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ein BÖSER (?) draco malfoy

DM/HP
von

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Nächliches Fliegen

Meine Finger glitten über das raue Holz.

„Verdammt.“

Wütend starrte ich in den Regen. Dort flog Potter auf seinem beschissenen Besen triumphierend Runden um das Quidditchfeld. In seiner rechten Hand blitzte der goldene Schnatz. Ich sah wie seine Flügel verzweifelt zwischen den Fingern des Suchers flatterten. Eine Szene, so richtig zum Kotzen.

„Potter!“, knurrte ich und drehte mich um. Das musste ich mir wirklich nicht antun. Der tolle Potter hatte mal wieder den Sieg für Gryffindor geholt. Saint Potter! Jetzt würden sie ihn wieder alle in den Himmel loben und ich? Ich dufte mir im Gemeinschaftsraum wieder die Sprüche anhören.

Ich schlug mit der Faust gegen das Holz der Tribüne und lief dann die Treppen hinunter. Verfluchen sollte man die ganze Welt.

„Draco!“

Nicht die auch noch. Ich machte keine Anstalten stehen zu bleiben. Mit gleich bleibenden Schritten lief ich auf den Ausgang des Quidditchstadions zu.

„Hey Draco, jetzt warte doch mal!“

Ich würde nicht auf sie warten. Wenigstens diese Qual wollte ich mir ersparen. Potter nervte ja schon zur Genüge, da musste ich mir nicht auch noch freiwillig Parkinsons dummes Gequatsche antun.

„Lass mich in Ruhe.“

„Aber es ist wichtig Draco.“

Ich ballte meine Fäuste. Wollte sie es nicht verstehen?

„Nichts ist im Moment wichtiger, als dass ich meine Ruhe haben will und jetzt verschwinde.“

„Aber Draco…“

„Lass mich in Ruhe!“

Ich spürte, wie meine eigene Stimme kalt aus meinem Mund drang. Meine rechte Hand ballte sich zu einer Faust und ich biss die Zähne zusammen. Ich musste mich beherrschen. Kalt, aber nicht wütend. Das war der feine Unterschied zwischen mir und diesen ganzen anderen gefühlsduseligen Leuten an dieser Schule. Beherrschung statt Gefühle. Das hatte mir mein Vater schon früh beigebracht. Genau wie es weder Gut und Böse gab. Nur Macht. Macht – diejenigen, die danach streben und diejenigen, die zu schwach dafür sind. So hatte ich es seit meiner Kindheit gelernt.

Ich drehte mich nach Parkinson um und starrte sie kühl an. Da war sie, die Macht. Ich spürte, wie Parkinson förmlich unter meinem Blick zusammen schrumpfte. Ich strich mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht und zog eine Augenbraue hoch. Kalt lächelte ich.

„Du nervst Parkinson. Ich will dich heute nicht noch einmal sehen. Du weißt was passiert, wenn ich deinen Eltern schreibe, dass du mich – verärgert hast.“

Damit spielte ich meinen Triumph aus. Mit Macht konnte man eben alles erreichen. Und ich – ich hatte Macht über Parkinson.

„Tut mir leid, Draco!“, flüsterte sie mit dünner Stimme und sah zu Boden.

Zufrieden hob ich den Kopf, rümpfte angewidert von ihrer Unterwürfigkeit die Nase und wand mich dann wieder dem Schloss zu. Ich hörte jetzt schon, wie sich hinter mir langsam die triumphierenden und feiernden Gryffindors näherten. Schnell beschleunigte ich meine Schritte, erreichte das Schloss vor ihnen und wand mich nach links zu den Kerkern. Auf den Anblick des mit sich äußerst zufriedenen Potters konnte ich dankend verzichten.

Als ich den Eingang zum Slytheringemeinschaftsraum erreichte, kam mir Montague entgegen.

„Hey Draco, hab gehört Dumbledores Lieblinge haben schon wieder gewonnen.“

Er sah mich scharf an.

„Ich erwarte das nächste Mal von dir, dass du den Schnatz vor Potter schnappst. Habe keine Lust wieder auf so eine Blamage. Man sollte doch meinen, du als Reinblüter wärst besser als dieser Muggelfreund.“

Ich starrte kalt an ihm vorbei, antwortete nicht, sondern biss mir nur auf die Zunge. Niemand musste mir sagen, dass ich eigentlich besser sein sollte als Potter. Nein, nicht sollte. Ich WAR besser.

„Gut, kann ich jetzt endlich in den Gemeinschaftsraum. Habe keine Lust hier ewig rumzustehen, nur weil ein Troll wie du mir den Weg versperrt.“

Montague machte einen bedrohlichen Schritt auf mich zu. Ich zuckte mit keiner Wimper, sondern bedeckte ihn nur mit einem kalten Blick.

„Pass auf was du sagt, Malfoy! Ich bin hier immer noch der Kapitän. Ein falsches Wort und du fliegst.“

„Ach ja, ich glaube, du vergisst, wer ich bin. Drohe mir noch einmal und dein werter Vater verliert seinen Posten im Ministerium. Jetzt kriegst du Angst, nicht wahr? War es nicht so, dass er nur durch meinen Vater die Stelle bekommen hat?“

Ich beobachtete zufrieden, wie sich Montagues Gesichtszüge veränderten. Wie Parkinson eben hatte ich ihn völlig in der Hand. Ohne ihn weiter zu beachten, beschäftigte ich mich mit meinen Fingernägeln.

„Ist es nicht ungünstig, wenn einem so leicht gedroht werden kann? Und jetzt lass mich endlich durch.“

Er trat schnell einen Schritt beiseite. Ich zischte das Passwort „Todesser“ und schlüpfte dann durch den Spalt, der sich in der Wand aufgetan hatte. Sofort stand ich im Gemeinschaftsraum der Slytherins. Er war völlig in das grüne Licht des Sees getaucht.

Doch im Moment war es das Letzte, wofür ich mich interessierte. Das Quidditch-Spiel heute hatte meine Stimmung versaut, auch wenn die kleinen Machtspiele mit Parkinson und Montague schon etwas amüsant gewesen waren.

Langsam ließ ich meinen Blick durch den Gemeinschaftsraum schweifen.

„Porkin!“, zischte ich den kleinen Zweitklässler an, der gerade auf dem Sofa saß und über einen Witz seines Freundes lachte. Als er meine Stimme hörte, verstummte er augenblicklich, zuckte zusammen und drehte sich langsam zu mir um.

„Bring einen Tee. Und beeil dich!“

Die grünen Augen des Zwergs weiteten sich. Er nickte und sprang dann auf, um blitzschnell zu verschwinden. Ich starrte ihn mit einem eiskalten Blick hinterher.

„Draco, lass doch mal den kleinen Steve Porkin in Ruhe.“

Ich hörte die ruhige Stimme meines besten Freundes hinter mir. Bester Freund? Nun ja, Blaise war wohl derjenige, den ich am ehesten als solchen bezeichnen konnte und wollte. Ihn kannte ich seit meinem ersten Jahr in Hogwarts, er war mir intellektuell fast – ich betone FAST – ebenbürtig und er ließ sich nicht einfach von mir einschüchtern, was ihm ein Stück Respekt meinerseits einbrachte. Trotzdem. Das Wort ‚Freund’ war noch zu viel gesagt.

„Und wieso sollte ich ihn in Ruhe lassen? Es macht Spaß seinen persönlichen kleinen Hauselfen an der Schule zu haben.“

Ich schenkte Porkins, der mir mit halbängstlichem, halb ehrfürchtigem Blick in den Augen meinen Tee reichte, ein eiskaltes Lächeln.

„Er ist kein Hauself, Draco, falls du das vergessen hast.“

Er griff nach meinem rechten Arm und zog mich in Richtung Kaminfeuer, wo er mir andeutete auf einem der freien Sessel Platz zu nehmen.

„Außerdem kann er nichts dafür, dass er genauso grüne Augen hat wie unser herzallerliebster Harry“, raunte er mir aus dem Mundwinkel entgegen.

Ich prustete in meinen Tee.

„Bitte was?“

„Nun ja, du kannst nun wirklich nicht leugnen, dass du dir ausgerechnet den kleinen Steve als persönlichen Sklaven rausgesucht hast, weil er gewisse Ähnlichkeiten mit Potter hat.“

Blaise lehnte sich zufrieden lächelnd in seinem Sessel zurück. Ich zerbrach mir währenddessen den Kopf darüber, wie ich ihm antworten sollte.

„Und wenn es so wäre?“

Schwache Antwort, Draco. Doch ich hatte nichts Besseres gewusst. Während ich auf Blaise' Erwiderung wartete, strich ich mit dem Zeigefinger meiner rechten Hand das Muster auf der Teetasse nach. Eine kleine Schlange, die sich um einen Zauberstab wand.

„Es ist so. Und ich sage es dir nur noch ein einziges Mal. Lass deine Wut an Potter persönlich aus und nicht an den kleinen Slytherins.“

Meine Finger verkrampften sich um die Tasse. Das würde ich ja gerne, doch Potter schien es in letzter Zeit ziemlich egal zu sein, was ich zu sagen hatte. Er ignorierte mich entweder völlig oder schenkte mir nur ein herablassendes Lächeln. Dieser arrogante…

Die Tasse in meiner Hand gab mit einem leisen Knack nach und der heiße Tee floss mir über die Finger.

„Au verdammt!“

Ich zückte meinen Zauberstab.

Reparo!

Sofort setzte sie sich wieder zusammen und ich stellte sie mit einem Schlenker meines Zauberstabs auf dem Tisch ab. Dann entfernte ich auch noch den Tee und stand auf.

„Ich gehe jetzt essen!“, verkündete ich und verließ den Gemeinschaftsraum.

„Du…!“

Ich ignorierte Blaise, der anscheinend hinter mir vom Sofa aufgesprungen war, um mich aufzuhalten. Ich wand mich nicht nach ihm um, sondern verließ allein den Gemeinschaftsraum.

Wütend über Potter, lief ich durch die Kerker. Dass ich jemanden anrempelte, ignorierte ich völlig. Ich hörte hinter mir einen dumpfen Laut. Die Kleine, die ich eben umgerannt hatte, war vermutlich hingefallen.

Mit schnellen Schritten lief ich die Treppen hoch, wand mich dann nach links und blieb abrupt stehen. Potter und Weasley kamen lachend von der anderen Seite auf mich zu. Ehe sie mich bemerkten, machte ich einen schnellen Schritt hinter die nächste Säule. Das fehlte mir noch. Potter!

Kaum war ich verschwunden, drangen auch schon ihre Stimmen an mein Ohr. Ich versuchte verzweifelt wegzuhören.

„…echt gedacht, dass sie euch damit rein legen würden!“, schnappte ich den letzten Teil des Satzes auf, bevor Weasley in ein unheimlich pubertäres Kichern ausbrach. Die beiden blieben vor meiner Säule stehen, um sich erst einmal wieder zu beruhigen.

„Und…u- und…“, brachte Potter japsend hervor, „d- du hättest Snapes Gesicht sehen sollten, als ich den Schnatz direkt vor seiner übergroßen Nase gefa…!“

Der Rest des Satzes ging in Weasleys Kichern unter.

Ich drückte währenddessen meine Faust gegen den kalten Stein. Potter und Weasley… wie konnten sie es wagen? Während ich mir auf die Lippen biss, setzten die zwei ihre Unterhaltung fort.

„Hey, Mann, jetzt müssen wir Slytherin aber echt platt machen im nächsten Spiel.“

Ich sah wie Weasley Potter einen Stoß in die Rippen versetzte und seinen Freund angrinste.

„Als ob das ein Problem für uns wäre. Du hast den Schnatz doch schon gefangen, bevor Malfoy überhaupt das Gleichgewicht auf seinem Besen gefunden hat.“

Das reichte!

Mit der Faust schlug ich kurz gegen die Säule; ein Schmerz durchfuhr meine Hand; ich zwang mich zu einem eiskalten Lächeln und schob mich dann in das Blickfeld der beiden.

„Ach ja, Wiesel? Wenigstens sehe ich auf meinem Besen nicht so aus, als würde ich versuchen Luft zu fangen.“

Schon lief er rot an und seine Hand tastete nach dem Zauberstab, besann sich dann aber und ballte sich nur zu einer Faust.

„Wenigstens tun wir nicht so, als wären wir unfähig zu spielen, um zwei der anderen Mannschaften reinzulegen.“

Ich spürte, wie Potter mich von oben bis unten musterte. Dann bahnte sich ein Grinsen auf sein Gesicht.

„Obwohl, ich glaube, ihr müsst nicht mal so tun. Ihr seid es wirklich. Komm Ron.“

Er zog Weasley am Ärmel des Umhangs und die beiden verschwanden in der großen Halle. Ich blieb zurück und starrte ihnen wütend hinterher.

Das meinte ich!

Ich rieb meine immer noch von der Säule schmerzende Hand, während ich innerlich Potter verfluchte. Dieser Idiot knallte mir einen Satz an den Kopf, grinste unverschämt und verschwand. So machte die ganze Sache überhaupt keinen Spaß mehr!

Mit Giftblicke durchlöcherte ich die Eingangstür zur Großen Halle.

„Mr. Malfoy, was stehen Sie hier so sinnlos herum? Wenn Sie essen wollen, dann machen Sie gefälligst hier Platz und verschwinden Sie in die Große Halle.“

Die scharfe Stimme McGonagalls drang an mein Ohr.

„Ich wollte nur…“

„Er hat nur auf mich gewartet.“

Blaise drängelte sich an ihr vorbei und zog mich mit sich weiter. Als wir die Große Halle betraten und am Gryffindortisch vorbei liefen, spürte ich Potters und Weasleys Blicke im Nacken. Mit einer schnellen Handbewegung in den Nacken, versuchte ich das Gefühl loszuwerden. Als Blaise und ich uns schließlich setzen, spürte ich immer noch dieses seltsame Kribbeln. Schnell drehte ich mich um und durchbohrte Potter mit meinen Blicken. Er zog die Augenbrauen hoch, zog Weasley zu sich herum, so dass auch dieser den Blick von mir wand und begann dann schnell zu flüstern. Ich runzelte die Stirn.

„Draco!“

„Was?“, fauchte ich und funkelte Blaise an.

„Lass es endlich.“

Ohne ihn zu beachten, griff ich nach meiner Gabel und spießte ein Stück Huhn an. Während ich es auf meinen Teller verfrachtete und Erbsen dazu schaufelte, seufzte Blaise.

„Potter ist nun wirklich nicht so wichtig, dass man wegen ihm Stimmungsschwankungen haben muss!“

Ich knallte meine Gabel neben den Teller.

„ICH HABE KEINE STIMMUNGSSCHWANKUNGEN WEGEN…Potter!“, das letzte fügte ich leise und mit einem warnenden Zischen in meiner Stimme hinzu.

„Wenn du noch ein bisschen lauter schreist, weiß es dann auch die ganze Halle“, erwiderte Blaise ohne auf mein Zischen einzugehen. Ruhig schob er sich ein paar Erbsen in den Mund.

„Es macht mich einfach wahnsinnig, dass ich meine Wut nicht mehr an ihm auslassen kann. Er ignoriert mich völlig. Oder…“, ein Kartoffel fand den Weg in meinen Mund, „ehr schaud… mich vong oen herhab an.“

„Draco, das ist eklig.“

Ich stutzte, besann mich dann schnell darauf, dass ich ein Malfoy war und nicht mit vollem Mund sprechen sollte und schluckte die Kartoffel herunter.

„Blaise! Ich bin ein Malfoy! Ich lasse mich nicht so von oben herab behandeln. Schon gar nicht von… von diesem Potter.“

Ich machte eine unwirsche Bewegung mit der Hand. Blaise legte den Kopf schief.

„Vielleicht ist Potter einfach nur ein bisschen erwachsen geworden. Mensch Draco, du regst dich drüber auf, dass Potter sich nicht mehr mit dir zankt wie ein kleines Kind! Du solltest dich mal hören!“

Ich sollte mich hören?

„Er ist überhaupt nicht erwachsen geworden! Du hättest ihn mal vorhin hören sollen, wie er mit dem Wiesel rumgekichert und sich über uns lustig gemacht hat.“

Nun wurde er doch hellhörig.

„Da kommen wir der Sache doch näher. Was ist denn vorhin passiert?“

„Sie haben uns unterstellt, wir hätten uns vor dem Spiel heute nur gedrückt, dass unser Hüter und die Treiber überhaupt nicht außer Gefecht wären.“

Ich verschränkte die Arme.

„Und?“, Blaise klang nun doch gelangweilt, „Das stimmt ja auch. Und es war deine Idee. Du hattest keine Lust heute in strömendem Regen und in dieser Eiseskälte zu spielen. Deswegen haben wir den dreien Kotzpastillen untergeschmuggelt.“

„Aber…“

„Nichts aber, Draco. Du bist einfach nur sauer, weil Potter nicht mehr deinen kleinen Gummiball spielt, den du nach Belieben rum schubsen und dich mit ihm streiten kannst.“

Zum Glück fand ich meine Selbstbeherrschung wieder, ehe ich Blaise meine Gabel an den Kopf werfen konnte, sonst hätte er jetzt eine genauso hässliche Narbe an der Stirn wie Potter.

„Du machst mich krank!“, zischte ich ihm zu und stand auf, ohne einen weiteren Bissen nach der Kartoffel gegessen zu haben.

„Ich gehe schlafen, wehe du kommst mir nach.“

Meine Worte mussten Eindruck hinterlassen haben. Er machte keine Anstalten mir zu folgen. Dafür taten es die Blicke einiger meiner Mitschüler.
 

Mit einer ziemlich uneleganten Bewegung ließ ich mich immer noch voll bekleidet auf mein Bett fallen. Die Kissen gaben unter mir nach und ich sank in den weichen Stoff. Langsam ließ ich meine Wange auf den kühlen grünen Bezug sinken.

Mein Bett stand mit der rechten Seite an der Wand. Seltsam grünliches Licht drang wie im Gemeinschaftsraum durch zahlreiche kleine Glasrombusse, welche den Blick auf den See freigaben. Wie Diamanten. Ich atmete tief ein, schloss die Augen und öffnete sie dann wieder. Die Ruhe war unbeschreiblich. Völlig allein in den Tiefen des Sees.

Ich strich mit den Fingern über das Glas und lächelte gequält. Ich würde es zwar nie zugeben, aber so allein im Schlafsaal, konnte ich schon manchmal vergessen, dass ich ein Malfoy war. Dass ich eine Würde zu bewahren hatte, dass ich Gryffindor hassen, Slytherin lieben und mich dem Dunklen Lord verpflichten musste.

Ich seufzte. Während ich in den See hinaus starrte, kam mir das alles so bedeutungslos vor. Gut, Böse, Macht, alles was mein Vater mir seit meiner Geburt eingebläut hatte, verschwamm vor meinen Augen. Eine Träne rollte mir die Wange hinunter, während ich gedankenverloren immer noch über das kalte Glas strich. Wie Diamanten.

Plötzlich schoss ein schwarzer Schatten an dem Glas vorbei. Ich schreckte zurück und starrte eine Weile in den See. Dann, wütend über mich selbst, strich ich die Träne weg und zog mir die Decke über. Wie konnte ich so einen Blödsinn überhaupt denken? Natürlich würde ich mich dem Dunklen Lord verpflichten, einen Platz in der Reihe der Todesser einnehmen und Potter und das ganze Schlammblutpack bekämpfen. Ich schüttelte den Kopf. Wie konnte ich überhaupt daran zweifeln?

Mit einem lauten Krachen ging die Tür auf.

„Hey Draco, schläfst du schon?“

Ich warf die Decke von mir.

„Danke Goyle, jetzt nicht mehr.“

„Oh.“

Ich sprang aus meinem Bett und widmete Goyle einen eiskalten Blick.

„Oh, schlechte Laune, Draci?“

„NENN MICH NICHT SO.“

Die Schärfe meiner Stimme schnitt eiskalt durch die Luft. Ich sah, wie Goyle einen Schritt zurück tat, um aus meiner Reichweite zu gelangen. Ich griff nach meinem Zauberstab, brachte mit einem Schlenker mein Bett in Ordnung und drehte mich dann wieder zu Goyle um.

„Du willst mich doch nicht etwa verhexen?“

Ich ignorierte das Zittern in seiner Stimme und warf einen Blick auf meine Uhr.

„Ich gehe raus.“

Eigentlich waren es nur noch zwanzig Minuten bis zur Sperrstunde, doch ich schnappte dennoch meinen Besen und verließ den Schlafsaal. Der Gemeinschaftsraum füllte sich langsam.

„Hey Draco Schatz, wo willst du denn hin?“

Ich vernahm Parkinsons Stimme von ziemlich weit weg.

„Schatz?“, rief sie noch einmal, als ich ihr keine Beachtung schenkte, doch da war ich schon raus. Die kühle, feuchte Luft des Kerkers schlug mir entgegen. Kurz blieb ich stehen, besann mich dann doch und rannte in Richtung Treppen, um mein Vorhaben weiter in die Tat umzusetzen. Als ich den Eingangsbereich des Schlosses erreichte, fühlte ich mich seltsam beobachtet. Doch als ich mich umschaute, sah ich niemanden. Ich zog eine Augenbraue hoch, beschloss, dass ich mich wohl getäuscht haben musste und stieß schnell die große Tür in Richtung Ländereien auf. Ich rannte noch ein paar Meter in Richtung Wald, bevor ich mich auf meinen Besen schwang und vom Boden abstieß.

Die eiskalte Novemberluft schlug mir ins Gesicht. Ich schloss die Augen. Die Kälte war keinesfalls störend, im Gegenteil. Sie brannte mir im Gesicht und ich spürte, wie meine Gedanken um meinen Vater, den Dunklen Lord und Potter verschwanden. Ich konzentrierte mich völlig auf den Flug. Immer schneller schraubte ich mich in die Luft, nur um sogleich wieder in einen atemberaubenden Sturzflug über zu gehen. Kurz vor dem Boden riss ich meinen Besen hoch, preschte gut dreißig Zentimeter über der Erde entlang, bevor ich dann abbremste und so tat, als würde ich mit den Fingern den kleinen goldenen Schnatz umklammern.

Während ich meine geballte Hand betrachtete, zerzauste der Wind meine Haare, trug die Gedanken, die mich eben noch im Schlafsaal gequält hatten weit, weit weg. Ich entspannte meine Hand, die bis eben noch den kleinen, unsichtbaren Schnatz umklammert hatte und schloss die Augen. Ich spürte, wie der Wind sich etwas legte und die Gedanken zurück in meinen Kopf kamen.

Leise hörte ich die Stimme meines Vaters: „Es ist eine Ehre, Draco. Nächsten Sommer ist es dann so weit und du kannst deiner Bestimmung nachgehen. Denk immer daran, was es für eine Ehre für die Familie ist!’ Das waren seine letzten Worte gewesen, bevor ich im September in den Zug eingestiegen war. Seine Augen hatten aufgeregt geleuchtet und ich hatte ihm zugenickt, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich genau die gleiche Aufregung spürte, wenn ich nur daran dachte, dass ich bald auch in die Reihen der Todesser gehören würde. Und ich hatte nicht gelogen. Das hatte ich schon immer gewollt. Schon seit mein Vater mir erklärt hatte, dass das meine Bestimmung war.

Ich stieß mich erneut vom Boden ab.

Ich wollte es so. Schon immer. Die ganzen Schlammblüter waren es nicht wert. Und Potter. Saint Potter. Dieser arrogante Mistkerl. Ich würde den Dunklen Lord unterstützen. Es war völlig richtig so zu handeln. Schon immer hatte die Familie Malfoy das getan. Es war meine Pflicht.

Als ich aufblickte, sah ich entsetzt, dass ich viel zu weit in Richtung des Waldes geflogen war. Schnell beschleunigte ich meinen Besen und setzte in einem Spurt den Weg zur Schule zurück. Mit einem Sturzflug landete ich etwa hundert Meter entfernt im Gras, zog meinen Umhang zurecht, versuchte noch die vom Wind zerzausten Haare zu glätten und lief mit großen Schritten auf das Schloss zu.

„Warum habt ihr heute nicht gespielt?“

Erschrocken fuhr ich herum. Ich hatte doch niemanden gesehen, während ich gelandet war.

„Potter“, zischte ich, als ich ihn sah. Mit einem selbstgefälligen Grinsen stand er nur wenige Meter von mir entfernt. In seiner Hand diesen bescheuerten Umhang.

„Ich weiß, wie ich heiße.“

Ich verengte die Augen zu Schlitzen.

„Haha, sehr komisch.“

Er ging nicht auf das ein, was ich eben gesagt hatte.

„Wieso habt ihr heute nicht gespielt?“, fragte er erneut.

„So wie du eben geflogen bist, hättest du doch ruhig spielen können.“

Ich wurde rot. Nun ja. Ich spürte jedenfalls, dass mir das Blut in die Wangen schoss. Nach außen hin wurde ich höchstens etwas rosa.

„Du hast mir zugesehen?“, fragte ich wütend und ballte die Fäuste.

Potter zuckte mit den Schultern und bedachte mich schon wieder mit einem arroganten Blick.

„Eigentlich wollte ich Hagrid besuchen, doch als ich dich dann in dem Sturzflug auf die Erde zurasen sah, dachte ich, es wäre klüger abzuwarten, ob du dich umbringst.“

Bitte was? Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu, so dass wir nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt waren. Er war etwas kleiner als ich, nicht viel.

„Du wolltest mir zusehen, wie ich mich umbringe?“

Ich zog scharf die Luft ein. Dann zog ich eine Augenbraue hoch und machte ein spöttisches Gesicht.

