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Doo sureba ii

von

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"Warum sagst du sowas?"
 

"Weil es so ist"
 

"Das glaub' ich dir nicht."
 

Das Konzert war vorbei, die Halle leer und die anderen Bandmember hatten sich auf den Weg nach Hause gemacht. Nur die beiden Gitarristen standen noch vor der Halle, unter einem kleinen Dach, um zu rauchen. Das war allerdings nicht der einzige Grund: Der Rothaarige wollte noch mit dem anderen reden, jedoch verlief dieses Gespräch eher zurückhaltend.

Karen und Iori standen sich gegenüber, ihre Blicke trafen sich ziemlich häufig, dennoch herrschte im Moment drückende Ruhe.

Es war bereits dunkel und der Regen prasselte leise auf das kleine Dach über den beiden.
 

"Was muss ich tun, damit du mir glaubst?"

Iori war schon immer gut darin, die Stille zu unterbrechen und dafür war Karen ihm auch oft dankbar gewesen.

Auch in diesem Moment war es nicht schlecht, dass er das Reden wieder begann.

Allerdings wusste Karen nicht was er antworten sollte, denn er hatte keine Antwort auf diese Frage.

Meinte er es wirklich ernst? So oft wie er von irgendwelchen One-night-stands redete.
 

Nun war wieder diese drückende Ruhe da. Eigentlich war es gar nicht so ruhig. Der Regen prasselte immer lauter auf das schmale Dach, die Autos fuhren stürmisch durch die angehende Nacht. Dennoch war es für Karen still.
 

Die Zigaretten neigten sich dem Ende zu, sie zogen noch einmal und drückten sie dann aus.

Leise seufzend blickte Karen in den Regen und er bemerkte Ioris ernsten Blick auf sich. Doch um das beurteilen zu können, ob Ioris Worte der Wahrheit entsprachen, konnte der Rhythmusgitarrist sich nicht auf dessen Mimik verlassen.
 

"Na schön, ich werde es dir beweisen."
 

Karen wusste, dass Iori es nicht leiden konnte, wenn es still war und niemand redete. Hatte er es deshalb gesagt? Einfach nur, damit er etwas sagen konnte, oder meinte er es tatsächlich ernst? Karen wünschte sich diese Frage beantworten zu können...

Ioris Stimme war nicht weniger sanft als sonst und auch das angedeutete Lächeln war nicht von seinen Lippen verschwunden. Manchmal fiel es ihm unheimlich schwer seine Augen von ihm zu lassen.

Wie konnte er bei diesem Gesicht noch zweifeln?
 

"Ich fahre dich nach Hause."
 

"Aber Iori..."
 

Auf der einen Seite, wollte Karen ihm gerade widersprechen, doch so konnte er noch etwas Zeit mit Iori verbringen, also zog er es vor den Mund zu halten. Es wäre nur ein Umweg für den Leadgitarristen, wenn er Karen noch nach Hause fahren würde, aber das wusste er vermutlich.

Karen lief Iori durch den Regen hinterher zu dessen Auto. Es war ihm ein wenig unangenehm, dass die beiden nicht miteinander redeten, oder eher dass Karen nicht antwortete wenn Iori etwas sagte, und er dann auch noch nach Hause gebracht wurde.

Aber Iori wollte es, und dann konnte man es ihm auch nicht ausreden.

Iori öffnete die Beifahrertür für Karen, umrundete das Auto und stieg schließlich selbst ein. Noch einmal wandte der Andere den Blick zu ihm, ehe dieser den Schlüssel umdrehte und so den Motor anließ.

Kaum waren sie losgefahren, verlor sich der Rhythmusgitarrist in seinen Gedanken.

Wie wollte Iori es ihm denn beweisen? Und war es ihm wirklich so wichtig?

Karen konnte sich nichts vorstellen was er sich mehr wünschte als Ioris Liebe. Doch es grenzte schon an Wunschdenken, wenn er dachte, der andere würde es ernst meinen. Das sollte nicht bedeuten, dass Iori gelogen hatte.

Er konnte sich ganz einfach nicht vorstellen, dass ihm so etwas passieren sollte.
 

Weil keiner der beiden auch nur ein Wort sagte, kam es ihm vor, als würde die Fahrt schier ewig dauern. Karens Blick suchte sich einen Weg zum Gesicht des anderen, doch dessen Augen waren stumm auf die Straße gerichtet. Er schien auch darüber nachzudenken, wie er die Wahrheit hinter seinen Worten beweisen konnte.
 

Seufzend schaffte der Rhythmusgitarrist es schließlich den Blick vom anderen abzulassen und aus dem Fenster zu sehen. Er wunderte sich darüber, dass Iori den Weg zu seiner Wohnung noch fand. Immerhin war er nur einmal dort gewesen, als Karen seinen Geburtstag mit der Band gefeiert hatte.
 

Ohne Probleme hatte er es wiedergefunden und hielt letztendlich vor dem Haus.

Nun wurde es wieder leise, der Motor war ausgestellt. Nur der Regen war noch zu hören.

Karens Blick fand erneut den Weg zu Ioris Augen, dieser Blick wurde allerdings diesmal erwidert.
 

"Danke...", verließ es Karens Lippen.
 

Einen Moment verharrten die beiden Gitarristen in ihrem Blick. Sie sahen sich einfach stumm an, was bei Karen eine gewisse Nervosität mit sich brachte. Zum einen weil sie nicht sprachen und Ioris Blick so verdammt eindringlich war, zum Anderen weil ihm gerade der Gedanke in den Kopf schoss, Iori gleich gehen lassen zu müssen. Das durfte nicht sein, er musste es verhindern.
 

