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Albus Dumbledore und die Heiligtümer des Todes

Vorsicht, Spoiler! AD/GG in der Zeit vor Arianas Tod.
von

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Das Märchen von den drei Brüdern

Er war brillant. Ja er glänzte gar. Nur ein Augenblick und er hatte sie verzaubert. Jeder kannte ihn, niemand hätte jemals gedacht, dass ein Spross dieser Familie sich so entwickeln würde. Albus Dumbledore war ein Genie auf sämtlichen Gebieten der Magie. Und er war gerade erst mit der Schule fertig, als ein Umbruch in seinem Leben drohte, alles zu zerstören. Zu allem fähig,

talentiert genug, um alles zu werden, was er sich wünschte, wurde er dazu verdammt sich um seine Familie zu kümmern. Um seinen störrischen Bruder und seine labile Schwester. Er liebte

sie, es gab keinen, den er jemals mehr geliebt hatte in seinem Leben - obwohl, doch, vielleicht gab es einen.
 

Mrs Bagshot wohnte nicht weit von den Dumbledores. Sie hatte es sich zur Pflicht gemacht, ab und zu mal nach ihnen zu sehen; fast jeden Tag, so wie heute auch, ging sie mit ein paar

Stücken selbstgemachter Kürbispastete oder Karottenbrot zu den Dumbledores auf eine Tasse Tee und ein Pläuschchen. Wenn niemand da war, was auffällig oft der Fall war, legte sie das

Gebäck meistens vor die Tür oder auf den Fenstersims hinter dem Gartenzaun. Sie machte sich viele Sorgen um diese kleine Familie. Sie spürte die Frustration in den Blicken der Jungen, die

an Geldmangel und Einsamkeit litten.

Langsam tapste die kleine Mrs Bagshot zurück zu ihrem Haus, um daheim eine Tasse Tee zu trinken und ein oder zwei Briefe abzuschicken. Der

Tagesprophet hatte sicherlich auch wieder irgendeinen Klatsch auf der Titelseite. Den und ein Schuss Sherry würden ihren Mittag doch gleich viel wohliger aussehen lassen. Auch wenn

es ihr nicht so schlecht ging wie den Dumbledores. Sie fingerte ihren Schlüssel aus ihrem viel zu großen Schlüsselbund und betrat ihren Hausflur. An ihrem Füßen spürte sie etwas

streifen, dann hörte sie das vertraute Schnurren ihrer Katze.

"Melas, meine kleine Schönheit."

Sie hatte es sich angewöhnt, geliebte Dinge als schön zu betrachten. Denn schön war ihre

plattnasige Katze bei Weitem nicht. Die Tür fiel langsam zu, nachdem die Katze sich flink zwischen Rahmen und Tür ins Freie geschnurrt hatte. Mrs Bagshot schnippte mit ihrem

Zauberstab, beschwor eine weiße Tasse mit Blumenmuster herbei und goss sich aus einer Kanne auf dem kleinen Beistelltisch in ihrer Stube einen Tee ein. Kalt schmeckte dieser

sowieso besser. Außerdem hatte sie immer eine Teekanne bereitstehen. Man weiß ja nie, wer einen besuchen kommt. Als hätte dieser Gedanke schon darauf gewartet gedacht zu werden,

hörte man es keine Sekunde später an der Tür klingeln. Mrs Bagshot wischte mit einem leichten Wink ihres Zauberstabs den Teefleck auf ihrem Umhang weg, glücklicherweise war der Tee

kalt gewesen, und stellte die nun fast leere Tasse auf den Beistelltisch zu der Teekanne. Bevor es ein zweites Mal klingelte, hatte sie auch schon ihre Tür geöffnet und nahm ihren Neffen

kräftig in ihre Arme.

"Gellert, mein Lieber! Ich habe mich schon gefragt, ob du es noch schaffen würdest!" Herzlich drückte sie seinen Kopf auf ihre Brust und, obwohl er größer war als sie, entkam er dieser Umklammerung erst, als Mrs Bagshot ihn losließ. Gellert Grindelwald sah einfach nur wild aus. Die langen, blonden Haare, lang und ein wenig struppig, der schwarze, etwas verwegene Reiseumhang und das leichte Blitzen eines verschmitzten Grinsens. Er war auffallend hübsch, sah allerdings ein wenig gehetzt aus.

