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Like a Deathwish

von

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Desicion

An einem Tag wie diesem war es sinnlos mit irgendetwas zu beginnen. Worauf wollte er eigentlich hinaus ? Niemand hatte behauptet, dass etwas für immer Bestand haben würde. Ja ... irgendwann war alles einmal zu Ende. Wozu sich also noch Gedanken machen. Im Endeffekt würde niemand auf ihn hören. Er konnte sich also die Mühe sparen, aufzustehen. Noch einmal zog er die Decke über den Kopf.
 

Langsam döste er noch einmal in einen tiefen Schlaf. Bald wurde seine wohlverdiente Ruhe jedoch von einem unwillkommenen Traum gestört. 'Ich wollte es doch vergessen !' Aber er würde den gestrigen Tag niemals vergessen können. "Uhhh" noch ein letztes Mal drehte er sich wiederwillig auf die andere Seite des Bettes.
 

Erst gestern hatten sie sich wieder getroffen. Der Sänger hatte sich zwar mit aller Macht dagegen zu wehren versucht, jedoch vergebens, angesichts der Tatsache, dass man ihm nur einmal mehr eine heile Welt vorgespielt hatte. Wie hätte er ahnen können, was für eine Entscheidung am Ende des Tages dabei getroffen wurde. Er wollte es nicht noch einmal erleben. Und doch, lies es ihn nicht einmal in seinen Träumen in Ruhe.
 

Aie hatte ganz still da gesessen. Die ganze Zeit hatte er nichts gesagt. Wie immer war es Tokis Aufgabe gewesen, ihn durch seine wohl gewählten Worte zu beruhigen. Er konnte es nicht mehr ertragen. Er wollte es nicht mehr hören. Und doch wurde es ihm immer wieder in Erinnerung gerufen. Er hatte dieses gefakte Lächeln Aies so satt. Er hatte die ganze, blöde höfliche japanische Kultur satt. Er wusste, dass er hier nicht glücklich werden wollte. Kazuya hatte nur in der Ecke gestanden und genickt. Er wusste, dass Kazuya niemals mit dieser Entscheidung einverstanden gewesen wäre.

Aber wer wollte sich dem Band Leader schon wiedersetzen. Kazuya nickte bloß. Aie schwieg. Toki redete. Und er ... er versank in einem Alptraum.
 

"Es geht so nicht weiter ..." hatte man ihm gesagt. "Du weißt es doch selber, Mako !" hatte Aie einmal verlauten lassen. "Wir können nicht alle gemeinsam deinen Traum verwirklichen. Du allein kannst es. Aber du brauchst uns nicht dazu. Das hast du noch nie. " Ein vorwurfsvoller Ton lag in Tokis Stimme.

'Aber ... das ist niemals wahr ... ich wollte nie allein sein. Warum sagt er so etwas.' Aber der Sänger brachte nicht ein einziges Wort über seine, mit schwarzem Lippenstift geschminkten Lippen. Sollte das, das letzte Mal sein, dass er sie in ritueller Weise, wie er es vor jedem Konzert tat so schminkte ?

Keiner wollte ihm wirklich zuhören. So erschien es ihm.
 

Er schaute zu Boden, blinzelte etwas verstört mit seinen langen, dunklen Wimpern, welche die mit Kontaktlinsen versehenen Augen umrahmten. "Warum ?" war alles was er noch hervorbringen konnte.

Er konnte nicht mehr klar denken. Alles vor seinen Augen verschwamm, so wie man bei Regen durch eine nasse Fensterscheibe blickt. Doch es hatte schon seit langem nicht mehr geregnet. Beinahe vermisste er dies schon, trotz der traurigen Erinnerungen, die damit verbunden waren.
 

"Wir werden dir erklären, wie es jetzt weitergeht. Wir haben darüber bereits einstimmig entschieden, aber ich denke du ahnst es bereits, nicht wahr ?" und schon wieder wurde dieser Satz von einem mitleidigen Grinsen Aies begleitet. "Ich" Toki schaute verlegen zur Seite "möchte mit der Musik aufhören." Das hatte Mako bereits geahnt. Er war der einzige in der Band, der eine Familie hatte. Irgendwo war es verständlich. Das Aie ebenfalls nicht glücklich war, hatte er schon während der gesamten Aufnahmen am neuen Album bemerkt. Aber warum auch Kazuya ? Bis jetzt war er es doch gewesen, der die Band zusammengehalten hatte. Warum wollte er dies jetzt alles aufgeben. Mako verschlug es den Atem. 'Ich will es nicht hören. Bitte sprich es nicht aus.' Aber jedes Flehen war nun vergeblich. Niemand konnte den Lauf der Dinge aufhalten. Niemand ...
 

"Aie ... hat bereits mehrere, gute Angebote von verschiedenen Bands bekommen." Mako schluckte. "Ich ..." Aie schaltete sich in das Gespräch ein "habe noch keines angenommen. Bis jetzt ... Mako, es tut mir leid. Ich weiß, dass du es nicht hören willst, aber gestern kam ein Angebot, dass ich unmöglich ablehnen kann." "Deswegen haben wir uns heute getroffen." setzte Toki fort. Kazuya schaute Mako nun direkt in die Augen. 'Ihr habt mich alle verraten' in dem Sänger kochte die Wut langsam hoch. 'Kazuya ... auch du !!!' er schaute den Bassisten wütend an. Aber Kazuya wich seinem Blick nicht aus. Er schien fest überzeugt von dieser Entscheidung. Mako hatte keine Wahl. Er starrte Kazuya ungläubig an, unfähig sich zu bewegen blickte er verzweifelt zu seiner letzten Hoffnung.
 

Von einem lauten Klingeln wurde er geweckt. "Uh ... verdammt!" er starrte in die Richtung der Haustür. Wer zur Hölle wollte um diese Uhrzeit noch etwas von ihm. 'Ich will meine Ruhe verdammte Scheiße.' Er fluchte innerlich. Als es noch einmal läutete war er bereits dabei sich ein Handtuch überzuwerfen. Warum sollte er sich auch jetzt noch etwas Besonderes anziehen. Es konnten ruhig alle sehn, wie es ihm ging. Langsam schlich er zur Tür. 'Wer konnte das nur sein ?' insgeheim hoffte er noch immer darauf, dass Aie sich meldete und ihm sagte, dass die Band weitermachen würde. Zum dritten Mal klingelte es. "Ich komme doch schon ... uhhh"
 

Er traute seinen Augen nicht, als er öffnete. In diesem Moment wünschte er sich, doch etwas Passenderes angezogen zu haben. 'Was macht SIE hier ?' "Hallo Mako-san ..." begann sie. "Was soll das ?Was willst du hier ?" wütend schrie er sie an und wollte gerade die Tür wieder zu machen, als sie einen Schritt nach vorne machte und ohne jede Vorwarnung seine Hand ergriff. "Willst du dir nicht wenigstens anhören was ich zu sagen habe ?" irgendwie wirkte sie verzweifelt. "Nein, verdammt ... und jetzt verschwinde !!!" Nun war es egal. Er wollte sie nicht sehen. Ohne jeden Widerstand ließ sie zu, dass er die Tür ins Schloss knallte.
 