Da Karen aber, egal wie viel er darüber nachdachte, einfach nicht einfiel wie er das hätte tun können, beließ er es dabei und wollte bereits den Wagen verlassen, doch irgendetwas klemmte anscheinend. Erschrocken blickte der Rhythmusgitarrist herüber. Doch Iori grinste nur.
 

"Denkst du ich lasse dich einfach gehen, ohne mein Versprechen zu halten?"
 

Eine Gänsehaut überzog Karens Körper und für einen Moment war es, als bliebe ihm die Luft weg. Wie dieser Satz klang... Es klang so ernst. Karen war nicht in der Lage, dazu etwas zu sagen. Stattdessen spürte er Ioris warme Hand, die sich auf sein Bein niederlegte, was ein leichtes Zucken zur Folge hatte. Sein Blick schnellte zu der Hand die dort lag, jedoch bemerkte er, dass der Leadgitarrist ihn weiter ansah.
 

Ehe er wieder aufblicken konnte, spürte er den beinahe heißen Atem des Rothaarigen auf seinem Hals. Viel konnte dort nicht mehr fehlen, bis er die zarten Lippen auf seiner Haut hätte spüren können. Iori lehnte sich von der Fahrerseite aus herüber, noch immer die linke Hand auf Karens Bein. Die rechte Hand bahnte sich einen Weg zu Karens Wange. Damit schien der Rhythmusgitarrist allerdings etwas überfordert zu sein. Das konnte Iori jedoch nicht von seinem Vorhaben abhalten.
 

Mithilfe der Hand, die nun an Karens Wange lag, zwang er ihn sanft den Kopf zu heben und Iori anzusehen. Es waren nur wenige Zentimeter, die die beiden an einem Kuss hinderten.

Doch die wusste Iori zu überwinden. Dieser Abstand machte ihn beinahe verrückt. Noch nie waren die beiden sich so nahe und doch erschien es ihm furchtbar, so weit von ihm entfernt zu sein. Ohne ein Anzeichen einer Vorwarnung legte der Rothaarige die Lippen auf seine.
 

Die überraschte Reaktion Karens war anscheinend kein Grund den Kuss zu unterbrechen. Im Gegenteil, es gab eher den Anlass ihn noch zu vertiefen. Die Augen geschlossen, fing Iori an seine Lippen leicht gegen die Karens zu bewegen. Er wusste zunächst garnicht wie ihm geschah.
 

Es ging alles so schnell, dass Karen es erstmal gar nicht realisieren konnte. Seine Gedanken waren noch immer bei der sanften Berührung von Ioris Händen und im nächsten Augenblick küssten sie sich bereits. Jedoch war das Verlangen nach diesen Lippen schon viel zu groß, um sich dagegen zu wehren. Stattdessen erwiderte er den Kuss, der immer verlangender wurde.
 

Einige Augenblicke, die eindeutig nicht reichten, verloren sie sich in eineinander, bis es in Ioris Hose zu vibrieren begann. Mit einem enttäuschten Seufzen ließ Iori langsam von Karens Lippen ab. Karen wich dem Blick des anderen aus, doch er konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass sich ein Lächeln auf Ioris Lippen geschlichen hatte. Fand er das etwa witzig, dass er hier vor Scham im Boden versank?
 

Erneut störte das Vibrieren, welches aus der Hosentasche des Leadgitarristen kam.

Mit einem Griff fummelte er es heraus, sah auf das Display und nahm den Anruf entgegen.
 

"Hi, ich bin bei Karen, wir sind schon gefahren. Tut mir leid, dass ich nicht Bescheid gesagt habe."
 

Mehr wollte Karen gar nicht hören. Aber aussteigen konnte er auch nicht, da noch immer verriegelt war. Der Kuss hatte ihm gefallen, sehr sogar. Iori war wohl ziemlich geübt, aber etwas anderes hatte er auch gar nicht erwartet.

Vermutlich war es Seiju am Telefon. Aber warum rief er so spät noch an? Tat er das öfter?

Leise seufzte er, als Iori dann das Handy wieder wegsteckte.
 

"Tut mir leid, das war Seiju..."
 

"Schon in Ordnung."
 

Karens Stimme war ziemlich leise.

Und nun war die Stille wieder da. Seiju war Schuld, dass der Kuss unterbrochen wurde.

Aber vielleicht war das auch gar nicht so schlecht, denn so bekamen sie die Möglichkeit es eventuell an einem schöneren Ort weiterzuführen. Diesmal war Karen es, der die Stille unterbrach.
 

"Iori... Möchtest du nicht noch mit 'reinkommen?"
 

Ein wenig Angst hatte er vor Ioris Antwort.

>Ich weiß nicht, ich müsste noch..<

>Lieber nicht, weil..<

So etwas Ähnliches stellte er sich als Antwort vor. Umso überraschter war er, als er die Antwort dann hörte.
 

"Gerne."
 

Karens Blick fand wieder den Weg zu Ioris Augen. Dieser entriegelte das Auto, um mit Karen aussteigen zu können.

Während der Rothaarige das Auto wieder abschloss, lief der andere durch den Regen zu seiner Haustür. Den Schlüssel herausgekramt, öffnete er dann die Tür und wartete kurz, drehte sich um und ging dann weiter, da Iori bereits hinter ihm stand.
 

Bei Karen war es eigentlich immer ordentlich, es gab oft Momente, in denen er ganz einfach nichts zu tun hatte und aufräumte, wo es gar nichts mehr aufzuräumen gab.

Deshalb fand er auch oft etwas nicht wieder, weil er die Sachen zu oft umräumte.

Aber meistens setzte er sich mit seiner Gitarre ins Schlafzimmer und spielte etwas auf dieser. Das erinnerte ihn dann aber immer an Iori. Die beiden standen schon so oft gemeinsam auf der Bühne. Das würde Karen auch nie vergessen.
 

