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What would you do

...if my heart was torn in two.
von

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prologue.


 

Wenn Dir jemand alles nimmt, wofür Du lebst…[/CENTER][CENTER][/CENTER][CENTER]Wie weit würdest Du gehen um es zurückzubekommen?
 


 

Es war eine wirklich schreckliche Nacht. Draußen stürmte und goss es wie aus Kübeln. Ungemütlicher hätte das Wetter für den heutigen Dienst nicht sein können. Während jeder vernünftige Zauberer und wohlgeratene Hexe artig in ihrem Bett lag, musste sie natürlich arbeiten. Möglichst leise schritt die junge Frau durch die gigantische Eingangshalle des Zaubereiministeriums in London. Ihre Erscheinung spiegelte sich am Boden durch die großen Marmorplatten wieder und ihre Schritte hinterließen feuchte Fußabdrücke.
 

Astoria Greengrass seufzte tief und zog ihren Zauberstab hervor, um ihren tiefnassen Umhang zu trocknen. Dank eines simplen Spruchs war sie Sekunden später weitgehend trocken und schritt Richtung Fahrstuhl. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie bereits in drei Stunden Schluss machen konnte und dann in weiteren vier Stunden zum Frühstück bei ihren Eltern erwartet wurde. Der Fahrstuhl kam und sie stieg ein. Dabei bemerkte sie einen unangenehmen Geruch und sah an sich herunter. Schlamm kroch an ihren Beinen hoch und sie schüttelte sich leicht, dann sah sie zum Ende ihres pflaumenblauen Umhangs und stöhnte. Schon wieder war eine Arbeitsuniform beschädigt. Wenn sie so weiter machte, war von ihrem ihr Gehalt für diesen Monat bald nichts mehr für die Miete übrig.
 

Die junge Hexe lehnte sich gegen die Wand und schloss kurz die Augen. Sie liebte ihre Arbeit im Ministerium und sie rückte auch gerne zu jeder Uhrzeit aus, um magischen Missbrauch zu verfolgen, aber in letzter Zeit gab es einfach zu viele Fälle in denen die Kleinkriminellen es darauf anlegten, sich mit ihr duellieren zu wollen. Sie war nicht gerade die Beste, wenn es ums ausweichen oder gnadenlos irgendwelche Flüche abzuballern ging. Aus reinem Instinkt griff sie immer noch zu Muggelmethoden. Also Vasen auf den Kopf knallen oder Knüppel zur Hand.
 

Doch leider war selten ein Schmuggler oder Gesetzesbrecher so naiv, wie sie es gerne hätte. Den Letzten, den sie vor zwanzig Minuten gejagt hatte, er war ein Genie der Damenunterwäsche gewesen. Die reizende Spitzenwäsche, welche den Damen einen herrlichen Körperbau versprach, sorgte in Wirklichkeit nur dafür, dass sie das männliche Geschlecht annahmen. In einer einzigen Nacht hatte es dementsprechend auch mehr als über hundertfünf Beschwerden gegeben. Tja, und heute Nacht hatte sie sich diesen frauenverachteten Betrüger geschnappt. Einen kleinen, pummeligen Bürokobold.
 

Der Fahrstuhl blieb stehen und sie stieg aus. Schwaches Licht beleuchtete den langen Flur und Astoria strich sich eine lange dunkle Locke hinter das Ohr. Jetzt bloß keinen geschafften Eindruck vermitteln, sie war nicht müde, nicht abgekämpft und schon gar nicht überfordert. Doch bevor sie sich weiter Gedanken über ihr Erscheinungsbild machen konnte, riss eine laute weibliche Stimme sie aus ihren Gedanken. Verwirrt stutzte sie und bemerkte, dass der Krach direkt aus dem Büro ihres Vorgesetzten kam. Natürlich empfand sie es als eine Art Ehre unter den berühmten Harry Potter arbeiten zu dürfen, doch in letzter Zeit schleppte er ständig seltsames Volk an, sodass es unweigerlich viel Klatsch und Tratscht in ihrer Abteilung gab.
 

Vor allem, da seit den letzten Wochen immer mal wieder eine hübsche junge Veela antanzte. Nach Astorias Informationen zu Folge handelte es sich bei der bildschönen Frau um Gabrielle Delacour. Der Schwester von Fleur Delacour, die einst beim trimagischen Turnier mitgemacht hatte, als sie selbst noch die zweite Klasse in Hogwarts besucht hatte. Vorsichtig trat sie vor die Tür und klopfte höflich, bevor sie in besagtes Büro eintrat.
 

„Kannst du dir vielleicht auch nur annähernd vorstellen, wie es mir dabei geht?“
 

Astoria zuckte zusammen, als würde die laute Stimme über sie richten und nicht über ihren Vorgesetzten. Ein kurzer Blick zeigte ihr, dass auch dieser hinter seinem Schreibtisch immer kleiner wurde und Astoria bemerkte seine hilflose Mine. Ihr war bewusst, dass nichts den sonst so gefassten Harry Potter aus der Ruhe bringen konnte. Doch anscheinend war seine Frau einen Trick gewitzter, als er es sich hätte vorstellen können. Müde strich er sich durch das abstehende Haar und lehnte sich zurück. Leicht bläuliche Schatten lagen unter seinen Augen und Astoria wusste, dass sie von Überarbeitung stammten.
 

„Ginny-Schatz“, begann er zärtlich, doch Ginny-Schatz ließ sich davon nicht beeindrucken. „Komm mir nicht so!“, sie verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und funkelte ihn böse an. Astoria musste leicht lächeln, denn sie fand dieser durchaus hübsche Racheengel passte gut an die Seite ihres Peinigers. Zwar konnte Ginevra Potter nicht mit einer Veela mithalten, was ihr durchaus bewusst zu sein schien, doch trotz alledem war sie eine sehr hübsche Hexe und durchaus attraktiv. „Während du hier den tollen Helden mimst, darf ich Abend für Abend alleine zu Hause hocken und Mama spielen! Ist dir vielleicht schon einmal aufgefallen, dass Jamie bereits in der Lage ist Mum zu sagen? Kein Wunder, wahrscheinlich fragt sich der Junge bereits, ob er überhaupt einen Vater hat!“
 

„Ginny-Schatz“, begann Harry erneut. „James ist gerade mal zwei.“

„Ach ja?“, schnarrte sie. „Aber er wird es nicht bleiben. Deshalb verlange ich: Der Job oder deine Familie und hör endlich auf mit diesem verfluchten Ginny-Schatz!“

Wie vor den Kopf gestoßen sprang der Schwarzhaarige auf: „Bist du verrükt geworden? Meinst du etwa, ich suche es mir aus, ständig Überstunden schieben zu dürfen? Ich könnte mir auch was Besseres vorstellen, als jeden Tag nach Hause zu kommen, wenn du aufstehst und der Tag beginnt! Beschwer dich bei Kinsley und nicht bei mir!“

„Das sollten Sie wirklich tun“, mischte sich Astoria nun ein. „Guten Abend Mrs. Potter“, sie lächelte und trat näher. „Hervorragendes Spiel letzte Woche, wenn ich bemerken darf.“
 

Ginny grinste erfreut. „Danke, ich hoffe, dass wir diese Woche Eintracht Pfützensee ebenfalls vom Hocker hauen. Und jetzt zu dir zurück.“ Sie wandte sich wieder an ihren Ehemann. „Ich erwarte von dir, dass du deine Arbeitszeiten änderst, sonst kannst du deine Sachen abholen und dir eine neue Bleibe suchen!“ Graziös warf sie ihr rotbraunes Haar nach hinten. „Eine schöne Nacht noch.“ Dann machte sie auf den Absatz kehrt und verließ das Büro, jedoch nicht ohne vorher die Tür laut zu knallen. Im Chor zuckten Astoria und Harry zusammen.
 

„Sie haben eine wirklich hinreizende Frau, Mr. Potter. Sie scheint genau zu wissen, was sie will und was nicht“, bemerkte Astoria fröhlich, während ihr Vorgesetzter sich erneut die Haare raufte. „Vielleicht zu genau“, sein Blick fuhr dann an ihrer Arbeitskleidung auf und ab und bemerkte den verbrannten Geruch. „Darf ich fragen, wer Ihren Umhang aufgeschlitzt hat?“

„Ein tollwütiger Kobold“, seufzte Astoria und kramte nach einer kleinen Flasche. „Hier sind alle Beweismittel für Fall zweiunddreißig drin.“ Sie stellte sie auf den Schreibtisch und bemerkte, dass Harry nach der passenden Akte suchte. „Ich würde sagen, wenn Sie mit den Berichten fertig sind, können Sie für heute schluss machen.“
 

Die junge Hexe nahm die Akte an und nickte geistig abwesend. Kaum hatte sie sich zum gehen umgedreht, als Harry noch sprach: „Und übrigens…“

Astoria drehte sich noch einmal um und sah ihn müde an. „Das nächste Mal, sollten Sie versuchen öfter von ihrem Zauberstab gebrauch zu machen. Brown beschwerte sich darüber, dass Sie zu oft von der Muggelverteidigung gebrauch machen würden. Manchmal wirkungsvoll, aber bei einem guten Kriminellen bringt es herzlich wenig.“
 

Das wusste Astoria auch, allerdings konnte sie ihm wohl kaum sagen, dass sie in Momenten der Panik glatt vergas, dass sie eine Hexe war. „Ich werde es mir merken“, sprach sie zögerlich und verließ das Büro mit einem `schöne Nacht noch`. Natürlich verstand sie, dass sie aufhören musste kopflos zu handeln, aber egal was sie tat, sie wurde diese Schwäche einfach nicht los. Ebenso ihre Tollpatschigkeit. Wenn ihre Familie eine große Party anlässlich für die Greengrass – Kompanie gaben, dann versuchte sie sich Monat für Monat höflich zu drücken, denn die Abendkleider und die hohen Schuhe stellten sie seit Jahren jedes Mal aufs Neue vor einer großen Herausforderung.
 

Diese ganze Etikette und das gehobene Gelaber war nichts für sie. Auf solchen Partys wimmelte es nur so von Fettnäppchen, die auf sie zu warten schienen.

Vielleicht sollte sie wirklich einmal anfangen an sich zu arbeiten. Denn auf die Dauer konnte sie wirklich nicht so verpeilt und trottelig durch die Gegend laufen. Nicht das sie hinterher noch wegen eines fahrlässigen Fehlers ihren Job verlor. Denn dann wäre es dahin mit der Unabhängigkeit.
 

Im Moment kam sie hervorragend ohne das Gold ihrer Eltern aus, wenn sie sich auch nicht so viel leisten konnte. Es reichte alle male um über die Runden zu kommen. Aber wenn es nach ihren Vater gegangen wäre, hätte er sie großzügig für ein Auslandstudium unterstützt. Doch was brachte ihr ein Auslandstudium, wo sie doch eigentlich hier im Ministerium ihr Glück gefunden hatte? Die Arbeit machte ihr trotz alldem Spaß und vielleicht würde sie irgendwann auch einmal aufsteigen. Denn abgesehen vom Nachtdienst, gab es auch Schichten bei weit günstigeren Zeiten.
 

Dazu kam, dass ihre Kollegen, abgesehen von dieser Lavender Brown, wirklich nett waren. Astoria erreichte das große Büro, dass sie sich mit mehr als fünfzehn anderen Kollegen teilte und bemerkte mit einem Blick aus dem Fenster, dass die Sonne bald aufgehen würde. Der Himmel wurde heller, auch wenn er noch immer von einem dunklen Grau überzogen war. Sie sah auf die Mappe in ihrer Hand und beschloss schluss zu machen. Die schriftlichen Aufgaben würde sie Mr. Potter morgen Abend geben, allerdings zog sie es vor die Berichte zu Hause in ihrer Dachwohnung zu schreiben. Sie liebte ihr kleines Reich, dass sie ganz nach ihrem Geschmack mit hellen Farben und viel Liebe eingerichtet hatte. Und jetzt konnte sie förmlich hören wie ihr altes, knarrendes Bett nach ihr rief.
 

Sie streifte ihren lädierten Umhang ab und griff zu ihrem roten Mantel. Astoria beschloss kurzer Hand, einfach zu tun, was sie für richtig hielt. Schließlich durfte sie es nicht riskieren unpünktlich beim Frühstück ihrer Eltern aufzutauchen, denn dies war ein todsichererer Punkt, um bei ihrer Mutter in Ungnade zu fallen. Als sie in ihre langen lockigen Haaren griff, musste sie an sich halten um nicht laut los zu fluchen.
 

Wahrscheinlich würde sie Stunden brauchen, um ihre Haare wieder einigermaßen Knotenfrei zu bekommen. Ein Wunder das Mr. Potter sie nicht ausgelacht hatte, sie musste zum schreien komisch aussehen. Wenn sie Glück hatte, schaffte sie es unerkannt in ihre Wohnung. Schnell sah Astoria auf ihre Armbanduhr und schluckte. Noch knapp eine Stunde, dann würden sich die ersten Arbeiter auf dem Weg zu ihrer Schicht machen. Schnell schnappte sie sich ihre Tasche samt Akte und verließ das Büro.
 

Leise, fast lautlos, verschwand ihr Schatten, fast so, als würde der Morgen sie vertreiben.
 


 

◄●►
 

Laute Musik dröhnte aus den gigantischen, magischen Boxen. Die Menge schien zu explodieren. Das Licht wechselt durch eine kleine verzauberte Unterstützung so schnell, dass ein junger Mann, mit braunen zerzausten Haaren und einem abgetragenen Hemd, glaubte das Gleichgewicht zu verlieren. Sein Trommelfeld drohte zu platzen und er versuchte den aufkommenden Druck zu ignorieren. Kurz griff er zu seinem Zauberstab, murmelte etwas und spürte, wie der Lärm sich dämpfte. Dann sah er auf die Getränke vor sich, welche noch immer an der Bar standen und ließ sie mit einem leichten Schwenker verschwinden.
 

Sie würden schon bei ihrem rechtmäßigen Besitzer auftauchen und wenn nicht, er glaubte nicht, dass seine Freunde wegen ein bisschen Alkohol vor die Hauselfen gehen würden. Theodor Nott hatte sich an diesem Abend mal wieder dazu überreden lassen, seine kostbare Zeit in diesem schmutzigen Laden zu verbringen. Dabei hätte er jetzt besser über seine Hausarbeit über Zaubereigeschichte brüten sollen, als jetzt hier nahe daran zu sein, seine Nerven zu verlieren, weil seine ach so tollen Freunde mal wieder absolut verantwortungslos handeln würden.
 

Theodor drehte sich von der Bar weg und sah auf die belebte Tanzfläche. Hatten diese jungen Leute alle keinen Job, oder was brachte sie dazu, mitten in der Woche dermaßen die Bierkrüge zu heben? Aber wahrscheinlich war er in einem Club gelandet, wo alle außer ihm, Gold wie Staub haben zu schienen. Angewidert schlängelte er sich durch die tanzende Menge, bis hin zu der Lounge.
 

Das schummrige Licht machte es ihm schwer überhaupt etwas zu erkennen. Theodor zog an mehren roten Couchs vorbei, immer wieder ließ er seinen Blick schweifen, bis er schließlich an den hellblonden Haaren seines Freundes hängen blieb. Blaise und Marcus würde er wahrscheinlich alleine nicht so schnell wieder finden, wenn sie nicht in Dracos Begleitung wären. Zwar war es oft seine Schuld das Blaise ständig auf fatale Ideen kam, aber lieber zog er mit der vollen Mannschaft los, als hinterher genervt den Rückzug anzutreten.
 

„Hey Theo-Boy, wo warst du so lange?“, ertönte eine gut gelaunte Stimme und der Braunhaarige spürte, wie jemand einen Arm um seine Schulter legte. „Euer Gesöff holen“, antwortete der Student leicht gereizt und löste sich aus Blaises Umarmung. „Wo ist dein Aufriss?“

Der Südländer hob belustigt eine Augenbraue und nahm einen Schluck von seinem Butterbier. „Theo-Boy“, tadelte er ihn. „So etwas Primitives besitze ich nicht. Nenn es Geliebte, schließlich bin ich nicht Draco. Und von Marcus wollen wir gar nicht erst sprechen. Denn das was er tut ist… nun ja, das ist tatsächlich primitiv.“
 

Theodor nickte schlicht und sah nach seinem muskulösen Kumpel, mit den kurzen blonden Stachelhaaren. Schon wieder war er dabei zwei Hexen gleichzeitig für sich gewinnen zu wollen. Langsam beschlich Theodor das Gefühl, dass an dem Gerücht, dass er in Wirklichkeit total heiß auf diese Moderatorin Katie Bell war, doch etwas dran war. Doch da er immer auf dicke Hose machte, anstatt sich wie ein Mann zu benehmen, der direkt auf sie zu ging und einfach nach einem Date fragte, machte er sich stattdessen eben an andere Frauen an, die leichter zu haben waren und ihm nichts bedeuteten. Obwohl er ein bekannter Quidditchspieler war, war er ohne jede Frage noch immer derjenige, der sich zu nichts Ernstes durchringen konnte.
 

„Dray!“, jodelte Blaise plötzlich lautstark und Theodors Kopf ruckte nach rechts. „Hör auf, dir vorzumachen, dass du diese Nacht einmal nicht bei Campell landest. Du siehst doch, wie sie versucht dich anzuschmachten.“

Demonstrativ hatte Draco Malfoy seinen Freunden den Rücken zugekehrt und lehnte gegen das Geländer. Stur sah er auf die große Tanzfläche und Theodor stellte belustigt fest, dass seinem Freund die Party absolut nicht zu gefallen schien. Vielleicht begriff er jetzt endlich einmal, dass Gold ausgeben keine Garantie für Spaß war.
 

Das blonde Haar war, wie selten üblich, nicht streng zurück gekämmt, sondern ein paar Strähnen umrahmten sein Gesicht. Die bevorzugte dunkle Kleidung hob seine helle Haut hervor, weshalb er einen Blickfang für fast jedes weibliches Wesen bildete. Das er dazu Geld besaß und ihnen eine gesicherte Zukunft bieten konnte, bildete nicht gerade einen Minuspunkt, den er zu bieten hatte. Einzig sein leicht beschädigter Ruf, der dabei war sich zu erholen, gaben dem Glanzbild etwas Zerkratztes. Genervt drehte sich Draco um und nahm seinen Feuerwhisky vom Tisch. In einem Zug kippte er das Zeug herunter und gab einen Neuen in Auftrag. Theodor rollte mit den Augen und ließ sich auf der roten Couch nieder, während Blaise zu seinem besten Kumpel trat.
 

„Dray, was ist los mit dir, wo ist dein Jagdinstinkt geblieben?“ Blaise sah in das noch immer ernste Gesicht des Blonden und schlussfolgerte: „Ah, ich verstehe. Deine Mutter hat mal wieder verlangt, dass du aufhören sollst, dir ständig neue Schlampen anzuschaffen und den Namen Malfoy in den Schmutz zu ziehen.“ Er nickte geistig abwesend und Draco nahm sich einen neuen Feuerwhisky von irgendeinem Tablett. „Richtig“, gab er gelangweilt zu. „Und weißt du was? Sie hat sogar recht.“
 

Blaise verschluckte sich und hustete: „Was?“

„Sie hat recht“, wiederholte Draco ruhig. „Die ganzen Schlampen – wie sie so schön sagte, würden nur dazu dienen, dass ich die Intelligenz bei einer Frau meiden würde. Im Klartext, ich soll kein Hosenscheißer sein und gefälligst nach Mrs Malfoy suchen, bevor sie das Zeitliche gesegnet hätte.“

Der Südländer verdrehte die Augen. „Alles klar, hallo du bist zweiundzwanzig Mann! Und deine Mutter hat auf alle Fälle noch mindestens ebenfalls zwanzig weitere Jahre zu leben, wenn sie aufhören würde, dass ungesunde Gras zu qualmen.“
 

Draco musste grinsen. Die Wahrscheinlichkeit, dass seine Mutter aufhören würde die Luft zu verpesten, war so gering, als das er in den nächsten zwölf Monaten eine Frau treffen würde, die ihn buchstäblich umhaute.

„Hör mal“, begann Blaise. „Wie wäre es, wenn du dir erst in acht Jahren einen Kopf darüber zerbrichst, ob es nicht langsam mal an der Zeit wäre, das Seelenleiden deiner Mutter zu beenden? Denn etwa fünfzehn Meter hinter dir steht eine wirklich hübsche und überaus attraktive Blondine. Ich würde mal so weit gehen und behaupte, sie würde dich innerhalb von drei Minuten auf andere Gedanken bringen.“
 

Blaise gab ihm einen leichten Klaps auf die Schulter. „Also, worauf wartest du?“, dann nickte er mit den Kopf nach hinten und ein gehässiges Grinsen schlich sich über Dracos Lippen. „Wie immer bist du das beste Beispiel für einen Herzensbrecher.“

Blaise tat geschockt. „Ich glaube nicht, dass du Campell das Herz brechen kannst Dray, denn ich bin noch immer der Überzeugung, dass sie keins hat. Oh nein, warte. Das war Delone, die Französin mit dem Herzen aus Stein. Deine vorgesehene Verlobte, wenn ich mich nicht ganz täusche.“ Blaise selbst würde eher Geistlicher werden, als mit dieser Frau in den Stand der Ehe zu treten. Schönheit konnte schließlich nicht immer über einen Charakter hinwegtäusche, der so eklig wie ein toter Fisch war.
 

Der junge Malfoy stieß sich vom Geländer ab und schritt an seinen Freunden vorbei. Lässig und elegant tat er einen Schritt nach dem Nächsten und nahm eine schöne Hexe in Augenschein. Audrey Campell spielte mit einer Strähne ihres langen glatten goldenen Haars. Sie lächelte lasziv und schlug auf der Couch die Beine übereinander, dabei rutschte ihr kurzes eng anliegendes lilafarbenes Kleid ein wenig höher und Draco hatte einen guten Ausblick auf ihre wunderschönen langen Beine. Audrey hob die Augenbrauen und musterte Draco als er sich neben ihr nieder ließ. „Schlechte Laune?“
 

„Ein bisschen Stress“, gestand er leise und ihm wurde klar, dass es noch nicht einmal eine Lüge war. Sanft strich er durch ihr langes Haar, bis er ihren Hals berührte und dort die Wirbelsäule nachfuhr. „Was ist los, dass du so verspannt bist, Audrey?“

„Mein Chef hat mich dermaßen versklavt, dass ich eigentlich nichts anders will, als mich zu entspannen“, das letzte Wort betonte sie mit Nachdruck und Draco wusste was sie wollte. Dies war eine von Audreys guten Eigenschaften, sie war einfach gestrickt, denn durch ihre eindeutigen Ansagen, wusste er immer genau woran er war und was sie wollte, weshalb er sie einfach kontrollieren konnte.
 

„Ich kenne da ein Mittel, was dir sicherlich helfen wird abzuschalten.“ Seine andere Hand fuhr an ihrem Knie nach oben entlang und er bemerkte ihre Gänsehaut. „Nur wir beide.

Was hältst du davon?“

„Worauf warten wir noch?“, flüsterte sie heiser und stand auf. „Zu dir oder zu mir?“

Routinemäßig antwortete er: „Zu dir.“ Und erhob sich ebenfalls. Er wusste, dass der Verlauf der Nacht enden würde, wie die ganzen Anderen davor. Es war, als würde er zum Widerholungstäter werden, der wusste, dass es eigentlich falsch war, was er tat. Doch es war wie eine Sucht, die ihn immer wieder erfasste und gegen die er nicht alleine ankam.
 


 

◄●►
 

Vollkommen geschafft rauschte Astoria um Punkt zehn Uhr aus dem Kamin des Greengrass - Anwesens und taumelte Richtung Couch. Atemlos hielt sie sich an einer Lehne fest und versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Hektisch überprüfte sie ihre Haare und stellte fest, dass alle Mühe mal wieder umsonst gewesen war. Ihre einzige Hoffnung, war, dass sie sich richten konnte, bevor ihre –

„Astoria mein Kind, wie siehst du wieder aus!“
 

Zu spät.
 

Blanche Greengrass, eine Frau im gesetzten Alter, mit kurzen hochgesteckten Locken trat ins Wohnzimmer. Ihre konservative Kleidung passte hervorragend zu der altmodischen Einrichtung der zwanziger Jahre. Das dunkelblaue Kostüm kennzeichnete Eleganz und Schönheit, all das was ihr, Astoria, fehlte. „Hey Mom“, begann sie fröhlich und drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange, während Mrs Greengrass dabei war, mit Magie das kleine Missgeschick namens Haare zu beheben. „Schätzchen, vielleicht solltest du dir einfach einen persönlichen Hauselfen mitnehmen. Ich bin sicher, dein Vater kann das regeln.“
 

Astoria verdrehte die Augen und fragte: „Wo ist Daddy?“

„Wo wohl, im Speisezimmer bei seiner Zeitung“, eröffnete Blanche gleichgültig und schob sie ins Nebenzimmer, wo sie bereits eine lebende Zeitung ausmachen konnte. Das altmodische Esszimmer wirkte auf sie so vertraut, das Astoria das Gefühl bekam, wieder ein Kind zu sein. Sie hatte stundenlang zwischen den ganzen Blumen, den alten Möbeln, mit ihrem Vater an der Seite spielen können. Das große Haus der Familie Greengrass hatte ihr eine Menge Möglichkeiten gegeben ungestört für sich sein zu können. Dazu kamen die vielen Gärten, die ihre Mutter anlegen gelassen hatte.
 

Ihre Kindheit glich wahrlich einem kleinen Paradies. „Guten morgen Daddy.“ Überrascht hielt Astoria inne, als sie auch ihre ältere Schwester Daphne am Frühstückstisch ausmachen konnte. Neben den pummeligen Mann im hellgrauen Anzug, sah ihre Schwester aus wie ein Bauernmädchen. Ihr langes dunkelblondes Haar, war zu einem einfachen Zopf geflochten und die Kleidung schlicht gewählt, mit schwingenden Rock und weißer Bluse. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck schenkte Daphne ihrer kleinen Schwester Tee ein und Astoria setzte sich.
 

Als ihr Vater die Zeitung beiseite legte und Astoria trotz des schönen gedeckten, runden Tisches die Bedrückte Stimmung bewusst wurde, lehnte sie sich ruhig in den Kordstuhl zurück und sah kurz aus dem Fenster, welches mit hellen Vorhängen geschmückt worden war. Das Speisezimmer, das früher ein Wintergarten gewesen war, machte ihr deutlich, dass sie hier so manch unangenehme Gespräche mit ihren Eltern geführt hatte. „Nun, was ist los? Passt es euch nicht, dass ich unter Mr. Potter arbeite, soll ich den Bereich wechseln?“, sie sprach direkt ihren Job an, denn sie wusste, dass ihre Eltern mit ihrer Wahl nicht glücklich gewesen waren. Ihrer Meinung nach sollte eine Greengrass das Imperium für Zaubertränke leiten und nicht für andere durch den Dreck kriechen. Daphne hatte als erstes ihren Hals aus der Schlinge gezogen, in dem sie einen Russen heiratete, der seine Galleonen mit entworfener Mode verdiente.
 

Zusammen betrieben die beiden eine Modelinie Namens Mabey und zeigten sich dabei äußerst geschickt, weshalb Daphne nicht in Ungnade gefallen war. Astoria hatte jedoch kurz davor gestanden und wartete nun gespannt auf die Antwort ihrer Eltern. Blanche warf ihrem Mann einen ernsten und gleichzeitig besorgten Blick zu. Edgar räusperte sich vornehm und sprach schließlich zögernd: „Astoria, deine Mutter und ich… wir denken… es ist Zeit… dir nun ja…“, er wusste nicht recht wie er es in Worte fassen konnte und Astoria runzelte nicht verstehend die Stirn. „Bitte, ich verstehe nicht ganz, was wollen Mom und du mir sagen?“
 

„Sie sind pleite und du sollst es ausbügeln!“, ließ Daphne erbarmungslos die Bombe platzen, wofür sie sich einen mahnenden Blick ihrer Mutter einfing. „Was denn? Es ist doch so, die Firma läuft nicht mehr und ihr wollt euren hohen Lebensstand nicht aufgeben und nebenbei eure Leute nicht auf die Straße setzten“, der Sarkasmus ließ Astoria auflachen. „Der war gut Daph!“, sie wollte gerade zu einen ironischen Spruch ansetzten, als ihr schmerzlich bewusst wurde, dass ihre Schwester keinen Scherz gemacht hatte. Mit funkelnden Augen sah Blanche ihre Älteste an, während Edgars Lippen sich zu einem dünnen Strich verzogen.
 

„Wie, ihr seit wirklich pleite?“

Blanche versuchte sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen und sprach: „Ja, ein paar Probleme zwangen uns… na ja… du kannst dir sicher denken, dass wir nicht glücklich mit dieser Entwicklung sind“, sie machte eine kurze Pause. „Dein Vater und ich haben wirklich lange nachgedacht und sind zu einem Entschluss gekommen.“

Misstrauisch warf Astoria ihren Vater einem knappen Blick zu und bemerkte dabei, dass es ihrer Mutter nicht leicht fiel, Beschlossenes auszusprechen. Weshalb Daphne diese Aufgabe erneut in die Hand nahm. „Sie wollen, dass du dich in den nächsten Wochen in der gehobenen Gesellschaft aufhältst und nach einem reichen Ehemann für dich suchst.“
 

Augenblicklich entgleisten Astorias Gesichtszüge und als ihre Eltern nicht gegen die Worte ihrer Schwester protestierten, wurde ihr klar, dass Daphne die Wahrheit sagte. „Ihr wollt mich verkaufen?“

„Nicht verkaufen!“, entfuhr es ihrer Mutter entsetzt und sie schlug die Hände zusammen. „Wir wollen lediglich, dass du nicht irgendeinen Mann suchst, sondern einfach nur jemand mit einen gewissen Status.“

„Richtig“, stimmte Edgar knapp zu. „Du gehst auf ein paar Veranstaltungen und guckst ob dir der eine oder andere gefällt.“
 

Astoria runzelte die Stirn, noch immer wirkte ihr Kopf wie leer gefegt, doch bevor sie überhaupt einen vernünftigen Satz zustande bringen konnte, schnarrte Daphne auch schon wie ein Richter bei seinem Urteil: „Unsinn! Ihr wollt, dass Tori sich auf alle Fälle einen Typen mit Gold in den Taschen suchen, da euer ganzer Plan davon abhängt! Sie soll sich zum Wohle des Familienunternehmens opfern!“

„Nein!“, durchschnitt die scharfe Stimme ihrer Mutter die Luft, doch an Astoria zog der Streit nur noch vorbei. Immer wieder rauschten dieselben Worte durch ihren Kopf.
 

Pleite… Geld… Mann… Hilfe… Eltern… Gesellschaft… Verkaufen…

Sie wollte noch nicht heiraten!
 

„Verdammt Daphne!“, donnerte die Stimme Edgar Greengrass durch den Wintergarten und seine zwei Töchter, samt seiner Frau, zuckten unter dem Machtwort zusammen. Astoria schreckte aus ihrer Starre und bemerkte das wütende Gesicht ihres Vaters. „Hast du vielleicht eine Ahnung, wie schwer es deiner Mutter und mir gefallen ist, euch heute zu uns einzuladen und diese schlechte Nachricht zu erzählen?“

Ein tödlicher Blick wurde durch die Runde geschickt. „Meint ihr, wir machen das zum Jux! Für was für aufgeblasene Snobs haltet ihr uns?“
 

Astoria, die noch lange nicht den Mut ihrer Schwester besaß, schluckte, während Daphne sich divenhaft zurücklehnte. Genüsslich schlug sie die Beine übereinander und verhandelte an Astorias Stelle. „Und wie kommt ihr ausgerechnet auf die Idee Tori in die obere Gesellschaft einführen zu wollen und welchen Grund sollte sie haben, euch zu helfen?“

„Weißt du Daphne, müssen wir Konkurs melden…“, begann Edgar zynisch. „Und ganz nebenbei einen Haufen Leute auf die Straße setzten.“

„Darunter 254 Familienväter und-!“

„Ist gut Mom!“, fuhr Daphne dazwischen, doch Blanche schmückte die Realität weiter aus. „123 unabhängige Hexen und 58 Auszubildende.“
 

Astoria nahm den Blick von ihren Eltern, ein dicker Kloß machte sich in ihrem Hals breit. Stumm starrte sie auf ihren Teller und versuchte sich ihre Unsicherheit und ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen.

„Hör mal Tori, Kleines“, die Stimme ihres Vaters klang als hätte er schnupfen. „Wir verlangen viel, das wissen wir. Du hasst die obere Gesellschaft, denn du magst weder die Menschen noch die Etikette. Das sind alles Gründe die ich verstehen kann, doch du musst zugeben, es gibt durchaus Ausnahmen“, er machte eine kurze Pause. „Wir bitten dich nicht wegen unseres Lebensstandart um diesen Gefallen, sondern wegen der Menschen die von uns abhängig sind.“

Die Brünette regte sich nicht einen Zentimeter. Noch immer wusste sie nicht, was sie davon halten sollte und ihr Vater wusste dieses stumme Zeichen zu deuten. „Wir zwingen dich nicht zu einer Entscheidung, aber deine Mutter und ich bitten dich zumindest über diese Bitte nachzudenken.“
 

„Als wenn sie über solch einen Unsinn nachzudenken hätte!“, polterte Daphne erbost los und sofort brach erneut eine heftige Debatte zwischen ihr und ihrer Mutter los. Edgar versuchte dazwischen zu gehen, doch der Streit wurde nur heftiger. Wie in Trance erhob sich Astoria und sprach leise: „Ich habe noch eine Verabredung, entschuldigt mich bitte“, niemand reagiert darauf, dass sie sich vom Tisch entfernte. Fast lautlos schritt sie ins Wohnzimmer und nahm ihren roten Mantel von einem Hauselfen entgegen. Sie war zu durcheinander um sich überhaupt zu fragen, wie ihr Mantel den Weg in ihre Hände gefunden hatte oder gar, wie sie es durch das Flohnetzwerk geschafft hatte. Das einzige was Astoria noch von jenem Tag wusste, war dass sie aus ihren Sandalen geschlüpft war, die Vorhänge ihrer kleinen Wohnung zuzog und die Decke über den Kopf zog. Sie wollte nachdenken und vor allem alleine sein. Schließlich erwartete man eine Entscheidung von ihr, welche ihr ganzes Leben beeinflussen würde.
 


 

◄●►
 


 

„Draco Malfoy!“
 

Eine energische Stimme hallte durch die Empfangshalle des gigantischen Malfoy-Manors und der Angeklagte zuckte kaum merklich zusammen, sondern schloss kurz die Augen als er seinen schwarzen Mantel einen Hauselfen übergab. Wie ein Racheengel schritt Narzissa Malfoy die Treppe herunter. Obwohl es erst halb acht morgens war, sah sie aus, als wäre sie auf den Weg zu einem wichtigen Geschäftsessen. Das Haar kunstvoll hochgesteckt, das Gesicht sorgfältig geschminkt und den Körper verhüllt in einem eleganten fliederfarbenen Kleid sah sie herablassend auf ihn herunter. Von ihrer Autorität hatte sie nichts eingebüßt.
 

„Guten Morgen Mutter“, bemühte sich Draco höflich und ihm entging dabei nicht, wie ihr Blick von seinen gelösten Haaren, zu seiner zerknitterten Kleidung fuhr. „Darf ich fragen, wo du her kommst?“

„Ich dachte bis jetzt aus England“, versuchte er zu scherzen, was ihm gänzlich misslang. Sofort verrenkten sich die Augen seiner Mutter zu Schlitzen und er bemühte sich zu sagen: „Von einer Party. Blaise hat uns mal wieder entführt.“
 

Narzissa wusste, wen ihr Sohn mit uns meinte. Sie hatte steht’s Mitleid mit Theodor, schüttelte den Kopf über Markus und Blaise konnte sie sowieso nicht aufhalten, der Casanova machte sowieso was er wollte, nur das er ihren Sohn ständig in seine Eskapaden mit rein zog, dass ging ihr gehörig gegen den Strich. Sie würde Draco die hexenverschlingende Masche ganz schnell wieder abgewöhnen müssen. „Und die Party ging bis halb acht?“
 

Draco nickte knapp und huschte an ihr die Treppen vorbei. Sofort fuhr Narzissa herum und zischte: „Du warst schon wieder bei einer dieser Schlampen!“

Der junge Malfoy blieb stehen und drehte sich kurz um: „Und wenn schon. Ich bin volljährig Mutter, ich muss mich nicht mehr für mein Handeln vor dir rechtfertigen.“

Die Worte versetzten ihr einen kleinen Stich und Narzissa begriff, dass sie es falsch angefangen hatte. „Draco…“, begann sie nun etwas besänftigter. „Ich sorge mich doch nur um dich.“

Misstrauisch hob dieser eine Augenbraue und die blonde Frau wedelte ungeduldig mit der Hand, um ihre Sorgen zu rechtfertigen. „Sieh mal Draco, du bist ein schwervermögender Erbe, zumindest wenn dein Vater und ich erst einmal unter der Erde liegen. Es sei denn du verballerst das Gold nicht jetzt schon.“
 

Draco verdrehte erneut die Augen und strich sich durch das unordentliche Haar. Seine Mutter machte geschäftlich weiter und sprach: „Da draußen warten mehr Hexen, als du dir vorstellen kannst, die nur darauf warten einen gut aussehenden Erben zu verführen um ihn dann ein Kind anzuhängen.“ Narzissa sah ihren Sohn drängend an: „Und du weißt, wie die Leute über so etwas reden. Angesichts unserer Lage müsstest du die Frau dann heiraten und du willst doch sicherlich nicht mit jemanden den Rest deines Lebens verbringen, den du nur für eine Nacht bei dir haben wolltest, oder?“
 

Draco beschloss, dass es eindeutig Zeit war, diese Treppe zu verlassen. Dieses Gespräch mit seiner Mutter wurde von Minute zu Minute skandalöser. „Ich weiß, was du mir sagen willst und ich kann dir versichern, keine dieser Frauen, die ich in den letzten Jahren beglückt habe, hatte auch nur annähernd eine Chance sich in all zu ferner Zukunft Mrs. Malfoy nennen zu dürfen.“ Er erreichte das Ende der Treppe. „Also hör auf dich immer in mein Privatleben einzumischen. Oder weiß Vater dich nicht mehr zu beschäftigen?“
 

Mit dieser frechen Aussage verschwand er und hinterließ eine sprachlose Narzissa.
 

Fortsetzung folgt…

part one.


 

◄●►
 

„Jetzt noch mal zum mitschreiben!“, ungläubig sah Pansy Parkinson die Greengrass-Schwestern an. „Nur damit ich das jetzt richtig verstanden habe. Euer Familienunternehmen ist pleite und damit eure Eltern niemanden entlassen müssen, soll Tori sich jetzt irgendeinen reichen Schnösel an den Hals werfen, der sie heiratet und in diesem kompletten Wahnsinn das Sahnehäufchen bildet?“ Die ehemalige Slytherin sah mit ihren braunen Augen von einer zu anderen. Das Haar kunstvoll zu einem gepflegten Bob frisiert und gekleidet in der Mode der frühen fünfziger Jahren, bildete Pansy so etwas, wie eine schickliche Rebellin der gehobenen Gesellschaft.

Astoria seufzte und ließ den Blick durch das kleine Cafe gleiten in dem sie saßen. Es war gemütlich, mit großen Sessel und Sitzkissen und lieferte einen sagenumwobenen Blick auf den Big Ben.
 

Schon als sie noch zur Schule gegangen waren, hatten Daphne, Pansy und sie das kleine Cafe mit den reizenden Namen Coffee Huckleberry regelmäßig in den Winter- und Sommerferien aufgesucht. Und jetzt, wo sie bereits alle erwachsen waren, gehörte es zu ihren ganz persönlichen Ritualen sich einmal in der Woche hier zu treffen.

„Und du denkst auch noch wahrhaftig über diesen Vorschlag nach?“, fuhr Pansy ihre jüngere Freundin scharf an. „Hast du vollkommen den Verstand verloren?“

Astoria zuckte zusammen und verschüttelte dabei fast ihren Tee. „I-Ich w-wollte …d-doch nur…!“
 

„Hör auf sie einzuschüchtern!“, mischte sich nun Daphne ein und warf ihr langes, schnittlauchglattes, dunkelblondes Haar nach hinten. „Ich bin sicher Tori kann uns erklären warum sie sich so entschieden hat, nicht war?“

Die Brünette stellte die feine Porzellantasse ab und sprach ruhig: „I-Ich bin die Punkte von Mom und Daddy noch einmal durchgegangen und habe festgestellt, dass durchaus mehr von meiner Entscheidung abhängig ist, als nur der Lebensstandart unserer Eltern. Die ganzen Menschen, die für die Firma arbeiten würden ihren Job verlieren und somit auch ihre Existenz. Denn den Unterlagen zufolge schaffen es viele Familien nur wegen des Jobs bei uns überhaupt über die Runden zu kommen. Würde man ihnen ihre Arbeit nehmen, so säßen sie auf der Straße und die Wahrscheinlichkeit schnell wieder einen neuen Job zu bekommen gestaltet sich im Moment sehr schwierig. Vor allen in Schottland, Wales und England.“

Pansy blies den Qualm ihrer Zigarette aus und sah ihre Freundin über den Rand ihres Fruchtdrinks hinweg an. „Da hat sich ja eine richtig informiert.“
 

Eine bislang unbekannte Entschlossenheit zog über Astorias Gesicht und sie verstärkte den Druck ihrer Hände, die sich um die Tasse geschlossen hatten. „Ich wollte ganz sicher gehen. Außerdem, Dad meinte heute Morgen, als ich ihn auf dem Weg zur Arbeit traf, dass ich es nur versuchen soll. Vielleicht gefällt mir ja tatsächlich jemand und dann wäre die ganze Sache doch nur halb so kompliziert und würde schnell aus der Welt geschafft werden.“ Astoria verschwieg ihre Sehnsucht, andere Länder zu bereisen, sich beruflich hochzuarbeiten und irgendwann einmal nach Florenz auszuwandern. Manchmal musste man sein privates Glück zurückstellen, um das vieler Anderer zu sichern.

Missmutig lehnte sich Pansy zurück, es war nicht zu übersehen, dass ihr diese ganze Sache sichtlich missfiel. „So, so, schön, dass du dir so sicher bist, dass du es verkraften kannst, deine Zukunft irgendeinen reichen Snob zu schenken.“

Daphne warf der Schwarzhaarigen einen empörten und warnenden Blick gleichzeitig zu.
 

Unter dem Tisch verpasste sie ihr dazu noch einen gehörigen Schritt gegen das Schienbein, sodass die junge Parkinson-Erbin zusammenfuhr. „Hey! Ist ja gut, ich frage mich nur gerade, was ich mit der ganzen Sache zu tun habe!“

Astoria sah sie zaghaft lächelnd an. „Eine ganze Menge.“

Überrascht und ein wenig verwirrt hob Pansy eine Augenbraue. „Und das wäre?“

„Ich möchte dich darum bitten, aus mir eine elegante, begehrenswerte und durchaus wissende Lady zu machen.“

Einen Moment herrschte absolute Stille zwischen den drei Hexen. Schließlich drückte Pansy ihre Zigarette aus und schien über diese Bitte nachzudenken. Sie waren Freundinnen und alleine deshalb würde sie Astoria nicht hängen lassen, doch für was für einen Zweck würde sie ihr helfen?
 

„Wie kommt es, dass du gerade mich um Hilfe bittest?“

„Ach komm“, wehrte Astoria ab. „Wir wissen alle, dass du in der oberen Gesellschaft einen hohen Ruf genießt. Außerdem, wen sollte ich sonst fragen? Daph würde mir höchstens noch ein freches Mundwerk verpassen, als mich auf einen Ball vorzubereiten.“

Die Schwester verdrehte die Augen: „Verzeih, dass ich nicht in deine Vorstellung einer Diva passe.“
 

Unweigerlich musste Pansy kichern, doch dann ließ sie den Blick über die jüngere Greengrass schweifen. Sie neigte den Kopf und sprach: „Du weißt hoffentlich, dass das ganze viel Arbeit ist?“

Astoria nickte ernsthaft und Pansy fuhr fort: „Du bist hübsch, daraus können wir eine Menge Vorteile schlage, nur müsstest du deinen Kleidungsstil und dein Auftreten ein wenig ändern. Du weißt schon, deine Ausstrahlung sollte Selbstsicherheit und Eleganz verkörpern und das geht durch Kleidung und Haltung am besten. Des Weiteren werden wir die Benimmregeln noch einmal durchgehen müssen, wie man Leute begrüßt, wie man ein harmloses Gespräch dezent beginnt und in welcher Situation sich bestimmte Handlungen für eine Lady gehören. Außerdem bist du nicht mehr auf dem neusten Stand, was die obere Gesellschaft angelangt. Namen, Gesichter und Familien müssen her, es gibt also eine ganze Menge zum auswendig lernen.“
 

Astoria schluckte und versuchte sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. „Ich denke, dass könnte ich schaffen.“

Die Mundwinkel ihrer Freundin zuckten leicht, dann kramte sie ein kleines Notizbüchlein aus ihrer Handtasche und suchte nach einem bestimmten Datum. „In zwei Wochen findet im Hause Zabini ein gigantisches Fest zu Ehren dieser Schminktussi statt. Gewiss werden deine Eltern ebenfalls eine Einladung erhalten haben. Sag ihnen, sie sollen sich für diesen Abend krankmelden, sodass du sie vertreten kannst.“ Astoria nickte, während Daphne das Schauspiel mit einem merkwürdig schlechten Gefühl im Magen verfolgte.
 

„An diesem Abend werden sich höchstwahrscheinlich sehr viele reiche Erben und potenzielle Ehemänner versammeln, da Blaise einen ausgesprochen guten Kontakt zu allen möglichen Leuten der Welt pflegt. Seine Mutter wird mit den vielen jungen Burschen prallen wollen, weshalb ich denke, dass sich der zukünftige Mr Greengrass durchaus darunter befinden wird.“ Pansy schien zuversichtlich. „Und wenn das nicht klappt, dann gibt es erneut vier Wochen später diese Party von diesem Quididitchspieler Marcus Flint. Ich habe eine Einladung bekommen und kann dich also mitnehmen.“
 

Daphne erschauderte, als sie an Marcus Flint dachte. Sie kannte ihn noch aus der Schulzeit und mochte ihn schon damals nicht. Was vielleicht auch der Tatsache liegen könnte, das sie einst in ihn verliebt gewesen war. Die Vorstellung, ihre kleine Schwester könnte an diesen Playboy geraten, stimmte sie nicht gerade fröhlich. „Pff, solange du nicht gerade mit Flint ins Bett steigst, könnte die Party durchaus etwas bringen.“

„Allerdings, also Tori, alle Männer, aber nicht Flint“, beschwor Pansy ernst. „Bist du einmal mit diesem Typen im Bett gewesen, fasst dich keiner mehr an.“
 

„Und warum?“, wollte die Jüngste wissen, woraufhin die anderen beiden nur einen kurzen Blick miteinander tauschten. Schließlich klärte Daphne sie auf: „Weil er nur seinen Spaß haben will und du sonst als leichte Beute gelten würdest. Ich dachte, du wolltest seriös wirken und nicht, wie eine Hexe, die es besonders darauf anlegt die Beine breit zu machen.“

Astoria schluckte und schüttelte den Kopf. Da würde in der Tat noch eine ganze Menge Arbeit auf sie zukommen. Besonders, wenn sie es wirklich packen wollten innerhalb von zwei Wochen all die Dinge zu beherrschen, die sie eigentlich hasste.
 

„Wann fangen wir an?“, fragte sie vorsichtig und Pansy dachte nach: „Am besten gleich morgen, bis dahin habe ich alles zusammen was wir brauchen werden“, sie wendete sich an Daphne. „Ich möchte, dass du Andrew um ein sündig rotes Kleid bittest“, ihre Augen strahlten. „Sag ihm, er soll es für eine wahre Diva schneidern.“

Der Blondine stand der Mund offen, denn sie alle drei wussten, was für ein Kleid Andrew dann zur Verfügung stellen würde. Ihr Mann verfügte über eine ausgesprochen große und manchmal nicht ganz ungefährliche Fantasie. „Ich werde schauen, was sich machen lässt“, versprach Daphne daraufhin vorsichtig, während sich Astoria von Minute zu Minute unwohler in ihrer Haut fühlte.

„Ich hoffe doch, du hast keine komplett Veränderung mit mir geplant“, sie lachte nervös. „Denn ich wollte mich ganz gerne noch im Spiegel erkennen.“

Pansy beugte sich vor, sie schien ganz in ihrem Element zu sein. „Keine Sorge Tori, wenn ich mit dir fertig bin, dann siehst du zum ersten Mal wie du selbst aus.“
 


 

◄●►
 


 

Genervt und arg angefressen verschränkte Draco Malfoy die Arme vor der Brust und besah sich das Theater vor ihm. Er hatte sich dazu breitschlagen lassen seinem besten Freund bei der Geburtstagparty seiner Mutter ein wenig unter die Arme zu greifen. Doch das, was ihn hier in der Villa erwartet hatte, übertraf seinen Erwartungen. Natürlich verstand er, das Justine Zabini zeigen wollte, dass sie auch in der Blüte ihres Lebens noch immer Bälle geben konnte, die dem des neunzehnten Jahrhunderts im nichts nachstanden, doch so langsam glaubte Draco, dass die Frau eigentlich nur zur Übertreibung neigte. Der Ballsaal war so gigantisch, wie der einst von Ludwig der Vierzehnte in Versailles.
 

Der Boden war aus teuerstem Marmor, die Decke über dreißig Meter hoch, vergoldet und mit riesigen Krohnleuchtern geschmückt. Die langen Fenster boten einen herrlichen Blick in den durch Magie sommerlichen Garten und die Terrasse wies Plätze für Gäste auf, die sich fern von der Musik, die durch ein hoch qualifiziertes Orchester entstehen sollte, unterhalten wollten. Das Büfett, welches in einem angegrenzten kleineren Saal aufgebaut werden sollte, ließ noch offen, welche Speisen zugänglich sein würden.
 

„Ganz ehrlich Blaise?“, gestand Draco, als sein bester Freund auf ihn zu steuerte, während um sie herum eine halbe Armee damit beschäftigt war Blumen, Stühle und Tische zu rücken. „Meinst du nicht, Justine hat ein wenig übertrieben mit ihren Anforderungen? Ich meine, schon alleine diese Treppe.“ Er zeigte auf ein Monstrum von Stufen, dass wie ein C geschwungen war und den Ort der Ankunft widerspiegeln sollte. „Die meisten Frauen werden sich darauf den Hals brechen.“

Blaise grinste breit: „Richtig, denn das ist es, was meine Ma will. Sie hat tagelang geübt, diese Treppe elegant herunter zu schreiten und wird ihre Freundinnen alle in den Schatten stellen, was Anmutigkeit und Eleganz angelangt.“ Draco hob eine Augenbraue, das konnte er sich bildlich vorstellen. Ein Glück, dass seiner Mutter diese Demütigung erspart blieb, indem sie einfach ihn zum Ball schickte und sie selbst zu Hause die Füße hochlegte. „Darf ich fragen, wie viele Gäste geladen sind?“
 

Blaise zog seinen Zauberstab hervor und schwang diesen kurz, dann erschien eine dicke Liste in seinen Händen. „Geschätzte achthundert Personen.“

„Bei Merlin!“, entfuhr es Draco. „Kein Wunder das euer Personal nicht mehr weiß, wo ihnen der Kopf steht.“ Er sah über die Schulter seines Freundes und rief: „Hey, die roten Rosen kommen nach draußen und die weißen auf die Treppe, könnt ihr euch eigentlich nichts merken!“

„Ruhiges Blut Dray“, grinste Blaise. „Du führst dich seit zwei Stunden auf, wie einst Flint, wenn er seinen Willen als Quidditchkapitän nicht bekam.“

„Erinnere mich nicht daran“, brummte der Blonde und sah nach links. Zu seiner Schulzeit hatte er sich als Untergebener Zweiklässler in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett scheuchen lassen, manchmal hatte Marcus ihn sogar mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen, nur um ihn die geplante Taktik noch einmal abzufragen. „Ich habe gesagt Gold und nicht Silber! Habt ihr euch mal angesehen, wie Silber auf diesen Boden wirkt, wie grau!“, er wendete sich wieder an den Südländer vor sich. „Manchmal frage ich mich, warum ich mich immer wieder von dir überreden lasse, dir zu helfen. Hätte das nicht Theodor machen können?“
 

Empört und bestürzt zu gleich schüttelte Blaise den Kopf. „Wo denkst du hin? Von uns aufgeblasenen und arroganten Slytherins bist du derjenige, der den besten Geschmack von uns besitzt.“ Er sah durch die Liste und stellte fest. „Übrigens werden wir auf dem Ball wohl alle auf unsere Kosten kommen. Hier stehen eine Menge weiblicher Namen, die wir nicht kennen und die definitiv nicht zu den Busenfreundinnen meiner Mutter gehören. Vielleicht erhört Merlin die Gebete deiner Mutter doch noch und du kannst schon bald deine Geliebten absetzten.“

Dracos Haltung löste sich und er seufzte. „Du weißt, dass ich mit Mallorie Delone so gut wie verlobt bin. Es ist nur noch eine Sache der Formalitäten.“

„Ich bitte dich!“, wehrte der andere ab. „Delone sieht heiß aus, klar, ich wusste schon immer das du mehr auf diesen Schneewittchentyp stehst, als auf Püppchen wie Campell, aber die Frau hat ein Herz aus Stein.“ Die Miene des gefürchteten Casanovas wurde ernst. „Glaub mir Dray, Delone würde sich gut als Präsentiertropehe machen, aber wenn es um Gefühle geht, dann ziehe ich Campell eindeutig vor. Denn sie würde dir als Eheweib zwar unterwürfig die Füße küssen, dir dafür allerdings Gefühle entgegenbringen die weitaus echter sind, als Delones.“
 

Der Malfoy zuckte mit den Achseln. Er mochte Mallorie, sie war nicht dumm und man konnte sich angeregt mit ihr unterhalten, vor allem von Politik schien sie viel zu verstehen. Der einzige Knackpunkt war halt ihre reservierte Art. Immer wenn er sie traf und sie sich küssten, dann hatte er das Gefühl, sie tat es aus reinem Pflichtgefühl heraus. Genauso, wenn sie ihren Vater auf große pompöse Veranstaltungen begleitete. „Hat Justine sie eigentlich eingeladen?“

„Bist du wahnsinnig!“, entfuhr es Blaise belustigt. „Ma hasst die Delones seit sie einmal behauptet hatten, dass sie es nur auf Männer mit viel Gold in den Taschen abgesehen hätte. Es entspricht zwar der Tatsache, aber du kennst meine Ma. Sie verdreht die Realität gerne einmal. Und übrigens, Campell ist ebenfalls nicht erwünscht.“ Ein zufriedenes Lächeln huschte über seine Lippen. „Du kannst also ganz entspannt die Fühler nach Frischfleisch ausstrecken.“
 

Der Blonde verdrehte die Augen: „Ja klar und immer mit dem Wissen im Nacken, dass Justine meiner Mutter jegliche Eroberung haarklein beschreiben wird.“

Blaise lachte und sah ein paar Minuten dabei zu, wie seinen Freund ein paar Hauselfen zu Recht wies, da sie die falschen Vasen für die Rosen benutzt hatten. Wenn Draco in einem richtig gut war, dann wenn es darum ging, jemanden zusammen zustauchen. Wahrscheinlich würde er einen tollen Vater abgeben, der einen Riesenspaß dabei haben würde, seinen Kindern die Leviten zu lesen. „Was sagt eigentlich deine Mutter zu Delone?“, die Frage lag ihm schon länger auf der Zunge und Draco runzelte die Stirn: „Das übliche. Ist sie auch ganz sicher die Richtige? Meinst du, du könntest sie den Rest deines Lebens ertragen? Werdet ihr glücklich sein?“
 

„Darauf kann ich dir kurz und knapp eine Antwort geben: Nein!“, verkündete Blaise laut und deutlich. „Aber bevor du das nicht selbst einsieht, ist es sowieso sinnlos dir das entrichten zu wollen. Wenn du also eine kostspielige Scheidung hinter dir hast, dann lass dir gesagt sein Kumpel, zu mir kannst du immer kommen, ob du jetzt als Bettler oder als Straßenmusiker endest.“

„Dann bin ich ja beruhigt“, erwiderte Draco gelangweilt. „Beschwert sich Justine eigentlich nie über dein skandalöses Verhalten?“

Blaise grinste überheblich: „Nein, sie meinte letztens lediglich, ich würde ganz nach ihr schlagen und sie ist stolz auf mich.“
 

Die beiden Männer traten auf die Terrasse und Draco ließ dabei seinen Blick über den Garten gleiten. Bei Tag sah hier alles so schrecklich friedlich aus, dass es ihm dabei eiskalt den Rücken runter fuhr. Etwas erschöpft und müde lehnte er sich gegen das Gelände und nahm von seinem Nebenmann eine Zigarre an.

„Hast du wieder schlecht geschlafen?“, erkundigte sich Blaise wie nebenbei, doch Draco wusste, dass dieser scharfsinniger war, als er zugab. Leugnen war also zwecklos. Der Blonde nickte knapp und vernahm einen Seufzer seines Nebenmannes. „Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber vielleicht solltest du wirklich einmal einen Kopfheiler aufsuchen, der dir dabei helfen kann, diese Alpträume loszuwerden.“
 

„Klar und dann steht in allen Zeitungen: Jüngster Todesser der Geschichte zeigt Schwäche! Draco Malfoy beim Quacksalber – wird er jetzt endlich Reue für seine schrecklichen Taten zeigen? Nein lass mal Blaise, auf den Rummel kann ich verzichten.“

Der Südländer wendete den Blick von seinem Freund ab. „Sieht man das dunkle Mal noch?“

„Ja, wenn auch nur noch leicht blässlich“, gestand Draco und wie von selbst ballte er die gekennzeichnete Hand zur Faust. „Ein Wunder, das sich Audrey davon nicht abschrecken lässt.“
 

„Na ja“, meinte Blaise gedehnt. „Gerüchten zufolge bist du gut im Bett, also würde ich mal behaupten, sie bemerkt es mit ihrem winzigen IQ nicht einmal.“

Er erntete einen hämischen Blick und sah, wie Draco seine Zigarre über das Gelände schmiss. „Das beweißt doch eigentlich nur meine guten Fähigkeiten als Liebhaber. Sieh dich vor Zabini.“ Er zwinkerte.

An der Art und Weise, wie er seinen Nachnamen aussprach erkannte Blaise, dass Draco auf die Zeit in Hogwarts anspielte, als sie noch beide hinter Pansy Parkinson hergejagt hatten. Damals hatte der Blonde eindeutig den Sieg davon getragen und seit dem waren sie Freunde.
 

„Wo wir gerade von Pansy reden“, begann Draco. „Ich habe sie ewig nicht mehr gesehen.“

Blaise winkte ab: „Warte ein paar Tage und du wirst ihr leibhaftig gegenüber stehen. Ma mochte sie schon in Hogwarts, weshalb sie eingeladen ist. Hoffen wir einfach mal, dass sie ein wenig weiblicher geworden ist.“

Mit grauen dachte Blaise daran zurück, wie sie ihn vor Monaten in einer Bar eiskalt mit Butterbier abserviert hatte. Draco grinste amüsiert: „Immerhin war sie heißblütig genug um sich von dir nichts sagen zu lassen. Und wer weiß, vielleicht ist ihre Zunge tatsächlich nicht mehr ganz so spitz und sie ist erwachsen geworden.“
 

„So wie wir?“, witzelte Blaise, doch bevor Draco etwas erwidern konnte, brüllte der Dunkelhaarige: „Nein, so geht das aber nicht! Wer hat euch gesagt, dass Gardinen aufgehängt werden sollen?“, die Angestellten zuckten beim Klang der scharfen Stimme zusammen und Blaise rauschte auf sie zu.

Der Malfoy-Erbe seufzte und verdrehte die Augen. Warum war er nur jetzt schon froh, wenn diese ganze Party ein Ende hatte?
 


 

◄●►
 

Müde ließ eine dunkelhaarige Hexe ihren Kopf auf einen Stapel Bücher sinken und schloss kurz ihre hellen blauen Augen. Ihr Kopf rauschte und ihr Magen signalisierte ihr, dass er bereits etwas Essbares vermisste. Ein Knurren unterstrich sein Verlangen nur noch deutlicher. Astoria fuhr sich mit der Hand durch ihre dunklen Locken, sie hatte einen freien Abend und durfte zum Dank Benimmregeln pauken. Seit Stunden tat sie nichts anderes, weshalb sie nun nervlich am Ende war.
 

Pansy hatte ihr so viele Hausaufgaben gegeben, dass sie glaubte in acht Monaten noch nicht damit fertig zu sein. Festgehalten in ihren eigenen vier Wänden, hob sie den Kopf und ließ ihren Blick schweifen. Wie immer sah es arg unordentlich aus und nicht zum ersten Mal war Astoria froh, dass sie nicht mit einem Besuch ihrer Mutter zu rechnen brauchte. Blanche hätte wahrscheinlich einen regelrechten Anfall bekommen und verlangt, dass sie unmissverständlich wieder zu Hause einzog. Die Dunkelhaarige sah zum Fenster und bemerkte, dass es schon dunkel geworden war und nur ihre Schreibtischlampe noch Licht spendete.

Wie lange hatte sie jetzt schon über ihren Büchern gehockt?
 

Ein Blick auf die Uhr ließ ihren Magen zusammenschrumpfen. Ganze fünf Stunden hatte sie sich doch tatsächlich den Kopf über irgendwelche Handbewegungen und formvollen Anredungen zerbrochen. Höchste Zeit dass sie eine Pause machte. Sie erhob sich und wollte gerade zu ihrem Zauberstab greifen, um sich etwas zu Essen aus dem Kühlschrank kommen lassen, als ihr einfiel, dass Pansy vor acht Tagen ihre gesamten Süßigkeitenvorräte geplündert hatte, damit sie etwas für ihre schlanke Linie tat. Frustriert fuhr sich Astoria erneut durch die Haare und war kurz davor sich schlecht gelaunt ins Bett zu schmeißen, als ihr einfiel, dass die Bar Zum verflixten Merlin noch auf hatte.
 

Ein triumphierendes Lächeln huschte über ihre Lippen und sie griff sich sofort ihren roten Mantel. Wenn Pansy schon die ihre Schokofrösche und Quiektstangen einkassierte, so konnte sie sich nach harter Arbeit gewiss mal einen Klittershake und ein großes Stück Kürbiskuchen gönnen. Bei weiten besser gelaunt schritt sie in den Kamin und betrat Sekunden später die Winkelgasse. Zu dieser späten Stunde befanden sich kaum noch Leute in der Gasse. Die Jugend war in irgendeiner Diskothek und die Älteren längst zu Hause, um die Beine hochzulegen. Zielsicher schritt sie an den geschlossenen Geschäften vorbei und bemerkte den dicht bewölkten Himmel, der dem Abend etwas leicht Bedrohliches gab. Nicht zum ersten Mal wünschte sich Astoria die Bar hätte einen Kamin oder zumindest einen Ort an dem sie apparieren konnte.
 

Doch da es sich um eine kleine Bar mit Stammkunden und ruhigen Niveau handelte, hatte der Besitzer auf solche Annehmlichkeiten verzichtet. Erleichtert bog sie Minuten später nach links ab und erblickte eine alte Glastür. Mit wenig Kraftaufwand öffnete sie diese und huschte ins Innere. Sofort vernahm sie den sanften Klang von einem selbstspielenden Klavier und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass heute wenig Betrieb herrschte. Außer einem Pärchen, dass sich in eine Ecke zum kutschen zurückgezogen hatte, einen Mann der über irgendwelche Unterlagen brütete und einen großen Tisch am Fenster für sich beanspruchte und drei älteren Herren, die sich auf die Quidditchweltmeisterschaft freuten, war die Bar leer.
 

„Astoria, mein Mädchen!“, sprach der Besitzer der Bar erfreut. „Schön, dass du den Weg in meine bescheidene Hütte gefunden hast.“

Die junge Frau lächelte, es war kein Geheimnis, dass sie diese Bar liebte. Sie hatte ein wenig von den drei Besen aus Hogsmeade, zumindest die weichen Stühle und Hocker, doch die hellen Farben und das angenehme Licht sprachen der Bar eine andere Note zu. Jedes mal wenn sie die Bar aufs Neue betrat, erinnerte sie sich an Sommer, denn die hellen grünen Wände hatten die Farbe von Wiese und der angenehme Duft ließ es im ganzen Raum nach Früchten riechen. Das Klavier, das in der rechten Ecke stand, machte einen luxuriösen Eindruck und hob so die schwarze lange Theke hervor. Bilder von imposanten Orten schmückten die grünen Wände und Astoria hatte sich schon ein paar Mal gefragt, ob diese Orte tatsächlich existierten. Dukes Shakelbolt, der Besitzer der Bar und gleichzeitig der ältere Bruder des amtierenden Zauberministers, sah sie lächelnd an und sie schlüpfte aus ihrem Mantel, der sich wie von selbst an die Garderobe hang, und ließ sich an der Bar auf einem hohen Hocker nieder.
 

Sie bemerkte das kurze schwarze Haar und die große viereckige Brille auf der Nase des etwas in die Jahre gekommenen Mannes. „Irgendetwas an Ihnen ist anders“, sprach sie zögerlich und Duke winkte laut lachend ab. „Außer das meine Augen den Geist aufgeben und mein Eheweib mich zum Frisör gezwungen hat, eigentlich nichts. Und außerdem, solltest du es noch mal wagen mich zu Siezen, schwöre ich dir, gibt es für dich keinen Chocolate-Cup mehr.“

Astoria schenkte ihm ein zärtliches Lächeln. „Gut, ich wollte heute sowieso einen großen Klittershake mit Bananengeschmack und ein Stück Kürbiskuchen.“

Überrascht von der bestellten Kalorienbombe schmunzelte der Barmann. „Sieht so aus, als müsste da jemand eine Menge Süßes nachholen.“
 

Sie winkte stöhnend ab und sah Dukes dabei zu, wie er sich an die Arbeit machte ihre Bestellung aufzunehmen. Gekonnt schwang er seinen Zauberstab und fragte wie nebenbei: „Warum so müde, Astoria?“

„Ich habe in letzter Zeit einfach ein bisschen viel zu tun“, gestand sie und ließ den Blick durch die Bar schweifen. „Hör mal Dukes, du hast doch sicherlich ein gutes Gehör hier, wenn es um Partys der oberen Tausend geht, oder?“

Verblüfft nickte er. „Ja, in der Tat. Hier bekommt man Dinge mit, die einem eigentlich gar nichts angehen. Besonders wenn sich ein paar Schickimickihexen dazu herablassen mich zu beehren.“

Astoria stütze das Kinn ab und hörte aufmerksam zu. „Kannst du mir ein bisschen etwas darüber erzählen?“
 

Der Alte dachte ein wenig nach, bevor er sprach: „Nun ja, ich muss gestehen, die meisten Ladys dieser Kategorie sind ausgesprochen hübsch, vornehm und elegant. Schon alleine, wenn sie meine Bar betreten, habe ich oft das Gefühl, sie haben eine ganz andere Art sich zu bewegen oder eine ganz andere Ausstrahlung als eine Durchschnittshexe. Wenn du verstehst was ich meine?“

„Irgendwie sehr damenhaft vielleicht?“

Dukes nickte knapp: „So in etwa. Des Weiteren scheinen ihre Gesprächsthemen sehr eingeschränkt zu sein. Meistens sprechen sie darüber welches Kleid sie beim nächsten Anlass tragen wollen, welchen Schmuck und welche Frisur. Und hin und wieder kommen sie dabei auf irgendwelche Diskotheken, die sie nach irgendwelchen Männern abklappern wollen.“ Er verdrehte die Augen und gestand leicht robust: „Ganz ehrlich? Sie machen auf mich nie einen schlauen Eindruck, sondern eher einen, als wären sie mit sehr wenig Intelligenz gesegnet worden.“
 

„Die Meisten besitzen so etwas noch nicht einmal“, mischte sich eine fremde Stimme ein und Astoria bemerkte, wie sich jemand links neben sie setzte. Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und erhaschte einen Blick auf das Profil ihres Nebenmannes. Seine Haut war weiß, fast wie Porzellan. Sein Haar so hellblond, dass es an weiß grenzte. Ein paar längere Strähnen fielen ihm ins Gesicht und sie bemerkte die sturmgrauen Augen, die ein wenig müde aussahen. Seine Kleidung war schlicht und schwarz.
 