Hätte er etwas bessere Laune gehabt, wäre es wohl niemals so weit gekommen. Aber gerade jetzt wollte er wirklich niemanden sehen. Erst recht nicht sie. Hätte sie sich doch einfach einen anderen Zeitpunkt ausgesucht. Aber all das spielte jetzt keine Rolle mehr. Nun hatte er wohl endlich seine Ruhe. Er atmete tief ein. Irgendwie spürte er, dass sie gegangen war. Niemals war sie hierher gekommen, um zu ihm zurück zu kehren. Nein, das konnte nicht der Grund sein. 'Hat sie etwa etwas von der Trennung erfahren ?' Doch wie sollte das in einem so kurzem Zeitraum überhaupt möglich sein. Das war es sicher nicht. Naja ... irgendwie war es ihm auch egal. Das einzige was er nun wollte, war noch ein bisschen Schlaf zu bekommen.
 

Eigentlich hätte er sogar froh sein müssen, dass man ihn aus seinem Alptraum befreit hatte. Aber nichts konnte etwas an der Tatsache ändern, dass dieser Alptraum bereits Wirklichkeit war. Irgendwie war er noch immer nicht bereit es zu akzeptieren und das obwohl er es schon so lange geahnt hatte. Wie konnten andere Menschen mit solch schweren Verlusten noch umgehen ?
 

Irgendwie war es doch nicht allein sein Traum. Alle Menschen träumten von der absoluten Freiheit. Jeder versuchte doch, auf die erdenklichsten Arten, glücklich zu werden ?Oder dachte nur er so. Gab es nicht auch genug, die das Glücklichsein bereits aufgegeben hatten ?Die einfach nur noch vor sich hin vegetierten, wie die Tiere, und nicht darüber nachdachten, dass bereits das Leben ein unendlich schönes Geschenk war. 'Gott hat es uns geschenkt. Warum werfen es die meisten weg ?'
 

Auf dem Weg zum Schlafzimmer hielt er dann doch inne. Die Müdigkeit war verschwunden und wich einem leichten Tatendrang. Alles lag noch offen vor ihm. Er hatte noch genug Möglichkeiten. Jetzt fiel ihm dies auf. Woher diese plötzliche Erkenntnis kam vermochte er nicht zu sagen.
 

Über dem Stuhl lagen noch immer seine Sachen vom gestrigen Tag. Einen schwarzen Anzug, der ihn noch dünner und zierlicher erscheinen lies, als er ohnehin schon war. Schnell zog er ihn an, streifte sich den grauen, langen Mantel über, setzte sich die dunkelblaue Mütze auf und warf sich den grau, schwarz karierten Schal um, welcher besonders wichtig war. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel verriet ihm, dass er so gehen konnte.

The darkest hour

Gerade als Aie aus dem Fenster blickte, fuhr ein grauer Mercedes auf den Parkplatz des Studios. 'Mist ...' Warum musste er ausgerechnet jetzt hier auftauchen ?Er hatte es vermeiden wollen ihm noch einmal unter die Augen zu treten, bevor nicht alle Formalitäten erledigt waren. Was sollte er ihm jetzt noch sagen. Er kannte Mako. Das ganze würde wieder auf eine Diskussion hinauslaufen und er hatte absolut keine Lust darauf sich jetzt vor ihm zu rechtfertigen. 'Seine Hartnäckigkeit kennt absolut keine Grenzen.' rief sich der Gitarrist ins Gedächtnis. Er hörte die Autotür bereits zu fallen. Jetzt war es wohl nicht mehr zu vermeiden ... wie weiter ?
 

Gerade als er das Studio betrat, sah der Sänger wie sich eine ihm bekannte Gestalt leise und unauffällig durch den Flur stahl. "..." 'Ich lass dich schon in Ruhe, Aie. Du musst dich nicht verstecken. Pah, was für ein Kindergarten.' dabei beließ er es. Statt den Gitaristen auch nur noch eines Blickes zu würdigen, wandte er sich dem Büro des Managers zu. 'Eigentlich praktisch, dass es gleich hier ist.'
 

Den weisen, sterilen Fluren folgend ging Mako in die Richtung des Raumes mit der Nummer 25. In einigen Ecken standen ein paar kleine Palmen, aber diese beachtete der Sänger kaum. Er blickte zielgerichtet die Marmor-Treppen hinauf, welche erst kürzlich neu gemacht worden waren. Für ihn waren diese Treppen mehr als nur ein paar kalte Stufen. Sie hatten für ihn einen Neuanfang für die Band bedeutet, aber dieser war nun undenkbar geworden. Nun musste er noch einmal diese Treppen benutzten. Als er hinaufstieg wurde ihm ein wenig schwindlig. Vielleicht hätte er doch noch etwas frühstücken sollen. 'Naja ... egal !'
 

Als er oben angekommen war blickte er zuerst in das Gesicht einer jungen, lächelnden Frau. 'Wer zur Hölle ist das denn ?Hat er die alte schon wieder gefeuert ?Was hat dieser Mann für einen Verschleiß an Frauen ??'Er lächelte zurück. "Ich wollte ganz gern zu Herrn Yoshida. Ist da was zu machen ?" Nun verschwand plötzlich das Lächeln der Frau und es wich einem finsteren Blick, der jeden anderen wohl ermordet hätte. "Sie sind ?"Mako schluckte .... in diesem Moment wünschte er sich das sein Manager endlich aufhörte seiner Frau untreu zu sein und dafür seinen Sekretärinnen umso länger ihren Beruf behalten ließ. 'Dieses Arschloch ...'innerlich verfluchte er diesen Mann des öfteren. Aber das änderte nichts daran, dass er derjenige war der ihm jetzt helfen konnte.
 

"Mako Terachi ... wenn ihnen dieser Name nichts sagt sollten sie besser schnell ihren Beruf wechseln. "Mako blickte nichtssagend nach rechts, vorbei an dieser Frau, so als würde sie gar nicht existieren. "Oh ... sie sind das also!" Erschrocken begann das Mädchen in ihren Schubladen zu wühlen. 'Tut sie nur so oder kennt sie meinen Namen wirklich ?Und mein Gott, was soll dieses dämliche Gewühle ... kramt sie jetzt ihr Autogramm Heftchen heraus ?'Der Sänger rollte mit den Augen. Diese Bürokraten, da konnte man nur den Kopf schütteln. "Sie müssen noch rund zwei Stunden warten, bis Herr Yoshida für sie zu sprechen ist." schüchtern starrte sie den Mann mit ihren dunklen Rehaugen von unten herab an. "WAS ?"Mako schaute ihr jetzt direkt ins Gesicht. "Das muss ein Irrtum sein. Er ist MEIN Manager, nicht ihrer !!Er hat für mich Zeit zu habe, und zwar dann wenn ich es sagen. Und ich sage, dass ich ihn JETZT sprechen möchte und nicht erst in vielleicht zwei Stunden !!"Nur selten musste er so empört ausgesehen haben. "Tut mir leid ... aber hier steht, dass er nicht mehr ihr Manager ist. Also müssen sie warten, so wie jeder andere auch."
 

