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Bleigießen

Was hält das Schicksal für dich bereit?
von

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Neujahr

Teil: 1/2
 

Pairing: Wer mich kennt, müsste das eigentlich wissen - aber dennoch: Harry & Draco
 

Warnings: Vollkommene OOC-ness, übertriebene Aktionen (ich will dazu keine Kommentare wie: "Hermine benimmt sich aber gar nicht so!" Das steht hier dieses Mal nicht ohne Grund.), Shonen-ai (wobei ich das langsam wirklich nicht mehr als Warnung empfinde, also bitte)
 

Kommentar:

Tadaaa~, was zu Silvester!^^ Mehr oder weniger jedenfalls. Der zweite Teil wird im Laufe der nächsten Tage folgen.

So im Groben zur Story: Ich wollte sie viel kürzer halten, dann ist sie mir durchgebrannt, hat ganz viele andere Sätze geheiratet und nun das ._.

Irgendwann hab ich auch den Faden verloren, glaube ich, und meine eigentliche Idee hatte ich bereits am Anfang und ich hatte keinen gescheiten Schluss gefunden.. -.- Verzeiht also, wenn das Ende irgendwie bescheuert und so abrupt ist. Aber das seht ihr ja eh erst im zweiten Teil! ^.-
 

Das Shonen-ai ist letztendlich auch nich so wirklich rausgekommen, weil ich eigentlich nicht kitschig werden wollte. Ich hoffe trotzdem, dass mir wenigstens irgendwas gelungen ist.
 

Wirdmung:

Dieses Mal ist sie besonders wichtig, denn diese Story habe ich wirklich allein für mein süßes Kätzchen NijiNiji geschrieben!

Allein für dich saß ich nachts noch dran, damit sie zu Silvester fertig wird! ;D Aber du weißt hoffentlich, dass ich das gern gemacht hab! Denn du bist wirklich immer für mich da, wenn ich mich mal wieder ausheulen musste.

Ich danke dir~
 

***
 

Bleigießen

Was hält das Schicksal für dich bereit?
 

„Alles Gute für’s neue Jahr!“

Raketen pfiffen durch die Luft, zersprangen hoch oben im Himmel in tausend Teile und zeigten somit ihre schönsten Seiten. Durch den Gebrauch von Magie wurde das gesamte Spektakel noch um einiges imposanter, so dass für kurze Zeit das Gemurmel erstarb und jeder diesem Schauspiel seine Aufmerksamkeit schenkte. Doch nach wenigen Minuten war bereits der Großteil vorbei und die Glückwünsche wurden wieder unaufhörlich ausgesprochen. Jeder Schüler und Lehrer umarmte seinen nächsten, wiederholte diese Gratulationen.

Weiterhin wurden auch gute Vorsätze für das Jahr gefasst. Mehr Lerneifer, endlich den Mut aufbringen, den Schwarm anzusprechen, die Unordentlichkeit endlich in den Griff bekommen und viele, viele mehr.

Mit lachenden und fröhlichen Gesichtern schlossen sich die Schüler in kleine Grüppchen zusammen und machten sich langsam auf den Weg in ihre Gemeinschaftsräume, denn der gesamtschulische Teil war nach diesem Feuerwerk beendet. Wen dennoch das Verlangen beherrschte mit seinen Freunden aus anderen Häusern das Fest zu feiern, dem blieb das an diesem Abend natürlich auch nicht verwehrt.
 

Im Gryffindorgemeinschaftsraum wurden unter großem Gelächter die ersten Butterbiervorräte geplündert und sogar die Jüngeren schafften es, sich das ein oder andere zu stibitzen.

Harry saß mit seinen Freunden vor dem Kamin und lachte gerade über einen Witz, den Seamus mit weit ausschweifenden Gesten vorgetragen hatte. Wobei seine Gestik mehr zum Lachen gereizt hatte, als der Scherz selbst.

Eine Weile noch erzählte jeder von seinen bisherigen Silvestererlebnissen oder ob er bis dato überhaupt schon einmal dieses Muggelfest gefeiert hatte.

Dann auf einmal klatschte Parvati in die Hände, sah ihre Freunde, nachdem sie sich ihrer vollkommenen Aufmerksamkeit sicher war, verschwörerisch in die Augen.

„Ich weiß, was wir jetzt machen!“, meinte sie geheimnisvoll, blitzte einmal zu Lavender herüber, die kurz darauf ein ebensolches Grinsen zur Schau trug.

Der Blick des Schwarzhaarigen dagegen huschte nur von einem Mädchen zum anderen, nicht wirklich verstehend, was die beiden da tuschelten. Ihm war es sowieso ein Rätsel, wie die beiden anscheinend gegenseitig ihre Gedanken lesen konnten.

Vielleicht war das ja bei allen Freundinnen so..?

Er blickte zu Hermine, die das Geschehen misstrauisch beäugte. Obwohl sie sich seit Voldemorts Fall mit den beiden wesentlich besser verstand und wohl auch des Öfteren etwas mit ihnen unternahm, schien auch die schlaue Hermine Granger nicht zu wissen, was hier vor sich ging.

Auf irgendeine verrückte Weise beruhigte es Harry.

Dann wohl doch nur eine Kuriosität zwischen den beiden Mädels vor ihm. Erleichternd.

„Ich will kein Wahrheit oder Pflicht spielen!“, fuhr Neville Lavender über den Mund, die diesen gerade zu einer Erklärung geöffnet hatte.

Alle lachten auf diesen Ausspruch hin, wussten sie doch, dass es beim letzten Mal kein gutes Ende für den Retter der Armen in Spe gewesen war. Statt der eigentlichen Aufgabe hatte er nämlich drei Stunden lang die Statuen im dritten Stock entstauben dürfen – unter Snapes Aufsicht versteht sich. Der blanke Horror für den Jungen.

Auch Harry verband keine sonderlich guten Erinnerungen mit diesem Spiel. So hatte er zum Beispiel den ganzen Endkampf noch einmal durchleben müssen, als er davon berichten musste. Oder er hatte seine eigene Unwissenheit, welchem Geschlecht er doch den Vorzug gab, seinen Freunden offenbaren müssen.

Nein, also dieses Spiel musste es bei Weitem nicht mehr sein.

„Keine Panik, Nev!“, kicherte Parvati, schwang einmal ihren Zauberstab, so dass nun der niedere Couchtisch, der zuvor noch von unzähligen Flaschen bevölkert wurde, blitzblank war. „Wir machen Bleigießen!“

Daraufhin hörte man ein Schnauben seitens Hermine.

„Ihr wisst schon, dass das vollkommener Humbug ist, oder?“, meinte sie naserümpfend, wurde dabei von Dean tatkräftig unterstützt.

Da hatten sich also die Rationalisten mal wieder zusammengefunden. Kein Sinn für irgendwelche Mystik.

Harry grinste. Warum wunderte ihn das nicht?

„Das wird ganz lustig! Und außerdem musst du ja nicht dran glauben.“, gab Lavender fesch zurück, verteilte derweil kleine Löffel, die sie herbeigezaubert hatte.

„Es ist echt nett, dass ich mal wieder übergangen werde. Keine Angst, das ist mir total egal. Ehrlich.“, grummelte Dean vor sich hin, verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und ließ sich tiefer in das Sofa sinken. Hermine, die neben ihm saß, tätschelte ihm aufmunternd das Knie.

Ron, der sich bisher noch nicht zu Wort gemeldet hatte, holte das in diesem Moment nach. Er ließ den Löffel vor seinem Gesicht pendeln und fragte: „Was genau sollen wir denn jetzt damit machen?“

Noch bevor er seine Frage vollständig zu Ende gesprochen hatte, zog Parvati, die ihm am nahsten saß, resolut die Hand herunter, so dass sie nun mehr oder minder über dem Tisch hing.

„Hier hast du ein kleines Feuer.“, sie entzündete unter dem Löffel eine Flamme, die in der Luft schwebte und ausgehen würde, sobald sie nicht mehr gebraucht würde. So wurde etwaige Vergesslichkeit und die daraus resultierende Brandgefahr ausgemerzt.

Schon ziemlich praktisch, was man in Zauberkunst am Anfang der siebten Klasse doch lernte.

„Und auf deinen Löffel kriegst du gleich ein bisschen Blei, das Ganze hältst du dann solange über dem Feuer, bis es geschmolzen ist, verstanden?“

Der Rothaarige sah noch skeptisch drein, worauf Harry wiederum lachte.

„Komm schon, Ron, das bringt dich nicht um.“, grinste er, entfachte sich selbst eine Hitzequelle.

Alle anderen taten dasselbe und Lavender zauberte jedem ein Stück Blei in den Löffel.

Nun hieß es abwarten, vor allem für die Ungeduldigen unter ihnen wurde dies zu einem schier unerträglichen Unterfangen. Darunter Dean, der noch immer seine Meinung darüber kundtat, dass dies doch alles vollkommener Blödsinn war, und vor allem Ron, der dem ganzen wohl immer noch nichts abgewinnen konnte.

Harry dagegen wusste, dass es so seine Zeit brauchen würde, wenn sie es weiterhin auf Muggelart machten und träumte sich daher mit seinen Gedanken ein wenig abseits der quatschenden Meute.

Jetzt war schon wieder ein Jahr vorbei. Und somit brach das letzte halbe Jahr auf Hogwarts für ihn und seine Freunde an. Irgendwie ließ ihn das schon melancholisch werden. So viele Abenteuer hatte er hier erlebt, so wunderbare Freunde gefunden.

Er rümpfte einmal kurz die Nase. Und ebensolche Pleiten.

Ginny war wohl die größte davon gewesen; er hätte nicht gedacht, dass sie so wenig Wert auf Treue in einer Beziehung legte. Aber nun ja, das war vorbei.

Der Kuss mit Cho hatte sich glücklicherweise auch nicht wiederholt und seine kleine Knutscherei vor wenigen Monaten mit Terence* nach einem langen Besuch im „Drei Besen“ war auch kaum erwähnenswert, nur vielleicht aus dem Grund, dass es das erste Mal gewesen war, dass er einen Jungen geküsst hatte. Und bis heute bereute er den Umstand nicht, wenn er innerlich nun auch ein bisschen zerrissen war.

Doch im Moment hatte er ja einen Schwarm, nur den sollte er wohl besser für sich behalten, wenn er an seinem leiblichen Wohl hing. Seine Mannschaft hier würde das wohl nicht sonderlich gut heißen..

„Und wie geht das jetzt weiter, wenn das Zeug geschmolzen ist?“, wollte Neville wissen, schielte dabei misstrauisch zu Seamus herüber, der seinen Löffel gefährlich schwankend hin und her bewegte.

Harry grinste, befand sich selbst in Sicherheit – denn bevor es ihn treffen würde, hätte Hermine sicherlich schon drei Abwehrsprüche aufgesagt. Ein Glück, dass er neben diesem schlauen Mädchen saß.

„Ach, genau!“, machte Parvati, vollführte in der Luft einen unkomplizierten Schnörkel, so dass sich in der Mitte des Tisches nun eine große Schüssel, die mit Wasser gefüllt war, befand.

