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Marembara

Ein Sturm zieht auf
von

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Stimme des Windes

„Seltsam, so viele Stürme in Folge habe ich noch nie erlebt.“ Ascali, eine der Ältesten und ranghöchsten Fähen war besorgt. Seit vielen Tagen schon hatten sie nicht auf Jagd gehen können, weil die ständigen Sturmwinde jegliches Wild in seinen Unterschlupf vertrieb. Sie selbst mussten sich ebenfalls in ihre weit verzweigten Höhlen zurückziehen, um nicht von umher fliegenden Ästen oder ähnlichem erschlagen, oder wie eines der Jungtiere, davon geweht zu werden. „Dies ist kein gewöhnlicher Sturm“, in der Stimme der jungen Fähe vom Meer lag Unbehagen. „Es ist starke Wind-Magie darin, …ich spüre es in jeder Faser meines Körpers.“ Bei diesen Worten sträubte sich ihr Meergrünes Fell. In dem sich über den ganzen Körper ziehenden Wellmuster blitzte nun die weiße Unterwolle auf, sodass man den Eindruck hatte auf ein sturmgepeitschtes Meer zu blicken.
 

Farî allein hörte die wispernde Stimme im Wind. ER rief sie zu sich.
 

Ja diese Fähe war ohne jeden Zweifel am Meer zuhause, doch sie konnte nicht von den angrenzenden Küstengebieten stammen. Nie hatte Ascali auf ihren Wanderungen durch jene Gebiete eine solche Fellfarbe gesehen.

Wichtiger jedoch als die Herkunft der Fähe, war die Abstammung des Jungtiers, das dort behütet von seiner kristallenen Hülle heranwuchs. Als Farî im Frühjahr zu ihnen kam, war das Mondfest erst wenige Tage vorüber. Sie musste sich also mit einem der Rüden aus der Umgebung gepaart haben. Jedoch fand sich im Umkreis von fünf Tagesreisen kein einziger Wolf, ob männlich oder weiblich, der sie je zuvor angetroffen hatte. Farî selbst schwieg, sowohl zu ihrer Herkunft, als auch zu der des Jungtiers.
 

„…nicht finden.“ „ …darf nicht finden.“ „ER darf dich nicht finden! Hüte dich vor dem Sturm.“ Farî´s geflüsterte Gedanken fanden den Weg in die Seele des ungeborenen Welpen in seinem kristallenen Ei. Seit Monaten wiederholt …hundertfach wiederholt.
 

Den anderen Fähen in der Höhle war die meerfarbene unheimlich und sie duldeten sie nur, weil sie den Clan und den Hort bereits mehrfach vor schlimmen Schaden bewahrt hatte. Farî hatte die Stürme immer vorausgesehen und sie gewarnt. Es gab aber auch einige, die behaupteten, dass die Zahl und das Ausmaß der Schäden dieses Jahr nur so groß waren, gerade weil Farî da war. Ascali hatte das alles Anfangs für Unsinn gehalten, doch nun da sie wusste, dass tatsächlich ihr Gebiet allein so stark betroffen war, bekam auch die alte Fähe Zweifel. Auch die Botschafter aus befreundeten Clans waren besorgt, als sie von den immer wiederkehrenden heftigen Stürmen erfuhren. Die meisten waren weitestgehend verschont geblieben, nur die Küsten-Clans im Osten und Norden hatten ebenfalls mit ungewöhnlich starken Winden zukämpfen gehabt. Mit starken Winden, nicht mit ausgewachsenen, unbändigen und zerstörerischen Stürmen…
 

Die Ältere hatte eine Weile schweigend vor sich hingegrübelt, als sie plötzlich gewahr wurde, dass die Meerfarbene sie ansah. “Mein Heimat-Hort ist ständig von starken Winden umgeben, wir haben gelernt sie zu besänftigen. Ich habe bisher vermieden meine Magie auf fremdem Boden anzuwenden, doch sehe ich jetzt keinen anderen Ausweg mehr.“ Mit diesen Worten erhob sie sich, rollte das durchsichtig silberne Ei mit der smaragdgrünen Maserung zu Ascali hin und bat sie mit einem stummen Blick, darauf acht zu geben. Diese nahm das fremde Ei zu ihrem eigenen zwischen die Vorderpfoten und wollte noch etwas fragen, doch Farî war bereits gegangen.
 

