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Spiegelbilder

Kaiba x Anzu (Azureshipping)
von

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1. Teil

Disclaimer: Yu-Gi-Oh ist Eigentum von Kazuki Takahashi

Pairing(s): KaibaxAnzu; Erwähnung von ehemaligem YuugixAnzu
 

Spiegelbilder
 

In Socken schlich er sich leise in die Küche – sein Herz wild pochend, sein Atem hektisch und unregelmäßig. Es galt einen Auftrag zu erfüllen, eine wichtige Mission und diesmal würde er sich dabei nicht erwischen lassen.

Ein Blick nach rechts, einer nach links und frohen Mutes erkannte er, dass er allein und zumindest für den Moment vor seinen Häschern sicher war. Mit einem glücklichen Jauchzen schlidderte er in den Raum und kam erst dann zum Stehen, als er sein Ziel erreicht hatte. Aus dem Jauchzen wurde ein überbreites Grinsen.
 

Da, hoch oben auf dem Tresen, stand die verbotene Dose und kleine Finger streckten sich eifrig dem kostbaren Inhalt entgegen. Bloß, dass er zu kurz war. So sehr er sich auch reckte und streckte, er kam einfach nicht ran. Wütend stapfte er mit den Füßen auf und funkelte die ach so verführerische Verlockung an, als sei alles allein ihre Schuld, bevor ihm die rettende Idee einfiel und er mit neu erwachtem Elan auf einen Küchenstuhl zustürzte. Es knarrte und quietschte, als er den Stuhl wenig geschickt über die Fließen schleifte und er zuckte zusammen, hielt inne und lauschte, ob ihn vielleicht jemand gehört hatte. Doch keine Schritte in seine Richtung näherten sich, keine Rufe ertönten, die ihn von seinem Tun abbringen wollten. Erleichtert kletterte er auf den Stuhl und erreichte so endlich den Grund aller Mühen: Die Keksdose, die er auch gleich flugs zu sich heranzog. Mit einiger Kraftanstrengung schraubte er den Deckel auf und warf ihn achtlos auf die Arbeitsplatte, wo er klappernd zum Liegen kam. Aber das interessierte ihn nicht.
 

Seine Aufmerksamkeit galt den knusprig, braunen Plätzchen, die ihn verführerisch duftend begrüßten und lockten. Und wer war er schon, dass er einer solchen Einladung widerstehen könnte?
 

Mission ‚Kekse’ war damit erfolgreich abgeschlossen und gierig nahm er sich einen und vernichtete mit einem großen Biss sofort jeden Beweis. Oder zumindest fast jeden. Ein paar Krümel blieben nicht aus, doch die wurden prompt auf den Boden gewischt, wo sie bestimmt nicht weiter auffallen würden. Zumindest hoffte er dies und wenn er sich wider Erwarten doch irren sollte…nun, er würde so tun, als wüsste er von nichts. Das war der Vorteil, wenn man klein und niedlich war. Niemand konnte ihm lange böse bleiben; nicht einmal sein Daddy, dessen Launen genauso berühmt berüchtigt waren wie sein scharfer Geschäftssinn. Er leckte sich die Lippen. Eins war keins und die Plätzchen waren wirklich verdammt lecker. Das verlangte nach mehr. Also erneut eines stibitzt und, okay, zwei waren auch nicht gerade die Welt und ein drittes passte locker noch rein. Aus dem dritten Keks wurde ein vierter und fünfter und mit Schrecken erkannte er, dass die Dose nun doch merklich leerer wurde. Er kaute auf seiner Lippe. War er vielleicht am Ende zu weit gegangen? Würde ihn seine Maßlosigkeit verraten?
 

Er blinzelte ein paar Mal und griff nach dem Deckel, den er unsicher über die Dose hielt. Sollte er oder sollte er nicht…? Plötzlich juckte seine Nase. Er nieste kräftig, putzte sich mit seinem Ärmel sauber und ließ den Deckel dabei versehentlich fallen. Das war für ihn Zeichen genug. Er hatte schließlich aufhören wollen oder zumindest schwer überlegt, es zu tun, aber es konnte doch nicht Zufall sein, dass just in dem Augenblick, wo er die Dose verschließen wollte, so etwas passierte. Was sagte sein Daddy schließlich immer? Genau, dass es Zufälle nicht gab. Damit war die Entscheidung getroffen und beherzt klaute er sich das nächste Plätzchen. Obwohl, warum eigentlich so bescheiden? Frech schnappte er sich gleich die ganze Dose, sprang damit vom Stuhl und rannte wie von der Tarantel gestochen davon.
 

Weit kam er nicht. Mit einemmal packte ihn jemand am Kragen und mit einem „Uff“ sowie einem überraschten Quieken kam er abrupt zum Stehen. Mit schuldbewusster Miene legte er den Kopf schief und lächelte seinen Angreifer zögerlich an.
 

„Hallo, Mama“, nuschelte er und drückte die Dose fest an sich, als ob sie so den wachsamen Augen seiner Mutter entgegen würde. Tat sie natürlich nicht.
 

„Was hast du denn damit vor?“, erklang ihre amüsierte Stimme, bevor sie ihm die Dose abnahm und deren kläglichen restlichen Inhalt inspizierte.
 

„Ähm, Essen?“, kam die ehrliche Antwort und seine Mutter schüttelte seufzend den Kopf.
 

„Das ist unübersehbar“, erwiderte sie und piekte ihren Sohn mit dem Zeigefinger leicht in die Seite, der vergnügt kicherte. „Du bist ein kleiner Vielfraß, Taro. Dabei sollst du dir doch gerade heute nicht den Appetit verderben. Yuugi hat bestimmt wieder viel zu viel gekocht, mit dem er dich später vollstopfen will“, tadelte sie und Taro klatschte sich fröhlich in die Hände.
 

