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Dei in Machina

~Die Götter in der Maschine~
von

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Sternenliebe

Die Nacht war hereingebrochen und die Sterne zogen wieder erneut ihre Kreise am Firmament. Der Wind wehte durch die von der Nacht schwarz gefärbten Blätter und ein steinerner Engel blickte traurig in die Welt. Seine Schwingen zeigten gen Himmel und sein lockiges Haar umspielte seine sanften Züge. Seine steinernen Hände streckten sich sehnsüchtig nach dem Mond, der hinter einem Wolkenschleier verborgen war. Zu seinen Füßen saß eine junge Frau und starrte in die Ferne. Der Wind strich durch ihr kurzes schwarzes Haar. Ihre grauen Augen hatte sie auf eine stechend rote Rose gerichtet, die sie in ihren Händen hielt. Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen, offenbarte einen spitzen Eckzahn. Sie schloss ihre Hand zu einer Faust und zerstörte die schöne Rose. Die roten Blätter wurden hinfort getragen, wehten über den Friedhof und ließen Alec und den steinernen Engel zurück. Der Friedhof lag auf einer Waldlichtung und wurde schützend von großen dunklen Bäumen umzingelt. Im Schatten des Waldes saß eine weitere Person und beobachtete die melancholische Stimmung. Ein sonderbarer Hut verdeckte das Gesicht des Verborgenen, der angespannt in der Krone eines Baumes lauerte.

Alec erhob sich und fuhr mit den Fingern die Konturen des Steinengels nach und ihr Blick wurde trüber. „Wieder hat es Kontrolle über mich erlangt. Das Leben ist so vergänglich wie diese Rose…“, flüsterte die Schwarzhaarige.

Ein Hauch von Chaos..

Die schlanke Erscheinung, die sich im Schutz der Bäume befand, ließ das Vampirmädchen nicht aus den Augen. „Habe ich dich endlich gefunden, Vampir“, lächelte der Unbekannte verstohlen. Viel zu lange hatte er nach ihr gesucht. Er würde sie jetzt sicher nicht entkommen lassen. Vorsichtig legte er seine Armbrust an und spannte so leise wie möglich den Pfeil mit der Silberspitze ein. Doch scheinbar war es zu laut, denn das Opfer hatte seinen Blick auf ihn gerichtet und lächelte ihm schamlos entgegen. „Willst du dich nicht endlich zeigen? Ich weiß schon lange, dass du dich versteckst. Ich werde nicht fliehen. Töte mich, wenn du willst… Es hat sowieso alles keinen Sinn mehr“, sagte sie leise lächelnd, doch gut hörbar. Der Scharfschütze zitterte und legte die Waffe nieder. Geschickt entnahm der Fremde den Pfeil und verstaute die Schusswaffe wieder an seinem Rücken. Langsam trat er ins Mondlicht und die Kopfbedeckung warf tiefe Schatten in die zarten Züge des Menschen. „Na also. Geht doch“, grinste Alec den Unbekannten an. „Warum läufst du nicht weg? Hängst du denn gar nicht an deinem Leben, Vampir?“, fragte der Fremde verwundert. Seine Stimme klang seltsam verstellt. „Ich lege keinen Wert auf dieses Dasein. Ich töte um zu überleben. Trinke das Blut von Unschuldigen… sollte ich stolz darauf sein? Okay. Manchmal haben sie es verdient. Aber nur manchmal“, sprach sie sarkastisch und ging auf ihr Gegenüber zu. Die androgyne Gestalt wich zurück und zwei Dolche blitzten in ihren Händen. „Komm nicht näher! Ich töte dich!!!“, rief er erschrocken und seine Stimme war sonderbar hoch. „Ach? Ich dachte du wolltest mich sowieso töten? Was macht es da für einen Unterschied ob ich mich auf dich zu bewege oder warte bis du mir einen Keil ins Herz schießt?“, fragte Alec lachend. Ihr machte es sichtlich Spaß ihn zu reizen, zu verängstigen und zu necken. „Ja, schon… aber…“, stotterte der vermeintliche Angreifer. Alec lachte schallend. „Ich glaube nicht, dass du mich töten kannst. Sonst hättest du es längst getan. Du hast nicht den Mumm, um eine verfluchte Seele zu erlösen. Wie erbärmlich…“, spottete die Vampirin. Die Beiden trennte nur noch ein winziges Stück und völlig unvorbereitet riss die Schwarzhaarige der Gestalt den Hut vom Kopf. Ein Schleier roter wallender Haare fiel ihr fließend über die Schultern, umschmeichelten ihren Körper. Entsetzt starrte das Mädchen die Vampirin an, die breit grinsend vor ihr stand und ihr den Hut vor die Nase hielt. „Ich wusste doch, dass du kein Kerl bist. Warum das ganze Theater?“, fragte sie ehrlich interessiert. „Ich mache kein Theater. Ich stecke meine Haare hoch, weil sie mich sonst stören würden“, fauchte sie bissig. „Achso.. und darum bindest du dir also auch deine Brust zurück?“, fragte die Vampirin belustigt. „Ja, genau deswegen! Was dagegen?“, fragte Kiana gereizt. Plötzlich legte sich ein dunkler Schatten über den Mond und nahm den Streitenden die Sicht. Große durchscheinende Schwingen, wie die einer Fledermaus, trugen eine zierliche Gestalt über den nächtlichen Himmel. Sie drehte ihre Bahnen über dem Friedhof und langsam segelte sie zu Boden, wie ein fallendes Blatt im Herbst. In den Händen der beflügelten Gestalt lagen rote Rosen und die beiden Frauen blickten ihr erstaunt entgegen. Gezielten Schrittes ging das dämonenhafte Mädchen auf ein eher schlichtes Grab zu und legte liebevoll die Rosen auf die Erde. Sie senkte das Haupt und zog die Schwingen ein. Mit einem traurigen Lächeln kniete sich das Wesen vor dem Grab hin und faltete die Hände wie zum Gebet. So verweilte sie einige Augenblicke ehe sie sich grazil erhob und den anderen beiden ihre Aufmerksamkeit schenkte.
 

