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Kurzgeschichten und Gedichte

von

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Der grauselige Heimweg des Fräuleins J.

Ein anerkennender Pfiff.

„Was für ein Arsch.“, dachte er als er ihr hinterher blickte.

„Was für ein Arsch!“, dachte auch sie.

„Ich möchte ihr näher kommen, sie treffen.“, dachte er.

„Wenn er noch näherkommt werd ich ihn treffen.“ dachte sie.

„Am besten dort wo’s weh tut.“

Sein Herz schmerzte süß bei ihrem Anblick.

Sie war für ihn wie aus einem Traum.

Er war für sie wie ein lebhafter Albtraum.

Sie wollte weg von hier, nur schnell nach Hause in ihr Zimmer.

Er wollte auch dort hin, Zweifel gab es für ihn nimmer.

Endlich erreichte sie ihr ersehntes Heim.

Heimlich erreichte auch er die Ersehnte.

„In Sicherheit!“, dachte sie und ihr war nicht mehr ganz so bang.

„Ich schaff es mit Sicherheit.“, dachte er, als er über die Mauer sprang.

Seufzend lässt sie sich auf ihr Bett fallen - alles sicher verschlossen.

Seufzend steht er vor verschlossner Türe - unsterblich verschossen.

Vom Balkon aus überblickt sie den nächtlichen Garten.

Versteckt im Schatten hockt er - müde vom Warten.

„Julia“ ruft er von unten zu der Dame seiner Wahl.

Wählen will auch sie – möglichst schnell den Notruf.

„Julia, warum läufst du denn weg?“ bittet er um Erkenntnis.

Jetzt erkennt auch sie ihn – „Romeo, bist du das etwa?“ fragt sie ihn leise.

„Wer sonst?“ kommt es zurück. „Und ich hab deine Brille wiedergefunden!“

Ohne bist du ja blind wie ein Maulwurf, verdammte Sch***.

„Oh, Romeo! Ich liebe dich.“ ruft sie freudig.

„Ja, du mich auch.“, denkt er räudig - und zeigt ihr sein strahlendstes Lächeln.

Die Mär von der einsamen Braut.

Drei Gedichte, die ich für Nebeah als Extra zu ihrem Geburtstagsbild geschrieben habe.

Ihr könnt es in meinen Fanarts finden.

Es zeigt die nächtliche Ruine einer alten Kirche mit dem einsamen Geist einer jungen Frau in einem hellen Kleid. Die Gedichte sind mehr oder weniger aus verschiedenen Gedanken entsprungen: was für ein Ereignis zu dieser Szene geführt haben könnte.
 

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- IRRLICHT -
 

Im dunklen Wald, im hohen Moos

da sitzt ein Mädchen ruhelos.

Die Nacht ist tief schwarz, die Eule schreit -

sie hofft ihr Geliebter wär nicht mehr weit.

Sehnsucht hat sie hergetrieben -

die beiden, die sich heimlich lieben.

Sie späht hinaus in Nacht und Ferne,

sucht da Signal seiner Laterne.

Sah sie nicht eben grad das Lichte?

Dort an der hohen, kahlen Fichte?

Gewiss - ER steht und wartet dort

an ihrem heil'gen Liebesort.

Vielleicht weil es sie nicht gesehen

dreht er sich weg um fort zu gehen.

"Wo willst du denn hin? Lass mich nicht allein!

Der Wald ist so gruslig - voll Trug und Schein!"

Tiefes Grausen das Mädchen erfasst.

Sie stürzt ihm nach in eiliger Hast.

Mal schwankt es stark - mal steht das Licht

"Geliebter! Warum wartest du nicht?"

Sie laufen durch den grünen Reigen

aus Ästen, Blättern, Stämmen, Zweigen.

Her und hin - in jede Richtung -

steht sie plötzlich auf einer Lichtung.

Und in des Mondes mattem Glanz

erkennt sie trotz der blätter Tanz:

Ein heil'ger Ort, doch Menschenkind -

durch alte Mauern heult der Wind.

