt hat, die man tut, wenn man verliebt ist. Aber... vergiss es, das ist dumm.“

Link sah kurz auf, nur um Shieks Blick gleich drauf wieder auszuweichen. Lugte verstohlen zu Navi, die zu seiner offenbaren Erleichterung immer noch ihre wohlverdiente Ruhe in der grünen Mütze auf dem Nachtspind genoss. „Du kannst meine Gedanken nicht wirklich hören, oder?“, fragte er kleinlaut, während Farbe und Hitze bis zu seinen Ohrenspitzen wanderten. Für einen Moment wünschte der Shiekah sich tatsächlich, dass ihm diese Fähigkeit gegeben wäre. „Nein“, gab er zu, wodurch sein Gefährte zumindest wieder etwas Fassung zu gewinnen schien.

„Ich…“, begann Link, schien es sich dann jedoch anders zu überlegen. „Wir… sollten schlafen“, sagte er nach einem leichten Zögern.

„Soll ich…“, setzte Shiek an, mit seinem Kopf bedeutend, ob er Link das Bett überlassen sollte – wurde doch trotz allem diese leise Stimme in ihm laut, dass er die Nähe und Wärme des Hylianers schon viel zu lange ungefragt und selbstverständlich angenommen hatte. Der junge Krieger sah ihn zunächst an, als hätte er die Frage nicht verstanden, dann schüttelte er rasch den Kopf. „Nein.“ Die letzen Spuren der Scham verschwanden aus seinem Blick und seine Hand suchte jene Shieks, umschloss sie sanft. „Bitte. Bleib.“

Und zum ersten Mal fiel es Shiek nicht schwer, das Flüstern in seinen Gedanken zu ignorieren und Links Bitte Folge zu leisten.

 

 

Der nächste Morgen brach stahlgrau und kühl über sie hinein, versteckte die Sonne hinter einem bleiernen Tuch, das weiteren Regen versprach.

Auch war es Kälte, zu der Link an seiner Seite erwachte, und für einen Moment sank sein Herz schwer mit Enttäuschung – doch jener dauerte nur so lange an, bis er langsam die Augen aufschlug.

Shiek stand neben dem Bett am geöffneten Fenster, den Blick in die Ferne gerichtet, das Profil ernst, die roten Augen hart. Ein unsichtbares Gewicht schien einmal mehr auf seinen Schultern zu lasten, doch dieses Mal glaubte Link, dass er es ihm nehmen konnte.

„Du bist kein Langschläfer, oder?“, sagte er leichtherzig in die Stille des Raumes hinein. Shiek zuckte kurz zusammen, ehe er sich fing und seine Augen auf Link fielen. Es verstrichen einige wenige Sekunden, in denen er zahlreiche Worte hinter seinen Lippen abzuwiegen schien, um schließlich mit einem einfachen, leicht resigniertem „Nein“ zu antworten.

„Du könntest dir ein Beispiel an ihm nehmen“, kommentierte Navi irgendwo über ihm und er ließ den Blick kurz nach oben wandern.

„Ich bin ein denkbar schlechtes Vorbild, kleine Freundin“, entgegnete Shiek noch ehe Link eine schlagfertige Antwort gefunden hatte, wenngleich er nicht umhin kam zu bemerken, wie müde er dabei klang und ein leichter Verdruss seine Stimme kleidete. Doch bereits in seinen nächsten Worten schwang wieder der Hauch eines Lächelns mit. „Lass unserem Helden seinen Schlaf, er bringt schon genug Opfer.“

Der Heroe war sich nicht sicher, ob es Verlegenheit oder sein rasch schlagendes Herz war, welches Blut zu seinem Gesicht trug und seine Wangen wärmte.„Shiek…“

„Es ist wahr“, erwiderte der Shiekah sanft, wenngleich stumme Schuld die Wärme in seinen Augen trübte.

Navis schicksalsergebener Seufzer ließ den Moment zerbrechen.

 „Eine Fee weiß, wann sie einen taktischen Rückzug anzutreten hat…“ kommentierte sie mit etwas mehr Dramatik als vielleicht nötig und ließ sich zwischen den goldenen Längen von Links Haar nieder.

Ein schiefes Lächeln zog an den Mundwinkeln des Hylianers und seine Aufmerksamkeit wanderte zurück zu seinem Gefährten.

„Du sahst gerade so nachdenklich aus, Shiek. Was ist los?“ Er richtete sich auf, das leichte Ziehen in seinen Rippen ignorierend.

 

 

Shiek überlegte kurz, wie viel er Link erzählen konnte. Da war ein leises Aufblitzen von Schuld in seiner Brust während er daran dachte, wie er mit seiner Zurückweisung gegenüber Link indirekt zu dieser Situation beigetragen hatte.

 „Es ist Impa. Ehe…  du kamst, hat sie mir geholfen und ist dann in Richtung des Schattentempels aufgebrochen. Sie ist seitdem nicht zurückgekommen.“

„Ich wusste garnicht, dass du Impa kennst“, erwiderte Link, worauf sich ein fast schon nostalgisches Lächeln auf Shieks Lippen schlich. Kennen war so ein furchtbar schwaches Wort für das, was ihn mit der Assassine verband.

„Sie… lehrte mich die Gebräuche der Shiekah und…“ Shiek stockte. Sie war so viel mehr gewesen als nur ein Kindermädchen. Freundin. Beraterin. Mutter. Impa hatte seinen Blick auf diese Welt geprägt wie niemand anderes und es war kaum mehr verwunderlich, dass die Kehrseite von Zeldas Seele sich in der Gestalt eines Shiekah manifestiert hatte. „… und ich verdanke ihr viel.“

„Und du machst dir Sorgen um sie.“

Es war nicht, dass er Impas Fähigkeiten nicht vertraute, aber…

„… ja.“ Es war immer noch so schwer, Schwäche gegenüber einer anderen Person einzugestehen, verzieh dieses Hyrule doch keine einzige davon. Aber Link gab ihm den Mut dazu – jener Mut, der nun auch im Saphir von Links Augen aufflackerte und einen Entschluss schmiedete, noch ehe der Schattenkrieger die Möglichkeit in den Raum gestellt hatte. „Dann…“, setzte Link an, worauf Shiek bestätigend nickte.

 

„Ich kann dich die Melodie lehren, die dich zum Tempel bringt, aber…“ Die zögernde Pause, die sich nach seinem Einwurf zwischen ihnen ausbreitete, verrieten seine Zweifel nur allzu deutlich. Link hatte sich kaum von der Attacke des Schattenwesens erholt und Shiek – ähnlich wie damals in der Eisgrotte – widerstrebte der Gedanke, dass der Hylianer sich so erneut der Gefahr stellen sollte, mehr als nur zutiefst. Gleichsam ahnte er, dass jede Stunde, die sie länger warteten, gerade jener formlosen Dunkelheit in die Hände spielte und sie stärkte – sie sich an den verdarbten Schatten innerhalb des Tempels nährte.

In einer gerechteren Welt hätte er sich selbst dieser Aufgabe angenommen, doch zu viel stand auf dem Spiel, als dass er sich wissentlich in solch eine Gefahr begeben könnte. Wenn er scheiterte, war es nicht nur sein eigenes Leben, das er verlor. In einer gerechteren Welt hätte er Link vielleicht sogar begleitet, wäre des Helden Schwert und Schild gewesen, wenn Link das eigene versagte. Aber weder konnte er sicher sein, dass es nicht wieder Link sein würde, der sein Leben unnötig aufs Spiel setzte, um Shiek aus einer Gefahr zu retten, noch konnte der Shiekah sagen, wie weit Ganondorfs Blick tatsächlich reichte.

„Ich mach das nicht, weil ich muss“, erwiderte Link auf das Stocken des Shiekah und etwas im Blau von Links Iriden verriet dem Schattenkrieger, dass der Schwertkämpfer sich sehr wohl bewusst war, was dies für sie beide bedeutete. „Impa ist auch meine Freundin.“

„Natürlich“, erwiderte Shiek, mehr zu sich selbst als dem Hylianer. „Verzeih, Link.“ Der Neunzehnjährige zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Wofür?“

 

 

Wärme lag in Shieks Blick, als er ihn ansah und leicht den Kopf schüttelte, ehe sich Sorge damit vermischte. „Was ist mit deinen Verletzungen? Wirst du kämpfen können?“

Link schwang seine Beine über die Bettkannte. Ihnen lastete immer noch eine bleierne Schwere an – dennoch bemühte er sich, die Bewegung leicht wirken zu lassen. Er wollte Shiek nicht noch mehr Sorgen machen als ohnehin schon, wollte nicht, dass sein Gefährte sich grämte, während er den Gefahren des Tempels die Stirn bot. Zumal ihm Shieks ehrliches Interesse an seinem Wohlergehen Herz und Glieder mit ungeahnter Kraft erfüllte. Er lächelte keck.

„Nach einem kleinen Bad in der Feenquelle hier am Friedhof? Auf jeden Fall.“

Er stand auf, vielleicht ein wenig zu rasch, und war sich kurz nicht sicher, ob es der Raum oder er selbst war, der schwankte.

„Link!“, hörte er Navis helle Stimme und sah ihr aufgeregtes Flimmern am Rande seines Blickfeldes, das sich erschreckend rapide verkleinerte. Er schloss die Augen und versuchte, das Gefühl des Schwindels niederzukämpfen; seinen Körper aufrecht zu halten. Aber genauso plötzlich, wie sich seine Welt angefangen hatte zu drehen, so stoppte sie auch wieder, als sich Shieks Hände stabilisierend auf seine Oberarme legten.