***
 

Etwa fünfzig Meter weiter nordwestlich kämpfte sich eine kleine Gruppe von zwei Personen etwas ungeschickt und auch nicht gerade leise durch den dichten Wald. Eine von ihnen hält eine rote Rose in ihrer Hand. Mehr sieht man vorerst nicht von der etwas sonderbaren Gruppe. Ein brauner leicht wuscheliger Haarschopf tauchte immer wieder zwischen dem Grünzeug auf und kämpfte sich fluchend durchs Unterholz. An seiner Seite lief mit deutlich mehr Eleganz eine junge Frau mit tiefschwarzem langen Haar, dass ihr fließend über die Schultern fiel und den Blick auf ein paar herausragende spitze Ohren lenkte. Ihre schlanken Finger umschlangen die zarte Rose, deren Dornen bedrohlich und dennoch von unsagbarer Schönheit waren. Die Elbe verdrehte mit einem leisen Seufzen ihre blauen Augen und ihre Lippen begannen ein Lächeln zu formen.
 

***
 

Ein ganzes Stück weiter lag ein weiteres Geschöpf auf einem dicken moosbewachsenen Zweig und sang eine liebliche Melodie vor sich hin. Viel sah man nicht von ihr, denn sie wurde vollends von einem grünen Cape bedeckt. Nur die beigen Stiefel spitzten heraus. Wenn man genau hinsah entdeckte man, dass sie von einer Schar Waldtiere umzingelt war und eine schwarz-weiße kleine Wildkatze selig auf ihrem Rücken schlief. Ein Lächeln umspielte ihre geschwungenen Lippen, als ein Fluchen an ihr Ohr drang und sie das Krachen von Zweigen und Ästen wahrnahm. Welcher Unhold schädigte denn ihren Wald auf derart rabiate Weise? Mit einer Handbewegung strich sie sich die Kapuze vom Kopf und offenbarte eine blonde Haarpracht, ebenso zwei elbische Ohren. Auch sie war eine Elbe, eine Waldelbe. Einige elbische Worte verließen ihre Lippen, die Katze streckte sich genüsslich auf ihrem Rücken und krabbelte auf ihre Schulter. Mit einer fließenden Bewegung erhob sich die Elbe, darauf bedacht, dass ihr Kätzchen nicht herunter fiel und lauschte. Allerdings machte Feryn durch sein Schnurren solchen Lärm, dass sie kaum etwas verstand. Sie blickte die kleine Wildkatze mit den schwarzen Flecken und den stechend gelben Augen leicht tadelnd an. Dann lachte sie und kraulte die drollige Katzengestalt, die leise murrte. Sie konnte ihrem Gefährten einfach nicht böse sein, nicht wenn er sie aus seinen ägyptischen Augen ansah. Beinahe wirkten sie, als wären sie mit schwarzem Kayal umrandet. Sie war immer wieder fasziniert von dem schönen Kater, der durch kühle Arroganz und dann wieder mit verspielter Kindlichkeit überraschte. Die Ohren, der mehr weißen Katze, zuckten leicht und sie richtete ihr Näschen in die gegengesetzte Richtung, aus der das Wüten der Zweiergruppe kam. Amarante sah nun ebenfalls in diese Richtung. Scheinbar hörte der Kater noch eine Spur besser als die Elbe, doch das war nicht verwunderlich. Tiere hatten in vielen Beziehungen besser ausgebildete Instinkte und Sinne als andere Geschöpfe, die sich nicht unter die Rasse der Tiere zählten. Die Brauen der Elbe kräuselten sich leicht und sie lauschte…
 

Doch sie hörte nichts anderes als das laute Bersten von Unterholz und Geäst und richtete ihren tadelnden Blick wieder in die Richtung, aus der die Geräusche drangen. Schon bald konnte sie den braunen Haarschopf erkennen, der unbeirrt ihren Bäumen Schmerzen zufügte. Ein freches Grinsen schlich sich in Amarantes Gesicht, während ihre Hand einen Apfel pflückte, der mit Zielsicherheit wenige Augenblicke danach den Kopf des Waldschänders traf. Laut fluchend blickte sich dieser um, suchte nach dem, der ihn attackiert hatte. Amarante sprang grinsend aus der Baumkrone und spielte herausfordernd mit einem roten Apfel, als sie der wütende Blick des braunhaarigen Mannes traf. „Sag mal spinnst du? Was sollte das denn? Hast du ein Problem?“, fauchte der Mann und rieb sich seinen Schädel. „Für einen Elb drücken Sie sich sehr ungalant aus, mein Herr“, gab sie zuckersüß zurück, worauf das Gesicht des Mannes noch eine Spur röter wurde. Die Blonde machte eine elegante Verbeugung. „Aber Ihr müsst mir verzeihen, denn wie könnte eine Waldelbe zulassen, dass jemand ihrem Wald schadet, mein werter Elb...?“, sprach sie blumig weiter mit der Genugtuung, dass ihre Worte ihn zur Weißglut brachten. Ein leises mädchenhaftes Kichern kündigte eine weitere Person an, die sich elegant aus dem Dickicht des Waldes wand. Auch sie war eine Elbe. Sie war etwas größer, als der Elb und hatte porzellanweiße Haut. Sie kicherte kokett und versuchte ihren Begleiter mit sanften Berührungen zu beruhigen. Sie schienen einander sehr zugetan, das merkte Amarante sofort, denn der aufbrausende Elb mit den braunen Locken wurde sofort handzahm, als die Schwarzhaarige ihn liebkoste. Wieder kicherte die fremde Elbe Amarante entgegen, die mit einem Grinsen antwortete. „Amarth ist eigentlich ganz freundlich. Lassen Sie sich nicht vom Ersten Eindruck täuschen“, lächelte sie entschuldigend. „Hey?! Was soll das denn bitte schön heißen?“, brummelte der Elb aus ihrer Umarmung heraus. „Schon in Ordnung. Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht zu sehr wehgetan, Amarth?“, fragte die Blonde freundlich. Wieder kam nur ein leises Brummen zur Antwort. „Ich heiße Amarante“, grinste die blonde Elbe die Beiden an. Sie wusste zwar nicht warum, aber sie fand die Zwei ausnehmend sympathisch. Die dunkelhaarige verneigte sich ebenfalls und erwiderte mit einem ebenso freundlichen Grinsen: „Ich heiße Spitfire und mein brummeliger Freund hier heißt, wie schon gesagt, Amarth.“
 

