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Vergiss mein nicht

Sess& Kago
von

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"Ich werde bei ihm bleiben!"

Suchend schnüffelte der weißhaarige Junge mit den seltsamen Hundeohren im frischen Schnee. Der Schneesturm, der die gesamte letzte Nacht gewütet hatte, hatte sich erst vor ein paar Stunden gelegt und seitdem waren er und die bleiche Miko neben ihm schon auf der Suche nach einer ganz bestimmten Person.

“Ich habe dir gesagt, dass du jetzt keine Spur mehr finden wirst, Inuyasha.”, meinte die Priesterin plötzlich in einem aufklärendem Tonfall, “Der Schnee wird ihren Geruch schon längst verwischt haben.”

Als einzige Antwort erhielt die Miko einen wütenden Blick, dann wandte sich der weishaarige Junge wieder dem Boden zu. Ungefähr fünf Minuten sah die Priesterin mit den langen, schwarzen Haaren ihm schweigend zu, doch dann sprach sie weiter.

“Jetzt mach dir keine Vorwürfe. Wir werden sie schon noch finden, nur nicht hier. So gesehen kannst du es als gutes Zeichen nehmen, dass du ihren Geruch hier nicht wahrnehmen kannst, denn dann ist sie ganz bestimmt nicht mehr hier. Und wenn sie nicht mehr hier ist wird Kagome bestimmt einen Unterschlupf gesucht und vielleicht auch gefunden haben. Wir sollten uns also lieber den Höhlen und verlassenen Hütten in der Umgebung zuwenden.”

Einen Moment schien es so, als wolle Inuyasha die jung wirkende Miko neben sich ignorieren, doch dann stand er plötzlich auf und wandte sich ihr zu.

“Keh, wir hätten sie schon gestern Abend suchen sollen! Komm, Kikyo.” Nachdem er das gesagt hatte, bot er der Miko seinen Rücken an, welche sofort behände auf diesen kletterte. Es war deutlich, dass die beiden das schon öfters gemacht hatten. Im nächsten Augenblick sprang Inuyasha auch schon davon.
 

Langsam schlug Kagome die Augen auf. Wo war sie hier? Hatte sie sich nicht gestern Abend in den Schnee gelegt? Aber wie war sie dann hier her gekommen? Jemand musste sie hergebracht haben, nur wer? Sesshoumaru.

Kurz blinzelte Kagome, dann setzte sie sich allmählich auf, um auch noch den letzten Rest Schlaf aus ihren Gliedern zu vertreiben. Ja, eindeutig, es war Sesshoumaru gewesen, der sie vor dem Erfrieren gerettet hatte. Jetzt konnte sie sich wieder erinnern. Erinnern konnte sie sich aber auch an das Warme Gefühl, dass in ihr hochgestiegen war, als er sie im Arm gehalten hatte. Auch jetzt glaubte sie noch, einen Hauch dieser Wärme in sich zu spüren. Nicht viel, aber er war eindeutig da und verhinderte, dass sich die mittlerweile gewohnte Leere wieder in ihr breitmachte. Wie war das möglich? Sie kannte ihn doch kaum und außerdem wusste sie nicht mehr über ihn, als dass er ein eiskalter und oft grausam wirkender Youkai war. Aber was änderte das schon? Es war so, wie es war und daran ändern konnte und wollte sie nichts. Außerdem hatte Kagome es schon vor einiger Zeit aufgegeben, über ihre Gefühle genauer nachzudenken.

“Kagome-sama!”

Verwundert sah die junge Miko in die Richtung, aus der der freudige Ruf gekommen war und erblickte sogleich ein ca. 10-jährige Mädchen, welches lächelnd auf sie zu gerannt kam. Im nächsten Augenblick hatte sich die Kleine schon in Kagome’s Arme geworfen, wo sie sich nun regelrecht festklammerte.

“Rin-chan…”, leichtes Erstaunen lag in der Stimme der jungen Miko. Auf den ersten Blick hätte sie die kleine Begleiterin von Sesshoumaru kaum wieder erkannt. Zu sehr hatte sich das kleine Mädchen in den letzten 1 ½ Jahren verändert. Mittlerweile musste das Mädchen schon gute zehn Jahre alt sein, was sich auch stark an ihrem äußerlichem widerspiegelte. Zum einen war Rin ein ganzes Stück gewachsen, zum anderen hatte sie keinen kleinen Zopf mehr im Haar und den orange gemusterten Kimono von früher trug sie auch nicht mehr. Stattdessen trug sie jetzt einen dunkelblauen, der ihr aber mittlerweile auch etwas zu kurz zu sein schien. Aber wahrscheinlich war das Absicht, denn ansonsten würde das teure Kleidungsstück gewiss über den Boden schleifen.

“Ich hatte so große Angst, dass du vielleicht gar nicht mehr aufwachst. Als Sesshoumaru-sama dich hergebracht hat, da hast du so sehr gezittert…”, schniefte Rin und klammerte sich noch etwas fester an die Miko vor sich.

“Tut mir leid, wenn ich dir Sorgen bereitet habe, Rin-chan. Wo ist Sesshoumaru jetzt überhaupt? Ich muss mich noch bei ihm bedanken.”, beim letzten Teil blickte Kagome sich leicht suchend um. Sie konnte den Youkai in der Höhle nicht sehen, aber sie hatte dennoch das Gefühl, dass er noch in der Nähe war. Woher dieses Gefühl kam, wusste sie nicht genau, aber sie vermutete, dass es an ihren Kräften als Miko lag, die sie noch nie hatte richtig beherrschen können.

“Er ist draußen, bei Jaken-sama und Ah-Uhn.”, antwortete Rin lächelnd, stand auf und wollte Kagome sogleich hinter sich herziehen. Die Miko ließ es einfach über sich ergehen. Sie hatte den Übermut des Mädchens noch gut in Erinnerung. Und irgendwie war sie auch froh darüber, dass sich das Gemüt des Mädchens nicht genauso wie ihr Aussehen geändert hatte.

Als sie am Eingang der Höhle angekommen waren, wurden sie sofort vom grellen Tageslicht empfangen. Schützend hielt Kagome die Hand vor die Augen, bis diese sich an das helle Licht gewöhnt hatten. Erst dann sah sie sich um. Der zertrampelte Schnee vor der Höhle verriet ihr, dass Sesshoumaru und seine Gruppe hier schon etwas länger lagern mussten. Und wie zur Bestätigung sah sie nicht weit entfernt den zweiköpfigen Reitdrachen Ah-Uhn liegen, neben welchem es sich Jaken bequem gemacht hatte. Die beiden waren ganz genauso geblieben, wie Kagome sie in Erinnerung hatte. Das war aber auch kein Wunder, denn die beiden waren immerhin Youkai, genauso wie Sesshoumaru einer war. Sie lebten einfach viel länger als Menschen und veränderten sich auch dementsprechend langsamer. Um einen Beweis dafür zu bekommen, musste man sich nur Rin anschauen, die sich rein äußerlich in den letzten Jahren doch sehr gewandelt hatte.

Doch die beiden dösenden Youkai interessierten sie im Moment nicht. Kurz blickte sie sich um und entdeckte auch sogleich Sesshoumaru, welcher sich auf einem Baum niedergelassen hatte. Der Inuyoukai hatte beide Augen geschlossen, doch Kagome wusste aus Erfahrung, dass er nicht schlief. Langsam lief sie zu ihm herüber, blieb einfach unter “seinem” Ast stehen und blickte dann Wortlos zu ihm auf. Sie wartete darauf, dass er ihr zeigte, dass er sie wahrgenommen hatte. Eigentlich war so etwas bei dem Youkai zwar unnötig, aber daran dachte die junge Miko im Moment nicht. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis Sesshoumaru seine Augen öffnete und ihren Blick schon fast gelangweilt erwiderte.

Und erneut schoss dieses leicht warme Gefühl in Kagome hoch, dass kurzzeitig einen Großteil der Leere aus ihrem Innern vertrieb. Wie schaffte er das nur? Er hatte doch nichts anderes getan, als sie anzublicken, mit seinen goldenen Augen. Vielleicht lag es ja daran, dass seine Augen so sehr denen von Inuyasha ähnelten? Nein, das konnte es nicht sein. Sie sahen sich zwar ziemlich ähnlich, dass musste sie zugeben, aber in Inuyasha’s Augen hatte stets ein Feuer gelodert, welches in den Augen des Inuyoukais vor ganz und gar zu fehlen schien. Komisch, warum störte sie das gar nicht? Aber eigentlich war das ja auch egal.

“Ich wollte mich dafür bedanken, dass du mir das Leben gerettet hast.”

Ein kaum wahrnehmbares Nicken war alles, was sie als Antwort erhielt.

Und dennoch war sie froh darüber. Seltsam, obwohl dieser Youkai so eiskalt erschien, weckte er seit langem wieder die ersten Gefühle in ihr. Und das war etwas, was sie nicht mehr verlieren wollte, diese Gefühle, nicht schon wieder. Dank Inuyasha und ihrer vergeblichen Liebe zu ihm hatte sie schon geglaubt nie wieder etwas fühlen zu können. Denn in ihrem Innern war nichts anderes als eine Leere gewesen, die auch jetzt noch einen Großteil ihres Herzens ausfüllte. Doch ein anderer, kleiner Teil war wieder fähig zu fühlen, sich zu freuen oder traurig zu sein. Und genau das war es, was sie doch erst zum Menschen machte. Aber wenn sie jetzt wieder zu Inuyasha zurückkehren sollte, dann würde auch dieser kleine Flecken in ihrem Herzen wieder kalt und tot werden, dass wusste sie genau. Aber das wollte sie nicht. Sie wollte nie wieder so… unmenschlich, so wenig lebendig werden.

“Gleichzeitig habe ich aber auch eine Bitte…”, setzte die Miko deswegen fort, “Ich würde dich und deine Gruppe gerne begleiten, wenn du nichts dagegen hast.”

Eigentlich hätte Sesshoumaru sie jetzt für ihre nicht respektvolle Anrede gegen den nächsten Baum befördern müssen, doch er tat nichts dergleichen. Warum? So genau wusste er das selbst nicht, aber er wusste schließlich auch nicht, warum er sie nicht einfach hatte erfrieren lassen. Stattdessen hatte er sie mitgenommen. Wieso hatte er das getan? Sie war schließlich das Menschenweib, dass seinen Bruder begleitete, oder, begleitet hatte, verbesserte er sich innerlich. Jetzt hatte der Hanyou schließlich seine Leiche.

“Ich habe dir bereits mein Wort gegeben.”, antwortete er der Miko kalt und wandte seinen Blick wieder von ihr ab.

,Stimmt ja.’, überlegte Kagome kurz. Er hatte ihr bereits gesagt, dass sie ihn begleiten durfte. Wie hatte sie das bloß vergessen können? Gut, so direkt hatte er es zwar nicht gesagt, aber bei dem Youkai musste man schließlich oft Dinge in seine Worte hineininterpretieren, um sie zu verstehen.

“Ich danke dir.”, meinte sie trotzdem mit einer leichten Verbeugung.
 

“In westlicher Richtung gibt es noch einige Höhlen.”, meinte Kikyo ruhig, während Inuyasha nervös auf und ab ging.

“Aber die hätte sie bei dem Wetter doch nie mehr erreichen können!”, knurrte er wütend. Er machte sich selbst Vorwürfe. Er wusste, dass es Kagome in letzter Zeit nicht so gut ging, obwohl er sich wirklich keinen Grund dafür vorstellen konnte. Sie hatte doch akzeptiert, dass er mit Kikyo zusammen war! Warum war sie dann einfach vorgelaufen?! Es war schließlich mitten im Winter und eisig kalt, zumindest für einen Menschen. Wenn er dann noch daran dachte, dass es gestern Abend einen Schneesturm gegeben hatte. Wie hatte sich Kagome bloß in solche Gefahr begeben können?! Warum hatte sie ihm nicht bescheid gesagt, als sie gegangen war?! Und warum war er ihr nicht sofort gefolgt, als er ihre Abwesenheit bemerkt hatte? Er hatte ihn doch gespürt, den sich ankündigenden Schneesturm. Er hätte ihr hinterher gehen und sie zurückholen müssen!

Was, wenn sie wirklich in den Sturm geraten war? War sie vielleicht schon längst…? Weil er ihr nicht geholfen hatte…?

Geduldig sah Kikyo zu, wie Inuyasha sich immer mehr in seine Selbstvorwürfe hineinsteigerte. Sie kannte das hitzige Temperament ihres Hanyous nur zu gut. Daher wollte sie ihm erst einmal die Möglichkeit geben, sich von selbst wieder zu beruhigen. Er mochte es schließlich gar nicht, wenn andere ihm einen Rat gaben. Doch auch die Geduld der bleichen Miko hatte irgendwann ein Ende. In diesem Fall war es sogar schneller als gewöhnlich erreicht, denn auch sie sorgte sich um Kagome. Die Tatsache, dass das Mädchen damals nicht wütend geworden, oder gar ausgeflippt war, als Inuyasha sich für sie entschieden hatte, rechnete sie ihr noch immer hoch an. Ihre Wiedergeburt hatte ein gutes Herz. Sie wollte nicht, dass ihr etwas geschah.

“Inuyasha, willst du hier weiter nutzlos in der Gegend rumlaufen und in Selbstmitleid versinken, oder willst du Kagome in diesem Leben noch einmal finden?”, fragte sie daher nach einiger Zeit leicht entnervt.

“Natürlich will ich sie finden! Aber wo könnten wir anfangen zu suchen? Ich meine, sie könnte überall hingegangen sein!”, brauste Inuyasha sogleich auf. Er kam fast um vor Sorge um das Mädchen aus der Neuzeit.

“Nun, wie wäre es damit, wenn wir eure alten Freunde besuchen würden? Sango und Miroku heißen sie doch, oder? Die beiden wollten doch das Dorf der Dämonenjäger wieder aufbauen, nicht wahr? Soweit ich weis, ist das keinen Tagesmarsch von hier. Vielleicht wollte Kagome ja zu ihnen.”, schlug die Miko mit dem Hauch eines Lächelns vor.

Mit einem leisen Schnauben drehte der Hanyou sich daraufhin um und bot Kikyo schweigend seinen Rücken an. Dann würden sie halt den Weg zu Sango und Miroku absuchen. Etwas besseres fiel ihm im Moment eh nicht ein.
 

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Hier ist das Kap auch schon zu Ende^^

Ich hoff, dass auch die, die andere FF nicht gelesen haben, den Sinn hier irgendwie verstanden haben^^

Wer so lieb ist und mir ‘n Kommi hinterlässt bekommt ‘ne ENS, wenn ich das nachfolgende Kap hochlade^^

Bye,

_Corchen_

Frühere Gefährten

“Sango! Wir haben Besuch!”

“Wirklich? Wer ist denn da, Miroku?”, fragte die junge Frau ohne sich umzudrehen, denn schon im nächsten Augenblick schoss der riesige Bumerang der dunkelbraun bis schwarzhaarigen Youkaijägerin, den sie gerade geworfen hatte, wieder auf sie zu. Gelassen streckte die junge Frau einen Arm aus und fing ihre Waffe damit problemlos auf. Erst dann drehte sie sich zu dem jungen Mann in Mönchstracht um, der sie eben im Training unterbrochen hatte.

“Du wirst es kaum glauben. Inuyasha ist hier… mit Kikyo.”, meinte Miroku nun, wobei seine Stimme einen leicht ungläubigen Ton angenommen hatte. Er wusste zwar, dass der Hanyou sich für seine früherer Liebe entschieden hatte, aber dennoch kam er sie wenn dann nur mit Kagome besuchen. Manchmal kam die junge Miko auch alleine, aber noch niemals war Kikyo zu ihnen gekommen.

“Mit Kikyo? Wo ist denn Kagome?”, fragte auch Sango in diesem Augenblick verwundert. Der Besuch ihrer Freundin war sowieso schon längst mal wieder überfällig. Wenn Inuyasha nun hier war, warum war sie dann nicht einfach mitgekommen? Sango wusste, dass die junge Miko den Hanyou immer noch begleitete, obwohl dieser sich schon längst gegen sie entschieden hatte. Ihre Freundin hatte einfach ein viel zu weiches Herz. Vielleicht hatte sie ja auch endlich eingesehen, dass es nichts nützte, wenn sie weiter mit Inuyasha zusammen reiste und war deshalb nicht mit dem weißhaarigen Hanyou gekommen?

“Das weis ich nicht.”, erwiderte Miroku in diesem Augenblick auf ihre Frage, “Ich hatte noch keine Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Ich habe nur gespürt, dass er schon recht nahe am Dorf ist.”

“Dann lass uns ihnen mal entgegen gehen.”, schlug Sango kurzentschlossen vor und Miroku willigte prompt ein. Beide waren neugierig zu erfahren, was Inuyasha zusammen mit Kikyo hier wollen könnte.

Keine viertel Stunde später standen die vier sich auch schon gegenüber. Bevor Sango und Miroku jedoch nur den Mund aufmachen konnten, platzte Inuyasha schon mit der Tür ins Haus.

“Ist Kagome bei euch?!”, die Stimme des Hanyous hatte einen ungewohnt besorgten unterton. Den gesamten Weg bis zu dem Dämonenjägerdorf hatte er zusammen mit Kikyo abgesucht, aber dennoch nichts gefunden. Langsam befürchtete er schon, dass er Kagome niemals wieder finden könnte. Das schlimmste daran war aber, dass es wahrscheinlich seine Schuld war, wenn der jungen Miko etwas zugestoßen sein sollte. Schließlich war sie immer noch die Hüterin des Shikon no Tama und er wusste doch, wie sehr fremde Youkai hinter diesem verflixten Juwel her waren! Und Kagome hatte nicht einmal einen Bogen dabeigehabt und dann noch dieser Sturm…. Wenn sie nicht erfroren war, dann war sie wahrscheinlich schon längst irgendeinem niederen Youkai zum Opfer gefallen! Sie konnte sich doch so gut wie gar nicht verteidigen! Und es liefen mehr als genug gefährliche Youkai in der Gegend herum, die sie vor ihm finden könnten.
 

Wenn Inuyasha gewusst hätte, dass sich Kagome gerade bei dem wahrscheinlich gefährlichstem Youkai in dem gesamten Westen aufhielt, wäre er wahrscheinlich sofort aufgebrochen, um sie zu “retten”. Leider hätte Kagome wohl nicht viel davon gehalten, denn sie fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr.

Es war schon Ewigkeiten her, dass sie sich einmal ungezwungen mit jemandem hatte unterhalten können. Nun, ganz so ungezwungen konnte man das Gespräch zwischen ihr und Rin wohl nicht gerade nennen, aber sie brauchte wahrscheinlich einfach wieder etwas Übung. Als sie mit Kikyo und Inuyasha durch die Gegend gezogen war, hatte sie meist versucht, Gespräche zu meiden und wenn, dann hatte sie sich bemüht, über möglichst belanglose und oberflächliche Dinge zu sprechen. Sie hatte es einfach nicht ertragen können, wenn eine Unterhaltung in Richtung “Gefühle” gegangen war. Leider hatten Inuyasha sowie Kikyo eine Weile lang versucht, genau darüber mit ihr zu sprechen und immer, wenn sie es versucht hatten, war die Welt für Kagome verschwommen. Die Gesichter um sie herum, ihre gesamte Umgebung, all das war in diesen Augenblicken so fern erschienen… so unendlich weit weg. Sie hatte zwar noch jedes Wort, welches Inuyasha und Kikyo zu ihr gesagt hatten, gehört, aber den Sinn hinter diesen Worten hatte sie nie bewusst verstanden.

Am Anfang hatte sie noch mitbekommen, wie sie selbst fast automatisch gesagt hatte, dass alles in Ordnung sei. Später hatte sie auch das nicht mehr bemerkt. Nach einer Weile hatten Inuyasha und Kikyo dann auch aufgegeben. Wahrscheinlich war ihnen klar geworden, dass sie aus ihr nichts herausbekommen würden.

Seitdem hatte sie nur noch sehr selten gesprochen, z.B. wenn sie bei ihren Freunden in der Neuzeit war. Ihnen hatte sie erzählt, dass sie sich von ihrem Freund endgültig getrennt hätte, aber immer noch mit ihm befreundet sei. Natürlich hatten ihre Freundinnen dann sofort darauf bestanden, dass sie sich mit Houjo treffen solle, doch da hatte Kagome dann einfach abgewinkt und gemeint, das sie sich nicht für diesen interessierte. Das stimmte sogar. Sie hatte sich noch nie für Houjo interessiert und würde es wahrscheinlich auch nie tun.

“Kagome-sama? Kagome-sama!”, riss sie plötzlich eine leicht beleidigt klingende Kinderstimme aus ihren Gedanken. Erschrocken blickte die junge Miko zur Seite und sah direkt in Rins leicht beleidigt wirkendes Gesicht.

“Kagome-sama, du hörst mir gar nicht zu!”, schniefte die Kleine beleidigt.

“Es tut mir leid, Rin-chan…. Ich war nur in Gedanken versunken.”, entschuldigte sich die junge Miko sogleich. Sie war wirklich viel zu sehr in Gedanken versunken gewesen. Das passierte ihr in letzter Zeit häufig… zu häufig, denn schließlich war sie die Hüterin des Shikon no Tama’s und mehr als nur ein paar Youkai brannten darauf, das Juwel ihren Besitz zu bringen. Da war es nicht gerade gesund, wenn man nicht wachsam war….

“Wir rasten hier.”, ertönte plötzlich Sesshoumaru’s kalte Stimme von vorne. Leicht irritiert sah Kagome zu ihm und erkannte, dass direkt vor ihnen eine kleine Höhle war.

Rin, sowie Jaken und Ah-Uhn liefen sofort in diese hinein, während Kagome ihnen eher zögernd folgte. Als sie auf einer Höhe mit dem weißhaarigem Inuyoukai war, meinte dieser unvermittelt:

“Komm mit.”, drehte sich um und ging davon.

Kurz sah Kagome ihm nach, ehe sie sich einfach daran machte, Sesshoumaru zu folgen. Was er wohl von ihr wollte? Doch, spielte das überhaupt eine Rolle? Wichtig war doch nur, dass er die Kälte in ihr zurückhielt, ob er es nun wollte oder nicht. Gut, wahrscheinlich bemerkte er nicht einmal, dass sie sich in seiner Nähe so wohl fühlte, wie lange nicht mehr. Doch auch das war nicht wichtig. Hauptsache, er war bei ihr…. Hauptsache, sie war nicht mehr allein und musste nie wieder in dieser Leere versinken.
 

“Kagome ist was?!”, Sango’s Stimme klang ungläubig. Sie saß schon seit geraumer Zeit zusammen mit Miroku, Inuyasha und Kikyo in einer Hütte und hatte sich bisher einigermaßen ruhig mit angehört, was ihre früheren Weggefährten berichteten. Nun, eigentlich berichtete nur Kikyo, während Inuyasha mit finsterem Gesichtsausdruck auf den Boden starrte.

“Sie ist seit einiger Zeit verschwunden.”, meinte die bleiche Miko in diesem Augenblick auf Sango’s ungläubigen Ausruf hin. “Da ich nicht annehme, dass ihr sie gesehen habt, bitte ich euch darum, uns bei der Suche nach Kagome zu helfen.”

“Natürlich werden wir helfen! Wir müssen so schnell wie möglich aufbrechen!”, antwortete die Youkaijägerin daraufhin, ohne lange zu überlegen. Das musste sie auch gar nicht. Schließlich war Kagome in Gefahr. Wenn es nach ihr gegangen wäre, dann wären sie jetzt sofort losgestürmt, doch anscheinend war Miroku da anderer Meinung.

“Habt ihr es schon in Kagome-sama’s Zeit versucht? Vielleicht ist sie dort?”

“Nein, ist sie nicht!”, knurrte Inuyasha in diesem Augenblick fast schon zornig. Als Sango und Miroku ihren Blick daraufhin erstaunt zu dem Hanyou wandten, hielt Kikyo es an der Zeit, für eine weitere Erklärung.

“Er kann nicht mehr in die Neuzeit. Der Brunnen öffnet seinen Weg einzig und allein für Kagome.”
 

Verwundert sah eben diese auf, als Sesshoumaru vor einer unscheinbaren Hütte mitten im verschneiten Wald anhielt. Fast im gleichen Augenblick wurde die Tür der Hütte geöffnet und eine ältere Youkai mit ergrautem Haar trat hinaus und verbeugte sich tief vor dem Inuyoukai.

“Was wünscht ihr, Sesshoumaru-sama?”, fragte die alte Frau mit kratziger Stimme, während sie heimlich von Kagome gemustert wurde. Die Youkai war etwas kleiner als Kagome selbst und hatte, soweit es die junge Miko erkennen konnte, eisblaue, schon etwas trübe Augen. Außerdem trug sie einen kunstvoll gearbeiteten, grünen Kimono.

“Kleidung für sie.”, antwortete der weißhaarige Youkai in diesem Augenblick kühl, woraufhin sich der Blick der alten Youkai prompt auf Kagome richtete. Sich leicht bei ihrer Musterung ertappt fühlend machte die junge Miko instinktiv einen kurzen Schritt zurück, ehe sie halbherzig anfing zu protestieren.

“Aber meine Kleidung ist doch noch gut!” Eigentlich stimmte das nicht ganz, denn sie fror in ihrer Schuluniform ziemlich stark, aber sich von Sesshoumaru irgendwo hinschleppen um sich dann etwas anderes anziehen zu lassen, wollte sie auch nicht. Schließlich war sie nicht irgendeine Puppe!

“Mach dich nicht lächerlich, Mädchen! Deine Lippen sind schon ganz blau!”, erwiderte die alte Youkai nun bestimmend und bevor es sich Kagome versah, wurde sie von der Fremden am Arm gepackt und mit einer Stärke, welche die junge Miko der alten Youkai nicht zugetraut hätte, einfach mitgezogen.
 

Sesshoumaru sah scheinbar emotionslos zu, wie Kagome in die Hütte gezerrt wurde. Eben hatte wieder etwas in den Augen der Miko aufgeblitzt, dass an ihren früheren Kampfgeist erinnerte. Also hatte sein vertrottelter Bruder die Seele des Mädchens nicht ganz zerstört. Gut.

Moment, was dachte er da? Sie war zwar eine mächtige Miko und die Hüterin des Shikon no Tama, aber nichts desto trotz nur ein einfacher Mensch. Warum kümmerte er sich überhaupt um ihre Angelegenheiten?! Es wäre wahrscheinlich doch besser gewesen, wenn er sie einfach im Schnee liegen gelassen hätte… aber daran ändern konnte er jetzt sowieso nichts mehr. Er hatte ihr das Leben gerettet und deswegen war er nun für sie verantwortlich, ob es ihm nun gefiel oder nicht.

Plötzlich wechselte der Wind die Richtung und trug ihm eine neue Botschaft zu. Kurz hielt er irritiert inne, ehe er prüfend die Luft einzog. Angst und Tod… beides konnte er nun klar und deutlich aus dem kalten Nordwind herausfiltern. Und obwohl beides noch so schwach war, machte sich in Sesshoumaru dennoch ein leicht ungutes Gefühl, wie eine Vorahnung, breit, welches er aber gleich wieder abschüttelte. Wahrscheinlich bekriegten sich nur wieder irgendwelche Menschen im Norden. Das kam im Winter öfters vor, da es dort noch kälter war als hier und dort somit die Nahrung knapp war. Allerdings musste er sich nicht darum kümmern, schließlich war es nicht sein Gebiet, sondern das des nördlichen Daiyoukai’s.
 

Währenddessen betrachtete die alte Youkai Kagome in der Hütte prüfend. In der jungen Miko kam ein ungutes Gefühl auf. Sie mochte es nicht, so angestarrt zu werden, vor allem nicht von einer Fremden.

“Du bist eine Miko, Mädchen, nicht wahr? Dann brauchst du auch ein Mikogewand…”, mit diesen Worten verschwand die Alte, ohne Kagome’s Antwort abzuwarten, hinter einer weiteren Tür und kam keine Minute später mit einer Mikotracht auf dem Arm zurück. “So, das müsste dir passen…”, murmelte die grauhaarige gedankenverloren und trat wieder neben Kagome, welche die Alte einfach nur fassungslos anstarrte.

Warum hatte denn eine Youkai eine Mikotracht in ausgerechnet ihrer Größe da? Und wieso sollte sie diese ausgerechnet ihr geben? Vielleicht, weil Sesshoumaru es ihr gesagt hatte? Aber dann stellte sich noch die Frage, warum die Frau dem Inuyoukai überhaupt gehorchte…?

“Komm mit, Mädchen.”, meinte die alte Youkai in diesem Augenblick und führte Kagome in einen weiteren Nebenraum. Seltsam, von außen hatte die Hütte nicht so ausgesehen, als wenn es so viele Räume gäbe…. Aber wenn sie ehrlich war, dann hatte sie auch nicht allzu stark darauf geachtet. Mit einem “Zieh dich um.”, drehte sich die grauhaarige Youkai nun um, verließ den Raum wieder und schloss die Tür wieder hinter sich.

Nun war Kagome allein. Kurz sah sie der Alten nach und überlegte, ob sie sich vielleicht einfach weigern sollte, sich umzuziehen. Nach kurzer Zeit entschied sie sich allerdings dagegen. Sie brauchte nun einmal wärmere Kleidung, ob sie es nun wollte, oder nicht. Wenn ihr dann jemand solche anbot, sollte sie diese nicht einfach leichtfertig ablehnen. Wer wusste schon, wann sie wieder die Gelegenheit haben sollte, frische Kleidung zu bekommen. Schließlich hatte sie all ihre Sachen in Kaede’s Dorf liegen lassen und dahin zurück, um sie zu holen, wollte sie auch nicht. Schließlich waren Inuyasha und Kikyo immer noch dort. Zu dem Brunnen und somit in die Neuzeit wollte sie auch nicht, denn ersteres lag fiel zu Nahe an dem Dorf der alten Miko und sie wollte es um jeden Preis vermeiden, dem weißhaarigem Hanyou oder der früheren Hüterin des Shikon no Tama zu begegnen.

Außerdem war eine Mikotracht immer noch besser als ein Kimono, in dem man sich fast gar nicht bewegen konnte. Also zögerte sie nicht länger und begann damit, sich umzukleiden.
 

Schweigen breitet sich in der Hütte aus, nachdem Kikyo das gesagt hatte. Miroku war der Erste, der seine Stimme wieder fand.

“Inuyasha… du, du kannst nicht mehr durch den Brunnen?”

“Nein.”, antwortete der weißhaarige Hanyou und bemühte sich, seine Freunde dabei nicht direkt anzusehen. “Aber das ist doch auch egal. Kagome’s Spur führte nicht zum Brunnen.”

“Werdet ihr uns nun helfen, sie zu finden?”, fragte Kikyo, die neben Inuyasha saß, nun prüfend.

“Natürlich. Am Besten wäre es, wenn wir noch heute aufbrechen würden.”, schlug Sango entschlossen vor. Sie würde ihre Freundin doch nicht einfach so im Stich lassen!
 

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Nun, die Suche nach Kagome kann jetzt starten.

Ob die Freunde zu viert mehr Erfolg haben werden, als zu zweit? Und was hat dieser Geruch zu bedeuten, den Sesshoumaru wahrgenommen hat? Kommt er wirklich nur von einem Krieg der Menschen oder steckt doch mehr dahinter?

Über Kommies würd ich mich natürlich wie immer sehr freuen^^

Bye,

_Corchen_

Veränderungen

Langsam neigte sich die Sonne dem Horizont zu und tauchte den Horizont in rötliches Licht. Leise knirschte der Schnee unter den Schritten einer hoch gewachsenen Person, welche sich langsam ihren Weg durch den verschneiten Wald bahnte. Auf einer kleinen Lichtung, durch welche ein kleiner Bach floss, hielt der schwarzhaarige Mann inne und blickte sich prüfend um. In seinen weißen Augen war nur die katzenartige Pupille zu sehen, was verriet, dass es sich bei dem Mann um keinen Menschen handeln konnte.

“Komm raus! Ich weis, dass du hier bist!”, rief der schwarzhaarige plötzlich ungeduldig. Keinen Augenblick später raschelte es in einer der Baumkronen und etwas Schnee rieselte sanft herunter. Kurz darauf kam eine Frau mit langen, weißen Haaren herunter gesprungen und landete lautlos auf dem verschneitem Boden.

“Verzeiht, dass ich euch so lange warten ließ, Kenshin-sama.”, hauchte sie tonlos und fixierte ihren Gegenüber mit lilanen Pupillen. Die Haut der Frau war fast so bleich wie der Schnee um sie herum und sie trug einen pechschwarzen Kimono, der allerdings kurz unter den Knien zerrissen worden war. Wahrscheinlich hatte dies die Youkai selbst getan, um größere Bewegungsfreiheit zu erlangen.

“Hm, es wundert mich so wieso, warum du nach so langer Zeit noch im Westen bist, Rei.”, meinte Kenshin leicht abfällig und erwiderte den Blick der Frau kühl.

“Ich habe natürlich auf euch gewartet, mein Herr.”, antwortete die Weißhaarige geheimnisvoll, “Doch nun sagt mir, wie ich euch dienen kann.”

Ein abfälliges Schnauben war zu hören. “Das weist du doch schon längst selbst.”

“Natürlich, mein Herr. Wie konnte ich nur so dumm sein?”, fragte Rei leise, während sich ein kaum wahrnehmbares Lächeln auf ihre Züge schlich. Dennoch nahm dies der Andere ganz genau wahr.

“Versuche nicht, mich für dumm zu verkaufen! Vergiss ja nicht, dass du nur dank meiner Gnade noch lebst!”, knurrte Kenshin wütend.

“Und wieder muss ich euch um Verzeihung bitten, mein Herr.”, murmelte die Weißhaarige noch immer tonlos, doch das Lächeln auf ihren Zügen verschwand nicht.

Bei diesem Anblick musste Kenshin sich stark zusammen reißen, um nicht auszurasten. Er konnte diese überhebliche Art der Anderen einfach nicht leiden. Zu Schade, dass er sie noch benötigte.

“Ich nehme an, dass du schon alles vorbereitet hast.”, meinte der Schwarzhaarige gepresst, während er mit seiner Beherrschung rang. Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: “Dann brich jetzt sofort auf. Und Enttäusche mich ja nicht!”

“Das würde ich nie wagen, mein Herr.”, hauchte Rei leise und im nächsten Augenblick war sie auch schon wieder zwischen den Baumkronen verschwunden. Kurz sah Kenshin ihr nach, ehe er sich mit einem anklagendem “Lügnerin.”, abwandte und ebenfalls verschwand.
 

“Jetzt geh schon, Mädchen!”, knurrte die alte Youkai ungeduldig und schob Kagome, die mittlerweile das Gewandt einer Miko trug, entschlossen vor sich her. Diese ließ das Widerstandslos über sich ergehen, wirkte dabei aber eher wie eine Puppe, als wie eine eigenständige Person. Ihr Blick war leicht abwesend und ihre Bewegungen stockend, fast so, als wisse sie nicht, wie man richtig geht. In Wirklichkeit aber hatte sie sich in den letzten Stunden des Anprobierens nur wieder in ihre innere Leere geflüchtet. Diese ganze Prozedur hatte sie so sehr daran erinnert, wie einmal mit Inuyasha einkaufen gewesen war. Damals war sie allerdings die treibende Kraft gewesen und der Hanyou war nur widerwillig mitgekommen, aber dennoch war die Gesamtsituation ähnlich gewesen. Es war komisch, dass nicht sofort Schmerz in ihr aufgeflammt war, als ihr die Erinnerung in den Sinn gekommen war, denn für gewöhnlich war es immer so gewesen. Normalerweise flüchtete sie sich in die Leere, um diesem Schmerz ihrer Seele zu entkommen, doch dieses Mal… dieses Mal hatte sie es nur aus Gewohnheit getan. Nicht aus Schmerz. Warum er wohl dieses Mal ausgeblieben war? Doch… war das nicht eigentlich egal? Es war, wie es war. Daran ändern konnte sie sowieso nichts, also warum solle sie darüber nachdenken?

Die alte Youkai interpretierte Kagome’s seltsames Verhalten anscheinend anders, denn kurz bevor sie die Tür erreichten, murrte sie:

“Nun komm schon! Du musst dich nicht schämen! Du wirst im gewiss auch im Gewandt einer Miko gefallen, Mädchen!”

“Wem gefallen?”, fragte Kagome automatisch.

“Na, Sesshoumaru-sama! Jetzt sei nicht so zimperlich und geh endlich! Du siehst gut aus! Für einen Menschen, versteht sich.”

Es dauerte eine Weile, ehe die Bedeutung dieser Worte bis zu dem Bewusstsein der jungen Miko vorgedrungen waren, doch dann blitzte plötzlich wieder Leben in ihren Augen auf. Kurzentschlossen machte Kagome sich aus dem Griff der Alten frei, drehte sich um und sah die Youkai wütend an.

“Wie kommst du darauf, dass ich Sesshoumaru gefallen will?! Nur zu deiner Info: Ich habe besseres zu tun, als bei allem was ich tue an einen Youkai zu denken, den ich kaum kenne! Und außerdem… warum sollte es mich kümmern, was Sesshoumaru von mir denkt?!”, fauchte sie wütend.

Wenn Kagome jetzt allerdings erwartete, dass die Alte ebenfalls wütend würde, dann irrte sie sich gewaltig. Stattdessen blitzte so etwas wie Schalk in den Augen ihrer Gegenüber auf.

“Es kümmert sich also nicht? Warum regst du dich dann so auf?”, fragte die Grauhaarige leicht lächelnd.

“Ich rege mich nicht auf!!!”, schrie die Schwarzhaarige schon fast.

“Nein, natürlich nicht.”
 

Sesshoumaru, der immer noch vor der Hütte stand, war mittlerweile schon fast versucht, seine Ohren zuzuhalten. Doch er widerstand diesem Impuls gewissenhaft. Selbst ein Mensch hätte wahrscheinlich ganz genau gehört, was jetzt gerade in der Hütte nur allzu deutlich besprochen wurde. Anscheinend zeigte sich endlich einmal wieder das frühere Temperament der Miko. Moment, was dachte er da? Es musste ihn doch nicht kümmern, ob die ehemalige Gefährtin seines vertrottelten Halbbruders langsam wieder zu sich fand. Er hatte sie schließlich schon mitgenommen, wobei er immer noch nicht wusste, was ihn dazu bewegt hatte. In diesem Augenblick war ein wütendes “Nein, ich bin nicht in ihn verliebt!”, aus der Hütte zu hören. Kaum merklich zog der Youkai die Augenbrauen zusammen und wandte sich dem Ursprung der Stimmen zu. Mittlerweile ging das Gespräch eindeutig zu weit.
 

“Lüg mich nicht an, Mädchen. Natürlich bist du das. Warum sonst solltest du so rot angelaufen sein?”, meinte die alte gerade leicht amüsiert.

Kurz legte Kagome sich prüfend eine Hand an die Wange. Tatsächlich, ihr Gesicht war heiß. Das hatte sie gar nicht bemerkt.

“Deine Bemerkungen sind einfach viel zu abwegig!”, konterte sie dennoch, als sei nichts geschehen.

“Und warum wirst du dann so wütend?”, fragte die alte scheinheilig.

“Weil…!”, setzte Kagome gerade lautstark an, doch sie wurde unterbrochen, als die Tür zu der Hütte geöffnet wurde und Sesshoumaru eintrat, wobei sie sein eiskalter Blick streifte. Bei diesem Anblick lief der jungen Miko ein kalter Schauer über den Rücken. Sie kannte zwar schon Sesshoumaru’s Art zu gucken, schließlich war sie früher oft von ihm so angesehen worden, doch nun war es irgendwie etwas anderes. Jetzt war es irgendwie…. Ja, wie eigentlich? Sie konnte es einfach nicht beschreiben. Das einzige, was ihr in diesem Moment klar war, war, dass sie niemals wieder von Sesshoumaru dermaßen… kalt angesehen werden wollte.

“Wir gehen.”, meinte der Youkai in diesem Moment und wandte sich mit einem weiteren eiskaltem Blick in Richtung der beiden Frauen um.
 

Prüfend sah die alte Youkai ihm nach. Als Sesshoumaru so plötzlich das Haus betreten hatte, hatte sie schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Der Inuyoukai mochte es schließlich gar nicht, wenn man über ihn sprach. Umso ungewöhnlicher war es, dass sie beide nicht wirklich etwas von seiner Wut zu spüren bekommen hatten. Woran das wohl lag? An ihr garantiert nicht, blieb also nur noch….

Nachdenklich wanderte der Blick der alten von Sesshoumaru zu der Miko, die sich nun auch daran machte, das Haus hinter dem Inuyoukai zu verlassen.

“Mädchen, vielleicht ist deine Hoffnung ja nicht vergebens.”, rief die Youkai der Schwarzhaarigen noch hinterher, welche sich daraufhin leicht zu ihr umwandte und sie kurz verwundert ansah.

“Wie…?”, setzte Kagome an, besann sich dann jedoch eines besseren, wandte sich mit einem leichten Kopfschütteln wieder um und verließ die Hütte.
 

“Wir sollten unser Lager hier aufschlagen.”, meinte Kikyo plötzlich und blieb stehen.

“Was?! Aber wir haben Kagome doch noch gar nicht gefunden!”, protestierte Inuyasha sogleich heftig.

“Sie hat Recht, Inuyasha.”, merkte Miroku in diesem Augenblick an, “Es ist schon dunkel. Du als Hanyou hast zwar keine Probleme damit, die ganze Nacht weiterzusuchen, aber Menschen brauchen nun einmal Schlaf.”

“Keh, könnt ihr euch nicht einmal zusammenreißen? Wir müssen Kagome so schnell wie möglich gefunden haben!”

“Jetzt sei doch mal vernünftig. Dieser Ort hier ist perfekt für ein Lager. Wir werden diese Nacht bestimmt keinen besseren finden. Außerdem werden wir Kagome im Dunkeln bestimmt nicht finden.”, meinte nun auch Sango, während sie ihren Beutel von den Schultern nahm, in welchem einige Lebensmittel verstaut waren.

“Und wie könnt ihr euch da so sicher sein?!”, knurrte Inuyasha wütend. Ihn ärgerte es, dass er wohl der einzige war, der Kagome hier um jeden Preis finden wollte. Die anderen schienen diese Sache ja nicht wirklich ernst zu nehmen.

“Weil du den ganzen Tag über keine Spur von Kagome riechen konntest. In der Nacht wird dies noch schwieriger sein, da sie dann bestimmt auch einen Unterschlupf sucht.”, erklärte Kikyo an Sango’s Stelle.

“Dir macht es doch sowieso nichts aus, was mit Kagome passiert! Du warst doch schon immer eifersüchtig auf sie!”, rief Inuyasha aufgebracht, während er herumwirbelte um die bleiche Miko wütend anzustarren. War es denn wirklich allen gleichgültig, was mit Kagome geschah?! Es dauerte eine Weile, ehe ihm bewusst wurde, was er Kikyo da gerade an den Kopf geworfen hatte.

Sango, Miroku und Kiara blickten nach Inuyasha’s Ausbruch erschrocken zu ihm und Kikyo. So hatten sie ihren Freund noch nie erlebt. Er musste sich wirklich große Sorgen um die junge Miko machen. Doch… das er Kikyo einfach so solche Sachen an den Kopf warf…?

“So, immer eifersüchtig?”, fragte die bleiche Miko in diesem Augenblick mit vor unterdrückter Wut zitternder Stimme nach. “Mir soll es also egal sein, was mit Kagome passiert…? Was glaubst du eigentlich, wer an ihrem Verschwinden Schuld ist?! Ich etwa?! Nein, ganz allein du hast es geschafft, sie zu vertreiben! Wer war den unfähig ihr die Ruhe zu geben, die sie gebraucht hat?! Das warst doch nur du! Ich habe dich ja tausendmal darauf hingewiesen, aber nein! Du musstest ja deinen Kopf durchsetzen! Jetzt ist Kagome verschwunden, vielleicht sogar tot, aber nein, der Herr hat ja immer noch nichts dazugelernt!”, schrie Kikyo aufgebracht und fuhr nach kurzer Zeit wieder etwas ruhiger fort: “Wir sind alle nur Menschen, Inuyasha. Wir alle machen uns Sorgen um Kagome, genauso wie du! Glaub ja nicht, dass du hier der einzige wärst, der ein Vorrecht auf solche Gefühle hätte! Dennoch werden wir niemals Erfolg haben, wenn wir nicht ausgeruht und deswegen unkonzentriert sind. Außerdem braucht auch du einmal Schlaf. Mach mir nichts vor, ich kenne dich schon lange genug. Auch du bist am Rande deiner Kräfte.”

“Macht doch, was ihr wollt!”, antwortete Inuyasha daraufhin nur wütend und sprang auf einen nahe gelegenen Baum, wo er es sich “gemütlich” machte.

Mit einem leicht traurigem Glanz in den Augen sah Kikyo ihm nach. Sie konnte ihn sehr gut verstehen, schließlich hatte er Kagome einmal geliebt. Sie hätte nicht gleich so wütend werden sollen, aber daran konnte sie nun leider nichts mehr ändern.

Mit einem kaum hörbaren Seufzer wandte sie sich zu den anderen beiden um, die es in der Zwischenzeit schon irgendwie geschafft hatten, ein Lager zu errichten…. Dabei bemühten sie sich, möglichst nicht in Kikyo’s und Inuyasha’s Richtung zu schauen.

Sie hatten nicht gewusst, dass es zwischen den Beiden auch manchmal Streit gab, ganz zu schweigen davon, dass auch die bleiche Miko so aufbrausend sein konnte….
 

Müde blickte Kagome in die hellen Flammen des Lagerfeuers. Nachdem sie am Lager angekommen waren, hatte Rin erst einmal gute fünfzehn Minuten an ihrem Kimono herumgezupft. Die Kleine war wirklich zu niedlich. Obwohl sie mittlerweile gut zehn Jahre zählen musste, hatte sie nichts von ihrer fröhlichen Art verloren. Jaken hingegen schien in letzter Zeit noch griesgrämiger geworden zu sein. Zumindest hatte er alles andere als begeistert ausgesehen, als sie mit Sesshoumaru zurückgekommen war. Vielleicht hatte er ja gedacht, dass der Inuyoukai sie irgendwo hatte aussetzten wollen? Gut, eigentlich war ihr das im Moment aber ziemlich egal. Schließlich musste sie sich nicht darum scheren, was der Grünling von ihr hielt, oder? Nein, viel wichtiger war doch das, was diese alte Youkai zu ihr gesagt hatte.

Ihre Hoffnung sollte vielleicht nicht vergebens sein? Was für eine Hoffnung? Was hatte die Alte damit gemeint? Und wieso war sie so wütend geworden, als die Youkai sie auf Sesshoumaru angesprochen hatte? Sie hatte dafür doch gar keinen Grund gehabt, oder? Außerdem passte es gar nicht zu ihr, Fremde einfach so anzuschreien. Das hatte sie auch früher nicht gemacht, als… als das Juwel noch nicht vervollständigt gewesen war. Als Inuyasha noch bei ihr gewesen war….

Trotzdem, was hatte die Alte damit gemeint, dass ihre Hoffnung vielleicht doch nicht vergebens war? Aber, wenn man es genau bedachte, war das doch eigentlich egal, oder? Eigentlich war doch alles egal, oder zumindest nicht von größerer Bedeutung.

Langsam wurde der Blick der jungen Miko wieder leer, während sich ihre Augen schlossen. Keine fünf Minuten später war sie eingeschlafen.
 

Kagome’s Traum:

Als die junge Miko ihre Augen wieder öffnete fand sie sich in einem dunklen Raum wieder. Neben ihr lag ein Bogen und ein Pfeil und sie trug das Mikogewand, dass sie heute von der alten Youkai bekommen hatte. Doch irgendetwas fehlte…. Prüfend griff Kagome sich an den Hals, doch das Shikon no Tama, dass dort normalerweise an einer Kette hing, war auf einmal nicht mehr da. Erschrocken sprang die schwarzhaarige auf. Wo war das Juwel?! Es durfte nicht in falsche Hände geraten!

“Suchst du etwas, kleine Miko?”, fragte plötzlich eine sanfte Stimme hinter ihr.

Erschrocken wirbelte Kagome herum und stand im nächsten Augenblick einer bleichen Frau mit langen, weißen Haaren und lilanen Augen gegenüber. Diese hob in diesem Moment eine Hand hoch, in welcher sich das Shikon no Tama befand und geheimnisvoll leuchtete.

“Gib das her!”, verlangte Kagome sofort, als sie das sah.

“Warum sollte ich dir das Juwel geben?”

“Weil es meine Aufgabe ist, es zu schützen!”

“Dann bist du also wirklich Kikyo’s Wiedergeburt.”, stellte die Weißhaarige leise fest.

“Nein! Ich bin Kagome!”, erwiderte die junge Miko instinktiv.

“Aber es ist Kikyo’s Aufgabe, das Juwel zu schützen… und nicht deine….”, meinte die Youkai noch immer tonlos.

“Ich habe das Juwel in diese Welt gebracht.”

“Na und?”

“Ich bin an all dem Leid Schuld, das durch es verursacht wurde.”, murmelte Kagome leise.

“Wirklich…? Ist nicht jeder selbst daran Schuld, dass er das Juwel benutzt? Hätte Naraku nicht einen anderen Weg gefunden, um stärker zu werden?”

“Ja, aber…”, setzte die junge Miko an, wurde jedoch von der Weißhaarigen unterbrochen.

“Es war nie deine Aufgabe für das Juwel zu sorgen und das wird es auch nie sein. Deine Bestimmung ist eine andere, Kagome. Du musst sie nur noch erkennen….”, mit diesen Worten schloss die Youkai ihre Hand um das Juwel und die Welt um Kagome herum verschwand.
 

Mit einem Schrei schreckte Kagome aus ihrem Traum hoch. Das Feuer vor ihr war schon lange erloschen und in der Höhle war es eiskalt. Aber, warum fror sie dann nicht? Verwirrt sah die Schwarzhaarige an sich herunter und erkannte keinen Augenblick später den Grund dafür, dass ihr nicht im geringsten kalt war. Jemand hatte ein warmes und weiches Fell um sie gelegt. Bei näherer Betrachtung erkannte Kagome, dass es schneeweiß war. Leicht erschrocken weiteten sich ihre Augen. Aber das war doch…!

Allerdings konnte sie ihren Gedanken nicht mehr beenden, denn schon im nächsten Augenblick war sie wieder eingeschlafen.
 

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So, Kikyo hat bewiesen das auch sie nicht immer ruhig bleiben kann und Kagome hat ersteinmal einiges zum nachdenkenXD

Würd mich wie immer über eure Kommies freun^^

Bye,

_Corchen_

Die Vergangenheit hinter sich lassen...

Kurz streckte sich die weißhaarige Youkai, ehe sie aufstand und sich den Schnee von der Kleidung klopfte. Es war doch immer wieder erstaunlich, wie leicht sie in die Träume der Menschen eindringen konnte. Youkai bereiteten ihr da weitaus mehr Probleme.

In diesem Augenblick kam ein kleiner, grauhaariger Youkai mit einem langen Bart angelaufen.

“Rei-sama, es ist alles bereit.”, murmelte er mit rauer Stimme, die auf sein hohes Alter hindeutete.

“Wie viele?”

“1500.”

“Gut, Kenshin will eine Armee, so soll er auch eine bekommen.”, lächelte die Youkai, ehe sie sich mit der Zunge einmal über ihre scharfen Reißzähne strich.

“Verzeiht meine Frage”, setzte der alte Youkai vorsichtig an, “aber schon wieder? Ist nicht noch etwas Zeit? Es sind doch noch keine 1000 Jahre seit dem letzten Mal vergangen. Ich bitte euch, wartet noch ein bisschen, ehe ihr Kenshin eure Unterstützung anbietet!”

“Du dummer, alter Narr.”, flötete Rei daraufhin schon fast liebevoll, während sie sich vorbeugte. “Denkst du, ich hätte eine Wahl? Oder Kenshin? Oder du? Du vergisst, das ich ganz genau weis, was ich tue. Glaub mir, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Schicke einen Boten zu Kenshin, aber nimm einen langsamen. Es soll doch nicht so aussehen, als hätten wir es eilig, oder?”
 


 

Blinzelnd richtete sich Kagome auf und war schon in Versuchung, sich gähnend zu strecken, doch sie wurde von etwas aufgehalten. Doch nicht von irgendetwas, sondern von einem flauschigem, schneeweißem, langem Fell, welches um sie gewickelt worden war. Es dauerte einen Augenblick, ehe die junge Miko wach genug war, um dieses Fell als das zu identifizieren, was Sesshoumaru immer über der rechten Schulter trug.

Kurz sah sie sich um, konnte den Inuyoukai aber nirgends entdecken. Nur Rin, Jaken und Ah-Uhn lagen dich aneinander gekuschelt etwas abseits von ihr. Warum hatte Sesshoumaru ihr das Fell gegeben?, fragte sie sich, während sie langsam aufstand und ihre weiße, wärmende “Decke” hochhob. Gut, jetzt bemerkte sie zwar, dass es über Nacht recht kalt in der Höhle geworden war, was einen im Winter nicht verwundern sollte, aber das wäre für den Inuyoukai doch kein Grund gewesen, ihr sein Fell zu geben, oder? Nachdenklich trat sie hinaus, in den anbrechenden Wintertag. Dort war es, wenn dies überhaupt möglich war, noch kälter als drinnen und überall lag frischer Neuschnee. Doch das war etwas, was Kagome im Moment nicht interessierte. Fiel wichtiger war der weißhaarige Inuyoukai, welcher in einigem Abstand von ihr stand und die Landschaft vor sich zu betrachten schien.
 

Schon seit einiger Zeit hatte Sesshoumaru ein seltsames Gefühl, einer bösen Vorahnung gleich, doch er konnte es nicht näher bestimmen. Das ärgerte ihn. Normalerweise blieb ihm nie etwas verborgen. Hinzu kam dann auch noch dieses Menschenweib seines Halbbruders…, nein, verbesserte er sich, sie war nicht mehr das Weib dieses Nichtsnutzigen Hanyous. Schließlich hatte die Miko ihn verlassen. Aber warum dachte er darüber nach? Eigentlich musste es ihn nicht im Geringsten interessieren! Das eben diese Miko, die ihm in letzter Zeit immer öfter in den Gedanken herumspukte, nun langsam auf ihn zukam, erleichterte die ganze Sache auch nicht gerade.
 