Karen bot Iori etwas zu trinken an, was dieser auch dankend annahm. Er sah aus dem Augenwinkel wie Iori ins Wohnzimmer ging und er selbst schlug die andere Richtung in die Küche ein, um die Getränke zu holen. Seufzend machte Karen sich Gedanken darüber, was gerade im Auto passiert war. Er konnte, auch wenn er es gewollt hätte, nicht abstreiten, dass ihm der Kuss gefallen hatte und er wusste, dass es Iori ähnlich ging. Aber hatte er wirklich den Mut dazu, Iori zu sagen, wie es ihm ging? Was in ihm vorging?

Den Gedanken abschüttelnd und die Getränke in der Hand ging er wieder zu Iori ins Wohnzimmer. Kaum hatte er dieses betreten, spürte er einen doch sehr eindeutigen Blick auf sich. Das lag doch nicht etwa an den doch ziemlich engen Sachen die sie noch immer trugen? Ohne etwas zu sagen setzte sich Karen gegenüber von Iori auf einen Sessel. Die Gläser hatte er auf dem Tisch zwischen ihnen abgestellt.

Er bemerkte, dass Iori den Blickkontakt mit ihm suchte. Doch er sah sich gerade nicht in der Lage diesen Blick zu erwidern. Sie waren noch ziemlich nass vom Regen.
 

"Ich hole dir ein Handtuch."
 

Das war die Möglichkeit für Karen sich etwas abzulenken und nicht andauernd von Iori angesehen zu werden. Nicht, dass es ihn störte, aber es machte ihn nervös.

Aufgestanden, wollte er gerade an Iori vorbeigehen um ins Bad zu gelangen, doch Iori griff nach seiner Hand und ließ ihn nicht vorbei.
 

"Mich stört es nicht, wenn wir nass sind."
 

Das Grinsen machte sich wieder in Ioris Gesicht breit.

Der Rotharrige stand mittlerweile vor ihm, begann ihn wieder zu küssen, unterbrach es dann aber um den Weg ins Schlafzimmer zu finden. Das alles überforderte den Rhythmusgitarristen, er hatte nie zu träumen gewagt einmal mit Iori so weit zu gehen.

Aber so wie es aussah wollte der Rothaarige ihn. Und Karen wollte ihn.

Es dauerte nicht lange, da hatten die beiden das Bett erreicht und sich dem Kuss wieder hingegeben...

Es sind bereits einige Wochen vergangen.

Vielleicht auch Monate...

Alles was zwischen ihnen war schien vergessen.

Zumindest verhielt sich Iori so.

Doch was war der Grund dafür..?
 

An jenem Abend hatte er bei Karen übernachtet. Aber wirklich viel geschlafen hatten die beiden nicht. Es war eine sehr aufregende und anstrengende, zudem sehr leidenschaftliche Nacht. Erst als es beinahe wieder hell wurde schliefen sie ein.

Am nächsten Morgen war Iori weg. Ohne eine hinterlassene Nachricht. Er hatte sich auch nicht mehr gemeldet. Karen hatte nicht den Mut ihn anzurufen. Er hatte einfach zu viel Angst etwas falsch gemacht zu haben. Möglicherweise war er Schuld daran, dass Iori sich so verhielt. Das hätte er sich nicht verzeihen können.
 

Die Bandmembers hatten nach diesem Live zwei Wochen Urlaub. In den ganzen zwei Wochen hatte er nichts von ihm gehört.
 

Und auch nach den zwei Wochen änderte sich nicht viel.
 

Karen stand morgens auf und machte sich wie üblich fertig. Es gab nicht einen Moment indem er sich keine Vorwürfe machte oder zumindest nicht darüber nachdachte was dazu hatte führen können.

Im Studio angekommen hatte Karen sich schon darauf gefasst gemacht von Iori ignoriert zu werden. Nichts hätte ihn überraschen können. Und doch war es schlimmer als er es sich vorstellen konnte. So wie immer betrat er den Proberaum und begrüßte zuerst Shinya und dann Rinka. Sein Blick schweifte durch den Raum und am anderen Ende saßen Seiju und Iori sich gegenüber auf zwei Verstärkern und unterhielten sich. Sie schenkten dem Rhythmusgitarristen keine Beachtung. Erst als Shinya verkündete, dass sie nun vollzählig waren und anfangen konnten, erhoben sich die beiden.

Viel mehr tat sich an diesem Tag auch nicht. Ab und zu redete der Sänger zwar mit ihm, aber auch nur das Nötigste. Ioris Verhalten war ihm völlig unklar. Auch die weiteren Tage verliefen nicht anders.

Der Leadgitarrist ging ihm aus dem Weg, ignorierte ihn. Aber warum?
 

Es musste ja so kommen...

Wieso hätte Karen mal glücklich sein sollen? Sie sahen sich zwar jeden Tag, doch es kam ihm nicht so vor. Was war nur passiert, dass Iori nicht einmal mit ihm reden wollte?

Wenn er ihm wenigstens gezeigt hätte, dass er ihn hasste - wenn es denn so war.

Aber diese Gleichgültigkeit war einfach schrecklich. Mittlerweile wunderte sich Karen nicht mehr. Über gar nichts.

Nicht mal darüber, dass er dem Sänger eigentlich überhaupt nichts getan hatte, dieser aber anscheinend auf ihn sauer war.
 

Die Band lachte miteinander, hatten Spaß zusammen. Doch wann immer sich ihre Blicke trafen wandte Iori sich gleich ab. Und dass die beiden alleine waren, wurde grundsätzlich vermieden. Sogar Shinya begann sich zu wundern was los war, doch Karen wollte nicht darüber reden, er tat einfach so, als wüsste er nicht wovon Shinya redete.