Das Hemd passte sich farblich genau der Hose an und unterstrich seine blasse Gestalt. Doch trotz der Blässe oder gerade deswegen bemerkte sie seine feinen und doch ausgeprägten hübschen Gesichtszüge. Augenblicklich hielt Astoria den Atem an und ihr stieg ein angenehmer Geruch von Aftershave in die Nase.

„Hört sich an, als wüssten Sie wovon Sie reden“, riss Dukes sie aus ihrer Starre und Astoria wurde klar, dass sie jenem Mann neben sich sitzen hatte, den sie bei ihrer Ankunft nur einen kurzen Blick gegönnt hatte, da er zu vertieft in irgendwelche Unterlagen gewesen war.

„In der Tat“, gestand Draco und bestellte sich noch einen weiteren großen Mix-Espresso.
 

„Ich war genug auf solchen Anlässen oder Partys zu Gast und überwiegend oft konnte ich beobachten, dass solche Hexen, die die Erscheinung einer Sirene hatten, in Wirklichkeit nur auf der Jagd nach einem vermögenden Junggesellen waren, der ihre Dummheit nicht bemerkt.“

Ungewollt musste Astoria kichern und die beiden Herren sahen sie überrascht an, weshalb sie rot würde. „O, verzeihen Sie, nun ja ich will nicht unhöflich sein, aber ich kenne ebenfalls einige dieser reichen Männer und ich muss gestehen, sie machen auf mich auch nicht gerade einen intelligenten Eindruck. Manchmal frage ich mich sogar, ob sie ohne Magie oder der Hilfe eines Hauselfen in der Lage wären sich die Schuhe zuzubinden.“
 

Zu ihrer Erleichterung grinste ihr Nebenmann amüsiert und sie kühlte ihre leicht verschwitzen Hände an ihrem bestellten Shake. „Gut beobachtet“, gab Draco zu. „Gibt es noch etwas, was Ihnen diesbezüglich ins Auge gefallen ist?“

Astoria konnte nicht sagen, warum sie sich plötzlich zutiefst unwohl in ihrer Haut fühlte, denn sie merkte, dass die schmeichelnden Worte ihres Nebenmannes sie eigentlich redeselig stimmen sollten.
 

„Lassen Sie mich raten“, begann sie vorsichtig. „Sie sind einer dieser Kerle, die das Problem Schnürbänder kennen.“

Draco brach in schallendes Gelächter aus und schüttelte verneinend den Kopf. „Da muss ich Sie leider enttäuschen, aber schön, dass Sie scharfsinnig genug sind und nicht plötzlich mit Beleidigungen um sich werfen.“

Die junge Hexe neben ihm seufzte leise und murmelte: „Dann zeigt das Training meiner Freundin also schon erste Früchte.“

„Welches Training?“, mischte sich Dukes nun ein und stellte ein Stück Torte vor ihre Nase. Nur zögerlich gab sie preis: „Na ja, ich soll nach langer Zeit endlich einmal wieder einen so genannten Ball besuchen, doch als ich das letzte Mal versucht habe in Absatzschuhen zu laufen, ein langes Kleid zu tragen und gleichzeitig irgendwie graziös auszusehen, habe ich es gründlich vergeigt.“
 

„Was ist passiert?“, wollte Draco neugierig wissen und war über sich selbst erstaunt, dass er sich für die gesellschaftliche Niederlage einer fremden Frau interessierte. Sie auf ihn ungewohnt natürlich. Fast so, als wären all ihre Worte wahr und aufrichtig.

„Ich bin beim tanzen gestürzt, habe mich am Rock einer anderen Frau festgehalten, diesen mit mir gezogen, sodass sie in Slip vor der kompletten Gesellschaft stand.“ Astoria holte tief Luft denn das Geständnis kostete sie Mut. „Danach habe ich gemerkt, dass ich mit dem Knöchel umgeknickt bin und habe kurz auf einer Treppenstufe Platz genommen. Nachdem ich mein Wehwehchen selbst behoben hatte, wollte ich aufstehen und habe dabei nicht bemerkt, dass sich die Bänder meiner Schuhe ineinander verwickelt hatten, weshalb ich geradewegs in so eine blöde Rüstung gekracht bin. Sie können sich sicher vorstellen, was für einen Radau ich gemacht habe. Und als wäre das nicht schon genug, ist der Helm der Rüstung gegen den Kopf eines Kellners geflogen und dieser hat sein Tablett dann in den Schoß des Gastgebers rutschen lassen.“
 

Beschämt starrte sie auf ihre Hände und bemerkte, dass ihr Nebenmann sich arg zusammenreißen musste, um nicht laut los zu lachen. Dukes kannte diese Hemmung nicht und seine Stimme dröhnte so laut durch die Bar, dass das fummelnde Pärchen erschocken auseinander fuhr. „Ja, ja“, brummte Astoria mit roten Wangen. „Mach du dich nur lustig über mich. Ich will dich mal sehen, wenn du in einem Kleid steckst in dem du kaum Luft bekommst und schließlich wie auf Stelzen durch die Gegend stöckelst.“

„Glaub mir, Kleines“, begann Dukes, als er Luft holte. „Das wird in meinem ganzen Leben nicht einmal passieren, dafür passe ich einfach zu gut auf mich auf.“

„Und was hat dieser Vorfall jetzt mit Ihrer Freundin zu tun?“, versuchte es Draco höflich und sah, dass die Dunkelhaarige sich nervös durch das lange Haar fuhr. „Nun, sie gibt jetzt ihr Bestes, damit mir noch so ein peinlicher Abend erspart bleibt.“
 

Der Malfoy-Erbe bekam seine Bestellung und genehmigte sich einen Schluck. „Und ganz nebenbei bringt Ihnen ihre Freundin bei, dass man bei einem Gespräch mit jemand Unbenannten immer auf der Hut sein sollte, was man sagt?“

Astoria legte ihre Gabel zur Seite und dachte über seine Frage nach. „Indirekt. Die meiste Zeit verbringt sie damit, mir klar zu machen, mit welche Art Mann ich mich auf keinem Fall unterhalten soll.“

Höchst interessiert hob Draco eine Augenbraue und signalisierte ihr weiter zu reden. „Abgesehen von den Männern mit einer Schnürsenkelschwäche und die Hand voll gescheiten Männern, gibt es noch eine große Anzahl, die nur darauf aus sind Spaß zu haben“, erklärte Astoria ruhig. „Sie wollen sich noch einmal austoben, bevor sie mit Mittezwanzig-Anfang dreißig vor dem Altar stehen und einem keuschen Eheweib Liebe und Treue schwören müssen.“
 

„Schreckt Sie das ab?“, fragte Draco sie möglichst neutral, doch sie ging nicht auf seine Frage ein: „Würde Sie keine Frau abschrecken, die sich Ihnen an den Hals schmeißen würde, als ob sie die nächsten zwanzig Jahre keinen Sex mehr haben würde?“

Die Art und Weise, wie die dunkelhaarige Hexe Tatsachen geradewegs aussprach, ließ Draco schmunzeln und er strich sich über das Kinn. „Das wäre durchaus beängstigend.“

„Also ich würde es auskosten, vor allem wenn der Vorbau stimmen würde“, gab Dukes zu und Astoria verdrehte belustigt die Augen: „Daran erkennt man intellektuelle und oberflächliche Männer.“

Der Barbesitzer grinste breit und beugte sich ein wenig vor. „Ach komm schon, du hättest auch nichts gegen ein Prachtexemplar von Mann einzuwenden.“ Sofort schoss Astoria die Röte ins Gesicht und er fuhr fort: „Allerdings wünsche ich dir einen Ehegatten, der mit deinem ehrlichen und schlagfertigen Mundwerk umgehen kann.“

„Ich glaube, viele Männer würden sich glücklich schätzen eine ehrliche Frau an ihrer Seite zu haben“, gestand Draco ruhig. „So hätten sie ständig die Gewissheit, dass ihnen kein falscher Honig um den Mund geschmiert werden würde.“
 

„Wissen Sie-“, Astoria sah ihren Nebenmann lächelnd an. „Ich sage es nur ungern, aber Sie sind einer der wenigen Männer, dessen Einstellung mir gefällt.“

Dukes schnauften. „Ja klar! Aber auch nur, weil er den Anstand besitzt, dir das Gefühl zu geben, Männer und Frauen seihen auf gleicher Höhe gestellt.“

„Das sind sie doch eigentlich auch“, erwiderte Draco überrascht, doch Astoria schüttelte ernst den Kopf: „Nein, überhaupt nicht. Auch wenn es nicht so aussieht, so gibt es doch noch genug Hexen in der höheren Gesellschaft, die verheiratet werden, nur um die Unternehmen ihrer Familie zu bereichern oder um Firmen zusammen zuschließen. Ihr Wille zählt eigentlich gar nicht, falls sie überhaupt einen haben und nicht so erzogen worden sind, dass sie sich nach dem richten, was das Familienoberhaupt von ihnen verlangt.“

Draco hob eine Augenbraue und sprach: „Leider teile ich diese Ansicht nicht. Schließlich leben wir in einer Zeit, in der wir jeden Moment selbst entscheiden können und aus jeden Sumpf mit Hilfe rauskommen könnten.“
 

Astorias Miene blieb unbewegt. „Sie vergessen dabei, dass die Familie einem sehr nahe steht und der Druck, den man auf besagte Frauen ausübt, größer ist als Sie sich vorstellen können“, unweigerlich hatte sie einen Kloß im Hals und schluckte.

„Hm, ich denke trotzdem, dass es Ansichtsache ist“, überlegte Draco und rutschte von seinem Hocker. „Je nachdem, wie groß der Wille ist, würde sich ein jeder in solch einer Situation entscheiden. Und zu einem Willen gehört nun mal auch Charakterstärke, die nicht jede Hexe besitzt.“

Überrascht von seiner Sichtweise entspannte sich Astorias Gesichtsausdruck und sie nickte. In der Tat, die Art und Weise, wie er dachte, ließ mehrere Möglichkeiten offen. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen und er sprach: „Es war nett mit Ihnen zu reden, aber es wird Zeit, dass ich mich wieder an meine Arbeit begebe“, er nickte ihr knapp zu und Astoria wünschte ihm frohes Schaffen. Als sie ihm nachsah, musste sie sich eingestehen, dass dieser fremde Mann ihr gefiel. Dabei kannte sie noch nicht einmal seinen Namen.

„So, so, da scheint dir aber einer zu gefallen.“ Dukes grinste zweideutig und Astoria errötete erneut, schließlich hatte er der Barmann bemerkt, wie sie dem unbekannten Mann nachgesehen hatte. „Vielleicht solltest du es ihn wissen lassen.“
 

Astoria sah ihrem Gegenüber verärgert an. „Ganz sicher nicht! Und jetzt gib mir bitte die Rechnung, damit ich mich ebenfalls auf zu meiner Arbeit machen kann.“

Dukes lachte laut und winkte ab: „Geht aufs Haus, wenn ich meinem Eheweib davon erzählen darf, dass Miss Ich-kenne-das-Geschlecht-Männer-nicht doch tatsächlich Interesse zeigen kann.“

Unangenehm berührt schwang sie den Zauberstab und ihr Mantel sauste auf sie zu. Noch immer glühten ihre Wangen und sie zischte ungehalten: „Mach was du willst, wir sehen uns.“
 

Mit diesen Worten rauschte sie aus der Bar und verschwand in die Dunkelheit. Aufmerksam beobachtete Dukes den jungen Mann, der über seine Unterlagen brütete, doch er sah nicht aus dem Fenster um Astoria nachzusehen. Leise seufzte der alte Mann, es wäre auch zu schön gewesen, wenn dieser irgendwie signalisiert hätte, dass seine Gesprächspartnerin ihm gefallen hätte, da hätte er sich doch glatt noch dazu überwinden können Amor zu spielen und hätte dem jungen Herrn gesteckt, wo er Astoria gefunden hätte. Doch angesichts der Tatsache, würde er sich wohl mit seiner Rolle als alter, arbeitender und seniler Wirt zufrieden geben müssen.
 


 

◄●►
 


 

Unruhig schritt eine hübsche blonde Hexe in einem großen, leicht in die Jahre gekommenen Wohnzimmer auf und ab. Nervös verschränkte sie die Arme vor der Brust und marschierte energisch an ihrem Gatten, welcher in einem dunkelgrünen, gepolsterten Ohrensessel saß und die Beine hochgelegt hatte, vorbei bis zum großen Fenster, welches von hellen braunen Vorhängen geschmückt wurde. Dann blieb sie kurz stehen, sah nach draußen in die Dunkelheit und seufzte, ehe sie sich wieder umdrehte, erneut an ihrem Gatten vorbei marschierte und schließlich vor einem Bücherregal stehen blieb, die Titel wie schon x-mal zuvor betrachtete und wieder umkehrte.
 

Genervt raschelte Lucius Malfoy mit der Zeitung und sah über seine goldene Lesebrille hinweg. Sein Haar war über die Jahre stark ergraut und arg dünner geworden, weshalb er sich von seinen langen Haaren verabschiedet hatte und sie nun relativ kurz geschnitten trug, sodass er sie morgens nur noch nach hinten zu kämmen brauchte. Nicht mehr lange und er konnte mit Stolz behaupten, er trage vierundzwanzig Stunden ein Kränzchen, da sich eine schwache Glatze bemerkbar machte.
 

„Zissy, würdest du bitte damit aufhören mich kirre zu machen?“, frage er betont höflich und verzog dabei seine Lippen zu einem gezwungenen Lächeln. Auffällig viele Falten machten sich bemerkbar und seine müden grauen Augen funkelten. Seine Frau, die im Gegensatz zu ihm immer noch so aussah wie vor über zehn Jahren, blieb auf halben Weg zum Fenster stehen und fuhr herum. „Dir kann es doch egal sein, was Draco treibt!“, sprach sie anklagend, weshalb Lucius die Augen verdrehte. Sie hatten dieses Thema mindestens schon zwanzig Mal durchgesprochen und noch immer versuchte Narzissa ihn auf ihre Seite zu ziehen.
 

Doch er hielt sich aus dieser Angelegenheit raus. Einerseits konnte er verstehen, dass sein Sohn seine Jugend ausleben wollte und es in vollen Zügen genoss, andererseits verstand er auch Zissy, die sich Sorgen darüber machte, ob Dracos leichtsinniger Lebensstil nicht eines Tages nach hinten losgehen konnte. „Du weißt genau, dass es mir nicht egal ist, aber ich sehe nicht ein, dass du immer noch wie ein Jagdhund auf ihn aufpassen musst. Er ist zweiundzwanzig Jahre alt und gewiss in der Lage zu entscheiden, was gut für ihn ist und was nicht.“

„So?“, Narzissa stemmte die Hände in die schmale Hüfte und begann den Ehekrieg erneut. Ihr Mann bemerkte, dass er selbst gerade dabei war eine erneute Krise heraufzubeschwören.
 

„Zissy, bitte!“

„Nein!“, sie ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. „Du findest es also gut, dass Draco sich dazu entschiedet ein Leben zu führen, in dem er mit mehreren Frau gleichzeitig ins Bett springt, nur um sich seiner Männlichkeit zu beweisen?“

„Beim Sex geht es doch nicht nur darum.“, brummte Lucius und begann sich erneut seiner Zeitung zu zuwenden. „Spaß und Neugier spielen dabei ebenfalls eine große Rolle.“

„Eine so große, dass er irgendwann einmal vergessen wird, auf sich aufzupassen und in eine missliche Situation verfällt in der er sein Ansehen und seine Freiheit verlieren wird“, plädierte Narzissa schonungslos. Ihr Mann besaß doch tatsächlich den Mut mit den Achseln zu zucken. „Na und, was kann schon groß passieren? Eine seiner Betthexen wird schwanger und will es nicht abtreiben, ich glaube das kann er verkraften.“

„Und was, wenn er sich ernsthaft verliebt und durch dieses Flittchen die Chance auf eine Zukunft mit einer wirklich tollen Frau verspielt?“

„Dann wird er lernen müssen, damit zu leben.“
 

Lucius gleichgültige Worte ließen sie eine andere Haltung annehmen und er fuhr fort: „Weißt du Zissy, als seine Eltern können wir ihn nicht vor allem beschützen, du weißt doch, wie sehr es in der Vergangenheit dabei schief gegangen ist.“ Er sah über den Rand seiner Brille. „Manche Erfahrungen wird er einfach machen müssen und mit Konsequenzen lässt es sich durchaus leben.“

Narzissa wollte etwas erwidern, doch zum ersten Mal fehlten ihr die Worte zum Widerspruch. Ihr Mann hatte Recht, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte. Sein lächelnder Gesichtsausdruck ließ sie seufzen und sie trat auf ihn zu, um ihn zärtlich durch die wenigen noch vorhandenen Haare zu streichen. Liebevoll küsste sie eine sichtbar werdende Halbglatze. „Es ist doch kaum zu glaube, doch manchmal gibst du wirklich ungeahnte ernsthafte Dinge von dir.“

„Ich bin immer ernsthaft“, brummte Lucius und bemerkte, dass seine Frau herumfuhr, da sie Schritte im Flur vernommen hatte.
 

„Draco, willst du schon los, es ist doch erst halb acht“, Narzissa runzelte die Stirn, doch als sie ihren Sohn erblickte, strahlte sie erfreut: „Schätzchen, du hast deinen Smoking an!“

Begeistert klatschte sie in die Hände und eilte auf ihn zu, während Lucius sich von diesem Bild selbst überzeugen musste und den Kopf reckte. Tatsächlich, Draco hatte sich zu seinem besten Aufzug herabgelassen. Eins musste er Justine Zabini lassen, wenn es darum ging seinem Sohn dem Gentleman zu entlocken, dann zog sie alle vorhandenen Register. Der schwarze Anzug wirkte an Draco Malfoy wie perfekt, die Dunkelheit passte unheimlich gut zu seiner hellen Haut und dem streng zurückgekämmten Haaren. Wachsam fuhren seine grauen Augen zu seiner Mutter und seine Mundwinkel zuckten bedächtlich. „Wenn dich der Smoking so erfreut, dann werde ich ihn jedes Mal anziehen, wenn ich zu spät nach Hause komme, damit er dich milde stimmt.“
 

„Rede keinen Unsinn!“ Narzissa griff zu der weißen Fliege, um ihr den letzten Schliff zu geben, obwohl sie bereits einwandfrei an der richtigen Stelle saß. Stolz ergriff sie, als sie zu ihrem Sohn aufsehen musste und gratulierte sich selbst zu diesem großartigen Ergebnis. „Ich wünsche dir heute viel Spaß mein Schatz“, sprach sie aufrichtig und Draco hob eine Augenbraue. „Sagst du das jetzt nur, weil du weißt das Audrey nicht da ist oder woher kommen deine guten Absichten?“
 

Narzissa lächelte zufrieden: „Dies ist einer der Punkte und zum anderen begleitet dich Mallorie nicht, weshalb ich ein gutes Gefühl dabei habe, dich in die Höhle der Partyqueen zu lassen. Denn ich bin sicher, das Justine ein achtsames Auge auf dich werfen wird.“

Nicht wenn ich es schaffe sie bis Mitternacht abzufüllen, setzte Draco in Gedanken hinzu, lächelte aber weiterhin unschuldigt. Seine Mutter ließ von ihm ab und ein Hauself brachte ihm seinen Mantel. „Und lass dir nicht einfallen, ihr einen Feuerwisky nach dem nächsten zu reichen. Justine hat mir nämlich versprochen nur Kristallwein anzurühren, dass heißt im Klartext für euch ungestürmte Jugend, dass sie weitaus länger als bis Mitternacht nüchtern bleiben wird.“ Narzissa grinste süffisant. „Schließlich wollen wir mal nicht vergessen, wie viel Sorgen euch Marcus und Blaise bereits wegen Alkohol gemacht haben, ein Wunder das zumindest Theodor bis jetzt immer anständig einen kühlen Kopf behalten hat.“
 

Und genau dies war das Problem.
 

Solange Theordor und Justine heute Abend über sie wachen würden, würde es nichts mit Spaß geben, dabei hatte Blaise eigentlich damit geprallt, dass er heute so richtig den Hippogreifen rauslassen wollte. Was genau er geplant hatte, wussten Marcus und er noch nicht, aber Draco war sich sicher, dass sein bester Freund mal wieder alle Register ziehen würde. „Wir werden schon nichts anstellen“, versicherte Draco scheinheilig. „Schließlich ist es Justines Abend und den wollen wir schließlich nicht in den Schmutz ziehen.“

Narzissa sah ihn kurz stumm an, dann lächelte und nickte sie verstehend und tat als würde sie Dracos Worten glauben schenken. „Wie dem auch sei, viel Spaß und amüsier dich gut mein Schatz.“

Der junge Malfoy- Erbe schlüpfte in seinen Mantel, nahm den Zylinder und den Handstock entgegen, eher er seinem Vater kurz zu nickte und seiner Mutter einen leichten Kuss auf die Wange drückte. „Wir sehen uns morgen Nachmittag.“

Narzissa verstand den Wink. Wahrscheinlich würde ihr Sohn wieder bis in den Morgengrauen hindurch feiern und danach geradewegs in sein Bett verschwinden. Vor Mittag würde er also nicht aus dem Bett zu kriegen sein. Sie hörte die große Eichentür, die als Eingang und Haustür diente, zuknallen und seufzte schwer. Wieder einmal stand ihr eine Nacht mit Sorge bevor und sie wusste, dass sie kaum schlafen können würde.
 

Zu sehr würde sie an Draco denken müssen und an das, was er möglicherweise wieder anstellen könnte. Zwar schämte sie sich ein wenig, dass sie so wenig Vertrauen zu ihrem Sohn hatte, doch sie rechtfertigte ihre Sorge damit, dass es sich hierbei um ihr einziges Kind handelte und sie gar keine andere Möglichkeit hatte, als sich um ihn zu sorgen.

„Zissy, wie wäre es, wenn wir beide uns heute Abend einfach mal entspannt zurück lehnen?“

Die blonde Frau spürte, wie sich zwei starke Männerhände um ihre Hüfte legten. „Ich bin sicher, so kommen wir gewiss auf andere Gedanken.“

Weiche Lippen legten sich auf ihren Hals und sie musste lachen. „Darf ich fragen was dir da so vorschwebt Lucius?“

Dieser grinste und gestand leise: „Mir würden da so einige unanständige Dinge einfallen.“
 


 

◄●►
 


 

Astoria schluckte hart, als sie das sündig rote Kleid vor sich erblickte. Unsicher sah sie zu ihrer Schwester und bemerkte, dass auch Daphne unbehaglich zumute war. Ihre großen Augen sprachen jedenfalls Bände. Einzig und alleine Pansy schien das Problem gar nicht zu sehen. „Ist es nicht herrlich geworden? Andrew hat ganze Arbeit geleistet!“
 

In der Tat, stimmte Astoria stumm zu, aber wahrscheinlich hatte ihr Schwager auch nur deshalb seiner Fantasie freien Lauf gelassen, weil er nicht gewusst hatte, dass sein Exemplar bei seiner kleinen, unscheinbaren Schwägerin enden würde. Seit sie Pansys Haus betreten hatte, hatte sie stets ein unangenehmes Gefühl im Magen begleitet und jetzt, als sie das Kleid vor sich hatte, wie es durch den Raum tanzte, wusste sie, dass es ein Fehler war, ihre Freundin alleine entscheiden zu lassen. Der herzförmige Ausschnitt würde viel Dekoltee zeigen und ließ zudem die Schultern frei, so eng wie eine zweite Haut würde es sich an ihren Körper schmiegen und schließlich schlicht bis zum Boden verlaufen. Lediglich zwei komplizierte Falten hoben das Kleid ein wenig von seiner Schlichtheit ab.
 

Ehrfürchtig berührte Astoria den Stoff, ihre Augen nahmen immer noch das leuchtende Rot war, die Farbe wirkte sexy und gleichzeitig ein wenig verrucht und elegant. Zu viele Gegensätze vermischten sich durch Schnitt, Farbe und Stoff miteinander, sodass sie es nicht richtig einzuschätzen wusste.

„Das tolle an diesem Kleid-“, begann Pansy hinter ihr. „-ist, dass es jedem erlaubt, dass in der Person zu sehen, was derjenige möchte“, sie legte ihrer Freundin beide Hände auf die Schulter und grinste breit. „Wir werden dich perfekt aussehen lassen liebe Tori!“, sanft schob sie die Brünette hinter eine alte Kleiderwand und rief: „Ausziehen! Sofort!“
 

Wie von selbst fuhren ihre Hände zu ihrer Bluse und Astoria bemerkte, dass sie zitterte. Vor Aufregung? Freude, endlich einmal jemand anderes zu sein, als die liebe, kleine Greengrass? Ja, das Letzte war wahrscheinlicher. Sie zuckte kurz zusammen, als sie bemerkte, dass man ihr das Kleid über die Trennwand gelegt hatte. Schnell stieg sie aus ihrer Jeanshose, zog sich die Bluse von den Schultern und erstarrte. Unsicher nahm sie das Kleid zur Hand um ihre schlimmste Befürchtung wahr werden zu lassen. „Pansy, ich kann unter dem Kleid keinen BH tragen…“
 

„Ja und?“, die junge Parkinson sah das Problem nicht und erklärte fröhlich: „Das Kleid ist mit einem kleinen Zauber belegt, damit man keinen BH braucht, dieser würde doch nur unnötig zwicken und außerdem sieht es so schöner aus.“

Innerlich hätte sich Astoria ohrfeigen können. Natürlich hatte sie schon von solchen Kleidern gehört, aber noch nie selbst eines getragen. Vorsichtig stieg sie in das Kunstwerk ihres Schwagers und schwang ihren Zauberstab, sodass sich der Reiferschluss an ihrem Rücken von selbst schloss. Scharf zog sie die Luft ein und bemerkte, dass etwas ihren Bauch immer mehr zusammendrückte. Das Atmen fiel schwerer.
 

„Tori, alles okay?“, erkundigte sich die besorgte Stimme ihrer Schwester und die Jüngere schnappte nach Luft. „Alles kein Problem.“ Leicht schwankend trat sie hinter der Trennwand hervor und bemerkte die erstaunten, fast sprachlosen Blicke ihrer Schwester und ihrer besten Freundin. „Du siehst atemberaubend aus!“, entfuhr es Daphne fassungslos, doch Pansy winkte ab. Sie fasste sich um einiges schneller das die Blondine. „Quark! Tori ist noch lange nicht fertig.“ Lässig trat sie auf die Dunkelhaarige zu, schwang den Zauberstab und murmelte ein paar Dinge vor sich hin. Astoria spürte, wie sich ihr sorgfältig geflochtener Zopf auflöste und ihr langes Haar ihr in leichten Wellen über den Rücken lief.
 

„Ich verstehen nicht, wie man so tolles Haar verstecken kann“, beklagte sich Pansy, als sie der dichten Mähne noch einen kleinen Schupser gab, sodass ihre Locken glänzten wie Seide.

„Sie stören bei der Arbeit“, brummte Astoria. „Besonders, wenn ich mal wieder irgendeinem schmutzigen Fettfinger hinterher jagen muss.“ Jedoch konnte sie den Impuls nicht unterdrücken, mit den Fingern einmal ihr Haar zu berühren. Plötzlich spürte sie, wie sich etwas um ihren Hals schlang und sie zuckte zusammen, bevor sie mit den Fingern eine Kette ertastete und ein leichtes Gewicht an ihrem Handgelenk bemerkte und auf einen goldenen Armreifen sah.
 

Unsicher und etwas verängstlich trat sie auf den großen ovalen Spiegel zu und erstarrte, als sie ihr Spiegelbild erblickte.

„Siehst du nicht wunderschön aus?“, begeisterte sich Pansy, während Astoria ein: „Ich sehe ja nicht mal mehr, wie ich selbst aus!“, entrutschte, doch ihre Freundin gab ihr nur einen kräftigen Klaps auf den Po und grinste süffisant: „Unsinn, dass bist du und so hättest du eigentlich seid deinem Abschluss auf Hogwarts aussehen sollen. Und jetzt komm, wir müssen los, schließlich lässt man eine Justine Zabini nicht warten. Wir wollen ihr doch nicht ihre große Show stehlen, indem wir uns in den Mittelpunkt drängeln.“

Hauselfen erschienen und halfen den beiden jungen Frauen in die langen dunklen Umhänge, während Daphne stumm alles beobachtete, und bevor Astoria ihrer Freundin in den Flur folgen konnte, drehte sie sich noch einmal zu ihrer Schwester um. „Mach nicht so ein ernstes Gesicht“, lächelte die Jüngere. „Es wird schon nichts schief gehen.“
 

Daphne gab ihr einen zarten Kuss auf die Stirn und strich ihrer Schwester über die Wange. „Ich mache mir nun mal einfach ein wenig Sorgen, schließlich kann die obere Gesellschaft sehr grausam sein“, sie wusste wovon sie sprach, schließlich hatte es genug böse Gerüchte und gehässige Kommentare gegeben, als die älteste Tochter der Familie Greengrass einen anfangs unbedeutenden Modeschöpfer zum Mann genommen hatte. „Dann wollen wir ihr einfach mal keine Gelegenheit dazu geben, grausam zu sein“, erwiderte Astoria zuversichtlich und ließ die Hand ihrer Schwester los, um ihrer Freundin zu folgen.

Stumm, und vor allem mit einem unguten Gefühl, sah Daphne ihr nach und seufzte tief. Wer wusste, vielleicht machte sie sich wirklich vollkommen umsonst so viele Gedanken und es würde der schönste Abend ihrer kleinen Tori werden?

Justine Zabini war als eine äußerst nette und dennoch bestimmte und freundliche Hexe bekannt und wer wusste, welch vernünftige Leute sich in ihrem Unfeld bewegten. Leute, die es verdient hatten mit Astoria in Kontakt zu kommen.
 

Fortsetzung folgt…

part two.


 

◄●►
 

Sanfte klassische Musik erfüllte den gigantischen Ballsaal und übertönte das Geschwätze der Gäste. Die großen Fenster zum Balkon waren weit geöffnet und der sündige Krohnleuchter tauchte den Saal in ein helles und glanzvolles Licht.

Gelangweilt ließ ein junger Mann seinen Blick über die Menge schweifen. Das schwarze, lockige Haar fiel ihm auf die Schulter und betonte seine jugendlichen verschmitzen Gesichtszüge.

„Na, niemand in Sicht der deine Aufmerksamkeit fordert?“, fragte eine belustigte Stimme und drückte Blaise Zabini ein Glas Sekt in die Hand. „Sieht so aus, als hätte Justine dafür gesorgt, dass die werten Hexen auf keinem Fall unserem Geschmack entsprechen.“

Dracos sarkastische Tonlage ließ den Dunkelhaarigen schmunzeln. Also hatte auch sein bester Freund bereits bemerkt, dass die anwesenden Damen eine regelrechte Zumutung waren.

„Hört sich nach praktischer Erfahrung an.“
 

„Allerdings!“, ertönte eine dritte Stimme und die beiden anderen drehten sich um. „Meinst du nicht, wir sollten Blaise von deinen Erfahrungen berichten? Es wäre doch nur äußerst fair ihm gegenüber, da wir doch nicht wollen, dass der Sohn der Gastgeberin dieselben schmerzlichen Erfahrungen macht, wie du Draco.“

Der Blonde verdrehte die Augen: „Es ist mal wieder bewundernswert, wie selten freundlich du bist Theodor.“

„Was ist passiert?“ Blaise ignorierte Dracos beleidigenden Worte und hing förmlich an den Lippen des Spielverderbers. Theodor Nott zuckte mit den Achseln. „Die erste Dame, die sich Draco an den Hals geschmissen hat, war weit über neunzig und meinte, er würde sie an ihren Verlobten aus dem zweiten Weltkrieg erinnern. Die Zweite, hatte ein Stimmorgan, dass es mich wundert, dass du sie noch nicht gehört hast. Na ja, jedenfalls lachte sie bei manch seiner Aussagen, die alles andere als witzig waren. Und die Dritte-“

„Lass gut sein Theodor“, fuhr Blaise dazwischen. „Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass der Abend für dich bis jetzt die reinste Show war.“
 

Dieser nickte hochzufrieden. „Kannst du laut sagen. Ich genieße eure Tapsigkeit und warte jetzt nur darauf, dass ich mich auf deine Kosten amüsieren kann.“

Draco verdrehte die Augen und Blaise stutzte: „Warum auf meine und nicht zuerst auf Marcus?“

„Weil-“, begann der junge Malfoy-Erbe. „-Theodor sich jeden Abend, den wir zu vier verbringen, über Marcus lustig macht. Es wird langweilig, falls du verstehst.“

„O ja, ich verstehe.“ Blaise wirkte nicht mehr halb so heiter, wie zu Beginn ihres Gespräches. „Ich gebe dir einen gut gemeinten Rat Theo, manchmal ist es weiser zu schweigen als sich am Elend seiner Freunde zu ergötzen.“

„Nö“, widersprach dieser breit grinsend. „Ich denke, ich ziehe das Vergnügen meinerseits eindeutig vor.“

Draco wendete sich von seinen streitenden Freunden ab und sah sich im Saal um. Bis jetzt hatte er Marcus nu einmal gesehen als er dabei war eine überaus üppige Rothaarige mit seinen nicht vorhandenen Charme einzuwickeln.
 

Er sah über älterer Herrschaften, viel zu jungen und unschuldige Debuetantinnen, ebenfalls auf der Jagt motivierten Herren und schließlich an einer Reihe Damengesellschaft vorbei. Bis er schließlich überrascht eine Augenbraue hob und anmerkte: „Na wenn das mal keine Überraschung ist.“ Er drehte sich zu Blaise um und sprach: „Wann hat Justine gesagt, würde Pansy da sein?“

Sofort ruckte Blaises Kopf an Draco vorbei und die drei Freunde musterten eine elegante in schwarz gekleidete Lady. Pansys Kleid war lang und sehr eng geschnitten, es ließ kaum Beinfreiheit, doch trotzdem schaffte sie es ahnmutig durch den Saal zu schreiten. Ihr pechschwarzes, glattes Haar reichte bis zum Kinn und war zu einem Bob frisiert. Die ebenfalls dunklen Augen erblickten die vier jungen Männer und ein erfreutes Lächeln zitierte ihren kirschroten Mund.

„Draco, Theodor!“, sprach sie erfreut und den ehemaligen Slytherins blieb nicht verborgen, dass sie Blaise gekonnt ignorierte. Wahrscheinlich war sie noch immer sauer über seine Anmache vor einigen Monaten.
 

Draco begrüßte sie Gentleman-like und bemerkte die breite Diamantenkette an ihrem Hals und das ebenfalls ähnliche breite Armband. Misstrauisch hob er eine Augenbraue. „Wer ist dein gut betuchter Verlobter, denn du uns vorenthältst.“

Sie lachte amüsiert über seinen Witz und wendete sich Theodor zu. „Rede keinen Unsinn Draco, du wärst der Erste zu dem ich rennen würde, wenn ich endlich ein Prachtexemplar gefunden hätte, das dich in den Schatten stellt.“

„Das hast du direkt hinter dir“, versuchte Blaise auf sich aufmerksam zu machen, was ihm jedoch kläglich misslang. Pansy würdigte ihn keines Blickes und wollte ein Gespräch anfangen, was dem Malfoy ganz gelegen kam.

„Es wundert mich, dass du keine Abendbegleitung bei dir hast.“ Pansy hob eine Augenbraue und Theodor erklärte grinsend: „Ob du es glaubst oder nicht, aber bis jetzt gab es noch keine Hexe die würdig genug für seine Aufmerksamkeit war.“

Pansy war überrascht, ritt aber nicht weiter drauf rum, so wie Draco befürchtet hatte, sondern nahm sich ein Glas Sekt und informierte mit einem zweideutigen Grinsen: „Eine gute Freundin von mir ist heute ebenfalls eingeladen und na ja.“
 

„Nichts na, ja!“, unterbrach Draco ihren voreiligen Gedanken. Denn er erinnerte sich nur zu gut an die letzten zwei Freundinnen, die sie ihm schmackhaft machen wollte. „Die Idee, mich mit einer deiner besten Freundinnen verkuppeln zu wollen solltest du lieber verwerfen, denn ich werde den Teufel tun und mir eine dieser gackernden, Nerven auftreibenden Kichererbsen zuzulegen“, er sprach ruhig und dennoch bestimmt, was Pansy zu einem Schulterzucken veranlasste. „Deine Schuld, wenn du etwas Gutes verpasst.“

„Dann kann ich sie mir ja mal ansehen“, flötete Blaise krampfhaft um Aufmerksamkeit bemüht, was Draco ein müdes Lächeln entlockte: „Weißt du Blaise, du solltest es lieber lassen, denn ich wünsche dir etwas, was dich im Schach halten kann und keine die dich gnadenlos anbetet und tut was du sagst.“

„Du würdest dich arg langweilen“, schloss sich Theodor ernst an. Neben ihm nahm Pansy einen Schluck Sekt und ließ den Blick schweifen. Als sie gefunden hatte, was sie suchte strahlte sie. „Ah, sie ist wohl so grade angekommen und mal wieder hat sie mir bewiesen, dass sie ein Händchen für wunderschöne rote Kleider hat.“

Die Köpfe der drei Männer ruckten zur Treppe und erblickten eine junge Frau die am oberen Ende der gigantischen C-Treppe stand.
 


 

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Astoria fing an zu schwitzen als sie das Monstrum Namens Treppe vor sich sah. Nie und nimmer würde sie es unfallfrei bis nach ganz unten schaffen, schon gar nicht mit diesen mörderischen Sandalen, dessen Riemchen ihr ins Fleisch schnitten und deren Absatz so hoch war, dass sie das Gefühl hatte statt 168 Zentimeter zu sein, zwei Meter dazu gewonnen zu haben. Sie musste diese Krise meistern und irgendwie nach unten gelangen, ohne sich vor versammelter Meute auf die Nase zu legen. Zu schade, dass sie jetzt nicht einfach kehrt machen konnte um ihren Zauberstab zu holen, damit sie einen Fluch auf ihre Beine legen konnte, der dafür sorgte, dass sie es sicher bis nach unten schaffen würde. Astoria legte die schweißnasse Hand auf die Brüstung und versuchte sich so ein wenig Halt zu verschaffen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, immer darauf bedacht den Kopf gehoben zu lassen und bloß nicht nach unten zu gucken. Ihr Herz pochte wegen dieser dämlichen Treppe bis zum Hals und immer wieder rauschte der Satz „Bloß nichts falsch machen! Bloß nichts falsch machen!“, durch ihren Kopf. Sie widerstand dem Drang sich auf die Lippe zu beißen und versuchte entspannt auszusehen und hoffte innerlich, dass es ihr nicht gänzlich misslang.
 

Die Hälfte der Treppe war erreicht und der Druck, mit dem sie sich am Gelände festgehalten hatte, löste sich ein wenig. Sie durfte jetzt nicht versagen, schließlich hatte Pansy viel Zeit und Arbeit investiert, dass sie diesen Abend meisterte und wenn sie direkt zu Beginn zeigte, was für ein Versager sie doch war, dann würde es schwer werden, diesen ersten Eindruck wett zu machen.

„Komm schon Astoria, du packst das, es sind doch nur noch fünfundzwanzig Stufen!“, sprach sie sich gedanklich Mut zu und sie sehnte den Augenblick der Erlösung herbei. Schließlich berührte sie den festen Boden und eine Welle der Erleichterung durchströmte sie. Am liebsten hätte sie vor Freude und Stolz in die Hände geklatscht, einen Radschlag vollbracht, nicht das sie den konnte und lauthals verkündet: „Ich habe dieses mörderische Ding hinter mir gelassen und bin nicht einmal über meine Füße gestürzt, ist das nicht ein Kunstwerk?“ – jedoch hielt Pansys gute Schule sie davon ab. Betont vornehm, so wie es sich laut ihrer Freundin gehörte, sah sie sich um, bis sie schließlich das breite triumphierende Grinsen ihrer Freundin entdeckte, die sich in Begleitung dreier Herren befand. Sie näherte sich der kleinen Gruppe und sah, wie sich ein junger Mann mit Brille bei Pansy über etwas erkundigte und die Schwarzhaarige zufrieden Auskunft gab, schließlich war Astoria bei ihnen.
 

„Darf ich bemerken, dass du ein wunderschönes Kleid anhast?“, begrüßte Pansy gespielt überrascht und Astoria wunderte sich über ihr Talent für die Schauspielerei, doch gleichzeitig hasste sie diese Heuchlerei. Dabei kam sie sich unheimlich dumm und schlecht vor. Sie runzelte kurz die Stirn und gestand beschämend: „Weißt du, das Kompliment musst du dann leider an meinen Schwager weitergeben, denn er hat einfach ein unglaubliches Händchen für solche Dinge.“

Pansy seufzte ein wenig neidisch: „Wie wahr. Ach übrigens, darf ich dich mit alten Schulfreunden bekannt machen?“, sie trat ein Stück zur Seite und Astoria sah in das Gesicht des jungen Mannes, der eine Brille trug und sie freundlich anlächelte.

„Theodor Nott, wir waren im selben Jahrgang, erinnerst du dich?“

Astoria dachte scharf nach, die Gesichtszüge kamen ihr bekannt vor und als es ihr dämmerte strahlte sie. „Aber ja doch. Sie waren der Junge, der Granger gerne die Bibliothek streitig machte.“ Theodor hob positiv überrascht die Augenbrauen und sie erzählte weiter: „Sie haben mich mal vor einer Welle aus Bücher gerettet. Na ja, danach hat mir Madame Pirce einen Monat lang Büchereiverbot erteilt, da sie den Krach gehört hat.“
 

Theodors Gesichtszüge wurden heiter und er sprach: „Astoria, Daphnes kleine Schwester?“

„Ja, Astoria Greengrass.“, Sie reichte ihm die Hand und sofort wurde ihr Theodor sympathisch, denn er erzählte lachend, dass er sich an diesem Tag noch stundenlang eine Predigt von der alten Schachtel hatte anhören müssen.

„Schön dass ihr euch schon so vertraut seid, aber ich würde mich auch noch gerne Vorstellen“, mischte sich Blaise ein und Astoria drehte sich einem Südländer zu, der ihre Hand nahm und sie ganz im ritterlichen Stil küsste. „Verzichten wir doch einfach auf diese Höflichkeitsfloskel und gehen zum Vertraulichen über. Ich bin Blaise Zabini, bezaubernde Astoria.“

Sofort schoss eine Röte in ihr hoch und sie lachte leise. „Oh nein!“, sprach sie entsetzt. „Halte bitte Abstand von mir, denn Daphne hat mich mit guten Absichten vor Ihnen gewarnt.“

Empört verzog Blaise das Gesicht. „Weshalb muss man dich denn vor mir warnen?“

„Weil du ein Hexenverschlingendes Monster bist.“, sprach eine dritte männliche Stimme und Blaise warf dem jungen Mann einen warnenden Blick zu. Astoria sah weiter an Theodor vorbei und sie konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
 

Sie?

Draco lächelte zaghaft und bemerkte den misstrauischen Blick Pansys sofort, während seine Barbekanntschaft ihn anstrahlte. „Schön Sie hier wieder zu treffen!“

„Gleichfalls. Dann habe ich zumindest noch ein wenig Hoffnung, was ein anspruchsvolles Gespräch angeht.“

„Soll das heißen, mit uns führst du Doofen-Small-Talk?“, empörte sich Blaise ernsthaft, was die Brünette zum lachen brachte. Doch der strafende Blick, den der Südländer ihr zu warf, ließ sie augenblicklich verstummen. Angesichts der heiklen Situation nahm Pansy ihre Freundin bei der Hand und sprach an die Männerreihe gewandt: „Während ihr eure kleine Streitigkeit aus dem Weg schafft, werde ich Astoria zur Gastgeberin begleiten und sie mit ein paar anständigen Leute bekannt machen, die sich erwachsen benehmen.“

Mit Nachdruck zwang sie Astoria zum gehen und zog sie durch die Menge mit sich, dabei blieb der jungen Parkinson ein undefinierbarer Blick nicht verborgen.
 

Kaum waren die zwei Hexen aus dem Sichtfeld der Männer verschwunden als Blaise beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte. „Das war fies Dray, wir haben ausgemacht, dass wir uns vor einer Frau niemals gegenseitig schlecht machen!“

Der junge Malfoy sah verbissen auf das Glas in seiner rechten Hand, seine Miene war unbewegt. „Ich sage auch nicht, dass du ein verwöhntes Blag bist, auch wenn es stimmt.“

Er wollte gerade fortfahren, als Theodor dazwischen fuhr, damit der Streit nicht eskalierte.

„Ho, jetzt mal langsam“, er grinste und sah von einem zum anderen. Draco gekennzeichnet durch Desinteresse und Blaise wirklich wütend. Theodor wusste nicht, was es war, aber etwas machte ihn stutzig. Es war nur ein Wink und doch kam es ihn vor, als würde die Wahrheit ihn anschreien. Seine Haltung entspannte sich augenblicklich. „Moment, was sagtest du eben Blaise?“

„Das er ein verwöhntes-!“

„Nein davor“, fuhr er dazwischen und augenblicklich versengten sich die dunklen Augen des Südländers zu Schlitzen. „Oberster Kodex seit Hogwarts. Wir machen uns niemals gegenseitig schlecht. Das würde unseren Ruf als Clique schaden.“
 

Das Lämpchen in Theodors Gehirn sprang an. „Es sei denn…“, begann er langsam und zog somit die Aufmerksamkeit Blaises auf sich. „… wir machen ernst und…oh Merlin, dass ich das noch erleben darf!“

Nicht verstehend runzelte Blaise die Stirn. „Was?“

Da Draco nicht antwortete, übernahm der Gesprächigere von beiden die Aufgabe, den dritten einzuweihen: „Greengrass gefällt ihm. Du hast doch gehört, dass sie sich bereits schon einmal begegnet sind.“

Augenblicklich riss der Casanova Nummer eins die Augen auf und starrte seinen besten Freund fassungslos an. „Die?“, er klang entsetzt und schüttelte sich. „Pansys Schnatterpüppchen? Dray, wir reden hier von jemanden, der es mit Parkinson aushält, jemand der Ahnung von Mode und Kosmetik haben muss, als wäre es etwas Essbares, etwas Lebensnotwendiges! Und sie kann unmöglich was im Hirn haben!“

„Das hat Campell auch nicht“, fügte Theodor hinzu um Blaise in seinem Wortschwall zu unterstützen. „Der einzige Unterschied zwischen den beiden wird wohl sein, dass Greengrass deutlich prüder als Campell sein wird, was sie seriös wirken lässt.“
 

„Richtig!“, donnerte Blaise sichtlich angeheizt. „Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass… nun ja, sie irgendwie nicht in dein Weltbild passt.“

„Jungs“, begann Draco ruhig. „Wer sagt denn, dass ich auf solch einer Weise an ihr Interessiert bin? Greengrass und ich haben uns lediglich in eine Bar getroffen und eine äußerst gute Diskussion über Gleichberechtigung und Freiheit im heutigen Jahrhundert geführt. Sie scheint Humor zu haben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Weshalb ich schlicht mit dem Gedanken spiele, sie einfach mal näher kennen zu lernen.“

„Auf freundschaftlicher Art und Weise?“, Blaise hob eine Augenbraue. Der Blonde nickte knapp und hob sein leeres Glas. „Ihr entschuldigt mich kurz?“, schnell verschwand er zwischen der schatzenden Meute und seine Freunde sahen ihm nach.

„Meinst du, Dray hat gelogen?“

Theodor sah seinen Freund kurz an und beide waren sich im Klaren darüber, dass sie einer Meinung waren. Das Interesse, die Draco Malfoy an dem kleinen Häschen zeigte, war mehr, als ihnen lieb war.
 

„Wenn er es wirklich ernst meint-“, begann Theodor und ließ seinen Blick schweifen. „-dann sollten wir uns die Kleine einmal näher ansehen.“

Blaise legte den Kopf schief, „Ich mache Teil drei, du zwei und Marcus eins.“

„Ich bezweifele, dass er nach all der Zeit noch in der Lage sein wird den Treuetest zu absolvieren. Keine Frau unter siebzig nimmt ihn noch ernst“, brummte der andere. „Vielleicht sollten wir erst einmal abwarten, ob Draco überhaupt in der Lage ist, der Dame den Hof zu machen, wenn sie so anders ist, dass sie seine Aufmerksamkeit erregt.“

Blaise grinste breit und sah sich um. „Theo-boy, ich denke es ist an der Zeit, dass wir die Party aufmöbeln, was meinst du? Zu zweit lässt es sich doch auch schaffen, ein wenig Stimmung zu bringen.“

„Sollte man meinen.“
 


 

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Astoria konnte nach über einer Stunde nicht mehr sagen, wie viele Hände sie geschüttelt hatte, wie viele Namen sie sich hatte merken müssen und wie oft sie falsch gelächelt hatte. Hinterher wusste sie nur noch, dass sie ihre Schuhe verfluchte, sich langweilte, da sie mindestens viermal über dasselbe Thema geredet hatte und den Vorteil und Nachteil von der Creme Dubio nicht mehr hören konnte. Wen interessierte es, ob man jetzt abends Falten hatte oder morgens. Um der schnatternden Sippe im Salon zu entkommen, erhob sie sich unter dem Vorwand ihre Zigaretten holen zu wollen. Kaum war sie aus dem verqualmten Raum entwicht, spürte sie, wie sich jemand bei ihr einharkte.
 

Überrascht sah sie auf eine kleine schmale Frau in einem goldenen hautengen schulternfreien Kleid. Ihre goldblonden Haare waren hoch toupiert und in den Händen hielt sie einen kunstvollen Fächer, der ihre schwarzen langen Nägel hervorhob. Astoria fragte sich, wie Justine Zabini es geschafft hatte eine Haut zu besitzen, die fast goldig wirkte. Nicht, dass dies ihre Lachfältchen wettgemacht hätte, aber sie konnte nicht leugnen, dass die Gastgeberin ein wenig eigen war.
 

„Miss Greengrass, Sie begeleiten mich doch bis auf den Balkon nicht?“, säuselte die goldblonde Frau und Astoria konnte nicht anders, als freundlich zu lächeln. „Wissen Sie, was ich bewundernswert an Ihnen finde?“, plapperte die zierliche Frau an ihrer Seite munter weiter, als sie den großen Tanzsaal betraten. „Wie schaffen Sie es in diesem verflucht engen Kleid zu atmen, oder haben Sie wirklich eine so schmale Talje?“

Sofort wurde die Jüngere und gestand leise: „Ich habe seit heute morgen nichts mehr gegessen, da meine Freundin meinte, ich würde sonst nicht in diese herrliche Zwangsjacke passen.“

Justine brach in schallendes Gelächter aus als Astoria verschwörerisch den Finger auf ihre kirschroten Lippen legte. „Ganz unter uns?“, flüsterte die Gastgeberin vertraulich. „Wenn ich noch eine Minute länger in diesem qualmenden Salon geblieben wäre, hätten mich die Hauselfen bewusstlos raus tragen können.“
 

Astoria lächelte und betrat zusammen mit Justine den gigantischen Balkon. Ein lauwarmer Lufthauch fuhr über ihr Gesicht und sie bemerkte das weiße Marmor, die dunkelroten Rosen, die die alte Architektur schmückten und die großen, dicken Kerzen, die durch die Luft schwebten. „Darf ich fragen, wer sich um die Organisation ihrer wunderbaren Geburtstagfeier gekümmert hat?“

Justine winkte verächtlich ab. „Ach, das waren mein beschämender Sohn und sein überaus komischer Kumpel.“

„Charmant wie eh und je Justine“, bemerkte eine trockene Stimme und Astoria blickte nach links. Erneut sah sie jenen jungen Mann aus der Bar und sie war in der Zwischenzeit noch immer nicht dazu gekommen, sich nach seinen Namen zu erkundigen. Langsam wurde es unangenehm. „Und als Wiedergutmachung überlässt du mir deine Begleitung, ansonsten darfst du die nächste Veranstaltung dieser Größe alleine Blaise überlassen und dann war es das mit gutem Geschmack punkto Schnickschnack.“
 

Justine schenkte dem Sohn ihrer besten Freundin ein breites Lächeln. „Jetzt tu nicht so, als hätte ich dich getränkt“, begann sie, allerdings entging Astoria nicht die leichte Panik in ihrer Stimme. „Und was die Wiedergutmachung angeht, Miss Greengrass, ist es in Ordnung, wenn ich Sie diesen Charmanteur überlasse? Nicht, dass Sie denken, ich möchte Sie loswerden, aber so Leid es mir auch tut, der gute Geschmack meiner Anlässe ist immer noch von ihm abhängig.“ Sie schob die Dunkelhaarige ein Stück dem jungen Mann entgegen und bemerkte dann jemanden anderen zu ihrer rechten Seite. „Mr. Barnes, schön Sie zu sehen, haben Sie nicht-!“
 

Weiter konnte Astoria nicht folgen, da sie sah, wie sich die Gastgeberin einem arg in die Jahre gekommenen Mann widmete und die beiden wieder zurück ins den Tanzsaal schritten.

„Sie hat einen ulkigen Humor“, bemerkte Astoria und der blonde Mann neben ihr lächelte zaghaft. Als er ihr seinen Arm anbot stutzte sie und sofort schlug ihr Herz einen Vierteltakt höher. „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen unser Gespräch aus der Bar zu erweitern Miss Greengrass.“

Verdammt – er kannte ihren Namen und war für sie immer noch der große Unbekannte mit dem überaus anziehenden Erscheindung.
 

„Nein… Mr?“

„Oh, ich vergaß mich vorzustellen. Draco Malfoy.“

Überrascht öffnete sie den Mund und nahm den Arm ihres Nebenmannes an. Dieser führte sie weiter über die Terrasse. „Ihre Schwester Daphne und ich befanden uns damals im selben Jahrgang.“ Er half ihr galant die ersten Stufen einer großen, breiten, weißen Treppe herunter. Während Astoria ihr Gehirn durchforschte, nur vage hatte sie eine Erinnerung an den verbitterten, schlaksigen und müden Jungen. Davon schien nichts mehr übrig zu sein, stattdessen ging nun jemand stolzes, ausgeglichenes und mit sich selbst zufriedenes neben ihr her.

„Hat es eigentlich funktioniert?“

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen und fragte verwirrt. „Bitte?“

„Sie wollten doch perfekt für diesen Abend vorbereitet sein und keinerlei beschämende Dinge anstellen. Hat das Training ihrer Freundin, Pansy, wenn mich nicht alles täuscht, ein bisschen geholfen, oder hat schon jemand seinen Rock verloren?“

Astoria wurde rot und biss sich lächelnd auf die Lippen. „Also bis jetzt scheint das Glück mir hold zu sein, zumindest noch knapp eine halbe Stunde.“
 

Draco führte seine Begleitung das breite Pflaster entlang, durch einen kleinen Irrgarten, der von schwebenden Kerzen beleuchtet wurde, er bemerkte den staunenden Blick der Frau neben sich und fragte: „Weil dann Mitternacht ist und Cinderella sich verwandelt?“

„Aber nein“, winkte Astoria lachend ab. „Ich glaube nicht an solche Märchen. Viel mehr ist es die Tatsache, dass mein eiserner Wille dann Risse bekommt.“
 

Draco runzelte die Stirn und sie seufzte. „Sie haben wohl noch nie Schuhe getragen, die ihnen ins Fleisch schneiden, blutige Schwielen hervorrufen und ihnen mit jeder Minute länger das Gefühl geben, Sie würden sich in ein kaputtes, blutendes, armes Sch….“, gerade noch rechtzeitig bremste sich Astoria und räusperte sich. „Verzeihen Sie meinen rauen Umgangston, dass was ich eigentlich sagen will ist…“, sie suchte nach den richtigen Worten, doch Draco hatte bereits verstanden worauf sie hinaus wollte. „Ziehen Sie die Schuhe aus“, verlangte er mit deutlichen Nachdruck und sie blieben stehen. Verdutzt starrte Astoria ihn einen Augenblick lang sprachlos an, doch als sie sah, dass der blonde Mann sich umsah und sprach: „Hier sieht uns niemand, gönnen Sie sich die Pause. Ich würde ihnen gerne noch anders helfen, aber leider habe ich meinen Zauberstab im Haus gelassen.“
 

Mit Faszinisation beobachtete Draco das Mienenspiel der jungen Frau. Sie hielt sich an seinem Arm fest und schlüpfte glücklich aus den unbequemen Schuhen, kurz blitzen ihre schmalen Füße unter dem Kleid hervor und er sah deutlich die Druckstellen, die sie ihm eben versucht hatte zu beschreiben. Ein Wunder, dass sie es in diesen gefährlichen Dingern so lange ausgehalten hatte. Ihre nackten Füße berührten das Pflaster und Astoria seufzte befreiend. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gut das tut.“

„Dann ist es ja gut, dass ich Sie abgefangen habe.“
 

Musik ertönte aus den offenen Balkontüren der Terrasse und leise Töne des Orchesters schwebten zu ihnen herüber. „Wollen Sie tanzen?“, fragte Draco höflich und sah, dass Astoria überlegt. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“ Sie dachte an das enge Kleid in dem sie steckte und dass sie so schon nur flach Luft bekam. Wenn sie sich jetzt zu sehr anstrengen würde, dann konnte es im schlimmsten Falle passieren, dass sie Atemnot bekommen würde. Allerdings schien Mr. Malfoy darauf zu bestehen, dass sie ja sagte. „Wieso, glauben Sie, dass sich Sie als untalentierte Tänzerin nicht führen lassen?“, witzelte er und forderte sie heraus, was Astoria nicht auf sich sitzen ließ.
 

Zuerst tanzten sie einen langsamen Walzer und Draco ließ es sich nicht nehmen sie Schritte machen zu lassen, welche ihr vollkommen neu waren, dann wechselten sie und Astoria entfiel der Name des Tanzes. Sie konnte nicht leugnen, dass sie einen wahren Gentleman erwischt hatte. Während der junge Malfoy-Erbe den Tanz führte, übernahm sie die Oberhand des Gespräches und konnte nicht anders, als sich zu amüsieren. Er antwortete ehrlich und meist präsent auf ihre Fragen oder entlockte ihr mit lustigen Anekdoten über Hogwarts ein Lächeln. Alles in einem erwies er sich als gebildet und charmant. Astoria hätte ewig mit ihm weiter tanzten können und dabei seiner beruhigenden Stimme gelauscht, wäre da nicht etwas gewesen, was sie daran erinnerte, nicht unachtsam zu werden. Ihre Luft wurde knapp und als das nun mehr vierte Lied endete, verschwamm plötzlich ihre Sicht. Alles um sie herum wurde schwarz und das letzte was sie tun konnte, war sich an den Armen ihrer Begleitung festzuhalten. Sie hörte seine laute und erschrockene Stimme, etwas riss sie irgendwo hin, es wurde kalt und nass, dann versank sie in Dunkelheit. Sie kam so überraschend, so unvorbereitet dass Astoria hinterher nicht einmal mehr sagen konnte, wo sie sich zuletzt befunden hatte.
 


 

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Ein leises Geräusch ließ sie aufwachen und im ersten Moment wusste Astoria nicht, wo sie sich befand. Ihre Umgebung drehte sich merkwürdig verschwommen und sie schloss noch einmal die Augen nur um sie kurz darauf wieder aufzureißen.

Justine Zabini…

Der Ball…

Der Tanz…

Draco Malfoy!

Ruckartig setzte sich Astoria auf, nur um stöhnend zurück in die weichen Kissen des gigantischen Betts zu sinken. Ihr Kopf dröhnte und sofort rauschten zig Fragen hinter ihrer Stirn vorbei. Allen voran Frage Nummer eins: Wo war sie?

Nachdem sich ihr Kopf wieder beruhigt hatte, wagte sie es, sich zaghaft umzusehen und erkannte die langen gemusterten Vorhänge aus dem Orient. Ihr Blick schweifte über die exzentrischen Möbel und ihr wurde klar, dass sie bei ihrer Schwester gelandet war. Zuerst beruhigte es sie, zu wissen, dass sie sich nicht irgendwo befand, doch dann kam die nächste Frage auf: Wie kam sie hier her?
 

„Tori-Mäuschen!“, jodelte eine Stimme erfreut und Astoria klingelten augenblicklich die Ohren. Pansy warf sich mit einem Tablett in den Händen auf das Bett und verschüttelte nicht einen Tropfen des O-Saftes oder des frischen Kaffees. Der Duft von Pfannekuchen stieg ihr in die Nase, doch Astoria war noch viel zu erschrocken über das plötzliche Auftauchen ihrer Freundin als sich auch nun einen Zentimeter zu regen.

„Schön, dass du wieder wach bist. Hier, ich habe dir Essen machen lassen, sobald ich wusste, dass du die Äuglein aufgeschlagen hast. Daphnes Hauselfen sind einfach kleine Genies, wenn es ums Essen geht“, plapperte die Schwarzhaarige munter drauf los und reichte Astoria das Saftglas. „Trink, dann fühlst du dich gleich besser. Danach können wir gucken, ob du schon aufstehen kannst und wenn ja, dann schneien wir kurz bei deinen Eltern vorbei, um ihnen ein paar Sorgen zu nehmen, ach ja und um acht musst du wieder hier sein. Daphne besteht darauf, dich nach ihrer Arbeit zum Essen-!“
 

„Pansy?“
 

Die Schwarzhaarige strahlte sie so künstlich an, dass Astorias Herz sich zusammen krampfte. Etwas war gewaltig schief gegangen. „Wie komme ich hier her und was ist passiert?“

„Hast du einen Filmriss?“, wollte Pansy vorab wissen und sie nickte. „Nun, dass macht es einfach, willst du die ganze Wahrheit ohne Beschönigung?“

Wieder nickte sie nur stumm und Pansy seufzte. „Na ja, eigentlich hält sich der Schaden in Grenzen. So, wie ich Dray gestern Abend verstanden habe, habt ihr getanzt und plötzlich bist du mitten in seinen Armen ohnmächtig geworden, hast ihn mitgerissen und da er dich in dem schweren Kleid so überraschend nicht halten konnte, seid ihr geradewegs in den Springbrunnen gestürzt. Das Ganze hätte einigermaßen witzig ausgesehen, wenn Dray nicht riesengroße Pfützen auf Schritt und Tritt hinterlassen hätte und dir nicht das Kleid, welches sich in der zwischen Zeit mit Wasser voll gesaugt hatte, vom Leib gerissen hätte, um dich besser tragen zu können. Alles in einem hat er wirklich versucht das ganze Missgeschick Gentleman-like zu vertuschen und ist durch einen Nebengang in einen ruhigen Raum gehuscht, wo euch Justine abgefangen hat. Du kannst nicht bestreiten Tori, ihr beide saht zum schießen pervers aus.“
 

Astoria vergrub das Gesicht in den Händen. „Bei Merlin, was habe ich getan?“

„Außer das du in den Armen eines begehrten Junggesellen ohnmächtig geworden bist, ihm eine kalte Dusche verpasst hat, er dich halbnackt, na zumindest hatte er Anstand genug und hat dir sein Jackett gegeben, durch die Gegend schleppen musste, nichts. Ach komm schon Astoria, du hast schon bei weiten Schlimmeres angestellt.“

Das bezweifelte sie nicht, doch dieses Mal war die Blamage besonders groß. „War Mr. Malfoy sehr ungehalten?“, wagte sie leise zu fragen und Pansy brach in schallendes Gelächter aus. „Ach wo, ich würde sogar sagen Dray hat die Abwechselung sichtlich genossen. Schließlich ist bekannt, dass er sich oft auf solchen Veranstaltungen langweilt. Nun, das dürftest du ihm gestern Abend genommen haben.“

Verwirrt sah die Brünette sie an, doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck in Ernsthaftigkeit. „Du scheinst ihn gut zu kennen.“
 

„Klar, darf mich ja auch stolz, als eine seiner Exfreundinnen bezeichnen.“ Kaum hatte Pansy diese Worte ausgesprochen, als sie auch schon stutzte, denn Astorias Gesicht hatte sich in eine Maske verwandelt. Sie kannte diese Maske nur zu gut, schließlich war sie mit den Greengrass-Mädchen seit Jahren befreundet. Zu Beginn mit Daphne mehr, doch in Laufe der Zeit hatten Astoria und sie die Freundschaft fürs Leben gefunden. Die Maske diente meist nur dazu, gewisse Gefühle, die sie schwach erscheinen lassen könnten, zu verstecken.

„Bevor ich jetzt weiter plappere, sag mir jetzt nicht der Typ gefällt dir.“

Astoria winkte lachend ab. „Ach Unsinn. Darf man sich nicht für seinen Retter interessieren?“

„Tori…“, es klang drohend und ernst. „Keine Ausflüchte.“

„Vielleicht ein bisschen. Ein klitzekleines bisschen“, gab die Jüngere nun zögerlich zu und spielte mit eine ihre langen Locken. „Schließlich kannst du nicht bestreiten, dass er-“, sie suchte nach den richtigen Worten, doch Pansy kam ihr zuvor.
 

„-Unbeschreiblich gut aussieht, Humor hat, ein überaus interessanter Gesprächspartner ist und des weiteren Bildung, Manieren und dazu noch ein dickes Bankkonto zur Verfügung hat?“, fasste diese zusammen und seufzte schwer. „All dies entspricht der Tatsache, doch dabei gibt es auch einige Schattenseiten die Draco mit sich bringt. Die Bekannteste ist, dass er den Titel des jüngsten Todessers aller Zeiten trägt, viel Feindlichkeit begegnet ihm und somit auch jeden, der mit ihm in Kontakt bekommt. Außerdem ist unter Freunden bekannt, dass er es genießt vor der Ehe noch mal seinen Spaß zu haben und das nach allen Regeln der Kunst“, sie machte eine kurze Pause. „Bis jetzt gab es nicht eine Frau, die ihn wirklich an sich ketten konnte, zwar heißt es hinter vorgehaltener Hand, er habe Interesse an Mallorie Delone – einem kaltblütigen Flittchen, aber noch kann man diesem Gerücht keinem Glauben schenken.“
 

Astoria hob verzweifelt eine Augenbraue. Sie kannte Mallorie nur zu gut, die Erbin des Delone-Imperiums war eine überaus schöne und elegante Frau, ganz im Gegensatz zu ihr.