„Toll, noch mehr zum Futtern“, freute er sich über das Essen mindestens genauso sehr wie über die Erwähnung Yuugis sowie die Tatsache, dass er eigentlich Glück gehabt hatte, dass es nur seine Mama war, die ihn erwischt hatte. Sein Daddy hätte nämlich die Plätzchen genommen und gleich selbst gegessen; erbarmungslos, wie er in der Hinsicht war. Sicher, seine Mama hatte dafür die Angewohnheit, ihm tagtäglich wenigstens eine Gardinenpredigt zu halten, doch dank der freundlichen Nachhilfe seines Vaters hatte Taro diese mit seinen reifen fünf Jahren bereits hervorragend zu ignorieren gelernt. Es war auch ganz einfach: Nick ab und an und tue, als ob du zuhören würdest, während du mit den Gedanken schon bei was Anderem bist. Sein Daddy war halt ein Genie und gab seine Tipps, sehr zum Missfallen seiner Mama, nur zu gerne an Taro weiter, der alles lernbegierig aufsog.
 

Anzu derweil betrachtete ihren Sohnemann misstrauisch. Taro starrte mit leerem Blick in der Gegend rum und machte auch sonst nicht unbedingt den aufmerksamsten Eindruck. „Taro, hörst du mir überhaupt zu?“, fragte sie daher zweifelnd, kniete sich direkt vor ihm hin und die Art, wie Taro ob dieser Aktion überrumpelt zusammenzuckte, sprach bereits ein deutliches ‚Nein’.
 

„Uhhhh“, machte Taro dann auch und blickte seine Mutter mit großen Augen ahnungslos an. Irgendwas musste er gerade verpasst haben, nur was?

Sein Daddy mochte ihm die theoretischen Grundlagen erklärt haben, aber an der Praxis haperte es eben doch noch mit dem passiven Zuhören. Das würde er ganz dringend weiter üben müssen. Aber was hatte Daddy gesagt, sollte er für einen Fall wie diesen noch mal tun? Ach ja, richtig. Komplimente machen.

Frauen liebten Komplimente.
 

„Du siehst hübsch aus, Mama“, probierte er darum und spielte vorsichtig mit einer langen Strähne, die sich aus Anzus kunstvoll hochgesteckter Frisur gelöst hatte. „Richtig cool.“
 

Anzu war mehr als einmal auf die Unschuldsmimik ihres Kindes hereingefallen, aber diesen kläglichen Versuch durchschaute sie sofort. Trotzdem nahm sie die Sache mit Humor.
 

„Wenigstens einer von uns, nicht wahr?“, grinste sie und wuschelte Taro durch die braunen Haare, der die Geste schmollend hinnahm, war er doch schließlich kein Baby mehr, sondern bereits ein großer Junge. Und großen Jungs wuschelte man nicht durch die Haare!
 

Immer noch grinsend richtete sich Anzu wieder auf und schob Taro ein Stückchen von sich. „Jetzt wasch dir das Gesicht und die Hände und klopf dir die Krümel raus und zwar letzteres nicht hier…“, unterband sie flink Taros enthusiastischen Versuch seinen Dreck weiter im Haus zu verteilen, „…sondern draußen.“
 

Taros große Augen blitzen schelmisch und beschwingt rannte er los. Anzu runzelte die Stirn. Sollte es etwa ein Fehler gewesen sein, Taro allein in den Garten geschickt zu haben? Immerhin gab es da vom kürzlichen Regenguss noch ganz aufgeweichte, dunkle, matschige Erde und…Würmer.
 

Sie war beiliebe keine dieser Frauen, die wegen jedem Wurm und Insekt gleich in Schreikrämpfe ausbrach, aber Taros Faszination für alles, was krabbelte, war und blieb ihr ein leidiges Rätsel.

„Na ja, solange er sie nicht wieder ins Haus schleppt und in den Blumentöpfen verteilt…“, redete sie sich selbst Mut zu und unterdrückte ein Schaudern. Seto war von dieser Aktion Taros wenig begeistert gewesen, was auch damit zu tun haben konnte, dass Taro es sich nicht hatte nehmen lassen ein paar besonders fette Raupen in Setos Arbeitszimmer und dort neben und, schlimmer noch, auf dessen Laptop zu positionieren, damit „Daddy nicht so alleine beim Arbeiten ist“. Unnötig zu sagen, dass Daddy nur schwerlich einen Tobsuchtsanfall hatte unterdrücken können. Sein Hausbüro war ihm heilig und selbst Anzu war nur ungern darin gesehen, was ihr anfangs einen gehörigen Stich versetzt, sie aber inzwischen zu respektieren gelernt hatte.
 

Umgekehrt konnte Kaiba dafür nach wie vor ihre Leidenschaft fürs Tanzen nicht wirklich nachvollziehen, obgleich er zumindest vorbehaltlos zugeben musste, dass Anzu durchaus Talent besaß, wenn auch nicht den nötigen Ehrgeiz.
 

Anzu entwich ein kleines Seufzen. Aus ihrer großen Broadway-Karriere war nichts geworden, aber ganz gleich, was Seto sagte, an Ehrgeiz hatte es ihr trotzdem nie gemangelt. Es waren vielmehr einfach zu viele Sachen dazwischengekommen. Einsamkeit, Sehnsucht…Taro. Gleich nach der Schule war sie nach Amerika gegangen und hatte dort ein Tanzstudium aufgenommen. Es war schwer gewesen, ihre Familie und Freunde zurückzulassen und für Monate nur ihre Stimmen per Telefon hören zu können, aber sie hatte sich durchgekämpft. Sie lächelte leicht. Seto hatte damals nichts von ihr wissen wollen, doch trotzdem gehörten er und vor allem Mokuba mit zu den Gründen, warum sie ihren Aufenthalt in Amerika zum Schluss sogar fast schon zu mögen gelernt hatte. Die beiden Kaibas waren geschäftlich in die USA gereist, um dort eine große Werbekampagne für die neue Dueldisk zu starten und Mokuba, von Yuugi darauf hingewiesen, dass Anzu nicht weit vom amerikanischen Sitz der Kaiba Corporation ihre Ausbildung absolvierte, hatte es sich nicht nehmen lassen, Anzu regelmäßig zu besuchen. Und wo sein kleiner Bruder war, war Seto meist nicht weit.