Die nächsten Wochen wurde sehr hart geprobt, also hatten sie alle nicht viel Freizeit.

Das schien allerdings niemanden zu stören, auch Karen eigentlich nicht.

Immerhin war ihm die Band sehr wichtig und er versuchte so gut es ging nicht daran zu denken, was zwischen ihm und dem anderen Gitarristen passiert war.

Das klappte aber auch nur (mit sehr viel Mühe und Not) solange sie im Proberaum waren und Karen sich ablenkte. Als er dann aber zu Hause war, konnte er seine Gefühle nicht mehr überspielen.
 

Es tat so unheimlich weh von ihm so behandelt zu werden. Wenn er nach der Arbeit nach Hause kam, ging er erst einmal duschen, machte sich etwas zu Essen, nur um es anzustarren. Er konnte nichts essen. Zumindest alles andere als regelmäßig. Aber das war auch nicht das Einzige was Karen nicht mehr konnte. Er war nicht mal in der Lage sich mit Freunden zu treffen oder wegzugehen. Was ihn aber am meisten störte und ihn vermutlich am stärksten beeinträchtigte war, dass er nicht schlafen konnte. Abends lag er stundenlang im Bett und starrte an die Decke. Dabei musste er die ganze Zeit daran denken, was er mit Iori in diesem Bett getan hatte.

Wenn er gewusst hätte, dass es so wehtun würde, dann hätte er Iori doch keinen Glauben geschenkt. Doch nun war es zu spät und Karen war verletzt. Schlimmer als er dachte.

Vermutlich hatte der Leadgitarrist gar nicht darüber nachgedacht was er tat.
 

Es war wieder einer dieser Tage, an denen Karen wach in seinem Bett lag. Aber heute hatten sie frei. Also lag er schon ziemlich lange im Bett. Er konnte sich dazu bewegen aufzustehen, es brachte sowieso nichts, noch weiter herumzuliegen und zu warten, dass nichts geschah.

Mit einem Griff packte er sein Handy und sah es sich an.

Er blätterte durch die Nummern, die er gespeichert hatte, bis er schließlich bei einem Namen halt machte.

Sollte er anrufen? Lange betrachtete er das Display. Wahrscheinlich war er noch wach.

Es war nur die Frage ob er abheben würde. Schließlich lag das Handy dann wieder auf dem kleinen Tisch neben Karens Bett. Er wollte nicht noch mehr enttäuscht werden, also ließ er es sein. Das war seiner Meinung nach das Klügste.
 

Vielleicht… kam ihm der Gedanke, hatte Iori ihn von Anfang an belogen.

Jedenfalls sah alles danach aus. Karen wusste schon, wieso er ihm nicht glauben wollte.

Aber dieses Verhalten passte nicht zu ihm. Das war nicht der Leadgitarrist den Karen liebte.

Dennoch wusste er einfach nicht was ihn dazu gebracht hatte sich so zu geben.
 

Am Wochenende darauf konnte Karen sich dazu überreden das Haus zu verlassen.

Da es wie in Strömen regnete, konnte nicht viel los sein außerhalb seiner Wohnung.

Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete diese an. Es tat ihm gut im Regen zu spazieren. Das beruhigte ihn, wenigstens ein bisschen.

Auch wenn es ihn nicht wirklich ablenkte, es gab ihm eher noch mehr Zeit daran zu denken was passiert war. An jenem Tag hat es auch geregnet. Als wenn er nicht schon genug daran dachte. Seine Gedanken waren immer nur bei Iori.

Irgendwie konnte er das nicht verstehen. Seit mindestens zwei Monaten sprach dieser nicht ein Wort mit ihm. Würde er ihm wenigstens Hass entgegen bringen… Aber diese Gleichgültigkeit war es, die Karen fertig machte.

An diesem Tag war er noch lange draußen.
 

Zu Hause konnte er wieder nicht richtig schlafen, er wurde andauernd wach.

Und immer wieder hatte er das Bild Ioris vor Augen, wie dieser sich über ihn gebeugt und ihn einfach angesehen hatte...

Seufzend zog sich Karen an, nahm seine Gitarre und fuhr zum Proberaum. Diesmal war es anders. Alle waren da, außer Iori. Karen sah sich noch einmal um, suchte ihn - aber er war nicht da.

Er suchte nach Antworten, doch er fand keine. Seine Gitarre abgestellt, wandte sich Shinya zu ihm.
 

"Iori ist noch nicht da...Wir wissen aber nicht was los ist, er meldet sich nicht."
 

Das sah ihm nicht ähnlich. Iori war immer da.

Es gab für ihn nichts Wichtigeres als die Band und verschlafen hatte er noch nie.

Seiju versuchte ihn bereits anzurufen. Wenn er bei ihm schon nicht ranging, würde es auch nicht helfen wenn Karen es versuchte. Der Sänger lief nervös durch den Raum, er schien sich wirklich Sorgen zu machen. Dem Blick zu urteilen war zwischen den Beiden mehr als nur Freundschaft. Da musste mehr sein.

Vielleicht war das ja der Grund für alles?

Bisher wollte Karen da gar nicht erst d'ran denken. Aber vor der Wahrheit konnte er nicht weglaufen. Ein Schmerz, den er erst nicht zu deuten wusste, bohrte sich in sein Inneres.

Die Gedanken, dass der Mann den er liebte, etwas mit einem anderen hatte und das,

obwohl er Karen zuvor die Liebe geschworen hatte, stiegen dem Rhythmusgitarristen zu Kopf. Ohne ein Wort wandte sich Karen zu der Tür hinter sich, riss diese auf und wollte den Flur entlang stürmen um irgendwo hinzukommen, wo er gerade alleine sein konnte.