Viel Glück mein kleiner Sturmsegler. Ich hoffe dein Schicksal meint es besser mit dir. Finde Freunde, werde stark und hüte dich vor „Dem Sturm“. Ich bete, dass er dich niemals findet.

Leb wohl, Marembara.

Der erste Schritt

Farî ist in jener Nacht nicht zurückgekehrt. Der Winter war gekommen und wieder gegangen, nun hielt der Frühling Einzug. Zeit für die jungen Drachenwölfe, die im Schutz der dunklen Höhlen aus ihren Eiern schlüpften, den ersten Schritt ins Licht der Welt zu tun. …Sofern sie nicht verschliefen.
 

„Mara! Wo bleibst du?“ Das war Daerâs Stimme, er rief ihn, doch warum war er so weit weg? Mit etwas Mühe kämpfte Marembara den Schlaf nieder und öffnete die Augen. Er blinzelte in die Dunkelheit und stutzte. Die letzten Monate war immer jemand da gewesen, doch nun sagten ihm seine feinen Sinne unmissverständlich, dass er allein war! All die gewohnten Geräusche, das Tapsen von kleinen und großen Pfoten auf dem Boden, der ruhige Atem der Mütter, der leise Takt der Herzen, den offenbar nur Mara tatsächlich hören könnte, all dies fehlte jetzt.
 

„MAAARAAA! Jetzt beweg dich endlich! Wir sind alle längst draußen.“ Jetzt war der kleine Welpe wirklich wach. „Draußen!?“ Nie zuvor war ihnen erlaubt gewesen die Höhle zu verlassen, und nun war er der letzte der diesen Schritt noch vor sich hatte. Warum hatte ihn niemand geweckt? Langsam, eine Pfote vor die andere setzend, folgte er dem Pfad der bisher den Erwachsenen vorbehalten war.

Seit einigen Tagen schon sprachen ihre Mütter vom Grün der Bäume und Wiesen, den Farben der ersten Blumen und sie trugen in ihrem Fell einen süßen Duft mit in die Höhle. Eben dieser Duft lockte ihn und er wurde stärker mit jedem Schritt den er dem Ausgang näher kam. Da war aber auch noch etwas anderes, etwas das säuselnd in den Ohren kitzelte, das streichelnd durch sein Fell fuhr und dann als er den letzten Schritt tat, den Schritt ins Licht, brach ein ohrenbetäubendes Rauschen über ihn herein. Zum ersten Mal sah er nun die riesigen Bäume, die Lichtung mit ihren bunten Blumen und er wusste, ohne das es ihm jemand erklärt hatte, es war der Wind der dort die Kronen der Waldriesen zerzauste. Dies war sein Element, jede Faser seine Körpers sagte ihm das. Fasziniert tapste Mara auf die Lichtung und beobachtete wie der Wind in seinem Spiel Licht und Schatten über den Boden tanzen ließ.
 

’Padauz’ In ihr eigenes Spiel vertieft, hatten die anderen Welpen den träumenden Mara umgerannt und jetzt purzelten sie kreuz und quer über den Boden. Nach einer kurzen Schrecksekunde jedoch machte sich der Pulk, kichernd und quiekend sofort wieder auf ein neues Spiel zu beginnen. Der verdutzte Mara sah sich, alle Viere von sich gestreckt, plötzlich einem seltsamen bunten Wesen gegenüber.

Es hatte sechs Beine, genau wie die Käfer die durch das Laub auf dem Höhlenboden gekrochen waren, nur war dieser hier lang und dünn. Und was waren das für komische Dinger auf seinem Rücken? Mit den feinen Adern sahen sie fast aus wie Blätter. Dies war also ein dünner Käfer mit bunten Blättern auf dem Rücken. Er wollte sich gerade das Muster auf den Blättern genauer ansehen, als sich das wunderliche Wesen in die Lüfte erhob und leicht hin und her taumelnd davon flatterte. Mara schaute ihm lächelnd hinterher, auch dieses Wesen war von Windmagie erfüllt.
 