„So unter uns gesagt: Rein theoretisch gesehen solltest du die Finger von Draco lassen, du könntest dich arg verbrennen, allerdings denke ich auch, dass du dich gut an seiner Seite machen würdest, vorausgesetzt er schnallt das.“

Astoria nahm einen Schluck Saft, dann legte sie den Kopf schief. „Zuerst einmal muss ich zusehen, dass ich ihn möglichst unauffällig wieder treffe und dann versuchen bei ihm zu punkten.“
 

Lachend hob Pansy den Zeigefinger. „Oh nein Schätzchen, bei Dray läuft das ein bisschen anders. Zuerst musst du bei seinen Kumpels Zabini, Nott und Flint punkten, denn wenn du die drei für dich eingenommen hast, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie vor deiner Tür stehen und dann kommst du so ganz ohne Ausrede in seine Nähe. Aber zuerst solltest du dich morgen aufmachen und dich bei ihm, für dein schreckliches Verhalten entschuldigen, dann kannst du bei Sloper nach Karten für die Quidditchweltmeisterschaft betteln. Und schups, Schritt eins ist fertig.“
 

Nachdem der Redefluss ihrer Freundin vorbei war, schwieg Pansy und Astoria tat es ihr gleich. Schließlich seufzte die junge Greengrass und sprach: „Ist das zu packen?“

Pansy zuckte mit den Schultern. „Kommt ganz drauf an, allerdings solltest du dich nicht nur auf Dray beschränken. Gestern Abend ist mir aufgefallen, dass ein Typ namens Michael Connor ein Auge auf dich geworfen hat, er wollte dich ansprechen, bis er gesehen hat, dass du auf der Terrasse auf Draco getroffen bist. Vielleicht solltest du demnächst einfach mal im Hüpfenden Adler essen gehen. Soweit ich weiß ist es sein Stammlokal.“
 

Zwar nickte Astoria brav, doch in Wirklichkeit dachte sie nicht im Traum daran, sich mit diesem ominösen Conner zu treffen. Mit ihren Gedanken war sie bei einem hübschen männlichen Gesicht, welches sie in Erinnerung behalten hatte. Astoria wusste, dass es töricht war bereits jetzt schon für ihn zu schwärmen. Doch das Verlangen ihn noch besser kennen zu lernen war so groß, dass sie selbst über ihre Gefühle erschrak. Wo war ihr Blick für die Realität? Es ging hier nicht um ihre Bedürfnisse, sondern darum ihren Eltern unter die Arme zu greifen. Und es war wirklich das Beste, wenn sie sich an Pansys Anweisungen hielt und so schnell, wie möglich die Fühler ausstreckte. Vielleicht ging ihr Vorhaben nicht ganz nach hinten los und sie würde halbwegs mit dem Preis den sie bezahlen musste, glücklich werden.
 


 

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Schwache Sonnenstrahlen fielen durch die gigantischen Fenster des französischen Delone-Anwesens und tauchten das trübselige Anwesen in ein Märchenschloss. Eine junge, schwarzhaarige, schöne Frau stand an einem jener Fenster und sah hinaus in den großen grünen Garten. Ihre helle Haut glänzte leicht von Schweiß und sie fuhr sich mit geschickten Händen durch ihr gewelltes Haar. Mit nichts anderem bekleidet als einem knappen schwarzen Hemdchen, welches sich wie eine zweite Haut an ihren markelosen Körper schmiedete, drehte sie sich um und warf den Mann, der ihr eine wunderschöne Nacht geschenkt hatte einen beleidigten Blick zu. Dieser schloss gerade die Schnalle seines Gürtels und grinste sie provokant an. Barfuss schritt er auf sie zu, seine Schritte wurde von dem dicken italienischen Teppich gedämpft und sein langer Schatten zog an den luxuriösen Möbeln des 18. Jahrhundert vorbei.
 

Kurz bevor er vor ihr stand, drehte sie sich weg und sprach: „Immer wenn du hier bist, musst du am nächsten Tag bereits wieder zur Arbeit. Wozu arbeitest du überhaupt noch, wenn du es noch nicht einmal nötig hast?“, Mallorie Delone starrte aus dem Fenster und spürte, dass ihr potenzieller Verlobter leise seufzte. „Es langweilt mich, wenn ich Tag für Tag von einer Feier zur nächsten springe. Die Arbeit gibt mir das Gefühl einer wichtigen Aufgabe nachzugehen.“

„Bin ich nicht wichtig?“, wollte sie arrogant und zynisch wissen. Woraufhin sich zwei große gepflegte Hände um ihre Taille schlangen und sie näher zu sich zogen. Draco vergrub sein Gesicht in ihr herrlich duftendes Haar und brummte: „Natürlich, aber ich glaube nach einiger Zeit würde ich dir schrecklich auf die Nerven fallen, wenn ich mich rund um die Uhr in deiner Nähe aufhalten würde.“ Seine Hände fuhren unter den Hauch von nichts und strichen an ihrem Bauch entlang nach oben.
 

Mallorie legte den Kopf zurück und dachte über seine Worte nach: „Trotzdem missfällt es mir, dass du weiterhin arbeiten willst, wenn wir verheiratet sind. Es geziemt sich nicht in unseren Kreisen regelmäßig einer unteren Tätigkeit nachzusehen.“

Draco begann ihren Hals zu küssen, er hasste es, wenn sie das Thema auf seine Arbeit lenkte, zumal dies etwas war, wo er sich täglich drin beweisen konnte und hartnäckig Stück für Stück seinen Ruf langsam wieder hergestellt hatte. „Darüber können wir doch immer noch entscheiden, wenn es soweit ist oder?“

Die Französin schwieg und drehte sich um, sodass er seine Hände von ihr nehmen musste. „Wenn du meinst.“ Stolz und erhaben drängte sie sich an ihm vorbei und griff zu ihren ebenfalls schwarzen Morgenrock.
 

„Mallorie“, er klang gereizt. „Weshalb bist du jetzt so schlecht gelaunt? Wir hatten einen schönen Abend, eine tolle Nacht und jetzt bockst du rum, nur weil ich es wagen möchte, pünktlich zur Arbeit zu kommen?“

Sie schloss den Mantel und ließ sich vor ihrem Schminktisch nieder. Elegant begann sie damit ihr langes Haar zu bürsten und bemerkte dabei leichte bläuliche Flecke an ihrem Hals. „Ach Draco, konntest du dir das nicht verkneifen? Ich bin heute Abend beim Minister eingeladen, welches Kleid soll ich jetzt tragen, ohne dabei dein Kunstwerk zur Schau zu stellen?“

Der Blonde knöpfte sich sein Hemd zu und griff zu seinem Jackett. „Du wirst es überleben.“, grinste er und trat erneut hinter sie um ihr einen hauchfeinen Kuss auf die Wange zu drücken. „Immerhin weiß der Minister so, dass er sich auf fremdem Tutorium bewegt, falls er dir zu nahe treten will.“

Seine Besitzergreifenden Worte versöhnten Mallorie ein wenig und sie lächelte wissend.
 

„Vielleicht solltest du dich einfach ein bisschen mehr um mich, statt um deine Kumpels kümmern. Nicht, dass ich doch noch auf die Idee komme mir den Minister anzulachen.“

Der junge Malfoy-Erbe streifte sich seinen Umhang über und nahm seinen Zauberstab zur Hand. „Der Mann ist über vierzig und ich glaube kaum, dass er dich körperlich sättigen würde, alleine aus diesem Grund würdest du mich nicht austauschen.“ Sofort huschte eine verräterische Röte über die sonst so blassen Wangen der Französin und sie sah durch den Spiegel, dass ihr baldiger Verlobter zum Kamin schritt und Sekunden später war er bereits verschwunden. Leicht genervt setzte Draco einen Augenblick später den ersten Schritt in die große Halle des Malfoy-Imperiums. Und am liebsten hätte er just in diesem Moment auch schon wieder kehrt gemacht.
 

„Dray, schön, dass du wie immer auf die Minute pünktlich bist!“
 

Der Blonde raufte sich die Haare und fuhr herum. „Hast du eigentlich nichts anderes zu tun als mich zu nerven?“

Blaise Zabini schenkte seinem besten Freund ein Zahnpasta lächeln und heftete sich an dessen Fersen. Gemeinsam schritten sie durch die runde Eingangshalle des Hauptgeschäftes, bei ihnen immer wieder defensive Zauberer zunickten oder manche Hexen ihnen einen guten Morgen wünschten. „Bei Merlin, hatte dein Alter einen schlechten Geschmack, als er die Hütte errichten ließ.“ Draco verdrehte die Augen, wobei er seinem Freund im Stillen zustimmen musste. Der Stil der 80. Jahre war noch deutlich vorhanden und von überall strahlten gemusterte silberne Tapeten herab, weshalb Blaise eigentlich selten einen Fuß hier hin setzte und Draco sich nun fragte, was so wichtig war, dass sein Freund dieses Grauen auf sich nahm. Gemeinsam stiegen sie in den hölzernen Fahrstuhl und Draco drückte den Knopf für sein Büro.
 

„Also, was gibt es?“

Blaise, der seine Krawatte lockerte grinste von einem Ohr zum anderen. „Schon vergessen? Freitag beginnt die Quidditchweltmeisterschaft! England gegen China und wir sind dabei.“

Unweigerlich musste Draco lächeln. „Also im Klartext, du, Theo, Marcus und ich?“

Gespielt betrübt schüttelte Blaise den Kopf. „Non Dray, leider werden wir auf Marcus verzichten müssen, da er an Potters und Woods Seite den Treiber mimen muss. Er hat es in letzten Minuten noch ins Nationalteam geschafft, weshalb wir ihn doch kräftig unterstützen müssen.“

Draco empfand Freude für seinem Kumpel, schließlich wusste er, dass Markus Wochenlang Trainiert hatte, nur um den Blau-Weiß-Roten Umhang tragen zu dürfen.

„Kapitän ist Linton. Alles schön und gut, nur habe ich jetzt eine Karte zu viel und wollte fragen ob du abgesehen von Pansy und Sloper jemanden kennst, der mitkommen würde.“

„Nicht Sloper bitte!“, entfuhr es dem Blonden. „Und Pansy kannst du vergessen, sie hasst Quidditch und wenn sie riechen würde, dass du anwesend bist, würde sie sowieso nicht kommen.“
 

Der Fahrstuhl hielt und Draco betrat das Büro seiner Sekretärin, die sofort aufsprang um ihn eine List zu reichen. „Deswegen frage ich dich ja.“

„Mister Malfoy.“, fuhr Sarah Loveberry mit zischender Stimme dazwischen und sorgte so dafür, dass Blaise ihr einen bösen Blick zuwarf. „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie jemanden von Ministerium erwarten um die Sicherheit ihres Unternehmens zu gewährleisten?“

Verdutzt blieb Draco stehen und musterte die kleine pummelige Frau mit der dicken Hornbrille und der quietschpinkt Bluse. „Wer bitte ist da?“

„Jemand von Ministerium wegen der Sicherheit des Unternehmens.“

So schnell Draco konnte riss er die schwere Eichentür zu seinem Büro auf, gefolgt von Blaise sah er zuerst seinen gigantischen Schreibtisch, der beladen mit Arbeit war und wie aus Reflex heraus, drehte er den Kopf nach links zur Sitzecke, wo er normalerweise Geschäftspartner empfing. Das erste was ihm auffiel, war ein roter knielanger Mantel, dann schmale schwarze Hosenbeine und schließlich langes braunes gelocktes Haar. Die junge Frau stand vor den Porträts mehrer Partner mit denen er im laufe der Jahre zusammen arbeiten sollte. Als sie bemerkte, dass jemand das Büro betreten hatte drehte sie sich um.
 

Astoria war überrascht, über das gehetzt wirkende Äußere des blonden Mannes und lächelte freundlich. „Guten Morgen Mr. Malfoy, ihnen ebenfalls Mr. Zabini.“

„Miss Greengrass!“, rief Blaise erfreut und ging auf die junge Frau zu um ihr rechts und links ein Küsschen auf die Wange zu drücken. „Schön Sie wieder zu sehen, allerdings glaube ich, haben Sie sich im Büro vertan, sicherlich wollten Sie zu mir.“

Der Südländer bemerkte die roten Wangen der jungen Frau und gratulierte sich selbst. Er liebte Frauen und genoss es, sie so zu behandeln, wie sie es sich wünschten und gerade als er fortfahren wollte hörte er: „Ähm… nein, ich wollte tatsächlich zu Mr. Malfoy.“ Entsetzt sah Blaise sie an und drehte sich um. Hochzufrieden grinste Draco. „Nicht jede Frau erliegt deinen Charme und geht auf deine Anmache ein.“

„Sondern will so etwas arrogantes und selbstverliebtes, wie dich, ja?“

Astoria räusperte sich vernehmentlich, ihr war die ganze Situation schrecklich unangenehm.

„Ich möchte Sie nicht bei ihren Revierkämpfen stören, denn eigentlich gibt es da etwas sehr Unangenehmes, was ich möglichst schnell hinter mich bringen will.“
 

Verwirrt hoben Draco und Blaise jeweils die rechte Augenbraue. Nervös verknotete sie ihre Finger miteinander. „Ähm…Mr. Malfoy, ich möchte mich für mein schlechtes Verhalten entschuldigen, welches ich auf dem Ball zugrunde gelegt habe. Ich muss Sie in eine schrecklich peinliche Situation gebracht haben.“

Augenblicklich brach Blaise in schallendes Gelächter aus: „Sie wollen sich entschuldigen? Er sollte sich viel mehr bei Ihnen für den unterhaltsamen Abend bedanken.“

Draco verdrehte die Augen und gab Blaise eine leichte Kopfnuss. Ohne diesen weiter zu beachten sprach er: „Dafür hätten Sie nicht extra bis zu mir kommen müssen. Es war schließlich eine Sache der Selbstverständlichkeit.“

Ein Stein fiel von Astorias Brust und sie lächelte erneut. „Trotzdem noch einmal danke.“, dann warf sie einen Blick auf ihre schmale Armbanduhr und seufzte: „Ja dann, danke für ihre zehn Minuten. Die Mappe meines Kollegen Harrison liegt auf ihren Schreibtisch, er lässt bitten, das Formular auszufüllen bezüglich der Sicherheit Ihres Unternehmen.“
 

Gekonnt strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und nickte Blaise zu. „Tja… dann werde ich mich mal aufmachen und versuchen noch eine Karte zu ergattern.“ Sie hatte das Thema extra für den Abschluss aufgehoben, in der Hoffnung so noch ein wenig Zeit in der Nähe des blonden Mannes herausschlagen zu können. Zu ihrem Glück sprang sein bester Freund an. „Karte?“, sofort wurde Blaise hellhörig. „Quidditch?“

Astoria nickte erneut. „Ja, ich wollte mir gerne das Spiel gegen China ansehen, sofern ich noch eine Karte bekomme. Wahrscheinlich werde ich Sloper anbeten müssen“, fügte sie verstimmt hinzu. Draco konnte, wie in einem Film das Mienenspiel seines besten Freundes beobachten. Der Südländer nahm ihre Hände und sprach: „Ich mache Ihnen ein Angebot. Ich bin für Sie Blaise und `du` und Sie sind für mich ab heute Astoria. Wenn Sie mit diesen Bedingungen einverstanden sind, dann würde ich Sie mit Freuden zum Spiel einladen. Draco, Theodor und ich haben eine Karte übrig, da Marcus als Spieler aufgestellt worden ist.“

Astoria strahlte regelrecht und riss die Augen auf. „Sie- ehm, du würdest mich wirklich mitnehmen und das einzige was ich erfüllen muss, sind diese banalen Bedingungen?“, ein Schatten legte sich schnell über ihr Gesicht und sie fragte: „Lasst mich raten… ihr geht danach keinen Trinken?“

Ungläubig schüttelte Blaise den Kopf. „Natürlich gehen wir einen Trinken! Schlafen in Zelten und lassen so richtig den Troll raus.“
 

Draco gab nur ein leises Pff von sich. Mit dieser Aussage würde sein Kumpel sie eindeutig in die Flucht schlagen. Keine Frau würde je mit ihnen diese Tortur durchmachen. Und schon gar nicht ein Fräulein, wie Greengrass. Ihre Schwester hätte damals lieber drei Monate trocken Brot gespeißt als jemals einen Fuß in eine Kneipe zu setzten.

„Super!“, sprudelte es aus Astoria raus und sie drückte Blaise einen zarten Kuss auf die Wange. „Mein Tag ist eindeutig gerettet! Treffpunkt vor dem Stadion?“

„Südseite“, stimmte Zabini zu und erklärte ihr knapp die Einzelheiten, dann verabschiedete sich Astoria und verließ gut gelaunt das Büro. Ungläubig sah Draco ihr nach.
 

„Wer hätte gedacht, dass ich jemals eine Frau treffen würde, die auf Quidditch steht.“

„Und wer hätte gedacht, dass du jemals eine Frau Namens Greengrass dazu bringst, sich freiwillig mit dir abzugeben“, ergänzte Draco. „Denn soweit ich weiß, hasst ihre Mutter dich, verachtet dich Daphne und verfluchte dich einst der Vater.“

Blaise zuckte mit den Schultern und sah zu, wie sein Freund sich hinter seinen Schreibtisch niederließ. „Daphne wurde damals einfach zu langweilig.“, rechtfertigte er sich. „Außerdem war ich erst siebzehn, das heißt ich hatte mein ganzes Leben noch vor mir. Na ja, egal, ich bin gespannt wie trinkfest Astoria-Mäuschen ist.“

Ein fieses Grinsen huschte über seine Lippen und Draco wusste jetzt schon, was ihn erwarten würde. Vielleicht war die junge Frau ein wenig gewitzter als es den Anschein hatte und zeigte Blaise, wo es lang ging und nicht anders herum. Auf jeden Fall konnte er sich auf einen spannenden Freitagabend freuen.
 

Fortsetzung folgt...

part three.


 

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Abgehetzt drängelte sich Astoria durch einen Auflauf von Menschen. Wie kam es, dass sie ständig zu spät dran war, obwohl sie immer rechtzeitig losging?

Egal wohin sie wollte, ständig war sie in Eile und wirkte gehetzt. Bekleidet mit einer Jeans einem großen England -Trikot und einer Kappe versuchte sie sich einen Weg zum Südlichen Eingang zu bannen. Das große Stadion kam immer näher und sie konnte schon den Gesang der Fans hören, die sich bereits drin befanden. Die Scheinwerfer leuchteten in allen möglichen Farben und als Astoria einen kurzen Blick in den Himmel, es war als würde er in ein helles Gold erstrahlen und unweigerlich musste sie lächeln. Erst als sie die ungehaltene Stimme eines Aurors vernahm, schrak sie auf und drehte sich um. Etwa fünf Meter von ihr entfernt brüllte ein rothaariger Zauberer etwas von Wichser und Benehmen. Dann ertönte erneut ein empörter Ruf und die Menge drängelte sich stärker in Richtung Eingang. Es war mal wieder ein Kampf und Astoria fragte sich, weshalb es alle so eilig hatten, schließlich konnten sie ihre Sitzplätze nicht mehr verändern, auch wenn sie sich noch so früh im Inneren des Stadions befanden.
 

»United, United wird Siegen, Siegen, Siegen «
 

Das Gebrüll der Engländer wurde immer lauter und plötzlich höre Astoria neben sich eine Frau murren: „Als wenn es dasch wic`tigste der Welt wä`.“ Eine hübsche Vella verzog angeekelt das Gesicht und drängte sich dichter an einem großen Mann mit langen roten Haaren und einem vernarbten Gesicht. „Ach Liebling“, versuchte dieser sie zu besänftigen und Astoria sah, dass seine Wangen vor Aufregung glühten. „Es gibt doch nichts Besseres als bei einem Spiel der Spiele dabei zu sein! Warte es nur ab, es wird dir gefallen.“

„Dasch Bezweifele isch stark!“

Astoria kicherte, wahrscheinlich ging die junge Frau nur auf betteln ihres Freundes mit zu diesem Spiel und eins war ihr bereits jetzt schon klar. Zwischen all den brüllenden und aufgebrachten Quidditch-Nazis würde eine Prinzessin, wie sie, sich sicherlich nicht wohl fühlen. Astoria wurde weiter abseits gedrängt und verlor das komische Pärchen aus den Augen. Mit viel Kraftaufwand kämpfte sie sich schließlich bis zur Südseite und bemerkte erleichtert, dass das Gedrängel nachließ. Sie tastete nach ihrem Zauberstab, erleichtert darüber, dass er noch da war und sah sich um.
 

Überall trafen sich kleine oder große Grüppchen, doch von ihrer Begleitung fehlte jegliche Spur. Sie hatten sie ja wohl nicht vergessen oder gar versetzt? Unruhig verschränkte sie die Arme vor der Brust und versuchte die aufkommende Nervosität zu unterdrücken. Als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, drehte sie sich strahlend um, doch augenblicklich erstarrte sie.

Drei Hochgewachsene Irren grinste auf sie herab, weshalb sie sofort einen Schritt zurück wich. Alle drei hatten eine Glatze und schräg darüber ein Totenschädel tätowiert.

„Hey Kleine, Lust auf ein Erlebnis, was du nicht vergisst?“, der Dickere von den dreien beugte sich ein wenig zu ihr herunter und sofort roch die Dunkelhaarige den Alkohol. „Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen, wo du doch so ganz alleine hier rumstreust!“

„N-Nein danke“, brachte Astoria heraus und tastete nach ihrem Zauberstab der sich unter ihren Trikot befand. „I-Ich warte auf-!“

„Lass mich raten“, unterbrach der dunkle Glatzkopf sie höhnisch. „Auf deinen Freund, oder Bruder? Die Ausrede zieht nicht Püppchen.“

„Genau“, mischte sich der dritte ein und trat rechts an sie heran, sodass sie ihr jeglichen Fluchtweg versperrten. Vertraulich legte er Astoria einen Arm auf die Schulter. „Komm schon, es ist auch nicht weit.“
 

„Was ist nicht weit?“, mischte sich nun eine vierte Stimme ein und Astoria fuhr herum, erleichtert sah sie ihre drei Begleiter. „Ja“, begann sie freundlich an die drei Glatzköpfen gewandt. „Das war es, was ich eigentlich sagen wollte. Meine reizenden drei Cousins warten auf mich und ich muss sie erst um Erlaubnis fragen, ob sie nicht bei diesem unglaublich tollen und unvergesslichen Erlebnis mitmachen wollen.“ Sie zwinkerte. „Aber ich glaube nicht, dass sie an Gruppensex interessiert sind.“

Blaise riss der Geduldsfaden, ebenso wie Draco, beide zückten ihre Zauberstäbe, einzig alleine Theodor blieb gelassen und grinste.

„Also Jungs“, beendete Astoria diesen Konflikt nun mutiger als sie eigentlich fühlte. „Wie ihr seht, habe ich tatsächlich keine Interesse.“ Sie trat einen großen Schritt zurück und stand nun direkt neben Draco und Blaise. Die drei Glatzköpfe schnauften, dann zogen sie grummelnd von dannen, allerdings nicht ohne vorher noch einmal einen wütenden Blick zurück zu werfen. Der Dickere hatte sogar noch den Nerv und brüllte: „Du wirst es bereuen, so etwas verpasst zu haben.“

„Nein, ich glaube eher nicht“, murmelte Astoria und sah nun zu ihrer Begleitung.
 

Alle drei trugen Trikots, Nott sogar eine Kappe. Unweigerlich musste Astoria zugeben, dass das Dreiergespann äußerst attraktiv auf sie wirkte. Sie dazwischen musste aussehen, wie ein Witz. Kurz warf sie einen Blick auf Mr. Malfoy und stellte fest, dass er sein Haar nicht streng zurückgekämmt hatte, sondern ein paar Strähnen ihm ins Gesicht fielen. Seine sturmgrauen Augen folgten noch immer den drei Glatzköpfen durch die Menge, bis er sie aus den Augen verloren hatte. Dann entspannten sich seine Gesichtszüge und er sah auf sie herunter, weshalb sie schnell den Blick abwendete und sprach: „Blaise, lass mich dir sagen, du hast ein ausgezeichnetes Zeitgefühl, wenn es darum geht Damen in Not zu retten.“

„O nein!“, der Südländer winkte ab. „Da musst du dich mal wieder bei Dray bedanken, denn er hat dich zuerst eingekreiselt von diesen Idioten gesehen.“
 

Mit einem murkligen Gefühl sah sie zu ihren Retter. „Sieht so aus, als müsste ich mich schon wieder bei Ihnen bedanken.“

Bevor Draco etwas sagen konnte fuhr sein bester Freund dazwischen und zwang die kleine Gruppe zum stehen bleiben. „So geht das heute aber nicht weiter! Schluss mit den Faxen! Hat jemand was dagegen, wenn wir uns für die nächste Zeit einfach alle einmal Duzen? Wenn nicht erhebe er jetzt Einspruch oder solle für immer schweigen.“ Wortlos sahen drei Augenpaare ihn an, weshalb Blaise schließlich vergnügt einen Arm um Astoria legte und trällerte: „So und nun geliebte Astoria, darf ich dich ins Reich der Männer entführen?“
 

„Reich der Männer?“, sie lachte laut und zeigte ihm den Vogel. „Das Spiel entscheiden wird heute Potter und sie ist eine Frau, also wollen wir mal sagen, rein ins Reich der selbstständigen Hexen.“

„Du bist ein Potterfan?“, ertönte Dracos verstimmte Stimme und Astoria nickte ehrlich. „Ja, ich fand sie schon zu Hogwartszeiten toll. Sie konnte einmalig Quidditchspielen, war selbstbewusst und irgendwie total cool. Und heute muss ich zugeben, dass sie eine wirklich tolle Mutter ist.“

Durch einen kleinen Eingang, extra für die obere Loge, betraten sie das Stadion und zogen schließlich an mehreren Ständen vorbei, die ihren Weg zitierten. „Darf ich fragen, woher du Mrs. Potter kennst?“, fragte nun Theodor, als sie nebeneinander die Treppen hoch stiegen um zu ihren Plätzen zu kommen. „Ich arbeite für Mr. Potter“, erklärte sie knapp und Blaise riss die Augen auf. „Du hast einen Job im Ministerium?“

Astoria sah ihn gefährlich lächelnd an und wollte wissen, ob er ihr so eine Arbeit nicht zutrauen würde. Dieser winkte erschrocken ab und sprach: „Nein, nein. Es wundert mich generell das du arbeitest, da ihr Greengrass doch genug Gold für ein weiters Jahrhundert habt.“
 

Astorias Herz krampfte sich zusammen, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, was ihr glänzend gelang. „Ich habe mich lange gefragt, wozu ich sieben Jahre in Hogwarts war und mir die Birne weich gepaukt habe, wenn ich nach der Schule in ein langes Kleid springen soll und danach nur noch dran denken soll, Kinder in die Welt zu setzten.“

Blaise lachte laut, während Theodor nur schmunzelte und Draco die Stirn runzelte. „Kommt ganz auf die Sichtweise an“, widersprach Draco und Astoria wendete sich ihm zu, als sie ihre Plätze erreicht hatten. Gerade als sie auf seinen Kommentar eingehen wollte, mischte sich Blaise ein, der ein Unheil kommen sah. „Ihr könnt in der Pause darüber streiten, wie es in der Welt der Frauen vorzugehen hat.“ Er trat zwischen den Beiden und legte jeweils einen Arm um ihre Schulter. „Jetzt genießen wir das Spiel!“, bestimmte er und wie auf sein Kommando ertönte eine laute Stimme.

Die Menschen im Stadion kreischten, Scheinwerfer fuhren herum und ein jeder spürte die Spannung in der Luft. Vorfreude explodierte und das Adrenalin stieg.
 

» Herzlich Willkommen meine Herren und die wenig Quidditchbesessenen Ladys!«
 

Astoria lehnte sich gegen die Brüstung und lächelte. Sie kannte die Stimme. Oft hatte Lee Jordan in ihrer Schulzeit die Quidditchspiele kommentiert und dabei bewiesen, dass er dies äußerst gut konnte. »Erleben Sie mit mir ein äußerst spannendes Spiel China gegen England, eine Begegnung die Geschichte schreiben wird! Zum ersten Mal seit die Meisterschaften stattfinden, stehen sich diese beiden, dank dem Lose Länder gegenüber und natürlich ist es seit Jahrhunderten Sitte, dass beide Kandidaten ein Geschenk für die Gäste mitbringen. Sehen wir doch mal, was unser Land zu bieten hat! «
 

„Hoffentlich wird es jetzt nicht peinlich.“ Theodor griff zu seinem Fernglas und Blaise lachte: „Ach wo, soweit ich weiß, ist es das Übliche.“

„Veelas…“ Draco klang sichtlich verstimmt und kramte seinen Zauberstab aus der Tasche. Er verspürte nicht sonderlich viel Lust anzufangen, wie ein Hund zu sabbern und seinen kleinen Freund nicht unter Kontrolle zu halten. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Theodor es ihm gleich tat. Nur Blaise schien das Schicksal wieder herausfordern zu wollen. Neben ihm seufzte Astoria. „Warum sind die Veelas nicht mal männlich? Immer dieses Arschgewackel.“

Draco musste lachen als er ihr empörtes Gesicht sah. „Ja, ja lach du nur!“, wies sie ihn zurecht. „Ich meine es ernst!“
 

„Liegt vielleicht daran, dass achtzig Prozent der Fans männlich sind“, witzelte Draco. „Wenn diese statt hübsche Frauen, plötzlich einen gebräunten Männerhintern vor sich her schwingen sehen würden, das Chaos was darauf folgen würde, wäre gigantisch.“

Sie lachte. „Ja und? Das wäre doch der Skandal des Jahrhunderts.“ Sie richtete ihren Blick auf die jungen, überaus schönen Frauen, welche nun einen Tanz vorführten.
 

„Ich glaube, Skandale hat die Welt im Moment genug.“ Ohrenbetäubende Musik setzte ein und Astoria zuckte zusammen. Noch bevor sie zu ihrem Zauberstab griff, spürte sie, wie die Musik nachließ und sie sah auf ihren Nebenmann der freundlicherweise etwas nachgeholfen hatte. Lässig ließ er seinen Zauberstab verschwinden und sie lächelte dankbar. Während sie darauf warteten, dass die Chinesen ihr Geschenk zeigte, spürte Astoria, wie sehr ihr das Herz zum Hals klopfte. Die Anwesenheit Draco Malfoys machte sie nervös. Auch als die Chinesen es mit einem großen, festlichen Feuerwerk und einem Tanz mit einem gigantischen Drackenkostüm krachen ließen, konnte sie sich nicht konzentrieren. Immer wieder war sie versucht ihren Nebenmann einen verstohlenen Blick zuzuwerfen. Innerlich hoffte sie, dass er ihren Blick nicht bemerken würde, nichts wäre ihr sonst peinlicher.
 

»Und nun meine Damen und Herren, begrüßen Sie mit mir das chinesische Nationalteam, zu meiner linken Seite und heute in bezaubernden gold gehaltenen Umhängen, angeführt von Wuffei, Ching, Eji-Yan, Jiino, Zedong, Sacureii und zu guter letzt, als Sucher bejubelt und gefeiert Cjino! «
 

Die linke Seite des Stadions brüllte und jubelte, während eine Reihe von Spielern hintereinander das Stadion betrat und in die Feldmitte trat, wo der Schiedsrichter auf sie wartete. Ihre goldenen Umhänge verliehen ihnen etwas Wertvolles, Gewinnendes. Gerade als Astoria sich von Theodor das Fernglas ausleihen wollte, ertönte erneut die Stimme Lee Jordans.
 

»Kommen wir zu meiner rechten Seite Ladys und Gentlemans! Die Besten unseres Landes in einem herrlichen dunklen blau! Als Kapitän vertreten von Lintons und gefolgt von Wood, Devreaux, Heather, Flint, Peakes, Davis und Potter! «
 

Bei den Namen der Sucherin kreischte das halbe Stadion begeistert auf und die Chinesen reckten die Köpfe. Astoria war einer der Kreischenden und ihr glühender Blick heftete sich an die roten langen Haare. Endlich sah sie die Frau ihres Chefs einmal live spielen. Bis jetzt hatte sie sich mit Radio und Zeitung zufrieden geben müssen.

„Wenn Potter den Sucher macht, dann können wir doch gar nicht anders als gewinnen, oder?“, ließ Blaise vermerken und Theodor grinste. „Lass das bloß Marcus nicht hören, du würdest seinen Stolz aufs übelste beleidigen.“

„Den beleidigt er schon ganz alleine“, brummte Draco und Astoria runzelte die Stirn. Sie verstand nicht ganz, unterließ es aber nachzufragen. Von ihrem Vater wusste sie, dass Männer zu bestimmten Themen nicht gerne einen Kommentar abgaben, sondern bestimmte Aussagen lieber auf sich beruhen lassen wollten.
 

»Beide Mannschaften begrüßen sich höflich, die Kapitäne geben sich die Hand ohne sich gegenseitig zu verfluchen. Eindeutig ein Fortschritt im Gegensatz zu dem Desaster, welches wir vor drei Jahren in Mexiko erleben durften, als sich Italien und Australien zuerst duellierten, als einen sportlichen Wettkampf auszutragen. Doch das ist Vergangenheit, begrüßen wir nun das faire Spiel, welches auf uns zukommen wird. Watson greift zu seiner Pfeife um jeden Moment das Finale der 64 Weltmeisterschaft zu eröffnen. Freuen wir uns auf einen bombastischen Abend! «
 

Der Pfiff ertönte…
 

Es wurde ein tolles Spiel, spannend bis zur letzten Minute, das Stadion wurde buchstäblich mitgerissen, wenn sich Ginny Potter und Ryou Cjino ein um das andere Mal einen erbitterten Kampf um den Schnatz boten. Doch letzten endlich siegte England mit 320 zu 310, ganz knapp erreichte die junge Frau Harry Potters in einem Sturzflug den Schnatz vor ihrem Gegenspieler, der auf die Erde klatschte, während sie es gerade noch schaffte samt dem Schnatz in ihrer linken Hand den Boden auszuweichen.
 

„Einfach genial!“, jubelte Blaise, als die Truppe fast fünf Stunden später durch die voll belebten Straßen zog. „Potter isch wirklisch heisch“, lallte er und Theodor verdrehte die Augen, als der Schwarzhaarige einen Arm um seine Schulter legt. Sein Kumpel war eindeutig schwer angetrunken und hatte arg Probleme sich richtig auf den Beinen zu halten. Ein Blick auf Astoria und Draco sagte ihm, dass die beiden zwar auch schwer einen Intus hatten, jedoch eher angeheitert wirkten als betrunken. „Dat sagste schon zum dritten mal!“, erinnerte Astoria ihn. „Wenne sie so heiß findest, warum hassu se net geheiratet?“

„Sie steht nisch auf Gi-Gi…“, Draco schien das Wort fast die Zunge zu brechen, was Theodor lachen ließ. „Du meinst Gigolos?“

„Jau!“, nickte Astoria begeistert und grinste, dabei bemerkte sie, dass sie sich in einer gut beleuchteten Straße befanden. Immer und überall konnten sie den Schlachtruf United hören und stimmten jedes Mal freudig mit ein. Bunte Laternen heizten die Stimmung an und in mehreren Kneipen konnte man Engländer mit Chinesen feiern sehen. Trotz der Niederlage, schienen die Asiaten keinen Grund zu sehen, warum sie sich nicht zusammen mit dem Gastgeber hinter die Theke begeben sollten.
 

Der Himmel war Wolkenfrei und Sterne funkelten wie Diamanten auf sie herunter. Alles in einem war es der perfekte Abend um die Tassen zu heben.

„Hey, wolln, wa nisch zu diesem Quiz?“, fragte Blaise in die Runde schwankte dabei bedrohlich. Verwirrt runzelte Theodor die Stirn. „Was für ein Quiz?“

„Inner Markov-Hütte.“ Verwundert darüber, dass sein Kumpel trotz seines Zustandes noch wiedergeben konnte, was er zu Beginn ihres Besäufnisses gehört hatte, blieb er stehen und sah die anderen Beiden an. „Wer Fragen richtisch beantwortet, gewinnt nen Preisch.“

„Dann nischt wie hin!“, jodelte Astoria laut und Blaise wies den Weg an. Hinterher konnte Astoria nicht mehr sagen, ob sie dieses Quiz nun bestritten hatten oder nicht. Sie wusste auch nicht mehr, wie lange sie noch unterwegs gewesen waren. Nur eins hatte sie später noch vor Augen, nämlich das Tablett mit Feuerwhisky. Hatte sie es alleine getrunken? Oder hatten die Jungs ihr dabei geholfen? Ihr Gedächtnis ließ sie kläglich im Stich. Auch als es darum ging sich daran zu erinnern, wie sie es bis zum Zelt geschafft hatte, fühlte sich ihr Kopf merkwürdig leer an.
 

Doch absolute Tatsache war, sie hatte bis vor ein paar Sekunden noch im tiefsten Schlaf gelegen und nun wehrte sich alles in ihr dagegen aufzuwachen. Doch ihr langsam wach werdender Verstand flüsterte immer lauter, dass sie gut dran täte jetzt die Augen zu öffnen. Schwerfällig seufzte sie und rieb sich über die Augenlieder, dabei bemerkte sie zaghaft, dass sich die Matratze unter ihr, seltsam ungewöhnlich anfühlte, außerdem stank es schrecklich nach Bier und Whisky. Zögerlich tastete sich Astoria vor und berührte weiche gespannte Haut. Ihre Hand erstarrte, als sie ein Schlüsselbein ausmachen konnte. Sie hob ihren Kopf an und zwang sich die Augen aufzumachen, dabei drehte sich alles um sie herum.
 

S c h e i ß e !
 

Ihre Augen weiteten sich erschrocken, als sie helles blondes Haar erkannte, einen nackten Oberkörper unter sich spürte und der Mann unter ihr leise im Schlaf schnarchte. Ruckartig erhob sich Astoria, wobei ihr Herz bis zum Hals schlug, fahrig tasteten ihre Hände ihren Körper ab und sie bemerkte, dass sie ein viel zu großes T-Shirt trug mit der Aufschrift von den C.C. Ihre nackten Beine lugten unter dem schwarzen Shirt hervor und Astoria schwang die Beine aus dem großzügigen Bett. Augenblicklich taumelte sie und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Sie war viel zu gehetzt und geschockt gleichzeitig, als dass sie ihre Umgebung irgendwie richtig wahrnahm. Sie wollte nur noch verhindern, dass das Ganze sich in eine äußerst peinliche Situation verwandelte. In ihrer Hast aus dem Zimmer zu kommen, übersah sie die Schuhe am Boden, stolperte, stürzte und schlug sich den Kopf auf einer Kante eines Schranks an.
 


 

…Stimmengewirr…
 

„…habt… Folgen…acht…“
 

„..rry… Draco… gef… lebt…“
 

Wer sprach da?

Und warum verstand sie nicht alles?

„Verdammt Pansy!“

Astoria stöhnte unweigerlich, als sie den Namen ihrer Freundin vernahm. Erneut versuchte sie sich zu zwingen aufzuwachen, was ihr dieses Mal um einiges besser gelang, als bei ersten Mal. Wobei… warum versuchte sie schon wieder wach zu werden? Eine böse Vorahnung beschlich sie, besonders, wenn sie sich wieder bei Pansy befand. Das Ganze konnte nichts gutes heißen.

„Meinst du Draco hat sie absichtlich geschubst, damit sie sich den Kopf anschlägt und er sie durchvögeln kann?“

Sofort riss Astoria die Augen auf und erkannte, dass sie im Bett ihrer besten Freundin lag. Der Raum um sie herum drehte sich und Sekunden bevor sie auch schon schutzlos zur Seite kippen konnte, legte sich ein Arm um ihre Schulter und eine Hand auf ihre Stirn. Sanft ließ dieser jemand sie zurück in die Kissen gleiten und Astoria brachte nicht mehr als ein schwaches „Danke“, hervor.
 

„Davon habe ich nicht geredet Blaise!“, zischte Pansy. „Im Gegensatz zu dir glaube ich, dass Draco noch immer so eine Art Stolz besitzt und sich an keine hilflosen Frauen vergreift.“

„Bei Merlin, was hältst du nur von mir. Manchmal frage ich mich, wo du all diesen Mist aufgeschnappt hast und weshalb du dir den ins Hirn pflanzen ließt!“

Plötzlich vernahm Astoria eine bislang stumm gebliebene Stimme und erkannte, dass es sich hierbei um Theodor handeln musste. „Ich schlage vor, wir regeln das draußen, was meint ihr? Pansy, Blaise.“, er sprach ihre Namen betont drohend aus und Astoria war sich nicht sicher, ob er sie nach draußen schob, oder ob sie sich freiwillig aus dem Zimmer entfernten

Sie schloss die Augen um ihren brummenden Kopf zu beruhigen und flüsterte: „Was für ein Desaster!“
 

„Da kann ich voll und ganz zustimmen.“

Erschrocken riss Astoria wohl zum dritten Mal die Augen auf und sah nach rechts, auf dieser Seite saß ein blonder Mann mit müden grauen Augen auf ihrer Bettkante. Sein Haar stand wirr vom Kopf ab, dunkle Ränder lagen unter seinen Augen und er schien blindlings nach Kleidung gegriffen zu haben. Zumindest würde das den schlichten braunen Pulli und die Jeanshose erklären.
 

Astoria legte die Hände über die Augen. „Du bist verflucht!“

Verblüfft hob Draco eine Augenbraue. „Wieso ich, du bist es die sich den Kopf angeschlagen hat, als du versucht hast, deinen Ruf zu wahren.“

Langsam richtete sich die Brünette auf und zeigte anklagend mit den Finger auf ihn. „Schon klar, aber jedes Mal wenn wir uns treffen lande ich immer ohnmächtig in irgendeinem Bett! Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen!“

„Behaupte ich ebenfalls.“, brummte der Blonde. „Denn jedes Mal wenn wir[/] uns treffen, bringst du mich in irgendeine unangenehme Situation!“

Astoria schluckte leicht und spürte eine unbekannte Hitze in sich aufsteigen. „Stimmt ebenfalls.“ Dann reckte sie das Kinn und sprach: „In diesem Fall kann ich mich leider nur wiederholen und sagen, dass es mir leid tut.“
 

Draco fuhr sich mit der rechten Hand durch das unordentliche Haar und seufzte. „Machen wir es anders, ich vergesse das ganze Desaster und du verlierst ebenfalls kein Wort darüber.“

„Wir wollen uns ja nicht gegenseitig lächerlich machen“, setzte Astoria sarkastisch dazu und er nickte: „Ganz genau!“

Einen Moment lang herrschte zwischen ihnen eine ausgesprochen unangenehme Stille. Keiner sah den anderen direkt an, bis Astoria schließlich aufgab und sprach: „Es tut mir wirklich leid Draco. Ich mache das bestimmt nicht mit Absicht.“

Er reagierte versöhnlicher und sie bemerkte, dass sein Blick zum Fenster gewandt war. „Ich weiß. Pansy hat mich aufgeklärt.“

Sofort ging ein Ruck durch Astorias Körper. Pansy hatte was? In wie fern hatte sie ihn aufgeklärt? Über das, was sie ihren Eltern versprochen hatte?

„Zuerst hatte ich es nicht glauben können.“, gestand Draco und sie hielt buchstäblich die Luft an. Er würde sie hassen, wenn er die Wahrheit erfahren würde. Aber eigentlich war ja auch noch nichts passiert oder? Sie hatte ihn nett gefunden und sich ein wenig für ihn interessiert, was war denn schon dabei?
 

Astoria fühlte sich unglaublich schlecht und schluckte hart.

„Aber als sie mir die Geschichte mit der Rüstung und dem Rock bestätigte, wurde mir klar, dass du eben eine ausgeprägte Neigung zum Mittelpunkt hast.“ Er grinste breit und ihr fiel ein Stein vom Herzen.

Nicht die Wahrheit, nicht die Wahrheit.

„Das ist nicht lustig, du Snob!“ Sie boxte ihm leicht beleidigt in die Rippen und musste unweigerlich lächeln. „Ich kämpfe seit Jahren gegen meine Schusseligkeit an und Heilung ist immer noch nicht in Sicht.“

„Weshalb du diesem ganzen pompösen Schnickschnack erst einmal ein paar Jahre lang den Rücken gekehrt hast.“

Woher wusste er das schon wieder?

Er las in ihrem Gesicht und beantwortete die unausgesprochene Frage. „Pansy.“
 

Sie war so gut wie tot.
 

„Bevor du dich jedoch daran machst deine Freundin zu meucheln, wollte ich fragen wann wir den Gutschein einlösen wollen.“

„Welchen Gutschein?“

Draco murmelte kurz etwas von einem Filmriss ihrerseits und sprach dann: „Den wir gestern gewonnen haben. Ein Dinner zu zweit in diesem neuen französischen Restaurant.“

Astoria rieb sich die Stirn, sie konnte sich wahrlich an gar nichts mehr erinnern. „Wie wäre es am Mittwoch?“

Er nickte einverstanden und erhob sich. „Gut, dann würde ich bis dahin sagen, ruh dich aus und erhol dich und ich hole dich Mittwoch ab.“

Sofort riss Astoria die Augen auf. „Bloß nicht!“, wehrte sie ab und sah, dass er misstrauisch die Stirn runzelte. „Wir treffen uns am besten um neunzehn Uhr dort, ich möchte nicht, dass meine Nachbarn sich den Hals verrenken, wenn du vor meiner Tür stehst, das würde nur wieder unnötiges Gerede mit sich bringen.“

Verstehend nickte er erneut und wünschte ihr noch einen schönen Tag. Als Astoria sich zurück in die Kissen sinken ließ, seufzte sie tief.
 

Es hatte doch eigentlich ein unvergesslicher Abend werden sollen. Und was hatte sie daraus gemacht? Die Peinlichkeit ihres Lebens. Und als Dank dafür, wollte Draco doch tatsächlich den Gutschein, den sie wohl durch dieses Quiz gewonnen hatten, einlösen. Er war ein seltsamer Mensch und doch mochte sie ihn irgendwie. Oft wirkte er schroff, manchmal arrogant doch die Ironie in seiner Stimme, wenn er sich zweifelsohne zu einer nicht ernst gemeinten Bemerkung herhab ließ, ließ sie jedes Mal aufs Neue schmunzeln. Er war höflich, gebildet und verkörperte all das, was sie sich je bei einem Mann gewünscht hatte. Sie waren sich in vielen Dingen sehr ähnlich und doch wieder so verschieden, wie sie es nicht anders hätten sein können. Astoria war sich nun so sicher wie noch nie zuvor, dass Draco Malfoy in der Lage war, all ihre Probleme auf einem Schlag zu lösen. Er würde die Familienfirma retten können, sie gut als seine Ehefrau behandeln und ihr eine wunderschöne Zukunft bieten können. Lächelnd lehnte sie sich zurück und schloss die Augen.
 

◄●►
 

Unruhig schritt Blanche Greengrass im Salon auf und ab, ihr Ehegatte saß zurückgezogen am Fenster und las den Tagespropheten. Genüsslich paffte Edgar an seiner Zigarre und versuchte seine hin und her laufende Frau zu ignorieren. Schließlich blieb sie stehen und ließ sich ihm gegenüber nieder. Ihr Blick glitt zum Kamin und er spürte, dass ihr etwas auf dem Herzen lag, also legte er widerwillig die Zeitung auf den kleinen Tisch und nahm seine Brille von der Nase. „Was ist los Blanche?“

„Nichts“, antwortete sie wie in Trance und nicht zum ersten Mal spürte er das Verlangen sie foltern zu dürfen, damit sie damit aufhörte, ihn für dumm verkaufen zu wollen. Er schlug die Beine übereinander und sah sie eindringlich an, was seine Frau noch nicht einmal zu bemerken schien. Er blickte auf ihren Zeigefinger, der immer wieder auf die Armlehne des schmalen Ohrensessels tippte.

„Nun spuck es schon aus!“, brummte er. „Und hör auf, mir weiß machen zu wollen, dass du noch nicht herausgefunden hast, wie dein Gehirn funktioniert.“
 

Ein wenig verletzt seufzte seine Frau und schenkte ihm ihre Aufmerksamkeit. „Ich mache mir Gedanken über Daphne und Astoria.“

„Weshalb?“, murmelte Edgar und griff wieder zu seiner Zeitung. Er hatte geglaubt es wäre etwas gewesen, was von äußerster Wichtigkeit war. Nicht das seine Töchter nicht wichtig waren, aber aus Erfahrung wusste er, dass seine Frau manchmal nicht damit aufhören konnte, sich über die Mädchen zu beklagen. „Ich finde, wir sind Astoria gegenüber nicht gerecht. Schließlich durfte sich Daphne frei verlieben und Tori muss sich an, von uns vorgegebene Richtlinien halten.“

„Ich würde Andrew zwar nicht für ein großes Los halten, aber immerhin ist das Weichei in der Lage Daph ein Dach über dem Kopf zu bieten.“ Er machte kein Geheimnis daraus, dass ihm sein erster Schwiegersohn nicht zusagte. Seiner Meinung nach sollten sich Frauen mit Stoffen und Kleider auseinandersetzten und keine Männer.
 

Blanche sah ihn böse an, sie mochte Andrew, nicht zuletzt, weil er ihr immer wieder mit seinen neusten Kreationen aushelfen konnte. Zwar würde er niemals das Familienunternehmen retten können, da ihm erstens das Geld und zweitens die Fähigkeit dazu fehlte, aber wenn es darum ging den äußeren Schein zu wahren, so war Andrew Meister darin.

„Es sieht ganz so aus, als hätte Tori sich den Mann fürs Leben bereits ausgesucht“, verkündete Blanche die Neuigkeit, doch sie schien nicht besonders glücklich darüber.

„Ist doch gut.“, warf Edgar ein, doch als er die Miene seiner Frau sah, wusste er, dass dem nicht so war. Geschlagen, weil sie es geschafft hatte seine Aufmerksamkeit voll und ganz zu gewinnen, legte er endgültig die Zeitung beiseite und sah sie aufmerksam an. „Wer ist der Kerl? Doch nicht etwa dieser unsympathische Mr. Donald oder Mr. Conner?“

„Nein, nein“, wehrte Blanche ab. „Astoria hat jemanden im Auge der bei weiten höher gestellt ist, als wir es je sein werden.“
 

Unwillkürlich rutschte Edgars linke Augenbraue nach oben. „Also ich gehe mal davon aus, dass sie sich an die Reinblütigkeit hält?“

Blanche wedelte ungeduldig mit der Hand. „Natürlich, der junge Herr ist von sehr alten und reinen Blut, sein Stammbaum reicht bei weiten ein paar Jahrhunderte mehr zurück als unserer. Und was seinen Wohlstand angeht, wir hätten nicht einmal in unserer besten Zeit mithalten können.“, Blanche klang ein wenig verbittert, doch irgendwie auch schon wieder stolz darauf, dass ihre jüngste Tochter ein so gutes Gespür bewies.

„Wie viel verdient der Knabe im Jahr, 5.000 Galleonen?“, fragte er wie beiläufig, dabei immer im Hinterkopf, dass er zu Beginn seiner Zeit im Unternehmen nie mehr vorzuweisen hatte als 4.500 Galleonen.

Blanche schüttelte den Kopf.

„6.000 Galleonen?“

Wider ein Kopfschütteln.

„7.000?“

Erneut setzte Blanche nur ihren Kopf zu antworten ein und Edgar verdrehte die Augen. „Verflucht Frau, jetzt spuck es schon aus!“
 

„25.000“, flüsterte sie so eingeschüchtert, als könnte der besagte Herr direkt hinter ihr auftauchen. Augenblicklich riss Edgar die Augen auf und war einen Moment lang unfähig etwas Vernünftiges zu sagen. „2-25.000 Galleonen im Jahr? Grundgütiger Himmel!“, er schlug mit der rechten Hand auf die Sessellehne und strahlte: „Verdammt noch mal, was ist das Mädchen Slytherin!“

Blanche, die einst selbst eine Rawenclaw gewesen war, gab wenig auf diesen einstigen Häuservergleich zu Hogwartszeiten. „Interessiert es dich denn gar nicht um wen es sich handelt?“, versuchte sich seine Freude zu dämpfen, doch ihr Mann blies nur vergnügt den Rauch seiner Zigarre aus. „Nein, wieso auch, es reicht wenn ich weiß, dass der Junge zu den reichsten Männern ganz Großbritannien gehören müsste.“

Blanche änderte ihre Taktik und griff zu ihrem Stickwerkzeug. „Wenn dir das reicht. Ich jedoch mache mir die größten Sorgen um mein kleines Mädchen.“

„Wieso? Weil ihr vielleicht in zwanzig Jahren das Gold ausgehen wird, wenn er jetzt keinen Gewinn mehr machen würde?“
 

„Nein“, erklärte Blanche bestimmt und mit einem gewissen Nachdruck in der Stimme. „Ist dir vielleicht schon mal durch den Kopf gegangen, wie viele junge Männer du kennst, die tatsächlich dieses Einkommen mit sich bringen könnten?“

Kurz legte Edgar den Kopf schief und dachte nach. „Mr. Zabini, den Astoria uns aber niemals anschleppen würde, Mr. Darnell, Lord Thompson, Graf Durckheim, Mr. Rickmann, Mr. Hurrelship und Mr. Window-Mester.“

Blanche sah ihn enttäuschend an. „Niemand von diesen Witzfiguren. Mr. Darnell ist noch ein halbes Kind, Lord Thompson bereits um die Vierzig, Graf Durckheim ein aufdringlicher, grabschender Flubberwurm, Mr. Rickmann und Mr. Hurrelship Muggelliebhaber und Mr. Window-Mester ist Astoria so zuwider, dass sie niemals mit ihm anbändeln würde.“

„Und wer ist der geheimnisvolle Auserwählte, der dir mehr Angst als alles andere zu machen scheint?“, fragte Edgar gelangweilt und beugte sich nach Rechts um einen Drink vom Tisch zu nehmen.
 

„Ein Malfoy.“
 

Augenblicklich fiel Edgar das Glas aus der Hand und er starrte seine Frau geschockt an. „E-Ein Malfoy? Wir sprechen doch nicht etwa gerade von Draco Malfoy, den jüngsten Todesser aller Zeiten, den Bestverdiener ganz Europa, den einzigen Sohn Luzius Malfoy?“

„Genau von dem reden wir. Den Sohn einer Familie die so hoch über uns steht, dass wir ihr bis jetzt nur von weiten begegnet sind. Was meinst du, warum ich mir solche Sorgen um Tori mache?“, zischte Blanche scharf. Edgar lehnte sich noch immer leicht geschockt zurück und stammelte: „Ich wollte das sie sich ein reiches, vernünftiges Früchtchen sucht, aber doch nicht so eins!“, seine Frau stand auf und schritt erneut unruhig auf und ab. Er folgte ihr mit dem Blick.

„Hast du versucht ihr den auszureden?“

„Natürlich!“, winkte Blanche frustriert ab. „Doch leider lässt sich ein verliebtes Weib nicht so schnell von ihren Gefühlen abbringen.“
 

„O Merlin!“, Edgar schlug die Hände über den Kopf zusammen. „Ein Malfoy. Der Sohn von Lucius. Draco Malfoy, Astoria, was tust du uns nur an!“

„Sie dienert am Mittwoch mit ihm.“, erklärte Blanche mürrisch. „Und Andrew hat bereits alles getan um ihr Erscheinungsbild perfekt wirken zu lassen.“

„Aber bei Toris Geschick in die Fettnäpfchen zu treten, wird ihr auch ein Erscheinungsbild einer Sirene nicht mehr helfen können.“

Blanche blieb stehen und sah ihren Ehegatten an und dieser bemerkte den veränderten Ausdruck in den Augen seiner Frau. „Das ist das kleinste Übel, worüber ich mir sorgen mache Edgar.“, sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und sprach: „Die Malfoys sind bekannt für ihre Traditionen und ihren Perfektionismus. Sollte es Astoria wirklich gelingen den Malfoy-Erben an sich zu binden, wird sie in diesen Strudel der Gesellschaft, der Intrigen und der ständigen Gerüchte geraten. Ich frage mich, ob sie die Stärke dafür besitzt.“
 

Edgar Greengrass schluckte hart und seine Miene wurde besorgt. Natürlich hatte er bereits von den Traditionen gehört, die die Familie Malfoy pflegte, aber da er mit niemanden im Kontakt stand, der ihm dieses Gerücht bestätigten könnte, hatte er es immer Gerücht sein gelassen.

„Ich habe mit Pansys Mutter darüber gesprochen, du weißt schon, Gudrun. Und nach all dem was sie mir erzählt hat, war sie froh, als Pansy von Mr. Malfoy sitzen gelassen wurde.“

Edgar warf seine Zigarre in den Kamin und schwang seinen Zauberstab, damit sich eine neue zu ihm bewegte. „Darf man fragen warum?“
 

Blanche sah erneut ins Feuer, es schien ihr schwer zu fallen darüber zu sprechen. „Die Frauen dieser Familie dürfen nicht arbeiten, außerdem haben sie die unausgesprochene Pflicht bereits im ersten Ehejahr einen Erben zur Welt zu bringen. Wenn nicht fällt dem Gatten das Recht zu sich eine so genannte Zweitfrau zu halten.“, ihr zerriss das Herz, wenn sie daran dachte, dass ihre jüngste Tochter in solch ein Unglück laufen könnten. Ihre Augen wurden feucht und sie holte erstickt Luft. „Verstehst du Edgar? In einer Ehe mit solch einem Mann hätte Tori keinerlei Rechte. Sie müsste sich nach dem richten, was er ihr aufträgt. Sie würde einzig und alleine für ihn leben und wenn sie sich nicht an seine Anweisungen hält, dann-“
 

Eine stumme Träne rollte ihr über die Wange, der Ersten folgten weitere.

„Ich hasse uns dafür, dass wir Astoria um so etwas baten.“

Edgar erhob sich und schritt auf seine Frau zu, führsorglich nahm er sie in den Arm und strich ihr behutsam über den Rücken.

„Ich hätte nie gedacht, dass Gold so viele Probleme mit sich bringen könnte. Mittlerweile wäre es mir sogar lieber, wir würden auf der Straße landen, als das auch nur eines der Mädchen unglücklich ist.“

Er seufzte und versuchte das ganze Desaster positiv zu sehen. „Noch ist ja noch nichts passiert. Außerdem ist mir bereits zu Ohren gekommen, dass Mr. Malfoy ein Bündnis mit Miss Delone eingehen wird, also sieht es ganz so aus, als müssten wir uns über eine Ehe der beiden keine Sorgen machen. Vielleicht pflegt Tori auch nur eine neue Bekanntschaft.“

Blanche hoffte es, nicht, dass sie etwas gegen den Malfoy-Erben hatte, doch die Bedingungen, die er mit sich brachte, bereiteten ihr die größten Sorgen, seit der dunkle Lord gestürzt war.
 

◄●►
 

Leise kratzte eine Feder über das Pergament, sanftes Kerzenlicht fiel auf den Schreibtisch und beleuchtete die geschwungene Schrift auf dem Papier. Die Feder hielt inne und die Hand des jungen Mannes führte die Feder zum Tintenfass. Draco blinzelte kurz, seine Augen waren müde und doch weigerte er sich ins Bett zu gehen. Er würde diese Nacht keinen Schlaf brauchen, schließlich hatte er erst in der letzten welchen nachgeholt und fühlte sich eigentlich fitt genug um in dieser Nacht liegen gebliebene Arbeit nachzuholen. Draco strich sich eine Haarsträhne aus den Augen und wollte wieder zum schreiben ansetzen, als ihm etwas auffiel.
 

In der letzten Nacht war er sturzbetrunken eingeschlafen und am nächsten Morgen hatte er Greengrass in seinem Zimmer bewusstlos vorgefunden. Es stand außer Frage, dass sie zusammen in einem Bett geschlafen haben mussten und doch machte ihn etwas stutzig. Normalerweise schlief er nicht gut, wurde seit Jahren von starken Alpträumen geplagt und nahm eigentlich jeden Abend vor dem schlafen gehen einen Trank um möglichst traumlos zu schlafen, doch in der Nacht zum Quidditchspiel hatte er keinen dabei gehabt und hätte ihn sicherlich vor lauter Alkohol auch vergessen.
 

Draco lehnte sich zurück, hinter ihm erstreckte sich die Dunkelheit des Zimmers, er sah hinaus aus seinem Fenster, welches an seinem großen Eichenschreibtisch grenzte. Sein nackter Rücken berührte den weichen Stoff des Stuhls und seine bloßen Füße strichen über den bunt bestickten Teppich. Er hatte gestern erstaunlich gut geschlafen, lag es nun am Alkohol oder…?
 

Beschämend über solch einen primitiven Gedanken schüttelte er den Kopf und griff wieder zur Feder. Warum sollte Astoria Greengrass der Grund dafür sein, wenn seine Alpträume einmal ihre Schicht vergaßen? Wahrscheinlich hatte der ganze Alkohol seinem Kopf so zugesetzt, dass er gar nicht mehr in der Lage gewesen war sein Unterbewusstsein in irgendeiner Weise abzurufen. Vielleicht sollte er sich öfters so hemmungslos betrinken um den schrecklichen Bildern zu entfliehen, die ihn seit seinem 16ten Lebensjahr begleiteten. Er setzte sich wieder aufrecht hin und wollte den Geschäftsbrief zu Ende verfassen, als seine Gedanken erneut abschweiften.
 

Er dachte an das entsetzte Gesicht der jungen Frau, als sie in dem Bett ihrer besten Freundin wieder zu sich gekommen war. Natürlich verstand er, dass es ein Schock für sie gewesen sein musste, einer solch unangenehmen Situation ausgesetzt zu sein und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass sie sich heimlich aus seinen Zimmer hatte schleichen wollen, damit sie der peinlichen Auseinandersetzung mit ihm entgehen konnte. Doch anscheinend hatte sie sich dabei nicht sonderlich geschickt angestellt. Ganz anders dagegen, wenn es darum ging in angetrunkenen Zustand ein Quiz zu lösen. Es hatte ihn mehr als nur die Sprache verschlagen, als der Quizleiter sie gefragt hatte, wann England zum ersten Mal die Weltmeisterschaft gewonnen hatte und Astoria wie aus der Pistole geschossen 16. April 1778 antwortete.

Ein Lächeln schlich über seine Lippen und er gestand sich ein, dass sie durchaus eine interessante Frau war. So ganz anders, als er es von ihrem Stand gewöhnt war. Natürlich war ihm klar, dass die Greengrass-Familie zwar seit einigen Jahrhunderten zur Oberschicht gehörten, doch an den Reichtum von Familie Parkinson oder Familie Delone kamen sie nicht heran. Weshalb er eigentlich angenommen hatte, dass Astoria eine strenge und alte Erziehung genossen hatte. Doch allem Anschein nach, war dem nicht so gewesen.
 

Sie trank wie Blaise, liebte Quidditch wie Markus, besaß ein Allgemeinwissen wie Theodor und hatte das Talent ihm die Langeweile zu nehmen, wie kein anderer. Draco legte den Kopf schief, als er daran dachte wie sie geflucht hatte, als China knapp vorne gelegen hatte. Irgendetwas hatte ihn wie magisch angezogen, nicht etwa die schmutzigen Worte mit denen sie um sich geschmissen hatten, viel mehr war es etwas anderes, etwas, was er noch nicht zuordnen konnte.
 

„Bist du wieder am arbeiten?“, eine belustigte Frauenstimme riss ihn aus seinen Gedanken und er sah im Spiegelbild des Fensters, wie die hübsche Blondine aus dem Bett kletterte, nackt wie Gott sie schuf. In leisen Schritten durchquerte sie den Raum und setzte sich neben ihn auf den Schreibtisch. „Langweilst du dich, Schätzchen?“

Sie wickelte eine Strähne ihres langen glatten Haars um den Finger und sah ihn abschätzend an. „Was glaubst du Draco?“ Audrey schlug die Beine übereinander und er konnte nicht anders, als sich zu erheben und sich zu ihr runter zu beugen.

„Mal sehen was sich dagegen machen lässt.“
 

Manche Leute vermisst man einfach, ohne zu wissen warum...
 

Fortsetzung folgt...

P a r t F o u r

Hallo! Ich finde es echt bewunderswert von euch, dass ihr immer noch dabei seid :] Viele hätten bereits die Lust verloren, jedoch kann ich euch an dieser Stelle versprechen, dass sie Spannungskurve im nächsten Kapitel ein paar Kilometer höher geht, da das Geschehen dieses Kapitels, die Auswirkungen im nächsten noch tragischer machen *geheimnisvoll spoilert*
 

Aber jetzt erst einmal viel Spaß hiermit *jeden eine Tüte Popcorn gibt*
 

Liebe Grüße Dahlie~
 


 

P a r t F o u r
 

Ein Essen für zwei, eine Verabredung zum Pokern, ein Tag in Wales und ein Wiener Walzer hatten nur das bestärkt, was Astoria bereits seit der ersten Begegnung mit Draco Malfoy wusste. Er war ein Mann, in den sie sich verlieben könnte und trotz aller Warnungen hatte sie ihren Gefühlen nachgegeben und ließ ihr Herz unweigerlich höher schlagen, wenn sie in seiner Nähe war. Beim gemeinsamen Essen hatte sie eine äußerst humorvolle Seite an ihm kennen gelernt. Bis tief in die Nacht, hatten sie an einem kleinen Tisch, an einem großen Fenster gesessen, gescherzt, erzählt und ein Glas Wein nach dem nächsten genossen. Weit nach Mitternacht hatte er sie schließlich nach Hause begleitet und sie zu einem Pokerabend eingeladen.
 

Dabei hatte sie den vierten im Bunde kennen gelernt. Markus Flint, der Mann vor dem ihre Schwester sie immer gewarnt hatte. Er machte auf sie einen sehr robusten und etwas dümmlichen Eindruck. Doch im Laufe des Abends war Astoria klar geworden, dass diese zweideutigen Witze zu seinem Charakter gehörte, zwar war er ein wenig listig, doch das waren die Jungs alle auf ihre Art und Weise. Nur Markus schien sich allen Anschein noch ernsthaft darum zu bemühen, das Image als fieser Slytherin auch außerhalb von Hogwarts zu behalten. Diese Erkenntnis ließ sie kichern. Das Pokerspiel war äußerst amüsant gewesen, vor allen, weil die Herren am Tisch mit echter Ware spielten. Der Verlierer hatte immer ein Kleidungsstück, das er am Leib trug, abgeben müssen. Ein Glück, dass sie sich zu einer Frisur entschieden hatte, die möglichst viele Klammern benötigte um zu halten.
 

Der Tag in Wales, wo sie zusammen mit Pansy und Blaise durch alte Herrenhäuser gestreift waren, nur um sich am Ende ein nicht nennenswertes Porträt von einem Muggel reinziehen mussten, hatte Astoria genossen. Es war äußerst unterhaltsam gewesen, mit Draco an ihrer Seite über den Sinn von Kunst zu reden, wovon sie beide keine Ahnung hatten. In derselben Woche waren sie auf einem Ball bezüglich einer Wohltätigkeitsveranstaltung über den Weg gelaufen und er hatte darauf bestanden mit ihr zu tanzen, dabei hatten sie dann einen äußerst misslungenen Wiener Walzer hingelegt. In ihren Augen nichts neues, doch für Draco war es wohl eine Sensation und er war sich sicher, dass sein guter Ruf als Tänzer verdammt unter ihr gelitten haben musste. Ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen, als sie an sein betretenes Gesicht dachte, als sie ihm freundlich erklärt hatte, dass sein Ruf auch schon vorher nicht der beste war und ein läppischer Tanz, die ganzen Gerüchte nur unterstützen würde. Es war herrlich gewesen, den Abend zu genießen und zum ersten Mal überhaupt war Astoria traurig darüber gewesen, dass sie nach Hause musste.
 

„Könntest du aufhören vor dich hin zu träumen und mir mal helfen?“
 

Eine beleidigte Stimme riss sie aus ihren Tagtraum und sie drehte sich von dem Bauch auf den Rücken und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Sie befand sich bei Pansy, um sich für Markus Geburtstagfeier fertig zu machen. Es sollte eine Gartenparty werden und ihre beste Freundin suchte schon seit Stunden nach dem richtigen Kleid. Astoria setzte sich aufrecht hin und musterte die zwei Kleider in den Händen ihrer Freundin. „Also ganz ehrlich? Das Lilane würde am besten passen. Warum ziehst du es nicht an?“ Pansy seufzte schwer und griff zum heißen Fummel, den Astoria ihr vorgeschlagen hatte. „Weil ich es das letzte mal getragen habe, als ich Blaise eine kalte Abfuhr erteilt habe.“ Sie runzelte die Stirn.

„Ja und?“

„Verstehst du nicht? Ich verbinde eine schreckliche Erinnerung damit, zieh du es doch an.“, sie warf es mir zu und ich betrachtete das Flatterkleidchen. „Fällt das nicht auf? Ich meine, sieht das nicht affig aus, wenn ich dein Kleid trage?“

Pansy warf ihre kinnlangen Haare nach hinten. „Blödsinn, als Gegenleistung leihst du mir dein Rotes.“ Damit hatte die Jüngere kein Problem, schließlich besaß sie mehr als ein Dutzend roter Kleider… vielleicht zu viele.
 

