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Es ist, was es ist....

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich nach langer langer langer Zeit mal wieder ein Update meiner FF. ^^ Ich schreibe schon so lange an diesem Teil und diese FF wird und wird nicht fertig. Trotzdem macht es immer noch viel Spaß daran zu schreiben. Ich hoffe, es halten mir noch ein paar Leser die Treue. ^^"
Viel Spaß wünsche ich allen neuen und alten Lesern: Komplett anzeigen

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Auftakt zu einem neuen Abenteuer

Auftakt zu einem neuen Abenteuer
 

Hoch oben am Himmel stand die Sonne, in all ihrer Pracht. Sanft wehten die leichten Kleider der Leute im Wind. Mit schnellem Schritt bewegten sich die Leute durch die engen Gassen, die zu einem weiten Platz zusammenführten.

Inmitten diesem Getümmel erschien eine zierliche männliche Gestalt. Mit streng hoch gebundenem Haar, wirkte er fast edel. Langsam nähert er sich einem hochgewachsenen jungen Mann, der ebenfalls sein Haar zu einem Knoten gebunden hatte. Gemeinsam gingen sie weiter auf den Markt zu. Vorsichtig zogen dunkle Wolken an der Sonne vorüber. Leicht kühlte sich die Luft. „Wir sollten uns beeilen, wenn wir nicht nass werden möchten.“, lächelte der zierliche Junge seinem Gegenüber zu. Dieser nickte nur kurz und blickte dann zurück auf den Stand, den sie sich gerade ansahen. „Du scheinst nicht gut gelaunt zu sein heute.“, lächelte der Junge weiter. „Tu mir nur einen Gefallen und mach, dass du hier fertig wirst.“, grummelte er. Der Junge strahlte ihn weiterhin an. Zügig bewegten sie sich von einem Stand zum Nächsten. Mit einem Mal blieb der Junge stehen und drehte sich um. „Ich habe was vergessen!“, bemerkte er und lief zurück. Wenig später kam er mit einem kleinen Päckchen zurück. „Was ist da drin?“, forschte der Ältere der beiden nach. „Das ist ein Geheimnis.“ Zur Unterstreichung seines Satzes legte er kurz seinen Zeigefinger an die Lippen. „Na gut. Dann komm, ich habe keine Lust noch irgendwie nass zu werden.“ „Du hast Recht. Gehen wir nach Hause.“ Gemeinsam gingen sie in eine der vielen Gassen und verschwanden dort zwischen den Menschenmassen.
 

Einige Zeit später erschienen sie vor einem alten, verlassenen Haus mitten in den Wäldern. Es war ein altes, mittelgroßes Haus aus Holz mit einer kleinen Veranda davor. Es hatte bereits angefangen leicht zu regnen und die Erde war weich vom kühlen Nass. Die beiden jungen Männer gingen direkt auf die morsche Eingangstür zu. Die alten Bretter knarrten unter ihren Füßen. Vorsichtig öffnete der zierliche Junge die Tür. „Wir sind zurück!“, rief er in den dunklen Flur. Fragend drehte er sich zu seinem Kollegen und zuckte mit den Schultern. „Er scheint nicht da zu sein.“, stellte er fest. Bucho nickte resignierend. Das war mal wieder typisch! Man konnte den Bengel nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Meitoku sah Bucho von der Seite her an. Dieser bemerkte den fragenden Blick nicht oder schien ihn gekonnt zu ignorieren. Langsam betraten sie das alte Haus. Der Flur war grau vom wenigen Licht, das durch die leicht angelehnten Türen herein fiel. Nur wenig Mobiliar war in dem rechteckigen Gang vorhanden: eine Kommode, eine kleine Ablage und ein staubiger Teppich. Eine Treppe führte in die darüber liegende Etage, wo sich die Schlafzimmer befanden.

Vom Flur gingen drei Türen ab. Die erste war auf der linken Seite des Eingangs und wurde als Aufenthaltsraum genutzt; die zweite, daneben liegende, Tür beherbergte die Küche mit einem kleinen Lager für Lebensmittel oder ähnlichem. Die letzte Tür gehörte dem Badezimmer. Dieses hatte ein Anbau, der ein Teil des Gartens vom Rest trennte. Es war ein kleines Onsen mit einem Waschzuber, der in den Boden eingelassen war, darunter war allerdings noch Platz für Feuerholz, um das Wasser zu erwärmen. Zum Schutz war ein kleiner Wall aus Bambus darum aufgestellt worden.

Schweigend gingen die beiden in die Küche und brachten die gekauften Lebensmittel in das Lager. Durch Meitokus Hände wurden sie schnell in den Regalen verstaut. Bucho hatte sich indes in den Wohnraum gesetzt und sich in sein angefangenes Buch erneut vertieft. Er saß in einem der fünf alten Sessel, die mit rotem Stoff bezogen waren und an einem Tisch in mitten des Raumes standen. Ganz entspannt war er in ihm zurück gelehnt, die Beine übereinander geschlagen mit dem Buch darauf, den Ellenbogen auf der weichen Lehne abgesetzt und den Kopf in der Hand. Leise betrat Meitoku das Zimmer, denn er wusste, dass es Bucho nicht gefiel, wenn man einen Raum geräuschvoll betrat. Ebenso geräuschlos setzte er sich in den Stuhl gegenüber von Bucho und nahm ebenfalls sein Buch zur Hand.
 

Es vergingen Stunden eh sie sich wieder von ihren Büchern lösten. Es war bereits draußen dunkel geworden und das Licht reichte nicht mehr um ihnen die Schrift leserlich zu halten. Meitoku legte sein Buch auf den Tisch und streckte sich genüsslich. Dann erhob er sich um die Lampe auf dem Tisch anzumachen. Sanft glühte die Flamme in der Lampe auf und tauchte das Zimmer in ein angenehmes Licht. Meitoku setzte sich nicht noch einmal, langsam ging er zur Tür und öffnete sie. Dabei knarrte diese ein wenig und Bucho blickte fragend zu Meitoku auf. „Ich bereite das Abendessen vor.“, erwiderte Meitoku auf den Blick seines Kollegen. Dieser nickte nur leicht als Antwort und wandte sich sogleich seinem Buch zu. In der Küche atmete Meitoku fast erleichtert auf. Es war nicht einfach so still zu sein, wenn jemand im Raum war mit dem man eigentlich über irgendetwas reden könnte. Noch einmal streckte er sich und klatschte dann vergnügt in die Hände. Packen wir es an!, dachte er bei sich.

Das Abendessen verlief ebenso ruhig wie die Stunden davor. Bucho schien nicht in der Stimmung zu sein sich mit irgendjemanden unterhalten zu wollen. Also schwieg Meitoku erneut. Doch nach ein paar Minuten konnte er es nicht mehr halten. „Wie schmeckt es dir?“ , fragte er frei heraus. Bucho blickten sein Gegenüber irritiert an. Doch dann erwiderte er: „Es schmeckt.“ „Wirklich? Nicht zu scharf, oder so? Ich habe nicht abgeschmeckt.“ ,versuchte er das Gespräch aufrecht zu erhalten. „Nein, es ist in Ordnung.“ ,war die knappe Antwort. - Also wirklich! Er könnte doch wenigstens zu mir hochsehen, wenn er mit mir spricht. - Als ob er Meitokus Gedanken gelesen hätte, blickte Bucho zu ihm auf. Meitoku erschrak bei der plötzlich Bewegung seines Gegenüber. Langsam hob Bucho die Hand mit der Schale und er fragte in seinem höflichsten Ton: „Darf ich noch etwas davon haben?“ Meitoku blickte ihn etwas verunsichert an, doch fing er sich schnell und antwortete: „Ja, natürlich.“
 

„Es ist spät. Ich gehe zu Bett.“ Bucho erhob sich und legte sein Bucho auf den Tisch zwischen ihm und Meitoku. Verwirrt sah der Angesprochene zu ihm auf. „Du solltest auch bald schlafen gehen. Ich will morgen mit dir trainieren.“, bemerkte Bucho grob. Meitoku wurde unsicher. „Ja. Natürlich.“, brachte er kurz hervor. Noch einmal musterte ihn der Ältere, danach ging er aus dem Zimmer.

Wenig später verließ auch Meitoku den Raum. Es war langweilig so allein in diesem kalten, leeren Zimmer.

Als er den Schlafraum betrat, war dieser bereits vollständig abgedunkelt. Vorsichtig tastete sich der Junge zu seinem Bett. Dabei wäre er beinahe über den Teppich gestolpert, der quer über dem Boden lag. Als er sein Bett erreicht hatte, setzte er sich kurz um nach Bucho' s Atem zu hören. Dieser ging ruhig und gleichmäßig. Langsam entledigte sich Meitoku seiner Kleidung und kroch unter seine warme Bettdecke um endlich einzuschlafen.

Meitoku ist krank...

Meitoku ist krank...
 

Ein lautes Krachen ließ Meitoku aus seinen Träumen erwachen. Verschlafen rieb sich der junge Mann die Augen. Was war das gewesen? Um diese Zeit? Noch immer schlaftrunken, blickte der Junge sich im Zimmer um. Buchos Bett war leer und die Sonne strahlte fröhlich zwischen den dunklen Vorhängen hervor. Meitoku seufzte. War es denn schon wieder morgen? Die Nacht war eindeutig zu kurz gewesen... Noch einmal hörte er es poltern. Da schien jemand das halbe Haus auf den Kopf zu stellen. Widerwillig schälte sich Meitoku aus seinem warmen Bett und zog einen leichten Kimono an. Dann taumelte er noch etwas müde die Treppe hinunter um nachzusehen, woher der Lärm kam. Sein Weg führte ihn in die Küche, wo gerade ein ziemlich hungriger Liling-Po die Reste vom letzten Abendessen verspeiste. Meitoku seufzte erneut. Und er durfte die Sauerei wegmachen... Liling-Po blickte auf als er den tiefen Seufzer vernahm. Er lächelte als er den Hellhaarigen da in der Tür stehen sah. „Das schmeckt fantastisch, Meitoku! Mm!“ Auf diese Bemerkung hin, lächelte dieser verschlafen. Es war nicht so, dass er nicht wusste, dass er gut kochen konnte. Nur war es für ihn immer wieder aufbauend solche Worte zu hören. Wenigstens ein Talent, das er hatte, wenn er schon nicht kämpfen konnte.

Der Junge blickte sich im Raum um. Mit einem fragenden Blick wandte er sich an den Dieb. „Wo ist Bucho? Hat er nichts gegessen?“ Der Angesprochenen blickte von seinem Mahl auf. Schüttelte den Kopf und schluckte das gerade in den Mund genommene hinunter um zu Antworten. „Nein. Der ist draußen und trainiert schon seit dem Morgengrauen.“ Meitoku sah besorgt zu Boden. Und er hatte bis eben noch seelenruhig geschlafen. Warum hatte ihn Bucho nicht geweckt? Das tat er doch sonst. Der junge Mann wandte sich nun dem Lagerraum zu und öffnete die Tür, die diesen mit der Küche verband und ging hinein. Einige Minuten später kam er wieder mit einigen Lebensmitteln auf dem Arm zurück. Liling-Po staunte nicht schlecht. Was solche zierlich Hände alles tragen konnten... Interessiert sah er dem Älteren bei seinem Tun zu und aß weiter an seinem Frühstück. Auch als er fertig war, fand er Meitokus Schaffen um einiges interessanter als Bucho bei seinen langweiligen Kampfkunstübungen zuzusehen. Und als das Werk vollbracht war, war er der erste der probieren durfte. „Mm~m! Lecker! So etwas baut am Morgen richtig auf! Bucho wird dich lieben!“, scherzte der Dieb. Doch Meitoku stand nur da, errötete und lächelte hilflos. Er hoffte inständig, dass das Bucho nicht gehört hatte. Doch seine Hoffnungen wurde zunichte gemacht. Bucho stand in der Tür und sah verärgert zu Liling-Po hinüber. „Wen soll ich für was lieben?“, forschte er grob nach, worauf der junge Dieb zusammen zuckte. Dieser wedelte auch schnell ab um sich keinen weiteren Ärger mit dem Anführer ihres Teams einzuhandeln. „Nichts! Gar nichts! Das war nur so daher gesagt.“ Und schon verschwand er auch aus der Küche und flüchtete ins obere Geschoss. Meitoku seufzte erneut an diesem Morgen. Anscheinend wurde es zu einer neuen Gewohnheit. Dann blickte er zu Bucho. „Möchtest du etwas Suppe zur Stärkung?“, fragte er vorsichtig. Als Antwort bekam er nur ein säuerliches Nicken.
 

„Liling-Po ist schon wieder verschwunden! Verdammt! Was soll ich Bucho sagen? Irgendwann bin ich ein Kopf kürzer...“ Aufgeregt suchte Meitoku ein Zimmer nach dem anderen ab, doch der kleine Dieb war nirgends zu finden. Wieder musste der junge Mann seufzen. Heute war nicht sein Tag. Ganz und gar nicht. Und nun hörte er auch die schweren Schritte seines `Vorgesetzten`. Meitoku schluckte schwer. Das würde gewaltigen Ärger geben und nicht nur für ihn!

Nun hörte er hinter sich die Tür öffnen und er versuchte so gut wie möglich, sich überrascht zu seinem Anführer umzudrehen. „Hast du ihn immer noch nicht gefunden?“, murrte dieser. Meitoku schüttelte den Kopf. „Vermutlich ist er wieder verschwunden...“, bemerkte er leise. Und wie erwartet erntete er einen bösen Blick von Bucho. „Dieser Junge ist schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe! - Komm, Meitoku, wir trainieren jetzt.“ Damit wandte er sich um und verschwand aus dem Zimmer.

Meitoku seufzte.

„Verdammt, Meitoku! Gib dir Mühe! Du nimmst das Training nicht ernst!“, fuhr Bucho seinen jüngeren `Zwangsmitbewohner` an. Er konnte es nicht nachvollziehen, wie jemand so ein verdammter Tagträumer sein konnte. Vor ihm stand Angesprochener und atmete schwer ein und aus. Bucho wusste, dass es sinnlos war dem Jungen noch irgendetwas beizubringen, doch er konnte ihn einfach nicht ins blanke Messer rennen lassen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Meitoku brauchte mehr Selbstbewusstsein! Zumindest war dies Buchos Meinung. Diesmal war es an Bucho resignierend zu seufzen.
 

Es war kühl geworden und der Himmel hatte sich, wie am Vortag, zugezogen. Ein heftiger Wind wehte und ließ das Haus unter sich ächzen. Wieder saßen Bucho und Meitoku gemeinsam an dem kleinen Tisch und lasen in ihren Büchern.

Ein lautes Krachen ließ sie aufblicken. Bucho blickte sich misstrauisch im Zimmer um als er Meitokus verwirrten Blick auf sich spürte. Mit einer leichten Kopfbewegung Richtung Fenster bedeutete er dem Jüngeren, dass das Geräusch von draußen her zu kommen schien. Meitoku sah besorgt hinaus. Dort, vor dem Fenster, tobte der Wind und vermutlich war Liling-Po mittendrin. Er schreckte auf als Bucho ein leises Geräusch machte, dass sich entfernt wie ein verächtliches Schnaufen anhörte. Hatte er ihn wieder verärgert? Meitoku spürte die Unsicherheit in sich hochkrauchen und ein Frösteln, das ihn leicht schüttelte. Mit einem Mal hatte die Atmosphäre etwas sehr kaltes angenommen. Bucho schien ihn wohl wieder zu ignorieren. Mit einem leichten Seitenblick stellte er fest, dass sich sein ´Vorgesetzter` erneut in sein Buch vertieft hatte. Ihm selbst war die Lust auf sein Buch vergangen. Er legte es beiseite und stand auf um sich zur Tür zu bewegen. Er spürte, wie Buchos scharfer Blick sich in seinen Rücken bohrte. Doch er wandte sich nicht um. „Ich gehe zu Bett. Machst du bitte die Lampe aus, wenn du dich auch hinlegst?“, sagte er höflich zu seinem Kameraden ohne sich umzuwenden. Doch er spürte das Nicken und ging dann aus dem Zimmer.

Bucho seufzte und legte sein Buch auf den Tisch zu dem von Meitoku. Seine Finger rieben den Steg seiner Nase. Dieses ganze Spielchen bereitete ihm langsam furchtbare Kopfschmerzen...
 

Es war spät in der Nacht als das Gewitter endlich losbrach. Mit einem schrecklichen Krachen begann es, bevor prasselnd der Regen zur Erde fiel. Durch das laute Geräusch war Meitoku aus seinem Schlaf erwacht. Verschlafen rieb er sich die Augen und versucht in der Dunkelheit des Raums etwas zu erkennen. Leicht sah er die Konturen seines Zimmergenossen, der sich dem Fenster näherte um hinauszusehen. Der Wind wehte unentwegt gegen die dünnen Scheiben und ließ die Temperatur in dem Zimmer rapide sinken. Meitoku meinte sogar, seinen Atem sehen zu können. Ein Blitz zuckte am Himmel und ließ diesen taghell erscheinen. Für wenige Sekunden konnte Meitoku Buchos ernstes Gesicht sehen. Dieser stand noch immer am Fenster und blickte angestrengt hinaus. Meitoku wollte es nicht wagen Bucho aus seinen Gedanken zu reißen, doch konnte dieser auch nicht die komplette Nacht dort stehen bleiben. Langsam richtete er sich auf und tat so als wäre er gerade wach geworden. „Bucho?“, fragte er so verwundert wie möglich. Eigentlich hatte er keine wirkliche Reaktion von dem Angesprochenen erwartet, doch nach einigen Sekunden bewegte er dennoch den Kopf in Meitokus Richtung. „Was ist?“ , war die knappe Frage vom Fenster her. Wieder zuckte der Jüngere unwillkürlich zusammen. Er mochte es nicht, wenn ihn jemand so abweisend behandelte. Doch er forschte weiter nach. „Was machst du da am Fenster? Es ist kalt. Du solltest dich lieber hinlegen.“ Meitoku scholl sich im nächsten Moment für die letzte Bemerkung. Er wusste doch, dass Bucho `allergisch` auf solche Aussagen reagierte. Wieso musste er sie dann immer wieder machen? Doch Bucho schien die letzte Aussage ignoriert zu haben. Noch immer stand er dort am Fenster. Dann antwortete er. „Ich hatte gedacht, ich hätte ein anderes Geräusch gehört außer diesen Sturm.“ Damit wandte er sich von seinem Standpunkt ab und ging zurück zu seinem Bett. Verwirrt blickte ihm Meitoku hinterher. Anscheinend hatte er wieder eine neue Seite seines Kameraden kennen gelernt.
 

„Verdammt, Liling-Po! Was hast du dir dabei gedacht! Du weißt genau, dass Bucho es hasst, wenn du verschwindest!“ Meitoku war am Rande der Verzweiflung. Wann verstand dieser Junge das endlich! Doch diesem schien dies nicht zu interessieren. Stattdessen sah dieser ihn mit viel Unverständnis ins Gesicht. Dann schüttelte er den Kopf. „Es ist doch völlig einerlei, ob ich ihm sage wohin ich gehe und den Vorwand nutze auf die Suche nach den Schätzen zu gehen oder ob ich einfach so verschwinde.“ Nun, Meitoku musste gestehen, er wusste genau wovon Liling-Po sprach, doch konnte er Buchos Position verstehen. Sie mussten diesem kleinen frechen Dieb nicht vertrauen. Ganz im Gegenteil! Sie sollten ihn bewachen und ihm helfen die Kostbarkeiten zu stehlen, die in ganz China verstreut waren. Erneut saß er, Meitoku, zwischen den Stühlen. „Dann gehe wenigstens zu Bucho und erkläre ihm warum du verschwunden bist...“, seufzte der junge Hofbeamte erschöpft. Von Liling-Po bekam er nur einen verwirrten Blick, bevor dieser verschwand um Bucho aufzusuchen, der hinter dem Gebäude trainierte.
 