„Schade nur, dass ich das nie vorhatte. Tut mir leid, Potter. Den Gefallen tu ich dir nicht.“

„Ich wollte nicht zusehen, wie du dich umbringst. Ich hätte dich in den Krankenflügel gebracht, wenn dir was passiert wäre.“

Dann machte er einen Schritt zurück. Ich zog meine Augenbraue noch etwas hoch.

„Soll ich mich jetzt bei dir bedanken?“

Als keine Antwort kam, fuhr ich fort.

„Irgendwann wirst du deine Heldennummer mal noch bitter bereuen, Potter.“

„Das werden wir ja sehen, Malfoy.“

Ich hörte die Härte seiner Stimme. Kurz starrten wir uns verbissen an. Ich spürte, wie in Potters Blick die Feindschaft der ganzen Jahre mitschwang. Dann drehte er sich um.

„Du bist es echt nicht wert.“

„Was?“

Ehe ich nachdenken konnte, hatte ich nach meinem Zauberstab gegriffen und ihn auf Potter gerichtet.

„Dreh dich um und sag mir ins Gesicht, was dein Problem ist. Sei ein Mann, verdammt und lauf nicht die ganze Zeit weg!“

Ich hatte es fast nicht gesehen, so schnell hatte er sich zu mir umgedreht. Auch er hielt seinen Zauberstab auf mich gerichtet.

„Was mein Problem ist? Du hast ein Problem. Du mit diesen ganzen widerwärtigen Todessern. Schließt euch blind Voldemort an, tötet aus Sinnlosigkeit. Wer will da schon dazu gehören? Das macht mich krank. Du bist es echt nicht wert!“

Impedimenta!

Protego!

Mein Lähmzauber prallte an Potters Schutzschild ab. Dann herrschte Stille. Ich spürte Potters Abscheu in seinem Blick und versuchte ihn ebenso abwertend anzusehen. Meine Hand zitterte. Ich wollte ihn verhexen. Ihm heimzahlen, was er gerade eben über mich gesagt hatte.

Rictusempra!“, startete ich einen erneuten Versuch. Ehe ich zu Ende gesprochen hatte, wehrte Potter diesen erneut ab.

Ich spürte, wie sich meine Augen vor Wut verengten. Was dachte sich dieser Idiot eigentlich?

„Wehr dich du Feigling!“

Ich konnte es nicht ertragen, wie er dastand, meine Zauber nur abwehrte und darauf wartete, dass ich irgendwas tat. Auf was wartete er denn?

„Ich bin es leid!“, schrie ich ihm entgegen.

„Greif mich doch endlich an! Relaschio!

Wieder ein Schwenker, wieder abgewehrt. In mir begann es zu brodeln. Was hatte der Kerl vor?

„Können wir jetzt aufhören mit dem Kinderkram?“

Potters Stimme kam so plötzlich, dass es mich etwas schockte. Kinderkram?

„Verhalt dich einfach wie ein Mann, Potter. Wehr dich!“

Expelliarmus!

Sein Entwaffnungszauber kam plötzlich und ich hatte nicht mit einer Gegenwehr von ihm gerechnet. Mir flog der Zauberstab aus der Hand. Völlig perplex über sein doch plötzliches Handeln starrte ich Potter an.

Pertrificus Totalus!

Meine Hände schnappten an meinen Körper und ich klappte wie ein Taschenmesser nach hinten um. Dann sah ich Potter über mir stehen. Er hob seinen Zauberstab, richtete ihn auf mich und ich spürte, wie ich vom Boden abhob. Immer noch gelähmt wurde ich von Potter ins Schloss geführt. Mein Blick war immer noch nach oben gerichtet. Wo führte er mich hin? Voller Panik dachte ich, er würde mich in den Gryffindorgemeinschaftsraum führen. Na da wäre ich der Lacher. Wäre ich nicht gelähmt gewesen, hätte meine Faust gezittert. Dass ich keinen Zauberstab hatte, war mir im Moment egal. Ich wollte Potter fertig machen.

Plötzlich blieben wir stehen und Potter ließ mich herunter. Ich spürte ein weiches Bett unter mir. Als ich meine Augen etwas nach rechts bewegte, erhaschte ich einen Blick auf weiße Vorhänge. Der Krankenflügel!

„Werde endlich vernünftig, Malfoy.“

Es war nur ein leises Murmeln. Dann hörte ich Schritte und eine Tür wurde geräuschvoll geschlossen. Gleich darauf ging das Licht an.

„Ist hier jemand?“

Die Stimme von Madam Pomfrey ließ mich aufatmen. Gleich würde ich von dem Fluch befreit sein.

„Mr. Malfoy!“

Nach einer kurzen Schrecksekunde hob sie dann endlich ihren Zauberstab: „Finite Incantatem!

Ein leichtes Prickeln durchfuhr meinen Körper. Ich spürte, wie sich meine Muskeln lösten.

„Wo ist er hin?“

Wütend schwang ich meine Beine aus dem Bett, griff nach meinem Zauberstab, den Potter auf den Nachttisch gelegt hatte und setzte dazu an aus meinem Bett zu springen.

„Na, na wo wollen Sie denn hin?“

Madam Pomfrey drückte mich entschieden zurück in die Kissen.

„Jetzt erklären Sie mir erstmal, wie Sie hier her gekommen sind.“

„Ich…“

Meine Stimme stockte. Was sollte ich ihr erzählen? Dass ich während der Sperrstunde auf dem Quidditchfeld ein paar Runden gedreht, mich danach mit Potter duelliert, verloren und mich Saint Potter ganz heldenhaft hier hoch getragen hatte? Nein. Das wäre eine Demütigung.

„Ich… ich weiß es nicht,“ sagte ich stattdessen, griff mir an den Kopf und tat so, als würde ich mich nicht mehr erinnern können.

„Nun Mr. Malfoy, dann verschwinden Sie wohl jetzt besser zurück in Ihren Schlafsaal.“

Ich nickte, den Zauberstab noch in der Hand sprang ich auf und ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu. Vielleicht konnte ich Potter ja noch erwischen.

Auf dem Gang sah ich mich um. Potter war natürlich nicht mehr zu sehen. Wütend machte ich mich auf den Weg zu meinem Gemeinschaftsraum. Als ich die Eingangshalle durchquerte fiel mir erschrocken ein, dass meine Besen ja immer noch auf dem Quidditchfeld lag. Gerade als ich auf die Eingangstür zuging, hörte ich Schritte hinter mir. Schnell hastete ich auf die Treppen in Richtung Kerker zu und beschloss meinen Besen am nächsten Tag zu suchen. Am Eingang des Gemeinschaftsraums zischte ich: „Todesser“, und betrat die Halle. Leise machte ich mich auf den Weg in den Schlafsaal. Völlig erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen. Dann drehte ich mich um, deckte mich zu und fuhr zusammen. Neben meinem Bett lag mein Besen

Wütend riss ich mir die Decke über den Kopf. Was dachte sich Potter eigentlich? Kam sich wohl ganz toll vor, hier einfach so in den Slytherinschlafsaal einzudringen.

Ich drehte mich auf die andere Seite und schob die Gedanken an Potter beiseite.

Frust

Wenn du bei unserem nächsten Quidditchmatch nicht so fliegst wie heute Abend, bin ich schwer enttäuscht.“

Erschrocken fuhr ich aus meinem Traum hoch.

„Draco!“

Ich spürte, dass mich jemand am Arm schüttelte. Verwirrt schaute ich in das besorgte Gesicht Blaise’.

„Was?“, fuhr ich ihn an.

„Man, reg dich ab. Ich wollte dich nur wecken. Du bist schweißgebadet und zitterst am ganzen Leib.“

Verblüfft ließ ich den Blick über mich wandern. Mein Hemd klebte mir an der Brust und ich atmete schwer. Verwirrt strich ich mir das nasse Haar aus der Stirn.

„Hast du schlecht geträumt?“

Ich schüttelte schnell den Kopf und schob die Decke beiseite.

„Was glotz du so bescheuert?“, kommentierte ich Goyles verdatterten Blick und ging in Richtung Bad. Erst einmal brauchte ich eine kalte Dusche.

„Aus dem Weg!“

Crabbe hüpfte erschrocken beiseite. Er stand zwischen mir und dem Bad, auf dessen Tür ich weiterhin wütend zustürmte.

Mit einem theatralischen Krachen knallte ich sie hinter mir zu und atmete erst einmal tief durch.

Mit den Händen auf das Waschbecken gestützt stand ich da. Den Kopf gesengt, die Haare im Gesicht.

Fassungslos.

Schnell drehte ich den Hahn auf und spritzte mir das kalte Wasser ins Gesicht. Es half nicht. Dann riss ich mir die Klamotten vom Leib und stellte mich in die Dusche. Es war eiskalt. Ich umklammerte zitternd meine Arme und lehnte mich gegen die Fliesen.

Im Traum hatte ich noch einmal die Szene von gestern Abend durchlebt. Nur war das ganze etwas anders verlaufen. Und das gefiel mir gar nicht.

Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, wusch ich mich schnell, drehte das Wasser ab und hüllte mich in einen der grünen Bademäntel. Ich verließ das Bad und kleidete mich nichts achtend der Blicke der anderen an. Dann verließ ich den Gemeinschaftsraum der Slytherins und machte mich durch die Kerker auf den Weg zur Großen Halle.

Glücklich darüber, dass ich die Gedanken an meinen Traum soweit ignoriert hatte, eilte ich durch die Eingangshalle. Doch mein Glück hielt nicht lange. Völlig in ihr Gespräch vertieft versperrten mir Granger, Weasley und Potter den Eingang zur Großen Halle. Sie verstummten, als ich näher trat. Mit einem verächtlichen Blick schaffte ich mir Platz, um an ihnen vorbei zu rauschen. Jedenfalls war das mein Plan gewesen. Den Blick bekam ich hin, Platz wurde mir auch gemacht, leider versagte ich, als ich mich an Potter vorbei schob. Ich streifte mit der Hand seinen Umhang, zuckte zusammen und die Bilder meines Traumes stiegen in mir hoch.

Erschrocken machte ich einen Schritt zurück, ehe ich mich besann und schnell zum Slytherintisch weitereilte.

„Was ist denn mit dem los?“

Ich ignorierte Weasleys Kommentar, setzte mich und zwang mich nicht in Potters Richtung zu schauen. Vor Wut über mich selber, meinen ungekonnten Auftritt und vor allem über meinen Traum kochte das Blut in mir. Ich kam nun nicht mehr umhin, doch alles noch einmal wie einen Film vor meinen Augen ablaufen zu lassen.

Statt wie in Wirklichkeit war ich ganz unmalfoylike gelandet, gestrauchelt und wurde von Potter aufgefangen. Das ganze war ja schon schlimm genug, doch mein Traum war noch viel schlimmer geworden. Statt mich sofort wieder loszulassen, hatte Potter mich näher an sich gezogen, seine unverschämten Lippen an mein Ohr gedrückt und es liebkost. Und ich? Mein vollidiotisches Traum-Ich hatte es auch noch geil gefunden.

Nicht ganz bei mir und schon gar nicht merkend, was um mich herum geschah, massakrierte ich das Ei auf meinem Teller.

Bloß weil Potter mich in letzter Zeit nicht mehr nervte, besser gesagt völlig ignorierte und mich gestern dann mit seiner dämlichen Aktion durcheinander gebracht hatte, musste ich ja nicht gleich so einen Schwachsinn träumen.

„Was ist los, Draco? Denkst du wieder an Potter?“

Wütend konzentrierte ich mich so sehr auf den Teller, dass er zersprang. Dann starrte ich Blaise hasserfüllt an.

„Woah! Ganz ruhig Draco. Pass auf, sonst verlierst du noch völlig die Kontrolle über deine magischen Fähigkeiten.“

„Was willst du?“

Ich ignorierte sein Kommentar und zückte meinen Zauberstab

Reparo!“

„Nun, du starrst schon seit geraumer Zeit auf das Glas Marmelade, als wolltest du es mit bloßen Blicken zum Zerspringen bringen und deinem Rührei ist es auch nicht gerade gut ergangen.“

Er senkte seine Stimme.

„Und da deine schlechte Laune nahezu immer mit etwas zu tun hat, das Potter anstellt, dachte ich mir, irgendetwas ist passiert.“

„Nichts ist passiert! Lass mich in Ruhe.“

Mit ein paar Bissen stopfte ich mir das Ei in den Mund und stand auf.

„Ich geh dann mal.“

Mit wenigen Schritten war ich fast am Ausgang der Halle.

„Draco! Warte auf mich. Wir haben doch jetzt zusammen Verwandlung!“

Ich straffte meine Schultern, setzte ein ausdrucksloses Gesicht auf und drehte mich um.

„Pansy, lass mich…“

In dem Moment fing ich Potters Blick auf und musste schlucken.

„Okay, komm, beeil dich aber.“

Ich griff nach ihrem Arm und zog sie hinter mir her. Blut rauschte in meinen Ohren und ich vernahm ihre Stimme nur wie von weit weg.

Verwandlung war schrecklich. Ich hätte mich auch gleich aus dem Fenster stürzen können. Meine Raupe, die ich eigentlich in einen Schmetterling verwandeln sollte, flatterte am Ende der Stunde mit kleinen Stummelflügeln um meinen Kopf.

„Mr. Malfoy, wo sind sie nur mit Ihren Gedanken?“

McGonagall stand mit verschränkten Armen vor meinem Tisch und betrachtete meine erbärmlichen Versuche, die kleine Raupe doch noch in einen Schmetterling zu verwandeln.

„Jetzt üben wir schon zum vierten Mal diesen Zauber und sie beherrschen ihn immer noch nicht. Fünf Punkte Abzug für Sie und Nachsitzen! Sie scheinen nicht zu begreifen, was es bedeutet, wenn ich Ihnen aufgebe diesen Zauber zu üben. Er ist äußerst wichtig für Ihre Prüfung am Ende des Jahres.“

Ohne ein Wort zu sagen, zog ich die kleine Raupe mit den Flügeln aus der Luft, legte sie auf den Tisch und versuchte schnell ihre winzigen Flügelchen verschwinden zu lassen. Sie zuckten jedoch nur verdächtig. Wütend klatschte ich die Raupe Granger in die Schachtel, mit der sie eigentlich zurückverwandelten Raupen einsammelte. Ihr selbst flatterte ein kleiner bunter Schmetterling hinterher.

„Scheiß Raupen!“, fluchte ich und sah Granger wütend in die Augen, „Genauso widerlich wie du, Schlammblut.“

Zufrieden betrachtete ich, wie sich ihr Mund zu einem schmalen Strich zusammen zog.

„An deiner Stelle hätte ich nicht so einen großen Mund, Malfoy.“

Potter war hinter ihr aufgetaucht und hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt.

„Was willst du?“, zischte ich zurück.

Er zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf meine verzweifelt mit den Flügeln schlagende Raupe.

Metamorphio!

Die Raupe schlug noch einmal mit den Flügelchen, dann verschwanden sie.

„Ich wollte die kleine nur von ihren Qualen erlösen. Komm Hermine!“

Dann drehte er sich um und zog Granger hinter sich her. Wütend schnappte ich meine Tasche und stürmte, als es klingelte, aus dem Zimmer. Mit schnellen Schritten lief ich die Treppen runter und übersah glatt eine der Stufen, die einfach verschwanden. Mein Fuß sank weg und ich fiel vornüber auf den harten Boden. Mit den Händen fing ich mich gerade noch ab.

„Ah verdammt!“

Schnell rappelte ich mich hoch und warf den lachenden Drittklässlern hinter mir einen vernichtenden Blick zu. Sofort verstummten sie.

„Draco, warte!“

Blaise kam die Treppe herunter geeilt, übersprang die Stufe, in die ich eben gefallen war und grinste mich schief an.

„McGonagall hat mir noch gesagt, dass du Freitag nachsitzen musst. Eigentlich wollte sie Sonnabend, aber da ist ja der Hogsmeade-Besuch. Nett von ihr daran zu denken oder?“

Ich brummte etwas Unverständliches und setzte mich wieder in Bewegung.

„Mensch Draco, jetzt sag mir doch mal, was wirklich los ist. Es reicht, dass du ständig deine schlechte Laune an mir auslässt. Und immer nur an Potter kann das doch auch nicht liegen.“

„Wenn du wüsstest.“

Ja, wenn er wüsste, wie Potter mich gedemütigt hatte. Gestern und dann auch noch heute und wenn er wüsste, unter welchem Druck ich wegen dem Quidditchspiel stand.

„Was weiß ich denn nicht?“

Ich ignorierte ihn. Außerdem waren wir inzwischen in den Kerkern angekommen.

„Ich muss noch mal in den Gemeinschaftsraum. Geh ruhig schon mal vor.“

Ich drehte mich um und lief in Richtung Gemeinschaftsraum. Auf halbem Weg kam mir Montague entgegen.

„Hey Malfoy, nächstes Training, Freitag! Ich erwarte, dass du pünktlich bist und dein Bestes gibt’s. Wir müssen Gryffindor schlagen!“

Ich schluckte.

„Freitag hab ich Nachsitzen bei McGonagall.“

„Was?“

„Ja, reg dich ab, ich schaff das schon, trainiere halt mal alleine.“

„Du hast schon die letzten drei Male nicht mittrainiert. Du bist Freitag dabei. Regle das Malfoy.“

„Du weißt ganz genau, dass McGonagall mir nie einen anderen Termin gibt. Schon gar nicht wegen unserem Quidditchtraining.“

„Lass dir was einfallen.“

Dann ging er weiter. Wütend ballte ich die Fäuste.

„Ich kann nun mal nicht kommen, aber ich schaff das schon. Verdammt, ich fang den Schnatz, du Idiot!“

Montague war schon weg. Ich stand nun mitten im Gang und hatte völlig vergessen, was ich eigentlich im Gemeinschaftsraum gewollt hatte. Dann entschloss ich mich lieber zu Zaubertränke zu gehen.
 

Die Woche war eine einzige Katastrophe. Montague nervte wegen dem Training und die McGonagall gab auch nicht nach. Es endete damit, dass ich gezwungen war jeden Abend zu trainieren. Potters Anstachlung konnte ich ja nicht einfach so auf mir sitzen lassen. Das kratzte an meiner Ehre. Deshalb war es mir diesmal besonders wichtig, dass ich so gut wie möglich auf das Spiel vorbereitet war. Potter würde sich noch wundern! Einem Malfoy so zu drohen. Der wusste wahrscheinlich nicht, mit wem er es zu tun hatte.

Und dann kam das Wochenende. Pansy Parkinson hatte mich dazu überredet, ins Dorf zu gehen. Eigentlich hatte ich keine Lust gehabt, doch McGonagall hatte durchblicken lassen, dass ich garantiert noch einmal eine Stunde mit ihr diesen dämlichen Zauber üben musste, falls ich ihr unter die Augen kommen sollte. Also hatte ich Parkinson lieber zugestimmt.

Als wir zusammen nach Hogsmeade liefen, plapperte sie mich die ganze Zeit zu. Meine Aufmerksamkeit lag jedoch auf Potter, der wenige Meter vor uns lief, Hand in Hand mit dem Weasley-Mädchen und mich keines Blickes gewürdigt hatte, als wir aneinander vorbei gelaufen waren. Selbst auf mein Kommentar, ob er mit niemand anderem als mit dem Wiesel seiner Schwester ausgehen konnte, hatte er völlig ignoriert. Langsam wurde mir das zu bescheuert. Er reagierte ja überhaupt nicht mehr auf meine Anspielungen. Ich begriff nicht, was das sollte.

„…Draco?“

Parkinson stand plötzlich vor mir und wedelte mit einer ihrer Hände vor meinen Augen herum.

„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“

Ich runzelte die Stirn und schlug verärgert ihre Hand weg, die sie eben besorgt auf meine Wange gelegt hatte.

„Ja, ja, mach ich doch.“

„Ach ja, und was hab ich denn gerade gesagt?“

Ich starrte an ihr vorbei und sah, wie Potter mit der Kleinen im Honigtopf verschwand.

„Mensch Draco, ich habe dir gerade erzählt, dass wir doch heute Abend noch mal den Metamorphose-Zauber üben könnten. Ich glaube die McGonagall hat recht und der kommt in den Prüfungen dran.“

„Mhmm“, brummte ich und zog meinen Schal enger. Ich hatte im Moment keinen Nerv für irgendwelche blöden Zauber.

„Ist dir kalt, Draco Schatz? Komm, lass und in die Drei Besen gehen.“

Sie fasste nach meiner Hand, die ich eben in meine schön warme Jackentasche gesteckt hatte und zog mich weiter. Durch die Ladenfenster des Honigtopfs sah ich Potter, wie er seine kleine Rothaarige gerade mit einem Windenden Wurm fütterte. Ich verzog das Gesicht. War ja eklig. So was konnte man sich doch nicht mit ansehen. Parkinson zog mich zum Glück schnell weiter. Die Drei Besen waren nicht weit. Als wir eintraten, schlug uns der leckere Duft von Butterbier entgegen.

„Da hinten sind noch Plätze.“

Parkinson fasste schon wieder meine Hand und schleifte mich zu dem freien Tisch. Sie verfrachtete mich auf eine Bank und ließ sich neben mir nieder. Ich stellte die Ellenbogen auf und starrte ausdruckslos in den Raum.

„Mensch Draco, was ist denn los?“

„Hier ist es so voll. Außerdem habe ich Durst.“

Sie seufzte.

„Gut, dann hol ich uns mal zwei Butterbier.“

Schon war sie weg und drängelte sich nach vorn zur Theke. Währenddessen ließ ich meinen Blick durch den Pub gleiten. Ganz am anderen Ende sah ich diesen Trottel von Hagrid. Gut, war ja auch nicht zu übersehen. McGonagall saß neben ihm und kicherte ungewohnt fröhlich vor sich hin. In der Hand hielt sie ein Glas Butterbier. Am Nachbartisch entdeckte ich Blaise und grinste leicht. Er knutschte gerade mit der blonden Hannah Abbott aus Hufflepuff. Gut, sie sah ja nicht schlecht aus, trotzdem war sie strohdoof. Mein Blick schweifte zur Theke, an der Parkinson immer noch auf die Butterbier wartete. Okay, ich war mit Pansy hier. Ich sollte mich also nicht über Blaise’ Date lustig machen.

„Au, Verzeihung!“

Ein kleiner Drittklässler war gerade gegen meinen Tisch gestolpert und ihn wollte ich schon mit einem eiskalten Blick strafen, als die Tür auf ging und mich ein kalter Luftzug frösteln ließ. Ich hob meinen Blick und starrte Potter direkt in die Augen. Er musterte mich, sah dann an auf einen Punkt über mir und grinste. Was sollte das denn jetzt? Dann wand er sich schließlich ab, lächelte sein Date an und führte sie an unseren Nebentisch.

„Ich geh uns mal Butterbier holen, Ginny.“

Als er an meinem Tisch vorbei kam, kehrte Parkinson gerade mit zwei großen Gläsern zurück.

„Hier.“

„Hat aber gedauert“, murmelte ich und legte meine Hände um das Glas.

„Ich war schon am Erfrieren.“

Parkinson lächelte dümmlich und nahm dann einen Schluck.

„Hast du gesehen, mit wem Zabini da ist? Dem Hohlkopf Abbott. Gut, sie ist ja hübsch, aber für meinen Geschmack etwas dümmlich.“

„Und du meinst, du wärst schlauer?“

Ich hob mein Butterbier an die Lippen und ignorierte Parkinsons verdattertes Gesicht. Sie schien sich aber schnell zu fangen.

„Schau mal wer am Nebentisch sitzt, Draco. Ginny Weasley. Die hat ja neuerdings was mit Potter. Ach ja, da kommt er.“

Ich hob meinen Blick und sah zu, wie Potter elegant die zwei Butterbier durch die Massen balancierte. Wieso musste der Typ eigentlich alles können? Konnte der nicht mal stolpern? Mein Wunsch wurde nicht erfüllt und Potter stellte die Gläser erfolgreich vor der Rothaarigen ab, bevor er sich neben sie fallen ließ und ihr einen Arm um die Schuler legte. Ich verzog angeekelt das Gesicht, als er sie auch noch küsste und nahm einen großen Schluck aus meinem Glas.

„Ist das nicht romantisch, Draco?“

Ich prustete in mein Glas. Parkinson, die gerade etwas an mich heran gerutscht war, wich nun zurück.

„Draco!“

Ich wischte mir den Mund ab: „Romantisch? Was ist denn an Potter und dieser Weasley romantisch? Eklig finde ich das.“

Mein angewiderter Blick wanderte erneut zu unserem Nachbartisch.

„Die habe ich doch gar nicht gemeint, Draco. Ich meinte uns. Schau doch mal.“

Sie deutete nach oben und lächelte verträumt. Über unserem Tisch hing ein Mistelzweig. Jetzt wusste ich auch, warum Potter so blöd gegrinst hatte.

„Jetzt komm schon, Draco!“

Parkinson kam mir wieder auffällig näher. Ich trank schnell mein Glas leer und stand auf.

„Lass uns jetzt gehen. Ich habe keine Lust mehr und du hattest recht, ich sollte den Metamorphose-Zauber lernen.

„Aber...“

„Komm jetzt!“

Ich zog mir meine Jacke wieder an und stand auf. Ohne auf Parkinson zu achten, drängelte ich mich durch die Leute. Zweimal blieb ich irgendwo hängen und geriet ins Straucheln. Ich spürte deutlich Potters arrogant grinsenden Blick in meinem Rücken, bis ich schließlich die Tür erreicht hatte und hinaus ins Freie trat. Parkinson war mir gefolgt und sah mich nun verwundert von der Seite an.

