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Story of a Stranger

von

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Prolog

Ein Mann mittleren Alters ging durch die geschäftigen Strassen der Stadt. Eigentlich wollte er ja nicht diesen Weg nehmen, da gab es doch diese gute Abkürzung, welche durch eine Reihe von kleinen Gassen führte, aber er hatte es geschafft die Orientierung recht schnell zu verlieren. Er war unheimlich glücklich gewesen, die Strasse wieder zu finden, auch wenn man vor lauter Menschen und verschiedenen Kutschen gar nicht mehr richtig sah wo man hinging. Er wollte doch zum Hafen, aber irgendwie hatte er das Gefühl von den Menschenmassen in eine vollkommen andere Richtung gezogen zu werden. Ach, wie er London hasste! Er sollte endlich seine Siebensachen packen und aufs Land ziehen! Doch als er aufschaute um sich zu orientieren, sah er, wie eine Masse von Menschen, vielleicht sieben Leute, durch die Strasse zog. Die Mehrzahl trug seltsame weisse Mäntel und hatte etwas wie eine Box auf ihren Rücken geschnallt, doch die Aufmerksamkeit des Mannes galt der Person an der Spitze des Zuges. Diese Person war kleiner und trug eine eng anliegende Uniform aus schwarzem Material, welche mit Gold verziert war. Der Atem blieb dem Mann im Halse stecken als er das Gesicht, welches von weissem Haar teilweise verdeckt wurde, sah.

„Grundgütiger…“, hauchte er und kam endlich in die Gänge als die Menschen schon lange an ihm vorbeigegangen waren. Er verfolgte sie, sich durch die Menschen zwängend, doch er verlor jene Person aus den Augen. Ein Mann mit der weissen Uniform stand an die Wand gelehnt, scheinbar Ausschau haltend. Sie waren am Bahnhof angelangt.

„Entschuldigen Sie…“, der Angesprochene schaute auf und sah den atemlosen Mann zu sich kommen, „diese junge Person, die eben noch bei Ihnen war… Könnten Sie mir den Namen verraten?“. Der Uniformierte hob nur eine Augenbraue, doch er sah wohl keinen Grund diese Information für sich zu behalten.

„Das war der Exorzisten General Allen Walker. Vom Schwarzen Orden“, erklärte er und der Mann war für einige Sekunden sprachlos.

„Allen Walker… Herr Gott, ich wusste es…“, er fuhr sich mit der Hand über das rundliche Gesicht um sich zu beruhigen, „Ich habe dich gefunden, Cecil

1. Allen Rosebery

Allen seufzte laut als die Gondel endlich am Dock der Wasserwege anlegte. Seine letzte Mission hatte wieder länger gedauert als angenommen und er war wirklich dankbar wieder im Orden zu sein. Er schlurfte träge die Treppenstufen hoch und gelangte in die ruhigen Hallen des schwarzen Ordens.

„General Walker, brauchen Sie noch etwas?“, kam die Frage eines Finders und Allen drehte sich zu ihm um.

„Nein, danke. Ihr könnt euch nun ausruhen, gute Arbeit“, antwortete Allen und die Finder nickten, dann gingen sie. Allen Walker wurde immer von einer grösseren Zahl Finder begleitet, obwohl er eigentlich seine eigene Exorzisteneinheit hatte. Da der Krieg nun wirklich begonnen hatte, wurde der ganze Orden umstrukturiert und Exorzisten den Generälen neu zugeordnet. Allen war kein grosser Befürworter dieser Umstrukturierung, da er noch nicht so lange ein General war und natürlich wollte er niemanden gefährden, falls er falsche Entscheidungen traf. Aber man vertraute ihm, auch wenn Allen das ausnahmsweise mal mehr für eine Bürde hielt. Er ging geradewegs zu Komuis Büro um sich bei ihm zu melden. Er grüsste die hart arbeitenden Wissenschaftler herzlich und ging durch die Labore zu Komui.