***
 

Die feinen Sinne des Katers sollten Recht behalten, denn es wanderte tatsächlich eine weitere Ansammlung von Personen durch den Wald, die unterschiedlicher nicht mehr hätten sein können. „Bist du dir sicher, dass dieser Weg zu deiner Schatzkammer führt?“, fragte eine junge Frau mit langen blau-schwarzen Haaren schon merklich genervt. Sie war vollkommen in schwarzes Leder gekleidet und ihre Haut hatte einen bräunlichen Ton. Besonders auffällig waren wohl die beiden Kurzkatanas, die sie an ihren Gürteln trug und sofort signalisierten, dass man diese Person besser nicht reizen sollte. „Hm? Was? Wer bist du überhaupt?“, fragte die angesprochene Person leicht irritiert. Sie war blond und hatte ihre Haare geschickt zu einem kleinen Kunstwerk nach oben gesteckt und ihre Kleidung war nicht minder unauffällig. In Mitten ihrer Haarpracht funkelte gelegentlich eine kleine Krone in den Sonnenstrahlen hervor, was auf einen hohen Rang und viel materiellen Besitz schließen ließ. An ihrer Hand lief ein kleines Mädchen, nicht weniger auffällig gekleidet und ebenfalls im Besitz eines Krönchens. Auf den ersten Blick könnte man ihre Katzenöhrchen und das Schwänzchen fast übersehen, doch eben nur fast, denn bei jedem Schritt, den die Kleine tat, wedelte ihr Katzenschanz passend zu ihrem Schritt mit. „Aber Jôo, du wolltest Kajita Larcent doch deinen Schatz zeigen, oder nicht?“, fragte die kleine Katzenprinzessin die Blonde und legte dabei ihre Öhrchen an, als sie zu ihr aufsah. „Wirklich? Wollte ich das? Na, wenn das so ist… Mir nach, Frau Larcent!“, kommandierte Jôo die junge Raritätenjägerin herum und zeigte mit ausgestrecktem Arm Richtung Waldlichtung. Diese rieb sich freudig die Hände und marschierten nun wieder gut gelaunt den Beiden hinterher. „Hime-chan? Bist du sicher, dass wir ihr vertrauen können?“, flüsterte Jôo der Kleinen zu. „Aber natürlich! Sie sieht doch so nett aus!“, quietsche Hime vergnügt und sehr leise ihrer Königin ins Ohr. Kajita bekam herzlich wenig von dieser kleinen Unterredung mit, denn in Gedanken zählte sie schon das Gold, das sie dann besitzen würde und wie viele schöne Sachen sie sich davon kaufen könnte. Doch da hatte sich die junge Frau wohl zu früh gefreut, denn Jôo blickte nun merkwürdigerweise des Öfteren unauffällig über ihre Schulter und musterte sie. Schlagartig wirbelte sie herum und hielt eine ihrer Haarnadeln drohend in ihre Richtung und fauchte: „Warum verfolgt Ihr uns?! Wer seid Ihr?! Sprecht schnell, denn eine Königin befiehlt es Euch!“

Total perplex starrte Kajita die sonderbare Gestalt vor sich an. „Das gibt´s doch nicht! Nicht schon wieder! Ich bin Kajita Larcent und Ihr hattet mich gebeten euch beide zu beschützen! Dafür wolltet Ihr mich im Gegenzug mit Gold belohnen!“, brüllte die temperamentvolle Person nun außer sich. Jôo hatte es irgendwie fertig gebracht fünfmal zu vergessen, wer sie war und weshalb sie zusammen unterwegs waren. Das konnte ja noch heiter werden, dachte sich Kajita kopfschüttelnd. Währenddessen versuchte Hime-chan verzweifelt Jôo davon zu überzeugen, dass Kajita Recht hatte und ihr Schweif wedelte aufgeregt durch die Luft. Eine leichte Pulsader bildete sich auf der sonnengebräunten Stirn der Schatzjägerin und ihre Hände wanderten zu ihren Katanas. Erschrocken blickten die beiden Blaublütigen der weiblichen Gestalt entgegen, die ihre Schwerter auf professionelle Weise zu führen wusste. Ihre Kampfhaltung ließ keine Unsicherheiten erkennen und leicht irritiert starrten die Mädchen auf sie. Kajita stieß einen Schrei aus und hechtete auf die beiden zu, sprang über ihre Köpfe hinweg und schnitt das Gehölz, das ihnen den Weg versperrte kurzerhand entzwei. Langsam drehten sich Jôo und Hime zu ihr um und blickten sie erleichtert an. Die Angst stand ihnen noch immer ins Gesicht geschrieben, doch war diese rasch einem erlösenden Lachen gewichen. Kajita grinste sie triumphierend an und lachte mit. „Ihr dachtet doch nicht, dass ich euch angreifen würde, oder?“, grinste sie und der Triumph in ihren Augen glänzte unverkennbar auf. „Nein, nein…“, stotterten die beiden wie im Chor und fuchtelten wild in der Gegend herum. „Hehe, wie lussstig! Dann wollen wir mal weiter gehen?“, lachte sie und stolzierte ihnen voran auf die Lichtung, auf der sich ein verlassener Friedhof zu befinden schien…
 