"Tante Bathilda, es ist schön, dich zu sehen"

Sie wusste, dass er das nicht so ernst meinte, wie er es sagte, aber dennoch freute sie sich über diesen Besuch. "Die Reise war sicherlich anstrengend", sagte Mrs Bagshot, eher als

Vorwand, damit er endgültig herein kam und nicht gleich wieder weglaufen konnte. Er war ja so ein Wildfang. Manchmal kam es Mrs Bagshot vor, als habe er regelrecht Hummeln im

Hintern. Er verzog sich immer gleich mit seinen neuen Freunden, vor allem mit den Jungen, wahrscheinlich um irgendwas auszuhecken. Erst letztes Jahr, als sie ihm bei einem Familientreffen

das letzte mal begegnet war, hatte er sich mit zwei anderen Jungen in der Herrentoilette eingeschlossen und danach hatten viele der anderen Kinder blaue Hintern, wahrscheinlich

unlöschbare Tinte, die nur schwer wieder zu entfernen war. Gerade als Bathilda sich fragte, wie er nur auf solch unsinnige aber brilliante Scherze kam, fragte ihr Neffe sie: "Tante Bathilda,

wo kann ich denn meine Koffer abstellen?"

Das hatte sie gar nicht bemerkt. An jedem seiner Arme hielt er je zwei Koffer, die sie niemals hätte tragen können, nicht mal einzeln. Sie schickte jeden Koffer mit einem Schwebezauber die Treppe hinauf. "Folge den Koffern, mein Lieber. Ich mach' dir derweil etwas zu essen. Du musst ja ausgehungert sein, so mager wie du aussiehst. Geben sie dir denn gar nichts zu essen?"

Er lächelte etwas peinlich berührt und ein wenig verschmitzt. Sie patschte ihre kleinen Wurstfinger auf seine Schulter und machte sich dann in der Küche daran, etwas zu Essen für ihren kleinen Weltreisenden zu machen. Ein paar Minuten später kam der auch schon wieder die Treppe herab und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Er trug einen grün schimmernden Umhang, der wie im Wind zu fließen schien, jedoch war kein Fenster offen. "Ein wenig Tee, mein Lieber?", fragte sie und stellte ihm auch gleich eine Tasse hin. Sie wusste, dass er eigentlich darauf brannte, das Haus zu verlassen, herumzustromern. Er wusste von den Dumbledores, jedoch wollte sie noch ein wenig Zeit mit ihrem Neffen verbringen. Außerdem waren die Dumbledores ja sowieso nicht zu Hause. "Wie war deine Fahrt, Gellert?", fragte Mrs Bagshot, als sie ihm eine ihrer leckeren Zitronenschnitten anbot. "Danke,", er gabelte sich ein ziemlich großes Stück auf, was ihr sagte, dass er wirklich Hunger hatte, "es war recht langweilig. Die Meisten Leute haben gelesen, eine hat sich sogar erbrochen und eine ihrer Einkaufstüten hat sich über dreizehn Sessel verteilt. Der fahrende Ritter ist wirklich nicht mein liebstes Reisemittel."

Er steckte sich die Gabel in den Mund und verschluckte sich, ehe er ihr erzählen konnte, dass er Apparieren viel mehr mochte. Jedoch war er noch nie bei seiner Tante gewesen, deshalb hatte er beschlossen, sich in Ruhe auf den Weg zu machen. Außerdem, so begabt er auch war, Apparieren war immer noch seine größte Schwäche gewesen. Noch während Mrs Bagshot ihrem Neffen auf den Rücken klopfte, hörte man ein weiteres Klopfen an der Haustür. Zuerst dachten sie, dass es etwas mit ihrem Küchenhandschuh zu tun hatte. Dann aber klopfte es nochmal und Mrs Bagshot eierte um den Tisch herum in den Flur, um die Tür zu öffnen.

"Albus, mein Lieber!"

Grindelwald wischte sich schnell die Zitronencreme von den Mundwinkeln und überprüfte sein Aussehen in der Reflektion seiner Gabel, was nicht gerade einfach war, als ein schlaksiger, großnasiger Junge mit langem Haar und gepflegtem, blauen Umhang in die Küche trat. Seine Stimme war noch etwas heller, allerdings genauso ruhig wie in seinen ältesten Jahren, dennoch fiel es ihm, wie auch Grindelwald schwer, die Aufregung zu unterdrücken.

"Ich möchte mich für die Pastete bedanken, Mrs Bagshot", seine Stimme klang so ruhig und doch hörte man, wie sehr er sich freute.

"Mein Lieber, ich hab dir doch schon so oft gesagt, dass du mich Bathilda nennen sollst! Komm, setz' dich, ich möchte dir meinen Neffen Gellert vorstellen. Möchtest du auch etwas essen?"