Etwas verängstigt legte sie ihm die genannten Papiere vor. 'Uhh ... Natürlich alles ohne meine Unterschrift. Verdammt was wird hier gespielt. Ich habe hier ja absolut kein Mitspracherecht mehr. ' Mako seufzte ... so musste man sich der dämlichen Bürokratie wohl beugen. Musste sich echt seltsam anfühlen ... so als Durchschnittsbürger musste man das ja jeden Tag erleben. 'Oh Gott ...'schoss es ihm durch den Kopf. Ohne diesen Mann da drin, den man als Betrüger und Lügner kannte, war er auch nichts weiter, als einer dieser Durchschnittsbürger. 'Schach Matt, Aie ... du hast gewonnen.' Dabei hatte er sich ein bisschen Spielraum schon noch erwartet.
 

Das Ticken der Uhr würde er nie wieder vergessen können. Und das wurde ihm nach nur zehn Minuten klar. Er schaute sich ein wenig um, aber alles was es zu bewundern gab waren komische, moderne Gemälde, irgendeines Künstlers X, der sie irgendwann in einem Zustand zwischen Delirium und Koma gemalt haben musste. Es war alles wie bei einem klassischen Arztbesuch. Total im Dunkeln gelassen, wann der Arzt erscheinen würde, um zu sagen, dass der nächste Patient an der Reihe sei, der ja doch nicht man selber war. Man verfluchte den Fremden, der eigentlich erst nach einem gekommen war, und nun doch als erster ins Zimmer durfte und blickte dann wieder stur auf seine Zeitschrift, welche in jedem Wartezimmer zu liegen pflegten. Doch das hier war schlimmer. Es gab nicht einmal Zeitschriften. Man musste diese Zeit ganz allein überbrücken, wobei klar war, würde man jetzt gehen, käme ein anderer und man musste ein weiteres Mal darauf warten eingelassen zu werden.
 

Mako hasste diese Stunden, in denen er ganz und gar seinen Gedanken überlassen war. Er musste über alles nachdenken, über jede Kleinigkeit, wofür er sich hin und wieder selbst zu hassen pflegte. Und nun war er gefangen. Er hatten keine Wahl, denn ohne diesen Mann da drin würde er nicht weiter kommen in seinen Zielen. Jetzt hatte er einmal diesen Entschluss gefasst, jetzt musste er diesen auch in die Tat umsetzen und durchziehen. Er musste sich seinen Gedanken stellen. Um sich zunächst auf etwas erfreulicheres zu konzentrieren, ging er innerlich noch einmal ein paar seiner neueren Lyrics durch. 'Eigentlich sinnlos wenn man bedenkt, dass ich keine Band mehr habe ... eigentlich blöd ... aber das ist alles was mein Leben ausmacht. Was soll ich denn sonst tun ?Kann ich überhaupt etwas anderes ?' Und so kehrten seine Zweifel zurück.
 

'Vielleicht brauche ich doch einfach eine Therapie ?!' war sein letzter Gedanke, bevor ihn der Schlaf einholte. Wenigstens träumte er jetzt nicht mehr von gestern. Es war eher einer dieser ganz normalen Träume. Total verwirrend, ohne Sinn und hin und wieder war man schwanger. Es war schon irgendwie lächerlich, dass er vor dem Büro seines Managers einschlief. Aber er hatte ja auch die ganze Nacht nicht geschlafen. Wann würde er wohl wieder dazu kommen ?
 

Als die Tür aufgerissen wurde, schreckte der Sänger aus seinem Schlaf auf. Aber da war noch immer nicht die Person, die zu sehen er gehofft hatte. 'Wer ist das denn ... 'er streckte sich noch einmal, um die Müdigkeit von sich zu schütteln. Diese Person sah aus wie jemand aus einer dieser neuen, buntgekleideten Visual Kei Bands. Mako schaute noch einmal genauer hin. 'Mmh ...'es war tatsächlich jemand aus einer unbekannten, gerade erst entdeckten Visual Kei Band. Ihm folgten noch drei weitere Personen, die genauso gekleidet waren. Einer davon trug sogar seine Gitarre mit sich durch die Gegend. 'Oh man! Was für ein Affe. 'Mako schüttelte sich innerlich. Irgendwie fand er all das gerade übertrieben und unnötig. 'Diese Jungs können sich nicht ein Jahr im Business durchschlagen. 'Aber man wollte ihnen ja nicht die Hoffnung nehmen. Denn das Erwachen konnte so grausam sein. Das wusste Mako jetzt besser als jeder andere.
 

Als die vier Jungs gegangen waren, stellte der Sänger sich voller Erwartung zur Tür. Doch auch jetzt hielt es niemand für nötig ihm zu öffnen oder ihn hereinzubitten. Er schaute auf die Uhr. 'Schande ... ohh' er wartete jetzt bereits seit über zwei ein halb Stunden. Nun reichte es ihm. Egal ob wichtiger Manager, egal ob dieser Mensch ihm helfen konnte, dieser Mensch war ohne jeder Moral. 'Monster !!'war alles was Mako noch denken konnte. Er war wütend. Bedächtig ging er zur Tür.
 

"Was ?"kam die genervte Antwort. "Mako hier ... Herr Yoshida, ich warte bereits seit fast drei Stunden hier, es ist wirklich wichtig. Haben sie etwas Zeit ?" Bis eine Antwort kam schien es eine Ewigkeit zu dauern. "Mmh ... Mako-san, können sie nicht morgen noch einmal wieder kommen. Ich bin heut wirklich noch sehr beschäftigt. Ich bin sicher, dass ihr Anliegen auch noch einen Tag warten kann." 'Oh Gott.' Das war alles ? Nun verschlug es ihm die Sprache. Hatte dieser Mann überhaupt gewusst, dass er gewartet hatte. Wie tief konnte man sinken ?'Was machen die hier mit mir ?Das was er eigentlich sagen wollte ist doch auf ganz höfliche Weise, verschwinde von hier und komm nie wieder !!'
 

Ohne auch nur noch ein Wort zu verlieren, stürmte Mako aus dem Studio. Vorbei an der ins Leere starrenden Sekretärin. Er rannte regelrecht zurück zum Auto. Das war es nicht was er sich von diesem Besuch erhofft hatte. Das war ein Schlag ins Gesicht gewesen, der ihm sagte "Du gehörst hier nicht her, verschwinde !" Und genau das hatte er jetzt auch vor. Niemals wieder würde er so einem furchtbaren Menschen in den Arsch kriechen. Niemals wieder würde er an diesen Ort zurück kehren. Wie es weitergehen sollte, darüber konnte er sich zwar jetzt keine Gedanken machen, aber es musste wohl ein völliger Neuanfang sein.
 