Nun war es Link, der dem Blick des anderen Mannes nicht begegnen konnte. Es war das dritte Mal innerhalb kurzer Zeit, in dem Shiek seinen geschwächten Körper stützen musste und eigentlich wollte er dies nicht zur Gewohnheit werden lassen. Erst nachdem einige Augenblicke einer fast schon atemlosen Stille zwischen ihnen verstrichen waren, öffnete er langsam die Lider.

„Kommt jetzt der Moment, wo du mir etwas über falschen Heldenmut erzählen wirst?“, fragte er schuldbewusst und in einem Versuch, die angespannte Stimmung zu brechen. „Dann hör ihm besser gut zu“, kommentierte Navi und ihre Worte waren durchdrungen von Besorgnis und Vorwurf. Er spürte einen leichten, mahnenden Zug an einer seiner Haarsträhnen, ehe das Gewicht ihres kleinen Körpers sich gegen die Seite seines Kopfes legte. „Erschreck mich doch nicht so.“

„Es tut mir leid“, erwiderte Link und meinte es.

„Ich glaube, ich muss unserem Helden nichts mehr erzählen, Navi.“ Shieks Worte waren sanft und keine Schelte lag in ihnen. Endlich erlaubte sich Link, wieder in das Antlitz seines Gefährten zu blicken. Das kurze Aufflackern von Furcht hatte seine Spuren in den feinen Linien von Shieks Gesicht hinterlassen, doch es war Verständnis, welche sie nun überlagerte und verblassen ließ.

Seine Mundwinkel verrieten den Hauch eines Lächelns und er spürte den leichten Druck von Shieks Fingern gegen seinen Bizeps. Link erwiderte die Geste mit einem leichten Nicken, ehe der Schattenkrieger fragte: „Wirst du gehen können, Link?“

„Mit deiner Hilfe? Ja.“

 

Es war ein langsamer Weg durch ein gerade erst erwachendes Kakariko gewesen, den die beiden jungen Männer beschritten hatten, doch der Schwere in seinen Beinen und dem bedrohlichen Grollen tief im Boden unter ihren Füßen zum Trotz fühlten sich Links Schritte mit Shiek an seiner Seite leicht an. Leichter jetzt noch, als sie sich an den Abstieg in das unterirdische Gewölbe machten, welches wie vielerorts hier durch Hyrule eine Zufluchtsstätte der kleinen Waldgeister waren. Link wusste nicht, wer diese Quellen einst errichtet hatte, aber es hatte seit jeher etwas Vertrautes gehabt, wenn er in diesen Orten einkehrte.

Sämtliche Schwere schien unter den weißen Steinbögen aus seinem Herzen zu weichen. Und als seine Augen auf das flache Wasserbassin fielen, blau leuchtend in einem unirdischen Licht, welches aus reiner Magie geboren war, wusste er, dass er die letzten Schritte auch allein schaffte.

Vorsichtig zog er seinen Arm von Shieks Schulter und als er dem fragenden Blick seines Gefährten begegnete, bedeutete er ihm mit einer stummen Geste seines Kopfes und dem selbstsicheren Kräuseln seiner Mundwinkel seine Absicht. Verstehend trat der Shiekah zur Seite und ließ ihn voranschreiten.

 

 

Der tanzende Kreis der Feen teilte sich, um den Heroen in ihrer Mitte zu empfangen. Ein nostalgisches Lächeln schlich sich auf Shieks Lippen. Er dachte zurück an ihren gemeinsamen Tag im Feenhain inmitten der Verlorenen Wälder. An das Strahlen auf Links Gesicht – dieses unverfälschte Licht, in dessen Mittelpunkt er sich plötzlich wiedergefunden hatte. Damals war es ihm gleißend inmitten seiner Dunkelheit erschienen und er, hilflos und geblendet, hatte für einen Moment nichts anderes tun können, als dem jungen Krieger blind zu folgen. Nie hätte er gedacht, dass ihn dieser Weg zu diesem Moment führen würde. Hier, zwischen den marmornen Arkaden dieser anderen Quelle, wieder zusammen mit Link, dessen Züge erneut ein sanftes Leuchten zierte.

„Shiek.“ Links Stimme war ein melodischer Bass, begleitet von den glockenhellen Stimmchen der zahlreichen geflügelten Wesen, die in ihrem unbesorgten Spiel lachten. „Komm rein. Das Monster hat dich doch auch verletzt.“

 

Shiek war so gefangen von dem Bild vor ihm, dass er nicht sofort auf Links Worte reagierte. Erst als er einen leichten Druck gegen seine Schulter spürte, begleitet von dem hellen Flirren eines Flügelpaares, schien die Starre zu brechen und er trat instinktiv einen Schritt vorwärts. „Nun geh schon“, ermutigte ihn Navi. Der Ansatz eines Lächelns huschte über Shieks Lippen, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf Link richtete und Navis Worten – und somit auch Links – Folge leistete.

 

Das Wasser war nur wenige Zentimeter flach, und doch hatte Shiek das Gefühl zu ertrinken, als er die Finger in Links ausgestreckte Hand legte und neben den Hylianer in die Quelle trat.Atem verfing sich stockend in seiner Kehle und sein Puls raste. Die Festen der Welt schienen um ihn herum wegzubrechen, und mit ihnen die Zeit selbst. Er fand sich treibend in der Tiefe der Emotion, die sich weit und klar hinter dem Saphir von Links Augen erstreckte; magischer noch als das Licht der Quelle, welches die blauen Iriden erhellte und gewaltiger als jeder Ozean, dessen Bild er in seinen Gedanken beschwören konnte.

Das zarte Leuchten der Feen umspielte ihrer beider Körper, aber er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob das Kribbeln auf seiner Haut und in seiner Magengrube ihrer heilenden Energie zuzuschreiben war. Vielmehr… da war ein Empfinden von Schwerelosigkeit, welches sein ganzes Wesen durchwirkte – und vielleicht ertrank er auch nicht – vielleicht war es auch ein Schweben; ein Fliegen, sein Herz ein flatternder Banner im Wind.

Shieks nächster Schritt kam als ein Stolpern – seine Füße plötzlich schwer und ungelenk inmitten all der Leichtigkeit –, und er taumelte gegen Link, sah zu ihm auf. Da war eine Frage, die sich hinter Links Lippen formte, sich dann jedoch gleichsam dort wieder verlor. Stattdessen wanderte die Hand des Hylianers zu seiner Wange, war kühl gegen die glühende Hitze unter ihrer Oberfläche, und jagte ein Schaudern über Shieks Rückgrat.

„Dein Gesicht…“, atmete der Heroe, den Daumen über die heiße Haut streichend, ehe seine Finger leicht zitternd die Linie seines Gesichts umschrieben, um schließlich unter Shieks Kinn zur Ruhe zu kommen.

 

 

Link wusste genau, dass er noch etwas hatte sagen wollen. Über die Farbe auf Shieks Wangen. Die Wärme im Rot seiner Augen. Die Lippen, die in atemloser Erwartung halb geöffnet waren. Doch mit einem Male schien alles so unwichtig. Jeglicher Gedanke so unbeständig, dass ihn der Flügelschlag einer Fee verwehte. Und das einzige, was nun zählte, hier inmitten glimmernder Lichtpunkte aus Rosa und dem magischen Leuchten aus Azur, war…

Da war immer noch diese riesige Nervosität in ihm, monströs und beängstigend, aber gleichzeitig auch eine neue Selbstsicherheit, ein Funken Mut, der schnell wuchs und hell brannte. Er beugte sich vor, die Augen schließend, und legte seine Lippen sanft auf jene des Shiekah.

 

Der Kuss war wie Musik, wie die bittersüße Rhapsodie eines vielstimmigen Orchesters. Sein Innerstes sang, während sein Herz in einem schnellen Stakkato gegen seinen Brustkorb trommelte. Unsichtbare Geigen und Harfen stimmten mit einer beschwingten Weise ein, liebliche Noten, zu denen das Blut in seinen Adern tanzte. Shieks Lippen lagen vorsichtig, fast keusch gegen die seinen, und dennoch konnte er das Lächeln spüren, zu dem sie sich verzogen hatten.Und auch Link lächelte, konnte nicht anders, berauscht vor Glück und einer unbändigen Freude, so unbeschreiblich groß, dass sie ihn gänzlich erfüllte.

Fast war ihm, als würde der leuchtende Reigen der Feen um sie herum ihn auch nunmehr selbst durchwirken; ein wohliges Kribbeln bewegte sich leichtfüßig über seine Haut und erfüllte gleichsam seine Magengrube; als wäre sie ein Festplatz voller Licht und Leben für die kleinen Waldgeister. Schnell jedoch erkannte Link, dass dieses Gefühl nicht von den geflügelten Wesen um sie herum ausging, sondern allein aus der Berührung des Mannes vor ihm erwuchs, dessen Körper nunmehr bar jeglicher Anspannung gegen den seinen lehnte.

 

„Oh.“ Es war ein leiser, melodischer Ton, der sich aus Shieks Kehle löste, als sich ihre Münder schließlich voneinander trennten.

„Oh?“, wiederholte Link fragend, und das Blau seiner Augen fand das Gesicht des anderen Mannes. Die feinen Züge des Shiekah waren gelöst und so voller Liebe, dass Link meinte, der Muskel in seiner Brust müsse jeden Moment bersten unter der beständigen Flut dieser Gefühle, die so viel mächtiger und erhabener als er selbst waren.

„Oh Link“, erwiderte Shiek, hob die Hand zum Kopf des Hylianers und nun war er es, der seine Lippen auf jene des Heroen senkte. Die Harmonie in seinem Herzen schwoll erneut an; wuchs zu einem grandiosem Crescendo, als wäre Shiek ein Dirigent, der die Musik in Links Innerem leitete.

