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Der Furcht folgt die Hoffnung

Spem metus sequitur
von

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Trailer

Trailer zu Spem metus sequitur (der Furcht folgt die Hoffnung)
 

„Sieh! Der Nebel vom Irrlicht der Toten durchbrochen, legte sich über namelose Gräber der Entseelten auf dem Schlachtfeld der ewigen Verdammnis.“
 

***
 

Rote Iriden leuchten auf, um dann in einem Nebel zu verwischen.
 

Eine flache goldene Scheibe, die wie eine große Münze, ein Siegel aussieht, wirbelt in den Himmel und durchbricht den Nebel. Und man erkennt deutlich auf einer Seite Zeichen, die niemand mehr zu entziffern vermag, und auf der anderen Seite das Abbild einer Frau. Sie ist in Metall gemeißelt und doch scheint es, als lacht sie und blickt weiter, als es einem menschlichen, oder gar ein magischen Auge je möglich wäre.

Sie lacht, als wisse sie mehr.

Sie lacht, als amüsiert sie, was sie nun sieht. Schlagartig verschwindet sie wieder in Nebel, dichter als zu vor, bis er sich wieder teilt. Die Münze, die Frau sind verschwunden.
 

Das Bild gibt nun den Blick auf einen Jungen frei, dessen grüne Augen hinter einem runden Brillengestell misstrauisch funkeln. Eine rote, gezackte Narbe leuchten unter schwarzen Fransen hervor.

„Mit Ihnen verhandle ich nicht“, zischt der junge Zauberer.

„Das sollst du auch gar nicht. Ich bin der, mit dem du verhandelst“, sagt Francis Nott. Er hat die letzen Worte gehört und schließt die Tür, durch die er eben gekommen ist. In einer Hand hat er einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit und der Jüngere fragt sich, für wen der Trank bestimmt ist. Er starrt auf den Dampf, der der Tasse entsteigt und wieder wandelt sich das Bild.
 

Eine kleine Baumgruppe am Rande von einer Siedlung wird sichtbar. Und hinter den blattlosen Ästen einer Trauerweide erkennt man zwei Gestalten. Es sind eine junge Hexe und ihr Freund. Wenn man schnell näher kommt, sieht man, wie sich ihr Gesicht von Unglauben in Schmerz verzerrt und sie zischt: „Du bist ein verdammter Lügner, Nott.“

Parvati wendet sich mit fliegendem Zopf ab und rennt weg, so schnell sie kann. Noch weniger will sie, dass er sie jetzt so sieht.

Theodor sieht ihr nach und sinkt auf den Boden. Er ballt seine Fäuste und schlägt auf die Erde ein. Er hasst seinen Vater.

Um seine geballte Faust auf dem Boden steigt Rauch auf. Der Schnee unter seiner Hand schmilzt nicht, er verdampft.
 

Und dieser Dampf steigt in den Himmel, vermischt sich mit einer Wolke und fliegt mit dieser fort. Und dann, viele Kilometer vom unglücklichen Theodor, sinkt er als leiser Schnee wieder zu Boden und legt sich auf braune Locken. Auf einen Kopf, der gegen die Brust von einem jungen Zauberer lehnt. Eine Hand von ihm liegt beschützend auf ihrem Rücken und sacht streicht sein Daumen über den dicken Umhang. Es scheint unmöglich, dass sie es spüren kann. Wohl bemerkt er aber ihre Verzweiflung.

„Wieso?“, flüstert Hermione Granger und schließt die Augen.

„Ich hatte keine Wahl. Die hatte niemand von uns“, sagt Draco Malfoy und sieht sie fast ängstlich an. „Was wirst du nun tun?“ Sie lächelt traurig. Sie breitet eine Hand aus und eine einzelne Schneeflocke fällt darauf nieder. Sie betrachtet sich den Kristall, der zu Wasser schmilzt und schließlich unsichtbar als Dampf in den Himmel steigt.
 

Eben solche Flocken legen sich auf das Fensterbrett nieder, hinter dessen Scheiben eine in sich zusammengesunkene Gestalt sitzt. Hinter ihm tritt jemand ein und sagt etwas, worauf sich die Gestalt umwendet und eine Vase mit Blumen vom Tisch fegt.

„Du dachtest? Was denn?“ Gregorys Hand verharrt in der Luft. Mit Genugtuung hört er das Porzellan splittern. Die Blumen sind für Millicent gedacht gewesen. Sie hat am nächsten Tag Geburtstag.

Der Wind heult auf und rüttelt am Fenster. Vincent und Gregory heben den Blick und sehen hinaus in die Finsternis, wo der Wind über die Landschaft fegt, kleine Äste von den Bäumen reißt und Schneewehen aufwirbeln. Und fast vorwitzig unter lange Mäntel und Umhänge, aber mit Vorliebe unter Damenröcke zu fegen scheint.
 

„Und? Spielst du den Gentleman?“, fragt Alexandra Dolohov und streicht sich den Rock glatt, der soeben nach oben zu gleiten droht. Sie hebt den Blick und sieht zu ihrem Begleiter.

„Ich kann dich unmöglich alleine durch die Nacht ziehen lassen. Dein Bruder würde mir dafür mit Freuden den Kopf abschlagen“, räumt Sirius ein.

Alexa zieht leicht schmollend die Lippen zusammen. „Dann begleitest du mich also nur um meines Bruders willen?“ Der Wind wirbelt weiter. Ein leises Pfeifen ist zu hören, fast als kichert er und schließlich verfängt er sich in einem Schornstein, fährt in ihn hinein und erstarb in einem langen Schacht.
 

Ginny beißt sich auf die Zunge. So was nennt sie also unauffällig sein! Sie sieht sich um. Ein Fahrstuhl, der feststeckt, ist zu klein für zwei, die sich nicht kennen. Dann wendet sie sich wieder an ihren Gegenüber, der sie nun misstrauisch und neugierig gleichermaßen ansieht.

„Wer bist du?“, fragt Todd McNair. „Wer sind Sie?“, gibt sie zurück und schreckt über sich selber zusammen. Der Mann ihr gegenüber macht ihr Angst. Ist es wirklich Angst, die ihr Schauer über den Rücken jagt?

Wie ist sie nur in diese Situation gekommen? Sie denkt an ihren Bruder. Charlie. Deshalb ist sie jetzt hier. Die Frage ist, was macht der Fremde im Ministerium, das eigentlich menschenleer sein soll?

Ein Seufzen. Todd lächelt unter halbgeschlossen Augen zu ihr hinüber. Sie stößt hörbar den Atem aus und ballt ihre Hand so fest zu einer Faust, dass sie fast wehtut.
 

Ebenso fest hat Oliver den Schürhaken umklammert, als er nun auf die Person vor sich im Sessel starrt. „Marcus“, entfährt es ihm. „Was machst du hier?“

„Ich wusste nicht, wohin“, sagt dieser leise. Er beugt sich vor. Oliver sieht deutlich die Spuren von Azkaban. So sieht also der Wahnsinn aus, denkt er. Das Klackern von Zweigen gegen die Scheiben reißt ihn aus den Gedanken. Er geht zum Kamin und entfacht ein Feuer. Wärme ist es nun, was sein Gast braucht.
 

Einige Meilen weiter weg entfacht man auch im Fuchsbau das Feuer und es knistert leise vor sich hin.

„Du hast das Richtige getan“, versichert Molly Charlie, dessen klamme Finger sich an der heißen Tasse festhalten. „Und jetzt trink die Schokolade, damit du Azkabans Schrecken wieder los wirst.“

Charlie stürzt die Tasse hinunter und blickt dann in das Feuer. Knisternd bricht das Holz auseinander und sein Blick versinkt in das helle Licht. Fast wie hypnotisiert starrt er in die Funken, die in den Schornstein hinaufwirbeln und als Asche in den Himmel stoben.

Und sich dort mit dem Rauch aus anderen Kaminen vermischt.
 

„Du bist ein Verräter“, sagt Lavender leise. Sie hat sich aufgerichtet und blickt über Blaise hinweg in den Kamin, dessen Flammen nun fast verloschen sind. Die verkohlten Scheite glimmen nur noch. Er legt ihr spielerisch entsetzt den Finger auf den Mund.

„Scht. Nicht so laut, wenn dich jemand hört“, flüstert er. Sie lacht leise und zieht den Jungen zu sich, um ihn zu küssen. Das Kichern geht in Murmeln über und wird von dem aufkommenden Wind gänzlich verschluckt. Er wirbelt neuen Schnee auf.

Schichtet ihn um und gestaltet neue bizarre Formen, über das sich jedes Kind am nächsten Morgen freuen wird.
 

„Wir werden Eltern. In sieben Monaten würde ich sagen“, murmelt Antonin seiner Frau ins Ohr und schläft wieder ein. Antaia reißt die Augen auf und starrt ungläubig zu ihm hinunter. Ihre Hand ruht auf dem Bauch, der noch nichts von seinem Geheimnis preis gibt. Dann lächelt sie und sieht hinaus.

Schnee, denkt sie.

Lautlos huscht sie aus dem Bett und geht zum Fenster hinüber. Sacht legt sie eine Hand auf die kalte Scheibe und legt ihre erhitze Stirn gegen das Glas. Ihre Augen versinken in das dumpf leuchteten Weiß. Kaum zu glauben, wie hell der Mond scheint. Gar keine Wolke, die sein Licht abschirmt?

Ein leises Lächeln legt sich auf ihre Lippen. Sie wünscht sich einen Jungen. Und dann wird sie mit ihm eine Schneeburg bauen.

Fast hört sie ein Kichern, doch es kann auch der Wind sein, der sich mit einem Jauchzen vom Fensterbrett stürzt und in die Nacht hinausfliegt. Weit, weit in den Norden.
 

Der Wind prallt mit voller Wucht gegen eine Fensterscheibe von einem Gasthaus. Der Wirt hat nur ein müdes Lächeln dafür. Seine Gaststube ist magisch vor Wetterumbrüchen geschützt und sie ist gut besucht. Niemand wundert sich über die beiden jüngsten Gäste, die im Schatten einer Nische sitzen. Einer ist missmutig, hat er doch soeben seinen wertvollsten Besitz verloren. Die andere, die Gewinnerin, hingegen lacht fröhlich vor sich hin, als sie ihr Glas auf ihren Sieg erhebt.

„Und“, fragt Laureen Johnson, „hast du heute noch was vor, Sucher ohne Feuerblitz?“

Harry hebt verwirrt den Blick und runzelt dann die Stirn. Er verfällt wieder in Gedanken.
 

Hat er einen Fehler gemacht hat? Er musste wirklich wahnsinnig sein.

Und zum wiederholten Male fragt er sich, ob er noch bei klarem Verstand ist.

Nein, ist er nicht. Er versucht nur einen Weg zu finden zu überleben.

Wie hat all das nur passieren können?

Wie hat es begonnen?
 

Der Furcht folgt die Hoffnung

Spem metus sequitur
 

Autorin: Malin-Saturn
 

Thema: Harry Potter
 

Genre: Fantasy, Comedy, Mystery, Romantik, Drama
 

Disclaimer: Das Meiste gehört J. K. Rowling.
 

Kommentar: Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, Blaise ist hier männlich Ansonsten wie immer.
 

Warnung: Für psychische Schäden durch das Lesen dieser Geschichte übernehme ich keine Verantwortung.
 

Kommentar: Warum ich doch noch eine FF schreibe? Es wird eine Szene von zwei Schwestern, die wortwörtlich vom Himmel fallen, geben, die ich einmal geträumt habe und aufschrieb. Und dann begann sich alles zu verselbstständigen.
 

Saturn: Und damit ihr wisst, auf was ihr euch einlasst, hier die
 

Pairings:
 

1) Draco Malfoy und Hermione Granger
 

Blue: Du kannst nicht anders, ne?
 

2) Ginny Weasley und Todd McNair (eine Beziehung, die tödlich enden könnte, mal sehen)
 

3) Marcus Flint und Charlie Weasley (hat sich verselbständigt, ihren großen und wahrscheinlich einzigen Auftritt haben sie im Prolog, ich sehe es als Quoten-Shonen-ai, ohne irgendwelche Adult-Szenen, also durchatmen. Aber, hey, Antonin und Sirius durfte ich nicht)
 

Blue: Ganz recht. Das durftest du nicht. Babyate hat sich übrigens beschwert, warum sie an dieser abartigen Idee Schuld sein sollte?
 

Saturn: Na, du warst ja nicht da, um die Schuld auf dich zu nehmen. Aber jetzt kannst du die Schuld gerne auf dich nehmen.
 

Blue: …
 

Saturn: Nicht? Wird jedenfalls lustig, denke ich. Ich probiere mal eine Mary-wir-hassen-sie- alle-Sue. Und es gibt Rückblenden.
 

Stimme aus dem Off: Rückblenden? Oh, ich liebe Rückblenden.
 

4) Parvati Patil und Theodor Nott (auch ein letztes Mal. Langsam gehen mir auch die Ideen aus, sie zusammenzubringen. Komisch, für Herm und Draco fällt mir immer wieder was Neues ein)
 

Blue: Na, ich hoffe doch stark, dass du sie wieder zusammenbringst.
 

Saturn: Wenn ich eine Idee habe.
 

5) Blaise Zabini und Lavender Brown (war anfangs irgendwie komisch, ein männlichen Blaise, aber inzwischen finde ich ihn besser als meinen umgestalteten Draco)
 

Blue: Blaise ist wirklich fies geworden, gegen ihn sind die anderen aus Slytherin harmlos, sogar Draco.
 

Saturn: Ich weiß, deshalb finde ich ihn auch so gut gelungen.
 

6) Harry Potter und Laureen Johnson, Angelinas kleine Schwester.
 

Blue: Kein Single-Harry?
 

Saturn: Nee, das ging nicht. Er ist hier der Beziehungschecker.
 

Babyate: Beziehungs-WAS?
 

Saturn: Ist Blues Wortschöpfung.
 

7) Antaia Granger und Antonin Dolohov (Sie: Aurorin und wie ihr Name es schon andeutet auf der Jagd)
 

Blue: Jagd?
 

Saturn: Antaia ist ein anderer Name von Hekate, der soviel wie Begegnerin heißt. Sie jagt ihrem Opfer, dem sie ihm nachts begegnet, einen Schrecken ein.
 

Blue: Uhhhh.
 

Saturn: Und eins fehlt noch. Sirius ist ja noch allein.
 

8) Alexandra Dolohov und Sirius Black (So bekomme ich doch noch mein Black xXx Dolohov. Tihi. Sie ist die kleine Schwester von Antonin und ehemals beste Freundin von Antaia. Wie ist das möglich? Das müsst ihr alleine rausfinden.)
 

Anzahl der Paare ist nach oben offen. Schon eine Menge, wenn ich bedenke, dass ich diesmal die Zahl drei nicht überschreiten wollte.

Höre ich da Gelächter?
 

Blue/Babyate: *haben schon Krämpfe vor Lachen*
 

Saturn: Und wenn wir schon dabei sind. Eins habe ich noch.
 

9) Mirabelle Lestrange (sechste Klasse) und Zacharias Smith. (Sie: eine der Schwestern; fällt vom Himmel in den Garten von Hogwarts und hat offenbar keine Lust zu Reden)
 

Blue: Mysteriös, mysteriös.

Fortunas Siegel

Der Furcht folgt die Hoffnung

Spem metus sequitur
 

Autorin: Malin-Saturn
 

Thema: Harry Potter
 

Genre: Fantasy, Comedy, Mystery, Romantik, Drama
 

Disclaimer: Das Meiste gehört J. K. Rowling.
 

Kommentar: Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, Blaise ist hier männlich Ansonsten wie immer.
 

Warnung: Für psychische Schäden durch das Lesen dieser Geschichte übernehme ich keine Verantwortung.
 

Kommentar: Warum ich doch noch eine FF schreibe? Es wird eine Szene von zwei Schwestern, die wortwörtlich vom Himmel fallen, geben, die ich einmal geträumt habe und aufschrieb. Und dann begann sich alles zu verselbstständigen.
 

Saturn: Und damit ihr wisst, auf was ihr euch einlasst, hier die
 

Pairings:
 

1) Draco Malfoy und Hermione Granger
 

Blue: Du kannst nicht anders, ne?
 

2) Ginny Weasley und Todd McNair (eine Beziehung, die tödlich enden könnte, mal sehen)
 

3) Marcus Flint und Charlie Weasley (hat sich verselbständigt, ihren großen und wahrscheinlich einzigen Auftritt haben sie im Prolog, ich sehe es als Quoten-Shonen-ai, ohne irgendwelche Adult-Szenen, also durchatmen. Aber, hey, Antonin und Sirius durfte ich nicht)
 

Blue: Ganz recht. Das durftest du nicht. Babyate hat sich übrigens beschwert, warum sie an dieser abartigen Idee Schuld sein sollte?
 

Saturn: Na, du warst ja nicht da, um die Schuld auf dich zu nehmen. Aber jetzt kannst du die Schuld gerne auf dich nehmen.
 

Blue: …
 

Saturn: Nicht? Wird jedenfalls lustig, denke ich. Ich probiere mal eine Mary-wir-hassen-sie- alle-Sue. Und es gibt Rückblenden.
 

Stimme aus dem Off: Rückblenden? Oh, ich liebe Rückblenden.
 

4) Parvati Patil und Theodor Nott (auch ein letztes Mal. Langsam gehen mir auch die Ideen aus, sie zusammenzubringen. Komisch, für Herm und Draco fällt mir immer wieder was Neues ein)
 

Blue: Na, ich hoffe doch stark, dass du sie wieder zusammenbringst.
 

Saturn: Wenn ich eine Idee habe..
 

5) Blaise Zabini und Lavender Brown (war anfangs irgendwie komisch, ein männlichen Blaise, aber inzwischen finde ich ihn besser als meinen umgestalteten Draco)
 

Blue: Blaise ist wirklich fies geworden, gegen ihn sind die anderen aus Slytherin harmlos, sogar Draco.
 

Saturn: Ich weiß, deshalb finde ich ihn auch so gut gelungen.
 

6) Harry Potter und Laureen Johnson, Angelinas kleine Schwester.
 

Blue: Kein Single-Harry?
 

Saturn: Nee, das ging nicht. Er ist hier der Beziehungschecker.
 

Babyate: Beziehungs-WAS?
 

Saturn: Ist Blues Wortschöpfung.
 

7) Antaia Granger und Antonin Dolohov (Sie: Aurorin und wie ihr Name es schon andeutet auf der Jagd)
 

Blue: Jagd?
 

Saturn: Antaia ist ein anderer Name von Hekate, der soviel wie Begegnerin heißt. Sie jagt ihrem Opfer, dem sie ihm nachts begegnet, einen Schrecken ein.
 

Blue: Uhhhh.
 

Saturn: Und eins fehlt noch. Sirius ist ja noch allein.
 

8) Alexandra Dolohov und Sirius Black (So bekomme ich doch noch mein Black xXx Dolohov. Tihi. Sie ist die kleine Schwester von Antonin und ehemals beste Freundin von Antaia. Wie ist das möglich? Das müsst ihr alleine rausfinden.)
 

Anzahl der Paare ist nach oben offen. Schon eine Menge, wenn ich bedenke, dass ich diesmal die Zahl drei nicht überschreiten wollte.

Höre ich da Gelächter?
 

Blue/Babyate: *haben schon Krämpfe vor Lachen*
 

Saturn: Und wenn wir schon dabei sind. Eins habe ich noch.
 

9) Mirabelle Lestrange (sechste Klasse) und Zacharias Smith. (Sie: eine der Schwestern; fällt vom Himmel in den Garten von Hogwarts und hat offenbar keine Lust zu Reden)
 

Blue: Mysteriös, mysteriös.
 

Eins – Fortunas Siegel
 

„Sieh! Der Nebel vom Irrlicht der Toten durchbrochen, legte sich über namelose Gräber der Entseelten auf dem Schlachtfeld der ewigen Verdammnis.“
 

Sonntag, 25. Mai 1997
 

Minerva McGonagall sah ernst zu Albus Dumbledore hinüber. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, was der Direktor von ‚Hogwarts, der Schule für Zauberei und Hexerei aller Art’ gerade gesagt hatte.

„Und wo ist Fortunas Siegel jetzt?“, fragte sie.

Albus sah über seine Halbmondbrillengläser hinweg und lächelte trüb.

„Gut versteckt. Es wurde von seinem Platz genommen und woanders hingebracht.“ Er sah aus seinem Fenster hinunter in den Hof, wo die Schüler die letzen Sonnenstrahlen vor dem Abendessen genossen.

„Aber“, hakte Minerva nach.

„Jemand hat durchsickern lassen, wo es sich nun befindet. Wenn Voldemort davon erfährt, und das wird er, dann haben wir verloren.“

Minerva runzelte die Stirn. Es war gar nicht typisch für Albus, so pessimistisch zu sein.

„Wer weiß davon?“

„Wir, Arthur und ein Death Eater.“

„Und welcher Death Eater?“

„Das weiß ich nicht.“
 

Dienstag, 27. Mai 1997
 

„Charlie, bei den Gehegen ist jemand, der sagt, du hättest ihm erlaubt, die Drachen zu sehen“, sagte Mary Sue, da hatte sie noch nicht einmal ganz das Zelt betreten und Charlie Weasley sah fragend von seinen Notizen auf. Eins wusste er ganz genau. Er hatte niemandem erlaubt, die Drachen zu sehen. Denn das wäre fahrlässig. Die Drachen duldeten keine Menschen in ihrer Nähe und schon gar nicht fremde.

Er runzelte die Stirn und stand auf.

„Wer ist es?“, fragte er.

Mary Sue zuckte mit den Schultern.

„Ich kenne ihn nicht. Ungefähr so groß wie du, vielleicht etwas jünger.“

Na, das war doch mal eine genaue Beschreibung, dachte Charlie, achtete aber nicht weiter auf seine Assistentin, sondern verließ mit langen Schritten sein Zelt.

Die Gehege waren kaum in Sicht, Charlie erkannte bereits eine Gestalt, die ihm den Rücken zugewandt hatte, als einer der Drachen drohend zischte und den Fremden beäugte.

„Hey, Sie da!“, sagte Charlie laut, versuchte das Schreien aber zu vermeiden.

Die Gestalt wandte sich um, ein Lächeln zierte sein Gesicht und seine blaugrauen Augen blitzten auf, das letzte sah Charlie nicht, dazu war er zu weit weg. Das gefällige Grinsen jedoch erkannte er sofort.

„Flint“, zischte er und ging nun entschlossener auf ihn zu.

„Mary Sue“, rief er über die Schulter, als er die trippelnden Schritte hinter sich hört. „Geh zum Chef und melde einen Besucher an.“

„Und wen soll ich melden?“, fragte sie, neugierig und verblüfft gleichermaßen.

Charlie blieb kurz stehen, als überlegte er.

„Ein Freund von mir“, sagte er dann und lief dann weiter auf Marcus zu.

„Ein Freund.“ Mary Sue blieb zurück, drehte sich dann aber um und lief davon.

Charlie blieb vor Marcus stehen und starrte ihn finster an.

„Du lebst nicht gerne, oder?“, fragte er diesen.

Marcus lächelte leicht herablassend. „Glaubst du, du kannst mir gefährlich werden?“

„Ich rede von den Drachen. Sie sind reizbar, vor allem, wenn Fremde in der Nähe sind.“

„Wenn ich in Gefahr bin, kannst du mich ja retten. Das liegt euch doch im Blut, habe ich gehört.“

Charlie kam weiter auf Marcus zu, der sich wieder zu den Drachen umgewandt hatte. Ein Vogel schwirrte einem über den Kopf und man konnte deutlich erkennen, dass die Flugechse gereizt reagierte. Charlie sah, wie sie den Rachen aufriss, um den Vogel zu verbrennen, doch sie drehte dabei den Kopf in ihre Richtung.

Fluchend stürzte sich Charlie auf Marcus und riss ihn mit sich, rückwärts zu Boden. Die Flammenfontäne schoss über sie hinweg und dann hob Charlie seinen Arm, an Marcus Kopf vorbei, um eine unsichtbare Wand zwischen sich und Marcus und dem Drachen zu errichten. Der andere starrte in die Richtung des Zauberers und des Drachen. Nahm kaum war, dass Charlie ihn mit der freien Hand an sich drückte. Die Echse, die den Vogel nicht erwischt hatte, lief weiter ins Gehege hinein.

Charlies Arm sank auf Marcus Schulter, war aber immer noch nach vorne gerichtet.

„Was war das denn?“, fragte Marcus und richtete sich etwas auf. Charlie atmete erleichtert aus und ließ seinen Kopf nach vorne sinken, seine Stirn kam auf der Schulter des anderen zu liegen, seine Hände sanken herab. Ein paar Sekunden bewegte sich keiner von beiden, bis Charlie die Haltung bewusst wurde. Marcus saß zwischen seinen Beinen, sein Rücken lehnte noch immer an ihm. Hastig sprang er auf.

Marcus schien das gar nicht wirklich registriert zu haben. Er hatte bereits die Beine angezogen und betrachtete inzwischen seinen linken Arm. Der Stoff des Ärmels war nur noch Fetzen und darunter leuchtete eine tiefrote Wunde.

„Scheiße, tut das weh“, fluchte er. Charlie kniete sich vor ihn und zog den Arm zu sich. Er schob die Reste vom Stoff beiseite, um den Schaden genauer zu sehen, doch sein Blick blieb an einem Zeichen hängen.

Ein Totenschädel, aus dessen Mund eine Schlange kroch, sprang ihm regelrecht ins Auge.

„Du bist ein verdammter Idiot, Flint“, murmelte er und stand auf. Marcus sah leicht missmutig auf das Dunkle Mal. Noch nie hatte er sich so sehr wie jetzt gewünscht, dass es einfach verschwand. Dass Charlie darüber enttäuscht war, machte ihm mehr zu schaffen, als er gedacht hätte.

„Komm schon, wir müssen das verbinden, sonst hast du keinen Arm mehr“, rief Charlie über die Schulter zurück und Marcus hievte sich hoch und folgte dem anderen. Er sah noch einmal auf das Dunkle Mal.

Was wäre schon schlimm daran, das zu verlieren, dachte er.
 

***
 

„Mary Sue“, rief Charlie überrascht, als er sein Zelt betrat. Die junge Hexe wirbelte zu ihm herum.

„Ist dir irgendwas passiert? Ich habe Feuer gesehen.“

„Nein, nichts Nennenswertes“, winkte der Zauberer ab. „Sag, ist das Besucherzelt noch frei?“

Mary Sue blinzelte. „Ähm, ich weiß nicht, soll ich fragen?“

„Ja, bitte.“

„Ist gut.“ Mary Sue nickte eifrig und rannte davon.

„Na endlich“, murmelte Charlie und zog Marcus näher an die Lampe. „Setzt dich“, sagte er und drückte ihn in einen Stuhl. Dann riss er den Stoff vom linken Arm.

Marcus zuckte leicht zusammen, doch das kümmerte den anderen nicht. Er holte zwei Flaschen heraus und träufelte sie nacheinander auf die Wunde. Auch das tat weh, doch auch das kümmerte Charlie nicht im Geringsten.

„Kannst du nicht etwas liebevoller sein?“, beschwerte sich Marcus leise. Charlie hob lediglich die Augenlider, und sah dann wieder auf die Wunde vor sich.

Er merkte wohl, dass Marcus ihn genau beobachtete, sein Gesicht betrachtete und das machte ihn nervös.

Schließlich wickelte er weiße Bandagen um den Arm, das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, doch nicht jeder musste gleich erfahren, dass Marcus ein Death Eater war.

Erst einmal wollte er wissen, warum Flint hier war.

Warum er ihn aufgesucht hatte.

Das war sicher nicht nur aus einer Laune heraus oder weil er solche Sehnsucht nach ihm hatte. Charlie musste bei dem Gedanken über sich selber den Kopf schütteln.

Was war nur mit ihm los? Marcus machte ihn nervös, aber nicht, weil dieser ein Death Eater war. Das gewiss nicht.

Da stürzte Mary Sue wieder ins Zelt und verkündetet: „Das Besucherzelt ist abgefackelt. Einer der Drachen ist durchgedreht.“

Charlie sah nachdenklich auf. „Er kann unmöglich mit dem Arm reisen.“

„Verbrennung?“, fragte die Hexe und der andere nickte.

„Tief?“

„Geht so.“

„Ja, da solltest du hier bleiben und warten, wie es morgen aussieht“, nickte Mary Sue. Marcus verstand das nicht. Wieso? Es war nur eine leichte Wunde. Er hatte schon schlimmere gehabt. Charlie war aufgestanden und räumte die Ingredienzien zurück in einen Schrank.

„Warum? Ist doch nur ein Kratzer?“, fragte Marcus hinter seinem Rücken.

„Das Feuer von einem Drachen kann sich tiefer ins Fleisch brennen als man ahnt. Du solltest eine Weile in Beobachtung von einem Drachenexperten bleiben und das ist unser Charlie nun mal“, schüttelte Mary Sue den Kopf. Dann leuchteten ihre Augen auf. „Ich lass ein Bett hier rein stellen“, rief sie und war schon weg, ehe Charlie irgendwas sagen konnte.

Marcus sah mit einem amüsierten Lächeln den entsetzen Gesichtsausdruck seines Retters.

„Du hast doch keine Angst vor mir, oder?“, fragte er.

Charlie wandte sich um, kam zu dem Tisch, an dem Marcus saß, zurück und stützte sich auf die Platte Er beugte sich zu ihm hinunter und starrte ihn wild entschlossen, entschlossen auszusehen, in die Augen.

„Was willst du hier?“, fragte er leise und bedrohlich. Doch was dann folgte, hatte er wirklich nicht kommen sehen. Marcus hob die rechte Hand, fasste Charlie hinter den Kopf und zog ihn zu sich heran.

Und dann küsste er ihn.

Mary Sue, die genau in dem Augenblick wieder in der Türöffnung erschienen war, klappte das Kinn bis zu den Knien und sie zog sich leise zurück und ließ den dicken Stoff des Zeltes herunterfallen, dass die Öffnung verschlossen war.

Charlie brauchte einige Sekunden, bis er sich ins Gedächtnis rief, wie die richtige Reaktion sein sollte. Er legte eine Hand auf die Brust von Marcus und drückte ihn zurück.

„Wenn ich eine Frau wäre, würde ich dir dafür eine runter hauen“, war das Erste, was ihm einfiel.

Marcus grinste: „Wenn du eine Frau wärst, hätte ich das nicht getan.“

Das machte den anderen sprachlos. Er richtete sich auf, ging sicherheitshalber zwei Schritte zurück und sah Marcus argwöhnisch an.

„Was willst du von mir?“, fragte er.

„Du meinst außer dich?“, gab dieser zurück.

„Flint!“

„Uh, du bist sauer. Verständlich“, nickte der andere und lehnte sich in seinem Stuhl wieder zurück. „Kann ich hier reden?“, fragte er. Charlie sah zur Zeltöffnung, die verschlossen war. Sah aus, als hätte irgendjemand den Kuss gesehen. Sicher war der Irgendjemand Mary Sue und damit eine Garantie, dass absolut jeder im Camp sein Zelt mit einem Fünf-Meter-Abstand umrunden würde. Zumindest für die nächste Stunde.

„Ja, können wir“, nickte er und setzte sich auf den Rand von seinem Bett.

Kurz schilderte Marcus seinen Plan und Charlie hörte mit zunehmendem Ernst zu. Als der andere geendet hatte, nickte er langsam.

„Du willst ins Ministerium einbrechen?“, fragte er dann.

„Nicht einbrechen“, schüttelte Marcus den Kopf. „Der Dunkle Lord wird das Ministerium einnehmen. Dann sollte Fortunas Siegel nicht mehr dort sein.“

„Du willst es stehlen. Aber warum brauchst du mich dafür?“

„Dein Vater hat die Schlüssel.“

„Mein Vater beschäftigt sich mit Muggelartefakten“, warf Charlie ein.

„Und genau dort liegt es.“

Marcus hatte sich vor Aufregung vorgebeugt und sah Charlie erwartungsvoll an.

„Warum? Ich verstehe es nicht? Du könntest auch anders dran kommen, warum machst du dir die Mühe bis hierher?“

Marcus seufzte und lehnte sich wieder zurück.

„Sicher gäbe es auch eine anderen Weg“, gab er zu und sah Charlie an, der auf eine weitere Erklärung zu hoffen schien.

„Ist es denn nicht offensichtlich?“, fragte Marcus. „Ich wollte dich sehen oder glaubst du, ich küsse jeden Mann?“
 

Sonntag, 1. Juni 1997
 

Herablassend grinste Duane Avery Marcus an, der leicht verwirrt war. „Vielen Dank, Mr Flint. Ihr Einsatz war überaus hilfreich“, sagte er und schob das schwarze Samtsäckchen mit dem winzigen Stück Metall, kaum größer als eine Münze, in die Innentasche von seinem Umhang.

„Und wer ist Ihr Freund?“ Sein Blick wanderte zu Charlie, der die Lippen fest aufeinander presste.

„Er hat nichts damit zu tun“, knurrte Marcus.

„Das war nicht meine Frage.“

Duane winkte mit der Hand und die beiden wurden grob am Arm gepackt und mit gezogen.

Sie wurden in einen Raum im untersten Stockwerk des Ministeriums geschoben.

Was dann genau passierte, daran konnte Marcus sich kaum erinnern. Er wusste wohl noch, wie Arthur Weasley hereinkam. Sein Gesichtsausdruck war kaum zu deuten. Und Fudge war da. Auch Avery.

Dieser identifizierte ihn, Marcus, als Death Eater. Dass er selber einer war, verschwieg er wohlweislich.

Avery legte rasch die Ereignisse dar, so wie sie waren, er log nicht und dennoch verzerrten sie alles.

Den wahren Grund, den kannte keiner.

Und wer würde ihm, einem Death Eater, glauben? Marcus fiel es wie Schuppen von den Augen, als er erkannte, dass man ihn geopfert hatte. Er hatte das Siegel gestohlen, das war wahr, aber nicht, um es Voldemort auszuhändigen, wie Avery behauptete, sondern um es vor ihm zu verstecken. Was ihn am meisten traf, war allerdings die Tasche, dass er Charlie mit hineingezogen hatte. Das war nicht seine Absicht gewesen.

Er wagte kaum zu dem anderen hinüber zu sehen. Charlie starrte die Tischplatte vor sich an. Sein Gesicht war finster und Marcus wünschte sich, dass er aufsehen würde, doch das tat der Ältere nicht.

Die Möglichkeit, dass Charlie ihn hasste, bohrte sich wie ein Stachel in seine Brust.

„Sie beide werden nach Azkaban gebracht“, riss man Marcus aus den Gedanken. Er sah sich verwirrt um.

„Weasley hat nichts damit zu tun“, wiederholte er noch einmal und Arthur sah ihn kalt an.

„Es spielt keine Rolle, was Sie sagen, Flint“, wies Fudge den Einwand ab. „Sie sind im Ministerium eingebrochen, haben einen unserer Beamten bestohlen und ein wichtiges Artefakt entwendet. Sie wurden auf frischer Tat ertappt. Und die Strafe dafür ist ein halbes Jahr Gefängnisaufenthalt, bis der Fall verhandelt wird.“

Marcus war nun aufgestanden. „Und ich sage trotzdem, Weasley hat nichts damit zu tun. Ich habe ihn mit dem Imperio belegt.“

Stille trat in den Raum. Charlie sah ihn erschrocken an.

Imperio? War Marcus wahnsinnig geworden? Damit kam er nie wieder aus Azkaban.

Doch ehe er irgendwas sagen konnte, fuhr Marcus fort: „Glauben sie wirklich, diese Blutsverräter wären im Stande, gegen das Gesetz zu verstoßen?“

Alle Augen richteten sich nun auf Charlie, der weiß geworden war und Marcus anstarrte.

Dann ging alles ganz schnell. Marcus wurde aus dem Stuhl gezogen und weggeschafft. Er drehte den Kopf noch einmal um und sah Charlie in die Augen. Er hoffte, er verstand, wie leid ihm das tat und Charlie sagte leise, kaum hörbar, aber für den anderen deutlich: „Marcus.“

Und Marcus musste lächeln. Das war das erste Mal, dass er ihn beim Vornamen nannte.

In der dunklen Kutsche saß Avery ihm gegenüber. Er würde ihn höchstpersönlich in Azkaban abliefern.

„Überaus rührende Geschichte, die Sie uns da geliefert haben, Flint“, spottete er. „Opfert sich für den Geliebten. Welche Tragik.“

Flint sah demonstrativ aus dem Fenster. Er wollte nicht mit Avery reden.

„Glauben Sie wirklich, irgendjemand denkt, Sie wären im Stande, den Imperio auch nur richtig zu schreiben, oder die anderen unverzeihlichen Flüche? Aber Ihr Heldenmut ist bewundernswert. Schade nur, dass er Sie nach Azkaban und in den Wahnsinn treibt.“
 

Wahnsinn….

Es war genau ein halbes Jahr her. Seit sechs Monaten war er eingesperrt, den Dementoren ausgeliefert und wusste, dass ihn nichts würde retten können.

Marcus hatte seine Knie dicht an den Körper gezogen und starrte vor sich hin.

Jegliches Gefühl war aus ihm gewichen. Alleine der Gedanke an Charlie hielt ihn aufrecht.

Vielleicht wäre er verzweifelt, hätte er nicht dessen letzen Blick gesehen.

Er musste durchhalten, bis er wieder frei war. Er musste etwas wissen.

Marcus vergrub sein Gesicht in die Arme, die seine Knie umschlungen hielten.

Charlie, dachte er.
 

Donnerstag, 1. Januar 1998
 

Sieben Monate nach diesem Ereignis, das verzerrt in allen Zeitungen diskutiert worden war, hatten die meisten den Vorfall im Ministerium vergessen.

Dennoch machte Marcus Flint erneut Schlagzeilen. Er war nun der Zweite, dem es gelungen war, aus Azkaban zu fliehen und mit ihm war auch eine Hexe dem Gefängnis entkommen, doch das wusste noch keiner, außer der Flüchtigen selbst.
 

Sonntag, 4. Januar 1998
 

Laut pfiff der Hogwartsexpress, als er aus dem Bahnhof fuhr.

Es waren alle Schüler eingestiegen und einige, vor allem die der jüngeren Jahrgangsstufen, beugten sich aus dem Fenster und winkten ihren Eltern nach. Nur Hermione und Harry saßen auf ihren Plätzen. Sie hatten niemanden, dem sie nachwinken konnten, denn Hermiones Eltern war es als Muggel nicht möglich auf das Gleis für den magischen Zug zu gelangen und den Verwandten von Harry war es genauso wenig möglich.

Ihnen gegenüber saß Ron, der sich nun zurücklehnte und seine Schwester auf den Sitz zog.

„Warum bist du eigentlich nicht bei deinen Freundinnen?“, fragte er und schloss das Fenster mit einem Handwink.

„Sie nerven. Ich habe keine Lust, irgendwelche Fragen zu beantworten“, gab sie finster zurück. Hermione hatte ihren Kopf in die Hand gestützt und blickte zur Seite.

„Fragen?“

Doch Ginny winkte ab.

Die Tür wurde aufgerissen und Parvati steckte den Kopf hinein.

„Darf ich mich zu euch setzen?“, fragte sie.

„Sicher“, nickten die anderen und das Mädchen ließ sich seufzend auf dem Sitz nieder.

„Hast du dich mit Padma gestritten?“

„Nicht direkt. Sie nervt mich nur mit ihrem Ich-habe-es-dir-ja-gesagt-Blick.“

Die anderen sahen sie irritiert an, denn sie wusste ja nicht, um was es ging.

„Wir müssen los, Ron“, stand Hermione dann auf und die beiden gingen in das Abteil für die Vertrauensschüler.

„Weißt du, was mich an der Sache am meisten nervt?“, sagte Ron, während sie sich den Gang entlang quetschten.

„Nein, was?“, fragte Herm etwas abwesend.

„Dass wir Malfoy gleich am ersten Tag begegnen müssen.“ Ron zog die Tür zum letzen Wagen auf und ließ Hermione den Vortritt.

Diese lächelte leicht: „Dann mach doch die Augen zu“, blickte auf und direkt in Dracos Augen, der vor ihr stand und sie von oben bis unten musterte.

„Etwas spät“, sagte er.

„Und?“, zischte Ron zurück. Hermione zuckte nur mit den Schultern und sie schlossen die Tür zum Abteil für die Vertrauensschüler.

Harry indes versuchte die Stimmen um sich abzustellen. Schnee wirbelte gegen das Fenster. Die Landschaft verschwamm zu Schemen, doch das war dem Gryffindor gleich. Er musste nachdenken. Hatte er einen Fehler gemacht?

War es falsch gewesen? Er musste wirklich wahnsinnig sein.

Und zum wiederholten Male fragte er sich, ob er noch bei klarem Verstand war.

Nein, war er nicht. Er versuchte nur einen Weg zu finden zu überleben.

Wie hatte alle das nur passieren können?

Wie hatte es begonnen?

Seine Gedanken wanderten zurück.

Den ersten Brief hatte er am ersten Juni im vergangenen Jahr bekommen.

Kurz vor dem Ende des sechsten Schuljahres.

Voldemort war aus der Versenkung wieder aufgetaucht und es liefen Gerüchte, er würde neue Anhänger rekrutieren.

Marcus Flint wurde nach Azkaban verbannt.

Und Antonin Dolohov freigesprochen.

Antaia machte sich auf, Dolohov wieder hinter die Mauern zu bringen.

Harry runzelte die Stirn. Seit fast drei Monaten, seit September, fehlte von ihr nun jede Spur. Insgeheim rechnete der Phönix Order damit, ihre Leiche zu finden. Immerhin hatte Antaia sich mit Dolohov angelegt.

Sieben Monate, dachte Harry. Und was hat die Zeit aus dir gemacht?

Einen Verräter?

War er denn besser, als die, die er verachtete?

Er bemerkte gar nicht, wie Ginny und Parvati das Abteil wieder verließen, wer weiß wohin. Wohl aber, als die Tür zum Abteil wieder aufgerissen wurde.

„Hier versteckst du dich also“, knurrte jemand und Harry sah auf.

„SmI~IIIth!!!“, brüllte Theodor quer durch den Zug.

Er wandte seinen Kopf zurück, fixierte Harry, der sich mit ernster Miene aufrichtete.

„Ich habe ihn gefunden“, knurrte Theodor leise und ein fieses Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Harry hob eine Augenbraue und es sah aus, als wollte er schon aufstehen, als Zacharias hinter Theodor auftauchte, einen Klapptisch unter dem Arm. Auch er grinste nun triumphierend und beide schoben sich in das Abteil und schlossen es sorgsam hinter sich. Einige der Schüler schoben ihre Köpfe zu den Türen hinaus und blickten den Gang rauf und runter.

„Tu doch jemand was“, flüsterte Ginny ein Abteil weiter und sah sich nun fast panisch um.

„Was sollen wir denn machen?“, quietschte eine aus ihrer Klasse und knabberte panisch auf der Unterlippe.

Da trat Terry mutig und entschlossen auf den Gang und zu dem Abteil. Er fasste den Griff und sah sich um. Nun hatten sich einige Schüler versammelt, hielten einen kleinen Abstand zu Terry und schoben ihn mehr oder weniger vor sich, als wäre er ein Schutzschild. Dessen Blick blieb an Lisa hängen, die ihn mit großen Augen ansah.

Terry straffte sich und schob entschlossen die Tür auf. Das Bild, das sich den Schüler bot, ließ sie sprachlos werden.

Theodor, Zacharias und Harry hockten um einen kleinen Tisch. Vor ihnen stapelten sich bunte Plastikchips. Auch in der Mitte türmten sich einige.

Alle drei hielten Karten in der Hand und starrten sich mit undurchsichtiger Miene an.

Ginny drängelte sich vor und erfasste die Situation. Offenbar spielten die drei Poker. Sie verstand nicht sehr viel davon, sah aber deutlich, dass Harrys Blatt mehr als schlecht war, soviel wusste sie dann doch.

Theodors Blick wanderte gerade von Harry zu Zacharias. Er hob eine Augenbraue und lächelte leicht. Zacharias wechselte seine Salzstange von der rechten Seite seines Mundwinkels in die linke. Harry lehnte sich sichtlich entspannt zurück, legte die Karten verdeckt ab und ordnete seinen Chiphaufen.

Theodor richtete seinen Blick wieder auf sein Blatt. Seine Augen verschmälerten sich und er fixierte Harry. Dieser lächelte nun.

Auch Zacharias sah nun zum Gryffindor, der nun in aller Ruhe einen Schokofrosch auspackte und die Karte darin eingehend studierte.

Zacharias sah auf seine noch vorhandenen Chips. Sah in die Mitte und wieder auf seine Karten.

„Ich passe.“ Der Hufflepuff warf seine Karten in die Mitte. Nun hob Harry seinen Blick von der Schokofroschkarte und legte sie beiseite.

Theodor überlegte. Schließlich schob auch er seine Karten zusammen und gab auf. Da richtete Harry sich auf, strich alle Chips ein und stapelte sie ordentlich zu kleinen Türmchen.

„Wisst ihr, Jungs, was immer ihr auch gehabt habt, ihr hättet sicher gewonnen.“ Er nahm seine Karten auf und warf sie offen auf den Tisch.

„Das glaube ich ja nicht!“, rief Zacharias. Harry lachte nun. Theodor lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf.

„Gar nicht mal so schlecht, Narbengesicht. Aber ohne Talent und Können kann man dem Dunklen Lord auch nicht entkommen, außer man kann perfekt pokern.“

Harry sah auf und seine Miene war undurchdringlich. „Das ging unter die Gürtellinie.“

Theodor zuckte mit den Schultern. „Und?“
 

***
 

In der Redaktion:
 

Erst einmal: Amadara hat recht, in Gegenwart geschrieben, liest sich meine Vorschau besser, fast wie ein Trailer, hu~
 

Saturn: Viele sagten die Redaktion wäre so lustig und dürfte nicht fehlen. Euer Wunsch (die zwei Leserinnen anseh) ist mir Befehl, zumal ja hier auch immer einige Hochhäuser durch die Gegend fliegen (hint, hint)
 

Blue: Wann hast DU je was verraten?
 

Gleda: Spielt ja nun keine Rolle, der Leser weiß ja angeblich alles.
 

Moonlily: Also ICH weiß nicht mal alles und das sollte ich.
 

Saturn: *verlegen* Öhm, nicht mal ich weiß, was alles passieren wird.
 

Blue: Tsts, aber tönt was von alles geplant, haha.
 

Saturn: Aber etwas Überraschung braucht’s nun mal. Ich bin jedes Mal überrascht, wenn ich schreibe. Die Figuren schlüpfen mir durch die Finger und machen sich selbstständig. Nun, sei’s drum, genug gejammert. *läut, läut* Ein letztes Mal auf den Spuren von Rowling. Nehmen wir die Figuren und verzerren sie bis zur Unkenntlichkeit.
 

Moonlily: Wirklich das letzte Mal? Irgendwie schade …
 

Gleda: *Quetscht sich eine Träne aus den Augen*
 

Saturn: EY! Heuchelst du etwa Traurigkeit? Und das von der eigenen Familie.
 

Gleda: Na ja, du weißt doch, wie es heißt, die Familie kann man sich nicht aussuchen …
 

Moonlily: Die Freunde aber schon.
 

Saturn: Gut, da haben wir wieder was gelernt. Also, diesmal keine offenen Fragen, keine geheimen Pairings und keine Rätsel. Schöne Redaktion, weiter so! ^_^
 

Blue: *skeptisch ist* Und was soll dann das da oben?

- Wie hatte all das nur passieren können? Wie hatte es begonnen? -
 

Saturn: Dazu komme ich ja jetzt. Ich kläre alles vom Anfang auf. Der Autor ist allwissend und der Leser diesmal auch. Nur die Figuren tappen manchmal im Dunkeln, aber sonst wäre es ja auch langweilig. Also dann:
 

Kapitel eins - Ein heißer Sommer.

Wir springen zum 1. Juni 1997 zurück.

Das sind ziemlich genau sieben Monate.
 

Moonlily: Eins hast du vergessen.
 

Saturn: Vergessen? Ich? Ich vergesse nie etwas.
 

Moonlily: Doch, das zehntes Pairing.
 

Saturn: Ah ja, das … kann ja mal passieren. Also das zehnte ist … ach, wisst ihr was? Das lasse ich mal raten. Ein Hinweis. ER trägt Hosen.
 

Gleda: Davon gibt es ja auch so wenige in Hogwarts.
 

Moonlily: Schon der zweite Hinweis. *grins*
 

***
 

Kapitel Eins – Ende

Ein heißer Sommer

Zwei - Ein heißer Sommer
 

Sonntag, 1. Juni 1997
 

(Liedtext: Phänomenal Egal, Endlich Urlaub, Farin Urlaub)
 

Zwar lieg ich nachts stundenlang wach und denk an dich

Doch in Wirklichkeit lieb ich dich nicht

Zwar gibt es keine schönere Frau auf der ganzen Welt für mich

Doch in Wirklichkeit lieb ich dich nicht

Eigentlich bist du mir egal

Eigentlich bist du nicht mein Typ

Und auf jeden Fall bin ich gar nicht in dich verliebt
 

Ich steh zwar ab und zu einfach nur so vor deiner Tür

Doch im Prinzip will ich gar nichts von dir

Dein Foto hängt wirklich nur zufällig hier

Im Prinzip will ich gar nichts von dir

Eigentlich bist du mir egal

Eigentlich bist du nicht mein Typ

Und auf jeden Fall bin ich gar nicht in dich verliebt
 

Du bist nur Luft für mich, ganz unwichtig, total banalig

Nehm dich gar nicht wahr

Du bist mir einfach phänomenal egal
 

Ich muss es dir gestehen, selbst wenn dein Herz daran zerbricht

In Wirklichkeit lieb ich dich nicht

Du hast so schöne Augen und noch ein schöneres Gesicht

In Wirklichkeit lieb ich dich nicht

Eigentlich bist du mir egal

Eigentlich bist du nicht mein Typ

Und auf jeden Fall bin ich fast gar nicht in dich verliebt

Verliebt

Verliebt

Verliebt

Verliebt

Verliebt

Verliebt

Fast gar nicht in dich ver...
 

„Draco!“

Der Slytherin zuckte zusammen und sah verwirrt auf. Irgendjemand störte ihn beim Nachdenken, was ihm ganz und gar nicht passte, denn er hatte ein wirklich ernstes Problem. Er hatte festgestellt, dass er ein seltsames Interesse für Hermione Granger hegte.

Was eigenartig war, da sie eigentlich das letzte weibliche Wesen war, an das er denken wollte. Doch je mehr er sich bemühte nicht an sie zu denken, umso mehr dachte er an sie.

Ein Teufelskreis.

Nun, gerade im Moment wurde er aber aus seinem Bemühen, nicht an Hermione zu denken, unterbrochen, weil Pancy seine Aufmerksamkeit forderte.

Das war auch so ein eigenartiges Mädchen. Draco war sich sicher, dass mit der was nicht stimmte. Wie dick musste das sprichwörtliche Fell sein, um seine Ignoranz ihr gegenüber nicht zu bemerken?

Draco sah sich gezwungen, in absehbarer Zeit mal etwas zu sagen. Er wusste nur noch nicht, wie er am besten „Schieb ab, du nervst“, formulieren sollte. Nicht, damit er sie nicht beleidigte, dass war ihm egal. Er befürchtete nur, sie würde es nicht ganz verstehen.

Da schlangen sich auch schon zwei Arme um seinen rechten und Pancy blinkerte ihn an.

„Du warst heute gar nicht beim Mittag“, säuselte sie.

„Ich hatte keinen Hunger“, gab er zurück. Pancy zog erschrocken die Luft ein.

„Bist du krank?“ Sie machte Anstalten, prüfend ihre Hand auf seine Stirn zu legen, um zu fühlen, ob er Fieber hatte. Doch diese Attacke konnte er gerade so abwehren.

„Nein, ich bin nicht krank. Ich konnte nur die Gegenwart einiger Leute nicht ertragen.“

Pancy nickte. In dem Moment kamen Harry, Ron und Hermione vorbei. Die Slytherin sah die drei aus schmalen Augen an und rückte näher zu Draco.

„Ja, das verstehe ich“, zischelte sie und bedachte die Gryffindors mit einem finsteren Blick.

Harry und Hermione, die Dracos letzte Worte gehört hatten, sahen auf. Ron bekam nichts mit, er blieb nur stehen, weil plötzlich niemand mehr neben ihm lief.

„Sicher meint Malfoy deine Gegenwart, Parkinson“, gab Hermione spitz zurück.

Harry grinste über das halb entsetzte Gesicht von Pancy und dann gingen sie weiter. Nicht wissend, dass Draco Hermione erstaunte Blicke nachwarf. Auch Pancy bemerkte es nicht, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die drei Gryffindors mit ihren Blicken zu schreddern.

„Draco“, säuselte es da neben diesem. Er verzog das Gesicht. Richtig, da hing noch was Lästiges an ihm. Er entwand seinen Arm ihrem Klammergriff und suchte das Weite.

Endlich wieder allein, begaben sich seine Gedanken wieder in die altbekannte Richtung.

Hermione Granger.

Er musste etwas unternehmen, sie aus dem Gedächtnis streichen. Bald würden Sommerferien sein, sicher erledigte es sich dann von selbst.

Genau. Wieso war er nicht gleich darauf gekommen? In der Schule lief sie ihm doch immer über den Weg. Zu Hause aber würde er sie nicht sehen. Und nicht sehen hieß, nicht an sie denken.
 

***
 

„Auf keinen Fall wirst du dort hingehen, Antaia“, donnerte Moody und beugte sie über den Tisch hinüber. Die Hexe auf der anderen Seite sah vollkommen ungerührt auf.

„Doch, das werde ich“, stellte die Aurorin richtig. Sie hob ihr Kinn und sah den kleineren Mann an. „Er hat meine Schwester verflucht. Sie hinterrücks angegriffen.“

„Hermione befand sich im Ministerium. In der Abteilung der Unsäglichen. Sie hatte dort nichts zu suchen“, donnerte Moody weiter.

„Das war kein Grund, sie fast umzubringen. Wegen Death Eatern wie Dolohov bin ich Witwe und Delia eine Halbwaise. Ich werde ihn ausfindig machen und dort hinschicken, wo er hingehört. Nach Azkaban. Du hast selbst gesagt, ich kann es mit jedem Death Eater aufnehmen. Waren das nur leere Worte?“

Sie fuchtelte nun wild mit den Armen.

„Mrs Granger“, donnerte Moody, Antaia hatte wieder ihren Mädchennamen angenommen.

„Was?“, fauchte sie, drehte sich dann um und ging.

„Du bist doch nicht mehr bei Verstand, Mädchen. Der Mann, rehabilitiert oder nicht, bleibt ein Mörder. Er wird dich schneller töten, als du gucken kannst.“

Antaia schnürte ihre Stiefel und sah dabei auf.

„Das bezweifle ich“, lächelte sie.

„Nicht zu fassen. So viel Starrsinn. Das habe ich erst einmal erlebt“, fluchte Moody.

„Ach ja, bei wem?“, fragte Sirius, der mit hinaus auf den Flur gekommen war, um das Gespräch der Auroren weiter zu verfolgen.

„Schöne Hilfe bist du, Black“, gab der Auror statt einer Antwort zurück.

„Antaia umzustimmen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist etwa so leicht wie Voldemort dazu zu bekommen, ein Waisenhaus für Muggel zu finanzieren“, zuckte der Animagus mit den Schultern.

„Obwohl vielleicht würde er das machen, als schöne Erinnerungen an alte Zeiten“, überlegte Sirius dann leise und bekam einen vernichtenden Blick von Moody.

Antaia sah trotzig auf und schloss die Fibel ihres Umhangs. „Heute Abend sitzt Dolohov da, wo er hingehört. Hinter Gittern“, versicherte sie, dann knallte die Tür vom Grimmauldplatz 12 ins Schloss.

Moody stand da. Bewegungsunfähig und weiß vor Zorn.

„Also, wer war so starrsinnig wie unsere kleine Taia?“, fragte Sirius noch einmal.

„Deine Cousine. Bellatrix“, knurrte Moody.

„Oho.“ Sirius hob beide Augenbrauen und sah zur Tür, durch die Antaia verschwunden war. „Ich werde ein Auge auf sie haben“, sagte er dann und war auch schon zur Tür hinaus. Im Laufen verwandelte er sich in einen Hund.

„Zwei Sturköpfe auf der Jagd nach Death Eatern“, grummelte Moody.

„Mit etwas Glück bin ich die beiden los und sie betreten nicht mehr mein Haus“, kicherte Walburga Black, deren Bild alles genauestens beobachtet hat.

„Du wünschst deinem Sohn den Tod?“, zischte Moody ungläubig.

„Er ist ein Blutsverräter, ein Nichtsnutz und Taugenichts“, lamentierte das Weib weiter.

„Meiner Meinung nach ist Sirius der Einzige der Blacks, der halbwegs Verstand hat.“

„Ich hätte längst Großmutter sein können“, kreischte das Bild nun und Moody riss die Augen auf. „Mein einer Sohn ist ermordet und von Würmern zerfressen und der andere zu dämlich, eine anständige Frau zu suchen, dabei ist er schon über vierzig.“

„Du bist ja nicht bei Sinnen, Weib“, schrie nun Moody.

„Du doch auch nicht, Einauge“, keifte Mrs Black zurück. Moody wollte antworten, doch dann besann er sich, mit wem oder besser was er dort stritt.

Zur Hölle noch mal, das war doch nur ein Bild. Der schwere Vorhang fiel davor und er schlurfte ins Kaminzimmer. Plötzlich fühlte er sich unglaublich müde.
 

***
 

Antonin Dolohov streckte sich genüsslich in dem heißen Wasser aus. Einige Magier mochten diese Badeanstalten für altmodisch oder dekadent halten, aber er fand es äußerst entspannend. Er hatte einen kleinen Raum nur für sich gemietet. Niemand würde hereinkommen, bis auf das Mädchen, das ihm später Handtuch, ein Glas Wasser bringen oder seine sonstigen Wünsche befriedigen würde.

In der Mitte war ein Becken in den Boden eingelassen, groß genug für drei oder vier Leute. Dampf waberte in den Raum. Über ihm wölbte sich eine stuckverzierte Decke ganz im Stil der griechischen Antike. Mit schläfrigem Blick betrachtete er den Minotaurus, der sich, getroffen von einem Speer, in Todesqualen wand.

Der Dampf wurde dichter und er seufzte tonlos.

Frieden, Ruhe, das ist alles, was er wollte. Seit einem halben Jahr war er nun wieder aus Azkaban raus. Nicht Dank des Dunklen Lords, nein Dank seiner jüngeren Schwester.

Alexandra Dolohov.

Die dreißigjährige Hexe hatte es irgendwie geschafft, das Ministerium dazu zu bekommen, ihn zu begnadigen. Er wollte gar nicht wissen, wie. Auch wenn sie dem Dunklen Lord nicht die Treue geschworen hatte, so verfügte sie doch über ein Repertoire von illegalen und teilweise auch tödlichen Flüchen. Er wusste nicht, wie, und eigentlich war es ihm gleich.

Das Dunkle Mal an seinem linken Unterarm brannte und er legte ihn auf die kühlen Fliesen, die das Becken umgaben. Auch den anderen Arm streckte er aus und legte den Kopf in den Nacken an den Beckenrand und schloss die Augen.

„Guten Abend“, sagte da eine weiche Stimme. Er hob die Lider und blickte in das fein geschnittene und sehr jung aussehende Gesicht einer Hexe. Sie legte mehrere frische Handtücher auf den Boden.

Das war nicht das Mädchen, das ihm das Bad gerichtet hatte.

Vielleicht die bestellte Massage?

Sie kniete sich auf die Fliesen an den Rand und er rutschte etwas höher.

Ihre kühlen, öligen Hände legte sich auf seine Schultern und mit ruhigen Bewegungen kreisten die Finger auf seiner erhitzen Haut.

Das machte ihn schläfrig.

Der Dampf, die Massage, die Wärme des Wassers …

„Antonin Dolohov“, sagte die weiche Stimme.

„Mhmm?“ Er war zu dösig, um zu sprechen.

„Sie sind verhaftet.“

Schlagartig war er wieder hellwach und hatte sich in einer einzigen Bewegung aufgesetzt und umgedreht.

„Wie bitte?“

Er wollte seinen Zauberstab angeln, doch der lag bereits in den Händen der Fremden, was dem Ganzen einen lächerlichen Anstrich gab, immerhin saß Antonin in einem Loch in den Fliesen, umgeben von weichem Schaum. Eigentlich hätte er sich so etwas nicht bieten lassen. Niemals würde er sich einfach so verhaften lassen und schon gar nicht von einer Frau, aber es kam eine entscheidende Tatsache hinzu. Er hatte keine Kleider an und es war einfach zu demütigend, sich nackt verhaften zu lassen.

„Ich wurde entlassen“, zischte er.

Warum diskutierte er mit der?

Weil er keinen Zauberstab hatte?

„Ihre Begnadigung ist mit unrechtmäßigen Mitteln erwirkt worden“, gab die Hexe zurück.

„Kommen Sie aus dem Wasser und ziehen Sie sich etwas an, damit ich Sie den Behörden übergeben kann.“ Sie kam einen Schritt auf den Rand zu.

Ein Fehler.

Blitzschnell schnellte Antonins Hand vor, packte sie am Fuß, richtete sich halb auf und zog sie ins Wasser, wo seine andere Hand sofort ihren Hals umklammerte. Er presste sie gegen den Wannenrand.

Beide Zauberstäbe, die die Hexe fallen gelassen hatte, schwammen an ihm vorbei und er griff sie, nur um sie sofort drohend an die Gurgel der Hexe zu halten, als wenn einer nicht genügen würde. Gleichzeitig lag die andere Hand noch immer bedrohlich um ihren Hals. Er musste nur zudrücken.

„So, und jetzt noch mal von vorne“, sagte er.

„Das wird Ihnen nichts nutzen“, war alles, was sie entgegnete, dann würgte sie, die Luft wurde ihr knapp.

„Wer bist du, kleines Mädchen, dass du glaubst, mich wieder nach Azkaban bringen zu können?“, zischte er bedrohlich.

Er schloss seine Hand fester um ihren Hals, einen Fluch wollte er nicht riskieren, denn dafür hätte er sie loslassen müssen und sicher konnte dieses Geschöpf schnell laufen. Er tippte auf Aurorin, kein anderer Magier war so lebensmüde, ihn verhaften zu wollen.

„Meine Strafe gilt als abgesessen, ich bin ein freier Mann“, fuhr er fort.

„Sie sind ein freier Mörder“, krächzte sie trotzig.

„Und du bist gleich tot.“

„Lass sie los, Dolohov. Du bist verhaftet“, knurrte da eine tiefe Stimme und Dolohovs Hand lockerte sich so weit, dass die Hexe Luft bekam, aber weg konnte sie immer noch nicht.

Er korrigierte sich, nur Auroren und Sirius Black waren so lebensmüde. Dem Zauberer sei dieser Wahnsinn gestattet, schließlich hatte dieser Azkaban überlebt.

„Sirius Black“, lachte Antonin leise und schielte zur Seite hinauf zu dem Mann, der mit gezücktem Zauberstab über ihm stand.

„Zauberstab runter“, verlangte Sirius.

Antonin überlegte.

„Zauberstäbe weg“, sagte da eine vierte Stimme, die von Alexandra Dolohov, ja, eben jener Schwester, hinter Sirius.

Antonin lächelte.

Sirius ließ seinen sinken, die Spitze von Alexas Zauberstab bohrte sich in seinen Rücken.

„Du auch, Antonin. Du hast mir versprochen, niemanden mehr zu töten“, fuhr die Hexe fort.

Antaia schielte zu Antonin.

Dieser verdrehte die Augen. „Ich hatte nicht vor sie zu verfluchen“, verteidigte er sich und wirkte fast wie ein schmollendes Kind.

„Jemanden zu erwürgen, gilt auch als Mord“, lächelte Alexandra. Antonin ließ die Aurorin los und zog sich zur anderen Seite des Beckens zurück. Da gab es noch etwas Badeschaum.

„Aber sie hat mich beim Baden gestört“, warf Antonin ein.

Alle sahen nun zu ihm hinüber, er hatte damit begonnen Schaum um sich zu türmen. Antaia war inzwischen aus dem Wasser geklettert und Sirius wickelte sie fürsorglich in eines der Handtücher, die sie mitgebracht hatte.

„Alles in Ordnung, Antaia?“, fragte Sirius, diese nickte.

Antonin stutzte und sah zu seiner Schwester, die ihren Zauberstab nicht länger in Sirius’ Rücken bohrte.

„Antaia?“, fragte er sie.

„Antaia Granger. Wir waren zusammen in Pfützensee“, lächelte die Hexe. „Ich konnte es auch kaum glauben, als ich sie vor dem Badehaus gesehen habe.“ Sie sah nun ganz verzückt aus, was der Szene einen absurden Anstrich gab. Antaia und Sirius starrten sie entgeistert an und auch ihr Bruder war sprachlos.

„Die Zugluft hat das Bad abgekühlt, du solltest rauskommen, sonst wirst du dir noch einen Schnupfen holen“, empfahl sie ihrem Bruder und nun sahen alle wieder zu Antonin, der tiefer ins Wasser rutschte.

„Auf was wartet ihr denn?“, fragte er schließlich, als sich niemand rührte, da verließen Sirius und Antaia auch schon fluchtartig den Raum. Alexandra kicherte, ging aber auch.
 

Donnerstag, 5. Juni 1997
 

Laureen Johnson, Jägerin und Kapitän des Rawenclawteams sah prüfend in den Himmel und lächelte.

„Was wollt ihr denn hier?“, fragte Harry verwundert und kam auf die Hexe zu. Diese wandte sich um und blinzelte gegen die Sonne.

„Was schon. Wir trainieren.“

Harry schob den Ärmel zurück und blickte auf seine Uhr.

„Jetzt?“

„Ja, jetzt.“

„Aber wir haben das Spielfeld reserviert“, fragte er irritiert.

„Ich weiß“, nickte sie.

„Okay“, sagte Harry gedehnt und wartete auf eine weitere Erklärung.

„Ich will euch nicht stören, nur etwas zusehen“, lächelte die Hexe, schwang sich auf ihren Besen und flog zum Zuschauerturm der Rawenclaws.

Harry sah ihr stirnrunzelnd nach.

Das verstand er nicht.

„Und jetzt?“, fragte Dean neben ihm.

„Ignorieren wir sie“, schlug der Kapitän vor und winkte den anderen, sich bereit zu machen. „Ignorieren“, schnaubte Parvati verächtlich. Annica Raila, eine Jägerin aus der Fünften, stieß sie in die Seite.

„Nicht so unhöflich“, raunte sie.

„Merkt Harry denn gar nichts? Sie spioniert“, zischte die andere zurück. Annica lächelte. „Ich denke nicht, dass unser Kapitän so blöde ist.“

Parvati sah sie leicht zweifelnd an, flog dann aber doch zu den anderen in den Himmel.
 

***
 

„Draco hat heute Geburtstag“, sagte Lavender und Hermione hob den Blick von ihrem Buch.

„Und?“, fragte sie. Sie saß auf ihrem Bett, die Beine angezogen und das Buch auf ihren Knien.

„Bestimmt feiern die da unten eine Riesenparty“, überlegte die Blonde.

„Sieh doch nach, du hast doch Beziehungen, oder hat Zabini dich inzwischen abserviert?“, fragte Herm leicht spöttisch und Lavender hob fast beleidigt den Kopf.

„Das würde er nicht wagen.“

„Er ist ein Slytherin. Diese Art der Magierschaft würde es wagen. Es ist nicht die Frage, ob er dich fallen lässt, nur wann“, belehrte sie die Vertrauensschülerin und klappte ihr Buch endgültig zu.

„Blaise wird mich nicht fallen lassen oder abservieren“, entgegnete Lavender und setzte sich auf ihr Bett. Sie zog ihre Nagelfeile heraus und begann ihre ohnehin perfekten Nägel zurechtzustutzen.

„Eher lasse ich ihn fallen“, murmelte sie und Hermione lachte einmal kurz auf.

„HA! Lavender, sei nicht so naiv! Wie kann man nur so dumm sein und ausgerechnet einen Slytherin als Freund aussuchen? Sie sind falsch wie Schlangen und würden nie etwas tun, ohne einen Hintergedanken zu hegen.“

„Uh, damit kennst du dich aus, wie?“

Lavender sah nun pikiert auf und Parvati, die soeben den Raum betreten hatte, blinzelte verwirrt zwischen den Freundinnen hin und her.

„Ist irgendwas?“, fragte sie.

Lavender atmete tief ein und wandte sich dann der Inderin zu.

„Parvati“, begann sie und diese nickte, kam weiter ins Zimmer und setzte sich dann abwartend auf ihr Bett. Lavender wartete solange und fuhr dann fort. „Hast du Theodor noch einholen können?“

Das Gesicht des Mädchens verfärbte sich verdächtig und Hermione stöhnte auf: „Bitte, nicht du auch noch.“ Sie ließ sich zurück auf ihr Bett fallen und schloss resigniert die Augen.

„Da ist ja wie eine Epidemie. Zwei Mädchen aus Gryffindor und zwei Jungs aus Slytherin.“ Ihre Stimme wurde leiser, fast nachdenklich und sie runzelte die Stirn, als Lavender nun kichernd nachsetzte: „Pass auf, dass es dich nicht auch befällt, Hermione.“

„Bei allen Schatten, das ist ausgeschlossen“, murmelte diese.

„Sag das nicht.“ Parvati sah ernst auf und Hermione hob den Kopf.

„Hä?“

„Nun, Theodor und Blaise sind wohl vergeben“, lächelte nun Lavender bedeutlungsvoll in Parvatis Richtung, die rasch die Lider senkte und Herm die Augen verdrehen ließ. „Aber …“

„Oh warte“, unterbrach Herm sie mit sarkastischer Stimme. „Goyle und Crabbe sind so charmante Slytherins, niemand könnte den beiden widerstehen.“ Hermione setzte ein eindeutig würgendes Geräusch nach.

„Ach, wer redet von den beiden Clowns. Ich meine Draco.“
 

***
 

„Sag mal, was sitzt du hier allein und starrst vor dich hin?“, fragte Blaise und drängte seine Anwesenheit Draco auf, der mürrisch den Kopf hob.

„Uh, und ein Geschenk. Hast du Geburtstag?“

Draco zuckte mit den Schultern und drehte das Päckchen in den Händen. Es war von seinen Eltern. Also, nicht der Rede wert, wie er fand.

„Wo sind denn deine Freunde, mit denen du feiern wirst. Planen sie eine Überraschungsparty?“ Blaise grinste und hatte einen leicht gemeinen Zug auf den Lippen.

„Oder hat dich dein heimliches Date versetzt? Ich bin sicher, Pancy springt sofort ein.“

Draco ließ das unkommentiert. Blaise ging ihm gerade mächtig auf die Nerven, doch wusste er im Moment nicht, wie er das ändern konnte.

Er riss das Papier vom Paket und klappte den Deckel auf.

„Mutter“, sagte er trocken, klappte den Deckel wieder zu und warf es auf den Tisch.

Blaise’ Hand legte sich auf Dracos Schulter und zwang ihn so, sich wieder auf ihn zu konzentrieren.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, sagte er und holte eine Torte mit zweifelhaftem Aussehen vor.

„Sag mir nicht, dass du die gebacken hast“, bat Draco leise. Blaise lachte und sprang auf. Offenbar überhörte er den verzweifelten Ton in Dracos Stimme, denn er verkündete freudestrahlend: „Doch. Heute Morgen.“

„Was meinst du, was so gestunken hat, als wir aufgestanden sind“, erklärte Theodor. Er und alle anderen der siebten Klasse des Hauses Slytherin standen plötzlich um die Couch, auf der noch immer Draco saß.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, riefen sie alle.

Das Geburtstagskind verzog genervt das Gesicht. Er wollte jetzt allein sein. Doch davon wollten seine Freunde nichts hören und schnell verwandelte sich der Gemeinschaftsraum der Slytherins in einen Partykeller. Blaise’ Torte fiel aus Versehen in den Kamin und verbrannte dort. Erst als Professor Snape schlag Mitternacht im Türrahmen erschien und finster in die Runde blickte, wurde die spontane Feier beendet und Draco bekam seine gewünschte Ruhe. Längst waren alle in ihren Schlafsälen, als das Geburtstagskind das Päckchen seiner Eltern nahm und auch in die Flammen warf, wo es verbrannte.
 

Samstag, 7. Juni 1997
 

„Hey, Granger.“

Hermione wollte nicht, doch unwillkürlich blieb sie stehen. Fragend sah sie zu Harry und Ron, die neben ihr liefen und sich nun mit Hermione zu dem Störenfried namens Draco Malfoy umdrehten.

Die drei waren gerade auf dem Weg nach Hogsmead.

Draco kam auf sie zu, bedachte Harry und Ron mit einem abfälligen Blick und wandte sich dann an Hermione.

„Du wirst dich morgen Abend mit mir in der Bibliothek treffen“, sagte er kühl und Hermione glaubte sich verhört zu haben.

„Ich werde bitte was tun?“ Harry und Ron sahen sich über die Gryffindor hinweg verwirrt an und dann entrüstet zu Draco. Was fiel diesem Slytherin ein, ihre beste Freundin herumzukommandieren?

„Keine falsche Hoffung, Granger. Ist für die Schule“, kam es in einem sehr abfälligen Ton zurück und Hermione wusste nicht, ob sie lachen sollte oder Draco eine reinhauen.

„Moment. Du bittest mich um Hilfe?“, fragte sie deshalb nach.

„Was zur Hölle ist daran so unbegreiflich?“ Er bat sie eigentlich nicht um Hilfe, aber dass sie darüber so fassungslos zu sein schien, machte ihn sprachlos.

„Du bist …“ Hermione suchte nach den richtigen Worten, doch er fuhr ihr dazwischen: „Warte, warte, sag es nicht. Ich weiß, was jetzt kommt. Ein Malfoy.“

„Ich wollte eingebildeter Idiot sagen, aber Malfoy trifft es natürlich auch“, lächelte sie nun und Harry und Ron grinsten.

„Es ist ja nicht so, dass ich freiwillig hier bin“, stellte er nun richtig. Er ließ sich hier doch nichts anhängen!

„Ach, nicht? Hat man dich unter den Imperio gestellt?“

„Gegen so was bin ich immun.“ Hochnäsig sah er sie von oben herab an und er konnte das gut, er war größer als sie.

„Oh, oh, wer war es denn dann? Direkte Anordnung von Voldemort persönlich?“

„Schlimmer.“

„Schlimmer als Voldemort? Wer dann, Snape?“

„Dumbledore.“

„Warum sollte Dumbledore mich derart bestrafen?“ Hermione wurde nun wütend. Hatte dieser Typ auf alles eine Antwort?

„Frag ihn doch selber.“

„Mach ich auch. Also, um was geht es?“

„Das hier?“ Draco hielt ihr nun eine Papierrolle entgegen, die er die ganze Zeit schon in der Hand hatte. Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, nahm sie sie ihm ab und rollte sie auseinander. Es waren nur wenige Zeilen, aber sie waren sehr gut geschrieben. Offenbar von Draco. Alles andere würde den Namenszug am Ende nicht erklären. Sie würde kaum zugeben, dass sie das Schriftstück für äußerst gelungen hielt, darum sagte sie so kühl wie möglich: „Das sieht wie eine Rede aus.“

„Ist es auch. Abschluss der sechsten Klasse. Wir sollen sie zusammen halten.“ Damit drehte sich Draco um und schritt von dannen.
 

Montag, 16. Juni 1997
 

Hermione drückte die Bücher fester an sich, als sie den Gang hinunter sah und Draco entdeckte. Sie runzelte die Stirn und wappnete sich innerlich gegen einen weiteren Spruch und tatsächlich, kaum war er auf ihrer Höhe, fragte er herablassend: „Hältst du dich an deinen Büchern fest, damit du nicht umkippst, Biber?“

Sie begnügte sich damit, einen vernichteten Blick zurückzuwerfen und Draco wandte sich von ihr ab.

„Na, der hast du es aber gegeben“, spottete Blaise und lachte leise.

„Halt die Klappe, Zabini.“

„Hey, mal ganz locker, Malfoy“, gab der andere zurück und sah den Vertrauensschüler seines Jahrgangs von der Seite an. Er konnte nur den Kopf schütteln. Draco verhielt sich schon seit einigen Wochen so seltsam Hermione Granger gegenüber.

Was mag wohl passiert sein?

Und Blaise meinte damit nicht die kleinen Fiesheiten, die legte Draco schon immer an den Tag. Blaise hatte bemerkt, dass Draco nach einer wirklich gelungen Spitze stets schlechter gelaunt war, als wenn er gar nichts zu der Gryffindor sagte.

Wenn er es nicht besser wüsste, würde er glatt behaupten, Draco hatte ein Auge auf Hermione geworfen, aber…

Nein, das war absurd. Blaise schüttelte über sich selber den Kopf. Draco war nicht er und Hermione nicht Lavender.

Da viel ihm ein…

Blaise fuhr sich bei dem Gedanken an die Gryffindor mit der Zunge unbewusst über die Lippen, drehte um und ging den Weg zurück, den sie grade gekommen waren.

Draco warf dem davoneilenden Zauberer einen halben Seitenblick nach und ging wortlos weiter.

Blaise lief immer schneller, bis er schließlich rannte. Ein Professor war weit und breit nicht zu sehen. Und Filch auch nicht. Schliddernd kam er vor der Bibliothek zum Stehen und ging mit beiden Händen in den Hosetaschen gelassen auf einen Tisch zu, wo eine blonde Hexe mit roten Strähne und Locken saß und las. Er beugte sich zu ihr hinunter und ehe diese noch irgendwas machen konnte, hatte er ihr die Locken schon aus dem Nacken gestrichen und küsste sie auf die nun freiliegende Haut.

„Blaise“, zischte Lavender entrüstet und überrascht gleichermaßen. Ihre Augen wanderten durch den Lesesaal, doch es war niemand außer ihnen da. Er ließ sich auf einen Stuhl neben sie nieder, stützte den Kopf auf eine Hand und zog das Buch, in dem sie gerade las, zu sich.

„Was ist das?“, fragte er.

„Lektüre für den Aufsatz für Snape“, erklärte sie leise.

„Wie lange brauchst du noch?“, fragte er.

Sie sah auf und zog sich das Buch zurück. „Ich habe eben erst angefangen. Sag bloß, du bist schon fertig.“

„Klar. Habe ich letzte Nacht geschrieben“, zuckte der Slytherin mit den Schultern.

„Brauchst du keinen Schlaf?“, fragte sie ungläubig und er beugte sich näher zu ihr hinüber und raunte: „Aber Schätzchen, gerade du solltest das doch wissen.“

Sie rückte etwas von ihm ab und zischte wieder: „Blaise“, als wäre sie entsetzt. Wieder sah sie sich um, doch nach wie vor war keiner außer ihnen zu sehen.

Er schlug kurzerhand ihr Buch zu und zog sie mit sich hoch.

„Lass uns woanders hingehen“, schlug er vor.

„Aber mein Aufsatz“, warf sie ein.

„Ich helfe dir später“, wischte er den Einwand weg, dann zog er sie mit sich und ignorierte die halbherzigen Proteste.
 

***
 

Hermione hatte ihren Kopf gegen die Scheibe vom Fenster des Schlafraums gelehnt. Draußen war es bereits dunkel. Und eigentlich sollten alle in ihren Häusern sein. Lavender jedoch fehlte noch. Nun, Herm und Parvati wussten, wo sie war, oder besser bei wem.

Da ging die Tür auf und eine leicht derangierte, grinsende Lavender kam herein. Herm wandte sich zu ihr um und Parvati sah auf.

„Hey, ihr zwei“, sagte Lavender und verschwand im angrenzenden Bad.

„Der ihr Liebesleben will ich haben“, sagte Parvati und betrachtete kritisch ihre Nägel, die sie in Form zu feilen versuchte.

„Mit Zabini?“, rümpfte Herm die Nase und sah wieder hinaus.

Eine ganze Weile stand sie nur da und hörte, wie Parvati sich die Nägel feilte und Lavender offenbar duschte.

Seltsam ruhig ist es draußen, dachte sie. Geradezu unheimlich still. Als würde die Welt auf etwas warten und die Luft anhalten.

„Komisches Wetter. Wir haben Sommer, aber es sieht aus, als wäre Herbst“, murmelte Hermione und legte eine Hand gegen die Scheibe.

„Sieh! Der Nebel vom Irrlicht der Toten durchbrochen, legte sich über namelose Gräber der Entseelten auf dem Schlachtfeld der ewigen Verdammnis“, zitierte sie.

Parvati legte ihre Nagelfeile weg und stand auf.

„Was ist denn mit dir?“, fragte sie.

„Düstere Stimmung, wie?“ Lavender, die gerade aus dem Bad kam und sich die Haare mit einem Handtuch trocken rubbelte, sah zu ihr hinüber.

„Bist du fertig?“, fragte Parvati. Lavender nickte und die Inderin ging nun, um sich für die Nacht fertig zu machen.

Lavender kuschelte sich unter die Decke und sah zu Hermione hinüber, die nun auch ins Bett kroch.

„Es muss das Wetter sein“, sagte Lavender und die andere hob den Blick und so sprach die Blonde weiter: „Blaise sagt, dass Draco auch eine Schwermut befallen hat.“

„Mhmm“, nickte Herm, das interessierte sie ja nun überhaupt nicht. „Komisch ist nur, dass es ihn offenbar befällt, wenn er dir begegnet ist“, fuhr Lavender fort.

Hermione runzelte die Stirn und sah zu der anderen hinüber, doch da löschte diese schon das Licht und rutschte tief in das Kissen.

„Nacht“, flötete sie. Auch Herm macht ihr Licht aus und kurz darauf war auch Parvati im Bett und der Raum wurde dunkel.

Lavender und Parvati schliefen längst, als Hermione immer noch an die Decke starrte. Sie verstand nicht. Was sollte das heißen, Draco war deprimiert, wenn er ihr begegnete?

Sie schob ihre Gedanken zur Seite und versuchte zu schlafen.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: Diesmal mach ich mal was ganz Verrücktes.
 

Blue: Du meinst verrückter als sonst?
 

Saturn: Ja, diesmal beende ich Kapitel, wenn ich keine Lust mehr zu schreiben habe. So, keine Lust mehr habe.
 

Moonlily: Gut, dann hast du ja jetzt Zeit und kannst üben.
 

Saturn: Üben? Was denn üben?
 

Moonlily: *diktier* hacken, haken, hacken, haken,
 

Blue: *grins*
 

Saturn: Das … das … ist jetzt nicht dein Ernst.
 

Moonlily: *eiskalt* Doch!
 

Gleda: *noch breiter grins*
 

Saturn: *wimmer* Severus. Wo bist duhuhuhu?
 

Severus: *ganz weit weg von Saturn* In Sicherheit. *seufz*
 

Morwie, Gloomy, Chanti: *trocken* Na, der hat ja Illusionen. *sich anschleich*
 

Blue: Das nächste Kapitel heißt … das ist bescheuert.
 

Gleda: Was ? Das ist bescheuert? Das ist doch kein Titel.
 

Blue: Nein, der Titel heißt Sommerferien und handelt von den Sommerferien. Wäre da nicht der Titel von Kapitel eins „Ein heißer Sommer“ schöner gewesen?
 

Saturn: Natürlich, aber wenn wir schon keine Geheimnisse haben …
 

Moonlily: Bis auf das zehnte geheime Pairing.
 

Saturn: … genau, sollten wenigstens die Titel Verwirrung stiften.
 

Rest: Was für eine Logik.
 

Moonlily: Der nächste Hinweis für das geheime Pairing. SIE liebt einen anderen.
 

Pancy: Mhmm, schwierig.
 

Saturn: Was machst du denn hier?
 

Pancy: Ich soll meinen Hauslehrer abholen. Es heißt, er wird hier festgehalten.
 

Saturn: Siehst du ihn irgendwo. Wenn der hier wäre, um seinen Job zu erledigen, säße ich nicht so in der Patsche.
 

Moonlily: Das bringt mich auf was. *diktier* hacken, haken, hacken, haken, …
 

Saturn: *schluchz*

Sommerferien

Drei - Sommerferien
 

Donnerstag, 26. Juni 1997
 

Zacharias Smith saß in der Großen Halle von Hogwarts und langweilte sich. Absolut niemand schien bereits wach zu sein und er fragte sich, ob er ernsthaft krank war. Das war nun schon die dritte Nacht hintereinander, in der nicht schlafen konnte und schließlich aufgestanden war und nun hier auf sein Frühstück wartete.

Gelangweilt schaute er den Hauselfen zu, die durch die Halle huschten, die sichtlich irritiert über den frühen Besucher waren.

Zacharias’ Daumen fächerte ununterbrochen und in einem geheimen Rhythmus einen Stapel Karten auf und zu, als wieder ein Hauself an ihm vorbei hastete. Er sah dem Wesen nach, griff eine Karte und warf sie nach ihm.

Zacharias traf nicht, aber er hatte eine neue Beschäftigung gefunden. Der Hufflepuff setzte sich auf und zog eine weitere Karte aus seinem Stapel. Er wartete auf einen neuen Hauselfen und zielte nach dem Wesen. Diesmal streifte er es am Ohr und das arme Ding quietschte erschrocken auf, was Zacharias mit einem Grinsen quittierte. Etwa eine halbe Stunde ging er dieser Beschäftigung nach, als Theodor Nott in die Halle kam. Dessen Gang war schleppend. Eindeutig war er noch müde. Zacharias vermutete, dass er geweckt worden war und lieber aus dem Schlafsaal flüchtete. Er konnte es verstehen. Im Hause Hufflepuff gab es bei den Jungs der siebten Klasse nur noch einen weiteren Schüler.

Der andere war ein Opfer von Voldemort geworden und lag zusammen mit seinen Eltern und zwei jüngeren Geschwistern seit drei Monaten begraben in der Erde von Schottland.

Es war ein recht schweigsamer Junge gewesen. Zacharias hatte nie mehr als nötig mit ihm geredet. Und Ernie war bei seiner Familie. Sonderurlaub, oder so.

Theodor hingegen musste seinen Schlafsaal mit vier anderen teilen.

Der Slytherin schob sich in eine Bank, gähnte und schloss halb die Augen. Irgendwann musste doch ein Hauself auftauchen. Er wartete.

Zacharias auch.

Doch in den folgenden Minuten geschah nichts.

„Wo beim Dementor bleiben die denn?“, grummelte Theodor verärgert und sein Blick fuhr nun die ganze Halle ab. Blieb kurz an Zacharias hängen und wanderte dann weiter.

„Ist einer der Diener schon aufgetaucht?“, fragte er den Hufflepuff.

„Sicher. Dreizehn habe ich getroffen“, nickte der andere.

„Getroffen?“ Theodor verstand gar nichts. Zacharias hob eine Hand in der noch einige Karten lagen, dann winkte er mit der anderen die auf dem Fußboden verstreuten zu sich.

„Oh, glänzend gemacht, Stinktier“, knurrte Theodor.

„Stinktier?“

„Oder Dachs, ist doch dasselbe.“

Da kam eine dritte Person in die Große Halle. Harry war extrem müde, dennoch war er herunter gekommen. Schlafen konnte er auch nicht mehr. Es war zu warm dafür. Seine Laune sank, als er erkannte, wer noch anwesend war.

Nott und Smith. Glänzend. Er konnte weder den einen noch den anderen besonders gut leiden.

Zacharias bedachte Harry nur mit einem kurzen Blick. Theodor sah gar nicht auf. Dann nahm der Hufflepuff seine zweifelhafte Beschäftigung wieder auf.

Als der dritte Hauself quietschend davon lief, rief Harry: „Macht dir das Spaß?“

„Sicher.“

„Wegen dir bekomme ich keinen Kaffee“, blaffte Theodor.

„Ist das mein Problem?“, zuckte Zacharias mit den Schultern.

„Ich mache es gleich zu deinem Problem, Arschgesicht.“

Zacharias sah auf. „Wie hast du mich gerade genannt?“

„Taub ist er auch noch“, höhnte Theodor.

Harry hob den Kopf. Das würde interessant werden.

Schon war Zacharias aufgesprungen und hatte seinen Zauberstab erhoben. Theodor war gleich schnell.

„Das habt ihr jetzt nicht vor“, warf Harry skeptisch ein.

„Klappe zu und raushalten, Potter“, knurrte Zacharias.

„Bestimmst du immer über andere? Lass ihn doch machen, was er will“, sagte Theodor und der Hufflepuff hob eine Augenbraue. „Seit wann verteidigst du den denn?“

„In erster Linie geht es gegen dich. Zu dämlich, das zu bemerken?“

Zacharias’ Miene verfinsterte sich bei Theodors überlegenem Grinsen.

Er zielte.

Harry sprang nun doch auf. Nicht dass es ihn störte, wenn die beiden sich die Köpfe wegfluchten, aber dummerweise war auch er in der Großen Halle und mit Sicherheit würde alles auf ihn zurückfallen. So stand er, ehe er wusste, wie, zwischen den beiden und hatte selbst den Zauberstab gezogen.

„Was mischst du dich ein?“, fragte Theodor und zielte nun auf Harry, der wiederum auf Zacharias zielte, der sich gegen Theodor gerichtet hatte und Professor Severus Snape, der just in dem Moment die Halle betrat, hob eine Augenbraue.

„Meine Herren.“ Die Stimme war kalt und alle drei zuckten zusammen und ließen die Arme sinken. Sie wandte sich um.

„Professor?“, fragte Theodor mutig.

„Offenbar sind sie wach genug, sich zu duellieren. Dummerweise verstößt das gegen die Schulordnung. In mein Büro. Jetzt!“

Snape wandte sich wehenden Umhangs um und schritt davon.

Die drei folgten, sie hatten keine andere Wahl.

Die Strafe traf sie hart. Ihnen wurde es untersagt, am Quidditchspiel, das am letzen Schultag stattfand, mitzumachen.

Was auch die Mannschaften hart traf, denn alle drei waren die jeweiligen Kapitäne. Und Harry und Zacharias obendrein noch die Sucher.
 

Sonntag, 29. Juni 1997
 

Und so spielte Hufflepuff gegen Slytherin ohne Zacharias und Theodor, Gryffindor gegen Rawenclaw ohne Harry.

Die drei saßen am Spielrand und starrten mürrisch zu ihren Mannschaften hinauf.

„Klasse. Das letzte Spiel im Jahr und wir sitzen hier.“ Theodor sah zu Zacharias hinüber.

„Und alles nur wegen dir.“

Der Hufflepuff sprang sofort wieder auf.

„Mir? Wieso bin ich Schuld?“

„Klappe. Snape guckt schon wieder und ich will nächstes Jahr nicht auch noch aussetzen, nur weil ihr euch wie Kinder aufführt“, fuhr Harry dazwischen. Theodor wollte darauf etwas Passendes antworten, doch Harry sah längst wieder zum Spiel hinauf, wo gerade seine Mannschaft gegen Rawenclaw spielte.

„Mach schon Parvati!“, brüllte er. Auch die beiden anderen hoben den Blick.

„Guter Wurf.“ Zacharias nickte anerkennend und auf Theodors Gesicht erschien ein kleines Lächeln. Dennoch verlor Gryffindor. Für Harry war Lavender eingesprungen und fast hätte sie es geschafft, Terry den Schnatz vor der Nase wegzuschnappen. Doch der Rawenclaw war am Ende doch schneller.

Die Gewinner flogen eine Ehrenrunde und schließlich landeten sie, um dem zweiten Spiel Platz zu machen.

Laureen, die Kapitänin der Sieger, landete vor den dreien, die auf der Strafbank festsaßen.

„Was hast du angestellt, Harry, dass du mit den beiden Schlafmützen hier unten sitzen musst?“

„Sag deiner Freundin, sie soll ihre Zunge hüten, sonst hat sie keine mehr“, fuhr Theodor auf.

„Falscher Ort, falsche Zeit“, ignorierte Harry Theodor, sah Laureen an und zuckte mit den Schultern.

Laureen legte den Kopf schief und lächelte: „Wirklich schade. Dabei habe ich mich so auf den heutigen Tag gefreut. Nun dann, Kollege. Bis nach den Sommerferien.“ Sie hob ihren Besen etwas höher, auf den sie sich abgestützt hatte und setzte nach, als sie gerade gehen wollte: „Es sei denn, du hast in den Ferien Lust zum Spielen.“ Sie zwinkerte und ging.

„Nette Freundin hast du da.“ Theodor sah dem Mädchen auffällig hinterher.

„Sie ist nicht meine Freundin“, korrigierte ihn Harry.

„Aber du hättest sie gerne als Freundin“, setzte der Slytherin nach.

Harry blieb stumm.

„Nein?“ Das war nun Zacharias, der fragend aufsah.

Harry ließ es unkommentiert.

„Da kommen eure Mannschaften“, warf er stattdessen ein.

„Uh, der Herr spricht nicht mit uns.“, spottete Theodor.

„Was geht euch das an?“, fragte Harry nun leicht genervt.

„Wir sind nur neugierig.“

„Dann geht zur Auskunft.“

Zacharias und Theodor sahen sich über den Gryffindor hinweg an.

„Und?“ fragte Theodor den Hufflepuff.

„Er will, kann aber nicht. Vielleicht ist sie spröde. Oder er zu schüchtern“, überlegte dieser laut.

„Ich sitze hier und kann euch hören“, murrte Harry.

„Ja, aber du sagst ja nichts. Da raten wir mal.“ Theodor grinste breit.

„Könnt ihr nichts anderes als andere belästigen? Erst die Hauselfen und jetzt mich!“, meckerte Harry, der ernstlich genervt war. Schließlich hätte er eben spielen sollen und nicht Lavender.

„Der hat die Karten unsachgemäß verwendet“, beschuldigte Theodor Zacharias.

„Mir war langweilig“, verteidigte der Hufflepuff.

„Hättest du vernünftig mit den Karten gespielt, würden wir jetzt nicht hier sitzen“, murmelte Harry und verfolgte weiter das Spiel über ihnen.

„Es war niemand da“, verteidigte sich Zacharias.

„War ich etwa niemand?“, fragte Theodor.

„Kannst du denn Karten spielen?“ Zacharias sah den Slytherin nun skeptisch an.

„Natürlich.“ Konnte er nicht, aber das würde er jetzt kaum zugeben. Theodor hatte für bemalte Papierfetzen nichts übrig.

„Das will ich sehen. Im nächsten Jahr spielst du mit Poker.“

„Dafür braucht ihr mehr als zwei, sonst ist es langweilig“, meinte Harry nebenbei.

„Du spielst ja auch mit“, nickte Zacharias und nun sah Harry ihn ungläubig an.

„Ich tu was?“

„Du spielst mit“, wiederholte Zacharias.

„Sagt wer?“

„Ich.“

Theodor grinste nun breit. „Das ist eine gute Idee. Und wenn du verlierst, verrätst du uns, was zwischen dir und der kleinen Johnson läuft.“

Damit wandten sich nun Zacharias und Theodor dem Spiel zu und Harry starrte ungläubig von einem zum anderen.

Slytherin gewann das Spiel, was nicht überraschend war, denn für den Sucher der Hufflepuffs war es das erste Spiel und er war seinem Gegner Draco hoffnungslos unterlegen.
 

Dienstag, 1. Juli 1997
 

Hermione atmete auf, als der Zug sich in Bewegung setzte. Aus Gründen, die sie selber nicht verstand, war sie froh, nach Hause zu fahren. Einige Schüler liefen auf den Gängen herum. Der Süßigkeitenwagen fuhr gerade vorbei. Sie zog ihren MP3-Player heraus, den sie magisch so manipuliert hatte, dass er spielte, ohne Batterie zu verbrauchen.

Sie drückte auf Play und lehnte sich zurück. Müde schloss sie die Augen. Eine Hand fuhr in Krummbeins Fell, der sich schnurrend ausstreckte.

Sie lächelte leicht. Die Titelauswahl war bei ihrem aktuellen Lieblingstitel stehen geblieben.

Krummbein hob den Kopf, als jemand vor der Tür stehen geblieben war. Seine Augen funkelten auf und er starrte in die Iriden des jungen Zauberer mit dem Slytherinzeichen auf seinem Umhang, der nachdenklich zu dem still lächelnden Mädchen hinunter blickte, die nicht bemerkte, dass er sie ansah.

Draco riss sich von dem Anblick los, als Pancy ihn leicht anstieß.

„Was ist?“, fragte sie und folgte seinem Blick.

„Oh, sieh nur. Granger, allein und verlassen.“ Sie feixte, hakte sich dann bei Draco unter und zog ihn mit sich.

Da schlug Hermione die Augen auf und sah zur Tür. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als hätte dort gerade jemand gestanden.

Sie seufzte und sah dann zu Krummbein, der sich wieder ausgestreckt hatte.

„Wo Harry und Ron nur bleiben?“, fragte sie das Tier, das nur schnurrte.

„Ganz genau“, nickte sie. „Hoffentlich bringen sie was Anständiges mit.“

Da wurde die Tür aufgerissen. „Schokofrosch oder Zitronendrops?“, fragte Ron und hielt ihr beides unter die Nase.

Hermione wählte die Schokolade. Harry schloss wieder die Tür und Herm warf einen letzten nachdenklichen Blick durch die Scheibe.

Seltsam.
 