Dumbledore machte Anstalten abzulehnen, doch Grindelwald nutzte seine kurze Verwirrung

darüber, dass noch jemand im Raum war und überging seine Antwort noch im Händeschütteln:

"Aber natürlich bleibst du, Albus! Ich hätte nie gedacht, dass hier jemand in meinem Alter

wohnt, in diesem Dorf am Ende der Welt. Und dabei wohnen hier recht viele Menschen, allerdings nur wenige Zauberer. Ich hatte schon befürchtet, dass Muggel zu meiner Gesellschaft gehören würden, nie hätte ich es gewagt zu hoffen, dass ich jemanden wie dich hier finde, Albus!"

Er war sehr übereifrig geworden, das wollte er gar nicht. Und doch lag etwas in diesen

blauen Augen, das ihn dazu zwang, all seine Befürchtungen preiszugeben. Hoffentlich dachte Dumbledore jetzt nicht, dass er die Geschichte um seinen Vater guthieß. Allerdings lächelte

Dumbledore ein wenig verlegen. Es schien wohl, als hätte Grindelwald genau das erreicht, was er wollte. Und er sah dieses Leuchten, von dem Mrs Bagshot ihm erzählt hatte, sah diese

verwunderlich tiefen, blauen Augen. Er schien schüchtern, brachte kaum ein Wort heraus. Sie setzten sich wieder an den Tisch und Mrs Bagshot wuselte mit einer neuen Teetasse für

Albus erneut um den Tisch herum, ehe sie sich auch setzte.

"Wir haben uns gerade über den fahrenden Ritter unterhalten", fing Mrs Bagshot an, "und wie schrecklich es doch ist, wenn man gezwungen ist, ein solches Hilfsmittel zu benutzen, und das auch noch mit schwachem Magen."

Grindelwald wünschte sich nichts sehnlicher, und dem Blick von Dumbledore zu urteilen dachte er dasselbe, als dem Geschwafel seiner Tante zu entkommen und sich endlich über wichtigere, größere Dinge zu unterhalten. "Feuer im Kessel", sagte Mrs Bagshot.

"Bitte?" schreckte Grindelwald auf, sich ertappt fühlend. "Ich sagte: Feuer im Kessel. Ich werde heute Abend Suppe machen und die Küche ist zu klein für uns drei, außerdem wollt ihr

bestimmt nicht beim Kochen zusehen. Also geht raus und macht nicht zu viel Unsinn!"

Grindelwald war so froh über ihre Worte, dass er sein Grinsen nicht beherrschen konnte. Und auch

Dumbledore schien glücklich darüber, die kleine Küche verlassen zu können. Gellert nahm Dumbledore am Arm und zog ihn die Treppen hinauf in sein Zimmer.

"Komm' mit, ich muss dir unbedingt was zeigen, Al!" er hatte es zuvor noch keinem gezeigt, aber bei Dumbledore wusste er, dass er genau der Richtige war. Der, den er brauchte, der ihn unterstützen würde.

Dumbledore flog ihm geradezu hinterher. Er war wissbegierig. Nach Monaten eintöniger Ödnis fühlte er ein spannendes Kribbeln in der Luft. Grindelwald warf den Inhalt eines seiner vier

Koffer durch die Luft und traf dabei eine alte Vase von Mrs Bagshot, die klirrend zu Boden fiel. "Reparo!" flüsterte Dumbledore und stellte die Vase in den Flur, kurz bevor Mrs Bagshot

von unten schrie, dass sie gefälligst nicht so einen Radau machen sollten. Er schloss die Tür zum Zimmer und wandte sich Grindelwald zu, der auch schon auf seinem Bett saß und wild vor

Aufregung in seinem Buch blätterte. Dann hielt er den Finger auf eine Seite gedrückt und tappte mit der anderen auf sein Bett, damit Dumbledore sich neben ihn setzte.

"Du kennst das Märchen von den drei Brüdern und dem Tod?" diese Frage war unsinnig. Jeder Zauberer und jede Hexe in diesem Land kannten die Märchen von Beedle dem Barden. Dumbledore nickte, er schien etwas wortkarg, aber vielleicht war er nur zu angespannt.