In einem abgelegenen Teil der Stadt Osaka, gab es dieses kleine Caffee. Aie liebte diese ruhige, aber dennoch nicht ganz leere Gegend, wo nur ein gewisser ausgewählter Teil der Bevölkerung einzukaufen pflegte. Das Caffee hatte ein schönes französisches Ambiente. Hier hatte er sich früher sehr oft mit Mako getroffen, aber seit damals hatte sich so viel verändert. Ganz gemütlich schlürfte er gerade seinen Cappuccino. Jeden Moment würde sein Date hier auftauchen. Er hatte sich schon so lange auf ein Wiedersehen gefreut.
 

Die weisen Schuhe verrieten ihm, dass er endlich gekommen war. Aie blickte auf. Ein freundliches, aber ernstes Gesicht blickte ihn von der anderen Seite der Sonnenbrille aus an. "Aie-san" der Mann machte eine leichte Verbeugung "darf ich mich setzten ?" Ein sanftes Lächeln von Seiten Aies verriet ihm die Antwort.
 

Der Sonnenuntergang hatte seine ganz besonderen Reize. Jeden Abend nahm sich der nun ehemalige Sänger von Deadman die Zeit ihn wenigstens eine halbe Stunde zu beobachten. Doch diesmal wurde es mehr als nur eine halbe Stunde. Dieser Augenblick sollte für die Ewigkeit gereichen. Mit seinem Mercedes-Benz den er über alles liebte, stand er über drei Stunden an der verlassenen Eisenbahn Brücke und wartete auf die Nacht. Langsam legte sie ihr dunkles Gewand über die Welt, welche für Mako nun weniger Bedeutung besaß als ein Atom.
 

Das geöffnete Dach seines Wagens ließ einen angenehmen Lufthauch zu. Er lehnte seinen Kopf in einen der ledernen Bezüge und atmete tief ein. So musste die absolute Freiheit sein. Ohne jede Vorbehalte zu leben, ohne Angst vor dem Morgen, ohne Sorgen und Zweifel. Das war es was er sich immer gewünscht hatte. Doch nun hatten sich all seine Träume ins Gegenteil verkehrt. Wie sollte es nun weitergehen. Es gab verschiedene Möglichkeiten. Eine davon war diesen Augenblick nicht mehr enden zu lassen und stehen zu bleiben. Die andere war sich der Realität entgegen zu stellen und den Schmerz zu ertragen. Nicht mehr zurück, sondern nach vorn zu blicken. Viele Menschen schöpften daraus ihre Kraft. Aber wie, das war Mako völlig unverständlich. Wie konnte man die Vergangenheit komplett ausblenden ? Sowas empfand er als unmöglich.

Minor thoughts

Irgendwo zwischen den vielen tausend Menschen, konnte er es ausmachen. Das große rote Gebäude, im Zentrum Ōsakas. Es schien fast so, als ob es leer stand. Aber Aie wusste es besser. Hier würde nun endgültig geklärt werden, was aus seiner Zukunft werden würde. Er hatte keinerlei Bedenken. Alles würde gut gehen und sie würden auch den letzten Vertrag, der nötig war, aufsetzen, um damit eine neue Band ins Leben zu rufen. Sie würde alles was er bisher begonnen hatte in einem tiefen, grauen Schatten erscheinen lassen. Seine bisherige Karriere war bedeutungslos gegenüber dem Kommenden. Ein leichtes Grinsen spielte um seine Lippen.
 

Sein Begleiter rieb sich die Hände. Eben noch hatten sie in dem Caffee gesessen. Das kleine Stück bis ins Stadt Innere waren sie gelaufen. Die Kleidung des Anderen war noch immer so makellos weiß, wie seine Schuhe. Es war ein fast schon unheimlicher Gedanke, dass nichts, aber auch absolut gar nichts dazu in der Lage war dieses Weiß zu verunreinigen. In gewisser Weise, dachte Aie, dass es den Charakter seines Begleiters wohl in irgendeiner Form wiederspiegeln musste. 'Mako hat ja auch immer Schwarz getragen' schoss es ihm durch den Kopf. Es war ein reines Weiß. 'So müssen Engelsflügel aussehen.' dachte Aie, denn sie waren ebenso rein und unschuldig, wie dieser Mann, der neben ihm stand. Zögernd ergriff er die Hand seines Nachbarn, bevor er einen kurzen Blick auf ihn warf, um sich davon zu überzeugen, dass dieser die Berührung registriert hatte. Er lächelte verlegen, als er feststellte, dass dies tatsächlich der Fall war.
 

Und schon wieder quälten ihn die Alpträume. Warum konnten sie ihn nicht eine Nacht in Ruhe lassen? Dabei hatte der Sänger so sehr gehofft, im Schlaf alles vergessen zu können. Aber wie immer holte ihn sein Unterbewusstsein ein und trieb seine Spielchen mit ihm. Wieder wurden all die schmerzhaften Erinnerungen ins Leben und in sein Gedächtnis gerufen.

Da war sein Vater. Seine Mutter hing in einer dunklen Ecke des Zimmers an einem Seil an der Decke. Hatte sie sich selbst umgebracht? Er wusste es bis heute nicht. Sein Vater stand nur reglos da. In Wahrheit war er auf ihn losgegangen und hatte ihn geschlagen, aber in seinen Träumen starrte er nur. Mako war in diesem Moment gefangen. Der wohl grausamste Moment in seinem Leben und er würde niemals enden. Damals war alles viel zu schnell gegangen. Aber nun stand die Zeit still. Geister durchquerten das Zimmer. Sie griffen nach ihm und hinderten ihn am weglaufen. In diesem Moment erhob die Tote ihren Kopf und stammelte in einer unverständlichen Sprache Worte, die ihr kleiner Sohn selbst als Erwachsener nicht verstehen konnte. Ein einziges Kauderwelsch sprang von ihren Lippen. Ihre Worte wurden immer schneller, so dass es beinah schien, als wollten sie Mako erreichen. So als wollten sie ihm wehtun. In seinem Kopf wurde es immer lauter, sie spuckte die Worte regelrecht heraus. Immer lauter und immer schneller. Aber verstehen konnte er sie nicht, so eindringlich sie auch sprach. Gegen Ende schrie sie ihn fast an, aber er schauderte bloß und der einzige Gedanke den er noch klar erfassen konnte war die Frage nach dem Sinn des Traumes. Und mit dieser Frage erwachte er.
 

Schweiß gebadet lag er in seinem Bett. 'Verdammt, warum gerade jetzt?' Hatte er nicht Besseres zu tun, als über diesen Traum nachzudenken. 'Vielleicht einfach nur ein Kindheitstrauma' mit diesem Gedanken tat er es wieder einmal ab. Vergessen würde er es eh nicht. Jedenfalls war jetzt noch nicht der Zeitpunkt dafür gekommen. Er wusste, dass auch eines Tages dafür die Zeit reif wäre, aber nicht heute.
 