„Was starrst du dem dummen Schmetterling hinterher?“ Wie aus dem nichts war Daé wieder da…oder hatte er die ganze Zeit dort gestanden? „Komm, wir spielen jetzt fangen!“

Sein Bruder drückte sich zwar schon immer etwas grob aus, aber Mara wusste, dass er eigentlich sehr lieb war. Das spürte er immer dann, wenn er nachts Albträume bekam und Daé ganz nah an ihn heranrückte, um sie wieder zu vertreiben.

Schatten der Vergangenheit

So hatte Mara sich sein kleines Abenteuer eigentlich nicht vorgestellt. Daé und ein paar andere Welpen waren auf die Idee gekommen, sich vom Hort wegzuschleichen und die Umgebung zu erkunden. Es hatte viel Spaß gemacht die älteren Aufpasser auszutricksen und draußen fangen zu spielen. Doch nun hatte er nicht nur die anderen aus den Augen verloren und sich verlaufen, jetzt stand er auch noch einem ziemlich grimmig dreinschauenden Jungrüden gegenüber.
 

„Soso, du bist also der Kleine von der Unglücksbotin…dieser Windhexe vom Meer.“ Der vierzehn Jahre alte Miro baute sich über Mara auf und schaute verächtlich auf ihn hinab. Mara verstand nicht warum der Jugendliche so wütend auf ihn war. „Was ist eine…Hexe?“ Dieses Wort hatte er nie zuvor gehört. Miros gelbe Augen blitzten bedrohlich auf: „Das ist jemand der mit Hilfe von Magie böse Dinge tut. Und deine Mutter ist genau so jemand!“ Mit jedem Wort das er sagte, fletschte Miro die Zähne ein wenig mehr.

„Mama kann doch gar nicht mit dem Wind reden!“ Mara hatte zwar Angst vor Miro, aber er wusste dass seine Mutter stets nur mit der Erde und den Bäumen geflüstert hatte, niemals mit dem Wind. Er hatte es gesehen und gespürt, es war nichts Böses an ihrer Magie. „Ha! Glaubst du wirklich Fürstin Ascali wäre deine richtige Mutter!?“ Mit diesen Worten schubste er den kleinen Welpen an das Ufer des Baches und zwang ihn sich darin zu betrachten. „Sieh dich doch mal an. Hast du hier je einen anderen Wolf mit solch einer seltsamen Fellfarbe gesehen?“ Mara schaute sich sein Spiegelbild an. Was er sah war ein Welpe von zweieinhalb Monaten mit hellgrünen und eisblau gesprenkelten Augen und einer Fellfarbe irgendwo zwischen dunkelgrün und blau. Eine traurige Erkenntnis überkam ihn. Bisher hatte er sich darüber keine Gedanken gemacht, aber alle Mitglieder des Wald-Clans hatten braunes oder schwarzes Fell, nur er nicht. Wie konnte er da mit ihnen verwandt oder Ascali seine Mutter sein?

„Siehst du? Du gehörst nicht hierher!“ Wieder holte Miro mit der Pranke aus und schleuderte Mara am Ufer des Baches entlang. „Deine Mutter ist schuld am Tod meines Freundes. Sie hat diesen furchtbaren Sturm hierher gerufen, der so vielen das Leben gekostet hat und dann ist sie einfach abgehauen und hat dich hier zurückgelassen!“ Wieder und wieder schlug er zu und der kleine Welpe purzelte bei dem Versuch ihm auszuweichen unbeholfen hin und her. „Wer weiß, vielleicht hat sie dich ja absichtlich hier gelassen?“ Mara schnappte nach Luft während Miro seine Pranke auf dem Brustkorb des kleinen ruhen ließ. „Am Ende bist du hier um das zu vollenden was deine Mutter nicht geschafft hat?“ Fester und fester drückte er den kleinen Körper auf den Boden. „Sag schon! Bist du hier um uns alle zu vernichten? JA ODER NEIN?!“ Mara bekam schon keine Luft mehr als… „MIRO!!!“ Ascali kam herangeprescht und ging ohne zu zögern auf den Halbstarken los. Ein paar gezielte Bisse und Kniffe und Miro lag, starr vor Schreck, im Bach. Über ihm knurrend und zähnefletschend die Alphafähe. Nachdem sie ihn ein letztes mal gezwickt und er sich kommentarlos unterworfen hatte, ließ sie von ihm ab.
 