“Danke.”, meinte Kagome, während sie neben Sesshoumaru stehen blieb und ihm sein Schulterfell hinhielt. Schweigend nahm der Inuyoukai es an, während die junge Miko weiter sprach. “Warum hast du mir das Fell gegeben?”

“Ich sagte dir bereits: Menschen vertragen keine Kälte.”, antwortete der weißhaarige bloß kühl, ehe er sich wieder umwandte.

Kurz sah die schwarzhaarige ihn noch an, ehe sie sich ebenfalls umwandte und zur Höhle zurück ging. Warum fühlte sie sich plötzlich so… enttäuscht von seiner Reaktion? Hatte sie etwa etwas anderes erwartet? Und wenn, was?
 


 

Unterdessen hatten Sango, Miroku, Kikyo und Inuyasha sich wieder auf den Weg gemacht. Zwischen der Miko und dem Hanyou herrschte schon seit dem Morgen ein unterkühlt wirkendes Schweigen. Auch der Houshi und die Youkaijägerin unterhielten sich, wenn dann nur sehr leise. Sie waren sich irgendwie unsicher, wie sie sich jetzt verhalten sollten. Mit Inuyasha’s Temperament hatten sie keine Probleme, sie kannten es immerhin noch von früher, aber das auch Kikyo solche Züge hatte, war ihnen neu. Sie hatten die Untote immer für sehr ruhig und ausgeglichen gehalten.

In diesem Augenblick blieb die bleiche Miko stocksteif stehen. “Ich spüre das Juwel….”, murmelte sie leise. Prompt hatte sie die gesamte Aufmerksamkeit der Gruppe.

“Wo?!”

“In einiger Entfernung nordwestlich von hier.”
 


 

Die Wintersonne stand schon hoch, als Sesshoumaru und seine Gruppe aufbrachen. Sie waren nah an der Grenze zum Norden und obwohl der Inuyoukai dieses Gebiet in der kalten Jahreszeit für gewöhnlich mied, war es dieses eine Mal nötig geworden, hier dennoch her zu kommen. Aus Berichten war hervor gegangen, dass sich hier die Übergriffe durch Drachen gesteigert hatten. Normalerweise lebten diese Wesen noch viel weiter im Norden, da ihnen diese Kälte dort nichts ausmachte.

Allerdings waren sie bisher noch keinen Drachen begegnet. Vielleicht waren sie ja wieder in ihr Gebiet zurück gegangen. Sesshoumaru sollte dies Recht sein. Nicht, das er sich vor einer Konfrontation fürchtete, aber eine solche wäre einfach unnötig und zudem reine Zeitverschwendung.

Kagome war unterdessen tief in Gedanken versunken. Zum einen waren da ihre in letzter Zeit recht seltsamen Gefühle Sesshoumaru gegenüber und außerdem noch dieser seltsame Traum. Gut, ihre ungewöhnlichen Gefühle konnte sie damit abschreiben, dass sie diese bis vor kurzem noch tief begraben hatte. Wahrscheinlich war sie einfach nicht mehr daran gewohnt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Sie war dem Inuyoukai doch nur dankbar, dass er sie gerettet hatte. Mehr als eine leise Zuneigung war da ganz bestimmt nicht! Schließlich liebte sie trotz allem noch immer Inuyasha… oder?

Schnell schob sie diesen Gedanken beiseite. Sie wollte nicht mehr daran denken. Stattdessen sollte sie sich lieber mit diesem seltsamen Traum beschäftigen, obwohl Kagome sich fast sicher war, dass es keiner war. Dafür war er viel zu seltsam… viel zu real gewesen und außerdem konnte sie sich noch viel zu gut an ihn erinnern. Außerdem war ihr das, was diese seltsame Youkai gesagt hatte, viel zu nahe gegangen. Was hatte sie damit gemeint, dass es nicht ihr Schicksal sein, das Shikon no Tama zu hüten? Mal ganz davon abgesehen, dass sie nicht an Schicksal oder ähnliches glaubte: wie konnte diese seltsame Frau darüber bescheid wissen? Und was sollte denn sonst ihre so genannte Bestimmung sein? Das hatte diese Weißhaarige ihr natürlich nicht sagen können! Gut, sie hatte zwar auch nicht gefragt, aber dennoch….

Mit einem Seufzen schloss die junge Miko kurz ihre Augen, ehe sie sie wieder öffnete. Es wurde auch immer schlimmer mit ihr! Jetzt dachte sie schon über die Bedeutung der Worte einer ihrer Traumfiguren nach. Das konnte doch nicht mehr normal sein.
 

Bei dem leisen Geräusch, das Kagome von sich gab, konnte Sesshoumaru es nicht verhindern, dass er einen kurzen Blick zurück zu der Miko warf. Es schien ihr ja immer besser zu gehen…. Aber das musste ihn nicht interessieren. Sie war doch nur ein Mensch… wenn auch eine recht mächtige Miko. Mehr war sie wirklich nicht… und das würde sie auch nie sein…. Erstaunt bemerkte der Inuyoukai, wie sich bei diesem Gedanken eine leise Spur von Wehmut in seine Gedanken schlich. Schnell verdrängte er dieses Gefühl wieder. Was machte dieses Menschenweib nur mit ihm, dass er jetzt schon diese für ihn unwürdig erscheinenden Emotionen verspürte?!
 


 

Sie waren schon eine Weile in diesem hohen Tempo unterwegs, als Inuyasha’s feine Nase eine Spur aufnahm. Allerdings schien es nicht die erhoffte zu sein, denn augenblicklich blieb er stocksteif stehen. Kikyo musste sich an seinen Rücken klammern, um nicht im hohen Bogen hinunter zu stürzen und Kiara, die sich samt Sango und Miroku auf dem Rücken immer direkt hinter dem Hanyou gehalten hatte, schaffte es gerade noch so auszuweichen und einige Meter von Inuyasha entfernt schlitternd zum Stehen zu kommen.

“Was ist los?”, fragte Sango leicht wütend, nachdem sie sich halbwegs aufgerichtet hatte. Nach dieser radikalen Bremsung wäre nämlich nicht nur fast Kikyo auf dem Boden gelandet.

“Kagome war hier… und… Sesshoumaru….”, murmelte der weißhaarige zur Antwort wie betäubt.

Was?!”, fragt die Youkaijägerin fassungslos, während Miroku etwas ruhiger reagierte.

“Dann sollten wir uns beeilen. Wenn dein Halbbruder bei ihr ist, dann steckt Kagome in noch mehr Schwierigkeiten, als wir bisher gedacht haben.”, meinte er.

“Da stimme ich dir zu, Houshi-sama. Wir sollten uns wirklich beeilen.”, erwiderte Kikyo, doch in Gedanken war sie ganz wo anders. Da war doch noch mehr, worüber sich Inuyasha Gedanken machte. Sie kannte ihn lange genug, um so etwas zu bemerken. Er verschwieg ihnen etwas…. Nur was? Und warum? Kurz warf die bleiche Miko einen Blick auf die Höhle, neben welcher sie stehen geblieben waren. Bei genauerem Hinsehen konnte sie noch die Spuren eines Lagerfeuers erkennen. Sonst schien hier nichts ungewöhnliches zu sein. Was war es also, das Inuyasha ihnen verschwieg? Im nächsten Augenblick musste sie sich wieder festklammern, da sie ohne Vorwarnung weiterliefen, dieses Mal jedoch noch um einiges schneller als zuvor. Warum plötzlich diese Eile? Sie würden die anderen auch etwas langsamer schon bald erreicht haben.

Hätte Kikyo gewusst, was es war, dass den Hanyou plötzlich so antrieb, hätte sie ihn wahrscheinlich noch gedrängt, schneller zu laufen. Bei der Höhle vorhin war es ihm zum ersten Mal aufgefallen. Kagome’s Geruch war nicht rein gewesen…, nein, er war mit dem seines Halbbruders vermischt gewesen, und das nicht zu knapp. Die Spur der jungen Miko war kaum wahrzunehmen gewesen, so sehr hatte der Geruch seines Halbbruders diese überlagert. Was war passiert? Was hatte Sesshoumaru Kagome angetan?
 

Es dauerte eine Weile, ehe der weißhaarige Inuyoukai in Sicht kam. Offenbar hatte er sie schon erwartet, denn er blickte ihnen kühl entgegen und nur Kagome stand schräg hinter ihm. Rin, Jaken sowie Ah-Uhn waren nirgends zu sehen. Offenbar waren sie schon vorgeschickt worden. Ungefähr fünf Meter vor seinem Halbbruder bremste Inuyasha hart ab, während Kikyo sogleich von seinem Rücken sprang. Auch Kiara landete neben den beiden und Sango sowie Miroku glitten vom Rücken der Youkaikatze.

“Lass sie sofort frei, Sesshoumaru!”, knurrte Inuyasha sofort aggressiv, während er sein Schwert zog.
 

Leicht verwundert sah sein Halbbruder ihm entgegen. Was meinte dieser Hanyou damit? Wen sollte er freilassen? Kagome? Diese Forderung kam ihm irgendwie fast so wie ein schlechter Scherz vor.

“Verschwinde, Hanyou.”, meinte er daher emotionslos.

Lass Kagome sofort gehen!”, forderte Inuyasha wütend und hob drohend sein Schwert.

Fast hätte Sesshoumaru angesichts soviel Sturheit geseufzt. Was versprach sich dieser Hanyou von einem Kampf? Aber wenn er es unbedingt so haben wollte…. Er würde nicht derjenige sein, der einen Rückzieher machte.

Nachdenklich sah Kikyo zwischen Inuyasha, Sesshoumaru und auch Kagome hin und her. Irgendetwas stimmte hier nicht, das konnte sie ganz genau spüren. Warum hatte ihre Widergeburt bisher nicht wirklich auf ihre Ankunft reagiert? Hätte sie sich nicht freuen sollen?

Tatsächlich schwankten Kagome’s Gefühle im Augenblick immer hin und her. Inuyasha hatte sie gesucht, war bereit für sie zu kämpfen, also sollte sie glücklich sein, oder? Das auch Kikyo mitgekommen war, war im Augenblick unwichtig. Aber… wenn sie genauer darüber nachdachte, dann lies die Tatsache, dass der Hanyou und die Untote zusammen gekommen waren, seltsam kalt. Sie fühlte keinen Stich im Herzen, nichts, was darauf schließen ließ, dass es sie kümmerte, ob die beiden zusammen waren. Es war einfach seltsam bedeutungslos… obwohl die schon fast gewohnte Leere noch nicht in sie zurückgekehrt war.

Kurz darauf wanderte ihr Blick zu Sesshoumaru. Warum war es ihr so unendlich viel wichtiger, dass er bereit war für sie zu kämpfen? Zu kämpfen… gegen Inuyasha. Der Hanyou wollte ihr sicherlich nur helfen. Aber sie brauchte keine Hilfe. Sie war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Sie wollte nicht, dass die beiden Halbbrüder wegen ihr kämpften. Als sie sah, wie die beiden Kontrahenten die Muskeln anspannten, sich bereit machten gleich aufeinander loszugehen, trat sie kurzentschlossen vor und stellte sich genau zwischen die beiden, den erschrockenen Ausruf ihrer Freunde einfach ignorierend.

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Ich weis, ich bin gemein einfach an so einer Stelle aufzuhören, aber ich konnt's mir einfach nicht verkneifen^^

Nun, über Kommies würd ich mich wie immer sehr freun^^

Bye,

_Corchen_

um ein neues Leben zu beginnen

Erstaunt sahen Sesshoumaru, Inuyasha und auch der Rest der Gruppe auf die junge Miko, welche nun scheinbar seelenruhig direkt zwischen den beiden Halbbrüdern stand.

“Was soll das?! Geh da weg, Kagome!”, rief Inuyasha wütend. Was machte die Schwarzhaarige da?! Sie waren nur hier, um sie zu retten und genau das schien sie gerade vereiteln zu wollen! Stand sie vielleicht unter irgendeinem Bann? Das konnte er nicht glauben…. Nein, nicht seine Kagome!

“Was willst du hier überhaupt, Inuyasha? Ich habe dich nicht darum gebeten, mich zu retten, wie du es nennst, also versuch es auch bitte gar nicht erst. Geh zurück ins Dorf, ja? Ich komme schon allein zurecht.”, meinte die junge Miko in diesem Augenblick äußerlich ruhig.

“Aber Kagome-chan…”, murmelte Sango verwirrt und machte einen Schritt auf ihre frühere Freundin und Wegbegleiterin zu. “Das da hinter dir ist Sesshoumaru! Bist du dir sicher, dass wir dir nicht helfen sollen? Komm bitte mit uns mit, ja?”

Als sie dies hörte schlich sich ein leises Lächeln auf Kagome’s Lippen, während sie sich nun vollends zu ihren früheren Freunden umdrehte. Bei diesem Anblick wäre Kikyo fast zusammen gezuckt. Ihre Widergeburt hatte sich in der kurzen Zeit, in der sie getrennt gewesen waren, enorm verändert. Sie könnte wetten, dass dies an diesem kaltem Inuyoukai, Inuyasha’s Halbbruder, lag. Er hatte sie verändert. Ob zum positiven oder negativen konnte sie nicht sagen, genauso wenig wie er das geschafft hatte.

“Ich bin freiwillig bei ihm. Ihr seht also: es gibt keinen Grund mich retten oder mir helfen zu wollen.”, erklärte Kagome in diesem Augenblick geduldig.

“Aber das kann doch nicht dein Ernst sein!”, brauste Inuyasha sogleich auf.

“Doch.” Diese Antwort kam so unvermittelt, ruhig und klar, dass es dem Hanyou schier die Sprache verschlug. Wie konnte sie nur ernsthaft bei seinem menschenverachtenden Halbbruder bleiben wollen?

Den anderen ging unterdessen langsam ein Licht auf. Anscheinend wollte Kagome einen klaren Strich zwischen sich und Inuyasha ziehen…. Schließlich hatte diese Unglückliche Liebe sie innerlich fast zerstört. Nur Kikyo ging mit ihren Gedanken noch weiter. Sie konnte nicht daran glauben, dass ihre Reinkarnation fest geplant hatte, zu diesem Inuyoukai zu gehen, schließlich hatte sie vorher fast nur schlecht über ihn gesprochen. Nein, das musste sich durch Zufall ergeben haben. Und so, wie sie jetzt dafür Einstand, dass sie mit ihm reiste, dann war da bestimmt mittlerweile mehr als nur stille Akzeptanz.

“Komm, Inuyasha. Wir werden hier nicht gebraucht, das siehst du doch. Kagome kann selbst über sich entscheiden.”, meinte sie sanft zu ihrem weißhaarigem Hanyou, ehe sie sich der jungen Miko aus der Neuzeit zuwandte. “Ich hoffe, du hast deine Entscheidung gut getroffen. Leb wohl.”

Mit diesen Worten drehte sich die Miko um und ging, wobei sie Inuyasha einfach am Ärmel packte und mitzog. Aus dem Augenwinkel merkte sie, dass ihr auch die anderen folgten. Gut so. Es wäre wahrscheinlich besser, wenn sie Kagome nicht allzu sehr dazu drängten, zurückzukehren. Vielleicht gefiel es ihr ja wirklich besser bei diesem Inuyoukai, immerhin schien sie etwas von ihren Gefühlen zurückbekommen zu haben.

“Kikyo, warte!”, rief Kagome plötzlich. Ihr war der Traum, in welchem diese weißhaarige Youkai vorgekommen war, wieder in den Sinn gekommen.

“Es war nie deine Aufgabe auf das Juwel zu sorgen und das wird es auch nie sein…. Dieser Satz ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und außerdem… wenn sie schon einen Strich zwischen sich und ihrem bisherigem Leben ziehen wollte, dann sollte dieser wenigstens gerade sein. Entschlossen griff sie daher in ihr Gewand, holte die Kette, an dem das Juwel der 4 Seelen befestigt war heraus und betrachtete sie kurz. Dieses kleine Juwel hatte so viel Leid, so viel Schmerz bedeutet…. Was nützte es schon, wenn sie darauf acht gab? Immerhin war ihre Lebensdauer begrenzt und danach… danach würde es wieder in die Hände irgendeines machthungrigen Youkais fallen. Nein, bei ihr war es nicht sicher. Kikyo hingegen war schon tot. Sie könnte es viel länger schützen als sie selbst.

Als Kagome aufsah, konnte sie sehen, dass sich die Untote auf ihren Ruf hin umgewandt hatte und sie nun prüfend anblickte.

“Hier.”, mit einer schnellen Armbewegung warf sie Kikyo das Shikon no Tama zu. Geschickt fing diese es auf, betrachtete es kurz, dann nickte sie, wandte sich um und ging einfach weiter. Kagome war ihr dankbar dafür. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass die bleiche Miko sie besser verstand als irgendjemand sonst auf der Welt. Die anderen brauchten weit länger, um sich ebenfalls abzuwenden.

Kagome und Sesshoumaru sahen ihnen noch geraume Zeit hinterher. Der Inuyoukai hatte die Geschehnisse mit mildem Interesse verfolgt. Kurz war er zwar versucht gewesen, einzugreifen, hatte es dann aber doch gelassen. Etwas anderes beschäftigte ihn jetzt mehr. Als diese junge Miko seinem vertrotteltem Halbbruder gesagt hatte, dass er gehen solle, da hatte ihn ein seltsam… zufriedenes Gefühl durchströmt. Warum? Warum war ihm nicht völlig egal, was diese Miko tat? Warum war er vorhin bereit gewesen, sie zu schützen? Ja, warum? Er wusste einfach keine Antwort darauf. Was machte sie nur mit ihm?

“Wir gehen.”, meinte er dennoch ruhig, als Inuyasha und die anderen nicht mehr zu sehen waren. Danach drehte er sich einfach um und ging in die selbe Richtung, in die zuvor Rin, Jaken und Ah-Uhn verschwunden waren. Das Kagome ihm folgte, konnte er spüren.
 

Unterdessen in einem kleinen Tal:

“Eure Armee steht bereit, Kenshin-sama.”, tief verneigte sich der Bote, während er dies sagte.

“Dann ist Rei also schon fertig?”, die Stimme des Drachenyoukai’s klang milde überrascht. So etwas ähnliches hatte er schon erwartet. Aber ihn sollte es nicht stören, denn auch er war bereit, genauso wie seine Männer. “Gut, sag ihr, dass ich bald kommen werde.”

“Jawohl, Herr.”, mit einer weiteren Verbeugung wandte sich der Bote um und verschwand. Als er nicht mehr zu sehen war, stand Kenshin von dem Stein, auf welchem er bisher gesessen hatte, auf und ging zu einem kleinen Wäldchen, das ebenfalls im Tal wuchs. Kurz bevor er dort angekommen war, hob er die Hand und schien etwas mitten in der Luft zu berühren. Sogleich schienen genau an der gleichen Stellte seltsame, kaum sichtbare Wellen zu entstehen und langsam aber sicher eine Art Spalt zu öffnen. Ohne zu zögern ging Kenshin darauf zu und durchschritt ihn, während sich ein leises Lächeln auf seinen Lippen bildete. Direkt hinter ihm schloss sich der Spalt wie durch Geisterhand wieder und ließ nichts zurück, außer die stille Erinnerung an die Geräusche eines großen Lagers.
 

Etwas später erhob sich Rei gähnend von ihrem Lager. Fast im gleichen Augenblick war ein alter Dämon bei ihr.

“Hast du alles vorbereitet?”, fragte die weißhaarige sofort, während sie sich kurz streckte.

“Ja, Herrin. Es ist alles zu eurer Zufriedenheit geschehen.”, antwortete der Alte mit einer leichten Verbeugung.

“Gut.” Mit diesen Worten verließ sie die Höhle und schritt hinaus, wo sie bereits gut 50 Youkai der verschiedensten Arten erwarteten. Kenshin plante seinen Krieg mit ihrer Hilfe, jetzt musste der Herr des Westens nur noch auf das, was ihn und sein Land erwartete, vorbereitet werden. Schließlich konnte sie ihn schlecht unwissend lassen, das hätte doch alles durcheinander gebracht. Also musste sie ihm möglichst radikal die Augen öffnen… mit der Zeit hatte sie da auch eine recht gute Methode entwickelt.

Plötzlich erschien wie aus dem Nichts direkt neben Rei ein schneeweißes Dämonenpferd mit flammender Mähne. Prompt schlich sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen der Youkai. Es war also wirklich schon soweit. Auf ihr Zeitgefühl konnte sie sich wirklich verlassen. Ohne zu zögern sprang sie auf den Rücken des ungesattelten und ungezäumten Pferdes, welches auch sogleich lossprang. Die 50 Youkai, die bisher tonlos gewartet hatten, folgten ihr einfach.
 

Am Abend machten Sesshoumaru, Kagome und die anderen das nächste mal Rast an einer kleinen, von den Menschen offensichtlich verlassenen Hütte. Die junge Miko sowie Rin uns Jaken waren froh über diesen Unterschlupf, da es mittlerweile schon sehr kalt geworden war. Allerdings schien das weder dem Inuyoukai noch dem zweiköpfigem Reitdrachen etwas auszumachen. Irgendwie beneidete das schwarzhaarige Mädchen aus der Neuzeit die beiden für eine solche Fähigkeit. Sie fror trotz ihrer warmen Kleidung furchtbar, aber zum Glück beschäftigte sie im Augenblick noch etwas anderes, was sie die Kälte für einen Augenblick fast vergessen ließ.

Das Juwel um ihren Hals… sie vermisste irgendwie dieses gewohnte Gefühl. Kurz überlegte sie, ob es richtig gewesen war es an Kikyo zu übergeben, hätte dann aber fast über ihre eigene Dummheit den Kopf geschüttelt. Natürlich war es die richtige Entscheidung gewesen. Wenn sie mit einem vollwertigem Youkai reiste war es sowieso besser, wenn sie keinen solch mächtigen und gleichzeitig bösartigen Gegenstand besaß. Nicht, dass sie geglaubt hätte, Sesshoumaru könne das Juwel von ihr wollen, nein, er interessierte sich nicht im Geringsten dafür, aber ein anderer Youkai könnte das sehr wohl. Irgendwie hatte sie auch das Gefühl, dass sie noch öfters auf solche stoßen würden.
 

“Sag mal, Kagome-sama, warum sollten wir überhaupt vor gehen, da eben?”, fragte Rin neugierig, als sie in der Hütte und vor einem kleinen Feuer saßen.

“Hm… wir haben einen alten Bekannten getroffen….”, wich die junge Miko geschickt aus, während ihre Gedanken zurückwanderten. Warum war es ihr so wichtig gewesen, dass Sesshoumaru sie hatte schützen wollen? Und wieso war es ihr seltsam gleichgültig gewesen, was mit Inuyasha war? Und warum… wurde ihr plötzlich so warm ums Herz, wenn sie an diesen kalten Inuyoukai dachte? Früher… war dies doch nur bei Inuyasha passiert, oder? Aber jetzt war es fast so, als wenn die beiden ihre Rollen getauscht hätten… zumindest in ihrem Herzen. Schnell verdrängte sie diesen Gedanken. Das konnte doch nicht sein, oder? Nein, ganz bestimmt nicht! Und trotzdem… ein kleiner Zweifel blieb.

“Was für einen Bekannten denn?”, fragte das kleine Mädchen in diesem Augenblick einfach weiter.

“Einen, dem ich früher einmal sehr nahe gestanden habe. Der Bruder von Sesshoumaru war heute da, Inuyasha. Wir wussten aber nicht, ob er… gut gelaunt war. Deswegen musstet ihr schon vorgehen.”, bei dieser netten Umschreibung der Gründe musste Kagome innerlich lächeln. Sie hatte nicht gelogen, nein, dass nicht, aber die volle Wahrheit hatte sie auch nicht gesagt, schließlich hätte es fiel zu lange gedauert Rin alles zu erklären und sie hatte jetzt noch etwas anderes vor. Es war eigentlich eine aberwitzige und irrsinnige Idee, doch für die junge Miko erschien sie im Augenblick recht sinnvoll. Schließlich wollte sie ganz sicher sein, dass sie für den Inuyoukai nicht das Geringste empfand, also musste sie einfach zu ihm gehen und sich mit ihm über irgendetwas unterhalten. Dann würde sie schon merken, dass sie sich das alles einbildete. Leider war Sesshoumaru im Augenblick nicht in der Hütte, weswegen sie raus gehen wollte, oder auch musste, um ihn zu treffen. Das kam ganz auf den Blickwinkel an.

“Ich komme gleich wieder, Rin.”, mit diesen Worten stand sie auf und verließ sie die Hütte, wobei sie Jaken’s Gezeter, dass sie nicht so einfach verschwinden dürfe, geflissentlich ignorierte. Es interessierte sie einfach nicht sonderlich, was der kleine Gnom sagte bzw. dachte. Aber das war jetzt auch egal.

Sobald sie vor die Tür getreten war, wurde sie sofort von dem schneidend kaltem Wind des Winterabends empfangen. Mittlerweile war die Sonne schon längst untergegangen und nur die Sterne spendeten ihr schwaches Licht. Der Mond war nicht zu sehen… dann war heute also Neumond und Inuyasha würde sich gewiss in einen Menschen verwandeln. Das war allerdings auch nicht wichtig. Kurz sah die junge Miko sich um, bis sie festgestellt hatte, dass der gesuchte Inuyoukai nicht hier war. Danach ging sie einfach los, in die Richtung, die ihr im Augenblick am vielversprechensten erschien. Natürlich wäre sie auch Sesshoumaru’s Spuren gefolgt, wenn es welche gegeben hätte, aber der Wind hatte sie alle längst verwischt. Zitternd schlang Kagome ihre Arme um sich. Mittlerweile war es ja noch kälter geworden…. Selbst der dicke Kimono bot kaum noch Schutz, geschweige denn Wärme und obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass sie schleunigst umkehren sollte, tat sie es nicht. Sie hatte sich nun einmal in den Kopf gesetzt, Sesshoumaru zu finden und das würde sie auch tun!
 

Eben dieser Inuyoukai stand derweil am Rande eines rauschenden Flusses und ließ sich den kalten Nachtwind ins Gesicht blasen. Er brauchte endlich einen kühlen Kopf und ihm war mittlerweile klar geworden, dass er diesen in der nähe dieser menschlichen Miko kaum bekommen würde. Sie war mittlerweile in einem Großteil seiner Gedanken… er musste sich irgendwie ablenken, oder sie wegschicken, wenn das endlich aufhören sollte. Kurz darauf zuckte seine Nase, als er einen ihm mittlerweile nur allzu bekannten Geruch auffing. Diese Miko schon wieder. Fast hätte entnervt die Augen verdreht. Musste sich dieses Menschenweib denn unbedingt an den, für Menschen, unmöglichsten Tageszeiten hinausbegeben? Hinzu kam noch, dass sie scheinbar sinnlos unterwegs war, denn in der Richtung, in welche sie ging, war absolut überhaupt nichts, außer einer großen Schlucht. Wusste sie das, oder hatte sie nur zufällig diese Richtung eingeschlagen? Ihm konnte es eigentlich egal sein… wenn nicht die Gefahr bestünde, dass diese Miko aus Versehen in die Schlucht stürzte, denn diese war recht schlecht sichtbar. Kurz war er versucht Kagome einfach in ihr Verderben laufen zu lassen, dann müsste er sich wenigstens nicht mehr den Kopf über sie zerbrechen, dann jedoch kam ihm wieder in den Sinn, dass er ja so gut wie für sie und ihr Leben verantwortlich war. Immerhin hatte er sie gerettet und außerdem… war es ihm seltsamerweise nicht völlig gleichgültig, was mit ihr geschah. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er fast behauptet, dass es ihn wirklich kümmerte, wie es diesem Menschen ging. Aber wie gesagt: er wusste es halt besser. Dennoch wandte er sich um und folgte gemächlich Kagome’s Spur. Bei ihrer Geschwindigkeit würde er sie auch so bald eingeholt haben.

So war es auch. Keine zwanzig Minuten nachdem er losgegangen war, holte er die Miko ein. Kurz ließ er einen Teil seines Youki’s aufflammen. Das musste reichen.
 

Erschrocken fuhr Kagome herum, nur um dann erleichtert auszuatmen, als sie Sesshoumaru erblickte, der sie prüfend betrachtete.

“Ich… habe dich gesucht.”, gab die junge Miko vorsichtig zu. Verdammt, warum lief sie plötzlich so rot an?! Sie konnte ganz genau spüren, wie ihr Gesicht heiß wurde.

“Warum?”

“Nun…”, das war eine wirklich schwierige Frage. Warum hatte sie ihn gesucht? Weil sie sich über ihre Gefühle im klaren werden wollte, aber das konnte sie ihm ja schlecht sagen.

“Ich habe mich einfach gefragt, wo du bist.”

Abschätzend betrachtete Sesshoumaru sie einfach weiter. Verdammt, bei diesem Blick wünschte sie sich, dass sie sogleich im Boden versinken würde! Hinzu kam noch, dass sie sich auf einmal verdammt unsicher vorkam und das ihr Gesicht immer noch zu glühen schien, half ihr dabei auch nicht gerade. Was sollte sie jetzt bloß sagen?

“Ähm… da ich dich jetzt gefunden habe, oder du mich… wie wäre es dann einfach, wenn wir zu den anderen zurückgehen?”, schlug sie daher unsicher vor und ging einfach los, als Sesshoumaru sich nicht regte. Jedoch wurde sie nur allzu schnell von seiner kalten Stimme zurückgehalten.

“Das ist die falsche Richtung.”, irrte sie sich, oder hatte sie da eben etwas Belustigung heraushören können? Verdammt, sie schaffte es auch, sich vor ihm lächerlich zu machen! Dabei hatte sie doch gar keinen Grund, um nervös zu sein! Schnell, etwas zu schnell, drehte sie sich um, nur, um noch in der Bewegung auf dem rutschigem Schnee das Gleichgewicht zu verlieren und hinzufallen. Kurz setzte sie dazu an, heftig zu fluchen, hielt dann jedoch verwundert inne. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass der Boden hier abschüssig war… und dennoch blieb sie nicht einfach ruhig liegen sondern rutschte auf dem Schnee nach hinten, weg von Sesshoumaru, und dabei wurde sie auch noch immer schneller. Verwundert warf sie einen kurzen Blick über die Schulter zurück, ehe ihr ein erschrockener Schrei entfuhr, als sie geradewegs in einen Abgrund blickte, welcher sich vor ihren Füßen auftat. Hektisch versuchte sie noch, sich irgendwo festzuhalten, doch überall war nichts als Schnee… ihre Hände griffen in die Leere und als sie sich mit ihren Füßen abstützen wollte, da war unter diesen bereits kein Boden mehr. Im nächsten Augenblick war auch der Rest ihres Körpers über den Rand der Schlucht hinweg geglitten und unter Kagome war nichts als kalte, schneidende Winterluft. Kurz erschien es ihr fast so, als würde sie in der Luft schweben, doch dann forderte die Schwerkraft ihren Zoll und Kagome fiel. Sie hörte ihren eigenen Schrei nicht, so schnell wurden ihre Worte vom Wind weggerissen. Überall um sie herum war alles nur verschwommen…. Die Wände der Schlucht konnte sie nur schemenhaft erkennen, in einer Mischung aus schwarz und weiß…. Schwarzem Stein und weißem Schnee. Schon seltsam, bis vor kurzem hatte sie noch gewollt, dass alles irgendwie endete, doch jetzt schien ihr das nicht mehr erstrebenswert zu sein. Verzweifelt schlug sie um sich, in der verzweifelten Suche nach einem Halt den es hier nicht gab, zu weit waren die Felswände von ihr entfernt.

Würde ihr niemand helfen? Würde sie gleich tot sein, mit der Gewissheit, dass sie sinnlos gestorben war? Genau dann, wenn sie festgestellt hatte, dass in ihrem Herzen eine neue Liebe erwacht war? Fast noch verzweifelter und sinnloser als die Erste, aber wenigstens leugnete sie es jetzt nicht mehr. Sie hatte sich in Sesshoumaru verliebt, seltsam, dass ihr das erst ganz bewusst wurde, als sie fiel. Als er neben ihr gestanden hatte, war es ihr nicht so aufgefallen.

Eine stumme Träne wollte ihre Wange hinunter rinnen, doch sie wurde genauso schnell und unbarmherzig vom Wind davon gerissen wie zuvor ihre Schreie.

Wie lange ihr Fall wohl noch dauern würde? Bestimmt nicht mehr lange…. In Erwartung der baldigen Finsternis schloss sie die Augen, als sie plötzlich spürte wie ihr Fall unsanft von etwas gestoppt wurde. Allerdings war es nicht irgendein Felsen, nein, dafür war es fiel zu warm und zu weich.

Überrascht öffnete sie ihre Augen, nur um prompt in Sesshoumaru’s goldene zu blicken. Er… er hatte sie gerettet? Oder war das hier nur ein schlechter Traum?

“Ihr Menschen seit so erbärmlich.”

Nein, das hier war bestimmt kein Traum, sonst hätte der Inuyoukai jetzt gewiss etwas schöneres gesagt, aber so war es auch gut.

“Es tut mir leid….”, flüsterte Kagome leise und krallte sich mit einer Hand in Sesshoumaru’s Schulterfell, welches direkt neben ihrem Gesicht war. Sie lebte noch…. Da war es ihr jetzt auch egal, was der Inuyoukai über ihr Verhalten dachte.
 

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So, Inuyasha, Kikyo und die anderen wissen mittlerweile, was es mit Kagome’s verschwinden auf sich hat, Rei und Kenshin haben ihre Pläne während Sesshoumaru und Kagome sich langsam aber sicher gegenseitig “annähern”. Aber natürlich wäre es zu schön, wenn die beiden dabei allein gelassen werden würden. Im nächsten Kap treffen Kagome, Sesshoumaru und Rei das erste Mal wirklich aufeinander und unser kalte Inuyoukai zieht seine ganz eigenen Schlüsse aus dieser Begegnung^^

Über Kommies würd ich mich natürlich wie immer freuen^^

Bye,

_Corchen_
 

P.S.: Ich habe eine neue FF angefangen: Verwobenes Schicksal

Es geht auch um Sesshoumaru, allerdings kommt Kagome nicht darin vor. Wenn sich jemand trotzdem dafür interessiert, kann er ja ruhig mal vorbeischauen^^ *Werbung mach*

Kein Friede?

Leicht verwundert blickte Sesshoumaru auf die junge Frau, welche sich förmlich an ihn krallte. Was mussten Menschen auch so ungeschickt sein. Bei so etwas konnte man sich glatt wundern, wie diese schwächliche Rasse so lange überlebt haben konnte. Innerlich schulterzuckend gewann er wieder an Höhe, bis er kurz darauf wieder über den Rand der Schlucht hinweg geflogen war. Gute 50 Meter weiter setzte er mit den Füßen lautlos auf dem Boden auf und ließ Kagome schon fast sanft zu Boden gleiten, wobei er sich selbst über seine plötzliche Rücksicht wunderte.

Kurz hielt Kagome sich noch am Schulterfell des Youkais fest ehe sie es mehr widerwillig losließ und einen Schritt zurücktrat.

“Danke.”, murmelte sie leicht verlegen. Der Inuyoukai hatte ihr schon wieder das Leben gerettet. Sie brachte ihm wirklich nichts als Umstände!

Kurze Zeit trat Schweigen ein, dann drehte Sesshoumaru sich einfach um und machte sich auf den Rückweg zu den Anderen. Kagome folgte ihm einfach, während sie eingehend seine Rückansicht betrachtete. Ihr war plötzlich eine recht… irrsinnige, dumme und wahrscheinlich auch leicht Lebensmüde Frage eingefallen und dennoch wollte sie ihn unbedingt danach fragen. Vielleicht lag das daran, dass sie dem Tod dank seiner Hilfe gerade noch von der Schippe gesprungen war? Dachte sie jetzt etwa, er würde zögern, sie zu töten? Vielleicht, aber die junge Miko wusste, dass ihr diese eine Frage nicht mehr aus dem Kopf gehen würde.

“Sesshoumaru…?”

Keine Antwort.

“Gab es jemals…”, kurz hielt Kagome inne, um sich selbst zu verbessern, “Gibt es eine… bestimmte Person in… in deinem Leben?” So, jetzt war es raus. Erst jetzt wurde der jungen Frau bewusst, dass dies wahrscheinlich die dümmste Frage war, die sie jemals hätte stellen können. Auf so etwas hätte selbst sie nicht geantwortet! Und dennoch… einen Versuch war es Wert gewesen. Wenn sie Inuyasha das gleich zu Anfang gefragt hätte, vielleicht hätte sie sich dann nicht unnötig Hoffnungen gemacht? Wahrscheinlich doch… und wahrscheinlich wäre sie genauso enttäuscht gewesen, wenn er sich von ihr abgewandt hätte. Aber trotzdem hatte sie es nicht probiert. In diesem Augenblick blieb der Inuyoukai vor ihr stehen und warf einen abschätzenden Blick über die Schulter zurück, dem Kagome allerdings schon fast trotzig standhielt.

In diesem Augenblick überlegte Sesshoumaru, ob er sie nicht doch besser wieder in die Schlucht werfen sollte. Noch nie hatte jemand es auch nur gewagt eine ähnliche Frage zu stellen. Umso überraschter war er, als etwas in ihm doch wirklich ernsthaft erwog zu Antworten. Schnell verdrängte er jeglichen Gedanken in diese Richtung und ging stattdessen einfach weiter.

“Nun, wenn du nichts erzählen willst, dann rede ich halt.”, bestimmte Kagome in diesem Moment einfach mit dem unguten Gefühl, etwas wieder gutmachen zu müssen. Mit ein paar großen Schritten kam sie neben Sesshoumaru an.

“Eigentlich komme ich gar nicht von hier, weist du? Meine Heimat liegt sehr, sehr weit weg von hier. Um ganz genau zu sein: ich komme aus einer anderen Zeit…”, begann sie und schwieg für den Rest des Weges nicht mehr. Kagome wusste selbst nicht, warum sie ihm plötzlich alles erzählte, jedoch hatte sie nicht das Gefühl, dass es falsch sei.

Sesshoumaru machte derweil nicht den Eindruck, als würde er aufmerksam zuhören, doch das dieser Eindruck trog. Er prägte sich alles, was Kagome erzählte, ganz genau ein. Nur sich selbst gegenüber gab er zu, dass ihn das Gesagte interessierte.
 

“Stopp!”, signalartig hob Rei ihre Hand und sofort blieben die Youkai hinter ihr stehen. Kurz sah die Weißhaarige sich um, ehe sie von dem weißen Dämonenpferd sprang. “Wir machen hier eine Pause. Morgen bei Tagesanbruch geht es weiter!”, verkündete sie laut, ehe sie sich einfach auf den verschneiten Boden setzte. Sie mochte es nicht, andere nachts anzugreifen. Sie empfand es als unfair und zudem wollte sie Kenshin nicht seine ganze Arbeit abnehmen. In diesem Augenblick bemerkte sie, wie sich das große Dämonenpferd neben ihr niederließ fast so, als wolle es sie wärmen. Kurz musterte Rei das Wesen, wobei sie kurzzeitig mit dem Gedanken spielte, es fortzujagen. Diese Idee gab sie jedoch gleich wieder auf. Es würde sowieso nichts nützen. Dieser Pferdedämon würde sich nicht wegscheuchen lassen. Sie hatte es schließlich schon oft genug versucht.

Kurz ließ sie ihren Blick danach über das Lager schweifen, in welchem sich gut 50 niederer Youkai irgendwo hingelegt hatten und schliefen. Ob das nun gut oder schlecht war, war Ansichtssache. Auf jeden Fall würden sie dann morgen ausgeruht sein und dementsprechend schwierige Gegner darstellen.
 

Mit einem lauten Gähner wachte Kagome auf. Die Morgensonne schien ihr durch eines der Fenster der verlassenen Hütte direkt ins Auge. Dadurch unfreiwillig geweckt stand die junge Miko auf. Nur langsam kam ihr wieder in Erinnerung, was gestern Abend geschehen war. Sesshoumaru hatte sie gerettet… und aus einem unbestimmten Gefühl heraus hatte sie ihm anschließend ihre gesamte Lebensgeschichte erzählt…. Im Nachhinein kam ihr diese Idee irgendwie nicht mehr so gut vor. Nun, jetzt konnte sie allerdings nichts mehr daran ändern, auch, wenn sie es irgendwie bereute.

“Guten Morgen, Kagome-sama!”, meinte in diesem Augenblick eine freundliche Stimme neben ihr. Kurz irritiert blickte die junge Miko hinunter und begegnete sofort dem Blick zweier großen, rehbraunen Augen.

“Guten Morgen, Rin-chan. Hast du gut geschlafen?”

“Ja. Jaken-sama hat einen Hasen gefangen und der ist jetzt bald gar. Hast du auch Hunger?”, fragte das kleine Mädchen fröhlich. Ohne auf eine Antwort zu warten nahm sie Kagome an der Hand und zog sie aus der Hütte. Offensichtlich hatte es die Nacht zuvor erneut geschneit, denn überall lag frischer Neuschnee. Nur vor der Hütte war dieser platt getrampelt worden und den Grund dafür sah die schwarzhaarige nur Augenblicke später. Ah-Uhn stand in einiger Entfernung und hatte seine ganz eigene Art an Futter zu gelangen: Er grub im Schnee um das darunter liegende Gras freizulegen.

Kurz hielt Kagome inne. Wie lange hatte sie geschlafen, dass selbst der zweiköpfige Drache vor ihr wach war? In diesem Augenblick fiel ihr Blick auf das scheinbar fertig gebratene Tier, welches auf einem Stock über einem Lagerfeuer hing. Anscheinend hatte sie sehr lange geschlafen.
 

Die Sonne stand bereits hoch, als Sesshoumaru den Aufbruch befahl. Heute war der letzte Tag, den er an der nördlichen Grenze verbringen wollte. Bisher hatte nichts auf die ihm berichteten Unruhen hingewiesen. Folglich waren entweder seine Informationen falsch gewesen oder der Grund für die Unruhen war verschwunden. In beiden Fällen machte es keinen Sinn noch länger hier zu bleiben. Also machten sie sich auf den Weg zurück in die Mitte des Landes, dorthin, wo es wärmer war.
 


 

“Ich kann es immer noch nicht glauben! Kagome ist bei ihm! Und du hast sie auch noch gehen lassen, Kikyo!”, knurrte Inuyasha wütend, während er seinen Kopf beim Gehen leicht wandte um der bleichen Miko neben ihm einen anklagenden Blick zuzuwerfen.

“Hätte ich sie denn aufhalten sollen? Du weist, dass sie uns das niemals verziehen hätte.”, erwiderte die andere scheinbar gleichgültig. “Diese Entscheidung war die einzig richtige, dass haben auch Sango und Miroku verstanden, schließlich sind sie wieder zum Dorf der Youkaijäger aufgebrochen, nicht?”

Mit einem leicht wütendem Schnauben wandte der weißhaarige Hanyou daraufhin wieder den Kopf ab. Er wusste das die andere Recht hatte, genauso wie Sango und Miroku Recht hatten, jedoch konnte und wollte er dies nicht akzeptieren. Immerhin hatte Sesshoumaru Kagome mehr als nur einmal fast umgebracht! Der kalte Inuyoukai war auch ihr Feind gewesen! Er verstand nicht, wie sie es geschafft hatte, ihre Meinung in so kurzer Zeit grundlegend zu ändern.

In diesem Moment wurde er jedoch abgelenkt, als er plötzlich dutzende niederer Youkai witterte, die schon ganz nahe waren. Irritiert hielt er inne. Wieso hatte er sie nicht schon viel früher bemerkt?

Auch Kikyo spüre die fremden Youkai erst jetzt. Allerdings schienen diese sich nicht für sie oder das Shikon no Tama zu interessieren, denn wenn sie die Richtung nicht mehr änderten, würden sie glatt an ihnen vorbei fliegen. Doch wohin wollten diese Youkai dann? In ihrer Nähe gab es kein nennenswertes Ziel aber zufällig hatten sich diese ganzen unterschiedlichen Dämonen garantiert nicht zusammen gerottet. Also, was wollten sie? War hier in der Nähe ein Tempel, den sie überfallen wollten? Ein Menschendorf? Jemanden starken, den es zu besiegen galt? In diesem Moment hielt die bleiche Miko inne. Es gab in der Nähe tatsächlich einen Daiyoukai, den keiner dieser niederen Youkai alleine würde besiegen können…. Allerdings war auch Kagome bei eben diesem Youkai. Und obwohl sie nicht an der Stärke Inuyasha’s Halbbruders zweifelte… würde er im Kampf ihre Wiedergeburt freiwillig beschützen oder würde sie als unfreiwilliges Dämonenfutter enden? Beides war gut möglich und dennoch wollte Kikyo es möglichst nicht darauf ankommen lassen.

“Inuyasha! Wir müssen zurück!”, drängte sie daher plötzlich.

“Warum? Bis eben warst du noch ganz begeistert von der Idee, Kagome mit diesem Sesshoumaru allein zu lassen.”, erwiderte der weißhaarige Hanyou scheinbar leicht beleidigt.

“Darum geht es auch gar nicht! Achte doch nur einmal darauf, in welche Richtung diese ganzen Youkai fliegen!” Mit einer Hand wies Kikyo nach oben, wo mittlerweile die fremden Dämonen aufgetaucht waren. Allerdings schienen weder das weiße Youkaipferd samt Reiterin auf sie zu achten noch der Rest der niederen Youkai. Und da verstand Inuyasha.
 

Es dauerte nicht allzu lange, bis Rei den weißhaarigen Inuyoukai und seine Begleiter in der Ferne ausmachen konnte. Damit er nicht allzu früh durch das viele Youki und den Geruch “ihrer” Youkai vorgewarnt werden konnte, hatte sie allen befohlen ihre dämonische Ausstrahlung so gut sie konnten zu unterdrücken. Da das bei den meisten nicht viel brachte und zudem nichts gegen den Geruch bringen konnte, hatte sie noch zusätzliche einen Art schwachen Bannkreis über sich und ihre Anhänger geworfen. So konnte sie wenigstens davon ausgehen, dass der Herr des Westens nicht schon Stunden bevor sie wirklich auftauchten über ihre Ankunft bescheid wusste. Die weißhaarige wusste, dass wenn man jemanden auf etwas aufmerksam machen wollte, der Überraschungsmoment von großer Bedeutung war.

In diesem Augenblick fiel Rei’s Blick auf die junge Miko, welche bei der Gruppe des Inuyoukai’s war. Sie konnte spüren dass diese mittlerweile das Shikon no Tama losgeworden war. Gut so. Das hätte die Sache nur verkompliziert. Plötzlich drehte sich eben diese Miko um und schien der weißhaarigen direkt in die Augen zu blicken, auch, wenn die Youkai wusste, dass dies für einen Menschen über diese Entfernung unmöglich war.
 

Aus dem unbestimmten Gefühl heraus beobachtet zu werden hatte Kagome sich umgedreht und stieß nun einen leisen, überraschten Laut aus, als sie all die niederen Youkai erblickte, welche direkt auf sie zugeflogen kamen.

“Rin, Jaken, nehmt Ah-Uhn und fliegt vor.”, wies Sesshoumaru in diesem Augenblick kalt an. Er zweifelte keinen Augenblick an dem Ziel, welches diese Youkai hatten und falls er richtig lag und ihnen ein Kampf bevorstand dann wollte er keine lästigen Anhängsel bei sich haben, welche ihn eventuell behindern könnten. Kurz hielt er inne, während sein Blick zu der jungen Miko wandte, die ihren Blick immer noch auf die herannahenden Youkai gerichtet hatte. Soweit er wusste konnte sie sich bis zu einem gewissen Maß verteidigen, doch würde das reichen? Und wieso kümmerte ihn das überhaupt? Trotzdem konnte er dieses unterschwellige Gefühl von… Sorge nicht abschütteln.

“Du auch, Kagome.”, meinte er daher äußerlich ruhig wie immer.

Dennoch reichte dieser einfache Satz aus, um die junge Miko erstaunt herumwirbeln zu lassen. Irrte sie sich, oder hatte Sesshoumaru sie da gerade zum ersten Mal in ihrem Leben mit ihrem Namen angesprochen?! Daher dauerte es kurze Zeit, ehe ihr bewusst wurden, was er da gerade von ihr mehr oder weniger verlangt hatte.

“Nein.”, erwiderte sie nach kurzem Zögern entschlossen, “Ich werde bleiben.” Mit diesen Worten nahm sie ihren Bogen vom Rücken, zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an die Sehne. Sie würde doch nicht einfach so abhauen! Sie konnte sich selbst verteidigen und außerdem… außerdem wollte sie Sesshoumaru helfen. Vielleicht konnte sie dann ja wieder gut machen, dass er ihr so oft das Leben gerettet hatte? Oder wenigstens ein bisschen ihrer Schuld begleichen? Ihrer Meinung nach war das ein mehr als guter Grund jetzt zu bleiben.

Als der Inuyoukai daraufhin nichts antwortete stieß Ah-Uhn sich einfach vom Boden ab und flog mitsamt Rin und Jaken davon. Kurz flackerte so etwas wie ein leiser Triumph in Kagome auf, der jedoch sogleich wieder erstickte, als sie in die kalten Augen Sesshoumaru’s blickte, welcher einfach an ihr vorbei schritt und somit auf die herannahenden Youkai zuging.

Der Inuyoukai wusste selbst nicht, warum er ihr diesen Widerspruch durchgehen ließ. Viele andere währen schon alleine deswegen gestorben, doch im Augenblick spürte er nicht den geringsten Anreiz dazu dieser Miko eine Lektion zu erteilen. Gedanklich hakte er das Thema ab, als er zu den fremden Youkai blickte und danach zu der weißhaarigen Youkai, welche die anderen auf ihrem Dämonenpferd scheinbar anzuführen schien. Er selbst hatte sie zwar noch nie gesehen, konnte sich aber dennoch denken, wer sie war. Aus Berichten hatte er erfahren, dass es einige Jahre vor seiner Geburt einen recht großen Krieg zwischen den Inuyoukai des Westens und den Drachen des Nordens gegeben hatte. Kurze Zeit bevor dieser begonnen hatte war die weißhaarige Youkai urplötzlich aufgetaucht und hatte den Krieg mehr oder weniger angekündigt. Damals hatte sie seinem Vater entkommen können. Er würde das nicht mehr zulassen. Als die fremden Youkai langsam näher kamen konnte Sesshoumaru den leichten Bannkreis um sie herum wahrnehmen, der einen Großteil ihres Geruches sowie ihr Youki zu verschleiern schien. Deswegen hatte er sie erst vor kurzem wahrnehmen können. Trotzdem war dieser Bannkreis nichts, was ihm würde Probleme bereiten können. Kurz bevor die ersten Youkai ihn erreicht hatten zog er daher Tokijin und jagte den Angreifern eine bläuliche Energiewelle entgegen.
 

Kurz verengte Rei ihre Augen. Mit so etwas ähnlichem hatte sie schon gerechnet, immerhin hatte auch der frühere Herr des Westens ein gefährliches, magisches Schwert besessen. Scheinbar hatte auch ihr Reittier mit etwas ähnlichem gerechnet, denn es gewann sofort an Höhe, entging so dem ersten Angriff. Ein Blick über die Schulter verriet Rei, dass viele der niederen Youkai hinter ihr ebenfalls hatten ausweichen können. Dann waren viele von ihnen anscheinend doch nicht ganz so dumm wie sie gedacht hatte…. Nun, jetzt machte das auch keinen Unterschied mehr. Kurz zögerte sie noch, dann sprang sie vom Rücken des weißen Dämonenpferdes und landete in einiger Entfernung zu dem ebenfalls weißhaarigem Inuyoukai.

“Sesshoumaru-sama”, setzte sie leicht lächelnd an, “ich habe die ungute Vermutung, dass unser erstes Treffen unter keinem guten Stern steht. Dennoch möchte ich mich gerne vorstellen. Mein Name ist Rei, obwohl ihr das sicherlich schon wisst.”

“Was willst du?”, fragte der Inuyoukai mit einer Tonlage, die wahrscheinlich den meisten nicht nur einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hätte und dennoch blieb die Youkai scheinbar unbeeindruckt. Stattdessen verbreiterte sich ihr Lächeln sogar noch.

“Könnt ihr euch das nicht schon denken, Sesshoumaru-sama? Die Drachen wollen schon wieder kämpfen. Sie sind mit dem Ergebnis des letzten Krieges nicht wirklich zufrieden gewesen. Nun, ich bin hier, um euch die Konsequenzen dieser Tatsachen deutlich vor Augen zu führen.” Mit diesen Worten gab sie den niedern Youkai, welche ihr gefolgt waren, ein Zeichen, woraufhin diese losstürmten.
 

Kurze Zeit war Kagome zu überrascht, um wirklich auf ihre Umgebung achten zu können. Diese Youkai sah genau so aus wie die in ihrem Traum. Das war doch nur Zufall, oder? Das konnte unmöglich die gleiche Youkai sein? Aber… das Aussehen stimmte völlig überein und auch die Stimme. Selbst die Art, wie die Youkai sich einfach nur benahm schien die gleiche zu sein, zumindest soweit sie das beurteilen konnte. Sie wurde erst wieder in die Realität zurückgerissen, als eine bläuliche Energiewelle vor ihr herraste und einige Youkai tötete, welche sie scheinbar hatten angreifen wollen. Überrascht und leicht schuldbewusst zuckte die junge Miko zusammen. Jetzt hatte er ihr schon wieder das Leben gerettet! Daher hob sie ihren Bogen und schoss den Pfeil, welcher noch immer an der Sehen gelegen hatte, ab. Einer der Angreifer war sofort tot, die anderen konnten jedoch ausweichen. Kurz warf Kagome einen schnellen Blick zu Sesshoumaru, der von feindlichen Youkai geradezu umringt war. Dennoch ging sie nicht davon aus, dass er Hilfe benötigte. Also wandte sie sich wieder den Youkai zu, welche auf sie zugerast kamen, zog einen weiteren Pfeil aus dem Köcher, zielte und schoss. Dieses mal fielen drei der Angreifer gleichzeitig. Zufrieden wollte sie schon den nächsten Pfeil abschießen, doch eine leicht belustigte Stimme ließ sie innehalten.