„Ah, Allen! Wie schön dich wieder bei uns zu haben!“, sagte der Mann und stand von seinem Tisch auf um Allen die Hand zu schütteln.

“Danke, Komui“, antwortete der Weisshaarige, dann nahm er die Tasche, die er geschultert hatte, nach vorne und öffnete sie. „Ich habe Ihnen hier den Report“, sagte er und gab ihm eine schwarze Mappe, „tut mir Leid wegen den Schreibfehlern, ich kann noch nicht so gut mit der Schreibmaschine umgehen“. Komui lachte amüsiert und klopfte Allens Schulter.

„Mach dir darüber mal keinen Kopf!“, sagte er und der weisshaarige General lächelte ihn an, „und wegen dem Innocence…“. Alle nickte augenblicklich und hielt Komui die Tasche hin. In ihrem Innern konnte der Leiter des Schwarzen Ordens verschiedene Holzschatullen sehen.

„Meine Güte, da warst du aber unheimlich fleissig, Allen“, lobte der chinesische Mann und Allen lächelte zu ihm hoch, „du kannst das Innocence hier lassen, dann werde ich sie zu Hebraska bringen. Bis auf weiteres musst du ja noch nicht Kompatible suchen, obwohl ich eigentlich der Meinung bin, dass du sehr erfolgreich wärst…“

„Ich bin mir sicher, dass die anderen vier Generäle das viel besser können. Ich bin noch lange nicht so weit wie sie“, gab Allen zu und Komui lächelte ihn sanft an.

„Nun gut… Du hast dir eine Auszeit verdient. Geh dich ausruhen“, sagte er und Allen nickte dankbar.

„Ist meine Team hier?“, wollte der General noch wissen und bekam ein Kopfnicken von Komui, „gut. Wir sehen uns!“. Allen verliess die Wissenschaftsabteilung und steuerte auf die Cafeteria hin, wo er Jerry noch immer in der Küche vorfand.

„Allen! Wie schön dich wieder zu sehen!“, rief er, „du warst ja lange weg!“. Allen lächelte.

„Ich bin froh wieder hier zu sein“, gab er zu und der Küchenchef beugte sich aus dem Bestellfenster um Allen zu mustern.

„Keine Verletzungen?“ Allen schüttelte den Kopf, „gut! Dann her mit deiner Bestellung, ich werde mich besonders anstrengen!“, versprach er und Allen fühlte sich wieder ganz zu Hause.
 

Am nächsten Tag berief er sein Team in seinem Büro zusammen, wie er es immer tat, wenn er von einer Mission zurückkam. Sein Büro war gross und hell, mit Fenstern bis zu Decke, die auf den Wald, der den Turm umgab, zeigten. Er hatte einen Schreibtisch vor den Fenstern, an dem er jedoch selten sass, er zog es vor mit seinem Team auf den bequemen Sessel um den niedrigen Tisch zu sitzen. Allen hatte die Berichte über die letzten Missionen der anderen Exorzisten vor sich. Laut Verordnung waren alle Exorzisten dazu verpflichtet ihrem General stets eine detaillierte Berichterstattung zur Einsehung zu geben. Allen schaute in die Runde. Weil er selbst noch jung war, waren die Vorgesetzten weise genug gewesen ihm nur etwas erfahrene Exorzisten zuzuteilen und die älteren Generäle kümmerten sich um die neuen Exorzisten. Allen hatte also ein Team das aus Rabi, Miranda und Kanda bestand. Allen hätte natürlich auch gerne Linali dabei gehabt, doch da sie ein neues Innocence hatte (und bestimmt noch aus anderen Gründen) wurde sie General Cross zugeteilt. Crowley wurde in Winter’s Team abberufen und der alte Bookman war bei Klaud Nine. Allen musste zugeben, dass die Teams wirklich ausgeglichen waren, was die Stärke und Effektivität anging, doch von zwischenmenschlicher Harmonie konnte man nun wirklich nicht sprechen.