„Morgen, Bucho!“, begrüßte er den Ältesten, der gerade dabei war auf ein Stück Holz einzudreschen. Liling-Po musste bei so einer übertriebenen Art der Schwertübung den Kopf schütteln. Wie konnte ein Mensch nur so verbissen seinen Zielen hinterherjagen? Nun, er wollte nicht damit sagen, dass Meitoku kein Durchhaltevermögen für seine Ziele hatte, doch schien dieser nie mit Gewalt diese erreichen zu wollen. Und es hätte auch nicht zu diesem gepasst. Aber Bucho würde dies durchaus tun. Vermutlich würde er auch seine Seele, und die seiner Kameraden, dem Teufel verkaufen, wenn es denn einen gab. Der Angesprochene hob nur verächtlich eine Augenbraue um danach weiter zu trainieren. Liling-Po seufzte ergeben. So wurde das nichts. Also begann er erneut. „Tut mir Leid, dass ich euch sorgen bereitet habe, a...“ Weiter kam er nicht, da er von Bucho unterbrochen wurde. „Wer außer Meitoku würde sich um dich Sorgen machen? Ihr Diebe seit doch alle wie Unkraut, das, auch wenn man es stutzt, aus der Erde sprießt ohne irgendwelche Sturmschäden davonzutragen!“, schnaufte er verächtlich. Liling-Po musste obgleich dieses Vergleiches schmunzeln. Er liebte Buchos Vergleiche. Sie waren immer sehr passend, besonders, wenn es um normale Menschen wie Meitoku und ihn ging. Doch dafür war er nicht hier. „Na gut, dann nicht. Ich bin heute wieder weg. Ich hab einen sicheren Anhaltspunkt auf einen der Schätze. Wenn ich ihn gründlich genug ausgekundschaftet habe, sage ich dir wieder Bescheid.“ Damit wandte sich der junge Dieb von seinem Aufseher ab und wollte wieder gehen, wobei er die bedrohlichen Blicke des anderen spürte. Dann blieb er doch noch einmal stehen, als wäre ihm etwas in den Sinn gekommen und er wandte sich erneut um. Wie erwartet, musterte Bucho ihn gefährlich. Doch beirrte ihn das nicht in seinem Vorhaben fortzufahren. „Ach, übrigens, Bucho. Meitoku sieht heute sehr blass aus. Du solltest dich vielleicht nachher um ihn kümmern oder ihm etwas Arbeit abnehmen.“ Schnell nahm er die Beine in die Hand und war dann für den restlichen Tag verschwunden.
 

Geschafft ließ sich Meitoku in den Sessel gegenüber Buchos fallen. Irgendwie war ihm heute egal, was der Ältere von ihm denken könnte. Er fühlte sich wie gerädert und dazu noch vier geteilt... Seine Wangen glühten, eigentlich brannte sein ganzes Gesicht. Er hatte das Gefühl aus seinen Gliedern wäre alle Kraft verschwunden. Er wollte einfach nur noch schlafen, aber dies bedeutete wieder aufzustehen. Seufzend lehnte er sich weiter in die Polster, eine seiner Hände wanderte an seinen Kopf.

Bucho beobachtete die Szene und fand Liling-Pos Vermutung bestätigt. Seinem jüngerem Kameraden ging es wirklich nicht besonders gut. Bestimmt legte er sein Buch beiseite und wandte sich nun ganz Meitoku zu. „Du siehst bleich aus. Leg dich oben hin.“ Damit verschwand er in den Nebenraum. Meitoku blickte ihm noch etwas verwirrt hinterher bevor er sich nach oben begab.

Wenig später war ihm auch Bucho mit einer Tasse Tee in das Zimmer gefolgt. Meitoku selbst hatte sich in seine Futondecke bis zu seinem Kinn eingewickelt. Irgendwie ging es ihm jetzt noch schlechter als zwei Minuten zuvor. Sein Körper schmerzte und sein Hals war trocken wie die Wüste. Seine Augen waren schwer und er hatte daher Mühe sie offen zu halten. Zuletzt fielen sie ihm doch zu und er schlief ein.

Bucho hatte sich neben den Jungen gekniet und musterte ihn aufmerksam bis dieser eingeschlafen war. Vorsichtig fuhr eine Hand über die heißen Wangen Meitokus. Streichelte ihn beruhigend und entlockte diesem ein leichtes Seufzen. Besorgt fühlte Bucho an der Stirn des Jüngeren. Er hatte Fieber, wie erwartet.
 

Es waren schon einige Stunden vergangen als Meitoku aus seinem Schlaf erwachte. Verwirrt blickte er sich um. Erst nach einigen Sekunden nahm er wahr, dass er in ihrem Schlafraum war. Langsam setzte er sich auf. Hielt seinen Kopf, weil dieser noch immer furchtbar schmerzte. Er fühlte sich verspannt. Ein leichter Geruch von Kräutern stieg ihm in die Nase. Verwundert blickte der Junge neben sich und fand eine Tasse mit Tee, neben seinem Futon, stehen. Er lächelte leicht als ihm seine Erinnerung noch einmal zeigte, dass Bucho ihm einen Tee gekocht hatte. Dankbar nahm er einen Schluck davon. Obwohl das Getränk bereits abgekühlt war, schmeckte es noch recht gut.

Ein leises Knarren löste Meitoku aus seinen Gedanken. Als er aufblickte, stand Bucho in der Tür und musterte ihn streng. „Wie geht es dir?“ Seine Augenbrauen waren zusammengezogen und seine Stirn kräuselte sich leicht. Meitoku wunderte sich über diese seine Erkenntnis. Ihm war es schon oft aufgefallen, dass Bucho ihn mit diesem Blick ansah, doch schien es heute irgendwie anders zu sein. Meitoku schüttelte schnell diesen Gedanken von sich. - Das liegt am Fieber -, sagte er sich. „Es geht mir besser. Danke.“, beantwortete er Buchos Frage höflich. Die Denkerfalte auf der Stirn des anderen schien sich zu vertiefen. „Liling-Po hat einen sicheren Beweis, dass ein Händler vom Markt einen der Schätze in seinem Haus aufbewahrt. Er plant, heute oder morgen Abend dort den Schatz zu stehlen. Allerdings benötigen wir deine Hilfe als Aufpasser. Dieser andere Dieb wurde bereits mit in diesen Plan eingeweiht...“ Bucho gab einen verächtlichen Laut von sich und grummelte noch etwas wie: „... ohne mein Wissen...“ Meitoku musste etwas schmunzeln. Das war wieder einmal typisch die beiden. Vor allem aber Bucho. Bürger des einfachen Volkes waren für ihn keinen Umgang wert. Meitoku spürte einen heftigen Schmerz in seinem Kopf. Scheinbar war er noch nicht ganz so oben auf, wie er es denn gerne gehabt hätte. Vorsichtig legte er sich wieder hin. Ihm war heute nicht nach Abenteuer zu mute.

Bevor er in einen sehr verwirrenden Traum abdriftetet, nahm er wahr, wie Bucho das Zimmer wieder verließ.

Ein Traum, der durch und durch geht

Ein Traum, der durch und durch geht
 

Meitoku wachte erneut in seinem Bett auf, doch etwas war anders: Er hatte das Gefühl, er hätte nicht eine Sekunde geschlafen. Als er sich aufrichten wollte, musste er feststellen, dass seine Hände über seinen Kopf zusammengebunden waren. Verwirrt blickte er auf und erkannte Bucho, der über ihm lehnte. Doch irgendwie war es nicht Bucho... Er sah aus wie Bucho, doch dieser würde ihn nicht so seltsam angrinsen. Meitoku bezweifelte es zumindest. Aber das Grinsen war eigentlich nicht das, was ihn so verunsicherte. Es war eher der Blick, mit dem dieser Bucho - Doppelgänger ihn bedachte. Es schien ein Feuer in seinen schmalen dunklen Augen zu lodern, das man scheinbar nicht mit normalen Mitteln löschen konnte. Meitoku musste unwillkürlich schlucken. Er hatte keine Angst. Nein, es war nur die Unsicherheit, die ihn zur Passivität verdammte. Erwartung und Neugier kroch in ihm hoch. Er wusste nicht, was ihn erwartete, doch er wusste, dass er es nicht mehr so schnell vergessen würde...

Besagter Doppelgänger begutachtete währenddessen das Objekt seiner Begierde ausgiebig. Er schien entzückt zu sein von dem, was er sah. Sein Grinsen wurde breiter. Erst da spürte Meitoku eine Hand unter seinem Nachtgewand. Scharf sog er Luft ein. Er mochte nicht, wenn ihm jemand zu nahe kam, besonders nicht ohne seine Zustimmung. Die Hand seines scheinbaren Gefährten wanderte weiter nach oben. Er schien Meitokus Blick einfach zu ignorieren. Meitoku versuchte sich zu wehren, so gut es ging, aber es gelang ihm nicht einen Ton herauszubekommen. „Ssht... Keine Sorge, ich werde dir garantiert nicht wehtun...“ Die Hand unter Meitokus Gewand schob dieses nun nach oben und gab die nackte dunkle Haut darunter frei. Meitoku keuchte. – Er wird doch nicht...? – Die Gedanken des Jüngeren kreisten in seinem Kopf umher. Einen klaren Gedanken zu fassen schien unmöglich. Sein Gegenüber lehnte sich weiter nach vorn und bedeckte die freigelegte Hautpartie mit sanften Küssen. Ein Kribbeln breitete sich in Meitokus Magengegend aus. Was sollte er jetzt tun? Sollte er ihn von sich stoßen? Aber seine Berührungen und... Meitoku stockte der Atem. Er hatte noch nie solche Gedanken gehegt und war bisher noch nie in solch einer Lage. Er schloss seine Augen. Es musste eine Lösung geben.

„Sag` mir, ob es dir gefällt, Meitoku.“ Die Stimme seines Gegenüber klang rau, voller unterdrückter Leidenschaft. Dieser Mann, der aussah wie Bucho, hatte es doch tatsächlich gewagt ihn fast vollständig zu entkleiden. Und bedeckte ihn mit Küssen und zarten Berührungen, die nicht weit von einem sehr aktiven Brennpunkt seines Körpers entfernt waren. Meitoku wusste nicht mehr wo ihm sein Kopf stand. Er hatte doch rein gar keine Erfahrungen auf diesem Gebiet, wie sollte er wissen, was er nun zu tun hätte. Er wünschte Bucho oder Liling-Po würden ihn retten, doch schien er gerade vergeblich auf deren Hilfe zu warten. Er wünschte sich, dass dies alles nur ein Traum wäre und er jetzt aufwache und einen mürrisch dreinblickenden Bucho vor sich sehe. Meitoku kniff verbissen die Augen zusammen.
 

Als er erwachte, war er allein im Schlafzimmer. – Ist es vorbei? - , war sein erster Gedanke gewesen. Langsam setzte er sich auf und blickte auf seine Arme. Er hatte sich sehr gewehrt, doch es gab keine Spuren davon. Dann bemerkte er, dass er schweißgebadet war. Es war also nur ein böser Traum gewesen... Meitoku atmete tief aus. Er sah sich im Zimmer um. Die Sonne stand bereits tief am Horizont und begab sich bereits zurück in ihr geheimes Versteck. Das Abendrot durchflutete nun den kleinen Raum. Aufmerksam beobachtete Meitoku das Zimmer. In seinem Traum war es anders gewesen. Das Mobiliar war neuer, aber auch fremdartiger als das, das hier stand. Die Wände waren hell gestrichen und an der Wand hing ein Bild, wobei er nicht erkennen konnte, was darauf abgebildet war. Meitoku seufzte. Diesen Traum würde er vermutlich nicht mehr so schnell wieder los werden. Und vermutlich konnte er nun Bucho nicht mehr unter die Augen treten. Es war auch zu lebendig gewesen. Die Berührungen, die Worte, die Küsse. Meitoku schluckte schwer. Er hatte sich oft nach sanften Worten oder einer liebenden Berührung gesehnt, vor allem seit er mit Liling-Po und Bucho unterwegs war, doch niemals sind seine Gedanken oder Träume derart ausgeartet. Es musste wohl an diesem Fieber liegen.
 

„Ah, Meitoku! Wie geht`s dir?“ Ein strahlendes Lächeln kam von Liling-Po als Meitoku den Raum links neben dem Haupteingang betrat. „Viel besser. Danke, Liling-Po.“, erwiderte er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Aufmerksam durchstreift sein Blick den kleinen Raum. „Wo ist Bucho?“, entfuhr es ihm unwillkürlich. Liling-Pos eine Augenbraue machte eine elegante Bewegung nach oben. „Er hat versucht zu kochen. Jetzt ist er auf dem Markt und schaut sich dort nach etwas Essbarerem um.“, kam die spöttische Antwort. Meitoku blickte verwundert. Er hatte nicht erwartet, dass einer der beiden überhaupt einen Finger krumm machen würde. Scheinbar hatte er sich getäuscht. Mit einem entspannten Seufzer erhob sich der Dieb von seinem Sitz. „Gut, du bist wach, also kann ich ja dann mal verschinden und mich um den Schatz kümmern.“ Eh Meitoku etwas erwidern konnte, war Liling-Po bereits aus dem Haus verschwunden. Er hatte anscheinenden keine Lust noch weiter auf Bucho zu warten und eine erneute Katastrophe zu erleben. Eine Katastrophe erlebte Meitoku währenddessen in der Küche: Seiner Vermutung nach hatten hier in den letzten paar Stunden ein Erdbeben und ein ziemlich heftiger Sturm getobt. Schränke standen offen, Messer und andere Kochgerätschaften standen unabgewaschen und übereinandergetürmt im ganzen Raum verteilt auf den Arbeitsflächen. Den Rest des Spektakels, welches sich ihm gerade bot, übersehend, schlug sich der junge Hofbeamte zu den Putzsachen durch. Liling-Po schien sich nicht verantwortlich für dieses Chaos. Meitoku seufzte. Wo sollte das denn nun wieder enden? Er würde sicher wieder eine Standpauke von Bucho anhören dürfen, wenn dieser wieder hier erscheinen sollte. Diese Woche war definitiv nicht seine beste.
 

„Oh mein Gott... Wie kann ein Mensch nur so unordentlich sein.“ Meitoku lehnte sich erschöpft in den großen Sessel. Nun, da er so ohne Kraft war, spürte er wieder seine momentane Schwäche. Seine Krankheit war noch nicht verschwunden. Meitoku seufzte. Irgendwie fand er die ganze Situation nicht zufriedenstellend und überaus anstrengend. Er wollte wieder zurück in den Palast. Es war nicht das erste Mal, dass er diesen Gedanken hegte, auch wenn er dieser Reise aus freien Stücken zugestimmt hatte. Sein Ansehen und seine Ehre standen auf dem Spiel. Er wusste, wenn er die Anerkennung Buchos inne hatte, wird auch der zweifelnde Rest ihm mit weniger Kritik entgegenkommen. Doch zweifelte Meitoku zurzeit stark an seinen eigenen Fähigkeiten, was sich auf alles, was er tat, auswirkte. Er war unsicher im Umgang mit Menschen, was eigentlich nie sein Problem gewesen war. Er nahm alles, was Bucho sagte oder tat für bare Münze. Jede Kritik, jede Stichelei nagte sehr an seinem Selbstbewusstsein. Meitoku wunderte sich jedes Mal über sich selbst, dass er dieses Gefühl, welches bei einer Kritik von Bucho immer wieder aufkam, nicht unterdrücken konnte. Er seufzte erneut. Es konnte einfach nicht so weiter gehen. Er musste einen Entschluss fassen und zwar so schnell wie möglich, ansonsten konnte er nie wieder Bucho, dem Minister oder dem Kaiser unter die Augen treten. Aber wie lautete sein Entschluss? Meitoku sackte innerlich zusammen. Er sollte zuerst einmal überlegen, was er wollte. Er wollte Anerkennung und Respekt von Bucho. Aber doch nicht nur von ihm? Wollte er dies nicht auch im ganzen Palast? - Nein, nur von Bucho. Er wollte ihm beweisen, dass er zu etwas nütze ist. Das er kämpfen und auch schwierige Aufgaben allein bewältigen konnte. Doch wie schaffte er es Bucho von seinen Fähigkeiten zu überzeugen? Er könnte bei der nächsten Aktion etwas waghalsiges unternehmen. – Nein. Er war zwar darauf erpicht sich sein Respekt zu verdienen, aber komplett wahnsinnig war er noch nicht. Es musste etwas sein, worin er einfach nicht auszutauschen wäre. Vielleicht sollte er bei der nächsten Gelegenheit sich mit Liling-Po zusammensetzen...

Lasset uns einen Plan schmieden...

Lasset uns einen Plan schmieden...
 

Es war bereits nach Mitternacht, als sich die Tür zum Wohnraum öffnete und ein ziemlich schlecht gelaunter Bucho erschien. „Bucho?“, kam es überrascht von Meitoku, der noch immer in seinen Gedanken war. Ein grimmiges Grummeln kam nur Seitens Buchos. Danach steuerte er einen der weiteren Sessel im Zimmer an. „Was ist passiert?“ Meitoku wollte wissen, was Bucho so verärgert hatte. Es konnten nur wenige Dinge momentan sein: Liling-Po, dessen Freund oder die Mission im allgemeinen. Bucho gab ein abwertendes Geräusch von sich, dann sprach er: „Diese verdammte Mission. Den Schatz können wir uns abschminken. Der Kerl, der ihn hat, wird in zwei Tagen in eine andere Stadt verschwinden. Natürlich mit allem, was er besitzt. Das Problem ist, dass Liling-Po keine einzige brauchbare Spur von dem Schatz in seinem Haus hat.“ Bucho biss sich leicht auf seine Unterlippe, als er nachdachte. Meitoku schwieg. Er wusste nicht was er dazu sagen sollte. „Wenn wir doch nur in sein Haus kämen. Irgendwie...“, murmelte Bucho kaum hörbar. „Ich kann...“, entfuhr es dem Jüngeren. Sein Gegenüber sah ihn verblüfft an. Dieser musterte skeptisch den anderen. „Wie willst du das anstellen?“, forschte er dann nach. Meitoku senkte verlegen den Blick, doch dann kam ihm eine Idee: „Ich könnte mich doch wieder als Arbeitssuchender melden, wie damals bei Shishigashira, diesem zwielichtigen Kaufmann.“ Bucho runzelte die Stirn. Seine Erinnerungen an dieses Ereignis waren nicht sehr gut. Er schüttelte den Kopf. „Nein. Als Angestellter ist es zu riskant.“ Meitokus Kopf sank erneut auf seine Brust. So konnte er niemanden von seinen Qualitäten als Beamten überzeugen. „Was macht dein Fieber?“ Diese unvermittelte Frage riss den jungen Beamten aus seinen Gedanken. „Uhm, es scheint weg zu sein. - Danke.“ Bucho nickte darauf nur langsam. Meitoku war nur verwundert. Er hatte nicht erwartet, dass Bucho nach seinem Wohlergehen fragen würde. Aber es schien wohl der richtig Moment zu sein sich für dessen Fürsorge zu bedanken. „Bucho...“ Der Angesprochene hob den Kopf. „Danke...“ Bucho wehrte ab. „Wir können uns keinen Ausfall leisten, Meitoku.“ Der Jüngere nickte verstehend. Scheinbar war dies Buchos Weg mit einem Dank umzugehen.