“So entschlossen, kleine Miko?”

Überrascht wirbelte Kagome herum, nur, um sogleich in die lilanen Augen Rei’s zu blicken. Gleichzeitig schienen die niederen Youkai von ihr abzulassen und sich mehr auf Sesshoumaru zu konzentrieren, um welchen bereits viele Leichen verteilt waren. Offensichtlich hatte er keinerlei Probleme damit, sich zu verteidigen. Dadurch beruhigt spannte die junge Miko erneut den Bogen und zielte direkt auf die weißhaarige Youkai.

“Denkst du wirklich, damit könntest du mich beeindrucken?”, fragte Rei mit leicht schief gelegtem Kopf, dann lächelte sie. “Ich an deiner Stelle wäre dankbar, denn immerhin hast du das Juwel wegen mir weggegeben, nicht wahr?”

“Dann warst das tatsächlich du?! Aber wie… wie bist du in meinen… Traum… gekommen?!”, wollte Kagome misstrauisch wissen, doch die andere ging nicht im Geringsten darauf ein.

“Sag mir, Kagome, wie weit würdest du gehen, um Sesshoumaru zu helfen?”, fragte die weißhaarige ernst. Prompt warf die junge Miko einen leicht besorgten Blick über ihre Schulter zurück, nur, um zu sehen, dass alles scheinbar in bester Ordnung war. Als sie sich danach wieder Rei zuwandte, zierte das Gesicht der Youkai wie so oft ein leicht wissendes Lächeln.

“Und… wie weit würde er gehen, um dich zu retten?”, hauchte sie fragend ehe sie auf Kagome urplötzlich zusprang. Überrascht ließ die junge Miko die Sehne ihres Bogens los, doch offensichtlich hatte die Youkai damit gerechnet, denn sie wehrte den Pfeil einfach mit einer Hand ab, ehe sie Kagome mit einem harten Schlag gegen den nächsten Baum beförderte, wo diese kurze Zeit benommen liegen blieb.

Im nächsten Augenblick stand die weißhaarige Youkai schon vor der Miko, dieses Mal hatte sie allerdings ein Schwert in der Hand.

“Wie viel bedeutest du ihm, kleine Miko?”, fragte sie erneut leise, ehe sie das Schwert wie zum Schlag erhob. In diesem Moment kam eine bläuliche Energiewelle auf Rei zugerast, welcher die weißhaarige scheinbar mühelos auswich.

“Mehr wollte ich gar nicht wissen.”, rief sie Kagome noch zu, ehe sie auf ihr Dämonenpferd sprang, welches wie aus dem nichts aufgetaucht zu sein schien. Kurze Zeit später war sie schon verschwunden.
 

Wütend sah Sesshoumaru ihr hinterher. Rei war entkommen und hatte scheinbar erreicht was sie wollte. Kurz streifte sein Blick Kagome, welche sich nur langsam von dem Schlag der Youkai zu erholen schien. Er hatte genau gehört, was die weißhaarige Youkai gefragt hatte. Ein leises knurren entwich ihm. Es würde ihn sehr wundern, sollten nicht alle darauf folgenden Angriffe ganz genau auf Kagome konzentriert sein, denn nun gingen seine Feinde davon aus, er würde sie immer beschützen. Eigentlich hätte ihm das gar nicht mal allzu viel ausgemacht, wäre er sich absolut sicher gewesen, dass dem nicht so war…. Er hatte der Miko schon mehrere Male das Leben gerettet und irgendetwas in ihm sagte ihm, dass er es wieder tun würde… und damit würde die ehemalige Begleiterin seines Bruders zu einer noch größeren “Belastung” werden. Wenn die Ankündigung der weißhaarigen Youkai jedoch stimmen sollte und dem Westen wirklich ein weiterer Krieg mit den Drachen entgegen stand, so konnte er sich so etwas eigentlich nicht leisten. Das hieß, dass die Miko verschwinden musste. Am besten dorthin, wo kein Drache sie jemals würde erreichen können.

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So, hier ist das Kap auch schon zu Ende^^

Vielleicht können manche von euch sich schon denken, "wohin" Sesshoumaru Kagome schicken wird^^

Jetzt aber mal zu was anderem: Die Story hat mittlerweile mehr als 30 “Schwarzleser” angesammelt. Würd mich freun, wenn ein paar davon auch mal ein Kommi abgeben würden^^

Bye,

_Corchen_

Getrennte Wege

“Hier sind sie also aufeinander getroffen.”, stellte Kikyo ruhig fest, während sie ihren Blick scheinbar gleichgültig über die zerfetzten Dämonenleichen schweifen ließ. Innerlich war sie erleichtert, Kagome nicht unter den Toten zu sehen, doch dass zeigte sie Inuyasha nicht. Es hätte ihm nur noch einen wirklichen Grund gegeben seinem Halbruder doch noch zu folgen. “Geht es ihr gut?”, fragte sie trotzdem an den weißhaarigen gewandt. Man konnte schließlich nie wissen.....

“Ja…. Zumindest kann ich kein Blut von ihr riechen.”, gab der Hanyou schon fast widerwillig zu. Die untote Miko hatte ihm schon vorher gesagt, dass sein Halbbruder die schwarzhaarige wahrscheinlich beschützen würde, doch er hatte dem keinen Glauben schenken wollen. Das er jetzt regelrecht mit der Nase auf den Beweis Kikyo’s Worte gestoßen wurde machte ihm zu schwer zu schaffen. Er hasste es, Unrecht zu haben.

“Dann sollten wir jetzt zurück gehen.”, stellte die bleiche Miko ruhig fest, während sie blinzelnd zur aufgehenden Sonne blickte. Sie waren die ganze Nacht durchgewandert, um so schnell wie möglich hier zu sein.

“Keh, wir gehen jetzt doch nicht so einfach zurück! Bestimmt hat Kagome inzwischen ihre Meinung geändert und will weg von diesem Sesshoumaru!”, erwiderte Inuyasha überzeugt.

Kurz wollte Kikyo zu einer passenden Antwort ansetzen, beschloss dann aber seufzend, es doch sein zu lassen. Wahrscheinlich würde ihr sturer Hanyou niemals wirklich begreifen, warum Kagome gegangen war und warum sie nicht zurückkommen würde. Vielleicht wollte er es auch gar nicht begreifen. Nun, in diesem Fall wäre es wahrscheinlich das Beste, wenn ihre Wiedergeburt ihn noch einmal zurückwies. Möglicherweise würde das Inuyasha ein paar Dinge klar machen, auch wenn sie es bezweifelte. Einen Versuch war es zumindest wert.

“Nun gut. Dann werden wir ihnen folgen.”, gab sie sich daher geschlagen.
 

“Wohin fliegen wir?”

Schweigen.

Schon bei Sonnenaufgang hatte Sesshoumaru Rin und Jaken mit Ah-Uhn zu seinem Schloss geschickt, während er mit Kagome in eine andere Richtung aufgebrochen war. Kurze Zeit später hatte der Inuyoukai sich in die Luft erhoben und der jungen Miko war nichts anderes übrig geblieben als sich dicht hinter ihn zu stellen und sich an seinem Schulterfell festzuhalten, um nicht von der seltsamen Wolke unter Sesshoumaru's Füßen herunterzufallen.

Nun flogen sie schon seit Stunden und langsam aber sicher wurden Kagome’s Arme schwer. Außerdem konnte sie nicht behaupten, dass ihr Sesshoumaru’s Nähe völlig gleichgültig wäre. Nur mit Mühe konnte sie verhindern, dass ihr jedes Mal das Blut in den Kopf schoss, wenn sie sich bewusst wurde, wie nah sie dem Youkai wirklich war. Und das wurde ihr oft bewusst, zu oft.

Hinzu kam noch eine leichte Sorge in ihr, die sie nicht ganz vertreiben konnte, so sehr sie es auch versuchte. Seit Rei verschwunden war hatte Sesshoumaru kein einziges Wort mehr gesprochen. Normalerweise wäre das zwar nichts ungewöhnliches, doch dieses Mal bereitete es ihr einfach Unbehagen. Zudem hatte Kagome noch den Eindruck, dass Sesshoumaru's Gesichtsausdruck selbst für sein Verhältnisse Finster war....

Wie um sich selbst von ihren unheilverheißenden Vermutungen abzulenken richtete sich Kagome's Blick nun nach zu Boden, auf die sich langsam verändernde Landschaft unter ihr. Kurz hielt sie verwirrt inne. Irrte sie sich, oder kam ihr diese Umgebung wirklich bekannt vor? Verwirrt lenkte sie ihr Augenmerk wieder nach vorne, nur um ein ihr nur allzu bekanntes Dorf in der Ferne auftauchen zu sehen, welches schnell näher.

Bei diesem Anblick musste die junge Miko hart schlucken. Was machten sie ausgerechnet hier? Wahrscheinlich waren Inuyasha und Kikyo doch schon längst in Kaede’s Dorf angekommen! Wenn sie ihnen jetzt dort begegnen sollten, gäbe das bestimmt nur Ärger und auf so etwas konnte sie im Augenblick wirklich verzichten. Sie konnte sich aus irgendeinem Grund auch nicht vorstellen, dass Sesshoumaru zur Zeit auf Streit aus war. Also, was wollte er dann hier? Oder lag das Dorf nur zufällig auf ihrem Weg?

Genau in diesem Moment schien sich ihre letzte Theorie zu bewahrheiten, denn sie überflogen das Dorf einfach und Kagome wollte schon erleichtert ausatmen, als der Inuyoukai doch noch anfing an Höhe zu verlieren. Kurz darauf kam auch schon der Knochenfressende Brunnen in Sicht. Bei diesem Anblick war die junge Miko vollkommen verwirrt. Was wollten sie hier? Gut, wenn Sesshoumaru in Kaede's Dorf gelandet wäre, hätte sie es vielleicht noch verstehen, wenn auch nicht gutheißen können. Aber warum der Inuyoukai gerade an diesem Brunnen halt machte, konnte sie sich bei besten Willen nicht vorstellen.
 

Lautlos kam der Inuyoukai auf dem Boden auf und sogleich spürte er, wie die menschliche Miko hinter ihm einen Schritt zurück trat. Doch darauf achtete er im Moment nicht. Seine gesamte Aufmerksamkeit lag nur auf dem unscheinbaren Brunnen, der keine drei Meter vor ihm war.

Das sollte das Tor zwischen den Zeiten sein? So sehr er sich auch konzentrierte, er konnte nichts ungewöhnliches an diesem Brunnen wahrnehmen. Lag über ihm vielleicht eine Art Bann? Nun, dass konnte ihm auch gleich sein. Er war nicht hier, um etwas über Zeitreisen herauszufinden, sondern, um jemanden auf eine zu schicken. Kurz hielt er irritiert inne, als sich bei diesem Gedanken ein leiser, schmerzhafter Stich in seinem Herz bemerkbar machte.

Schnell verdrängte er das Gefühl wieder. Diese Miko war dabei Gefühle in ihm zu wecken, die er nicht ohne Grund begraben hatte. Es war besser, wenn sie ging. Besser für ihn, und auch besser für sie, denn wenn die Drachenyoukai den Westen wirklich angreifen sollten, wäre sie gewiss eines der ersten Opfer.

Langsam ging er zu dem Brunnen und blickte in den tiefen Schacht. Es sah wirklich so aus, als wäre an diesem nichts ungewöhnliches.

“Sesshoumaru, was machen wir hier?”, Kagome’s Stimme klang leicht unsicher, auch wenn die Miko scheinbar versuchte das zu verbergen. Sekundenbruchteile lang schlich sich ein freudloses Lächeln auf seine Züge. Sie ahnte also immer noch nichts...? Aber wie konnte man ihr das auch verübeln? Sie war ein Mensch. Sicherlich hatte sie keine Ahnung von der Bedeutung Rei’s Worte.
 

Mit einem zunehmend unguten Gefühl im Bauch sah die junge Miko zu, wie Sesshoumaru sich langsam zu ihr umdrehte und sie kalt ansah.

“Kagome, geh zurück in deine Zeit.”

Fassungslos starrte sie ihn an, während sich in ihrer Brust ein stechender Schmerz bemerkbar machte. Sie hatte nicht gedacht, dass ihr Herz noch einmal brechen konnte, hatte nicht gedacht, dass es noch einmal jemand schaffen würde ihr gesamtes Leben mit einem einzigen Satz in einen Trümmerhaufen zu verwandeln.

“Nein….”, um mehr zu sagen hätte die junge Miko mehr Vertrauen in ihrer Stimme gebraucht, doch schon jetzt spürte sie, wie verräterisch ihre unterdrückten Tränen jedes weitere Wort machen würden.

Widerwillig schüttelte sie den Kopf, während sie zurückstolperte. Nein, das konnte nicht wahr sein! Das hier war gewiss nichts als ein einziger Alptraum! Mehr konnte es doch gar nicht sein, denn schon wieder stand ihre Seele am Abgrund, schon wieder blickte sie in die Finsternis und wünschte nichts sehnlicher, als in ihr zu sein. Dort, wo der Schmerz sie nicht mehr erreichen konnte.

Doch noch immer sah Sesshoumaru sie unverwandt an und hielt sie nur mit seinem Blick hier, in der Wirklichkeit. Hielt sie hier, bei ihrem, durch ihn erneut gebrochenem, Herzen.

Sie wollte das nicht, wollte ihn nicht mehr ansehen, jetzt, da auch er sie wegschickte…. Dennoch blickte sie noch einen Augenblick länger in seine kalten, goldenen Iriden ehe sie sich mit dem letzten bisschen Entschlossenheit, das ihr noch geblieben war, umdrehte und weglief.

Sie kam jedoch nicht weit. Ein kleiner Stein war es, den Kagome durch ihre mittlerweile tränenverschleierten Augen nicht gesehen hatte und der ihren ohnehin schon unsicheren Lauf beendete. Hätte sich ein Arm nicht Sekunden später um ihre Hüfte geschlungen, sie wäre Kopfüber im Dreck gelandet.

Kurz hielt die junge Miko irritiert inne, während der Arm um ihre Hüfte sie wieder aufrichtete. Erst dann fand sie den Mut ihren Kopf zu dem Besitzer des Armes umzuwenden und blickte direkt in Sesshoumaru’s Gesicht. Schon wieder. Sie wollte das nicht.

Trotzdem wandte sich auch nun der Rest ihres Körpers um. Fast war es so, als gehorche sie sich selbst nicht mehr.

“Warum?”, hörte sie sich selbst gebrochen flüstern und im nächsten Augenblick hätte sie sich selbst am liebsten für diese dumme Frage geschlagen.
 

Äußerlich ruhig blickte Sesshoumaru die junge Miko an, doch im innern gefiel ihm seine Entscheidung auch nicht. Aus irgendeinem Grund wollte auch er, dass sie bei ihm blieb, aber sein Verstand sagte ihm, dass das niemals gutgehen würde. Kurz hielt er inne. Es war das Beste, wenn sie ging. Das hatte er sich doch schon ein paar Mal in Erinnerung rufen müssen.

Als er nun dem verletzten Blick der Miko begegnete, regte sich dennoch etwas tief in seine Herzen. So ähnlich hatte sie geblickt, als er sie aus dem Schnee aufgelesen hatte, als sie hatte sterben wollen....

Einem reinen Instinkt folgend zog der Inuyoukai Kagome an sich.
 

Der schwarzhaarigen stockte der Atem, als sie die Arme des sonst so kalten Youkai’s um sich spürte. Weder antwortete er auf ihre Frage, noch gab er sonst einen Laut von sich und dennoch reichte diese scheinbar einfache Umarmung, damit Kagome sich völlig ihrer Momentanen Trauer hingab. Fast verzweifelt krallte sie ihre Hände in seinen Kimono und ließ ihren Tränen freien lauf. Sie versuchte nicht ihn umzustimmen, versuchte nicht einmal zu widersprechen. Sie wusste nicht, was das jetzt noch genützt hätte.

Später hätte Kagome nicht mehr sagen können, wie lange sie dort gestanden und sich an den Inuyoukai geklammert hatte, ehe dieser einen Schritt zurückging und fast vorsichtig ihre Hände von seinem Kimonooberteil löste.

“Geh.”, selbst seine Stimme klang plötzlich seltsam sanft. Warum fehlte plötzlich die Kälte in ihr? Doch in Wirklichkeit kümmerte das Kagome im Augenblick wenig. Wie betäubt sah sie zu dem knochenfressenden Brunnen und ohne es selbst zu merken bewegten sich ihre Beine auf eben diesen zu. Erst als sie schon direkt vor dem hölzernen Rand, blickte sie sich noch einmal um. Sesshoumaru stand direkt hinter ihr. Warum war er ihr die paar Meter noch gefolgt? Fürchtete er etwa, sie könne erneut versuchen davonzulaufen? Lächerlich. Er war doch um so viel schneller als sie.

Kurz sah sie ihm in die Augen, wobei ihr in Sekundenbruchteilen eine Idee durch den Kopf schoss, sich dort festsetzte, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte. Sie wollte es auch gar nicht. Dieser Einfall war dumm und vielleicht würde er ihr dafür den Kopf abschlagen, noch ehe sie durch den Brunnen verschwunden war, aber dennoch…. Was würde das jetzt noch für einen Unterschied machen? Und aus Kagome’s Sicht war es damit beschlossene Sache. Er sollte es wissen. Immerhin war es das einzige, was sie ihm jetzt noch sagen konnte.

Langsam drehte sie sich noch einmal zu dem weißhaarigem Inuyoukai um und sah sie zu ihm auf. Seine goldenen Iriden blickten sie fast fragend an.

In diesem Moment stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen, streckte sich kurz, ehe ihre Lippen die seinen Berührten, ganz kurz nur, dann ließ sie sich wieder zurücksinken.

“Ich liebe dich….”, hauchte sie leise und noch ehe Sesshoumaru reagieren konnte, war sie auch schon im Brunnen verschwunden.
 

Verwirrt starrte der Inuyoukai ihr hinterher. Noch nie hatte es jemand gewagt, ihn zu küssen. Noch immer glaubte er, ihre sanfte Berührung zu spüren und dennoch war er nicht wütend. Warum? Warum sprang er ihr nicht nach, um ihr ihren dummen, naiven Kopf abzuschlagen? Bei jedem anderen hätte er es sofort und ohne zu Zögern getan, doch bei ihr… war es anders. Sie war anders. Doch das zählte jetzt nicht mehr. Sie war fort. Für immer.

Mit einem letzten Blick auf den Brunnen wandte er sich gen Westen und flog los. Doch seine Gedanken blieben noch lange bei dem Brunnen, auch, wenn er dies niemals zugegeben hätte.
 

Es dauerte eine Weile, ehe Kagome bewusst wurde, dass sie wirklich in ihrer Zeit war und noch lebte. Aus irgendeinem Grund musste sie bei diesem Gedanken auflachen, doch es war ein freudloses, hysterisches Geräusch, bei dem selbst ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. Schnell schloss sie ihren Mund wieder, doch das freudlose Lächeln auf ihrem Gesicht konnte sie nicht ganz vertreiben. Sie hatte den Dämon geküsst, den sie liebte und war dennoch am Leben. Die Tatsache an sich war schon ein Wunder und für viele, oder fast alle, wäre dies gewiss ein Grund zum Feiern gewesen. Selbst sie wäre glücklich, wäre sie immer noch bei ihm, wäre sie weiterhin in seiner Nähe oder wenigstens noch in seiner Zeit. Doch das war sie nicht. Sie würde ihn nie wieder sehen, dessen war sie sich nur zu gut Bewusst.
 

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So*schnüff* hier ist das Kap auch schon zu Ende. Ich weis net... iwie gefällt mir das Kap selbst net so ganz....

Über eure Meinungen würd ich mich trotzdem wie immer sehr freun^^

Bye,

_Corchen_

Die Ruhe vor dem Sturm?

“Kagome, Schatz, bist du sicher, dass wirklich alles in Ordnung ist?”

“Ja, Mama. Keine Sorge.”, antwortete die schwarzhaarige Schülerin leicht abwesend, ehe sie ihre Schultasche schulterte und kommentarlos das Haus verließ. Erst Gestern war Kagome wieder aus dem Mittelalter zurückgekehrt, erst Gestern war ihr Leben erneut zerbrochen und natürlich hatte ihre Mutter ihre verständlicherweise deprimierte Stimmung bemerkt. Daher hatte sie ihr auch angeboten, einfach zu Hause zu bleiben statt zur Schule zu gehen, doch die junge Miko hatte abgelehnt. Kagome wusste, dass sie jetzt vor allem eins brauchte: Ablenkung. Wenn sie zu Hause sitzen blieb, würde sie sich eindeutig zu viele Gedanken über all das machen, was passiert war. Und diese Gedanken würden sie immer wieder nur zu dem Scherbenhaufen führen, der einmal ihre Träume gewesen war, ihre Hoffnung und vielleicht sogar ihr Herz. So genau wusste sie das nicht, aber wenn sie ehrlich war, wollte sie das auch gar nicht wissen. Stattdessen wollte sie einfach vergessen, am Besten alles, was auch nur in im Geringsten mit dem Mittelalter zu tun hatte. Aber dafür müsste sie auch sich selbst vergessen… und das war etwas, was sie einfach nicht konnte.

Schnell verdrängte sie diese Gedanken wieder. Sie dachte schon wieder über die Vergangenheit nach! Sie sollte sich lieber aktuellen Problemen Stellen, sie würde ja sowieso nie mehr zurückkehren! Wieso auch? Es wartete doch keiner auf sie!

Schon wieder dieses Thema! Konnte sie sich selbst nicht einmal besser kontrollieren?! Fast wütend schüttelte Kagome ihren Kopf. Mittlerweile hatte sie schon längst das Tempelgelände verlassen und daher sahen sie einige Leute jetzt irritiert über diese Geste an. Doch das ignorierte sie völlig. Stattdessen rief sie sich noch einmal das Thema ins Gedächtnis zurück, was sie zuletzt in Mathematik gemacht hatten. Leider musste sie sich eingestehen, dass sie nicht einmal mehr wusste, wann sie das letzte Mal dafür geübt, geschweige denn darüber nachgedacht hatte. Sie war schon seit einem guten Monat nicht mehr ihr der Schule gewesen und in dieser Zeit hatte sie wahrhaftig anders zu tun gehabt, als Mathe zu pauken!

Daher kam es schon fast einem Wunder gleich, dass sie es trotz aller Widrigkeiten letztes Jahr auf die Oberschule geschafft hatte und seitdem auch nicht sitzen geblieben war- trotz all der Fehltage. Hinzu kam noch, dass sie natürlich keine einzige Hausaufgabe gemacht hatte. Zum Glück würde ihr dies heute kein Lehrer ankreiden, dafür hatte ihr Großvater schon gesorgt. Seine letzte Ausrede für ihr ständiges Fehlen in der Schule beinhaltete nämlich einen Unfall samt gebrochenem Handgelenk. Um diese Geschichte zu unterstützen hatte ihre Mutter ihr einen ziemlich überzeugenden Verband um den Arm gewickelt.

Kagome hatte diese Prozedur schweigend über sich ergehen lassen. Wenn sie so unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen konnte, sollte es ihr Recht sein. Sie würde sich heute sowieso weder auf den Unterricht, noch auf ihre Freunde konzentrieren können. Vielleicht hätte ihr Großvater ihr auch noch eine Gehirnerschütterung zuschreiben sollen. Bei diesem Gedanken musste sie leise auflachen, aber es war ein freudloses Lachen. Das störte Kagome jedoch nicht. Wieso sollte sie sich schon verstellen? Immerhin war ihr Herz doch schon längst gestorben. Was kümmerte es sie da überhaupt noch, was da andere über sie dachten? Sie hatte im Moment wirklich größere Probleme.

Außerdem könnte sie ihren Freunden sowieso nicht von den Geschehnissen erzählen, selbst, wenn sie gewollt hätte. Sie konnte es niemandem erzählen, denn selbst ihre Mutter hätte sie wahrscheinlich nicht verstanden. Zum Glück hatte diese sie auch nicht nach dem Grund ihrer Laune gefragt. Dafür war Kagome ihr dankbar, auch, wenn sie ihr das natürlich nie sagen würde.

Als die junge Schülerin an einer roten Ampel ankam, war sie immer noch zu sehr in Gedanken versunken gewesen, als dass sie die seltsam anmutende Frau neben ihr bemerkt hätte, welche sie nun mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Die Fremde hatte lange, ungewöhnlich helles, fast weißes Haar, welches sie zu einem langen Zopf geflochten hatte. Ihre Haut war nur eine Nuance dunkler als ihr Haar und dennoch war dies nicht das auffallenste Merkmal an ihr, denn das war die Farbe ihrer Augen. Um eine Katenartige Pupille schlossen sich zwei durchdringende, lilane Pupillen, was wohl auch der Grund dafür war, dass niemand der Frau länger in die Augen zu sehen schien. Hätte Kagome jetzt zu ihr gesehen, hätte sie die Fremde wieder erkannt, doch das tat sie nicht. Stattdessen wartete sie gleichgültig, bis die Ampel grün wurde um dann mit leerem Blick weiterzugehen. Die weißhaarige Frau starrte ihr noch immer verwirrt hinterher.
 

In der anderen Zeit:

Zufrieden ließ Kenshin seinen Blick über das Lager streifen. Er hatte sämtliche kampffähigen Drachenyoukai des Nordens hier versammelt und es waren mehr gekommen, als er es sich selbst auch nur zu träumen gewagt hätte. Der gesamte Talkessel war bedeckt mit ihren Zelten, vereinzelten Trainingsplätzen und Orten, wo Essen ausgegeben wurde. Kenshin war zufrieden. Heute hatte er sich gründlich im Lager umgesehen und war zu dem von ihm erhofften Schluss gekommen: Sein Volk war bereit, bereit zu beweisen, dass sie besser waren als diese Inuyoukai aus dem Westen, welche sie nach dem letzten Krieg in den Norden verbannt hatten. In dem kältesten und lebensfeindlichsten Ort ganz Japans hatten sie fast 1000 Jahre leben müssen, doch nun wurde es Zeit, dass sie sich das nahmen, was ihnen ohnehin schon zustand!

In diesem Augenblick erregte eine Bewegung neben ihm seine Aufmerksamkeit. Wie aus dem Nichts war Rei plötzlich an der Seite des Drachenyoukai aufgetaucht.

“Was tust du hier?!”, wütend drehte sich Kenshin zu der weißhaarigen um, doch im Innern war er zutiefst beunruhigt. Wie kam sie her? Er hatte doch einen Bann über das gesamte Tal gelegt, so, dass niemand das Kriegslager sehen konnte, sollte er nicht ohnehin schon von dessen Existenz hier wissen. Ihm fiel keine Möglichkeit ein, wie Rei davon hätte erfahren können und das lies einige unschöne Vermutungen in ihm aufkommen. Ließ der Bannkreis etwa nach? Oder waren seine Spuren vielleicht bis hierher zu verfolgen gewesen? Hatte sie ihn beobachtet?

Kurz erwiderte Rei den Blick des schwarzhaarigen, ehe sie ihr Augenmerk auf das Lager vor ihr lenkte, obwohl es ihr wirklich gefallen hätte, den Drachen noch etwas mehr durch ihr Schweigen aufzuziehen.

“Du hast viele Männer beisammen.”, meinte sie scheinbar gleichgültig.

“Ja, das habe ich tatsächlich.”, stimmte Kenshin nach kurzem Zögern zu. Ihn verwirrte diese geheimnisvolle Art der anderen sichtlich. Dennoch versuchte er, sich zusammen zu reißen.

“Wissen die Inuyoukai bereits davon, dass wir hier sind?”, wollte er daher wissen.

Ein leises Lächeln schlich sich auf Rei’s Lippen. So eine naive Frage! Aber sie hatte auch nichts anderes erwartet.

“Natürlich.”, antwortete die weißhaarige freundlich, “Oder dachtest du etwa, es würde Hunden mit ihren feinen Sinnen entgehen, wenn plötzlich ein nicht gerade kleines Gebiet nach Drachen stinkt?”

Nur mit Mühe konnte Kenshin einen Fluch unterdrücken. Verdammt! Daran hatte er gar nicht gedacht! Und wenn ihm schon etwas so offensichtliches entging, was konnte er dann noch alles übersehen haben? Er sollte zukünftig wirklich etwas mehr die Hilfe dieser Rei in Anspruch nehmen, auch, wenn dies eine wirklich zweifelhafte war.

“Wo werden sie uns erwarten?”, fragte er daher, seinen Stolz herunterschluckend.

Das werden dir deine Späher sagen müssen.”, erwiderte Rei leicht abweisend. “Ich werde mir das Lager ansehen.” Mit diesen Worten setzte sich die weißhaarige in Bewegung und ließ einen halb wütenden, halb verwirrten Kenshin zurück.
 

Lautlos setzte Sesshoumaru auf dem inneren Hof des Schlosses des Westens auf. Schon am Mittag hatte ihn ein Bote mit der Nachricht erreicht, dass die Drachen sich am Rande seiner Ländereien in Stellung gebracht hatten. Also hatte diese Rei nicht gelogen, als sie sie davor gewarnt hatte. Dementsprechend war auch seine Entscheidung richtig gewesen, Kagome wegzuschicken…. Seltsam, warum musste er sich jetzt schon selbst die Richtigkeit seiner Entscheidungen vor Augen führen? Diese Miko war weg und würde auch so schnell nicht wiederkommen! Wahrscheinlich war das auch besser so, da er angefangen hatte sich in ihrer Gegenwart wirklich merkwürdig zu benehmen.

“Sesshoumaru-sama!”

Vom anderen Ende des Hofes kam ein schmächtig wirkender Inuyoukai in Rüstung und mit fast schulterlangen, blassgrauen Haaren auf ihn zugeeilt. Seine grünen Augen blitzten wachsam und scharfsinnig, und als er vor Sesshoumaru angekommen war, verneigte er sich kurz.

“Hideaki, dein Bericht.”, verlangte der weißhaarige kühl.

“Die Späher, die ich aussandte, sind zurückgekehrt, My Lord.”, setzte der blasse Inuyoukai mit einer Energie an, die ihm keiner auf den ersten Blick zugetraut hätte. Insgesamt täuschte Hideaki’s äußere Erscheinung sehr über sein wirkliches Wesen hinweg, denn trotz seiner Schmächtigkeit war er ein starker und erfahrener Krieger, der schon unter dem früherem Herrscher des Westens, dem Inu no Taisho, gedient hatte. “Die Drachen halten sich in einem Tal, etwas südlich von unserer nördlichen Grenze auf. Ihr Lager ist unter einem Bannkreis verborgen, weswegen wir nur Vermutungen zu ihrer Zahl anstellen können.”

Verstehend neigte Sesshoumaru leicht den Kopf. “Wie viel Zeit wird uns noch bis zum ersten Angriff bleiben?”
 


 

Neugierig blickte der der braunhaarige Drachenyoukai von seiner Arbeit auf, als eine fremde Dämonin mit schneeweißen Haaren an ihm vorbei schritt. Kurz hielt er irritiert inne, ehe seine dunklen Augen sich wieder dem Schwert und dem Poliertuch in seinen Händen zuwandten, doch in Gedanken blieb er abwesend. Diese Youkai… was tat sie hier? War es nicht sie gewesen, der Kenshin bis vor kurzem noch höchstpersönlich Gesellschaft geleistet hatte? Sie war doch nicht einmal eine Drachenyoukai! Also warum sollte sich ihr Anführer mit ihr abgeben? Er selbst hatte sie jedenfalls noch nie gesehen, geschweige denn von ihr gehört, aber eigentlich sollte das nicht allzu viel heißen. Mit seinen erst 150 Jahren wurde er von den meisten anderen im Lager einfach übergangen, auch, wenn er sich als würdig erwiesen hatte, Kenshin als Krieger zu dienen.

“Wie heißt du, Kleiner?”

Erschrocken sprang der braunhaarige auf, nur, um direkt in die lilanen, katzenartigen Augen eben der Youkai zu blicken, über die er bis eben noch nachgedacht hatte. Kurz musste er hart schlucken. Wann war sie stehen geblieben, zu ihm gekommen? Er hatte sie gar nicht bemerkt!

“Dein Name?”, hakte die Fremde in diesem Augenblick mit verräterisch zuckenden Mundwinkeln nach.

“Riko.”, zwang er sich äußrtlich ruhig zu antworten, wobei er innerlich versuchte seine aufgewühlten Gedanken zu ordnen.

“Aha.”, murmelte die Weißhaarige gespielt interessiert, ehe sie ihren Gegenüber eine Zeit lang einfach stumm betrachtete. Aus irgendeinem Grund fühlte der junge Drachenyoukai sich unter diesem Blick zunehmend unwohl. Es war fast so, als würde die Fremde mit ihren Augen in sein tiefstes Innere gucken können und das dort gefundene für schlecht beurteilen. Aber wieso sollte ihn überhaupt kümmern, was die Weißhaarige dachte?

“Du hast vor zu kämpfen?”

Diese zweifelnde Frage traf ihn so unvermittelt, dass er eine Weile nichts anders tun konnte als sie fassungslos anzustarren, ehe er sich wieder fing.

“Natürlich! Ich bin ein Krieger!”, ereiferte er sich schon fast trotzig. Hatte er eine Erwiderung der Weißhaarigen erwartet, so wurde er enttäuscht, als diese sich jetzt einfach umdrehte und kommentarlos davon schritt.

Ungläubig starrte er ihr hinterher. Was war das denn jetzt gewesen?

In diesem Augenblick riss ihn ein spöttisches Lachen hinter ihm wieder in die Realität zurück. Mit wütend funkelnden Augen wirbelte er herum. Riko war es schon gewohnt, dass man sich im Lager über ihn lustig machte, doch heute hatte er nicht den Willen, noch weitere Hänseleien über sich ergehen zu lassen. Eine Dementsprechend scharfe Bemerkung lag ihm schon auf der Zunge, ehe er sich gewahr wurde, wer hinter ihm stand.

“Sakura…”, war das einzige, was er über die Lippen brachte. Alle anderen Worte blieben ihm einfach im Halse stecken, während er die schwarzhaarige Dämonin betrachtete, deren eisblaue Augen vor Belustigung funkelten.

“Sie mal einer an! Der große Krieger Riko lässt sich von einer Fremden einfach so ins Boxhorn jagen! Hast du dich etwa in sie verguckt, Kleiner?”, höhnte die Drachenyoukai unnötig laut.

In Riko’s Blick spiegelte sich Scham und unterdrückte Wut, während er die Augen senkte. Warum hatte ausgerechnet Sakura, eines der wenigen und zudem noch schönsten Drachenweibchen im gesamten Lager, diese peinliche Situation mitkriegen müssen?! Sie hielt doch ohnehin nicht allzu viel von ihm, was sie ihn auch nicht gerade selten spüren lies. Aber wahrscheinlich war es genau diese selbstbewusste Art, die sie so interessant für ihn machte….

Mit leicht rotem Kopf wandte er sich endgültig von Sakura ab, ehe er ein “Mach doch was du willst!”, zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstieß.

“Wie ihr wollt, oh großer Krieger.” Aus dem Augenwinkel konnte er noch die spöttische Verbeugung der schwarzhaarigen sehen, welche ihre Bemerkung begleitete, ehe sie verschwand.

Nachdem sie verschwunden war presste Riko fest die Kiefer aufeinander, während er mit einer Hand den Griff seines Schwertes so fest umklammerte, dass die Gelenkte weiß hervortraten. Wieso musste ausgerechnet sie immer so zu ihm sein?! Ihr Hohn war blankes Gift für sein Herz und gleich das er ihr schon oft am liebsten die gröbsten Beleidigungen an den Kopf geworfen hätte, so hatte er dies noch nie über sich bringen können. Warum, dass wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht lag das ja daran, dass er in ihrer Gegenwart immer das Gefühl hatte, besser als alle anderen sein zu müssen? Vielleicht....
 

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*duck*

Bitte, nicht haun! Ich weis, ich hätte Kagome wahrscheinlich am besten gleich wieder zurück ins Mittelalter zurückschicken sollen, aber es ist halt wichtig für die Geschichte, dass sie vorerst in der Neuzeit bleibt. Sonst passiert ja auch net so viel in diesem Kap, aber im nächsten müsste sich das eigentlich ändern^^

Über Kommies würd ich mich wie immer sehr freunXD

Bye,

_Corchen_

Alte Feinde, neue Feinde?

“Hast du Lust, heute mit mir ins Kino zu gehen?”, Houjo’s Miene war gleichermaßen hoffnungsvoll als auch besorgt. Kagome war nun seit gut einer Woche wieder in der Schule und hatte alles in allem nicht mehr als gut 10 Worte gesprochen. Seitdem sie aus dem Mittelalter zurückgekehrt war, quälten sie junge Miko Alpträume, in denen sie Sesshoumaru’s Tod und den all ihrer Freunde sah. Und immer konnte sie nichts anderes tun als hilflos alles mit anzusehen. Selbst am Tage verfolgten sie diese Träume noch und sobald sie auch nur für einen Augenblick die Augen schloss, kamen ihr wieder diese schrecklichen Bilder in den Sinn. Mittlerweile hatte die junge Miko schon fast Angst davor, abends einzuschlafen und dementsprechend tief waren die dunklen Schatten unter ihren Augen. Hinzu kam noch ihr blasses, in letzter Zeit stets trauriges Gesicht. Insgesamt konnte man wirklich sagen, dass Kagome mehr tot als lebendig aussah, wie auch die schwarzhaarige selbst diesen Morgen resigniert festgestellt hatte. Da war es ja kein Wunder, dass alle sie wortwörtlich mit Samthandschuhen anfassten. Selbst Souta ließ sie größtenteils in Ruhe und ihre Mutter hatte vor gut drei Tagen angefangen, penibel darauf zu achten, dass sie etwas aß. Nun, Kagome konnte es ihr nicht verdenken. Sie hatte in letzter Zeit wirklich nicht allzu viel Hunger….

“Kagome?”, Houjo klang nun mehr als nur besorgt.

Leicht irritiert schreckte die schwarzhaarige aus ihren Gedanken auf, nur um dem prüfenden Blick des braunhaarigen zu begegnen. Erschrocken stellte sie fest, dass sich die Hand ihres Mitschülers schon gefährlich nahe an sein persönliches “Notfall-Telefon”, alias: sein Handy, bewegt hatte. Offensichtlich hatte er gerade überlegt, ob er nicht lieber einen Krankenwagen rufen solle, oder zumindest nahm Kagome das an. In letzter Zeit war der die Fürsorge des anderen kaum noch zu bremsen.

“Natürlich komm ich mit. Um acht am Kino? Gut. Tschüss.”, noch bevor Houjo auch nur den Mund öffnen konnte, war Kagome schon verschwunden. Die junge Miko hatte weder gefragt, in welchen Film der andere gehen wollte, noch in welchem Kino dieser überhaupt lief. Wenn sie ehrlich war, war ihr das auch herzlich egal. Wenn die Verabredung nicht wirklich eindeutig war, dann hatte sie wenigstens eine Ausrede, wenn sie wegblieb. Nicht, dass sie jemals vorgehabt hätte, zu kommen…. Nein, sie hatte einfach nur ihre Ruhe haben wollen. Nur ein einziges Mal wollte sie nach Hause gehen, ohne von sorgevollen Blicken regelrecht verfolgt zu werden. Genau deswegen hatte sie sich heute extra beeilt, von der Schule wegzukommen, aber Houjo hatte sie natürlich dennoch eingeholt. Hoffentlich lies er sie aber jetzt in Ruhe.

Aus einem unbestimmten Gefühl heraus bog Kagome in diesem Augenblick in eine kleine, leere Nebenstraße ein und folgte dieser einfach. Sie hatte keine Ahnung, wo sie eigentlich hinwollte, doch es kümmerte sie auch nicht, denn mittlerweile war sie wieder vollkommen in Gedanken versunken. Wie es Sesshoumaru wohl ging? Allein bei dieser Frage schien sich ein weiterer Splitter in ihr ohnehin schon viel zu verletztes Herz zu bohren. Es tat einfach zu weh, einfach nur an diesen Youkai zu denken, der sie weggeschickt hatte. Ohne Grund…. Ohne, dass sie wüsste, warum…. Hatte er etwa ihre Anwesenheit satt gehabt? Hatte er sie, einen Menschen, einfach nur weit weg wissen wollen? Aber dann hätte er sie doch töten können…. Oder war sie einfach nur zu… zu umständlich gewesen? Immerhin hatte er sie mehr als nur ein Mal retten müssen…. Bei diesem Gedanken stiegen ihr viel zu lange unterdrückte Tränen in die Augen, doch erneut drängte sie diese wieder zurück. Sie wollte keine Schwäche zeigen, denn dass wäre ihr unumstößliches Eingeständnis an sie selbst gewesen, dass sie Sesshoumaru nie wieder sehen würde. So konnte sie doch wenigstens noch hoffen… auch wenn sie wusste, dass diese Hoffnung mehr als nur lächerlich war. Aber eigentlich war es nur diese Hoffnung, die sie noch am Leben hielt. Sie hatte gedacht, sie könne sich hier, zu Hause, vielleicht von der Vergangenheit lösen, sie als abgeschlossen betrachten, doch wann immer sie das auch in den letzten Tagen versucht hatte, war immer nur ein weiterer, kleiner Teil ihrer Selbst gestorben.

“Kagome? Das ist doch dein Name, oder Miko?”

Kurz musste die Miko irritiert blinzeln, ehe sie sich ihrer Umgebung bewusst wurde. Wie lange war sie unterwegs gewesen? Die Sonne hatte den Horizont schon fast gänzlich überschritten und außerdem stand sie selbst vor einem kleinen Park, den sie gar nicht kannte. Nun, zumindest nicht, soweit sie sich erinnern konnte. Immer noch leicht verwirrt drehte sie sich um, nur in die lilanen, katzenartigen Augen einer weißhaarigen Youkai zu blicken. Erschrocken weiteten sich Kagome’s Augen. Das war Rei! Wie kam die Youkai hier her?! Hatte sie etwa den Brunnen gefunden und war ihr gefolgt?! Was wollte sie hier? Wollte sie sie töten, so, wie sie es schon einmal versucht hatte?

“Was tust du hier?”, fragte die hellhaarige Youkai in diesem Augenblick einfach weiter, ohne die verwirrte Miene ihrer Gegenüber zu beachten, “Wie kommt es, dass du immer noch lebst, nach 490 Jahren, in denen ich nicht hier war?”

Es dauerte einige Zeit, ehe die Bedeutung Rei’s Worte zu ihr durchdrang. Hieß das, die andere war nicht gekommen, um sie zu töten, nein, sie war ihr nicht einmal gefolgt?! Die Youkai hatte die letzten 50 Jahre auf ganz gewöhnliche Weise weitergelebt? Aber hieß das dann nicht, dass Sesshoumaru sie nicht erwischt hatte? Waren sie gar nicht wieder aufeinander getroffen? Oder…. Nein, diesen Gedanken konnte und wollte Kagome nicht zu Ende führen.

“Nicht sehr gesprächig, was, kleine Miko? Oder hat es dir die Sprache verschlagen?” fragte die weißhaarige seufzend. Das gab es doch nicht! Warum antwortete diese schwarzhaarige ihr nicht einfach? Wenn sie gerade dabei war, dann fiel ihr sowieso auf, dass diese Kagome seltsam aussah. Wenn es nicht undenkbar gewesen wäre, hätte sie gesagt, dass Mädchen sei sterbenskrank, zumindest sah sie so aus. Außerdem verhielt sich die Miko äußerst merkwürdig. Wo war das Feuer in ihren Augen geblieben?

“Du bist mir nicht gefolgt?”

Verwirrt hielt die weißhaarige Youkai inne. Selbst die Stimme der Miko wirkte seltsam leblos und gleichgültig. Und was sollte diese seltsame Frage? Wohin hätte sie der Miko denn folgen sollen und warum? Für sie ergab das irgendwie keinen Sinn.

“Nein.”, meinte sie daher scheinbar ruhig. Wenn sie schon unwissend war, so musste sie das wenigstens nicht offen zur Schau stellen.

Kurz nickte Kagome leicht verstehend. Also hatte sie sich nicht geirrt und Rei hatte die letzten 500 Jahre wirklich auf natürliche Weise hinter sich gebracht. Aber wenn dem so war, konnte dann Sesshoumaru nicht genau das gleiche getan haben? Konnte der Youkai auch in ihrer Zeit leben? Konnte sie ihn vielleicht wieder sehen, wenn sie wusste, wo er war? Aber wie sollte sie ihn finden? Und wenn er sie hätte wieder sehen wollen, wäre er dann nicht von ganz alleine zu ihr gekommen…?

Stille breitete sich zwischen den beiden Frauen aus, ehe die weißhaarige Youkai nach kurzer Zeit wieder das Wort ergriff.

“Wie hast du es nun geschafft, dich in den letzten 500 Jahren nicht verändert zu haben, Miko?”

Kurz biss sich Kagome auf die Lippe. Sollte sie es der anderen wirklich erzählen? War das nicht gefährlich…? Allerdings, was könnte schon passieren? Was hatte sie selbst zu verlieren? Brauchte sie nicht jemanden, mit dem sie einfach über alles reden konnte, der sie verstand? Gut, ob diese Youkai sie verstehen würde, war ziemlich zweifelhaft aber aus irgendeinem Grund war Kagome bereit es zu probieren.

“Ein Brunnen. Ich bin durch einen Brunnen vom Mittelalter in die Neuzeit gekommen, dorthin, wo ich hingehöre. Dieser Brunnen ist… war… meine Brücke durch die beiden Zeiten.”

,Eine Brücke durch die Zeit? Und wieso war?’, schoss es der weißhaarigen sogleich durch den Kopf, doch sie unterdrückte ihre Neugier.
 

Schon fast ängstlich schritt Riko über den mit Leichen übersäten Platz. Erst Gestern war die Armee der Drachen mit einigen Inuyoukai zusammengestoßen, die offensichtlich die Gegend hatten auskundschaften sollen. Es war ein kurzer, aber dennoch blutiger Kampf gewesen, denn obwohl es insgesamt nur fünf Inuyoukai gewesen waren, hatten sie es geschafft eine beängstigend große Zahl von Drachenyoukai mit in den Tot zu reißen. Kurz überlief den Braunhaarigen ein Schauer, wenn er daran dachte, was hätte geschehen können, wäre er einer der ersten gewesen, die sich auf die Inuyoukai gestürzt hatten, denn all diese waren fast sofort in der Luft zerrissen worden.

Dementsprechend unwohl fühlte er sich nun, da ausgerechnet er den Auftrag bekommen hatte, nach überlebenden Drachenyoukai zu suchen, während die Armee weiter zog. Und natürlich war es Sakura gewesen, die seinen direkten Befehlshaber dazu überredet hatte, ausgerechnet ihn für diese Aufgabe auszuwählen! Wollte die Schwarzhaarige etwa wirklich jede Möglichkeit nutzen, ihn demütigen?! Wütend trat er gegen ein abgebrochenes Schwert, nur um im nächsten Augenblick wie erstarrt inne zu halten, als er kalten Stahl an seiner Kehle spürte.

“Umdrehen.” Die Stimme hinter ihm klang schwach und gebrochen, aber dennoch hatte sie einen eindeutigen Befehlston. Kurz musste der junge Drachenyoukai hart schlucken, ehe er sich umdrehte. Sogleich begegnete er dem prüfendem Blick zweier blass-grünen Augen, die einem ungewöhnlich zierlichem, blutüberströmten Inuyoukai in Rüstung gehörten.

Leicht erschrocken betrachtete Riko seinen Gegenüber, der ihm seine Klinge gegen die Kehle drückte. Dieser Inuyoukai war so schwer verletzt und lebte trotzdem noch?

“Ein Jungtier…. Noch fast ein Welpe.”, murmelte der andere in diesem Augenblick wie zu sich selbst, ehe er etwas kräftiger fortfuhr, “Du weist, dass ich dich jetzt töten könnte?” Mit diesen Worten verstärkte sich der Druck der Klinge gegen Riko’s Kehle.

“Ja.”, presste der junge Drachenyoukai als Antwort lediglich hervor, während er sich innerlich ausmalte, wie das ganze auf Sakura wahrscheinlich wirken würde. Sie hatte es fertig gebracht ihm die lächerlichste Arbeit von allen aufzudrücken und er schaffte es auch noch, sich dabei von einem halb totem Inuyoukai umbringen zu lassen. Wie erbärmlich!

“Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich keine Welpen töte, junger Drache…. Aber dein Leben gehört von nun an dennoch mir.”, fuhr der Inuyoukai fort und dieses Mal nahm er das Schwert von Riko’s Kehle, die sich dennoch wie zugeschnürt anfühlte. Der braunhaarige wusste genau, was der blasse Youkai vor ihm mit seinen Worten gemeint hatte. Sein eigenes Leben gehörte von nun an dem anderen, einem Feind und er würde ihm gehorchen müssen, sollte er auch nur einen Fetzten Stolz in sich tragen.
 

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Gut, ich weis, dass das Kap ziemlich kurz ist, aber ich hab in letzter Zeit echt stress mit der Schule. Zum Glück sind ja bald Ferien und da werd ich dann versuchen, wieder mehr zu schreiben.... Würd mich trotzdem über eure Kommies freuen^^

Bye,

_Corchen_

Rückkehr

In der Neuzeit:

Entschlossen ging Rei voran und schleifte Kagome mehr oder weniger hinter sich her. Nur wenige flackernde Straßenlaternen erhellten die nächtlichen Straßen in einem der abgelegensten Stadtteile Tokios. Kagome wusste, dass sie längst hätte zu Hause sein müssen und das selbst ihr Date mit Houjo schon lange überfällig war. Nicht, dass sie jemals vorgehabt hätte, dorthin zu gehen, aber es war ein weiteres Versprechen, dass sie nicht gehalten hatte. Sie hatte ihrer Mutter in der letzten Woche praktisch jeden Ta versprechen müssen, sich nicht in Gefahr zu begeben und nun ließ sie sich von einer Youkai mitziehen, die sie schon einmal hatte töten wollen, ganz zu Schweigen davon, dass sie sich gerade in einer mehr als nur ein bisschen zwielichtigen Gegend aufhielt. Wenn sie Pech hatte machte ihre Mutter sich bereits genug Sorgen, um die hälfte aller Polizisten Tokios plus Houjo für eine Suchaktion zusammenzutrommeln. Kagome war sich nicht sicher, ob sie es vorzog, überhaupt gefunden zu werden. Sie wollte nicht nach Hause und eigentlich war es ihr im Augenblick ziemlich egal, wohin sie ging. Hauptsache, sie musste nicht immer diese mitleidigen Blicke ihrer Familie ertragen.

Sie wusste, dass sie Rei eigentlich fragen sollte, wo sie hingingen. Sie wusste, dass es wahrscheinlich das Gesündeste für sie wäre, sich jetzt sofort von der Hand der Youkai loszureißen und wegzulaufen und sie wusste, dass sie das niemals tun würde.
 

Im Mittelalter:

Innerlich kochend saß Riko in der kleinen Höhle, in der er und dieser fremde, blasse Inuyoukai Schutz gesucht hatten. Dieser eitle Köter hatte ihm doch tatsächlich befohlen Wache zu schieben, während er es sich natürlich auf dem bisschen Laub in ihrem Unterschlupf bequem machte! Ein leises Knurren entwich der Kehle des Drachenyoukai. Wie hatte er auch nur so unaufmerksam sein können, dass ihn ein halbtoter Inuyoukai hatte überrumpeln können?! Sakura würde sich bestimmt über die Geschichte totlachen, wenn sie diese erfahren würde. Langsam verdunkelte sich sein Gesicht. Natürlich würde sie über ihn lachen, aber erst, nachdem sie ihm den Kopf dafür abgeschlagen hatte, dass er nun einem Hundedämon verpflichtet war. Ja, das konnte es sich schon bildhaft vorstellen. Seine Leiche würde gewiss unter der des Inuyoukai’s liegen, während Sakura den anderen Soldaten am Lagerfeuer erzählte, was für ein minderwertiger Krieger er doch gewesen war….

Erschrocken zuckte er, als schwache Geräusch an sein Ohr drangen. Die Höhle, in der sie Schutz gesucht hatten lag direkt an einem steinigem Berghang und nun vernahm er nur allzu deutlich das leise klappern von kleineren Steinen, die den Hang hinunterrollten. Er war nicht Naiv genug um zu glauben, dass diese Kiesel sich rein zufällig in Bewegung gesetzt hatten oder dass ein einfaches Tier sie losgetreten hätte. Nein, da kam jemand. Ein weiterer Fremder, der aber kein Drachenyoukai war, denn dass hätte er gespürt. Folglich konnte der Fremde so gut wie nichts anderes als ein Inuyoukai sein, denn nur die hielten sich außer den Drachen noch in dieser Gegend auf.

“Hey, Köter, einer deiner Artgenossen ist auf dem Weg hierher!”, schrie Riko ohne zu Zögern in die Höhle.

Ein kurzes Aufblitzen von Metall in der Sonne war alles, was ihn warnte, ehe er urplötzlich eine eiskalte Klinge an seiner Kehle spürte. Leicht überrascht blickte er in die blass-grünen Augen seines Gegenübers. War der Andere nicht verletzt gewesen? Wie konnte dieser Hund sich dann so schnell bewegen?

“Sei Still, wenn dir dein Leben lieb ist! Und wenn du gleich wieder so frech sein solltest, dann wirst du dir Wünschen, ich hätte dich bei unserer ersten Begegnung getötet!”, zischte der weißhaarige Unheil verheißend, ehe er seine Klinge langsam wieder von Riko’s Hals nahm. “Und benutze deine Sinne, junger Drache. Es kommen zwei Besucher auf uns zu!”
 