Ihr erster Kuss wirkte nunmehr wie eine Ouvertüre, lag doch etwas Neues in der Berührung von Shieks Lippen; eine Hitze und ein verzehrendes Feuer, das auch auf ihn überspringen zu schien und sein Innerstes hell erstrahlen ließ.

Sein eigener Puls trommelte in seinen Ohren und plötzlicher Hunger wurde in Link laut; ein Hunger, von dem der Hylianer nicht wusste, wie er ihn sättigen sollte, bis die Spitze von Shieks Zunge sanft gegen seine Lippen tippte.

 

Es war viel zu einfach, dieser stummen Bitte Folge zu leisten und … nie hätte Link gedacht, dass da so viel mehr in einem Kuss liegen könnte als der Ausdruck von Zuneigung. Aber wie so oft belehrte Shiek ihn eines Besseren: Die Flammen des Todesberges schienen in ihm zu brennen, ohne jedoch zu schmerzen und im gleichen Moment war er sanft wie das erste Licht des Morgens, welches das schlafende Land erwachen ließ. Ein Geschmack, rein wie der Schein der Sterne in einer mondlosen Nacht und gleichsam süß wie goldener Honig, erfüllte zusammen mit Shieks Zunge seinen Mund. Links Hände suchten den Rücken des anderen Mannes, weil er das Gefühl hatte zu fallen – in diesen Kuss hinein und die endlose Weite der Emotion dahinter.

Ein leises Seufzen löste sich ob der Berührung aus der Kehle des Schattenkriegers und vibrierte gegen seine Lippen; eine Note so hell und klar, dass ihr Widerhall seinen gesamten Körper erfüllte.

Links Hände wanderten, entlockten der Brust des Shiekahs weitere, liebliche Töne der Zustimmung und kamen schließlich auf den Schultern seines Gefährten zum Ruhen. Ewigwährende Augenblicke, durchwirkt von einer wohligen Wärme, schienen zwischen den Taktschlägen seines Herzens zu vergehen und aus ihnen erwuchs ein knisterndes Feuer in seiner Mitte, genährt von der Nähe zu Shiek. Für einen Moment verging die Musik in ihm, machte einer erwartungsvollen Stille Platz. Doch noch ehe Link sich fragen konnte, worauf er genau wartete, fanden Shieks Hände den Weg in seinen Nacken und alles in ihm zerbarst in einem Paukenschlag aus Farben, Licht und Melodie. Die feingliedrigen, wanderden Finger des Schattenkriegers entzündeten immer neue, kleine Explosionen in seinen Nerven – Feuerwerke am Horizont seiner Seele – und da war wieder dieses Gefühl von Schwindel. Er schwankte, seine Beine mit einem Mal viel zu schwach ihn zu tragen, und die ungewollte Bewegung löste die Verbindung ihrer Münder zeitweilen.

Das verlegene Lachen, welches seine Mundwinkel kräuselte, fand sich auch auf Shieks erhitztem Gesicht, als er entschuldigend seinem Blick begegnete, und dennoch war es so schwer, Shieks Lippen nicht wieder augenblicklich mit den seinigen zu versiegeln – rot glänzend schienen sie so viele wortlose Versprechungen zu flüstern. Plötzlich verstand Link, warum das Pärchen am hylianischen Marktplatz offenbar solche Probleme hatte, von einander abzulassen, und das sehnsuchtsvolle Echo dieser lieblichen Musik, das immer noch in ihm nachklang, machte die Sache nicht einfacher.

Er atmete tief aus, suchte nach Worten, welche ihm jedoch tausendfach entkamen, hinweg gespült vom puren Glück, das er von Shieks Lippen getrunken hatte.

Der Shiekah löste seine Hand aus Links Nacken und legte sie auf die Wange des Heroen, während ein Lächeln sein Gesicht erhellte, und Link konnte nicht anders, als sich genießerisch in die Berührung zu lehnen. Alsbald fand er seine Stirn gegen jene Shieks gelehnt und seine Arme in einer losen Umarmung hinter dem Nacken des Schattenkriegers verschränkt.

Eine neue Melodie erfüllte sein Herz, klar und hell und sanft, und für den Moment war alles gut.

 

„Muss… muss ich Hyrule retten? Können wir nicht weiter… das tun?“

Link merkte schnell, dass er den flüchtigen Gedanken laut ausgesprochen hatte, denn das liebliche Rot auf Shieks Wangen verdunkelte sich schlagartig, ehe sich ein Prusten von Shieks Lippen löste und ein tonloses Lachen seine schmale Gestalt in Links Armen regelrecht erbeben lies. Doch nur allzu schnell erstarb es wieder, als Melancholie das fröhliche Funkeln in Shieks Augen verdunkelte und Resignation den glücklichen Ausdruck in seinem Gesicht verzerrte. Ein Seufzen lag in dem Atem, den er langsam ausstieß.

„Ich fürchte, das ist leider nicht möglich.“

Link wollte das Licht in Shieks Zügen so gerne erhalten, doch auch er merkte, wie ihm der Moment zu entgleiten begann.

„Der Schattentempel, nicht wahr?“, erwiderte er, und hob kurz den Kopf, als er Navis unverkennbar helles Flügelflattern neben seinem Ohr hörte. Damit war dieser süße Augenblick, den sie der Zeit gestohlen hatten, wohl tatsächlich vorüber. Widerwillig löste er seine Umarmung und trat einen Schritt zurück. Er versuchte seine Enttäuschung zu verbergen, obgleich das nicht einfach war, wenn die Luft vor ihm sich so kalt und leer anfühlte.

Shiek nickte. „Ich fürchte, es ist nicht gut, wenn wir noch sehr viel länger warten.“

„Was meinst du damit?“, fragte Link und da war ein Aufblitzen von Schuld in den rubingleichen Seelenspiegeln Shieks, ehe er sprach.

 

 

„Der Schattentempel… ist nicht wie die anderen Tempel, die du bisher betreten hast.“

 

Shiek würde lügen, wenn er nicht wüsste, warum die Schatten innerhalb des Tempels von Böswilligkeit erfüllt waren. Es war das dunkelste Geheimnis in der jüngeren Chronik der Königsfamilie und das umstrittenste Urteil von Zeldas Vater gewesen, auf das auch kein Shiekah, deren Obhut das Heiligtum seit Generationen unterlegen hatte, mit Stolz zurückblickte. Die geweihten Gänge waren während des Bürgerkrieges nicht nur Orte der Folter gewesen – sondern auch ein grausames Grab, als man die Verräter schlussendlich in jenem Tempel versiegelt hatte. Impa selbst war zum Zeitpunkt dieser Ereignisse noch ein junges Mädchen gewesen, zu klein, um dieser Taten schuldig zu sein, und doch alt genug, um die Bürde ihres Gewissens zu tragen. Die Gründung Kakarikos war ihr Akt der Versöhnung gegenüber all den ruhelosen Seelen gewesen war, Shiek wusste das aus ihren Erzählungen. Doch wie es schien, waren ihre Mühen leider vergeblich gewesen und der Hass der damaligen Aufwiegler ungebrochen, wie die gestrigen Geschehnisse mehr als deutlich bewiesen hatten.

 

„Ist er dunkel?“ Es war offensichtlich, dass Link die Frage gestellt hatte, um die schwere Stimmung zu brechen. Und tatsächlich huschte kurz ein Lächeln über Shieks Lippen, als Navi zischend an Links langen Ohren zog und der junge Held mit einem gequälten Laut die Augen zusammenkniff.

Doch nur allzu schnell erstarb es wieder. Der Schattenkrieger schüttelte leicht den Kopf.

 

„Dem Tempel wohnt eine Finsternis inne, die nicht allein aus Ganondorfs Boshaftigkeit geboren ist. Dort… sind Mächte am Werk, die einen Groll gegen alles Lebende hegen, weil ihnen selbst jenes geraubt wurde.“

„Das…“, setzte Link an, sein Mund eine verunsicherte, schiefe Linie. Er verzagte, schlug kurz die Lider nieder, atmete tief ein. Und als er seine Augen wieder öffnete, brannte ein Feuer der Entschlossenheit in den blauen Seelenspiegeln.

„… das schaffen wir schon, nicht wahr, Navi?“, entgegnete er schließlich, den Blick auf den leuchtenden Körper seiner Fee gerichtet.

„Natürlich. Ich pass schon auf dich auf“, erwiderte sie selbstsicher. Der Hylianer gab einen protestierenden Laut von sich, dem aber mehr als offenbar die Härte und Ernsthaftigkeit dahinter fehlte, und Shiek kam nicht umhin, Links kleine Begleiterin zu beneiden. Der Wunsch, Link vor der Finsternis zu schützen und durch die Dunkelheit des Tempels zu leiten, leuchtete immer noch hell in ihm.

Sein Blick glitt unweigerlich zu seinem rechten Handrücken, wo unter weißen Bandagen das göttliche Mal verborgen lag.

Es war, was ihn an diese Rolle band, dieser Teil eines Artefaktes, das so alt war wie Hyrule selbst, doch gleichzeitig war es reine, mächtige Magie – so völlig anders als jene, die Zeldas Seele zueigen war.

Seine Finger ballten sich zu einer Faust, als sich ein Entschluss in ihm festigte.

Natürlich war es riskant, wenn er von der goldenen Kraft schöpfte. Aber hier, an einem Ort wie diesem, der unter Hylias Segen stand, hoffte er zu glauben, dass es nicht auffiel, wenn er einen winzigen Teil davon benutzte. Link ging so viele Risiken für das Wohl Hyrules ein, und der Shiekah war mehr als bereit, dieses eine Risiko für Links Wohl einzugehen.