Sicher, er war zunächst still und abweisend gewesen; hatte die Treffen mit Anzu als Pflichtprogramm betrachtet, das es für Mokubas Wohl zu absolvieren galt, doch zum Schluss war er dennoch endlich offener geworden und Anzu, auch wenn sie es sich lange selbst nicht eingestehen konnte, hatte sich bereits damals, zumindest ein kleines bisschen, in ihn verliebt.
 

Trotzdem war sie nach ihrer Rückkehr in Japan mit Yuugi zusammengekommen.

Yuugi hatte Sicherheit, Beständigkeit und Ruhe bedeutet; war Anzu vertraut gewesen und stand überhaupt für all das, was Seto ihr nicht hatte geben können und wollen. Yuugi war warm und liebevoll; stellte sie auf ein Podest und an erster Stelle in seinem Leben. Bei Kaiba fand sie sich, selbst heute noch, erst hinter Mokuba und zuweilen sogar der Firma wieder. Das war noch so ein Punkt, den Anzu erst zu respektieren lernen musste.
 

Aus den Augenwinkeln sah sie Kaiba, der im Foyer auf und ab ging; dabei Anweisungen in sein Telefon, nun, nicht brüllte, aber doch recht lautstark äußerte und letzte Vertragsdaten mit seiner Rechtsabteilung klärte. „Dabei hatten wir eigentlich schon vor einer halben Stunde losfahren wollen“, schmollte Anzu und sah ungeduldig auf ihre zierliche Armbanduhr. Es würde schwer werden, noch rechtzeitig ins Restaurant zu kommen, um es anschließend pünktlich zur Theateraufführung zu schaffen. Schwer, aber nicht unmöglich. „Wenn wir nur eine Kleinigkeit bestellen und schneller kauen, dann könnten wir es schaffen. Wäre ja nicht das erste Mal.“

Zufrieden mit ihrer Lösung raffte sie ihr wallendes, hellblaues Kleid zusammen, entledigte sich ihrer Schuhe und schlich langsam auf Seto zu. Kaiba war und blieb zwar ein Arbeitstier, aber vielleicht konnte sie dieses dröge Telefonat zumindest ein wenig zu ihren Gunsten nutzen und Kaiba erschrecken.
 

Ihre Beziehung zu Yuugi war von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Sie hatte sich wirklich bemüht; hatte sich immer und immer wieder eingeredet, dass Yuugi derjenige war, den sie wirklich wollte und brauchte, doch letztendlich war stets dieser nagende Zweifel geblieben; die Frage, ob sie Yuugi um seinetwillen liebte oder ob es nicht doch Atemu war, den sie in ihm sah.
 

Versteckt hinter einem Türrahmen, war Anzu inzwischen ganz dicht an Kaiba herangepirscht und verfluchte leise ihr Kleid, das bei jeder Bewegung raschelte und Kaiba sicherlich schon vor ihrer Präsenz gewarnt hätte, wenn er nicht dermaßen auf sein Telefonat konzentriert gewesen wäre. Seto derweil strich sich mit einer Hand kurz durch die Haare und auch, wenn Anzu sein Gesicht momentan nicht sehen konnte, wusste sie, dass die störenden Strähnen stur zurück an ihren ursprünglichen Platz fallen würden, wo sie seine Augen solange ein Stück verdeckten, bis Seto sie genervt erneut zur Seite strich. Trotzdem weigerte er sich, seine Haare kürzer schneiden zu lassen. Anzu musste unwillkürlich lächeln. Seto hatte sich seit seiner Zeit als Jugendlicher kaum verändert, weder äußerlich noch innerlich. Sicher, der tiefverwurzelte Hass, der jahrelang seine Seele zerfressen hatte, war dankenswerter Weise größtenteils verschwunden, doch noch immer war Seto abweisender, verschlossener und streitsüchtiger, als Anzu bisweilen lieb war.
 

Yuugi hatte diese Macken nicht und selbst wenn Anzu ihre Gewissenbisse wegen Atemu berücksichtigte, war ihr immer klar gewesen, dass Yuugi trotz allem so viel einfacher zu lieben gewesen wäre als Kaiba.
 

„Nur eines hat mir bei Yuugi immer schmerzlich gefehlt…“
 

Kaiba hatte endlich sein Gespräch beendet, klappte sein Handy zu und Anzu nutzte die Chance, schlang sich von hinten um ihn, so dass Kaiba vor Schreck fast das Telefon aus der Hand fiel und schaute lachend zu ihm hoch. Einen Moment lang erwiderte Kaiba ihren Blick in einem Mix aus Belustigung und einem dunklen Versprechen von Rache, dann zog er sie mit seinem freien Arm zu sich, küsste sie aggressiv, bis Anzu in den Kuss stöhnte und sich noch näher an ihn drückte.
 

„…und das ist Leidenschaft und Feuer.“
 

Denn Anzu verbrannte sich bisweilen nur zu gerne die Finger.
 