***
 

„Du bist verhaftet“, sagte eine leise Stimme und Antonin fühlte sich genötigt aufzusehen. So wanderte sein Blick von seinem Teller zu dem Zauberstab, den Arm der Trägerin entlang bis zum Gesicht.

„Ich esse“, sagte er schließlich.

„Das ist mir gleich“, entgegnete Antaia

„Seit wann sind wir außerdem beim ‚Du’?“

„Seit geklärt ist, dass du der Bruder meiner besten Freundin bist.“

Antonin nickte verstehend und schob sich ein weiteres Stück Fleisch in den Mund.

Antaia hatte das Gefühl, als würde er sie komplett ignorieren.

„Du hast das Recht zu schweigen, alles was du sagst, kann und wird gegen dich verwendet werden. Du hast das … hey!“, unterbrach sie sich selber, als Antonin sie neben sich auf die Bank zog.

„Jetzt halt mal die Luft an“, sagte er leicht wütend. „Ich habe nichts getan, meine alte Strafe habe ich abgesessen. Also, was willst du? Sei froh, dass ich Alexandra versprochen, habe dich nicht zu töten, sonst wärst du das längst. Tot, meine ich.“

Antaia setzte zum Sprechen an: „Ich …“

„Was möchte die Dame essen?“, fragte da eine Kellnerin neben ihr und die Hexe wandte den Kopf.

„Sie nimmt das gleich wie ich“, sagte Antonin und die Aurorin sah nun ihn verwundert an.

Antonin grinste freudlos und kaute weiter.

„Ich habe das Gefühl, du nimmst mich nicht ernst“, sagte Antaia.

„Nicht doch, wie kommst du darauf?“, spottete Antonin und nahm das Essen wieder auf.

„Wie könnte ich ein Kind nicht ernst nehmen. Ich nehme es genauso ernst, wie ich dich ernst genommen haben, als du zwölf warst und ich dein aufgeschlagenes Knie verarzte habe“, sagte er zwischen zwei Bissen und zersäbelte in aller Seelenruhe weiter sein Steak.

Er bemerkte wohl, wie Antaia leicht den Faden verlor und amüsierte sich königlich, ließ sich jedoch nichts anmerken. Da wurde vor der Hexe ein großes Glas abgestellt. Antaia wusste, es war unvernünftig, aber sie konnte einen großen Schluck vertragen. Der Wein war verdammt gut, nicht zu süß. Dann schob die Kellernin einen Teller vor die Aurorin.

„Einen guten Appetit, Mrs Dolohov“, sagte die Kellnerin und war schon wieder weg.

Antaia erstickte fast an ihrem Wein, der sich nun brennend in die Lunge verirrte, und hustete heftig.

„Mir scheint, du bist hier sehr bekannt“, krächzte sie, nachdem sie wieder Luft bekam. Antonin hatte nichts unternommen, um ihr zu helfen.

„Du dafür gar nicht, Kindchen. Man kennt nur meinen Namen, nicht mich. Sonst würde man nicht so absurde Behauptungen aufstellen. Ich sollte der Kellnerin dafür einen Fluch auf den Hals hetzen“, knurrte er.

„Tu das, dann habe ich einen Grund, dich zu verhaften.“

„Soll das heißen, den hast du bist jetzt gar nicht?“, fragte Antonin und sah wieder zu ihr hinüber. Eine seiner Hände packte schmerzhaft ihr Handgelenk und er sah sie finster an. Er legte die Gabel weg. Dann zog er sie tiefer in die Nische, in der sein Tisch stand. Er fand, dass er auch so schon genug Aufmerksamkeit auf sich zog, auch ohne dass eine Aurorin da stand und verkündete, er wäre verhaftet.

Verflucht, da hatte er in Azkaban aber mehr Ruhe gehabt, auch wenn er sicher nicht mehr dort zurück wollte.

„Jetzt hör mal zu, Süße“, knurrte er. „Normalerweise wärst du längst tot und begraben für diese Frechheit.“

Antaia kniff leicht die Augen zusammen. „Du begehst einen Fehler, wenn du mich unterschätzen, Antonin Dolohov“, zischte Antaia.

„Also, wenn ich das richtig sehe, wirst du nicht eher Ruhe geben, bis du mich verhaftet hast“, sagte er und Antaia nickte.

„Warum?“

„Du hast meine Schwester fast umgebracht“, zischte sie.

„Fast?“

„Ja.“

„Wo ist das Problem, offenbar lebt die Gute noch“, zuckte Antonin mit den Schultern. „Ich sag dir was, Aurorin, alleine dass ich mit dir rede, ist schon ein Verrat. Eigentlich müsste ich dich umbringen und das nächste Mal werde ich es auch tun.“

Seine Iriden funkelten und Antaia ritt der Teufel, denn sie lächelte.

Lächelte!

„Warum tust du es dann nicht?“ Sie entwand ihre Hand und rutschte aus der Bank.

Leicht überrumpelt sah er ihr nach. Die Tür schloss sich hinter der Hexe.

Dann sah er auf den Teller, der noch voll beladen da stand. Auf seinem war nur noch Gemüse, das er ohnehin nicht sehr schätzte. Er zog sich die zweite Portion zu sich und ließ sich das Fleisch schmecken.
 

***
 

„Mom!“, rief Hermione und winkte ihrer Mutter zu, die auf sie zu kam. „Wo ist denn Antaia?“ Eigentlich hatte sie erwartet, dass ihre große Schwester sie vom Gleis abholen würde, doch diese war nirgends zu sehen gewesen.

„Irgendwas auf der Arbeit. Sie brachte Delia vorbei und war dann wieder weg.“ Hermione beugte sich zu ihrer sechsjährigen Nichte hinunter und hielt ihr einen Schokofrosch entgegen.

Delia mochte die besonders. Sie sammelte die Karten und hatte schon die meisten. Sie riss die Packung auf und holte die Karte heraus.

„Das ist Harry!“, rief sie und hielt sie Hermione entgegen. Diese bedachte das Bild mit einem kurzen Blick und sah dann auf.

Besagter berühmter Zauberer wurde gerade von seinem Onkel abgeholt.

„Frag ihn doch, ob er sie für dich signiert“, schlug sie vor und zeigte auf Harry. Sofort rannte Delia dem Jungen hinterher.

Diana Granger sah kopfschüttelnd zu Hermione.

„Das war keine gute Idee.“

„Ich weiß, aber damit muss Harry leben. Immerhin ist er deshalb berühmt.“ Hermione verfolgte ihre Nichte mit den Augen, wie sie Harry am Arm festhielt und ihm die Karte entgegen hielt.

Er sagte kurz etwas und kramte dann nach einem Stift. Viel mehr amüsierte Hermione jedoch der Blick des Onkels.

Er schien nicht zu wissen, wo er hinsehen sollte. Harry wuschelte Delia durch die Haare und das Mädchen lachte. Ganz klar, sie hatte ein neues Opfer, das sie anhimmeln konnte. Harry war um einen Fan reicher. Sie drehte sich um und kam zu Hermione und Diana zurück gerannt. Dabei übersah sie einen Mann, dem sie gegen die Beine stieß. Hermione wurde blass, als sie den Mann erkannte.

Sofort eilte sie auf ihre Nichte zu. Diana kam verwirrt hinterher. Auch Harry blieb stehen und drehte sich um, als Hermione nun rief: „Delia!“

Die Kleine riss den Blick von dem blonden Zauberer los und sah zu ihrer Tante.

„Mr Malfoy, entschuldigen Sie bitte, meine Nichte wollte Sie nicht belästigen.“

Hellblaue Iriden richteten sich auf Hermione.

„Ihre Nichte? Dann ist das das Kind von der Aurorin Granger.“ Lucius sah wieder zu Delia hinunter, die zurückwich. Der Zauberer strahlte eine so seltsame Aura aus. Harry war nun heran und sofort suchte Delia hinter ihm Schutz.

Lucius sah nun zu Harry. „Mr Potter.“ Er lächelte dünn.

„Vater.“, sagte da Draco, er stand nun neben diesem und schien die anderen nicht zu beachten. Lucius schenkte seinem Sohne keinen Blick, sondern wandte sich ab und ging weiter.

Draco sah nun alle kurz an, folgte Lucius dann jedoch.

Hermione atmete hörbar auf. „Danke, Harry“, sagte sie, auch wenn dieser gar nichts getan hatte.

„Komm, Delia. Grandpa hat sicher was Leckeres gekocht und wartet auf uns.“ Sie streckte ihre Hand aus, die das Mädchen sofort ergriff. Dann winkte sie Harry zu und alle verließen den Bahnhof.
 

***
 

Harry ließ die Sachen fallen, sobald er sein Zimmer betreten hatte. Mit einem großen Schritt stieg er drüber und ließ sich auf sein Bett fallen.

Die ganze Fahrt über ging ihm die Sache mit Lucius nicht aus dem Kopf. Der Zauberer hatte sich komisch benommen. Gar keine Beleidigung?

Irgendwas irritierte ihn, wenn er nur wüsste, was.

Der Blick? Vielleicht. Harry wischte die Gedanken beiseite. Was ging ihn der alte Malfoy an? Schlimm genug, dass er sich mit Junior ständig in Hogwarts rumschlagen musste.

Er sah zum Fenster. Hedwigs Flügel schlugen gegen das Glas und er stand auf, um ihr zu öffnen. Mit der Schneeeule flog auch ein zweiter Vogel ins Zimmer. Harry hatte ihn bemerkt, als er das Fenster öffnete. Es schien, als hätte er gewartet. Nun watschelte der Kauz über den Schreibtisch und blieb vor Harry stehen. Dieser knüpfte verwundert den Brief vom Bein. Das Tier plusterte sich auf und setzte sich auf die Schreibtischplatte, schloss die Augen und blieb sitzen.

„Müde, mhmm?“, fragte Harry und kraulte den fremden Kauz unter dem Kinn. Dann rollte er den Brief auseinander und riss erstaunt die Augen auf.

Dort stand:
 

Mr Potter,

ich bitte Sie auf ein Wort unter vier Augen.
 

Harry las den einen Satz wieder und wieder. Aber schlau wurde er nicht daraus. Er sah zu dem Kauz, der nun die Augen wieder aufgeschlagen hatte und zu warten schien. So nahm Harry seine Feder und schrieb darunter.
 

Warum?
 

Er rollte es zusammen, knüpfte es an das Bein des Tiers und der Kauz erhob sich und flog davon.
 

***
 

Nur wenige Stunden später landete derselbe Kauz in einem anderen Fenster.

Der Besitzer zog den Brief von dem Bein und entrollte es. Er lächelte dünn, als er Harrys einfache Frage las.

„Warum?“, murmelte er und warf das Pergament in das Feuer, wo es augenblicklich verbrannte.

„Das werde ich dir kaum in einem Brief verraten, Grünschnabel.“ Er sah den Vogel an, der zu seinem Käfig hüpfte und sich dort zum Schlafen setzte.

Francis hörte die Tür des Hauses und ging, um seinen Sohn willkommen zu heißen.

„Guten Abend, Vater“, sagte Theodor Nott. Seine Mutter Lilien streifte sich einen dünnen Schal von den Schultern.

„Guten Abend, mein Sohn. Wie ist dein Zeugnis?“

„Miserabel, wie immer.“

Francis Nott verzog das Gesicht. „Wie war die Zugfahrt?“

„Lang und weilig, wie immer.“ Theodor machte Anstalten, zu seinem Zimmer hinaufzugehen.

„Ist irgendetwas in der Schule vorgefallen?“ Francis richtete die Frage sowohl an seinen Sohn als auch an seine Frau.

„Nein.“ Theodor sah zurück. „Draco hat eine flammende Rede gehalten. War echt seltsam, ihn und Granger auf dem Podium zu sehen. Bizarres Bild, werde ich mein Lebtag nicht mehr los. Sie sah aus, als müsste sie sich gleich übergeben und er als würde er am liebsten sterben.“ Dann stieg er weiter die Stufen hinauf.

„Er ist unglücklich verliebt“, flüsterte Lilien.

„Bin ich nicht, Mutter“, korrigierte Theodor, ohne mit dem Treppensteigen innezuhalten.

„Ach, Vater!“, nun blieb er doch stehen und sah sich wieder um. Francis hob den Kopf und sah zu seinem Sohn hinauf.

„Kannst du eigentlich Poker?“

„Wieso?“

„Ich wurde herausgefordert.“

„Von wem?“

„Smith, ein einfältiger Hufflepuff und Sankt Potter.“ Theodor sah nachdenklich zur Decke. „Das wird erst einmal ein bizarres Bild geben.“ Er schüttelte über sich selber den Kopf und stieg weiter die Stufen hinauf, bis seine Tür ins Schloss fiel und er endlich sein Reich erreicht hatte.

Francis sah Lilien an. „Harry Potter?“, fragte er nach und diese nickte.

„Ja und ein Zacharias Smith. Näheres wollte er mir nicht verraten.“
 

Samstag, 12. Juli 1997
 

„Das kann nicht dein Ernst sein.“ Fast ungläubig sah Padma ihren Zwilling an.

Parvati setzte sich gerade und legte sorgsam ihre Tasche auf einen freien Stuhl.

„Was regst du dich so auf, wir gehen doch nur aus“, zuckte sie mit den Schultern.

„Nur aus? Das ist Nott“, ereiferte sich Padma.

„Schrei doch noch lauter“, zischte Parvati. Ihre Schwester kniff die Lippen zusammen und ließ sich auf einen weiteren Stuhl fallen.

„Bist du so verzweifelt?“, fragte Padma und Parvati runzelte verärgert die Stirn.

„Wer ist verzweifelt?“, fragte da Lavender hinter ihnen. „Tut mir leid, ich habe mich etwas verspätet.“ Sie schob Parvatis Tasche vom Stuhl und setzte sich. Die andere nahm verärgert ihr Eigentum an sich, hob die Karte hoch und vertiefte sich darin.

„Hab ich was verpasst?“, fragte Lavender und schaute zwischen den Schwestern hin und her.

„Parvati hat ein Date mit Nott“, sagte Padma und man hörte deutlich, wie sehr ihr das missfiel. Lavender riss die Augen auf.

„Wirklich, dann hast du also meinen Rat befolgt“, rief Lavender und Padma klappte das Kinn hinunter.

„Du hast sie dazu angestiftet? Was bist du denn für eine Freundin?“

Die andere schüttelte verständnislos den Kopf. „Was ist denn das Problem? Er sieht gut aus, ist witzig, reich.“

„Und der Sohn eines Death Eater“, setzte Padma nach.

„Du sagst es. Der Sohn, er ist nicht selber einer“, fiel Lavender ein. „Man kann nichts für seine Familie.“

„Du solltest mir helfen. Jetzt fällst du mir in den Rücken“, knurrte Padma und verschränkte trotzig die Arme.

„Meine Güte, jetzt reg dich wieder ab“, fuhr Parvati dazwischen und knallte die Karte auf den Tisch.
 

***
 

„Gryffindor-Patil?“, fragte Blaise. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Hände und legte sie auf seinen Kopf, während er nachdenklich zu Theodor hinüber sah, der nickte.

„Die Zickige“, kommentierte Gregory und zog eine Tüte mit Chips zu sich. Sie waren bei Blaise zu Hause und saßen auf der Terrasse herum, während sie darauf warteten, dass das Grillfleisch fertig war. Blaise wollte mal was Neues ausprobieren und hatte seine Freunde gezwungen zu kommen. Die zweifelten etwas an Blaise’ Kochkünsten, aber es war eine nette Abwechslung.

„Sie ist doch nicht zickig“, warf Theodor ein.

„Wow, du verteidigtest sie schon.“

„Blaise!“, rief jemand im Haus.

„Ja, Mutter?“, brüllte dieser zurück, machte sich aber nicht die Mühe, irgendwo hinzugehen, sondern drehte lediglich etwas den Kopf zur Glastür, wo kurz darauf Mrs Zabini auftauchte.

Wie immer sah sie umwerfend aus. Noch ein Grund, warum die pubertären Jungs sich bei Blaise trafen. Die Robe, wenn man sie denn so nennen wollte, ging knapp bis über die Knie und Mrs Zabini hatte unglaublich lange und schlanke Beine, die in hohen Riemensandalen steckten. Ihre feuerrote Mähne hatte sie zu einem kunstvollen Zopf gebunden, in dem hellblaue Blumen steckten. Gerade zog sie sich lange fingerlose Handschuhe an. Lange Wimpern warfen Schatten auf ihre vornehm blassen Wangen. Man hätte sie auch gut und gerne für Blaise’ ältere Schwester und nicht für seine Mutter halten können. Seine Freunde waren sich darin einig, dass es die schärfste Mom war, die sie je gesehen hatten. Sie warf ihnen eines ihrer berühmten Lächeln zu, die jeden Mann dazu brachten, sich ihr augenblicklich zu unterwerfen. Na gut, jeder war vielleicht übertrieben, aber die meisten, traf schon zu. Sie wandte sich an ihren Sohn, der ihre klassische Schönheit geerbt hatte, weshalb ihm die meisten Mädchen zu Füßen lagen. Mehr noch als Draco und der hatte schon einen Haufen Verehrerinnen.

„Ich gehe. Wenn irgendwas ist. Ich bin morgen wieder da, denke ich“, sagte Mrs Zabini mit weicher Stimme.

„Ist gut, Mutter“, nickte Blaise. Ihn schien das Ganze wenig zu interessieren.

„Es wäre schön, wenn du nicht wieder das halbe Haus abbrennen würdest“, setzte sie nach.

„Deshalb sind wir ja draußen“, erklärte Blaise.

Mrs Zabini nickte leicht und schritt von dannen.

„Wo will sie denn hin?“, fragte Vincent.

„Trifft sich mit ihrem zukünftigen Ehemann“, sagte Blaise und gähnte leicht. Dann sah er zu dem Grill hinüber, auf dem das Fleisch bereits eine fragwürdige Farbe annahm.

„Ob wir es mal drehen sollten?“, fragte er.

„Du spielst hier den Koch“, sagte Gregory.

„Hey, Leute“, winkte Draco in die Runde und kam auf die Terrasse hinaus. „Habe deine Mutter getroffen. Sieht ja fast so aus, als würdest du einen neuen Papi kriegen“, spottete er und Blaise verzog leicht das Gesicht.

„Nur ein Jahr, dann bin ich hier sowieso weg“, sagte er und sah wieder zum Grill. Auch Draco betrachtete sich skeptisch das Fleisch.

„Willst das nicht mal umdrehen?“, fragte er, nachdem alle vier eine Weile zugesehen hatten, wie das Essen eine gesunde Kohlefarbe angenommen hatte.

„Meinst du?“, fragte Blaise und stand doch auf. Er nahm eine Zange und griff das Fleisch, das zerbröselte und in das Feuer darunter fiel.

„Wie wäre es mit Pizza?“, fragte Blaise.

„Solange du nicht kochst“, warf Vincent ein.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: Mhmm, länger geworden als gedacht. Ich weiß, alle wollen wissen, wie die Rede von Draco und Hermione war. Sie ging irgendwie verloren, aber ich kann versichern, sie war … bewegend.
 

Blue: Also, in Anbetracht des Umstandes, dass du die Autorin bist und demnach die Rede geschrieben hast, kann ich versichern, dass sie grauenhaft war.
 

Gleda: Genau und weil die Leser keinen Schaden bekommen sollten, haben wir sie wieder entfernt.
 

Saturn: Ihr wart das?
 

Blue: Natürlich. Das Wohl der Menschheit liegt uns am Herzen.
 

Saturn: Ihr fallt mir in den Rücken?
 

Blue: Nur ein bisschen.
 

Saturn: *fassungslos ist* Nun, gleich wie dem auch sei, oder so. Eine Warnung.
 

Moonlily: Was denn, jetzt erst?
 

Saturn: *nick* Diese Story ist, wie sicher viele schon mitbekommen haben, die reine Schnulze. Es wird so romantisch, dass es fast wehtun wird. Ich bin auch am überlegen, ob ich noch ein unglücklich verliebtes Wesen einbringe.
 

*es klopft*
 

Blue: Jupp?
 

Chanti/Gloomy/Morwie: Wir bringen hier was. *schieben Severus rein*
 

Moonlily: *murmel* Der Ärmste, der wird dir wohl nie entkommen.
 

Saturn: *kreisch* Mein Schatz ist wieder da.
 

Babyate: Wer glaubt, Saturn liebt Severus, der irrt sich. Sie vergöttert ihn.
 

Moonlily: Wo ist der Altar?
 

Blue: *zieht an einer Kordel* *dahinter Sev-Altar erscheine*
 

Saturn: *sich an Severus klammer* Du bist wieder da. *schluchzt*
 

Pancy: Herr Professor, da sind Sie ja wieder.
 

Saturn: *Pancy anfunkel* Ja, aber er ist mein Liebes, mein Eigen, mein Scha~aatz! *zisch*
 

Pancy: *flüchtet*
 

Gleda: Nächster Hinweis zum geheimen Pairing. ER ist Teil eines Trios und SIE ist meistens allein.
 

Blue: Das ist jetzt aber einfach.
 

Saturn: Weiß man nicht. Das nächste Kapitel heißt: „Eine Begegnung der dritten Art“, für Harry. ^^ und nun …
 


 

Applaus, Applaus: Ein Teil des geheimen Pairings ist von Nanetta gelüftet. Es ist *Trommelwirbel* Pancy. Und es ist durchaus richtig davon auszugehen, dass der zweite Teil des Pairings NICHT Snape ist. *geb mein Sev nicht her* Doch das, was ich vor habe, ist auch so krass genug. Ich denke der Hinweis mit dem Trio ist mehr als eindeutig.
 

Blue: Eindeutiger wäre: Teil von „die Unzertrennlichen“ oder „Dreamteam“
 

Ron: Entschuldigung.
 

Saturn: *lächel* Ja?
 

Ron: Man lässt fragen, ob du Snape mehr quälen kannst.
 

Saturn: Mehr quälen? Wo in der Redaktion oder in der Geschichte?
 

Ron: *Überleg* Geht auch beides?
 

Saturn: Sicher. *lächel*
 

Ron: *nickt zufrieden und geht*
 

Blue: Ich frage mich, warum sie so nett ist?
 

Sev: Nett? *fassungslos ist*
 

Gleda: Ganz klar, weil Ron auch gestraft wird.
 

Sev: *murmel* Was hat sie vor?
 

Saturn: Warte es doch ab. Halloween wird für dich eine Nacht des Schreckens und für Ronschätzchenwieselratte, Silvester. Muhahahahaha!!!
 

Morwie: *zusammen zuck*
 

Chanti: *haut Saturn eine runter* Erschreck die Kleine nicht so.
 

Saturn: Aua. *schmoll*
 

Sev: Thihi.
 

Leserbrief:
 

@Amadare: Die Frage war: Marcus und Charly hab ich ehrlich gesagt noch nie zusammen gesehen, wieso grade sie?

Nun, *am Kopf kratzt* es wird, soviel sei verraten, eine kleine Diskussion zwischen Todd und den Weasleys geben. Die existierte bereits, in meinem Kopf, und dieser Dialog nahm solch seltsame Wendungen, dass ich seinerzeit zu Blue (meiner Schwester und Ratgeberin) sagte: ‚Wenn ich das so schreibe, wirkt das merkwürdig, oder?’ Und sie sagte:

‚Hört sich an als wären Marcus und Charly zusammen.’ Und so kam es.
 

@kittykatty: Es tut mir Leid, aber Herm ist unwiderruflich und wahrhaftig nicht reinblütig. *flüster* Vielleicht aber halb *zwinker*. Ist aber eigentlich nicht nötig, sie bekommt dafür ganze viele reinblütige Verwandte. *auf zähl* Ihr Schwiegerpapi, ihre Schweigermami, ihr Schwager, deren Patenonkel …

Und wie du jetzt sicher gelesen hast, sie weiß wer ihre Schwester ist. Ein paar Daten zu Antaia Granger (29)

Sie ist Witwe und hat eine sechsjährige Tochter namens Delia. Ihr Mann wurde von einem DE, nicht aber Antonin, umgebracht. Als sie erfährt, dass Antonin wieder frei ist, macht sie es sich zur Mission alle DE einzusperren und mit ihm anzufangen. Der Haken; sie kennt Antonin (38) seit sie elf ist, denn sie war die beste Freundin von Alexandra, Antonins Schwester. Die Freundschaft zwischen den Hexen verlor sich dann jedoch, als Antaia Aurorin wurde und Alexa in einen neutralen Status begab, wie auch Istave Lestrange, wie man in Kapitel fünf lesen wird.

Eine andere Frage war: Warum müssen Hermine und Draco eigentlich eine Rede zum Ende des 6. Schuljahres halten? Etwas nehme ich damit zwar vorweg, aber ich denke das macht nichts. In Kap 5 erfährt die Leserin, dass bis knapp vor Schluss des 6ten Schuljahres sowohl Hermione als auch Draco noch im Rennen um den Titel ‚Beste(r) des Jahrganges’ zu werden.
 

@Lionness: Ich versichere dir, Lavender muss dir nicht leid tun.
 

@-Anika-: Was Draco zum Geburtstag bekommen hat. Ein Buch über „Die richtige Aufzucht von Säbelzahnlemmingen“, was ihn „brennend“ interessiert. ^^
 

@Nanetta: War das jetzt der Zeitpunkt an dem Antaia verschwunden ist? Öhm, noch nicht. Antaia verschwindet so ziemlich genau Anfang September (Kap 6). Das heißt nicht für den Leser, wohl aber für die armen Charaktere. Und wo wir gerade dabei sind. Eine kleine Anmerkung zum Pairing Charlie und Marcus.

Das wird wohl doch ausführlicher als gedacht. Nur damit du vorgewarnt bist, jetzt kannst du noch aufhören zu lesen, noch ist nix passiert.

Eine Begegnung, der dritten Art

Kapitel vier – Eine Begegnung, der dritten Art
 

Donnerstag, 31. Juli 1997
 

Harry sah zufrieden auf seinen Koffer, die Truhen und die Taschen.

Heute war der Tag!

Heute würde er dieses Zimmer samt Familie verlassen und nie, nie, nie wiederkommen.

Seine blöde Verwandtschaft gehörte ab heute der Geschichte an. Eine Geschichte, die niemand würde lesen wollen.

Harry würde in den Grimmauldplatz 12 ziehen. Sirius hatte ihm am Morgen einen Brief durch den Kamin im Wohnzimmer, sehr zum Schrecken der Durselys, geschickt, um ihm mitzuteilen, dass sein Zimmer gestrichen und bezugsbereit war.

Harry öffnete den Käfig von Hedwig und dann das Fenster. Die Schneeeule breitete sofort ihre Flügel aus und erhob sich in den Himmel, als könne auch sie es nicht erwarten, von hier zu verschwinden.

„Recht hast du, Hedwig. Nur weg von hier“, murmelte Harry. Schon beförderte er sämtliche Kisten und Truhen in den Kamin und so reiste das Gepäck über das Flohnetzwerkes. Harry überlegte selber so zu reisen, doch er wollte sich den Spaß nicht nehmen lassen, zur Tür hinauszugehen. Ein letztes Mal, mit dem Wissen, nie wiederzukommen. Das war sein bestes Geburtstagsgeschenk. Dann klopfte er sich die Hände, als hätte er schwer geschuftet und ging zur Tür.

Als letztes löste er noch den Apparierschutz von seinem Zimmer. Der war nun nicht mehr nötig.

Vernon und Petunia standen im Flur. Sie wollten sehen, ob Harry auch wirklich ging.

„Dass du auch alles mitgenommen hast“, meckerte sein Onkel und Harry nickte. Fred und George hatten ihm vorgeschlagen, eine kleine Erinnerung in seinem Zimmer zurückzulassen. Ihre Ideen reichten von einfachen Stinkbomben bis hin zu einem Heimchen.

Heimchen waren nicht wie in der Muggelwelt einfache Insekten. Diese Biester bohrten sich in Holzbalken und waren nur durch Magie dazu zu bewegen, wieder zu verschwinden, was für einen Muggelhaushalt lebenslanges Wohnrecht der possierlichen Tiere bedeutete. Sie waren etwa rattengroß mit roten Augen und gelben langen Zähnen. Sie zischten und nagten ausschließlich nachts, solange, bis das Haus in sich zusammenbrach.

Harry hatte natürlich abgelehnt.

Obwohl … überlegt hatte er schon.

So ein, zwei … Tage.

Harry wandte sich der Tür zu. Noch nie war ihm der Türknauf so willkommen wie in dieser Minute und noch nie drängte es ihn so sehr, zu sehen, was dahinter war, ganz gleich, was es war, denn es bedeutete eins.

Freiheit!

Zugegeben, ab jetzt würde der Schutz des Hauses gegenüber Voldemort verloren sein, aber selbst Voldemort schien ihm angenehmer als die Aussicht, nur eine überflüssige Minute hier zu verweilen.

Harry korrigierte sich.

Voldemort musste es nun nicht gerade sein.

Er lächelte, als er überlegte, wie es aussehen musste, wenn der Dunkle Lord gerade vor der Tür stand und darauf wartete, dass er herauskam.

Er zog die Tür auf und erstarrte.

Der Dunkle Lord stand dort nicht. Wohl aber einer seiner Anhänger.

Harry wollte ‚Mr Nott’ krächzten, doch seine Stimme war weg.

Francis Nott hatte gerade anklopfen wollen, er mochte ein Death Eater sein, doch war er gut erzogen, als sich die Tür öffnete und genau der vor ihm stand, den er sprechen wollten.

Zauberstab, Zauberstab, rief eine panische Stimme in Harry und er zog ihn. Francis nahm ihn mit einem freundlichen Lächeln aus den Händen von Harry und trat einen Schritt vor, sodass der Jüngere unwillkürlich zurück ins Haus trat.

Francis bedachte die Dursleys, die bleich wie die Wand dastanden und ihn mit offenem Mund anstarrten.

Innerlich schüttelte er den Kopf. Man konnte Harry wirklich keinen Vorwurf machen, wenn er sich mal daneben benahm, sagte er sich. Die Familie schien nicht sehr helle zu sein.

„Gehen wir doch in dein Zimmer, Junge.“ Francis hatte nun seinen Blick wieder auf Harry gerichtet, der sich wieder gefasst hatte.

„Verschwinden Sie. Death Eater sind nicht willkommen“, zischte Harry.

Missbilligend schnalzte Francis mit der Zunge und Petunia fiel zu Boden.

„Ich bin als Geschäftsmann hier und ich schlage dir ein Geschäft vor, das du nicht ausschlagen kannst.“ Damit packte er Harry bei der Schulter und schob ihn erbarmungslos die Treppe hinauf.

Harry stolperte regelrecht in sein Zimmer. Francis schloss die Tür hinter sich. Einen Moment starrten sie sich an.

„Warum?“, begann Francis schließlich und Harry wusste, was der Ältere meinte. „Immerhin eine Antwort. Die anderen Briefe hast du ignoriert.“

Seine Hand fuhr in die Innentasche seines Umhangs und er zog einen Umschlag hervor.

Er drehte ihn herum, dass Harry die Aufschrift lesen konnte.

Dort stand sein Name.

„Alles Gute zum Geburtstag. Du bist jetzt volljährig. Entscheide auch wie ein Erwachsener.“

Damit legte Francis Brief und Zauberstab auf die nahe Kommode und disapparierte mit einem lauten Knall, von dem Harry sicher war, dass seine Verwandten ihn gehört hatten.

Er löste sich aus seiner Starre und nahm Brief und Stab an sich. Schon hörte er Schritte vor der Tür, doch nun hatte er wirklich keine Lust, seine sogenannte Familie zu sehen und so tat er es Francis gleich und disapparierte zum Hauptquartier des Phönixordens.
 

***
 

Es waren fast alle Gäste da, die Sirius und Hermione eingeladen hatten. Man wartete eigentlich nur noch auf das Geburtstagskind und Severus Snape. Den Zaubertrankprofessor hatte man nur eingeladen, weil es die Höflichkeit gebot. Immerhin war er Teil des Phönixordens, doch es war auch niemand traurig, dass er nicht kam.

„Wenigstens absagen hätte er können“, seufzte Molly, als sie ein Gedeck wieder vom Tisch nahm.

Antaia und Delia kamen gerade die Treppe herunter, als Harry im Fuchsbau eintraf. Man hatte die Feier hierher verlegt, denn ins Hauptquartier kamen nicht alle herein.

Alle hatten Geschenke mitgebracht und Harry fragte sich, wie er all das wegtransportieren sollte.

Lavender hatte einen Kuchen mitgebracht, von dem Harry ein Stück aus Höflichkeit kostete. Er war ungenießbar gewesen.

„Wo hast du den gekauft?“, fragte Hermione entsetzt und Lavender lächelt: „Ich habe ihn nicht gekauft. Er wurde mir geschenkt und da dachte ich, ich bringe ihn mit, alleine hätte ich ihn nie alle bekommen.“

Parvati verzog das Gesicht und beugte sich zu ihrem Zwilling hinüber. „Sicher von Blaise. Theodor hat so was erzählt“, flüsterte sie.

„Nott“, zischte Padma verächtlich. „Was findest du nur an diesem Lackaffen?“

Parvati wurde einer Antwort enthoben, denn die Weasleyzwillinge kamen hereingestürmt.

„WERTES PUBLIKUM, KOMMET UND STAUNET!“

Alle hielten sich die Ohren zu. Fred war ohrenbetäubend laut.

„Was hast du da?“, fragte Molly. Fred drehte sich zu seiner Mutter und sagte: „EIN MEGAFON, MOM. HAT DAD MITGEBRACHT! CO~ol, oder?“, fragte Fred und strahlte seine Mutter an, die das Muggelding, wie sie schimpfte, aus der Hand gerissen hatte.

„Was habt ihr denn zu bieten?“, fragte Susan. Padma hatte die Hufflepuff mitgebracht.

„Ein Feuerwerk“, grinste George und alles begab sich nach draußen.
 

***
 

Es war Nacht geworden. Harry war erschöpft und lag auf dem Bett in seinem neuen Zimmer im Hauptquartier des Phönixordens. Er verschränkte die Arme unter seinem Kopf und sah zum Fenster hinaus. Er konnte es nicht anders sagen, doch er war glücklich. Er war nicht mehr im Hause der Dursleys. Endlich, war er fort von ihnen.

Da fiel ihm etwas ein. Er fischte seinen Umhang hervor und suchte nach dem Brief, den Francis ihm gegeben hatte. Den hatte er bei all der Aufregung total vergessen gehabt.

Er brach das Siegel. Auf dem Papier standen eine Adresse, ein Datum und eine Uhrzeit.

Ein Treffpunkt?

Morgen zur Teezeit?

Harry runzelte die Stirn. Warum sollte er dahin kommen?

Hielt man ihn für blöd? Naiv?

Das Papier zerfiel zu Staub und zurück blieb eine Eintrittskarte. Er sah sich das Datum an und vor Schreck musste er sich setzen.

Sie war für das Quidditchspiel am Neujahrstag zwischen den Holyhead Harpies und den Heidelberger Wandalen.

Fast eine Stunde saß er dort und starrte auf die Karte in seiner Hand, ohne sich zu rühren.

Nun, kam er zum Schluss, wenn man ihm eine Karte schickte, würde man ihn wohl nicht umbringen wollen, oder? Mit zittriger Hand ging er zu seinem Schreibtisch und steckte die Karte an die Pinnwand. Und da entdeckte er ein kleines Päckchen auf seinem Tisch.

Er öffnete es und ihm fiel eine Karte entgegen. Es war von Laureen.
 

Freitag, 1. August 1997
 

„Du bist verhaftet.“

Antonin hob mühsam die Augenlider. Irgendwas störte seinen Schlaf. Irgendwer stand in seinem Zimmer.

In seinem Zimmer?

„Antaia?“, fragte er und hob etwas den Kopf. „Wie bist du hier rein gekommen? Bist du lebensmüde, mich aus dem Schlaf zu reißen?“

„Es ist mir vollkommen ernst“, fuhr Antaia fort.

Antonin verdrehte die Augen und wandte sich zu der Aurorin um.

„Warum tust du das immer und immer wieder?“

„Weil ich dich hinter Gittern sehen will.“

Das war doch lächerlich. Er hatte keine Lust, sich jetzt verhaften zu lassen und schon gar nicht von der besten Freundin seiner Schwester, das war doch absurd.

Antonin unterdrückte ein Gähnen. Er war wirklich verflucht müde und hatte Mühe, die Augen offen zuhalten. Wie war diese Hexe überhaupt bis in sein Zimmer gekommen? Waren seine Abwehrflüche so schwach gewesen?

„Hör zu, Aurorin. Ich bin zu müde zum Kämpfen und erst recht zu müde zum Mitkommen, wo immer du mich auch hin verschleppen willst.“

Demonstrativ zog er eine Decke bis zu den Ohren und drehte ihr den Rücken zu. Antaia erstarrte verblüfft. War denn so was zu glauben?

„Antonin“, rief sie nun wütend und dieser wandte ihr den Kopf zu.

„Oh, du bist ja noch da.“ Er musterte sie kurz, dann rutschte er ein Stück zur Seite und hielt die Decke einladend hoch.

„Komm rein oder geh. Es ist kalt und ich will weiterschlafen“, sagte Antonin und Antaia ließ ihren Zauberstab sinken.

„Ich …“, begann sie, ihr klappte der Mund auf, sie wurde rot und hastete aus dem Zimmer.

„Na, dann eben nicht“, knurrte Antonin und wandte sich wieder um.

Diese Antaia raubte ihm noch die Nerven und hätte er vorher gewusst, wie hartnäckig die Kleine war, er hätte dem Versprechen seiner Schwester gegenüber nicht zugestimmt.

Antaia stolperte den Gang entlang. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an ihre Schulzeit.

An ihren ersten Besuch bei den Dolohovs. Sie musste zwölf gewesen sein. Den Eltern von Antonin und Alexandra war es nämlich vollkommen gleich, was Antaias Eltern waren. Alexandra eigentlich auch. Sie verstand sich gut mit dem Mädchen aus England, vielleicht wurden sie aber auch nur Freundinnen, weil sie die einzigen beiden waren, die nicht aus Deutschland kamen.

Wie dem auch sei. Antaia hatte also in ihren ersten Sommerferien ihre Schulfreundin Alexandra besucht.

Und gerade zu dieser Zeit war auch Alexandras großer Bruder Antonin zu Hause. Er war zwanzig, gut aussehend und mitten in der Ausbildung für einen Heiler.

Und Antaia schwärmte für ihn.

Etwas anderes war in jenem Sommer noch passiert. Antaia sollte eine kleine Schwester bekommen. Ihre Eltern nannten sie Hermione.

Was ist nur aus ihm geworden, dachte die nun Neunundzwanzigjährige und sah zurück zu der Tür.

Und was ist aus dir geworden, dachte sie dann verärgert. Verdammt, sie hatte einst Rookwood hinter Gitter gebracht. Das war schließlich auch nicht zu verachten gewesen. Gut, besagter Death Eater war schon wieder frei, aber das war nicht ihre Schuld.

Entschlossen ging sie zurück. Sie wollte die Hand auf die Türklinke legen, doch rechtzeitig erkannte sie den Fluch, der nun darauf lag. So klopfte sie höflich an.

Einmal.

Zweimal.

Beim dritten Mal hörte sie von innen ein brummeliges Knurren und sie lächelte. Antonin riss die Tür auf, die Haare standen ihm zu Berge und sie wusste, dass er sehr genau wusste, dass sie abermals vor der Tür stand.

„Wie oft denn noch? Ich verliere langsam meine Geduld“, zischte er und ein gefährliches Funkeln trat in seine Augen und Antaia wusste nur zu gut, dass einzig sein Versprechen an seine Schwester sie am Leben hielt.

„Solange, bis du nachgibst. Bis ich dich in Ketten gelegt habe“, erklärte sie mit einem Lächeln und trat ins Zimmer, sich an ihm vorbeidrängelnd.

Sie spielte mit dem Feuer? Mit Sicherheit.

Mit ihrem Leben? Auf jeden Fall. Seltsamerweise hatte sie keine Angst mehr vor ihm. Respekt ja, aber keine Angst. Vielleicht weil die Erinnerung an ihre Schulzeit eben so lebendig gewesen war und sie den wahren Antonin darin wiedererkannt hatte.

Antonin ließ den Kopf hängen und er warf die Tür zu. Erst nach dem Krachen des Holzes drehte er sich langsam um und sah sie resigniert an.

Er würde sie nicht töten. Sie glaubte, es wäre ein einfaches Versprechen gegenüber seiner Schwester?

Daran hätte er sich nie gehalten. Nun, zumindest nicht mehr, wo sie ihm nicht nur die Nerven, sondern auch den Schlaf raubte.

Nein, Alexandra hatte ihn dazu gebracht, den Unbrechbaren Schwur zu leisten.

Und er wollte so ungern sterben, nicht jetzt, wo er endlich frei war. Es musste eine andere Möglichkeit geben, diese Hexe von Aurorin gefügig zu machen.

„Was willst du wirklich?“, fragte er und setzte sich auf die Bettkante.

„Dich verhaften“, sagte sie schnell.

„Nein. Wenn du das wirklich wolltest, wärst du mit mindestens drei oder vier weiteren von euch Spinnern hergekommen. Du bist alleine hier. Also, was willst du?“

„Du nennst die Auroren Spinner?“, fragte die Hexe stattdessen verblüfft und zeigte mit dem Zauberstab auf ihn. „Was seid ihr dann?“

„Death Eater.“

„Und das sind keine Spinner?“

„Nein.“

Antaia blinzelte verblüfft.

„Also? Warum bist du alleine hier?“

Die Hexe blieb einen Moment stumm und Antonin stand auf, um sich ein Glas Wasser zu holen.

„Moody sagt, ich habe kein Recht, dich zu verhaften. Deshalb bin ich alleine hier“, sagte sie schließlich.

„Oho. Da scheint der Alte ja einmal einen vernünftigen Gedanken zu haben. Und warum hörst du nicht auf ihn? Er hat dir doch sicher auch gesagt, dass ich verrückt bin und man sich mir nicht auf zehn Meter nähern sollte.“

„Du wirst mir nichts tun“, sagte sie schnell.

„Warum nicht?“, fragte er.

Ja, das würde ihn wirklich interessieren, warum die Hexe sich da so sicher war. Immerhin wäre jeder andere, der nicht Teil des Schwurs gewesen war, schon bei der zweiten Begegnung im Restaurant nur noch Schnipsel gewesen.

„Ich kenne dich“, sagte sie nun. Dann richtete sie sich auf und versuchte möglichst erhaben auszusehen. „Ich werde wiederkommen.“

„Bis was geschieht?“, fragte Antonin. Irgendwann musste das doch ein Ende haben.

„Bis ich dich verhaftet habe. Für den versuchten Mord an meiner Schwester“, zischte sie und löste sich dann in Luft auf.

Aha, dachte Antonin. So war sie also hier rein gekommen. Sofort zog er einen weiteren Schutzkreis, der nicht nur die Wände, sondern auch Decke und Boden mit einem Netz aus Flüchen umspann. Jetzt saß er wieder im Käfig, dachte er resigniert. Und diesmal hatte er ihn sogar selber gebaut. Eins stand fest, wenn er nicht bald irgendwas unternahm, würde sie ihn soweit bringen, dass er sein Versprechen brach und dann würde er seinen letzten Gang antreten. Und während er begann wieder einzuschlafen, überlegte er sich einen Plan.
 

***
 

„Abgefahren. Du hast echt noch eine Karte gekriegt? Das Spiel ist doch seit Monaten ausverkauft.“, rief Ron und starrte ehrfürchtig auf die Eintrittskarte für ein Quidditchspiel am Neujahrstag zwischen den Holyhead Harpies und den Heidelberger Wandalen.

„Und auch noch einen so guten Platz, wie bist du rangekommen?“

Harry nahm ihm die Karte aus der Hand und schob sie zurück unter einen Magnet an seiner Pinnwand.

„Reiner Zufall. Ein Preisausschreiben“, log er und wünschte, die Karte irgendwo anders hingetan zu haben.

„Du musst mir alles erzählen“, sagte Ron. Er konnte gar nicht den Blick von dem bunten Papier nehmen.

„Jungs!“, rief Hermione die Treppe hinauf.

„Herm ist da“, sagte Harry überflüssigerweise, nur um von der Karte abzulenken. Es schien fast, als nahm Ron nur widerwillig den Blick von der Pinnwand. Er drehte sich um und ging zu der Tür.

Sie waren im Hauptquartier des Phönixordens. Harry konnte noch immer nicht glauben, dass er nun hier wohnte. Dumbledore war auch nur einverstanden gewesen, nachdem Sirius und Remus hoch und heilig geschworen hatten, den Jungen nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

„Ich geh einkaufen, braucht ihr irgendwas?“, fragte sie.

„Wo gehst du hin? Winkelgasse?“

„Paris“, sagte sie.

„Wie kommst du nach Paris?“, fragte Ron. Er und Harry standen oben auf der Treppe und schauten zu der Hexe hinunter.

„Meine Schwester will das Grab von ihrem Mann besuchen. Sie nimmt Delia mit und ich spiele Babysitter.“

„Spannend“, sagte Harry leicht spöttisch.

„Dafür komme ich nach Paris“, gab sie leicht beleidigt zurück.

„Na, viel Spaß und rede nicht mit Fremden oder Zwielichtigen Schwarzmagiern“, gab er zurück und ging nun doch die Treppe hinunter.

„Werde ich schon nicht.“

Antaia betrat die Eingangshalle. Sie hatte das sechsjährige Mädchen an einer Hand und kam zu den dreien hinüber.

„Und, fertig?“, fragte sie.

„Ja, wir können“, nickte Hermione und fasste ihre Nichte Delia an der anderen Hand. Zusammen gingen sie zum Kamin und waren kurz darauf verschwunden.

Nach Paris.
 

***
 

„Was genau hast du eigentlich vor?“, frage Sirius und hob skeptisch eine Flasche mit einer giftgrünen Flüssigkeit, in der permanent Perlen aufstiegen.

„Das sieht aus, als hättest du die Flasche im Sumpf gefüllt“, murmelte er und stellte sie angewidert wieder auf den Tisch.

Alexandra warf einen kurzen Blick hinüber und sagte: „Habe ich auch. Aus den Toten Sümpfen.“

„Tote Sümpfe?“, echote Sirius, er glaubte nicht, je von einem solchen Ort gehört zu haben.

„Mittelerde. Herr der Ringe. Tolkin?“, fragte Alexandra, doch Sirius schüttelte jedes Mal den Kopf.

„Du solltest wirklich mehr lesen“, warf sie ein und ging auf die andere Seite von dem Raum, wo ein riesiges Bücherregal stand. Eine Weile fuhr sie mit dem Finger die Buchrücken entlang und zog dann eins heraus.

„Dabei ist Tolkin einer der bekanntesten Schriftsteller unter uns Magiern. Nun, er hat seine Reiseberichte als Fantasyroman getarnt auch in der Muggelwelt herausgegeben. Das Ministerium wollte ihn damals sogar verhaften lassen, aber es stellte sich heraus, dass Muggel nie daran geglaubt haben, dass es diese Welt wirklich gibt und die, die es taten, wurden als verrückt abgestempelt.“

Die Hexe war zu dem Tisch zurückgekommen und blätterte eine Seite in dem Buch, das aufgeschlagen vor ihr lag, um.

„Hexenkraut“, las sie vor. Dann zupfte sie zwei Blätter einer grünen Pflanze und warf sie in einen Mörser.

Vor sich hinmurmelnd las sie weiter. Ihr Finger fuhr die Zeilen entlang. Sirius, der mitlas, verstand kein Wort von dem, was dort stand.

„Hol mal den Flachs“, sagte sie plötzlich und deutete in eine Richtung. Sirius folgte dem Finger, doch verstand er nicht.

„Flachs?“

„Das gelbe Stroh dort. Nimm davon sieben und neun und mach daraus ein Netz.“

Sirius begann an dem derben Zeug herumzuzupfen. „Gehen auch zehn?“, fragte er.

„Nein, es müssen sieben und neun sein. Was glaubst du, woher die Sprichwörter ‚siebter Himmel’ oder ‚Wolke neun’ kommen?“

„Ich dachte vom Christentum. Die Erde ist eine Scheibe und darüber spannen sich sechs Himmel mit Planeten und in der siebenten Himmelschicht befinden sich die Sterne und …“

„Ach, Unsinn. Das haben wir ihnen nur erzählt, damit sie Ruhe geben. Damals wären sie uns Magiern fast auf die Schliche gekommen. Tausende unschuldige Menschen sind auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dumme Muggel. Glauben nur, was sie sehen und zerren Unsinn an den Haaren herbei. Du nennst die Death Eater grausam? Was haben die Muggel ihresgleichen angetan?“ Alexandra sah einen Moment mit ernster Miene zu Sirius, der sprachlos war. Dann wandte sie sich wieder dem Buch zu und fuhr fort, Blätter, Steinchen und andere Ingredienzien in den Mörser zu werfen.

„Hast du das Netz?“, fragte sie nach einer Weile.

„Ja“, nickte Sirius. Soeben hatte er den letzen Knoten gefertigt.

„Ah, ganz hervorragend. Das hätte ich nicht besser machen können“, lobte sie und Sirius hatte Mühe, nicht zu erröten wie ein Schuljunge. Bei allen Magiern, wie alt war er?

„Was …“, er musste sich räuspern und setzte neu an, „Was machst du da eigentlich?“

„Einen Liebestrank“, sagte die Hexe leichthin.

„Für dich?“, fragte Sirius verwundert und Alexandra hielt in ihrem Tun inne und sah ihn fassungslos an.

„Sehe ich so aus, als wenn ich das nötig hätte?“, blaffte sie plötzlich und stieß den Stößel heftiger als gewollt in den Mörser. Die Steinchen und Kristalle knirschten verdächtig.

„Aber für wen dann?“, fragte Sirius weiter. Er hoffte nicht für ihn.

„Für meinen Bruder und die Aurorin, Unbrechbarer Schwur hin oder her.“

Nun bearbeitete sie die Masse im Mörser mit ihrer ganzen Kraft und es entstand ein Brei.

„Er hat den Unbrechbaren Schwur geleistet? Wie hast du ihn dazu gekriegt?“

„Ich habe ihm etwas versprechen müssen.“

„Ach, und was?“

Alexandra hielt inne und sah auf. Sirius war aber wirklich neugierig. Überhaupt fragte sie sich warum er hier war und warum sie ihn immer und immer wieder einließ. Seine Augen sahen immer noch unglaublich neugierig aus.

„Sag ich nicht“, meinte sie dann und wischte mit einer Spielkarte, es war eine Herz Dame, den Stößel sauber und schabte dann sorgfältig den Rand des Gefäßes ab.

„Antonin und die Aurorin“, sinnierte Sirius. Plötzlich erstarrte er, er wurde weiß, er holte tief Luft und dann rief er fassungslos: „Antaia?“

„Ja, so ist wohl ihr Name“, sagte Alexandra leicht hin und breitete das Flachsnetz über dem Hals einer Flasche aus. Vorsichtig hob sie den Mörser und begann vor sich hin zu murmeln. Die braune klumpige Masse schien aus sich heraus zu leuchten. Dann schüttete sie den Inhalt durch das Netz in die Flasche.

Noch war es trüb und braun, aber die Klumpen waren weg.

„Ich verliere ungern einen Bruder und eine gute Freundin.“

„Und deshalb willst du sie mit einem Liebestrank abfüllen.“

„Nicht abfüllen, ein paar Tropfen genügen. Besser sie kompensieren ihre Energie auf diese Weise“, schränkte Alexa ein. Sirius starrte sie nun ungläubig an.

„Er ist ein Death Eater“, rief er aufgebracht.

„Und sie eine Aurorin, wo ist das Problem? Sie passen perfekt zusammen. Ich habe das Horoskop gelesen. Am ersten September wird sie ihn wieder verhaften wollen.“

Sirius sah auf. „Ich kann sie bitten, es nicht zu tun.“

„Würde sie das abhalten?“ Alexa lächelte. „Was ist, Black? Hilfst du mir oder nicht?“

„Ich werde bleiben, am Ende vergiftest du Taia noch.“

Nun lachte Alexandra, wusste sie doch aus zuverlässiger Quelle, Sirius Akte im Ministerium, dass er eine Niete in Zaubertränke war.

„Du kannst einen Schlaftrank ja nicht einmal von einem Tee unterscheiden“, warf sie ein. „Zaubertränke war nicht dein bestes Fach.“

Sirius verschränkte beleidigt die Arme. „Wer will schon gut sein, wo Schniefelus sich rein vergrub?“

„Ich weiß gar nicht, was du gegen Severus hast. Ich mag ihn.“

„Du magst auch Spinnen, Schlangen und Blutegel.“

„Du musst lernen, die Tiere zu respektieren, wenn du zaubertrankkundig sein willst. Aber ernsthaft. Auch wenn du dich über den guten Severus“, hier schnaubte Sirius verächtlich und Alexa fuhr fort, „lustig machst. Er ist einer der Besten auf seinem Gebiet in England, vielleicht sogar in Europa. Und jetzt bring mir den Korken her.“

„Ja, oh, Herrin“, spottete Sirius, ging aber tatsächlich.

Alexa rieb den Korken mit einer zähflüssigen Substanz ein, wohl, damit er dicht war.

Sirius indes beugte sich über die Flasche, der leicht gelbliche Dämpfe entstiegen, es roch zitronig, doch Alexandra zog ihn zurück.

„Atme nicht die Dämpfe ein. Sie sind zwar nicht so stark wie der Trank, aber sie haben durchaus eine Wirkung.“

„Und wie genau wirkt das Zeug?“, fragte Sirius. Wollte er es überhaupt wissen?

Alexandra hielt die Luft an und nahm mit spitzen Fingern das Netz von der Öffnung und warf es in den Kamin, wo es augenblicklich verbrannte. Dann verkorkte sie die Flasche und stellte sie in Fenster.

„Die Wirkung ist recht simpel. Der, der es trinkt, verliebt sich in die Person, die er als nächstes sieht. Da kommt es aufs Timing an. Die beiden Opfer müssen sich in dem Moment ansehen, wenn sie es trinken. Am Besten wäre es, wenn sie alleine in einem Raum sind. Und dann …“ Alexandra verstummte.

„Ja?“ Sirius schien mehr wissen zu wollen.

Die Hexe zuckte mit den Schultern. „Die Wirkung hält etwa einen Tag.“

„So kurz nur? Was versprichst du dir dann? Du hast einen Tag gewonnen. Danach wird alles wie zuvor sein. Antaia wird Dolohov verhaften wollen und er wird sich weigern, verständlicherweise.“

„Nicht unbedingt“, fuhr die Hexe dazwischen. „Im Fall dieser beiden weiß ich aus zuverlässiger Quelle, dass danach durchaus alles anders sein kann. Ich kenne meinen Bruder. Unbrechbarer Schwur hin oder her.“

„Das sagtest du bereits“, warf Sirius dazwischen.

„Eben. Wenn Antonin sie wirklich loswerden wollte, hätte er sie längst zu einem Duell, die einzige Möglichkeit, den Schwur zu umgehen, aufgefordert und er überlegt aber noch immer. Nein, er liebt es mit ihr zu spielen. Sie ist sein Hündchen, das kommt, sobald er es ruft. Er wird sie nicht töten, solange er an ihr Spaß hat.“

„Mit anderen Worten, du willst dafür sorgen, dass er ihrer nie überdrüssig wird“, sagte Sirius. Das gefiel ihm nicht.

Denn was war mit Antaia? Sie war schließlich keine Puppe. Sie hatte ein Herz, eine Seele. Die würde sie kaum an einen Feind verlieren wollen.

„Ich kann dich verstehen. Du machst dir Gedanken, was aus Antaia wird“, sagte sie.

„Ja.“ Sirius stand nun mit verschränkten Armen gegen das Fensterbrett gelehnt.

„Ich kenn sie schon sehr lange. Als wir in der ersten Klasse waren, habe ich sie zu mir nach Hause eingeladen und mein Bruder war auch dort. Sie hat für ihn geschwärmt. Wie kleine Mädchen das eben so tun, wenn sie gut aussehenden, charismatischen Männern begegnen, die ihnen das aufgeschlagene Knie verarzten.“

„Die Narbe an ihrem Knie“, rief Sirius, als erinnerte er sich.

„Ich kenne Antaia. Ich kenne sie. Wenn sie über den ersten Schock und die erste Verlegenheit hinweg ist, wird sie einsehen, dass ihr ganzer Hass vollkommen sinnlos war. Eins sollte dir zu denken geben. Angst hat sie nicht vor ihm.“

Sirius nickte langsam. In der Tat, das war selbst ihm schon aufgefallen.

„Die beiden sind wie füreinander geschaffen. Das hat meine Mutter schon gesagt und sie war eine begnadete Kartenlegerin.“

„Hat sie etwa vorhergesehen, dass die zwei zusammenkommen?“

„Ja. Und Delia sollte eigentlich Antonins Tochter sein. Dass Voldemort dazwischen kam, hatte Mutter nicht erkannt.“ Alexandra war mit dem Aufräumen fertig und kochte nun Wasser.

„Hat sie dir auch die Zukunft vorhergesagt?“, fragte Sirius und Alexandra nickte.

„Will ich das wissen?“, murmelte Sirius und ging zu den Sesseln vor dem Kamin hinüber. Dort standen bereits zwei Tassen, auf deren Grund schon die Teeblätter lagen. Alexandra kam mit einer Kanne heißem Wasser hinterher und goss auf.

„Keine Sorge. Sie hat gesagt, dass ich mit einem Lehrer zusammenkommen werde. Und das trifft nun wirklich nicht auf dich zu“, lachte sie. „Sie sagte …“

Die Hexe stockte, als schien sie zu überlegen.

„Durch eine Verwechslung erkenne ich in einem Professor mein zweites Ich. Genauso stur, hitzköpfig und skrupellos. Obwohl ich ihr das stur übel nehme.“

Sie pustete etwas in die heiße Tasse. Der Dampf stieg ihr ins Gesicht und sie lehnte sich aufatmend zurück.

„Warum bist du dann noch hier und nicht längst in irgendeiner Schule, um deinen Professor zu suchen?“, fragte Sirius.

„Im September beginne ich in Pfützensee. Ich werde die neue Professorin für Zaubertränke.“

„Na dann, herzlichen Glückwunsch“, hob Sirius seine Tasse hoch und setzte sie an die Lippen, nur um dann laut zu fluchen. Das Wasser war einfach zu heiß.
 

***
 

„Paris. Warst du da schon mal?“, fragte Ron und stocherte in seiner Schale mit Eis. Harry starrte aus dem Fenster und schüttelte den Kopf. „Wozu? Ist sicher auch nichts anderes als London.“

„Fleur war sicher schon mal in Paris“, überlegte Ron.

„Fleur ist deine Schwägerin“, warf Harry ein und drehte sich um. „Weißt du eigentlich, wo Sirius ist oder Remus?“

„Nee, keinen Schimmer“, schüttelte der andere den Kopf. Harry sah überlegend zur Tür.

„Du überlegst doch nicht etwa, da raus zu gehen“, fragte Ron misstrauisch.

„Ich bin ja wohl kein Kleinkind, das man an die Hand nehmen muss.“

„Nein, du bist der von Du weißt schon wem meist gesuchte Magier“, warf Ron ein.

„Voldemort wird wohl kaum vor der Tür hocken und darauf warten, dass ich alleine aus dem Haus gehe“, winkte Harry den Einwurf ab und machte Anstalten, die Küche zu verlassen.

„Wo willst du hin?“, fragte Ron alarmiert und sprang auf.

„Weg“, kam es kurz als Antwort.

„Dann komme ich mit.“

„Nein“, fuhr Harry den anderen regelrecht an, dass dieser stutzte. Er stieß die Tür auf und ehe Ron reagieren konnte, war Harry schon fort.

„Scheiße“, fluchte Ron. Dieser Hund war zur Tür appariert und weg.
 

***
 

„Es gibt Verräter in unseren Reihen, Pettigrew“, zischte Voldemort und sah zu dem Animagus hinunter.

„Ja, Mylord“, nickte dieser.

„Bist auch du ein Verräter?“ Rote Iriden schraubten sich regelrecht in die grauen des verängstigten Zauberers.

„Dass Flint nichts taugt, war mir gleich klar.“ Der Dunkle Lord sah auf. Duane Avery stand etwas am Rand. „Aber Nott und Malfoy?“ Die Augen verschmälerten sich. „Erscheint mir doch unwahrscheinlich, Avery“, fuhr Voldemort fort.

Der Zauberer sagte gar nichts, sondern senkte nur den Blick.

„Sie haben nichts gesagt. Es gab keine Anzeichen für Verrat. Du musst dich irren.“

„Sehr wohl, Mylord.“

Voldemort richtete sich auf. „Ich schätze es nicht, wenn in den eigenen Reihen eine Hetzjagd angezettelt wird. Du hast mir das Siegel gebracht, drum will ich dir das eine Mal verzeihen.“

Avery verneigte sich tief, war das doch das Stichwort zu gehen.

Doch kaum war er aus dem Raum, zischte Voldemort leise: „Setz deine Spitzel auf ihn an und bring McNair her.“

„Welchen, Mylord?“, fragte Pettegrew. Zu recht. Es gab inzwischen drei unter den Anhängern. Walden McNair und seine beiden Söhne Jason, neunzehn, und Todd, einundzwanzig.

„Todd McNair.“

Peter machte sich auf den Weg.
 

***
 

„Mit Ihnen verhandle ich nicht“, sagte Harry.

Lucius Malfoy bewegte sich keinen Millimeter. Er hob lediglich eine Augenbraue, blieb aber sonst stumm.

„Das sollst du auch gar nicht. Ich bin der, mit dem du verhandelst“, sagte Francis Nott. Er hatte die letzten Worte gehört und schloss die Tür, durch die er eben gekommen war. In einer Hand hatte er einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit und der Jüngere fragte sich, für wen der Trank bestimmt war.

Francis hustete und schimpfte leise vor sich hin. Dann schlürfte er an dem Getränk, das offenbar heiß war und Harry nahm den leichten Geruch von Kamille war.

Uh, der Death Eater war krank. Der junge Zauberer biss sich auf die Zunge, um nicht schadenfroh zu grinsen. Das wäre angesichts der Eins-zu-zwei-Unterlegenheit unangebracht. Er schielte zu Lucius hinüber, der sich noch immer nicht bewegte hatte, und richtete dann seine ganze Aufmerksamkeit auf Francis Nott.

„Ich schlage dir ein Geschäft vor, Potter“, begann dieser. „Du hilfst uns und dafür kommst du heute lebend zurück nach Hause.“

Harry runzelte die Stirn. „Warum sollte ich darauf eingehen?“

„Nun, weil du, wenn du es nicht tust, nie wieder irgendwas tun wirst. Es sei denn, du wirst wie der Rote Baron.“

Francis schielte über seine Brille hinweg und ein leicht sadistischer, zufriedener Zug hatte sich auf seine blassen Lippen gelegt. „Warum, glaubst du, ist Lucius hier? Warum, glaubst du, bewegt er sich nicht?“

Harry wurde es mulmig und das war noch untertrieben.

„Er hat einen vergifteten Pfeil auf dich gerichtet. Tödlich wie Avada Kedavra. Nur nicht nachweisbar. Setzt dich und hör zu.“

Harry wusste nicht, was er sonst tun sollte, also tat er, war Francis sagte. Wie hatte er nur so dumm sein können?
 

***
 

Hermione wartete etwas abseits von Antaia, die mit ihrer Tochter Delia vor dem Grab von ihrem Mann stand. Sie gab ihrer Schwester immer etwas Zeit für sich, nachdem sie das Grab neu bepflanzt und in einer kurzen Gedenkminute inne gehalten hatte. Sie ließ ihren Blick über die anderen Gräber schweifen. Dies war kein normaler Friedhof. Hier waren ausschließlich Magier zur Ruhe gebettet.

Sie beobachtete zwei Besucher. Es war ungehörig, sie wusste es, Leute so anzustarren, aber irgendwie konnte sie den Blick nicht wegnehmen, bis sie auch wusste, wieso. Sie kannte die zwei, die dort den Weg entlang kamen.

Und ihr blieb fast das Herz stehen. Es waren Istave Lestrange und dessen Großneffe Draco Malfoy.

Hermione suchte bereits nach einem Versteck, aber da hatte Lestrange sie schon entdeckt.

Sie fand den alten Zauberer unheimlich. Wahrscheinlich, weil dessen Iriden violett schimmerten, wenn Licht drauf fiel, das gab ihm etwas Dämonisches.

„Miss Granger“, sagte seine ruhige Stimme und erst da schien Draco sie wahrzunehmen.

Er sah sie mit undefinierbarem Blick an. Herm schluckte. Was mochte er nur wieder gemeines von ihr denken? Was würde er Istave sagen, sobald sie außer Hörweite war? Oder wartete er nicht mal, bis sie ihn nicht mehr hören konnte?

Doch was dann geschah, raubte ihr den Atem. Er sagte gar nichts. Er nickte ihr lediglich zu und ging dann weiter.

Überhaupt verhielt er sich so anders.

War es, weil Istave in der Nähe war? Der Alte mochte kein Death Eater sein, wenigstens er war nicht so dämlich gewesen, aber er war dennoch gefährlich.

Hermione blickte den beiden nach, die weiter den Weg hinuntergingen und wahrscheinlich hätte sie dem Ganzen weiter keine Beachtung geschenkt, wenn Draco sich nicht noch einmal umgedreht und sie angesehen hätte.

Erst als Istave ihm eine Hand auf die Schulter legte, wandte er den Blick ab und ging weiter.

Irgendwas war anders. Hermione lächelte leicht.

„Wer war das?“, fragte Delia. „Ein Freund aus Hogwarts?“ Den jüngeren hatte sie doch schon auf dem Bahnhof gesehen. Der Name war ihr entfallen, Harry war einfach faszinierender gewesen, da grummelte Herm schon: „Feind trifft es wohl eher. Das waren Draco Malfoy und Istave Lestrange“, erklärte Hermione.

„Ich wusste gar nicht, dass dieser Malfoy so gut aussieht“, bemerkte Antaia und Hermione zuckte vor Schreck zusammen.

„Gut aussieht?“, fragte sie fassungslos.

„Findest du nicht?“, gab ihre große Schwester zurück.

„Schon, aber er hat einen ganz miesen Charakter“, wedelte Herm mit den Armen.

„Nicht aufregen, Schwesterchen, du sollst ihn ja nicht gleich heiraten.“

„Aber?“, lauerte Hermione.

„Vielleicht nicht immer so feindselig sein“, setzte Antaia nach.

„Nicht feindselig? Dieser Bastard beleidigt mich, meine Familie, meine Freunde.“

Antaia nickte verstehend und sie machten sich auf den Weg zum Ausgang.

„Nicht nachtragend. Böses Blut wird irgendwann bittere Tränen fordern“, sagte sie und fasste Delia fester an der Hand, das die Kleine verwundert aufsah.

„Und das sagst du mir? Wer verfolgt denn Dolohov?“, regte sich Hermione auf. Sie hatten inzwischen den Ausgang erreicht. Antaia sah ihre Schwester böse an. „Das ist etwas ganz anderes. Worte können dich nicht töten, seine Taten aber schon. Schon vergessen, was er dir angetan hat?“

„Wörter können auch töten“, sagte Hermione finster und wandte dann demonstrativ den Kopf ab. Sie wollte nicht mehr über Draco oder Dolohov reden.

„Entschuldige. Du hast natürlich ein Recht darauf, jeden zu verachten, der dir schaden will. Ich meine nur, dass Menschen sich ändern können.“

„Kann schon sein. Aber ein Malfoy ist kein Mensch“, sagte Hermione.

Sie runzelte die Stirn.

Oder? Wieso hatte er sich noch einmal umgedrehte? Draco hatte nicht so ausgesehen, als wollte er ihr irgendwas antun, eher, als wollte er nur noch sehen, ob sie noch da war.

Seltsam.
 

***
 

Lucius lächelte leicht, als Harry weg war und die Tür sich hinter dem Jungen geschlossen hatte. „Ein vergifteter Pfeil?“, fragte er und schielte zu Francis, der heftig hustete.

„Mir ist nichts Besseres eingefallen. Aber er hat uns geglaubt. Naiv, nicht zu fassen. Wie ist er nur so oft dem Dunklen Lord entkommen?“

Lucius kam langsam zu Francis hinüber. Er hatte sich nicht bewegt, weil er extreme Schmerzen hatte. Jede Bewegung fiel ihm schwer.

„Durch Glück des Einfältigen. Aber unterschätz ihn nicht.“ Seine Hand krallte sich um die Lehne von Francis Stuhl. Er musste sich abstützen, seine Beine drohten unter ihm wegzubrechen.

„Du solltest einen Heiler aufsuchen, Lucius. So nützt du mir wenig.“ Francis stand abrupt auf und der andere schwankte, als der Stuhl verschoben wurde.

Er sah verärgert zu Francis hinüber. „Als wenn es dir besser geht“, zischte er.

Wieder wurde Francis von einem heftigen Hustenanfall geschüttelte. Blut mischte sich in seinen Speichel und leicht angewidert sah er auf seine Hand. Die grünen Handschuhe waren ruiniert.

„Ich sollte Zaubertrankbrauer aufsuchen“, schniefte er und zog die Handschuhe aus.

„Snape würde ich nicht trauen“, sagte Lucius.

Francis schnaubte: „Ich trau ja nicht mal dir, Lucius“ und ging.
 

***
 

Lilien ließ die Stricknadeln sinken und sah besorgt zu ihrem Ehemann, der soeben das Zimmer betrat.

„Du siehst nicht gut aus“, sagte sie.

„Ich fühle mich auch nicht gut“, versuchte er zu lächeln. Er kam zu ihr hinüber und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Dann ließ er sich in einen hohen Sessel fallen und seufzte.

„Wo ist dein einer Handschuh?“, fragte Lilien.

Francis sah auf seine nackte Hand und betrachtete sie sich, als würde er sie das erste Mal sehen.

„Ich brauche neue. Die alten sind verdorben“, sagte er leise. Lilie ließ ihr Strickzeug fallen und kam zu Francis hinüber. Sie setzte sich auf die Lehne von seinem Sessel und sah ihn nun wirklich voller Sorge an.

„Was ist los, Francis?“, fragte sie eindringlich. Sie ergriff die Hand mit dem Handschuh und zog ihn ab. Erschrocken zog sie die Luft ein.

Rote Striemen zogen sich quer über die Haut. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingerspitzen darüber und merkte wohl, dass ihr Ehemann zusammenzuckte. Er musste Schmerzen haben.

„Das solltest du dir von einem Heiler ansehen lassen“, meinte sie, doch er winkte ab.

„Nicht nötig. Wozu habe ich denn einen begabten Sohn in Zaubertränke.“ Er sah lächelnd zu ihr auf. Lilien versuchte es unbekümmert zurück zu geben, doch es gelang ihr nicht. Sie beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn. Und er merkte ihren Schmerz und ihre Sorge. Es gefiel ihm nicht Geheimnisse vor ihr zu haben, aber so war es besser.

„Hi, Dad“, sagte da Timothy, der jüngste der Familie Nott. Die Eltern sahen zu ihren fünfzehnjährigen Sohn.

„Sag, Großmeister der Tränke“, scherzte Francis, „Hast du auch etwas Brauchbares in deinem Hobbykeller?“

Der Junge schob beleidigt die Unterlippe vor. „Natürlich. Was glaubst du, warum ich rauf komme?“ Er ging zu seiner Mutter und reichte ihr zwei Flaschen.

„Das grüne gegen seinen Husten und das helle gegen die Schürfwunden“, erklärte er Lilien, als würde er seinem Vater nicht zutrauen sich selber zu behandeln.

„Bis heute Abend.“ Damit war Timothy wieder weg.

Francis sah ihm seufzend nach. „Eine Schande, dass sein Talent auf einem Muggelinternat vergeudet wird“, murmelte er.

„Er wäre nie über die Fähigkeiten eines Zweitklässlers hinausgekommen.“ Lilien schraubte eine der Flaschen auf und beträufelte damit Francis Hand. Der hatte in der anderen seinen Kopf abgestützt.

„Aber in Zaubertränke ist er gut, oder?“

Lilien nickte.

„Und fliegen tut er auch ganz passabel.“

Nun lachte Lilien. „Passabel? Theodor weigert sich inzwischen mit seinem kleinen Bruder um die Wette zu fliegen. Tim ist besser als er.“

„Wirklich.“ Francis richtete sich auf. „Das muss ich sehen.“ Schon war er aufgesprungen und rief einmal die Treppe hinauf, nach Theodor und einmal die Treppe hinunter nach Timothy.

„Francis, ich war noch nicht fertig“, beschwerte sich Lilien.

„Später“, winkte der Zauberer ab. Er schraubte die grüngefüllte Flasche auf und nahm einen tiefen Schluck, griff dann nach zwei Handschuhen und streifte sie über und griff nach seinem Besen, als seine beiden Söhne gerade vor ihm antraten.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst“, rollte Theodor mit den Augen.

„Doch“, nickte Francis und ging entschlossen zum Garten. „Wir sehen uns auf dem Rasen, Jungs.“

Tim seufzte genervt. Er hatte gerade einen Trank auf dem Feuer und auch Theodor war wenig begeistert. Dennoch fügten sie sich, schnappten sich ihre Besen und gingen an Lilien vorbei, die über soviel Unvernünftigkeit nur den Kopf schüttelte hinaus ins Freie.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Gleda: Du hast es schon wieder getan. Du hast eine neue Figur auftauchen lassen.
 

Saturn: *strahl* Ich weiß, ist Timothy nicht niedlich?
 

Blue: Kann ja sein, aber jetzt wirst du ihn auch garantiert verkuppeln wollen und dann ist es noch ein Pairing mehr.
 

Saturn: *Kopf schüttel* Nein, es sind Z.W.E.I. zusätzliche Pairings. Ich habe auch zwei neue Charaktere, na gut, einer ist tatsächlich original. Ich denke Istaves Familie ist viel zu klein, wenn Bella und Rudolphus auftauchen, wird auch Rabastan im Schlepptau sein.
 

Babyate: Ist ja gut und schön, aber wer von den Mädels muss denn dran glauben? Also Padma sicher für Timothy, dass schreit ja gerade zu danach.
 

Saturn: Genau, die muss beschäftigt werden und die arme andere Irre wird nicht verraten, im Grunde ist das auch nur für den Hintergrund wichtig, selber spielt sie keine Rolle.
 

Babyate: *Hand vor Augen schlag*
 

Saturn: Tja, wo war ich? Ah, schon wieder ein Kapitel um, dabei wollte ich die ganzen Sommerferien in einem unterbringen.
 

Blue: Dein Versprechen war auch maximal 300 Seiten. Du bist jetzt schon bei Seite über 130.
 

Saturn: Echt? Soviel? Ist ja komisch. Aber das sind vorgeschriebene Szenen, ein Gerüst, Gerippe, das muss jetzt noch ordentlich gefüllt werden. Ach, es wird wieder sehr vielfädig.
 

Moonlily: *Augenbraue hochziehe* Vielfädig?
 

Babyate: Saturn ist auch Wortneuschöpferin. Du wirst dich wundern, manches ist nicht falsch geschrieben, sie will es tatsächlich so haben.
 

Moonlily: Ah, so wie die Aurora? Ich frag mich wirklich wie du darauf kommst. Das ist was völlig anderes.
 

Gleda: Ja, Aurora ist eine Prinzessin die hundert Jahre schläft.
 

Babyate: Hieß die nicht Dornröschen?
 

Gleda: Nicht bei Disney.
 

Blue: Die schläft aber auch nicht hundert Jahre. Disney hat seine eigenen Gesetze, die schreiben ganze Märchen um, nur damit es ein Happy Ende gibt.
 

Saturn: HA! Von wegen!!! Was haben sie nur mit Fluch der Karibik getan? Wieso? Wieso? Tu ich so was? *alle weghören, die das Ende noch nicht kennen und es noch sehen wollen!!!*
 

Babyate: Nein. Noch nicht.
 

Moonlily: Scht!!! Bring sie nicht auf Ideen.
 

Saturn: Mhmm. *nachdenke* Wenn Disney Willy umbringen kann, kann ich eigentlich auch Draco abkratzen lassen, oder *ganz aufgeregt ist* Marcus. *ganz hysterisch vor Freude werde* Marcus stirbt für Charlie in den Armen seines Geliebten. Mann, das ist so gut, das könnte funktionieren.
 

Blue: *Augen zuck* Du! Willst! Marcus! Umbringen?!
 

Saturn: Öhm, ja, sagte ich doch gerade. Sagte ich das? *zu Severus schau*
 

Sev: *Brille zurecht rück und auf den Monitor schau* *nick* Ja, du willst ihn töten. Wird sicher kitschig und unerträglich tragisch romantisch.
 

Gloomy: Seit wann hast du eine Brille?
 

Chanti: Das kommt davon, wenn man zu viel vor dem Computer sitzt. Tsts.
 

Sev: Ich werde hier ja wohl gezwungen!!! *zeter*
 

Gleda: *ihn ignorier* Das nächste Kapitel heißt ‚In Flammen’. Ah, Saturn überlegt, ob Ginny da nicht schon mal ein Auge auf Todd werfen könnte, oder?
 

Moonlily: So als Geburtstagsgeschenk wäre es doch nicht schlecht.
 

Saturn: Also, als Geburtstagsgeschenk hätte ich einen Mann aber lieber mit Schleife und sonst gar …
 

Babyate: Ja?
 

Moonlily: Wir sind ganz Ohr.
 

Saturn: *räusper* … und nicht nur so vom weiten.
 

Rest: … *zu Sev schiel* Armer Kerl.
 

Saturn: Nun, es heißt ‚In Flammen’, weil Antonins Haus abfackelt. Das ist eine wichtige Schlüsselszene, denn er bezieht ein neues Quartier.
 

Leserbriefe:
 

@Dessi: Es verwundert mich gar nicht, dass du sofort darauf kamst, dass die dritte Verhaftung von Antaia/Antonin von dir richtiger Weise IM Schlafzimmer vermutete wurde.
 

Knacksi: Na, sag ich doch, essen, schlafen und baden sind nun mal wichtige Sachen.
 

Blue: Sehr richtig, aber eigentlich hatte Saturn nur nach möglichst verfänglichen Orten gesucht.
 

Saturn: Komm schon, das Restaurant war nicht wirklich verfänglich.
 

Gleda: *räusper* Antaia wurde als Mrs Dolohov betitelt.
 

Saturn: Tja, sieht aus, als wäre die Kellernin Hellseherin. Nebenbei freut es mich, dass AntaiaXAntonin so gut bei euch ankommen, wo sie doch ausgedacht bzw Nebencharakter sind.
 

@kittykatty: Wieso hat Lucius Malfoy Hermine nicht auf irgendwelcher Art beleidigt? Weil es nicht Herm war, was ihn davon abhielt, sondern die Anwesenheit von Harry und damit kommen wir zu Frage 2: Wieso will der Vater von Theodor sich unbedingt mit Harry treffen? Bestimmt irgendeine Falle... Ähm, Falle: ja, für Harry: nein. Francis und Lucius wurden wie schon erwähnt gefoltert und das von Voldi, nur hatte das auch einen Grund. Die beiden verraten ihren Herrn und Meister tatsächlich und dafür brauchen sie Harry, weil nur der ein Pasel ist. Wie, warum und wieso kommt später. Aber seid versichert, die beiden DE tun dem Goldjungen, wie Harry anderswo betitelt wird, gar nichts. Ganz im Gegenteil…

Charabeschreibungen sind in Arbeit und werden entsprechend erweitert, wenn neue wichtige Personen dazukommen, nur Bilder finden sich so schlecht, ich weigere mich die aus dem Film zu nehmen und bei den anderen weiß ich nicht wie es mit den Rechten ist.
 

Saturn: angel90 bekommt den Pokal *mit Finger schnipp*
 

Sev: *bricht fast unter einem überdimensionalen Pokal zusammen* *überreicht ihn angel90*
 

angel90: *bricht damit zusammen*
 

Gleda: *trocken* Das hast du prima gemacht. Deine Leserin ist matsch. Wofür ist diese Schrottding?
 

Saturn: Dafür, dass sie Ron und Pancy rausgefunden hat. *Pokal wegroll* angel90?
 

Antonin: Platz da, aus dem Weg, das ist ein Fall für mich. *schnapp sich die Ohnmächtige und rennt wieder raus*
 

Gleda: *schmoll* Wieso? Ich hätte das sein sollen!
 

Saturn: *seufz* Groupie! Wie kann man nur so auf eine fiktive Figur abfahren?
 

Rest: *anklagend auf Sev deut*
 

Saturn: *bell* DER ist ECHT!!!
 

-Anika-: *reingestürmt komm* Ich habe es auch rausgefunden.
 

Saturn: Stimmt. *Finger schnipp*
 

Sev: *seufz* *hebt den Pokal, der von angel90 nicht mehr gebraucht wird und überreicht ihn

–Anika-*
 

-Anika-: *zusammenbrech*
 

Gloomy: Knock out, die zweite.
 

Saturn: Das kommt davon, wenn man sich Strippoker mit den Charas wünscht und eine Mrs Robinson. Also, Mrs Zabini wird mit keinen der Jungs schlafen, aber einer der Jungs wird einen Herzanfall bekommen, wenn er erkennt, wer seine neue Stiefmami wird, bedenke man, dass ich die Tatsache, das Mrs Zabinbi mehrfache Witwe ist, übernehme.
 

Babyate: Jetzt tu mal nicht so unschuldig, die Strippocker-Szene ist doch schon geplant.
 

Saturn: *pfeif* Nun, jetzt habt ihr ein neues Rätsel, wer wird Blaise Stiefbruder?
 

@Lionnes: Warum man sich keine Sorgen um Lavender machen muss? Nun, weil es Blaise sein wird, der SIE auf Knien anfleht nicht zu gehen und ihn allein und traurig zurück zulassen.
 

Gleda: Du liebst es Männer am Boden winseln zu sehen, ne, Cousinchen?
 

Saturn: *Augen leicht* JA! *zu Sev schiel*
 

@ cosmo_lady: Ja, Zacharias ist bösartig, auch er sollte, wie bekanntlich auch Harry, eigentlich nach Slytherin. Wie man sieht ist es nur einer von unserem (noch) Trio geworden. Auch die zukünftige vierte der Pokerrunde (Mirabelle Lestrange) soll ursprünglich nach Slytherin gehen.

Nächste Frage: Hermione wird nicht Schlammblut genannt, weil sie keins ist, sie ist halbblütig, Mr Ganger ist ihr Stiefvater, weiß sie nur nicht. Die Briefe an Harry sind von Francis Nott, wie du ja jetzt unschwer bemerkt haben wirst.

Was passiert mit Theodor und Parvati? Sie kommen zusammen und haben sich furchtbar lieb, bis zum Kapitel: „Die Nacht, in der alles passierte“ (hier in der Geschichte 31.12-1.1.)

Und wer Blaise neuer Papi wird, ist das neue Rätsel, aber es gibt ein Tipp. Er ist ein DE.

Frage war: ‚uuuuuuuuuuuund...kommt die süße diane nochma vor?^^’ Ich nehme mal an, du meinst Delia, die Nichte von Herm. Ja, die kommt noch vor und da ja Antaia und Antonin zusammenfinden, ist schwer zu erraten, wer IHR neuer Daddy wird.
 

@ Miralana-sama: 'Spem metus sequitur' heißt „Der Furcht folgt die Hoffnung“, unglaublich spektakulär jetzt, nicht? Man kann es aber auch mit „die Hoffnung ist nie ohne Furcht“ oder so übersetzen (steht in „Latein für Angeber ^^) aber das andere gefällt mir besser, ist optimistischer.
 

Gleda: Noch jemand, die auf PancyxRon gekommen ist.
 

Saturn: Oh! *Finger schnipp*
 

Sev: Nein. Vergiss es. Das Ding ist scheiße schwer!!
 

Saturn: Tsts, diese Ausdrücke *rollt den Pokal von –Anika- runter und zu Nanetta hinüber* *kann ihn nicht mehr halten*
 

Nanetta: *geplättet ist*
 

Blue: Wenn du nicht bald rücksichtsvoller wirst, gehen dir deine Leserinnen verloren und du hast schon so wenige.
 

Saturn: *Augen zuck* Irgendwelche Kritik???
 

@Nanetta: Nun, es tut mir leid, dass du eine Abneigung gegen das Charlie-Marcus-Pairnig hast. Deine Frage war, ob die Szenen wichtig sind. Eigentlich schon, hier wird die Wahrheit von Fortunas Siegel erzählt. Aber du kannst auch einfach fragen, wie du siehst ist die Redaktion bald länger als das eigentliche Kapitel, weil ich diesmal so ziemlich alles beantworten werde, das ist EURE Chance!!! Ich hoffe nur, es wird dann nicht langweilig noch zu lesen, wenn man schon alles weiß. Was Francis von Harry will? Ähm, siehe oben, mehr verrate ich dann doch nicht. *zwinker*
 

@suz: Ja, der gute Draco bekommt noch viel ärgere Probleme. Auf die siebente Klasse lauerte eine Strafarbeit und Draco wird da genötigt sein … nein, ich sag es nicht. Es ist ja noch nicht so weit.
 

@DarcAngel: Du hattest so viele Frage auf meine vorhergehende FF „Beschwörung“, die ich weites gehend dort am Ende vom Epilog beantwortet habe.
 

Bis zum nächsten Kapitel, Eure Malin

In Flammen

Kapitel fünf - In Flammen
 

Montag, 11. August 1997
 

Todd McNair hatte wirklich miese Laune. Soeben hatte er einen Spezialauftrag des Dunklen Lords persönlich erhalten.

Er sollte alles über Marcus Flint herausfinden, seine Familie, seine Freunde, Freundinnen. Todd verzog das Gesicht. Ob der überhaupt eine Freundin hatte?

Er rief sich das letzte Bild des Jüngeren, mit dem er vor knapp drei Jahren zusammengearbeitet hatte, ins Gedächtnis.

Man konnte nicht gerade behaupten, dass das dem Bild eines gut aussehenden Mannes entsprach.

Todd kam an einem Schaufester vorbei und sein Blick streifte sein Spiegelbild.

Er nickte kurz anerkennend.

Ja, anders als er selbst. Er sah ohne Zweifel gut aus.

Und die Liste seiner Verehrerinnen war lang, sowohl zu Schulzeiten, als auch nach der Schule.

Er überquerte die Straße, schlängelte sich zwischen den Muggeln hindurch, die zur Arbeit gingen.

London. Er hob etwas den Kopf.

Die Stadt war ihm zu groß, zu laut, zu voll. Aber er musste hier sein. Er wollte ins Ministerium. Am besten fing er mit dem an, was der Dunkle Lord nicht haben wollte. Das, was jedem zugänglich war.

Er zog einen Zettel heraus und blickte auf eine Zimmernummer unter einem Namen.

Das würde interessant werden. In wenigen Minuten sollte er Antonin Dolohovs Schwester Alexandra kennenlernen.
 

***
 

„Beeil dich, Fred!“, meckerte Ginny und sah auf die Uhr. Ihr großer Bruder drehte sich langsam um und betrachtete sie leicht missmutig.

„Nur nicht so ungeduldig, Schwesterchen. Charlies Zug ist noch gar nicht da.“ Fred sah zu George, der soeben den Laden in der Winkelgasse schloss.

„Eine Schande. An einem Montag nicht zu öffnen. Da kannst du mal sehen, wie viel du uns bedeutest.“

„Ich bin ganz gerührt“, gab sie sarkastisch zurück. Ron hatte angeboten, im Laden auszuhelfen und auch Angelina, Freds Freundin, wäre eingesprungen, doch die Zwillinge hatten abgelehnt.

„Na los, beeile dich, sonst kommen wir noch zu spät“, rief nun George und Fred zog Ginny am Arm, dass diese leicht stolperte.
 

***
 

Todd sah missmutig in den Himmel, der sich zuzog. Es würde doch keinen Regen geben. Alexandra war sehr höflich gewesen, aber sie hatte ihm nicht wirklich weiterhelfen können.

Er zog das dünne Heftchen hervor und schlug es auf. Es enthielt ein aktuelleres Foto von Marcus und Todd musste seine Unterstellung bezüglich der Freundin revidieren.

Marcus war jetzt einundzwanzig. Das hieß, seit etwa drei Jahren Death Eater.

Voldemort nahm einmal im Jahr, klassischerweise zum Jahreswechsel, neue Anhänger in seine Reihen auf und nur, wenn sie volljährig waren.

Todd wusste, dass es dieses Silvester eine ganze Reihe aus Hogwarts treffen würde. Unter anderem auch Malfoy. Todd verzog das Gesicht. Den konnte er gar nicht ausstehen.

Ansonsten stand nicht viel in dem Heft.

Quidditchkapitän zu Schulzeiten, im Haus Slytherin, von dem hatte Todd einiges gehört, das wichtigste, das Severus Snape dort Hauslehrer war.

Jemand, dem Todd nicht über dem Weg traute.

Einzig lebende Verwandte von Marcus war dessen Mutter, keine Kinder, keine Frau, Verlobte, Freundin, jedenfalls nichts, was in den Akten stand.

Fiel nie zuvor auf.

Einlieferung in Azkaban am ersten Juni. Man warf ihm vor, einen der unverzeihlichen Flüche angewandt zu haben. Verhaftet von Duane Avery und Arthur Weasley.

Todd schnaubte verächtlich.

Ausgerechnet Avery. Der hatte mehr Leute mit den unverzeihlichen Flüchen umgebracht als jeder andere Death Eater. Todd würde es nicht wundern, wenn Avery selber einmal an einem solchen sterben würde.

Gönnen würde er es ihm. Avery konnte auch er nicht ausstehen. Der Mann war ihm zu hinterhältig.

Jemand rempelte ihn an und er wurde aus den Gedanken gerissen.

„Komm schon, komm schon“, rief dieser jemand einem Mädchen zu, das Todd nur aus dem Augenwinkel sah. Er fixierte den Störenfried. Es war ein rothaariger Mann. Todd blinzelte. Sah er jetzt schon doppelt?

Da fiepste es atemlos neben ihn: „Entschuldigen Sie.“ Das Mädchen hatte sich entschuldigt und schon rannten die drei weiter.

„Ich hasse London“, murmelte Todd und wandte sich wieder ab.

Vielleicht sollte er mal diesem Arthur Weasley einen Besuch abstatten, überlegte er. Ihn interessierte es brennend, wen Marcus mit dem unverzeihlichen Fluch belegt haben soll. Zutrauen tat er es ihm nicht.
 

***
 

Es war Abend geworden. Ginny hatte Annica und Laureen eingeladen und die Freundinnen waren auch gekommen. Ebenso Harry und Hermione.

Laureen und Harry diskutierten hitzig über die richtige Taktik bei der Motivation der Spieler. Hermione erklärte Arthur gerade die Entwicklung von Computern und Annica hörte interessiert zu. Ginny war es zu langweilig und sie ging zu Molly in die Küche, doch ihre Mutter hatte offenbar alles unter Kontrolle. Da fiel ihr Blick aus dem Fenster. Sie entdeckte Charlie auf der Bank nahe dem Haus. Neben ihm lag eine Katze und spielte mit dem Ärmel von seinem Umhang. Doch der Zauberer schien es gar nicht wirklich mitzubekommen. Er saß dort und starrte in den Nachthimmel.

„Was ist denn mit Charlie?“, fragte Ginny und Molly hob seufzend den Kopf.

„Am besten fragst du ihn das selber“, sagte sie und Ginny ging hinaus.
 

***
 

„Jo, Charlie.“ Fred und George kamen über den Rasen und trugen eine Kiste mit zweifelhaftem Inhalt.

„Habt ihr schon wieder ein Feuerwerk geplant?“ Ginny hob skeptisch die Augenbrauen. Sie war bei ihren Brüdern angekommen.

„Charlie hat das letzte ja verpasst“, warf George ein.

„Ja, und das ist wirklich eine Schande“, nickte Fred.

Die Zwillinge grinsten und gingen weiter. Ginny setzte sich neben Charlie. Sie hob die Katze auf den Rasen, die protestierend miaute und es sich dann unter der Bank gemütlich machte um mit Charlies Schnürsenkeln weiterzuspielen.

„Du bist so still“, begann sie und Charlie sah sie verwundert an. „Ist irgendwas passiert? Etwas mit einem deiner Lieblinge?“

Nun zuckte ihr Bruder leicht zusammen. Ginny runzelte die Stirn und nickte ernst: „Da denkt man, Drachen kann nichts umhauen, aber unsterblich ist wohl doch kein Wesen.“

„Drachen“, sagte Charlie überrascht. „Den Drachen geht es gut.“

„Aber was ist denn dann?“

Der Zauberer sah wieder zum Himmel. „Meinst du es stimmt, dass es für jeden einen Stern gibt, der über einen wacht?“

Nun war es Ginny, die überrascht aufsah. Sie richtete ihren Blick auf ihren Bruder und legte den Kopf leicht schief.

Sie musterte ihn eine ganze Weile, während sie nachdachte und plötzlich fragte: „Wie heißt sie?“

Charlie lächelte und sah sie sah. „Sie? Wen meinst du?“

„Du bist verliebt und wärst lieber bei ihr als hier, oder?“

Er schüttelte den Kopf. „Wie kannst du denken, dass ich an deinem Geburtstag lieber woanders wäre als bei dir, Schwesterchen?“ Er legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie leicht an sich.

Sie lehnte sich gegen ihn und zog die Beine an.

Wieder saßen sie nur da und sahen zu den Sternen, bis Ginny leise fragte: „Erzählst du mir, was passiert ist?“

Erst dachte sie, er würde nicht antworten, doch dann sagte er: „Wir waren ins Ministerium eingebrochen um ein Artefakt zu stehlen und man hat uns erwischt. Doch dass ich der Strafe entkam, bereitet mir mehr Schuldgefühle, als ich gedacht hätte. Lieber säße ich in Azkaban, als diese Entscheidung hinzunehmen.“

Ginny wandte ihr Gesicht nach oben. „Wir?“

Charlie sah sie an. „Pass auf, mit welchen Leuten du dich einlässt und mach um die, die Ärger versprechen, einen großen Bogen.“

Ginny grinste: „Das heißt, wir werfen Ron aus dem Haus und Harry und Hermione, natürlich.“

Charlie lachte leise und setzte nach: „Und die Zwillinge.“

Und wie auf Stichwort schoss eine der Raketen der Zwillinge in den Himmel, gefolgt von einem: „Verflucht, Fred, du hättest mich treffen können.“

„Dann steh doch da nicht rum, Ron.“
 

Dienstag, 19. August 1997
 

„Mary Sue, was ist passiert?“, fragte Charlie, als seine Assistentin sein Zelt betrat. Acht Tage war er zu Hause gewesen. Nun war er wieder zurück bei seinen Drachen und Ginny verbrachte ein paar Tage bei ihrem großen Bruder. Auch die Hexe hob nun den Kopf.

Mary Sue straffte die Schultern, als sie eintrat. Sie schluckte, bevor sie sagte: „Du hast es noch nicht gehört, nehme ich an.“ Ihre Stimme war sehr leise, dennoch verstand Charlie sie.

„Ich fürchte nicht. Ist irgendwas mit deiner Tochter oder deinem Mann?“

„Anne geht es gut“, sagte Mary Sue leise und kam nun bis zum Tisch und ließ sich auf den Stuhl fallen.

„Und Edwin hat nun nichts mehr zu befürchten.“ Sie starrte auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen.

Ginny riss die Augen auf und sah zu Charlie hinüber, der den Blick kurz zurück gab. Dann ging er zu seiner Assistentin. Er zog einen Stuhl neben sie.

„Was ist passiert?“

„Er wurde überfallen. Einfach so, mitten auf der Straße. Anne war bei ihren Großeltern. Das ist eine Woche her. Die Beerdigung ist morgen.“

„Warum hast du nichts gesagt? Ich wäre zurückgekommen.“

Nun sah Mary Sue auf. In ihren Augen standen die Tränen, als sie erneut schluckte.

„Ich wollte dir nicht deinen Urlaub vermiesen.“

„Bei allen Drachen, Sue“, sagte Charlie und zog sie in seine Arme. „Wo ist Anne?“

„Sie kommt morgen her. Ich überlege, ob ich nicht zurück gehen soll. Das hier ist nicht der richtige Platz für eine Dreijährige. Sie …“ Weiter kam sie nicht, denn plötzlich begann sie heftig zu weinen und beruhigte sich auch in der nächsten halben Stunde kaum. Ginny schlich sich aus dem Zelt. Da sie und Charlie eben erst angekommen waren, hatten sie noch keinen Krug mit frischem Wasser im Zelt. Sie kannte sich im Lager nicht aus und so fragte sie den ersten besten, den sie traf, wo man Wasser herbekam. Dass es Charlies Chef war, erfuhr sie erst später.

„Wer bist du denn?“, fragte der Zauberer.

„Ginny Weasley, Sir. Mary Sue ist gerade bei Charlie und weint heftig. Ich dachte, ich hole einen Krug …“

„Na endlich“, seufzte der Zauberer.

„Sir?“, fragte Ginny.

„Seit sie von dem Tod weiß, hat sie nicht eine Träne vergossen. Das ist nicht gesund, weißt du? Wasser findest du in der Versorgungshütte, in der Mitte vom Lager.“

Ginny bedankte sich und ging.
 

Sonntag, 24. August 1997
 

„Onkel Charlie!“, rief eine Stimme dicht neben dessen Ohr und mühsam öffnete er die Augen und blickte in ein Kindergesicht.