Astoria erhob sich und schlüpfte aus ihren Jogginganzug, als sie das Kleid betrachtete, schluckte sie. Es würde gerade einmal über die Knie reichen, es war schlicht und würde bis zur Taille eng anliegen und ein gewagtes Dekollete präsentieren, auch wenn es breite Träger hatte. Pansy musste es ihr am Rücken schließen, da sie nicht an den Verschluss kam. Als Astoria sich um die eigene Achse drehte, schluckte sie. Der schwingende Rock gefiel ihr, aber der Ausschnitt und die Kürze des Kleides sprachen ihr nicht zu. „Ist… das nicht ein wenig gewagt?“
 

„Unsinn.“, konterte Pansy. „Dein erstes Ballkleid war schlimmer.“ Zufrieden mit ihrer Freundin, machte sich die Schwarzhaarige selbst fertig und beobachtete Astoria aus dem Augenwinkel heraus. Manchmal spürte sie Neid in sich aufsteigen, wenn sie Astoria betrachtete und wünschte sich, dieselben Vorzüge genießen zu können. Sie war zierlich, hatte wunderschönes Haar und leuchtende Augen. Der einzige Knackpunkt war ihre ungesunde Naivität. Natürlich würde sie es ihr gönnen, wenn ihre Gefühle für den Malfoy-Erben auf irgendeiner Weise erwidert werden würden. Doch Pansy spürte, dass Astoria gut daran täte die Finger von Draco zu lassen.
 

Als sich die beiden Freundinnen zur Geburtstagparty aufmachten, prüfte die Jüngere noch einmal ihre Aufmachung im Spiegel. Sie war es nicht gewohnt sich für jemand anderen herauszuputzen. Sie bemerkte nicht, dass Pansy neben ihr, sie traurig ansah. „Keine Sorge, ich denke der gute Dray ist dir bereits verfallen.“

Ertappt sah Astoria sie erschrocken an und ein Lächeln quittierte die dünnen Lippen ihrer Freundin. „Als wir in Wales war, schien es mir, als konnte er seine Hände nicht bei sich behalten. Ein Blinder mit Krückstock sieht, dass du seine Gunst erregt hast.“

„Ich hoffe es.“
 

„Dann hoff mal noch viel mehr, Schätzchen.“, brummte die Ältere und zog sie Richtung Kamin. Pansy war sich im Klaren darüber, dass sie Astoria irgendwann von diesem Gerücht, bezüglich der Verlobung mit Mallorie Delone erzählen musste, doch sie brachte es nicht übers Herz. Zu glücklich wirkte Astoria in Dracos Anwesenheit. Zusammen betraten sie das Wohnzimmer von Markus und sahen sich kurz um, dann erblickte Astoria die offene Balkontür und trat zusammen mit Pansy auf die große, gut besuchte Terrasse.
 

Mehrere weiße, kleine, hübsch gedeckte Stehtische waren verteilt worden. Eine riesige Ansammlung von schwebenden Kerzen erhellten die aufkommende Nacht und ein Blick in den Garten bestätigte ihr, dass sich Markus um einen Grill bemüht hatte, der magisch bearbeitet, das ganze Essen den Gästen auf die Teller servierte, wenn sie Hunger bekamen. Ein langer Tisch bog sich währenddessen unter Salaten, Baguette und Käse- Schinkenplatten. Unsicher schlängelte Astoria sich durch die Gäste, auf der Suche nach dem Geburtstagkind. Pansy hatte sich mit einer unwichtigen Entschuldigung davon gemacht und es war ihr ehrlich gesagt auch egal weshalb.
 

Wohin Astoria auch sah, überall konnte sie gutgelaunte, junge Menschen ausmachen, doch besonders ins Auge stachen ihr aufreizende, hübsche Damen. In einem hellblauen Hemd bekleidet erkannte sie Markus schließlich unter einem weißen Pavillon, wo sich mehrere luxuriöse Sessel und Sofas befanden. Erleichtert machte sie Theodor und Draco bei ihm aus und hauchte ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. „Alles gute noch mal, für die neue Kerze auf deinem Kuchen!“ Markus drehte sich um und drückte sie leicht, er schien in bester Stimmung zu sein.
 

„Astoria, schön das du endlich da bist. Sag, wie sehe ich aus?“

Verwirrt sah sie an ihm herunter und runzelte die Stirn. „Ähm… so wie immer, wieso?“ Augenblicklich fingen Theodor und Draco an zu lachen und Markus schob beleidigt die Unterlippe vor. Nicht verstehend sah sie Theodor an und dieser erklärte: „Er hat mit aller Macht versucht `normal` auszusehen, weil heute die Frau seiner Träume über die Schwelle seines Kamins spazieren wird und Markus setzte alles daran, dass sie sich ein gutes Bild von ihm macht.“
 

„Ja wenn das so ist, dann korrigiere ich mein Urteil und kann dich beruhigen, du siehst ausnahmsweise nicht aus, wie ein Hexenzuhälter.“ Wieder lachten die beiden Männer auf dem Sofa und Markus schenkte ihr einen vernichtenden Blick. „Wir beide sprechen uns noch Lady!“, dann drückte er ihr ein Glas Kristallwein in die Hand und verschwand zu der nächsten Gruppe Gäste. Draco grinste breit, als Astoria sich neben Theodor auf einem Sessel nieder ließ und unsicher die Beine übereinander schlug. Sie hasste sich bereits jetzt schon dafür, dass sie sich dafür entschieden hatte, dieses Kleid anzuziehen.
 

„Hat Pansy dir den Fummel ausgesucht?“, erfasste Draco geradewegs ihren Schwachpunkt und sie versuchte zu kaschieren, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. „Wie kommst du denn bitte schön auf so eine absurde Idee?“

Der junge Malfoy zuckte mit den Achseln und erläuterte: „Ach, dass ist eigentlich gar nicht so schwer. Nach all dem, was ich bis jetzt über dich erfahren habe und wie ich dich kennen gelernt habe, ist es relativ leicht, deinen Charakter zu durchschauen. Du hasst Etiketten, Pflichtveranstaltungen und vor allen Kleidung dieser Art.“, er nickte auf das lilane Kleid. „Denn so wie du dich hinsetzt, hast du Angst, man könnte dir unter den Rock gucken.“
 

Röte stieg in Astoria auf und ihre Augen funkelten ihn wütend an. „Ich möchte dich mal erleben, wie du versuchst in so einem Ding angemessen zu sitzen.“ Draco grinste schalkvoll und prostete ihr zu. „Niemals. Den einzigen Vorteil, den solche Kleider mit sich bringen-!“

„Ist, dass man sie der Frau möglichst schnell vom Leib reisen kann, um dann wie ein Tier über sie herzufallen, seine Geilheit zu befriedigen und dann einzuschlafen.“, beendete Astoria den Satz gelangweilt. „Ich bitte dich, Draco. Erweitere deinen Wortschatz.“

„Vielleicht solltest du dir einfach ein englisches Wörterbuch zulegen.“, mischte sich Theodor belustigt ein und bekam von seinem Freund einen drohenden Blick. Astoria lächelte, sie liebte es mit ihnen zu scherzen, doch ganz besonders genoss sie die Momente, in denen ihr jedes Mal aufs Neue, der herrlich ungezwungene Ton, in dem Draco sprach, bewusst wurde.
 

Der Blonde verdrehte die Augen und das Gespräch, welches er mit Theodor direkt vor der Party geführt hatte, kam ihm wieder in den Sinn. Sein Freund hatte ihn gefragt, ob Astoria ihm nicht gefallen würde. Doch… dass tat sie, aber sie passte nicht in sein Beuteschema. Er stand auf tiefes schwarzes Haar, dunkle Augen und weißem Tain. Außerdem war Astoria einfach… zu lieb, zu gut, als das er es sich erlauben würde mit ihr zu spielen. Alles was sie tat, tat sie vom Herzen, ohne jeglichen bösen Hintergedanken. Eine solche Frau, mit solch einer Leidenschaft gehörte zu einem Mann, der auf sie acht gab und sie verdient hatte. Und dazu zählte er sich wahrlich nicht.
 

Er war falsch, verlogen und besaß einen Stolz der aus ihm einen gefühlsmäßigen kalten Menschen gemacht hatte. Sie würden nicht zusammen passen, dass wusste er. Seine Mutter wäre zwar begeistert von Astoria, sein Vater gewiss auch, aber da er sich bereits jetzt schon bewusst war, dass eine mögliche Verbindung zwischen ihnen scheitern würde, brauchte er sich die mögliche Zukunft mit ihr gar nicht auszumalen. Doch trotz dieses Rückschlusses konnte Draco nicht leugnen, dass er sie gerne beobachtete.

Sie bewegte sich natürlich, ein wenig tollpatschig, doch auch gleichzeitig irgendwie frei. Genau denselben Klang hatte ihr Lachen vorzuweisen. Ihre hellen blauen Augen blitzen dann immer vergnügt und manchmal fragte er sich, warum er nicht genauso leben könnte wie sie. Aber dafür hatte er eindeutig zuviel Dreck am Stecken.
 

„Dray?“
 

Die Stimme seines besten Freundes riss ihn aus seinen Gedanken und er bemerkte, dass Theodor und Astoria sich nicht mehr in seiner Nähe befanden. Die beiden hatten sich daran gemacht, sich etwas zu Essen zu beschaffen. Der Casanova ließ sich neben seinem Kumpel nieder und reichte diesem ein Glas Feuerwhisky. „An wen denkst du? Doch wohl hoffentlich nicht an Campell, zu der du nach 12 verwinden wirst.“

„Es könnte auch Mallorie sein, die meine Gedanken beherrscht.“, zog er in Erwähnung, doch Blaise winkte ab. „Never. Sorry, aber sie hat es noch nie geschafft, dich irgendwie zu bewegen. Pansy vielleicht?“, riet er weiter und Draco lachte. „Sie ist die Letzte über die ich mir Gedanken machen würde und außerdem – wer ist das?“, mitten im Satz war er erstarrt und sah auf eine blonde Frau, die sich von einem Grüppchen zum nächsten bewegte. Ihre bunte Brille war ihr Erkennungsmerkmal und ließen sämtliche Zellen in Draco erstarren. „Kimmkorn?“, spuckte er förmlich und ein Schauer jagte über seinen Rücken. Auch Blaise schien vollkommen erstaunt und antwortete nur mit einem: „Huh?“

„Verdammt!“, sofort erhob sich der junge Malfoy-Erbe und sah sich suchend nach seinem Mantel um. Zu spät bemerkte er, dass er diesen einem Hauselfen gegeben hatte, er fluchte erneut, als er daran dachte, dass sein Zauberstab sich ebenfalls dort befand.
 

„Ich muss gehen, sofort!“, keuchte er und drückte sich an Blaise vorbei.
 

Je eher er hier weg kam, umso besser für das Herz seines Vaters, wenn dieser morgen die Zeitung aufschlagen würde. Möglichst unauffällig schritt er in großen Schritten durch die anderen Gäste, versuchte niemanden anzurempeln und so schnell er konnte in die Villa zu gelangen. Wie er dieses Weib hasste, sie ließ sich wirklich nie eine Gelegenheit entgehen, irgendwo eine banale Story aufzutreiben. Er sprintete gerade die große Treppe vom Garten Richtung Wohnzimmer hoch, als er schnaufend um die Ecke bog und bereits das Geburtstagkind ausmachte.
 

„Markus!“, donnerte Draco und dieser drehte sich um. Sofort erkannte der Blonde, dass jemand vor ihm gestanden hatte und runzelte die Stirn. Astoria quasselte unentwegt auf ihn ein, sie schien verzweifelt. „Markus bitte! Schick sie weg oder gib mir meinen Zauberstab, Kimmkorn wird mich mit ihrer Feder erdolchen!“, die Brünette gestikulierte heftig und Astoria konnte nicht verhindern, dass sie hektische Flecken auf den Wangen hatte. Unentwegt musste sie daran denken, wenn Kimmkorn sie in die Finger bekam und die Bombe bezüglich ihrer Familienkrise platzen ließ. Dann war sie dran, aber richtig dran!
 

Markus schien den Ernst der Lage nicht zu verstehen und lächelte nur. „Draco, hast du unseren ungebetenen Gast schon gesehen?“

„Aber hallo!“, brummte dieser und Astoria zerrte nun an seinem Arm. „Schmeiß sie raus!“ Verdutzt hob Flint eine Augenbraue. „Was habt ihr gegen Kimmkorn? Sie wird einen hübschen Artikel über meine gelungene Fete schreiben. Und was ihr für ein Problem mit ihr habt, dass geht mich zwar einen feuchten Käse an, aber wenn es euch freut, ich wüsste etwas, wo ihr euch aufhalten könntet, bis die Lady wieder geht.“

Astoria sah ihn mit leuchtenden Augen an, sie würde alles hinter sich bringen, wenn nur nicht raus käme, wie es um ihre Familie stand. Draco dagegen würde ebenfalls jeden Fluchtweg nutzen, nur um morgen nicht die Titelseite sämtlicher Klatschzeitungen zu schmücken.
 

Der Nationalspieler sah seine beiden Freunde belustig an und fuhr sich breit grinsend durch die blonden Haare. „Okay, hört zu, ich verfrachte euch an einen Ort, wo sie euch nicht findet und wenn alles vorbei ist, dann hole ich euch wieder ja?“

Beide erklärten sich einverstanden und Markus nahm seinen Zauberstab vom großen Esszimmertisch. „Auf eigener Verantwortung!“, sprach er, bevor er das Stückchen Holz ein wenig schwang und etwas murmelte. Überraschend spürte Astoria wie ein scharfer Wind aufkam und ihr Kleid hoch wehte. Sie drückte quiekend den Rock nach unten und bemerkte, dass sich der Boden unter ihren Füßen veränderte. Ebenso wie die Umgebung um sie herum.

Alles drehte sich, doch bevor sie realisierte, dass sie sich in einem Tunnel aus Farben befand, blieb die Welt um sie herum auch schon stehen. Mit zittrigen Knien sah Astoria auf die Erde und hob den Kopf.
 

Bäume, so weit sie sah Bäume.
 

„W- Wo sind wir?“, flüsterte sie vollkommen neben der Spur und spürte, wie Draco sich neben ihr entspannte. Seine Haltung wurde lockerer, doch seine Stirn runzelte sich und Astoria erkannte, dass auch er ein wenig überrascht war. „Draco!“, sprach sie nun um einiges gefasster. „Wo hat uns der Depp hingeschickt?“

Über ihnen donnerte es und sie zuckte zusammen. Ein Blick Richtung Baumkronen sagte Astoria, dass der Himmel dicht bewölkt und dunkel war. Zuerst spürte sie nur den kühlen Wind, doch dann tropfte etwas auf ihre Schulter, erst leicht, dann immer stärker. Es regnete.
 

„Na großartig und jetzt?“, sie sprach mehr mit sich selbst, als mir ihren Nebenmann, doch Draco schien das anders zu sehen und drehte sich um. „Ich weiß, wo wir sind. Komm mit!“, er reichte ihr seine Hand und sie griff zu. In schnellen Schritten zog er sie hinter her und bemerkte dabei, dass sie immer wieder stolperte und sich immer wieder selbst auffing. Die Wurzeln machten es Astoria schwer, mit dem blonden jungen Mann Schritt zu halten. Schließlich ließ sie Dracos Hand los und schlüpfte aus ihren Pumps. Überrascht sah er ihr dabei zu und als sie bereit war, barfuss weiter zu laufen, konnte er nicht anders als zu grinsen. Sie gab ihm nur einen kleinen Rippenstoß und spürte, dass der Regen noch stärker wurde.
 

„Sag nichts und bring uns endlich dahin wo es trocken ist!“, Astoria war in diesem Moment nicht zum scherzen aufgelegt und wenn er jetzt auch nur einen seiner sarkastischen Sprüche fallen lassen würde, dann konnte sie für nichts mehr garantieren. Doch zu seinem eigenen Glück wartete er geduldig auf sie und wagte es nicht etwas dazu zu sagen. Um einiges schneller setzten die beiden ihren Weg fort. Der Regen prasselte auf Astorias nackten Schultern und sie verspürte keine Kälte, sondern eher etwas wie eine warme Dusche nach einem heißen Sommertag. Ihr langes Haar wurde schwerer, die Locken zogen sich in die Länge und das Kleid klebte an ihren Körper.
 

Doch es war ihr egal. Der weiche Boden unter ihren Füßen fühlte sich angenehm an, wie Schlamm mit dem sie als Kind oft im Garten gespielt hatte. Astoria wunderte sich in diesem Moment selbst, dass ihr dieser Augenblick aus ihrer Kindheit wieder einfiel. Wie alt war sie damals gewesen? Sechs, oder gar noch jünger? Ihr Gedächtnis ließ sie im Stich, doch das Gefühl, dass sie verspürte, als sie mit Draco durch den Regen lief, kannte sie.
 

Früher hatte ihr Grandpa sie immer auf seine Spaziergänge mitgenommen und einst waren sie ebenfalls vom Regen überrascht worden, doch statt ihnen einen Schutz zu zaubern, hatte er sie auf seine Schultern genommen und war mit ihr den Wanderweg weiter entlang gelaufen. Ganz normal und ruhig, als hätten sie alle Zeit der Welt. Es hatte ihr ein unbestimmtes Gefühl gegeben, was ihr gezeigt hatte, wie grenzenlose Freiheit aussehen könnte.

„Gleich sind wir im Trockenen.“, riss Draco sie aus ihren Erinnerungen. Sie erreichten eine Lichtung, kurz staunte Astoria. Es war als würden sie ein Stück Feld mitten im Wald betreten, als sie über Dracos Schulter schaute, erkannte sie eine kleine Hütte. Er sah zu ihr herunter und lächelte erleichtert. „Ich habe doch gesagt, ich weiß wo wir sind!“
 

„Aber ganz sicher klangst du nicht.“, entgegnete Astoria, als sie ihm zur Hütte folgte. Sie war klein, aber vielleicht sah sie von innen anders aus. Das Holz der kleinen Hütte war bereits dunkel und an einigen Stellen von Moos überzogen. Sie brauchten weniger als fünf Minuten, in denen sie die Hütte erreichten und Draco sich gegen die Tür lehnte, mit ein wenig Kraftaufwand sprang sie quietschend auf und er betrat den knarrenden Boden.
 

Als erstes schlug Astoria ein leicht verstaubter Geruch entgegen. Dann sah sie, dass Draco nach etwas tastete und Sekunden später erhellte Licht die kleine Hütte. Ein wenig erstaunt über diese Unterkunft betrachtete die Dunkelhaarige die Einrichtung. Außer einen Tisch, wo Draco die Öllampe abstellte, einem Stuhl, ein paar alten Dummy Dichson Poster an der Wand und einer Matratze in der Ecke konnte sie nichts ausmachen. „Was ist das für ein Bunker?“, sie trat an die Wand, wo das Poster hang und stellte ihre Schuhe ab. Der junge Malfoy-Erbe schlüpfte ebenfalls aus seinen völlig durchnässten Schuhen und erklärte: „Das war Markus ganz persönliche Rückzugsbude, wenn seine Schwestern es mal wieder zu bunt trieben. Damals war er 12 als er das Ding hier ohne Magie gebaut hat.“, er hörte sie lachen, denn alleine die Vorstellung wie klein Möchte gerne Macho sich mit Hammer und Nägel bewaffnet hatte, trieb ein jeden, ein Lächeln auf die Lippen. „Und woher kennst du es?“, wollte Astoria wissen und er wischte sich mit dem Arm über die Stirn, da kleine Wassertropfen sich auf den Weg über sein Gesicht machten.
 

„Markus hat es mir mal zur Verfügung gestellt, als die Zeit in Hogwarts vorbei war und ich nachdenken musste. Kurz darauf hat Theo die Hütte bezogen, da er für die Aufnahmeprüfung an der National University Winchester pauken musste. Und letzten Herbst suchte Blaise Zuflucht, da Justine es zu bunt mit ihren Verkupplungsspielchen trieb.“

„Alles in einem, ihr zieht euch alle vier gerne einmal hier hin zurück.“, schloss sie und fröstelte. Die nasse Kleidung ließ sie erschaudern und Astoria fragte sich unweigerlich, ob es hier Decken oder Kleidung zum wechseln gab. Als wenn Draco ihre Gedanken gelesen hätte, zog dieser sich sein schwarzes T-Shirt über den Kopf und hang es über einen Stuhl.
 

„Hoffentlich hat Markus die Decken hier gelassen.“, murmelte er und merkte, dass seine Begleitung sich dezent abwendete. Augen rollend ging er vor einer einfachen Holzkiste in die Hocke, öffnete sie und zog ein weißes Lacken hervor. Belustig, wie interessiert Astoria das Poster von Dummy Dickson musterte, warf er es ihr über den Kopf und stichelte: „Noch nie einen nackten männlichen Oberkörper gesehen?“ Unter dem Lacken färbten sich die Wangen der jungen Frau leicht rot und sie versuchte diesen Moment zu nutzen, um sich zu sammeln.
 

„Du musst aus dem Kleid raus, sonst erkältest du dich.“, hörte sie die Stimme des Blonden und hob das Laken an. Überrascht sah sie, wie er ihr den Rücken zugewendet hatte und hielt kurz inne. Mit aufsteigender Hitze betrachtete sie seine nackten Schultern und betrachtete die leicht sichtbaren Rückenmuskeln. Im Schein der Lampe wirkte seine Haut wie Schnee und Astoria biss sich auf die Unterlippe. Ihre Hände zitterten leicht, als sie das weiße Laken neben die Öllampe legte und ihre Hände zu ihren Rücken fuhren. Verzweifelt und unter viel Anstrengung versuchte sie den Verschluss des zu erreichen, doch egal wie sehr sie sich auch streckte und reckte, sie berührte den Verschluss nicht. Genervt von diesem Kleid und peinlich berührt, sah Astoria über ihre Schulter und sprach zögerlich: „Ähm Draco…?“

„Hm?“

„I-Ich… kriege mein Kleid leider n-nicht auf und…“

„Und ich soll dir helfen?“, Astoria konnte deutlich die Belustigung in seiner Stimme hören und sah beschämend zu Boden. Dumpfe Schritte hallten in ihren Ohren wieder, fast hielt sie vor Scharm die Luft an. Als sie spürte, dass er hinter ihr Stand und sie ihre langen Haare zur Seite strich, begriff sie, was für eine Chance sich ihr bot.
 

Seine kalte Hand griff nach dem Verschluss und sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr. Unweigerlich überzog eine Gänsehaut ihren Körper. Quälend langsam zog er den Verschluss nach unten, fast so, als war er sich ebenfalls bewusst in welch heikler Situation sie sich befanden. Astoria nahm ihren ganzen Mut zusammen und fuhr mit bebenden Fingern unter die breiten Träger ihres Kleides, diese schob sie von ihren Schultern und sah starr geradeaus. Sie durfte nicht die Nerven verlieren, sondern musste so ruhig wie möglich bleiben, auch wenn es ihr sichtlich schwer fiel, schließlich war es das erste Mal, dass sie einen Mann verführte. Das Kleid rutschte zu Boden und das raschelnde Geräusch des Stoffes schien die Stille nahezu zu zerreißen. Noch immer war er ihr nahe, gefährlich nahe. Sie nahm seinen Händen und führte diese auf ihren nackten Bauch. Sein Atem ging automatisch tiefer und als sie seine Hände höher führte, spürte sie einen leichten Widerstand.
 

„Das Spielchen, was du hier treibst, ist gefährlich.“

Dessen war sie sich bewusst und doch war sie bereit das volle Risiko einzugehen. Sie führte seine Hände weiter und Sekunden später umschlossen sie ihre festen Hügel. Dracos Griff wurde fester und seine kühlen Lippen legten sich auf ihre Halsbeuge. Sanft zog er eine Linie bis zu ihren rechten Schulternblatt. Astoria verspürte einen leichten Druck seiner Hände, die sie zwangen sich umzudrehen. Unsicher sah sie ihm ins Gesicht, bemerkte seinen musternden Blick. Zärtlich strich er durch ihr langes, dunkles Haar und sie kam nicht drum rum seinen forschen Blick stand zu halten. Mutiger als sie sich eigentlich fühlte, lächelte sie und legte den Kopf leicht schief.
 

„Noch nie eine Frau in Dessous gesehen?“, stichelte sie leise und sie ließ ihre Hände zum Verschluss ihres BHs wandern. Gekonnt öffnete sie diesen und streifte die Träger von ihren Armen, sodass die schwarze Spitze ihren Körper nicht mehr bedeckte und sich zum Kleid am Boden bequemte. Immer noch sah Draco sie mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an. Stur lag sein Blick auf ihrem Gesicht und Astoria fühlte sich sichtlich unwohl. Lieber wäre es ihr gewesen, wenn er ihren Körper betrachtet hätte, doch so glaubte sie, dass er all ihre Gedanken und Gefühle lesen könnte. „Das ist nicht das, was du wirklich willst.“, kam es flüsternd über seine Lippen und Astoria glaubt ein wenig Furcht in seinem Gesicht zu erkennen. Doch wovor? Solche Situationen waren ihm doch normalerweise vertraut?
 

„Woher willst du das wissen?“, hauchte sie und das Lächeln auf ihren Lippen wurde eine Spur hinterhältig. Gekonnt griffen ihre Hände zu seinem Gürtel und der Mann vor ihr zog scharf die Luft ein. Das Klicken der Schnalle schien ihn wieder Herr der Lage zu machen, denn als sie den Knopf seiner Jeans öffnen wollte, strichen raue Hände ihre Wirbelsäule entlang. Gerade als sie es unter schwitzigen Fingern geschafft hatte, dass seine Hose offen und lose bis zu seinen Knien rutschte, umschlossen seine Hände jeweils eine ihrer Pobacken, der kräftige Griff erschrak sie und Sekunden später spürte sie seine kalten Lippen auf ihren warmen.
 

Besitz ergreifend zog er sie an sich und Astoria wurde bewusst, dass es nun zu spät für einen Rückzieher war. Doch genauere Gedanken darüber machte sie sich nicht, denn ihr Verstand setzte aus und sie hörte nur noch auf ihr Herz. Sie schmeckte seine Küsse, das Verlangen, dass ihn ganz nach seinem Instinkt handeln ließ und genoss es, dass er ihr das Gefühl gab begehrenswert zu sein. Seine Gesten, Worte und vor allen seine Kunst ihr die pure Lust zu entlocken, ließen ihre Welt schwinden. Astoria konnte hinterher nicht mehr sagen, wie eins zum anderen gekommen war, selbst den Donner und den heftigen Regen nahm sie nicht war.
 

Viel zu sehr konzentrierte sie sich auf den Mann, der es geschafft hatte, innerhalb von knapp drei Monaten dafür zu sorgen, dass sie sich hoffnungslos und leidenschaftlich in ihn verliebte. Er entlockte ihr wohlige Seufzer, entflammte ein Feuer, wo sie noch nicht einmal wusste, dass sie es besaß und liebkoste sie an Stellen, die sie noch keinem Mann offenbart hatte. Draco schenkte ihr eine Nacht, die sie niemals vergessen würde. Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie, was das Wort Perfektion bedeutete. Es bekam in diesen Stunden eine für sie, vollkommen neue Definition. Sie zusammen vereint, es war als würden zwei Seelen zu einer werden. Eine Seele die frei lebte, die Wege und Welten eroberte, die bis jetzt noch vollkommen fremd für die Menschheit war. Es glich dem vollkommenen Glücksgefühl, einem Flug zu den Sternen und wieder zurück. Jedoch blieb die Bruchlandung aus, stattdessen wurde sie von zwei starken Armen aufgefangen und voller Wärme und Zuneigung zurück empfangen.
 

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„Pansy, wo ist Astoria!“
 

Das einstige Partygirl stöhnte und griff sich an den Kopf. Sie war gerade erst nach Hause gekommen und hatte ihre Freundin in ihrem Wohnzimmer ausgemacht. Wie eine betrogene Ehefrau war sie aus dem Sessel gefahren und Pansy hätte schwören können, das Daphnes blauen Augen im Dunkeln gefährlich leuchteten. „Dir auch einen guten Morgen Daph.“, gähnte die Schwarzhaarige und legte ihre kleine Handtasche auf den runden Flurtisch. „Was verschafft mir die Ehre?“

„Astoria!“

Gleichgültig ließ sich Pansy ihrer Freundin gegenüber in einen Sessel sinken und schlüpfte aus ihren hohen Schuhen. „Ja, was ist mit ihr, ist sie nicht nach Hause gekommen?“

„In der Tat! Andrew hätte mir ansonst schon längst ein Signal gegeben.“, sprach sie arrogant.

Ungläubig runzelte Pansy die Stirn, dann lachte sie hoch. „Du hast deinen Mann auf Astoria angesetzt? Verdammt Daphne, sie ist Zwanzig! Was machen deine Eltern, die Nacht kein Auge zu, sind sie schon im Ministerium vorbeigeschneit?“

„Dort sind sie nur auf Mr. Potter getroffen.“, die Blondine sprach den Namen aus, als hätte sie eine Schnecke verschluckt.
 

Einen kurzen Moment lang sah Pansy ihre einzigste beste Freundin an. Kurz nachdem sie Hogwarts verlassen hatten, waren Daphne und sie aneinander geraten. Der Lebensstil der Parkinson hatte die Blondine nicht angesprochen, eher beschämt, weshalb eine hitzige Diskussion sie auseinandergeführt hatte. Lediglich des guten Willens trafen sie sich weiterhin und schließlich war Astoria dazu gestoßen und sie waren ein Dreiergrüppchen geworden. Eines, was sie meistens das Maul über Klatsch und Tratscht zerrissen hatte.

„Sie ist bei Draco.“, gab Pansy ruhig zu und sah, dass sich das hübsche Gesicht ihrer Freundin veränderte. Entsetzten machte sich breit. Gemischt mit Fassungslosigkeit. „D-Du willst mir allen E-Ernstes sagen… das sie…“, die Wut, welche in Daphnes Stimme mitschwang, war Pansy bereits bekannt. „… sie bei diesem Hexenverschlingenden Monster ist. Ja.“, beendete die Schwarzhaarige den Satz. „Aber mach dir keine Sorgen, ich bin sicher, dass Astoria das Richtige tut und das, was zwischen den beiden ist, dass ist wahrscheinlich stärker als wir angenommen haben.“
 

Daphne erhob sich zu ihrer vollen Größe, ballte ihre Hände zu Fäusten und sah bedrohlich auf sie herab. „Tori ist bei einem Mann, der den besten Ruf hat, mit Frauen zu schlafen und sie dann fallen zu lassen, dazu kommt, dass meine Schwester was Männer angeht, äußerst naiv ist und meine Eltern setzten in sie ihre letzten Hoffungen, dass sie den Familienbetrieb rettet und du sagst mir, ich soll mir keine Sorgen machen?“, ihre Stimme war immer lauter geworden und Pansy stöhnte. Ihr Kopf brummte vor Alkohol und Daphnes Überreaktion kostete sie unnötige Nerven. „Du kannst deine Schwester nicht ewig beschützen, manche Erfahrungen muss sie selbst machen.“, erklärte Pansy ruhig und streckte sich, dann erhob sie sich vorsichtig, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor.
 

„Auch wenn ihr jemand das Herz bricht. Dann wird sie lernen, damit umzugehen und über ihn hinweg kommen. So wie du damals über Theodor.“ Sie hatte nie verstanden, warum Daphne es ihm nie gesagt hatte, erst als seine Kumpels angefangen hatten, ihn mit Padma Patil verkuppeln zu wollen, war ihr klar geworden, dass sie niemals eine Chance bei ihm haben würde. „Daph, jeder muss da irgendwann einmal durch, auch wenn ich hoffe, dass Draco begreift, was er an deiner Schwester hat, doch die Wahrscheinlichkeit, dass er eine Frau wie Mallorie Delone für Astoria sitzen lässt, wo doch die Verlobung kurz vor der Bekanntgabe ist.“
 

„Und warum hast du sie dann auch noch bestärkt? Wo du doch genau weißt, dass er Astoria früher oder später wehtun würde?“, die Blonde sah ihrer einstig besten Freundin nach, wie sie unsicher durch das Wohnzimmer tapste. In der Tür blieb Pansy stehen und hielt sich sicherheitshalber fest. „Sagen wir so, ich hoffe, dass Draco erwachsener geworden ist und nun zwischen dem unterscheiden kann, was Schön ist und was Gut für ihn ist.“

Daphne sah sie fassungslos an und rang nach den richtigen Worten. „D-Du bist eine hinterhältige miese-!“
 

„Danke, das weiß ich.“, unterbrach Pansy gelangweilt. „Und das alles nur, weil ich deiner Schwester die Chance gebe, das Leben kennen zu lernen, wie es wirklich ist und nicht, wie es innerhalb eines Käfigs, wo jeder nur das Beste für sie will, aussieht.“, sie drehte sich um und ihr Gesicht war merkwürdig ernst. „Falls Draco sie verletzten sollte und Astoria danach in ein tiefes Loch sinkt, dann werde ich natürlich für sie da sein. Sie auffangen, ihr Zeit geben zu weinen und ihr versichern, dass alles Schlimme irgendwann ein Ende hat. So wie ich für dich da war, als Theodor aus deinen Gedanken verschwand.“
 

Daphne sah betroffen zu Boden. Natürlich wusste sie, dass Pansy niemanden hängen ließ und die Zeit, als sie einst dachte, die Welt geht unter, nur weil sie als naive 17 Jährige geglaubt hatte, Theodor sei der einzige Mann, der je ihr Herz so erobert hatte, dass es schmerzte an ihn zu denken. Erst als sie mit 19 Andrew bei einer Modeshow traf, wurde ihr bewusst, dass ihr Leben sich nicht um einen einzigen Mann drehen würde. Pansy Beistand hatte sie darüber hinaus nicht vergessen, dennoch wünschte sich Daphne, dass ihrer Schwester solch ein Schmerz erspart bleiben würde.
 

„Trotzdem… ich wünsche Astoria, dass sie ihr Herz nicht leichtfertig verschenkt und schon gar nicht an jemanden wie Draco Malfoy!“, den Namen sprach sie verachtend aus. Zwar war ihr bewusst, dass sein Gold das Familienunternehmen retten würde, aber alles Gold der Welt konnte ein gebrochenes Herz nicht wieder flicken. Wütend auf Pansy, auf Malfoy und auf sich selbst griff Daphne zu ihrem dunkelgrünen Mantel und stieß ihre einzigste beste Freundin zur Seite, ehe sie mit erhobenem Haupt durch die große Eingangshalle schritt. Pansy sah ihr schweigend nach und als ihre Haustür ins Schloss fiel, seufzte sie schwer. Sie konnte nicht sagen, was die Zukunft brachte, doch eines war gewiss, es würde noch eine Menge auf sie zukommen.
 

Gutes sowie Schlechtes.
 

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Zarte Tropfen des Regens formten sich zu glänzenden Perlen, die an Bäumen, Büschen und hohen Grashalmen hang. Das Gewitter war vorbei, der Regen weiter gezogen. Doch noch immer wehte kein Wind und die schwüle Luft machte das Atmen weiterhin schwer. So auch einer jungen Frau, die seid einiger Zeit schweigend an die modrige Decke einer kleinen hölzernen Hütte blickte. Die Öllampe neben ihr warf große Schatten an die Wand und zog zwei tanzende Motten an. Doch das störte Astoria nicht. Die harte Matratze bohrte sich in ihren nackten Rücken und ihre Zehen waren kalt. Das weiße Lacken war zu kurz um ihre Beine zu bedecken, es reichte gerade um es über die Brust zu ziehen. Neben sich spürte sie den gleichmäßigen Atem Dracos. Sein Gesicht war ihr zugewendet, doch seine Augen geschlossen. Astoria strich mit ihren Fingern über den linken Arm des blonden Mannes, der sich um über dem Lacken um ihre Hüfte geschlungen hatte und sah, dass er eine leichte Gänsehaut bekam. Er wachte jedoch nicht auf und sie lächelte leicht.
 

Es bereitete Astoria ein stummes Vergnügen ihn zu beobachten, ohne, dass er es bemerkte. Sie musterte sein fein geschnittenes Gesicht, seine dichten Wimpern, seine Lippen, die die Kunst des Verführens perfekt beherrschten, sein helles, fast weißes Haar, dass unordentlich in alle Richtungen abstand und so gar nicht zu ihm passte. Astoria war versucht es zu berühren, so wie sie es oft in den letzten Stunden getan hatte, doch dann ließ sie die Hand wieder sinken und ihr Gesichtsausdruck wurde ernst, fast traurig. Sie drehte ihren Kopf nach rechts.
 

Ihr Kopf lag auf Dracos rechten Arm und sie sah von seinen Fingern zu seiner Hand, die einige Schwielen aufwies, zu seinem Unterarm. Wie eine Markierung, dunkel und bedrohlich erstreckte sich das dunkle Mal auf seinem Arm. Doch es hatte an Deutlichkeit verloren. Es schien ihr, als würde es blasser werden, je länger der dunkle Lord tot war. Astoria wusste, dass es sich dabei um ein äußerst dunkles Kapitel in Dracos Leben handelte. Von Pansy hatte sie erfahren, dass er bis jetzt mit noch niemand je über seine Zeit beim dunklen Lord gesprochen hatte. Weder mit Blaise, noch mit Theodor oder Markus. Es war fast so, als wollte er über diese Monate für immer schweigen.
 

Mit einem bitteren Beigeschmack schloss sie kurz die Augen und erinnerte sich an die wenigen Dinge, die sie mitbekommen hatte. Damals war sie erst 14 Jahre alt gewesen und konnte sich vage daran erinnern, dass ihre Mutter ihr eingeschärft hatte, niemals auf eine Seite zu gehen, egal ob es sich um die von Dumbledore handelte oder die des dunklen Lord. Bei ihrem ehemaligen Schulleiter sollte sie schweigen, beim dunklen Lord, sollte sie sich keine Hoffung mehr auf Leben machen und seit diesen Worten hatte sie sich stets zurück gezogen und versucht so wenig wie möglich in irgendeine Schusslinie zu kommen. Zu ihrem eigenen Glück war sie als Jugendliche sehr unscheinbar gewesen, sodass man auf sie nie wirklich geachtet hatte.
 

Erst als der ganze Schrecken vorbei war, hatte sie es gewagt, endlich das zu tun, was sie sich wünschte. Zu Hause ausziehen, sobald sie alt genug war, arbeiten, um ihr eigenes Geld zu haben und vor allen hatte sie es genossen zu Kleidung zu greifen, die nicht mehr grau, schwarz und dunkelblau war. Es war ein schönes Gefühl gewesen, die Welt unbeschwert und frei zu erleben und auch wenn viele reinblütige Familien auf Mr. Potter herunter sahen, so vertrat Astoria fest die Überzeugung, dass ihr Chef durchaus der Held war, für den ihn viele hielten. Ohne ihn würde die Welt wohl immer noch im Chaos und Grausamkeit versinken.
 

Gedankenverloren sah sie weiterhin auf das Mal, ohne es wirklich wahrzunehmen. Erst als sie spürte, dass Draco wach war, drehte sie den Kopf und sah in seine grauen Augen. Einen Hauch von blau erkannte sie, dennoch war sie sich nicht sicher, es war zu dunkel um die genaue Farbe seiner Augen bestimmen zu können. Eine Weile schwiegen sie und Astoria bemerkte den ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht. Sie lächelte schwach und flüsterte: „Gut geschlafen?“

Draco antwortete nicht, zu sehr war er von dem fasziniert, was sich ihm bot. Er hatte mit Astoria geschlafen, einer Frau, die er lange Zeit als eine Art Freund angesehen hatte, einen Freund, mit dem er genauso viel teilte, wie mit seinen anderen Kumpels.
 

Die Liebe zu Quidditch, die Sucht nach Poker, die Neugier bezüglich neuer Einrichtungen und alter Herrenhäuser, das Talent stundenlang über belangloses Zeug reden zu können und die Stärke, brenzlige Situationen mit Humor zu nehmen. Ein vollkommen neues Gefühl war in Draco wach geworden. Er hatte Astoria schon immer gemocht und sie weit mehr als nur sympathisch gefunden. Täglich war sie durch seine Gedanken geschlichen und immer wieder hatte er daran denken müssen, was sie als letztes zu Zweit unternommen hatten.
 

Sie war wie eine warme Sonne, die seinen tristen Alltag erhellte. Etwas Einzigartiges, das er nie wieder loslassen wollte. Draco konnte seine Gefühle nicht beschreiben, zu fremd waren sie ihm. Das Einzige, was er mit Sicherheit behaupten konnte, war, dass er sich in ihrer Nähe so unsagbar wohl fühlte, so als käme er nach einem langen Kampf nach Hause. Wenn er ihr Lächeln sah, dann waren die Strapazen, die er hinter sich hatte, vergessen.
 

Eine Zeitlang hatte Draco es für Freundschaft gehalten, doch jetzt, nach dieser Nacht war es anders, mehr. Er hatte schon mit vielen Frauen geschlafen, sie geliebt, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatten, aber noch nie hatte eine von ihnen ihm das Gefühl gegeben, er würde sie besitzen. Astoria ließ ihn glauben, sie war seins. Nie wieder wollte Draco dieses Gefühl missen. Zärtlich streichelte er mit seiner freien Hand über ihre Wange, spielte mit einer ihrer dunklen Locken und wickelte diese um einen Finger. Er mochte ihr Haar, es war so weich, so wunderbar lang und roch nach Frühling. „Wenn du mein Haar so magst, warum lässt du dir nicht einfach deine lang wachsen?“, fragte sie neckisch und er stöhnte.
 

„Natürlich und dann sehe ich aus, wie mein eigener Vater in seiner besten Zeit. Nein danke.“, sie kicherte, als er die Worte möglichst sarkastisch über die Lippen brachte. „Es reicht, wenn du solche schönen Haare hast.“

„Blaise hatte Recht.“, wechselte Astoria abrupt das Thema und er runzelte die Stirn. „Du verstehst es einer Frau Komplimente zu machen, sodass sie dir aus der Hand frisst.“

Draco verdrehte die Augen und drehte sich auf sie. An beiden Seiten abstützend, kesselte er sie bedrohlich ein. Gespielt verletzt und verstimmt zischte er: „Du willst also damit sagen, dass du mich mit Blaise auf eine Stufen stellst?“

„Hm… schwierig…“, erklärte sie schwer überlegend und er bemerkte, dass ihre Wangen erneut eine leicht rosige Farbe annahmen. Wahrscheinlich war es für sie ungewohnt, auf solche Weise herausgefordert zu werden. „Ich denke, du wirst mich noch einmal vom Gegenteil überzeugen müssen.“ Ihre Worte ließen ihn hämisch grinsen, wahrscheinlich wusste sie noch nicht einmal, was sie gerade von ihm gefordert hatte. Erst als Astoria offensichtlich wurde, wie er sie umstimmen wollte, keuchte sie laut auf und ihr ganzer Körper spannte sich an.
 

Der Morgen wurde wieder zur Nacht.

P a r t F i v e

Es tut mir sehr leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe ewig bei der 2000 - Wörtergrenze gehangen ;_; Leider wird es hier auch Schlag auf Schlag gehen und es tut mir leid, wenn das zu schnell für einige ist, aber ich möchte nicht unnötig etwas in die Länge ziehen, was nicht in die Länge zu ziehen ist. Wichtig ist außerdem noch, dass fast nach jedem Richtungswechsel, also Personenwechsel Zeit vergangen ist. Manchmal nur ein paar Stunden, oder aber auch Tage und Wochen. Lasst euch aber nicht verwirren, ich habe immer irgendwo einen Satz reingequetscht, woraus man die Zeit schließen kann :) Viel Spaß nun!
 

Liebe Grüße Dahlie
 


 

P a r t F i v e
 


 

Unruhig tippte Draco Malfoy mit dem Finger auf seine Schreibtischplatte. Ein Berg von Arbeit lag vor ihm, doch irgendwie kam er am heutigen Tag schlecht voran. Ständig schweiften seine Gedanken ab und seine Augen schienen die Buchstaben, die sich zu ganzen Berichten zusammenformten, nicht einmal wahrzunehmen. Immer wieder ertappte sich Draco dabei, dass er an dunkle weiche Locken und klare helle blaue Augen dachte. Ein schwaches Lächeln zierte seine Lippen. Ihm wurde mehr und mehr bewusst, in welch verzwickte Situation er verstrickt war.

Er war verlobt und würde dies in wenigen Tagen bekannt geben müssen. Früher war es ihm egal gewesen, wann der Tag kommen würde, doch jetzt wünschte Draco sich zum ersten Mal mehr Zeit. Etwas in ihm zögerte. Denn er spürte, dass, wenn die Verlobung erst einmal bekannt gemacht worden war, sie nicht mehr so leicht zu lösen war.
 

Zum ersten Mal in seinem Leben spielte Draco Malfoy mit dem Gedanken, sein Wort zu brechen und das zu tun, wonach sein Herz verlangte. In jeder Minute seines Lebens dachte er daran, wie es sein könnte, jeden Morgen neben Astoria aufzuwachen, ihr Lachen zu hören, wenn er nach Hause kam und jeden Abend neben ihr einzuschlafen, immer mit der Gewissheit, dass er sie am nächsten Morgen in seinen Armen halten würde. Es war zum Verrücktwerden! Ein Malfoy dachte nicht derart romantisch, sondern eher praktisch auf seinen Vorteil bedacht. Astoria würde als Ehefrau einige Defizite mit sich bringen, etwas, worauf seine Familie sehr achtete, doch es war Draco überraschenderweise egal.
 

Die kleinen Fehler konnte sie mit ihrer offenen Art, ihrer Freundlichkeit und ihrer Liebenswürdigkeit weg machen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er daran dachte, wie sie seinen Vater mit ihrem Spielwissen Schachmatt setzen würde. Und seine Mutter würde angesichts ihrer Liebe zu Quiddtich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Jedoch würde es Draco nichts ausmachen, denn er hätte die Gewissheit, dass sie sich nicht ändern und weiterhin mit ihm über Taktiken, Spielzüge und Ergebnisse diskutieren würde.
 

Alles in einem versprach Astoria ihm eine Zukunft, in der er sich zum ersten Mal vorstellen konnte, glücklich zu sein.
 

Doch bevor er sich dieser neuen Zukunft stellen konnte, musste er zuerst einige Dinge erledigen. Er erhob sich, schlug die Akte zu und griff zu seinem Zauberstab. Nach einem kurzen Schwenker landete sein schwarzer Mantel in seinem Arm und Draco warf sich diesen über. An erster Stelle musste er die Affäre zu Audrey beenden, danach musste er zu Mallorie, wobei ihm sein Gefühl sagte, dass er bis zur Feier von Madame Guerlaine warten musste, schließlich war Mallorie viel unterwegs und er wusste nie genau, wie lange sie an einem Ort blieb. Etwas, was Draco schon verflucht hatte, als er sie kennen gelernt hatte. Je nachdem, immer wenn er einen starken Drang verspürt hatte, sie zu sehen, so hatte er seine Bedürfnisse immer wieder unterdrücken müssen, da sie unauffindbar war. Doch damit war jetzt Schluss. Frohen Mutes griff Draco zum Flohpulver und war zuversichtlich, dass er schon sehr bald seine freien Stunden mit Astoria genießen konnte.
 

Wenige Sekunden später betrat er ein modernes Apartment. Es war noch recht früh, weshalb er mit Sicherheit sagen konnte, dass Audrey noch nicht auf der Arbeit war. Aus ihrer Küche kam Musik, sie hatte das Radio laut aufgedreht. Sichtlich genervt ließ Draco es mit einem simplen Zauber verstummen. Sofort steckte die blonde junge Frau den Kopf aus dem Bad und ein wissendes Lächeln zierte ihre roten Lippen.

„Draco, so früh am Morgen schon wieder Hunger? War Mallorie nicht gut genug zu dir?“ Bekleidet mit einem Handtuch und mit nassen langen Haaren schritt sie ins Wohnzimmer. Doch als sie seine ernste Miene sah, begriff sie, dass er wegen etwas anderem bei ihr war, als sich sein Vergnügen zu holen.

„Guten Morgen“, grüßte er knapp und Audrey ließ sich möglichst gelassen auf ihrer blutroten Couch nieder. Gekonnt steckte sie sich eine Zigarette an und sah zu ihm hoch. „Warum so ernst?“
 

„Es gibt etwas, das ich mit dir besprechen möchte.“ Draco blieb demonstrativ am Kamin stehen und öffnete seinen Mantel.

„Du willst das mit uns beenden“, sprach Audrey tonlos und sah ihn herablassend an. „Ich dachte, Mallorie würde deine Affären tolerieren?“

„Es geht hier nicht um Mallorie.“

Stumm sahen sie einander an und erst als Draco den Blick abwandte und auf die Bilder an den Wänden sah, verstand die Blondine. Ein listiges Lächeln huschte über ihre roten Lippen. „Sieh an. Sieh an. Es gibt doch tatsächlich jemanden, der gegen Miss Delone gewonnen hat, ohne sich in den Schlamm zu schmeißen?“

„Darum geht es nicht. Das zwischen uns, es soll diskret ablaufen. Ich hoffe, du verstehst.“
 

„Natürlich.“ Audrey erhob sich und drückte die Zigarette aus. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz zu wissen, dass es jemanden gab, der geschafft hatte, was ihr verwehrt geblieben war. „Doch bevor du gehst und wir geschiedene Leute sind, möchte ich, dass du mir zumindest sagst, welche der Damen das Unmögliche geschafft hat, dass du bereit bist, alles für sie aufzugeben, einen Schaden im Ruf riskierst und es in kauf nimmst, dass bald sämtliche Klatschblätter dein Gesicht drucken. Lange kannst du sie noch nicht kennen, denn dann hätte ich von Markus sicherlich irgendetwas gehört.“
 

Draco verfluchte seinen Freund. Endlich kannte er die Wurzel des Übels, dem er es zu verdanken hatte, dass er ständig dem Tagespropheten die Hütten einrennen durfte.

„Kenne ich sie?“

„Ich schätze schon.“

Audrey lachte leise. „Eine Slytherin… Pansy Parkinson? Nein, du sagtest einmal, sie wäre ein weiblicher Kumpel für dich. Daphne Greengrass?“

„Astoria Greengrass“, ließ Draco monoton die Bombe platzen und sah ihr dabei fest in die Augen. Vollkommen verblüfft öffnete Audrey den Mund. „Die tollpatische kleine graue Maus? Draco, ich bitte dich! Sie würde niemals den Anforderungen einer Mrs. Malfoy gerecht werden!“

„Aber du, ja?“ Er klang zynisch und grinste herablassend.
 

Sie schüttelte immer noch seltsam heiter den Kopf. „Vergiss es, alleine um mich gegen die Ansprüchen deiner Eltern behaupten zu können, müsste ich mich regelrecht verbiegen. Etwas, was mir nicht gut tun würde.“ Sie schritt in die Küche und wünschte der kleinen grauen Maus viel Glück. Ab da wusste Draco, dass er das erste Hindernis hinter sich gelassen hatte.

Naiv war er appariert, ohne das Wissen, dass Audrey sich auf ihre Herdplatte setzte und den Kopf in den Nacken legte. „So, so, die kleine Greengrass also. Ich bin sicher, Mallorie wird begeistert davon sein, von solch einem Küken ausgestochen worden zu sein.“ Sie würde ihren verletzten Stolz mit der jungen Französin lindern. Und ihr schwebte bereits eine genaue Vorstellung vor.
 

- - -
 

„Ich kriege die Krise!“ Unruhig schritt Astoria in ihrer kleinen Dachwohnung auf und ab. Nervös zog sie die Lockenwickler aus ihren Haaren und seufzte tief. Seit knapp einer Woche hatte sie versucht, Draco persönlich zu erreichen. Doch bis gestern hatte sie es nur geschafft, ihm beim Lunch zu stören. Beinahe hätte sie ihm einen Fluch auf dem Hals gehetzt, nur damit er nicht wieder die Flucht ergriff. Ihr Gespräch war kurz und knapp gewesen, er hatte sie mit nichtigen Aussagen hingehalten und ihr versprochen, dass er heute Abend noch bei ihr vorbeikommen würde. Im Moment würde er Wichtiges zu klären haben.

„Verdammt, Daphne, mich frisst mein schlechtes Gewissen auf!“ Hilflos drehte sich Astoria um und sah, dass ihre Schwester die Zeitung Verwandlung heute, beiseite legte und schlug im Sessel die Beine übereinander. Die Ältere verdrehte die Augen und wagte es nicht sich zu erheben, aus Angst, dass ihr Sitzplatz seine letzte Stunde erlebte.
 

„Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass-!“

„Ich die Finger von Malfoy lassen soll, ja, ja!“ Sie wedelte ungeduldig mit der Hand und schritt vor ihrer Schwester im Morgenmantel auf und ab. Plötzlich blieb sie stehen und sah mit besorgter Miene auf ihren seelischen Unterstützer. „Und was, wenn es ihm jetzt unangenehm ist und er-!“

„Jetzt hör aber auf!“ Daphne warf die Zeitschrift in ihre Richtung und sah sie mahnend an. „Bevor du den schwarzen Peter an die Wand malst, warte doch erst einmal bis heute Abend. Bis dahin begnügst du dich auf der Party von Madame Guerlaine. Ich habe gehört, sie soll die Schicksals Schwestern eingeladen haben.“

„Ist da etwa einer eifersüchtig?“, Astoria zwang sich zu einem Lächeln. Ihre Schwester vergötterte die Band seit der zweiten Klasse und hatte es bisher bereits auf drei Konzerte geschafft. „Wir können ja tauschen.“
 

Vorsichtig, möglichst in Zeitlupe erhob sich Daphne aus dem braunen Sessel. Erleichtert, dass der Vierbeiner noch stand, seufzte sie und zeigte auf das Kleid, welches über einer Stuhllehne hing. „Vergiss es. Andrew hat den Fummel in Größe 38 angefertigt, ich brauche 36, damit es mir nicht bis zu den Knien rutscht.“, sie klang stolz und Astoria kam nicht darum herum, die Augen zu verdrehen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester achtete sie nicht punktgenau auf ihre Linie, weshalb sie bei ihrem Schwager nie von der Stange kaufen konnte.
 

Ungeniert tauschte sie das Kleid gegen ihren Bademantel ein und ließ sich von Daphne helfen, es am Rücken zu schließen. „Übrigens, Andrew hat sich darüber beschwert, dass du es unbedingt in Lila haben wolltest. Er meinte, es sei die Farbe der gefrusteten Frauen. Rot würde dir besser stehen.“

„Dann sag deinem Gatten von Möchtegernemodezar, dass ich mich in rot fühle wie ein Sack Blut!“ Astoria versuchte ihre neue Lieblingsfarbe zu verteidigen und sah an sich herunter. Mit dünnen Trägen ausgestattet, eng anliegend an der Brust und schließlich bis zu den Knien reichend, gefiel ihr die Schlichtheit. Ihr Haar ließ sie, wie so oft, offen und legte sich die weiße Perlenkette ihrer Mutter um.
 

„Also, ich bleibe auf keinem Fall länger als bis zehn.“ Astoria drehte sich um. „Und für den Fall, dass Draco eher hier auftaucht, wirst du ihn mir mit allen Mitteln festnageln und wenn du einen Unverzeihlichen anwenden musst!“ Ernst sah sie die Ältere an und diese lachte. „Von mir aus. Hier, dein Mantel und vergiss nicht, die Augen nach den Schicksals Schwestern aufzuhalten.“

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht verschwand Astoria durch den Kamin und Daphne bückte sich nach einer neuen Zeitschrift.
 

Dabei fiel ihr Blick auf den wackligen Sessel. Diskret wandte sie sich ab und ließ sich auf der langen schwarzen Couch nieder. Von modernen Möbeln hielt ihre Schwester anscheinend genauso viel wie von einer Diät, um ihrem Gatten die Überstunden zu ersparen. Gerade als sie sich den neusten Tipps Punkto modischer Schuhe von Padma Patil widmen wollte, hörte sie, wie jemand durch den Kamin in die Dachwohnung rauschte. „Guten Abend Pansy“, begrüßte Daphne ihre ehemalige beste Freundin und sah, dass diese fahrig versuchte, ihr kurzes Haar zu ordnen. „Wo ist Tori?“ Ihre Stimme war leicht hysterisch.

„Wo wohl, auf dieser Party. Sie kommt kurz vor zehn zurück, da Mr. Malfoy ihr einen Besuch abstatten will und-!“
 

„Oh bei Merlins Unterhose, sie ist schon weg? Verdammt!“ Pansy wollte gerade wieder kehrt machen, als Daphne sie misstrauisch aufhielt.

„Weshalb die Hektik?“

„Etwas ist drauf und dran schief zu gehen.“

Einen Augenblick lang sahen sich die zwei Frauen regungslos an, dann begriff Daphne mit nur einem einzigen Atemzug. „Mallorie Delone!“, flüsterten beide gleichzeitig.
 

- - -
 

Nachdem Astoria die Gastgeberin begrüßt hatte, war sie eine Zeit lang ziellos durch die großen, festlichen Räume gewandert. Madame Guerlaine hatte sehr viel Geschmack bei der Auswahl ihrer Umgebung. Normalerweise hielt sich ein jeder Reinblüter an die Barockzeit, besonders was die Architektur betraf. Doch Madame Guerlaine liebte anscheinend die moderne Kunst der Neuzeit. Zwischen unförmigen Skulpturen und Plastiken fühlte sie sich merkwürdig, auch mit den Klecksen, die in Form von Bildern an den Wänden hingen, konnte sie nichts anfangen. Ein wenig gelangweilt nahm sie sich ein Glas Sekt zur Hand und versuchte bekannte Gesichter auszumachen. Sie hatte auf Theodor gehofft, doch Madame Guerlaine hatte ihr bereits bei ihrer Ankunft die Hoffnung genommen, indem sie eine Bemerkung darüber fallen ließ, dass ihr Neffe so schrecklich viel für eine bevorstehende Prüfung lernen musste.
 

Sie seufzte und nippte an ihrem Sekt. Dann wollte sie sich der seltsamen Kunst im Raum widmen, der von allen Gästen so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Sie ließ ihren Blick nach einem halbwegs interessanten Bild durch den Raum schweifen, als sich ein Lächeln über ihre Lippen legte. In schnellen Schritten durchquerte sie das Zimmer und strahlte als sie nur noch knapp einen halben Meter von dem jungen Mann trennte.

„Draco.“ Überrascht, ihn hier anzutreffen, sah sie, wie er sich ebenso verblüfft umdrehte. Jedoch wirkte seine Miene nicht halb so glücklich sie zu sehen, wie ihre. Verunsichert legte sich das Lächeln auf ihren Lippen und sie sah kurz auf das Glas in ihren Händen. „Schön dich zu sehen, ich dachte, du müsstest noch etwas Wichtiges erledigen?“
 

„Ähm… ja, eigentlich hatte ich das gleich auch noch vor.“ Auf Astoria wirkte er nervös und sie fragte sich augenblicklich, ob sie etwas falsch gemacht hatte. „Astoria, können wir später bei dir reden, im Moment hast du mich in einem recht schlechten Zeitpunkt-!“

„Draco!“ Eine helle erfreute Frauenstimme ertönte und bevor die Brünette sie zuordnen konnte, schlang eine ihr unbekannte Frau ihre Arme um Draco und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich dachte, du würdest mich direkt am Eingang erwarten, wo wir uns doch so lange nicht gesehen haben.“
 

Im ersten Moment verstand Astoria nicht, doch als sie sah, wie die schwarzhaarige hübsche Frau ihre Hand mit der Dracos verschloss, wurde ihr bewusst, auf was sie sich eingelassen hatte. Starr sah sie auf die Frau vor sich, auf ihre Schönheit, Eleganz und ihren Perfektionismus. Ihr Haar war kunstvoll hochgesteckt, ihre karamellfarbigen Augen strahlten und das dunkle Kleid gab den Blick auf eine schlanke Figur frei. Nun richtete die Frau ihre Aufmerksamkeit auf sie. „Miss Greengrass?“ Ihre Stimme war samtig, doch sie verriet auch eine Spur Autorität. Freundlich reichte die Unbekannte ihr die Hand, welche Astoria verwirrt annahm. „Mallorie Delone, ich bin Dracos Verlobte.“
 

Der Boden unter ihren Füßen riss in zwei.
 

Er war verlobt…

Hatte sie nur benutzt…
 

Fassungslos sah sie in sein regungsloses Gesicht, blickte in die grauen Augen, die sie ohne jegliche Gefühlsregung ansahen und spürte eine eisige Kälte an ihrem Körper heraufkriechen. Sie versuchte sich zusammenzureißen und lächelte schwach. „E-Entschuldigen Sie mich bitte… Miss D-Delone…“ Innerlich zerrüttet wandte sie sich von den beiden ab und während sie den ersten Schritt von ihnen fort ging, hörte sie die schöne Frau sagen: „Wieso verkuppelst du sie nicht mit Blaise, Draco? Die finanziellen Mittel des Greengrass-Hauses sind im Moment äußerst schlecht gesegnet und jemand seriöses wie Miss Greengrass würde Blaise bestimmt gut tun und der Haushalskasse ihrer Familie ebenfalls.“

Astoria schluckte tief und zwang sich, den Kopf oben zu lassen und nicht auf den Boden zu sehen. Sie wollte sich nicht umdrehen, nicht wissen, wie Draco sie ansah oder welches Mittel zum Zweck sie war. Im Moment war es ihr sogar egal, was er von ihr dachte. Wahrscheinlich würde er sowieso glauben, dass sie sich nur wegen des Geldes willen an ihn rangemacht hatte.
 

Das Einzige, was sie spürte, war das Loch, das von Sekunde zu Sekunde größer in ihrer Brust wurde. Sie musste hier weg, weit, weit weg von ihm. Wie konnte sie so naiv sein, um zu glauben, dass der Casanova schlechthin ein ähnliches Gefühl für sie verspürte wie sie für ihn?

Wie schrecklich erbärmlich sie doch war.

Ohne auf ihre Umgebung zu achten, verschwand sie durch den Kamin und stolperte Sekunden später in ihre Dachwohnung. Ihr Herz raste, ihre Gedanken waren wirr und durcheinander.
 

Erst als sie sich haltlos auf ihre Knie sinken ließ und den weichen Teppich berührte, wagte Astoria es, Schwäche zu zeigen. Ihr Körper fühlte sich merkwürdig taub an. Noch immer hatte sie das Bild von Mallorie Delone vor Augen, wie sie Dracos Hand nahm, ihn ansah und voller Stolz als ihren Verlobten vorstellte. Gegen eine Frau wie Mallorie würde sie nicht ankommen. Schön, wahrscheinlich noch sehr intelligent und vom hohen Blute. Wie hatte sie so dumm sein können und sich in einen Malfoy verlieben können? Einen Mann, so stolz, so unberechenbar und kalt, dass jeder gewusst hatte, dass er ihr früher oder später das Herz brechen würde.
 

Astoria spürte, das etwas Salziges ihre Wange herunterlief, doch sie war unfähig sich zu regen. Sie spürte, dass sich jemand leise neben ihr niederließ, ihr über den Kopf strich und sie schließlich in den Arm nahm. Kurz schloss die Brünette die Augen und atmete den Duft ein. „Du brauchst mich nicht zu trösten Daphne“, brachte sie mit merkwürdig fester Stimme hervor. „Ich war so dumm… so schrecklich dumm.“ Wie in Trance starrte sie auf einen unbestimmten Punkt. Dann sah sie den Schatten und sah auf. Sie blickte in das kummervolle Gesicht ihrer Freundin. Vorsichtig nahm Pansy Astorias Gesicht in beide Hände. „Mallorie. Was hat sie getan?“
 

„Nichts“, flüsterte die Jüngere und lächelte traurig. Dann entwich ihr eine weitere Träne. „Sie hat mir lediglich die Wahrheit gesagt… Vermittlerin gespielt.“

Pansy verstand. Sie hatte immer geahnt, dass Audrey und Mallorie in Kontakt standen, nun hatte sich ihre Vermutung bestätigt. Hilflos musste sie mit ansehen, wie ihre Freundin litt. Es war wirklicher Herzschmerz und nichts konnte sie in diesem Moment besänftigen. Unaufhaltsam lief eine Träne nach der nächsten über ihre Wange. Beschämt schlug sie die Hände vor ihr Gesicht, doch keine der beiden anderen Frauen verurteilte sie für ihre Gefühle.
 

Sie brachten einzig und alleine Verständnis auf.
 

- - -
 

In schnellen Schritten durchquerte ein junger Mann, gekleidet in einem dunklen Anzug, den Flur und trat ins schwach beleuchtete Wohnzimmer. Wie vorausgesehen traf er dort seine Freunde gut gelaunt am Pokertisch an. Gleichgültig warf Draco seinen Mantel über einen Sessel, zog die Handschuhe aus und trat zu ihnen. Seine Miene war ausdruckslos und kalt. Fast lautlos gesellte er sich zu ihnen und bemerkte, dass sie aufsahen. Ein knapper Blick sagte ihm, dass Theodor bereits wieder dabei war, Markus und Blaise auszunehmen.
 

„Hey, ich dachte du hast andere Pläne?“ Sein bester Freund zog genüsslich an seiner Zigarre und Draco nahm sie ihm gleichgültig aus der Hand. „Ich habe es mir anders überlegt.“

Stumm sahen die drei anderen Männer ihn an. Schließlich räusperte sich Theodor und legte seine Karten beiseite. „Okay, was ist los. Normalerweise überlegst du es dir nie anders.“

Möglichst gleichgültig schenkte sich der Blonde Eiswhisky ein. „Ich habe lediglich ein paar Entscheidungen getroffen.“

„Dürfen wir erfahren, wie die aussehen?“ Blaise konnte seine Verblüffung nicht verbergen und erkannte ein schmales Lächeln auf den Lippen seines besten Freundes. „Ich bin wieder überzeugter Junggeselle.“
 

„Wir sind Mallorie los?“ Markus strahlte über beide Ohren. „Ein hoch auf dich, Dray!“ Er hob sein Bierkrug und nahm einen kräftigen Schluck. „Die beste Entscheidung, die du seit langem getroffen hast!“ Auch Blaise und Theodor hatten ihre Miene nicht unter Kontrolle und grinsten breit. „Nun denn…“ Theodor holte tief Luft und lehnte sich zurück. „Willkommen zurück, Draco. Darf man auch den Grund für deine plötzliche Einsicht erfahren? Ich meine, wir, deine ungebildeten Saufkumpanen predigen ja nicht erst seit gestern, dass diese Frau nicht gut genug für dich ist.“
 

Regungslos sah Draco auf den Pokertisch. „Sage wir es so, ich dachte, Astoria wäre ein wenig mehr wert als Mallorie.“

„Dann ein hoch auf das kleine Greengrass-Mäuschen!“ Wieder hob Markus den Bierkrug und trank, weshalb Theodor ihn missbilligend ansah und seine Aufmerksamkeit auf Draco lenkte. „Angesichts dieses Fortschritts wirkst du leider nicht sehr glücklich.“

Um den Faden wieder aufzunehmen hakte Blaise nach: „Du meintest, Astoria wäre ein wenig mehr wert, ist sie immun gegen den Malfoy-Charme, oder weshalb dein verkniffenes Gesicht?“
 

Der Malfoy-Erbe sah an seinen Freunden vorbei aus dem großen bodenlangen Fenster in die Dunkelheit. „Astoria schenkte ihre Aufmerksamkeit nicht mir, sondern dem Geld, das ich einmal erben werde.“

Vollkommen verblüfft starrten die drei Männer ihn an und er fuhr fort: „Das Unternehmen ihrer Familie steht kurz vor dem Aus und als Tochter lag es nun an ihr, den Stand ihrer Eltern zu halten.“

Blaise brauchte einen Moment, um diese Neuigkeit zu verdauen, dann schüttelte er den Kopf. „Jetzt ohne Scheiß?“

Draco schwieg.
 

