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Einweghass

∼ Eine Art, zu hassen ∼ SanjixZorro
von

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Verhasster

Titel: Einweghass

Pairing: Love-Cook & Marimo

Warnung: Action, Lime

Setting: Nach dem Davy-Back-Fight und vor Water 7

Disclaimer: One Piece gehört Eiichiro Oda, niemandem sonst.
 


 

„Wer immer dafür verantwortlich ist, hat keine Ahnung!“

„Sei still, du bist derjenige, der nichts versteht.“

„Ach ja?“

„Du bist doch bloß neidisch.“

Neidisch?! Worauf? Man hat ja noch nicht einmal ein anständiges Bild gewählt. Blutverschmiert und verdreckt, wer will sich diese Beleidigung von einer Fotografie antun?“

„Ich glaube, du verwechselst da etwas. Das ist ein Steckbrief, es kommt nicht darauf an, sauber zu sein und ein weißes Hemd zu tragen, Smutje. Wir sind Piraten, man fürchtet sich vor uns.“

„Tze, jeder würde es bei diesem Bild mit der Angst zu tun bekommen. Angst vor einem Affen.“

„Ich warne dich, Koch, sei vorsichtig mit dem was du sagst. Auf meinen Kopf sind 60 Millionen Berry ausgesetzt und das nicht ohne Grund.“

„Die Marine ist nichts weiter als ein Haufen Dilletanten, wenn sie so viel Geld auf einen Idioten aussetzt, der sich auf seinem eigenen Schiff verläuft.“

„Nichts als Neid. Wenigstens waren sie schlau genug, keinen überflüssigen Steckbrief für dich zu veröffentlichen. Dich hält niemand für einen Piraten.“

„Was hast du gesagt?!“
 

Einweghass ∼ Verhasster
 

„Legst du es darauf an, Spinatschädel?!“

„Wenn es sein muss, Schnitzelklopfer!“

Die Stimmung war aufgeladen, ihre Körper bis aufs Äußerste angespannt. Zorros Hand ruhte auf dem Griff des Yubashilis, Sanji lockerte mit den Fingern beiläufig die Krawatte.

„Du oder ich zuerst?“, fragte der Koch und seine Lippen verzogen sich um die Kippe in seinem Mund zu einem abfälligen Lächeln. Zorros Haltung lockerte sich merklich und er machte einen Schritt zurück. Sein Blick wanderte zu dem Papier, welches zwischen ihnen lag und die Ursache für die erneute Auseinandersetzung darstellte. Er schnaubte und sah Sanji direkt an. „Ist es dir das wirklich wert?“

Sanjis sichtbare Augenbraue hob sich. „Was?“

Zorro grinste überlegen. „Willst du wirklich wegen Minderwertigkeitskomplexen deine Beine aufs Spiel setzen? Meine Schwerter sind scharf, solltest du wissen.“

„Das hat mich noch nie aufgehalten“, erwiderte Sanji mit finsterer Miene und einem verächtlichen Blick auf Zorros Steckbrief. Er machte einen Schritt nach vorne und trat demonstrativ auf das Stück Papier. „Wie ich schon sagte – Papierverschwendung und Inkompetenz.“

Zorro grollte. „Verfluchter Smutje!“

„Reißt euch zusammen, ihr zwei“, bemerkte Nami im Vorbeigehen und augenblicklich entschärfte sich die Lage. Zorro verzog das Gesicht, während Sanji in einem Anflug von geistiger Umnachtung begann, die Navigatorin zu umschwärmen und anzupreisen. Zorros Schultern sanken, die Anspannung löste sich und er wandte sich ab. Die Lobpreisungen des Kochs hinter sich lassend suchte er sich einen ruhigeren Ort auf dem Deck, um seinen Nachmittagsschlaf nachzuholen.

Der Himmel war blau, vereinzelte Möwen kündigten das baldige Erreichen einer Insel an. Lysop saß an Deck, eine Decke mit Utensilien vor sich ausgebreitet, Chopper hockte vor ihm und beobachtete ihn voller Faszination. Ruffy saß auf dem Kopf der Schiffsfigur und angelte, während Robin und Nami sich Liegestühle in die Sonne gestellt hatten. Die Zeitung in den Händen der Navigatorin war die eigentliche Ursache der morgendlichen Auseinandersetzung, waren doch beim Aufschlagen die Steckbriefe von Ruffy, Zorro und Nico Robin aus den Seiten geglitten und langsam auf die Planken gesegelt.

Sanji stellte die leeren Cocktailgläser auf das Tablett in seinen Händen, wandte sich ab und überquerte das Deck, warf Zorro im Vorbeigehen einen herablassenden Blick zu und verschwand schließlich in der Kombüse, wo er mit den Vorbereitungen für das Mittagessen begann. Die Atmosphäre war entspannt, bis Ruffys Ruf die Stille durchbrach:

„Eine Insel!“

Lysop und Chopper sprangen auf, rannten zum Bug der Flying Lamb und begannen voller Eifer miteinander über die noch unbekannte Insel zu diskutieren. Nami ließ für wenige Momente die Zeitung sinken, bevor sie unberührt weiter las, Nico Robin legte ihr Buch beiseite und stand auf. Sanji beendete den Abwasch, öffnete die Tür der Kombüse und trat nach draußen, das feuchte Handtuch noch immer in Händen. Er wusste, die nächste Mahlzeit würde ausfallen, Ruffy wäre viel zu sehr mit den Eindrücken der neuen Insel beschäftigt als an Essen zu denken und niemand sonst würde darauf bestehen.

Die Insel kam allen gelegen, Proviant musste aufgefüllt werden, ebenso die Wasservorräte und so sehr das Leben auf dem Meer nun zum Alltag gehörte war es jedem von ihnen Recht, regelmäßig festen Erdboden unter den Füßen und mehr Bewegungsfreiheit zu haben.

Keine zwei Stunden später hatte die Flying Lamb in einer Bucht abseits der Hafenstadt angelegt und die Crew sich an Deck versammelt. Nami stand im Zentrum der Aufmerksamkeit, denn sie verwaltete das Geld und hatte sich selbst die Autorität erteilt, jedem von ihnen eine der anstehenden Aufgaben zuzuteilen. „Zuerst müssen wir das Notwendigste erledigen. Sanji und Chopper, ihr kauft Proviant –“

„Was immer du sagst, Nami-Maus, ich werde alles tun, was du verlangst!“

„Robin und ich werden uns etwas in der Stadt umsehen. Ein wenig Erholung steht uns mehr als zu. Lysop und Ruffy werden die Fässer mitnehmen und Trinkwasser holen.“

„Warum dürft ihr euch amüsieren?“, warf Lysop dazwischen und sah Nami vorwurfsvoll an. „Wir haben uns alle Freizeit verdient und –“ Ein stechender Blick der Navigatorin ließ ihn verstummen. „Ich versteh schon ...“ Zu Chopper gebeugt, murmelte er: „Ich lasse sie nur aus Nachsicht damit durchkommen, normalerweise würde ich mich ihr voller Mut entgegenstellen!“

„Zorro bewacht das Schiff“, endete Nami ihre Ausführung und blickte erwartungsvoll in die Runde, als würde tatsächlich jemand von ihnen den Mut besitzen, ihr zu widersprechen. „Ich muss euch nicht daran erinnern, dass wir uns unauffällig verhalten sollten. Drei von uns werden schon von der Marine gesucht, also bleibt zusammen und tut nichts Unüberlegtes.“

„Wo wir davon sprechen“, meldete Zorro sich zum ersten Mal zu Wort und alle Blicke richteten sich auf ihn. „Unser Käpt’n ist nicht mehr da.“

Die folgenden Minuten war die Luft erfüllt von Namis aufgebrachter Stimme, Sanjis bewundernden Kommentaren und Zorros bissigen Bemerkungen angesichts Sanjis Verhalten. Der Tumult fand ein jähes Ende als Robin die Initiative ergriff, Sanji und Zorro voneinander trennte und beruhigend auf die Navigatorin einredete, bevor sie sie mit einem nachsichtigen Lächeln vom Schiff führte.

Sanji nickte Chopper zu und sie verließen ebenfalls die Flying Lamb. Zorro erklomm das Krähennest, lehnte sich an das Holz und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Unten hörte er Lysop fluchen, denn der Kanonier sah sich nun gezwungen, das Wasser alleine zu kaufen, dann schloss Zorro die Augen und blendete alles aus. Es war das letzte Mal für eine lange Zeit, dass er an Bord der Flying Lamb ein Nickerchen machte.
 

Die Marine war nicht dumm. Allgemein galt sie als leicht zu überlisten, sie hatte in den vergangenen Jahren durch eine Überzahl von mächtigen Piraten einen Großteil ihres guten Rufs einbüßen müssen, doch sie war bereit, aus Fehlern zu lernen. Die Sieben Samurai der Meere waren ein Grund für den allmählichen Aufstieg der Marine, doch gab es noch viele Piratenbanden, die der Regierung nach wie vor ein Dorn im Auge waren. Monkey D. Ruffy, der Strohhut und seine Crew waren ein besonders großer und schmerzhafter Dorn.

Admiral Smoker war alles andere als guter Stimmung. Seit mehr als fünf Tagen hatte er mit einer Flotte bestehend aus drei Marineschiffen und mehr als zweihundert Soldaten ein Lager unweit der Hafenstadt aufgeschlagen und noch immer gab es keine Anzeichen von dem Strohhut. Smoker wurde ungeduldig.

„Du solltest dich selbst nicht so unter Druck setzen“, erklang eine weibliche Stimme neben ihm und Smoker nahm unwillkürlich einen tiefen Zug, bevor er den Rauch seiner Zigarren in die Luft vor sich ausstieß. „Hina ist der Ansicht, dass es zu nichts führt.“

Smokers Gesichtszüge verfinsterten sich, er griff nach einer Zigarre in seiner Innentasche, klemmte sie sich in den Mundwinkel. Sie entzündete sich beinahe augenblicklich und Rauch umhüllte den Admiral, machte die Luft in dem Zelt stickiger als sie ohnehin schon war.

Hina Blackcage wusste, dass Smoker selten mehr als zwei Zigarren rauchte und wenn es jemals so weit kam, dann nur unter starker Anspannung. Sie seufzte und rieb sich abwesend die behandschuhten Hände. „Hina würde behaupten, sie fürchtete um deine Gesundheit, wenn sie nicht wüsste, dass der Rauch deinen Lungen nicht schadet. Trotzdem sagt sie es dir. Du bist zu streng zu dir.“

„Der Strohhut wird kommen“, sagte Smoker und seine Hand wanderte zu der Jitte, die er für gewöhnlich auf dem Rücken trug, die jetzt jedoch neben ihm an einem Stuhl lehnte. „Ich weiß es.“

„Das hast du auch bei den letzten vier Inseln behauptet“, wies Hina ihn nüchtern zurecht und ignorierte den stechenden Blick, den er ihr dafür zuteil kommen ließ. „Der Strohhut wurde nie gesehen. Du kannst dich nicht auf unsichere, noch dazu korrupte Quellen verlassen. Hina hält das für leichtsinnig.“

„Noch gebe ich die Befehle“, knurrte Smoker und warf einen abgebrannten Zigarrenstummel achtlos beiseite. „Und dieses Mal weiß ich, dass der Strohhut kommen wird.“ Hina schwieg und es verstrichen Minuten, bis eilige Schritte, die sich dem Zelt näherten, ihre Aufmerksamkeit erregten. Der Stoff am Zelteingang wurde beiseite geschoben und Leutnant Tashigi betrat schwer atmend das Zelt. Sie schnappte nach Luft und begann zu husten, als kein Sauerstoff sondern Zigarrenqualm das einzige war, das ihre Lungen füllte. Es dauerte Sekunden, bis sie den Husten soweit niedergekämpft hatte, dass vereinzelte Worte ihre Kehle verließen. „Strohhut ... Schiff“ – ein Husten – „Gesichtet ... in der Stadt!“

Smokers Lippen verzogen sich zu einem triumphierenden Grinsen und Hina Blackcage wusste, dass sie ihren Zweifel noch Jahre später von ihm in höhnischen Nebenbemerkungen zu hören bekommen würde. Smoker griff nach seiner Jitte und verließ schnellen Schrittes das Zelt. „Tashigi, lass das Schiff der Strohhutbande umzingeln und einnehmen, ich begleite sämtliche Trupps in die Stadt.“

„Jawohl ... Admiral“, keuchte Tashigi, ihr Husten klang allmählich ab und schwach zitternd rückte sie ihre Brille zurecht, bevor sie Kapitän Hina respektvoll zunickte, sich abwandte und Smoker folgte. Der Admiral durchquerte das Lager, rief sämtliche Männer zu sich und fühlte sich endlich wieder lebendig.

Die Marine war nicht dumm. Ein wichtiger Grund dafür war ohne Zweifel Smoker, Admiral der ersten Flotte.
 

Sanji hatte nicht mit einem Hinterhalt der Marine gerechnet. Im Nachhinein musste er feststellen, dass es ein schlauer Zug der Regierung gewesen war, sie zu überraschen, wenn sie am wenigsten damit rechneten, wenn sie sich sicher fühlten, doch verdammt noch mal nicht jetzt! Er selbst hatte Glück, kannte doch niemand bei der Marine sein Gesicht. Er bemerkte erst, dass es sich um eine Falle handelte, als sein Blick auf einen vermeintlichen Passanten fiel, dessen Umhang für wenige Sekunden vom Wind beiseite geschoben wurde und somit das Marinewappen am Oberarm des Mannes zu erkennen gab. In diesem Moment wusste Sanji, dass sie in die Falle gegangen waren.

Geistesgegenwärtig hinderte er sich daran, die Flucht zu ergreifen und somit sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, stattdessen ging er ruhig weiter und gab sich unberührt.

Er hatte keine Zeit, Chopper ein Zeichen zu geben, der Schiffsarzt war zu weit weg, außerdem wäre es zu auffällig, hatte sich doch längst innerhalb der Regierung herumgesprochen, dass zur Strohhutbande auch ein tierähnliches Wesen mit Geweih gehörte. Sanji zwang sich zur Ruhe und ließ den Markt hinter sich, bis er sicher war, dass niemand ihm gefolgt war. Hinter ihm erklangen die Rufe der Soldaten, er hörte Choppers wütenden Schrei und ein Teil von ihm wollte kehrt machen und seinem Freund helfen, doch die Vernunft siegte. Er wäre Chopper – er wäre niemandem – eine Hilfe, wenn er nicht von seinem einzigen Trumpf gebrauch machen würde – seiner Anonymität.

Er wusste nicht, inwieweit die Marine die anderen überwältigt oder Wohlmöglich bereits gefangen genommen hatte. Um Zorro oder Ruffy machte er sich keine Sorgen, auch Chopper konnte sich hervorragend verteidigen und Lysop konnte im Notfall schneller rennen, als sämtliche Rennenten in Alabasta, aber Nami und Robin waren alleine auf sich gestellt. Er würde es sich nie verzeihen, wenn die Marine auch nur einer seiner Schönheiten zu nahe trat!

Seine Schritte beschleunigten sich, er überlegte, ob er die Einkaufstüte nicht besser ablegen sollte, doch dann wurde ihm klar, dass sie ihn unscheinbarer wirken ließ. Er erweckte durch die Einkäufe den Eindruck eines unschuldigen Passanten, genau das, was er brauchte.

Sanji durchquerte sämtliche Gassen, traf dabei auf vereinzelte Marinetrupps, die die Stadt durchstreiften, jedoch kaum Notiz von ihm nahmen. Er wusste nicht wie viel Zeit verging, bis er die Geduld verlor. Auf diese Weise würde er Nami und Robin nie finden, er brauchte eine bessere Aussicht. Sanji erblickte eine alte Holztreppe, die auf das flache Dach eines nahe stehenden Gebäudes führte und ergriff die Möglichkeit sofort. Von dem Dach aus hatte er einen guten Blick über die Stadt, noch dazu beruhigte der frische Wind sein aufgewühltes Gemüt.

Vereinzelte Rauchwolken zwischen den Gebäuden zeugten davon, dass ein Kampf stattfand, ein Beben erschütterte kurzzeitig die Stadt und Sanji wusste, dass Ruffy der Urheber dafür gewesen sein musste. Sanji drehte sich um und sah zum Hafen. Seine Augen weiteten sich, als er die Marineschiffe erblickte, die Kurs auf die Bucht nahmen, in der die Flying Lamb vor Anker lag. Seine Hände verkrampften sich um die Einkaufstasche und er fluchte, bevor er sich in Bewegung setzte und rasch das Dach verließ.

Er war keine zwei Straßen gekommen als er beinahe Nami umrannte. Sie stieß einen überraschten Schrei aus und stolperte zurück, wurde von Robin an einem Sturz gehindert. Zum ersten Mal vergaß Sanji ihre Attraktivität und seine Bewunderung, denn er war zu erleichtert, die beiden unverletzt zu sehen.

„Ein Hinterhalt“, sagte er ernst und bedeutete den Frauen, ihm in die enge Seitengasse zu folgen, wo sie vorerst vor Blicken geschützt sein würden. Er stellte die Einkaufstüte neben sich auf den Boden und zündete sich eine Zigarette an. Der erste Zug hatte eine ungemein beruhigende Wirkung auf ihn.

„Sanji wo ist Chopper?“, fragte Nami und blickte an ihm vorbei, auf der Suche nach dem kleinsten Crewmitglied. Sanji ließ die Hand mit dem Feuerzeug sinken und schüttelte den Kopf. „Ich musste ihn zurücklassen, aber keine Sorge, Chopper ist stark, er kann sich verteidigen. Die Marine wird ihr blaues Wunder erleben. Was ist mit den anderen?“

„Lysop ist wie vom Erdboden verschluckt“, meinte Nami und verzog missbilligend den Mund. „So wie es sich anhört, bewegt Ruffy sich auf den Hafen zu und Zorro muss noch an Bord der Lamb sein.“

Verdammt. Sanji fluchte leise, denn das hatte er vergessen. „Die Marine hat die Lamb entdeckt, vermutlich haben sie sie schon eingenommen. Es sei den, der Säbelrassler macht seinem Kopfgeld alle Ehre und verteidigt sie.“

„Das wäre Wahnsinn“, warf Nami dazwischen, stockte jedoch und schüttelte den Kopf. „Das wäre typisch für ihn.“

„Wird dürfen uns nicht verlieren“, sagte Robin leise, ihr Blick ruhte abwesend auf der gegenüberliegenden Häuserwand. „Die Marine darf uns nicht alle voneinander trennen, wir müssen zusammenbleiben.“

„Was für eine miese Art uns zu fassen“, knurrte Sanji und schnippte die halbgerauchte Zigarette auf den Boden. „Aber du hast Recht, wir dürfen uns nicht separieren lassen. Nami, Robin, ihr müsst zusammen bleiben.“

„Sie wissen, wie Robin aussieht“, sagte Nami besorgt. „Jeder in der Marine dürfte ihren Steckbrief kennen.“

„Es ist das Bild eines Kindes“, warf Sanji dazwischen, kam jedoch nicht umhin, der Navigatorin Recht zu geben. Er griff nach der Einkaufstüte und drückte sie Robin in die Arme. „Halt sie so dicht wie möglich an dein Gesicht. Nicht zu hoch, das ist zu auffällig und sieh am besten niemandem in die Augen.“ Er zog die Jacke seines Anzugs aus und legte sie ihr über die Schultern. „Schwarz fällt weniger auf“, lächelte er sie charmant an und sie erwiderte die Geste schwach. Sanji richtete sich an Nami als er weiter sprach: „Geht in die entgegengesetzte Richtung des Hafens. Du hast genügend Geld Nami, nehmt euch ein Zimmer, wenn keine Marinesoldaten zu sehen sind und wenn doch, dann verlasst die Stadt. Solltet ihr Chopper oder Lysop sehen, sagt ihnen, sie sollen zur Flying Lamb kommen.“

„Wollt ihr etwa -?“

„Denkst du, wir lassen zu, dass die Marine unser Zuhause stiehlt?“

Nami sah ihn lange an und Sanji erkannte für einen Moment lang Anerkennung in ihrem Blick. Das war zuviel für ihn, er folgte seiner Gewohnheit und spürte Hitze und Stolz ins ich aufwallen. „Nami-Maus, ich liebe es, wenn du mich so ansiehst!“

Kurze Zeit später rannte Sanji durch die nun verlassenen Straßen der Stadt, sein Herz schlug schnell, ebenso pochte seine geschwollene Wange, doch er sah Namis Schlag nur als weiteren Beweis ihre Liebe zu ihm und machte sich nichts daraus. Es beflügelte ihn vielmehr. Er hörte die gleichmäßigen Schritte von Marinesoldaten hinter sich und flüchtete in den Schatten eines Häusereingangs. Ein weiterer Trupp rannte durch die Straße, er konnte vereinzelte Gesprächsfetzen aufschnappen.

„In der Bucht ...“

„Kampf mit der Flotte ...“

„Schwertkämpfer ... Lorenor Zorro!“

„... nicht mehr lange durchhalten ...“

Sanji wartete, bis sie vorbei waren, dann nahm er eine andere Abzweigung und lief weiter. Unwillkürlich musste er grinsen, denn er konnte sich vorstellen, wie überfordert die Marine mit Zorro und seinen Schwertern sein musste. Wenn er sich nicht beeilte, würde der Spinatschädel ihm wohlmöglich nichts mehr übrig lassen.
 

Lorenor Zorro mochte es nicht, wenn man ihn weckte. Genau genommen verabscheute er es, geweckt zu werden. Er zog es vor, von alleine wach zu werden, aber geweckt werden war ihm bei Weitem zu passiv, noch dazu bedeutete es, dass Arbeit auf ihn wartete oder dass der Smutje ihn provozieren wollte.

Zorro wusste in dem Moment als er aufwachte, dass keine der beiden Möglichkeiten zutraf. Augenblicklich waren seine Sinne bis aufs äußerste geschärft, seine Nerven zum Zerreißen gespannt. Reflexartig wanderte seine Hand zu den Schwertern an seinen Hüften, doch mit einem gezischten Fluch musste er feststellen, dass nur das Wado-Ichi-Monji bei ihm war. Er hatte ursprünglich vorgehabt, es zu polieren, darum hatte er es mit in das Krähennest genommen. Das Kitetsu der dritten Generation und das Yubashili lehnten unten an der Rehling. Und das auch nur noch, wenn er Glück hatte.

Schwere Schritte erschütterten die Flying Lamb, Schritte von vielen Personen. Schritte von Marinesoldaten. Zorro spannte die Muskeln an und langsam setzte er sich auf. Ein Blick über den Rand des Krähennests verdeutlichte ihm den Ernst der Situation – sechs Schiffsmaste ragten vor ihm in die Höhe und als er sich zur Gänze aufgesetzt hatte, wurden Stimmen laut. Man hatte ihn entdeckt.

Zorro wusste, dass ihm nun nichts anderes übrig blieb, als seinen Standort zu verlassen. Er schwang sich über den Rand des Krähennests und ließ sich aufs Deck fallen. Die Soldaten stoben auseinander als er mitten zwischen ihnen landete und bildeten einen Kreis um ihn. Offenbar hatte niemand damit gerechnet, dass er noch an Bord war, denn sie hatten die Waffen noch nicht gezückt.

Zorro grinste, zog sein Schwert und stellte sich in Angriffsposition. Ein Blick zur Rehling zeigte, dass seine Schwerter nicht mehr dort waren, jemand musste sie an sich genommen haben. Zorro spürte einen Stich des Bedauerns, doch seine Entschlossenheit schwand nicht. Ob mit einem oder drei Schwertern machte keinen Unterschied. Mit einer schnellen Bewegung und dem Geräusch von Metall, das aufeinander traf, begann der Kampf.

Einer nach dem anderen fielen die Marinesoldaten Zorros Schwert zum Opfer, gingen bewusstlos oder verwundet zu Boden. Während er den Angriff von zwei weiteren Soldaten parierte, griff er nach dem Schwert eines am Boden liegenden Soldaten und wechselte seine Vorgehensweise. Sein Zwei-Schwerter-Stil war wesentlich effektiver und er war noch dazu in der Lage, deutlich mehr Gegner auf einmal in Schach zu halten. Schreie erfüllten die Luft, keiner davon stammte von Zorro. Soldat um Soldat wurde besiegt, bis eine wütende Stimme Zorros Aufmerksamkeit erregte: „Lorenor Zorro, so sieht man sich wieder!“

Er wirbelte herum und seine Befürchtungen wurden bestätigt, als er Leutnant Tashigi erblickte, bei deren Anblick sich ihm jedes Mal aufs Neue das Herz schmerzhaft zusammenzog. Sie stand am anderen Ende des Decks, ihr Schwert mit beiden Händen fest umschlossen und starrte ihn entschlossen an. Zorros Griff um die Schwerter verkrampfte sich, geistesgegenwärtig rammte er einem angreifenden Soldaten die stumpfe Seite des Wado-Ichi-Monjis gegen den Kopf, woraufhin er mit einem Stöhnen zusammensackte.

„Nicht die schon wieder“, knurrte er und machte einen Schritt zurück. „Ich werde nicht gegen dich kämpfen“, rief er der Frau zu und verengte die Augen. Er wollte nicht gegen sie kämpfen. Zu spät bemerkte er, dass er unachtsam gewesen war. Nicht Tashigi war es, auf die er hätte achten sollen, er hatte einer der grundlegenden Regeln eines Schwertkämpfers außer Acht gelassen: Halte deinen Rücken frei. Er wusste, dass er einem Ablenkungsmanöver zum Opfer gefallen war, als schwere Eisenfesseln sich um seinen Oberkörper und seine Arme legten und ihn jeglicher Bewegungsfreiheit beraubten.

Er kämpfte gegen den eisernen Griff an, wirbelte herum als er eine sich nähernde Person wahrnahm und erblickte eine Frau, die die Kleidung eines Kapitäns trug und zweifellos der Grund für seine missliche Lage war. Die Eisenfesseln zogen sich weiter zusammen, je mehr er gegen sie ankämpfte, raubten ihm die Luft zum Amten, doch Zorro gab nicht nach.

„Was für eine ... feige Vorgehensweise“, knurrte er, unterbrochen von vereinzeltem Husten und richtete, soweit dies in seinem Zustand möglich war, seine Schwerter auf die Frau. Für einen Moment wurde der Druck der Fesseln so unerträglich, dass der Griff seiner Hände sich lockerte und die Schwerter ihm klirrend entglitten. Röchelnd ging Zorro in die Knie und hob schließlich schwer atmend den Kopf. Sein Blick traf auf die bewegungslosen Züge des Marinekapitäns. „Lorenor Zorro, du bist der Piraterie überführt und für schuldig erklärt. Auf Befehl der Regierung bist du festgenommen.“

Zorros Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen. „Was denn, so viel Aufwand für einen ehemaligen Piratenjäger? Ich fühle mich geehrt.“

Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr und als er den Kopf wandte war das letzte was er sah, der sich rasch nähernde Griff eines Schwertes, dann explodierte alles in blendendem Weiß und Schmerz.
 

Sanji wusste, dass sie verdammte Schwierigkeiten hatten, als er von vorbeieilenden Marinesoldaten mitbekam, dass Zorro überwältigt worden war. Er verfluchte den leichtsinnigen und offenbar genauso leicht zu besiegenden Schwertkämpfer und setzte seinen Weg fort. Spätestens jetzt wusste er nicht mehr weiter. Nami und Robin waren in Sicherheit – hoffte er – doch was war mit Ruffy, Chopper und Lysop? Wie sollten sie die Flying Lamb jemals wieder zurück bekommen und wie zum Henker sollten sie diesen Idiot von einem Schwertkämpfer befreien ohne selbst dabei drauf zu gehen?!

Sanji sah sich in seiner Überzeugung bestätigt, dass Zorro nur Probleme bereitete. In dieser Hinsicht unterschied er sich kaum von ihrem idiotischen Käpt’n, nur besaß dieser mehr Orientierungssinn als Zorro.

Kurz bevor er den Hafen erreichte, traf Sanji auf Chopper und Lysop. Der Kanonier klammerte sich verzweifelt an den überforderten Schiffsarzt, stammelte Entschuldigungen und jämmerliche Wehklagen. Erst als Sanji ihm einen gezielten Tritt versetzte, erwachte Lysop aus seiner Lethargie.

„Sie haben Zorro“, sagte Sanji ernst, bevor einer der anderen in der Lage war, überhaupt den Mund zu öffnen. Entsetzen und Fassungslosigkeit breitete sich auf ihren Gesichtern aus, bevor Lysop der Panik verfiel und aufgebracht von links nach rechts zu laufen begann, dabei hysterisch schrie. Sanji packte ihn am Kragen und verpasste ihm einen weiteren Tritt, woraufhin der Kanonier verstummte.

„Nami und Robin sind am Stadtrand. Ihr findet sie entweder in einem Gasthaus, wo sie sich ein Zimmer genommen haben oder sie haben die Stadt verlassen.“ Ein Nicken folgte auf seine Worte und er fuhr fort: „Wenn die Marine Zorro gefangen genommen hat, dann haben sie auch die Flying Lamb“ – er warf Lysop, dem bei diesen Worten jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war, einen warnenden Blick zu – „und es dürfte schwer, wenn nicht gar unmöglich sein, sie zurück zu bekommen. Die einzige Möglichkeit wäre, die Marine von ihr wegzulocken. Wir müssten sie ablenken. Ich befürchte jedoch, dass selbst das unmöglich ist. Wir können also davon ausgehen, dass sie sie mitnehmen werden.“

„Nicht schon wieder“, stöhnte Lysop verzweifelt. „Lämmchen hat es nicht verdient, wieder von der Marine beschlagnahmt zu werden!“

„Darum werden wir es auch nicht zulassen!“, fuhr Sanji bestimmt fort. „Wir haben nur eine Möglichkeit, wir müssen die Marine soweit irritierten, dass sie für mehrere Minuten die Flying Lamb nicht mehr beachtet. In dieser Zeit müsst ihr an Bord gehen und sofort ablegen. Ihr umrundet die Insel und versteckt die Lamb. Ihr sucht Nami und Robin, dann wartet ihr auf uns. Ruffy, Zorro und ich werden so schnell wie möglich nachkommen, dann legen wir ab und verlassen diese Insel.“

„Das ist Wahnsinn!“, warf Chopper dazwischen, senkte seine Stimme als Sanji ihm gebot, leiser zu sprechen, damit sie nicht entdeckt wurden. „Das ist Wahnsinn“, wiederholte er nun leiser. „Wie kann man drei Marineschiffe und mehr als hundert Soldaten für Minuten ablenken? Und was ist mit dem Logport? Was wenn er sich noch nicht aufgeladen hat und noch nicht auf die nächste Insel zeigt?“

Sanji schüttelte den Kopf. „Das werden wir wohl erst wissen, wenn es soweit ist. Am Wichtigsten ist es erst einmal, dass wir die Lamb zurückbekommen und den Idioten von einem Schwertkämpfer befreien.“

„Und die Ablenkung –“, setzte Chopper an, unterbrach sich jedoch, als Sanji sein Feuerzeug entzündete und ihn dabei bedeutungsschwer ansah. „Natürlich!“

„Brauchst du zufällig Feuer?“, spöttelte Sanji und grinste als auch Lysop endlich verstand und sein Gesichtsaudruck sich aufhellte.

Kurze Zeit später war alles vorbereitet. Sanji hatte zusammen mit Chopper und Lysop drei Marinesoldaten überwältigt, anschließend hatten sie die Uniformen über ihre Kleidung gezogen. Bei Chopper war es besonders schwer gewesen, einen Soldaten zu finden, der von seiner Größe auch nur annähernd in die engere Auswahl fiel, doch letztendlich hatten sie es geschafft. Nun standen sie am Hafen und verfolgten im Schatten eines vor Anker liegenden Schiffes die Bewegungen der Marinesoldaten.

„Wo steckt eigentlich Ruffy?“, fragte Sanji, den Blick auf eines der Schiffe gerichtet.

„Er kämpft gegen Smoker“, flüsterte Lysop und Sanji sah ihn überrascht an. „Smoker ist hier?!“

„Er ist verantwortlich für all das!“, erwiderte Lysop und verzog das Gesicht. „Er hat den Befehl über diese Soldaten.“

„Darum ist alles so gut organisiert“, murmelte Sanji und beschloss, dass es nun an der Zeit war zu handeln. Ein letztes Mal drehte er sich zu seinen Begleitern um. „Ihr habt verstanden oder? Ihr geht an Bord der Lamb und mischt euch unter die Soldaten. Chopper, du versuchst, dich im Hintergrund zu halten, bis das Feuer ausbricht. Die meisten Soldaten werden die Flying Lamb verlassen, um es zu löschen, dann legt ihr ab.“ Sanji nickte ihnen ein letztes Mal zu, dann verließ er die beiden und setzte seinen Plan in die Tat um.

Er hätte es besser wissen müssen, stellte er im Nachhinein fest. Er hatte den Fehler gemacht, Ruffy zu vergessen. Zunächst hatte Sanji sich unter die Soldaten gemischt. Als er schließlich die Bucht erreicht hatte, in der die Flying Lamb vor Anker lag, hatte er aus den Gesprächen einiger Soldaten erfahren, dass unweit des Anlegeplatzes das Lager der Marine lag und beschlossen, dass dies ein weitaus idealerer Ort für ein Feuer war. Hätte er eines der Schiffe in Brand gesteckt, hätte noch immer die Gefahr bestanden, Zorro ebenfalls abzufackeln und Sanji hatte nicht wirklich das Bedürfnis verspürt, den wahrscheinlich schon schlecht gestimmten Schwertkämpfer noch wütender zu machen.

Seinem neuen Plan folgend hatte er das Lager der Marine aufgesucht und festgestellt, dass es bis auf einige wenige Soldaten verlassen gewesen war. Es war ein Leichtes gewesen, die Zelte anzuzünden, niemand hatte ihn gesehen oder von seiner Anwesenheit gewusst und der Stoff hatte innerhalb weniger Sekunden lichterloh gebrannt. Rasch hatte sich das Feuer ausgebreitet, war auf andere Zelte übergesprungen und hatte mit dunklem Qualm die Sicht verschlechtert. Sanji hatte sich schnell von dem Lager entfernt, war den Soldaten entgegengelaufen und hatte „Feuer! Es brennt!“ geschrieen.

Alles war perfekt nach Plan gelaufen, die Marinesoldaten waren mit Wassereimern zum Feuer gerannt, hatten die Schiffe verlassen und die Flying Lamb nicht mehr beachtet. Sanji hatte gesehen, wie Lysop und Chopper den Anker eingeholt hatten und ablegten, niemand hatte Notiz von ihnen genommen. Der Einzige, der noch geblieben war, war Zorro, der wahrscheinlich in einem der Marineschiffe hockte und sich ärgerte, weil er nicht sehen konnte, was draußen vor sich ging.

Mit einem gehässigen Grinsen war Sanji auf das ihm am nächsten stehende Schiff zugelaufen, als eine Explosion hinter ihm den Boden erschüttert hatte. Er war herumgewirbelt, doch es waren wider Erwarten keine Schießpulverfässer im Marinelager gewesen, die in die Luft gegangen waren. Sanji hatte sich weiter umgesehen und bei dem Anblick des Hafens innegehalten. Erkenntnis hatte ihn eiskalt übermannt: Ruffy!

Soviel zu seinem Plan. Er war überflüssig geworden, in dem Moment als Ruffy es geschafft hatte, mit seinem Gum-Gum-Kalaschnikow eines der Hafengebäude zum Einsturz zu bringen. Sanji, bereits halb an Bord des Marineschiffes, wusste, dass er Aufmerksamkeit erregen würde, sollte einer der aufgeschreckten Marinesoldaten ihn alleine dort sehen. Ihm blieb keine Wahl, er musste das Schiff augenblicklich verlassen oder an Bord gehen. Da er jedoch nie ein Crewmitglied im Stich lassen würde, entschied er sich für letzteres und sprach an Deck.

Er sah sich um, doch außer ihm war niemand an Bord. Er ließ seinen Blick über das Deck wandern und blieb an der Luke hängen, die in den unteren Bereich des Schiffes führte. Er hatte keine drei Schritte getan, da erklang der Schrei einer vertrauten Stimme über ihm in der Luft.