„Anne. Wie spät ist es?“

„Es ist noch dunkel draußen“, strahlte Anne.

„Großartig“, murmelte er und drehte sich auf die andere Seite. Das störte die Dreijährige wenig. Sie kletterte kurzerhand auf das Bett und beugte sich zu ihm hinüber.

„Komm schnell. Mama hat ein Ei gefunden“, flüsterte sie und Charlie war schlagartig wach.

„Ein Ei, sagst du? Wo?“

Anne streckte lediglich den Arm aus und zeigte auf den Ausgang des Zeltes. Das war nicht sehr hilfreich, doch auch Mary Sue gab stets ungenaue Auskünfte, warum sollte ihre Tochter da anders sein?

„Komm schon. Mama hat gesagt, ich soll dich sofort holen.“

Von dem Krach war auch Ginny aufgewacht und hatte sich aufgesetzt. Ein Ei? Vielleicht das von einem Drachen. Das versprach aufregend zu werden.

„Nehmt ihr mich mit?“, fragte sie und Anne stemmte die Hände in die Seite und musterte Ginny kritisch.

„Na gut.“ Dann stürmte das Mädchen davon, dass ihre goldenen Locken nur so flogen.

Auch die hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Mary Sue war eine Musterschülerin gewesen. Mit siebzehn hatte sie Edwin kennen gelernt. Mit achtzehn geheiratet und mit neunzehn wurde sie Mutter. Und sie wäre die perfekte Hausfrau geworden, hätte sie sich nicht plötzlich in den Kopf gesetzt, Drachen zu erforschen. Seit einem halben Jahr war sie nun Charlies Assistentin.

Wahrscheinlich würde sie nun aber wieder zurück nach England gehen. Denn trotz ihrer Begeisterung für Drachen war sie einfach eine zu gute Mutter, als dass sie ihre Tochter in dieser Umgebung aufwachsen ließ. So nahe an Drachengehegen war es für eine Dreijährige doch zu gefährlich.

„Siehst du das?“ Mary Sue hielt ein Drachenei hoch und ihre Augen leuchteten. Plötzlich war der Kummer der letzen Tage wie weggewischt und Charlie merkte, dass Mary Sue nie weggehen würde. Dazu waren die Drachen eine viel zu gute Therapie. Nicht nur für sie, auch für ihre Tochter.

„Wo ist die Mutter?“, fragte Ginny und besah sich staunend das seltsame Gebilde.

„Siehst du diese Zeichnung?“ Mary Sue überhörte schlichtweg die Frage und leuchtete mit ihrem Zauberstab auf die Schale.

„Das ist ein Erdwühler“, sagte Charlie erstaunt.

„Ganz genau“, nickte sie vielsagend.

„Und das heißt?“, warf Ginny ein.

„Das Ei kommt aus der Erde. Erdwühler vergraben ihre Eier und verschwinden dann“, erklärte Anne, stolz auf ihr Wissen.

„Wir haben hier keine Erdwühler. Die Mutter wird nicht kommen, um es zu holen“, erklärte Charlie weiter und nahm Mary Sue das Ei ab.

„Ja, gut und was macht ihr damit?“

„Da es an die Erdoberfläche gekommen ist, ohne dass es geschlüpft ist, müssen wir es nun ausbrüten. Hier oben ist es zu kalt, wenn wir ihm nicht helfen“, erklärte Charlie weiter.

„Ganz genau. Wir werden es ausbrüten. Das wird eine ganz faszinierende Erfahrung“, nickte Mary Sue eifrig und hob Anne auf ihren Arm.

„Können wir so lange bleiben, Mama?“, fragte die Kleine und Mary Sue sah sie einen Moment nachdenklich an und lächelte dann: „Wenn du möchtest.“
 

***
 

„Kann man Drachen eigentlich zähmen?“, fragte Ginny und sah zu Charlie hinüber, der das Ei gerade behutsam in einem großen Topf mit Erde vergraben hatte und es nahe an den Kamin schob, wo ein kleines Feuer brannte.

Das Frühstück war vorbei und Mary Sue hatte sich bereit erklärt, ihren Chef von der Idee, das Ei auszubrüten, zu begeistern. Zur Unterstützung hatte sie ihre Tochter mitgenommen. Von der Dreijährigen ließ sich der alte Zauberer leicht um den Finger wickeln. Niemand sah ein Problem, die Erlaubnis für die Aufzucht des Drachen zu bekommen.

„Drachen lassen sich nicht zähmen“, schüttelte Charlie den Kopf. „Nicht, wie du dir das vorstellst. Bei einigen Arten kannst du dir den Respekt verdienen. Warum fragst du?“

Ginny verschränkte die Hände unter ihrem Kinn und lächelte verschwörerisch: „Stell dir vor, wir könnten auf den Drachen reiten. Dann hätte … Voldemort keine Chance. Seine modrige Kutte würde einfach verbrennen.“ Ginny schnipste mit dem Finger.

Charlie stutzte kurz, dann lachte er laut auf. „Du hast ja Ideen.“

„Wieso?“ Ginny schob schmollend die Unterlippe vor.

„Also ich finde die Idee ganz hervorragend“, mischte sich Mary Sue ein, als sie das Zelt betrat.

„Wo hast du Anne gelassen?"

„Beim Chef. Er vermisst wohl mal wieder seine Enkel“, grinste die Mama und ließ sich in den freien Korbstuhl fallen, von denen es nur zwei im Zelt gab.

„Einen Versuch wäre es wert. Erdwühler haben einen recht ruhigen Charakter für Drachen und wir ziehen den Kleinen sowieso mit der Flasche auf.“

„Gegen Voldemort wird einer nicht reichen“, gab Charlie zu bedenken.

„Gegen Voldemort nicht, das ist wahr, aber um nach Azkaban rein und wieder rauszukommen reicht er vollkommen.“ Eindringlich sah sie Charlie an. Ginnys Augen wanderten fragend zwischen ihrem Bruder und dieser Mary Sue hin und her. Offenbar wusste sie etwas, was ihr entgangen war.

„Warum sollte Charlie nach Azkaban gehen wollen?“, fragte sie vorsichtig.

„Weil dort jemand für ihn seine Schuld absitzt und das schon seit Juni.“

Ginny hob langsam den Kopf. Ihre Gedanken rasten.

Azkaban … Ministerium … wir … Juni ...

Wie passte das zusammen? Moment! Sie richtete ihren Blick langsam auf Charlie, der Mary Sue verstimmt ansah.

„Flint ist im Juni verhaftet worden, weil er im Ministerium eingebrochen war“, sagte sie leise.

„Ganz genau“, nickte Mary Sue. „Und dein lieber Bruder war dabei. Offenbar hat dieser, wie war sein Name? Marcus, oder?“ Charlie nickte knappte, runzelte aber verärgert die Stirn und so sah Mary Sue Ginny an und fuhr fort: „Dieser Marcus war im Mai hier und wollte Charlie sprechen. Wenige Tage später hat Charlie überraschend Urlaub genommen und kurz darauf lese ich im Tagespropheten von der Verhaftung.“

Charlie verzog missmutig das Gesicht. „Er gehört nicht zu meinen Freunden“, warf er ein.

„Oh, dann habe ich mir den Kuss also nur eingebildet?“, stichelte Mary Sue weiter und Ginny riss entsetzt den Mund auf.

Kuss? Was für ein Kuss? Hatte die Frau sie noch alle? War sie kurzsichtig oder schlichtweg nur schwachsinnig? Ihr großer Bruder und …

„Du verdrehst ein paar Tatsachen“, mischte Charlie sich nun ein. „Und ziehst die falschen Schlüsse.“ Er sah nun zu Ginny, die ihre Gesichtsmuskeln wieder halbwegs unter Kontrolle bekommen hatte.

„Marcus war gekommen, um mich um Hilfe zu bitten, auch wenn seine Beweggründe, ausgerechnet mich um Hilfe zu bitten, Mary Sues verdrehten Gedanken recht nahe kommen, war es, von meiner Seite aus, einzig eine geschäftliche Vereinbarung.“ Er machte eine kleine Pause, damit Ginny hinterherkam. Sie nickte nun und Charlie fuhr fort.

„Hast du je von Fortunas Siegel gehört?“

Ginny schüttelte den Kopf.

„Es ist eine flache goldene Scheibe, die wie eine große Münze, ein Siegel aussieht. Auf der einen Seite sind Zeichen eingraviert, von denen ich nicht genau weiß was sie bedeuten, und auf der anderen Seite das Abbild einer Frau. Sie ist in Metall gemeißelt und doch scheint es, als lache sie und blicke weiter, als es einem menschlichen, oder gar magischen Auge je möglich wäre. Sie lacht, als wisse sie mehr.“ Charlie stand nun auf und ging zu seinem Bett. Dort zog er unter der Matratze ein Pergament hervor und entfaltete es auf dem Tisch.

Ginny beugte sich über die Zeichnung. Es musste eine Kopie aus einem sehr alten Buch sein. Die Schrift war altertümlich.

„Das Siegel selbst ist schon sehr alt. Es scheint, als hätte Dumbledore es angesichts Voldemorts Wiederauferstehung aktiviert. Es vermag ganze Gebäude zu schützen. Ist dir über dem Torbogen von Hogwarts etwas aufgefallen?“

„Nein“, gab Ginny ehrlich zu.

„Ich wollte es auch nicht glauben, aber als Marcus es mir gezeigt hatte, musste ich es glauben.“ Er war nun ganz aufgeregt und skizzierte auf dem Blatt das Eingangstor zu Hogwarts’ Ländereien.

„Hier oben gibt es eine Vertiefung. Wenn man dort das Siegel mit der Schrift nach unten anbringt und die Vier aktiviert, fällt jeder Schutzzauber. Was die Vier sind, weiß ich allerdings nicht. Jedenfalls hat Dumbledore das Siegel bei den Muggelartefakten aufbewahrt, wohl um sicher zu gehen, dass, sollte Voldemort von dem Zauber erfahren, dieser es nicht finden würde.“

„Aber er hat es gefunden“, sagte Ginny und beugte sich vor. „Sicher dank dir, über Flint.“

Charlie sah nun düster auf. „Willst du damit sagen, dass Marcus mich ausgenutzt hat?“

„Warum sollte er ausgerechnet dich bitten, ihm zu helfen?“

„Erst habe ich das auch gedacht. Doch wenn du dir den Artikel genauer durchgelesen hättest, wäre dir aufgefallen, dass der Verhaftungsgrund nicht Diebstahl war.“

Charlie schob Ginny einen Zeitungsausschnitt, der in dem anderen Pergament gelegen hatte, hinüber.

Er war aus dem Tagespropheten und zeigte neben dem Artikel auch ein Bild von Marcus.

„Unverzeihlicher Fluch“, las sie laut.

„Er ging nach Azkaban, damit ich nicht verhaftet wurde. Er hatte behauptet, mich unter den Imperio gesetzt zu haben.“

„Warum hätte er …“, Ginny stockte und sah zu Mary Sue, die leicht nickte. Dann wandte sie den Kopf. Und sah ihren Bruder eindringlich an. „Er ist ein Death Eater.“

„Das spielt keine Rolle. Die Weasleys sind Blutsverräter, weil wir an dem festhalten, an das wir glauben und das bedeutet, dass ich nicht andere für meine Taten opfern lasse.“

„Flint legte sich den Strick um den Hals, als er sich entschied, Death Eater zu werden.“ Ginny hob den Kopf und sah ihren Bruder herausfordernd an.

„Vielleicht hat er das nicht freiwillig getan“, gab Charlie leise zu bedenken.

„Das spielt keine Rolle.“

Charlie stand auf und räumte das Pergament zurück. Dann ging er zum Zeltausgang und sagte im Gehen: „Ich hoffe, du wirst nie etwas tun, was du später bereust, Schwesterchen.“ Dann fiel der Eingang wieder zu.

Ginny sah verblüfft auf. „Was ist nur los? So habe ich ihn noch nie erlebt.“ Sie sah zu Mary Sue, die leise lächelte.

„Ich denke, dein Bruder ist verliebt, auch wenn er es sich nicht eingestehen will.“

„Aber es ist ein Death Eater.“

„Und?“ Mary Sue faltete ihre Hände über den Bauch. „Das Leben kann man sich nicht aussuchen. Es kommt, wie es kommt und dann muss man das Beste draus machen, aber vor allem sollte man dafür sorgen, glücklich zu sein. Glaub mir, Ginny. Wenn man verliebt ist, spielt es keine Rolle, was er oder sie ist oder nicht ist. Du kennst doch Romeo und Julia, oder?“

Ginny grinste: „Und wer von den beiden ist Julia?“

Nun lachte Mary Sue und Ginny stimmte ein.
 

Sonntag, 31. August 1997
 

Zu behaupten, Antonin hätte schlechte Laune, wäre eine glatte Untertreibung gewesen. Er stand vor den rauchenden Trümmern seines Hauses und war weiß vor Wut. Jemand hatte sein Hab und Gut in Brand gesteckt und derjenige würde sterben.

Er hatte noch nicht lange darin gewohnt. Und später würde er seine Faulheit, seine Bibliothek nicht aus Istaves Keller hervorgeholt und hierher gebracht zu haben, preisen, doch im Moment stand ihm die Mordlust quer über das Gesicht geschrieben.

Dunkel erinnerte er sich an einen Spruch, mit dem man soeben Verstorbene wieder beleben konnte. Wenn auch nur für wenige Minuten, doch diese Zeit würde ausreichen, um den Täter noch einmal zu töten. Wie oft war es wohl möglich, einen Menschen wiederzubeleben und ihn erneut umzubringen?

„Was ist denn hier passiert?“, fragte jemand hinter ihr. Antonins rechtes Auge zuckte, sonst bewegte er sich nicht.

„Erklär du es mir!“, zischte er. Antaia, denn keine andere war es, ging zu der Stelle, wo einst eine Tür gewesen war.

„Da war wohl jemand sauer auf dich. Ist ja seltsam, ich dachte nicht, dass du Feinde hast.“

Mit einem spöttischen Lächeln drehte sie sich zu dem Zauberer um, der ganz plötzlich sehr dicht vor ihr stand. Sie konnte das Weiße in seinen Augen sehen, als er sie nun anstarrte.

„Nicht heute, Antaia. Sonst könnte ich ein Versprechen vergessen.“

Sie nickte ernst. „Entschuldige, ich wollte nicht in der Wunde bohren. Ich bin eigentlich nur gekommen, um zu fragen, ob es dir gut geht.“

Das verblüffte ihn nun doch.

„Du bist um mein Wohlergehen besorgt? Du willst mich die ganze Zeit hinter Gittern sehen.“

„Richtig. Doch das sollst du bei vollem Bewusstsein erleben“, lächelte sie.

Seine Hand zog den Zauberstab.

„Nein, Antonin.“ Das war nun Alexandra. Antonins Unterlippe wollte sich schmollend vorschieben, doch sein Blick war noch immer auf die Aurorin geheftet und er war sich ihrer Gegenwart sehr wohl bewusst. Langsam wandte er sich zu seiner Schwester um und seine Augen erfassten eine weitere Person.

„Was will der denn schon wieder hier?“, fragte er und deutete auf Sirius.

„Er ist mir nachgelaufen, wie ein Hund“, lächelte Alexa und ‚der Hund’ sah sie böse an. Sie überging das und sagte zu ihrem Bruder: „Eigentlich wollte ich dir einen guten Wein vorbeibringen, aber ich denke, ein Bett zu schlafen wäre angebrachter.“

„Du nicht auch noch, Alexa!“, zischte Antonin. „Mein Haus ist abgebrannt.“

„Aber in dem Haus stand doch sowieso nichts weiter als dein Bett. Deine ganzen Sachen sind bei mir, deinem Patenonkel oder Grandpa und du hast selber gesagt, dass es dir nicht wirklich gefallen hat.“

„Der hat einen Patenonkel?“, fragte Sirius und sein Daumen zeigte wenig respektlos auf Antonin.

„Was dagegen?“, bellte Antonin und er hätte sich sicher auf Sirius gestürzt, doch Antaia hielt ihn am Handgelenk fest, was ihn herumwirbeln ließ.

„Hab ein Herz und verschiebe meine Verhaftung auf morgen“, sagte er.

„Natürlich“, blinzelte Antaia verwirrt. „Wir haben noch August.“

Alle sahen sie nun verwirrt an.

„Die spinnt“, murmelte Antonin, machte sich von ihr los und trat vorsichtshalber zwei Schritte zurück.

„Vorsicht!“, rief jemand und ein riesiger Wasserstrahl traf Antaia und ein bisschen die letzten Rauchschwaden.

Diese drehte sich langsam um. Vor ihr standen fünf Magier, die offensichtlich gekommen waren, das Feuer, das nebenbei gar nicht mehr da war, zu löschen.

Ihr Umhang triefte und ihre Haare hingen ihr klatschnass um das Gesicht. Nun war sie stink wütend und man sah es ihr auch deutlich an, während Antonin sich hinter ihrem Rücken ein Grinsen verkniff.
 

***
 

„Und, weiß man schon, wer es war?“, fragte Albus Dumbledore. Istave faltete seine Hände und schüttelte den Kopf. „Nein, doch ich bin sicher, dass mein Patenkind den Täter sehr bald finden wird. Immerhin hat man sein Haus bis auf die Grundmauern abgebrannt.“

Albus nickte und Istave konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er ein leichtes Grinsen hinter dem dichten Bart sah.

„Was wird Antonin jetzt tun? Wohnt er bei seiner Schwester?“

Istave beobachtete den Alten genau. „Nein“, sagte er schließlich und da sah er, was er sich erhofft hatte. Albus hob verwundert den Blick.

„Ich hole ihn her. Mein Haus ist ohnehin viel zu groß, seit Camille gestorben ist. Hast du gehofft, er würde zu Alexa ziehen, dass Sirius ihn so im Auge behalten kann? Es ist doch Sirius, der immerzu bei meinem zweiten Patenkind herumlungert?“

Albus schob die Teetasse auf den niedrigen Tisch.

„Sirius lungert gewiss nicht bei Alexa herum, lieber Schwiegersohn“, berichtigte er. „Viel mehr scheint es mir, dass sie seine Nähe sucht, um IHN im Auge zu behalten.“

Nun lachte Istave leise vor sich hin. Albus machte nur selten auf den Umstand, dass sie durch Heirat verwandt waren, aufmerksam. Nur dann, wenn er ihn unbewusst als Verbündeten suchte.

Das letzte Mal war das, als Albus Istave aufgesucht hatte, um ihm mitzuteilen, dass er Istave umbringen würde, wenn er sich den Death Eatern anschloss. Istave hatte es nicht getan. Nicht wegen Albus, was sein Schwiegervater davon hielt, war ihm relativ gleich. Er war kein Anhänger Voldemorts geworden, weil Camille, seine Frau und Albus’ Tochter, es so gewollt hatte und seine Frau hatte er geliebt wie nie einen Menschen zuvor. Ihr Tod war plötzlich gekommen und war äußerst schmerzvoll gewesen und ihr Mörder war das einzige Opfer, das auf Istaves Konto ging. Albus wusste davon, doch er hatte nie ein Wort darüber verloren.

Nun stand der Direktor von Hogwarts auf und sah zu Istave hinunter.

„Dann werde ich mal gehen. Die Ankunft von Antonin muss ich nicht miterleben. Ich verstehe ohne hin nicht, wie es kam, dass er aus Azkaban entlassen wurde.“

Istave stand nun ebenfalls auf und lächelte: „Weil ich die Hoffnung nicht aufgebe, ihn auf den richtigen Weg zu führen. Er ist frei, das war Schritt eins.“

„Dann hast du das veranlasst?“

„Ich habe Alexa auf verschiedene Möglichkeiten aufmerksam gemacht.“

Albus überlegte kurz und reichte dann seinem Schwiegersohn zum Abschied die Hand, die er ergriff.

„Ich halte dich auf dem Laufenden“, versprach er.

Albus nickte und ging.

Und so kam es, dass Antonin bei Istave, seinem Patenonkel, einzog.
 

***
 

Der Hogwartsexpress fuhr mit einem Ruck an und Hermione Granger fiel zurück ins Polster. Sie hatte soeben aufstehen wollen, um ins Abteil der Vertrauensschüler zu gehen. Kein Vergnügen, wenn sie bedachte, dass sie dort auch einigen, genau genommen zwei Slytherins begegnen würde, die sie erst einmal nicht sehen wollte.

Das hieß Pancy Parkinson war ihr eigentlich schnuppe. Bei Draco Malfoy sah das allerdings schon anders aus. Im vergangen Jahr hatte er es sogar gewagt, ihr fast den Titel ‚Beste-Schrägstrich-Bester-im-Jahrgang’ streitig zu machen. Aber es war nur bei einem Versuch geblieben. Im letzen Test hatte er dann kläglich versagt.

Wobei sie sich immer noch fragte, wie das überhaupt hätte passieren können.

In ‚Verteidigungen’ war er eigentlich der Bessere von ihnen beiden.

Ein Punkt hätte ihm genügt und er hätte ihr Duell, das eigentlich nur in Hermiones Kopf bestritten wurde, gewonnen, doch er hatte nicht eine Aufgabe richtig lösen können.

Hermione trottete Ron hinterher. Irgendwie komisch. Die ganzen Sommerferien hatte sie darüber nachgedacht und wenn Draco nicht ein Malfoy und Slytherin gewesen wäre, sie hätte fast vermutet, er hätte sich absichtlich durch den Test fallen lassen. Der Abschlusszensur hatte es nicht wirklich geschadet, aber so hatte er eben nicht den Titel als der ‚Beste des Jahrganges’ bekommen.

Aber er war ein Malfoy.

Ein Slytherin.

Plötzlich erinnerte sie sich an ihrer Begegnung in Paris. Seltsam, seitdem dachte sie immer wieder über ihn nach. Und was hatte Antaia gesagt? Menschen können sich ändern, oder so ähnlich.

Nur, wollte sie das?

Herrje, was dachte sie denn da?

Hermione seufzte und schrak aus ihren Gedanken auf, als sie Blicke auf sich spürte.

„Da seid ihr ja“, sagte die Schulsprecherin. Alle Vertrauensschüler sahen nun von Hermione zu der Sprecherin.

Alle, nur einer nicht.

Draco Malfoy. Der betrachtete seine Fußspitzen.

Doch das bemerkte Hermione nicht. Ihre Gedanken wanderten wieder zurück.

Warum?

Warum?

Bei allen Magiern, warum?
 

Montag, 1. September 1997
 

In Hogwarts war es Abend geworden. Draco saß am Tisch der Slytherins, doch wirklich Hunger hatte er nicht.

Eher lustlos kaute er auf seinem Brot und spülte es mit Kaffee hinunter.

„Glaubst du, das ist eine gute Idee?“, fragte Pancy neben ihm und trüb sah er auf.

„Hä?“, fragte er sehr wortreich.

„Der Kaffee, du wirst die ganze Nacht wach sein“, deutete die Hexe auf den Becher. Draco starrte auf das Gefäß, doch offenbar verstand er nicht.

Blaise, ihnen gegenüber, winkte ab. Pancy zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder dem Gespräch neben sich zu. Blaise beobachtete Draco.

Nachdenklich schob er die Unterlippe vor. Irgendwas war in den Sommerferien mit dem Vertrauensschüler passiert.

Dracos Gedanken wanderten zurück zu den Ferien.
 

(Rückblende)
 

Draco wanderte durch sein Zimmer in Malfoy Manor. Das tat er öfters, wenn er nachdachte. Doch diesmal war er derart ins Nachdenken verstrickt, dass es selbst seinen Eltern schon auffiel und sie sich vornahmen darüber nachzudenken, ob sie sich Sorgen machen mussten.

Draco stützte sich auf das Fensterbrett auf und legte seine Stirn gegen das kühle Glas. Er starrte hinaus, ohne irgendwas wirklich zu sehen. Draußen ging Lucius gerade die Säbelzahnlemmige füttern.

Ein paar von den Biestern sprang bis über den Graben hinaus, um die begehrlichen Fleischstücke zu erhaschen.

Draco seufzte und hämmerte leicht mit dem Kopf gegen das Fenster.

„Was soll das, mein Sohn?“, fragte eine Stimme hinter ihm und er drehte sich um.

„Mutter.“

Narzissa kam ins Zimmer und sah ihren Sohn scharf an.

„Was ist los?“, verlangte sie zu wissen.

Draco verschränkte die Arme und sah zu Boden.

Tja, wenn er das wüsste, wäre er um einiges schlauern.

Er verstand sich selber nicht mehr.

In letzter Zeit tat er ständig vollkommen unsinniges Zeug, fast als wäre er verrückt.

„Es muss dich sehr mitnehmen, dass du gegen diese Gryffindor verloren hast“, nickte Narzissa verständnisvoll und Draco hob ruckartig den Kopf.

Gryffindor?

Meinte seine Mutter Hermione Granger?

Aber ja, warum war er nicht selber drauf gekommen. Sie war der Schlüssel.

Immer war es Hermione Granger, die irgendwie mit seinen irrationalen Handlungen zusammenhing.

Nur warum?

„Nächstes Jahr wird sie nicht mehr in Hogwarts sein. Der Dunkle Lord wird diese Schule mit ihren Verrätern schließen, du wirst sehen.“

Narzissa lächelte ihm aufmunternd zu. Ihr Blick wanderte an Draco vorbei aus dem Fenster und sie kreischte laut auf: „Lucius. Sie vertragen kein Menschenfleisch. Das verdirbt sie.“ Dann rannte sie auch schon aus dem Zimmer.

Draco drehte sich um und hob eine Augenbraue, als er das Geschehen draußen verfolgte. Offenbar hatte einer der Lemminge sich in Lucius’ Bein verbissen. Kein schöner Anblick.

Narzissa beförderte mit einem gezielten Fluch das Tier zurück in den Graben und Lucius kam wieder wankend auf die Beine.

Draco wandte sich von dem Fenster ab, schloss die Tür zu seinem Zimmer und legte sich mit verschränkten Armen hinter dem Kopf auf sein Bett.

Hermione Granger. Da musste er ansetzen.

Potters Anhängsel und der wirkliche Grund, warum er in ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’ versagt hatte.

Und Draco dachte gründlich nach und kam zu dem Schluss …

Nein, nicht dass er sich in Hermione verliebt hatte, so etwas tat ein Malfoy nicht.

Ganz sicher nicht, unter keinen Umständen verliebte sich ein Malfoy, denn dann würde er ja Schwäche zeigen, wurde angreifbar.

Draco kam zu dem Schluss, dass es schlichte Habgier war. So jedenfalls hätte Hermione es sicher ausgedrückt, dachte er grinsend.

Er nannte es ‚Interesse am Verbotenen’. Schlichte Neugierde, denn Hermione war eines der wenigen Mädchen, die er nie haben könnte, wenn er denn gewollt hätte.

Nein, das war auch der falsche Ausdruck.

Haben könnte er sie mit Sicherheit.

Besser war, sie haben könnte und seine Eltern es auch tolerieren würden.

Was dem Ganzen einen weiteren reizvollen Aspekt gab.

Wie demütigend, wie vernichtend musste es doch für Granger sein, wenn er ihr das Herz stahl und sie dann fallen ließ.

Er malte es sich schon aus, wie sie ihm überglücklich um den Hals fiel, wenn er ihr verkündete, dass er sie als seine neue Freundin auserkoren hatte und dann ihr tief trauriges Gesicht, wenn …

Draco runzelte die Stirn und spulte zurück zum Anfang.

… wie sie ihm überglücklich um den Hals fiel, wenn er ihr verkündete, dass er sie als seine neue Freundin auserkoren hatte und dann ihr tief trauriges …

Diesmal setzte er sich sogar auf und kniff die Lippen zusammen.

War es das? War das der Grund, warum er beim letzen Test versagt hatte, weil er ihr trauriges Gesicht nicht ertragen konnte?

Ja, wo gab es denn so was?
 

(Gegenwart)
 

Sie war ein Biber, Miss Know-it-all, Bücherwurm, Gryffindorpute, Anhängsel des elendigen Potters, der nebenbei bemerkt doch tatsächlich noch lebte.

Die beste Prophezeiung taugte eben nichts. Dabei hieß es doch er oder der Dunkle Lord.

Nun, der Dunkle Lord lebte.

Potter leider auch.

Draco schüttelte den Kopf.

Seine Gedanken schweiften ab.

Hermione Granger, dachte er.

Hermione … was für ein schöner Name und sein Gesicht bekam wohl das dümmste Grinsen, das er je zu Stande gebracht hatte.

Und dann gestern. Die Fahrt nach Hogwarts, Schulanfang, als er schließlich soviel Abstand gewonnen hatte, um seine anfänglichen Grübeleien als Nachwirkungen der Schmach, den Test nicht bestanden zu haben, abgetan hatte …

Vielleicht war es auch das Trauma, als er mit ansehen musste, wie seinem Vater fast ein Bein abgenagt wurde?

Nein, das Trauma des misslungen Testes war wahrscheinlicher.

An jenem Tag nun betrat Hermione Granger zusammen mit dem unseligen Rotschopf das Abteil der Vertrauensschüler und wieder schaltete sein Verstand ab und er musste sie anstarren. Fast hätte er gesabbert, doch im letzen Moment konnte er sich zurückhalten.

Jemand stolperte und sein Blick auf Hermione wurde gestört und er rief sich zur Ordnung. Und nun saß er am Abendbrottisch und überlegte, wie er aus diesem Dilemma wieder raus kam.

Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder er wurde von dieser Krankheit geheilt oder Hermione würde ihn erhören.

Er musste sich kurieren. Verflucht, es musste doch einen Zaubertrank dagegen geben. Es gab gegen und für alles Zaubertränke. Ob er Snape fragen sollte?

Er schielte zum Lehrertisch. Lieber nicht. Der fragte am Ende noch warum.
 

Donnerstag, 4. September 1997
 

„Sag mal, Blaise. Warum hängt hier ein Kessel?“, fragte Theodor. Er deutete auf ein Ungetüm an Kessel, das in den Flammen des Kamins aufgehängt war.

Blaise hatte sich eine seltsame Mütze auf den Kopf gesetzt und kam gerade aus dem Schlafsaal der Jungen, ein Buch in der Hand.

„Hier steht, das muss jetzt zwanzig Minuten kochen“, sagte er und tippte auf eine Seite. Die Anwesenden verdrehten die Augen.

Kochen! Es war ganz schlecht, wenn Blaise kochte.

Er war in Zaubertränke eine absolute Niete und konnte nicht mal einen einfachen Trank brauen. Und jetzt kochte er. Schon wieder!

„Und was genau wird es?“, fragte Draco. Pancy setzte sich auf die Couch, genau neben Draco und versuchte unauffällig näher zu rücken. Der Slytherin quittierte es mit einem ausdruckslosen Seitenblick.

„Möhreneintopf.“

Angewidert verzogen alle synchron das Gesicht. „Das ist ekelhaft“, kommentierte Linus Montglane. Einer aus der Fünften und ein sehr guter Treiber im Quidditchteam, weshalb man ihm die Bemerkung nachsah.

„Lavender mag Möhreneintopf“, wies Blaise ihn zurecht und hob einen Kochlöffel, den er wie ein Schwert hielt, als würde er in eine Schlacht ziehen.

„Lavender ist eine Gryffindor. Was erwartet ihr?“, kicherte Pancy und schmiegte sich an Draco, der ihr seinen Arm entzog und sie nun fast böse anfunkelte.

„Musst du hier sitzen?“, fragte er gereizt. Pancy fuhr erschrocken auf und die anderen blinzelten verwundert.

Pancy sah aus, als wollte sie etwas sagen, doch schließlich rückte sie ein Stück weg und starrte angestrengt in die Flammen, die leicht zu verschwimmen drohten.

„Also“, fuhr Blaise unbeirrt fort. „Hier steht, ich soll eine Prise Salz zugeben.“ Er sah auf und zu Millicent.

„Wie viel ist eine Prise?“

Diese hob erstaunt die Augenbrauen. „Woher soll ich das wissen?“

„Du bist eine Frau. Ihr wisst doch auch, wie man mit Kindern umgeht“, erklärte Blaise.

„Oh und wie man Socken stopft und putzt, willst du mir das sagen?“, fragte sie sarkastisch und Blaise nickte lächelnd, als würde er gar nicht merken, dass Mill wütend wurde: „Genau. Also, was ist eine Prise?“

„Eine halbe Unze“, fauchte Mill nun und Blaise dachte nach. „Denkst du, das ist nicht etwas zu viel?“, fragte er und Mill sprang auf. „Ich bin hier die Frau, wie du schon festgestellt hast und da zweifelst du an meinem Wissen übers Kochen?“

Ihre Augen sprühten Funken und ihr Haar schien irgendwie elektrisch geladen abzustehen.

„Bist du irgendwie sauer?“, fragte Blaise vorsichtig.

„Sauer? Ich? Wieso sollte ich?“, brüllte sie nun und die Jungs zuckten zusammen.

„Vielleicht hat sie ja ihre Tage“, mutmaßte Vincent kleinlaut und sofort durchbohrten sie stahlharte Blicke.

Da kam Gregory in den Gemeinschaftsraum. Er entdeckte Millicent und kam direkt auf sie zu. „Hier, ich habe das Buch gefunden, das du gesucht hast“, sagte der Slytherin und sah zu ihr hinunter.

Er stockte. „Bist du wütend?“

Nun duckten sich alle ein wenig und bemitleideten Gregory, denn der würde jetzt den ganzen Zorn von Mill auf sich nehmen müssen. Er stand am nächsten. Sie riss ihm das Buch aus den Händen und schleuderte es in den Kamin in die Flammen.

„Jetzt bin ich wütend“, verkündete sie und rauschte davon.

„Aber …“ Gregory war verwirrt. Blaise schob das Buch in die Flammen und rührte dann weiter an seiner Suppe.

„Ich bezweifele etwas, dass eine Prise eine halbe Unze sein soll“, murmelte er. „Denn dann hätte man ja sicher eine halbe Unze und nicht eine Prise ins Buch geschrieben, Ich mache lieber nur eine viertel dran.“
 

***
 

„Hier bist du also“, sagte Antonin, als er die Tür zum Zimmer aufstieß und zu Antaia blickte, die fassungslos aufsah.

Da stand doch tatsächlich ein Death Eater in ihrem Zimmer, im Haus ihrer Eltern.

Innerlich atmete sie auf, dass Delia mit ihren Eltern Diana und David Granger für eine Woche ans Meer gefahren und somit nicht da waren.

Antonin schloss hinter sich die Tür und kam weiter ins Zimmer.

„Du wohnst noch immer zu Hause?“, fragte er und blieb hinter ihr stehen. Die Aurorin hatte noch immer die Feder in der Hand, denn sie schrieb gerade einen Brief an ihre Schwester. Ihre Hand zitterte leicht.

„Ich hüte nur das Haus meiner Eltern. Ihre Praxis ist …“ Sie hielt inne und fauchte plötzlich: „Was interessiert dich das?“ Dann sprang sie auf und Antonin musste unwillkürlich einen Schritt zurück treten. „Was tust du hier?“ Ihre Hand zitterte noch immer, als sie nun mit der Feder auf den Zauberer zeigte, der leicht lächelte.

„Was schon? Ich will sehen, ob es dir gut geht.“

Antaia sah ihn verständnislos an.

„Na, erster September und du kamst mich nicht besuchen“, erklärte er weiter.

„Besuchen? Ich will dich verhaften, nicht besuchen.“

„Ist doch gleich. Ich habe dich vermisst und so habe ich dich gesucht und“, er breitete nun die Arme aus und lächelte breit, „und gefunden“, beendete er den Satz. Antaia war sicher, einen Verrückten vor sich zu haben. Man stelle sich vor, er kam freiwillig zu ihr!

Sie legte die Feder nun weg und sah ihn besorgt an.

„Bist du krank? Fieber? Wirst du sterben?“

„Sterben? Ich? Nein. Ich wollte dir nur einen Vorschlag unterbreiten, der unser Problem lösen wird. Nur du bist nicht gekommen und dabei habe ich sogar meinen besten Umhang bügeln lassen.“

Antaia war sprachlos. Sie ließ sich auf den Stuhl fallen und starrte Antonin an.

Und wieder lächelte er.

„Darf ich fortfahren?“, fragte er und sie nickte. Doch er fuhr nicht fort, sondern sah zu dem Foto auf ihrem Schreibtisch, auf dem ein kleines Mädchen fröhlich in die Kamera winkte.

„Deine Tochter?“ Er nahm das Bild in die Hand und betrachtete es sich.

„Delia“, nickte Antaia.

„Wirklich sehr süß. Eine begabte Hexe?“

„Sehr begabt und sie will einmal Aurorin werden. Oder Meeresbiologin.“ Nun musste auch Antaia lächeln, als sie sich erinnerte, wie die Kleine ihr vollkommen erst mitteilte, dass sie tauchen lernen wollte.

Antonin nickte abwesend.

Kinder, dachte er. Wie schön wäre es, ein Kind zu haben.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Antaia ihm das Bild aus den Händen nahm und an seinen Platz zurückstellte.

„Was willst du?“, fragte sie.

„Ich schlage ein Duell vor. Morgen um sechs Uhr. Gewinne ich, lässt du mich in Ruhe.“

„Und wenn ich gewinne, kommst du freiwillig mit?“, hakte sie nach.

„Kommt darauf an, wohin. Ich gehe nicht mehr nach Azkaban. Eher sterbe ich.“ Seine grünen Iriden sahen sie an und Antaia schluckte. Sie erkannte, dass es ihm vollkommen ernst war.

„Um zu gewinnen, wirst du mich töten müssen“, versicherte er ihr.

„Auch ich werde kämpfen, solange ich am Leben bin.“

Antonin schlug mit dem Fingerknöchel leicht gegen ihre Stirn. „Dummkopf. Und dein Kind wird eine Vollwaise?“

Dann drehte er sich um und ging.

Antaia drehte das Bild von Delia zu sich und legte es dann mit dem Bild nach unten auf den Tisch.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: Ui, und wieder eine Menge erfahren.
 

Gleda: Armer Antonin *Schluchz* man hat ihm sein Zuhause genommen.
 

Chanti: Und es sieht ja fast so aus, als wäre Rauschebart gar nicht mal so unschuldig daran.
 

Saturn: Nun, er weiß seine Schäfchen eben gut beschützt.
 

Moonlily: Willst du damit sagen, dass er Antonin zu seinen Schäfchen zählt?
 

Saturn: Ähm, vielleicht. *grins*
 

Blue: Lebt eigentlich Antonins Grandpa noch? Kommt der mal vor?
 

Saturn: *ganz breit grins* Ja, Grandpa lebt und kam auch schon vor. Und nein, es ist nicht Istave.
 

Gloomy: Was ist das eigentlich mit Sirius. Warum ist er immerzu bei Alexa?
 

Saturn: Überwachung. Er weiß, dass die Hexe nichts Gutes im Sinn hat. Aber das ist ja jetzt vorbei. Jetzt geht sie ja ins Ausland und spielt Zaubertrankprofessorin.
 

Blue: Apropos Professor. Wer unterrichte denn bei VgdDK?
 

Saturn: VgdDK? Was soll dies bedeuten? Sprich!
 

Moonlily: Verteidigung gegen die Dunklen Künste.
 

Saturn: Ah. Richtig, das hätte ich ja fast vergessen. Ich dachte, die gebe ich diesmal *zu Sev schau*
 

Sev: *Augen leucht*
 

Saturn: *zu Sev* nicht dir. Ich denke, McGonagall wäre eine hervorragende Wahl.
 

Sev: *missmutig* Die alte Schabracke kriegt doch nicht einen Spruch zustande.
 

Gleda: Sie ist ein Animagus.
 

Sev: Und? Das ist Black auch und der taugt auch nichts.
 

Saturn: Ah, Severus ist beleidigt, wie immer. Aber keine Sorge, Schätzchen, deine Zeiten werden nicht so ruhig bleiben, auch ohne VgdDK wird dein Leben aufregend genug sein. Das nächste Kapitel heißt: „Zeit zum Spielen“ und beginnt mit Antaias und Antonins Duell und dann wird gezockt. Die Pokerrunde findet sich zusammen.
 

Moonlily: *nach oben deut* Ginny hat ja eine blühende Fantasie. Die Drachenreiter der Magierschaft … aber warum eigentlich nicht? Ließe sich ja in einer späteren Geschichte verwenden? *zwinker* Sie erinnert mich an Hagrid.
 

Blue: Das war der große Wink, du sollst noch eine FF schreiben.
 

Saturn: *sinnier* Gibt es ein HP-FF-Leben nach „Hope“? Wahrscheinlich nicht. Aber mit den Drachenreitern, nehmen wir noch nicht einmal eine neue Idee auf. (Denkt an die Ghostriders aus „Amicus Draconis“ oder „Eragon“)
 

Blue: Stimmt. Ist nur nicht so lustig wie deins.
 

Babyate: Natürlich nicht, Saturn nimmt ja auch nichts ernst, sondern alles auf die Schippe.
 

Saturn: Jetzt bin ich ja fast beleidigt. Meine FF hat wohl einen ernsten Kern.
 

Moonlily: Ich zitiere: Hermione … was für ein schöner Name und Dracos Gesicht bekam wohl das dümmste Grinsen, das er je zu Stande gebracht hatte. Oh Gott, das würde ich gern sehen!
 

Saturn: *seufz* Na, vielleicht nicht soooo ernst. Egal. Mädels, setzt eure ausdruckslosen Mienen auf, wir werden jetzt Poker spielen. *holt einen Koffer hervor mit Karten und Chips*
 

Alle: *beginnen zu pokern, was das Zeug hält*
 

Saturn: Seht ihr. Mir ist die Story so wichtig, dass ich sogar neue Spiele erlerne. Bis zum nächsten Mal,
 

eure Malin ^^
 

Leserbriefe
 

Saturn: Oh, der ist von Moonlily, sehr löblich, dass sie stets einen Kommi schreibt. *beifall klatsch*

Frage ein: Nein, Antonin weiß nicht dass er eigentlich der Vater von Delia sein sollte. Ihm wurden zwei Kinder vorausgesagt, eine Tochter und ein Sohn.
 

Blue: Na, offensictlich hat er die Tochter ja bereits.
 

Saturn: *ganz breit grins* Vielleicht, vielleicht auch nicht. Antaia ist ja noch jung. Muahahaha!!!
 

Frage zwei: Die Sache mit dem Strippoker … *hüstel* wird wahrscheinlich mit dem Geschichtenüblichen Besäufnis verbunden werden. Mit dem Spiel, das wir spielen können bis zu 21 Leute mitspielen. @angel90: es wird kein adult.
 

Moonlily: Oi, ne Menge ‚spielen’ in dem Satz.
 

Saturn: Und ja, wir werden die nächsten Pokale kleiner machen *bittet alle betroffenen um Entschuldigung*
 

@nanetta: Die Frage ob Sirius Professor wird, hat sich denke ich nun erledigt. Und nur um es vorwegzunehmen, Alexa wird auch nach Hogwarts kommen, sonst wäre es ja nicht kompliziert genug für die beiden. *murmel* arme Schüler.

Timothy ist tatsächlich aus Beschwörung übernommen, ich konnte den Kleinen nicht ziehen lassen. Auch hier ist er Squib, bekommt aber diesmal eine größere Rolle. Ich sage nur eins. Padma muss abgelenkt werden.

Zu deiner Rabastantheorie. Der Gute wird noch auftauchen, ziemlich bald sogar, aber er wird nicht Blaise neuer Stiefpapi. Wahrscheinlich werdet ihr nicht drauf kommen, weil nicht viel über Mr Goyle (der hier Witwer ist) von Rowling vorgegeben war. …
 

@narcotic: Papa Nott ist Voldemorts Zauberstab in die Quere gekommen, er wurde übel verflucht, aber er hat ja seinen eigenen Zaubertrankexperten im haus *zwinker*

Zu Blaise Kochkünsten, es wird einige nicht verwundern, dass diese einen bestimmten Zweck dienen, aber mehr will ich im Moment nicht verraten
 

@debo-chan: Draco hat seine verstorbene Großtante Camille (Tochter von Albus und Ehefrau von Istave) besucht. Im Grunde ist er doch ein guter Großneffe.
 

@Miralana-sama: die Sache mit den Charabildern ist die, ich habe nicht mehr. Tut mir leid.
 

(@narcotic, nanetta) Die Frage nach Lucius/Notts/Harrys Zusammenarbeit wird bald geklärt werden. Soviel sei verraten, die beiden DE benötigen einen Pasel und irgendwie wollten sie ihren ‚Herrn und Meister’ nicht fragen.

Zeit zum Spielen

Kapitel sechs – Zeit zum Spielen
 

Freitag, 5. September 1997
 

„Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen.“ Sirius sah zu den Baumwipfeln hinauf, über denen pinkfarbene Wolken langzogen.

„Wir sind hier bei einem Duell, Sirius“, entgegnete Antaia verärgert und zog ihre Handschuhe glatt. „Natürlich findet das in den Morgenstunden statt.“

Sirius gähnte, dass ihm die Tränen in die Augen traten.

„Zu wenig Schlaf gehabt?“, spöttelte jemand hinter ihm und er wandte träge den Kopf.

„Morgen, ich hätte nicht gedacht, dich so schnell wiederzusehen, Alexa.“ Da hielt Antaia inne und sah die beiden misstrauisch an.

„Sie hat nicht zufällig etwas mit deiner Müdigkeit zu tun?“, hakte sie nach.

Nun wurde Antaia angestarrt als hätte sie Windpocken im Gesicht.

„Nein“, schüttelten sie unisono die Köpfe.

„Deine liebe Freundin hebt sich für ihren Professor auf“, erklärte Sirius und stutzte dann. „Wieso bist du eigentlich hier und nicht bei deinen Schülern oder deinem neuen Professor?“

„Ich habe früh keine Stunden. In Pfützensee legen sie keine Zaubertränke vor zehn. Müde Schüler könnten das ganze Schloss in die Luft jagen.“

„Und es wäre so schade, wenn du im Zentrum der Explosion sitzen würdest“, nickte Sirius und kassierte einen heftigen Seitenhieb von einem Ellbogen.

„Und ich dachte, dein zukünftiger Ehemann hätte dich aus dem Bett geschupst.“ Sirius sah Alexa nun neugierig an. „Und? Schon einen ins Visier genommen?“

Ihre Augen sprühten regelrecht, so wütend war sie nun. „Das werde ich dir kaum erzählen.“

„Oh, junge Liebe“, seufzte jemand hinter den dreien. Istave stand dort und bedachte alle mit einem Lächeln.

„Guten Morgen.“ Er nickte höflich in die Runde. Dann sah er auf die Uhr, dann in den Himmel und schließlich ließ er seinen Blick über den Platz schweifen.

„Typisch, mein Patenkind ist zu spät. Dabei habe ich ihm am Frühstückstisch noch gesagt, er solle sich beeilen. Eine schöne Frau lässt man schließlich nicht warten.“ Er nahm Antaias Hand und küsste sie leicht, dann nickte er Sirius wohlwollend zu und ließ sich schließlich von seinem zweiten und pünktlichen Patenkind umarmen.

„Aber, was machst du hier?“, fragte er dann.

„Antaia beistehen oder Antonin, je nachdem, wer verliert. Ich will keinen verlieren und so werde ich dazwischen gehen, wenn es die Situation erfordert.“

„Sehr lobenswert“, nickte Istave und sah auf, als Antonin nun mit langen Schritten auf sie zu kam.

„Guten Morgen“, rief er. Er war ungewöhnlich gut gelaunt. „Tut mir leid für die Verspätung, normalerweise lasse ich eine schöne Frau nicht warten.“ Er lächelte und seine Augen schienen zu zwinkern, als er Antaia ansah, doch vielleicht hatte er auch ein Insekt ins Auge bekommen. Sie jedenfalls entgegnete säuerlich: „Das sagte dein Patenonkel bereits, mit Schmeicheleien kommst du trotzdem nicht davon.“

Antonin hob spielerisch überrascht die Augenbrauen. „Entschuldige bitte, doch ich meinte meine Schwester.“ Er wandte sich Alexa zu und küsste sie auf beide Wangen.

Antaia kniff leicht die Augen zusammen.

„Du bist natürlich nicht hässlich, Aurorin“, wandte er ein. „Wenn du nur nicht immer so verbissen gucken würdest und vielleicht etwas Interessanteres anziehen würdest.“ Er wurde unterbrochen.

„Wir sind hier zu einem Duell verabredet“, keifte sie nun. Als hässlich ließ sie sich ja nun nicht betiteln. Was bildete sich dieser Kerl überhaupt ein?

„Richtig.“ Und plötzlich war er ernst, zog seinen Zauberstab und alle traten beiseite, um den Duellanten den Platz zu lassen, den sie benötigen würden.

Sie verbeugten sich, wie es die Etikette vorschrieb und dann gab Antaia den ersten Fluch ab.

Lange konnte keiner der Anwesenden sagen, wer nun besser war, wer gewinnen würde. Beide waren sie durchnässt, die Kleidung leicht versenkt, verdreckt von Stürzen, und sie hatten psychische und physische Attacken einstecken müssen. Überhaupt kam es den beiden Sekundanten Istave und Sirius, aber auch Alexa vor, als würden sich zwei trotzige Schulkinder duellieren. Zumindest von Antonin hätten die drei tödlichere Flüche erwartet, nicht dass sich einer der drei das gewünscht hätte, das nicht, aber der Heiler hielt sich seltsam zurück. Bis er laut fluchend seinen linken Unterarm anstarrte. Antaia hielt inne.

„Was ist?“

Dafür erntete sie verwunderte Blicke, alle sahen sie irritiert an. Klang sie gerade besorgt?

Antonin fluchte in einer unbekannten Sprache und Alexas Miene nach zu urteilen, war es nicht gerade die feinste Art. „Wenn der das hört, ist Antonin tot“, murmelte sie.

„Wer?“, fragten Sirius und Antaia gleichzeitig.

„Wer schon. Sein Herr und Gebieter.“ Nun tropfte ihre Stimme vor Verachtung und Hohn. Antonin sah sie finster an und riss den Ärmel hoch. Böse starrte er das glühende Dunkle Mal an.

„Wir werden das Ende vertagen müssen, Kleines“, sagte er zu Antaia und war verschwunden.

Disappariert, einfach so, Antaia war sprachlos.

Eine Weile starrten alle auf den Fleck, wo eben noch der Heiler gestanden hatte. Schließlich räusperte sich Istave und wandte sich an Sirius.

„Was machst du eigentlich?“

Der Animagus verstand nicht.

„Dein Beruf, Junge“, holte Istave aus.

„Ach so, tja, so was wie Auror, denke ich. Offiziell werde ich ja noch gesucht. Nicht jeder hat so gute Verbindungen zum Ministerium wie Dolohov.“

Istave nickte nachdenklich und sah dann zu Alexa. „Sorge dafür, dass dem nicht mehr so ist. In Hogwarts wird ein Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Küste gesucht.“ Er lächelte Antaia freundlich zu, verabschiedete sich von Alexa mit der Auflage, dass sie auf jeden Fall am Abend bei ihm vorbeisehen sollte und nickte Sirius knapp zu. Dann war auch er disappariert.

Antaia grinste und schüttelte den Kopf. „Du und Professor?“, fragte sie skeptisch. „Die armen Schüler.“ Sie sah zu Alexa. „Kaffee?“

Diese seufzte. „Würde ich ja gerne, aber meine Schüler warten und du brauchst dringend ein Bad.“

Die andere nickte, verabschiedete sich und hakte sich dann bei Sirius unter, mit dem sie gemächlich über die Wiese durch den Wald in Richtung Stadt lief.

„Und du erklärst mir jetzt, warum du Alexa immer mit dem Professor aufziehst und wieso Lestrange dich als Professor in Hogwarts vorgeschlagen hat.“

„Punkt zwei: Dumbledore ist der Schwiegervater von Istave“, sagte Sirius und Antaia starrte ihn sprachlos an.
 

Samstag, 6. September 1997
 

Harry betrat als letzter das leere Klassenzimmer. Sowohl Theodor als auch Zacharias saßen bereits um einen kleinen Klapptisch, auf dem ein grünes Fließ ausgebreitet war. Zacharias hatte für drei Spieler Chipstürmchen aufgehäuft und entfernte nun das Papier von einer nagelneuen Packung Karten.

„Setz dich, Potter“, sagte Theodor und etwas Gefährliches schwang in dessen Stimme mit.

Harry kam entschlossen hinüber. Von denen ließ er sich doch nicht einschüchtern.

„Was spielen wir? Draw?“

„Texas Hold’em ohne Limit“, fiel Theodor ihm ins Wort. Harry zuckte mit den Schultern. Auch gut, dachte er. Da er als erstes geben würde, teilte er jedem zwei Karten aus. Diese wurden misstrauisch begutachtet. Dann warf Theodor eine Anzahl an Chips in die Mitte, Zacharias zog mit und auch Harry gab seinen Einsatz her. Dann deckte der Gryffindor eine weitere Karte auf und alle machten ihre Einsätze, schließlich die nächste und nächste, bis fünf offen auf dem Tisch lagen. Und so spielten sie, Runde um Runde. Mal sah es aus, als würde Zacharias verlieren, dann hatte Theodor nur noch eine Handvoll Chips.

„Wer hat dir eigentlich Poker beigebracht?“, fragte Harry Theodor, hatte er doch von Lavender erfahren, dass Theodor keine Ahnung von Kartenspielen hatte, was im Moment irgendwie gar nicht danach aussah. „Dein Vater?“

Der Slytherin schüttelte den Kopf. „Der war die ganze Zeit krank“, sagte er.

Ja, richtig, dachte Harry.

„Mein Bruder.“

„Du hast einen Bruder?“, fragte Zacharias.

„Ja, Timothy ist fünfzehn.“

„Haben deine Eltern irgendwie vergessen, ihn zur Schule zu schicken?“

Theodor schüttelte den Kopf. „Er ist ein Squib. Aber in Zaubertränke macht ihm keiner was vor.“

Zacharias und Harry nickten beeindruckt und konzentrierten sich dann wieder auf das Spiel.

Harry war dran. Er betrachtete sich sein Blatt. In der Mitte lagen eine Dame, eine Zehn und eine Bube der Farbe Herz, neben einer Drei und einer Fünf. Er selbst hatte eine Herzacht und ein Herzneun. Das sah verdammt nach einem Flush aus. Er sah über die Karten zu Theodor hinüber, dann auf seinen Chipstapel. Er könnte den Slytherin dazu bringen seine ganzen Chips einzusetzen. Die Frage war nur wie viel war wenig genug, dass Theodor nicht aufgab. Er zählte und schob bis auf einen Chip alles in die Mitte. Theodor betrachtete das sehr kritisch. Doch auch er schob alles was er hatte in den Pott, sah auf und sagte: „Das will ich sehen.“

Harry legte seine Karten neben die die schon auf dem Tisch waren und verkündete grinsend: „Flush.“ Er wollte eben seinen vermeintlichen Gewinn einstreichen, als Theodor seine Karten aufdeckte. „Royal Flush“ Tatsächlich hatte der andere einen Herzkönig und ein Herzass.

Zacharias grinste. „Da hast du wohl verloren, Potter.“

Harry sah verärgert auf. So ein Pech. Er hatte noch einen Chip. Einen lausigen Chip. Es überraschte ihn nicht, dass er den in der nächsten Runde los war und so hatte er tatsächlich verloren.

„Mal sehen, was der Einsatz war“, sagte Theodor und Harry hob verwirt den Blick. „Einsatz? Was denn für ein Einsatz?“ der Slytherin rollte ein Pergament auseinander, von dem Harry sich die ganze Zeit schon fragte, was da drauf strand und warum es auf dem Tisch lag.

„Ein Hot Dog? Ist dir nichts Besseres eingefallen, Smith?“

„Was denn für ein Hot Dog? Jungs, wovon redet ihr?“, versuchte Harry die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.

„Der Verlierer muss eine Stunde in einem Kostüm herumlaufen, das vorher festsetzt wird“, klärte Theodor ihn auf. Harry, der schon aufgestanden war, ließ sich zurück auf den Stuhl fallen. „Da mach ich nicht mit. Ich habe schon mehr Aufmerksamkeit, als mir lieb ist. Ich renn doch nicht als Hot Dog durch Hogwarts.“ Er zeigte den anderen beiden einen Vogel.

„Doch, das wirst du“, entgegnete Zacharias entschieden.

„Muss man mich sehen?“, fragte Harry vorsichtig.

„Natürlich. Nachts gilt nicht.“

Harry grinste: „Wer sagt was von Nachts?“

„Auch Tarnumhänge sind nicht erlaubt“, fuhr Zacharias dazwischen.

„Tarnumhänge?“ Theodor sah von Zacharias zu Harry. „Du hast einen Tarnumhang? Das glaub ich ja nicht. Glückseliger Gryffindor, kein Wunder, dass man dich nie erwischt“, schimpfte er nun und Harry sah ihn unbekümmert an.

„Harry hat auch eine Karte, die ihm anzeigt, wer wann wo ist. Von seinem Patenonkel“, setzte Zacharias noch einen oben drauf. Nun sprang Theodor vom Stuhl auf. „Was? Wieso bekommt der alles und wir nichts?“, fuchtelte er nun wild mit den Armen in der Luft.

„Weil ich der Held der Geschichte bin“, erwiderte Harry trocken. „Aber wenn du den nächsten Kampf gegen Voldemort bestreitest, leih ich dir beides.“

Das nahm Theodor die Luft aus den Segeln und er sank zurück auf den Stuhl.

„Hast du eine Ahnung. Es laufen Gerüchte, von denen will ich nicht wissen, ob sie wahr sind.“ Nun sah er düster auf die Tischplatte vor sich. „Was für Gerüchte?“ Harry sah von Theodor zu Zacharias.

Doch der schüttelte nur den Kopf. „Sag mal Potter“, begann Theodor stattdessen. „Bist du jetzt eigentlich mit der kleinen Johnson zusammen?“

Harry hob nur eine Augenbraue, stand auf und ging wortlos.

„Ja? Nein?“, rief Theodor ihm nach, doch eine Antwort bekam er nicht.
 

***
 

Atemlos rannte das sechsjährige Mädchen die Gasse entlang. Noch immer hallte die Stimme ihrer Mutter in ihr nach, die ihr zurief: „Lauf! Lauf so schnell du kannst!“ Und Delia lief. Sie wusste nicht wohin, nur weg.

Ihre Beine schmerzten und sie stürmte in eine Seitenstrasse auf die Tür von einem Haus zu. Sie wollte dagegen hämmern, doch die Tür gab nach einem Schlag nach. Das Haus war leer. Schnell rammte sie das Holz zurück in den Rahmen und suchte nach einem Versteck. Ihr Herz dröhnte in ihren Ohren und sie lauschte angestrengt nach draußen. Wurde sie verfolgt? Wohl nicht, es waren große Männer gewesen, die sie ohne Mühe hätten einholen können. Dennoch durchschritt Delia den leeren düsteren Raum und kauerte sich schließlich in den Kamin. Sie schlang ihre Arme um ihre Knie und murmelte: „Ich will zu Tante Herm. Ich will nach Hogwarts.“

Eine grüne Stichflamme umhüllte den kleinen Körper in dem Moment, wo die Tür eingeschlagen wurde und eine schwarzummantelte Gestalt den Rahmen verdunkelte. Delia war jedoch weg.
 

***
 

Dumbledore sah verwundert zu dem kleinen Mädchen, das in seinem Kamin aufgetaucht war. Das Kind hob zögernd den Kopf, als eine Hand seinen Kopf berührte.

„Hallo, Delia“, sagte Albus leise. „Wo kommst du denn her?“

„Sie haben Mama angegriffen“, sagte Delia, sprang auf und suchte in den Falten von Albus’ Robe Schutz.

Das gefiel Dumbledore gar nicht. „Beruhige dich, mein Kind“, redete er sanft auf sie ein und sah zu den Bildern hinauf.

„Sagt Sirius Bescheid“, sagte er und Phineas Nigellus, Sirius’ Ururgroßvater, war augenblicklich aus seinem Rahmen verschwunden. Doch nicht nur er war fort. Auch in einem anderen Rahmen, in dem eine schwarzhaarige und eine braunhaarige Frau abgebildet waren, war die mit den brauen Locken und den hellblauen Augen verschwunden.
 

***
 

Antonin schoss einen grellen Fluch in die Gasse und der letzte Schwarzmagier, der nicht davon gelaufen war und die anderen Angriffe überlebt hatte, sank mit einem erstickten Schrei in sich zusammen. Der Heiler achtete nicht auf die Leiche, die nun auf dem Boden lag, sondern ging auf die zusammengesunkenen Gestalt nahe der Mauer der Sackgasse zu.

Er schob die Kapuze und die brauen Locken zurück. Der Kopf kippt nach hinten und Antonins Hand hielt ihn fest.

„Antaia“, sagte er leise und sah sie eindringlich an, doch ihre Augen blieben geschlossen. Sie lebte, das war ihr Glück, die Frage war nur, wie lange noch. Mit Leichtigkeit hob er sie auf seinen Arm und presste sie dicht an sich, dann disapparierte er.
 

***
 

„Albus“, sagte eine Stimme und Dumbledore sah auf. Delia saß neben Fawkes und starrte den Phönix an, doch auch sie wandte sich dem Besucher zu.

„Dich hier zu sehen, überrascht mich“, sagte dieser, warf dann den Blick zu einem Bild und lächelte verstehend. Er sah auf das Bild mit den zwei Frauen. Eine, die Braunhaarige mit den hellblauen Augen, lächelte nun entschuldigend.

„Ich werde die Kleine mit mir nehmen. Da wird sie am sichersten sein“, sagte Istave und kam zu Delia hinüber, die nun aufgestanden war. Albus zögerte.

„Wir haben Antaia gefunden. Sie lebt, doch ist sie ohne Bewusstsein”, fuhr Istave fort.

„Wird Antonin sich um sie kümmern?“, fragte Albus und Istave nickte. Albus sah nachdenklich zu dem Bild hinauf und fragte die eine Frau: „Was sagst du?“

„Mein Sohn ist ein ausgezeichneter Heiler“, sagte nun die Schwarzhaarige, deren Augen stechend grün wie die einer Katze waren. Die Frau, die bis vor kurzen noch verschwunden war, nickte zustimmend. „Istave wird schon aufpassen, dass es ihr gut geht, Daddy.“

Albus lächelte leicht und wandte sich zu Istave um. „Ich habe nie verstanden, wie es kam, dass Camille dich als Ehemann ausgesucht hat.“ Dann drehte er sich zu Delia.

„Du gehst mit ihm und wenn irgendwas ist, dann nimm das und wünsche dich hierher.“ Er gab dem Mädchen eine Feder aus Fawkes Federkleid und Delia steckte sie sich in ihre Tasche.
 

Freitag, 19. September 1997
 

„Happy Birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, happy birthda~aay“, schmetterten Lavender und Parvati lauthals und unglaublich falsch. „Happy birthday to you“, unterstützen auch Ginny und Annica, eine Freundin von den anderen beiden.

Hermione hatte sich verwundert aufgesetzt und blinzelte verschlafen.

„Morgen“, murmelte sie und sah auf ihre Bettdecke, wo sich jetzt Geschenke häuften. „Danke“, brachte sie noch hervor und versuchte nicht zu gähnen, die anderen konnten ja nicht wissen, dass sie erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen war.

„Du siehst müde aus“, sagte Ginny mitfühlend und Herm zwang sich zu einem Lächeln.

„Ach was. Ich war nur überrascht.“ Nun setzte doch ihre Neugierde ein.

„Ist das alles für mich?“

„Na, es hat ja nur eine Geburtstag“, sagte Parvati und ließ sich auf das Bettende nieder.

„Los mach auf“, verlangten die anderen. Hermione wollte gerade nach einem Päckchen greifen, als ein lautes Rumsen gegen ihre Tür die Mädchen zusammenfahren ließ.

Irritiert sahen sie auf.

Dumpf drangen Beschimpfungen durch das Holz. Ginny ging und öffnete die Tür und lachte nach einer kurzen Minute des Schweigen laut auf.

Am Fuß der Treppe zum Schlafsaal der Mädchen lagen Dean, Seamus, Ron und Harry durcheinander mit ihren Besen und hielten ihre Köpfe.

„Was hattet ihr vor?“, lachte nun auch Annica.

„Sie wollten unbedingt Hermione gratulieren“, erklärte Neville gelassen.

„Ich habe ihnen gesagt, dass es nicht klappen wird.“ Dann setzte er sich auf seinen Besen und schwebte vor die nun offene Tür, gegen die die anderen geknallt waren.

„Es hätte funktioniert, wenn Dean die Klinke erwischte hätte“, meckerte Seamus und schob ein Bein von sich hinunter, um aufstehen zu können.

„Ich? Wieso ich, ich dachte, Harry macht das.“

„Was habe ich damit zu schaffen?“

„Als Sucher solltest du metallene Knaufe doch öffnen können.“

„Das Ding ist doch kein Schnatz.“

„Wie süß von euch“, unterbrach Hermione die Diskussion und alle rappelten sich auf.

„Eigentlich wollten wir dich mit einem Lied wecken“, erklärte Neville. „Aber wie wir gehört haben, hast du das schon bekommen.“

„Wir können ja noch mal singen“, schlug Dean vor.

„Herm soll doch nicht wieder umfallen, jetzt, wo sie schon mal wach ist“, fuhr Seamus ihn an.

„Willst du etwa damit sagen, dass wir schlecht singen?“

„Ich rede nur von dir, nicht von uns.“

Hermione schüttelte leicht den Kopf und hielt eine Tüte Süßigkeiten hoch.

„Will jemand, aus dem Honigtopf“, rief sie laut und sofort waren alle wieder friedlich.

Wie im Kindergarten, dachte sie amüsiert und ging sich anziehen, denn sie war die Einzige, die noch im Nachthemd herumlief.
 

***
 

Antaia schlug die Augen auf und sah sich um. Das Zimmer kannte sie gar nicht. Wo war sie? Langsam stand sie auf und durchquerte den Raum. Dunkel erinnerte sie sich an jemanden, der ihr Wasser gebracht und feuchte Tücher auf ihre Stirn gelegt hatte.

Jemand? Ein wages Bild erschien in ihrem Kopf und sie fragte sich, ob es Einbildung war oder Tatsache, dass sie diesen Jemand mit Antonin verband. Ihr Blick fiel auf ein Familienwappen und ein Schreck durchfuhr sie.

Lestrange!!!

Sie wusste, dass Antonin bei Istave eingezogen war. Schnell suchte sie sich ihre Sachen zusammen. Sie musste hier weg.

Ha! Als wenn das so einfach sein würde. Mit Sicherheit war sie hier eingesperrt.

Sie ging zur Tür und fuhr heftig zusammen, als diese doch tatsächlich nachgab.

Das war ungewöhnlich. Schließlich stand sie hier im Haus von Lestrange. Fragte sich nur noch, bei wem genau.

Antaia schob also die Tür auf und blickte misstrauisch um sich. Sie blieb im Türrahmen stehen. Die Tür schwang nun gänzlich auf und sie wartete.

Wartete auf was eigentlich?

Ihren Zauberstab hatte sie nicht finden können, ihr Blick ruhte nun auf der Treppe, dem Zimmer gegenüber, wo Antonin Dolohov, ihre Einbildung in höchstpersönlicher Gestalt, herunterkam und sie mit einem seltsamen Lächeln ansah.

„Du …“, begann sie, kam jedoch nicht weit, denn er unterbrach sie.

„… stehst unter dem Mistelzweig.“ Da war er auch schon an sie heran getreten.

Antaia hob verwirrt den Kopf und schaute auf grüne Zweige über ihr.

Also, man konnte Antonin vorwerfen, was man wollte, aber lügen tat er nicht. Was taten die Zweige mitten im Sommer in einem Türrahmen?

Es war doch Sommer?

„Einen schönen Brauch habt ihr hier in England“, sagte er, beugte sich vor und küsste sie mitten auf den Mund. Antaias Hand sank kraftlos herunter. Dann ließ er von ihr ab und sie stolperte, ohne ein Wort zu sagen, zurück ins Zimmer.

Antonin warf hinter ihr die Tür zu und ging mit einem breiten Grinsen die Stufen weiter hinunter, um Wheely mitzuteilen, dass der Gast nun wach war und Suppe brauchte.
 

***
 

Die Schüler lärmten wie immer, als sie durch die Gänge der Schule liefen. Die siebente Klasse hatte Zaubertränke. Ein undankbares Fach, wenn man es in den ersten zwei Stunden hatte.

Hermione war eine der Ersten, die Snapes heilige Hallen betrat. In ein Gespräch mit Lavender vertieft, bemerkte sie erst, als sie ihre Tasche auf den Tisch stellen wollte, die rote Rose, die dort lag. Dazu war eine kleine Karte gelegt. Etwas verwundert öffnete sie das kleine Kuvert und las: „In Liebe.“

Lavender und Parvati neben ihr quietschten vor Begeisterung.

„Von wem ist sie?“, fragte Padma, die sich gar nicht neugierig über die Schulter ihres Zwillings beugte.

Hermione hielt sich die Rose unter die Nase und sog den blumigen Duft ein.

„Ich weiß nicht“, gestand sie.

Blaise, eine Reihe vor ihr, hatte das Ganze beobachtet und lachte nun spöttisch auf: „Wer ist denn so verzweifelt, Granger?“

Harry, der das hörte und an Blaise vorbei musste, wenn er zu seinem Platz wollte, stieß diesen grob zur Seite, dass der andere nach hinten fiel, seinen Stuhl knapp verfehlte und auf dem Boden landete.

„’tschuldige, Zabini“, sagte Harry und man sah deutlich, dass es ihm kein bisschen leid tat.

Die anderen grinsten spöttisch Blaise an, der sich wieder aufrappelte und seine Frisur richtete, und niemand sah, wie Draco einen finsteren Blick zu Blaise warf und einen verstohlenen zu Hermione, die Blaise von oben herab ansah, die Rose sichtbar auf ihrem Platz drapierte und sich setzte.

Draco wandte den Blick ab und lächelte still vor sich hin.

Da knallte die Tür zum Kerker zu. Snape erschien und begann seinen Unterricht.
 

***
 

Antaia träumte. Sie wusste, dass sie schlief und dennoch vermochte sie nicht aufzuwachen. Unruhig warf sie den Kopf hin und her. Sie sah, wie ihr Ehemann, Delias Vater, starb und eine große Leere breitet sich in ihrer Brust aus.

Wo war ihre Tochter? Im Traum drehte sie sich panisch im Kreis. Wo?

Sie wollte nach ihrem Kind rufen, doch ihre Stimme versagte ihr. Die Angreifer, die ihren Mann getötet hatten, kamen nun auf sie zu und sie wollte laufen, doch auch die Beine versagten ihren Dienst. Panik überflutete sie und drohte sie zu ersticken, als ein kühler Wind über ihre Stirn strich. Sie hob das Gesicht zum Himmel und atmete tief aus. Sie sank auf ihre Knie und der Traum wandelte sich in tiefe Schwärze, ohne Gefühle.
 

Antonin nahm seine Hand von der Stirn der schlafenden Antaia.

„Sie hat Alpträume“, stellte Istave ruhig fest. Er stand neben dem Bett, auf dem Antaia lag und Antonin saß. Der Heiler nickte und sah dann zu dem kleinen Mädchen, dass sich an Istaves Hand klammerte und vorsichtig hinter dem alten Zauberer hervorlugt.

Delia hatte zu Istave sofort Zutrauen gefasst. Antonin jedoch konnte sie nicht einschätzen und die Vorsicht ihm gegenüber wog schwerer als das Verlangen zu ihrer Mutter zu laufen, zumal sie nun sah, dass es ihr gut ging.

„Delia“, sprach Antonin sie an und streckte seine Hand nach ihr aus. Die Sechsjährige ergriff sie zögernd.

„Tust du mir einen Gefallen? Setzt dich zu deiner Mutter und wenn sie wieder einen Alptraum hat, legst du deine Hand auf ihre Stirn und sagst:

Schlafe ruhig, schlafe tief,

kein Leid wird dir zugefügt.“

Delia nickte, sie hatte verstanden.

Antonin selbst stand auf, hob das Mädchen neben dessen Mutter auf das Bett und ging mit Istave aus dem Zimmer.

„Seit wann bedienst du dich so alberner Sprüche?“, fragte Istave, als sie alleine waren.

„Der Kleinen wird es leichter fallen, die richtige Stimmung zu projizieren. Mal sehen, ob nicht eine Heilerin in ihr steckt. Ich bin zum Abendessen wieder da. Wenn irgendwas ist…“

Istave lächelte verschmitzt und Antonin unterbrach sich verwirrt. „Was schaust du denn so, Alter?“

„Du machst dir Sorgen um die Aurorin, mein Junge. Und das, wo sie doch nur ein Halbblut und so deiner gar nicht würdig ist.

„Du redest Unsinn.“ Antonin war mehr als verärgert.

Istave lächelte und drehte sich dann wortlos um.
 

***
 

„Malfoy“, rief Hermione und dieser drehte sich genervt um.

„Hast du keinen Hund, mit dem du spielen kannst, oder irgendwas anderes Niederes, was zu dir passt, Biber?“

„Ich verlange eine Erklärung.“

„Und für was?“, fragte er gedehnt, er hatte wirklich besseres zu tun.

„Wir haben zwanzig Punkte Abzug und die einzige Erklärung, die ich habe, ist, dass einer unsere Drittklässler von dir Punkte abgezogen bekommen hatte, weil er dir angeblich im Weg stand.“

Draco legte die Stirn in Falten, reine Show, das wusste sie und ihre Augen funkelten auf.

„Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte er gelassen und ging davon.

„Das hätte ich dir vorher sagen können“, prophezeite Ginny neben ihr.

Hermione sagte gar nichts. Sie wandte sich zu Ginny um und sah sie eine Weile nachdenklich an.

„Einfach so kann ich keine Punkte geben, oder?“, fragte sie.

„Malfoy zieht aber einfach so Punkte ab“, gab die Jüngere zu bedenken.

„Das ist doch einfallslos. Ginny, ich gebe dir fünf Punkte für das Ständchen heute morgen und all den anderen auch. Das macht … genau zwanzig“, grinste sie zufrieden.
 

***
 

„Ich wüsste ja zu gerne, wer dein heimlicher Verehrer ist“, sagte Lavender und ihre Finger fuhren über die seidigen Blütenblätter der Rose, die Hermione sich auf den Nachttisch gestellt hatte.

„Wenn du es erfährst, wird er unheimlich“, grinste Parvati und ließ sich auf ihr Bett fallen.

„Was meinst du? Keine Idee?“

Hermione schüttelte den Kopf. Sie hatte auch schon überlegt, aber es fiel ihr absolut nicht ein, wer in Frage kommen könnte.

„Ich habe dir mein Geschenk noch gar nicht gegeben.“ Lavender zog ein kleines Päckchen unter ihrem Kopfkissen hervor. „Vielleicht gibt dir das ja eine Antwort.“

Hermione zog die Schleife ab und wickelte es aus.

„Ein Tarot?“ Sie sah zu der Blonden auf. Sicher, Lavender begeisterte sich für die Wahrsagerei, doch Hermione konnte nichts damit anfangen.

„Versuch es. Zieh eine Karte und denk an etwas“, forderte Lavender sie auf.

Hermione grinste leicht spöttisch. „Also gut. Wer hat mir die Rose geschenkt?“, fragte sie, mischte die Karten und hob dann den neuen Stapel mit der linken Hand ab, wie Lavender es sie lehrte.

Sie drehte die Karte herum und schaute auf ‚Zwei der Kelche’.

„Und was soll das jetzt heißen?“
 

***
 

„Ich verstehe, Alastor. Natürlich müssen wir ihr das sagen.” Dumbledore schien nicht sehr glücklich zu sein und so saß er hinter seinem riesigen Schreibtisch in seinem Büro und sah seufzend über die Halbmondbrille zu Hermione, die soeben eintrat.

„Sie haben mich gerufen, Direktor“, begann sie und stutzte, als sie auch Moody entdeckte.

„Mister Moody.“ Ihre Augen wanderten zu Dumbledore. „Was ist mit meiner Schwester?“

Der Direktor wollte antworten, doch Moody kam ihm zuvor. Er trat zwei Schritte zu Hermione hinüber und sah sie ernst an.

„Du bist ein blitzgescheites Mädchen, Hermione, und es tut mir leid, dass heute dein Geburtstag ist, doch wir müssen dir etwas sagen. Antaia ist seit einiger Zeit verschwunden. Es gibt keine Beweise, dass sie tot ist“, setzte er noch schnell nach, als er sah, wie Herm blass geworden war.

„Seit wann?“, fragte Hermione, sah nun aber zu Albus.

„Sie wurde am sechsten September in London überfallen.“

„Weil sie eine Muggelgeborene ist“, gab Herm tonlos zurück. Es war weniger eine Frage, mehr eine Feststellung.

„Nein, das ist sie nicht“, schüttelte Albus den Kopf.

„Antaias Vater war ein Zauberer“, schüttelte Moody den Kopf und Albus bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Hermione hatte das noch nie gesehen.

„Deine Mutter“, fuhr Moody unbeirrt fort. „Stammt auch aus einer Zaubererfamilie.“

„Mom ist eine Hexe?“ Hermione verlor langsam ihre Fassung.

„Eine Squib“, schränkte Albus ein. „Doch das tut jetzt kaum zur Sache“, sprach er schnell weiter, ehe Moody noch mehr Schaden anrichteten konnte.

„Delia“, sagte Hermione nun leise und der Direktor verstand. „Keine Sorge, deine Nichte ist sehr gut aufgehoben. Niemand wird es wagen, sie noch einmal anzugreifen.“

„Wo? Wo ist sie?“

„Es ist besser, wenn du das nicht weißt. Vertrau mir“, fuhr Albus fort, was Hermione vielleicht auch getan hätte, wäre ihr nicht der seltsame Blick von Moody aufgefallen, der sah Albus an, als würde er ihm ganz und gar nicht vertrauen.

„Ich bin sicher, deiner Schwester geht es gut.“ Hermione bezweifelte die Aussage etwas, aber was sollte sie machen. Etwas niedergeschlagen ging sie zurück zum Gryffindorturm und das Schicksal schlug erneut zu. Auf dem Gang begegnete sie Draco.

Was auch immer der um diese Zeit hier machte.

Er stutzte, offenbar hatte er sie nicht hier erwartet. Was merkwürdig war, denn immerhin stand er vor dem Portrait der fetten Dame. Wenn einer hier nichts zu suchen hatte, dann doch er, oder? Hermione wappnete sich.

„Malfoy“, sagte sie und eigentlich wollte sie kälter klingen, doch ihre Stimme war schwach. Er öffnete den Mund, ohne Zweifel um etwas Fieses von sich zu geben, Herm wusste, dass sie dann auf jeden Fall anfangen würde zu heulen. Sie ertrug keine Spitze, nicht jetzt, nicht heute Abend.

Tatsächlich aber sah er sie unsicher an und fragte schließlich: „Geht es dir gut?“

Hermione hob ruckartig den Kopf. Einen Moment war sie verwirrt, doch dann wurde sie wütend. Sie verstand. Er kam extra hier rauf, um sich an ihrem Elend zu weiden Wie krank musste man eigentlich sein? Und weil sie keine Antwort darauf wusste, schrie sie ihn nun an: „Wie krank bist du eigentlich, extra hier rauf zu kommen, um dich an meinem Elend zu weiden? Nur weil meine Schwester verschollen ist, heißt das noch lange nicht, dass sie tot ist.“

Draco riss erstaunt die Augen auf. Hermione hatte eine Schwester? Davon hatte er ja gar nichts gewusst. Eigentlich war er hier, um ihr zu gestehen, dass er ihr die Rose geschenkt hatte, doch nun kam es ihm absurd vor. Sie hasste ihn. Vollkommen am Boden zerstört, sah er ihr nach, wie Herm rauchend vor Wut durch den Eingang kletterte. Wenn er das gewusst und sie ihn nicht angeschrien hätte, ja, dann hätte er sie sicher in die Arme genommen und versichert, dass ihre Schwester noch lebte.

Im Gemeinschaftsraum, blieb Herm einen Moment stehen und wischte sich die Tränen weg. Sie musste über sich selber den Kopf schütteln. Hatte sie doch einen Bruchteil einer Millisekunde doch tatsächlich geglaubt, dass Draco gekommen war, um sie zu trösten. Beim Merlin, sie musste sich diesen Slytherin endlich aus dem Kopf schlagen, das war ja nicht mehr zum Aushalten.

Im Schlafsaal angekommen sah sie auf den Tarotstapel und zog willkürlich eine Karte.

Wieder war es ‚Zwei der Kelche’.

Inzwischen wusste sie auch, was das bedeutete. Sie zog eine zweite Karte und musste sich vor Überraschung setzen.

‚Die Liebenden’, dachte sie.
 

***
 

Sie war wieder zwölf Jahre alt und rannte auf ihre beste Freundin Alexandra zu. Auch sie war wieder zwölf, mit rabenschwarzen Zöpfen, die ihr bis zum Po herunterreichten.

Antaia winkte ihrer Freundin zu und Alexa winkte der Freundin aufgeregt zurück und bedeutete ihr schneller zu laufen und sah wieder in den flachen Teich vor sich. Die andere legte noch einen Zahn zu und so übersah sie den spitzen Stein, der aus dem Boden ragte. Ihr Fuß verhakte sich und sie fiel der Länge nach hin.

Antaia fluchte laut und drehte sich um. Prüfend besah sie sich die schmerzende Stelle. Dick quoll dunkelrot das Blut und das Mädchen kramte fahrig nach einem Taschentuch. Sie hörte hinter sich die Stimme der gleichaltrigen Freundin, doch sie wusste, dass es nicht Alexa war, die als erstes bei ihr sein würde. Das Mädchen hatte ein Taschentuch gefunden, schaute nun aber auf und direkt in grüne Iriden, durch die sich silberne Fäden zogen.

„Antonin“, sagte sie leise und der junge Mann sah sie überrascht an. Natürlich, sie waren sich nie zuvor begegnet, doch Antaia wusste, wer er war und was aus ihm werden würde. Sie wusste es genauso sicher, wie sie wusste, dass sie schlief.

Der Zauberer zeigte eines seiner seltenen freundlichen Lächeln und beugte sich zu ihr hinunter. Er wollte sie hochheben und zu einer Bank tragen, das wusste Antaia und dennoch kniff sie die Augen zu und drehte den Kopf, denn plötzlich setzte sich in ihr der absurde Gedanke fest, er könnte sie küssen. Aber sie war doch erst zwölf.
 

Antaia riss die Augen auf und erstarrte. Genau über ihr musterten sie zwei grüne Iriden, durch die sich silberne Fäden zogen.

„Antonin“, sagte sie leise und hatte das Gefühl eines Déjà-vu.

„Du hast oft Alpträume“, sagte der Heiler nachdenklich und strich ihr eine verschwitzte Haarsträhne aus ihren Augen. Er drehte ihr Gesicht zu sich und sah sie prüfend an.

„Wie fühlst du dich?“

„Müde“, gab sie matt zurück. Bei allen Göttern, wieso war er so fürsorglich? Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie fühlte sich wieder wie zwölf, als er sie hochgehoben hatte und zu einer Bank getragen hatte. Wo er ihr Knie fachgerecht verarzt hatte.

Damals hatte sie ihr Herz an ihn verloren, doch das Schicksal hatte es nicht gut mit ihr gemeint. Er wurde Death Eater und beging grausame Morde und wurde gerechter Weise nach Azkaban geschickt.

In letzter Zeit fragte sie sich oft, was wohl gewesen wäre, wenn er nicht Anhänger des Dunklen Lords geworden wäre, wenn er geblieben wäre, sie nicht den Vater von Delia kennengelernt hätte und alles so gekommen wäre, wie sie es sich als kleines naives Mädchen ausgemalt hatte. Denn seltsam war schon, dass sie, obwohl sie erfahren hatte, was er getan hatte, nie aufgehört hatte an ihn zu denken.

Nie.

Sie sah wieder auf. Er war so ernst. Antaia schluckte beklommen. Ihre Hände krallten sich in die Decke, die straff über sie ausgebreitet war. Sie wurde sich plötzlich seiner Nähe bewusst.

Diese Mimik, seine Hand ruhte noch immer auf ihrer Wange und er saß neben ihr, die Beine ausgestreckt auf dem großen Bett.

Er würde doch nicht …

„Sehr müde?“, fragte er sie. Antaia wollte das seltsame Leuchten in seinen Augen nicht deuten, doch sie schüttelte den Kopf.

Sein Daumen strich unbewusst über ihre warme Haut. Ein bisschen beugte er sich weiter zu ihr hinunter, Antaia schloss schon unwillkürlich die Augen, als die Tür zum Zimmer regelrecht aufflog und ein kleines sechsjähriges Mädchen hereingestürmt kam und Antonin zurückschnellte.

„Mommy!“, rief Delia und stürzte auf ihre Mutter zu, die sich nun mühsam aufrichtete und sich ganz auf ihre Tochter konzentrierte. Diese hopste auf das Bett und kuschelte sich an deren Seite.

Sie hatte nichts mitbekommen. Anders Istave, der im Türrahmen stand, und Wheely, der Hauself von Antonin. In den langen Jahren, da sein Herr in Azkaban gewesen war, hatte das Wesen jedoch bei den Lestranges gewohnt. Wheely trug nun sein Tablett herein und Antonin schaffte es nun sich von seinem kleinen Schock zu erholen und aufzustehen.

„Gib auf deine Mutter acht!“, sagte er bestimmt und Delia nickte ernsthaft. Antonin machte sich davon. Istave, nicht müde, lief seinem Patenkind nach.

„Kamen wir ungelegen, mein Junge?“, fragte er und Antonin schüttelte schnell den Kopf.

„Nein wieso?“ geradezu herausfordernd sah er den Älteren nun an, doch konnte Istave dem Blick länger standhalten und grinste, so gar nicht seinem Alter entsprechend, breit.
 

***
 

in der Radaktion:
 

Saturn: Alles klar?
 

Gleda: Ja, alles klar. Und jetzt, her mit dem Kuchen!
 

Saturn: Nein, er ist mein.
 

Moonlily: Was ist denn noch alles dein?
 

Blue: Na, alles, was du hier siehst. Wusstest du das nicht?
 

Moonlily: Das würde ja bedeuten, dass auch ich ihr gehöre.
 

Chanti: Du bist in diesen Räumen, ja, du gehörst jetzt ihr.
 

Moonlily: Besitz ergreifend bist du gar nicht, hä?
 

Babyate: Geringfügig *kau* *schmatz* *mampf*
 

Gleda: Kuchen!!!
 

Saturn: Genau. Kuchen!!!
 

Blue: Das ist jetzt gar nicht peinlich. Ich kenne euch nicht.
 

Saturn: Das nächste Kapitel heißt: „ungeheuerliche Neuigkeiten“.
 

Harry läuft in albernen Kostümen herum,

Großonkel Istave besucht Hogwarts,

Bellatrix Lestrange hat einen Alptraum

und Lavender und Blaise finden Unglaubliches heraus.
 

Kann es wirklich sein, dass Hermione in Draco und dieser in sie verliebt ist?

Nur schade, dass jeder darüber schweigt, statt zu reden.
 

Blue: Genau, Kommunikation ist alles.
 

Saturn: Nur wäre dann die Story nur halb so lustig.
 

Blue: Auch wieder wahr.
 

Babyate: Es kommen eine menge neue Charaktere dazu.
 

Saturn: Ja, ja, die ganze Familie Lestrange, also Bella, ihr Mann Rodolphus und dessen Bruder Rabastan. Unnötig zu erwähnen, das ich letzteren auch verkuppeln werden.
 

Morwie: Ich ahne Schlimmes.
 

Saturn: *lächel* was anderes: Wie schon in ‚Beschwörung’ habe ich auch diesmal von einer fleißigen Leserin eine paar Zeilen überlassen bekommen. Mitglieder vom Zirkel ‚Hermione x Draco’, dürften es kennen.
 

Leserbriefe:
 

@Nanetta: Dumbledore hat nicht Antonins Haus abgefackelt, nicht selber. *räusper* also, er hat nicht die Fackel getragen.

Und er zählt den ‚Jungen’ zu seinen Schäfchen, weil er tatsächlich sein Enkel ist. Es stimmt vollkommen. Louise und Camille waren Zwillinge, Dumbledores Töchter (Mutter unbekannt) und während Camille die Mutter von Rabastan und Rodolphus ist, ist Louise die von Alexandra und Antonin.

Nur um die Verwirrung komplett zu machen: Die Dolohovkinder haben noch Cousins. (3 Stück) und die hören auf den Namen passt auf, jetzt kommt’s: McNair
 

@Kittykatty: Das nächste Zusammentreffen von Todd und Ginny wird noch eine weile dauern, dafür wird es… heftig. Ich sage nur eins. Die Kleider fliegen. *murmel* Sie stehen unter dem Liebestrank
 

@angel90: Ja, genau DEM Liebestrank, den Alexa und Sirius nicht Antonin und Antaia geben, ist nicht mehr nötig. Es wird noch mehr Opfer des Gebräus geben, doch dazu mehr in dem Kapitel um Silvester.
 

@xiaoyu-chan: Ob ich bei der ganzen Verwandtschaften in dieser Story noch den Überblick habe… es ist schwer, aber ja, ich denke noch habe ich ihn XD
 

@suz: Ob Herm herausfindet dass Draco den test absichtlich vermasselt hat. Hatte ich nicht vor, aber die Idee ist nicht schlecht.

Frage an dich: Bevor oder nachdem sie zusammengekommen sind? Du darfst es dir wünschen.
 

@moonlily: Etwas, was noch nicht mal meine Betaleserin weiß. Ja!!! Blaise und KOCHEN? Der Junge ist nicht so unbegabt wie er tut…
 

Moonlily: *blinzel* Sollte ich es aber nicht wissen?
 

Blue: Sei froh, dass du überhaupt irgendwas erfährst, man kann froh sein, wenn Saturn selber halbwegs durchsieht.
 

Saturn: *zieht ihrer undankbaren Schwester Blue mit einem Handschuh eine über* *lächelt ins Puplikum* Gut, damit geht der aktuelle Pokal an: *trommelwirbel* Nanetta!!!
 

Blue: *gibt Nanetta eine winzige Statuette*
 

Chanti: *gibt Nanetta eine Lupe*
 

Nanetta: Ich kann gar nichts erkenne, nicht mal mit einer Lupe.
 

Saturn: Aber es kommt von Herzen.
 

Nanetta: ???
 

Saturn: Ein kleiner Dank an Enchantra, die mir folgende Szene überlassen hatte und die ich in das nächste Kapitel, das da heißt ‚ungeheuerliche Neuigkeiten’, eingebaut habe.
 

Ich hoffe Enchantra, dir wird gefallen was ich draus gemacht habe.
 

Vorschau:
 

Der Wind brauste heftig über das Land, als an Küste der Normandie vor einigen Jahren, ein einsames Schiff, nach einigen Mühen, an die Küste gelangte, zuerst sah es noch so aus, als ob das Meer den Segler zurück in die Wellen werfen würde. Wie bei einem Ballspiel, war das Schiff hin und her gehüpft.

Doch letztendlich wurde es an Land gespült und drei Personen, ganz in schwarze Mäntel gehüllt, beeilte sich, dieses zu verankern.

Mit hastiger Eile holten sie ihr Gepäck herunter und verschwanden hinter den Dünen.

An ihren Kampf sollten nur ein brüchiges Schifflein und eine Fußspur im Sand erinnern.

Doch auch diese sollten bald für immer weggespült werden.

°written by Chantra
 

Saturn: Und weil es lustig ist aber nirgends rein passt, ein kleines
 

Moonlily: Die Stelle, *nach oben deut* kenn ich auch noch nicht.
 

Saturn: *betreten zu Boden sehe* Ich weiß.
 

Moonlily: Und auch das Outtake ist mir vollkommen unbekannt.
 

Saturn: Das sollte eine Überraschung sein.
 

Moonlily: So wie auch die Rechtschreibfehler da drin?
 

Saturn: …
 

***
 

Outtake: Damit man sich auf Bella, Rodolphus und Rabastan einstimmen kann
 

Neulich in Azkaban
 

Wenn die Dementoren hören würden, wären sie froh, dass sie es in Wirklichkeit nicht konnten.

„Dein Bruder ist verrückt“, meckerte Bellatrix gerade und Rodolphus sah ungläubig zu seiner Frau, in der Zelle ihm gegenüber.

„Natürlich ist er verrückt, er ist ja auch sein Bruder!“, kommentierte Sirius, in der Zelle neben Rodolphus und blätterte im Tagespropheten von vor drei Jahren.

„Wo hast du die Zeitung her?“, fragte Antonin, der rechts neben Bellatrix eingekerkert war. Auf deren linken Seite und somit Sirius gegenüber saß Rabastan und schnitzte sich gerade einen neuen Zauberstab. Ab und zu schwang er ihn, doch es passierte natürlich nichts.

„Sie klebte einem Dementor am Schuh“, versicherte Sirius und die anderen vier überlegten kurz. Hatten Dementoren denn Schuhe?

„Du lügst doch, Black!“, beschuldigte Antonin den Animagis und dieser sah böse zu ihm hinüber.

„Beweise!“

„Aber Dementoren laufen doch gar nicht“, bemerkte nun Rabastan und kam zu den Gitterstäben gekrochen. Er versuchte durch die Stäbe auf den Gang zu spähen und hielt nach einem Wächter von Azkaban Ausschau, doch offenbar waren die gerade essen, oder saßen bei einem Pokerspiel zusammen, wie die Insassen schon oft mutmaßten.

„Ja eben, die schweben“, nickte Rodolphus zustimmend und Bellatrix fauchte: „Auf wessen Seite stehst du überhaupt?“

„Im Moment sitze ich, Liebes“, lächelte er seine Ehefrau an und diese würde unter seinem Blick sofort milde gestimmt.

Sie seufzte und ihre Hände umfassten die Gitterstäbe, während sie Rodolphus anhimmelte.

„Du liebe Güte, du musst ihm keine schönen Augen machen, dich trennen zwei Gitter und ein Gang“, verdrehte Sirius die Augen.

„Ich halte unsere Liebe jung, aber davon verstehst DU natürlich nichts, Black“, bellte die Hexe nun in dessen Richtung.

Antonin lachte leise auf und lästerte: „Wozu auch? Eine Beziehung die länger dauerte als die Liebe, wenn sie noch jung ist, hatte DER doch sicher nicht.“

„Redest wohl aus eigener Erfahrung?“, kicherte Rabastan und versuchte nun eine Ratte, die sich in seine Zelle verirrte hatte mit dem Stock zu erdolchen. Er hatte es aufgegeben daraus einen Zauberstab zu basteln, aber so als Pfeil ohne Bogen war er doch ganz nützlich.

„Das kannst du natürlich nicht verstehen, Junge“, gab Antonin hochmütig zurück. „Sicher hattest du noch keine Freundin, armer Cousin.“

Da quietschte die Ratte in Rabastans Zelle.

„Tiermörder!“, rief Antonin aufgebracht und kam zum Gitter gestürzt. Tatsächlich flüchtete die Ratte aus Rabastans Zelle. Lief vorbei an Sirius Zelle, wo man kleine Kiesel nach ihr warf und in die ausgestreckte Hand von Antonin, der sie zu sich zog und die Wunde am Hinterbein eingehend betrachtete.

„Du willst dieses Mistvieh doch nicht wirklich heilen?“, argwöhnte Sirius.

„Es ist ein lebendes Wesen“, kommentierte Antonin. „Es kann nichts dafür, dass es dumm ist.“

„Ratten gehören aufgespießt und im Lagerfeuer geröstet“, knurrte Sirius und Bella lachte spöttisch: „Du hörst dich an wie ein Hund, Black.“

Da bellte es aus Sirius Zelle und Bellatrix starrte in braune Augen eines großen schwarzen Hundes.

„Lass das, Black“, sagten Rodolphus und Rabastan gleichzeitig tonlos und Sirius verwandelte sich zurück und verzog sich schmollend in eine Ecke.

„Großartig, jetzt habe ich wegen der Töhle wieder eine Woche lang Flöhe“, grummelte Rodolphus.

„Du hast recht“, lästerte Antonin. „Es wäre längst Zeit für einen Badetag.“

Er schnippte mit den Fingern, als würde gleich ein Diener erscheinen.

„Hol schon mal die Seife.“

„Mit dir bade ich nicht“, warf Sirius ein.

„Wer würde mit dir auch baden wollen?“, meinte nun Bella.

„Wieso hängst du dich schon wieder rein? Himmel deinen Mann an, dann tust du wenigstens was Vernünftiges!“, schnappte Sirius und die Hexe hob verwirrt die Augenbrauen. „Hast du eben nicht gesagt, dass es vollkommen sinnlos wäre?“

„Du tust doch dein ganzes Leben schon nichts anderes außer sinnlose Sachen!“

„Seid leise!“, rief nun Antonin und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf den Heiler.

„Miss Tweety braucht Ruhe.“

„Wer ist Miss Tweety?“, fragte Rabasan und versuchte abermals auf den Gang zu schielen.

„Meine Patientin. Sie ist gerade eingeschlafen.“

„Du hast der Ratte einen Namen gegeben?“, rief Sirius ungläubig.

„Was ist daran verwunderlich?“, keifte Bellatrix. „Du hast doch auch einen Namen.“

Was dann an Schimpfwörtern über die Gänge gerufen wurde, hätte jedes naive Kinderhirn für alle Zeit verdorben.