"Hast du jemals von den Heiligtümern des Todes gehört?" Grindelwalds Augen blitzten auf, Dumbledore spürte die Spannung, das Knistern, das Feuer in seinen Worten. "Nein", sagte er klar, aber es klang in dieser Spannung so anders, irgendwie ungewohnt. Grindelwald zitterte ein wenig. Dumbledore konnte sehen, wie sehr er sich gewünscht hatte, dass er mit jemandem darüber reden konnte. Auch, wenn er sich fragte, was das alles überhaupt zu bedeuten hatte. Ein Märchen,

Heiligtümer. Er spürte, dass er gleich wissen würde, warum er und Grindelwald so aufgeregt waren. Gellert warf das Buch auf sein Kopfkissen und zog seinen Zauberstab aus seiner Innentasche.

"Der Stab", er malte einen strich aus roten Funken an die Wand, die dort leicht glühend zurückblieben, "der Ring", er malte einen Kreis um den Stab und Dumbledore wusste jetzt, was

Grindelwald meinte, denn er selbst hatte in jüngster Zeit dasselbe gefühlt, als er Ariana diese Geschichte kurz vorm Einschlafen vorgelesen hatte. Es war ihre liebste gewesen.

"Und der Umhang, Al" das letzte Wort war so voller Erregung, dass Dumbledore erst jetzt auffiel, wie sehr er und Grindelwald zitterten. Auch er hatte sich Gedanken gemacht, auch er wusste von

der Macht der Heiligtümer.

"Was... würdest du damit tun, Gellert?"

Er klang wie ein kleines Kind, das sein erstes Taschengeld bekommen hatte und dem für ein Kind unbegrenzte Möglichkeiten offen standen. Das Süßigkeitenland hatte jetzt für ihn geöffnet. Er hatte die freie Wahl.

"Stell dir vor, du könntest alles machen, Al. Du könntest jeden besiegen, du könntest

allen helfen, Al!" Grindelwald griff in der Luft, nach einem unsichtbaren Stab und hielt ihn empor wie ein Zepter. "Du könntest Gott sein, Al!"

Wie in Zeitlupe trafen sich ihre Blicke, Grindelwald nahm Dumbledores Hand, die andere strich sanft durch dessen Haare, Dumbledores Hände fanden ihren Weg zu Grindelwalds Brust, die Augen so nah, die Nasen berührten sich und dann schlossen sich die Lippen ineinander. Dumbledore konnte einen süßlichen Geruch wahrnehmen. Es war die Zitronencreme. Doch jetzt schmeckte sie eher etwas saurer. So wie die Säuredrops aus dem Honigtopf. Und honigsüß duftete sein Haar.

Zaubererschach

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Eulenpost

Der nächste Morgen brach ruhig an. Die Vögel waren nicht so laut wie sonst, auch die Sonne hielt sich heute mit ihren hellen Strahlen zurück. Leichter Nieselregen klopfte ans Fenster, Mrs Bagshot an die Tür. "Gellert, mein Lieber? Das Frühstück ist fertig, kommst du?"

Albus schreckte auf, Gedanken schwirrten durch seinen Kopf, er musste Traum und Wirklichkeit trennen. Aber wo hatte die Wirklichkeit aufgehört, und wo der Traum angefangen? Ein Busch aus Haaren lag neben ihm, ruhig atmend und süßlich duftend. "Gellert", flüsterte Albus, "wach auf, Gellert!" Er stupste den warmen Körper neben sich an und bemerkte, dass dieser tatsächlich nackt war. Langsam ordneten sich seine Gedanken. Er hatte es tatsächlich getan. Und als er sich umsah, teilte ihm das gesamte Zimmer auch selbiges mit. Nichts war mehr an seinem Platz. Die Gardinen lagen auf dem Boden, der Nachttisch wurde halb davon verdeckt, der Teppich war übersät mit Bilderrahmen, hier und da lagen Glasscherben oder Fotos, eine Keramikvase lag in Hälften daneben und der Tisch war umgestoßen. Albus Herz klopfte, als sich die Erinnerung nun vollständig verfestigte. Er stand auf, musste sich nach zwei Schritten aber wieder hinsetzen, um eine handvoll klebriger Federn von seinen Füßen zu wischen. Er suchte nach seiner Kleidung, fand aber nur einen Umhang von Gellert und schlüpfte hinein. Wieder klopfte es an der Tür.