Doch soweit kam er erst gar nicht. Ein nicht ganz so sanfter Zusammenstoß raubte Karen den Atem. Wäre die Tür hinter ihm nicht bereits wieder zugeschlagen, läge er nun auf dem Boden.

Da die Tür seinen Sturz abfing und sein Halt gesichert war, konnte Karen erstmal hinauf blicken um zu sehen wer da vor ihm stand. Der Blick verriet Verwirrung, aber nicht für lange Zeit. Sein Blick wurde ernst und irgendwo in seinen Augen konnte man Schuldgefühle sehen.

Karen wusste nicht, wieso er so angesehen wurde, wieso sich der Blick so schnell verändert hatte.

Dann aber merkte er, dass etwas Feuchtes über seine Wangen lief.

//Verdammt!//

Gerade er hätte ihn nie so sehen dürfen. Wieso hatte dieser Typ es einfach so verdammt gut d'rauf immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein?
 

Ehe Karen noch weiter darüber nachdenken konnte, spürte er eine vertraute Wärme an seiner Hand.

Er hatte keine Zeit nachzusehen was es war, aber das brauchte er auch gar nicht, da er schon wusste, dass Ioris Hand sich um seine schlang.

Iori zog Karen an der Hand hinter sich her, sie entfernten sich vom Proberaum und verließen das Gebäude.

Die Tränen suchten sich ihren Weg über Karens Wangen, er konnte sie nicht mehr halten.

Nun waren sie auf dem Parkplatz angekommen, sie nahmen Kurs auf Ioris Auto.

Das alles war Karen so vertraut.

Er hatte so lange damit gekämpft es zu vergessen und nun geschah es schon wieder.

Wieso tat der Leadgitarrist das? Wollte er ihn noch mal verletzen?

Iori öffnete dem Anderen die Autotür und wartete darauf dass er einstieg.

Das tat dieser dann auch nach einigen Momenten.

Karen fand nicht den Mut den anderen anzusehen. Vor allem war es ihm einfach zu peinlich, dass er weinte.

Iori setzte sich dann ebenfalls ins Auto, hielt dem Rhythmusgitarristen ein Taschentuch hin, bevor er den Motor anlies.

Ohne den Blick zu Iori zu wenden, nahm er das Tuch entgegen um sich die Tränen wegzuwischen.

"Danke...", verließ es schwach die Lippen Karens, ehe er sich dem Fenster zuwand.
 

Sie hatten noch immer kein Wort miteinander gewechselt. Aber Karen würde auch nicht das Wort ergreifen. Immerhin war Iori es, der sich so merkwürdig verhielt.

Eigentlich hätte der Rhythmusgitarrist 'nein' sagen müssen, sich von Iori losreißen und weglaufen. Zumindest hätte er es gerne getan. Aber sobald der Rothaarige ihn berührt hatte, setzte sein Denken aus.

Er war einfach zu gerne in seiner Nähe.

Aber ein bisschen ärgerte es ihn, dass er so bereitwillig mitgegangen war. Mal wieder.
 

"Möchtest du etwas trinken?"

Nun hatte er doch angefangen zu reden... Leise schluchzend lief Karen in der Wohnung vor, in Richtung Lichtschalter. Er bemerkte, wie Iori ihn davon abhielt, dass Licht anzumachen. Er hielt ihn fest, sah ihn einfach nur an. Was sollte das wieder werden? Er versuchte dem Blick auszuweichen, doch das hielt er nicht lange durch.

Er musste ihn ansehen, immerhin war es zwei Monate her, dass der Rothaarige ihn angesehen hatte. Die Frage von vorhin wurde dezent ignoriert.

"Karen, es tut mir so leid..."

"Ich versteh' das nicht, Iori. Was soll das alles?"

Wieder war er den Tränen nahe.

Seufzend schüttelte Iori den Kopf.

Keine Erklärung? Wollte er sein Verhalten nicht rechtfertigen? Dann hätte Karen es vielleicht endlich verstanden... Aber statt etwas zu erklären, legte Iori eine Hand an seine Wange und zog ihn sanft zu sich heran. Als sie sich nah genug waren, versiegelte Iori ihre Lippen.

Karen machte das viel zu gerne um sich wehren zu können oder es zu wollen.

Seine Arme schlang der Kleinere um Ioris Bauch und gab sich dem Kuss hin.

Nach allem was passiert ist, sollte Karen ihn eigentlich von sich stoßen, aber das wollte er nicht. Er wollte den Kuss und die Nähe des anderen Gitarristen lieber genießen.

Während des Kusses ging Iori einige Schritte zurück, zog Karen aber sanft mit. Er hatte nicht vor, sich zu lösen.

Bald war dem Rhythmusgitarristen klar, was er damit bezweckte. Nach einigen weiteren Schritten standen sie im Schlafzimmer.

Vor dem Bett angekommen, machte Iori kurz Halt um Blickkontakt zu suchen.

Sie wollten es beide. Aber Karen war sich nicht sicher, ob es vernünftig war.

Dennoch konnte er nicht widerstehen.

Diese Lippen, diese Augen - einfach alles an Iori machte ihn verrückt.

Da er mit dem Rücken zum Bett stand, konnte er sich rückwärts auf dieses fallen lassen und Iori mit sich ziehen. Iori beugte sich über ihn an, sah ihn kurz lächelnd an und nahm dann den Kuss wieder auf.

Karen spürte wie Iori sanft mit der Zunge über seine Lippen fuhr und es gefiel ihm. Er umklammerte den anderen, er wollte ihn für sich und nie mehr loslassen.