Die kleine Kirche, die sich hier erhebt,

ist nur von Tier und Pflanz' noch belebt.

Steinerene Mauern, ein schiefer Turm -

das Holz zerfressen von Zeit und Wurm.

Da sieht sie sein Licht - es scheint warm und helle -

freudig betritt sie die alte Kapelle.

Doch hart, kalt und erbarmungslos

erkennt sie: es war ein Irrlicht bloß!

Mystisch klang Glockengeläut herab -

die alte Kirche, die wurde ihr Grab.

Sie musst fortan wie jeder Stein

ein Teil von ihr für immer sein.

Es ist der Zauber des Waldes bei Nacht,

der sie dort bannt mit großer Macht.

Drum hütet euch auch bei Mondesschein

vorm Wandeln im Walde bei Nacht ganz allein.
 

- MITGIFT -
 

Geld, Geld , Geld, Geld -

offen die Tore der Welt.

Viel von da

bringt Pomp und Trara.

Mädchen reich

heiratet gleich:

liebt ihn gar -

wunderbar!

Liebt ihn sehr

und noch mehr -

oh wie toll,

wundervoll!
 

Geld, Geld, Geld, Geld -

das Geiz und Geschick zusammen hält.

Plötztlich großes Ungemach:

wenig Ehre und viel Schmach.

Familie fällt,

verliert viel Geld.

Sinkt auch sozial

unter "normal".
 

Kein Geld, kein Geld, kein Geld, kein Geld -

Dem Jungen das Mädel SO nicht gefällt.

Will nicht mehr heiraten gehn -

dreht sich weg und lässt es stehn.

Mädel, Mädel wein!

Lässt er dich allein!

Was für ein tiefer, tragischer Schock!

Tränennasser Hochzeitsrock.
 

Kein Geld, kein Geld, kein Geld, kein Geld -

harte, kalte, ungnädige Welt.

War er doch sonst so voll Begehren:

Sie konnt sein Werben kaum erwehren.

Herz ist tonnenschwer -

liebt ihn doch so sehr.

Wartet sie auf ihn ab jetzt -

Hoffnung, Hoffnung stirbt zuletzt!

Bis er kommt zu ihr zu eilen

wird sie hier für ewig weilen,

ist ihm treu durch alle Not -

treu auch weit noch nach dem Tod.
 

- MIT GIFT -
 

Junge,

Junge klein,

Junge klein und Mägdelein,

Junge klein und Mägd'lein fein,

Junge klein und Mägdlein fein heraus geputzt.
 

Junge,

Junge mag,

Junge mag das Mädel,

Junge mag das Mädel sehr,

Junge mag das Mädel sehr, sehr wenig.
 

Beide,

Beide sollen,

Beide sollen heiraten,

Beide sollen heiraten einander,

Beide wollen aber nicht.
 

Junge,

Junge holt,

Junge holt herbei,

Junge holt herbei den Messewein,

Junge tut etwas hinein.
 

Mädel,

Mädel trinkt,

Mädel trinkt den Wein,

Mädel trinkt den Wein, wird rot,

Mädel trank den Wein - ist tot.

Das Monument - Für den Arbeitsgedichte-WB

Das Monument
 

Brennend brennt die Sonne

auf die trockne Haut

rennend rennt der Knabe

bis er gen Himmel schaut.
 

Prächtig prachtvoll steht in Stein

das hohe Monument

davor davorstehnd der Vorsteher

der keine Gnade kennt.
 

Grimmig grummelnd schaut er nieder

auf das hingestreckte Kind

gnädig Gnade und Erbarmen

der Inhalt dessen Bitte sind.
 

Pflichtbewusste Pflichterfüllung

die Direktive der er preist

tagtäglich Tagewerk am Bau

auch wenn es Opfer bringen heißt.
 

Wüste Wüste in dem Herzen

und im Kopf Befehle nur

arbeitsame Arbeiter erschaffen

der Knabe starb an Ruhr.
 