Sie saßen eine Weile schweigend beieinander. Beide in ihre Gedanken vertieft. Bucho, wie er diese Mission bewältigen kann, Meitoku über seine Gefühle.

Dann unterbrach der Ältere die Stille. „Fühlst du dich in der Lage morgen in die Stadt zu gehen?“ Er blickte den Jüngeren an. Meitoku sah überrascht auf. „Uhm... Ja... Ich denke schon... - Warum fragst du? Brauchen wir denn noch etwas? Haben wir etwas vergessen?“, erkundigte er sich. Bucho schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Das ist es nicht. Wir haben alles was wir brauchen. Aber ich möchte, dass du dir ein Bild von unserer derzeitigen Mission machen kannst. Wenn du verstehst, was ich damit meine.“ Meitoku blickte seinen Gegenüber ungläubig an. „Nicht direkt.“, antwortete er unsicher. „Ich möchte, dass du dir das Anwesen von Nahem ansiehst und diesem Dieb und mir hilfst den Schatz zu bekommen.“ Buchos Blick war ernst auf den jungen Mann gerichtet, der erstaunt auf seinem Sessel saß. „Aber, Bucho... Ich werde euch doch sicherlich im Weg stehen.“ „Das werden wir sehen.“ Danach widmete er sich einem Buch, dass neben ihm auf einem Tisch lag.
 

„Oh, mein Gott! Dieses Anwesen ist ja fast so groß wie der königliche Palast!“ Meitoku war geschockt von dem Anblick, der sich ihm gerade bot. Vor ihm ragte ein imposantes Tor auf. Dahinter konnte man die Dächer eines pagodenähnlichen Baues bewundern. Üppige Kronen von Zyressen und zahlreichen Laubbäumen ließen erahnen welche Pracht sich hinter diesen hohen Mauern verbarg. Bucho quittierte die Ausgabe mit einem abwertenden Blick zur Seite. „Und der Grundriss ist mindestens genauso interessant.“, erwiderte Liling-Po darauf mit einem breiten Grinsen. Meitoku sah den jungen Dieb fragend an. „Warst du denn schon drin, Liling-Po?“ „Oh, nein, nein. Ich habe mir nur einen kleinen Überblick verschafft.“ Das Grinsen wurde noch breiter. Wenn es denn ging. Ein verächtliches Geräusch kam von Bucho. Meitoku blickte verunsichert von einer Partei zur anderen. „Wie auch immer.“, versuchte er es nun. „Was genau soll jetzt meine Aufgabe sein? Also, wie stellt ihr euch meine Rolle vor?“ Erwartungsvoll sah er nun Bucho und Liling-Po an. Diese jedoch bedachten ihn ihrerseits mit einem interessierten Blick. Nach einiger Zeit des Schweigens entwich Bucho ein Seufzer. „So kommen wir sicherlich an den Schatz.“ Ein bestätigendes Kopfschütteln folgte.
 

„Zuerst sollten wir herausfinden, wie viele Personen in diesem Haus leben und arbeiten.“ Die drei Kumpanen saßen im Kreis über einen Grundriss des Objektes. „Warum ist das wichtig?“, fragte Meitoku neugierig dazwischen. Liling-Po blickte auf. „Na, weil...“ Sein Blick wanderte zu Bucho, der ihn mit einer grimmigen Miene beäugte. „...Weil es einfach wichtig ist zu wissen, welche Gefahr man sich aussetzt. Wenn man Krieg führt, holt man sich doch auch Informationen über seinen Feind ein, oder?“ Bei seinen letzten Worten bedachte der Dieb den dunkelhaarigen Hofbeamten mit einem überlegenden Blick. Wurde allerdings von Buchos „Bösem Blick“ vom Winde verweht. Indes studierte Meitoku den skizzenhaften Plan vor ihnen. „Die Räume sehen alle gleich aus.“, schloss er seine oberflächliche Beobachtung. Liling-Po begann leise zu lachen, wobei er von den beiden Beamten misstrauisch beäugt wurde. „Was hast du Liling-Po?“, wollte Meitoku wissen. „Siehst du Bucho, Meitoku ist doch zu etwas nütze. Er hat auf Anhieb erkannt, dass jedes Zimmer gleich aussieht. Und das hat er nur auf dem Papier gesehn. Was meinst du, sollte ich ihn mal durch das Haus führen?“, grinste der junge Dieb. Buchos Blick verfinsterte sich. „Was hast du vor?“
 

Der Himmel hatte sich kurze Zeit zuvor zugezogen und der Regen viel in großen Tropfen schwer zu Boden. Ein heftiger Wind wehte kräftig durch die Baumkronen.

„Man, was für ein Sauwetter.“, murrte Liling-Po. Er saß auf der Fensterbank und sah seit fast einer Stunde aus diesem. „Vom Rausschauen wird es auch nicht besser. Tu lieber mal was sinnvolles.“ Bucho hatte es sich auf einem der Sessel am Tisch bequem gemacht und blätterte gerade in seiner Lektüre herum. „Dir scheint das Lesen auch nicht gerade Freude zu bereiten.“, grinste der Dieb. Bekam allerdings einen vernichtenden Blick als Quittung dafür von Seiten Buchos. „Scheinst ja heute nicht gerade für Scherze aufgelegt zu sein.“, brummte der Jüngere. „Meitoku soll sich beeilen. Ich frage mich wirklich, wie er es den ganzen Tag mit dir aushalten kann?“ Liling-Po erhob sich, während er zu dem Hofbeamten sprach und wanderte durch den Raum. Dabei ließ er allerdings diesen nicht aus den Augen. Auch Bucho behielt den Dieb im Blick, doch wandte er sich bei letzterer Bemerkung verächtlich von jenem ab. „Wenn du dir so viel Sorgen um Meitoku machst, dann kannst du ihm ja folgen.“, entgegnete Bucho mit einem höhnischen Grinsen. Liling-Po verzog den Mund zu einem Schmollen. „Ich mache mir keine Sorgen. Und ich werde ihm garantiert nicht bei diesem Wetter hinterherspionieren. Auch Diebe haben ihre Vorlieben. Und meine ist es sicher nicht bei diesem Wetter draußen zu sein. Yako ist dafür mehr prädestiniert.“ Der junge Mann verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und bewegte sich dem Ausgang entgegen. „Du scheinst gerne anderen die Drecksarbeit zu überlassen.“ „Nicht so sehr wie du, Bucho.“ Damit verließ Liling-Po das Zimmer.
 

„Wer klopft denn um diese Zeit, bei diesem Wetter?“, war eine entsetzte hohe männliche Stimme hinter dem Tor zu vernehmen. Nachdem man mehrere Schlösser, die aufgeschlossen wurden, hören konnte, wurde dieses einen Spalt breit geöffnet. „Bitte, wer ist da?“ Ein Mann streckte seinen Kopf durch den Spalt. Seine Haare waren auf dem Kopf kahl geschoren, an den Seiten und hinten waren die verbleibenden langen Haare mit einem Band zu einem Dutt zusammengebunden worden. Zudem konnte man erkennen, dass er einen dunkelblauen Baumwollkimono trug. Er beäugte die Person vor sich misstrauisch. „Ähm... Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin auf der Durchreise und habe meine Gruppe verloren. Jetzt habe ich mich verlaufen. Hätten Sie vielleicht ein Zimmer zur Übernachtung für mich?“ Meitoku fühlte sich nicht wohl bei der Sache. Sie hatten beschlossen, dass Meitoku sich allein in das Haus dieses reichen Kaufmannes schmuggelt und bei Gelegenheit Yako hineinließ. Doch bei diesem Wetter war es fast unmöglich den anderen hineinzulassen ohne Spuren zu hinterlassen. Der junge Hofbeamte trat unsicher von einem Bein auf das andere. Seine Kleidung war vollkommen durchnässt, hoffentlich würde er sich nicht schon wieder eine Erkältung einfangen. Der Gesichtsausdruck des Mannes vor ihm veränderte sich von Misstrauen in Entzücken. Ein leichter Rotschimmer breitete sich über dessen Wangen aus. „Das ist natürlich eine unglückliche Situation, in der Sie sich befinden. Kommen Sie! Kommen Sie, junger Mann! Hinein mit Ihnen! Wir haben zwar in unserem Haus viele Kisten zu stehen, weil wir in den nächsten Tagen von hier wegziehen, aber ich kann sie doch nicht einfach bei diesem Wetter hier draußen dem Tode aussetzen. Nein, nein. Das geht nicht.“ Eilig zog der Mann den völlig überraschten Meitoku mit sich mit. „Yukiko!“, rief er. „Yukiko! Schnell! Wir haben einen Gast. Bring Tee und bereite ein schönes heißes Bad vor!“ Meitoku konnte nicht sehen, was vor sich ging, doch hörte er eilige Schritte. Sie betraten das Haus und der junge Hofbeamte wurde sogleich in Handtücher gehüllt, damit er so wenig Pfützen wie möglich hinterließ. Man führte ihn in einen mit Tatamimatten ausgelegten Raum. Dort hatten die Bediensteten bereits frischen Tee gebracht und auf einen niedrigen Tisch in der Mitte des Raumes gestellt. Eine ältere Frau saß im Seiza neben dem Tisch. Sie verbeugte sich tief als Meitoku und der Mann eintraten. „Das ist Yukiko. Sie ist schon sehr lange in unseren Diensten und ich sage Ihnen sie macht den besten Tee, den Sie je getrunken haben.“, schwärmte er. „Ihr Bad ist in wenigen Minuten fertig. Bitte, setzten Sie sich doch und genießen den Tee bis dahin.“ Yukiko hatte sich aufgerichtet und lächelte jetzt den jungen Mann an. Meitoku lächelte dankbar zurück. Diese Frau erinnerte ihn sehr an seine Mutter, die sich zu Hause um ihn sorgte. „Setzen Sie sich!“, wurde er nun von dem seltsamen Mann neben sich aufgefordert. „Vielen Dank, Herr...“, erwiderte der Beamte schüchtern, stutzte aber bei dem Namen des Mannes. Er wusste gar nicht, wen er vor sich hatte. Meitoku errötete ob der peinlichen Situation. „... Shidouki. Shidouki Hajime. Ich bin der Verwalter dieses Hauses. Der Hausherr ist noch auf einer Geschäftsreise. Er wird vermutlich morgen hier eintreffen. Freut mich sehr. Und wie ist Euer werter Name?“ Meitoku überlegte, ob er seinen wahren Namen preisgeben sollte oder einen anderen wählen sollte. Entschied sich jedoch gegen einen anderen. „Meitoku. Ich heiße Meitoku.“, antwortete er verlegen.
 

Shidouki musterte den jungen Mann vor sich, der unsicher an seiner Teetasse nippte. Er fand seinen Gegenüber äußerst attraktiv. Bis her war ihm in dieser Gegend des Landes noch kein einziges reizendes Geschöpf begegnet. Hajime war sogar der Meinung gewesen, dass es in diesem Land keine hübschen Menschen gab. Weder männlich noch weiblich. Doch dieser junge Mann vor ihm schien alle seine Vorurteile auszulöschen. Er konnte nicht von hier sein. Als Hausverwalter kannte er hier eine Menge Leute. Wenn nicht sogar jeden in dieser Stadt und in diesem Teil des Landes. Natürlich nur die einflussreichen Beamten und Händler. Aber durch sie hätte er gewiss solch einen hübschen Mann kennengelernt. Also musste er von weiter her sein. Er musste herausbekommen woher. Er überlegte kurz, wie er ein Gespräch in diese Richtung führen konnte und entschied sich für den direkteren Weg.
 

„Ihr sagtet vorhin, dass Ihr mit Euren Kameraden auf Durchreise gewesen seid, bevor Ihr sie verloren habt. Bitte, verratet mir, wie dies geschehen konnte?“, begann er in die momentane Stille hinein zu fragen. Meitoku blickte überrascht auf. Er hätte damit rechnen müssen, dass sein Gastgeber danach fragen würde. Nun musste er sich schnell eine Antwort zusammen basteln. „Nun ja...“ Meitokus Unsicherheit war deutlich zu hören. Er schallte sich seiner beschränkten Voraussicht. Er brachte den ganzen Plan ins Wanken und würde sicher Buchos Zorn auf sich ziehen. Verlegen fuhr er fort: „Tja, ich muss ehrlich gestehen, ich weiß es auch nicht wirklich, wie das geschehen konnte.“ Sein Blick ruhte auf der blau grünen Teetasse. „Kurz nachdem wir in diese Stadt kamen, begann es furchtbar zu regnen und da müssen wir uns auf dem Markt wohl verloren haben. Es war so viel los zu dieser Zeit.“, bekannte er. „Ich habe wirklich noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen.“ Meitoku wusste, dass er gerade die größte Lüge in seinem bisherigen Leben erfand. Doch anscheinend fand sein Gegenüber diese Aussage als sehr realistisch. Er nickte sogar zustimmend. „Das ist wohl wahr.“, bemerkte Hajime. „In letzter Zeit füllt sich der Markt zunehmend mit neuen Händlern, Waren und Reisenden. Da kann es schon mal passieren, dass man sich hier verliert.“ Sein Blick wich nicht von der zierlichen Gestalt Meitokus. Er musste immer mehr zugeben, dass er diesen jungen Mann unglaublich anziehend fand. Auch wenn er nicht genau wusste, warum. Vielleicht war es die Art und Weise, wie der Junge sprach. Vielleicht auch nur der Fakt, dass jener noch so jung war. Zugegebenermaßen war es im auch egal, weshalb.

Die Tür öffnete sich und ein kleine zierliche junge Frau saß dahinter. Mit einer höflichen Verbeugung verkündete sie, dass Meitokus Bad breit wäre. „Ich danke dir, Shizu. - Nun, ich denke, wir werden heute Abend noch etwas Zeit haben uns zu unterhalten, wenn Sie möchten. Genießen Sie ihr Bad, Meitoku-san.“ Damit erhob er sich von seinem Platz und verließ das Zimmer. Er sollte unbedingt seine unreinen Gedanken los werden. Meitoku dagegen saß ein wenig verdutzt auf seinem Platz und blickte seinem Gastgeber ob der schnellen Flucht verwirrt hinterher.

„Wenn Sie mir bitte folgen möchten.“, unterbrach das Mädchen die Gedanken des jungen Hofbeamten.
 

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Ich wünsche allen einen guten Rutsch ins neue Jahr! ^^ *Prost*
 

Ich freu mich auf Kommis. ^^

Langes Warten

Langes Warten
 

Bucho saß allein in dem kleinen Wohnzimmer ihrer Unterkunft. Das Buch, was er eigentlich lesen wollte, hatte er beiseite gelegt. Er hatte einfach keine Kontrolle über seine Gedanken. Immer wieder schweiften sie ab. Wollten herausbekommen, was Meitoku gerade tat. Er gab es ungern zu, aber das der andere noch ein Tag zuvor hohes Fieber hatte und nun im strömenden Regen stand, machte ihn unruhig. Sie konnten sich keinen Ausfall leisten. Es würde nur unnötig ihre Mission in die Länge ziehen. Bucho hatte keinen Nerv mehr diesen Dieb und diesen unfähigen Bürgerlichen zu ertragen. Aber auf der anderen Seite gefiel ihm die Welt außerhalb des Palastes. Sie war interessant. Man traf nie dieselben Menschen, jeder Tag schien ein kleines Abenteuer zu sein. Er fand es ausgesprochen faszinierend, wie sich die einfachen Leute durch ihr Leben kämpften und dabei aber niemals ihre Zuversicht und ihr Lachen verloren. Der Beamte hatte immer wieder den Drang einige Männer zu einem Kampf herauszufordern, aber er wusste, dass die Waffe des Pöbels nicht das Schwert war, sondern ihre Erfahrung mit dem wahren Leben. Dagegen kam er nicht an. Es war das erste Mal, dass er außerhalb der Palastmauern war. Bucho dachte immer, er wüsste alles von der Welt draußen, aber jeden Tag erfuhr er immer mehr. Er stellte sogar fest, das nicht jeder das Glück hatte mit guter Bildung in Schrift und Zahl ausgestattet worden zu sein. Wie er es erlernte. Auch wenn er schon oft feststellen musste, dass selbst einige Hofbeamte, egal ob bürgerlich oder nicht, so ihre leichten Probleme mit der chinesischen Schrift hatten. Am Anfang hatte anscheinend auch Meitoku so einige harte Nüsse zu knacken, doch er lernte schnell und nun hatte er selbst den Respekt vom Minister und auch vom Kaiser höchstpersönlich inne. Es war beeindruckend, wie ein Bürgerlicher in so kurzer Zeit so viel Ehre anhäufen konnte. Doch Bucho wusste, dass Meitoku sich nicht nur nach bloßem Respekt oder Anerkennung sehnte. Er war aus seiner Heimat der einzige, der in den Palast kommen durfte. Der Jüngere war damals wie heute komplett auf sich gestellt, doch irgendwann waren er und Bucho sich begegnet und danach hatten sie sich immer wieder miteinander gemessen. Der Ältere war überrascht gewesen über die Entschlossenheit, doch er wollte, dass Meitoku mehr kämpfte. Denn das musste er, wenn er im Palast überleben wollte.

Seit der Mission hatte er durchaus neue Seiten an seinem jungen Kollegen kennengelernt. Er hatte zuvor nie wirklich gesehen, wie gut Meitoku mit anderen Menschen umging. Doch wurde er immer wieder aufmerksam, dass der andere auch etwas besonderes außerhalb der schützenden Mauern war. Die einfachen Leute waren fasziniert von Meitokus femininer Erscheinung. Egal wo sie waren, zog er die Aufmerksamkeit auf sich und Bucho hatte Mühe, nicht einfach auf die Gaffer loszugehen und sie zu vertreiben. Der Ältere kannte diese Art von Ärger nicht. Im Palast war es ihm vollkommen egal gewesen, wenn sich jemand nach dem jungen Bürgerlichen umgedreht hatte. Und nun war er nahe eines Ausrasters, wenn nur ein flüchtiger neugieriger Blick auf dem anderen ruhte. Wie kam das? War Meitoku nicht so oder so unter seiner Aufsicht? Was war anders im Palast? Bucho dachte kurz über eine Antwort nach. Es war zu einfach, zu offensichtlich. Im Palast kannte er so gut wie jeden. Hier außerhalb der Palastmauern sah es schon ganz anders aus. Er konnte nicht einschätzen welche Gedanken hinter dem Lächeln der einfachen Leute steckte. Die Maske war perfekt über die Jahre erschaffen worden und leistete bei den Meisten gute Dienste in Bezug auf ihre Geschäfte. Und anscheinend betrachteten sie Meitoku als einen Vorboten auf einen sehr guten Handel. Wenn Bucho nur daran dachte, stieg der Ärger erneut in ihm auf. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er würde am liebsten aufstehen und dem anderen hinterherlaufen. Doch wusste er auch, dass er Meitoku damit kränken würde und er vermuten würde, dass Bucho ihm nicht traute.
 