Blitzschnell war er aufgestanden. Alles in allem war das niemals ein Problem, wenn man gleich mit all seiner Kleidung zu Bett ging. Doch nun wollte er sich lieber erst einmal waschen und ein wenig frisch machen, bevor er sich daran machte einen wichtigen Anruf zu tätigen, der ihm vielleicht aus seinem Schlammassel helfen konnte. Auf der Heimfahrt war es ihm bewusst geworden. Er konnte noch eine ganz bestimmte Person anrufen, und diese Person würde ihm dann mit Sicherheit sagen können was zu tun war, wenn man sich rechtlich übergangen fühlte: Er hatte einen Anwalt! Nichts auf der Welt konnte ihn nun noch davon abhalten diese Waffe einzusetzen, er hatte schließlich nicht irgendeinen Anwalt.
 

Wenn sie aus dem Fenster schaute, war ihr als könnte sie sein Auto vorfahren sehen. Aber er würde nie zurückkehren. Erst gestern war sie bei ihm gewesen. Nach all den Jahren, in denen er sich nicht gemeldet hatte, war sie zu ihm zurückgekrochen gekommen. Sie kam sich so blöd vor. Aber ihr Herz schrie nach ihm. In ihrem Kopf spielten sich all die Szenen immer wieder von neuem ab, und immer wieder waren all diese Erinnerungen verbunden mit all den Gefühlen, die sie nie geglaubt hätte jemals wieder empfinden zu können. Sie spürte nach all der Zeit noch immer seine Gegenwart, als würde er just in diesem Moment neben ihr stehen. Noch nie hatte sie sich bei jemandem so wohl gefühlt. Dummerweise war das alles jetzt egal, denn es war vorbei.
 

Sie strich sich vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. 'Wenn er doch nur hier wäre.' sie seufzte. Und noch einmal verlor sie sich in eine Traumwelt, die außer ihr niemand zu betreten im Stande war. Wie sollte sie jemals die Tür schließen können ? Wie sollte es ihr gelingen diesen unglaublichen Menschen zu vergessen ? Doch in diesem Moment kam ihr wie immer die Erkenntnis das es unmöglich war. Sie schüttelte sich kurz und kehrte so in die Realität zurück. 'Am besten ich mache mir erst mal einen Tee.' Ihre Gedanken waren völlig durcheinander. Was sie jetzt brauchte war wohl am ehesten Gesellschaft. 'Mako ... ' dachte sie nur. Aber es ergab keine Sinn. Wann würde sie sich damit abfinden ?
 

Sie drehte sich um und lief quer durch den Flur in ihre Küche. Erst vor kurzem hatte sie hier einiges verändert. Es erleichterte sie etwas, als sie den kleinen Funken von Entschlusskraft spürte, der damit einherging. Am Fenster standen jetzt einige neue Blumen. Der alte Kalender vom letzten Jahr war verschwunden. 'Mako mochte die Blumen nicht besonders. Er würde es nicht mögen.' Wieder spürte sie die Verzweiflung. Er hatte neben ihr gestanden, als sie gerade im Kühlschrank nach dem Essengesucht hatte und hatte ihr erklärt, das er niemals Blumen in seiner Wohnung stehen hatte. Sie hatte niemals nach dem Grund gefragt, sondern hatte es für richtig gehalten, das Ganze mit einem Schweigen zu quittieren. Auch Mako hatte meist nur schweigsam zugehört. Auch an diesem Tag, als sie das letzte Mal gemeinsam gefrühstückt hatten, hatte er nur da gesessen und schweigsam aus dem Fenster gestarrt. 'Was war bloß an diesem Tag anders gewesen, als an all den anderen?' Und erneut wurde sie von all diesen Gedanken überrannt. Wann würde das nur enden. Wenn sie ihn nicht mehr liebte ? Aber war das denn möglich ? Konnte sie denn irgendwann noch einmal richtig glücklich sein ?

Ihre Gedanken begruben sie. Es war als läge sie in einem Loch und jeden Tag schüttete jemand ein kleines Häufchen Erde mehr auf sie. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, alles was sie begann, um sich abzulenken, wie jeder dem sie sich anvertraute ihr riet, ging in einem erneuten Schwall von Gedanken und Gefühlen unter. Alles erinnerte sie an ihre gemeinsame Vergangenheit und ebenso hätte all das ein gemeinsamer Teil ihrer Zukunft sein können. Aber diese Zukunft gab es nicht. Tränen liefen ihr die Wange herunter.
 

'Mmh ...' Mako stand vor seinem Telefon. Nicht eine einzige Nachricht. 'Langsam fühle ich mich einsam ... ' dachte er mit einem Hauch von Ironie und musste bei diesem Gedanken lächeln. 'Na gut ... war ja irgendwie schon immer so gewesen.' damit ließ er es bewenden. Noch ein letztes Mal atmete er tief durch 'das ist ja wie als Teenager, kurz bevor man seine Angebetete anruft, um ihr ein Liebesgeständnis zu machen.' Gut das Mako diese Phase in seinem Leben übersprungen hatte. 'So ein Blödsinn' mit diesem Gedanken ergriff er das Telephon. Es würde schon alles gut laufen.
 

Als er dem Anwalt alles erklärt hatte entstand eine sehr lange, unangenehme Pause. Mako ahnte das Schlimmste. 'Rede doch endlich ...' er wurde immer unruhiger. "Entschuldige Mako-san. Ich habe eben noch schnell geschaut wer diesen Monat Tabellenführer ist ... sprich ruhig weiter. Wo waren wir ? Die Band ... ja ? Was war mit der Band ?" Der Sänger musste sich setzen. 'Nimmt mich hier keiner wirklich ernst ?' er schluckte. Das beruhigende an der Sache war, dass genau dieser Charakterzug diesen Anwalt zu etwas Besonderem machte. Warum war Mako allerdings völlig unklar. Konnte er damit die Richter so dermaßen verwirren, dass ihm im Endeffekt jeder einfach zustimmte, vielleicht einfach, um ihn loszuwerden ? Doch er musste es nicht verstehen. Es reichte völlig wenn er gewann. Und somit begann er seine Ausführungen ein zweites Mal.
 

"Haben sie das alles verstanden Minamoto-san ?" fragte er vorsichtshalber, um festzustellen, ob sein rettender Gehilfe noch den Telefonhörer in der Hand hielt, oder schon wieder damit beschäftigt war, im Internet zu surfen oder seine Blumen zu gießen. "Ja ja ..." kam das leichte Murmeln von der anderen Seite des Hörers. "Hör mal Mako ... ich halte ja doch sehr viel von deiner Meinung ... findest du ich sollte mein Bad eher rot-orange fließen ? Oder soll ich lieber die weißen mit dem hellblauen Muster darauf nehmen ? Schau mal auf meine Homepage ... da siehst du sie beide ... ich habe eine Umfrage gestartet. Weißt du, das ist eine Frage von elementarer Bedeutung." Mako rollte mit den Augen. "Nimm die weißen ..." genervt drehte er den Kopf vom Hörer weg. 'Ob ich heut noch fertig werde?' "Du hast sie dir doch gar nicht richtig angeschaut." protestierte der erfahrene Anwalt Minamoto am anderen Ende. Mako knallte seinen Kopf gegen die nächst beste Wand. Wollte er sich das jetzt wirklich antun ? Die Antwort wollte ihm irgendwie nicht gefallen.
 