Kanda kam nur mit grossem Widerwillen zu den Besprechungen und konnte Allen schon gar nicht als Vorgesetzen annehmen. Allen war es egal, er sah sich nicht auf einer anderen Stufe, doch auf den Spitznamen „General Bohnenstange“ konnte er wirklich verzichten.

Rabi und Kanda kamen sich ständig in die Wolle und Miranda war von Kanda’s schnippischer Art sehr eingeschüchtert.

„Rabi… Du hast schon wieder ein Haus zerstört!“, rief Allen als er zur Besprechung von Rabis Bericht kam, „du weißt doch, dass ich jetzt zur Verantwortung gezogen werde!“. Rabi lachte vergnügt und hob die Hände.

„Tut mir Leid! Ich hab ja aufgepasst, doch dann kam da dieses riesige Akuma und wollte mich fressen!“

„Ja… Aber…“

„Und ich wollte mir das natürlich nicht gefallen lassen, also hab ich kräftig ausgeholt. Leider traf es dann auch noch das Haus“, erklärte Rabi weiter und Allen seufzte.

„Na schön… Aber pass das nächste Mal ein bisschen besser auf“, bat Allen und Rabi grinste, während Kanda nur schnaubte.

„Ein guter General bist du, Bohnenstange“, meinte er und Allen funkelte ihn an.

„Ich heisse Allen!“, zischte er, doch dann schlug er Kandas Bericht auf, den er überall rot markiert hatte.

„Das sieht ja aus wie auf dem Schlachtfeld! Ist dir die Tinte ausgelaufen?“, wollte Rabi wissen und Kanda starrte Allen genervt an.

„Nein, nur Kanda hat wieder mal Blödsinn gemacht“, sagte Allen gelassen.

„Sag das noch mal du…“, zischte er.

„General Walker“, unterbrach ihn eine Stimme und die vier Exorzisten schauten auf; Howard Link stand in der Türe und sein Blick war etwas verstört.

„Ist etwas passiert?“, fragte Allen besorgt und vergass Kandas Bericht augenblicklich. Der Inspektor verzog unschlüssig den Mund.

„Kommen Sie mit, ein Mann verlangt nach Ihnen, sein Name ist Rosebery“, erklärte Link und öffnete die Türe ganz, „er wartet im Aufenthaltsraum“. Allen legte die Stirn in Falten.

„Ich kenne niemanden mit dem Namen Rosebery“, gab er zu, doch dann stand er auf, „aber ich werde kommen“. Die drei andren Exorzisten standen ebenfalls auf, Kanda nur mit Widerwillen.

„Du willst doch auch wissen, wer da was von Allen will!“, meinte Rabi verstohlen und Kanda schnaubte genervt.

„Was interessiert mich die Bohnenstange?!“, zischte er.

„Vielleicht ist es wichtig?“, wollte Miranda schlichten, doch Kandas eisiger Blick liess sie hinter Rabi Schutz suchen, „Es tut mir Leid!“.
 

Der Aufenthaltsraum der Exorzisten war recht ruhig, neben einigen Findern und Wachmännern, die sich auf den Sofas niedergelassen hatte, war niemand da. Link deutete zu einem Sofa im hinteren Teil des Raumes, das neben einem Tisch mit Zeitungen stand. Vom Mann sah Allen nicht viel, nur seine Hände, die die grosse Zeitung vor sich hielten.

„Herr Rosebery, General Walker ist eingetroffen“, sagte Link laut genug. Augenblicklich wurde die Zeitung nach unten geschlagen und Allen sah in das angespannte Gesicht des Mannes. Allen ging auf ihn zu, doch der Mann sprang sofort auf. Er ging auf Allen zu und blieb vor ihm stehen. Der Mann war kaum grösser als der junge General und hatte aschblondes Haar und ein beinahe faltenfreies, rundes Gesicht. Er war breit gebaut, doch keinesfalls dick. Er sah sehr schick aus in seinem braungestreiften Anzug, doch sein Gesicht spiegelte sehr viele Emotionen.