Er spürte das leichteste Kribbeln in seinem Fragment, als er die Magie in seiner Handfläche beschwor. Mit einem kurzen Leuchten manifestierte sich eine blaue Sphäre zwischen seinen Fingern, in deren Mitte Reigen aus Licht tanzten.

„Link?“, unterbrach er das freundschaftliche Geplänkel zwischen dem Heroen und seiner Fee.

 „Nimm dies“, erklärte er, nachdem er Links Aufmerksamkeit hatte und legte seine freie Hand sanft um Links behandschuhte Faust. Er hob sie an und legte die kristalline Magie in seine Handfläche. „Der Zauber nennt sich Nayrus Umarmung und wird dich schützen.“

Er beobachtete, wie sein Gefährte die leuchtende Kugel in seiner Hand zunächst erstaunt betrachtete, ihr Licht vielfach in seinen gleichfarbigen Augen gebrochen, ehe er sie mit einem Lächeln zu seinem Herzen führte. „Danke.“

Shiek schüttelte leicht den Kopf. „Es ist das Mindeste, was ich tun kann. Pass auf dich auf, Link.“

 

 

Shieks Worte klangen noch in seiner Erinnerung nach, ebenso wie der Nachhall der Nocturne des Schattens, die ihn zum Eingang des nächsten Heiligtums gebracht hatte. Eine getragene Weise, tief und weit wie das Schwarz hinter den Sternen und doch vertraut wie der eigene Umriss, den die Sonne auf den Boden malte. Eine Melodie, die daran erinnerte, dass Schatten und Dunkelheit nichts Böses waren, und dennoch…

Ein Schaudern jagte über Links Rücken, als er den Tempel betrat. Es war, als würde er in das Maul eines riesigen Monsters treten. Ähnlich dem Kokiri-Wald schien das alte Gemäuer ein Bewusstsein zu besitzen, nur dass dieses weitaus… lebendiger war. Und bösartiger. Link konnte die Missgunst spüren, die rings um ihn unsichtbar und dennoch fast schon greifbar zwischen dem Gemäuer hing. Die Luft, die durch die Gänge dem Ausgang entgegenwehte, trug den unverkennbaren Geruch von Verwesung und Tod mit sich und ihm war, als ob ein Flüstern in dem Windzug lag. Scharfe, hohle Stimmen, die von Hass und Verrat erzählten und Verderben auf die unglücklichen Seelen hinab wünschten, welche die dunklen Pfade des alten Heiligtums durchwanderten. Er griff in seine Gürteltasche, wo warm und fest die kristalline Magie von Shieks Zauber ruhte, und atmete tief durch. Shiek hatte ihn gewarnt, dass dieser Tempel seine härteste Probe werden könnte, dass mehr als Ganondorfs Mächte hier am Werk waren. Dass der Fluch nicht allein auf dem Wirken des dunklen Großmeisters beruhte.

 

"Alles in Ordnung?" Navis feines Stimmchen mischte sich in Links Gedanken und der Heroe öffnete langsam die Lider, die er während seines Atemzugs geschlossen hatte; er blickte zu seiner Gefährtin. Der Hylianer hätte lügen müssen, wenn er sagte, dass er keine Angst hätte. Aber –  seine Finger ruhten auf der Oberfläche der blauschimmernden Sphäre –  das war nichts Schlimmes mehr. „Ja. Lass uns gehen.“

Mit diesen Worten schritt er voran, hinein in die Schatten.

 

 

Shieks Warnung war mehr als rechtens gewesen, dachte Link, während er zur reich verzierten, großen Tür aufblickte, die zum inneren Heiligtum führte. Das weitläufige Tempelgewölbe lag in seinem Rücken; ein Gemäuer, in dem sich unsägliche Gräueltaten zugetragen haben mussten: Es war ein Labyrinth voller heimtückischer Illusionen und grausamer Fallen gewesen, die gleichsam viele Lebenslichter gestohlen haben mussten, sofern er nach den Spuren des getrockneten Blutes und den Überresten der Gebeine ging.

Irgendetwas an diesem Tempel fühlte sich einfach… falsch an. Es war keine Sekunde vergangen, in der sich Link nicht wie ein Fremdkörper gefühlt hatte, dass seine Anwesenheit nicht erwünscht war und ihm etwas in dieser alten Kultstätte – egal wie – ein Ende setzen wollte. Etwas, das invasiv und erdrückend auf seinen Gedanken lag und versuchte, sein Urteilsvermögen zu trüben. Mehr als einmal hatte ihn Navis Feinfühligkeit vor einem fatalen Fehler bewahrt, ihn zurück auf den richtigen Weg geleitet.

„Danke“, sprach er in die Stille hinein.

„Wofür?“, fragte Navi.

„Für deine Hilfe. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.“

„Ich weiß, dafür bin ich ja da.“ Trotz der drückenden Stimmung um ihn herum löste sich ein schwaches Lachen aus seiner Brust – ein Ton, der fremd und verloren in diesen Gemäuern klang. Navis Selbstbewusstsein war wahrlich bei weitem größer als ihr kleiner Körper. „Außerdem würde mir Shiek es niemals verzeihen, wenn ich zulasse, dass dir etwas passiert“, fügte sie hinzu, als das leise Echo von Links Erheiterung verklang. Der Held der Zeit zog eine Augenbraue nach oben.

„Was?“ fragte Navi.

„Du magst ihn“, stellte der Schwertkämpfer fast schon ein wenig amüsiert fest.

„Natürlich mag ich ihn. Er ist ja auch etwas… Besonderes“, erklärte sie und Link spürte ein warmes, helles Licht in seiner Brust aufleuchten, das trotz all der Finsternis, welche kalt aus sämtlichen Gängen hier blutete, niemals verlöschen würde.

„Ja, das ist er“, erwiderte der Hylianer, die Hand über seinem Herzen.

 „Bereit?“, fragte er schließlich, wie bereits in so vielen Tempeln zuvor – auch wenn er wohl niemals völlig bereit für diese schweren Kämpfe sein würde. Doch jetzt war ein ebenso guter Zeitpunkt wie jeder andere, ihn zu bestreiten. Und mit Navis mittlerweile so vertrautem „Bereit!“ legte er die Hand auf das Portal.

 

Der Raum, den er betrat, war klein und unscheinbar – bis auf einen gemauerten Schacht, der in seiner Mitte im Boden aufklaffte. Link schritt langsam und vorsichtig an den Rand der Grube heran und ihm war, als würde er den Schlund eines riesigen Ungeheuers starren. Obwohl er schwach die Konturen des Raumes darunter erkennen konnte, war da Schwärze, die an den Grenzen dieses einsehbaren Bereichs lauerte; eine Dunkelheit so schwer und dicht, dass sie gleich eines ehernem Gewichtes gegen seinen Brustkorb drückte – selbst hier oben in dieser kleinen Kammer. Ein hohler Hunger schien dieses viel zu präsente Nichts zu erfüllen, zusammen mit der Bereitschaft, ihn gierig zu verschlingen, sobald er auch nur einen Schritt in die Düsternis hinein wagte. Beute, schoss es ihm durch den Kopf, das war er in den unsichtbaren Augen dieses formlosen Monstrums. Er zog Schwert und Schild und setzte sich an den Rand des Schachtes, ließ seine Beine in die Leere darunter baumeln. Er konnte die Angst spüren, die kühl in seiner Magengrube saß, und nahm einen tiefen Atemzug. Er konnte es schaffen. Er war nicht allein, war es niemals gewesen.

Der Gedanke brannte heiß in seinem Herzen, griff nach der Furcht in seinem Bauch und ließ sie eine Flamme grimmiger Entschlossenheit werden, welche die Düsternis aus seinen Gedanken vertrieb. Beute, wiederholte er jenes Wort stumm, aber es hatte seinen Schrecken verloren. Er war nicht wehrlos und nicht allein, und wenn das Ungeheuer meinte, in ihm ein Mahl gefunden zu haben, dann würde es den Biss seiner geweihten Waffe zu spüren bekommen

„Navi?“

Das Licht der Fee glitt langsam am Mauerwerk hinab, erhellte für einen Moment den Raum darunter und stieg dann wieder zu ihm hinauf. „Es ist nicht tief, du kannst springen und der Boden…“, erklärte sie und zögerte dann kurz „Es ist auf jeden Fall kein Stein, eher wie das Fell einer Trommel.“ Auch wenn es zunächst wie eine Verbesserung gegenüber kochenden Lavagruben und todbringenden Flüssigkeiten wirkte, Link wollte nicht allzu viel darauf geben, auch wenn Navi damit wahrscheinlich nur sagen wollte, dass die Oberfläche seinen Sturz federn würde. „Unser Gegner?“

 

„Es ist… irgendwie überall, Link. Tut mir leid.“

Das hatte er befürchtet. „Schon gut. Bleib einfach dicht bei mir.“

 

Mit einem dumpfen, leeren Geräusch kamen seine Füße auf dem Boden auf. Er spürte die Vibration in seinen Beinen, als der Ton weitergetragen wurde, und gleichsam, wie ihn das lederartige Material wieder einige Zentimeter nach oben warf. Noch ehe er großartig Zeit hatte, sich zu orientieren, war da eine weitere Erschütterung vom anderen Ende der Plattform, die ihn erneut mit dem Gleichgewicht kämpfen ließ, und eine weitere, und noch eine. Ein wilder, manischer Rhythmus voller boshafter Freude.