Wie gesagt, die Dementoren hätten sich Taubheit gewünscht, wenn sie es nicht ohne hin schon hatten.

ungeheuerliche Neuigkeiten

Kapitel sieben – ungeheuerliche Neuigkeiten
 

Sonntag, 21. September 1997
 

Es war ja nicht so, dass es ihm peinlich war, er fühlte sich zutiefst gedemütigt.

„Bei allen Drachen, Harry, was ist denn mit dir los?“, fragte Laureen neben ihm und Harry drehte sich weg, was gar nicht so einfach war, denn sein Körper steckte in einem riesigen Hot-Dog-Kostüm.

Zacharias und Theodor waren grausam gewesen und hatten auf den albernden Wetteinsatz bestanden.

„Wenn wir schon nicht um richtiges Geld spielen“, war die Antwort gewesen.

„Hey!“ Laureen war herumgelaufen und grinste Harry nun an.

Dieser verzog das Gesicht. „Eine Schande, dass du mich so sehen musst“, murmelte er und fuchtelte mit den Armen, oder zumindest wollte er es, doch das Kostüm war auch dabei im Weg.

„Du siehst süß aus, direkt zum Anbeißen“, giggelte sie und Harry grinste freudlos. Super, er machte sich gerade zum Volldepp.

„Noch zwei Minuten, Harry!“, verkündete Zacharias und ging an ihm vorbei in die Große Halle.

„Ja, ja“, murmelte der andere und schoss dem Hufflepuff wütende Blicke nach.

„Hier, ich habe dir etwas vom Frühstück geholt“, sagte da Hermione neben ihm und er sah sie dankbar an.

„Ich versteh nur nicht, warum du mit machst. Wer zwingt dich denn?“, schüttelte Ron den Kopf. Harry streckte den Arm aus, das konnte er durchaus und zeigte auf Theodor, der in einer Ecke saß und breit grinste.

Rons Miene wurde entschlossen. „Ich kann ihn für dich verfluchen, Harry. Du weißt, dass ich das kann.“

„Ja, ich weiß“, nickte Harry. „Aber lass nur. Das nächste Mal werde ich gewinnen und dann müssen die in einem albernen Kostüm herumlaufen.“

Laureen und Hermione sahen sich kurz an, dann flüsterte Herm: „Und wenn wir Nott nur ein bisschen verfluchen?“„Ja“, stimmte Laureen sofort ein. „Das kriegt der doch gar nicht mit, der ist ein Slytherin, zu blöd um …“

Sie stockte, jemand hinter ihr räusperte sich und eine drohende Aura wabberte der Rawenclaw entgegen.

„Beleidigung und Bedrohung eines Schülers aus meinem Haus.“ Draco funkelte zuerst Hermione an, wechselte dann aber ganz schnell zu Laureen. Diese schluckte.

„Zwanzig Punkte Abzug für Rawenclaw und zwanzig für Gryffindor, weil ihr mitgemacht habt.“ Nun durchbohrte Draco Ron, der sich vollkommen unschuldig fühlte.

„Das kann nicht dein Ernst sein, Malfoy!“, giftete Hermione und nun sah dieser doch zu ihr. Man sah es nicht, doch sein Blick wurde eine Spur weicher.

„Ist es aber. Und was willst du jetzt machen? Mich verfluchen? Tu es ruhig, dann zieh ich noch mehr Punkte ab.“ Damit wandte er sich um und ging davon. Hermiones Hände ballten sich so fest zusammen, dass sich ihre Nägel schon in die Haut bohrten.

„Komm, lass ihn. Gehen wir nach draußen.“

Ron und Harry wandten sich Richtung Tür. Laureen ließ Harrys lächerliches Kostüm verschwinden und auch Theodor hatte sich getrollt. Hermione jedoch war noch immer unfähig sich zu bewegen. Sie starrte zu der Wand, hinter der Draco verschwunden war. Sie wusste nicht, dass dieser, kaum dass er sich sicher war, außer Sicht zu sein, fast weinerlich zusammenbrach und sich selber verfluchte, warum er mal wieder so herablassend zu seiner heimlich Angebeteten war. Und was ging Herm im Kopf herum?

Dieser arrogante Slytherin, dieser hochnäsige Malfoy. Wieso nur machte es sie so fertig, dass er sie behandelte wie eine lästige Fliege? Das hatte er schon immer getan. Wieso nur machte es sie plötzlich zu fertig?

„Ich hasse dich!“, zischte sie, nicht ahnend, dass Draco das sehr wohl hörte und nun fassungslos auf den Boden sank und dort, gegen die Wand gelehnt, sitzen blieb.
 

***
 

Als Antaia erwachte, fühlte sie sich das erste Mal, seit sie hier war, ausgeruht. Sie drehte den Kopf zum Fenster. Die Vorhänge waren noch zugezogen. Sie stand auf und schob den schweren Stoff zur Seite.

Dann sah sie an sich hinunter. Kühler Stoff umschmeichelte ihre Haut. Sie fühlte, es musste Seide sein. Weiche Spitze umschmeichelte ihr Dekollete und dünne Träger über ihrer Schulter hielten den bordeauxroten Stoff, der bis zu den Knöcheln wallte. Sie wandte den Kopf zu einem Spiegel und betrachtete sich darin. Ihre offenen Haare flossen über ihre Schultern. Sie war leicht blass, doch das betonte ihre braunen Augen und roten Lippen. Wieder richtete sie ihren Blick auf das Nachthemd. Es gehörte nicht ihr und sie konnte sich auch nicht erinnern, es angezogen zu haben. Sie strich mit der Hand über den Stoff. Mehr als das und einen Slip trug sie nicht und da fragte sie sich, wer in diesem seltsamen Haushalt hatte es ihr angezogen.

Istave? Wohl kaum.

Delia war viel zu klein. Wie hätte sie sie heben können?

Wheely? Das wäre durchaus möglich. Hauselfen arbeiteten auch als Kindermädchen.

Antonin? Ihre Gedanken stockten und ihre Wangen überzogen sich mit einem gesunden Rot. Bei allen Flüchen, sie wurde rot wie ein Teenager, bei der Vorstellung, dass dieser Mann sie halb nackt gesehen haben könnte.

Antaia schrak aus ihren Gedanken auf und wirbelte herum, als sie im Spiegelbild die Tür aufgehen sah.

Ein gleißender Sonnenstrahl fiel über ihren Körper und ließ die dunkle Seide aufleuchten. Antonin, der im Türrahmen stehen geblieben war, stockte der Atem.

Einen Moment starrte er sie an, dann stellte er das Tablett, auf dem ein Frühstück zusammengebaut war, auf einen imaginären Tisch, es blieb in der Luft schweben, dann ging er mit zwei Schritten zu der Frau hinüber, die nicht im Stande war sich zu bewegen, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und küsste sie.
 

***
 

„Trelawney hat keine hellseherischen Fähigkeiten“, beharrte Hermione und verschränkte die Arme. Es war ein alter Streit, den Lavender und sie da austrugen. „Man kann nicht in die Zukunft sehen“, setzte sie nach. Lavender hob den Finger: „Nicht jeder, das ist wahr“, nickte die Blonde. „Aber vor Trelawney soll es eine Hexe gegeben haben, die sehr wohl in die Zukunft sehen konnte. Sie war eine begnadete Kartenlegerin. Sie hieß Madam Louise und ist auf ganz mysteriöse Weise gestorben.“ Lavender beugte sich nun weiter vor und flüsterte. „Es heißt, dass ihr Geist ab und zu in der Schule auftaucht.“

„Es gibt es eine Menge Geister, Lavender“, sagte Hermione leicht hochnäsig und verließ dann den Gemeinschaftsraum. Die andere folgte ihr auf den Flur und gemeinsam gingen sie die Stufen hinunter zur Großen Halle.

„Und was sagst du dazu? Diese Professorin hatte vorhergesagt, dass sich ein Schüler einen Arm brechen würde und keine Woche später hatte der sich einen Arm gebrochen.“

„Wahrscheinlich war es ein Trottel, der über jeden Stein stolperte. Es ist auch nicht besonders schwer vorherzusagen, dass Harry gefährlich…“ Hermione brach ab und starrte auf einen Slytherin, der vor ihr die Große Halle betrat. Lavender folgte dem Blick. Oh, je, dachte sie. Da war Draco. Etwas besorgt sah sie wieder zu Hermione, deren Augen plötzlich unglaublich traurig blickten.

Moment, traurig? Sie musste sich geirrt haben, denn Hermione sah nun verächtlich zu Draco hinüber, der sich umgedreht hatte und eine ähnlich versteinerte Miene aufgesetzt hatte, doch ehe sie irgendein Wort sagen konnte, kam Sir Nicholas vorbeigeschwebt. „Hermione, Mister Malfoy, Sie werden im Büro des Direktors erwartet. Offenbar haben die Bilder Sie nicht mehr erreicht.“ Dann war der Geist auch schon weiter in einer Wand verschwunden.

Hermione drehte sich augenblicklich um und lief die Stufen hinauf, plötzlich überflog ihr Gesicht eine tiefe Röte. Wieso? Nur weil der dumme Geist ihren und Dracos Namen in einem Satz genannt hatte, das war ja nicht zum Aushalten.

Sie hörte hinter sich Schritte. Natürlich musste Draco sie überholen. Für ihn war es keine Kunst, er war größer als sie und hatte demnach auch längere Beine.

„Was der Alte nur will?“, hörte sie ihn neben sich murmeln.

„Zeig ein bisschen mehr Respekt“, zischte sie und die beiden sahen sich an, Blitze zuckten zwischen ihnen auf und beide liefen schneller und gleichzeitig kamen sie vor der Phönixstatue an. Diese gab gerade die Treppe frei und wieder stürmten sie gleichzeitig die Stufen hinauf, zu trotzig, dem anderen den Vortritt zu lassen. Atemlos kamen sie im Büro an und Dumbledore wandte sich um.

„Delia!“, rief Hermione verblüfft. Da kam ihre Nichte auch schon auf sie zugestürmt. Hermione beugte sich zu der Sechsjährigen hinunter, um sie zu umarmen. Sie konnte gar nicht fassen, dass Delia lebte.

„Vielleicht wollen Sie ihr das Schulhaus zeigen“, schlug Dumbledore vor und Hermione nickte abwesend. Sie starrte nur ihre Nichte an, die den anderen Besucher bereits bemerkt hatte. Sie zeigte mit dem Finger auf Draco und fragte: „Bist du der Freund von Hermione?“

„Nein, ist er nicht“, beeilte sich diese zu versichern und hoffte, dass die Kleine nicht Antaias Worte vom Friedhof wiederholen möge. Delia tat ihr den Gefallen nicht und sagte: „Doch, das ist dieser Malfoy vom Friedhof und vom Bahnhof. Du hast gesagt, dass er gut aussieht, aber einen miesen Charakter hat.“ Delia nickte bestimmend. Draco schnappte nach Luft und zeterte: „Du findest, ich habe eine miesen …“ Er hielt inne und setzte verblüfft nach: „Du findest mich gut aussehend?“

„Ich glaube, sie mag dich, auch wenn sie es nicht sagt, sie hat im Schlaf deinen Namen gemmmhmmm.“ Der Rest ging unter, weil Hermione der Kleinen die Hand auf den Mund presste.

„Sie ist nicht bei Sinnen. Offenbar ist das Trauma, dass sie ihre Mutter verloren hat, noch zu groß.“

Sie träumt von mir, dachte Draco nur, er hörte gar nicht, was die Gryffindor sagte und nur am Rande bemerkte er, wie sie mit ihrer Nichte an der Hand hinausstürmte.

„Dieses Mädchen hat es dir wohl angetan, Großneffe“, holte da die Stimme von Istave ihn aus den Gedanken. „Das ist mir damals in Paris schon nicht entgangen.“ Draco sah irritiert zu seinem Onkel, der nun die Stufen hinunter kam. Sein Blick blieb an einem Bild hängen, auf dem zwei Frauen abgebildet waren. Eine davon lächelte Istave zu. Das war Camille, seine Großtante, ein wahrer Sonnenschein, die Draco nur von Bildern her kannte. Die andere war Louise, die seltener lächelte.

„Ihr Name ist Hermione?“, riss Istave ihn aus den Gedanken.

Draco sah wieder zu seinem Großonkel und nickte stumm.

„Eine Kriegerin, wie passend“, murmelte Istave und sah nun zu Draco hinunter, vor dem er stehen geblieben war.

„Das, was ich dir jetzt sage, muss unbedingt unter uns bleiben. Im Januar wirst du ein Death Eater sein. Genauso wie Vincent, Gregory und Theodor.“ Draco trat einen Schritt zurück und sah Istave an, als wäre er verrückt geworden.

„Auf keinen Fall“, rief er unwillkürlich.

Istave gestattete sich ein müdes Lächeln. „Diese Einstellung spricht für dich, und dennoch wird es so kommen, sonst wirst du diesen Winter nicht überleben. Und auch deine Freunde nicht. Es ist wichtig, dass du sie davon überzeugst, dass dies der einzige Weg ist.“

Draco sah zu Dumbledore, der noch immer am Kamin stand. „Und Sie lassen das zu?“ Dann fiel ihm etwas ganz anderes auf. „Wieso bist du eigentlich hier?“, fragte er seinen Großonkel. „Und wieso war diese Delia hier? Und wer ist sie?“

„Delia ist Hermiones Nichte. Und Albus ist der Vater von deiner Großtante Camille.“

„Sie sind mit ihm verwandt?“ Das haute Draco um, denn das würde ja auch bedeuteten, dass auch er mit Dumbledore verwandt war. Hieß das, dass er nicht mehr über den Direktor herziehen konnte? Draco stoppte seine Gedanken. Doch, konnte er sehr wohl. Schließlich war er auch mit Weasley verwandt und wer weiß, mit wem sonst noch. Und eine Tatsache, die er nicht akzeptieren konnte, war, dass selbst Potter zum weitläufigen Verwandtenkreis zählte. Er unterbrach sich. Das war jetzt nicht Thema

Er sah wieder auf und in die violetten Iriden, die selbst ihm Angst einjagten.

„Death Eater?“, fragte er nur und verzog das Gesicht, „Ich will nicht“, flüsterte er leise und Istave nickte: „Ich weiß.“
 

***
 

„Warum bist du eigentlich so rot geworden, als ich ins Zimmer gekommen bin?“, fragte Antonin und strich Antaia eine Strähne von der nackten Schulter. Sie zwirbelte zwischen zwei Fingern ihre Haare und sah nachdenklich zur Decke. „Ich habe mich gefragt, wer mir das Nachthemd angezogen hatte“, gestand sie ehrlich. Zum Lügen war es jetzt sowieso zu spät, denn besagtes Nachthemd lag mit anderen Sachen gleichmäßig auf dem Boden verteilt. Antonin stützte seinen Kopf auf eine Hand auf und sah zu Antaia hinunter, die nun kein bisschen Schamgefühl ihm gegenüber an den Tag legte.

Er grinste: „Die Vorstellung, Istave hätte es dir angezogen, lässt dich erröten?“

Antaia gab das Grinsen zurück. „Istave? Sicher nicht.“

„Dann Wheely. Wenn ich gewusst hätte, dass du auf Hauselfen … Autsch“ Antaia hatte ihn in die Seite gestochen, richtete sich nun selber auf, drehte Antonin auf den Rücken und schob sich auf ihn. Sie sah ihn nun spielerisch ernst an.

„Das ist Beamtenbeleidigung, ich könnte dich dafür verhaften lassen“, sagte sie leise und bedeckte sein Gesicht mit Küssen.

„Moment“, hielt er sie auf und ihren Kopf fest. „Könnte?“

„Nun ja, ich werde kaum meinen derzeitigen Liebhaber hinter Gitter bringen“, gestand sie ausweichend und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Die Nächte sind lang und kalt“, säuselte sie nun und schlief ein.

Antonin strich ihr sanft über den Rücken und dachte, irgendwie hatte sein Plan funktioniert, doch das Ende war nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Die Frage war nur, störte es ihn?

Er strich mit einer Hand die Lockenpracht aus dem Gesicht und schob die schlafende Frau von sich runter. Dann stand er auf, suchte seine Sachen zusammen und deckte sie zu. Mit Magie zog er sie auch wieder an, denn Delia würde sicher bald mit Istave von Dumbledore zurück sein und sie würde sicher sofort nach ihrer Mutter sehen. Fragen waren das letzte, was er jetzt beantworten wollte. Andererseits, Antonin hielt inne, es war schon seltsam, dass der Alte seinen Schwiegervater freiwillig in der, wie er immer sagte, verkommenden Schule, besuchte.

Er beugte sich zu Antaia hinunter und küsste sie auf die Stirn, dann schlich er hinaus und schloss leise die Tür hinter sich.

Der Ausgang des Plans war anders, doch stören tat ihn das keineswegs.

Antonin ging fröhlich lächelnd die Stufen hinunter und kam gerade an der Haustür vorbei, als diese geöffnet wurde. Delia kam herein gerannt und wäre fast gegen ihn gelaufen. Antonin fing sie auf und hob sie hoch.

„Und, wie war dein Ausflug, Prinzessin?“, fragte er. Das Mädchen schien irgendwie verwirrt. Antonin hatte noch nie so mit ihr geredet, geschweige denn sie mit Kosenamen angesprochen.

„Schön. Wenn ich groß bin, gehe ich auch nach Hogwarts“, verkündete sie. Antonin setzte sie wieder auf den Boden und die Kleine stürmte die Treppe hinauf, um nach ihrer Mutter zu sehen. Istave indes hatte seinen Umhang abgelegt und ihn sorgfältig aufgehängt.

Er lächelte, was er in den letzten Tagen eigentlich immer tat, sobald Antonin auftauchte. Sein Patenkind musterte ihn und sagte schließlich: „Du hast es gewusst, oder?“

Istave sah ihn unbekümmert an. „Gewusst? Ich weiß nicht, was du meinst, mein Junge.“ Und dann zog er sich in sein Zimmer zurück, um sich, wie er sagte, von den Strapazen des Familienbesuchs zu erholen.
 

***
 

Der Wind brauste heftig über das Land, als an Küste der Normandie vor einigen Jahren ein einsames Schiff, nach einigen Mühen, an die Küste gelangte, zuerst sah es noch so aus, als ob das Meer den Segler zurück in die Wellen werfen würde. Wie bei einem Ballspiel war das Schiff hin und her gehüpft.

Doch letztendlich wurde es an Land gespült und drei Personen, ganz in schwarze Mäntel gehüllt, beeilten sich, dieses zu verankern.

Mit großer Eile holten sie ihr Gepäck herunter und verschwanden hinter den Dünen.

An ihren Kampf sollten nur ein brüchiges Schifflein und eine Fußspur im Sand erinnern.

Doch auch diese sollten bald für immer weggespült werden.

Die drei hasteten weiter. Nur fort von der See. Der einen Hexe wehte der Wind die Kapuze vom Kopf, als sie sich nach dem Kind umsah, das hinter ihr lief. Das sechzehnjährige Mädchen mühte sich mit dem Koffer. Gerne hätte die Ältere die Gepäckstücke stehen gelassen, doch das war unmöglich, in ihnen war alles, was sie noch besaßen.

An ihre Hand klammerte sich ein dreizehnjähriges Mädchen. Auch dieses drehte sich nach ihrer Schwester um. „Phine“, rief sie mit unterdrückter Stimme und die Angesprochene sah auf.

„Ich komm schon, lauft vor“, gab diese als Antwort.

„Bleib dicht bei mir“, mahnte die Älteste und wartete, bis Josephine sie eingeholt hatte.

„Wo gehen wir hin?“, keuchte die Hexe und zog noch einmal kräftig an ihrem Koffer.

„In die nächste Stadt. Dort suchen wir uns ein Wirtshaus. Ihr sagt kein Wort. Man würde euch ohnehin nicht verstehen. Morgen ziehen wir weiter. In Pfützensee dürften wir vorerst sicher sein. Dort habe ich eine Stelle als Lehrerin angenommen.“ Sie sah die beiden Mädchen aufmunternd an.

„Und ihr werdet dort euren Abschluss machen. Euer Großvater wird stolz auf euch sein.“

„Können wir nicht nach Hause? Können wir nicht zu Grandpa?“, jammerte die Jüngste. Ihr Name war Mirabelle.

„Nein, nicht jetzt. Voldemort ist wieder erweckt worden und ich soll euch vor ihm beschützen. Wir gehen zurück. Aber nicht jetzt.“

Die Miene wurde entschlossen. Dann richtete sie ihren Zauberstab auf die Koffer, sie schwebten nun leicht und ließen sich nun ohne Probleme hinterher ziehen. Als die drei sich der Stadt näherten, gebot sie den Kindern ihre großen Hüte aufzusetzen. Das war keine ungewöhnliche Kleidung unter Muggeln, denn es regnete und gleichzeitig blieben die Gesichter der Mädchen verborgen.

Das Gesicht der ältesten Hexe verwandelte sich, sie war eine Gestaltwandlerin. Ihr rechtes Auge, auf dem sie blind war und das keine Pupille hatte, wurde blau, und man konnte es von dem anderen nicht unterscheiden. Ihre grauen Haare, die sie älter aussehen ließen, als mit ihren dreißig Jahren war, wurden kurz und schwarz und auch die Gesichtskonturen änderten sich etwas. Josephine und Mirabelle kannten dieses Schauspiel bereits, dennoch waren sie immer wieder fasziniert, wenn Noelle Nouveau, die einzige Person, die sie kannten seit sie lebten, sich verwandelte.

„Bleibt dicht bei mir, Kinder“, mahnte sie noch einmal und man hörte deutlich die Sorge heraus.
 

„Sie leben, Rodolphus, sie leben!“, rief Bellatrix noch während sie sich aufrichtete. Ihr Mann, der neben ihr im großen Ehebett lag, hob müde die Augenlider.

„Sehr schön, Liebes und jetzt leg dich wieder hin und schlaf weiter“, murmelte er und schickte sich an sich umzudrehen, wurde jedoch von Bella daran gehindert. Fast grob drehte sie ihn herum, stützte sich links und rechts von seinem Kopf ab und zwang ihn nur mit ihrem Blick die Augen zu öffnen und sie anzusehen.

„Josephine und Mirabelle sind am Leben und sie sind in Pfützensee.“

„Können wir bitte erst morgen losgehen?“, bat er und drehte sich wieder zur Seite. Bellatrix wartete. Sie wusste, es war nur eine Frage von Sekunden, bis ihr Mann verstand und tatsächlich schlug der die Augen auf, saß im Bett und war schon dabei sich anzuziehen, als Bellatrix sich noch nicht einmal aus ihrer Decke gewickelt hatte.

Die Eheleute eilten die Treppe hinunter. In der Küche war Licht. Seltsam, es hatte gerade Mitternacht geschlagen.

Rabastan, der jüngere Bruder von Rodolphus, kam mit einem Sandwich in der Hand in den Flur und sah neugierig auf seine Gastgeber, die eilig auf ihn zukamen.

„Du bist wach, sehr schön“, rief Rodolphus noch im Laufen. Bellatrix hatte ihren Schwager bereits erreicht. Sie streckte ihre Hand nach dem Sandwich aus, in das Rabastan gerade genussvoll hinein beißen wollte und warf es mit den Worten: „Dafür ist keine Zeit“, in den Kamin im Flur, durch den gewöhnlich die Gäste kamen. Die Zähne des Jüngeren schlugen ins Leere. Fassungslos starrte er auf die ebenso leeren Hände, als Rodolphus ihn am Kragen packte, einen Umhang in die Hand drückte und verkündete: „Wir gehen nach Pfützensee.“

Dann schlug die Haustür auch schon hinter den dreien zu. Das Haus verschwand und zurück blieb nur eine alte verrostete Gartenpforte, die leise quietschte.

„Pfützensee?“, fragte Rabastan verständnislos.

„Willst du erst ewig diskutieren, oder kommst du endlich?“, keifte Bellatrix, ihre Nerven waren mehr als gespannt.

„Die Kinder sind dort“, erklärte Rodolphus merklich gefasster.

Rabastans Miene wurde entschlossen. „Sagt das doch gleich!“, knurrte er und alle drei disapparierten.

Und der Vollmond leuchtete in tiefem Rot.
 

Freitag, 3. Oktober 1997
 

„Die Schulsprecher gehen als gutes Beispiel voran“, beendete Professor Sprout gerade ihre Ausführung und strahlte in die Runde und die Schüler starrten sie fassungslos an.

Die Aufgabe war, Venemosa tentakula zu stutzen. Eine Aufgabe, die nur zu zweit bewältigt werden konnte und eine gute Zusammenarbeit voraussetzte. Professor Sprout war auf die glorreiche Idee gekommen, den Zusammenhalt der Häuser zu stärken und so teilte sie die Schüler in Pärchen, beginnend, wie gesagt mit Ron und Pancy, den Schulsprechern.

Harry sollte mit Theodor zusammen arbeiten, Susan wurde Vincent zugeteilt und Neville Gregory. Der Slytherin wurde von allen beneidet, war es doch bekannt, dass Neville ein As in Kräuterkunde war.

Die letzten beiden, Hermione sah es mit gemischten Gefühlen kommen, waren Herm und Draco. Selbst Professor Sprout schien es unwohl, denn auch die Feindschaft zwischen den Vertrauensschülern war bekannt.

Draco rümpfte Nase, ein Staubkorn kitzelte ihn. Und man sollte niemals eine schlafende Venemosa tentakula wecken, schon gar nicht, wenn man vorhatte sie zu stutzen.

Hermione sah die Mimik und sofort stieg ihr Wutpegel ins Unermessliche, bezog sie es doch auf sich.

Sie griff zwei Handschuhe und streifte sie sich über. Dann sah sie zu Draco, der noch immer das Gesicht verzog. Sie griff das zweite Paar und warf die Handschuhe dem Slytherin zu.

„Komm mir nicht in die Quere, Frettchenjunge“, grummelte sie und wandte sich sofort ab.

Ach, wieso hatte sie das nur wieder gesagt. Sie kniff die Lippen zusammen, sonst hätte sie sicher noch etwas nachgesetzt. Etwas Beleidigendes und sie wollte doch gar nicht beleidigend sein, aber wie er die Nase gerümpft hatte, ließ sie einfach rot sehen.

Wieso hasste er sie so? Oder schlimmer, wieso war es ihr nicht gleichgültig?

Draco war über die heftigen Worte fast erschrocken, doch ließ er es sich nicht anmerken. So zog er die Handschuhe an und stand unschlüssig da. Er war sicher, würde er es wagen näher zu treten, sie würde ihm eine runterhauen. Er wackelte mit der Nase. Noch war sie heil.

Sein Blick fiel auf die Schere, die sie verwenden sollten. Er nahm sie auf und ging nun doch neben Hermione.

Er schielte zur Seite. Sie schien sehr gereizt, was nun ihn wiederum wütend machte. Er kniff die Lippen zusammen. Er hatte sich ja wohl kaum diese Konstellation ausgedacht. Lieber hätte er mit Pancy zusammen gearbeitete, nicht weil er sie lieber mochte, bei allen Drachen, nein, aber in Hermiones Nähe konnte er sich einfach nicht konzentrieren. Unmöglich, die Frau brachte ihn um den Verstand.

Nur wieso, war ihm schleierhaft. Dunkel schlich sich ein Gedanke in seinen Kopf, den er nicht zulassen wollte.

Konnte es sein, dass er sich in sie verliebt hatte?

Ausgeschlossen!

Oder?

Wieder schielte er zur Seite. Hermione sah in dem Moment auf. Ihr Blick blieb kurz in seinem Gesicht hängen, dann sah sie zu der Schere.

„Willst du sie mir geben? Oder soll ich den Zauber sprechen?“, fragte sie und versuchte ruhig zu bleiben.

„Ich zaubere“, sagte er schnell. Hermione runzelte die Stirn. Ihr Auge zuckte.

„Dann traust du es mir also nicht zu, ja?“, knurrte sie.

„Du kannst auch zaubern, dann schneide ich“, erbot sich Draco, ihm war es doch gleich, solange er sie nicht mehr ansehen musste, denn dann dachte er nicht mehr an seine Aufgabe.

„Ich schneide“, entschied Hermione. Na dann eben so.

Seine Bewegung war irgendwie unkoordiniert, als er ihr die Schere hinhielt. Auch Hermione achtete nicht auf die scharfen Klingen, als sie danach griff. Sie fragte sich nur, ob Dracos Augen schon immer so blau gewesen waren.

Ein Schmerzensschrei schreckte Sprout auf. Alle Anwesenden drehten sich zu Hermione um, die fassungslos auf ihre Hand schaute, in der eben noch die Spitze der Schere gesteckt hatte. Blut quoll nun hervor. Die Schüler redeten wild durcheinander, Professor Sprout kam auf die Verletzte zugeeilt und als ob das Chaos noch nicht perfekt war, schüttelte die Venemosa tentakula, die Hermione und Draco zugeteilt worden war, ihre Blätter und schnappte nach Draco, der näher stand als seine Partnerin.

Hermione sah das aus dem Augenwinkel. Sie hatte ihre Wunde vergessen und stürzte sich mit einem Schreckensschrei auf Draco und riss ihn mit zu Boden. Die Venemosa tentakula verfehlte den Slytherin, wenn auch knapp.

Ein gezielter Fluch von Neville schickte das Kraut wieder schlafen. Hermione rappelte sich auf. Blaise half Draco wieder auf die Beine. Der war noch immer verblüfft.

„Du bescheuerter Slytherin“, schrie nun Hermione und fuchtelte mit ihren Händen in der Luft.

„Ich habe dir doch gesagt, komm mir nicht in die Quere. Die Viecher sind gefährlich, willst du, dass Professor Sprout wegen deiner Blödheit zur Rechenschaft gezogen wird?“

Draco sah zu der Professorin, die etwas blass um die Nase war. Dann schaltete endlich sein Gehirn wieder ein. Wieso ließ er sich hier vor aller Augen demütigen?

„Du hast sie doch nicht mehr alle, mich blöd zu nennen, dämliche Ziege. Wer hat denn nicht hingeguckt, als ich die Schere weitergeben wollte? Du hättest das Zaubern übernehmen können, aber nein, Miss Ich-kann-mich-nicht-entscheiden. Gib mir nicht die Schuld, wenn du nicht weißt, was du willst.“

„Als wenn du dich entscheiden könnest. Arroganter Bastard“, zischte sie.

„Miss Granger“, mischte sich nun Sprout ein. „Sie sollten in den Krankenflügel.“ Die Hexe sah sich um. „Miss Brown, begleiten Sie doch bitte Miss Granger.“ Sofort kam Lavender auf sie zugeeilt.

„Wieso tust du uns nicht allen einen Gefallen und gehst endlich dahin, wo du hergekommen bist?“, setzte Hermione nach und funkelte Draco an. Der biss die Zähne fest aufeinander und sah ihr stumm nach.

Der restliche Unterricht zog sich. Und auch die folgenden Stunden in ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’, die von McGonagall gehalten wurden, waren eine einzige Qual.

Hermiones Blicke durchbohrten ihn. Der Schmerz in ihrer Hand pochte unaufhörlich und Draco fühlte sich irgendwie schuld daran. Das ist absurd, redete er sich ein.

Sie hat es nicht besser verdient. Sie hasste ihn, er hatte es doch gehört. Verschwinde aus meinem Kopf, dachte er die ganze Zeit und sein Gesicht wurde finsterer und finsterer.

Die mitleidigen Blicke versuchte er zu ignorieren, doch es gelang ihm nur halb. Eigentlich war es nichts Neues gewesen, dass Hermione ihn beleidigte, bei allen Drachen, er hatte auch sie oft genug beleidigt, doch in ‚Kräuterkunde’ war es diesmal irgendwie anders gewesen. Ihre Stimme war so voller … tja, was? Hass? Wut? Verachtung? Arroganz? Irgendwie alles davon. Und jeder hatte es mitbekommen.

Draco war bald am Ende seiner Selbstbeherrschung. Er atmete tief ein und drehte sich zu Hermione, die ihn finster ansah und dann demonstrativ zur Seite sah.

„Schade, dass die Schere nur deine Hand getroffen hat“, sagte Draco leise. Ja, soviel zur Selbstbeherrschung. Ach, wieso konnte er nicht einmal seine Klappe halten.

Hermiones Augen weiteten sich, als sie ihn anstarrte. „Wie bitte?“, fragte sie sehr leise.

Er zeigte sein übliches arrogantes Grinsen, das sie ihm so gerne aus dem Gesicht prügeln würde. Ja, sie dachte im Moment wirklich in so primitiven Bahnen.

„Ich sagte“, begann er, wurde von McGonagall jedoch unterbrochen.

„Richtig, Mr Malfoy, Sie sind zum Denken hier, nicht zum Schwatzen.“

Hermione verbarg ihr Grinsen gut. Draco jedoch war sprachlos. So viel zur Demütigung. Hermione hatte ihn schon wieder fertig gemacht. Nur wie hatte sie das schon wieder geschafft?
 

***
 

„Mann, Malfoy, du siehst vielleicht scheiße aus“, sagte Blaise, als er um das Sofa im Gemeinschaftsraum der Slytherins herumgegangen war und dort den Vertrauensschüler entdeckte. Es war Abend geworden.

„Verzieh dich, Zabini“, zischte dieser.

Doch der andere dachte gar nicht daran. Stattdessen ließ er sich neben Draco fallen.

„Mal ehrlich. Deine düstere Aura hat so etwas Verzweifeltes“, stach Blaise tiefer in die Wunde und grinste sogar.

Dracos Augen wurden sehr schmal, als er sich ihm zuwandte. „Welchen Teil von ‚Verzieh dich, Zabini’, hast du nicht verstanden?“, fragte er.

„Ach, komm schon, Draco. Was kann so schlimm sein? Mhmm, ich habe gehört, dein Vater ist in den Ferien fast von euren Haustieren gefressen worden.“ Er musterte Dracos Gesicht und setzte langsam nach: „Das ist es nicht.“

Draco hatte sich wieder abgewandt und starrte weiter auf den Tisch vor sich. Sicher würde bald ein Loch in die Platte gebrannt sein und das war nicht im übertragenen Sinne gemeint. Zauberer neigten bei Gefühlsschwankungen dazu, unkontrolliert zu handeln.

„Ein Mädchen? Unglücklich verliebt?“, fragte Blaise weiter und wiegte nachdenklich den Kopf. „Aber du bist ein Slytherin und Draco, es wird wohl kein Mädchen geben, das dich derart aus der Bahn wirft. Es sei denn natürlich, sie schenkt dir keine Beachtung“, plapperte Blaise weiter und Dracos Kopf wandte sich millimeterweise wieder um, ein gefährliches Zucken um die Augen. Schon bogen sich seine Hände zu gefährlichen Krallen, bereit, sich in einen Hals zu schlagen und zu würgen. Zabinis Gelaber ging ihm gehörig auf die Nerven. Jeder andere hätte diese sicheren Warnzeichen bemerkt. Nicht so Blaise. Der redete fröhlich weiter.

„Wer könnte es sein? Die Kleine aus der Sechsten? Nein, sie kann dir kaum das Wasser reichen. Sie ist zu ungebildet.“ Blaise murmelte weiter. „Und Die kann man kaum annähernd als hübsch bezeichnen und bei Der hättest du keine Probleme.“ Er sah Draco an. „Es geht doch um ein Mädchen? Du widersprichst nicht. Ha!“

Blaise riss die Augen auf. Draco hielt in seinem Vorhaben, Blaise zum Schweigen zu bringen, inne. Irgendwie hatte er sich bei seinem Ausruf erschrocken. Nun begann der Dunkelhaarige zu lachen.

„Es ist … es ist doch nicht …“ Blaise wollte sich schon gar nicht mehr einkriegen. „Es ist doch nicht Hermione Granger.“

Nun lachte Blaise richtig. Er bekam kaum noch Luft, als ihn die Stille um ihn verwirrte. Schlagartig hörte er auf und glotze Draco an. „Du protestierst gar nicht. Hetzt keine Flüche auf mich?“, fragte er ungläubig. „Sie ist es wirklich, oder?“

Draco war in sich zusammengesunken und starrte wieder den Tisch an.

„Meine Fresse, Malfoy, du hast wirklich ein Problem.“

„Ach, was?“, zischte dieser.

„Verliebt in Granger. Das ist sogar für eine Soap zu schlecht.“

Draco sah sich flüchtig um. „Brüll es doch noch lauter.“

Blaise hob beschwichtigend die Hände. „So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Gut, du verrätst nicht nur deine Familie, sondern auch alles, woran du bis jetzt geglaubt hast, aber vielleicht ist es nur eine Phase. Wie lange kannst du in diesem seltsamen Zustand schon sein? Ein, zwei…“

„Vier“, brummte Draco.

„Na, dann vier Tage“, nickte Blaise.

„Monate“, korrigierte Draco, „und zwei Tage.“

„Oh! So lange! Und so genau. Das ist nicht gut. Du hast ein Problem“, räumte Blaise ein.

„Ich weiß.“

„Sag mal, die Rose …“

Dracos undefinierbares Grummeln war Antwort genug.
 

***
 

Hermione hatte die Knie angezogen und umklammerte ihr Kopfkissen, während sie vor sich hin starrte.

„Ich habe ihn angebrüllt“, murmelte sie. „Warum nur tu ich das immer wieder?“

„Was?“, fragte Lavender, die in den Schlafraum kam. „Dich mit Malfoy anlegen?“

„Woher weißt du das?“, fuhr Herm auf.

Lavender stutzte. „Weil alle dabei waren? Es war ja Unterricht.“

Hermione vergrub ihr Gesicht im Kissen. „Oh, mein Gott. Er hasst mich.“

„Wer, Draco? Natürlich, er ist ein Malfoy“, zuckte Lavender mit den Schultern und sah dann verwirrt zu dem Kissen hinüber, als ein erstickter Klagelaut ertönte.

Nun war die Blonde doch verwirrt. Sie ging zu Herm hinüber und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter, bis die andere aufsah.

„Bist du darüber unglücklich? Wieso?“

Hermione schniefte. „Ich weiß nicht“, gab sie kleinlaut zurück. Nun hatte Lavender doch das Gefühl, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.

„Und wie lange weiß du es schon nicht?“, fragte sie vorsichtig.

Hermione sah auf ihr Kissen.

„Sicher doch erst ein oder zwei …“, begann Lavender und Hermione nickte betrübt: „Monate.“

Lavender musste sich setzen. „Ich wollte Tage sagen“, murmelte sie und sah dann wieder fassungslos zu Hermione. Die Arme. Ihre Schwärmerei hatte keine Zukunft.

Draco würde ihr das Herz brechen. Es herausreißen und darauf herumtrampeln. Er würde sich über sie lustig machen, sie durch den Dreck ziehen mit ihrer Schwärmerei.

Das war grausam, das würde schmutzig werden.

Sicher auch lustig … für die anderen … nicht aber für Herm.

„Wie geht es Krum?“, fragte Lavender, um die Freundin auf andere Gedanken zu bringen.

„Er hat sich im Sommer verlobt“, klagte Hermione.

„Shit.“ Sie sah nachdenklich auf. „Zwei Monate? Wie? Seid ihr euch in den Sommerferien begegnet?“

Hermione holte tief Luft und das Wort war eher ein Seufzen, denn eine ordentliche Reihe von Buchstaben.

Paris.

Lavender nickte. „Verstehe.“

Paris, natürlich. Wo sonst?

Granger verliebt in einen Malfoy. Das war verkehrte Welt.
 

***
 

„Dir ist schon klar, sollte irgendjemand von deiner albernen Schwärmerei erfahren, wirst du das Gespött der ganzen Schule“, sagte Blaise und Draco grummelte irgendwas.

„Ich meine, heute erst hat sie dich gepflegt zusammengefaltet. Ich kann dich schon verstehen, das Mädel hat echt Power. Oh, Mann, sie muss eine richtige Wildkatze im Bett sein.“ Blaise’ Augen begannen vergnügt zu funkeln und Draco sah ihn fassungslos an.

„Wünscht du dir gerade Sex mit meiner Hermione?“, fragte er ungläubig.

„Wer sagt, dass sie dir gehört? Hast du ihr einen Stempel aufgedrückt?“, gab Blaise zurück und Dracos Miene wurde finster.

„Schon gut, schon gut. Ich habe mein Kätzchen längst“, lenkte Blaise ein.

„Lavender, genau. Meinst du, du könntest sie fragen, ob …“, begann Draco.

„Vergiss es. Draco. Hör mir zu. Hermione Granger ist gaaanz schlecht für dich.“ Blaise sah ihn nun eindringlich an, fast als wollte er den anderen hypnotisieren.

„Ganz schlecht“, wiederholte Draco. Blaise schüttelte resigniert den Kopf. Sein bester Kumpel war wirklich hinüber.

Draco verliebt in Hermione. Die Welt ging zu Grunde.
 

Samstag, 4. Oktober 1997
 

„Warum willst du nach Hogsmead?“, fragte Francis und sah zu Timothy, der soeben aus dem Kamin geklettert war.

„Ich treff mich da mit Theodor.“

„Du solltest eigentlich in der Schule sein? Wieso bist du überhaupt hier?“

Lilien kam in den Raum und begrüßte ihren Jüngsten.

„Lilien, warum ist Tim zu Hause?“

„Er muss ins Ministerium.“

„Wieso? Was hast du angestellt?“

Timothy rollte mit den Augen und setzte sich in einen Sessel. Er überließ es seiner Mutter, es zu erklären.

„Es gab wohl einen kleinen Zwischenfall im Internat mit einem von Timothys Zaubertränken“, erklärte sie.

Francis sah Tim sprachlos an. „Du hast“, begann er. „Du hast einen Zaubertrank an einen Muggel weiter gegeben? Bist du noch ganz dicht, Junge? Und zur Belohung soll ich dich auch noch nach Hogsmead bringen?“

„Es war ein Versehen“, sagte Tim und stand auf. „Was machst du so ein Gewese darum, es ist nichts passiert.“

Francis schüttelte missbilligend den Kopf. „Was für ein Trank war es denn?“

„Gegen Bauchschmerzen. Der Kerl hatte zu viel gefressen und die Schwester hatte sich geweigert ihm was zu geben, weil er das jeden zweiten Tag tut. Und ich wollte schlafen. Weißt du, wie einem das Gejammer auf den Wecker gehen kann?“, verteidigte sich der Squib und Francis seufzte.

„Hat es denn wenigstens gewirkt?“

Timothy grinste: „Natürlich, was denkst du denn?“

Nun nickte der Vater doch anerkennend und stolz. „Na schön. Wann ist Theodor denn in Hogsmead?“

„Ähm, wir wollten uns um zwei treffen.“

„Dann zieh dich um. Du läufst da nicht wie ein Muggel rum.“

„Ja, Vater“, grinste Timothy und lief in sein Zimmer.

„Ministerium?“, knurrte Francis fragend und Lilien nickte. „Aber keine Sorge“, beruhigte sie ihren Mann. „Ich habe Alexandra gebeten, sich darum zu kümmern.“

Darüber war Francis tatsächlich erleichtert. Mit Alexandra Dolohov konnte man zur Not auch verhandeln.
 

***
 

„Nun? Wie geht es Antaia?“, fragte Dumbledore und Istave lächelte in seine Tasse.

„Soweit hervorragend, würde ich sagen.“

Der Schuldirektor musterte seinen Schwiegersohn genau. „Und was heißt das?“

„Es sieht so aus, als würde Louise doch recht behalten. Antonin ist der Aurorin verfallen, auch wenn ihm das noch nicht bewusst ist. Aber sie versteht natürlich nicht, warum sie nicht das Haus verlassen darf.“

Nun nickte Albus verstehend. „Aber sie wird einsehen, dass es das Beste ist, zumindest vorerst. Wir brauchen Antonin auf unserer Seite.“

Nun lachte Istave leise. „In Wirklichkeit willst du doch vor allem nicht, dass einer deiner Enkel stirbt.“

Albus lächelte nun ebenfalls. „Wenn sie schon auf unsere Seite kommen, ist das doch ein netter Nebeneffekt.“ Seine Miene wurde finster. „Wenn Voldemort erfährt, dass einer seiner Anhänger einer Aurorin das Leben gerettet hat, ist derjenige tot. Nein, besser Antaia gilt als verschollen.“

„Aber wie sollen wir Delia davon abhalten etwas zu erzählen, und auch die Grangers sollten es wissen, sie werden ihre Tochter suchen und irgendwann werden sie etwas finden.“

Albus dachte nach, das war ein gutes Argument. Dann sah er auf. „Ich rede mit ihnen. Weihen wir sie ein, vor allem um Delia eine zusätzliche Fluchtmöglichkeit zu geben. Dass das Kind lebt, ist ohnehin bekannt.“

Istave nickte. Das passte in seine Pläne.

„Man sagte mir, dass Voldemort einen der McNairbrüder auf Flint angesetzt hat“, begann Albus.

„Ja, das stimmt wohl. Hat man mir auch erzählt“, nickte Istave.

„Warum? Flint sitzt in Azkaban.“

„Der Dunkle Lord will wissen, wo seine Anhänger stecken, vor allem die, die die Seite gewechselt haben. Aber mach dir nicht um diesen Grünschnabel Sorgen. Nott und Malfoy sind viel gefährlicher. Irgendwann werden wir gegen sie kämpfen müssen. Die beiden werden sich niemals gegen den Dunklen Lord stellen.“

Albus nickte und leichte Besorgnis trat auf sein Gesicht. Das waren wahre Worte.

Francis Nott und Lucius Malfoy waren gefährlich, weil sie einem gesetzten Ziel nachjagten, bis sie es erreicht hatten.

„Was macht eigentlich mein Neffe?“

„Draco streitet sich viel mit Hermione. Anfangs sah es aus, als würde sie stets über ihn triumphieren, aber inzwischen…“ Albus lächelte.

Gerade am Morgen hatte er offenbar ein Wortgefecht gewonnen. Zumindest war auf seinem Gesicht ein berechnendes Lächeln gewesen und sie hatte ihn sprachlos vor Wut angestarrt.

„Es sieht so aus, als kämen sie sich näher“, beendete der Direktor seinen Satz.

„Aber leider würde das nichts an Malfoy Senior ändern“, seufzte Istave und stand auf.

„Auf Wiedersehen.“
 

***
 

Lucius sah zweifelnd zu Francis.

„Ich halte es für keine gute Idee, dass du nach Hogsmead gehst. Potter könnte dich da sehen.“

„Und?“

„Was, wenn der Junge irgendwas sagt, eine falsche Bemerkung könnte uns auffliegen lassen. Bis jetzt glauben alle, wir würden dem Dunklen Lord treu ergeben sein. Selbst Istave.“

„Hast du mit dem Alten mal wieder geredet?“, fragte Francis und der andere nickte.

„Er ließ durchblicken, dass es angebracht ist, die Seiten zu wechseln.“

Nun lachte Francis und sah aus dem Fenster. „Wenn die wüssten“, murmelte er.

„Aber das tun sie nicht und um meines Leben Willen sollen sie es auch nicht“, beschwor Lucius den anderen.

„Ach, komm schon“, winkte Francis ab. „Wo ist dein Sinn für Abenteuer. Harry wird schon nichts tun, was uns verrät.“

Damit ging er zum Kamin und verschwand aus der Villa der Malfoys.

Lucius sah ihm nur Kopf schüttelnd nach. Und plötzlich fragte er sich, wie es wohl seinem Sohn ging.
 

***
 

Draco kam gerade die Stufen der großen Treppe hinunter. Er hatte in der Nacht lange nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er sich von Hermione nicht mehr aus dem Konzept bringen ließ.

Das hatte am Morgen ganz gut geklappt. Nun erblickte er wieder das Objekt seiner Begierde und lächelte kalt: „Hey, Granger.“

Diese wandte den Kopf und maß ihn mit geringschätzigen Blicken. Jeder einzelne traf ihn schmerzhaft, doch anmerken ließ er sich nichts.

Sie wollte nicht antworten, doch die Worte kamen trotzdem. „Was willst du?“

„Nur sehen, ob du auf Laute reagierst, man sagt, so hoch oben im Turm verkümmert das Gehirn.“

Nun lachte er wirklich und Blaise, der neben ihm ging, kam nicht umhin zu grinsen. Andererseits fragte er sich, wie Draco bei so viel Gemeinheit das Herz von der Gryffindor erobern wollte?

Vielleicht gar nicht?

„Ist dir das gerade eingefallen, oder hast du die ganze Nacht in deinem Loch unter der Erde gehockt, um es dir auszudenken?“, zischte Hermione.

„Dein Anblick allein genügt, um mich zu geistigen Höhen aufzuschwingen“, sagte er leise und sah ihr direkt in die Augen, dass sie schlucken musste.

„Übrigens, dieses Jahr überlasse ich dir nicht den Titel ‚Beste im Jahrgang’.“

„Du bist weiblich, Malfoy?“, fragte sie süffisant lächelnd.

„Willst du es persönlich nachprüfen?“, schnurrte er. „Der Astronomieturm ist gerade frei.“

Hermione war sprachlos, fasste sich aber wieder und sagte: „Dann streng dich mal an.“

Er nickte nun wild entschlossen, zu was auch immer.

Blaise wollte anmerken, dass das nun sehr zweideutig war, doch die beiden schienen es nicht zu bemerken.

Hermione lächelte, genauso berechnend, wie sie es so oft bei Draco gesehen hatte.

„Gut“, sagte sie leise und ging.

„Gut“, wiederholte er und sah ihr finster entschlossen nach.

„Das nenne ich doch mal ein Liebesgeständnis“, murmelte Blaise und ging Richtung Ausgang.

Hogsmead wartete.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: Nächstes Kapitel heißt: Nur ein Blick.
 

Blue: Ein Blick von wem?
 

Saturn: Öhm, keine Ahnung.
 

Morwie: … Rabastan?
 

Saturn: Genau.
 

Morwie: … auf Katie?
 

Saturn: Richtig. Mein neuestes Pairing. Rabastan Lestrange und Katie Bell. Sie arbeitet im St. Mungo. Außerdem werden Jason und seine Frau in die Story eingebracht.
 

Chanti: Der ist verheiratet?
 

Saturn: Jahahahaha. Aber es wird nicht verraten mit wem. Es ist aber jemand aus dem Original, natürlich.
 

Gut, Leserbriefe:
 

Mehrfach wurde nach der Bedeutung der Tarotkarten gefragt:
 

Die Liebenden:

Gefühlsentscheidung

Es müssen Entscheidungen getroffen werden, die nicht nur auf Gefühlen beruhen sollten. Zu einer Beziehung gehört mehr als die anfängliche Verliebtheit. Vor allem gehört Mut dazu, sich auf einen anderen Menschen einzulassen.
 

Zwei der Kelche:

Liebe, Freundschaft

Auf der Karte sind meist ein Mann und eine Frau abgebildet, die sich gegenseitig einen Kelch reichen. Das allein erklärt schon einiges, finde ich. Etwas beginnt. Mit dem Kelch gibt ein jeder etwas und bekommt auch etwas.
 

Das ist, soweit ich es verstehe, aber Deutungen sind sehr individuell, wer selber Tarot legt, weiß, dass Deutungen, die nicht die eigene sind, sehr schwierig sind. Ich werde, wenn ich Hermione noch mal Tarot ziehen lasse, die Bedeutung direkt dahinter schreiben.
 

Dann: Es wurde gefragt, wer noch alles den Liebestrank abbekommt.
 

Wenn dann vor Silvester, aber das weiß ich noch nicht

Hermione und Draco (wahrscheinlich nur, wenn ich zu viel getrunken habe, es spät Nacht ist und ich einschlägige Literatur gelesen habe. Ich weiß, die meisten würden es gerne lesen, aber wäre es nicht langweilig?)
 

Blue: Nein, das wäre lustig.
 

Saturn: Mhmm. *nachdenke*
 

Das wären zu Silvester:

Ginny und Todd (ihre erste bewusste Begegnung, in einem Fahrstuhl)

Alexa und Sirius (Ja, aber das ist nicht absichtlich)

Padma und Timothy (ihr ist das peinlich, ihm nicht)
 

Nach Silvester:

Hannah Abbott und Ernie McMillian

Susan Bones und George Weasley (hier sind jeweils nur die Mädels betroffen, die armen kleinen Zauberer)

Am überlegen: Charlie und Marcus
 

Fällt euch noch jemand ein?
 

Moonlily: Was genau verstehst du da unter einschlägiger Literatur?
 

Blue: Kennst du die gemalten Bücher?
 

Babyate: Die, wo die Charaktere nach zwei Seiten über einander herfallen?
 

Moonlily: Ich habe davon gehört.
 

Blue: Das in etwa, ist einschlägige Literatur.
 

Saturn: Die ich überhaupt nicht besitze.
 

Blue: Aber andere Geschichten, die dem in etwa nahe kommen.
 

Sev: *dem ganzen nicht zuhöre und Leserpost sortiert* *fällt vom Stuhl*
 

Saturn: Schatz, was ist los?
 

Sev: *versucht einen Zettel zu verstecken* *hat keine Chance*
 

Saturn: *Das lese*
 

Sag mal, lässt du gleich einen extra großen Kessel Liebestrank brauen? Aber wenn du schon nach Einfällen fragst … Du könntest deinem Severus ja mal welchen verpassen – wenn der Rest deiner Redaktion gerade nicht da ist, sonst geht das nach hinten los.

^^ Moonlily
 

Saturn: *lächel* Alle Mann raus. *zu Severus* Du bleibst.
 

Sev: *wimmer*
 

Saturn: Muahahaha!!!
 

P.S. Severus und Saturn haben Karten gespielt. Saturn hat gewonnen. Tihi.

Nur ein Blick

Kapitel acht – Nur ein Blick
 

Samstag, 4. Oktober 1997
 

Theodor sah auf seine Uhr.

„Erwartest du jemanden?“, fragte Parvati ihren Freund. Sie waren auf dem Weg nach Hogsmeade.

Hinter und vor ihnen liefen die anderen Schüler, fröhlich und ausgelassen überlegten sie laut, wo sie als erstes hingehen würden.

Vor allen bei den Jüngeren stand der Honigtopf ganz oben auf der Liste.

„Timothy wollte kommen“, antwortete Theodor und fasste die Hand von Parvati und zog sie mit sich. Er lief nun etwas schneller und überholte einige kleine Grüppchen.

„Dein kleiner Bruder kommt her? Hat er denn keine Schule?“

Theodor schüttelte den Kopf.

„Er kommt öfters nach Hause, seit Mom ihm das Flohpulver geschenkt hat.“ Er sah zur Seite und fragte: „Du kennst ihn ja noch gar nicht, oder?“

Parvati schüttelte den Kopf. „Ein Bild hing in eurem Kaminzimmer. Aber persönlich sind wir ihm noch nicht begegnet.“ Sie sah vor und rief: „Padma.“

Die Zwillingsschwester wandte den Kopf leicht nach hinten und runzelte die Stirn, als sie sah, mit wem Parvati da auf sie zugeeilt kam.

Theodor und seine Freundin hatten die Rawenclaw eingeholt und wurden langsamer.

„Wollest du nicht auf uns warten?“, fragte Theodor und Padma sah ihn leicht genervt an.

„Ich wollte auf meine Schwester warten“, stellte sie richtig. Theodor überhörte die Spitze und nickte nur: „Jetzt haben wir dich ja eingeholt.“

„Gehen wir zuerst in ‚Die drei Besen’ oder willst du erst einkaufen?“, fragte Parvati. Padma sah zu Theodor. „Wo gehst du denn zuerst hin?“

„’Die drei Besen’“, antwortete er. Padma nickte und sah wieder zu ihrer Zwillingsschwester. „Dann gehe ich erst einmal einkaufen.“

„Aber dann verpasst du ja Timothy“, rief Parvati.

„Wer soll das sein?“

„Theodors Bruder.“

Padma schielte zu besagtem Bruder und murmelte: „Also niemand Wichtiges.“

Damit wandte sie sich ab und lief etwas schneller, vor zu Lisa und Terry.

„Deine Schwester kann mich nicht besonders gut leiden“, sagte Theodor leise. Er und Parvati waren nun zurückgeblieben.

Die Gryffindor nickte grimmig.
 

***
 

„Dunkle Schokolade oder richtig dunkle Schokolade“, murmelte Hermione und hielt zwei Tafeln in der Hand. Sie war zusammen mit Harry, Ron, Lavender und Laureen im Honigtopf, wo sie ihre Süßigkeiten-Vorräte auffüllten.

Es war wichtig, stets Notfallschokolade zu haben, wie Dean versichert hatte.

„Warum? Dementoren kommen nicht nach Hogwarts?“, fragte Seamus.

„Das nicht, aber stell dir vor, du hast keine Schokolade, wenn du welche brauchst“, kreierte Dean ein Horrorszenarium und Seamus nickte. Wo der andere Recht hatte, da hatte er Recht.

„Was überlegst du?“, fragte Ron Hermione, die noch immer ratlos auf die Schokolade in ihren Händen sah. „Du isst doch gar keine dunkle Schokolade. Du magst doch nur helle.“

Aber Draco mag dunkle, dachte Herm plötzlich, schüttelte dann aber den Kopf. Wie ihr das nur wieder einfiel?

Auch Harry stand nun neben der Freundin. „Die ist ganz gut“, deutete er auf eine der Tafeln. Laureen, die das hörte, packte eine solche in ihren Korb.

„Hier bist du“, sagte da Blaise und kam zu Lavender, die sich zu ihm umdrehte. Sie strahlte ihn an. „Sieh nur, was ich gefunden habe“, sagte sie und hielt eine Tafel hoch.

Blaise grinste: „Ist das jetzt der Ersatz für die, die du mir neulich nachts weggegessen hast?“

„Nachts?“, fragte Gregory und zog eine Augenbraue hoch. Vincent nickte kurz und suchte dann wieder Millicent, die etwas abseits bei Pancy stand.

„Das ist es, Greg. Mill mag doch quiekende Zuckermäuse“, flüsterte Vincent und lenkte die Aufmerksamkeit des anderen auf das entsprechende Zuckerwerk.

„Vergiss es“, kam es von Mill hinter den beiden. „Ich verzeih ihm nicht, solange er sich nicht entschuldigt.“ Damit rauschte sie davon und zurück blieb ein verwirrter Gregory. Ja, wenn er nur wüsste, was die Slytherin meinte.

Vorsichtshalber kaufte er trotzdem eine Packung der weißen Mäuse und dann gingen auch er und Vincent. Sie brauchten noch Federn.

Pancy war neben Draco stehen geblieben, der ratlos auf zwei Tafeln in seinen Händen schaute. Vollmilch und cremige Sahne stand auf den Packungen.

„Aber du isst doch gar keine helle Schokolade“, wunderte sie sich und Draco sah zu ihr hinunter. Aber Hermione mag helle, dachte er, murmelte dann aber: „Richtig“, und legte beide zurück.
 

***
 

Theodor sah wieder auf seine Uhr. Sein Bruder verspätete sich, das war ja mal wieder typisch.

Da verfärbten sich die Flammen von dem Kamin, vor dem er und Parvati warteten, grün.

Die Gryffindor sah nun sehr neugierig in das Feuer, dem eine Gestalt entstieg.

Groß, dachte Parvati. Und alt?

Ein leicht enttäuschter Zug fuhr über ihr Gesicht.

„Oh, Sie sind es“, sagte sie und Francis sah sie verwirrt an.

„Was soll dieses ‚Oh, Sie sind es?’“, fragte er und Parvati zuckte zusammen. Hatte sie das gerade laut gesagt?

„Entschuldigen Sie“, begann sie sogleich hastig, „Es ist nur, ich dachte …“ Sie unterbrach sich, denn dem Kamin entstieg eine weitere Gestalt.

„Ah, das ist er?“, rief Parvati nun begeistert und lächelte Timothy aufmunternd zu.

Der Jüngere hatte seine Brille abgenommen und putzte sie mit seinem Umhang.

„Nimm dafür ein Tuch“, tadelte ihn Francis. Timothy nickte und putzte auch das andere Glas mit dem Umhang. Dann setzte er sie sich auf und sah hoch.

„Hey, Theodor“, grinste er und sah dann zu Parvati. „Hallo“, kam es da beeindruckt und er musterte die Freundin von seinem Bruder ganz genau.

„In Wirklichkeit bist du ja richtig niedlich“, gab diese zurück und Timothy krauste leicht die Nase. Er ließ sich nicht gerne als niedlich bezeichnen.

„Ich bin Parvati Patil“, stellte sie sich vor. „Was machst du in Hogsmeade?“

„Ich suche ein bestimmtes Buch und das gibt es nur hier in einem Laden.“

„Gehen wir“, sagte da Theodor.

Francis sah wieder zu Timothy. „Ich hole dich in zwei Stunden ab.“

Der Jüngere senkte peinlich berührt den Blick. „Ich kann auch alleine zurück kommen“, nuschelte er.

„Wir haben doch eben gesehen, dass du nicht alleine zurecht kommst“, wies der Vater seinen Jüngsten gnadenlos zurecht. „Zwei Stunden“, damit war er wieder im Kamin verschwunden.

Timothy grummelte irgendwas, folgte dann aber Theodor und Parvati hinaus ins Dorf.

„Was meinte Vater damit?“, fragte Theodor. Timothy versuchte es herunterzuspielen, als er sagte: „Nicht so wichtig, ich soll am Montag zum Ministerium wegen einem kleinen Zwischenfall.“

Der Ältere blieb verblüfft stehen. „Wegen kleinen Zwischenfällen wird man nicht ins Ministerium geladen.“

„Es ist nichts passiert“, verteidigte sich Timothy.

„Hey, Theodor“, rief da Zacharias und blieb bei den Dreien stehen. „Wer bist du denn?“

„Mein kleiner Bruder“, stellte Theodor vor.

„Tag, ich bin Zacharias.“

Timothy nickte dem ihm Fremden zu. Er sah wieder zu seinem Bruder und fragte genervt. „Was denn? Ich habe wirklich nichts gemacht. Was kann ich dafür, dass das Ministerium völlig überreagiert.“

Theodors Augenbrauen zogen sich nun zusammen. Da lief an ihm eine kleine Gruppe vorbei und Theodor hielt einen der Zauberer am Arm fest. Er drehte den Kopf und fragte diesen: „Sag mal, Potter. Musstest du wegen Kleinigkeit im Ministerium antreten?“

Harry sah nachdenklich in den Himmel.

„Nein“, schüttelte er den Kopf. „Sie wollten mir damals das Zaubern verbieten.“

„Wieso?“, mischte sich Hermione ein. Sie sah zu dem ihr unbekannten Jungen. Dieser sah Theodor recht ähnlich, nur trug er eine Brille und die rabenschwarzen Haare standen ihm so wild vom Kopf ab wie Harry.

„Dein Bruder?“, fragte Harry und deutete auf Timothy.

„Er soll am Montag ins Ministerium.“

Da hob er der Jüngste den Kopf und seine bernsteinfarbenen Augen funkelten auf. „Wieso ziehst du hier alle Leute mit rein? Das geht niemand was an.“

„Du musst ins Ministerium“, begann Theodor noch einmal.

„Der blöde Idiot lebt doch noch, was regen sich denn alle so auf und außerdem hatte er es verdient.“ Nun sahen alle verblüfft zu dem Jüngsten. Offenbar steckte mehr dahinter, als sie bisher gedacht hatten.

„Wir gehen dann mal“, sagte Hermione leise und zog Ron und Harry mit sich. Auch Zacharias schloss sich den Dreien an. Er wollte nicht in Familienstreitigkeiten hineingezogen werden.

„Was soll das heißen, ‚der blöde Idiot hat es verdient’?“, fragte Theodor nun.

„Das verstehst du ja doch nicht. Was denkst du, warum ich so viel wie möglich zu Hause bin? Ich…“ er wurde unterbrochen.

„Parvati“, sagte da eine Stimme neben der Gruppe und alle sahen zu Padma, die stehen geblieben war. „Wegen Moms Geburtstag, ich habe einen wirklich schönen Schal gefunden und wollte …“, sie brach ab. „Stör ich?“, fragte sie leicht verwundert. Wieso starrten sie sie alle so an?

Ihr Blick blieb an einem ihr unbekannten Jungen hängen. Er war jünger als sie, das erkannte sie und irgendwie erinnerte er sie an jemanden, auch wenn es ihr gerade nicht einfallen wollte.

„Hallo“, nickte sie ihm verunsichert zu, irgendwie regte sich noch immer keiner und so wandte sie sich wieder an ihre Schwester. „Wir können ja später zu dem Laden gehen“, sagte sie und wollte schon gehen, als der Fremde sie zurück hielt.

„Wie heißt du?“, fragte er. Die Rawenclaw wandte sich wieder ihm zu und lächelte: „Ich bin Padma Patil.“

„Timothy Nott“, grinste er.

Nott, natürlich, dachte Padma, wandte sich dann doch ab und ging wieder zu Lisa und Terry, die auf sie gewartet hatten.

Timothy folgte ihr mit seinen Blicken und grinste leicht. Padma wandte den Kopf und sah über ihre Schulter zurück. Sie lächelte, sah dann aber schnell wieder nach vorne, als Timothy noch breiter grinste und ihr zuzwinkerte.

Parvati und Theodor beobachteten das Ganze und warfen sich wissende Blicke zu.

Als Padma aus ihrem Blickfeld verschwunden war, richtete Timothy seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Bruder. „Gehen wir zum Buchladen“, sagte er und gab zu verstehen, dass er nicht mehr diskutieren wollte. Theodor bohrte auch nicht mehr weiter, aber er würde mal seine Mutter ausquetschen. Offenbar gingen auf dem Muggelinternat mehr Dinge vor, als man ihm bisher verraten hatte.
 

***
 

Jason öffnete die Tür und hätte sie vor Schreck fast wieder zugeworfen. Doch er behielt den Türknauf in der Hand und fragte: „Was willst du denn hier?“

„So begrüßt man nicht seine Familie“, kam es trocken und Jason verzog das Gesicht.

„Du gehörst nicht zur Blutsverwandtschaft. Du bist lediglich ein angeheirateter Cousin“, entgegnete er und machte keine Anstalten den Gast einzulassen.

„Tante Louise würde es sicher missbilligen, wenn du ihren Lieblingsneffen im Regen stehen lassen würdest“, sagte der andere und Jason schnaubte: „Ich war ihr Lieblingsneffe.“

Blaue Augen sahen ihn schelmisch an, Jason kannte den Blick. Genauso guckte sein Großonkel Albus, der Großvater des Zauberers vor der Tür. So öffnete er die Tür weiter und seufzte: „Komm halt rein, Rabastan.“

„Vielen Dank.“

Der Zauberer schob seinen dicken Mantel von den Schultern. Es regnete tatsächlich draußen und eine kleine Pfütze bildete sich um die Füße von Rodolphus’ kleinem Bruder.

„Also? Was willst du hier?“, fragte Jason erneut und winkte Rabastan in das Kaminzimmer des kleinen Hauses.

Der Magier lächelte nur und bedachte die Hexe, die sich nun erstaunt umwandte, mit einem neugierigen Blick.

„Deine Freundin?“

„Frau“, korrigierte diese und kam auf den Gast zu. „Ich bin Cho. Sie müssen aus der Lestrangefamilie sein. Die Ähnlichkeit mit Professor Dumbledore ist unverkennbar.“

„Oh, ich hoffe doch nicht so ergraut zu sein wie Grandpa“, lachte Rabastan und strich sich seine schwarzen Haare, die nur wenig Grau aufwiesen.

Es klopfte erneut.

„Das wird Katie sein“, sagte Cho und ging zur Tür, um der Freundin zu öffnen. Die Zauberer blieben zurück. Rabastan betrachtete sich weiter das Zimmer und Jason musterte seinen Cousin mit misstrauischen Blicken.

Zum Teufel, er würde zu gerne wissen, was der hier wollte? Und wo waren Bellatrix und Rodolphus?

„Es gießt wie aus Eimern, unglaublich, dass so viel Wasser in den Wolken sein soll“, lachte da Katie und Cho half ihr aus ihrem Mantel und schüttelte den Regenschirm, während sie einen kleinen Trocknungszauber sprach.

„Leider habe ich die Kerzen nicht bekommen“, plapperte Katie weiter. Sie quälte sich aus ihren Schuhen und musste sich dafür auf die Stufe im Eingangsbereich setzten.

„Es ist unglaublich, nirgends bekommst du schwarze Kerzen.“ Katie schüttelte den Kopf und seufzte. „Und nun?“

„Vielleicht können wir welche umfärben. Ich müsste noch irgendwo weiße haben“, überlegte Cho. Katie nickte nachdenklich: „Ja, das könnte gehen.“ Sie stand auf und folgte dann Cho ins Kaminzimmer.

„Ich war sogar in einem Muggelladen. Weißt du, wie die mich angeguckt haben, als ich mit meinem Umhang da rein …“ Sie stockte. Ihr Blick hatte Rabastan erfasst und sie war erstarrt.

Sie kannte den Zauberer. Die Bilder in der Zeitung vom Ausbruch aus Azkaban waren ihr so gut in Erinnerung, als hätte sie diese erst gestern gesehen.

„Da ist ein Death Eater!“, rief sie und zeigte auf Rabastan, der sie freundlich ansah.

Katie stutzte. Dieses Lächeln passte so gar nicht in ihr Feindbild.

„Guten Abend, Miss Bell“, sagte dieser und die Hexe blinzelte verwirrt. „Woher kennen Sie meinen Namen?“

„Nun, Sie kennen doch auch meinen, oder?“

Katie nickte. Doch logisch erschien es ihr nicht.

„Du bist also auf der Flucht“, kombinierte Jason nun verstehend. Natürlich, woher sonst sollte Rabastan Katie kennen? Das hieß auch, dass er schon woher gewusst hatte, dass er mit Cho verheiratet war.

Frage eins: Vor wem war Rabastan auf der Flucht?

Frage zwei: Würden seine Verfolger hier auftauchen?

Und Frage drei: Wo zur Hölle waren Rodolphus und seine verrückte Frau Bellatrix?

„Rodolphus und Bella sind nicht im Land“, sagte da Rabastan und sah zu Jason. „Sie suchen ihre Töchter Josephine und Mirabelle. Sie sind seit einer Woche nicht mehr in Pfützensee und Noelle ist seit einigen Jahren verschwunden.“

Jason nickte verstehend. Josephine, die Ältere, war drei, als ihre Eltern ins Gefängnis gebracht worden waren. Istave hatte ihr damaliges Kindermädchen Noelle schwören lassen, auf die Kinder, die Dreijährige und ihr gerade geborenes Schwesterchen aufzupassen. Noelle war damals siebzehn, gerade erwachsen. Dieses Mädchen hatte mehr magische Fähigkeiten, als jeder andere, den Istave damals gekannt hatte und er selbst ging davon aus, das nächste Jahr nicht zu überleben. Seine Frau war gerade gestorben und er selbst auf der Jagd nach dessen Mörder.

Noelle, das wusste Istave, würde die beiden Mädchen mit ihrem Leben verteidigen. Sie war eine Gestaltwandlerin, eine der größten Hexen, die er je gesehen hatte. Leider war sie auch verrückt. Ja, fast wahnsinnig. Schlimmer noch als Bellatrix, doch Istave hatte damals keine andere Wahl. Und sie war nun verschwunden? Das war nicht gut.

Katie hatte sich inzwischen wieder gefasst und sagte nun eindringlich zu Cho: „Das ist Rabastan Lestrange!“

„Ja, ich weiß“, nickte die Asiatin. „Jason und er haben eine gemeinsame Tante, sie war die Frau von Alice McNairs Bruder.“

„Ein Death Eater“, versuchte Katie es erneut. Die Freundin musste doch den Ernst der Lage erkennen.

„Das ist Jason auch und mit dem bin ich verheiratet“, zuckte Cho mit den Schultern. Dann lächelte sie: „Ich mache uns Tee, setzt euch doch.“ Damit schwebte Cho in die Küche.

Kate setzte sich fassungslos. Auch Rabastan und Jason nahmen Platz.

„Deine Frau ist ja ein richtiger Sonnenschein“, sagte der Älteste und Katie murmelte: „Das müssen die Hormone sein. Andere Frauen in ihrem Zustand heulen nur.“

„Zustand?“ Jason verstand nicht. Katie sah ihn an und erkannte, was sie gesagt hatte. Sie biss sich auf die Zunge und schüttelte den Kopf. „Na ja“, stotterte sie. „In ihrer Lage, als…“

„Nein, nein, nein“, schnitt Jason ihr das Wort ab und musterte sie nun eindringlich. „Welchen Zustand meinst du?“

„Deine Frau ist wohl schwanger“, erklärte Rabastan seelenruhig.

„Was!“ Jason war nun aufgesprungen und starrte Richtung Küche, in dem gerade der Wasserkessel pfiff. Schon rannte Jason hinaus. So schnell konnten Katie und Rabastan gar nicht gucken. Ein Stimmengewirr war zu vernehmen. Offenbar verbot Jason Cho gerade den Wasserkessel anzuheben, weil er in ihrem Zustand viel zu schwer für sie war.

Das konnte länger dauern, überlegte sich Rabastan und sah nun wieder zu Katie, die auch ihrerseits den Kopf wandte. Nur schluckte sie. Sie wünschte, sie wäre nicht mehr im Zimmer, oder hätte zumindest einen Schutzkreis um sich gezogen.

Als wenn das was nützen würde.

„Was machen Sie denn so, Miss Bell? Oder darf ich Katie sagen?“

„Nur wenn ich auch Sie beim Vornamen nennen darf“, entgegnete sie kühl und eigentlich sollte das ein ‚Nein’, bedeuten, doch der Zauberer lächelte: „Sehr gern. Und was machen Sie beruflich?“

„Ich arbeite in einem Krankenhaus.“

„Ah, wenn ich also verletzt werde, dann wende ich mich vertrauensvoll an Sie, das ist sehr beruhigend zu wissen.“ Katie nickte knapp. Was sollte sie darauf schon antworten?

„Was tun Sie denn den ganzen Tag? Muggel jagen? Weißmagier umnieten?“ Katie halt die Klappe, schalt sie sich selber, doch da war es zu spät.

„Im Moment helfe ich meinem Bruder seine Töchter zu finden. Als nächstes werde ich wohl zu meinem Großvater gehen.“

„Professor Dumbledore?“ Katie riss erstaunt die Augen auf.

„Wäre das nicht Hochverrat an … Voldemort?“, fragte sie.

„Mein Großvater ist mein Großvater. Der Dunkle Lord kann mir kaum vorwerfen, wenn ich ihn besuche.“

„Dann sind Sie deshalb hier? Weil sie einen Kamin brauchen?“, überlegte Katie.

„Nein, ich wollte nur nach Jason sehen. Vater machte sich etwas Sorgen um Tante Louises anderen Neffen.“

Katie war sich nicht sicher, ob er sie auf den Arm nahm.

„Na gut. Der wirkliche Grund ist, dass ich unbedingt Sie kennen lernen wollte“, zwinkerte er belustigt und Katie runzelte die Stirn. Jetzt nahm er sie auf den Arm. Sie war nun mehr verärgert als ängstlich.

„Was sagen Sie, Katie? Hätte ich eine Chance bei Ihnen, wenn ich auf der Seite der Weißmagier stehen würde, oder ist es Ihnen egal, wie Ihrer Freundin Cho?“

„In erster Linie sind Sie mir einfach zu alt, Rabastan“, konterte sie und der Zauberer lachte auf.

„Ja, so was habe ich mir schon gedacht.“ Er sah zu der Wanduhr hinter Katie und stand auf.

In der Küche war es verdächtig still geworden und so ging Rabastan ohne sich zu verabschieden. Er nahm den Kamin und Katie hörte deutlich „Hogwarts, Grandpa Albus.“

Also doch! Etwas unschlüssig stand sie im Kaminzimmer herum. Ein kurzer Blick in die Küche zeigte ihr, dass sie mehr als fehl am Platz war und so schrieb sie nur einen Zettel, wohl wissen, dass den doch keiner mehr am heutigen Tag lesen würde und machte sich wieder auf, hinaus in den Regen.

Mistwetter, dachte sie.

Sie kam gerade vor der Tür vom Krankenhaus an, als sie heftig zusammenschrak, weil genau neben ihr jemand apparierte.

„Wirklich keine Chance? Nicht mal zu einer Tasse Kaffee?“, fragte Rabastan und Katie starrte ihn an, als wäre er verrückt geworden.

„Heute Abend, was sagen Sie?“, hakte er nach. Katie nickte stockend, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.

„Ich hole Sie ab.“ Damit griff er ihre Hand, küsste sie leicht und war auch schon wieder weg.
 

***
 

Albus sah auf, als die Flammen des Kamins sich erneut grün verfärbten.

„Alles erledigt, Rabastan?“, fragte er und der Jüngere setzte sich höchst zufrieden in einen Sessel.

„Alles bestens, Grandpa.“

Albus Dumbledore wusste nicht, was er von dem Grinsen halten sollte, doch mit Sicherheit hatte es mit einer Frau zu tun. Er kannte doch seine Enkelsöhne.
 

***
 

„Halten Sie es wirklich für eine gute Idee, sich mit meinem Cousin zu verabreden?“, fragte da Heiler Antonin Dolohov Katie Bell, als beide gleichzeitig aus der Tür in den Regen hinaus traten.

Die Hexe sah etwas verwirrt auf. Sie wusste wohl, dass Antonin hier arbeitete, doch war sie ihm nie oft begegnet und sie hatten kaum mehr als nötig miteinander gesprochen. Sie hielt ihn für einen guten Heiler, doch privat würde sie nichts mit ihm zu tun haben wollen. Antonin hatte seine Handschuhe übergestreift und sah nun zu ihr hinunter. Katie hielt seinem Blick stand.

„Ich weiß nicht, was Sie meinen“, gab sie kühl zurück.

„Der Portier hat Sie gesehen und Sie wissen doch, es gibt keine Geheimnisse im St. Mungo. Ich möchte Sie nur warnen. Wenn Rabastan sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann lässt er nicht so schnell locker.“

Katie runzelte die Stirn und biss die Zähne aufeinander. Das war nicht gerade das, was sie hatte hören wollen. Da kam Rabastan auch schon die Straße hinauf. Er hatte einen schwarzen Schirm aufgespannt und hielt ihn Katie über den Kopf, damit sie nicht nass werden würde, wenn sie unter dem Vordach hervortrat.

„Seit wann bist du wieder in der Stadt?“, fragte Antonin und sein Cousin antwortete: „Seit ein paar Stunden.“

„Und wie geht es deinem Bruder?“

„Rodolphus und Bella sind wohl auf. Schöne Grüße von deiner Schwester. Sie ist ja eine bildhübsche Frau geworden.“

Antonin lächelte. „Jetzt versteh ich auch, warum du mitten am Tag über die Straße laufen kannst.“

Rabastan nickte. „Sie war überaus hilfsbereit. Sie hat meinen Fall sogar vorgezogen. Scheint als würde ein gewisser Black noch eine Weile Hausarrest haben.“

„Sirius Black?“, hakte Antonin nach und seine Miene wurde düster.

„Ja, ist es der, an den ich denke? Bellas Cousin? Sie muss den Knaben ja mächtig gern haben, wie sie über ihn geschimpft hat.“

Antonin knurrte nur leise. Sirius, da dachte er doch wirklich, seine Schwester wäre vor diesem Schoßhündchen sicher.

Katie hatte dem Ganzen stumm zugehört und schon überlegt, ob sie sich nicht unauffällig wegschleichen könnte. Würde doch sicher nicht auffallen, als Rabastan sagte: „Übrigens sehr nobel von dir, auf meine Freundin achtzugeben, damit ihr nichts passiert.“ Nun sahen beide Zauberer zu Katie, die anmerkte: „Wir gehen nur einen Kaffee trinken.“

„Ach, es ist ja schon Abend. Ich lade Sie zum Essen ein. Zur Feier des Tages, dass ich offiziell begnadigt bin.“ Er schob ihren Arm unter seinen, wünschte Antonin noch einen schönen Abend und zog dann Katie mit sich.

„Nur ein Kaffee“, protestierte Katie schwach und Antonin schüttelte über so viel Naivität nur den Kopf.

Nur ein Kaffee? Mädchen, Mädchen, der lässt dich nicht mehr gehen.

Da fiel ihm ein, auch auf ihn wurde gewartet.
 

Samstag, 11. Oktober 1997
 

Delia sah schuldbewusst zu Boden. Das war das erste Mal, dass sie etwas angestellt hatte. Es war keine Absicht gewesen, die Kaninchen frei zu lassen, doch sie hatte Mitleid mit den Tieren gehabt und wollte nicht, dass sie geschlachtet werden. Istave stand vor den leeren Ställen. Er senkte den Blick und sah auf die kleine Hexe hinunter.

„Warst du das, Delia?“, fragte er. Das Mädchen nickte. Lügen würde sie sicher nicht.

„Warum hast du das getan?“

„Onkel Antonin sagte, die Häschen würde es zu Weihnachten geben.“ Sie sah nun aus ihren großen grünen Augen auf. Tränen sammelten sich darin und ihre Lippe zitterte, weil sie ein Schluchzen unterdrückte.

„Sie waren doch so lieb.“ Da rollten die Tränen und Delia weinte nun richtig. Eigentlich hatte Istave vorgehabt streng zu sein, dem Kind eine Strafe aufzuerlegen, immerhin waren alle zwölf Kaninchen verschwunden und würden mit Sicherheit nicht mehr eingefangen werden.

Aber diese Kind … Er seufzte.

„Bitte, Onkel Istave, ich werde auch alles tun, was du verlangst, aber bitte tu dem kleinen Häschen nichts.“ Der alte Zauberer stutzte.

„Dem kleinen Häschen? Sie sind doch alle weg.“ Delia schüttelte langsam ihre braunen Locken. Dann sah sie zum Boden zu Istaves Füßen. Er folgte dem Blick und kurz darauf spürte er zwei Hasenpfoten, die sich gegen sein Bein stemmten und sah in zwei braune Augen, die ihn treu ansahen.

„Schnuppel ist nicht weggelaufen“, schniefte Delia. Istave packte das Tier im Nacken und hob es hoch. Er sah es ernst an. „Ein dummes Tier“, knurrte er. Delia schrie spitz auf, schlang beide Arme um Istave und flehte: „Bitte, bitte nicht, ich will ihn behalten, er soll kein Braten werden, bitte, bitte, Onkel Istave. Ich weiß, dass du nicht so böse bist, wie immer alle sagen.“

Er sah ergeben zum Himmel, setzte das Tier in Delias Arme und strich ihr beruhigend über den Kopf.

„Na gut, du darfst ihn behalten“, sagte er und die Kleine strahlte ihn an.
 

***
 

„Ich habe mich schon auf einen saftigen Hasenbraten gefreut“, grummelte Antonin und stützte seinen Kopf in seine Hand. Delia warf ihm giftige Blicke zu. Sie saß auf dem Boden, das Kaninchen hockte vor ihr und es knabberte an dem Löwenzahn, den sie ihm hinhielt.

„Schnuppel hat sicher ganz kalte Füße. In einer Pfanne mit Öl wird ihm sicher warm“, scherzte Antonin und Delia sagte: „Nein.“ In dieser Hinsicht verstand sie keinen Spaß.

Istave lächelte in sich hinein.

„Immerhin ist es nur ein Kaninchen“, sagte er und sah zu seinem Patenkind hinüber. „Du wolltest damals einen großen schwarzen Hund behalten, der noch nicht einmal ein Tier war. Und du warst fünfzehn.“

„Was kann ich dafür, dass dieser dämliche Black als Köter rum rennt“, meckerte Antonin und verdrehte die Augen. Dass Istave ausgerechnet diese alte Geschichte ausgraben musste, war kaum zu glauben. Damals hatte sich sogar sein Großvater eingemischt.

Delia starrte Antonin an und fragte: „Du wolltest Onkel Sirius behalten?“

Dieser verzog das Gesicht. Und Istave setzte grinsend nach: „Ja, und daraus wurde ein handfester Familienstreit.“
 

Rückblende:
 

„Es ist ein herrenloser Hund, Dad“, sagte der fünfzehnjährige Antonin und deutete auf das Tier, das neben Antonin saß, mit einem Strick um den Hals, mit dem Antonin ihn eingefangen hatte und irgendwie panisch aussah. Eine sechsjährige Alexandra ging zu dem Hund hinüber und kraulte ihm hinter den Ohren. Sirius, ganz Hund, konnte nicht anders, er freute sich und kniff genüsslich die Augen zusammen.

„Der ist niedlich, Daddy“, verkündete Alexa und der Vater der beiden sagte: „Ganz toll, meine Liebe, aber du kannst ihn dennoch nicht behalten.“

„Wieso?“, fragten beide Geschwister wie aus einem Mund. Die Tür ging auf und der Vater wurde erst einmal einer Antwort enthoben.

„Mom, Onkel Istave“, begrüßte Antonin die Neuankömmlinge. Louise ging zu ihrem Ehemann und gab ihm einen Kuss. Dann zog sie ihre dünnen Handschuhe aus, umarmte ihren Kinder und sah dann zu dem schwarzen Hund. Sie hob eine Augenbraue und Istave sprach aus, was sie dachte.

„Warum sitzt ein Animagus in eurer Küche?“

„Das frage ich mich auch. Antonin, das Seil ist doch sicher magisch gewirkt, oder?“ Der Junge nickte verwirrt. Animagus? Sprachlos knüpfte er das provisorische Halsband los und trat einen Schritt zurück. Und vor ihren verblüfften Augen verwandelte sich der Hund in den fünfzehnjährigen Sirius Black, der sehr wütend war.

„Du dämlicher Idiot, spinnst du, mich fast zu erwürgen?“, spie er und funkelte Antonin böse an.

„Wenn du irgendwas von mir willst, dann komm nur her“, konterte Antonin sofort.

„Bitte, Jungs, klärt das draußen, die Küche ist gerade frisch gestrichen“, warf Louise ein und augenblicklich liefen die beiden Streithähne hinaus. Alexa ging hinterher. Sie blieb im Türrahmen stehen und starrte den fremden Jungen an, der sich offenbar mit ihrem Bruder prügeln wollte. Louise folgte dem Blick ihrer Jüngsten und seufzte.

„Natürlich muss sie sich jemanden Schwierigen aussuchen“, flüsterte sie leise und ihr Mann verstand. Eine tiefe Falte bildete sich zwischen den Augenbrauen.

„Der Junge da? Dieser Black?“, hakte er nach, Louise nickte. Auch Istave seufzte bekümmert. Na, da würden sie noch Freude haben. Immerhin würde wenigstens Alexas Großvater über eine solche Verbindung erfreut sein, dachte er. In dem Moment knallte es laut und drei weitere Magier tauchten auf.

„Siehst du, gar nicht so schwer“, sagte Bellatrix und sah stolz auf den vierzehnjährigen Rabastan, der soeben appariert war. Genau wie sie selber und Rodolphus. „Spinnst du, mein Bruder ist noch nicht volljährig, wenn das Dad erfährt, oder schlimmer Grandpa!“, schimpfte der Ältere und sah seine Ehefrau entrüstet an.

„Er hat es doch toll gemacht und dein Vater oder Großvater sind gar nicht da“, zuckte die Vierundzwanzigjährige unbekümmert mit den Schultern. Sie sah sich um und stockte.

„Schwiegervater“, flüsterte sie leise und versuchte ein Lächeln. Istave sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ihr Blick schweifte jedoch weiter und sie stutzte. „Black? Was zur Hölle tust du hier?“

„Ich versuche diesem Trottel gerade Manieren beizubringen“, knurrte er und zog seinen Zauberstab. Da standen Rodolphus und Rabastan neben Antonin, ebenfalls mit gezückten Zauberstäben.

„Rühr unseren Cousin an und du bist tot“, prophezeiten sie.

Sirius stutzte. „Cousin?“

Er sah zum Haus, wo Vater, Mutter und Patenonkel von Antonin standen. Da erst registrierte er, dass die Mutter Madam Louise, seine Professorin in Wahrsagen war und noch etwas anderes ließ ihn stocken.

„Professor Dumbledore“, flüsterte er, als sähe er eine Fata Morgana.

Doch der Direktor stand leibhaftig vor ihm.

Er sah streng zu Sirius hinunter und dann zu den anderen. „Ihr habt nur Unsinn im Kopf“, sagte er kopfschüttelnd. Die drei Jungs ließen die Zauberstäbe sinken. „Ja, Grandpa“, murmelte Rabastan und Sirius schwankte.

„Grandpa“, flüsterte er nun und man hörte fast schon Hysterie.

„Sie… Sie sind mit denen verwandt?“ Er sah zu Albus und zeigte auf die drei Zauberer.

„Ja, das sind meine Enkel. Die Kinder meiner Töchter Louise und Camille“, nickte der Direktor und nun kippte Sirius doch um.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Saturn: ???
 

Moonlily: *umständlich einen Zettel auseinander falte*
 

Rest: *wart*
 

Moonlily: Bin gleich fertig. *Zettel inzwischen Plakat ist*
 

Gleda: Ich dachte immer, man könnte kein Blatt mehr als siebenmal falten.
 

Blue: *lach* Man kann ein Blatt siebenmal falten. *sie belehren will* Dumbledore ist schließlich auch schwul.
 

Chanti/Gloomy/Morwie: *schock* Wie bitte?
 

Babyate: Jepp, laut Rowling ist der Alte vom anderen Ufer. *weiter in Zeitung les*
 

Saturn: *zu Sev* Hast du das gewusst?
 

Sev: *blinzel* Wieso fragst du mich?
 

Saturn: Na, du arbeitest doch jeden Tag mit ihm.
 

Sev: Also, im Moment werde ich gegen meinen Willen hier festgehalten.
 

Saturn: Verleumdung.
 

Moonlily: *murmel* Da hat der Liebestrank aber nicht lange gehalten. *Mit Auseinanderfalten fertig ist*
 

Morwie: Und? Was steht drauf.
 

Moonlily: Das nächste Kapitel heißt: ‚Durch den Spiegel in den Kamin’
 

Blue: Uh, ist ja sehr mysteriös.
 

Saturn: *grins* Laureen spioniert dem Harry nach. *zu Sev* Meine Fanpost, bitte.
 

Sev: *ihr einen Zettel reich*
 

Saturn: *blinzel* Ist das alles?
 

Sev: Ja.
 

Saturn: *les* Sehr geehrte Frau Saturn. Diesmal ist kein Brief eingetroffen. Mit freundlichen Grüßen die Poststelle.
 

Saturn: *schwank* *umkipp*
 

Rest: *das mit den Augen verfolg*
 

Moonlily: Und wer schreibt jetzt die nächsten Kapitel?
 

Babyate: Wie wäre es mit dir? Saturn sagte jedenfalls, dass so einige deiner Kommentare in die laufende Geschichte integriert werden.
 

Moonlily: Bist du irre? Es ist schon anstrengend genug der ihre Fehler auszubügeln.
 

Saturn: Hä?
 

Blue: Sie ist wieder wach.
 

Sev: Mist!
 

Saturn: *Augen verschmäler* So? Du schaufelst dir doch immer wieder ein Grab, Severus. Ich werde den Epilog um ein Kind erweitern.
 

Sev: *verächtlich* Soll ich jetzt Angst bekommen?
 

Saturn: Ja! Es wird noch ein Junge sein mit Namen Magnus Snape.
 

Sev: *grübel*
 

Babyate: Der brauchte lange.
 

Gloomy: Ist ja nicht mehr der jüngste.
 

Sev: *noch immer grübel*
 

Chanti: So blöd kann doch noch nicht mal der sein.
 

Gleda: Tja, scheint wohl doch.
 

Sev: *Saturn anseh* Du willst mich verkuppeln?
 

Saturn: *nick*
 

Sev: Mit wem? Ist doch keiner mehr da.
 

Saturn: Ich bin Autorin, ich kann so viele Charaktere erfinde, wie ich denke.
 

Sev: *Augen zuck* Das wagst du nicht.
 

Saturn: *grimmig* Wetten? *nimmt die Feder und schafft nicht nur eine neue Hexe, sondern gleich eine ganze Familie drum herum* Bei wie viel Pairings sind wir jetzt eigentlich?
 

Moonlily: Da Saturn beschäftigt ist…
 

Saturn: *lacht schaurig*
 

Moonlily: Beantworte ich die Fanpost.
 

@angel90: Ja, Lavender ist ein Plappermaul, das stimmt schon, nur in dem Fall weiß sie, dass es mächtig Ärger bekommen würde. Wer kann denn ahnen, dass es Draco genauso schlimm geht, wie Hermione?
 

@kittykatty: Ja, Antaia und Antonin haben mit einander geschlafen und sind nun offiziell zusammen. Muss ja auch, die heiraten am 14. November 1997.

Und Dray und Mine lassen sich von Voldi nicht aufhalten, keine Sorge. Aber ein paar Kapitelchen dauert es noch (Weihnachten in der FF, versprochen).
 

@-Anika-: Du hast gesprochen. Also, Herm und Draco bekommen vor Silvester den Liebestrank verpasst, aber die Sachen lasse ich lieber nicht fliegen, *flüster* in einer Schulbibliothek ist man ja nicht sooo alleine ^.-
 

@Nanetta: Fragen waren: Aber warum müssen Draco, Theodore, Crabbe und Goyle Todesser werden wenn sie überleben wollen?

Können die nicht einfach untertauchen? Oder irgendwo sicher in Hogwarts bleiben? Da wird wohl kaum jemand reinspazieren um die umzubringen nur weil sie nicht Todesser geworden sind ^^

Mhmm, Hogwarts Fall ist für den 1. April 1998 festegesetzt und dann gnade allen, die Voldi verraten haben und als Kind eines Death Eater kein Death Eater zu werden, kommt etwa dem gleich, was Antonin mit seiner Hochzeit mit Antaia macht. Hochverrat. Jedenfalls bei mir.
 

Was mich zu deiner ersten Frage bringt: Also wenn die so weiter machen hat Voldi bald keine Todesser mehr XD

Sagen wir mal keine, die bis jetzt großartig aufgetaucht sind. Ich übernehme das aus Band 7, auch wenn ich alles andere von 5-7 außer Acht lasse, dass Voldemort so 30 bis 40 Death Eater um sich hat und dazu kommen noch jede Menge Schwarzmagier und Dementoren.
 

@debo-chan: aberrrrr...warum interessiert sich Dumbledore für die nicht vorhandene Beziehung zwischen dray und herm? Nun ja, weil er weiß das Dray ein DE wird und eine Mine wurde ihn auf trotzdem auf der Weißmagier Seite halten

Wer is’ die Frau von McNair?????  Beantwortet?
 

Diesmal kamen Herm und Dray sehr kurz, aber geduldet euch. Ich kenne die Weihnachtszene der beiden und versichere, es lohnt sich darauf zu warten. Außerdem hat Saturn noch ein nettes kleines Theaterstück in Kapitel 16 eingebaut.

Im nächsten Kapitel wird Blaise von Draco geschlagen… wieso nur?
 

Saturn: *vom Schreibtisch aufseh* Er legt Hand an Herm, oder besser Lippen auf ihren Mund.
 

Rest: Oho, da versteh er keinen Spaß.
 

Saturn: Nee, tut er echt nich’.

Durch den Spiegel in den Kamin

Kapitel neun – Durch den Spiegel in den Kamin
 

Samstag, 11. Oktober 1997
 

„Da kann man mir erzählen, was man will, aber da läuft doch was“, sagte Theodor und Zacharias nickte.

Soeben hatte Rawenclaw gegen Slytherin gewonnen. Harry gratulierte der Kapitänin der Gewinnermannschaft und diese warf sich überglücklich in seinen Arme.

„Hast du das gesehen?“, fragte sie ganz aufgeregt und rückte ein Stück wieder von ihm ab. „Wir haben sie fertig gemacht.“

„Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet“, versicherte Harry.

„Oh, ich bin so glücklich, ich könnte die ganze Welt umarmen“, jubelte das Mädchen und drückte sich noch einmal gegen den verblüfften Jungen.

„Ich muss mich umziehen. Wir sehen uns beim Abendessen“, damit drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und rannte ihrer Mannschaft hinterher.

Hermione und Ron hatten das Ganze äußerst interessiert beobachtet.

„Scheint, als würde Harry großen Eindruck auf Jägerinnen aus Rawenclaw machen“, grinste Hermione und Ron nickte zustimmend. „Ob wir ihn wegtragen müssen?“, überlegte er. Tatsächlich stand Harry noch immer auf dem Fleck, wo Laureen ihn stehen gelassen hatte und starrte der Jägerin hinterher.

„Hey, Romeo“, spottete Theodor. Er zog seinen Besen hinter sich her, als er über den Rasen gestiefelt kam.

Harry drehte sich zu dem Slytherin um und grinste böse: „Verloren, was? Tut mir ja echt leid.“

„Spar dir dein geheucheltes Mitleid“, winkte dieser ab. „Wir sehen uns Mittwoch.“ Harry nickte. Sein Blick ging zu Zacharias, der inzwischen neben Theodor stand.

Auch der nickte.

„Was soll am Mittwoch sein?“, fragte Hermione misstrauisch. Hörte sich ja schwer nach einem Duell an.

„Harry, weiß schon Bescheid“, versicherte Zacharias. Da stürmte eine Gryffindor auf Theodor zu und umarmte und küsste ihn stürmisch.

„Ah, Parvati ist vom Turm runtergekommen“, murmelte Ron und er und seine Freunde wandten sich ab. Das mussten sie nun wirklich nicht sehen. Zacharias folgte den dreien und am Rand des Feldes erblickten sie Padma, die missmutig zu ihrer Schwester und deren Freund starrte.

„Das ist eklig“, grummelte sie.

„Dann sieh nicht hin“, schlug Hermione vor und die Inderin drehte sich tatsächlich um und folgte den vieren zum Schloss.