„Irgendwie bist du komisch in letzter Zeit, Draco.“

Ich warf ihr nur einen kalten Blick zu.

„Wenn du mich komisch findest, wieso gehst du mir dann ständig auf die Nerven? Lass mich gefälligst in Ruhe!“

Dann drehte ich mich weg, wartete nicht auf sie und machte mich auf den Weg zum Schloss.
 

Die Zeit verstrich unglaublich schnell. Das nächste Quidditchspiel rückte näher. Ich wurde immer nervöser. Potter reagierte nicht auf meine Anspielungen; sie würden doch eh verlieren und seine Aufforderung, ich sollte so fliegen wie an dem Abend, schob sich immer wieder in meine Gedanken. Ich wurde sie einfach nicht los. Meine Beine trugen mich fast wie von allein jeden Abend auf das Spielfeld und ich übte. Langsam begann ich mir selbst vorzunehmen den Schnatz diesmal vor diesem arroganten Idioten zu fangen. Blamieren würde ich ihn vor allen. Dann würden wir ja sehen, wer von uns beiden besser war.

Ich grinste über meine Gedanken, während ich mich zurück auf den Weg zum Schlafsaal machte. Gerade hatte ich ein anstrengendes Training hinter mir und jetzt wollte ich mich einfach nur noch in mein weiches Bett fallen lassen und schlafen. Als ich den Schlafsaal betrat, fiel mein Blick als erstes auf den leise auf meinem Bett hin und her trippelnden Waldkauz meiner Eltern. Ich biss mir auf die Lippe, legte meinen Besen ab und setzte mich auf die Bettkante. Der Kauz ließ einen freudigen Laut ertönen und sprang auf meinen Schoß.

„Dummes Vieh“, schimpfte ich und schob den Vogel wieder runter. Meine Hose war jetzt übersäht mich kleinen dreckigen Abdrücken seiner Krallen. Genervt riss ich im den Brief aus dem Schnabel. Ich drehte ihn um und erkannte die feine Schrift meines Vaters.

„Verdammt.“

Mit zittrigen Fingern öffnete ich den Umschlag und zog ein leicht grünliches Pergament heraus.
 

Draco,

Professor Snape hat mir mitgeteilt, dass nächste Woche bereits euer Spiel gegen Gryffindor stattfinden wird. Leider ist es mir nicht möglich persönlich anwesend zu sein. Ich erwarte dennoch von dir, dass du Potter schlägst. Es wäre eine Schande, wenn du unsere Familie noch einmal blamierst. Der Name Malfoy hat schließlich immer noch einen Wert in der Zauberergesellschaft. Ein Versagen deinerseits ist deshalb ausgeschlossen. Zeigst du jedoch, dass du ein wirklicher Malfoy bist, könnte dir in den Weihnachtsferien endlich die Ehre zuteilt kommen, auf die wir schon lange warten.

Grüß bitte die liebe Astoria Greengrass von mir.
 

Lucius Malfoy
 

Ich schloss meine Hand um den Brief. Das hatte er ja schön verpackt. Mit anderen Worten, würde ich Potter nicht besiegen, wäre ich es nicht mehr wert ein Malfoy zu sein. Besiegte ich Potter jedoch, würde ich ein Todesser werden. Meine Faust ballte sich noch stärker um das Stück Papier. Tolle Aussichten. Ich wusste ja schon lange, dass es so kommen würde und es war natürlich meine Pflicht, doch langsam kamen mir Zweifel. War es wirklich das Richtige? Langsam kam es mir wie eine unglaubliche Last vor, die ich nicht tragen konnte und die ich auch nicht tragen wollte.

Ich spürte eine Berührung an meiner Hand. Unser Waldkauz strich mit seinem Schnabel über meine Finger.

„Lass das!“

Ich riss ruppig meine Hand weg und der Kauz stolperte erschrocken nach hinten.

„Sorry. Kannst ja nichts dafür.“

Er legte den Kopf schief und sah mich abwartend an.

„Du willst wohl eine Antwort wieder mitnehmen?“

Der Kauz legte den Kopf auf die andere Seite und ich seufzte. Dann kritzelte ich schnell auf ein Stück Pergament: Ich werde dich nicht enttäuschen, Vater!, faltete den Brief und hielt ihn dem Kauz hin. Dann ging ich zur Tür, öffnete sie und der Vogel flog an mir vorbei in Richtung Gemeinschaftsraum. Dort würde er dann durch einen kleinen Gang hinaus in die kalte Nacht fliegen.

Geräuschvoll schloss ich die Tür und ließ mich dann aufs Bett fallen.
 

Der Lärm des Stadions schlug mir entgegen. Mein ganzer Körper kribbelte. So aufgeregt war ich noch nie gewesen.

„Draco. Ich erwarte von dir, dass du heute den Schnatz fängst!“

Montague warf mir einen verkrampften Blick zu. Ich ignorierte ihn und konzentrierte mich weiter auf mich selbst. Ich wollte unbedingt gegen Potter gewinnen. Ich würde es mir nicht weiter bieten lassen, dass er mich so ignorierte.

Flammende Rufe der Ravenclaws, Hufflepuffs und Gryffindors begleiteten das Team der Gryffindors, als sie in das Stadion einflogen. Dann waren wir dran. Ich klammerte meine vor Kälte zitternden Hände um den Besen. Beste Bedingungen für Quidditch waren es nicht gerade. Es regnete zwar nicht, doch die Kälte ließ die Muskeln steif werden.

Dann stießen wir uns von unseren Besen ab und flogen geschlossen ins Stadion. Laute Buh-Rufe schlugen uns entgegen. Ich verkrampfte und wendete meinen Blick zu den Reihen der Slytherins. Große, grüne Banner wehten im Wind. Sie versuchten mit lautem Jubel die Rufe der anderen zu übertönen. Ich grinste und stoppte meinen Besen so, dass ich genau gegenüber von Potter in der Luft schwebte. Ein bisschen war meine Aufregung weg. Fliegen befreite mich.

Dann ertönte die Pfeife. Der Schnatz flog hoch empor, die Klatscher wurden frei gelassen und der Quaffel freigegeben. Ich zog meinen Besen in die Höhe und drehte eine Runde um das Feld.

„Und Gryffindor hat den Quaffel!“

Ich kniff die Augen zusammen und verfolgte wie die rothaarige Weasleyschwester das erste Tor erzielte.

„Und Tooor für Gryffindor! 10 zu 0!“

Ein gewaltiger Applaus drang durch das Stadion. Klasse. Potters kleine Freundin war auch noch gut in Quidditch. Schnell schüttelte ich den Kopf und zwang mich, nicht weiter darüber nachzudenken, sondern lieber den Schnatz zu suchen. Ich beschleunigte und schoss über das Spielfeld. Potter behielt ich immer im Augenwinkel. Vom Schnatz keine Spur.

„Und Gryffindor wieder im Ballbesitz.“

Das Spiel gewann an Härte. Unsere Treiber, schlugen wie verrückt gegen die Klatscher. Gegen Gryffindor, spielten wir immer besonders verbissen. Ich ließ meinen Blick über das Spielfeld wandern. Mit klappernden Zähnen und eiskalten Fingern, legte ich mich auf meinem Besen nach vorn und raste über das Spielfeld, um aus einem anderen Blickwinkel nach dem Schnatz zu suchen. Mittlerweile stand es 80 zu 20 für Gryffindor. Ich biss mir auf die Lippen. Ich musste den Schnatz einfach fangen.

„Oaaah!“

Ich schreckte auf.

„Potter hat da wohl etwas gesehen.“

Entsetzt schaute ich zu, wie Potter in die Tiefe stürzt.

„Mist!“

Ich legte mich auf meinem Besen nach vorn und schoss ihm hinterher. Verzweifelt suchte ich nach einem kleinen goldenen Punkt. Nichts. Der Boden kam immer näher! Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich zog meinen Besen nach oben und schoss wieder in die Höhe. Hinter mir hörte ich leises Summen von Potters Besen. Auf halber Höhe hatte er mich eingeholt und grinste mich an.

„Ich kann mich ja auch mal vergucken.“

Ich warf ihm einen verächtlichen Blick zu und preschte ans andere Ende des Spielfeldes. Noch einmal würde er mich nicht reinlegen.

„170 zu 50! Gryffindor baut den Vorsprung aus.“

Mein Herz rutschte mir in die Hose. Ich musste den Schnatz bald fangen, sonst hätten wir verloren. Verzweifelt drehte ich meine Runden über das Feld. Nirgends ein glitzernder goldener Schatten.

Ich wollte gerade wieder abdrehen, als ich den kleinen Ball um die Torpfosten des Gryffindors fliegen sah.

„190 zu 50. Wenn Slytherin noch gewinnen will, sollte Malfoy schleunigst den Schnatz fangen. Doch das ist ziemlich unwahrscheinlich.“

Die Gryffindors lachten. Von wegen!

Voller Wut legte ich mich auf meinem Besen flach und beschleunigte.

„Komm schon!“

Ich trieb meinen Nimbus an und raste auf die Torringe zu. In meinen Ohren vernahm ich ein Summen. Potter war mir dicht auf den Fersen. Ich biss die Zähne zusammen und streckte meine Hand aus. Neben mir zog Potter gleich auf. Ich streckte meine Hand noch etwas. Meine Fingerspitzen glitten über den goldenen Ball. Noch wenige Zentimeter. Dann griff Potter nach dem Schnatz. Meine Augen weiteten sich. Der Ball rutschte durch seine Finger und ich schloss meine Faust um ihn.

„Ha!“, entfuhr es mir und ich zog meinen Besen triumphierend in die Waagerechte.

Mit einem überlegenen Grinsen warf ich Potter einen arroganten Blick zu. Zu meiner Überraschung grinste er zurück. Mein Hochmut verflog. Mir kam ein verrückter Gedanke. Er hatte mich absichtlich gewinnen lassen.

Unter mir ertönte ein Pfiff.

„Und Gryffindor gewinnt!“.

„Was?“

Fassungslos klappte mir der Mund auf. Ich hatte doch gerade…

„210 zu 200, Malfoy.“

Fassungslos drehte ich mich zu der Punkteanzeige um. Tatsächlich.

„Du… das hast du mit Absicht getan!“

Ich verkrampfte meine Finger um den Schnatz und durchbohrte Potter mit meinen hasserfüllten Blicken. Ich ließ den Schnatz los und ballte meine Hand zu einer Faust.

„Macht es dir eigentlich Spaß dich über mich lustig zu machen?“

Wären wir am Boden gewesen, hätte ich mich auf ihn gestürzt und ihn geschlagen. Vor Wut zitterte ich. Ich war ein Malfoy! Ich machte mich hier nicht für Potter zum Clown.

„Quatsch, du hast mich geschlagen. Alle Achtung, du bist wirklich besser geworden. Warum bist du nicht immer so ernsthaft?“

Ich hörte ihn fast nicht. Er wollte mich eh nur verhöhnen. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen brauste ich in Richtung Boden. Hart schlug ich auf, ignorierte meine wütenden Mannschaftskameraden und verschwand in der Kabine. Schnell zog ich mich aus und sperrte mich in einer der Duschkabinen ein. Ich hörte, wie die restlichen Slytherins die Umkleide betraten, sich auszogen, duschen gingen und wieder verschwanden. Das Wasser in meiner Kabine lief immer noch.

„Verdammt!“

Ich schlug mit der Faust gegen die harten Fliesen und verzog das Gesicht vor Schmerz. POTTER. Meine Gedanken waren nur auf ihn fixiert. So sehr gehasst wie jetzt, hatte ich ihn noch nie. Mit zitternden Fingern, drehte ich den Wasserhahn zu. Was hatte ich ihm eigentlich getan, dass er mich so demütigen musste?

„Draco?“

Ich stellte mich taub.

„Draco, ich weiß, dass du da drin bist. Jetzt komm schon raus da!“

Blaise klopfte an meiner Tür. Ich ignorierte ihn. Sollte er doch klopfen. Ich wollte im Moment mit niemandem reden. Ich hatte versagt.

„Man, jetzt mach dich nicht fertig. Niemand macht dir Vorwürfe. Du bist geflogen wie noch nie. Die ziehen alle den Hut vor dir.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Ich war nicht gut genug. Potter hat mich absichtlich gewinnen lassen.“

Vor der Duschkabine war es ruhig.

„Das glaub ich nicht und jetzt komm da raus!“

Ich seufzte, griff nach meinem Handtuch und wickelte es mir um.

„Ob du mir glaubst oder nicht. Er hat mich gewinnen lassen.“

„Das würde er doch nie tun. Dafür ist er viel zu eingebildet und stolz.“

Ich versuchte ihn nicht weiter zu überreden, öffnete die Kabine und trat hinaus. Blaise machte mir Platz und ich ging schnell zu meinen Klamotten. Blaise sah mir dabei zu, wie ich mich anzog.

„Blaise?“

„Was ist?“

Ich seufzte, schnappte meine Tasche und stand auf.

„Lass uns nicht zurück in den Gemeinschaftsraum gehen, ich muss erst mit dir reden.“

Blaise musterte mich mit einem eigenartigen Blick. Ich verübelte es ihm nicht. Wann wollte ich mich ihm schon mal von alleine anvertrauen. Ich verstand mich ja selber nicht mehr, wie sollte er es dann tun?

„Okay.“

Er nickte, lächelte kurz und wir gingen dann gemeinsam an die frische Luft. Ich zog mir den Schal enger und vergrub meine Hände in den Jackentaschen. Es wurde langsam dunkel. Bald würde Schnee fallen. Langsam fragte ich mich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, Blaise alles zu erzählen.

„Worüber wolltest du mit mir sprechen?“

Ich seufzte. Jetzt hatte ich wohl keine Wahl mehr.

„Erinnerst du dich an den Abend, an dem ich kurz vor der Sperrstunde noch hinaus zum Fliegen bin? Ich bin damals bis Mitternacht nicht zurückgekommen.“

Blaise sah mich von der Seite an.

„Was ist passiert?“

„Potter.“

„Was?“

„Potter hat mich beim Fliegen beobachtet. Und er meinte, ich solle mich anstrengen, ich würde wirklich gut fliegen und warum ich das nicht beim Spiel zeigen würde. Dann hat er gesagt, er wäre enttäuscht, wenn ich mich nicht anstrengen würde.“

Ich wurde leicht rot. Wenn ich das jetzt so erzählte, klang das alles so lächerlich. Wieso hatte ich mich eigentlich von Potter so verrückt machen lassen?

„Das verstehe ich nicht?“

„Was verstehst du nicht?“

„Was du mir damit genau sagen willst.“

Ich blieb stehen und sah ihn an. Dann seufzte ich. Ich wusste es ja selber nicht genau.

„Ich dachte nur, du könntest vielleicht ein bisschen besser verstehen, wieso ich in letzter Zeit so schlecht drauf bin. Ich meine, wieso sagt er so was zu mir? Und wieso, verdammt noch mal, lässt er mich dann heute gewinnen? Das wäre doch seine Chance gewesen zu zeigen, dass ich mich immer noch nicht verbessert habe.“

Und dass ich immer noch ein kleiner Versager bin, der es niemandem recht machen kann, fügte ich in Gedanken hinzu.

„Das kann ich dir auch nicht sagen, aber ich weiß jetzt wenigstens, was du meinst. Er verhält sich wirklich komisch.“

Ich nickte und lief weiter. Feine weiße Flocken fielen vom Himmel. Es begann zu schneien.

„Lass uns rein gehen, Blaise.“

Er nickte und wir wandten uns zurück zur Schule. Ein seltsames Gefühl, als würde ich beobachtet, befiehl mich. Ich schaute zum Schloss und sah gerade noch, wie sich ein dunkler Schatten auf dem Weg zwischen uns und dem schwarzen Gebäude umdrehte und zurück rannte. Ich kniff die Augen zusammen. Wenn ich mich nicht getäuscht hatte, war das Potter gewesen.

Gemeinheiten

Bibbernd zog ich meine Beine näher an meinen Körper. Die Kälte kroch langsam unter die Decke und ich begann zu zittern. Leise fluchend tastete ich nach meinem Zauberstab, richtete ihn auf den kleinen Kamin und murmelte: „Inflamare!

Die kleinen Scheite fingen Feuer und die roten Flammen züngelten sich beruhigend um das Holz. Langsam erreichte die Wärme meine kalte Haut. Zufrieden zog ich mir die Decke bis ans Kinn. Fast wäre ich noch einmal eingeschlafen, hätte nicht ein lauter Schnarcher mich aus meinem Halbschlaf gerissen.

„Goyle!“, schimpfte ich und warf ein Kissen quer durchs Zimmer. Es landete irgendwo auf Goyles Bett, nur nicht in dessen Gesicht. Er schnarchte weiter. Schnell warf ich einen Blick auf den Wecker und entschied, dass es sich sowieso nicht mehr lohnte noch einmal einzuschlafen. Immer noch müde kroch ich aus meinem Bett, zog mir den Morgenmantel an und taumelte verschlafen ins Bad. Schnell putzte ich mir die Zähne und stellte mich dann unter die Dusche. Das warme Wasser lief mir über den Rücken. Als ich fertig war, betrachtete ich mich kritisch im Spiegel. Meine grauen Augen starrten zurück. Das blasse Gesicht, die hellen Haare. Ich verzog den Mund. Ich war einfach blass und neben Potter-Mr-Right-ich-kann-alles verblasste ich noch mehr. Warum mussten mich auch immer alle mit diesem Idioten vergleichen? Es ging mir auf die Nerven, dass ich ständig besser sein musste als er. Ich würde den Erwartungen meines Vaters doch eh nie gerecht werden. Verärgert streckte ich meinem Spiegelbild die Zunge raus und verließ das Bad. Die anderen schliefen immer noch. Schnell schnappte ich mir meine Schulsachen und zog sie an. Die grüne Krawatte band ich mir sorgfältig um den Hals und kroch in meinen Umhang. Dann strich ich mir noch die Haare glatt, nahm mir meinen Zauberstab und verließ den Schlafsaal. Auch hier im Gemeinschaftsraum war es noch ruhig. Schnell entzündete ich das Feuer im Kamin und ließ mich in einen der Sessel fallen. Gerade als ich die Augen schloss, flatterte ein Vogel durch den Gemeinschaftsraum und ließ sich auf meinem Schoß nieder.

„Oh nein, nicht du schon wieder.“

Der Waldkauz meiner Eltern legte den Kopf schief und ließ den Brief aus seinem Schnabel fallen. Dieser Umschlag bedeutete nichts Gutes. Schnell öffnete ich ihn und entfaltete das Pergament.
 

Ich bin enttäuscht von dir. Professor Snape hat mir berichtet, dass ihr euer letztes Spiel gegen Gryffindor schon wieder verloren habt. Wie konntest du so töricht handeln und den Schnatz zu einem Moment fangen, in dem ihr nicht gewinnen konntet? So handelt kein Malfoy. Ich hoffe doch wenigstens, dass deine Noten sich verbessern, wenn du schon dein Quidditchtraining vernachlässigst. Aufgrund dessen haben sich deine Mutter und ich auch dafür entschieden, dass du über die Weihnachtsferien in Hogwarts bleibst, um wenigstens deine schulischen Leistungen zu verbessern. Es ist schließlich von essenzieller Bedeutung, dass du dem Namen Malfoy alle Ehre machst. Der Dunkle Lord wird sich nicht mit einem Versager zufrieden geben.
 

Lucius Malfoy
 

Meine Hand zitterte, als ich den Brief las. Die Worte meines Vaters machten mich unglaublich wütend. Was wusste er denn schon davon, wie sehr ich mich für dieses Spiel ins Zeug gelegt hatte. Jeden Abend hatte ich trainiert. Und jetzt musste ich auch noch über die Ferien im Schloss bleiben!

Wütend schmiss ich den Brief ins Feuer und verscheuchte den Waldkauz von meinem Schoß. Dann verließ ich den Gemeinschaftsraum und machte mich auf den Weg in die Große Halle. Mein Magen knurrte entsetzlich und irgendwie musste ich den Brief meines Vaters ja verdrängen.

In der Großen Hallen saßen bis jetzt nur wenige Schüler an den Tischen. Ich lief an ihnen vorbei und suchte mir einen Platz weit weg von den wenigen Slytherins, die schon ausgelassen frühstückten. Ich häufte mir etwas Ei und Speck auf den Teller, schnappte mir ein Toast und begann zu essen. Heute war der letzte Schultag. Eigentlich hatte ich mich gefreut. Gefreut auf Ferien, gefreut hier weg zu kommen.

„Ähm…!“

Ich ignorierte die kleine Piepsstimme, die sich leise neben mir räusperte.

„Draco… Draco Malfoy?“

Die wollte wohl doch eindeutig was von mir. Langsam sah ich das kleine Hufflepuffmädchen an, was schüchtern neben mir stand. Sie lief sofort rot an und trippelte nervös von einem Fuß auf den anderen.

„Ich… ich soll dir ausrichten, dass… dass Professor Snape dich nach dem Essen in seinem Büro sehen möchte.“

Ich runzelte die Stirn, nickte kaum merklich und das Mädchen flitzte so schnell sie konnte davon. Verwirrt sah ich ihr hinterher. Was wollte Professor Snape denn von mir?

Gedankenverloren kaute ich auf meinem Toast. Ich bemerkte fast nicht, dass eine kleine Eule vor mir auf dem Tisch landete. Sie trug einen Brief im Schnabel mit einer kleinen, geschwungenen Handschrift. Schnell nahm ich ihn ihr ab und öffnete den Umschlag.
 

Lieber Draco,

ich bin sehr stolz auf dich. Professor Snape hat uns erzähl, dass du den Schnatz vor Harry Potter gefangen hast. Dass ihr trotzdem verloren habt, ist nicht so schlimm. Ich glaube nur, dein Vater ist etwas enttäuscht. Er erwartet immer so viel von dir.

Es tut mir sehr leid, dass du in den Weihnachtsferien nicht zu uns kommen kannst, aber Lucius hat es so entschieden. Er meint, deine schulischen Leistungen wären ihm wichtig. Nun ja, ich hätte dich lieber bei mir, aber was kann ich schon gegen ihn sagen?

Ich habe dich lieb, mein Sohn
 

Narzissa Malfoy
 

Eine gewisse Erleichterung machte sich in mir breit. Wenigstens meine Mutter war stolz auf mich. Schnell drehte ich das Pergament um, zog einen Stift aus meiner Umhangtasche und kritzelte: „Danke Ma, ist nicht so schlimm, dass ich hier bleiben muss, Blaise, Crabbe und Goyle verbringen auch ihre Ferien in Hogwarts.

Das stimmte zwar nicht, aber sie würde zufrieden sein. Ich reichte den Brief der kleinen Eule.

„Hier, bring das meiner Mutter, aber passt auf, dass mein Vater den nicht in die Finger bekommt.“

Nach dem sie einmal die Augen zusammen gekniffen hatte, flog sie schnell davon. Ich frühstückte fertig und machte mich dann zurück auf den Weg in die Kerker. Vorsichtig klopfte ich an Professor Snapes Büro.

„Ja!“

Ich öffnete und trat ein.

„Sie wollten mich sprechen?“

„Ja, Kommen Sie herein, Mr. Malfoy.“

Ich schloss die Tür hinter mir und trat an seinen Schreibtisch heran. Das dunkle Zimmer wirkte bedrückend auf mich. Überall standen kleine Gläser mit seltsamem Inhalt in den Regalen. Professor Snape hob den Blick und sah mich an. Irgendwie war sein Blick leicht besorgt. Das hatte ich noch nie an ihm gesehen.

„Ihr Vater hat mir einen Brief zukommen lassen. Er wünscht, dass Sie Ihre schulischen Leistungen verbessern. Ich soll ein Auge auf Sie werfen.“

Ich schluckte leicht.

„Ihr Vater möchte, dass Sie spätestens im Sommer von dem Dunklen Lord in den Kreis der Todesser aufgenommen werden.“

Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Dann würde es also so weit sein und Professor Snape sollte mich jetzt darauf vorbereiten.

Ich nickte.

„Sie wissen bereits davon?“

„Ja, Sir.“

„Dann wissen Sie hoffentlich auch, dass Sie damit eine schwere Entscheidung fällen?“

Ich zögerte leicht und sah ihn verwirrt an.

„Was meinen Sie damit?“

„Nun, Mr. Malfoy, Sie sind noch sehr jung. Es kann eine schwere Bürde sein. Ich hoffe, Sie sind sich dessen bewusst.“

Wollte er mich etwa davon abbringen ein Todesser zu werden? Dabei war er doch selbst einer von ihnen.

„Was habe ich denn für eine Wahl?“

Schnell biss ich mir auf die Zunge. Das hatte ich eigentlich nicht sagen wollen. Ich suchte nach einer wütenden Regung in Professor Snapes Augen, doch ich entdeckte nur etwas Mitleid.

„Da haben Sie wohl recht. Nun, ich glaube, Sie sollten versuchen Ihren Vater zufrieden zu stellen. Das ist wohl das Beste.“

Ich schnaubte verächtlich. Professor Snape überging das.

„Nun, Sie sollten jetzt besser Ihre Tasche holen. Die Unterrichtsstunde beginnt in wenigen Minuten.“

Mit schnellen Schritten verließ ich das Büro, eilte zum Gemeinschaftsraum und holte schnell meine Zaubertränkebücher. Dann ging ich zum Klassenraum. Blaise wartete schon auf mich. Neben ihm standen Crabbe und Goyle.

„Mensch Draco, wo warst du denn?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Bin heute zeitig aufgestanden. Dann wollte Snape noch mit mir reden. Ging um meinen Vater.“

„Pscht!“

Blaise deutete mir leide zu sprechen. Ich warf einen Blick über seine Schulter. Potter, Granger und Weasley standen direkt hinter ihm.