Er sah auf und bekam noch mit, wie Ruffys Arm sich um den Schiffsmast schlang um den Flug zu bremsen, dann flog der Kapitän der Strohhutbande direkt auf ihn zu und riss Sanji rücklings von den Füßen als er auf ihm landete. Der Smutje stieß üble Verwünschungen aus, die er einst von Jeff gelernt hatte, dann rappelte er sich knurrend auf. „Sag mal spinnst du?!“

Ruffy hockte vor ihm auf den Planken und sah aus großen Augen zu ihm auf, bevor sein Gesicht sich aufhellte und ein breites Grinsen sich auf seinen Zügen ausbreitete. „Sanji, schön dich zu sehen. Was machst du hier? Und warum trägst du Marinekleidung?“

„Strohhut, wo steckst du?!“, erklang in der Ferne Smokers aufgebrachte Stimme und Sanji wusste augenblicklich, dass ihnen nicht viel Zeit blieb. Er packte Ruffy am Arm und zog ihn zu sich. „Hör zu, hör genau zu Ruffy.“

Monkey D. Ruffy kannte Sanji gut und er wusste, wann in einer Situation der Spaß endete und Ernst erforderlich war. Es waren Situationen wie diese.

„Die Marine hat Zorro gefangen genommen.“ Rasch erklärte Sanji Ruffy die weiteren Umstände und wo die anderen sich derzeit befanden.

„Strohhut!“ Smokers Stimme war bedrohlich nahe.

„Ruffy“, Sanji sah ihn durchdringend an, „du musst Smoker ablenken, du musst irgendetwas tun um euch die Möglichkeit zu geben, zu fliehen, verstehst du?!“ Seine Worte überschlugen sich jetzt, Smoker hatte das Schiff bald erreicht, er durfte Sanji nicht neben Ruffy entdecken, er würde ihn wieder erkennen.

„Was ist mit dir und Zorro?“, fragte Ruffy, auch sein Blick wanderte unruhig von Sanji zur Rehling.

„Ich hole Zorro und stoße dann irgendwie zu euch. Ich bin sicher, die Marine hat kleine Boote und einen Logport können wir bestimmt auch irgendwo auftreiben.“

„Das funktioniert nicht“, stellte Ruffy fest und nun lag ehrliche Sorge in seinem Blick. „Sanji, das ist zu riskant. Das kann nie funktionieren, selbst ich seh’ das.“

„Uns bleibt keine Wahl, Ruffy. Ihr müsst diese Insel verlassen und wir können Zorro nicht zurücklassen.“

„Dann lass mich dieses Schiff mit meiner Gum-Gum-Kanone versenken. Und dann alle anderen, so finden wir Zorro!“, warf Ruffy ein, doch Sanji schüttelte den Kopf.

„Sei nicht albern, Ruffy“, zischte er. „Willst du, dass Zorro auf dem Meeresboden die Fische kennen lernt? Wir brauchen nur etwas Pech und es wird genau so enden. Es geht nicht anders.“

Ruffy schüttelte trotzig den Kopf. „Nein, es muss eine andere Lösung geben.“

Sanji packte ihn grob an den Schultern und schüttelte ihn. „Verdammt Ruffy, es gibt keine andere Möglichkeit! Lass es uns so tun, wie ich es gesagt habe, Zorro und ich finden schon einen Weg, wieder zu euch zu kommen.“

„Aber ich lasse keine Freunde von mir im Stich!“, entgegnete Ruffy aufgebracht und riss sich los.

Sanji starrte ihn entgeistert an, dann verstand er. Er legte Ruffy eine Hand auf die Schulter. „Hör zu, Zorro ist verdammt stark und ich bin auch nicht schwach. Wenn ich ihn erst befreit habe wird es ein Leichtes für uns, der Marine zu entkommen. Ihr –“

„Strohhut Ruffy, du kannst dich nicht verstecken!“, rief Smoker und sowohl Sanji als auch Ruffy wurde bewusst, dass der Admiral unmittelbar vor dem Schiff stehen musste. Waffen wurden geladen und entsichert, das Schiff war von Marinesoldaten umstellt.

„Vertrau mir, Ruffy“, sagte Sanji hastig. „Folgt einfach dem Logport, hinterlasst auf den Inseln Nachrichten für Zorro und mich und wir finden euch, verstanden?!“ Ruffy sah ihn an und Sanji erkannte die Sorge in seinem Blick, dann nickte er. Sanji erwiderte die Geste, dann trat er zurück und duckte sich hinter einige Fässer.

Keine Sekunde zu früh, denn grauer Rauch wanderte an der Reling des Schiffes entlang, breitete sich auf dem Deck aus, bis er sich festigte und Smokers Konturen eindeutig zu erkennen waren. „Du bist lange genug weggelaufen, Strohhut. Letztes Mal habe ich dich und deine Crew laufen lassen, dieses Mal kommt es nicht so weit.“

„Versuch es nur, Rauchmann!“, grinste Ruffy, holte mit einem Arm aus hielt sich an der obersten Strebe des Mastes fest. „Gum-Gum –“

„Schießt!“, gab Smoker den Befehl, und unzählige Schüsse zerrissen die Luft, während er selbst mit seiner Jitte ausholte.

„Kanone!“ Ruffy machte einen Sprung und die Spannung seines Gummiarms ließ ihn in die Luft schießen. Smokers Schlag traf ins Leere. „Gum-Gum-Feuerwerk!“ Arme und Beine prasselten in Schlägen und Tritten auf die Erde nieder, setzten sämtliche Marinesoldaten außer Gefecht. Staub wurde aufgewirbelt und erfüllte die Luft. Sekundenlang war nichts zu sehen, nur die Rufe der Soldaten waren zu hören, dann lichtete sich die Wolke und gab den Blick frei auf zahllose unbewegliche Soldaten und ebenso viele, die mühsam versuchten sich aufzurichten. Ruffy war nicht mehr zu sehen.

„Verfolgt den Strohhut!“, wurden einige Stimmen laut.

„Nein, löscht das Feuer!“, widersprachen andere.

„Der Strohhut entkommt!“

„Das Feuer wird die Munition entzünden. Das Schießpulver –“

„Der Strohhut –“

„Ruhe!“ Smokers Stimme übertönte sämtliche Rufe und brachte die Soldaten zum Verstummen. „Trupp eins bis fünf löschen das Feuer, Trupp sechs und sieben durchkämmen die Stadt.“

„Das Schiff der Strohhutbande ist nicht mehr da!“

Sanji sah, wie Smokers Haltung sich versteifte, dann stieß er schnaubend den Rauch seiner Zigarren aus. „Trupp sechs uns sieben löschen ebenfalls das Feuer“, korrigierte er sich.

„Aber Admiral“, erklangen vereinzelte Stimmen, „was ist mit dem Strohhut, er –“

„Wir haben ein Mitglied seiner Crew“, unterbrach Smoker den Protest. „Grund genug für ihn, zurückzukommen.“

Smoker war nicht dumm, dass musste Sanji ihm zugestehen. Und er hatte seine Männer im Griff, wie er an den Geräuschen in den folgenden Minuten erkennen konnte. Sanji kam nicht umhin zuzugeben, dass die Marine zumindest in der Auswahl dieses Admirals keinen Fehler gemacht hatte.

Als er sich sicher war, dass Smoker das Schiff verlassen hatte und niemand ihn würde sehen können, verließ er sein Versteck und begann, nach Zorro zu suchen. Er hoffte, dass er wenigstens in einer Hinsicht Glück haben würde und den Säbelrassler auf diesem Schiff finden würde. Das würde die verfluchte Situation zumindest ein wenig erleichtern.
 

Zorro hätte es begrüßt, unter weit weniger unangenehmen Umständen wieder zu sich zu kommen. Es waren nicht die Handschellen, die seine Hände hinter dem Rücken hielten, es waren nicht die stechenden Kopfschmerzen, die sein Bewusstsein überfluteten wie eine heißkalte Welle, es war die Tatsache, dass er nicht das vertraute Gewicht der Schwerter an seinem Haramaki spürte, die ihn störte. Zorro unterdrückte einen Fluch, als er sich aufrichtete und die Schmerzen in seinem Kopf kurzzeitig zu einem jähen Inferno anschwollen. Schwer atmend lehnte er sich an die kalten, feuchten Gitter hinter sich und schloss die Augen.

In Gedanken durchlebte er das Geschehen bis zu dem Moment, in dem der Schlag gegen den Kopf ihn ausgeschaltet hatte. Er wusste nicht, wer die Frau war, der er seine Lage zu verdanken hatte, alles worüber er sich im Klaren war, war das Wissen um seine Unachtsamkeit und die kalte Wut, die in ihm loderte, wann immer er daran dachte, dass er sich wieder durch Tashigis Äußeres hatte irritieren lassen. Lernte er denn nie aus seinen bereits begangenen Fehlern?

Er schob diesen Gedanken beiseite und konzentrierte sich stattdessen darauf, mehr über seine derzeitige Lage in Erfahrung zu bringen. Ein Blick durch seine Zelle unterstrich nur den bereits existenten Verdacht, dass eine Flucht unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich war. Hätte er seine Schwerter bei sich gehabt, wäre es ein Leichtes gewesen, die Gitter zu durchtrennen, doch die Marine war aufmerksam genug gewesen diese potentielle Gefahrenquelle zu eliminieren.

Zorro schnaufte und bewegte prüfend seine Hände, stellte jedoch fest, dass die Handschellen äußerst robust waren. Es wunderte ihn, denn für gewöhnlich wurde er zwar als stark eingeschätzt, jedoch in den meisten Fällen was seine wahre Stärke betraf maßlos unterschätzt. Nicht in diesem Fall. Die Marine schien besser auf ihn vorbereitet, als er erwartet hatte. Pech für ihn.

Seine Zelle war mehrere Fuß lang und genauso viele Fuß breit, groß genug, dass er sich bequem auf dem Boden ausbreiten konnte, doch zu klein und spärlich bestückt, als dass er sich ein Hilfsmittel suchen konnte, um sich von seinen Handschellen zu befreien. Hinzu kam, dass die Zelle nicht einen in sich geschlossenen Raum darstellte, sondern an einer Seite durch Eisengitter den Blick auf einen leeren Gang, vielleicht auch einen langen Raum, freigab, sodass der kleinste Lärm sofort bemerkt würde.

Zorro neigte den Kopf von einer Seite auf die andere, versuchte seine angespannten und verkrampften Nackenmuskeln zu lockern, während er gedanklich seine Fluchtmöglichkeiten abwog. Es sah schlecht aus, hinzu kam, dass er sich zweifellos auf einem Schiff befand, denn der Boden unter ihm schaukelte sacht von einer Schieflage in die andere, wodurch die Optionen nach einem Ausbruch aus der Zelle drastisch eingeschränkt wurden. Es schien als blieb ihm nichts übrig als zu warten, bis sich eine günstige Situation ergab.

Kurz fragte er sich, ob die anderen wohl ebenfalls von der Marine gefangen genommen worden waren, doch mit einem leisen rauen Lachen aus den Tiefen seiner Kehle verwarf er diese Lächerlichkeit. Er nahm nicht an, dass auch nur einer von ihnen so dumm gewesen waren wie er. Nein, sie waren zweifellos wohlauf und verfluchten ihn im selben Moment wahrscheinlich für seine Dummheit.

Zorro lehnte den Hinterkopf an die Gitter. Das kalte Metall hatte eine angenehme Wirkung auf die stechende Stelle an seinem Kopf. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, vielleicht war er eingenickt, als schwere Schritte seine Aufmerksamkeit erregten. Er drehte den Kopf und sah eine dunkle Gestalt, die sich der Zelle näherte. Ein Marinesoldat, wie er an der Uniform erkennen konnte.

Der Mann trug ein Tablett in den Händen und als er vor Zorros Zelle stehen blieb, griff er in eine seiner Taschen, bevor er den Schlüssel leise klirrend in das Zellenschloss schob und ihn kratzend drehte. Zorro folgte dieser Handlung argwöhnisch, doch er wusste, jede falsche Bewegung würde den Soldaten verschrecken und ihn der Möglichkeit berauben, die Handschellen loszuwerden.

Das Tablett wurde vor ihm auf den Boden gestellt und Momente lang starrte Zorro auf den Teller mit Reis und das Glas Wasser, bevor seine Augenbrauen in die Höhe wanderten. „Ich möchte mich ja nicht beklagen“, begann er spöttisch, „nicht angesichts dieser unbestreitbaren Gastfreundschaft“ – er wusste, er spielte mit dem Feuer und mit der Wahrscheinlichkeit auf irgendeine weitere Mahlzeit in den nächsten Tagen – „aber eine Frage stellt sich mir leider dennoch. Wie soll ich ohne Hände essen und trinken?“ Demonstrativ klirrte er mit den Handschellen hinter seinem Rücken.

„Wie wäre es mit den Füßen. Tun Affen im Dschungel das nicht?“

Zorros Kopf ruckte in die Höhe. Das Gesicht des Marinesoldaten lag im Schatten. Er hob die Hand, das Geräusch eines sich entzündenden Feuerzeugs hallte Zorro unnatürlich laut in den Ohren nach, dann erhellte die Flamme kurzzeitig das Gesicht des Mannes. Es war das erste Mal seit sie sich kannten, dass Lorenor Zorro sich Sanji vollkommen sprachlos gegenübersah.
 


 

Nachwort(e): Ich bedanke mich bei allen, die bis hierhin gekommen sind. Diese Geschichte fällt sehr unter die Kategorie Abenteuer/Action, wie vielleicht schon zu bemerken war, aber es wird auf jeden Fall auch Shônen-Ai/Lime beinhalten, das steht fest. Die Fanfic wird fünf Kapitel haben, das erste habt ihr überstanden ; )

Verfluchter

Sanji liebte das Kochen. Er lebte für das Kochen, es hatte sein Leben geprägt, ihn zu dem gemacht, was er heute war. Er war vermutlich einer der wenigen Menschen auf der Grand Line, der das von sich aus behaupten konnte. Er war vermutlich auch der einzige Mensch auf der Grand Line, der, wenn er über mehrere Stunden hinweg keine Kombüse sah, kein Küchenmesser in der Hand hielt oder nicht den vertrauten Klang von frischem Gemüse in einer heißen Pfanne vernahm, das Gefühl hatte, etwas von sich verloren zu haben.

Zudem war er der einzige gottverdammte Mensch auf der gesamten Welt, der in diesem Moment den Drang verspürte, das ersehnte Küchenmesser nicht zum Kochen oder ähnlich Wundervollem, sondern zum Massakrieren eines bestimmten verdammten Schwertkämpfers zu benutzen!
 

Einweghass ∼ Verfluchter
 

Sanji stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch, seine Hände waren schweißnass und zitterten, wann immer er sie zu Fäusten ballte. Die Zigarette in seinem Mundwinkel hatte die unmögliche Aufgabe, sein Gemüt zu beruhigen, doch es endete bei jeder Kippe auf dieselbe Weise: Sanji verlor die Geduld, biss vor lauter angestauter Frustration zu fest zu, sodass sie bereits nach weniger als vier Zügen nutzlos wurde und er sich gezwungen sah, sie zu entsorgen. Dann folgte die Reue, begleitet von noch mehr Wut, weil wieder eine Zigarette das verfrühte Ende gefunden hatte und die Packung sich bereits bedrohlich dem Ende näherte.

Er hatte mittlerweile sämtliche Gänge des Marineschiffes durchstreift, hatte jede Ebene mehrfach überprüft, ohne die geringste Spur von Zorro. Es war offensichtlich, dass er sich auf dem falschen Schiff befand, doch Sanji war noch nicht bereit, es sich einzugestehen. Zuzugeben, dass Zorro nicht auf diesem Schiff war, würde voraussetzen, einen Weg zu finden, von diesem Schiff auf das nächste zu kommen. Und es war mehr als offensichtlich, dass so ein Weg nicht existierte.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah Sanji sich selbst in einem winzigen Ruderboot, welches er aus voller Fahrt am Schiff hinab ließ und anschließend bei hohem Wellengang versuchte, dass Schiff nicht nur wieder einzuholen, sondern auch zu überholen und zum nächsten zu gelangen, bevor er feststellen musste, dass es keinen Weg an Bord gab. Ja, das war wahrlich einen Versuch wert. Es würde seinen Mordwunsch an dem Spinatschädel nur vervierfachen.

Sanji blieb an einem Bullauge stehen und blickte nach draußen. Die Sonne ging unter, der Himmel leuchtete in einem satten Karmesinrot, es herrschte kaum Wellengang und kurzzeitig beruhigte er sich, während er abwesend in die Ferne blickte.

Vielleicht gingen die Marineschiffe bei Nacht vor Anker, dachte er resignierend. Das wäre die einzige Möglichkeit. Er könnte zum nächsten Schiff schwimmen und an dem Anker hinaufklettern. Ja, so würde er es machen, es würde bestimmt niemand an Deck Wache stehen, man würde ihn nicht bemerken und falls doch, würde er behaupten, ihm sei nach einem Bad gewesen. Ja, so würde er es machen, das klang gut.

Seufzend lehnte er die Stirn an das kühle Glas und schloss die Augen. Schwachsinn, schollt er sich gedanklich und verzog die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln. Es war unmöglich, unbemerkt an Bord des anderen Schiffes zu gelangen. Warum hatte Zorro sich auch gefangen nehmen lassen? War der idiotische Schwertkämpfer wirklich so verblödet, dass er sich von der Marine überwältigen ließ? Sanji kam nicht umhin, enttäuscht zu sein. Er hatte mehr von Zorro erwartet.

Als die Nacht hereinbrach und Ruhe auf den Marineschiffen einkehrte, stand Sanji an der Rehling und blickte abwesend zu den anderen Schiffen hinüber. Das fahle Mondlicht war seine einzige Lichtquelle und sorgte nur dafür, dass er mehr Schatten sah als alles andere. Er wurde aus den Gedanken gerissen, als Schritte hinter ihm erklangen. Er drehte sich um und musste sich in Erinnerung rufen, dass er Marinekleidung trug und darum keinesfalls auffällig, geschweige denn verdächtig wirkte.

Die Holztür zu den hinteren Bereichen des Schiffes, wo die Räume des Kapitäns lagen, war geöffnet. Sanji wusste, dass Zorro dort nicht sein konnte, denn die Zellen befanden sich im unteren Teil des Schiffes, außerdem hätten die Matrosen an Bord davon gesprochen. Sanjis Aufmerksamkeit wurde von eine schlanken Gestalt angezogen, die die Tür nun hinter sich schloss. Es war eine Frau - eine unglaublich attraktive Frau, wie Sanji selbst im schwachen Mondlicht erkennen konnte. Sie hatte lange, helle Haare, die faszinierend glänzten und es dauerte Sekunden, bis Sanji realisierte, dass sie die Uniform des Kapitäns trug. Sie richtete sich an die Matrosen, die die Segel einholten und rief: „Den Anker auswerfen.“

„Jawohl, Miss Hina!“ Die Männer salutierten, bevor sie sich an den Seilen hinab ließen und den Befehl befolgten. Die Kette des Ankers klirrte, als er in das Meerwasser sank.

Sanji konnte nicht anders als die Frau anzustarren. Er kannte den Namen, hatte ihn bereits gehört, wusste nur nicht mehr genau wo. Dabei würde er sich jederzeit an einer Schönheit wie sie erinnern, da war er sich sicher. Er bemerkte, dass sein Blick zu offensichtlich war, als sie ihn direkt ansah. „Matrose“, sagte sie schneidend und Sanji befürchtete bereits, dass sie ihn als Hochstapler erkannt hatte. „Admiral Smoker wünscht Hina zu sehen. Du wirst sie begleiten.“

Sanji, zunächst irritiert durch die Sprechweise der Frau, nickte reflexartig, nicht in der Lage zu widersprechen. Dann erst wurde ihm die wahre Bedeutung ihrer Worte bewusst und er musste sich daran hindern, wie ein Idiot zu grinsen. Endlich hatte er seine Lösung. Sie war weitaus simpler, als er befürchtet hatte und dennoch genauso, wenn nicht sogar um Weiten effektiver. Er salutierte gehorsam. „Sehr wohl, Miss Hina.“ Er lächelte charmant. „Und darf ich bemerken, dass Sie heute besonders reizend aussehen.“

Hina warf ihm einen warnenden Blick zu. „Hina wird diese Aussage übergehen, sollte es sich jedoch wiederholen wird sie demonstrieren, wie reizend sie wirklich ist.“ Sanji nickte, spürte den Stich der Enttäuschung, ließ es sich jedoch nicht anmerken. „Natürlich, Miss Hina.“

„Und jetzt bereite das Boot vor.“

Sanji befolgte den Befehl. Er ließ das Boot ins Wasser gleiten, warf die Strickleiter aus und blieb erwartungsvoll stehen. Hina nickte ihm knapp zu, dann kletterte sie die Leiter hinab. Sanji wartete, bis sie unten war, dann folgte er ihr. Er hatte gerade Platz genommen und griff nach den Rudern, als über ihnen aufgebrachte Stimmen erklangen.

„Miss Hina, wohin gehen Sie?“

„Wollen Sie uns etwa zurücklassen?“

Die Köpfe von zwei Marinesoldaten schoben sich über den Rand der Rehling. Sanji erstarrte mitten in der Bewegung, als das Mondlicht eines der Gesichter beschien. Beinahe wäre das Ruder seinem mit einem Mal schwachen Griff entglitten. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, unwillkürlich fröstelte er. Oben an Deck, gekleidet in eine gewöhnliche Marineuniform, stand Fullbody Eisenfaust, ehemaliger Leutnant einer Marineeinheit.

Sanji konnte sich noch gut an ihn erinnern, er war ihm zum ersten Mal im Baratie begegnet. Damals hatte Fullbody den Vize von Don Kriegs Piratenbande, Gin, gefangen genommen und war voller Arroganz im Baratie erschienen, um seinen Erfolg zu feiern. Dort hatte er es gewagt, Sanji zu kritisierten, wofür er teuer bezahlt hatte. Diese Schmach hatte er Sanji nie verziehen, auch später, als sie sich erneut begegnet waren, doch wieder hatte er eine Niederlage verbüßen müssen. Tatsache war jedoch, dass er Sanjis Gesicht kannte – besser als Sanji es sich wünschte – und somit in der Lage war, Sanjis gesamten Plan zu ruinieren und noch viel schlimmer – ihn als Hochstapler zu enttarnen.

„Hina wird von Admiral Smoker erwartet“, riss Hinas Stimme Sanji aus den Gedanken an vergangene Ereignisse. „Sie wird bald zurückkommen.“

„Und Sie wollen uns nicht mitnehmen?“, fragte Fullbody und wirkte tatsächlich enttäuscht. Der Mann neben ihn, von ungewöhnlichem Äußeren mit dunklen Brillengläsern und einem markanten Bart schüttelte bedauernd den Kopf: „Wir sind Miss Hinas treueste Untergebene!“

„Gefreiter Fullbody, Gefreiter Jacko, Hina muss euch auffordern, hier zu bleiben.“

„Niemals!“

„Nur über unsere Leichen!“

Bevor Hina protestieren konnte, taten die Männer das, was Sanji befürchtet hatten und ließen sich zu ihnen ins Boot hinab. Sie griffen jeweils nach einem Ruder und setzten das Boot in Bewegung. Misstrauisch beäugten sie Sanji, der sich reflexartig die Marinemütze tiefer ins Gesicht zog und ihren Blick auswich. „Und wer ist er? Ist er etwa Ihr neuer Gefreiter, Miss Hina?“

„Nein, er stand zufällig dort und Hina hat ihn gebeten, sie zu begleiten. Dennoch schuldet Hina euch keine Rechtfertigung.“

„Und wie heißt er?“, knurrte Fullbody und beäugte Sanji finster, während er ruderte.

„Matrose San“, log Sanji und verstellte seine Stimme, so weit es möglich war, dabei betend, dass Fullbody sein Gesicht im bloßen Mondlicht nicht wieder erkennen würde. Waren seine Haare weitgehend von der Mütze verdeckt? Würde sein Kinnbart ihn verraten? Hätte er wohlmöglich höher sprechen sollen, anstatt tiefer?

„Hab dich hier noch nie gesehen“, erwiderte Fullbody und ließ ihn nicht aus den Augen.

„Bin neu“, murmelte Sanji und wandte den Blick ab. „Hab noch nicht viel Erfahrung.“

„Ein Neuling“ entwich es dem anderen Mann, der auf Sanji einen weitaus umgänglicheren Eindruck machte. Erst jetzt erkannte Sanji, dass die Gläser seiner Brille herzförmig waren. „Man gewöhnt sich schnell an dieses Leben. Für mich war es nicht schwer, du musst wissen, ich war eigentlich Tänzer, und obwohl ich furchtbar berühmt hätte sein können, habe ich mich für dieses Leben entscheiden, weil -“

„Red keinen Unsinn“, unterbrach Fullbody ihn schroff, „aus deiner Karriere ist nichts geworden, darum bist du hier.“

„Das sagst du!“

„Das sagen alle.“

Sanji war erleichtert, dass das Gespräch eine andere Richtung einschlug und als sie schließlich das andere Schiff erreichten, konnte er es kaum abwarten, dass enge Boot zu verlassen. An Deck blickte er sich erwartungsvoll um, stellte jedoch fest, dass es dem anderen Schiff beinahe haargenau glich.

„Hina wird in Kürze zurückkehren“, sagte die Frau im Vorbeigehen und betrat den hinteren Bereich des Schiffes, wo Smoker auf sie zu warten schien. Sanji atmete erleichtert aus und wollte sich bereits abwenden, als eine Hand sich schwer auf seine Schulter legte.

„Wir sind uns schon begegnet“, sagte Fullbody und seine Stimme war nachdenklich. Sanji erstarrte. „Ich komme bloß nicht drauf. War es vielleicht bei der Ausbildung?“ Mechanisch nickte der Smutje. „Das muss es gewesen sein“, murmelte Fullbody und ließ ihn los. „He Jacko, hast du schon mal Matrosen aus deinem Ausbildungslager wieder gesehen?“

„Ich hatte nie eine Ausbildung. Ich wurde umfunktioniert.“

„Wie bescheuert klingt das denn?“

„Aber es ist so.“

Sanji nutzte die Unachtsamkeit der Gefreiten, um sich von ihnen zu entfernen. Bevor einem der beiden seine Abwesenheit auffiel, war er bereits unter Deck.

Er durchkämmte die erste Ebene, ohne Erfolg, in der zweiten wurden seiner Hoffnungen bestätigt. Er schlich an einer offenen Tür vorbei, als vertraute Geräusche seine Aufmerksamkeit erregten und ihn innehalten ließen. Voller Faszination wanderte sein Blick durch die Kombüse des Marineschiffes. Sie war sauber, ordentlich und alles, wovon er in den vergangenen Stunden geträumt hatte. Ein Teil von ihm drängte ihn dazu, nur kurz hineinzugehen und sich genauer umzusehen, doch der vernünftigere andere Teil befahl ihn, sich von diesem wundervollen, atemberaubenden, traumhaften .... – sich von diesem Anblick zu lösen! Er schüttelte den Kopf und löste sich aus der Starre. „Reiß dich zusammen“, murmelte er und wandte sich ab, als Stimmen aus der Kombüse seine Aufmerksamkeit erregten.

„Was ist mit dem Essen für den Gefangenen? Der Matrose hätte vor Stunden kommen sollen.“

„Lass doch stehen. Kälter kann es nicht werden.“

„Aber sollte man nicht –“

„Das da unten ist ein elender Pirat, es schadet nichts, wenn man ihn vergisst.“

Sanji horchte auf und konnte im ersten Moment seinen Ohren nicht trauen. Das war zuviel des Guten auf einmal, das war unmöglich!

„Da hast du auch wieder Recht.“

„Pirat ist und bleibt Pirat. Abschaum der Meere.“

Sanji verzog bei dieser Bezeichnung den Mund, zwang sich zur Ruhe und betrat dann die Kombüse. „Entschuldigung für die Verspätung.“ Er lachte verlegen. „Hatte doch tatsächlich vergessen, was der Chef mir aufgetragen hat.“ Die Blicke der noch anwesende Köche und Küchenjungen ruhten auf ihm. Sanjis Blick fiel auf ein Tablett und er griff danach. „Bitte erzählt nichts von meiner Unachtsamkeit, es ist nicht gerne gesehen“, fuhr er fort und lachte erneut.

Die Blicke, die auf ihm ruhten waren ernst, dann lockerte sich die angespannte Stimmung und einer der Köche stimmte in sein Lachen mit ein. „Ist doch kein Problem. Niemand kommt dabei zu Schaden.“

Ja, außer Zorro, dachte Sanji und spürte kalte Wut angesichts der Gleichgültigkeit, die den Piraten zuteil kam. Aber er ist ja nur ein dreckiger Abschaum der Meere.

„Das stimmt wohl“, grinste er und fühlte sich dabei für einen Moment so unglaublich schlecht, dass es ihn selbst überraschte. „Also danke.“ Mit einem letzten Gruß verließ er die Kombüse. Schnelle Schritte entfernten ihn von dem Gang, führten ihn mehrere Holztreppen nach unten, bevor er schwer atmend stehen blieb. „Elende Heuchler der Gerechtigkeit!“, zischte er leise, der Griff um das Tablett verkrampfte sich, bis seine Knöchel weiß hervortraten. „Als wären wir irgendwie weniger wert, nur weil wir Piraten sind. Wir sind immer noch Menschen.“

Er richtete sich auf und schob diesen Gedanken beiseite. Er musste Zorro finden, er durfte sich nicht von der Moral der Menschen an Bord beeinflussen lassen. Er lief weiter, wusste zunächst nicht wohin, bis er einen Flur erreichte, an dessen Ende ein Marinesoldat vor einer Tür Wache hielt. Sanji wusste instinktiv, dass er richtig war.

„Ich bringe Essen für den Gefangenen“, sagte er und gab sich genervt, angesichts der lästigen Aufgabe, die ihm zuteil wurde.

„Etwas spät“, bemerkte der Soldat beiläufig, bevor er beiseite trat und den Weg freigab.

„Tja, besser spät als nie“, entgegnete Sanji, dann zog er die Tür hinter sich zu. Es folgten weitere Stufen, dann öffnete sich vor ihm ein langer Gang, zu dessen Rechten und linken sich die Zellen befanden. Sanji griff nach einem Schlüsselbund, der neben ihm an einem Nagel im Holz hing und streckte ihn sich in die Tasche, dabei darauf bedacht, das Tablett nicht fallen zu lassen, bevor er sich in Bewegung setzte. Sein Blick wanderte durch die einzelnen Zellen und als sich vor ihm die Umrisse, einer sitzenden Gestalt abzeichneten, spürte er tatsächlich einen Stich der Erleichterung, bevor sie keinen Augenblick später von heißer Wut verdrängt wurde. Dort saß der Mann, der Schuld an all diesem Chaos war. Einzig wegen ihm hatte Sanji die vergangenen Stunden nur Probleme gehabt!

Die Gestalt rührte sich und kurz vergewisserte Sanji sich, dass außer ihnen kein weiterer Gefangener hier war. Abgesehen von einer Tür am anderen Ende des Ganges konnte er nichts erkennen, auch keine schattenhaften Schemen in den anderen Zellen. Er griff nach dem Schlüssel in seiner Tasche und schloss die Zelle auf. Er trat ein und stellte das Tablett vor Zorro auf den Boden. Er wusste, dass der Schwertkämpfer ihn bis zu diesem Moment nicht ein einziges Mal aus den Augen gelassen hatte. Nun ruhte sein Blick auf der kümmerlichen, für einen Koch wie Sanji - der offensichtlich vollkommen andere moralische Vorstellungen hatte, als die Köche der Marine – mehr als unverschämte Mahlzeit.

„Ich möchte mich ja nicht beklagen“, sagte Zorro mit eindeutigem Spott in der Stimme, „nicht angesichts dieser unbestreitbaren Gastfreundschaft“ – Sanji musste bei dieser Wortwahl unwillkürlich grinsen – „aber eine Frage stellt sich mir leider dennoch. Wie soll ich ohne Hände essen und trinken.“ Das Klirren der Handschellen erregte Sanjis Aufmerksamkeit und er kam nicht umhin, sich dieselbe Frage zu stellen. Die Marine war wirklich ein Haufen inkompetenter Idioten, ganz wie er es immer geahnt hätte. Auch hätten sie sonst nie ein so hohes Kopfgeld auf einen ebensogroßen Idioten wie Zorro ausgesetzt.

Sanjis Mundwinkel zuckten. „Wie wäre es mit den Füßen. Tun Affen im Dschungel das nicht?“

Zorros Reaktion war interessant zu beobachten. In einer raschen Bewegung sah er auf, hatte er die Stimme doch zweifellos wieder erkannt. Sanji steckte sich seine letzte Zigarette zwischen die Lippen, dann entzündete er das Feuerzeug und gab Zorro mit dem schwachen Licht, das seine eigenen Züge erhellte, den letzten Hinweis.

Die Spitze der Zigarette glomm rot auf, als Sanji den wohl angenehmsten Zug seit langem nahm.
 

Zorro konnte es im ersten Moment nicht glauben und fragte sich verwirrt, ob der Schlag auf den Kopf ihm seinen letzten Rest an Verstand geraubt hatte. Den, der nicht in dem Kampf gegen Falkenauge hops gegangen war.

Doch die Gesichtszüge waren unverkennbar, ebenso die Stimme und gerade dieses widerliche Grinsen im Gesicht des Smutjes war einmalig. Nein, Zorro wusste im selben Moment, in dem er es zu bestreiten versuchte, dass er nicht halluzinierte, dass Sanji tatsächlich vor ihm stand und dass der Koch offenbar seinen Verstand verloren haben musste, wenn er sich als Pirat auf ein Marineschiff wagte.

„Wie ich sehe bist du wohlauf, Säbelrassler“, bemerkte Sanji und stieß den Rauch seiner Zigarette in die Luft.

Zorro starrte ihn an, öffnete den Mund und sagte schließlich: „Bist du denn vollkommen wahnsinnig?!“

Sanji schien mit vielem gerechnet zu haben, jedoch nicht mit diesen Worten. Er beugte sich vor und schien ernsthaft verwirrt. „Was?“

„Bist du von allen verdammten Geistern verlassen, Smutje?!“ Zorro starrte Sanji wütend an. „Hegst du irgendwo in deinem offenbar inaktiven Gehirn den Wunsch, so zu enden wie ich?“

„Ich fürchte, ich verstehe nicht“, sagte Sanji langsam und ging vor Zorro in die Hocke. „Ich bin durch all diesen Mist gegangen, um dich zu befreien, wäre beinahe dafür durchs Meer geschwommen, bin nur knapp der Enttarnung entkommen, habe sämtliche Kippen wegen dir verschwendet und“ - Sanjis Hand schnellte nach vorne und er packte Zorro grob am Kragen seines blutigen Hemdes – „so dankst du es mir?! Indem du mich beleidigst. Ich fürchte, du verstehst nicht, in welcher Lage du dich befindest Spinatschädel, aber ich bin es, der dich –“

„Und ich fürchte du verstehst nicht, in welche beschissene Gefahr du dich begeben hast!“, spuckte Zorro zurück, woraufhin der Griff um sein Hemd sich verfestigte. „Verdammt Sanji, das ist ein verfluchtes Marineschiff!“

„Das weiß ich auch! Ich bin derjenige, der schon zwei von ihnen absuchen konnte, weil du ja unbedingt in diesem hier sein musstest! Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich dich dafür hasse?!“

Zorros Augenbrauen zogen sich zusammen. „Zwei von ihnen? Wie viele sind es?“

„Drei“, knurrte Sanji. „Aber das ist egal, es ädert nichts daran –“

Zorro hörte ihm nicht zu. „Das bedeutet, mindestens hundertfünfzig Soldaten.“

„Inklusive Smoker“, ergänzte Sanji.

„Ja“, stimmte Zorro und sein Blick wurde noch finsterer. „Das erklärt, warum sie da war.“

„Wer?“

„Tashigi.“

„Ah.“ Sanji lag ein Kommentar auf den Lippen, aber er beschloss, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.