„Guten Tag… Sie wollten mich sprechen?“, fragte Allen unsicher und schaute ihn mit einem Lächeln an. Der Mann kniff kurz seine graublauen Augen zusammen, dann öffnete er sie wieder, worauf Tränen aus seinen Augenwinkeln tropften.

„Oh, wie gerne, ja! Endlich habe ich dich finden können, Cecil!“, sagte er und legte seine Hände auf Allens Schultern.

„Huh? Cecil? Sie müssen da jemanden verwechseln. Das ist Allen Walker“, sagte Rabi. Die Exorzisten von Allens Team hatten sich auf eine nahe Couch gesetzt, Link stand steif daneben.

„Uhm… Ja… Ich heisse Allen Walker“, erklärte Allen mit einem entschuldigenden Lächeln, doch der Mann lachte nur leise und wischte sich die Augen.

„General Walker, wenn ich etwas Anmerken dürfte“, fing Link an und Allen schaute zu ihm, seine Aufmerksamkeit nur kurz von Rosebery nehmend. „Dieser Mann kam ganz aufgebracht in den Orden via Wasserwege. Er wollte unbedingt Allen Walker sprechen, also haben die Finder ihn zu mir gebracht“, sagte Link und Allen nickte unsicher, „Herr Rosebery behauptet, Sie wären sein Sohn“. Es herrschte kurz verstörtes Schweigen und Allen starrte Link ungläubig an. Dann drehte er seinen Kopf wieder zu Rosebery, der wieder lachte.

„Ja, ja genau so ist es! Allen, du bist mein Sohn!“, sagte er fröhlich. Allen konnte nichts sagen, doch Kanda stand von der Couch auf.

„Also das ist lächerlich. Ich gehe trainieren“, meinte er und Allen schreckte auf. Rosebery liess seine Schultern los und Allen drehte sich zu Kanda.

„Du kannst doch nicht einfach gehen, Yu! Setz dich wieder hin während Allen das mit Herrn Rosebery bespricht!“, meinte Rabi, hin und her gerissen zwischen Skepsis und Belustigung.

„I… Ich hole Tee und Kaffe aus der Cafeteria“, schlug Miranda vor und stand hastig auf. Kanda starrte ihr genervt nach, dann setzte er sich wieder mit einem widerwilligen Schnauben hin.

„So… Wollen wir uns nicht auch wieder setzen?“, meinte Roseberry und deutete auf die Couch in der Ecke, „wir haben uns sicher viel zu erzählen!“. Allen konnte nur steif nicken, diese Situation war zu unwirklich um wahr sein zu können. Sein vermeintlicher Vater nahm ihn am Handgelenk und zog ihn zur Couch, Link folgte unaufgefordert.

„Wieso zum Henker muss ich hier bleiben?“, zischte Kanda genervt und Rabi lachte unsicher.

„Allen ist unser Freund, wir sollten uns das hier anhören“, sagte er und Kanda schnaubte, doch er blieb.
 

Rosebery setzte sich auf eine Couch und fuhr sich das Haar aus der Stirn. Allen und Link sassen auf der entgegen gesetzten Couch; Allen sehr angespannt und unsicher, Link aufmerksam und unberührt.

„Woher… Entschuldigen Sie, dass ich so frech frage, doch woher wissen sie denn, dass ich Ihr Sohn – Cecil, richtig? – sein soll?“, fragte Allen. Rosebery lächelte ihn freundlich an und nickte.