Weinend kniete sie auf dem mit gelb weißen Fließen ausgelegtem Küchenboden. So konnte es nicht weitergehen. Schon wieder war sie in einer Woge von Gefühlen zum Stürzen gekommen. Das war weniger die Realität, als vielmehr ein nicht enden wollender Alptraum. Sie klammerte sich an den weißen, aus Holz bestehendem Schrank. Ihre Gefühle überrannten sie. Dabei nahm sie sich jeden Morgen vor, nicht mehr unter der Last zu brechen. Und irgendwann gab sie dann doch jedes Mal nach. Nachdenklich starrte sie aus dem Fenster. In ihrer Fantasie hörte sie seine leisen, bedachten Schritte hinter ihr. Sie war für diesen kurzen Moment, den sie zusammen erlebt hatten nicht mehr allein gewesen. Und nun fühlte sie sich zu schwach, um mit dieser Einsamkeit, in der wir alle geboren werden und auch sterben, weiterzuleben.
 

Noch während Mako dem Geschwafel seines Top Anwaltes lauschte, ob er denn rote oder grüne Vorhänge wählen sollte, blinkte ein kleiner roter Knopf auf seinem Anrufbeantworter. Das war seine Rettung! "Äh ... Minamoto-san ? Ich glaube wir müssen für heute Schluss machen. Lass uns später weitersprechen. Ich habe gerade noch einen Anruf in der Leitung." "Och Mako-chan ... was wird aus meiner Küche ?" Der Sänger hasste es wenn er das tat. Diese Bezeichnung passte ihm jetzt gar nicht. Er hatte sie schon ewig nicht mehr gehört und sie bedeutete definitiv nichts Gutes. Aber er musste raus aus diesem Gespräch, für ein paar Minuten weg von diesem Menschen, der ihn allen ernstes noch immer mit "chan" betitelte. 'Das war ein Schlag unter die Gürtellinie.' Aber damit musste er kurzfristig vorlieb nehmen. "Tut mir leid mein Freund ... " Mako versuchte freundlich zu klingen und schmiss voller Freude den Telefonhörer auf den Apparat. 'So ... endlich Ruhe!" dachte er mit einer gewissen inneren Befriedigung. 'Dieser Bastard hat mich für heute zum letzten Mal mit seiner Einrichtung belästigt. Verdammt soll er sein, wenn er mich das nächste Mal fragt wie er sein Kind nennen soll. Auf das dieser Mensch niemals ein so unschuldiges Wesen in die Welt setzten möge." Gebetsartig schaute der Sänger zur Decke und dankte dem lieben Gott noch einmal für diesen Anruf. Jedoch sollte sich seine Meinung darüber bald schlagartig ändern.

Our heart made it

I can't tell you the reason why.

Don't step any closer.

I don't want to admit it.

The chaotic feelings locked in a box at the bottom of my heart are about to overflow.
 

The mass of ordinary people pushing me aside.

They pretend not to see even when they trample on me.

Easily occuring countless tragedies.

There was no helping hand.
 

[Auszug aus: Deadman, Follow the night light]
 

Noch einmal spielte sie dieses Lied ab, während sie auf seinen Rückruf wartete. Und noch einmal ... Mikako verringerte die Lautstärke ein wenig , um das Klingeln des Telephons nicht zu überhören. Ob er denn wirklich darauf reagieren würde ? Doch wie immer konnte sie die Hoffnung nicht begraben. 'Ich bin dumm ... aber ich liebe ihn. Ich wünschte ... mmh.' aber egal was sie sich wünschte, er dachte anders. Sie hatte nicht das Recht ihn zu irgendetwas zu zwingen. So anmaßend wollte sie nicht sein. Egal wie schlecht sie sich fühlte, sie konnte nicht sein Leben bestimmen.
 

Das was Mako da hörte, ließ seinen Atem stocken. 'Warum ...?' fragte er sich. Aber zu mehr war er nicht mehr in der Lage. Hatte er sich doch eben noch über diesen Anruf gefreut, war ihm der Anrufer nun bereits zuwider. 'Hat sie denn völlig den Verstand verloren ?' Er kniete neben seinem Schrank und traute sich nicht die Nachricht ein zweites Mal abzuspielen, um sich zu vergewissern, dass er sie tatsächlich gerade gehört hatte. Andererseits traute er sich aber auch nicht sie zu löschen, denn er wusste, er musste sie sich noch einmal anhören, um das Ausmaß dessen was ihn erwartete und was er zu verschulden hatte, richtig und in vollem Umfang zu begreifen.
 

Zuerst sprach sie ganz ruhig. Sie schluckte und begann dann ein wenig nervös zu werden. Dann sprach sie schneller und alles was sie erzählte ging wirr durcheinander. Mako hatte ja keine Ahnung gehabt ... 'jemand sollte ihr einen Therapeuten entfehlen.' dachte er ohne auch nur ein wenig Ironie oder Humor verlauten zu lassen. 'Aber was kann ich jetzt noch für sie tun ?' Das was am Ende ihrer Nachricht kam hatte ihn vollends davon überzeugt, dass sie am Ende zu sein schien und Hilfe brauchte. Während sie sprach zitierte sie einige seiner Texte und ohne genaueres darüber zu wissen, begann sie sie zu interpretieren. 'Wie kommt sie bloß darauf ... ?' Mako grübelte über ihre Auslegung nach. Aber das war nicht das, worüber er im Moment nachdenken sollte. 'Ich muss zusehen, dass ich ihr irgendwie helfe ... dabei konnte ich noch nie jemandem helfen. Warum auch ausgerechnet jetzt ? Hätte ich ihr doch damals zugehört, dann hätte sie sich aussprechen können und alles wäre gut geworden.' Mako verfluchte sich wie so oft selber und konnte sich immer noch nicht bewegen. Der letzte Satz ließ noch einmal eine Gänsehaut bei ihm zurück. Er schauderte ... "Mako-san ..." sie schluchzte als sie seinen Namen aussprach "es tut mir so unendlich leid ... ich ... ich liebe dich einfach ... das ist alles ... bitte vergib mir." bei den letzten Worten brach aus ihr die komplette Verzweiflung heraus. Haltlos begann sie zu weinen. Eventuell hätte sie noch weiter gesprochen, dachte Mako. Aus welchen Gründen war egal, aber an dieser Stelle endete der Anruf abrupt.
 