Seufzend glitt Meitoku währenddessen in das heiße Wasser des kleinen Onsen. Die Dienstmädchen hatten ihn schnell allein gelassen. Nun genoss er die Stille des Badehauses. Er füllte sich noch immer ausgelaugt. Müdigkeit kroch langsam seine Glieder empor. Der junge Mann schloss für einen kurzen Augenblick seine Augen. Er hatte definitiv nicht vor sich so schnell von seinem Bad zu trennen. Doch er wusste ebenfalls, dass er in diesem Zustand nicht viel für ihre Mission ausrichten konnte. Noch einmal entfuhr ihm ein tiefer Seufzer.

Hier schien jeder mit den Vorbereitungen des bevorstehenden Umzugs beschäftigt zu sein. Er sollte Yako kontaktieren und ihn in dieses Haus lassen. Es würde sicherlich niemand bemerken, denn dazu war das Anwesen zu weitläufig und die Dienerschaft zu beschäftigt.

Meitoku richtete sich ein wenig auf und glitt in einer fließenden Bewegung durch das heiße Wasser. Damit verließ er den überdachten Bereich des Onsen.

„Yako-san, bist du da?“ Meitoku nahm ein leises Rascheln in den Ästen über sich wahr. „Wurde auch langsam Zeit, dass du dich meldest.“, kam es spöttisch von oben herab. Der junge Hofbeamte verzog seinen Mund zu einem Schmollen. Yako lachte nur.
 

Bucho erhob sich von seinem Sitzplatz und löschte die Lampe. Wenn man allein war, war dieser Raum zu groß und zu kalt. Er wandte sich der Treppe zu und machte sich langsam auf den Weg in Meitokus und sein Schlafzimmer. Mit jedem Schritt, den er hinauf ging, wanderten dunkelgraue Schatten als bizarre Gestalten über Fußboden und Wände. Er hatte das Gefühl von allen Seiten beobachtet zu werden, auch wenn er genau wusste, dass dies nun wirklich nicht der Fall sein konnte. Bucho seufzte innerlich. Er war bei weitem kein Feigling, aber auch er hatte seine Grenzen. Und er merkte immer mehr, wie sehr sich zu einem Schwächling entwickelte. Seine Gedanken und Gefühle versperrten ihm zeitweise die Sicht auf wesentliche Dinge und zu logischen Schlussfolgerungen. Er fragte sich immer wieder, warum. Warum konnte er seit Neusten nicht mehr klar denken. Hatte er zu viel Zeit mit Meitoku verbracht? Hatte dieser auf ihn abgefärbt? Nun, er wusste es nicht genau, aber es interessierte ihn auch nicht wirklich. Es hatte sich etwas verändert. Meitoku hatte sich verändert. - Nein. Er hatte sich verändert.
 

„Meinst du, du kannst unauffällig das Haus durchsuchen?“ Meitoku forschte in Yakos Gesicht nach einer Antwort. Ihm war immer noch unglaublich heiß und er füllte sich immer müder. Der junge Dieb wandte sich zu dem hellhaarigen Hofbeamten um. Sein Mund verzog sich zu einem leicht schiefen Lächeln. „Sicher. Aber du solltest dich vollkommen da raus halten, falls irgendetwas schief gehen sollte.“ Meitoku sah den anderen verwundert an. „Du kennst mich nicht. Hast mich nie zuvor gesehen. Das ist die beste Strategie bei solchen Fällen. Außerdem würdest du das sowieso nicht lange durchhalten, wenn wir flüchten müssten.“, setzte er hinzu. Erneut verzog Meitoku das Gesicht. „Mir geht es prima. Warum sollte ich also eine eventuelle Flucht nicht überstehen?“ Seine Stirn legte sich in kritische Falten. Yako baute sich vor dem Älteren auf. Eine seiner Augenbrauen zog sich elegant in die Höhe. „Du wirst es nicht überstehen können. Also, verhalt dich jetzt so unauffällig wie möglich und lass mich meine Arbeit machen. Ich will endlich weg aus diesem dämlichen Kaff.“, beleidigt verzog er den Mund. Dann wandte er sich ohne jedes weitere Wort von Meitoku ab und ging direkt auf den Ausgang des Onsen zu. Meitoku hatte sich währenddessen bereits angekleidet und stand nun in einem blauen Yukata unschlüssig im Bad, bis auch er sich entschloss, dieses endlich zu verlassen.

Draußen herrschte noch immer ein reges Treiben und niemand bemerkte, dass sich Yako zwischen den Angestellten hindurch stahl. Der junge Hofbeamte sah ihn sich noch zwischen zwei Bediensteten vorbei schlängeln. Ein kleines Lächeln umspielte Meitokus Lippen bei diesem Anblick. Es hatte ihn schon immer interessiert, wie Yako sein Geld verdiente und auch sonst über die Runden kam. Hier hatte er die einmalige Chance dazu.

Meitoku fühlte sich plötzlich müde und ausgelaugt. Sein Blick verschwamm und seine Beine gaben langsam nach. Es drehte sich alles um ihn herum, bis seine Augenlider nach gaben und er vollkommen das Bewusstsein verlor.
 

Ein Aufruhr entstand als der junge Mann auf dem Gang zusammenbrach. Man brachte ihn auf sein Zimmer und ließ einen Arzt rufen. Einer der Diener wurde zum Hausverwalter geschickt, um ihm Bescheid zu geben, was passiert war.

Yako stand währenddessen in einem der Seitenflure und beobachtete das Treiben von Weitem. Ihm kam es sehr gelegen, dass der Hofbeamte die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Selbst der Hausverwalter hatte sich mittlerweile zu dem jungen Mann begeben. Er wusste, die Unruhe würde nicht mehr lange anhalten und er könnte dann entdeckt werden. Deshalb wandte er sich ab um so schnell wie möglich einen Anhaltspunkt auf den Schatz zu finden.
 

„Du schleichst wohl gerne hinter den Leuten her, wenn es dunkel ist, nicht Liling-Po?“ Buchos Stimme klang gereizt. Er blieb mitten in seinem Zimmer stehen. Den Rücken hatte er dem Dieb zugewandt. Ein kurzes Lachen drang an sein Ohr. „Ich wollte nur mal nachsehen, wer um diese Zeit noch durch das Haus geistert. Hätte mir ja denken können, dass du es nur bist. Aber es hätte auch Meitoku mit dem Schatz sein können.“, grinste er. Nun drehte sich der Ältere doch zu Liling-Po um. Eine Augenbraue skeptisch in die Höhe gezogen. „Ach, na ja. Ich hätte es mir ja gleich denken können, dass die beiden ewig brauchen werden.“ Der junge Dieb verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und wandte sich langsam von dem anderen ab. Buchos Blick verfinsterte sich. „Dann hättest du ja die Aufgabe übernehmen können.“, versetzte er verärgert. „Ich? Nein, so gut wie Meitoku kann ich bei weitem Niemanden etwas vormachen.“ Sein Grinsen wurde immer breiter. Doch Buchos Blick schien heute keine Sonne zu sehen. Im Gegenteil. Immer mehr dunkle Schatten legten sich auf seinem Gesicht. „Schon gut, schon gut.“, wehrte er ab. „Du brauchst mich nicht gleich so giftig anzusehen. Die beiden werden das Kind schon schaukeln.“ Überzeugt war Bucho davon nicht. Sein Körper zeigte ihm deutlich, dass er Schlaf benötigte. Er hatte in letzter Zeit zu häufig wachgelegen. Seine Sorge galt im Moment Meitoku. Er hegte nicht dieselbe Hoffnung wie Liling-Po.

Mission beendet ... oder?

Kann sein, dass dieser Teil noch kürzer ist als der andere. ^^" Ich bin leider nicht so schnell im schreiben gewesen, wie ich es mir erhofft hatte. Aber die Geschichte muss ja auch mal weitergehen, sonst macht es kein Spaß mehr.
 

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Mission beendet ... oder?
 

Yako streifte gemütlich durch die Räume des Anwesens. Er konnte sich bisher ohne weiteres umsehen. Der Hofbeamte hatte recht gehabt, die Leute beschäftigten sich nicht mit ihm. Sie waren völlig auf ihre Arbeit konzentriert. Er hatte es sogar geschafft in die Privaträume des Hausverwalters einzudringen und sie zu durchsuchen. Doch hatte er dort nicht den geringsten Anhalt auf die Schätze gefunden. Also hatte er sich nun auf den Weg in die Schlafräume des Hausherren gemacht.

Als er angekommen war, musste er feststellen, dass diese bereits komplett leergeräumt worden waren. Vermutlich waren die Sachen vorausgeschickt worden. Yako wandte sich zum Gehen, als er einen größeren Karton in der Ecke des Raumes entdeckte. Er hatte ihn nicht sehen können, da er weit hinten in einer dunklen Ecke des Zimmers stand. Der junge Dieb näherte sich dem Paket und betrachtete es erst einmal von außen. Es war nicht zugebunden, lediglich provisorisch geschlossen worden. Yako hob die eine Seite des Deckel des Kartons hoch und entdeckte ein goldenes Gefäß darin. Dann öffnete er auch die andere. Ein erstauntes leises Pfeifen entwand sich zwischen seinen Lippen. „Da hab ich ja mal Glück.“, entfuhr es ihm freudig. Er hatte den Schatz gefunden und gleichzeitig auch einige andere Wertgegenstände. Er überlegte kurz, ob er nicht gleich alles mitgehen ließ, entschied sich allerdings dagegen. Das goldene Gefäß ließ sich schwer transportieren. Hätte er die anderen Schätze mitgenommen, hätte er das komplett Paket mitnehmen müssen und das wäre vermutlich sehr auffällig gewesen.

Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. „Hey du!“, sprach ihn eine raue unfreundliche Stimme an. Yako wandte sich gelassen um und musterte den anderen Mann. „Steh` nicht so dumm rum und schnapp dir den Karton.“ Der junge Mann lächelte. „Klar. Wird sofort erledigt.“ Sein Gegenüber verzog den Mund zu einer überheblichen Grimasse, dann drehte er sich um und verschwand. Yako grinste in sich hinein. Er hatte also nun einen Grund dieses Paket durch die Gegend zu tragen. Mit dieser Erkenntnis schnappte er sich den Karton und bugsierte ihn durch die Tür hinaus auf den Gang. Seine Sorge ob der Nachfragen, was er denn mit dem Ding wollte, war völlig unbegründet. Niemand frage danach. Niemand interessierte sich für ihn. Er hatte das Gefühl, dass die Leute ihn überhaupt nicht wahrnahmen. Manche rannten ihn regelrecht um.
 

Liling-Po saß an dem Fenster seines kleinen Zimmers und blickte nach draußen. Es war bereits nach Mitternacht und Yako und Meitoku waren noch immer nicht erschienen. Er machte sich Sorgen. Vor allem um Meitoku. Der war noch immer nicht vollkommen gesundet und schien am Tag zuvor recht blass. Der Junge wandte sein Blick in das Zimmer hinein. Es war stockfinster und man erkannte die Möbelstücke lediglich an ihrer Silhouette. Es war einsam mit Bucho in diesem Haus. Er mochte diesen Hofbeamten nicht. Nun, nicht wirklich zumindest. Er merkte natürlich, wie sehr Meitoku an Bucho hing. Und vermutlich nicht nur, weil dieser ihm ein wenig Schwertkampf beibrachte, sondern weil er auch den anderen auf seine Unzulänglichkeiten hinwies. Wenn auch ziemlich direkt. Er verstand zwar nicht die Beweggründe des anderen sich auf eine solche Person einzulassen, allerdings hatte Liling-Po in letzter Zeit eine Veränderung sowohl in Buchos als auch Meitokus Verhalten festgestellt. Bucho wurde zum einen nachgiebiger. Hatte nicht mehr so oft die Hand über alles, was sie taten. Zum anderen versuchte er Meitoku aus allen Angelegenheiten herauszuhalten, die eventuell den jungen Hofbeamten dazu brachten aus seiner eigenen ruhigen Haut zu fahren. Als wollte er ihn vor allem Bösen beschützen. Was bei weitem sehr schwierig und vor allem umständlich war.

Meitoku dagegen schien diese Veränderung überhaupt nicht wahrzunehmen. Er machte im Grunde genauso unbesonnen weiter wie bisher. Wobei er immer öfter zu kleineren Schwindeleien griff, wenn es darum ging sie irgendwo unter zu bringen, wo bereits alles belegt war. Liling-Po hatte von Anfang an gespürt, dass Meitoku ein besseres Gespür für einfache Menschen hatte als Bucho. Zudem war ihm vermutlich Taktgefühl in die Wiege gelegt worden. So vermutete zumindest Liling-Po. Etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen. Aber diese Veränderung, die im Moment mit dem hübschen Hofbeamten vor sich ging, beunruhigte ihn. Meitoku zog sich immer öfter in sich selbst zurück. Manchmal saß er stundenlang vor seinem Buch. Blickte allerdings nicht ein einziges Mal darauf, sondern starrte aus dem Fenster oder an die gegenüberliegende Wand. Anscheinend war es Bucho noch nicht aufgefallen. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass das immer der Fall war, wenn der andere nicht anwesend war.

Liling-Po stieß einen tiefen Seufzer aus und fuhr sich durch die bereits wilden Haare um sie noch mehr zu verwuscheln.

Ein dumpfes Klopfen holte ihn zurück aus seinen Gedanken. Er blickte auf und sah in einem Baum vor seinem Fenster Yako mit einem großen Karton sitzen. Dieser grinste ihn nur wissend an und deutete auf das Paket. Liling-Po stieg vom Fenstersims und öffnete das Fenster. „Na endlich. Du hast dir aber Zeit gelassen.“, grinste er seinen Freund an. „Was hast du da? Den Schatz?“ Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Kiste. „Sag` ich dir gleich. Lass` mich erstmal rein. Und den anderen Hofbeamten müssen wir ja auch noch wecken.“ Yakos Nase rümpfte sich skeptisch. Er mochte Bucho nicht besonders. Wären sie wirklich Feinde, hätte er vermutlich alles getan um den strengen Hofbeamten in den Wahnsinn zu treiben, indem er ihm nach und nach seine Sachen gestohlen hätte. Liling-Po schüttelte nur verständnislos den Kopf ob dieser ständigen Rivalität. „Ich weck` ihn. Komm` erstmal rein.“, antwortete er nur und wandte sich um, um zu Buchos Zimmer hinüber zu gehen.
 

Kritisch beäugte Bucho das goldene Gefäß vor ihm. Er hatte nicht die geringste Ahnung ob dieses eine der Kostbarkeiten war. Allerdings wusste er, dass diese goldene Kanne durchaus echtgolden war. Zumindest schätze er es durch das Gewicht. Er hatte auch vorsichtig daran gekratzt. Die Goldschicht war weder eingerissen noch sonst irgendwie beschädigt. Der junge Hofbeamte musste erneut feststellen, dass diese Handwerksmeister extrem gute Arbeit geleistete hatten.

Nun blickte er Liling-Po erwartungsvoll. „Sie ist echt.“, brachte dieser nur knapp als Antwort auf die unausgesprochene Frage hervor. Doch der Blick ruhte auch weiterhin auf ihm. Liling-Po wandte sich zu Yako um und sah ihn fragend an. „Wo ist Meitoku eigentlich?“, fragte er nun seinen besten Freund. Dieser sah ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an. Dann lächelte er wissend. „Der ist noch in dem Haus. Hat `ne Szene gemacht und die ganze Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.“ War die knappe Antwort. Ungläubige Blicke trafen ihn. „Wie meinst du das: „Hat ´ne Szene gemacht“?“, forschte Liling-Po nach. „Na ja, er ist umgekippt oder so was. Ich konnte es nicht erkennen. Ich stand zu weit weg.“ Yako bemerkte, wie sich Buchos Blick auf Grund seines freimütigen Tonfalls verfinsterte. Er wusste genau, dass er das falsche gesagt hatte. Vor allem in dem falschen Ton. Doch gleichzeitig war es ihm komplett egal was dem anderen wiederfahren war. Er selbst grinste nur. Bucho wandte sich daraufhin von den beiden Dieben ab und verließ den Raum. Kurze Zeit später war die Haustür zu hören, wie sie geöffnet und ungehalten wieder geschlossen wurde. Yako und Liling-Po tauschten ungläubige Blicke.
 

Seine Lippen fühlten sich gesprungen an. Seine Kehle war trocken und er hatte das Gefühl, das der Rest seines Körpers glühte. Er wusste, dass er träumte, doch gleichzeitig fühlte sich alles so vollkommen real an. Er träumte wieder von Bucho und wie dieser sich an ihn verging. Normalerweise hätte ihn dieser Gedanke erröten lassen, aber hier in diesem Traum konnte er einfach nicht anders als sich seinem Gefährten hinzugeben. Meitoku wandte sich unter den fordernden Berührungen Buchos und kam ihm auch ab und an entgegen. Der junge Mann stöhnte vor Verlangen auf und auch sein Gegenüber gab ein paar Mal einen leisen rauen Ton von sich.

Meitoku merkte nichts davon, wie der Arzt kam und dem Hausherren bescheinigte, dass sein Gast noch eine Weile länger bleiben müsse, da er in diesem Zustand nicht transportabel war. Natürlich merkte er auch nicht, wie ab und zu ein Bediensteter hineinschaute, um zu sehen, ob der junge Mann schon wach war.
 

Es dauerte etwas bevor Bucho registrierte, wo er eigentlich war. Er war Hals über Kopf losgelaufen ohne dabei darauf zu achten wohin. Aber er wusste zumindest doch, warum. Der Adlige wollte zu Meitoku. Yako sagte, dass es dem Jüngeren schlecht ginge. Und er, als sein Gefährte, wusste, wie empfindlich der andere in Hinsicht auf längere Erkrankungen war.

Nun sah er sich um und entdeckte das riesige Anwesen vom Vortag. Er betrachtete es einen Moment, bevor er sich dazu entschloss zum Tor hinüber zu gehen und anzuklopfen.

In seinen Ohren pochte es zweimal recht laut. Bucho hatte nicht einmal gemerkt, wie er die Bewegung ausgeführt hatte. Seine Hände und der Rest seines Körpers waren nass vom Regen, der wieder eingesetzt hatte. Der Hofbeamte fand das sehr passend.

„Wer ist da?“, fragte eine hohe männliche Stimme. „Ein Reisender.“, kam die kurze Antwort von Bucho. Er hörte, wie auf der anderen Seite sich ein Schlüssel in einem Schloss drehte und kurz darauf ein Riegel zurück geschoben wird. Die Tür öffnete sich einen Spalt und ein halb geschorener Männerkopf sah hervor. „Ja, was ist denn heute los? Sie sind schon der zweite Reisende heute. Es tut mir wirklich leid, aber wir beherbergen bereits jemanden.“ Der Mann wollte schon das Tor schließen, als Bucho das Wort ergriff. „Ich wollte keine Unterkunft erfragen. Ich wollte wissen, ob sie einen jungen Mann gesehen haben? Er ist ebenfalls ein Reisender wie ich. Wir gehören zur selben Gruppe, haben uns nur unglücklicherweise aus den Augen verloren.“ Der ältere Mann hielt inne und betrachtete den jungen Adligen erstaunt. „Aber das...“ Er stockte. Dann fasste er sich erneut und streckte eine Hand nach Buchos Arm aus, um ihn hineinzubitten. „Kommen Sie, kommen Sie.“, sagte er hastig. „Ich glaube, hier sind Sie richtig.“ Er wartete nicht einmal auf eine Antwort und zog den erstaunten Beamten hinein.