„Ich habe gehört, du hast Notts kleinen Bruder kennen gelernt“, fragte Ron weiter und Padma sah erstaunt auf. „Timothy?“, fragte sie unnötigerweise.

„Ja. Und, ist der genauso anstrengend wie sein Bruder?“, wollte Harry wissen.

„Ich weiß nicht. Wieso fragst du mich? Ich habe ihn doch nur kurz gesehen.“

„Wie sieht er aus?“, fragte da Hannah neugierig. Padma wandte sich verwirrt zu der Hufflepuff. Diese und ihr Freund Ernie liefen nun auch neben ihnen.

„Er hat schwarze Haare, genauso unfrisiert wie Harry, eine Brille und die gleichen Augen wie Theodor. Eben ein typischer Nott. Aber sein Blick…“, Padma stockte. Sie wusste nicht, wie sie ihn beschreiben sollte. Und so ließ sie es.

Hermione und Hannah sahen sich kurz an. Sie verstanden nur zu genau, was die Rawenclaw meinte. Es gab einen bestimmten Blick, der ein Mädchen schwach werden ließ.

Hermione runzelte die Stirn.

Wie Draco, dachte sie.

Wie Ernie, dachte Hannah.
 

Sonntag, 12. Oktober 1997
 

Laureen runzelte die Stirn. Wo wollte Harry um die Zeit noch hin? Sie hatte ihn schon am Abend beobachtet, wie er einen Brief von einer Eule bekommen und diesen ungelesen in seinen Umhang geschoben hatte.

Nun war sie ihm eher zufällig auf den Gängen begegnet und hatte beobachtet, wie Harry in dem Raum der Wünsche verschwand. Sie kannte wohl das Geheimnis des Raumes und wünschte sich in den Raum von Harry zu gelangen. Sie glaubte nicht, dass es klappen würde, umso erstaunter war sie, als sie in den Raum kam und ihn vollkommen leer vorfand, nur ein Spiegel stand dort. Er war übergroß. Laureen musste den Kopf in den Nacken legen um den oberen Rand zu sehen.

Der Rahmen war aus dunklem Holz gearbeitet und quer über dem oberen Rand lag eine Elfe, die in das Holz geschnitzt war. Mit einer Hand stützte sie den Kopf, die andere lag auf der Spiegelfläche. Ihre Augen waren mit dunkler Farbe ausgemalt und Laureen hatte das Gefühl, dass die Figur sie ansehen würde. Doch das war natürlich Unsinn. Sie war aus Holz.

Das Mädchen trat näher.

Im Glas konnte sie sich selber sehen, doch es tauchten noch drei andere Personen auf. In einer erkannte die Harry, die beiden anderen Personen standen mit dem Rücken zu ihr. Diese blonden Haare des einen kamen ihr jedoch bekannt vor und Laureens Herz setzte einen Moment aus, als sie sich erinnerte, wo sie die schon einmal gesehen hatte.

Sie musste sich setzen und tatsächlich erschien hinter ihr ein Stuhl auf den sie sich fallen ließ. Die andere Gestalt wandte sich etwas zur Seite.

„Nott“, murmelte sie nun wirklich fassungslos.

Ihre Augen wanderten über das Bild. Was würde sie gleich sehen? War Harry freiwillig da? Nun zumindest sah der Junge, der bis JETZT überlebt hatte, nicht so aus, als würde er gleich sterben.

Die drei redeten und Lucius Malfoy gab Harry irgendwelche Pergamente.

„Wenn ich doch nur verstehen könnte, was sie sagen“, murmelte Laureen. Eine Bewegung im Raum ließ sie aufblicken. Die hölzerne Elfe schlug leicht mit den Flügeln, die eine Hand, die herunterhing, ballte sich zu einer Faust und klopfte damit sacht gegen das Glas.

Laureen schrak über die plötzliche Bewegung heftig zusammen, doch nun drangen Worte zu ihr und sie hörte genau, was die Drei auf der anderen Seite des Spiegelglases redeten.

„ … ist aber noch nicht alles. Der Alte hat sie auf verschiedene Verstecke verteilt“, beendete Francis gerade seinen Satz. Harry nickte verstehend.

„Und wie kann man die nun lesen?“, fragte er Lucius, ging zu einem Stuhl und setzte sich. „Das, Mister Potter, sollen Sie herausfinden“, sagte er.

„Was meinst du, Harry, schaffst du es? Es muss irgendwas in Parsel sein, aber was der Dunkle Lord gesagt hat, habe ich nicht verstanden.“

„Kann ja nicht so schwer sein“, murmelte Harry, der leichte Sarkasmus war nicht zu überhören. Und so begann er mit verschiedenen Schlüsselwörtern.

Tom Riddle, Nagini, Salazar Slytherin, Death Eater, Basilisk, Öffne dich, Zeig dein Geheimnis, er versuchte sogar seinen eigenen Namen, doch ‚Harry Potter’ entlockte dem Papier auch nicht sein Geheimnis.

„Frustrierend“, murmelte er und kniff überlegend die Augen zusammen. „War es etwas Langes?“, fragte er und sah zu Francis.

„Länger als das, was du die ganze Zeit probierst“, nickte der Ältere.

„Dann ein Spruch“, überlegte Harry und grinste leicht. Er sagte etwas in Parsel, doch offenbar hatte er nicht geglaubt, dass es tatsächlich funktionieren würde, denn sein Blick war mehr als erstaunt, als die leeren Seiten sich zu füllen begannen. Es war eine sehr alte Schrift. Verschnörkelt und mit unnötigen Schleifen. Harry tippte richtig, dass das eine Frau geschrieben haben musste und diese musste, der Formulierung nach, vor mehr als tausend Jahren gelebt haben.

Dass es von der Hexe Fortuna höchstpersönlich verfasst worden war, wusste er nicht. Die letzte Seite, die dies offenbarte, besaß er nämlich nicht.

Lucius war neugierig aufgestanden und auch Francis trat näher. Laureen, die das noch immer beobachtete, konnte das abstruse Bild kaum fassen.

Links und rechts von Harry standen die beiden gefährlichsten Death Eater unter Voldemorts Anhängern und dieser las ihnen etwas vor.

„… die Vier aktivieren den Schutzkreis, sodass er durchbrochen werden kann“, las Harry den Anfang des Pergaments. „Dann folgen mehrere Zeilen mit einem Zauberspruch. Ich verstehe aber nicht, was es heißt und hier unten ist ein Gebäudeplan.“

Harry musterte das Bild genau. Vier Punkte außerhalb des Gebäudes waren mit Nummern versehen. Offenbar die Position für die ‚Vier’, was immer das auch sein mochte.

„Wo könnte dieses Haus stehen?“, fragte Francis. Irgendwie kam ihm das Gebäude bekannt vor. Auch Lucius und Harry neigten leicht den Kopf nach rechts und überlegten, bis Harry ausrief: „Hogwarts!“

„Genau!“, stimmten Lucius und Francis ihm laut zu.

„Er will Hogwarts überfallen?“

Alle drei schienen irritiert. „Warum? Was gibt es denn dort noch?“

Francis verschränkte die Arme hinter dem Rücken und begann im Raum auf und ab zu gehen. Lucius setzte sich wieder und runzelte grübelnd die Stirn und Harry drehte das Pergament in seinen Händen, doch es erschien keine weitere Schrift.

„Die Kammer des Schreckens hast du schon ausgehoben“, sagte Francis leise. Nachdenklich sah er Harry an. „Gab es dort noch mehr Gänge?“

„Ich bin mir nicht sicher“, gestand Harry.

„Typisch“, zischte Lucius und der Jüngere sah ihn funkend an. „Entschuldigen Sie, aber ich hatte da so eine riesige Schlange am Hals, die mich umbringen wollte.“

„Pass auf, mit wem du redest“, warnte da Lucius. Der Ältere war so schnell aufgesprungen, zu Harry hinübergegangen und hatte seinen Zauberstab gegen Harrys Kehle gerichtet, dass der Jüngere die einzelnen Schritte gar nicht wahrgenommen hatte. Er starrte jetzt nur in die stechenden Iriden und schluckte leicht.

„Lass das, Lucius!“, tadelte Francis. Der andere ging wieder zu seinem Stuhl. „Und du, Harry, solltest dir bewusst sein, dass wir möglicherweise deine einzige Chance sind, dass du das Ganze zu überleben. Der Dunkle Lord würde dich immer noch gerne tot sehen.“

„Ja, Sir“, murmelte Harry und sah wieder auf den Plan vor sich.

Francis ließ den Blick zwischen Lucius und Harry hin und herschweifen. Beide sahen aus, als schmollten sie. Kinder, dachte er, sagte aber laut: „Wir kommen ja doch nicht weiter. Wir brauchen die anderen Pergamente. Wir melden uns. Du solltest gehen.“ Das galt Harry und der nickte. Er legte das Schriftstück zurück auf den Tisch und die Schrift verschwand. Offenbar musste der Parselmund es in der Hand behalten, dass die Tinte zu erkennen war.

„Wie hast du das Pergament nun aktiviert?“, fragte Francis, der das nun wieder leere Papier in seinen Umhang schob.

„Ich schwöre feierlich ein Parselmund zu sein“, gab Harry zur Auskunft.

„Auf so was wäre ich nicht gekommen.“

Harry lächelte leicht. Natürlich nicht, darauf würde man auch nur kommen, wenn man die Karte des Rumtreibers kannte. Er fragte sich, wie Voldemort das eingefallen war.

„Pass auf, dass man dich nicht erwischt“, mahnte Francis und erinnerte Harry damit irgendwie an Sirius. Geradezu rührend, dachte er, als Francis weiter fragte: „Wie geht es eigentlich Theodor?“

„Er hat das letzte Spiel verloren“, überlegte Harry laut. „Dafür hat Parvati ihn aber wieder aufgerichtet.“ Er nahm ein Hand voll Flohpulver aus einer Kiste und ging zum Kamin hinüber.

Das war das Zeichen für Laureen zu verschwinden, so dass sie das Folgende nicht mehr mitbekam.

„Ja, Patil“, nickte Francis. „Sie hat noch einen Zwilling, nicht?“

„Padma, ja. Ich glaube, sie hat etwas gegen Theodor, aber wahrscheinlich nur, weil sie sich von ihrem Zwilling vernachlässigt fühlt.“

Francis nickte zufrieden. Seinem Sohn ging es also gut. Harry sah zu Lucius. Der würde ihn sicher nicht fragen, ob es Draco gut ging.

„Auf Wiedersehen, Mister Nott“, sagte er, wie es sich gehörte. Zu Lucius gewandt sagte er gar nichts, grinste nur plötzlich und verschwand in den Flammen vom Kamin.
 

Mittwoch, 15. Oktober 1997
 

Harry öffnete die Papierrolle und las das Wort, das dort stand. Ein breites Grinsen schob sich auf sein Gesicht.

„Ein Kürbis.“ Er sah schadenfroh zu Zacharias.

„Da brauchst du dir nicht mal ein Kostüm für die Halloweenfeier suchen“, lästerte Theodor.

Zacharias wollte Harry nicht glauben und riss ihm das Pergament aus den Fingern.

„Ich werde dieses Kostüm keinesfalls länger als eine Stunde tragen“, murrte er, nachdem er sich vergewissert hatte, dass es tatsächlich ein Kürbis war, was diesmal als Gewinneinsatz festgesetzt wurde.

„Na, dann ziehst du es nach einer Stunde aus, vielleicht findest du dann endlich eine Freundin, Smith.“ Nun lachte Theodor richtig und bösartig und Zacharias grinste freudlos.

„Du bist ein typischer Slytherin“, murrte er. Harry indes räumte die Karten zusammen und schob die Chips in einen Beutel. Er erhob sich und Theodor sah ihn, seinen Kopf auf eine Hand gestützt, an.

„Sag mal, Potter. Was ist eigentlich mit dir und der kleinen Johnson. Geht ihr als Pärchen?“

Harry sah fragend hinunter.

„Na, Hänsel und Gretel oder Schneeweißchen und Rosenrot?“, erklärte Theodor und nun wieherte Zacharias: „Und wer soll Rosenrot sein?“

„Nein“, gab Harry nur trocken von sich und Theodor richtete sich fröhlich auf.

„Sehr gut. Parvati hat sich nämlich von ihrem blöden Zwilling überreden lassen, mit ihr als ein Thema zu gehen. Du machst bei uns mit.“

Nun hob Harry eine Augenbraue. „Uns?“

„Na, Zacharias und mir.“

Nun war es der Hufflepuff, der verwirrt blinzelte.

Doch Theodor blockte sämtliche Einwände ab, die beiden mussten sich fügen, sie hatten keine Wahl.
 

***
 

Francis sah fassungslos auf den Brief, den er in der Hand hielt. „Lilien!“, rief er und seine Frau stand augenblicklich vor ihm.

„Was?“, fragte sie etwas gereizt und sah auf das Schriftstück, das Francis ihr entgegenhielt.

Ihre Augen fuhren über die wenigen Zeilen und sie murmelte: „Schon wieder?“
 

***
 

Timothy erwartete nicht, dass seine Eltern ihn mit offenen Armen und einem fröhlichen Gruß empfangen würden. Er wurde schon wieder ins Ministerium bestellt.

„Ich verlange eine Erklärung.“ Francis sah seinen Jüngsten finster an. Dieser hatte den Kopf gesenkt und starrte auf seine Finger.

Er wusste nicht, was er sagen sollte.

Diesmal war es ein Versehen gewesen. Einer seiner Mitschüler hatte einen Zaubertrank zu sich genommen und davon einen hässlichen Ausschlag bekommen.

„Miss Dolohov wird dich morgen empfangen. Bis dahin gehst du auf dein Zimmer und denkst darüber nach, wie du mir das erklären willst“, schimpfte Francis, als er auch nach fünf Minuten keine Erklärung bekam.

Timothy nickte nur, sah kurz zu seiner Mutter und stürmte die Stufen hinauf.

Einerseits war er froh zu Hause zu sein. Andererseits wünschte er, es wäre unter anderen Umständen.
 

Donnerstag, 16. Oktober 1997
 

Alexandra kam als Letzte in ihr Büro. Francis, Timothy und jemand aus dem Ministerium warteten bereits auf sie.

„Es tut mir leid, meine Schüler haben nur Unsinn im Kopf“, gab sie als Entschuldigung an und begrüßte die Anwesenden.

Der Beamte des Ministeriums verabschiedete sich und schloss die Tür hinter sich. Alexa sah zu Timothy, der irgendwie verlegen wirkte.

„Du machst uns wirklich Sorgen“, begann sie. Eine Weile schien sie nachzudenken, dann sagte sie zu Francis: „Ich würde Timothy gerne etwas zeigen, kann ich ihn später zu Ihnen nach Hause bringen?“

Der Ältere überlegte einen Moment und nickte dann zustimmend. „Ich sage Lilien Bescheid.“ Dann war er weg.

„Was haben Sie vor?“, fragte der Junge und Alexa lächelte leicht. „Folge mir einfach.“ Dann trat sie durch den Kamin und nannte eine Adresse.

Tim war verwundert, tat es ihr aber gleich.

„Wo sind wir hier?“

„Das ist mein Büro in Pfützensee.“ Sie bot ihm einen Platz an und setzte sich ihm gegenüber.

„Du weißt sicher, dass ich nicht mehr nur für das Ministerium arbeite. Hauptsächlich kümmere ich mich nur noch um dich. Du verstößt ständig gegen das Zaubertrankbeschränkungsgesetz für Minderjährige und dabei ist es egal, ob du ein Squib bist oder nicht. Ebenso ist es gleichgültig, ob es sich dabei um Unfälle handelt wie in diesem Fall oder nicht. Mein Chef verlangt, dass ich dich entsprechend bestrafe und das habe ich vor.“

Timothy wurde bleich. „Wollen Sie mir verbieten, Tränke zu brauen?“

„Nein. Aber ich werde dir verbieten, diese in deine Schule mitzunehmen oder sie dort herzustellen, ja auch das Lesen von Zaubertrankliteratur gleich welcher Art ist dir in der Umgebung von Muggeln verboten.“

Timothy blieb stumm, runzelte aber die Stirn.

„Auch bei euch zu Hause wirst du vorerst nicht einen Trank mehr herstellen, für, sagen wir mal, die nächsten drei Monate.“

Nun sprang der Junge auf. „Das können Sie nicht machen. Das ist die einzige Freude, die ich noch habe.“

Alexandra lächelte milde. „Übertreibst du nicht etwas?“

„Nein.“

„Du kannst Zaubertränke brauen. Unter meiner Aufsicht oder unter der Aufsicht einer vergleichbaren Person. Willst du das also in England tun, wirst du dich entweder mit meinem Bruder oder Mr Snape anfreunden müssen.“

„Ihr Bruder?“ Timothy krauste die Nase. Er glaubte nicht, dass er die Bekanntschaft eines so verrückten Death Eaters machen wollte. Sein Vater war schon anstrengend genug.

Timothy nickte nachdenklich, als ihm plötzlich etwas einfiel. „Was ist mit den Weasleyzwillingen?“

Alexa sah ihn ungläubig an. „Du willst dein Talent doch nicht in einem Scherzartikelladen vergeuden.“

„Die besten Tränke waren ursprünglich Scherzartikel. Es wäre viel günstiger und Sie müssten sich nicht mit meiner Anwesenheit herumschlagen.“

„Du bist mir nicht lästig“, korrigierte sie ihn, überlegte dann aber. „Ich will vorher mit ihnen reden.“

„Gut.“

Timothy stand auf und versprach: „Ich schick Fred her.“

„Besser George.“
 

Samstag, 18. Oktober 1997
 

„Nun denn, George, zeigen wir unserem gelehrigen, wissbegierigen Schüler, wie man einen Zaubertrank braut“, sagte Fred und Timothy sah leicht zweifelnd zu den Älteren.

Bis eben hatte er es noch eine gute Idee gefunden hier, im Keller von Weasleys Scherzartikelladen seine Studien über Zaubertränke fortzuführen. Jetzt zweifelte er leicht. Ob Miss Dolohov deshalb so schnell eingewilligt hatte, überlegte er, weil sie wusste, dass er sich eher früher als später in ihre Obhut flüchten würde.

George grinste breit, sagte dann aber: „Ich glaube, eher lernen wir noch was von dem kleinen Nott.“ Er deutete auf eine Kiste hinüber, die Timothy mitgebracht hatte.

„Was ist das da eigentlich alles?“

„Zutaten, die Miss Dolohov nicht mehr braucht.“

Die Zwillinge begaben sich umgehend zu den vielen Tiegeln und Flaschen und sahen sie durch.

„Käferaugen, Flubberwürmer, Morbulstacheln“, lasen sie auf den Etiketten.

„Da kommt man nicht so ohne weiteres ran“, meinte Fred anerkennend.

Er zog eine gelbe Flasche heraus.

„Was ist das? Zitronenaroma?“ Er entkorke sie und wollte daran riechen, doch Timothy nahm ihm die Flasche wieder ab. Er schloss sie wieder und stellte sie zurück.

Sie begannen das neueste Experiment von Timothy, wobei Fred und George sehr schnell zu Assistenten degradiert wurden, doch sie taten, was der Jüngste sagte, ohne zu murren.

Die Flasche, auf der Zitronenaroma stand, wurde in Regal geschoben.

Was keiner der drei wusste, war, dass in der Flasche nicht Zitronenaroma war, sondern der Liebestrank, den Alexandra im Beisein von Sirius gebraut hatte.

Ja, genau der Liebestrank, der für Antaia und Antonin gedacht war.

Alexandra hatte ihn in eine Flasche Wein gegeben, die sie unverrichteter Dinge wieder mit nach Hause genommen hatte, da Antonin gerade das Haus unter dem Hintern weg gebrannt war. Den Rest hatte sie in eine leere Flasche gefüllt und vergessen sie zu beschriften, weil das Ministerium ihre Aufmerksamkeit verlangt hatte.

Der präparierte Wein stand noch immer bei ihr zu Hause, nun ordentlich in ein Regal geräumt, denn Wheely sah es als seine Aufgabe, in Alexas Wohnung für Ordnung zu Sorgen. Diese wusste nicht, das der Hauself den Liebestrank zu den anderen Weinflaschen gestellt hatte.

Genauso wenig konnte sie sich daran erinnern, die andere Hälfte des Liebestrankes aus Versehen mit nach Pfützensee genommen und sie dann auch noch Timothy weitergeben zu haben, denn sie war tatsächlich der Meinung, Zitronenaroma verschenkt zu haben.

Und genau dieses Zitronearoma würde wenige Tage später wieder hervorgeholt werden, wenn Fred und George auffiel, dass sie für die Bonbons, die sie zu Halloween in Hogwarts verschenken wollten, zu wenig Zitrone hatten. Das Einzige, was darauf hinweisen würde, war, die Bonbons, die ohne Liebestrank waren, würden gelb bleiben.

Die Bonbons mit Liebestrank verfärbten sich hingegen orange.

Doch beachten tat das dann niemand.
 

Montag, 20. Oktober 1997
 

Draco räumte seine Runen zusammen und klappte das Buch zu. Die Stunden waren zu Ende. Er war einer der Letzten, die noch im Raum saßen.

Irgendwie war alles, was Professor Sinistra erzählt hatte, an ihm vorbei gerauscht.

Was war eigentlich das Thema gewesen, überlegte er.

Er wusste es nicht mehr.

In den ersten Reihen klapperte etwas. Er blickte hoch und sah Hermione, sie sich bückte, um ihre Runen aufzuheben, die heruntergefallen waren. Einen Moment spürte er den Drang hinzugehen und ihr zu helfen, dann siegte sein Slytherinverhalten und er spottete: „Ist dein Gehirn herunter gefallen?“

Hermione sah zu ihm hinüber.

„Nein, ich versuche mir nur vorzustellen, wie es ist, auf deinem Niveau zu leben.“ Sie erhob sich nun wieder und stopfte die Steine in ein rotes Samtsäckchen. Draco war schon auf dem Gang, doch sie holte ihn ein und er blieb stehen.

Einen Moment musterten sie sich berechnend und dann lächelte sie: „Und wieder hast du gegen mich verloren. Da wird dir auch dieses Jahr der Titel zum Besten wieder an mich gehen.“

Ihr Lächeln fror, als er sich zu ihr hinunterbeugte und leise fragte: „Wer sagt denn, dass ich ihn dir auch dieses Jahr freiwillig überlasse? Du hast nur gewonnen, weil ich es so wollte, Biber.“

Hermiones Miene wurde finster. „Was soll das heißen?“, bohrte sie nach und er tippte sich leicht gegen die Stirn.

„Denk doch mal nach. Ist es wirklich wahrscheinlich, dass du mich in Verteidigung schlagen kannst?“ Er richtete sich auf und blickte nun spöttisch auf sie hinunter. „In einem Duell würde ich dich fertig machen. Da hättest du keine Chance.“

Er drehte sich um und wollte gehen, doch sie brüllte ihm nach: „Das werden wir ja sehen.“

Er lächelte ihr über die Schulter zu. „Soll das eine Herausforderung sein?“ Im Laufen drehte er sich um und rief nun: „Willst du wirklich weinen, Granger?“

Er lachte, wandte sich wieder zurück und ging in die Mittagspause.

„Arroganter Bastard“, zischte sie und ging ebenfalls.

Neben ihr lachte es leise und sie sah zu Blaise.

„Was gibt es da zu grinsen?“, herrschte sie ihn an.

„Er hat Recht.“

Hermione blieb stehen und hielt auch Blaise am Arm fest, dass auch er stehen blieb.

„Was soll das heißen?“, fragte sie.
 

***
 

Draco war fast bei der Großen Halle, als er fluchend bemerkte, dass er seine Feder im Klassenraum vergessen hatte. Er ging in die Große Halle und legte seine Sachen auf den Tisch der Slytherins. Pancys anhimmelnden Blick bemerkte er gar nicht. Zwei Mädchen aus der sechsten Klasse machten sich über die Schulsprecherin lustig und Millicent schüttelte über ihre Freundin leicht den Kopf, bedachte die beiden gehässigen Mädchen jedoch mit einem bösen Blick, dass diese verstummten. Draco war inzwischen wieder umgekehrt und lief zurück ins Treppenhaus.
 

***
 

„Hast du etwa wirklich geglaubt, dass jemand wie du besser ist als ein Slytherin? Es ist Draco, neben dir der beste Schüler in Hogwarts“, sagte Blaise drei Etagen höher, vor dem Klassenraum für ‚Alte Runen’ und ein leicht abfälliges Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, während er ihr verblüfftes Gesicht musterte.

Hermione jedoch verstand nicht. Wieso sollte sich Draco absichtlich durch einen Test fallen lassen?

„Warum sollte er das tun? Das ergibt keinen Sinn. Er hat gewusst, dass ich dann den Titel der Besten im Jahrgang bekomme.“ Sie sah zu Blaise.

„Du weißt es“, sagte sie und Blaise nickte.

„Sagst du es mir?“

Er lächelte: „Das darf ich nicht, ich habe es versprochen.“ Dann hielt er drei Finger hoch.

„Drei Worte“, mutmaßte Hermione und er nickte.

Er nahm eine Haltung ein, wie es nur einer stets tut.

„Draco“, riet Hermione und Blaise nickte erneut, zeigte auf Hermione und sie überlegte: „Ich?“

Wieder bestätigte der Slytherin und dann trat er einen kurzen Schritt zu ihr, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und küsste sie.

Hermione war zu verblüfft, um den Slytherin von sich zu schieben. Sie konnte nicht anders, sie schloss die Augen und plötzlich verstand sie Lavenders Schwärmerei von Blaise’ Lippen.

Das sollte verboten sein, dachte sie, als er sich abrupt von ihr löste, doch war es nicht Blaise, der den Kuss unterbrach, auch nicht Hermione, die nun verwirrt blinzelte. Es war Draco gewesen, der den Slytherin weggestoßen hatte.

Seine Augen wanderten zwischen den beiden hin und her.

Er war sprachlos vor Wut.

Hermione hatte eigentlich nie wirklich Angst vor Draco gehabt, Respekt vielleicht. Vorsichtig war sie auch in seiner Nähe.

Doch Angst? Nein.

Nun jedoch hatte sie diese. Angst, was er nun von ihr denken möge.

Sie hatte sogar das Gefühl, als müsse sie es erklären und fragte sich dann, wieso?

Was für ein Unsinn, es war ja nicht so, dass sie Draco irgendwelche Rechenschaft darüber schuldig war, mit wem sie sich traf oder küsste.

Bei Lavender müsste sie sich entschuldigen, wenn überhaupt.

Dennoch setzte sie an: „Was machst du denn hier?“ Blaise’ breites Grinsen bemerkte sie gar nicht.

Da legte Blaise dem anderen eine Hand auf die Schulter, doch der fegte sie hinweg, fast sah es so aus, als wollte er Blaise eine reinhauen, ließ es dann aber und bedachte Hermione mit einem Blick, der sie zusammenschrecken ließ.

Er war verletzt.

Da zischte Draco etwas, das sie nicht wirklich verstand, Blaise jedoch seufzte genervt und folgte dem anderen. Blaise redete auf Draco ein, versuchte offenbar etwas zu erklären, doch der Blonde schien nicht hören zu wollen, er blieb kurz stehen, ballte seine Faust und brach mit ihr Blaise’ Nase, der vor Schmerzen aufjaulte. Draco kümmerte das nicht, er ging weiter und Blaise lief Richtung Krankenflügel.

Zurück blieb Hermione, die verwirrter war denn je. Ihre Hand fuhr in die Tasche und sie berührte das Tarotspiel. Blind zog sie eine Karte und betrachtete sie.

Sie zog die Drei der Schwerter.

Gefühlsaufruhr, dachte sie und lächelte, ja das passt.

Dann kam ihr ein Gedanke, der so absurd wie faszinierend war, doch vor allem würde es Blaise’ seltsames Pantomimenspiel erklären.

War Draco in sie verliebt?

Konnte sie so viel Glück haben?

Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals.

Sie könnte ihn fragen. Sie wurde ganz aufgeregt, ihre Hände wurden schwitzig. Und wenn er sie auslachte, würde sie ihm das Gedächtnis löschen. Das war nicht schwer, den Fluch beherrschte sie sehr gut.

Doch wenn ihre Vermutung stimmte, dann… Hermione wagte es kaum weiterzudenken. Sie sah gar nicht die andere Hexe, die hinter einer Säule hervortrat.

Lavender hatte nicht die Scharade, wohl aber den Kuss gesehen und ihre Augen funkelten zornig.

Wie konnte Blaise ihr das antun?

Ihr Blick glitt zu Hermione. Ohne zu wissen warum, hob sie den Zauberstab und löschte die Erinnerung an den Kuss mit Blaise und mit ihm auch die wunderbare Erkenntnis, das Draco in sie verliebt war.

Ohne es zu wissen, hatte Lavender eine Beziehung zwischen Hermione und Draco auf unbestimmte Zeit oder gar für immer hinausgeschoben.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Moonlily: [original Kommentar ^^] AHHHHH! Wie kannst du ihr das nur antun!
 

Saturn: Wartet ab und ihr verstehen.
 

Babyate: Dumme Lavender.
 

Saturn: Blaise macht es wieder gut. Er zwingt Draco zu Halloween zu gehen. Diesmal werden sich alle verkleiden.
 

Chanti: *Hand vor Augen schlag* Ich ahne Schlimmes.
 

Saturn: Jaha. Hier ist die Liste.
 

Sev: *Sie muster* Da steht ich gehe als Adam.
 

Saturn: *grins* Ich weiß.
 

Gloomy: Als der Adam von Adam und Eva?
 

Saturn: *nick*
 

Gleda: *hält Morwie die Augen zu* Das ist für kleine Kinder unerträglich.
 

Babyate: Aber wenn du als Adam gehst und Saturn bei Halloween nur Paare auftreten lässt. Wer ist dann Eva?
 

Saturn: Mc…Gon…a…gall…
 

Sev: NAHAHAHAHAHAHA~EIN!!!!
 

Saturn: Doch! Das ist die Strafe für letzte Nacht.
 

Blue: Was war letzte Nacht?
 

Saturn: Nichts.
 

Moonlily: Liebestrank.
 

Rest: …
 

Moonlily: *flüster* Das wirst du den Schülern nicht wirklich antun, oder? Snape im Adamskostüm?
 

Saturn: *flüster* Nein, aber sein Gesicht war doch zum Brüllen, oder *fg*
 

Moonlily: *nick* Ja, das war es wirklich. Und wie!
 

Saturn: Gut, genug davon. Es wird Halloween und eigentlich sollten damit kommen endlich die Schwestern, wegen denen ich diese Geschichte überhaupt erst angefangen habe. Dann wäre Schluss mit lustig, dann würde es düster. *Vorhänge zu zieh*
 

Blue: Ey! Wer hat das Licht ausgemacht?
 

Knacksi: Rat doch mal! *Am Lichtschalter steh*
 

Saturn: *stöhn* Mann, wie im Kindergarten. Also. Severus wird natürlich NICHT im Adamskostüm auftauchen, der hat ab Halloween ganz andere Sorgen, dafür bekommt Lavender die Venus…
 

Irgendwo: *anzügliches Pfeifen*
 

Saturn: … und Blaise natürlich Mars. Ein Highlight werden die Engelchen Gregory und Vincent sein. Colin nervt Harry mit seinem Kostüm und als was Hermione und Draco gehen, wird nicht verraten, schließlich sollt ihr das nächste Kapitel ja noch lesen.

Noch Fragen?

Keine?

Gut.
 

Babyate: Doch, eine.
 

Saturn: War ja klar. *Augen roll*
 

Babyate: Wieso hätte, würde, wären, die Schwestern gekommen? Tun sie es nicht?
 

Saturn: Gute Frage. Ich musste das Kapitel zerteilen, es war zu lang. Drum gibt es jetzt auch einen anderen Titel. Er ist blöd, ich weiß, doch mir fiel nichts Besseres ein.

Also, bereit?
 

Rest: *nick*
 

Saturn: *zieht an einer Kordel und ein überdimensionales Plakat erscheint*
 

Blue: *staun* *les* Kapitel zehn - wenn die Haselmaus mit Draculas Braut tanzt…
 

Gleda. Wer ist die Haselmaus?
 

Saturn: Es gibt nur drei Leute, die so kaputt wären als Märzhase, verrückter Hutmacher und Haselmaus zu gehen…
 

Chanti: Zacharias, Theodor und Harry.
 

Saturn: Genau. Und Draculas Braut ist *grins* Hermione. Ist jetzt natürlich unglaublich schwer wer da ihren Schatziiiii gibt.
 

Leserbriefe:
 

@kittykatty: Dray und Herm kommen sich zu Weihnachten nicht nur näher, sie kommen zusammen.
 

@angel 90: Vielen, vielen Dank für das Kompliment. *sich ganz doll freu*
 

@-Anika-: Wird zwischen Padma und Timothy etwas laufen? Ja, definitiv. Er ist ein Nott durch und durch und vielleicht auch etwas schlimmer als sein Bruder. Tim kommt nämlich nach seiner Mutter..
 

@ Ranger-Manoso :Erst einmal vielen Dank für den Hinweis wegen dem falschen Alter. Natürlich ist Alexa 9 Jahre jünger und demnach keine 4 sondern 6 Jahre, wenn sie Sirius das erste Mal sieht.
 

Blue: Blöd wenn man nicht rechnen kann, ne? *läster*
 

Saturn: Klappe. Und weil ich eh am ändern war, habe ich Bella mit 24 von der Verlobten in den Ehefraustatus gehoben, dass hat Gründe, natürlich.
 

@debo-chan und cosmo_lady : Timothy ist 15. *murmel* Ich dachte das hätte ich im den Chara-beschreibungen, habe ich nicht? *ganz verwirrt ist*
 

@ cosmo_lady : Dray und Herm werden noch eine Weile brauchen, aber, weil es auch mir zu lange dauert…
 

Babyate: Du bist doch die Autorin…
 

Saturn: … weil es auch mir zu lange dauert, sind natürlich ein paar Draco-und-Herm-kommen-sich-näher-Szenen enthalten. Fangen wir gleich im nächsten Kapitel an, da haben wir…
 

HALLOWEEN!
 

Moonlily: Ist es wirklich schon so weit?

wenn die Haselmaus mit Draculas Braut tanzt…

Kapitel zehn – wenn die Haselmaus mit Draculas Braut tanzt…
 

Dienstag, 21. Oktober 1997
 

„Hey, Lavender“, grinste Blaise die Gryffindor an, doch diese würdigte ihn keines Blickes.

Sie hatten jetzt Kräuterkunde und liefen über die Ländereien zu den Glashäusern hinüber.

Der Slytherin ließ sich jedoch nicht einschüchtern und lief seiner derzeitigen Freundin nach.

„Was ist denn los, schlecht geschlafen?“, fragte er und hielt sie auf. Lavender blieb zwangsläufig stehen und sah ihn finster an.

„Keine Ahnung, frag doch Hermione.“

Blaise blinzelte verwirrt. „Wieso? Was hat Granger mit dir zu tun?“

„Mit mir nicht, aber offenbar mit dir.“ Lavender wandte sich wieder um und strebte weiter den Gewächshäusern entgegen.

Blaise holte sie abermals ein und fragte: „Ich weiß ja, dass wir eine Abmachung haben und wir gesagt haben, dass wir einander keine Rechenschaft schuldig sind, aber könntest du mich bitte in den Grund einweihen, warum du auf mich sauer bist?“

Wieder blieb Lavender stehen. Sie presste die Bücher an sich.

Ja, die verfluchte Abmachung. Damals hielt sie es für eine gute Idee, vielleicht um sich selber einzureden, dass es das Beste wäre zu vereinbaren, dass sie und Blaise solange zusammen blieben, bis sie etwas Besseres gefunden hätten.

Inzwischen war sie sich nicht mal sicher, ob sie etwas Besseres finden wollte.

Demnach hatte sie gar kein Recht, ihm Vorwürfe zu machen, wenn er eine andere küsste.

Sie lächelte nun, zwang sich dazu und sagte: „Du hast Recht, ich reagiere etwas empfindlich. Knutsch doch mit wem du willst, so hatten wir es ja vereinbart, es wäre nur fair gewesen, wenn du mir vorher Bescheid gesagt hättest, dass du dich für jemand anderen interessierst.“

Sie wandte sich wieder zum Gehen, Blaise war einen Moment verwirrt, holte sie nun zum dritten Mal ein und sagte: „Aber ich interessiere mich für niemand anderen.“

„Und warum küsst du dann Hermione mitten auf dem Gang? Selbst Draco fand das unpassend.“

Na, der hat sie ja auch nicht mehr alle, wenn es um Hermione geht, dachte Blaise und hielt Lavender ein weiteres Mal auf.

„Also, was mich betrifft, so würde ich unser Arrangement noch eine Weile aufrecht erhalten.“

Lavender sah ihn nachdenklich an und schüttelte dann den Kopf.

„Ich aber nicht. Ich habe gestern festgestellt, dass ich rasend vor Eifersucht war. Ich habe mich in dich verliebt, Blaise. Ich will dich ganz oder gar nicht. Wenn du mit mir zusammen sein willst, dann entscheide dich für mich, weil ich es bin, die du willst und nicht, weil du zurzeit niemand anderen hast.“

Nun ging sie endgültig und Blaise sah ihr nachdenklich hinterher.

Er würde nachdenken müssen.
 

Samstag, 25.10.1997
 

Laute Rufe hallten über das Feld. Heute war wieder ein Quidditchspiel. Es traten die Löwen gegen die Dachse an.

Die beiden Sucher, die auch gleichzeitig die Kapitäne waren, trafen sich in der Mitte und reichten sich die Hände.

„Auf ein faires Spiel, Zacharias“, sagte Harry und der Hufflepuff grinste als Antwort: „Nicht weinen, wenn wir gewinnen.“

Harry verzog abfällig das Gesicht. „Wenn“, begann er, „ist das richtige Wort.“

„Sieh zu, dass du gewinnst, Smith. Ich habe auf euch gesetzt.“ Theodor hatte sich weit über das Geländer des Zuschauerturms gebeugt, damit der Hufflepuff ihn auch verstand. Fast wäre er hinunter gefallen, nur dank Vincent und Gregory konnte man den Sturz verhindern.

Harry, der das auch gehört hatte, grinste nun breit.

„Der verliert“, sagte er leise und setzte mit einem Blick auf Zacharias nach: „und du auch.“

Harry sollte Recht behalten, Hufflepuff verlor.

Theodor fluchte auf Zacharias, der ohnehin am Boden zerstört war. Und er hatte, anders als der Slytherin, keine Freundin, die ihn über die Niederlage hinwegtrösten würde.

Harry wurde mit Glückwünschen überhäuft. Laureen wartete, bis sich die allgemeine Aufregung gelegt hatte und ging zu ihm. Eine Weile musterte sie den Sucher und streckte dann ihre Hand aus.

„Glückwunsch.“ Mehr sagte sie nicht, nachdem Harry ihre Hand wieder losgelassen hatte, drehte sie sich um und ging.

Darüber war Harry verwundert. Was war nur passiert?
 

***
 

„Hey, Johnson“, grinste Millicent und holte die Jüngere ein. Laureen sah sie von der Seite an und nickte kurz.

„Du hast unsere Wette verloren“, wies Millicent auf diesen, für Laureen unerfreulichen Umstand, hin.

„Ich weiß“, grummelte sie. „Ich versteh nicht, wie Harry gewinnen konnte?“

„Ich versteh nicht, wie du an ihm zweifeln konntest? Hast du dich mit ihm gestritten?“

„Nein.“

„Es wirkt aber so.“

Laureen runzelte die Stirn. Sie hatte sich nicht wirklich mit Harry gestritten, doch sie ging ihm aus dem Weg, das war wohl doch auffällig.

Die Rawenclaw war sich einfach nicht sicher, wie sie sich Harry gegenüber verhalten sollte. Jetzt wo sie wusste, mit wem Harry sich offenbar verbündet hatte.

War der Junge nun vollkommen wahnsinnig geworden?

Damit verriet er alle. Sogar seine Feinde.

Das war absurd. Sollte sie ihn darauf ansprechen?

Wohl eher nicht. Sie durfte das gar nicht wissen und so gut kannte Laureen Harry nicht, um abschätzen zu können, wie er reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sie von seinem Verrat wusste.

Millicent war stehen geblieben und Laureen hielt ebenfalls an. Die beiden kannten sich schon seit den Kindertagen. Mrs Johnson und Mrs Bulstrode hatten die Kinder unterrichtet, ihnen Lesen und Schreiben, Rechnen und einfache Tränke und Zauber beigebracht, bevor sie jeweils nach Hogwarts gekommen waren. Angelina war mit Millicent nicht so gut ausgekommen, Laureen jedoch hatte sich mit der Älteren immer sehr gut verstanden.

Nun hatten die beiden gewettet, wer an diesem Samstag gewinnen würde. Die Gryffindors oder die Hufflepuffs.

Laureen war für die Dachse, Millicent für die Löwen. Die Slytherin hatte demnach gewonnen und sagte nun: „Den Wetteinsatz hole ich mir später von dir.“

Laureen sah sie misstrauisch an. „Was wird es sein? So wie ich dich kenne, irgendetwas für mich Peinliches.“

Millicent lachte nun und musterte ihre Freundin aus Kindertagen. „Eigentlich hatte ich das wirklich vor, aber nun…“ Sie überlegte und brachte den Satz nicht zu Ende.

„Ich verspreche dir, wir haben beide was davon.“

„Und was heißt das genau?“

„Weiß ich noch nicht“, gab Millicent ehrlich zu. „Aber die Gelegenheit wird kommen. Ich lasse es dich rechtzeitig wissen. Sagen wir also, du bist mir einen Gefallen schuldig.“

Damit ging Millicent davon und Laureen sah ihr nachdenklich hinterher. „Slytherin“, murmelte sie leise und neben ihr lachte Annica, eine Gryffindor aus ihrer Klasse: „Was haben sie dir angetan?“

Laureen grummelte nur etwas vor sich hin, musterte Ginny und Annica, die sie neugierig ansahen und zusammen gingen sie in die Große Halle.

Es war Abendbrotzeit.
 

Mittwoch, 29. Oktober 1997
 

Ein kräftiger Sturm peitschte über die Ländereien von Hogwarts.

Hermione blieb im Gang stehen, runzelte die Stirn und sah aus dem Fenster.

„Sieht heftig nach Regen aus“, murmelte Harry und blickte über Herms Schulter hinweg in das Dunkel.

„Ja, da möchte man keinen Hauselfen vor die Tür schicken“, nickte sie und drehte sich zu dem Zauberer um.

„Was machst du eigentlich hier? Hattest du nicht Quidditchtraining?“

„Bei dem Wetter?“

„Das hat euch doch sonst nicht davon abgehalten.“

„Damals hatten wir ja auch einen Kapitän namens Wood. Jetzt …“, sagte er und hielt dramatisch inne, „bin ich der Chef.“

„Die Slytherins hatten heute Training“, zuckte Herm mit den Schultern. Harrys Stirn legte sich in tiefe Falten „Wirklich?“

„Ja und die Rawenclaws kommen gerade vom Feld herein“, deutete sie nach unten in den Gang.

Harry beugte sich über das Geländer. Tatsächlich liefen dort die nächsten Gegner der Löwen, eine Schlammspur hinter sich herziehend.

Entschlossen ging Harry in den Gryffindorturm.

„Die armen Leute“, grinste Herm und ging weiter.
 

***
 

„Das ist unverantwortlich, Harry“, schimpfte Seamus und nieste.

„Genau“, nickte Parvati. „Außerdem habe ich keine Zeit dafür, ich muss lernen.“

„Du musst dich schon entscheiden, entweder bist du Jägerin oder nicht“, wies Harry den Einwand zurück und blickte zum Himmel hinauf.

Es fing an zu regnen. Schon wieder.

„Vielleicht sollten wir es lassen“, schlug nun auch Ron vor.

„Sind hier noch irgendwelche Meinungen?“, schimpfte Harry laut und blickte in sechs finstere Augenpaare.

„Und wenn wir am zweiundzwanzigsten gegen Rawenclaw verlieren?“

„Die sind zu dämlich zum Fliegen, wir können doch gar nicht verlieren“, rief Dean und Seamus nickte heftig.

„Willst du auch noch was sagen, Seamus?“

„Mir ist kalt“, antwortete er leise.

„Na fein, dann geht doch.“

Und so gingen sie. Zurück blieb nur Harry, der böse in den Himmel starrte, als wären die grauen Wolken schuld an dem Unwillen seiner Mannschaft.

„Ich frage mich wirklich, was mit Harry los ist, er scheint mir sehr frustriert“, murmelte Parvati und Seamus nieste erneut.

„Na, Potter, deine Truppe nicht im Griff?“, spottete es auch schon von der großen Treppe.

Harry versuchte möglichst gelassen auszusehen. Warum musste Malfoy genau dann auftauchen, wenn man ihn am wenigsten gebrauchen konnte?

Er stockte.

Wann konnte man den schon mal gebrauchen?

Wenn ein Ungarischer Hornschwanz auf der Suche nach einem Mittag war, sagte eine kleine Stimme in ihm und ein unglaublicher Frieden legte sich über ihn, als er es sich vorstellte.

„Zehn Punkte Abzug“, lächelte da Hermione und blickte zu Draco, der sich ungläubig umwandte.

„Wie bitte?“, hakte er nach und Hermione deutete auf den Boden.

„Der ganze Dreck. Das wart doch ihr, als ihr vom Feld zurück kamt.“

Das stimmte nun gar nicht, Hermione wusste ganz genau, dass es Laureens Mannschaft war.

„Das war doch wohl das Team aus deinem verkommenen Haus“, gab Draco gelassen zurück.

Wie gesagt, es waren die Rawenclaws.

„Kann ja gar nicht sein.“ Hermione wedelte unauffällig mit der Hand und Draco wandte sich zu den Gryffindors um. Gerade wollte er anklagend auf die schmutzigen Schuhe der Spieler zeigen, doch diese waren blitzblank.

„Sag ich doch“, lächelte Hermione.

„Das kriegst du wieder“, zischte er leise.

„Und ich freu mich drauf“, seufzte sie und klimperte mit den Augen.

Wie schön war es doch, Vertrauensschülerin zu sein.
 

Donnerstag, 30. Oktober 1997
 

Blaise Zabini schlug verwirrt die Augen auf. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Aber vermutlich war es nur sein eigener Traum gewesen.

Er hatte von Lavender geträumt. Seit fast zehn Tagen redeten sie nur das Nötigste miteinander und es war auch schon den anderen aufgefallen, dass er sich nicht mit Lavender traf.

Er setzte sich auf und dachte an den Traum.

In diesem hatte Lavender geheiratet und, das war es wohl, was ihn verwirrte, es war nicht er gewesen, sondern jemand anderes, der sie heiratete.

Wieso war er darüber nur so verwirrt? Er wollte nicht heiraten, das war es nicht. Eher die Erkenntnis, dass Lavender, wenn er nicht mit ihr zusammen war, früher oder später mit jemand anderen zusammenkommen würde.

Und das störte ihn irgendwie, zumal sie ihm ja auch gesagt hatte, dass sie in ihn verliebt war.

Blaise legte sich wieder hin und grübelte.

Konnte es sein, dass sein kleines, sagen wir mal, Experiment nicht so verlaufen war, wie er gedacht hatte?

Als es dann Zeit war, aufzustehen, stand sein Entschluss fest.

Die meisten der siebenten Klasse wollten gerade zum Frühstück und so war es nicht verwunderlich, dass Blaise Lavender noch vor der Großen Halle abfing.

„Du hast vollkommen Recht“, begann er und sie sah ihn fragend an.

Recht? Womit?

„Es ist Unsinn nach etwas anderem zu suchen, wenn man es direkt vor seinen Augen hat. Du bist inzwischen eine meiner besten Freunde, und das als Gryffindor, und du bist das schärfste Mädchen, das es in der Schule gibt. Ich weiß, dass ich nur dich will.“

Lavender war sprachlos. Sie hatte inzwischen nicht mehr damit gerechnet, dass noch irgendetwas von Blaise kommen würde, doch schließlich lächelte sie, gab ihm einen Kuss auf die Wange und fasste seine Hand.

Das war ihm Antwort genug.

Hermione, die das alles mitbekommen hatte, und nicht nur sie, lächelte wehmütig. Sie bewunderte Lavender für ihre Direktheit Blaise gegenüber. Letztendlich ersparte ihr das viel Kummer, auch wenn es in dem Moment schwer ist.

Wenn sie sich vorstellte, sie würde Draco geradeheraus sagen, ich bin in dich verliebt. Was würde er dann wohl tun?

Sie auslachen.

Sie zum Gespött der Schule machen.

Andererseits hätte sie dann wieder einen Grund, ihn zu verabscheuen, auch wenn sie wusste, dass ihr das inzwischen schwer fallen würde.

Sie konnte einfach nicht den miesen Slytherin in ihm sehen.

Das Schicksal war grausam, wie sie fand. Und sie verfluchte seinen Blick vom Friedhof in Paris.

Da hatte sich ihr etwas offenbart, das sie erst in dieses Dilemma gebracht hatte.

Nur ein Blick, das musste man sich mal vorstellen.

Andererseits flaute das kribblige Gefühl langsam ab, wenn sie an diesen Tag dachte. Es geht vorbei, atmete sie auf und lächelte nun fast erleichtert. Sie hob den Kopf und Fortuna schlug erbarmungslos zu, vielleicht waren Amors Pfeile treffsicher auf ihr Herz gerichtet.

Denn das Erste, was sie bewusst wahrnahm, war der Blick von Draco, der sich gerade von Blaise und Lavender abgewandt hatte und ihren einfing.

Ihr blieb fast die Luft weg.

Da war er wieder. Dieser traurige, sehnsüchtige und gleichsam so unergründliche Ausdruck in seinen Augen.

Nur ein Wimpernschlag, dann hatte er sich abgewandt, doch Hermione heulte innerlich auf.

Sie würde nie von ihm loskommen, nicht solange sie ihn jeden Tag sah.

Dass auch Draco in dieser Verzweiflung versank, wusste sie nicht. Er hatte nur ihr glückliches Lächeln gesehen und war fast wie hypnotisiert, musste sich ermahnen wegzusehen.

Schnell eilte er in die Große Halle.

Essen war eine gute Ablenkung, wie er in letzter Zeit festgestellt hatte.

Wenn das so weiter ging, würde er aufgehen wie ein Hefekloß. Diese unglückliche Liebe würde seinen Adoniskörper ruinieren.

„…nein, das glaube ich nicht“, sagte Annica gerade laut und bestimmt, als Hermione sich an den Tisch setzte.

„Was denkst du, Herm?“, wandte sich Ginny an die Ältere. „Reicht ein Blick, um sich zu verlieben?“

„Du meinst wie bei Romeo und Julia?“, fragte diese und goss sich Saft ein.

Ginny grinste, erinnerte sie sich doch daran, dass Mary Sue diesen Vergleich bei Charlie und Marcus gebracht hatte.

„Ja“, nickte sie und Hermione schielte zum Tisch der Slytherins, wo sie Draco sofort ausmachte, das war schon erstaunlich, wenn man bedachte, wie viele von denen dort saßen und sagte: „Ich denke schon.“

„Siehst du“, schnippte Ginny triumphierend mit den Fingern, als wären Hermiones Worte Gesetz.

Annica kicherte: „Zeig mir eine Person, der das passiert ist. Eine Lebende und wirklich Existierende.“

Ginny dachte kurz nach und sagte dann: „Ich.“

„Du?“ Annicas Skepsis war deutlich zu hören.

„Als ich zehn war, habe ich Harry nur ein einziges Mal gesehen und war in ihn verliebt.“

Harry sah verwirrt auf. Redetete man von ihm?

„Das gilt nicht“, wies Annica zurück. „Harry war damals schon berühmt, jedes Mädchen verliebt sich in eine Berühmtheit, wenn man sie persönlich trifft.“

„Ähm, entschuldigt bitte“, wandte Harry ein, wurde aber überhört, denn Ginny sagte:

„Das ist doch Quatsch. Dumbledore ist auch berühmt oder Moody.“

„Ja, aber die sehen nicht so umwerfend aus wie Harry.“

„Könntet ihr bitte das Thema wechseln?“, warf dieser nun erneut ein und die beiden Sechsklässlerinnen sahen ihn an.

„Wieso?“, fragte Annica.

„Weil ich dir sonst als dein Kapitän verbiete, beim nächsten Spiel mitzuspielen.“

„Das ist fies, Harry“, beschwerte sich Annica, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. An Ginny gewandt setzte sie nach: „ Laureen hat das auch gesagt.“

„Was hat Laureen gesagt?“, mischte sich Harry erneut ein, doch Ginny und Annica grinsten: „Wir sollen doch nicht von dir oder über dich reden, Kapitän.“

„Jetzt könnten sie ruhig weiter reden, was?“, flüsterte Hermione leise und grinste zu ihrem besten Freund hinüber, der sich wieder ganz seinem Frühstück widmete.

„Wenn du dich mit nur einem einzigen Blick ernsthaft verliebst, richtig verliebst, nicht nur so eine Schwärmerei wie für Du-weißt-schon-wen…“ Annica nickte mit dem Kopf zu Harry hinüber.

„Ich habe einen Namen“, grummelte dieser.

„… dann sag mir Bescheid und zeig mir den Typen, dann will ich es dir glauben.“

„Okay“, nickte Ginny.

Mit nur einem Blick, dachte Hermione. Da wird es einige geben, vor allem solche, deren Verbindung unmöglich oder gar an Selbstmord grenzte.

Wieder sah sie zum Tisch der Slytherins und diesmal begegnete sie Dracos Blick.

Kurz hielten sie ihn, dann sahen sie wieder weg.

Lavender seufzte tonlos.

Nur ein Blick, hatte auch sie gedacht. Ich kenne eine, auf die das zutrifft.

Hermione Granger.
 

Freitag, 31. Oktober 1997
 

„Na, Zacharias? Geht es dir gut?“, spottete Harry und grinste auch noch breit, als der Hufflepuff verärgert die Augen zusammenkniff.

Er steckte in einem riesigen Kürbiskostüm, ähnlich dem, in dem Harry knapp einen Monat zuvor herumgelaufen war.

Diesmal war es Harry, der darauf achtete, dass Zacharias sich die volle Stunde zum Vollidioten machte und Harry sah das mit Genugtuung.

„Unsere Kostüme kommen um vier an“, sagte da Theodor, der in die Eingangshalle kam. Er nutzte Harrys Schulter als Stütze und legte seinen Arm darauf ab. Harry ignorierte es, er war zu sehr damit beschäftigt, sich an Zacharias’ Elend zu weiden. So stand er da, die Arme verschränkt. War er schadenfroh?

Ja, definitiv.

Laureen und Annica kamen auf die drei zu. Mitleidig sahen sie zu dem überdimensionalen Kürbis.

„Aber du siehst süß aus“, versuchte Annica den Hufflepuff zu trösten.

Zacharias grummelte nur etwas leise und drehte sich, was wirklich zum Schreien komisch wirkte. Laureen lächelte ihm aufmunternd zu, bedachte dann Harry und Theodor mit einem kurzen Blick, der nicht unfreundlich, jedoch sehr distanziert wirkte und ging zum Frühstück.

Harry sah ihr nachdenklich nach und auch Theodor, der sich nun wieder aufrichtete, und Zacharias folgten den beiden Sechsklässlerinnen mit ihren Blicken.

„Was ist los, Harry?“, begann Theodor und der Angesprochene sah verwirrt auf. Seit wann nannte der Slytherin ihn beim Vornamen?

Er musterte Theodor stumm und sah dann zu Zacharias.

„Hast du dich mit deiner Freundin gestritten? Ihr seid so feindselig zueinander“, fuhr der Slytherin fort.

„Wir sind nicht feindselig zueinander“, gab Harry verärgert zurück. Er sah auf die Uhr, schnipste mit dem Finger, das Kostüm verschwand und ging dann ebenfalls in die Große Halle.

„Das sind die Momente, wenn ich froh bin, keine Freundin zu haben“, bemerkte Zacharias.

Eine helle Stimme lachte auf. Parvati war neben Theodor aufgetaucht und schob ihre Hand in seine, während sie Zacharias antwortete: „Sag das nicht zu laut. Du wirst dich schneller verlieben, als du gucken kannst, wenn das richtige Mädchen vom Himmel fällt.“

Zacharias schüttelte nur den Kopf und tippte Parvati belehrend gegen die Stirn: „Mädchen pflegen nicht vom Himmel zu fallen.“
 

***
 

Sirius war wirklich verwundert gewesen, als er den Brief bekommen hatte. Die Eule musste tagelang unterwegs gewesen sein. Das Tier war erschöpft und sofort in einen komatösen Schlaf gefallen.

Eigentlich kein Wunder, denn das Hauptquartier des Phönixordens war nicht so leicht zu finden, auch nicht für Posteulen.

Nun also schritt der Animagus über die Straßen des Stadtviertels. Verkleidete Kinder mit Eltern oder in Begleitung älterer Geschwister liefen um ihn herum, um sich ihre Süßigkeiten zu holen.

Lauter kleine Hexen und Zauberer, dachte Sirius und irgendwie erfasste ihn das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

Er bog in eine leere Gasse ein. Hier stand nur ein Haus, dass nur für das magische Auge als bewohnt sichtbar war. Er ging zur Tür, sah sich noch einmal um und klopfte dann an.

Alexandra öffnete augenblicklich.

„Sirius“, begrüßte sie ihn und hielt ihm eine Schüssel Bonbons entgegen. „Du hättest dir allerdings mehr Mühe bei deinem Kostüm machen können.“

Der Zauberer starrte sie einen Moment verblüfft an. Meinte sie das jetzt ernst?

„Den Hundetrick zum Beispiel, damit hast du mich schon verblüfft, als ich ganz klein war.“

Ihr Grinsen wurde noch breiter und Sirius schob sich ins Haus. Alexa trat bereitwillig zur Seite, stellte die Schale mit Süßigkeiten wieder weg und schloss die Tür.

„Dass du immer wieder in dieser Wunde bohren musst“, grummelte er und die Hexe lachte.

„Ja, das muss ich. Antonin nimmt es mir auch immer wieder übel, wenn ich ihn deswegen auslache.“

„Irgendwann wird er dich dafür verfluchen“, prophezeite ihr Sirius, doch sie schüttelte entschieden den Kopf.

„Das würde er nicht wagen.“

„Weil er dein Bruder ist?“ Sirius hob skeptisch die Augenbrauen. Er dachte nicht, dass das den Death Eater abhalten würde. Diese Magier gingen über Leichen und machten auch vor der Familie nicht halt.

„Weil er von Onkel Istave und Grandpa mächtig Ärger bekommen würde“, stellte Alexa richtig und ging zu dem niedrigen Tisch, auf dem, wie immer, zwei Tassen Tee standen.

Sirius kam hinüber und setzte sich, nahm sich eine der Tassen und wartete.

Auch Alexandra hatte sich gesetzt, schlürfte an dem heißen Getränk und schloss genießerisch die Augen.

Sirius wartete, doch schließlich fragte er: „Warum hast du mich herbestellt?“

„Du bist begnadigt. Morgen kannst du nach Hogwarts gehen und die Stelle als Professor für ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’ antreten. McGonagall wird sehr erleichtert sein. Großvater sagt, sie ist mit zwei Fächern mehr als überlastet.“

Sirius blieb stumm und Alexa öffnete ein Auge und sah ihn an.

„Kein Dankeschön?“, fragte sie.

„Entschuldige“, kam es hastig zurück. „Natürlich danke ich dir.“

„Aber?“

„Vor ein paar Jahren hätte ich mich gefreut, Professor zu sein, aber jetzt? Ich bin nicht sicher, ob ich das kann.“

Alexandra lachte auf und stellte die Tasse weg.

„Wieso solltest du es nicht können? Du wirst ein guter Professor.“

Sirius sah sie nachdenklich an, nickte und schlürfte seinen Tee.
 

***
 

„Du verlangst nicht wirklich von mir, dass ich das anziehe?“, fragte Hermione skeptisch. Sie sah auf das Kostüm hinunter, das auf ihrem Bett ausgebreitet lag.

„Ähm, doch“, nickte Lavender. „Ich habe eins, was besser passt.“ Sie holte ihr Kostüm hervor, das aus einer Menge gar nichts und einer langen blonden Perücke bestand.

„Und was soll das sein?“, fragte Parvati, die bereits als Königin Mab gekleidet war. Padma würde die ‚Herrin vom See’ sein.

„Venus“, lächelte Lavender. „Blaise geht als Mars.“

Hermione verdrehte die Augen und sah wieder zu ihrer Robe in Schwarz und Bordeauxrot. Das war das Kostüm für Draculas Braut.

„Ach, komm schon, Herm. Das wird lustig.“ Das Mädchen seufzte ergeben und zog sich um. Als sie fertig war, geschminkt und bekleidet, betrachteten sie sich im Spiegel. Alle drei Kostüme waren umwerfend. Lavenders war mit Abstand das Gewagteste, doch auch Hermione durfte sich nicht allzu sehr bewegen. Eine Seite des Kleides war fast bis zu Hüfte geschlitzt. Sie setzte die Zähne ein, die sich mittels Magie perfekt an ihre eigenen anschmiegten.

„Rrrr“, drang es über Lavenders korallenroten Lippen.

Hermione grinste: „Du weißt schon, dass McGonagall dich rausschmeißen wird?“

„Oh, solange mein geliebter Mars mit mir kommt, ist mir alles recht“, flötete die andere, ging zur Tür und riss diese auf. Augenblicklich verstummten die Schüler im Gemeinschaftsraum und starrten die Stufen hinauf.

„Wow“, raunte Seamus und Dean ließ den Fußball, sein Accessoire als toter Fußballer, fallen und vergaß auch ganz ihn wieder aufzuheben.

Lavender lächelte. Ja, das war die Reaktion, die sie erwartet hatte. Sie warf Neville einen Handkuss zu, der nach hinten umkippte. Er hatte ein Hundekostüm an und sein Fall wurde so weich abgefedert.

„McGonagall wird dich rauswerfen“, gab Harry zu bedenken und musterte Lavender eingehen, wann bekam man sie so wieder zu Gesicht?

Diese kam auf ihn zu und zupfte an seinen Mauseohren.

„Was stellst du eigentlich da, Harry?“, fragte sie. Dieser richtete sich auf und sagte, mit einer formvollendeten Verbeugung: „Gestatten, die Haselmaus. Meine Freunde, den verrückten Hutmacher und den Märzhasen, habe ich verkauft, um eine Eintrittskarte kaufen zu können.“

Hermione musste grinsen und auch Parvati lachte nun.

„Gehen wir?“, fragte da Seamus und Ron musterte den Gryffindor argwöhnisch.

„Solange du zehn Meter Abstand hältst“, murmelte er. Seamus war als Spinne verkleidet, was Ron überhaupt nicht komisch fand. Er selbst trug das Kostüm eines Schafs. Die Weasleyzwillinge hatten gesagt, nichts Besseres gefunden zu haben. Ron bezweifelte das zwar, aber was hätte er sonst anziehen sollen?

Ginny war da kreativer. Sie war eine erschossene Braut und ihre Freundin Annica der erschossene Bräutigam. Colin kam als Harry Potter, was der leibhaftige Harry nun wiederum gar nicht komisch fand, aber was sollte er dagegen schon machen?

Das Treppenhaus war erfüllt von Stimmen. Die Schulglocke rief zum Abendessen, überall strömten nun Zwerge, Gnome, Gespenster, Märchenfiguren und Monster hervor.

„Dumbledore wird wirklich alt“, murmelte Hermione und versuchte möglichst so zu laufen, dass nicht ständig ihr Rock ihre Beine zeigte. Ein vergeblicher Versuch.

„Er will doch nur, dass wir Spaß haben“, lachte Lisa neben ihr. Sie war eine Leiche. Terry gab den passenden Leichenbestatter, was nicht verwunderte, die beiden waren seit zwei Jahren unzertrennlich.

„Aber verkleiden? Wir sind doch nicht mehr im Kindergarten“, sagte Hannah auf der anderen Seite von Herm. Diese drehte den Kopf und lächelte. Das Zwergenkostüm stand der Hufflepuff wirklich sehr gut. Nicht weil sie klein war, sondern weil sie darin niedlich aussah.

Als sie bei der Großen Halle ankamen, stutzte Hermione. Da stand eine Hexe, die Hermione noch nie gesehen hatte. Dann erkannte sie die Person und lachte hell auf.

„Hey, Hannah, du hast doch Ernie gesucht!“, gackerte auch Susan, die sich den anderen angeschlossen hatte. Ihre Katzenpfote zeigte zu der Hexe, die kokett lächelnd im Türrahmen zur Großen Halle stand.

„Ernie!“, rief Hannah entsetzt und die Hexe wandte sich grinsend zu dem Zwerg um.

„Nicht den Eingang versperren“, kam da eine tiefe Stimme hinter ihnen und sie drehten sich um. Der Blick aller fiel auf eine große Sense aus Pappe.

„Justin“, blinzelte Pancy überrascht. Ja, auch die Slytherins näherten sich dem Geschehen.

Henker Justin drehte sich zur Schulsprecherin um.

„Keine Sorge, Miss, heute ist mein freier Tag“, sagte er und schritt von dannen.

„Sachen gibt’s“, murmelte Susan. Dann gingen sie alle in die Große Halle.

Pancy lief mit ihnen. Die anderen Slytherins hatten sie einfach stehen gelassen und sie war plötzlich alleine gewesen.

Sie sah sich im Saal um. Der Raum war frei geräumt. Die Tische standen am Rand und bogen sich unter dem Buffet. Etwas verunsichert strich Pancy sich das Kleid der Schäferin glatt. Sie hatte einen langen hellen Stab in der Hand und es war, als müsste sie sich daran festhalten. Ihr Blick traf ein Schaf, das sie von hinten sah. Unwillkürlich musste sie lächeln.

Ein entlaufenes Schäfchen, dachte sie, erstarrte aber, als das Schaf sich umdrehte.

Weasley?

Auch Ron sah sie nun und war etwas verwirrt. Wäre es nicht Pancy, hätte er sicher gegrinst, aber so …

„Wo bleibt nur Mars?“, murmelte Lavender und sah unaufhörlich zu Tür.

„Da sind Crabbe und Goyle“, kicherte Lisa. Zwei Engel kamen herein.

Lange weiße Roben wallten bis auf den Boden. Über ihren Köpfen schwebte schief jeweils ein Heiligenschein, und weiße Flügel standen von ihrem Rücken ab. Auf Vincents Bauch war eine riesige Eins geschrieben, auf dem Kostüm von Gregory eine Zwei. Die beiden Slytherins blieben im Rahmen stehen, offenbar warteten sie auf jemanden. Und tatsächlich erschien da der Teufel zwischen ihnen. Millicent richtete ihre Hörner und sah sich grimmig um. Engel Zwei beachtete sie gar nicht. Engel Eins zog sie mit sich, als sie zu Pancy hinüberging.

„Harry!“, rief da jemand und Besagter wandte sich um. Er kaute gerade an einem Stück Kuchen und Marmelade klebte auf seiner Nase.

„Die Haselmaus, nur mit Marmelade zu beruhigen!“, grinste Zacharias und baut sich vor dem kauenden Harry auf.

Er murmelte irgendwas zum Gruß, man konnte nicht verstehen was, sein Mund war zu voll.

Zacharias war wie der verrückte Hutmacher gekleidet und irgendwie kam es nicht überraschend, dass Theodor als der Märzhase auftrat. Mit ihm kam auch der langersehnte Mars in die Große Halle.

Was sicher unbeabsichtigt war, aber dennoch alle in schallendes Lachen ausbrechen ließ, war, als Theodor und Zacharias darüber stritten, ja wirklich stritten, wie sie den Tee am besten trinken sollten.

Hermione schüttelte den Kopf und murmelte: „Das ist ein Irrenhaus.“

„Nein, das ist Alice im Wunderland“, belehrte sie eine Schneeelfe, die neben Herm am Buffet stand und sich einen Teller füllte.

Sie warf einen kurzen Blick zur verrückten Teegesellschaft und lächelte leicht. Harry stand neben Zacharias und Theodor und verfolgte verwirrt die Unterhaltung.

„Ron?“, fragte er das Schaf neben sich und es hob den Kopf.

„Warum genau mussten wir uns als Tiere verkleiden?“, fragte Harry weiter. Der andere grinste nur. Da fiel der Blick von Harry auf die Schneeelfe, die ihn verstohlen betrachtete, sich jedoch abwandte, als er sie ansah. Theodore hatte Recht. Irgendwie benahm Laureen sich anders ihm gegenüber. Und das gefiel ihm nicht. Da kam ihm eine Idee. Er lächelte ihr zu, nahm Zacharias die frische Tasse Tee aus der Hand und ging zu ihr hinüber.

„Tee, Laureen?“, fragte er. „Nicht, dass du in deinem Kostüm frierst.“

Laureen, die Schneeelfe nahm die Tasse dankend entgegen. „Ich friere sicher nicht“, sagte sie und setzte in Gedanken nach, nicht solang du in meiner Nähe bist.

„Süße Ohren.“ Sie zupfte leicht daran und Harry krauste die Nase.

Na wenigstens etwas, dachte Harry.

„Und?“ Theodor nickte in Harrys Richtung, als er mit Zacharias sprach. „Uns weismachen wollen, da wäre nix.“

„Sag mal, Häschen“, säuselte hinter ihm eine Stimme. Er wandte sich um und sah zu Parvati hinunter. „Wie wäre es mit einem Tänzchen?“

„Erst nach einer Tasse Tee.“ Theodor hielt ihr eine Tasse entgegen. „Tee?“

„Gern“, lachte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, damit sie ihn küssen konnte.

Zacharias hob die Augenbrauen und wandte sich ab. „Ist ja merkwürdiger Tee“, murmelte er und drehte sich zu Hermione, die irgendwie unentschlossen herumstand.

„Was bist du eigentlich?“

„Draculas Braut“, sagte sie gelangweilt.

„Echt?“ Zacharias sah sie erstaunt an.

„Ja, wieso?“ Der Blick verunsicherte Hermione. Sie sah an sich hinab. War irgendwas verrutscht?

„Na ja, weil …“, Zacharias stockte. Sein Blick blieb an der Tür hängen, wo soeben Draco, der letzte der siebten Klasse, die Große Halle betrat.

Hermione riss die Augen auf. Da stand Draco in Gestalt von…

Ja, Dracula.

Die Schicksalsgötter sind gegen mich, dachte die Gryffindor frustriert.

„Das hat sie mit Absicht gemacht“, flüsterte Herm leise. Mit ‚sie’ meinte sie Lavender und auch Draco ging ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf, als er Hermione erblickte.

Das würde Blaise bereuen, dachte er. Von ihm war er überredet worden, dieses Kostüm zu tragen. Er straffte sich dann jedoch und ging so stolz wie möglich zu diesem hinüber.

Er hatte doch gewusst, es war eine blöde Idee gewesen.

„Was stellst du eigentlich da?“, fragte Hermione Lona Lovegood, die in einem ihr unbekannten Kostüm neben ihr stand.

„Ein Nargel“, lächelte sie in ihrer träumerischen Art.

Der Hund, Neville, neben ihr sah sie aufmerksam an.

„So sehen die aus?“, fragte e rund schlürfte seinen Punsch.

Lona drehte sich zu ihm und lächelte milde: „Ich weiß nicht wie sie aussehen, aber so stell ich mir sie vor.“

„Aha“, war alles Neville sagen konnte. Lona nahm sich ein Glas Punsch und suchte sich einen freien Stuhl.

Sie wurde von allen angestarrt, doch entweder bemerkte sie es nicht, oder ihr war es egal.
 

***
 

Das Fest war im vollen Gange. Die Schüler amüsierten sich und auch die Professoren waren ausgelassen, soweit man es ausgelassen nennen konnte.

Ein Professor war allerdings nicht anwesend, wenn auch nur wenige ihn vermissten. Snape war nicht da.

„Herm, Herm“, winkte Annica aufgeregt und die Gryffindor sah sich um. „Wir machen Themenfotos.“

Hermione hob eine Augenbraue. Und, dachte sie.

Sie schielte zur Seite. Da stand Draco.

„Ach, komm schon, nur ein Bild. Harry hat sich auch mit Zacharias und Theodor fotografieren lassen. Ron sogar mit Pancy.“

„Kein Kostüm passt zu meinem“, sagte sie. Vielleicht fiel es ja keinem auf?

„Aber Draco ist doch als Dracula verkleidet und du als Draculas Braut“, blinzelte Colin verwirrt.

Wieso war dieser Möchtegern-Harry-Potter überhaupt noch wach, dachte Hermione verärgert.

„Das Bild wird klasse“, nickte nun Blaise eifrig und ignorierte völlig, dass Draco ihn mit Blicken erdolchte. Lavender sah mitleidig zu Hermione.

Nun fühlte sie sich doch etwas schuldig.

„Am besten, du stellst dich hier hin“, nickte Gregory ganz fachmännisch und schob Draco zu Hermione hinüber.

„Aber nicht so, als hättet ihr einen Besen verschluckt“, kommentierte Millicent. „Verflucht, Malfoy, das ist deine Braut. Du bist ihr dermaßen verfallen, dass du sie zu einer Untoten gemacht hast, damit sie bei dir bleiben kann.“

Ich werde Mill verfluchen, dachte Draco.

Verfallen, dachte Blaise und gestattete sich ein halbes Grinsen. Wie passend.

„Oh, sei kein Spielverderber, Draco. Es ist doch Spaß“, lachte Ernie.

Und Ernie auch, setzte er nach.

„Pfff“, zischte Hermione da neben ihm. „Malfoy versteht schon Spaß, solange es nicht auf seine Kosten geht.“

Sie hatte nur leise gemurmelte, offenbar war ihr gar nicht bewusst, dass er sie ja hören konnte. Ehe sie sich versah, hatte er sie in seine Arme gezogen, sie so gebogen, dass ihr Hals freilag und sich so gebeugt, dass es aussah, als würde er ihr die Zähne in die Halsschlagader rammen.

„Krass“, murmelte Annica und Colin drückte ab.

Da hatte Hermione sich schon gefangen und befreite sich. Sie fauchte, fuhr ihre künstlichen Krallen aus und funkelte Draco an, der sich mit dem Handrücken über den Mundwinkel fuhr, wo Hermione ihn mit einem Fingernagel erwischt hatte.

Ein dünnes Blutgerinnsel lief über seine helle Haut, doch er lächelte, wenn auch bösartig und Colin drückte noch einmal ab.

„Oberkrass.“

Den Rest des Abends, beobachteten sich Dracula und seine Braut heimlich, ohne dass jemand anderes es mitbekam.

War es Zufall, als beide gleichzeitig nach demselben Stück Kuchen griffen?

Draco und Hermione standen am Buffet nebeneinander und sahen sich an.

Er überlegte, überließ ihr das Gebäck und sagte sehr leise: „Du siehst sehr gut aus. Dein Kleid gibt interessante Einblicke.“

Hermione hatte einen Fluch auf den Lippen, doch verschlug es ihr die Sprache, als er sie ansah.

Er wirkte so freundlich.

„Vielen Dank“, sagte sie und nun lächelte er und ging. Hermione sah ihm nach und etwas wollte an die Oberfläche drängen, doch je mehr sie versuchte den Faden zu fassen, umso weiter entfernte sich der Gedanke. Hermione spürte, wie sie Kopfschmerzen bekam und versuchte nicht länger daran zu denken. Da stand die Haselmaus neben ihr und zog sie auf die Tanzfläche. Die Party war im vollen Gang und Hermione hatte keine Mühe ihre trüben, verwirrenden Gedanken bei Seite zu schieben.

Allein Draco stand da und war schlecht gelaunt.

Elendiger, alles überlebender Potter, dachte er zum hundertsten Mal, als Hermione lachend von Harry an die Hand genommen und mitgezogen wurde.

„Seit wann kann Harry so gut tanzen?“, wunderte sich Ron.

„Hat Sirius ihm letzten Sommer gezeigt“, erklärte Ginny und wurde selber aufgefordert.

Die Musik veränderte sich abrupt.

Plötzlich schossen mehrere Eulen in die Große Halle. Sie trugen ein riesiges Paket in ihren Krallen und ließen es in der Mitte über der Tanzfläche fallen.

Die Schnüre rissen auf und das Paket fiel auseinander. Die Schüler traten erschrocken ein paar Schritt zurück, doch statt, wie erwartet, dass der Inhalt zu Boden knallen würde, segelten kleine Fallschirme herab. An jedem Fallschirm hing eine Tüte mit zitronengelben Bonbons, die mit ein paar wenigen orangefarbenen zusammen verpackt waren.

Auf einem Schild stand: „Kauft bei Weasleys Zauberhafte Zauberscherze“ und die Adresse des Ladens.

Ginny hob ihre Hand und fing eine Tüte auf.

„Die sind von Fred und George“, sagte sie verwundert.

„Offenbar ein Werbegeschenk“, meinte auch Hermione, als sie sich das Schild von ihrer Tüte ansah.

„Was sind das? Zitronenbonbons?“, fragte Padma und die anderen zuckten mit den Schultern. „Bei den Zwillingen wäre ich vorsichtig, da wird irgendwas drin sein.“

Inzwischen hatte jeder Schüler eine Tüte in der Hand und es war Pancy, die festlegte: „Weasley, du probierst.“

Ron sah sie verwirrt an und machte nun auch das passende Gesicht zu seinem Kostüm.

„Wieso ich?“

Die Slytherin lächelte, als spräche sie mit einem begriffsstutzigen Kind.

„Erstens bist du der Schulsprecher und zweitens sind das deine Brüder.“ Sie hielt ihm ihre Tüte offen hin und sagte: „Probier.“

Ron war leicht verunsichert. Sollte er?

Alle starrten ihn an und so griff er eines der Bonbons.

Er nahm ein gelbes.

Zögernd steckte er es in den Mund und wartete. Auch die anderen waren nur still und beobachteten ihren Schulsprecher, der plötzlich einen Lachanfall bekam, dass ihm die Tränen in die Augen schossen. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann hatte Ron sich wieder beruhigt und die Schüler atmeten auf.

Kicherbonbons schienen ja ganz harmlos zu sein, dachte man sich. Auch die Professoren atmeten auf, wusste man doch, dass die Streiche von den Zwillingen auch sehr viel ärger sein konnten. Was keiner ahnte, war, dass es nicht die gelben waren, die das Übel in sich trugen, sondern die orangefarbenen.

Die waren es, die mit Liebestrank versetzt waren, doch wussten das noch nicht einmal die Hersteller selber. An jenem Abend jedoch griff keiner nach den orangefarbenen, wohl aber nach den zitronengelben.

Und so verschwanden die Tüten in den Taschen der Kleidung und so manch einer würde noch über sein Verhalten nach dem Genuss der orangefarbenen Bonbons entsetzt sein.
 

***
 

Das Fest neigte sich dem Ende zu, die Schüler gingen nach und nach in ihre Schlafräume und begaben sich zu Bett.

Hermione jedoch konnte nicht schlafen. Sie schlug ein Buch auf und starrte auf die oberste Zeile. Lesen tat sie sie nicht.

Sie hatte Draco verletzt. Unabsichtlich zwar, aber dennoch hatte er wegen ihr geblutet.

Zu verwirrt waren ihre Gedanken gewesen, als sie in seinen Armen gelegen und seinen Atem auf ihrer Haut gespürt hatte. Sie könnte es nicht beschwören, doch sie hatte das Gefühl, dass auch seine Lippen sie berührten hatten, ein kaum hörbarer Seufzer war ihr entwichen und dann war ihr klar geworden, dass sie handeln musste. Sie hatte sich aus seinen Armen befreit.

Armer Draco, dachte sie, seufzte und lächelte in sich hinein.
 

***
 

Tief in den Kerkern lag Draco mit offenen Augen wach, die Hände unter dem Kopf verschränkt und starrte an die Decke. Er lächelte, was keiner sah.

„Ein Glück, dass wir hier unten sind“, murmelte Gregory ein Bett weiter.

„Hä?“, gähnte Vincent und schnipste gegen seinen Heiligenschein, der daraufhin verschwand.

„Wisst ihr, was für ein Sturm draußen ist? Ich will jetzt nicht da oben sein.“ Gregory deutete mit dem Daumen zur Decke.

„Oh, ich schon“, grinste Blaise.

„Von Venus noch nicht genug gekriegt?“, spottete Theodor. Blaise ließ das unkommentiert.

Draco rollte sich in seine Decke. Er wusste nicht wieso, aber er konnte einfach nicht aufhören zu lächeln.
 

***
 

Saturn: Nächstes Kapitel heißt ‚Ein Sturm zieht auf’. Frei geklaut aus dem fünften Film. Erinnert ihr euch? Hagrid schaut finster aus dem Fenster seiner Bruchbude und sagt: „Ein Sturm zieht auf. Es ist wie das letzte Mal, Harry“, oder so ähnlich.
 

Blue: Mhmm, das passt.
 

Saturn: *grins* Sag ich ja, ab jetzt ist Schluss mit lustig.

Eigentlich sollte dieses Kapitel so heißen, aber 20 Seiten waren schlicht zu lang, da nahm ich das imaginäre Hackebeilchen und trennte das Kapitel in zwei Hälften.

Drum auch keine Redaktion.
 

Rest: Ohhhhhh…
 

Saturn: Na gut, ziehen wir die Halloweenredaktion nach oben.
 

…ssssssst…
 

In der Redaktion (die Zweite):
 

Saturn: *flüster* Das war Halloween. Bei uns ist eine große Party im Gange, alle sind als Hexen und Zauberer verkleidet und alle vor allem eins. Schwarz und dunkelbunt.

Ja, ja, wir stimmen uns auf die nächsten Kapitel ein.
 

Moonlily: Warum flüsterst du?
 

Saturn: Ähm, keine Ahnung.
 

RINNNNNG
 

Saturn: Telefon … Ja, bitte? ... Was? … Wir sind zu laut? … Kann ja gar nicht sein … Sie wissen, wer ich bin? Nun, da wissen Sie mehr als ich. *mustert sich kritisch im Spiegel und zupft an dem Kostüm* … tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber wenn Sie vorbei kommen wollen, dann nur in angemessener Kleidung. … Doch Sir, das ist mein voller Ernst. *aufleg* Tss, diese Leute.
 

Moonlily: *mit ausladendem Kleid über den Boden schweb* Wer war denn dran?
 

Saturn: Muss französischer Adel gewesen sein, hatte einen seltsamen Vornamen gehabt. Monsieur Woll de Mord, oder so. Nie von dem gehört. Hat sich über den Krach beschwert.
 

Moonlily: Welchen Krach?
 

Saturn: *Schultern zuck* *Tür wieder aufreiße und nun vor Lärm nichts mehr verstehen kann* Die Party ist im vollen Gange.
 

RINNNNNG
 

Blue: *Tür öffne* Oh, krasse Kostüme, kommt nur rein. Ihr passt zu uns.
 

Gäste: *treten ein*
 

Sev: *erkennt Voldemort und wittert seine Chance* Cheeeeeeef!
 

Voldi: Hier bist du also. Wir haben dich bei unserem letzen Überfall auf die Auroren vermisst, Severus.
 

Francis: Aber Chef, du weißt doch, dass Severus immer nur da ist, wo es Spaß gibt.
 

Voldi: Willst du also sagen, Auroren verprügeln macht keinen Spaß?
 

Francis: Na ja, es ist würde mehr Spaß machen, wenn die nicht zurückschlagen würden.
 

Voldi: *Francis mit Blicken durchbohre* Das merk ich mir, Nott.
 

Francis: *seufz*
 

Voldi: *geht in den Raum und tut sich an dem Punsch gütlich*
 

Morwie: Nicht so hastig trinken, Mann! Der ist extra stark.
 

Voldi: *lall* Was? *nach einem Glas blau ist*
 

Chanti/Gloomy: *Kopf schüttel* Erstaunlich für einen Untoten.
 

Voldi: Isch bin nisch untot.
 

Gloomy: Aber so wirklich lebendig bist du auch nicht.
 

Saturn: Kennt ihr den Typ?
 

Chanti: Das ist Voldemort. Der Hauptgegner von Harry.
 

Saturn: *blinzel* Der hat einen Hauptgegner?
 

Rest: …
 

Saturn: Und wer sind die anderen alle?
 

Gleda: *setzt sich Brille zurecht und zieht einen Stab aus* *auf jede einzelne Person deut*

Antonin, Francis, Lucius, Remus, Sirius, Istave, Albus, Walther, Antony, Nehalennia (Zabini), Peter…
 

Saturn: Tod der Ratte!
 

Gleda: Bitte?
 

Saturn: ’tschuldigung, es kam so über mich.
 

Gleda: *fortfahre* Alexandra, Antaia…
 

Voldi: Soll’de die nisch tot sein? *schwank* *sich an dem Glas festklammer*
 

Antonin: Das ist sie auch, Chef.
 

Voldi: Ah, ein Geist.
 

Gleda: Genau. Und zum Schluss, Rodolphus, Bellatrix und Rabastan.
 

Saturn: Wer seid ihr? *auf drei Neue deut*
 

Babyate: Todd, Jason und Marcus.
 

Saturn: Und der?
 

Rest: *blinzel* Keine Ahnung. Wer mag das wohl sein?
 

Saturn: Er ist recht klein.
 

Moody: *sich aufreg* Ich bin nicht klein.
 

Saturn: Doch!
 

Moody: Nein.
 

Saturn: Doch.
 

Moody: Aaaarrrrgggg.
 

Voldi: *kicher* Der kleine Schwerg isch lustig. Walther, pack ihn ein, den stell ich mir auf’m Kamin.
 

Rest: *komisch guck*
 

Leserbriefe:

@ Lionness: Die vier (Lavender/Blaise, Herm/Draco) bekommen auf jedenfall ein Happy End *Stempel und Siegel dafür gebe*
 

@kittykatty: Der Wein mit Liebestrank wurde also mit andere Getränke verwechselt. Mal kucken wer alles davon erwischt wird...

Das kann ich dir auch so sagen. Den trifft Alexa und Sirius. Sie haben es schließlich verbrochen.
 

Blue: Jetzt fragt sich natürlich jeder: Und die Weasleyzwillinge? Und Timothy?
 

Saturn: Also ein Fred x George gibt es nicht. Einer von beiden wird aber schon seine Probleme wegen den Bonbons haben. Und Tim wird eigentlich eher belohnt.
 

Moonlily: Du redest wieder in Rätseln.
 

Saturn: Ein bisschen Spannung muss schon sein.
 

@-Anika-: Nikolaus hat leider nicht geklappt, weil ich noch zwei Szenen eingefügt habe. Offenbar ist es euch wichtig zu erfahren, was Lavender zu Blaise sagte, nachdem sie Hermione das Gedächtnis gelöscht hatte.

Eure Wünsche berücksichtigend, habe ich noch zwei Szenen eingefügt, drum dauerte es jetzt etwas länger.
 

Tbc

Ein Sturm zieht auf

Kapitel elf - Ein Sturm zieht auf
 

Freitag, 31. Oktober 1997
 

Der Sturm nahm immer mehr zu. Der Wind rüttelte an den Fensterläden und verfing sich in den Nischen des Gemäuers.

Hermione klappte das Buch zu, in dem sie dann doch noch gelesen hatte, und stand auf.

„Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte Lavender und setzte sich auf.

„Es ist unheimlich.“ Auch Parvati war nun aus dem Bett geklettert.

„Ich habe das Gefühl, als würde irgendwas passieren.“

Die drei blickten zu dem schwarzen Himmel hinauf. Nicht ein Licht war zu sehen.

Auch der Mond blieb fort. Nur die Kerze auf dem Nachttisch flackerte leicht.

Hermione legte eine Hand an die Scheibe und versuchte etwas draußen zu erkennen, doch das war unmöglich. Weit entfernt konnte sie die Hütte von Hagrid ausmachen.

Der Halbriese war noch wach.

„Gehen wir schlafen“, schlug Parvati vor.

Auch die anderen legten sich hin und Herm blies die Kerze aus.

Schlagartig war es finster.

Hermione lag mit offenen Augen wach und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie drehte ihr Gesicht zum Fenster und starrte in die Finsternis.
 

***
 

Es war längst dunkel. Bestimmt bald Mitternacht.

Der Wind peitschte nun über das Land und es war fast unmöglich, sich darunter wegzuducken. Und schon gar nicht, wenn man in hohen Lüften auf einem Besen flog. Es war schwierig, auf Höhe zu bleiben, ganz zu schweigen vom Lenken.

Nur noch ein Stück.

Fast konnte sie den Boden sehen.

Sie konnte kaum die Augen öffnen und hielt den Körper vor sich fest an sich gepresst. Sie hatte Mühe, ihn festzuhalten, doch wenn sie losließ, wäre er hinuntergestürzt.

In den sicheren Tod.

Wach bleiben, wach bleiben, murmelte sie mit blutleeren Lippen.

Wach…

„Halt durch, Schwester“, murmelte sie in die Haare von der Person vor sich. Nicht weit von ihr erkannte sie Lichter in einem Turm und sie atmete auf.

Hogwarts. Sie war da. Sie hatte es geschafft, hatte die Verfolger abgeschüttelt und war bald im Schloss. Und als wäre das das Zeichen, begann der Besen zu trudeln und stürzte dem Erdboden entgegen.

Mit letzter Kraft versuchte sie ihn hochzuziehen, doch sie konnte den Fall nur etwas abbremsen. Als sie erkannte, dass sie den Absturz nicht verhindern konnte, stieß sie ein stummes Gebet in den Himmel und hüllte ihre Schwester vor sich in eine Kugel von warmer Luft. Ihre Augen verdrehten sich und es wurde ihr schwarz.

Sie war noch zu hoch.

Viel zu hoch.

Der Körper vor ihr rutschte ihr aus den Fingern und sie fiel.

Fiel in die Schwärze, dem kalten Boden entgegen.
 

***
 

Fang hob den Kopf und sah hinaus in die Dunkelheit.

„Was hast du denn, Junge?“, fragte Hagrid und ging zum Fenster hinüber. Er konnte sich täuschen, doch ihm war, als hätte er irgendwas gehört. Oder war es nur der Sturm? Vielleicht ist ein Ast gegen das Fenster geschlagen?

In diesen Zeiten war es gefährlich, nachts vor die Tür zu gehen, selbst für Hagrid. Ja sogar für Dumbledore.

Schwarzmagier und Death Eater lauerten jedem auf und ließen ihr Opfer nie lebend davonkommen.

Zumindest hatte der Halbriese noch nicht davon gehört.

Antaia Granger zum Beispiel war seit Wochen verschwunden und niemand glaubte mehr daran, dass sie noch lebte. Es hieß, Antonin Dolohov hätte sie ermordet.

Hagrid öffnete dennoch seine Tür.

„Hallo?“, rief er gegen den Wind und hielt die Lampe hinaus in die Kälte.

„Ist da wer?“ Er erwartete keine Antwort. Doch ging er einen Schritt nach draußen und rief seinem Hund zu: „Bleib drin, Fang.“ Das Tier hatte sich keinen Millimeter von seinem Platz weg bewegt. Hagrid ging zu dem Fenster und sah verwundert auf den Besen, der dort lag.

Er hob ihn auf und ging weiter in die Nacht hinaus.

„Hallo?“, rief er noch einmal

Das Kaminfeuer schimmerte dumpf durch die Fenster und am Rande des Lichtkegels meinte er eine Hand zu erkennen.

„Wer da!“, rief er, doch die Person, der die Hand zu gehören schien, regte sich nicht.

„Gib dich zu erkennen“, verlangte Hagrid, doch das Einzige, was er hörte, war das beständige Rauschen des einsetzenden Regens und das Knarren der Bäume.

Der Halbriese nahm eine Laterne. Mit großen Schritten ging er auf den leblosen Körper zu und stellte die Laterne neben dem Kopf von einem jungen Mädchen ab. Ungläubig blieb er stehen und blickte auf die Person, die vor ihm lag.

Sie sah aus, als wäre sie tot, doch er konnte einen Puls ausmachen. Ihre langen Haare waren aufgelöst, der Kopf zur Seite gedreht, der Mund leicht geöffnet. Er kannte sie nicht. Kurz sah er sich um, ob noch andere Personen zu erkennen waren, doch um ihn war nichts als Schwärze.

Es könnte eine Falle sein, aber sollte er sie deshalb hier liegen lassen?

Er stellte die Laterne ab und beugte sich zu ihr hinunter.

Ihr Atem war schwach, aber sie lebte noch.

Er musste sie ins Haus bringen, hier draußen würde sie nicht überleben. Er ließ die Laterne stehen und nahm sie auf den Arm. Behutsam trug er sie ins Haus und legte sie dort auf sein Bett. Er bedeutete Fang, gut Acht zu geben. Der Hund winselte leise und verzog sich tiefer in seine Ecke. Dann zog Hagrid sich eine Jacke über und ging, nachdem er seine Lampe geholt hatte, zum Schloss.

Es wäre besser, sie auf die Krankenstation zu bringen. Hagrid überlegte einen Augenblick. Besser, er ging erstmal alleine zu Dumbledore. Dieser würde wissen, was zu tun wäre.
 

***
 

Professor Severus Snape war sehr übel gelaunt. Er zog den Umhang fester um sich und verfluchte den Apparierschutz um die Ländereien des Schlosses. Das Wetter war ja nicht zum Aushalten.

Mühsam kämpfte er sich durch die Dunkelheit. Er hätte seinen Kamin an das Flohnetzwerk anschließen sollen.

Nein, das ging nicht, der Alte würde ausflippen, dachte er. Mit dem Alten meinte er Dumbledore und der Direktor hatte durchaus Recht, das wusste Snape, dennoch musste er jetzt durch die Nacht laufen, anstatt bequemer zu reisen. Missmutig blickte er zu der Hütte des Wildhüters. Der Kerl schien noch wach zu sein, besser, er machte einen kleinen Umweg.

Der Halbriese könnte in seiner Blödheit noch denken, er wäre ein feindlicher Eindringling.

Er gestattete sich ein halbes, dünnes Lächeln.

Irgendwie war er das ja auch. Schließlich lief er nicht zum Spaß durch dieses Sauwetter, sondern weil er gerade als Death Eater unterwegs gewesen war.

Er schlug den Weg links von der Hütte des Wildhüters ein und strich sich eine Strähne aus seiner Stirn.

Seine Augen suchten den Weg.

Etwas Licht wäre nicht schlecht, er konnte kaum seine Hand vor Augen sehen, geschweige denn den Weg. Gerade wollte er seinen Zauberstab entflammen, als er leicht strauchelte.

Kannte er den Weg so schlecht, dass er über einen dämlichen Stein stolperte? Er versuchte sich abzufangen, doch was immer es war, es verstrickte sich fester um seinen Fuß und mit einem Fluch auf den Lippen stürzte er.

Doch nein, ein Stein war es nicht, dachte er und landete im Schlamm.

Jetzt war seine Laune so schlecht, dass selbst ein Slytherin Angst vor ihm hätte. Irgendjemand würde dafür bezahlen, dachte er und tastete nun nach dem Zauberstab. Vermutlich hatte irgendeiner der Schüler einen Pullover oder sonst was liegen lassen, und mit Sicherheit war es ein Gryffindor gewesen.

Das Licht flammte auf und er erstarrte.

Ein Pullover stimmte nicht und ein Gryffindor war es auch nicht. Er blickte in das bleiche Gesicht eines Mädchens.

Blut lief ihr über die Stirn und über die geschlossenen Augen. Er war überrascht und der Verblüffung wich ein Frösteln, als er sie erkannte. Er richtete sich auf und beleuchtete die Umgebung.

„Was für ein Unsinn“, murmelte er dann und sah wieder zu dem scheinbar leblosen Körper vor sich.

Sie würde das Kind wohl kaum hier erfrieren lassen, wenn sie in der Nähe wäre, dachte er und hob das Mädchen auf.

Es lebte, noch. Die Frage war nur, wie lange.

War sie tot?

Dicht über ihm flog ein schwarzer Rabe und er zuckte zusammen, als das Tier auch noch krächzte. Severus hatte zum Schutz seine Hand gehoben und spürte, wie sich Krallen in die Haut bohrten, dann war das Tier auch schon wieder weg. Es setzte sich in einen nahen Baum, dessen Äste im Sturm peitschten und Severus kniff die Augen zusammen. Etwas war merkwürdig an dem Tier.

Möglicherweise lag das daran, weil das Tier ein Animagus war, doch das wusste der Hauslehrer von Slytherin nicht.
 

***
 

„Wird sie es schaffen?“, fragte Hagrid und deutete mit dem Kopf hinüber zu dem Bett, in dem nun das Mädchen lag. Sie war bewusstlos, nach wie vor.

„Ich denke schon“, nickte Albus. „Es war gut, mich gleich zu holen. Ich frage mich nur, wo sie so plötzlich hergekommen war. Sie kann ja schlecht vom Himmel gefallen sein.“

„Ich habe nichts außer einen Besen gefunden“, zuckte der Halbriese mit den Schultern.

„Sie muss geflogen und dann abgestürzt sein. Das Tor zu den Ländereien ist nachts verschlossen“, gab McGonagall zu bedanken. „Wie alt wird sie wohl sein?“

„Neunzehn“, sagte Albus. Er war sich seiner Sache sicher. Madam Pomfrey griff nach dem Umhang des Mädchens, als sie erstaunt innehielt. Sie nahm den Stoff und ging näher an eine Kerze.

„Professor“, sagte sie leise und augenblicklich sahen die anderen drei auf.