„Sobald das Blei vollkommen flüssig ist-“, das schwarzhaarige Mädchen brach kurz ab, um Ron einen bösen Blick inklusive einem heftigen Tritt gegen das Schienbein zu verpassen.

„Aua! Bist du bescheuert?!“, fauchte auch sogleich der Rotschopf, schien sich keiner Schuld bewusst.

„Ich hab doch genau gesehen, dass du mit Seamus gemeinsame Sache machen willst!“, giftete sie ebenso zurück.

„Der Depp hat das doch sowieso nicht bemerkt!“

„Das tut hier nichts dabei!“

„Wer will mit mir was machen..?“, warf der Ire überfordert ein.

Aufgrund dieser Unterhaltung lachte Harry wieder, beobachtete, wie sich sein Bleistück langsam aber sich zu erwärmen schien.

Seine Freunde waren unbezahlbar.

Der kleine Streit ging noch zwei Minuten weiter, bis Lavender, die sich ebenfalls eingemischt hatte, den Faden verloren hatte und um mehr Konzentration bat. Was im Hinblick auf die bereits geleerten Butterbierflaschen doch sehr.. hoffnungslos, wenn nicht sogar vergeblich war.

„Wenn das Blei geschmolzen ist, kippen wir es in diese Schüssel. Das Blei wird sozusagen schockgefrostet-“

„Parvati, das Wasser ist noch nicht mal unter zehn Grad, wie willst du dann-“, unterbrach Hermine das Mädchen, verstummte jedoch, als sie in das genervte Gesicht des Mädchens blickte.

„Ich sagte doch sozusagen! Natürlich wird das nicht schockgefrostet, aber ich schocke euch alle gleich mal!“, zischte sie, hüllte sich danach in eisernes Schweigen.

„Wir haben es euch ja gleich von Anfang an gesagt, dass das eine blöde Idee war.“ Mit diesem Satz setzte Dean dem Ganzen noch die Krone auf.

Während Lavender ihrer Freundin den Löffel aus der Hand nahm, sprang diese schon auf, nur unter wildem Geschrei dem dunkelhäutigen Jungen hinterher zu rennen. Hermine hatte vorsorglich das Besteck ihres Leidensgenossen mit einem Wingardium Leviosa belegt, so dass dieser auch von alleine über der Flamme schwebte.

„Was bist du heute so still, Harry?“

Angesprochener sah auf, direkt in die Augen seines besten Freundes. Er lächelte.

„Einfach so, hat keinen besonderen Grund.“, gab er zur Antwort, widmete sich danach wieder seinem Blei und der Flamme.

Dass seine Reaktion ein ungläubiges Stirnrunzeln und ein rascher Blickkontakt Rons mit Hermine zur Folge hatten, bekam er nicht mehr mit.

Die Verfolgungsjagd fand ein jähes Ende, als sich Neville zu Wort meldete.

„Und das jetzt einfach da rein werfen, oder wie?“

Parvati ließ von Dean ab, der sich mittlerweile wimmernd auf dem Boden zusammengekauert hatte, und eilte zu dem Jungen.

„Ja, genau, und dann holen wir es wieder raus und deuten das Gebilde!“ Ihre Augen begannen zu glänzen.

Harry beobachtete, wie Neville das flüssige Blei in die Schüssel kippte und wie es dort mit einem Zischen hart wurde.

Lavenders Hand tauchte in das Wasser und sie holte das Stück wieder heraus. Mit Parvati an ihrer Seite drehte sie es ein paar Mal herum, maß jeden Millimeter genau ab. So schien es zumindest, Harry konnte da beim besten Willen keine anständige Form erkennen.

„Also, du hast eine Mischung aus zwei Symbolen,“, begann die Inderin, setzte sich in ihren Sessel zurück, um damit ihrer Freundin das Feld zu überlassen.

„Zum einen ist es der Adler, seht ihr?“ Mit diesen Worten hob sie ihre Hand hoch, um mit der anderen die groben Konturen eines Vogels nachzuzeichnen.

Dass keiner ihrer Freunde davon überzeugt war, schien sie nicht weiter zu stören.

„Der bedeutet, dass du Erfolg in deinem Beruf haben wirst, Nev!“ Sie strahlte ihn an, gab das kleine Stück Blei an Parvati.

„Und das zweite Symbol ist eine Schaukel. Das heißt, dass du Entscheidungen treffen musst.“ Die beiden Mädchen nickten noch einmal, um ihre Äußerungen zu bekräftigen.

„Mädels, also bei aller Freundschaft, nein.“, Hermine schüttelte bestimmt den Kopf.

„Das ist nie und nimmer ein Adler und eine Schaukel! Und außerdem, Entscheidung müssen wir tagtäglich treffen! Das ist keinerlei Indiz für eure Erklärung! Und Erfolg im Beruf kann man sich hart erarbeiten und hat nichts mit diesem Quatsch zu tun!“

Harry grinste, als er Parvati die Wangen aufplustern sah. Lavender jedoch schien dieses Mal die Ruhe zu bewahren.

„Siehst du, Mine? Dann stimmt alles ja, was wir sagen. Wir haben doch nie etwas anderes behauptet, oder? Dann sind es eben alltägliche Dinge.“

Verblüfftes Schweigen herrschte zwischen den Freunden.

So eine diplomatische Erklärung seitens der Brünetten hätte wohl kaum einer erwartet.

Der Retter der Zaubererwelt war nun an der Reihe, nachdem ihn seine Freunde dazu aufgefordert hatten, sein geschmolzenes Blei in die Wasserschüssel zu kippen.

Wieder stürzten sich die beiden Mädchen auf das daraus entstandene Gebilde, doch ihnen stockte der Atem, als sie es ansahen.

Unruhig geworden rutschte Harry auf seinem Platz herum.

„Was.. Was ist es denn..?“, fragte er kleinlaut.

„Das ist ungewöhnlich.“ Seamus war aufgestanden und hatte sich hinter die beiden Mädchen gestellt, um ebenfalls etwas von dem Gegenstand zu sehen. „Dein Ding hier ist ganz klar ein Symbol. Wow, das ist echt selten.“

Beinahe anerkennend nickte er, wobei Harry dies in keinster Weise beruhigte.

Zwar glaubte er noch immer nicht mit jeder Zelle seines Körpers an diesen Jux, allerdings wusste er, dass es unangenehme Fragen zur Folge haben könnte, wenn es etwas zeigen würde, das es besser nicht sollte.

„Es ist eine Gitarre.“, meinte Seamus schließlich, als sich die Mädchen noch immer nicht gerührt hatten.

„Und was heißt das?“, wollte Ron wissen, der es, ebenso wie Harry, nicht leiden konnte, auf heißen Kohlen zu sitzen.

„Es bedeutet, dass Harry wohl ganz schön geheime Sehnsüchte haben muss, die keiner von uns kennt.“

Ron lachte auf. „Das stimmt nicht! Ich weiß alles von ihm.“ Der Rotschopf kicherte noch eine Minute lang vor sich hin, bis er bemerkte, dass Harry nur halbherzig mit eingestiegen war.

„Stimmt doch, nicht wahr, Harry?“

Angesprochener blickte zu seinem besten Freund auf, war sich noch eine halbe Sekunde unsicher, was er sagen sollte. Doch dann entschied er sich für die Möglichkeit, die ihm am wenigsten Schwierigkeiten bereiten würde.

„Natürlich stimmt das! Du weißt alles von mir, Ronny-Boy!“ Auf diese Worte hin lachten auch die anderen und die ausgelassene Stimmung war wiederhergestellt.

Dass Hermine und Ron ihm nicht geglaubt hatten, ahnte er. Aber die anderen waren beruhigt und trotz dessen, dass er eine Gitarre hatte, würde niemand mehr darauf eingehen.

Zumindest hoffte er das.
 

Der nächste Morgen – oder wohl eher einige Stunden später am selben Tag – begann damit, dass Harry von lauten Flüchen geweckt wurde.

Darunter konnte man Deans ausgefeilte Wortwahl heraushören – „Beim Barte des Merlin, so etwas gibt es doch nicht!“ -, Seamus doch recht unterirdische Ausdrucksweise – „Was zur Hölle macht dieser verfluchte Koffer hier?!“ -, Nevilles eher zurückhaltende Art – „Mist, wo hab ich denn..?“ – und Rons rabiate Redeweise – „Wer zum Henker lässt hier andauernd seine scheiß Klamotten liegen?! Ich bin schon zum fünften Mal über diese beschissene Hose gestolpert! Verdammter Dreck!“.

Alles in allem doch eine sehr bunte Mischung.

Das Raunen nahm so langsam ab, woraus Harry in seinem schlaftrunkenen Zustand messerscharf schloss, dass dreiviertel seiner Kameraden bereits hinunter in den Gemeinschaftsraum gestiefelten waren.

Der letzte Mohikaner war, wie nicht anders zu erwarten, Ron, der wie jeden Morgen die leidige Aufgabe übernahm, Harry aus dem Bett zu werfen. Dass dies heute leichter werden sollte als all die anderen Tage, wurde ihm klar, kurz nachdem sein bester Freund aufgestanden war und anfing, neben ihm im Schrank wühlte.

„Harry, du..“

„Ja, ich bin wach.“, half der Dunkelhaarige dem Weasley auf die Sprünge, als dieser ihn immer noch wie eine geisterhafte Erscheinung anblickte.

„Starr nicht so. Ist es denn so ungewöhnlich, dass ich auch mal von alleine aufstehen kann?“

Diesen Satz hätte Harry besser nicht ausgesprochen, denn Rons Blick sagte mehr als tausend Worte. Darunter „Ähm.. JA?!“, was doch eine der aussagekräftigsten Bedeutungen hatte.

„Jetzt stell dich mal nicht so an!“, raunzte der Dunkelhaarige grantig – der Morgen war nun einmal nicht seine Zeit.

Mit Klamotten unterm Arm verschwand er für genau zehn Minuten und neunundvierzig Sekunden im Bad. Danach war er taufrisch, so wie immer eben.

Ron saß auf dem Boden und hielt ein Foto in der Hand.

Moment.

Harry hielt auf halbem Weg inne, lief die zwei Schritte wieder zurück.

Sein bester Freund saß wirklich auf dem Teppich vor seinem Bett.

„Ron? Was machst du da unten?“, fragte er, linste dem Rotschopf über die Schulter.

Was er auf der Fotographie erblickte, ließ ihn erschrocken Luft schnappen und hastig nach dem Bild greifen.

„Woher hast du das?!“, fragte er panisch, presste sich das Dokument an die Brust.

Ron war bleich, sah zuerst abwesend zu ihm hoch.

„Das ist jetzt nicht wahr, stimmt’s?“, wollte er dann fassungslos wissen, fing sich wieder.

Harry räusperte sich unbehaglich, spürte das unangenehme Kratzen im Hals, das er immer bekam, wenn er ein Geheimnis lieber verleugnen wollte.

„Es hat etwas mit gestern Abend zu tun.“, sprach der Rothaarige weiter, stand auf und blitzte seinen Freund an.

„Mitkommen. Treffen mit Hermine. Jetzt.“ , bestimmte er danach. Er griff nach Harrys Oberarm, ignorierte den schwachen Protest.