Lebenskräft'ge Lebendige

ist was man hier vermisst

wo wohnhaft nur ein Teufel

der Unterdrückung ist.
 

Schwitzend schwitzt der Bauer

und schafft so schnell er kann

unter ungeheuren Lasten

Maschine mehr als Mann.

frei - 2. Gedicht für den Arbeit-WB

frei
 

Lästige Lasten lasten leider auf meinen Leisten.

Die Leisten des Schusters sind jene bei denen er bleiben soll.

Sollte er leiden unter den Lasten der Leisten?

Wär es dann nicht besser das Leiden zu lassen und zu leben?

Denn wie sehr muss man das Leben hassen

um loszulassen und doch zu verharren.

Springend tanzend und jauchzend -

das sind echte Narren!

Doch scheinen sie glücklich

und froh

einfach so

wie sie sind.

Legion - Mexx Kalenderaufgabe Schneeflocke

Es waren einmal

viele, viele Wassertropfen – an der Zahl mächtiger gar als die hellen Sterne am Himmelszelt. Gemeinsam waren sie gewaltig anzusehen und voller Leben und man gab ihnen einen Namen: Ozean.
 

Mal tanzten sie als sanfte Wellen über palmengeschmückte Strände,

mal verschlangen sie Schiffe mit Mann und Maus. Die Einheit - sie unterschied nicht zwischen Reinheit und Gemeinheit. Doch dann meldeten sich 0,836 Gramm zu Wort und die sagten: „Ich bin nicht so.“
 

Und so stieg der Tropfen, der nicht wie die anderen war, mutig empor zur Oberfläche und rief zur Sonne: „Ich bin nicht wie die anderen! Weißt du wie ich bin?“ Die Sonne hatte keine Ahnung, aber das hätte sie nie zugegeben und so reichte sie dem tollkühnen Tropfen einen Sonnenstrahl damit er zu ihr empor steigen konnte. Doch lange vor dem Ziel, mitten auf dem Weg, verdampfte der Tropfen einfach und verschwand. Die Sonne erschrak als sie gewahrte, was sie angerichtet hatte und versteckte sich flugs mit einem: „Du bist nicht wie ich!“, hinter dem nächsten Berg.
 

Der Tropfen jedoch existierte noch immer, allein - er wusste nicht wo er war. Seltsam leicht fühlte es sich an.

„Bin ich jetzt, wie ich bin?“, fragte er sich laut.

„Kommt drauf an“, hörte er viele leise Stimmen flüstern. „Bist du denn wie wir?“ Neugierig sah der Tropfen sich um und fand sich in einer Wolke wieder.

„Wir schweben hier oben fern aller Sorgen

und kümmern uns nie um heut oder morgen.“

Ein Weile blieb der Tropfen doch dann ward es ihm fad und er sprach gelangweilt: „Lasst ihr euch immer nur treiben?

Ihr tut ja garnichts! Seid ihr immer so faul und träge?“

Da ward die Wolke beleidigt und verfärbte sich tief grau. „Du bist nicht wie wir!“, polterten die empörten Stimmen und traten den armen Tropfen, dass er in hohem Bogen aus ihrer Mitte und somit aus der Wolke fiel.
 

Panisch rief der Tropfen um Hilfe als er schneller und schneller dem harten, erbarmungslosen Erdboden entgegenraste.

„Wat isch dann loas?“ fragte plötzlich eine besorgte Stimme direkt neben ihm. „Koan I dia helfn mei gleena Fraind?“

Sprachlos starrte der Tropfen den Sprecher an – und durch ihn hindurch.