„Erzähl es mir später.“

Ich schüttelte den Kopf: „Da gibt es nichts zu erzählen“, antwortete ich und warf Potter einen bösen Blick zu, der immer noch interessiert unserem Gespräch lauschte. Dann erschien Professor Snape und öffnete uns die Tür.

Ich hatte mir vorgenommen, Potter reinzulegen. Irgendwie musste ich mich ja für Quidditch rächen. Also suchte ich mir einen Platz direkt in seiner Nähe. Professor Snape hatte uns in der letzten Stunde vor den Ferien noch einen richtig kniffeligen Trank aufgedrückt. Die mittlerweile schwarze Flüssigkeit in meinem Kessel versetzte denjenigen, der sie einnahm in eine schlafähnliche Trance. In diesem Zustand verspürte er keinen Schmerz. Falsch gebraut konnte der Trank jedoch auch ins Gegenteil umschlagen. Und große Schmerzen bewirken.

Als Potter gerade am Zutatenschrank nach gemahlenen Froschbeinen suchte, zückte ich meinen Zauberstab und murmelte „Wingardium Leviosa!“ Ein kleines Orchideenblütenblatt flatterte aus meiner Hand in den Kessel. Der dunkle Trank umschloss die zarten Blätter und kleine lila Rauchschwaden zogen dort hoch, wo die Blüte verschwunden war. Schnell steckte ich meinen Zauberstab wieder weg, setzte mich erneut vor meinen Kessel und gab die letzte Zutat, die gemahlenen Froschbeine hinzu, als Potter zurückkam. Er beugte sich über seinen Kessel, versicherte sich noch einmal, dass er die richtige Menge abgewogen hatte und gab das Pulver in den Kessel.

„Nicht Harry!“ Granger hatte erschrocken versucht Potter aufzuhalten. Kaum berührte das Pulver den Trank, gab er einen leisen Knall von sich. Feine Spritzer der schwarzen Flüssigkeit verteilten sich auf Potters Haut. Mit einem leisen Zischen brannten sie sich in seine Haut.

„Oh verdammt.“

Potter biss die Zähne zusammen. Ich grinste zufrieden. Musste ziemlich wehtun. Er hatte das Zeug zwar nicht getrunken und so war die Wirkung nicht so stark, doch die Spritzer auf seiner Haut mussten reichen.

„Harry, du musst in den Krankenflügel.“

Potter nickte und hielt die Hände von sich gestreckt. Ich sah, wie er mit den Tränen kämpfte.

„Potter, was ist hier los? Was machen Sie für einen Aufstand?“

Snape ignorierte die kleinen Wunden auf Potters Haut.

„10 Punkte Abzug für Ihr kindisches Verhalten. Jetzt spielen Sie sich hier nicht so auf, wegen den paar Spritzern. Und jetzt ab in den Krankenflügel.“

Potter warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Verließ aber dann schnell den Raum.

„Hey Potti, du heulst ja wie ein kleines Mädchen!“, Pansy Parkinson lachte kreischend drauf los. Einige Slytherins schlossen sich ihr an. Auch ich lachte hämisch. Granger warf mir einen wütenden Blick zu.

„Glaub ja nicht, dass ich nicht weiß, dass du das warst!“, zischte sie.

„Na und“, gab ich zurück, „ist doch nur Potter.“

Ich zuckte mit den Schultern und grinste sie provokativ an.

„Du bist so bescheuert, Malfoy. Wenn du wüsstest…!“

Ich zog eine Augenbraue hoch.

„Wenn ich was wüsste?“

Granger drehte sich weg und wischte vorsichtig Potters Trank auf.

„Hey! Was soll ich wissen?“

Sie ignoriert mich weiter. Ich rührte genervt meinen Trank um, füllte dann etwas in ein kleines Gefäß und gab es Professor Snape ab. Dann machte ich meinen Platz sauber und ging mit Blaise hoch in die Große Halle.

„Das warst doch nicht etwa du, Draco?“

Wir hatten uns gerade an den Slytherintisch gesetzt. Blaise grinste mich an und deutete auf Potter, der mit verbundenen Händen und Armen die Halle betrat.

Ich nickte und grinste zurück.

„Ist mir doch gut gelungen oder?“

„Auf jeden Fall.“

Blaise häufte sich Kartoffeln und Erbsen auf den Teller, während ich zuschaute, wie sich Potter vergebens abmühte mit seinen bandagierten Händen etwas zu essen.

Als wir fertig waren, ging ich dicht am Gryffindortisch vorbei und raunte Potter zu: „Na, muss Granger dich jetzt füttern?“

Granger warf mir einen wütenden Blick zu.

„Du bist so widerlich, Malfoy. Arrogant und überheblich!“

Ich zuckte mit den Schultern. Wollte sie mich etwa beleidigen? Da hatte sie aber nicht die richtigen Worte getroffen. Statt mich aufzuregen, wand ich mich erneut an Potter.

„Hat man dir auch den Mund verbunden, oder wieso muss das kleine Schlammblut jetzt schon für den großen Harry Potter sprechen?“

Keine Reaktion. Das Wiesel lief auf der anderen Seite des Tisches rot an, doch Potter warf ihm einen Blick zu und er schwieg. Ich kniff die Lippen zusammen und starrte auf Potters Hinterkopf, der immer noch keine Anstalten machte, sich zu mir umzudrehen.

„Lass uns gehen, Draco!“

Blaise zog an meinem Ärmel. Ich nickte und folgte ihm.

„Gib es auf, Harry. Das hat doch keinen Sinn. Er ist und bleibt ein Kotzbrocken. Schau, das mit deinen Händen ist allein seine Schuld.“

Ich drehte mich um und sah, wie Granger Potter die Hand auf die Schulter legte und auf ihn einredete. Verwirrt darüber, was sie eben gesagt hatte, ließ ich mich weiter von Blaise mitziehen.

„Hast du das gehört?“

„Was?“

Blaise sah mich verständnislos an. Ich schüttelte nur den Kopf und wir machten uns auf den Weg zum Slytheringemeinschaftsraum. Was meinte Granger damit? Was genau sollte Potter aufgeben? Und mit dem Kotzbrocken konnte sie doch nur mich gemeint haben. Meine Gedanken schweiften ab. Schon seit Wochen reagierte Potter nicht mehr auf meine Beleidigungen. Dann hatte er mich an dem Abend, an dem er mich beim Quidditch beobachtet hatte nicht verhext, obwohl er eindeutig die Chance gehabt hatte. Nein, er hatte mich einfach auf den Krankenflügel gebracht und somit die Situation zwischen uns entschärft. Außerdem hatte er meinen Besen geholt. Als nächstes stachelt er mich dazu an, Quidditch zu trainieren, lässt mich gewinnen und lobt mich dann. Und dann die Sache von heute! Er wusste doch genau, dass ich es war mit seinem Trank und trotzdem reagierte er kein bisschen auf meine Anspielungen.

„Sag mal, Draco. Wie lange willst du noch da draußen stehen?“

Blaise stand im Eingang des Gemeinschaftsraumes und wartete auf mich. Völlig aus den Gedanken gerissen, murmelte ich etwas Unverständliches und ging dann weiter.

Potters Verhalten war einfach unverständlich für mich.

Währenddessen erreichten wir den Schlafsaal.

„Weißt du, Draco. Es tut mir wirklich leid, dass du jetzt alleine hier bleiben musst. Würden meine Eltern nicht mit mir Skifahren gehen, würde ich ja auch nicht nach Hause fahren, aber so…“

Er warf seine Socken in den Koffer. Ich zuckte mit den Schultern.

„Jetzt tu mal nicht so, als würdest du mit mir mitleiden. Darauf kann ich wirklich verzichten. Vielleicht geht es mir hier sogar besser, als zu Hause.“

Blaise schaute mich verwirrt an.

„Wieso das denn?“

Ich dachte daran, dass ich, sobald ich nach Hause käme, sofort in den Kreis der Todesser aufgenommen werden würde und schüttelte den Kopf. Das musste er nun wirklich nicht erfahren.

„Ach, nur so.“

Blaise sah mich schief von der Seite an, hakte aber nicht nach. In dem Moment öffnete sich die Tür zum Schlafsaal und Grabbe und Goyle betraten das Zimmer. Laut polternd hoben sie ihre Koffer auf die Betten und schmissen ihre Klamotten hinein. Ich betrachtete naserümpfend, wie dreckige und halbwegs saubere Sachen zusammen auf einen Haufen geworfen wurden.

„Hey Draco, wieso packst du nicht?“

Goyle schloss seinen Koffer und schaute mich fragend an.

„Ich bleibe“, antwortete ich knapp.

„Was?“

Crabbe hielt im Packen inne und starrte mich mit offenem Mund an. Es erinnerte mich irgendwie an den Ausdruck eines Nilpferdes. Ich zuckte mit den Schultern.

„Aber ich habe gehört, dass nur wenige hier bleiben werden. Soweit ich weiß nur Potter, Granger, die Weasleys und ein paar Hufflepuffs.“

Blaise hatte Crabbe einen warnenden Blick zugeworfen, doch zu spät. Er hatte schon die schreckliche Nachricht ausgeplaudert. Stöhnend ließ ich mich auf mein Bett fallen und legte mir die Hand auf die Augen. Das würden ja traumhafte Ferien werden.
 

Wenige Stunden später saß ich allein im Gemeinschaftsraum. Der Zug war vor wenigen Minuten abgefahren und bereits auf dem Weg nach London. Nicht mal der kleine Porkin war noch da, den ich durch die Gegend schicken konnte.

Ich griff nach meinem Zauberstab und richtete ihn auf die Kerzen, die überall im Raum verteilt waren. Aus lauter langer Weile begann ich sie zu entzünden und wieder zu löschen. Dann spürte ich, wie mein Magen knurrte. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass es Zeit fürs Abendessen war. Also machte ich mich auf den Weg nach oben. In der Eingangshalle traf ich zu meinem Leidwesen auf drei lustig plaudernde Gryffindors. Als sie mich entdeckten, hörten sie auf und Weasley musterte mich abschätzend.

„Na Malfoy, so ganz alleine im großen Schloss? Hab gehört deine Freunde sind alle nach Hause gefahren und haben dich allein gelassen?“

Ich zog eine Augenbraue hoch.

„Ich wüsste nicht, was dich das etwas angeht, Wiesel.“

Er lief leicht rosa an.

„Wenigstens habe ich keine Eltern, bei denen ich zu Hause nicht erwünscht bin!“

Ich schluckte, ließ es mir aber nicht anmerken, sondern warf ihm einen kühlen Blick zu.

„Zum Glück ist es bei mir nicht so, dass meine Eltern sich es nicht leisten können, mich über Weihnachten nach Hause zu holen. Sie sind einfach nur beschäftigt.“

Weasley zog seinen Zauberstab. Ich tat es ihm gleich.

„Ach ja…?“

Doch Granger unterbrach ihn und deutete auf Potter, der weiter in Richtung große Halle gelaufen war.

„Lass es sein, okay!“

Dann zog sie ihn mit. Weasley und ich tauschten noch einmal hasserfüllte Blicke aus, ehe er in der Halle verschwand. Dann steckte ich sorgfältig meinen Zauberstab wieder weg und folgte ihnen.

Als ich die Große Halle betrat, fiel mir zuerst auf, dass die vier Haustische verschwunden waren. Stattdessen stand am Platz des Lehrertisches eine große Tafel, an der bereits alle im Schloss gebliebenen Schüler und Lehrer Platz genommen hatten. Der einzig freie Platz war neben Weasley. Ich drehte mich abrupt um, doch McGonagall räusperte sich laut.

„Mr. Malfoy, setzen Sie sich doch zu uns.“

Ich drehte mich nicht wieder um, sondern brummte nur ein für sie unverständliches: „Nein.“

„Jetzt seien Sie nicht albern!“, McGonagall war aufgestanden und deutete nun energisch auf den noch freien Platz. Ich hatte wohl keine Wahl. Mit trägen Schritten ging ich auf den Tisch zu, zog den Stuhl zurück und setzte mich so weit wie möglich von Weasley weg, der auch auf die äußerste Kante seines Stuhls rutschte. Gut so.

Als mein Magen schon wieder leise rumorte, nahm ich mir von den Klößen, dem Rotkraut und sah mich dann nach der Soße um. Als ich den Blick hob, bemerkte ich, dass Potter mich beobachtete. Er saß mir gegenüber und fixierte mich mit seinen grünen Augen.

„Ist was?“, zischte ich und griff dann nach der Soßenschüssel, die direkt zwischen uns stand.

„Ich wollte dich nur fragen, ob du mit den Klößen fertig bist.“

„Mhm!“, brummte ich und häufte mir etwas Soße auf den Teller.

„Könntest du sie mir dann rüber schieben?“

Er hob seine verbundenen Finger und deutete mir damit an, dass er sie sich unmöglich alleine holen konnte. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Wollte er mir jetzt etwa ein schlechtes Gewissen einreden? Ich spürte, wie langsam der ganze Tisch uns zuschaute. Um schnell aus der Situation heraus zu kommen, schob ich ihm die Schüssel missmutig hin. Auf Potters Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.

„Danke!“, meinte er betont höflich und ich durchbohrte ihn mit einem weiteren eisigen Blick. Noch einmal würde ich mich nicht an diesem Tisch zum Depp machen. So schnell ich konnte, schlang ich den Kloß hinter, aß fertig und stand dann vor allen anderen auf und verschwand. Ich begriff Potter einfach nicht. Musste er mich unbedingt ständig vor allen zum Idioten machen?

Vor lauter Ärger legte ich mich sofort in mein Bett und schlief ein. Am nächsten Tag kam ich entweder besonders spät oder besonders früh zum Essen, damit ich Potter und seinen Freunden nicht begegnen musste. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Hausaufgaben. Mein Vater wäre zufrieden mit mir gewesen. Danach kam der Weihnachtsmorgen. Ich wurde von einem leichten Ziehen an meiner Decke geweckt. Eine große, dunkle Eule hatte sich auf mein Bett gesetzt und ein Päckchen fallen lassen.

„Lenores!“

Blaise’ Eule fiepte zufrieden, spannte dann ihre Flügel und flattere davon. Ich nahm das Päckchen, riss das Papier ab und ein schweres Buch über Zaubertränke fiel heraus.

„Hey, klasse!“

Dann entdeckt eich noch einen Brief.
 

Hey Draco,

hier ein kleines Weihnachtsgeschenk. Wehe du probierst auch nur einen Zaubertrank ohne mich aus! Kleiner Scherz. Ich dachte, du könntest etwas gebrauchen, mit dem du dich über die Ferien beschäftigen kannst und dein Vater wäre sicher zufrieden, schließlich hat es gewissermaßen etwas mit lernen zu tun. Dann wünsch ich dir mal noch eine schöne Zeit. Sind ja nur noch sechs Tage!
 

Frohe Weihnachten, Blaise
 

Ich grinste und legte den Brief weg. Dann betrachtete ich das Buch genauer und stellte fest, dass es Zaubertränke enthielt, die wir sicher nicht im Unterricht lernen würden.

Am Ende meines Bettes lag ein weiteres Geschenk. Es war in Silberpapier eingewickelt. Sicher von meinen Eltern. Als ich es öffnete fielen weitere Bücher heraus. Na klasse. Mein Vater schien es ernst zu meinen, dass ich lernen sollte. Ich seufzte. Wenigstens etwas zum Naschen hätten sie mitschicken können. Oder irgendwas für Quidditch.

Ich beschloss mir die Bücher später in der Bibliothek genauer anzuschauen. Zuerst wollte ich in die Große Halle. Mein Magen knurrte schon wieder unerträglich.

Leider war ich heute relativ spät dran und musste mich so auf einen noch freien Platz neben Granger setzen. Als sie Potter einen Krug mit Kürbissaft reichte, bemerkte ich, dass seine Finger immer noch mit verbunden waren. Ein seltsames Gefühl überkam mich. Wieso ging das nicht weg? So schlimm konnten die Schmerzen doch nicht sein? Snape musste doch einen Gegentrank wissen. Immer noch darüber grübelnd, ob Potter nun wirklich noch Schmerzen oder Verletzungen hatte oder ob er nur so tat, um Mitleid zu erhaschen, bemerkte ich gar nicht, wie Granger und Weasley sich kichernd über ein Knallbonbon her machten. Gerade als ich mir ein weiteres Stück Toast in den Mund schob, knallte es laut neben mir. Ich zuckte erschrocken zusammen und bekam eben noch mit, wie aus dem Bonbon kleine schwarze Rauchwolken auf mich zu geflogen kamen. Ich wich etwas auf meinem Stuhl zurück, doch die Wölkchen blieben genau vor meinem Gesicht stehen. Meine Augen weiteten sich vor Schreck, als sie langsam pufften und mit viel schwarzem Rauch explodierten.

„Oh…“, hörte ich die Granger erschrocken sagen, als ich mich laut hustend aus dem Qualm befreite. Dann brach der ganze Tisch in Gelächter aus. Ich starrte sie wütend an, schob meinen Stuhl zurück und stand auf.

„So was albernes!“, zischte ich, drehte mich um und verließ die Große Halle. Bei der nächst besten Rüstung angekommen, betrachtete ich mich genauer in dem glänzend polierten Metall. Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. Meine Haare waren kohlrabenschwarz und standen in alle Richtungen ab. Mein linkes Auge war blau verfärbt und ich hatte unschöne, dunkle Flecken im Gesicht, als hätte ich mich geprügelt.

„Du solltest vielleicht in den Krankenflügel gehen, Malfoy.“

Ich brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, wer da arrogant gegen die Wand gelehnt dastand.

„Ich brauche deine klugen Ratschläge nicht, Potter.“

Er zuckte mit den Schultern und stieß sich ab.

„Ich dachte nur, von alleine geht das so schnell nicht wieder weg.“

„Danke für dein Beileid, Potter, aber das kannst du dir wirklich sparen.“

Ohne noch eine Antwort abzuwarten, drehte ich mich um und machte mich zurück auf den Weg in meinen einsamen Schlafsaal.
 

Unruhig blätterte ich sämtliche Bücher durch, die ich besaß. Verschiedene Sprüche hatte ich schon probiert, doch ich hatte das Gefühl, dass die blauen Flecken in meinem Gesicht dadurch nur noch schlimmer wurden. Langsam befürchtete ich, dass Potter recht gehabt hatte. Ich würde sie wohl nicht alleine weg bekommen.

Wütend klappte ich das Buch zu. Ehe ich Potters Rat annehmen und in den Krankenflügel gehen würde, würde ich mir eher die blauen Flecken wegfluchen.

Ich schnappte mir meine Tasche, stopfte mir Blaise Zaubertränkebuch und einige Bücher meiner Eltern hinein und machte mich auf den Weg in die Bibliothek. Vielleicht würde ich ja dort etwas Nützliches finden.

Ich machte es mir in irgendeiner Ecke bequem, legte meine Tasche ab und machte mich dann auf die Suche nach Büchern, die etwas mit Verletzungen und angehexten Verletzungen zu tun hatten. Schwer beladen ließ ich mich dann in meinen eroberten Sessel fallen. Das erste Buch, was ich untersuchte war ein großer, schwerer Wälzer. Geschrieben im Jahr 1226. Der Name des Autors war bereits verblichen und so sahen auch die Seiten aus. Das war ja hoffnungslos! Konzentriert versuchte ich das Inhaltsverzeichnis zu entziffern und stellte nur fest, dass es hauptsächlich um Brüche und abgetrennte Körperteile ging. Angewidert legte ich es beiseite und nahm mir ein etwas neueres Exemplar vor. Dieses handelte tatsächlich von angehexten Verletzungen, beschrieb zur Behandlung von Blutergüsse jedoch nur einen Zaubertrank, der um die zwei Wochen Brauzeit benötigte.

Ich schüttelte den Kopf und platzierte das Buch auf dem bereits aussortierten. Wer wollte denn schon zwei Wochen warten, bis diese verdammten blauen Flecken wieder weg waren. Wenigstens war der Zustand meiner Haare nicht von Dauer gewesen. Ich hatte sie vorhin gewaschen und gekämmt. Jetzt sahen sie wieder wie immer aus.

Etwas zwei Stunden blätterte ich hoffnungsvoll durch die Bücher, ehe ich sie seufzend beiseite legte. Keines von ihnen hatte mir weiter helfen können. Etwas erschöpft beschloss ich also mir jetzt Blaises Buch einmal vorzunehmen. Nach einigem Blättern stieß ich auf den Trank, den wir mit Snape gebraut hatten.

Bei schmerzhaften Verbrennungen durch einen falsch gebrauten Trank, der entweder eingenommen oder auf die Haut getropft wurde, empfehlen wir eine Lavendel-Thymian-Tinktur zuzubereiten und sie entweder mit Wasser verdünnt einzunehmen oder sie auf die betroffenen Hautstellen zu streichen.

Gerade als ich mir die Stelle mit einem Stift markierte, hörte ich Schritte. Sie verstummten auf der anderen Seite des Regals, an dem ich gerade saß. Soweit ich wusste, war dort noch eine Sitzecke. Schnell packte ich das Zaubertränkebuch beiseite.

„Oh man, das war zu lustig heute beim Frühstück!“

Das Wiesel lachte.

„Oh ja, fast so wie die Aktion mit Moody und dem Frettchen.“

Meine Hand ballte sich zur Faust, als Granger nun auch mitlachte. Ob Potter auch dabei war? Wenn ja, wo war sein dämliches Lachen?

„Ach ja Harry, wieso bist du ihm eigentlich dann noch hinterher?“

Ich spitzte die Ohren. Ja, wieso war er hinter mir hergekommen? So leise ich konnte, rückte ich etwas näher an das Regal heran und schob ein Buch beiseite. Potter saß mit dem Rücken zu mir, das Wiesel hatte es sich auf einem Fensterbrett bequem gemacht und Granger packte gerade einige ihrer Bücher aus ihrer Tasche. Doch ich fixierte lieber Potters Rücken, um eine Regung erkennen zu können. Ganz langsam zuckte er mit den Schultern.

„Tat mir halt leid.“

Ich tat ihm leid? Ich spürte, wie schon wieder Zorn in mir aufstieg. Auf Mitleid von Potter-ich-rette-die-Welt konnte ich verzichten.

„Aber Harry, schau dir doch deine Finger an! Verdammt, wieso tut er dir noch leid, wenn er dir so etwas antut?“

Wieder dauerte es lange, bis Potter antwortete.

„Ich glaube nicht, dass er sich bewusst war, was er damit anstellen würde. Er dachte sicher nur, dass er mir den Trank versauen würde.“

Ich verzog das Gesicht zu einem hämischen Grinsen. Natürlich hatte ich ganz genau gewusst, was ein falsch gebrauter Trank bewirken konnte.

„Natürlich hat er das gewusst! Das war Absicht. Das ist Malfoy, Harry!“

Keine Reaktion.

„Wie kannst du ihn immer noch verteidigen?“

Granger redete aufgeregt auf Potter ein.

„Hermine!“

Potter war aufgestanden und Granger hatte aufgehört zu reden. Weasley schnaubte nur verächtlich auf seiner Fensterbank. Es schien, als wüsste er, was jetzt kommen würde.

„Wie oft soll ich es dir eigentlich noch sagen, Hermine? Ich werde mich nicht mehr mit Malfoy streiten. Dieses dumme Hin und Her geht mir auf die Nerven. Außerdem glaube ich, dass er gar nicht so eingebildet und arrogant ist, wie er immer vorgibt. Das ist bestimmt nur eine Art Schutz. Schau dir doch mal die Familie an! Da würde ich auch verrückt werden bei einem Paar Todessern als Eltern. Bestimmt steht schon der Termin fest, an dem Malfoy auch einer von denen werden soll.“

Verwirrt richtete ich mich wieder auf. Meine Gedanken überschlugen sich. Potter hatte genau das auf den Punkt gebracht, was mich seit Wochen beschäftigte. Ich wollte nicht dem Dunklen Lord dienen. Dafür war mein Leben mir zu wichtig, doch wenn ich nicht die Erwartungen meines Vaters erfüllte, würde ich eine Schande für die Familie Malfoy sein.

Fassungslos über das, was Potter gesagt hatte, ließ ich mich zurück in meinen Sessel sinken.

„Oh aber es ist Malfoy, Harry. Der ist so. Sein ganzes Leben war schon so. Ich wette, er wartet schon ganz fiebrig darauf endlich Du-weißt-schon-wem zu dienen“, gab Weasley zurück.

Granger schaute Harry besorgt an: „Wirklich Harry, Ich glaube, dass du diesmal falsch liegst. Schau, du hast ihn extra gelobt wegen seinen Flugkünsten und ihn sogar gewinnen lassen und trotzdem tut er dir das mit deinen Fingern an. Sieh es ein, Harry. Das ist und bleibt Malfoy, Der ändert sich nicht. Du verschwendest deine Energie.“

„Das glaube ich nicht.“

Potter hatte sich entschieden wieder hingesetzt.

„Oh Harry…!“

„Das reicht jetzt. Lass uns weiter nach etwas suchen, das meinen Fingern hilft!“

Er zog ein Buch an sich heran und stöhnte bei der Berührung seiner Finger mit dem Buchdeckel auf.

„Verdammt, Harry! Warum gehst du nicht endlich in den Krankenflügel?“

In meinen Ohren summte es. Den Rest des Gespräches bekam ich nicht mehr mit. Meine Gedanken kreisten weiter um das Gespräch, was ich eben belauscht hatte. Potter versuchte mich also nicht reinzulegen… er versuchte mir irgendwie zu helfen. Er versuchte nett zu sein.