Als hätte Hermine es geahnt, saß sie im Gemeinschaftsraum und schien ein Buch zu lesen.

Das Gruselige an der Sache aber war, dass der Ohrensessel, in den sie sich gesetzt hatte, keine fünf Meter vom Treppenaufgang zu den Jungenschlafsälen platziert worden war. Natürlich mit Blickrichtung zu den Stufen.

Langsam hob sie ihren Blick, blätterte mit schief gelegtem Kopf eine Seite um. Ihr Erscheinen wirkte auf den dunkelhaarigen Gryffindor ungewöhnlich entrückt.

„Schön, dass du da bist, Harry.“, meinte sie, klappte ihren Schmöker mit einem lauten Knall zu, so dass Angesprochener zusammenzuckte.

Ron hatte derweil seinen Arm losgelassen, nahm wie selbstverständlich den Platz ein, der von Hermine soeben freigemacht wurde. Mit harschen Worten trieb sie die letzte Schüler, die noch im Gemeinschaftsraum verweilten, zum Frühstück.

Dies war das erste Mal, dass Harry es nicht angenehm fand, Hermine als so strenge Schulsprecherin zu sehen.

„Ron hat mir bereits davon erzählt.“, sie deutete auf das Foto, das der Junge noch immer wie einen Schatz an sich drückte.

Die Frage, wann sie dies erfahren haben sollte, kam ihm überhaupt nicht in den Sinn – obwohl es ihm vielleicht seinen Allerwertesten gerettet hätte.

„Harry.“, der Rotschopf legte seine Arme auf die Lehnen, überschlug lässig die Beine.

Seine Freunde machten ihm Angst.

„Du weißt, dass wir nur das Beste für dich wollen.“ Das Mädchen schob einen von Rons Armen von der Lehne, um sich darauf zu setzen. „Und auch das ist nicht immer genug, wie du vielleicht weißt.“

„Wir sind deine Freunde. Deine besten Freunde.“, ergänzte Ron und Harry war, als müsste er augenblicklich fliehen. Jede Alarmglocke in seinem Inneren schrillte, der Überlebensinstinkt meldete sich lautstark zu Wort.

Was wollten sie damit bezwecken?

„Und daher unsere Bitte.“ Beinahe hätte er gelacht – aber nur beinahe. Denn aus Hermines Mund klangen nur sehr wenige Dinge wie eine Bitte und dieser Wortlaut gehörte gewiss nicht dazu.

„Erzähl uns alles. Jetzt.“

Dieses herrische ‚Jetzt’ – Harry wusste nicht, ob es das war oder diese merkwürdige Atmosphäre, die ihn letztendlich dazu bewegt hatte, dass alles aus ihm heraussprudelte.

Als er anfing zu reden, sah er noch unbehaglich auf den Boden, bewegte sich kaum einen Millimeter. Doch je mehr er über seine Gefühlswelt preisgab, desto hektischer und aufgewühlter lief er vor seinen Freunden auf und ab.

Dass sie ihn dabei nur ansahen und ihn noch nicht einmal unterbrachen, um Fragen zu stellen, registrierte er in dem Moment überhaupt nicht.

Erst nachdem er sich erschöpft auf das Sofa niedergelassen hatte, bemerkte er auch die Reaktionen seiner Freunde. Dass der Ohrensessel wie von selbst in seine eigentliche Position zurückgerückt wurde, schien auch keinem aufgefallen zu sein. Harry war nämlich während seiner Rede so ungefähr jeden Zentimeter in dem Gemeinschaftsraum abgelaufen, bis er letztendlich bei der Couch gestoppt hatte.

Hermine saß noch gelassen wie eh und je auf der Sessellehne, schien sichtlich zufrieden zu sein, dass nun alles einmal von Harrys Seite mal gesagt wurde.

Ron hingegen wirkte ein wenig verkrampft, bis er schließlich aufsprang und auch noch seine Meinung dazu kundtat.

Dass sie zu Anfang mehr verletzend als mitfühlend war, hatte sich der dunkelhaarige Gryffindor bereits gedacht gehabt, aber dass der Rotschopf so sehr auf den Vertrauensbruch pochte, schmerzte ihn sehr. Vor allem, da er es noch nicht einmal mit böser Absicht gemacht hatte – manchmal war sein Überlebensinstinkt doch stärker als das Bedürfnis, sich seinem besten Freund zu offenbaren.

Mit einem Laut der Empörung fiel Ron nach einer geschlagenen Viertelstunde wieder in die Polster des Sessels zurück, wurde von Hermine stolz am Arm getätschelt.

Harry hätte es im Moment noch nicht einmal gewundert, wenn sie gesagt hätte „Gut gemacht, Ronald.“, aber das tat sie nicht. Stattdessen ging sie auf den Jungen auf dem Sofa zu und nahm ihm mit sanfter Gewalt das Foto aus der Hand, das er während seines Vortrages nicht außer Acht gelassen hatte.

Sie betrachtete es eine Weile, bis sie schließlich meinte: „Also, du kannst ja sagen, was du willst, Ron, aber er ist schon verdammt heiß!“ Sie schüttelte ihre freie Hand, tat so, als hätte sie sich verbrannt und kicherte mädchenhaft.

Harry errötete.

Ron verengte seine Augen zu Schlitzen.

„Hermine, das nennt man Verbrüderung mit dem Feind!“

Die Gryffindor winkte lässig ab.

„Nun hab dich nicht so. Du hast doch selbst mal gemeint, dass die Parkinson mit etwas Schminke, einer neuen Frisur und anderen Klamotten auch total abgefahren aussehen würde.“

Jetzt war es an dem Weasley rot zu werden. „Das ist doch etwas vollkommen anderes!“, wiegelte er laut ab, doch interessieren tat es niemanden mehr, es war zu offensichtlich, dass Hermine ihr Ziel erreicht hatte.

„Und.. Und jetzt?“, wollte Harry wissen, hoffte darauf, dass seine Freunde schon einen genialen Plan parat hatten, der höchstwahrscheinlich nur an seiner Ausführung scheitern würde – so wie es die meisten Pläne taten.

Doch zu seiner maßlosen Enttäuschung zuckte Hermine mit den Schultern, während sie das Bild auf den Couchtisch vor dem Kamin legte.

„Keine Ahnung, frag mich was Leichteres.“

„Was?!“ Dass es entsetzt klang, war untertrieben. „Ich dachte, ihr wisst das mit meinem Liebesleben schon total lange und habt wenigstens schon mal darüber nachgedacht, was als nächstes zu tun ist!“

Hermine verschränkte die Arme vor der Brust, zog die Augenbrauen zusammen. „Harry, machst du uns gerade einen Vorwurf?“

In Wahrheit war er wirklich versucht, ihr ein „Ja!“ entgegen zu donnern, doch er hielt sich zurück. Man sollte die Freundschaft nicht überstrapazieren.

Demnach blieb er still, ließ sich stattdessen auf das Sofa fallen und erblickte keinerlei Überreste ihres gestrigen Experimentes. Die Hauselfen mussten wohl bereits fleißig am Werk gewesen sein.

Mit einem Stirnrunzeln erinnerte er sich an seine Gitarre, kramte in der Hosentasche, denn er glaubte sich daran zu erinnern, das Bleistück dort hineingesteckt zu haben. Nach mehr oder weniger langem Suchen hatte er es dann auch gefunden, zog es heraus.

Er betrachtete es einen Moment, seufzte dann, während er es zwischen den Fingern weiterhin hin und herdrehte.

Geheime Sehnsüchte.

Nur wegen diesem Gebilde hatte er seinen Freunden nun alles erzählt.

Schon merkwürdig.

„Was hattest du eigentlich für ’nen Ding?“, wollte er dann an Ron gewandt wissen. Dieser runzelte die Stirn, schien zuerst nicht zu wissen, was gemeint war. Doch dann ging auch bei ihm ein Lichtlein an.

„’Nen Tunnel.“, meinte er schlicht und zuckte mit den Schultern. „Aber ich konnte da echt bei aller Liebe keinen Tunnel entdecken. Eher einen Ring oder so..“

„Das war ganz sicherlich kein Ring, Ronald!“ Das plötzliche Einmischen Hermines erschreckte Harry, so dass er sich verwundert zu ihr umblickte.

Sie hatte ganz rote hektische Flecken im Gesicht – und das hatte sie gewöhnlich nur vor sehr wichtigen Klausuren.

Doch noch bevor sich der dunkelhaarige Gryffindor noch weiter darüber wundern konnte, rannte sie in Richtung Mädchenschlafsäle wild mit den Armen herumfuchtelnd.

„Okay..“, meinte Ron gedehnt, während er ebenso verblüfft wie Harry seiner Freundin hinterher sah, „Das muss ich jetzt nicht verstehen, oder?“

Sein Gegenüber schüttelte lediglich den Kopf.

War sicherlich wieder so ein Mädchending.

Eine Weile lang saßen sie sich stumm gegenüber, bis sich der Rotschopf noch einmal wegen dieser Sache, wie er es in Zukunft nennen würde, zu Wort meldete.

„Und du bist wirklich in Malfoy verliebt..?“

Harry seufzte, hatte in der einen Hand noch immer die Gitarre, mit der anderen nahm er das Bild vom Tisch.

Wenn er ehrlich war, hätte er Colin damals, als er ihm das Bild abgeluchst hatte, knutschen können. Es war einfach eine wunderschöne Fotografie.

„Ja..“, raunte er, betrachtete, wie der Draco auf dem Foto sich immer wieder seine Ärmel hochkrempelte und konzentriert in das Buch stierte, das vor ihm auf dem Tisch in der Bibliothek lag. Wie er sich auf dem Stuhl umwandte und jemandem zulachte. Wie er den Arm über die Lehne legte, wie befreit er grinste.

Ein zartes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

„Oh, bitte!“, krächzte Ron gequält, schlug sich die Hände vors Gesicht. „Guck das Bild nicht so an! Das bringt selbst deinen besten Freund dazu, diesem Frettchen irgendwas abzugewinnen!“

Das Lächeln wurde zu einem Grinsen.

In dem Weasley hatte Harry wirklich einen Freund gefunden, den er nie wieder missen wollte. Dafür waren sie viel zu sehr durch dick und dünn gegangen. Und selbst in dieser für ihn wohl heiklen Angelegenheit ließ er ihn nicht im Stich.

„Ich geh was frühstücken, willst du mit?“

Das Gegenüber des Dunkelhaarigen nickte und zu zweit machten sie sich auf den Weg in die Große Halle.

Auf dem Weg dorthin wünschte ihnen der Fast Kopflose Nick ein frohes neues Jahr, ebenso einige Gemälde ließen sich dazu herab, an denen sie vorbei schritten.

Während sich die beiden noch wunderten, welche freundlichen Vorsätze sich die Gemälde anscheinend für das neue Jahr gefasst hatten, näherten sie sich dem Frühstücksort. Dass sie nicht die Einzigen waren, die bereits zu dieser Zeit wach waren, bestätigte ihnen die vollen Bankreihen, nachdem sie in die Halle eingetreten waren.

Der Gryffindortisch war entgegen dem von Ravenclaw nur spärlich besetzt, doch ein Mädchen hatte sich wohl am Tisch geirrt.