„Soag oan, mei Fraind, wat haschde dann soa schwäres uffm Härzn doas es dejnerejner soa schnell zua Boden ziehd? Kichernd heulte der Wind laut los und schlug ein paar Loopings. Halb paralysiert vor Angst stotterte der Tropfen: „Ich will nicht fallen! Das geht alles viel zu schnell!“

„Abba warum haschde dann Angschd voam falln?“, fragte der Wind verwundert. „Is doch a dolles Gefiahl soa an Tiefdruchjebiet.“

„Ich bin aber nicht wie du!“, grummelte der Tropfen, der, langsam, aber sicher, wütend wurde. „Und wenn ich am Boden aufschlage treffe ich wieder das Wasser, aber ich bin nicht wie das Wasser und wenn ich verdunste“, schimpfte er weiter, „komm ich zum Wasserdampf, aber so bin ich auch nicht!“

„O mai,“ seufzte der Wind, „i glaub hia muss i woahl jemann sei Mühdschen kühln duhn!“

Einen Herzschlag lang hielt er inne

und fegte den trotzigen Tropfen dann weit, weit von dannen.
 

Bevor dem überrumpelten Tropfen klar wurde was passiert war bemerkte er

eines: Es war kalt hier. So kalt – besäße er einen Allerwertesten so

hätte er ihn sich sicher im Nu abgefroren.

Wiederstrebend und bibbernd ließ er sich langsam zur Erde hinabgleiten.

Sanft landete er auf etwas starrem, ehemals rosigen, nun glasig-bleichen und als die neu geformte Schneeflocke den toten, erfrorenen Dichter berührte blitzte sie vor Freude grell auf und rief: „Endlich weiß ich wie ich bin!

Ich bin wie du, denn du bist nicht wie ich!

Wir sind beide einsam und auf der Suche, angefüllt von Wünschen und Träumen, Hoffen und Sehnen, anders als die anderen unserer Art nicht so uniform in Gedanke und Handeln sondern einzigartig, denn wir sind ein wenig zu eigensinnig, zu stur, zu unberechenbar und“ ,so sprach die Schneeflocke ehrfürchtig,

„nicht zu vergessen - vergänglich!“
 

Und in ehrlicher Dankbarkeit und Freude funkelte sie im kalten Mondeslicht

heller und lebendiger als es jede Totenkerze je vermocht hätte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Yu_B_Su
2008-09-14T11:05:21+00:00 14.09.2008 13:05
-Thema +Thema da

-Stil, Gestaltung etc. + sprachlicher Fluss durch Wiederholung der Lasten usw., macht alles sehr locker und flockig
- nicht super-einfach verständlich

-Rechtschreibung/Grammatik + gut

-Gesamteindruck +/- sprachlich sehr interessant, vom Thema her aber nix Neues

Gesamt: 2 Pluspunkte

Kommentar: Das Gedicht hat, finde ich, nicht die Brillianz, die das Monument hat. Es besticht zwar durch seine interessante sprachliche Gestaltung, dabei geht aber das Thema etwas unter; es scheint, als wäre die Sprache hier wichtiger.
Von:  Yu_B_Su
2008-09-14T11:04:48+00:00 14.09.2008 13:04
-Thema + Thema da
+ gutes Teilthema

-Stil, Gestaltung etc. + anhand eines Einzelschicksales Schilderung des Themas
+ zeitlich in der Vorzeit, als es noch mehr körperliche Arbeit gab, Wortwiederholung und Reimschema!

-Rechtschreibung/Grammatik + gut
-Gesamteindruck + sehr prägend
- Traurigkeit

Gesamt: 5 Pluspunkte

Kommentar: Dieses Gedicht gefällt mir auch sehr gut, auch wenn es einen traurigen Unterton hat. Indem du die Arbeit auf das wesentliche reduzierst, auf das körperliche und noch dazu in der Zeit zurückversetzt, wo jeder arbeiten MUSSTE, stellst du das Thema sehr anschaulich da, es brennt sich genauso ins Hirn wie die Sonne. Die Statur/Das Monument als Symbol für die Frage, wofür man arbeitet, für wen, macht einen als Leser sehr bedrückt. Die Wiederholung der Worte am Anfang verstärkt dies nochmehr. Nur der Versuch der Verallgemeinerung von dem Jungen zu der These, der Mensch sei mehr Maschine als eben Mensch, ist dir nicht ganz geglückt; es wäre besser gewesen, beim Jungen zu bleiben.


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