***
 

Das dämonische Mädchen schritt langsam und leicht bedrohlich auf Kiana und Alec zu, die bis vor kurzem noch in ihren kleinen Streit vertieft waren. Im Gegensatz zu der Vampirin war Kiana nur halb so gelassen wie sie den Anschein machte. Schon allein die riesigen Schwingen hatten sie derart beeindruckt, dass sie sich am liebsten versteckt hätte. Doch dafür war es nun zu spät. Die Dämonin bemerkte die Angst der Vampirjägerin und blieb stehen, verneigte sich tief und breitete dabei ihre Schwingen aus, was keineswegs dem Zweck diente dem Mädchen die Angst zu nehmen. Denn ein wenig Angst, hatte noch keinem geschadet und manchmal rettete sie einem das Leben. Die Dämonin blickte sich mehrmals misstrauisch um, bevor sie die beiden ansprach. Sie schien beunruhigt zu sein, doch verstanden die Mädchen den Grund dafür nicht. Ihre Augen wanderten durchs Geäst, suchten nach einem imaginären Feind, einem Phantom, das nicht hier war. Sie hatte ihre Klauen gespreizt, ihre Arme angezogen und die Beine angewinkelt, so als wollte sie jeden Augenblick einem Überraschungsangriff zu ihren Gunsten wenden. Langsam ließ die Dämonin ihren Blick zu den verständnislosen Mienen der Fremden gleiten. „Wisst ihr es noch nicht?!“, fragte sie grollend und wirkte als hätte sie den Verstand verloren. Mitleidige Blicke der Mädchen verrieten ihr, dass ihre beiden Gegenüber ahnungslos waren. Schlecht für sie, dachte die lauernde Bestie. „Sie kommen von überall her, kommen um uns alle zu holen… Sie werden auch euch finden! Oja, das werden sie…“ murmelte die Dämonin verstört, ihre Augen zuckten sonderbar und das rasche Schnaufen machte ihre Gegenwart nicht angenehmer. „Wovon redest du?“, fragte Kiana fassungslos und suchte den Blick der Vampirin. Auch diese schien nicht gerade begeistert zu sein. „Von der eisernen Armee… Jeder Schritt von ihnen bringt uns den Untergang…“, faselte die Dämonin. „Nimmt euch vor ihnen in Acht… Die Friedhöfe werden überschwemmt werden von einer Flucht aus Leichenbergen, sowohl Mensch als auch wir werden ihnen unterliegen…“, flüsterte sie drohend und blickte dabei feste in die Augen der Mädchen. „Wen meinst du denn mit wir?“, fragte Alec nun leicht gereizt. „Dich, mich… alles was [nicht menschlich] ist“, jaulte sie und breitete ihre breiten Schwingen aus und erhob sich schwerfällig in die Lüfte, hinterließ nichts als offene Fragen. „Halt! Warte! Erzähl uns mehr darüber!!“, rief ihr Kiana nach. „Nein, nein… ich muss fort von hier… sie werden mich fassen… Ragnarök rückt näher!!“, kreischte die Fremde ehe sie von den schwarzen Schleiern der Nacht verschluckt wurde.

Kurz darauf ertönte ein Rascheln aus den Büschen, was Kiana zusammenzucken ließ und Alec dazu bewegte sich schützend vor das Mädchen zu stellen. „Wer ist da?! Wir sind bewaffnet und kennen keine Gnade!“, schrie Alec laut heraus und nahm eine imposante Haltung ein.

„Uaaah! Bitte, nicht angreifen! Es tut uns Leid! Wir wollten keinen erschrecken!“, hörte man eine Mädchenstimme aus den Schatten der Wälder schallen, begleitet von einem tieferen weiblichen Maulen. „Kommt heraus! Wenn euch euer Leben lieb ist!“, rief Alec kaltherzig, denn auf miese Tricks fiel sie schon lange nicht mehr herein. Die Zweige schoben sich beiseite und ein kleines Mädchen, gekleidet in leuchtenden Farben, wuselte aus dem Dickicht hervor. Ihr folgten in aufrechter Haltung zwei Frauen, die um die 20 Jahre alt sein mussten.

„Sie sehen nicht [eisern] aus…“, flüsterte Kiana leise und Alec nickte zustimmend. Die kleinen Katzenöhrchen des Prinzesschens zuckten leicht und sie legte den Kopf ein wenig schief. „Nein, eisern sind wir wirklich nicht, oder Jôo?“, fragte die Kleine ihre Königin. „Wir sind königlich, nicht eisern“, meinte diese mit einem Kopfschütteln. „Und Kajita ist auch gaaanz lieb, nicht wahr Kajita?“, fragte Hime auch diese, die nur leise schnaubte. „Und wer bist du?“, fragte Kiana ganz hingerissen. „Ich bin Hime-chan!“, flötete die kleine Katze vergnügt. Das Eis schien gebrochen zu sein, denn auch die anderen wollten sich gerade einander vorstellen, als erneut ein beunruhigendes Rascheln aus dem Dickicht drang. Schon schnitt Kianas Pfeil die Luft entzwei und verschwand hinter den Blättern. Nur ein dumpfer Aufschlag war zu hören. „Getroffen“, flüsterte die rothaarige.
 