„Hier ist frisches Blut am Umhang, aber das Mädchen hatte keine Verletzungen, jedenfalls keine äußeren.“

„Dann muss dort draußen noch jemand sein“, erklärte Dumbledore.

„Oder es ist das Blut von einem Angreifer.“

„Sie ist nicht allein gekommen“, beharrte Albus.

„Du willst doch nicht jetzt da raus, selbst wenn dort jemand ist, werden wir ihn kaum finden“, warf Minerva ein.

Dumbledore schien unentschlossen, als jemand den Krankenflügel betrat.

„Severus“, rief der Direktor verwundert und wandte sich zu dem Professor um.

„Schlammpackung?“, fragte Hagrid und musterte die eine Seite des Umhangs von Snape, auf der der Schlamm bereits zu trocknen begann.

Dieser ignorierte die Kommentare und ging einen Schritt zur Seite. Hinter ihm kam eine Bahre zum Vorschein.

Sofort stürzten Minerva und Poppy auf diese zu.

„Was ist mit ihr? Lebt sie noch?“

Hagrid kam schwer auf die Bahre zu und Snape verdrehte leicht die Augen.

„Sicher tut sie das. Sonst hätte ich einen Sarg genommen“, zischte er leise und fixierte den Halbriesen, als wollte er einen für diesen bereits ausmessen.

„Nun, dann wissen wir ja, wo das Blut her ist“, sagte Albus und schob das Haar des Mädchens zur Seite. Sie war jünger als die andere, aber eindeutig mit dieser verwandt.

„Fragt sich nur, warum sie hier sind.“

„Es sieht schlimmer aus als es ist.“ Madam Pomfrey ließ das Mädchen auf ein weiteres Bett schweben und machte sich sogleich an die Arbeit.

„Was ist mit Ihrem Arm, Severus?“, fragte Albus und deutete darauf. Snape sah nur kurz hin und winkte ab.

„Gar nichts.“ Schnell schob er sie in die Falten seines Umhanges. „Entschuldigen Sie mich, ich werde mich umziehen gehen.“
 

***
 

Albus Dumbledore sah nachdenklich zu dem Mädchen hinunter, das blass in den weißen Kissen lag. In einem weiteren schlief ein anderes Mädchen, jünger und wesentlich schwerer verletzt als die Erste.

Doch beide würden wohl bald wieder aufwachen. In erster Linie hatte man pure Erschöpfung diagnostiziert.

Es war doch kein Zufall, wenn man denn an Zufälle glaubte, dass die beiden Hexen hier waren.

Albus runzelte die Stirn. Er hatte die beiden Mädchen sofort erkannte. Wie sollte er nicht, waren es doch seine beiden Urenkelinnen Josephine und Mirabelle Lestrange. Doch was taten sie hier, in England? Und warum waren sie bewusstlos über Hogwarts buchstäblich aus dem Himmel gefallen?
 

***
 

Severus war wieder in seinen Räumen und streifte sich den Umhang ab. Missmutig betrachtete er sich den dunklen Stoff. Nur zu deutlich konnte man noch dunklere Flecken darauf ausmachen. Blut. Das Mädchen, über das er buchstäblich gestolpert war, hatte eine Wunde gehabt. Nichts, was Madam Pomfrey ohne Probleme heilen konnte, aber dennoch hatte die Wunde geblutet.

Er sah auf sein Handgelenk hinunter.

Es war die Verletzung, die Albus aufgefallen war. Er hielt sie sich dichter vor das Gesicht, doch er konnte nur tiefe Punkte erkennen.

Probeweise ballte er die Hand zu einer Faust.

Wahrscheinlich würde eine einfache Tinktur genügen, um die Haut zu heilen.

Er öffnete einen Schrank und griff nach einem Fläschchen.

Natürlich war es leer.

Das hätte er sich ja denken können.

Severus knüllte den Umhang so gut es ging zusammen und entfachte das Feuer im Kamin. Kurz darauf verbrannten die Flammen den Stoff und Severus verzog missmutig das Gesicht. Ausgerechnet heute hatte er seinen besten Umhang angehabt.

Es war ein teurer Stoff gewesen.

Dann setzte er sich vor den Kamin und goss sich ein Glas Wein ein. Missmutig sah er zu, wie die Flammen die Kleider verschlangen. Was für eine Verschwendung, dachte er und nahm einen tiefen Schluck.

Durch Zufall war er auf einen seltsamen Zusammenhang gestoßen.

Vor zwei Jahren hatte er mitgeholfen, eine Hexe nach Azkaban zu bringen, die sich Noelle Nouveau nannte. Ob es ihr richtiger Name war, wusste er nicht. Ebenso wenig glaubte er, dass sie so aussah, wie er sie kannte, denn sie war eine Gestaltwandlerin.

Was er damals nicht gewusste hatte, war, dass sie das Kindermädchen von den Töchtern der Lestranges war. Er hatte es nebenbei erfahren, als er sich jüngst mit Alexandra Dolohov unterhalten hatte, die er in einem Geschäft für Zaubertränkebedarf in London getroffen hatte.

Und es bereitete ihm Sorgen, denn wenn das stimmte, bekam er echte Schwierigkeiten mit Bellatrix, Rodolphus und Istave Lestrange.

Doch was noch viel schlimmer wog, war die Tatsache, dass Noelle Nouveau offenbar nicht mehr in Azkaban einsaß. Im Ministerium galt sie als Verschwunden.

Ausgebrochen? Nicht wirklich.

Saß sie noch hinter den Mauern? Eigentlich auch nicht.

Die Frage war nun, war sie wirklich nicht mehr da oder dachte man nur, dass sie nicht mehr da war, schließlich war die Hexe eine Gestaltwandlerin.

War sie ausgebrochen, würde er nicht nur die Lestranges, sondern auch Noelle am Hals haben, denn diese hatte seinerzeit Rache für die Einkerkerung geschworen und offenbar Severus dafür verantwortlich gemacht.

Er hatte nicht wirklich Angst, doch er war vorsichtig.

Hatte er sein Verderben durch das Tor geholt?
 

***
 

Albus Dumbledore war verunsichert. Es war tiefe Nacht, die Schüler schliefen längst, oder sollten es zumindest, als der Schuldirektor seinen Besuch empfing.

Istave trat aus den grünen Flammen hinaus und sah seinen Schwiegervater fragend an.

„Warum holst du mich so spät noch her?“

„Wo sind Rodolphus, Bellatrix und Rabastan?“, ging Dumbledore über die Frage hinweg.

Istave verstand nicht, doch antwortete er: „Rabastan ist in London, er hat wohl eine junge Frau kennen gelernt, die anderen beiden sind, soweit ich weiß, in Afrika. Sie suchen noch immer die Mädchen. Warum?“

Dumbledore überlegte kurz und sagte dann: „Du solltest dir etwas ansehen, aber vorher hätte ich noch eine Frage. Wo ist das Kindermädchen meiner Urenkelinnen?“

Istave wurde aufmerksam. Noelle Nouveau, der jungen begabte, aber leicht verrückten Hexe, hatte er in seiner Verzweiflung seine Enkelinnen übergeben. Das war zu einem Zeitpunkt, als seine Frau gerade gestorben war und er sich auf die Suche nach ihrem Mörder gemacht hatte.

Zu jener Zeit saßen alle anderen seiner Familie in Azkaban. Auf Albus war der derzeit nicht gut zu sprechen gewesen.

„Sie ist bei den Mädchen“, sagte Istave und Albus schüttelte den Kopf.

„Nein, das ist sie nicht. Josephine und Mirabelle sind hier, in Hogwarts. Eine dritte Person hat diese Ländereien nicht betreten.“
 

Samstag, 1. November 1997
 

Langsam drang das Sonnenlicht durch ihre Augenlider. Ihr ganzer Körper schmerzte, doch versuchte sie es zu ignorieren. Vielmehr fragte sie sich, wo sie war?

Es war nicht ihr Zuhause, da war sie sich sicher.

Ihre Hand tastete über das Laken.

„Sie ist wach“, flüsterte eine leise Stimme und sie weigerte sich, die Augen zu öffnen. Wer immer da auch war, sollte wieder verschwinden. Sie wollte niemanden sehen.

Nur wider Willen öffnete sie die Augen. In ihrem Kopf hämmerte es immer noch, doch ein Gedanke hakte sich fest.

Die Stimme war ihr unbekannt und eine fremde Stimme bedeutete nicht unbedingt etwas Gutes. Nicht für sie.

Sie riss die Augen auf und blickte in das Gesicht eines alten Mannes.

„Du bist wach, wie schön“, lächelte nun ihr Gegenüber.

„Wer sind Sie?“, fragte sie verwirrt.

„Mein Name ist Albus Dumbledore, du bist in Hogwarts.“

„Ich bin in Hogwarts?“, unterbrach die ältere der beiden verletzen Hexen ihn. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als wäre das wichtig, doch sie kam nicht drauf.

„Wie ist dein Name und wo kommst du her?“, fragte Albus weiter.

Sie starrte ihn an.

Ihr Name?

Nun, mit Sicherheit hatte sie einen Namen, doch war er ihr eben entfallen.

„Ich …“

Dumbledore sah sie abwartend an.

„… weiß es nicht“, sagte sie leise und drehte ihren Kopf weg. Ihr Blick fiel auf ein Bett neben ihr, wo jemand lag, offenbar bewusstlos.

„Sie ist meine Schwester“, sagte sie langsam und wollte doch aufstehen, doch der Schmerz hielt sie zurück.

„Und ihr Name?“, fragte Albus und sie sah ihn an und schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß es nicht.“

„Trink das.“ Der Zauberer hielt ihr einen Becher entgegen und die die Hexe trank gehorsam.

Es schmeckte süßlich und kam ihr bekannt vor. Sie stellte den leeren Becher auf den Tisch.

„Was war das?“

„Ein Schlaftrunk, du bist noch sehr schwach und brauchst Ruhe.“

„Der mit Melisse?“, fragte sie und konnte ein Gähnen kaum unterdrücken.

„Du kennst dich aus. Unser Zaubertrankprofessor hat ihn bereitet.“

Sie runzelte die Stirn. Musste sie den Mann kennen?

Sie sah wieder zum anderen Bett und so gerne sie aufgestanden wäre, so fühlte sie sich doch außer Stande. Die Schmerzen machten sie fast ohnmächtig und sie wollte nur noch schlafen.

Sie legte sich wieder hin und schloss die Augen. Undeutlich hörte sie, wie Dumbledore jemanden ansprach.

Irgendein Severus, doch war sie sich nicht sicher. Das Mädchen versuchte noch einmal die Augen zu öffnen, das Bild des Fremden war nur undeutlich.

Der Schlaf riss sie mit sich in die Tiefen der Träume.

Albus blickte verwundert auf die Hexe.

„Der Trank wirkt aber schnell“, murmelte er.

„Vermutlich war sie nur erschöpft“, winkte Snape ab und ließ den Becher vom Tisch in den Falten seines Umhanges verschwinden.

„Sie weiß nicht, wer sie ist“, fuhr der Direktor fort.

„Dafür weißt du es doch, Albus, oder?“ Severus sah einen Augenblick auf das schlafende Gesicht, dann ging er schnell davon.
 

Sonntag, 2. November 1997
 

Pancy Parkinson, die Schulsprecherin von Hogwarts hatte sehr schlecht geträumt und ebenso schlecht gelaunt war sie, als sie aufstand.

Millicent, Tracey und Daphne sahen ihre Schlafraumbewohnerin verwundert an, als noch nicht einmal der Anblick von Draco Malfoy, sie besänftigen konnte.

Sie würdigte ihn keines Blickes und schrak heftig zusammen, als Vincent sie ansprach.

„Alles klar, Pancy?“, fragte der sonst eher stille Zauberer und sie glotzte ihn regelrecht an, als wäre er vom Mars und bellte dann:

„Natürlich.“

Vincent hob nur die Augenbrauen und blickte zu seinen Freunden. Es war Draco, der meinte: „Kein Grund unhöflich zu…“ Weiter kam er nicht, denn Pancy blaffte: „Halt deine Klappe!“

Nun hoben alle die Augenbrauen.

Was war nur mit Pancy los?

Sie verließ alleine den Gemeinschaftsraum und stürmte den Gang entlang.

Sie rannte Professor Snape fast über den Haufen, der sie nun aufhielt.

„Miss Parkinson“, schnarrte er in seiner unnachahmlichen Stimme und Pancy sah tatsächlich auf.

„Guten Morgen, Professor Snape“, grüsste sie höflich.

„Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“

„Natürlich“, nickte sie und bemerkte, dass der Professor irgendwie nach Verreisen aussah.

„Wollen Sie irgendwo hin?“

Snape hielt einen Moment inne und musterte seine Schülerin genauer.

„Ich werde eine Weile nicht da sein. Umso mehr beunruhigt es mich, dass ausgerechnet die Schulsprecherin unausgeglichen zu sein scheint.“

„Mir geht es bestens“, versicherte das Mädchen noch einmal.

Man hörte deutliche Skepsis, als Snape fragte: „Wirklich?“

„Ja.“ Pancy überlegte, wie sie dem bohrenden Blick entgehen konnte. Sie hatte oft vermutet, dass Snape Gedanken lesen könnte und da fiel ihr etwas ein, wie sie auch auf die Fragen von ihrem Vater entging.

Sie lächelte und setzte leiser nach: „In vier oder fünf Tagen ist alles wieder gut.“

Snape brauchte eine Sekunde, dann verstand er.

Frauenprobleme, so, so, dachte er und machte sich schnell auf den Weg zu Dumbledore.

Pancy war es einen Moment unangenehm. Nicht, dass sie ihren Professor angelogen hatte. Sondern dass sie so tief sinken musste, sich vor Snape so bloßzustellen. Andererseits würde sie ihm ja eine Weile nicht begegnen.

Pancy eilte weiter. Sie musste sich ablenken.

Sie musste den Traum loswerden.

Wenn sie sich nur vorstellte …

Nicht dran denken, mahnte sie sich selber und stürmte in die Große Halle. Einen Moment orientierte sie sich und ihr Blick glitt zum Tisch der Gryffindors. Sie fürchtete fast dort ihren Kollegen Ron Weasley zu sehen, den Grund für ihre Verwirrung am Morgen, doch er war nicht da.

Pancy atmete auf.

Das hätte sie jetzt nicht ertragen. Die Bilder von ihrem Traum drängten sich ihr wieder auf und sie musste sich wirklich konzentrieren, um sie wegzuschieben, als etwas von der Decke trudelte. Pancy sah auf und erkannte eine Posteule.

Verwirrt streckte sie die Hände aus und fing das völlig entkräftete Tier auf.

Sie strich die Flügel glatt und zog den offenbar schweren Brief vom Bein.

Die Eule sah sie aus großen braunen Augen an.

Sie schien zu zwinkern. Ihr Schnabel stand weit offen, sie hechelte nach Luft.

„Armer Schatz“, murmelte sie und schob das Tier in ihre Armbeuge.

„Hast du was gesagt?“, fragte da Ron neben ihr und sie zuckte nun noch heftiger zusammen als wenige Minuten zuvor.

Ron blieb verwirrt stehen und sah von der Slytherin zu der Eule und er konnte nicht sagen, wer sie mehr anstarrte. Die Hexe oder das Tier.

„Alles klar?“, fragte er.

„Ja!“, nickte Pancy kurz angebunden und hielt Ron den Brief entgegen. „Für Harry.“ Dann flüchtete sie regelrecht an ihren Tisch. Den Vogel an sich gepresste.

Ron verstand das nicht. Was wohl passiert war? Er las den Namen auf dem Pergament und tatsächlich, der Brief war für Harry.

„Für dich“, reichte Ron ihn auch sogleich weiter, als er sich neben Harry setzte.

„Was ist denn mit Parkinson los?“, fragte dieser.

Ron zuckte mit den Schultern und sah hinüber. In dem Moment senkte Pancy die Augen.

Hatte sie ihn gerade angestarrt?

„Vermutlich hat Malfoy sie mal wieder gedemütigt“, sagte Hermione und unterdrückte ein Seufzen.

„Ja, kaum zu glauben, wie man sich in den verlieben kann“, schnaubte Ginny verächtlich und angelte nach dem Saftkrug.

Lavender schielte vorsichtig zu Hermione, die ihren Kopf tief über den Teller gebeugt hatte.

„Ich versteh Pancy nicht“, begann Ron. „Ich meine, ich hielt sie immer für beschränkt, eben eine Slytherin. Aber sie ist intelligent und witzig. Sie könnte wirklich jeden haben.“

„Kannst dich ja anbieten“, flachste Dean und Ron schnitt eine Grimasse:

„Wie witzig.“ Dann wandte er sich ab. „Hey, Ginny, gib mal den Saft.“

„Du hast doch noch“, meckerte sie.

„Ich habe ein Haus geerbt“, platzte es da aus Harry, der den Brief geöffnet und gelesen hatte.

„Die Großtante von meinem Großvater Potter ist gestorben und ich bin wohl der einzige Erbe von dem Haus und dem Verließ 714.“

Wie zur Bestätigung hielt er Hermione den Brief hin. Doch es war nicht die Hexe, die das Wort ergriff, sondern Ron. Er sah über Hermiones Schulter und las jedes Wort.

„Dann bist du jetzt reich, Harry“, stellte er fest. „Kannst du dir das Haus ansehen?“

Harry sah nachdenklich zum Tisch der Professoren, doch Dumbledore war nicht da. „Ich denke schon. In den Ferien, vielleicht“, sagte Harry zögernd.

„Können wir da mit?“, fragte Herm.

„Klar.“
 

***
 

Severus Snape ging über die Länderein von Hogwarts. Es war sehr kalt, leichter Nebel stand über den Wiesen und Severus zog seinen Kragen dichter um sich. Sein Blick glitt zur Seite zu einem schwarzen Raben.

Er hatte das Tier am Abend zuvor gesehen. Irgendwie war es ihm da schon seltsam vorgekommen, nun wusste er auch wieso.

Er musste sein Handgelenk nicht ansehen, um die tiefen Einstiche zu sehen, die ihm der Vogel beigebracht hatte.

Ein Animagus, dachte er verächtlich. Die konnte er ja leiden.

Sicher so ein eingebildeter Möchtegern-Zauberer wie es James und Sirius waren.

Am Tor zu den Ländereinen angekommen, überlegte er zu apparieren, dann wäre der Animagus aufgeschmissen.

Mochte Dumbledore noch so sehr darauf gedrungen haben, diesen mitzunehmen. Severus pflegte im Allgemeinen allein zu arbeiten.

Er machte sich schon bereit zum Disapparieren, als sich spitze Krallen in seine Schulter bohrten.

„Du verfluchtes Mistvieh“, zischte er und blickte zur Seite, wo der Rabe ihn mit schief gelegtem Kopf anblickte.

Severus musste nicht hören, was der Rabe sagen wollte, er wusste es. Der Blick war eindeutig, Tier hin oder her und so antwortete er auf die stumm ausgesprochene Frage: „Ja, ich wollte einfach so gehen und dich zurücklassen, was dagegen?“

Der Rabe flatterte mit den Flügeln und traf dabei Severus’ Wange.

„Es ist mir vollkommen gleich, was Dumbledore sagt, ich kenne dich nicht, also warum sollte ich dich mitnehmen?“

Der Rabe pickte leicht gegen sein Ohr und Severus fegte ungeduldig mit der Hand darüber.

„Lass das. Ich habe keine Zeit, auf einen Vogel aufzupassen. Ich suche eine Mörderin, die vielleicht aus Azkaban ausgebrochen ist und mich tot sehen will.“

Der Rabe plusterte sich auf, setzte sich bequem auf Severus’ Schultern und dieser kapitulierte und schritt weiter die Straße hinunter nach Hogsmead.
 

***
 

„Meine lieben Schülerinnen und Schüler“, begann Albus und alle in der Großen Halle sahen zu dem Direktor auf. Dieser schritt den Mittelgang entlang und hinter ihm kamen zwei ihnen unbekannte Mädchen. Dumbledore drehte sich um und sah in die aufmerksamen Gesichter. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht und er fuhr fort: „Ich möchte euch zwei Gäste vorstellen. Josephine und ihre Schwester Mirabelle.“ Dumbledore deutete auf die beiden Mädchen, die nun neben dem Direktor standen, die eine leicht verlegen, die andere mit ausdrucksloser Miene.

„Mirabelle wird für die nächste Zeit am Unterricht der sechsten Klasse teilnehmen und im Hause der Rawenclaws sicher neue Freunde finden und ihre Schwester für kurze Zeit unser Gast sein. Bitte heißt mit mir beide herzlich Willkommen.“

Zögernd kam Applaus, als Mirabelle, die Schwester mit der ausdruckslosen Miene, auf den Tisch der Rawenclaws zuging und die nervöse Josephine neben Hagrid Platz nahm.

„Mirabelle und weiter?“, wurde diese von einem Mädchen namens Amanda Green, das wohl in ihrer Klasse sein würde, gefragt. Mirabelle sah sie aus undurchdringlichen blauen Augen an und das Mädchen verstummte sofort, zog den Kopf ein und aß still zu Ende.

Laureen, die ihr gegenüber saß, musterte sie und wich dem Blick der Neuen nicht aus und Lona lächelte versonnen aber freundlich. Sie dachte wohl, die Neue könnte eine interessante Person sein. Mirabelle hatte sich ihr Urteil über ihre Mitschüler aus ihrem Haus schnell gebildet.

Diese Amanda mochte sie nicht. Laureen könnte durchaus eine Freundin oder erst zunehmende Feindin werden, das würde die Zeit zeigen. Und Lona… tja, die war seltsam, aber das heiß ja noch lange nichts. Aus Gründen, die sie selber nicht verstand, lächelte sie Lona an und diese nahm das als Aufforderung ihr den Saftkrug zu reichen und zu sagen:

„Es wird dir bei uns gefallen. Sie sind alle sehr nett.“

Mirabelle nickte nur und ließ ihren Blick durch die Halle schweifen.

Sie kannte niemanden und ihr Blick verweilte kurz an einem blonden Jungen aus Hufflepuff, der eine Klasse über ihr war. Dann sah sie auf ihren Teller und begann schweigend zu essen.

„Gesprächig“, spottete Annica, die, wie auch Ginny, ihre neue Mitschülerin neugierig gemustert hatte. Ginny nickte nur stumm.

Das Mädchen war seltsam. Ihr Blick glitt zum Tisch der Professoren.

Und die Schwester auch.
 

***
 

Amanda Green fragte sich, was ihre Mutter von ihr wollte? Warum hatte sie ihr keine Eule geschickt, oder war selber nach Hogwarts gekommen?

Die Sechsklässlerin hatte eben das Schultor durchqueren wollen, als ein Fluch auf sie zuschoss.

Mit einem leisen Aufschrei stolperte das Mädchen zur Seite, der Fluch prallte an etwas ab.

Es war, als hätte er eine Scheibe getroffen. Das Licht fächerte sich auf und kurz wurde Amanda von einer grellen grünen Lichtscheibe geblendet.

Sie atmete schwer, doch war sie am Leben.

Amanda fasste den einzigen vernünftigen Entschluss. Umdrehen und wieder zurück ins Schloss gehen.

Sie drehte sich um, da stolperte sie über ihren Saum, der eingerissen war. Sie verlor das Gleichgewicht und kippte, mit den Armen rudernd, nach hinten.

Sie sah in den blassblauen Himmel. Sie erkannte auch den Torbogen von Hogwarts über sich und es war das erste Mal, dass ihr eine Vertiefung an der Spitze auffiel.

Ist ja seltsam, dachte sie.

Sie starb, da hatte sie den Boden noch nicht berührt.

Ein zweiter grüner Fluch war auf sie zugeschossen und diesmal blockte der imaginäre Schutzschild, der das Tor von Hogwarts umgab, den Fluch nicht ab. Amanda Green fiel aus dem schützenden Kreis der Schule und zahlte dafür mit ihrem Leben.

Zwei Gestalten traten vor. Einer senkte gerade seinen Stab.

„Der Dunkle Lord hat Recht, Everett. Diese seltsame Schule wird von einem Schild geschützt.“ Der andere lachte leise, dann gingen sie.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Noch immer feiern wir Halloween.
 

Saturn: Miss Green traf ein grüner Fluch, was für ein interessanter Zufall.
 

Blue: Du bist ja krank.
 

Saturn: *mit Schultern zuck* Kann sein. Nächstes Kapitel heißt: ‚Die Töchter der Lestranges’, es geht also um Josephine und Mirabelle, außerdem wird wieder gezockt und ihr dürft gespannt sein, wer verliert und was der Einsatz war.
 

Blue: Aber, was noch viel wichtiger ist, die erste Schülerin starb gerade.
 

Saturn: Richtig, es gab die erste Tote. *sich anseh* *grins* Wir passen zum Ambiente.
 

Voldi: Wer war der Mörder?
 

Saturn: Na, wer schon? Einer von deinen Leuten.
 

Voldi: Sehr schön. *beifällig nick*
 

Saturn: *Voldi anstarr* Der Typ ist ja krank.
 

Blue: Du denkst dir das aus. *murmel* Fragt sich wer hier krank ist.
 

TÜR GEHT AUF!
 

Draco: Professor. Wir haben Sie schon überall gesucht.
 

Babyate: Noch mehr Gäste.
 

Draco: Hä? *sich umseh*
 

HINTER IHM: GANZ HOGWARTS SPAZIERT HEREIN.
 

Saturn: Und wer sich fragt, wie die alle in die Redaktion passen, stellt eine interessante Frage. Ich habe keine Ahnung.
 

Moonlily: Du hast doch Severus gezwungen, die Redaktion magisch zu vergrößern. Wir brauchten doch Platz für die Party.
 

Saturn: Stimmt, ganz vergessen.
 

Sev: Ich hoffe du vergisst nicht, dass du mir dafür einen Gefallen schuldig bist! *knurr*
 

Knacksi: Ist der tollwütig? Beißt er?
 

Morwie: Ach! Der will doch nur spielen.
 

Sev: Ich bin doch keine Hund!
 

Draco: Auuuuuuu! (erinnert ihr euch an Film 3 ^.-)
 

Leserbriefe:
 

@Nanetta: Wieso an Halloween niemand die orangefarbenen Bonbons futtert.

Öhm, Punkt eins, ich wollte es nicht, da wäre die Überraschung für spätere Szenen weg, aber die offizielle ist folgende:

Ron hat nur die gelben probiert und da alle (verständlicherweise) ein gesundes Misstrauen gegenüber den Produkten aus der Weasley-Produktion haben und niemand weiß ob die orangefarbenen wirklich nur eine andere Farbe haben oder nicht auch anderes wirken, vermeiden sie es, diese zu essen. Was nicht bedeutet, dass es trotzdem einige trifft. *ganz breit grins* Tjaha *noch breiter grins* Wer, ist ja schon bekannt.
 

Und zum Schluss an alle, die gerne mehr als 10 Seiten pro Kapitel lesen wollen, die nächsten werden länger, einfach weil mir keine Titel einfallen, wenn ich die Kapitel teile oder der cliffhanger zu gut ist oder es dann irgendwann doch nervt einen Tag über drei Kapitel zu ziehen.

Ein Beispiel? Silvester könnte ich gut über vier Kapitel verteilen, tu ich aber nicht. Freut euch, Kapitel 23 ist jetzt schon 20 Seiten und es sind weitere 20 noch geplant. Das ist für sich schon eine Kurzgeschichte. *am Kopf kratz*
 

Blue: Und wie immer erzählt sie nicht wirklich was.
 

Saturn: Ey! Was heißt hier ich erzähle nichts? In Kapitel 23 wird der Trailer aufgerollt und näher erläutert. Aber dazu später. Das war’s mit Halloween Teil 2
 

Irgendwo setzt Horrorfilm-anmutende Musik ein: Tsching Tsching Tsching Tsching
 

Alle: *sich umguck*
 

Saturn: Severus!
 

Sev: Och, menno! *schaltete den CD-Player wieder aus*

Die Töchter der Lestranges

Kapitel zwölf – Die Töchter der Lestranges
 

Sonntag, 2. November 1997
 

„Du hast ein Haus geerbt?“, fragte Theodor und spielte eine Karte aus.

Harry nickte nur.

„Ist doch toll.“

Harry zuckte mit den Schultern. Er war nicht richtig bei der Sache. Er hatte das Gefühl, als ginge Laureen ihm seit Neuestem aus dem Weg und er wusste nicht warum.

Die Uhr auf dem Kamin, der sich im Raum der Wünsche geformt hatte, schlug Acht. Harry war leicht nervös gewesen, als er den Kamin gesehen hatte.

Er hatte diesmal die Tür geöffnet und aus Gewohnheit hatte er sich wohl den Kamin gewünscht, wenn auch nicht bewusst.

Doch er konnte sich schnell beruhigen, Zacharias und Theodor waren zwar verwundert, aber hatten nichts weiter dazu gesagt.

„Hat deine Freundin irgendwas über die Neue erzählt?“, fragte da Zacharias und Harry sah den Hufflepuff an.

Er gab es auf, immer darauf hinzuweisen, dass Laureen nicht seine Freundin war.

„Sie haben sich gestritten“, meckerte da Theodor und Harry sagte: „Haben wir nicht.“

„Wer?“, bohrte Zacharias nach und auch Theodor sah ihn neugierig an.

„Wenn man euch als Freunde hat, dann braucht man keine Feinde“, murmelte Harry und sah wieder auf sein Blatt. Es war miserabel.

„Du denkst, wir sind deine Freunde?“, fragte Theodor und Harry sah auf.

„Na, zumindest nicht meine Feinde“, wich er aus. Wieso sahen ihn die anderen beiden jetzt so seltsam gerührt an?

„Ich bin echt ergriffen, Mann“, versicherte Zacharias und Harry grinste, warf sein Karten auf den Tisch und sagte: „Ich bin raus.“

„Nein, ehrlich“, setzte auch Theodor nach.

„Ihr spinnt doch.“

Theodor gewann die Runde und Zacharias teilte neu aus. „Also, hat Laureen nun etwas über die Neue erzählt?“, wollte Theodor erneut wissen, während er seine Karten genau musterte.

„Die Neue, heißt Mirabelle“, kam es da von der Tür und die drei Jungs sahen verwirrt auf.

Vor ihnen stand ‚Die Neue’ aus Rawenclaw. Sie kam zu dem Tisch hinüber und ein Stuhl formte sich aus dem Nichts, auf den sie sich setzte.

Zacharias nahm Harry und Theodor die Karten wieder ab, die heftig protestierten, doch das überhörte der Hufflepuff. Er mischte neu und teilte für vier Personen aus.

Sie spielten relativ stumm. Die Zauberer wussten nicht so recht, was sie sagen sollten und so begann Zacharias die Stille zu überbrücken.

Er redete von seiner Familie und dem Sommerhaus, driftete dann zu den letzten Feiern ab und kam auf das zukünftige Weihnachten zu sprechen, wobei er innehielt und Mirabelle ansah.

Er fragte: „Wie lange wird deine Schwester bleiben?“

Das Mädchen sah nachdenklich auf.

„Zwei, drei Tage, verstehe“, nickte Zacharias. Theodor und Harry sahen sich verwirrt an.

„Was ist mit deiner Familie?“, fragte Harry. Mirabelle lächelte wehmütig und sah auf ihre Karten.

Zacharias zischte: „Du Vollidiot. Sie hat keine Familie, sonst wäre sie kaum hier, oder?“

„Was denn? Sind in Hogwarts nur Vollwaisen?“, lachte Theodor und Zacharias konterte: „Harry ist eine.“

„Oh, vielen Dank, dass du mich darauf aufmerksam machst“, zischte dieser und Mirabelle sah ihn neugierig an.

„Dann bist du Harry Potter?“

„Ja“, nickte er.

Zacharias fuhr dazwischen: „Ich bin Zacharias Smith und das ist Theodor Nott.“

Mirabelle sah zu dem Slytherin und lächelte: „Nott, natürlich.“

„Deine Familie ist weit bekannt“, lästerte Harry.

„Du doch auch“, zischte Theodor und Mirabelle kicherte leise.

„Weißt du“, nahm Zacharias den ursprünglichen Faden wieder auf. „Weihnachten in Hogwarts ist eigentlich ganz nett. Und vielleicht kommt deine Schwester dich hier besuchen.“ Er warf seine Karten auf den Tisch und verkündete: „Ich habe übrigens gewonnen.“

Harry verdrehte die Augen. Er hatte verloren.
 

***
 

„Bellatrix“, sagte Rodolphus und sah seine Frau eindringlich an. Diese schrak auf.

„Was?“

„Du hast mir gar nicht zugehört.“ Leicht tadelnd blickte er sie an, doch diese hob entschuldigend die Schultern.

„Es war keine Absicht“, sagte sie und stellte das Bild, das sie in den Händen gehalten hatte, auf den Kamin zurück.

„Meinst du, sie leben noch?“ Sie wandte sich zu ihrem Mann um, doch dieser antwortete nicht, denn in dem Moment kam sein Vater Istave Lestrange in den Raum. Seine violetten Iriden, die ihm ein geradezu dämonisches Aussehen gaben, musterten seine Kinder.

„Verschwende deine Energie nicht mit der Vergangenheit“, sagte er kalt und Bellatrix sah finster auf.

„Ihr habt einen Auftrag.“
 

***
 

Dumbledore setzte seine Brille ab und massierte sich die Nasenwurzel. Er hatte plötzlich das Gefühl, sehr alt zu sein. Sirius sah ihn mitleidig an.

Er war vor wenigen Minuten nach Hogwarts gekommen, um seine Stelle als Professor anzutreten und hatte dem Direktor eine furchtbare Nachricht überbringen müssen.

Eine Schülerin aus Rawenclaw, Amanda Green, war tot.

Sie hatte das Schulgelände kaum verlassen.

Der Fluch, der sie getötet hatte, gehörte zu den Unverzeihlichen Flüchen, weshalb Eustachius, der Leiter der Aurorenabteilung in London, den Mörder unter den Death Eatern suchte. Warum das Mädchen sterben musste, konnte allerdings keiner sagen.

Andererseits, warum hatte man seinerzeit Delia angegriffen?

„Warum, Sirius?“, fragte Albus und sah müde zu dem Animagus.

„Wahrscheinlich war das Kind zur falschen Zeit am falschen Ort.“

„Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen.“

Sirius schüttelte den Kopf und sah Dumbledore eindringlich an. „Es ist nicht deine Schuld. Mrs Green muss sehr penetrant gewesen sein. Sie hätte ihre Tochter auch hier besuchen können, aber das wollte sie nicht und wer kann schon ahnen, dass die Death Eater bis nach Hogsmead kommen.“

„Trotzdem.“ Albus sah zu Fawkes, der seinen Kopf unter den Flügel gesteckt hatte und schlief.

Sirius wollte etwas sagen, doch Dumbledore winkte ab und schob ihm stattdessen einen Zettel über den Tisch.

„Das ist dein Stundenplan.“

Der Animagus nickte und erhob sich, im Hinausgehen schlug er den Zettel auf und blickte verwirrt auf die Worte.

„Albus, bist du sicher…“

„Ja, ja, das ist schon richtig“, winkte der Alte ab.

„Ich dachte ich sollte ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’ unterrichten.“

„Nein, Minerva kommt damit ausgezeichnet zurecht.“

Das stimmte nicht und Sirius wusste es, denn kurz bevor er in Albus’ Büro gekommen war, hatte McGonagall ihm noch versichert, wie froh sie war, dass er ihr endlich das Fach abnahm.

„Lass doch bitte das Mädchen rein, das unten steht“, machte der Direktor Sirius unmissverständlich klar, endlich zu gehen.

Sirius las die letzte Zeile und sah fast entsetzt auf. „Hauslehrer?“

„Von Slytherin. Jemand muss doch Severus ersetzten.“
 

***
 

Mirabelle trat in das Büro von Albus Dumbledore. Eine Weile sahen sie sich nur stumm an. Die junge Hexe wartete. Der alte Zauberer auch.

Mirabelle wandte sich schließlich ab und ging zu Fawkes hinüber, der seinen Kopf gehoben hatte und die Hexe betrachtete. Dann sah sie zu den Bildern und an einem blieb ihr Blick hängen.

Das Bild mit den Zwillingen, den Töchtern von Dumbledore, zog ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich.

Die Ähnlichkeit verblüffte sie und schließlich verstand die Hexe und drehte sich zu Albus um.

„Du bist mein Urgroßvater, richtig?“

Albus nickte und trat auf sie zu. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und zog sie mit sich vor das Bild der Zwillinge.

„Du siehst deiner Großtante Louise sehr ähnlich. Nur deine Augen sind blau wie die deiner Großmutter Camille.“

„Josephine hat Grandmas Aussehen geerbt“, sagte die Hexe und betrachtete sich ihren lebenden Urahnen. „Deshalb hast du auch unsere Namen gewusst.“

„Ja, das stimmt.“

Dumbledore ging wieder zu seinem Schreibtisch und setzte sich. Mirabelle folgte ihm und nahm auf einem freien Stuhl Platz.

„Wo sind meine Eltern?“, fragte sie.

„Es geht ihnen gut.“

„Das ist nicht meine Frage gewesen, Großväterchen.“

Albus lächelte. „Möchtest du einen Tee?“

„Kürbissaft wäre mir lieber.“

Augenblicklich eilte ein Hauself herbei und stellte ein Glas vor sie.

„Ich denke, wir holen auch deine Schwester“, sagte er und drehte sich zu den Bildern. Einer der dort abgebildeten Zauberer verschwand augenblicklich, um Josephine zu suchen.

„Woran erinnerst du dich?“, fragte der Direktor dann.

Mirabelle nippte an dem Getränk und sah zu ihrer Großmutter, die ihr aufmunternd zulächelte.

„Noelle ist vor drei Jahren verschwunden“, begann sie. „Wir sind an einer Küste gestrandet. Geflohen vor irgendwelchen Magiern, die uns etwas antun wollten. Genau habe ich das nicht verstanden. Noelle hatte immer dafür gesorgt, dass uns niemand zu nahe kam.

Wir kamen in ein Muggeldorf und haben in einem Gasthaus übernachtet. Am Morgen war Noelle weg.

Phine und ich wollten hinunter und den Wirt fragen, ob er sie gesehen hatte. Meine Schwester hat gesagt, ich soll bleiben, wo ich bin und sie ging alleine hinunter, doch kam sie sehr schnell wieder zurück. Ich habe Stimmen gehört und Poltern, aber nichts verstanden. Phine hat nur meine Hand genommen und mich zum Kamin gezerrt. Noelle hatte ihn am Morgen wohl ans Flohnetzwerk angeschlossen, bevor sie verschwunden war und dann sind wir geflohen.“

Mirabelle verstummte und sah in ihr Glas.

„Und weiter?“

„Wir sind nach Pfützensee gegangen, wie es Noelle gewollt hatte. Vielleicht hätten wir zurück gehen sollen. Oder nach Beauxbatons. Aber Phine hoffte wohl, dass Noelle uns dort suchen würde.“

„Aber sie kam nicht.“

„Nein.“ Mirabelle sah wieder auf und Albus wusste, dass da noch mehr war. Und schließlich sagte sie auch: „Heute morgen, als mich der Hut Rawenclaw zugeteilt hatte, habe ich eine Stimme gehört, die mir bekannt vorkam und jetzt weiß ich auch woher.“

Albus wartete und Mirabelle fuhr fort. „Der Zauberer war damals im Gasthaus gewesen, als Noelle verschwand. Ich habe ihn auch ganz kurz gesehen. Er war ganz in Schwarz und hatte schwarze Augen.“

Albus lächelte: „Sein Name ist Severus Snape und vor ihm musst du dich nicht fürchten.“ Er holte Luft und sah seine Urenkelin eindringlich an, als er nun fragte: „Was war vor zwei Tagen? Warum seid ihr nicht in Pfützensee geblieben?“

Mirabelle schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Phine hat mich mitten in der Nacht geweckt und wir sind aus dem Turm mit den Besen weggeflogen. Sie sagte immer nur ‚Wir müssen zu Dumbledore. Wir müssen nach Hogwarts.’ Das hat Noelle uns immer wieder eingetrichtert. Wenn irgendwas passiert, hat sie gesagt, geht ihr nach England, Hogwarts, zu Dumbledore. Sie hatte allerdings verschwiegen, dass wir mit dir verwandt sind.“

„Ihr seid mit zwei Besen losgeflogen. Wir haben nur einen gefunden. Einen schwarzen.“

„Der gehört mir. Phines war aus rotem Holz. Sie hat ihn verloren.“

Mirabelle runzelte die Stirn, als versuchte sie sich zu erinnern. „Irgendjemand hat sie vom Himmel geholt. Sie ist gefallen und ich bin hinterher.“ Nun lächelte sie und schob ein: „Ich war Sucher beim Quidditch.“

Albus nickte verstehend und Mirabelle schloss die Augen, um sich besser erinnern zu können. Sie sagte: „Phine griff nach meinem Besen und ich hatte Mühe ihn hochzuhalten. Wir stürzten auf den Boden, wir waren zu schwer, aber mehr als blaue Flecke haben wir sicher nicht davon getragen. Phines Besen war zerbrochen. Zwei schwarz verhüllte Gestalten mit seltsamen Masken standen uns gegenüber.“

Death Eater, dachte Albus. Warum hatten sie es auf seine Enkeltöchter abgesehen, die Mädchen waren nicht alt genug, um eine Bedrohung für Voldemort zu sein.

„Sie fragten uns, wo das andere Siegel ist.“

Mirabelle öffnete nun wieder die Augen und erzählte weiter: „Phine fragte, welches Siegel sie meinten, sie habe keines und da schoss der eine einen grünen Fluch auf sie. Aber er traf nicht. Ein Rabe hatte plötzlich auf Phines Schulter eingepickt und sie hatte versucht, das Tier abzuschütteln.“

„Der Rabe hat ihr wahrscheinlich das Leben gerettet.“

„Kann sein“, zuckte Mirabelle mit den Schultern. „Ein ganzer Schwarm tauchte plötzlich auf und die Magier waren abgelenkt. Phine hatte meinen Besen verstärkt und wir sind weggeflogen. Irgendwas traf mich, ich spürte einen stechenden Schmerz, genau hier.“

Mirabelle deutete auf die Seite. „Dann bin ich hier aufgewacht.“

Dumbledore nickte und lehnte sich nun vor. „So in etwa habe ich es mir schon gedacht. Deine Schwester hat ihr Gedächtnis verloren. Sie weiß wirklich nicht mehr, wer sie ist. Sie weiß nur, dass du ihre Schwester bist. Ich werde sie von Hogwarts wegbringen. Solange wir nicht wissen, wer euch angegriffen hat und warum, ist es besser, wenn ihr erst einmal niemandem erzählt, was ihr wisst und wer ihr seid. Das heißt, dass auch eure Eltern erst einmal nicht erfahren sollen, wo ihr seid und dass ihr lebt. Sie werden euch früher oder später finden. Denn ihre Suche wird sie letztendlich hierher bringen. Vorher hoffe ich aber die Magier zu finden, die euch angegriffen haben.“

„Es war nicht dieser Snape“, warf Mirabelle ein und Albus lächelte: „Das ist erfreulich zu hören. Er ist übrigens los, um Noelle zu suchen.“

„Wo willst du Josephine hinbringen? Sie kann mich doch besuchen, oder?“

„Ja, ganz sicher.“

Albus sah nachdenklich zur Seite, als das Schicksal an seine Tür klopfte.

Diese ging auf und herein kamen Josephine und ein weiterer Besucher.

„Guten Tag, Direktor“, begann das Mädchen und erblickte ihre Schwester. Sie lächelte erleichtert. An sich war sie kein ängstlicher Mensch, aber gar nichts mehr zu wissen verunsicherte sie sehr.

„Oliver“, begrüßte Albus den anderen Besucher und winkte beide herein.

„Einmal Zitronendrops“, sagte dieser und nahm auf dem angebotenen Stuhl Platz. Mirabelle starrte den jungen Zauberer fasziniert an.

„Sie sind Oliver Wood, der Hüter von Eintracht Pfützensee.“

Dieser nickte lächelnd.

„Kann ich ein Autogramm haben?“ Fahrig suchte Mirabelle nach einem Stift und einem Blatt, doch sie hatte nichts dabei und so schob Albus ihr beides hinüber.

„Phine, das ist Oliver Wood, erinnerst du dich noch…“, Mirabelle stockte, denn ihre Schwester sah ganz und gar nicht danach aus, sich an irgendwas erinnern zu können. „Nein, ich erinnere mich nicht“, sagte sie sowohl leise als auch verärgert und so setzte Mirabelle zu einer Erklärung an. „Wir waren die letzten drei Jahre in Pfützensee und unsere Klassen durften einmal zu einem Quidditchspiel. Sie waren sehr beeindruckend, wie Sie den Quaffel in der zehnten Minute abgewehrt haben. Ich spiele auch Quidditch.“ Mirabelle stockte und setzte leiser nach. „Na ja, ich habe Quidditch gespielt.“

„Wir waren in Pfützensee?“, fragte Josephine in die Stille und ihre Schwester sah sie seufzend an.

Albus war es, der plötzlich aufsah und fragte: „Oliver, sagten Sie nicht, Sie haben ein Zimmer zu vermieten?“

Oliver hob verwirrt die Augenbrauen. Hatte er nicht, aber er kam nicht dazu, etwas zu sagen, denn Dumbledore fuhr unbeirrt fort: „Das trifft sich gut. Josephine braucht ein Zimmer und außerdem muss sie ihr Gedächtnis wiederfinden und Sie können ihr dabei helfen.“

Die drei jüngeren sahen den Professor verblüfft an.

„Ich weiß nicht“, begann die ältere der Schwestern und sah verwirrt zu Oliver hinüber.

„Ich komme wieder zurück nach England“, warf Oliver ein.

„Das trifft sich doch gut, Josephine braucht ein Zimmer in England, damit sie ihre Schwester besuchen kann. Um das Finanzielle machen Sie sich mal keine Sorgen, zufällig kenne ich ihren Urgroßvater.“ Albus sah abwartend zu Oliver und dieser gab sich geschlagen.

„Also gut.“ Er sah zu seiner neuen Mitbewohnerin und fragte: „Wenn es dir nichts ausmacht?“

Josephine sah zu Mirabelle, die heftig den Kopf schüttelte und sie beschwor: „Bitte sag ja, dann kann ich euch besuchen kommen und Oliver kann mir alles über die Strategie in einem Spiel erklären.“

Josephine lachte nun auf und sagte: „Meine Schwester will nämlich eine große Spielerin werden.“ Dann stockte sie und runzelte die Stirn.

Oder?

„Genau“, grinste Mirabelle. Zum einem, weil sich nun eine gute Quelle für Tipps eröffnete, zum anderen, weil offenbar nicht alles vom Gedächtnis ihrer Schwester verloren gegangen war.

„Eine Sache“, warf Josephine ein und sah zu Oliver. „Du hast hoffentlich keine eifersüchtige Freundin.“

„Nein“, sagte dieser und die anderen vermuteten darin den Grund für den plötzlichen Umzug.

„Wie steht es mit dir?“

Josephine wurde nachdenklich, doch Mirabelle sagte: „Nein, hat sie nicht.“

Dass der letzte Freund vor etwa einer Woche gestorben war, verschwieg sie jedoch.
 

***
 

Draco, Theodor, Blaise, Vincent und Gregory saßen, sich tödlich langweilend, vor dem Kamin und starrten ins Feuer.

Tracey, Daphne, Millicent und Pancy kamen die Treppe von ihrem Schlafsaal hinunter und hielten inne.

„Was ist denn los, Jungs?“, fragte Mill und Gregory sah erfreut auf, doch sie ignorierte ihn und sah Blaise an, der sich gelangweilt umwandte.

„Wir warten. Einer aus der Ersten sagte, gleich kommt unser neuer Hauslehrer und er will, dass alle Slytherins sich versammeln.“

Die Mädchen sahen sich überrascht an.

„Ein neuer Hauslehrer?“

Pancy zuckte mit den Schultern, ließ sich aber neben Draco nieder, der etwas abrückte.

Nach und nach füllte sich der Gemeinschaftsraum und es war recht laut, als die Tür aufging.

Sirius Black, mit einer dunkelgrünen Robe bekleidet, betrat den Gemeinschaftsraum und sah auf die verwirrten und geschockten Gesichter. Er hatte noch kein Wort gesagt, als Draco aufsprang und rief: „Ich verlange einen anderen Hauslehrer!“

Sirius bedachte den Blonden, der nun alle überragte, mit einem nachdenklichen Blick und erwiderte: „Versuch es ruhig, aber solange werde ich hier Hauslehrer sein. Ich bin Professor Sirius Black. Wenn ihr also Probleme habt oder Hilfe braucht, ihr findet mich im Büro hinter dem Klassenzimmer für Zaubertränke.“

„Sie werden Zaubertrankprofessor?“, warf Theodor ein.

„Ja.“

„Ich verlange einen anderen Zaubertrankprofessor!“, versuchte es Draco erneut. Sirius wandte den Kopf zu dem Störenfried. Sein Blick erinnerte nun stark an den von Snape und Draco setzte sich lieber wieder.

Der Schüler runzelte nachdenklich die Stirn.

Theodor könnte sich irren, doch hatte Harry nicht irgendwas von ‚Sirius’ und ‚Unfähigkeit, was Zaubertränke angeht’, fallen lassen?

Sirius nickte in die Runde und sagte: „Wenn sonst nichts weiter ist, sehe ich einige von euch morgen.“ Er ließ das kurz wirken und setzte nach: „Auch Sie, Mr Malfoy.“

Dann war er weg.

Nun brach die Hölle los, alles redete durcheinander und diskutierte, ob sie es nun gut oder schlecht fanden, einen Massenmörder als Hauslehrer zu haben.

Dass Sirius vollständig rehabilitiert worden war, übersahen sie alle.

Theodor und Draco waren die Einzigen, die nicht mitdiskutierten. Theodor war wieder alles eingefallen und murmelte leise: „Wir werden alle sterben.“

Und Draco nickte: „Der wird uns alle in die Luft jagen.“

Die restlichen Slytherins der siebten Klasse sahen die beiden verwirrt an.
 

***
 

Auch im Gryffindorturm brach die Panik aus, als man erfahren hatte, wer nun Zaubertränke unterrichten würde.

„Es ist doch nicht so schlimm, oder, Harry?“, flehte Annica gerade, doch der berühmte Zauberer machte alle ihre Hoffnung zunichte.

„Gegen Sirius ist Neville ein Genie.“

Ron und Hermione nickten bestätigend.

„Dumbledore muss verrückt geworden sein“, seufzte Dean und deprimierendes Schweigen folgte.
 

***
 

„Wenn wir morgen sowieso sterben werden“, überlegte Draco laut, als er und Blaise alleine waren, „dann kann ich eigentlich Hermione auch sagen, dass ich in sie verliebt bin.“

„Ja, das könntest du“, nickte Blaise.

Draco sinnierte über die Worte kurz nach und machte sich dann auf den Weg.
 

***
 

„Möglicherweise ist heute Abend die letzte Gelegenheit, Draco zu sagen, dass ich ihn sehr mag“, murmelte Hermione leise und starrte auf das Teppichmuster vor ihrem Bett. Ein Fuß fuhr die Rauten nach, die Hände klammerten sich am Bettrand fest und Lavender blieb vor der Freundin stehen.

Hermione sah auf.

„Oder?“ Sie war unsicher.

„Im Grunde steht dem nichts im Weg, aber übertreibt ihr nicht, wenn ihr derart an Blacks Fähigkeiten zweifelt?“

Hermione hob lediglich eine Augenbraue.

„Wenn, dann solltest du gleich gehen. Es ist bald zehn“, lächelte Lavender. Hermione sprang auf und die andere sah ihr mitleidig nach.

Sie glaubte nicht, dass am nächsten Tag Hogwarts in die Luft flog, wohl aber, dass Hermione das Herz gebrochen werden würde.
 

***
 

„Und du bist in welcher Klasse?“, fragte Draco einen kleinen Jungen, der offensichtlich in die Erste gehörte. Er hatte diesen im Eingangsbereich abgefangen, als er selber gerade auf dem Weg zum Gryffindorturm war.

„E… Erste“, fiepte der Hufflepuff vollkommen eingeschüchtert.

Draco nickte: „Ganz genau, Erste.“ Eigentlich wollte er den Jungen damit laufen lassen, er war nämlich sehr gut gelaunt, wenn auch nervös, bei der Aussicht, gleich Hermione zu sehen.

Und da kam die gewünschte Person auch schon über den Gang gefegt und baute sich vor den beiden auf.

„Schikanierst du schon wieder Jüngere?“, fragte sie und sah mitleidig auf das zitternde Etwas, das vor Draco stand.

Der hatte, wie gesagt, gar nichts gemacht. Sein Ruf war einfach nur zu gut, oder zu schlecht, je nachdem, wie man es sehen wollte, dass der Anblick des Vertrauensschülers gereicht hatte, um den Hufflepuff einzuschüchtern.

„Du bist einfach nicht zu fassen“, entfuhr es Hermione seufzend. Draco wandte nun seine ganze Aufmerksamkeit der Gryffindor zu und der Junge sah zu, dass er weg kam.

Was hatte sie nur wieder?

„Was habe ich denn getan?“, fragte er, sich keiner Schuld bewusst.

„Du bist…“, Hermione stockte.

„Ja?“

Sie öffnete den Mund und schloss ihn sogleich wieder. Mal ehrlich, so schlecht würde Sirius schon nicht sein, dass sie morgen alle in die Luft flogen.

Draco wartete. Offenbar wollte Hermione ihm etwas sagen und er würde höflich sein und abwarten, denn der Dame gebührte der Vortritt.

Und wenn sie geendet hatte, würde er, egal was sie auch gesagt haben mochte, ihr sagen, dass er sie sehr gerne als seine Freundin hätte.

Er machte ein entschlossenes Gesicht.

Hermione verließ der Mut. Wieso sah er jetzt so finster aus?

Draco wartete grimmig entschlossen, zu allem bereit.

Da wandte sich Hermione ab und rannte weg. Sie konnte doch nicht den Satz beendet. Sie konnte doch diesem arroganten, hochnäsigen, eingebildeten, unglaublich gut aussehenden und anbetungswürdigen Slytherin sagen, dass er sie bis in die Träume verfolgt.

Ein wütendes ‚Aaarg’ über ihre eigene Feigheit entfuhr Hermione und Draco sah ihr bekümmert nach.

Das hielt sie also von ihm: ‚Aaarg’.

„Verfluchte…“ Draco wurde unterbrochen.

„Gibt es Probleme, Mr Malfoy?“ Sirius sah seinen neuen Schützling, ernsthaft bemüht ihm zu helfen, an.

„Nein.“

„Gut.“

Draco rannte förmlich in sein Haus, stürmte durch den Gemeinschaftsraum in den Schlafraum und zertrümmerte in seiner Wut eine Karaffe, die dort aus Gründen, die keiner kannte, stand.

„Nicht die Reaktion, die du erhofft hast, nehme ich an“, sagte Blaise ruhig und blätterte weiter in seiner Zeitschrift.

Draco setzte sich nur auf sein Bett und starrte wütend vor sich hin.

Blaise sah zu ihm hinüber. „Du hast es ihr doch gesagt?“

Draco blieb stumm.

„Also nicht. Hast du sie überhaupt getroffen?“

„Ja.“

Blaise wartete, doch offenbar war nicht mehr aus Draco herauszubekommen. Da kamen auch die anderen drei hereingestolpert.
 

Montag, 3. November 1997
 

„Das kannst du nicht machen!“ Istave hatte sich vor Dumbledore aufgebaut und funkelte seinen Schwiegervater wütend an.

„Du weißt besser als ich, dass Black ganz Hogwarts in die Luft sprengen wird.“

Da flammte der Kamin erneut hell auf. Antonin musste sich einen Moment orientieren, denn er war lange nicht hier gewesen, doch schließlich entdeckte er seinen Großvater und seinen Patenonkel vor dem Bild der Zwillinge, als hätte jeder der beiden Zauberer sich Hilfe von den toten Hexen erhofft.

„Bist du jetzt verrückt geworden?“, ging er auf den ersten los und Albus sah ihn verblüfft an.

„Machst du dir etwa Sorgen um meine Schüler? Wo doch so viele Muggelgeborene und Halbblüter unter ihnen sind?“

Der beißende Spott war nicht zu überhören und Antonins Lippen bildeten eine schmale Linie. Er hätte sicher etwas gesagt, doch Istave sah ihn strafend an und so blieb der Jüngere stumm.

„Vor allem will ich nicht, dass Malfoy und Nott dir auf die Pelle rücken, weil ihren Sprösslingen was passiert ist. Du hast so schon genug Probleme.“

„Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, lieber Enkel.“

„Wenn Black was in die Luft jagt, haben sie gute Gründe, nach Hogwarts zu kommen und dann nutzt dir dein bester Schutzschild nichts mehr, wenn sie erst einmal hier drin sind.“

„Sie werden nicht hier rein kommen, wenn ihr mir helft.“

Istave und Antonin sahen sich kurz an und während der Ältere kurz nickte, verschränkte Antonin die Arme. Warum sollte er Albus helfen? Nur weil sie nun auf einer Seite standen, hieß das ja noch lange nicht, dass er alles für ihn tat.

„Sorgt einfach dafür, das Alexa davon erfährt.“

Istave gestattete sich ein halbes Lächeln. Er wusste wohl, dass sich sein zweites Patenkind geweigert hatte, in Hogwarts anzufangen. Warum Albus Alexa hier haben wollte, war nur zu verständlich.

Die Hexe hatte sich seit der Verhaftung von ihrem Bruder fast nur mit Death Eatern beschäftigt. Es gab keinen Nicht-Auror, der mehr über sie wusste als sie. Eustachius, der derzeitige Leiter der Auroren in London, holte sich dann und wann schon mal einen Rat bei ihr.

Erst heute Morgen hatte der Auror sie gebeten, ins Ministerium zu kommen. Alexa hatte das Frühstück mit Istave nur ungern unterbrochen, denn sie hatte ohnehin nur noch wenig Zeit, seit sie Professorin in Pfützensee war.

Pate und Patenkind trafen sich jeden Montag bei ihr, um das Wichtigste auszutauschen.

Antonin verstand nicht so schnell wie Istave und frage: „Warum?“

Dumbledore holte ein Stück Pergament hervor und reichte es seinem Enkel.

„Es sieht so aus, als wüsste Eustachius, wer meine Schülerin gestern umgebracht hat. Und das ist Alexandra zu verdanken. Sie hat von Ollivander erfahren, dass Everett und Donavan in London sind.“

Antonin verstand. Die beiden Death Eater waren ihm durchaus ein Begriff. Sie konnten es ohne Mühe mit ihm aufnehmen. Es gab nur wenige, die Antonin für gefährlicher hielt.

Antonin mochte sie nicht. Sie legten eine Skrupellosigkeit an den Tag, die sogar er abstoßend fand. Ja, er kannte sie gut.

Everett hatte eine Schwester, die von der Familie verstoßen worden war. Man sagte, sie sei auf der Flucht gestorben, andere behaupteten, sie hätte sich in ein Tier verwandelt und sei so dem Tod entkommen. Unregistrierte Animagi waren in England schließlich keine Seltenheit. Antonin glaubte nicht, dass die Hexe tot war, vielleicht, weil man genau das auch von Antaia dachte und die war mit Sicherheit lebendig.

„Was wollen die hier?“, fragte er.

„Genau das würde ich auch gerne wissen und deshalb möchte ich Alexandra in meiner Nähe haben.“

Antonin fiel noch etwas anderes ein. „Black wird doch trotzdem bleiben, nehme ich an.“

„Natürlich, Minvera möchte ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’ endlich loswerden und ich weiß nicht, wer besser dafür geeignet ist als jemand, der gegen Death Eater gekämpft hat“, lächelte Albus. „Denkst du nicht, Antonin?“

Der sagte dazu gar nichts. In einem Duell hatte Sirius ihn einmal dermaßen über den Haufen geflucht, dass er gar nicht mehr gewusst hatte, wo oben und unten war. Etwas, wofür er sich eigentlich noch rächen wollte.

„Es gefällt mir nicht, wenn Black in der Nähe meiner kleinen Schwester ist“, sagte er.

„Das kannst du nicht mehr verhindern“, lächelte da seine Mutter aus dem Bild und Antonin seufzte frustriert.

„Wenn Sirius von dir und Antaia hört, wird er wahrscheinlich genauso finster schauen“, lachte Istave leise.

„Wann ist denn die Hochzeit?“, fragte Camille und Antonins Augen leuchteten auf, als er sagte: „Am 14. November. Werdet ihr da sein?“

Louise sah ihren Sohn mit einem traurigem Lächeln an und erwiderte mit fast erstickter Stimme: „Um nichts in der Welt lasse ich mir das entgehen.“

Dann schluchzte sie und Camille nahm ihre Schwester in den Arm. Es war irgendwie seltsam, wie die Zauberer um das Bild standen, in dem Louise, die beherrschte und stets kühle Louise, vor Rührung weinte.

„Hoffentlich verläuft nicht die Farbe“, überlegte Dumbledore und seine Töchter lachten auf.

Istave und Antonin gingen schließlich.

Dumbledore blieb bei dem Bild stehen und hörte, wie Louise leise sagte: „Ich wünschte nur, ich könnte ihn und seine Braut an ihrem große Tag in den Arm nehmen.“

„Das macht Daddy für dich“, tröstete Camille ihren Zwilling und wischte sich selber eine Träne weg.
 

***
 

Die siebente Klasse hatte, wider Erwarten, die letzte Stunde, in der sie Zaubertränke hatten, überlebt.

Nicht dank Sirius. Es war Hermione, die den Professor gerade davon abhalten konnte, den Kessel explodieren zu lassen.

Alles war gut gegangen, bis Sirius seine Demonstration beenden wollte und nach einer roten Flüssigkeit griff. Hermione war vorgesprungen und hatte dem Professor die Flasche, in einem todesmutigen Sprung, entrissen.

Sirius war zusammen gefahren. Er war ohnehin nervös, weil er keine Ahnung hatte, was er dort eigentlich tat und sich zum wiederholten Male fragte, was Dumbledore nur geritten hatte, ausgerechnet ihm Zaubertränke anzuvertrauen.

Die Flasche rutschte aus seiner Hand und ging in einer roten Rauchwolke auf.

Die Klasse stieß hörbar die Luft aus.

„Auf den Schreck brau ich uns heute einen Grog“, versprach Blaise und alle sahen ihn an.

„Nein danke, wir sind eben gerade so mit dem Leben davon gekommen“, lehnte Millicent ab. Es war wichtig, Blaise’ Kochversuche im Keim zu ersticken. Er hatte in letzter Zeit diese Experimente unterlassen und die Slytherins wollten, dass das auch so blieb.

Dann löste sich die Anspannung und vereinzelt lachten die Schüler auf, denn Hermione stand noch immer erstarrt vor Sirius, eine Hand auf den Tisch abgestützt, die andere ausgestreckt. Ein Bein war halb auf dem Tisch, mit dem anderen balancierte sie, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ihre ganze Kleidung war verrutscht.

Gregory sagte: „Du hast ja rosa Schlüpfer an.“

Nun lachten alle, selbst die Gryffindors, doch einzig Draco nahm Hermione es übel, dass er lachte. Sirius beendete den Unterricht und alle stürmten davon.

Draco grinste noch immer, als sie längst auf dem Flur waren, er konnte es nicht abstellen, da zog Hermione schon ihren Zauberstab und schimpfte laut.

Draco wusste, was das hieß.

Im Flur zu fluchen war verboten, Hermione würde warten, bis sie draußen waren, so drückte er Pancy seine Sachen in die Hand und blieb im Eingang der Schule stehen.

Die siebente Klasse hatte sich komplett versammelt.

Das würde ein Duell geben.

„Was hast du denn vor?“, höhnte Draco. Er war sauer, dass nur er von Hermione angefaucht wurde. Alle hatten gelacht und er hatte ja wohl nicht den derben Witz von sich gegeben.

Wieso nur richtete sich ihre ganze Aufmerksamkeit allein auf ihn?

Als wenn er mit einem großen Pfeil dagestanden hätte, auf dem stand: „Sei auf mich sauer!“

„Ich werde dich verfluchen“, gab Hermione ihre Absichten preis.

„Du? Mich? Da will ich dabei sein.“

Draco stemmte die Hände in die Seite und sah sie herausfordernd an. Er hatte seinen Zauberstab noch nicht gezogen, im Gegensatz zu Hermione, die ihm ihren direkt unter die Nase hielt und eine vage Erinnerung aus der dritten Klasse schwappte hoch.

Draco riss die Augen auf und rannte davon.

Die ganze Klasse hinterher, Hermione natürlich vorneweg.

Im Laufen zog nun auch Draco seinen Stab und eilte weiter hinaus auf das Gelände.

Er konnte die Gewächshäuser sehen und hinter sich hörte er Hermione rufen: „Bleib gefälligst stehen, damit ich dich verfluchen kann.“

Er blieb stehen.

Sieh deinem Feind ins Auge, hatte sein Vater stets gesagt. Doch als er die Gryffindor sah, wie sie wild entschlossen dastand, konnte er beim besten Willen keinen Feind in ihr sehen.

Sie sah so süß aus, dass er sie am liebsten an sich gezogen hätte.

Nein, Moment, was denkst du dir da, rief sich Draco innerlich zur Ordnung und lachte über sich selber.

Hermione kam nun langsam auf ihn zu, die Klasse war stehen geblieben, um den Duellanten Raum zu geben.

„Wir sollten etwas unternehmen, Harry“, warf Ron ein.

„Ihr werdet gar nichts tun“, gingen Blaise und Lavender gleichzeitig dazwischen und sahen sich dann verblüfft an.

Beide hatten ähnliche Gedanken, nur auf einen jeweils anderen bezogen. Nach diesem Duell mussten die unglücklich Verliebten doch einsehen, dass eine Beziehung vollkommen ausgeschlossen war.

„Stupor“, rief Hermione. Draco trat lässig zur Seite und spottete: „Ach, komm schon, Hermelinchen, das kann doch nicht alles sein.“

„Arschloch!“

„Das ist aber kein Zauber“, grinste Draco noch immer. Sah sie in ihrer Wut nicht hinreißend aus?

„Tarantallegra.“ Diesmal traf sie und Draco sah verwirrt zu seinen Beinen, die sich selbstständig machten. Tanzenderweise kam er auf sie zu, riss sie in seine Arme, was er eigentlich schon zu Halloween vorgehabt hatte, und tanzte mit ihr zusammen weiter, nach einer Melodie, die nur seine Beine zu kennen schienen.

Hermione war zu verblüfft, sie machte mit. Die Klasse war starr vor Staunen.

„Was tut er denn da?“, fragte Lavender fassungslos. So würde Herm nie von Draco los kommen.

Auch Blaise schüttelte den Kopf. War der Junge jetzt verrückt geworden?

Hermione sah sich gezwungen, den Fluch von Draco selber aufzuheben, denn er hielt sie erbarmungslos fest umklammert.

„Das war aber kein Foxtrott“, stellte Harry sachlich fest und Ron starrte ihn an.

„Ist das alles, was du zu sagen hast? Malfoy will Herm an die Wäsche!“

Könnte stimmen, dachte Blaise.

Wenn’s nur so wäre, dachte Lavender.

Doch die beiden Vertrauensschüler hatten bereits wieder einige Meter Raum zwischen sich gebracht und Hermiones Sachen trieften inzwischen vor Nässe.

‚Aqua’ hatte gesessen.

Und als wäre das das Startzeichen gewesen, zischten nun Flüche hin und her, dass der siebten Klasse das Kinn bis zu den Knien sank.

Von Draco hatten sie nichts anderes erwartet, doch Hermione musste heimlich Unterricht genommen haben, denn sogar Harry riss erstaunt die Augen auf, bei dem, was er da sah.

„Serpensortia“, rief Draco seinen ältesten Duelltrick auf den Plan und Hermione verdrehte die Augen.

„Fällt dir nichts besseres ein?“, höhnte sie. Ja, wenn sie sich nicht gerade verfluchten, so nutzten sie die Zeit, um zu diskutieren oder sich gegenseitig zu beleidigen.

„Finite.“ Die Schlange verschwand.

„Incarcerus.“ Seile schossen aus Dracos Stab, doch verfehlten sie Hermione. „Schade“, setzte er nach.

„Stehst du auf Fesselspielchen?“, rief Hermione und alle sahen zu Draco, der erwiderte:

„Dich wehrlos gefesselt zu sehen, wäre eine wahre Freude.“

Man wusste nicht, ob er es ernst meinte. Der Feuerzauber, der Hermione frontal traf, versengte einen Teil ihrer Haare.

Nun kreischte sie wild, als wäre sie verrückt geworden, die Feuerspirale, die sie zurückschickte, hätte Draco pulverisiert, die war ganz sicher nicht in einem Weißmagierbuch zu finden, doch er duckte sich darunter hinweg.

Die Spirale schraubte sich durch die Luft und alle sahen ihr nach. Das Entsetzen wuchs, einige rannten in die Richtung, die das Feuer eingeschlagen hatte, als könnten sie es aufhalten, hielten jedoch inne, als sie Draco überholt hatten und blieben schockiert stehen.

Das Feuer bohrte sich in ein kleines Häuschen, das als Lagerraum genutzt wurde und das Häuschen wurde regelrecht zerfetzt, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Die Schüler zuckten zusammen, sogar Hermione.

Nicht auszudenken, wenn das Draco getroffen hätte. Herms Beine gaben unter ihr nach und sie sank auf den Rasen. Eine Hand klammerte sich an das Hosenbein neben sich und sie blickte auf. Sie war überrascht, in Dracos blaue Iriden zu sehen und wäre sie im Stande, sie hätte den Stoff augenblicklich losgelassen. Doch sie konnte sich nicht rühren.

Es war Lavender, die ihr aufhalf.

Sie warf Draco einen finsteren Blick zu und sah dann zu Professor Sprout, die aufgebracht auf die Klasse zukam.

Das gab Ärger.

Großen Ärger.

„Waren Sie das?“, fragte die kleine Hexe und starrte alle an.

„Nun ja“, begann Ron stockend. Hermione wollte etwas sagen, doch Dracos Hand bohrte sich in ihren Arm und sie verstummte.

Sprout war es gleich, ob sie es zugaben oder nicht, sie wusste es auch so. Ihre Augen funkelten und sie zischte: „In diesem Haus haben die Kulissen für das diesjährige Stück gestanden. Sie werden jedes einzelne neu beschaffen.“

„Die Kulissen!“, schrie da eine Fünftklässlerin und starrte auf die rauchenden Trümmer. Auch einige andere aus der Fünften waren stehen geblieben. Sie kamen aus den Gewächshäusern gelaufen.

„Keine Sorge, Mary, die Verantwortlichen werden sie wieder neu herstellen.“

Doch Mary hörte gar nicht zu. Sie war wie betäubt.

„Ihr ganzes Herzblut steckt da drin, Professor“, entschuldigte ein anderes Mädchen.

„Es wird alles gut werden“, versicherte Sprout.

„Nein“, hauchte Mary. „Ich kann das nicht.“

„Das musst du doch auch nicht. Die Übeltäter sind entlarvt und werden die Kulissen neu malen“, versicherte die Professorin wieder.

„Ich kann nicht spielen, wenn nicht meine Kulissen da sind.“ Mary sah die Lehrerin mit großen Augen an. „Unmöglich.“ Dann schluchzte sie auf: „Ich werde nicht spielen!“ Und schon war sie weg.

Die restlichen Schüler sahen ihr verwirrt nach.

„Aber wenn Mary nicht spielt“, begann ein Junge und sah zu Sprout: „Dann spiele ich auch nicht.“

„Ich auch nicht“, stimmten nun die anderen ein. Einige sahen zur siebenten Klasse.

„Das könnt ihr nicht machen, alle freuen sich auf euer Stück.“ Nun wurde auch Sprout aufgeregt. „Die Einladungen an die Eltern sind geschrieben, sie sind in einer Woche hier und wollen euch spielen sehen.“

„Sollen die es doch spielen!“, fauchte eine Hufflepuff. Sie war Jägerin und hatte wohl deshalb genug Mut, es auszusprechen. Vielleicht lag es aber auch daran, weil Eric, ein Jäger aus Slytherin, zustimmend nickte. Da drehte sich die gesamte fünfte Klasse weg und ging.

Das war das letzte Wort.

Sprout sah ihnen betroffen nach, doch verübeln konnte sie ihnen nicht.

Dumbledore hatte am Anfang des Schuljahres ein Herbstfest versprochen und die fünfte Klasse hatte ein Stück eingeprobt und nun war alles verdorben. Aber, so dachte die Professorin, sie sah nicht ein, dass alle auf ein schönes Theaterstück verzichten sollten, nur weil die fünfte Klasse nicht spielte.

„Sie alle finden sich im Gewächshaus ein.“

Und damit ging auch sie.

Die Klasse sah sich verwirrt an.

„Was soll das heißen?“, fragte Ron. Pancy verdrehte sie Augen.

„Was schon? Wir gehen hin“, zischte sie und zog ihren Kollegen mit sich. Sie mussten schließlich mit gutem Beispiel voran gehen.
 

***
 

„Was ist denn passiert?“, hielt Sirius Eric auf, der eine aufgebrachte Sandra zu beruhigen versuchte.

„Die siebente Klasse hat alles verdorben“, platzte es aus der Hufflepuff heraus. „Mary will nicht spielen.“

„Mary“, wiederholte Sirius, als ob ihn das schlauer machen würde.

„Mary ist die Hauptperson und Regisseurin in unserem Stück“, erklärte Eric. „Wenn sie nicht spielt, fällt alles in sich zusammen und deshalb kann keiner von uns spielen, wir würden uns alle blamieren. Unsere Eltern und die Lehrer gucken doch alle zu.“

Sirius erinnerte sich, dass Albus was von einem Herbstfest gesagt hatte.

„Und jetzt ist das Stück gestorben?“, fragte er nach und die beiden Schüler nickten grimmig. Dann gingen sie und Sirius blieb zurück.
 

***
 

„Sie werde spielen“, beendete Sprout ihre Ausführungen und ein allgemeines Murmeln war zu hören.

Es war offensichtlich, dass niemand begeistert war.

„Hören Sie auf zu diskutieren.“ Professor Sprout hatte einen ungewöhnlich lauten Ton angeschlagen und alle verstummten verwirrt.

„Sie haben der fünften Klasse mit ihren Kindereien die Freude am Spielen genommen. Jetzt seien sie Manns genug, für ihren Fehler gerade zu stehen.“

Sie holte eine Schale hervor und stellte sie in die Mitte.

„Und damit sie etwas daraus lernen, werden Sie das Stück in einer Woche zum Besten geben. Dort sind ihre Rollen. Ziehen Sie sich eine und lernen Sie sie auswendig.“

Sprout sah finster in die Runde und zischte: „Und wagen Sie es nicht, irgendetwas einzuwenden. Sie haben ein Gebäude in die Luft gejagt!“

Damit ging die Professorin davon.

„Das meint sie nicht ernst!“, spottete Draco und Susan funkelte ihn wütend an: „Du hast es uns doch eingebrockt!“ Sie sah zu Hermione und zischte: „Und du auch!“

Hermione sah sie wütend an, doch sie sagte nichts. Stattdessen ging sie zu der Schale, holte eine Kugel heraus und rannte davon. Erst vor Hagrids Hütte blieb sie stehen und der Wildhüter ließ sie ein.

„Ist es etwas passiert?“, fragte er. Hermiones ungewöhnliche Frisur ließ ihn Schlimmes ahnen. Hermione antwortete nicht und der Halbriese fragte nicht weiter. Er bat sie herein und Hermione sank frustriert auf einen Stuhl. Ihr Blick fiel in einen Spiegel und mit spitzen Fingern zupfte sie an den versengten Strähnen.

Wortlos reichte Hagrid ihr eine Schere und Herm begann zu schneiden.

Unterdessen wurde im Gewächshaus noch immer diskutiert. Susan ging schließlich zu dem Topf und nahm ebenfalls eine der Kugeln heraus. Sie schraubte sie auseinander und las laut: „Fee Fünf.“

„Ein Märchen?“, fragte Millicent verblüfft und nahm sich ebenfalls eine Kugel.

„Königin“, sagte sie. Nun trat auch Ernie vor.

Sein Gesicht entglitt und er zeigte seine Kugel hoch.

„Du spielt eine Fee?“, spottete Gregory und Vincent fiel in das Lachen ein.

Nach und nach nahm sich jeder eine Kugel und einige waren ganz zufrieden, doch einige waren auch unglücklich mit ihren Rollen.

Draco war einer der letzten. Er bekam die Rolle des Prinzen.

Was sollte er davon halten?

„Das passt doch zu dir!“, spottete Parvati und sie meinte es ganz und gar nicht nett. Einzig Theodor hielt Draco davon ab, einen Fluch zu der Gryffindor zu schicken.

„Was spielen wir überhaupt?“, fragte Lisa.

Harry hatte als Letzter das Papier entfaltet und las seine Rolle vor. Dort stand: „Dornröschen.“ Er war sehr blass.

Es dauerte eine Weile, bis diese Information bis in alle Gehirne vorgedrungen war.

„Ist Dornröschen nicht für hundert Jahre in Tiefschlaf gefallen und wird durch den Kuss von einem Prinzen…“, Hannah brach ab.

Alle sahen zu Draco und der sah aus, als müsse er sich übergeben.

Auch Harry ging es nicht besser und hätte Hermione das gewusst, sie hätte ein wirklich schlechtes Gewissen gehabt, war es doch ihre Feuerspirale gewesen, die das alles ausgelöst hatte. Doch Hermione wusste es nicht, sie schlürfte inzwischen ihre zweite Tasse Tee und schrieb an ihrem Aufsatz. Fang lag zu ihren Füßen und schnarchte.

Für einen Moment konnte sie ihre Probleme vergessen und das war sehr erholsam.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Saturn: Jetzt wird es düster!
 

Blue: Ja, jetzt kommt das Grauen. Dornröschen, mit Harry als Prinzessin und Draco als Prinz.
 

Saturn: Öhm, genau.
 

Babyate: Das ist nicht dein Ernst.
 

Saturn: Doch. Sag bloß, es stört dich? Ausgerechnet dich?
 

Babyate: Nö, mich nicht, aber einige Lesern da draußen.
 

Saturn: Ach, papperlapapp. Ich habe doch gesagt, Draco wird gequält.
 

Gleda: Der wird IMMER bei dir gequält.
 

Saturn: *grins* Nicht wahr? Dazu wurde er ja erschaffen. HA!
 

Gloomy: Wie wäre es mit einer Abstimmung. Entweder Herm oder Harry wird von Draco geküsst.
 

Chanti: Egal wie du es drehst, schlimm wird es in beiden Fällen.
 

Morwie: Also, ich bin für Harry und Draco.
 

Saturn: Ich auch.
 

Blue: Ich nicht.
 

Gleda: Ich auch nicht.
 

FireTiger: Im Grunde ist es mir gleich.
 

Saturn: Na toll, unentschieden.
 

Moonlily: Gut, dann werfe ich auch mal meine Stimme ein: Herm und Draco.
 

Saturn: *nachdenk*
 

Moonlily: *versucht es mit Erpressung* Herm und Dray, oder korrigiere deine Kapitel wieder selber.
 

Saturn: Ich mache doch die Fehler nicht. Das ist Severus, die Null!
 

Sev: Wie bitte? Du lenkst mich doch ständig ab.
 

Gloomy: Ach wirklich? *Das genau wissen will*
 

Saturn: *räusper* Gut, Herm und Draco.
 

Blue: *flüster* Gab sich aber schnell geschlagen.
 

Saturn: Nächstes Kapitel heißt: ‚Dornröschens Schlaf’ und in erster Linie diskutiert die 7te Klasse über ihre Rollen und einige werden auch getauscht. *zwinker* Draco bekommt schon seine Prinzessin Herm.
 

Babyate: Und wir haben ein Quidditchspiel mit ungewöhnlichen Zuschauern.
 

Knacksi: Ja, jetzt werden zwei Slytherins erfahren, dass sie in Zukunft verwandt sind.
 

Saturn: Stimmt da war ja noch was.
 

Rest: Solltest du das nicht eigentlich wissen?
 

Leserbriefe:
 

@angel90: Tut mir, leid, dass ich Hoffnung verbreitet habe, dass es länger als gewöhnlich ist. Weiß gar nicht, wie das hätte passieren können.
 

@kittykatty: Ich war selber ganz platt, dass es sooooo schnell ausgestellt war. *auf deine ENS verweise*
 

@Lionness : *lach* Ja, es muss immer irgendwer sterben. *düster die Machete schwing* Immerhin, ich trenne keine Paare, das wurde mir verboten. *zu Blue schiel*
 

Blue: Sehr richtig!
 

Saturn: Aber mal gern ehrlich, Leutz. Wäre eine Geschichte um einen Krieg ohne Tote glaubwürdig?
 

Alle, auch die Leser: *kopfschüttel*
 

@Vanadie: War übrigens Zufall, das es ausgerechnet traf, die Mirabelle nicht leiden konnte. Ich habe auch mit dem Gedanken gespielt Annica (Ginnys Freundin) an Amanda statt zu killen, aber *ganz breit grins* mit der habe ich anderes vor.
 

Saturn: Einige glauben der Rabe, wäre die Mörderin/das Kindermädchen, dem ist nicht so. Besagter Animagus, da seid ihr schon weiter als Snape, ist tatsächlich eine Hexe, und sie ist seine zukünftige … ich denke ich lass ihn nicht heiraten, als zukünftige Geliebte und Mutter seines einziges Kindes.
 

Sev: Dann machst du es wirklich?
 

Saturn: *lächel*
 

Sev: Oder nicht?
 

Saturn: *lächel again*
 

@Nanetta: Was deine eine Frage beantworte, die andere wäre, Snape ist auf sich alleine gestellt, und da draußen tobt ein Krieg, so mehr oder weniger, es kann nicht schaden ihn Hilfe an die Seite zu stellen.

Theodor… verliert noch, das ist alles vorher schon gerecht verteilt worden und ich glaube Theo hat die demütigensten Kostüme.
 

Blue: *nick* *hat sich alles mit Saturn ausgetüftelt*
 

@-Anika- Wieso die LestrangeTöchter überhaupt von zu Hause abgehauen sind?

Öhm, sind sie ja nicht, sie waren in der Schule und müssten fliehen, weil sie sonst sehr tot wären.
 

Saturn: Und ja:

Amanda Green wurde nur umgebracht um den Schild zu testen. Grausam, ich weiß, so sind sie die Death Eater. *zu Sev schiel*
 

Sev: War das eine Spitze gegen mich?
 

Saturn: Und damit haben wir ja auch die Frage von cosmo_lady beantworte. *sich verbeug* vielen Dank für die Kommis. Bis zum nächsten Mal.

Outtake-Harrys Alptraum

Weil es noch einen Weile dauern wird bis das nächste Kapitel fertig ist, hier eine kleine Einlage, die nicht gaaaanz so ernst zu nehmen ist.

Sie enthält weder Sinn noch Ernsthaftigkeit; hey, das habe ich Nachts um eins geschrieben, da kann man das auch nicht erwarten; und auch keine Rechtschreibung, also an alle, die darauf viel Wert legen. Öhmmm ... da ist der Ausgang
 

Eure Malin
 

Ach so, um was es geht:

*räusper* Sowas wäre wohl passiert, wäre Harry das Dornröschen und wäre das Publikum ...
 

... na, seht selber.
 


 

******** Harrys Alptraum **********
 


 

Outtake:
 


 

Harry starrte fassungslos in den Spiegel. Er hatte ein rosa Ballkleid an, das über und über mit rosa Rosen verziert war.

Kein Zweifel, er hatte die Rolle des Dornröschens.

„Na los, Schönheit, auf die Bühne mit dir“, spottete Blaise und schupste Harry hinaus. Er stolperte und starrte nun in das lachende Publikum und wäre vor Schreck fast umgefallen.

Unter ihnen saß sein persönlicher Alptraum.

Nein, nicht Colin Creevy mit seiner ewig blinzenden Kamera.

Voldemort höchstpersönlich hockte zwischen seinen vermeintlichen treuesten Anhängern Lucius und Francis, schlürfte an einem riesigen Becher Cola und ließ sich von Antonin das Popcorn reichen.

Oder zum mindest wollte Lucius auf einen der Stühle sitzen. Eine eher unbedeutende Hexe sah zu dem Blonden auf, der sie kurz kalt ansah, dann den Zauberstab zog und sagte:

„Das ist mein Platz, Avada Kedavra.“

Voldemorts Schlürfen durchbrach die Stille. Der Dunkle Lord folgte dem Fall der nun Toten lediglich mit den Augen und schmatzte sich den Strohalm aus dem Mund, bevor er dann zu Lucius sagte:

„Die Nervbeule hieß nicht wie der Todesfluch, sondern Mary Sue.“

„Oh“, bemerkte Lucius nur. Man sah deutlich, es interessierte ihn nicht die Bohne.

„Und was genau wird gespielt?“, fragte Voldemort Walden, der bereitwillig Auskunft gab.

„Dornröschen, My Lord.“

„Ah.“

Das Publikum klatschte verhalten, sie waren über das, recht männlich aussehenden Dornröschen irritiert. Voldemort hingegen pfiff anerkennend auf zwei Fingern und Harry musste sich zur Konzentration zwingen.

Seine Aufgabe war es sich an der Spindel zu stechen und so sah er sich nach Theodor um.

Er erkannte das schwarze Kleid und die Person begann auch zu sprechen, doch war es nicht Theodor, der dort sprach. Überhaupt, hatte Harry den Slytherin größer in Erinnerung. Als die Gestalt sich nun umwandte, stolperte Harry rückwärts und wäre fast von der Bühne gefallen.

Gregory und Vincent schoben ihn hilfsbereit, wie sie waren, wieder zurück.

Harry unterdessen starrte auf das, ihm seltsam bekannt vorkommende rollende Auge der ‚Hexe’ und fragte entgeistert: „Moody?“

„Wohl eher die dreizehnte Fee, Junge… ähm, Prinzessin. Jetzt her mit dem Finger!“

„Wie bitte?“

„Gib deinen Finger!“, befahl die ‚Hexe’ erneut und Harry hörte Voldemort hinter sich rufen:

„Hack ihn dir ab, Potter, kriegst von mir auch einen neuen aus Silber.“

Harry sah sich verwirrt um, suchte die Augen des Dunklen, der breit grinste.

Er sah zu Lucius, dann zu Francis und beide bedeuteten unauffällig, dass sie nichts damit zu tun hatten.

Ja, Voldemort war noch mündig, das hieß jedoch nicht, dass er auch zurechnungsfähig war.

„Los, komm schon her, Dornröschen“, schnarrte Moody erneut. „Schließlich musste du heute noch wach geküsst werden.“

Harry wandelte wie in Trance hinüber, erkannte Draco im Hintergrund, der offenbar mit einem Würgereiz kämpfte und hielt Moody seine Hand hin. Er kniff die Augen fest zu. Vielleicht tat es ja nicht weh, wenn er es nicht hin sah.

Moody hatte eine riesige Machete in der Hand, ein Johlen ging durchs Publikum und Harry blinzelte, sah das überdimensionale Hackbeil und zog erschrocken seinen Finger wieder weg.

„Was willst du mit dem Messer, sprich?“

„Dein Finger abhacken, verstehst nicht?“, rief Blaise hinter der Bühne. Worauf ein schmerzhafter Klagelaut ertönte, als hätte Lavender ihrem Freund in unaussprechliche …

„Machete.“, unterbrach Moody Harrys Gedanken. „Die Spindel habe ich verloren und das war gerade zur Hand.“, winkte der Auror ab. „Keine Sorge, ich kann damit umgehen.“

Harry war nicht davon überzeugt.

Auch das Publikum teilte seine Meinung. Ein kurzer Lichtblitz schoss quer über die Bühne und die Machete war eine riesige Nadel.

Moody war enttäuscht.

Dumbledore entrüstet. Dieser trat nun vor und starrte böse ins Publikum.

„Wer war das?“, fragte der Direktor finster.

Eine Weile war Stille und alle starrten zu einem einzigen Zauberer, der den Kopf gesengt hatte und seine Füße anstarrte.

Ja, er hatte genau zwei.

„Rabastan?“, bohrte Albus und eine kleinlaute Stimme kam: „Ja, Grandpa.“

„Warst du das?“

„Ja, war er, war er!“, rief Voldemort. Die anderen im Publikum hielten Schilder mit Rabastans Steckbrief hoch, oder Pfeile, die auf Rabastan zeigten und auf denen stand:

„Er ist der Schuldige!“

„Er war es.“

„Nach Azkaban mit ihm!“

Letzteres hielt ein Death Eater namens Everett hoch. Er fiel tot um.

Albus wandte seine Aufmerksamkeit seinem jüngsten Enkelsohn zu und deutete stumm in eine Ecke des Saals.

Rabastan seufzte schwer und stand auf, begab sich in die Ecke und stellte sich mit dem Gesicht zur Wand.

Albus gab damit das Stück wieder frei und Moody stach mit der überdimensionalen Nadel auf Harrys Hand ein, der schmerzvoll aufschrie, worauf Voldemort und die Death Eater applaudierten.

Harry betrachtete seine Hand. Er sah das Blut.

Sein Blut.

So viel Blut.

So ro~oot.

Oh… Harry fiel ohnmächtig zu Boden. Nun rastete das Publikum vor Begeisterung regelrecht aus.

Ja, wer glaubte, Harry lag so oft im Krankenflügel lag, weil er ernstlich verletzt war, liegt völlig falsch. Es reicht nur ein Tropfen des roten Lebenssafts und der kippt um.

Selbst Kunstblut reichte da schon aus. So hatte Severus sich einmal ein Scherz erlaubt und Harry aus seinem Unterreicht entfernen können, indem er dessen Kessel mit Kunstblut füllte.

Dumbledore verdonnerte den Zaubertrankprofessor daraufhin zu drei Wochen Strafarbeit. Nun aber hob Severus eine Augenbraue. Er trat verwirrt auf die Bühne, schaute auf den ohnmächtigen Jungen hinab und fragte:

„Und wie soll ich ihn jetzt in den hundert jährigen Schlaf versetzen?“

„Mach doch einen ewigen Schlaf draus, Severus!“, rief Augustus Rockwood.

Severus lächelte.

„Du siehst ja in dem Kleid richtig heiß aus, Sev“, grinste Duane breit und ließ bedeutungsvoll die Augenbrauen wackeln.

Severus hob seinen Zauberstab, zielte und Duane fiel tot um.

Wieder war Stille und nur das Schlürfen von Voldemorts Strohhalm zu hören.

Alles starrte zu Duane hinunter.

„Weiter“, wurde verlangt und Severus schwebte in seinem weißen Kleid, mit Millionen Rüschen, Bändern und Schleifen verziert wieder hinaus.

Er hatte eigentlich auf Schwarz bestanden, doch seine so genannten Freunde waren dagegen gewesen.

„Weiß betont seine Augen“, hatte Bellatrix versichert. Rodolphus hatte nur mit den Schultern gezuckt.

Harry indes wurde auf die Bare gehoben. Die Hecke wuchs vorschriftsmäßig und Prinz Draco hatte seinen Auftritt.

Er sah Hermione an.

„Willst du nicht mit mir tauschen? Dir würde es nichts ausmachen.“

Herm hob eine Augenbraue. „Du willst, dass ich Harry küsse?“

Draco nickte.

„Und wenn mir dann auffällt, dass er viel besser ist als du?“

Draco hatte darüber noch nicht nachgedacht. Leichte Eifersucht wallte in ihm auf, doch nicht nur bei ihm, schwappte der Besitzerinstinkt hoch, Hermione fühlte sich am Kragen gepackt und geschüttelte.

„Du willst meinen Harry küssen? Meinen Harry?? Bei dir hackt es wohl??!“

Dann wurde ihr Arm gepackt und sie wurde von zwei Personen durchgeschüttelte.

„Das werden wir nicht zulassen! Halt dich an Blondie.“

„Zach… The… ria… odor… s“, stammelte Hermione und sowohl Zacharias als auch Theodor kamen wieder zur Besinnung.

Ob es Hermiones Gestammel war, oder die Tatsache, dass alle drei nun mitten auf der Bühne, und somit im Kreis der Aufmerksamkeit, standen und Publikum und Schauspieler; außer Harry, der schlief nun; sie stumm und neugierig anstarrten, war nicht zu sagen.

Wieder war nur Voldemort zu hören, der geräuschvoll mit dem Popcorn knisterte und sie erwartungsvoll anblickte.

„Ich hatte das Märchen anders in Erinnerung“, sagte er gerade, als ihm jemand das Popcorn wegnahm.

„Und ich hatte dich anders in Erinnerung“, sagte eine sehr weibliche Stimme hinter ihm. „Du bist fett geworden.“

Voldemort sah zu der Frau, die einst seine große Liebe war und dann an sich hinunter.

„Aber Mienchen“, sagte er.

„Hör mal Pummelchen“, hob die Hexe an und Voldemort sah beschämt zu Boden, da brachen die Death Eater in schallendes Gelächter aus.

„Pummelchen“, japste Donavan und fiel tot um. Da herrschte Stille.

Voldemort steckte seinen Zauberstab wieder weg und sah zur Bühne.

„Weiter!“, rief er. „Ich will den Kuss sehen.“

„Kleiner, perverser Slytherin ohne Moral!“, entfuhr es Harry, der aufgewacht war und Voldemort nun böse anfunkelte.

„Also klein ist er gewiss nicht“, stellte Hexe Mienchen klar. Der Dunkle grinste breit und dreckig und allen anderen wurde übel.

„KUSS!!! KUSS!!! KUSS!!!“, verlangte nun das Publikum und Harry murmelte:

„Können die nicht Muggel jagen gehen?“

„Wir wollen was sehen, für unser Geld!“, rief Antonin und Sirius sah ihn verwirrt an.

„Du hast doch gar kein Eintritt bezahlt.“

„Eben!“

Sirius blinzelte verwirrt.

Sein armes Patenkind, dachte er. Sah wieder nach vorne und seufzte schwer.

Nun wankte Draco auf die Bühne. Jeder Schritt war schwer wie Blei.

Er kam vor Harry an und dieser zischte zwischen den Zähnen: „Wehe wenn ich deine Zunge spüre.“

Da würgte Draco vernehmlich. Harry sprang auf, ehe er irgendwas von Draco auf sich abbekam.

„Ein Wunder!“, rief Hermione, die das Stück irgendwie retten wollte.

Aus dem Publikum war ein enttäuschtes Aufstöhnen zu hören.

„Ich will einen Kuss!“, verlangte Antonin.

Alle starrte ihn an, bis Hermione die Initiative ergriff und sich zu Draco umdrehte, ihn sich schnappte und so hemmungslos küsste, das selbst Antonin errötete.

„Ob das Taia auch kann“, murmelte er leise.

Als Hermione sich wieder von Draco löste, wirkte er vollkommen weggetreten.

„Wahnsinn“, hauchte er und zog nun seinerseits Hermione wieder näher.

„Sehr schön“, klatschte Voldemort Beifall und sagte dann:

„Und jetzt schnappt euch Potter, dann binden wir ihn an einem Grab und tanzen bei Vollmond drum herum.“
 


 

Harry wachte schweißgebadet auf.

Das war wohl der schlimmste Alptraum, den er je gehabt hatte.

Dornröschens Schlaf

Kapitel dreizehn - Dornröschens Schlaf
 

Montag, 3. November 1997
 

Es war später Abend geworden. Inzwischen war in der ganzen Schule bekannt, was die siebte Klasse getan hatte und Dumbledore hatte Sprouts Strafe im Nachhinein abgesegnet und neue Einladungen für die Eltern verschickt.

Sirius hatte sein Patenkind aufgesucht. Er wollte ihm sein aufrichtiges Beileid aussprechen, doch Harry hatte versichert, dass es zu einem Kuss zwischen ihm und Draco Malfoy nicht kommen würde. Er hatte schon eine Idee.

Dass ausgerechnet eine Slytherin, nämlich Millicent ihn darauf gebracht hatte, verschwieg er aber.

„Eher erhäng ich mich oder besuche freiwillig Voldemort!“, hatte Harry versichert.

Sirius hatte ihm mitleidig nachgesehen. Es gab nicht viele, die Harry einen Gefallen tun und freiwillig seine Stelle einnehmen würden.

Genau genommen fiel ihm kein einziger ein.

Neben ihm seufzte es. Hermione kam herbei geschlichen. Inzwischen wusste sie, was sie spielte. Überhaupt hatte sie sich bis eben in der Hütte von Hagrid verkrochen gehabt.

„Hermione, ist etwas nicht in Ordnung?“ Sie sah verwirrt auf, sie hatte Sirius gar nicht bemerkt.

„Du hast eine neue Frisur“, stellte Sirius fest.

„Ein Feuerfluch von Malfoy“, nickte Hermione und fuhr sich mit der Hand durch die ungewohnt kurzen Locken.

„Deshalb so betrübt? Wegen Malfoy?“

„Nein. Wegen Blaise Zabini“, begann sie ihr Herz auszuschütten. „Er hat die Regie übernommen und eine Kussszene für König und Königin geschrieben.“

„Und?“

„Millicent Bulstrode ist die Königin und ich…“ Sie ließ es unausgesprochen, doch Sirius beendete: „Du bist der König.“

Hermione nickte und Sirius fragte: „Dieser Blaise ist schon abartig, oder?“

„Lavender vergöttert ihn“, verdrehte Hermione die Augen und ging ebenfalls in den Gryffindorturm.