„Und schließlich noch die andere Frau.“

„Meinst du Hina?“

Zorro sah auf. „Du kennst sie?“

Sanjis Mundwinkel hoben sich gegen seinen Willen. „Ich war bis eben noch ihre Eskorte auf dieses Schiff“, bemerkte er voller Stolz.

Zorro hob die Augenbrauen, zuckte dann jedoch gleichgültig die Schultern, ignorierte dabei den Schmerz der verkrampften Muskeln. „Das erklärt, wie du es auf dieses Schiff geschafft hast.“

Sanji war im ersten Moment verärgert, weil Zorro ihm nicht die angemessene Anerkennung zuteil kommen ließ, doch die Erkenntnis, dass die dunklen Flecken auf Zorros Gesicht, die er zunächst für bloßen Schatten gehalten hatte, Blut waren, lenkten ihn von seinem Ärger ab. „Was hat man denn mit dir gemacht?“

„Wieso?“ Zorro war irritiert. „Sehe ich so fertig aus?“

„Nein, aber du bist blutverschmiert im Gesicht. Wenn das das Blut deines Gegners ist, will ich ihn nicht sehen.“

„Ist es nicht. Das ist meins.“

Sanji beugte sich zur Seite um einen Blick auf die Seite von Zorros Kopf zu bekommen und er erblickte einen großen, roten Fleck.

„Wenn es nur halb so scheiße aussieht, wie ich mich fühle, dann bin ich erleichtert“, grinste Zorro und schloss für wenige Sekunden die Augen. Sanji warf ihm einen flüchtigen Blick zu. „Das ist eine beschissene Art von Humor, Zorro.“

„Das war kein Scherz“, war alles, was Zorro noch sagte, bevor er lange schwieg.

Sanji musterte ihn eindringlich, dann blickte er auf das Tablett hinab. „Vielleicht solltest du wirklich etwas essen.“

„Vielleicht“, stimmte Zorro ihm zu. „Aber erst muss ich diese Handschellen loswerden. Oder willst du mich füttern?“

„Sei nicht albern, Säbelrassler.“ Sanji griff nach Zorros Arm und zog ihn hoch. Er griff nach dem Schlüsseln, als laute Stimmen vor der Tür ihre Aufmerksamkeit erregten.

„Ja ... ist hier vorbeigekommen ...“

„... was gesagt?“

„... Essen, für den Gefangenen bringt.“

„Lasst uns durch!“

„Scheiße“, fluchte Sanji und ließ Zorro los, der sich schwer atmend gegen die Gitter sinken ließ. Der Schlag auf den Kopf war ein guter Treffer gewesen, doch er war noch immer in der Lage zu erkennen, dass Sanji und er Probleme bekamen. Fahrig griff Sanji nach dem Schlüsselbund und suchte nach dem Gegenstück für Zorros Handschellen. Der erste Schlüssel war der Falsche, den zweiten bekam er beinahe nicht mehr aus dem Schloss. „Verdammt“, zischte der Smutje. „Warum jetzt? Komm schon ...“

Die Tür am Ende des Ganges wurde aufgerissen und nun drangen die Stimmen klar und deutlich zu ihnen vor.

„Wo ist er?“

„Er kann nicht weit sein!“

„Ich wusste, ich kenne dieses Gesicht! Ich könnte es nie vergessen.“

Auch der dritte Schlüssel passte nicht und das war der Moment, in dem ein Ruck durch Zorros Körper ging. „Lauf, Sanji“, sagte er und gab dem Koch mit seiner Schulter einen Stoß.

Sanji starrte ihn voller Fassungslosigkeit an. „Was?!“

Zorro hob ein Bein und trat Sanji in die Kniekehlen, woraufhin er aus der Zelle stolperte, dicht gefolgt von Zorro selbst.

„Das ist er!“

„Lasst ihn nicht entkommen!“

„Steh da nicht rum!“, fuhr Zorro ihn an und stieß ihn erneut in die Richtung der anderen Tür. „Geh!“

„Nein, was ist mit –“

„Verdammt Smutje, lauf!“ Zorro schrie ihn jetzt an.

„Aber –“

„Hörst du schlecht?! Lauf!!

Sanji sah aus, als stünde er neben sich, doch er drehte sich um und befolgte den Befehl. Zorro sah ihm nicht nach, richtete seine Konzentration auf die drei Marinesoldaten, die auf ihn zustürmten. Zwei der Gesichter kamen ihm flüchtig bekannt vor, doch er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ob er ihnen schon einmal begegnet war. Er musste sie aufhalten und Sanji einen angemessenen Vorsprung verschaffen, damit er wenigstens eine kleine Chance hatte.

„Aus dem weg, Pirat!“

„Nur über meine Leiche“, grollte Zorro, holte Schwung und stieß einem der Marinesoldaten die Schulter vor die Brust. Der Mann schrie auf und stolperte zurück. Einer der anderen holte mit dem Schwert aus und hätte Zorro einen Arm abgetrennt, hätte der Schwertkämpfer ihm nicht den Rücken gekehrt und den Schlag mit den Eisenschellen um seine Handgelenke abgefangen. Er spürte Hände, die an ihm zerrten, ein Stechen in seinem Oberarm zeugte von einer Schnittwunde, doch er konnte nicht aufgeben. Er holte aus und schleuderte seine gefesselten Hände mit allem Gewicht das er hatte in den Magen eines der Soldaten. Mit einem Stöhnen brach dieser zusammen und Zorro verzog triumphierend die Lippen.

Ein explodierender Schmerz in seinem Kopf zwang ihn Momente später in die Knie. Er sah auf und erblickte einen der Soldaten, die eiserne Faust gehoben. Und in diesem Moment erkannte auch Zorro Fullbody Eisenfaust wieder, doch es war bereits zu spät. „Gute Nacht, Piratenjäger“, hörte er ihn noch sagen, bevor sich vor seinen Augen erneut grelles Licht einem Inferno gleich ausbreitete und Dunkelheit ihn umfing.
 

„Scheiße“, keuchte Sanji und sprintete über die Flure. „Scheiße, scheiße, scheiße!“ Er hörte keine Schritte hinter sich, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die Verfolgung aufnehmen würden. Zorro könnte sie nicht ewig aufhalten, noch dazu war er verletzt und –

Sanji blieb schwer atmend stehen und sah sich um. Er öffnete eine Tür, erkannte zu seiner Erleichterung, dass es sich um eine Vorratskammer handelte und schloss sie hinter sich, bevor er sich an dem Holz hinab gleiten ließ. Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, die er zu seiner eigenen Verwunderung nicht verloren hatte, bevor er sie achtlos beiseite schnippte und die Augen schloss.

Verdammt, wie hatte alles nur so schief gehen können? Er wollte es nicht, fluchte über seine Schwäche und über alle Umstände, aber er machte sich Sorgen um Zorro. Seine Aktion dürfte sein Ansehen nicht gebessert haben, Sanji rechnete nicht damit, dass Zorro durch sein Verhalten auch nur einen Funken besser behandelt würde. Was wenn Sanji Zorros Strafe durch seinen misslungenen Rettungsversuch nur verschlimmert hatte?

„Verfluchter Spinatschädel“, murmelte er und schloss die Augen. „Mit dir hat man nichts als Ärger.“

Sanji hasste nichts mehr als Selbstmitleid. Er hatte als Junge 85 Tage ohne Nahrung auf einer verlassenen Insel verbracht, hatte sich jeden Tag mit der Frage gequält, warum ausgerechnet er dieses Schicksal erleiden musste, war in Selbstmitleid versunken, bis er den Entschluss gefasst hatte, den Piraten Jeff, der ihn überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte, zu töten und seines Proviants zu berauben. Erst als herausgefunden hatte, dass Jeff keinen Proviant besaß und bei Sanjis Rettung noch dazu sein Bein verloren hatte, hatte Sanji realisiert, dass Selbstmitleid Gift war, dass den eigenen Verstand benebelte, bis man bereit war, alles zu glauben, nur um dem Selbstmitleid ein Ende zu setzen. An dem Tag, an dem Jeff und er gerettet wurden, hatte er sich geschworen, sich nie wieder von Selbstmitleid manipulieren zu lassen.

Bis heute hatte er es geschafft und Zorros elende Engstirnigkeit hatte ihn beinahe soweit gebracht, denselben Fehler wie vor neun Jahren zu wiederholen. Verfluchter Säbelrassler.

Sanji musste sich einen neuen Plan überlegen, Zorro zu befreien und im selben Zug unerkannt zu bleiben. Fullbody kannte sein Gesicht und er hatte Sanji wieder erkannt. In Kürze dürfte auf dem gesamten Schiff nach ihm gesucht werden, es wäre Wahnsinn, sich in seiner Lage aus diesem Raum, geschweige denn an Bord zu wagen.

Sanjis Blick wanderte durch die Vorratskammer. Sie war größer als er im ersten Moment angenommen hatte. Regale säumten die Wand und im hinteren Teil waren Fässer übereinander gestapelt. Er stand auf und betrachtete sie genauer, stellte dabei fest, dass zwischen den Fässern und er Wand genug Platz war, um dich dazwischen zu zwängen. Er drehte sich um und betrachtete die Vorräte genauer. Er fand die wesentlichen Grundnahrungsmittel, Limetten, die mit ihren Vitaminen Skorbut verhindern sollten, Wasser und sogar Sake.

Sanji grinste und setzte sich auf eines der Fässer. Er hatte alles was er brauchte, um mehrere Tage in diesem Raum zu überstehen, wann immer einer der Küchenjungen hierher kommen würde, würde er sich hinter den Fässern verstecken und sollte zwischendurch der Drang aufkommen, sich zu erleichtern, trug er noch immer die Marineuniform. Sie würde ihn mit Sicherheit für wenige Minuten die gewünschte Tarnung zukommen lassen und wenn er mitten in der Nacht ginge, wäre die Wahrscheinlichkeit einem Matrosen zu begegnen ohnehin verschwindend gering.

Genau so würde er es machen, er konnte bloß warten, bis die Marineschiffe vor Anker gingen, erst dann hätte er die Möglichkeit für einen weiteren Befreiungsversuch. Sanji wusste, dass dieser Plan für Zorro am unangenehmsten sein würde, aber wenn das, was man sich über Lorenor Zorro erzählte stimmte, dann hatte er schon einmal eine längere Zeit in Gefangenschaft der Marine verbracht. Es wäre also keinesfalls etwas Neues für ihn, er wusste, worauf er sich eingelassen hatte, als er Sanji zur Flucht verholfen hatte.

Egal wie man es drehte und wendete, Sanji war nicht zufrieden mit ihrer Situation. Die einzige Hoffnung, die er hatte war die, dass seine Freunde wenigstens wohlauf und der Marine entkommen waren. Es wäre das Mindeste und zumindest ein kleiner Trost für diese ganze Misere. Er schloss die Augen und lehnte sich an die Wand hinter sich. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr ihm der gesamte Tag zugesetzt hatte, wie müde er war und für wenige Minuten ließ er es zu und ergab sich der Müdigkeit. Aus den Minuten wurde eine Stunde, aus der Stunde wurden mehr Stunden und als Sanji die Augen das nächste Mal aufschlug, schien Sonnenlicht durch das Bullauge in die Kammer.

Der Smutje sprang auf und blickte sich irritiert um, brauchte Sekunden, um sich seiner Situation bewusst zu werden. Schläfrig fuhr er sich durch die Haare, spürte den aufkeimenden Drang nach einer Zigarette und bekämpfte ihn, indem er nach eine Flasche Sake in dem Regal griff.

Der Tag hatte noch nicht einmal begonnen und er ertränkte seine Sorgen bereits im Alkohol. Er war wirklich kein Deut besser als der Idiot von einem Schwertkämpfer. Mit diesem Gedanken und einem gemurmelten „Prost“ an Zorro nahm er einen Schluck.
 

Es waren wüste Beschimpfungen und harsche Befehle, die Zorros Bewusstsein wieder zurückholten. Stechende Kopfschmerzen empfingen ihn, gepaart mit einer zunächst befremdlichen Desorientierung, die sich jedoch legte – ganz im Gegensatz zu den Kopfschmerzen – je mehr Sekunden verstrichen. Seine Rückkehr in die Realität blieb nicht unbemerkt, grobe Hände packten und zogen ihn hoch, zwangen ihn auf die Beine und Zorro kämpfte die Übelkeit zurück, die sich bei dieser Bewegung in seinem Magen zu bilden begann.

„Beweg dich“, wurde er angefahren und mechanisch setzten seine Beine sich in Bewegung. Während man ihn aus der Zelle und an Deck führte, versuchte er seinen Verstand und insbesondere seine Sinne weitgehend zu schärfen. Als man ihn ins Sonnenlicht hinaus stieß und er nach vorne stolperte, empfingen ihn mindestens fünfzig Matrosen an Deck des Marineschiffes. Sie schienen ihn erwartet zu haben, machten eine Schneise frei, die von Bord führte.

„Atme noch ein letztes Mal die frische Luft ein“, erklang eine tiefe Stimme neben ihm. Zorro wandte den Kopf und erblickte Smoker, in dessen Zügen Triumph lag. „Du wirst wahrscheinlich nie wieder die Chance dazu bekommen.“

Zorros Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Ich bin kein Freund von Frischluft“, gestand er und hob provozierend die Augenbrauen. „Sie wird mir nicht fehlen.“

„Führt ihn ab“, befahl Smoker den Soldaten, die Zorro flankierten und mit einem schmerzhaften Stoß in den Rücken gab man ihm zu verstehen, dass er sich in Bewegung setzen sollte. Zorro zog es vor, die Behandlung nicht weiter zu kommentieren. Man eskortierte ihn von Bord des Schiffes und Zorro nahm sich die Zeit, die er hatte, um sich umzusehen. Er kannte diese Felsen, er kannte diese Formation. Man hatte ihn nach Navarone gebracht, die Marinebasis, die auch unter dem Namen G8 bekannt war.

Zorro konnte sich noch daran erinnern, als die Flying Lamb von Himmel mitten in die Basis gefallen war. Er und seine Freunde hatten alles daran setzten müssen, zunächst sich selbst nicht gefangen nehmen zu lassen und anschließend die Flying Lamb zu befreien. Er musste zugeben, es war ihm weitaus lieber, zu wissen, wo er sich befand, als sich in irgendeiner fremden Basis wieder zu finden, doch das Wissen um einen Aufenthaltsort war ebenso ernüchternd. Es würde schwer werden, Navarone zu entkommen. Beim ersten Mal waren sie um Haaresbreite der Gefangennahme entkommen und Zorro wusste nicht, wie robust die Zellen waren. Es blieb ihm also nur geduldig zu sein und auf eine geeignete Fluchtmöglichkeit zu warten. Und dann gab es da noch Sanji, der sich höchstwahrscheinlich noch an Bord des Schiffes befand und darauf wartete, dass sich eine Gelegenheit ergab, es zu verlassen.

Zorro zweifelte auch jetzt noch an der Intelligenz des Smutjes. Welcher Teufel hatte Sanji geritten, ihm zu folgen und sich auf einem Marineschiff einzuschleichen? Er riskierte damit nicht nur seine Freiheit, sondern auch sein Leben. Zorro verstand es nicht, es war doch offensichtlich, dass er sich selbst würde befreien können. Ruffy hätte er diesen Wahnsinn noch zugetraut, aber bei Sanji hatte er Vernunft vermutet. Soviel zu dieser Theorie. Er sollte sich weniger Gedanken über dem Smutje machen. Der Schnitzelklopfer musste wohlauf sein, andernfalls hätte Zorro Sanjis Eskorte sehen müssen. Oder sie wären gemeinsam vom Schiff geführt worden.

Ein weiterer unsanfter Stoß eines Schwertgriffes in den Rücken, gepaart mit der rüden Aufforderung, schneller zu gehen, beschleunigte Zorros Schritte. Schweigend folgte er den Anweisungen, ließ sich in die Basis und in den Zellentrakt führen. Die Zellen in Navarone waren bei Weitem geräumiger und regelrecht komfortabler als an Bord des Schiffes, stellte Zorro fest, als man ihn in seine Zelle stieß und die Tür hinter ihm mit einer letzten Verwünschung schloss. Wieder bestätigte sich Zorros Bild der Marine, sie war nicht annähernd so moralisch und sauber, wie ein Großteil der Bevölkerung glaubte. Dort, wo Macht herrschte, gab es auch jene, die sie missbrauchten.

Zorro richtete sich an einen der Marinesoldaten. „Ich würde wagen zu behaupten, dass es hierfür keine Verwendung mehr gibt.“ Er klirrte demonstrativ mit seinen Handschellen. Er wusste nicht, wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war, aber die Muskeln in deinem Nacken und Rücken sagten ihm, dass er die Handschellen mindestens zwei, wenn nicht gar drei Tage trug.

Der Soldat warf seinem Kollegen einen flüchtigen Blick zu, dann begannen beide zu lachen. „Du bist witzig, Lorenor Zorro“, höhnten sie und Zorro spürte einen Stich der Wut in sich aufflammen. „Kapitän Hina hat den Befehl gegeben, dir die Handschellen unter keinen Umständen abzunehmen.“

Zorro gab einen abfälligen Laut von sich, während er langsam an den Gittern der Zelle hinab sank und sich in den Schneidersitz setzte. „Dann richtet ihr aus, dass man ohne Hände nicht Essen kann.“

„Deine Rationen sind gestrichen“, bemerkte einer der Soldaten, während er sein Gewehr schulterte. „Diesmal eine Anweisung von Admiral Smoker. Du hattest offenbar noch genügend Kraft, um drei Matrosen in Schach zu halten und zu versuchen, auszubrechen.“

„Ah“, war alles, was Zorro dazu sagte. Sein Interesse verflog und die Soldaten kommentierten sein Schweigen mit einem Schulterzucken. „Was ist mit meinen Schwertern?“, fragte Zorro nach einer Weile. Fassungslose Blicke folgten seiner Aussage. „Du bist von der Regierung festgenommen worden und alles was dich kümmert sind deine Schwerter?“

„Ja. Also, was ist mit ihnen?“

„Als ob es uns befugt wäre, dir zu sagen, wo sie sind.“

Wenigstens hatte man sie nicht weggeworfen oder – viel schlimmer – zerstört. Zorro wusste, er würde sich vergessen, sollte man sein Wadoichi Monji beschädigen. Es war das einzige, was ihm von Kuina geblieben war, der Beweis für das Versprechen, das er ihr einst gegeben hatte. Zorro schwieg, dieses Mal endgültig. Die Soldaten erkannten, dass er nicht bereit war, sie weiter zu beachten und gingen.

Zorro blieb alleine in seiner Zelle zurück, in der Stille des Gefangenentraktes. Er war nicht sicher, was genau als nächstes geschehen würde, aber angesichts der Tatsache, dass ein Kopfgeld von sechzig Millionen Berry unter der Aufschrift Tot oder lebendig auf ihn ausgesetzt war, bezweifelte er, dass die Regierung Milde walten lassen würde. Er mochte einst ein Piratenjäger gewesen sein, doch auch dieses Handwerk war nicht gerne gesehen, obwohl es der Regierung half. Zorro hatte seit jeher Probleme mit der Marine gehabt, war mehrfach in Gefangenschaft gewesen, doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal war er ein Pirat und jeder wusste, was auf gefangene Piraten wartete: Die Hinrichtung.

Zorro machte sich keine falschen Illusionen, er wäre längst ausgebrochen, bevor sein Urteil überhaupt ausgesprochen würde. Nein, dieser Spaß würde ihm vorenthalten bleiben.

Mit einem klagenden Laut lehnte er den noch immer schmerzenden Kopf gegen die Gitter, hoffte auf ähnliche Wirkung wie an Bord des Schiffes und wartete. Je länger er wartete, je weiter die Zeit voranschritt und je mehr sein Zeitgefühl verloren ging, desto bewusster wurde ihm, dass sein Optimismus schneller zu schwinden begann, als er erwartet hatte. Er zwang sich zur Ruhe, schloss die Augen und versuchte, alles um ihn herum auszublenden. Es hatte weitaus schlimmere Schmerzen in seinem Leben verspürt, Kopfschmerzen waren unlängst das harmloseste, was er erleiden konnte, dennoch hatten sie eine ungemein penetrante Art, sich ihm aufzudrängen. Wann immer er sich entspannte, sich abzulenken versuchte, zwangen ihn die stechenden Schmerzen in die Realität zurück.

Mit einem Knurren schlug Zorro die Augen wieder auf. Wenn nicht bald etwas geschah, würde er wohlmöglich noch dem Wahnsinn verfallen. Andererseits würde er mit der Kraft eines Verrückten vielleicht seine Fesseln sprengen können. Er lachte leise. „Lächerlich. Dabei hab ich schon schlimmeres erlebt.“

Er lehnte sich weiter an die Gitter und begann erneut zu warten. Er wartete, das Licht, das durch die vergitterten Fenster fiel, wurde zunehmend schwächer. Zorro wartete weiter, wusste zunächst nicht worauf, bis die Wahrheit unbestreitbar war: Er wartete auf Sanji. Er begann zu begreifen, dass dieses Mal die Umstände weitaus komplizierter waren, als jemals zuvor. Er hatte keine Schwerter, er war gefesselt, die Handschellen waren zu stark für ihn. Zum ersten Mal in seinem Leben war Lorenor Zorro ratlos und auf jemand anderen angewiesen. Dass es ausgerechnet der Love Cook sein musste, ärgerte ihn. Er war frustriert und je mehr er wartete, je dunkler es vor den Fenstern wurde und je länger Sanji ihn warten ließ, desto wütender wurde er.

Sanji hatte sich entgegen aller Vorsicht auf das Marineschiff geschlichen, er hatte es darauf angelegt, Zorro zu retten, er hatte den Rettungsversuch verdammt noch mal verbockt, jetzt hatte er die Aufgabe Zorro als Gegenleistung endgültig zu befreien. Zorro schwor sich, dem Koch bei nächster Gelegenheit seine Dankbarkeit zu demonstrieren, scharf und schmerzhaft und dieser Gedanke erheiterte ihn kurzzeitig.

Zorro bekam während seiner Inhaftierung keinen Besuch. Er hatte das Gefühl, dass Tage verstrichen, ohne das jemand den Zelltrakt betrat. Man brachte ihm keine Mahlzeiten, nicht einmal Wasser und so ungerührt er sich gab, so gut er sein Hungergefühl auch im Griff hatte, den stetig zunehmenden Durst konnte er nicht kontrollieren. Eines Nachts wurde er von dem entfernten Tropfen von Wasser geweckt und ein Blick nach draußen verdeutlichte ihm, dass es regnete. Mühsam hatte er sich aufgerichtet, sich unter das Fenster gestellt und versucht, es mit seinen Schultern aufzuschieben, irgendwie das Glas zu zerstören, bloß auf irgendeine Art und Weise das Wasser zu erreichen, doch erfolglos. Das Fenster mit den Gittern ließ sich nicht öffnen. Das stetige Tropfen in einer der anderen Zellen brachte ihn in dieser Nacht beinahe um den Verstand, bis er vor Erschöpfung und von Durst geplagt schließlich am Boden unterhalb des Fensters einschlief.

Der dritte Tag war der schlimmste für ihn. Die Sonne stand hoch am Himmel, schien in seine Zelle und der Trakt war stickig und heiß. Zorro atmete schwer und versuchte, seinen Körper zurück in seine Gewalt zu bekommen, doch er gehorchte ihm nicht mehr. Er hätte nie erwartet, dass Wassermangel ihn derart mitnehmen würde, für jemanden wie ihn war diese Erkenntnis ein harter Rückschlag. Er, der seinen Körper jahrelang getrimmt, an seine Grenzen und darüber hinaus getrieben hatte, wurde von fehlendem Wasser in seine Schranken gewiesen und besiegt.

Am Boden der Zelle liegend entwich seiner trockenen Kehle ein raues Lachen. Er wollte sich nicht ausmalen, was für ein Bild des Jammers er, Lorenor Zorro, jetzt bot. Es war eine Schande, aber er war nicht einmal mehr in der Lage, sich darüber Gedanken zu machen.

Die Zeit verstrich quälend langsam und als Zorro irgendwann Schritte wahrnahm, hielt er sie zunächst für eine Einbildung, bedingt durch seine Schwäche. Er lauschte, doch die Schritte verklangen nicht. Stöhnend versuchte er sich aufzusetzen, bis er halb aufrecht an der Wand lehnte. Sein Blick ruhte verschwommen auf der gegenüberliegenden Seite der Zelle, dort, wo die Gitter die Sicht auf den Gang freigaben. Die Schritte kamen stetig näher und irgendwann erkannte Zorro, dass es nicht die Schritte einer einzelnen Person waren. Stimmen drangen in sein Bewusstsein vor und dann erschienen mehrere Gestalten in seinem Sichtfeld. Zorro blinzelte und versuchte, seinen Blick zu schärfen, bis er in der Lage war, die Personen zu erkennen. Als er es konnte, wurde ihm bewusst, dass er sich diese Mühe hätte sparen können.

„Besonders gesund wirkt er nicht.“

„Hina ist erfreut, dass ihre Fesseln gehalten haben.“

„Drei Tage ohne Nahrung und Wasser haben durchaus ihre Wirkung.“

Zorro grinste, doch es fühlte sich viel mehr gequält, denn spöttisch an. „Bin ich hier eine Attraktion, die man umsonst besichtigen kann?“, fragte er und wurde, kaum dass er die Worte ausgesprochen hatte, von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt.

„Hina findet ihn im anbetracht der Umstände erstaunlich lebendig“, kommentierte Kapitän Hina seine Worte. Zorro sah dies als Herausforderung und zwang seinen Körper, sich hochzustemmen, bis er aufrecht stand. „Ihr werdet überrascht sein ... wie lebendig ich noch bin.“

„Lorenor Zorro“, sagte Smoker und stieß den Rauch seiner Zigarren aus. „Es scheint als habe dir die Rationsstreichung nicht deinen Willen geraubt.“

„Es wäre eine Schande, wenn ich mir davon“, Zorro hustete, „den Willen hätte rauben lassen.“

„Ich verstehe.“ Smoker verschränkte die Arme. „Ich fürchte jedoch, dass ich schlechte Nachrichten für dich habe. Der Strohhut ist noch nicht aufgetaucht, um dich zu befreien.“

„Er wäre dumm, euch zu folgen“, grinste Zorro und lehnte sich an die Wand hinter sich, da seine Beine ihm den Dienst zu versagen drohten. „Er scheint endlich schlau geworden zu sein.“

„Bedauerlich.“ Smoker betrachtete ihn ungerührt. „Besonders für dich. Das Hauptquartier zeigt Interesse an dir. Einer der Admirale ist auf dem Weg hierher.“

„Was denn, ausgerechnet wegen mir? Ich fühle mich geehrt.“ Das Grinsen wich nicht aus Zorros Zügen. „Was will er denn von mir? Will er mich verhören?“

„Das ist nicht nötig“, beantwortete Hina seine Frage. „Du bist der Piraterie für schuldig erklärt worden und die Strafe dafür ist –“

„Hinrichtung“, beendete Zorro den Satz.

„Genau.“ Smoker blies Rauch in die Luft vor sich. „Dem Strohhut bleibt nicht mehr viel Zeit, wenn er seinen besten Mann retten möchte. Und genau darauf warten wir.“

„Ich bin also nur der Köder“, stellte Zorro fest und blickte zur Seite. „Tze, wie offensichtlich.“

„Jedoch effektiv“, ergänzte Smoker.

„Ich fürchte nur, aus eurem gut durchdachten Plan wird nichts.“

„Wenn du denkst, das eingeschlichene Crewmitglied könnte dich befreien, liegst du falsch.“ Zorro sah auf und begegnete Hinas kühl kalkulierendem Blick. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er entdeckt wird. Außerdem ist er machtlos, als Einzelner auf einer Marinebasis mit mehr als tausend Soldaten.“

„Vielleicht“, sagte Zorro, widersprach ihr jedoch gedanklich. Er war davon überzeugt, dass Sanji ihn finden würde. Er kannte den Smutje, kannte seine Hartnäckigkeit, wenn er sich ein Ziel gesetzt hatte und er wusste auch, dass Sanji ein Talent besaß, sich unsichtbar zu machen, wenn es darauf ankam, genauso wie er sich exzentrisch in den Vordergrund rücken konnte, wenn ihm danach war.

„An deiner Stelle würde ich nicht zu optimistisch sein, Lorenor Zorro“, sagte Smoker ernst, dann wandte er sich ab und Zorro hörte, wie seine und Hinas Schritte sich entfernten. Sobald sie nicht mehr zu sehen waren, rutschte er langsam an der Wand hinab. Er atmete rasch ein und aus. „Optimismus“, knurrte er verächtlich. „Ich wünschte, ich hätte noch halb so viel, wie vor drei Tagen.“

Seine Augen fielen zu und er driftete ab, fiel in eine Mischung aus Schlaf und Ohnmacht, bis Gefluche und unregelmäßige, rasche Schritte ihn weckten. Er schlug die Augen auf und sah im ersten Moment nichts, dann gewöhnten sie sich an die Dunkelheit. Er schüttelte desorientiert den Kopf, versuchte die Benommenheit von sich zu werfen, bis ihm bewusst wurde, dass die Schritte neben seiner Zelle gestoppt hatten. Er hörte das Klirren der Schlüssel, das Quietschen einer Zellentür und schließlich stolpernde Schritte, gepaart mit einer üblen Verwünschung. Die Tür wurde wieder zugeschoben, anschließend abgeschlossen, dann entfernten sich die Schritte, eine weitere Tür fiel schwer ins Schloss. Stille. Zorro lauschte seinem flachen Atem und blickte starr in die Dunkelheit vor sich.

„Zorro?“

Der klang der vertrauten Stimme war wie ein Schlag ins Gesicht. Zorros Augen weiteten sich, er öffnete den Mund, doch nur ein Krächzen verließ seine Kehle.

„Zorro ... bist du das?“

Er schüttelte fassungslos den Kopf, öffnete erneut den Mund und fragte dann voller Unglaube: „Sanji?!“

„Tze, wer sonst?“

Zorro wollte etwas erwidern, doch erneut wurde er nur von starkem Husten geschüttelt, ausgelöst von seiner trockenen Kehle und dem Bedürfnis nach Wasser.

„Was ist denn mit dir passiert?“, hörte er Sanji fragen. Er rappelte sich mühsam auf und wankte auf die andere Seite der Zelle, die unmittelbar an Sanjis grenzen musste. Schnaufend setzte er sich hin und es verstrichen Sekunden, in denen er versuchte, seinen Atem zu beruhigen. „Zorro?“, fragte Sanji in die Stille. „Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Natürlich“, antwortete Zorro entgegen der Wahrheit, doch er würde sich lieber die Zunge abbeißen, als vor Sanji zuzugeben, dass Wassermangel ihn langsam, jedoch stetig dahinraffte.

„Ich fürchte“, sagte Sanji und Zorro konnte regelrecht das selbstironische Grinsen auf den Zügen des Smutjes sehen, „ich bin etwas unachtsam gewesen. Hab mich doch glatt schnappen lassen.“

„Idiotischer Koch.“

„Vertrottelter Säbelrassler.“

Zorro gab es nur ungern zu, aber Sanjis Anwesenheit beruhigte ihn in gewisser Hinsicht. Er unterdrückte einen Fluch, schloss die Augen und lauschte seinem und Sanjis Atemzügen. Wenn er eines hasste, dann waren es Selbsterkenntnisse, auf die er im Nachhinein lieber verzichten würde. Dies war eine davon, ausgelöst durch den Schnitzelklopfer. Und in diesem Moment wurde Lorenor Zorro zum ersten Mal bewusst, dass man keine Feinde brauchte, solange man Freunde besaß.

Verfolgter

Vorwort(e): Es freut mich zu sehen, dass die Geschichte Anklang findet. Auch bedanke ich mich an all diejenigen, die mir zusätzliche zum Lesen der Kapitel auch Kommentare hinterlassen, ihr glaubt nicht, wie glücklich mich das macht!
 


 

„Admiral Smoker, vielleicht wäre es besser, wenn Sie sich hinsetzen würden.“ Tashigi zuckte unter den wütenden Blicken ihres Vorgesetzten zusammen und rückte sich nervös die Brille zurecht. „Es hilft nichts, wenn Sie sich verrückt machen“, fügte sie vorsichtig hinzu.

„Ich mache mich nicht verrückt“, entgegnete Smoker knurrend und hielt in seinem sich stetig wiederholenden Rundgang durch das Büro inne, blickte kurz aus dem Fenster in die Innenanlage Navarones.

„Hina muss deinem Leutnant zustimmen“, bemerkte Hina Blackcage von ihrem Platz am anderen Ende des Raumes aus. Sie betrachtete Smoker durchdringend und ließ sich von seinen Blicken nicht beirren. „Außerdem findet sie dein Verhalten irritierend.“
 

Einweghass ∼ Verfolgter
 

„Niemand hat dich gebeten, hier zu sein“, entgegnete Smoker und wandte ihr den Rücken zu. „Wenn ich mich recht entsinne, hat man dir vorläufig ein eigenes Büro zugeteilt.“

Hinas Lippen hoben sich kaum merklich, ihr Gesichtsausdruck blieb jedoch weiterhin starr. „Willst du damit etwa sagen, dass Hinas Anwesenheit dir unangenehm ist?“

„Sie ist so lange erwünscht, wie du sie im Hintergrund hältst.“

„Bei allem Respekt, du bist viel zu leicht zu reizen.“

Tashigi blickte unruhig von Kapitän Hina zu Smoker und wich unbewusst auf ihrem Stuhl zurück. Sie kannte Hina noch nicht lange, doch sie wusste, dass Smoker und sie dieselbe Ausbildung geteilt hatten. Dies war der Grund für die vertraute Umgangsweise zwischen den beiden, dennoch befürchtete Tashigi, dass Hina sehr oft bis an die Grenzen dieser Bekanntschaft ging. Sie schluckte schwer, als Smokers Miene sich verfinsterte und der Qualm der Zigarren ihn umhüllte wie eine unheilvolle Wolke. Sie stieß die angehaltene Luft zischend aus, als die Teleschnecke auf dem Bürotisch zu klingeln begann und dadurch die Situation merklich entschärfte.

Smoker griff nach der Sprechmuschel und umgehend begannen die Lippen der Schnecke die ersehnten Worte zu formulieren: „Die Regierung hat Ihre Benachrichtigung erhalten. Wir bedauern es, dass Sie den Strohhut nicht in Gewahrsam nehmen konnten, doch im anbetracht der Tatsache, dass Lorenor Zorro inhaftiert ist, haben wir entschlossen, Admiral Blauer Fasan zu entsenden, um das endgültige Urteil zu verkünden.“

„Ao Kiji, der blauer Fasan?“, wiederholte Smoker und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Warum ausgerechnet er?“

„Er zeigt begründetes Interesse an der Strohhutbande und seinen Mitgliedern, seit er ihnen begegnet ist.“

„Wann?“

„Vor nicht allzu langer Zeit, auf einer Insel namens Longring-Longland.“ Smoker schwieg. „Der Admiral wird in Kürze aufbrechen, in zwei Tagen wird er Navarone erreichen.“

„Verstanden.“ Der Flottenadmiral legte auf und Stille erfüllte das Büro.

„Es scheint ihnen ernst zu sein, wenn sie einen der drei Admirale des Hauptquartiers schicken“, sagte Hina langsam und blickte Smoker nachdenklich an. „Und dabei handelt es sich bei dem Gefangenen lediglich um Lorenor Zorro.“

„Sie werden ihre Gründe haben“, knurrte Smoker und verschränkte die Arme. „Auch wenn ich nichts von all diesem Getue halte, werde ich mir nicht die Mühe machen, nach ihren Gründen zu fragen. Sie interessieren mich nicht.“

„Aber Admiral –“, setzte Tashigi beunruhigt an, wurde jedoch von Smoker unterbrochen.

„Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich von all diesen eingebildeten Schwachköpfen dort oben im Hauptquartier nichts halte und sie kennen meine Einstellung.“

„Das ist wahr“, lächelte Hina und beugte sich vor. Sie griff nach dem Paar Handschuhen, das auf ihrem Schoß lag und zog es sich über. „Hina hegt den Wunsch, dem Gefangenen einen Besuch abzustatten.“ Tashigi warf Hina aus den Augenwinkeln einen kurzen Blick zu, sagte jedoch nichts.