„Ja, ich muss dir ja schon einen Schrecken eingejagt haben. Doch ich habe dich in London gesehen. Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten! Wären da nicht die hellen Haare gewesen, hätte ich schwören können, dass sie es hätte sein können!“. Das Wort „Mutter“ verstörte Allen. Er hatte keine Mutter, nur Mana. Bis jetzt hatte er wenige Gedanken daran verschwendet, dass irgendwo da draussen vielleicht Eltern waren, denen er vielleicht ähneln könnte. Sie waren einfach jene fremden Leute gewesen, die ihn ausgesetzt hatten. „Eltern“ hatte für Allen überhaupt keine Bedeutung, dennoch sass er hier einem Mann gegenüber, der behauptete, dass er sein Vater war und dass Allen auch noch eine Mutter hatte!

„Und unser Sohn wurde mit einem seltsam deformiertem Arm geboren…“, meinte Rosebery noch und schaute Allen’s linken Arm interessiert an, „der Linke. Ich gebe zu, dass ich ihn an dir nicht gesehen habe, doch deine Ähnlichkeit mit Margaret und dein Alter waren Grund genug für mich dir zu folgen“. Allen schaute auf seinen Arm. Er war nicht sichtbar, da er ein langärmliges Hemd trug und dazu weisse Handschuhe. Doch es gab keinen Grund seinen Arm Rosebery zu zeigen, er wusste ja, dass das Innocence da war. „Und da war noch dein Name, der mir genannt wurde… Allen Walker… Da war ich davon überzeugt“. Allen schaute unsicher zu Rosebery hoch und sah sein melancholisches Lächeln.

„Wieso?“

„Weil Mana Walker dich mitgenommen hat“, antwortete Rosebery und Allen starrte ihn an. Der junge General schwieg und schreckte erst aus seine Starre hoch als Miranda ein Tablett mit Tee und Kaffe und Biskuits hinstellte, doch noch immer konnte er nicht sprechen. War er denn nicht ausgesetzt worden? Mana hatte ihn doch gefunden! Was der Mann da sagte konnte doch nicht stimmen! Wenigstens bei dem hatte Mana ihm doch die Wahrheit gesagt!

„Es tut mir Leid, wenn ich dich damit verstört habe“, meinte Rosebery und Allen senkte nur sprachlos den Kopf. Unschlüssig fuhr sich der Mann durch das Haar, dann nahm er den Kaffe, der Miranda ihm hinhielt.

„Herr Rosebery. Darf ich für die Vervollständigung von Allen Walkers Akte ihre und die Personalien ihrer Frau aufnehmen?“, wollte Link wissen und legte die Akten auf den Tisch. Allen reagierte noch immer nicht, doch Rabi war dazugekommen und stützte sich locker auf die Rückenlehne der Couch.

„Ich darf doch zuhören, oder?“, fragte er und Rosebery schaute zu ihm hoch. „Ich bin ein Bookman, ich sammle Informationen“, erklärte er. Der Mann lächelte Rabi freundlich an und Rabi konnte erkennen, dass ihm das Lächeln genauso natürlich auf den Lippen lag wie Allen auch.

„Gerne“, antwortete der Mann und schaute dann zu Link, „Mein Name ist Allen Rosebery“

„Allen?“, fragte Rabi erstaunt und auch der weisshaarige Exorzist hob seinen Kopf. Rosebery nickte.

„Genau. Mana hat mir gesagt, dass er meinen Sohn nach mir benennen würde. Ich wollte das zwar nicht so, aber schwamm drüber“, antwortete er amüsiert und Rabi verzog seinen Mund in ein unsicheres Grinsen. „Ich bin ein Händler und habe eine Handelsfirma aufgebaut, Rosebery Transit, vielleicht kennen Sie sie“, sagte er mit einem Grinsen.

„Natürlich! Die kennt doch jeder!“, meinte Rabi, „dann sind Sie ja steinreich!“.

„Danke, dein Wissen ehrt mich“, gab der Mann geschmeichelt zu und lächelte vergnügt, „Allen, jetzt musst du dich nicht mehr mit Pokern durchschlagen!“. Allen funkelte Rabi giftig an und Rosebery hob verwirrt seine Augenbrauen.