Ein leises Keuchen schlich sich über Ioris Lippen, als er leicht mit seinen Fingernägeln über seinen Rücken strich. Karen wollte ihm noch näher sein, er hatte so lange darauf gewartet Iori wieder zu spüren.
 

Iori nahm den Kuss wieder auf, ließ erneut seine Zunge über seine Lippen fahren und wie gewünscht, erhielt er auch prompt Einlass. Nach einer Weile ließ der Rothaarige allerdings davon wieder ab, um sich Karens Hals zu widmen. Dort verteilte er zunächst sanfte Küsse, was Karen ein leises Keuchen entlockte. Er konnte nicht anders, als es zu genießen.

Es war so, als wäre in den letzten Monaten gar nicht passiert, als wäre es völlig alltäglich, dass sie sich liebten. Egal was gewesen ist, Karen wollte es vergessen, einfach nicht daran denken. Wozu denn auch - Iori war ja jetzt da.

In dieser Nacht kamen sich die beiden Gitarristen so nah, wie nie zuvor.

Jeder von ihnen genoss die Berührungen des anderen.

Karen wollte nicht, dass diese Nacht jemals endete, es war nun genauso wie er es sich immer gewünscht hatte und niemand hätte dieses Glück je zustören können.
 

Seufzend ließen sie sich erschöpft nieder.

Arm in Arm schliefen sie ein.
 

Am nächsten Morgen, spürte Karen einen kalten Luftzug, griff daher nach der Decke.

Dabei fühlte er über das Bett. Ein seltsam vertrautes Gefühl überkam Karen. Das wollte er nicht glauben. Hektisch öffnete er seine Augen und sah sich im Raum um.

Er war schon wieder weg.

Schnell seine Shorts angezogen, lief er aus dem Schlafzimmer heraus, suchte den Flur ab und dann die anderen Zimmer. Doch alles war so wie immer. Leer und verlassen.

Schließlich im Bad angekommen, ließ sich Karen auf die Knie nieder sinken.

Warum immer er? Wieso tat Iori ihm so weh?

War das etwa Absicht...

Vielleicht liebte Iori ihn gar nicht. Vielleicht wollte er einfach nur Spaß.

Aber er hatte doch Seiju, warum musste er dann so zu Karen sein?

Er hatte ihm nie einen Grund dazu gegeben.

Das Gesicht in seinen Händen vergraben lehnte er sich gegen den Türrahmen. Das war zu viel, nun konnte er endgültig nicht mehr.

Die Tränen flossen ihm über die Wangen, ohne dass er etwas tun konnte.

Tagelang kam Karen nicht mehr aus seiner Wohnung, er blieb einfach zu Hause, fuhr auch nicht zu den Proben.

Er konnte Iori nicht mehr sehen, es reichte, dass er ihn in seinen Gedanken ständig sah.

Ab und zu klingelte zwar sein Telefon, doch er ging nicht 'ran. Wozu denn? Iori war es ja sowieso nicht.
 

Die Tage vergingen und Iori meldete sich nicht. Weiterhin verbrachte Karen die Zeit in seiner Wohnung. Der Anrufbeantworter blinkte.

"Karen, bist du da? Was ist los, wieso kommst du nicht zu den Proben und warum meldest du dich nicht?"

Es war Shinya.

"Hey... Meld' dich doch mal. Ich mach mir Sorgen."

Das klang wenigstens ehrlich. Dennoch reagierte der Rhythmusgitarrist nicht darauf.

Immerhin hätte ja auch jemand vorbeikommen können, oder? Aber es war ganz gut so, dass niemand kam. So sollte ihn niemand sehen. Und er wollte auch niemanden sehen.

Nach einer guten Woche reichte es ihm.

Karen wollte es nun endlich wissen. Er hatte genug gewartet. Warum machte Iori das?

Da er nicht auf ihn zukam, musste er es selbst in die Hand nehmen.

Er fuhr zum Proberaum. Sobald Karen auf Iori zuging, wandte dieser sich direkt ab und lies keine Möglichkeit angesprochen zu werden. Konnte er nicht einfach sagen was er hatte?

Aber es half alles nichts.

Shinya war der erste, der wissen wollte was los war, Rinka beteiligte sich dann an dessen Fragerei, doch Karen gab keine Antworten.
 

Gegen Abend waren sie fertig mit proben. Den ganzen Tag hatte Karen Zeit darüber nachzudenken was er dem anderen Gitarristen sagen würde. Seine Gitarre weggepackt, sah er hinüber zu dem Rothaarigen, der ebenfalls seine Gitarre wegpackte.

Obwohl er sich alles genau überlegt hatte, merkte er bereits wie er zu zittern begann.

Trotz allem nahm er seinen ganzen Mut zusammen um auf ihn zuzugehen.

Es geschah genau das, was immer passierte. Aber damit hatte Karen schon gerechnet.

"Ich muss mit dir reden, Iori"

Seine Stimme klang noch kontrolliert. Und solange das so blieb, konnte nichts passieren.

Iori lies sich nicht stören, er machte weiter damit seine Gitarre wegzupacken.

Der Rhythmusgitarrist blieb aber hinter ihm stehen.

Es dauerte auch nicht lange, da war Iori fertig und musste sich umdrehen.

Als sich ihre Blicke trafen, merkte Karen einen Schmerz und das Zittern wurde schlimmer.

Dennoch musste er dadurch.
 

"Hör mal. Ich weiß nicht was das soll,aber -"
 

"Karen, tu' mir den Gefallen und halt dich von mir fern."
 

Nicht einmal ausreden lies er ihn. Seine Augen sahen verwirrt in die Ioris.