Smoker grollte. „Und aus welchem Grund?“

„Hina interessiert sich für seinen Zustand. Drei Tage ohne Nahrung und Wasser dürften ihre Wirkung gezeigt haben.“

„Tze, als ob es einen Blick wert wäre.“

„Es ist weitaus besser, als hier zu sitzen und das Hauptquartier zu verfluchen“, bemerkte Hina und Smoker musste ihr im Stillen Recht geben. Er wandte sich an Tashigi. „Ich erwarte Fortschritte, was das flüchtige Strohhutmitglied angeht.“

Der Leutnant erhob sich und salutierte. „Jawohl.“

„Spätestens morgen will ich ihn in der Zelle neben Lorenor Zorro sehen.“

„N-natürlich, Admiral Smoker.“ Tashigi verneigte sich und verließ eiligen Schrittes das Büro. Smoker sah ihr kurz nach, dann wandte er sich ab und blickte wieder aus dem Fenster. „Der Strohhut sollte sich beeilen, wenn er vorhat, seine Crewmitglieder zu retten. Er wird nicht mehr viel Zeit haben.“ Eine Wolke zog vor die Sonne und tauchte Smokers Gesicht kurzzeitig in Dunkelheit.
 

Sanji fluchte und duckte sich in den Schatten eines Nebenganges. Zahllose Marinesoldaten marschierten im Gleichschritt vorbei, angeführt von einem Leutnant, der ihnen harsche Befehle zurief. Sanji atmete unmerklich aus, als sie passierten und strich sich abwesend durch die Haare. Er fühlte sich ausgelaugt, drei Tage in Navarone hatten ihm zugesetzt. Als Pirat führte man ein Leben auf der Flucht, aber diese Art von Flucht hatte er sich nie gewünscht, geschweige denn befürchtet. Er hatte die Zeit an Bord des Marineschiffes gut überstanden, niemand hatte ihn gesehen, niemandem hatte er sich gezeigt. Als das Schiff schließlich in Navarone vor Anker gegangen war, hatte Sanji gewartet, bis die Nacht hereingebrochen war, bevor er sich von Bord geschlichen hatte. Ihm war klar gewesen, dass - obwohl er in jenem Moment froh gewesen war, ausgerechnet in Navarone zu sein - er spätestens bei dem Versuch die Festung zu verlassen resignierend feststellen würde, dass jede andere Marinebasis besser für eine Flucht geeignet war. Trotzdem war er nicht umhin gekommen, eine gewisse Erleichterung zu verspüren. Er kannte Navarone, war bereits dort gewesen, die Basis war zumindest nicht vollkommen fremd für ihn und er wusste, wo er Zorro suchen musste.

Er war optimistisch gewesen, zu optimistisch wie er wenig später feststellen musste, denn es machte keinen Unterschied, ob er den Weg kannte oder nicht, wenn ihm die Möglichkeit fehlte, ihn überhaupt erst zu nehmen. Wachen postierten vor jeder wichtigen Tür, Soldaten durchstreiften die Gänge, man war auf Sanji vorbereitet.

Seufzend verschränkte Sanji die Arme und lauschte auf weitere Schritte, doch niemand betrat den Gang. Er wagte einen Blick um die Ecke, vergewisserte sich, dass tatsächlich niemand da war, dann verließ er sein Versteck.

Drei Tage war er durch Navarone geirrt, suchenden Soldaten ausgewichen, mehrfach beinahe gefasst worden und lediglich durch seine guten Reflexe der Gefangennahme entkommen. Seit drei Tagen hatte er nichts mehr gegessen, er war nicht einmal in der Lage gewesen, überhaupt daran zu denken, doch er spürte es kaum. Adrenalin schien anstelle von Blut durch seine Adern zu fließen, er hatte kaum geschlafen und nur ein Ziel vor Augen: Zorro.

Er wusste, er müsste ihn rasch befreien, wenn er wenigstens auf eine geringe Chance hoffte, Navarone zusammen mit dem Säbelrassler lebend zu verlassen. Drei Tage waren eine lange Zeit gewesen, lange genug um sich mit dem Inneren der Basis vertraut zu machen, Schleichwege zu entdecken und letztendlich über Umwege das Ziel zu erreichen: Den Gefangenentrakt.

Sanji war ihm nahe, alles was ihn nun von Zorro trennte war eine schwere Eisentür und zwei Wachposten. Endlich zeigten die vergangenen Tage einen geringen Erfolg. Sanji konnte es nicht fassen, wie viel er für diesen Idioten von einem Schwertkämpfer in Kauf nahm. Er erwischte sich selbst, seit er Zorro an Bord des Marineschiffes hatte zurücklassen müssen, immer wieder dabei, wie seine Gedanken abschweiften und zu dem Schwertkämpfer wanderten. Sein Verhalten vor drei Tagen hatte etwas in Sanji getroffen, er hatte um Zorros Loyalität gewusst, war jedoch nie soweit gegangen, zu behaupten, der Schwertkämpfer würde sie auch ihm gegenüber besitzen. Zorro hatte ihm das Gegenteil bewiesen, er hatte sich selbst in Gefahr gebracht, um Sanji einen Vorsprung zu verschaffen. Egal wie man es betrachtete, er stand in Zorros Schuld und musste feststellen, dass diese Tatsache ihn mehr als nervte.

„Elender Spinatschädel“, fluchte er leise, als er sich der Tür näherte. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er es darauf ankommen lassen musste. Man kannte sein Gesicht nicht überall, es gab keinen Steckbrief von ihm (es wunderte und ärgerte ihn in gleichem Maßen doch irgendwie, hatte Fullbody ihn doch wieder erkannt) und er hegte die Hoffnung, dass seine Beschreibung noch nicht bis zu den Wachen im Zelltrakt vorgedrungen waren. Er wusste, diese Hoffnung war lächerlich, aber er hatte beschlossen, es darauf ankommen zu lassen. Die vergangenen Tage hatten Wirkung hinterlassen, Sanji war nicht mehr bereit, noch länger zu warten. Sollte man ihn erkennen, würde er die Wachen mit einem gezielten Tritt ausschalten, noch bevor sie Verstärkung anfordern konnte.

Sanji änderte seinen Gang und ahmte den eines Soldaten nach, dann betrat er den Flur, der zum Zelltrakt von Navarone führte. Die Soldaten sahen ihn sofort und zückten die Waffen. „Gib dich zu erkennen, Soldat.“

„Mein Name ist Prince“, sagte Sanji ruhig. „Ich soll die Ration des Gefangenen abholen kommen.“

„Seine Rationen sind gestrichen“, entgegnete einer der Soldaten langsam, dann zeichnete sich Erkenntnis auf seinem Gesicht ab. „Das bedeutet –“

Sanji nutzte den Moment der Überraschung aus. Mit einem Sprung stand er neben dem Mann, holte mit dem linken Bein aus und rammte ihm das Knie in den Magen. Er sackte stöhnend zusammen und Sanji ließ dem anderen Soldaten keine Möglichkeit, zu reagieren. Wenige Sekunden später stand er zwischen den beiden bewusstlosen Wachposten und vergrub mit einem zufriedenen Grinsen die Hände in den Taschen. „Warum nicht gleich so.“

„Keine Bewegung!“

Sanji erstarrte und wirbelte herum. Am anderen Ende des Ganges standen mindestens ein dutzend Marinesoldaten, die Waffen auf ihn gerichtet. Der Smutje spürte, wie ihm sämtliches Blut aus dem Gesicht wich, bevor kalter Zorn in ihm aufkam. Er musste sich beherrschen, um nicht auf die Männer zuzustürmen.

So nah. Er war seinem Ziel so nah gewesen und seine eigene Ungeduld und der Leichtsinn hatten ihn scheitern lassen. Wieder einmal. Er blieb wo er war, beobachtete wie die Soldaten näher kamen und rührte sich nicht, als man ihm Handschellen anlegte.

„Hast du uns wirklich für so dumm gehalten, Pirat?“, höhnte einer der Männer, während er Sanjis Hände hinter dessen Rücken zwang. „Wir haben den Zelltrakt überwachen lassen. Es war klar, dass du früher oder später hier erscheinst.“

Sanji ließ den Soldaten seine Meinung zu dem Thema wissen und brach ihm mit einem besonders schnellen Tritt die Nase, ehe man ihn grob wegzerrte. Ein anderer Soldat stieß ihn die Treppen in den Gefangenentrakt hinunter. Hinter ihnen hörte man sie schmerzerfüllten Schreie des verletzten Offiziers und Sanji spürte einen kleinen Funken Befriedigung in sich, ehe ein harter Tritt in die Kniekehlen ihn vorwärts stolpern ließ. Ein Griff um seinen Arm brachten ihn zum Stehen, eine der Zellen wurde aufgeschlossen und Sanji hineingestoßen. Dann entfernten sich Schritte und er war alleine. Wahrscheinlich würde man Smoker umgehend berichten, dass man ihn gefasst hatte.

Sanji schüttelte den Kopf und setzte sich mitten in der Zelle auf den Boden. Er konnte ihre Größe in der Dunkelheit, die ihn umgab kaum erkennen. Außerdem gab es keine Lichtquelle, die ihm als Hilfe hätte dienen können, doch Sanji wusste, dass, ganz gleich wie groß und aus welchem Material seine Zelle bestand, er sie würde brechen können. Die Soldaten hatten einen Fehler begangen, als sie ihn eingesperrt hatten. Sie würden ihn bald bemerken, dafür würde Sanji selbst Sorge tragen.

Ein rasselnder Atem unweit von ihm erregte seine Aufmerksamkeit und riss ihn aus den Gedanken. Schlagartig wurde ihm bewusst, wo er sich befand und aus welchem Grund er überhaupt erst hier war. „Zorro?“, fragte er argwöhnisch in die Stille. Es dauerte, bis er etwas hörte, dass einem Krächzen glich. „Zorro ... bist du das?“

„Sanji?!“

Sanji verfluchte sich und seine Weichheit, aber er war erleichtert. Wirklich erleichtert. Und im selben Maße genervt von seiner Sentimentalität. „Tze, wer sonst.“ Er wartete auf einen bissigen Kommentar des Schwertkämpfers, erntete jedoch nur ein ersticktes Husten. Erst jetzt wurde Sanji bewusst, dass mindestens fünf Tage vergangen sein mussten, seit er Zorro zuletzt gesehen hatte und dass er nicht wusste, was innerhalb dieser Zeit geschehen war.

„Was ist denn mit dir passiert?“ Sekunden verstrichen, dann hörte er ein Schlurfen, ein Kratzen und schließlich raschen Atem. „Zorro“, er zögerte, bevor er weiter sprach, „ist alles in Ordnung mit dir?“

„Natürlich.“

Die Antwort überraschte ihn nicht. Er beschloss, nicht weiter auf Zorros Zustand einzugehen, es würde keinen Sinn machen. „Ich fürchte“, begann er und seine Mundwinkel zuckten in die Höhe, „ich bin etwas unachtsam gewesen. Hab mich glatt schnappen lassen.“ Es war eine Lüge, er hatte sich den Soldaten regelrecht präsentiert, doch das wollte er Zorro nicht sagen. Er würde dem Schwertkämpfer gegenüber nie zugeben, dass er sich aufgrund von mangelndem Optimismus, Müdigkeit und einem Hang zum Selbstzerstörerischen hatte gefangen nehmen lassen.

Kurzzeitig verstummten die Atemzüge in der anderen Zelle. „Idiotischer Koch.“

Sanji grinste. „Vertrottelter Säbelrassler.“

Er musste gestehen, Zorro hatte ihm gefehlt. Auf eine seltsame, masochistische Art und Weise.
 

Zorro wusste nicht mit Sicherheit zu sagen, wie viel Zeit verging, bevor Sanji erneut zu sprechen begann. Er brauchte Sekunden, um zu realisieren, dass der Smutje mit ihm redete.

„Wir sollten uns beeilen. Die Nachricht, dass man mich erwischt und hier eingesperrt hat, dürfte sich schnell verbreiten und ich wette, Smoker wird es sich nicht nehmen lassen, sich selbst davon zu überzeugen.“ Zorro nickte, vergaß dabei, dass es dunkel war und dass ihn und Sanji eine Zellwand trennte. Sanji schien sein Schweigen als Antwort zu sehen und fuhr fort: „Ich weiß, wo sich die Docks befinden und als ich das letzte Mal dort war, habe ich einige beschlagnahmte Piratenschiffe gesehen. Wenn wir die Segel hissen und die Scheinwerfer, die auf das Wasser gerichtet sind, meiden, dann können wir unbemerkt entkommen.“

Zorro versuchte Sanji zu folgen. „Du vergisst“, begann er langsam, versuchte sich dabei an ihren letzten Fluchtversuch, gemeinsam mit den anderen zu erinnern, „dass es nur ein Tor nach draußen gibt, das nur dann geöffnet wird, wenn ein Marineschiff in die Basis hinein oder nach draußen will.“

„Es bleibt uns nichts anderes übrig, als es darauf ankommen zu lassen“, entgegnete Sanji und Zorro meinte, eine Spur von Trotz in seiner Stimme hören zu können. Dann sagte Sanji nichts mehr und das nächste, das Zorro hörte, war das Quietschen von Eisen, gefolgt einem Klirren. Er sah einen dunklen Schemen vor seiner Zelle, erkannte Sanji und beobachtet, wie dieser ein Bein hob und langsam mit einem Fuß die Zelltür nach innen aufdrückte. Das Schloss gab unter dem massiven Druck nach und bog sich knirschend aus der Halterung, bevor die Tür aufschwang. Es überraschte Zorro nicht, er wusste, dass Sanji Kraft in den Beinen hatte, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass er sich derart kontrolliert einsetzen konnte.

„Hast du noch immer Handschellen um?“, erklang Sanjis Stimme aus der Dunkelheit vor ihm und Zorro gab einen zustimmenden Laut von sich. „Dreh dich um und halt deine Hände so weit wie möglich vom Körper weg.“

Zorro, noch immer auf dem Boden sitzend, befolgte die Anweisung schweigend, dann spürte er unvermittelt ein unbeschreibliches Gewicht, dass seine Handgelenke erfasste, bevor die Handschellen klirrend zersprangen. Er rappelte sich mühsam auf und nutzte den neugewonnenen Freiraum aus, indem er die Muskeln in seinem Nacken entspannte.

„Jetzt bis du dran, Säbelrassler“, bemerkte Sanji trocken und Zorro nahm aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Er nahm an, dass Sanji ihm ebenfalls den Rücken zugewandt hatte. Zögernd tastete er in der Dunkelheit nach den Armen des Smutjes und wanderte sie hinab, bis er die Handgelenke erreichte. Er stellte zufrieden fest, dass die Soldaten bei Sanji gewöhnliche Handschellen verwendet hatten. Mit einem Ruck hatte er die Kette, die sie verband, zerrissen.

Sanji knurrte und Zorro nahm an, dass der Smutje sie betastete. „Ging das nicht besser?“

„Sei froh, dass ich dich überhaupt befreit habe.“

„Sei du froh, dass ich meinen Arsch riskiert habe, um deinen zu retten, Spinatschädel!“ Zorro entgegnete darauf nichts, denn er hatte diesem Argument nichts entgegen zu setzen. Sanji hatte absolut recht, doch Zorro würde den Teufel tun, als diese Tatsache laut auszusprechen.

„Wir müssen gehen, bevor man bemerkt, dass wir ausbrechen.“ Schritte entfernten sich von ihm und Zorro hatte Mühe, Sanji zu folgen. Er spürte den Protest seines Körpers, das Verlangen nach Wasser, doch er verdrängte das Bedürfnis und zwang seine Beine, sich zu bewegen. Er folgte dem Klang von Sanjis Schritten. „He, Smutje“, er schnaufte, „wo gehst du hin?“

„Ich suche uns einen Ausgang, Idiot.“

„Die Tür ist auf der anderen Seite.“

Zorro hörte das knirschen von Sanjis Schuhen auf dem Steinboden, dann spürte er unvermittelt fremden Atem auf dem Gesicht und realisierte, dass der Smutje sich umgedreht hatte und nun unmittelbar vor ihm stand. „Denkst du wirklich, ich bin so dumm und nehme denselben Weg hinaus, den man mich hineingeschleppt hat? Ich verwette mein Hemd darauf, dass Wachposten vor der Tür stehen und Verstärkung nicht weit ist.“

Zorro knurrte und machte einen Schritt zurück. „Aber du meinst, sie bemerken es nicht, wenn du die Wand eintrittst? Oder besitzt du neuerdings die Fähigkeit, das lautlos zu tun?“

„Sei nicht albern. Natürlich nicht.“ Er hörte, wie Sanji die Wand abtastete, vor der sie standen und stellte sich vor, wie lächerlich es bei Licht aussehen würde. „Aber wenn ich es richtig mache, dann werden sie es nicht sofort bemerken, sondern sich erst die Frage stellen, wie wir aus den Zellen gekommen sind. Das gibt uns eine oder zwei Minuten, in denen wir längst die Docks erreicht haben, ehe die Soldaten das Loch in der Wand bemerken. Man muss nur wissen, wo man das Loch zu machen hat.“

„Vielleicht solltest du das Gewerbe wechseln“, spottete Zorro und lehnte sich erschöpft an die Wand neben sich.

„Sehr witzig.“ Sanjis Tasten verklang, er schien eine geeignete Stelle gefunden zu haben. „Mit etwas Pech landen wir in einem Aufenthaltsraum der Marine“, witzelte er, dann spürte Zorro einen scharfen Windzug, gefolgt einem Krachen und dem Splittern einer Mauer. „Das hätten wir“, sagte Sanji und rannte los.

Zorro stieß sich ab und blieb dicht hinter dem Smutje. Er war froh, dass das Glück auf ihrer Seite war, das Loch in der Mauer führte in keinen Aufenthaltsraum. Sie durchquerten ein kleines Waffenlager und verließen es durch die Tür am anderen Ende des Raumes. Sie folgten dem Flur, hörten hinter sich die Rufe von Soldaten, doch keiner war ihnen sonderlich nah. Sie entfernten sich von dem Ort der Unruhe und Zorro versuchte verbissen mit dem schnellen Lauf des Smutjes mitzuhalten. Zu seinem Missfallen registrierte er, wie er bereits nach wenigen Minuten deutlich langsamer wurde und zurückfiel. Er machte Sanji nicht darauf aufmerksam, versuchte wieder aufzuholen, doch erfolglos. Schwer atmend verlangsamte er seine Schritte, bis er schließlich nur noch ging, sich dabei mit einer Hand von der Wand des Ganges abstützte.

Sanji warf einen Blick über die Schulter und blieb irritiert stehen. „Was ist los? Du willst mir doch wohl nicht ernsthaft weiß machen, dass du nicht mehr kannst?“

„Sei still“, keuchte Zorro und presste sich eine Hand auf die stechende Seite. Er war darum bemüht, seinen Atem zu beruhigen und das Zittern seiner Beine unter Kontrolle zu bekommen. Er musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass Sanji ihn musterte.

„Was haben die mit dir gemacht?“ Der Tonfall des Smutjes brachte Zorro dazu, den Blick zu heben. Sanji stand vor ihm und Fassungslosigkeit zeichnete seine Züge.

„Nichts“, knurrte Zorro sah zur Seite.

Sanji lachte trocken. „Natürlich und darum siehst du auch so aus, als würdest du jeden Moment das Bewusstsein verlieren.“ Zorro warf ihm einen finsteren Blick zu, doch Sanji nahm ihn nicht wahr. „Sind das die Nachwirkungen von dem Schlag?“ Er versuchte, einen Blick auf die Wunde an Zorros Kopf zu erhaschen. „Oder hast du dir neue Verletzungen zugezogen als ... du mir geholfen hast, zu flüchten?“

„Sanji verdammt, reiß dich zusammen“, fluchte Zorro, als er die Sorge in der Stimme des Smutjes hörte. Wenn er eins hasste, dann war es die Besorgnis anderer. „Ich bin am verdursten, mehr ist es nicht. Kein Grund für dich, sentimental zu werden.“

„Wer ist hier bitte sentimental?“, knurrte Sanji mit eindeutiger Wut in der Stimme. „Als ob ich mir Sorgen machen würde, du bist nur ein elender Ballast, wenn du doch nicht bald in Bewegung setzt. Außerdem bittest du ja geradezu darum, dass man dich wieder gefangen nimmt.“ Zorro hatte nicht die Chance zu protestieren, da hatte der Smutje bereits nach seinem Arm gegriffen und ihn sich über die Schulter gelegt, um ihn zu stützen. „Wenn du auch nur ein falsches Wort sagst“, zischte Sanji ohne ihn anzusehen, „dann lasse ich dich hier, ich schwör’s, dann kannst du sehen, wie du zurecht kommst.“

Für einen Moment spielte Zorro mit dem Gedanken, es darauf ankommen zu lassen, um Sanjis Reaktion zu sehen, doch er verbiss sich den Kommentar und ließ sich von Sanji helfen. Nur dieses eine Mal.
 

Sanji versuchte sich an den Weg zu den Docks zu erinnern. Es fiel ihm schwer, Grund dafür war das zusätzliche Gewicht an ihm, welches einen Großteil seiner Aufmerksamkeit verlangte und die unterdrückte Wut auf Zorro und ... schlichtweg alles an dem verdammten Schwertkämpfer. Er verfluchte Zorros Dummheit, sein Talent eine Situation nur zu verkomplizieren, anstatt sie zu erleichtern, seine Sturheit und nicht zuletzt seinen elenden Stolz. Hätte Zorro viel früher gesagt, wie es um ihn stand, hätte Sanji ihn nicht ohne einen Gedanken durch die halbe Festung laufen lassen. Er hätte Zorro vielleicht ein kleines Bisschen nachsichtiger behandelt. Nur ein bisschen. Nicht viel.

Als sie die Docks schließlich erreichten und Sanji sie in den hinteren Teil führte, in dem sich die beschlagnahmten Schiffe befanden, sagte Zorro etwas, wofür der Smutje ihm am liebsten ins Gesicht getreten hätte: „Ich brauche meine Schwerter.“

Sanji war in den Jahren, in denen er Zorro kannte, bereits unzählige Male wütend auf den Schwertkämpfer gewesen. Sie hatten sich mehrfach geprügelt, waren oftmals nur um Haaresbreite von einem ernsthaften Kampf entfernt gewesen, doch dieses Mal - in diesem Moment - wäre Sanji bereit gewesen, Lorenor Zorros nichtsnutzigem, idiotischem, elendem Leben ein Ende zu setzen. Endgültig.

Er packte Zorro am Kragen seines Hemdes und begann ihn zu schütteln, wiederholte dabei einem Mantra gleich die Worte „wenn du nicht angeschlagen wärst -!“, bis ein schmerzhafter Griff um seinen Oberarm ihn in die Realität zurückholten. Zorros Gesicht war schmerzverzerrt, sein Atem ging stoßweise und sein Blick schien kurzzeitig durch Sanji hindurch zu gehen. Augenblicklich ließ der Smutje ihn los, Zorros Beine gaben unter dem Schwertkämpfer nach und er krallte sich an Sanji, um nicht zu fallen.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“, keuchte Zorro atemlos gegen Sanjis Arm, darum bemüht, stehen zu bleiben. Sanji selbst war im ersten Moment viel zu perplex um zu reagieren, dann hob er die Arme und legte die Hände schwer auf Zorros Schultern. Er bugsierte ihn stumm zu dem ihnen am nächsten stehenden Schiff, führte ihn an Bord und setzte Zorro auf eines der leeren Fässer. Er holte mit der Faust aus und verpasste dem Schwertkämpfer eine Kopfnuss.

Zorro unterdrückte einen empörten Aufschrei und starrte Sanji wutentbrannt an, eine Hand auf der schmerzenden Stelle an seinem Kopf. „Spinnst du?! Wofür war das?“

„Für deine absolute Unfähigkeit!“, entgegnete Sanji und starrte nicht minder wütend zurück. „Machst du das eigentlich mit Absicht? Seit ich versuche, dich zu befreien, scheinst du alles daran zu setzten, dieses Vorhaben zu vereiteln!“

„Wovon redest du?“, fragte Zorro missgestimmt.

„Hättest du mir nicht etwas früher sagen können, dass du deine Schwerter noch brauchst? Nein, stattdessen wartest du bis zum letzten Moment, bis wir bei den Docks sind. Warum hast du nicht gleich noch etwas länger gewartet, vielleicht bis zu dem Moment, in dem wir die Marinebasis verlassen, das wäre doch ein günstiger Augenblick gewesen.“

„Du hast sie doch wohl nicht mehr alle, Smutje.“

„Nein, ich fürchte der Wassermangel hat dir offenbar noch den letzten kümmerlichen Rest Verstand geraubt.“

Zorro war schneller auf den Beinen und bei ihm, als Sanji erwartet hatte. Er wich der Faust des Schwertkämpfers aus, holte aus und trat nach ihm, doch Zorro wehrte ihn ab, rammte Sanji den Ellbogen in die Seite. Sanji schnappte nach Luft, taumelte und riss Zorro mit sich zu Boden. Schmerz nahm ihm für wenige Momente die Sicht, dann fand er sich unter Zorro wieder. Ungläubig starrte er in Zorros triumphales Gesicht.

„Offenbar besitze ich noch genug Verstand, um dich zu überwältigen, Koch.“

„Geh von mir runter“, befahr Sanji harsch und versuchte sich zu befreien.

Zorro kostete den Moment des Sieges voll aus, doch ein fester Stoß Sanjis warf ihn zur Seite. Hustend blieb er auf den Planken liegen, während Sanji sich fluchend aufrappelte. „Mistkerl“, zischte er vom Husten geschüttelt. Sanji blickte ungerührt zu ihm hinab, dann kehrte er ihm den Rücken und verließ das Schiff. Er warf keinen Blick zurück, als er die Docks hinter sich ließ.

Sanji wusste, dass es schwer würde, Zorros Schwerter zu finden. In dem Moment, in dem Zorro ihn an sie erinnert hatte, war Sanji klar gewesen, dass es kompliziert werden würde. Er wusste nicht, wo die Schwerter aufbewahrt würden, er durfte niemanden fragen er durfte von niemandem gesehen werden und er musste schnell genug sein, damit ihnen Zeit blieb, die Marinebasis zu verlassen, bevor das Fehlen der Schwerter auffiel.

Er nahm an, dass bereits ein Großteil der Basis über ihren Ausbruch informiert war, auf seinem Weg durch Navarone begegnete er zahllosen Soldaten, doch er machte sich die Anzahl der Männer zu Nutze, indem er sich unter sie mischte. Zuvor hatte er seine Haare soweit unter die Mütze geschoben, dass sie nicht mehr zu sehen waren, wodurch ihn niemand mehr an seiner Haarfarbe würde erkennen können. Außerdem hatte er sich desselben Tricks bedient, den er vol langer Zeit in Alabaster verwendet hatte. Er besaß noch immer die Sonnenbrille, die er als Mr. Prince getragen hatte und unter all den Soldaten fiel er nun noch weniger auf, gab es doch neben Jacko noch zahllose andere schillernde Persönlichkeiten.

Sanji wusste, er hatte nur eine Möglichkeit, die Schwerter zu finden. Sie lang am nächsten und sollte er dort nicht fündig werden, würde er Zorro bewusstlos schlagen müssen (er war überzeugt, der Schwertkämpfer würde die Basis niemals verlassen, sofern er bei Bewusstsein war) und alleine versuchen müssen, das Schiff aus Navarone zu steuern.

Es dauerte nicht lange, bis Sanji den Verwaltungstrakt der Basis erreichte. Mitten in der Nacht war er zu seinem Glück weitgehend verlassen und Sanji hatte die Möglichkeit, sämtliche Räume zu betrachten, auf der Suche nach dem einen Raum. Dem, in dem sowohl beschlagnahmte Wertgegenstände, als auch die Finanzen der Basis gelagert wurden.

Er musste feststellen, dass auch dieser Raum bewacht wurde, doch er war schneller als die Soldaten und dieses Mal lauerte kein Wachtrupp hinter einer Ecke auf ihn, um ihn anschließend gefangen zu nehmen. Er fesselte die bewusstlosen Soldaten und sperrte sie in ein nahegelegenes Büro, bevor er den eigentlichen Raum betrat. Für Nami wäre er der Himmel gewesen.

An den Wänden lagen in Regalen zahllose Kostbarkeiten, Juwelen, die zweifellos Piraten abgenommen worden wahren, kleine Statuen, sowie Objekte, die Sanji vorher noch nie gesehen hatte. Kisten füllten den Raum und Sanji wollte ihren Inhalt lieber nicht erahnen. Schließlich fiel sein Blick auf die Schwerter, die übereinander in einer Ecke lagen. Er durchquerte mit wenigen Schritten den Raum und ging in die Hocke. Aus schmalen Augen musterte er den Stapel und sein Blick blieb augenblicklich an dem unverkennbaren Griff des Wadoichi Monjis hängen. Er packte es rasch und legte es neben sich, dann musterte er die Schwerter erneut.

Er blinzelte, fuhr sich über die Augen, überlegte und blinzelte erneut. Er stieß einen langgezogenen Laut aus, atmete schließlich zischend wieder ein und schloss letztendlich stöhnend die Augen. Er wusste es nicht. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie Zorros andere Schwerter aussahen. Er wusste es ungefähr, er kannte ihre Farben, aber ab diesem Punkt hörte es auf.

Nachdenklich biss er sich auf die Lippen, hätte in diesem Moment vieles für eine Zigarette gegeben und fasste dann den Entschluss, dass er es darauf ankommen lassen würde. Er griff in den Stapel, und fischte die Schwerter heraus, anschließend klemmte er sie sich unter den Arm. Er wusste noch nicht genau, wie er unbemerkt mit ihnen zu den Docks kommen sollte, bis sein Blick an einem Stück Stoff hängen blieb, das verglichen mit allen anderen Objekten in diesem Raum verhältnismäßig durchschnittlich aussah. Er wickelte die Schwerter in das Tuch und klemmte sich das Bündel unter den Arm.

Als er den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss kamen einen Moment lang Zweifel in ihm auf. Zorro würde ihn umbringen, wenn er nicht die richtigen Schwerter mitbrachte. Sanji beschloss, Zorro in diesem Fall zuerst umzubringen, denn dann wären alle Beteiligten glücklich. Mit diesem aufmunternden Gedanken lief er los.
 

Zorro wurde aus dem Halbschlaf gerissen, als ein schweres Bündel scheppernd vor ihm auf die Holzplanken fiel. Er hatte sich seit Sanjis Verschwinden nicht mehr bewegt, der Husten war erst Minuten später verklungen, danach hatte Zorro die Kraft gefehlt, sich irgendwie zu rühren und er war in eine Mischung aus Schlaf und Dämmerzustand gefallen.

Irritiert blickte er auf und begegnete Sanjis ernstem Blick. Dann wanderten seine Augen wieder nach unten und er fixierte das Bündel. Er beobachtete, wie Sanji sich bückte und den Knoten des Stoffes löste, sodass er sich öffnete und Blick auf das freigab, was er beinhaltete. Zorros Augen weiteten sich. „Was zum –“

„Überleg dir gut, was du sagst“, grollte Sanji unheilvoll.

Zorro richtete sich mühsam auf, dann streckte er die Hand nach dem Wadoichi-Monji aus und nahm es an sich. Er starrte weiterhin auf die übrigen Schwerter, dann suchten seine Augen erneut Sanjis. „Ich habe eine Frage.“

Sanjis Augenbraue zuckte im matten Licht bedrohlich. „Und die wäre?“

„Wie hast du es geschafft mit sechs Schwertern unbemerkt hierher zurück zu kommen?“

Sanji schwieg lange, dann zuckte er die Achseln und setzte sich auf eines der Fässer. „Mein schauspielerisches Talent muss hervorragend sein.“

Zorro zog es vor, nichts zu erwidern und griff stattdessen nach dem Yubashli und dem Kitetsu der dritten Generation. „Wenigstens waren die richtigen dabei.“

„Du würdest auch nicht in der Lage sein, dich zu beschweren, wäre es nicht so gewesen.“

„Ist das eine Drohung?“

„Es wäre ein Versprechen gewesen, wenn ich deine Schwerter nicht dabei gehabt hätte.“ Sanji stand auf und wandte sich ab, stattdessen betrachtete er das Schiff, auf dem sie sich befanden. Zorro tat es ihm gleich. Es handelte sich um eine Kogge. Sie war nicht halb so groß wie die Flying Lamb, jedoch sehr bauchig. Sie bot einen großen Lagerraum unter Deck und dadurch gleichzeitig auch einen Schlafplatz.

„Es ist noch Proviant an Bord“, hörte Zorro Sanji sagen. „Und Wasser. Das Schiff ist offenbar noch nicht lange hier.“

„Glück für uns“, murmelte Zorro und fuhr abwesend mit einer Hand über seine Schwerter. Es tat gut, sie wieder bei sich zu wissen.

„Wir sollten uns beeilen.“ Sanji stieg aus der Luke, die unter Deck führte. „Trink etwas, dann fahren wir los. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Marine hier nach uns sucht.“

„Mich wundert es, dass sie es nicht schon längst getan haben.“

„Das ist wirklich seltsam.“

„Irgendetwas stimmt da nicht.“

„Na ja, wir finden es wahrscheinlich erst heraus, wenn wir versuchen, die Basis zu verlassen.“

„Ah.“ Zorro schweig einen Moment, dann öffnete er den Mund: „Sanji, glaubst du, dass wir eine reelle Chance haben?“

„Worauf? Eine Chance, diese Docks zu verlassen, unbemerkt das Tor zu erreichen oder die Basis zu verlassen.“

„Alles.“

„Du willst eine ehrliche Antwort? Ich denke nicht, dass wir es lebend bis zum Tor schaffen.“

„Dann bin ich ja nicht der einzige, der so denkt.“

Sie sahen sich an und mussten gleichzeitig grinsen.
 

Smoker war wütend. Smoker war sogar noch mehr als das, er war außer sich. Jonathan, Kommandant von Navarone stand vor ihm und gab sich unbeeindruckt von den Rauchschwaden, die den Boden bedeckten.

„Von ihnen fehlt jede Spur. Abgesehen von den zerstörten Zelltüren und einem Loch in der Mauer, versteht sich.“

„Wie kann das sein?“, knurrte Smoker und ballte die Fäuste. „Wie kann es sein, dass sie die Zellen verlassen, ihre Handschellen aufbrechen, eine Mauer zertrümmern“, seine Stimme schwoll an, bis er Jonathan anbrüllte, „und niemand hat sie gesehen, geschweige denn gestellt?!“

Der Kommandant von Navarone zuckte mit den Schultern. „Es muss an der Zeit gelegnen haben.“

Smokers Gesicht war rot vor Zorn und er schien kurz davor, Rauch aus der Nase zu stoßen. „An der Zeit?“, wiederholte er dunkel.

„Es ist mitten in der Nacht, die Posten sind zur Hälfte besetzt. Die Männer sind müde, das Abendessen meiner Frau und der Köche war gestern Abend besonders schwer, muss ich gestehen.“

„Wollen Sie mir damit sagen, Lorenor Zorro und ein weiteres Mitglied der Strohhutbande konnten entkommen, weil ihre Männer zu schwer gegessen haben?!“ Smokers Gesicht war nun dunkler als die Vorhänge der Fenster.