Ron und Harry lächelten ihm entgegen, ließen sich ihm gegenüber sinken.

„Hey Luna. Ein frohes Neu’s.“, grinste Ron, griff gleich darauf nach einem Brötchen und der Marmelade.

„Oh, ich würde nicht mit einer Gitarre spielen.“, sinnierte Luna, kicherte darauf und nickte ihn Richtung des Slytherintisches.

Verwirrt folgte Harry ihrem Blick, errötete augenblicklich, als er sah, dass sein Schwarm ihn beobachtete.

„Was soll das, Luna?!“, fragte er und es schien wohl wirklich an dem Neujahrszauber zu liegen, dass er dieses Mal eine verständliche Antwort von der Ravenclaw erhielt.

„Es hat sich rumgesprochen, dass du eine Gitarre als Symbol hattest. Und du weißt, dass hier in Hogwarts nichts ohne Grund geschieht, nicht wahr?“ Sie angelte nach dem Orangensaft.

„Weiterhin ist es ebenfalls ein offenes Geheimnis, dass Draco Malfoy ein ebensolches Stück Magie heute Morgen in den Händen hielt.“

Mit offenem Mund und dadurch gut sichtbar einem halbgekautes Brötchen sah der Rotschopf das Mädchen von der Seite an.

„Was hast du gerade gesagt? War das wirklich ein verständlicher Satz?!“, fragte er, nachdem er den Bissen nach einem angeekelten Blick seitens Harry zu Ende gekaut und heruntergeschluckt hatte.

„Ich will damit sagen, dass Magie häuserübergreifend ist, Ronald. Und dass scheinbare Zufälle hier in unserer Schule gewiss keine sind.“

„Oh, guten Morgen Luna!“, ein brünettes Mädchen kam auf sie zugelaufen; sie hatte die blaugestreifte Krawatte der Ravenclaws umgebunden.

Angesprochene wandte sich auf ihrem Stuhl um, grinste ihrer Freundin entgegen.

„Hallo Maudine! Dich habe ich noch gar nicht zurückerwartet.“

Maudine ließ sich auf der Bank nieder, schnappte sich Lunas Glas und trank einen Schluck.

„Mh, ja, Gabriel hatte heute nicht so viel Zeit und hat mich daher schon früher zurückgebracht. Seine Verwandtschaft hat ein bisschen Druck gemacht.“

Die beiden Jungen saßen still neben den plappernden Mädchen und aßen ihr Frühstück. Was hätten sie auch anderes tun sollen? Sie waren dem Mädchen weder vorgestellt worden, noch forderte man sie irgendwie auf, sich an dem Gespräch zu beteiligen.

Harry befand sich im Übrigen auch nicht auf ihrer Kommunikationsebene, geschweige denn überhaupt auf irgendeiner Kommunikationsebene. Seine Gedanken waren, kurz nachdem Luna über sein Bleistück philosophiert hatte, zu Draco gewandert.

Gab es wirklich keine Zufälle in Hogwarts?

„Hey, du bist doch Harry, oder?“ Es war wohl eher eine rhetorische Frage, denn mal ehrlich? Wer kannte ihn nicht?

Der Gryffindor schreckte hoch, musste sich erst wieder orientieren.

Neben ihn hatte sich Hermine gesetzt, Ron war schon fort.

Auch waren mittlerweile eine Hand voll weiterer Löwen zum Frühstück erschienen.

Nun, da er sich ein Bild von seiner Umwelt gemacht hatte, wandte er sich seiner Gesprächspartnerin zu, Maudine.

„Ja, bin ich.“, antwortete er überflüssigerweise, griff nach seiner Tasse und nahm probehalber einen Schluck daraus. Er verzog das Gesicht. Kalter Kaffee war ungenießbar.

Während er sich der Einfachheit halber einen unbenutzten Becher griff und dort die heiße Variante des Getränks hineinkippte, hörte er dem Mädchen zu.

Was sich noch als guter Schachzug herausstellen sollte – oder zumindest in gewisser Hinsicht, wahrscheinlich eher unbeabsichtigt.

Sie erzählte etwas von einer Freundin aus einem anderen Haus, beschönigte wohl das ein oder andere Detail, doch das fiel dem Jungen nicht auf.

Gegen Ende ihres Monologes fasste sie jedoch glücklicherweise noch einmal die wichtigsten Aspekte zusammen, so dass auch Harry endlich wusste, worum es ging.

Nicht, dass er ihr nicht zugehört hätte, aber wenn er ehrlich war, war der Blick zum Tisch der Schlangen doch das ein oder andere Mal wesentlich verlockender gewesen. Und dass er dadurch dann und wann den Faden verloren hatte, war ja unnötig zu erwähnen.

„Also, es wäre nett von dir, wenn du Kate nicht vor den Kopf stößt. Und wie gesagt, falls du mal Hilfe in Sachen Hausaufgaben brauchen solltest, kannst mich fragen.“

Auffordernd sah sie ihn an, so dass er nur ein Lächeln aufsetzte und nickte.

Konnte ja wohl nicht das Schlechteste gewesen sein.

Nur stellte sich ihm jetzt die Frage: Aus welchem Grund genau sollte er welche Kate nicht vor den Kopf stoßen?

Doch noch bevor er etwas hätte fragen können, war Maudine aufgestanden und hatte sich zu ihren anderen Freundinnen an den Tisch der Raben gesellt.

Gut, in diesem Falle hieß es wohl, abwarten und Tee trinken.

Hermine, die immer noch neben ihm saß, beäugte ihn von der Seite. Sie schlürfte an ihrem Orangensaft – Harry wusste, dass sie viel lieber literweise Kakao in sich hineingeschüttet hätte, aber aufgrund ihrer verqueren Meinung, sie wäre zu dick und müsste abnehmen, war sie auf Fruchtsäfte umgestiegen.

„Was ist?“, wollte Harry dunkel wissen. Er konnte es weiterhin nicht leiden, wenn man ihn so auffällig anstarrte.

„Ha!“, machte das Mädchen, grinste gewinnend. „Das ist der eindeutige Beweis, dass du verliebt bist!“

Der Gryffindor stellte die Tasse ab, wandte sich nun vollkommen seiner besten Freundin zu. War es denn zu viel verlangt, dass man ein, zwei Minuten seinen Gedanken nachhängen wollte?

„Was?“ Er hatte noch nicht einmal das imaginäre Fragezeichen hinter das Wörtchen gesetzt, als er sich auch schon für diese unbedachte Äußerung strafte.

Niemals sollte man von Hermine J. Granger eine detaillierte Antwort verlangen; es könnte sich Jahre hinziehen.

Und kaum dass er diesen furchterregenden Gedanken zu Ende gebracht hatte, setzte die Brünette auch schon an.

Meist kündigte sich solch ein Wortschwall durch lautes Luftholen an und ein Heranrücken des Mädchens. Doch es war noch erschreckender:

Nichts dergleichen geschah.

Stattdessen lächelte sie und deutete ein kurzes Kopfnicken in Richtung des Slytherintisches an.

„Du bist wirklich der Meinung, dass nur ich dich anstarre? Ja? Du merkst es nur bei mir..“ Mit dieser kryptischen Aussage stand sie auf und verließ noch nach einem Brötchen greifend die Große Halle.
 

Weiter geht's bei "Die nächsten Tage"!

Die nächsten Tage

Teil: 2/2
 

Pairing: Nope - s. 1.Kap, ich wiederhol mich nur ungern
 

Warnungen: übertriebene/überreizte Aktionen und Handlungen (hier steht es nun absolut berrechtigt),
 

Kommentar:

Und hier geht es auch schon weiter!

Ich denke, ab hier wird es den ein oder anderen empörten (?) Ausruf geben..

Dennoch: Viel Spaß! :D
 

Widmung:

Auch dieses Kapitel ist meiner süßen Niji gewidmet!
 


 

***
 

Bleigießen

Was hält das Schicksal für dich bereit?

Teil 2
 

Mittlerweile war der erste Januar vorübergegangen – ohne weitere Vorkommnisse, aber Harry war nach diesem Tag um eine Menge an nicht einzuordnenden Bemerkungen reicher.

Darunter Lunas und Hermines Aussprüche beim Frühstück.

Rons Andeutung beim Mittagessen.

Und zuletzt, um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, hatte sich doch selbst Ginny dazu heruntergelassen, ihm einen unangebrachten und für ihn unverständlichen Ratschlag zu geben. Dass sie eigentlich seit ihrer Trennung nicht mehr miteinander sprachen, schien ihr in dem Moment wohl herzlich egal gewesen zu sein.

Harry seufzte und fuhr sich durch die störrischen Haare.

Er saß gerade über seinem Verwandlungsaufsatz – Hermine hatte ihn dazu genötigt, wenigstens schon mal drei Sätze zu schreiben. Natürlich war das nur eine nette Umschreibung dafür gewesen, dass er ihr nicht vorher unter die Augen treten sollte, bevor er nicht den Aufsatz vollständig ausgearbeitet hatte.

Viel lieber würde er jetzt im Moment bei Ron, Dean und Neville draußen vor dem Schloss sein, die sich schon seit einer Viertelstunde eine Schneeballschlacht mit anderen Schülern lieferten.

Was war das nur für eine Folter: Am Fenster zu sitzen, den Spaß der anderen zu sehen und selbst arbeiten zu müssen.

Sein einziger Lichtblick war, dass er mit seinem Leid nicht alleine war. Ihm gegenüber saß Parvati, die ebenfalls eine Predigt der brünetten Schülersprecherin zu hören bekommen hatte.

Um sich ein bisschen abzulenken – und dies nicht ganz so auffallend zu tun –, fischte er aus der Tasche seine Kapuzenjacke das Bleistück. Das trug er seit seiner „Herstellung“ die gesamte Zeit über bei sich.

Harry lächelte versonnen, schwelgte in Gedanken.

Ein wenig träumen durfte doch wohl noch erlaubt sein, oder nicht?

Parvati sah von ihren Aufzeichnungen auf und sprach ihn daraufhin an.

„Hängst wohl sehr an deiner Gitarre, wie?“

Der Junge blickte zu ihr hoch, bemerkte das neugierige Glitzern in ihren Augen. Aber es war keiner dieser „Ich brauche neue Gerüchte!“-Ausdrücke. Denn diese konnte er mittlerweile spielend leicht von anderen unterscheiden. Es handelte sich hierbei also um ehrliches Interesse einer Freundin.

„Ja, irgendwie schon.“, gab er zu.

Parvati strich sich eine schwarze Haarsträhne hinter das Ohr, schwieg einen Moment und legte den Kopf auf die Seite.

„Joan hat so etwas Ähnliches erzählt.“, sinnierte sie, schloss die Augen und strich gedankenverloren über ein Stück Papier.

„Deine Freundin aus Slytherin?“

„Ja. Sie hatten gestern Früh auch Bleigießen gemacht. Nur wusste sie die Bedeutungen nicht so genau, ich musste sie ihr extra noch aufschreiben.“

Harry schmunzelte. Der letzte Satz hatte einen vorwurfsvollen Unterton gehabt. Parvati war eben mit Leib und Seele eine kleine Esoterikerin.