"Gellert? Bist du wach? Ich komme jetzt rein", rief Bathilda, als sie die Tür öffnete. Albus wäre am Liebsten sofort verschwunden, aber er hatte seinen Zauberstab noch nicht gefunden und ohne den konnte er nicht apparieren. "Oh, Albus! Du bist noch hier? Na, dann werde ich auch für dich den Tisch decken!" sagte Mrs Bagshot fröhlich, noch ehe Albus etwas erwidern konnte. Sein "Machen Sie sich bitte keine Umstände" ging in ihrem fröhlichen Gesumme unter, während sie die Tür wieder schloss. Albus hastete zum Bett zurück und schüttelte Gellert wach. "Mrs Bagshot hat mich gesehen, was sollen wir ihr sagen? Gellert, wir stecken in Schwierigkeiten!", er sprach so hastig, dass Gellert ihm den Mund zuhielt. "Bathilda is' nich' so schlau. Lass' und noch ne Weile schlafen." antwortete er auf die Panik von Albus. Dieser jedoch hatte es schwer, seinen Kopf klar zu halten. Er schämte sich für alles. Er wollte nach Hause, immerhin musste er sich um seine Schwester kümmern. Gellert hatte sich wieder umgedreht, also musste Albus wohl alleine mit der Situation umgehen. Er fand seinen Zauberstab, weil er fast deswegen gefallen wäre, und steckte ihn in seinen Umhang. Er schlich aus dem Zimmer und die knarzende Treppe hinab. Bei jedem kleinsten Geräusch, den die alte Treppe von sich gab, biss er auf seine Lippen und verfluchte den Architekten. "Albus, mein Lieber? Bleibst du nicht zum Frühstück?" Mrs Bagshot stand noch in der Küche, und obwohl der Herd recht laut blubberte und es nach gekochten Eiern und Pfannkuchen duftete, hatte sie ihn dennoch bemerkt. Er drehte sich zu ihr um, wollte sich gerade entschuldigen, da kam Grindelwald die Treppe hinabgerast und sagte: "Natürlich bleibt er! Nicht wahr, Al??", er nahm ihn bei der Hand und zog ihn in die kleine Küche.
 

Es hatte zwei unangenehme Stunden gedauert, bis Albus sich endlich hatte losreißen können. Er hatte kaum etwas essen können, ihm war alles so peinlich, er hatte Gellert kaum ansehen können. Es war nicht so, als wäre er ein Mensch, dem schnell etwas peinlich werden könnte. Nur war Homosexualität nicht unbedingt geachtet, wenn auch weniger wichtig wie reines Blut. Dennoch war ihm das alles unangenehm. Solche Gefühle waren einfach falsch. Oder?

Eine Eule an seinem Fenster ließ ihn aufschrecken. Er öffnete der am Fenster tippenden Eule und sie warf ihm einen Brief vor die Füße, als sie dann auch schon mit einem eleganten Bogenflug wieder durchs Fenster verschwand. Er hatte gar nicht bemerkt, dass es schon dunkel geworden war. Den ganzen Tag hatte er gelesen, sich um seine Schwester gekümmert und jetzt einen Brief bekommen. Er öffnete den Umschlag sorgfältig und setzte sich wieder an seinen Tisch, um den Brief zu lesen. Er war von Gellert.
 

Albus -

du warst so schnell weg, ich dachte nicht, dass es dir so peinlich war. Bathilda kann manchmal ganz schön verrückt sein, aber sie hat mich heute mit nach London genommen. Ich wusste gar nicht, dass ihr so viele versteckte Läden habt! Ich habe interessante Informationen und finde, wir sollten uns treffen, um darüber zu sprechen. Ich habe außerdem bemerkt, dass du meinen Umhang mitgenommen hast. Zum Glück hat Bathilda nichts gemerkt, dennoch hätte ich ihn gerne wieder.

Gellert.
 

Eigentlich hatte Albus nicht die Absicht gehabt, sich allzu schnell mit Gellert zu treffen, allerdings musste er ihm ja auch seinen Umhang wiedergeben. Er schrieb einen kurzen Brief zurück, wann er sich mit ihm treffen wollte, gab ihm seiner Eule, die sich auch sofort auf den Weg zu Gellert machte, und brütete weiter über seinem Buch.

Die Heiligtümer des Todes.

Wenn man dem Märchen glauben könnte, müssten die Brüder Peverell in Godric's Hollow gelebt haben. Also könnte es sein, dass sich eins der Heiligtümer hier befindet. Vielleicht sogar alle drei. Aber das wäre unwahrscheinlich. So viel Glück würden sie nicht haben.

Albus schreckte wieder auf. Er hörte ein Gepolter im Keller. Ihm war, als wäre er gerade eingeschlafen und dann wieder aufgewacht. Er stemmte sich am Tisch auf, schlurfte müde zur Kellertreppe und schaltete das Licht an.