***
 

Spitfire wanderte zusammen mit Amarth und Amarante durch den Wald, wobei sie nun besonders darauf achtete, dass Amarth so wenig Äste wie möglich umknickte und sie so leise waren, dass ein Fremder sie für Mäuse halten musste. Hinter ihnen huschte etwas durchs Gras, es war schnell und man konnte nicht genau erkennen oder ausmachen wo es sich momentan befand. „Jemand verfolgt uns… Ihr solltet euch auf einen Angriff vorbereiten“, flüsterte sie leise und blickte zu Amarante, die nicht wirklich darauf einging. Im Gegenteil, die blonde Elbe grinste sonnig zurück und ging unbeirrt weiter ihrer Wege. Sie schien gar nicht auf das Rascheln zu achten. Sonderbar, dachte Spitfire, die nicht wirklich beruhigt war. Amarth sah sie fragend an und ergriff ihre Hand. Seine Nähe war für sie sehr angenehm, doch wusste sie noch nicht recht, wie sehr sie ihn mochte. Spitfire hatte ihn zufällig auf einer ihrer Reisen kennengelernt und sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Der Schatten näherte sich der Dreiergruppe auf nahezu geisterhafte Weise, als wäre der Wind sein Verbündeter. Dann sprang der kleine Schatten auf Amarante zu. Spitfire wirbelte herum, doch es war schon zu spät. Gelbe Augen starrten sie an. Wie gebannt starrte die dunkle Elbe in dieses Augenpaar, bis ein fröhliches Lachen sie aufschrecken lies. „Feryn! Da bist du ja!“, lachte Amarante herzlich und krauelte das kleine Wesen. Jetzt erst bemerkte Spitfire, dass es ein Kater war. Überrascht blickte sie den Kater an, der sie scheinbar verschmitzt angrinste. Merkwürdig, dachte die Elbe und schüttelte irritiert den Kopf. Amarante bemerkte es und sah sie fragend an. „Stimmt etwas nicht, Spitfire?“, erkundigte sich Amarante leicht besorgt und Amarth betrachtete sie auch mit besorgter Miene. „Nein, nein. Alles ok. Ist das dein Kater?“, fragte sie dann so unauffällig wie möglich. „Er gehört mir nicht, er ist mein Freund“, meinte Amarante während sie liebevoll mit dem Kater schmuste. Geschwind sprang Feryn mit drei Sätzen auf die Schultern der blonden Elbe und schnurrte leise. Amarth musste einige Male niesen, doch dank der Waldluft malträtierte seine Allergie ihn nicht all zu sehr. „Katzen. Warum müssen es immer Katzen sein?!“, jammerte er noch leise vor sich hin, doch Trost fand er bei den Damen keinen.

„Dort vorne befindet sich eine schöne Lichtung und eine kleine Waldquelle“, erzählte die blonde Elbe voller Freude. Der Kater jedoch schien auf ihren Schultern zu lauern, wie ein Raubtier. Seine stechenden gelben Augen sahen in die Ferne, doch Spitfire dachte, er sähe direkt in die Zukunft. Die Ohren des Katers richteten sich schlagartig auf und seine Pupillen verengten sich, doch die Augen waren weit aufgerissen. Überrascht lauschte Amarante, weshalb Feryn Alarm schlug. Sie wollte gerade in den roten Apfel beißen, als ein Pfeil aus dem Nichts genau seine Mitte traf. „Verdammt… Wir bekommen Gesellschaft…“, flüsterte Amarante und griff rasch nach ihrem Bogen, legte einen Pfeil an und gab dem Schützen somit ihre Antwort auf seine freundliche Begrüßung.
 

***
 

Aus den Zweigen schnellte ein Pfeil mit schwarzen Federn auf Kiana zu. Sie reagierte instinktiv, schubste die kleine Hime beiseite und rettete sich selbst gerade noch rechtzeitig. „Haben Stahlmänner Pfeile?“, fragte sie verärgert und betrachtete den hölzernen Tod. „Eigentlich nicht, denke ich…“, gab Alec zurück und lies das Waldstück vor ihr nicht aus den Augen. „Aua…“, quängelte das Prinzesschen leise und rieb sich ihre Pfotenflächen, worauf Jôo natürlich sofort fürsorglich zur Hilfe eilte. „Was auch immer auf uns geschossen hat… Wir können sicher sein, dass es gute Augen hat oder gute Reflexe“, fachsimpelte Kajita während sie den Pfeil genauer unter die Lupe nahm. „Was soll das Geschwafel von Stahl und Eisen überhaupt?“, fragte sie dann leicht pampig. „So genau wissen wir das auch nicht“, meinte Alec darauf. „Wir wissen nur, dass es eine ganze Armee sein soll und dass sie töten.“

„Klingt lustig“, grinste Kajita teuflisch. „Nun ja“, grinste Alec zurück. „Solange ich dabei nicht hops gehe, schon.“ „Du bist voll lustig!“, lachte Kajita und Jôo sah sie empört an. „Falls ihr beiden es vergessen haben solltet, wir wurden eben angegriffen!“, zeterte die Königin und hielt ihre Hime in den Armen. „Jôo, mir ist ja nichts passiert. Es geht schon wieder…“, flüsterte das Mädchen leise.
 

***
 

„Die können sich jetzt auf Ärger gefasst machen!“, donnerte Amarante und stapfte aus dem Geäst heraus. Feryn wäre beinahe herunter gefallen, doch fand er noch rechtzeitig halt, sah seine Freundin fassungslos an und verschwand unter ihrer Kapuze. Spitfire und Amarth dagegen wollten nicht unbedingt in eine Rauferei geraten und hielten sich noch im Schutz der Bäume. „Seid IHR dafür verantwortlich?!“, schrie sie wütend und hielt ihren durchbohrten Apfel in die Höhe. „Wollt ihr mich umbringen? Was soll der Mist?!“

„Wer oder was bist du?“, fragte Kiana, die gerade ihre Nase aus dem Grün der Wiese erhob. „Eine Elfe, das wird ja immer bunter“, meinte Kajita wofür sie einen finsteren Blick erntete.