Links Augen schnellten zum Zentrum des Bebens und obwohl er während seines Abenteuers auf einige von Ganondorfs abscheulichen Bestien getroffen war, konnte er sich der Welle der Übelkeit nicht erwehren, die nun wie das Donnergrollen der Trommeltöne durch seinen Körper rollte. Zwei riesige, körperlose Hände schwebten vor ihm in der Luft, erschreckend menschlich, wenngleich das Fleisch, welches sie kleidete, faulig und krank wirkte und blaugrün unter der fahlen Haut schimmerte. Zwischen den abgeschlagenen Stümpfen hing ein langer Augenstiel, der sich grotesk aus der Dunkelheit dahinter schälte und im selben Moment den Körper dieses Ungetüms zu beschreiben schien.

„Igitt…“ Navis Tonfall war voller Ekel und verlieh Links Empfinden den perfekten Ausdruck.

Die gewaltige, rotgelbe Iris des Monsters starrte ihn mit tückischem Kalkül an… und dann war sie plötzlich verschwunden. Mit einem Fluch auf den Lippen wich Link der Hand aus, die versuchte, ihn von der Plattform zu fegen. Fast hätte er die Balance verloren, als die andere Pranke fest auf die Kampffläche trommelte und sie erbebenen ließ.

„Navi?“, rief er, während der Boden unter seinen Füßen erneut erzitterte und er versuchte, etwas Abstand zwischen sich und seinen Gegner zu bringen.

„Ich kann es nicht sehen, aber ich spüre, wo es ist. Setz die Hände außer Gefecht und ich kann dir zeigen, wo du zuschlagen musst“, antwortete sie.

Schnell musste Link einsehen, dass ihm Schwert und Schild momentan herzlich wenig nutzten, und er löste seinen Kurzbogen vom Rücken.

Der Hylianer atmete tief ein, versuchte sich zu konzentrieren, und ließ den einen Pfeil durch die Dunkelheit in Richtung der trommelnden Stümpfe schnellen, worauf eine der beiden Hände erneut versuchte, ihm habhaft zu werden. Ein hässliches, gutturales Keckern erfüllte die Luft, als Link ihr nur um Haaresbreite auswich. Und kaum, dass er durch einen kurzen Sprint wieder etwas Abstand gewonnen hatte, sprang ihm ein weiteres Mal jeglichen Gesetzen der Physik zum Trotz eine der Hände entgegen. Lediglich ein gut platzierter Pfeil ließ sie im letzten Moment zurückschrecken, doch Link kam nicht umhin zu bemerken, dass er so über kurz oder lang nicht gewinnen konnte. Seine Gedanken rasten. Irgendwie musste er sich einen Vorteil verschaffen. Irgendwie…

 

Ein Lufthauch, schwer mit dem Gestank von Tod und Verwesung, war die einzige Warnung, die Link bekam. Dann rammte ihn der unsichtbare Körper seines Gegners mit voller Wucht, riss ihn von den Füßen und mit einem schmerzerfüllten Aufschrei schlitterte Link bis an den Rand der Plattform.

Der Geruch von scharfer Säure brannte in seiner Nase. Benommen drehte er sich auf den Rücken und zwang die Augen auf. Navis panischer Aufschrei klingelte hell in seinen Ohren.

„Link, pass auf!“

Link riss den Kopf nach oben und sah mit Schrecken, wie die monströse Hand auf ihn hinabschnellte, um ihn gleich einer lästigen Fliege zu zermalmen. Und mit noch größerem Schrecken stellte er fest, dass er ihr niemals schnell genug würde ausweichen können. Das Herz in seiner Brust stockte, das Blut in seinen Adern wurde mit einem Mal starr und kalt. Gelähmt sah er dem Unausweichlichen entgegen, und er dachte an Shiek, an ihr gemeinsames Versprechen, an sein Lächeln und diesen einzigartigen Kuss inmitten des Zwielichts. Nein, dachte er, er wollte nicht, dass dies das Ende war, nein, nein, nein…

Mit einem elektrischen Krachen und einem blauen Gleißen erwachte der Zauber in seiner Gürteltasche zum Leben. Leuchtende Magie umspielte seinen Körper, und während ihr Aufwind sanft seine Haut liebkoste und mit seinem losen Haar spielte, bildete sie nach außen hin eine undurchdringliche Sphäre. Die Schattenmonstrosität heulte ob des blendenden Lichts und zog seine riesige Pranke zurück, als hätte sie sich verbrannt.

Für einen kurzen Moment konnte Link nicht anders, als voller Verwunderung atemlos im Licht von Nayrus Umarmung zu sitzen, dieser reinen magischen Energie, die sich so sehr nach Shiek anfühlte. Doch dann wusch Räson über seine Erleichterung hinweg und er besann sich. Mit neuem Mut kam der Hylianer auf die Beine und eilte zum Bogen, welcher bei der letzten Attacke aus seiner Hand geschleudert worden war. Ohne zu Zögern legte er einen Pfeil auf die Sehne und sandte ihn in Richtung der monströsen Hände. Einen, zwei, drei und der erste der beiden Stümpfe hang betäubt und leblos in der Luft. Nunmehr wutentbrannt versuchte das Monster mit der anderen Hand nach ihm zu greifen, aber Link wich keinen Zentimeter,versenkte einen Pfeil nach dem anderen im modrigen Fleisch der Pranke, bis auch sie die Verbindung zu ihrem Meister verlor.

„Navi, jetzt!“

 

Wie ein glühender Komet schoss Navis heller Körper durch die Finsternis und begann, einen Punkt zwischen den betäubten Händen zu umzirkeln. Rasch nahm der Heroe Ziel, ließ einen weiteren Pfeil in Richtung dieses Hoffnungsschimmers regnen und als ein körperloses Heulen den Raum erfüllte, wusste er, dass er es gefunden hatte.

Die Illusion zerbrach und endlich zeigte sich wieder der abscheuliche Körper des Ungetüms, fiel donnernd auf die Kampffläche, wo das Monstrum benommen liegen blieb.

Link wollte keine Sekunde verschwenden und die Genesung des Wesens riskieren, weshalb er den Bogen fallen ließ und zu einem Sprint ansetzte.

 

Noch im Lauf zog Link sein Schwert. Sein Herz hämmerte im Takt mit den donnernden Tönen, die seine Schritte durch den trommelartigen Boden sandten, wusste er doch, dass dies wahrscheinlich seine einzige Chance war. Aber es war keine Angst war, die seine Gedanken beherrschte. Er trug die Hoffnung so vieler Menschen mit sich und mit ihr vermischte sich seine eigene.

Kurz bevor er die letzte Distanz zwischen sich und seinem Gegner schloss, stieß er sich aus der Bewegung mit beiden Beinen von der federnden Oberfläche ab und wurde von dem Moment in die Luft getragen. Seine zweite Hand schloss sich um das Heft seiner Waffe, ehe ihn die Schwerkraft wieder nach unten zog.

Die eherne Klinge versank tief im weichen Widerstand des Augapfels und ein Jaulen, unmenschlich und gequält, erfüllte den Raum. Link spürte, wie das Monstrum versuchte, sich seinem Schicksal zu entziehen, aber das Schwert steckte zu tief in seiner Pupille, und der Hylianer hielt mit aller Kraft dagegen an.

Und plötzlich war es vorbei. Ein Beben oder vielmehr ein Schaudern durchlief den grotesken Körper des Ungetüms und was immer diese Hülle erfüllt hatte, entwich in die Finsternis. Schwer atmend ließ der Heroe sich zu Boden gleiten und nur Augenblicke später verging auch nunmehr die Gestalt seines Gegners in Schatten und magischen Flammen.

Navi kehrte zurück an seine Seite und ihr Leuchten umschrieb einen triumphierenden Zirkel um seinen Kopf. „Wir haben es geschafft“, jubilierte sie.

Links Augen strichen kurz durch den Raum. Die Dunkelheit um ihn herum war zwar immer noch feindselig, aber nicht mehr bedrohlich, und er entspannte sich etwas. „Ja, das haben wir.“

Sein Blick fiel auf das Portal, von dem er mittlerweile wusste, dass es zur Halle der Weisen führte. Er hob den Kopf zu seiner Fee. „Sollen wir?“

 

 

Es war immer wie ein Aufatmen der Welt um ihn, wenn Link den Fluch brach, welcher auf den Tempeln lag und das Land zu ihren Füßen mit verdarbter Magie vergiftete. Und gleichsam spürte Shiek, wie sich auch aus seiner Brust ein erleichterter Atemzug löste, der jedoch weitaus persönlichere Gründe hatte.

Selbst wenn Links Triumph bedeutete, dass sie nunmehr lediglich ein Tempel von der Unausweichlichkeit seines Schicksals trennte, so überwog in jenem Moment doch die Freude, seinen Gefährten sicher und siegreich zu wissen.

Gleichsam der Sonne, die nun durch die Wolken brach und die graue Dunkelheit um ihn in harmlose Schatten verwandelte, konnte er sich der Wärme in seinem Herzen nicht erwehren, welche der Gedanke licht und hell dort hingetragen hatte.

Gefährte.

Es war ein Wort, das niemals für ihn bestimmt gewesen war, und doch fühlte es sich so richtig, so vollkommen, so… gut an – all den Stimmen in seinem Kopf zum Trotz, die immer noch behaupteten, dass dies einfach nicht sein dürfte. Aber Link kannte nun diesen Teil der Wahrheit und hatte Shiek dennoch gewählt, mutig und…

Shiek zuckte unweigerlich zusammen, als laut und krachend etwas neben ihm in das Holz des Aussichtsturms einschlug, auf dessen Plattform er stand. Noch während er sich zur Quelle jenes Geräusches umdrehte, die Hand bereits an der Waffe, hörte er das rasche Aufwinden einer Eisenkette. Nur Sekunden später tauchte der mittlerweile wohl vertraute, blonde Schopf eines Hylianers am Rand der Geländers auf, dicht gefolgt von einem hellen, blauschimmernden Lichtpunkt.