„Das ist kein Scherz?“ Er lachte hilflos. „Bei Merlins Unterhose, wie haben uns mit einer geldgierigen, hinterhältigen Hexe eingelassen und sie wochenlang mit geschleppt?“

„Ich kann nicht glauben, dass sie geldgierig ist“, warf Theodor sofort ein, seine Miene war ernst, doch als Draco ihn ansah, begriff er, dass er sich irren musste. „Nicht? Nun, ich habe heute genug Informationen bekommen, die besagen, dass sie zurecht in Slytherin gelandet ist. Ich gehe sogar so weit, dass sie bereit gewesen wäre, sich einem von euch an den Hals zu schmeißen, wenn es bei mir nicht funktioniert hätte.“
 

Blaise hob eine Augenbraue, er war unfähig zu glauben, was man ihm erzählte. Er hatte Astoria als eine fröhliche, freundliche und liebenswerte Hexe kennen gelernt. Natürlich verstand er, dass Draco über so etwas niemals scherzen würde. Vor allem da Blaise seit geraumer Zeit gehofft hatte, dass er in Astoria vielleicht eine ebenbürtige Partnerin für die Zukunft gefunden hatte. Wie sehr er sich doch getäuscht haben musste. „Setzt dich“, sprach der Südländer. Er spürte die Blicke der anderen beiden auf sich und ohne dass sie sich austauschen mussten, wusste ein jeder, was der jeweilige andere dachte. Markus glaubte Draco sofort, während Theodor offen seine Skepsis bekundet hatte. Blaise selbst wusste noch nicht so recht, wie er die Informationen einordnen sollte, während für seinen besten Freund alles geklärt zu sein schien.
 

Stumm betrachtete Blaise seine Freunde und sah einen nach dem anderen an. Draco hatte einen Sessel an sich herangezogen und sich niedergelassen, frustriert warf er wie so oft sein Geld zum Fenster heraus. Einst hatte Blaise sich für seinen besten Kumpel immer eine sexy Hexe mit gutem Vorbau gewünscht, mittlerweile dachte er eher an eine Hexe, die Kumpel, Ehefrau und Mutter zugleich sein konnte. Für ihn war Astoria die perfekte Kandidatin gewesen. Scheinbar brachte sie einen entschiedenen Defizit mit sich, statt auf seinen Kumpel, war sie auf sein Geld aus.
 

Etwas, was Theodor nie passieren würde. Von materiellen Dingen besaß er zu wenig, als dass es Frauen anziehen würde. Der Student hatte nur an einem reichlich und zwar an seinem unbegrenzten Wissen. Eine dumme Frau würde an seiner Seite nicht bestehen, doch Blaise hatte sich öfters bei dem Gedanken ertappt, dass Mallorie Delone durchaus zu ihm gepasst hätte. Sie hätte eine gewaltige Portion Schwung in sein Leben gebracht, etwas was Theodor gut gebrauchen konnte, in seinem sonst so durchgeplanten Alltag.

Anders dagegen Markus, er brauchte eine organisierte weibliche Hand. Eine, die sich um seine Finanzen kümmerte, um seine Gesundheit und um sein leicht aus den Fugen geratenes Leben. Mittlerweile verdächtigte Blaise ihn sogar hin und wieder zu nicht ganz so legalen Mitteln zu greifen. Eine Frau, die ihm zeigte, dass das Leben auch so genug Adrenalinschübe bereithielt, konnte seinen Freund vielleicht vor weiteren Abstürzen bewahren.
 

Er griff zu seinem Glas Eiswhisky und sah zu Theodor, auch dieser schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein als beim Pokern. Kurz sahen sie einander an und Blaise war sich sicher, dass Theodor drauf und dran war, aufzustehen und die Differenzen zwischen Astoria und Draco zu klären. Es war kein Geheimnis, dass der Student die junge Hexe mochte und gerne hätte Blaise von sich behauptet, dass er denselben Mut aufbringen konnte, um zu sagen, was er dachte, doch er schwieg.
 

Irgendwann würde er sein Schweigen brechen, nur schien der Augenblick noch in weiter Ferne zu liegen.
 

- - -
 

„…grass…“
 

„…Miss…“
 

„Miss Greengass!“
 

Erschrocken sah Astoria von ihrem Schreibtisch auf, verwirrt umklammerte sie ihre Feder fester und sah in das sorgevolle Gesicht ihres Chefs. Sie hatte ganz vergessen, dass sie sich auf ihrer Arbeit befand. Ihre Gedanken hatten sich einfach auf eine nicht steuerbare Reise begeben, während der Bericht ihres letzten Auftrags vor ihr lag.

„Es freut mich zu sehen, dass Sie sich mit Elan in die Arbeit stürzen, aber so langsam glaube ich, dass Sie weit mehr als eine Beförderung im Sinn haben.“ Harry Potter lächelte und unweigerlich hoben sich auch ihre Mundwinkel. Sie wusste, dass er versuchte zu scherzen, worauf sie einging. „Ach wissen Sie, ich dachte, vielleicht könnte ich es bis zu Mr. Kingsleys Sekretärin schaffen, um nicht mehr hinter Trollen, kriminellen Elfen und Spinnern, sowie Schwert schwingenden Möchtegern-dunklen-Lords hinterher zu jagen.“

„Ah ja, ich glaube, ich kann Ihre Handlungen sogar verstehen.“ Mr. Potter setzte sich auf ihre Schreibtischkante und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, stattdessen machte sich Kummer breit. „Miss Greengrass, Ihnen ist bewusst, dass Sie seit über drei Wochen ohne Pause Überstunden machen?“
 

Astorias Magen zog sich zusammen und wieder lächelte sie. „Natürlich. Ist das irgendein Problem?“

„Nein“, erwiderte Harry und schien sich ertappt zu fühlen. „Es ist sehr vorbildlich von ihnen, doch gleichzeitig wirken Sie sehr gestresst und na ja… nicht gerade glücklich.“

Sie sah kurz auf den Bericht vor sich und schwieg dazu. Ihr Chef sah sie weiterhin kummervoll an, schließlich legte er einen weiteren Bericht auf ihren Schreibtisch und sprach: „Ich möchte Sie zum Essen einladen und dabei einige Fakten besprechen, bezüglich ihrer Überstunden. Sagen wir in einer halben Stunde in der Winkelgasse beim Zum verflixten Merlin?“
 

Sie nickte knapp und ihr Chef rutschte von ihrem Schreibtisch. Astoria seufzte laut und versuchte sich wieder auf ihren Bericht zu konzentrieren. Ob sich zu viele Fehler in ihre Arbeit geschlichen hatten? Mr. Potter nahm einem kleine Ungenauigkeiten nicht krumm, doch wenn man unzuverlässig wurde, reagierte er ungehalten. Sie dachte nach. An Zuverlässigkeit mangelte es ihr nicht. Vielleicht sollte sie aufhören, sich so einen Kopf zu machen und stattdessen einfach das kostenfreie Essen in einer halben Stunde genießen.
 

Sie sah von ihrem Bericht auf und bemerkte, dass einige ihrer Kollegen sich zu ihr umdrehten. Astoria runzelte die Stirn und schüttelte kaum merklich den Kopf. Seit sie in dieser Abteilung arbeitete und sich mit mehr als 15 Leuten das große Büro teilte, war es schon mehrmals vorgekommen, dass ihr Chef den einen oder anderen zum Essen eingeladen hatte. Wieso also jetzt die plötzliche Gafferei. Erst als Astoria zur Tür sah und ihre Kollegin Lavender Brown ausmachte, die sich mit jemandem unterhielt. Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie das Gesicht erkannte. Am liebsten hätte sie sich unsichtbar gemacht, doch es war bereits zu spät.
 

Theodor hatte sie bereits entdeckt und schritt auf sie zu. Sie sah, dass er direkt von der Universität kam. Unter seinen Arm klemmten mehrere Bücher und eine schwere Tasche zerrte an seiner Schulter. Sein Gesicht wirkte leicht verkniffen und als er vor ihr stand, sah sie, dass auch er sie sorgevoll ansah.

„Theodor. Was gibt es?“ Wieder lächelte sie, obwohl sie überhaupt keinen Grund dazu hatte. Innerlich fragte sich Astoria, ob sie es aus reiner Hilflosigkeit tat.

„Ich wollte mit dir über Draco reden“, sprach der ehemalige Slytherin gerade heraus und ihr Herz krampfte sich zusammen. „Nett von dir, aber ich glaube, da gibt es nichts mehr zu bereden.“
 

Unsicher erhob sich Astoria und nahm ihren Mantel vom Stuhl. Sie musste von Theodor weg, zu sehr brachte er sie durcheinander. In Eile knöpfte sie den Mantel zu und sah sich nach ihrer Tasche um. Jedoch ahnte er bereits, wonach sie suchte und nahm sie zur Hand. „Ich bin anderer Meinung.“ Diskret beugte er sich zu ihr runter und versperrte ihr jeglichen Fluchtweg. „Die Nummer mit dem Geld ist Fake gewesen, richtig?“ Er sah ihr fest in die Augen. „Astoria, bei allem Respekt, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du dich nur wegen der Galleonen an Draco rangemacht.“

Wieder lachte sie und verfluchte sich dafür. „Natürlich nicht“, antwortete sie knapp und nahm ihre Tasche an seiner Hand. „Aber das ändert auch nichts mehr, oder?“

Er hielt sie am Arm fest. „Erzähl mir, was wirklich passiert ist, bitte.“
 

„Nein… tut mir leid Theodor, das kann ich nicht.“ Zu tief saß der Schmerz, den Draco ihr zugefügt hatte. Er hatte mir ihr geschlafen, obwohl er gewusst hatte, dass seine Zukunft einer anderen Frau gehörte. Wahrscheinlich auch sein Herz. Mittlerweile zweifelte sie sogar daran, ob er überhaupt so etwas wie ein Herz besaß. „Ich bin verabredet.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen und verließ beinahe fluchtartig das Büro. Sie bemerkte den Blick nicht, den Theodor ihr zuwarf. Enttäuscht, aber auch ein wenig überrascht von ihrer Reaktion sah er auf ihren Schreibtisch und griff zu ihrer Feder. Kurz und knapp ließ er eine Nachricht für sie da. Für den Fall, dass sie irgendwann doch einmal über das Vorgefallene reden wollte. Dann verließ er das Büro und erntete neugierige Blicke.
 

Astoria eilte die große Treppe hinunter und versuchte tief durchzuatmen. Sie wollte sich keine Schwäche anmerken lassen. Zu lange hatte sie gelitten. Über zwei Tage hatte sie sich nach jenem Abend zu Hause eingeschlossen und nichts anderes tun können, als die Decke über den Kopf zu ziehen. Immer wieder waren Tränen über ihre Wangen gelaufen. Eine Gefühlsregung, für die sie sich gehasst hatte. Das einzige, was sie schließlich dazu gebracht hatte, wieder einen Fuß vor die Tür zu setzten, war ihre Arbeit gewesen. Pansys Drohungen und täglichen Besuche hatten sie eher genervt, genauso wie die Fresspakete ihre Eltern. Sie hatte sie unberührt gelassen.
 

Auch Daphnes ständigen Tröstungen und das Gelaber über andere Männer, die ihr gut tun würden, hatten sie nicht gerade milder gestimmt. Stattdessen war eine große Wut und Trauer über das Erlebte in ihr aufgestiegen. Beinahe wäre sie die Treppe runtergestolpert, jedoch hielt sie sich rechtzeitig am Geländer fest und strich sich das lange Haar hinter die Ohren. In Eile verließ sie das Ministerium und gelangte wenig später in die Winkelgasse. Kurz sah sie in den grauen Himmel und strich sich über die Stirn. Das Wetter passte perfekt zu ihrer momentanen Stimmung.
 

Sie betrat ihre Lieblingsbar, grüßte Duke und sah, dass ihr Chef bereits im hintersten Winkel der Bar saß und die Speisekarte studierte.

„Sie sind überpünktlich“, merkte sie an und Harry lächelte, als er den Kopf hob. „Ich hatte Hunger. Eine Panta Cola und Sie?“

„Ein Kürbisshake“, sprach Astoria, als sie sich niederließ und innerhalb von Sekunden erschienen die Getränke.
 

„Was das Essen angeht, so finde ich, sollten wir erst zum Wesentlichen kommen.“ Mr. Potter sah sie kurz über den Rand seiner Brille an und sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Ihren Mantel hatte sie über den Nachbarstuhl gelegt und ihr Herz schlug ungewohnt schnell. „Sind Sie unzufrieden mit mir?“

Verblüfft lachte er. „Unzufrieden? Unsinn! Wir sprachen doch von Beförderung und bevor sich der Minister eine Mitarbeiterin wie Sie unter den Nagel reißt, wollte ich Sie fragen, ob Sie nicht vielleicht Lust verspüren, einen ruhigen und angenehmen Job als meine Sekretärin anzunehmen?“
 

Vollkommen überrascht starrte Astoria ihn an.

„Ich verstehe natürlich, dass Sie die harte Ausbildung zum Auror nicht gemacht haben, um hinterher am Schreibtisch festgenagelt zu werden, doch eins kann ich ihnen versichern. Das Gehalt wird um einiges höher ausfallen. Außerdem wären Überstunden unnötig. Sie hätten jeden Tag fünf Stunden zu arbeiten, vielleicht auch sechs und dabei beschränken Sie sich auf Berichte und spielen hin und wieder die Begleitung zu Konferenzen.“ Er legte den Kopf schief. „Nur manchmal könnte es vorkommen, dass Sie spät abends noch hier sind, weil Kingsley nicht eher eine Konferenz ansetzten konnte.“
 

„Was ist mit dem Schreibkram, der oft bei meinen Kollegen liegen bleibt? Kann ich mich nicht auch darum kümmern, ich habe ja dann noch Zeit.“

Harry strahlte, als er begriff, dass es sich um eine Zusage handelte. „Ich finde, dass hört sich ganz danach an, als hätten wir nun eine Kleinigkeit zu feiern.“

„Ganz besonders James Sirius oder?“, witzelte Astoria und ihr Chef nickte strahlend. Es war kein Geheimnis, dass seine Gattin ihm jede Woche neue Drohungen ins Büro schickte, dies sollte nun unter ihrer Führung ein Ende haben.
 

Während ihr Chef knapp eine Stunde später wieder zur Arbeit zurückkehrte, blieb Astoria, wo sie war. Glücklich über die Beförderung trank sie den Rest ihres Shakes und sah durch die Bar. Ihr Leben war schrecklich chaotisch und ungeordnet geworden. Während es dem Betrieb ihrer Eltern immer schlechte ging. Sie musste etwas unternehmen, nur wusste sie noch nicht, in welche Richtung es gehen sollte. Einen Mann würde sie nicht mehr mit reinziehen. Es hatte mehr Schaden mit sich gebracht als Freude. Unweigerlich seufzte Astoria tief und dachte an die Folgen, die das Verhältnis mit Draco ergeben hatten.
 

Sie war schwanger.
 

Etwas, was sie im Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte. Dennoch haderte sie mit sich selbst, ob sie das Kind behalten würde oder nicht. Ihr Verstand sagte ihr, dass es vielleicht besser wäre, wenn sie ihr eigenes Leben in den Griff bekam, doch ihr Herz flüsterte ihr zu, welche Liebe ein solch kleines Wesen mit sich bringen mochte. Sie dachte an Draco und erneut stiegen Tränen in ihr auf. Es war auch sein Kind, aber alles in ihr lehnte es ab, ihm etwas davon zu sagen. Schließlich waren Mallorie Delone und er verlobt und sie wollte sich auf keinen Fall zwischen diese Beziehung drängen. Ihr Ruf würde genug beschäftigt sein, wenn die Gesellschaft erfahren würde, dass ihr Kind unehelich zu Welt kommen würde.
 

„Tori, mein Mädchen, du siehst ja nicht besonders glücklich aus.“

Sie sah auf und erkannte Blaise. Augenblicklich rieb sie sich über das Gesicht, als sich der Slytherin an ihrem Tisch niederließ. „Heute ist echt nicht mein Tag! Wartet Markus noch irgendwo dort draußen?“ Sie war genervt, doch Blaise ließ sich nichts anmerken und bestellte sich einen Kaffee. „Nein und das Theo-Boy mir mal wieder zuvorgekommen ist, wundert mich nicht.“ Er steckte sich eine Zigarette an und Astoria suchte ihre Sachen zusammen. „Ich hoffe, du entschuldigst, dass ich keine Zeit für einen Plausch habe?“
 

„Nein, ich erwarte, dass du mir zehn Minuten deiner Zeit schenkst“, sprach er unberührt. „Ich wollte da nämlich etwas mit dir besprechen.“

Provokant verschränkte sie die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. „Falls du mir Vorwürfe machen willst, die kannst du dir sparen.“

„Nein.“ Ohne auf ihren scharfen Ton zu achten, nahm Blaise seinen Kaffee entgegen. „Ich möchte viel eher wissen, was zwischen Draco und dir wirklich vorgefallen ist. Oberflächlich gesehen, kenne ich die Fakten. Aber ich möchte deine Version kennen lernen.“
 

Astoria sah ihn ernst an. Ihre Wangen wurden rot. Würde sie Blaise die Wahrheit erzählen, dann durfte sie nichts auslassen. Etwas, was sie nicht konnte. Sie holte tief Luft und lächelte. „Weißt du, Blaise, vielleicht ist es besser, wenn du nicht alles weißt.“

„Weil sich meine Meinung über dich ändern könnte?“, höhnte er, doch sie erhob sich bereits und legte das passende Geld auf den Tisch. „Ja“, erwiderte sie knapp, es tat ihr weh so unfreundlich zu sein, doch vielleicht war es wirklich besser, dass er nicht alles wusste. Sie hatte genug Stress am Hals. Die ersehnte Beförderung war gekommen, sie hatte den Mann, den sie liebte belogen und er wollte nichts mehr von ihr wissen, sprich er liebte eine andere. Und zu allem Überfluss war sie auch noch schwanger von ihm. Etwas, womit sie erst einmal selbst klarkommen musste. „Nimm es mir bitte nicht übel, Blaise, aber vielleicht ist es besser, wenn wir in nächster Zeit einfach aneinander vorbei laufen.“ Mit diesen Worten warf sie sich ihren Mantel über und verließ die Bar. Hinaus in die Kälte.
 

~
 

Müde und erschöpft stolperte Pansy Parkinson aus dem Kamin ihrer besten Freundin. Sie besaß neben Daphne und dem Greengrass-Ehepaar als einzige das Passwort und konnte jedes Mal nur schmunzeln, wenn sie es aufsagte. Asinus, das lateinische Wort für Esel, es klang nach einem Wortwitz, oder auch einfach nach Astoria. Überrascht ihre Freundin noch nicht angetroffen zu haben, blickte sich die Schwarzhaarige im Wohnzimmer um. Seit einigen Wochen versuchte Pansy sie nun schon abzulenken. Zwei Mal waren sie im Deltana, einem orientalischen Club, gewesen, dutzende Male hatte Pansy sie zum Shoppen überreden können und manchmal hatte sie Astoria sogar bis in die Cocktailbar American geschleppt, wo heiße Kellner nur bekleidet in einer Pans die Drinks servierten. Jedoch am meisten trafen sie sich bei einem von ihnen zu Hause und der Gastgeber war dann zuständig für Essen und Getränke.
 

Pansy seufzte und pellte sich aus ihrem dicken Mantel, dann riskierte sie einen Blick in die Küche und konnte ein Schnauben nicht unterdrücken. „Das ist doch mal wieder typisch!“ Chaos so weit sie blicken konnte. Ihre Freundin war noch nie eine talentierte Köchin gewesen, doch sie schien in Experimentierlaune, weshalb die Küche mal wieder einem Schlachtfeld glich. Angewidert rümpfte Pansy die Nase und begab sich ins Bad, um noch einmal ihre Haare zu ordnen. Gewohnt schlüpfte sie in den kleinen Raum hinein und warf einen Blick in den Spiegel. Sie sah mal wieder aus, wie der Wolf nach dem Schuss und sah sich suchend nach der Haarbürste ihrer Freundin um, als ihr Blick an etwas hängen blieb.
 

Verwirrt und erschrocken zugleich nahm sie die kleine Badkommode näher in Augenschein. Die zweite Schublade stand offen und normalerweise war Pansy auch keine Sorte Hexe, die in anderer Leuten Sachen schnüffelte, doch jetzt konnte sie nicht mehr an sich halten. Sie musterte die kleine Figur, die einem Engel glich. Nur zu gut kannte sie diese Figuren, schließlich hatte sie genug Freundinnen, die schon auf diese Art Sicherheit zurückgriffen. Vorsichtig nahm Pansy den kleinen Amor, der etwa so groß wie ein Salzstreuer war, in die Hand und sah, dass der Bogen zwar vorhanden war, aber der Pfeil fehlte.

Ihr Herz setzte einen Moment lang aus und dann zogen die Bilder wie ein schneller Film an ihr vorbei.
 

Astoria war schwanger.
 

Pansy musste schlucken und gleichzeitig lachen, als sie auf den kleinen Engel in ihrer Hand sah. Als sie hörte, dass jemand durch den Kamin rauschte, konnte sie nicht mehr an sich halten und trat aus dem Bad. Sie sah ihre Freundin, die gehetzt das Essen vom Chinesen abstellte und strahlte, als sie sie erblickte. „Pansy, du bist ein bisschen zu früh und-!“

Augenblicklich verstummte Astoria, als sie sah, was ihre Freundin in der Hand hielt. Ihr Gesicht verzog sich und Pansy hob eine Augenbraue. „Der ist ni-!“

„Lüg nicht!“, zischte die Ältere scharf. „Der ist nie und nimmer von Daphne!“

Wütend zog Astoria sich ihren Mantel aus und spürte eine unbekannte Hitze in sich aufsteigen. „Du weißt schon, dass man nicht in anderer Leute Sachen schnüffelt?“

„Ich habe nicht geschnüffelt!“, rechtfertigte sich Pansy empört. „Und außerdem – Verdammt Astoria, weißt du, was das heißt?“ Sie war zu keinem zusammenhängenden Satz mehr fähig, zu tief saß der Schock. „Du bist schwanger von Draco und-!“

„Halt dich daraus, ja!“ Sie sah sie mit funkelnden Augen an. „Ich will das alleine regeln!“

„Indem du es ihm niemals sagst!“ Pansy knallte den Engel auf den Couchtisch. „Ich kenne dich! Du würdest dir lieber selbst einen Unverzeihlichen aufhalsen als Draco zu sagen, dass euer Techtelmechtel ein Nachspiel hat.“
 

„Vielleicht gibt es kein Nachspiel“, sprach Astoria ruhig und Pansy riss die Augen auf. Dieses Mal blieben ihr die Worte buchstäblich im Hals stecken. Die Jüngere griff zu ihrem Zauberstab und ließ die Getränke erscheinen. Pansy warf sich auf die Couch, während Astoria einen Sessel zu sich zog. „Hör mal, Pansy, Draco hat mir zu verstehen gegeben, was er von mir hält. Er denkt ich bin ein geldgieriges Miststück.“
 

„Und er ist ein verfluchter Fremdgänger!“, warf sie ein und Astoria konnte ein bitteres Lächeln nicht unterdrücken. „Ja. Und das Schlimme ist, in beidem steckt ein Stückchen Wahrheit. Es ist also okay, wenn wir so auseinander gehen.“ Die Wut und Trauer über ihn hatte sie verdrängt. Wochen hatte es sie gekostet, nicht mehr mit Schmerz an ihn zu denken, doch Astoria hatte eingesehen, dass das Leben weiter ging.

„Und was, wenn sich jemand einmischt?“

Astoria lachte leise. „Wer sollte das schon tun?“ Sie packte die Tüte aus und reichte Pansy ihre gebratenen Nudeln mit Ente. Diese zuckte mit den Schultern und sprach spitz: „Keine Ahnung, aber vielleicht das Schicksal?“
 

Nun hob Astoria eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. „An so einen Unsinn glaube ich nicht.“

„Vielleicht solltest du vielleicht doch besser damit anfangen“, murmelte die Ältere, als sie zu ihrer Gabel griff. Wortlos sahen die beiden Freundinnen sich an, schließlich sprach Astoria: „So lange du die Klappe hältst, wird Draco nie, wirklich niemals etwas erfahren!“ Sie drohte Pansy und diese war sich der Bedeutung im Klaren, dennoch war sie noch immer anderer Meinung als ihre Freundin.
 

Denn… sag niemals nie…
 

Fortsetzung folgt...

P a r t S i x

Endlich geht es hier vorran und ich freue mich wie Bolle, dass es noch Leute gibt, die diese FF verfolgen :3 Habt Dank! Und nun viel Spaß!
 

~ Liebe Grüße Dahlie
 


 

P a r t S i x
 


 

Manchmal spielte das Leben einem ganz üble Streiche und seit einigen Tagen bekam Astoria Greengrass immer stärker das Gefühl, dass das Leben sie im Moment als sein Lieblingsopfer missbrauchte. Seit fast einer Woche quälte sie sich mit einer brutalen Übelkeit, ganz egal, was sie auch zu sich nahm. Keine Nahrung blieb bei ihr, kein Getränk fand nicht den Weg in die Kloschüssel, weshalb sie sich fast schon angewöhnt hatte, gar nichts mehr zu essen. Müde und ausgelaugt klappte sie ihre Notizen zu und sah auf den Professoren.
 

Durch ihre Beförderung hatte Mr. Potter es ihr ermöglicht, vormittags einige Vorlesungen zu besuchen. Sie hatte schon immer mehrere Sprachen lernen wollen und zwar nicht nur die der Zauberer, sondern auch die der Wassergeister und Luftgötter. Jedoch war der Studiengang beliebt und der große Vorlesesaal meist bis auf den letzten Platz besetzt. So auch heute. Astoria konnte den Professoren zwar ganz gut erkennen, doch die Akustik war alles andere als vorteilhaft. Seufzend sah die Brünette auf ihre Mitstudenten und erkannte, dass ebenfalls eine große Mehrheit von ihnen dem Professor nicht mehr folgen konnte.
 

Ungeduldig sah sie auf die Uhr und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Gleich würde sie noch ins Ministerium müssen, um die angesetzte Sitzung von Kingsley verfolgen zu können. Sie hatte nie verstanden, warum Mr. Potter seine Feder nicht selbst schreiben ließ, damit er nicht extra eine Sekretärin hätte einstellen müssen. Doch allem Anschein nach schien sie ihm wirklich ein wenig mehr Luft zu geben, indem sie ihm hier und da Arbeit abnahm. Erst letzte Woche hatte sich ein kleiner rothaariger Junge in ihr Büro verirrt und lautstark nach seinem Vater verlangt.
 

Kurz darauf war Ginny Weasley appariert und hatte den Jungen als ihren Sohn vorgestellt. James Sirius Potter hatte sofort Astorias Herz gewonnen, als er naiv und neugierig ihren Schreibtisch beäugt hatte. Etwas in ihrem Magen hatte sich zusammen gezogen, als sie gesehen hatte, wie herzlich Harry Potter mit seinem Sohn umgegangen war. Sie bildeten eine Einheit, eine Familie. Unwillkürlich hatte sie ihre Hand auf ihren relativ flachen Bauch gelegt. Ein leichter Anflug von Eifersucht hatte sich an ihr hochgefressen und beschämend musste Astoria zugeben, dass sie sich gefragt hatte, mit welchem Recht Familie Potter solch ein Glück verdient hatte.
 

Mittlerweile wusste sie aus einem kurzen Gespräch mit Ginny Weasley, dass es viel Kraft und Mühe kostete, solch eine Familie zusammenzuhalten. Und wie von selbst hatte Astoria sich gefragt, ob sie diese Kraft besaß – zumindest um ein Kind ganz alleine aufzuziehen und ihm eine gute Mutter zu sein. Sicherlich würde ihre Familie sie so gut es ging unterstüzen, doch gleichzeitig würde sie den Ruf so sehr beschädigen, dass sie sich immer wieder die Frage stellte, ob sie mit dieser Gewissheit leben könnte.
 

Der Professor beendete die Vorlesung und Astoria packte ihre Sachen zusammen. Erschrocken stellte sie fest, dass sie sich schon wieder müde und ausgelaugt fühlte. Normalerweise strotzte sie nur so vor Energie und guter Laune, doch seit Tagen hatte sie viel eher das Gefühl, sie wäre eher tot als lebendig. Es kostete sie viel Kraft, die Tasche zu schultern und sich unter ihre Mitstudenten zu mischen. Und überhaupt, in letzter Zeit fühlte sie sich eh eher alles andere als lebensfroh. Der einfache Alltag zerrte an ihren Kräften.
 

Vielleicht sollte sie heute einfach vorarbeiten, damit sie den nächsten Tag frei hatte.

„Na dann.“ Sie gähnte und wickelte den Schal enger um sich. „Das wird eine lange Nacht.“
 

- - -
 

Ungeduldig und nervös trommelte eine schwarzhaarige Frau auf der Lehne des schwarzen Sofas herum und starrte ins Feuer. Pansy war der Schritt nicht leicht gefallen, doch nach über vier Wochen des Schweigens hatte ihr Gewissen schließlich ihre Loyalität gegenüber Astoria überlistet und sie hatte den Weg hierher gefunden.
 

Auf Malfoy-Manor.
 

Seit über einer Stunde wartete sie und sie würde auch noch jede weitere Stunde warten, bis die große Standuhr hinter ihr den neuen Tag ankündigen würde. Bis dahin hatte sie schließlich noch ganze sieben Stunden. Narzissa hatte ihr angeboten, ihr Gesellschaft zu leisten, doch Pansy hatte es vorgezogen alleine auf Draco zu warten. In Gedanken legte sie sich bereits zum 100sten mal die Sätze zurecht und haderte mit sich, ob sie es ihm gerade heraus sagen, oder es ihm besser schonend beibringen sollte. Je nachdem wie er drauf war – beantwortete sie sich diese Frage selbst und schlug die langen Beine übereinander.

In diesem ganzen Chaos hatte sie zumindest ein einziges Problem weniger.
 

Delone war zum Glück Geschichte und bräuchte nicht noch die Treppe herunter geschubst werden, damit sie von der Bildfläche verschwand. Draco hatte sie von ganz alleine abserviert. Diese Information hatte sie eines Abends, als sie überraschenderweise Markus, Theodor und Blaise in einer Bar beim Feiern aufgegabelt hatte, erhalten. Alle drei hatten ein Stoßgebet zu Merlin geschickt. Dezent hatte Pansy sich an jenem Abend ein Glas Elfenwein bestellt und ebenfalls auf Draco getrunken. Und nun wollte sie ihn dazu bewegen, endlich in seinem Leben alles richtig zu machen.
 

Von Theodor wusste sie, dass ihr bester Freund seit der Trennung von Mallorie regelmäßig mit Blaise um die Häuser zog, seine Arbeit als seine neue Begleitung vorstellte und er merkwürdig stumpf geworden war. Zumindest, was seine Gefühle anging. Erneut schlief er sich durch die Welt, ganz so, wie kurz vor seinem 19ten Geburtstag, als nach einer Kunstausstellung, zu der sie alle Theodor begleitet hatten, seine quälenden Alpträume wieder gekommen waren. Selbst Pansy hatte diese Bilder nicht vergessen können. Sie zeigten Szenen aus der dunklen Zeit, als der dunkle Lord selbst noch an der Macht gewesen war.
 

Pansy seufzte müde und lauschte weiterhin dem Ticken der Uhr. Erleichtert ruckte ihr Kopf nach rechts, als sie einen Hauselfen in der Ankunftshalle sprechen hörte. Draco war da, endlich!

Sie vernahm, dass der Elf darauf hinwies, dass sie im Wohnzimmer wartete und dann erblickte sie ihren überraschten besten Freund auch schon.

„Pansy, was verschafft mir die Ehre?“

Sie erhob sich und sie begrüßten einander. Mit einem Schwenker seines Zauberstabs erschien eine zweite Tasse Tee und neues Gebäck und Draco ließ sich wie gewohnt in dem dunkelgrünen Ohrensessel nieder.
 

„Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schaue mal auf einen Sprung vorbei.“

„Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin und du wirst es auch in Zukunft sein.“ Draco grinste wissend und sprach: „Komm schon, Pansy, warum hast du den weiten, weiten Weg auf dich genommen?“

Die ehemalige Slytherin sah ihn kurz böse an, dann versuchte sie den Grund ihres Hierseins zu definieren. Sie lachte unsicher um Zeit zu schinden. „Ja weißt du, Draco… ich dachte… dass wir beide uns vielleicht endlich einmal ein wenig unterhalten sollten.“
 

Verwundert hob er eine Augenbraue und nippte an seinem Tee. „Nur zu, wie geht es dir?“

„Ich meinte nicht die klassische Art von Smalltalk. Viel eher dachte ich an eine etwas ernstere Unterhaltung.“

Er stellte seine Tasse Tee ab und sah sie kühl an. Draco brauchte nicht den Verstand eines Ravenclaws, um zu wissen, worauf Pansy hinauswollte. „Dann tut es mir leid, dir sagen zu müssen, dass ich nicht den leisesten Wunsch verspüre, mit dir über Astoria zu sprechen.“
 

„Aber es ist wichtig!“, entfuhr es Pansy hitzköpfig.

Draco winkte ab. „So wichtig, wie Theodor und Blaise sich fühlten, als sie mich auf der Arbeit störten? Oder so dringend, dass sie Markus vor schickten, damit ich zuerst ihm den Kopf abriss und mir dann die anderen zwei vorknöpfte?“

Pansy musste unweigerlich lächeln, jedoch verstand er ihre Freude nicht. „Wenn Astoria etwas gut gemacht hat, dann dass sie aus meinen Freunden denkende Narren machte.“
 

Die Slytherin verstand, dass ihm seine Freunde auf die Nerven fielen und dass sie jetzt mit genau demselben Thema kam, machte die ganze Sache nicht gerade besser. „Dann verstehst du sicherlich, dass ich als Astorias beste Freundin ebenfalls meinen Senf dazu zu geben habe.“

„Pansy, bitte. Schluck es runter!“

„Seltsam, dasselbe hat mir Astoria auch schon gesagt. Von wegen, ich sollte mich aus ihrem Leben raushalten, blablabla. Und ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du denselben Wunsch verspürst?“
 

„Ganz richtig“, stimmte er gelangweilt zu und lockerte den Knoten seiner Krawatte. Sein Gegenüber lachte hell auf, doch genauso schnell wie ihre Freude gekommen war, so verdunkelte sich ihre Miene auch wieder. „Vielleicht ist es mal von Nöten, dass sich jemand einmischt, Draco. Denn allem Anschein nach kriegst du dein Leben alleine nicht gebacken!“

„Das muss ich mir nicht anhören“, murmelte Draco zynisch. „Es ist alleine meine Entscheidung, wie ich mein Leben gestalte und-!“
 

„Wie du es zerstörst, ganz richtig.“ Pansy erhob sich und sah ihren besten Freund verstimmt an. „Hör zu, Astoria hat dir gut getan, sie hat dich zu einem ganz akzeptablen Malfoy gemacht, wenn auch nur für einige Tage.“ Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort. „Natürlich ist mir bekannt, was sie getan hat. Aber du solltest wissen, dass ihr Handeln nichts mit deinem Geld zu tun hat. Und ja, sie sollte sich laut ihrer Eltern wegen dem Unternehmen und all dem Zeug einen reichen Mann suchen, doch glaub mir, während der Zeit, in der sie dich kennen gelernt hat, hat sie nicht einmal von deinem Geld gesprochen. Etwas zwischen euch ist schief gelaufen, das sehe ich ein. Aber wie wäre es, wenn du den Mumm zusammennimmst und klärst, was eigentlich falsch zwischen euch war.“
 

Pansy lächelte. „Glaub mir, ich kenne Astoria schon lange und eins kann ich garantieren, sie schläft nicht wegen einem materiellen Zweck mit einem Mann, sondern nur, weil ihr Herz ihr sagt, dass es richtig ist.“ Sie klopfte ihm sachte auf die Schulter, ehe sie durch das Wohnzimmer zur Tür schritt und dort ihren langen dunkelgrünen Mantel in Empfang nahm. Kurz bevor sie sich diesen überwarf, fiel ihr noch etwas ein. „Weißt du, Draco. Es ist schon komisch. Astoria ist die erste Frau, die alle drei deiner besten Freunde dulden. Und jetzt reißen sie sich regelrecht den Arsch auf, damit du wieder zu ihr findest. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, warum vier Leute, mich eingeschlossen, besser wissen, wer gut für dich ist und wer nicht.“ Mit diesen Worten verließ sie das Wohnzimmer, warf sich den Mantel über und apparierte durch den Kamin. Sie hatte nicht gesagt, weshalb sie eigentlich gekommen war, doch trotz der unausgesprochenen Tatsache hatte Pansy trotz all dem das Gefühl, vielleicht etwas bewirkt zu haben.
 

Regungslos saß der junge Malfoy-Erbe auf seinem Platz und sah ins Feuer. Die Worte seiner besten Freundin hingen schwer in der Luft. Natürlich hatte er sich Gedanken über die Reaktion seiner Freunde gemacht und gleichzeitig noch viel mehr über sich selbst. Er wusste, dass sein Verhalten, welches er die letzten Wochen zu Grunde gelegt hatte, inakzeptabel war. Seine Gefühle für Astoria konnte er weiterhin nicht einordnen. Doch immer wenn er an sie dachte, erschien vor seinem geistigen Auge das Lachen einer jungen hübschen Frau. Doch gleichzeitig auch der Schmerz, den sie mit sich gebracht hatte. Zum ersten Mal war er bereit gewesen, sein Herz wirklich herzugeben und sie hatte es achtlos fallen gelassen. Und immer wieder stellte sich in Draco die Frage auf nach dem Warum. Er kämpfte sich aus dem Sessel und rief nach seinem Mantel. Vielleicht hatte Pansy recht und es würde Zeit werden nach all den Wochen des Schweigens mit Astoria darüber zu reden.
 

Ehrlich und aufrichtig.
 

Ein Blick auf die Standuhr verriet ihm, dass sie sich noch im Ministerium befinden musste. Eilig zog er sich an und griff zu seinem Zauberstab. Je eher er sie antraf und Nägel mit Köpfen machte, desto eher wusste er, was wirklich los war. Und vielleicht würde ihm die Klarheit mehr Schlaf und Ruhe verschaffen.
 

- - -
 

In eiligen Schritten rauschte Astoria beladen mit Unterlagen aus einem der vielen Kamine des Ministeriums. Sie taumelte leicht und fing sich mit Mühe und Not wieder. Wieso war sie schon wieder zu spät dran? Hatte sie wirklich schon wieder die Zeit vergessen, als sie zu Hause gearbeitet hatte? Anscheinend, denn die Eingangshalle war nur spärlich besucht, die meisten hatten bereits Feierabend. Sie raffte ihre Tasche erneut, die unnatürlich heftig an ihren schmalen Schultern zerrte. Irgendwie fühlte sie sich immer schlechter, jede kleine Bewegung wurde anstrengend und jeder kleine Windhauch tat ihrer Haut weh. Vielleicht sollte sie sich doch besser für heute entschuldigen und sich in ihre Dachwohnung verkriechen. Die junge Frau durchquerte die große Halle mit dem Brunnen und würdigte die Abbilder keines Blickes. Zu sehr nahmen ihre eigenen Gedanken sie in Anspruch.
 

Vor der großen Treppe hielt sie kurz inne und verfluchte das Ministerium und dass man seit Voldemorts Einbruch nicht mehr in diesem Gebäude apparieren konnte. Sie griff zum Geländer und zog sich die ersten Stufen hoch. Wenn sie keinen Gedanken an die 200 Stufen vor sich verschwendete, vielleicht ging es dann leichter.

Merlin noch 180!

Astoria schnaufte, als sie die erste Abzweigung erreichte und hasste Kingsley dafür, dass er seine Sitzungen immer im obersten Stock hielt. Natürlich, er hatte sein Büro ja auch gleich nebenan. Astoria strich sich eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht und wollte zum nächsten Level antreten, als sie stöhnend zusammenfuhr.
 

Ein heftiger Stich jagte durch ihren Unterleib und sie krümmte sich zusammen. Die Akten und Bücher fielen ihr aus dem Arm und ihre Tasche rutschte von ihrer Schulter. Sie sprang auf und der Inhalt klackerte die Treppen wieder runter. Astoria zog scharf die Luft ein und wollte sich wieder aufrichten, als erneut der Schmerz durch ihren Körper fuhr. Panik erfasste sie, dass sie nicht wusste, weshalb sie diesen Qualen ausgesetzt war. Schweiß rann ihr über den Rücken und sie zwang sich ruhig zu atmen. Doch es half nichts, immer wieder verspürte sie den Schmerz, als würde er ihren Bauch aufreißen. Sie ging auf die Knie und rutschte am Geländer herunter. Ihr Kopf fühlte sich an wie angeschlagen und sie zwang sich, auf die Stufe vor sich zu sehen. Doch stattdessen krümmte sie sich und sah auf ihre Hände, die sich auf ihren Unterleib gepresst hatten.
 

Etwas lief an ihren Beinen entlang und ihre Augen weiteten sich erschrocken. Mit zitternden Händen tasteten sich ihre Finger unter ihren Rock und ihr Innerstes erstarrte, als sie auf Blut blickte.

„Nein“, flüsterte sie leise. „Nein… bitte nicht!“

Ihr Blick schwand.

Wieder zog ein Schmerz durch ihren Körper und sie fiel vorne über.

Weshalb wehrte sich ihr Körper gegen das Kind?

Weshalb stieß er es plötzlich ab?

Warum?

Sie spürte eine Hand auf ihrem Rücken und heulte wütend und ohnmächtig vor Wut auf. Astoria bemerkte, dass sich jemand zu ihr herabbeugte und ihr Körper erstarrte, als sie den Geruch erkannte. Nein! Nicht jetzt, nicht hier!

Tränen traten aus ihren Augen und sie sah verwirrt und ängstlich durch ihre Haarsträhnen hindurch und wimmerte.
 

Vollkommen überraschend war sie ihm auf der Treppe entgegengekommen und zuerst hatte Draco sie auch nicht erkannt, so wie sie hilflos am Boden gesessen hatte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr und er hatte versucht möglichst behutsam herauszubekommen, was es war. Doch jetzt, wo sie seine Hände schwach wegschlug, wurde ihm bewusst, dass es etwas war, was er auf keinen Fall mitbekommen sollte. Bestimmt legte er einen Arm über ihren Rücken und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Der Tränenfluss erschreckte ihn und etwas zog sich in ihm zusammen.
 

Ihre Lippen zitterten, ihre Augen wirkten panisch, als sie sah, dass er neben ihr saß, dann brach sie den Blickkontakt ab und sah wieder auf die Stufe vor sich. Ihr Körper zuckte zusammen und Draco sah auf ihre Hände, die sich auf ihren Unterleib pressten. In seinem Kopf rauschte es und mit kalten Händen schob er ihren schwarzen Rock ein wenig beiseite. Starr sah er auf das Blut, welches an ihren Innenschenkeln lang lief und einzelne Stücke der Erinnerung setzten sich in seinem Kopf zusammen. Fetzen der Nacht, welche sie miteinander verbracht hatten, zogen an seinem geistigen Auge vorbei.
 

Er versuchte sich an die Einzelheiten zu erinnern, doch das einzige, was ihm sein Gedächtnis zeigte, waren die Berührungen, die Gesten und der samtige Geschmack auf seiner Zunge.

Die Realität zeigte ihm jedoch noch etwas ganz anderes. Die Nacht mit Astoria hatte Folgen gehabt, Folgen, die er nie hatte erfahren sollen.

„B-Bitte… geh…“, brachte sie schwach heraus und eine Welle der Wut überkam ihn. Ohne auf ihren Einwand zu achten, hob er sie in seine Arme und stand auf. Sie war erschreckend leicht und Draco biss sich auf die Unterlippe. Ihr Kopf fiel schlaff gegen seine Brust, immer wieder entwich ein Stöhnen vor Schmerzen ihren Lippen und er sprang so schnell er konnte die Treppen hinab. Kein einziger Auror kam ihnen entgegen, als er in eiligen Schritten bis zu den Kaminen durchlief und geradewegs ins St. Mungo apparierte. Sie landeten zuverlässig in der Notaufnahme und sofort nahm ihm ein Heiler Astoria aus den Armen.

„Name?“

„Astoria Greengrass“, antwortete Draco monoton und sah, wie die junge Frau auf eine Liege gelegt wurde. Eine Heilerin kam zur Hilfe und ließ die Trage in ein Behandlungszimmer schweben.
 

„Grund der Einweisung?“

„Schmerzen“, sprach der Malfoy und sah, wie sich die Tür hinter der Heilerin schloss. „Allem Anschein nach im Unterleib. Sie ist zusammengebrochen auf der Arbeit.“

Der Heiler nickte und folgte seiner Kollegin. Unschlüssig sah Draco auch ihm nach und ballte eine Hand zur Faust.

Was war nur mit seinem Leben los?

Wieso überschlugen sich ständig alle Ereignisse?
 

Ihm wurde heiß und kalt, als er an Astoria dachte. Innerlich wagte er sich nicht einmal sich die Frage zu stellen, was passiert wäre, wenn er sie nicht gefunden hätte. Und nun wusste er noch nicht einmal, was mit ihr los war. Ein Gefühl der Ohnmächtigkeit stieg in ihm auf.

„Mr. Malfoy?“, sprach eine ruhige Stimme neben ihm und er sah auf die Schwester, welche ihn freundlich anlächelte. „Miss Greengrass ist im Behandlungsraum 211, wenn Sie mir folgen würden, dann können Sie vor der Tür auf Dr. Number warten.“

Er nickte schwach und folgte ihr wortlos. Als sie schließlich nach einer halben Ewigkeit stehen blieb und auf eine Reihe von Sitzstühlen wies, ließ er sich langsam darauf nieder.
 

Wie in Trance zog er sich seinen schwarzen Mantel aus und strich sich geistig abwesend durch das geordnete blonde Haar. Er legte den Kopf in den Nacken und sah auf die brummende Lampe über sich. Innerhalb von Minuten hatte es in seinem Leben eine erschreckende Wendung gegeben. Die Zeit zog wie eine Unendlichkeit an ihm vorbei. Wie hypnotisiert starrte er auf seine Hände. Erst als nach einer Ewigkeit jemand auf ihn zu trat und ihn ansprach, sah er wieder auf. Die Ärztin stand vor ihm, ihre Miene war ernst und sie wich seinem Blick aus. Höflich erhob er sich und nahm seine Jacke zur Hand.

„Mr. Malfoy… wissen Sie, ob Miss Greengrass einen Lebensgefährten hat, den wir informieren können?“

Er schluckte heftig und antwortete: „Ja, meine Wenigkeit.“

Überrascht blickte die Ärztin ihn an und sah dann auf die Unterlagen vor sich. „Dann muss ich ihnen eine schreckliche Mitteilung machen.“
 

Die darauf folgenden Worte zogen ihm den Boden unter den Füßen weg.

Astoria war bereits im zweiten Monat schwanger gewesen und hatte das Kind verloren. Die schlechte psychische Verfassung, viele angebliche Sorgen und Stress sollten dazu geführt haben, dass ihr Körper das Kind abgestoßen hatte.

„Wissen Sie, Mr. Malfoy, ihre Lebensgefährtin besitzt einen sehr schwachen Körper. Eine Schwangerschaft wird bei Miss Greengrass immer mit bestimmten Risiken verbunden sein. Sollten Sie sich also erneut für eine Familienplanung entscheiden, würde ich es ihnen ans Herz legen, während der gesamten Schwangerschaft die Praxis eines Arztes aufzusuchen.“

Innerlich lachte Draco, die Frau vor ihm hatte überhaupt keinerlei Vorstellungen von den Umständen, in denen Astoria und er sich befanden. Die Tatsache, dass sie schwanger gewesen war und es in all der Zeit mit keinem Wort verlauten ließ, ließen Wut in ihm aufsteigen.
 

„Wann werde ich zu ihr dürfen?“, unterbrach er schließlich die weiteren Ausführungen der Ärztin. Diese sah kurz von ihren Unterlagen auf und erklärte knapp. „Morgen, Miss Greengrass wurde ein Schlaftrunk gegeben, damit ihr Körper sich erholt.“

Er nickte dankend und warf sich den Mantel über. Wie es aussah, würde es eine Menge geben, was er für die Zukunft klären musste.
 

Etwas, was die Zukunft für sie beide verändern würde.
 

- - -
 

Müde rieb sich Edgar Greengrass über die Augen und legte seine Lesebrille beiseite. Die große Uhr im Wohnzimmer schlug bereits halb zehn und er war noch immer mit der Arbeit beschäftigt. Oder wohl gemerkt, von dem, was davon noch übrig blieb, wenn er seinen Mitarbeitern morgen die Abfindung auszahlen würde. Sein Herz wurde schwer, als er daran dachte und unweigerlich seufzte er. Hier im Esszimmer hatte er alle erdenklichen Papier vor sich liegen. Der lange dunkle Tisch bekam endlich einen anderen Zweck, als nur bei großen Festen zu protzen. Innerlich war Edgar enttäuscht darüber, dass es seiner Tochter nicht gelungen war, einen Mann zu finden, der sie glücklich machen konnte und gleichzeitig seine Firma rettete, welche bereits seit Generationen im Familienbesitz war. Die Nachricht, dass Astoria und der Malfoy-Erbe seit Wochen getrennte Wege gingen, hatte ihn überrascht und traurig gestimmt und nun war es so weit.
 

Er konnte dem Schicksal nicht mehr ausweichen und würde die Firma auflösen. Seiner Familie stand ein großer Schritt in Richtung Mittelklasse bevor.
 

„Edgar?“ Die Stimme seiner Frau klang bittend, doch er wehrte ab. „Nicht jetzt, Blanche, gib mir noch eine halbe Stunde und ich bin fertig.“

„Ich würde es vorziehen, wenn du mich jetzt mit deiner Gesellschaft beehrst, denn wir haben Besuch.“

Er sah auf und blickte in das kummervolle Gesicht seiner Frau. „Was ist passiert?“ Sie umschloss seine Hand mit der ihren und bat ihn, mit ihr ins Wohnzimmer zu kommen. Verwirrt und nicht verstehend folgte Edgar ihr und konnte nicht anders, als überrascht die Stirn zu runzeln, als er sein eigenes Wohnzimmer betrat.
 

Luzius Malfoy stand an seinem Kamin gestützt auf seinem Stock, während seine Gattin auf der langen ledernen Couch platz genommen hatte und die Hände im Schoss gefaltet hielt.

„Entschuldigen Sie die späte Störung, Mr. Greengrass“, begann Narzissa freundlich und dennoch eine Spur zu unterkühlt, um es aufrichtig zu meinen. „Aber Angesichts der Tatsache, dass ihre Tochter die zukünftige Frau an der Seite unseres Sohnes sein wird, hielten wir es für angemessen, Sie so bald wie möglich aufzusuchen.“
 

Vollkommen überrumpelt ließ sich Edgar in seinem Ohrensessel nieder und spürte, dass seine Frau dicht an seiner Seite stehen blieb. „A-Aber ich dachte… Astoria und ihr Sohn würden nun getrennte Wege zu einander pflegen?“

„Dieser Ansicht waren wir auch“, pflichtete Narzissa ihm bei und Blanche setzte in einer merkwürdigen Tonlage fort. „Sie hat heute Nachmittag ihr Kind verloren.“ Ihr Ehemann starrte sie an und sie nickte knapp.
 

Für sie beide war es eine erschreckende Nachricht gewesen, schließlich hatte ihre Jüngste mit keinem Ton verlauten lassen, dass sie sich in einem anderen Umstand befand, noch dazu in einer solch verzwickten Lage, dass sie ein gespaltenes Verhältnis zum werdenden Vater pflegte. Unwillkürlich schloss sich Blanches Hand fester um die ihres Mannes. „Trotzdem überrascht mich die Nachricht einer plötzlichen Heirat.“

„Sie ist eine der wenigen Möglichkeiten, um dem Namen Malfoy Schande zu ersparen“, meldete sich Luzius Malfoy zum ersten Mal zu Wort, jedoch ohne sich umzudrehen. „Der Zusammenbruch von Miss Greengrass im Ministerium blieb nicht ohne Augenzeugen und bedauerlicherweise hat Mrs. Kimmkorn Informationen bezüglich des Zwischenfalls erhalten.“
 

Ungläubig sah Edgar den gebrochenen, strengen Mann an. „Es geht Ihnen hier um Ihren Ruf? Merlin, wir müssen zu Astoria und-!“

„Sie ist in besten Händen“, widersprach Blanche ungewohnt ruhig. „Daphne und Pansy sind bei ihr.“

„Es geht mir um den Ruf, richtig.“ Langsam drehte das Familienoberhaupt der Malfoys sich um. „Einen Ruf, der in all den Jahren immer mehr von seinem alten Glanz zurückgewann und durch ihre Tochter in Gefahr ist.“
 

„Dann tut es mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie sich bei ihrem Sohn bedanken dürfen!“, antwortete Edgar ungewohnt heftig. „Schließlich trägt er genauso viel Mitschuld wie Astoria. Und eigentlich ist es eine Sache zwischen den beiden, in die wir uns nicht einzumischen haben.“

„Normalerweise ja“, bestätigte Narzissa Malfoy ungerührt. „Doch in diesem Falle nicht. Sowohl Dracos auch Miss Astorias Ruf wird schwere Schäden in der Gesellschaft davon tragen. Und Anbetracht Ihrer momentanen finanziellen Situation käme es Ihnen nicht sonderlich Ungelegen, wenn Draco und Ihre Tochter eine Ehe miteinander eingehen würden.“
 

„Was erlauben Sie sich-!“

„Nur die Wahrheit“, fuhr Narzissa dazwischen. „Im Übrigen kam die Idee von meinem Sohn. Seine Stellung in der Gesellschaft hätte sich massiv verändert, ebenso wie die geschäftlichen Richtlinien unseres Familienunternehmens. Es ist also nur von Vorteil, wenn dieser unangenehme Zwischenfall der unehelichen Schwangerschaft vertuscht wird.“
 

„Außerdem könnte Draco sich jemand durchaus schlechteres an seiner Seite vorstellen.“

Edgar wurde rot vor Zorn, als seine Gäste es sich herausnahmen, so schlecht über seine Tochter zu reden, doch der Druck in seiner Hand, den Blanche von Minute zu Minute verstärkte, ließ ihn schweigen. Schließlich lehnte er sich zurück und gab den inneren Kampf auf. „Das einzige, was ich möchte, ist, dass Astoria glücklich wird.“

Zum ersten Mal an diesem Abend glitt ein wohl ehrliches Lächeln über Narzissas Lippen. „Ihnen sei versichert, dass es ihrer Tochter an Dracos Seite an nichts fehlen wird. Er wird sie seines Standes gemäßig behandeln.“
 

Seines Standes gemäßig – nur zu gut erinnerte sich Edgar daran, was diese Aussage für Folgen haben würde. Der Gedanke, dass seine Astoria in einen Gesellschaftlichen Kreis hineingezogen werden würde, der vielleicht ganze zwei Nummern zu groß für sie war, schmerzte ihn. Dennoch blieb ihm keine andere Wahl. Würde er dieser Hochzeit nicht zustimmen, würden nicht nur die Malfoys an Ansehen verlieren, sondern auch seine Tochter. Denn keine Frau, die sich je mit einem Malfoy einließ und das zu einer Zeit, wo er einer anderen versprochen war, würde mit einem unbefleckten Namen aus der ganzen Sache herauskommen. Und dass seine Jüngste als eine Männer ausspannende Hexe den Ruf weg hatte, war das Letzte, was er wollte.
 

„Vielleicht… ist dies die beste Entscheidung in solch einem Fall“, murmelte er schließlich mehr zu sich selbst und sah in das Gesicht seiner Frau. Ausdruckslos nickte diese und sprach dann an die Malfoys gewandt: „In welchen Zeitraum sollte die Hochzeit fallen?“

„Drei Wochen, bis dahin werden alle erdenklichen Wege eingeleitet.“
 

Drei Wochen, die zum Schicksal werden würden.
 

- - -
 

Die nackten Beine an den Körper gezogen sah Astoria aus dem Fenster. Der Regen klopfte gegen die Scheiben ihres Zimmers und sie stützte den Kopf auf ihren Knien ab. Leblos blickten ihre großen blauen Augen nach draußen und sie zog an den Ärmeln des blauweißen Nachthemdes. Das lange braune Haar fiel wellig über ihren Rücken, noch vor einer Stunde hatte Pansy es liebevoll gekämmt, doch Astoria hatte es nicht wirklich wahrgenommen. Ebenso beachtete sie die Süßigkeiten und Blumen auf ihrem Nachtisch nicht.
 

Sie wusste, dass Pansy und Daphne es nur gut meinten, doch im Moment wäre es ihr lieber, man würde sie ganz in Ruhe lassen. Weshalb sie es auch ignorierte, als es erneut an ihrer Zimmertür klopfte. Starr sah sie nach draußen und wünschte sich, wie ein Regentropfen in der Erde verschwinden zu können.

Der Besucher ließ sich nicht abschrecken und sie vernahm seine Schritte. Astoria besaß eine der seltenen Gaben, dass sie Menschen alleine an ihren Schritten erkannte, weshalb sie sich nicht die Mühe machte, sich umzudrehen.
 

„Was willst du, Draco?“
 

Er antwortete nicht sofort und Astoria sah durch das Spiegelbild, dass er die oberen Knöpfe seines Mantels öffnete. Müdigkeit und Anspannung waren ihm anzusehen.

„Ich denke, es ist an der Zeit, einiges zu klären.“ Seine Stimme klang ruhig und kalt. Unwillkürlich fröstelte es sie. Sie schwieg und er fuhr fort. „Angesichts der Tatsachen werden wir einiges ändern müssen.“

„Wir?“ Sie klang höhnisch, doch er ließ sich nicht darauf ein. „In drei Wochen wirst du den Namen Malfoy tragen und versuchen ihm gerecht zu werden.“

Alles um Astoria herum drehte sich, sofort ruckte ihr Kopf nach links und sie sah auf zu dem Mann neben sich. Unbeteiligt blickte auch Draco aus dem Fenster und schien nicht den Wunsch zu verspüren, sie anzusehen. Natürlich, Astoria war bewusst, dass sie keinen schönen Anblick bot. Tiefe bläuliche Ränder lagen unter ihren Augen, ihre Haut war weiß wie Schnee und sie wirkte vollkommen erschöpft. Zu viele Tränen der Wut, Verzweiflung und Trauer waren in der gesamten Nacht geflossen.
 

Sie hatte ihr Kind verloren…
 

Ein Wesen, dem sie gerne das Leben geschenkt hätte und auch mit Sicherheit einen Weg gefunden hätte, ihm eine gute Mutter zu sein. Eine Welle der Trauer war über sie herein gebrochen und nun stand jener Mann neben ihr, der ihr das Herz aus der Brust gerissen hatte und an all ihrem Elend schuld war.

„Es ist bereits beschlossene Sache, deine und meine Eltern wissen bescheid, alles wird organisiert, du brauchst dich um nichts zu kümmern“, sprach er monoton weiter. „Von dir wird nichts erwartet, außer dass du dich als meine Frau meinen Worten fügst.“
 

Mit eiskalten Fingern griff sie zu seinem Ärmel. „N-Nein… das ist nicht dein Ernst“, wisperte sie hilflos. Sie wollte ihn nicht heiraten, nicht unter solchen Umständen. Er reagierte nicht, weshalb sie sich ein wenig aufrichtete. „Draco!“ Ihre Stimme war hilflos. „Das kannst du nicht ernst meinen! Du, du liebst mich nicht und du weißt genau, dass ich deinen Anforderungen nicht gerecht werden kann!“ Sie umfasste seine Hand, doch er löste sich sofort wieder von ihr. Ein zynisches Lächeln glitt über seine Lippen. „Das wusstest du bereits vorher und trotzdem hast du dich an mich rangeschmissen.“ Er vergrub seine Hände in den Taschen seines langen schwarzen Mantels. „Deine Entscheidung war es mir zu verschweigen, dass du schwanger warst und ein Kind von mir erwartest, meine Entscheidung ist es, den Ruf meiner Familie zu schützen, daran solltest du dich gewöhnen.“
 

Zum ersten Mal seit er den Raum betreten hatte, sah er sie an. Seine Augen wirkten kalt und ohne jegliche Emotionen. „Es war ein Fehler von dir zu schweigen und es hat mich enttäuscht, dass du jenen Fehler zweimal gemacht hast.“

Ihr Innerstes krampfte sich schmerzhaft zusammen, denn sie wusste genau, wovon er sprach. Schließlich hatte sie ihm weder von der Schwangerschaft, noch von der finanziellen Not ihrer Eltern erzählt. Verletzt biss sie sich auf die Unterlippe und wich seinem Blick aus.
 

„Ich werde nicht von dir erwarten während unserer Ehe ehrlich und aufrichtig zu mir zu sein, schließlich wissen wir beide, dass du das nicht kannst“, sprach er unberührt weiter und zum ersten Mal wurde Astoria bewusst, was es heißen würde, eine Malfoy zu sein. Dracos Kälte und Emotionslosigkeit gaben ihr darauf einen Vorgeschmack. „Doch das Mindeste, was ich erwarten kann, ist, dass du deinen Pflichten als Ehefrau nachkommst, dich um bestimmte Veranstaltungen kümmern wirst und den äußeren Schein bewahrst. Wirst du das nicht tun, dann habe ich das Recht auf eine Zweitfrau und ich hoffe für dich, dass es so weit nicht kommen muss.“
 

Astoria schluckte hörbar und ließ ihren Kopf erneut auf die Knie sinken.

Es war falsch, was er von ihr verlangte und es war genauso falsch von ihr, dass sie zustimmte.

„Wenn es das ist… was du willst.“

Er nickte kaum merklich und sprach: „Ich werde dich in zwei Tagen abholen. Bis dahin werden Hauselfen deine Dachwohnung räumen und deine Sachen in mein Anwesen in der Nähe von Derbyshire bringen.“ Damit schien für ihn das Gespräch beendet. Gleichgültig und ohne ein Wort des Abschieds verließ er das Krankenzimmer. Er hatte kein Wort zu dem verlorenen Kind gesagt, kein Wort an ihr Befinden und kein Wort über seine eigenen Gefühle verloren.

Wieder zog sie die Beine fest zum Körper und legte ihren Kopf auf die Knie. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen. Doch das Schluchzen unterdrückte sie, schließlich waren Tränen ihre ständigen Begleiter geworden. Es war die einzige Art und Weise, wie sie ihrer Trauer und ihren Schmerzen Ausdruck verleihen konnte.
 

Erst als sie warme Hände auf ihrem Haupt spürte, die sanft über ihr Haar strichen, hielt sie inne. Der Duft von Vanille stieg ihr in die Nase.

„Es tut mir leid, Mom…“, hauchte sie erstickt und wagte es nicht aufzusehen. „Es tut mir leid… dass ich euch da mit reinziehe und-!“ sie unterbrach sich selbst, die Tränen machten es ihr unmöglich weiter zu sprechen, denn ihr Herz brach. Fast lautlos setzte Blanche Greengrass sich auf die Stuhllehne und zog ihre jüngste Tochter an sich. Liebevoll strich sie mit ihren Fingern am nackten Arm ihrer Tochter auf und ab und lauschte ihrem Schmerz. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Astoria. Ich verstehe dein Handeln und ich verstehe auch deinen Schmerz.“ Ihre Stimme war ruhig und verständnisvoll. Astoria hatte nie eine besonders gute Bindung zu ihrer Mutter gehabt, ihr erster Anspruchspartner war immer ihr Vater gewesen, doch jetzt war sie unendlich dankbar, dass sie einfach nur da war. Ihre lautlose, verstehende Mutter, mit einem Tick zur Überpünktlichkeit.
 

„I-Ich fühle mich schlecht… und schmutzig“, gestand die Jüngere und Blanche lächelte. „Das brauchst du nicht.“ Sie strich beruhigend über das Haar der Weinenden und bemerkte, dass ein weiterer Weinkrampf den Körper ihrer Tochter erschütterte. Dieses Mal unterdrückte sie ihre Qual nicht und ließ ihr freien Lauf.

„Wein ruhig, Astoria, Tränen reinigen das Herz“, sprach ihre Mutter leise und mit einem Mal empfand Astoria ihre Verzweiflung und Traurigkeit nicht mehr als Schwäche, sondern als Menschlichkeit.
 

- - -
 

Es regnete in Strömen, doch eine junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren blieb unerschrocken auf der Tower Bridge stehen und sah herunter ins tief schwarze Wasser. In ihren kalten zitternden Händen hielt sie eine Zigarette. Ihr Körper schlotterte in dem kurzen, viel zu dünnen Mantel und ihre Beine waren eisig, da die niedrigen Stiefel und das kurze Kleid nicht viel Schutz boten.

„Pansy, Pansy Pansy, willst du dir hier den Tod holen?“, fragte einen belustigte Männerstimme und sie spürte, dass kein Regen mehr auf ihren Kopf trommelte.

„Ich bin ein Miststück, Blaise“, sprach sie gerade heraus und bemerkte, wie der einst so stolze Slytherin neben sie trat. „Ich bin ein richtiges Miststück.“ Sie warf die Zigarette in den Abgrund und rieb sich über das Gesicht. „Wegen mir ist Astoria unglücklich.“
 

„Das ist doch Schwachsinn!“, mischte er sich ein und strich über ihr Haupt. Anders als vielen anderen Frauen war ihr seine Zärtlichkeit egal. Sie reagierte noch nicht einmal drauf. „Hör mal“, begann Blaise um einiges ernsthafter. „Du konntest nicht wissen, dass es zwischen Draco und Astoria zu solch einem Desaster kommen würde.“
 

„Doch, ich wusste, dass sie gegen Mallorie nicht bestehen würde und ich wusste, dass Draco das Misstrauen in Person ist. Aber ich habe beide in ihr Unglück rennen lassen, es war bereits zu spät, als ich mich dazwischen warf.“

„Immerhin hast du dich dazwischen geworfen“, warf Blaise ein. Er legte den Kopf leicht schief und folgte ihrem Blick. „Ich bin ehrlich, ich mag Astoria, sie ist fröhlich, unterhaltsam und besitzt diese ungesunde Naivität. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie uns allen nur etwas vorgespielt hat, nur um an Dracos Geld ranzukommen.“
 

Pansy lächelte dankbar und sah nach rechts. Die Gesichtszüge des einstigen Casanovas wirkten angespannt. Sanft strich sie mit eisigen Fingern über seine Wange. „Deine Menschenkenntnis ist erstaunlich gut, Blaise, Respekt.“

Er lächelte zaghaft. „Nun, Miss Parkinson, ich habe in all den Jahren Zeit genug habt, um von Theo-Boy zu lernen.“
 

Sie schloss sich seinem Lächeln an und sah zu Boden. „Ja… Theodor ist ein schlauer Junge, der einzige von euch, der Wissen als Macht sieht.“

„Aber auch der einzige, der bereits in Hogwarts festgestellt hat, dass es klüger ist, auf sein Herz zu hören, statt auf das, was einem alle erzählen.“

Pansy schluckte hart und erinnerte sich daran, wie versessen Blaise und Markus gewesen waren, es Draco in der siebten Klasse gleich zu tun. Einzig Theodor hatte hinter Slytherinmauern verlauten lassen, dass er die Rassentheorie des dunklen Lords für irrsinnig hielt und das obwohl sein eigener Vater zum engsten Kreis der Todesser gehört hatte.
 