In der Neuzeit:

Kurz sah Rei sich prüfend um, ehe sie die Tür zu dem kleinen, schäbig aussehendem Lokal öffnete und Kagome hinter sich in den Laden zog. Noch immer leistete die junge Miko keine Widerworte, was die weißhaarige dann doch verwunderte. Zwar wusste sie, dass die Trennung von Sesshoumaru Spuren bei der Miko hinterlassen hatte, doch dass diese wirklich so grundlegend waren, hatte sie nicht geahnt. Selbst als der Kellner der Bar ein freundliches : “Einen ungewöhnlichen Gast hast du da, Rei.”, von sich gab. Das würde also schwieriger werden, als sie gedacht hatte. Dennoch entschlossen bugsierte die Youkai Kagome zu einem kleinen Tisch in einer Ecke des kleinen, rauchigen Lokals. Nachdem sie die Miko mehr oder weniger auf einem der Stühle abgesetzt hatte, zog auch sie sich einen Hocker an den Tisch heran und ließ sich darauf nieder.

Kurz breitete sich Schweigen aus, während Rei ihre Gegenüber einfach nur betrachtete und darauf wartete, dass die Miko das Wort ergriff, doch nichts geschah. Wollte die Schwarzhaarige denn nicht einmal mehr wissen, ob Sesshoumaru ebenfalls noch in dieser Zeit lebte? Die Weißhaarige konnte es sich eigentlich nicht vorstellen. Und doch… warum fragte sie dann nicht? ,Weil sie nicht dumm ist.’, gab Rei sich nur Sekunden später selbst die Antwort. Egal wie die Antwort ausfallen würde, sie würde Kagome doch nur noch mehr Schmerz bereiten.

“Also…”, setzte die Weißhaarige langsam an, “Wann hast du vor zurück ins Mittelalter zu gehen?”

Ungläubig starrte Kagome sie an. Das konnte doch jetzt unmöglich Rei’s Ernst sein! Immerhin hatte Sesshoumaru sie zurück in ihre Zeit geschickt und sie hatte sich fest vorgenommen, ein neues Leben zu beginnen! Wieso sollte sie da noch einmal ins Mittelalter zurückkehren?! Um sich endgültig zu Grunde richten zu lassen?!

“Na komm schon, kleine Miko. Du kannst es mir ruhig sagen. Ich werde dich auch nicht aufhalten.”, versuchte die Youkai erneut mir einer Art freundschaftlich wirkendem Lächeln.

“Ich gehe nicht zurück!”, erwiderte Kagome prompt.

,Wenigstens hat sie jetzt etwas gesagt.’, schoss es Rei durch den Kopf, ehe sie sich beeilte, selbst etwas zu sagen, damit diese Miko sich nicht wieder in ihr inneres Schneckenhaus verziehen konnte.

“Warum?”

“Weil er mich weggeschickt hat!”

“Und das lässt du dir gefallen?”

“…” Kagome hatte gerade den Mund geöffnet, um zu einer Antwort anzusetzen, als sie wieder verstummte. Wenn man es so betrachtete, hatte die Youkai durchaus Recht, aber… was konnte die Weißhaarige schon von ihren Problemen verstehen? Warum ließ sie sich überhaupt auf Rei’s Gerede ein?! Immerhin konnte sie sich sehr gut daran erinnern, dass die Youkai sie einfach so hatte töten wollen! Wer sagte ihr, dass sie jetzt nicht einfach nur eine willkommene Abwechslung für die andere war? Eine naive Miko, mit deren Gefühlen eine Youkai so leicht spielen konnte?

“Ich sollte jetzt gehen!”, meinte Kagome daher mit einem Anflug alter Entschlossenheit. Sie hatte keine Lust, sich von dieser Rei jetzt auch noch beeinflussen zu lassen.
 

Die weißhaarige Youkai betrachtete mit zusammengekniffenen Augen, wie die junge Miko aufstand und sich zum Gehen wandte. Sie schien wirklich entschlossen zu sein, in der Neuzeit zu bleiben. Nun, dann sollte sie einmal testen, wie entschlossen diese Miko war.

“Falls du dich doch noch dazu entscheiden solltest zurückzugehen, dann solltest du es bald tun. Sonst könnte es nämlich schon zu spät sein.”

Interessiert betrachtete Rei, wie die schwarzhaarige auf einmal wie angewurzelt stehen blieb. Die Youkai konnte praktisch hören, wie der Herzschlag der anderen einen Augenblick lang aussetzte.

“Wie… meinst du das?”, fragte Kagome mit leicht zitternder Stimme, während sie sich wieder umwandte. Eigentlich war diese Frage überflüssig. Sie wusste sehr Wohl, was Rei damit hatte sagen wollen, doch im Innern wollte sie es nicht akzeptieren. Sie konnte es einfach nicht!

“Bist du gegangen, bevor oder nachdem der Krieg mit den Drachen anfing? Weist du, ich selbst bin mir nämlich nicht wirklich sicher, wann ich dich zum letzten Mal gesehen habe…. Nun, da du scheinbar in dieser Zeit bleiben willst, ist das nun auch egal, oder?”, wich die Youkai der Frage aus, ehe sie aufstand und Kagome mit einem fragendem Blick bedachte.

“Wolltest du nicht gehen?”

“Warum könnte es sonst zu spät sein?! Was ist mit Sesshoumaru?!”, die junge Miko schrie fast. Zum ersten Mal seitdem sie das Mittelalter verlassen hatte spiegelten sich in ihrem Blick echte Gefühle wieder.

“Wenn dich das so interessiert, warum bist du dann nicht einfach dort geblieben?”, wollte Rei im Gegenzug nur wissen.

Wütend funkelte Kagome ihre Gegenüber an. Wieso musste ausgerechnet diese Youkai sie ernsthaft zum nachdenken bringen?! Sie konnte es drehen und wenden wie sie es wollte, doch sie konnte nicht umhin, der Youkai im Innern Recht zu geben. Warum hatte sie es sich eigentlich gefallen lassen, dass Sesshoumaru sie in ihre Zeit zurück geschickt hatte? Es konnte ja gut sein, dass der Inuyoukai ihrer überdrüssig war, aber er hatte nicht das Recht, sie deswegen einfach gleich aus “seiner” Zeit zu verbannen. Sie konnte zurückkehren, wann immer sie wollte! Und außerdem… war es nicht die Pflicht einer jeden Miko, die Menschen vor angreifenden Youkai zu beschützen? Das hieß, wenn die Drachen den Westen Japans angriffen, dann war es ihre Pflicht sie aufzuhalten. Dass sie dabei zwangsläufig in Sesshoumaru’s Nähe geraten konnte, wäre dann einem unglücklichem Zufall gleichzusetzen und daher würde der Inuyoukai sie auch nicht wegschicken können. So gesehen wäre es gar keine schlechte Idee, zurück ins Mittelalter zu gehen, je früher, desto besser.

Mit diesem Gedanken drehte sie sich wortlos um und stürmte Regelrecht aus dem Laden. Das leise Lächeln, dass sich bei diesem Anblick au Rei’s Lippen schlich, übersah sie dabei völlig.
 

Im Mittelalter:
 

Das Mondlicht warf verzerrte Schatten auf den Eingang der Höhle und ließ gleichzeitig die beiden Inuyoukai, die auf eben diese Zuschritten leicht unwirklich erscheinen. Geschützt von der Dunkelheit in ihrem Unterschlupf betrachtete Riko die beiden Neuankömmlinge interessiert. Der vorangehende Youkai hatte langes, weiß-silbriges Haar und ein ebenfalls weißes Fell über der rechten Schulter. Die Schritte des Hundedämons waren sicher, er trat keinen einzigen der zahlreichen Geröllstücke des Hanges los und seine eiskalten, goldenen Augen schienen nicht das Geringste Problem damit zu haben in dieser nur durch den schwachen Mond erhallten Nacht etwas zu sehen.

Genau das schien aber dem braunhaarigen Inuyoukai, der kurz hinter dem ersten ging, wesentlich schwerer zu fallen. Er stolperte immer wieder über irgendwelche Steine und schien Probleme damit zu haben, mit dem weißhaarigen Schritt zu halten. Riko glaubte sich daran zu erinnern, dass er ihn kurz gesehen hatte, nachdem die Armee der Drachenyoukai die Gruppe um diesen anderen Köter, dem sein eigenes Leben nun gehörte, angegriffen hatte. Also war der Braunhaarige ein Späher, der diesen anderen Weißhaarigen Youkai nun hierher geführt hatte.

Kurz blickte Riko zu dem blassen Inuyoukai neben sich, der nun aufstand und zum Eingang der Höhle Schritt, nur, um sich dort sofort auf ein Knie fallen zu lassen und den Kopf ehrerbietig zu senken.

“Verzeiht meine Unfähigkeit, Sesshoumaru-sama. Ich hatte nicht erwartet, dass die Armee der Drachen bereits so weit war und habe mich und mein Gefolge unnötigen Gefahren ausgesetzt.”

Überrascht sah der Drachenyoukai von dem blassen Inuyoukai zu dem mit der blauen Mondsichel auf der Stirn. Er hatte schon erwartet, dass ersterer einen ziemlich hohen Rang hatte, aber welchen Rang musste dann erst der mit den langen, weißen Haaren haben? Kurz dachte Riko nach. Der Name war Sesshoumaru gewesen? Irgendwie kam ihm der bekannt vor…. Hatte nicht der Anführer seiner Einheit irgendwann einmal etwas über einen Sesshoumaru erzählt? Nun, damals hatte er es nicht für wichtig empfunden doch heute wünschte er, er hätte wenigstens dieses eine Mal zugehört. Er wusste normalerweise gerne, wem er bald gegenüberstehen würde.

“In der Tat, Hideaki.”, erwiderte der weißhaarige Inuyoukai in diesem Augenblick kalt. Unwillkürlich rann Riko ein Schauer über den Rücken, obwohl dieser Sesshoumaru ihn nicht einmal angeblickt hatte. Wie, als hätte der Andere seine Gedanken gehört wandte er nun ihm seine Aufmerksamkeit zu. Als die eiskalten, goldenen Augen des Inuyoukai’s ihn regelrecht aufzuspießen schienen, kam Riko die Dunkelheit in der Höhle gar nicht mehr allzu schützend vor. Kurz musste der Drachenyoukai hart schlucken. Er hatte das unbestimmte Gefühl, als würde es diesem Inuyoukai nichts ausmachen, ob er lebte oder starb, ganz im Gegenteil. Mit dem Blick, mit dem dieser Sesshoumaru ihn nun bedachte, betrachtete man normalerweise einen ungewollten Schmutzfleck.

“Dieser junge Drachenyoukai ist noch fast ein Welpe, der die Aufgabe hatte nach Überlebenden zu suchen.”, setzte Hideaki in diesem Augenblick unvermittelt an, “Sein Leben gehört nun mir, Sesshoumaru-sama. Er könnte von Nutzen sein.”

Irritiert zuckte Riko’s Blick kurz zu dem noch immer am Boden knienden, blassen Inuyoukai hinüber. Irrte er sich oder hatte es ich gerade fast so angehört, als wenn Hideaki ihn, einen Drachenyoukai, beschützen wollte? Langsam bildete sich ein unangenehmer Kloß in Riko’s Hals. Warum tat der Andere das? Und vor allem: würde es etwas nützen? Immerhin schien dieser Sesshoumaru nicht gerade gut auf Drachen zu sprechen sein….

“Wir werden es sehen…”, erwiderte der weißhaarige Youkai in diesem Augenblick auf Hideaki’s Aussage, ehe er sich einfach umwandte und davon schritt. Die anderen beiden Inuyoukai folgten ihm prompt und so stand nun auch Riko auf und beeilte sich, hinter den Anderen her zu kommen.

Sie waren keine fünfzig Meter von der Höhle entfernt, als sich plötzlich seltsame Wolken unter Sesshoumaru’s und Hideaki’s Füßen bildeten und sie einfach so abhoben. Der dritte, braunhaarige Inuyoukai sprang einfach direkt hinter letzterem auf die Wolke. Nur Riko stand noch am Boden und blickte den Dreien ungläubig hinterher. Seit wann konnten Inuyoukai fliegen?! Selbst viele der Drachenyoukai waren in menschlicher Gestalt unfähig vom Boden abzuheben! Nun, zum Glück gehörte er selbst nicht dazu, denn sonst hätte er wirklich ein Problem. Er wusste, dass er wahrscheinlich sofort jede Chance auf “Nützlichkeit” für diese Inuyoukai verloren hätte, wenn er einen von ihnen darum hätte bitten müssen, ihn mitfliegen zu lassen. Also sammelte er sein Youki, bis sich auch unter seinen Füßen eine Art Wolke gebildet hatte und flog hinter den Inuyoukai her.
 

In der Neuzeit:

Vorsichtig schlich Kagome die Treppen zu dem alten Schrein, in dem sie wohnte, hoch. Ihr war schon vom Weiten der Streifenwagen aufgefallen, der am Fuße eben dieser Treppe stand. Also hatte sie Recht gehabt. Ihre Mutter hatte den Kopf verloren und die Polizei gerufen. Das verkomplizierte die Sache etwas. Wie sollte sie ihrer Mutter vor einem Polizisten erklären, dass sie eine Youkai getroffen hatte, die sie dazu überredet hatte ins Mittelalter zurückzukehren? Nein, dass wäre unmöglich. Außerdem bezweifelte Kagome sowieso, dass ihre Mutter sie in die andere Zeit zurücklassen würde. Also blieb ihr nur noch eine Möglichkeit übrig: Sie musste sich heimlich auf den Weg machen. Kurz musste Kagome hart schlucken. Schon jetzt quälte sie das Schlechte Gewissen, denn sie wollte ihrer Mutter nicht noch mehr Sorgen bereiten als ohnehin schon. Aber es ging nun einmal nicht anders!

Mit diesem Gedanken schlich sie über den Innenhof des Schreins hin zum Hintereingang des Hauses. Sie konnte sehen, dass im Wohnzimmer noch immer Licht brannte. Die Schatten verschiedener Menschen spiegelten sich an den Fensterscheiben wieder, von denen Kagome je einen ihrem Großvater und ihrer Mutter zuordnen konnte. Offensichtlich hatten beide nicht vor heute noch schlafen zu gehen, genauso wenig wie die anderen Menschen in dem Zimmer, die wohl Polizisten sein mussten.

Hastig beeilte Kagome sich weiter zu kommen. Wenn sie gesehen wurde, würde sie es bestimmt nicht einmal mehr bis zum Brunnen schaffen. Dementsprechend vorsichtig bewältigte sie auch noch die letzten Meter bis zur Hintertür. Dort hielt sie einen Augenblick inne um zu lauschen, doch das einzige, was sie hörte, waren gedämpfte Stimmen die vom Wohnzimmer zu ihr hinüber wehten. Also atmete sie einmal tief durch, ehe sie die Tür öffnete und das Haus betrat. Im Flur war bereits das Licht aus und da Kagome es nicht anschalten wollte tastete sie sich im Dunkeln zur Treppe und anschließend hoch in ihr Zimmer. Vorsichtig drückte sie ihre Tür auf, nur um erschrocken zusammenzuzucken, als diese fast protestierend quietschte. Ein paar Sekunden hielt sie abwartend inne, doch die Stimmen, die vom Wohnzimmer zu ihr hinüber drangen blieben unverändert. Erleichtert öffnete sie die Tür vollständig und schlüpfte hastig in ihr Zimmer und zog die Tür schnell wieder hinter sich zu. Fahrig schaltete sie das Licht ein und ging zu ihrem Kleiderschrank hinüber. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern griff sie nach ihrem Rucksack und warf ein paar Kleidungsstücke hinein. Danach griff sie nach ihrem Bogen und dem Köcher mit den Pfeilen, welches sie aus selbst ihr schleierhaften Gründen im Schrank abgestellt hatte. Als sie damit fertig war lief sie kurz zu ihrem Schreibtisch hinüber, zog einen Block samt Stift hervor und kritzelte kurz eine Nachricht auf das Papier.

“Bin zurückgegangen. Kagome.”

Zweifelnd blickte die junge Miko auf die Worte, las sie durch. Ein, zwei Mal. Sie hoffte, dass ihre Mutter die Nachricht verstehen würde, oder wenigstens ihr Großvater. Und selbst wenn nicht… sie hatte ja nicht vor, ewig weg zu bleiben.

Entschlossen riss sie das Papier aus dem Block und legte es auf ihr Kopfkissen, ehe sie nach ihrem Rucksack griff und das Zimmer verließ. Leise schlich sie erneut die Treppe herunter und zur Hintertür hinaus. On plötzlicher Hast ergriffen legte sie die letzten paar Meter bis zum Knochenfresserbrunnen rennend zurück, riss die Tür zu der kleinen Holzhütte, die den Brunnen verdeckte, regelrecht auf und stürmte hinein. Ihre letzten Zweifel das richtige zu tun verflogen augenblicklich, als sie den Brunnen vor sich sah. Ohne zu zögern stürmte sie darauf zu, stützte sich mit einer Hand am Brunnenrand ab und sprang hinein. Sofort wurde sie von sanftem, blauen Licht umgeben und als dies kurze Zeit später abklang, hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen.

Leicht lächelnd blickte Kagome empor. Über ihr erstreckte sich der mittelalterliche, klare Sternenhimmel.
 

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Na, wie hat euch das Kap gefallen?

Jetzt ist Kago wieder im Mittelalter, fragt sich nur, wie sie Sesshoumaru wieder finden will. Nun, ihr werdet es noch sehen^^ Würd mich übrigens über Kommies sehr freuen^^

Bye,

_Corchen_

Feindeslager

Zufrieden blickte Kenshin auf die Zelte, die sich auf der Ebene vor ihm verstreut hatten. Er war zufrieden mit sich. Sie waren bereits seit einigen Tagen zum Schloss des Westens unterwegs und waren bisher auf kaum nennenswerten Widerstand der Hunde gestoßen. Scheinbar war sein Plan, diese Inuyoukai zu überraschen, wunderbar aufgegangen. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Wenn alles glatt lief, dann würden sie das Schloss erreichen, bevor sich dort auch nur eine halbwegs wirkungsvolle Armee gebildet hatte. Der Sieg würde ihnen gewiss leicht fallen und dennoch wollte er sich nicht zu schnell seinem Hochgefühl hingeben. Immerhin hatten diese Hundedämon mehr als nur ein paar ausgezeichnete Krieger. Außerdem war da immer noch dieser Hundelord…. Unbewusst verzog Kenshin angewidert sein Gesicht. Er gab es nur ungern zu, aber ein weiterer Grund für diesen Krieg war sein eigener Wunsch nach Rache. Am alten Daiyoukai des Westens hatte er sich ja nicht mehr für den Tod seines eigenen Vaters rächen können, nein, dass hatte schon sein Cousin Ryukossei erledigt und dafür selbst sein Leben lassen müssen. Wahrscheinlich hegte er deswegen immer noch den Wunsch, sich and den Hunden des Westens zu rächen und insbesondere am Sohn des Mörders seines Vaters.

“So in Gedanken versunken, Kenshin?”, säuselte in diesem Augenblick eine leicht höhnische Stimme hinter ihm.

Der Drachenyoukai musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Rei hinter ihm stand. Schon wieder hatte er nicht bemerkt, wie diese verfluchte Youkai aufgetaucht war! Er hatte sich doch vorgenommen, aufmerksamer zu sein!

“Du solltest aufhören dich in deinem eigenen Licht zu sonnen und dich lieber wichtigeren Dingen zuwenden.”, riet die weißhaarige Youkai in diesem Augenblick wieder ernst. Fast im gleichen Augenblick spürte Kenshin, wie sich einer seiner Generäle scheinbar hastig näherte. Der Drachenyoukai hatte Mühe, einen Fluch zu unterdrücken. Wie schaffte diese Youkai das nur?! Sie wusste besser über die Geschehnisse in seinem Armeelager bescheid als er selbst! Wenn er sie nicht dringend als Informantin brauchen würde, hätte er sie schon längst töten lassen.

“Kümmere dich gefälligst um deine eigenen Angelegenheiten!”, warf er Rei daher wütend entgegen und als die weißhaarige daraufhin wieder scheinbar spurlos verschwand wandte Kenshin sich langsam seinem General zu, der kurz hinter ihm stehen geblieben war.

“Mein Herr, ich bringe schlechte Nachrichten.”
 

Die Sonne schickte bereits ihre ersten, vereinzelten Strahlen über den Himmel, als Kagome aus dem Brunnen kletterte. Wie immer fiel ihr Blick zu allererst auf den heiligen Baum, der noch in ihrer Zeit existierte. Normalerweise verweilte sie immer bei diesem Anblick einen Moment, während ihr Erinnerungen durch den Kopf schossen, doch dieses eine Mal interessierte der Baum sie kaum. Sie war mit dem Ziel ins Mittelalter zurückgekehrt, Sesshoumaru zu helfen und genau das würde sie tun. Mit diesem Gedanken schwang sie ihre Beine über den Brunnenrand, wobei sie kurz überlegte, ob sie in Kaede’s Dorf vorbeischauen sollte. Sofort verwarf sie diese Idee wieder. Es war gut möglich, dass Inuyasha oder Kikyo im Dorf waren und sie wollte es nicht unbedingt darauf anlegen, einem der Beiden zu begegnen. Zumindest nicht jetzt. Dennoch musste sie überlegen, wie sie möglichst bald an Vorräte kam. Von zu Hause hatte sie immerhin nichts mitnehmen können und sie wusste nicht, wo in der Nähe ein zweites Dorf war, wo sie etwas hätte besorgen können. Dann würde sie wohl auf gut Glück losgehen und auf ihrem Weg etwas sammeln. Immerhin wusste sie zumindest ungefähr, wie man sich im Mittelalter allein durchschlagen konnte. So lange, bis sie auf das erste Dorf stoßen würde, dürfte es auf jeden Fall reichen. Mit diesen Gedanken schulterte sie ihren Rucksack samt Pfeil und Bogen und machte sich auf nach Westen.
 

“…”, schweigend betrachtete Kenshin die schwarzhaarige Drachenyoukai, die leicht zitternd vor ihm kniete. Ihre Neuigkeiten waren mehr als nur beunruhigend.

“Wie konnte das geschehen?”, fragte er schließlich.

“Es war meine Schuld, My Lord. Riko… er sollte kontrollieren, ob die Inuyoukai, auf die wir vor einiger Zeit gestoßen sind, wirklich alle tot sind. Eigentlich wäre dies meine Aufgabe gewesen, aber ich habe ihn damit beauftragt. Riko… er hätte alles für mich getan. Ich wusste, dass eigentlich ein Krieger mit mehr Erfahrung diese Aufgabe hätte übernehmen sollen, aber…. Weil Riko gestern nicht zurückkam, bin ich noch vor Sonnenaufgang zu der Stelle zurückgegangen, wo wir ihn zurückgelassen hatten. Einer dieser Inuyoukai muss die Schlacht überlebt haben. Er… er hat Riko überwältigt und mitgenommen.”, berichtete die Schwarzhaarige stockend.

Kurz wechselte Kenshin einen Blick mit einem seiner Generäle.

“Wie viel weis dieser Riko?”, war das einzige, was er wissen wollte.

“Nicht viel, er ist ein einfacher Soldat, My Lord. Aber er weis genug.”, kam prompt die Antwort.

Kenshin hatte alle Mühe, einen ärgerlichen Fluch zu unterdrücken. Sollte dieser Riko reden, wäre sein gesamter Plan in Gefahr, denn dann wüssten die Inuyoukai ganz genau, wo sich seine Armee im Augenblick aufhielt und wie groß sie ungefähr war. Er hatte niemals gedacht, dass es den Hunden so schnell gelingen würde, einen seiner Leute in ihre Gewalt zu bringen.

“Verzeiht, My Lord, aber… wäre… wäre es möglich, Riko zu befreien?”

Leicht überrascht sah der Drachenyoukai zu der Schwarzhaarigen, welche den Blick immer noch gesenkt hatte. Seit er sich zum Anführer der Drachen erhoben hatte, hatte noch nie jemand gewagt, ihm eine solche Frage zu stellen.

“Dein Name?”

“Sakura, Herr.”

“Verschwinde.”

Kenshin sah, wie sich kurz die Augen der Drachenyoukai erschrocken und voll von Schuldgefühlen weiteten, ehe sie sich kurz verbeugte und davon schritt. Er verschwendete seine Zeit nicht darauf, ihr hinterher zu blicken. Er musste überlegen, wie er mit dieser neuen, zugegebenermaßen Situation umzugehen war. Mit einer Handbewegung forderte er seine umstehenden Krieger auf sich zu entfernen, während er selbst sich auf den Weg zu seinem Lagerplatz machte. Er brauchte Ruhe, um sich einen neuen Plan zurechtlegen zu können. Die Ratschläge seiner Generäle konnte er sich noch später anhören. So in Gedanken versunken bemerkte er nicht den stechenden Blick in seinem Rücken.
 

Mit vor Wut blitzenden Augen sah Sakura zu dem Drachenlord hinüber. Er würde Riko nicht helfen. Er ließ seine eigenen Soldaten im Stich! Und sie hatte sich seiner Armee angeschlossen, ja, hatte sich sogar überwunden, ihn um Hilfe zu bitten! Wie sehr sie sich doch geirrt hatte! Dann würde sie diesen verdammten, ungeschickten Drachen namens Riko eben eigenhändig retten müssen! Immerhin hatte sie ihn zu der Stelle geschickt, wo der Inuyoukai ihn gefangen hatte. Sie würde einfach noch einmal zurückkehren und die Spur der beiden eigenhändig verfolgen und wenn nötig würde sie ihr bis ins Schloss des Westens folgen! Egal in welcher Situation Riko jetzt war, sie musste ihn dort herausholen, denn es war ihre Schuld, dass er jetzt in dieser war.

Bei diesem Gedanken zeichneten sich Trauer und Schuldgefühle auf ihren Zügen wieder. Es war ihre Schuld, ganz allein ihre…. Und dabei hatte Riko doch schon immer alles für sie getan. Wenn sie nicht ihr verdammter Stolz davon abgehalten hätte, wenigstens einmal nett zu ihm zu sein!

“Verzeih mir, Riko…”, hauchte die Drachenyoukai lautlos in den Wind, ehe sie sich auf den Weg machte, um ihr Schwert zu holen.
 

“Ha… tsch!”, nur mit Mühe konnte Riko seinen Nieser leise halten. Vor kurzem war er mit den drei anderen Inuyoukai in dem Lager der Hunde angekommen. Viele der Inuyoukai verfolgten ihn mit feindseligen Blicken, doch kein einziger wagte es, ihn anzugreifen, wie er es eigentlich erwartet hätte. Wahrscheinlich lag das an ihren Begleitern, denn zumindest vor den beiden Weißhaarigen Youkai verneigten sich sämtliche Umstehenden tief. Es schien fast so, als würde Riko mit seiner alleinigen Nähe zu den Vorrangehenden eine Art Sakrileg begehen. Schon jetzt stellten sich seine Nackenhärchen Unglück verheißend auf, als er den Hass wahrnahm, der Buchstäblich in den Gesichtern der Inuyoukai stand, die ihn anblickten. Und je mehr von ihnen sie passierten, desto größer wurde sein innerer Drang nach Flucht. Wer wusste schon, was dieser Hideaki mit ihm vorhatte? Wer konnte schon sagen, dass der blasse Youkai ihn nicht hier her gebracht hatte, um ihn als eine Art Symbol öffentlich zur Schau zu stellen oder gar umzubringen? Er würde wetten, das so etwas sämtlichen Soldaten im Lager gefallen würde. Unwillkürlich bildete sich ein Klos in seinem Hals, als er daran dachte, dass er keinem einzigen hier etwas getan hatte. Und doch wünschten alle seinen Tod. Es stand ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Warum? Vielleicht, weil er ein Drachenyoukai war? Nur deswegen? Weil er kein Hund war? Wenn dem so war, dann hatte Kenshin-sama wirklich Recht damit, den Westen anzugreifen! Wenn diese verdammten Hunde ihn nur dafür hassten, was er war! Aber bist du nicht genauso?, flüsterte in diesem Augenblick eine boshafte Stimme in seinen Gedanken. Schnell verdrängte Riko diese innere Stimme wieder und dennoch begannen sich langsam Zweifel in seiner Überzeugung einzuschleichen, dass die Inuyoukai wirklich alle schlecht waren. Noch einmal ließ er seinen Blick über seine Umgebung schweifen. Noch immer starrten ihn die Inuyoukai mit Hass und Verachtung im Blick an, aber… würde er nicht genauso handeln, stünde er jetzt unter ihnen? Wenn im Lager der Drachen ein gefangener Hundedämon gewesen wäre, hätte er ihn nicht mit der gleichen Verachtung im Blick angesehen? Hätte auch er sich nicht zurückhalten müssen, um dem Gefangenen nicht gleich die Kehle durchzuschneiden? Seit langem regte sich zum ersten Mal sein Gewissen. Was war überhaupt der Grund für diesen Krieg? Hunde- und Drachenyoukai waren zwar seit langem verfeindet, aber soweit er wusste war in letzter Zeit nichts außergewöhnliches passiert. Warum also führte Kenshin-sama sein Volk in den Kampf? Er musste zugeben, es überhaupt nicht zu wissen. Irgendjemand hatte es ihm bestimmt einmal gesagt, doch es hatte ihn eigentlich nie interessiert. Der Grund einer lang zurückreichenden Ablehnung zwischen Hunden und Drachen hatte ihm als Begründung bisher immer ausgereicht, aber selbst für diese Ablehnung wusste er keinen Grund. Wieso hatte er sich überhaupt Kenshin-sama’s Armee angeschlossen? Nun, diese Antwort war vergleichsweise einfach: Weil Sakura es auch getan hatte. Er hatte einfach nur bei ihr sein wollen, wollte es immer noch. Hatte er eigentlich nur ein einziges Mal über die Konsequenzen seiner Entscheidung nachgedacht? Er konnte sich nicht daran erinnern. Er hatte sich wie ein verliebter Volltrottel verhalten! Kein Wunder, dass Sakura ihn nie ernst genommen hatte.

Langsam aber sicher näherten sie sich einem größeren Zelt in der Mitte des Lagers. Die drei Inuyoukai vor ihm hielten direkt darauf zu. Kurz bevor sie dort ankamen, drehte Hideaki sich noch einmal kurz zu ihm und dem braunhaarigen Inuyoukai um, der direkt vor ihm ging.

“Bring den Drachenyoukai zu meinem Zelt und sorg dafür, dass er was zu essen bekommt.”, wies der blasse Youkai an, ehe er sich wieder umdrehte und diesem Sesshoumaru in das Zelt folgte.

Kurz blickte Riko ihnen leicht verwirrt hinterher. Hieß das etwa, er sollte jetzt erneut durch das halbe Lager der Inuyoukai gehen mit niemandem, außer einem offensichtlich schwachen Boten an der Seite? Kurz musste er hart schlucken. Wenn er Pech hatte, konnte das ziemlich ungesund werden.

“Komm.”, wies eben dieser Bote in diesem Augenblick barsch an. Kurz spielte Riko mit dem Gedanken, dem braunhaarigen einfach nicht zu folgen, doch dann hätte er gleich jeglichen Schutz vor den umstehenden Inuyoukai verloren. Also folgte er dem anderen mit einer Art unterdrücktem Knurren.

Sie waren keine fünfzig Meter vom Zelt entfernt, als es Anfing. Einige der Umstehenden knurrten ihn drohend an oder spuckten ihm verachtend vor die Füße. Der Drachenyoukai musste sich stark zurückhalten, um nicht auf die Drohgebärden der Inuyoukai einzugehen, denn das hätte er garantiert nicht überlebt. Stattdessen drückte er den Rücken durch und hob stolz den Kopf an, wohlwissend das dies diese Hunde nur noch mehr reizen würde, ohne, dass sie etwas dagegen tun konnten. Erst als das Zelt, in dem Hideaki verweilte, außer Sicht war, wurden einige der Krieger erneut mutiger.

“Guckt euch den mal an!” “Warum der wohl noch lebt?” “Vielleicht ist der als Trainingsobjekt für die Unerfahrenen gedacht?” “Der hat nicht mehr lange zu leben.” All dies und noch vieles mehr flüsterten die umstehenden Inuyoukai sich gerade laut genug zu, dass er es hören konnte. Dennoch dauerte es noch etwas, bis der erste Krieger es wagte, sich offen mit ihm anzulegen.

Der Inuyoukai hatte pechschwarze, schulterlange Haare und dunkle Augen. Über seinem Rücken hing ein großes Schwert und er trug eine teure Rüstung. Riko wollte gerade an ihm vorbeigehen, genauso wie es der braunhaarige Bote vor ihm getan hatte, als der Fremde ihm plötzlich den Weg versperrte.

“In den Dreck mit dir, elender Drache!”, knurrte der schwarzhaarige bedrohlich. “Zeige gefälligst den nötigen Respekt und bettle um dein Leben!”

Kurz hielt Riko irritiert inne, ehe er dem Inuyoukai fast schon trotzig ins Gesicht blickte, was gar nicht mal so einfach war, bedachte man, dass dieser gut anderthalb Köpfe größer als er selbst war.

“Worauf wartest du noch, Drache? Verneige dich!”, donnerte der schwarzhaarige als er nicht reagierte.

“Nein.”, Riko bemühte sich, seine Stimme fest klingen zu lassen. Tatsächlich hatte er noch nie so einem großen Youkai in Menschengestalt gegenübergestanden. Nur die Tatsache, dass er nicht allzu viel Youki bei dem anderen spüren konnte ließ ihn innerlich nicht in Panik verfallen. Er wusste, dass er sich kaum würde verteidigen können, sollte der andere noch beschließen, ihn anzugreifen.

Fast so, als hätte der Schwarzhaarige seine Gedanken gelesen, legte er nun eine Hand an sein Schwert.

“Dir werde ich Respekt beibringen!”, drohte er knurrend, ehe er die Klinge aus der Scheide riss.

“Er steht unter Hideaki-sama’s Schutz.”, mischte sich in diesem Augenblick sein braunhaarige Führer ein, doch dafür erntete er nur ein weiteres, aggressives Knurren des Schwarzhaarigen.

“Willst du etwa einen Drachenyoukai in Schutz nehmen?!” Daraufhin schwieg der braunhaarige Inuyoukai, als der großgewachsene Dämon sich wieder Riko zuwandte. Kurz musste der Drache hart schlucken, während er in Gedanken kurz seine Chancen durchspielte. Er konnte den anderen nicht angreifen, wenn er weiterleben wollte, nein, er durfte nicht einmal sein Schwert ziehen, dass Hideaki ihm zum Glück gelassen hatte. Fliehen durfte er auch nicht, denn sein Leben gehörte immer noch dem Inuyoukai, der gut 100 Meter entfernt in einem Zelt saß. Also konnte er nur versuchen, den Angriffen des Anderen so gut wie möglich auszuweichen, bis sich vielleicht Hideaki dazu herablassen würde, das Zelt zu verlassen. Und so weit er das beurteilen konnte, konnte das einige Zeit dauern. So lange musste er allerdings durchhalten, wollte er nicht sterben.

Fast zeitgleich mit diesem Gedanken hob der Andere sein Schwert und ließ es auf ihn niedersausen. Als Riko sich unter dem Schlag abduckte, erkannte er seinen Vorteil: Er war kleiner als der Inuyoukai. Auf die Dauer würde es für den anderen schwer werden, immerzu nach unten zu schlagen. Er musste sich also noch zusätzlich tief halten.

Erneut zielte der Schwarzhaarige mit seiner Klinge auf ihn, erneut wich Riko aus, genauso wie er es noch beim dritten und vierten Schlag schaffte. Danach konnte er die Versuche des Inuyoukai ihn zu töten nicht mehr mitzählen, denn sie kamen zu schnell. Offenbar war sein Gegner nicht gewohnt, auf keinen Widerstand seines Gegners zu stoßen. Er war der typische Krieger, der sich in Rage kämpfte und genau das geschah jetzt. Immer schneller folgten die Schläge aufeinander, immer schwerer fiel es Riko, noch rechtzeitig auszuweichen.

Es war nur ein einziger unaufmerksamer Augenblick, der dem Schwarzhaarigen den so lang ersehnten Treffer brachte. Riko hatte nicht damit gerechnet, dass der Inuyoukai sich noch auf seine eigene Taktik einstellen würde und ebenfalls von unten angreifen würde und so wurde er am Bein getroffen. Der Ansatz eines Schreis entwich seiner Kehle, ehe er zur Seite sprang, wobei er penibelste darauf achtete, sein verletztes Bein nicht zu belasten. Jetzt wurde es ernst. Er würde bei den nächsten Angriffen nicht mehr schnell genug ausweichen können. Irgendwie wollte Riko sich nicht ausmalen, wie das dann enden würde, doch seine Phantasie schien ihn in der Angelegenheit nicht fragen zu wollen. Und so kamen dem Drachen schon jetzt verschiedenste Bilder in den Sinn, die alle eins gemeinsam hatten: Er selbst war derjenige, der auf diesen Bildern starb.

Mit einem fast abartig erscheinendem Lächeln drehte der schwarzhaarige Inuyoukai sich nun zu ihm um.

“Du liegst ja immer noch nicht im Dreck, Drache.”, stellte er selbstgefällig grinsend fest. “Vielleicht sollte ich dir den Erdboden ja etwas näher bringen.”

Mit diesen Worten hob der Hundedämon sein Schwert. Riko wusste, dass er nicht mehr würde ausweichen können und so blieb er einfach stehen, während er mit einer seltsamen Art der Inneren Ruhe die Klinge betrachtete, die auf ihn zuschoss.

Es war ein rötlich/ silbriger Schimmer, der sich im letzten Augenblick zwischen ihn und das Schwert schob. Sekundenbruchteile war das protestierende Knirschen von Stahl zu hören, als zwei Klingen aufeinander trafen, dann ertönte der halb protestierende, halb erschrockene Schrei des Schwarzhaarigen Inuyoukai, dessen Schwert urplötzlich durch die Luft flog und sich keine zwei Meter entfernt in den Boden bohrte.

Kurz musste Riko irritiert blinzeln, ehe er erkannte, dass Hideaki plötzlich vor ihm stand. Der Inuyoukai musste wohl den Schlag des anderen abgewehrt haben. Aber der blasse Inuyoukai war doch verletzt gewesen…? Und außerdem: Warum hatte er ihn, einen Feind, geschützt?

“Du solltest dir gut überlegen, wessen Eigentum du anfasst, Ichiro.”, meinte Hideaki eben in diesem Augenblick zu dem Schwarzhaarigen, “Das Leben des Drachen gehört mir und keinem Anderen.”

“Ach ja…?”, knurrte der größere Inuyoukai in diesem Augenblick, wobei mehr als nur ein bisschen unterdrückter Wut in seiner Stimme mitschwang. “Und nun sag mir, Hideaki: Welcher vertrottelte Köter hat dir erlaubt einen Drachen mit ins Lager zu bringen?!”

Riko musste kein guter Beobachter sein, um zu erkennen, dass Ichiro wohl gerade einen der größten Fehler seines Lebens gemacht hatte. Sämtliche Umstehenden Inuyoukai, mit Ausnahme von Hideaki, wichen zurück, als die Temperatur um sie herum mit einem Mal um mehrere Grad absank. Unbewusst spannten sich Riko’s Beinmuskeln bereit zur Flucht, als er plötzlich eine dunkle, bedrohliche Aura keine fünf Meter von sich wahrnahm. Sofort teilte sich die Menge der Inuyoukai dort, wo die Aura aufgeflammt war und gab so den Blick auf Sesshoumaru frei, in dessen Augen ein leicht roter Schimmer lag.

“My Lord!”, mit diesem erschrockenen Aufschrei ließ sich Ichiro prompt auf die Knie sinken, ehe er sich tief verneigte. “Sesshoumaru-sama, ich hatte ja keine Ahnung…”

“In der Tat.”, schnitt ihm der Weißhaarige in diesem Augenblick das Wort ab. Die Stimme des Inuyoukai war eiskalt. Unwillkürlich lief Riko ein Schauer über den Rücken und dabei hatte die Aussage Sesshoumaru’s nicht einmal ihm gegolten. Wie musste sich dann Ichiro nun fühlen? Ohne, dass er es wollte, schlich sich so etwas wie Mitgefühl in sein immer viel zu weiches Herz.

“Bring ihn weg.”, wandte Sesshoumaru sich in diesem Augenblick kühl an Hideaki. Prompt verneigte sich der blasse Inuyoukai, ehe er sich blitzschnell zu Riko umdrehte, ihn am Arm packte und einfach mitzerrte. Der Drachenyoukai war viel zu sehr mit seinen Eigenen Gedanken beschäftigt, um zu fragen, wohin ihn der grünäugige Inuyoukai nun bringen wollte. Wahrscheinlich wollten die Inuyoukai nur nicht, dass er, ein Gefangener und Feind, allzu genau über die Abläufe in ihrem Lager bescheid wusste. Aber eigentlich war das unnötig. Er wusste schon längst, was nun mit Ichiro geschehen würde. Er hatte seinen Lord beleidigt, also würde er sterben. Auch bei ihm wäre das so gewesen und der Schmerzensschrei des schwarzhaarigen Inuyoukais, der kurz darauf ertönte, schien seine These nur zu bestätigen.
 

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So, hier ist das Kap auch schon zu Ende. Ich weis, weder Kago noch Sess sind hier allzu oft vorgekommen, aber das soll sich im nächsten Kap ändern^^

Würd mich wie immer sehr über Kommies freun^^

Bye,

_Corchen_

Ungewöhnliche Begegnung

Aufmerksam schritt Kagome durch den morgendlichen Wald. Schon seit gut drei Tagen war sie nun unterwegs und war seitdem auf erstaunlich viele, niedere Youkai getroffen. Zum Glück schienen nur die wenigsten dieser Dämonen auf einen Kampf aus gewesen. Die meisten hatte es eher interessiert, so schnell wie möglich Richtung Südosten zu wandern, was Kagome den untrüglichen Hinweis gab, dass sie selbst nach Nordwesten musste. Die scheinbar angestauten Youkai Auren, die sie seit einiger Zeit in dieser Richtung wahrnehmen konnte, schienen dabei ihren Verdacht zu bestätigen. Kurz seufzte Kagome tief auf. Schon seit sie aufgebrochen war, verfluchte sie ihre Langsamkeit. Sie hatte weder ein Fahrrad, noch ein Reittier, dass ihr Vorrankommen beschleunigt hätte und so konnte sie sich lediglich auf ihre Füße verlassen. Wenn ihr nicht bald etwas einfiel, dann würde sie in einer Woche noch nicht bei dem Ort angekommen sein, wo sie Sesshoumaru vermutete. Ein unglaublich ernüchternder Gedanke, wie sie fand. Das ihre Innere Unruhe mit jeder verstrichenen Stunde wuchs, half ihr dabei nicht gerade. Sie hatte Angst, dass sie vielleicht nicht rechtzeitig bei dem Inuyoukai ankam, dass sie ihm nicht mehr helfen konnte. Hinzu kam noch ihre Furch davor, dass Sesshoumaru sterben könnte. Immerhin befand er sich im Krieg mit den Drachen- und Drachen waren schon von jeher starke Kämpfer gewesen. Zumindest vermutete Kagome das, da selbst in ihrer Zeit noch so gedacht wurde, auch, wenn nur in Legenden.

In diesem Augenblick schlugen ihre Sinne als Priesterin Alarm. Ein Dämon befand sich ganz in ihrer Nähe, hatte sich offensichtlich angeschlichen. Ohne zu überlegen griff Kagome nach ihrem Bogen, zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte ihn an die Sehne. Langsam spannte sie den Bogen, während sie sich in die Richtung wandte, aus der sie die fremde Aura spürte.

“Wer ist da?”, verlangte sie ruhig zu wissen.

Zu ihrer eigenen Überraschung war es eine menschliche Stimme, die ihr antwortete.

“Du bist aufmerksam, Miko, aber ich hätte auch nichts anderes erwartet.” Langsam schritt eine schwarzhaarige Drachenyoukai hinter dem Baum hervor, auf den Kagome zielte. “Du bist also die berühmte Priesterin, die das Shikon no Tama wieder zusammenfügte? Irgendwie hatte ich mir dich älter vorgestellt.”

“Was willst du?”, fragte Kagome ruhig. Ihr viel nichts ein, was die Drachenyoukai dazu hätte bewegen können, sie aufzusuchen. Hätte sie sie töten wollen, dann hätte die Youkai doch einfach aus dem Hinterhalt angreifen können.

“Was ich will? Nun, ich will es dir verraten. Ich will nur eins: dich.”, mit diesen Worten zog die Drachenyoukai ihr Schwert und sprang unvermittelt auf die junge Miko zu.

Blitzschnell zielte Kagome auf die Waffe der anderen und ließ die Bogensehne vorschnellen. Sie wusste nicht, was sie davon abhielt, ihren Pfeil direkt auf die Fremde abzuschießen. Trotz ihres innerlichen Zögerns trag ihr Pfeil zielsicher das Schwert der Youkai und riss ihr dieses förmlich mit einem Aufflackern Kagome’s läuternder Macht förmlich aus der Hand.
 

Angespannt blickte Kenshin zum Horizont. Vor ungefähr einem halben Tag hatten seine Späher berichtet, dass sie ungefähr in drei Tagen auf das Lager der Inuyoukai treffen müssten - vorausgesetzt, dass sie in ihrem normalen Tempo weiterreisten. Aus diesem Grund hatte er seinen Generälen auch den Befehl gegeben, sich heute zu einer Besprechung zusammen zu finden.

“So in Gedanken versunken, Kenshin?”, flötete eine ihm nur allzu bekannte Stimme hinter ihm.

“Was willst du, Rei?”, fragte der Drachenyoukai entnervt. Wenn sich die Ratschläge der Weißhaarigen nicht schon in der Vergangenheit bewährt hätten, er hätte ihr jetzt liebend gern den Kopf abgeschlagen. Woher hatte die Youkai nur ihr untrügliches Talent, ihn immer genau dann aufzusuchen, wenn er seine Ruhe haben wollte?

“Nichts.”

“Hm?”, überrascht wandte der Drachenyoukai sich um. Was war das denn nun? Normalerweise kam doch immer ein unglaublich “kluger” Ratschlag von der Weißhaarigen, sobald sie in seiner Nähe auftauchte. Was war nun anders? Fast erwartete Kenshin, dass Rei noch im Nachhinein anfangen würde, irgendetwas zu erzählen, doch sie schwieg scheinbar gedankenverloren. Innerlich schulterzuckend wandte der Drachenyoukai sich wieder ab. Wer konnte diese seltsame Dämonin schon verstehen? Wenn sie etwas zu sagen hätte, so würde sie das schon tun.
 

Innerlich genervt kaute Riko auf einem Stück Brot herum. Schon seit Tagen saß er nur in dem Zelt Hideaki’s herum mit zwei Wachen vor dem Eingang. Das einzige, was er seit seiner Ankunft hier getan hatte war Fragen zu beantworten und immer war es Hideaki gewesen, der sie gestellt hatte. Wahrscheinlich wusste dieser blasse Inuyoukai, dass er niemals jemandem die “Geheimnisse” der Armee der Drachenyoukai verraten hätte, in dessen Schuld er nicht stand. Insgesamt konnte man sagen, dass Hideaki vergleichsweise gut mit ihm umging. Immerhin hätte er ihn auch einfach irgendwo anketten können, anstatt ihn in seinem Zelt schlafen zu lassen. Aber wahrscheinlich wollte der Weißhaarige bloß verhindern, dass sich so eine Situation wie mir Ichiro wiederholte. Riko konnte es ihm nicht verdenken. Immerhin wollte niemand in seinem Lager Unstimmigkeiten wissen, wenn es auf eine Schlacht zuging. Und dass es bald eine geben würde, wusste der junge Drachenyoukai nur zu gut. Er mochte zwar ein unerfahrener und wahrscheinlich auch nicht allzu begabter Krieger sein, aber dafür hatte er für einen Drachen ausgezeichnete Sinne. Schon jetzt konnte er die riesige Menge an bedrohlichem Youki wahrnehmen, die die ankommende Armee der Drachen unweigerlich begleitete. Wenn er die Dämonenenergien der beiden Armeen verglich, dann musste Riko wohl oder übel zugeben, dass das Verhältnis ziemlich ausgeglichen war. Langsam wanderten die Gedanken des jungen Drachen zu seinen früheren Kameraden. Nein, es würde ihm wirklich nicht Leid tun, wenn jemand aus seiner Einheit im Kampf fallen würde, nur…. Da war immer noch Sakura. Sie war zwar eine ausgezeichnete Kriegerin, aber wahrscheinlich eine der einzigen Dämoninnen im ganzen Heer. Und genau das könnte sie zu einem bevorzugten Angriffsziel machen. Er machte sich schon jetzt unglaubliche Sorgen um die schwarzhaarige. Am liebsten wäre er sofort aufgesprungen und zu der Drachenyoukai geeilt, wären da nicht zwei Dinge, die ihn zurückhielten: Erstens stand er immer noch in der Schuld dieses blassen Inuyoukai und zum Zweiten würde Sakura ihm wahrscheinlich höchstpersönlich den Kopf abschlagen, sobald er ihn ihre Nähe käme. Und das war eine Erfahrung, auf die er gut verzichten konnte.

In diesem Augenblick wurde die Plane, die den Zelteingang verdeckte, zur Seite geschoben und Hideaki’s Gesicht erschien im Eingang.

“Komm mit.”, wies der Inuyoukai ruhig an, ehe er wieder verschwand. Leicht überrascht sprang Riko auf und beeilte sich, hinter dem Anderen herzukommen. Was war nun los? Er durfte Hideaki’s Zelt verlassen? Wofür? Kurz musste der Drachenyoukai hart schlucken, als ihm eine mögliche Erklärung für diese plötzliche Anweisung in den Sinn kam. War er vielleicht nicht mehr nützlich für die Inuyoukai, jetzt, da er ihnen so gut wie alles verraten hatte? Hatten sie vielleicht beschlossen, dass er nur noch eine Last war, der man sich endledigen musste…?
 

Fast schon neugierig blickte Kagome zu der Drachenyoukai, die von zwei weiteren ihrer Pfeile an einem Baum gehalten wurde. Die junge Miko hatte in ihrem Leben erst einmal einen wirklichen Drachen gesehen und das war Ryukossei gewesen, den Inuyasha getötet hatte. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie hatte sie seitdem angenommen, dass alle Drachen nur in ihrer waren Form auftreten konnten. Aber diese Youkai vor ihr war eindeutig ein Drache und erschien trotzdem menschlich. Irgendwie stellte das ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf.

“Wer bist du?”, verlangte sie daher ruhig zu wissen.

“Das geht dich nichts an, Miko!”, fauchte die schwarzhaarige Drachenyoukai prompt, wobei sie sich gegen die Pfeile stemmte, die sie sicher am Baum hielten.

“Und ob mich das was angeht! Nur zur Erinnerung: Du wolltest mich töten! Also sag mir jetzt, wer du bist!”, gab Kagome kühl zurück.

Kurz sah es so aus, als wollte ihr die Drachenyoukai allein für diese Frage an die Kehle gehen, doch dann veränderte sich etwas im Blick der Schwarzhaarigen. Aus irgendeinem Grund hatte die Miko das Gefühl, als würde das Feuer, dass bisher in den eisblauen Augen der Anderen gebrannt hatte, kleiner werden, wenn nicht sogar ganz erlischen.

“Sakura.”, gab die Youkai in diesem Augenblick leise zur Antwort.

Irritiert von dem plötzlichen Stimmungswechsel der Drachenyoukai lies Kagome ihren Bogen sinken, ehe sie den Pfeil, der immer noch an der Sehne lag, zurück in ihren Köcher steckte.

“Und warum wolltest du mich töten?”

Kurz lies Sakura den Kopf hängen. Sie hätte dieser verdammten Menschenfrau nur liebend gern für ihre Unverschämtheit den Kopf abgeschlagen, aber leider ging das nun nicht mehr. Unwissentlich befand sie sich nun in einer ähnlichen Situation, wie Riko noch vor einigen Tagen. Die Miko hätte sie eben töten können, konnte es immer noch, aber sie tat es nicht und es sah auch nicht so aus, als wollte sie das in naher Zukunft noch tun. Das hieß dann wohl oder übel, dass der Miko das Leben gehörte, dass sie ihr eben hätte nehmen können. Sakura gab es nur ungern zu, doch sie stand nun in einer Lebensschuld bei einem Menschen! Nie hätte sie es sich ausmalen können, dass sie so weit sinken könnte!

“Ich wollte euch nicht töten… Herrin”, diese Miko hatte ja keine Ahnung, wie schwer es ihr fiel, diese Worte über die Lippen zu bringen!

Kurz hielt die Schwarzhaarige scheinbar verwirrt inne. Bei diesem Anblick spiegelte sich leichte Verachtung in Sakuras Augen. Wie hatte sie es nur fertig bringen können, von einem solchen Menschen besiegt zu werden?

“Warum hast du mich dann angegriffen?”

“Ich wollte Euch austauschen… Herrin. Ein Kamerad von mir wurde von Inuyoukai gefangen genommen. Ich dachte, sie würden ihn mir überlassen, würde ich ihnen eine mächtige Miko im Gegenzug bringen.”, erklärte die Drachenyoukai mir gepresster Stimme. Sie hasste es! Sie hasste es jetzt schon, dieser verdammten Miko Rede und Antwort stehen zu müssen!

“Ich werde dich gleich losmachen…”, kündigte die Miko in diesem Augenblick an, “wenn du schwörst mich nicht anzugreifen und mir einige Fragen zu beantworten.”

“Ich werde Euren Wünschen folgen leisten.”, presste Sakura gezwungen hervor, während sie leicht den Kopf senkte. Innerlich rechnete sie nicht damit, dass die Priesterin sie nach einem solch unterdrücktem Geständnis befreien würde, doch offensichtlich war diese Menschenfrau noch naiver, als sie gedacht hatte. Direkt nachdem sie geendet hatte, schritt die Schwarzhaarige auf sie zu und zog den ersten der beiden Pfeile aus dem Baum, der sei selbst an den Stamm gefesselt hatte. Dabei berührte die Hand der Miko fast ihren Arm, in dem sich prompt ein warnendes Kribbeln ausbreitete. Überrascht zog Sakura eine Augenbraue in die Höhe, als sie den Bannkreis erkannte, der die Priesterin umgab. Offensichtlich war dieses Menschenweib doch nicht allzu naiv und dennoch…. Wenn sie sich anstrengte, dann könnte sie den Bannkreis um die Miko herum durchbrechen…. In diesem Augenblick bückte sich die Priesterin, um noch den zweiten Pfeil aus dem Baumstamm zu ziehen und offenbarte Sakura dabei wahrscheinlich unwissentlich ihren Nacken. Kurz leckte sich die Drachenyoukai über die Lippen. Sie konnte bereits die Hälfte ihres Körpers wieder bewegen. Wenn sie sich jetzt einfach nur vorbeugte, ganz schnell, und von ihren Klauen Gebrauch machte… es wäre so einfach.