„Weißt du was?“ Mit einem Nicken, um seinen spontanen Entschluss zu unterstützten, klappte er den Buchdeckel zu und stand auf. Das Mädchen sah ihn nur an, wartete auf weitere Erklärungen.

„Wir gehen jetzt raus und machen uns auch einen schönen Tag! Wer ist denn Hermine, dass sie uns jegliche Freizeit streichen könnte?“
 

Mir roten Nasen, Wangen und Ohren kamen eine Handvoll Schüler in die Große Halle gestolpert. Sie lachten, klopften sich den Schnee von den Umhängen, die doch mehr abbekommen hatten als erwartet.

„Morgen schlagen wir euch!“, rief Ron den anderen noch hinterher, die sich bereits zu ihren Hauskameraden an die Tische gesellt hatten und diese Herausforderung für ein zweites Match mit zustimmenden Lauten annahmen.

„Man, das war echt klasse!“, grinste Neville, ließ sich auf die Bank plumpsen. „Und wer hätte gedacht, dass ein Schneemannwettbewerb so viel Kreativität brauchen würde?“

Harry lachte ebenfalls, dachte an seinen mickrigen Schneeberg zurück, der so überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem Mann hatte aufweisen können. Dafür war aber Neville voll und ganz in seinem Tun aufgegangen und hatte mit Hilfe von Parvati und zwei Viertklässlerinnen eine kleine Schönheit ins Leben gerufen. Liebevoll wurde die Schneefrau nun mit „Schätzchen“ betitelt.

Es hatte also auf der Hand gelegen, wer gewinnen würde. Obwohl die Gruppe der Slytherins um Blaise Zabini ihm gehörige Konkurrenz geboten hatten. Ihr Schneemann war ebenfalls nicht zu verachten und hatte den stolzen Namen „Kryo“ erhalten.

Alles in allem war die Jury – die aus einem Haufen Schüler bestanden hatte – zu dem knappen Ergebnis gekommen, dass dem Team P.A.N.I. die Ehre des Sieges gebührt hatte.

Dass sich die Schlangen das nicht so ganz hatten gefallen lassen, war an der darauffolgenden Schneeballschlacht zu erkennen gewesen, bei der alle hatten mitmischen können.

Lächelnd verweilte Harry noch eine Weile bei den Gedanken an den vergangenen Nachmittag – hatte er doch so auch Draco mehr beobachten können, der es sich ebenfalls nicht hatte nehmen lassen, die Gryffindor mit Schneebällen zu bombardieren. Und dass der Blonde in diesem gelösten Zustand noch viel attraktiver aussah, das wusste Harry ja bereits. Man dachte ja nur an das wunderschöne Foto, das er Colin abgeschwatzt hatte.

Die gute Laune wurde jedoch nun durch eine ganz gewisse Person getrübt. Hermine saß Harry gegenüber und taxierte ihn mit wütenden Blicken.

„Du hast den Aufsatz nicht fertig.“, meinte sie kalt, griff nach seiner Hand, als er nach der Kanne mit dem warmen Kakao greifen wollte.

„Na und?“, erwiderte Harry unwirsch, zog die Stirn kraus. „Ich weiß schon, wann ich arbeiten muss und wann ich mir Freizeit nehmen kann.“

Das Mädchen, das sich gelegentlich seine Freundin schimpfte, knirschte mit den Zähnen. „Ich habe dich gestern schon damit in Ruhe gelassen, damit du ein bisschen schwärmen konntest, aber heute lass ich dich damit nicht noch einmal durch, mein Lieber.“

Der Gryffindor seufze, sah sich mehr oder minder hilfesuchend um. Ron hatte sich neben ihm dezent in seinem Essen vergraben – so wie er es immer tat, wenn er um keinen Preis auffallen wollte. Eine Gruppe Mädchen gackerte wie verrückt, schien also ebenfalls kein rettender Anker darzustellen.

Der einzige, der nicht in ein Gespräch verwickelt war und auch noch einigermaßen gut ausgeprägte diplomatische Fähigkeiten aufweisen konnte, um Hermine angemessen die Stirn zu bieten, war Seamus. Generell würde er mehr auf Deans Hilfe vertrauen, aber da dieser im Moment von Jack belagert wurde, konnte dieser Harrys bittenden Blick nicht sehen.

Also blieb nur noch Seamus. Innerlich seufzte Harry. Er würde sicherlich irgendeine Gegenleistung wollen, das wollte er immer. Bei ihm gab es selten bis gar nicht etwas umsonst und sei es auch nur eine kleine Information, die der dunkelhaarige Gryffindor preisgeben musste.

Nun gut, das musste er eingehen, wenn er den heutigen Abend einigermaßen unbeschadet überstehen wollte. Und mit einem Seitenblick zu Hermine bestätigte sich Harry noch einmal in seinem Tun – sie war drauf und dran es jetzt bis aufs Äußerste treiben zu wollen. Das konnte man an ihren gefletschten Zähnen und der gekrümmten Fingerhaltung erkennen.

Kaum dass er den waghalsigen Beschluss gefasst hatte, dem brünetten Mädchen wahrhaftig den Kampf anzusagen, blickte ihn Seamus mit einem wissenden Grinsen an.

„Du weißt, dass es dich was kosten wird.“, raunte der Ire, wandte sich danach an das Mädchen, das Harry weiterhin mit starren Augen fixierte.

„Hermine, Darling.“, zwitscherte Seamus, warf sich mehr oder weniger mitten in das Sichtfeld der Genannten, was gleichbedeutend damit war, dass er sich schier auf den Tisch warf, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

„Sprich dich aus, was soll ich dir zu Weihnachten schenken? Ich habe einfach keine Idee!“ Er seufzte schwer, fasste sich theatralisch an die Stirn.

Harry dagegen zog nur skeptisch die Augenbrauen hoch.

Nun ja, das war nicht wirklich die Art von Hilfe gewesen, die er sich vorgestellt hatte. Schließlich war erst vor wenigen Tagen Heiligabend beziehungsweise –morgen gewesen und –

Seamus.“ Als hätte man dem Helden der Zaubererwelt einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf gekippt, schauderte er. Auch die Menschen in seiner nahen Umgebung erfasste dieser Kältehauch.

Das war kein guter Tonfall.

Allein an dem Angesprochenen selbst schien es vorbeigegangen zu sein.

„Weihnachten ist erst wieder in dreihundertsechsundfünfzig Tagen, meinetwegen auch in achttausendfünfhundertneunundvierzig Stunden und sechsundzwanzig Minuten. Und jetzt geh mir aus dem Weg.“

Doch stattdessen sah der Ire sie mit großen Augen an.

„Wow, ich wusste ja, dass du gut in der Schule bist und auch in Arithmetik, aber so gut?! Ich bin vollkommen verblüfft!“

Hermine ließ kurzzeitig von ihrem eigentlichem Zielobjekt ab, um dieser Aussage eine angemessene Antwort entgegenzudonnern, als Harry seine Chance gekommen sah. Mit für ihn selbst überraschender Schnelligkeit und Gewandtheit sprang er von der Bank auf, stieg darüber und rannte den Mittelgang entlang, direkt zur Flügeltür.

Ich kriege dich noch, Harry Potter!“ war das letzte schlechte Omen, das er für dieses neu angebrochene Jahr noch gebraucht hatte, dachte Harry sarkastisch, während er in der Eingangshalle bereits seinen Lauf verlangsamte und in einen leichten Trab verfiel.

Rational betrachtet blieben ihm noch gute zwei Stunden seines Lebens.

Was könnte er damit sinnvolles anfangen?

Doch noch bevor er die letzten Momente seines Lebens durchplanen konnte, holte ihn ein dezentes Räuspern aus seinen Gedanken, was ihn auch dazu bewegte stehenzubleiben. Er hatte sich noch nicht einmal umgedreht, wusste aber, dass es von einem Mädchen kam, das jünger sein musste als er und ebenfalls aus einem anderen Haus. Aus Gryffindor war niemand mehr so zaghaft in seiner Gegenwart.

„Harry?“

Genannter drehte sich um, sah sich mit einem blonden Mädchen konfrontiert, dessen blaue Augen beinahe überirdisch wirkten. Die weichen Gesichtszüge und das Grübchen im Kinn deuteten einen schutzbedürftigen Hauch an, den das Mädchen umgab. Die zierliche Figur, die unter dem dunkelgrünen Rollkragenpullover und der engen Jeans zu erahnen war, sprach weiterhin dafür.

Wie gut, dass er seit Ginny von solchen Fällen der Hilfsbedürftigkeit per Schocktherapie kuriert worden war.

„Ja?“ Er kannte sie nicht – sollte er?

„Hi.“ Ihre Wangen färbten sich rot, ein wenig verlegen huschte ihr Blick über sein Gesicht, blieb aber nie an seinen Augen hängen. War das so etwas wie der letzte Rest an „Nicht-Verlegenheit“, dass sie nicht ganz wegsah?

Eine peinliche Stille legte sich über die beiden. Harry sah sich ein wenig genervt um.

Im Grunde hatte er nicht beabsichtigt, das Mädchen vor sich irgendwie zu beleidigen oder vor den Kopf zu stoßen, aber er wollte auch nicht dumm herumstehen. Seine Lebenszeit rann ihm förmlich durch die Finger, wenn er noch länger hier in der zugigen Eingangshalle stand und auf sein Todesurteil alias Hermine wartete.

„Ich.. Ähm, also, ich wollte fragen..“

Das Mädchen schien mit sich zu ringen, stotterte minutenlang sinnloses Zeug. Um es ihm und sich selbst leichter zu gestalten, lächelte Harry ihm freundlich zu. Das gab den meisten den entscheidenden Ruck, endlich mit der Sprache herauszurücken.

Sie grinste noch einmal verlegen, dann holte sie einmal tief Luft.

Seine Taktik hatte also auch bei ihr gefruchtet.

„Gut, fangen wir das Ganze noch einmal von vorne an.“ Nun blickte sie ihn mit strahlenden Augen an. „Mein Name ist Kate. Ich wollte fragen, ob du vielleicht mit mir ausgehen würdest.“

Ihre großen blauen Kulleraugen schienen immer größer zu werden, je länger sie auf eine Antwort wartete.

Harry atmete geschlagen aus. Unterbewusst registrierte er jedoch, dass sie diese Kate sein musste, von der Maudine ihm gestern erzählt hatte. Das war es also gewesen.

„Kate. Das ist wirklich süß von dir und du bist bestimmt auch ein nettes Mädchen und alles-“

Die Blonde grinste gezwungen, als sie ihn unterbrach. „Jetzt kommt dieses allseits beliebte aber, nicht wahr? Ich hatte es geahnt. Und Maudine hatte mir abgeraten. Ich bin wirklich so blauäugig, wie sie gemeint hatte.“

Während sie da so mit sich plauderte, blickte Harry sich unauffällig um.

Die Flügeltür zum Esssaal war noch immer verschlossen – und das bereits seit zehn Minuten; kein gutes Zeichen. Die Gemälde um ihn herum waren mit sich selbst beschäftigt, wenige Schüler liefen an ihnen vorbei, um noch etwas vom Abendbrot abzubekommen.

Ihr Selbstgespräch scheinbar beendet wandte sich Kate wieder ihm zu.