„Link!“ Überraschung und Freude vermischten sich im hellen Bariton des Shiekah, als sich der Heroe vollends auf die Holzplatte zog. Er tat einen Schritt auf den Jugendlichen zu und wie von selbst fanden seine Hände den Weg in Links –eine Geste die sich so natürlich anfühlte wie Atmen. „Du bist wohlauf.“ Es war eine erleichterte Feststellung, die Link mit einem strahlenden Lächeln bestätigte.

„Dank dir“, erwiderte der grüngewandete Schwertkämpfer, worauf Navi ein „… und mir!“ ergänzte.

Link lachte. „…und natürlich dank dir, Navi.“

Shiek schenkte der kleinen Fee ein anerkennendes Lächeln. „Danke auch von mir, kleine Freundin“, ergänzte er und sein Blick kehrte zurück zu Link. „Wie hast du mich gefunden?“

Verlegenheit hatte sich auf leisen Spuren in die Stimme des Heroen geschlichen, als er zu einer Erklärung ansetzte. „Ich hab‘ festgestellt, dass du hohe Orte magst und… ähm, ich dachte, ich versuch‘ mein Glück mal hier?“ Er kratzte sich am Kopf, während warmes Blut mit lieblichen Farben auf Links Wangen malte, was das Blau seiner Augen noch intensiver erscheinen ließ. „Aber keine Angst, ich glaube, ich bin der einzige, dem das bisher aufgefallen ist.“

Ein Teil von Shiek wusste, dass er darüber hätte alarmiert sein sollen, wie sehr Link die Gewohnheiten und auch Sorgen des Shiekah mittlerweile so vertraut waren, aber die pure Anwesenheit des Hylianers vertrieb sämtliche Dunkelheit aus seinen Gedanken. Vielmehr noch war da ein anderer Teil von ihm, der… es war seltsam, aber die Idee, das Link ihn so intensiv in seinen Überlegungen gehalten hatte, ließ seinen Puls angenehm tanzen?

„Ah, und Impa… ihr geht es gut, aber sie ist jetzt die Weise der Schatten.“

Erleichterung und Melancholie vermischten sich ob Links Worten in seinem Herzen. Er freute sich, dass Impa wohlauf war, aber ihr Dasein als Weise band ihre physische Form an den Tempel, zumindest zeitweilen – solange, bis Hyrule aus Ganondorfs ehernem Griff befreit war. Das bedeutete, dass er selbst ihr Antlitz wohl nicht mehr blicken würde – diese Ehre würde Zelda zuteil werden.

Gerade als er spürte, wie der beständige Strom von Licht und Wärme in seinen Adern zu versiegen drohte, sprangen plötzlich hunderte neuer Quellen auf, als Link seine Hand auf den Stoff seines Mundschutzes legte. Selbst durch das weiße Leinen konnte er die Hitze spüren, die unter der Haut von Links Fingern tanzte. Verwirrt sah er auf und fand tausende von Fragen in den saphirgleichen Iriden reflektiert, die Link jedoch rasch zur Seite schob, bis nur noch ein einziger Entschluss hell dort funkelte.

Ein Entschluss, der sich keine Sekunde später in einem leichten Zug an Shieks Maske und, viel wichtiger noch, Lippen manifestierte, welche zart wie ein Windhauch seine nunmehr  unverhüllte Wange berührten.

Der Shiekah nahm wahr, wie heiß und prickelnd Blut zu jener Stelle eilte, auf welcher der Mund des Neunzehnjährigen lag, angetrieben von seinem stolpernden Herzen.

Erstaunt berührte er die Stelle, als Link den Kopf wieder hob, wenngleich er sich des Lächelns nicht erwehren konnte, das deutlich an seinen Mundwinkeln zog. Er suchte das Gesicht seines Gefährten, fand den Aufschwung seiner Lippen dort reflektiert, wenngleich er von einem Funken Nervosität getrübt wurde.

“Link?“ Er ließ den Namen des Heroen als Frage zwischen ihnen stehen, war er doch neugierig, was den jungen Krieger bewegt hatte, ihr Gespräch mit dieser Geste zu unterbrechen. Und plötzlich wurde aus diesem kleinen, winzigen Licht der Aufregung ein helles Feuer der Scham, das selbst die Schmieden der Goronen tief innerhalb des Todesberges kühl erscheinen ließ. Es war wohl ein Ding, den Gedanken zu fassen, und etwas anderes, ihn auszusprechen.

„Du… sahst so traurig aus… und … und… es hat mich so glücklich gemacht, als wir uns das letzte Mal geküsst haben und… und ich dachte…“

Link vergrub sein glühendes Gesicht in beiden Händen und Shiek spürte ein Gefühl in ihm wachsen, das schlussendlich als glockenhelles Kichern seine Lippen verließ, und alsbald seine gesamte Brust erfüllte. Eine Emotion, von der er wusste, dass es Hoffnung war. Die Hoffnung, dass Links Mut wirklich alles zum Guten wendete und das Unmögliche schaffte. Hatte er ihn doch einmal mehr vor seiner selbstgeschaffenen Dunkelheit gerettet. Shiek legte die Finger um die Handgelenke des Hylianers. „Bitte schäme dich nicht, Link.“

Ob Shieks Worten senkte Link langsam die Arme und folgte der Bewegung, in die der Schattenkrieger sie leitete, bis ihre Hände wieder lose verschränkt zwischen ihnen ruhten.

„Es war ein nobler Gedanke und…“, Shiek stockte für einen kurzen Moment, als Worte, so süß und schwer und ungewohnt, sich in seiner Kehle sammelten, „…etwas, das mich tatsächlich gerade sehr glücklich gemacht hat.“ Links Gesicht war nunmehr wieder ein strahlendes Abbild der Sonne über ihnen.

„Danke“, sagte Shiek schließlich, und beugte sich dann vor, um Links Kuss zu erwidern – hier, an diesem Ort wo Himmel und Erde sich trafen, Licht sie umgab und Zuversicht hell in Shiek leuchtete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Na...wer hasst mich jetzt alles nach dieser Wendung und diesem Cliffhanger? :'D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
... da es nun ja leider doch schon wieder etwas länger her ist, beginnen wir das Autorenkommentar mit etwas Altbekanntem, nämlich einer Entschuldigung, dass ich euch schon wieder so lange hab warten lassen. Eigentlich hatte ich ja geplant, dass Kapitel spätestens Anfang Juni zu posten und die Story insgesamt bis Ende des Jahres zuende zu bringen, aber das war im Februar und bevor mich die Pandemie mal so ungefähr drei Monate in ein kreatives Loch geworfen hat...und mir dieses Kapitel wordcount-technisch unter den Händen wegexplodiert ist. Ich hoffe mal dieses bisher längste Kapitel hat die Wartezeit zumindest ein wenig wett gemacht (und ist euren Erwartungen gerecht geworden) //D
Zum Kapitel selbst kann ich eigentlich nur die Worte wiederholen, die ich schon an meine Beta gerichtet habe, als ich es ihr geschickt habe:
Es war ein Kampf, und nicht nur, weil ich Masochist mir unheimlich viel Shiek-PoV aufgebürdet hatte. Ich wusste anfangs nicht so recht how to Kapitel, außer dass DIE Szene rein musste, wegen der ich beim letzten die perfekte Gelegenheit für einen Kuss hab sausen lassen, was ist Struktur, und well, shit, wie schreibe ich DEN Kuss, auf den ich schon 10 Jahre hinarbeite, no pressure, haha, except ALL the pressure?!? //D
(Und NATÜRLICH weiß ich, wie man Nayrus Umarmung eigentlich kriegt, aber come on, let me have this one. Dieses Kapitel ist eh self-indulgent as shit und ich will auch meine dramaturgisch nicen Momente für meine harte Arbeit. X//D')
An meine allerbeste Beta Ju geht ohnehin der allergrößte Dank, ohne sie wäre das Kapitel nur halb so gut geworden, ihre Vorschläge haben manche Szenen einfach SO viel besser gemacht und sie war Fehlerjägerin extraordinaire.
Dank auch an Xexe, die Anfang des Jahres geduldig mein Gejammer ertragen hatte, als ich verzweifelt versucht habe, aus dieser Vielzahl von losen Erzählsträngen irgendwas Brauchbares zusammenzuflicken.
Die Widmung dieses Kapitels geht allerdings dieses Mal an Shiek2709. Shiek hat mir drei WUNDERBARE Seiten einer Szene aus dem vorangegangenen Kapitel gezeichnet und SELTEN HAB ICH MICH SO GEFREUT. (Und das ist noch eine meilenweite Untertreibung.) Nein, wirklich, ich bin jetzt noch ganz happy. Finden könnt ihr sie hier: https://www.deviantart.com/shiek2709/art/LinkxSheik-Bittersweet-Rhapsody-Page-1-831748633 (Go, praise them!)
Abschließend hoffe ich, dass ich mit diesem Kapitel auch etwas 'Licht' zu euch in diese dunkle und unbeständige Zeit bringen konnte. Passt auf euch auf und...man liest sich! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  Rowanna
2020-10-27T13:36:42+00:00 27.10.2020 14:36
Hallo!

schön, wieder von dir zu hören. Das war wieder ein wunderschönes Kapitel. Sprachlich einfach grandios. Jeder Satz wirkte ganz genau durchdacht. Nicht jeder kann Sätze wie Perlen aneinanderreihen. Großen Respekt davor. Und davon dass du die Charaktere wunderbar trifft, Schwärme ich ohnehin jedes Mal. Bis wir uns wieder lesen!
Antwort von:  Saria-chan
08.11.2020 08:27
Awww, Rowanna, ich glaub du verdienst echt den Orden als mein treuster Leser im Bezug auf diese Geschichte! Einmal mehr vielen Dank für das tolle (und eloquente) Lob! /) /////w///// (\ (Ich hab aber auch mal wieder ewig an manchen Szenen rumgefrotzelt und das Restlob geht an meine wunderbare Beta.)