Ruhepause

Ruhepause
 

„Yukiko, Yukiko!“, rief der Mann in den dunklen Flur. „Wir haben noch einen Gast. Hol Tücher und trockene Kleider, damit der junge Mann sich nicht auch noch eine Erkältung einfängt.“ Bucho war noch immer viel zu irritiert als das er irgendetwas erwidern konnte.

Schnell kamen kleine zierliche Dienerinnen angerannt und zogen Bucho weiter über den langen Flur hinein in eines der Zimmer am anderen Ende des Hauses. So schien es dem jungen Mann zumindest. Kurz danach hatte er trockene Kleidung an und auch sein Haar tropfte nicht mehr. Schweigend betrachtete er den schlichten Baumwollkimono, den er nun trug. Vorsichtig strich er über den Stoff und stellte fest, dass er von äußerst guter Qualität war. Anscheinend hatten sie es mit einem sehr reichen Kaufmann zu tun, der dies auch zeigte. Es war lange her, dass Bucho solch einen guten Stoff trug. Für seine Reise hatte er Gewänder in grober Qualität bevorzugt um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erregen.

Es klopfte an der Tür und riss den jungen Mann aus seinen Gedanken. „Herein.“, forderte er auf. Eine ältere Dame öffnete die Tür. Sie saß kniend davor. Die Hände in den Schoß gelegt und den Kopf förmlich nach unten geneigt. „Mein Herr erfragt, ob Sie bereit sind mit ihm zu sprechen.“ Bucho wusste, dass dies keine Frage sondern eher eine Aufforderung war. „Natürlich.“
 

„Ah, da sind sie ja, junger Mann. Kommen Sie, setzten Sie sich zu mir.“ Der ältere Mann saß an einem flachen Tisch. Eine Hand umschloss ein kleinen Becher bei dem Bucho vermutete, dass er wohl einen Reiswein enthielt. Die Flasche dazu stand auf dem Tisch. Die andere Hand lud den Beamten dazu ein am Tisch Platz zu nehmen. Er ließ seinen Gastgeber nicht länger warten und setzte sich hinzu.

„Entschuldigen Sie bitte diese schnelle Meinungsänderung, aber als Sie sagten, dass Sie einen ihrer Kameraden suchten, da wusste ich schon, wen Sie meinten.“, gab der Mann nicht ohne stolz zu. „Lassen Sie mich nur kurz meine Wenigkeit vorstellen. Ich bin der Hausverwalter dieses Anwesens, Shidouki Hajime.“ Bucho merkte deutlich, wie stolz dieser Mann auf seinen Stand war und wie wichtig er sich selbst nahm. „Wie ist Euer werter Name, mein Herr?“, fragte Shidouki nun. „Bucho.“ Der Hausverwalter war überrascht ob der Kurzangebundenheit seines Gastes. Es schien oftmals so zu sein, dass unterschiedliche Charaktere zusammen reisten. Wahrscheinlich ergänzte sich so eine Reisegruppe am Besten. „Bucho, ein guter Name. Ja, wirklich. Das ist ein sehr guter Name.“ Es wunderte den jungen Hofbeamten nicht, dass die Leute seinen Namen für besonders gut erachteten. Schließlich sagte er nur das aus wofür er selbst eigentlich nur stand: Für seinen Rang.

Der Hausverwalter redete noch einige Zeit weiter bis Bucho selbst zu dem Thema seines Hierseins zurückkam. „Shidouki-san, Sie sagten, dass Sie wüssten wo mein Reisegefährte wäre. Ich bitte Sie, sagen Sie es mir. Wir machen uns große Sorgen um ihn.“ Der ältere Mann sah Bucho verblüfft an. „Oh, natürlich.“, flötete er. „Wie konnte ich nur so vergesslich sein. Natürlich, natürlich.“ Der Mann lächelte verschmitzt. „Es geht ihrem Kameraden nicht besonders gut, junger Mann. Er ist in unserer Obhut, dessen können Sie sich sicher sein. Allerdings können auch wir nicht ewig auf ihn aufpassen. Morgen kommt der Hausherr zurück und dann wird auch dieses Haus bald leer stehen. Aber zum Glück sind Sie ja nun hier.“ Shidouki richtete sich etwas schwankend auf. Anscheinend hatte ihn der Reiswein bereits benebelt. „Kommen Sie.“, sagte er nur und ging auf die Tür zu. Bucho folgte dem Mann in den Flur und weiter entlang um einige Biegungen. Ihm fiel Meitokus Bemerkung vom Vortag ein. Dieses Haus war wirklich fast so riesig wie der Palast. Auch wenn es ihm deutlich zuwider war dies zu zugeben.

Sie schritten weiter durch endlos erscheinende Flure. Bucho wurde zusehends unruhiger. Er wusste nicht genau was ihn erwartete. Dennoch blieb er zumindest äußerlich ruhig.
 

Währendessen war auch Meitoku erwacht. Schwer atmend setzte er sich auf. Sein Schlaf war sehr unruhig gewesen und er selbst fühlte sich ziemlich mitgenommen. Sein Blick war verschwommen und in seinem Kopf dröhnte es. Unsicher besah er sich seiner Umgebung. Es war düster und ihm war kühl. Er wusste, dass er nicht bei den anderen war. Aber wo war er dann? Kurz überlegte er, ob er etwas fand, was ihm im entferntesten bekannt vorkam. Doch da war nichts. Sein Blick verschwamm und er legte sich erneut auf den Futon nieder. Ah ja, jetzt fiel es ihm wieder ein. Er war in diesem riesigen Haus und hatte Yako geholfen hinein zu kommen. Wobei er nicht einmal wusste, ob der junge Dieb nun den Schatz gefunden hatte oder nicht. Er seufzte tief. Draußen hörte er den Regen auf die Dächer hinunterprasseln.

Während er dem Regen zuhörte, waren seine Gedanken ganz woanders hingewandert. Denn erneut hatte ihn dieser seltsame Traum heimgesucht. Er verstand nicht, was dieser überhaupt zu bedeuten hatte. Nur, dass es nun langsam seine eigene Fantasie überstieg. Er war sichtlich verwirrt. Aber noch verwirrender war dieser Traum. Schon wieder einer dieser „erotischen“ Fantasien. Wo sollte denn das nun wieder hinführen? Ständig hing er irgendwelchen Tagträumen nach. Und nun ließen sie ihn nicht einmal nachts in Ruhe.

Meitoku drehte sich zur Seite und versuchte hinter den Papierwänden die Silhouette der Bäume im Garten zu sehen, die er dort vermutete. Wieder schweiften seine Gedanken zu seinem nächtlichen Erlebnis. Er hatte das Gefühl, dass diese Träume mit jedem Mal realistischer wurden. Und dieser war es durch und durch gewesen. Er hatte sogar eine komplette Situation vor sich gehabt, in der Bucho und er in einem Haus lebten. Aber es schien nur eine kurze Zeit zu sein. Es war ein Flachbau gewesen mit der Terrasse, die das gesamte Haus umfing. Einem Garten mit kleinem Teich und Goldfischen darin. Und dahinter noch ein Dojo. Wie es Buchos Gewohnheit war, konnte Meitoku ihn immer dort finden. Auch wenn er selbst nicht einmal daran dachte, in dem Dojo zu trainieren. Und Bucho verlangte es auch kein einziges Mal. Wieder entdeckte er merkwürdige Gegenstände, die er gar nicht kannte. Aber in diesem Traum konnte er sie benutzen. Er kannte ihren Zweck! Und dabei wusste er nicht mal, wie diese Dinge genannt wurden. Allerdings machte ihm das Ganze nichts aus. Denn auf der anderen Seite hatte er auch viele alltägliche Dinge zur Hand in diesem Traum. So waren Schreibwerkzeug und Papier zu genüge vorhanden. Und oft genug bemerkte er, wie er einige Zeilen zu Papier brachte, wenn er heimlich Bucho im Garten beobachtete, wie dieser trainierte. Es war so vollkommen real. So vollkommen normal. Es war einfach nicht zu fassen. Und Bucho schien nicht einmal zu bemerken, dass er beobachtet wurde.

Meitoku überlegte kurz, wie der Traum eigentlich weiter ging. Er hatte es fast vergessen. Wie war das nochmal? Ach ja, es regnete in Strömen, so wie heute. Er hatte gar nichts zu Papier gebracht, obwohl er ganz genau wusste, dass sein Geschriebenes wichtig war. Für was, hatte er allerdings vergessen. Er legte also den Stift bei Seite und schritt auf die hinter ihm liegende geschlossene Tür zu. Öffnete sie und betrat den dunklen Flur. Am hinteren Ende war eine der Papierwände bei Seite geschoben worden und gaben den Blick auf ein geräumiges Zimmer frei. Ein Tisch stand in seinem Blickfeld unter dem eine Decke befestigt war, für die kälteren Monate und Abende. Meitoku durchwanderte den Flur und betrat das Zimmer. Erst dort bemerkte er, dass eine weitere Wand beiseite geschoben worden war und den Blick auf den Dojo freigab. Auch dort erkannte er eine geöffnete Tür. Trotz des sintflutartigen Regens war es angenehm warm. Vermutlich war es Bucho in dem Dojo zu warm geworden und er hatte frische Luft hineinlassen wollen. Ab und an erkannte Meitoku seinen Reisegefährten wie dieser in schnellen Bewegungen an dem Türspalt vorbeizog. Gepackt von der Neugier machte sich der junge Mann auf zum gegenüberliegenden Gebäude. Tropfnass kam er auf der anderen Seite an und spähte in den dämmrigen Raum. Dann öffnete er die Tür weiter und ging hinein. Bucho hatte ihn überhaupt nicht bemerkt und trainierte, wie zuvor, den Schwertkampf. Wobei das Schwert, welches er führte bei weitem nicht sehr scharf aussah und ab und an ein blechernes Geräusch von sich gab. Der junge Mann schmunzelte. Das war nun wirklich typisch Bucho.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Ältere sein Shirt ausgezogen hatte. Unwillkürlich musste er einen mächtigen Kloß in seinem Hals hinunterschlucken. Die Brust des anderen glänzte vom Schweiß. Meitoku errötete als er sich bei dem Gedanken ertappte, die Haut des anderen berühren und sich an ihn schmiegen zu wollen. Schnell wandte er den Kopf ab und sah zu einem kleinen Fenster hinaus. Der Regen schien noch stärker geworden zu sein und ab und an sah man Blitze am Himmel aufleuchten. Kurz danach hörte man ein tiefes Grollen über dem Gebäude. Der junge Mann zuckte zusammen als ein Blitz gen Erde zischte. Aber die Geräusche, die Bucho von sich gegeben hatte, hatten aufgehört. Meitoku wandte sich um und blickte dem Dunkelhaarigen direkt in das Gesicht. Eine Entschuldigung stammelnd wandte er sich erneut ab und bewegte sich in Richtung der Tür. „Bleib hier.“, sagte der Ältere und Meitoku wandte sich noch einmal um. Wobei er feststellen musste, dass der andere langsam auf ihn zukam. Dabei blieb er kurz stehen und hob ein Handtuch auf, dass er sich wohl auf dem Boden bereit gelegt hatte. Damit schritt er auf den, wie starr gewordenen, jungen Mann zu. Mit einer lässigen Bewegung legte er das Handtuch um Meitokus Kopf. „Trockne dich ab.“ Seine Stimme klang leicht rau und in seinen Augen lag etwas, dass den Kleineren sowohl faszinierte als auch Angst einjagte. Brav tupfte sich Meitoku die Regentropfen von Gesicht und Arme, immer unter dem wachsamen Blick des Größeren. Ein eisiger Schauer wanderte über seinen Körper.

Er hatte das Gefühl bei etwas ertappt worden zu sein, was für ihn mehr als nur tabu war. Aber gleichzeitig spürte er den Nervenkitzel des Verbotenen. Diese Anziehungskraft, die in manchen Situationen einfach Überhand nahm. Und diese Szene war eine davon. Vielleicht lag es auch einfach nur an Meitokus Gedanken in diesem Moment. Er hatte noch nie in einem Traum einen Gedankengang gehabt. Zumindest keinen direkten. Keinen ausführlichen. Nicht so einen! Meitoku schüttelte den Kopf. Er sollte wieder zurück in die Realität kommen. Zurück zu dieser Mission, die ihn in diese Lage gebracht hatte. Er sah sich um. Horchte, ob jemand den Flur einlang kam. Aber nichts war zu vernehmen. Rein gar nichts. Und wieder difteten seine Gedanken zu diesem merkwürdigen Traum.
 

Shidouki blieb nach einiger Zeit vor einer mit Papier bespannten Wand stehen. „Nun, da wären wir.“, sagt er ein wenig lallend. Der Alkohol schien den Mann ganz für sich eingenommen zu haben. Bucho vermutete, dass dieser nicht besonders viel vertrug. Der Ältere machte sich gar nicht erst bemerkbar, sondern schob so vorsichtig wie er konnte die Tür beiseite. Das Zimmer, das sich vor ihnen auftat, war dunkel. Allerdings konnte man eine Silhouette am Boden erkennen. Den Futon auf der diese lag, erahnte man. Die Person hatte den Rücken zur Tür gewandt, so dass man nicht erkennen konnte, ob sie schlief oder nicht. Langsam schritt der Hofbeamte in den Raum. „Sie möchten sicherlich allein mit ihrem Reisegefährten sprechen. Ich lasse sie allein.“, hörte er nur leise hinter sich. Dann schloss sich die Tür und es wurde finster. Bucho verharrte einen Moment bis seine Augens ich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Mittlerweile hatte sich das Gewitter gelegt. Nur der Regen fiel beinahe lautlos zur Erde.
 

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Das hat ja eine ganze Weile gedauert mit dem neuen Kapi. o.o" Das war nicht geplant, sorry... Aber nun ist es hier und bietet ersteinmal eine kleine Zwischenpause um dem Ganzen mal ein wenig Aufregung zu nehmen.Man kann ja schließlich nicht nur powern.^.~ Aber das nächste Kapi ist wie immer bereits in Arbeit. Also, etwas Geduld mit mir, wenn es vor Weihnachten nichts wird. ^^"

Ein neuer Bekannter?

Oh weh, das hat lange gedauert. >.< An alle treuen Leserlein: Es tut mir leid! T-T

Viel Spaß beim Weiterlesen.
 

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Ein neuer Bekannter?
 

Meitoku war zusammengezuckt als er bemerkte, dass sich die Tür geöffnet hatte. Er blieb ruhig liegen, das Gesicht in die entgegengesetzte Richtung gerichtet. Horchte wessen Schritte es sein konnten. Dann hörte er die leise Bemerkung des Hausverwalters. Ein dicker Kloß setzte sich in seinem Hals fest. Konnte es sein, dass Bucho hierhergekommen war? Aber warum? War die Mission fehlgeschlagen? Der junge Mann traute sich nicht sich nur einen Millimeter zu rühren. Die Schritte blieben an der Stelle, wo sie gehalten hatten. Keine drei und sein Kamerad würde direkt hinter ihm stehen. Und kurz darauf setzten sie sich tatsächlich in Bewegung. Die Dunkelheit über Meitoku schien noch düsterer zu werden als Bucho hinter ihm stand. Oder täuschten ihn da seine Augen? Er vernahm ein leises Ausatmen, das sich beinahe wie ein Seufzer anhörte. Danach spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Groß und warm. Zärtlich und schützend zugleich. Auch wenn er sonst keine guten Erfahrung mit Buchos Hand gemacht hatte, hatte er solche Berührungen erahnen können.

„Meitoku?“ Buchos Stimme war weniger als ein Flüstern. Ein Säuseln, dass in einer heftigen Böe sicher untergegangen wäre. Doch das Nieseln des Regens außerhalb konnte es nicht übertönen. Langsam wandte sich der Jüngere zu ihm um. Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf Buchos Lippen. Wissend, dass Meitoku es nie sehen würde. „Bucho?“, kam es etwas lauter und ein wenig heiser von dem Angesprochenen zurück. Er konnte erkennen, dass sich der andere aufrichtete. Langsam und etwas unsicher. Bucho hatte den Drang ihm helfen zu wollen, unterließ es jedoch. Er wollte den Jungen nicht zu viel verwöhnen. Das tat der Palast und seine Angestellten schon zu genüge. Stattdessen tastete er nach einer Öllampe, die er beim Hineinkommen gesehen hatte. Vorsichtig suchten seine Finger über den Boden und stießen auch bald auf das kühle Metall der Lampe. Dann umfuhr er diese um den Anzünder zu betätigen. Kurz darauf erleuchtete eine schwache Flamme den Raum. Meitoku wandte kurz den Blick um sich an das Licht gewöhnen zu können ehe er sich wieder zu dem Älteren umwandte. Ein fragender Blick lag auf dem Gesicht des Jüngeren. Scheinbar hatte er nicht erwartet den anderen hier zu sehen.

Bucho betrachtete sein Gegenüber genauer. Dieser sah nicht so wie hellhäutige Menschen blass aus, sondern eher grau, doch die Wangen waren leicht gerötet. Seine Augen leuchteten unnatürlich glasig. Die Haare zerzaust vom Liegen. Meitokus Kleider waren unordentlich und klebten regelrecht an dessen Körper. Für den jungen Adligen war völlig klar, dass es keine Schau war, die Meitoku unter Yakos Blick abgezogen hatte. Er war wirklich ohnmächtig geworden. Und er, Bucho, hatte so lange gezögert. Meitoku hätte in diesem Zustand zu viel passieren könne, was sich der Ältere nie verziehen hätte.

„Was tust du hier?“, fragte Meitoku mit müder Stimme nach. „Ist irgendetwas passiert? Was ist mit den anderen?“ Bucho überlegte einen Moment was er dem Jüngeren darauf antworten sollte. Sollte er ihm wirklich sagen, dass er nachdem Yako solche frechen Reden geschwungen hatte, losgelaufen war um Meitoku zurück zuholen? Oder sollte er etwas anderes behaupten? Die Mission war eindeutig ein voller Erfolg gewesen. Doch dem Adligen lag es fern seinen Kameraden zurück zu lassen. „Die Mission war erfolgreich. Liling-Po passt auf die Schätze im Moment auf.“ Er wusste, dass es eigentlich absurd klang dass er dem Dieb indirekt Vertrauen einräumte nicht mit den Schätzen durchzubrennen. An Meitokus zurückhaltendem Lächeln sah er, dass dieser seine Gedanken wohl erraten haben musste. Ich bin nur hier, um zu sehen, dass es dir gut geht, lag ihm auf der Zunge, doch zum Schluss entschied er sich für die eher neutralere Variante: „Ich bin nur hier um zu sehen, ob wir weiter ziehen können.“

Der Jüngere nickte verständig und versuchte aufzustehen, musste aber schnell feststellen, dass sein Körper noch nicht so wollte wie er es gerne gehabt hätte. Denn kurz nachdem er sich aufgerichtet hatte, fiel er wie ein vom Wind angehauchtes Kartenhaus zusammen. Im letzten Moment hatte ihn der Größere aufgefangen. „Entschuldige...“, flüsterte Meitoku betreten. Vorsichtig wurde er von Bucho auf den Futon zurückgesetzt. „Du solltest dich noch einen Augenblick ausruhen.“ Die Stimme des Älteren klang ruhig. Er spürte die warmen großen Hände des anderen an seinem Rücken. Draußen regnete es noch immer und Meitoku fragte sich, ob sie überhaupt ihre Reise bei solch einem Wetter fortsetzen konnten. Unwillkürlich lehnte sich der junge Hofbeamte nach hinten bis er auf etwas warmes weiches traf. Erst da bemerkte er, dass Bucho direkt hinter ihm saß. Wieder stammelte er eine Entschuldigung und richtete sich auf. Doch diesmal wurde er von zwei starken Händen zurückgezogen. Nun lag er direkt an Buchos Brust gelehnt. Die großen Hände des anderen wanderten weiter seine Arme hinunter zu seinen Händen. Dort fuhren die Finger über die seinen. Er leichter Schauer durchfuhr ihn. Er hatte sich schon lange nach zärtlichen Brührungen seitens des Älteren gesehnt. Doch hätte er sich nie erträumt, jemals eine solche zu erfahren.