„Vielleicht liegt es daran, dass seine Mutter früh gestorben ist“, seufzte Blaise und umschloss mit einer Hand das kalte Geländer. Dann sah er die Frau neben sich an. „Komm schon, Pansy, hör auf dir hier die Schuld zu geben, ich bin sicher, dass Draco und Astoria das hinbekommen.“

Sie biss sich auf die Unterlippe, schließlich sah sie ihn fest und ernst an. „Blaise, verrat mir eins. Und sei bitte wirklich ehrlich.“

Er zuckte mit den Schultern und schien nicht zu wissen, worauf sie hinauswollte. „Okay, spuck's aus.“
 

„Liebt Draco Astoria?“

Der Südländer stieß scharf die Luft aus und umklammerte den Schirm fester. „Das ist eine sehr schwere Frage und sie lässt sich nicht leicht beantworten. Als Drays beste Freundin solltest du das eigentlich wissen.“

„Ja, aber du als sein Kumpel weißt über seine Gefühle mehr als ich.“

„In diesem Fall muss ich dich leider enttäuschen, nein. Ich habe keine Ahnung. Dray hat mit mir nicht mehr über seine Gefühle gesprochen, seit er Mallorie kennen lernte und wir ihm alle von ihr abrieten.“
 

Pansy verstand und nickte kaum merklich. „Erschreckend wie kalt er geworden ist.“

„Etwas, was ich ihm nicht verübeln kann.“ Blaise sah auf die Uhr und seufzte. „Tut mir leid, ich bin noch mit Markus verabredet. Hast du Lust, vielleicht mitzukommen?“

„Nein danke. Markus und ich waren uns noch nie sonderlich grün.“

Hilflos sah er sie an, sie wirkte so alleine, traurig und orientierungslos, dass er am liebsten das Treffen mit seinem Freund verschoben hätte. „K-Kann ich vielleicht noch irgendwas für dich tun? Soll ich den Schirm hier lassen, oder jemanden rufen lassen, der dich holt?“

„Nein“, wehrte sie leise ab. „Nur eins.“

„Ja?“
 

„Wenn du gehst, lass mich im Regen stehen, denn im Regen kann man keine Träne sehen.“
 

Fortsetzung folgt...

P a r t S e v e n

Hallo! Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, doch hier ist es. Leider wird das Kapitel immer wieder springen. Sprich: Fast zwischen jeden Absatz wird Zeit vergehen. Und nach diesem Kapitel wird es wieder "langsamer" zu gehen. ^^ jetzt aber erst einmal viel spaß und bis danne.
 

Liebe Grüße Dahlie
 


 

Part Seven
 

Es wirkte so unwirklich, so schrecklich und quälend, dass Astoria sich fragte, ob es nicht irgendeine Chance gab, aus diesem nicht endenden Alptraum aufzuwachen. Mit betäubten Füßen schritt sie durch das Anwesen, welches sich bald ihr neues Zuhause nennen durfte. Noch waren die Räume kahl und ihre Schritte hallten in ihren eigenen Ohren unnatürlich laut wider. Mit müden Augen betrachtete sie die bodenlangen Fenster, die einen Blick in einen kahlen Garten preisgaben, schwach fielen die morgendlichen Sonnenstrahlen durch die blassen Scheiben und sie schritt an dem gigantischen Kamin vorbei. Astoria vermied den Blick in das Spiegelbild des Fensters. Sie wusste, dass sie im Moment alles andere als ansehnlich aussah. Blass, mit blutunterlaufenen Augen und schlicht und ergreifend abgekämpft.

„Ich verlange von dir, dass du bis zu unserer Hochzeit bewohnbare Räume hieraus machst.“ Seine kalte Stimme ließ sie zusammenzucken, fast so, als wenn er sie angebrüllt hätte. Wahrscheinlich hätte sie dies sogar besser hinnehmen können als diese Gleichgültigkeit.
 

Seine Schritte hielten inne und sie wusste, dass er sich desinteressiert im leeren Raum umsah. Astoria drehte sich um, ihre schmalen Hände gruben sich in ihr langes braunes Kleid. Es war nicht das erste Mal, dass sie mit Draco unterwegs war. Ihr erster Besuch nach dem Krankenhaus hatte sie direkt zu seinen Eltern geführt. Für sie war es der blanke Horror geworden. Unter den kritischen Augen seiner Mutter hatte sie ganze vier Stunden über sich ergehen lassen müssen – wohl wissend, was Narzissa Malfoy von ihr hielt.

Gar nichts.

Mit einem dicken Klumpen im Magen sah sie ihn an, jenen Mann, in den sie sich einst verliebt hatte. Und ihr war, als würde sie ihn heute zum ersten Mal sehen. Seine Miene wirkte hart, seine Haltung starr und sein Wesen gefühllos. Doch sie wusste, dass dies eine Maske war, hinter dieser Maskerade verbarg sich ein Mann, der es wert war, dass sie ihm ihr Herz geschenkt hatte, welches er nun mit Füßen trat.

„In zwei Wochen ist das unmöglich zu schaffen“, sprach sie sanft und ruhig. Ein spöttisches Lächeln glitt über seine Lippen und seine stumpfen grauen Augen musterten sie herablassend.

„Das ist dein Problem.“
 

„Draco, bitte.“ Sie ging auf ihn zu und mit jedem weiteren Schritt war ihr, als würde er sich Meilen von ihr entfernen. Es war, als würde er durch sie hindurchsehen. Vertraut legte sie leicht ihre Hand auf seinen Arm. „Gib mir keine zwei Wochen, sondern zwei Monate…“

„Das kann ich nich“, erklärte er und wehrte ihren Arm ab. „Gewisse Dinge müssen die Erwartungen erfüllen.“

„Aber-!“

Sein Blick brachte sie zum Schweigen und Astoria begriff, dass sie so nicht weiterkam. Betrübt sah sie zu Boden und bemerkte, dass er den kahlen Raum verließ, der das Innere ihres Herzens widerspiegelte. Leere und ein eintöniges Grau. Vor erst zwei Wochen hatte sie ihr Kind verloren und gleichzeitig ihre Freiheit. Doch es schien ihn nicht zu interessieren. Wie so vieles, was sie betraf. Tat er nur so oder verkörperte er wirklich diese Herzlosigkeit, vor der sie bereits so viele Menschen gewarnt hatten?

Stumm rollte eine Träne über ihre Wange, ein Zeichen der Schwäche, welche sie sich als Malfoy nicht mehr leisten durfte. Etwas solch Banales und Menschliches sollte ihr ausgetrieben werden. Ohne es leugnen zu wollen, die Zukunft machte Astoria angst.
 

Wie sollte sie als einfache Greengrass diesen Anforderungen gerecht werden?

Ihre Hände verkrampften sich und die heißen Tränen fanden den Weg auf den Boden. Leises Schluchzen trat aus ihrer Kehle und sie beschloss den Moment der Einsamkeit zu genießen und sich in der halben Stunde gehen zu lassen.

Wieso konnte ihr niemand helfen?

Weshalb bestrafte sie das Leben dermaßen, weil sie ein einziges Mal egoistisch gehandelt hatte?

In diesem Augenblick wurde der jungen Frau bewusst, dass sie alles geben würde, um die Zeit noch einmal zurückzudrehen. Weinend schritt sie zurück zu den großen gewaltigen Fenstern und öffnete diese. Kalter Wind umhüllte ihren Körper. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie hilflos und wusste nicht, wie sie die Fäden der Kontrolle wieder aufnehmen sollte. Jegliche Selbstbeherrschung ging verloren, hemmungslos weinte sie, als sie auf das Gelände der Terrasse zustolperte.
 

Einst hatte sie ihr Leben gut im Griff gehabt, war glücklich gewesen und hatte in den Spiegel gucken können, ohne ein Schamgefühl zu unterdrücken. Jetzt war sie angewidert von sich selbst und empfand ihr Herz als tot. Ein Zustand, der sie so unglücklich machte, dass sie sich mit jeder weiteren Minute auf dieser Erde hasste und sich wünschte zu verschwinden. Ihre Hände wurden kalt und ihre Beine knickten weg. Wie ein Kind ging sie in die Hocke, umschlang ihre Knie und schloss die Augen. Sie wollte fort, weg von hier und all ihren Pflichten entfliehen. Niemals würde es ihr gelingen, innerhalb von zwei Wochen die Etiketten einer Malfoy zu lernen, ein ganzes Anwesen einzurichten und sämtliche Veranstaltungen zu besuchen, die sich in ihren Kaminkalender geschlichen hatten. Sie wollte für sich sein, wie Nebel verschwinden und niemandem mehr zur Last fallen. Ihr Bewusstsein verlor sich und eine unbestimmte Zeit des Hoffens kam in ihr auf, als ihr schlaffer Körper den harten Boden berührte und jener Aufprall noch nicht einmal ihr Bewusstsein erreichte. Denn ihr Bewusstsein befand sich in erholsamer Schwärze.
 

Sie war zusammengebrochen.
 

- - -
 

So schnell Pansy konnte, war sie in die Praxis des Familienarztes der Malfoys appariert. Die junge Frau wusste, dass Dr. Trucker die Familie bereits seit Jahren unterstützte und behandelte. Der Zusammenbruch ihrer besten Freundin hatte sie nicht überrascht, sie hatte ihn viel mehr erwartet. Erhaben schritt sie an den anderen Patienten der großen Praxis vorbei, geradewegs in das Behandlungszimmer für Privatpatienten. Mit sorgevollen Augen erkannte sie Astoria, wie diese in einem der riesigen Sessel Platz genommen hatte und sich einigermaßen von ihrer Schwäche erholt hatte.

„Miss Parkinson.“ Ausdruckslos sah der alten Mann über den Rand seiner Brille. Wie ein Kranz umrahmte sein weißes Haar seinen Kopf. Sein runder kleiner Körper wirkte bulliger als bei ihrem letzten Besuch und doch konnte sie die Wachsamkeit in seinen grauen Augen entdecken. „An Ihrer Stelle habe ich Mr. Malfoy erwartet“, gestand er und sah auf seine Unterlagen. „Verzeihen Sie“, sprach Astoria mit leiser und gebrochener Stimme, seit ein Hauself sie im Anwesen gefunden hatte, war sie kaum in der Lage gewesen zu sprechen, erst bei ihrem Erwachen hatte sie eine Schwester gebeten, jemanden zu benachrichtigen. „Ich habe Miss Parkinson hierher gebeten. Mein Verlobter sollte nichts von meiner Schwäche erfahren…“ Es hatte ihr Herz bluten lassen, als ihr bewusst geworden war, dass Draco einfach ohne sie das Anwesen verlassen hatte – ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr er es hasste, sich in ihrer Nähe aufzuhalten.
 

Besorgt betrachtete Pansy ihre beste Freundin und ließ sich neben ihr in dem anderen Ledersessel nieder. „Kein Problem, ich komme immer, wenn du mich brauchst.“

Astoria nickte dankend und die Miene der jungen Frau ließ etwas in Pansy gefrieren. Seit Wochen sah sie auf Veranstaltungen mit an, wie ihre beste Freundin verwelkte wie eine Blume, der man das Wasser entzogen hatte. Ihre Augen wurden stumpf, ihr Lächeln ging verloren und ihr Körper wirkte merkwürdig alt und angespannt. Sie legte ihre Hand in die zerbrechliche der jungen Greengrass und Astoria umschloss sie. Dann reckte sie ihr Kinn und ein leichter Anflug von Stolz kehrte zurück.
 

„Dr. Trucker, ich möchte Sie um etwas bitten. Etwas, was ihre ärztliche Schweigepflicht beansprucht.“ Ihre Stimme klang fest und der alte Arzt lehnte sich zurück, womit er sie wissen ließ, dass er ihr zuhörte. „Ich möchte Sie darum bitten, mich in eine Art Kur zu schicken.“

Der Arzt und Pansy öffneten den Mund, doch angesichts der Entschlossenheit, die Astoria ihnen entgegenbrachte, ließen sie sich ihre Verblüffung anmerken. „Miss Greengrass… ich verstehe nicht ganz… Sie heiraten in zwei Wochen!“ Er klang leicht empört.

„Das weiß ich. Aber angesichts meines aktuellen Zustandes werden Sie sicherlich verstehen, dass ich meinem Verlobten mehr Schande machen würde als Ehre.“ Das Wort Verlobter sprach sie mit einem leichten Zittern in ihrer Stimme aus. Pansy verstand und verstärkte den Griff ihrer Hand. Stumm verfolgte sie den Blickwechsel des Arztes mit ihrer Freundin. Dann sah sie, wie Dr. Trucker die Hände auf seinem Schreibtisch faltete und seufzte. „Miss Greengrass, ihr Anliegen ist verständlich, aber –!“

„Bitte!“, unterbrach Astoria ihn verzweifelt und mit Nachdruck. „Geben Sie mir vier Wochen, in denen ich mich erholen kann, um meinem Verlobten keine Schande zu bereiten!“

„Ich verstehe, aber...!“

„Sie müssen meinem Verlobten meine Bitte auch nicht wissen lassen müssen, es würde eine Sache zwischen Ihnen und mir bleiben.“
 

Der Arzt lächelte und wollte gerade zum Sprechen ansetzten, als Astoria ihm erneut den Mund verbat. „Niemand würde es mitbekommen und-!“

„Miss Greengrass!“ Seine Stimme hatte an Lautstärke gewonnen und sie verstummte. „Ich werde Sie beurlauben, aber falls Sie mir erlauben, ich würde gerne acht Wochen daraus machen.“ Ungläubig öffnete Astoria den Mund, unfähig etwas zu sagen, doch bereits in diesem Moment zog Dr. Trucker eine Bescheinigung zu sich. „Sie haben vor zwei Wochen ein Kind verloren und sind im Moment einem Stress ausgesetzt, der ihnen erhebliche Schäden zufügt.“ Seine Miene war ernst und besorgt. „Es ist eine Zumutung ihres Verlobten, Sie in diesem Zustand mit Dingen, wie die Einrichtung eines ganzen Anwesens innerhalb von zwei Wochen, zu belasten.“

„Woher wissen Sie…“

„Die derzeitige Mrs. Malfoy befand sich vor über 30 Jahren in einer ähnlichen Situation.“ Ein freundliches Lächeln glitt über die Lippen des Mannes. „Ich bin mit den Traditionen der Familie bestens vertraut, ebenso mit den Anforderungen. Und ein Mädchen wie Sie würde an all den Erwartungen zerbrechen. Weshalb ich angesichts der Tatsachen den Wunsch verspüre, Ihnen ein wenig zu helfen.“
 

„Danke“, flüsterte Astoria und schlug kurz die Augen nieder. „Danke… ich hätte kaum gewusst, wie ich… wie… wann…“ Ihre Stimme brach und erneut rannen verzweifelte Tränen, die sich nicht davor aufhalten ließen, egal, ob durch Willensstärke oder innere Selbstbeherrschung, sich ihren Weg zu bahnen. „Verzeihen Sie…“

„Nein, es wird Zeit, dass Sie zu ihrer Menschlichkeit zurückfinden und sich erholen. Weit weg von England.“

Pansy nickte zustimmend und strich liebevoll über den Rücken ihrer Freundin.

„Lassen Sie mich mit Mr. Malfoy reden, ich bin sicher, er lässt sich von mir dazu bringen, auf Ihre Worte zu hören.“

Sofort versteifte sich Astorias Körper. „Nein, bitte… er wird-!“

„… nichts von ihrer Schwäche mitbekommen.“ Der alte Mann schien besser zu verstehen, als die junge Frau hätte ahnen können. „Es steht in meinen Absichten, dass ich auf ihren Körper plädiere, der die Fehlgeburt nicht heil überstanden hat, etwas, wofür Sie schließlich nichts können.“ Sein Blick wurde beinahe liebevoll und zum ersten Mal in den zwei Wochen hatte Astoria das Gefühl, nicht alleine zu sein.
 

Freundlich sah Dr. Trucker in die Runde. „Ich würde vorschlagen, Sie packen ihre Koffer für den Süden, während ich ihren Verlobten auf seiner Arbeit aufsuche.“ Er klappte ihre Akte zu und als Astoria sich erhob, spürte sie, wie sich eine gewaltige Last von ihren schmalen Schultern löste. Wieder rollte eine Träne über ihre Wange und sie schämte sich dafür. Doch dieses Mal wirkte es wie ein Zeichen der Erleichterung. Ihr Blick begegnete dem ihrer Freundin und Pansy lächelte. Zusammen verließen sie das Behandlungszimmer und dort schloss die Slytherin die Jüngere in ihre Arme. Schweigend spürten die beiden Freundinnen die Wärme der jeweiligen anderen, schließlich sprach Pansy: „Wir machen diese Kur zusammen, ganz in Ruhe und vollkommen abgeschieden.“

Astoria nickte kaum merklich, die Kälte in ihren Händen verschwand und sie spürte ihr Herz wieder voller Wärme schlagen.
 

- - -
 

Schweigend hatte Draco am späten Nachmittag den Familienarzt in Empfang genommen, hatte zugehört, was dieser ihm über die Gesundheit seiner Verlobten erläutert hatte und den Erwartungen entsprechend reagiert.

Seine Zustimmung gegeben.

Doch wenn es nach seinem Willen gegangen wäre, ohne dem gesellschaftlichen Druck, dann hätte er die Worte Dr. Truckers ignoriert und darauf bestanden, dass Astoria dort blieb, wo sie hingehörte. Sie hatte ihre Pflichten zu erfüllen, seine Ansprüche zu erfüllen und sich nicht in Selbstmitleid zu winden. Die Pfütze des Selbstmitleides gehört ihm! Nicht ihr! Seine Hand hatte sich unweigerlich zur Faust geballt. Höflich hatte er Dr. Trucker aus seinem Büro entlassen und versucht sich weiter auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch seine Gedanken waren immer wieder zu seiner Verlobten geschweift. Schließlich hatte er eher Schluss gemacht und war wider Willen nach Hause appariert. Leichtfüßig war er aus dem Kamin geschritten und hatte Mantel und Handschuhe einem Hauselfen zugeworfen.
 

Sein Verstand schrie ihm immer wieder entgegen, wie schwach und labil seine zukünftige Ehefrau doch war, dazu appellierte sein Gefühl, dass sie sich bereits als hinterhältig und falsch erwiesen hatte, weshalb er durchaus zutraute, dass sie Dr. Trucker um diese Krankschreibung gebeten hatte. Er hatte schließlich ihren Wunsch nach einer Verschiebung der Hochzeit abgelehnt. Also schien sie nach einem anderen Ausweg gesucht zu haben. Einem Ausweg, den er ihr zerstören würde. Er befand sich in den Räumen der Stadt, die er vorübergehend gemietet hatte, damit sie nicht rund um die Uhr seinen Eltern ausgeliefert waren. Die große Suite schien verlassen. Lediglich das Knistern des Feuers, welches im großen Salon brannte, erreichte seine Ohren. Dann reagierte sein Körper automatisch, als er leise Schritte vernahm. Zielsicher schritt Draco durch den hohen Flur direkt in das Schlafzimmer, welches sie sich seit knapp acht Tagen teilten. Möglichst lautlos öffnete er die Tür einen Spalt und sah hinein.
 

Astoria packte ihre Kleidung in mehrere Koffer, ihr Gesicht wirkte gelöst und ihm fiel auf, dass ihre Hand sich wie zur Musik bewegte, in der sie ihren Zauberstab umschlossen hielt. Draco musterte ihr Gesicht, es war blass und die dunklen Ränder unter ihren Augen fielen ihm auf, ebenso war ihr Körper sehr schmal geworden. Die weichen Rundungen von früher waren verschwunden, eine zierliche Frau stand ihm gegenüber. Ein Augenblick des Mitleids stieg in ihm auf, doch dann zwang er sich dazu, sich daran zu erinnern, was sie getan hatte.
 

Das oberste Gesetzt gebrochen…

… mit seinem Herzen gespielt…
 

Etwas, was er ihr nicht verzeihen konnte. Geräuschvoll öffnete er die Tür und sah, wie sie zusammenzuckte. Dann rief sie sich selbst zur Gelassenheit und versuchte zu lächeln.

„Erschreck mich nicht so.“ Ihre Stimme klang leise und sanft. Gleichgültig schritt er durch das dämmrige Zimmer und betrachtete die Koffer. Seine Hände vergrub er in den schwarzen Anzugstaschen. „Wann verschwindest du?“ Er sagte es mit solch einem freudigen Klang, dass es ihr das Herz zerriss. „Morgen früh.“

Draco legte den Kopf schief und lockerte seine Krawatte. „Dann nutze die Chance zur Flucht und versuch deinen labilen Geist zu sammeln. Erwarte allerdings nicht von mir, dass ich mich in deiner Abwesenheit verhalte wie ein Witwer im Frühstadium.“

Astoria schluckte, ihre Kehle wurde trocken, als sie begriff, was er damit meinte. Trotz ihrer Verlobung würde er ihr nicht treu sein, eine Tatsache, mit der sie eigentlich hatte rechnen müssen, da er Mallorie mit ihr betrogen hatte. Sie wollte etwas sagen, doch stattdessen blickte sie stumm zu Boden und sorgte dafür, dass sich die Koffer schlossen.

„Wirklich erbärmlich“, äußerte er sich. „Dass meine Verlobte nicht in der Lage ist, mich zufriedenzustellen. Ich nehme an, dass ich mich auch in Zukunft selbst umsehen muss?“
 

Da sie weiterhin schwieg, begann er sich seiner Kleidung zu entledigen und ins Bad zu schreiten. Astoria wandte sich ab und begann sich für die Nacht fertig zu machen. Wie in Trance ließ sie das seidige Nachthemd über ihren Körper gleiten, schloss die Gardinen und löschte einen Teil der Lampen.

Warum musste er ihr immer wieder in Erinnerung rufen, dass es bald eine weitere Frau in seinen Räumen gab, die mit ihm schlief, obwohl er mit ihr verheiratet sein würde?

Er schien es als selbstverständlich zu betrachten, dass sie als Mutter seiner Kinder nicht in Frage kam. Unweigerlich begann ihr Körper zu zittern und sie stieg ins große Himmelbett. Die moderne, vergoldete Einrichtung erdrückte sie bereits seit dem ersten Tag des Einzugs. Doch heute, wo sie sich in Dunkelheit hüllte und wusste, dass sie den morgigen Tag als eine Art Erlösung betrachten konnte, nahm ihre Umwelt eine andere Bedeutung an. Astoria kuschelte sich in die dicke Decke und drehte sich auf die Seite. Müde und zum ersten Mal seit Wochen glücklich schloss sie die Augen und zog die Beine an den Körper. Den Schmerz seiner Worte ignorierte sie und versuchte zu vergessen.
 

Sie schlief ein, so fest und tief, dass sie das Gefühl von völliger Zufriedenheit umhüllte. So kam es, dass sie über eine Stunde später nicht hörte, wie die Tür zum benachbarten Bad aufging. Mit einem herablassenden Blick sah er auf die junge Frau. Leise setzte er sich auf das Bett und löschte das Licht. Wie von selbst hob er die Hand und wollte die Decke über sie ziehen, als er innehielt. Dracos graue Augen sahen in ihr angespanntes Gesicht und seine Hand ballte sich zur Faust. Er wusste, dass er ein Mistkerl war und es ihr unsagbar schwer machte, sich in der Rolle der Malfoy einzufinden, doch er konnte nicht anders. Jedes Mal, wenn sie versuchte, seinen Ansprüchen gerecht zu werden, wollte er ihr eins reinwürgen, um ihr zu beweisen, dass sie niemals gut genug sein würde. An all den Aufgaben und Pflichten spürte er, wie sie langsam zerbrach. Etwas, was in seinem Herzen schmerzte. Früher, als noch kein Graben zwischen ihnen gewesen war, hatte er einmal geglaubt, Astoria wäre die perfekte Frau für ihn. Sein geheimes Gegenstück. Doch die Realität sah mittlerweile anders aus.
 

- - -
 

two weeks later…
 


 

Warmer Wind kam auf und spielte mit den langen Haaren einer dunkelhaarigen Frau. Reglos saß sie auf einer großen Terrasse eines Cafes und blickte mit starrem Blick auf das weite blaue Meer. Ihre Haut war weiß wie Schnee und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. Das Sommerkleid, welches ihr einst hervorragend gepasst hatte, wirkte schrecklich groß an ihrem schmalen Körper.

Astoria wandte den Blick ab und griff zu ihrer Tasse Tee, dabei bemerkte sie die Musterung ihrer besten Freundin. Seit zwei Wochen versuchte Pansy ihr Möglichstes, um ihre Freundin wieder aufzubauen, doch bislang war ihr jede Taktik misslungen. Langsam begann sie sich zu fragen, woran das lag.

„Sag, bist du unglücklich hier, Tori?“

„Nein“, erwiderte diese zaghaft lächelnd. „Das Strandhaus ist schön, so hell und friedlich. Der Strand ist nicht weit und die Sonne lacht fast jeden Tag.“ Sie versuchte heiter zu klingen, da sie ein schlechtes Gewissen gegenüber der Dunkelhaarigen verspürte. „Ich habe endlich mal wieder Zeit zum Lesen und kann machen, wonach mir steht.“
 

„Und trotzdem geht es dir immer noch nicht besser“, fasste es Pansy auf. „Woran liegt das? Du schläfst schlecht, hast des Öfteren Alpträume und genießt deine Ruhe nicht ansatzweise.“ Die ehemalige Slytherin hatte ihre Freundin durchschaut. „Es ist Draco, oder?“

Astoria wandte den Blick ab. Natürlich hatte es etwas mit dem Malfoy-Erben zu tun, schließlich waren sie nicht in Frieden auseinander gegangen. Er liebte sie nicht, das wusste sie und trotzdem wurde ihr übel, wenn sie daran dachte, dass er sich eventuell mit anderen Frauen vergnügen könnte. Die Geschenke, die ihr alle drei Tage ein Bote überreichte, schrien nur so nach einer moralischen Entschuldigung seinerseits.

Als sie keine Antwort bekam, gab Pansy es auf. Sie war mit ihrem Latein am Ende und wusste nicht, wie sie ihre beiden besten Freunde je wieder zu einer Beziehung verhelfen sollte, welche ihre Zukunft nicht im Unglück fand. „Ich gehe schon mal zurück zum Strandhaus, ja?“
 

Astoria nickte abwesend und die junge Parkinson erhob sich. Ihr Weg führte sie jedoch nicht zum nächsten Kamin, sondern zur nächsten Eulenstelle. Es gab nur eine einzige Person, der sie zutraute, dass diese sich um Astoria kümmern würde. Eine Frau mit Erfahrung in solchen Situationen, die mit allen Wassern gewaschen war und jeglichen Trick eines Malfoys durchschaute. Zwar nagte es an ihrem Stolz, jemanden um Hilfe zu bitten, doch Pansy wusste durchaus, wenn sie selbst nicht alleine weiter kam. Draco war hart, sich selbst gegenüber und ihrer Freundin. Niemals würde einer von beiden es alleine schaffen, die Wand des jeweiligen anderen zu durchbrechen. Mit bloßer Hartnäckigkeit und guten Worten kam man nicht mehr weit und sie seufzte.
 

Einen letzten Versuch wagte sie, wenn dieser fehlschlug, dann würde sie das Handtuch werfen.
 

- - -
 

„Heute bist du dran, Theo.“
 

„Nein, Markus, ich war erst.“
 

„Ich war ebenfalls erst.“

„Blaise, das muss ein Ende haben!“ Der Student und der Quiddtichspieler ließen sich erschöpft und müde in jeweils einen Ohrensessel fallen. Sie befanden sich in dem übertrieben eingerichteten Anwesen der Zabinis und der Hausherr besah sich die Gesichter seiner Freunde. Beide wirkten angeschlagen und vollkommen übermüdet. Verständlich, für Markus hatte die Quiddtich-Saison wieder angefangen und Theodor steckte mitten in einer Prüfungsphase und trotzdem nötigte er die beiden, mitten in der Woche zusammen mit Draco um die Häuser zu ziehen. Theodor gähnte ausgiebig und sprach: „So geht das nicht weiter! Keinen Tag länger!“

„Genau! Nach drei Wochen habe ich die Schnauze gestrichen voll davon, den Anstands-Wau-Wau für Draco zu spielen!“, schnaufte Markus und griff zu den Zigarren. „Meinetwegen soll er sich seinen körperlichen Spaß wie eine männliche Schlampe bei fremden und billigen Frauen suchen, mich macht er deswegen nicht zum Alkoholiker!“
 

Blaise verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich ebenfalls. „Ihr versteht nicht-!“

„Wir verstehen sehr wohl!“, unterbrach Theodor ihn. „Wir mögen Astoria genauso wie du und können uns ebenfalls nicht vorstellen, dass sie dieses hinterhältige Biest sein soll, aber wenn Dray Spaß daran hat, sich selbst kaputtzumachen, dann soll er es meinetwegen tun! Wir können nicht ewig hinter ihm hersprinten und aufpassen, dass er keinen Mist macht!“

„Aber-!“

Markus hob den Finger. „Kein aber! Lass ihn auf seine Art erwachsen werden. Wir dagegen sollten uns um unsere eigenen Probleme kümmern.“

„Ihr haltet ihn für so hoffnungslos?“

„Aber so was von“, sprachen beide im Chor und Blaise begriff, dass es ihnen ernst war. Stumm sahen sie einander an, schließlich durchbrach Theodor die Stille. „Hör mal, wir haben versucht mit ihm zu reden, aber es ist, als würdest du dich mit einer Wand unterhalten. Er will einfach nicht!“
 

„Und wer nicht will, der hat schon“, pflichtete Markus bei. „Wie Pansy nun so schön sagen würde: Friss Grass, Alter! – es hat keinen Sinn mehr.“

„Im Klartext, wir geben auf.“

Die Worte hingen schwer in der Luft und nur widerwillig nickten die beiden Männer, wobei Theodor sich durch das Haar strich und verlauten ließ: „Ich sehe nur noch einen Weg und den würdest du mir sicherlich ausreden.“

Sofort verengten sich Blaise' Augen zu Schlitzen, als er merkte, dass sein Freund seinem Blick auswich. Peinlich berührt sprach Theodor weiter: „Allerdings glaube ich, dass Pansy auf diese Idee auch schon gekommen ist.“
 

„Nein“, wies Blaise sofort heftig ab.

„Wovon redet ihr?“, mischte sich Markus ein und sah verwirrt von einem zum anderen.

„Komm schon, Blaise! Es gibt nur einen Menschen, der Astoria jetzt helfen könnte, Draco da zu packen, wo er am verwundbarsten ist, an seinem verfluchten Stolz!“, puschte Theodor sich auf, ohne auf Markus einzugehen.

„Aber sie wird aus Astoria eine-!“, er wedelte heftig mit der Hand und schien nach dem richtigen Ausdruck zu suchen.

„Eine Diva machen? Vielleicht ist es genau das, was Draco jetzt braucht. Eine Frau, die ihm ihre Liebe nicht vor die Füße schmeißt, sondern, die etwas für ihre Liebe verlangt.“

Langsam dämmerte es Markus und sein Gesicht strahlte. „Ich finde die Idee reizend!“

Blaise verdrehte die Augen. „Kein Wort mehr!“, donnerte seine Stimme durch den Raum. „Ich werde mit allen Mitteln versuchen zu verhindern, dass sie SO wird!“

Theodor lehnte sich zurück, ein wissendes Grinsen zierte seine Lippen, denn er wusste bereits, dass sein Freund verloren hatte. „Wer ist eigentlich im Moment bei Draco? Er wird doch sicherlich gerade wieder irgendwo die Tassen heben?“
 

„Audrey Campell hängt mit ihm im Feuerfunken ab“, erklärte Blaise verstimmt. „Keine Sorge, sie wird sich nicht mehr an ihn ranmachen, denn ihr Auge ist auf jemand anderes Gefallen.“

Theodor musste grinsen, als er daran dachte, wie offensichtlich es gewesen war, dass Audrey ihn mehr als anziehend fand. Der Student hatte ihr dezent zu verstehen gegeben, dass er kein Interesse hatte, doch die Journalistin erwies sich als hartnäckig.

„Sorry Theo“, murmelte Blaise schließlich und er hob verwirrt beide Augenbrauen.

„Wieso? Weil du eine Tussi auf Draco angesetzt hast?“

„Nein.“, mischte Markus mit. „Weil er ihr im Gegenzug versprochen hat, dass sie ein Date mit dir sicher hat.“

Augenblicklich zuckte ein Nerv in Theodor. „Das hast du nicht gewagt.“

„Leider ja, aber auch nur, weil sie mir versprochen hat aufzupassen, dass Draco nicht an jemanden gerät, der ihn wirklich zerstören könnte.“
 

Die beiden Männer verstanden.
 

Es gab genug Frauen, die nur darauf aus waren, sich einen Mann mit Geld zu angeln und ihn dann ein Leben lang an sich zu ketten. Eine solche Frau, dessen Herz von Geld regiert wurde, machte einem jeden Mann das Leben zur Hölle mit Kälte und Habgier.

„Na schön“, seufzte Theodor schließlich. „Aber sollte dieser ganze Mist bald vorbei sein, dann ist mir Dray ordentlich was schuldig.“

Blaise lächelte zaghaft und sah, wie sein Freund sich müde erhob. Markus tat es ihm gleich und strich sich durch das kurze blonde Haar. „Ich gebe Astoria genau vier Wochen, wenn sie dann nichts von sich hören lässt und immer noch so labil ist, wie Draco sie zugerichtet hat, dann schmeiß ich hin“, erklärte der Quiddtichspieler und er sah zu Theodor, dieser nickte knapp. „Wenn Draco sie nicht will…“, begann der Student, „… dann werde ich ihm sagen, dass ich sie ihm jeder Zeit ausspannen würde.“ Er verließ mit ernster Miene den Raum. Blaise und Markus sahen ihm nach, schließlich hörten sie, wie eine Tür zufiel.
 

„Meint er es ernst?“, wollte der Ältere von beiden wissen und Blaise sah ihn besorgt an. „Ich denke schon, schließlich… na ja… schließlich gefiel ihm Astoria bereits bei unserem ersten Treffen. Könnte durchaus sein, dass Theo sich… du weißt schon, verliebt hat und als es ihm bewusst wurde, war Dray halt schneller…“

„So wie bei Pansy“, wies Markus hin und spürte, dass er eine empfindliche Stelle bei seinem Freund getroffen hatte. Denn er schwieg. Es war ein pikantes Geheimnis, dass Blaise sich in die Freundin seines besten Freundes verliebt hatte, die Blicke mit der er ihr gefolgt war, hatten für sich gesprochen.

„Es ist schon traurig, dass Draco nie begreift, was für tolle Frauen er bislang an seiner Seite hatte.“
 

Markus grinste. „Schlau, schön und fähig ihr Leben zu meistern.“
 

- - -
 

Die Musik dröhnte aus den Boxen und die Erde bebte unter den Füßen der Gäste vom Feuerfunken. Wie üblich war der Club gut besucht und die Stimmung erreichte zunehmend ihren Hochpunkt. Aufreizend gekleidete Mädchen wiegten ihre verführerischen Hüften im Takt der Musik, während die Männer gelassen und zufrieden an ihren Zigarren zogen und sich tiefer in die ledernen roten Sitze sinken ließen.

„Draco, Draco, Draco“, sprach eine tadelnde Person belustigt und ließ sich an der Bar auf einem Hocker nieder. Der junge Malfoy sah von seinem Getränk auf und warf grinsend den Kopf zurück. Audrey strich sich durch das lange blonde Haar und sah auf sein neues Getränk. Er war erschreckend trinkfest geworden und als sie in sein makelloses Gesicht blickte, erkannte sie deutlich die dunklen Ränder unter den Augen. „Hast du in der letzten Woche überhaupt einmal geschlafen?“

„Natürlich“, wies er gelangweilt daraufhin und sah durch den gigantischen Saal. „Was soll die Frage?“

„Ich habe gelernt, alles zu hinterfragen, was du tust, mein Lieber.“ Ihr Gesicht wurde ernst. „Normalerweise hasst du Fotografen noch mehr als Rita Kimmkorn und heute ziehst du mich selbstgefällig in deine Arme und es kam noch nicht einmal zu einem bösen Wortduell.“
 

Draco ließ sich zu keiner Antwort herab, sondern sah ihr nur wissend ins Gesicht, etwas, was Audrey klar machte, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Und ganz langsam begann sie den Sinn hinter dieser Sache zu verstehen. Das Foto würde gedruckt werden und nach all dem, was die Gesellschaft wusste, war er verlobt. Doch dieses Foto würde der Glaubwürdigkeit seiner Beziehung zu Astoria gewaltige Risse verleihen. Aber Audrey glaubte, dass es in diesem Fall nicht um die Gesellschaft und das Scheinbild nach außen ging, sondern viel eher um seine Verlobte selbst. „Was hat dir das Greengrass-Fräulein angetan, dass du sie wie Dreck behandelst?“

„Wer sagt, dass ich sie nicht auf Händen trage?“

Audrey lachte übertrieben und beugte sich dann zu ihm vor. „Das Mädchen hat eine Fehlgeburt hinter sich, du lässt sie die Hochzeit organisieren und zeitgleich auch noch euer Haus in Derbyshire einrichten. Hast du sie vielleicht mal gefragt, ob sie in dieser Gruselhütte leben will? Dann kommt dazu, dass du hervorragend diese Machtspielchen beherrscht und ihr wahrscheinlich das Leben zur Hölle machst, indem du sie immer wieder wissen lässt, dass sie niemals eine perfekte Malfoy abgeben würde.“
 

Sie sah ihn durchdringend an, doch er tat ihre Aufzählung so ab, als würde es ihn nicht berühren. „Draco, sie hat ein Kind verloren. Das steckt niemand so einfach weg. Hast du dich je gefragt, ob sie dieses Kind vielleicht nicht um seinetwillen haben wollte?“

„Was wird das, ein Verhör?“

„Nein, es war nur eine Feststellung, denn dafür, dass du Mitschuld an ihrer Schwangerschaft, pardon, gewesenen Schwangerschaft trägst, bist du ganz schön selbstgerecht.“ Sie bestellte sich einen Cocktail. „Schließlich warst du zu der Zeit noch mit Mallorie zusammen, wenn ich mich recht entsinne.“

Draco ließ von seinem Getränk ab und sah sie herablassend an. „Lass es mal meine Sorge sein, wie ich sie behandle.“

„Wie Dreck?“

„Nein, wie sie es verdient.“
 

Die Blondine verzog das Gesicht, dann hob sie die Hand und strich dem jungen Mann durch das blonde Haar. „Es tut weh, wenn einem jemand das Herz bricht, nicht wahr.“

„Verdammt weh“, stimmte er zu und nahm einen großzügigen Schluck von seinem Getränk. Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit. „Besonders dann, wenn man für diese Person eigentlich alles liegen gelassen hätte.“

Sie nickte verstehend. „Aber glaubst du wirklich, dass es sich bessern würde, wenn du ihr deinen Schmerz dreifach zurückzahlst? Nein, sie wird sich nur noch mehr vor dir verschließen.“

„Es ist besser für sie“, erklärte er knapp. „Schließlich ist es tatsächlich so, dass sie nicht in die Reihen der Malfoys passt.“

„Weshalb, weil sie zu dumm ist?“ Sie reizte ihn, doch das schien ihm in diesem Moment nicht bewusst zu werden.

„Nein!“, erwiderte Draco scharf. „Sie ist zu weich, zu naiv und zu freundlich. Malfoys sind hart, kalt und arrogant.“
 

„Was du wusstest und trotzdem hast du dich auf sie eingelassen, warum?“

Es war das erste Mal, dass jemand nach dem Warum fragte und er lächelte bitter. „Weil sie ist, wie sie ist. Fröhlich, liebenswürdig und… wie Wärme.“

Audrey schluckte hart und begriff, dass genau diese Wärme, die ihm einst gefehlt hatte, eine Frau verkörperte, die nicht gut genug war für ihn. Er redete, so wie sie ihn noch nie hatte sprechen hören und unweigerlich wurde ihr bewusst, dass er diese Frau liebte. Aber die Tatsache, dass das Greengrass-Fräulein ihm etwas Gravierendes verschwiegen hatte und sein Vertrauen zunichte gemacht hatte, hatte ihn so stark verunsichert, dass er ihr nicht mehr traute.

Trotzdem empfand Audrey Neid gegenüber der Frau, die das Herz eines Mannes gewonnen hatte, der hohes gesellschaftliches Ansehen, Manieren besaß und ein großes Herz bewies.

„Ich kann sie nicht mit offenen Armen empfangen, Audrey“, schloss er nach über einer halben Stunde. „Denn, wenn sie an meiner Seite bleibt, dann muss sie lernen…“
 

„…dem Stand deiner Familie gerecht zu werden.“
 

- - -
 

Mit ruhiger Hand legte Astoria Greengrass die Zeitschrift beiseite, die sie vor einigen Minuten noch gelesen hatte. Auf dem Titelbild sprang ihr ihr Verlobter mit einer anderen Frau entgegen und die Überschrift hatte ihr einen Stich ins Herz versetzt, dennoch verspürte sie nicht denselben Schmerz wie bei ihrer Abreise. Schließlich hatte Draco ihr gegenüber bereits oft genug angedeutet, dass er sich sein Vergnügen woanders holen würde. Sie hatte nie an seinen Worten gezweifelt, doch jetzt, wo er ernst gemacht hatte, war sie mehr als froh, sich nicht im hektischen London aufzuhalten.
 

Warmer Wind spielte mit ihren Haarsträhnen, welche aus dem losen Zopf geflohen waren. Ihre blauen Augen sahen auf das Meer und sie stützte das Kinn in die Handfläche. Je länger sie hier blieb, in dieser warmen Oase, umso mehr hatte sie das Gefühl, ihre Zeit zu verschwenden und vor etwas davon zu laufen, was ja auch tatsächlich der Fall war. Doch je länger sie den ruhigen Blick aufs Meer genoss, desto mehr wurde ihr bewusst, dass der Weg zurück nur noch schwerer werden würde. Astoria wusste, was ihr London unter die Nase reiben würde. Nämlich dass sie als Malfoy ein totaler Reinfall war und sich ihr Verlobter für sie schämen müsste. Zeitgleich würde jeder denken, dass sie nicht Frau genug war, um ihn zu halten, wenn er sich bereits vor der Hochzeit Abwechslung suchte. Astoria hatte genug Zeit gehabt, um sich über die Familie ihres Mannes genauer zu informieren. Die Malfoys legten besonders nach dem Krieg viel Wert auf Ansehen und gesellschaftliche Stellung und besonders Draco schien durch seine sauberere und zuverlässige Arbeit diesen Stellenwert erneut angehoben zu haben.

Die Anforderungen waren enorm und Astoria war sich bewusst, dass genau diese Defizite auf sie zutrafen. Heillos überfordert hatte sie die Augen geschlossen und sich auf der weißen Terrasse tiefer in den Korksessel zurückgelehnt.
 

„Herrliches Wetter!“, ertönte eine rauchige Frauenstimme und sie schrak auf. Als wäre es selbstverständlich, ließ sich Justine Zabini der jungen Greengrass gegenüber nieder. Ihr goldenes Haar war kunstvoll geflochten, ihre hellen blauen Augen schienen vergnügt und das helle grüne Kostüm schmiegte sich perfekt an ihre zierliche Gestalt.

„Mrs. Zabini!“, entfuhr es Astoria überrascht und als die ältere Frau nach einem Fruchtcocktail verlangte und wenig später zufrieden daran nippte, wurde ihr der besorgte Ausdruck in ihren Augen bewusst. „Wie geht es Ihnen, Miss Greengrass?“

„Gut“, sprach sie ohne nachzudenken.

„Falsche Antwort, mein Kind.“ Die Dame lehnte sich zurück und schlug damenhaft die Beine übereinander. „Denn ein jeder sieht ihnen an, dass Sie lügen.“

„Und wenn ich sage, mir geht es so, wie ich aussehe, dann gilt es als unhöflich“, konterte sie und entlockte der älteren Frau ein Lächeln. „Weshalb sind Sie hier, Mrs. Zabini?“

„Um dir zu helfen, mein Mädchen.“
 

Sie verstand nicht, weshalb die Ältere ihr auf die Sprünge half. „Einen Malfoy für sich zu beanspruchen ist riskant. Ihn halten zu wollen, fast unmöglich und ihn von ganz unten nach ganz oben das Wasser reichen zu wollen, nicht machbar.“

„Wie nett von ihnen.“

„Was aber nicht heißt, dass er nicht manipulierbar ist.“

Verwirrt sah Astoria sie an. „Was wollen Sie mir damit sagen?“

Justine zog einen kleinen Taschenspiegel hervor und begutachtete ihre roten Lippen. „Ich will dir ein Angebot machen.“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Ich zeige dir, wie die den Ansprüchen Dracos gerecht wirst und der Gesellschaft und seinem kleinen Aussetzter-!“, sie nickte auf die Zeitschrift. „… einen entscheidenden Dämpfer verpassen kannst.“

„Unter welchen Bedingungen?“ Astoria war nicht dumm, sie wusste mittlerweile, dass ehemalige Slytherins immer eine Gegenleistung verlangten, sie taten selten etwas ohne Eigennutz.
 

Justine beugte sich vertraulich vor. „Drei Dinge… in den nächsten Wochen wirst du dir zu Herzen nehmen, was ich von dir verlange, des weiteren wirst du aufhören im Selbstmitleid zu versinken und tun, was sich für eine Frau gehört… und drittens… wenn mein Plan aufgeht, dann werde ich zu deiner ersten Tee-Party eingeladen.“

Astoria musste lachen. „Inwiefern tun, was Sie verlangen?“

„Das Sie weglassen und deine Badesachen holen.“ Justine erhob sich und Astoria sah sie misstrauisch an. Schließlich seufzte die Ältere. „Hör mal, ich kenne Draco seit der Schulzeit und eins kann ich dir über ihn verraten, diesen Jungen hält man sich nur warm, wenn man ihn mit seinen eigenen Waffe schlägt. Unverfrorenheit, Dreistigkeit und indem man jegliche Register zieh. Und in deinem Falle wären es die Waffen einer Frau.“
 

„Einer Frau?“, wiederholte Astoria unsinniger Weise und schritt hinter Justine her, als sie ins Sommerhaus trat.

„Ja, Sexappeal, Verführung und Hemmungslosigkeit.“

Augenblicklich schoss eine unangenehme Röte in ihr Gesicht und sie begann leicht panisch zu werden. „Sexappeal, Verführung und Hemmungslosigkeit?“, plapperte sie wieder nach und sofort hatte sie sich selbst vor Augen wie sie peinliche bemüht versuchte ihre Hüften zu wiegen. Justine lachte glockenhell. „Hör auf so entsetzt zu klingen, es ist alles eine Sache der Übung. Du wirst sehen, diese kleinen Tricks werden aus London eine wahre Showbühne machen.“

Langsam dämmerte es Astoria. „Ich soll mich in ein Vamp verwandeln?“
 

„Nenn es lieber Diva Schätzchen, das hört sich nach mehr Klasse an, aber wenn du es so nennen willst, ja.“

„Ist das nicht billig?“, entfuhr es ihr und erntete wieder ein lautes Lachen. „Nein, es ist die Taktik, mit der bereits Narzissa Malfoy sich ihren Gatten geangelt hat und so ganz unter uns, mehr als 80% der Frauen, die dir in London begegnen werden, haben es ähnlich gehalten. Nur spricht niemand darüber.“ Sie zwinkerte und als sie den Flur erreichten, drehte sich Justine noch einmal um. „Und lass den Bikini hier.“

„Aber wir gehen doch zum Strand“, äußerte sich Astoria ratlos. „Soll ich besser einen Badeanzug anziehen?“

„Nein, Schätzchen“, erwiderte die Zabini gelassen. „Ab heute bräunst du dich oben ohne, damit du eine andere Kategorie Kleider anziehen kannst.“
 

Astorias Gesichtszüge erstarrten…
 

Fortsetzung folgt…

P a r t E i g h t

Hallo! Und hier ist auch schon das nächste Kapitel und wieder sind Wochen vergangen, zumindest in der FF ;] Freut mich, dass ihr immer noch Interesse habt! Und um eine oft gestellte Frage zu beantworten: Nein, Astoria wird sich selbst nicht untreu, tief in ihrem Inneren ist sie immer noch sie selbst :D Und nun wünsche ich euch viel, viel Spaß.
 

~ Liebe Grüße Dahlie
 


 

Part Eight
 

„Ah, Mister Malfoy!“ Erfreut schritt Ethan Worth auf ihn zu. Der alte Mann mit dem Vollbart und goldenen Augen begegnete Draco immer wieder bei ansässigen Veranstaltungen. Die großen Konferenzräume, die für diesen Abend gemietet worden waren, waren gut gefüllt. Mehrere Häppchen wurden herumgereicht und gut gefüllte Gläser. Seit einer Stunde wartete Draco darauf, dass die angesetzte Präsentation für die kommende Quiddtich-Europameisterschaft losging. Er hatte noch nie an solch einem großen Projekt mitgewirkt, dennoch konnte er es als Fan kaum erwarten Hand anzulegen. „Schön Sie wieder zu sehen.“ Der rüstige Mann schüttelte die Hand des Jüngeren und Draco zwang sich zu einem Lächeln. „Sie ebenfalls, Mister Worth.“

„Ich habe gerade ihren Freund Zabini getroffen, er meinte, Sie hätten vor, dieses Wochenende der Einladung meiner Frau nach Barcelona zu folgen. Ich würde mich freuen, wenn sie mir ihre Verlobte persönlich vorstellen könnten, schließlich möchte ich als einer der ersten von mir behaupten können, die schöne Frau mit Vornamen anreden zu dürfen.“ Er lachte übertrieben laut und sein Puls beschleunigte sich. „Ich werde es sie wissen lassen, sobald es ihr besser geht.“
 

„Diesen Anschein hatte es am Dienstag durchaus. Mein Sohn konnte sich gar nicht von ihrem hübschen Gesicht losreißen.“

Verwirrt runzelte Draco die Stirn. „Sie haben sie getroffen?“

„Ja, sie war eine von Pollys Gästen, Sie wissen schon Polly Cobain. Ihre Tee-Partys sind denkbar langweilig, weshalb ihre Verlobte der ganzen Sache deutlich Schwung gegeben hat.“

Dracos Mundwinkel zuckten bedächtig und er versuchte sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. „Nun denn, da wird sie mir etwas verschwiegen haben.“

„Wie dem auch sei, ich würde mich freuen, Sie am Wochenende begrüßen zu dürfen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Mister Worth und Draco spürte, wie Blaise ihm von hinten auf die Schulter schlug. „Hört sich ganz so an, als ob Astoria sich besser fühlt.“ Er grinste breit. „Nach Worths Sohn soll sie ein heißes Geschoss sein.“

„Blaise…“

„Hey, ich habe ihn nur zitiert.“
 

Als Draco schwieg, riss der andere das Gespräch an sich. „Wenn sie erfährt, dass du die Europameisterschaft mit organisierst, wird sie austicken und jeden deiner Schritte überwachen.“ Unweigerlich musste der Blonde grinsen. „Und sie wird mich erpressen, dass ich das Finale in England stattfinden lassen soll, obwohl ich keinerlei Einfluss darauf habe.“

„Und sie wird dich anbetteln, dass du ihr Dummy Dickson vorstellst.“

„Verblüffend, warum ausgerechnet der die Frauen anzieht.“

„Wegen seiner Glatze, seines schlechten Englischs und seines bellenden Lachens?“, überlegte Blaise gespielt angestrengt und sein Freund stieg überraschender Weise sofort mit ein. „Quatsch, wegen seines Charmes, jeder Frau an den Hintern zu grabschen und jeden verdammten Quaffel zu fangen, bevor der ins Tor segelt.“

Blaise genoss es sichtlich, ein paar Stunden lang in den Genuss seines alten Freundes zu kommen. Seit jener Nacht vor vier Wochen, in der er Audrey gebeten hatte, ein Auge auf seinen Kumpel zu haben, hatten sich Dracos nächtlichen Streifzüge sich deutlich reduziert. Zur sichtlichen Erleichterung von Markus und Theodor.
 

„Wann hast du vor Astoria zu besuchen?“, ließ sich Blaise zu der Frage herab und Draco strich sich durch das Haar. „Keine Ahnung, aber wie es aussieht, werde ich sie darum bitten müssen, mich zu dieser komischen Veranstaltung von Worths Frau zu begleiten.“

Blaise schob neidisch die Lippe vor. „Barbecues, die Mrs. Worth organisiert, sind laut Markus einfach nur lecker und lohnenswert. Schätz dich glücklich.“

„Vielleicht. Vorher muss ich das Weibsstück dazu bringen mitzukommen, oder aber ich muss die Lüge á la Kopfschmerzen erzählen.“

„Mister Malfoy?“ Ein Botenjunge im roten Anzug kam auf ihn zu und die beiden Männer blickten den Jungen verwirrt an. „Soeben ist eine Eule von ihrer Verlobten eingetroffen.“ Er reichte Draco einen Brief und verbeugte sich leicht, bevor er den Konferenzraum verließ. Verwirrt sah Blaise ihn an und er zuckte mit den Schultern. Als er den Brief auseinander faltete und die kleine Schrift erkannte, spannte sich sein ganzer Körper an. Hektisch huschten die grauen Augen über die schwarzen Buchstaben und als er am Ende angelangte, erstarrte sein Gesicht.
 

„Ich muss los.“

„Geht klar- Moment, du musst was?“

„Ich muss sofort nach Derbyshire. Sag den anderen, dass ein familiärer Zwischenfall es mir unmöglich machte, noch länger zu bleiben.“ Und schon eilte Draco zwischen den anderen Männern hindurch. Gehetzt verließ er den Raum und verlangte barsch am Empfang nach seinem Mantel. Als er apparierte und Sekunden später die weiche Wiese unter seinen Füßen spürte, bemerkte er, dass seine Hand zitterte. Milder Wind kam auf und strich ihm über das Gesicht. In schnellen Schritten ließ er die Wiese hinter sich, durchquerte den Park und stieß die Tür seines Anwesens auf, welches noch in Bearbeitung gewesen war. Einst sollte sich Astoria darum kümmern, doch da sie bereits nach kurzer Zeit, ohne irgendetwas bewirkt zu haben, wieder gegangen war, hatte das Anwesen leer gestanden. Mit Kraft stieß Draco die Tür zum Eingang auf und ließ mit einer knappen Handbewegung zu, dass sich magisch sämtliche Räume erhellten.
 

Sein kompletter Körper erstarrte, als er erkannte, dass der Eingang pompös, geschmackvoll und äußerst einladend eingerichtet worden war. Der Marmor unter seinen Füßen spiegelte seine Gestalt und mit schweren Schritten betrat er das vordere Tee-Zimmer. Lange mächtige Fenster erstreckten sich, geschmückt von dicken langen Vorhängen in dunkelgrün. Sein Blick glitt von den altmodischen, aber durchaus hübschen Sesseln zum angrenzenden Raum, der direkt ins Wohnzimmer führte. Der gigantische Kamin brachte Licht in den eigentlich dunklen Raum. Ein heller Teppich brachte Harmonie zu den dunklen Möbeln und als er an die Wand sah, vorbei an dem hohen Bücherregal, entdeckte er Familienbilder und wie einem Schlag in die Magengrube wurde ihm bewusst, welche Glanzleistung Astoria vollbracht hatte.
 

In Trance lief er durch das Anwesen und mit jedem neuen Raum, den er sich ansah, wurde deutlicher, wie sehr sie sich nach ihm gerichtet hatte. Doch auch ihre Spuren waren deutlich zu sehen. Die Blumen, die in all ihrer Schönheit blühten, die ganzen Kleinigkeiten, die einem Raum zu seinem ganz eigenen Charme verhalfen und besonders die Trostlosigkeit, die ihm einst zu Hause erdrückt hatte, vertrieb. Immer wieder fuhr seine Hand hilflos durch sein blondes Haar und sein Herz schnürte sich zu. Als letztes öffnete er die Tür zu einem der Zimmer im zweiten Stock am Ende des Ganges. Seine Hände waren schweißnass und sein weißes Hemd klebte unter seinem Jackett an seinem Körper. Als die dunkle Eichentür aufglitt und Draco sein eigenes Schlafzimmer betrat, jagte eine Gänsehaut über seinen Körper. Die Fenster standen offen, um die warme Luft hineinzulassen, die weißen Gardinen gingen auf das Spiel des Windes ein und seine Schritte wurden von dem dicken Teppich verschluckt.
 

Er sah auf einem großen hübschen Schminktisch, entdeckte den offenen Schrank, wo bereits seine Kleidung zu finden war und strich mit den Fingern über die kunstvolle Kommode. Draco schluckte und spürte, dass sich der Kloß in seinem Hals vergrößerte. Haltlos ließ er sich auf dem Bett mit den weißen Laken nieder und versuchte sein heftig schlagendes Herz unter Kontrolle zu bringen.

Was geschah hier?

Wann hatte Astoria all die Räume eingerichtet?

Er war erst vor einer Woche hier gewesen und hatte mit einem Architekten die ersten Maßnahmen selbst getroffen. Wie zum Teufel hatte sie es geschafft, so schnell und so perfekt jeden Raum zu dekorieren, jedes Möbelstück, welches seinen Vorstellungen entsprach, liefern zu lassen. Dann die gestrichenen Räume… wann waren Maler hier gewesen? Er hätte es doch merken müssen.
 

„Ich habe sie unterschätzt“, murmelte er leise und lehnte sich zurück, dann schloss er die Augen. Ohne sein Wissen hatte sie den ersten Schritt in die Gesellschaft gewagt und wieder hatte sie es ohne sein Beisein geschafft, ein ganzes Anwesen zu beziehen. „Unfassbar.“

Draco drehte seinen Kopf und sah auf die offenen beiden großen Fenster, dann streckte er seine Hand aus und berührte ihre Bettseite und zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, fiel ihm auf, dass die Bettdecke zerknittert war. Seine Handfläche berührte die Stelle und sein Gesicht verzog sich.
 

Die Stelle war noch warm.

Sie war noch vor kurzem hier gewesen und er hatte sie um Minuten verpasst.
 

- - -
 

Zufrieden sah eine hübsche Blondine über ihre Speisekarte hinweg und musterte ihr Gegenüber. Sie mochte seine ausgeprägten Gesichtszüge, seine saubere Haut, die grünbraunen Augen, welche von dichten Wimpern umrahmt waren und das glatte dunkelbraune Haar. Seine Kleidung war schlicht und einfach und doch diesem Restaurant angemessen. Es hatte sie überrascht, als er von sich aus gewollt hatte, dass sie ausgerechnet hier dinierten.

„Was gibt es zu bemängeln?“, sprach er ohne aufzusehen, weshalb Audrey lächelte. „Nichts, Nott. Mir gefällt eben, was ich sehe.“

„Unverblümt wie immer“, stellte Theodor fest und legte die Karte zur Seite. Der Student bemerkte durchaus, dass viele Augenpaare sie beobachteten, doch er ignorierte es. Schließlich war er es dank seiner Freunde gewohnt, wenn ihm Aufmerksamkeit zugeteilt wurde.

„Gefällt es dir nicht, mit mir hier zu sitzen, oder liegt es an meiner Anwesenheit?“

„Nicht doch“, sprach Theodor betont höflich und nachdem sie bestellt hatten, ließ er den Blick durch das edle Restaurant gleiten.
 

„Du bist beleidigt, weil ich Blaise erpresst habe“, sprach Audrey seufzend und nippte an ihrem Wein.

„Wie kommst du drauf?“

Sie lächelte zaghaft. „Blaise hat mir verraten, dass du gewöhnlich äußerst gesprächig bist, aber heute hast du noch nicht mehr als drei Sätze freiwillig gesagt, was darauf schließt, dass du mich nicht besonders leiden kannst.“

Theodor beugte sich leicht vor und sprach: „Und, kannst du dir vielleicht denken warum?“

Sie beugte sich ebenfalls vor und spielte mit eine ihre gelockten Haarsträhnen. „Natürlich. Es ist allgemein bekannt, dass Blaise, Markus und du etwas gegen Dracos Affären habt und da ich eine war, schließt mich dies mit ein. Allerdings finde ich diese Ansicht ein wenig sehr oberflächlich.“

„Oberflächlich?“

„Ja.“ Ihre Augen glitten über die weiße Tischdecke. „Denn ich kann schließlich nichts dafür, dass ihr euch seit der Schulzeit hinter Draco versteckt und man euch deshalb erst später in Augenschein nehmen kann, wenn es bereits zu spät ist.“
 

Irritiert zogen sich Theodors Augenbrauen zusammen. „Ich verstehe nicht ganz.“

„So?“, sie lehnte sich wieder zurück. „Dann will ich klarer formulieren. Du scheinst nicht zu verstehen, warum ich Blaise erpresst habe… um es einfach zu machen, ich wollte lediglich einmal mit dir Essen gehen, mich nett unterhalten und mich amüsieren, sprich: ein Gespräch auf einem höheren Niveau führen. Doch da ich wusste, dass du unter anderen Umständen niemals eingewilligt hättest, habe ich Blaise benutzen müssen.“ Ihre dunklen blauen Augen sahen ihn ernst an und ließen keinerlei Zweifel aufkommen. „Eine Frau hat in eurer kleinen Kumpelgruppe überhaupt keine Chance auf einen zweiten Anfang, weshalb man euch mit Tricks ködern muss.“

Theodor war überrascht, wenn nicht sogar verblüfft. „Ködern?“

„Ja, übers Ohr hauen, wenn du es so nennen willst.“
 

Er lachte, hell und laut, weshalb sich viele andere Gäste nach ihm umdrehten. Er hob sein Glas und prostete ihr zu. „Erzähl mir mehr über solche Tricks“, verlangte er und sie lächelte süffisant. „Damit du sie kennst und nicht mehr drauf rein fällst?“

„Nein, damit ich sie mir zu eigen machen kann.“

„Slytherin!“, klagte sie an.

„Ravenclaw“, nickte er zurück und eine spürbare Last fiel von der Unterhaltung. Sie wurde entspannter, lockerer und heiterer. Und mit einem Mal begriff Theodor, weshalb sich Draco bei Audrey immer fallen lassen konnte. Sie wirkte unbezwungen, anspruchslos und fragte selten nach dem „warum“ in Dingen, die jemanden nahe gingen. Vielleicht weil sie ahnte, dass man von selbst den Anfang machte, wenn man drüber reden wollte, oder weil sie das Gefühl gedrängt zu werden nur zu gut kannte. Theodor wusste es nicht, doch wie sie würde er auch nicht fragen, sondern den Abend genießen.
 

- - -
 

Unsicher betrat Astoria Greengrass die Eingangshalle der Familie Worth. Ihr Herz schlug bis zum Hals und ein letztes Mal betrachtete sie sich im lebensgroßen Spiegel, welcher sich rechts von ihr befand. Das weiße schulterfreie Kleid, welches ihr im glockenförmigen Rock um die Beine fiel, sich aber eng um ihre Brust schnürte, brachte ihre gewonnene Bräune gut zu Geltung. Nie würde sie den Nachmittag vergessen, an dem Justine ihr erklärt hatte, dass sie etwas gegen ihre ungesunde Engländerblässe tun musste, um im Sommer nicht für krank gehalten zu werden.
 

Die ebenfalls weißen Sandalen hatte Pansy nach langen Suchen in einer Boutique erstanden und mittlerweile war Astoria froh, dass sie sich die Schuhe hatte aufschwatzen lassen, da sie in ihnen zumindest laufen konnte.

„Miss Greengrass…“, erschien quiekend ein Elf. „Die Herrschaften erwarten Sie im Garten am Pool.“

Sie nickte knapp und folgte dem kleinen Wesen. Dabei glitt ihr Blick über die Einrichtung und sie stellte fest, dass die Gattin des Gastgebers ebenfalls Geschmack bewies. Als sie hinaus in die warme Sonne trat und die Pavillons entdeckte, erkannte sie bereits von weitem die hellen blonden Haare ihres Gatten.
 

Angeregt unterhielt er sich am rund gedeckten Tisch mit anderen Männern, während die wenigen anwesenden Frauen sich entweder an den Pool zurückgezogen hatten, wo sie die Beine ins kühle Wasser gleiten ließen, oder gespielt interessiert den Männern lauschten. Sie reckte das Kinn, streckte den Rücken durch und schritt in jener Haltung auf die Gäste zu, wie Justine es ihr eingeschärft hatte. Sie hatte keinen Grund sich zu verstecken, schließlich kannte die Gesellschaft nicht die Wahrheit über den Auslöser ihrer Verlobung. Und um Dracos Skandale bräuchte sie sich keinen Kopf zu machen. Die Möglichkeit, sie würde ihren Verlobten nicht mehr gefallen, würde sie im Keim ersticken, schließlich war sie ansehnlich und gebildet. Mit dem ein oder anderen Hinweisen, den Justine ihr bezüglich einiger Personen gegeben hatte, würde sie jegliches Fettnäpfchen vermeiden.
 

„Ah, da sind Sie ja, Miss Greengrass“, begrüßte der Herr des Hauses sie zeitgleich, als sie zärtlich eine Hand auf die Schulter ihres Verlobten legte. Möglichst gelassen sah Draco zu ihr auf, doch sie konnte an seinen Augen die deutliche Verblüffung erkennen, ebenso Überraschung und Ungläubigkeit. Sie lächelte freundlich. „Entschuldigen Sie, Mr. Worth, aber ich wurde aufgehalten.“ „So setzten Sie sich doch.“ Sofort rückte man den Stuhl neben ihren Verlobten und sie ließ sich galant darauf nieder. Gekonnt schlug sie die Beine übereinander und beugte sich zu Draco, um ihm einen hauchfeinen Kuss der Begrüßung auf die Wange zu drücken. Sie spürte, dass er sich unter dieser Berührung verkrampfte und hoffte, dass Justines Plan mit all seiner Macht aufging.
 

„Mrs. Worth, ich danke Ihnen für die freundliche Einladung.“

Die Frau an der Seite des Gastgebers lächelte und Astoria wurde unweigerlich bewusst, dass sie es mit dem mütterlichen Typ zu tun hatte. Freundlich, aber nicht zu unterschätzen. „Ach wissen Sie, mein Sohn schwärmte in den höchsten Tönen von Ihnen und mein Mann schien wild darauf zu sein, Sie kennen zu lernen, da die Neugier groß war.“

Scheinbar mühelos fügte sich Astoria in die Gespräche mit ein und hielt sich dabei genau an Justines Anweisungen. Die Diskussionen vermied sie und hielt sich im Hintergrund. Scheinbar zufrieden nippte sie an ihrem Wasser und strich zu gegebener Zeit ihre dichten Locken nach hinten. Sie spürte, dass Draco es bewusst vermied sie anzusehen. Sie jedoch ließ es sich nicht nehmen, ihm im passenden Moment zu mustern.
 

Er schien nach Blaise' Beschreibungen wieder besser zu schlafen und sie hoffte, dass er bereits in Derbyshire eingezogen war, nachdem sie ihm die Nachricht hatte zukommen lassen. Das weiße Polohemd stand ihm gut und passte zu der hellen Jeans, dann sah sie auf die silberne Uhr um sein Handgelenk, welche er gewiss zur Volljährigkeit bekommen hatte und stellte fest, dass die drei vorhandenen Zeiger auf ´Arbeit Ruf´, `Not zu Hause` und `Wecker` zu stellen waren. Dinge die ihr vorher nie aufgefallen waren. Konzentriert lauschte er den Ausführungen der Männer und sie wünschte sich unweigerlich, dass die strenge Falte auf seiner Stirn sich glätten würde.
 

„Was halten Sie davon, dass die Europameisterschaft von ihrem Gatten mit organisiert wird?“

Astoria lächelte, als sie die herablassenden Blicke der anderen Männer bei der Frage bemerkte. „Nicht viel“, sprach sie. „Nur, dass ich hoffe, dass Draco sich nicht wieder Monate lang die Nächte um die Ohren schlägt, um die Arbeit fauler Menschen zu machen.“

Zu ihrer Überraschung lachte Draco neben ihr und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Ich glaube, so lange ich dir am Ende Dummy Dickson vorstelle, wird es mir verziehen sein.“

„Dummy Dickson?“, informierte sich der Mann schräg gegenüber und sie sprach: „Nicht als Person, Sie missverstehen, eher als Torhüter. Natürlich hätte ich auch nichts gegen Camille Rossini, aber wie bereits bekannt sein dürfte, sind die Italiener keine Freunde von ihren Fans.“

„Sie sind für eine Frau gut informiert“, merkte der Mann links von ihr und wieder lächelte sie. „Ich tausche mich diesbezüglich gerne mit Draco aus.“ Sie sah ihn an und erkannte ein zufriedenes Grinsen auf seinen Lippen, kurz erwiderte sie es, dann hielt sie sich erneut aus der Diskussion raus, wobei sie eigentlich zu gerne ihre Meinung zum besten gegeben hätte.
 