Innerlich verfluchte Sakura ihr inneres Ehrgefühl, während sie die Augen schloss, um sich wieder zu beruhigen. Immerhin hatte sie ihr Wort gegeben!

In diesem Augenblick hatte die Miko auch den zweiten Pfeil herausgezogen und die Drachenyoukai konnte spüren, wie sie sofort einen großen Schritt zurücktrat. Innerlich war Sakura versucht trocken aufzulachen, während sie ihre Augen wieder öffnete und ihre Gegenüber fest ansah.

“Mein Name ist Kagome.”, stellte sich die Priesterin in diesem Augenblick vor. “Du hast eben von den Inuyoukai gesprochen…?”
 

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Ich weis, ich weis! Es tut mir leid! *verbeug* Es hat echt ewig mit diesem Kap gedauert und dann ist es noch nicht einmal sehr lang!

Aber nächste Woche fangen bei uns die zentralen Abschlussprüfungen an und da bleibt halt kaum Zeit fürs Schreiben! Deswegen wird auch das nächste Kap wahrscheinlich nicht allzu schnell on kommen. Ich versuch aber, mich zu beeilen!

So, jetzt aber mal zum Kap: So langsam aber sicher kommt Bewegung in die ganze Situation und Kago hat eine wahrscheinlich nicht allzu vertrauensselige Begleiterin gefunden. Würd mich wie immer über Kommies freun^^*lieb guck*

Bye,

_Corchen_
 

P.S.: Wer will kann ja mal bei meiner FF “Im Schatten des Mondes” vorbeischauen, die ich vor nicht allzu langer Zeit (und trotz Zeitnot*schäm*) on gestellt hab. Darin geht es um Sess und eine Hanyou/Youkai/Mensch(?) mit zweifelhafter Vergangenheit.

Vor der Schlacht

“Und warum willst du ins Lager der Inuyoukai?”, die Stimme der Drachenyoukai klang entnervt. Schon seit zwei Stunden zog sie mit dieser menschlichen Miko durch die Gegend und hatte die ganze Zeit über nur irgendwelche Belanglosen Fragen beantworten müssen. Und selbst diese Fragen hatten sich untereinander nicht gerade sehr unterschieden. Immer war es darum gegangen, wie der Weg zum Lager der Inuyoukai genau aussah, wie lange es noch dauern würde, bis sie dort ankamen, oder ob die ersten Kämpfe schon begonnen hatten.

“Meine Beweggründe gehen dich eigentlich nichts an.”, erwiderte Kagome in diesem Augenblick bewusst kühl. Sakura hatte sie vor noch gar nicht allzu langer Zeit töten wollen, war selbst ein Feind der Inuyoukai. Da würde sie der Youkai doch jetzt nicht auf die Nase binden, dass sie den Hundedämonen helfen wollte, ja selbst ihren Anführer vergleichsweise gut kannte. Sakura hatte zwar gesagt, dass sie sie nicht wieder angreifen würde, aber so weit ging Kagomes Vertrauen dann doch nicht. Selbst jetzt achtete sie noch sehr genau auf das Youki der Dämonin, wartete unterbewusst nur darauf, dass die Energie der Drachenyoukai ansteigen würde, einen Angriff ankündigen würde.

“Natürlich hast du Recht, Kagome-san, aber dennoch wäre es von Vorteil, wenn ich deine Beweggründe kennen würde.”

“Ich glaube, dass kann ich besser beurteilen.”, noch immer war die Stimme der jungen Miko bewusst frostig.

“Wie du wünschst, Kagome-san.”, gab die Drachenyoukai mit knirschenden Zähnen nach. Kurzzeitig trat Stille ein, ehe Sakura erneut das Wort ergriff.

“Dann schlage ich dir einen Handel vor.”

Entnervt blieb die schwarzhaarige Miko stehen und drehte sich mit finsterem Blick um. Was war denn jetzt noch? Oder wollte diese Drachenyoukai austesten, wie lange eine Miko sich beherrschen konnte?

“Du würdest sicher nicht ins Lager der Inuyoukai wollen, wenn sie dir alle unbedingt feindlich gesinnt wären, nicht wahr?”, das war keine Frage, wie Kagome fand, sondern eher eine nett formulierte Feststellung. Sakura schien der gleichen Meinung zu sein, denn sie sprach weiter, ohne auf eine Antwort zu warten.

“Also willst du ihnen gewiss in irgendeiner Weise helfen, was bedeuten würde, dass sie dann in deiner Schuld stünden.”

Misstrauisch verengten sich Kagomes Augen.

“Worauf willst du hinaus?”

Bei dem scharfen Ton der Anderen musste Sakura einmal tief durchatmen. Sie wusste, dass sie im Augenblick ein gefährliches Spiel spielte. Immerhin hatte sie die Macht der Miko, in deren Händen ihr Leben nun zwangsläufig lag, schon gespürt.

“Du könntest für deine Dienste um die Freilassung eines einzigen, einfachen Gefangenen bitten, Kagome-san.”

“Und der Handel wäre dann…?”

“Wenn du mir dein Wort gibst, dein möglichstes für Riko’s Freilassung zu tun, dann werde ich dafür sorgen, dass du schon Morgen, bevor die Sonne im Zenit steht, im Lager der Inuyoukai sein wirst.” Prüfend betrachtete Sakura die Reaktion der Miko. Nun hing alles von ihr ab. Natürlich könnte Kagome ihr auch befehlen, sie selbst so schnell zum Lager der Inuyoukai zu bringen, aber Sakura verließ sich innerlich darauf, dass der Miko ihre Befehlsgewalt über sie selbst noch nicht bewusst war. Woher hätte eine menschliche Priesterin schon wissen sollen, wie die Sitten in Sachen Lebensschuld bei Youkai waren? Kagome hatte immerhin schon überrascht gewirkt, als sie angekündigt hatte, dass sie sie begleiten würde.

Die junge Miko betrachtete die Drachenyoukai derweil prüfend. Der Anderen schien es wirklich ernst mit ihrem Angebot zu sein. Sie riskierte scheinbar ziemlich viel, um diesen Riko frei zu bekommen. Warum? Vielleicht hatte Sakura ja Gefühle für den Anderen? Obwohl sie es natürlich zuvor geleugnet hatte…. Aber das Angebot der Drachenyoukai war dennoch gut. Bestimmt konnte sie Sesshoumaru davon überzeugen, diesen einen Drachenyoukai freizulassen. Es musste ja nicht sofort sein.

“In Ordnung.”, stimmte sie daher Sakuras Vorschlag zu, nur, um erschrocken zusammenzuzucken, als die Drachenyoukai mit einem Mal ihre gesamte Aura aufflammen ließ. Die Gestalt der schwarzhaarigen Youkai wurde fast zeitgleich von einem starken, dämonischen Wind verhüllt, aus dem kurze Zeit später ein großer, pechschwarzer Drache hervorbrach.
 

Zur gleichen Zeit folgte Riko nervös Hideaki, der mit hocherhobenem Kopf direkt vor ihm durch das Lager der Inuyoukai schritt. Für den Drachenyoukai war die angespannte Atmosphäre um ihn herum fast greifbar. Auch jetzt starrten ihn die Inuyoukai aus den Zelten, an denen sie vorbeikamen, noch feindselig an, aber sie schenkten ihm nicht mehr so viel Aufmerksamkeit wie noch vor einigen Tagen. Es war fast so, als hätten sie nun wichtigeres zu tun, als sich um einen einzigen Drachenyoukai zu kümmern. Und der Grund dafür war mehr als nur offensichtlich: Es ging auf eine Schlacht zu und so wie es aussah würde diese Größer werden, als das Geplänkel, dass sich die Inuyoukai und die Drachenyoukai vorher geleistet hatten. Alle Inuyoukai, die er vorbeigehen sah, trugen bereits schwere Rüstungen und ihre Waffen. Kurz musste Riko hart schlucken, während er versuchte die Gesichter, die er nun sah, wieder aus seinem Kopf zu verbannen. Das war aber schwieriger, als er gedacht hatte, denn jedes einzelne dieser Bilder schien sich in sein Gedächtnis brennen zu wollen, ganz so, als wolle ihn sein eigener Verstand in den Wahnsinn treiben. ,Jeder einzelner von denen um mich herum könnte bald tot sein.’, schoss es ihm wider Willen durch den Kopf und die Gesichter der Krieger in Rüstung wurden deutlicher denn je vor seinem inneren Auge.

Fast beschämt senkte er den Kopf, als er sich klar wurde, dass er nicht wollte, dass irgendjemand aus diesem Lager starb. Und dabei hatte der Großteil der Inuyoukai ihm bisher nur Feindseligkeit entgegen gebracht, eigentlich sollte er sie dafür hassen. Aber genau das war ja sein Problem: Er konnte es nicht! Es war alles so viel einfacher gewesen, als er nur im Lager der Drachen gewesen war und diese Hundedämonen nur auf dem Schlachtfeld gesehen hatte. Da hatte er sich ja noch weismachen können, dass diese Hunde irgendwelche Bestien waren, die nichts anderes als den Tod verdient hatten. Doch jetzt ging das nicht mehr, jetzt, da er ihr Lager gesehen hatte, jetzt, da er wusste, dass sie nicht anders waren als die Drachenyoukai. Nun, wenn er es genau nahm, dann gab es schon einen kleinen Unterschied: Die Drachenyoukai, seine früheren Kampfgefährten, griffen an, während sich die Inuyoukai verteidigten.

In diesem Augenblick blieb Hideaki stehen. Überrascht blickte Riko auf, als sich der blasse Inuyoukai leicht zu ihm umdrehte.

“Hör mir jetzt genau zu: Du wirst während der gesamten Besprechung hinter mir stehen. Du sprichst nur, wenn du aufgefordert wirst und siehst auch dann niemandem direkt in die Augen, wenn dir dein Leben lieb ist. Mich redest du mir “Herr” an, alle anderen mir dem Suffix …-sama. Nur Sesshoumaru-sama, du erkennst ihn an dem blauen Sichelmond auf seiner Stirn, wirst du mit “My Lord” ansprechen, verstanden?”

“Ja…”, erwiderte Riko leicht unsicher, doch für den bleichen Inuyoukai schien das zu genügen.

“Gut, dann komm.”, meinte er auf einmal mit einem leicht aufmunternd wirkendem Lächeln und betrat einen größeren Platz, der von nun verloschenen Fackeln gesäumt wurde. Auf dem Platz stand ein großes Zelt, in dessen Innerem Riko einige starke Auren wahrnehmen konnte. Wahrscheinlich fand dort eine Art Schlachtbesprechung statt, auf die Hideaki nun mir großen Schritten zuging. Kurz musste der Drachenyoukai hart schlucken. Hieß das etwa, er sollte mit? Zu einer Kriegsbesprechung der Inuyoukai? Immerhin würden Hideakis Anweisungen von vorhin dann wenigstens Sinn ergeben…. Dennoch wurden Rikos Knie weich, als der blasse Inuyoukai die Plane vor dem Eingang des Zeltes beiseite schob und eintrat, direkt gefolgt von dem Drachenyoukai, der sich bemühte, seine Nervosität nicht allzu deutlich zu zeigen.
 

Erschrocken blickte Kagome zu dem großen, schwarzen Drachen, dessen Schultern ca. einen Meter über ihrem Kopf waren. Wenn der Drache, oder besser gesagt: Sakura, sich streckte, konnte sie gewiss über die großen Bäume des Waldes hinwegspähen.

Kurz dachte die junge Miko nach. Wenn sich Sakura in dieser Form entscheiden sollte, sie anzugreifen, dann musste sie selbst wirklich sehr schnell reagieren, wenn sie überleben wollte. Es könnte allerdings auch sein, dass die Drachenyoukai vor hatte, sich von nun an fliegend fortzubewegen. Zumindest die Tatsache, dass das große, schwarze Drachenweibchen sich nun hinlegte ließ darauf schließen. Kurz musste Kagome hart schlucken. Was war das Schlimmste, das passieren konnte? Wie von selbst wanderte ihr Blick zu den langen, dolchartigen Zähnen der Drachenyoukai. Irrte sie sich oder zog Sakura in diesem Augenblick absichtlich ihre Lefzen hoch, sodass sie selbst einen noch besseren Blick auf die Fangzähne der Drachenyoukai hatte? Egal. Entschlossen straffte Kagome den Rücken, ehe sie vorsichtig auf den schwarzen Drachen zuschritt, der sich nicht bewegte. Erst als die junge Miko sich mit Mühe auf den Rücken der Drachenyoukai gezogen hatte, stand diese auf und breitete ihre Flügel aus. Erschrocken über den dabei entstehenden Wind klammerte sich Kagome an den Hals des schwarzen Drachen, der direkt vor ihr war. Keinen Augenblick zu früh, wie sich sogleich herausstellte, als die Drachenyoukai sich aufbäumte und mit zwei kräftigen Flügelschlägen vom Boden abhob.
 

Rikos Nerven waren bis zum zerreißen gespannt, während er direkt hinter Hideaki stand und, genau wie der Rest der anwesenden Youkai, dem Bericht eines Spähers zuhörte. Kurz wagte der Drachenyoukai einen Blick durch die Runde. Es waren ca. zwölf Inuyoukai anwesend, die fast alle weiße Haare hatten. Nur der berichtende Späher sowie zwei oder drei andere Youkai in der Runde hatten braunes oder gar schwarzes Haar.

In diesem Augenblick endete der Späher der Inuyoukai mit seinem Bericht über die Truppenstärke der Drachen und verließ mit einer tiefen Verbeugung sowie einem giftigem Blick in Rikos Richtung das Zelt. Fast übergangslos begann nun einer der weiterhin anwesenden Inuyoukai mit einem Bericht über die Truppenstärke sowie der Aufteilung der den Inuyoukai verfügbaren Krieger. Scheinbar war alles wichtig: wie viele Inuyoukai kämpfen würden, welche anderen Youkaiarten beteiligt sein würden, was deren spezielle Kampftechnik war, wie viele Bogenschützen im Herr waren und wie viele Schwertkämpfer, in was für Gruppen sie unterteilt waren…. Nach einer guten halben Stunde hatte Riko das Gefühl, seine Ohren müssten gleich platzen, so viele Informationen hatte er gerade gehört und es ging noch weiter. Noch eine Stunde verging, in der Riko langsam aber sicher zu dem Schluss kam, dass zuhören sich eigentlich nicht lohnte.

“Gibt es Bogenschützen in der Armee der Drachen?”

Es dauerte einen Augenblick ehe Riko bewusst wurde, dass man mit ihm gesprochen hatte. Eine weitere Minute verstrich, die der junge Drachenyoukai brauchte, um sich innerlich halbwegs zu sammeln.

“Es gibt Bogenschützen bei den Drachen, aber nur sehr wenige.”, setzte er hastig an, “Allerdings gibt es als Ersatz Drachenyoukai, die sich eigens darauf spezialisiert haben, aus der Luft anzugreifen.”

Innerlich fragte er sich schon, warum er diese letzte Information erwähnt hatte, als auch schon die nächste Frage folgte.

“Wie viele Drachenyoukai sind darauf spezialisiert?”

Warnend stellten sich Rikos Nackenhaare auf, als er die eiskalte Stimme erkannte.

“Zwischen 50 und 100 Krieger… My Lord.”, stotterte er hastig. Er hatte nicht vergessen, wie Sesshoumaru Ichiro, der ihn unwissentlich beleidigt hatte, bestraft hatte. Zur Erleichterung des Drachenyoukai wandten nun alle Inuyoukai ihre Aufmerksamkeit wieder von ihm ab und beschäftigten sich stattdessen wieder mit der großen Landkarte in der Mitte des Raumes.

Die Sonne stand schon tief, als die Besprechung der Schlacht offiziell beendet war und Riko mit Hideaki das Zelt verließ. In den letzten Stunden hatte der junge Drachenyoukai noch einige Fragen über Kenshins Kriegslager gestellt bekommen und alle beantwortet. Am Anfang hatte er nicht großartig darüber nachgedacht, doch jetzt kam er sich irgendwie wie ein Verräter vor. Immerhin würden seine Informationen gegen seine früheren Kampfgefährten verwendet werden, genauso wie gegen Sakura…. Ihm wurde bei dem alleinigen Gedanken daran schlecht. Wenn der Schwarzhaarigen wegen ihm etwas geschah… er könnte sich so etwas nie verzeihen.

“Für deine erste Kriegsbesprechung hast du dich ganz gut gehalten.”, unterbrach eine freundliche Stimme seine Gedanken.

Überrascht blickte Riko auf, nur um in Hideakis lächelndes Gesicht zu blicken.

“Mach dir nur keine Sorgen, junger Drache. In einer Schlacht sterben niemals alle Kämpfenden, egal, welche Seite gewinnt. Und nun komm.”, mit diesen Worten wandte der blasse Inuyoukai sich um und ging davon. Einen Augenblick konnte Riko nichts anderes tun als dem Anderen fassungslos hinterher zu starren. Es war fast so, als hätte Hideaki seine Gedanken gelesen. Oder hatte der Inuyoukai ihn einfach nur beruhigen wollen? Warum? Seit er ihn kennen gelernt hatte, war Hideaki stets freundlicher zu ihm gewesen, als er es eigentlich hätte sein müssen. Er verstand das einfach nicht. Wie konnte nur jemand zu einem Feind so freundlich sein?

Kurz schüttelte er den Kopf, um seine Gedanken wieder zu vertreiben. Er würde diesen Hideaki wohl nie verstehen. Mit diesem Gedanken beeilte er sich, hinter dem blassen Inuyoukai her zu kommen. Die goldenen Augen, die ihm dabei folgten, bemerkte er nicht.
 

Kurz sah Sesshoumaru dem jungen Drachenyoukai nach. Dieses Jungtier war seltsam. Es schien alle um sich herum seltsam unvoreingenommen zu betrachten. Das war ungewöhnlich, vor allem, wenn man bedachte, dass dieser Drachenyoukai eigentlich ein Gefangener im Lager seines Feindes war. Irgendwie erinnerte ihn diese offene und freundliche Grundeinstellung an Kagome. Die Miko hatte auch ein solch gutmütiges Wesen gehabt.

Wie so oft in den letzten Tagen machte sich bei dem Gedanken an die Miko ein schmerzhafter Stich in Sesshoumarus Herz bemerkbar, den er jedoch gekonnt ignorierte. Kagome war in ihrer Zeit und da würde sie auch bleiben. Immerhin war sie dort in Sicherheit.

Wieso er sich diese Tatsache immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen musste, wusste er selbst nicht.
 

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So, hier ist auch das Kap zu Ende. Ich hoff, es hat euch gefallen.

Würd mich wie immer sehr über eure Kommies freun^^

Bye,

_Corchen_

Es beginnt

Es war noch dunkel, als Riko von Hideaki geweckt wurde.

“Was ist denn los…?”, nuschelte der junge Drache noch verschlafen, während ihm der Weißhaarige ein längliches Päckchen in die Hand drückte.

“Es geht bald los.”, erwiderte Hideaki und packte Riko am Arm, um ihn mit einem Ruck auf die Füße zu ziehen. Erst jetzt fiel dem Braunhaarigen auf, dass der andere eine leichte und dennoch gut gearbeitete Rüstung trug, wie sie von vielen Youkai bevorzugt wurde. Er hatte keine Zeit mehr, dass Bündel, dass Hideaki ihm gegeben hatte, zu begutachten, denn der Inuyoukai zog ihn einfach mit sich aus dem Zelt. Zu überrascht um sich zu wehren konnte Riko nichts anderes tun, als sich einfach von dem Anderen durch die Zeltreihen der Inuyoukai ziehen zu lassen.

Trotz der noch frühen Stunde herrschte reges Treiben um sie herum. Überall bereiteten sich Krieger auf die Schlacht vor, legten sich die Rüstung an oder waren bereits auf dem Weg zu dem Ort, wo sich das Heer wahrscheinlich versammeln sollte. Er und Hideaki waren jedenfalls in eine gänzlich andere Richtung unterwegs.

“Wohin willst… ähm… wollt Ihr?”, fragte Riko nach einer Weile sich beim Sprechen selbst verbessernd. Der Inuyoukai behandelte ihn zwar freundlich, viel freundlicher, als er es eigentlich gemusst hätte, dennoch sollte er nicht vergessen, dass dem anderen noch immer sein Leben gehörte.

“Das wirst du noch sehen….”, erwiderte der Weißhaarige scheinbar zu sehr in Gedanken versunken, um sich wirklich auf die Frage des jungen Drachen zu konzentrieren. Doch verübeln konnte und wollte Riko ihm das nicht. Immerhin stand eine große Schlacht an und soweit er das beurteilen konnte, würde Hideaki die Verantwortung für zumindest einen Teil der Truppen tragen. Bei diesem Gedanken bildete sich unwillkürlich ein dicker Kloß in Riko’s Hals. Als einer der Truppenführer würde Hideaki eines der wichtigsten Ziele für die Drachenyoukai darstellen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er nicht wollte, dass der Inuyoukai starb. Allerdings wollte er auch nicht, dass die Drachenyoukai verloren, was dann hieß, dass die Inuyoukai verlieren mussten. Aber wenn die Inuyoukai verloren, dann würden alle hochrangigen Befehlshaber der Hunde getötet werden, also auch Hideaki. Von ihm selbst ganz zu schweigen. Immerhin würde man ihn gewiss als Verräter hinrichten lassen…. Gewiss würde niemand für ihn die Stimme erheben…. Wer von seinen früheren Kampfgefährten würde ihn schon vermissen? Schließlich hatten sich alle nur über ihn und seine Unerfahrenheit lustig gemacht. Wieder kam ihm Sakuras Bild in den Sinn. Unwillkürlich verzog er leicht sein Gesicht. Zweifellos würde die Schwarzhaarige im Falle seiner Hinrichtung in der ersten Reihe stehen und am lautesten Jubeln. Schnell verscheuchte er diesen Gedanken wieder. Er sollte jetzt besser nicht allzu viel über seine ohnehin hoffnungslose Liebe nachdenken.

In diesem Augenblick hielt Hideaki urplötzlich an und Riko wäre fast in ihn hineingelaufen, hätten seine Reflexe ihn nicht schnell einen Schritt zur Seite treten lassen. Fragend blickte er den Inuyoukai an, der ihn nun ernst aus seinen blass-grünen Augen betrachtete.

“Wie bereits gesagt wird noch heute die Schlacht beginnen.”, setzte Hideaki scheinbar ruhig an. “Die Wahl liegt bei dir: Willst du hier, im Lager bleiben oder am Rande des Schlachtfeldes deren Ausgang abwarten? Doch ich warne dich: du wirst in jedem Falle unter Bewachung bleiben und solltest du auch nur versuchen einen der Unseren anzugreifen müsstest du die volle Strafe dafür tragen.”

Leicht überrascht weiteten sich Riko’s Augen. Seit wann ließ man Gefangene zwischen zwei Möglichkeiten wählen? Und seit wann fragte man sie, was sie bevorzugen würden? Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er war zwar seit er hier war gut behandelt worden, doch das war nichts im Vergleich hierzu. Allein ein solches Angebot kam schon fast einem Vertrauensbeweis gleich. Wieso tat Hideaki das? Wieso legte er ihn nicht in Ketten und ließ ihn irgendwo im Lager anpflocken und bewachen, wie es jeder Andere getan hätte? Selbst wenn er ihn nun getötet hätte, so hätte das Riko im Grunde nicht allzu sehr überrascht. Immerhin wartete er seit Tagen darauf, dass die Inuyoukai beschlossen, dass er nicht mehr von Wert wäre.

“Wieso lässt du mir die Wahl?”, fragte er daher auch verwundert, noch ehe er es verhindern konnte.

“Wäre es dir lieber, ich würde es nicht tun?”, fragte Hideaki prompt, nur, um ohne eine Antwort abzuwarten weiter zu sprechen. “Ich will ehrlich zu dir sein: Ich habe scheinbar eine leichte Schwäche für Welpen und Jungtiere, wie du eines bist. Außerdem hast du mehr Ehre im Leib als viele Andere, was man schon daran erkennen kann, dass du noch nicht versucht hast, mich zu töten, obwohl du zu Beginn wahrlich die Möglichkeit dazu gehabt hättest.”

Schweigen breitete sich aus, nachdem der Inuyoukai geendet hatte. Riko wusste einfach nicht, was er auf das eben gesagte erwidern sollte. Mit so etwas hatte er wirklich nicht gerechnet. Unwillkürlich wanderte sein Blick kurz zum Himmel, der langsam begann, heller zu werden. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont wagten und somit wurde auch die Zeit bis zum Beginn der Schlacht immer weniger. Wie es Sakura wohl im Augenblick gehen mochte? Und damit war seine Entscheidung gefallen.

“Ich werde die Schlacht beobachten, wenn Ihr dies gestattet.”, kündigte er mit fester Stimme an.

“Gut.”, stimmte Hideaki ohne Zögern zu. Anschließend drehte er sich um und gab jemandem ein Zeichen, den Riko bisher noch nicht bemerkt hatte. Sofort traten drei Inuyoukai in Rüstung zu ihnen, von denen der junge Drachenyoukai zwei schon einmal gesehen hatte. Der erste war der braunhaarige Bote, der ihn und Hideaki zusammen mit Sesshoumaru aufgesucht hatte, als er und der Inuyoukai in der Höhle kurz nach ihrem Treffen gerastet hatten und der Andere war…. Kurz musste Riko hart schlucken, während er den großgewachsenen, schwarzhaarigen Inuyoukai betrachtete. Der Großteil der Haut des Inuyoukais wurde durch eine schwere Rüstung geschützt, die ihn noch viel größer aussehen ließ, als er eigentlich war und nur an einigen Stellen war der Blick auf die frisch verheilten Narben frei, die nun vermutlich seinen gesamten Körper bedeckten. Erneut bildete sich ein dicker Kloß im Hals des Drachenyoukai, während er sein Augenmerk auf das nun von Narben durchzogene Gesicht Ichiros richtete. Selbst er konnte erkennen, dass zwar einige dieser frischen Narben noch verschwinden würden, doch ein Großteil von ihnen würde bleiben und den schwarzhaarigen Inuyoukai für immer zeichnen. Jetzt wusste er, warum Ichiros Schrei so laut gewesen war, als er selbst von Hideaki vom Geschehen weggezerrt worden war. Er hatte eigentlich erwartet, dass Sesshoumaru den großen Youkai getötet hatte, nachdem dieser ihn unwissentlich beleidigt hatte, doch nun wusste er es besser. Trotzdem oder vielleicht genau deswegen fühlte er sich plötzlich unwohl als er realisierte, dass Ichiro einer seiner “Aufpasser” während der Schlacht sein würde.

“Sie werden dich in die Nähe des Schlachtfeldes führen und dann immer in deiner Nähe bleiben.”, erklärte Hideaki in diesem Augenblick aufgeräumt. “Ich würde dir raten während dieser Zeit ihren Befehlen Folge zu leisten.”

Riko konnte nichts anderes tun als dem Weißhaarigen einen leicht hilflosen Blick zuzuwerfen, ehe dieser sich einfach umdrehte und verschwand.

“Und warum müssen wir jetzt auf diesen verdammten Drachen aufpassen?!”, motzte in diesem Augenblick der dritte von Riko’s Aufpassern, dem der Drachenyoukai bisher noch keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

“Ich will kämpfen!”, motzte der Hundedämon weiter, während Riko ihm seinen Blick zuwandte. Der blonde Inuyoukai war noch jung, fast noch jünger als Riko und hatte im Gegensatz zu den anderen beiden Hunden blass-grüne Augen und einen roten Streifen auf jeder Wange.

“Du würdest in der Schlacht keine fünf Minuten überleben, Kleiner, also sei dankbar, dass du nicht kämpfen musst.”, grollte Ichiro in diesem Augenblick mit bedrohlicher Stimme, während der Blick seiner dunklen Augen den Jüngeren geradezu aufzuspießen schien.

“Na und?! Nur weil du bis vor kurzem noch ein angesehener Krieger warst, der nun aus Dummheit seine Ehre verspielt hat, heißt das noch lange nicht, dass du das Recht hast, mich zu bewerten! Das hattest du vielleicht vor drei Tagen noch, aber jetzt nicht mehr!”, erwiderte der junge Inuyoukai giftig.

“Wie kannst du es wagen?! Du kleiner, mieser…”

“Hört auf euch unnütz zu streiten.”, unterbrach der braunhaarige Inuyoukai in diesem Augenblick Ichiro, der scheinbar kurz davor war, sich auf den Jüngeren zu stürzen. “Wir haben eine Aufgabe, oder habt ihr das vergessen? Besonders du, Ichiro, kannst dir keine weiteren Fehler mehr leisten und das weist du genau.”

Obwohl der Braunhaarige mit sanfter Stimme gesprochen hatte, zeigten seine Worte eine Wirkung, die Riko niemals erwartet hätte. Fasziniert beobachtete der junge Drachenyoukai wie sich der der großgewachsene, schwarzhaarige Inuyoukai augenblicklich entspannte und sich leise schnaubend von dem Jüngeren abwandte, der seinerseits plötzlich beschämt wirkend zu Boden blickte.

“Gut so.”, lobte der Braunhaarige in diesem Augenblick sanft, ehe er sich Riko zuwandte.

“Also, Drache” setzte er diesmal weniger freundlich an, “da wir die nächste Zeit miteinander werden auskommen müssen, werde ich von vorn ab einige Sachen klären: Generell erteile ich, Rokuko, die Befehle, wenn ich nicht da bin übernimmt das Ichiro, den du ja schon kennen dürftest und wenn wir beide nicht da sein sollten, dann gehorchst du Kazuo, dass ist der Hellhaarige da.”

Verstehend nickte Riko, wobei er sich innerlich wünschte, Rokuko würde während der gesamten Schlacht seine Aufgabe auf ihn aufzupassen sehr ernst nehmen. Er wollte sich nicht im Geringsten ausmalen, was passieren würde, würde Ichiro plötzlich entscheiden können, was er zu tun hatte.
 

Die Sonne hatte noch nicht lange den Horizont überschritten, als Kagome spürte, wie die schwarze Drachenyoukai unter ihr leicht erzitterte. Sofort setzte sich die junge Miko auf.

“Was ist los?!”, fragte sie laut, doch ihre Worte wurden vom Wind davon gerissen. Und selbst wenn Sakura sie gehört hätte, dann hätte sie ihr nicht antworten können, nicht in dieser Form. Dennoch spürte Kagome deutlich, wie die Drachenyoukai eine kurve beschrieb, ihre Flugrichtung änderte.

Irritiert hielt die junge Miko inne, ehe sie kurz die Augen schloss um sich besser konzentrieren zu können. Nicht weit von ihr und Sakura entfernt spürte sie zwei unterschiedliche Lager angestauten Youkis, die sich nun aufeinander zu bewegten. Überrascht riss Kagome die Augen wieder auf. Sie wusste, dass Sakura genau auf den Ort zuhielt, an dem sich die beiden unterschiedlichen Energien treffen würden und dieses Mal erzitterte auch die Miko. Sie wusste, dass all das nur einen Grund haben konnte: Die große Schlacht zwischen Hunden und Drachen würde bald beginnen. Zum ersten Mal kam die Befürchtung in ihr hoch, dass sie es nicht rechtzeitig zu Sesshoumaru schaffen würde. Und zum ersten Mal dachte sie wirklich über die Worte nach, die Rei ihr in der Neuzeit gesagt hatte und die sie erst dazu bewegt hatten, zurückzukehren: “Falls du dich doch noch dazu entscheiden solltest zurückzugehen, dann solltest du es bald tun. Sonst könnte es nämlich schon zu spät sein.”

“Sonst könnte es schon zu spät sein…”, murmelte Kagome wie zu sich selbst. Wenn die weißhaarige Youkai ihr doch nur gesagt hätte, was ihre Worte bedeuteten! Wenn sie sie nur nicht im Unwissenden gelassen hätte! Gequält schloss sie ihre Augen. Die letzten Tage durch hatte sie nur das feste Wissen aufrecht gehalten, dass Sesshoumaru sie brauchte, dass er sie nicht erneut wegschicken konnte, dass sie bei ihm bleiben würde. Doch was war, wenn sie versagte? Wenn sie zu spät kam? Langsam spürte sie, wie sich ein dicker Kloß in ihrem Hals bildete und mit einem Mal schlug eine unglaubliche Angst gleich einer Welle über ihr zusammen. Was, wenn sie zu spät kam? Wenn sie Sesshoumaru nie wieder sehen würde?

Unwillkürlich verkrampften sich Kagomes Hände bei diesem Gedanken.

“Halte durch, Sesshoumaru…”, hauchte sie, unfähig, etwas anderes über die Lippen zu bringen.
 

Nachdenklich betrachtete Kenshin eine zarte Blüte, die er am Wegesrand gefunden hatte. Es war eine der ersten Blüten, die er in diesem Jahr gesehen hatte und dennoch waren sie ein unverkennbares Zeichen für den heranbrechenden Frühling. Nun, zumindest für den heranbrechenden Frühling in den westlichen Ländereien Japans. In den nördlichen, dort, wo er und der Großteil seiner Streitkräfte herkamen, war noch tiefster Winter. Dennoch fand er, dass der Frühling die passende Jahreszeit für seinen Angriff darstellte, denn mit der Eroberung des Westens würde ein neuer Frühling für sein Volk anbrechen. Nicht, dass Drachen wirklich unter der Kälte im Norden gelitten hätte, es war vielmehr die Schande, die über seinem Volk lastete. Immerhin waren die meisten Drachen nur wegen der so genannten Gnade des früheren Inu no Taisho’s dazu gekommen, nach dem damaligem Krieg in ihr Land zurückzukehren. Der damalige Hundeherr hatte es nicht einmal für nötig empfunden, die Drachen durch Verträge oder sonstiges an sich zu binden, um einen weiteren Krieg zu verhindern.

Mit einer Art leisem Fauchen zerdrückte Kenshin die Blüte in seiner Hand. Der alte Inu no Taisho hatte seinen Vater getötet und sein Volk gewaltig unterschätzt! Das war eindeutig ein Fehler gewesen, ein gewaltiger! Und wenn schon nicht der Mörder seines Vaters, so würde doch zumindest sein Sohn unter diesem zu leiden haben! Ein grausames Lächelnd schlich sich auf die Lippen des dunkelhaarigen Drachen. Und wie Sesshoumaru für den Fehler seines Vaters würde büßen müssen. Er selbst würde dem weißhaarigen Dämonenhund in dieser Schlacht seinen stolzen Hals umdrehen!

“Kenshin, wir sind da.”, meinte in diesem Augenblick eine ruhige Stimme hinter ihm. Überrasch drehte der Drachenyoukai sich um. Er hatte sie schon wieder nicht kommen hören!

“Ist gut, Rei.”, meinte er dennoch versöhnlich. “Es wissen alle, was zu tun ist.”

Mit diesen Worten wandte er sich um und bildete eine Wolke aus Youki unter sich, auf der er zur Spitze seiner Armee flog. Dort angekommen ließ er kurz einen Blick über das Tal vor sich schweifen. Der Platz war wirklich gut für das aufeinander treffen seiner und Sesshoumarus Armee geeignet. Nirgendwo gab es Schutz, der die Hunde vor den Luftangriffen seiner Drachen geschützt hätte.

In diesem Augenblick fiel ihm eine Staubwolke auf, die vom Anderen Ende der Ebene recht schnell auf sie zukam und auch nicht den Anschein hatte, als würde sie bald langsamer werden.

“So, die Hunde sind also schon hier…”, überlegte Kenshin laut, aber wahrlich nicht so laut, als dass ihn irgendeiner seiner hinter ihm wartenden Soldaten verstanden hätte. Kurz zog er die Stirn kraus, während er die Größe der sich nähernden Staubwolke und somit der Youkai schätzte, die sich in dieser verbargen. War das die Größe der gesamten, westlichen Armee? Irgendwie konnte er es kaum glauben. Und dennoch, wenn dem wirklich so war, dann würde das hier schneller vorbei sein, als er es sich auch nur zu hoffen gewagt hätte. Mit diesem Gedanken wandte er sich zu seinen Kriegern um.

“Wir werden diese Hunde auf ihren Platz verweisen!”, schrie er, während er eine Faust in die Höhe riss. “Wir werden das Blutopfer, dass unsere Väter und Brüder vor so langer Zeit erbringen mussten, rächen! Wir werden nicht verlieren!”

Noch ehe der Jubel, der unter seinen Kriegern angebrochen hatte, verstummt war, ließ Kenshin die Faust wieder sinken und das war das Zeichen. Schnell sprang er in die Höhe, um nicht von der Masse an Leibern, die daraufhin losstürmte, ergriffen zu werden. Er hatte nicht vor, gleich zu kämpfen. Eine Youkaischlacht konnte unter Umständen Wochen dauern, auch, wenn er bezweifelte dass die offensichtlich kleine Armee der Inuyoukai so lange durchhalten würde. Dennoch würde er seine Kräfte aufsparen. Einzig und allein für den Hund, dessen Vater den seinen getötet hatte.

So in seinem verfrühten Siegestaumel versunken bemerkte er nicht, wie Rei kurz hinter ihm sorgenvoll das baldige Schlachtfeld betrachtete. Sie hatte bereits zu viele Kriege, zu viele Schlachten gesehen, um die Taktik und somit die Falle nicht zu bemerken, die die Inuyoukai mit dem Zurückhalten eines Großteils ihrer Truppen aufgestellt hatte. Doch Kenshin schien sie nicht im Geringsten zu bemerken, ja, er erahnte sie scheinbar nicht einmal. Kurz ließ Rei ihren Blick zu dem schwarzhaarigen Drachenyoukai wandern. Irgendwie hatte sie ihn in letzter Zeit schon fast sympathisch gefunden. Sie wusste nicht wieso, doch irgendwie mochte sie seine geradlinige, offene Art die Dinge anzugehen. Er würde nie erwarten, dass sie ihn hinterging.

,Armer Irrer…’, schoss es der Weißhaarigen unwillkürlich durch den Kopf, ehe sie sich zu Kenshin gesellte, der nun wieder sanft auf dem Boden aufsetzte.

“Es sieht gut für dich aus, nicht wahr? Vielleicht hat der Westen es in dieser kurzen Zeit doch nicht geschafft, all seine Soldaten zusammen zu ziehen.”, meinte sie mit einem falschen Lächeln.

“Ja, das wird es sein, denkst du nicht auch?”, erwiderte Kenshin scheinbar gedankenverloren. “Das wird ein wirklich großer Sieg werden. Ich wünschte nur, mein Vater könnte dies sehen…”

“Ja, das kann ich verstehen.” Rei musste sich dieses Mal wirklich Mühe geben, um ihrer Stimme einen gewöhnlichen Klang zu verleihen. Sie wusste, dass Kenshin in dieser Schlacht höchstwahrscheinlich noch seinen Tod finden würde. Selbst ihr fiel es nicht gerade leicht, das Hochgefühl des Anderen nicht zu zerstören, war sie sich doch sicher, dass er sterben würde.
 

Äußerlich ruhig betrachtete Sesshoumaru das Schlachtfeld vor sich, ehe sein Blick zu der noch schwachen Wintersonne wanderte, die den Zenit bereits erreicht hatte. Soweit er erkennen konnte, hatten sie bisher kaum Verluste erlitten, was nicht weiter verwunderlich war. Die Inuyoukai, die jetzt schon kämpften, gehörten einer Eliteeinheit an, waren darauf geschult, gegen eine übermächtige Armee einige Zeit anzukommen. Sicherlich würden sie den Drachen nicht allzu viele Verluste zufügen können, doch allein die Tatsache, dass weder jemand von ihrer scheinbar “normalen”, kleinen Streitmacht fiel noch dass sie Boden verloren, würde die mehr als doppelt so große Armee der Drachenyoukai sehr verunsichern. Und Psychologie spielte besonders in einer Schlacht eine große Rolle. Natürlich würden die kämpfenden Inuyoukai das Trugbild ihrer “Unverwundbarkeit” nicht mehr lange aufrechterhalten können und er hatte nicht vor, den Drachen neuen Mut zu geben. Kurz wandte er den Kopf und nickte einem seiner Generäle zu, die allesamt hinter ihm standen. Auf Sesshoumarus Zeichen hin verschwand der General. Ruhig wandte der Inuyoukai sich wieder dem Kampfgeschehen zu, ehe er den Kopf hob um zum anderen Ende der großen Ebene zu spähen. Obwohl er es selbst mit seinen scharfen Dämonenaugen nicht sehen konnte wusste er, dass der Anführer der Drachenyoukai dort stand. Er wusste, dass auch der Anführer der feindlichen Armee seine Kräfte noch zurückhalten würde, genauso wie er selbst es noch tat. Wie lange hatte der Drache wohl vor, zu warten und dem Kampf ihrer Armeen zuzuschauen? Nun, eigentlich war das gleich. Es war unwichtig, was dieser Drache sich vorgenommen hatte, er würde nur allzu bald dazu gezwungen sein, seine Pläne zu ändern und somit selbst einzugreifen.

Wie aufs Stichwort ertönte in gut zweihundert Metern Entfernung hinter Sesshoumaru und seinen Generälen das Brüllen eines großen Dämonenhundes. Der Weißhaarige Inuyoukai musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass nun auch der Rest seiner Armee in den Kampf eingreifen würde. Kurz bevor die ersten seiner voranstürmenden Krieger an ihm vorbeilaufen konnten sprang auch Sesshoumaru los und stürmte auf das Schlachtfeld. Als er dem ersten Drachenyoukai den Hals durchtrennte war er zum ersten Mal seit langem wirklich erleichtert darüber, dass Kagome sich in ihrer Zeit befand, weit weg von diesem Ort. Er vermeinte sogar kurzzeitig, ihren Geruch wahrgenommen zu haben, so lebendig war plötzlich seine Erinnerung an die Miko. Doch er hatte eigentlich keine Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen. Schnell zog er Tokijin und wehrte damit das Schwert des ersten Drachendämonens ab, der es wirklich wagte, ihn anzugreifen. Er wollte dem Anderen gerade sein Schwert durch den Leib schlagen, als auch schon ein Pfeil in der Kehle des Anderen steckte. Mit einem Schrei löste sich der Drache in der heiligen Energie des Geschosses wortwörtlich auf, doch das war es nicht, was Sesshoumaru interessierte. Er kannte die Energie, mit der dieser Pfeil getränkt gewesen war, er kannte sie sogar sehr gut. Sofort schoss sein Blick in die Richtung, aus der das Geschoss gekommen war, nur um einen großen, schwarzen Drachen zu erblicken, der über den Himmel kreiste und um die schwarzhaarige Miko auf dessen Rücken zu sehen, die er eigentlich schon lange in Sicherheit gewiegt hatte. Dunkelbraun traf auf Gold als sich die Blicke von Kagome und von Sesshoumaru trafen, doch während die einen Augen vor Freude und Erleichterung glänzten, sprühten die Anderen vor Zorn.
 

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Nun, die Schlacht zwischen Hunden und Drachen hat begonnen und Sesshoumaru und Kagome haben sich zum ersten Mal seit langem wieder gesehen. Fragt sich nur noch, ob sich beide gleichermaßen über das Wiedersehen freuen. Immerhin hatte der Inuyoukai einen guten Grund, die Miko wegzuschicken. Natürlich wird es auch Riko nicht allzu lange verborgen bleiben, dass Sakura mit einer menschlichen Miko aufgetaucht ist….

Würd mich wie immer sehr über eure Kommies freuen^^

Bye,

_Corchen_

Das Wiedersehen

Erleichtert blickte Kagome vom Rücken des schwarzen Drachenweibchens hinunter, direkt auf das Schlachtfeld. Sie war noch rechtzeitig gekommen! Sie war noch früh genug hier gewesen! Sesshoumaru lebte und wenn sie genau hinschaute, dann schien es fast so, als hätte der Inuyoukai noch nicht einmal einen Kratzer davongetragen. Also musste sie sich darum keine Sorgen machen, sondern viel mehr um den mehr als nur wütenden Blick, den Sesshoumaru ihr nun zuwarf. Sie hatte nicht vergessen, dass Sesshoumaru sie eigentlich nicht hier haben wollte. Nun, sollte er doch denken was er wollte. Sie hatte einen guten Grund hier zu sein und würde sich auch nicht so schnell wieder vertreiben lassen.

Entschlossen zog sie einen weiteren Pfeil aus ihrem Köcher, spannte ihren Bogen und nur einen Augenblick später hatte ein weiterer Drachenyoukai in Sesshoumarus Nähe das Zeitliche gesegnet.

Mit einer schnellen Bewegung seines Schwertes tötete der weißhaarige Inuyoukai derweil zwei weitere seiner Angreifer, ehe er sein Blick wieder zu der dunkelhaarigen Miko wanderte. Was tat sie hier? Warum war sie nicht in ihrer Zeit, in Sicherheit? Und aus welchem Grund saß sie auf dem Rücken einer schwarzen Drachenyoukai, während sie Pfeile auf seine Gegner schoss? Wusste sie nicht, dass sie so eine perfekte Zielscheibe abgab? Mal ganz abgesehen von der Frage, warum diese dunkle Drachenyoukai der Miko überhaupt erlaubte, auf ihrem Rücken zu reiten….

In diesem Augenblick schienen auch mehrere Drachenyoukai auf ihre offensichtlich verräterische Artgenossin aufmerksam geworden zu sein, was man leicht daran erkennen konnte, dass einige sich in ihre wahre Form verwandelten, um kurz darauf in Richtung der schwarzen Drachenyoukai zu fliegen.

Sekundenbruchteile starrte Sesshoumaru ihnen hinterher, mühsam seinen ersten Impuls unterdrückend, der Miko zu helfen. Er würde der jungen Priesterin nun keinen Gefallen damit tun, sie offen zu beschützen. Immerhin würde sie so etwas erst recht zur Zielscheibe von immer mehr Angriffen machen. So hatte sie noch die Chance, einfach zu verschwinden und niemand würde ihr dabei größere Aufmerksamkeit schenken. Fragte sich nur noch, ob die Miko vorhatte, dass auch zu tun…. Nun, allein die Tatsache, dass Kagome hier war, ließ eher auf das genaue Gegenteil schließen. Wusste die junge Priesterin, worauf sie sich mit ihrem Mitwirken in der Schlacht einließ? Offensichtlich nicht, denn sonst würde sie nie auf dem Rücken einer Drachenyoukai über dem Schlachtfeld schweben. Mit diesem Gedanken wandte er sich wieder seinen Gegnern zu, lud Tokijin mit seinem Youki auf um mit einer bläulichen Energiewelle eine Schneise in die Reihen der Drachenyoukai zu schlagen.

Sakura und Kagome hatten derweil mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Ungefähr zehn große, äußerst wütend aussehende Drachenyoukai kamen gleichzeitig auf sie zugeschossen und obwohl Kagome schon zu Beginn zwei von ihnen mit ihren Pfeilen niederstrecken konnte, sahen sich die Miko und die Drachenyoukai nun einer recht erdrückenden Übermacht entgegengestellt.

Als die ersten drei Youkai auf Sakuras Höhe angekommen waren, wirbelte die schwarze Drachenyoukai mitten in der Luft herum ehe sie ihre Flügel anlegte und sich wie einen Stein in die Tiefe fallen ließ. Überrascht schrie Kagome bei dieser plötzlichen Bewegung auf und krallte sich Regelrecht an die Drachenyoukai unter ihr. Dabei vergaß sie nur für einen kurzen Augenblick auf ihren Bogen zu achten, der ihr auch sogleich aus der Hand rutschte, nur, um trudelnd in die Tiefe zu fallen und dort von den Fängen eines weiteren Drachenyoukai zermalmt zu werden, der plötzlich unter ihnen auftauchte.

“Verdammt!”, zischte Kagome wütend, ehe sie Sakura instinktiv eine Warnung zu schrie. Scheinbar hatte die schwarze Drachenyoukai die Gefahr allerdings schon bemerkt, denn sie bereitete blitzschnell wieder ihre Schwingen aus, um einen großen Halbbogen beschreibend wieder aus der Gefahrenzone zu gelangen. Ein schneller Blick zurück über die Schulter verriet Kagome, dass mindestens zwei ihrer Verfolger über schlechtere Reflexe als Sakura verfügten. Bei dem Versuch der schwarzen Drachenyoukai zu folgen stießen zwei der großen Bestien zusammen, verkeilten sich ineinander, nur um sogleich unter panischen Schreien zu Boden zu stürzen und alle Krieger, die ihnen nicht rechtzeitig ausweichen konnten, unter sich zu begraben. Das knackende Geräusch wie trockener Äste brechender Knochen verriet nur kurze Zeit später, dass es den beiden gestürzten Drachenyoukai ebenfalls nicht mehr gut gehen konnte. Doch in diesem Moment gewann Sakura wieder flügelschlagend an Höhe und Kagome musste sich erneut an die Drachenyoukai klammern, um nicht abzurutschen.
 

Unterdessen beobachtete Kenshin das Kampfgeschehen von einem vergleichsweise sicheren Standpunkt aus. Auch er hatte die verräterische Drachenyoukai, welche eine Miko auf ihrem Rücken trug, bemerkt. Dennoch schenkte er Beiden kaum Beachtung. Immerhin wurden Drachenyoukai sowie Miko von sechs weiteren Drachen verfolgt. Er war sich sicher, dass das schwarze Drachenyoukai den Angriffen ihrer Verfolger nicht mehr allzu lange würde ausweichen können und dann war ihr Schicksal besiegelt.

Kurz wanderte sein Blick gen Himmel. Die Sonne stand schon recht tief. Es würde nicht mehr lange dauern bis die Nacht hereinbrach… und in der Dunkelheit hatten die Inuyoukai aufgrund ihrer schärferen Sinne einen eindeutigen Vorteil. Aber so weit würde er es nicht kommen lassen. Erneut ließ er seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen. Natürlich kämpften dort weniger Krieger, als es in einem Menschenkrieg gewesen wären, aber Youkai waren auch schwerer zu töten und hielten zudem länger durch als diese schwächlichen Wesen. Normalerweise entschied sich auch bei einer Dämonenschlacht, genauso wie in den Kriegen der Menschen, nichts am ersten Tag und dennoch musste er wohl oder übel zugeben, dass die Taktik der Inuyoukai seine Armee ein paar Meter kostbaren Bodens gekostet hatte. Kurzzeitig bildete sich ein wütendes Knurren in seiner Kehle, welches er allerdings sofort wieder unterdrückte. Wie bereits gesagt: In einem Dämonenkrieg entschied sich noch nichts am ersten Tag. Außerdem hatte auch er durchaus noch ein Ass im Ärmel, welches auszuspielen er noch nicht bereit war.
 

Seufzend blickte Riko sich um. Hatte Hideaki ihm nicht gesagt, er dürfe sich in der Nähe des Schlachtfeldes aufhalten? Nun, es stimmte zwar, dass er näher an der Schlacht war, als er gewesen wäre, wenn er im Lager geblieben wäre, aber dennoch konnte er nur schwach das entfernte Klirren der Schwerter vernehmen. Er hatte keine Ahnung, was in bei der Schlacht vor sich ging, welche der beiden Armeen im Vorteil war, geschweige denn, wie es Sakura ging…. Ob die Drachenyoukai wohl mitkämpfte…? Sogleich schüttelte er innerlich über seine eigene Dummheit den Kopf. Natürlich kämpfte sie mit. Sie war eine Kriegerin, hatte sich ihren Platz in der Armee hart erarbeitet. Ein Rückzieher war das Letzte, dass man von ihr zu erwarten hatte. Innerlich fluchend lehnte Riko sich gegen einen der Steine, welche die kleine Bodensenkung, in der der Drachenyoukai mit seinen Aufpassern hockte, gleich einem bröckeligem Schutzwall umschlossen. Er fand es mehr als nur frustrierend, dass er hier sitzen musste, während ihm praktisch die Hände gebunden waren. Selbst wenn er versuchen würde zu ihr zu gelangen, könnte er Sakura nicht helfen. Immerhin hätten die drei Inuyoukai in seiner Nähe keine Skrupel ihn zu töten, wenn er auch nur einen einzigen falschen Schritt machte. Dann hätten die drei wenigstens keinen Grund mehr, hier in der Nähe einer Schlacht tatenlos herumzusitzen und auf einen Feind aufzupassen. Hinzu kam noch, dass Ichiro dann seine Rache hätte…. Ja, warum töteten die drei ihn nicht einfach und behaupteten anschließend, er habe zu fliehen versucht? Oder sie angegriffen? Seiner Meinung nach wären beide Varianten recht glaubwürdig, zumal sowieso niemand im Falle seines Ablebens nach seinem genaueren Verbleib fragen würde. Immerhin war er in den Augen dieser Hunde lediglich ein Feind, den man aus irgendeinem unbestimmten Grund am Leben gelassen hatte. Oder war der Respekt dieser Hunde vor ihren Herrn so groß, dass sie es gar nicht erst wagten zu versuchen, gegen deren Befehle zu verstoßen, auch, wenn diese in ihren Augen sinnlos erschienen? Nun, dass konnte durchaus sein. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, was für Strafen auf Ungehorsam warteten. Unwillkürlich lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, als sein Blick unbewusst auf das von frischen Narben gezeichnete Gesicht Ichiros fiel.

“Was glotzt du so, Drache?!”, ereiferte sich der schwarzhaarige Inuyoukai sofort, als er den Blick des anderen bemerkte.

Prompt wandte Riko leicht beschämt den Kopf ab, woraufhin sich auch der Hundedämon wieder abfällig schnaubend umwandte.

“Hey, Kazuo”, meinte Ichiro sich in diesem Augenblick betont deutlich zu dem jüngsten Aufpasser des Drachenyoukais. “Kennst du den Grund, warum Hideaki-sama einen einfachen Drachen unter seinen Schutz stellt?”