„Da du ja nicht mit mir ausgehst, habe ich eine Frage an dich.“

Der Gryffindor fokussierte seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf sein Gegenüber.

„Bitte, ich denke, das bin ich dir schuldig.“ Abermals packte er eines dieser nullachtfünfzehn Lächeln aus, die er im Grunde selbst nicht ausstehen konnte, aber doch des Öfteren einen guten Dienst erwiesen hatten, so dass er sie nicht ablegte.

„Hast du wirklich eine Gitarre gehabt?“

Verdattert legte Harry den Kopf schief, fragte sich, ob diese Kate nicht den ein oder anderen giftigen Dampf zu viel eingeatmet hatte.

Warum waren alle so erpicht auf seine bescheuerte Gitarre? So einzigartig konnte das ja wohl nicht gewesen sein.

„Warum?“ Auf diese Gegenfrage hin schüttelte sie resolut den Kopf.

„Ich hätte gern die Antwort.“

„Ja. Aber warum willst du das wissen?“

Mit einem merkwürdigen Laut, der eine Mischung aus freudigem Jauchzen und ersticktem Schrei sein könnte, wich sie zurück, kicherte dann leise und schlug sich die Hände vor den Mund.

„Maudine, Joan, Lavender, Parvati, Luna, Karen.. Sie hatten alle Recht! Bei Salazars grüngestreiften Socken!“

Und damit verschwand sie in Richtung Speisesaal.

„Ja, nee, is klar.“, meinte Harry nur verstört, beschäftigte sich dann wieder mit seinem eigentlichen Vorhaben: und zwar den Weg bis zu seinem „Versteck“ – Gryffindorturm, Jungenschlafsaal der siebten Klasse – noch vor Hermines „Befreiung“ hinter sich gebracht zu haben.

Doch er war noch nicht mal hinter der zweiten Ecke nach der ersten Treppe, als unmännliches Geschrei seine Gehörgänge erreichte.

„Hast du das eben mitgekriegt?! Hast du gehört, was Kate gerade erzählt hat?!“, kreischte eine schrille Stimme, die Harry im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Auch nicht, als er den nächsten Sätzen lauschte.

Dass er ursprünglich auf der Flucht sein sollte, vergaß er nebenbei – die Neugier war eben doch zu übermächtig.

„Das ist ein Zeichen! Ein magisches Zeichen! Ich habe es ja schon immer gesagt, irgendwann trifft es sogar dich.“

Laut dieser Aussage befanden sich wohl zwei Personen, darunter eine mit hundertprozentiger Sicherheit männlich, auch wenn die Stimme sehr schrill und unangenehm klang, in der Eingangshalle, schritten gemächlich die Stufen empor, die Harry bereits hinter sich gelassen hatte.

Um nicht aufzufallen schlich selbiger rückwärts die Gänge entlang, um ja keines der Worte zu verpassen. Sorge um eventuelle Kollisionen mit Rüstungen hatte er keine – Hogwarts war sein Spielplatz, er wusste schon, wo er hintreten musste und wo nicht.

„Und dabei ist es mir egal, dass du so ein hässliches Gesicht ziehst! Es ist Schicksal, Bestimmung!“

Noch während der Junge weiter über Kates Statement berichtete, woraus der Gryffindor herausgehört hatte, dass es sich um diese vermaledeite Gitarre handelte, meldete sich seit gut zweihundert Metern Fußweg auch die andere Person zu Wort.

Und diese Stimme war Harry nur allzu geläufig – ab und an war er bei ihr schon ins Schwärmen geraten, aber natürlich stets im Geheimen.

„Du weißt, dass ich nichts auf diesen Humbug gebe, Blaise. Auch nicht, wenn es laut allen magisch ist.“ Draco schnaubte herablassend.

Harry konnte sich in diesem Moment nur zu gut vorstellen, dass er auch noch, um seine geringe Wertschätzung zu diesem Thema zu verdeutlichen, lässig mit der Hand abwinkte. Er lächelte verliebt.

Obwohl ihm im Unterbewusstsein vollkommen klar war, dass dieses halbe Zusammentreffen so klischeehaft war, dass es beinahe aus allen Nähten platzen musste. Würde nur noch fehlen, dass Harry einen Patzer beging und in eine Rüstung hineinlief. Dann würden die beiden Jungen auf ihn aufmerksam werden und es würde eine dermaßen peinliche Situation entstehen, dass Blaise schon nach weniger als einer Minute die Flucht ergreifen würde. Wenn man diesen absurden und schnulzigen Gedanken weiter verfolgte – was in Harrys Gehirn genau in diesem Augenblick sehr wohl stattfand –, käme man unweigerlich zu dem Schluss, dass das alles mit einer kitschigen Liebeserklärung enden würde, damit auch jeder Romantiker auf seine Kosten kommen würde.

Aber Harry befand sich im realen Leben, also würde ihm auch ein solch banaler Fehler nie unterlaufen. Okay, vielleicht könnte ihm so ein Fehler schon unterlaufen, vor allem dann, wenn es wirklich so ablaufen würde, wie er es sich gerade vorgestellt hatte – da würde er es doch glatt herausfordern.

Aber da Draco dem ganzen Hokuspokus, wie er das Bleigießen gerade nett tituliert hatte, nichts abgewinnen konnte und ihm dementsprechend auch keinerlei Glauben entgegenbrachte, wäre es herzlich sinnlos, eine derartige Lage heraufzubeschwören. Denn schon allein deswegen würde diese magische Stimmung fehlen, die das ganze Szenario wunderschön abgerundet hätte.

Der Gryffindor schüttelte leise über sich selbst lachend den Kopf, drehte sich auf dem Absatz um und schlenderte die Treppen hinauf zum Turm.

Seine Freunde würden sicherlich auch bald auftauchen, allen voran Seamus und Hermine.

Welche Freude.

Da blieb er doch ganz gerne mal in seiner kitschig, verliebten Traumwelt hängen.
 

Es war Zeit zum Schlafengehen – frühes Schlafengehen.

So eines, wenn man an seinem Leben hing und keiner unnötigen Gefahr begegnen wollte.

Seamus hatte ihn direkt nach seinem Eintreffen im Gryffindorturm gewarnt, ja nicht den Schlafsaal zu verlassen und seinen Zauberstab immer in erreichbarer Nähe zu haben.

Dies hatte sich der bebrillte Junge auch sehr zu Herzen genommen:

Er saß mit dem Rücken an die Wand gepresst auf dem Bett, die Augen weit aufgerissen und immer darauf bedacht, jedes noch so leise Geräusch zu erfassen. Dass ihm das nur mäßig gelang, stellte er fest, als ihn jemand kräftig an der linken Schulter rüttelte.

„Harry, du solltest so nicht schlafen.“

Er schreckte hoch, hielt demjenigen, der ihn aufgeweckt hatte, welchen er geistesgegenwärtig als Ron identifizierte, unter die Nase. „Ich bin wach, ich bin wach!“, versicherte er, was jedoch nur Gelächter im Schlafsaal nach sich zog.

„Natürlich, Harry.“, spottete Dean, der bereits in seinem Bett lag und ein Buch auf den angewinkelten Beinen liegen hatte – er war wirklich der einzige in ihrem Freundeskreis, der Hermine so eine derartige Konkurrenz bieten konnte.

Die anderen drei standen noch im Zimmer herum, schienen sich ebenfalls bettfertig zu machen.

„Wie viel Uhr ist es?“

Neville gab ihm Auskunft: „Kurz nach halb zwölf.“

Harry stöhnte leidvoll und wollte sich aufrichten, krümmte sich jedoch mit einem jämmerlichen Laut wieder zusammen.

Sein Rücken schmerzte höllisch, genauso wie seine Beine. Daraufhin war dreistes Lachen von Seamus zu hören.

„Als ich meinte, dass du aufpassen solltest, meinte ich nicht, dass-“, noch bevor er seinen Satz vollenden konnte, surrte ein Zauberspruch durch die Luft und verfehlte den rothaarigen Iren nur um Haaresbreite.

„Vergiss nicht, wen du hier vor dir hast, Seamus.“, knurrte Harry dunkel, hinkte elegant – schließlich musste eine bedeutungsvolle Aussage auch mit dementsprechender Haltung und Bewegung untermalt werden – zur Türe, um vor dem nächtlichen Träumen noch einmal den Waschraum aufzusuchen.

Als er die Türe hinter sich geschlossen hatte, wimmerte er gepeinigt. Mit der rechten Hand tastete er auf seiner Kehrseite herum, soweit das anatomisch möglich war und stellte nach einer Minute resigniert fest, dass einfach alles wehtat und sich nicht nur auf einen Punkt konzentrierte. Auch seine Beine waren steif geworden von dem ungemütlichen Sitzen – er hatte beinahe vier Stunden mit angewinkelten Knien ausgeharrt. Da war es kein Wunder, dass seine Gliedmaßen irgendwann streikten.

Unter Geächze schaffte es Harry dann doch, sich bettfertig zu machen und schlurfte zurück in den Schlafsaal.
 

Dritter Januar und das Grauen wollte kein Ende nehmen.

Nicht nur, dass Hermine auf einmal wieder einen auf gute Freundin machte – was bei Harry einen Schauder sondergleichen auslöste –, sondern auch, dass Seamus vehement seine Bezahlung für die gestrige Hilfestellung verlangte.

Am Frühstückstisch sitzend rieb er sich den Nacken, verneinte das Angebot des brünetten Mädchens ihm ein Glas Orangensaft einschenken zu dürfen.

„Also, was kannst du mir anbieten?“, fragte der Ire, lächelte Lavender neben sich charmant an und zwinkerte danach Demelza frech zu.

„Was verlangst du?“, entgegnete der Dunkelhaarige, stützte seinen Kopf in die Handfläche. Die Nacht über hatte er wenig geschlafen, andauernd war ihm das Gespräch zwischen Draco und Blaise durch die Gedanken gehuscht.

Welche Chance hatte er, dass er in diesem letzten halben Jahr seinen Schwarm erobern konnte? Wenn er es wirklich realistisch sah, bestand dieser Funken Hoffnung überhaupt nicht.

Sehr ermutigend.

„Wie wäre es, wenn du mir hilfst, die kleine Braden nach einem Date zu fragen.“ Seamus’ Augen leuchteten auf, während er Harry ganz fasziniert über die Schulter blickte.

„Wer?“

Um den näheren Erläuterungen folgen zu können, wandte sich der Gryffindor auf der Bank um, wobei sein Blick wie magisch vom Slytherintisch angezogen wurde.

Draco saß bereits da, schob scheinbar gelangweilt sein Brötchen von der einen Seite des Tellers auf die andere. Er sah richtig gut aus – was Harry eigentlich schon längst wusste, aber es jeden Tag gern aufs Neue feststellte.

Er hatte sich mit einem grauen eng anliegenden Pullover gekleidet, das hellblonde Haar wohl nach dem Duschen antrocknen lassen, denn von Weitem sah es noch ein bisschen nass aus.

Links neben ihm saß sein Freund Blaise, den Harry schon immer für ein bisschen verrückt gehalten hatte, aber doch meist zurecht in diesem Hause und Dracos bester Freund war.