Der Tag schlich vorbei, es wurden Snacks serviert und die Themen drifteten ab, als die warme Sonne den Himmel in ein warmes Rot färbte. Ein wenig ermüdet war Astoria um den großen Pool herum gegangen und hatte den Gartenaufbau gemustert. Ihr waren die Worte Justines wieder hochgekommen und sie hatte das System der höheren Gesellschaft an diesem Tag verstanden. Jeder lauerte auf einen Fehler des anderen, um diesen dann bloßzustellen, jedoch versteckten sich alle hinter einer Maske der Höflichkeit. Astoria blieb stehen, um das Spiel der Sonne mit den Wolken zu betrachten.

„Wir sollten hier abhauen.“

Sie zuckte kaum merklich zusammen, als die Stimme ihres Verlobten neben ihr ertönte. Sein Blick folgte ihrem und Astoria lächelte unsicher. „Gefällt es dir hier nicht?“

„Noch eine Minute länger und Wilson Worth fragt dich tatsächlich, ob er dich beim Vornamen nennen darf.“

„Ach deshalb hat er mir so vertraulich das du angeboten.“
 

Dracos Haltung spannte sich an. „Lass uns gehen.“

„Meinst du nicht, dass es unhöflich erscheint?“

Er wandte sich zum Gehen und als er über seine Schulter sah und ein Lächeln seine Lippen zierte, wurde Astoria klar, dass für einen Malfoy andere Gesetzte herrschten. „Ich werde sagen, dass wir noch woanders geladen sind.“ Dann fuhren seine Augen musternd über ihren Körper und er sprach: „Übrigens, hübsches Kleid. Pansy hat mal wieder einen guten Geschmack bewiesen.“

Astoria lächelte freundlich zurück und schritt stolz an ihm vorbei. „Danke, wobei ich mir das Kleid selbst gegönnt habe.“ Es klang kühl und ließ ihn wissen, dass sie nichts von seiner Anspielung hielt. Jedoch fügte sie sich seinen Worten und verließ mit ihm zusammen wenige Minuten später die Teegesellschaft, um Derbyshire aufzusuchen.
 

Die Fenster waren weit geöffnet, als sie die Räume betrat, die ihr neues Zuhause bilden sollten. Bereits in der Eingangshalle schlüpfte Astoria aus ihren Sandalen und genoss es, barfuss durch die Räume zu gehen.

„Und, wo sind wir heute noch geladen?“

Draco ließ sich erschöpft in einen Sessel fallen und legte die Füße hoch. „Nirgends… nur Samstag, ich hoffe, du hast eine passende Garderobe für einen Ball bei Paris Anglais.“

„Diese zwielichtige Modezarin?“

„Such dir was Geschmackvolles raus, ja, Astoria?“

Die Brünette zwang sich ruhig zu bleiben und durchschaute die Provokation. Sie schritt zu ihm und strich ihm durch das blonde Haar. „Irgendeinen Wunsch?“

„Nichts zu kurzes“, erklärte er gelangweilt. „Es wirkt billig, wenn dir jeder unter den Rock glotzen kann.“

„Wo doch nur du in den Genuss kommen willst“, sprach sie mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme.
 

Als sie an ihm vorbei gehen wollte, umfasste seine Hand ihre Hüfte und hielt sie zurück. Überraschend zärtlich strich er an ihrer Seite entlang und Astorias Herz schlug augenblicklich schneller. Nach alldem, was er ihr angetan hatte, schaffte er es immer noch, einen Sturm in ihr zu entfachen. „Mag sein“, sprach er so neutral und emotionslos, dass sie glaubte, er würde es auch so meinen, doch mittlerweile kannte sie ihn besser. „Doch trotzdem solltest du es nicht herausfordern.“

„Was?“ Sie tat ahnungslos. Doch er ließ sich auf dieses Spiel nicht ein. „Sex würde unsere Beziehung im Moment nur unnötig kompliziert machen, Astoria.“

„Sehe ich genauso“, stimmte sie ihm ernst zu. „Aber da ich dich sowieso nicht reize, wird dies sicherlich das geringste Problem sein.“

Draco legte den Kopf schief und musterte sie ernst. „Wer hat gesagt, dass du mich nicht reizt.“

„Du selbst, bevor ich die Kur aufgesucht habe.“
 

Er verzog das Gesicht und Astoria zwang sich zum lächeln. „Nicht wörtlich, aber du hast mich immer wieder spüren lassen, was für ein Stück Dreck ich in deinen Augen bin. Weshalb sich die Antwort wie von selbst ergab.“ Sie löste seine Hand von ihrer Hüfte und machte sich los. „Deshalb finde ich nicht, dass ich mich wie eine Klosterschülerin anziehen sollte, wenn wir bei einer Dame geladen sind, die selbst zu einer der größten Modeikonen Englands gehört.“ Sie verließ das Wohnzimmer und spürte, wie die Anspannung von ihr wich, als sie seine Nähe nicht mehr ertragen musste.
 


 

- - -
 

„Ihr glaubt doch wohl selbst nicht, dass Draco das ganze nicht durchschaut!“, donnerte Blaise Zabini an einem Samstagabend durch das große Wohnzimmer seiner Familie.

„Doch, mein Junge, dieses Mal hege ich große Hoffung, dass Dracos Hirn dies ausblendet“, konterte Justine. „Dein ach so toller Freund ist auch nur ein Mann und eine Frau, die ihm gefällt, wird etwas bei ihm auslösen.“

„Außerdem steht es Astoria wirklich ausgezeichnet, dass sie in bisschen mehr Selbstbewusstsein entwickelt hat.“

„Ach ja? Und wenn der Schuss nach hinten losgeht?“

„Inwiefern?“, wollte Pansy wissen und zündete sich genüsslich eine Zigarette an. „Dass sie Dray zeigt, was er an ihr hat? Merlin, Blaise, hör auf, hier so ein Drama zu veranstalten und lass es bleiben, dich in Probleme anderer einzumischen.“

„Das musst du gerade sagen!“, donnerte der junge Mann erneut und seine Mutter verdrehte die Augen. Elegant wie immer erhob sich Justine und strich sich eine goldene Haarlocke hinter das Ohr.

„Also Kinder, ich werde meinen alten Hintern jetzt in einen angesagten Club bewegen und ein bisschen das Tanzbein schwingen, ihr könnt ja hier im Wohnzimmer übereinander herfallen.“
 

Empört sah Blaise sie an und erneut rollte sie mit den Augen. „Jetzt tu nicht so, als hättest du noch nie Sex gehabt!“, belächelte sie ihn und klopfte ihm auf die Schulter. Dann tänzelte sie von dannen und Blaise raufte sich die Haare. „Meine Mom und du, ihr seid zusammen so gefährlich, dass man euch nach Askaban schicken sollte!“

„Du hättest Schauspieler werden sollen, nicht Playboy“, konterte Pansy gähnend und betrachtete ihre Fingernägel. „Allerdings wären dir die Komödien misslungen.“ Sie schien das Ganze tatsächlich lustig zu finden. „Komm schon, Blaise, mach dich ein bisschen locker und versuch dich wieder auf dich selbst zu konzentrieren. Ich meine, was habe ich da erst von Markus hören müssen, du warst seit Wochen nicht mehr auf der Piste?“

„Mir ist die Lust vergangen“, murrte er, als er sich in einen Ohrensessel fallen ließ und zu einer Zigarre griff. „Das ständige auf und ab bezüglich Drays hat mir sämtliche gute Laune entzogen.“
 

Die junge Parkinson-Erbin schlug die Beine übereinander und sah ihn belustigt an. „Also würdest du auch das Angebot ausschlagen, mit mir einen Cocktail trinken zu gehen.“

„Das habe ich nicht gesagt.“

„Und weshalb sitzen wir dann noch hier?“

„Pansy…“ Blaise klang müde und das einstige Feuer des Playboys schien ausgepustet. „Lassen wir das lieber, du weißt, wo es hinführt.“

„Ich verspreche dir, ich werde dir keine kalte Dusche mit-!“

„Darum geht es nicht.“ Blaise wehrte ab und strich sich über die Stirn. „Pans, du und ich, das funktioniert nicht, weder auf friedlicher Ebene, noch auf freundschaftlicher Ebene. Ich meine… ich habe es versucht, aber du wolltest ja nicht.“

Langsam fügten sich die Puzzleteile und Pansy begann zu verstehen, was er ihr sagen wollte.
 

Ihre dunklen Augen sahen in seine und etwas in ihr gefror zu Eis. „Dir geht es um sehr viel mehr, nicht war?“, sprach sie trocken und Blaise blickte ins Feuer. „Mir ging es immer um mehr. Nicht um Freundschaft, sondern um Liebe.“

„Warum hast du nie etwas gesagt?“

„Du hast es nie ernst genommen. Außerdem… du warst zu beschäftigt mit anderen Dingen.“ Ein bitteres Lächeln lag auf seinen Lippen und Pansy erhob sich. „Ich habe dir zu wehgetan?“

„Nein, du hast mich lediglich verspottet.“

Die junge Frau hatte den Worten ihres einstigen Schulkameraden selten Bedeutung beigemessen, erst jetzt begriff sie, dass die Gefühle, die Blaise für sie gehabt hatte, echt gewesen waren. Und sie hatte ihn behandelt wie einen schlechten Casanova. Gut, sein schlechter Ruf und seine Frauengeschichten hatten nie zu seiner Glaubwürdigkeit beigetragen, aber sie hätte zumindest Theodors und Dracos Versuche, ihr die Sache begreiflich zu machen, bemerken müssen.
 

Doch das hatte sie nicht.
 

Obwohl innerlich alles durcheinander fegte, zwang sich Pansy ruhig und gelassen zu bleiben. „Das tut mir leid.“ Ihre Stimme klang gefasst und sie vermied es ihn direkt anzusehen. „Ich werde natürlich die Konsequenzen tragen…“ Sie wollte etwas hinzusetzten, doch sie hielt sich zurück und verließ das Wohnzimmer. Blaise schloss die Augen und lauschte ihren Schritten, bis sie schließlich verstummten.

Er hatte sie geliebt, daran gab es nichts zu rütteln, doch ihr Stolz hatte sie so blind gemacht, dass sie ihm mit ihrer Verhaltensweise ein Messer in die Brust gerammt hatte. Blind griff Blaise nach seinem Glas Brandy und spürte Sekunden später, wie der Alkohol seine Kehle runterbrannte. Dann erhob er sich, griff nach der ganzen Flasche und stieß die großen Fenster des Raumes auf. Kalte Nachtluft umhüllte ihn und Blaise sah auf die Flasche in seiner Hand.
 

Es war mal wieder Zeit für einen Alleingang.
 

- - -
 

Die sanfte Musik im Raum sollte für Wohlbefinden sorgen, doch nach Stunden des Zuhörens reizte sie Draco mehr, als dass er sie als angenehm empfand. Das Klaviergeklimper zerrte an seinen Nerven, das Gequietsche der Geigen trug deutlich zu seiner schlechten Laune bei. Das moderne Hotel, in dem die Veranstaltung stattfand, hatte ihn zu Beginn zum Staunen gebracht, da er eigentlich mit etwas künstlerischem gerechnet hatte, stattdessen erwartete ihn eine Hölle aus Marmor und Gold. Etwas, was ihm in den Augen wehtat.
 

„Du scheinst herrlich schlechte Laune zu haben“, bemerkte eine dunkle Stimme an und Draco sah nach rechts. Es kam äußerst selten vor, dass er Markus in einem Smoking ausmachen konnte und dementsprechend überrascht war er, als er seinen ehemaligen Kapitän erblickte. Schwach grinste er. „Bei dieser Sippe ja auch kein Wunder.“

„Hast du dich auch über das Eisenwalzwerk unterhalten müssen?“ Der Ekel war aus Markus' Stimme geradewegs zu hören.

„Nein, mich hat man gefragt, ob ich so ein Werk `Planet von zwei Haaren verfolgt` gesehen hätte. Keine Ahnung, was das sein soll.“
 

Markus lachte trocken und nahm einen Schluck von seinem Sekt. „Ab wann darf man laut Etikette abhauen?“

„Halb elf“, erwiderte Draco wie auswendig gelernt und ließ seinen Blick durch den Saal gleiten. Er war schummrig und wirkte so seltsam verboten auf ihn, dass er es kaum erwarten konnte, abzuhauen.

„Ganz ehrlich, ich habe ja schon viele Anlässe dieser Art hinter mich gebracht, aber das ist mit Abstand der schlimmste. Schon alleine diese Katzenmusik und dann noch dieses leicht fummelfreie Licht…“, Markus schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich werde zu alt dafür, um bei solchen Veranstaltungen irgendwo ein blutjunges Mädel aufzureißen.“

„Würde ich auch so sehen“, stimmte Draco zu und ließ seine grauen Augen über die Menge gleiten, schließlich fand er, was er suchte.
 

Die langen welligen Haare seiner Verlobten waren kunstvoll hochgesteckt und ließen einen herrlich aufreizenden Blick auf ihren schlanken Hals und Rücken zu. Draco mochte das rote Kleid nicht, welches sie trug, die Gastgeberin dafür umso mehr. Der obere Teil war wie ein Korsett geschnürt und er fragte sich, ob die Bänder vor ihrer Brust die Spannung bis zum Ende des Abends aushielten. Denn er konnte förmlich die gaffenden Blicke der anderen Männer sehen, die seiner Verlobten nur so auf das verführerische Dekolleté glotzen.
 

Seine Haltung spannte sich unweigerlich an und er war auf irgendeine Weise froh, dass der Rock nicht eng anliegend, sondern weit und aufgebauscht war. So wurden zumindest ihre Beine gänzlich verdeckt.

„Hast du Astoria eigentlich das Kleid gekauft?“, wagte es Markus zu fragen und deutete auf die Gruppe von Frauen, die sich angeregt mit ihr unterhielten.

„Nein, ganz sicher nicht. Sie sieht schrecklich aus.“

Sein Freund lachte. „Ich dachte da eher an `zum Ausziehen gut`, denn es betont nur die Schokoladenseiten deiner Bald-Gattin.“

Draco warf ihm einen ungehaltenen Blick zu und sorgte so dafür, dass Markus belustigt abzog. Natürlich hatte er gemerkt, welche Wirkung das Kleid hatte und er war bei Merlin auch nicht immun dagegen, dennoch blieb die unbestrittene Tatsache, dass sie diese Verwandlung gewiss Pansy zu verdanken hatte. Noch wusste er nicht, was er davon halten sollte, da er mit einer schweigsamen und ruhigen Astoria gerechnet hatte. Jetzt wirkte sie selbstsicher, arrogant und erschreckend kalt.
 

So wie es sich für eine Malfoy gehörte.
 

Doch es war nicht das, was er wollte. Er wollte die Fröhlichkeit spüren, die sie früher an den Tag gelegt hatte, ihre Unbeschwertheit sehen, ihr Lachen hören und die Leichtigkeit in ihren Augen erkennen. Draco wusste, dass er viel verlangte und dass er ein großer Teil der Schuld, dass all diese Eigenschaften verschwunden waren, seine war, trotzdem vermisste er jene Astoria, die er kennen gelernt hatte, schmerzlicher, als er es sich je eingestanden hatte. Seit sie wieder bei ihm war und ihre Anwesenheit das Anwesen auf Derbyshire erträglicher machte, schlief er besser denn je. Er wusste nicht, was sie mit ihm machte, außer dass sie ihm das Gefühl von Sicherheit gab und ihm einen Teil der Einsamkeit nahm.
 

Wenn er die Frau wieder haben wollte, in die er sich verliebt hatte, dann würde er kämpfen müssen, bloß wusste er noch nicht wie. Doch er würde sie sich wieder holen, denn er wusste, tief in ihrem Inneren versteckte sich noch immer das unbeschwerte und fröhliche Mädchen, welches ihm einst in dieser Kneipe begegnet war und mit ihm eine Diskussion über die höhere Gesellschaft geführt hatte.

Gespielt gelangweilt schritt er auf die Damenrunde zu und lächelte charmant. „Ich unterbreche nur ungern, aber ich möchte meine Verlobte ganz gerne einmal entführen.“
 

Die Frauen lachten hell und er bemerkte, dass Astoria sich zu einem schmalen Lächeln hinabließ. Sie legte ihre Handschuhgeschützte Hand auf seinem angebotenen Arm und ließ sich wegführen. Gekonnt schlug sie den Fächer auf und ließ sich auf den Balkon führen, dankbar atmete sie tief die frische Luft ein. Draco legte leicht die Hand auf ihren Rücken und spürte, wie sie sich kaum merklich versteifte. Etwas stimmte nicht.

„Es wundert mich, dass du in diesem Kleid noch Luft bekommst“, sprach er und sie lächelte arrogant. „Ein wenig Übung hat eben nicht geschadet.“

„Oder ein Tänzchen weniger.“

Astoria lachte und zum ersten Mal seit Tagen klang es ehrlich. „Bei der Schauermusik kommt überhaupt kein Tanzvergnügen auf.“

Seine Gesichtszüge entspannten sich und er war versucht das Lächeln zu erwidern. „Lass uns gehen.“
 

„Es ist noch keine halb elf“, wies sie pikiert drauf hin und er zuckte mit den Schultern. „Egal. Es wird nicht auffallen, wenn wir fehlen.“

„Nicht? Ich habe Mrs. Firth versprochen mit ihr-!“

„Lad sie zum Tee und damit ist die Sache gegessen.“ Er bemerkte, dass ihr seine Wortwahl missfiel, doch es war ihm egal. Galant half er ihr in den Mantel und konnte sehen, dass sie ungewohnt heftig den Rücken durchstreckte. Wieder ließ er wie beiläufig seine Hand über ihren Rücken streichen und er bemerkte erneut die Versteifung ihrer Körperhaltung und dann wurde ihm bewusst, welchem Geheimnis er auf die Spur gekommen war.
 

Innerhalb von Sekunden flohen sie direkt nach Derbyshire und als sie vor ihm aus dem Kamin schritt, beschloss er, sie auflaufen zu lassen. Nachdem er den Reisemantel abgelegt hatte und im Schlafzimmer aus seinen Schuhen schlüpfte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Astoria zuerst ihr Haar löste und die Nadeln vom Kopf zog. Doch er hatte Zeit. Langsam und gespielt müde löste er seine Krawatte und entledigte sich des weißen Hemdes, dann ließ er sich gähnend auf das Bett fallen und musterte sie.

„Würde es dir etwas ausmachen, woanders hinzusehen?“, merkte sie spitz an, als sie vor dem Schrank stand und bemerkte, dass er darauf wartete, dass sie sich ihres Kleides entledigte.

Draco gähnte erneut. „Falls du es vergessen hast, ich habe dich bereits einmal nackt gesehen, ein zweites Mal wird mich sicherlich nicht umbringen.“

Sie erwiderte nichts und als sie ihm den Rücken zuwandte, richtete er sich auf. Jedoch schien sie nach Kleidung zu suchen und als ihm bewusst wurde, wie sie sich aus der Affäre ziehen wollte, nämlich indem sie unschuldig das Bad aufsuchte. Doch auf dieses Spiel ließ er sich nicht ein und erhob sich.
 

Noch bevor Astoria etwas merken konnte, griffen zwei Hände um sie und rissen das Korsett vorne in zwei. „Was tust du-!“ Völlig überrumpelt wollte Astoria herumfahren und ihn anfauchen, als sie spürte, wie raue Fingerkuppen über ihren Rücken strichen und ein brennender Schmerz entstand. Fahrig hielt sie das Kleid hoch.

„Dachte ich es mir doch. Eins dieser alten Korsetts“, murmelte Draco und sah auf die kleinen Metallstangen, die dafür gesorgt hatten, dass die Tallie seiner Verlobten noch schlanker wirkte und dem Kleid eine elegante Ausstrahlung gegeben hatten. Sehr zum Nachtteil ihrer Haut, da sich die kleinen Stangen in ihren Rücken gegraben hatten, wenn sie sich setzte oder ihre gerade Haltung vernachlässigte.

„Zieh das Ding aus, wir müssten noch Salbe irgendwo haben“, sprach er abwesend und schritt mit zügigen Schritten ins Bad. Als er wenig später zurückkam, stieg sie gerade aus dem Monster von Kleid und legte ihr Haar nach vorne.
 

„Leg dich aufs Bett, ich creme dich ein.“

Überraschenderweise tat sie, was er verlangte und Draco wartete, bis sie sich auf den Bauch gelegt hatte. Dann setzte er sich auf die Bettkante und begutachtete die offenen Stellen. Es sah übel aus und gewiss würde sie noch einige blaue Flecken davontragen. Möglichst vorsichtig strichen seine Finger die Salbe auf die verletzte Haut und der jungen Frau unter ihm entwich ein Stöhnen. „Hast du noch weitere Mörderkleider?“

„Drei oder vier, aber sie sind alle wahnsinnig hübsch.“

„Mir egal, ob sie hübsch sind, sie kommen weg.“

„Ach, und in was soll ich die nächsten Veranstaltungen besuchen? In Müllsäcken?“

„Nein, wir gehen neue kaufen.“

Wieder stöhnte Astoria, allerdings dieses Mal nicht vor Schmerzen. Er lächelte, ihre Abneigung gegen Einkäufe hatte sie nicht verloren. Draco ließ den Blick von ihrem entblößten Rücken tiefer gleiten, seine Hände folgte seinen Augen, dann sah er zu ihren Füßen.
 

„Okay, wer auch immer mit dir Shoppen war, er wird es nie wieder machen.“ Draco setzte sich ans Ende des Bettes und besah sich die wunden Füße. Sie lachte und drehte sich leicht, als er seine Hände in Creme tauchte und sich um die anderen Wunden kümmerte. „Weil du dich zur Verfügung stellst?“

„Richtig.“

„Draco, lass es lieber, es wird die Hölle werden.“ Er sah auf und schluckte hart. Das dunkle Haar fiel ihr über die Schulter und verdeckte ihre nackten Brüste, doch es war nicht die Tatsache, dass sie viel nackte Haut zeigte, die ihn schlucken ließ, sondern die Art und Weise, wie sie sich bewegte. Kurz wandte er den Blick ab und sah wieder auf ihre Füße. „Nein, ich finde es ist längst überflüssig, dass wir uns um deine Garderobe kümmern. Im Übrigen, diese Bräune, ist sie echt, oder magisch?“

„Echt“, erklärte Astoria ehrlich. „Und wie sieht es mit deiner Freundlichkeit aus?“ Sie hatte durchaus bemerkt, dass er an Kälte verloren hatte, doch noch traute sie dem Frieden nicht.

„Sie ist immer echt, Astoria“, wies er ruhig daraufhin und schloss die Salbe. Sie schwang die Füße aus dem Bett und schritt erneut zum Schrank um nach ihrem Nachthemd zu greifen.
 

Draco sah ihr nach, wohl wissend, dass sie es bemerkte.

„Was ist?“, wollte sie wissen und er grinste. „Soll das eine Verführung werden?“

„Wie kommst du darauf?“

Er zuckte mit den Achseln. „Denk mal scharf nach.“

Astoria sah ihn belustigt an und als sie an ihm vorbei ging, strich sie neckisch durch sein Haar. „Unsinn, ich brauche dich nicht mehr verführen, schließlich sind wir bereits verlobt.“ Sie schloss die Fenster. „Und außerdem, du holst dir deinen Spaß sowieso woanders.“

Es war wie ein Schlag ins Gesicht und Draco wurde bewusst, dass sie dabei war, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Sie lächelte lieblich und schritt ins Bad, um sich zu waschen. Draco fuhr sich mit der Hand durch die Haare und schlug die Augen nieder, als er hörte, wie sich die Tür zum Bad schloss. „Die Frau macht mich fertig“, murmelte er und erhob sich ebenfalls. Als er das rote Kleid aufhob, um es im Schrank zu verstauen, fiel ihm die Marke ins Gesicht und er runzelte die Stirn.
 

Neeson & Rickman
 

Er kannte nur eine Person, die dort ihre Kleider kaufte und der würde er morgen in aller Frühe einen Besuch abstatten. Justine Zabini hatte aus seiner Verlobten ein kaltes, gesellschaftsfähiges Biest gemacht. Ein Biest, was ihm das Leben zur Hölle machen würde, aber er konnte den Spieß auch wieder umdrehen. Doch dieses Mal mit anderen Regeln. Astoria wollte ein Katze und Maus – Spiel? Das würde er ihr mit Freunden bieten. Er hörte das Wasser rauschen und entledigte sich seiner Kleidung, dann schlüpfte er in seine Schlafhose und warf sich auf das Bett. Müde und erschöpft schloss er die Augen und lauschte auf die ihn umgebenden Geräusche. Als er die leisen Schritte seiner Verlobten hörte, spürte er Sekunden später, wie sie die Decke über seinen Körper zog und das Licht löschte. Geschützt von der Dunkelheit öffnete er wieder die Augen und musterte den schmalen Schatten neben sich. Die Art und Weise, wie sie miteinander umgingen, war verheerend. Entweder sie schlichen umeinander herum, oder aber sie gingen sich aus dem Weg. Wenn es hart auf hart kam, dann schlugen sie mit Worten um sich.
 

Etwas, was er unbedingt ändern musste, nur hatte er noch keine Ahnung wie.
 

Fortsetzung folgt...

P a r t N i n e

Und hier ist auch schon das nächste Kapitel! Und irgendwie auch schon das Vorletzte, es folgt noch eins und dann der Epilog - Finito! Deshalb wünsche ich auch noch mal großes Lesevergnügen und danke, danke für das liebe Feedback :3

*jeden ein Eis gibt*
 

~ Liebe Grüße Dahlie
 

Part Nine
 

„Das ist nicht dein Ernst“, entfuhr es Astoria Greengrass, als sie am Morgen müde und leicht verwirrt die große Treppe zur Ankunftshalle herunterschritt. „Es wird die Hölle werden.“

„Glaub mir, Astoria, ich bin es gewohnt“, sprach Draco ruhig und von sich überzeugt. Ihr kritischer Blick fuhr an ihrem Verlobten auf und ab und sie stellte erneut fest, wie viel Wert er auf Eleganz legte. Als er ihr in den Mantel half, atmete sie sein Aftershave ein und wieder einmal hämmerte ihr Herz wild gegen ihre Brust. „Trotzdem kann ich auf deine Anwesenheit verzichten“, erklärte sie sachlich, er lächelte. „Es ist mein Geld, was du ausgeben willst, weshalb ich durchaus finde, dass ich ein Recht darauf habe, die Ware zu sehen, die du anschleppen willst.“

„Musst du nicht arbeiten?“

„Nein.“
 

Astoria gab es auf und fügte sich schließlich seinen Worten. Als sie zu zweit die Winkelgasse entlang traten und sie die Blicke anderer spürte, hob sie den Kopf weiter und ließ sich ihre Unsicherheit nicht anmerken. Möglichst stolz folgte sie ihrem Bald-Gatten und runzelte leicht die Stirn, als sie das Geschäft betrachtete, in das er verschwand. Der Kloß in ihrem Hals wurde größer. „Jackson & Cole?“

Draco blieb stehen und Astoria reckte noch immer den Hals, um das ganze große Gebäude in Augenschein zu nehmen.

„Was dagegen?“, informierte sich ihr Verlobter und Astoria erinnerte sich an ihren 17ten Geburtstag, an dem sie mit ihrer Mutter an diesem Laden vorbei gegangen war und Blanche aus Spaß heraus gewitzelt hatte, dass sie sich in einigen Jahren bei Jackson & Cole als Stammkundin melden würde, wenn sie sich vorbildlich einen gut betuchten Mann krallen würde. Der Witz war zur Vorhersage geworden.
 

„Nein“, sprach sie ruhig und schritt die paar Stufen zum Eingang empor. Es war das erste Mal, dass sie einen Laden dieser Klasse betrat und sofort wurde ihr der gravierende Unterschied bewusst. Es gab keine Modelle von der Stange zu kaufen, sondern lediglich Modelle zum Auswählen. Die Wände waren voll davon und als Astoria ein Regal voller Alben entdeckte, schritt sie näher. „Sommer 1895“, murmelte sie und begriff, dass sie hier die ältesten und außergewöhnlichsten Kleider herbekommen konnte, die sie haben wollte. Kurz sah sie an die Decke und erblickte Spiegel, schließlich sah sie sich nach Kabinen um und als sie keine entdeckte, vermutete sie, dass sie diese im oberen Geschoss vorfinden würde. Zumal sie im Eingang zum größten Teil Handtaschen, Halstücher und Hüte ausmachen konnte. Fasziniert zog Astoria die kurzen weißen Handschuhe aus und berührte vorsichtig die Federn eines kleinen feinen Hutes.
 

„Mister Malfoy!“, ertönte eine helle Frauenstimme und die junge Greengrass fuhr herum. Erfreut und übertrieben geschminkt schritt eine mollige große blonde Frau die runde Nudeltreppe herunter und ließ ihre Hand elegant an dem feinen Gerüst entlang gleiten. Mit einem einzigen Augenaufschlag wusste Astoria, dass diese Frau von der Feine der Gesellschaft mehr wusste, als sie je erreichen würde. „Schön, Sie wieder empfangen zu dürfen!“

Draco ließ sich zu einem schwachen Lächeln herab und erklärte der Dame, was das Anliegen seines Besuches war. Und Astoria verstand noch nicht einmal die Hälfte seiner Formulierungen, weshalb ihr wieder einmal bewusst wurde, wie unterschiedlich ihre Stände waren. „Nun denn, Mrs. Cole, ich hoffe, Sie könnten mir behilflich sein.“

Die mollige Frau lachte glockenhell und sah Astoria mit wachsamen Augen an. „Natürlich, würden die Herrschaften mir folgen?“
 

Unsicher sah Astoria ihren Verlobten an, doch Draco erwiderte ihren Blick nicht. Stumm folgte er der Frau und sie tat es ihm gleich. Wie sie erwartet hatte, wurden sie ein Stockwerk höher geführt und als Astoria als letzte den riesigen Raum voller Kleidung, Schuhe und Accessoires betrat, schlossen zwei weitere Damen, dieses Mal um einiges jünger, die Tür hinter ihr. Wie selbstverständlich ließ Draco sich auf einer ledernen Couch nieder, legte seinen Mantel ab und schlug die Beine übereinander. Sofort erschien Tee auf dem kleinen gläsernen Tisch neben ihm. „Miss, welche ist ihre Lieblingsfarbe?“, erkundigte sich Mrs. Cole, als sie Astoria den Mantel abnahm, noch bevor sie antworten konnte, sprach ihr Verlobter gleichgültig: „Lila und rot.“

Überrascht sah sie ihn an und ließ sich von der Dame des Hauses in die übergroßen Kabinen führen. „Womit wollen wir beginnen? Kleider, Kostüme, Sommer, Winter, Herbst? Oder doch lieber die Freizeitmode?“
 

Sie ließ es über sich ergehen. Schweigend, lächelnd und machtlos. Ein Kleid nach dem nächsten fand den Weg zu ihr und mit einem kritischen Blick betrachtete sie sich immer wieder im Spiegel. Draco dagegen verzog kaum die Miene, wenn er zu Rate gezogen wurde. Nach einiger Zeit kam sich Astoria vor wie ein Anziehpüppchen und merkte, dass Mrs. Cole durchaus Spaß daran hatte, an ihr herumzuexperimentieren. „Herrlich, wundervoll, nein, das lieber nicht.“ Ruhelos zischte die Frau zwischen den verschiedensten Modellen hin und her. „Ach Miss, Sie sind wirklich vielseitig, wobei es sich nicht leugnen lässt, dass Ihnen die klassischen Modelle am besten stehen.“

Seufzend betrachtete sich Astoria im Spiegel und sah auf das türkise Cocktailkleid, welches sie trug. „Hm…“ Sie zupfte an dem Kleid herum und merkte an: „Der Rücken ist zu frei.“

Draco hob den Kopf und musterte sie. „So sind die anderen Kleider auch.“

„Ja, aber sie sitzen fester, dort kann ich andere Wäsche zu anziehen. Das hier-!“ Sie zog an dem lockeren Stoff. „… ist sehr luftig.“
 

Scheinbar belustigt hoben sich seine Mundwinkel. „Mrs. Cole, können Sie dagegen etwas tun?“

Beängstigender Weise erkannte Astoria ein merkwürdiges Funkeln in den Augen der Frau und ihr schwante Übles.

„Miss, Sie werden gar nicht glauben, was für reizende Dessous wir zur Auswahl haben!“ Sie drängte Astoria in die Kabine, schickte die anderen beiden Mädchen nach draußen und sorgte mit einem kleinen Spruch mit dem Zauberstab dafür, dass in der kleinen Kabine eine großzügige Auswahl an Dessous vorhanden war. „Ist es wirklich nötig, sie hier anzuprobieren? Ich meine, ich bin sicher, dass sie in einer einheitlichen Größe alle passen werden wie angegossen.“

„Wenn wir schon einmal hier sind, dann kaufen wir auch gleich alles“, erwiderte Draco schlicht und sie rauschte mit roten Wangen in die Kabine.
 

Zufrieden lehnte Draco sich zurück und wartete. Jedoch glitt sein Blick nach einiger Zeit immer wieder auf seine Armbanduhr.

„Mrs. Cole, würde es Ihnen etwas ausmachen, die passenden Schuhe für meine Verlobte für die gekauften Kleider rauszusuchen? Es wird langsam spät und wir haben einen Tisch im Barnes Bar.“

Die Geschäftsfrau nickte und huschte aus dem Raum, weshalb sich Draco erhob. Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, schritt er auch schon auf die Kabine zu und sprach: „Was ist los?“

„Nichts… ich ähm halte gewisse Stücke nur nicht für ratsam und für nötig, da sie keine Verwendung finden werden.“ sprach Astoria mit belegter Stimme und er runzelte die Stirn. Rücksichtslos schob er den blutroten Vorhang beiseite und hörte, wie sie erschrocken die Luft einzog.
 

Seine grauen Augen sahen von ihrem erschrockenen Gesicht zu dem, was sie ihm widerwillig präsentierte. Die schwarzgrünen Spitzendessous lagen wie eine zweite Haut auf ihrem Körper und gaben jene schönen Formen frei, welche er vor über sechs Monaten zuletzt unter sich berührt hatte. Draco legte provozierend den Kopf schief und sah im lebensgroßen Spiegel ihr ausweichendes Gesicht. Zärtlich berührte er mit den Fingerkuppen ihren kaum verdeckten Rücken und erkannte, dass leichte blaue Flecken ihn zierten. Ohne zu zögern ließ er seine Hände tiefer gleiten, sodass sie die halb verdeckten Pobacken berührten und er schließlich ihren Bauch berührte. Sofort spannte sich jeglicher Muskel in ihr an. „Wieso sollte dieses hübsche Stück Stoff keine Verwendung finden?“

Astoria versuchte gelassen zu reagieren, wohl wissend, wie angespannt die Situation war. „Weil du es mir nicht vom Leib reißen wirst.“

Er lachte belustigt und seine Hände fuhren höher, doch bevor sie ihre Brüste umschließen konnten, hielten ihre Hände ihn auf.
 

„Du vergisst, dass du einen Erben gebären musst.“ Sein warmer Atem streifte ihre Wange. „Dementsprechend werden wir auch den Akt hinter uns bringen und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du ein bisschen dazu beisteuern würdest, dass es erträglich wird.“

Astoria lächelte künstlich und machte sich von ihm los. Provozierend bückte sie sich nach den anderen Dessous, die sich auf dem kleinen Hocker stapelten. „Natürlich. Welche Farbe würdest du bevorzugen?“

„Kein Rot. Meinetwegen schwarz, grün oder grau. Und verschone mich mit weiß, wir wissen beide, dass diese Scheinheiligkeit unerträglich ist.“

Sie nickte. „Natürlich, würdest du jetzt bitte die Kabine verlassen, damit ich mich wieder anziehen kann?“

Draco sparte sich die Antwort und sorgte in der Zwischenzeit dafür, dass Mrs. Cole die neue Kleidung nach Derbyshire schicken ließ und bezahlte.
 

Freundlich versuchte sie den Smalltalk zu halten und verabschiedete sich fröhlich von Astoria. „Ich hoffe, Sie suchen mich in Zukunft öfters auf, Miss. Denn Sie einzukleiden ist wahrlich ein kleines Vergnügen.“

Astoria lächelte matt und nickte. „Sie dürfen allerdings damit rechnen, dass ich ohne meinen Verlobten vorbeikommen werde.“

Mrs. Cole lachte klirrend und Draco bot ihr den Arm an. Wie sie es von Justine gelernt hatte, legte sie ihre Hand darauf und ließ sich von ihm auf die Straße führen. „Vielen Dank für die vielen Kleider“, sprach sie und er nickte stumm. Sein Blick glitt über die Menschenköpfe und etwas sagte ihr, dass er froh zu sein schien, aus diesem Landen herausgekommen zu sein. Beiläufig sah Draco auf die Uhr. „Ich muss noch mal ins Büro. Möchtest du schon mal vorgehen, zu Barnes Bar? Es wäre ein verschwendeter Tisch.“ Astoria schluckte und nickte erneut. „Soll ich mit dem Bestellen auf dich warten?“

„Nein.“ Dann ließ er seinen Arm sinken, sah sie kurz an und schritt die Straße weiter runter.
 

Erst, als Draco sicher war, dass seine Verlobte den Weg zur Bar fortsetzten würde, wagte er es, stehen zu bleiben und sich umzudrehen. Doch zu seiner Überraschung bog Astoria einfach rechts ab, anstatt die Straßenseite zu wechseln und zum Essen zu gehen. Misstrauisch runzelte er die Stirn und kehrte um. Sein Blick blieb an den langen dunklen Haaren haften und er fragte sich unweigerlich, wo sie hinwollte. Vorsichtig und achtsam folgte er ihr und staunte nicht schlecht, als sie doch tatsächlich vor dem Quidditchladen stehen blieb und nach kurzem Zögern hinein huschte.

„Sieh an, sieh an. Die Sucht hält Miss Diva auch weiterhin fest.“ Ein erfreutes Grinsen huschte über seine Lippen und als sie wieder herauskam und er sah, dass sie Quidditch Today in ihre kleine Handtasche gleiten ließ, wurde ihm bewusst, dass sie wirklich allen Ernstes versucht hatte, ihn an der Nase herumzuführen.
 

„Hinterhältiges Weibsstück“, flüsterte er, konnte aber seine Belustigung in der Stimme nicht unterdrücken. Draco verschwand in einer schmalen Seitenstraße und schüttelte noch immer den Kopf. Wer hätte gedacht, dass seine Verlobte die Slytherin-Züge auf solch eine Weise zeigen würde. Ihre Schauspielkunst war beeindruckend und er war sicher, dass Justine nicht sehr viel Arbeit damit gehabt hatte, aus ihr eine Diva zu machen. Schließlich hatte jede Frau, die einst das Haus Slytherin besuchte, diesen leichten hinterhältigen und durchtriebenen Touch an sich. Draco konnte nicht leugnen, dass ihm dieser Zug an ihr trotzdem gefiel. Es schien, als habe er die Seite entdeckt, die ihm bislang an ihr fehlte. Mit einem Lächeln auf den Lippen begab er sich in die Firma und es breitete sich das verräterische Gefühl in seiner Brust aus, dass die Zukunft mit Astoria vielleicht doch so verlaufen könnte, wie er es sich vor Monaten vorgestellt hatte. Auch wenn ihm bewusst war, dass es bis dahin noch ein langer und steiniger Weg werden würde, denn das kleine Wort Liebe schien sich tief in ihm versteckt zu haben.
 

- - -
 

„Du hast es ihr also gesagt.“ Verblüfft sah Draco seinen besten Freund an. Sie befanden sich beide in einer Kneipe etwas außerhalb von London und warteten auf den Rest der Truppe. Laut und überschwänglich unterhielten sich die Gäste über das letzte Quidditchspiel und Draco fragte sich seit einer halben Stunde, ob es Markus von der Tür bis zu ihnen an den Tisch schaffen würde, wenn der halbe Pup seine Spielzüge kannte. „Kaum zu glauben, ich schulde Theo-Boy ganze 50 Galleonen.“ Draco nahm einen großzügigen Schluck von seinem Butterbier und sein Gegenüber runzelte die Stirn. „Du hast mit Theodor darüber gewettet, wann ich meine Seele entblöße?“
 

„Nein, Blaise“, gab der Blonde zu. „Wir sprachen darüber, wie du es ihr sagst. Ich dachte, du bist kein Mann von großen Worten und war für die Version, dass du sie auf ein Hotelbett schmeißt und – na, du weißt schon.“ Er griff zu seinem Sandwich und Blaise sah ihn böse an. Da sie direkt am Kamin saßen, grub sich eine böse Falte zwischen seine Augen. „Und über das Wann haben Markus und Theodor gewettet, wo wieder unser alter Streber Gold kassiert. Vielleicht solltest du einen Anteil von ihm verlangen.“
 

„Ihr seid doch echt unglaublich!“ Der Casanova führte sein Glas Elfenwein zum Mund.

„Nein, wir sind deine Freunde und hatten uns eigentlich alle ein Happy End für Pans und dich gewünscht. Aber wer weiß, es kann noch einiges auf dich zu kommen.“

„Unsinn“, winkte Blaise ab und biss in die Käsestangen. „Sie weiß, woran sie ist, ich ebenfalls und damit hat sich die Sache erledigt.“

„Oder aber die Sache vertieft sich bei eurer nächsten Begegnung. Ach, komm schon, Blaise, du kannst mir nicht erzählen, dass du die Frau, der du seit über einem Jahr hinterher hechelst, einfach gehen lassen wirst.“ Er wirkte vergnügt und Blaise bekam das Gefühl, seinen besten Freund wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen zu müssen. „Themenwechsel. Was hast du Tori erzählt, wo du heute Abend bist?“

„Mich vergnügen“, antwortete der Malfoy knapp und sein Blick glitt über die Köpfe der anderen Gäste. „Sie hat es wortlos hingenommen und wird es sich wahrscheinlich mit der Quiddtich Today auf dem Sofa gemütlich machen.“
 

„Ich dachte, dass-!“

„Dass sie Quidditch den Laufpass gegeben hat? Blödsinn, sie gaukelt nur der Welt und mir vor, sie wäre eine Diva wie deine Mom. Dabei ist sie im Grunde ihres Herzens noch immer das kleine naive Mädchen, das sich hervorragend in Schwierigkeiten bringen kann.“

Blaise stützte das Kinn in der Handfläche ab und betrachtete den Blonden beim Essen. Er grinste und sprach: „Sie hat dich genau da, wo sie dich haben wollte.“

„Bei dir piept es wohl!“, widersprach Draco eine Spur lauter. „Eher habe ich sie da, wo sie mir am besten passt!“

„Ja, ja.“ Blaise und winkte ab. „Ich habe gehört, ihr wart vor einer Woche einkaufen, weil meine Mom ihr so brutale Kleider an den Hals gehangen hat?“ Draco nickte und Blaise ging zum vollen Angriff über. „Und, habt ihr was für eure zarte Zweisamkeit gekauft?“ Graue Augen sahen ihn strafend an. „Natürlich ist mir bewusst, dass eure nicht vorhandene Heißblütigkeit aufeinander zu unterdrücken ist, aber jetzt mal im Ernst, Dray…“ Er beugte sich zu seinem Freund rüber. „Wenn du nicht aufpasst, wirst nicht du dir eine Zweitfrau zulegen, sondern deine Bald-Gattin sich einen Liebhaber zulegt, weil du sie nicht befriedigst.“
 

„Glaub mir, Blaise, im Moment haben Astoria und ich weitaus andere Probleme, als dass wir unbefriedigt sind. Sie hält mich mit ihrem kleinen Schauspieltheater genug in Schach.“ Er sah ihm direkt in die Augen. „Weshalb ich alle Hände voll zu tun habe, sie unter meiner Fuchtel stehen zu lassen.“

Blaise lachte belustigt. „Vielleicht solltest du es mal mit der ehrlichen Nummer versuchen, mein Freund.“

„Mit Ehrlichkeit kommt man heute nicht mehr besonders weit“, brummte Draco und leerte sein Bier. „Außerdem… sie spielt mit mir.“

„Und du mit ihr“, fuhr Blaise fort. „Weshalb ihr hervorragend zusammen passt. Wenn du ihr erzählst, du gehst ficken, säufst du in Wirklichkeit mit deinen Kumpels, wenn sie dir sagt, sie geht ein Käffchen trinken, dann zieht sie sich irgendwo ein Fachgespräch über Quiddtich rein. Nur als Tipp, um euch das Leben leichter zu machen, vögel deine Verlobte, dann brauchst du nicht mit uns rumzuhängen und schlepp sie ins Stadion, dann brauch sie sich diese Freaks nicht antun.“
 

„Besser hätte ich es nicht ausdrücken können“, mischte sich eine dritte Stimme ein und Theodor ließ sich auf dem freien Platz in der Mitte nieder. Müde kämpfte er sich aus seinem nassen Mantel und knallte die schwere Tasche mit Büchern auf den Boden. „Abend, die Herren.“ Er bestellte sich ebenfalls ein Butterbier und mehrere kleine Kugelbrötchen. „Was habe ich von Audrey gehört, Draco, du warst freiwillig einkaufen?“

„Lässt du dich von ihr erpressen, oder warum verbringst du so viel Zeit mit ihr?“, wollte der junge Malfoy ungehalten wissen, doch der Student lächelte nur wissend und ging nicht auf die Frage ein. „Das helle türkise Kleid steht Astoria wirklich ausgezeichnet. Ich habe sie bei Miss Frances getroffen.“

Langsam, aber sicher verlor Draco die Übersicht, mit wem seine Verlobte bereits alles per Du war und mit wem sie Bekanntschaft pflegte.

„Eine schreckliche Umgangssprache hat sie an den Tag gelegt, sie klang schon genauso wie deine Mutter, Draco“, plapperte Theodor weiter und der Malfoy aß ausweichend auf. Lachend lehnte Blaise sich zurück. „Sieh zu, dass du weitere Ähnlichkeiten aufhältst, bevor sie sich entwickeln. Sonst hast du bald einen zweiten Drachen zu Hause.“
 

Der blonde junge Mann erhob sich und legte das Geld für Getränke und Essen auf den Tisch. „Wo du es gerade sagst, ich denke, ich habe meine Zeit hier abgesessen.“

„Du gehst?“, entfuhr es Blaise und Theodor synchron und sie sahen ihn erstaunt an. Breit grinsend nickte Draco und warf sich seinen langen schwarzen Mantel über. „Also Jungs, grüßt Markus von mir.“ Dann huschte er durch die Tische und konnte hören, wie sich Blaise als erstes wieder fing. „Übrigens, ich kriege Geld von dir! Seit wann machst du solche Geschäfte, wenn es um mein Privatleben geht?“

Wieder musste Draco eine Spur breiter grinsen, als er die stotternde Ausrede des Studenten vernahm. Gekonnt schritt er nach draußen und apparierte, sobald ihn der erste Windstoß erfasste. Der Sommer kam zwar mit jedem weiteren Tag näher, doch trotzdem gab es Tiefschläge, die ihm wöchentlich Kopfschmerzen bescherten. Erleichtert darüber, einem Regenschauer entkommen zu sein, betrat Draco wenige Minuten später Derbyshire.
 

Überrascht stellte er fest, dass das ganze Abwesen im Dunkeln lag. Nur schwach beleuchteten die wenigen Kerzen die Flure und er kam nicht drum herum nach seiner Verlobten zu rufen, als er sie weder im Wohnzimmer, noch im Schlafzimmer oder Teezimmer hatte ausmachen können. Leicht verwirrt rief Draco nach einem Hauselfen, dieser verneigte sich tief. „Wo befindet sich meine Verlobte, Larry?“

„Guten Abend, Herr, im 12ten Zimmer, Herr. Sie wollte nicht gestört werden, Herr.“

Sie wollte nicht gestört werden? Draco runzelte die Stirn und lockerte seine graue Krawatte, dann machte er sich auf den Weg ins besagte Zimmer und ließ durch einen leichten Schwenker die Kerzen im düsteren Flur angehen. Seine dumpfen Schritte hallten an den hohen Wänden wider und sein langer Schatten zog hinter ihm her. Im zweiten Stock am Ende des Ganges blieb er stehen und öffnete die Tür einen Spalt. Erneut runzelte er die Stirn und sah, dass auch dort alles dunkel zu sein schien. „Astoria?“ Er trat in den kahlen Raum ein und wollte Licht machen, als sie ihn bat. „Lass es bitte bleiben.“ Erschrocken zuckte er zusammen und wandte sich nach rechts. „Es ist stockdunkel hier… und kalt, was tust du hier?“ Gegen ihren Willen ließ er einige Kerzen an der Wand angehen und sah auf die Gestalt, welche in der Zimmerecke, neben dem großen und alten Klavier saß.
 

Bekleidet mit einem langen Nachthemd, mit offenen Haaren, hatte Astoria die Beine zum Körper gezogen und sah starr nach draußen, durch das bodenlange Fenster. Ihr Blick war nicht definierbar. Leise schritt er auf sie zu und sah auf die herab, dann bückte er sich und hob mit der Hand ihr Kinn an, sodass sie ihm direkt ins Gesicht sehen musste. „Hast du geweint?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, doch sie reagierte nicht sofort. „N-Natürlich nicht“, wehrte sie ab, doch als seine Fingerkuppe über ihre leicht feuchten Wangen strichen, wusste sie, dass Leugnen sinnlos war. Schweigsam ließ er sich neben ihr nieder und zog sie in seine Arme. Draco roch Vanille und schloss die Augen. „Was ist los?“ Ihr Körper war kalt und sie schien bereits einige Stunden in diesem Zimmer zu verweilen. Als sie keine Antwort gab, wiederholte er seine Frage.

Astoria schluckte leicht und wollte sich von ihm lösen, als er sie zurückhielt. „I-Ich habe mich nur gefragt… w-wie es hätte sein k-können… wenn…“, sie schlug ihre Augen nieder und ihre Stimme wurde zum Flüstern. „… wenn ich das Kind nicht verloren hätte.“

Ein Schmerz jagte durch seine Brust, fast so, als hätte jemand zu einem Messer gegriffen, um ihm Schmerzen zuzufügen.
 

Ohne darüber nachzudenken sprach er: „Vielleicht solltest du nicht über das, was wäre nachdenken, sondern über das, was wird.“

Sie lachte bitter. „Natürlich. Für dich ist das natürlich kein Problem.“

„Was, zu vergessen?“ Er blieb ruhig. „Ich habe nie gesagt, dass du vergessen sollst, sondern lediglich nach vorne sehen sollst.“ Er stand auf und reichte ihr seine Hand, die sie annahm. „Komm, lasst uns schlafen gehen.“

Als Astoria aufstand und ihn ansah, wagte sie zu fragen: „Wenn du sagst nach vorne schauen, was bedeutet das für dich?“

Draco sah ihre Standhaftigkeit und versuchte, diesen Blick zu erwidern. „Damit meine ich, dass wir das, was uns mit etwas anderem als der Vergangenheit beschäftigen sollten. Nicht nur diesen Schmerz in Erinnerung behalten, sondern uns neue schaffen.“

„Zu zweit?“

„Natürlich. Vielleicht können wir damit anfangen, dass du aufhörst, mir Diva-like die Leviten zu lesen und -!“

„Du damit aufhörst mir zu sagen, du gehst deinen kleinen Freund trainieren, wo du dich nur mit deinen Kumpels triffst.“
 

Verdattert sah Draco sie an und Astoria strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Blaise wird bei Tränen weich, du kennst ihn doch.“

„Du hast meinen besten Freund ausgehorcht?“ Er klang fassungslos und sie lächelte bitter. „Nein, ich habe lediglich auf die Tränendrüse gedrückt und ihm erklärt, wie wenig Sexappeal ich doch besitzen müsste, um einen Malfoy wie dich nicht halten zu können.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Er schien Mitleid mit mir zu haben.“

„Ganz schön durchtrieben“, merkte er an und sie ging an ihm vorbei. „Unsinn, als wenn du es anders gehalten hättest an meiner Stelle.“

Höflich schritt er hinter ihr her, als sie das gemeinsame Schlafzimmer betrat, blieb er am Türrahmen stehen. „Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann würde ich versuchen, meinen Gatten mit Sex zu halten, anstatt seine Freunde auszuhorchen.“

Astoria lachte glockenhell und sah ihn herablassend an. „Und welchen Vorteil hättest du als Gattin?“
 

„Ich würde verhindern, dass mein Gatte fremd geht, der Versuchung einer Zweitfrau widersteht und letztendlich würde ich ihn mit einem Erben, welcher bereits gut sichtbar bei der Hochzeit ist, an mich ketten.“

Wieder lachte sie und langsam fragte er sich, ob die Ernsthaftigkeit seiner Worte an ihr abprallte. Doch als sie sich umdrehte und er sie ansah, erkannte er etwas Trauriges. Ihre Augen schienen in Schmerz zu schwimmen. „Da sieht man mal wieder den Unterschied zwischen uns, Draco. Während du stets auf deinen Vorteil bedacht bist, will ich zwar dieselben Vorteile erreichen, aber ohne dabei meine Würde zu verlieren.“
 

„Weshalb solltest du deine Würde verlieren?“ Dieses Mal lachte er, doch sein Lächeln erstarrte augenblicklich, als sie den Blick abwandte und sprach: „Ich schlafe nicht mit dir, wohl wissend, dass du mich nicht liebst. Du willst mich nur benutzen und würdest mich wegwerfen, wenn du fertig bist. Es fehlt an Aufrichtigkeit.“

„Ach, aber vor ein paar Monaten war es okay, dass du dich benutzen ließt?“ Er klang höhnisch, aber es erreichte sie nicht. „Nein, vor ein paar Monaten hast du mich anders angesehen. Du hast mit mir geschlafen, weil du es wolltest und weil das Gefühl, das du für mich gehegt hast, aufrichtig war. Nun willst du nur auf deine Kosten kommen.“
 

Er ging auf sie zu und sah sie regungslos an. „Du bist doch genauso, Astoria.“

„Nein“, wiederholte sie sich und strich ihm zärtlich durch das blonde Haar. „Meine Gefühle für dich waren echt, es lag nicht an deinem Geld und auch nicht an deinem Stand, dass ich mich dir hingegeben habe. Es lag an den Gefühlen, die du in mir entfacht hast, weshalb…“, sie lächelte, „… ich wünsche, dass du unsere Verbindung löst.“
 

„Warum sollte ich das tun wollen?“

„Damit du die Frau heiraten kannst, die du wirklich liebst. Du sollst glücklich werden und nicht aus Rache und…“

„Verletzter Eitelkeit eine Verbindung hervorrufen, die dich an mich bindet?“ Er nahm ihre Hand und drückte sie von sich weg. „Glaub mir, ich bin durchaus in der Lage zu wissen, was ich tue.“

„Du schwankst, du hast keine Linie, alles, was du tust, widerspricht sich, warum?“

„Ich lass es dich wissen, wenn ich es für richtig halte.“ Er lächelte und wandte sich von ihr ab. Als er ins Bad schritt, sah Astoria ihm nach.
 

Erst als sie das Wasser der Dusche rauschen hörte, setzte sie sich auf das Bett. Sie liebte ihn, so sehr, dass sie alles getan hätte, um ihn glücklich zu machen, aber Draco ließ sich nicht von ihr halten, egal, was sie tat. Sie wollte nicht nur ein Bettwärmer sein als Ehefrau, sondern ein gleichwertiger Partner. Justines Strategie hatte ihr seine Aufmerksamkeit geschenkt, ihre Dreistigkeit hatte seine Pläne durchkreuzt und nun war sie ehrlich und aufrichtig vor ihm gewesen, etwas, was sie nicht weiter brachte, sondern alles nur verschlimmerte.

Draco liebte sie nicht, er respektierte sie nicht und würde sie beide ins Unglück stürzen, wenn er nicht in der Lage war, nachzugeben. Und das würde er nicht tun. Es würde seinen Stolz hinterfragen und ein Malfoy verteidigte seinen Stolz mit allen Waffen. Ihre nicht vorhandene Beziehung kam einer Katastrophe gleich.
 

Und langsam gingen ihr die Kraft aus, sich täglich damit auseinanderzusetzen.
 

- - -
 

Gedankenverloren saß eine junge Frau mit kurzen dunklen Haaren an einer leeren Bar in Liverpools Innenstadt. Ihre Augen sahen nach draußen in die Dunkelheit und sie genoss die ruhige Musik um sie herum. Gelassen schlug Pansy die Beine übereinander und lächelte, als sich jemand unbeholfen neben ihr niederließ. Fast zwei ganze Wochen hatten sie einander nicht gesehen. „Dein wievielter Cocktail ist das bereits?“, wagte Astoria zu fragen und versuchte in ihrem vornehmen hellblauen Kostüm eine respektable Pose zu finden. Gekonnt zog sie ihre weißen Handschuhe aus und löste den kleinen ebenfalls weißen Hut mit einer Nadel von ihrem Kopf. Breit grinsend beobachtete Pansy, wie ihre beste Freundin sich einen Gitter-Baby bestellte. Der elegante Knoten ließ sie reifer und älter aussehen und die Art und Weise, wie sie sich bewegte, erinnerten nicht mehr an das unsichere Mädchen, mit dem sie durch die Clubs gezogen war.

„Willst du heute Abend noch weg, Pans?“

„Wie kommst du drauf?“ Galant steckte sie sich eine Zigarette an und bemerkte den wissenden Blick Astorias. „Weil du ein hübsches Aufreißerkleid trägst, deshalb.“
 

Der Cocktail kam und Pansy lächelte. „Hat Justine dir erzählt, wie Draco bei ihr reingeschneit ist?“

„Nein, er hat lediglich meine hübschen Kleider entsorgt und mich wissen lassen, dass er nichts von Mörderkleidern hält.“ Sie lächelte und Pansy lachte laut. „Klingt ganz nach Dray. Tja, Justine hat er wissen lassen, dass er wahrlich enttäuscht von ihr ist und ihre kleine Stunde, bezüglich Verführung nichts gebracht haben soll. Ein Malfoy lässt sich nicht manipulieren“, plädierte Pansy mit verstellter Stimme und Astoria prustete in ihren Cocktail. „Natürlich nicht, wobei sein Blick was anderes sagt.“

„War ja so was von klar.“ Die beste Freundin verdrehte die Augen. „Und, wann lässt du dich von ihm flachlegen?“

„Auf die Idee, dass ich ihn flachlegen könnte, kommst du gar nicht, wie?“

Wieder lachte Pansy und sie merkte unweigerlich, wie gut ihr die lockere Stimmung nach Blais' Geständnis tat. „Schätzchen, wenn ich eines gelernt habe, dann, dass Draco sich nicht flachlegen lässt, höchstens verführen.“
 

Sie kicherten beide wie zwei Schulmädchen und hörten dann die leicht pikierte Stimme Daphnes. „Ihr habt schon wieder ohne mich angefangen“, protestierte sie und Astoria lächelte, als sie ihre Schwester begrüßte, indem sie ihr ein Küsschen auf die Wange hauchte. „Sei nicht böse.“

„Ich habe mich schon fast daran gewöhnt. Einen Giftzwerg bitte“, bestellte sie und ließ sich neben Pansy nieder. Diese besah sich die Aufmachung der Älteren. „Wo kommst du denn weg, aus der Besenkammer von deinem Liebsten?“

Daphne lief rot an und die beiden anderen wussten, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Provokant legte Astoria den Kopf schief. „Hast du Andrew Heißblütigkeitspillen untergejubelt, oder warum geht es so ab?“ Es war für sie schwer vorstellbar, dass ihr ruhiger und über alles ausgeglichener und schüchterner Schwager ihre prüde und korrekte Schwester zu so etwas überreden konnte.
 

„Nein“, sprach Daphne und sah stur gerade aus. „Mein reizender Mann reagiert leider auf kleine anzügliche Bemerkungen, weshalb ich kaum eine Gelegenheit habe, ihn mir vom Hals zu halten.“

Alle drei lachten laut und es war, als würde der Stress der letzten Wochen von ihnen abfallen. Munter quatschten sie und tauschten den neusten Klatsch untereinander aus. Nach dem dritten Cocktail spürte Astoria, dass sie lieber aufhören sollte weiter zu trinken. „Halb zwölf. Ich sollte mich langsam auf den Weg nach Hause machen.“

„In dem Aufzug Schätzchen?“ Pansy mochte das Kostüm nicht, schließlich war sie im Laufe des Abends immer wieder darauf zurückgekommen. „Dray wird dich auslachen, wenn du ihm steckst, dass du in diesem Aufzug einen heißen Abend hinter dir hast.“

„Kannst ja mit mir Kleidertausch machen“, zickte Astoria zurück und hob eine Augenbraue, als ihre beste Freundin tatsächlich aufstand. „Na, dann komm.“
 

Kopfschüttelnd sah Daphne den beiden Frauen nach, als sie sich auf die Toilette begaben. Als sie wieder zurückkamen, lachte sie erneut. „Merlin, Pans Kleid passt dir ja tatsächlich!“

Astoria zupfte an dem kurzen schwarzen Kleid herum und wirkte leicht beschämt. „Das Ding ist rückenfrei, kurz und… verdammt, Pans, die Strümpfe zwicken. Wie hältst du das nur eine ganze Nacht in denen aus?“

„Dasselbe könnte ich dich fragen, wie du es anstellst, auf dieser blütenweißen Bluse keine Flecken zu hinterlassen.“ Die Kurzhaarige ließ sich wieder auf dem Barhocker nieder und Daphne betrachtete ihre Schwester und ein zufriedenes Grinsen legte sich über ihre Lippen. „Komm gut nach Hause und lass dich von deinem Macho nicht all zu dolle herumschubsen.“

„Ach was… wir streiten sowieso ständig und wenn wir nicht streiten, dann schweigen wir uns an.“
 

Daphne konnte es sich bildlich vorstellen und sah ihrer Schwester leicht besorgt nach.

„Sie wird es schon packen. Noch einen Giftzwerg?“ Pansy beugte sich über die Theke und Daphne gab nach. „Ja, einen noch. Und nein, ich mache mir keine Sorgen mehr darum, ob Draco sie gut behandelt, sondern viel eher, ob sie ihn nicht manchmal zu gewagt herausfordert.“

„Einen Malfoy kann man nicht genug herausfordern, zumindest laut Justine.“ Daphne lehnte sich leicht zurück und musterte ihre ehemalige Zimmerkollegin. „Wie sieht es zwischen Blaise und dir aus, wie ich hörte, hat sich Mister Frauen-Verschlinger dazu herabgelassen, dir zu sagen, was er denkt.“

„Wie soll es aussehen. Wir sind seit jenem Abend geschiedene Leute“, erklärte Pansy betont ruhig, doch die junge Greengrass erkannte, dass die Welt nicht ganz so toll aussah, wie sie es die anderen glauben ließ. „Lass uns das Thema wechseln, Daph.“ Sie griff zu den frischen Cocktails und prostete ihr zu. „Erzähl mir von der neuen Kollektion deines Gatten. Welche Farbe ist demnächst modern?“

Daphne ließ sich zu diesem Plausch herab und verdrängte ihre Sorgen bezüglich ihrer Schwester für diesen Augenblick.
 

- - -
 

Leise huschte Astoria ins Haus und zog sich direkt am Eingang die hohen Schuhe aus. Seit zwei Wochen gingen Draco und sie sich, so gut es ging, aus dem Weg. Sie mochte nicht mit ihm streiten, wohl wissend, dass er es bis zu einem bestimmten Grad mochte, sie zu ärgern. Allerdings schien er auch zu wissen, wann er den Kürzeren zu ziehen schien und unterließ einen lebensmüden Kampf. Schließlich verlor ein Malfoy keine Diskussion, schon gar nicht gegen seine eigene Verlobte. Astoria war es leid, ständig alles in Frage zu stellen und ließ ihn gewähren. Müde und angetrunken zog sie sich die Treppen empor und stolperte das eine oder andere Mal. Solange sie an dem Respekt zueinander arbeiteten, würde sie sich fügen. Und dass er eine Geliebte besaß, hatte sie bereits vor dem Gespräch mit Blaise in Frage gestellt. Denn eine andere Frau würde definitiv ihre Spuren an ihm hinterlassen.

Falsches Parfüm.

Lippenstift und die einen oder anderen Kratzspuren.
 

Alle drei Kennzeichen waren auf Draco nicht zugetroffen, weshalb sie erkannt hatte, dass sein Ruf nicht der Tatsache entsprach. Zumindest nicht bei ihr. Als Rückschlag hatte er im Gegenzug ihre Divamasche durchschaut. Teils auch zu ihrem Glück, denn so brauchte sie sich nicht mehr in diese hohen Schuhen verirren, dass sie sich das Genick brach. Lediglich ihre Quidditch Today behielt sie heimlich in ihrem Schrank unter den Röcken versteckt. Oben angekommen betrat sie das Schlafzimmer und konnte beobachten, wie ihr feiner Verlobter sich aus seinem Trikot schälte. Müde zog er sich zuerst den Schal vom Hals. Eifersucht kam in ihr auf, als sie die Farben der Ballycastle Bats erkannte. „Du warst beim Spiel?“, fragte sie möglichst ruhig und legte ihre Handtasche auf den Schminktisch. Draco drehte sich um, sie erkannte ganz kurz eine Entgleisung seiner Gesichtszüge, als er sie in diesem Kleid erblickte.
 

Ein hoch auf Pansys Fummelkleid.
 

„Ja natürlich.“ Er legte den Kopf schief und sprang aus seinen Schuhen. „Ich hätte dich gerne gebeten, mich zu begleiten, aber dein Interesse für Quidditch hält sich in Grenzen, weshalb ich dir diese langweiligen Stunden ersparen wollte.“

Dieser verfluchte Scheißkerl!

Natürlich wusste er, dass die Leidenschaft für Quidditch bei ihr nicht über Nacht einfach flöten gegangen war. Er wollte sie lediglich wieder von oben herab betrachten. Doch Astoria reckte das Kinn und ließ sich nichts anmerken.

„Und wo hast du dich wieder rumgetrieben?“

„Ich war ein wenig feiern und habe Bekanntschaft mit einer gewissen Audrey gemacht. Daphne war so lieb uns einander vorzustellen. Außerdem war es äußerst erfrischend, mit Jake Sloper zu reden.“

„Solange du dich in dem Fetzten nicht breitbeinig hingesetzt hast und so deinem Ruf nach unten katapultierst, habe ich nichts dagegen.“
 

Astoria fuhr herum und sah ihn mit schmalen Augen an. „Hör auf, auf mich acht geben zu wollen, Draco. Meinem Ruf geht es hervorragend, etwas, was man von deinem nicht behaupten kann. Schließlich bist du derjenige von uns beiden, der sich am besten damit auskennt, die Klatschblätter zu füllen.“

Er lachte laut. „Dafür sorgst du dafür, dass der Tratschbase nicht allzu schnell langweilig wird.“

„Pah! Wenn deine Kumpels genauso geschwätzig wären wie diese Gott verdammten Hühner von gelangweilten Ehefrauen, zu denen ich bald anscheinend auch gehören werde, dann wärst du bald mit Rita Kimmkorn per du!“

Draco legte provokant den Kopf schief und schritt um das Bett herum. Scheinbar gelangweilt folgte er ihr in das große helle angrenzende Bad. Als er den freien Rücken erblickte, verzog er das Gesicht, denn der Gedanke, dass buchstäblich jeder Vollidiot in den Genuss dieses Anblicks gekommen war, ließ die Galle in ihm hoch kommen.
 

„Dann wird es dich freuen, wenn ich dir verspreche, dass ich dafür sorgen werde, dass du keine gelangweilte Ehefrau sein wirst“, sprach er belustigt und sie sah ihn böse an. „Weil du mich täglich zum Shoppen oder zur Maniküre schicken wirst?“

„So in etwa, schließlich muss sich dein überdimensional großes Hirn erst wieder verkleinern.“

„Stört es dich, dass ich dir geistig überlegen bin?“ Sie suchte nach frischen Handtüchern, um die Dusche zu benutzen. Draco lehnte sich gegen das Waschbecken. „Du bist alles, Astoria, aber das mit der Überlegenheit solltest du besser noch einmal überdenken, in jeglicher Hinsicht.“

Sie drehte sich um und sprach: „Wenn du damit sagen willst, dass du überdurchschnittlich bist, dann muss ich dich enttäuschen, denn du bist Durchschnitt, in jeglicher Hinsicht.“ Die letzten Worte betonte sie provokant und sah dann kurz zu seiner goldenen Mitte. Ein gehässiges Lächeln glitt über ihre Lippen, nach außen spielte sie die kühle Slytherin, doch innerlich brachte ihr scheiß Herz sie um.
 