Bucho konnte sich nicht erklären, warum er den Jüngeren zurückgezogen hatte. Er wusste nur, dass es äußerst angenehm war, den anderen an sich zu spüren. Die flüchtige Berührung mit Meitokus Finger jagte ihm leichte Schauer durch den Körper. Ein warmes Kribbeln breitete sich in seiner Magengegend aus.

Eine geraume Weile saßen sie so beieinander. Der Regen trommelte rhythmisch auf das Vordach der Terrasse. Meitoku schloss entspannt die Augen. Atmete die kühle Luft, die zwischen den Türen hindurch drang tief ein. Es schienen Ewigkeiten zu vergehen bis sie sich endlich wieder regten. Ein Geräusch außerhalb der Papierwände hatte sie aufgeschreckt. Bucho griff reflexartig nach seinem Schwert. Meitoku richtete sich auf. Angestrengt blickte er auf die Tür, die zur Terrasse hinausführte. Ein Schatten wurde im Kerzenschein sichtbar. Erleichtert atmete der junge Hofbeamte aus. Bucho erhob sich von seinem Platz und ging auf die Wand zu. Mit einem Ruck zog er sie zurück. Vor ihm stand Liling-Po. Durch den Regen klebte seine Kleidung an ihm. Das Wasser lief ihm in Strömen Gesicht und Hals entlang. „Was, zum Teufel, tust du hier?“, zischte der Größere deutlich erbost. Er hatte dem anderem wohl nicht deutlich genug gesagt, dass er auf die Schätze und ihr wenigen Habseligkeiten aufpassen sollte. Im Blick des Diebes konnte der Ältere nur Ehrlichkeit entdecken als dieser erwiderte: „Ich hab` mir Sorgen gemacht.“ Dann sah er in das dämmrige Zimmer hinein und entdeckte Meitoku. Seine Sorge schien zu wachsen. Bevor er allerdings etwas sagen konnte, drängte ihn Bucho zurück. „Verschwinde von hier. Wenn dich hier jemand entdeckt, sind wir geliefert.“ Der Blick des Älteren sagte deutlich, dass er keinen weiteren Widerspruch duldete. Schulterzuckend wandte sich der Dieb ab. „Dann beeilt euch. Ich hab` keine Lust noch ewig zu warten.“ Damit verschwand er mit einem eleganten Satz in der Dunkelheit. Bucho schnalzte verächtlich mit der Zunge. „Dieser Dieb...“, murmelte er. „Liling-Po hat Recht. Wir müssen weiter.“, entgegnete Meitoku leise. Der Adlige drehte sich zu dem anderen um. Er sagte nichts weiter, da er genau wusste, dass die beiden anderen Recht hatten. Sie hatten schon lang genug in dieser Stadt verbracht. Doch auf der anderen Seite wollte Bucho sicher gehen, dass Meitoku sich nicht übernahm. Schließlich mussten sie noch weiter Reisen.

Meitoku unterbrach ihn in seinen Gedankengängen als er sich erneut an diesem Abend erhob. Noch immer schwankend, aber durchaus in der Lage auch allein gehen zu können. Mit wenigen großen Schritten war Bucho an dem Jüngeren heran, um ihn notfalls zu stützen. Ein mildes Lächeln umspielte die Lippen des anderen. Ein schwaches, aber durchaus dankbares Lächeln. Bucho musste sich eingestehen, dass er Meitokus Lächeln sehr gerne sah. Auch wenn es manchmal, so wie dieses gerade, recht gezwungen aussah. Es wirkte auf unwissende Betrachter noch immer liebenswert und echt. Aber der Adlige kannte den Jüngeren schon lange genug um zu wissen, dass es im Moment nur aufgesetzt war. Um sich abzulenken, wandte sich der Ältere ab und suchte ein paar Habseligkeiten Meitokus, die dieser zur Tarnung mitgeführt hatte, zusammen.

Als er sich erhob, blickte er direkt in Meitokus helle Augen. Manchmal war es wirklich erschreckend wie mütterlich der Kleinere wirkt. Wenn man ihn so sah, konnte man fast glauben, dass eine Mutter ihr Kind ansah. Aber das konnte man bei dem Jüngeren schlecht sagen. Bucho überlegte kurz wie man diesen Blick noch deuten konnte. Aber ein anderes Attribut als Liebe fiel ihm nicht ein. Ein anderes Bild schon. Als würde jemand einen geliebten Menschen betrachten. Keinen Verwandten, sondern jemanden sehr spezielles. Jemand, der einem wirklich sehr am Herzen lag. Bucho schüttelte diese Gedanken ab. Er hatte sich auf Wichtigeres zu konzentrieren als auf die Deutung von Meitokus Mimik.

Bucho wollte sich gerade entschlossen zum Gehen umwenden, als er eine Hand an der seinen spürte. Diese zuckte allerdings schnell wieder zurück. Der Größere wandte sich wieder um. Unsicher blickte Meitoku zur Seite. Seine Hand noch halb ausgestreckt in Richtung Buchos. Dieser schenkte dem anderen nur einen irritierten Blick. Doch dann erkannte er, dass er noch immer Meitokus Beutel mit dessen Habseligkeiten in der Hand hatte. Scheinbar wollte der andere ihm diese lediglich abnehmen. Stumm schüttelte Bucho den Kopf. Dann wandte er sich um und schritt auf den Flur.

Meitoku blickte dem jungen Adligen überrascht hinterher. Er hatte eigentlich erwartet, dass Bucho ihm seine Sachen geben würde. Stattdessen trug er diese bereitwillig mit sich. Langsam folgte der kleinere Hofbeamte seinem Reisegefährten. Noch immer war er etwas wackelig auf den Beinen. Ab und an verschwamm sein Blickfeld und er musste inne halten. Wenn er dies tat, spürte er kurze Zeit später Buchos Blick auf sich. Doch wenn er aufsah, hatte sich der andere bereits abgewandt, blieb aber immer wieder stehen und wartete auf den Jüngeren. Unwillkürlich lächelte Meitoku. Auch wenn Bucho nie besonders gerne in irgendeiner Form seine Gefühle und Gedanken zeigte, hatte er die Ahnung, dass der andere ab und an doch ihm gegenüber wohl gesonnen war.
 

Die beiden Hofbeamten gingen den Gang entlang. Im Haus war es totenstill. Nichts rührte sich. Selbst das Holz der Dielen war wohl verstummt. Die meisten Räume, an denen sie vorbei kamen waren, dunkel. Auf dem Gang schienen nur wenige Windlichter, wobei einige davon bald erlöschen würde. Am Ende des Flurs erkannten sie dann das Empfangszimmer des Hausverwalters. Es brannte noch Licht und eine laute, aber undeutliche, Stimme war zu vernehmen. Bucho konnte sich vorstellen, dass der Alte seinen Alkoholpegel noch einmal gesteigert hatte und nun fröhlich unzüchtige Lieder sang. So, wie es der junge Adlige von den älteren Beamten im Palast gewohnt war. Eigentlich hatte er den Drang an dem Zimmer vorbei zu gehen, doch gebot es der Anstand sich noch einmal für die Gastfreundschaft zu bedanken und zu verabschieden. Mit einem kurzen Blick auf Meitoku klopfte er an das Holz der Papiertür. Ein lallendes „Herein!“ war zu vernehmen. Bucho zog die Tür beiseite und blickten dem hochroten Gesicht des Hausverwalters entgegen. Die beiden Hofbeamten knieten förmlich in der Tür und verbeugten sich. „Ah! Wie ich sehe, ist Ihr Reisegefährte wieder wohlauf. Das freut mich, das freut mich.“, grinste der Mann. Meitoku musste sich ein höfliches Lächeln abringen, aber vermutlich würde der Mann dies in seinem Zustand nicht wirklich merken. „Wir möchten uns verabschieden und Ihnen danken, dass Sie sich um unseren Gefährten gekümmert haben.“ Bucho hatte das Wort ergriffen und nun verbeugte er sich noch einmal etwas tiefer. Der Jüngere tat es ihm nach. „Nun lassen Sie das ganze Verbeugen bleiben. Kommen Sie, kommen Sie!“, forderte er sie auf. „Ich möchte Sie jemandem vorstellen." Erst jetzt bemerkten sie etwas weiter entfernt von dem Tisch eine weitere Gestalt. Der hünenhafte Mann, der dort saß, hatte seine langen dunklen Haare zu einem ähnlichen Zopf gebunden, wie ihn Bucho trug. Ein dunkler Kimono ließ ihn noch ein wenig mehr mit den Schatten verschmelzen. Meitoku blickte neugierig durch seinen Pony hindurch um den Mann noch näher zu mustern. Dieser schien ein wenig älter zu sein als sein grimmiger Vorgesetzter, strahlte aber dieselbe innere Ruhe aus. Er hatte sein Sakebecher auf den Tisch vor sich abgestellt, lehnte allerdings einige Schritte weiter hinten an der Papierwand. Mit einem finsteren Blick musterte er Bucho, dann wanderte der Blick langsam zu dem Jüngeren. Danach sah er den Hausverwalter an. „Dies, junger Herr“, und deutete auf Meitoku, „ist der junge Mann, den wir kurz beherbergt hatten. Er hatte sich in dem Sturm draußen verirrt.“ Der Mann sah Meitoku kritisch an als würde er versuchen eine Lüge herauszufiltern oder gar ihren Einbruch von ihm ablesen können. „Ihnen scheint es ja nun besser zu gehen.“, bemerkte er kühl. Meitoku fröstelte es. Diese Stimme war deutlich anders als Buchos. Sie war kalt und distanziert, nicht warm und reserviert. Er nickte zurückhaltend. „Ja... ja, vielen Dank.“, antwortete er leise. Der Hausverwalter begann laut zu lachen, verstummte aber recht schnell als er merkte, dass niemand seine Freude teilte. Der Hausherr starrte Bucho unverhohlen an. Nach einer Weile sagte er: „Sie kommen mir sehr bekannt vor. Haben wir uns nicht schon irgendwo einmal gesehen?“ Auch Bucho blickte den jungen Mann intensiv an. Dann setzte er ein recht unverschämtes Lächeln auf. „Vielleicht haben sie uns mal an einem unserer Stände in einer entfernten Stadt schon mal beehrt. Wir verkaufen verschiedene Dinge, die sie sicherlich für Ihr Heim gebrauchen könnten.“ Der Mann sah ihn abfällig an. „Ich gehe nicht auf Märkte. Das erledigt mein Personal.“, wobei er den Hausverwalter aus dem Augenwinkel musterte, der soeben zusammengezuckt war. Meitoku beobachtete die Szene aufmerksam. Auch ihm kam der Mann recht bekannt vor, allerdings wusste er nicht vorher. Vermutlich hatte Bucho ihn schon längst erkannt, er musste ihn später danach fragen. Buchos Lächeln wurde nachsichtiger. „Dann könnte es sein, dass wir uns auf einem Fest des Kaiser begegnet sind. Seine Majestät hält große Stücke auf unsere Waren müssen Sie wissen. Alles vom Feinsten.“ Das Gesicht des anderen glätte sich. Scheinbar stimmte dies mit seiner Erinnerung überein, denn er nickte bedächtig. „Das kann schon möglich sein.“ Der Jüngere schien einen überlegenden Unterton in dessen Stimme zu vernehmen, dann stand ihr Gegenüber von seinem Platz auf. „Ich denke, dass wir sie nicht länger aufhalten sollten. Im Moment ist das Wetter ruhig, allerdings ist es spät und ich denke, dass Ihr Weg nicht sehr nahe liegt. Und auch wir werden sobald zu Bett gehen.“ Noch einmal wanderte sein Blick zu seinem Verwalter und dann wieder zu den beiden Hofbeamten. Bucho nickte zustimmend. „So ist es. Wir haben eine Herberge etwas außerhalb der Stadt gefunden. Zudem sollten wir Sie nicht von Ihrem Schlaf abhalten, mein Herr. Wie wir vernommen haben, werden Sie wohl morgen sehr früh zu ihrer neuen Bleibe aufbrechen und auch wir müssen weiterreisen. Noch einmal vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.“ Bucho verbeugte sich nochmals und auch Meitoku tat es ihm gleich. Der verunsicherte Shidouki gab nur ein zweifelhaftes Fiepen von sich. Worauf allerdings niemand reagierte. Nun erhob sich Bucho und verbeugte sich noch einmal zum Abschied. Der Jüngere ahmte ihn erneut nach. Er hatte noch nie großartig an den Einbrüchen von Liling-Po teilgenommen. Bucho allerdings schon. Schließlich war er ein Mann der Tat und hatte dementsprechend dem Dieb immer wieder Anweisungen gegeben sich schnellst möglich um die Kostbarkeiten zu kümmern. Doch diesmal war auch er in eines dieser Verbrechen verwickelt und zwar so sehr, dass er nicht unbedingt dabei sein wollte, wenn es irgendwann aufgedeckt werden sollte. Und er hoffte inständig, dass Bucho dafür sorgen würde. Zumindest machte er den ersten Schritt in diese Richtung. Der junge Hausherr schritt an ihnen vorbei und musterte zuerst Bucho und danach Meitoku. Als er auf dessen Höhe war, beugte er sich kaum merklich zu diesem hinunter und flüsterte ihm zu: „Sollten Sie noch einmal erkranken, hoffe ich nicht, dass Sie dann nicht in Begleitung von solch zwielichtigen Gestalten sind.“ Ein wenig irritiert wandte sich Meitoku zu dem Größeren um, doch war dieser bereits um die nächste Ecke verschwunden. Dann sah er erneut zu Bucho, doch dieser schien davon nichts mitbekommen zu haben. Oder ignorierte die Szene gekonnt.
 

Als sie endlich ins Freie traten schienen beide auszuatmen. Der Hausverwalter hatte sie noch einige Minuten festgehalten mit seinen Lobpreisungen über seinen Herren und dessen Manieren. Meitoku war nicht entgangen, dass diese Manieren alles andere als freundlicher Natur waren und bei weitem nur auf dem guten Ton gegenüber Gästen beruhte. Ansonsten schien die Höflichkeit nicht seine Natur zu sein. Bucho schwieg den Rest des Weges. Er schien ins Grübeln verfallen zu sein. Meitoku störte ihn nicht dabei und hing dagegen seinen eigenen Gedanken nach.

Sie kamen früh am Morgen an ihrer provisorischen Unterkunft an. Liling-Po erwartete sie in dem kleinen Wohnraum. Er hatte es sich auf einem der abgenutzten Sessel gemütlich gemacht. Nun blickte er sie direkt an. „Ihr kommt spät. Ich dachte schon, dass ich auch noch losziehen muss und nach euch suchen muss.“, sagte er mit einem breiten Grinsen. Dann stand er auf und ging wortlos davon. Man hörte ihn die Treppe hinaufsteigen und kurz darauf eine Tür auf und zu gehen.

Bucho und Meitoku standen noch einige Sekunden bewegungslos im Türrahmen. Dann gab der Ältere ein verächtliches Schnauben von sich. „Dieser Dieb...“, sagte er nur und drehte sich dann um, um ebenfalls die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer zu gehen. Meitoku blickte ihm hinterher. Dann ging er in die kleine Küche des Hauses. Als er dort die Gaslampe aufdrehte überkam ihn der Schreck. Der Anblick erinnerte ihn daran, wie eine Horde Schweine einmal in das Haus eines Nachbars von ihm eingedrungen ist und dort nach etwas essbarem gesucht hatte. Und vermutlich war hier in etwa dasselbe geschehen, nur war es keine Horde Schweine. Meitoku seufzte ergeben und machte sich daran die Sauerei wegzuräumen.
 

Mit schweren Schritten schleppte er sich die Treppe hinauf. Der Morgen graute bereits und er fragte sich, ob es überhaupt noch Sinn machte noch zu schlafen. Eigentlich nicht, aber er brauchte ihn dringend. Die letzten Stunden waren nicht sehr erholsam verlaufen und er spürte noch immer ein leichtes Zerren der Krankheit an seinen Gliedern. Meitoku öffnete die alte Tür vorsichtig, wobei diese ein leises Knarren von sich gab. Er blickte sich in dem dunklen Zimmer um und sah mit erstaunen, dass Bucho bereits wieder wach war. Er saß an einem kleinen Tisch in der Ecke des Zimmers auf einem Stuhl und schrieb etwas. Er schien bereits eine ganze Weile damit beschäftigt zu sein, da schon einige Seite auf dem Tisch lagen. Als Meitoku eintrat sah er auf. Unauffällig ließ er eine Hand das Geschriebene bedecken. Der Jüngere fragte nicht nach. Nickte nur und machte sich daran die Tür zu schließen und in Richtung seines Bettes zu gehen und sich seiner Sachen zu entledigen. Wobei er das starke Gefühl hatte von dem anderen beobachtet zu werden. Doch als er langsam den Kopf in dessen Richtung wandte, hatte dieser bereits die Arbeit an seinem Brief, für das Meitoku das Schriftstück hielt, fortgesetzt. Eigentlich wollte er ihn fragen, was er da tue, aber er hatte keine Kraft mehr und legte sich daher in sein Bett. Er brauchte nicht lange um einzuschlafen.

Die Reise geht weiter...

Wie lange ist es her, dass ein Neues Kapi on war? Ich weiß es nicht. ^^" Aber ich hoffe, dass es noch fleißige Leser hier gibt, die ab und an mal rein schauen. Ich würde ich mich sehr freuen, wenn auch ab und an ein Kommi von euch kommt. Ich beiße nicht! Wirklich nicht! XDD Der erste Teil meiner FF neigt sich dem Ende zu. ^^ Ich freu mich so auf den zweiten. Natürlich werde ich so schnell wie möglich weiterschreiben, obwohl ich noch keine Idee habe in welche Richtung gehen wird. ^^"
 

Aber jetzt erstmal viel Spaß!
 

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Die Reise geht weiter...
 