„Ich fürchte ja.“

Dem Admiral stockte der Atem, er blickte Kommandant Jonathan fassungslos an. Unvermittelt öffnete sich die Tür und Leutnant Tashigi stürzte in den Raum. „Admiral Smoker, mir wurde soeben berichtet, dass Admiral Blauer Fasan vor dem Tor gesichtet wurde.“

Smoker drehte sich langsam zu ihr um richtete seine Aufmerksamkeit auf Tashigi. Die Frau spürte, wie sie unter den zornigen Blicken Smokers zunehmend nervöser wurde. „Ao Kiji ist hier?!“ Sie nickte, unfähig noch etwas zu sagen, im Angesicht seiner derzeitigen Verfassung. „Man hat mir gesagt, er würde erst in zwei Tagen kommen.“

„Ich kann es mir auch nicht erklären, aber –“

„Ich schon.“ Smokers schlug mit der geballten Faust auf den Tisch. „Dieser elende Hund hat seine Teufelskräfte benutzt, um noch schneller zu sein! Er hat uns bewusst falsche Informationen zukommen lassen! Das passt zum Hauptquartier - ein Haufen nichtsnutziger Idioten!“

„Admiral“, wagte Tashigi eine zaghafte Anrede und erntete lediglich ein Grollen als Antwort. „Ao Kiji wartet vor dem Tor. Wir müssen ihn reinlassen.“

„Kommt nicht in Frage!“, bellte Smoker und wirbelte zu ihr herum. „Zwei flüchtige Piraten sind noch irgendwo in der Festung, wir werden das Tor ganz bestimmt nicht öffnen.“

„Aber wir können doch nicht –“

„Und wenn er die ganze Nacht auf seinem Fahrrad sitzen muss“, knurrte Smoker und schlug zur Verdeutlichung seiner Worte erneut auf den Tisch, „wir werden das Tor nicht öffnen!“

Tashigi nickte wie betäubt, unfähig die Worte ihres Vorgesetzten gänzlich zu verstehen. Fahrrad? Was für Teufelskräfte besaß Admiral Blauer Fasan?

„Das kann ich als Kommandant von G8 nicht zulassen“, mischte Jonathan sich ein und brachte Smoker dazu, ihn feindselig anzustarren.

„Das Tor bleibt geschlossen.“

„Wir können den Admiral nicht warten lassen.“

„Ich gebe hier die Befehle!“

„Aber ich bin der Kommandant und ich habe den Oberbefehl über die Tore.“ Jonathen wandte sich ab und verließ den Raum. Tashigi wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher als Urlaub.
 

Sanji lehnte eingesunken an der Rehling des Hecks, einen Arm um das Steuer gelegt. Er blinzelte gegen das Sonnenlicht und gähnte hörbar, während er sich abwesend mit einer Hand über die Augen strich, darum bemüht, die Müdigkeit weitgehend abzuschütteln. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel, um den Stand der Sonne auszumachen. Es durfte kaum Mittag sein.

Er rappelte sich auf und warf einen Blick auf den Logport neben sich, den er aus dem Lagerraum in der Marine mitgenommen hatte. Sie folgten noch immer dem richtigen Kurs. Er ließ das Steuer los, überquerte das Deck und warf einen Blick durch die Luke. Zorro lag schnarchend auf einigen Säcken, deren Inhalt Sanji nur erahnen konnte.

„Oi, Zorro.“ Zorro reagierte nicht und Sanji verzog den Mund. „Spinatschädel, aufwachen!“, meinte er eindringlicher und registrierte, wie Zorro sich rührte.

„Was’n?“

„Schichtwechsel. Du kannst das Steuer übernehmen.“

„Tze, ich bin verletzt. Ich muss schlafen.“

„Komm mir nicht so“, knurrte Sanji und schwang sich in die Luke, landete vor Zorro. „Als ob das ein Grund für dich gewesen war, nicht durch die halbe Marinebasis zu laufen. Du wirst doch wohl die kurze Strecke zum Steuer schaffen. Du bist mit von Falkenauge aufgeschlitzter Brust noch aufrecht gelaufen.“

„Geh weg Smutje, du störst.“ Zorro drehte sich auf die andere Seite. Keinen Moment später hatte er einen Fuß am Kopf und fuhr hoch. „Was zum – Sanji!“ Grollen hielt er sich den Kopf. „Bist du verrückt?“

Deine Schicht, meine Pause“, beharrte Sanji und verzog keine Miene. Zorro ließ die Hand sinken und auf Sanjis Zügen zeichnete zunächst Verwirrung, dann Reue ab. Zorros Hand war blutig, Sanji hatte die Wunde getroffen.

„Rücksichtsloser Smutje“, entgegnete Zorro, gab sich jedoch weitgehend unbeeindruckt und stand auf. Sanji zog ihn zurück.

„Da geblieben.“

„Was willst du eigentlich?“, fragte Zorro genervt. „Erst soll ich gehen, dann soll ich bleiben. Ich weiß, du kannst nicht alleine einschlafen, kleiner Koch, aber ich bin nicht Nami und -“

„Klappe, Spinatschädel.“ Sanji starrte ihn finster an und zwang Zorro, sich neben ihn zu setzen. Er packte mit einer Hand sein Kinn und drehte Zorros Kopf so, dass er einen besseren Blick auf die nun blutende Wunde hatte.

„Sanji, lass verdammt noch mal los!“

„Noch ein Wort und ich trete dich ins Nirvana“, drohte Sanji, griff nach dem erstbesten, was er finden konnte und hielt schließlich das Stück Stoff aus der Basis in Händen. Er nahm ein Ende in den Mund und zog daran, bis es riss. Er spürte Zorros misstrauischen Blick auf sich, während er es zu einem langen, schmalen Streifen zerriss. „Das wird ein Verband“, erklärte er abweisend, während er begann, den Stoff um Zorros Kopf zu legen. „Damit die Wunde nicht wieder aufgeht.“

„Sie wäre nicht mehr aufgegangen, wenn du mich nicht getreten hättest.“

„Ich hätte dich nicht getreten, wenn du auf mich gehört und deine Schicht übernommen hättest.“

„Das hätte ich ja, aber ich war zufällig etwas angeschlagen von fünftägiger Gefangenschaft.“

„Willst du mir etwa sagen, dass läppige fünf Tage doch fertig gemacht haben.“

„Ich will dich nach fünf Tagen ohne Wasser sehen.“

„Das wirst du nicht, denn ich bin nicht so dumm, mich in erster Linie von der Marine fassen zu lassen. Ich bin nicht so egoistisch, mich auf Kosten der anderen in Gefahr zu begeben.“

Hasserfüllt starrten sie sich an, dann gab Sanji einen abfälligen Laut von sich, knotete die Enden des Verbands zusammen und legte sich hin, kehrte Zorro den Rücken. Er hörte eine Bewegung neben sich, dann entfernten sich Zorros Schritte.

„Ich bin dir dankbar, Sanji“, hörte er Zorro ernst sagen. „Aber verwechsele Dankbarkeit nicht mit Gehorsam.“

„Spar dir deine Dankbarkeit“, spuckte Sanji zurück, starrte in die Schatten vor sich. „Tze, manchmal wünschte ich, wir wären nicht mit einem idiotischen Schwertkämpfer wie dir gestraft. Verdammt, fünf Tage hab ich Nami und Robin nichts mehr gesehen ...“ Er sprach nun mehr mit sich, denn mit Zorro, vergaß die Anwesenheit des Schwertkämpfers. „Fünf Tage und ich hab keine Ahnung, wie sie ohne einen Koch auf dem Schiff überleben konnten. Vielleicht übernimmt Robin diese Aufgabe, ich könnte mir vorstellen, sie hat ein Talent dafür. Was würde ich für diesen Anblick hergeben, Nami-Maus und Robin-Schatz in meiner Kombüse ...“
 

Zorro ließ sich mit einem Ächzen neben dem Steuer auf die Planken sinken. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und streifte dabei den provisorischen Verband. Er knurrte und schloss die Augen. Dummer Smutje, natürlich konnte er nur an Weiber denken.

Zorro konnte es ihm nicht einmal wirklich verübeln, er selbst vermisste hin und wieder die Anwesenheit seiner Freunde und der Gedanke, für unbestimmte Zeit alleine mit Sanji auf diesem Schiff zu sein, hob seine Stimmung nicht an. Sie waren erst einen halben Tag gemeinsam unterwegs und er hatte bereits das Bedürfnis verspürt, Sanji über Bord zu werfen.

Er stieß zischend die Luft aus und gestand sich resignierend ein, dass ihm Sanjis Anwesenheit jedoch bei weitem lieber war, als am Grund des Meeres zu enden. Sie waren Navarone nur entkommen, weil eine glückliche Fügung des Schicksals das Tor der G8 hatte öffnen lassen. Sanji und er hatten die Kogge im Schatten der Felsen verharren lassen und beobachtet, wie ein Mann auf einem Fahrrad über das Wasser und in die Festung einfuhr. Sie hatten ihn erkannt, waren sie ihm doch bereits begegnet, doch es blieb keine Zeit, um über seine Ankunft zu rätseln. Sie hatten festgestellt, dass beinahe niemand dem Tor mehr Beachtung geschenkt hatte und diesen Moment hatten sie für ihre Flucht genutzt. Wenn jemand sie gesehen hatte, so hatte die Marine zweifellos nicht schnell genug reagiert, denn es war ihnen kein weiteres Schiff gefolgt.

Zorro warf einen Blick auf den Logport neben sich , dann schloss er wieder die Augen. Fünf Tage hab ich Nami und Robin nicht mehr gesehen, hörte er Sanjis Stimme in seinem Bewusstsein nachhallen. Sanji wünschte sich bestimmt, die beiden wären hier bei ihm. Zorro schauderte gegen seinen Willen bei dem Gedanken. Nico Robin wäre ertragbar, sie war ruhig und umgänglich, trotz der vielen Geheimnisse, die sie umgab, doch Nami wünschte Zorro sich nicht hierhin. Niemals. Sie würde ihm die Zeit zur Hölle machen, ihn daran zu erinnern wissen, wie viele Schulden er noch bei ihr hatte und wie viele Zinsen mittlerweile dazugekommen waren. Zorro verstand nicht, wie Sanji so viel an Nami finden konnte. Er verstand nicht, wie Sanji an jeder Frau etwas finden konnte.

Er löste sich von diesem Gedanken und lauschte dem Rauschen des Meeres, den Rufen der Möwen. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er wieder die Augen aufschlug, doch die Sonne schien gewandert zu sein und es waren mehr Wolken am Himmel als zuvor. Zorro wandte den Kopf und blickte auf den Logport. Seine Augenbrauen hoben sich, während er den Mund öffnete und rief:

„Smutje, soll der Pfeil nach hinten zeigen?“

Er hörte ein Poltern, gefolgt von einigen Flüchen, bei denen Zorro sicher war, dass selbst Nami rot geworden wäre, bis Sanjis Kopf sich unvermittelt über den Rand der Luke schob. „Du inkompetenter Idiot von einem Seemann!“, fuhr er Zorro an, der bei dem Anblick des vom Schlaf gezeichneten Smutjes beinahe grinsen musste (obwohl Sanji ihn gerade beleidigt hatte).

„Immer mit der Ruhe, es war nur eine Frage.“

Sanji kletterte an Deck, brauchte in seiner Hast mehrere Anläufe und stand dann vor Zorro. Er riss ihm den Logport aus den Händen. „Wie bist du nur dein ganzes Leben durch die Welt gelaufen?!“, regte er sich auf und riss das Steuer herum. Das Schiff neigte sich backbord, Zorro zuckte die Achseln. „Immer geradeaus.“

Und als Sanji ihm einen Blick zuwarf, der von purer Fassungslosigkeit und Nichtverständnis gezeichnet war, konnte er sich nicht mehr beherrschen und begann schallend zu lachen.
 


 

Nachwort(e): Soweit von mir, ich verabschiede mich. Eine geruhsame Nacht X3

Verkannter

In der darauffolgenden Nacht gerieten sie in einen Sturm. Es hatte sich rasch zugezogen, Zorro und Sanji waren gerade noch in der Lage gewesen, die Segel zu sichern, als der Regen schlagartig einsetzte und der Sturm einem Inferno gleich über sie hereinbrach. Sie hatten mit der Flying Lamb schon viele Stürme erlebt, doch mit einem derart kleinen Schiff war es für jeden von ihnen eine neue Erfahrung. Eine Erfahrung, auf die sie mit Freunden verzichtet hätten, wenn ihnen eine Wahl geblieben wäre.

Sanji stand am Steuer, umklammerte es mit festem Griff und versuchte sich gegen die Kraft der hohen Wellen zu stemmen. Durch die Regewand konnte er Zorros Umrisse erkennen. Der Schwertkämpfer verschloss soeben die Luke, die unter Deck führte, bevor er sich durch das Unwetter zu Sanji durchkämpfte.

„Kommst du klar?“, schrie Zorro und Sanji hatte trotz allem Mühe, ihn zu verstehen. Mit vor Anstrengung zusammengebissenen Zähnen nickte er und sah dann, wie Zorro sich entfernte, um die Taue, die das Segel sicherten, zu überprüfen. Zorro fuhr mit der Hand über die Knoten, sein Fuß stieß gegen einen Widerstand und ein Blick zu Boden zeigte ihm, dass er sich in einem zusammengerollten Tauhaufen verfangen hatte. Er bückte sich, um die Schlaufe zu lösen, als die Welle ihn unvorbereitet traf und von Bord spülte.

Zorros Wahrnehmung wurden auf zwei Sinne reduziert. Er sah nichts, doch er hörte den ohrenbetäubenden Lärm des Sturms und fühlte die unbezwingbare Kraft der Welle, dann war unter Wasser. Ein Schmerz an seinem Bein, ausgelöst von dem Tau, dass noch immer seinen Fuß umschlag und ihn daran hinderte, ins offene Meer hinausgespült zu werden, drang zu ihm durch. Der Schmerz wurde stärker, je mehr Zeit verstrich und Zorro wusste nicht zu sagen, ob es sich bei dieser Zeit um eine Sekunde oder eine Stunde handelte. Er ruderte mit den Armen, hatte die Orientierung verloren, wusste nicht mehr, wo oben und unten war, doch er trat weiter Wasser, bis peitschender Regen seinem Gesicht entgegen schlug. Er schnappte nach Luft und war keinen Moment später wieder unter Wasser, als eine weitere Welle ihn erbarmungslos hinab drückte.

Der Schmerz in seinem Bein nahm jäh zu und dann war er wieder über Wasser und erblickte Sanji unmittelbar über sich. Er sah, wie Sanjis Lippen sich bewegten und Worte formten, dann ließ der Schmerz in seinem Bein nach, wich einem dumpfen Pochen, während Zorro benommen zu dem Smutje aufblickte.

Er grinste ihm müde entgegen, wollte etwas sagen, doch nur ein Schwall salzigen Meerwassers entwich seiner Kehle. Regen bedeckte sein Gesicht, er spürte grobe Hände auf seiner Brust, dann begann die Schwärze, die bis dahin nur am Rade seines Blickfeldes gelauert hatte, seine ganze Sicht einzunehmen und Zorro verlor das Bewusstsein.
 

Einweghass ∼ Verkannter
 

Als er wieder zu sich kam war der Lärmpegel deutlich abgefallen. Er hörte das Rauschen des Windes, das Klatschen der Wellen gegen den Rumpf des Bootes, doch alles schien an Kraft verloren zu haben. Genau wie Zorro. Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten, einzig die beißende Kälte in seinem Körper hielt ihn wach. Sie brachte ihn gegen seinen Willen zum zittern und selbst als er die Arme um seinen Oberkörper schlag, wurde es nicht besser.

Die Luke öffnete sich, der Lärm des Unwetters wurde kurzzeitig lauter, dann kletterte Sanji unter Deck und schloss die Luke wieder hinter sich. „S-sanji?“, fragte er noch immer zitternd in die Dunkelheit.

„Du bist wach?“, entgegnete der Smutje und kam herüber. Sanji schien in der Dunkelheit zu wühlten, dann hörte Zorro das Ratschen von Streichhölzern, es folgte jedoch kein Licht. „Verdammt, nass geworden. Kein Wunder“, murmelte Sanji abwesend und warf die Packung Streichhölzer beiseite. Sie schlug klackernd gegen das Holz.

„Was ist mit dem Steuer?“, fragte Zorro, als Sanji schwieg.

„Ich hab eine Insel gefunden und bin in einer Bucht vor Anker gegangen. Wir bleiben so lange, bis der Sturm weitergezogen ist.“

„Das hast du alles alleine gemacht?“

„Du warst ja nicht zu gebrauchen“, giftete Sanji und Zorro konnte förmlich die wütenden Blicke sehen, die ihm zuteil wurden. „Du hast mich fast zu Tode erschreckt“, sagte Sanji nach einer Weile leise.

„Hä?“ Zorro hatte nicht mit einer derartigen Aussage gerechnet, er hatte erwartet, Sanji würde ihn zurechtweisen, ihm Vorwürfe machen oder ihn vielleicht sogar anschreien, weil er nicht aufgepasst hatte.

„Als du über Bord gegangen bist.“ Sanjis Stimme war gepresst, als kostete es ihn Überwindung, die Worte von sich zu geben. „Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen. Zum Glück war da das Tau, sonst wärst du schneller abgetrieben, als ich dich hätte verfluchen können.“

„Das elende Seil hat mir fast das Bein abgerissen“, murrte Zorro und das Pochen in seinem Bein schien zur Bejahung seiner Worte noch zuzunehmen.

„Sei dankbar, dass ich dir nicht sämtliche Gliedmaßen ausreiße“, entrüstete sich der Smutje. „Sei verdammt noch mal dankbar dafür. Du könntest tot sein, Zorro. Verdammt“, Sanjis Stimme wurden leiser, „du könntest tot sein.“

Zorro seufzte. „Ich weiß.“ Immer noch besser, als sich zu Tode zu frieren, lag ihm auf der Zunge, doch er sprach es nicht aus, da Sanji klag, als würde es ihm wirklich nahe gehen. „Aber ich lebe“, sagte er darum, konnte jedoch nicht anders und fügte hinzu: „Noch.“

„Sei nicht albern! Ich meine es ernst.“

„Ich auch“, erwiderte Zorro, der das Gefühl hatte, die Kälte würde ihn noch um den Verstand bringen. Er wusste, er war schlimmeres gewohnt, war er doch bereits halbnackt über eine der Winterinseln gelaufen, doch damals war es ein bewusstes Abhärtungstraining gewesen, heute wäre er beinahe ertrunken. „Du hast nicht zufällig eine Decke?“

„Nein.“

„Dachte ich mir.“ Zorro fluchte. „Sonst etwas, dass man als Ersatz verwenden könnte?“

„Nein.“

„Scheiße.“

„Ist dir kalt?“

„Es geht schon“, log Zorro und rollte sich auf die Seite. „Kein Grund zur Panik, Schnitzelklopfer.“ Er erstarrte, als sich wenige Momente später ein nasser, dennoch warmer Körper von hinten an ihn presste. „Sanji“, begann er warnend, doch der Smutje kam ihm zuvor.

„Mach jetzt bloß kein Theater, Spinatschädel, oder ich zerlege dich in sämtliche Einzelteile. Dir ist kalt und wir haben verdammt noch mal keine Decken. Glaub nicht, dass es mir gefällt.“ Zorro hatte eigentlich angenommen, Sanji sei derjenige, den es am meisten von ihnen an Überwindung kostete, immerhin tat er gerade etwas, dass er unter normalen Umständen vermutlich nur mit Frauen zu tun bereit gewesen wäre. Sanjis Körperwärme half nicht viel, aber Zorro hatte zumindest nicht mehr das Gefühl, jeden Moment vor Kälte umzukommen. Das Zittern ebbte ab und verklang, je länger sie nebeneinander lagen und schließlich spürte Zorro, wie sein Denken erlahmte und er einschlief.

Später in der Nacht wurde er wieder wach. Er wusste zunächst nicht warum, bis ihn die Erkenntnis wie kaltes Wasser, von dem er eigentlich in nächster Zeit genug hatte, überspülte. Er spürte Sanjis Atem in seinem Nacken, der Smutje atmete schwer und murmelte etwas, dass Zorro nicht verstand. Was Zorro jedoch verstand, war das, was sich in diesem Moment an seine Hüfte presste. Zischend atmete er aus und lauschte Sanjis unregelmäßigem Atem. Er musste von Nami träumen, von Robin oder von irgendeiner anderen Frau, das wusste Zorro, aber es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass er die Auswirkungen dieses Traumes zu spüren bekam.

„He“, er tastete mit einer Hand hinter sich, lag er doch noch immer auf der Seite, und schlug Sanji auf die Schulter. „Casanova, aufwachen.“ Sanji rührte sich und rückte noch näher an Zorro. Der Schwertkämpfer knurrte und blickte über die Schulter. „Sanji, wach auf. Ich bin nicht Nami, hörst du?“

Sanjis einzige Reaktion bestand darin, dass er Zorros Hand packte, sich vorbeugte und seine Lippen auf Zorros presste. Der erste Gedanke, der dem Schwertkämpfer in den Sinn kam, war die Frage, wie Sanji in der Dunkelheit seine Lippen gefunden hatte. Der zweite war bereits weitaus differenzierter und befasste sich damit, wie er Sanji als Vergeltung einen schmerzhaften und langsamen Tod bereiten konnte. Zorro riss sich los, doch eine Hand in seinem Gesicht – Sanjis Hand in seinem Gesicht – hinderte ihn daran, den Kopf abzuwenden.

Zorro nuschelte Sanjis Namen voller Zorn gegen die Lippen des Smutjes, knurrte erneut, doch Sanji ließ ihn nicht los, zog an Zorros Arm und drehte ihn zu sich herum. Sanjis Lippen lagen noch immer auf Zorros, die Hand wanderte in seinen Nacken und der Körper des Smutjes drängte sich unnachgiebig an seinen.

Sanji öffnete die Lippen und begann rücksichtslos Zorros Mund in Besitz zu nehmen, gab ihm keine Möglichkeit, sich von ihm zu lösen, geschweige denn etwas zu sagen. Zorro spürte, dass Sanji seine Beine mit den eigenen umschlag, warmer Atem streifte sein Gesicht, Lippen besetzten seine. Er schloss die Augen, überfordert von allen Eindrücken, bevor er eine Hand um Sanjis Hals legte und langsam zudrückte.

Er wusste, bei seinem Glück würde ein geplanter Faustschlag in der Dunkelheit sein Ziel verfehlen, aber mit Sanjis Gesicht unmittelbar an seinem eigenen wusste er, wo der Hals sich befand. Sollte Sanji den Wunsch verspüren, nicht zu ersticken, würde er von Zorro ablassen müssen.

Zorro hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Sanjis Hand sich unter sein noch immer nasses Oberteil schieben würde. Überrumpelt keuchte er auf, als warme Hände über seinen kalten Bauch strichen, dann biss er sich auf die Lippen und konzentrierte sich auf Sanjis Hals, versuchte die penetrante Hand zu ignorieren.

Sein Atem wurde schwerer, er schob es auf die Anstrengung, die damit verbunden war, Sanjis Hals zu umklammern, doch je mehr Sekunden verstrichen, desto bewusster wurde ihm, dass es nichts brachte. Es kostete ihn zunehmend mehr Konzentration, seinen Griff nicht zu lockern und er registrierte nur am Rande, dass Sanjis Lippen seine längst verlassen hatten und nun über seinen Hals wanderten.

„Hör auf, Sanji“, grollte Zorro und schloss gegen seinen Willen die Augen. Sanji hielt ihn für eine Frau, er konnte sich nicht von Sanji überwältigen lassen! Der Kampfgeist kehrte zu ihm zurück und er stemmte sich gegen den Koch. „Smut –“, der Rest des Wortes ging in einem gedehnten Zischen unter, als Sanjis Hände sein Haramaki beiseite und sich in seine Hosen schoben. „Was bei – Sanji!“, stieß er durch zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte seine Atmung zu beruhigen. „Komm zu dir, Spinner!“ Keuchen erfüllte den Raum und Zorro wurde schlagartig bewusst, dass es nicht alleine von Sanji, sondern auch von ihm selbst kam. Er schloss die Augen und sein Widerstand verebbte, als Hitze seinen Körper einnahm und die Erregung, die bis dahin nur unterschwellig am Rand seines Bewusstseins verharrt hatte, nun ins Zentrum seiner Wahrnehmung rückte.

Er blendete alles aus, übrig blieben Sanjis Bewegungen. Druck, Reiben, Stöhnen. Wieder und wieder. Zorro spürte regelmäßige Bewegungen gegen seine Hüfte, Sanjis heißen Atem auf seinem Gesicht, Stöhnen dicht neben seinem Ohr. Dann erreichte die Hitze ihren Höhepunkt, schien Zorro zu verschlingen. Er bäumte sich auf, ein letzter gepresster Laut entwich seinen Lippen, gefolgt von raschen Atemzügen. Was blieb war die Erkenntnis. Darüber, was soeben geschehen war, gefolgt von Entsetzen.

„Bist du wach?“, fragte Zorro in die Stille zwischen ihnen, einzig unterbrochen von gepresstem Atem.

„Ja“, antwortete Sanji aus der Dunkelheit.

„Scheiße“, sagte Zorro und sein Kopf fiel schlaff zur Seite. Er wusste, durch Sanjis Wachsein war ihnen die einzige Möglichkeit genommen worden, die Situation zu erklären. „Scheiße “, wiederholte Zorro und schloss gequält die Augen. Er war froh, dass es dunkel war, denn er war sich nicht sicher, ob er Sanji in die Augen hätte sehen können.
 

Sanji war frustriert. Er war wirklich frustriert und zwar nicht nur geistig, sondern auch körperlich. Gerade körperlich. Er lag unter Deck, einen Arm über die Augen gelegt, den anderen bewegungslos neben sich. Erinnerungen durchströmten seinen Körper, Erinnerungen an die vergangene Nacht, Erinnerungen an Zorro, Erinnerungen an das, war sie – was er - getan hatte. Er verstand sein Handeln nicht, verstand nicht, wie es so weit hatte kommen können.

Er hatte Nami vor sich gesehen, kurzzeitig Robin und Vivi, hatte sie gefühlt, dann waren sie von einem Moment auf den nächsten verschwunden, stattdessen hatte er Zorros Körper dicht an seinem gespürt, sein eigener Atem hatte sich mit Zorros vermischt. Zorros Wärme hatte ihn benebelt, hatte ihn die Kontrolle verlieren lassen. Seine eigene Erregung hatte ihn blind werden lassen, blind vor dem, was tatsächlich war. Er hatte die Realität nicht mehr sehen können, sie hatte ihn nicht wahrnehmen lassen, dass Zorro nicht Nami war, hatte ihn ignorieren lassen, dass Zorro ein Mann war und letztendlich die absolute Erkenntnis ausgeblendet - dass Zorro Zorro war.

Sanji schauderte unmerklich, als er die wenigen Minuten, die alles verändert hatte, vor seinem geistigen Auge Revue passieren ließ. Er konnte sich keine Bilder ins Gedächtnis rufen, stattdessen blieben ihm nur seine Sinneswahrnehmungen. Zorros abgehackter Atem, seine Versuche, ihn zu wecken und an dem zu hindern, was er tat. Das Gefühl von seinen Lippen auf Zorros, Zorros Hitze an seinen Händen, Zorros Stöhnen und letztendlich sein eigenes Hochgefühl.

Er war verwirrt, wusste nicht, welcher Teufel ihn geritten hatte, einen Mann auf diese Art und Weise zu berühren, noch dazu nicht irgendeinen Mann, sondern Zorro. Lorenor – gottverdammter Mistkerl – Zorro.

Es war nicht normal, es war verdammt noch mal nicht normal, was er getan hatte. Männer schliefen mit Frauen, Männer verschafften sich selbst kurzzeitig Befriedigung, wenn es unbedingt notwendig war, aber Männer berührten keine anderen Männer. Wenigstens nicht unter normalen Umständen, auch wenn auf See allgemein Ausnahmen galten. Sanji war zumindest bis zu diesem Moment der Überzeugung gewesen, dass er niemals andere Männer berühren würde. Er wurde von Frauen angezogen, Frauen fanden ihn anziehend. Männer und Frauen trafen sich, verliebten sich, heirateten und bekamen Kinder. Sanji war nicht erpicht auf eine Familie und einen ruhiges Leben, aber er hatte angenommen, es würde letztendlich darauf hinauslaufen.

Für einen Moment sah er sich und Zorro vor einem kleinen Haus in einer friedlichen Stadt und schaudernd schüttelte er den Kopf. Niemals. Er liebte doch Nami. Er liebte Nami, und Robin, er vermisste Conis und Vivi. Er konnte nicht – es konnte unmöglich sein, dass – nicht Zorro! Er konnte Zorro nicht körperlich anziehend finden.

Seine Gedanken wanderten zu den Gelegenheiten, in denen er Zorro beim Trainieren zugesehen hatte. Schweißnass, nur mit Hose bekleidet, in der prallen Sonne und Gewichte stemmend. Zorro, wie er kämpfte. Zorro, wie er siegte. Zorro, wie er mit sich selbst zufrieden für einen Moment in die Ferne blickte, gerade so, als wäre er selbst in diesen Momenten woanders. Sanji hatte es doch vorher nie beachtet, es konnte nicht von einem Moment auf den nächsten anders werden.

Er schloss stöhnend die Augen. Es war aber anders, die letzte Nacht war Beweis genug gewesen. Die Reaktion seines Körpers, als er Zorro berührt hatte und offensichtlich gewesen war, dass Zorro nicht Nami sein konnte, war eindeutig gewesen. Sanji war ratlos, er konnte es sich nicht erklären.

Fluchend richtete er sich auf. An Schlafen war nicht mehr zu denken. Er drückte die Luke auf und spähte nach draußen. Zorro saß neben dem Steuer und schien zu schlafen. Langsam kletterte Sanji an Deck, darauf bedacht, nicht zu viel Lärm zu machen. Er überquerte das Deck und warf einen prüfenden Blick auf den Logport neben Zorro.

„Der Kurs stimmt.“

Sanji zuckte zusammen und begegnete Zorros ernstem Blick. Er zwang sich zu einem gleichgültigen Schulterzucken und wandte sich ab. „Ich wollte nur sicher gehen.“

Zorro blickte an Sanji vorbei, dann stand er auf. „Sanji –“

„Ich weiß schon!“, kam Sanji ihm zuvor. „Wir sollten es einfach vergessen, dann ist es nie passiert. Das ist das Beste. Es wird ohnehin nie wieder vorkommen!“

„Nein.“ Zorro schüttelte den Kopf und hob die Hand. „Eine Insel. Das meinte ich.“

„Ah.“ Sanji schluckte schwer, dann folgte er dem Wink und tatsächlich, vor ihnen hoben sich die Konturen einer Insel ab. „Ja, stimmt.“ Er blickte zu Zorro und erkannte, dass dieser ihn immer noch ansah. Die Eindrücke der letzten Nacht spielten sich einem Tonabfolge gleich in seinem Inneren ab, brachten ihn dazu, von sich aus darüber zu sprechen: „Ich weiß nicht, was passiert war, aber es – es war einmalig, klar? Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber ich“, er blickte finster zu Boden, „du weißt, dass ich Frauen ... und keine Männer.“ Zorros Miene blieb unbewegt. Sanji sah auf und starrte ihn wütend an. „Ich meine, was ist schon dabei?! Es war ein Mal, es war ein Fehler und wir haben es beide eingesehen.“

Zorro hob die Augenbrauen. „Hab ich etwa protestiert?“

„Du stehst da, als würde dich das alles nicht angehen, das tut es aber!“ Sanji ballte die Fäuste. „Lässt dich das alles etwa kalt?“

„Du hast selbst gesagt, es war ein Fehler.“

Sanji spürte, wie Zorros Worte ihn immer wütender machten. „Ja, aber das heißt nicht, dass du gar nichts sagen sollst!“

„Ich dachte, du willst nicht mehr darüber reden.“

„Verdammt Zorro!“ Sanji verlor die Kontrolle, machte einen Schritt auf den Schwertkämpfer und packte ihn am Kragen seines noch immer feuchten Hemdes. In einer raschen Bewegung zog er ihn zu sich und presste ihm brutal die eigenen Lippen auf den Mund. Er legte eine Hand in Zorros Nacken und zog ihn näher an sich. Sekundenlang verharrte er in dieser Position, dann ließ er abrupt von Zorro ab und trat schnell atmend zurück. Sein Herz schlug unnatürlich hart gegen seine Brust, er musterte Zorro aufgebracht. „Und? Hast du etwas gefühlt? Ich nicht, darum kann es nur ein Fehler gewesen sein. Ich bin auf deinen Eindruck gespannt. Du kannst auch mal etwas –“

Zorro hinderte ihn am weiteren Sprechen, indem er sich vorbeugte und nun seinerseits Sanjis Lippen mit seinen verschloss. Perplex hielt Sanji inne, wehrte sich nicht, als Zorros Zunge seinen Mund erkundete und ihm kurzzeitig jede Möglichkeit zum Atmen nahm. Dann riss er sich ruckartig von Zorro los und wich zurück. „Was zum – was sollte das denn?“

Zorro betrachtete ihn unbewegt. „Ich wollte nur klarstellen, wie es sein muss, bevor du behaupten kannst, du würdest nichts fühlen.“

Sanjis Hände zitterten unkontrolliert und er ballte die Fäuste, sein Herz schlug schneller als zuvor. Zorro hatte ihn überrumpelt, er hatte nicht damit gerechnet, dass der Schwertkämpfer von sich aus die Initiative ergreifen würde. „Das ist noch lange kein Grund – warum hast du -?!“

„Du hast es doch auch getan“, stellte Zorro sachlich fest und verschränkte die Arme.

„Ja, aber –“

„Und solange du nichts fühlst, macht es keinen Unterschied.“ Sanji musste ihm im Stillen Recht geben, doch er war viel zu aufgewühlt, um etwas zu erwidern. Zorro ließ die Arme sinken und ging an Sanji vorbei. „Wir sollten alles vorbereiten, wenn wir bald an Land gehen wollen. Ich nehme an, wir müssen die Vorräte auffüllen.“

„Ja“, sagte Sanji langsam und spürte, wie seine Selbstsicherheit zurückkehrte. „Wir haben kein Wasser mehr.“

„Wir könnten die übrigen Schwerter verkaufen“, schlug Zorro vor und betrachtete sie nachdenklich.

„Gute Idee.“ Sanji drehte sich zu ihm um. Zorro hatte ihm den Rücken gekehrt. „Zorro.“ Der Schwertkämpfer blickte über seine Schulter. „Tu das nie wieder.“

Selbst aus der Entfernung konnte Sanji Zorro grinsen sehen. „Keine Sorge. Aus Fehlern lernt man für gewöhnlich.“
 

„Nein Zorro, das andere Links.“

„Ich weiß, wo wir lang müssen“, knurrte der Schwertkämpfer verstimmt und warf Sanji finstere Blicke zu.

„Gut“, der Smutje blieb stehen, „dann geh vor.“

Zorro folgte der Aufforderung und marschierte voran. „Tze, als ob ich nicht wüsste, wo unser Schiff liegt ...“

„Zorro.“

Er blieb stehen und drehte sich zu Sanji um. „Was denn?! Ich dachte, ich dürfte den Weg angeben. Wenn es dir nicht passt –“

Sanji deutete mit dem Daumen über seine Schulter. „Da lang. Du gehst wieder zurück zur Stadt.“ In diesem Moment hätte Zorro Sanji am liebsten die Einkaufstaschen aus den Händen gerissen und ihm das widerliche Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.

Zurück auf dem Schiff verstauten sie die Einkäufe, Sanji legte fest, dass er das übrig gebliebene Geld, welches sie für die Schwerter bekommen hatten, aufbewahren würde. Zorro war nicht so dumm, sich mit ihm darum zu streiten. Er griff nach einer Flasche Sake, während Sanji Verbände, Zigaretten und Nahrungsmittel aus einer Tüte packte. Zorro blickte aus den Augenwinkeln zu ihm.

„Wofür all die Gewürze?“, fragte er argwöhnisch. „Diese Kogge hat keine Kombüse, es sei denn du möchtest ein kleines Feuer an Deck anzünden und darauf kochen.“ Er wich der zerdrückten Papiertüte aus, die Sanji nach ihm warf.