Sofort wurde Riko hellhörig. Wahrlich, die Antwort auf diese Frage würde ihn auch interessieren. Immerhin hatte er selbst schon mehr als einmal über den Grund nachgedacht, warum er noch am Leben gelassen worden sein könnte.

“Ich wüsste nicht, was dich die Beweggründe meines großen Bruders angehen würden.”, erwiderte der blonde Inuyoukai in diesem Augenblick kalt.

Sofort ruckte Rikos Kopf nach oben, wobei er Kazuo mit seinen Augen fixierte. Hatte er sich gerade verhört oder war der junge Inuyoukai wirklich Hideakis jüngerer Bruder? In diesem Augenblick wandte auch der blonde Hundedämon seinen Kopf und starrte Riko herablassend aus blassgrünen Augen an. Blassgrüne Augen…. Hideaki hatte die gleichen Augen. Also war der andere wirklich dessen Bruder. Wen er genauer darüber nachdachte, dann waren sie sich auch vom Geruch recht ähnlich. Warum war ihm diese Ähnlichkeit nicht schon viel früher aufgefallen? Nun, wahrscheinlich hatte er einfach nicht darauf geachtet…. Mit diesem Gedanken wandte Riko sich wieder von Kazuo ab. Jetzt war wenigstens die Frage geklärt, warum die drei Inuyoukai keinen Gedanken daran verschwanden, ihn trotz Hideakis Befehlen zu töten. Immerhin dürfte der blonde Hundedämon völlig loyal zu seinem größeren Bruder sein und jeden solchen Versuch entweder vereiteln oder wenigstens dafür sorgen, dass die beiden Anderen eine gerechte Strafe für ihr Vergehen bekommen würden.

Gerade als er kurzzeitig entspannt die Augen schließen wollte, brach in der Ferne der Kampfeslärm abrupt ab. Sofort riss Riko seine Augen wieder weit auf um wie seine drei Aufpasser in die Richtung des Schlachtfeldes zu spähen. Was war da los?
 

Interessiert betrachtete Rei, wie sämtliche Drachenyoukai sich aus den Kämpfen zurückzogen, als die Sonne den Horizont vollständig überschritten hatte. Anscheinend war Kenshin doch fähig, so etwas wie einen Schlachtplan zu entwickeln, auch, wenn dieser ziemlich leicht zu durchschauen war. Der Drache wollte den Inuyoukai einfach nicht den Vorteil der Dunkelheit gewähren und dennoch verfolgten die Hunde ihrer Gegner nicht, als sich diese zurückzogen, sondern besahen sie sich lediglich mit höhnischen Rufen. Das war also die andere Seite der Medaille von dem Plan der Drachen. Ihren Gegnern wurde zwar kein direkter Vorteil gesichert, aber dafür wurde ihre Moral entscheidend gestärkt. Ob Kenshin das bedacht hatte? Nun, vielleicht. Selbst wenn, dann konnte er so etwas wie “Moral” keinen allzu großen Wert zugemessen haben. Dafür war er noch zu jung, hatte zu wenige Schlachten und größere Kämpfe gesehen. Alles in allem war Kenshin wirklich noch recht jung für einen Youkailord. Nun, das war eigentlich nicht ihre Sache. Kurz warf sie dem Drachenyoukai, der schräg vor ihr stand, einen Blick zu. Ob er wohl wusste, wie sehr sie ihn beeinflusst hatte, um diesen Krieg jetzt schon heraufzubeschwören? Nun, wahrscheinlich nicht. Sie hatte sein Herz mit zu vielen Rachegelüsten vergiftet oder besser gesagt, von anderen vergiften lassen, als das er die gesamte Situation noch objektiv hätte betrachten können. Aber was für eine Wahl hatte sie schon gehabt? In einigen Jahrhunderten wäre es so oder so zu einem Krieg zwischen Hunden und Drachen gekommen und bis dahin wären beide Seiten stark genug gewesen, um sich gegenseitig auszulöschen. Nun, jetzt würde zwar auch ein hoher Blutzoll gezahlt werden müssen, dass verriet ihr ein einziger Blick zu dem Schlachtfeld, von dem sich nun auch die Inuyoukai zurückzogen, aber Rei gab sich größte Mühe, darüber nicht allzu genau nachzudenken.
 

Unterdessen landete eine große, schwarze Drachenyoukai mit einer jungen Miko auf dem Rücken in der Nähe der Armee der Inuyoukai, welche sich noch in Sichtweite des Schlachtfeldes niederließ. Als sich die Drachendämonen zurückgezogen hatten, hatten auch Sakuras Verfolger von der Schwarzhaarigen abgelassen, die sich nun, da Kagome neben ihr saß, in ihre menschliche Form zurückverwandelte.

Kurz sah die junge Priesterin auf, als sie spürte, wie die Drachenyoukai sich neben ihr auf die vom Winter noch gefrorene Erde fallen ließ. Sie konnte es der anderen nicht verübeln. Ihre eigenen Beine fühlten sich zurzeit wie Pudding an und dabei hatte sie nur auf dem Rücken der Anderen hocken müssen, während diese wortwörtlich um ihrer beider Leben geflogen war. Kagome wunderte sich noch immer, wie die Drachenyoukai es geschafft hatte, so lange durchzuhalten. Sie waren schließlich bis zum Schluss von diesen sechs Drachenyoukai weiterverfolgt worden… bis sie sich plötzlich mit dem Rest ihrer Armee zurückgezogen hatten. Warum sie das wohl getan hatten? So weit Kagome es zwischen Sakuras Ausweichmanövern mitbekommen hatte, war keiner der beiden Armeen bis zum Rückzug der Drachen im Vorteil gewesen. Nun, warum sie sich auch zurückgezogen haben mochten, sie sollte eigentlich froh darüber sein. Immerhin war es das, was ihr und Sakura wahrscheinlich das Leben gerettet hatte.

“Miko-sama?”, unterbrach in diesem Augenblick eine ihr unbekannte Stimme ihre Gedankengänge. Überrascht blickte die Schwarzhaarige auf, nur, um sogleich in das Gesicht eines leicht unsicher wirkenden Inuyoukais zu blicken.

Sie spürte, wie Sakura trotz ihrer Erschöpfung sofort wieder aufsprang, als sie den fremden Youkai bemerkte und Kagome tat es ihr gleich, während sie den Neuankömmling abwartend betrachtete.

“Miko-sama, ich habe den Auftrag, die Drachenyoukai ins Lager zu begleiten. Ihr sollt hier warten. Der Lord wünscht mit Euch zu sprechen.”, meinte der Inuyoukai in diesem Augenblick schon etwas mutiger.

“Und was wird mit der Drachenyoukai im Lager geschehen?”, wollte Kagome nach einer kurzen Pause ruhig wissen, sich innerlich wundernd, warum Sakura nichts sagte und sich zudem plötzlich einen halben Schritt schräg hinter ihr hielt.

Die Drachenyoukai hatte derweil Probleme damit, äußerlich ruhig zu bleiben. Sie fühlte sich äußerst unwohl in ihrer momentanen Position. Sie waren in der Nähe einer riesigen Ansammlung von Inuyoukai, ihre eigenen Kampfgefährten hatten sie mittlerweile sicherlich als Verräterin abgestempelt und hinzu kam noch, dass sie noch immer in Lebensschuld bei dieser verdammten Miko stand. Das hieß natürlich auch, dass sie sich strikt an die momentan gegebene Ranordnung halten musste und hinter diesem Menschenweib zu stehen hatte, ja, nicht einmal für sich selbst sprechen durfte, wenn diese Priesterin sie dazu nicht aufforderte. Und die Miko machte im Augenblick nicht den Eindruck, als würde sie ihre Meinung hören wollen. Kurz atmete die Drachenyoukai tief durch, um sich innerlich wieder zu beruhigen. Im Großen und Ganzen war sie selbst an ihrer Situation Schuld… und dieser verdammte Riko, der es geschafft hatte, sich von irgendwelchen halbtoten Kötern gefangen nehmen zu lassen. Wie es dem Braunhaarigen im Augenblick wohl ging? Sie hatte ihn bisher nicht zwischen den Inuyoukai erspähen können, aber es war sowieso viel wahrscheinlicher, dass er im Hauptlager der Hunde festgehalten wurde… vorausgesetzt natürlich, dass er überhaupt noch lebte.

“Sie wird dort nur unter Bewachung gestellt werden, weiter nichts.”, erwiderte der Inuyoukai in diesem Augenblick auf die Frage der Miko, “Ihr wird nichts geschehen, vorausgesetzt natürlich, dass sie nicht versucht zu fliehen.”

,Vorausgesetzt, dass sie nicht versucht zu fliehen…’, Kagome ließ sich die Worte des Anderen mehrmals durch den Kopf gehen. Würde die Drachenyoukai versuchen zu verschwinden? Kurz warf sie einen Blick zu Sakura, die diesen allerdings betont gleichgültig ignorierte. Innerlich seufzte die Miko auf. Verlangte die Andere tatsächlich, dass sie über ihr Schicksal entschied? Im Moment sah es nämlich ganz danach aus und sie konnte diesen Inuyoukai ja nicht ewig auf eine Antwort warten lassen.

“In Ordnung.”, stimmte sie daher leicht zögerlich zu.
 

“Und was, wenn unsere Armee gefallen ist?”, fragte Kazuo leicht unsicher, während er hinter Riko herstapfte.

“Idiot. Das Heer des Westens würde sich niemals an einem einzigen Tag überrollen lassen, egal, wie stark der Feind ist.”, erwiderte Ichiro auf die Frage des Jüngeren wütend. Der Schwarzhaarige ging direkt vor dem Drachenyoukai, der sich aufgrund der beiden Inuyoukai ziemlich unsicher fühlte. Sein ranghöchster Aufpasser hatte, nicht lange nachdem der Schlachtlärm verstummt war, beschlossen, dass sie nachsehen würden, was geschehen war. Und deswegen war er voran gelaufen um die nähere Umgebung zu sichern, während Ichiro und Kazuo mit ihm selbst nachkommen sollten. Angespannt strich Riko sich eine Strähne seiner Haare aus dem Gesicht. Obwohl er natürlich auch wissen wollte, was zu dem plötzlichen Ende der Kämpfe geführt hatte, wäre es ihm lieber gewesen, der braunhaarige seiner Wachen wäre da geblieben. Der Ranghöchste der drei Inuyoukai hatte die unglaubliche Gabe besessen, Ichiro und Kazuo von ihren Streitereien abzubringen, ja, nicht einmal eine angespannte Atmosphäre aufkommen lassen, doch nun, da er weg war, lagen sich die beiden ständig in den Haaren. In Rikos Augen kam es einem Wunder gleich, dass die beiden Inuyoukai noch nicht aufeinander losgegangen waren, bei den Beleidigungen, die sie sich zwischenzeitlich an den Kopf warfen. Während Kazuo Ichiro in jedem zweiten Satz mit dem Verlust seiner Ehre aufzog und sich zwischendurch noch über seine frischen Narben lustig machte ließ der Schwarzhaarige seinerseits keine Gelegenheit aus, den jüngeren mit der Nase darauf zu stoßen, dass Hideaki es für nötig befunden hatte, seinen eigenen Bruder aus der Schlacht auszuschließen.

Warnend stellten sich Rikos Nackenhärchen auf. Die aufs äußerste gespannte Atmosphäre zwischen den beiden Inuyoukai war fast mit Händen greifbar und wenn die beiden aufeinander losgehen würden… nun, dann stünde er immer noch in der Mitte, direkt zwischen den beiden. Kurz musste der Braunhaarige hart schlucken. Ob er wohl dazu in der Lage war, zwei sehr wütenden Hunden bei dieser mittlerweile herrschenden Dunkelheit auszuweichen, die nur das Ziel kannten einander an die Kehle zu gehen? Er wusste es nicht und wenn er ehrlich war, dann hatte er nicht unbedingt Lust, dass herauszufinden.

In diesem Augenblick verrieten ihm seine Sinne, dass der Ranghöchste seiner Aufpasser wieder in der Nähe war. Augenblicklich entspannte er sich. Der Braunhaarige Youkai kam gerade zur rechten Zeit, wie er fand. Immerhin hatten Kazuo und Ichiro ihn nun auch bemerkt und stellten ihre ewigen Streitereien prompt ein, um dem Anderen entgegenzublicken, der leise näher kam.

“Und, warum wurden die Kämpfe unterbrochen, Rokuko?”, fragte der blonde Inuyoukai nervös, als der Braunhaarige zwischen den Bäumen auftauchte.

“Seit nicht so respektlos, Kazuo!”, zischte Ichiro prompt, was von den anderen beiden Inuyoukai jedoch gewissenhaft ignoriert wurde.

“Es herrscht nur ein kleiner, zwischenzeitlicher Waffenstillstand bis zum Morgengrauen.”, klärte Rokuko die Anderen ruhig auf. “Scheinbar haben diese Drachenyoukai Angst im Dunkeln, denn sie wollen nicht in der Nacht kämpfen. Es gibt also keinen Grund, beunruhigt zu sein. Wir gehen zurück.”

Wäre es nicht so dunkel gewesen hätte Riko das hämische Grinsen, welches das Gesicht des Anderen bei diesen Worten zierte auch als solches erkannt. Doch so folgte er nur achselzuckend den drei Inuyoukai, die wieder zu ihrem anfänglichem “Versteck” zurückgingen.
 

Nachdenklich betrachtete Kagome den Sternenklaren Nachthimmel, als sie spürte, dass sie nicht mehr alleine war. Sakura war schon eine Weile weg und innerlich hatte sie sich schon gefragt, ob Sesshoumaru heute noch auftauchen würde, doch scheinbar hatte sie grundlos gezweifelt. Langsam senkte sie wieder ihren Blick und sah kurze Zeit später zum zweiten Mal an diesem Tag in eiskalte, goldene Augen.

“Hallo, Sesshoumaru.”, begrüßte die junge Miko den weißhaarigen Inuyoukai, der keine drei Meter vor ihr stand.

“Warum bist du zurückgekommen?”

Unbewusst zuckte Kagome bei der Kälte in der Stimme ihres Gegenübers zusammen. Es war schon lange her, dass sie Sesshoumaru so hatte sprechen hören…. Aber was hatte sie erwartet? Das der Andere sie mit offenen Armen empfangen würde? Nein, sicherlich nicht. So naiv war sie schon lange nicht mehr.

“Ich habe mir Sorgen gemacht.”, antwortete sie leise auf die Frage des Inuyoukais.

Stille breitete sich aus, die erst nach einer Weile durch eine weitere Frage Sesshoumarus durchbrochen wurde.

“Warum?”

Überrascht weiteten sich Kagomes Augen. Ungläubig blickte sie den Inuyoukai ein. Meinte er das wirklich ernst? Wollte er wirklich wissen, warum sie sich Sorgen gemacht hatte? Wie konnte er das nicht schon selbst wissen?! Immerhin hatte sie es ihm gesagt! Sie hatte es ihm gesagt, als sie gegangen war, als er sie weggeschickt hatte!

“Es herrscht Krieg zwischen dem Westen und dem Norden!”, setzte sie wütend an, während sie einen Schritt auf den Weißhaarigen zumachte.

“Du als Lord der Inuyoukai bist derjenige, den die Drachen am ehesten werden töten wollen!”, fuhr sie fort und machte einen weiteren Schritt in Richtung des Inuyoukais.

“Ich wusste weder wie es dir geht noch ob du überhaupt am Leben bist!”, langsam wurde die Stimme der Miko lauter, sie redete sich in Rage. Und wieder machte sie einen Schritt auf den anderen zu.

“Und da fragst du mich, warum ich mir Sorgen mache?!” Mit diesem Satz war Kagome direkt vor Sesshoumaru angekommen und blickte ihm anklagend in die Augen. “Du hättest Tod sein können!”

Kühl wurde ihr Blick erwidert.

“Ich lebe noch.”, war das einzige, was der Inuyoukai erwiderte.

“Und ich will dafür sorgen, dass das auch so bleibt.”, antwortete Kagome energisch.

Keine Antwort.

Langsam schwand Kagomes Wut und machte einer ihr nur allzu bekannten, erdrückenden Trauer Platz. Unwillkürlich senkte sie ihren Blick.

“Verachtest du mich wirklich so sehr…?”, wollte sie leise wissen. Warum nur war Sesshoumaru so abweisend? Konnte es sein, dass er sie wirklich hasste? Immerhin war sie bisher nichts weiter als ein Klotz am Bein gewesen…. Jemand, den der Inuyoukai immerzu hatte retten müssen. Aber wenn er sie doch für ihre Schwäche verachtete… warum hatte er sie dann gerettet? Warum hatte er sie nicht einfach sterben lassen? Wenn sie sich recht erinnerte, hätte sie zumindest am Anfang ihrer Reise mit dem Weißhaarigen nichts dagegen gehabt….

Nachdenklich betrachtete Sesshoumaru unterdessen die junge Miko vor ihm. Der Ausdruck in ihren Augen vorhin… er war der gleiche gewesen, wie der, den die Miko gehabt hatte, als er sie gefunden hatte. Er wusste nicht wieso, aber er hasste diesen leblosen Glanz in den früher so lebendigen Augen Kagomes. Sein Verstand sagte ihm, dass er die Miko nun wegschicken musste, doch aus irgendeinem Grund tat er es nicht. Er wusste, dass so etwas das Herz der jungen Priesterin endgültig gebrochen hätte. Wenn sie hier blieb, dann bestand allerdings die Gefahr, dass die Miko starb und dieses Risiko wollte Sesshoumaru auf keinen Fall eingehen. Aber wegschicken konnte er sie auch nicht einfach…. Der Inuyoukai gab es ungern zu, aber er saß unwillkürlich in einer Zwickmühle. Wenn er der Schwarzhaarigen gestattete, hier zu bleiben, dann würde sie mitkämpfen wollen…. Natürlich würde er die Miko überwachen lassen können, aber dann würden seiner Armee weitere Krieger fehlen und die Anzahl seiner Krieger würde in den nächsten Tagen entscheidend sein. Warum nur musste alles so kompliziert sein?

Kagome hatte unterdessen das Gefühl, dass sie dieses Schweigen des Inuyoukais nicht mehr lange würde aushalten können. Ein schieres Meer von ungeweinten Tränen brannte ihr in den Augen, doch die junge Miko beherrschte sich mühsam. Sie würde sich keine Schwäche geben, nicht hier, nicht jetzt und vor allem nicht vor demjenigen, dem ihr Herz gehörte und der Schwäche mehr als alles andere Verabscheute.

“Du wirst nicht auf mich achten müssen. Ich werde dir weder im Weg stehen, noch eine Bürde sein. Erlaube mir nur, bei der Schlacht in deiner Nähe sein zu dürfen.”, bat die Miko, nur, um endlich diese verfluchte Stille durchbrechen zu können.

Doch wieder erhielt sie keine Antwort. Kagome hätte auch weitergeredet, um dem sich erneut ausbreitendem Schweigen zu entfliehen, doch ein dicker Klos in ihrem Hals machte diese Absicht schnell zunichte.

“Ich…”, setzte sie dennoch an, brach aber sogleich ab, als sie eine verräterisches Schluchzen ihre Kehle hinauf kriechen spürte. Unwillkürlich blinzelte sie einmal und das war der Moment, wo sich die erste Träne ihren Weg über ihre Wange bahnte. Erschrocken erstarrte Kagome. Nun war es doch passiert. Nun weinte sie trotzdem. Obwohl sie es doch nicht gewollt hatte, obwohl sie doch stark sein wollte. Jetzt hatte sie Sesshoumaru endgültig den Beweis geliefert, dass sie schwach war. Wenn der Inuyoukai sie bisher noch nicht verachtet hatte, dann würde er es spätestens jetzt tun. Eine weitere Träne löste sich von ihren Wimpern und folgte dem ersten salzigen Tropfen, der mittlerweile von ihrem Kinn auf die Erde troff. Doch bevor die zweite Träne es ihrer ersten nachtun konnte, legte sich eine Hand auf ihre Wange und stoppte sanft den Lauf der salzigen Flüssigkeit. Überrascht blickte Kagome auf, nur, um erneut Sesshoumarus Blick zu begegnen. Irrte sie sich oder lag in den normalerweise so eiskalten Augen ihres Gegenübers eine gewisse Wärme, die dort vorher nicht gewesen war? Oder hatte sie sich jetzt schon endgültig ihren Wunschvorstellungen hingegeben, so, dass sie nun Dinge sah, die gar nicht da waren? Aber die Hand, die noch immer an ihrer Wange ruhte, war echt. Kagome wusste es genau. Warum tat Sesshoumaru das? Warum machte er ihr noch jetzt Hoffnungen? Warum spielte er mit ihr? Sie war doch nur ein einfacher Mensch…. Warum kümmerte er sich überhaupt um sie?

“Verachtest du mich wirklich so sehr?”, fragte sie wieder mit belegter Stimme und erneut war Schweigen das einzige, was ihr antwortete.

,Also ja…’, ging es Kagome durch den Kopf und dieser Gedanke reichte völlig, um ihr Herz wieder an den Rande der Finsternis zu treiben, aus der Sesshoumaru es doch erst gerettet hatte. Eine bleierne Schwere machte sich in ihren Gliedern breit. Hatte sie sich wirklich noch Hoffnung gemacht? Sie konnte es kaum glauben, konnte kaum glauben, wie dumm sie gewesen war und wie blind….

“Ich werde dich nicht sterben lassen…”, hauchte Kagome wie von einer fremden Macht gelenkt.

“Ich werde nicht sterben.”, erwiderte Sesshoumaru prompt, doch seine Worte drangen kaum bis zu der jungen Miko durch. Sie verstand kaum den Sinn dessen, was aus dem Mund des Inuyoukais kam und dennoch tauchte nun klar das Gespräch, das sie mit Rei in der Neuzeit geführt hatte, in den Sinn. Die Weißhaarige hatte gesagt, dass es bald zu spät sein könnte zurückzukehren…. Zu spät….

Langsam bahnten sich weitere Tränen über die plötzlich kälter werdende Haut der Miko.

“Doch, das wirst du…”, hörte sie sich selbst flüstern.

Das nächste, was die junge Miko spürte waren warme Lippen, die auf die ihren gepresst wurden. Sesshoumaru’s Hand lag plötzlich in ihrem Nacken. Sie hatte gar nicht gespürt, wie sie von ihrer Wange dorthin gewandert war, doch noch bevor Kagome ihre Situation richtig realisieren konnte, war sie auch schon vorbei.

“Ich werde nicht sterben.”, hauchte Sesshoumaru, als sein Gesicht nur wenige Zentimeter von dem der Miko entfernt war. Und dieses Mal klang es wie ein Versprechen.

Kagome wusste nicht wie, doch irgendwie schafften es ihre Arme, sich um Sesshoumarus Nacken zu legen. Und dieses Mal war sie es, die ihre Lippen auf die ihres Gegenübers presste, während sie sich wie eine Ertrinkende klammerte.

“Ich liebe dich, Sesshoumaru.”, hauchte sie leise, als sie sich kurzzeitig von ihm trennte und das war der Moment, in dem ihre Beine endgültig unter ihr nachgaben. Das letzte, was sie vor ihrer aufkommenden Ohnmacht spürte, war, dass sie aufgefangen wurde, bevor sie auf dem kalten Boden aufschlagen konnte.
 

Sakura hockte währenddessen neben einem Weißhaarigen Inuyoukai mit blassgrünen Augen, der offensichtlich ihr “Bewacher” für den Augenblick sein sollte.

“Man sieht nicht oft, dass sich eine Youkai und eine Miko zusammentun…”, meinte der Hundedämon in diesem Augenblick nachdenklich wirkend. Sakura blickte nicht einmal auf, als sie die Worte hörte. Sollte dieser verdammte Hund doch reden, was er wollte. Sie war lediglich hier, um Riko zu retten.

“Dürfte ich den Grund dafür erfahren?”

Die Drachenyoukai spürte den interessierten Blick des blassen Youkais auf ihr liegen, doch sie ignorierte diesen gekonnt.

“Scheinbar bist du nicht sehr gesprächig…”, stellte der Inuyoukai noch immer ruhig fest, ehe er einfach fortfuhr: “Mein Name ist übrigens Hideaki. Und du heißt…?”

Entschlossen presste Sakura die Kiefer aufeinander. So weit kam es noch, dass irgendein so dahergelaufener Köter es schaffte, mit ihr ein Gespräch anzufangen, während sie mehr oder weniger eine Gefangene war.

“Der andere Drachenyoukai war gesprächiger…”, seufzte Hideaki in diesem Augenblick leise. Sofort ruckte Sakuras Kopf herum, während sie all ihre Schweigepläne einfach über Bord warf.

“Anderer Drachenyoukai? Riko?”, fragte sie aufgeregt.

Sogleich begegnete sie leicht überrascht wirkenden Augen.

“Ja, sein Name ist Riko. Kennst du ihn?”, fragte der Inuyoukai durch ihre heftige Reaktion leicht irritiert.

“Wo ist Riko? Wie geht es ihm? Was habt ihr mit ihm gemacht?”, wollte die Schwarzhaarige sofort wissen, während sie unwillkürlich aufstand. Keine Sekunde später schloss sich eine Hand wie ein Schraubstock um ihr Handgelenk und zog sie wieder zu Boden. Durchdringend sah Hideaki sie an.

“Unsere Krieger haben Blut geleckt, junge Drachenyoukai und noch dürsten sie nach mehr. Ich an deiner Stelle würde nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen, wenn du keine Probleme haben willst.” Mit diesen Worten ließ der Inuyoukai ihr Handgelenk wieder los. “Um deine Frage zu beantworten: Riko geht es gut, zumindest soweit ich das weis. Doch wo er ist werde ich dir nicht sagen, junges Drachenweibchen.”

“Nennt mich nicht so!”, zischte die Schwarzhaarige wütend. “Ich habe einen Namen!”

“Und der wäre?”, fragte Hideaki mit interessiert hochgezogener Augenbraue.

Prompt wandte Sakura ihren Blick wieder ab.

“Das geht Euch nichts an!”, knurrte sie wütend.

Ein leises Lachen war das Einzige, was der Hundedämon daraufhin erwiderte.
 

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Tut mir leid, dass ihr so lange auf dieses Kap warten musstet! Ich hoffe, es hat euch dennoch gefallen. Soweit ich das beurteilen kann, ist es auch das längste Kap, das ich in dieser FF je geschrieben habe…. Es hat mich auch echt viel Mühe gekostet, besonders ein paar Szenen haben sich als echte Herausforderung dargestellt…. Ich hoffe, es ist mir gelungen, alles mehr oder weniger realistisch darzustellen.

Über Kommies würde ich mich übrigens wie immer sehr freuen^^

Bye,

_Corchen_

Und wenn der Morgen naht...

Kagome wusste nicht, warum sie wach geworden war. Die Sonne war noch lange nicht aufgegangen ihr Wecker hatte noch lange nicht geklingelt.

Moment mal, ihr Wecker…? Aber den hatte sie doch gar nicht mit zurück ins Mittelalter genommen…. Ins Mittelalter?! Sofort riss die junge Miko mit einem Mal hellwach die Augen auf. Sie hätte beinahe vergessen, dass sie zurückgekehrt war und dass sie Sesshoumaru wieder gesehen hatte. Wo sie gerade schon beim Thema war… wo war Sesshoumaru eigentlich?

Langsam richtete sie sich auf, wobei sie sich suchend umblickte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie in einer kleinen Bodensenke unter sternenklarem Nachthimmel lag. Am Rande der Senke saßen einige Dämonen, doch dass Sesshoumaru nicht darunter war, konnte Kagome auf Anhieb erkennen. Dazu brauchte sie keine Augen, die scharf genug warum, um das Dunkelheit der Nacht zu durchdringen. Sie spürte schlichtweg, dass der Inuyoukai nicht unter den Dämonen in ihrer näheren Umgebung war. Aber ob er überhaupt irgendwo in ihrer Nähe war, konnte sie nicht sagen. Sie spürte zu viele Dämonenauren um sich herum, als dass sie in etwas Entfernung die Energien noch voneinander hätte unterscheiden können. Also musste sie den Weißhaarigen wohl oder übel suchen gehen. Schon wieder. Und dabei hatte sie gedacht, dass er wenigstens jetzt in ihrer Nähe geblieben wäre. Aber was konnte sie schon von ihm verlangen? Sein Volk war im Krieg mit den Drachenyoukai und die waren gewiss keine leichten Gegner. Folglich musste er ziemlich beschäftigt sein, denn für einen Sieg war ein Schlachtplan unerlässlich und dieser entwickelte sich nicht von ganz allein. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie den Weißhaarigen einfach so verschwinden ließ. Sie hatte ihr Wort gegeben, dass sie ihn nicht sterben lassen würde, aber um das zu garantieren, musste sie zwangsläufig in seiner Nähe bleiben. Also stand sie langsam auf und machte sich daran, die Bodensenke zu verlassen, als sich einer der in ihrer Umgebung sitzenden Youkai ebenfalls erhob und sich mit einigen schnellen Schritten in ihren Weg stellte. Das lange, zu einem Zopf geflochtene, braune Haar des Youkais fiel ihm über eine Schulter nach vorne, während er sich leicht verbeugte.

“Verzeiht, Miko-sama, doch der Lord befahl uns, Euch hier zu bewachen.”, meinte der Braunhaarige kühl. Kagome konnte fast spüren, wie sehr ihr Gegenüber damit kämpfte, seine Verachtung für sie erfolgreich aus seiner Stimme zu verbannen. Aber egal, wie sehr er sich bemühte, es gelang ihm dennoch nicht völlig.

Kurz presste die junge Miko ihre Lippen aufeinander. Sesshoumaru hatte also sichergehen wollen, dass sie an ihrem Platz blieb, wenn sie aufwachte? In Gedanken zählte sie schnell ihre Bewacher. Es waren fünf Inuyoukai, die in ihrer unmittelbaren Umgebung saßen. Aber wenn sie es sich Recht überlegte, dann schienen diese Inuyoukai allesamt nicht allzu stark zu sein. Wenn sie sich geschickt anstellte, dann würde sie diese besiegen können. Wusste Sesshoumaru das oder unterschätzte er sie vielleicht? Kurz zögerte die junge Miko. Nein, der Weißhaarige unterschätzte sie gewiss nicht, beschloss sie nach gut zwei Sekunden Überlegens. Inuyasha mochte sie unterschätzt haben, vielleicht auch Kikyo, aber nicht Sesshoumaru. Der Inuyoukai musste sich darüber im Klaren sein, dass er sie nicht dazu zwingen konnte, in dieser kleinen Bodensenke hocken zu bleiben, wenn sie das nicht wollte. Wahrscheinlich vertraute der Andere nur darauf, dass sie nicht so weit gehen würde, seine Untergebenen anzugreifen und sehr zu ihrem Leidwesen musste Kagome gestehen, dass er Recht hatte. Noch. Aber wenn sie bemerken sollte, dass Sesshoumaru sich in einen Kampf stürzte, ohne sich vorher auch nur mit ihr zu besprechen…. Dann, nun dann würde sie keine Wache der Welt mehr davon abhalten können, zu ihm zu gelangen. Aber eine Weile würde sie sich noch gedulden können, zumal der gestrige Tag noch in Form von starkem Muskelkater seinen Tribut verlangte.

Erst jetzt bemerkte die Miko, dass ihr braunhaariger Gegenüber sie die ganze Zeit musternd betrachtete. Sofort kam Ärger in Kagome auf. War sie hier etwa so etwas, wie ein Anschauungsobjekt? Sie gab zu, dass sie bereit war, hier auf Sesshoumaru eine Weile zu warten, aber sie war ganz und gar nicht bereit, sich hier wie ein Stück Vieh begutachten zu lassen.

“Du solltest auf deinen Platz zurückkehren, Youkai.”, hörte sie sich plötzlich mit kalter Stimme sagen. “Ich werde schon nicht versuchen, fortzulaufen.”, mit diesen Worten drehte sie sich demonstrativ gleichgültig um und ließ sich in der Mitte der Bodensenke nieder. Sobald Sesshoumaru zurückkam musste sie eindeutig noch ein paar Dinge mit ihm klären.
 

Unterdessen stapfte Sakura hinter Hideaki her, der ihr natürlich nicht gesagt hatte, wohin sie unterwegs waren. Aus irgendeinem Grund fand die Drachenyoukai das Verhalten des bleichen Inuyoukais äußerst merkwürdig. Nicht, dass es nicht normal gewesen wäre, wenn man einer Gefangenen nicht sagte, wo man sie hin brachte, aber dennoch…. Wieso war der Andere kurzzeitig verschwunden, bevor er ihr direkt bei seiner Rückkehr gesagt hatte, dass sie ihm folgen sollte? Und wieso schlich sich manchmal ein hauchdünnes Lächeln auf das Gesicht des Anderen, wenn er sich beim Gehen wahrscheinlich unabsichtlich genau so zu ihr umwandte, dass Mondlicht seine ohnehin schon blassen Züge noch bleicher erscheinen ließ? Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass sich der Andere über irgendetwas zu freuen schien. Und was einen Hundedämon freute, konnte praktisch nur schlecht für sie sein. Wenigstens führte der Andere sie nun vom Lager fort, in den Wald hinein, wo sie sein Lächeln nicht einmal mehr gesehen hätte, wenn sie es gewollt hätte. Nun, aber das würde nicht mehr lange so bleiben. Immerhin war der Sonnenaufgang nicht mehr weit und dann würde sie alles in ihrer Umgebung wieder klar erkennen können. Allerdings würden dann auch die Kämpfe zwischen Drachen- und Hundedämonen wieder weitergehen und spätestens dann wäre dieser Hideaki dazu gezwungen umzudrehen und sich ebenfalls am Kampf zu beteiligen. Schließlich war der weißhaarige Dämon mit den blassgrünen Augen scheinbar einer der stärkeren Vertreter seiner Art und wenn er beschlossen haben sollte sie zu töten… nun, dann hätte sie selbst ihm kaum etwas entgegenzusetzen, dessen war Sakura sich ziemlich sicher. Aber wenn er sie hätte töten wollen, dann hätte er sie dafür doch nicht extra wegführen müssen, oder? Niemand im Lager der Inuyoukai dürfte es allzu stark stören, wenn jemand ihrer Kameraden einen Drachen tötete. Außer natürlich, wenn die Miko ihr Wort gehalten hatte und es dem Anderen verboten worden war, sie umzubringen. In diesem Fall wäre es wirklich nur logisch, wenn Hideaki sie zuerst wegbrachte, um sie dann unbemerkt aus dem Weg räumen zu können. Aber wenn sie es sich Recht überlegte… war es nicht ziemlich unwahrscheinlich, dass Hideaki zuerst stundenlang versuchte, sich mit ihr zu unterhalten, wenn er sie schlussendlich doch nur töten wollte…? Natürlich gab es unter den Youkai viele, die so etwas einfach getan hätten, aber bisher war es ihr nicht so vorgekommen, als ob der Weißhaarige auch einer davon wäre. Also, was könnte er sonst noch damit bezwecken, sie einfach so vom Lager wegzubringen?

In diesem Augenblick kamen sie an einer Stelle des Waldes an, auf der die Bäume etwas weiter auseinander standen und auf der vier Youkai standen. Sofort waren all ihre vorherigen Gedanken wie weggeblasen. Sie kannte die drei Inuyoukai, die nun auf Hideaki zugingen, nicht, aber den braunhaarigen Drachen, der sie seinerseits ungläubig anstarrte, kannte sie genau.

“Riko…”, hauchte sie mit plötzlich versagender Stimme, ehe sie loslief, den irritierten Blick von vier Inuyoukai und einem Drachenyoukai völlig ignorierend.
 

Kagome hockte immer noch auf der gleichen Stelle in der Bodensenke, als sie spürte, wie Sesshoumaru sich näherte. Gleichzeitig zogen sich ihre Wachen wie auf ein unsichtbares Zeichen hin zurück, doch Kagome vermutete einfach, dass die fünf Youkai sich nun wieder ihren eigenen Beschäftigungen zuwandten oder eher: zuwenden konnten. Doch das interessierte die junge Miko im Augenblick nicht besonders. Stattdessen stand sie langsam auf und blickte Sesshoumaru entgegen, der nun ebenfalls gemächlich auf sie zukam, ehe er keine zwei Meter vor ihr stehen blieb.

“Du bist also aufgewacht.”, stellte der Inuyoukai nach kurzer Zeit des Schweigens unnötigerweise fest.

“Und du hast mich bewachen lassen.”, erwiderte Kagome ruhig. “Warum?” Sie konnte nicht verhindern, dass in ihrer Stimme eine leichte Verletztheit mitschwang. Vertraute Sesshoumaru ihr so wenig, dass er es für nötig hielt, sie selbst in seinem eigenen Lager unter Bewachung zu stellen?

“Was hättest du getan, hätte ich es nicht gemacht?”, stellte der Weißhaarige in eben diesem Augenblick seine Gegenfrage.

“Ich wäre dich suchen gegangen.” Die junge Miko musste nicht erst überlegen, ehe sie antwortete. Natürlich wäre sie Sesshoumaru suchen gegangen. Was denn sonst? Immerhin hatten sie am vorigen Abend…. Augenblicklich stahl sich eine leichte Röte auf Kagomes Wangen. Wie nur hatte sie es bisher so erfolgreich verdrängen können, dass sie und Sesshoumaru sich geküsst hatten? Und dieses Mal war der Kuss weder eine Kurzschlussreaktion noch einseitig gewesen. Schnell versuchte sie sich wieder auf das Thema zu konzentrieren. Was wäre so schlimm daran gewesen, wenn sie Sesshoumaru gesucht hätte? Sie wäre im Lager umhergegangen, na und? Das konnte nicht wirklich der ausschlaggebende Punkt sein. Und wenn sie ihn gefunden hätte? Nun, schlimmstenfalls hätte sie in irgendeine Besprechung hineinplatzen können, aber wirklich tragisch wäre das auch nicht gewesen. Immerhin hätte sie sich gut zurückhalten können, bis diese Besprechung dann zu Ende gewesen wäre. Oder hatte Sesshoumaru nicht gewollt, dass sie mitbekam, was die Inuyoukai planten? Warum? Wollte er sie etwa vom Kriegsgeschehen so weit wie möglich ausschließen? Nun, das war durchaus möglich…. Immerhin schien er gestern auch nicht wirklich begeistert davon gewesen zu sein, dass sie zurückgekommen war, obwohl er sie geküsst hatte… und Kagome glaubte kaum, dass er das nur getan hatte, um sie zum Schweigen zu bringen. Also gab es nur die eine Möglichkeit, dass er nicht wollte, dass sie sich am Kampf beteiligte. Warum? Sie war eine ziemlich mächtige Miko und ihre Hilfe würde den Inuyoukai unter Garantie nicht schaden. Außerdem würde sie alles daran setzten, nicht zuzulassen, dass Sesshoumaru starb. Wo war also der Nachteil, wenn sie mitkämpfte, wenn sie sich beteiligte? Sie wusste es nicht.

“Wann geht der Kampf weiter?”, fragte sie stattdessen, da sie nicht annahm, dass der Konflikt zwischen Drachen und Inuyoukai schon in einem Tag hätte beigelegt werden können.

“In zwei Stunden.”, erwiderte der Weißhaarige ruhig.

“Ich werde mitkämpfen.”

“Nein.”

“Du kannst mich nicht daran hindern.”

Sekundenbruchteile standen die Miko und der Inuyoukai sich schweigend gegenüber, während sich ihre Blicke ineinander bohrten.

“Ich werde mitkämpfen, Sesshoumaru.”, wiederholte Kagome äußerlich ruhig.

“Ich werde mich nicht wiederholen.”, erwiderte der Inuyoukai ebenso ruhig.

“Du kannst mich nicht daran hindern, zu kämpfen, wenn du es ebenfalls tust.”, setzte die junge Miko an, “Du könntest mich nur von dieser Schlacht verhalten, wenn du ihr auch nicht beiwohnen würdest. Ich sagte es schon einmal: Ich werde dich nicht sterben lassen und das war ein Versprechen, Sesshoumaru. Ich halte meine Versprechen.”

“Ich werde nicht sterben, also ist es auch nicht nötig, dass du dich einmischst.” Sesshoumarus Stimme klang kalt wie immer und dennoch lag beim Sprechen ein Blitzen in seinen Augen, dass Kagome kurz stutzig machte. Diesen Ausdruck in den Augen hatte auch Inuyasha immer gehabt, wenn er gewollt hatte, dass sie sich in Sicherheit brachte…. Aber das konnte nicht sein. Innerlich schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Sesshoumaru und Inuyasha mochten zwar Halbbrüder sein, doch vom Charakter her unterschieden sie sich von Grund auf. Es war kaum vorstellbar, dass der Weißhaarige um ihre Sicherheit besorgt war und sie deshalb nicht mitkämpfen lassen wollte. Nein, es war einfach nicht Sesshoumarus Art, sich um Andere derartig zu Sorgen. Kurz verengte die junge Miko ihre Augen. Und wenn es doch so war? Wenn der Inuyoukai wirklich um ihre Sicherheit fürchtete…? Das wäre dann auch eine Erklärung dafür, warum er sie zurück in ihre Zeit geschickt hatte…. Nun, dass war natürlich nur eine Vermutung, aber wenn sie stimmte, dann musste sie sich hier nicht nur gegen einen sturen Inuyoukai durchsetzten, sondern gegen einen sturen Inuyoukai mit scheinbar starkem Beschützerinstinkt.

“Und wie planst du, mich aufzuhalten?”, änderte sie daher ihre Taktik. “Du brauchst jeden deiner Kämpfer in der Schlacht und selbst wenn du ein paar abzweigen könntest, so könnten diese mich sicherlich nicht davon abhalten, doch noch zu kommen. Und im Endergebnis wäre ich dann trotzdem noch an den Kämpfen beteiligt, wüsste nicht, wo ich am Wirkungsvollsten wäre, würde auf meiner Suche nach dir wahrscheinlich ziellos über das Schlachtfeld irren, unter Garantie mehr als nur ein paar Probleme bekommen und obendrein hättest du noch ein paar verletzte Krieger mehr.”, schloss Kagome ihre Prognose.

Kurzzeitig trat Schweigen ein, ehe die Schwarzhaarige weiter sprach. “Aber wenn du mir erlaubst, mitzukämpfen, was ich ja sowieso tun werde, dann werde ich wahrscheinlich eine große Bereicherung deiner Truppen sein, denn so schwach bin ich auch nicht.”

Starr blickten sich Miko und Youkai noch einen Moment lang direkt in die Augen, ehe letztere sich wortlos umwandte und ging. Irritiert hielt Kagome Sekundenbruchteile inne, ehe sie dem Weißhaarigen folgte. War es nun ein gutes oder schlechtes Zeichen, dass er einfach ging? Es könnte eigentlich beides bedeuten, denn das Benehmen des Inuyoukais gab ihr manchmal noch wirklich ein Rätsel auf. Wenn er doch nur ein wenig offener wäre…. Nun, aber eigentlich konnte Kagome sich nicht beschweren. Er hatte ihr immerhin gestattet, hier zu bleiben und sie nicht sogleich persönlich zurück zum Knochenfresserbrunnen geschleift, obwohl sie zugeben musste, dass er es vielleicht sogar getan hätte, wenn er die Zeit dazu gehabt hätte. Aber wenigstens war sie jetzt bei ihm und das war das Einzige, was im Moment zählte.
 

Kaum war Sakura vor Riko angekommen, machte sie abrupt halt.

“Sakura… was tust du hier…?”, fragte der braunhaarige Drache leicht besorgt und jetzt wusste die Schwarzhaarige ganz genau, warum sie ihn so schnell wie möglich hatte wieder finden wollen. Es lag immer so eine Sanftmütigkeit in seiner Stimme. Wie hatte er damit im Lager der Inuyoukai bisher überleben können? Er war wirklich nicht zum Krieger gemacht. Schon fast instinktiv holte sie aus und schlug ihrem Gegenüber einmal demonstrativ auf den Kopf.

“Idiot!”, knurrte das Drachenweibchen wütend. “Habe ich dir gesagt: Kontrolliere, ob noch jemand lebt und lass dich dann von ihm gefangen nehmen? Nein! Ich habe gesagt du sollst jeden, der noch atmet, von seinem Schicksal erlösen und dann zurückkommen! War das wirklich so schwer, Riko? Oder bist du noch unfähiger, als ich gedacht habe?! Du warst ja nicht einmal dazu fähig, dich von alleine zu befreien! Nur deswegen musste ich dich suchen gehen! So gesehen war es ziemlich selbstsüchtig von dir, dich gefangen nehmen zu lassen. Hast du jemals daran gedacht, Riko?”

“Du hast mich gesucht…? Sakura…”

“Das heißt immer noch “Sakura-san” für dich, Tölpel!”, herrschte die Drachenyoukai weiter. “Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren, dass einzig und allein du für unsere jetzige Situation verantwortlich bist, Idiot!”

“Du wurdest auch gefangen genommen, Sakura… -san. Genauso wie ich. Und ich war nicht einmal in deiner Nähe, als es passierte.”, konterte Riko mit sich langsam aufhellendem Gesicht. Die Schwarzhaarige hatte nach ihm gesucht! Sie hatte sich tatsächlich um in Gedanken gemacht und war nicht gewillt gewesen, ihn seinem Schicksal zu überlassen. Eigentlich hätte er wütend über ihre Anschuldigungen sein müssen, doch er war zu glücklich über die einfache Tatsache, dass sie hier war, als das noch eine weitere Emotion in ihm Platz gehabt hätte. Außerdem fand er den Anblick, wie seiner Gegenüber nun sämtliche Gesichtszüge entglitten, einfach zu komisch.

“Das ist etwas völlig anderes!”, verteidigte sich die Drachenyoukai auch sofort.

“Inwiefern?”, hakte Riko prompt nach.

“Das zu erklären würde jetzt wirklich zu lange dauern.”, winkte Sakura schnell ab. Es war wahr, sie hatte sich gefangen nehmen lassen, aber nicht von irgendeinem dahergelaufenen Köter sondern von einer ziemlich mächtigen Miko. Ihrer Meinung nach war das etwas völlig anderes.

Rikos Blick wanderte unterdessen von Sakura zu den vier Inuyoukai, die sie allesamt scheinbar interessiert betrachteten, doch während Ichiros Gesicht nur Verachtung zeigte schienen Rokuko und Kazuo sich nicht so Recht zwischen Lachen und Schadenfreude entscheiden zu können. Ganz im Gegensatz zu Hideaki. Das Gesicht des bleichen Inuyoukais zierte ein eindeutiges Grinsen, das er auch nicht unterdrückte, als er Rikos Blick auf sich bemerkte. Selbst als er sich wieder seinen Artgenossen zuwandte, änderte sich sein Ausdruck nicht. Das nächste, was der junge Drachenyoukai bemerkte, war, dass ein paar schnelle, aber sehr leise Worte zwischen den vier Inuyoukai gewechselt wurden, ehe Hideaki sich noch immer leicht lächelnd umwandte und wieder im Wald verschwand. Erneut wandte Riko sein Augenmerk auf Sakura, die ihn nun prüfend betrachtete. Wenn er das Verhalten seiner Bewacher richtig interpretiert hatte, dann müsste die Schwarzhaarige nun hier bleiben, um, genauso wie er, von den drei Inuyoukai bewacht zu werden und das hieß, dass die Drachenyoukai weder kämpfen noch ihr Leben riskieren würde. Er wusste, es war ziemlich egoistisch von ihm, zumal Sakura das Kämpfen liebte, aber dennoch gefiel ihm dieser Gedanke.
 

Die ersten Sonnenstrahlen erhellten gerade den Horizont, als sich Kagome zwischen ungefähr zwanzig mit Bögen bewaffneten Inuyoukai wieder fand, die sich allesamt am Rande des baldigen Schlachtfeldes verschanzten. Die junge Miko konnte noch immer kaum glauben, dass sie Sesshoumaru so schnell davon hatte überzeugen können, sie kämpfen zu lassen. Nun, wirklich kämpfen würde sie hier wahrscheinlich nicht, aber wenigstens konnte sie ihren Beitrag leisten. Sesshoumaru hatte sie nämlich ohne große Umschweife zu dem Befehlshaber der wenigen Bogenschützen der Inuyoukai geführt, ehe er mit den Worten gegangen war, dass Kagome sich bei der Schlacht genau an die Anweisungen des Befehlshabers zu halten hatte. Und eben dieser hatte sie kurz darauf von oben bis unten gemustert, ehe er sie aufgeklärt hatte, dass es die Aufgabe seiner Gruppe war, sämtliche Drachenyoukai, die in der Luft waren, sofort zu töten bevor sie von oben angreifen konnten. Danach hatte er ihr noch gesagt, zwischen wem sie in der Schlacht zu stehen hatte und das sie weglaufen sollte, wenn sie aus irgendeinem Grund in einen Nahkampf verwickelt werden sollte. Kagome hatte nicht widersprochen. Natürlich hatte sie nicht vor, wegzulaufen, aber es wäre wahrscheinlich sinnlos, das dem Anderen zu sagen. Der würde sie bestenfalls noch zu Sesshoumaru schleifen und sie dort mit den Worten, dass sie unkooperativ sei, abliefern. Und damit hätte sie dann endgültig ihre letzte Chance, der Schlacht offiziell beiwohnen zu dürfen, verspielt. Also ließ sie sich widerstandslos ihren Platz zuweisen und ging auch wortlos mit, als sich die Anderen Youkai zu einem wahrscheinlich vorher abgesprochenen, recht gut geschütztem Ort in der Nähe des Schlachtfeldes aufbrachen. Und nun hockte sie hier, während ihr all ihre Sinne sagten, dass sich in die beiden feindlichen Armeen bereits versammelt hatten und nur noch auf das Zeichen wartete, dass ihnen erlaubte, über einander herzufallen. Unwillkürlich erschauderte sie unter der Anspannung, die noch dadurch verstärkt wurde, dass vom Schlachtfeld vor ihr ein penetranter Verwesungsgeruch der Opfer des vergangenen Tages zu ihnen hinübergeweht wurde. Kurz warf sie einen Blick zu einem der Inuyoukai neben ihr. Mussten diese den Gestank nicht viel deutlicher als sie selbst wahrnehmen? Aber wie konnten sie dann nur so ruhig bleiben? Fast war sie versucht, zu fragen, doch in diesem Augenblick zerriss das fast zeitgleiche Brüllen zweier riesiger Wesen die morgendliche Ruhe und dieses Mal musste Kagome nicht einmal fragen, um zu wissen, was das zu bedeuten hatte. Das Unheimliche Geräusch zweier, aufeinander losstürmender Armeen war ihr Antwort genug.

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So, langsam aber sicher neigt sich die FF ihrem Ende entgegen. Ich glaube, dass sie in gut zwei bis drei Kapiteln abgeschlossen sein dürfte….

Über Kommies würd ich mich übrigens wie immer sehr freuen^^

Bye,

_Corchen_

In der Schlacht

Unwillkürlich lief ein kalter Schauer Reis rücken hinab, während sie die beiden riesigen Armeen beobachtete, die aufeinander losstürmten. Sie konnte nur zu deutlich die Mordbereitschaft beider Seiten spüren. Jeder würde in diesem Kampf alles geben, denn es war zwar unausgesprochen, aber dennoch wusste jeder, dass diese entscheidende Schlacht nicht mehr unterbrochen werden würde. Sie würde erst enden, wenn eine der beiden Seiten gesiegt hatte, welche auch immer das sein mochte.

In diesem Moment riss sie ein leises Krächzen aus ihren Gedanken. Kurz blickte sie über den Rücken zurück, wobei ihr Blick auf ungefähr drei Raben fiel, ehe sie sich selbst dazu zwang, sich scheinbar gleichgültig wieder nach vorne zu wenden. Doch dieses Mal achtete sie nicht auf die unzähligen Kämpfe, die auf der Ebene vor ihr begannen, dafür war sie viel zu tief in ihren aufkommenden Überlegungen vertieft.

Die Aasfresser versammelten sich also schon? Wussten sie nicht, dass Youkaischlachten viel länger als die von Menschen dauerten? Bevor die Kämpfe nicht beendet waren, würde keiner der Vögel zu seiner Nahrung kommen, müssten die Raben immerhin befürchten, selbst ein Opfer der blutigen Kämpfe zu werden. Normalerweise versammelten sich die klugen Tiere erst später, wenn die Schlacht schon fast ein Ende gefunden hatte. Oder ahnten diese Aasfresser vielleicht etwas, dass sie selbst nicht wusste? Immerhin wurden Raben nicht umsonst von den Menschen als heilige Tiere verehrt. Selbst sie hatte manchmal das Gefühl, dass die Vögel ein bestimmtes Gespür für einige entscheidende Dinge hatten. Sollte sie ihre Anwesenheit also als Gut oder Schlecht bewerten? Sie war sich nicht sicher. Kurz schweifte ihr Blick zu Kenshin, der auf einer Anhöhe stand, von der aus er das ganze Schlachtfeld überblicken konnte. Noch gestern hatte sie sich geduldig seinen Plan angehört, obwohl es sie doch gewundert hatte, dass der junge Herr der Drachenyoukai sie um ihre Meinung zu seinen Plänen gebeten hatte. Wie hatte der Braunhaarige seinen Stolz so plötzlich und wirkungsvoll herunterschlucken können, dass er sich auf die Hilfe einer Frau verlassen hatte? Oder wurde der Andere vielleicht einfach langsam erwachsen? War Kenshin vielleicht doch kein so schlechter Anführer, wie sie bisher angenommen hatte? Musste er vielleicht nur in seine Rolle hineinwachsen? Nun, dass war jetzt auch gleich. Über so etwas konnte sie nachdenken, wenn entweder Kenshin oder der Herr der Hundedämonen seinen Tod gefunden hatte. Mit diesem Gedanken wandte sie sich wieder der Schlacht zu. Bisher schienen beide Seiten noch gleich stark zu sein, trotz des Vorteils, den sie Inuyoukai sich mit ihrer gestrigen Taktik erarbeitet hatten. Aber natürlich konnte und würde sich das noch ändern, auch, wenn es noch einige Zeit dauern könnte, ehe es sich abzeichnen würde, wer die Oberhand gewinnen würde.
 