Bucho legte den Pinsel beiseite und massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasensteg. Er hatte sich ziemlich lange an diesem Schriftstück aufgehalten. Er musste einfach etwas niederschreiben, auch wenn es bedeutete, dass er die komplette Nacht nicht schlief. Im Grunde war es nicht nötig noch die paar Stunden bis zum endgültigen Tagesanbruch zu schlafen. Sein Blick wanderte zu Meitoku hinüber, der zusammengerollt auf seinem Bett schlief, die Decke irgendwie darüber drapiert. Dem Schwarzhaarigen entwich ein kleines Schmunzeln. Der Kleinere war manchmal wirklich noch ein Kind. Aber nach diesem Abenteuer brauchte vermutlich jeder ein wenig Schlaf. Allerdings wunderte er sich, warum Meitoku heute früh erst so spät hinaufgekommen war. Bucho vermutete, dass er Liling-Pos Spuren in irgendeinem der Räume beseitigt hatte. Der Dieb konnte wirklich nie unauffällig sein. Bucho schüttelte darüber den Kopf. Ein leises Wimmern drang von Meitokus Seite. Scheinbar träumte der Kleinere irgendetwas. Er stand auf und streckte seine müden Gliedmaßen. Er hatte einige Stunden an diesem Tisch gesessen und irgendetwas geschrieben. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, was er da eigentlich genau geschrieben hatte. Bucho nahm die Blätter zur Hand und warf auf einige davon einen Blick. Er hatte tatsächlich alles aufgeschrieben, was ihm in den letzten Stunden durch den Kopf gegangen war. Und bei mindestens der Hälfte der Sätze hatte er Meitokus Namen verwendet. Er schüttelte ein wenig ungläubig den Kopf über sich selbst. Hatte er tatsächlich nichts besseres zu tun gehabt seine wirren Gedanken aufzuschreiben? Mit einer Handbewegung wollte er die Blätter zerreißen, doch entschied er sich anders und packte sie zu seinen restlichen Habseligkeiten. In einer ruhigen Stunde würde er vermutlich die Blätter einmal durchlesen.

Ein erneutes Geräusch aus Richtung Meitokus zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Dieser hatte sich auf den Rücken gedreht und die Position sah nicht gerade bequem aus. Nun wusste Bucho, warum der Kleinere ab und an unter Rückenschmerzen litt. Doch noch etwas zog seine Blicke auf sich. Inzwischen hatte der Jüngere seine Decke vollends gen Boden fallen lassen und lag nun in dem leichten Baumwollkimono in seinem Bett. Die Arme sowie Beine leicht von sich gestreckt als würde sich jemand über ihn beugen. Bucho ging auf das Bett seines Gefährten zu. Hatte eigentlich nur vor dessen Decke wieder auf den Leib des zierlichen Hofbeamten zu befördern. Er hob diese auf, hielt jedoch inne als er auf den Kleineren hinabblickte. Es hatte sich definitiv etwas verändert. Nicht nur in seinem Benehmen, auch in seinem ganzen Denken und Handeln. Und das hatte eine ganze Menge mit diesem kleinen klugscheißernden Hofbeamten zu tun, der gerade friedlich schlief. Bucho betrachtete den anderen weiter. Hatte er wirklich noch nie zuvor den Jungen genauer betrachtet? War er jedes Mal so blind gewesen? Bucho hatte bereits bei ihrem ersten Treffen feststellen müssen, dass Meitoku weitaus mehr Blicke auf sich zog als ihm lieb war und auch er betrachtete ihn gerne unauffällig aus der Ferne. Und das tat er auch auf dieser Reise. Immer ein Auge auf das ungezügelte Temperament werfen, pflegte zumindest sein Vater immer zu sagen. Nach diesem oder einem ähnlichen Motto handelte er wohl auch unbewusst. Doch hatte das noch etwas mit Beobachten zu tun? Mit einer Art Fürsorge? Oder musste man ihn schon als alten Perversen betiteln, weil er Meitoku vorhin verstohlen dabei beobachtete, wie dieser sich entkleidete. Es hatte ihn vorhin wirklich abgelenkt als der Kleinere anfing verschlafen an seinen Kleidern herumzunesteln. Liling-Po hätte vermutlich einen seiner dummen Kommentare von sich gegeben, wenn er in ihrem Zimmer gewesen wäre.

Wieder gab Meitoku ein kurzes tiefes Stöhnen von sich. Unwillkürlich lief es Bucho kalt den Rücken hinunter. Dieser Junge wusste manchmal wirklich nicht wie er auf andere wirkte, vor allem, wenn er schlief. Bucho hatte das starke Gefühl, dass der Kleinere dies nicht unbedingt wusste.
 

Eine warme Hand fuhr Meitoku über die Wange. Es war sehr angenehm diese zu spüren. Der Jüngere drehte sich in Richtung der Wärmequelle, die Sekunden später größere Maße annahm. Seine Augenlider flatterten, bevor sie sich entgültig dazu entschlossen sich zu öffnen. Er nahm eine schlanke Gestalt vor sich wahr und vereinzelte Sonnenstrahlen beschienen ihn von hinten, so dass Meitoku nicht viel von seinem Gegenüber wahrnehmen konnte außer einer grauen Silhouette. Doch er wusste, wer vor ihm auf dem Bett lag und die Sicht auf die ersten Sonnenstrahlen des Tages verdeckten. Die Hand strich weiterhin über seine Wange und erfüllte ihn mit wohligen Schauern. Er lächelte zufrieden und hatte durchaus das Gefühl, dass die Silhouette dieses erwiderte. Er streckte seine eigene Hand aus und berührte die Gestalt vor sich. Er fühlte die leichte Kühle, die von dem langen unbedeckten Liegen her kam, auf der in grau getauchten Haut. Meitoku sah, wie sich die Gestalt den Kopf zur Seite neigte und seinen Arm besah. Spürte den Atem des anderen auf seiner Haut. Der Atem kitzelte ihn und eine leichte Gänsehaut überkam ihn. Unwillkürlich musste er kichern.

Die Sonnenstrahlen wanderten weiter die Wände hinter dem anderen entlang und überwanden ihn langsam. Helle Haut und dunkles Haar kamen zum Vorschein. Meitoku blinzelte gegen die Strahlen bis er erkannte, wer wirklich vor ihm lag. Ihn durchfuhr ein ziemlicher Schreck als er den Mann wahrnahm, aus dessen Haus sie nur kurz zuvor eine der acht Kostbarkeiten gestohlen hatten. Der Mann, der ihm beim Hinausgehen in sein Ohr geflüsterte hatte, sie mögen sich das nächste Mal ohne Buchos Gesellschaft begegnen. Meitoku musste einen ziemlichen Kloß hinunterschlucken ehe er wirklich darauf reagieren konnte. Doch schon begann sich sein Traum wieder zu verflüchtigen und Licht überflutete seine Gedanken.
 

Mit einem Keuchen schlug der junge Hofbeamte seine Augen auf. Wie lange hatte er geschlafen? Was hatte er geträumt, dass ihn so erschreckte? Vereinzelte Bilder schossen ihn ins Gedächtnis, die er sofort wieder zurück drängte. Dann sah er sich langsam im Zimmer um. Die Sonne war noch nicht wirklich aufgegangen, kämpfte sich noch einen Weg in den Tag. Bucho stand am Fenster und hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Scheinbar hatte er hinausgesehen als Meitoku so aufgebracht aus seinem Schlaf erwachte. Nun sah er den Jüngeren ein wenig erstaunt an. Eine Augenbraue ging unmerklich in die Höhe. - Bucho sieht wirklich elegant aus, wenn er einfach nur so vor dem Fenster steht. - schoss es Meitoku durch den Kopf. Doch nur Sekunden später schollt er sich in so einem Moment solche Dinge zu denken. Warum, zum Teufel, dachte er seit Neuestem solche Sachen? Meitoku hatte sich kurz abgewandt, nun sah er ein wenig verschämt den anderen wieder an, der von all seinen Gedankengängen nichts mitbekommen zu haben schien. Noch immer sah ihn der andere an. Fast schon neugierig. Meitoku schüttelte den Kopf, was der andere scheinbar verstand und seinen Blick erneut nach draußen wandte. Der Jüngere schälte sich aus der Decke, die regelrecht an ihm klebte. Mit dem Handrücken fuhr er sich über die Stirn. Er musste unbedingt ein Bad nehmen bevor sie wieder aufbrachen. Auch wenn es nicht wirklich Sinn machte. Erneut spürte er Buchos Blick auf sich. Als er erneut zu dem Älteren sah, blickte dieser ihn tatsächlich an. Schien ihn stumm zu fragen, was mit ihm los wäre. Meitoku lächelte. „Ich gehe runter und nehme ein Bad.“, beantwortete er diese stumme Frage. Bucho nickte nur. Er schien schien müde zu sein. Ein wenig blasser als sonst. Der Kleinere packte seine Sachen zusammen und begab sich auf den Weg in den Waschbereich.
 

Bucho atmete aus. Dem Jüngeren schien es wieder besser zu gehen. Nun konnten sie endlich ihre Reise fortsetzen. Noch einmal besah er sich die Blätter, die er über die letzten Stunden beschrieben hatte. Und noch immer fand er in jedem zweiten Satz den Namen Meitokus. Er schüttelte den Kopf. Er sollte wirklich häufiger den Schwertkampf trainieren. Vielleicht sollte er den Kleineren ebenfalls dazu bringen, dann hatte er einen Partner. Mit diesem Gedanken packte er seine restlichen Habseligkeiten zusammen. Dann ging er in das Nebenzimmer und klopfte an die Tür. Ein verschlafenes „Ja?“ war die Antwort und Bucho betrat den Raum. „Na los, steh auf!“, befahl er. „Wir reisen heute weiter.“ Liling-Po lag in einem zerwühlten Bett. Seine Haare standen ihm in alle Richtungen vom Kopf. Bucho gab einen verächtlichen Laut von sich und knallte die Tür wieder zu. Ergeben schälte sich Liling-Po aus dem Bett.
 

Erleichtert kam Meitoku aus dem Waschraum. Das hatte er wirklich gebraucht, um seine müden Geister wieder in Schwung zu bringen. Bucho hatte schon einige Sachen zusammen gepackt und bei der Treppe deponiert. Die zwei Pferde, die sie vom Palast bekommen hatten, standen bereits vor der Tür. Gähnend schlenderte Liling-Po die Treppe hinunter. „Ein bisschen schneller, Liling-Po. Wir haben nicht ewig Zeit.“, motzte Bucho von draußen. Der Angesprochene verzog das Gesicht. „Man, hat der wieder eine Laune.“ Er stand nun neben Meitoku, der noch ein wenig nasse Haare vom Baden hatte. Dieser lächelte den Dieb nur hilflos an. Liling-Po seufzte ergeben und machte sich dann mit seinen wenigen Habseligkeiten auf zu Bucho vor die Tür. Währenddessen begab sich Meitoku noch einmal in die Zimmer und durchsuchte diese nach Dingen, die sie eventuell noch vergessen haben könnten. Sah sogar unter die Betten um ganz sicher gehen zu können. Als er sich sicher sein konnte, dass sie auch wirklich nichts vergessen hatten, nahm er seinen Beutel und ging hinunter in die Küche. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er nicht einmal Zeit gehabt hatte zu frühstücken. Das hieß für ihn dann auf dem Weg zu essen. Vermutlich hatte auch der kleine Dieb noch nichts gegessen. Er machte noch einige Sachen für die Reise bereit und sammelte die letzten Lebensmittel zusammen. Meitoku war so vertieft in seinem Tun, dass er gar nicht bemerkte, dass Bucho in der Tür stand und ihn beobachtete.

Dieser folgte den Bewegungen des Kleineren aufmerksam. Er hatte kein Talent zum Kochen oder für Hausarbeit, aber der Jüngere schien das wohl öfter getan zu haben. Mit geübten Handgriffen beförderte der Kleinere die wichtigen Sachen in den entsprechenden Beutel. Dann sah er sich noch weiter um, suchte noch im kleinsten Winkel nach Dingen, die sie eventuell mitnehmen mussten. Erstaunt schüttelte er den Kopf. In einigen Dingen war Meitoku so sorgsam, aber ging es um die Verteidigung seines eigenen Lebens, besaß er nicht allzu viel Talent. Über diese Ironie konnte der Hofbeamte nur schwach lächeln.
 

Nach einigen Stunden hatten sie dann endlich alles zusammen und konnten weiter ziehen. Es dauerte Monate bis sie die restlichen Schätze beisammen hatten. Im Palast wurde es bereits unruhig und auch das Volk hatte bereits erfahren, dass die acht Kostbarkeiten aus dem Palast entwendet wurden. Um so erleichtert waren der Kaiser und der Minister als die drei rechtzeitig eintrafen. Alles nahm wieder seinen gewohnten Gang, mit dem Unterschied, dass Bucho nun ungewöhnlich oft mit Meitoku zusammen arbeitete. Darüber hinaus hatte er unter anderem aus diesem Grund seine bevorstehende Vermählung mit einer reichen Adelstochter abgesagt. Meitoku fühlte sich sichtlich geehrt, obwohl er bereits ahnte, dass dies neue Sticheleien von den adligen Kollegen bedeuten würde.
 

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Das war das vorletzte Kapitel zum ersten Teil dieser FF. ^^" Ich hoffe es hat gefallen.

Woher die Pferde kamen, fragt mich bitte nicht. Die sind irgendwann da reingerutscht. Aber im Manga verschwinden die Tierchen ja auch alle Nase lang. XDD Falls ihr Rechtschreibfehler findet, behaltet sie. ^-^ Jetzt könnte es noch ein wenig dauern. Das letzte Kapi ist in der Mache. Der zweite Teil wird hoffentlich nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber er wird schwierig, da er dann mit der Zeit, in der Liling-Po spielt, nichts mehr zu tun haben wird. ^^"

Bis zum nächsten Mal!

(K)Ein Fest, wie jedes andere

(K)Ein Fest, wie jedes andere
 

Einige Tage später bestellte der Minister die beiden jungen Männer in sein Büro. Er verkündete, dass am Ende der Woche ein großes Fest zu Ehren der neuen bürgerlichen Beamten stattfinden soll und Ältere für ihre erbrachten Dienste geehrt wurden. Der Kaiser wollte, dass auch Bucho und Meitoku daran teilnahmen, als gutes Beispiel für eine gute Zusammenarbeit.

Als Meitoku das Büro des Minister verließ, hatte er kein gutes Gefühl bei der Sache.

Es war soweit: Die Feierlichkeiten begannen. Meitoku war unglaublich aufgeregt. Es mochte ihm nichts ausmachen, wenn er allein oder in kleiner Gruppe vor dem Kaiser erschien. Doch vor all diesen Leuten, dass machte ihn unglaublich nervös.

Er stand vor dem Spiegel und drehte sich hin und her. Den Kimono, den er trug, hatte er geschenkt bekommen. Er wusste nur nicht von wem. Meitoku betrachtete sich weiter. Es war ein Seidenkimono in dunklem Lila mit einer aus Silberfäden gefertigten Landschaft. Man konnte Blumen, Schmetterlinge und kleine Wasserfälle entdecken. Der Obi war ebenfalls aus silberfarbenem Stoff. Es stand ihm ausgezeichnet. Meitoku setzte sich und begann sein Haar herzurichten.
 

Bucho saß an dem Holzrahmen seiner Schiebetür gelehnt und sah auf den Garten hinaus. Er trug einen dunkelblauen Seidenkimono mit goldenem Sagenmotiv und dem passenden Obi. Er hatte ihn von seinem Vater bekommen, mit den Worten er repräsentierte die Familie und könne nicht irgendwie dort erscheinen. Bucho hatte es sich bereits selbst denken können, sagte aber nichts weiter dazu. Auch wenn er seit einiger Zeit ein erwachsener Mann war, konnte er noch immer nicht frei über einige Dinge verfügen. Stattdessen wurde er darauf getrimmt die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Bucho hatte dazu wenig Lust. Noch immer lagen ihm seine Eltern mit der annullierten Hochzeit in den Ohren. Doch zwangen sie ihn nicht, trotzdem zu heiraten. Darüber war er erleichtert gewesen. Diese Reise hatte ihn nämlich neugierig gemacht. Neugierig auf das gemeine Volk. Neugierig auf die beiden Diebe. Und neugierig auf Meitoku. Einige Wesenszüge des Jüngeren verstand er immer noch nicht, aber je mehr er sich mit dem anderen beschäftigte, umso besser konnte er dessen Reaktionen verstehen. Bucho hatte zum Beispiel gelernt, dass Meitoku nur eine Mutter hatte. Also konnte er daraus schließen, dass der Jüngere nicht unbedingt wusste, wie sich ein Mann gab. Es klärte auch einiges anderes: Die Besorgnis und Furcht gegenüber anderen. Die Fürsorge und das Mitleid, das er jedem schenkte. Auch das vorurteilsfreie Denken schien er von ihr übernommen zu haben. Nur Naivität und Unsicherheit, dass waren seine eigenen Charakterzüge. Bucho lächelte leicht.

Ein leises Klopfen ertönte und Bucho wandte den Kopf zur gegenüberliegenden Tür. „Ja, bitte.“, sagte er. Die Tür öffnete sich und eine Dienerin verbeugte sich tief. „Der Herr Minister möchte Sie sprechen, Bucho-sama.“ Der junge Mann hob galant eine Augenbraue. So kurz vor einem Fest fand der Minister selten Ruhe und Zeit noch mit Besuchern zu reden. Das war höchst seltsam. Bucho nickte. „Gut. Ich werde mich sofort zu ihm begeben. Wo werde ich ihn antreffen?“, fragte er das Mädchen. Sie verbeugte sich noch einmal. „Er wartet bereits im Empfangszimmer, Bucho-sama.“ Nun war er wirklich überrascht.
 

Ein junger Mann saß lässig am Holzrahmen seines Zimmerfensters und blickte hinaus in den Garten. Zwei kleine Vögel saßen dort und spielten am kleinen Teich mit dem Wasser. Er war in Gedanken versunken als es an der Tür klopfte. „Herein.“, sagte er ein wenig gelangweilt. Die Tür öffnete sich und vom Gang her schien schwaches Kerzenlicht in das Zimmer hinein. Er hatte noch gar nicht bemerkt, wie dunkel es bereits geworden war. Dann sah er die schwarze Gestalt an, die langsam in den Raum schritt und sich schließlich vor ihm verbeugte. „Es ist alles erledigt worden. Wie sie es wünschten, junger Herr.“, sprach er gestelzt. „Sehr gut, Shidouki. Du kannst dich jetzt zurückziehen.“ Shidouki verbeugte sich vor seinem Herrn. „Sehr wohl, junger Herr.“

Er schlich zurück zur Tür und schloss sie behutsam, dann machte er sich auf den Weg zu seinem Schlafgemach. Er wäre zu gern mit auf dieses Fest gegangen, doch wie üblich ließ sein junger Herr nicht mit sich reden. Shidouki fragte sich, warum er einen so teuren Kimono besorgen und hier ohne Nennung eines Namens seines Herrn abgeben sollte. Er hätte zu gern gewusst, wer das Herz seines jungen Herrn zum Schmelzen brachte, doch wagte er es nicht es ihm gegenüber anzusprechen. Zu gegenwärtig war der Ärger mit diesen Schätzen gewesen. Hatte man es doch tatsächlich gewagt, sie hinter seinem Rücken zu stehlen. Sein Herr hatte nichts weiter dazu gesagt. Er war wütend gewesen, dass war offensichtlich, aber nun schien er sich beruhigt zu haben. Seine Aufmerksamkeit hatte er auf einen neuen Schatz gelenkt. So vermutete es Shidouki. Aber das interessierte ihn nicht wirklich. Solange er seine Anstellung als Hausverwalter hatte, war er zufrieden. Shidouki erreichte sein Schlafgemach und schloss erleichtert die Tür. Bald darauf begab er sich zur Ruhe.
 

Unruhig ging Meitoku in seinem Zimmer auf und ab. Er hoffte, keine der Höflichkeitsfloskeln zu vergessen, die er vom Minister beigebracht bekommen hatte. Er war so unglaublich nervös.