Ich wusste nicht, wie lange ich so dagesessen hatte. Irgendwann packte ich meine Bücher zusammen und verschwand aus der Bibliothek. Die drei Gryffindors waren schon lange weg. Mit schweren Schritten machte ich mich auf den Weg zum Krankenflügel. Als ich das Zimmer betrat, wirkte alles sehr verlassen. Ich ließ meine Tasche auf eines der Betten fallen und rief dann leise nach Madam Pomfrey. Aufgeregt kam sie aus dem Nachbarzimmer gewirbelt.

„Oh Mr. Malfoy, ich warte schon den ganzen Tag auf Sie. Warum sind Sie nicht gleich zu mir gekommen? Ich hätte ihre üblen Flecken in Nullkommanichts beseitigt.“

Sie zog eine kleine Tube aus ihrer Schürze und strich meine Wange damit ein. Ich verspürte ein warmes Prickeln und betastete dann meine Haut. Es tat überhaupt nicht mehr weg. Nun schmierte sie mir das Auge ein und auch der Fleck verschwand.

„Danke“, stammelte ich.

„Oh, keine Ursache, Mr. Malfoy. Kommen Sie aber das nächste Mal sofort zu mir. Gegen solche Flecken hilft nur diese Salbe. Mit allen anderen Methoden machen Sie es nur schlimmer.“

Das hatte ich auch schon bemerkt. Ich nickte und verließ dann den Krankenflügel. Auf dem Weg nach unten, kam mir Potter entgegen. Sofort blieb ich stehen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm entgegen treten sollte. Doch Potter grinste nur und deutete auf mein Gesicht.

„Hast du also meinen Rat angenommen?“

Ich verzog das Gesicht.

„Nicht wegen dir“, gab ich zurück und lief dann weiter. Auf ein längeres Gespräch hatte ich keine Lust. Als ich mich an ihm vorbei drängte, hielt ich kurz inne.

„An deiner Stelle würde ich Lavendel-Thymian-Tinktur probieren.“

Er warf mir einen verwirrten Blick zu.

„Dein Finger!“, fügte ich hinzu.

Dann ging ich schnell weiter. Ich hörte noch, wie Potter mir ein leises ‚danke’ hinterher rief, ignorierte es aber.

Druck

Die Weihnachtsferien waren zu Ende. Das Schloss füllte sich wieder und es fiel mir viel leichter Potter aus dem Weg zu gehen. Blaise war das nicht verborgen geblieben. Immer wieder stellte er mich zur Rede, was vorgefallen war. Doch ich gab ihm keine Antwort. Es erschreckte mich selbst ja schon genug, dass Potter mich so gut durchschaut hatte. Da musste ich das nicht auch noch Blaise erzählen. Mein Vater meldete sich nun fast wöchentlich bei Snape, um sich über meine schulischen Leistungen zu informieren.

„Mr. Malfoy, ich möchte nach dem Unterricht mit Ihnen sprechen“, flüsterte Snape mir zu, während ich in einer seiner Stunden gerade einen Aufpäppeltrank braute. Ich nickte und fuhr fort. Nach dem Unterricht packte ich langsamer als die anderen zusammen und ging dann nach vorn.

„Ja, Sir?“

„Dein Vater hat mich angewiesen, dich beim Lernen zu unterstützen. Er bat mich, dir mehr Hausaufgaben zu geben.“

Mein Herz rutschte in die Hose. Wieso das auf einmal? Sonst hatte er doch auch nicht so einen Wert auf diese Schule gelegt.

„Es scheint, als wollte ihr Vater, dass sie so schnell wie möglich viel über Magie lernen, damit der Dunkle Lord sie als würdig erachtet“, beantwortete Snape meine stumme Frage.

„Ihr Vater erzählte mir auch, dass er Ihnen einige Lehrbücher geschickt habe, die nicht auf den Unterrichtsstoff hinaus zielen. Vor allem in diesem Bereich werde ich Ihnen Aufgaben erteilen.“

Ich nickte. Die, in denen es um schwarze Magie ging. Ich hatte sie in der äußerste Ecke meines Koffers verstaut.

„Die erste Aufgabe haben Sie hier.“ Er reichte mir ein Blatt.

„Bis zur nächsten Stunde erwarte ich die Lösungen, einen schönen Tag noch Mr. Malfoy.“

Ich griff nach dem Blatt und steckte es weg. Mit einem leisen Seufzer verschwand ich aus dem Kerker. Nachdem ich das entsprechende Buch geholt hatte, machte ich mich auf den Weg in die Bibliothek.

In den nächsten Wochen konnte ich mich vor Aufgaben kaum retten. Den größten Teil meiner Freizeit verbrachte ich in der Bibliothek. Die Nase in den Büchern und machte Hausaufgaben für Snape. Blaise wunderte sich anfangs, dass ich so viel Zeit in die Schule investierte.

„Das war doch sonst nicht deine Art!“, meinte er und versuchte mir Gesellschaft zu leisten. Ich machte ihm schnell klar, dass ich lieber allein sein wollte und verscheuchte ihn. Für Quidditchtraining blieb mir keine Zeit mehr und ständig hatte ich Vaters Briefe im Nacken, in denen er mich weiter zum Lernen aufforderte und mir begeistert schilderte, dass der Dunkle Lord bereits über meine Aufnahme in die Reihen der Todesser nachdachte.

Langsam brach der März an. Schneeglöckchen begannen zu blühen und die ersten Schüler verbrachten ihre Pausen wieder auf den Ländereien. Mein Blick schweifte kurz aus dem Fenster der Bibliothek. Sogar der Schnee fing schon an zu tauen. Ich sah, wie sich kleine Rinnsale über das Gras in Richtung See schlängelten.

Mit einem Seufzer wand ich mich wieder meinen Hausaufgaben zu, als ich Schritte hörte. Ich stöhnte.

„Blaise, verschwinde.“

In den letzten Tagen hatte Blaise oft versucht, mich aus dem Schloss zu bekommen. Ich wäre blass und bräuchte ein bisschen Sauerstoff, meinte er. Ich hatte ihm nur immer wieder erwidert, dass ich immer blass wäre, mein Vater nun einmal darauf bestand, dass ich so viel lernte, es mir aber ansonsten gut ging.

„Ich bin nicht Blaise.“

Erschrocken zuckte ich zusammen und richtete meine müden Augen auf Montague. Der Quidditchkapitän sah gar nicht zufrieden aus.

„Wir haben morgen Training, Malfoy!“, schnauzte er mich an.

„Ich kann nicht“, gab ich fast schon mechanisch zurück. Mit dem linken Zeigefinger fuhr ich die Zeilen in meinem Verwandlungsbuch nach. Mein Vater hatte nun auch von anderen Lehrern verlangt, dass ich zusätzliche Aufgaben bekam. McGonagall hatte sich zwar zuerst gesträubt, schließlich jedoch nachgeben müssen. Fast schon war ich ihr dankbar gewesen, als sie abgelehnt hatte.

„Du bist raus, Malfoy.“

Was? Ich ließ meine Feder fallen und starrte Montague fassungslos an.

„Das kannst du nicht…“

„Oh doch, das kann ich machen und jetzt komm mir nicht mit deinem Vater. Ich habe die schriftliche Einwilligung von ihm, dass ich dich aus dem Team schmeißen kann, damit du dich voll und ganz deinen Schulaufgaben widmest.“

Ein süffisantes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Er wedelte mit einem Pergament vor meiner Nase herum, das eindeutig die Handschrift meines Vaters trug. Außerdem sah ich in einer Ecke das Malfoysiegel.

„Dann werde ich mir mal einen neuen Sucher suchen.“

Ich war zu baff, als dass ich antworten konnte, nickte nur und bückte mich dann nach meiner Feder.

„Ich mach dann mal weiter“, meinte ich schwach und setzte mich zurück an den Tisch. Als Montague wieder weg war, legte ich meinen Kopf auf den Tisch. Nicht nur, dass ich keine Zeit mehr für extra Flugstunden hatte nein, jetzt hatte mir mein Vater auch noch die Teilnahme im Quidditchteam gestrichen. Er nahm mir wirklich alles, was mir wichtig war. Ich schlug mein Buch zu und packte meine Sachen zusammen. Für heute musste ich Schluss machen. Ich konnte einfach nicht mehr, auch wenn das bedeutete, dass ich morgen eine Stunde früher aufstehen musste.

Als ich die nächsten Tage erneut in der Bibliothek saß, flatterte der große Waldkauz meiner Eltern durch eines der Fenster und legte mir einen Brief vor die Nase.

„Mr. Malfoy! Das ist eine Bibliothek!“, rief Madam Pince entrüstet und schlug das Fenster hinter dem Waldkauz zu. Ich brummte nur und öffnete den Brief meines Vaters.
 

Ich bin sehr stolz auf dich Draco, deine Leistungen in allen Fächern haben sich erstaunlich verbessert und Professor Snape erzählte mir, dass du auch dein Wissen über die Dunklen Künste enorm erweitert hast. Vielleicht können wir das, worauf du nun so eifrig hin arbeitest schon in den Osterferien vollziehen.
 

Lucius Malfoy
 

„Bitte nicht!“, flüsterte ich und legte meinen Kopf in die Hände. Plötzlich zog mir jemand den Zettel aus der Hand.

„Hey!“

Erschrocken sprang ich auf und sah Potter, der gerade meinen Brief las.

„Gib das her!“, schrie ich ihn an und griff dann hastig dach den Stück Papier. Doch Potter ließ es nicht los.

„Ich wollte ja nur wissen, was so schrecklich ist, dass du gleich so entnervt stöhnst.“

„Das geht dich gar nichts an. Ich stieß ihn zurück und riss mit einem Ruck meinen Brief an mich. Als nächsten landete er in winzige Teilchen zerfetzt im Papierkorb. Ich setzte mich wieder an meine Aufgaben.

„Und jetzt verschwinde.“

Ich machte eine abfällige Handbewegung in Potters Richtung und deutete ihm damit zu gehen.

„Eigentlich wollte ich noch etwas anderes von dir.“

Er ignorierte meinen eiskalten Blick.

„Wag es ja nicht!“

Doch Potter pflanzte sich dennoch auf den freien Stuhl mir gegenüber. Am liebsten hätte ich ihm mein Verwandlungsbuch an den Kopf geschmissen, aber ich beherrschte mich. So schenkte ich ihm nur einen eiskalten Blick, widmete mich meinen Aufgaben und ignorierte ihn.

„Ich habe gehört, dass du aus der Mannschaft geflogen bist.“

Unter dem Druck meiner Hand, brach die Spitze ab.

„Ich wüsste nicht, was dich das etwas angeht!“, erwiderte ich hitzig.

„Nun, ich wundere mich nur, erst sehe ich, wie du eine erstaunliche Flugnummer hinlegst, dann trainierst du wie ein verrückter Quidditch, schlägst mich im Spiel…“

„Ich habe dich nicht geschlagen.“

Potter schien verwirrt.

„Natürlich, du hast den Schnatz gefangen.“

„Oh bitte!“, ich sprang auf, „du musst mich nicht anlügen, ich weiß genau, das du mich hast gewinnen lassen.“

Sein selbstsicheres Grinsen verrutschte etwas und er wurde rot.

„Nun…“

Ich unterbrach ihn: „Verschwinde jetzt Potter! Ich kann darauf verzichten, dass du hier deine Ich-rette-die-Welt-Nummer abziehst. Das kannst du dir sonst wohin stecken. Und falls es dich beruhigt, MIR GEHT ES BLENDEND! Und jetzt lass mich in Ruhe.“

Meine Stimme war laut geworden und Madam Pince kam aufgeregt angerannt.

„Mr. Malfoy! Wenn sie unbedingt schreien müssen, dann tun Sie das bitte vor der Bibliothek.“

„Ich geh ja schon“, fauchte ich, packte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zum Ausgang.

„Warte!“

Ich schnaubte. Glaubte Potter wirklich, ich würde dieser Aufforderung folgen? Gerade als ich die Bibliothek verließ, hörte ich hastige Schritte hinter mir.

„Jetzt bleib doch stehen.“

Potter packte mich an der Schulter und hielt mich auf.

„Was willst du eigentlich?“, zischte ich ihn an. Mit einem eiskalten Blick versuchte ich, ihn dazu zu bringen, mich loszulassen.

„Lass uns kurz reden.“

Ich lachte höhnisch.

„Ich? Mit dir reden? Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte! Wenn ich Probleme habe, dann wende ich mich an meine Freunde und nicht an denjenigen, den ich von allen am meisten verabscheue.“

Ich sah ein kleines enttäuschtes Flackern in Potters Augen. Oder hatte ich mir das eingebildet? Als nächstes merkte ich, wie mir die Bücher aus den Armen rutschten, weil Potter mich an die nächste Wand drückte. Mit einer Hand hielt er meinen Kragen fest. Ich sah zu ihm hinunter.

„Was soll das werden, Potter?“

„Verdammt, ich will dir doch nur helfen, Malfoy. Ich merke doch, dass du ein Problem hast.“

Langsam wurde mir das ganze zu blöd. Warum fühlte Potter sich auf einmal so verantwortlich für mich? Ich hasste diesen Typ. Konnte er sich nicht einfach verziehen? Im Moment wäre ich äußerst froh damit, wenn er mich wie vor einigen Monaten einfach ignorieren würde.

„Jetzt erzähl schon!“

Er war mir nah, verdammt nah. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Wange. Leicht errötete ich.

„Lass das Potter. Es geht dich rein gar nichts an.“

„Ich wünschte, du würdest das anders sehen“, flüsterte er so leise, dass ich es fast nicht verstand. Mein Herz begann vor Wut zu klopfen. War der jetzt völlig verrückt geworden? Ich ballte die Faust. Als Potter erneut dazu ansetzte etwas zu sagen, schlug ich zu. Meinen Frust über meinen Vater, die Wut über Potter und mein Hass, alles schien ich in diesen Schlag zu legen und er traf. Potter stolperte einige Schritte zurück und sank dann an der Wand zusammen. Seine Nase blutete und seine Wange war verdammt rot. Ich atmete schwer, während Potter sich verdutzt und vor Schmerzen die Hand ans Gesicht legte.

„Was ist denn hier los? Draco? Ich wollte gerade mal nach dir sehen.“

Blaise kam aufgeregt den Gang entlang gerannt. Dann fiel sein Blick auf Potter.

„Draco! Warst du das?“

Ich schaute auf meine Faust und nickte schwach.

„Draco, was ist denn passiert?“

Ich schüttelte nur den Kopf und lehnte mich kraftlos an die kalte Steinwand. Mein Kopf brummte, als hätte ich den Schlag abbekommen.

„Hey Draco!“, hörte ich Blaise’ besorgte Stimme.

„Geht schon“, stammelte ich, legte mir die Hand auf die Stirn und schloss die Augen. Dann rutschte ich mit einem dumpfen Klang an der Wand zusammen. Als ich auf dem Boden aufkam, war ich schon bewusstlos. Das Potter und Blaise fast gleichzeitig erschrocken „Draco“ schrieen, bemerkten ich schon gar nicht mehr.
 

Mein Kopf fühlte sich merkwürdig taub an und alles um mich herum war so verdammt hell, dass ich die Augen sofort wieder schloss. Das Licht war zu grell, als dass ich es ertragen konnte.

„Draco?“

Ich spürte eine kalte Hand auf meiner Stirn, konnte die Stimme jedoch nicht zuordnen. Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, war ich wieder eingeschlafen. Das nächste Mal wachte ich auf, als jemand einen Wagen mit klappernden Rädern an mir vorbei zog. Mit einem leisen Stöhnen versteckte ich mich unter meiner Decke und kniff die Augen zusammen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Endgültig aus meiner Isolation wurde ich gerissen, als ich ein gleichmäßiges, bestimmendes, dumpfes Aufschlagen eines Stockes auf den Boden hörte.

„Überanstrengung“, vernahm ich eine weibliche Stimme neben mir. Eine weitere brummte nur unzufrieden und schickte die Frau weg.

„Das ist enttäuschend, Draco. Ich dachte, du wolltest dich anstrengen?“

Vor Schreck öffnete ich die Augen. Ich lag im Krankenflügel. Mein Vater stand an meinem Bett und lehnte sich langsam zu mir hinunter.

„Ich dachte du wärst ein echter Malfoy, Junge. Aber anscheinen da habe ich mich getäuscht. Der dunkle Lord wird zutiefst unzufrieden sein.“

Dann ging er. Sein Gehstock klopfte regelmäßig auf den Boden. Ich klammerte mich an meine Decke. War das alles, was er zu sagen hatte? Kurz darauf kam Madam Pomfrey wieder in den Krankensaal.

„Also wirklich, nicht einmal die Mutter hat er mitgebracht und kein besorgtes Wort….“, murmelte sie leise vor sich hin. Sie nahm wohl an, dass ich noch schlafen würde. Als sie an meinem Bett vorbei kam, stutzte sie.

„Mr. Malfoy, Sie sind ja wach! Nun machen Sie aber schnell die Augen zu. Eine Mütze Schlaf wird Ihnen gut tun. Mr. Potter schläft auch bereits.“

Dann verschwand sie wieder. Mein Blick richtete sich auf das einzig besetzte Bett und ich erstarrte. Potter war noch wach. Auf seiner Nase klebte ein großes Pflaster. Er starrte in meine Richtung und ich war mir sicher, dass er alles mit angehört hatte, was mein Vater gesagt hatte. Schnell drehte ich ihm den Rücken zu und versuche krampfhaft einzuschlafen.
 

Am nächsten Tag kam Blaise mich besuchen. Bereits als ich aufgewacht war, war Potter verschwunden. Anscheinend hatte er mir nicht begegnen wollen.

„Wie geht’s dir, Draco?“

Blaise hatte mir eine Tafel Schokolade mitgebracht, die ich jedoch nicht anrührte. Ich brummte etwas Unverständliches. Doch Blaise gab nicht auf.

„Ich war ja ganz schön erschrocken, als du gestern einfach so zusammen gerutscht bist. Und Potter übrigens auch.“

Als er Potter erwähnte hätte ich ihn am liebsten aufgehalten weiter zu reden. Potter wusste jetzt schon viel zu viel über mich.

„Ich hätte nie gedacht, dass er sich mal Sorgen um dich machen würde. Hatte vielleicht ein schlechtes Gewissen, dass er Ärger bekommen würde, weil er dich angegriffen hat. Jedenfalls hat er mir geholfen dich zum Krankenflügel zu bringen. Und das obwohl seine Nase geblutet hat wie Sau. Madam Pomfrey hat dann festgestellt, dass sie gebrochen war. Komischer Kerl Potter. Ich glaube langsam, dass du wirklich recht hast, er verhält sich merkwürdig.“

Ich hatte die ganze Zeit nichts gesagt. Blaise schien das darauf zu schieben, dass ich immer noch etwas schwach war.

„Madam Pomfrey hat mir übrigens gesagt, dass du überanstrengt gewesen wärst. Hab ich es dir nicht gesagt? Du hast zu viel gearbeitet!“

„Blaise bitte!“, erwiderte ich schwach und rollte die Augen.

„Schon gut, schon gut. Pansy wollte dich besuchen. Ich hab ihr erzählt, dass du im Moment nur mich empfangen darfst. Ich dachte, das wäre dir recht.“

Ich nickte und war ihm dankbar. Auf Parkinson konnte ich im Moment wirklich verzichten.

„Waren eigentlich deine Eltern da?“

Ich schüttelte den Kopf. Blaise musste nicht auch noch wissen, dass mein Vater mir einen unangenehmen Besuch abgestattet hatte. Potter würde das schon noch zeitig genug in der Schule herum erzählen.

„Mhm. Na ja, weißt du, ich glaube ich gehen dann besser, Madam Pomfrey hat schon angedroht mich rauszuschmeißen, falls ich dich vom Schlafen abhalten würde.“

Er grinste. Dann stand er auf, winkte kurz und verließ den Krankensaal. Ich atmete erleichtert auf und entspannte mich etwas. Wenn Blaise das über meinen Vater herausfinden würde…

Meine Träume waren wirr. Sie ergaben überhaupt keinen Sinn und irgendwann wachte ich auf, weil ich das Gefühl gehabt hatte, ein Geräusch zu hören, doch es war sicher nur in meinem Traum gewesen. Kurz bevor ich erneut einschlief spürte ich eine leichte Berührung an meiner Hand oder bildete ich mir das auch nur ein? Ich konnte nicht mehr darüber nachdenken, ich war zu müde.

Madam Pomfrey wollte mich noch eine weitere Nacht dabehalten. Dann würde Freitag sein und ich konnte in aller Ruhe in meinen Gemeinschaftsraum zurückkehren, meinte sie. In meiner letzten Nacht träumte ich genauso wirr. Erneut wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Als ich meine Augen aufmachte, hätte ich beinahe erschrocken aufgeschrien, doch Potter hielt mir die Hand vor den Mund. Als ich realisierte, was hier vorging, verengten sich meine Augen zu Schlitzen und ich starrte Potter böse an. Er schien zu begreifen und nahm die Hand weg.

„Was machst du hier? Verschwinde verdammt noch mal!“

Mir wurde auf einmal wieder bewusst, was Potter mitgehört hatte und wollte ihn nur noch loswerden.

„Ich wollte nur sehen, wie es dir geht.“

„Hör doch endlich auf die unnötig Sorgen um mich zu machen. Du bist so scheinheilig!“

Potter seufzte kurz.

„Kannst du nicht mal aufhören mich die ganze Zeit anzugiften? Ich meine es ernst.“

„Ach ja? Ich glaube, du hast was vergessen, Potter. Ich hasse dich.“

Damit drehte ich mich von ihm weg. Ich hasste ihn wirklich.

„Warum?“

Ich verschluckte mich vor Überraschung. Dann lachte ich leise.

„Das fragst du noch?“

„Ja.“

Ich lachte erneut.

„Meine Eltern stehen auf der Seite, die dich töten will. Der dunkle Lord will dich vernichten und du fragst, wieso ich nicht mit dir Händchen halte und auf lieb Freund mache?“

Meine Stimme triefte nur so von Ironie.

„Und du Draco?“

„Was?“

„Stehst du auch auf der Seite, die mich umbringen will?“

Jetzt musste ich Schlucken. Darauf lief also das Gespräch hinaus. Er wollte seine Vermutungen bestätigt haben.

„Natürlich!“

Doch ich spürte selbst, wie meine Stimme leicht zitterte.

„Das glaube ich nicht.“

„Oh, du glaubst also, ich lasse meine Eltern im Stich und bin auf deiner Seite?“

„Das meinte ich nicht. Willst du auf Voldemorts Seite stehen? Willst du für ihn kämpfen und töten? Da bist du doch gar nicht der Typ dafür.“

Ich schluckte.

Ich spürte, wie mein Blick verschwamm. Eine Hand legte sich auf meinen Rücken. Ich war im Moment zu schwach, um mich zu wehren. Tränen liefen mir über die Wangen. Seltsamerweise fühlte ich mich erleichtert.
 

Der nächste Morgen war grauenvoll. Ich fühlte mich so elend wie noch nie und als ich mir bewusst wurde, was letzte Nacht passiert war, wurde ich wütend auf mich selbst. Wie hatte ich mich nur so gehen lassen können? Und dann noch vor Potter!

Ich zog mich schnell an, meldete mich bei Madam Pomfrey ab, die mir noch empfiehl, das nächste Mal eher zu kommen und verschwand aus dem Krankenflügel. Mein Magen knurrte und ich machte mich auf den Weg zur Großen Halle. Zeit für Frühstück war noch genug.

„Hey, Draco!“

Parkinson kam die Treppe, die zu den Kerkern führte hinauf gerannt. Sie strahlte als sie mich einholte.

„Ich habe mir Sorgen gemacht, Blaise meinte, es dürfte niemand außer ihm zu dir. War es etwas Ernstes?“

Ich sah sie von oben herab an und schüttelte den Kopf.

„Nichts besonderes, ich wollte nur keinen Besucht.“

Ich sah wie ihr Lächeln in sich zusammen fiel. Schnell fasste sie sich jedoch wieder und deutete auf die Große Halle.

„Wollen wir essen gehen?“

„Das hatte ich eigentlich vor.“

Parkinson war etwas erschrocken über die Kälte in meiner Stimme, sagte aber nichts. Wir betraten die Halle. Mein Blick war starr auf den Slytherintisch gerichtet. Ich hatte absolut nicht das Bedürfnis Potter zu begegnen. Blaise begrüßte uns freudestrahlend und Crabbe und Goyle sahen mich seltsam an.

„Was?“, zischte ich.

„Wo warst du die ganze Zeit?“

Blaise lachte. Ich fand das gar nicht witzig. Diese Idioten würden es ja nicht mal merken, wenn ich vor ihren Augen tot umfallen würde.

„Kurzurlaub in Kanada!“, giftete ich und schnappte mir ein Brötchen. Crabbe und Goyle starrten mich verständnislos an.

Blaise prustete in seinen Kürbissaft.

„Mensch Draco, was ist dir denn heute für eine Laus über die Leber gelaufen? Du hast ja mal wieder besonders gute Laune!“

Die Frage würde ich ihm nur zu gerne beantworten. Die Laus hieß Harry Potter und der grinste mich grad vorsichtig an. Mein eiskalter Blick ließ ihn jedoch innehalten und er wand sich wieder Granger und Weasley zu.