„Hören Sie nicht auf Rabi“, meinte Allen abwesend und Rosebery nickte amüsiert.

„Wir wohnen am ruhigeren Ende Londons, weg von der Hektik der Stadt. Meine Frau Margaret, müssen Sie wissen, ist krank. Sie hat den Schock nie wirklich verkraftet und wurde hysterisch“, sagte er mit einem tiefen Seufzen.

„Schock?“, fragte Miranda, die neben Rosebery Platz genommen hatte, scheu.

„Dass unser Sohn mit einem seltsamen Arm geboren wurde…“, antwortete er und schaute Allen entschuldigend an, „Deswegen wollte sie ihn auch nicht mehr bei sich haben. Ich fürchtete um ihr Leben und habe schliesslich zugesagt, dass Mana Walker ihn bei sich aufnahm“

„Was… Was hatten Sie mit Mana zu schaffen?“, fragte Allen unsicher und Rosebery rührte mit einem schweren Seufzen in seinem Kaffe.

„Er war ein Klient von mir, ein sehr freundlicher, doch auch seltsamer Geselle…“, gab er zur Antwort.

„Und Sie haben ihren Sohn einfach so einem Fremden überlassen?“, fragte Rabi ernst und Rosebery schüttelte seinen Kopf.

„Margaret hat ihm vertraut und ich sah keinen Ausweg. Mana war sehr erpicht darauf den Jungen aufzunehmen und hat nicht locker gelassen. Ich gab nach. Meiner Frau zuliebe… Es tut mir Leid, Allen, dass ich dir das angetan habe und Margaret über dich gestellt habe…“. Rosebery liefen reuige Tränen über die Wangen.

„Tch. Er heult genauso schnell wie die Bohnenstange“, meinte Kanda, der nun scheinbar auch neugierig wurde und sich zu ihnen gesellt hatte.

„Taktgefühl besitzt du noch immer keins, Yu“, kommentierte Rabi frech und der Japaner schnaubte.

„Es ist schon okay… Machen Sie sich keine Sorgen darüber“, sagte Allen schliesslich und Rosebery hob seinen Kopf. Der weisshaarige Junge lächelte ihn an, „Mana war mir ein guter Vater… Ich war glücklich“

„Junge…“, meinte der Mann gerührt, doch auch nahm er schweren Herzens zur Kenntnis, dass er in der Vergangenheit von Mana sprach, „ist Mana nicht mehr unter uns?“

„Nein… Nein er starb als ich 12 war…“, erklärte Allen leise. Rosebery seufzte tief und zog sich ein blaues Taschentuch aus der Hose. Er wischte sich über das Gesicht und putzte sich die Nase.

„Wie tragisch. Du hattest es schwer Allen“, meinte er und steckte sich das Taschentuch wieder zurück in die Hose, „gut, dass ich dich gefunden habe“. Allen schaute ihn skeptisch an.

“Wie meinen Sie das…?“, fragte er unsicher und Rosebery lächelte seinen Sohn gutmütig an. „Natürlich werde ich mich jetzt um dich kümmern!“, verkündete er und Allen befürchtete, dass das gar nichts Gutes verhiess. Was sollte er mit diesem Mann denn anfangen? Er hatte nicht das Bedürfnis nach Eltern, wo er doch mit Mana glücklich war. Andererseits wusste Allen heute auch, dass Mana viel mehr war als er vorgab und Allen von seinem geliebten Vater wenig wusste. War Rosebery zu glauben, dann hat Mana ihn nicht gefunden, sondern ihn mitgenommen – wieso? Wie kam Mana dazu und wieso war er so erpicht darauf? Wie konnte es sein, dass Mana ein Klient von Rosebery war, wo Mana doch nie genug Geld hatte? Und vielleicht würde nun auch seine Frage beantwortet werden, wieso Allen mit Innocence in seinem Körper geboren wurde, eine Frage, die schon viele beschäftigt hat.

