Eigentlich...

One and only

One-Shot
 

Es war still um sie herum. Zu still. Orihime zitterte am ganzen Leib. Sie wusste nicht, wie lange sie nun schon ihr saß, ganz alleine, unter ihrem Schutzschild, wo sie geschützt war von den herabstürzenden Felsbrocken. Doch nun löste sie das Schild auf. Seit fünf Minuten war kein Stein mehr aus der Decke oder den Wänden gebrochen. Sie benötigte diesen Schutz nicht mehr. Langsam stand sie auf, wobei sie merkte, dass ihre Beine kurz davor waren, wieder nachzugeben.
 

Hilfesuchend stütze sie sich an einem heruntergefallenen Deckenstück ab, bis sie sich wieder einigermaßen sicher fühlte. Dann stieß sie sich ab und ging mit bedächtigen Schritten den Gang entlang, in dem sie sich bis jetzt versteckt hatte. Er hatte ihr gesagt, sie solle gehen. Sie würde nur im Weg sein bei dem Kampf, den er auszutragen hatte. Sie war überrascht gewesen. Nicht, weil sie gedacht hatte, er würde ihre Hilfe in Anspruch nehmen – Ulquiorra Schiffer war zu sehr von sich selbst und seinen Fähigkeiten überzeugt, als dass er die Hilfe eines wertlosen Menschen annehmen würde – sondern weil die Worte aus seinem Mund gekommen waren. Nicht Ichigo hatte sie ausgesprochen, von dem sie erwartet hatte, dass er sie aus der Gefahrenzone heraushaben wollte. Doch Orihime hatte das Gefühl, dass das dort in dieser Halle nicht Ichigo gewesen war. Sein Gesicht war unter der Maske eines Hollows verborgen gewesen, so wie sie es schon einmal gesehen hatte. Und wie damals war ihr Ichigo wie ein Fremder vorgekommen, für den sie keine Zuneigung empfinden konnte. Nur ein Gefühl war in ihr aufgekeimt, als sie ihn mit der Maske gesehen hatte … Angst.
 

Nun betrat sie den Raum, aus dem sie vorher überstürzt geflüchtet war. Alles lag in Schutt und Asche. Die Ganze Decke war herabgestürzt und große Trümmer lagen auf dem Boden. Sie sah sich um. Wo waren sie? Sie konnten doch nicht einfach so verschwunden sein. Noch einmal ließ sie ihren Blick schweifen und schließlich entdeckte sie Ichigo.
 

Er stand da, seine Maske war schon fast gänzlich von seinem Gesicht abgebröckelt. Er stütze sich auf sein Schwert, als sei er kurz davor, zusammenzubrechen. Vor ihm auf dem Boden lag jemand. Orihime erkannte die weiße Arrancar – Kleidung, die nun jedoch fleckig und zerrissen war und die Maske, die aussah wie ein in der Mitte durchgebrochener Helm. Ulquiorra.
 

Orihime setzte sich plötzlich mit einem Ruck in Bewegung und rannte auf die beiden zu, die Unsicherheit, die sie vorher noch gespürt hatte, vergessend.

„Ichigo!“, rief sie und blieb schließlich ein wenig entfernt von dem Shinigami stehen. Dieser wandte sich ihr wie in Zeitlupe zu. Die Maske war nun endgültig verschwunden. Sie war froh darüber. Sie wollte nicht, dass er merkte, dass sie Angst vor ihm hatte. Doch er schien es schon längst bemerkt zu haben. Das Lächeln, das er ihr schenkte, hatte etwas Bedauerndes an sich, so als würde er es bereuen, dass sie den Hollow, der in ihm lauerte, gesehen hatte.

„Schön, dass es dir gut geht, Orihime.“

Dann brach er zusammen. Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken und sie überwand den letzten Abstand zwischen ihnen, um sich dann neben ihm auf die Knie fallen zu lassen. Sie streckte die Hand nach seinem Gesicht aus, berührte es jedoch nicht, als ob sie sich davor fürchtete, sich zu verbrennen. Sie zog ihre Hand wieder zurück und sah zur Seite, als würde sie Ichigos Anblick nicht ertragen. Warum hatte der andere sich bloß so aufgeopfert für sie? Sie hatte diesen Weg gewählt, um all ihre Freunde zu beschützen, um sie vor jedwedem Schaden fernzuhalten. Doch sie hatte versagt.
 

Leise schluchzte sie, als ihr Blick an Ulquiorra hängen blieb. Er lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen, als würde er schlafen. Es hätte friedlich gewirkte, wäre da nicht die klaffende Wunde gewesen, die sich über seinen Oberkörper zog und aus der immer noch Blut hervorquoll. Sie rutschte auf den Knien zu ihm hinüber, zögerte kurz und beschwör dann ihr Sôten Kisshun. Sie wusste, dass sie es vielleicht hoffnungslos war ihn zu heilen. Dass sie es gar nicht tun sollte.
 

Sie wusste, dass sie Ulquiorra von ganzem Herzen verabscheuen sollte. Für all das, was er ihr und vor allem Ichigo angetan hatte. Aber … es ging einfach nicht. So sehr sie es auch wollte, ihr Herz verweigerte sich ihr. Tränen rannen nun ihre Wangen hinab und tropften auf die blasse Haut des Vierten Espada. Die Tränen wären für ihn nur ein weiterer Beweis gewesen, dass sie schwach und von keinem Nutzen war. Er hatte sie nie als mehr angesehen, das war ihr bewusst. Doch er hatte nie versucht, ihrem Leben – so wertlos es in seinen Augen auch war – ein Ende zu bereiten. Selbst damals, als sie ihn geschlagen hatte, hatte er ihr nichts getan, obwohl er jeden anderen auf der Stelle getötet hätte.
 

Orihime wusste, dass er dies wahrscheinlich nur wegen Aizen nicht getan hatte, doch diese kleinen Dinge waren ausschlaggebend dafür gewesen, dass sie ihn nie als durch und durch bösartig angesehen hatte. Sie war im sogar dankbar gewesen, dass er sie manchmal in ihrem kahlen und trostlosen Zimmer besucht hatte. Dass er einfach nur da gewesen war und ihr zugehört hatte, wie sie ihm von sich selber erzählte, obwohl es ihn doch gar nicht interessiert hatte.
 

Ihr Sôten Kisshun verschwand. Die Wunde hatte sich geschlossen. Sie hob die Hand und tat das, was sie bei Ichigo nicht vermocht hatte. Sanft berührte sie sein Gesicht und zeichnete die Line auf einer seiner Wangen nach, die es so aussehen ließen, als würde er weinen. Dann beugte sie sich vorne über und legte ihre Stirn auf die seine. Während sie dies tat, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als für immer in dieser Position zu verweilen.
 

Wären doch ihre Freunde nie nach Las Noches gekommen.
 

[Silents Aftertalk]

Ich weiß, ein sehr außergewöhnliches Ship, aber es hat es mir angetan. Hoffentlich ist der One–Shot nicht zu sehr ins Kitschige abgerutscht. Ich habe mir Mühe gegeben.
 

Wem er gefallen hat, der hinterlasse doch bitte ein Kommentar.
 

Bis denne!

Silent ^.^/)