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AN: Nun, mein erster Azureshipping Versuch sowie eines Oneshots. Beides ist leider nur mäßig geglückt. Die FF an sich hat wegen massiver Schreibblockade Monate gedauert (Prideshipping geht mir erheblich leichter von der Hand X.x Schuster, bleib bei deinen Leisten, sag ich nur) und elf Seiten sind für einen Oneshot evtl. doch einen Tick zu lang, so dass ich die Geschichte an dieser Stelle gekappt habe. Wenn ich es mir recht überlege, wäre das eigentlich auch ein prima Ende gewesen, allerdings müssten dann Yuugi, Jounouchi und natürlich Kaiba selbst auf ihren Auftritt verzichten. Und ich hätte den ganzen Rest umsonst geschrieben XD Deshalb gibt es noch ein zweites Kapitel. Interessiert das überhaupt wen? Nein? Tja, so kanns gehen~

2. Teil

Seto genoss den warmen Körper, der sich dicht an ihn klammerte, Anzus gerötete Wangen, von denen er wusste, dass er für sie verantwortlich war, das leichte Schaudern, das ihre Brust durchfuhr. Er küsste sie gierig, schmeckte und liebkoste sie und erst, als Anzus Beine bereits unter ihr einzuknicken drohten, sie sich regelrecht an ihm festhielt, um nicht umzufallen, ließ er von ihr ab und entlockte ihr ein protestierendes Wimmern.
 

Sachte streichelte er ihr Gesicht; ein verhaltenes, fast schon selbstgefälliges Grinsen dabei auf den Lippen, das so gar nicht zu der zärtlichen Geste passen wollte. „Hm, vielleicht sollten wir das Theater verschieben“, schlug er unverbindlich vor, während er mit dem Daumen über Anzus leicht geschwollenen Mund strich. „Wo du doch scheinbar…“ Er stockte kurz, als Anzu schelmisch nach ihm schnappte und aus lustverschleierten Augen zu ihm aufblickte. „…so begierig auf Anderes bist.“
 

„Ich weiß gar nicht, was du meinst“, winkte Anzu allerdings nur mit einem zuckersüßen Lächeln ab, bevor sie Kaiba einen harmlosen Schlag auf den Arm verpasste. „Und komm gar nicht erst auf die Idee, dass du dich vor dem Theater heute drücken kannst. Ich freue mich schon seit Wochen auf diesen Abend.“

Sie befreite sich zwinkernd aus seiner Umarmung und drehte sich einmal um die eigene Achse, wobei der Saum ihres Kleides geräuschvoll mitschwang und eine verführerische Ansicht auf ihre schlanken Beine bot. „Außerdem will ich mich nicht umsonst so herausgeputzt haben. Hier, sogar ganz in blau, nur für dich.“
 

Lachend kam sie vor ihm zum Stehen und machte einen kleinen Knicks. „Nun, was sagst du?“, fragte sie und statt ihr verbal zu antworten, beugte sich Kaiba zu ihr hinunter und wollte sie erneut küssen, als ihn ein kindlicher Schrei von „Ewwwww, das ist ja so eklig“ unterbrach und genervt aufschauen ließ.
 

Von dem Paar bis dato unentdeckt, hatte sich Taro zurück ins Haus geschlichen; einen sich jammervoll windenden Regenwurm in den Händen, den er Seto nun stolz entgegenhielt. „Guck mal, hab’ ich gefunden“, erklärte er strahlend und zuppelte eifrig an Setos Hemd für den Fall, dass sein lauter Ausruf ihm noch nicht die volle Aufmerksamkeit seines Daddys gesichert hatte. „Toll, nicht?!“
 

Seto grinste lediglich schief. „Wie schön, ein neuer Freund“, meinte er trocken und ergänzte in Gedanken an die letzte Insektenplage im Haus ein wenig begeistertes „Noch einer.“
 

Eigentlich sollte er wirklich ein Machtwort sprechen, aber Taro schaute so glücklich drein, dass es Kaiba nicht über sich brachte, dem Kleinen die gute Laune zu verderben. Anzu hingegen war da wesentlich schmerzfreier. „Ach Taro, nicht schon wieder“, klagte sie genervt und ihre Augen huschten frustriert zwischen dem Wurm, Taros erdverschmierter Kleidung und den Fingerabdrücken auf Setos ehemals tadellos weißem Hemd hin und her (die hoffentlich nicht mehr zu sehen sein würden, sobald er erst einmal ein Jackett drüber trug). „Also Zeit zum Umziehen haben wir nun wirklich nicht. Dann muss Yuugi dich eben sauber kriegen.“ Das gesagt, nahm sie Taro vorsichtig den Wurm ab und marschierte von dannen. Taro streckte schmollend seine Unterlippe hervor. „Maaaan, ich will meinen Schleimi wieder“, verkündete er trotzig und sah Seto flehentlich an. „Biiittteeeee“.
 

„Vergiss es, sobald deine Mutter wieder da ist, fahren wir endlich los. Für Ungeziefer bleibt da keine Zeit“, schüttelte Kaiba jedoch nur eisern den Kopf und fragte sich gleichzeitig, wie das Kind ständig auf diese bescheuerten Namen kam. Brummli, Krabbli, Schleimi…Da konnte er nur hoffen, dass Taros Kreativität mit steigendem Alter gleich mitanwuchs, sonst würde Taros potenzielles Kind womöglich noch mit dem wenig schmeichelnden Namen Brülli, Sabberli oder Mach-in-die-Hosi enden.
 

Um den deprimierten Taro allerdings wenigstens ein bisschen aufzumuntern, schnappte sich Kaiba den Jungen, setzte ihn sich auf die Schultern, von wo aus Taro vergnüglich jauchzte und quietschte, bevor er Kaiba einmal fest drückte und ein verschwörerisches „Ich habe dich lieb“ ins Ohr flüsterte.

Kaiba nahm die Worte lediglich stumm hin, wenngleich sie ihn insgeheim erwärmten.
 