„ … eine Elbe! Mit B! Wenn ich bitten darf!“, grummelte Amarante trotzig. „Oder renne ich mit Flügelchen durch die Gegend?!“, fragte sie und wirkte fast ein wenig beleidigt. Langsam rappelten sich die Einzelnen wieder auf und begannen sich den Staub von der Kleidung zu klopfen, den Blick auf den Neuankömmling gerichtet. „Sieh mal, Jôo! Eine Elbe!“, freute sich die kleine Katze und wedelte mit ihrem Tail. „Die eigentliche Frage ist: Wer hat auf uns geschossen und warum?“, fauchte die Elbe und wirkte ganz und gar nicht freundlich. Ihre moosgrünen Augen blickten finster in die Runde, sahen jedem Einzelnen anklagend in die Augen, auch Hime.

„Ich habe geschossen“, gab Kiana zu.

„Und warum?“, fragte Amarante kühl.

„Wir dachten du wärst ein Feind...“, gab die rothaarige ein bisschen kleinlaut zur Antwort.

„Und wie kommt ihr darauf, dass wir Feinde sind?“

„Wer ist wir?“

„Na die Anderen und ich! Aber lenk nicht vom Thema ab!“, zischte die Blonde und winkte den beiden Elben zu. „Die Luft ist rein!“

„Aaalso.. Die beiden hier…“, meinte Hime und zeigte geradeheraus auf Alec und Kiana. „… haben gesagt, dass eine [eiserne Armee] durch die Lande zieht und alles tötet…“, flüsterte sie nun schon fast ehrfürchtig ihren Satz zu Ende und Jôo nahm sie noch fester in ihre Arme. „[Eiserne Armee]?“, wiederholte die Elbe und blickte misstrauisch zu Hime. Dann wurde aus dem finsteren Blick ein Grinsen.

„Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass eine [eiserne Armee] nur Rascheln würde?“, lachte sie und strich sich die widerspenstigen Haare aus dem Gesicht. „Außerdem könntet ihr wohl kaum etwas gegen diese mit normalen Pfeilen ausrichten!“, lachte sie noch lauter.

„Wer will wen mit Pfeilen beschießen?“, fragte eine männliche Stimme aus dem Wald heraus und ein brauner wuscheliger Haarschopf bahnte sich seinen Weg aus dem Grün heraus. Nach ein paar Verwünschungen, die der junge Elb gegen das Geäst verlauten ließ, erschien auch er endlich mit seiner Begleitung auf der Lichtung. Spitfire zupfte kichernd ein paar dünne Zweige und Blätter aus der braunen Haarpracht und begrüßte mit einer eleganten Bewegung die Umstehenden auf dem verlassenen Friedhof. Erst jetzt ließ Amarante ihren Blick über die Lichtung schweifen und senkte ehrfürchtig ihr Haupt. Es war ihr ein bisschen unangenehm an einem Ort der ewigen Stille lautstark ihrer Wut Luft gemacht zu haben. Langsamen Schrittes ging sie an den Umstehenden vorüber und kniete sich vor den Engel hin. Mit der einen Hand strich sie über den Boden und die andere legte sie auf ihr Herz, während leise elbische Worte ihre Lippen verließen. Sie wirkte traurig als sie sich erhob und in die Gesichter der Fremden sah. „… Okay. Jetzt nochmal langsam zum Mitschreiben. Ihr habt auf uns einen Pfeil geschossen, weil ihr uns für [eiserne] Monster gehalten habt oder wie?“, fragte Amarth gerade heraus in das Schweigen. „Genauso war es. Aber wir wissen leider auch nicht mehr über diese Wesen als ihr“, sagte Alec entschuldigend. „Wie dem auch sei. Auf jeden Fall stellt es eine Gefahr dar, verstehe ich das richtig?“, hackte der Elb neugierig nach. „Scheint so“, sagte Kiana knapp. „Dann sollten wir herausfinden was es damit auf sich hat, oder nicht?“, stocherte Amarth weiter. Stille kehrte ein, denn keiner wollte etwas darauf sagen oder eine Verpflichtung eingehen, die er nicht eingehen wollte.

„Das gibt’s doch nicht! Mensch, Leute! Möglicherweise geht hier alles drauf und ihr wollt stillschweigend zusehen oder wie? Was seid ihr denn für Waschlappen?!“, ergriff der Elb appellierend das Wort. „Willst du sagen wir sind feige?!“, fragte Kajita leicht aggressiv. „Ähm… Ja!“, entgegnete der Braunschopf. „Jetzt reg dich doch nicht so auf! Wer weiß denn schon, ob überhaupt was an der Sache dran ist?“, mischte sich nun auch Amarante ein. „Du bist still!“, gab Amarth darauf nur zurück. „So Mädels! Jetzt hört ihr mir mal zu! Da ich hier offenbar der Hahn im Korb bin, übernehme ich jetzt mal das Wort! Keiner verlässt diese Gruppe, verstanden? Wir werden uns das jetzt zusammen ansehen. Punkt. Wenn es nur ein Gerücht war, okay. Aber wenn nicht, dann kann jeder aus dieser Gemeinschaft profitieren, verstanden?!“, donnerte Amarth und alles um ihn herum war still.

Alle starrten den Elben mit seiner stolzen Haltung an und für einen Augenblick konnte man den Wind durch die Blätter heulen hören. Dann brach lautstarkes Gelächter aus und Amarth blinzelte leicht irritiert. „Ja was denn?!“, stieß er leicht beleidigt aus, worauf die Mädchen noch lauter lachten. Nach einer Weile hatten sich alle wieder beruhigt, doch Amarth schmollte noch etwas abseits vor sich hin und Spitfire musste ihn etwas aufheitern. Amarante und Kajita hatten derweil ein kleines Feuerchen geschürt um das sich alle versammelten. „Also, ich weiß ja nicht, wies euch geht. Aber ich bin dafür, dass wir alle erst mal schlafen und morgen entscheiden was wir machen sollen“, warf Kajita in die Runde und alle nickten.