Dass sie Dornröschen spielten, hatte ihr Lavender zugeflüstert, als sie Hermione das Heftchen mit der Rolle gegeben hatte.

Sie fragte sich, wer wohl der Prinz und wer die Prinzessin war.
 

***
 

„Ich kann unmöglich diese Rolle spielen!“, zeterte Theodor und wedelte mit dem Zettel, auf dem seine Rolle stand, wie das Los entschieden hatte.

Vincent und Gregory waren tief in die Sessel gesunken und starrten finster in die Flammen. Sie grunzten zustimmend. Sonst sagten sie nichts.

„Was gibt es denn an deiner auszusetzen?“, fragte Pancy, auch nicht glücklich über ihre Rolle. Lieber hätte sie Dornröschen gespielt, doch sie war nur der Koch.

„Ich spiele eine Frau!“, lamentierte Theodor weiter. Vincent und Gregory grunzten wieder synchron. Sie waren zu fassungslos über das, was sie am fünfzehnten November, dem Tag der Aufführung, ereilen würde.

„Ich bin ein Mann.“ Pancy sah verärgert auf. Was regte dieser Typ sich auf? Hier gab es doch wirklich schlimmeres, als in einem Kleid zu stecken. Schließlich würde IHR Draco jemand anderen küssen. Allein die Vorstellung raubte ihr halb den Verstand. Theodor wollte erneut ansetzen, doch wurde er von Pancy unterbrochen. „Ein Koch, Theodor, ein Koch. Aber mach ich so ein Theater? Nein!“

„Na ja, im Moment …“, warf Mill ein.

„Ich habe ein Kleid an!“, machte Theodor wieder auf sich und sein Elend aufmerksam.

Wieder grunzte Vincent zustimmend. Gregory sah auf und zischte: „Immerhin ist deins schwarz! Ich trage das da!“

Anklagend zeigte er auf zwei Kleider, die verdächtig nahe beim offenen Feuer lagen. Eins war hellgelb und trug eine große Zwei, für die zweite Fee, die Vincent gab. Das andere war rosa, trug eine große Eins und war auf Gregorys Figur zurechtgezaubert.

„Was spielt eigentlich Parvati?“, fragte Mill, um Theodor abzulenken.

„Die achte Fee und ihr Zwilling die siebente. Das ist ungerecht.“ Schmollend ließ er sich auf die Couch fallen. Neben ihm saß Draco, der bis dahin noch gar nichts gesagt hatte.

„Und, königliche Hoheit? Wie gefällt dir deine Rolle?“

Draco wandte langsam den Kopf. Nun sah man deutlich die Mordlust und jeder wusste, wem sie galt.

Es war Professor Sprout, die ihnen diese Suppe eingebrockt hatte.

„Ich werde mich umbringen müssen“, stellte Draco vollkommen ernst fest. Er sah zu Pancy.

„Hey, Parkinson. Lass uns tauschen!“ Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Einen Koch konnte er spielen. Ron, der den Küchenjungen gab, eine runterzuhauen, wäre das reinste Vergnügen und Pancy würde alles tun, um das er sie bat.

„Okay, Draco!“, hauchte sie schon und reichte ihren Zettel hinüber.

„Hier wird nicht mehr getauscht!“, fuhr Blaise nun dazwischen.

„Ähm, wie?“

„Anordnung von oben“, damit war Dumbledore höchstpersönlich gemeint „Wenn wir so lange tauschten, bis niemand mehr seine ursprüngliche Rolle hätte, wäre es keine Strafe mehr.“

„Hat denn bis jetzt irgendjemand getauscht? Außer du und Lavender?“, fragte Vincent nun.

„Ich.“ Mill hob vorsichtig die Hand und giftige Blicke schossen auf sie zu.

Sie war die Königin … gewesen. Gut, genau genommen war sie es noch, doch sie hatte ja eine Wette mit Laureen Johnson laufen und der Wetteinsatz war ein Gefallen, den Mill nun einfordern würde. Obwohl sie sicher war, dass Laureen auch ohne Wette sofort die Rolle von ihr übernehmen würde. Mill fühlte sich dazu berufen, der Freundin aus Kindertagen zu helfen, sich ihre große Liebe zu angeln.

Blaise dachte, es wäre seine Idee gewesen, doch eigentlich hatte Mill, ihn dazu gebracht, eine zusätzliche Szene für König und Königin einzubauen. Millicent würde Laureen morgen früh, noch vor dem Frühstück überzeugen, dass diese unbedingt die Königin spielen musste, denn noch etwas anderes hatte sie eingefädelt. Nicht Hermione spielte länger den König, nein, sie hatte … ihre Gedanken wurden unterbrochen.

„Wieso hast du getauscht? Ich habe dir extra eine Kussszene ins Skript geschrieben“, fragte Blaise. Gregory richtete sich auf.

„Du hast was?“

„Na, Harry ist jetzt der König und …“, begann Millicent.

Ein greller Fluch schoss auf Blaise zu, der sich geschickt darunter wegduckte. Hinter ihnen hörte man eine Vase zerspringen.

„Lass das, Goyle“, fauchte Mill und starrte den Slytherin an.

„Was denn, hättest du den elendigen Potter etwa gerne geküsst?“, schrie er nun. Langsam verlor er seine Geduld mit Mill.

„Sicher lieber als ich“, murmelte Draco. Er sah nachdenklich vor sich hin.

Wenn Harry nicht mehr das Dornröschen war, wer dann?

Mit wem hatte er getauscht?

Er sah zu Millicent. „Wer ist denn jetzt Dornröschen?“ Offenbar wusste sie mehr als er.

„Granger, glaube ich“, zuckte sie gleichmütig mit den Schultern. Irgendwie tat ihr Draco leid, immerhin war es seit Jahren bekannt, dass er Hermione auf den Tod nicht ausstehen konnte und nun würde er sie küssen müssen, vor den Augen der gesamten Schule und, wenn die Gerüchte stimmten, auch einiger Eltern.

Draco riss die Augen auf. Auch sein Mund klappte bis zum Knie hinunter, doch das bemerkte er gar nicht. Erst als er Blaise’ Blick begegnete, schnellte er in die Realität zurück.

Dieser lächelte überrascht, schien aber irgendwie auch besorgt und er fragte sich, wie Harry Hermione dazu gekriegt hatte.
 

***
 

Wenige Stunden zuvor im Gemeinschaftsraum der Gryffindors hatte sich folgendes abgespielt.

Harry rutschte auf den Knien hinter Hermione her und flehte sie an, als ging es um sein Leben:

„Bitte, bitte, Hermione. Ich flehe dich an. Ich tue alles für dich, wenn du mit mir tauschst.“

Hermione setzte sich auf einen Stuhl und eigentlich hatte sie Harry ignorieren wollen, doch er umklammerte ihre Knie und große grüne Augen starrten sie an.

„Wirklich, wirklich alles.“

„Was ist daran so schlimm, Dornröschen zu spielen? Du bekommst eine Perücke auf. Niemand wird dich erkennen.“

Das war glatt gelogen. Harry wusste es und Hermione wusste es auch.

„Ich muss einen Mann küssen“, sagte er und betonte jede Silbe mit Abscheu.

„Genau genommen küsst er dich“, lächelte Hermione.

„Willst du mich unbedingt leiden sehen? Ich werde sterben. Zu Grunde gehen. Kein Tod kann grausamer sein als der, den deine Hartherzigkeit mir bereitet“, jammerte Harry.

Sie beugte sich etwas zu ihm hinunter, noch immer kniete er vor ihr. „Übertreibst du nicht ein bisschen?“

Harry stand nun auf und sah sie fast zornig an. Er stützte die Hände links und rechts auf die Tischplatte hinter Hermione ab und sie lehnte sich überrascht zurück.

„Es war deine Feuerspirale.“

Jetzt kommt er mit Erpressung, dachte sie, aber hatte er nicht Recht? Ihr schlechtes Gewissen meldete sich.

„Weißt du, wer die Rolle des Prinzen hat?“, fragte er.

„Nein. Aber ich bin sicher, du wirst es mir sofort verraten.“

„Draco Malfoy!“ Er nickte, als würde es seine Worte noch unterstreichen.

Hermione riss die Augen auf. Auch den Mund, doch das bekam sie nicht mit. Auch alle anderen, die im Gemeinschaftsraum saßen und bis dahin alles interessiert belauscht hatten, hielten die Luft an. Was würde Hermione nun tun? Immerhin war es ihr Fluch gewesen, der Harry in dieses Unglück gestürzt hatte.

Vor den inneren Augen aller verwandelte sich Hermione in Draco und irgendwie war es ihnen, als würde Harry sich weiter hinunter beugen und ...

Nun wirklich wütend richtete Harry sich auf und funkelte in die Runde.

„Hört auf zu denken!“, fauchte er.

„Aber Harry. Wir denken gar nichts“, versicherte Neville.

Dieser durchbohrte den anderen nun. „Und ob ihr das tut.“

Hermione stützte nachdenklich den Kopf auf eine Hand. Ein Stich durchzog ihr Herz. War sie etwa auf Harry eifersüchtig?

Sie blickte auf und zu Lavender, die ihr kaum merklich zunickte.

„Gut, ich tausche“, sagte Hermione, ohne wirklich zu wissen, was sie da sagte.

Zwei Arme schlagen sich von hinten um sie und drohten sie zu erwürgen.

„Du bist meine Heldin. Ich tue alles, was du willst.“

Hermione seufzte tonlos. Das würde Gerüchte geben. Immerhin hatte sie gerade freiwillig zugestimmt, Draco zu küssen.

Sie korrigierte sich, küssen zu lassen.

Andererseits nagte das schlechte Gewissen an ihr.

Sie zog den Zettel mit ihrer Rolle aus dem Buch hervor und reichte ihn Harry.

„Für Euch, Majestät“, sagte sie sie.

„Uh, ich spiele den König? Dann bin ich ja dein Vater, Prinzessin“, lachte Harry glücklich. Herm blinzelte verwirrt. „Hast du das nicht gewusst? Was, wenn ich eine Fee gewesen wäre wie Justin, der arme Kerl?“

Harry winkte ab: „Alles ist besser als Malfoys Frau.“

„Die nun Herm sein wird“, warf Ginny ein und auch Ron schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.

„Oh.“ Harry sah sie betreten an. „Stimmt. Tut mir Leid. Ich tue wirklich alles“, versicherte er noch einmal. „Deine neue Frisur ist sehr hübsch.“

„Schon gut. Ich werde es überleben“, winkte Herm ab und versuchte die leichte Freude zu unterdrücken.

Lavender grinste und dennoch war sie leicht besorgt.
 

***
 

In Hogwarts war noch immer große Aufregung. Lisa, Susan, Hannah und Mandy betrachteten begeistert ihre Kleider, die sie als Feen tragen würden. Ernie und Justin, die das Schicksal von Gregory und Vincent teilten, waren deprimiert.

Ron war es gleich, auch wenn es ihm nicht passte, von Pancy eine Ohrfeige zu kriegen, aber das war sicher besser, als sich von einem Slytherin küssen zu lassen.

Arme Herm, dachte er in jedem zweiten Satz.

Nur Zacharias wusste nicht so genau, was ob er sich freuen sollte oder nicht.

Er würde den Zeremonienmeister spielen.

Keine aufregende Rolle, aber auch nicht so schlecht.

Und so ging der Tag zu Ende.

Hermione nagte an ihrer Unterlippe und tat kein Auge zu und Draco starrte an die Decke bis der Morgen erwachte.
 

Dienstag, 4. November 1997
 

Mill wollte keine Lügnerin sein und so setzte sie in die Tat um, was sie Tags zuvor behauptet hatte, nämlich, dass sie nicht länger die Königin in dem, in ihren Augen, albernen Stück gab. Außerdem war sie nicht besonders scharf darauf, Harry zu küssen. Sie kannte aber eine Person, die sonst was dafür geben würde.

„Erinnerst du dich noch an unsere Wette, Johnson?“, sagte Mill hinter Laureen. Die Rawenclaw drehte sich missmutig um.

„Bestehst du wirklich auf den Einsatz?“, fragte Laureen, ohne viel Hoffnung.

„Ja, du bist mir einen Gefallen schuldig und den fordere ich jetzt ein“, lächelte Millicent und reichte ihr ein Heft. „Dein Text ist blau markiert. Du spielst die Königin. Blaise hat dir sogar eine Kussszene geschrieben.“

Laureens Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Du meinst dir“, korrigierte sie.

„Äh, richtig“, nickte Mill, „Obwohl, eigentlich ja, Gregory.“

Laureen runzelte nun die Stirn. „Gregory spielt den König?“ Die Vorstellung, den zu küssen, begeisterte die Rawenclaw nicht gerade.

„Unsinn. Gregory sollte eifersüchtig werden, wenn ich einen anderen küsse. Was er ja nun nicht wird, weil DU ja die Rolle spielst“, erinnerte die Slytherin die Jüngere.

„Warum behandelst du Goyle eigentlich so mies? Irgendwann wird er noch mal in Tränen ausbrechen.“

Mills Miene verfinsterte sich. „Das hoffe ich doch. Er hat es nicht besser verdient. Versetzt mich und entschuldigt sich noch nicht einmal dafür.“

Laureen nickte verstehend: „Männer sind solche Ignoranten.“

Sie hatte es wohl etwas zu laut gesagt, denn einige drehten sich zu ihr um. Unter ihnen auch Harry, der fragend eine Augenbraue hob. Laureen senkte den Blick und starrte auf das blaue Heft in ihren Händen.

„Wen darf ich denn küssen?“, fragte sie sarkastisch und man hörte deutlich, dass es für sie ein zweifelhaftes Vergnügen war.

Mill sah sie lächelnd an und plötzlich wirkte sie sehr friedlich, als sie nun verschmitzt flüsterte: „Das wird dir gefallen, eigentlich tue ich dir einen Gefallen. Der König wird seit Neuesten von Harry gespielt.“

Ein undefinierbares Glitzern legte sich in Laureens Blick. Doch atmete sie tief durch. Sie war ja sauer auf Harry. Doch freuen tat sie sich dennoch.
 

Samstag, 8. November 1997
 

„Guten Morgen, Miss Brown“, sagte da Sirius Black hinter der Gryffindor und nahm im Zuschauerturm der Professoren Platz.

„Guten Morgen, Professor.“

„Hi!“, grinste Blaise und setzte sich neben seine Freundin.

„Zwei Kommentatoren?“, wunderte sich Sprout, doch Blaise winkte ab: „Ich bin nur zur moralischen Unterstützung hier.“

„Hoffentlich lenkst du Miss Brown nicht zu sehr ab“, kam es nun unmittelbar hinter Blaise. Es war eine Stimme, die er noch nie gehört hatte und so drehte er sich um und überlegte.

Musste er den Zauberer kennen?

Gregory und Vincent, die beiden Treiber, die heute spielen würden, sahen sich zufrieden um, bis der Blick von ihnen zum Zuschauerturm der Professoren glitt.

„Blaise und Lavender sind schon da“, sagte Vincent und Gregory nickte stumm, kniff die Augen leicht zusammen, um besser sehen zu können und fragte dann: „Aber warum ist auch Dad da?“

„Goyle“, schniefte Sirius leicht angriffslustig und Antony Goyle setzte sich und sah den neuen Hauslehrer seines Sohnes an.

„Hat man dich also von der Leine gelassen, Black?“, lächelte er.

Lavender und Blaise warfen sich verblüffte Blicke zu und suchten dann nach Gregory, um ihm zu gestikulieren, wer unter den Zuschauern saß.

Sie fanden ihn und erkannten, dass er bereits im Bilde war.

Gregory fuchtelte mit den Armen, um den Grund zu erfahren, doch Blaise zuckte nur mit den Schultern.

Da drückte ihm jemand einen Kuss auf die Haare und Blaise fuhr herum. Wer wagte es da…

Er stockte: „Mama!“, rief er entgeistert, in dem Moment, als Lavender das Mikrofon in Betrieb genommen hatte. Laut schallte Blaise Unglauben über den Platz und alle Schüler lachten.

„Mrs Zabini ist hier?“, fragte Theodor und drängte sich vor. Auch die anderen aus der siebten Klasse spähten in die Zuschauertürme.

„Pubertäre Jungs“, zischte Millicent verächtlich.

„Was dagegen?“, fragte Gregory geistesabwesend und biss sich dann auf die Lippe. Vorsichtig blickte er zu Millicent, doch die hatte es bereits gehört und eine entsprechenden Miene aufgesetzt.

Gregory seufzte. Er würde nie mit Millicent zusammenkommen.

„Warum sind dein Vater und Blaise’ Mutter hier?“, wunderte sich Vincent und plötzlich hatten alle eine böse Ahnung, doch bis auf diese beiden Eltern waren sonst keine da.

„Guten Morgen, meine lieben Mitschüler, Professoren und Gäste!“, hallte da Lavenders Stimme über das Spielfeld. Das war das Startzeichen für die Spieler. Sie holten ihre Besen und warteten.

„Gäste? Was für Gäste?“, fragte Hermione und spähte zum Zuschauerturm der Professoren hinüber. Doch sie konnte nichts erkennen.

Das Spiel wurde angepfiffen und die Spieler jagten in den Himmel.

Die Zuschauer verfolgten das Spiel und jubelten oder fluchten über den einen oder anderen Spielzug. Hermione hielt immer wieder Ausschau nach Draco. Sie stand dicht am Rand und versuchte unauffällig seinen Flug zu verfolgen.

Ginny hatte ein Fernglas in der Hand und sah sich damit um, als sie plötzlich stutzte. „Hinter Blaise sitzen zwei, die kenn ich nicht“, berichtete sie. „Das eine ist bestimmt die Mutter von Blaise. Die sieht echt klasse aus.“

„Echt? Zeig mal.“ Ron riss Ginny das Glas aus den Händen und sah hindurch.

„Das stimmt“, nickte er. Ron betrachtete sich den Zauberer, der Mrs Zabini gerade etwas ins Ohr flüsterte und dachte nach. „Das ist Antony Goyle“, sagte er plötzlich und Annica riss die Augen auf, das Fernglas aus der Hand und sah hindurch.

Der Mann war so dicht, als könnte sie nach ihm greifen.

So sieht also ein Death Eater aus, dachte sie. Langsam senkte sie das Glas und sah zu Ginny. Sie flüsterte: „Ist das nicht ein Death Eater?“

Ginny nickte. Ihre Miene war finster. Was wollte der hier?

Sie hasste die Death Eater.

Marcus nahm sie davon aus, denn sie war überzeugt, dass er es nicht freiwillig war. Marcus hatte sicher ein gutes Herz, sonst hätte Charlie seines sicher nicht an ihn verloren. Und Snape? Nun, den hasste sie nicht, aber sie brachte ihm eine gehörige Menge Misstrauen entgegen. Aber der dort…

Ginny erinnerte sich noch ganz genau an alle Namen, die Harry vor drei Jahren genannt hatte.

Malfoy, Nott, Avery, McNair, Crabbe und Goyle. Ihnen allen wurde noch immer nicht nachgewiesen, dass sie Death Eater waren, aber alle wussten es.

Von den sechs fürchteten die Jüngeren Malfoy und Nott am meisten. Sie waren skrupellos, eiskalt und unberechenbar, aber vor allem dem Dunklen Lord treu ergeben. Dagegen erschienen Ginny Draco und Theodor wie handzahme Schmusekätzchen. Obwohl sie Parvati dennoch nicht verstehen konnte, wie sie sich in Theodor hatte verlieben können.

Und Pancy? Nun, sie war eine Slytherin und Draco sah wirklich gut aus, das musste Ginny ihm trotz allem zugestehen.

In einem war sich Ginny sicher. Die Frau, die den mal heiraten würde, würde eine grausame Hexe sein. Sie stellte sie sich wie Bellatrix Lestrange vor.

Avery verachtete Ginny schon alleine dafür, dass er Marcus nach Azkaban gebracht hatte. Es war seltsam. Seitdem sie von Charlie und Marcus wusste, sah sie den ehemaligen Slytherin in einem ganz anderen Licht. Gar nicht als den grausamen arroganten Slytherin, sondern als verlorenes Lämmchen, das doch nur jemand suchte, den es lieb haben konnte.

Sie grinste leicht, als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss.

Ihre Überlegungen setzten sich fort. Crabbe und Goyle waren wohl sehr still, aber sind die stillen Wässerchen nicht bekanntlich die tiefsten?

Sie hingen immer zusammen und schlimmer noch, sie hingen immer an Malfoy, genau wie die Söhne.

Obwohl. Ginnys Augen huschten über das Spielfeld. In letzter Zeit war Draco entweder alleine oder bei Blaise.

Ginny runzelte die Stirn. Es war schon seltsam, dass Draco in letzter Zeit gar keine Freundin gehabt hatte, sonst hing immer irgendein Mädchen an seinem Arm. Der Slytherin hatte stets eine Freundin gehabt und wenn es Pancy war.

Doch die Hexe schien ihn zu nerven. Ginny hatte schon oft beobachtet, wie er Pancy einfach stehen ließ.

Sie verstand die Ältere nicht. Wieso ließ sie sich so demütigen. Ein seltsamer Gedanke schoss ihr durch den Kopf, doch wischte sie ihn beiseite. Es gab sicher triftige Gründe, warum Draco immer in der Nähe von Blaise war.

Und dann war da noch McNair.

Ginny fuhr ein Schauer über den Rücken. Es hieß, zwei seiner Söhne wären bereits Death Eater und der Älteste, Ginny konnte sich an den Namen nicht erinnern, sollte wohl genauso eiskalt sein wie Malfoy, Nott, Dolohov und wie sie nicht alle hießen.

Wie hieß er nur? Ihre Gedanken wurden abgelenkt, als Hermione fragte: „Was tut Draco denn da?“

Draco? Ginny sah die Ältere verwirrt an, sah dann aber in die Richtung des Suchers und verstand.

Draco saß in der Luft schwebend auf seinem Besen und starrte in Richtung der Zuschauertürme. Der Schnatz schwebte unmittelbar vor seiner Nase, doch er beachtete ihn gar nicht. Er sah noch einmal den Quaffel, der auf ihn zugeflogen kam und ihn vom Besen holte.

Ein entsetzter Aufschrei ging durch die Zuschauer und so merkte niemand, wie Hermione sich fassungslos an das Geländer klammerte und panisch dem fallenden Jungen nachsah.

Zacharias griff sich den Schnatz und landete neben Draco.

„Was tust du denn, Malfoy? Bist du verrückt geworden?“

„Verflucht, Draco. Bist du jetzt übergeschnappt?“, meckerte auch Theodor, wenn man auch einen besorgten Unterton hörte.

Der Slytherin wurde umringt, alle wollten wissen, ob er sich was getan hatte.

Hermione konnte kaum laufen, so schlecht war ihr. Normalerweise hatte nur Harry solche Scherze drauf, sich vom Besen schupsen zu lassen.

Lavender holte die Freundin ein und zog sie mit sich, damit es nicht merkwürdig aussah, wenn Hermione alleine zu dem Slytherin eilte.

Draco setzte sich auf und hielt sich seinen Kopf. Er tastete nach seinem Besen, damit er sich daran hochziehen könnte. Er hatte wirklich Schmerzen, nichts gebrochen, aber alles tat ihm weh. Er überlegte schon, ob er nicht etwas mehr jammern sollte, als er in zwei erschrockene braune Augen blickte und er unterließ es.

Es war ein absurder Gedanke, doch dachte er, Hermione würde sich nur noch mehr Sorgen machen, wenn er den Schwerverletzten mimte und so wedelte er unwirsch mit der Hand und knurrte: „Geht weg, ihr steht mir im Licht.“

„Arrogant wie immer, ihm geht es bestens“, bemerkte Lavender und Herm nickte erleichtert. Draco bekam nur die Bemerkung und das Nicken mit, nicht das erleichterte Seufzen und so dachte er finster: Sie hält mich für arrogant. Auch gut aussehend, das hatte sie indirekt, nämlich durch Delia, selber zugegeben, aber eben auch arrogant.

Draco stand auf, unterdrückte jedes Fluchen auf seine schmerzenden Glieder und trottete davon.

Er sah aus wie ein verlorener Krieger. Pancy eilte ihm nach, aber sonst blieben alle zurück.

„Irgendwas stimmt nicht mit ihm“, sagte Theodor und die Umstehenden nickten.

Ginny sah sie verwirrt an. War es ihnen also auch aufgefallen.

„Todd“, rief sie in die Stille und alle sahen sie verwirrt an. Ginny wurde leicht rot. „Mir war nur ein Name entfallen und er ist mir wieder…“, versuchte sie sich zu entschuldigen, doch es achtete keiner mehr darauf.

Allein Mr Goyle, der inzwischen auch auf dem Rasen stand, war zusammengezuckt.

Einen Moment hatte er gedacht Todd McNair, Waldens ältester Sohn, wäre aufgetaucht, als dieses Mädchen so plötzlich dessen Namen gerufen hatte.

Walden mochte ja ganz umgänglich sein und sein Zweitältester, Jason, hatte sich verkrochen und tauchte selten auf, aber Todd McNair galt als Informant vom Dunklen Lord.

Antony jedoch behielt so einiges lieber für sich. Der Dunkle Lord witterte inzwischen hinter allem und jedem Verrat.

Ja, sogar Lucius und Francis hatte er dessen beschuldigt. Man könnte fast meinen der Dunkle Lord litt unter Verfolgungswahn.

Lächerlich, der Alte wurde senil. Ausgerechnet diese beiden des Verrats zu verdächtigen, war das Absurdeste, was Antony und Walther Crabbe je gehört hatten und die mussten es wissen, waren sie doch die stetigen Begleiter von Lucius Malfoy.
 

***
 

„Keine faule Ausrede, Harry“, erstickte Zacharias sofort jeden Protest im Keim. „Du hast verloren.“

„Das ist ein Dachs“, wies dieser auf das Kostüm.

„Hast du etwas gegen Dachse?“ Zacharias musterte den Gryffindor genau.

„Nur, wenn ich wie einer rumlaufen muss.“

„So war nun mal der Wetteinsatz. Wer verliert, läuft als Maskottchen vom Sieger des nächsten Quidditchspiel herum und da Malfoy fliegen lernen wollte, haben wir gewonnen.“

Harry sah missmutig zu dem Kostüm und dann zu den anderen dreien, die grinsend darum standen.

„Eine Stunde, nicht länger“, murrte er und zog das Ding an.
 

***
 

„Aber was wollen die hier?“, fragte Gregory zum wahrscheinlich tausendsten Mal.

„Ich habe keine Ahnung.“ Blaise war genauso ratlos.

„Sie wollen ihre nichtsnutzigen Söhne besuchen“, feixte Draco wieder ganz obenauf.

„Nein, da steckt mehr dahinter. Ich ahne Schlimmes“, prophezeite der Rothaarige und Draco zuckte mit den Schultern. Andererseits, was würde er denken, wenn Lucius plötzlich hier auftauchen würde. Dass sein Großonkel Istave hier war, hatte ihn ja auch von den Socken gehauen. Und lustig war es nicht, was er da erfahren hatte, somit waren Gregorys und Blaise’ Sorgen durchaus berechtigt. Er sah auf die Tüte Bonbons, die noch von Halloween da lag und kramte sich ein gelbes heraus.

Er betrachtete es sich kritisch und überlegte.

„Iss es ruhig, dann lachst du mal wieder“, empfahl Blaise und Draco tat, wie ihm geheißen.

Er lachte noch, als Sirius hereinkam. Etwas verwirrt sah er zu Draco, der sich die Tränen aus den Augen wischte.

Gott, der Junge ist fertig, dachte er. Kaum zu glauben, dass der Harry so viel Ärger gemacht hatte.

Doch schließlich winkte er Gregory und Blaise, zu ihm zu folgen.

„Viel Spaß“, lachte Draco laut und winkte ihnen nach.

„Geht es ihm gut?“, fragte Sirius.

„Ja!“, kam es einstimmig.
 

***
 

Im Klassenraum für Zaubertränke warteten zwei Personen.

Nehalennia Zabini und Antony Goyle. Sie lächelte den beiden Slytherins aufmunternd zu. Er sah sie eher streng an.

Gregory und Blaise sahen sich kurz an, setzten sich dann in die erste Reihe und warteten. Sirius ging weiter in sein Büro, da schloss er die Tür hinter sich und Nehalennia begann: „Wir wollten euch erst einen Brief schreiben, aber dann dachten wir uns, wir sagen es doch persönlich.“

„Was?“ Blaise sah seine Mutter misstrauisch an. „Was hast du jetzt wieder ausgeheckt?“

„Rede nicht so respektlos mit deiner Mutter“, wies Antony den Jüngeren zurecht und der riss verblüfft die Augen auf.

Wie bitte, was?

Gregory war noch immer still, doch dämmerte es ihm.

„Das hast du nicht getan, Dad“, sagte er leise. Panik war in seinen Augen zu lesen.

„Was?“ Blaise sah den Freund verwirrt an.

„Mein Vater hat sich mit deiner Mutter verlobt“, sprach Gregory es aus.

„Was!?“ Blaise war nun aufgesprungen.

„Das kannst du nicht tun!“, schrie er seine Mutter an, die verwirrt zurückschreckte. Etwas traf seine Wange. Antony hatte ihm eine Ohrfeige verpasst und Blaise war sprachlos.

„Ich sagte, rede nicht so respektlos mit deiner Mutter.“

Blaise wich zurück. Er war rot vor Wut und zischte: „Das werde ich nicht zulassen.“

„Das hast du nicht zu entscheiden“, wies Nehalennia den Einwand zurück. Sie lächelte nicht mehr. Sie war zu tief getroffen über Blaise’ Reaktion. Sie hatte gewusst, dass er nicht jubeln würde, aber auch nicht, dass er der Hochzeit so ablehnend gegenüber stand.

„Ich dachte, du würdest dich für mich freuen“, sagte sie.

„Er ist“, Blaise stockte, deutete aber auf Antony, der ihn herausfordernd ansah. Blaise überlegte sich, hier in Hogwarts war er geschützt und Black saß keine zehn Meter weg. Goyle würde ihm nichts antun und so beendete er seinen Satz. „Ein Death Eater.“

Dagegen konnte keiner was sagen.

„Und wenn du ihn heiratest“, fuhr der Slytherin fort. „Dann muss ich wie Gregory, Vincent, Theodor und Draco denselben Quatsch mitmachen.“

„Du hast Angst, ein Death Eater zu werden?“, fragte Nehalennia nach.

Blaise nickte grimmig. Gregory war sprachlos. Davon hatte er noch gar nichts gewusst.

„Woher weißt du davon?“, fragte Antony. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass Gregory leicht die Fassung verlor.

„Hat man mir erzählt“, wich Blaise aus, doch Antony wusste, aus welcher Richtung es kam.

„Draco Malfoy?“, fragte er nach und Blaise blieb stumm.

„Ist das wahr?“, fragte Gregory leise.

„Ja!“

„Wieso?“

„Der Dunkle Lord wird an die Macht kommen, das kann niemand mehr aufhalten. Weißt du, was außerhalb von Hogwarts Mauern los ist? Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er hier ist und dann will ich dich in Sicherheit wissen und das bist du nur, wenn du ein Death Eater wirst. Meinst du, mir gefällt das?“ Antonys Stimme wurde immer leiser, doch an Eindringlichkeit verlor sie nicht.

„Der Sohn eines Death Eaters, der keiner wird, das kommt Hochverrat gleich. Die Familie schwört Treue. Die ganze Familie und nicht nur Teile von ihr. Er wird hier herkommen, Gregory, und ich weiß nicht, ob ich da sein kann, um dich zu beschützen. Auch ich wünschte, es wäre endlich vorbei. Es hätte vor siebzehn Jahren vorbei sein sollen.“

Blaise sah Antony erstaunt an. Das war Hochverrat an Voldemort.

„Das erklärt nicht die Hochzeit“, warf er ein. Die Vorstellung, dass Voldemort vor der Tür stehen würde, berauschte ihn nicht gerade, aber das war weit weg. Die Hochzeit war gegenwärtig. Antony nickte leicht und sah seine Verlobte an. Der Blick änderte sich und Blaise wusste, wo er das schon mal gesehen hatte. Genauso sah Draco aus, wenn er Hermione ansah und auch seine Mutter lächelte so seltsam, als sie den Blick zurückgab.

Waren sie schlichtweg ineinander verliebt und wollten nur deshalb heiraten? Ja.

„Ich möchte, dass deine Mutter meine Frau wird“, begann Antony und ließ den Rest unausgesprochen, doch die Jüngeren wussten, was folgen sollte.

Die beiden wollten jetzt heiraten, für den Fall, dass sie später keine Gelegenheit mehr haben würden.

Gregory stand auf, kletterte über den Tisch und sah seinen Vater an.

„Ich wünsche dir alles Gute. Gratuliere“, sagte er. Antony drückte ihn kurz an sich. Gregory wandte sich dann an Nehalennia. Ihr die Hand zu geben, fiel ihm schon schwer.

Das sollte jetzt seine Stiefmutter sein? Sie sah eher aus wie ein Pin-up-Girl.

Es wurde Zeit, diese Meinung zu ändern.

„Gratuliere“, sagte er leicht hölzern, total befangen, doch Nehalennia ging darüber hinweg und drückte den Jungen gerührt an sich.

Gregory konnte es nicht verhindern, er wurde puterrot und machte sich verlegen los.

Blaise schüttelte darüber nur den Kopf. Was der sich anstellte.

Seine Mutter bekam von ihm sogar einen Kuss auf die Wange, Antony hingegen streckte er lediglich die Hand hin und sagte: „Ich werde dich nicht Dad nennen.“ Dieser ergriff die Hand und nickte verstehend.

„Und Death Eater werde ich auch nicht, eher sterbe ich.“

Der Ältere sah ihn ernst an und sagte: „Das könnte dir dann passieren.“

Blaise machte sich los und stopfte seine Hände in die Hosentaschen. Das waren ja schöne Aussichten. Da hatte er fünf Stiefväter überstanden und nun stand so einer vor ihm.

Ausgerechnet ein Death Eater.

Scheiße, verflucht, dachte er.

„Die Hochzeit ist am 22. November“, sagte Nehalennia und gab Gregory die Einladung. Blaise nickte kurz, wandte sich dann um und ging. Der andere Slytherin war verwirrt, ging dann aber auch.

Die Tür zum Klassenraum fiel ins Schloss, als die vom Büro geöffnet wurde.

Sirius lehnte sich mit verschränkten Armen in den Rahmen und sah zu Antony hinunter.

„Dann bist du also ein Verräter geworden, Goyle“, lächelte er spöttisch.

Antony ließ das unkommentiert. Er fasste lediglich seine Verlobte bei der Hand und ging hinaus.

Sirius war das Antwort genug, vor allem weil das hieß, dass auch Walther Crabbe höchstwahrscheinlich nicht mehr so hinter Voldemort stand, wie dieser es gerne gewollt hätte.
 

***
 

Kurz bevor Blaise und Gregory den Gemeinschaftsraum der Slytherins erreicht hatten, blieb Gregory stehen und hielt den anderen auf.

Er sah ihn finster an und sagte: „Wehe, wenn meinem Vater etwas passiert, Zabini!“

„Was drohst du mir?“, gab dieser zurück. Ahnte jedoch, auf was der andere hinaus wollte.

„Wage es nicht, ihm einen Tee zu reichen, wie deinem Stiefvater Nummer vier!“ Dann war Gregory im Gemeinschaftsraum.

Blaise sah ihm finster nach und murmelte: „Das wurde nie bewiesen.“
 

***

in der Redaktion:
 

Saturn: Das war die beste Halloweenparty, die ich je gefeiert habe.
 

Rest: Wie Recht du hast.
 

Blue: *sich umsehe* Und wo genau sind wir jetzt?
 

Saturn: *öffnet eine Brennspiritusflasche* Wir sind auf dem Friedhof von Little Hangleton. Beenden wir die Party mit einem Barbecue!!!
 

Moonlily: Wie bist du auf die Party-Location gekommen?
 

Saturn: Sieh uns doch an. Wer so Gotik-style-mäßige Roben anhat, kann nur auf einem Friedhof feiern.
 

Blue: Die Kleider sind klasse. *dreht sich in ihrem weit ausladenden dunkelgrünen Kleid*
 

Saturn: Ich weiß. Feiern wir weiter?
 

Rest: *Jubel*
 

Saturn: *grins*
 

Zwei Stunden später
 

FireTiger: Ich will ja nichts sagen, aber ich kann nicht mehr essen.
 

Babyate: Aber es ist noch so viel übrig.
 

Chanti: Frieren wir den Rest ein?
 

Gloomy: Da oben ist ein Haus. Da scheint jemand zu sein.
 

Saturn: HIN!
 

Knock, knock
 

Morwie: *sich argwöhnisch umseh* Ob jemand da ist?
 

Sev: *böse lächel* Da ist bestimmt jemand.
 

Voldi: *öffnet die Tür* *blinzel* Was soll das? Was wollt ihr?? Groupies!!!
 

Saturn: Was? Nein, wir haben… wow, ist das ein Kamin. *geht ungefragt hinein*
 

Moonlily: *murmel* Wie immer höflich.
 

Saturn: Genau wie du.
 

Rest: *folgt ihr* *Jaha, kommt nur, meine Schäfchen*
 

Voldi: Moment Mal, ihr könnt doch nicht einfach so hereinkommen. *Severus muster* Du bist spät.
 

Sev: Ich wurde aufgehalten.
 

Saturn: Abend! *begrüßt sämtliche DE* *Der Dunkle hat seine Anhänger um sich gescharrt*
 

Voldi: *bedrohlich wirk* Was wollt ihr?
 

Blue: Wir haben ein Barbecue auf dem Friedhof gehabt und es ist so viel übrig geblieben und wir sahen Licht und dachten, vielleicht habt ihr ja Hunger.
 

Voldi: *starrt sie sprachlos an*
 

Death Eater: *starren sie fassungslos an*
 

Sev: *murmel* Und ich muss die jeden Tag ertragen.
 

Moonlily: Wen, seine Kollegen oder uns?
 

Blue: *denk* Seine Kollegen natürlich.
 

Sev: Nein, ihr!
 

Saturn: Und? Habt ihr Hunger?
 

Lucius: Ähm, ja.
 

Saturn: *lächel* Sehr schön. *mit Finger schnipp* Gleda.
 

Gleda: *ist nicht ansprechbar* *himmelt Antonin an*
 

Saturn: *Nase rümpf* Wie kann man sich nur so albern benehmen und einen Death Eater anbeten?
 

Sev: *komisch guck*
 

Saturn: Was?
 

Chanti: *holt einen großen Wagen herein* Also, wir haben Rippchen, Steak mit Paprikasauce, Forelle, Toast und noch mal Steak mit Pfeffersauce…
 

D.E.: *langen ordentlich zu*
 

Voldi: Das geht doch nicht? Ihr sprengt meine Versammlung, in der ich unglaublich fiese und niederträchtige Sachen plane.
 

Moonlily: Lass hören.
 

Morwie: Ja, ja.
 

Knacksi: *an einem Toast knabbere* *ja, so ein Spaziergang macht hungrig* Was ist eigentlich dein nächstes Kapitel?
 

Saturn: Es heißt ‚Morrîgan Everett’.
 

D.E.: Was? Die lebt noch? Ist die nicht tot?
 

Sev: Ich hoffe doch, sie ist tot. *erinnert sich an ihr letztes Treffen*
 

Saturn: *böse lächel* Nein, sie lebt und du wirst Gelegenheit haben, sie noch näher kennen zu lernen. *klatsch in die Hände* Also los, Kinder. Lassen wir die Schurken wieder unter sich.
 

Sev: *will sich hinter Francis und Lucius verstecken*
 

Chanti/Gloom/Morwie: *zerren ihn wieder hervor und nehmen ihn mit*
 

Gleda: *auf Antonin deut* Darf ich den auch mit…
 

Rest: Nein!
 

Saturn: Kein Fangirlverhalten in der Redaktion.
 

Rest: … *gehen*
 

Knacksi: Und was passiert noch im nächsten Kapitel?
 

Saturn: Katie besucht Rabastan, die erste Probe des Theaterstück läuft, Harry legt sich Lucius an und Sirius wird endlich von Zaubertränke befreit.
 

FireTiger: Es wird auf jeden Fall lustig.
 

@angel90: Herms Haare wachsen wieder, sie ist nicht nur eine Hexe, sie ist auch begabt.
 

@kittykatty: Sirius und Alexa sind (noch) nicht zusammen.
 

@ Vanadie : Ich habe bis Kap 22 alles fertig. Ich will sie nur nicht all zu schnell hoch laden, da abzusehen ist, das ich im nächsten Jahr wenig Zeit zum Schreiben habe.

Mirabelles Anwesenheit bei den drei Jungs ist noch wichtig, sonst geht mein/Voldis Plan nicht auf.

Und Snape kommt wieder *Sev den Kopf tätschel*
 

Sev: Ey!
 

Saturn: *lächel* Ich fand die Vorstellung von Sirius als Slytherinhauslehrer einfach zu lustig, deshalb musste das sein.

Herms Haare sind nun sehr viel kürzer, weil Draco ihr eine Seite komplett versenkt hat und da hat sie erstmal alles auf eine Länge gebracht. *schnipp schnapp*

Romeo&Julia hatte ich auch überlegt, wurde dann aber überstimmt und so war es Dornröschen, obgleich ich das auch schon oft gelesen habe.
 

@ Nanetta: Ja, Mirabelle spielt jetzt immer mit Harry, Zach und Theo. Wie Harry Herm dazu bekommen hat die Rolle zu tauschen ist wohl geklärt.
 

@ cosmo_lady : Du kannst dir gratulieren, wegen deinem Kommi, von wegen Harry im Kleid, ist das Quttake entstanden. Sowas komm dabei raus, wenn Leserinnen einen auf komische Ideen bringen. *gg* *Sev den Kopf tätschel*
 

Sev: Ey!!

Morrîgan Everett

Kapitel vierzehn – Morrîgan Everett
 

Samstag, 8. November 1997
 

Mittag war gerade vorbei.

Rabastan sah hinter seiner Zeitung vor. Soeben hatte es an seiner Haustür geklingelt.

Wer mochte das sein? Noch während er überlegte, ging er, um zu öffnen. Den Luxus eines Hauselfen besaß er nicht.

Etwas überrascht trat er einen Schritt zur Seite, als Katie schon an ihm vorbeistürmte.

„Das können Sie nicht machen und tatsächlich glauben, dass Sie damit immer durchkommen“, beschwerte sie sich, ohne erst einmal einen guten Tag zu wünschen.

„Was?“, fragte er.

Sie hielt ihm einen Brief entgegen. „Der ist mit einem großen Strauß Rosen im St. Mungo angekommen.“

„Wie haben Ihnen die Blumen gefallen?“

Katie stockte. „Sie waren sehr schön.“ Rabastan lächelte zufrieden.

„Aber das ist nicht der Punkt“, fuhr sie fort. „Sie sagen in dem Brief, wann und wo wir uns treffen werden. Haben Sie auch mal daran gedacht, dass ich auch etwas anderes vorhaben könnte? Sie können doch nicht einfach so bestimmen, wann ich wo hinzugehen habe. Inzwischen bestimmen Sie meine ganze Freizeit.“ Katie holte Luft und Rabastan hakte ein: „Sind Sie denn nicht gerne mit mir zusammen? Haben Sie keinen Spaß an den Ausflügen? Der Zoo, das Theater? Sie sagten, es habe Ihnen gefallen.“ Er sah sie nun doch verständnislos an und Katie seufzte.

„Darum geht es doch gar nicht. Ich weiß, was Sie tun. Ihr Werben ist kaum misszuverstehen, aber Sie müssen mich erst einmal fragen, ob ich Zeit habe, bevor Sie planen. Meine ganzen Kollegen machen sich bereits lustig über mich. Eine Hochzeit?“ Katie hielt wieder die Karte hoch. „Sie wollen, dass ich Sie auf eine Hochzeit begleite?“

„Ich bin der Trauzeuge“, entschuldigte sich Rabastan und dirigierte Katie ins Kaminzimmer. Dort stellte er ihr eine Tasse Tee bereit und nötigte sie, ihren Umhang abzulegen und sich zu setzen. Die Hexe saß auch schon, als sie wieder aufsprang. „Sie tun es schon wieder“, beschwerte sie sich. „Sie lassen mich nicht alleine entscheiden.“

Nun war Rabastan verwirrt. „Es ist mit Umhang zu warm in den Räumen und sicher sind Sie hergelaufen. Ihre Schuhe sind ganz nass“, entschuldigte er sein Verhalten. Katies Miene wurde weich. In der Tat war ihr leicht warm und ihre Füße taten ihr nicht nur von dem Weg, sondern auch von der Arbeit weh.

Er überlegte und fragte dann: „Würden Sie gerne eine Tasse Tee haben?“

Sie nickte.

„Bitte, setzen Sie sich doch.“

Katie tat es und Rabastan schenkte ein. „Das ist eine ganz besondere Mischung. Achten Sie auf die feine würzige Note.“

Katie trank und stellte dann lächelnd die Tasse ab. Der Tee stimmte sie milde.

„Und nun zu Ihren anderen Vorwürfen. Vielleicht war ich wirklich etwas einnehmend.“

„Etwas?“ Katie hob eine Augenbraue.

„Etwas sehr“, räumte Rabastan ein. „Aber doch nur, damit Sie mir keinen Korb geben können.“

„Woher wollen Sie wissen, dass ich das tun würde, wenn Sie mich nie fragen?“

Nun nickte Rabastan und sagte dann: „Würden Sie mich auf die Hochzeit begleiten?“

Katie schien zu überlegen und sagte dann: „Leider kann ich nicht.“

„Wieso nicht?“

„Die Hochzeit ist in einer Woche und ich habe kein passendes Kleid.“ Das musste der Zauberer doch einsehen. „Außerdem, als Paar zu einer Hochzeit zu gehen, kommt einer Verlobung gleich.“

Rabastan sank in sich zusammen.

„Und wenn ich allen versichere, dass wir nicht verlobt sind? Ein Kleid finden wir ganz sicher. Wir gehen am besten gleich los und…“

„Sie tun es schon wieder“, sprang nun Katie auf. „Fragen Sie mich.“

Rabastan stand auf und sagte: „Ein Vorschlag. Wir gehen los und suchen nach einem Kleid und wenn wir eins gefunden haben, begleiten Sie mich nächste Woche. Als gute Freundin, nicht als Verlobte.“

Katie nickte lächelnd: „Einverstanden, unter einer Bedingung.“

„Jede.“

„Wir lassen das alberne ‚Sie’.“

„Gut“, nickte Rabastan.
 

Sonntag, 9. November 1997
 

In Hogwarts schien die Sonne vom klaren Himmel.

Die Kulissen für das Theaterstück waren dank Magie sehr schnell wieder hergestellt und der Tag der ersten Probe war gekommen. Hermione hatte das Gefühl, als hätte sie vor Aufregung kein Auge zu getan.

„Du liebe Güte, Hermione!“, rief Parvati erschrocken. „Konntest du nicht schlafen?“

Die Gryffindor schüttelte ihre Locken.

„Nicht eine Minute“, gestand sie und gähnte.

„Draco?“, fragte Lavender leise. Die andere nickte.

„Bist du in ihn verliebt?“ Parvati riss die Augen auf. Hermione sah erschrocken auf und Lavender fuhr Parvati an: „Unsinn. Sie hat einen schweren Tag vor sich. Heute ist die erste Probe und sie muss Draco küssen.“

Parvati sah zu Herm. „Ach so, entschuldige. Ich habe vergessen, dass du ihn ja nicht ausstehen kannst.“

„Ähm, genau!“, nickte Hermione.

„Wir sollten frühstücken.“ Kleinlaut ging die Inderin und Herm flüsterte leise zu Lavender: „Danke.“

„Keine Ursache. Ich werde dich nicht verraten.“
 

***
 

„Sieh nur, da kommt deine Prinzessin“, feixte Blaise leise und deutete zu Hermione, die in dem Moment in die Große Halle kam. Draco sah unwillkürlich auf. Hermione sah völlig übernächtigt aus. Seine Laune sank ins Bodenlose, als er über den Grund nachdachte.

Heute sollte die erste Probe sein. Sicher schüttelten sie Ekelkrämpfe bei den Gedanken daran.

Er legte seine Gabel ab und stand auf. Er hatte keinen Hunger mehr.
 

***
 

„Neville, was soll das werden?“, fluchte Dean. Er, Neville und Seamus spielten zusammen mit fünf Rawenclaws die Hecke und gerade stolpern sie über die Bühne.

„Ich wachse“, fauchte Neville zurück.

„Hör auf damit, du zerrst an meinem Arm“, meckerte Dean.

„Du musst ja auch mitwachsen“, belehrte ihn nun Seamus. Der hatte damit auf der anderen Seite begonnen.

„Ihr macht mich krank“, verdrehte Dean die Augen und rief zu Blaise: „Regie. Die beiden Spinner wollen permanent wachsen.“

„Die Hecke wächst doch noch gar nicht. Erst einmal kommen die Feen“, warf Lavender ein.

„Ganz genau“, nickte Blaise und winkte Gregory zu.

Dieser kam hineingestapft und alle brüllten vor Lachen, als auch noch Vincent, Fee Zwei und Justin Fee Drei angetrampelt, anders konnte man es nicht bezeichnen, kamen.

Selbst Draco vergaß kurz seinen Kummer und grinste. Hermione beobachtete ihn heimlich und seufzte tonlos. Lavender tätschelte ihr mitfühlend die Schultern. Nun schwebten auch die anderen Feen herein und bauten sich um die Wiege auf. Auf einem Thron saßen Harry und Laureen.

„König Zwei!“, rief Blaise. Das war Dracos Stichwort. Am Anfang des Stückes würde er sozusagen seinen Großvater spielen, um am Ende als dessen Enkel wieder aufzutauchen, um Dornröschen den Armen Morpheus’ zu entreißen, wie Blaise verkündet hatte.

Draco war es gleich. Er nahm es hin, wie es war.

„Werter Gast, König!“, rief Harry. Es sollte eigentlich ein freundschaftlicher Gruß sein, doch irgendwie mischte sich ein drohender Unterton mit ein.

„Herr Gastgeber, König!“, gab Draco in dem gleichen Ton zurück.

Frechheit, er musste zu Potter aufsehen, das war doch unglaublich.

„Die Feen sind da“, kam Zacharias herein gestolpert.

Harry sah zu dem Hufflepuff hinunter. „Ja, natürlich, sie stehen ja vor mir“, sagte er verwirrt. Zacharias sah auf seinen Text.

„’tschuldigung, falsche Zeile.“ Er räusperte sich. „Das Essen ist serviert.“

„Ihr habt mich nicht eingeladen!“, rief da Theodor hinter dem Vorhang. Er wollte offenbar dramatisch hervorgesprungen kommen, doch er verhedderte sich im Vorhang und fiel.

Sein Rock rutschte ihm hoch und nicht nur unrasierte Männerbeine wurden sichtbar.

„Sind das Elefanten auf der Unterhose?“, fragte Fee Zwölf, Ginny, die für Lavender eingesprungen war, ihre beste Freundin, Fee Elf, Annica, die leise kicherte.

„Oh bitte, Nott!“, rief Zacharias und hielt sich die Augen zu. Theodor rappelte sich auf und strich sein schwarzes Kleid wieder glatt.

„Ich habe doch nur …“, weiter kam er nicht, denn Blaise unterbrach die Probe.

„Machen wir weiter bei Szene 14. Dornröschen erwacht. Und alle anderen lernen erstmal ihren Text.“ Alle sahen nun zu Hermione, die am Rand der Bühne stand. Draco wagte es kaum sich umzudrehen.

Doch sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er schluckte. Hermione raffte die Röcke und schritt die Stufen empor.

Ohne Zweifel hatte Hermione das schönste Kleid und es stand ihr außerordentlich.

Sie musste umwerfend aussehen, wenn ihre Frisur erst gesteckt und mit Rosen verziert und das Kleid vervollkommnet war.

Mirabelle hatte sich angeboten, Lavender am Tag der Aufführung dabei zu helfen.

Noch immer sahen alle zu Herm, als sie nun zu der Bahre, die bereitstand, ging und sich darauf nieder ließ. Und noch immer hatte Draco nicht den Blick gehoben.

„Hecke!“, brüllte Blaise und die acht stolperten auf die Bühne und stellten sich zwischen Draco und Herm. Die anderen waren zur Seite gewichen.

„Zieh dein Schwert, Draco und dann los!“, kommandierte Blaise und Draco tat, was man ihm sagte. Er war nicht mehr fähig, alleine zu denken.

Neville duckte sich vor Draco weg. Dieser musste einen Furcht einflößenden Gesichtsausdruck haben, denn auch die anderen wichen erschrocken zurück, als Draco auf sie zukam.

„Ihr dürft doch nicht vorher wegrennen“, meckerte Blaise.

„Aber“, Dean deutete auf Draco und Blaise riss die Augen auf.

Draco sah aus, als würde er in eine Schlacht ziehen. Bei allen Drachen, er sollte das Mädchen doch nur küssen, das hatte er schon tauschend mal bei anderen gemacht.

Dracos Lippen waren verkniffen. Kleine Schweißperlen sammelten sich unter seinem albernen Hut und die Faust ballte sich fest um den Griff des Holzschwerts. Sein Gesicht war blasser als sonst.

Vor der Bahre, auf der Hermione mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen lag, blieb er stehen.

Draco sollte nun eigentlich sagen: „Wach auf, meine Schöne“, doch er bekam keinen Ton heraus. Er wurde des Textes enthoben, weil die Hecke mal wieder für Aufregung sorgte.

„Seamus, verflucht, was tust du?“, schimpfte Dean.

„Malfoy hat mich getroffen, ich blute.“ Besagter Täter wandte sich von Hermione ab und drehte sich um.

„Erzähl keinen Unsinn“, sagte Lavender und kam auf den Gryffindor zu. Auch Herm richtete sich auf. Einen kurzen Augenblick sah sie deprimiert zu Draco, doch dann stand sie auf und lief an ihm vorbei zu ihren Hauskollegen. Die Probe wurde beendet und alle verließen den Raum. Zurück blieb Draco, der sich geschlagen auf die Bahre setzte und den Kopf hängen ließ.

Er bemerkte gar nicht, wie jemand zurückkam.

Blaise blieb vor ihm stehen und sagte leise: „Das war deine Chance herauszufinden, was du wirklich von ihr willst. Nur einen Kuss oder sie.“

Draco hob den Blick und Blaise fuhr fast erschrocken zusammen. Der Vertrauensschüler sah schlimmer aus als ein Häufchen Elend.

War es der Schlafmangel?

Oder die unerfüllte Liebe?

„Ich weiß, was ich will“, sagte Draco leise.

„Und?“ Blaise wollte es gar nicht hören und schüttelte leicht den Kopf, als er die Antwort vernahm.

„Sie?“, wiederholte er Dracos Antwort und seufzte mitfühlend.

„Und sie darf das nie erfahren.“

Blaise nickte. „Keine Sorge, von mir erfährt es niemand.“

„Auch nicht Lavender“, beschwor Draco ihn.

„Nicht in meinen wildesten Nächten“, nickte Blaise ernsthaft.

Draco rutschte ganz auf die Bahre hinauf. Plötzlich war er unglaublich müde. Blaise ging hinter die Bühne und Draco legte sich hin und schlief ein.

Die Müdigkeit verlangte nun doch nach Schlaf.
 

***
 

Hermione fluchte. Sie hatte ihr Textbuch in der Aufregung im Probenraum vergessen. Sie öffnete leise die Tür und schlüpfte hinein. Schnell hatte sie das blaue Heft gefunden und wollte schon gehen, als ihr Blick auf die Bühne und dort auf die Bahre fiel. Sie wollte nicht und dennoch ging sie darauf zu. Sie blieb davor stehen und sah zu Draco hinunter, der tief und traumlos schlief.

Sie lächelte und strich sanft eine Strähne aus seinem Gesicht. Er rührte sich nicht.

Und dann, sie wusste nicht warum, beugte sie sich hinunter und küsste ihn auf die leicht geöffneten Lippen. Als sie die Wärme spürte, wurde sie sich bewusst, was sie tat und fuhr erschrocken hoch, ging ein paar Schritte zurück und beobachtete Dracos Gesicht. Doch der Slytherin rührte sich noch immer nicht. Da drehte sich Hermione um und verließ fast fluchtartig den Raum.

Langsam schob sich der Vorhang ein Stück zur Seite und fassungslos starrte Blaise der Gryffindor nach.

Hatte er sich gerade verguckt?

Er blickte zu Draco, der sich im Schlaf drehte und auf den Boden fiel, wovon er jäh erwachte. Die Bahre war schmaler als ein normales Bett und aus dem fiel Draco schon des Öfteren, vor allem in den Morgenstunden.

Blaise ließ den Vorhang wieder zurück fallen und trat einen Schritt nach hinten.

Er lächelte.

Das, was er eben gesehen hatte, war ja höchst interessant.
 

Sonntag, 9. November 1997
 

Laureen runzelte die Stirn. Wie konnte Harry nur so leichtsinnig sein und sich, nachdem Amanda Green aus ihrer Klasse gestorben war, weiterhin mit den beiden gefährlichsten Death Eatern treffen, die es gab?

Sie setzte sich vor den Spiegel und wartete. Die Hand der hölzernen Elfe klopfte auf das Glas und nun hörte Laureen auch, was gesagt wurde.

„Wie geht es Theodor?“, wurde Harry begrüßt.

„Ganz gut. Parvati hat ihn über sein letztes ‚S’ in Zaubertränke hinweggetröstet.“

Francis nahm das mit missmutiger Miene auf. „Nur ein ‚S’. Wenigstens in der Hinsicht könnte er sich an Timothy ein Beispiel nehmen.“

Harry grinste. „Der kleine Nott macht Ärger, habe ich gehört.“

„Timothy weiß nur nicht, wohin mit seiner Begabung“, wies Francis jede Kritik von seinem Sohn.

Harry zuckte mit den Schultern. Na, dann eben so. „Er könnte reich werden, wenn er Nachhilfe in Hogwarts geben würde.“

„Und mit dem Professor könnte er anfangen“, spottete Francis. „Dumbledore wird wirklich alt, wenn er ausgerechnet Black in dieses Fach steckt.“

„Ja, das stimmt. Severus hat einmal erzählt, dass er eine Explosion von Blacks Kessel verhindert hatte. Das war wohl in der fünften Klasse.“

Harry hörte interessiert zu, hier gab es Geschichten von Erziehungsberechtigten zu hören und die waren immer interessant.

„Dann hat Snape also Sirius doch gemocht“, mutmaßte er.

„Nein, nur Severus’ Flamme stand in der Nähe und die wäre mit drauf gegangen.“

Snape sollte verliebt gewesen sein? Kaum vorstellbar. Lucius ließ sich Zeit, doch er kostete jede Minute aus, als er nun nachsetzte: „Er war in Lily verliebt. Stell dir vor, wäre nicht James gewesen, dann würdest du jetzt nicht Potter, sondern Snape heißen.“

Harry wurde schlecht.

„Gibt es in diesem Haus ein Klo?“, fragte er ganz grün im Gesicht und Francis wies auf eine Tür. Harry verschwand dahinter und Francis sah Lucius kopfschüttelnd an.

„Wie soll der Junge uns je vertrauen?“

„Sagtest du nicht mal, du vertraust noch nicht mal mir, Francis?“

„Natürlich nicht, du bist eiskalt und berechnend.“ Francis setzte sich auf einen Stuhl und wartete. Harry kam wieder zurück. Er trocknete seine Hände an seinem Umhang und nahm ebenfalls Platz.

„Wissen Sie was? Ich habe ein Haus geerbt.“

„Ja, wissen wir schon“, nickte Lucius.

„Woher?“

Francis lächelte: „Das hier ist dein Haus. Was glaubst du, warum wir uns so gefahrlos hier treffen können?“

Harry glotzte den Death Eater an und stotterte dann: „Sie … Sie kommen einfach ungefragt in mein Haus?“

„Wir mussten schnell handeln und das war die beste Lösung, das musst selbst du einsehen“, sagte Lucius.

„Ja, kann sein“, meinte Harry mürrisch.

„Schluss jetzt damit. Wir sind nicht nur zum Spaß hier.“ Francis holte ein Blatt hervor und schob es Harry hin.

„Schon mal gesehen?“

Harry betrachtete sich die Zeichnung und schüttelte dann den Kopf.

„Was ist das? Sieht wie eine Münze aus.“

„Das ist Fortunas Siegel. Flint hatte es aus dem Ministerium stehlen wollen, wurde dabei geschnappt und nach Azkaban gebracht.“

„Ja, stimmt“, nickte Harry. Er erinnerte sich.

„Man muss schon sehr dumm sein, ins Ministerium einzubrechen.“, schnaubte Lucius und sah zu Harry, der den Blick finster zurückgab. Er sagte nichts.

„Immerhin, er hat den Imperio angewandt, das ist schon eine beachtliche Leistung“, bemerkte Francis. Lucius zischte verächtlich: „Das Märchen glaubst du doch nicht wirklich.“

„Warum sonst hätte dieser Weasley ihm helfen sollen?“

Da hob Harry den Kopf.

„Weasley?“, fragte er nach.

„Ja, der in Rumänien ist, der mit dem Drachentick.“ Francis suchte nach dem Namen.

„Charlie?“

„Genau, Charlie“, rief Francis aus und wandte sich wieder an Lucius. „Oder willst du behaupten, der hätte Flint freiwillig geholfen? Warum hätte er das tun sollen?“

Ja, warum? Denn dass Charlie unter dem Imperio stand, glaubte Harry nicht eine Sekunde. Er selbst hatte den Fluch von sich abschütteln können. Einem Drachenbändiger sollte das auch nicht so schwer fallen.

„Aber wenn es kein Imperio war und Flint das Siegel nicht für Voldemort gestohlen hat…“, begann der jüngste der drei zu überlegen.

„Dann ist Flint ein Verräter“, beendete Francis den Satz.

„Noch einer“, setzte Harry nach.

Lucius sah ihn scharf an und fragte: „Du hast doch nicht irgendjemand von uns erzählt?“

„Nein, erst neulich habe ich gehört, wie selbst Goyle und Crabbe fest davon überzeugt sind, dass Sie die treuesten Anhänger unter den Death Eatern sind“, winkte Harry ab.

„Er fasst zu uns Vertrauen“, seufzte Francis gerührt und Harry sah ihn misstrauisch an.

Daher hatte Theodor also diesen gerührten Blick.

„Jetzt sehen Sie aus wie Ihr Sohn neulich“, meinte Harry trocken. „Ich meine Antony Goyle“, nahm er Lucius’ unausgesprochene Frage auf. „Er heiratet Mrs Zabini.“

„Das wissen wir“, fegte Francis ungeduldig darüber hinweg.

„Und sagte wohl zu Gregory, dass er wünschte, Voldemort wäre nicht mehr an der Macht.“

Lucius und Francis lehnten sich nachdenklich zurück. Das waren höchst interessante Neuigkeiten.

„Andererseits hören Walther und Antony ohnehin auf dich“, warf Francis ein und sah zu Lucius.

„Aber so ist es einfacher. Es ist gut, die beiden auf unserer Seite zu wissen.“

Unsere Seite? Harry atmete auf. Ab und zu wartete er fast darauf, dass sich alles als böse Intrige von Voldemort entpuppte. Doch irgendwas ließ ihn daran zweifeln.

Er wusste nur noch nicht, was es war.

Da schob ihm Francis ein zweites Papier hinüber. Darauf waren zwei Mädchen abgebildet.

Harry erkannte sie sofort.

„Das sind Mirabelle und Josephine“, sagte er verblüfft. Die beiden Älteren sahen sich kurz an und wurden neugierig.

„Du kennst sie?“

„Sie sind zu Halloween regelrecht über Hogwarts abgestürzt. Mirabelle ist jetzt in Rawenclaw und ihre Schwester lebt, so weit ich weiß, in London.“

„Wo?“, bohrte Lucius sofort nach. Harry sah ihn an und lächelte: „Das wüssten Sie jetzt gern, nicht?“

„Ja, das tun wir in der Tat. Weißt du, dass wegen den beiden eine Schülerin von euch gestorben ist?“

„Green?“

„Ja, so hieß sie wohl.“ Francis sah Harry ernst an, als er fragte: „Wo ist die Schwester?“

„Sie wohnt bei einem Freund“, wich der Jüngere aus.

„Kann er sich verteidigen.“

„Ja.“

„Das ist gut. Die zwei sind also in Sicherheit, das ist gut“, atmete Francis auf.

„Wer sind sie?“, wollte Harry wissen.

„Hat Dumbledore es nicht gesagt?“

„Nein“, schüttelte Harry den Kopf und war nun sicher, dass er es auf jeden Fall wissen wollte, doch Lucius lächelte: „Dann ist es auch nicht wichtig für dich.“

„Sie sind ein…“, begann Harry, doch Francis sah ihn warnend an.

„Du solltest langsam gehen, nicht dass man dich noch vermisst.“ Harry nickte kurz.

„Theodor geht es gut?“, fragte er noch einmal und Harry nickte wieder. Er wünschte, er hätte einen Vater gehabt, der sich solche Sorgen machte. Kaum vorstellbar, dass alle Welt Nott fürchtete. Andererseits wusste Harry nur zu gut, dass die beiden Zauberer vor ihm auch eine ganz andere Seite hatten.

Er sah zu Lucius hinüber. Der würde sicher nicht nach Draco fragen, doch Harry war ein netter Mensch und so versetzte er Lucius einen Hieb, als er sagte: „Ihr Sohn allerdings macht selbst Professor McGonagall Sorgen. Wegen ihm haben die Slytherins das letzte Spiel verloren. Er wurde von einem Quaffel vom Besen gekickt, weil er in der Luft schwebte und in einen der Zuschauertürme gestarrt hatte.“

„Welchen Zuschauerturm?“, fragte Lucius.

„Sollten Sie nicht lieber fragen, wie es ihm geht? Was sind Sie für ein Vater?“, fragte Harry, streute Flohpulver ins Feuer und verschwand. Der Fluch von Lucius traf nur noch die Rückwand des Kamins.
 

Montag, 10. November 1997
 

Albus Dumbledore ließ sich aufatmend in seinen Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen und sah zu seinem Phönix, der sich gerade ausgiebig putzte.

Da klopfte es und er sah verwirrt auf, doch statt auf ein ‚Herein’ zu warten, stürmte der Besuch bereits den Raum.

„Na schön, Grandpa, du hast gewonnen“, sagte Alexa und sah Albus fast böse an.

Dieser hob verwirrt die Augenbrauen.

„Guten Morgen“, erwiderte er ihren nicht vorhandenen Gruß und kam um den Tisch herum auf sie zu.

„Es ist schön, dich zu sehen.“

„Aber das ist eine ganz hinterhältige Nummer von dir. Ausgerechnet Sirius? Der wird dir die Schule unter dem Hintern wegbomben“, malte sie Alpträume an die Wand und Albus lächelte.

Alexandra setzte ihre schmollende Miene auf.

„Du hättest mich auch einfach fragen können.“

„Das habe ich“, wies er sie darauf hin.

„Ja, für ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’“, begehrte Alexa auf. „Du weißt genau, dass ich keine zukünftigen Auroren ausbilden werde. Zufällig habe ich viele Freunde und Familie unter den Schwarzmagiern.“

Er legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter und sagte: „Jetzt setz dich erstmal und beruhige dich.“

Alexa atmete tief ein und sah zu dem Bild, in dem ihre Mutter sie milde anlächelte.

„Hallo, Mom“, grüßte sie den Zwilling.

„Hallo, Schätzchen.“

Albus stellte ihr eine Tasse hin und fragte: „Dann wirst du also den Unterricht für Zaubertränke übernehmen?“

„Ja.“

„Und Pfützensee?“

„Sie finden einen anderen. Ich war nicht die Einzige, die sich beworben hatte. Ich war nur die Beste.“

Alexa sah ihren Großvater an, als ihr etwas einfiel: „Und weißt du was? Eine von ihnen sah aus wie Mommy. Nur die Augen waren blau. Sie ist seit fast zwei Wochen spurlos verschwunden. Im Schloss war die Hölle los.“

Alexa schlürfte an ihrem Tee und murmelte: „Ich hoffe, es geht ihr gut.“

„Es geht ihr bestens. Sie und ihre Schwester sind zu Halloween hier eingetroffen.“

Alexa richtete sich auf. „Das müssen wir…“

„Nein. Niemand soll wissen, dass sie hier sind. Am allerwenigsten irgendwelche Death Eater. Weißt du, wer sie sind?“

Alexa sah unsicher von Albus zu dem Bild ihrer Mutter, schüttelte dann aber den Kopf.

„Das sind die Töchter von Bellatrix und Rodolphus“, setzte Albus nach und Alexa riss die Augen auf.

„Die Lestrangetöchter? Aber sie galten als verschollen.“

„Sie hatten ein gutes Kindermädchen, das sie zu verstecken wusste. Auch ich habe erst davon erfahren, als sie in unserem Krankenflügel lagen.“

Alexa verstand. „Wo ist Severus.“

„Auf der Suche nach dem Kindermädchen.“

„Allein?“ Die Gerüchte von der Hexe waren selbst bis zu ihr gedrungen.

„Nein, er hat Hilfe“, lächelte Albus und Alexa lehnte sich wieder zurück.

„Wann kannst du anfangen?“

„Morgen, denke ich.“

„Gut.“
 

***
 

„Ich weiß nicht, ich muss meine Mannschaft fragen.“

Harry sah unschlüssig zu seinen Spielern, die abwartend da standen.

„Ach, komm schon. Nur ein Spiel. Wir haben eine Neue und müssen sie integrieren.“

Mirabelle sah ihn entschuldigend lächelnd an. Sie hatte nicht auf das Training bestanden, doch Laureen war eine gute Kapitänin und sie hatte darauf gedrängt. Nun jedoch hatte die neue Jägerin, und nicht nur sie, das Gefühl, als würde viel mehr dahinter stecken. Sie erinnerte sich, wie sich die drei bei dem Pokerspiel, kurz bevor sie sich zu erkennen gegeben hatte, unterhalten hatten.

Offenbar lief was zwischen den Kapitänen und ganz deutlich sichtbar war es, dass Laureen Harry wegen irgendwas grollte. Doch entweder sah er das nicht oder ignorierte es. Nun jedoch sah Laureen ihn flehend an, schließlich hatte sie ein Ziel und Harry seufzte. Er wandte sich um und fragte: „Was sagt ihr?“

Die Mitspieler zuckten mit den Schultern. Ein allgemeines Murmeln war zu hören, das sowohl ja, als auch nein hätte heißen können.

„Halbe Stunde, bis eure neue Jägerin sich eingespielt hat.“

Laureen nickte leicht. „Vielen Dank.“

Dann erhob sie sich bereits in die Lüfte und Harry wurde das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckte.

Er sah nicht das Funkeln in Laureens Augen, die leicht wütend war.
 

***
 

Severus Snape seufzte stumm und stützte seinen Kopf in seine Hand. Seit zehn Tagen nun suchte er Noelle Nouveau, doch die Hexe war wie vom Erdboden verschluckt.

Sie war Azkaban nicht entkommen, doch sie war auch nicht mehr dort.

Wie war das möglich?

Als Gestaltwandlerin standen ihr einige Möglichkeiten offen, doch im Ministerium hatte man ihm versichert, dass der Teil, in dem Noelle saß, damals, als die Massenflucht der Death Eater alle in Angst und Schrecken versetzt hatte, unversehrt geblieben war.

Severus war sogar in das Gefängnis gefahren und ihm war es absolut unvorstellbar, wie Leute das mehr als einen Tag aushielten.

Unwillkürlich hatte er plötzlich großen Respekt vor Sirius, Bella und all den anderen, die das über Jahre ertragen hatten.

Die Zelle, in der Noelle gesessen hatte, war leer.

Severus verstand das nicht.

Nun saß er an dem Tisch, vor ihm war eine heiße Schokolade und er dachte nach. Er wusste, dass Noelle nicht ausgebrochen war. Doch in ihrer Zelle war sie auch nicht mehr.

Sein Blick glitt zu dem Raben, der auf dem Fensterbrett saß und sich putzte.

„Was sagst du dazu?“, sprach er das Tier an. Nicht dass er eine Antwort erwartete, inzwischen bezweifelte er sogar, einen Animagus vor sich zu haben.

Er hatte den Magier nie in Menschengestalt gesehen.

Severus sah das Tier nun scharf an.

„Du bist nicht Noelle Nouveau“, sagte er. Das wäre in der Tat ein übler Streich. Nachdenklich drehte Severus den Ring an seinem Finger, den er trug, seit er ein Death Eater war. Ironischerweise war ein Rabe eingeprägt.

Der Zauberer rührte wieder in seiner Tasse.

„Wo ist sie nur?“

Der Rabe kam plötzlich zum Tisch geflogen und sah Severus in die Augen.

„Was willst du? Einen Schluck Schokolade?“, fragte Severus belustigt.

Das Tier ließ ihn nicht aus den Augen und watschelte weiter auf ihn zu. „Offenbar nicht“, murmelte Severus.

Noch immer wartete der Vogel und der Mann gab es auf.

„Wenn du mir etwas sagen willst, dann verwandle dich verdammt noch mal zurück. Ich kann deine Gedanken nicht lesen.“

Der Rabe kam noch näher, seine Krallen bogen sich um die Tischplatte und er streckte seinen Kopf entgegen. Severus rückte unwillkürlich ab und das Tier sprang auf sein Knie.

Leichtes Unbehagen stieg in dem Zauberer auf.

Diese Augen wirkten bedrohlich.

Das Tier öffnete den Schnabel und krächzte laut. Severus hob eine Hand und bedeutete dem Tier zu schweigen, doch es krächzte in einem fort.

Die anderen Bewohner dieses Gasthauses würden es unweigerlich hören.

„Mach doch, was du willst, verfluchter Bastard“, knurrte Snape und legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke.

Er musste nachdenken. Kaum zu glauben, dass er sich von einem lächerlichen Vogelvieh ablenken ließ.

Das Tier verstummte und Severus schloss seufzend die Augen.

Wo ist sie, fragte er sich. Wo nur?

Seine Gedanken drifteten davon. Er wanderte wieder durch Azkaban, versuchte sich an jede Kleinigkeit in der Zelle zu erinnern.

Er spürte die Kälte erneut in sich aufsteigen, doch es war nur eine Erinnerung, das wurde ihm nur zu deutlich, als sich die Krallen von dem Raben durch den Stoff zu bohren schienen.

Er hatte etwas übersehen, aber was?

Die Zelle war leer gewesen. Er hatte sie nicht betreten, doch sie war definitiv leer gewesen.

Wieder legte sich ein seltsames Gefühl über ihn.

War das Fenster offen? Etwas streifte seinen Hals.

Severus zog die Augenbrauen zusammen.

Seine Gedanken wurden unterbrochen. Jemand war im Raum, die Krallen des Raben bohrten sich nicht länger in sein Knie und Severus’ Kopf schnellte zurück und er riss die Augen auf, doch nichts hätte ihn darauf vorbereiten können, was er jetzt sah.

Der Animagus war in seine menschliche Gestalt gewechselt und ein warmer Körper saß nun auf Severus’ Knien und schmiegte sich an ihn.

Weiße Arme umschlangen seinen Hals und das Gesicht wurde hinter roten Haaren verborgen.

„Guten Abend, Severus“, sagte eine Stimme dicht neben seinem Ohr.

Das Gesicht einer zierlichen Hexe kam hinter der Lockenkaskade zum Vorschein, als sie nun etwas abrückte und ihn aus schwarzen Augen ansah.

„Morrîgan Everett“, murmelte er fassungslos und sie lächelte:

„Du erinnerst dich.“
 

***
 

in der Redaktion:
 

Sev: *schnappt nach Luft* Das hast du es wirklich getan?
 

Saturn: JA! Gestatten, Morrîgan, die Mutter von deinem zukünftigen Sohn Magnus Snape.
 

Blue: Also, ich finde sie gut gelungen.
 

Moonlily: Aha, jetzt wird Snape also auch noch verkuppelt. ^_^
 

Saturn: Alle werden verkuppelt…
 

Blue: Warum hat Voldi denn keine Freundin.
 

Knacksi: Das ist eine gute Idee.
 

Babyate: Bring sie nicht auf komische Gedanken.
 

Chanti: Wen haben wir denn noch?
 

Gloomy: McGonagall.
 

Saturn: *in die Kamera lächle und darüber hinweg geh* Nächstes Kapitel heißt: ‚ein unerhörtes Brautpaar’. Antonin und Antaia werden offiziell zu Eheleuten.
 

Babyate: Und Rabastan und Katie inoffiziell verlobt.
 

Saturn: Genau.
 

Morwie: Wie kann man denn inoffiziell verlobt sein?
 

Saturn: Wenn man eine Schwägerin namens Bellatrix hat, die in mancher Hinsicht mehr als konservativ ist. Ja, sie legt Rabastan auf, dass er erst mit Katie schlafen darf, wenn er bereit ist, sie zu heiraten.
 

Gleda: *umfall* Und das in der heutigen Zeit.
 

Blue: Das Problem ist sicher nicht, dass er nicht will.
 

FireTiger: Sondern sie!
 

Chanti: Wieso weiß eigentlich Bellatrix von Rabastan und Katie?
 

Gloomy: Wie ich Saturn kenne, lässt sie die in die Hochzeiten platzen.
 

Saturn: *strahl* Genau!
 

@Miralana-sama: Date Rabastan & Katie? Mhmm, wäre ja eine Rückblende wert.
 

@kittykatty: Das wäre ein Outtake wert und das nenne ich dann … *überleg* „Voldi allein im Wald“

Ein unerhörtes Brautpaar

Kapitel fünfzehn – Ein unerhörtes Brautpaar
 

Montag, 10. November 1997
 

Theodor sortierte seine zwei Karten, die er in der Hand hielt und betrachtete eingehend sein Blatt und die fünf Karten auf dem Tisch. Soeben hatte Mirabelle die Setzrunde beendet. Theodor war nun an der Reihe. Er hatte rein gar nichts, was man brauchen könnte, noch nicht einmal ein lumpiges Pärchen.

Dennoch setzte er neu.

„Hast du dich eigentlich mit deiner Freundin immer noch nicht vertragen?“ Die Frage war an Harry gerichtet. Der hob den Kopf, warf seinen Einsatz in die Mitte und sagte: „Laureen ist nicht meine Freundin und wir haben uns nicht gestritten.“

„Erstaunlich, dass du weißt, wen Theodor gemeint hat“, gab Zacharias zu bedenken und schob auch seinen Einsatz zu den Chips in der Mitte.

„Aber schon seltsam, sie hat dich bei eurem gemeinsamen Training mit dem Quaffel attackiert und dabei bist du noch nicht mal Hüter.“

Harry sah verwundert von Theodor zu Zacharias. Woher wussten die das? Die waren doch gar nicht dabei.

Dann blieb sein Blick an Mirabelle ihm gegenüber hängen. Alles klar. Das Mädchen redete nicht viel, aber wenn, dann waren es immer interessante Neuigkeiten.

Mirabelle war sich jedoch keiner Schuld bewusst. „Ich habe nur gefragt, ob ihr zusammen seid.“

„Nein, sind wir nicht“, knurrte Harry, sah auf sein Blatt, er war mal wieder an der Reihe und warf die Karte in die Mitte.

„Aber er wäre es gern. Weißt du, Harry tut sich schwer mit Frauen. Wie damals mit Cho“, laberte Zacharias weiter und bekam einen heftigen Fußtritt gegen das Schienbein.

„Kein Grund zu treten, Harry“, kommentierte der Hufflepuff ungerührt.

„Wer ist Cho?“ Mirabelle sah von ihrem Blatt zu Harry, doch der schüttelte nur den Kopf.

So antwortete Theodor: „Ein Mädchen aus Rawenclaw, war ein Jahr über uns und eine gute Jägerin. Amanda Green aus deiner Klasse hat ihren Platz im Team eingenommen.“

„Green ist tot“, warf Zacharias ein und legte sein Blatt dann auf den Tisch. „Passe.“

„Weiß man schon, was passiert ist?“

„Death Eater. Deshalb ist das nächste Hogsmead gestrichen“, erzählte Zacharias weiter. Harry war leicht fassungslos. Seinen Mitspielern schien es irgendwie gleichgültig zu sein, dass sie von einer toten Mitschülerin sprachen. Sein Blick ging zu Mirabelle, doch auch sie verzog keine Miene.

„Mirabelle hat jetzt ihren Platz im Team“, sagte Zacharias und Theodor nickte anerkennend. „Kaum an der Schule und schon im Quidditchteam. Ist sie gut?“ Die letzte Frage war an Harry gerichtet.

„Was fragst du mich?“, entgegnete dieser leicht fassungslos. Ja, waren die anderen drei aus Eis?

„Ich dachte, du und deine Freundin unterhaltet euch auch mal.“

„Laureen ist nicht meine Freundin.“

„Ja, ja. Du wiederholst dich.“ Theodor winkte genervt ab. „Wer ist denn noch im Spiel?“

Harry und Zacharias schüttelten die Köpfe. Mirabelle hob ihre Karten. „Ah, sehr gut. Ich setze alles.“

Mirabelle lächelte milde, nickte und schob auch ihren gesamten Chiphaufen in die Mitte.

Man sah deutlich, dass Theodor damit nicht gerechnet hatte. Mirabelle deckte auf. Sie hatte einen Drilling, an sich nichts Überragendes, doch Theodors Gar-Nichts dennoch überlegen.

Irgendwie gönnte Harry das dem Slytherin. Noch nie war ihm so bewusst geworden, wie gleichgültig seine Mitschüler über das Geschehen draußen vor den Toren Hogwarts’ waren.

Ein Herz aus Eis, dachte Harry auch, als Theodor die Augen verdrehte, nachdem er erfahren hatte, dass er als Schneemann herumlaufen sollte.
 

Dienstag, 11. November 1997
 

„Sirius, du wirst der neue Professor in ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’“, sagte Albus Dumbledore und McGonagall atmete auf. Zum einem, weil sie damit das Fach endlich los war, zum anderen, weil Sirius in Zaubertränke nicht nur eine Gefahr für sich, sondern für die ganze Schule gewesen war. Sie fragte sich immer noch, wie Dumbledore nur auf diese Schnapsidee gekommen war, ausgerechnet Sirius für Zaubertränke auszusuchen.

„Und was wird aus Zaubertränke?“, fragte der Animagus nun.

„Dafür konnte ich eine ganz hervorragende junge Hexe gewinnen. Alexandra Louise Dolohov.“

„Alexa hat einen zweiten Vornamen?“, fragte Sirius leise und hinter ihm räusperte sich jemand.

„Was dagegen?“, fragte besagte Hexe mit dem zweiten Vornamen und Sirius wandte sich zu ihr um.

„Was macht Pfützensee?“, fragte er.

„Es wird wohl ohne mich klar kommen müssen. Ich habe gehört, die Schüler sind durch dich in permanenter Lebensgefahr, das kann meine Professorenseele unmöglich tolerieren. Du bist in Verteidigung ohnehin besser aufgehoben.“

„War das jetzt ein Kompliment?“

Er grinste, wandte sich dann wieder an Albus und sagte: „Wann fange ich an?“

„Jetzt. Deine erste Stunde hast du in der siebenten Klasse. Ich bin sicher, dass deine Schüler sehr erstaunt sein werden.“

„Und glücklich, dass du sie nicht mehr in Zaubertränke hast“, setzte Alexa nach.

Sirius lächelte nur und ging.
 

***
 

„Ich verlange einen anderen Professor.“

Das war das Erste, was Sirius hörte, als er den Klassenraum betrat. Vor ihm stand Draco Malfoy und hatte die Arme verschränkt.

„Das kannst du ja gerne, doch es wird dir nichts nützen.“

Würdevoll schritt Sirius durch den Raum und sah zu seiner Klasse.

„Unterrichtest du jetzt beides? Zaubertränke UND Verteidigung?“, fragte Hermione.

„Nein, Zaubertränke habe ich abgeben müssen“, schüttelte Sirius den Kopf und die Klasse atmete hörbar auf.

„Bei wem haben wir denn da?“, rief Lavender dazwischen.

„Ja, wie ist sein Name?“, „Kennen wir den?“, fragten nun andere.

„Der Name ist Dolohov.“

Nun hörte man, wie erschrocken die Luft eingezogen wurde.

„Es ist die Schwester von Antonin Dolohov. Eine sehr gute Hexe auf dem Fach des Zaubertrankmischens. Ich bin sicher, dass ihr auch bei ihr sehr viel lernen werdet.“

„Na, zumindest mehr als bei dem?“, murmelte Draco und ein spitzer Ellbogen traf ihn in die Rippen.

„Hast du sie nicht mehr alle? Granger?“, schrie er, die Übeltäterin sofort enttarnt.

„Sei gefälligst respektvoller, Malfoy! Man versucht schließlich, sogar dir etwas in dein Spatzenhirn einzutrichtern.“ Draco ballte seine Faust, doch das Handgelenk wurde von Blaise festgehalten.

„Ich will“, knurrte er wütend, doch Blaise sagte:

„Nein, Draco, das willst du nicht.“
 

Freitag, 14. November 1997 (Vollmond)
 

Rabastan war sehr nervös. Gleich würde er Katie abholen, an sich nicht aufregend. Er hatte sie schon oft abgeholt. Nur nie von zu Hause. Katie wohnte noch immer bei ihren Eltern. Günstige Wohnungen waren in London knapp.

Gleich würde er den Eltern seiner, hoffentlich, zukünftigen Freundin gegenübertreten. Verständlich, dass er da nervös war, zumal er nicht gerade unbekannt in der Zaubererschaft war.

Ein großer Mann öffnete, ohne Zweifel der Vater von Katie.

„Kommen Sie rein, Mr Lestrange.“

Rabastan nickte dankend und trat ein.

„Meine Tochter macht sich noch fertig.“

„Daddy!“, rief es da aus der hinteren Wohnung. „Sei nett.“

„Sicher, Kleines“, brüllte der Vater, ohne jedoch Rabastan aus den Augen zu lassen und plötzlich hatte der Mann von immerhin siebenunddreißig Jahren das Gefühl, wieder sechzehn zu sein. ^.^

„Was arbeiten Sie, Mr Lestrange?“, fragte Katies Vater und bat den Gast ins Wohnzimmer, wo sich beide setzten.

„Im Moment helfe ich meinem Bruder, seine Töchter zu finden und schreibe für ein Reisejournal.“

Der Vater hob interessiert die Augenbrauen. „Dann kommen Sie weit herum.“

„Das bringt die Suche mit sich.“ Rabastan wünschte nun, er hätte das Thema nicht angefangen, es bedrückte ihn, dass sie die beiden Töchter noch immer nicht gefunden hatten.

„Sie machen sich Sorgen um ihre Nichten“, nickte Katies Vater verstehend. „Sie werden Sie sicher bald finden.“

Der Zauberer sah verwundert auf. Selten hatte jemand so mitfühlend mit ihm gesprochen.

„Katie hat mir einiges erzählt. Es muss furchtbar sein, seine Tochter zu verlieren und dann auch noch beide. Katies Schwester lebt in Schottland, ganz oben an der Küste“, erzählte der Vater.

„Sicher eine schöne Gegend“, sagte Rabastan, dankbar für die Ablenkung.

„Es ist kalt dort. Aber ihr und ihrem Mann gefällt es, und ihren Kindern.“ Der Vater sah Rabastan scharf an. „Mögen Sie Kinder?“

„Sicher.“ War das die richtige Antwort? Wenn er das jetzt wüsste.

Doch offenbar war es eine gute Antwort gewesen, denn der Vater nickte zufrieden. Da kam Katie auch schon herein. Hinter ihr lief ihre Mutter. Sie steckte ihrer Tochter noch eine Rose ins Haar.

„Nicht, Mom, das wird zu viel“, beschwerte sich die Tochter.

„Ach was, das ist nicht zu viel“, winkte die kleine dralle Frau ab. Sie war gut zwei Köpfe kleiner als ihr Mann. Die Eheleute gaben irgendwie ein seltsames Bild ab und dennoch sah man deutlich, dass sie perfekt zusammen passten.

Katie lächelte Rabastan an. „Schick siehst du aus“, sagte sie.

„Auch du siehst sehr gut aus.“ Er ging zu Mrs Bell und stellte sich vor.

„Was für ein gut aussehender Mann“, flüsterte sie ganz verzückt und Katie zischte: „Mom.“

Rabastan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nun, immerhin die Mutter schien ihn zu mögen. Dass der Vater misstrauisch war, war nur verständlich, er an seiner Stelle hätte sich selber nicht einmal eingelassen.

„Um zwölf bist du wieder zu Hause“, sagte der Vater. Rabastan sah verwirrt zu der jungen Frau neben sich und diese verzog verärgert die Augenbrauen, lächelte dann aber: „Sicher, Daddy.“ Sie gab Mutter und Vater einen Abschiedskuss auf die Wange und hakte sich dann bei Rabastan unter. In der anderen Hand hielt sie eine Tasche kaum größer als ihre Hand selbst.

„Bis morgen Mittag um zwölf“, flötete sie und war weg, ehe der Vater noch etwas sagen konnte.

Rabastan lachte leise vor sich hin und sagte: „Das hat er bestimmt nicht gemeint.“

„Schon, aber ich bin volljährig.“ Trotzig hob sie den Kopf und schielte dann zu Rabastan. „Du hast nicht zufällig eine Couch, auf der ich übernachten kann?“

Der Zauberer hätte sicher etwas anderes sagen können, doch er wollte nicht und so schüttelte er den Kopf und sagte: „Keine Couch, tut mir leid, aber mein Bett ist breit genug für zwei.“ Er neigte sich zu ihr hinunter und flüsterte dicht neben ihrem Ohr: „Ich hoffe, du hast ein Nachthemd in deiner Handtasche.“

„Brauche ich denn eins?“, fragte sie und Rabastan sah sie sprachlos an. Diese Antwort hatte er nicht erwartet.

Möglicherweise war es unvernünftig. Zum einem, weil er sie vorher mal wieder nicht gefragt hatte, zum anderen, weil sie noch immer vor dem Haus der Eltern standen und beide mit Sicherheit aus dem Fenster sahen. Dennoch blieb Rabastan stehen, nahm Katies Gesicht zwischen beide Hände und küsste sie. Und Katie?

Sie erwiderte den Kuss.
 

***
 

„Ein großes Haus“, sagte Katie, als sie und Rabastan angekommen waren. Der Zauberer lächelte und drückte ihr beruhigend die Hand. Es war offensichtlich, dass die Hexe nervös war.

Ein Hauself öffnete.

„Guten Tag, Master Rabastan“, wurde dieser begrüßt.

Er und Katie traten ein und legten ihre Umhänge ab. Katie sah sich neugierig um. Sie kam nicht umhin zu überlegen, wer denn heiratete.

Rabastan sagte lediglich, dass er Trauzeuge war.

„Sag, wer heiratet doch gleich?“, fragte sie leise. Wie hatte sie das nicht schon früher fragen können? Doch eben erst war ihr aufgefallen, dass Rabastan nie einen Namen erwähnt hatte und sie war einfach zu sehr damit beschäftigt gewesen, über ihren Verehrer nachzudenken, als sich darüber Gedanken zu machen.

„Katie“, rief da jemand und diese atmete auf. „Cho, ich bin froh, dich hier zu sehen.“

„Ich dachte schon, du kommst nicht mehr“, kam es da von der Tür zum großen Kaminzimmer, wo die Zeremonie stattfinden sollte, und Katie wirbelte herum.

„Mein Chef?“, fragte sie atemlos und starrte Antonin an.

„Ja, er ist mein Cousin?“ Rabastan war sichtlich irritiert über Katies Fassungslosigkeit.

Katie holte tief Luft, nickte Jason, der auch auftauchte, kurz grüßend zu und zog Rabastan mit sich.

Sie hatte willkürlich eine Tür aufgerissen und sie hinter sich zugeworfen. Sie schaltete ein Licht an und schob einen dicken Mantel beiseite. Sie standen in einem Wandschrank, was Rabastan verwirrte war, Katie jedoch nicht beachtete.

„Wie konntest du mir das verheimlichen?“, zischte sie, wohl davon ausgehend, dass man sie so nicht vor der Tür hören würde, doch alle verstanden sie laut und deutlich.

„Ich dachte, du wüsstest es“, entschuldigte sich der Magier.

„Nein, wusste ich nicht. Ich meine, ich wusste es schon, aber nicht so richtig.“ Katie holte tief Luft und lehnte halb verzweifelt ihren Kopf gegen seine Brust.

„Er ist mein Chef“, murmelte sie leise.

„Ich glaube nicht, dass das Antonin stört.“

„Es ist eine Sache, mit einem Death Eater arbeiten zu müssen, aber eine andere, auf einer Hochzeit von einem zu sein.“ Katie stockte und sah auf. „Entschuldige.“

Rabastan lächelte, wenn auch gequält.

„Aber bist du nicht auch mit Cho und Jason befreundet?“

„Das ist was anderes.“

„Inwieweit?“

„Na, Jason…“ Katie brach ab. Sie konnte schlecht sagen, dass Jason den Dunklen Lord verriet.

„… ist …“, fuhr sie stockend fort. „…der Mann von meiner besten Freundin.“

Rabastan sah sie nun eindringlich an und fragte, auch wenn er die Antwort fürchtete: „Und was ist mit mir?“

Katie verlor sich unter seinem Blick. Wie konnte man nur so verflucht blaue durchdringende Augen haben?

Sie lächelte, küsste ihn und lächelte wieder.

„Ich nehme alles zurück.“

Es klopfte gegen die Tür und die beiden schraken zusammen.

„Wenn ihr dann da drin fertig seid“, es war Antonin, der sprach, „meine Braut braucht Hilfe bei ihrem Kleid.“

Katie machte sich von Rabastan los und öffnete die Tür.

„Alles geklärt“, lächelte sie und folgte der grinsenden Cho hinauf in die erste Etage.

Rabastan kam gemächlich heraus. Sein Grinsen war wie festgenagelt.

„Ich kann kaum glauben, dass sie tatsächlich auf dich hereingefallen ist“, spottete Antonin, Rabastan grinste noch immer, bis er Jason sah, der sich mit verschränkten Armen gegen die Wand lehnte und eher nachdenklich dreinblickte.

„Weißt du“, begann Rabastan. „Wenn du schon den Alten verrätst, solltest du das unauffälliger tun.“

„Lass den Kleinen in Ruhe, der hat es schwer genug“, wies Antonin seinen einen Cousin zurecht, um seinen anderen in Schutz zu nehmen.

„Ich weiß, dass er bald Vater wird“, winkte Rabastan ab.

„Das meine ich nicht.“

Die beiden älteren sahen sich kurz an und Jason sagte: „Also gut, ich mache es.“

„Was?“ Rabastan sah von Jason zu Antonin.

„Ich spioniere meinem Bruder nach.“

Antonin nickte zufrieden.

„Ihr seid also alle Verräter?“, fragte ein neuer Gast.

„Großvater“, fragte Antonin verblüfft und dieser ging zu seinem Enkel und umarmte ihn. „Das habe ich deiner Mutter versprochen.“ Fast entschuldigend lächelte er Antonin an, der nur mit den Schultern zuckte.

„Du kommst spät, Albus.“ Istave sah seinen Schwiegervater tadelnd an.

Nun begaben sich alle ins Kaminzimmer und die Gäste setzten sich auf die bereitgestellten Stühle.
 

Wenige Minuten später stand Antaia auf der Treppe und richtete sich ihren Schleier. Delia wartete auf ihren Auftritt. Sie war das Blumenmädchen. Im Kaminzimmer waren die wenigen Gäste bereits versammelt.

Ihre Eltern, Diana und David Granger, waren da. So wie Cho und Jason McNair und auch Michael McNair. Rabastan Lestrange war der Trauzeuge. Katie Bell würde für Cho als Trauzeugin einspringen, denn der war plötzlich übel geworden.

Dann warteten noch Albus Dumbledore und der Besitzer des Hauses, Istave Lestrange, auf die Braut.

Und natürlich Antonin.

„Jetzt, Mom?“, fragte Delia, doch diese gebot ihr noch zu warten.

Der Beamte, dem nach der Hochzeit das Gedächtnis manipuliert werden würde, kam gerade ins Haus. Er entschuldigte seine Verspätung, doch Antaia winkte ab und Wheely nahm den Mantel des Zauberers entgegen.

Die Musik erklang und Delias Hand fuhr in den Blumenkorb, als ein ohrenbetäubender Krach ertönte.

Jemand versuchte ins Haus zu gelangen, das Istave für diesen Tag besonders sicher gemacht hatte.

Das jedoch hielt zwei Magier nicht davon ab, trotzdem herein zu kommen. Bellatrix Lestrange tauchte im Türrahmen auf und wetterte: „Dad, bist du jetzt übergeschnappt, uns…“ Sie brach ab und starrte zu Antaia.

Hinter ihr erschien Rodolphus und Antaias Hand umklammerte das Geländer. Sie hatte das Gefühl, als würde sich die Welt drehen.

Vom Lärm angezogen, waren alle in den Flur gerannt und waren genauso erstarrt wie die anderen drei.

Rodolphus hatte Bellas Hand, mit der sie gewöhnlich ihren Zauberstab zog, fest umklammert.

„Antaia Granger!“, kreischte sie, zog mit der freien Hand ihren Zauberstab und zielte auf die Aurorin.

„Nein!“, wollte Albus dazwischen fahren, doch es war zu spät. Ein heller Fluch flammte auf. Doch es war nicht Antaia, die getroffen wurde. Es war Bellatrix, die ohnmächtig zusammensackte.