Angespannt betrachtete Kagome das Schlachtfeld vor sich, während ihre vor Nervosität leicht schwitzigen Hände ihren Bogen umklammerten. Die Sonne stand bereits hoch und dennoch war es ihr noch nicht gelungen, Sesshoumaru unter den Kämpfenden zu erblicken. Das Allein war allerdings nicht verwunderlich, da sie und die anderen Bogenschützen nicht direkt am Schlachtrand postiert waren, sondern in einiger Entfernung, von wo aus man einen recht guten Überblick über das Geschehen hatte. Für Kagome’s menschliche Augen war diese Entfernung jedoch bereits zu groß, als dass sie einen einzelnen Kämpfer der Schlacht von einem Anderen großartig hätte unterscheiden können. Sesshoumaru war zwar normalerweise recht auffällig, aber auf dem Kampffeld waren einfach zu viele Youkai mit weißen Haaren. Natürlich verließ sich die junge Miko bei ihrer wahrscheinlich hoffnungslosen Suche nach dem Inuyoukai nicht nur auf ihre Augen, sondern auch auf ihre Sinne, die, sehr zu ihrem Leidwesen, im Moment lediglich feststellen konnten, dass vor ihr eine riesige Menge an Youki versammelt war. Sie konnte kaum die immer wieder aufflackernden Auren voneinander unterscheiden, die sonst so klaren Unterschiede in diesem Gedränge einfach viel zu sehr unter. Und wenn sie nicht mal fähig war, dass Youki zweier verschiedener Dämonen voneinander zu trennen, wie sollte sie dann den Weißhaarigen Inuyoukai zwischen den kämpfenden Kriegern ausmachen?

Kurz überlegte die Schwarzhaarige, ob Sesshoumaru wohl gewusst hatte, dass sie von diesem Standort aus Unfähig sein würde, ihn wahrzunehmen. Wahrscheinlich. Hatte er so verhindern wollen, dass sie auf die Idee kam, zu ihm zu laufen? Möglich. Nachdenklich biss sie sich auf die Lippe. Wenn dem Weißhaarigen etwas zustoßen sollte, würde sie es doch gewiss merken, oder? Immerhin war Sesshoumaru der Anführer der Inuyoukai. Es würde sich gewiss etwas grundlegend in ihrem Verhalten ändern, wenn er in ernsthafter Gefahr wäre, oder…? Aber das war nur eine Vermutung, derer sie sich alles andere als sicher sein konnte. Selbst von ihrem Standpunkt aus konnte sie sehen, dass die kämpfenden Youkai wohl kaum auf etwas Anderes als auf das Retten ihres eigen Lebens konzentrieren konnten. Immerhin mussten sie sich nicht nur gegen physische, sondern auch magische Angriffe zur Wehr setzten. Wie zur Bestätigung ihrer Gedanken begannen Lichtblitze über das Schlachtfeld zu zucken, zerrissen jeden, der nicht schnell genug ausweichen oder einen Bannkreis erstellen konnte.

Angestrengt kniff Kagome die Augen zusammen. Wer war der Ursprung dieses Zaubers? Ein Dämon oder ein Drache? Sie konnte es beim besten Willen nicht erkennen, aber irgendwie hoffte sie, dass es sich bei dem Magier nicht um einen Drachen handelte.

Kurz rann ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sie wusste nicht, wie es war, in einer solch großen Schlacht zu sein und wenn sie ehrlich war, dann wollte sie es auch gar nicht wissen, nicht bei dem Anblick, der sich ihr nun bot. Der Kampf dort unten schien nur einer einzigen Regel zu folgen: töten oder getötet werden und jeder schien gewillt, nicht der getötete zu sein. Aber dennoch konnte sie bisher nur wenige sterbende ausmachen, auch, wenn sie schon einige Youkai erspäht hatte, deren Rüstungen rot von Blut waren. Ob es sich dabei um das eigene Blut oder das eines Feindes handelte, konnte sie allerdings nicht erkennen. Dennoch vermutete sie einfach, dass es eine Mixtur von beidem war. Immerhin konnte sie sich nicht vorstellen, wie jemand noch aufrecht stehen konnte, wenn er schon so viel Blut verloren hatte….

Angestrengt verdrängte sie diesen Gedanken, als sie spürte, wie ihr Magen allmählich zu rebellieren begann. Sie hatte gewusst oder zumindest geglaubt zu wissen, worauf sie sich hier einließ. Sie durfte sich jetzt keine Schwäche erlauben. Hatte sie etwa erwartet, dass in einer Youkaischlacht kein Blut fließen würde? Oder das der Anblick sterbender Dämonen einfacher als der sterbender Menschen sein würde? Nun, dass mochte vielleicht sogar so sein, wenn die sterbenden Youkai in ihrer wahren Gestalt ihre letzten Atemzüge machen würden oder wenn Sesshoumaru nicht dort unten wäre und sie genau wüsste, dass es gut möglich war, dass der Weißhaarige ebenfalls in Gefahr war…. Entschlossen verdrängte sie diesen Gedanken. Sesshoumaru war noch am Leben, dessen war sie sich sicher! Der Inuyoukai ließ sich nicht so einfach unterkriegen und schon gar nicht von ein paar dahergelaufenen Drachen! Entschlossen wandte sie ihren Blick gen Himmel. Es war ihre Aufgabe, darauf zu achten, dass keine Drachen die Hundedämonen aus der Luft angriffen. Sie hatte nicht vor, sich von ihren eigenen Sorgen so ablenken zu lassen, dass sie es versäumte, einen solchen Angriff rechtzeitig stoppen zu können. Immerhin war sie wahrscheinlich die einzige Miko in dieser Schlacht und dementsprechend musste sie sich Mühe geben, nicht hinter den anderen Youkaikriegern, die als Bogenschützen dienten, hinterher zu hängen.
 

Mit leicht glänzenden Augen betrachtete Kenshin das Schlachtfeld. Er würde den Hunden ein für allemal zeigen, dass sie den Drachen unterlegen waren und würde das, was sein Vater und selbst sein Großvater vor ihm versucht hatten, ein für alle Mal zu Ende führen. Er würde ihrem Erbe zu mehr Ruhm verhelfen, als sie es sich jemals hätten vorstellen können! Bei diesem Gedanken schlich sich ein schmales Lächeln auf sein Gesicht. Sein gesamtes Leben war er darauf vorbereitet worden, dass er einst gegen die Hunde würde kämpfen und siegen müssen. Und er hatte gute Lehrer gehabt. Die besten, die es gab.

Kurz warf er einen Blick über seine Schulter zurück zu Rei, die seinen Blick prompt erwiderte. Die Youkai hatte sich bisher als außerordentlich nützlich erwiesen. Sie hatte ihm die besten Plätze für einen Kampf geschildert und auch dafür gesorgt, dass das sich sammelnde Heer der Drachen erst recht spät von den Inuyoukai entdeckt wurde. Deswegen hatte er sie auch gestern zu Rate gezogen, als er seinen eigenen Plan durchdacht hatte und auch da hatte sie sich außerordentlich kooperativ gezeigt und ihm sogar ein, zwei Verbesserungsvorschläge unterbreitet, von denen er einen sogar angenommen hatte. Vielleicht sollte er doch noch einmal darüber nachdenken, ob er sie wirklich töten sollte, wenn dieser Krieg gewonnen war? Er wusste zwar, dass diese weißhaarige Dämonin unberechenbar und auch äußerst gefährlich war, aber bisher hatte sie nicht den Geringsten Verdacht darauf bestätigt, dass sie den Drachen feindlich gesinnt war. Ganz im Gegenteil. Ohne ihre Hilfe hätte dieser Angriff seines Volkes erst in einigen Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten stattfinden können. Mit diesen Gedanken wanderte sein Blick weiter, hinter die Dämonin, wo er einige Raben auf einem noch kahlen Baum hocken sehen konnte. Das bisher schmale Lächeln auf seinem Gesicht wurde augenblicklich breiter. Die Vögel warteten scheinbar auf ihren Leichenschmaus. Nun, er würde sie nicht unnötig warten lassen.
 

Kagome betrachtete noch immer angestrengt den Himmel und dennoch war es nicht sie, die die Drachen zuerst erblickte. Sie wurde erst auf die großen Flugechsen, die sich plötzlich wie aus dem Nichts in die Luft erhoben, aufmerksam, als der Youkai neben ihr mit einer fließenden Bewegung einen Pfeil aus dem Köcher zog und diesen an die Sehne legte. Sogleich ruckte ihr Kopf in die Richtung, in die der zielende Youkai blickte, nur, um erschrocken die Luft einzuziehen. Ungefähr zwanzig riesige Drachen, deren größtenteils grünlich/ bräunlichen Schuppen unheilvoll in der Sonne glänzten, flogen auf das Schlachtfeld zu. Sekundenbruchteile war sie wie gelähmt, ehe sie instinktiv nach einem Pfeil fingerte. Sie wusste, dass Drachen in ihrer wahren Gestalt sehr groß waren, hatte sich innerlich bereits darauf eingestellt, einige der großen Echsen in dieser zu sehen. Dennoch machte es sie äußerst nervös, dass die Drachen nicht allzu weit von ihnen entfernt los geflogen waren, ohne, dass sie etwas bemerkt hätte. Zwar hatten die Drachen ihrerseits auch nichts von den Bogenschützen mitbekommen, aber dennoch…. Was konnte sich noch alles heranschleichen, ohne, dass sie es bemerkte, wenn schon diese riesigen Wesen ihrer Aufmerksamkeit entgangen waren?

“Angst, Miko?”, scherzte in diesem Augenblick ein Youkai direkt neben ihr, ohne sie anzusehen.

Augenblicklich schluckte Kagome ihre aufkommende Panik hinunter, ehe sich ihre Hand entschlossen um einen Pfeil schloss und ihn aus dem Köcher zog. Sie hatte sich fest vorgenommen, keine Schwäche zu zeigen! Mit diesem Gedanken legte sie den Pfeil an die Sehne, spannte den Bogen und zielte. Sie wollte nicht hinter den Youkaikriegern zurückbleiben.

Dennoch waren es die Dämonen, die ihre Pfeile zuerst abfeuerten. Kagomes Pfeil, der von einem typischen, rosanem Leuchten umgeben war, folgte nur Wimpernschläge später. Der erste der großen, durch die Luft gleitenden Drachen war von ihrer Attacke zu überrascht, als das er noch hätte ausweichen können. Kagome erwartete schon fast, dass er bald von Pfeilen gespickt zu Boden gehen würde, doch sie musste bald feststellen, dass sie sich geirrt hatte. Kurz bevor die ersten Geschosse die Flugechse erreichen konnten leuchtete um sie so etwas wie ein rötliches Licht auf, woraufhin die Pfeile regelrecht in Flammen aufgingen, ehe ihre spärlichen Überreste zu Boden segelten.

,Ein Bannkreis.’, ging es der jungen Miko verwundert durch den Kopf, doch sie kam nicht dazu, weiterzudenken, denn in diesem Moment erreichte ihr Pfeil den Drachen. Kurz leuchtete der Bannkreis um die Flugechse erneut auf und Kagome fürchtete bereits, auch ihr Angriff könnte scheitern, doch dann barst das schützende Licht um die Flugechse herum und ihr noch immer rosa strahlender Pfeil bohrte sich in ihre Seite. Erschrocken schrie der braune Drache auf, als er nur Sekundenbruchteile später von weiteren Geschossen getroffen wurde, welche die Dämonen um Kagome herum geistesgegenwärtig sofort abgeschossen hatten, als sie der Wirkung ihres Pfeils gewahr geworden waren. Kurz versuchte die riesige Echse noch, sich in der Luft zu halten, doch auch die Membran ihrer Flügel war durchbohrt worden und so stürzte sie laut kreischend zu Boden.

Kurz breitete sich ein Gefühl des Triumphes in Kagome aus, dass jedoch sogleich verdrängt wurde, als sie die restlichen Drachen beobachtete, die noch immer zielstrebig auf die Schlacht zuhielten. Sie durfte nicht zulassen, dass die Flugechsen den Inuyoukai in den Rücken fallen konnten. Mit diesem Gedanken griff sie sogleich nach einem weitern Pfeil, spannte sie Sehne und schoss. Sie konnte nur hoffen, dass jeder ihrer Angriffe ein Treffer werden würde. Sie hätte heute keine Zeit mehr dazu, ihre eigenen Fehler ausbügeln zu müssen.
 

Erschrocken weiteten sich Kenshins Augen, als er den Todesschrei einer der Drachenkrieger hörte, die in ihrer wahren Gestalt in die Schlacht hatten eingreifen sollen. Warnend stellten sich seine Nackenhaare auf, als er kurzzeitig die Energie einer mächtigen Miko spürte. Nur Augenblicke später schrie ein weiterer seiner fliegenden Krieger schmerzerfüllt auf.

“Bogenschützen!”, zischte der Braunhaarige wütend. “Wie sind diese verdammten Hunde nur auf Bogenschützen gekommen?!”

War er verraten worden? Niemand, außer einigen Drachenyoukai im Lager, hatten von seinem Plan, die Inuyoukai aus der Luft anzugreifen, gewusst. Er musste von irgendjemandem verraten worden sein, sonst wären diese verdammten Köter nicht auf seine Taktik vorbereitet gewesen! Nur wer konnte ihn so hintergangen haben? Unwillkürlich wanderte sein Blick bei diesem Gedanken zu Rei, doch die Weißhaarige schien ihn völlig zu ignorieren. Stattdessen blickte sie mit nachdenklich gerunzelter Stirn zu dem zweiten der fliegenden Drachen, der im Augenblick von Pfeilen zur Strecke gebracht wurde.

Schnaubend wandte Kenshin sich wieder ab. Sie schien ebenso überrascht über den Stand der Dinge zu sein wie er. Dennoch konnte er ihr nicht trauen, dass sollte er niemals vergessen!

“Tötet die Bogenschützen! Und bringt mir den Kopf dieser verfluchten Miko, die es wagt, sich dem baldigen Herrn des Westens so offen entgegenzustellen!”, fuhr er einen seiner umstehenden Offiziere an, ehe er sich mit leicht zusammengekniffenen Augen wieder der Schlacht zuwandte. Es schien fast so, als müsse er seine Pläne vorläufig über den Haufen werfen und noch einmal ganz von vorne beginnen. Nun gut, dann würde er eben einen neuen Ansatz dafür finden, wie er die Kräfte dieser Hunde langsam aber sicher würde zermürben können.
 

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So, hier ist das Kap zu Ende^^

Ich weis, es ist mal wieder nicht allzu lang geworden… *sich entschuldigend verbeug*

Würd mich trotzdem wie immer riesig über Kommies freuen^^

Bye,

_Corchen_

Sonnenuntergang

“Warum bist du mir gefolgt?”, fragte Riko ungefähr zum zehnten Mal seit Sakura zu ihm und seinen Aufpassern gebracht worden war.

“Das habe ich dir schon gesagt, Idiot!”, fauchte die Schwarzhaarige schon zum gut zehnten Mal als Antwort und fixierte den jungen Drachenyoukai mit wild funkelnden Augen. Scheinbar ungerührt erwiderte der Braunhaarige ihren Blick. Früher wäre der braunhaarige Drache vor diesem Ausdruck in ihren Augen zurückgezuckt und hätte um Entschuldigung gebeten. Wo nur hatte er sich nur diese Unart abgeguckt, selbstsicher zu wirken?

Ein leises Fauchen entwich Sakuras Kehle. Sie hatte Riko gefunden, doch er schien ihre Hilfe kaum benötigt zu haben. Selbst wenn er es getan hätte, hätte sie ihm nicht helfen können. Und nun duckte er sich nicht einmal vor ihr, wie er es sonst getan hätte, sondern verhielt sich fast so, als wenn er gleichwertig mit ihr wäre. Ihr gesamtes Weltbild war dabei, ins Wanken zu geraten.

Nicht, dass sie diese plötzlich selbstsichere Art des Anderen tief im Innern herbeigesehnt hatte, aber… ,Nein, Halt!’, unterbrach sie sich hart in ihren eigenen Gedanken. Das da vor ihr war Riko! Der Riko, den sie immer getriezt und herumgeschupst hatte! Derjenige, der ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen und dem Wort Katzbuckeln auf seine Art und Weise eine ganz neue Bedeutung verliehen hatte! Er konnte sich in der kurzen Zeit bei ihren Feinden unmöglich so weit verändert haben, dass er ihr nun die Stirn bieten konnte! Oder…?

In diesem Augenblick riss sie ein unterdrücktes prusten aus ihren Gedanken. Sofort ruckte ihr Kopf herum, zu einem ihrer Wächter, der sich inzwischen nicht mehr die Mühe machte, sein Lachen zu verbergen. Nun, zumindest soweit man die durch viele frische Narben hervorgerufene Grimasse auf seinem Gesicht als Grinsen bezeichnen konnte.

“Drachen haben eine wirkliche merkwürdige Art und Weise, um ihre Partner zu werben!”, lächelte der große, schwarzhaarige Inuyoukai in diesem Augenblick mit einer Stimme, die zwischen Hohn und Belustigung hin- und herschwankte.

Sofort verdunkelten sich Sakuras Augen bedrohlich. Sie? Um einen Partner werben? Und ausgerechnet noch um Riko?! Wie kam dieser verdammte Hund nur auf so eine Idee? Wie konnte er es überhaupt wagen, sie auf eine solche Weise beleidigen zu wollen? Als ob sie es nötig hätte, sich wie ein kleines, verliebtes Mädchen aufzuführen, dem jedermann ansah, wenn es Gefallen an einem Anderen gefunden hatte! Und als ob das noch nicht genug wäre, lächelte sie der Schwarzhaarige sie nun auch noch auf so eine herablassende Art an, dass es ihr Blut zum Kochen brachte.
 

Hastig wanderte Rikos Blick zwischen Ichiro und Sakura hin und her.

Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Er kannte das oft überschäumende Temperament der Drachenyoukai nur allzu gut und auch der große Inuyoukai hatte schon auf recht eindrucksvolle Weise bewiesen, dass er seine Grenzen nicht kannte. Vorsichtshalber machte der Braunhaarige einen leisen Schritt auf seine Artgenossin zu, um ihr beruhigend eine Hand an den Arm zu legen, doch da war es bereits zu spät.
 

“Ich werde dir dein vorlautes Grinsen noch aus dem Gesicht schneiden!”, zischte Sakura mit einem Mal wütend, ehe sie einen Satz nach vorne machte. Sie erkannte ihren Fehler erst, als sich wie auf ein geheimes Kommando hin alle drei Inuyoukai zu ihr umwandten. Im gleichen Augenblick wusste sie, dass sich wahrscheinlich alle drei gemeinsam auf sie stürzen würden, würde sie sich ihnen nun weiter nähern. Und nicht nur sie, wahrscheinlich würde auch Riko unter einer solchen Aktion mehr als nur zu leiden haben.

,Verdammt!’, schoss es ihr durch den Kopf. Sie war doch eigentlich gekommen, um den Anderen zu retten und nicht, um ihm den Tod zu bringen! Sie wollte abbremsen, anhalten, den Braunhaarigen nicht noch weiter in unnötige Gefahr bringen. Ihr Stolz war ihr in diesem Moment egal. Das Einzige, was zählte, war Riko und Riko allein. Sie wollte nicht auch noch für seinen Tod verantwortlich sein, immerhin hatte sie ihn erst in diese Situation gebracht, doch ihr Körper schien da andere Pläne zu haben. Sie hatte jahrelang trainiert, sich in einem Kampf nicht von ihren Zweifeln lenken zu lassen. Das hatte ihr zwar schon ein paar Mal das Leben gerettet, doch nun verfluchte sie dieses verdammte, antrainierte Verhalten. Es verhinderte, dass sie nun anhielt, ihren unsinnigen Angriff vorzeitig beendete.

In diesem Augenblick wäre Sakura auf vieles gefasst gewesen, doch ganz gewiss nicht auf das, was dann passierte.

Urplötzlich spürte sie eine Hand um ihre Taille, die sie grob zurückriss. Die Schwarzhaarige hätte sich diesem Griff recht leicht entwinden können, wenn sie etwas Anstrengung darauf verwendet hätte, doch sie war zu überrascht, um richtig zu reagieren. Stattdessen konnte sich ihr Verstand endlich über ihre jahrelang antrainierten Instinkte durchsetzen. Entschlossen rammte sie ihre Beine in den Boden, um ihren Sprint noch rechtzeitig beenden zu können, lehnte sich dabei noch zusätzlich nach hinten, in der Gewissheit, dass die Person in ihrem Rücken einen Sturz verhindern würde.

Scheinbar war das jedoch das letzte, was derjenige hinter ihr erwartet hatte, denn er hatte sich ebenfalls nach hinten gelehnt, verlor nun dank ihres plötzlichen Abbremsens selbst das Gleichgewicht, stürzte hintenüber und riss sie mit. Ein kurzer, überraschter Laut entrang der Kehle der Schwarzhaarigen, als sie zu Boden fiel, wobei sie ungewöhnlich weich landete.

Niemand musste ihr sagen, dass sie auf der Person lag, die sie aufgehalten hatte. Dennoch blieb das Drachenweibchen Sekundenbruchteile mit weit aufgerissenen Augen verwundert liegen. Wer hatte sie aufgehalten? Die drei Hunde standen vor ihr, sie konnten es also nicht gewesen sein, nur Riko war noch in der Nähe und der hätte es niemals gewagt, sie auch nur anzufassen. Aber er war der Einzige, der dafür in Frage kam, oder…? Aber nein, das wäre dann einfach nicht mehr der braunhaarige Drachenyoukai gewesen. Gewiss, er war reifer geworden, aber niemand konnte sich in dieser kurzen Zeit so stark verändern.

“Seit wann bist du denn so unkontrolliert, Sakura?”, die nervös klingende Stimme unter ihr riss die Schwarzhaarige wieder zurück in die Realität.

Hastig stieß sie den Arm, der noch immer um ihre Hüfte lag, weg und rappelte sich noch immer überrascht und daher leicht ungeschickt auf. Sie hatte Rikos Stimme eindeutig erkannt.

“Wie ich es gesagt habe: Drachen haben eine komische Art, ihre Partner auszusuchen.”, gluckste der große, schwarzhaarige Inuyoukai derweil mit einer diesmal eindeutig höhnischen Stimme.

Sekundenbruchteile ließ die Sakura ihren Blick über die Umstehenden schweifen, ehe sich ihre dunklen Pupillen auf den von Narben entstellten Youkai hefteten. Mit ihren Gedanken war sie allerdings noch bei dem braunhaarigen Drachenyoukai. Sie hätte nie gedacht, dass der Jüngere den Mut gehabt hätte, sie aufzuhalten, wenn sie etwas überaus Dummes tat. Nun, er hatte sie gerade vom Gegenteil überzeugt, denn es wäre wahrscheinlich ihrer beider Tot gewesen, wenn sie die Inuyoukai tatsächlich angegriffen hätte. Und dennoch….

Ungestraft konnte sie diesen Schwarzhaarigen ihrer Aufpasser auch nicht davonkommen lassen. Dafür brodelte noch viel zu viel Wut in ihr.

“Und Hunde haben eine ziemlich seltsame Art, sich das Gesicht zu verzieren.”, erwiderte sie daher kühl.

Sofort erstarb dem Anderen das Lachen im Hals. Drei überraschte und ein wütend funkelndes Augenpaar richteten sich auf die dunkelhaarige Drachenyoukai.

“Wie kannst du es wagen?”, grollte der große Inuyoukai wütend.

Ruhig blickte Sakura ihm entgegen.

“Wie kann ich was wagen?”, säuselte sie schadenfroh. Scheinbar hatte sie zielsicher den wunden Punkt des Anderen getroffen.

“Dreckige Drachenbrut! Ich werde dich noch zum Schweigen bringen!”, drohte Ichiro wütend, während er eine Hand an sein Schwert legte und einen Schritt nach vorne trat.

Leicht überrascht bemerkte die Schwarzhaarige, dass Riko mit einem Mal direkt neben ihr stand, wie, als wenn er sie schützen wollte. ,Oder als ob er verhindern will, dass ich eine Dummheit begehe.’, sinnierte Sakura kurz, aber im Moment war so etwas wirklicher Unsinn. Sie hatte diesen Vorlauten Inuyoukai aus der Reserve gelockt und es war noch nicht einmal schwierig gewesen. Nun war er es, der dabei war, sein Gesicht vor seinen eigenen Artgenossen zu verlieren. Ein leises Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Gleich würde der Schwarzhaarige gewiss sein Fehlverhalten bemerken und sich wieder etwas zurückziehen. Jeder auch nur halbwegs vernünftige Krieger würde nicht diejenigen Angreifen, die er eigentlich bewachen sollte, doch sie sollte sich verschätzt haben.
 

Prüfend verengten sich Rikos Augen, als Ichiro sein Schwert langsam zog, wobei ein leicht schabendes Geräusch entstand. Er würde sie doch nicht wirklich hier angreifen, oder? Immerhin wäre er das letzte Mal, als er ihn selbst angegriffen hatte, fast getötet worden. Wahrscheinlich hatte das zwar daran gelegen, dass er seinen eigenen Lord nebenbei beleidigt hatte, aber wie seine anderen Bewacher bereits angemerkt hatten: der große Inuyoukai konnte sich wahrscheinlich in nächster Zeit keine weiteren Fehler erlauben. War nur fraglich, ob Rokuko und Kazuo das ebenfalls so sahen, denn immerhin hatte Sakura den Schwarzhaarigen nicht gerade unerheblich beleidigt. Gut, er hatte zwar angefangen, aber einem Kameraden wurden generell mehr Rechte als einem Gefangenem eingeräumt, oder?

Dass der große Inuyoukai mittlerweile keine fünf Meter mehr von ihnen entfernt stand und noch immer mit gezogenem Schwert näher kam bekräftigte seinen Verdacht noch zusätzlich.

“Das reicht jetzt, Ichiro.”, ertönte in diesem Augenblick Rokukos wie scheinbar immer sanfte Stimme.

Leicht überrascht ließ Riko seinen Blick sofort zu dem Inuyoukai wandern, der die Situation mittlerweile recht kritisch zu beäugen schien.

Sekundenbruchteile hatte es den Anschein, als würde der schwarzhaarige Hundedämon daraufhin wirklich kurzzeitig zögern, ehe er einfach mit einer Art trotzigem Schnauben losstürmte. Dann passierte alles ganz schnell.

Der braunhaarige Drachenyoukai spürte, wie Sakura sich neben ihm anspannte, wobei sie es irgendwie schaffte, ihn selbst zurückzustoßen. Während er ein paar Schritte zurückstolperte konnte nur zusehen, wie die Youkai in die Höhe schnellte, über den Hundedämon hinweg sprang, der daraufhin wütend herumfuhr. Er wollte der Drachenyoukai, die keine drei Meter vor ihm stehen blieb, schon hinterher setzen, doch in diesem Moment versperrtem ihm Kazuo und Rokuko den Weg.
 

Überrascht blickte Sakura zu dem braunhaarigen Inuyoukai, scheinbar der Anführer ihrer Bewacher, der dem Schwarzhaarigen nun einen Dolch an die Kehle hielt.

“Ich würde dich ja jetzt töten Ichiro”, grollte Rokuko leise, “wenn wir dich nicht noch brauchen würden.”

Die Schwarzhaarige konnte sehen, wie der Braunhaarige seinem Gegenüber mit diesen Worten die Klinge gerade so fest gegen den Hals drückte, dass ein dünnes Blutrinnsal an dem Metall hinunter rann.

“Ich habe verstanden, Herr…”, krächzte Ichiro mit einem Mal heiser, wobei Sakura blanke Panik in seinen Augen auflodern sah.

,Feigling.’, schoss es ihr unwillentlich durch den Kopf. Wenn ein Krieger einen Fehler beging, sollte er damit auch umgehen können und nicht versuchen sein eigenes Leben mit schönen Worten zu sichern. Wenigstens schienen ihre anderen beiden Bewacher so etwas wie Ehre im Leib zu haben, denn sonst hätte das ganze schlecht ausgehen können.

“Gut.”, meinte der braunhaarige Inuyoukai in diesem Augenblick scheinbar aufgeräumt, ehe er sich umwandte und sie kurzzeitig mit einem seltsamen Blick bedachte. Irrte sie sich oder konnte sie da eben so etwas wie Anerkennung in seinen Augen aufblitzen sehen?

Innerlich kopfschüttelnd wandte Sakura sich wieder Riko zu. Die Ereignisse der letzten Tage waren ihr anscheinend etwas zu Kopf gestiegen, wenn sie schon glaubte, eine solche Emotion in den Augen eines Hundes sehen zu können.
 

Kagomes Atem ging schwer, als sie den nächsten Pfeil an die Bogensehne legte. Noch fünf der in ihrer wahren Gestalt fliegenden Drachenyoukai waren am Himmel. Noch vor einer halben Stunde wäre das kein Problem gewesen, doch leider schienen die Flugechsen ihre erste Verwunderung bezüglich des plötzlichen Angriffs der Bogenschützen überwunden zu haben und wichen ihren Pfeilen nun ziemlich geschickt aus.

Entschlossen diese Gedanken verdrängend ließ die junge Miko die Bogensehne vorschnellen und wie es zu erwarten gewesen war wich der anvisierte Drache ihrem Pfeil aus, jedoch nur, um sogleich einen kurzen Schmerzenslaut von sich zu geben, als die Pfeile der Youkai neben ihr die feine Membran an seinen Flügelspitzen durchbohrten.

Zwar wurden die Drachen größtenteils von einem Bannkreis geschützt, doch durch den stetigen Beschuss waren diese kleiner oder auch schwächer geworden, so genau wusste Kagome das nicht. Fakt war nur, dass es den Inuyoukai in ihrer Nähe immer öfter gelang, einen recht ungeschützten Teil der fliegenden Echsen zu treffen. Sie selbst erleichterte ihnen die Arbeit damit, dass sie die gesamte Aufmerksamkeit der Drachen mit ihren Pfeilen fesselte. Die angegriffenen wussten genau, dass es ihr tot wäre, von einem ihrer heiligen Pfeile getroffen zu werden.

Kagome wollte gerade zu ihrem Köcher greifen, als sie urplötzlich von der Seite gepackt und weggerissen wurde. Keinen Augenblick zu früh, wie sie bald erkennen sollte. Ein Wurfmesser bohrte sich direkt in die Stelle, auf der sie noch Sekunden zuvor gehockt hatte. Überrascht weiteten sich ihre Augen.

Wer hatte sie angegriffen und warum? Warum hatte sie nichts gespürt, bevor sie von Irgendjemandem in Sicherheit gebracht wurde?

Diese Fragen und noch viele mehr schossen Kagome in Sekundenbruchteilen durch den Kopf, lähmten sie, doch sie hatte keine Zeit mehr, um sich zu sammeln. Mit einem Mal verlor sie den Boden unter den Füßen und fand sich nur kurze Zeit später wie einen Mehlsack über die Schulter von einem der umstehenden Bogenschützen geworfen wieder.

“Was!?”, setzte sie instinktiv zum Protest an, doch in diesem Augenblick sprang der Inuyoukai auch schon mit ihr auf der Schulter los. Ein aufflackerndes Youki hinter der Stelle, wo die Bogenschützen stationiert worden waren, ließ Kagomes Sinne augenblicklich Alarm schlagen. Keinen Atemzug später zerriss eine Art Druckwelle die Gebüsche, hinter denen sie sich noch vor kurzem verborgen hatten.
 

Sesshoumaru wandte augenblicklich seinen Kopf um, als er das aufflammende Youki aus der Richtung der Bogenschützen vernahm. Kurz verengten sich seine Augen zu Schlitzen, als er der aufspritzenden Erde gewahr wurde, welches verriet, was geschehen war. Ein leises Knurren entwich seiner Kehle, während sich in seinen Augen leicht rote Adern bemerkbar machten. Dennoch konnte er den Instinkt unterdrücken, der ihm befahl, sofort zu der angegriffenen Stelle zu eilen. Er konnte Kagome noch immer wahrnehmen. Das hieß, dass sie weder schwer verletzt noch getötet worden war. Es wäre unklug von ihm, nun zu der jungen Miko zu laufen und damit praktisch seinen Gegnern auf die Nase zu binden, dass er sich um das Schicksal eines einfachen Menschen kümmerte.

Seine Instinkte ließen ihn herumfahren, während er Tokijin hochriss, so den auf seinen Kopf gezielten Schlag parierte. Einen Wimpernschlag lang blickte er in die überrascht aufgerissenen Augen eines Drachenyoukais, dann lud er seine Klinge so weit mit Youki auf, bis sie das Schwert seines Gegenübers durchschneiden konnte. Sein noch immer leicht verwirrter Gegner war sofort tot. Zwei weitere Drachenyoukai, die ihn in diesem Moment hatten angreifen wollen, erfuhren das selbe Schicksal.

Kurze Zeit hielt der Weißhaarige inne, wobei sich sein Blick auf eine Gestalt, die in einiger Entfernung zum Schlachtfeld auf einem Hügel stand, richtete. Niemand musste ihm sagen, dass es der Anführer der Drachenyoukai war, der dort stand. Leicht abschätzig musterte er ihn kurzzeitig, ehe der um ihn herum Kampf, der noch immer in ungeminderter Stärke tobte, seine Aufmerksamkeit forderte. Dennoch kam er nicht umhin zu bemerken, dass sich die Sonne mittlerweile wieder dem Horizont näherte. Bald würde die Nacht anbrechen und dann wären die Drachen eindeutig im Nachteil.
 

Prüfend musterte Kenshin das Schlachtfeld. Der mittlerweile starke Geruch nach Blut und Tod wehte mittlerweile selbst zu ihm herüber. Für die kämpfenden Hunde musste dieser Gestank doch inzwischen unerträglich sein. Dennoch hatten diese verdammten Inuyoukai es noch nicht zugelassen, dass seine Armee an Boden gewann. Und bald würde die Sonne untergehen. Kurz wanderte sein Blick zu dem Ort, an dem vorher die Schützen der Hunde gehockt hatten. Viele der Bäume und des Gestrüpps war zerstört, aber wenigstens hatten diese verdammten Pfeile gestoppt werden können. Obwohl er sich insgeheim doch wunderte, warum seine Krieger ihm noch nicht den Kopf dieser Miko gebracht hatten, die sich aus irgendeinem Grund mit seinen Feinden verbündet hatte. Nun, vielleicht war er auch einfach nur etwas zu ungeduldig. In einem Kampf konnte man durch vieles aufgehalten werden.

In diesem Augenblick erklang ein scheinbar erwartungsvolles Krächzen hinter ihm.

“Verdammte Aasfresser.”, zischte Kenshin erbost, wobei er herumfuhr und einen der hinter ihm fliegenden Raben noch in der Luft zerriss. Die restlichen großen, schwarzen Vögel ergriffen kreischend die Flucht, doch nur, bis sie sich wieder in sicherer Entfernung zu ihm wähnten. Dann landeten sie einer schwarzen Wolke gleich in dem Geäst eines kahlen Baumes und betrachteten ihn aus für Tiere viel zu klugen Augen.

“Es sind nur Vögel, Kenshin-sama.”, erklang in diesem Augenblick Reis leicht tadelnde Stimme neben ihm.

Sofort wandte er sich mit blitzenden Augen zu ihr um. Schon wieder! Sie tat es schon wieder! Sie hatte sich wieder an ihn herangeschlichen, ohne, dass er etwas davon bemerkt hätte!

“Was willst du?”, wollte er mit mühevoll beherrschter Stimme wissen.

“Wie ich sagte, Kenshin-sama, es sind nur Vögel. Der Geruch des Todes wird sie angelockt haben. Es besteht kein Grund, sie dafür zu töten.”, erwiderte die Weißhaarige ruhig, ehe sie sich das Schlachtfeld ebenfalls interessiert anzugucken schien.

“Eure Krieger schlagen sich gut.”, stellte sie nach kurzem Zögern fest.

Sofort hatte sie die volle Aufmerksamkeit des dunkelhaarigen.

“Wie meinst du das?” Misstrauisch beäugte Kenshin die Youkai neben ihm. Sie war wirklich seltsam… ungewöhnlich und zweifellos gefährlich.

Kurzzeitig schien es so, als wollte ihm die Weißhaarige tatsächlich auf seine Frage antworten, doch dann schwieg sie. Wütend wandte der Drachenyoukai sich wieder ab. Nach seinem Sieg würde er dieser störrischen Dämonin zeigen, was es bedeutete, ihn dermaßen zu ignorieren!
 

Unsanft wurde Kagome von dem Youkai, der sie bisher getragen hatte, wieder auf dem Boden abgesetzt. Kurzzeitig musste die junge Miko um ihr Gleichgewicht kämpfen, ehe sie wieder in der Lage war, ihren Gegenüber anklagend zu betrachten.

“Du hättest mich vorwarnen können.”, stellte sie ruhig fest.

“Dazu hätte die Zeit nicht mehr gereicht, Miko-sama.”, erwiderte der Andere ruhig, ehe er sich suchend umblickte.

Erst jetzt viel Kagome auf, dass sie und der Inuyoukai auf ihrer mehr oder weniger unfreiwilligen Flucht offensichtlich von den übrigen Bogenschützen getrennt worden waren. Zumindest konnte sie keinen weiteren von ihnen in ihrer Nähe ausmachen.

Kampfeslärm schallte zu ihnen herüber, viel stärker, als sie ihn zuvor wahrgenommen hatte. Der Andere musste sie deutlich näher an das Schlachtfeld herangebracht haben. Sie konnte das aufeinander treffen der Schwerter und das Gebrüll einiger kämpfenden nur allzu deutlich wahrnehmen, genauso wie sie ein zweites Youki in ihrer Nähe spürte, dass dort ganz und gar nicht hingehörte.
 

Vorsichtig robbte der Drachenyoukai auf sein Ziel zu. Jede Bodenwelle nutzte er als Deckung, während er innerlich dem Verwesungsgestank dankte, der es dem Inuyoukai neben der Miko unmöglich machen würde, ihn als Feind zu identifizieren. Deswegen machte er sich auch nicht mehr die Mühe, seine Energie zu verbergen. Die Luft um ihn herum war schon fast dick vor Youki, da würde ein bisschen mehr an der falschen Stelle auch nicht auffallen. Kurz leckte sich der Blonde über seine trockenen Lippen. Er wusste, dass Kenshin den Kopf dieser Miko wollte. Nun, er würde derjenige sein, der ihm diesen brachte. Das würde ihm bestimmt eine gute Belohnung einhandeln.

Mit diesem Gedanken griff er nach einem seiner Wurfmesser und robbte noch einen Meter weiter nach vorne, bis er in einer guten Reichweite angelangt war. Zuerst würde er sich des Inuyoukais entledigen müssen. Dann konnte er sich um die Miko kümmern. Mit diesem Gedanken sprang er auf, zielte und warf.
 

Kagomes warnender Schrei kam zu spät. Die Klinge des Messers hatte sich bereits durch den Hals des Bogenschützens gebohrt, bevor auch nur ein einziger Ton über ihre Lippen kam. Mit weit aufgerissenen Augen konnte sie nichts weiter tun als zuzusehen, wie ihr Gegenüber zuerst in die Knie sackte, während dunkles Blut aus seinem Mund und aus seinem Hals floss. Wie um etwas zu sagen öffnete der Inuyoukai seine Lippen und schloss sie sogleich wieder. Erst dann fiel er leblos zur Seite. Seine Gebrochenen Augen waren in einer Art Hilfesuchenden Verwunderung auf sie gerichtet.

Wie von selbst wanderte Kagomes Blick von dem Toten zu dem blonden Drachenyoukai, der bereits das nächste Wurfmesser in seiner Hand hielt.

“Hinterhältiger Feigling…”, murmelte Kagome leise, während sie in einer Art stoischen Ruhe nach einem Pfeil griff und diesen an die Bogensehne legte. Der Inuyoukai, um den sich mittlerweile eine größer werdende Blutlache ausbreitete, hatte ihr vorhin das Leben gerettet. Sie konnte kaum glauben, dass es nun er war, der dort am Boden lag. Es war nicht gerecht. Sie hatte sich nicht einmal mehr bei ihm bedanken können.

In diesem Augenblick warf der Drachenyoukai sein Messer, während Kagome instinktiv einen Bannkreis um sich herum hochriss, an dem die Klinge scheinbar harmlos abprallte, ebenso wie die anderen Messer, die der Fremde in kurzen Abständen nach ihr warf. Die Miko wusste, dass jeder dieser Angriffe wahrscheinlich tödlich gewesen wäre, hätte sie keinen Bannkreis errichten können, doch das war nun nicht wichtig.

Mit diesem Gedanken spannte sie den Bogen und ließ den Pfeil keine Sekunde später vorschnellen. Der Drachenyoukai hatte keine Zeit mehr zu schreien, als er von ihrer Macht geläutert wurde.
 

Langsam ließ die junge Miko ihren Bogen wieder sinken, ehe ihr Blick zu dem toten Inuyoukai wanderte. Kurz verharrte er dort, bevor sie sich von diesem Anblick losreißen konnte.

“Ich danke dir, Bogenschütze.”, murmelte sie leise, ehe sie sich umwandte und in Richtung des Schlachtfeldes davon schritt. Zu mehr war jetzt einfach nicht Zeit. Schließlich durfte sie nicht vergessen, weswegen sie hier war. In einem Kampf zählten die Lebenden mehr als die Toten.

Kurz wanderte ihr Blick bei diesem Gedanken zum Himmel, der mittlerweile schnell dunkler wurde. Die Sonne war kaum noch am Horizont auszumachen. Aus irgendeinem Grund beschleunigte sie ihre Schritte, bis sie direkt am Schlachtrand stand, wobei sie sicherheitshalber einen recht schwachen Bannkreis um sich herum erzeugte.

Erst als sie damit fertig war, ließ sie ihren Blick über das Kampffeld schweifen und hielt wie erstarrt inne. Doch es war weder der Anblick der Kämpfenden oder der sterbenden vor ihr, der ihre Aufmerksamkeit fesselte, sondern vielmehr der, der übrig gebliebenen, in ihrer wahren Gestalt fliegenden Drachen. Sie kreisten nicht direkt über der Schlacht, wie Kagome es eigentlich vermutet hätte, sondern vielmehr über deren Rand. Und während die letzten Strahlen der Sonne am Himmel verloschen setzten sie das vom Winter ausgetrocknete Gestrüpp am Rande des Tals in Brand.
 

Prüfend musterte Rei Kenshin von der Seite, der seinerseits das sich ausbreitende Feuer mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen betrachtete. Was war plötzlich mit dem dunkelhaarigem los? Gewiss, er war scheinbar immer etwas ungehalten, wenn es um den Kampf mit den Inuyoukai ging, aber nun… das schon an Wahnsinn erinnernde glimmen in seinen Iriden machte ihr irgendwie Sorgen.

“Ich werde ihnen die Macht meines Klans zeigen!”, kündigte der Drachenyoukai in diesem Augenblick mit vor Aufregung leicht bebender Stimme an. “Ich werde das Andenken meiner Vorväter ehren und ihrem Tod den verdienten Ruhm verleihen!”

Bei diesen Worten kam ein dämonischer Wind um ihn herum auf, der Rei dazu veranlasste, sicherheitshalber ein paar Schritte zurückzuweichen.

“Ich werde die Schande meiner Vorfahren auswaschen.”, redete Kenshin derweil weiter, als wenn er Reis Reaktion nicht einmal wahrgenommen hätte, während sich sein Gesicht in die Länge zog, scharfe Fangzähne offenbarte, die sich langsam über seine Unterlippe schoben.

Mehr konnte die Weißhaarige nicht erkennen, denn der Wind um den Anderen verdichtete sich nun, zwang sie dazu, noch weiter zurückzuweichen, während sie eine Hand schützend vor ihr Gesicht hob. Erst als Kenshin in seiner wahren Form vor ihr stand, konnte sie ihren Blick wieder heben. Fast stockte ihr der Atem, als sie den nachtschwarzen Drachen erblickte, der nun vor ihr aufragte und dem sie kaum bis zur Hälfte des Unterschenkels ging. Lange Klauen bohrten sich in den Boden, während ein leises, drohendes Knurren, das den Hals des Drachen leicht vibrieren ließ, dolchartige, blütenweiße Fangzähne offenbarte. Der von glänzenden schuppen bedeckte Körper der Flugechse erbebte kurz vorfreudig, ehe er seine großen Flügel ausstreckte. Die Dornen auf seinem Rückenkamm stellten sich kurzzeitig auf, als er sich wie eine Katze zum Sprung duckte, während sein ebenfalls geschuppter Schwanz auf den Boden schlug, trockene Erde sowie staub aufwirbelte und nebenbei noch ein paar Raben erschlug, die sich nicht schnell genug in Sicherheit hatten bringen können. Doch Rei hatte keine Zeit, um sich weiter mit den Vögeln zu beschäftigen.

Ein warnender Blick aus pechschwarzen Augen war alles, was sie dazu hätte bringen sollen, noch ein paar Schritte mehr zurückzuweichen, als Kenshin sich auch schon vom Boden abstieß und mit zwei kräftigen Flügelschlägen an Höhe gewann.

Erneut musste die Weißhaarige ihr Gesicht mit schützend mit den Armen bedecken, ehe sie dem auf das Schlachtfeld zufliegendem Drachen nachblicken konnte.

“Narr.”, murmelte sie wie zu sich selbst, doch es war der leichte Ausdruck von Furcht in ihren Augen, der ihre Worte lügen straffte.
 

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So, hier ist das Kap auch schon zu Ende^^

Nya, was soll ich sagen..? Der große Showdown ist nicht mehr weit^^ Auch, wenn ich zugeben muss, dass es dann wahrscheinlich danach doch ein paar Kaps mehr kommen werden, als ich eigentlich geplant hatte^^

Über Kommies würd ich mich wie immer sehr freun^^

Bye,

_Corchen_

Träne aus Blut

Der Schein des Feuers warf bizarre Schatten auf das Schlachtfeld, ließ alles seltsam unwirklich erscheinen. Der große, pechschwarze Drache, der über den kämpfenden seine Kreise zog war fast nicht vor dem dunklen Nachthimmel auszumachen. Nur sein herausforderndes Brüllen war es, das sämtliche Aufmerksamkeit zu ihm zog.

Einige Zeit lang schien es fast so, als sollte seine Herausforderung unbeantwortet bleiben, doch dann kündigte das ansteigende Youki auf dem Kampffeld die Verwandlung eines weiteren Dämons an.

Langsam steckte Sesshoumaru sein Schwert weg, wobei seine Augen eine tiefrote Färbung annahmen und ein dämonischer Wind um ihn herum aufkam. Kurze Zeit war der Weißhaarige noch zu sehen, dann wurde seine Gestalt von dem stärker werdendem, mittlerweile tornadoähnlichem Wind verschlungen. Umstehende Youkai wichen hastig zurück, als ein riesiger, schneeweißer Hund aus dem Wirbelsturm hervorbrach, mit hochgezogenen Lefzen zu dem noch immer Kreise ziehenden Drachen blickte.

Ein kampfeslustiger Schrei entwich der Kehle der dunklen Flugechse, als sie ihren Gegner entdeckte. Sie zog noch einen weiteren, halben Kreis über dem Kampffeld, ehe sie zum Sturzflug ansetzte, mit aufgestellter Nackenkrause vor dem schneeweißen Riesenhund landete und nebenbei gut zehn Youkai unter sich begrub, die nicht schnell genug hatten weg springen können.

Erst jetzt wurde sichtbar, dass die beiden Youkai ungefähr gleich groß waren, auch, wenn die Schulterhöhe des Drachen nicht an die des Hundes heranreichte. Sein langer Hals sowie seine nur leicht angewinkelten Flügel glichen diesen Unterschied jedoch leicht aus.

Ein tiefes Grollen entwich in diesem Moment der Kehle des Inuyoukais, während sich sein Nackenfell drohend sträubte. Der Drachenyoukai antwortete mit einem aggressiven fauchen, ehe er sich ohne Vorwarnung wieder in die Luft erhob, das Maul aufriss, aus dem sofort eine rötlich/ bläuliche Flamme schoss. Scheinbar problemlos wich der Riesenhund diesem ersten Angriff aus, ehe er Kenshin mit einem Sprung nachsetzte, wobei er versuchte nach den empfindlichen Flügeln des Drachen zu schnappen. Dieser schien das Vorhaben seines Gegners jedoch aus irgendeinem Grund bereits erahnt zu haben, denn er drehte sich blitzschnell um die eigene Achse, entging so den Kiefern des Dämonenhundes. Gleichzeitig gelangte er damit auch über den Rücken seines Gegners und der Drache hatte nicht vor, diese Chance einfach ungenutzt verstreichen zu lassen. Stattdessen breitete er seine Flügel kurz aus, um wieder im Gleichgewicht zu sein, ehe er sie erneut an den Körper drückte, sich so auf den Inuyoukai unter ihm stürzte.

Nur seine guten Reflexe retteten den riesigen, schneeweißen Hund vor ernsthaften Verletzungen, als er sich im gleichen Augenblick zur Seite warf. Dennoch streiften die Klauen der nachtschwarzen Echse seine Seite und als die beiden Kontrahenten sich nur Wimpernschläge später wieder gegenüberstanden verfärbte ein vergleichsweise kleines Blutrinnsal das Fell des Dämonenhundes an der getroffenen Stelle dunkelrot.

Kurzzeitig machte sich ein schadenfrohes Glitzern in den Augen des Drachen bemerkbar. Seine Freude währte jedoch nicht allzu lange, denn in diesem Moment machte der weiße Dämonenhund bereits einen Satz in seine Richtung, wobei er knurrend die Lefzen hochzog.

Der pechschwarze Drachenyoukai wusste, er würde diesem Angriff nicht mehr ausweichen können. Er könnte es dem Anderen höchstens etwas unangenehmer machen, auf ihn loszustürmen. Mit diesem Gedanken stieß er eine Stichflamme aus, der sein Gegner mit einem Sprung auswich, ehe er sich knurrend auf ihn stürzte. Kenshin erwartete ihn mit ebenfalls entblößtem Gebiss und nur kurze Zeit später hatten sich beide Kontrahenten ineinander verkrallt.
 

Mit leicht geweiteten Augen betrachtete Kagome den Kampf der beiden riesigen Wesen, die nur voneinander abließen, um sich erneut ineinander zu verbeißen. Alle Kämpfe um sie herum waren zum Erliegen gekommen, doch das kümmerte die junge Miko im Augenblick wenig. Ihre Gedanken rasten.

Dieser Drache war fast genauso groß wie Sesshoumaru in seiner wahren Gestalt. Wenn das etwas über die Stärke dieser Flugechse aussagte, dann dürfte diese auch so ungefähr an die des Weißhaarigen heranreichen.

Kurz sah sie sich um. Jeder Krieger in ihrer Umgebung hatte sich inzwischen von seinem Gegner abgewandt, blickte nun zu den beiden Kämpfenden, als wenn es genau das gewesen wäre, was alle erwartet hatten.

,Warum hilft ihm keiner?’ Leicht hilflos blickte sie sich erneut um. Wieso warteten alle darauf, dass Sesshoumaru und dieser schwarze Drache den Kampf für sie entschieden? War es nicht auch ihr Land, um das sie hier kämpften? Also, warum tat keiner etwas? Warum sahen alle nur zu, ganz so, als würde es nichts nützen, wenn sie selbst jetzt noch etwas tun würden?

In diesem Augenblick erregte ein krächzender Schrei ihre Aufmerksamkeit. Irgendwie war es Sesshoumaru gelungen, den schwarzen Drachen an der Kehle zu packen. Hektisch schlug die schwarze Flugechse mit den Flügeln, versuchte sich dem Griff des Anderen zu entwinden, doch der Inuyoukai hatte nicht im Geringsten vor nachzugeben. Mit einem Ruck riss er Kenshin wieder zu Boden, was dem Drachen einen weiteren, panischen Schrei entlockte. Instinktiv schlug er mit seinem schuppigen Schwanz zu, traf seinen Gegner an der Seite.

Das trockene Geräusch brechender Knochen verriet nur Augenblicke später, warum der weiße Hund seinen Gegner daraufhin mit einem leisen Winseln freigab.

Sofort gewann der Drache wieder flügelschlagend an Höhe, sein Maul war dabei nach Luft schnappend weit geöffnet. Blut rann seinen Hals hinunter, doch sein Gegner sah auch nicht viel besser aus.

Wo die schuppige Haut des Drachen ihn vor kleineren Verletzungen bewahrt hatte, zeigten sich nun größere und kleinere Wunden im Fell des Dämonenhundes. Auch seine Atmung ging zu flach und zu schnell. Der letzte Angriff der Flugechse hatte ihm einige Rippen gebrochen.

Instinktiv fingerte Kagome nach einem Pfeil, dem letzten Pfeil in ihrem Köcher. Diese Gelegenheit war einfach zu perfekt um wahr zu sein. Dieser Drache war viel zu sehr damit beschäftigt, Sesshoumaru misstrauisch zu beäugen, als das er noch auf ihren Angriff würde achten können.

Mit diesem Gedanken legte sie ihren letzten Pfeil an die Sehne und zielte, während sie ihre Energie in das Geschoss fließen ließ. Sie hatte nur diesen Schuss, diesen einen Schuss. Er durfte nicht daneben gehen.

Sie wollte die Sehne bereits nach vorne schnellen lassen, als Sesshoumaru seinen Kopf mit einem Mal zu ihr wandte. Der Blick seiner blutroten Augen bohrte sich in den ihren, während sich ein leises Knurren in der Kehle des anderen bildete. Langsam ließ Kagome ihren Bogen wieder sinken, zog die Energie des Geschosses wieder in sich selbst hinein. Eine Erinnerung machte sich in ihren Gedanken breit.

Es war bei einem ihrer ersten Treffen mit dem Weißhaarigen gewesen. Damals war Sesshoumaru noch hinter Tessaiga, Inuyashas Schwert, her gewesen. Er hatte es dem Hanyou dann auch abnehmen können und als es schon ganz so ausgesehen hatte, als würde der Hanyou verlieren, hatte sie selbst mit ihren Pfeilen eingegriffen. Damals hatte Sesshoumaru Inuyasha aufgefordert, sie zu stoppen. Er hatte gemeint, dass selbst ein Hanyou Dämonenblut in sich hätte und stolz darauf sein sollte. Inuyasha solle sich nicht auf die Hilfe anderer verlassen, selbst, wenn das seinen eigenen Untergang bedeuten sollte….