„Allen…“, der Angesprochene schaute auf, als Rabi ihn anstupste.

„Was?“, fragte er verwirrt und schaute in die Runde, Link hüstelte leicht.

„Ich habe vorgeschlagen, dieses Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Sie müssen noch immer die Missionsberichte absegnen und sie wollten doch noch Empfehlungen schreiben“.

„Oh. Ah, okay. Ja stimmt…“, er drehte sich zu Rosebery um, „Uhm… Mister Rosebery… Ich muss meiner Arbeit nachgehen“

„In der Tat! Das ist löblich, Allen!“, er zog eine Brieftasche aus der Hose und öffnete sie. Der Mann fischte einige Noten und eine Visitenkarte hervor. „Hier. Nimm das Geld und da steht meine Adresse darauf. Bitte komm vorbei wenn du Zeit hast“. Allen nickte unschlüssig.

„Wieso genau wollten Sie mich finden…?“, fragte er noch als er Rosebery zum Tor begleitete. Der Mann seufzte schwer.

„Ich wollte dich schon immer suchen… Doch in den letzten zwei Jahren habe ich vermehrt die Augen aufgehalten… Deine Mutter liegt im Sterben…“ Allen weitete seine Augen, „und ich wollte ihr zeigen was aus dir geworden ist um ihre Seele zu besänftigen…“.

„Oh… Ich…“, fing Allen an und der Mann lachte leise.

„Schon gut. Ich weiss, dass das alles ein wenig viel für dich war… Deshalb hoffe ich, dass du auch tatsächlich vorbei kommst…“. Allen nickte unschlüssig und Rosebery umarmte ihn, Allen auf den Rücken klopfend.

„Du packst das schon, bist ein guter Junge!“, versicherte er und Allen nickte wieder. „Wir sehen uns!“. Allen winkte noch und dann ging Rosebery schon mit einem Finder runter zu den Wasserwegen.

„Sooo… Allen ist doch keine Waise, wie wir angenommen haben“, sagte Rabi, doch Allen nahm ihr nur bedingt wahr.

„Ja, das hatten wir geglaubt. Wir in der Zentraladministration des Vatikans haben über Allen Walker viele Nachforschungen angestellt“, antwortete Link und Allen drehte sich unsicher zu ihm um. Rabi legte seine Hand auf Links Schulter, was den Kleineren aufzucken liess.

„Du bist’n Spanner“, meinte der Rothaarige.

„Also ich möchte doch sehr bitten!!“, beschwerte sich Link mit hochrotem Kopf, „ich bespanne gar niemanden! Das war meine Arbeit!“

„Als würde man die Bohnenstange bespannen wollen. Wäre ja krank“, meinte Kanda abschätzig, mit gerümpfter Nase. Allen schaute sein Team an, dann drehte er sich weg.

„Tut mir Leid. Ich komme gleich wieder“, sagte er und verschwand so schnell wie möglich. Die anderen vier konnten ihm nur nachschauen, Rabi seufzte laut.

„Na ja, muss wohl ein grosser Schock sein, wenn einem plötzlich der Vater über den Weg läuft und einem eine ganze Geschichte auftischt“, meinte er, was Kanda nur mit einem Schnauben kommentierte. „Ach, komm schon Yu! Zeig ein wenig Sympathie!“

„Stopf dir was ins Maul, du Nervensäge“, zischte der Japaner und drehte sich weg, „wenn die Bohnenstange nicht arbeiten will, dann will ich auch nicht warten. Ich gehe trainieren!“ und mit diesen Worten stampfte er ebenfalls davon.

„Wie einfach gestrickt er doch ist…“, seufzte Rabi und schaute zu Miranda und Link.

„Und? Was sollen wir nun tun?“, wollte er wissen. Miranda schaute ihn unsicher an.