"Ariana...? Was tust du da?" flüsterte er, als er langsam die Treppe hinunterstieg. Seine Schwester saß auf dem Boden und schlug mit einem kleinen Stein auf eine Kiste. "Ja, ich weiß, da sind Mutters Sachen drin. Möchtest du sie sehen?" er hob den Deckel von der Kiste und Arianas Arme versanken in der alten Kleidung ihrer verstorbenen Mutter. Sie weinte. Albus zog sie mit sanfter Gewalt aus der Kiste und nahm sie in die Arme. "Alles in Ordnung, beruhige dich", flüsterte er ihr zu, doch sie weinte und weinte. "In einer Woche kommt Aberforth wieder, dann kannst du wieder mit ihm spielen", er brachte seine Schwester zurück in ihr Zimmer und half ihr ins Bett. "Du darfst nicht wieder raus, ja? Ich hol dich morgen Abend und dann gehen wir in den Garten, aber geh bitte nicht alleine raus." sagte er und deckte sie zu. Er wollte sie nicht einschließen, was er leider oft schon hatte tun müssen. Er hasste es, sich um seine Schwester kümmern zu müssen, wo er doch so viele andere, wichtigere Dinge zu tun hatte. Gellert gab ihm endlich eine Perspektive, die ihm würdig erschien.

Perspektive. Ihm war etwas eingefallen. Er lief wieder hinauf zu seinem Schreibtisch, warf dabei das Tintenfass vom Tisch und rutschte beinahe auf einem Stapel Pergament auf, dass er noch auf dem Boden liegen hatte.

Perspektiven

Das erste Mal, dass Albus sich an seine Mutter Kendra erinnern konnte, war als sie zusammen im Flur ihres Hauses standen. Aberforth war wenige Tage zuvor geboren worden, ein Ereignis, das die gesamte Familie als schönes und anstrengendes Erlebnis in Erinnerung behalten hatte. Die Schwangerschaft oder die Zeit davor verschwammen in Albus' Gedanken immer wieder, so weit, dass er nicht mehr wusste, was Realität war und was nicht. Seine Mutter hatte in seiner ersten Erinnerung an sie gerade seinen kleinen Bruder ins Bett gelegt, als er ihr auf dem Flur in die Arme gelaufen war. Obwohl er wusste, dass seine Mutter ihn liebte, so streng sie nunmal war, nutzte er doch jede Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Denn nicht allzu viele Jahre später kam seine Schwester zur Welt, und er wusste, wie Aberforth sich fühlen musste, in dem Moment, in dem er der ältere Bruder war und nicht mehr der kleine. Das Baby hatte noch keinen Namen bekommen, da sagte Aberforth zum ersten Mal, was er von da an immer wiederholte: "Ich werde ihr Lieblingsbruder sein, Albus. Sie wird mich mehr lieben als dich und mir mehr vertrauen, als sie dir vertrauen wird."

Es war unerklärlich für Albus, wie sein Bruder damals auf so einen, für ihn, ausgemachten Unsinn kam. Liebte er doch dieses kleine Wesen genauso wie seinen Bruder. Und dennoch entfachte sich ein einseitiger Kampf um die Gunst der kleinen Ariana, dessen Name von Aberforth ausgesucht wurde.

Kendra, einst schön und elegant, hatte nach ihrem dritten Kind ein Teil ihres Glanzes eingebüßt, aber an Stolz nicht abgenommen. Sie war nicht tagelang im Bett gelegen, nachdem Ariana geboren war. Sie hätte ihrem Mann niemals die komplette Arbeit überlassen. Und auch ansonsten hatte Albus die liebevolle Beziehung seiner Eltern als eine starke Bande der Liebe in Erinnerung.

Doch jetzt zweifelte er an allem. War es damals wirklich so? Hatten seine Eltern tatsächlich so liebevolle Absichten ihrer Kinder gegenüber gehabt?

Kendra war streng Gottesgläubig erzogen worden und dasselbe brachte sie ihren Kindern bei. Obwohl Religion bei Zaubererfamilien nicht einen so wichtigen Platz einnahm, wie bei Muggelfamilien, alleine schon wegen der Hexenverbrennung im Mittelalter, zog Kendra ihre Richtlinen und Gebräuche streng durch. Albus hatte es gehasst, aber sein Bruder hatte sich vehement dagegen gesträubt, als hinge sein Leben davon ab. Und wo Albus an Liebe und Zuneigung gewann, stumpfte Aberforth nach und nach ab, obwohl er empfindlich für die kleinsten Veränderungen blieb.