Und es erleichtert mich zu hören, dass ich die Jungs trotz allem fluff und Kitsch anscheinend doch noch gut treffe ///

...und was hoffentlich schon nächstes Frühjahr ist, zumindest ist der Plan irgendwo, die Story zum Jubiläum des Uploads des ersten Kapitels zuende zu bringen, aber mal schauen, ob ich das schaff. Nach aktueller Planung ist eine gewisse Gerudo-Diebin nämlich gerade dabei, meine Pläne zu durchkreuzen. Mal schauen, ob ich ihrer habhaft werde, bevor sie allen anderen die Show stiehlt, haha. XD
Von:  Kaiserin
2019-10-17T20:06:54+00:00 17.10.2019 22:06
Hach... Ich hab diese FF vermisst.
Nochmal alles gelesen und das neue Kapitel ist so schön fluffig!
Ich wünsche dir ganz viel elan das du den beiden ein schönes Ende bescheren kannst :3
Von:  Kaiserin
2019-10-14T17:51:59+00:00 14.10.2019 19:51
Ich hab das neueste kapitel noch nicht gelesen
weil ich von vorn anfangen werde, aber
ich wollte schonmal sagen wie sehr ich mich freue >O<
Von:  Rowanna
2019-09-13T22:28:05+00:00 14.09.2019 00:28
Endlich wieder ein Kapitel! Und natürlich ist es poetisch und tragisch und einfach schön! Aber Fluff? Bei dem Hintergrund, dass Shiek sich auflösen wird? Ich bin gespannt. Aber du hast bereits bewiesen, dass du einiges drauf hast. Also bleibt wohl nur zurücklehnen und warten, bis es weiter geht. Ich freue mich
Antwort von:  Saria-chan
19.11.2019 11:59
Jaaaaa, und es tut mir leid, dass es schon wieder so ewig lange gedauert hat. Ich meine, ich hab in der Zwischenzeit noch den ein oder anderen literarischen Kniff gelernt und das hat dem Kapitel sicherlich gut getan, und ich bin auch nach wie vor gerade auf den Anfang sehr stolz, aber das rechtfertig trotzdem nicht … ja, lassen wir das und Totgeglaubte leben eben doch länger? ^^'
Klar, fluff, was meinst du, wofür ich all das Drama hier auf mich nehme? Ich will ein emotionales pay-off genauso wie ihr. XD Natürlich hat das ganze unter dem Aspekt von Shieks Schicksal zwangsweise einen bittersüßen Beigeschmack haben, aber ich werde schon dafür sorgen, dass die Jungs nochmal ein, zwei sanfte, ruhige Momente für sich finden. <3
Aber wie immer danke für das Kommentar, treuste meiner Leserinnen <3 Ich hoffe, ich lass dich nicht wieder zu lange warten, aber momentan bin ich aus unterschiedlichen Gründen gerade hochmotiviert und rein vom mentalen her geht's mir momentan schreibtechnisch so gut wie lange nicht mehr. (Nur Leben funkt ständig dazwischen und lässt mir nicht so die Zeit, orz.) Wenn alles gut geht, gibt's das nächste Kapitel Anfang nächsten Jahres irgendwann. <3
Von:  theDraco
2017-01-08T11:20:47+00:00 08.01.2017 12:20
Der Abschiedsgruß der Shiekah ist ebenso wunderschön wie melancholisch.
(Jemals Eragon gelesen? Ich liebe diese Bücher. Das Elfenvolk dort hat auch einen sehr hübschen Gruß, an den ich mich erinnert fühle.)
Die Schwere der Emotionen kommt sehr intensiv rüber. Wunderbar beschrieben! Die Situation ist alles andre als einfach. Dennoch bist Du herrlich wortgewandt damit umgegangen.

Impa hat mir gut gefallen. Ich sehe sie (genau wie überhaupt die ganze Geschichte) in scharf umrissenen Bildern vor mir wie ein Film. Der Charakter ist gut getroffen. Schade, dass sie nur so kurz da war. <3

Großartiges Kapitel!
Antwort von:  Saria-chan
19.11.2019 11:12
Eigentlich hab dir immer und immer wieder antworten wollen, weil du schließlich auch einer meiner treusten Leser hier bist, aber irgendwie sind mir Leben und dieses eklige Burn-Out immer wieder dazwischen gekommen - was natürlich keine Entschuldigung ist, denn deine Kommentare freuen mich immer sehr und du hättest eigentlich schon viel eher was von mir zurück verdient.

Deswegen dank dir. Ich muss etwas verlegen zugeben, dass ich mir tatsächlich nicht zu große Gedanken über den Gruß gemacht habe - mit den Shiekah als Volk, dass im langen Schatten der Königsfamilie agiert, war mir klar, dass ich diesen Aspekt irgendwie darein verwebe, aber tatsächlich wollte ich sie einfach nicht so 'abrupt' auseinander gehen lassen und dieser kleine Ritus schlich sich in den Kopf. Obwohl das wiederum auch nur die halbe Wahrheit ist, das war nämlich mal wieder einer dieser Momente, wo die Charaktere selbst die Zügel übernommen haben und ich nur noch abgeschrieben hab. ////
(Zugegeben nur den ersten Band und das ist auch schon über 10 Jahre her - ich erinnere mich tbh nur noch an Bruchstücke.)
Und gerade dieses Lob macht mich sehr glücklich, weil ich mich noch genau dran erinnere, wie gerade diese Abschnitte ein ziemlicher Kraftakt waren, gerade weil sie ungewollt manchmal etwas 'too close to home' waren. Es macht mich sehr froh, dass sich die Anstrengung gelohnt hat. ///

Ahhh, das freut mich. Tatsächlich war Impa ursprünglich gar nicht SO fest eingeplant, aber wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, hatte Shiek im Spiel ja nach der Szene am Brunnen erwähnt, dass sie zum Tempel ist, um nach dem Rechten zu sehen, und - verzeih mir den schlechten Wortwitz im Hinblick auf das Kapitel - von da war ich Feuer und Flamme, ihr nochmal einen Moment mit Shiek zu geben, weil der Junge halt auch irgendwie nochmal nen Schubs in die richtige Richtung brauchte.