Es schlug so heftig gegen ihre Brust, vor Aufregung, vor Adrenalin oder aber vor Angst, dass Astoria kaum merklich schluckte. Seine grauen Augen sahen in ihre blauen und verdunkelten sich. Seine Miene nahm einen undefinierbaren Ausdruck an und sie wich einen Schritt zurück, als er sich vom Waschbecken abstieß und auf sie zutrat.

War sie eigentlich lebensmüde?

Einen Malfoy bezüglich seines Könnens anzugreifen, war äußerst dumm von ihr gewesen. Schließlich wusste sie selbst, dass sie Unsinn erzählt hatte. Als er vor ihr zu stehen kam und Astoria nur noch leicht ausweichen konnte, indem sie rücklings in die Dusche stolperte. Jedoch milderte dies nicht seine Wut. Unter seinem Blick wurde sie unweigerlich kleiner.

„Sag das nochmal!“ Seine Stimme schnitt ihr die Luft weg und strotze nur so vor Kälte. Astoria befahl sich selbst, ruhiges Blut zu bewahren und sah ihm stolz ins Gesicht. „Ich sagte, dass du Durchschnitt bist und zwar in jeglicher Hinsicht.“ Ihre Stimme zitterte leicht und als er seine Hand hob, zuckte sie kurz zusammen.
 

Doch statt der Ohrfeige, die sie erwartete, zog er sie an sich und küsste sie widerspruchslos. Ihr gesamter Körper spannte sich an und sie wollte ihn von sich stoßen, doch etwas hielt sie zurück. Hilflos krallte sie sich an seinem Trikot fest und ließ sich gegen die weißen Fliesen der Dusche drücken. Seine rechte Hand grub sich in ihren Haarknoten, seine harten Lippen erkundeten ihre und als seine Zunge vorstieß, um sie zu schmecken, gab Astoria es auf, ihm vorzuspielen, dass sie es nicht wollte. Sie liebte seine heißen und leidenschaftlichen Küsse, ebenso seinen Geruch von Männlichkeit und einem Hauch von Schnee, auch wenn jetzt Bier und Rauch den größten Teil einnahm. Wollend und seltsam durcheinander küsste sie zurück. Fahrig versuchte sie ihre Hände zwischen sie zu bekommen und tastete nach dem Gürtel seiner Hose. Jedoch rutschten ihre Hände aus Nervosität immer wieder ab, schließlich riss sie nur noch an der Schnalle und entlockte seinen Lippen ein leises Stöhnen. Sie spürte seine Erregung an ihren Beinen und legte den Kopf leicht zurück, als er an ihrer Unterlippe knabberte.
 

Seine Hände tasteten sich unter das kurze Kleid und zogen gekonnte ihren Slip von seiner gewohnten Stellen. Merlin, was ließ sie nur mit sich machen? Kurz unterbrach Astoria den stürmischen Kuss und zog ihm das Trikot über den Kopf. Seine Hose sank zu Boden und ihr Slip riss an den Seiten ein, sodass seine Handflächen ihre Pobacken umschlossen. Atemlos gruben sich ihre Nägel in seine nackten Schultern und Draco zog scharf die Luft ein, als er den Schmerz spürte. Heftig und rücksichtslos hob er sie hoch und sie schlang ihre Beine um seine Hüfte. Er keuchte und sie wusste nicht, ob vor Anstrengung oder vor Lust, doch als er sie mit einer Hand hielt und die andere zwischen ihren Beinen verschwinden ließ, biss sie gefühlt leicht in seinen Nacken.

„Feucht!“, hörte sie ihn triumphierend murmeln und spürte, dass sich seine Finger in ihr bewegten. Der wissende Ton in seiner Stimme hätte sie stören sollen, doch in diesem Augenblick tat er es nicht. Ihre Sicht wurde schwammig und sie nahm nur noch ihn war.
 

„Verdammt, Draco, mach hin!“, zischte sie und hatte das Gefühl, vor Verlangen zu schmelzen. Die Hitze erreichte ihren Kopf und Astoria hörte ihn verstimmt knurren. „Langsam, nicht so hektisch, Miss Slytherin.“ Er schien belustigt und doch konnte sie deutlich spüren, dass er sich kaum noch zurückhalten konnte, er tat es einzig alleine, um sie wissen zu lassen, dass er die Fäden des Geschehens in der Hand hielt. Astoria tolerierte es und ihr Körper erschauderte, als er über ihr Lustzentrum strich, betont reizend und kurz. Erst dann hob er sie etwas höher und ihren zitternden Lippen entwich ein lautes Stöhnen, als er in sie eindrang.
 

Hart, heftig und wollend.
 

Sein heißer Atem streifte ihren Hals und Astorias Nägel gruben sich tiefer in sein strammes Fleisch. Erbärmlich, wie nötig sie es hatte, wenn sie sich von ihm mitten in der Dusche ficken ließ. Wortwörtlich ficken, schließlich gehörte dieser Ort nicht zu jenen, wo eine schickliche Verlobte die Beine breit machte.

„Skandalös“, flüsterte sie, ohne sich unter Kontrolle zu haben und stöhnte erneut, als er zustieß. Draco hatte sie gehört und ein spöttisches Lächeln fand seine Lippen. „Nein“, keuchte er und lehnte seine feuchte Stirn gegen ihre. Das Blut rauschte durch ihre Adern und die unerträgliche Hitze machte es ihr unmöglich, die Anspannung aus ihrem Körper zu vertreiben. „Nenn es unglaublich.“ Sie lachte kurz auf, um dann erneut einen unzüchtigen Laut entweichen zu lassen.
 

Draco stieß härter und schneller zu. Es war wie im Wahn und jeden Augenblick, den er zögern würde, kam ihm vor wie eine zu bereuende Verschwendung. Die mysteriöse Welle der Lust erfasste ihn und sein stockender Atem verriet, dass er es nicht mehr lange durchhalten würde, doch trotzdem würde er warten.

Warten auf sie.

Er wollte in ihr schönes Gesicht sehen, wenn sie kam, wollte dabei sein und sie auffangen. Eine Gänsehaut zog über ihren Körper und als er einen brennenden Schmerz auf seinem Rücken verspürte, wusste er, dass es jeden Augenblick so weit sein würde. Ein animalischer und nicht zu unterdrückender Laut verließ ihre roten Lippen und er sah sie mit halb geschlossenen Augen an. Ihr Körper versteifte sich und ihre rechte Hand fiel von seiner Schulter.
 

Sie stieß irgendwo gegen.

Angestaute und längst überfällige Lust stieß sie beide über die Klippe. Von einem Augenblick zum anderen. Die Erlösung erfasste sie beinahe gleichzeitig und verschaffte ein Gefühl von Erleichterung, Zufriedenheit und Verwirrtheit. Atemlos standen sie an der Wand, während das Zeichen des Aktes eine verräterische Spur zog.

Graue Augen sahen in blaue.
 

Die Dusche sprang an.
 

Fortsetzung folgt…

P a r t T e n

Hallöle! Leider ist das Kapitel voller Fehler ;_; meine ganzen Betas sind nicht zu finden und ich finde, dass ihr lange genug auf das Kapitel gewartet habt. Wer sich die Fehler nicht antun will, der sollte warten, wer nicht warten kann, dem wünsche ich viel Spaß :D

PS: Kann sein, dass es dem einen oder anderen ein wenig zu schnell geht, aber ich finde, dass, wenn das Missverständnis aufgeklärt ist, es keine weitere Zeit gebraucht, die beiden "leiden" zu lassen, denn DAS hat sich eindeutig schon zu lange gezogen. :]
 

Liebe Grüße Dahlie.
 


 

Part Ten
 


 

Jemand strich zärtlich durch ihr langes gelocktes Haar und spielte mit einer Locke. Dann spürte sie raue Fingerkuppeln, die über ihren entblößten Rücken strichen. Eine Gänsehaut überzog ihren nackten Körper und ohne die Augen zu öffnen stiegen die Erinnerungen der letzten Nacht wieder in Astoria auf.

Merlin, was hatte sie sich gehen gelassen.

Wie eine willige Dirne, hatte sie sich von ihm gegen die Duschwand drücken lassen und sich hingegeben. Es war in dieser Nacht nicht das einzige Mal bei solch einer wirklich ungezogenen Aktion geblieben. Egal, was sie vor ein paar Stunden gesagt hatte, jetzt am Morgen musste sie wohl oder übel zugeben, das ihr Verlobter auf dieser Ebene alles andere als durchschnittlich war und keine Scheu davor hatte, es ihr immer wieder zu beweisen. Galant hatte er dafür gesorgt, dass sie eine ganz andere Art der Dusche erfuhr, wie sie es eigentlich gewohnt war. Noch immer spürte sie seine heißen Hände auf ihrem Körper und roch die Seife die ihnen folgte.
 

Es war, als hätte jemand einen Schalter in ihrem Kopf umgelegt. Jegliche Bedenken waren in den Hintergrund gerückt und der Drang, ihn zu überraschen hatte sie übermahnt. Hemmungslos hatte sie ihn verwöhnt und schnell gemerkt, dass er auf diese Art von Sex stand.

Hart, heftig und leidenschaftlich.

Möglichst oft und möglichst unkompliziert.

Eine Ansicht, wo sie sich vorstellen konnte, sie zu teilen. Erschreckend wie groß sein Einfluss auf sie war, doch Astoria sah es nicht als Niederlage, denn sie wusste, dass es ihm mit ihr ähnlich ging. Zu eindeutig war seine erschöpfte Reaktion nach ihrem anzügigen Handeln gewesen. In seiner Miene hatte sich Fassungslosigkeit und Hilflosigkeit breit gemacht.

„Gut geschlafen?“, er hatte bemerkt, dass sie bereits wach war und Astoria drehte den Kopf. Sie lagen in der Mitte des Bettes und ihr Kopf ruhte auf seiner nackten Brust. Sein Haar war zerzaust und durcheinander, jedoch schien seine Miene ausgeruht und ausgeglichen. Fast schon zufrieden.

„Ja, wobei dein Geschnarche es einem sehr schwer macht, einzuschlafen.“
 

Er zwickte sie leicht in die Seite und ihr Kopf fuhr hoch. „Aua!“, rachsüchtig wie sie war, tat sie es ihm gleich und er zuckte ebenfalls zusammen. „Slytherin!“, ihre harten Lippen entspannten sich, als sie sein Lächeln sah und sie fragte sich unweigerlich, wie es wäre jeden morgen so neben ihm aufzuwachen. Seine grauen Augen sahen in ihre und sie erkannte einen Melancholischen Klang. Erneut strich seine Hand durch ihr Haar und sie ließ den Kopf wieder sinken.
 

Eine schiere Unendlichkeit schwiegen sie sich an. Schließlich durchbrach Draco die Stille. „Hast du dich nie gefragt, warum ich die Verlobung zu Mallorie gelöst habe?“

Astoria erhob sich und zog die Decke um ihren nackten Körper. Betont gleichgültig griff sie über ihn hinweg und zündete sich wenig später eine Zigarette an. Gelassen pustete sie den Qualm aus und sah ihn an. „Es ging um deinen Ruf, Draco und natürlich auch um ihren. Ich hätte euer beides Ansehen zerstört. Weshalb es mir leid tut, dass ich dich zum handeln gezwungen habe.“, ihre Worte und ihr Bedauern klang echt. Zärtlich strich sie durch sein blondes Haar und zog dann ihre Hand wieder zurück. Ihr Herz brach bei den folgenden Worten, doch sie wusste, dass sie damit richtig handeln würde.
 

Das Lächeln auf ihrem Gesicht wirkte schmerzvoll. „Hör auf dich hier mit mir unglücklich zu machen, Draco. Lös unsere Verlobung und geh zurück zu ihr.“, sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Hilflos wich sie ihm aus und drückte die Zigarette aus. „Und hör auf, die Gefühle, die du für sie hast, verstecken zu wollen. Schließlich sieht man dir an, wie unglücklich du bist.“, sie schwang die Beine aus dem Bett und griff zu dem erst besten Kleidungsstück, dass sie finden konnte. Mit jedem Schritt, den sie weiter in Richtung Bad machte, wurde ihr Herz schwerer. An der Tür blieb sie noch einmal stehen. „Tut mir leid, dass du wegen mir so viel ärger hättest, deshalb… nimm nicht weiter Rücksicht auf meinen Ruf und die Firma meiner Eltern. Denn dein Glück ist weitaus wichtiger, als solch ein gesellschaftlicher Status.“, dann schritt sie ins Bad und sobald die Tür hinter ihr zugefallen war, rollte die erste salzige Träne über ihre Wange.
 

Diese Nacht, die sie sich hatte gehen gelassen war ein Fehler gewesen, ein Fehler, den sie jedoch nicht eine Sekunde lang bereute.
 

Sie würde ihn nicht halten können, schließlich gehörte sein Herz einer anderen Frau. Bis zu einem bestimmten Grad, ließ sich ein Mann wie er manipulieren, doch wenn sie sein Herz nicht für sich einnehmen konnte, dann wollte sie ihn nicht mit Hinterhältigkeit an sich binden. Sein Glück war ihr wichtiger, als ihr eigenes und so sollte es auch bleiben.
 

- - -
 

Alleine und frierend saß Pansy Parkinson auf ihrer einstigen Lieblingsschaukel. Es war noch früh und ein frischer Wind zog über das giftgrüne Grass unter ihren Füßen. Der Baum, an dessen Ast die Schaukel befestigt worden war, bewegte sich mit dem Wind und die junge Frau zündete sich eine Zigarette an, um sie unruhig zwischen den Fingern zu drehen. Seit knapp vier Wochen herrschte zwischen Blaise und ihr Funkstille, etwas was ihr schmerzte, denn sie vermisste seine unbeschwerte und leicht listige Art. Ohne, dass sie es bemerkt hatte, war er ein kleiner Teil ihres Freundeskreis geworden und wenn sie sich mittlerweile ohne ihm mit ihren Freunden traf, dann war es, als würde ihr etwas fehlen.
 

Er hatte Recht, sie war es nicht wert, dass sie erst merkte, dass sie etwas für ihn empfand, wenn er mit der Tür ins Haus fiel. Pansy zog erneut an ihrer Zigarette und blies den Rauch aus. Dann hörte sie, wie jemand ihren Namen rief und drehte sich leicht um.

„Hey Tori.“, sprach sie fröhlich, doch als sie die Miene ihrer besten Freundin sah, verschwand die gespielte Fröhlichkeit. „Was ist los?“

Astoria setzte sich ins Grass und nahm ihr die Zigarette aus der Hand. „Nichts. Ich habe meinen Verlobten nur gesagt, was ich denke und seit dem bin ich ihm erfolgreich aus dem Weg gegangen.“

Verwirrt hob die Kurzhaarige eine Augenbraue. „In wie fern.“

„Mallorie.“, antwortete Astoria tonlos.

„Mallorie?“, wiederholte Pansy dämlich.

Die Jüngere verdrehte die Augen. „Die Frau, die vor mir mit ihm verlobt war.“
 

„Ich weiß wer Mallorie ist!“, fauchte sie zurück. „Aber du hast doch nicht wirklich-!“

„Ich habe ihm lediglich gesagt, dass er unsere Verlobung lösen soll, weil sein Herz für diese Französin schlägt und er es nicht leugnen soll.“

„Wann hast du es ihm gesagt?“

„Nachdem…“, sie zögerte kurz. „… ähm nachdem wir nicht denkend übereinander hergefallen sind.“

Augenblicklich öffnete Pansy den Mund, es dauerte, bis sie sich wieder gefangen hatte. „Warum in Merlins Namen?“

Ein wenig verwirrt sah Astoria sie an. „Du hast mir doch selbst erzählt, dass sie ewig lange miteinander verlobt waren und dass sie die erste Frau war, die sich gegen seine Freunde hinweg gesetzt hat.“

„Eine klasse Frau, elegant, erzogen, schön und durchaus fähig.“

„Perfekt für ihn.“, schloss Astoria ab.
 

Stumm saßen sie nebeneinander, bis die Ältere schließlich in den Himmel sah und zu fragen wagte: „Und das hat er geschluckt?“

„Ja.“, Astoria nickte bestätigend. „Denn wie soll er etwas abstreiten, was nicht mehr abstreitbar ist. Ich merke doch, dass sie ihm die Herausforderung bot, die ich nie sein werde. Schlussendlich ist es besser so und nur noch eine Frage der Zeit, bis sich unsere schreckliche Zweisamkeit in Derbyshire erledigt hat.“

„Und das kommt dir gerade recht, oder warum deine gleichgültige Miene?“

Astoria sah auf die weiten Felder die zu Anwesen ihrer besten Freundin gehörten. „Nein, es tut weh zu wissen, dass die Liebe, die man einem Menschen entgegen bringt nicht gewürdigt wird, aber es ist mir lieber, er ist glücklich, als das ich ihn immer bei mir habe und in seinen Augen das vollkommene Unglück sehe.“

Ihre Worte waren mit Bedacht gewählt und nur zu deutlich hörte sie daraus wie schwer es Astoria zu diesem Schritt gefallen war. Mit jedem Lächeln für ihn, mit jeden gut gemeinten Wort bezogen auf ihn, hörte Pansy still und leise im Köper ihrer Freundin etwas brechen.
 

Ihr Herz.
 

- - -
 

„Sie hat dir was gesagt?“, Blaise fiel ein paar Abende später aus allen Wolken, ebenso die anderen zwei. Sie saßen zu viert in ihrer Stammkneipe und hatten ihren blonden Herzensbrecher erst ein wenig geneckt, weil seine Laune auf dem Tiefpunkt zu sein schient, doch als sie den Grund dafür erfahren hatten, war es aus mit dem Schäkern gewesen.

Markus lehnte sich zurück und ließ ein leises Schnauben von sich hören. „Klingt ganz nach der kleinen Greengrass.“

„Verdammt Markus, das ist nicht witzig!“, fluchte Draco. „Wie kann sie auf die Idee kommen, dass ich an Mallorie hänge?“

Die vier jungen Männer sahen sich an, dann wendete Theodor den Blick ab und sprach anklagend: „Ich würde glatt sagen, Pans.“, er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat deine beste Freundin die Nase voll davon dem Kopf für dich hinzuhalten.“
 

Dracos Gesichtszüge entgleisten. „Pans würde mir nie so dermaßen in den Rücken fallen, ich meine, klar ich habe ziemlich viel Scheiße gebaut, aber…“

Theodor beugte sich vor und warf Blaise einen knappen Blick zu. „Verstehen wir, aber du vergisst etwas ganz ausschlaggebendes, nämlich, dass Pans Astorias beste Freundin ist und bei allen Respekt vor Pansy, doch im Zweifelsfalle wird sie zu deiner Noch-Verlobten halten.“

„So wie wir zu dir.“, war Markus ein. Stirn runzelnd sah Draco in die Runde. „Wollt ihr mir damit sagen, dass Pansy meine eigene Verlobte schlecht redet?“

„Deine Noch-Verlobte.“, wies Theodor belustigt drauf hin und machte seinen Freund damit nur noch wütender. „Hört mit dem Schwachsinn auf! Sie wird es auch bleiben.“
 

„Ich bin wahrlich begeistert von deiner Energie.“, sprach Blaise und lehnte sich zurück. „Wer hätte gedacht, dass du dir wegen Astoria so den Arsch aufreißt.“

„Natürlich!“, fauchte dieser und sah seine Freunde wütend an. „Im Klartext, Pans ist schuld, dass Astoria mit zu der Lösung unserer Verlobung treibt?“
 

Den Männern wurde bewusst, dass der Malfoy-Erbe mehr als nur empört über das war, was seine Freunde in Erwähnung gezogen hatten. Wut machte sich in ihm breit und als Markus einen Witz über die Rückkehr der Gerüchteküche machte, erhob sich Draco. „Es reicht! Ich werde Pansy den Kopf abreißen!“, er zog seinen Mantel vom Stuhl und legte das passende Geld auf dem Tisch, fassungslos starrten die anderen drei Männer ihm nach, bis auch sie sich erhoben und fahrig versuchten ihrem Freund nach draußen zu folgen, doch Draco war flink und um einiges schneller.

„Was wird er vorhaben?“, sprach Theodor verwirrt und Markus antwortete indirekt auf die Frage. „Ich schätze wir sollten besser einen Mord verhindern.“

„Wirklich dumm von Pansy Dray ein Bein zu stellen, wo sie doch eigentlich genau weiß, das Astoria die einzige Frau ist, für die er Tickets für das Endspiel einer Quiddtich-WM liegen lassen würde.“
 

Sie hatten sich aus der Kneipe gekämpft und traten auf die gut besuchte Straße. „Vielleicht ist es auch nur eine von Pans Taktiken Draco dazu zu bringen seiner Noch-Verlobten zu sagen, was wirklich mit ihm los ist.“, überlegte Theodor laut und Blaise warf ihm einen strafenden Blick zu. „Lass das Noch-Verlobte weg, sonst brät Dray bei der nächsten Gelegenheit deine Eier zum Frühstück. Lasst uns jetzt erst mal das Parkinson-Anwesen aufsuchen, bevor irgendetwas passiert, was nicht mehr rückgängig zu machen ist.“

Sofort zogen sie ihre Zauberstäbe aus dem Umhang und apparierte. Mit Unbehagen sahen sie Licht im Anwesen brennen und schritten zügig durch den Vorgarten. Die Mühe zum Klingeln machten sie sich nicht, da die Tür bereits sperre weit auf stand.

„Oi, oi, wir brechen mitten in einem Kampf rein.“, merkte Markus schwach grinsend an und sie huschten von der großen Eingangshalle direkt durch das grüne Zimmer ins Wohnzimmer. Lediglich Blaise hielt sich zurück und blieb im grünen Zimmer. Er war nicht sonderlich wild darauf, Pansy gegenüber zu stehen.
 

„Sag mir doch erst mal, was hier überhaupt los ist!“, sprach die Hausherrin laut und deutlich, während Draco sich zu seiner vollen Größe aufbaute. „Markus, Theodor, ihr kommt gänzlich Ungelegen!“, donnerte sie dagegen die anderen beiden ungehalten an. „RAUS!“

Vollkommen verdattert starten die beiden Männer sie an, weshalb Pansy noch mit ruhiger Hand auf den Kamin zeigte. „Ich sagte. R. A. U. S!“

„Aber-!“, begann Markus, doch der Blick, dem ihm seine ehemalige Mitschülerin zu warf, ließ ihn augenblicklich verstummen. Eher zögernd zog Theodor seinen Freund mit sich, jedoch nicht ohne vorher einen Blick vorbei an Draco, sondern zu Blaise zu werden. Blaise, welcher sich versteckt hielt, wusste, was dieser kurze Blick bedeutete. » Ich reiße dir den Arsch auf, wenn du jetzt die Beine in die Hand nimmst. «

Verstehend zog sich der einstige Casanova weiter zurück in den Schatten und lauschte dem Gespräch. Sobald Theodor und Markus weg waren, platzte Draco der Kragen.
 

„Du weißt genau was hier los ist, man Pansy, ich dachte, wir wären Freunde!“

„Natürlich sind wir das!“, fauchte sie zurück. „Was ist los, dass du hier so eine Show abziehst? Trist mir die Tür ein und-!“

„Hör auf dich hier rauszureden!“, fuhr er sie an und Blaise fragte sich, ob er nicht allzeit bereit sein sollte, zum eingreifen, für den Fall, dass die beiden sich duellierten. Er umschloss seinen Zauberstab fester und spürte, wie jemand leicht seinen Arm berührte. Erschrocken sah er sich um und blickte in helle blaue Augen.

Astoria schien verwirrt und sah ihn fragend an, es schien, als habe sie die Auseinandersetzung nur zu deutlich gehört. „Was ist hier los?“, flüsterte sie leise und er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Schließlich legte er den Zeigefinger auf seine Lippen und bat sie zu zuhören.
 

„Warum zum Geier fällst du mir so in den Rücken?“

„Ich falle dir nicht in den Rücken, wie kommst du überhaupt auf diese Idee?“

„Die Tatsache, dass Astoria mir vorwirft ich würde noch Gedanken an Mallorie verschwenden, da kannst doch nur du mit im Spiel sein!“, er klang wütend und vollkommen unverständlich. „Wie kommt sie überhaupt auf diese irrsinnige Idee, dass ich die Verlobung arrangiert habe und durchziehe, obwohl ich angeblich noch mit Mallorie ins Bett steigen würde! Merlin, ich habe sie seit Monaten nicht mehr getroffen!“

Pansy verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn kühl an. „Natürlich!“, sie lachte bitter. „Wer soll dir denn das glauben? Nur zu gerne hast du Tori doch unter die Nase gerieben, dass du dich anderweitig vergnügst. Draco, du warst schrecklich zu ihr!“

„Weil sie mit mir gespielt hat, verdammt! Mein Geld hat sie interessiert, nicht meine Person!“

„Glaubst du das wirklich?“, sie schritt um ihn herum umso den Blick fern vom grünen Zimmer zu halten, wo sie wusste, dass ihre beste Freundin sich dort aufhielt. „Warum, glaubst du, hat sie dir nichts von dem Kind erzählt? Draco, sie wollte dir nichts anhängen, lediglich, dass du glücklich bist!“
 

„Und wie kommt sie dann bitte auf die grandiose Idee, dass sie mich nicht halten kann? Was soll der Schwachsinn, seit Tagen geht sie mir aus dem Weg und meidet jegliche Art von Gespräch!“, er strich sich ratlos durch das Haar und wirkte nahe zu verzweifelt. Doch noch war Pansy nicht bereit aufs Ganze zu gehen. „Weil du ihr weh tust, mit deiner Anwesenheit.“

Seine Gesichtszüge entgleisten buchstäblich. „Wie bitte?“, seine Hand umschloss den Zauberstab fester. Sie lächelte provokant. „Du checkst es auch gar nicht, was?“, gelassen ließ sie sich in ihrem grauen Ohrensessel nieder und schlug die Beine übereinander. „Die Sache mit Mallorie hat Astoria zur Sprache gebracht, weil du wegen ihr die Verlobung gelöst hast, sie denkst, das eine Verlobung, die ein Malfoy selbst bewerkstelligt, aus Liebe zustande gekommen ist.“

Draco runzelte die Stirn. „Das zwischen Mallorie und mir, war keine Liebe!“

„Sondern?“

„Wir hatten ein wenig Spaß zusammen. Sie war das, was ich an meiner Seite ertragen hätte, arrogant, selbstsüchtig und elegant, ich dagegen habe ihr alles geboten, was sie ein Leben lang zufrieden gemacht hätte, Geld, Schmuck und guten Sex!“
 

Angewidert von sich selbst, dass er einst solch ein gefühlsloser Mensch gewesen war, sah er mit versteinertem Gesicht ins Feuer. „Es sollte eine Verbindung werden, die nach außen den Schein wahrte, aber wo Gefühlsmäßig nicht viel ablaufen sollte. Wäre ich bei Mallorie geblieben, dann hätte ich meine Affäre zu Audrey nie beendetet.“

„Trotzdem widersprichst du dir.“, wies Pansy galant drauf hin. „Schließlich ist es bei deiner Verlobung mit Astoria genauso gelaufen.“

„Nein!“, fauchte Draco sie an. „Ich habe die Affäre zu Audrey sofort beendet, als mir bewusst geworden war, dass zwischen uns etwas sehr viel Ernsteres ist, als alles andere, worauf ich mich bislang eingelassen habe. Und was die Verlobung mit Mallorie angeht…“, er strich sich erneut durch das Haar. „Ich hatte sowieso vor sie zu lösen!“

„Der große Draco Malfoy hat keinen Plan von der Liebe, so wie es aussieht, macht Sank Potter es mal wieder besser als du!“, Pansy klang zynisch und belustigt zugleich.
 

„Ich weiß.“, murmelte er und legte den Kopf in den Nacken. „So wie die Dinge im Moment liegen, habe ich alles umsonst organisiert.“

„Was war umsonst?“, nun war die Neugier der Dunkelhaarigen schlagartig geweckt. Ihr Gegenüber seufzte tief und gestand: „Ich habe Andrew den Auftrag gegeben Astoria ein Hochzeitskleid zu entwerfen, was dem ziemlich nahe kommt, das sie immer haben wollte. Ihre Mutter hat mir dabei ein wenig zur Seite gestanden. Außerdem wollte ich diesen pompösen Schickschnack absagen und die Trauung im kleinen Kreis stattfinden lassen, so wie es ihr sowieso lieber gewesen wäre.“

„Warum das alles?“, es war Pansy ein Rätsel, was ihm Kopf ihres besten Freundes vorging, doch vielleicht war es ganz gut, dass sie ihn nun ein wenig aus der Reserve lockte. Mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen sah er sie an. „Ich hätte Astoria auch geheiratet, wenn sie das verfluchte Miststück geblieben wäre, für die ich sie erst gehalten habe… auch wenn ich ihr das Leben schwer gemacht hätte, so hätte ich sie doch an mich binden wollen.“
 

„Wieso!“
 

Die helle Stimme ließ ihn herumfahren und erschrocken erblickte Draco seine Verlobte. Fassungslos sah sie ihn an und er fragte sich, wie viel sie bereits mitbekommen hatte. „Wieso hättest du mich trotzdem nicht gehen gelassen, egal was ich getan hätte? Egal, wie egoistisch, selbstsüchtig oder gehässig ich geworden wäre?“

„So bist du nicht, Astoria.“, sprach er ruhig und wendete den Blick ab. Es war als würde er sich für seinen Ausbruch schämen, der ihr erst verständlich gemacht hatte, welche Rolle sie in seinem Leben spielte. Pansy verließ das Wohnzimmer und quiekte erschrocken zusammen als sie Blaise vernahm. Dieser zog sie jedoch bestimmt mit sich um die anderen beiden alleine zu lassen.

„Ach?“, Astoria wurde unsicher und verknotete ihre Hände miteinander. Es kostete sie viel Kraft und Stolz den Blick auf ihn gerichtet zu halten. „Wie bin ich dann, in deinen Augen.“

Draco hob den Kopf und sie sah, dass es schwierig für ihn war, sie direkt anzusehen, doch wenn er ihr ausweichen würde, würde er einen Teil seiner Würde und Stärke einbüßen. Sein Gesichtsausdruck spiegelte ein zartes Lächeln wieder, aber auch Schmerz. „Du bist, wie du bist. Fröhlich, liebenswürdig und… wie Wärme.“, er streckte die Hand nach ihr aus und berührte zärtlich ihre Wange. „So ganz anders als ich.“
 

Ein Kloß machte sich in ihrem Hals breit und sie wollte etwas sagen, doch die Stimme blieb ihr weg, weshalb er den Anfang machte. „I-Ich kann nicht besonders gut mit Worten… aber du sollst wissen, dass ich den Teufel tun werde und das umsetzte, was du von mir verlangst.“, er ließ die Hand sinken und umfasste ihre. „Aber ich kann dir versprechen, dass ich alles tun werde, damit du glücklich bist. Wirklich alles, wenn du nur aufhörst, von mir weg zu wollen.“

Sie schluckte. „Ich will doch nur, dass du glücklich bist, Draco.“, der Druck seiner Hand verstärkte sich und sie hörte, wie er leise sprach: „Das bin ich doch bereits, wenn du bei mir bist.“, seine Worte, so leise und schlicht wie sie waren, sorgten dafür, dass der Boden unter ihren Füßen zu beben begann. Nicht vor Angst oder vor Schreck, eher vor Freude und Ungläubigkeit.
 

„Warum sagst du das erst jetzt. Wir hätten so viel Zeit, die wir zum streiten, zum hassen und…“

„Zum weinen.“, warf er ein, weshalb sie zaghaft lächelte. „Richtig, zum weinen, anders verwenden können.“, Astoria ging einen Schritt näher auf ihn zu, langsam und unsicher schlang sie ihre Arme um seine Hüfte und er zog sie näher an sich. Seine Stirn lehnte gegen ihre und er schloss die Augen. Zufriedenheit breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Lasst uns von hier verschwinden.“

„Dann lass mich Pansy noch bescheid geben.“, doch er hielt sie zurück. „Besser nicht.“, dann hob er sie hoch und schritt Richtung Kamin. „Draco, dass ist denkbar unhöflich!“

„Mir egal! Ich bin ein Malfoy!“

„Und die dürfen das natürlich.“

Er grinste zufrieden. „Nimm es locker, bald bist du auch einer.“
 

- - -
 

Betont kühl sah sie ihn an, wohl wissend, dass er sie mit derselben Kälte betrachtete. Pansy war zusammen mit Blaise auf die Terrasse getreten und streckte sich eine Zigarette an. „Welcher Idiot hat Draco auf solch einen armseligen Gedanken gebracht?“

„Theo-Boy.“, erklärte er knapp und sie lachte bitter: „Wie gut das er Audrey am Arsch kleben hat.“

„Nun…“, Blaise zog eine Zigarre hervor. „… ich würde fast so weit gehen und behaupten, dass Audrey ihm gefällt.“

Sie mussten beide lächeln, bei dem Gedanken, dass der ach so clevere Slytherin nicht immun gegen den Charme einer kleinen blonden Reporterin war. Dann schwiegen sie sich an und Pansy sah in den klaren blauen Himmel. Er dagegen lehnte sich gegen die Brüstung und sah auf die dunklen Felder.
 

„Tut mir leid.“, sprach sie und es dauerte etwas, bis ihm dämmerte, dass sie tatsächlich mit ihm gesprochen hatte.

„Was tut dir leid?“

„Du weißt wovon ich spreche.“, gab sie ruhig zurück. Blaise grinste breit und sah sie an. „Tut es dir leid, dass du so scheiße mit mir umgegangen bist, oder eher, das du es nicht gemerkt hast?“

Pansy sah ihn kurz an, dann legte sie den Kopf schief. „Sagen wir, es tut mir leid, dass ich auf deine Avance nicht eingegangen bin.“

Blaise stutzte. „Ich verstehe nicht…“

„Na ja…“, begann die Brünette. „… eigentlich fällt der Apfel nicht weit vom Stamm. Aber nach Draco hatte ich nicht vor mich noch einmal mit einen Casanova einzulassen, ich dachte eigentlich das du es verstehst.“

Blaise zog an der Zigarre. „Klar.“
 

Sie spürte, dass er sich wieder so knapp wie möglich hielt und begann es zu hassen. „Nein, du verstehst es nicht!“, zickte sie. „Das hast du nie und das hat auch ewig zu dem Problem beigesteuert, die wir hatten! Verständlich, schließlich war ich dir immer zu anstrengenden, denn eine Frau die nicht auf Pfiff hin die Beine breit macht, sondern erobert werden will und noch dazu Ansprüche stellt ist für euch Slytherin-Idioten natürlich undenkbar, kaum zu glauben das-!“

Ihr wurde buchstäblich das Wort abgeschnitten. Abgeschnitten erfolgte durch harte raue Lippen, die sich auf ihre pressten. Sie spürte seine Hände in ihrem Haar, schmeckte Zigarre und roch Wärme. Schwindel erregend griff sie in seinen Pullover. Die Zigarette war ihr aus der Hand gefallen und sie spürte, dass auch Blaise sein Gift über die Brüstung schmiss. Seine Leidenschaft, Rücksichtslosigkeit und vor allen sein Können raubten ihr den Atem und sie gab sich dem hin.
 

Jedoch nur kurz, dann stemmte sie ihre Hände gegen seine Brust und funkelte ihn wütend an.

„Du…“, sie sprach es drohend, was ihn nur ein Lächeln entlockte. Blaise leckte sich über die Lippen und antwortete: „Unglaublich? Ja ich weiß. Also Pans, ich muss los. Markus und Theodor warten sicherlich auf mich um das Ende deiner Show zu erfahren.“

„Du willst doch jetzt nicht gehen!“

Doch er wollte und er würde.

Sprachlos sah sie ihm nach, erst machte sich Wut in ihrem Magen breit, doch dann realisierte sie was er soeben getan hatte. Ihre zitternden Finger brühten ihre brennenden Lippen und dann musste sie lächeln. „Elender Bad-Boy.“, flüsterte sie, konnte jedoch ihre Freude nicht in der Stimme unterdrücken.
 

Eins war gewiss, das nächste Treffen würde sehr interessant ausfallen.
 

- - -
 

Warme Sonnenstrahlen fielen auf sein Gesicht, als Draco Malfoy früh morgens die kleine Kappelle verließ. Seine Hand hatte eine andere umschlossen und Wärme breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Abgeschieden, in einem kleinen Muggeldorf hatte er Astorias Wunsch nach einer kleinen, feinen Hochzeit erfüllt. Jedoch war sie noch kleiner ausgefallen, als er es sich eigentlich gedacht hatte.

Zu zweit und glücklich hatten sie den Bund fürs Leben geschlossen. Und jetzt, wo er in ihre strahlenden Augen sah und wusste, die Frau an seiner Seite war die seine, quillte sein Herz über.

Über vor Glück.

Ihr langes braunes Haar war locker und fein hochgesteckt, ein weißes altmodisches Kleid mit langen Ärmeln, welche von Spitzen überzogen waren. Es war hochgeschlossen bis zum Hals und der moderne geschwungene Rock fehlte gänzlich und die kleine Schleppe fiel schlaff zu Boden. Es war ihr Wunschkleid welches dem Stil der 20ziger Jahre sehr nahe kam. Weiße Rosen steckten in ihrer Haarpracht und Draco war versucht eine von ihren heraus zu ziehen und an ihren Haar zu riechen.
 

„Meinst du nicht, dass Pansy mir den Kopf abreißt, weil ich sie nicht an meiner Seite hatte?“, sie klang noch immer unsicher, doch als er sie in seine Arme zog und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte, sprach er: „Unsinn. Sie wird es überleben, außerdem… es war doch deine Idee, dass wir diesen Schritt alleine gehen. Ohne Eltern, ohne Freunde-!“

„- und ganz besonders ohne diese hässlichen Gänse von Gesellschaft.“

Er lachte hell und sie traten über den Parkplatz. Warmer Wind kam auf und kündigte den Frühling im eigenen Land an. „Und Mrs. Malfoy, sind Sie bereit die Flitterwochen anzutreten?“
 

Astorias Wangen färbten sich augenblicklich rot und sie schritt zusammen mit ihrem frisch getrauten Gatten über die große grüne Wiese auf das Hotel, welches Draco hier oben in den Bergen gebucht hatte, zu. „Wissen Blaise und die Jungs, wie unsere Reise aussieht?“

„Leider.“, brummte er und nahm sie Huckepack um mit ihr über die Wiese zu flitzen. Ihr fröhliches Lachen machte ihn glücklich und als er weiter sprach: „Sie haben mein Büro auseinander genommen und ich will ehrlich gesagt gar nicht wissen welchen Schwachsinn sie vorbereitet haben.“
 

Nur zu gut erinnerte er sich daran, in welche Falle einst Theodor getappt war, als er 20 geworden war. „Na ja, die Stripperin werden sie sich dir zu Liebe verkniffen haben, wobei ich ihnen jedoch auch zutraue, dass sie dir dann auch noch einen Hot Boy bestellt haben.“

„Dagegen hätte ich nichts einzuwenden.“, erklärte sie breit grinsend und als er sie vorsichtig vor dem Hotel absetzte und ihr galant die Marmortreppen hoch half, zog sie ihn kurz vor der Rezeption noch einmal zu sich herunter und flüsterte: „Allerdings könnte ich mir auch gut vorstellen, dass wir uns in unsere Suite verziehen, die Tür abschließen, das bitte nicht Stören-Schild raushängen und wenn wir Hunger haben auf den Zimmerservice zurück greifen.“, sie sah ihm mit einem listigen Lächeln auf den Lippen in die Augen. „Außerdem habe ich gesehen, dass wir eine so herrlich große Wanne haben, mein ganzer Rücken ist verspannt.“, sie ließ seine Hand los. „Vielleicht sollte ich mich ein wenig Entspannen gehen und du kommst gleich nach?“
 

Eindeutiger hätte ihr Angebot nicht sein können und Draco klappte unfähig zu reagieren den Mund auf. Dann sprach er gespielt ernst: „Dann lass erst das heiße Wasser ein, ich will die Gelegenheit schließlich nicht verpassen, wenn ich dich aus diesem Kleid schälen darf.“

„Du darfst nicht nur, du musst sogar.“, sie schritt zwinkernd auf die C-Förmige Treppe zu und huschte nach oben, gefließend ignorierte sie den Aufzug. Grinsend wendete sich Draco an die Rezeption und der junge Mann lächelte ihn heiter an. „Mr. Malfoy herzlichen Glückwunsch.“

Er nickte knapp und fragte: „Irgendetwas, was ich wissen sollte?“

„Ja, es waren drei Herren und eine Dame hier, sie hinterließen ihnen eine Nachricht, nachdem ich den Herrschaften, wie sie es mir aufgetragen hatten, wissen ließ, dass Sie mit ihrer Verlobten eine zwei Tägliche Reise mit dem Schiff machen und erst am 26zigsten wieder anwesend sein würden.“

„Haben Sie sich galant abweisen lassen?“

„Ja, hier bitte, die Nachricht. Mit der Anmerkung, dass ähm… Sie sich auf ein…. Ähm blaues Wunder gefasst machen dürfen.“
 

Draco lächelte und las die Nachricht, augenblicklich gefror sein Lächeln ein und er starrte erst den jungen Mann vor sich und knallte er den Zettel auf die Theke und rannte die Treppen empor. „Astoria, komm sofort zurück!“, zwei Stufen ließ er auf einmal hinter sich und der Mann an der Theke runzelte die Stirn. Neugierig geworden linste er auf die kleine Karte um zu erfahren, was geschehen war.
 

»Idiot, glaubst du echt, wir haben dir diese Nummer abgekauft? Vergiss es Dray, du vergisst mit wem du es zu tun hast. Beweg deinen hinterhältigen Arsch in deine Suite und erklär uns bitte, wieso du uns von deiner Hochzeit ausgeschlossen hast, wo wir uns doch den Mund fusslig geredet haben, um dir zu dieser Pracht Frau zu verhelfen!

Übrigens, herzlichen Glückwunsch.

Pans, Blaise, Markus und Theo-Boy!
 

PS: Kleine Anmerkung am Rande, halte deinen Zauberstab griffbereit, deine und Toris Eltern inklusive Daphne ließen sich leider nicht abschütteln. «
 


 

Fortsetzung folgt…

E p i l o g e

PS: Nicht gebetat, Fehlerchen dürft ihr behalten ;)
 

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Epiloge
 

Wenn Dir jemand alles nimmt, wofür Du lebst…

Wie weit würdest Du gehen um es zurückzubekommen?

Unendlich weit!
 

„Man hat nur Ärger mit dem Jungen!“, fluchte ein hoch gewachsener Mann, dessen weißblondes Haar die ersten grauen Strähnen aufwies. Unruhig schritt er im Wohnzimmer auf und ab und griff schließlich zu seinen Zigarren. Seine Gestalt wirkte schmaler als vor einigen Jahren, dennoch drückte seine Haltung noch immer Stolz und Autorität aus.

„Draco, bitte.“

Stöhnend legte er die Zigarre wieder an ihren Platz und ließ sich in dem dunkelgrünen Ohrensessel am Kamin nieder. Astoria sah ihn tadelnd an. Ihr Gesicht war älter geworden und um ihre Mundwinkel herum hatten sich einige Falten gebildet, doch trotzdem war sie in seinen Augen noch immer genauso schön, wie an dem Tag als er sie vor über 20 Jahren geheiratet hatte. In ihren Händen hielt sie die neuste Ausgabe von Quiddtich Today und schlug genüsslich die Beine übereinander. Ihr langes Haar war zu einem strengen Knoten zurück gebunden und das graue Kostüm war für ihn eine Schande. Draco mochte es lieber, wenn sie nicht ganz so seriös gekleidet war, doch die Rolle welche sie der Gesellschaft vorspielen musste, hatte sie nie verinnerlicht.
 

Zu seinem Glück.
 

Die Zeit mit seiner Gattin war nicht immer einfach gewesen und natürlich hatten sie sich auch das eine oder andere Mal gestritten, doch der meiste Ärger war schlicht und einfach auf Klatschbasen zurück zu führen. Die wenigen Auseinandersetzungen, die sie sich selbst zu verdanken hatten, waren immer schnell gelöst worden und zu Dracos Vergnügen hatte er die Variante, dass Versöhnungs-Sex der Beste sein sollte, immer wieder ausprobieren können. Allerdings nicht, wenn der Streit tiefgründigere Ausgangspunkte hatte. Doch die meisten Probleme hatten sie zu zweit bisher mit guter Teamarbeit meistern können.
 

Allerdings schien dieses Mal die Teamarbeit vergebens zu sein, denn Auslöser war niemand anderes als Scorpius Malfoy, sein 21jähriger Sohn, der es immer noch nicht lassen konnte über die Strenge zu schlagen. Wobei er noch nie einen Streit zwischen seinen Eltern hervorgerufen hatte, sondern lediglich zu einer Auseinandersetzung zwischen sich selbst und seine Vormünder.

Als Kind hatte Astoria ihn geschlagene drei Mal im Ministerium abholen müssen. Und jedes Mal hatte er einen weiteren Grund gefunden vor dem Schreibtisch des großen Harry Potters Platz zu nehmen.
 

Beim ersten Mal hatte es sich lediglich um einen kleinen Autogrammwunsch gehandelt, weil ihm sein toller Patenonkel von Blaise erzählt hatte, welch Heldentaten Sank Potter vollbracht hatte. Angefangen vom Stein der Weisen, bis hin zur großen Schlacht von Hogwarts.
 

Der zweite Besuch erfolgte, weil Draco ein Versprechen brach. Vollkommen mit Arbeit ausgelastet, hatte er seinem damals Siebenjährigen Jungen versprochen ihm am nächsten Tag Quiddtich beizubringen, was er jedoch angesichts eines wichtigen Termins vergessen hatte. Beleidigt war Scorpius drei Tage später in Potters Büro marschiert, mit dem Aussehen eines Schlammkobolden, weil er dieses Mal den Weg ins Ministerium zu Fuß angetreten war. Theodor hatte dem Jungen erzählt, dass Potter Gerechtigkeit ausübte und verlangte doch nun tatsächlich vom Held der Welt, seinen Vater nach Askaban zu schicken. Ohne dem Hintergrundwissen, dass wohl halb England auf der Seite des Jungen gewesen wäre.
 

Besuch Nummer drei entstand nach der Nachricht, dass Astoria und Draco alleine zum Finalspiel der Quiddtichmeisterschaft gehen wollten, da Scorpius mit seinen knapp acht Jahren eindeutig zu Jung für solch ein pompöses Ereignis gewesen war. Halb London hatte darüber gelacht, dass der kleine Scorpius Malfoy schließlich zusammen mit James und Albus Potter samt einem Kindermädchen ganz vorne und unten im Stadion sitzen durfte, während Sank Potter und die Malfoys 70.000 Menschen weiter oben hatten ausharren müssen.
 

Als Hogwart Scorpius ein rief, war besonders Astoria der Abschied von ihrem kleinen Jungen schwer gefallen und sie hatten unter Tränen einander versprochen sich regelmäßig zu schreiben. Scorpius hielt sein Versprechen und schrieb regelmäßig. Zumindest in Form von Beschwerdebriefen, die sie in seinem ersten Schuljahr wöchentlich von der Direktorin Professor McGonagall erhielten. Ständig spielte er Theresa Zabini Streiche, weshalb Draco sich öfters mit Blaise auseinander setzte durfte als ihm lieb war, oder aber er strich mit Albus Potter, der ironischer Weise im Hause Slytherin landete, Nachts durch die Gänge, was dafür sorgte, dass Draco Potter überreden durfte den beiden die Karte der Rumtreiber zu vererben, damit sie nicht mehr all zu oft erwischt wurden. Und zu guter letzt schien Scorpius einen Lieblingsfeind gefunden zu haben. Denn er landete immer häufiger im Krankenflügel, als Astoria lieb war. Dass die Verletzungen alles ein Verdienst eines kleinen Mädchens Namens Rose Weasley waren, erfassten Draco mit Scham.
 

Ab der zweiten Klasse ließen Albus und Scorpius zusammen Dampf ab, weil sie die Treiber der Hausmannschaft wurden und sich regelmäßig vom Besen schlagen ließen. Die Streiche ließen nach und es wurde ein ruhigeres Jahr für Astoria und ihn, weil sie nur noch alle drei Wochen eine Eule mit Ärgernis bekamen. Überwiegend jedoch, weil die beiden Jungen furchtbar schlecht in der Schule waren und sich nur so durch die Prüfungen rieten. Was zur Folge hatte, dass beide fast sitzen geblieben wären.
 

In der dritten und vierten Klasse schienen Scorpius plötzlich Ergeiz zu entwickeln und Astoria brauchte ein wenig länger bis sie es schaffte, den Grund dafür auszumachen. Überraschenderweise lag Scorpius plötzlicher Ergeiz nicht an den bösen Worten seines Vaters, sondern an der Tatsache, dass Dominique Weasley, eine hübsche Veela ihm den Kopf verdreht hatte und dummen Köpfen leider keine Beachtung schenkte. „Immerhin hat er Geschmack!“, hatte Draco diese Schwärmerei schließlich mit einer Handbewegung abgetan. Alles in einem verlief das fünfte Schuljahr umso ruhiger. Scorpius schien sich zum Musterschüler zu entwickeln, war ein braves Kerlchen und zeigte Manieren.
 

Mit der ersten Gala, auf der es Astoria wagte ihren Sohn mitzunehmen, kam die Veränderung. Von der sechsten bis zur siebten Klasse vollzog er still und heimlich die Verwandlung von kleinen, lauten Lausbuben zum echten Malfoy.

Stolz, arrogant und gut aussehend.

„Ganz der Vater.“, hatte Astoria gewitzelt, zumindest so lange, bis ihr zu Ohren gekommen war, dass sein Verhalten dem ihres Gatten vor ihrer Verlobung glich. In einem freundlichen Gespräch hatte sie ihrem Sohn, der zum Kapitän der Quiddtichmannschaft aufgestiegen war, gebeten dieses obzöse Verhalten abzulegen.

Was Scorpius nicht tat.
 

Zusammen mit seinem, mittlerweile besten Freund Albus Potter, schlich er sich nun nicht mehr durch die dunklen Gänge, sondern durch die Betten der Mädchen. Draco hatte es lustig gefunden, zumindest bis der stolze Vater sich ein vages Bild davon machen konnte, wie bunt es sein Sohnemann wirklich trieb. Keine Freundin schien lange zu halten und nach Ende der Hogwartszeit, als Astoria auf dem Abschlussball den Blick schweifen ließ, wurde sie heiterer und sicherer, dass die Frauengeschichten aufhören würden.
 

Doch es hörte nicht auf, sondern wurde sogar noch schlimmer, denn nun schaute die Presse zu. Scorpius hatte es zu Astorias ganzen Stolz zum Quiddtichspieler in die englischen Liga geschafft. Doch durch seinen Ruhm waren die leichten Mädchen und der Alkohol gekommen. Durch einen totalen Absturz, einem Entzug und kräftiger Unterstützung von seinen Eltern und seinem besten Freund schaffte er es nach einem halben Jahr wieder auf das Spielfeld und spielte seit dem ohne jeglichen Skandal für die Ballycastle Bats.
 

„Scorpius hat viel gebracht, aber jetzt geht er zu weit!“, brummte Draco und verknotete die alternden Hände. „Ich meine, wie kann er uns verschweigen, dass er seit zwei Jahren die Frau seiner Träume gefunden hat und sie uns nicht vorstellen! Wie hat er das überhaupt verheimlichen können?“

Astoria legte seufzend den Kopf schief. „Hat er dir eigentlich schon erzählt, dass er gefragt hat ob sie ihn heiraten will?“

„Er hat WAS?“

„Also nicht.“ Seine Gattin wendete den Blick ab. „Na ja, ist ja auch nicht so wichtig, denn wenn sie tatsächlich bis zum Traualtar wollen, müssen sie erst an dir vorbei, weil du alle Löcher gestopft hast.“ Sie zwinkerte, als sie an ihre eigene Hochzeit dachte und Dracos Wangen verfärbten sich leicht rot. „Ich wollte lediglich sicherstellen, dass Scorpius mir den Schock erspart, den ich meinem eigenen Vater zugemutet habe.“

„Ich würde eigentlich sagen, dass der Schock für deine Mutter deutlich größer war.“ Sie lachte leise und dann horchte sie auf.
 

Galant erhob sich Astoria und sah auf die schlecht gelaunte Miene ihres Gatten. „Komm schon Draco, so schlimm kann es nicht werden. Was soll schon passieren?“

Er brummte etwas vor sich hin. „Was kann schon passieren, eine ganze Menge sage ich dir! Du weißt ja gar nicht was für Püppchen sich da draußen rum treiben, die nur darauf warten Scorpius den Kopf zu verdrehen und ihn dann irgendwie an sich zu ketten.“

„Unsinn, wahrscheinlich ist sie reizend und weiß wie man Scorpius in seine Schranken weißt, denn genau so etwas braucht er. Und keine Witzfigur, die ihm die Füße ableckt.“

Die Tür in der Ankunftshalle glitt auf und Draco kämpfte sich aus dem Sessel.

„Mom, Dad?“

„Wir sind im Wohnzimmer.“, rief Astoria und als sie das erste Mal ihre zukünftige Schwiegertochter erblickte, spürte sie sofort den Griff ihres Mannes am Arm. Die junge Frau lächelte schüchtern und Scorpius strahlte vor Stolz.
 

„Rote Haare!“, entfuhr es Draco und er fasste sich ans Herz. „Eine Weasley!“ Es klang anklagend und Astoria half ihm sich zu setzten, es fehlte nur noch, dass er den Finger hob und auf die junge Frau zeigte, wie ein verwirrter alter Greis. „Ich hab’s geahnt! Seit ihr euch zum ersten Mal im Korridor verflucht habt und im Krankenflügel weiter gestritten habt! Ich hab’s geahnt!“, wiederholte er unnötigerweise.

Astoria lächelte entschuldigend. Freundlich reichte sie der jungen Frau die Hand. „Freut mich Sie kennen zu lernen, Rose, nehme ich an?“
 

Rose Weasley besaß langes rotbraunes Haar, dunkle blaue Augen und ein Gesicht mit vielen Sommersprossen. Sie strahlte Sympathie und Wärme aus. Höflich bot Astoria den beiden Platz auf der Couch an und ließ Tee servieren, während Draco noch immer vollkommen regungslos die beiden jungen Leute anstarrte. Scorpius schien sich unwohl zu fühlen. Unruhig nahm er die Hand seiner Freundin und schien nicht recht zu wissen, wie er anfangen sollte. „Ähm… ich weiß, dass kommt alles ein bisschen überraschend und so…“
 

„Na ja…“, sprach Astoria trocken. „Angesichts der Tatsache, dass du dir in Hogwarts und kurz danach bereits das Schlimmste geleistet hast, finde ich diese Überraschung ein wenig angenehm, nichts gegen Sie Rose.“ Sie warf Draco dabei einen mahnenden Blick zu. Ihr Mann hustete gekünstelt, dann sprach er unverschämt gerade heraus, was er dachte: „Du wusstest, dass ich dich enterben würde, wenn du die Wahrheit leicht angedeutet hättest, nicht wahr?“

Scorpius sah zu Boden. „Natürlich, weshalb wir auch erst zu… ähm Roses Vater gegangen sind, mit der Hoffnung, dass ich das Ganze nicht überlebe und ich mir den Weg zu euch spare.“

„Aber?“, fragte Astoria und Rose räusperte sich verlegen. „Mein… ähm Dad hat ihn zu einem Duell herausgefordert… was ähm… Scorpius gewonnen hat indem er ihn halb das Rückgrad gebrochen hat… damit hat sich die Sache erledigt.“

Schnell sah Astoria zu ihrem Mann. „Das Duell unterlassen wir bitte, ja? Nicht das uns Mr. Weasley noch wegen unbefugten Handgreiflichkeiten im Rücken sitzt. “
 

Draco grinste schwach und besah sich die junge Dame neben seinem Sohn. „Beantworten Sie mir eine Frage Miss Weasley, nur die eine und bitte ehrlich.“

Verunsichert nickte Rose und ihr Griff um Scorpius Hand wurde fester. „Ich werde es versuchen.“
 

Der Malfoy sah sie herablassend an und seine Frau lächelte, wohl wissend, dass dies seine Masche war, um seinen Gegenüber einzuschüchtern. „Beschreiben Sie mir meinen Sohn.“

Rose reckte das Kinn, ihre Miene war ernst, dann sah sie Scorpius an und ein leichtes Grinsen schlich über ihre vollen Lippen. „Scorpius ist arrogant, verwöhnt und zynisch. Seine Redensart ist sehr wortgewandt und manchmal eine Spur zu eingebildet. Als Siebtklässler war er gehässig und besaß einen nicht antastbaren Stolz, noch dazu einen Ruf, der bezüglich Frauen das Schlimmste vermuten ließ.“ Der blonde Treiber verdrehte belustig die Augen.
 

„Aber gleichzeitig behandelt er seine Freunde sehr respektvoll, verkörpert Geradlinigkeit und Zuverlässigkeit.“, sie machte eine kurze Pause, ihr Gesicht war ernst, doch ihre Augen strahlten. „Menschen die er liebt behandelt er wie Kostbarkeiten und würde ohne zu zögern seinen übergroßen Stolz für sie aufgeben.“, unwillkürlich drückte sie seine Hand etwas fester. „Was die Liebe angeht… er vermittelt mir, dass ich etwas Besonders für ihn bin und seine Ehrlichkeit lässt mich wissen, dass es genau so ist. Und wenn er mir wehtun würde, dann nur, weil er mich vor etwas beschützen möchte.“, sie lächelte zärtlich und Scorpius erwiderte es.
 

Den Blick, welchen er ihr schenkte war durchtränkt von Liebe.
 

Ihre Worte passten auf seinen Jungen und gegen seinen Willen musste Draco zaghaft lächeln. Sie schien ihn zu kennen, mit all seinen Eigenarten und Mahrroten und trotzdem liebte sie ihn. Etwas, was ihn weich machte. „Miss Weasley, es wäre mir ein Vergnügen, wenn wir uns das Duell sparen könnten und Sie mich stattdessen in meine Bücherei begleiten würden.“ Draco erhob sich schwerfällig. „Nach den Worten ihrer Mutter sollen Sie ein umfassendes Allgemeinwissen besitzen, etwas was ich herzlich willkommen heiße. Schließlich war es mehr als enttäuschend, festzustellen, dass meinem Sohn Bücher nur zum heizen reichten.“ Er reichte ihr seine Hand und Scorpius starrte seinen Vater ungläubig an, weshalb Draco hinzu setzte: „Ich will nicht sagen, dass ich begeistert bin, aber vielleicht kann ein weiteres Gespräch diese Begeisterung auslösen.“

Rose stand auf und strahlte. „Das hoffe ich doch!“ Ihr Lächeln schien ehrlich und Astoria gesellte sich zu ihren Mann. „Macht nicht zu lange, ich möchte pünktlich mit dem Abendessen beginnen.
 

Draco nickte ihr zu und in diesem einzigen Blick konnte sie lesen, was er ihr mit tausend Worten hätte nicht sagen können. Das gemeinsame Leben, die nie verblühte Liebe und das unendliche Vertrauen zwischen ihnen hatten dafür gesorgt, dass sie einander verstanden, ohne Worte. Etwas, was sie sich für ihren Sohn ebenfalls wünschten.
 

Einem Partner der es wert war, die Liebe eines Malfoys zu spüren. Denn sie war kostbar, einzigartig und unendlich groß.
 


 

E n d e.
 


 

N a c h w o r t
 

Danke, Danke, Danke!

An alle lieben Leser und alle Beta-Feen die mitgeholfen haben, wobei die letzten zwei Kapitel noch nachgebetat werden : ]

Und mal wieder möchte ich euch die eigentliche Idee nicht vorenthalten und ausspucken, wie es eigentlich werden sollte, nämlich SEHR viel dramatischer.
 

- Eigentlich sollte eine widerliche pompöse Hochzeit stattfinden

- Und Astoria sollte die Fehlgeburt noch in der Hochzeitnacht haben

- Draco sollte sich eigentlich eine Zweitfrau nehmen

- Was Astoria zerbrechen lassen sollte.

- Beide sollten eigentlich eine unterkühlte Beziehung zu einander haben, was zur Folge haben sollte, was Blaise veranlassen sollte, sich in Astoria zu verlieben

- Der Kampf zwischen zwei besten Freunden blieb also aus : ]

- Erst nach Scorpius Geburt sollten sich Astoria und Draco kriegen und ich weiß heute noch nicht wie ._. *schäm*
 

Wie man seht (zu viel eigentlich), bin ich mehr als froh, dass es am Ende doch ein wenig anders gekommen ist. Was mir am Ende wichtig wurde, war das Astoria noch immer den Spiegel zu Draco verkörpern sollte, fröhlich, unbeschwert und naiv, doch am Ende habe ich festgestellt, dass sie ein bisschen wie er geworden ist. Hinterhältig, clever und irgendwie fast schon dreist :3 der beste Beweis, dass sie ebenfalls eine Slytherin ist. Nun denn, ich hoffe ihr hattet ein bisschen Lesevergnügen und meine liebe taluna ihre tragische und dramatische Liebesgeschichte.
 

Liebe Grüße Dahlie



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Von:  darkbird
2012-10-07T23:23:15+00:00 08.10.2012 01:23
Es ist spät und meine Augen sind müde, deshalb wird das Kommi kurz ausfallen, obwohl mir im Lauf der Geschichte jede Menge eingefallen ist, was ich gern zum besten geben würde.

1. Die Geschichte ist der Hammer. Es ist mal was anderes. Meist ist es ja eher in der Form "Sie werden sich versprochen und müssen sich arrangieren bis sie merken was sie wirklich füreinander empfinden..."
Ich finde es so ehrlich gesagt besser.

2. Das Drama spielt sich in genau dem richtigen Maße ab. Es ist nicht zu viel und nicht zu wenig und die Versöhnung am Ende ist nicht zu kitschig, großes Kompliment

3. Part six
„Wein ruhig, Astoria, Tränen reinigen das Herz“, sprach ihre Mutter leise und mit einem Mal empfand Astoria ihre Verzweiflung und Traurigkeit nicht mehr als Schwäche, sondern als Menschlichkeit.

Das war echt schrecklich. * schnief * Das Draco nicht sieht, wie sehr sie ihn wirklich liebte. Sie hätte schwanger zu ihm zurück kommen können und wäre so zu seinem Geld gekommen, aber sie wollte es allein schaffen ohne seine Hilfe. Das muss doch in seinen Kopf gehen.

4. Ich finde es klasse, das man Draco niemals sagen hört, das er Astoria liebt. Das ist einfach nicht Malfoy-typisch, so wirkt er noch überzeugender als er eh schon ist.

5. Astorias Schusseligkeit gefällt mir sehr. Das sie Stolz ist, in die Welt der Reichen und Schönen passt und trotzdem nichts von ihrer Natürlichkeit einbüßt finde ich klasse.

6. Epilog
der kleine Scorp ist einfach zum knuddeln. Die Armen Eltern *gg* Mit so einem Kind kommt man echt nicht zur Ruhe :D
Das du am Ende auch noch Rose mit rein bringst, finde ich super Klasse. Ich mag das Paar so gern *grins*

jetzt ist es doch etwas länger geworden aber egal. Es ist noch immer nicht alles

LG
darkbird

PS: nochmal zum Abschluss *daumen hoch*
Von:  Crowpaw
2012-03-26T18:14:35+00:00 26.03.2012 20:14
Ach, da hab ich wieder ein Glanzstück unter den "Draco Ffs" gefunden :D
Ich finde, du hast Draco wirklich eine interessante Note verpasst, dieser plötzliche Sinneswandel, die Beziehung der beiden, und auch mit deren Freunden ist dir diese FF wirklich gelungen :D
Von:  Kaji-Kotori
2012-03-15T10:13:23+00:00 15.03.2012 11:13
Ich habe deine Story ebenfalls mit einem Rutsch gelesen. Sie ist wunderbar. Dein Schreibstil ist super und die Geschichte sehr gut durchdacht! Mach weiter so!

Lg Kaji
Von:  JO89
2012-03-12T19:35:48+00:00 12.03.2012 20:35
Hallo! :D

Tut mir leid, dass ich nicht zu jedem Kapitel einen Kommentar geschrieben habe, aber ich habe das hier auf einen Sitz durchgelesen und bin begeistert! Auch wenn es anders geworden ist als geplant, finde ich es spitze!
Ich konnte mich einfach nicht von deiner Geschichte losreißen :)

Beim Epilog musste ich schmunzeln, denn Astoria ist irgendwie genauso geworden wie Narzissa :D
Und ich finde es deshalb so witzig, weil ich in letzter Zeit immer öfter höre, dass sich Söhne Frauen suchen, die so sind wie die eigene Mutter.

Und ich verspreche hoch und heilig: Ich werde diese Geschichte noch einmal lesen und zu jedem Kapitel einen Kommentar verfassen, denn das hast du verdient :)

Einen schönen Abend und eine tolle Woche wünsche ich dir!

Ganz liebe Grüße
jo89
Von:  Kijairi
2010-11-28T13:38:32+00:00 28.11.2010 14:38
Ich finde diese Geschichte sooo toll ^///^
Vor allem das Ende ist schön :3
Ich liebe das paaring SkorpXRose
Von:  HexenLady
2010-07-14T22:18:58+00:00 15.07.2010 00:18
wünderschön

Von:  Raven
2010-07-03T17:53:24+00:00 03.07.2010 19:53
Oh man. Ich musste die FF in einem Stück lesen. Konnte garnicht aufhören zu lesen, obwohl ich eigentlich Arbeiten musste ._.

Ich bin ja sowas von begeistert. Diese FF gehört jetzt mit abstand zu meinen Liebsten. Du hast die Charaktere so gut rüber gebracht. Und wie schon meine vor Kommentatoren gesagt haben: In diese FF ist echt alles drin was in einer guten drin sein muss. ich liebe sie!!!! Großartiges Werk!!!

LG Raven
Von:  Omama63
2010-05-15T08:11:53+00:00 15.05.2010 10:11
Eine wunderschöne FF und ein super Ende.
Du hast einen sehr guten Schreibstil.
In dieser FF ist alles drin, was eine gute FF ausmacht. Sie ist romantisch, lustig, traurig und gefühlvoll. Einfach perfekt.
Von:  yami-aeris
2010-05-02T05:06:04+00:00 02.05.2010 07:06
oh mein gott
ein besseres ende hätte es gar nich geben können
ich liebe es, wie du immer wieder auf rose und scorpius zurückkommst, in fast allen deinen geschichten
durch dich sind die beiden zu meinem lieblingspärchen geworden =)
du hast die geschichte mal wieder richtig klasse zu ende gebracht
ich könnte die ff immer und immer wieder lesen
einfach nur toll gemacht
mach weiter so!
lg
yami
Von:  mimaja56
2010-05-01T18:28:07+00:00 01.05.2010 20:28


Ich glaube im deutschen gibt es dafür kein Wort, aber ich würde sagen, dieses Kapitel ......

This End is AMAZING!!!

Es ist perfekt und der Gedanke, dass es vielleicht durch die ersten Ehejahre der Beiden getauscht worden wäre.......... - schrecklich. Nein, ich finde du hast es genial gelöst...... - Scorpius war als Kind schon sehr selbstbewußt *lach* ich hab grad den kleinen Blondschopf vor Augen, wie er bei Harry vorspricht *Tränen aus den Augen wisch*. Und ich kann mir vorstellen, dass er und Albus schlimmer waren als das Goldene Trio und die WeasleyZwillinge...... - wer hätte sie schon ausbremsen sollen.

Doch was das wichtigste dieses Kapitel war ......... Draco und Astoria waren immer noch so glücklich wie zum Beginn ihrer "EHE" die ohne großes Tamtam geschlossen wurde.

Danke für diese wirklich super tolle Story. Seit langem eine Heterostory die begeistert hat.

bis bald ... hoffe ich

mimaja


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