„Klappe, Spinatschädel! Auch wenn es keine Kombüse gibt, heißt das nicht, dass wir uns von trockenem Brot und Wasser ernähren müssen.“

„Damit hätte ich kein Problem.“

„Ja, du würdest auch Sand essen, wenn man ihn dir schmackhaft macht“, höhnte Sanji und griff nach den drei Packungen Zigaretten, die er gekauft hatte. „Was für eine effektive Art, Proviant zu sparen. Der Nachteil ist bloß, dass du alles, was man mit dir an Rationen spart, durch Sake wieder weg säufst.“

„Jeder hat sein ganz persönliches Laster“, spöttelte Zorro und nahm einen Schluck aus der Flasche. „Du hältst deins in der Hand.“

„Sie sind nicht halb so teuer, wie dein Sake.“

„Ach, tatsächlich? Ich dachte du nimmst die speziellen. Ich dagegen gebe mich mit jedem Sake zufrieden.“

„Was nur wieder für deine Unfähigkeit spricht, wenn es um Geschmack geht. Jeder, der auch nur eine leise Ahnung hat, weiß, dass billiger Sake scheußlich schmeckt.“

„Was beklagst du dich, Smutje, wenn du dadurch sparst?“

„Du bist der wahr gewordene Albtraum eines jeden Kochs.“

Zorro wollte Sanji darauf aufmerksam machen, dass er letzte Nacht nicht den Eindruck erweckt hatte, als wäre Zorro ein Albtraum für ihn, doch er beließ es dabei, einen weiteren Schluck Sake zu nehmen und sich in eine Ecke des Decks zurückzuziehen. Sanji sah ihm nach, dann griff er nach einer Zigarette und zündete sie an. Es war die erste seit mehr als sechs Tagen und der erste Zug war so unangenehm, dass Sanji die Zigarette vor Überraschung beinahe ausgespuckt hätte. Hustend nahm er sie aus dem Mund und wartete, bis seine Kehle nicht mehr brannte. Er hätte nicht erwartet, dass sechs Tage so einen Effekt hätten. Er hatte angenommen, der erste Zug wäre der Himmel auf Erden. Sechs Tage und sein Körper hatte vergessen, wie eine Zigarette schmeckte.

„Na Smutje, verlernt zu rauchen“, rief Zorro hämisch von anderen Ende des Bootes und Sanji starrte ihn wütend an. „Trink und halt die Klappe, Brüllaffe!“

Der zweite Zug war weitaus angenehmer und ging bereits in die Richtung dessen, was Sanji sich von der Zigarette erhofft hatte. Er lehnte sich an die Rehling und blies den Rauch in die Luft. „Wir sollten bald ablegen“, sagte er zu Zorro, stieß sich ab und begann, den Anker einzuholen.

Stunden später waren sie wieder auf See und folgten dem Logport, der sich glücklicherweise schnell wieder aufgeladen hatte. Sanji machte Abendessen und Zorro hockte an Deck und trank. Sanji warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. „He, Zorro, wie wäre es, wenn du den Fusel endlich sein lässt. Es gibt Essen. Ich will nicht, dass du vorher schon betrunken bist.“

Zorro stand auf und kam zu ihm herüber. „Der Sake ist zu billig, um mich betrunken zu machen. Außerdem war es nur eine Flasche, die reicht dafür nicht aus.“ Er betrachtete die Mahlzeit und hob die Augenbrauen. „Das hast du ohne Feuer gemacht?“

„Kalte Küche, Maître.“

„Ich nehme das als ein ja“, murmelte Zorro und griff nach seinem Teller. Das Essen verlief schweigend, die Sonne ging hinter ihnen unter und der Himmel wurde zunehmend dunkler. Sanji stellte schließlich den Teller beiseite. „Ich hoffe, wir finden sie bald“, sagte er leise, blickte dabei in die Ferne. „Noch zwei oder drei Inseln, dann ist es wahrscheinlich, dass sie uns dort Nachrichten hinterlassen haben.“

„Hn.“ Zorro lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Nami und Robin fehlen mir so.“ Zorro grunzte, sagte jedoch nichts. „Ich hoffe, sie vermissen mich nicht zu sehr.“

„Keine Sorge“, entgegnete der Schwertkämpfer leichthin, „ich bin sicher, sie genießen die ruhige Zeit ohne dich.“

„Du bist doch bloß eifersüchtig.“

„Worauf?“ Zorro öffnete die Augen und sah Sanji an. Sein Blick war aufrichtig, er schien wirklich nicht zu wissen, worauf.

Sanji schüttelte resignierend den Kopf. „Na darauf, dass sie dich nicht so ansehen, wie mich.“

„Mit genervten Gesichtsausdrücken?“, witzelte Zorro und verdrehte die Augen.

„Nein, mit Sehnsucht.“

Sehnsucht?“, echote Zorro höhnisch. „Ich weiß nicht, wo du Sehnsucht siehst. Muss mir entgangen sein, ich war viel zu sehr von Namis Gier abgelenkt.“

„Red nicht so von Nami-Maus!“, entrüstete sich Sanji.

„Was willst du tun? Mich mit deinem Charme bewusstlos wirbeln?“ Zorro lachte leise. „Oder willst du mich mit deinem lächerlich verliebten Gesichtsausdruck so lange foltern, bis ich freiwillig ins Meer springe?“

„Ich warne dich, Spinatschädel!“ Sanji beugte sich vor und blickte gefährlich auf Zorro hinab. „Pass auf, was du sagst!“

„Das tue ich schon“, bemerkte Zorro unbeeindruckt. „Und ich muss zugeben, meine Worte haben eine interessante Wirkung auf dich. Du hörst überhaupt nicht auf von deinen Geliebten zu sprechen, obwohl ich nichts davon hören will.“

„Nur weil du kein Liebesleben hast –“

„Wer sagt, dass ich eins will? Und wer sagt, dass du eins hast? Du geiferst den Mädchen nach, aber hat auch nur eine von ihnen –“

„Red weiter und ich stopf dir den Mund mit meinem Fuß!“

Zorros Hand schnellte nach vorne und er packte Sanji am Arm. „Ich wüsste da etwas Besseres.“ Er zog den Smutje zu sich hinab und küsste ihn. Sanji riss sich augenblicklich los.

„Zorro, du elender Mistkerl, was hab ich dir gesagt?! Verdammt, das ist widerlich!“

„Letzte Nacht hat es dich nicht gestört.“ Zorro setzte sich auf und stützte sich mit den Ellbogen von den Planken ab. „Du schienst dem Ganzen nicht abgeneigt zu sein.“

„Wir haben doch schon darüber geredet, es war ein Fehler!“

„Ich weiß, aber sind wir nicht gewöhnliche Menschen, die Fehler auch zwei Mal begehen?“ Zorro betrachtete Sanji eindringlich und ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Er war gespannt, was der Smutje jetzt sagen würde.

„Zorro“, das Wort war nicht mehr als ein Grollen. „Ich will nichts von Männern, ganz bestimmt nichts von dir. Ich liebe Frauen, ich bin normal!“

„Du bist kindisch, Smutje“, seufzte Zorro und ließ sich zurücksinken. Er hatte Sanji aus der Reserve locken wollen, doch der verhielt sich wie ein verletztes Tier, dass in die Ecke gedrängt wurde und beharrte auf seiner Meinung.

„Nein, du bist verrückt, Zorro.“

„Falsch. Ich denke gerade ziemlich rational. Du kannst nicht leugnen, was letzte Nacht passiert ist. Das ist es einfach und du kannst auch nicht leugnen, dass es dir gefallen hat, obwohl wir beide Männer sind. Du wirst doch wohl genügend Mut besitzen, um darüber reden zu können.“ Damit hatte er Sanji, Zorro wusste, dass der Smutje jetzt aus einem Pflichtgefühl heraus das Gespräch nicht abbrechen würde. „Ich hab keine Lust, es zu wiederholen, genau wie du Smutje –“

„Nein, darum hast du mich heute bloß zwei Mal geküsst“, spottete Sanji und verschränkte die Arme.

„Du hast mich auch einmal geküsst, also sind die Fronten ziemlich ausgeglichen.“

„Dass du alles immer auf einen Kampf übertragen musst.“

Zorro sparte sich die Erklärung, dass ihm das Geschehen der letzten Nacht auch viel mehr an einen Kampf erinnerte, als an eine Liebelei und fuhr fort: „Ich will einfach, dass du aufhörst, dich wie ein Mädchen zu benehmen, und dich wieder normal verhältst.“

„Ich verhalte mich normal!“

„Tust du nicht. Du weichst mir aus, normalerweise wären wir heute mindestens einmal prügelnd auf den Planken gelandet, aber du weichst selbst den Kämpfen aus. Das ist langweilig.“

„Du tust das alles, weil dir langweilig ist? Du willst, dass wir uns prügeln?“, fragte Sanji fassungslos.

„So kann man es ausdrücken.“

„Ganz wie du willst“, grollte der Smutje und stürzte sich mit einem wütenden Schrei auf Zorro. „Ich kann nicht glauben, dass du alles aus Langeweile getan hast!“

Sie wälzten sich auf dem Boden, Sanji teilte Tritte aus, Zorro konterte mit Faustschlägen und minutenlang rollten sie von einer Seite auf die andere. Dann erlahmten ihre Bewegungen schließlich und sie starrten sich aus zerschundenen Gesichtern an. Zorros Lippe war aufgesprungen und Sanji blutete aus der Nase. Seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, sein Atem vermischte sich mit dem von Zorro.

„Ist dir immer noch langweilig?“, fragte er gepresst.

„Nein“, antwortete Zorro ehrlich und blockte Sanjis Knie. Seine Faust streifte Sanjis Schläfen. „Nicht mehr.“ Ihre Tritte und Schläge wurden langsamer und verebbten schließlich ganz. Bewegungslos lagen sie an Deck des Bootes, blickten stumm in den Himmel. „Das tat gut“, bemerkte Zorro schließlich und atmete hörbar aus.

„Du bist echt krank, Zorro.“ Sanji schüttelte den Kopf.

„Als ob du es nicht vermisst hättest.“

„Nein, im Gegensatz zu dir bin ich nicht so heiß darauf, mich mit dir zu prügeln.“

„Weil du weißt, dass du keine Chance gegen mich hast“, fügte Zorro hinzu und seine Lippen zuckten nach oben. Er hatte keine Möglichkeit zu reagieren, da presste sich Sanjis Knie gegen seine Kehle. Der Smutje war so schnell über ihm gewesen, dass Zorro sich nicht verteidigen konnte.

„Wer hat keine Chance gegen wen?“, fragte Sanji leise und seine im Schatten liegenden Augen funkelten dunkel. „Du bist viel zu sehr von dir selbst überzeugt, Zorro.“ Der Schwertkämpfer schluckte, sein Kehlkopf presste sich schmerzhaft gegen Sanjis Kniescheibe, doch er sagte nichts, starrte stumm in das Gesicht des Smutjes. „Jetzt bist du sprachlos, was?“

Zorro öffnete den Mund, doch ihm fielen tatsächlich keine Worte ein, die auch nur annähernd beschreiben konnten, was in diesem Moment in ihm vorging. Sanji ignorierte Zorros Versuch, stattdessen fuhr er ungerührt fort: „Ich würde dir am liebsten sämtliche Knochen brechen für alles, was du in den letzten Tagen verbucht hast, Zorro, aber am meisten ... am meisten möchte ich dich im Meer ertränken für all das, was ...“, er löste den Blickkontakt und sah zur Seite, „für all den Mist, der seit letzter Nacht in meinem Kopf herumspukt.“ Er fixierte Zorro voller Zorn. „Wie kann ich Nami und Robin vermissen und mich gleichzeitig von dir ... angezogen fühlen?“ Er spuckte das Wort regelrecht aus. „Wie unnormal ist das?! Wie kann ich wissen, dass es ein Fehler war – ein Fehler ist – und trotzdem ... Verdammt, ich hab dich geküsst und es hat mich nicht gestört. Dann hast du mich geküsst, und es hat mich immer noch nicht so gestört, wie es das normalerweise hätte tun sollen! Das ist alles nur deine Schuld, Zorro! Hättest du dich überhaupt nicht erst von der Marine gefangen nehmen lassen, wäre das alles nicht passiert!“

Zorro hob eine Hand und legte sie auf Sanjis Bein. Er drückte das Knie soweit von sich, dass er genug Luft für seine nächsten Worte bekam: „Du bist so kindisch, Smutje. Du solltest wissen, dass deine Anschuldigungen unbegründet sind, aber trotzdem verhältst du dich so dumm.“ Er begegnete Sanjis entrüstetem Blick mit Gleichgültigkeit. „Wenn du ein bisschen auf deine eigenen Worte achten würdest, würdest du merken, dass sie nichts weiter sind als Ausreden. Was soll das, ich dachte du wärst ein Mann?“

„Ich bin ein Mann!“

„Dann verhalt dich gefälligst wie einer“, fuhr Zorro ihn harsch an, stieß das Knie zur Seite und richtete sich auf. Er griff nach Sanjis Schulter, beugte sich vor und küsste den Smutje fest auf die Lippen. Sanjis Hand krallte sich schmerzhaft in Zorros Seite, doch er erwiderte den Druck der Lippen und die Bewegungen nicht minder stark. Seine Augen fielen zu, er hob den andern Arm und vergrub seine Hand in Zorros Haaren.

Ihre Lippen trafen sich wieder und wieder, wie im Wahn pressten sie ihre Münder aufeinander, lösten sich nur für wenige Augenblicke, für ein kurzes Schnappen nach Luft, nur um anschließend von Vorne zu beginnen. Rasch entwickelte sich aus dem zunächst instinktiven Handeln ein geradezu geplantes Vorgehen, jeder kämpfte um die Dominanz und wurde unnachgiebig zurückgedrängt, sobald er versuchte, die Oberhand zu gewinnen. Sanjis Hand grub sich weiter in Zorros Seite und entlockte dem Schwertkämpfer ein schmerzhaftes Stöhnen. Sanji nutzte diesen Moment der Unachtsamkeit, verlagerte sein Gewicht und drückte Zorro nach hinten, bis der Schwertkämpfer flach auf dem Rücken lag.

Zorro versuchte, sich gegen den Griff zu stemmen und hätte es mit seiner Kraft auch geschafft, hätte Sanji nicht dieselbe Hand, die wenige Momente zuvor noch Zorros Hüften malträtiert hatte, unter das Hemd des Schwertkämpfers geschoben und begonnen, seinen muskulösen Bauch fordernd zu berühren. Zorro, von dieser Handlung gleichsam überrascht wie geschockt, keuchte überwältigte von den Gefühlen, die ihn durchfuhren, auf und vergaß für kurze Zeit, sich zu wehren.

Am Rande seiner Wahrnehmung wurde ihm bewusst, dass seine Worte Sanjis derzeitiges Handeln hervorgerufen hatte, dass er für den Zustand des Smutjes verantwortlich war und die Konsequenzen tragen musste. Im selben Moment wusste ein anderer Teil von ihm, dass er diese Reaktion gezielt provoziert hatte und bereit war, die Konsequenzen zu tragen.

Er spürte Sanjis Lippen auf seinem Mund, an seinem Kinn und schließlich auf seiner Kehle, Sanjis Hand wanderte noch immer forschend über seinen Bauch. Zorro öffnete die Augen, griff in Sanjis Nacken und zog den Smutje zu sich hoch. Erregung breitete sich mehr und mehr in seinem Körper aus, je öfter er Sanjis Lippen spürte, je länger Sanjis Hände auf seiner Haut waren und Zorro realisierte, dass er Sanji handeln ließ, dass er ihm ohne es zu wollen die Führung überlassen hatte.

Widerwillen regte sich in ihm, sein Stolz protestierte, ebenso sein Kampfgeist und Zorro folgte dem Drängen dieser Eigenschaften, zwang Sanji zu einem weiteren leidenschaftlichen Kuss, während er nun seinerseits den Körper des Smutjes zu erkunden begann. Seine Hände nestelten an den Knöpfen von Sanjis Hemd, welches er sich in der Stadt gekauft hatte. Zorro war für wenige Augenblicke froh, dass Sanji nicht mehr die Marineuniform trug, denn sie wäre weitaus komplizierter auszuziehen gewesen. Dann war der Gedanke verflogen und er konzentrierte alle Sinne auf die Gegenwart.

Der letzte Knopf wurde geöffnet, die Enden des Hemdes fielen auseinander. Zorro fuhr über Sanjis flachen Bauch, ertastete die Muskeln und spürte die Unruhe des Smutjes in ihrem Kuss, den schnellen Atem, das von seinen Lippen verschluckte Keuchen. Er wanderte Sanis Brust hinauf, verharrte am Schlüsselbein des Kochs und übte Druck aus, zwang Sanji, sich von ihm zu lösen, dann streifte er ihm das Hemd von den Schultern. Es hatte noch nicht die Holzplanken berührt, da befand Sanjis Zunge sich bereits wieder in seinem Mund, verlangte nach mehr und Zorro zog ihn zu sich, bekam nicht genug von der unmittelbaren Nähe des anderen.

Sie verloren zunehmend die Kontrolle, näherten sich stetig dem Punkt, an dem Küsse alleine nicht mehr ausreichten. Zorro, trunken von Sanjis Berührungen, bahnte sich mit den Lippen einen Weg über Sanjis Kinn, seinen Hals hinab, zog eine feuchte Spur, bis er an dem Knochen des Schlüsselbeins verharrte. Sanji neigte den Kopf, gab Zorro durch den sich verstärkenden Griff in seinem Nacken zu verstehen, dass er das Richtige tat und der Schwertkämpfer kam nicht umhin, seine Lippen zu einem Grinsen zu verziehen, während er Sanji mit einer Hand zur Seite drückte, bis sie schließlich nebeneinander lagen. Zorro spürte Sanjis Hände am Saum seines Hemdes und ließ kurzzeitig von ihm ab. Er richtete sich auf und streifte das Hemd, sowie sein Haramaki ab, dann lag er wieder neben Sanji und erkundete mit Lippen und Zunge den Oberkörper des Smutjes. Rasch fand Zorro heraus, wo sich besonders empfindsame Stellen befanden, nutzte dieses Wissen aus um Sanji zunehmend zu reizen, genoss den abgehackten Atem des anderen, der gelegentlich zu einem Stöhnen anschwoll.

Mit einer Hand wanderte er an Sanji Körper hinab und presste sie schamlos auf Sanjis Mitte, brachte den Smutje dazu, den Atem scharf einzuziehen. „Zorro“, zischte Sanji, doch eine Bewegung von Zorros Hand wandelte seine Ermahnung zu einem erstickten Keuchen. „Verdammt ...“

„Ja, Smutje“, murmelte Zorro dicht an Sanjis Ohr und schloss die Augen, seine Hand weiterhin bewegend. „Verdammt ... trifft es gut.“ Er atmete schwer und begann, Sanjis Hose aufzuknöpfen, bevor er seine Tätigkeit fortsetzte. Sanjis Augen weiteten sich, unkontrolliertes Stöhnen verließ seine Kehle, er krallte sich an Zorro. „Hör auf“, keuchte er, um Beherrschung bemüht. „Scheiße Zorro, hör auf!“

Zorro verlangsamte seine Bewegungen und Sanjis Ausdruck verdunkelte sich, bis Zorros Hand verharrte und Sanji ihn aufgebracht im Nacken packte. „Warum hörst du auf?!“

Zorro atmete schwer, sein Verstand arbeitete nicht so schnell, wie er es sich wünschte, Erregung peitschte durch seinen Körper, doch er grinste Sanji in einer Mischung aus Spott und Überlegenheit an. „Du hast gesagt, ich soll aufhören.“

„Ich meinte nicht“, Sanji stöhnte frustriert, „du solltest nicht -“ Er atmete zitternd ein und verlor schließlich die Beherrschung: „Mach weiter oder ich versenke dich auf dem Meeresgrund!“

Zorro lachte rau. „Wie du meinst.“ Augenblicklich setzte er das fort, was er begonnen hatte und Sanji schloss stöhnend die Augen lehnte seinen Kopf an Zorros Hals. Zorro selbst spürte, dass Sanji nicht mehr lange aushalten würde, verstärkte nach endlosen Sekunden seine Bemühungen ein letztes Mal, dann verspannte Sanji sich neben ihm und er spürte seine warme Flüssigkeit auf seiner Hand.

Augenblicke vergingen, dann beugte Zorro sich vor, presste seine Lippen auf Sanjis Hals. Sanjis Atem streifte seine Schulter und er stöhnte selbst leise. Seine Erregung, durch Sanjis Laute nur verstärkt, rückte ins Zentrum seiner Wahrnehmung und fordernd strich er Sanji über den Rücken. Er wusste, er musste jetzt vorsichtiger sein, sonst würde Sanji wohlmöglich noch Panik bekommen, wenn ihm bewusst wurde, was sie im Begriff waren, zu tun. Zorro wusste nicht, ob Sanji tatsächlich schon den Mut besitzen würde, aber er musste es zumindest versuchen. Er selbst hatte weniger als einen Tag dazu gebraucht, es zumindest zu akzeptieren, doch er konnte nicht sicher sein, dass es bei Sanji ähnlich war.

„Lass mich los Zorro“, grollte Sanji gegen Zorros Brust und bestätigte Zorros Verdacht. Er hörte nicht auf den Smutje, verstärkte den Griff um Sanji und küsste ihn leidenschaftlich. Er spürte Sanjis sich beschleunigenden Atem, der sich mit seinem vermischte, seine Lungen füllte, als ihre Münder sich gegeneinander bewegten, ihre Zungen sich trafen. Er presste sich an Sanjis Körper, spürte das erregte Zittern, dass durch den anderen ging.

Zorro stöhnte in den Kuss, als er Sanjis Hände auf seiner Brust spürte, tastende Finger seine Muskeln nachfuhren und langsam hinab wanderten. Er schloss überwältigt die Augen, als Sanji seine Hüften erreichte, schließlich von den Knochen abließ und seinen Weg fortsetzten. Er riss sich von Sanjis Lippen los, als die Hände ihn dort berührten, wo er es in diesem Moment am meisten wollte. „Sanji“, entwich es ihm in einem Knurren und in diesem Moment kippte die Stimmung.

Er sah, wie Sanjis Augen sich vor Entsetzten weiteten, als hätten Zorros Worte ihn aus einem Wahn gerissen. Er verspannte sich und stieß Zorro hart von sich. Sein Blick verdunkelte sich, Wut und Feindseligkeit durchzogen ihn, als er sich aufrichtete und aufgebracht auf Zorro hinab sah, der seinen Blick stumm erwiderte. Wortlos stand Sanji auf, griff nach seinem Hemd und schloss seine Hose, bevor er sich mit einem letzten finsteren Blick auf Zorro abwandte und unter Deck verschwand.

Zorro selbst blieb liegen, eine kühle Brise streifte seinen entblößten Oberkörper und ließ ihn erschaudern. Mit einem frustrierten Grollen setzte er sich auf. Er spielte kurzzeitig mit dem Gedanken, Sanji zu folgen und ihn zu zwingen, sich der Wahrheit zu stellen und zu beenden, was er begonnen hatte, doch er wusste, dass in diesem Moment keine Gewalt der Welt den Smutje dazu bringen würde, Zorro anzusehen, geschweige denn anzuhören. Er packte sein Hemd und zog es sich über, dann ließ er sich schnaufend zurückfallen, die Arme hinter dem Kopf. Er fühlte sich unbefriedigt und frustriert, doch er hätte damit rechnen müssen. Er hatte damit gerechnet, eigentlich schon viel früher, doch ausgerechnet in diesem Moment, als es für ihn am unangenehmsten war, hatte Sanji einen Rückzieher machen müssen.

Zorro schloss die Augen. Von allen Männern – sah man davon ab, dass es offensichtlich ausgerechnet ein Mann und keine Frau sein musste – warum ausgerechnet Sanji? Aus einem plötzlichen Trieb heraus, weil sie alleine unterwegs waren? Warum jetzt, warum hier und warum Sanji? Zorro stellte fest, dass Fragen ihm keine Antworten bringen würden, darum beschloss er, zu schlafen. Diese Nacht würde er an Deck verbringen müssen, es bestand lediglich eine verschwindend geringe Chance, dass der Smutje ihn zu sich unter Deck lassen würde.

Sanji war kompliziert. Sanji war schwierig. Dennoch fühlte Zorro sich von ihm angezogen, sah ihn auf eine andere Art und Weise. Sanji war attraktiv, er war stolz, er war genauso mutig, wie er dickköpfig war und Zorro kam nicht umhin, festzustellen, dass trotz all dieser Erkenntnisse der Drang, Sanji für seine Feigheit eine ordentliche Abreibung zu verpassen, kein bisschen nachgelassen hatte. Manche Dinge änderten sich offenbar nie.

Verlangter

Lorenor Zorro hatte in seinem Leben niemals daran gezweifelt, dass er ein Schwertkämpfer werden würde. Er hatte seine Kindheit im Dojô seines Meisters verbracht, hatte sich nie etwas Anderes für seine Zukunft vorstellen können. Er hatte mit sechs Jahren Männer besiegt, die viermal so alt gewesen waren, wie er selbst und hatte in Kuina eine angemessene Rivalin und Freundin gefunden.

An dem Tag, an dem sie starb, hatte er sämtliche Götter verflucht und im selben Zug bestimmt, dass es keine Götter geben konnte, wenn sie zuließen, dass jemand so Unglückliches wie Kuina in dem Moment, in dem sie endlich wieder einen Lebenswillen gefunden hatte, starb. Zorro war selbst noch sehr jung gewesen, doch ihm war zum ersten Mal die Ungerechtigkeit des Lebens vollauf bewusst geworden. Das war der Zeitpunkt, zu dem seine Kindheit endete.

In den Jahren als Kopfgeldjäger hatte er vielen Piraten gegenübergestanden, die behauptet hatten, eines Tages Gold Rogers Schatz für sich beanspruchen oder sogar soweit gingen, sich selbst mit ihrer Stärke über die des Piratenkönigs zu stellen, doch Zorro hatte viele von ihnen eines besseren belehrt. Als er Ruffy begegnete - oder vielmehr Ruffy ihm begegnete - war es ihm zunächst schwergefallen, dem Strohhut zu glauben. Er hatte ihn im ersten Moment schlichtweg für wahnsinnig gehalten, als Ruffy ihm - umringt von hundert bewaffneten Marinesoldaten - mit einem Grinsen verkündet hatte, er wäre der zukünftige König der Piraten. Vor die Wahl gestellt, über kurz oder lang von der Marine hingerichtet zu werden oder sich Ruffy anzuschließen und selbst Pirat zu werden, hatte er sich von dem Strohhut befreien lassen und war mit ihm weitergezogen. Er hatte diese Entscheidung nie bereut.

Als er Sanji zum ersten Mal gegenüber stand, nahm er den Smutje als nervigen, von sich selbst überzeugten Frauenbezirzter wahr und war vom ersten Moment an von ihm genervt. Sie waren während ihrer gemeinsamen Reise als Crew oft aneinander geraten, hatten sich geprügelt, sich verflucht und Seite an Seite gekämpft. Zorro hatte Sanji verfluchen und zu seltenen, wertvollen Gelegenheiten schätzen gelernt. Er hatte erkennen müssen, dass Sanji nicht ausschließlich auf Frauen fixiert war, dass er ein Mann mit Ambitionen war, die so aufrichtig und zielstrebig verfolgt wurden, dass Zorro sich oft an seinen eigenen Ergeiz erinnert fühlte.

Lorenor Zorro hatte in Sanji einen Menschen kennengelernt, dem er niemals wieder mit derartig zwiespältigen Gefühlen treffen würde. Denn im Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern der Crew verband sie nicht alleine Loyalität und Freundschaft. Zorro fühlte sich mit Sanji durch Hass, Kameradschaft, Missbilligung, Anerkennung, Geringschätzung und Solidarität gleichermaßen verbunden.

Und in den vergangenen Jahren ihrer Reise hatte er diesen Umstand schätzen gelernt. Er hatte sich daran gewöhnt. Und nun stellte er fest, dass er ohne ihn - ohne diese innere Zerrissenheit - nicht klarkam. Es nicht konnte. Natürlich war es Sanji selbst, der ihn darauf aufmerksam machte. Und die Art, wie er es machte, kam einem direkten, ungeblickten Tritt ins Gesicht gleich.

Lorenor Zorro hatte immer gewusst, dass der Smutje in seinem Inneren ein Schwein war.
 

Einweghass – Verlangter
 

„Sanji.“

...

„Smutje, stell dich nicht so an.“

...

„Das ist albern.“

...

„Verdammt, komm raus!“

Zorro hatte sich vorgenommen ruhig zu bleiben. Vernünftig zu sein. Wenn Sanji es schon nicht war, musste einer von ihnen wenigstens einigermaßen ... ausgeglichen sein. Aber verdammt noch mal, wenn dieser Idiot von einem Smutje es nicht für nötig erachtete, zu reagieren, dann konnte Zorro sich einfach nicht beherrschen. Es ging nicht!

„Du verfluchter Feigling von einem Koch, wenn du nicht sofort reagierst ...!“

Und noch immer schwieg Sanji. Zorro fand, dass sich der Koch wie eine Memme benahm und Zorro mochte keine Memmen. Noch weniger mochte er Sanji, der sich wie eine Memme benahm.

„Ich zähle bis drei, Sanji. Wenn du dann nicht freiwillig raus kommst, trete ich die Luke ein.“ Lorenor Zorro meinte es ernst. Sanji würde rauskommen, wenn er nicht wollte, dass Zorros Fuß ein Loch in die Luke bohrte.

„Ichi.“ Eins.

Vielleicht würde er auch Sanji eine mit seinem Schuh verpassen, wenn der Smutje die Luke öffnete und endlich kleinbei gab.

„Ni.“ Zwei.

Die Luke blieb geschlossen. Lorenor Zorro mochte keine halben Sachen.

„San –JI!“ Mit besonders viel Kraft ließ er seinen Fuß auf die Luke niederfahren, welche ächzend und splitternd seinem Tritt nachgab. Zorro fiel mit ihr nach unten und landete wenig leichtfüßig auf dem Holz des Innenrumpfes. Er begegnete Sanjis gleichgültigem Blick. Der Smutje saß auf einem Sack Reis, den sie – warum auch immer, wenn sie doch keine Küche oder einen Herd, geschweige denn einen Topf besaßen – im letzten Hafen gekauft hatten und rauchte eine Zigarette.

„Das fegst du auf, Marimo.“

„Che“, gab Zorro unbeeindruckt von sich. „Als ob.“

Sanji nahm die Zigarette in die Hand und klopfte die Asche von der Spitze. Zorro kam diese Geste unglaublich lächerlich vor, passte sie doch überhaupt nicht zu Sanji. Sanji ließ die Zigarette vom ersten Moment des Anzündens bis zum Moment des letzten Zuges in seinem Mund, nicht einmal ein Kampf mit der Marine änderte etwas an diesem Zustand.

Doch dieser Sanji vor ihm ließ sich zu einer Geste verleiten, die Zorros Beherrschung bröckeln ließ. Dieser Sanji war eine Memme. Und jede Bewegung die er tat, schien diesen Umstand nur zu verdeutlichen.

„Feigling“, zischte Zorro, denn nichts, wirklich gar nichts, hasste er mehr, als diese Art. Dieses Ignorieren des Offensichtlichen, dieses Totschweigen des unbedingt Auszusprechenden. Diese Heuchelei. „Du blöder Abklatsch von einem Möchtegernkoch!“ Sanjis Augenbraue zuckte, ein Zeichen dafür, dass Zorros Worte Wirkung zeigten. Worte gegen Sanjis Fähigkeiten waren für den Smutje ebenso schlimm wie ein Schlag unter die Gürtellinie. Zorro scherte sich einen Dreck darum. „Dann sag mir gefälligst direkt, dass du nichts an mir findest und dass es dir nicht gefallen hat. Lüg mir einfach ins Gesicht, aber wage es nicht, irgendwelche dummen Ausreden zu benutzen.“ Lorenor Zorro war wütend. Und wenn er wütend war, kam es vor, dass er mehr sprach als in jedem anderen Zustand. Gleichsam gewann jedes Wort an Gewichtung, denn er meinte alles, was er sagte, todernst.

Sanji schnippte den Zigarettenstummel beiseite und erhob sich, kam auf den Schwertkämpfer zu. Vor ihm blieb er stehen, verschränkte die Arme und sah Zorro kalt an. „Ich finde nichts an dir, Marimo. Es war eine Laune, weiter nichts. Und bei dir sollte es auch nicht mehr gewesen sein als das, also lass mich endlich mit diesem Thema in Ruhe.“ Ohne ein weiteres Wort kletterte er an Deck.

Zorro sah ihm nach, nicht genau wissend, ob er Sanji lieber packen, zurückschleifen und verprügeln oder ihn gleich im Meer versenken sollte. Doch alles, was seinen Mund verließ, war: „Na bitte.“
 

Lorenor Zorro kannte keine Autoritätsprobleme. Wahrscheinlich war ihm der Begriff Autorität alleine schon ein Fremdwort. Lorenor Zorro hatte nicht davor zurück geschreckt, die gefährlichsten Piraten der Marine auszuliefern, als er noch Kopfgeldjäger gewesen war. Er hatte sich dann als Pirat gegen die Marine gestellt, hatte nicht nur Arlong, den Anführer der Fischmenschen, sondern auch Falkenauge bekämpft. Er hatte sich die Weltregierung zum Feind gemacht, er hatte verdammt noch mal auf Skypia offen den Gott Enel herausgefordert. Zur Hölle, wenn jemand keine Autorität kannte, dann Lorenor Zorro! Ruffy bildete die einzige Ausnahme. Seinem Kapitän fühlte Zorro sich zutiefst als Vize verpflichtet, würde für ihn treu sein Leben opfern, wenn es sein müsste. Bei seinen Freunden ging es Zorro ähnlich, doch eckte er neben Nami ganz besonders bei einem Crewmitglied wieder und wieder an: Bei dem ebenso autoritätsmissachtenden Smutje. Vielleicht lag es daran, dass sie sich in der Hinsicht so ähnlich waren und an der Tatsache, dass Sanji im Gegensatz zu Ruffy, der auch keine Autoritäten kannte, mit dem Zorro sich aber nie in die Haare geriet, ... dass Sanji im Gegensatz zu Ruffy ...

Zorro öffnete die Augen und blickte durch die zerstörte Luke in den wolkenlosen Himmel.

Was unterschied Sanji von Ruffy?

„Hä?“

Er hatte sich diese Frage noch nie gestellt, aber nun, wo er nach einer Antwort suchte, war es das Ausbleiben eben jener, was ihn verwunderte.

Wo lag der Unterschied zwischen Ruffy und Sanji - dieses Etwas, das ihn bei Ruffy unüberlegt Loyal und bei Sanji reflexartig Feindselig reagieren ließ?

Ruffy war laut und nervig, Sanji in seinen Augen ebenfalls - wenn Frauen in der Nähe waren. Ruffy war meistens geradezu kindlich naiv, oft auch dumm, Sanji war das Gegenteil – solange keine Frau anwesend war. Ruffy nahm keine Rücksicht, wenn er sich ein Ziel gesetzt hatte, seine Gegner waren und blieben Gegner. Er konnte zwar verzeihen wie niemand sonst, den Zorro kannte, doch Ruffy erkannte den Feind auch als seinen Feind an. Ungeachtet der Tatsache, ob sein Feind die Marine, ein Fischmensch, einer der sieben Samurai oder auch ein Gott war. Sanji war Ruffy nicht unähnlich, doch Frauen sah er nicht als Feinde. Niemals.

Zorro stoppte in seiner Überlegung. „Scheiße.“ Alle berücksichtigten Fälle beinhalteten Frauen. Es waren die Frauen! Was ihn an Sanji nervte, waren Frauen! Er richtete sich ruckartig auf. Lorenor Zorro hatte ein Problem mit dem Smutje seiner Crew, weil dieser ein Casanova war. „So eine verfluchte –“, er zog sich an einem Wasserfass neben sich auf die Beine, war mit wenigen Schritten bei der zerstörten Luke und kletterte einige Stufen der Leite hinauf, sodass er auf das Deck hinausblicken konnte.

Sanji saß am Steuer und strafte ihn mit Nichtachtung, dabei gelangweilt eine Zigarette rauchend.