Eine Eule flatterte an Albus' Fenster vorbei und ein Brief fiel durch das offene Fenster auf seinen Schreibtisch. Er hatte gerade auf seinem Bett gelegen und eine Antwort von Gellert erwartet, jedoch wurde er enttäuscht, als er die Handschrift seines Bruders erkannte.
 

Hallo Albus,

ich schreibe dir, weil mir vom Schulleiter mitgeteilt wurde, dass sich Aufgrund einiger Prüfungen, meine Heimreise etwas vefrüht. Ich werde schon morgen wieder zurück sein. Bitte grüß Ariana von mir und sag ihr, dass ich ein wenig länger zu Hause bleiben kann, als ursprünglich geplant.

Liebe Grüße,

Aberforth
 

Albus kramte in seinen Pergamentstapeln nach unbenutztem Blatt herum und fand schließlich eines, das weder mit Tinte noch mit Saft bekleckert war, um seine Antwort zu schreiben. Er hatte geahnt, dass Aberforth so etwas schreiben könnte und er wusste, was sich hinter seinen gewählten Worten verbarg.
 

Lieber Aberforth,

vielen Dank, dass du mir mitteilst, dass du früher kommen kannst. Bist du dir aber sicher, dass alles so in Ordnung ist und du nicht wieder das tun willst, über das wir gesprochen haben und das wir nie wieder in Betracht ziehen wollten? Bitte schicke mir Unterlagen von der Schule zu, die es dir erlauben, den Unterricht zu versäumen, ansonsten werde ich unverzüglich an Hogwarts schreiben und sie von deinen Plänen unterrichten. Ich wünsche dir eine schöne Heimreise und Ariana und ich erwarten dich.

Albus.
 

Irgendwie, da war er sich sicher, musste Aberforth es zustande gebracht haben, ein Transportmittel von Hogwarts nach Godric's Hollow zu organisieren. Und, was auch immer es war, Albus bekam der Gedanke nicht. Er erzählte Ariana lieber nicht, dass Aberforth geschrieben hatte. Sie würde ausrasten, wenn er nicht käme.

Stirnrunzelnd sein Pergament zusammenfaltend bemerkte Albus nicht, dass seine Eule sich neben ihn auf dem Tisch niedergelassen hatte. Erst als sie mit dem Schnabel klackerte, schreckte er auf und erkannte einen zweiten Brief - sein erwarteter Brief von Gellert.
 

Ich kann heute nacht nicht. Treffen wir uns lieber morgen.
 

Mehr nicht. Albus kam das zwar gerade recht, immerhin hatte er seiner Schwester ja etwas versprochen, aber dennoch wunderte er sich. Er kritzelte Worte der Zustimmung auf die Rückseite, gab dann beide Briefe seiner Eule in den Schnabel und erklärte ihr, dass sie Gellert erst den einen und dann Aberforth den anderen bringen solle. Missbilligend, da sie weiter als bis zum nächsten Haus fliegen musste, um Aberforth zu erreichen, rollte sie ihre hübschen Eulenaugen und erhob sich zum letzten Mal für heute vom Tisch und schwang sich elegant auf ihren braunen Flügeln aus dem Fenster.

Albus entfuhr ein bedrückendes seufzen, das nicht an der Sommerwärme lag. Er dachte erneut über seine Pläne nach und dann an seine Mutter, und irgendwie fühlte er sich dabei weniger wohl. Er musste Gellert sagen, was er dachte. Am Besten sofort. Aber wie stellte er das an, wo Gellert doch gar keine Zeit hatte und er in ein paar Stunden mit seiner kleinen Schwester in den Garten wollte. Seine Blicke fuhren gedankenverloren durchs Zimmer und der Anblick von Gellerts zusammengefalteten Umhang riss ihn in die Realität zurück.

Egal, wie er es betrachtete, aber die Zauberer lebten nunmal im Verborgenen. Stand ihnen das zu? Stand ihm das zu? Seine kleine Schwester konnte nur nachts raus. Fühlte sie sich denn nicht einsam, hilflos in diesem Keller? Wie schrecklich musste das Gefühl sein, wenn sie das Tageslicht nur aus Erzählungen und Erinnerungen kannte? Aberforth würde ihm sicher zustimmen. Und zusammen mit Gellert, der ihn mit seiner Art so sehr in den Bann gezogen hatte, würden sie sicherlich noch mehr Zauberer um sich versammeln, um die Zauberer endlich aus ihrer Askese befreien zu können!