Blaise war meinem Blick gefolgt und lehnte sich jetzt zu mir rüber. Sein Mund verzog sich zu einem schadenfrohen Grinsen und er flüsterte: „Es hat wieder etwas mit Potter zu tun? Mensch, waren die Monate entspannend, in denen du so sehr mit Hausarbeiten beschäftigt warst, dass du keine Zeit hattest um miese Laune wegen ihm zu bekommen.“

Blaise konnte gar nicht so schnell gucken, da steckte mein Messer wenige Zentimeter neben seiner Hand im Tisch. Mein Blick durchbohrte ihn. Nun starrte mich zwar die halbe Halle an, doch Blaise hielt den Mund. Ich aß den letzten Rest meines Brötchens und stand dann auf.

„Heute ist Quidditch, Draco? Gryffindor gegen Ravenclaw. Du kommst doch?“

Ich blieb kurz stehen.

„Ich glaube nicht, dass ich den Drang verspüre mir heute das Narbengesicht auf seinem Besen anzustarren, wie es dämliche Loopings dreht.“

Dann lief ich weiter. Meine Stimme war laut genug gewesen, dass es die ganze Halle gehört hatte. Leises Getuschel verfolgte mich, während ich mit großen Schritten in Richtung Ausgang lief. Im Gang traf ich auf Potter, Granger und Weasley.

„Du entschuldigst dich sofort bei Harry!“, das Wiesel war schon wieder krebsrot angelaufen.

„Ach ja? Für was denn? Für die Wahrheit? Nur weil ihr nicht den Arsch in der Hose habt ihm zu sagen, dass er absolut hässlich aussieht mit dem Schlitz mitten im Gesicht?“

Mein Blick wanderte zu Potter, der mich nicht anschaute. Er wirkte jedoch etwas verstört. Ich ignorierte das seltsame Gefühl in meinem Bauch und rümpfte die Nase, als Granger ihren Zauberstab zückte.

„Du willst doch nicht etwas deinen Ruf als Musterschülerin riskieren, Schlammblut?“

Jetzt reagierte Potter doch. Er hielt mir den Zauberstab auf die Brust und funkelte mich wütend an.

„Soll ich jetzt Angst haben, Potter?“

Meine Hand tastete nach meinem eigenen Zauberstab, während sich der Druck auf meiner Brust verstärkte.

„Wenn du Hermine noch einmal so nennst, dann…!“

„Was dann?“

Ich zog eine Augenbraue hoch, als Potter näher an mich heran trat. Ich wich einen Schritt zurück, doch er folgte mir.

„Dann könnte ich hier ein kleines Geheimnis ausplaudern!“, schlug er flüsternd vor.

Ich verengte die Augen zu Schlitzen.

„Willst du mich jetzt etwas erpressen?“

Meine Stimme schnitt durch die Luft. Meine innere Angespanntheit versuchte ich so gut es ging zu verbergen.

„Ungern, Malfoy, aber wenn es die Situation nicht anders zulässt.“

„Das wirst du bereuen, das sage ich dir.“

Wir fuhren auseinander, als wir Schritte im Gang hörten. Snape eilte auf uns zu.

„Was geht hier vor?“

Sein Blick wanderte von Potters Zauberstab zu mir und zurück.

„POTTER!“, donnerte er, „Mr.Malfoy hat gerade erst den Krankenflügel verlassen und Sie fangen schon wieder Streit an? 20 Punkte Abzug für Gryffindor und Nachsitzen! Mr. Malfoy, Sie folgen mir bitte!“

Ich grinste Potter spöttisch zu und folgte Snape dann. Er führte mich in sein Büro und deutete auf einen seiner schwarzen Stühle. Ich setzte mich und sah ihn erwartungsvoll an.

„Nun“, begann er und knetete seine Hände. Es war eindeutig, dass er gewissermaßen mit sich selbst kämpfte.

„Eigentlich erhielt ich von Ihrem Vater den Auftrag wie abgesprochen Ihre intensive Ausbildung fortzusetzen.“

Ich schluckte, das würde ich nicht durchhalten.

„Die Tatsachen jedoch“, er machte eine kurze Pause, „sprechen dagegen. Sowohl ich als auch Madam Pomfrey befürchten bei einer Fortsetzung des Pensums, das sie bis jetzt zu bewältigen hatten, einen erneuten Zusammenbruch. Es wäre demnach nicht ratsam dem Verlangen Ihres Vaters zu folgen. Ihre Mutter hat mir zugestimmt, Ihnen wie allen anderen Schülern auch Aufgaben zu erteilen, nicht mehr, nicht weniger. Alle anderen Lehrer werden genauso verfahren.“

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Nach außen zeigte ich jedoch keine Regung.

„Danke.“

Snape stand auf.

„Gut, und jetzt gehen Sie. Schauen Sie sich das Quidditchspiel an oder machen Sie sonst irgendwas. Bis Montag erwarte ich, dass sie sich über den Stoff informiert haben, den Sie verpasst haben. Keine Hausaufgaben! Aber informieren Sie sich!“

Ich nickte und verließ sein Büro.

Erstaunlich erleichtert lief ich durch die Gänge des Schlosses. Langsam wurde mir langweilig. Blaise und die anderen waren draußen beim Quidditch. Es war schließlich das letzte Spiel der Saison. Zwar hatten wir nur noch eine Chance zu gewinnen, falls Gryffindor haushoch verlieren würde, doch das war unwahrscheinlich. Ich setzte mich in Bewegung. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht an die frische Luft zu kommen.

Lauter Lärm schlug mir entgegen, als ich die Ländereien betrat und auf das Quidditchstadion zu lief. Das Spiel war mitten im Gange. Ich kletterte eine der Treppen hinauf und blieb am untersten Rand der Tribüne stehen. Mich jetzt Blaise, Parkinson oder noch schlimmer, Granger und Weasley zu zeigen, wäre eine Blamage gewesen. Ich hatte schließlich vor einer halben Stunde noch laut angekündigt, dass ich keine Lust hatte mir das Narbengesicht anzuschauen.

Das Narbengesicht drehte im Moment noch relativ unspektakulär Runden über das Feld. Es stand bereits 70 zu 20 für Gryffindor. Potter wollte also seinen Sieg genießen, denn ich war mir sicher, dass ich gerade den kleinen Schnatz am mittleren Torpfosten von Ravenclaw gesehen hatte. Dann sah ich, wie der kleine goldene Ball in die Tiefe flatterte. Potter stürzte sich hinterher. Ich schnaubte. Er wollte also einen heldenhaften Auftritt hinlegen. Schnatz fangen im Sturzflug. Cho, die Sucherin Ravenclaws, sah Potter zu spät und versuchte verzweifelt ihren Besen zu beschleunigen. Doch Potter war schon fast am Ziel. Ich sah, wie er die Hand vom Besen nahm. Das Publikum stöhnte laut auf. Potter näherte sich in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit dem Torpfosten.

„Der knallt dagegen!“, flüsterte ich und hielt den Atem an. Doch Potter schloss die Faust um den Schnatz, machte eine schnelle Rolle zur Seite und rauschte am Torpfosten vorbei. Cho jedoch knallte gegen die Stange. Lautes Stöhnen der Ravenclaws und Jubel der Gryffindors vermischten sich. Es war ein unerträglicher Lärm. Ich wand mich ab und lief die Treppen herunter. Dann umrundete ich das Stadion und setzte mich an den See. Den Kragen meine Jacke schlug ich hoch und schlang die Arme um meinen Körper. Es war immer noch ziemlich kalt. Es wurde allmählich dunkel. Der See lag wie eine große schwarze Fläche vor mir. Weit hinten erkannte ich etwas, das aus dem Wasser sprang und dann mit einem lauten Platschen wieder ins Wasser sank. Hinter dem See befanden sich die Berge und wenn man nach rechts schaute, erkannte man die Lichter Hogsmeades.

„Du bist ja doch gekommen.“

Ich drehte mich um. Wenige Meter entfernt stand Potter. Die Hände in den Jackentaschen und die Haare leicht vom Wind zerzaust. Ich schluckte, der hatte mir gerade noch gefehlt.

„Wäre ich lieber nicht gekommen. Dann hätte ich mir wenigstens den Anblick deiner lächerlichen Heldennummer ersparen können.“

Ich drehte mich wieder um und heftete meinen Blick auf die Oberfläche des Sees. Potter antwortete nicht. Nachdem ich schon dachte, er wäre wieder gegangen, machte er einige Schritte auf mich zu und setzte sich ebenfalls ins Gras. Ich rutschte schnell von ihm weg. Er seufzte.

„Welche Heldennummer?“

Ich schnaubte.

„Jetzt tu nicht so. Du hast doch nur auf den richtigen Moment gewartet, um den Schnatz im Sturzflug zu fangen und dann einen halsbrecherischen Flug hinzulegen. Echt beeindruckend.“

Der Sarkasmus war nicht zu überhören.

Ich fröstelte. Ohne auf Potters Antwort zu warten, stand ich auf.

„Ich hab den Schnatz wirklich nicht eher gesehen.“

Na klar und ich war der Weihnachtsmann.

„Und wer soll dir das bitte glauben? Der Schnatz flog ewig um die Torringe von Ravenclaw und du hast ihn erst gefangen, als er in Richtung Erde geflogen ist.“

„Du hast ihn also eher gesehen? Ich nicht.“

Ja, klar. Wer’s glaubt wird selig. Ich zog die Augenbrauen hoch und machte ein abfälliges Geräusch.

„Mensch Malfoy, ich habe ihn nicht gesehen. Und jetzt hör auf damit. Eigentlich wollte ich mal mit dir reden.“

Ich zog meine Jacke noch fester zu. Was wollte er schon wieder von mir?

„Ich aber nicht mit dir.“

Damit machte ich mich auf den Weg zum Schloss.

„Jetzt warte doch.“

Potter sprang auf und rannte mir hinterher. Wir hatten fast das Schloss erreicht, als er mich einholte und nach meinem Arm fasste. Ich fuhr herum und starrte ihn wütend an.

„Was soll der Scheiß, Potter? Habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Ich will nicht mit dir reden. Warum sollte ich das auch? Ich hasse dich. Und jetzt lass mich los, verpiss dich!“

Ich versuchte meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, doch Potter hielt krampfhaft fest.

„Ich lass dich nicht los. Erst erzählst du mir, was gestern Abend los war. Wieso hast du angefangen zu weinen?“

Ich presste die Lippen zusammen und verengte die Augen zu Schlitzen.

„Potter!“, zischte ich warnend.

„Es geht dich rein gar nichts an.“

„Aber ich merke doch, dass du irgendwelche Probleme hast, verdammt!“

Mit einem plötzlichen Ruck entzog ich mich seinem Griff.

„Habe ich was verpasst? Sind wir irgendwie seit neustem Freunde oder warum interessierst du dich so für mein Gefühlsleben?“

Meine Stimme wurde schärfer.

„Ich…“

Ich gab Potter keine Chance auszusprechen. Mein Blut kochte vor Wut.

„Hör verdammt noch mal auf mit der Mitleidsnummer. Ich habe dir schon mal gesagt, wenn ich irgendwelche Probleme haben sollte, dann würde ich ganz bestimmt nicht mit dir darüber reden. Du nervst einfach nur, Kümmere dich doch um die…“

„Halt die Klappe, Malfoy!“

Potter hatte mich wieder an der Jacke gepackt und gegen die festen Steinmauern des Schlosses geschoben. Sein Blick haftete auf meinen Augen. Ich musste schlucken. Er sah verdammt wütend aus. Wütend und…

„Kapier es endlich, Malfoy! Ich glaube einfach, dass du nicht so verdammt böse bist, wie du immer tust. Du willst gar nicht so sein wie deine Eltern und ich will nicht, dass du so wirst. Ich… verdammt. Ich will dir doch nur helfen.“

Seine Stimme erstarb. Ich starrte ihn an und er starrte zurück. Seine plötzliche Ehrlichkeit schockierte mich. Bevor ich irgendwie reagieren konnte, hatte er mich an sich heran gezogen und geküsst. Seine Lippen lagen auf meinen. Warm und weich. Während er die Augen geschlossen hatte, starrte ich ihn nur verwirrt an. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Dann löste er seine Lippen von meinen.

„Ich würde übrigens nie irgendjemandem von dem, was gestern oder heute passiert ist, erzählen.“

Danach

Kalter Wind wehte über meine Wangen. Vorsichtig fuhr ich mir mit den Fingern über die Lippen. Ich spürte immer noch die Berührung, als wäre Potter immer noch hier und würde mich immer noch küssen. Mit einem leisen Seufzen wand ich den Kopf zum Himmel. Wie hatte ich nur so reagieren können? Wie ein kleiner Schuljunge hatte ich apathisch dagestanden, nichts erwidert und einfach rein gar nichts getan. Als Potter dann endlich aufgehört hatte und einen Schritt zurück getreten war, hatte ich mich wenigstens zu einem verächtlichen Blick gezwungen. Daraufhin hatte er den Kopf weggedreht, sich auf die Lippen gebissen und war ins Schloss verschwunden.

Das Ganze war nun etwa zehn Minuten her und ich stand immer noch völlig regungslos hier. Ich spürte nicht einmal die Kälte und den Nebel, die sich langsam über die Ländereien Hogwarts’ zogen. Meine Gedanken waren völlig auf den Kuss fixiert. War er in mich verliebt? Potter in mich…? Das war eigentlich unmöglich. Doch wieso machte er sich dann in letzter Zeit so viele Gedanken um meine Probleme. Und dann hatte er noch gesagt, er wolle nicht, dass ich so werde wie meine Eltern. Hätte er es nicht dabei belassen können? Das war ja schon schlimm genug. Potter hatte soweit Gefühle für mich entwickelt, dass er nicht wollte, dass ich auf der Seite des dunklen Lords kämpfte.

Verwirrt verzog ich das Gesicht und schüttelte dann den Kopf, bevor ich mich schließlich doch in Bewegung setzte. Als ich das Schloss betrat, knurrte mein Magen. Von der Großen Halle her hörte ich laute Stimmen. Automatisch durchquerte ich die Eingangshalle.

„Draco!“

Ich drehte mich um und sah, wie Blaise die Stufen hinauf geeilt kam.

„Wo warst du denn? Nicht beim Spiel und als ich zurückgekommen bin, warst du auch nicht im Schlafsaal.“

Ich wartete, bis er bei mir war und lief dann weiter zur Großen Halle. Blaise versuchte mit mir Schritt zu halten.

„Hey, was ist denn los?“

„Nichts.“

Blaise schwieg. Als wir am Gryffindortisch vorbei kamen, richtete ich meinen Blick geradeaus. Potter zu sehen war nun wirklich das Letzte, was ich wollte. Ich wusste nicht, wie ich nun reagieren sollte.

„Potter ist ja gar nicht da.“

Verwunderung klang in Blaise’ Stimme mit: „Und das, wo er doch gerade eben noch den Quidditchpokal gewonnen hat.“

Ich ließ meinen Blick über den Gryffindortisch wandern. Tatsächlich war der Platz zwischen Granger und Weasley noch frei.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Wer weiß, vielleicht holt er sich bei Dumbledore noch ein bisschen Lob ab. Er muss doch ordentlich als Held gefeiert werden“, erwiderte ich so verächtlich, dass es selbst Blaise wunderte.

„Sag mal, was ist denn mit dir los? Ist irgendwas passiert?“

Ich schüttelte den Kopf und setzte mich zu den anderen Slytherins.

„Hey Draco!“, Parkinson winkte mir lächelnd zu und schob sich dann auf den Platz mir gegenüber.

„Hast du schon gehört? Gryffindor hat den Quidditchpokal gewonnen.“

Ich zuckte mit den Schultern, murmelte ein: „Na und“, und häufte mir dann etwas von den Spaghetti auf den Teller.

„Wie ‚na und’? Das kann dir doch nicht egal sein? Diese kleinen Ratten gewinnen schon wieder den Hauspokal. Tu doch was!“

Sie strich mit ihrer Hand über meinen Arm. Ich wand angewidert den Blick ab und blieb an der Eingangstür zur Großen Halle hängen. Potter schob sich gerade lächelnd mit der rothaarigen Weasleyschwester im Arm herein.

„Was soll ich denn da bitte machen, Parkinson!“

Wütend befreite ich meinen Arm aus ihrer Umklammerung und aß weiter. Ohne noch einmal den Blick zu heben, drehte ich mir die Spaghetti auf die Gabel und schob sie mir in den Mund.

Neben mir machte Blaise eine beschwichtigende Handbewegung in Richtung Parkinson.

„Lass ihn, er hat mal wieder schlechte Laune“, flüsterte er leise.

Es reichte. Blaise musste nicht auch noch meinen ‚Beschützer’ spielen.

„Ich habe keine schlechte Laune, verdammt!“

Ich knallte meinen Löffel auf den Tisch und bespritzte Parkinson mit Soße.

„Sorry Draco, ich wollte doch nur…“, begann Blaise, doch er kam nicht weiter. Ich war schrecklich gereizt in dem Moment. Erst Potter und jetzt Blaise, der dachte, dass er sich um mich Sorgen machen müsste.

„Es interessiert mich einen Scheißdreck, was du wolltest! Hört endlich alle auf euch um mich Gedanken zu machen. Ich bin es leid“, zischte ich so leise es mir möglich war und stand auf.

„Ich gehe schlafen. Gute Nacht!“

Ich verließ die Große Halle. Mit schnellen Schritten eilte ich in Richtung Gemeinschaftsraum. An der leicht grün schimmernden Wand angekommen, sagte ich: „Todesser“, und trat ein.

„Porkin! Bring mir einen Tee!“, befahl ich, als ich den kleinen Steve Porkin auf dem Sofa lümmeln sah. Dieser nickte nur ängstlich und verschwand. Ich lief an seinen erschrockenen Freunden vorbei in Richtung Schlafsaal. Dort angekommen zog ich mir mein Hemd aus. Dann die Schuhe, als es an der Tür klopfte. Ich öffnete.

„Ihr… ihr Tee!“, piepste der Kleine und starrte mich mit seinen grünen Augen voller Furcht an. Ich stockte, nahm ihm dann aber den Tee ab und stellte ihn auf meinen Nachtschrank.

„Was guckst du so? Verzieh dich.“

Damit verschwand er auch schon wieder in Richtung Gemeinschaftsraum. Ich entledigte mich nun auch meiner Hose und zog die Schlafsachen an.
 

Wahrsagen. Der parfümartige Geruch stieg mir in die Nase. Halb schlafend saß ich in einer Ecke des Turmzimmers, den Kopf an die Wand gelehnt. Professor Trelawney versuchte gerade in Potters Handlinien zu lesen.

„Eine sehr kurze Lebenslinie, Mr. Potter. Sehr kurz, ja in der Tat…!“

Ich schnaubte verächtlich und gähnte.

„Ja Mr. Malfoy?“

Ich schreckte hoch.

„Was?“

Professor Trelawney stand nun direkt vor mir und starrte mich durch ihre überdicken Brillengläser leicht verstimmt an.

„Sie wollten etwas sagen?“

Was hätte ich antworten sollen? Dass es mir sonst wo vorbei ging, wie lange Potter noch zu leben hatte? Oder dass sie endlich damit aufhören sollte so zu tun, als hätte sie Ahnung von diesem Fach?

„Ich… ähm nein?“

Schlaue Antwort, Draco…! Das konntest du auch schon mal besser.

„Nun, dann macht es ihnen doch sicher nichts aus, wenn ich Ihre Handlinien einmal deute?“

Die Chance ein ‚nein’ zu erwidern, ließ sie mir gar nicht erst. Unsanft schob sie Blaise zur Seite und setzte sich auf eines der weichen Kissen neben mir.

„Nun, dann lassen Sie mich mal sehen!“

Sie griff nach meiner Hand und begann sie eifrig zu studieren. Ich kam mir reichlich blöd vor. Die ganze Klasse starrte inzwischen zu mir herüber und Weasley machte irgendwelche Witze. Ich verkniff mir einen kontrollierenden Blick in Potters Richtung, um herauszufinden, ob er lachte oder nicht.

„Oh, sehr interessant…“

Ich wand meine Aufmerksamkeit wieder Professor Trelawney zu.

„Sehr interessant“, stellte sie erneut fest.

„Ja was denn?“, Parkinson war eifrig näher gerückt.

„Nun Mr. Malfoy, Sie scheinen im Moment unter gewaltigem Stress zu stehen. Sehen Sie hier!“

Sie deutete auf eine der Linien.

„Sehr viele Kanten. Und hier, eine Verzweigung in der Linie. Vielleicht werden sie bald vor einer wichtigen Entscheidung stehen, die Ihr Leben verändern wird.“

„Oh bitte!“, stöhnte ich leise, doch Parkinson rutschte aufgeregt näher.

„Und weiter?“

Professor Trelawney ließ sich Zeit. Mir kam es vor, als kostete die allgemeine Aufmerksamkeit richtig aus. Sie strich mehrfach mit einem ihrer langen Finger über meine Hand.

„Sehen Sie hier!“, meinte sie schließlich.

„Ein kleiner dunkler Punkt. Vielleicht hat das etwas mit einer Person in ihrem Umfeld zu tun.“

Sie warf Blaise einen Blick zu.

„Dunkler Punkt… Nun ja, vielleicht sollten Sie eine gewisse Person mit dunklen Haaren meiden. Tut mir leid, aber genaueres kann ich dazu auch nicht sagen.“

Blaise neben mir grinste.

„Sind Sie jetzt endlich fertig?“

Ich entriss ihr meine Hand. Unter meinem wütenden Blick wand sie sich dem nächsten Schüler zu. Blaise kicherte neben mir.

„Nun ja Draco, das wird aber eine einsame Zeit werden, wenn du dich jetzt von mir fern hältst. Ich hoffe doch, du nimmst ihr Gerede nicht ernst!“

Ich antwortete nicht. Stattdessen versuchte ich krampfhaft nicht in Potters Richtung zu schauen, denn wer mit dieser dunkelhaarigen Person gemeint war, das konnte ich mir nur allzu gut vorstellen.

Als die Stunde endlich zu vorbei war, zog ich Blaise so schnell es ging hinter mir her.

„Lass uns hier verschwinden.“

Ich wollte von Potter weg. Es reichte schon, dass ich nachher noch Verwandlung mit ihm haben würde. Zaubereigeschichte half mir aber auch nicht wirklich meine Gedanken von Potter weg zu bekommen. Ich hatte noch nicht einmal das Thema richtig verstanden, da döste ich schon vor mich hin.

„Ich will nicht, dass du so wirst wie deine Eltern.“

Schon waren die Erinnerungen an den Samstagabend wieder da. Die Erinnerungen an Potters Worte und an den Kuss.

Ich schreckte hoch. Mein Blick wanderte durch das Klassenzimmer und ich registrierte, dass ich mich immer noch im Unterricht befand. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass nicht wirklich viel Zeit vergangen war. Ich wand mich zu Blaise, der echt teilnahmslos neben mir hockte. Ich tippte ihn an.

„Wasn los?“, fragte er schläfrig.

„Ich fühl mich nicht gut. Geh mal in den Krankenflügel.“

Blaise nickte nur und ich packte meine Sachen. Unbemerkt verschwand ich aus dem Klassenzimmer und beschleunigte meine Schritte. Mir war gerade eine Idee gekommen. Ich würde meinen Besen holen. Ich war schon ewig nicht mehr geflogen und ich hoffte, dass mir das Fliegen die Gedanken an Potter vertreiben würde. Schnell hatte ich meinen Besen geholt und eilte durch die Eingangshalle.

„Malfoy.“

Ich erschrak und drehte mich um. Potter. Der schien mich wirklich zu verfolgen. Betont lässig, obwohl ich mich überhaupt nicht danach fühlte, zog ich eine Augenbraue hoch.

„Freistunde, Potter? Oder schleichst du dich etwa aus dem Unterricht? Das wird Dumbledore aber gar nicht gefallen.“

Potter machte einen Schritt auf mich zu.

„Falls es dich beruhigt, ich habe eine Freistunde, aber du nicht soweit ich weiß.“

Ich zuckte mit den Schultern und machte einen Schritt zurück.

„Was geht es dich an?“

„Ich wundere mich nur, dass du einfach schwänzt. Wieso?“

Seine Stimme klang unsicher. Ich runzelte die Stirn, fing mich dann aber wieder.

„Lass das Potter. Es geht dich rein gar nichts an und du hast doch Trelawney gehört. Ich soll mich von schwarzhaarigen Personen fern halten. Also verschwinde.“

Die Ironie war nicht schwer zu überhören.

„Seit wann gibst du etwas darauf, was Professor Trelawney sagt?“

„Seit wann kennst du mich so gut, um das zu beurteilen?“, stellte ich die Gegenfrage.

Wir schwiegen. Erneut musste ich an Samstagabend denken. Der Kuss. Was hatte das zu bedeuten?

„Was willst du von mir, Potter?“

Mir fiel nichts anderes ein, was ich hätte sagen können.

„Habe ich das am Samstag nicht deutlich gemacht?“

Potters Blick wanderte auf einen Punkt hinter mir. Ich umklammerte meinen Besen. Sollte es wirklich so sein, wie ich es mir zusammen gereimt hatte?

„Verarsch mich nicht, Potter.“

Die Lust aufs Fliegen war mir gründlich vergangen. Ich schulterte meinen Besen und setzte mich in Bewegung. Zurück zum Gemeinschaftsraum.

„Wo willst du hin?“, rief Potter mir hinterher.

„Irgendwohin, wo du mich nicht mehr nerven kannst!“

Dann lief ich schnell die Stufen zu den Kerkern hinunter. Die kühle Luft schlug mir entgegen. Viel schneller als sonst erreichte ich den Schlafsaal, ließ meinen Besen fallen und legte mich aufs Bett. Mir war schwindlig. Mein Verstand sträubte sich dagegen, das zu glauben, was eigentlich offensichtlich war.