Mit dem letzten Aufglimmen der Glut schlief auch der Kater Feyrin ein und es herrschte wieder Stille im Wald.
 

***
 

Am nächsten Morgen wurde die Gruppe von ohrenbetäubendem Vogelgeschrei geweckt und ein Grollen hallte durch den Wald. Der Himmel schien sich verdunkelt zu haben, doch bei näherem Hinsehen entdeckte man, dass es sich lediglich um enorme Vogelschwärme handelte, die vor irgendetwas panisch flohen. Feyrin streckte sein feines Näschen in die Luft und auch Hime schnupperte neugierig. „Rauch! Es brennt hier irgendwo!“, rief die kleine Katzenprinzessin panisch und wedelte mit ihren Armen durch die Luft. Alarmiert sahen auch die anderen auf, stellten sich teilweise sogar auf ihre Zehenspitzen, nur um einen Blick auf ein mögliches Feuer zu erhaschen. „Wo denn?“, quängelte Amarth, der weder etwas sehen noch riechen konnte. Er wollte gerade ein weiteres Mal grummeln, als eine dicke schwarze Qualmwolke gen Himmel stieg, den Himmel gänzlich wie ein schwarzes Meer aussehen ließ und ihn damit zum Schweigen brachte. Tiere rannten hecktisch durch den Wald, suchten Rettung und Schutz. Jôo rannte zu Hime und zog sie in ihre Arme, um sie zu beschützen. Kajitas Hände umschlungen die Griffe ihrer Katanas. Amarth stellte sich schützend vor Spitfire und Alec tat dasselbe für Kiana. Amarante richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und trat vor die Gruppe, Feyrin stand aufrecht auf ihrer Schulter, die Brust rausgestreckt und sah dem Feuer entgegen. In ihren Augen spiegelte sich der schwarze Rauch und das Auflodern der züngelnden Flammen. Dann ganz ohne Vorwarnung rannte sie los, dem Grollen entgegen. „Amarante! Warte! Das ist Selbstmord!“, schrie ihr Hime hinterher und versuchte sich aus Jôos Umarmung zu befreien, um die Elbe aufzuhalten. „Ich lass sie nicht sterben…“, sagte Kajita und setzte der Blonden nach. Und schließlich folgte ihnen die gesamte Mannschaft. Auf den Stoffen und Körpern tanzten die Schatten, die das Feuer warf hinweg und das beißende Rot des Feuers tauchte alles in eine surreale Atmosphäre. Keuchend brachen die Einzelnen aus dem verräucherten Wald heraus. Einige hatten zuviel Rauch eingeatmet und mussten sich erstmal hustend setzen um wieder zu Atem kommen. Die Mädchen kümmerten sich fürsorglich um Kiana und Jôo, die keuchend im Gras lagen und verzweifelt um Luft kämpften. Hime fächerte Jôo mit ihrem kleinen Fächer zu und Alec legte Kianas Kopf auf ihren Schoß, um ihr das Atmen zu erleichtern. Plötzlich bemerkte Spitfire, dass eine Person nicht in unmittelbarer Nähe stand und sah sich nach ihr um. Und schließlich fand die Elbe sie. „Amarante?“, fragte sie und ging ein paar Schritte auf sie zu. Dann versteinerte Spitfire, als sie entdeckte worauf die Blonde starrte. Mit großen Augen sah die blonde Elbe in das Abbild des unbekannten, das sich in diesen spiegelte. Ein Wesen aus Stahl und Eisen bewegte sich knarrend auf die Elbe zu. Feyrin fauchte und seine Rückenhaare stellten sich auf. Der schrille Schrei der Blonden durchschnitt die Rauchschwaden und ließ die Anderen zusammenzucken. Dann zog das [eiserne Ding] auch die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. „Ach du Scheiße!“, entfuhr es Amarth und die Mädels nickten nur mit offenen Mund.
 

***
 

„Lauft! Lauuuft!“, schrie Amarante ihnen entgegen und versuchte zusammen mit Spitfire die Maschine unter Kontrolle zu bringen. „Das wäre ja noch schöner! Den ganzen Spaß alleine haben wollen, was?“, entgegnete Kajita und zog ihre Schwerter. „Wo sie Recht hat“, grinste Amarth und zog seinen Zweihänder aus der Scheide. Mit lautem Kampfgeschrei stürmten die beiden auf das Ungetüm zu. Mit einem schreddernden Laut traf Stahl auf Eisen, sodass Funken stoben. Immer wieder sprangen Einzelne auf das Gebilde ein und wichen dessen Schlägen aus. Das Ungetüm wirkte wie eine Spinne. Das Metall war rostig, doch noch immer stabil. Der Leib der stählernen Spinne schimmerte sonderbar grün. Es schien als würde Feuer den gläsernen Behälter erleuchten. Feyrin sprang von Amarantes Rücken direkt auf die gläserne Kugel. Mehrere Drähte gingen vom der Scheibe weg und flossen in den Mechanismus. Nachdenklich betrachtete der Kater die Schaltungen und biss in einige der Drähte hinein, riss sie durch. Unterdessen versuchten Amarth, Spitfire, Kajita und Amarante die Maschine von den Verletzten abzulenken. Durch das heftige Wackeln fiel es Feyrin nicht leicht sein Werk zu vollenden. Er riss immer mehr Drähte durch und der Mechanismus schien stockender, abgehackter zu agieren bis er schließlich knirschend und ächzend in sich zusammenbrach. Der Glasbehälter krachte auf den Boden und das Glas zersprang. Die giftgrüne Substanz spritzte heraus, floss über das Gras und vernichtete dieses. Erschrocken blickten die Anwesenden auf dessen Inhalt. Hime kam neugierig, aber auch ängstlich auf die Kampfesmutigen zu und sah auf die Stelle, die alle anstarrten und ihre Augen weiteten sich. Mit ein paar sicheren, flinken Sprüngen landete sie neben einem blassen, zerbrechlichen Geschöpf.