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von: abgemeldet
2009-08-13T16:19:06+00:00 13.08.2009 18:19
OMGOMG *imkreisrenn" du hast ein neues kapital aufgeschalten bei meiner lieblings-fanfic und mir nix gesagt - du bist voll fieeees :/
Von:  trinithy
2009-08-05T12:04:07+00:00 05.08.2009 14:04
So, jetzt komm ich endlich mal wieder zum weiterlesen/ kommentieren.

Hach, ich hab gestern HP 6 im Kino geguckt, wo Al gestorben ist...so traurig!

Aber genug davon, wieder zu dem worum es eigentlich geht, deine Geschichte!

So so, dem guten Albus ist also auch mal was mehr oder weniger peinlich? wer hätte das gedacht?
Aber die Vorstellung ist amüsant!


Von: abgemeldet
2009-07-05T16:29:59+00:00 05.07.2009 18:29
WAAAHHH Was fiel ihm denn ein? was hat das mit Perspektive zu tun? und wo is aberforth denn wenn er nich da ist?

Immer dann wenns spannend wird ist es vorbei... -.-'



Von: abgemeldet
2009-07-05T16:07:31+00:00 05.07.2009 18:07
Also ehrlich gesagt musste ich lauthals loslachen, als die geschichte plötzlich von "Ich will Gott sein" zu "komm lass dich küssen" übergeht...

war wirklich sehr schnell.. aber ich finde du hast das trotzdem gut geschrieben.
Gleich mal weiterlesen^^
Von:  trinithy
2009-05-12T15:51:20+00:00 12.05.2009 17:51
So, das unangenehme zuallererst:
Absätze!
Bitte, ein paar Zeilenumbrüche bzw Absätze würden einem das Lesen erheblich erleichtern^^

So, das wars dann auch schon wieder mit Kritik xD Hm, gut das Kapi hätte ruhig länger sein dürfen, aber glaub mir, ich kenn das, wenn man einfach nicht mehr zustande bringt^^

Eine wirklich interessante Vorstellung mit dem verzaubernden Vorspiel. Ich weiß was du im Vorwort gemeint hast, mir kommen auch schlimme Gedanken xD
Aber ich fand es schön zu lesen mit den Zaubersprüchen. eigentlich irgendwie im nachhinein logisch, dass zauberer auch beim sex das zaubern nicht lassen können ^^

Würde mich freuen zu hören, wenn es denn dann vll weiter geht^^

LG und schönen Abend
trinithy
Von:  trinithy
2009-05-12T15:42:12+00:00 12.05.2009 17:42
O.O
Hätte ich Band sieben doch lesen sollen und habe ich zu früh vor der HP Reihe apituliert?
Oder habe ich da bereits in Band zu undeutlich gelsen? Oder sogar noch früher?

Der Beschreibung der FF entnehme ich, dass es nicht alles an den Haaren herbeigezogen ist, also where to hell findet sich Andeutungen dazu?
*wahrscheinlich mal wieder zu oberflächlich gelesen hat*
^^

So jetzt aber genug der Vorrede....zum Kapitel..
Ich frage jetzt mal als Unwissende, haben die beiden sich gerade erst kennengelernt oder kannten die sich auch schon so?

Ansonsten fein geschrieben, werde gleich mal das zweite durchstöbern^^
Von: abgemeldet
2009-03-30T13:54:54+00:00 30.03.2009 15:54
Juhi - ich bin freigeschaltet und lese das jetzt während der Arbeit O:O *rumtänzel*

Es ist so süss und gayl, wie Dumbi Grindwald überwältigt X.X

Bemerkung 1: Ich brauche KEINE Handlung.
Bemerkung 2: Muss bei Al immer an Al Bundy denken -.- *handindiehosetu*
Von: abgemeldet
2009-03-29T19:50:22+00:00 29.03.2009 21:50
Aiii. Kapitel 2 is draussen! Und ich komm nich rein :(
*sichdasmitdempersonalausweisfürnächstewochevornehm*
Von: abgemeldet
2009-03-29T10:12:18+00:00 29.03.2009 12:12
HeurekaxD
als er ihn erstarren ließ dahcte ich: was wird das denn jetzt?
und dann als du geshcrieben hast das is seine art von vorspiel musste ich so lachenxD
Von: abgemeldet
2009-03-29T10:04:00+00:00 29.03.2009 12:04
hey hallo^^
hui ich bin die erste^^
also mir hat das sehrgut gefallen bis jetzt und ich finde es gut das du die lücke füllen willst^^
allerdings stellte sich mir shcon die frage: lernen die sich da erst kennen?
wenn ja ging das aber schnellxD


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