„Draco?“

Die Tür flog auf. Erschrocken fuhr ich von meinem Bett hoch.

„Da bist du ja. Ich hatte keine Lust mehr auf Zaubereigeschichte und außerdem habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Madam Pomfrey hat gesagt, du wärst nicht bei ihr gewesen. Da habe ich überall gesucht.“

Stöhnend ließ ich mich zurück ins Bett fallen.

„Jetzt hast du mich ja gefunden.“

„Was ist denn los? Geht’s dir nicht gut? Du bist ganz blass. Vielleicht solltest du doch in den Krankenflügel.“

Ich schüttelte den Kopf und drehte meinen Kopf von Blaise weg. Ich war nicht krank und wieso ich blass war, das wusste ich auch ohne Madam Pomfrey.

„Lass uns lieber langsam in die Große Halle gehen. Der Unterricht ist bald vorbei und ich habe verdammt Hunger.“

Hunger hatte ich zwar überhaupt nicht, aber ich wollte auch nicht weiter mit Blaise reden. Ich wollte gar nicht mehr an Potter denken und Essen war da die beste Ablenkung.

Ich setzte mich auf und stand auf. Blaise schaute mich leicht irritiert an, wand dann aber resigniert den Blick zur Seite und fand sich damit ab, dass er mir wohl oder übel in die Große Halle folgen musste. Ich hatte gut geschätzt. Die ersten Schüler kamen die Treppen herunter und eilten in die Große Halle. Das Essen stand bereits auf den langen Haustischen und ein gleichmäßiges Summen der Stimmen der Schüler drang in die Eingangshalle. Mit großen Schritten durchquerten Blaise und ich die Halle, vorbei am Gryffindortisch, und setzten uns auf freie Plätze. Parkinson, Crabbe und Goyle waren noch nicht da. Ich grinste höhnisch und stellte mir vor, wie sie immer noch im stinklangweiligen Zaubereigeschichtsunterricht sitzen würden.

Eigentlich konnte ich ja ganz zufrieden mit mir sein. Außer dass Potter sich in letzter Zeit äußerst für meine Probleme zu interessieren schien, war mein Leben ganz in Ordnung. Seit ich ein paar Tage im Krankenflügel verbracht hatte, waren keine Briefe meines Vaters gekommen. Höchstens ein paar meiner Mutter, die mir schrieb, dass Vater zur Zeit beschäftigt wäre, sie mich liebte und dass sie für meinen Geburtstag im Juni schon etwas besonderes geplant hätten. Da sie mit keiner Silbe erwähnt hatte, dass es mit dem dunklen Lord zu tun haben könnte, glaubte ich nicht, dass es erneut der Plan war, mich zu einem Todesser zu machen.

Genüsslich spießte ich mir eine Bratwurst an und häufte Kartoffelpüree auf meinen Teller. Während ich die Wurst aß, setzten sich Crabbe und Parkinson zu uns. Ich blickte verwirrt auf.

„Wo ist Goyle? Der lässt sich doch sonst kein Mittagessen entgehen.“

„Der schläft noch“, Parkinson gähnte und griff nach einer Bratwurst. Dann ließ sie ihren Blick wieder zu mir schweifen. Ich schaute schnell weg, drehte meinen Kopf jedoch in Richtung Gryffindortisch, den ich bis jetzt erfolgreich vermieden hatte anzusehen. Pansy schien mein Desinteresse an einem Gespräch mit ihr jedoch nicht zu bemerken. Mit ihrer kalten Hand streichelte sie meinen Arm.

„Draco Schatz, wie geht es dir eigentlich? Du hast vorhin so stürmisch das Klassenzimmer verlassen.

Mit einem angewiderten Blick auf ihre Hand, brachte ich sie dazu, ihren Arm sofort wegzunehmen. Dabei bemerkte ich jedoch auch, dass Potter interessiert und mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht zu uns rüber starrte. Schnell änderte ich meine Taktik.

„Nicht so gut. Kopfschmerzen, weißt du“, log ich und löffelte weiter mein Kartoffelpüree. Blaise warf mir einen skeptischen Blick zu. Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Oh Draco, wirklich? Ich wusste ja nicht, dass es so schlimm ist. Vielleicht solltest du lieber in den Krankenflügel und den Verwandlungsunterricht sausen lassen!“

Ich schüttelte den Kopf. Und strich dann leicht angewidert über ihre Finger. Schnell warf ich einen prüfenden Blick in Richtung Gryffindortisch. Zu meiner Enttäuschung, war Potter wieder in ein Gespräch mit Weasley vertieft. Schnell zog ich meinen Arm unter Pansys Hand weg. Wenn Potter nicht einmal hinschaute, brauchte ich das ganze Theater auch nicht abzuziehen. Ich wurde leicht wütend darüber, dass er sich nicht von mir provozieren ließ.

„Nein, nein das geht schon.“

Gerade, wo ich den Spruch beherrschte, den McGonagall uns aufgegeben hatte zu lernen, würde ich nicht schwänzen.

„Oh, aber wenn es dir nicht gut geht, dann musst du es mir sagen! Ich spreche dann mit McGonagall.“

Ich nickte schwach und kratzte dann meinen Teller leer.

„Lass uns gehen, Blaise!“, flüsterte ich und zog ihn am Ärmel von seinem Platz.

„Wir sehen uns dann, Pansy. Ich will mich noch etwas ausruhen.“

Ich lächelte sie an und verschwand dann mit Blaise im Schlepptau aus der Großen Halle.

„Heuchler!“, schimpfte Blaise hinter mir. Ich musste lachen.

„Ach, lass mir doch den Spaß.“

Blaise grummelte.

Gut gelaunt, betrat ich das Klassenzimmer für Verwandlung. Doch als ich den Fuß über die Schwelle setzte, schlug meine Laune schlagartig um. Die einzigen freien Bänke waren an dem Tisch, an dem Potter und Weasley saßen. Ich schob eilends Blaise auf den Platz neben Potter und setzte mich selbst dann so weit nach außen, dass ich fast vom Stuhl fiel.

„Da Sie nun alle endlich da sind, fangen wir mit dem Unterricht an. Die Hausaufgabe, die ich Ihnen bis heute erteilt habe, verschieben wir auf nächstes Mal.“ Mir sank mein Herz in die Hose. Wieso immer ich? Da konnte ich einmal einen Spruch perfekt und McGonagall wollte ihn nicht sehen. Wie sollte ich denn je zu ordentlichen Noten in diesem verdammten Fach kommen?

„Ich habe heute von Professor Hagrid eine ganze Reihe Flubberwürmer bekommen. Sie gedeihen im Moment bei dem Wetter prächtig und dienen uns hervorragen dazu, die Verwandlung von Tieren in eine andere Tierart zu üben. Nehmen Sie sich nun jeder drei Stück und legen Sie die Flubberwürmer in eine kleine Schachtel, die Sie vor sich auf den Tisch stellen.“

Nun wurde mir noch unwohler. Nicht nur, dass ich furchtbar schlecht war in Verwandlung von Tieren, mir fiel die Sache mit der Raupe wieder ein, nein, ich fand Flubberwürmer auch noch furchtbar eklig. So glitschig.

„Muss das sein?“, maulte ich und erntete dafür einen tadelnden Blick von McGonagall.

„Ja, Mr. Malfoy und ich erwarte heute von Ihnen hervorragende Leistungen. Sonst muss ich ihnen leider mitteilen, dass Sie in Verwandlung mit Ihren Noten äußerst schlecht dastehen.“

Vom äußersten Ende des Tisches hörte ich schadenfrohes Lachen.

„Sie sollten lieber Ihren Mund halten, Mr. Weasley. Ihr letzter Zauber war auch nicht der Beste. Ihr Ferkel hatte immer noch den Titel des Buches, das sie verwandeln sollten, auf dem Rücken.“

Sofort verstummte das hämische Lachen und ich grinste in mich hinein.

„Hier.“

Blaise stellte vor mir eine Schachtel mit Flubberwürmer ab und setzte sich dann wieder neben mich.

„Da du keine Anstalten gemacht hast aufzustehen, habe ich dir einfach mal welche mitgebracht.“

Ich rutschte auf meinem Stuhl so weit wie möglich nach hinten und schob die Flubberwürmer von mir weg.

„Jetzt hab dich nicht so, Draco. Überleg doch mal, wer hier alles dein kindisches Verhalten sieht. Du sagst doch sonst immer, dass ein Malfoy sich so nicht benimmt“, Blaise warf mir einen zweifelnden Blick zu und ich bemerkte, wie Potter leise vorsichtig hin lachte. Ich riss mich zusammen und setzte mich wieder normal hin. Potter würde sich nicht noch einmal über mich lustig machen. McGonagall begann gerade zu erklären, wie man diese Würmer in andere Tiere verwandelte.

„Zuerst tippen Sie das Tier leicht mit der Spitze Ihres Zauberstabes an. Dann noch einmal und sagen immuto. Denken Sie dabei genau an das Tier, in welches sich der Flubberwurm verwandeln soll. Versuchen Sie dabei nicht mit den Gedanken abzuschweifen. Ich fürchte, dass dieser Fehler sonst schwere Folgen haben könnte. Nun, im Allgemeinen ist dieser Zauber recht simpel.“

Ihr Flubberwurm hatte inzwischen die Gestalt eines Papageien angenommen. Ich bezweifelte stark, dass meinem auch nur eine Feder wachsen würde.

„Ich bitte Sie nun, Ihre Flubberwürmer in folgende Tiere zu verwandeln.“

Sie deutete auf die Tafel und unsere Aufgabe, sowie die zu bearbeitenden Tiere erschienen in blendend weißer Schrift. Ich stöhnte. Eine Maus, das sollte ich noch hinbekommen, aber ich wusste nicht, was bei meinem Versuch einen Fuchs und einen Papagei entstehen zu lassen, passieren würde.

„Da diese Aufgabe benotet wird, werde ich Sie in Paaren zusammen arbeiten lassen.“

Ich rutschte automatisch mit meinem Stuhl auf Blaise zu.

„Nein, nein Mr. Malfoy. Was soll denn dabei heraus kommen, wenn Ihr Freund Ihnen hilft die Aufgabe zu lösen. So lernen Sie doch nie etwas.“

Ich schluckte und ahnte schon das Schlimmste. Mein Blick wanderte zu Potter.

„Ms. Granger! Kommen Sie doch bitter hier her und nehmen den Platz von Mr. Zabini ein. Zabini, Sie werden mit Ms. Patil arbeiten. Potter und Weasley…!“

Dann fuhr sie fort. Ich saß wie versteinert auf meinem Stuhl. Granger. Das Schlammblut! Das war schlimmer als mit Potter.

„Na dann, Malfoy, zeig mal, was du kannst!“

Ich schnaubte wütend und überging ihren höhnischen Unterton in der Stimme.

„Wäre es nicht klüger, wenn du beginnst und mir erst einmal zeigst wie das geht, damit ich von dir lernen kann? Du bist doch das Genie hier.“

Ich legte soviel Ironie in diese Worte, wie ich in der Lage war. Granger zuckte nur mit ihren Schultern, hob ihren Zauberstab und deutete auf den ersten Wurm.

Immuto!

Der Flubberwurm zuckte verdächtig, schimmerte dann kurz silbern und verwandelte sich in eine kleine Maus, die aufgeregt fiepend in der Schachtel herum lief. Granger hob sie hoch und brachte sie nach vorn zu McGonagall, worauf sie sofort zehn Punkte für Gryffindor einkassierte. Ich schnaubte wütend und richtete meinen Zauberstab auf meinen Flubberwurm.

„Jetzt du, Malfoy.“

Sie saß wieder neben mir und starrte gespannt auf den Wurm.

Immuto!“, murmelte ich und konzentrierte mich voll und ganz auf eine Maus, als plötzlich ein lauter Schrei links neben mir mich ablenkte. Potter versuchte vergeblich den großen Papagei mit übergroßem Schnabel davon abzuhalten, dass er ihm den Arm abhackte.

„Ron! Was hast du mit dem Vieh angestellt? Mach das rückgängig!“

„MALFOY! HÖR SOFORT AUF“

Grangers aufgeregte Stimme erinnerte mich daran, dass ich eigentlich gerade meinen eigenen Flubberwurm in eine Maus verwandelte. Ich stellte erschrocken fest, dass meine Maus auf das Fünffache der Größe einer normalen Maus angeschwollen war. Sofort unterbrach ich den Zauber und starrte mit aufgerissenen Augen auf das Tier, was inzwischen so groß war wie ein Quaffel und es wuchs immer weiter.

„Professor McGonagall!“, schrie Granger hysterisch und deutete auf meine Maus.

„Mr. Malfoy!“, sie eilte zu unserem Tisch.

„Wie haben Sie denn das angestellt?“

Sie verwandelte die Maus zurück in einen Flubberwurm und warf mir einen strafenden Blick zu.

„Ich erwarte eine Erklärung!“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Was sollte ich denn jetzt sagen?

„Potter hat mich abgelenkt mit seinem Gekreische!“, versuchte ich mich zu rechtfertigen, wohl wissend, dass dieser Versuch nach hinten losgehen würde. Tatsächlich zog McGonagall nur eine Augenbraue nach oben.

„Nun, dann darf ich doch davon ausgehen, dass Ihre nächsten Verwandlungen hervorragen ausfallen werden, Mr. Potter ist bereits fertig mit seiner Aufgabe und wird Sie sicher nicht mehr stören.“

Ich warf Potter einen Blick zu, der konzentriert auf seine Maus, den Fuchs und den Papagei starrte. Ich grummelte und verschränkte die Arme, während Granger ihre beiden Flubberwürmer in Windeseile verwandelte. Zu meiner Überraschung hatte mein Fuchs nur einen leichten Blauschimmer im Fell und mein Papagei war etwas weich und glitschig. Überbleibsel der Flubberwürmer.

„Mensch Draco, du hättest dein Gesicht sehen sollen, als deine Maus auf die Größe einer Melone angeschwollen ist. Es war einfach zu komisch.“

Blaise lachte sich halb tot, als wir das Klassenzimmer verließen. Potter, Granger und Weasley waren schon vor uns verschwunden. Wir begegneten ihnen wieder, als wir gerade die Große Halle betreten wollten. Weasley machte gerade Gestiken, die eindeutig danach aussahen, als würde er sich vor etwas tierisch erschrecken. Ich nahm an, dass es wohl mit meiner Reaktion auf meine Maus zu tun hatte. Sie verstummen, als ich näher trat.

„Na Weasley, du solltest dich lieber nicht über andere lustig machen, wenn du selbst fast deinen eigenen Freund mit deinem Tier zerstückelt hättest.“

Ich musterte Potter abschätzend.

„Obwohl, es wäre kein großer Verlust gewesen!“, fügte ich gehässig hinzu. Potter kniff die Augen zusammen und verschränkte die Arme.

„Malfoy, du bist und bleibst ein…“

„Na!“, schnitt ich ihm das Wort ab, „an deiner Stelle, wäre ich vorsichtig, mit dem was ich sage. Könnte ja sein, dass mir hier einige höchst interessante Details über dich herausrutschen. Das wollen wir doch nicht, oder?“

Potter schwieg. Zufrieden setzte ich meinen Weg in die Große Halle fort.

„Was meint er damit, Harry?“

„Nichts.“

Ich genoss das Gefühl, dass ich Potter drohen konnte. Endlich hatte ich die Fäden wieder in der Hand.

„Draco, was hast du gerade eben gemeint?“

Blaise musterte mich fragend. Ich schüttelte den Kopf.

„Nichts Wichtiges. Nur etwas zwischen mir und Potter.“

„Dann kannst du es mir doch erzählen. Komm schon, ich will auch wissen, was Potter so für brisante Geheimnisse hat, dass er sich sogar von dir erpressen lässt.“

Doch ich entschied, dass Blaise dieses Geheimnis noch nicht wissen musste. Schließlich war es auch peinlich für mich, dass Potter mich geküsst hatte.

Während des Essens zog es meinen Blick immer wieder zu Potter. Er schien sich unwohl in seiner Haut zu fühlen. Meine Drohung schien Wirkung zu zeigen. Er hatte tatsächlich Angst, dass ich etwas ausplaudern würde.

Als ich gerade fertig mit meinem Nachtisch war, stand Potter auf. Er schaute sich suchend in der Halle um, als sich unsere Blicke trafen, deutete er fast unmerklich auf die Tür und drehte sich um. Ich vergewisserte mich, dass niemand etwas bemerkt hatte und überlegte dann, ob ich seiner Aufforderung folgen sollte. Eigentlich widerstrebte es mir. Die anderen bedienten sich noch fleißig an der Roten Grütze. Ich entschied, dass es nicht schaden konnte, Potter noch ein bisschen nervös zu machen und sagte dann zu Blaise, dass ich schon mal vorgehen würde.

Potter wartete auf mich in einer der Nischen vor der Halle. Er spielte unsicher an dem Knopf seines Umhangs herum. Als er mich sah, hörte er auf und sein Ausdruck hatte eine Spur von Wut.

„Malfoy!“

Er trat einen Schritt nach vorn und sah mich ernst an.

„Das war doch vorhin nicht etwa dein Ernst?“

Ich zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief.

„Natürlich, Potter. Ich mache keine Scherze über so etwas. Außerdem kann es mir doch wirklich schnell passieren, dass mir etwas heraus rutscht. Vielleicht Pansy gegenüber oder noch besser Weasley oder deiner rothaarigen Freundin? Was hältst du davon? Das würde doch ein schönes Drama ergeben.“

Ich sah genüsslich mit an, wie er blass wurde.

„Tu das nicht, Malfoy.“

„Ach, und wieso nicht?“

„Du machst damit nur alles kaputt. Hasst du mich denn so sehr?“

Ich ließ die Frage unbeantwortet.

„Okay, was willst du von mir, Malfoy? Was soll ich tun, damit du niemandem davon erzählst?“

Ich zuckte mit den Schultern. Sein plötzlich verzweifelter Blick, verunsicherte mich.

„Ich überlege mir etwas.“

Dann drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Ich würde mir etwas überlegen.
 

Den ganzen restlichen Abend und während des Frühstücks ging mir das Gespräch durch den Kopf. Sollte ich Potter wirklich so bloßstellen? Eigentlich hatte er mir ja nur helfen wollen.

Gerade als ich aufstehen wollte, um Potter zu sagen, dass er die Sache vergessen sollte, betrat Ginny Weasley die Große Halle. Sie lief lächelnd auf Potter zu und setzte sich auf seinen Schoß. Ich starrte den Beiden wütend auf den Rücken. Eigentlich hatte ICH gerade mit ihm reden wollen. Was bildete sich diese Weasley eigentlich ein? Und dann stieg ein Gedanke in mir hoch. Wieso war Potter eigentlich noch mit ihr zusammen, wenn er angeblich was von mir wollte? Nicht, dass ich wert auf seine Gefühle für mich legte, trotzdem fühlte ich mich seltsamerweise hintergangen.

Schnell stand ich auf und lief auf den Gyffindortisch zu. Mit zitternden Händen stand ich hinter den Beiden. Ich versuchte mich wieder in den Griff zu bekommen.

„Potter… wir müssen reden! Jetzt!“

Und Nun

Ich lief in Richtung Kerker und hörte Potters Schritte hinter mir. Als wir die Treppen hinunter gelaufen waren, vergewisserte ich mich, dass uns niemand beobachtete.

„Ich habe mir etwas überlegt!“

Triumphierend verschränkte ich die Arme vor der Brust und lehnte mich an die kalte Steinwand.

„Ach ja?“

Potter sah mich skeptisch an und schob seine Hände in die Hosentaschen.

„Ja!“, antwortete ich und beschloss ihn noch etwas zappeln zu lassen. Er sollte etwas leiden. Genüsslich zog ich meinen Zauberstab aus der Hosentasche und begann mit ihm herum zu spielen. Potter wurde blass. Ein toller Anblick.

„Du willst doch nicht etwa…?“

Ich wusste zwar nicht, was er erwartete, doch ich konnte mir nur zu gut ausmalen, dass er dachte, ich wollte ihn irgendwie verzaubern.

„Und wenn es so wäre?“

In Potters Augen spiegelte sich Entsetzen wider. Ich schnaubte. Wie konnte er denken, ich würde mich mit so etwas Banalem zufrieden geben?

„Keine Angst, Potter. Ich werde dir keinen Fluch auf den Hals hetzen, obwohl das auch eine schöne Variante gewesen wäre.“

Potter rümpfte die Nase. Ich sag deutlich, dass es ihm widerstrebte, dass ich ihn unter Kontrolle hatte. Arrogant lächelte ich und genoss das Gefühl, dass er mir ausgeliefert war. Zu viel hatte ich in den letzten Monaten unter meinem Vater gelitten. Sogar Quidditch hatte er mir genommen. Nun gönnte ich mir diesen kleinen Moment, Potter zu schikanieren.

„Es ist eigentlich ganz simpel“, fuhr ich dann fort, machte jedoch noch eine kunstvolle Pause.

„Dann sag es doch endlich, Malfoy!“

Potter ballte die Fäuste.

„Nun, du sollst dich von Ginny Weasley trennen.“

Potter sah mich an, als würde er nicht verstehen.

„Ist das denn so kompliziert? Trenn dich von deiner rothaarigen kleinen Freundin.“

Ich zog eine Augenbraue hoch und sah genüsslich dabei zu, wie ihm seine Gesichtszüge entglitten. Es war herrlich wieder Macht zu besitzen und sie ausspielen zu können.

„Das ist nicht dein Ernst?“

„Doch!“, antwortete ich simpel.

„Aber…“

Potter schien nach Worten zu suchen.

„Das bringt dir doch gar nichts. Warum soll ich das tun?“

Ich verschränkte dir Arme.

„Nun ja, ich dachte, du würdest mich toll finden, da musst du doch eh mit niemand anderem zusammen sein. Deshalb dachte ich, dass würde dir sicher nicht viel ausmachen.“

„Das kannst du nicht tun.“

„Natürlich. Und jetzt geh schon und mach mit dieser kleinen Nervensäge Schluss.“

Potter runzelte die Stirn und betrachtete mich skeptisch.

„Ich verstehe immer noch nicht, was du damit bezwecken willst.“

„Denk einfach nicht weiter darüber nach, Potter. Dafür ist dein Hirn zu klein.“

Ich drehte mich um und wollte schon gehen, als mir noch etwas einfiel.

„Ach ja, falls Weasley heute Abend immer noch an deinem Hals hängen sollte, dann erfährt die ganze Schule, in wen du wirklich verliebt bist.“

„Bist du eifersüchtig, Malfoy?“

Ich hielt in meinen Schritten inne. Kurz entgleisten mir die Gesichtszüge, aber ich fing mich gleich wieder.

„Potter, ich bin nicht wie du, okay. Außerdem, hast du schon mal in den Spiegel gesehen? Als ob ein Malfoy sich mit so etwas wie dir abgeben würde.“

Ich schnaubte und sah ihn mit einem möglichst angewiderten Blick an.“

Potter wollte noch etwas erwidern, doch ich war nicht wirklich in der Stimmung, mich weiter mit ihm zu unterhalten. Ich hatte jetzt eine Freistunde und musste diese unbedingt dazu nutzen, meinen Verwandlungszauber zu üben. Gerade als ich den Gemeinschaftsraum betreten wollte, kam Blaise mir entgegen.

„Draco, wo warst du? Hast du Lust auf eine Runde Quidditch?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Geht leider nicht. Verwandlung. McGonagall wollte doch nächste Stunde wirklich diese Sache mit den Flubberwürmern benoten.“

Ich strich mir die Haare zurück und seufzte theatralisch. Vielleicht würde Blaise sich ja opfern und mit mir lernen. Dann würde es wenigstens nicht so schrecklich langweilig werden.

„Nein, Draco!“

Mist. Ich fluchte innerlich. Aber aufgeben würde ich so schnell nicht.

„Blaise, komm schon. Du kannst den doch auch noch nicht so perfekt. Üben kann dir nicht schaden.“

Blaise erbarmte sich schließlich doch. Wir besorgten uns ein paar Flubberwürmer und machten uns dann auf den Weg nach draußen. Die milde Luft wehte uns entgegen, als wir die Ländereien betraten. Zielstrebig liefen wir auf den See zu.

„Draco?“

„Was?“

Entnervt blieb ich stehen, weil Blaise plötzlich inne gehalten hatte und lauschte.

„Hörst du das nicht?“

„Was denn?“

„Pscht!“

Jetzt hörte ich es auch. Ein leises Schluchzen. Blaise legte seinen Zeigefinger an die Lippen und deutete dann auf ein paar Büsche, von denen das Geräusch kam. Wir schlichen uns heran und bogen einige Zweige auseinander. Ich musste grinsen. Ginny Weasley saß auf einem Stein und heulte. Erbärmlich.

„Hat er es also doch getan“, stellte ich bittersüß fest und grinste triumphierend.

„Wer hat was getan?“

Ich hatte Blaise völlig vergessen.

„Nichts“, würgte ich ihn ab und richtete mich wieder auf.