Er verstand es nicht. Er hatte den genauen Wortklang in seinen Ohren, es war eigentlich so eindeutig. Aber er verstand es nicht.

Vielleicht hatte er sich ja auch verhört?

Doch Iori nahm seine Gitarre und ging an dem Anderen vorbei.
 

"Ich liebe dich nicht. Das ist mir jetzt klar"
 

Das war das letzte was Iori sagte. Dann verschwand er. Zurück blieb ein fassungsloser Karen. Es dauerte etwas bis er die Worte deuten konnte. Nun war es mit einem Schmerz und Zittern nicht mehr getan. Doch die anderen standen noch im Raum, also nahm Karen seine Gitarre und ging so schnell wie möglich.

Hatte er das wirklich gesagt?

Und wenn ja, wieso..?
 

Der Weg für ihn war zunächst der gleiche wie für Iori, also lief er ihm nach. Das konnte nicht alles gewesen sein, es musste doch einen Grund geben. Als sie das Gebäude verlassen hatten, zitterte Karen noch immer, die Tränen standen ihm in den Augen.

Seine Hände zu fäusten geballt sah er Iori von hinten an.

Er wollte doch nur den Grund hören.

"Iori..."
 

Seltsamerweise blieb dieser sogar stehen, drehte sich aber nicht um.
 

"Warum spielst du mit mir?! Ich bin keine Puppe, die man wegwerfen kann wenn man keine Lust mehr auf sie hat!"
 

Nun drehte er sich um und sah den Rhythmusgitarristen an. Diesmal verriet sein Blick keine Schuldgefühle.
 

"Tu' doch nicht so, als würdest du mich lieben, Karen"

Wieso sagte er so etwas?
 

"Hör doch auf damit... Ich liebe dich ganz einfach nicht. Akzeptier es."
 

Das wollte er nicht hören.
 

"Nein das werde ich nicht akzeptieren, wieso sagst du, du tust es, wenn es doch nicht so ist?

Um mich 'rumzukriegen?"
 

Die beiden standen sich gegenüber, auf sicherer Entfernung und sahen sich an.
 

"Hör zu, ich weiß nicht was du mit mir machst, aber hör auf damit...Ich habe es nicht getan weil ich dich 'rumkriegen wollte!"

Der Rhythmusgitarrist war verwirrt, was tat er denn mit ihm? Kopfschüttelnd drehte sich Iori wieder um.
 

"Es hat keinen Sinn, lass mich einfach in Ruhe."
 

"Iori! Erklär es mir! Sag mir was du dir dabei denkst. Was mache ich denn falsch...?"
 

Den Blick auf den Boden gerichtet sah Karen, dass der andere nicht wegging, er blieb noch immer stehen. Es schien, als wüsste er nicht mehr was er sagen sollte.

Das Zittern wurde nicht besser und die Tränen wollten hinunterlaufen, doch Karen konnte sie noch halten, jedoch nicht mehr lange.
 

"Bitte Iori... Ich will es einfach nur verstehen."
 

Seufzend drehte sich der Rothaarige erneut um.
 

"Ich weiß nicht, was du von mir willst, Karen. Ich habe dir gesagt, was ich denke. Ich will dich nicht lieben."
 

Hieß das, dass er es doch tat und es einfach nur nicht wollte? Karen blickte wieder auf um den anderen anzusehen.
 

"Wieso...? Wieso willst du es nicht?"
 

Nun liefen sie. Die Tränen kullerten seine Wangen hinunter. Er war total verweichlicht wegen Iori.
 

"Hör auf zu weinen, es bringt nichts."
 

"Wieso verdammt?! Wenn du mich nicht liebst, wieso hast du es dann gesagt, und wieso hast du mit mir geschlafen? Zum Spaß?! Sowas will ich nicht! Nicht wenn ich dich liebe..."
 

Kurz unterbrach er sein Reden.
 

"Spiel doch mit jemand anders. Wenn du ein Verhältnis willst, mit jemandem der nichts für dich fühlt und es ihm egal ist, ob er leidet, dann bist du bei mir falsch!"
 

"Verdammt, ich spiele nicht mit dir!"
 

Ioris Stimme wurde lauter, aber schlimmer konnte es nun sowieso nicht mehr werden.
 

"Kannst du nicht verstehen, dass man manchmal Angst vor etwas haben kann?! Ja, auch ich kann mal Angst haben!!"
 

Nun war Karen wieder verwirrt, er konnte Ioris Gesicht nicht deuten, es wirkte so leer.
 

"Ich habe Angst vor den Gefühlen... Den Gefühlen die ich für dich habe..."
 

Schluchzend sah Karen ihn noch immer an, er konnte den Blick nicht abwenden, auch wenn er weinte.
 

"Wieso…?", verließ es schwach die Lippen des Rhythmusgitarristen.

Iori wandte den Blick ab, auch er ballte nun seine Hand zur Faust und sah auf den Boden.
 

"Ich habe noch nie so gefühlt. Ich fühle mich unsicher und weiß nicht was ich tun soll. Ich habe hart dafür gearbeitet so zu werden, wie ich bin. Dass mich jeder akzeptiert und ich nicht immer nur gehasst werde. Ich habe es satt, mich immer für jemanden ändern zu müssen, nur damit andere glücklich sind, Karen."
 

"Wer sagt denn, dass du dich ändern sollst?"
 

Nun war seine Stimme nicht mehr so leise, endlich rückte Iori mit seinen Gedanken heraus.
 

"Ich habe Angst, dich zu verletzen... Ich bin nicht gut für dich, darum will ich nicht, dass du deine Zeit mit mir verbringst..."
 

Einen Moment herrschte Ruhe.
 