„Eine … Elfe…“, flüsterte sie erstaunt und hob sie leicht an. „Könnt ihr mir mal helfen?“, fragte sie dann und schien ihre Mitlebenden aus ihrem Schock gerissen zu haben, denn Amarth schüttelte kurz den Kopf und rannte gleich zu ihr. Mit einem Handgriff hob er das schwache Geschöpf auf seine Arme, aus dem sonderbaren Sud heraus und legte sie vorsichtig auf unbefleckten Boden. Nun kamen auch Alec mit Kiana und Jôo dazu. Offensichtlich ging es den beiden inzwischen besser.

„Was… ist das für ein Zeug?“, fragte Alec leise.

„Ich … weiß nicht“, sagte Hime und strich der Elfe das wirre Haar aus dem Gesicht.

„Wir sollten sie beatmen, oder wiederbeleben… je nachdem“, wandte Spitfire ein.

„Kann das einer?“, fragte sie sogleich.

„Hm… joa, ich“, sagte Kajita etwas widerwillig. Sie ging auf das arme Ding zu und beugte sich zu ihr. Amarth begann mit seiner Herzdruckmassage und Kajita legte ihre Lippen auf die der Elfe. Spitfire blickte hoffnungsvoll zu Amarante und sie verstand. Beide begannen elbische Formeln zu sprechen und baten um den Segen der Vala. Doch… für die Elfe kam jede Hilfe zu spät. Sie war tot.

Die ställerne Armee..

Verzweifelt versuchten Amarth und Kajita das Wesen zurück zu holen, doch vergebens. Nichts was sie taten half und so sahen sie ein, was die Anderen der Gruppe bereits ahnten. Es war zu spät. Das Geschöpf lebte nicht mehr.

Traurig senkten alle den Blick, während der kleine Kater neugierig um das Leblose schlich.

„Wir sollten sie begraben“, flüsterte Amarante und nahm ihren kleinen Freund auf den Arm.

„Wir können sie hier nicht einfach so liegen lassen“, ergänzte sie noch leiser, sodass man sie kaum noch verstand. Einige blickten nur betroffen auf das arme Ding, andere nickten zustimmend.
 

Der kalte Wind strich singend durch die schwarzen Blätter der Bäume. Einzig das Geräusch von Metall, das in den harten Boden rammte durchbrach die Stille. Immer und immer wieder sausten die Klingen der Elben hinab und schoben die grobe Erde beiseite, legten damit ein Loch frei, dass tief genug war um das Geschöpf darin einzubetten. Anmutig trat die kleine Hime hervor, in ihren zarten Händen das tote Geschöpf. Traurig kniete sie sich zu Boden und ließ die Elfe in die Erde sinken. Jôo stand direkt hinter ihr und legte die Hände auf die Schultern des Katzenmädchens und versuchte sie damit zu beruhigen, oder zumindest eine Art Beistand zu sein. Keiner sagte etwas, alle waren getroffen und fühlten Mitleid mit dem kalten Körper, der nun für immer unter der Erde schlafen sollte. Eine Weile standen sie noch vor der zugeschütteten Grabstätte, dann entschlossen sie schweigend weiter zu gehen. Absprachen schienen niemanden nötig. Sie wussten alle, dass sie nun gemeinsam weiter gehen würden und so hinterfragte es auch keiner. Sogar der Kater hielt es für angebracht ruhig zu sein und so ruhte er mit wachsamen Augen auf der Schulter seiner Freundin, die ihn gerne mit sich trug. Amarante wusste selbst nicht so genau, warum Feyrin bei ihr blieb, doch sie genoss die Anwesenheit des Katers und solange er nicht gehen wollte, würde sie sich seiner erfreuen.
 

Mehrere Tage wanderten sie durch die Wälder des Landes, ohne erneut auf die sonderbaren Maschinen zu sprechen zu kommen. Man unterhielt sich über das Wetter, über die Traditionen der Völker, Vorlieben und andere Belanglosigkeiten. Keiner wollte an den Tod, der näher als sonst schien, erinnert werden. Besonders schienen Hime und Amarante darunter zu leiden, während Alec und Spitfire, ebenso Kajita es eher lockerer nahmen, zumindest machte es den Anschein.

Besonders belastend war das schleichende Hungergefühl, welches sich nach und nach in der Gruppe breit machte. Die Früchte und Beeren des Waldes waren alles andere als ausreichend für die hungrigen Mäuler der Vielen. Zudem alles geschwisterlich geteilt wurde, damit keiner zu kurz kam. Demnach kamen allerdings alle zu kurz. In ihrer Verzweiflung versuchten sich Kajita und Amarth in der Jagd. Doch dieses Unterfangen sollte sich als schwierig herausstellen. Nicht nur, dass sie kaum ein Wildtier fanden, dass sie als 'essbar' einstuften, nein. Immer wenn auch nur die kleinste Möglichkeit bestand, dass sie ihr Ziel trafen, warf sich entweder Hime oder Amarante vor ihre Beute. Manchmal husteten sie auch übertrieben laut, sodass die Tiere schon vorher erschrocken die Flucht ergriffen.

Überhaupt verstanden sich Amarante und Hime sehr gut. Doch ihre intensive Tierliebe sorgte für ansteigende Nervosität in der Gemeinschaft und der Hunger ließ einige sogar leicht aggressiv werden.

Schließlich einigte man sich darauf, dass im nächstbesten Kleinort ein Gasthaus aufgesucht werden sollte um sich ordentlich die Bäuche vollzuschlagen.



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