„Sanji“, rief Zorro über das Deck, „was unterscheidet dich von Ruffy?“ Ihm war nicht klar, woher er wusste, dass er eine Antwort bekommen würde. Sanji hatte ihn den vergangenen Tag über ignoriert, hatte ihn die Überreste der Luke beseitigen lassen und ihm die Abendration gekürzt (natürlich nicht gestrichen, das widersprach Sanji Grundsatz). Und obwohl der Smutje so viele Möglichkeiten hatte ihm zu antworten - wo es so viele Dinge gab, die ihn von Ruffy unterschieden, von seinem Stil, über seine Vorlieben bis hin zu der Tatsache, dass Essen für ihn mehr bedeutete, als übermäßige Nahrungsaufnahme (die jegliche Dimension sprengte) - sagte Sanji:

„Frauen, Zorro.“ Er blies den Zigarettenqualm in die Nachmittagsluft. „Es sind die Frauen.“

Zorro löste den Griff um die Leiter und ließ sich fallen, landete dumpf mit seinen Stiefeln auf den Planken. Er holte aus und schlug mit der geballten Faust gegen den Rahmen der Leiter, legte seine Stirn an das feuchte Holz und schloss die Augen. „Verdammt, Sanji.“ Er hatte seine Antwort.

Lorenor Zorro, ehemaliger Kopfgeltjäger und nun selbst mit einem Kopfgeld von 60 Millionen Berri gesuchter Pirat, stand auf den Koch der Strohhutpiratenbande.
 

Es zu leugnen machte keinen Sinn, das erfuhr Zorro keinen Tag später. Sie hatten am Morgen den Anker gelichtet, die Bucht verlassen, in der sie die Nacht verbracht hatten und waren in See gestochen. Zorro saß unter Sanjis wachsamen Blick am Steuer (der Smutje misstraute ihm noch immer, wenn es um Richtungen ging – er verstand nicht, wieso). Am Horizont hatte er die Umrisse der nächsten Insel erkennen können und der Logport zeigte sie als ihr nächstes Ziel an. Während die Konturen der Insel immer deutlicher wurden und sich gegen den noch immer blauen Himmel abzeichneten, begann das Wasser um die Kogge unruhiger zu werden.

Zorro spürte das Nahen des Seekönigs, bevor er ihn sah. Er griff nach seinen Schwertern. „Sanji, kümmere dich um das Steuer“, rief er über die Schulter und machte sich zum Angriff bereit. Als der Kopf des Seekönigs durch die Wasseroberfläche brach, wurde das Boot von den hohen Wellen erfasst. Es wäre gekentert, wenn Sanji nicht das Ruder herumgerissen hätte. „Zorro“, er stemmte sich mit den Füßen gegen das Heck, um das Ruder zu halten. „Er hat uns noch nicht gesehen, er wird uns nicht angreifen.“

Zorro achtete nicht auf die Worte. Der Seekönig musste sie gesehen haben, sonst wäre er nicht aufgetaucht. Seekönige kamen für gewöhnlich nur im Calm Belt vor - einem von ihnen hier auf der Grand Line zu begegnen bedeutete, dass er sie für Beute gehalten hatte. Und dass er hungrig war. Sehr hungrig.

Zorros Kiefer schloss sich fester um das Wadou Ichi Monji, er kreuzte die Schwerter in seiner Hand und wartete das weitere Verhalten des Seekönigs ab. Es war eine große Seeschlange, vier, wenn nicht sogar fünfmal so groß wie Arlongs Haustier Muh-Kuh. Die Augen der Schlange richteten sich auf die Kogge und ein hungriges Funkeln erschien in ihnen. Sie riss das Maul auf.

„Zorro, warte!“, erklang es hinter ihm, doch er war bereits gesprungen, dem klaffenden Schlund entgegen. „Dämonenschnitt!“

Die Klinge des Kitetsu schnitt dem Seekönigs tief ins Maul, Das Wadou Ichi Monji traf das Ungeheuer am Gaumen, doch das Yubashili verfehlte sein Ziel und verfing sich zwischen den Zähnen. Und die Zähne waren widerstandsfähiger, als Zorro erwartet hatte. Er wurde jäh in seinem Angriff gestoppt, ein Ruck ging durch seinen Körper und er fand sich an seinem rechten Arm hängend im Maul eines Seekönigs wieder. Er fluchte und begegnete Sanjis fassungslosem Blick, zehn Meter entfernt.

„Wie hast du das wieder geschafft, Marimo?!“ Die See hatte sich mittlerweile wieder etwas beruhigt und Sanji musste sich nicht mit aller Kraft der Verhinderung des Kenterns widmen, stattdessen hatte er nun die Möglichkeit, Zorro zu kritisieren.

„Was weiß ich, Smutje?!“

„Zorro, tu was, der frisst dich auf!“

„Wird er nicht.“ Ein Bewegung seines linken Armes wurde begeleitet von einem Aufheulen des Seekönigs, einem fontänenartigen Aufspritzen von Blut und dem Klatschen von etwas Schwerem, das ins Wasser fiel. „So ganz ohne Zunge!“

„Du Vollidiot!“, schrie Sanji über das Wüten des Seekönigs hinweg. „Mach ihn noch wütend, während du zwischen seinen Zähnen hängst!“

Als Zorro nun, noch immer sein klemmendes Schwert festhaltend, im Maul des Seekönigs heftig hin und her geschüttelt wurde, erkannte er, dass der Smutje wohl doch irgendwie recht gehabt hatte, aber jetzt war es zu spät. Blut strömte aus dem Rachen des Seekönigs, durchtränkte seine Kleidung und zog ihn nach unten. Seine Hand rutschte beinahe vom Giff des Yubashilis ab, doch rasch packte er mit der linken Hand danach, vergaß für einen Moment, dass er mit dieser noch immer das Kitetsu festhielt und rammte es dem Seekönig versehentlich in den Gaumen. Er fluchte, als ein weiterer Ruck durch das Wesen ging, ein ohrenbetäubendes Heulen seine Ohren erfüllte und ihm für einen Moment jegliche Wahrnehmung raubte. Als er wieder zu sich kam, hing er noch immer mit beiden Händen an dem Schwert und in weiter Ferne konnte er Sanji nach ihm rufen hören. Dann wurde es unvermittelt stockfinster.

„Nein, das hast du nicht“, knurrte Zorro und stieß das Kitetsu tiefer in den Rachen des Seekönigs. „Mach das Maul schön wieder auf!“ Tatsächlich erzielte diese Handlung die gewünschte Wirkung. Sonnenlicht blendete ihn, als der Seekönig das Maul wieder aufriss und Zorro verlagerte sein Gewicht, um das Yubashili endlich zu lösen. Je länger er hier hing, desto wahrscheinlicher wurde es, dass ihn das Ungeheuer über kurz oder lang verschluckte.

Der Seekönig brüllte erneut und Zorro schrie wütend auf, da das Schwert hartnäckig blieb und sich nicht lösen wollte, doch eine plötzliche Bewegung des Seekönigs zur Seite schleuderte Zorro und das Schwert aus dem Maul des Wesens. Er schaffte es, sich an einer der Schuppen am Hals des Tieres festzuhalten und sah auf.

Sanji machte eine Drehung und verpasste dem Seekönig aus dem Flug einen weiteren Tritt gegen den Kopf, bevor er zurückfederte und auf dem Deck der Kogge landete.

„Das hätte ich auch alleine geschafft“, rief er dem Smutje zu, der daraufhin wütend mit einem Ruder nach ihm warf. Zorro halbierte es mühelos mit dem Kitetsu. „Du mich auch, Smutje.“

Er wollte sich gerade überlegen, wie er dem Seekönig am effektivsten den Gar ausmachte, als ihm unvermittelt regelrecht der Kopf barst. Er konnte nicht einmal aufschreien, seine Welt kehrte sich um, er sah Sanji verkehrt herum fallen – oder fiel er? – dann erschütterte ein Aufprall seinen Körper und er fand sich umgeben und erdrückt von Wasser. Er kämpfte um sein Bewusstsein, seine Sicht verdunkelte sich am Rand, schränkte sich immer mehr ein und als er sich an die Wasseroberfläche kämpfte, sah er in weiter Ferne vor sich einen blauen Punkt, der den Himmel darstellen sollte. Er schnappte nach Luft, hielt sich Wasser tretend und rudernd an der Luft, bis ihm auffiel, das seine Hände und sein Mund leer waren und dass er nicht wusste, wo seine Schwerter waren. Er tatstete um sich, unter sich – vergebens.

„Sanji!“ Er wusste nicht, in welcher Richtung sich das Boot befand. „Sanji, meine Schwerter.“ Er hörte rasche Schritte an Deck – die Kogge war also nicht weit entfernt – dann das Aufspritzen von Wasser. „Vergiss die Schwerter, Marimo!“ Sanji packte ihn am Arm und zog ihn mit sich. „Das Vieh hat dich mit seinem Schwanz erwischt und es wird uns fressen, wenn wir nicht –“ Sanjis Worte gingen in dem Gebrüll des Seekönigs unter, der das Wasser um sie herum aufwühlte. Sie wurden von einer Welle erwischt und nachdem Zorro eine Woge Meerwasser geschluckt hatte, spürte er mit einem Mal stabile Planken unter sich, als sie an Deck der Kogge gespült wurden. Mit dem Aufprall kehrte schlagartig seine Sicht zurück und dadurch ermutigt, machte er Anstalten, wieder ins Meer zu springen. Ein fester Griff um seinen Arm hinderte ihn daran. „Lass es, Zorro!“

„Meine Schwerter – “

„Sind im Meer. Lass sie und sei froh, dass du noch lebst.“

„Nur über meine Leiche.“

„Die hätte ich beinahe zusammen mit deinen Schwertern bekommen, Idiot!“

„Lass mich los.“

„Zorro, verdammt, es hat keinen –“

„Lass mich los!“

„Zorro, es ist zu spät, du kannst nicht –“

Sanji!“ Zorro hatte noch nie in diesem Tonfall mit Sanji gesprochen. Sanji kannte auch keinen ihrer Feinde, den Zorro mit einem ähnlichen Blick bedacht hatte. „Lass mich los.“ Und da schien Sanji zu begreifen, dass Zorro seine Schwerter wichtiger waren als sein Leben. Das ihm eines der Schwerter mehr bedeutete als alles andere. Sanjis Haltung veränderte sich, er stieß Zorro grob beiseite.

„Mit dir hat man nichts als Ärger. Besonders wenn es um deiner dummen Schwerter geht.“ Er gab ihm einen Tritt, der Zorro auf die Planken schickte. „Bleib da.“ Dann wandte er sich ab und sprang kopfüber ins wütende Meer. Zorro rappelte sich auf und stolperte zur Reling. Der Seekönig heulte erneut auf, sein Schwanz peitschte wieder und wieder auf die Wasseroberfläche. Der Blick des Tieres war unfixiert, es war geblendet von Schmerz, Panik und Wut.

Sanjis Kopf brach durch die Wasseroberfläche, er streckte den Arm aus. In der Hand hielt er das Yubashili und das Kitetsu. „Dafür bist du mir was schuldig, Spinatschädel.“ Zorro achtete nicht auf ihn, sein Blick begegnete dem des Seekönigs. Dieser wurde plötzlich ganz ruhig, dann verengte er die Augen und sah auf Sanji hinab. Zorros Giff verkrampfte sich in das Holz der Rehling, als er erkannte, was das Tier vorhatte.

„Sanji, tauch unter!“

„Ich soll –?!“ Der Schwanz des Seekönigs erhob sich aus den Wellen.

„Lass die Schwerter los und tauch unter!“

„Was?! Ich bin gerade metertief getaucht für deine bescheuerten –“

Zorro sah keine andere Möglichkeit. Er schwang sich über die Rehling der Kogge, stieß sich ab und sprang. Sanji befand sich nur wenige Meter vom Boot entfernt im Wasser, Zorro hatte genug Kraft in den Sprung gelegt, um diese Entfernung zurückzulegen. Er landete direkt auf Sanji, schlang die Arme um die Schultern des Schiffskoches und zog ihn mit sich unter Wasser. Sanji gurgelte neben ihm, doch Zorro hatte keine Zeit über irgendwas nachzudenken, als über ihnen der Schwanz des Seekönigs einschlug und sie weiter nach unten drückte. Selbst unter Wasser war die Wucht des Aufpralls enorm und Zorro spürte, wie ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Ein scharfer Schmerz in der Seite brachte ihn wieder zur Besinnung und er begann, sich und Sanji wieder an die Wasseroberfläche zu bringen. Es gelang ihm und er zog den hustenden und Wasser spuckenden Smutje neben sich, während er begierig die Luft einsog.

„Was ... sollte das ... Marimo?!“

„Nicht reden, schwimmen“, erwiderte Zorro durch zusammengebissene Zähne. Er hatte Seitenstechen. Der Seekönig war noch immer über ihnen und würde jeden Moment zuschlagen. Sie mussten sich beeilen. Und seine Schwerter ...

„Zorro!“

„Schwimm weiter!“
 Das Schiff war abgetrieben, erkonnte es nirgendwo sehen. Es blieb ihnen aber noch immer die Insel. Wenn er den Seekönig ablenkte, würde Sanji es zur Insel schaffen, dann könnte er –

„Zorro, verdammt!“

Sanjis Stimme tat ihm in den Ohren weh, ebenso das Brüllen des Seekönigs. Er hatte genug.

„Gum-Gum-Kanone!“

Er meinte sogar schon, Ruffy hören zu können. „Lachhaft“, murmelte er und büßte seine Worte, da er sofort eine Welle Meerwasser schluckte und hustend versuchte, nicht unter zu gehen.

„Zorro, das ist Ruffy!“

Und als Zorro aufsah und gerade noch mitbekam, wie Ruffy das Tier mit einem einzigen gezielten Schlag außer Gefecht setzte, konnte er nicht anders und begann laut zu lachen.
 

Sanji hatte es ihm ersten Moment nicht glauben können, doch es war zweifellos Ruffy, der ihnen zur Hilfe gekommen war. Die Stimme, der Hut, dieses Grinsen. Ruffy, der mit in die Hüften gestemmten Händen auf dem reglosen Seekönig stand und sie in seiner üblichen Manier angrinste war unmöglich zu verwechseln. „Hab ich euch endlich.“

Zorros Lachen war zwar irgendwo verständlich, doch es wirkte vollkommen deplatziert. Sanji war nicht nach Lachen zumute. Eins von Zorros Schwertern war verrutscht und hatte ihm in die Hand geschnitten, als Zorro ihn vorhin rücksichtslos unter Wasser gedrückt hatte. Er verstand die Reaktion des Schwertfuchtlers ja und war ihm auch irgendwo dankbar dafür, aber hätte er das nicht etwas weniger spektakulär und dafür effektiver und vor allem schmerzfreier machen können?! Nein, Lorenor Zorro war nicht der Typ für normal.

„Ruffy, was tust du hier?“

„Euch finden.“

Niemand anderes als Ruffy konnte diese Antwort so aussprechen, dass sie wie die simpelste Tatsache auf Erden klang. Und Sanji kam nicht umhin zu lächeln. „Hat ja gut funktioniert.“

Ruffy lachte, dann drehte er sich um. „Da kommen die anderen mit Lämmchen und eurem Boot!“

Sanji sah zur Seite und tatsächlich erschien nun die Flying Lamb in seinem Blickfeld, die kleine Kogge neben ihr. Sanji atmete leise aus. Er war müde und brauchte ein Dusche, außerdem konnte er es nicht erwarten, wieder in seiner heißgeliebten Küche auf der Flying Lamb zu stehen und seine Göttinnen zu bekochen ...

„Beweg dich, Zorro.“ Er stieß den Schwertkämpfer vor sich an, doch als dieser träge wie eh und je reagierte überholte Sanji ihn maulend. Das Wasser um sie herum war dreckig vom Blut des Seekönigs, er wollte so schnell wie möglich aus diesen Sachen raus.

„Hey Sanji! Zorro.“ Die anderen waren an die Rehling der Flying Lamb getreten und winkten ihnen zu.

„Lysop, Chopper, schön euch zu sehen!“

„Sanji, Zorro!“

„Herr Koch.“

Er kletterte an Bord der Kogge und sofort vergaß er sämtliche Bedürfnisse. „Nami-Maus, Robin-Schatz! Was freue ich mich, euch bezaubernde Damen wieder zu sehen! Ich hoffe, ihr habt mich nicht allzu sehr vermisst! Ich konnte kein Auge zutun in eurer Abwesenheit!“

„Schön zu sehen, dass es dir gut geht, Sanji.“

Sanji ließ das Schwert von Zorro, das er bis dahin noch immer in der Hand gehalten hatte, achtlos fallen. Es sollte dem Marimo gefälligst reichen, dass er es extra aus dem Meer gefischt hatte. Was mit den anderen war, kümmerte ihn nicht - sollte Zorro sehen, wie er damit zurecht kam.

Er hörte ihn hinter sich schwerfällig an Bord klettern und obwohl er sich dafür verfluchte, spürte er einen Stick Reue angesichts seiner Gedanken. Er hatte Zorros Blick gesehen, als er bereit gewesen war, seinen Schwertern wieder ins Meer zu folgen. Immerhin hatte Sanji eines der Schwerter retten können.

„Hey, Marimo“, sagte er und drehte sich um. „Es ist zwar nur ein Schwert, aber –“ Er verstummte. Der Schwertkämpfer war von oben bis unten blutverschmiert, das Blut des Seekönigs schien sich regelrecht über ihn ergossen zu haben, sein einst helles Hemd war dunkelrot. Doch das war es nicht, was Sanji am meisten verblüffte: Es war das Schwert, was sich in all dem Durcheinander irgendwie in Zorros Haramaki verfangen hatte und nun im Stoff von Zorros rechter Seite steckte. Sanji hob die Hand und deutete darauf. „Du hast da was in deinem Haramaki, Marimo.“

Zorro starrte ihn lange an, bevor er der Bewegung folgte. Er stutzte. „Oh.“ Dann packte er den Griff des Schwertes und zog es raus.

Sanji lachte. „Das bekommst nur du hin, Buschaffe.“ Er tastete nach der Packung Zigaretten, in seiner Brusttasche, die trotz aller Turbulenzen noch immer dort war. Natürlich waren die Zigaretten nass, aber Sanji öffnete die Packung dennoch. „Hey Lysop, siehst du das? Zorro hat Glück im Unglück gehabt!“

„Cool!“

„Lysop, was meint er damit?“

„Ich weiß nicht, Chopper, aber das muss etwas mit dem Seekönig zu tun haben.“

„Aha!“

„Hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich einmal vier auf einmal erlegt habe?“


„Echt?!“

„Sehe ich aus, als erfände ich Geschichten?“

Etwas ließ Sanji innehalten. Das Sonnenlicht warf einen merkwürdigen Schatten auf die Klinge des Schwertes in Zorros Hand. Es war zwar überall an Zorro Blut, aber das erklärte nicht die Blutspuren auf der Klinge. Oder die frischen, unverwischten Blutstropfen auf den Planken. „Zorro?“ Sanji machte einen Schritt auf den Schwertkämpfer zu. Dann noch einen. Zorros Haramaki hatte an der Seite einen Schnittstelle. Dunkles Blut bahnte sich seinen Weg daraus. Sanji ließ die Hand mit der Zigarettenpackung sinken und machte noch einen Schritt auf Zorro zu, stand nun unmittelbar vor dem Schwertkämpfer, der unter dem vielen Blut in seinem Gesicht auf einmal ziemlich blass wirkte.

Sanji schluckte. „Das Schwert steckte nicht nur in deinem Haramaki. Es steckte in deiner Seite.“

Zorro lachte leise, das Schwert entglitt seinem schwachen Griff, fiel klirrend auf die Planken. „Das erklärt die Seitenstiche“, bemerkte er mit einem Grinsen.

„Und du hast es dir einfach so rausgezogen?!“ Es sollte ihn nicht wundern. Nicht bei Lorenor Zorro, dem Mann, der sich beinahe beide Füße abgetrennt und auf den Stümpfen weitergekämpft hätte, als ihm alle anderen Optionen auszugehen drohten.

„Ich glaub, es hat irgendwas Wichtiges erwischt.“ Zorro blickte an sich hinab, dann suchte er Sanjis Blick. „Welches Organ liegt rechts? Die Niere?“

„Die Leber, du lebensmüder Idiot von einem Schwerkämpfer“, sagte Sanji leise. „Außerdem hast du zwei Nieren.“

Zorros Lächeln verblasste nicht. „Schade, dass es nicht die Niere war, wenn ich zwei davon haben.“

„Red keinen Scheiß.“

Zorro schloss die Augen und kippte nach vorne, Sanji entgegen. Da der Smutje nur wenige Schritte von ihm entfernt gewesen war, hielt er seinen Fall rechtzeitig auf und stützte Zorro. „Chopper, wir brauchen hier einen Arzt.“

„Einen Arzt? Oh Gott, ist er verletzt?! Wir brauchen einen Arzt und zwar schnell! Einen Arzt!“

„Du bist der Arzt“, seufzte Nami, während sie die Strickleiter für Sanji und Zorro nach unten warf. „Sanji, bring Zorro am besten rauf.“

„Ruffy, mach du das“, richtete Sanji sich an den Kapitän des Schiffes, welcher grinsend die Arme dehnte. „Ohne ihm sämtliche Knochen zu brechen“, fügte Sanji hinzu, als er an die Wirkung der Gum-Gum-Rakete dachte.

Und während Ruffy Zorro vorsichtig an Bord brachte, Chopper sich um Zorros Verletzungen kümmerte und langsam wieder Normalität auf dem Schiff einkehrte, stand Sanji vor dem Kitetsu (wenn er sich nicht irrte), an dem Zorros Blut haftete und welches im Licht der langsam untergehenden Sonne beinahe aus Blut gemacht zu sein schien und konnte sich nicht überwinden, es aufzuheben.

Sanji kehrte dem Schwert den Rücken. „Ich brauche eine Zigarette.“
 

Es war ein beruhigendes Gefühl, wieder vertrautes Holz unter den Füßen zu haben. Sanji kannte in seiner Kombüse jede knarrende Planke, jede Delle, die Zorros Gewichte und beinahe jeder Kerbe, die Zorros Schwerter hinterlassen hatten. (War es denn so schwer zu verstehen, dass Zorro seine Schwerter nicht in der Kombüse polieren sollte? Er hatte die unangenehme Angewohnheit, die Spitze des Schwertes dabei weiter und weiter in die Planken zu drücken.) Eigentlich, so stellte Sanji mit einem Stirnrunzeln fest, stammten fast alle Beschädigungen seines Fußbodens von Zorro.

Ruffy hatte seinen Kühlschrank einmal in einem Versuch, außerhalb der Essenszeiten Fleisch zu klauen, zerstört, doch hatte Sanji Nami davon überzeugen können, einen besseren (und gesicherteren) zu kaufen. EIn Brandfleck an der Decke oberhalb des Tisches zeugte von Lysops Experimenten vor Sanjis Zeit an Bord des Baraties. (Nach der Entstehung des Brandflecks hatte der Kanonier seine weiteren Versuche an Deck des Schiffes verlegt.) Alle übrigen Schäden stammten von Zorro. Und ihm selbst. Zorro und ihm - wenn sie in der Kombüse aneinander geraten waren.

Sanji liebte die Kombüse aus einem weiteren Grund, neben dem Umstand, dass er in ihr seiner Leidenschaft nachgehen konnte. Sie half ihm, zu vergessen. Damals, in der Zeit nach den Wochen auf der einsamen Insel mit Jeff, der Zeit des Hungers, der Verzweiflung und des schleichenden Wahnsinns, hatte er die Kombüse als einen Frieden spendenden Ort kennengelernt. In Nächten, die ihn mit Albträumen verfolgt hatten, hatte er in der Kombüse Zuflucht gesucht, hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und Kartoffeln für den nächsten Tag geschält, Geschirr gewaschen oder einfach nur dort gesessen und die Ruhe des Raumes in sich aufgenommen.

Heute gab die Kombüse ihm Sicherheit, besonders die der Flying Lamb hatte er nach dem Baratie ins Herz geschlossen. Dies war sein Reich und jeder akzeptierte es – sogar Ruffy ließ ihn (weitgehend) in Ruhe, wenn er sich hier aufhielt. Genau genommen war die Kombüse die meiste Zeit des Tages, abgesehen von den Essenszeiten und ihren Abendrunden, leer. Ruffy stürmte hin und wieder durch die Tür, um nach Essen zu verlangen, doch Sanji sandte ihn oft genug mit einem gezielten Tritt wieder raus an Deck. Abends, nach dem Abendessen, wenn Sanji das Dessert abgeräumt hatte, blieben sie oft am Tisch sitzen, planten den Fortgang ihrer Reise, sprachen über vergangene Erlebnisse oder spielten Karten. Allerdings nicht um Geld, denn sie hatten alle früh auf ihrer gemeinsamen Reise herausgefunden, dass niemand, der bei Verstand war, um Geld gegen Nami Karten spielte. Sonst jedoch war Sanji der einzige in der Kombüse und es störte ihn nie.

Abgesehen von jetzt. Denn jetzt brachte ihm die Kombüse nicht die gewollte Ruhe. Ihre Stille wirkte geradezu erdrückend auf sie. Er legte das Messer beiseite, da er sich bereits dreimal beinahe geschnitten hatte und dieser Umstand Sanji mehr als nur verärgerte. Er war unachtsam und der Grund dafür war so frustrierend, dass er sogar beinahe Kümmel anstelle von Muskatnuss in die Bouillabaisse gegeben hätte, obwohl jeder Laie der gehobenen Küche wusste, dass Kümmel zu schweren Speisen passte und für Bouillabaisse zu stark war. Der Grund für diesen Faut Pax lag einige Räume weiter auf dem einzigen Sofa des Männerschlafraums und war noch immer ohne Bewusstsein.

„Bescheuerter Spinatschädel“, fluchte Sanji und stellte die Herdflamme kleiner, da er nun beinahe die Bouillabaisse hatte ankochen lassen. Es reichte. Seit sie gestern wieder auf ihre Crew gestoßen war und Lorenor – ich bin so dilletantisch, dass ich mir ohne mit der Wimper zu zucken ein mit dreckigem Seekönigblut beschmiertes Schwert aus der Leber ziehe – Zorro tatsächlich ohnmächtig geworden war, ließ ihm der verfluchte Säbelrassler keine Ruhe mehr. Zorro hatte schon mit aufgerissenem Brustkorb (denn die Nähte waren dank Okta, diesem Abklatsch von einem Oktopus, wieder aufgegangen) gegen Arlong gekämpft, hatte sich bei vollem Bewusstsein die Wunde wieder zunähen lassen. Lorenor Zorro hatte Verletzungen eingesteckt die weitaus schlimmer waren, als ein Treffer der Leber aber nein, ausgerechnet bei der Wunde musste sein Nervensystem einen Kollaps erleiden. Wahrscheinlich hatte der Seekönig dem elenden Schwertklopfer einfach einen Schlag zuviel auf den Kopf verpasst. Geschah ihm ganz recht.

„Meine Schwerter – “

„Sind im Meer. Lass sie und sei froh, dass du noch lebst.“

„Nur über meine Leiche.“

„Die hätte ich beinahe zusammen mit deinen Schwertern bekommen, Idiot!“

„Lass mich los.“

„Zorro, verdammt, es hat keinen –“

„Lass mich los!“

„Zorro, es ist zu spät, du kannst nicht –“

„Sanji! Lass. Mich. Los.“

Eine Tomate rollte von der Arbeitsplatte und für gewöhnlich hätte er sie reflexartig mit dem Fußrücken aufgefangen, doch dieses Mal landete sie auf den Planken. Sanji erstarrte und blickte entsetzt auf den Boden, dann verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck. Genug war genug! Er warf das Küchenhandtuch beiseite.

Mit wenigen Schritten war er bei der Tür, riss sie auf und ließ die Kombüse hinter sich, stieg die Treppen an Deck hinab. Nami lag auf ihrem Sonnenstuhl und las die Zeitung, Chopper hatte sich in den Schatten verdrückt, da er die Hitze nicht ertrug und döste, Ruffy saß auf dem Kopf der Flying Lamb. Von Robin war nichts zu sehen, wahrscheinlich war sie unter Deck und Lysop hatte sich in den hinteren Teil des Schiffes zurückgezogen, um seine neueste Waffe zu testen. Sanji überquerte das Deck, öffnete brüsk die Luke, die unter Deck führte und machte sich nicht die Zeit, die Leiter hinunter zu klettern, sondern ließ sich einfach fallen.

Dann stand er vor dem Sofa. Vor Zorro. Er holte aus und trat gegen das Möbelstück. Es lag nicht viel Kraft in dem Tritt, hätte er seinen ganzen Frust zum Ausdruck gebracht, hätte das Sofa es nicht überlebt, die Flying Lamb ein Loch im Rumpf gehabt und Lysop ihn umgebracht. So ging lediglich eine starke Erschütterung durch das Sofa, welche begleitet wurde von einem dumpfen Aufprall und einem Stöhnen.

Zorro blinzelte und richtete sich unter schmerzvollen Lauten auf. „Was zum - ... wofür war das denn?“ Sein Blick war unfokussiert auf Sanji gerichtet, er war noch immer blass, Schweiß stand auf seiner Stirn – vielleicht hatte er Fieber – und Sanji hasste sich dafür, dass ihm das alles auffiel.
 

„Bist du jetzt zufrieden, Zorro?“, spuckte Sanji dem am Boden liegenden Schwertkämpfer entgegen.

Zorro kratzte sich am Hinterkopf und sah Sanji nichtverstehend von unten an. „Hä?“

„Du hast es geschafft!“ Sanji hob die Hände, als erwäge er, sie um Zorros Hals zu legen, besann sich dann jedoch eines Besseren und griff stattdessen in die Innentasche seines Anzugs. Mit zittrigen Fingern nahm er sich eine Zigarette aus der Packung und klemmte sie sich in den Mundwinkel. Er hob das Feuerzeug an die Kippe und scheiterte am Entzünden. Es ratschte einmal. Zweimal. Dreimal. „Verfluchte Scheiße!“

„Smutje, alles okay?“

„Nein, verdammt, nichts ist ‚okay’!“, fuhr Sanji ihn an und warf das Feuerzeug wütend durch den Raum. Zorro runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts. „Ich hab die Schnauze gestrichen voll von dir und ... allem! Ich meine, was stimmt mit dir nicht?! Du lässt dich von der Marine gefangen nehmen, lässt mich dich retten, versuchst alles, um es mir zu erschweren und dann fängst du auf dem Weg zu unseren Freunden diese ... – ich weiß noch nicht einmal, wie ich es nennen soll - an! Du befummelst mich, du küsst mich, verdammt, wir hätten beinahe miteinander –“ Der Smutje unterbrach sich. Er stand vor Zorro wie ein wütender Stier, bereit zum Angriff, in seinen Augen lag durch den Halbschatten und das durch die Luke fallende Tageslicht hinter ihm ein gefährlicher Glanz.

Zorro spielte für einen Moment mit dem Gedanken, Sanji darauf hinzuweisen, dass die Luke noch geöffnet war und jeder, der sich unmittelbar in ihrer Nähe befand, das Gespräch verfolgen konnte, doch er ließ es. Jetzt war es ohnehin zu spät.

„Und als ob das noch nicht genug ist, bist du offenbar dumm genug, dich von einem mickrigen Seekönig beinahe fressen oder ertränken zu lassen! Und wieder bin ich es, der dir hinterher springen darf! Ist das irgendwie ein Fetisch von dir oder warum darf ich immer deinen Mist ausbaden?! Und dann setzt du noch einen drauf und lässt dich von deinem eigenen Schwer abstechen. Von deinem eigenen Schwert!“ Sanjis Stimme war bei den letzten Worten noch weiter angeschwollen, er schrie Zorro jetzt beinahe an.

Zorro sah Sanji nach diesem Ausbruch lange an, dann rappelte er sich mit einem leisen Ächzen auf. Ein Verband um seinen Bauch verdeckte die Wunde, und Zorro stellte wiederholt fest, wie gut Chopper sein Werk verstand. Dann stand er aufrecht vor Sanji und verschränkte die Arme.

„Drei Dinge, Smutje. Erstens, ich habe dich nicht darum gebeten, mich zu retten. Zweitens, es war nicht ich, der die Fummelei angefangen hat, das warst du. Und drittens“, sein Blick verdunkelte sich. Sanji reagierte in einer vollkommen ungewohnten Reaktion auf diesen Blick. Zunächst Reue und dann blanke Wut zeigten sich plötzlich in seiner Haltung, in seiner ganzen Ausstrahlung. Zorro ließ sich davon nicht beirren. „Wo sind –“

„Deine elenden Schwerter sind in der Waffenkammer, aber wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich sie gleich wieder im Meer versenkt!“ Sanji starrte ihn bitterböse an. „Dein bescheuertes Yubashili hat mich geschnitten!“ Er fuchtelte Zorro mit der verbundenen linken Hand vor der Nase herum. „Das Kitetsu hat offenbar sehr an dir gehangen und dir netterweise die Leber aufgespießt. Und was dein Wadou Ichi Möchtegern-Ji angeht, haben Chopper und ich den gesamten gestrigen Tag damit zugebracht, den Strand der Insel abzusuchen und in der Hafenstadt jeden Händler danach zu fragen, während Ruffy und Lysop danach geangelt haben. Hörst du: Geangelt!! Und weißt du, wo es war? Hast du auch nur die geringste Ahnung, wo dieses verfluchte Schwert war?!“ Zorro hätte Sanji darüber aufklären können, dass eigentlich das Kitetsu das verfluchte Schwert war, aber er ließ es. „Ein kleiner Junge hatte es gefunden – ein kleiner Junge, Zorro! – und er lief lachend mit deinem Schwert durch die Stadt - mit der offenen Klinge - und fuchtelte fröhlich damit herum! Und als wir dem Jungen begegneten, wollte er dein Schwer nicht hergeben, weil es ja so wunderschön ist und ich hab dem Blag mein bestes Küchemesser versprechen müssen, im Austausch für dein Schwert und frag mich nicht, was der Junge damit macht, aber er hat jetzt mein bestes Küchenmesser!!“ Zorro starrte ihn an, Sanji machte das offenbar noch wütender. „Was?!“

„Du hast dein bestes Küchenmesser im Austausch für das Wadou Ichi Monji hergegeben?“

Sanji wirkte, als müsse er sich stark beherrschen, ruhig auf diese Frage zu antworten. „Ja.“

Zorro grinste. „Der Kleine hat sich über den Tisch ziehen lassen. Das Schwert ist mehr wert als zwanzig deiner ‚besten’ Küchenmesser.“

Ein Grollen erfüllte den Raum, dann war Sanji vor Zorro und packte ihn grob bei den Schultern. „Was hast du da gesagt?! Pass auf, dass ich dich nicht im Meer ertränke, um das zu beenden, was dieser infantile Seekönig nicht hinbekommen hat!“

Zorro ging nicht auf den Kommentar ein. „Ich bin froh, dass ihr euch um meine Schwerter gekümmert habt. Mehr als froh.“ Sein Blick war ernst bei diesen Worten, dann änderte sich etwas an Zorros Miene. „Aber ich hatte ursprünglich eine andere Frage stellen wollen.“

Sanjis Griff lockerte sich, Missverstehen vermischte sich mit dem Zorn in seinem Gesicht. „Etwas Anderes?“ Er schien zu überlegen. „Aber du hast doch ... Dein Blick war derselbe wie gestern, als deine Schwerter im Meer ...“ Er schweifte ab und Zorro machte gar nicht erst den Versuch, Sanjis Worten zu folgen.

„Was ich fragen wollte war, wo die anderen sind.“

„Hier auf dem Schiff, wo denn sonst, Spinatschädel? Vorne an Deck und hinten auf dem Schiff und –“

„Das muss reichen“, murmelte Zorro, packte Sanji am Hinterkopf, zog ihn zu sich und küsste ihn. Die Zigarette fiel auf den Boden, blieb unbeachtet. Sanji verkrampfte sich, schien jedoch viel zu überrumpelt, um sich loszureißen. Er öffnete den Mund, um wahrscheinlich eine besonders giftige Beleidigung loszuwerden, doch Zorro nutzte den Moment aus, um den Kuss zu vertiefen und seine Zunge ins Spiel zu bringen.