Kurz musste Kagome hart schlucken. ,Dieser Sture…’, schoss es ihr durch den Kopf. Dennoch löste sie nun ihren Pfeil von der Sehne und legte ihn zurück in den Köcher. Dann würde sie eben noch warten. Aber wenn es soweit kommen sollte, dass Sesshoumaru im eindeutigem Nachteil war oder wenn sich noch eine bessere Gelegenheit zum Schuss bieten würde, würde sie nicht mehr zögern, da konnte der Inuyoukai so wütend werden, wie er wollte. Die leise Stimme, die ihr zuflüsterte, dass es keine bessere Gelegenheit als diese geben würde, ignorierte sie bei dieser Entscheidung vollkommen.

In diesem Augenblick wurden ihre Gedanken wieder auf das Geschehen gerichtet, als der schwarze Drache Flammen spie, offensichtlich in der Bemühung, den schneeweißen Riesenhund zu treffen.
 

Unruhig betrachtete Rei das Schlachtfeld. Was dachte sich Kenshin nur dabei? Hatte er überhaupt nachgedacht, als er den Rand des Schlachtfeldes in Brand hatte stecken lassen? Gewiss, der Schein des Feuers würde es selbst Drachenaugen möglich machen, in der Nacht zu sehen, aber dafür hatte er seine sowie die Armee der Hunde praktisch eingekesselt. Wenn er nicht genug Aufmerksamkeit auf sich hätte ziehen können, um die Kämpfe vorzeitig zum Erliegen kommen zu lassen, hätte das übel für seine Krieger werden können. Schließlich verwandelte sich jeder Drache in allzu großer Not in seine wahre Gestalt, um seine volle Stärke und Wendigkeit nutzen zu können. Was aber würde ihm das aber nutzen, wenn das Schlachtfeld schon überfüllt von in ihrer wahren Gestalt kämpfenden Dämonen und Flugechsen wäre? Wie hätte ein Drache da noch seine empfindlichen Flügel, seinen langen, angreifbaren Hals schützen können? Also, was zur Hölle hatte der dunkelhaarige Drachendämon sich nur dabei gedacht? Hatte er überhaupt gedacht oder war er durch seinen Rachedurst blind für solche Dinge geworden?

Scheinbar schon, denn sonst würde er weder solche blindwütigen Angriffe starten noch so nah über dem Boden fliegen. Kurz schüttelte Rei innerlich den Kopf. Kenshin war wirklich viel zu hitzköpfig, als das er einen guten Anführer der Drachen hätte abgeben können.
 

Mit einem schnellen Sprung zur Seite wich der schneeweiße Dämonenhund einem weiteren Feuerstoß aus, als er seine Chance sah. Kurz spannte er sich an, nur, um keinen Wimpernschlag später in die Höhe zu schnellen, nach dem Flügel des schwarzen Drachen zu schnappen. Die Flugechse bemerkte seinen Versuch erst zu spät, konnte nicht mehr schnell genug ausweichen, als sich seine Kiefer schon sicher um den Flügel schlossen. Mit einem Ruck riss der schneeweiße Riesenhund seinen Kopf herum, ehe er den Flügel wieder freigab um dem herab fallendem Körper seines Gegners noch rechtzeitig ausweichen zu können.

Kaum berührten seine Pfoten wieder den Boden wirbelte er herum, betrachtete den sich langsam aufrichtenden Drachen prüfend. Dessen linke Flügel war nur noch halb so lang wie sein anderer. Unter dem ersten Gelenk war der Knochen abgetrennt worden, nur noch Fetzten der empfindlichen Flügelmembran hingen dort hinunter, während Blut die Erde tränkte.
 

Mit verschwommenem Blick betrachtete Kenshin seinen Gegner. Seine gesamte linkte Körperhälfte fühlte sich taub an. Was hatte dieser Hund getan?! Warum spürte er seinen einen Flügel nicht mehr?

Ein drohendes Grollen entwich seiner Kehle. Egal was dieser Köter gemacht hatte, in dieser Gestalt konnte er nicht weiterkämpfen. Wenn er seinen Flügel nicht mehr spüren konnte, dann konnte er auch nicht mehr fliegen und hätte somit seinen eindeutigen Vorteil verloren. Mit diesem Gedanken wurde er von einem dämonischen Wind eingehüllt, ehe seine Schuppen verschwanden, sein Mal und seine Reißzähne sowie seine Körpergröße sich zurückbildeten, bevor er in seiner menschlichen Gestalt auf dem Schlachtfeld stand. Hätte er nicht instinktiv einen Ausfallschritt gemacht, wäre er sofort in die Knie gegangen. Was war nur los mit ihm? Fauchend griff er nach seinem Schwert und zog blank, während sich auch sein Gegner wieder in seine menschliche Gestalt zurück verwandelte, ebenfalls nach seiner Waffe griff.

Kurz kniff er die Augen zusammen um mehr erkennen zu können. Warum war seine Sicht so verschwommen? Brannten die Feuer nicht mehr oder wieso war es um ihn herum so ungewöhnlich dunkel? Nun, aber das war jetzt auch egal. Er durfte nicht versagen, er musste gewinnen! Für das Andenken an seinen Vater und an dessen Vorväter. Für den Respekt, den sich sein Volk verdient hatte und der den Drachen noch immer verweigert wurde.

Mit einem Fauchen stürmte er vor, hob sein Schwert zum Schlag während er Youki in der Klinge sammelte, sich wundernd, warum es ihm plötzlich so schwer fiel seine Energie zu bündeln. Doch auch das war jetzt egal. Gut zehn Meter vor dem Inuyoukai ließ er seine Klinge niedersausen, entließ das Youkai aus dem Schwert, welches sich daraufhin gleich einer Druckwelle in Richtung seines Gegners ausbreitete. Nur am Rande nahm Kenshin wahr, dass der Weißhaarige Hundedämon seine Klinge ebenfalls mit Youki aufgeladen hatte, seinen Angriff nun erwiderte.

Daher überrascht weiteten sich seine Augen, als seine Energie und die des Inuyoukais sich gegenseitig aufhoben, der Weißhaarige nun auf ihn zugestürmt kam. Er war zu irritiert um sein Schwert hochzureißen, nur sein instinktives zurückweichen rettete ihn vor einer gewiss tödlichen Verletzung, als sein Gegner seine Klinge auf ihn niederfahren ließ.

Dennoch hatte er dem Angriff nicht ganz entgehen können. Blut lief von einem Kratzer, der sich von seiner Augenbraue bis kurz unter dem wie durch ein Wunder unverletztem Auge, in seine Pupille und weiter sein Gesicht hinab, schränkte seine ohnehin nicht allzu gute Sicht noch zusätzlich ein.

“Du verdammter…!”, knurrte Kenshin wütend, machte einen Satz nach vorne. Eine weitere Druckwelle, die sich von dem Schwert seines Gegners löste, hielt ihn auf, schleuderte ihn zurück und mit einem Mal wurde alles dunkel um ihn herum. Der Drachenyoukai spürte kaum noch, wie sein Körper auf dem Boden aufschlug. Wieso fühlten sich seine Glieder mit einem Mal so unendlich taub und schwer an? Wieso versagten ihm seine Sinne plötzlich den Dienst? Und wieso war das einzige Bild, das seine Gedanken jetzt noch ausfüllte, das seines Vaters, als er ihm zum ersten Mal ein Schwert gegeben hatte?

“Du wirst mich stolz machen, nicht wahr, mein Sohn?”, hatte der Ältere damals gefragt.

“Ja, Vater!”, hatte er selbst in seiner kindlichen Naivität geantwortet und die Augen seines Gegenübers hatten ihn zum ersten und einigstem Mal in seinem Leben mit Stolz betrachtet.

Wie von selbst schloss sich Kenshins Hand um den Schwertgriff, den er immer noch fest umklammerte. Er trug noch immer die gleiche Waffe wie am ersten Tag seines Trainings. Es war noch immer die gleiche Klinge, die ihm damals sein Vater gegeben hatte. Er würde sein Wort nicht brechen! Er würde…. Langsam kroch die Schwärze, die sich auch schon seines Körpers bemächtigt hatte, in seine Gedanken und löschte diese stetig aus, verhinderte, das er neue Überlegungen anstellen konnte.

Langsam troff Blut von seiner Augenbraue hinab, sammelte sich unter seiner Pupille, ehe es gleich einer Träne hinab lief, einer Träne aus Blut. Und als die rote Flüssigkeit auf dem vom Winter noch kalten Boden aufkam, war der Drachenyoukai bereits von seinem letzten Atem verlassen worden.
 


 

Äußerlich ruhig blickte Rei auf das Schlachtfeld, während sich hinter ihr triumphierendes Krächzen bemerkbar machte. Sie musste sich nicht umsehen um zu wissen, dass die Raben, die sich schon am Vortag gesammelt hatten, nun gleich einer schwarzen Wolke aufstoben, auf das Schlachtfeld zuhielten. Der Kampf war vorbei, Kenshin tot. Es hatte so kommen müssen, auch, wenn sie zugab, dass sie kurzzeitig daran gezweifelt hatte. Mit diesem Gedanken wandte sie sich um, schritt an den Ungläubig gaffenden Generälen der Drachen vorbei, ehe sie ihr Tempo beschleunigte. Ihre Aufgabe war hiermit beendet, zumindest vorläufig. Soweit sie das beurteilen konnte war der Posten als Herr der Drachen nun frei. Kenshin hatte keine Erben gehabt. Es stand den Hunden also frei zu wählen, wen sie an die Spitze der Drachen stellen wollten. Sie konnte nur hoffen, dass es eine gute Wahl war, denn dann würde es keinen Krieg mehr geben, den sie zu beschleunigen hatte. Aber das war jetzt gleich. Sie musste sich nun beeilen, wollte sie nicht, dass noch jemand auf die Idee kam, sie gefangen nehmen zu wollen.
 

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Und? Wie hat’s euch gefallen? Verbesserungsvorschläge, Kritik? Würd mich wie immer über eure Meinungen freun^^

Hiernach kommt übrigens noch ein Kapitel + Prolog on. Es ist also noch nicht ganz vorbei^^

Bye,

_Corchen_

Keine Kälte

Nur zögerlich krochen die ersten Strahlen der morgendlichen Sonne über das Land und offenbarten das, was die Dunkelheit der Nacht bisher so sorgsam verborgen hatte. Noch immer glühten einige trockene Äste am Rande der Ebene. Die morgendliche Ruhe wurde einzig und allein von den krächzenden Schreien der Raben unterbrochen, die inmitten der Kadaver hin- und her sprangen, versuchten den sich langsam einfindenden Wölfen auszuweichen und gleichzeitig noch einige gute Bissen zu erhaschen.

Der typische Geruch nach Verwesung und Tod hing über dem Gebiet, wurde vom Wind weiter getragen bis hin in die empfindlichen Nasen der Dämonen, die sich langsam dem Lager der Hundedämonen näherten.

“Es stinkt.”, grummelte ein junger, hellhaariger Inuyoukai leicht angefressen.

“Seit Still, Kazuo.”, gab ein weiterer, großer Hundedämon bissig zurück. Der dritte, braunhaarige Inuyoukai in der Gruppe zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von dem kurzen Wortwechsel, nur die beiden Drachenyoukai, die zwischen den dreien gingen, sahen immer wieder interessiert von dem schwarzhaarigem Dämon zu seinem jüngeren Artgenossen.

Riko hatte sich schon gefragt, wie lange Ichiro es schaffen würde, zu den Bemerkungen Kazuos zu Schweigen. Er war zwar seit dem gestrigen Vorfall eindeutig kleinlauter und stiller geworden, aber ganz zurückhalten konnte er sich dennoch nicht. Trotzdem hatte er sich länger unter Kontrolle gehabt, als Riko erwartet hätte. Schließlich hatte Rokuko, ihr braunhaariger Anführer, mitten in der Nacht die Nachricht erhalten, dass der Kampf gewonnen sei. Kurz darauf waren sie aufgebrochen. Obwohl Kazuo nach dieser recht überraschenden Mitteilung in einen ziemlichen Redefluss verfallen war, hatte Ichiro auf keine seiner Aussagen hin reagiert geschweige denn selbst angefangen zu sprechen. Anscheinend hatte Rokukos Drohung, ihn bei seinem nächsten Fehltritt zu töten, gewirkt. Der Schwarzhaarige schien wirklich mehr an seinem Leben zu hängen, als man es bei einem vorlauten Draufgänger wie ihm im ersten Moment erwartet hätte.

Innerlich aufseufzend wandte Riko seine Aufmerksamkeit der ebenfalls schwarzhaarigen Drachenyoukai neben sich zu. Er war wirklich froh, dass sie nicht mitgekämpft hatte. Sakura war zwar mehr als nur angefressen darüber, dass er selbst sich “einfach so” hatte gefangen nehmen lassen und sie ihm dann hatte folgen müssen, aber ihm machte das seltsam wenig aus. Schließlich waren sie beide noch am Leben und das war doch das einzige, was im Moment zählte, oder? Dennoch hatte die Drachendämonin seit der Nachricht, dass ihr Heer verloren hatte und Kenshin tot war, kein einziges Wort mehr gesprochen. Nicht, dass es ihn allzu sehr verwundert hätte. Immerhin hatte Sakura hart kämpfen müssen, um ihren Platz in den Streitkräften der Drachen sichern zu können. Nun hatten sie verloren und die Schwarzhaarige war nicht einmal da gewesen, um vielleicht etwas daran ändern zu können. Da war es doch natürlich, dass sie frustriert, wütend war? Aber wieso zeigte sie ihre Wut dann nicht deutlicher, so, wie sie es normalerweise tat? Wieso wirkte sie so… gefasst? Fast so, als würde man sie gerade zu ihrer eigenen Hinrichtung bringen? Er wusste es nicht.

In diesem Augenblick warf die Schwarzhaarige ihm einen drohenden Blick zu und er wandte instinktiv beschämt seinen Kopf ab. Er wusste doch, dass die Andere es gar nicht mochte, so angestarrt zu werden. Kurz lauschte der junge Drache den Geräuschen seiner Umgebung, ehe er sich nervös auf die Unterlippe biss. Jetzt, wo er seine Gedanken nicht mehr auf Andere konzentrieren konnte, machte sich auch in ihm Unruhe breit. Die Drachen hatten den Kampf gegen die Hunde verloren. Was würde nun aus Sakura, den restlichen Drachen des Nordens und ihm werden? Würde man sie in ihr Land zurückkehren lassen? Oder lag Sakura mit ihrer düsteren Miene gar nicht so falsch und man würde zumindest sie beide als unnütze Kriegsgefangene hinrichten? Alle zwei Möglichkeiten wären plausibel, auch, wenn Hideaki bisher nicht den Anschein erweckt hatte, als wolle er ihn töten. Nun, egal was auch kommen mochte, er würde es sowieso nicht mehr ändern können. Das hieß allerdings noch lange nicht, dass er es auch zu akzeptieren hatte.
 

Unruhig flackerte Kagomes Blick von dem Inuyoukai neben ihr zu den beiden am Boden knienden Drachen bis hin zu vier weiteren Inuyoukai, die sowohl als Wachen als auch als Berater fungierten.

Die beiden Drachenyoukai, die offensichtlich die ranghöchsten in ihrem Heer waren, gestanden ihre Niederlage in diesem Moment höchst farbenprächtig ein, doch das kümmerte Kagome im Augenblick wenig. Ihre gesamte Aufmerksamkeit lag auf Sesshoumaru. Obwohl der Inuyoukai sich sehr erfolgreich gegen ihre Versuche ihn zu behandeln ausgesprochen hatte, war sie sich ziemlich sicher, dass er Schmerzen haben musste. Selbst der stärkste Youkai konnte einige Rippenbrüche und andere größere und kleinere Wunden nicht einfach so wegstecken. Aber was konnte sie schon tun, wenn er sich weigerte, sich behandeln zu lassen? Wenn die anderen Youkai nicht hier wären, hätte sie alles daran gelegt sich durchzusetzen aber so…. Sie hatte mittlerweile eine ungefähre Ahnung davon, wie überzogen wichtig der Stolz bei Youkai war. Wahrscheinlich käme es einem Sakrileg gleich, wenn sie jetzt noch versuchen würde, auf Sesshoumaru einzureden. Also schwieg sie, ging im Geiste allerdings schon durch, wie sie sich später durchsetzten könnte.
 

“… und so hat Kenshin-sama keinen einzigen Erben hinterlassen, der einen rechtmäßigen Anspruch auf seine Position hat. Seine weitere Verwandtschaft ist aufgrund… unglücklicher Umstände auch recht begrenzt. Es gibt niemanden, der genug Blut mit ihm teilt, um offiziell zu seiner Familie zu gehören.”, beendete einer der fremden Drachendämonen in diesem Moment seinen Bericht.

Kurz musterte Sesshoumaru die beiden vor ihm knienden prüfend. Die Nervosität war den beiden höchsten Offizieren der Drachen fast anzusehen. Nun, wahrscheinlich war diese Emotion auch berechtigt, wussten sie schließlich nicht, was er mit ihnen und ihrem Volk tun würde.

“Rein theoretisch gesehen hatte er aber Verwandte?”, das war mehr eine Feststellung als eine Frage.

“Ja… Sesshoumaru-sama.”, nur zögerlich kamen die Worte über die Lippen des braunhaarigen Drachen. “Es gibt da noch die Tochter einer Cousine der ersten Frau Kenshin-samas Vater. Da Kenshin-sama jedoch von der zweiten Frau seines Vaters geboren wurde, besteht keine direkte Blutsverwandtschaft. Sie ist keine würdige Erbin und außerdem...”

“Ihr Name.”, kühl unterbrach der Inuyoukai seinen Gegenüber. Er hatte keine Lust, sich jetzt noch irgendwelche sinnlosen Ausflüchte anhören zu müssen.

“Es würde doch sowieso nichts bringen, sie zu suchen. Sie ist schon vor einer Weile spurlos verschwunden, vielleicht lebt sie auch gar nicht mehr…”

“Ich werde mich nicht wiederholen.”, erneut unterbrach Sesshoumaru den Drachenyoukai, doch dieses Mal schwang ein leicht ungeduldiger Unterton in seiner Stimme mit. Scheinbar nahm der Braunhaarige die aufkommende Bedrohung für sein Leben nicht wahr, denn er wollte wieder zu einer längeren Rede ansetzten, als er von dem neben ihm sitzenden General der Drachen plötzlich unterbrochen wurde.

“Ihr Name ist Sakura, Lord Sesshoumaru.”

Sofort wanderten die goldenen Iriden des Inuyoukai zu einem blassen Dämon, der an einer Seite des Zeltes stand und sich bisher zurückgehalten hatte. Doch nun trat der ebenfalls Weißhaarige vor und durchbohrte die in der Mitte des Zeltes knienden geradezu mit seinen blassgrünen Augen.

“Eine vergleichsweise junge, schwarzhaarige Drachendämonin mit aufbrausendem Temperament?”

“Ja.”, antwortete der zweite General der Drachen.

“Ein aufbrausendes, nerviges Gör mit zu viel Selbstbewusstsein. Hält sich für einen Krieger!”, knurrte der erste Drachendämon mit leicht bebender Stimme.

Stille breitete sich aus. Eine Sekunde verstrich, dann eine weitere.

“Niemand hat dich zum Sprechen aufgefordert, Drache.”, Hideakis Stimme hätte in diesem Augenblick der Sesshoumarus Konkurrenz machen können.

Leicht irritiert wagte der braunhaarige General einen schnellen Blick von dem Herrn der Hunde, der ihn mit eiskalter Miene betrachtete, zu dem blassen Inuyoukai neben ihm. Kurz musste er schlucken. Die Ereignisse der letzten Tage mussten ihn wirklich ziemlich mitgenommen haben, wenn seine Selbstbeherrschung schon derart anfing zu bröckeln. Er sollte sich glücklich schätzen, wenn er heute noch aus diesem Zelt mit eigener Kraft würde gehen können.

“Ich bitte um Verzeihung für mein unwürdiges Verhalten, Herr.”, murmelte er daher mit einer tiefen Verbeugung, wobei er sich wieder zum Herrn der Hunde wandte. Er war zu erfahren, um das Zeichen, dass der Ranghöchste im Zelt es nicht mehr als nötig erachtete mit ihm zu sprechen, zu übersehen. Erleichtert stellte er fest, dass sich die angespannte Stimmung im Zelt nach seiner Entschuldigung wenigstens wieder ein bisschen lockerte, die allgemeine Aufmerksamkeit wieder von ihm wich. Anscheinend waren selbst ihre Feinde nicht an noch mehr Toten interessiert, sonst hätten sie die Angelegenheit nie so auf sich beruhen lassen.

Dennoch war es sein Begleiter, der die nächsten Fragen beantworten musste, obwohl dies eigentlich seine Pflicht gewesen wäre. Nun, er hatte alles andere vor als sich zu beschweren. Immerhin wollte er das Schicksal nicht erneut unnötig herausfordern. Trotz dieses festen Vorsatzes presste er die Kiefer während der restlichen Befragung fest zusammen, damit er gar nicht erst die Gelegenheit haben würde, zu sprechen. So verharrte er noch eine Weile, bevor er und sein Begleiter offiziell entlassen wurden.

Innerlich froh verließ der Drachenyoukai schon fast hastig das Zelt. Er war am Leben, war zudem noch unverletzt und das war mehr, als so manch anderer von sich behaupten konnte. In seiner Euphorie bemerkte er die anderen beiden, sich ebenfalls dem Lager nähernden Drachenyoukai nicht. Doch selbst wenn er sie bemerkt hätte, so wäre er ihnen trotzdem nicht begegnet, denn er und sein Begleiter wurden sogleich von fünf Hundedämon eingekreist und aus dem Lager eskortiert.
 

Nachdem die beiden Drachen das Zelt verlassen hatten breitete sich kurzzeitig Schweigen. Sakura sollte also die einzige mögliche Nachfolgerin Kenshins sein? Kagome konnte es kaum glauben. Wie hatte die Drachenyoukai offensichtlich so einfach aus der Armee verschwinden können, wenn sie die einzige Thronerbin war? Hätte man nicht eigentlich viel mehr auf sie Acht geben müssen? Oder hatte niemand daran gedacht, dass Kenshin auch verlieren könnte? Anscheinend nicht, sonst hätte man auf die einzige Erbin bestimmt mehr Acht gegeben. Außerdem hatten die beiden Offiziere der Drachen auch nicht gerade so gewirkt, als hätten sie die Situation schon verarbeitet.

Aber darum konnte sie sich später noch Gedanken machen. Kurz warf die junge Miko den noch immer im Zelt stehenden Dämonen einen giftigen Blick zu. Ihre Anwesenheit war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das Ganze hier noch nicht vorbei war. Wie, um ihre innere Unruhe zu bekämpfen, kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Leider war diese Methode nicht allzu wirkungsvoll. Es würde wohl kaum etwas nützen, wenn sie die Wachen anschrie, sie anwies, endlich zu verschwinden? Obwohl sie die Antwort auf diese Frage ganze genau kannte stieg ihre innere Anspannung von einer Sekunde auf die andere und sie musste sich immer stärker konzentrieren, um nicht laut zu werden.

Die Tatsache, dass sich die Bilder des Kampfes der vergangenen Nacht unweigerlich in ihr Gedächtnis eingegraben hatten, half ihr nicht gerade bei ihren Bemühungen. Immer und immer wieder spielten sich die Szenen vor ihrem inneren ab. Kurzzeitig hatte sie sogar schon ein- oder zweimal vergessen, dass das Geschehen schon Vergangen, niemand mehr in direkter Lebensgefahr war. Dann hatte sie sich selbst wieder mit Gewalt zurück in die Realität reißen, ihre eigenen Empfindungen zurückhalten müssen. Nur die Sorge um Sesshoumaru, der noch immer mit ausdrucksloser Miene neben ihr saß, hielt ihre Erinnerungen davon ab, sie endgültig zu überschwemmen.

“Meiner Meinung nach ist diese Drachenyoukai zu unerfahren, um schon allzu viel Verantwortung zu übernehmen. Außerdem ist zu viel Zorn in ihr. Sie würde wahrscheinlich bald versuchen, ihre Kameraden zu rächen. Vermutlich würde sie sich nicht mit der Niederlage ihrer Art abfinden.”, erklärte in diesem Augenblick der blasse Inuyoukai, der auch zwischenzeitlich den General der Drachen zurechtgewiesen hatte.

“Ich habe nicht vor, einem Drachen schon jetzt die ganze Befehlsgewalt für sein Volk zukommen zu lassen.”, meinte Sesshoumaru ruhig. “Dieser andere, junge Drache. Du wirst die Verantwortung für ihn tragen.”

“Ich danke Euch für Euer Vertrauen, Herr.”

Leicht irritiert musterte Kagome den anderen Inuyoukai, der sich nun tief verbeugte, ehe er das Zelt verließ. Sie wusste nicht genau warum, aber auch die anderen Wachen schwanden nun durch die Tür, fast so, als hätte ein unsichtbares Zeichen es ihnen befohlen.

Was war jetzt los? Was hatte Sesshoumaru gemeint, als er dem einen Hundedämon die Verantwortung für einen Drachen gegeben hatte? Und warum hatte der Angesprochene sich für das Vertrauen seines Herrn bedankt? Irgendetwas musste ihr entgangen sein, nur was? Sie wusste es nicht. Vielleicht war das wieder so eine Gepflogenheit unter Dämonen, die dazu führte, dass man nur die Hälfte des Gemeinten preisgab?

Nur langsam wurde der jungen Miko bewusst, dass sie nun endlich allein mit Sesshoumaru war.

“Lass mich mal deine Wunden sehen.”, verlangte sie prompt.

Ruhig wandten sich zwei goldene Iriden ihr zu.

“Meine Wunden heilen schneller als die eines Menschen.”, die Worte des Inuyoukais waren kalt wie immer. Vielleicht war es ja das, was nun so etwas wie Wut in Kagome weckte. Wie konnte der Inuyoukai nur so kalt sein, nach allem, was passiert war? Konnte er nicht wenigstens einmal wirkliche Gefühle zeigen oder zugeben, dass er vielleicht sogar Hilfe brauchen könnte?

“Natürlich tun sie das.”, antwortete die schwarzhaarige daher leicht giftig. “Sonst wärst du jetzt nämlich schon längst verblutet!”

Abwartend starrte die junge Miko ihren Gegenüber an, der ihren Blick lediglich unbeeindruckt erwiderte.

“Lässt du mich nun deine Wunden behandeln?”, fragte sie in die sich ausbreitende Stille hinein.

“Was könnte die Medizin einer Miko schon bewirken?”, scheinbar desinteressiert stellte der Inuyoukai diese Frage und dennoch ging Kagome davon aus, dass man sie sehr großzügig interpretiert als ein “Ja” deuten könnte. Innerlich triumphierend griff Kagome nach dem Verbandszeug, dass sie sich aus dem selbst in einem Youkailager existierendem Lazarett besorgt hatte und machte einen Schritt auf den Inuyoukai zu. Wahrscheinlich hätte dieser sogar eine Behandlung zugelassen, wäre in diesem Augenblick nicht eine leicht abgehetzt wirkende Wache in das Zelt hereingeplatzt, die sich hastig verbeugte.

Wenn Blicke töten könnten dann wäre der Bote wahrscheinlich sofort leblos zu Boden gesackt, den Kagome fixierte ihn mit einem lang ungesehenem Feuer in den Augen, dass auch nicht verlosch, als Sesshoumaru den Inuyoukai zum Sprechen aufforderte. In ihrer Wut entging ihr sogar der ebenfalls leicht aggressive Unterton in seiner Stimme. Nur die Nachricht des Fremden bekam sie mit allen Sinnen mit.

“Einige Soldaten haben eine ziemlich… mächtige, weißhaarige Dämonin aufgegriffen, die scheinbar zu fliehen versuchte, Sesshoumaru-sama. Sie sagte, ihr Name sei Rei und wir hätten nicht das Recht, sie gefangen zu nehmen, doch da sie von Kopf bis Fuß nach Drachen stank…. Was sollen wir mit ihr tun, Herr?”

Kagomes Augen weiteten sich leicht, als sie die Bedeutung dieser Worte verstand. War es möglich, dass die weißhaarige Dämonin sie damals aus ganz eigennützigen Gründen zurück in die Vergangenheit geschickt hatte? War es ihr vielleicht weder um Sesshoumaru noch um sie gegangen, sondern einzig und allein um sie selbst? Ein leises Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. So etwas wäre durchaus möglich, wie sie fand. Dennoch hatte sie nicht vor, die Bemühungen der Dämonin nun ganz sinnlos sein zu lassen. Schließlich war es zu einem großen Teil ihr zu verdanken, dass sie nun wieder bei Sesshoumaru war.

“Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte?”, setzte sie daher so höflich wie möglich an. “Wie wäre es, sie für 499 Jahre aus diesen Ländereien zu verbannen, anstatt sie zu töten? Ist nicht bereits genug Blut geflossen?”
 

Innerlich leicht überrascht musterte Sesshoumaru die junge Miko neben sich. Sie wollte diese Rei für genau 499 Jahre verbannen lassen? Leicht verengten sich seine Augen. Nein, das konnte kein Zufall sein. Immerhin hatte Kagome einmal erwähnt, dass sie selbst in einer 500 Jahre entfernten Zukunft geboren wurde. Also musste sie die weißhaarige Dämonin dort getroffen haben, oder vielleicht spielte sie dort auch eine wichtige Rolle, auch, wenn er sich nicht genau denken konnte, welche. Nun, im Moment war das auch gleich. Er kannte den Grund dafür nicht, aber in diesem Punkt vertraute er der Einschätzung der Miko, der Einschätzung eines einfachen Menschen…

“So soll es geschehen.”, wandte er sich daher an den Boten, dessen Augen sich bei dieser Nachricht irritiert weiteten. Fast sah es so aus, als wolle er zu einem Widerwort ansetzten, doch dann verbeugte er sich tief und verließ das Zelt wieder.
 

Riko, Sakura und ihre Wachen waren noch nicht ganz am Lager der Hunde angekommen, als ihnen Hideaki entgegen kam. Kurz musterte Riko den blassen Hundedämon. Er trug ein anderes Gewandt als noch vor der Schlacht und halb unter einem Ärmel verborgen konnte er einen frischen Verband ausmachen. Also war der andere nicht ganz von Verwundungen verschont geblieben, aber wenigstens lebte er noch. Verwundert bemerkte der junge Drachenyoukai, dass sich etwas von der Anspannung in ihm löste. Hatte er sich wirklich Sorgen um einen Hundedämonen gemacht? Um jemanden, den er eigentlich als “Feind” betiteln sollte?

“Es ist nicht mehr nötig, dass ihr die beiden noch zum Lager bringt.”, erklärte Hideaki, der in diesem Moment bei ihnen ankam, plötzlich. “Ab jetzt werde ich sie begleiten.”

“… wie ihr wünscht… Herr.”, erwiderte Rokuko leicht zweifelhaft, ehe er einen Schritt zur Seite trat, so den Weg zwischen den Weißhaarigen und den Drachen räumte, seinen Begleitern das Zeichen gab, es ihnen gleichzutun.

“Ihr könnt jetzt gehen.”, meinte der blasse Inuyoukai nach kurzer Zeit ruhig und dieses Mal verstrich etwas Zeit, ehe der Braunhaarige Anführer ihrer Wachen sich mit einer leichten Verbeugung geschlagen gab und verschwand. Ichiro und Kazuo folgten ihm, wobei der jüngere von beiden sehr nahe an seinem älteren Bruder vorbei schritt.

Angestrengt lauschte Riko, als er sah, wie Hideaki dem jungen Hundedämon etwas ins Ohr flüsterte, doch der andere sprach zu leise, als das der Drachendämon seine Worte hätte verstehen können.

In diesem Moment ging Kazuo auch schon weiter und der blasse Inuyoukai wandte sich ihm und Sakura zu.

“Kommt mit. Wir haben noch einiges zu erledigen.”, meinte er ruhig.

“Ich wüsste nicht, was das noch wäre.”, erwiderte Sakura kalt.

“Oh, ich glaube, das weißt du sehr wohl. Oder etwa nicht, einzige Thronerbin der Drachen?”

Fassungslos wanderte Rikos Blick zwischen den beiden Gesprächspartnern hin und her. Das war doch ein schlechter Scherz, oder? Irgendjemand würde bestimmt gleich anfangen zu lachen…? Aber sowohl die Miene der Schwarzhaarigen als auch die des blassen Hundes blieben wie versteinert.

“Was… soll das bedeuten…?”, fragte er überrascht darüber, wie schwer es ihm fiel, seine eigene Stimme zu kontrollieren.

“Nun, das wird die Prinzessin der Drachen dir bestimmt bald erklären, nicht wahr? Immerhin wirst du es sein, der sich bald Prinz der Drachen wird nennen müssen.”, erklärte Hideaki scheinbar seelenruhig, während sich ein dicker Kloß in Rikos Kehle bildete.

,Prinz der Drachen?!’, schoss es ihm durch den Kopf. Aber wenn Sakura bereits die Prinzessin der Drachen war, dann hieße das ja, das sie beide… zusammen…. Aus irgendeinem Grund weigerte sich sein Verstand, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Viel zu viel war in letzter Zeit passiert, als das er noch an ein wirklich gutes Ende hätte glauben können. Er wäre auf so einiges vorbereitet gewesen, doch ganz bestimmt nicht auf das, was der Weißhaarige ihm da gerade eröffnet hatte. Langsam wanderte sein Blick zu Sakura, die diesen direkt erwiderte. Und zum ersten Mal spiegelten sich dieselben Emotionen in ihrer beiden Iriden wider.
 

Die Sonne schickte ihre letzten, schwachen Strahlen über den Horizont, fast so, als wolle sie jeden beschwören sie in der baldigen Nacht nicht zu vergessen, ehe sie endgültig verschwand. Lange sah Kagome ihr hinterher. Viel war in den letzten Tagen geschehen, zu viel, als das sie alles schon in sich aufnehmen hätte können. Das war auch der Grund, warum sie hier her gekommen war. Es gab so viel, über das sie noch nachzudenken hatte, so viel, was noch ungeklärt war. Und trotzdem blickte sie einfach nur starr auf den sich immer weiter verdunkelnden Nachthimmel, während sie fast darauf wartete, dass sich ihre Gedanken von alleine einstellten. Doch in ihrem Kopf herrschte weiterhin nur eine betäubende Leere.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon so da gestanden hatte, als ein leises Geräusch sie dazu brachte, sich umzudrehen. Sesshoumaru stand direkt hinter ihr. Er musste ihrer Spur bis hierher gefolgt sein, hier, wo sie ein wenig Ruhe vor den Geschehnissen gesucht hatte. Trotzdem war es ihr nur Recht, dass er hier war. Sie konnte ihre Gedanken ohnehin nicht sammeln.

“Was soll nun geschehen?”, fragte sie leise, ihre braunen Augen richteten sich fest auf seine goldenen Iriden, die ihrem undurchdringlich wie immer standhielten. Sie erhielt keine Antwort.

“Wirst du mich wegschicken, nun, da die Drachen keine Bedrohung mehr darstellen?”

“Nein.”

“Gut.”, ein ehrliches Lächeln schlich sich auf Kagomes Lippen. Sie musste Sesshoumaru nicht mehr verlassen, nie mehr. Er würde sie nicht mehr fortschicken, nun, da er sein Wort gegeben hatte. Und trotzdem…

“Und was ist… nun… mit uns?” Unsicherheit schlich sich in ihre Stimme. Wo war nur die Zeit hin, in der sie ihr Herz auf der Zunge getragen hatte? Warum fiel es ihr mit einem Mal so schwer, über ihre Gefühle zu sprechen? Sie hatte dem Inuyoukai doch schon ihre Gefühle offenbart. Warum zögerte sie nun, es ein zweites Mal zu tun? Unwillkürlich senkte sie leicht ihren Blick, während ihr Herz unregelmäßig in ihrer Brust schlug. Warum konnte sie sich nicht kontrollieren? Jetzt, wo sie endlich die Gelegenheit eines klärenden Gesprächs hatte? Wieso…?

Ohne, dass sie es wollte wandte sich ihr Körper von dem Inuyoukai ab, bis sie zu dem langsam aufgehendem Mond blicken konnte. Ein dicker Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet. War es das nun? Jetzt, da sie die Möglichkeit hatte, mit dem anderen offen über ihre Gefühle zu sprechen hinderte sie sich selbst daran? War sie wirklich so unfähig?

“Menschen sind wahrlich seltsame Geschöpfe.”

Überrascht weiteten sich ihre Augen, als sie Sesshoumarus tiefe Stimme direkt hinter sich vernahm. Unwillkürlich stockte ihr Atem, während ihr Herz ein wahres Trommelfeuer in ihrer Brust veranstaltete. Sie wollte sich umdrehen, ihm in die Augen sehen, doch ihre Beine weigerten sich standhaft, ihrem Befehl Folge zu leisten.
 

Sesshoumaru war derweil mit seinen ganz eigenen Gedanken beschäftigt. Warum war er Kagome hinterher gegangen, als sie so plötzlich nach der Behandlung seiner Wunden verschwunden war? Wieso hatte er sich zu ihr gestellt, als er sie so ganz allein hier hatte stehen sehen? Er wusste es nicht. Zum ersten Mal seit langem verstand er seine eigenen Entscheidungen nicht mehr. Das allein wäre ja noch nicht allzu schlimm gewesen, denn es war weitaus schwerwiegender, dass ihn dieser Umstand gar nicht allzu sehr interessierte.
 

“Es tut mir leid…”, murmelte Kagome in diesem Moment.

“Was tut dir leid?” Hätte die junge Miko sich nun umgewandt, sie hätte kurzzeitig echte Verwirrung in den sonst so kühlen Augen des Inuyoukais aufblitzen sehen.

“Es tut mir leid, dass ich dir immer so viele Umstände bereite…”

“Darüber solltest du dir keine Gedanken machen.”

“Doch! Natürlich sollte ich das!”, empört fuhr Kagome herum, nur um sogleich festzustellen, dass sie einen wahrscheinlich folgenschweren Fehler begangen hatte, denn nun stand sie Sesshoumaru genau gegenüber. Kurz blickte sie in seine bernsteinfarbenen Augen, die in der Nacht raubtierhaftgleich glitzerten. Schnell wandte die junge Miko ihren Kopf ab, denn sie wusste, hätte sie ihn noch länger angesehen, so hätte sie sich in seinen Augen verloren.

“Selbst jetzt musst du dich noch um mich kümmern. Ich muss dir unglaublich auf die Nerven gehen.”, flüsterte sie beschämt. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, musste sie zugeben, dass es stimmte. Selbst als sie ins Mittelalter zurückgekehrt war, um Sesshoumaru zu helfen, war es doch schlussendlich sie gewesen, die ihn gebraucht hatte und nicht umgekehrt. Schützend schlang sie die Arme um sich selbst. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte, sie würde dem Inuyoukai niemals mehr als eine unnötige Belastung sein. Er hatte nun zwar nicht mehr vor, sie wegzuschicken, aber wäre es nicht eigentlich besser, wenn sie gehen würde? Sie konnte dem Weißhaarigen keine Hilfe sein, dass sah sie mittlerweile ein. Sie sollte wirklich nicht mehr versuchen, sich an eine Hoffnung zu klammern, die es schon lange nicht mehr gab. Mit trüben Augen blickte sie zu Boden. Müsste sie nicht eigentlich traurig über ihre Erkenntnis sein? Doch das einzige, was sie spürte, war eine allumfassende Taubheit in ihr, die alles andere in weite Ferne zu rücken schien.

Eine kühle Windböe wehte gleich einer Erinnerung an den sich langsam verabschiedenden Winter über das Land, fuhr der jungen Miko durch das lange, schwarze Haar. Instinktiv zuckte sie zusammen, als sie die Kälte spürte, doch dieses Gefühl währte nicht lange.

Es dauerte eine Weile, ehe Kagome die plötzliche Wärme um sich herum Sesshoumaru zuordnen konnte, der von ihr unbemerkt den Abstand zwischen ihnen überwunden haben musste. Die feinen Härchen seines Schulterfells kitzelten in ihrer Nase, während Schmetterlinge anfingen in ihrem Bauch zu tanzen, als sie sich ihrer Position und den Armen des Inuyoukais um sie herum bewusst wurde.

“Was…?”, war das einzige Wort, dass sie über ihre Lippen brachte. In diesem Augenblick hätte sie sich für ihre Ungeschicktheit schlagen können. Sie hätte jetzt wahrscheinlich ein halbes dutzend verschiedener Reaktionen zur Wahl gehabt und sie hatte natürlich wieder die wahrscheinlich schlechteste gewählt. Ein leichter rötlicher Schimmer bildete sich auf ihren Wangen, während sie ihr Gesicht in das weiche Fell, dass um die Schulter des Inuyoukais geschlungen war, presste. Sie rechnete nicht damit, dass er ihr jetzt antworten würde. Wenn sie ehrlich war, dann erwartete sie es auch gar nicht von ihm. Umso verwunderter war sie, als sie tatsächlich seine Stimme ganz nahe an ihrem Ohr wahrnehmen konnte.

“Ich sagte es bereits: Menschen vertragen keine Kälte.”
 

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Nun, das hier war das letzte, offizielle Kapitel. Der Epilog kommt höchstwahrscheinlich auch bald on. Ich würde mich dennoch wie immer über eure Meinung freuen, da mich dieses abschließende Kap echt viel Mühe gekostet hat^^

Bye,

_Corchen_

Solange ich Lebe

Sanft streichen meine Fingerspitzen durch das grüne Gras des Spätsommers. So viel ist passiert. Kurz sehe ich mich um. Ich erkenne die Stelle wieder, ich würde sie immer wieder erkennen. Die Stelle, an der ich vor nicht einmal einem ganzen Jahr sterben wollte. Wenn ich nun zurückdenke erscheinen mir die Ereignisse von damals so fremd… ja, fast so, als hätten sie in einem anderem Leben stattgefunden. Vielleicht haben sie da ja auch. Schließlich hat selbst Kikyou so etwas gemeint, als sie zu mir gesagt hat, dass sie froh über meinen Neuanfang sei. Das war in diesem Frühling passiert, als ich endlich den Mut dazu aufgebracht hatte, meine Familie in meiner eigenen Zeit zu besuchen. Inuyasha und Kikyou habe ich, haben wir, denn Sesshoumaru hat mich damals begleitet, eher zufällig getroffen. Und während die untote Priesterin mir alles gute gewünscht hat, hat meine frühere Liebe mich einfach nur schweigend angesehen. Seine Augen wären bei unserer Begleitung vor Unglauben und Zweifeln fast übergelaufen, fast so, als ob er mich hätte fragen wollen, ob ich es mit meiner Wahl wirklich ernst meinte. Er hat zwar nicht gefragt, aber ich war lange genug mit ihm unterwegs, um ihn wenigstens so weit durchschauen zu können.

Ich habe es ernst gemeint und tue es immer noch. Ihm habe ich es nicht gesagt, aber dafür meiner Mutter. Ich werde mich wohl immer an ihren Blick erinnern, als ich mit Sesshoumaru aus dem Brunnen gekommen bin. Sie hat mich angesehen wie einen Geist, wie jemanden, den es eigentlich gar nicht mehr geben sollte. Sie konnte scheinbar nicht glauben, dass ich zurückgekehrt war, nach fast einem Vierteljahr ohne jegliches Lebenszeichen. Selbst mein Großvater und mein Bruder haben mich wie so etwas wie ein Wesen aus einer anderen Dimension betrachtet. Ich habe sie damals gefragt, ob sie meine Nachricht nicht bekommen hätten und sie haben geantwortet, dass sie sie dutzende Male durchgelesen hätten, jeder einzelne von ihnen. Und obwohl ich es nicht bereut habe, fort gegangen zu sein, so habe ich mir in diesem Moment doch gewünscht, ich hätte ihnen vorher bescheid sagen können. Aber das ist nun und war auch damals Vergangenheit und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Auf jeden Fall habe ich mich mit meiner Familie damals lange und ausführlich unterhalten müssen. Selbst Sesshoumaru hat meinem Bericht zugehört, auch, wenn er mich niemals unterbrochen hat, als ich einige Kämpfe bewusst verharmlost habe. Er war einfach nur da und dafür bin ich ihm heute noch immer sehr dankbar. Schließlich war es seine Anwesenheit, die mich vor einem Zusammenbruch bewahrt hat, als meine Mutter mir sagte, dass ich in der Neuzeit offiziell schon seit einiger Zeit tot war.

Kurz nachdem ich verschwunden war, hatte es offenbar in einer Lagerhalle in der nähe meiner Schule einen Brand gegeben. Und als eine so genannte Augenzeugin der Polizei berichtet hatte, dass sie mich in die Lagerhalle hätte gehen sehen, waren ein paar überaus verkohlte Leichenteile sehr schnell als die meinen identifiziert worden. Ich weis nicht genau, was mich damals mehr geschockt hat, als ich vor meinem eigenen Grab in der Nähe des Schreins stand. Die Tatsache, dass ich überhaupt ein Grab hatte oder der Gedanke an den Toten, der darin lag und von dem niemals jemand wissen würde, wer er wirklich war.

Aus diesem Grund konnte ich auch nicht lange dort bleiben. Meine Mutter sagte mir, dass meine früheren Schulfreundinnen und auch Hojo öfters vorbeikamen und Blumen an mein Grab brachten. Ich durfte von ihnen nicht gesehen werden, auch, wenn es ihre Trauer auf lange Zeit wohl gemindert hätte, wenn ich ihnen alles hätte erklären können. Wahrscheinlich hätte so etwas allerdings noch mehr Probleme verursacht als es gelöst hätte und so versuchte ich gar nicht erst wieder Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Aus diesem Grund blieb ich auch nicht allzu lange in meinem früheren zu Hause.

Aber auch das ist nun Vergangenheit oder vielleicht auch noch ferne Zukunft, eine Zukunft, die ich selbst wahrscheinlich niemals mehr mit eigenen Augen sehen werde, denn der Brunnen hat sich nun geschlossen, für immer. Er lässt mich nicht mehr hindurch, ganz so, als wäre ich nun an meinem Bestimmungsort angekommen und müsste nicht mehr zwischen den Zeiten wechseln. Irgendwie ist dieser Gedanke beruhigend. Er verspricht mir Frieden.

Langsam schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht, während die Abendsonne ihre noch warmen strahlen über das Land wirft. Ich warte. Ich warte darauf, dass Sesshoumaru, Jaken und Ah-Uhn aus dem Schloss des Westens zurückkehren. Es macht mir nichts aus, zu warten. Es ist egal, das ich das Schloss noch nie mit eigenen Augen gesehen habe, genauso, wie es egal ist, dass ich selbst es niemals betreten werde. Ich wäre dort nicht glücklich, dort, zwischen all den unsterblichen Dämonen, die mich immer wieder an meine eigene Vergänglichkeit erinnert hätten und an die Person, die ich niemals werde sein können.

Eine Lady… die Gefährtin eines Dämonenlords… ich weis noch, dass mein menschlicher Verstand kurz nach dem Krieg gegen die Drachen ganz besessen von dieser Vorstellung gewesen war. Irgendwie schade, dass mir dieser Wunsch niemals in Erfüllung gehen wird. Ich kann nicht die offizielle Gefährtin eines Dämonenlords sein, denn in meinen Adern fließt Menschenblut. Selbst wenn ich es irgendwie schaffen sollte, den Respekt der Youkai des Westens zu erweben, wäre meine Lebensspanne doch viel zu kurz. Schließlich werde ich höchstens noch 60, vielleicht auch 70 Jahre leben. Diese Zeitspanne ist verschwindend gering, betrachtete man sie einmal aus der Sicht von nahezu unsterblichen Wesen. Selbst die Ausbildung, die jede dämonische Prinzessin durchlaufen muss, so hatte mir Jaken einst erklärt, dauerte ganze 50 Jahre. Und erst danach wird es ihr erlaubt, sich unter anderen, hochrangigen Youkai aufzuhalten.

Schon allein das ist eine Hürde, die ich niemals werde überwinden können. Aber wie gesagt, dass ist egal. Schließlich geht es mir weder um einen Stand noch Ruhm. Es geht mir lediglich um Sesshoumaru und um ihn allein. Auch wenn ich nur ein Mensch bin, so hat er mich doch an seiner Seite akzeptiert. Auch, wenn ich noch so kurz leben sollte, so schenkt er mir doch seine Aufmerksamkeit und das ist mehr, als die meisten anderen jemals erhalten werden. Und dafür bin ich ihm dankbar, auch, wenn ein kleiner Teil von mir vor Eifersucht kocht und wahrscheinlich auch immer kochen wird. Immerhin wird er sich irgendwann eine richtige Gefährtin nehmen, nehmen müssen, um einen würdigen Erben zu zeugen. Meine Art verhindert es, dass ich diese Aufgabe übernehmen könnte. Niemand würde einen Hanyou als Dämonenlord akzeptieren. Niemand. Das hat mir Inuyashas Schicksal eindeutig bewiesen.

Leise seufzend richte ich meinen Oberkörper auf. Ich bin wirklich selbstsüchtig, einfach so anzunehmen, dass ein Dämon für mich wahrscheinlich noch jahrhunderte lang nach meinem Tod allein bleiben sollte. Wirklich, unglaublich selbstsüchtig.

Kurz seufze ich lautlos auf. So viel ist in letzter Zeit und noch immer habe ich nicht gelernt, die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind. Wahrscheinlich ist es mein menschliches Herz, dass mir diese Möglichkeit verweigert. Vielleicht…. Aber auch dafür sollte ich dankbar sein. Immerhin sind es nur diese kleinen Unterschiede zwischen mir und den anderen Dämonen, die ich trotz meinem Abstand zum Schloss nun immer wieder treffe, die mich daran erinnern, dass ich ein Mensch und keiner von ihnen bin. Wenn ich lernen würde, mich wie eine zugegebenermaßen friedliche Dämonin zu verhalten… wahrscheinlich würde ich mich dann selbst vergessen und das will ich nicht.

In diesem Augenblick spüre ich ein vertrautes, wenn auch größtenteils unterdrücktes Youki hinter mir. Lächelnd stütze ich meine Hände auf dem Boden ab, das Gras kitzelt meine Fingerspitzen, bevor ich mich erhebe.

Kaum stehe ich, spüre ich schon seine Wärme direkt hinter mir. Ein angenehmer Schauer läuft mir den Rücken hinunter, als ich seinen Atem über meinem Hals streichen spüre.

“Du musstest lange warten.”, erklingt seine kühle Stimme an meinem Ohr.

Unwillkürlich kräuseln sich meine Mundwinkel zu einem Lächeln. Ich kenne mittlerweile seine Art, sich auszudrücken. Seine unglaublich kühle Art, die man wahrscheinlich erst versteht, wenn man gelernt hat, zwischen den Zeilen zu lesen. Ich habe es gelernt.

“Wenn du noch länger gebraucht hättest, wäre ich dich suchen gegangen.”, murmelte ich zufrieden, “Du wirst mich nicht mehr los, selbst, wenn du es wolltest.”

Als einzige Antwort darauf spürte ich, wie er seinen Atem etwas stärker ausstieß. Wenn ich das Gehör eines Dämons besessen hätte, hätte ich da leise, belustigte Schnauben seinerseits wahrscheinlich sogar gehört.

“Ich werde immer bei dir bleiben, Sesshoumaru. Ich werde immer bei dir bleiben… so lange ich lebe.” Und das war mehr als nur ein Versprechen.
 

Solange die Zeit vergeht

Verlieren wir immer ein Stückchen mehr

Unsre Erinnerung verweht,

Hinein, in ein Tränenmeer.

Und doch steh’ ich nun vor dir

Und doch seh’ ich nun in dein Gesicht

Und sag dir:

Vergiss mein nicht.
 

_______________________________________________________________________________________

Nun, hier ist die Geschichte offiziell beendet.

Ich möchte mich bei all meinen treuen Kommischreibern für ihre liebe Unterstützung bedanken^^ Ihr habt mir echt geholfen und mich immer dazu motiviert, weiterzumachen.

Ich hoff, dass die Geschichte und auch das Ende euch gefällt^^ Immerhin muss ich zugeben, dass besonders dieser Teil nicht unbedingt meine Stärke ist.

Am Ende entschuldige ich mich auch noch mal für die langen Wartezeiten zwischen den Kapiteln. Ihr musstet echt manchmal ziemlich lange warten, bis ich meinen Ar*** zu einem neuen Kap hochbekommen hab^^ Danke für eure Geduld*verbeug*

*euch alle ganz doll knuddel*

_Corchen_



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Kommentare zu dieser Fanfic (455)
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Von:  KagomeKizu
2016-05-09T17:59:54+00:00 09.05.2016 19:59
Eine echt schöne Story!
Von:  Aiceclaw
2014-11-24T20:57:37+00:00 24.11.2014 21:57
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen,vor allem der Schluss
Ich fand ihn echt gut gelungen
Danke für die tolle story
Von:  SweetSilentPain
2014-02-16T11:30:15+00:00 16.02.2014 12:30
einfach tolle FF ich hab se schon 3 mal gelesen :)
Von:  sesshy900
2014-01-25T13:31:38+00:00 25.01.2014 14:31
Das kapitel ist super geworden
Von:  ilay2007
2013-10-14T21:12:18+00:00 14.10.2013 23:12
mir gefällt deine ff:-)
lg
Von:  cindy-18
2013-06-24T16:58:15+00:00 24.06.2013 18:58
Die Story ist total schön geschrieben
Von:  cindy-18
2013-06-24T15:35:18+00:00 24.06.2013 17:35
klasse kapitel
Von:  cindy-18
2013-06-24T14:17:18+00:00 24.06.2013 16:17
rei ist echt seltsam
Von:  cindy-18
2013-06-24T13:44:47+00:00 24.06.2013 15:44
ich finds eigentlich gut
Von:  cindy-18
2013-06-24T13:36:10+00:00 24.06.2013 15:36
ich kanns mir denken


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