Also, auch wenn's beschämend lange gedauert hat, danke für das großartige Kommentar /////
Von:  Rowanna
2017-01-02T19:51:50+00:00 02.01.2017 20:51
Hallo Saria-chan! Es ist schön, nach all der Zeit noch etwas von dir zu hören. Wieder ist deine Sprache atemberaubend eindrücklich und schön. Jeder Charakter, von dem du erzählst, wirkt so, als hätte er sich kurz aus Ocarina of Time beurlauben zu lassen, um kurz in deiner FF vorbeizuschauen. Impa ist dir unheimlich gut gelungen und mir gefällt der tradtitionelle Gruß der Shiekah extrem gut. Aber auch Links und Shieks Gefühle kamen wieder sehr gut rüber. Und die Hitze des Feuers konnte man beinah am eigenen Leib spüren! Einfach wieder toll geworden!
Antwort von:  Saria-chan
08.02.2017 23:42
Ach Rowanna... eigentlich habe ich Leser wie dich und Draco eigentlich gar nicht verdient, es rührt mich regelrecht schon zu Tränen, wenn ich sehe, wie ihr trotz meiner Update-Kapriolen immer noch so beständig kommentiert, dafür schon mal ein riesiges, großes Danke ;w; Ich wollte eigentlich wie gesagt das ganze nicht schon wieder so lange liegen lassen, aber...ich hab alles ja schon im Vorwort erklärt, frage mich aber trotzdem immer noch, wo das letzte, halbe Jahr hin ist. /D'
Aber da ich momentan verstärkt auf englisch schreibe, freut und erleichtert es mich ungemein zu hören, dass ich auch mit meiner deutschen Wortmalerei noch begeistern kann X//3
Impa... ich muss mal wieder gestehen, wie schon so oft, dass ich sie wie in vorangegangenen Kapiteln Navi oder Salia anfangs nicht so wirklich auf dem Schirm hatte - aus Recherchegründen hatte ich mir dann allerdings noch mal die Brunnenszene angesehen und plötzlich fing Shiek an von Impa zu reden und ich war nur so 'Verdammt, stimmt ja, Impa gab es ja auch noch, wie bei den Göttinen baust du das jetzt noch ein?' XD
Aber im Endeffekt bin ich dann doch wirklich dankbar, dass mich das Spiel nochmal drauf gestoßen hat, denn so war sie eine echte Bereicherung und die ganze Szene zwischen Shiek und den Dorfbewohnern hätte es so wohl nie gegeben (ich hatte mir vorher echt den Kopf zerbrochen, wie ich Kakariko angezündet bekomme XD). Und dass ich sie dann offensichtlich noch gut getroffen habe... du weißt, wie sehr ich auf iCness bedacht bin und wie sehr es mich also auch freut, dass zu hören X3 Gerade bei den Charakteren, die ich mir häufig nur für ein Kapitel ausborge, bin ich da doch immer nochmal etwas unsicher, deswegen nimm jetzt meine Freude mal zwei X//3
...und wertet es die Szene jetzt sehr ab, wenn ich sage, dass der Gruß eine Verzweiflungsaktion irgendwann gegen zwei Uhr morgens war, weil mir das Gespräch und die ganze Szene vorher zu abrupt und unabgeschlossen endete, ich aber endlich mit der FF fertig werden wollte, damit ich 2016 noch das Update rausprügeln kann? XD'''
Wobei ich sagen muss, dass mir der Wortlaut direkt so in den Sinn kam - da Shiekah ja gleich Ninja im Schatten agieren, quasi der Schatten der Königsfamilie selbst sind, war meinem Kopf klar, dass sich das natürlich auch irgendwie in ihre Kultur integriert hat.
Da ich dieses Mal aber wirklich wegen Link und Shiek die meisten Sorgen hatte (gerade Link, weil ich zu seiner Situation den emotional geringsten Abstand hatte) bin ich auch hier irgendwie in erster Linie erleichtert, dass zu hören. Ich war mir einfach ständig so unsicher, ob es teilweise nicht schon zu viel war - nur um mir dann wieder einzureden, dass Link nie die Gelegenheit hatte, Dinge wie Liebe und Zurückweisung in selbiger langsam und unter normalen Umständen zu erfahren, und dass seine Reaktion gerechtfertigt ist. /D' However, endlich stehen die beiden vor der unvermeidbaren Aussprache und danach kann ich endlich zu etwas Fluff übergehen und wir bekommen vielleicht auch einen Kuss. Halleluja. Hat ja auch nur knapp sieben Jahre gedauert. Lol
Das Feuer... es ist halt so ein lebendiges Objekt zum Beschreiben, ich hatte sehr viel Spaß. *lach*
Ich versuche, wenn alles gut geht, irgendwann im Frühjahr/Frühsommer wieder zu updaten. Ich muss mich erst noch um eine andere, scheintote FF auf meinem englischen Account kümmern und dann geht's mit BS wieder weiter.
Auf jeden Fall noch mal vielen, herzlichen Dank für dein Kommentar und deine Treue, das sind echt meine größten Motivatoren zum weiterschreiben <3
Von:  BODYROCKER
2016-06-01T11:25:52+00:00 01.06.2016 13:25
Hallooooo ! Alsooo ich hab mir deine ff mal durchgelesen und musste mit erschrecken feststellen..wie lang es brauch bis ein neues Kapitel hochgeladeb wird D:
Dabei finde ich dein Schreibstil Mega!! Es ist spannend, man fiebert regelrecht mit..die Beziehung zwischen Link und Shiek...dieser zwiespalt..argh...selten eine Zelda fanfiktion die ich mit großem Interesse gelesen hab!! Ganz großes Lob!
Aber diese wartezeiten.......... DDD:
Und dann noch bei diesem gemeinem Cliffhanger!!!!!!!! ;-;
Ich kann nur hoffen und bitten uns Leser nicht sooooo lange Warten zu lassen..jaaa bitteee?? *fiep*
Ansonsten TOP!!!! :D~~~
Von:  Kaiserin
2015-08-28T11:20:52+00:00 28.08.2015 13:20
ICH Q_Q ich hasse dich
*wein*
vor jahren hab ich diese FF mal gelesen~
und war dann ultra frustriert als es nicht weitergin~

und JEEETZT gerade spiele ich OOC zum aller ersten mal~
zugegeben sehr spät aber dafür so wie man es richtig macht ûû
ich hab mir die N64 von meiner besten freundin ausgeliehen BAM! originaltitel! BAAAM!!

und ich bin grade am ausgetrockneten zorasee angekommen >-<
MMMMMMMMH!!
mach weiter Q__Q das ist die einzige anständige Link/Shiek ff die ich kenne..
*sniff*

sonst... sonst... sonst WEIN ich jawohl! Q^Q
das hast du dann davon! püüh QwQ

Von:  theDraco
2015-06-29T09:51:45+00:00 29.06.2015 11:51
Endlich ein neues Kapitel! Super!
Ich mag Deine Beschreibungen, die Atmosphäre, den herrlich dramatischen Aufbau!
Dein Schreibstil ist spitze, Du machst immer so wunderbar Lust auf Mehr. :)
Der Cliffhanger ist voll fies. X3 Aber strategisch natürlich gut gesetzt. ^^

Super Arbeit, weiter so!
Antwort von:  Saria-chan
31.08.2015 12:35
Es tut mir auch nach wie vor unendlich Leid, dass es so ewig lang gedauert hat >//<"
Aber es freut mich mmer wieder, deine Kommentare unter den Kapiteln zu lesen X3
Zumal du mittlerweile wohl auch das Prädikat "treuster Leser" verdient hast, mit der Beständigkeit, mit der du trotz meines sporadischen Updaterythmus kommentierst x//D <3
Auf jeden Fall danke für das Lob. X//3
Ehrlich, dein Überschwang macht mich immer etwas verlegen. ///
(Aber gerade da es dieses Mal so lange gedauert hat, wollte ich etwas abliefern, was die Warterei zumindest zum kleinen Teil rechtfertigt //D")

Und der Cliffhanger musste sein, sorry. Jedes andere Kapitelende wäre undenkbar für mich gewesen. Damit die emotionale Schwere von Shieks Flucht noch richtig schön nachklingt lD

Danke, ich geb mir Mühe x3
Von:  Rowanna
2015-06-28T21:18:20+00:00 28.06.2015 23:18
Hallo Saria-chan! Ich habe mich riesig gefreut, als ich gesehen habe, dass ein neues Kapitel von dir online ist! Und es ist wieder richtig gut geworden! Der Dialog am Hylia-See gehört zu meiner Lieblingstelle in OoT und du hast sie wirklich schön umgesetzt. Und das Gespräch in Kakariko war auch total klasse. Die Motivation beider Charaktere ist unglaublich gut nachzuvollziehen. Das macht ihr wechselseitiges Verhalten so glaubwürdig. Ich konnte jederzeit auf beiden Seiten so richtig mitfühlen! Shiek fand ich diesmal ganz besonders gut gelungen, weil sein Charakter und die Wortwahl mehr dem weisen und geheimnisvollen Ratgeber entspricht, als der er in OoT auftritt. Eine Darstellung auf diese Weise erhöht, meiner Meinung nach, den Konflikt zwischen den Charakteren, denn der Abstand wird durch diese Wortwahl und Shieks Unterdrückung seiner wahren Gefühle noch vergrößert. Ist es Absicht, dass du Shiek mal mehr, mal weniger formell antworten lässt, je nachdem, ob er sich gerade in seiner Rolle als Ratgeber befindet, oder im Kampf mit seinem Gefühlen zu unterliegen droht? Wenn ja, wäre es echt genial! ;) Auch ansonsten warst du sprachlich wieder richtig gut. Nur bei dem Bild mit dem betrunkenem Seemann bin ich mir nicht so sicher. Ich kann es kaum erwarten, wieder was von dir zu hören. ;)
Antwort von:  Saria-chan
30.08.2015 21:53
Erst einmal und einmal mehr: Vielen lieben Dank für das Kommmentar! >//ω//<

Endlich finde ich mal Zeit und die innere Ruhe, es zu beantworten.

Du weißt nicht, wie ewig ich (selbst ohne die 2014er Schreibpause) ich ich daran herumgedoktert habe, Sachen verworfen...gerade weil es emotional so wichtig ist und die erste Klimax in der Geschichte beschreibt, hatte ich das Gefühl, dass ich ganz besonders hier nicht schlampen kann oder viel mehr darf /D'

Deswegen bin ich so unendlich erleichtert zu hören, dass die Sache mit der Charakterentwicklung offensichtlich nachvollziehbar gelungen ist, besonders bei diesem Punkt saß ich unheimlich auf heißen Kohlen /////D"""

Und es freut mich natürlich, dass ich dich mit einer deiner Lieblingsszenen glücklich machen konnte x3 (Auch wenn ich storyrelevant ja etwas vom Skript abgewichen bin)


Zu deinen Fragen oder eher Frage:

Ich glaube, die beste Antwort wäre ja, Shiek antwortet "rollenabhängig", allerdings ist mir das beim Schreiben selbst nicht immer ganz bewusst. /D

Du musst wissen, wenn ich schreibe, entwickeln die Charaktere gerade bei längeren Storys eine gewisse...Eigenständigkeit in meinem Kopf - manchmal habe ich wirklich das Gefühl, Szenen nur noch "abzuschreiben", die werden zum Selbstläufer und dem Charakter dann irgendwas anderes in den Mund legen zu wollen oder die Szene woanders hin lenken zu wollen würde sich falsch anfühlen. Allerdings bin ich nach deinem letzten Kommentar bewusster ans Schreiben gegangen, um das ganze noch besser herauszuarbeiten.

Du merkst ja selbst, wie Shiek langsam einknickt, weil ihm die Kraft für diese Posse allmählich fehlt. Trotzdem kann er nicht aus seiner Haut. Noch nicht zumindest.

Ich arbeite dran. XD"


Bezüglich des Seemanns - ich muss ehrlich sein, bei dieser Formulierung war ich mir selbst nicht ganz sicher x//D"

Ich hab sie erstmal drin gelassen, aber da auch mein Beta sie nicht angemerkt hatte, hab ich sie drin gelassen. Das nächste Mal höre ich wieder mehr auf mein kritisches Stimmchen xD


(PS: Schreibe momentan auch schon motiviert am nächsten Kapitel, sofern's die Zeit zu lässt. Hab zwar zwei aus persönlichen Gründen etwas emotional schwierige Szenen drinnen, aber wenn. Ich mich nicht zu Sehr an denen verbeiß, dann siehts mit nem Update vor Weihnachten sehr positiv aus. 0_0v)



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