Er ließ den Smutje keinen Moment aus den Augen, in seinem Blick lag etwas Hämisches und er lachte leise in den Kuss, während er einen Arm um die Hüften des Kochs schlang und ihn zu sich zog. Ein Stoß in die Seite ließ ihn schmerzerfüllt aufkeuchen und einknicken. Schwer atmend blickte er zu Sanji auf und grinste triumphierend. „Das hat dich die ganze Zeit am meisten gestört, oder? Dass du daran denken musstest und nicht einmal Nami-Maus und Robin-Schatz etwas daran ändern konnten?“

Sanji knurrte. „Ja.“

Zorro lachte erneut, dieses Mal lauter und verschränkte die Arme. „Scheint, als wärst du doch nicht so abgeneigt, wie du mir glauben machen wolltest.“

„Tze, treib es nicht zu weit, Säbelrassler oder ich schicke deine angekratzte Leber auf einen Freiflug.“ Sanji wirkte defensiv und äußerst gereizt, für Zorro war dies eine Herausforderung, die er nur zu gerne annahm. Ein Schritt und er stand wieder unmittelbar vor dem Smutje. Er griff nach der bandagierten Hand und betrachtete sie ausgiebig. „Mein Yubashili hat dich also geschnitten? Es ist sehr wählerisch, was seine Besitzer angeht, wahrscheinlich hat es sofort bemerkt, was für ein nerviger Schnitzelklopfer du bist.“

„Dann muss es ein dummes Schwert sein, wenn es dich als Besitzer ausgesucht hat, Marimo.“ Sanji zog seine Hand nicht zurück. Zorro sah dies als Ermutigung. Er hatte nicht die Nacht vergessen, die er frustriert und darüber hinaus erregt an Deck der Kogge verbracht hatte, nachdem Sanji einen Rückzieher gemacht hatte.

„Du bist ganz schön dreist, Smutje.“

„Und mit dir hat man nichts als ärger. Außerdem hasse ich deine nervigen Schwerter.“

„Mich nervt dein Frauenbezirze.“

„Nur weil du keine abbekommst.“

„Nein, sondern weil es stört.“

„Was soll daran stören?“

„Du wirst peinlich und weißt nicht mehr, was du sagst.“ Zorro beugte sich vor. „Und es macht mich wütend, Smutje.“

Sanji starrte ihn an, dann verstand er und hatte offensichtliche Mühe, sich die Überraschung nicht deutlich anmerken zu lassen. „Oh.“ Er verengte prüfend die Augen, doch als sich an Zorros Miene nichts änderte, hob sich Sanjis sichtbare Augenbraue. „Oh.

Zorro hatte nicht vor, weiter auf seine Worte einzugehen. Er hatte damit schon genug gesagt.

Dann grinste Sanji plötzlich. „Lorenor Zorro ist also tatsächlich –“

„Sprich es aus und ich filettiere dich besser, als du es mit jedem Fisch machen könntest.“

Sanjis Grinsen war geradezu ekelerregend selbstherrlich. „Aber wen überrascht es, dass selbst dich mein Charme nicht kalt gelassen hat. Wenn ich mich recht erinnere“, er legte nachdenklich einen Hand ans Kinn, „habe ich dich mehr als nur ‚nicht kalt’ gelassen.“

Zorro hatte genug. „Und wenn ich mich richtig erinnere, hast du dich mitten in der Nach ohne Vorwarnung von hinten an mich gepresst und dabei ohne Zweifel nicht an Nami oder Robin gedacht.“

Sanji wurde doch tatsächlich rot. „Das war nur ...“

„Ja, Smutje, was war das nur?“

„Ach, halt doch die Klappe, Zorro.“

„Nur wenn du es auch tust, Sanji.“

Beinahe trotzig wirkte Sanji, als er die Arme verschränkte und zur Seite sah. Unvermittelt jedoch änderte sich seine Haltung und sein Blick verdunkelte sich. Ohne Vorwarnung bekam Zorro einen Stoß vor die Brust, der ihn nach hinten stolpern ließ. Er stieß gegen das Sofa und verlor den Halt, fiel mit einem Ächzen nach hinten und hing halb über der Armlehne. Seine Seite beschwerte sich stechend. „Sanji, was zum –“

Dann war Sanji über ihm und brachte ihn zum Verstummen. „Zwei Regeln, Zorro“, sagte er leise und seine linke Hand legte sich auf Zorros Hüftknochen, versetzte den Schwertkämpfer augenblicklich in einen Zustand der Erwartung. „Erstens, ich werde nichts an meinem Verhalten ändern. Nami und Robin haben es verdient, wie Göttinnen behandelt zu werden, so wie jede Frau.“ Zorro gab einen abfälligen Laut von sich, Sanjis Griff um seine Hüfte verfestigte sich und Zorro beschloss, wenigstens für den Moment zu schweigen. „Außerdem werde ich mich dir gegenüber in keinster Weise gefällig, romantisch oder irgendwas in der Richtung zeigen. Nicht, dass du - selbst wenn ich es täte – irgendwas damit anfangen könntest, so stumpf wie du bist.“ Zorro erinnerte sich daran, dass er sich vorgenommen hatte, zu schweigen. „Du erhältst also keinen Vorteil aus dem hier, du bekommst nicht mehr oder besseres Essen, ich werde dich nicht bedienen, du wirst dich weiterhin von der Kombüse fernhalten.“ Schweigen, wiederholte Zorro einem Mantra gleich in Gedanken.

„Zweitens“, Sanji kam seinem Gesicht näher und seine Mundwinkel zuckten nach oben, während seine Hand weiter nach unten wanderte und Zorro die Beleidigungen von gerade zumindest vorerst vergessen ließen. „Werde ich nicht, ich wiederhole: nicht, auf der Empfangsseite sein.“

Das verstand Zorro nicht. Sanji sah es offenbar in seinem Blick, denn er verdrehte die Augen und presste sich stärker gegen Zorro, der dadurch langsam einen Eindruck bekam, was Sanji damit meinte. „Ich werde nicht unten liegen, verstanden? Es ist schwer genug, zu akzeptieren, dass ausgerechnet du es bist, der ...“

„Dich erregt?“, half Zorro ihm auf die Sprünge und er konnte beinahe hören, wie Sanji mit den Zähnen knirschte. Mr. Love-Cook hatte nicht wenig Schwierigkeiten, es sich einzugestehen. Etwas, womit Zorro ihn in Zukunft noch oft aufziehen würde.

„Es ist nichts Neues“, bemerkte Zorro ungerührt. Er hatte keine Probleme, darüber zu reden. „Wir gehen ein Bündnis ein, einen Pakt, kann man beinahe schon sagen. Wir schlafen miteinander und helfen uns dadurch gegenseitig. Das ist unter den Seefahrern verbreitet. Besonders zwischen zwei Männern“, fügte er bei Sanjis Blick hinzu.

„Was du nicht sagst, Zorro. Natürlich weiß ich das. Ich bin auf einem Schiff voller Männer groß geworden.“

Zorro hob eine Augenbraue. „Soll das heißen, du hattest schon –“

„Natürlich nicht. Nicht mit Männern.“

Zorro würde sich später etwas darauf einbilden. Jetzt interessierte ihn viel mehr, ob Sanji den gleichen Gedanken hatte, wie er.

„Ich wüsste eine Möglichkeit, den Pakt offiziell einzuweihen.“

„Perverser Schwertkämpfer.“

„Aber genau dafür ist der Pakt gedacht, Smutje. Tu nicht so, als hättest du nicht auch daran gedacht.“

„Akzeptierst du die Bedingungen?“

„Machst du Witze? Das sind für mich keine Bedingungen, das sind nur Umstände, unter denen das Bündnis stattfindet.“

„Die zweite Regel?“

Zorro zuckte die Achseln. „Opfer muss man immer bringen. Was denn, denkst du ich wäre nicht Manns genug, das zuzulassen? Hast du etwa gehofft, ich würde deswegen einen Rückzieher machen?“ Zorro grinste dreckig. „Smutje, du bist zu naiv. Das schreckt mich nicht ab, es fordert mich nur heraus.“


„Ach ja?“

„Ja. Irgendwann werde ich dich dazu bringen, mich anzubetteln, an meiner Stelle zu liegen.“


„Träum weiter.“

„Wollen wir es testen?“ Schlagartig kippte die Stimmung. Zorros Blick war nun nicht mehr unergründlich, er wurde verlangend. Seine Hände legten sich um Sanjis Hüften und zogen ihn fordernd an den anderen Körper. Sanji konnte nicht verhindern, dass er, wie bereits wenige Tage zuvor, darauf reagierte. Er hätte geflucht, wenn Zorros Blick nicht so hungrig auf ihm gelegen hätte. Das süffisante Grinsen machte es nicht besser. „Scheint, als wärst du nicht abgeneigt.“

„Halt die Klappe“, knurrte Sanji, beugte sich vor und küsste Zorro nicht weniger hungrig als dieser ihn zuvor geküsst hatte.
 

Es stellte sich heraus, dass Zorro recht behalten würde. Sanji war ganz und gar nicht abgeneigt, er war sogar mehr und mehr angetan und als er schließlich über Zorro kniete und dem Schwertkämpfer die erregendsten Laute entlockte, konnte er die Macht, die er dabei verspürte, kaum glauben. Er war es, der Zorro dieses Stöhnen entlockte, der diesen Blick bei einem der gefüchtetsten Schwertkämpfer hervorrief. Er war es, der Zorro dazu brachte, sich fluchend unter ihm zu winden, ihn mit den übelsten Verwünschungen zu belohnen, die ihn nur noch mehr anspornten.

„Gibst du schon auf, Marimo?“, fragte Sanji schließlich schwer atmend in die Stille, die sich zwischen sie gelegt hatte und begegnete einem brennenden Blick.

„Machst du Witze, Smutje?“ Eine fordernde Bewegung begleitete diese Worte, setzte Sanjis Körper in Flammen und ließ ihn sich fragen, ob er wirklich Kontrolle über die Situation hatte. „Das war nichts weiter als die Aufwärmphase.“

„Aufwärmphase?“, wiederholte Sanji und ein Keuchen entwich ihm ohne sein Zutun. Er fluchte, als Zorro nicht aufhörte, sich unter ihm zu bewegen. Dann zeigte ihm der Schwertkämpfer, wer von ihnen wirklich die Kontrolle hatte und Sanji blieb nichts weiter übrig, als sich mitziehen zu lassen. Nicht, dass er protestierte.
 

Von einem Morgen Danach konnte nicht die Rede sein, vielmehr waren es die 10 Minuten Danach. Denn nicht länger schafften es Sanji und Zorro, ohne Zwischenfälle nebeneinander zu liegen. Es war ihr drittes 10 Minuten Danach, die ersten zwei hatten sie anders zu beenden gewusst, doch dieses Mal war die verbale Auseinandersetzung, die sie sich lieferten nicht sofort mit einer weiteren Runde Sex zu beheben.

Sie endete damit, dass Sanji Zorro von dem Sofa trat, Zorro sich in einer der Hängematten verfing, und Sanji verwünschend versuchte, sich aus ihr zu befreien. Sanji war von diesem Anblick durchaus angetan und so wurde aus dem dritten 10 Minuten Danach doch noch ein potentieller Anwärter für das vierte 10 Minuten danach.

Zorro schien auch nichts dagegen zu haben, sein Knurren sprach für sich und Sanji machte sich einen Spaß daraus, den Schwertämpfer mehr und mehr in die Hängematte zu verwickeln und noch bewegungsloser zu machen. Schließlich erfüllte raues Stöhnen den Raum, hin und wieder das Knarren von Holz, wenn Zorro besonders stark an den Seilen der Hängematte zog und die Verankerungen in der Decke beweiesen, wie robust sie waren. Der Smutje genoss diese Moment, reizte Zorro bis aufs Äußerste und musste dann herausfinden, dass ein ungeduldiger Lorenor Zorro Kraft genug besaß, selbst die stärksten Verankerungen aus dem Deckenbalken reißen zu können. Er wusste einen Weg, Zorro für diese Beschädigung der Flying Lamb zu bestrafen und Zorro schien es nicht großartig zu stören.

Das vierte 10 Minuten Danach war vorerst das letzte. Sanji stellte fest, dass er das Abendbrot vergessen hatte und seine Laune sank schlagartig. Zorros Bemerkung, niemand würde das Essen des Smutje vermissen, belohnte den Spinatschädel mit einem Tritt gegen den Kopf, der diesen wieder rücklings auf das Sofa schickte. Sanji rappelte sich auf, suchte seine wild verstreute Kleidung zusammen und begann, sich anzuziehen. Als er seine Krawatte band, fiel sein Blick auf Zorro, der die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte und ihn beobachtete. Grinsend.

„Was ist, Säbelrassler?“

„Was werden deine Liebchen dazu sagen?“

Sanji zündete sich eine Zigarette an. „Was sie dazu sagen werden? Sie werden es –“

„Gutheißen, aber euch zwei darum bitten, das nächste Mal die verdammte Luke zu schließen!“ Sanji wirbelte herum und begegnete Namis strengem Blick. Sie stand an Deck und hatte die Luke geöffnet, hielt sie in einer Hand. „Ich schwöre, wenn Robin sie nicht dankenswerterweise geschlossen hätte, Lysop hätte sich freiwillig von Bord geworfen und Chopper würde nie wieder aus dem leeren Fass kommen!“ Sanji blickte sprachlos zu ihr hoch, während Zorro unbeeindruckt mit den Achseln zuckte.

„Was soll’s? Wenn ihr sie geschlossen habt, spielt es keine Rolle, ob wir sie –“ Er brach ab, um einen Tritt von Sanji, der eindeutig sein auf Gesicht gezielt hatte, zu blocken.

„N-nami-Maus, verzeih, diese Störung deiner kostbaren Freizeit!“ Sanji war sichtlich durch ihre Anwesenheit aus der Bahn geworfen, er war blass und seine Hände zitterten. Zorro bemerkte dies mit einem Stirnrunzeln. „Ich werde dir heute ein besonders schmackhaftes Dessert zubereiten.“ Namis Gesichtszüge wurden einen Moment weicher, dann wandte sie sich ab. „Wie auch immer“, sagte sie und verschwand aus ihrem Blickfeld.

Zorro beobachtete Sanji weiterhin. „Es scheint sie nicht zu stören, Smutje. Offenbar hat sogar die Seehexe irgendwo in den Untiefen ein Herz.“

„Du elender Dschungelaffe, red nicht so über meine wundervolle Nami!“

„Und du, Schnitzelklopfer, hör auf, einen Verletzten zu treten!“

Ein Poltern ging durch den Raum, begleitet von Fluchen und dem Austausch von Tritten und Schlägen.

„Ich seh hier keinen Verletzten, nur einen primitiven Schwertfuchtler!“

„Ach ja, perverser Love Cook?!“
 

„Nami, müssten die beiden sich jetzt nicht irgendwie anders verhalten?“, fragte Lysop, der sich seit mehr als einer Stunde an den Mast der Flying Lamb klammerte, um nicht der Versuchung zu erliegen, sich ins Meer zu stürzen. „Etwas friedlicher?“

„Die zwei?“ Nami legte sich auf ihre Liege in der Sonne, griff nach der Zeitung und schlug sie auf. Gesuchte Piraten blickten ihr von Steckbriefen entgegen. Sie lächelte. „Nein, Lysop.“ Sie griff nach den Steckbriefen. „Ruffy“, rief sie über das Deck. „In dieser Ausgabe ist wieder ein Steckbrief von dir.“

„Cooooool!“ Ruffy stürmte über das Deck auf sie zu. „Zeig mal Nami, zeig mal!“ Er riss ihr die Zettel aus der Hand. „Und auch einer von Zorro. Hey Zorro, hier sind wieder Steckbriefe von uns!“

Ein Krachen erklang von unter Deck. Robin blickte von ihrem Buch auf, Chopper spähte über den Rand seines Fasses.

„Hast du das gehört, Smutje? Im Gegensatz zu dir habe ich einen Steckbrief! Was hast du dagegen zu setzen?!“

„Na und?! Was sagt das schon aus? Die Marine war auch inkompetent und viel zu leicht zu überlisten!“

„Ach ja, du hast aber ganz schön lange gebraucht, mich zu befreien!“

„Das nur, weil du mir das Leben schwer gemacht hast, Marimo!“

„Gib doch einfach zu, dass du dich zu dumm angestellt hast und deshalb keinen Steckbrief hast. Ich dagegen habe ein Kopfgeld von 60 Millionen Berri!“

„Das heißt überhaupt nichts!“

Nami nahm einen der Steckbriefe, der auf den Boden gefallen war. Ein von einer Marinemütze halb verdecktes Gesicht blickte ihr entgegen. Die Augen des Mannes waren unter einer Sonnenbrille kaum zu erkennen, das charmante Lächeln war jedoch unverkennbar. „Sollten wir ihnen sagen, dass die Marine einen weiteren Piraten sucht?“

Dead or Alive – Mr. Prince

70 Millionen Berri

„Er scheint der Marine ganz schön auf den Schlips getreten zu sein“, bemerkte Robin schmunzelnd. „Dass er es geschafft hat, erst in Navarone ein- und anschließend mit einem Gefangenen wieder auszubrechen ... Sein Kopfgeld ist höher, als das von unserem Herrn Schwertkämpfer"

„Bemerkenswert“, sagte Nami. „Welche Möglichkeiten sich durch diese Fähigkeit von Sanji alle öffnen.“ Ihr Blick wurde träumerisch und eine Aura von Berrizeichen umgab sie schlagartig.

„Wow, wer ist dieser Mr. Prince?“ Ruffy betrachtete den Steckbrief begeistert. „Mit dem will ich kämpfen!“

„Lorenor Zorro, du verfluchter Möchtegernschwertkämpfer, wenn ich jemals ein Kopfgeld bekommen werde, wird es über dem liegen, was erstmals auf dich ausgesetzt wurde!“

„Wenn der Tag kommt, Smutje, dann stell ich mich an den Ofen und Koche!“
 

Der Steckbrief von Mr. Prince wurde noch am darauf folgenden Tag annulliert und Zorro musste nicht kochen. Offenbar war es ein Fehler der Marine gewesen, dass sie den Steckbrief überhaupt zugelassen hatte, zumal Mr. Prince Marinekleidung trug und das kein gutes Bild auf die Weltregierung warf. Es wurde eine Untersuchung des Falles Mr. Prince eingeleitet, die nie zufriedenstellend abgeschlossen wurde. Etliche Zeugen wurden vernommen, jedoch brachten die Behauptungen des Gefreiten Fullbody Eisenfaust, es sei „dieser Koch, ich weiß es, ich bin ihm begegnet – ich sage es doch, es ist der Koch!“ die Untersuchung nicht voran, ebenso wenige die Aussagen der von Mr. Prince verletzten Soldaten. Mr. Prince wurde zum Phantom erklärt und aus den Akten gestrichen.

Sanji, zunächst begeistert und euphorisch, angesichts seines Steckbriefes, konnte sich nach seiner Annullierung vor Spott und Hohn Zorros kaum retten und rächte sich nachts besonders lange und intensiv an dem Schwertkämpfer. Die Kommentare wurden nur noch bissiger und Sanjis Strafen noch kreativer.

Dann erreichten sie Water 7, Robin verließ ihre Crew, sie machten sich auf die Suche nach ihr, fanden sie, hetzten die Weltregierung auf sich und bekamen ein neues Mitglied. Ebenso wurde auf sie alle ein Kopfgeld ausgesetzt. Das Kopfgeld von Sanji, dem Black Leg, betrug 77 Millionen Berri.
 

Am selben Tag kochte Zorro ein grauenvolles Abendessen.
 

Ende



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Kommentare zu dieser Fanfic (56)
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Von:  Braveheart
2014-03-29T19:56:43+00:00 29.03.2014 20:56
Ich liebe diese Ff <3
Von:  Haeufchen
2011-06-26T01:09:03+00:00 26.06.2011 03:09
Ich habe grad nen kompletten Abend/Nacht damit zugetan die FF zu lesen.
Gefiel mir sehr!
Besonders die Tatsache, dass alles nicht ganz so einfach war und sie sich immer noch so anfauchen. xD
Aber mein Gott, waren die Kapitel lang. xD
Ich mein... es musste alles rein und es war gut...
Aber verdammt es is nachts um Drei. :P

Ich wünsche ein gute Nacht und viel Erfolg bei weiteren Storys.
Bye. ^^
Von:  Jackiieh-Chan
2011-05-20T13:40:52+00:00 20.05.2011 15:40
Haha tolles ende
nur chopper tut mir leid. xD
Armer kleiner Elch *knuddel* oder was er auch ist !?
er ist soooo putzig ^^

Ähm falsches Thema xD hat regel eins nicht zwei regeln ??
Und regel 2 ist schade :( xD

Lg Jackiieh
Von: lunalinn
2010-11-07T20:11:23+00:00 07.11.2010 21:11
So, das letzte Kapitel und nach diesem kann ich sagen, dass dies die beste ZoroSanji-ff ist, die ich bisher gelesen habe - und das waren viele. Klar, ein wenig ooc sind die Charaktere immer, allein weil es bei Oda keine Pairings gibt, aber hey! Das Wichtigste ist doch immer noch, dass sie ihrem Wesen treu bleiben und das hast du hervorragend hinbekommen! Dein Schreibstil ist mitreißend und gefühlvoll, du bringst Erinnerungen der Charaktere wunderbar flüssig in die Story ein und...ich weiß einfach nicht, was ich noch sagen soll, weil ich einfach nur begeistert von Einweghass bin. ^^

Nun aber einmal zum Kapitel selbst...ich fand den Anfang sehr schön, da noch einmal Zoros Gedanken über seine Beziehung zu Sanji erläutert wurden...und dass Sanji in diesem Punkt ein Schwein ist, da kann ich ihm nur zustimmen. (Übrigens ist das Wortspiel mit San-Ji genial! ^^) Und dass er ihm dann auch noch so dreist ins Gesicht lügt...ist einfach total daneben. Echt beschissen...so muss sich Zoro in dem Augenblick wohl auch gefühlt haben. *seufz*
Aber die Erkenntnis, dass es ausgerechnet doe Frauen sind, die Zoro an dem Koch nerven...die war echt überraschend...und geil. Tja, da hat Zoro seine Antwort...Eifersucht ist wirklich scheiße.

Die Szene mit dem Seekönig war toll beschrieben...und Zoros Aktion einfach nur dämlich. Aber andererseits auch mutig, er ist eben genauso ein Haudrauf wie Luffy...da kann man nichts machen, hm? ^^
Aber der Cäptn hat sie ja schlussendlich beide gerettet...Gott sei Dank, sonst wärs wohl aus gewesen. Wenigstens hat man durch die Aktion mit den Schwertern erfahren, dass Zoro eines wichtiger als seine Schwerter ist: Sanji! ^^

So schön diese Erkenntnis aber auch ist...wie kann man nicht merken, dass einem das eigene Schwert in der Seite steckt?!?!?! ...typisch Zoro, ich an Sanjis Stelle wäre auch vollkommen ausgerastet...dieser Depp von einem Mooshirn!! >_<
Na ja...Hauptsache, es ist gut ausgegangen...und das ist es ja letztendlich...nach einem lang ersehnten Gespräch der beiden. ^^
Dass sie es danach noch viermal treiben...spricht wohl dafür, dass das "Bündnis" funktioniert, hm? xD
Ach ja und Robinchen und Namilein werden es also gutheißen? Das überrascht mich nicht, aber war schon ne witzige Situation...hat Sanji sicher geschockt, während es Zoro am Arsch vorbei ging. xD
Hach ja, diese ff hatte wirklich ihre Höhen und Tiefen und obwohl es "nur" 5 Kapitel waren, ist es wirklich die beste ZoroSanji-ff, die ich bisher gelesen habe...sei stolz auf dich! Du hast mir den Abend versüßt und ich hoffe doch sehr auf mehr Werke von dir...vielleicht sogar zu diesem Pairing. ;)
Lieben Gruß
Pia
Von: lunalinn
2010-11-07T19:37:08+00:00 07.11.2010 20:37
Ui...das ist das heftigste Kapitel bis jetzt und ich bin echt beeindruckt, wie gut du es verstehst, die Situation darzustellen...kein bisschen Schnulz, der alles in den Dreck ziehen könnte, nein, du bleibst bis hier ic!
Aber mal alles von Anfang an...ich dachte echt, was ist denn jetzt los, als Zoro plötzlich über Bord gegangen ist...Gott sei Dank hat Sanji ihn gerettet, sonst wäre er wohl wirklich tot. Dass es dem Smutje so nahe geht, ist klar, aber dass er es auch so offensichtlich vor Zoro zeigt, macht deutlich, dass auch er selbst geschafft ist...klar, er hat die Verantwortung für das Schiff und für Zoro. Kann einem echt leid tun, der Love-Cook. :(

Allerdings war ich wirklich mehr als überrascht, als ich weitergelesen habe...dass diese Aktion von Sanji ausgeht, kommt für mich sehr unerwartet, aber es gefällt mir auch. Vor allem die Resignation, als Zoro begreift, dass Sanji anscheinend vollkommen klar in der Birne war und genau wusste, was er da mit wem macht. Scheint ihn allerdings genauso zu schocken wie den Spinatschädel...oh man. Die Limes waren heiß...das hast du sehr schön eingebaut. ^^
Genau wie den inneren Monolo Sanjis, als er darüber nachdenkt, was er eigentlich gemacht hat...ja, anscheinend liegt ihm das sogar so schwer im Magen, dass er, als Zoro ihn anspricht, sofort daraus schließt, dass er über die vergangene Nacht reden will. Uff...dass das Gespräch nicht ausbleibt, war ja eigentlich klar. Sowas kann man nicht einfach vergessen! Aber schon geil, wie Zoro ihn dann einfach auch küsst, nur um zu beweisen, dass Sanji ja doch was fühlt. xD
Anscheinend ist da bei ihm selbst auch einiges, das er für den Koch fühlt...auch wenn er meint, er habe alles nur aus Langeweile getan. Irre ich mich oder ist vielleicht Sanji deswegen sofort auf die Prügelei eingegangen? Na, wer weiß...ist aber echt kindisch von Sanji, dass er meint, er sei normal und Zoro sei der Verrückte, nur weils dem anscheinend gefällt und er das wiederholen will. Schon nicht einfach...aber wohl auch nicht so kompliziert, denn schließlich sind sie ja doch dabei, es miteinander zu treiben. Sanji kann echt zickig sein...erst soll Zoro aufhören und dann ja weitermachen. Schlimm! xD

Der Rückzieher war aber wirklich gemein...muss ziemlich frustrierend sein, wenn man genau da aufhört.
Ach ja...Sanji ist echt sehr schwierig und ich denke, es wird nicht einfach, mit ihm darüber zu sprechen.
Ich wünsche Zoro viel Glück...Respekt, deine ff macht süchtig und ich muss mich einfach gleich dem nächsten Kapitel widmen. ^^
lg
Pia
Von: lunalinn
2010-11-07T18:58:48+00:00 07.11.2010 19:58
Ha! Wusste ich es doch, dass "Schnitzelklopfer" und "Säbelrassler" sich nicht so leicht einpferchen lassen...na ja, nicht auf Dauer jedenfalls. Wie Sanji das Schloss und die Ketten mit seinen Beinen knackt, ist schon ziemlich cool. Das kurze Streitgespräch zwischen den beiden musste einfach sein, nicht wahr? Ohne können die beiden ja gar nicht. xD
Trotzdem sind sie ein klasse Team...ob sie das auch noch mal irgendwann begreifen? Vielleicht sind sie ja sogar dabei, wenn man bedenkt, wie Sanji Zoro stüzt, weil der nicht mehr selbst laufen kann - verständlich so lange, wie er kein Wasser bekommen hat...und dennoch macht er einen auf starken Mann...typisch für ihn. -.-

Und dann treibt er es auf die Spitze, indem er Sanji so nett mitteilt, dass er seine Schwerter noch braucht...ja, das war wirklich kein geeigneter Zeitpunkt, da hat der gute Koch schon Recht. -.-°
Oh man...die beiden sind wirklich anstrengend, aber genau darum mag ich sie ja, weil sie halt kompliziert sind in ihrer Beziehung zueinander. xD
Aber zumindest hat der gute Smutje seine Schwerter ja gefunden...gleich sechs Stück mitgebracht. xD
Dass die beiden auf Zoros Frage, ob sie es lebend da raus schaffen, nur grinsen...das ist so typisch für die beiden Vollidioten, dass ich selbst lachen musste. ^^

Ach ja und Uneinigkeiten über die Sache mit dem Tor...Ao Kiji ist echt ein Arsch, einfach viel zu früh da aufzutauchen. xD
Ah...wir Smoker sich aufregt und meint, der blaue Fasan könnte die ganze Nacht auf seinem Fahrrad hocken...schon lustig der Gedanke. Sicher wäre Ao Kiji eingeschlafen. ^^

>„Komm mir nicht so“, knurrte Sanji und schwang sich in die Luke, landete vor Zorro. „Als ob das ein Grund für dich gewesen war, nicht durch die halbe Marinebasis zu laufen. Du wirst doch wohl die kurze Strecke zum Steuer schaffen. Du bist mit von Falkenauge aufgeschlitzter Brust noch aufrecht gelaufen.“<

Bei dem musste ich einfach nur grinsen...wie Recht Sanji doch hat! Zoro stellt sich sonst auch nicht so an, da soll er jetzt nicht einen auf Verletzten machen! ...andererseits ist er das ja auch. ^^°
Erst recht als der gute Koch ihn so fies tritt, wodurch die Wunde wieder aufgeht...das ernste Gespräch zwischen den beiden war ungewohnt, aber wohl notwendig und erst recht, als Zoro meinte, dass er dankbar sei, Sanji das aber nicht mit Gehormsam verwechseln sollte. Ach ja...die beiden sind schon Deppen, kann man nicht anders sagen.
Aber Zoro mit seinem Orientierungssinn schlägt echt dem Fass den Boden aus...ein toller Schluss für das Kapitel! ^^
Von: lunalinn
2010-11-07T17:58:11+00:00 07.11.2010 18:58
Oh man, ich liebe Hina einfach!! Der arme Sanji anscheinend ebenso, auch wenn seine Komplimente bei ihr nicht wirklich ziehen - wieder ein Punkt, weshalb ich sie so sehr mag...sie ist einfach eine starke und coole Frau, die weiß, was sie will...und ihre Aggressivität macht sie nur sympathischer! xD
Fullbody und Jacko dagegen...oh man, ich hasse die beiden Volldeppen...aber du hast sie gut rübergebracht...sehr zum Leidwesen des armen Smutje. >_<
Hach ja, wenigstens hat Sanji doch schlussendlich Zoro gefunden...wo er schon so verzweifelt war. Die beiden Typen aus der Kombüse hatten sie aber auch nicht mehr alle, da ist es klar, dass Sanji so abgeht...Abschaum der Meere...auch Piraten sind Menschen und die Strohhüter tun ja wirklich keinem was - im Gegenteil.

Wie auch immer...kaum dass Sanji Zoro gefunden hat, müssen sie sich natürlich auch wieder an die Gurgel gehen. Du beschreibst die Streitereien sehr glaubhaft, ich habe jedes Mal Bilder vor Augen, wie sie sich anschauen und sich die Tonlage nach und nach hebt. Dass sie sich trotzdem wichtig sind, merkt man schon daran, dass Zoro Sanji dazu zwingen muss, ihn zurückzulassen...und ich betone es noch einmal - ich hasse Fullbody!! >_<

Zoro gehts aber mächtig dreckig nach den drei Tagen ohne Wasser und Nahrung...dass er trotzdem noch so eine große Fresse hat und Sarkasmus zustande bringt, ist bemerkenswert und spricht für seine Willenskraft. Allerdings sieht es wahrlich nicht gut aus, vor allem wo Sanji nun auch noch geschnappt wurde...aber sicher werden sie einen Weg finden, sich da raus zu winden! Ganz bestimmt!
Spätestens im nächsten Kapitel werde ich das erfahren und an dieses setze ich mich auch jetzt. ^^
Von: lunalinn
2010-11-07T17:38:02+00:00 07.11.2010 18:38
Hi! Ich hab deine ff vor Ewigkeiten in meine Favouriten aufgenommen, aber es dann irgendwie verpatzt, einen Kommentar zu hinterlassen oder weiterzulesen...deshalb tue ich das jetzt.
*Schande über mich*
Zu diesem Kapitel kann ich nur sagen, dass es für den Anfang sehr viel Power hat...und das gefällt mir! Allein der anfängliche Streit wegen des Steckbriefs von Zoro ist ein guter Einstieg und ich hatte sofort das Bild vor Augen, wie sich die beiden anfeinden, bis Nami sie voneinander trennt.
Du hast bisher jeden Charakter (Smoker, Hina und Tashigi eingeschlossen) so dargestellt, wie er auch im Manga vorkommt, was mir bei ffs immer am Wichtigsten ist - natürlich neben der Rechtschreibung und Formulierung, aber da hab ich auch keine Fehler gefunden, alles schön sauber und angenehm zu lesen. ^^
Das Gespräch zwischen Sanji und Ruffy war super, du hast deutlich gemacht, dass Ruffy sich um jeden seiner Freunde sorgt und sie niemals im Stich lassen würde und diese Tatsache macht Ruffys Charakter für mich aus - dass auf ihn immer Verlass ist.
Und ebenso finde ich es gut, dass, auch wenn das hier eine ZoroSanji-ff ist, Sanji trotzdem noch ein Weiberheld ist und seinen beiden Schönheiten nachschmachtet - ohne das wäre er einfach nicht mehr er selbst. :)
Ich freue mich sehr aufs nächste Kapitel, das ich jetzt gleich lesen werde!
lg
Pia
Von:  Hiraya
2010-10-17T21:26:38+00:00 17.10.2010 23:26
weiß gar nciht wie ich anfangen soll o.o

irgendwann hab ich angefangen meiner freundin textausschnitte im chat zu schicken. irgendwie geschah das dann immer öfter und die ausschnitte wurden immer länger.

zu beginn der story war ich mir stellenweise etwas unsicher, ob die beiden nicht doch ein kleiens bisschen ooc geworden sind. die antwort darauf ist nein. es gibt nicht immer nur einen weg und manches hätte ich anfangs vielleicht etwsa anders geamcht als du, aber deine beiden sind definitiv nicht ooc!

das dürfte die beste zosan-story sein, die ich je gelesen hab. bis zuletzt selbst beim sex bist du ihrem wesen treu geblieben. ich habs nie so ein "romantisches" "liebesgeständnis" zwischen sanji und zorro gelesen. es war einfach nur genial, wie die beiden sich selbst beim sex noch angegiftet haben und versucht haben sich gegenseitig zu dominieren/übertrumpfen. und es gab echt 10.000 stellen, die mich zum lachen bringen konnten.

was für mich noch viel wichtiger ist, ist, dass keiner von beiden von vornherein schwul/bi war. egal wo man hinschaut, ist bei den meisten autoren irgendeiner der beiden chars von vornherein dem eigenen geschlecht bzw. dem anderen nicht abgeneigt. ich hätte nicht gedacht, dass ich da nochmal wem übern weg lauf, der das nicht so macht. find ich echt klasse. jetzt hab ich einen grund mehr, wieso ich mich noch mehr anstrengen muss, meine ff gut werden zu lassen. =) "konkurrenz" treibt an. echt vielen dank dafür, dass deine chars so natürlich sind. *-* bist der einzige autor, an den ich mich erinnern kann, bei dem zu beginn keiner schwul ist *-*

ohne kritik wärs doch langweilig. deine charakterpsychologie ist echt top und der humor ists auch. beim geschehen gibts leider ein paar unstimmigkeiten. es passieren 3-4 dinge die unlogisch sind, unter anderem beim sex ne kleinigkeit. wenns dich interessiert, list ich sie dir auf.

magst du dich mit mir anfreunden? (ich frag das echt nicht jeden) du teilst scheinbar einige meiner ansichten und das mag ich. :)
Von:  Yoyo
2010-05-18T16:36:06+00:00 18.05.2010 18:36
Uuuuh~
Eins der schwersten Pairings wie ich finde, also wenn man sie jetzt mit deinen anderen Pairings vergleicht.
Die beiden sind beide echt komplizierte Charaktere, aber dennoch, du hast es super souverän umgesetzt *__________*

Umsetzung: Top!!
Schreibstil: Top!
Story: Top!
Muss ich sonst noch was sagen?
*gg*


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