Die Fahrt zu dem kleinen Spieleladen der Mutous ging wesentlich ruhiger vonstatten. Kaum, dass der Wagen zum Stehen kam, öffnete sich schon die Tür und ein buntgezackter Schopf lugte hervor. Kaiba presste seine Lippen zusammen. Sie würden nur schnell Taro abliefern und schon in wenigen Minuten wären er und Anzu wieder verschwunden. Alles kein Problem. Unvermittelt jedoch trat hinter Yuugi Jounouchi hervor; die blonden Haare noch länger als früher und hinten zu einem nachlässigen Zopf gebunden.

Kaiba hätte fluchen mögen. Jetzt wurde es…interessant. Anzu hatte wohl ähnliche Gedanken, denn mit einem eindringlichen „Bleib bitte beim Wagen, Seto“, nahm sie Taro an die Hand und ging gemeinsam mit ihm die kleine Auffahrt bis zum Spieleladen hoch. Kaiba unterdessen stieg gemächlich aus und stellte sich abwartend neben das Auto. Es war klar, dass Anzu fürchtete, er würde sich in Jounouchis Gegenwart nicht zurückhalten können (womit sie vollkommen Recht hatte), sobald diese wieder mit seiner üblichen Schau anfing, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er notfalls nur tatenlos zusehen wollte.
 

Anzu derweil begrüßte Yuugi mit einem kleinen Lächeln und einer Umarmung, die bedrückend steif ausfiel, aber immer noch wesentlich herzlicher war als Jounouchis knappes Hallo. Taro fiel Yuugi mit einem glücklichen Lachen um den Hals und endlich nahmen Yuugis Züge wieder den freundlichen, sanften Ausdruck an, der Anzu von früher so vertraut war. Während Taro Yuugi eine Auflistung seiner neusten Aktivitäten gab – allesamt farbenfroh ausgeschmückt und auch sonst nicht gerade an der Wahrheit orientiert – wandte sich Anzu an Jounouchi.

„Schön dich zu sehen. Ist schon eine Weile her, was?“, begann sie bemüht fröhlich und versuchte gleichzeitig den Klumpen in ihrem Inneren zu ignorieren. Jounouchis und ihr Verhältnis war bereits angespannt genug und die Art, wie er sie von oben bis unten abschätzte, half ihrer Nervosität kein bisschen. Genauso wenig wie ihre schicke Abendgraderobe, in der sich neben Yuugi und Jounouchi, beide in Jeans und weiten Shirts, geradezu befremdlich vorkam und mehr als nur ein wenig Fehl am Platz. Jounouchi hatte ähnliche Ansichten.
 

Er pfiff durch die Zähne. „Man, hast dich ja extrem fein gemacht. Muss toll sein, zur Oberschicht Dominos zu gehören. Aber ich schätze mal, wenn schon nichts anderes, dann hat das Arschloch wenigstens Geld zu bieten, was? Sonst wüsste ich nämlich nicht, was du an ihm finden könntest.“

Nicht nach Yuugi, war der unausgesprochene Vorwurf, der Anzu zusammenzucken ließ. Die Worte taten weh und aus den Augenwinkeln sah sie Kaiba, der sich unmerklich versteifte. Sie wusste nicht genau, wie viel er gehört hatte, hoffe aber, dass er sich an ihre Bitte halten und im Hintergrund bleiben würde.
 

„Nenn ihn nicht so“, verlangte sie leise, aber nachdrücklich. „Es war meine Entscheidung und wenn du auf wen wütend sein willst, dann auf mich.“
 

„Keine Sorge, das bin ich auch“, zischte Jounouchi so schneidend, dass Anzu einen unsicheren Schritt zurücktrat. „Wie konntest du Yuugi das nur antun?!“

Unbemerkt von ihm hatte sich mittlerweile alle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. Taro wollte von Yuugi weg auf Anzu zutreten, doch dieser hielt ihn zurück und redete beruhigend auf ihn ein, wofür ihm Anzu dankbar war.
 

„Ich wollte ihm niemals wehtun. Es ist einfach…passiert“, rechtfertigte sie sich halbherzig, wusste aber bereits, dass es ohnehin zwecklos war. „Yuugi und ich versuchen aus der Situation das Beste zu machen und es ist wenig hilfreich, wenn du dich ständig einmischst und darauf rum reitest. Es ist eine Sache zwischen Yuugi und mir. Wenn sogar Seto das einsieht, warum dann nicht…“
 

„Fang bloß nicht mit dem an! Und was soll der Scheiß ’es ist eine Sache zwischen Yuugi und mir’“, blaffte Jounouchi aufgebracht und ballte die Hände zusammen. „Du hast gut reden, Anzu! Ich war es doch, der nach deinem Techtelmechtel mit dem Bastard die Scherben auffegen durfte!“ Er zeigte auf Kaiba und sein Gesicht verzerrte sich vor Hass. „Wie konntest du nur ihn statt Yuugi wählen?!“
 

Ab diesem Punkt platzte Kaiba der Kragen. Anzu konnte ihn hinterher noch so viel vorwerfen, aber das würde er sich nicht mehr länger mit anhören. Entschlossen wollte er sich auf den Weg machen, als sich plötzlich Yuugi einmischte.

Widerstrebend lehnte sich Kaiba zurück. Er würde Yuugi die Sache regeln lassen. Zumindest solange, wie er sie nicht verpatzte.
 

„Jounouchi, ist schon gut. Das ist Vergangenheit“, erklärte Yuugi mittlerweile und berührte seinen Freund beruhigend am Arm. „Es ist, wie es ist und ich habe mich schon lange damit abgefunden. Lass das doch nicht die Freundschaft zwischen uns allen völlig zerstören. Das täte mir nur noch viel mehr weh.“
 

Ungehalten schüttelte Jounouchi ihn ab; viel zu sauer, um jetzt einfach klein beizugeben „Nein, Yuugi! Das soll sie ruhig wissen. Sie hat uns betrogen, nicht wir sie und es ist höchste Zeit, dass sie das begreift.“
 

Anzu zuckte zusammen. „Ich wollte euch niemals verletzten“, wiederholte sie ehrlich, bekam aber nicht weiter die Gelegenheit, sich zu erklären, als Jounouchi ein ungläubiges Schnauben entwich.
 