Während sie sich davon überzeugte, dass ihrem immer noch schwer atmenden Ziehsohn nichts weiter passiert war, näherte sich eine zweite Fähe dem Geschehen. Es war Jiri, ein junges Weibchen, dessen dunkles Fell weiße spitzen aufwies. Sie hatte Ascali zu Hilfe gerufen, nachdem sie selbst es nicht geschafft hatte, ihren Freund von seinen Racheplänen abzuhalten. Jetzt näherte sie sich Miro, der zwar wieder aufrecht, jedoch immer noch im Bach saß. „Das hättest du nicht tun dürfen.“ Als sie nur noch einen Schritt von ihm entfernt war, schnellte der junge Rüde plötzlich hoch, schnappt nach ihr und sprang dann in entgegen gesetzter Richtung aus dem Bach. Mit langen, wütenden Sätzen verschwand er im Unterholz des Waldes. Jedoch nicht ohne Jiri zuvor ein „Verräterin“ zuzuknurren.
 

„Es hat keinen Zweck ihm jetzt nachzulaufen.“ Wie immer hatte die weise Ascali Jiris Absicht im Voraus erkannt. „Ich werde später mit ihm sprechen,wenn er sich beruhigt hat.“ Vorsichtig packte sie Mara am Nacken und machte sich langsam auf den Weg zurück zum Hort. Unruhig trippelte Jiri neben ihr her. „Warum nur? Warum hat er das getan?“ Mit einem stummen Blick bat sie Mara um Entschuldigung, doch dieser war mit den Gedanken noch immer bei der Erkenntnis, dass er eigentlich nicht Teil dieses Rudels war.

Wer war er wirklich, wieso war er hier und vor allem…war das was Miro erzählt hat wirklich war?



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von: abgemeldet
2008-02-06T11:43:04+00:00 06.02.2008 12:43
o weia. so wie´s aussieht hat Mara jetzt schon einen Feind fürs Leben -.-.
Der arme kleine. Er kann doch nichts dafür.
Zum Glück konnte ihn seine Ziehmutter retten.
Ich frage mich, ob Miro ihn getötet hätte. Aber vll hat er damit, dass er Mara gezeigt hat, dass er nicht wirklich zum Rudel gehört und seine Mutter eine "Hexe" war, sehr viel mehr Schaden angerichtet.
Miro erinnert mich nach diesem ersten Auftritt so richtig an einen pupertierenden Jungen. Soviel Kraft, dass er nicht weiß wohin damit, wenig Hirn zum Nachdenken und leicht reizbar.
Von: abgemeldet
2008-01-27T21:16:34+00:00 27.01.2008 22:16
*schnief* schon zu Ende?!
Ich mag das Kapi. Es ist richtig schön geschrieben. Aber viieeel zu kurz!!!!
Von:  Foresight
2008-01-05T15:00:30+00:00 05.01.2008 16:00
Der Prolog ist wirklich gut geschrieben und macht gleich neugierig auf mehr. ^^
Ich bin schon gespannt, wie's weitergeht und was aus der armen Farî wird.

LG
Von: abgemeldet
2008-01-05T14:44:32+00:00 05.01.2008 15:44
O.O
Was, das wars schon?
Schade, der Prolog ist wirklich sehr schön geschrieben.
Nur eben so kurz...aber Prologe haben ja meistens etwas geheimnisvolles, das neugierig auf mehr macht.
Ich fand die Beschreibung von Farî´s Fell so schön. Konnte ich mir richtig gut vorstellen (zum Glück hab ich mir erst danach die Charabeschreibungen angeschaut^^).
Ich frage mich was aus ihr wird.
Das Marembara (was für ein Name, ich glaub, ich hab mich viermal vertippt @.@ beim Schreiben) es nicht leicht haben wird, hab ich ja schon bei den Chibidrachenwölfen gelesen.
Ich freu mich schon, wenn mehr kommt!


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