"Iori... Es verletzt mich, was du tust, das stimmt. Aber nicht, dass du mich liebst. Sondern, dass du mich immer wieder fallen lässt und so tust als wäre nichts gewesen. Das einzige was mich wirklich verletzt und zerstört, ist der Gedanke daran, dass ich nicht in deiner Nähe sein kann..."
 

Womit der andere auch immer gerechnet hatte, damit anscheinend nicht. Die Worte Karens brachten ihn dazu diesen wieder anzusehen.
 

"Alles woran ich denke bist du. Und egal was du denkst, ich ... Liebe dich und es wird so bleiben."
 

"Hör auf so etwas zu sagen... Ich habe meine Entscheidung getroffen. Du machst mich zu einem Menschen, der ich nicht sein will."
 

Nun wollte Iori gehen, er drehte sich um und nahm Kurs auf sein Auto. Doch Karen hielt ihn zurück, er packte ihn bei der Hand, damit Iori stehen blieb, was dieser dann auch widerwillig tat.
 

"Karen, bitte! Ich habe noch nie so für jemanden gefühlt, es ist einfach so unbeschreiblich intensiv...es macht mir Angst."
 

"Aber das ist doch gut..."
 

"Nein ist es nicht! Es verunsichert mich. Und egal was ich tue, ich kann nur noch an dich denken. Ständig sehe ich dein Gesicht, und wenn du vor mir stehst will ich dich einfach berühren können, ohne mir um irgendetwas Sorgen machen zu können."
 

"Aber das könntest du doch, wenn ich nicht immer Angst haben müsste, dass du einfach wieder verschwindest..."
 

"Immer wenn ich denke, ich hätte alles im Griff, kommt es doch anders. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll."
 

Iori blickte Karen an. Den Blick erwidernd versuchte er noch immer ihn zu deuten. Die Gedanken zu erahnen, die hinter diesem Gesicht verborgen waren. Doch es gelang ihm nicht.
 

"Nach allem was du getan hast, könnte ich einfach aufhören daran zu denken, es könnte mir eigentlich egal sein, was deine Gründe dafür sind. Aber das ist es nun mal nicht. Es interessiert mich, warum ich so verletzt werde."
 

"Ich verletze immer jemanden, egal was ich tue! Auch wenn ich mich dafür entscheiden würde meine Gefühle nicht zurückzuhalten, würde ich dich früher oder später nur wieder verletzen."
 

"Das kannst du nicht wissen, du hast es nicht ausprobiert!"
 

Karen war drauf und dran zu gehen, es machte wirklich keinen Sinn, doch hinterher würde er es nur wieder bereuen. Es wurde bereits dunkel und die Bandmember waren irgendwann in den vergangen Minuten an ihnen vorbeigegangen.

Auch dass Seiju sie von der Seite einige Momente beobachtete, war ihm egal.
 

"Karen, zwing mich nicht dazu es zu versuchen."
 

Wieder herrschte Ruhe und sie sahen sich mittlerweile auch nicht mehr an.
 

"Na schön, wie du willst. Du sollst einfach nur wissen, dass es mich echt fertig macht... Ich habe auch noch nie jemanden so geliebt wie dich. Aber auch wenn ich Angst davor habe, will ich es nicht aufgeben."
 

Nach einigen Momenten blickte Iori wieder zum anderen. Er sah nicht aus, als wollte er noch etwas sagen. Die Tränen liefen nun nicht mehr, er hatte es stoppen können.

Karen sah den Rothaarigen ebenfalls an, er hatte so ein schönes Gesicht. Einfach alles an diesem Mann war wunderschön.
 

"Was denkst du gerade?" Es war beinahe nur noch ein Flüstern, was über Karens Lippen kam.
 

"Dass ich dich küssen will."
 

"Dann tu's doch."
 

Völlig beiläufig stellte Iori seine Gitarre beiseite. Er machte einen Schritt auf ihn zu, musterte ihn kurz und legte schließlich seine Lippen sanft auf Karen.

Die Augen geschlossen, erwiderte Karen den Kuss nur zu gerne. Die Körper eng aneinander geschlungen, vertieften die beiden ihren Kuss und vergaßen alles um sich herum.

Ob es diesmal länger halten wird?

Nach dem Kuss sahen sie sich wieder an. Die Tränen die noch an Karens Wangen hafteten, strich der Leadgitarrist mit seinen weichen Fingern weg.
 

"Du bist wirklich nicht sauer auf mich?"
 

Als Antwort schüttelte Karen den Kopf. Wie könnte er auf ihn sauer sein? Der Grund wäre zwar schon da, aber nicht der Wille.
 

"Ich will einfach nur mit dir glücklich sein."
 

Lächelnd legte Iori einen Arm um Karens Schultern.
 

"Wollen wir jetzt zur Abwechslung mal zu mir fahren?"
 

Ohne auf eine Antwort zu warten, stieg Iori in sein Auto und wartete darauf, dass Karen das ebenfalls tat. Diesmal tat er es ohne zu zögern. Wenn sie bei Iori waren, konnte er wenigstens sicher sein, dass er am nächsten Tag nicht weg war.

Vermutlich hatten sie es ganz besonders gut d'rauf sich im Auto anzuschweigen, dafür war es dann aber in Ioris Wohnung um so lauter...



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Matsuchan1
2023-11-16T14:45:52+00:00 16.11.2023 15:45
In the middle of 2023 and I found this gem! Thanks for the fanfic I loved it, I love the triangle that these three transmit
Von: abgemeldet
2010-05-17T07:18:11+00:00 17.05.2010 09:18
Mir gefällts^__^ Ich finde, du kannst die Gefühle so wunderbar rüberbringen ToT auch in deinem one-shot XD
Ich würde so gerne mehr hier von lesen haha~mach weiter so^__^


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