Rechts neben seinem Schwarm hatte es sich das blonde Mädchen von gestern gesetzt. Wie war doch noch gleich ihr Name gewesen? Kate?

„Du siehst doch da Malfoy sitzen, oder?“, begann Seamus mit seiner Erklärung, wer denn diese Braden sein sollte, und Harry kräuselte für einen kurzen Augenblick die Lippen.

Natürlich wusste er, wo Draco saß, was war das denn für eine Frage?

Aber noch im selben Augenblick wurde ihm bewusst, dass wohl kaum jemand von seiner Leidenschaft zu den kühlen Eisprinzen wusste.

„Und von uns aus gesehen rechts siehst du dieses Mädchen.“

„Ja, Kate. Und weiter?“, meinte Harry, um das Ganze ein bisschen zu beschleunigen, indem er zu verstehen gab, dass er wusste, wo sich Seamus’ Augen gerade befanden.

„Kate? Du kennst sie?“, wollte dieser wissen, worauf Harry sich verwundert zurückdrehte und ihn das Gesicht des Iren blickte.

„Ja, gestern hat sie mich um ein Date gefragt.“

„Was?! Dich?!“ Alle Farbe war aus dem sommersprossigen Gesicht gewichen, was Harry dazu veranlasste, verwirrt dreinzuschauen. Was war denn jetzt kaputt?

„Dann hab ich ja gar keine Chance mehr.“

„Bitte?“ Fragend blickte sich Harry um, erntete von den anderen jedoch ebenfalls nur ein ratloses Achselzucken.

Der rotblonde Gryffindor hatte mittlerweile den Kopf auf seine verschränkten Arme fallen gelassen und wimmerte bemitleidenswert vor sich hin.

„Seamus?“, wollte Harry vorsichtig wissen, war sich nicht ganz sicher, ob er wirklich mehr erfahren wollte.

„Man! Kate Braden, du Idiot!“, raunzte dieser nur, was nun endlich zur Auflösung dieser verwirrenden Situation führte.

„Oh. ’Tschuldige, Seamus. Soll ich sie vielleicht fragen, ob sie mit dir ausgehen will..?“

„Wie arm kommt das denn?“ Seamus hob seinen Kopf wieder, seufzte. „Nein, danke, Harry. Damit wäre deine Schuld beglichen.“

Eine Weile lang geschah nichts – eine Wohltat für Harrys geschundene Nerven. Auch wenn er die Sache mit Hermine lieber noch im Hinterkopf behielt. Man wusste ja nie, wann sie gedachte, ihre Krallen auszufahren und zum tödlichen Schlag anzusetzen.

Doch irgendwann ging auch ein friedlicher Ruhemoment zu Ende.

Er wollte gerade aufstehen, als er in den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Natürlich war dies in einer gefüllten Großen Halle keine Besonderheit, dennoch erregte sie seine Aufmerksamkeit, was sich dadurch erklären ließ, dass sie aus Richtung des Slytherintisches kam. Doch noch bevor er Genaueres in Erfahrung hätte bringen können, stellte sich Parvati vor ihn, grinste ihn breit an.

Kein gutes Grinsen. Kein gutes Glitzern in den Augen.

Das waren nur zwei Dinge, die in Harry Panik auslösten.

„Ron?“, fiepte er, doch dieser – der sich doch wahrhaftig sein bester Freund schimpfte – war so eben erfolgreich von Hermine abgelenkt worden.

Verräterin, dachte der Gryffindor nur grimmig, während er seinen Blick von seinen vermeidlichen Freunden abwandte und gedanklich zu seinem eigentlichen Problem zurückkehrte.

Parvati Patil. Eine der berüchtigten häuserübergreifenden „Tratschschwestern“ – dass dies noch nicht als Sekte anerkannt war, ließ Harry nur ungläubig den Kopf schütteln.

„Das Schicksal muss nun erfüllt werden.“, meinte sie liebreizend, nahm ihn sanft an der Hand. Der Dunkelhaarige wollte sich wehren, spürte jedoch gleich darauf eine Hand in seinem Rücken, die ihn beständig nach vorne drückte.

Lavender Brown. Ebenfalls eine „Tratschschwester“.

Das war nicht gut.

„Ron?!“, rief er dieses Mal energischer, aber wieder erhielt er keinerlei Unterstützung.

Ein panischer Angstschrei wollte ihm letztendlich doch nicht über die Lippen kommen, er war ja nicht umsonst Harry Potter. Er hatte es irgendwie geschafft, Voldemort unter die Erde zu bringen, einen Drachen zu überlisten, einen Basilisken zu töten und hunderte von Dementoren in die Luft zu schlagen!

Da ließ er sich doch nicht von zwei übergeschnappten Mädchen einschüchtern.

Dass sie dies aber dennoch viel zu gut schafften, sah man daran, dass der Junge, kaum dass sie aus der Halle getreten waren, mit einem unsicheren Lächeln versuchte, die beiden umzustimmen.

„Lavender, komm schon. Du weißt, dass ich Klatsch und Tratsch nicht viel abgewinnen kann. Lasst mich gehen.“, seine Stimme wurde immer dünner.

Als er bei der Brünetten keinen Erfolg hatte, versuchte er sein Glück bei Parvati.

„Parvati! Ich habe uns gestern doch ein bisschen Freizeit verschafft, es war so lustig. Willst du wirklich, dass das so endet?!“

Es brachte nichts. Sie blieben unerschütterlich.

Kein Zauber würde ihm gegen den Verband der „Tratschschwestern“ mehr helfen können. Seinen Zauberstab hatte er zwar griffbereit, aber er wusste ebenso gut, dass Parvati und Lavender ihre auch in Sekundenschnelle verfügbar hatten. Nicht umsonst waren sie in Punkto Schnelligkeit seine gelehrigsten Schülerinnen gewesen.

„Es tut nicht weh, Harry.“, meinte Lavender nach einer Weile grinsend. „Wir wollen dem Schicksal nur ein bisschen unter die Arme greifen.“

Das beruhigte ihn nicht im Mindesten. Schon knappe zehn Minuten waren sie die Treppen des Schlosses hoch und runter gelaufen, waren dort einen Korridor entlang gewandert und dann wieder nicht.

Wäre Harry von seiner zeitweiligen Panik nicht so besessen gewesen, hätte er vielleicht sogar mitbekommen, wo sie ihr Weg hinführte. Schließlich kannte er die Schule wie seine Westentasche, wobei natürlich die Karte der Rumtreiber zu Anfang einen erheblichen Beitrag geleistet hatte.

„Wir sind da.“ Ehrfürchtig sah der Gryffindor auf – und blickte auf eine vermoderte alte Tür.

Gut, er hatte sich irgendwie etwas anderes vorgestellt. Etwas mehr Imposantes..

Sie machten die Tür auf, die erbärmlich in den Angel quietschte und schubsten ihn hinein.

„Wir kommen gleich wieder.“

„Wie beruhigend.“, fauchte Harry gehässig, seufzte aber laut auf, als die Tür zurück ins Schloss fiel. Er nutzte die Zeit, um sich in dem Raum genauer umzusehen.

Es war anscheinend ein altes Klassenzimmer, welches nicht mehr in Benutzung war und die es zu hunderten in Hogwarts gab. Überall verstaubte Tische, Sitzbänke.

Eine breite Fensterfront ließ das kalte Licht von draußen herein.

Die Sonne hatte es bisher nicht geschafft, sich durch die Wolken zu kämpfen und Harry bezweifelte, dass sie es im Laufe des Tages schaffen würde. Es würde heute wohl eher noch einmal schneien und somit den jüngeren Schülern – und sicherlich auch den älteren – eine Freude bereiten.

Ein lautes Zetern riss ihn aus seiner Betrachtung, sein Blick schwenkte zum verschlossenen Ausgang.

„Ich lass mich von dir doch nicht verarschen! Bist du bescheuert?! Lass mich endlich los!“

Harry schmunzelte, lehnte sich mit verschränkten Armen an das Lehrerpult.

„Wir sind da.“, hörte er darauf wieder diese unangenehme Stimme, die er nun ohne Probleme zuordnen konnte. Heute wirkte sie nicht so schrill, aber dennoch mochte der Gryffindor dieses Kratzen darin nicht.

Dracos Stimme dagegen streichelte seine Sinne – nur nicht unbedingt, wenn sie sich Beleidigungen an den Kopf warfen, da war er eher versucht, sie als ungemein erotisch abzutun. Was im Endeffekt jedoch nicht wirklich hilfreich war, wenn er eigentlich eine schlagfertige Antwort parat haben sollte.

Die Tür wurde aufgerissen und der blonde Slytherin wurde unsanft hineingeschubst.

„Wenn ich euch nachher in die Finger kriege, macht euch darauf gefasst, dass man euch nicht mehr erkennen wird, wenn ich mit euch fertig bin!“

Durch den offenen Spalt konnte Harry Blaise sehen, was seine Vermutung bestätigte, aber auch ein rothaariges Mädchen, wobei er auf Joan tippte.

„Wir kommen gleich wieder.“, meinte sie noch, bevor sie das morsche Holz mit einem Ruck wieder zuzog.

„Ah, Draco Malfoy, welche Ehre dich hier zu empfangen.“, grinste Harry, verharrte in seiner Position, spürte, wie sein Herz schneller zu pochen begann. Nur nichts anmerken lassen, hieß die absolut unanfechtbare Devise.

Der junge Mann drehte sich zu ihm um und stöhnte daraufhin fassungslos.

„Das bringen die nicht wirklich, oder? Wenn die auch nur noch entfernt glauben, sie würden aus dieser Angelegenheit ungeschoren davonkommen, dann werde ich sie aber bitter enttäuschen müssen.“, grummelte er in sich hinein und Harry hätte am liebsten gekichert.

Aber da die Regel ja feststand, beließ er es bei einem leichten Zucken der Mundwinkel.

„Potter. Stellen wir eins erst mal klar. Wir beide sind hier wegen dieser bescheuerten Gitarre, die wir zufälligerweise wegen dem Bleigießen haben. Und mein bescheuerter Freund und seine noch beklopptere Freundin sind der Meinung, dass es Schicksal sei, dass wir uns nun ineinander verlieben müssten.“ Er hob genervt die Hand, schien sich durch das Haar fahren zu wollen, doch kurz bevor er es tat, hielt er inne.

Harry lachte leise. Niemand durfte an seine Haare, scheinbar noch nicht einmal er selbst.

Draco dagegen sah auf und blickte in undefinierbar an.

„Findest meine Misere wohl lustig, Potter?!“, zischte er, lehnte sich nun ebenfalls an ein Pult an und zwar so, dass er sowohl Harry, als auch die Türe gut im Blick hatte.

„Irgendwie ja.“, grinste der Gryffindor. „Vor allem, da du ja mit deinem Elend nicht allein bist.“

Sein Gegenüber seufzte, woraufhin Harrys Herz noch einen Takt schneller klopfte.

Es war ihm bewusst, dass der andere es sicher nicht hören konnte, aber am liebsten hätte er jetzt seine Hand auf die Brust gepresst und es somit zum Langsamerschlagen gezwungen, um die verräterischen Laute auf ein Minimum zu reduzieren.