„Deine Ausreden interessieren mich nicht die Bohne! Wie oft hat sich Yuugi gefragt, was er nur falsch gemacht hat und warum er dir nicht genügte. Und was hast du in der Zeit gemacht? Bist mit dem Bastard vermutlich durch die halbe Welt gedüst und hast dich…!“
 

„Es reicht, Jounouchi.“
 

„Du hast Yuugi doch nie wirklich zu schätzen gewusst. Erst war es der Pharao, nun ist es Kaiba! Aber niemals Yuugi. Du bist wirklich das Letzte!“
 

„ES REICHT!“ Yuugis lauter Schrei durchriss die Nacht und endlich verstummte Jounouchi betroffen. Er öffnete den Mund, wollte sich entschuldigen, doch Yuugi schüttelte den Kopf. „Wir reden später darüber“, beschloss er und Jounouchi nickte leicht. Er hatte Yuugi nur beschützen wollen, aber nun musste er sich wohl oder übel eingestehen, dass er zu weit gegangen war. Er blickte diskret zu Anzu, die mit verkniffenem Gesicht zu Boden starrte, ihre sonst so leuchtenden Augen trüb und der Blick verhärmt. Jounouchi hätte sich selbst schlagen können. Eigentlich wollte er nicht auf Anzu sauer sein, wollte sie nicht anschreien, sie nicht als Freundin verlieren, aber jedes Mal, wenn er sie und Kaiba zusammen sah, keimte wieder dieser Abscheu in ihm auf. In diesen Momenten konnte er nur noch daran denken, wie unfair es war, dass Yuugi, immer noch so selbstlos, immer noch so gütig, wie eben sein Yuugi auf das Einzige verzichten musste, was er, seit Jounouchi ihn kannte, für sich allein gewünscht hatte. Dass es ausgerechnet Kaiba war, der nun Anzu in den Armen halten durfte, machte die Sache in Jounouchis Augen nur noch schlimmer.
 

„Mama…“ Taros leise Stimme beendete das Schweigen. Der Junge klammerte sich unsicher an Anzus Kleid und vergrub sein Gesicht in dem weichen Stoff. Anzu kniete sich vorsichtig nieder und küsste ihn liebevoll auf die Stirn. „Mach dir keine Sorgen, Taro. Wir hatten nur eine…“ Sie zögerte kurz. „…Meinungsverschiedenheit.“
 

„Ihr habt euch angeschrien“, berichtigte Taro unglücklich und Anzu seufzte.
 

„Ja, du hast Recht. Das hätten wir nicht tun sollen.“ Sie lächelte gequält. „Hör mal, geh doch schon ins Haus und spiele ein wenig. Großvater Mutou wird sich freuen, dich zu sehen und Yuugi kommt auch gleich nach. Nicht wahr?“ Sie sah Yuugi flehentlich an, der zustimmend nickte.
 

„Uhm. Okay…“, meinte Taro, nicht völlig überzeugt und sah zögerlich zwischen Yuugi, Kaiba und Anzu hin und her. Die angespannte Stimmung der Erwachsenen behagte ihm nicht, wenngleich er nicht recht verstand, worum es ging. Aber er vertraute dem Wort seiner Mutter und wenn es wirklich nötig werden würde, würde sein Daddy außerdem sicherlich einschreiten. Trotzdem löste er sich nur ungern von Anzu, um ins Haus zu verschwinden.
 

„Das hätte er nicht mitbekommen müssen“, brachte Yuugi die Sache auf den Punkt und wenn Jounouchi nicht schon vorher ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, dann definitiv jetzt. „Yuugi, ich wollte nicht…“
 

„Ich bin dir nicht böse“, unterbrach ihn Yuugi sachte. „Absolut nicht begeistert, aber…auch nicht böse.“ Er atmete einmal tief durch. „Dennoch würde ich dich bitten, ebenfalls zu gehen. Ich möchte gern allein mit ihnen sprechen.“ In seiner Stimme lag kein Vorwurf, nur eine stumme Resignation, weswegen Jounouchi auf Widerspruch verzichtete.
 

„Geht klar, ich hau schon ab“, beschwichtigte er, konnte sich jedoch einen letzten, grimmigen Blick auf Kaiba nicht verkneifen, der immer noch mit verschränkten Armen und undurchdringlicher Miene am Auto lehnte. „Zumindest ich weiß, wann ich unerwünscht bin.“
 

Die einzige Reaktion, die er bekam, war ein kurzes wütendes Aufblitzen blauer Augen, aber das reichte ihm bereits. Mit sichtlicher Genugtuung zog er von dannen; die Lippen zu einem schadenfrohen Grinsen verzogen. Yuugi, der sich offensichtlich für das Benehmen seines Freundes schuldig fühlte, rang sich ein schwaches Lächeln ab. „Nehmt es ihm nicht übel“, entschuldigte er sich bei Anzu und Seto, der, nach Jounouchis nicht ganz freiwilligem Abgang, zu Anzu und Yuugi getreten war. „Er ist immer noch ein wenig sauer wegen dieser…Sache damals.“

Anzu nickte verständnisvoll (oder bemühte sich zumindest um einen solchen Eindruck), wohingegen Kaiba nur desinteressiert die Schultern zuckte. Im Grunde gingen ihm Jounouchis Bemerkungen sonst wo vorbei. Der Kerl war und blieb ein Versager, daran änderte auch seine ihm selbst auferlegte Mission als Yuugis Wachhund nichts. Bloß, er seufzte lautlos, ihm waren Jounouchis Worte egal, Anzu jedoch trafen sie jedes Mal aufs Neue und wenn sie ihn nicht wieder und wieder so inständig gebeten hätte, wenigstens –zivil- zu diesem Idioten zu sein, hätte er dem elenden Schwachkopf schon lange den Mund gestopft.
 