„Vielleicht… Wäre es gut wenn er sich kurz beruhigen und seine Gedanken sammeln könnte. Ich denke nicht, dass es nötig ist ihm jetzt beizustehen“, antwortete sie und Rabi schien das zu durchdenken.

„Na ja. Das hat was… er ist ja auch kein Kind mehr… So was packt er schon, was sagst du, Stalker?“. Link machte eine ungehaltene Grimasse.

„Wie unhöflich! Ich verfolge Allen Walker nicht! Ich tue nur meine Pflicht!“. Rabi rieb sich seinen Nacken abwesend und schaute in die andere Richtung um Links bösen Blick zu umgehen.

„Ja ja. Schon gut“, meinte er, dann grinste er die beiden wieder an, „Jedenfalls wird das sicher spannend werden!“

„Spannend? Wieso denn das?“, fragte Miranda und Rabi grinste noch breiter.

„Allen Walker, der Kerl der immer in einem Berg von General Cross’ Schulden versank, ist der Sohn eines unglaublich reichen Mannes! Ist doch ulkig!“

„Darf ich Sie darauf hinweisen, dass laut den Regeln des Ordens, der Kontakt zur Familie untersagt ist? Sie wissen ganz genau wieso“, sagte Link streng und Rabi verdrehte sein Auge.

„Meine Güte! Der Graf hat keine Akuma Maschine mehr und sicher würde der alte Rosebery nicht seinen Sohn zurückrufen wollen falls Allen sterben würde! Dazu haben sie einfach keine Bindung die tief genug reicht. Und Allen macht sicher nicht nochmals den gleichen Fehler“. Link war nicht zufrieden, doch Miranda stimmte Rabi zu.

„Es ist doch schön für ihn zu wissen, dass es noch Menschen gibt, die das gleiche Blut teilen wie er… Er hat diese Gewissheit jetzt, er muss ja nichts mit ihnen unternehmen“, erklärte sie. Link seufzte nur, doch er gab es für den Moment auf ihnen widersprechen zu wollen. Auf den Inspektor wartete jetzt ein Berg voller Arbeit; denn Allen Walker war nun nicht mehr nur ein verstossenes Kind, das keine Verankerung hatte, nein, er war jetzt Cecil Rosebery, auch wenn er damit überhaupt nichts zu tun haben wollte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von: abgemeldet
2014-09-02T22:24:12+00:00 03.09.2014 00:24
Klasse Anfang :-D
Von:  Teisha
2012-06-05T04:54:41+00:00 05.06.2012 06:54
Es ist schade das die Story schon so lange still liegt,
Die ist nämlich voll toll und ich würde sie zum beispiel sehr gerne weiter lesen...
Ich mag die Story und würde mich freuen wenn du bald mal weiter schreiben würdest XD
Mit Lieben Grüßen
-Yuna
Von:  Luxara93
2009-04-11T21:44:55+00:00 11.04.2009 23:44
Wieso schreibst du nicht weiter ? Ich könnte zwar versuchen , die Geschichte weiterzuspinnen , aber es wäre nicht dasselbe ..... :(

Bitte schreib sie weiter .
Von: abgemeldet
2009-03-17T17:00:57+00:00 17.03.2009 18:00
Wieso gibts hier denn nur so wenig Kommis...?
Ich finde die Idee sehr interressant, das Allen mal seine Eltern trifft ^-^
Dein Schreibstil ist auch sehr schön, so leicht zu lesen ;D
Hmm, Allen scheint ja ziemlich verwirrt zu sein.
Naja.Wen wunderts?
Und Mana hatte also auch so seine Geheimnisse...naja, ich hoffe du schreibst noch weiter ^-^
Von:  Kanato-Sakamaki
2008-05-05T21:49:52+00:00 05.05.2008 23:49
hmm also ich finde die ff gar nich ma schlecht^^
ich hoffe du schreibst bald weiter
*gespannt ist*

mfg
HizuYomi


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