'... Was mach ich jetzt ?' zum zehntausendsten Mal hatte sich der Sänger nun diese Frage vor Augen gehalten und war zu keiner Antwort gekommen. 'Ich kann doch jetzt nicht ...' der Gedanke war ihm zuwider, denn ob sich der Aufwand lohnte war unklar. Was könnte sie schon tun. Würde sie zum Staker mutieren ... ach was solls ... damit würde er schon fertig werden. Das hatte er schließlich schon dutzende Male hinter sich. Das würde kein Problem darstellen. Vielleicht sollte er sie einfach weiterhin ignorieren, irgendwann würde sie von allein aufhören und ihn in Ruhe lassen. Doch nach all der Zeit in der er nichts von ihr gehört hatte waren ihre Gefühle für ihn immer noch so stark ? Und dann gab es diese eine Sache, die ihm keine Ruhe mehr lassen würde, wenn er nicht noch einmal mit ihr sprechen würde. All die Dinge die sie in seine Songtexte interpretiert hatte, waren enorm weit hergeholt und eher auf ihre, als auf seine Situation, zugeschnitten. Doch eine ganz bestimmte Stelle, von der er wusste, das die Wahrheit niemand kennen konnte, weil sie sich in seinem Kopf abspielte, hatte sie richtig verstanden. Er wusste nicht wie sie das gemacht hatte, aber er wollte es herausfinden und gab ihr allein aus diesem Grund noch eine letzte Chance.
 

[The chaotic feelings locked in a box at the bottom of my heart are about to overflow.]
 

Seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht, so als wollten sie es streicheln und sanft umfangen. Mit seinen schwarzen, eleganten Handschuhen hielt er sich am Türrahmen. Er schien sogar ein wenig außer Atem. Seine Augen blickten voller Mitgefühl, wie sie es schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan hatten. Sie strahlten eine gewisse Wärme aus und sendeten ihr sein Beileid. Es war ihr gleichgültig wie tief sie auch gesunken war. Er war gekommen, nur das zählte.
 

Da war es wieder. Das bittere Gefühl, welches ihn in letzter Zeit so oft überkommen hatte, das ihm beinah übel geworden war. Erklären konnte er es sich allerdings nicht. "Aie-san ... " jemand packte ihn an der Schulter. Der Gittarist riss erschrocken die Augen auf. Er keuchte etwas "ja ... " beruhigte sich dann aber wieder schnell und sammelte seine Gedanken. "Es ist geschafft." Daisuke blickte ihn voller Erwartung und Freude von der Seite aus an. Aie schaute nur fragwürdig. Sein neuer Sänger fing diesen Blick voller Unmut auf und wechselte schnell das Thema. "Nun gut ... ihr solltet uns jetzt entschuldigen. Wir haben noch ein paar Dinge zu klären und ..." noch einmal blickte er flüchtig zu Aie, welcher im Moment nur verwirrt dasaß und blinzelte "und ich glaube der Tag war für uns alle stressig genug, so dass sich jeder wohl gern noch eine Ruhepause ..." Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er bemerkte wie Aie sich erhob. Stumm verfolgte er dessen Schritte nach draußen. "Tut mir leid." er verbeugte sich und ließ seinen neuen Manager und Bassisten ohne eine Erklärung zurück.
 

"Aie ... was ist los ?" Der Gitarrist war gerade dabei die Treppen hinunter zu steigen und ignorierte die Frage seines Verfolgers. Er starrte nur sinnlos vor sich her und hatte anscheinend selber keinerlei Kontrolle mehr über das was geschah. So etwas hatte Daisuke bei ihm noch nie bemerkt. All die Jahre war ihm das nicht aufgefallen, also was um alles in der Welt mochte der Grund für diesen Geisteszustand sein ? "Bitte rede mit mir ... " Aie hatte nun am Treppenansatz angehalten. Sein Sänger bedachte ihn mit einem fragendem Blick, der all seine Sorgen zum Ausdruck brachte. Als sie sich heut Morgen im Caffee verabredet hatten, schien alles in Ordnung zu sein. War es die Aufregung ? Die plötzlich eintretenden Veränderungen ? Was zur Hölle hatte diesen verwirrten Zustand bei ihm ausgelöst. Gerade eben hatte er noch einen Vertrag unterschrieben. Einen Vertrag, über den er sich doch eigentlich freuen sollte. Aie hatte es so oft erwähnt, dass man es gar nicht zählen konnte.
 

Noch einen Schritt und er übergab sich. Aie wusste selbst am allerwenigsten woher dieses plötzliche Unwohlsein und danach die Übelkeit gekommen waren. Irgendwie schien er immer noch geistig ein wenig weggetreten. Daisuke sprach mit ihm, aber obwohl er neben ihm stand verstand er ihn nur sehr undeutlich und hörte ihn so leise als befände er sich Meter weit entfernt. Er wollte, dass er aufhörte zu sprechen. In seinem Kopf begann sich plötzlich alles zu drehen. Nun sah er nicht einmal die nächste Stufe vor sich. Er glaubte sogar, dass er sich noch ein oder zwei weitere Male übergab, aber alles erschien ihm nur noch verschwommen, umrisshaft und bruchstückartig. Er klammerte sich am Geländer fest, doch im letzten Versuch sich an den rettenden Treppenabsatz zurück zu ziehen, verlor er das Bewusstsein und kippte nach vorne die Treppen hinunter.
 

'Mako-san ...' wehmütig blickte sie auf. Sie war zu schwach um sich zu erheben aber sie lies ihren Blick nicht von ihm abkommen. All ihre Gefühle waren mit einem Mal wieder da. Sie hätte ihn noch stundenlang betrachten können, aber die Zeit blieb niemals einfach stehen. In ihrem Unterbewusstsein fühlte sie jedoch noch immer den Schmerz der Einsamkeit und ein gewisses Unbehagen überkam sie. Ganz plötzlich verlor sie ihr Gleichgewicht und alles um sie herum begann sich zu drehen. Sie hielt sich noch eine Weile an ihrem Schrank fest. Das Schwindelgefühl nahm jedoch blitzartig zu und die Welt um sie herum schien sich aufzulösen. Alles wurde schwarz ... sie bemerkte nur noch wie die Anziehungskraft sie überwältigte und sie zu Boden zog. Schritte kamen näher ...
 

Überall Blut. Überall war dieser schöne, weiße Teppich mit Blut befleckt. Was für eine Verschwendung. 'Gott, ich bin das nicht wert ...' dachte der Sänger. 'Niemand ist es wert, das man für ihn sein Blut opfert ... sein Leben sogar. Verdammt sollen sie sein ... diese nichtsnutzigen, labilen, kleinen Menschen.' Mako war schon immer der Meinung gewesen, dass man nur sich selber Rechenschaft schuldig war. Man selbst war am allerwichtigsten ... aber es gab so viele von ihnen, dennoch. Selbstmörder ... was für ein Gedanke steckte dahinter ... wenn man sein Leben für wichtig hielt ... aber Mako brach den Gedanken schnell wieder ab. Wieder blickte er mit leeren, verlassenen Augen zur Decke. 'Lieber Gott ... bitte lass diese Frau nicht sterben ... noch nicht.'
 