„Es ist vollkommen absurd, was die beiden sich da zusammengesponnen haben. Allein schon die Tatsache, dass wir uns fast sechs Jahre lang bis aufs Blut bekriegt haben! Das kann wegen so einer Blödelei nicht einfach über den Haufen geworfen werden.“

Dieser Aspekt ließ den Löwen wehmütig lächeln. Seine Augen wurden ein wenig trüb.

Natürlich nicht.

Verständlich.

„Hey, Potter? Hörst du mir überhaupt noch zu?“

Draco war näher an ihn herangetreten und schaute ihm direkt in die Augen. Der bittere Zug um Harrys Mundwinkel wurde deutlicher.

Jetzt konnte er sich richtig davon überzeugen, dass der Slytherin schöne Augen hatte. Grau mit dunklen Sprenkeln darin.

Die Welt war doch grausam.

Er würde es nicht haben können.

„Ja, du hast gemeint, dass wir uns nicht in einander verlieben können, weil wir sechs Jahre lang eine wunderschöne Feindschaft gepflegt haben.“

Die Brauen des anderen zogen sich zusammen.

„Ich fragte eigentlich, ob wir den Tratschtanten eine Lektion erteilen sollten.“

„Lektion..? Gut..“, antwortete der Dunkelhaarige abwesend.

„Potter, du bist immer noch nicht ganz anwesend.“, stellte Draco fest.

Angesprochener nickte kurz, blinzelte dann mit den Augen, um seine Gedanken wieder zu bündeln. Er sollte jetzt bei der Sache bleiben, sonst würde doch noch etwas ans Tageslicht kommen.

„Was hast du dir gedacht?“, wollte er nun wissen, um dem anderen damit zu beweisen, dass er wieder vollkommen zurechnungsfähig war.

Sein Herz hatte sich mittlerweile beruhigt – oder war es langsamer geworden?

„Noch nichts, ich kann mir schließlich auch keinen Masterplan aus dem Ärmel schütteln.“ Der Blonde setzte sich auf einen staubigen Tisch, ließ die Füße baumeln und betrachtete Harry eine Weile.

Als dieser nichts weiter sagte, ergriff er abermals das Wort: „Warum streiten wir uns gerade nicht?“

Müde zuckte der Gryffindor mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Vielleicht weil wir unsere Feindschaft hinter uns gelassen und ein gemeinsames Ziel vor Augen haben?“

Er wollte nicht darüber nachdenken. Nicht hier darüber sinnen, dass sein letzter Funke Hoffnung soeben von einem Platzregen ertränkt wurde.

Natürlich – er war immer realistisch genug gewesen, um sich bewusst zu machen, dass diese winzige Chance in der Wirklichkeit nie bestanden hatte, aber die Erkenntnis traf ihn dennoch hart.

„Glaubst du daran?“ Ein verwirrter Blick seitens Harrys folgte. „Ich meine an das Bleigießen?“

Wieder hob er die Achseln.

„Nein, nicht wirklich.“, und leise murmelte der Dunkelhaarige in sich hinein: „Aber dieses Mal würde ich es nur zu gerne.“

„Mh.“

Stille breitete sich zwischen ihnen aus.

Sie war Harry unangenehm, sie kratzte und piekte überall und ließ sich nicht abschütteln. Jeder Versuch einer Konversation erstarb im Keim.

Ein letztes Mal setzte er an. Er war doch ein Gryffindor-Löwe, oder nicht?

„Hast du deine Gitarre dabei? Oder eher: Hast du sie überhaupt noch?“, fragte er mutig. Sein letzter Strohhalm, an den er sich klammerte. Wenn der Slytherin wirklich vollkommen nichts auf dieses Symbol gab, dann würde er sie auch nicht dabei haben. Dann wäre alles vorbei.

Draco schreckte auf, sah ihn an. Blonde Strähnen fielen ihm in die Stirn. Harry hatte seinerseits sein Bleistück aus der Hosentasche gezogen, wandte es wie so oft in den letzten zwei, drei Tagen in den Fingern.

Der Blonde wollte gerade antworten, als die Tür aufging und vier Gesichter hereinlugten.

Lavender, Joan, Parvati und Blaise. Sie blickten die beiden Jungen enttäuscht an. Doch dann wandten sie sich zu und tuschelten miteinander.

Harry beobachtete dieses Szenario skeptisch.

Seiner Meinung nach waren sie eine Sekte. Punkt. Ende.

Das Fazit ihrer Besprechung ließen sie die zwei Zuschauer nicht erfahren, doch ihre Enttäuschung war einem freundlichen Lächeln gewichen. Die vier Schüler ließen die Türe offen stehen und entfernten sich wieder.

Der Blonde stand auf, ging dem Ausgang entgegen, doch noch vor er durch den Rahmen schlüpfen konnte, kam Harry auf seine Frage zurück: „Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Draco.“

Einen Moment schien der Angesprochene zu zögern, doch dann kramte er in der Tasche seiner Jeans, hielt schlussendlich ein Stück glänzendes Blei in der linken Hand. Er warf dem Gryffindor einen Blick über die Schulter zu und schien sogar einen weichen Rotschimmer auf den Wangen zu haben.

„Natürlich habe ich sie noch, Harry.“, murmelte er und der andere konnte ganz genau die Verlegenheit heraushören.

„Dann ist ja gut. Verlier sie nicht.“, erwiderte Harry, spürte, wie sich der eiserne Knoten in seiner Brust löste und das eiskalte Wasser der Erkenntnis in heißen Dampf umwandelte, als seine Flamme der Hoffnung wieder zu lodern begann.

„Wie könnte ich..?“

Mehr einem Hauch gleich lagen diese drei Worte noch in der Luft.

Draco verschwand aus dem Zimmer, ließ einen lächelnden Harry zurück.

Es war noch nicht vorbei.

Und als er selbst aus dem Raum ging, war er sich sogar sicher, dass Hermine ihm nichts anhaben könnte.

Nicht, wenn das Schicksal seine Finger im Spiel hatte. Und früher oder später würde sich das schon noch erfüllen.

Die „Tratschschwestern“ hatten nicht ganz unnütze Arbeit geleistet.
 

Ende



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: abgemeldet
2010-11-02T18:33:17+00:00 02.11.2010 19:33
I liiiiike! aber wo ist das Ende? xD
Von:  NijiNiji
2009-01-02T16:42:20+00:00 02.01.2009 17:42
also hier mein großes letztes kommi (ob es groß wird weiß ich eigentlich gar nicht XD):

die geschichte war echt super! auch wenn du vielleicht hier und da was kürzen hättest könne, bzw weglassen.
und was ich natürlich ganz toll gefunden hab war das ende! genauso wie ich es mir vorgestellt hab! es ist schön das es offen bleibt ^^

und wer was anderes behauptet ist doof! die haben ja alle keine ahnung wie man ne richtig gute ff schreibt ò.ó ich bin auf jeden fall dein größter fan aber das weißt du ja schon ^^

vl schaff ich es eines tages dir auch ne ff zu schreiben ... mal sehn ^^

hab dich gaaaaaaaanz doll lieb! und danke nochmal ^^ für einfach alles
dein kitty
Von:  NijiNiji
2009-01-02T14:56:33+00:00 02.01.2009 15:56
mauuuuuuuu~s ^^

tut mir leid, ich schäm mich so! es ist schon der 2. jänner und ich komm erst jetzt dazu die ff zu lesen

MEINE ff ^^ das find ich so toll! danke danke danke *knuddl*

und sie ist natürlich genauso toll geworden wie ich es von dir erwartet hab! und hermine ist dir echt besonders gut gelungen XD das war so genial wie sie weggelaufen ist XDDD

und diese kleine anspielung auf unsere fähigkeit gegenseitig unsere gedanken zu lesen war auch ganz toll *knuddl*

so jetzt schau ich nur schnell hallo holly und gilmore girls und dann schmeiß ich mich ans nächste kapi ^^ und dann kriegst du natürlich noch nen kommi! genauso wie du es verdienst

hab dich sooooooooo lieb!!! *megaknuddlattacke* *kussi*
Von:  leewes
2009-01-01T20:48:51+00:00 01.01.2009 21:48
wie schon schluss??? das kann doch garnicht sein... wie geht es denn weiter??? kommen sie nun zu sammen und wenn ja wie?? und wie reagiert kate und der rest der schülerschafft darauf??? was für eine rache bekommen die tratschschwestern???? und sowiso und überhaubt???
ich will nciht das es schon vorbei ist...
ich will wieter lesen...*heul*
naja ich glaube ich muss lernen das ich nicht immer alles bekomme was ich mir wünsche....*g*
ich freu mcih shcon auf was neues von dir und falls es doch weiter gehen sollte könntest du mir dann bescheid sagen???
bis dann
lg
lee
Von:  Inan
2009-01-01T20:10:26+00:00 01.01.2009 21:10
Naja, wie Harry es gesagt hat:
Es ist noch nicht zuende^^
Von: abgemeldet
2009-01-01T19:11:30+00:00 01.01.2009 20:11
süße geschichte, aber komisches ende

lg
Von: abgemeldet
2009-01-01T16:01:13+00:00 01.01.2009 17:01
war ja klar, wie ein dray x harry teil. xDD.

aber ich mag das. i-wie (und ich weis wirklich nicht warum) hab ich immoment so eine sympathie für hermine und das gefällt mir in deiner FF jetzt so gut ^^
ron ist natürlich auch... ja... sagen wir mal gut. xD.
ne, ron ist auch klasse. so ron-like. xD.

aber ehrlich, luna hat mich seeeeeeeeeehhhhhhhhhhhhrrrrrrrrrrr überrascht.
mal ehrlich, da kann se doch nicht einfach so normale sätze reden, wie jeder andere auch.
wo sind wir den hier??? xDDD.

aber nun das wichtigste hier.
wie geil ist das den??? dray und harry haben beide eine gitarre.
^_____________________________^
da fällt mir ein, ich hatte auch mal nen vogel oder so was.
hab ich jetzt auch glück in meinem beruf??? xD.
trotzdem, dass ist sooooo cool.
und hermines letzer satz. siehste, bei so was wird einem das mädel sympatisch. ^^

und zu guter letzt noch lunchen ein frohes neues jahr.
das du uns weiter mit deinen FFs und deiner anwesenheit beehrst und all deine wünsch usw in erfüllung gehen ^^

deine engelchen ^^
Von: abgemeldet
2009-01-01T10:24:25+00:00 01.01.2009 11:24
Na da ist man doch gespannt wie es weiter geht.

Frohes neues wünsch ich.

LG
Sevara-Snape
Von:  schmusekatze
2008-12-31T22:15:14+00:00 31.12.2008 23:15
aja klingt gut

guten rutsch ins neue jahr
Von:  leewes
2008-12-31T12:53:04+00:00 31.12.2008 13:53
wie geil...*G* hermine ist echt die besste..*G*g*
aber ich will gerne jetzt schon wissen wie es weiter geht...*heul*
aber ich denke das werde ich bald erfahren..*G*
bis dann ich freu mich shcon und ich wünsche dir auch einen guten rutsch ins neue jahr und bitte rutsch nicht zu tif...*G*
bis dann
lee


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