Leise klopfte es an seine Tür. Überrascht wandte sich Meitoku um. „Bitte.“, sagte er nur, dann öffnete sich die Tür. Eine Bedienstete verbeugte sich tief. „Bucho-sama ist gekommen um Sie abzuholen, Meitoku-sama.“, erklärte sie sich. Irritiert sah er die Frau an. Das war überhaupt nicht abgesprochen und auch sehr untypisch für den Älteren. Die Bedienstete erwartete geduldig seine Antwort. „Ich bin sogleich bei ihm.“, sagte er schnell. Die Frau verbeugte sich noch einmal mit einem „Sehr wohl“ und schloss die Tür. Meitoku besah sich noch einmal im Spiegel. Atmete tief ein und aus um die Nervosität in den Griff zu kriegen. Dann verließ er das Zimmer.
 

Bucho sah sich in dem kleinen Empfangszimmer um. Der Palast schien wirklich viel Geld darin zu investieren es den bürgerlichen Beamten so bequem wie möglich zu machen. Viele hatten zwar reiche Eltern oder ein großes Erbe, aber solch einen Luxus hätte Meitoku sich sicherlich nicht leisten können. Er sah sich weiter um. Es gab hier ungewöhnlich viele persönliche Gegenstände, wie ein kleines Teeservice auf einem runden Holztablett oder einer Malerei mit Gedicht auf Papier an der Wand. Für Adlige wären solche Dinge in einem Empfangszimmer undenkbar. Aber die meisten von ihnen hatten nicht nur eines. Er nahm eine der kleinen Teetassen in die Hand. Drehte sie sorgfältig. Die Tasse war mit einem traditionellen chinesischen Muster in grün verziert. Das Porzellan war von exzellenter Qualität. Scheinbar war dies ein Erbstück, denn um es käuflich zu erwerben, schien es ihm deutlich zu teuer. Es klopfte vorsichtig an der Tür. Dann öffnete sie sich und das Dienstmädchen, das ihn hineingelassen hatte, erschien. „Meitoku-sama wird jeden Moment bei Ihnen sein, Bucho-sama.“ Der Schwarzhaarige nickte nur und das Mädchen verließ ihn, wobei sie einen schnellen sorgenvollen Blick zu der Teetasse in seiner Hand warf. Kurz nachdem das Mädchen gegangen war, stellte er das Tässchen ab. Es dauerte noch einige Minuten bis Meitoku die Tür öffnete. Er schien überrascht und verunsichert zu sein über Buchos Anwesenheit. Aber auch froh. Der Adlige konnte sich denken, wie aufgeregt der andere war. Der überraschte Ausdruck wich schnell einem herzlichen Lächeln, welches ihn selbst immer wieder zum Lächeln brachte. Dann besah er sich den zierlichen jungen Mann vor ihm genauer: Die Strähne, die Meitoku normalerweise nur mit einem kleinen Bändchen im Zaum hielt, war in sich gedreht und mit Perlen geschmückt. Das Tuch, womit er seine Haare immer zusammengebunden hatte, hatte er für diesen Anlass ebenfalls getauscht. Bei dem Kimono stutzte er. Gehörte dieser wirklich Meitoku? Hatte er sich diesen geliehen? Oder gar von einem Verehrer oder einer Verehrerin bekommen? Bucho vermutete letzteres.

„Bucho? Warum bist du hier?“, begrüßte ihn der Kleinere. „Ich dachte, wir würden uns erst auf dem Fest begegnen?“ Für einen kurzen Moment sah Bucho, wie Meitokus Augen über seinen Körper glitten. Er erschauderte leicht. In letzter Zeit tat er das öfter, wenn Meitoku ihn mit diesem speziellen Blick besah. Er konnte ihn nicht wirklich beschreiben. Es war nur ein ganz flüchtiger, kaum wahrnehmbarer. Kurz darauf wurde Meitoku immer einer wenig verlegen. Genauso wie jetzt. Das machte den Kleineren umso niedlicher. Normalerweise verschwand die Röte auf Meitokus Wangen recht schnell, diesmal blieb sie. Bucho überlegte kurz, dann fiel ihm ein, dass er dem Kleineren noch nie in festlicher Kleidung gegenüberstand. Normalerweise begegneten sie sich in formeller Kleidung, wenn sie Dienst hatten und auf der Reise hatte er den Kleineren auch mal ein wenig legerer gesehen. Doch diesmal waren ihre Kleider auffällig und eng. Jede ihrer Bewegungen war zu sehen. Demnach würde er also heute Abend eine andere Seite Meitokus kennenlernen. Er war gespannt darauf.

Und gespannt sah ihn der Jüngere an. Da er ihm noch immer eine Antwort schuldete. „Der Minister war vorhin bei mir und hat mich darum gebeten, dich zum Saal zu bringen.“ Meitoku sah den Größeren irritiert an. Der Minister war bei Bucho gewesen? Aber wieso sollte er für Meitoku die Eskorte spielen? Das verstand er nicht. Er wollte etwas erwidern, doch Bucho unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Wir sollten gehen. Es ist schon spät.“, überspielte dieser das Thema und ging an dem Kleineren vorbei auf den Flur. Meitoku folgte dem Älteren hinaus.
 

Er richtete sich auf. Der dunkle Stoff raschelte leicht bei der kleinsten Bewegung. Wie er solche Festlichkeiten hasste. Alle taten so als wären sie fröhlich und entspannt, aber eigentlich war das alles nur Zwang und Selbstbetrug. Er seufzte genervt und strich noch einmal über sein Festgewand. Seinen Schatz würde er heute kriegen. Und wie auf ein Stichwort erschien auch das Objekt seiner Begierde in seinem Blickfeld.
 

Imaginär klopfte sich Meitoku auf die Schulter. Er hatte die Zeremonie bewältigt und der Minister war stolz auf ihn, zumindest nach dessen Gesichtsausdruck zu urteilen. Nun stand er so unauffällig wie möglich an der Seite und versuchte, so gut es ging, die neidvollen Blicke der hochrangigen Beamten zu ignorieren. So viel Aufmerksamkeit hatte er noch nie auf sich gezogen. Er sah sich in dem riesigen Saal um. Überall saßen die Leute auf Kissen, Stühlen oder Sofas. Andere tanzten zu den traditionellen Klängen der Musiker.

Dann erblickte er Bucho, der an einer Säule in der Nähe des Balkons lehnte. Ihre Blicke trafen sich und Meitoku lief ein Schauer über den Rücken. Gerade wollte er in dessen Richtung gehen, als er eine Gestalt im Augenwinkel erkannte. Er drehte seinen Kopf in diese Richtung und erstarrte. Vor ihm stand der Mann, dessen Schätze sie vor nicht allzu langer Zeit geraubt hatten. „Guten Abend.“, eröffnete dieser das Gespräch. Der Mann trug einen schwarzen Kimono mit einer Blumenstickerei in Silber darauf. Das letzte Mal, als Meitoku ihn gesehen hatte, hatte er nur kurz vor ihm gestanden. Nun konnte er deutlich sehen, dass dieser Mann größer war als Bucho und auch vom Körperbau eindeutig kräftiger. Das Gesicht des Mannes schien ausdruckslos. „Wie ich sehe, steht ihnen mein Geschenk außerordentlich gut.“ Meitoku schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und lächelte freundlich, aber unsicher, zurück. „ Gu- Guten Abend...“ Er wusste nicht, was er sagen sollte und er hatte den Namen von diesem Mann vergessen. Hatte er ihn überhaupt je erfahren? Sein Blick wanderte in Buchos Richtung. Selbst aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, wie sich dessen Blick verdüsterte. Meitoku sah schnell wieder zurück zu dem jungen Mann vor sich. „Ihr Geschenk? Wie komme ich zu der Ehre?“ Ihm fiel nichts Besseres ein, aber zumindest wusste er nun, von wem dieser Kimono stammte. „Diese Reisekleidung vom letzten Mal ist viel zu trist. Ich wollte Euch eine Freude bereiten.“ Meitoku spürte, wie er rot wurde. Er hatte ein Geschenk von einem Mann bekommen. Er war sich ziemlich sicher gewesen, dass dieser Mann wusste, dass er selbst männlich war. Er hoffte es inständig. „Das war sehr freundlich von Ihnen... Woher wussten Sie, dass sie mich auf dieser Feier finden würden?“ Innerlich dankte Meitoku sämtlichen Göttern, für diesen tollen Einfall. Wieder glitt sein Blick an den Platz an dem Bucho stand. Doch dieser war aus seinem Blickfeld verschwunden. Meitoku betete, dass dieser ihn gleich befreien möge. „Ihr Name stand auf der Liste.“, erklärte sich der Größere. Die Liste... Daran hatte er gar nicht gedacht... Meitoku spürte, wie dessen Blick über seinen Körper glitt. Scheinbar hatte der Mann Gefallen an ihm gefunden und selbst er konnte das erkennen. Er spürte wie unsicher er wurde. Diese Kleidung war ein Geschenk und Meitoku war sich ziemlich sicher, dass sein Gegenüber dafür auch eine Gegenleistung erwartete. Von welcher Art, wollte sich der junge Hofbeamte gar nicht erst vorstellen. „Die Einladungsliste... Daran hatte ich gar nicht gedacht...“ Meitoku war es sichtlich unangenehm mit diesem Mann zu reden. Er wollte hier raus. Er wollte, dass Bucho kam, ihn „rettete“ und dann hier raus brachte. Und als ob er seine Gedanken gehört hätte, stand er nun an Meitokus Seite. „Ihr müsst Kobayashi-san sein, wenn ich mich nicht irre.“, sagte er betont höflich. Buchos Stimme klang nicht warm wie immer, sondern kalt und distanziert. Meitoku lief es eiskalt den Rücken hinunter. Am liebsten wäre er auf der Stelle davon gerannt. Doch dann spürte er etwas Warmes an seinem Rücken. Als er seinen Blick zur Seite drehte, bemerkte er wie der Ältere unauffällig einen Arm über seinen Rücken hielt. Als ob er einen Angriff von hinten fürchtete. Wirklich sicher ließ es den Jüngeren sich nicht fühlen, trotzdem war dem anderen dankbar, dass er ihn schützte.

„Bucho-san, nicht wahr?“, Auch Kobayashi gab sich distanziert. Sie verbeugten sich voreinander so höflich wie möglich. Trotzdem spürte Meitoku deutlich, dass dies nur Oberflächlichkeiten waren und die beiden sich am liebsten sofort duelliert hätten, wenn nicht sogar umgebracht. „Der Name auf der Gästeliste kam mir entfernt bekannt vor. Es ist schon eine Weile her, dass wir uns gesehen haben. Wie ich sehe, haben Ihre Geschäfte sie ebenfalls in den Palast gebracht.“, fuhr Bucho fort. Kobayashi schien Bucho zu mustern und er nickte. „Eine wichtige Angelegenheit hat mich hier gebracht.“, antwortete er. „Sie besitzen einen einzigartigen Kimono, Bucho-san.“ Der Tonfall ihres Gegenübers hatte sich ein wenig verändert. Meitoku war der Meinung, dass es sich ein wenig herablassend anhörte. „Dies ist ein Erbstück.“, erwiderte Bucho sachlich. Meitoku schielte verstohlen in dessen Richtung. In Buchos Stimme hatte Stolz mitgeschwungen. Er hatte schon oft den Stolz der Adligen vernommen, aber bei Bucho klang es immer wieder anders. Allerdings hatte er keine Zeit dies herauszufinden. Kobayashi schien zumindest in keinster Weise davon beeindruckt zu sein. Stattdessen erschien auf seinem Gesicht ein nicht besonders freundliches Lächeln. Buchos Hand an Meitokus Rücken wanderte weiter bis zu seiner Taille und zog ihn näher zu sich heran. „Erbstücke haben immer diesen Beigeschmack von veralteten Riten, finden Sie nicht? Ich bevorzuge stattdessen die neuen Modelle. Sie betonen mehr die Schönheit ihres Trägers.“ Der Blick des Älteren legte sich bei seinen letzten Worten auf den Jüngeren und dieser spürte, wie er errötete. Bucho dagegen verspannte sich zusehends. „Da mögen Sie Recht haben, Kobayashi-san. Trotzdem sollte man die Ahnen nicht verärgern.“ Ein tiefes unterdrücktes Lachen drang aus der Kehle des Gegenübers. „Da haben Sie vermutlich Recht, Bucho-san. Wie dem auch sei, wollte ich Ihrem jungen Freund gerade anbieten einen vorzüglichen Tee in meinen Gemächern zu trinken. Ich habe ihn vor kurzem von einem Händler an der Küste erworben und befinde ihn als perfekten Ausklang für diesen Abend.“ Meitoku ahnte böses. Er wollte nicht mit diesem Kerl alleine sein. „Es wäre uns eine Ehre Ihnen Gesellschaft zu leisten, allerdings werden wir noch zu einem wichtigen Verhandlungsgespräch erwartet. Daher müssen wir uns nun von Ihnen verabschieden.“ Buchos Worte waren so sachlich, dass Meitoku niemals daran gezweifelt hätte, dass dies der nicht Wahrheit entspräche. Für einen kurzen Moment erschien auf Kobayashis Gesicht ein seltsamer Ausdruck, der in Sekunden wieder verschwand. „Zu schade, aber das Geschäft geht vor. Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg und eine gute Nacht.“ Die drei verbeugten sich höflich voreinander und dann wandten sich die beiden Hofbeamten von ihrem Gegenüber ab und gingen in Richtung der Terrasse von der man in den Garten gelangte. Sie verschwanden hinter einem der Vorhänge, die vor den Fenstern hingen und Meitoku atmete erleichtert auf. Dieser Mann war definitiv unheimlich. Er sah zu Bucho auf um sich bei diesem zu bedanken, hielt aber inne. Der Ältere stand da, die Hände zu Fäusten geballt und die Augen geschlossen. Er schien um Beherrschung zu ringen. Ein wenig unschlüssig beobachtete er ihn, dann legte er eine Hand auf die Schulter des Größeren, der kurz unter der Berührung zusammenzuckte. Bucho öffnete seine Augen und sah seinen Freund entschuldigend an. „Danke.“, lächelte der Kleinere. Er wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte, um den aufgebrachten Adligen zu beruhigen. Auch seine Hand auf dessen Schulter schien ihn nicht wirklich aufzumuntern, daher ließ er diese wieder sinken. Meitoku wandte sich ab. Es war Zeit zu gehen. Er trat an die nächste Terrassentür heran um sie öffnen, hielt aber inne als er Buchos Stimme leise vernahm. „Meitoku...“ „Ja?“ Der Jüngere wandte sich nicht um. „Wo willst du hin?“, fragte der andere ein wenig gefasster. „Nach Hause.“, war die knappe Antwort. Meitoku spürte die Müdigkeit. „Ich werde dich begleiten.“ In Buchos Stimme schwang ein Ton mit der keinen Widerspruch duldete. Er trat neben den Jüngeren und öffnete ihm die Tür. Ein Schwall feuchtwarmer Luft kam ihnen entgegen. Es duftete süßlich nach den Blumen im Garten.

Auch wenn es hier draußen warm war, fröstelte es Meitoku und er schlang seine Arme um seinen Körper. Bucho lief voraus und ohne ein Wort folgte er ihm mit Blick auf die Steine. Sie liefen eine ganz Weile bis der Bürgerliche stutzte. „Bucho, wohin gehen wir? Das ist nicht der Weg zu meinen Gemächern.“ Er vertraute Bucho zwar blind, aber dieses Verhalten machte ihm Angst. „Wir gehen auch zu mir.“, antwortete der Größere. Meitoku blieb abrupt stehen. „Warum?“ Meitoku schlang die Arme vor der Brust zusammen. Auch Bucho blieb stehen und drehte sich um. Irritiert sah er den Jüngeren an. „Bitte?“ „Warum sollte ich mit zu dir gehen, wenn ich nach Hause will?“ Der Größere schien einen Moment unschlüssig, sagte dann aber: „Ich will nicht, dass du heute Abend allein bist. Zudem hat mich der Minister darum gebeten, auf die aufzupassen solange Kobayashi hier am Hof ist.“ Nun war es an Meitoku irritiert zu sein. „Weshalb?“, fragte er. Der Ältere blickte ihn ernst an. „Das kann ich nicht hier mit dir besprechen. Komm.“ Damit wandte sich Bucho um und ging weiter in Richtung seines Hauses. Meitoku war verwirrt und müde. Er folgte dem Älteren ohne ein weiteres Wort.
 

Fortsetzung folgt...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat gefallen und freue mich über jeden Kommentar! Auf, auf zu den letzten Teilen dieser FF! ^-^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von: abgemeldet
2010-04-08T19:11:06+00:00 08.04.2010 21:11
hi.
hast dir wirklich ganz schön zeit gelassen mit diesem kapitel.
aber wenigstens hat es sich gelohnt, ist gut geworden.
meitoku und bucho stehen echt auf dem schlauch was ihre gefühle angeht, wenn schon liling-po etwas merkt.
ich hoffe diesesmal muss ich nicht wieder so lange auf ein neues kapitel warten?
lg
Von: abgemeldet
2010-01-20T18:42:35+00:00 20.01.2010 19:42
hi du.
wie ein gutes kapitelchen von dir.
diesesmal bist du ja richtig stark auf bucho eingegangen. hat mir gut gefallen.
bin gespannt was jetzt mit meitoku passiert. eigentlich ist er ja selbst schuld das er umgefallen ist. man geht nun mal nicht mit einer erkältung heiß baden.
bin auch gespannt wie bucho reagiert wenn er erfährt das meitoku umgefallen ist.
hoffe du schreibst schnell weiter.
lg
Von: abgemeldet
2010-01-01T20:00:00+00:00 01.01.2010 21:00
hi du.
irgendwie ist in dem kapitel jetzt nicht wirklich viel passiert oder?
es ist aber dennoch gut geworden, die story muss ja weiter gehen.

fand es schade das bucho nix zu meitoku gesagt hat, als der schon wieder durchs haus gewuselt ist....ist halt typisch bucho.
bin gespannt wie es meitoku jetzt ergeht in der "höhle des löwen".
wird er yako erfolgreich ins haus bekommen oder muss er alleine den schatz suchen?
bin gespannt, hoffe du schreibst schnell weiter.
lg
Von: abgemeldet
2009-12-19T21:34:58+00:00 19.12.2009 22:34
hi.
wieder ein schönes kappi, nur so kurz.
hätte wirklich zu gern gewusst wie bucho den zustand der küche erklärt.
so aber erstmal zum anfang.
das nennt man mal einen interressanten traum. nennt mann das jetzt einen albtraum oder war es doch ein schöner traum?
glaube meitoku ist sich da auch nicht so sicher.
liling-po hätte sich ruhig ein bisschen um ihn kümmern können, wo er sich doch sonst recht gut mit ihm versteht.
so jetzt bin ich gespannt was bucho für essen mitbringt und wie er reagiert wenn meitoku auf den beinen ist und sich sogar dem katastrophengebiet küche angenommen hat.
hoff deine muse ist nett zu dir und es kommt bald das nächste kappi.
lg
Von: abgemeldet
2009-11-29T17:33:56+00:00 29.11.2009 18:33
hi.
habe deine geschichte gerade entdeckt.
ich finde sie bis jetzt nicht schlecht.
dein stil ist gut und die charas sind gut getroffen.
bucho und meituko sind für mich auch ein perfektes paar.
bin wirklich gespannt wie du dir das zusammenkommen von den beiden
ausgemalt hast.
freu mich aufs nächste kappi, bekomm ich ne ens wenn du es on stellst?
wäre lieb
lg


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