Tiefe Träume umfingen sie. Lange hatte sie nicht mehr so tief geschlafen. Wann war es passiert, dass dieser Mann ihr wichtiger geworden war als ihr eigenes Leben ? Und warum war sie so schwach, obwohl sie sich ihr Leben lang hatte behaupten können ? Schon so viele Niederlagen, so viele Kämpfe um Anerkennung in einer Welt, die von Männern beherrscht wurde. Und trotzdem hatte sie aufgeben wollen, sie hatte wegen einem dieser Männer sterben wollen ... oder wollte es immer noch. War das nicht irgendwie erbärmlich ? War es nicht lächerlich ? So sehr ihr Verstand sie deswegen jedoch auslachte ... ihr Herz hatte keinen anderen Ausweg gesehen. Was sie jetzt jedoch sah war ein völlig neuer Weg. Er war da ... ein Weg der ins Licht führte.
 

Aie erwachte aus seinem traumlosen Schlaf. Er schüttelte sich ... alles war noch ein wenig verschwommen. Was war eigentlich passiert ? Wo war er jetzt ? Er schaute sich um, alles war so weiß und steril ... er dachte an den unbekümmerten Mann, den er in Ōsaka getroffen hatte und der immer weiß trug. Irgendwas verband ihn mit ihm ... aber was war es ? Das Gefühl das ihn nun überkam kannte er ebenfalls. Ein seltsames, schwer zu beschreibendes Gefühl ... zum einen fehlte ihm irgendetwas ... oder war es eher irgendjemand ? Seine Blicke durchschweiften den Raum. Auf dem kleinen, unscheinbaren Stuhl, der der einzige im ganzen Raum zu sein schien, hing eine hellbraune Jacke. Er kannte sie. Aber er hatte keine Ahnung mehr wem sie gehörte.
 

'Was sollen wir ihrer Meinung nach tun ?' Daisuke lief nervös von einer Ecke des Flurs in die nächste. 'Was sie tun sollen ?' fuhr er den Arzt empört an. 'Ihm helfen ... tun sie irgendwas was ihm verdammt noch mal hilft.' Er konnte sich diese Ausreden nicht mehr länger anhören. Warum waren Ärzte so dermaßen stur ? 'Wir können nichts für ihn tun ... dieser Mann braucht einen Therapeuten ... eine längere Therapie ... es müsste Jahre dauern ... aber ... wir können ihm hier leider nicht helfen. Es tut mir leid.' Wäre Daisuke nicht gerade dabei gewesen hin und her zu laufen, hätte er dem Mann ein paar gescheuert. Zum wievielten Mal waren sie jetzt schon hier ? 'Natürlich braucht er die ... ' leider war ihm das nur allzu schmerzlich bewusst. Aber das war noch längst nicht alles. Aufgrund des mehrmaligen Erscheinens im Krankenhaus verweigerten die Ärzte ihm nun auch die notwendige medizinische Hilfe. Solange er sich zu keiner Therapie einverstanden gab, solange gab es keine finanzielle oder ärztliche Unterstützung. Aber Aie wollte diese Therapie nicht. Er verstand die Notwendigkeit nicht und mittlerweile war es auch schon so weit fortgeschritten, dass es Jahre dauern würde. Aie weigerte sich die Therapie seiner Karriere und der neuen Band vorzuziehen. Warum das so war, darüber hatte er nur wenig in Erfahrung bringen können. Aie war kein besessenes Arbeitstier. Das war er noch nie gewesen ... bedeutete ihm diese Band, die es offiziell noch gar nicht gab wirklich so viel ?



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: abgemeldet
2007-12-08T15:38:23+00:00 08.12.2007 16:38
Ehrlich...ich bin mal wieder völlig baff! Is echt ein klasse Kapitel geworden. Find es vor allem super wie man immer mehr ins Innere der Charaktere blicken kann. Und trotzdem bleibt es immer spannend, nichts ist vorhersehbar. Bin megagespannt, wie es wohl weitergehen wird^^ Freu mich schon auf die Fortsetzung =) *keep on writing ^.^ *
Von: abgemeldet
2007-11-09T13:14:05+00:00 09.11.2007 14:14
Ich bin ehrlich überwältigt von deinem Schreibstil. Die Art und Weise wie du zwischen den 2 Szenen hin- und herwechselst ist echt klasse.
Ich muss meinen Vorgängern aber Recht geben. Der arme Mako muss echt ganz schön was durchmachen...
Ich freu mich schon wahnsinnig auf die Fortsetzung!!! Hab echt schon lang nich mehr so was Gutes gelesen. *dich mit Lob überhäuf ^^*
Mach weiter so =)
Von: abgemeldet
2007-10-31T19:26:50+00:00 31.10.2007 20:26
...Oxo hui hui...oh mann...*für-dein-stil-fahne-schwenk*

...Mako ist echt arm dran...lass den armen Mann doch net so leidenT.T...und Telefone sind die Pest...>x< *wissen-will*

Schreib schnell weiter*.*v

*kaum-erwarten-kann*

Von:  Onkel_Hara
2007-10-20T09:38:13+00:00 20.10.2007 11:38
der anwalt is echt klasse XD
armer mako....
schreib weiter ich will wissen wer ihn da anruft, und was aie jetzt macht!
Von: abgemeldet
2007-10-05T11:14:59+00:00 05.10.2007 13:14
Danke Dir, das Du mich drüber informiert hast das ein neues Kapitel hochgeladen wurde.
Ich - wie schon gesagt - bin total vernarrt in Deinen Schreibstil.
Wenn Du einen Bericht über Vögelgeburten oder so schreibn würdest würd ich's trotzdem lesen.
Mir gefällt die Stelle sehr gut als Aie auf Mako trifft...
und als Mako den Sonnenuntergang beobachtet.
Wunderschön,
immer weiter so.
Von: abgemeldet
2007-09-23T18:10:28+00:00 23.09.2007 20:10
°x°...oh mann die alte hätte ich am anfang wohl gekillt---*lach*...aber sehr schön...T.T ich mag deinen schreibstil^^v lass mich wissen wenn es weitergeht ja??? *.* *vor-freude-hüpf*
Von: abgemeldet
2007-09-18T12:10:51+00:00 18.09.2007 14:10
Die fanfic ist ja sowas von schön^^

1. liebe ich die stelle mit der neuen buntgekleideten visualkei band^^
ich kann mako sowaas von anchvollziehen...
2..und die stelle mit den sonnenuntergang^^
dank deadman schaue ich mir acuh öfter den sonnenuntergang an und ich liebe es^das ist kein witz^^
ich hahe the direction of sunrise and night zu lieben gelernt^^
Von: abgemeldet
2007-09-17T21:30:03+00:00 17.09.2007 23:30
Das Kapitel ist dir echt supergut gelungen! Macht echt unglaublich viel Spaß die Story zu lesen! =)
Ich freu mich schon riesig auf Kapitel 2 ^^ Also.. immer schön fleißig weiterschreiben =P
^^
Von:  Onkel_Hara
2007-09-14T16:05:10+00:00 14.09.2007 18:05
weiter!!!!
ich will wissen was mako jetzt vorhat!!
los schreib!!
Von: abgemeldet
2007-09-13T19:08:56+00:00 13.09.2007 21:08
Wunderschön geschrieben _ hoffe es geht noch weiter

informier mich doch bitte über weiteren verlauf


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