Kaiba wusste, dass Yuugi das Ende seiner Beziehung mit Anzu nicht gut verkraftet hatte (ein Umstand, für den sich Kaiba merkwürdig schuldig fühlte) und dass ihm Jounouchi seitdem nicht mehr von der Seite gewichen war, doch auch wenn Kaiba dieser Loyalität normalerweise ein Quäntchen Respekt gezollt hätte, so hatte sich der Köter diesen Bonus mit seinem Verhalten gegenüber Anzu schon lange wieder verspielt.
 

Anzu für ihren Teil lächelte ihm flüchtig zu; dankbar für seine bis dato gezeigte Zurückhaltung und tröstliche Gegenwart. Blieb noch Yuugi…

Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe. „Ich weiß, dass unsere Trennung besser hätte laufen können. Und dann noch Taro...na ja…“, sie schüttelte leicht ihren Kopf. „Trotzdem wünschte ich mir, es könnte wieder mehr wie früher sein.“

Yuugi stimmte wehmütig zu. „Er denkt, er müsse auf mich aufpassen. Erst Atemus Weggang, dann deiner…er meint es nur gut.“ Er lachte leise. „Ich glaube, er hat noch nicht ganz begriffen, dass ich inzwischen erwachsen bin und für mich selbst eintreten kann. Ich wollte nicht, dass es so zwischen uns allen endet; Jounouchi auch nicht. Gib ihm einfach Zeit, dann wird das schon wieder.“
 

„Wie viel Zeit denn noch? Es sind schließlich bereits Jahre“, schoss es Anzu wenig hilfreich durch den Kopf, doch den Gedanken behielt sie für sich. Stattdessen nickte sie schwach und wollte sich gerade verabschieden, als Yuugi sie plötzlich an der Hand packte und zurückhielt.
 

„I-ich…“ Er unterbrach sich, sammelte sich kurz und blickte dann vorsichtig Kaiba an, der die Szene mit hochgezogenen Augenbrauen misstrauisch beobachtet hatte. „Ich möchte nur kurz allein mit ihr reden. Dauert nicht lange. Ist das in Ordnung für dich?“, fragte er mit höflicher, aber zitternder Stimme und Kaiba zögerte zwar für den Bruchteil einer Sekunde, gab dann aber mit einem mürrischen „Hmpf“ seine Erlaubnis und ging zurück zu seinem Wagen.
 

Obwohl Anzu Yuugi für ihn verlassen hatte, spürte er immer noch eine tief verwurzelte Unsicherheit in sich; die Frage, warum sie sich überhaupt für ihn entschieden hatte. Er hatte es nie verstanden und die Art, wie sich die beiden nun gegenüber standen, distanziert und zugleich immer noch miteinander verbunden, entfachte einen winzigen Teil Eifersucht in ihm. Yuugi und Anzu waren alte Freunde und er bezweifelte nicht, dass sie sich über kurz oder lang wieder zusammenraufen würden. Er gönnte es Anzu. Sie vermisste die Freundschaft zwischen Yuugi und ihr, zwischen ihr und den anderen und Kaiba wollte sie einfach nur glücklich sehen. Dennoch konnte er sich nicht helfen. Er war mit Anzu zusammen, Yuugi trug ihm nichts nach (so hatte Yuugi ihm zumindest mehrmals versichert, obwohl Kaiba ihn niemals danach gefragt hatte), trotzdem fühlte und gebärdete sich Kaiba nach wie vor wie der Außenseiter des kleinen Grüppchens und ahnte, dass dies auch zukünftig so bleiben würde. Keine erfolgsversprechende Basis also für eine langfristige Beziehung mit Anzu, der ihre Freunde so wichtig waren wie ihm Mokuba.
 

Mit einem Seufzen verdrängte er die unliebsamen Überlegungen. Er konnte sich auch noch Sorgen machen, wenn es soweit war. Bis dahin sollte er sich lieber mit produktiveren Dingen beschäftigen, z.B. der Frage, ob es wirklich nötig war, dass Yuugi Anzu gerade so herzlich umarmte und ob das wirklich noch zu „ich möchte nur kurz allein mit ihr reden“ zählte. Endlich hatten die zwei ihre Privatunterredung beendet und Anzu kam strahlend auf ihn zugelaufen, wobei sie sich abmühte, im Eifer des Gefechts nicht über ihr Kleid zu stolpern. Grinsend hakte sie sich bei ihm ein und lehnte sich an ihn.
 

„Wie ich sehe, muss euer Gespräch ansprechend verlaufen sein“, bemerkte Kaiba neutral und Anzu kicherte geradezu beschwingt.
 

„Allerdings. Wir haben uns ein wenig ausgesprochen und er hat gefragt, ob wir nicht nächsten Sonntag mit Taro in den Zoo gehen wollen. Ich habe ‚ja’ gesagt.“
 

Ob dieser Mitteilung zuckte an Kaibas Wange ein Muskel, so dass ihm Anzu lachend einen Kuss auf die Wange gab. „Keine Bange. Mit ‚wir’ bist auch du gemeint. Aus Rücksicht zu dir will Yuugi auch Jounouchi zu Hause lassen.“ Sie zwinkerte verschwörerisch, doch Kaiba empfand dennoch nur wenig Begeisterung. Ein Zoobesuch stand nicht auf seiner persönlichen Hitliste der Dinge, die er unbedingt tun musste, aber er würde den Teufel tun und Anzu, Yuugi sowie Taro allein gehen lassen.
 