„Und jetzt lass uns Flubberwürmer verwandeln gehen. Weasley ist nun wirklich nicht sehr spannend.“

Blaise warf noch einen Blick durch die Büsche und schloss sich mir dann an. Ein Hochgefühl machte sich in mir breit. Es war einfach herrlich. Mit festen Schritten und einem fetten Grinsen auf dem Gesicht lief ich weiter. Potter hatte mit Weasley Schluss gemacht

Das Abendessen war herrlich. Zwar saßen Potter und die Rothaarige nebeneinander, doch mit äußerster Zufriedenheit beobachtete ich, wie sie immer noch verheult auf ihn einredete und er nur schwieg. Wesley sah auch ein wenig missgestimmt aus. Anscheinend gefiel es ihm nicht, wie Potter mit seiner kleinen Schwester umsprang. Granger hingegen hatte eine undurchschaubare Miene aufgesetzt. Nach etwa einer viertel Stunde eifrigen Überredungsversuchen, jedenfalls glaubte ich, dass es das war, was Ginny Weasley versuchte, stand sie entnervt auf und verließ frustriert die Halle. Mein Lächeln wurde immer breiter und ich schob mir genüsslich ein paar Kartoffeln in den Mund.

„Was ist eigentlich los mit dir, Draco?“

Blaise saß mir gegenüber und hatte anscheinend bemerkt, dass mich die Vorgänge am Gryffindortisch äußerst amüsierten.

„Ach nichts weiter. Ich habe nur gerade ein kleines Schauspiel betrachtet.“

„Ach ja?“

Blaise drehte sich neugierig um.

„Die lieben Gryffindors scheinen eine Krise zu haben.“

Ich hob meine Gabel und deutete auf Potter.

„Potter hat mit Weasleys Schwester Schluss gemacht und Weasley scheint das nicht so gut zu gefallen. Ist das Erklärung genug für dich, wieso ich’s o gute Laune habe?“

Blaise schien genug gesehen zu haben und drehte sich wieder zu mir um. Nachdenklich musterte ich.

„Eine Erklärung wäre es schon, Aber wieso interessiert du, Draco Malfoy, dich für die Beziehungsprobleme von denen?“

Weil ich für sie verantwortlich war? Kurz überlegte ich. Was konnte ich ihm jetzt erzählen?

„Weil es mich äußerst zufrieden stellt, dass die drei sich streiten.“

Mit einem bösen Blick musterte ich ihre Rücken.

„Aber das ist doch egal. Gut, sie streiten sich, na und? Was sprint für dich dabei heraus?“

Genugtuung darüber, dass ich der Grund bin, wieso es Potter dreckig gehen würde! Doch das konnte ich Blaise nicht erzählen.

„Blaise!“, begann ich langsam, zerdrückte eine Kartoffel und sah ihn ernst an.

„Nimm es einfach so hin, dass es für mich sehr amüsant ist, wenn es Potter schlecht geht.“

„Du bist ein Sadist.“

„Vielleicht.“

„Was ist ein Sadist?“

Neben mir war Crabbe näher herangerutscht und hatte das Gespräch zwischen mir und Blaise belauscht. Ich verdrehte die Augen über so viel Dummheit und Blaise fing an zu kichern.

„Jemand der es genießt anderen Leuten Schmerzen zuzufügen“, antwortete Parkinson für uns und fasste dann nach meiner Hand.

„Aber so ist Draco nicht, nicht war?“, sie strich mich über die Finger. Angeekelt zog ich meine Hand weg und schob mir die letzte Kartoffel auf meine Gabel. Dann griff ich nach meiner Tasche und stand auf.

„Muss noch mal in die Bibliothek.“

Meine Hausaufgaben für Astronomie waren noch nicht fertig und ich musste für meinen Aufsatz noch in einem bestimmten Buch nachschlagen. Außerdem hatte man in der Bibliothek die meiste Ruhe.

„Ich komme dann nach“, meinte Blaise und ich nickte ihm zu. Dann verließ ich mit großen Schritten die Halle. Als ich gerade die Eingangshalle betrat und auf die Treppen zulaufen wollte, fielen mir Potter und Granger ins Blickfeld. Sie diskutierten heftig und Granger sah sehr aufgebracht aus.

„Ehekrach?“

Ich hatte mich ihnen genähert. Als ich mich bemerkbar machte, fuhren sie erschrocken zusammen und starrten mich an.

„Malfoy!“

Potters Blick war eiskalt. So etwas war ich sonst nur von mir gewohnt. Er ballte die Fäuste und machte einen Schritt auf mich zu. Granger hingegen drehte sich mit einem wütenden Geräusch um und rauschte die Treppen hoch.

„Zufrieden?“

Potters Stimme zitterte, während ich ganz ruhig da stand.

„Äußerst!“, war meine knappe Antwort und ich betrachtete genüsslich, wie Potters Gesicht immer roter wurde.

„Warum macht dir das eigentlich so viel Spaß? Stehst du drauf andere zu quälen oder ist es nur, weil ich es bin?“

Ich grinste und tat so, als ob ich überlegen müsste.

„Nun ja, ich glaube eher letzteres.“

„Danke! Wirklich.“

Potter schüttelte den Kopf und drehte sich um. Mit wenigen Schritten hatte er einige Stufen erklommen.

„Bitte!“, schrie ich ihm hinterher, „für dich doch gerne!“

„Irgendwann wirst du das bereuen, Malfoy!“, rief er noch, bevor er verschwand.

„Ganz sicher nicht“, murmelte ich und schob die Hände in die Hosentaschen.

„Draco? Was machst du denn noch hier?“

Ich drehte mich um und sah dass Blaise aus der Großen Halle kam. Ich zuckte mit den Schultern.

„Lass uns gehen.“
 

Die Tage wurden allmählich noch wärmer. Die Schüler verbrachten wieder mehr Zeit außerhalb des Schlosses und die Kräuterkunde- und Pflege magischer Geschöpfe Stunden wurden wieder etwas angenehmer.

„Draco! Ich kann nicht mehr!“

Ich saß mit Blaise am See und wir büffelten. Zaubertränke. Entnervt klappte Blaise sein Buch zu.

„Ich will nicht mehr.“

Das war das unangenehme am zweiten Teil des Schuljahres. Die Prüfungen standen kurz bevor. Morgen würden sie mit Zaubertränke schriftlich beginnen.

„Das erzählst du mir jetzt schon seit zwei Stunden Blaise. Dann hör doch einfach auf zu lernen!“, empfahl ich und blätterte eine Seite um.

„Dann schneide ich aber schlecht in den Prüfungen ab. Außerdem muss ich nachher noch den Aufsatz für Telawney schreiben.“

„Damit bin ich zum Glück schon fertig.“

Zufrieden strich ich über die Buchstaben in meinem Buch. Der Trank, den ich gerade studierte, war einfach. Ich konnte ihn schon fast im Schlaf brauen. Zaubertränke würde ein Kinderspiel in den Prüfungen werden.

„Wie machst du das Draco? Du hast doch nicht weniger Hausaufgaben als ich und trotzdem bist du immer schon fertig!“

Blaise setzte eine beleidigte Miene auf und ich musste lachen.

„Weißt du, Blaise. Ich habe seit neustem einen kleinen Hauselfen, der das für mich erledigt.“

„Oh erzähl keinen Scheiß, Draco!“, meinte Blaise und senkte seinen Blick wieder in das Buch. Wie Recht ich jedoch mit meiner Aussage hatte, würde er nie erahnen.

Mein Blick schweifte auf eine Gruppe Gryffindor, die auch am See saßen. Unter ihnen war Potter. Er lag auf dem Bauch und grübelte über einem Aufsatz. Meine Hausaufgaben in Wahrsagen, Astronomie und Zaubereigeschichte zu erledigen war nur eine meiner weiteren Forderungen gewesen.

„Oh Draco, lass uns rein gehen! Die Sonne macht mich fertig und das Lernen bringt mich noch um.“

Ich nickte zustimmend und wir richteten uns auf. In Gedanken war ich schon in den herrlich kühlen Räumen des Kerkers, als Blaise an meinem Hemd zog.

„Die Eule deiner Eltern.“

Ich hob den Kopf und sah, wie unser Waldkauz auf mich zugeflogen kam. Er landete auf meinem ausgestreckten Arm und ich nahm ihm den Brief aus dem Schnabel. Mit einem leisen Fiepen schwang er die Flügel und erhob sich wieder in die Lüfte.

Gedankenverloren drehte ich den Umschlag. Erneut von meinem Vater. Ich hatte ein ungutes Gefühl, während wir uns auf den Weg zurück zum Schloss machten. Den Brief wollte ich ungestört lesen.

Im Gemeinschaftsraum verabschiedete ich mich von Blaise und betrat den Schlafsaal. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und öffnete den Brief. Es rutschte ein Blatt Pergament heraus und ich klappte es angespannt auf. Tatsächlich erkannte ich die Handschrift meines Vaters, was nichts Gutes bedeuten konnte. So lange hatte er sich nicht gemeldet und nun schickte er mir einen Brief so kurz vor den Prüfungen?
 

Draco,

die Prüfungen stehen kurz bevor. Ich hoffe doch, du hast dich von deinem lächerlichen Zusammenbruch erholt und strengst dich nun wieder im Unterricht an. Des Weiteren erwarte ich von dir, dass du dich optimal auf deine Prüfung im Sommer vorbereiten wirst. Du darf mir keine Schande machen.
 

Lucius Malfoy
 

Ich zerknüllte den Brief.

„War ja klar“, meinte ich mit resignierender Stimme. Meinen Vater interessierte ja eh nichts anderes. Hauptsache ich machte dem Namen Malfoy keine Schande. Und dass ich ein Todesser werden würde, stand schon seit langem fest. Ich hatte natürlich kein Wörtchen mitreden dürfen.

Ich seufzte und stand auf, fischte aus meiner Tasche das Zaubertränkebuch hervor und schmiss mich wieder aufs Bett. Dann würde ich eben noch weiter lernen.
 

Die Prüfungen waren vorbei. Ich hatte ein recht gutes Gefühl. Zaubertränke war wie immer recht simpel gewesen. Verteidigung gegen die dunklen Künste auch kein Problem und sogar Verwandlung war zu meiner Überraschung recht gut verlaufen. Die einzigen Sorgen machte ich mir bei Wahrsagen und Zaubereigeschichte, aber das waren eh unwichtige Fächer.

Mit einem leisen Seufzen stieg ich die Treppe zur Eulerei hinauf. Ich musste noch einen Brief an meine Tante abschicken und mich für mein Geburtstagsgeschenk bedanken. Sie würde sich schon wundern, ob ich es überhaupt erhalten hatte, hatte meine Mutter mir geschrieben.

Als ich das Turmzimmer betrat, hüpfte unser Waldkauz aufgeregt auf mich zu. Er trug einen kleinen Zettel in seinem Schnabel.

„Was hast du denn da? Warum bist du damit nicht zu mir gekommen?“

Ich nahm den Zettel aus seinem Schnabel und betrachtete ihn.
 

24 Uhr im Gemeinschaftsraum. Sei alleine!
 

Der kam von meinem Vater.

Ich schluckte. Wieso wollte er mich persönlich sprechen? Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass er mir etwas wegen den Dunklen Lord mitteilen wollte, was er nicht in einem Brief schreiben konnte.

Inflamare!

Hastig setzte ich den Brief in Flammen, suchte mir dann eine Schuleule aus und schickte sie mit dem Brief an meine Tante hinaus in die warme Sommernacht. Dann lief ich eilig die Treppen hinunter.

Während ich versuchte die Gedanken an den Abend und damit auch an das mir bevorstehende Gespräch zu verdrängen, saß ich im Gemeinschaftsraum und las ein Buch. Das Feuer des Kamins knisterte angenehm neben mir und eine wohlige Wärme drang an meine rechte Wange.

„Draco?“

Genervt sah ich auf und stellte fest, dass Parkinson leicht verwirrt vor mir stand.

„Was?“, zischte ich genervt und wendete mein Blick wieder auf das Buch.

„Potter… Er steht draußen vor dem Gemeinschaftsraum und will dich sprechen. Er meint, es wäre dringend. Ich habe ihm gesagt, dass du keine Zeit hast, aber er geht einfach nicht.“

Mit einem Seufzer klappte ich das Buch zu, schwang meine Beine von dem Sofa und stand auf. Schnell strich ich meine Sachen glatt und legte das Buch weg.

„Dann werde ich mich mal um Dumbledores Liebling kümmern.“

Parkinson kicherte und ich verließ den Gemeinschaftsraum. Potter stand ein paar Meter entfernt an einer Wand gelehnt.

„Was machst du hier? Lange Weile, Potter?“

Ich verschränkte die Arme und warf ihm einen arroganten Blick zu, den er ignorierte.

„Ich habe etwas mit dir zu besprechen.“

Ich zog eine Augenbraue hoch.

„Und das ist so wichtig, dass du mich stören musst? Dann schieß mal los. Ich habe nicht ewig Zeit.“

„Können wir dazu irgendwo anders hin gehen? Ich habe keine Lust das hier vor jedem Slytherin auszudiskutieren, der vorbei kommt.“

Ich schnaubte.

„Hast du was zu verbergen?“, fragte ich sarkastisch.

„Gut, dann lass uns da hinter gehen.“

Ich deutete auf eine Tür, hinter der ein altes Klassenzimmer lag. Potter nickte und ging voraus. Er öffnete die Tür und betrat den Raum. Es roch stickig. Jahrelang hatte hier schon kein Unterricht mehr stattgefunden.

„Jetzt fang endlich an, Potter!“, forderte ich ihn auf, als er auf einem der Tische Platz nahm und ich die Tür geschlossen hatte.

„Ich glaube, langsam reicht es Malfoy. Ich habe jetzt fast ein halbes Jahr gemacht, was du wolltest. Ich mach das nicht mehr mit.“

Er holte ein paar Blätter aus seiner Tasche und klatschte sie mir auf den Tisch.

„Deine dämlichen Hausaufgaben über die Ferien kannst du selber machen. Ich habe im Moment genug um die Ohren, da will ich mich nicht noch mit deinem Mist beschäftigen. Ach, das Nachsitzen am Donnerstag, Schnecken einsammeln bei Filch, dass kannst du auch selber erledigen.“

Ich zog die Augenbrauen hoch.

„Dir ist schon klar, dass dann die ganze Schule erfährt, dass du schwul bist?“

„Das ist mir egal. Von meinen Freunden wird dir das sowieso keiner glauben. Ich dachte nur, du merkst das irgendwann von selbst. Ich dachte, du begreifst, dass das, was du machst, falsch ist. Aber anscheinend habe ich mich doch in dir getäuscht.“

Ich strich mir die Haare zurück und griff dann nach dem Pergament.

„Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, ich würde mich deiner und Dumbledores Truppe anschließen? Du hast wirklich eine schlechte Menschenkenntnis. Erbärmlich Potter“

Ich grinste höhnisch.

„Ich erwarte ja gar nicht, dass du gegen Voldemort kämpfst. Ich hoffe nur, dass du begreifst, dass du den falschen Weg einschlägst.“

Ich schnaubte.

„So ein Schwachsinn, Potter.“

Ich drehte mich um und verließ das alte Klassenzimmer. Meine Schritte führten mich in die Bibliothek. Der einzige Ort, an dem man nach den Prüfungen noch seine Ruhe hatte.

Ich kehrte erst spät am Abend zurück in den Gemeinschaftsraum. Es war fast zwölf. Blaise saß als einziger noch in einem Sessel und las.

„Wo warst du?“

Ich schüttelte den Kopf und ließ seine Frage unbeantwortet.

„Geh schon mal ins Bett. Ich muss hier noch was erledigen.“

Blaise sah mich skeptisch an, folgte dann jedoch meiner Anweisung. Ich setzte mich vor den Kamin und starrte ins Feuer. Gleich musste es Mitternacht schlagen. Nervös warf ich einen Blick auf die Uhr, als das Feuer plötzlich laut knisterte. Funken sprühten und der Kopf meines Vaters tauchte zwischen den Holzscheiten auf.

„Vater!“

Ich schreckte hoch und kniete mich vor den Kamin auf den kalten Steinfußboden.

„Sind wir allein?“

Die schneidende Stimme meines Vaters drang durch den Gemeinschaftsraum. Ich zuckte fast unmerklich zusammen. Lange hatte ich ihn schon nicht mehr sprechen gehört. Seit der Dunkle Lord wieder an der Macht war, war sie noch schärfer und ernster geworden.

„Natürlich“, erwiderte ich knapp. Mein Vater nickte zufrieden.

„Dann lass uns gleich zu dem wichtigen kommen.“

Ich straffte meine Schultern und schaute meinem Vater ernst in die Augen. Innerlich verkrampfte ich mich total. Ich spürte den Stolz im Blick meines Vaters und es machte mich fast krank, wie er mich ansah.

„Eigentlich hatte ich ja schon gehofft, dass du schon Weihnachten in unsere Kreise hättest eintreten dürfen, doch du hast den Dunklen Lord leider enttäuscht.“

Enttäuschung und Ärger schwangen in seiner Stimme mit.

„Es tut mir leid, Vater“, antwortete ich und senkte den Kopf.

„Wie auch immer“, er sah sich um, „jetzt im Sommer ist es nun doch soweit.“

Ich schluckte. Obwohl es mir bereits klar gewesen war, bedeutete diese Sicherheit noch etwas völlig anderes. Der Moment, in dem ich den Todessern beitreten musste, rückte unaufhaltsam immer näher und die Angst, schnürte mir den Hals zu, also nickte ich nur.

„Sobald du aus den Ferien nach Hause kommst, erhältst du das Dunkle Mal und bist somit offiziell in unseren Kreis aufgenommen. Danach werde ich dich unterrichten. Was das sein wird, erfährst du, wenn es soweit sein ist, aber der Dunkle Lord wird am Ende mit dir sprechen und dir eine Aufgabe erteilen. Ich hoffe, dass du sie zu seiner Zufriedenheit ausführen wirst.“

Ich nickte. Die innerliche Unruhe versuchte ich weiterhin zu verbergen.

„Gut, Draco. Dann erwarte ich dich in wenigen Tagen am Bahnhof. Ich bin stolz auf dich.“

„Danke Vater.“

Meine Stimme klang leise und dünn, doch mein Vater schien es nicht bemerkt zu haben. Ohne noch etwas zu sagen, verschwand er wieder im Feuer und hinterließ nur ein paar glühende scheit.

Schwerfällig stand ich auf, wankte in den Schlafsaal und ließ mich in mein Bett fallen. Jetzt war es also endgültig.
 

Die letzten Tage waren schrecklich gewesen. Ständig ging mir meine bevorstehende Aufgabe durch den Kopf. Ich hatte keine richtige Ruhe gefunden. Doch jetzt war alles um mich herum still. Ich saß alleine in einem verlassenen Klassenzimmer. Draußen hörte ich die lauten Stimmen der Schüler. Es war der letzte Tag des Schuljahres. Sie trugen ihre Koffer zum Zug und verabschiedeten sich laut von ihren Freunden. Doch ich saß hier alleine; wie in einer Glocke. Der Lärm draußen drang nur schwach an meine Ohren. Viel zu sehr betäubten die Tränen meine Wahrnehmung.

Ich wollte nicht nach hause. Nicht nachdem ich nun wusste, was mir bevor stand. Und doch war es meine Pflicht. Das Gefühl der Zerrissenheit machte mich fertig. Ich legte den Kopf in meine Hände. Mein ganzer Körper zitterte vor Verzweiflung. Was sollte ich tun? Ich musste erledigen, was mein Vater von mir verlangte, womit ich der Familie Malfoy Ehre machte. Doch ich hatte Angst davor. Ich wagte es mir fast selbst nicht einzugestehen. Ich hatte Angst. Angst ein Todesser zu werden. Angst vor dem Dunklen Lord.

„Malfoy?“

Erschrocken fuhr ich herum. Potter hatte das Zimmer betreten und die Tür hinter sich geschlossen.

„Verschwinde!“, sagte ich mit schwacher Stimme und tastete nach meinem Zauberstab.

„Oh Gott, was ist denn mit dir los?“

Potter machte einige Schritte auf mich zu, obwohl ich meinen Zauberstab weiterhin auf ihn gerichtet hielt.

„Ich habe gesagt, du sollst verschwinden.“

Meine Hand zitterte. Ich konnte den Zauberstab fast nicht halten. Potter streckte seinen Arm aus und nahm ihn mir aus der Hand. Verwirrt sah ich ihn an, während er mich weiter fest hielt.

„Was machst du hier? Wieso bist du alleine? Und wieso weinst du?“

Potter näherte sich meinem Gesicht. Ich drehte den Kopf weg und wischte mir die Tränen aus den Augen. Mir fehlte die Kraft, mich zu wehren.

„Lass mich los, Potter oder du wirt es bereuen.“

Meine Stimme klang nicht richtig überzeugend und Potter schnaubte nur.

„Das will ich sehen. Ohne Zauberstab?“

Ich schluckte. Natürlich war ich gerade unterlegen. Potter wusste das auch. Er drehte meinen Kopf zu sich. Als er mir in die Augen sah, senkte ich den Blick und lehnte mich etwas zurück. Im nächsten Moment. Schneller als ich es überhaupt begriffen hatte, küsste Potter mich. Er küsste mich wie an dem Abend vor dem Schloss. In meinem Kopf wirbelte ein Sturm von Gedanken durcheinander. Er sollte das lassen. Aber irgendwie fühlte ich mich gerade auch verdammt sicher und geborgen. Genau das, was ich jetzt brauchte. Trotzdem stieß ich Potter von mir.

„Lass das!“, fauchte ich und rieb mir über den Mund. Ich konnte Potter nicht küssen. Warum auch? Er war ein Idiot. Doch ich bereute es sofort, als ich spürte, wie die Leere wieder in meinen Körper drang. Fröstelnd schlang ich die Arme um meinen Körper.

„Küss mich!“

Die Worte waren eher über meinen Mund gekommen, als ich geplant hatte. Verwirrt und verärgert biss ich mir auf die Lippen. Dann wagte ich einen Blick in Potters Gesicht.

„Was…?“

„Bist du taub?“, fragte ich nun mit meiner gewohnt scharfen Stimme.

„Du sollst mich noch mal küssen!“

Potter zögerte nicht. Er legte seine Hand auf meinen Hinterkopf und zog meine Lippen auf seine. Erneut spürte ich dieses warme, sanfte Gefühl. Ich ignorierte die Gedanken, die mir sagten, dass ich das hier nicht tun durfte. Ich ignorierte, dass ich diesen Sommer ein Todesser werden würde und ich ignorierte, dass Potter erschrocken aufkeuchte, als ich meine Arme um seinen Hals schlang und ihn näher an mich zog.



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Kommentare zu dieser Fanfic (30)
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Von:  Miyui
2011-08-26T16:54:30+00:00 26.08.2011 18:54
eine tolle story *-*
vor allem finde ich es gut das sie aus draco´s sicht geschrieben ist, die meisten sind von harry aus geschrieben ^^
ich freu mich schon wenn es weiter geht \o/
PS:
wärst du soi freundlich mir ine ENS zu schicken wenn es weitergeht?
bitte~
Von:  kokuchou
2010-10-27T21:19:06+00:00 27.10.2010 23:19
schöne story
hat mir echt gut gefallen
^o^b

aber echt, der schluss
und nun? wie gehts denn nu weiter?
also echt xD

lg ruha
Von:  sandy325
2010-08-16T14:32:08+00:00 16.08.2010 16:32
Und nund?
Was denn nun?
Was kommt denn?
Hey das ist ein mächtig fieser Cliffhänger für ein Ende.
Das kannst du doch nicht machen!
Also? Wo ist der nächste Teil?
Oder bist du etwa genauso fies wie Malfoy tut?
Von:  Kanoe
2010-08-12T08:59:49+00:00 12.08.2010 10:59
eine sehr schöne geschichte
Von:  Omama63
2010-07-28T19:12:03+00:00 28.07.2010 21:12
Eine super FF, aber ein abruptes Ende.
Hätte gerne gewusst, ob Draco ein Todesser wird, oder ob Harry in davor bewahren kann und ob die Beiden zusammen kommen.
Von: abgemeldet
2010-05-25T20:08:26+00:00 25.05.2010 22:08
Yay endlich wieder eine super FF gefunden ^//////^

Die Story ist echt super, voll fesselnd, außerdem mag ich Geschichten lieber, wo die Hauptcharaktere nicht gleich nach dem 2. Kapitel miteinander ins Bett springen o.O"

Auf jeden Fall tut mir Draco echt leid, man kann sich wirklich gut in ihn hineinversetzen und seine Probleme verstehen >.<" Auch wenn ich ihn trotzdem mal eine reinhauen hätte können xD

Ich hoffe so sehr, dass es ein Happy End gibt *.*
Von: abgemeldet
2010-05-03T16:36:31+00:00 03.05.2010 18:36
oh gosh!
das is einfach fantastisch!
Dracos Charakter is der wahnsinn! Und du kannst sooo toll schreiben.
Da werd ich glatt eifersüchtig! XD
Hm, ja. Das 6. Kapitel hats in sich...
Und das ENde erst!
Draco kann also auch mal ganz süß sein. *chew*
Aber ich find einen dominanten Draco sowieso toll.
Und ich bin gespannt, was noch so passiert...
Ok, ich freu mich auf alle folgenden Kapitel.

Liebe Grüße,
Sora
Von:  Xai
2010-04-22T10:07:51+00:00 22.04.2010 12:07
armer, armer malfoy. XD
gemein und hinterhältig, aber eben doch ein "armer, schwacher junge" XD
ich liebe die darstellung ^^
arme ginny, aber die is eh scheiße *fg*
weiteeeeeeeeeeeeeer.
Von:  BlackAngelWhiteDevil
2010-04-21T16:46:31+00:00 21.04.2010 18:46
Hey echt tolle Story!!
Find sie voll Klasse!!
Lg BalckAngel
Von:  Xai
2010-02-19T09:53:24+00:00 19.02.2010 10:53
um mal auf deinen titel einzugehen.. nein, draco ist definitiv nicht böse. XD
aber ich mag ihn so ^^
ich hoffe es geht bald weiter, bin auf das gespräch gespannt


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