Anzu entging Setos mangelndes Interesse nicht. „Ach Seto, zieh nicht so ein Gesicht. Mokuba kommt bestimmt auch mit“, verkündete sie zuversichtlich und stieg flugs ins Auto. „Dann hast du auf alle Fälle wen zum Reden und ansonsten…“ Sie nahm seine Hand und zog ihn ins Auto. „…bin ich auch noch da. Vergiss das nicht.“ Fast schüchtern sah sie zu ihm auf und Kaiba nickte sachte. Einen Tag im Tierpark würde er schon überleben.
 

„Von mir aus“, meinte er darum lediglich schulterzuckend und er wollte gerade seinem Fahrer bedeuten loszufahren, als er kurz aus dem Fenster blickte und Taro sah, der ihnen zum Abschied eifrig winkte. Yuugi stand neben ihm, eine Hand auf Taros Schulter gelegt und wie üblich, wenn er die beiden zusammen sah, erkannte Kaiba auch diesmal die Ähnlichkeit. Taros Augen, voller Leben und Wärme und Freundlichkeit. Groß und violett. Die Augen seines Vaters…Yuugis Augen.

Kaiba war Taros „Daddy“, sein leiblicher Vater war er jedoch nicht.
 

Er hasste es, zu verlieren.
 

Obwohl Yuugi und Anzu nicht mehr zusammen waren, obwohl Taro bei seiner Mutter und somit auch bei ihm lebte, musste sich Kaiba eingestehen, dass Yuugi für immer ein wichtiger Teil in Anzus und Taros Leben sein würde.
 

Er hasste es, zu verlieren.
 

Er war nicht Taros leiblicher Vater und konnte, trotz aller Bemühungen, nicht der offene und liebevolle Mensch sein, den Anzu mit Yuugi gehabt hatte und den sie insgeheim vielleicht auch brauchte.
 

Er hasste es, zu verlieren.
 

Und dennoch, Anzu war an seiner Seite, Taro akzeptierte und liebte ihn und würde morgen wieder mit ihnen nach Hause fahren. Letztlich war es zwar kein totaler Sieg, aber auch keine völlige Niederlage.
 

Und zum Glück…
 

Er drückte kurz die weiche Hand in seiner, spürte, wie Anzu sich wohlig an ihn schmiegte und seufzte behaglich.
 

…hatte Seto Kaiba auch halbe Siege zu schätzen gelernt.
 

Ende
 

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AN: Ach je, ich glaube fast, ich werde auf meine alten Tage noch kitschig. Tjaja.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  jyorie
2013-12-08T06:19:30+00:00 08.12.2013 07:19
Hey

oh weh, ich fand es so krass, wie Joey da auf Tea und auf
Seto losgegangen ist. Wie als wenn es ihn selbst betreffen
würde, was damals passiert ist mit Yugi.

Und dann die Szene wie Seto doch so eifersüchtig ist, als
Tea und Yugi so vertraut miteinander sprechen und es ihm
nicht ganz so recht ist, wenn er sich mit Yugi vertragen soll...

Aber der aller, aller größte Hammer war ja dann ganz zum
Schluss. Das es nicht Setos sonder Yugis Sohn ist. Wow, also
das war richtig gut eingeführt und dann zum Schluss, erst zu letzt
diesen Knoten platzen zu lassen – super gemacht!! Hat mir sehr
gut gefallen, so dieses Aha-Erlebnis am Ende :D Und dann das
Kopfschüteln und schmunzelt, weil dann alles klar wird^^

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-12-07T20:43:11+00:00 07.12.2013 21:43
Hey

eigentlich mag ich ja Geschichten mit Tea nicht so
gern, aber du hast einen Niedlichen Anfang gewählt,
wie ihr Sohn die Kekse mops und wie er dann nach
Papas Plan vorgeht, der ihm gezeigt hat, wie man die
Mama um den Finger wickeln kann^^

Das war echt süß.

Aber warum die Gedanken, ob nicht ein anderer Mann
für sie besser gewesen wäre? Ist sie nicht Glücklich mit
Seto und mit ihrem Kind?

CuCu Jyorie




(XD mach ich doch gern^^)
Von:  Nepatan
2013-04-15T10:41:59+00:00 15.04.2013 12:41
Hiii!

Vielen Dank für die schöne Fanfic! *dich mal umamrt*

Ich mag den Schreibstil sehr. Hab schon eine Fanfic von dir auf Empfehlen einer Freundin quer gelesen (momentan zu gestresst um die anderen schönen Kapitel auch zu lesen, ach ja es geht um Das Spielzeug mit den blauen Augen, Kommi kommt sofort nachdem ich sie ganz gelesen habe - wäre sonst nicht fair) und ich war sofort begeistert. Du beschreibst sehr gut die Gefühle der Charaktere und fügst genau an die passenden Stellen "Zitate" ihrer eigenen Gedanken, die so den Leser dazu bringen wie der Chara zu fühlen. Das finde ich toll, da ich eh der Mensch bin, der sich alles vor dem inneren Auge vorstellt und auch die Welt der Gefühle und Gedanken der Charaktere erspüren will. Toll gemacht! x3

Ich finde der One-Shot ist dir sehr gelungen. Die Charaktere sind auch an ihren Originalen angelehnt und benehmen sich auch logisch und nachvollziehbar. Und ich kann sagen, dass du Seto Kaiba sehr gut darstellst. Wenige können das. Mein Respekt!
Kannst weiter an Azureshipping arbeiten ^^ Ich bin mir sicher, dir könnte eine super Geschichte einfallen, so lang wie Spielzeug mit den blauen Augen vielleicht? Auf jeden Fall würde ich gerne noch etwas zu Seto&Anzu lesen, wenn du Lust und zeit hast zu schreiben x3

Das war es von mir! Ich empfehle mal die Fanfic an eine Freundin weiter, die in letzter Zeit durch meine Wenigkeit auch das Azureshipping interessant und herausfordernd findet (wir wollen ein RPG dazu machen~). Ich hoffe, ihr gefällt das genauso wie mir.


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