Antaia hatte den Schleier von ihrem Gesicht genommen und starrte fassungslos zu Rodolphus. Der ließ seinen Zauberstab sinken, mit dem er eben seine Frau besinnungslos geflucht hatte.

Auch die anderen waren verwirrt.

„Verräter“, zischte er nur und nahm seine Frau auf den Arm und ging mit ihr zur Treppe hinauf in die erste Etage und legte sie dort in einem der Gästezimmer auf ein Bett.

Derweil war die Hochzeitsgesellschaft irritiert.

„Fahrt fort“, wies Istave an und ging demonstrativ zurück in den Raum. Die anderen folgten ihnen. Antonin hatte seine zukünftige Frau an die Hand genommen und führte sie selbst zum Altar.

Sie wollten gerade mit der Trauung beginnen, als die Tür noch einmal geöffnet wurde.

Istave sah verwirrt zu dem alten Zauberer, der nun eintrat.

„Tut mir leid, ich wurde aufgehalten“, entschuldigte dieser sich, ging durch den Mittelgang und setzte sich in die erste Reihe.

„Nur zu“, winkte er dem verblüfften Beamten zu, stützte dann beide Hände auf einen geschwungenen Stock und verfolgte die Zeremonie.
 

***
 

Soeben verabschiedete sich der Beamte. Im Hinausgehen löschte Istave ihm die Erinnerungen. Die Tür war zu und der letzte Gast, der alte Zauberer, wandte sich an die Braut.

Er zog sie in seine Arme und küsste ihr beide Wangen.

„Willkommen in der Familie. Es freut mich, dass eine so hübsche Hexe nun auch meinen Namen tragen wird.“

„Entschuldige bitte, ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt“, lächelte Antaia und bevor Antonin das tun konnte, fuhr Michael dazwischen.

„Das ist mein Großvater Sergej Dolohov.“

Antaia nickte verstehend.

Sergej hatte zwei Kinder. Einen Sohn, Nikolai, der Vater von Antonin. Und eine Tochter, Alice, die später Walden McNair geheiratet hatte.

Alice war somit Antonins Tante, auch wenn sie nur sechs Jahre älter war als dieser. Sergej war vierzig gewesen, als er eine zwanzigjährige Hexe geheiratet hatte, die Mutter von Alice. Der alte Zauberer hatte schon immer eine Schwäche für schöne Frauen gehabt und so verwunderte es Antonin auch nicht, dass Sergej Antaia nun wohlwollend betrachtete.

„Woher wusstest du von der Hochzeit?“, fragte dieser nun und schlang Besitz ergreifend einen Arm um Antaia.

„Deine Mutter“, deutete Sergej auf das Bild, das auf dem Kamin stand und von dem Camille, Louise und Nikolai ihm entgegen lächelten.

„Sie sagte, wenigstens ein echter Dolohov sollte hier sein.“ Dann sah er sich nach seinen anderen Enkelkindern um.

Zwei vermisste er.

„Wo ist Alexa?“

„Es sollten so wenig wie möglich von der Verbindung wissen“, warf Albus ein und Sergej nickte zustimmend. Alexandra würde als erstes befragt werden, sollte Voldemort einen Verdacht habe.

„Und wo ist Toddy?“

„Für den Dunklen Lord spionieren“, antwortete Jason und Sergej nickte, als ihm etwas einfiel.

„Ich habe dir etwas mitgebracht. Antonin meinte, du bräuchtest es.“ Er schnippte mit dem Finger und ein Hauself kam herein gewackelt.

Wheely hatte diesen schon die ganze Zeit misstrauisch beobachtet.

„Du bringst deinen Hauselfen mit?“, fragte Istave ungläubig.

„Natürlich, er langweilt sich, wenn ich nicht da bin.“ Er nahm dem Wesen ein Paket ab und drückte es Jason in den Arm.

„Hier.“

„Was ist das?“

„Pack es aus. Du kannst ihn behalten. In meinem Alter wird es kindisch, sich zu verstecken.“

Jason packte es aus und starrte fasziniert auf den Stoff.

„Ein Tarnumhang“, sagte er.

„Ganz genau.“ Damit bedachte Sergej nun Cho mit einem prüfenden Blick.

„Hübsch wie eh und je. Wie geht es dir, meine liebe Cho?“

„Ganz hervorragend, Grandpa“, gab diese lächelnd zurück und ließ sich bereitwillig umarmen.

Dann wandte der Alte sich an Michael und sah zu Delia, die neben diesem stand und ihn eingehend betrachtete.

„Sie ist etwas zu jung für dich, meinst du nicht?“

Michael blinzelte erstaunt. „Meinst du Delia? Sie ist Antaias Tochter.“

„Oh.“

Er musterte die Braut noch einmal und nickte beifällig. „Sie wird mal eine hübsche, junge Lady.“

Er sah sich weiter um.

„Gestatten, Sergej Dolohov“, verneigte er sich dann vor Diana und betrachtete neugierig David, bis er ausrief: „Du liebe Güte, ein Muggel, wer hätte das gedacht. Sie sind die Brauteltern?“

„Ja.“

„Sehr schön, dann kommt Antonin also zur Vernunft, sehr schön“, lächelte der Alte und streckte seine Glieder.

„Neunzig Jahre bin ich nun schon hier, aber so eine Plage wie dieser Voldemort ist mir noch nie untergekommen.“ Er sah wieder zu Istave.

„Wo ist dein anderer Sohn?“

„Rodolphus und Bellatrix sind oben“, gab Istave kurz angebunden Auskunft.

„Alle sind wieder hier, sehr schön. Nur Toddy noch nicht.“ Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Dabei ist er der intelligenteste von Alices Söhnen. Oder war.“ Er sah zu Michael und Jason und setzte nach: „Es ist schön, euch wiederzusehen.“

Dann blickte er zu Rabastan und begrüßte auch ihn und Katie.

„Wie wäre es, wenn du dich setzt und ein Stück Kuchen isst?“, fragte da Istave und dirigierte den Alten an einen Tisch, wo er sich augenblicklich in ein Gespräch mit Dumbledore vertiefte.

Er begann mit: „Früher, Albus, war alles anderes. Da haben wir noch gewusst, wenn die Enkelkinder heiraten. Heute bekommt man nicht einmal eine Einladung.“ Er sah Istave giftig an, ihm allein gab er die Schuld und dieser verdrehte die Augen und ging nach seinem ältesten Sohn sehen und dann beschwatzte Sergej weiter Albus, der geduldig zuhörte.

Er mochte den alten Zauberer, vor allem, weil er wusste, dass er sich, wenn es hart auf hart kam, auf ihn verlassen konnte.
 

***
 

Rodolphus strich sacht über die Stirn seiner bewusstlosen Frau. Er würde sich entschuldigen müssen, sobald sie aufwachte.

Doch was sonst hätte er tun können?

Hätte er nicht eingegriffen, Bellatrix hätte zu impulsiv gehandelt und was dann? Antonin, wahrscheinlich auch die McNairs, ja selbst Dumbledore hätten nicht lange gefackelt und diese Antaia verteidigt, da war er sich sicher und gegen die vier hätte Bella wenig bis gar nichts machen können.

Zu zweit waren sie ihnen einfach unterlegen.

Istave kam in den Raum. Rodolphus wusste es, ohne sich umzudrehen.

Er blieb eine Weile still stehen und fragte dann: „Was werdet ihr jetzt tun?“

Der Jüngere wandte nicht den Kopf. Er schnaubte nur verächtlich und erwiderte: „Was sollen wir schon tun, Vater? Unser Auftrag ist eindeutig. Findet Antaia Granger. Tod oder lebendig. Der Dunkle Lord will wissen, was aus ihr geworden ist. Nicht zu verdenken, verschollene Auroren sind gefährlicher als lebende, von denen man weiß.“

Er sah nun auf. „Also, was schlägst du vor?“

„Antaia Granger gibt es nicht mehr.“ Istave sah seinen Sohn eindringlich an und ging wieder. Leise schloss er die Tür und begab sich zu der Hochzeitsgesellschaft zurück.

Es genügte nur ein Blick von Albus, dass Istave sich zu ihm gesellte und leise berichtete.

„Vor zwei Wochen erteilte der Dunkle Lord Bellatrix und Rodolphus den Auftrag, Antaia zu suchen. Offenbar glaubt er nicht an die Geschichte von ihrem Tod.“

Albus lächelte. „Und er hat nicht unrecht. Aber wieso? Antaia ist nur eine ganz kleine Figur bei den Auroren.“

„Sie ist Antonin zu nah gekommen.“ Istave meinte damit die ersten Begegnungen, doch musste er auch leicht grinsen, als Albus zu dem Brautpaar deutete, das tanzte, und sagte:

„Noch näher geht wohl kaum.“

Delia redete auf Michael ein und der hörte geduldig zu, während die Sechsjährige sich darüber ausließ, was sie alles lernen würde, wenn sie erstmal elf war und nach Hogwarts durfte.

„Dann bist du mit deinem Schuldirektor verwandt“, fiel Michael auf.

Delia sah ihn überrascht an. „Stimmt.“

Katie sah gerührt zu dem Brautpaar und seufzte, als Rabastan ihr einen Teller mit Kuchen reichte.

„Sie sind ein hübsches Paar“, sagte sie.

„Das seid ihr auch“, grinste Cho. Offenbar war ihre Übelkeitsattacke weg, denn sie aß bereits das dritte Stück Torte.

„Es ist schade, dass so wenige Gäste da sind.“

„Für mich ist es völlig ausreichend“, sagte Istave, der sich zu den anderen an den kleinen Tisch setzte.

Die ganze Feier war sehr ruhig und alle drängten den Gedanken an Rodolphus und Bellatrix eine Etage höher zur Seite. Dennoch wurde die Feier bald beendet.

David sah bekümmert zur Uhr. Sie mussten bald aufbrechen, denn anders als Magier waren er und Diana auf ein Auto angewiesen.

Als bald verabschiedeten sie sich und die Tür war kaum geschlossen, als Rodolphus in der Tür erschien.

Die Gäste verstummten. Antaia zog Delia zu sich und Antonin erhob sich langsam.

„Findet Antaia Granger und beseitigt sie. Sie war zu nahe an Antonin herangekommen. Sie ist gefährlich“, sagte er und musterte seinen Cousin.

„Du begehst Hochverrat am Dunklen Lord.“

Antonin hielt dem Blick stand und fragte, wie auch Istave zuvor: „Und was hast du jetzt vor?“

Rodolphus sah zu der neuen Mrs Dolohov. Die Worte waren nur an sie gerichtet.

„Gehst du zu den Auroren, redest du mit irgendjemand außerhalb dieses Raumes, insbesondere deiner Schwester, verlässt du das Haus, bist du tot. Dafür werde ich persönlich sorgen.“

Dann drehte er sich um, blieb jedoch stehen, denn Sergej stampfte mit seinem Stab auf den Boden und rief ungewöhnlich laut und ernst: „Lass diesen Unsinn, Rodolphus. Was soll diese Rede?“

„Antonin hat den Dunklen Lord verraten.“

„Und jetzt verrätst du ihn. Du solltest doch am besten wissen, dass man sein Leben nicht selber in der Hand hat. Man muss es nehmen, wie es kommt. Du hast dich vor zwanzig Jahren für die falsche Seite entschieden. Jetzt hast du die Chance, es wieder zu ändern.“

Rodolphus sagte gar nichts und ging.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Delia und sah zu Antonin auf.

„Wird der böse Mann Mama umbringen?“

Antonin zog das Kind zu sich und setzte es auf seinen Schoß. Er strich ihr die Locken aus dem Gesicht und sagte: „Rodolphus wird deiner Mama nichts antun.“

„Aber er hat doch gesagt…“

Antonin bedeutete ihr zu schweigen und sagte: „Glaub mir, er wird deiner Mutter nichts antun.“

Delia überlegte und lehnte sich dann gegen ihren neuen Vater. Sie vertraute ihm und glaubte, was er sagte.

Albus machte sich Sorgen. Er wusste, was Rodolphus vorhatte.

Er war auf dem Weg zu Voldemort, um diesem zu sagen, dass Antaia Granger gestorben war.

Sollte der hinter die Lüge kommen, war nicht nur Rodolphus, sondern auch Bellatrix so gut wie tot.

Er stand auf und verabschiedete sich.

„Was hast du vor?“, fragte Istave und Albus sagte: „Eine Sterbeurkunde ausstellen.“

Es verwunderte Antonin nicht, dass Albus genügend Möglichkeiten hatte, das zu bewerkstelligen, hätte er aber gewusst, wen er damit beauftragte, er wäre vom Stuhl gefallen.
 

***
 

Antony Goyle sah Albus Dumbledore misstrauisch an. Dann blickte er wieder auf das Schreiben vor sich.

„Ich habe nichts davon gehört“, sagte er.

„Die Toten melden sich nicht vorher an“, lächelte Albus und deutete auf eine Stelle ganz unten auf dem Blatt.

Antony zuckte schließlich mit den Schultern, stempelte an der angegebenen Stelle und unterschrieb.

Damit war Antaia Granger offiziell gestorben und Delia wurde in die Obhut ihrer Großeltern gegeben.
 

Samstag, 15. November 1997
 

Der Morgen begann kalt und dunkle Wolken zogen über die Ländereien von Hogwarts. Argwöhnisch sah Blaise in den Himmel. Es begann zu schneien.

Heute würde das Herbstfest sein, auch wenn die Temperaturen eher den Winter ankündigten.

Dennoch bestand kein Grund zur Sorge.

Die Aufführung vom Theaterstück, das als Auftakt zu dem Fest gespielt wurde, fand in einem großen Zelt statt.

Vor der Bühne war Platz für sämtliche Schüler, Professoren und die eingeladenen Eltern.

Die Mittagszeit war herum und die Gäste trafen ein.

Das Theaterzelt füllte sich und die Schauspieler wurden zusehends nervöser.

Während Hermione an ihren kurzen Locken zerrte und sich verzweifelt wünschte, sie wären länger, damit sie ihr Gesicht verdecken würden, schien Draco die Ruhe selbst zu sein.

Seine Gelassenheit war geradezu erschreckend.

„Draco, sei nicht nervös“, flüsterte Blaise dem Slytherin gerade zu.

„Bin ich nicht“, gab dieser zurück. Was sollte schon passieren? Er würde es wohl hinbekommen, Hermione zu küssen, herrje, sie war ja nicht unbedingt ein ungarischer Hornschwanz. Sie war ein Mädchen. Ein süßes, kleines Mädchen.

Draco stockte bei dem Gedanken. War er wirklich so naiv, das zu denken.

„Egal, was passiert, dir wird nichts geschehen“, flüsterte Blaise noch einmal und nun sah Draco fragend auf. Es schien, als wäre der Regisseur nervös. Das hatte sicher einen Grund.

„Was ist los?“, fragte er, wurde aber einer Antwort beraubt, weil nun Lavender leichenblass auf sie zukam.

„Es ist alles in Ordnung“, versicherte sie, auch wenn ihr Gesicht etwas ganz anderes sprach.

Draco wurde misstrauisch. Er richtete sich auf.

„Scheiße, Draco“, sagte Theodor hinter ihm und der wandte sich um. Offenbar war mal jemand da, der ihm eine Antwort geben würde.

„Was?“

„Im Publikum sitzt dein Vater.“

„Was!?“ Draco konnte es nicht bestreiten. Jetzt setzte bei ihm Panik ein.

Was zur Hölle tat Lucius hier?

Der junge Schauspieler stürzte zum Vorhang und lugte hinaus.

Er fluchte leise vor sich hin und Mirabelle, die Dornröschens Frisur gerade vollendet hatte, fragte: „Was ist denn los?“

„Da draußen sitzt Dad, zusammen mit Dolohov und Lestrange.“ Er drehte sich um und setzte „F***“, nach. Mirabelle blinzelte und sah selber hinaus.

Lestrange? Ob das jemand von ihrer Familie war?

Sie erkannte drei Männer, die von den anderen misstrauisch gemustert wurden.

Einer war schwarzhaarig. Einer war blond, sicher Mr Malfoy. Und einer, mit Abstand der älteste der drei, hatte weißes Haar.

Dieser richtete seinen Blick auf den Vorhang und es war, als schaute er Mirabelle direkt an. Als könnte er sie hinter dem Vorhang sehen.

Das ist er, dachte sie. Das muss Grandpa sein.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Saturn: Und mit großen Schritten nähern wir uns Weihnachten.
 

Blue: Ich näher mich mit großen Schritten der Mücke. *hat einen Staubsauger in der Hand*
 

Babyate: Mit einem Staubsauger?
 

Blue: Jepp. Die Viecher mögen schlau sein, doch ich bin schlauer. Der Luftsog wird sie am Wegfliegen hindern.
 

Saturn: Das ist das Blödeste was ich je gehört habe.
 

FireTiger: *abwink* Lass sie, ist sie beschäftigt. Was passiert im nächsten Kapitel?
 

Saturn: Es ist Weihnachtszeit. Also, nächstes Kapitel heißt … ich habe keine Ahnung, aber bis ich es ausstelle, fällt es mir sicher ein.
 

Babyate: Wie wäre es mit ‚Alles nur Theater’.
 

Saturn: Wieso?
 

Babyate: *schlägt die Storyline auf und deutete auf die Zeile neben 15. November 1997* Das Herbstfest, das Theaterstück?
 

Saturn: Verdammt, das habe ich ja ganz vergessen. Also, nächstes Kapitel heiß:

‚Alles nur Theater’.
 

Moonlily: Du tust Lucius ja Grausames an.
 

Gleda: Wieso?
 

Moonlily: Er muss zusehen, wie sein Sohn Hermione küsst.
 

Blue: Das findest du grausam?
 

Moonlily: Ich persönlich nicht, aber Lucius wird einen Herzanfall kriegen.
 

Gleda. Na hoffentlich. Dann ist er weg und Antonin kann viel öfter vorkommen.
 

Saturn: Ruhe! Lucius umbringen… tsts. Wo gibt es denn so was? Der wird das schon überleben, kann sich ja bei Francis ausheulen.
 

Rest: *sich das vorstell* Tahahahahahaha!!!
 

Sev: Ich würde nicht darüber lachen, das ist sehr realistisch.
 

Rest: *still ist*
 

@cosmo-lady/Amadare: Morrîgan Everett wird noch näher beleuchtet. Es ist wohl keine Überraschung wenn ich sage das Voldi Hogwarts überfällt, bei dem Kampf ist sie dabei. Und da ich einfach zu großer Sev-Fan bin und sie ja immer bei ihm herumhängt, wird sie zwangsläufig noch öfter mal auftauchen.
 

Ähm, allgemeine Frage, es ist wohl deutlich geworden, dass Morrîgan die Schwester von dem Death Eater Everett ist, der, der Amanda Green umgeniete hat?
 

@angel90: Harry tut sich etwas schwer mit Laureen und die ist nun verstockt.
 

@suz: Ja, es werden so einige noch feststellen dass die beiden in einander verleibt sind, bevor sie selber drauf kommen.
 

@Vanadie: Herms Kuss hat dich „schockiert“? *grins*, Na, dann sei gewappnet was im nächsten Kapitel kommt. Draco ändert dann nämlich spontan das Drehbuch mitten im Theaterstück.
 

*am Kopf kratz* Dann wurde mir gesagt, die FF wird langweilig, ist dem so? dann werde ich das ändern.

Alles nur Theater

Kapitel sechzehn – Alles nur Theater
 

Samstag, 15. November 1997
 

Lucius Malfoy ignorierte die seltsamen Blicke, die ihm zugeworfen wurden, als er sich in die zweite Reihe, die erste war belegt, setzte. Warum auch Istave und Antonin gekommen waren, wusste er nicht, denn keiner von beiden hatte Kinder an der Schule. Sie setzen sich links und rechts von Lucius.

Dumbledore trat auf die Bühne vor den dunkelroten schweren Vorhang und hob die Hände, um um Ruhe zu bitten.

Das Getuschel wurde eingestellt.

„Ich verstehe wirklich nicht, warum ich hier sein muss“, sagte Lucius leise zu Antonin. Dieser deutete auf Istave. „Er wollte das Stück sehen. Du bist sein Alibi.“

Lucius verzog das Gesicht, wandte dann den Kopf, um seinen Sohn zu suchen. Sicher saß Draco irgendwo weiter hinten zwischen den Schülern. Unauffällig hielt er auch nach Harry Ausschau. Doch er konnte weder den einen noch den anderen entdecken.

Überhaupt schien die siebte Klasse abwesend zu sein und da erfuhr der Zauberer auch schon den Grund.

Dumbledore verkündete: „Meine lieben Schüler, verehrte Kollegen, werte Gäste. Ich freue mich, Ihnen ein Theaterstück anzukünden, dass unsere Abschlussklasse in nur wenigen Wochen eingeübt hat, um uns heute damit zu erfreuen. Die siebte Klasse zeigt Ihnen heute ein altbekanntes und beliebtes Märchen. Unter der Regie von Blaise Zabini sehen wir jetzt ‚Dornröschen’. Viel Spaß.“

Dumbledore klatschte zum Applaus in die Hände und das Publikum fiel ein. Bis auf Lucius. Hatte er das gerade richtig gehört?

Sein Sohn spielte in einem Märchen mit?

Mit misstrauischem Blick lehnte er sich zurück. Er wettete, Francis hatte davon gewusst.
 

Der Vorhang fuhr zur Seite und klassische Musik wurde eingespielt und Terry, als Erzähler, begann.

„Es war einmal in einem Land, sieben Tage hinter dem Morgenrot, da lebte ein König mit seiner Königin.“

Harry und Laureen traten auf die Bühne. Ein Vogel flatterte der Königin auf die Hand und der König lächelte seiner Gattin freundlich zu.

Draco, hinter der Bühne, verzog das Gesicht. Wer hatte sich diesen Kitsch einfallen lassen? Ein Blick zu Lavender und Blaise gab ihm die Antwort. Die Gryffindor lächelte ganz entrückt. Draco vermutete, dass die die beiden das Stück zusammen geschrieben haben. Wahrscheinlich nachts, wenn sie sich wer weiß wo trafen.

Terry fuhr fort.

„Das Herrscherpaar war gütig und wurde von allen geliebt und verehrt...“

Die Leute sind blind und dumm, dachte Draco.

„Doch eins fehlte ihnen zu ihrem Glück.“ Terry verstummte und Laureen schob seufzend einen Arm unter den von Harry, lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter und sagte: „Was nutzt uns all das Gold und die Liebe von unserem Volk, wenn niemand da ist, dem wir es weitergeben können.“ Laureen sah auf und Harry kam nicht umhin, sich zu ermahnen, sich auf seine Rolle zu konzentrieren, als sie fortfuhr: „Ich wünschte, wir hätten ein Kind.“

„Du bist sechzehn und er ein Loser“, murmelte Draco leise hinter der Bühne und Hermione sah ihn finster an. Draco verstummte und sah wieder auf die Bühne.

Harry hatte geantwortet, sie hatten den, von Blaise eigens hineingeschriebenen, Kuss getauscht und gemeinsam waren sie wieder von der Bühne geschritten.

Laureen schaltete augenblicklich von der verliebten Königin in die, der gestressten Schauspielerin und ließ sich von Mirabelle in ihr neues Kleid helfen. Harry konnte nicht so schnell abschalten. Irgendwie hatte er noch immer das Gefühl von ihren Lippen auf seinen.

Eigenartig, dass die Proben ihn nicht abgehärtet hatten.

Theodor hatte Harry vom Eingang weggezogen. Der weite Rock von seinem schwarzen Kleid war etwas im Wege und Harry stolperte hinterher.

„Ich bin froh, dass mein Vater nicht da ist“, murmelte der Slytherin gerade und rückte seine schwarzen unechten Locken zurecht.

„Wie meinst du das?“ Harry warf Mirabelle seine eine Jacke zu und zog eine andere, prächtigere über. Jemand drückte ihm eine Krone auf den Kopf und ein Zepter in die Hand.

„Malfoy sitzt draußen“, erklärte Theodor, kurz bevor Harry wieder auf die Bühne gezogen wurde.

Malfoy? Etwa Lucius Malfoy? Wieso hatte er das nicht bemerkt. Er wusste jetzt schon, dass der Ältere sich bei ihrem nächsten Treffen über ihn lustig machen würde.

Und noch ein anderer Gedanke kam ihm.

Arme Herm.

Terry hatte eben erzählt, dass dem Königspaar ein Kind geboren war und sie es Dornröschen nannten. Laureen stand an einer Wiege und sah mit verzücktem Gesicht hinein. Harry musste den stolzen Vater mimen und lud gerade zum Fest ein.

„Majestät“, haspelte Zacharias als Zeremonienmeister, „Wir haben nur zwölf goldene Teller.“

„Nur zwölf goldene Teller?“

„Ja, Majestät, zwölf goldene Teller.“

Der König legte die Stirn in Falten, als überdachte er das Problem.

„Wie viele Feen gibt es?“, fragte er.

„Dreizehn.“

„Aber wir haben nur zwölf goldene Teller.“

„Zwölf, nicht mehr.“

Lucius lehnte sich leicht zu Antonin hinüber und fragte flüsternd: „Wer hat das denn geschrieben?“

Antonin grinste nur. Er verstand nur zu gut. Der Text ließ zu wünschen übrig.

„Dann fertigt einen dreizehnten an“, verlangte der König und Zacharias zuckte zusammen.

„Unmöglich, Majestät. Das Fest ist in drei Stunden. Aber wir könnten die silbernen Teller nehmen, davon sind genügend da.“

„Nein!“, entschied der König und selbst Laureen, die am Rand der Bühne stand, zuckte zusammen.

„Wir nehmen die goldenen. Sind nur zwölf da, werden auch nur zwölf Feen eingeladen.“

„Aber welche wird dann nicht erscheinen?“

„Die Dreizehnte natürlich.“

„Und so geschah es“, setzte Terry wieder ein. „Die Eulen wurden verschickt und die Feen zogen ihre besten Kleider an. Alle, auch die Dreizehnte. Sie war nicht eingeladen worden, doch in ihrem Zorn beschloss sie, trotzdem zu gehen und das Fest zu stören. Sie wollte sich dafür rächen, dass man sie übergangen hatte.

Die Dreizehnte Fee stand wütend vor ihrem Spiegel und tobte.“

Theodor war von hinten zu sehen. Wütend lief er über die Bühne und gestikulierte mit seinem Sternenstab, aus dem Funken sprühten. Er raffte seine Röcke, damit er nicht darüber stolperte, und schimpfte Unverständliches. Bis er stehen blieb und sich unter dem Klang dramatischer Musik zum Publikum umwandte.

„Das werden die Majestäten bereuen“, kündigte er seine Tat an und das Licht ging aus.

Lucius beugte sich erneut leicht zu Antonin und flüsterte: „War das gerade Theodor?“

„Hnnn.“

Lucius setzte sich wieder aufrecht und lächelte dünn. Deshalb war Francis also nicht mitgegangen. Verständlich, wer wollte seinen Sohn schon in Kleidern sehen?

Die Gedanken stockten.

Sagte der König nicht etwas von dreizehn Feen?

Draco würde doch nicht…

Das Licht ging wieder an und das Fest des Königs hatte begonnen. Soeben hatte Zacharias die Feen angekündigt und da kamen sie auch schon auf die Bühne. Angeführt von Gregory stellten sie sich in einer Reihe auf und verbeugten sich formvollendet vor dem Königspaar.

Lucius war beeindruckt, das hätte er den Söhnen von Goyle und Crabbe nicht zugetraut. Draco konnte er unter den Feen jedoch nicht entdecken.

Er atmete auf, als sein Sohn auch schon herein schritt. Als König des Nachbarlandes, sehr löblich.

„Werter Gast, König!“, rief Harry.

„Herr Gastgeber, König!“, erwiderte Draco und verneigte sich. Lucius runzelte die Stirn. Das gefiel ihm nicht. Doch offenbar schrieb das die Rolle vor.

Dann kamen die Feen an die Reihe und überbrachten dem Baby ihre Geschenke. Fee Elf, gespielt von Annica, hatte eben geendet, als das Licht verdunkelte, ein Blitz auf die Bühne krachte und Fee Dreizehn in einem Lichtkreis erschien. Feen und Gast-König waren zum Rand gewichen.

Da man in Hogwarts nicht apparieren konnte, hatte Blaise entschieden, dass Theodor, ganz Hexe, auf einem Besen herein geflogen kommen sollte.

„Ich bin eine Fee!“, hatte Theodor damals bemerkt, doch Blaise war darüber hinweg gegangen.

Theodor hatte Mühe, sicher zu landen. Die Röcke störten gewaltig und so stolperte er und fiel fast der Länge nach hin. Allein Fee Acht, Parvati, war es zu verdanken, dass er sich nicht ganz blamierte.

„Scheiß Schuhe“, fluchte er und das Publikum blinzelte verwirrt. Theodor räusperte sich und rief: „Elendiger König. Arrogant und unverschämt.“

„Und das von einem Slytherin“, flüsterte Hermione. Niemand hörte es, sie stand hinter dem Vorhang. Niemand, außer Draco, der keinen halben Meter weg stand.

Er schielte nach hinten und fing ihren Blick ein. Hermione kniff die Lippen zusammen und sah zum Boden.

„Bildest dir ein, mich einfach zu vergessen, doch das wirst du bereuen, das werdet ihr alle bereuen!“

Dramatisch hob Theodor die Hände. Blitze zuckten über ihm und er zeigte auf die Wiege, während es von allen Seiten tönte: „An ihrem sechzehnten Geburtstag soll Dornröschen sich an einer Spindel stechen und tot umfallen.“

Die Sprachlosigkeit der Schauspieler war nicht gespielt. Theodor war verschwunden, wie immer er das auch gemacht hatte, doch seine Worte hallten noch wie ein Echo nach.

Laureen fasste sich als Erste und jammerte laut auf, warf sich über die Wiege und rief: „Das dürft ihr nicht zulassen.“

Fee Zwölf, gespielt von Ginny, trat vor und milderte den Fluch, wie es ihre Rolle vorsah, von Tod auf einhundert Jahre Schlaf ab.

Lucius merkte es nicht, doch er atmete auf, so gefesselt war er von Theodors Auftritt gewesen.

Terry setzte wieder ein. Er erzählte, dass Dornröschen sechzehn wurde und die Eltern auf einen Jagdausflug gingen.

„Rabeneltern“, hörte da Antonin neben sich und sah irritiert zu Lucius, der von dem Stück ganz gefangen war.

Die Prinzessin indes, Hermione, raffte ihre Röcke, als sie die Stufen einer Wendeltreppe empor stieg, erkundete das Schloss und insbesondere einen Turm, der ihr stets verboten worden war.

Dort traf sie auf Theodor als altes Mütterchen verkleidet und ließ sich den Umgang mit einem Spinnrad zeigen.

Kaum hatte Hermione sich vorschriftsmäßig an der Spindel gestochen und war umgekippt, als Theodor zu einem grausamen Lachen anhob und Lucius zusammenzucken ließ. Doch er war nicht der Einzige. Auch die jüngeren Schüler sahen fassungslos zur Bühne, selbst Ginny, die jetzt einen weiteren Auftritt hatte, wurde blass.

Theodor gab eine gute, grausame Fee ab.

Er verschwand und Ginny kam herein. Sie ließ Hermione auf eine Bahre schweben und dann eine Dornenhecke wachsen. Die fünf Rawenclaws Antony, Michael, Stephan, Kevin, Su Li, kamen mit Dean, Seamus und Neville herein. Es sah aus, als wollten sie Ballett tanzen, wie sie über die Bühne tippelten, mit ernsten Gesichtern und Zweigen um sich herum.

„Und alles Leben im Schloss schlief mit der Prinzessin ein. Die Diener und Kammerzofen, der Zeremonienmeister und die Kutscher, auch der Küchenjunge, der Mal wieder vom Braten naschen wollte und vom Küchenchef erwischt wurde…“

Inmitten von anderen der siebtens Klasse, die keinen Text hatten, zog Pancy Ron an einem Ohr vom Braten weg und dieser schrie auf.

Es tat ihm wirklich weh. Pancy ließ ihn los und hob die Hand, als wollte sie ihn schlagen, doch erstarrte sie, denn sie schlief ein, wie auch…

„… das Feuer, das leise knisterte, ja selbst der Wind legte sich schlafen.

Und so vergingen die Jahre“, fuhr Terry fort. „Das Schloss versank hinter der Hecke und die Geschichte vom schlafenden Dornröschen wurde zur Legende. Einhundert Jahre waren ins Land gegangen, als eines Morgens ein Prinz an der Hecke vorbei kam und sich fragte…“

„Was mag wohl dahinter liegen? “ Draco kratzte sich unter dem Hut seinen Kopf und ging nachdenklich auf und ab. Er lächelte ins Publikum und sagte: „Finden wir es heraus.“

Er hob sein Schwert und Dean und Seamus wichen auseinander.

Draco ging mit langen Schritten auf eine Bahre zu und umrundete sie, dass er nun mit dem Gesicht zum Publikum stand und Hermione vor ihm lag.

„Ein Mädchen“, sagte er, wie es die Rolle vorschrieb, verwundert.

„Deine Haare sind ja wieder lang.“ Das schrieb die Rolle nicht vor und Hermione öffnete verwirrt das Auge, das vom Publikum abgewandt war und sah ihn an. Blaise starrte empört zu den Schauspielern und Lavender hielt ihn am Arm fest, sonst wäre der Regisseur wohl auf die Bühne gerannt.

Hermione schloss das Auge wieder und wartete. Draco strich ihr die kurzen Locken aus dem Gesicht und beugte sich zu ihr hinunter.

Hermione zwang sich zur Ruhe. Draco ebenso.

Nur ganz kurz. Nicht der Rede wert. Es ist die Rolle, redeten sie auf sich selber ein.

Die Lippen berührten sich und ein Großteil des Publikums seufzte ergriffen.

Lucius sah verkniffen auf die Bühne und Antonin dachte, das ist ein hübsches Paar. Seltsam, dass ihm das nicht vorher aufgefallen war.

Das Dornröschen schlug die Augen auf und der Prinz half ihr aufzustehen.

„Ich hatte einen seltsamen Traum“, begann Herm an Draco gerichtet. „Ich träumte, ich läge in einem tiefen Schlaf und alle würden mit mir schlafen.“

„Aber das war kein Traum“, begann der Prinz, als man es laut Klaschen hörte. Pancy hatte ihre Ohrfeige beendet und Ron fluchte:

„Scheiße, muss das so doll sein?“

Blaise wurde wütend und Lavender hielt ihn ein zweites Mal zurück.

Das Ganze wurde unterbrochen, als laute Musik erklang und Licht die Bühne flutete. Prinz und Prinzessin schritten über die Bühne auf König und Königin zu.

Harrys misstrauischer Blick wurde vom Schatten seiner Krone überdeckt.

„Vater, Mutter“, rief Dornröschen und lief zu ihren Eltern hinüber.

Sie umarmte beide und Harry nutzte die Sekunde, um zu fragen: „Alles klar?“

Hermiones Strahlen deutete er als gute Schauspielkunst und so fand auch er sich in seine Rolle wieder ein und sagte, nachdem er sich bei allen Gästen bedankt und den Prinzen willkommen geheißen hatte: „Was für ein Freudentag. Meine Tochter ist am Leben.“

„Vater“, sagte sie und Harry hielt inne.

„Was gibt es? Lass uns feiern.“

„Zu feiern gibt es etwas, in der Tat.“ Der Prinz trat nun vor und verneigte sich vor dem König und der Königin und sagte: „Ich bitte um die Hand Eurer Tochter.“

„Was?“

Harry war irritiert. Das stand doch gar nicht im Text.

Er sah zu Laureen, auch sie schien verwirrt.

„Wenn es der Wunsch von Dornröschen ist“, stotterte sie und sah zu Blaise, der eifrig nickte.

Laureen fasste sich wieder. Typisch Zabini, ändert den Text und sagt nur der Hälfte Bescheid.

„Nun, Dornröschen, was sagst du?“, begann nun auch Harry zu improvisieren.

„Ich sage ja.“ Hermione lächelte und Draco wandte sich verwirrt um.

Sie sagte ja?

Natürlich sagte sie ja, sie war die Prinzessin und er der Prinz und das Märchen sah es so vor, dass sie heirateten, aber dennoch.

Sie sagt ja?!

Plötzlich war es Draco vollkommen gleichgültig, ob sein Vater im Publikum saß oder nicht, er ging zu seinem Dornröschen, zog sie in seine Arme und küsste sie, dass allen der Mund offen stand.

Das Publikum jubelte. Nur Lucius starrte finster zur Bühne. Die Schauspieler mimten die fröhliche Gesellschaft.

Inzwischen dämmerte es ihnen, dass nicht Blaise den Text geändert hatte, sondern Draco. Ron schob wütend die Ärmel von seinem Hemd hoch und auch Pancy wurde weiß vor Wut.

Doch sie kamen nicht mehr dazu, irgendwas zu unternehmen, denn der Vorhang fiel und Terry beendete hastig seinen Text. Wer wusste, was Draco sonst noch so einfiel.

Draco machte sich von Hermione los und grinste: „Dafür, dass du hundert Jahre gepennt hast, küsst du ganz gut, Schätzchen.“ Er lachte leise und ging. Hermione knallte in die Realität.

Er hatte sich über sie lustig gemacht.

Schamesröte stieg ihr ins Gesicht.

Sie zog ihren Zauberstab und hetzte Draco einen Fluch auf den Hals.

Lange Kratzwunden zierten seinen Arm, die Kleidung war ruiniert.

Er sah an sich hinunter, verkniff sich seinen Schmerzenschrei und sah Hermione lediglich an.

Er konnte es ihr nicht verübeln, er war gerade nicht sehr nett zu ihr gewesen.

Hatte er sie nicht vor aller Welt lächerlich gemacht, indem er einfach den Text änderte? Was hätte sie tun sollen? Sich als Dornröschen aus seinen Armen winden? Unmöglich.

Hermione war eine Perfektionistin, das hatte er gewusst und deshalb einen weiteren Kuss selber arrangiert, wohl wissend, dass Hermione sich fügen würde.

Hatte er ein schlechtes Gewissen? Ein bisschen, vielleicht.

„Vollidiot!“, zischte Blaise neben ihm und traf mit der Faust die Schnittwunden, dass Draco nun doch leicht fluchte.

„Wieso hast du das getan?“

Draco dachte, er beziehe sich auf die eigenmächtige Textänderung.

Blaise meinte jedoch die arrogante Bemerkung nach dem Kuss. Draco hatte sie doch schon, erstaunlich, dass noch kein anderer darauf gekommen war, dass der Slytherin in die Gryffindor verliebt war. Aber sie hatten eben alle mit sich selber zu tun.
 

***
 

Das Fest war im vollen Gange. Man hatte sogar einen Tisch mit Bratäpfeln und Zuckerwatte herausgeholt.

„Tolles Herbstfest“, lachte Parvati und streckte ihre Hand aus, um die weißen Flocken aufzufangen, da entdeckte sie Theodor und lief zu ihrem Freund.

Hermione sah in den Himmel. „Da wird einiges runterkommen“, prophezeite sie, als Lavender sie anstieß und zu einem Zelt deutete.

„Oh, sieh nur, Professor Trelawney legt einem die Karten.“ Aufgeregt kamen zwei Viertklässler gerade aus dem Wahrsagerzelt und redeten ganz aufgeregt.

„Na, wie wäre es.“ Lavender sah die Freundin aufmunternd an. „Lass dir die Karten legen und schau, ob es dieselben sind, die du immer ziehst.“

Hermione sah sie skeptisch an. „Ich halte nichts von Wahrsagerei.“

„Ach, komm schon, jetzt sei kein Frosch“, erstickte Lavender jeden weiteren Protest im Keim und schob die Freundin in das Zelt.

Hermione kam stolpernd zum Stehen und zwei riesige Augen starrten sie an.

„Miss Granger“, wisperte die Professorin. „Es überrascht mich, Sie hier zu sehen.“

„Glauben Sie mir, mich auch.“ Dennoch setzte Hermione sich und sah erwartungsvoll auf. Doch nichts passierte.

„Sie legen Karten“, sagte sie deshalb und die Professorin schrak auf.

„Karten? Nein, nein, Ihnen werde ich nicht die Karten legen, ich sehe in meine Kugel.“

„Oh, auch gut. Und was sehen Sie? Grauen Nebel oder den Grimm?“

Trelawney hörte aber schon gar nicht mehr zu, so entging ihr auch der Spott in der Stimme der Schülerin. Sie runzelte die Stirn. Ihre schmalen Finger fuhren über das Glas.

„Oh…“ Das war alles, was sie in den ersten fünf Minuten sagte. Ab und zu sah sie zweifelnd auf, schüttelte den Kopf und starrte wieder in das Glas, in dem sich rein gar nichts tat.

„Dachte ich mir doch“, murmelte Herm verärgert und wollte schon gehen, doch da packte sie Trelawney am Handgelenk und hielt sie so zurück.

Hermione blickte verärgert von den Fingern der Professorin in deren Gesicht und schrak zusammen. Irgendwas war anders.

„Deine Liebe wird erwidert. Aber diese Liebe ist gefährlich. Sie wird euch beide ins Unglück stürzen. Du kannst nicht davonlaufen, aber bleiben kannst du auch nicht. Prüfe, was du willst und vertrau auf deine Familie. Sie wird dir helfen können und nur sie allein.“ Trelawney sah sie scharf an und setzte nach: „Du wirst Verbündete finden, wo du sie nie erwartet hättest. Sie sind schon hier, mein Kind. Sie halten die Augen auf dich gerichtet.“

Hermione verzog das Gesicht und entwand ihren Arm. „Wer ‚sie’?“

„Die Death Eater.“ Damit lehnte sich die Professorin zurück und seufzte.

„Sie glauben mir nicht, oder? Miss Granger?“ Dann lächelte sie leicht. „Ich sah auch bei einem Jungen genau die gleichen Zeichen.”

Nun wurde Hermione doch neugierig. „Bei wem?“, fragte sie, doch Trelawney schüttelte nur den Kopf.

„Das zu erfahren ist es noch zu früh. Dein Herz muss sich erst sicher sein, sonst ist alles umsonst und das wäre doch schade.“ Dann winkte sie Hermione hinaus.

Kaum draußen, trat Lavender neugierig näher. „Und, was hat sie dir gesagt?“

„Die Alte hat einen Schuss. Vollkommen absurd, was sie faselt.“

Enttäuscht ließ die andere die Schultern hängen. Sie hatte gehofft, dass Trelawney Herm etwas aufmuntern würde.

„Ich seh mal, was sie zu mir sagt“, überlegte Lavender und war im Zelt verschwunden.

Herm verzog das Gesicht, machte sich auf die Suche nach Harry und Ron und murmelte kopfschüttelnd: „Meine Liebe wird erwidert? Sie muss wirklich blind sein.“

Draco fing die letzten Worte von Hermione auf.

„Hermione ist verliebt?“, sagte er leise verblüfft und Blaise, der neben ihm stand fragte:

„Hä? Hast du was gesagt?“

Doch Draco achtete gar nicht darauf, stattdessen fuhren seine Augen über den Platz. Hermione war also unglücklich verliebt.

Wer war der Volltrottel, der seine Hermione unglücklich machte? Oder schlimmer, wer war es, der ihm, Draco Malfoy, den Anspruch auf Hermione streitig machen wollte?

Hatte sie nicht irgendwas gesagt von, ihre Liebe wurde erwidert? Uh, ein Nebenbuhler, der war tot. Tot! TOT!!!

„Hey, Draco, alles klar?“, fragte Blaise vorsichtig, ein wilder Blick streifte ihn und er setzte nach: „Du siehst aus, als wolltest du jemanden ermorden.“

„Hermione ist unglücklich“, sagte der andere nur leise. Blaise warf einen Blick zu der Gryffindor, die Harry und Ron inzwischen gefunden hatte und gerade herzhaft lachte.

Unglücklich? Na, da wollte er aber nicht wissen, wie die Gute aussah, wenn sie glücklich war.

Das Schneetreiben nahm zu.
 

***
 

„Exklusiv nur dieses Jahr ein Fotoalbum von allen Schülern der Schule“, rief Colin und wedelte mit einem Exemplar.

Einige Eltern näherten sich und griffen nach einem, in dem ihre Kinder abgebildet waren.

Auch Antonin und Lucius kamen näher. Alle anderen Eltern ergriffen fast die Flucht, als sie sie sahen.

Colin wurde leicht nervös beim Anblick der beiden Death Eater. Er schielte zur Seite und sah Harry und Zacharias in der Nähe und er fasste sich wieder. Er zog ein Buch heraus und schlug es auf.

„Wollen Sie ein Andenken von ihrem Sohn, Mr Malfoy?“, fragte er tapfer, auch wenn seine Stimme leicht zitterte. Antonin hatte mit dem Jungen fast Mitleid. Andererseits konnte er es gut verstehen, schließlich galt Lucius mit Francis zu den Death Eatern, die dem Dunklen Lord treu ergeben und wahrlich lebensgefährlich waren.

Lucius ignorierte das Buch in Colins Hand und griff eines, das auf dem Tisch lag.

Er schlug es auf und sein Blick fiel auf die Überschrift: „Halloween.“ Seite um Seite blätterte er um und kam schließlich zum Highlight, wie Colin versicherte.

Man sah Draco und Hermione auf genau drei Bildern.

Das erste zeigte sie nebeneinander stehend und in die Kamera blickend. Starr, als hätten sie einen Besen verschluckt.

Auf dem zweiten hatte Draco die Gryffindor im Arm. Er neigte seine Lippen zu ihrem Hals, als wollte er sie beißen. Antonin musterte das Bild in dem Exemplar, das er Colin abgenommen hatte, interessiert und presste die Zähne aufeinander, um nicht loszulachen. Lucius’ Stirn hingegen wölbte sich. Seinen Kopf legte er bei Bild drei leicht schief.

Hier war es Hermione, die sich von Draco losgemacht hatte und ihr nun anfauchte. Etwas Blut war in Dracos Mundwinkel und das Grinsen könnte man fast als triumphierend ansehen.

Der Slytherin hatte sichtlich Spaß, während die Gryffindor Gift und Galle spuckte.

Er schloss das Buch.

„Du hast das Beste verpasst, Lucius“, lachte Antonin nun. Er hatte weiter geblättert und der andere, gerade im Begriff zu gehen und seinen unsäglichen Sohn zu suchen und zur Rede zu stellen, stockte, drehte sich um und sah Antonin fragend an.

Colin trat einen Schritt zurück.

Antonin hatte eine Seite aufgeblättert, die ohne Zweifel die neuesten Fotos zeigte.

Es waren die vom Theaterstück, das vor nicht einmal einer Stunde gelaufen war.

Antonin deutete hilfreich wie er war auf ein Bild, das Dornröschen und ihren Prinz zeigte, aufgenommen kurz nachdem sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte.

Der Kuss lief in einer endlosen Schleife.

Nun zuckte Lucius’ Augenlid verdächtig.

„Draco“, zischte Lucius leise und Antonin schlug das Buch zu. Er schimpfte sich selber einen Idioten. Hatte er doch vergessen, wer Lucius war und ihm war nun wieder allzu bewusst, wie sehr sie sich unterschieden.

Antaia war seine Frau.

Lucius jedoch würde seinen Sohn eher umbringen, als zuzulassen, dass ein Mädchen wie Hermione mit ihm zusammenkam.

Die Augen des blonden Death Eaters fuhren über den Platz.

„Er ist doch nur ein Kind und das war Theater“, versuchte Antonin Lucius vor einer unüberlegten Tat zurückzuhalten.

Dieser jedoch durchbohrte den Heiler fast, dass sogar er leicht Angst bekam.

„Weißt du, wer dieses Mädchen ist?“, zischte Lucius leise.

„Ähm, ja“, nickte Antonin. Meine Schwägerin, dachte er still.

„Sie gehört zu diesem Potter.“

Antonin nickte erneut. Das war unbestreitbar.

„Wenn das der Dunkle Lord sieht.“ Lucius brach ab und Antonin war verwirrt. War das Lucius’ einzige Angst?

Das passte irgendwie nicht, überlegte er, wurde jedoch unterbrochen, als Draco an ihnen vorbei ging. Offenbar tief in Gedanken.

Lucius hielt ihn jedoch auf.

„Was genau läuft da zwischen dir und der Gryffindor?“, fragte er Draco gerade heraus und hielt dem Jungen das Bild vom Theaterstück unter die Nase.

Draco wurde blass.

Antonin Heilerantennen hatte ernste Bedenken, dass er gleich umkippen würde.

Dennoch fasst der Jüngere sich schnell und sah fast trotzig auf. „Das Theaterstück war eine Strafarbeit. Die Rollen waren ausgelost worden. Ich kann nur von Glück sagen, dass es nur Granger war. Ursprünglich hatte Potter das Dornröschen spielen sollen.“

Nun war es Lucius, der blass wurde und Draco drehte sich um und ging. Antonin konnte sich ein erneutes Lachen gerade so verkneifen, doch grinsen tat er trotzdem.

„Gib mir eins von den Büchern“, forderte er Colin auf, der verwirrt nickte.

„Was willst du damit?“, hakte Lucius nach und Antonin hätte fast gesagt: „Für meine Frau.“ Doch er bekam gerade noch die Kurve und sagte: „Für Istave. Er suchte die ganze Zeit schon etwas, was er seinem Schwiegervater unter die Nase reiben kann.“

Besagter Schweigersohn hatte das Fest schon längst verlassen.

Lucius musterte Antonin eine Weile, als wollte er die Wahrheit in den Worten erkennen, doch schließlich nickte er langsam, verlangte selber ein Exemplar und ging.

Narzissa wartete auf ihn und Francis, dem er versprochen hatte, vorbeizukommen.

Der Jahrmarkt lag schon hinter ihm, der Weg zum Tor war menschenleer. Er sah nur eine Person.

Und das Schicksal wollte es, dass es Hermione Granger war, die gegen einen Baum lehnte, die Augen geschlossen hatte und nachdachte.

Erst wollte Lucius an ihr vorbei gehen, überlegte es sich dann jedoch anders, ging zu ihr hinüber und zischte: „Halt dich von meinem Sohn fern.“

Hermione schrak heftig zusammen und schlug die Augen auf, doch da hatte Lucius sich schon wieder abgewandt und schritt davon. Unter seinem Arm erkannte sie den Bilderband.

Sie hatte selber einen in der Hand.

Mit zittrigen Fingern schlug sie die Seite auf und starrte auf das Bild, das sie so aus der Fassung gebracht hatte.

Dieser Kuss sah so echt aus.

Hermione seufzte und presste das aufgeschlagene Buch an sich.

So echt, doch er war es nicht, dachte sie bitter.
 

***
 

Die Sonne war untergegangen und Fackeln wurden aufgestellt. Der Schnee, der am Morgen gefallen war, türmte sich nun meterhoch auf der Wiese. Nur noch der Abschlussjahrgang war draußen, um die restlichen Bühnenteile wegzuschaffen. Nachdem auch die letzte Hintergrundwand ordentlich im Gewächshaus verfrachtet war und Blaise und Theodor zurück zu den anderen kamen, flog ein Schneeball und traf Theodor mitten auf den Kopf.

Seine Augen flogen nach dem Täter und Parvati grinste ihn breit an.

„Das war für heute Morgen“, sagte sie und schon hatte auch sie einen Schneeball mitten im Gesicht. Prustend wischte sie sich die kalte Masse aus den Augen.

„Na warte, das kriegst du wieder.“ Kaum gesagt, stürzte sie sich schon auf ihn.

Das Startsignal für eine Schneeballschlacht. Wer gegen wen, konnte man bald darauf nicht mehr ausmachen. Irgendwie balgte sich jeder mit jedem, gleich welches Haus, gleich ob Freund oder Feind. Kein Wunder, der Schnee pappte fest an Kleidern und Haaren und die Dunkelheit und der wieder aufkommende Schneefall verschleierten die Sicht.

„Parvati, nicht! Ich bin doch deine Schwester!“, quietschte Padma gerade und zappelte, weil sie Schnee unter den Pullover bekommen hatte.

Es war ein Jauchzen und Rufen, ein Kreischen und Schreien und die Professoren, die herausgekommen waren, starrten fassungslos auf die schneebedeckte Menge. Sie konnten nicht unterscheiden, wer da wer war.

Schließlich tat McGonagall das Einzige, was ihr einfiel, sie rief blind die Namen der Schulsprecher.

„Mister Weasley, Miss Parkinson.“ Zwei Köpfe hoben sich und zwei Schneegestalten traten etwas vor, die anderen hielten lediglich inne.

Dann fuhr McGonagall mit den Vertrauensschülern fort und als sie bei Mister Malfoy und Miss Granger angekommen war, staunten auch alle Schüler.

Hermione und Draco waren aufgestanden, keine fünf Zentimeter voneinander entfernt. Vor wenigen Minuten waren sie noch zusammen lachend durch den Schnee gerollt und hatten versucht, den jeweils anderen mit möglichst viel Schnee einzustäuben.

Und nun starrten sie sich an. Sie klopften die Schneekrusten ab und konnten kaum glauben, was sie sahen. In beiden Gesichtern konnte man lesen, dass sie offenbar keine Ahnung gehabt hatten, wer der jeweilige andere war.

Wie gesagt, zu viel Schnee und zu wenig Licht.

„Und alle anderen gehen auch ins Haus“, war alles, was McGonagall noch sagte, dann wandten sie sich um und rauschte in die heiligen Hallen der Schule. Auch die anderen Professoren und die Schüler folgten ihr.

Hermione wurde von Harry mitgezogen. Draco lief allein, doch grübelte er.

Pancy und Ron wurden zum Direktor zitiert. Sie liefen stumm ins Büro und ließen einen Vortrag über Vorbildfunktion über sich ergehen. Kaum wieder entlassen, lachten sie laut.

Sie wussten nicht warum, doch sie konnten nicht aufhören. Sie lachten so laut, dass sie sich krümmten und sich gegenseitig festhalten mussten.

Irgendwann hatten sie sich wieder halbwegs beruhigt und Ron musterte seine Kollegin, die sich Tränen von der Wange wischte.

„Weißt, du, Pancy? Im Grunde bist du schon in Ordnung.“ Er grinste und ging. Pancy jedoch war jegliches Lächeln aus dem Gesicht gewichen und sie sah dem Gryffindor nur verblüfft nach. Irgendwas hatte sich geändert.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Saturn: So langsam kommt die Sache zwischen Pancy und Ron in Schwung.
 

Chanti: Sollte Herm nicht erfahren, das ihre Schwester ‚tot’ ist?
 

Saturn: Stimmt.
 

Gloomy: Und dann brauchst du eine Beerdigung.
 

Saturn: Richtig.
 

Morwie: Und dann muss Sirius Antonin Rache schwören, immerhin gilt der doch sicher offizielle als Mörder.
 

Saturn: Verflucht, ja. Also wieder nichts mit Weihnachten. Nächstes Kapitel wird traurig.
 

Moonlily: Wird Alexa nicht dann dahinter kommen, dass Antaia nicht tot ist? Sie hat Antonin doch den Unbrechbaren Schwur auferlegt und der lebt ja noch.
 

Saturn: … Ich seh schon, ich habe mich perfekt in eine Sackgasse hineinmanövriert.
 

Blue: Du bist gut im Autofahren, du wirst auch da wieder rauskommen.
 

Rest: Hä?
 

Moonlily: Diese magische Druckmaschine würde mich ja echt interessieren.
 

Saturn: *Augen leucht* Nicht? Die ist cool.
 

Gleda. Was schreibst du im nächsten Kapitel?
 

Saturn: Weiß ich nicht so genau. Irgendwie muss ich zehn Seiten füllen, Kapitel 18 steht schon.
 

Blue: Herm bekommt geheimnisvoll Briefe.
 

Saturn: Tss, von wem denn?
 

Gleda: *Augen leucht* Antonin, ihrem Schwager.
 

Saturn: *spöttisch* Ja, klar.
 

Moonlily: Die Idee ist nicht schlecht.
 

Saturn: Mhmmmm…
 

Moonlily: Und der Titel ist ‚Eulenpost eines Unbekannten’
 

Leserbriefe:
 

@DracAngel: vielen Dank für deine umfangreichen Kommentare.
 

@alle anderen: auch an euch vielen Dank, ich verspreche eure Geduld was das ‚Hauptpairing’ Herm x Dray angeht wird belohnt.

Eulenpost eines Unbekannten

Kapitel siebzehn – Eulenpost eines Unbekannten
 

Rückblende
 

Dezember 1978
 

Bellatrix Lestrange, siebenundzwanzig Jahre alt, saß an dem großen Esstisch im Haus ihrer Schwiegereltern und schrieb einen Brief an ihre Schwester Narzissa. Diese war mit ihrem Mann auf verspätete Hochzeitsreise gegangen.

Sehr verspätet, wenn man bedachte, das die beiden seit über fünf Jahren verheirat waren.

Andererseits hatten sie die ersten drei Jahr ihrer Ehe kaum ein Wort gewechselt gehabt.

An sich hätte Bellatrix die beiden nicht in ihren Flitterwochen gestört, nicht jetzt, wo sie die versäumten vier Jahre aufzuholen versuchten, doch die Weihnachtsballvorbereitungen waren nun mal wichtig, denn diesmal würde der Dunkle Lord anwesend sein und das bedeutete nicht nur eine große Ehre, sondern auch enorm viel Stress.

Bellatrix war nun schon seit Wochen ganz schlecht. Seit sie davon erfahren hatte.

Ihre Nervosität wurde auch nicht gerade gemildert, wenn Rodolphus seine Eifersuchtsanfälle bekam.

Dann war sie eben die einzige Hexe, die in die Reihen der Death Eater aufgenommen worden war. Und?

Sie knüpfte den Brief an das Bein einer Eule und schickte diese fort. Dann griff sie nach einem weiteren Stück Schokolade, die Istave auf dem Tisch hatte stehen lassen und schob es sich in den Mund.

Die Schokoladenhülle der Praline schmolz augenblicklich und klebriger süßer Zuckersaft rann über ihre Zunge. Sie klappte den Deckel zu, sie hatte fast die Hälfte davon gegessen, und las die Aufschrift.

„Auroras Pralines“, murmelte sie und runzelte die Stirn.

Es gab eine Geschichte über diese Pralinen.

Es hieß, dass jeder, der sie aß, einen wahren Zuckerschock erlitt, wenn man mehr als zwei aß;

sie hatte fünfzehn verputzt; es sei denn, man war schwanger.

Männer vertrugen sie gar nicht und Frauen drehten durch, es sei denn wie gesagt, sie erwarteten ein Kind.

Bellatrix hatte an diese Geschichte noch nie geglaubt. Istave, ihr Schwiegervater, war regelrecht süchtig danach und der war ein Mann.

Sie klappte den Deckel wieder auf und aß eine weitere.

„Bella, was isst du da die ganze Zeit?“, fragte Rodolphus und Bella nuschelte: „Aurora Pralines.“

Ihr Mann nickte kurz und stockte dann.

„Wie viele hast du gegessen?“

Bella schluckte runter und erwidert. „Sechzehn.“

„Was?“ Rodolphus riss die Augen auf.

„Mom ist durchgedreht, als sie gerade mal halb so viele gegessen hatte.“

Er kam zu seiner Frau hinüber und sah sie sich genau an.

„Geht es dir gut?“

„Rodolphus, mach dich nicht lächerlich. Du glaubst doch nicht wirklich dieses Ammenmärchen? Das erzählen sie sich doch nur, um die Pralinen interessant erscheinen zu lassen“, fuhr Bellatrix ihn verärgert an.

Da rief Istave entsetzte: „Wer hat meine Pralinen gegessen?“

„Bellatrix“, gab Rodolphus Auskunft.

Camille kam ebenfalls herein. Sie hatte Blumen verschnitten und hatte die letzten Sätze mitbekommen. Sie betrachtete sich die Jüngere genauer und legte dann sacht die Blumen auf den Tisch, während Istave Bella scharf musterte: „Geht es dir gut?“, fragte er sie und diese sah nun wirklich entrüstet zu den Zauberern.

„Jetzt seht mich nicht so an, als würde ich gleich nackt über ein Lagerfeuer springen. Mir geht es bestens.“

Sie sah zu Camille, die nun lächelte und leise sagte: „Natürlich geht es dir bestens. Du bist schwanger.“

„Was?“ Das waren Rodolphus und Bellatrix gleichzeitig. Istave hatte sich lediglich zu Camille umgedreht. Er zweifelte nicht einen Augenblick an den Worten seiner Frau.
 

11. Juli 1979
 

Francis strich gerade das Treppengeländer, während eine junge Hexe ihm dabei zusah.

Sie hatte wenig an, doch das konnte auch an den warmen Temperaturen liegen.

Sie mochten harmonisch wirken, doch wenn man genau hinsah, bemerkte man den verkniffenen Zug um die Lippen des Sechsundzwanzigjährigen.

Da schoss eine Stichflamme aus dem Kamin und Rodolphus stolperte heraus.

„Der Boden ist neu!“, schimpfte Francis und legte den Pinsel beiseite.

„’tschuldigung“, sagte Rodolphus hastig und grüßte. „Hallo Beth.“

Die Hexe nickte ihm kurz zu, sagte aber sonst nichts.

„Es ist ein Mädchen!“, rief nun Rodolphus und Francis hob die Augenbrauen.

Wovon redete der andere.

„Ich habe eine bildhübsche Tochter und sie heißt Josephine, nach meiner Großmutter.“

„Gratuliere“, sagte Francis und reichte dem Freund die Hand.

„Ich muss zurück, Bella wartet auf mich. Das müssen wir feiern. Sagst du den anderen Bescheid?“

„Ja, mach ich“, nickte Francis, dann rauschte Rodolphus auch schon wieder davon.

„Der war ja richtig überdreht“, spottete Beth und Francis drehte sich zu ihr um. Er wartete, doch es kam nicht die Antwort, die er erhofft hatte.

Die Hexe hob eine Tasche vom Boden, auf der sie gesessen hatte und sagte: „Leb wohl Francis.“

Dann verließ sie das Haus.

Francis hob den Pinsel wieder auf und wollte weiter streichen, doch schließlich warf er ihn zurück in den Farbtopf, dass die Farbe sich im ganzen Raum verteilte, und fluchte.

Er nahm seinen Zauberstab und das Haus, das er über Jahre nun mühevoll zusammengehämmert hatte, wurde fertig gestellt.

Eigentlich hatte er noch mindestens zwei Jahre gebraucht, doch mit Magie war es in Sekunden vollbracht.

Jetzt hingen sogar die Bilder gerade, die Francis durch Lucius’ grauenhafte Beratung völlig schief angenagelt hatte.

Er ging die Stufen hinauf und sah es sich an.

Er würde einkaufen gehen. Zumindest Kaffee brauchte er, dann konnte er seine neuen Tassen einweihen.
 

***
 

In der Winkelgasse angekommen, machte er einen Abstecher in die Nokturngasse und wurde dort fast von Lilien Faun, einer siebzehnjährigen Hexe umgerannt.

Dunkel erinnerte er sich, sie zu Silvester kennen gelernt zu haben.

Damals war sie ihm wie ein Kind erschienen und wenn er sie jetzt so betrachtete, kam sie ihm kaum reifer vor.

Sie war vielleicht ein Kind, aber sie war vor allem auch unverschämt.
 

Gegenwart
 

Samstag, 15. November 1997
 

Lilien schob angewidert das Abendessen weg.

„Kein Hunger?“, fragte Francis, ohne jedoch aufzusehen. Lilien schüttelte den Kopf und goss sich einen weiteren Tee ein. Das schien das Einzige zu sein, das sie vertrug.

Die Sorgen drückten ihr offenbar nicht nur auf der Seele.

„Warum bist du nicht zu dem Theaterstück gegangen?“

„Theodor wäre nicht erfreut gewesen. Er hat eine Fee gespielt“, erklärte Francis und sah seine Frau kurz prüfend an.

„Du siehst blass aus“, bemerkte er, doch Lilien wischte mit einer Handbewegung darüber hinweg.

„Was erwartetest du? In letzter Zeit bist du oft weg. Hat der Dunkle Lord so viele Aufträge für dich?“

Francis legte die Gabel beiseite und richtete nun seine ganze Aufmerksamkeit auf Lilien.

Es hatte sie schon immer gestört, dass er ein Death Eater war. Erfahren hatte sie davon in ihrer Hochzeitsnacht.

Damals war sie bereits hochschwanger gewesen. Theodor kam einen Monat später zur Welt.

„Mach dir keine Sorgen“, sagte er, doch Lilien kniff die Lippen zusammen und zog den Teller wieder zu sich.

„Wie wäre es, wenn du ein paar Tage ins Sommerhaus fährst?“

„Nein. Ich werde jetzt nirgendwo hingehen. Nicht wo alle anfangen durchzudrehen.“

Stumm aß sie weiter und Francis lehnte sich zurück und betrachtete sich die zierliche Frau. Nie war ihm bewusster, wie sehr er sie liebte.

Er hatte damals bei der Hochzeit überlegt, ob er diese Frau je lieben würde.
 

Sonntag, 16. November 1997
 

„Ich weiß nicht“, tuschelte Ron leise, verstummte aber plötzlich, als er Hermione bemerkte.

Diese sah Harry und Ron misstrauisch an, trat näher und fragte:

„Habt ihr gerade über mich geredet?“

Ron wollte schon zu irgendwelchen Ausflüchten ansetzten, doch Harry schnitt ihm kurzerhand das Wort ab, als er sagte:

„Wir machen uns nur Sorgen um dich. Ich meine wegen gestern, das Theaterstück.“ Harry stockte und Hermione wusste, auf was er hinauswollte.

Dass der Kuss nicht im Drehbuch gestanden hatte, sondern von Draco hinein geschrieben worden war, hatte inzwischen wohl jeder mitbekommen. Zumindest jeder, der mitgespielt hatte.

„Es ist alles in Ordnung, Harry“, betonte Hermione. „Es ist ja nicht so, dass es völlig unvorbereitet kam, es ist…“, nun stockte sie, denn die beiden Jungs sahen sie nun sehr misstrauisch an.

„Herm, gibt es irgendwas, was du uns sagen willst?“, bohrte Harry nach. Ron hatte schon seinen Zauberstab gezogen und sah sich suchend um.

„Diesen Slytherin fluche ich auf die Krankenstation“, versprach er.

„Nein“, fuhr Hermione dazwischen. „Es ist alles okay, wirklich. Ich habe das mit D… Malfoy geklärt.“ Sie nickte bekräftigend und ging dann weiter zur Bibliothek.

„Wollte sie gerade Draco sagen?“, fragte Ron leise flüsternd und Harry gab nur ein zustimmendes ‚Mhmm’, von sich, während beide Hermione genau musternd nachsahen.

Irgendwas verheimlichte sie ihnen doch. Ron war darüber beleidigt, Harry machte sich vor allem Sorgen um seine beste Freundin, denn er wusste, dass sie für diese Heimlichtuerei einen Grund hatte.
 

***
 

„Hey, Herm“, rief Ginny, als sie die Ältere auf dem Gang traf. Diese wandte sich um.

„Viel zu tun, mhmm?“, fragte die Rothaarige und Hermione grinste schief.

„Unser letztes Jahr, die Abschlussprüfungen lauern schon.“

„Das schaffst du doch ohne Probleme“, grinste Ginny und irgendwie schwang etwas Neid mit.

Hermione nickte nachdenklich und schien in Gedanken wegzudriften, als sie Ginny noch einmal fragend ansah.

„Gibt es irgendwas Bestimmtes?“, fragte sie und Ginny sah leicht verlegen auf.

„Ich mache mir nur Gedanken, wegen gestern, erst das Theaterstück und dann auch noch in der Schneeballschlacht. Ich meine, du und Malfoy…“ Sie stockte und Hermione winkte lächelnd ab.

„Mir geht es gut.“

„Was willst du wegen ihm tun? Ich meine, einfach das Stück umzuschreiben, ist schon ein starkes Stück.“

„Ich überleg noch, aber er bekommt das wieder, keine Sorge“, grinste nun Hermione. Obgleich ihre Ideen, die plötzlich ihr liebeskrankes Hirn durchflatterten, ganz anders aussahen, als Ginny sich wohl als Rache überlegte. Offenbar wollte Ginny noch etwas sagen und Hermione wartete geduldig, bis die Jüngere vorsichtig fragte:

„Hast du das Fotoalbum schon gesehen?“

Hermiones Wangen flammten rot auf, als hätte jemand einen Knopf gedrückt.

Gesehen? Nicht nur sie. Ihr wurde ganz schlecht, als sie an Lucius’ Worte dachte.

„Ich könnte Colin dafür erwürgen“, knurrte Ginny und nun musste Hermione doch lachen.

„Lass den armen Jungen nur in Ruhe. Das trifft Draco viel mehr als mich. Schließlich muss er dieses eine Bild ganz anderen Leuten erklären. Und er ist daran selber Schuld.“

Nun wandte sich Hermione endgültig ab und Ginny nickte nachdenklich, ja, da war was Wahres dran.

Ginny war schon fast in der Großen Halle, als sie noch einmal irritiert inne hielt.

Hatte Hermione gerade Draco gesagt?

Als sie die Große Halle betrat, suchte sie nach Colin. Sie wollte diesem Hobbyfotograf eine gehörige Standpauke halten, als sie Draco bemerkte.

Der saß am Tisch der Slytherins, zusammen mit den anderen aus seinem Haus. Sie schienen eine angeregte Diskussion zu führen, über was, wusste Ginny nicht, das konnte sie nicht verstehen, doch sie sah sich den Jungen genauer an.

Irgendwie musste er ihren Blick bemerkt haben, denn er sah auf, zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen und Ginny senkte rasch den Blick.

„Ich geh dann mal“, sagte Theodor laut und erhob sich. Nach und nach gingen auch die anderen, als letztes Draco und Blaise. Da hatte Ginny Colin schon längst ins Gebet genommen und der arme Zauberer hatte ein wirklich schlechtes Gewissen.
 

***
 

„Die Weasley-Hexe weiß irgendwas“, murmelte Draco leise und Blaise schielte zur Seite. Er unterließ einen sarkastischen Kommentar.

Wenn es nur Ginny war, die irgendwas ahnte, war es ein Wunder.

„Und wenn schon“, zuckte er stattdessen die Schultern. „Was hat die alte Trelawney denn nun eigentlich gesagt?“

Draco hatte bisher noch nichts darüber erzählt.

Dieser sah Blaise nun finster von der Seite an. Ihm hatte er es zu verdanken gehabt, dass er sich von der verrückten Professorin hatte die Zukunft vorhersagen lassen. Draco erinnerte sich…
 

… „Schon die Tatsache mit der Verrückten in dem Zelt zu sitzen, während sie dich mit ihren übergroßen Augen anstarrt, um dir zu verkünden, dass du sterben wirst, ist gruselig genug.

Da müssen die Vorhersagen noch nicht mal wahr sein“, hatte Millicent gesagt und Gregory hatte ihr beruhigend einen Arm um die Schulter gelegt.

„Hat sie dir den Tod vorhergesagt?“, fragte Theodor und sah zu Parvati, die gerade von Trelawney gekommen war. Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, sie sagt, dass das Jahr mit Tränen für mich endet.“ Sie runzelte nachdenklich die Stirn und starrte vor sich hin, so dass sie den ernsten Blick, den die anderen untereinander tauschten, gar nicht mitbekam. Dann sah sie auf, lächelte Theodor an und fragte: „So lange du da bist, wird es schon nicht so schlimm werden.“

„Warum gehst du erst dahin, wenn du dich dann fürchtest?“, spottete Draco. Er wollte die seltsame verliebte Stimmung brechen, das konnte er jetzt nicht vertragen.

„Wahrsagen ist was für Idioten.“

„Auch du wärst eingeschüchtert“, sagte Parvati.

„Pfff, Blödsinn“, schnaubte Draco verächtlich.

„So wie es aussieht, hat Trelawney gerade Zeit“, grinste Blaise und schuppste Draco leicht in die Richtung von dem Zelt.

„Du willst doch jetzt nicht kneifen“, bohrte Theodor tiefer, als Draco keine Anstalten machte zu dem Wahrsagezelt zu gehen.

Er verzog nur das Gesicht und ging dann.

Das Zelt schloss sich hinter ihm, und plötzlich waren alle Stimmen und Geräusche vom Jahrmarkt ausgeschlossen.

Die Professorin sah auf. Verwirrt schob sie ihre Brille zurecht und blinzelte angestrengt.

„Mr Malfoy“, sagte sie dann und strich nervös die Decke vor sich glatt.

Draco kam nun doch näher. Besser er brachte das hinter sich. Blaise und die anderen würden nur über ihn spotten, wenn er jetzt ging.

„Setzten Sie sich doch“, winkte Trelawney ihn näher und Draco nahm auf dem Hocker Platz.

„Ich nehme bei Ihnen die Karten“, verkündete sie und Draco zuckte gelangweilt mit den Schultern. Der Hocker kippelte und er sah an ihm hinunter, als die Professorin bereits mit dem Mischen begonnen hatte.

„Bitte konzentrieren Sie sich, Mr Malfoy“, mahnte sie und Draco riss sich von dem Anblick des zu kurzen Beins seiner Sitzgelegenheit los und sah sie an.

„Natürlich“, sagte er nur.

„Was wollen Sie wissen?“ Die Karten flogen nun nur so von einer Hand in die andere. Draco konnte gar nicht zusehen, da wurde ihm ganz übel bei.

„Was beschäftigt Sie?“ Trelawneys Stimme war nun ganz rau. Ob sie erkältet ist, dachte Draco und wurde erneut zur Konzentration aufgefordert.

„Sie verbergen etwas, Mr Malfoy. Nicht nur vor mir, auch vor ihren Freunden und ihrer Familie. Aber was noch schlimmer ist, auch vor dem Mädchen, das Sie lieben.“

Nun war Draco äußerst konzentriert. Er musterte die Professorin sehr misstrauisch und fragte langsam: „Wie meinen Sie das? Ich verberge gar nichts, vor niemanden.“

„Oh, doch, dass tun Sie.“ Sie lächelte, hörte auf zu mischen, zog eine Karte und knallte sie auf den Tisch, dass der Slytherin zusammenzuckte.

„Das sind Sie“, sagte die Hexe. Draco musterte das Bild.

Aha, dachte er.

„Und das ist das Mädchen“, fuhr sie fort. Auch das Bild betrachtete sich Draco genau und musste innerlich der Professorin widersprechen.

Hermione war kein hässlicher Zwerg und genau das stellte das Bild da.

Sie legte eine dritte Karte, die Zwei der Kelche, doch das bekam Draco schon gar nicht mehr mit. Er war mit den Gedanken ganz woanders und hörte überhaupt nicht zu, als die Professorin fortfuhr. Selbst den intensiven Blick registrierte er gar nicht.

„Ihre Liebe wird erwidert werden, aber noch ist es nicht Zeit dafür“, sagte Trelawney. „Und jetzt gehen Sie.“

„Wie bitte?“

„Sie sollen gehen“, scheuchte die Hexe ihn auf und Draco ging. …
 

… „Was hat sie denn nun gesagt?“, holte Blaise den anderen aus seinen Erinnerungen.

„Sie hatte Karten gelegt und gesagt, das eine wäre ich und das andere das Mädchen, das ich …“ Er brach ab, da zwei Hufflepuffs den Gang entlang kamen und an ihnen vorbei gingen.

Draco wartete, bis sie wieder außer Hörweite waren, und sagte dann recht ungeduldig:

„Ist doch eh nur Schwachsinn, was die Alte erzählt. Man kann die Zukunft nicht aus Karten lesen.“

„Das ist nicht ganz richtig“, lächelte Professor Black auf ihn hinunter.

Draco und Blaise zuckten zusammen, sie hatten Sirius gar nicht kommen sehen, was vielleicht da dran lag, dass dieser aus einem der Geheimgänge ganz in der Nähe gekommen war.

„Zu meiner Schulzeit gab es an der Schule eine bildhübsche Frau, namens Madame Louise und sie verstand es sehr wohl, die Zukunft in Karten zu lesen“, fuhr Sirius fort.

Seine Schüler tauschten verstohlen einen Blick. Irgendwie war es ihnen lieber, wenn Sirius Black nicht so freundlich zu ihnen war. So brachte er die ganze Rollenverteilung durcheinander. Sirius nahm seine Aufgabe als Hauslehrer sehr ernst. Ihm war es gleich, von welchem Haus er Hauslehrer war. Einzig, dass ihm Schüler anvertraut wurden, zählte.

Denn war das nicht ein unglaublicher Vertrauensbeweis? Ihm, dem verurteilen, flüchtigen und wieder begnadigten Massenmörder; der er eigentlich nie war; Sirius Black Schüler, ja Kinder anzuvertrauen?

Und er würde alles geben, um diesem Vertrauen gerecht zu werden. Ja, sogar freundlich gegenüber Slytherins sein.

Denn sie waren seine Schüler.

„Okay, Professor“, sagte Blaise gedehnt, packte Draco am Arm und zog ihn mit sich.

„Eine bildhübsche Frau?“, fragte Draco dann und verzog fast das Gesicht. „Seit wann sind Professoren bildhübsche Frauen?“

„Na ja, Professor Dolohov sieht schon echt klasse aus… für ihr Alter“, überlegte Blaise laut und Draco hielt inne. Er rief sich die Professorin ins Gedächtnis und musste Blaise dann recht geben.

„Und diese Madame Louise war immerhin ihre Mutter“, klärte Blaise Draco weiter auf.

„Ach, echt?“

Blaise sah auf seine Uhr. „Verdammt, ich bin zu spät“, fluchte er. „Bis später“, rief er noch, dann rannte er schon den Gang entlang.

Draco nickte nur kurz und bog um die Ecke, als er gegen die Wand geschupst wurde. Verwundert sah er auf und wurde sofort wütend.

„Was willst du Weasley?“

„Halt dich von Hermione fern“, zischte dieser. Harry trat nun vor, offenbar war er über Rons plötzlichen Ausbruch ebenso überrascht wie Draco.

„Ron, nicht“, sagte er eindringlich. Dieser trat auch einen Schritt zurück und zeigte drohend auf Draco.

„Auch wenn es nicht so aussieht. Hermione hat viele Freunde. Wenn du ihr noch einmal in irgendeiner Weise zu nahe kommst, kannst du deine Mahlzeiten durch einen Strohhalm zu dir nehmen.“

Nach der anfänglichen Überraschung siegte nun doch wieder Dracos Arroganz und er fragte:

„Was denn, du drohst mir? Hermione kann sich ganz gut alleine verteidigen.“ Es sah so aus, als wollte er noch etwas sagen, doch er beließ es mit einem abfälligen Zischen und ging weiter den Gang entlang.

„Hat er sie gerade Hermione genannt?“, fragte Ron leise, während er und Harry dem Slytherin misstrauisch nachsahen. Und wieder brachte Harry nur ein zustimmendes ‚Mhmm’ zustande.

Seine Gedanken formten sich weiter. Ihm fielen Situation, Dinge ein, die ein ganz seltsames Bild gaben.

Konnte es sein, dass Hermione in Draco oder dieser in sie oder beide ineinander verliebt waren? Ehe er den Gedanken weiter verfolgen konnte, stand Laureen vor ihm und lenkte ihn so ab.

„Warum steht denn mein Ehemann so verwirrt im Gang?“, fragte sie spöttisch.

„Natürlich um auf meine Königin zu warten“, gab dieser schlagfertig zurück.

Sie wurde leicht rot, doch überspielten beide die Verlegenheit, indem sie lachten.

Ron grinste nur und ging. Er ließ die beiden besser alleine.

Harry bemerkte das nur am Rand, er sah zu Laureen hinunter, die sich zum Gehen wandte und offenbar wollte, dass er mit ihr kam.

„Das Theaterstück gestern ist richtig gut geworden“, begann sie.

„Ja, und Theodor war wohl der Star“, grinste er.

„Wie geht es Hermione? Ich habe gesehen, wie Mr Malfoy irgendwas zu ihr gesagt hatte. Sie ist ganz blass geworden.“

„Wirklich? Wann?“

Laureen erzählte es ihm und Harry runzelte besorgt die Stirn. Er verwarf seine Verliebtheit-Theorie. Lucius würde seinen Sohn eher umbringen, als zuzulassen, dass Klein-Malfoy sich in eine Muggelgeborene verliebte.

„Laureen, da bist du ja“, riefen einige aus ihrer Klasse und diese seufzte.

„Ja, ich komme schon“, sagte sie und sah entschuldigend zu Harry. „Tut mir leid, ich muss los“, sagte sie.

„Wir sehen uns“, winkte er ab.

Laureen lief auf Ginny, Luna und Colin zu.
 

***
 

In Hogwarts plätscherte der Tag dahin und auch im übrigen England war die Sonne untergegangen und die Zeit für das Abendessen angebrochen.

Bellatrix kam die Stufen hinunter und blieb im Türrahmen zum Kaminzimmer von Istaves Villa stehen. Sie sah aus bleichem Gesicht zu den Anwesenden und hielt bei Katie inne.

„Wer ist das?“, fragte sie.

„Meine Freundin, Katie Bell“, gab Rabastan zur Auskunft.

„Hat sie die Nacht hier verbracht?“, wollte Bellatrix weiter wissen und Rabastan sah seine Schwägerin angriffslustig an.

„Was interessiert es dich?“

„Dies ist eine anständige Familie“, knurrte Bellatrix und kam nun herein. Sie setzte sich zwischen Rodolphus und Istave und wartete, bis ihr ein Teller gereicht wurde.

Katie war von dem Auftritt der Death Eaterin eingeschüchtert.

„Ich warte noch immer auf eine Antwort“, sagte Bellatrix und sah nun Katie direkt an.

Es war jedoch Rabastan, der antwortete.

„Katie hat in meinem Haus übernachtet und bevor die weiter fragst, sie schlief im Gästebereich.“

Bella sah ihn ernst an.

„Dein Haus hat kaum drei Räume, ich kann mich an kein Gästezimmer erinnern.“

„Damit meine ich die zweite Hälfte von meinem Bett.“

Bellatrix Lippen bildeten eine schmale Linie, sie wollte ohne Zweifel etwas erwidern, als Katie einsetzte.

„Ich habe mich nicht über meine Hälfte des Bettes hinausbewegt und Rabastan nicht aus seiner. Davon mal abgesehen, geht Ihre Fragerei nicht etwas zu weit?“

Bellatrix sah sie streng an und Rodolphus sah aus den Augenwinkeln zu den anderen. Istave und Rabastan verkniffen sich ein Lächeln.

„Deine Freundin hat offenbar keine Manieren“, sagte Bellatrix kühl.

„Nein, du hast keine“, stellte Rabastan richtig. „Es geht dich nun wirklich nichts an, mit wem ich die Nacht verbringe.“

Katie sah ihn dankbar an, einen Moment hatte sie befürchtet, sie wäre zu forsch gewesen, doch er legte beschützend seine Hand auf ihre.

„Guten Abend, Bellatrix“, kam nun Antonin in den Raum. Ihm folgte Antaia. Auf seinen Schultern saß Delia. Sie kamen aus dem Garten, wo sie die neuen Hasen gefüttert hatte.

Mit Schwung hob er das Mädchen herunter und auf einen Stuhl. Sie kniete sich drauf und langte quer über den Tisch, um an das Brot heranzureichen.

Bellatrix sah sie pikiert an.

„Hat denn niemand mehr Anstand in dieser Familie?“ Das richtete sich jetzt an Istave.

Der sagte dazu gar nichts, sondern reichte Delia ein Glas. Das Mädchen schielte zu Bellatrix, während sie trank.

Rodolphus hatte sie inzwischen kennen gelernt.

Die schwarzhaarige Hexe schien ihr inzwischen nicht mehr so bedrohlich wie noch am Tag zuvor.

„Über was regst du dich denn jetzt schon wieder auf?“, fragte Antonin und setzte sich. Antaia nahm neben ihm und Katie Platz.

„Dein Cousin geht eine unmoralische Bindung ein.“

Die anderen hielten in der Bewegung inne.

Rabastan tat bitte was?

„Er weigert sich, Katie zu heiraten, obwohl er mit ihr schläft. Das ist unmoralisch.“

Antaia und Antonin sahen verblüfft zu den Mittelpunkten der Diskussion.

Katie sah verlegen auf ihren Teller. Es war ihr höchst unangenehm, so ins Visier genommen zu werden.

Rabastan runzelte die Stirn.

„Das versteh ich nicht“, überlegte Antonin laut. „Hast du den Ring zurückgegeben?“

„Ring? Was für ein Ring?“, wollte Rodolphus wissen. Auch Katie sah verwirrt auf.

„Rabastan hat mich letzte Woche ins Juweliergeschäft geschleppt, wo ich ihm helfen musste, einen Ring für Katie auszusuchen. Weißt du, wie viele es gibt?“

Die letzte Frage hatte sich an Antaia gerichtet, doch sie hörte gar nicht zu. Vielmehr starrte sie Katie an.

„Er hat dir einen Heiratsantrag gemacht?“

„Nein“, erwiderte diese und sah sich nun wirklich verwirrt in der Runde um.

„Ich habe auch keinen bekommen“, überlegte Antaia laut und Antonin sah zu ihr hinüber.

„Du kamst mir zuvor. Du hattest einfach beschlossen mich zu heiraten“, machte er sie darauf aufmerksam.

„Ich habe nur laut gedacht, dass es darauf wohl hinauslaufen würde. Du hast mir einen Tag später mitgeteilt, dass die Hochzeit vierzehn Tage später ist.“

Antonin zuckte mit den Schultern. „Wozu hätten wir warten sollen?“

Antaia lächelte: „Das stimmt.“

„Soll das heißen, dass auch ihr beide miteinander geschlafen habt, bevor ihr beschlossen habt zu heiraten?“

„Nicht vor dem Kind!“, sagte Antonin scharf und Bellatrix sah zu Delia, die sie neugierig ansah.

„Geh mal spielen“, sagte Bellatrix. Delia überlegte kurz und stand dann tatsächlich auf.

Bellatrix wartete, bis das Mädchen in ihrem Zimmer war und sah dann wieder zu Rabastan und Katie.

„Eins sage ich euch und deine Eltern werden mir Recht geben, Katie. Ihr werdet euch zumindest erst verloben, bevor ihr irgendwann noch einmal das Bett teilen werdet.“

Nun lachten Antonin und Rabastan laut auf.

„Und das von dir? Unfassbar. Wer hatte denn Sex mit einem Fremden, drei Tage von der eigenen Hochzeit.“

Bellatrix richtete sich auf und sah die beiden Zauber scharf an.

„Erstens wurde die Hochzeit vorgezogen und zweitens war er kein Fremder, sondern Rodolphus.“

„Was du aber nicht gewusst hattest“, warf Antonin ein und Bellatrix funkelte ihn an.

„Das ist eine Sache der Auslegung, ändert aber nichts an den Fakten. Ich habe nie mit einem anderen Mann geschlafen als mit meinem Ehegatten.“

„Wie beruhigend zu wissen“, murmelte dieser. Er wusste nicht, warum er nun Gegenstand der Unterhaltung war.

„Deine Eskapaden zu Silvester hätten damals fast alles platzen lassen. Camille hatte mich fast überzeugt, dass du nicht die Richtige für unseren Sohn bist und er sich lieber selber eine Frau suchen sollte“, warf Istave ein.

Rodolphus sah zu seinem Vater.

„Dann war sie damals nicht einverstanden gewesen?“, fragte er.

„Deine Mutter war sehr romantisch und weniger praktisch. Sie war gegen die arrangierten Ehen.“

„Was hat dich davon abgehalten ihr nachzugeben?“, wollte Rabastan wissen und Istave nickte zu Rodolphus.

„Er wollte Bella plötzlich unbedingt heiraten.“

Bellatrix sah versonnen zu ihrem Mann und dieser blinzelte sie verwirrt an. Antonin und Antaia tauschten heimlich einen wissenden Blick. Und auch Katie und Rabastan konzentrierten sich auf das Essen.

Eine Weile aßen sie stumm, bis Istave eine Bombe platzen ließ.

Die Uhr schlug gerade sieben, als Istave sagte: „Jetzt wird deine Schwester erfahren, dass du offiziell für tot erklärt bist, Antaia.“

Deren Kopf fuhr ruckartig hoch. Sie ließ ihr Besteck fallen und fragte: „Wie bitte? Das könnt ihr nicht machen.“
 

***
 

Albus Dumbledore fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Gleich würde er Hermione Granger mitteilen müssen, dass ihre Schwester offiziell tot war.

An sich war es schon immer schlimm, eine solche Nachricht überbringen zu müssen. Diesmal wog es umso schwerer, weil Dumbledore genau wusste, dass es obendrein noch eine Lüge war.

McGonagall klopfte leise an die Tür und öffnete dann. Hermione und die Hauslehrerin traten ein.
 

***
 

„Was meinst du, gab es so Wichtiges, dass sie Hermione nach dem Essen zu Dumbledore geholt haben?“, fragte Ron.

Harry zuckte mit den Schultern, doch es hieß sicher nichts Gutes.

Er vermutete, dass es irgendwas mit Antaia zu tun hatte.

Sirius blieb bei ihnen stehen.

„Was ist denn los?“, wollte er wissen. Die Jungs wurden aber einer Antwort enthoben, da Hermione in dem Moment wieder aus dem Büro kam. Langsam und bleich schlich sie förmlich die Treppe hinunter und blieb vor ihren Freunden und Sirius stehen.

„Meine Schwester ist tot“, sagte sie. „Eine Trauerfeier gibt es nicht, wegen Delia. Meine Eltern wollen das nicht. Aber ich kann am Wochenende nach Hause.“

Hermione sah in stummer Trauer auf. Eine Träne rollte über ihre Wange und Harry hob einen Arm und zog sie an sich, um sie zu trösten.

„Ist etwas passiert?“, fragte da eine weitere Stimme und Hermione hob den Kopf.

Sie blickte in die grünsilbernen Augen, die den Dolohovs so eigen waren.

Da schaltete ihr Verstand ab und sie knurrte: „Ihr Bruder!“

Sirius ahnte, was nun passieren würde und zog Hermione aus Harrys Armen zu sich, um sie besser festhalten zu können und schon begann die Schülerin sich gegen die Umklammerung zu wehren. Sie wollte ihren Zauberstab greifen und ohne Zweifel Alexandra verfluchen, doch Sirius hielt sie erbarmungslos fest.

Alexa wich betroffen zurück.

Sie konnte sich denken, was passiert war und das traf sie doppelt.

Zum einem, weil es hieß, dass Antonin Antaia letztendlich doch getötet hatte, zum anderen, dass auch Antonin selbst tot sein musste.

Er war noch immer an den Unbrechbaren Schwur gebunden.

„Lass mich, Sirius!“, wütete Hermione. Nun rannen die Tränen ungehindert über ihr zorniges Gesicht. Einige Schüler, die es sahen, drehten erschrocken um und eilten davon.

„Es ist ihre Familie gewesen. Diese verwünschten Death Eater geben doch so viel auf ihre verfluchte Familie.“

„Hermione!“, sagte McGonagall streng. Die Vertrauensschülerin hielt inne. Sie beruhigte sich etwas und machte sich von Sirius los. Noch immer funkelte sie Alexa an, rannte dann aber in die entgegen gesetzte Richtung davon. Harry und Ron waren einen Moment verwirrt, eilten ihr dann aber nach.

McGonagall sah die anderen beiden Professoren kurz an und ging dann ebenfalls. Zurück blieben Sirius und Alexandra.

Sie blieben eine Weile stumm, bis er fragte:

„Hast du das gewusst?“

„Er war es nicht!“, sagte sie plötzlich.

Sirius hob verwundert die Augenbrauen.

Alexandra bedeute ihm zu folgen und sie liefen durch die Gänge, während Alexa ihm erklärte.

„Ich glaube nicht, dass Antonin tot ist, das hätte Istave mir nicht verschwiegen. Wenn er Antaia aber wirklich ermordet haben soll, dann muss er es sein. Ich habe dir doch erzählt, dass ich ihm einen Schwur abgenommen hatte.“ Sie blieb stehen und sagte: „Er war es nicht.“

„Sirius, überleg doch mal, er ist bis vor drei Stunden hier in Hogwarts gewesen. Wie hätte er da Antaia umbringen können. Danach wohl kaum und vorher, ausgeschlossen.“

„Und wer dann?“

Alexandra überlegte und zuckte dann mit den Schultern. „Keine Ahnung“, gestand sie, sah dann aber wieder auf und setzte nach: „Ich kenne aber jemand, der es wissen wird.“

„Wen?“

„Das weißt du besser nicht.“

Damit ließ sie Sirius stehen und lief in ihr Büro.
 

***
 

„Das könnte ihr nicht machen“, sprang Antaia auf und starrte ungläubig in die Runde.

„Wer hat euch dazu die Erlaubnis gegeben?“ Nun setzte sie sich fassungslos und murmelte:

„Arme Hermione. Das wird sie fertig machen.“

Antonin legte seine Hand auf ihre, doch sie zog sie weg und sah ihn finster an. An Rodolphus gewandt sagte sie: „Dann suche schon mal deinen Zauberstab. Ich werde Hermione sagen, dass alles eine Lüge ist. Mich zu den Verschollenen zu schieben ist etwas ganz anderes als zu den Toten.“

Ernst blickten ihr alle nach, dann zu Antonin, der hinter seiner Frau her eilte.

Er holte sie ein, schob sie in das gemeinsame Arbeitszimmer und schloss die Tür.

„Du wirst kein Wort zu deiner Schwester sagen, Rodolphus’ Warnungen waren keine leeren Versprechungen.“

Antaia kniff die Lippen zusammen und starrte ihren Ehemann an, bevor sie zischte: „Erwarte nicht, dass ich das meiner Schwester antue. Es reicht doch schon, dass sie mich nicht sehen kann. Sie ist immer zu mir gekommen und plötzlich war ich nicht mehr da. Sie hatte noch Hoffnung, dass ich lebe, jetzt aber.“ Sie brach ab und ballte die Hände zu Fäusten.

„Das kannst du nicht von mir verlangen. Das würde sie mir nie verzeihen.“

Antonin schloss sie in seine Arme. Seine Lippen waren dicht neben ihrem Ohr, als er ihr leise zuflüsterte: „Versprich mir, dass du nicht eine Zeile an Hermione schreibst und ich verspreche dir, dass sie erfahren wird, dass es dir gut geht.“

Antaia nickte kaum merklich und sah ihn dann an.

Er küsste sie leicht, als ihm plötzlich etwas einfiel.

„Ich habe dir etwas mitgebracht. Also entweder ist sie die beste Schauspielerin, die ich je gesehen habe, oder sie und der junge Malfoy haben mehr Probleme, als ich dachte.“

Er holte den Fotoband von Hogwarts hervor und schlug die Seite mit dem Bild vom Theaterstück auf, auf dem Hermione und Draco sich küssten.

Antaia zog es näher zu sich und blinzelte erstaunt.

„Hermione kann alles lernen, aber so gut zu schauspielern mit Sicherheit nicht “, sagte sie. „Sie kann diesen Draco nicht ausstehen. Wir sind ihm im Sommer in Paris begegnet.“

Antonin grinste und ließ sich in einen Sessel fallen.

„Das habe ich mir fast gedacht. Sie braucht dringend ihre große Schwester, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.“
 

***
 

Sirius sah auf, als es klopfte und bat den Gast herein.

Es war Alexandra, die eintrat.

Blaise und Theodor, die auf dem Weg zu ihrem Haus waren, sahen auf ihren Uhren.

Zehn Uhr Abends? Was hatte Professor Dolohov denn um die Zeit bei ihrem Hauslehrer zu schaffen? Noch dazu mit zwei Tassen Tee?

Alexa schloss sorgsam die Tür und setzte sich dem Kollegen gegenüber.

Sie stellte das Porzellan auf den Tisch und füllte die Tassen.

Eine schob sie zu ihm hinüber und nippte an der anderen.

„Also?“, fragte Sirius in die Stille und Alexandra sagte:

„Er war es nicht. Offenbar sind es Bellatrix und Rodolphus gewesen.“

Sirius’ Augen verschmälerten sich. Sollte das jetzt ein Trost sein?

„Dann geht es deinem Bruder also bestens?“

„Ich habe ihn nicht persönlich gesprochen, aber es ist davon auszugehen.“

Sirius starrte düster vor sich hin, als Alexa sagte: „Aber auch das glaube ich nicht.“

Er sah auf und schnaubte verächtlich: „Du hältst bis in den Tod zu deiner Familie, oder?“

Alexa sah ihn kalt an. „Einige rennen einfach weg. Andere bleiben und versuchen etwas zu ändern.“

Sie fixierten sich mit ihren Blicken, wandten sich dann aber wieder ihrem Tee zu.

Wieder schwiegen sie eine Weile, bis Sirius fragte: „Dann glaubst du also, Antaia lebt noch?“

„Ja.“

„Wieso?“

„Weil es seltsam ist, wer den Tod bekannt gegeben hat.“

„Verrätst du mir, wer es war?“ Sirius blickte über den Rand seiner Tasse hinweg und Alexa antwortete: „Grandpa Albus.“

„Dumbledore?“ Sirius runzelte die Stirn. Das war in der Tat eigenartig. Er hätte einen der Auroren vermutet. Wurde Antaias Leiche überhaupt gefunden?

„Wo bist du gewesen? Wer hat dir das erzählt?“, wollte er nun wissen und Alexa überlegte, sagte dann aber: „Grandpa Sergej.“

„Sergej Dolohov?“ Sirius hatte von dem alten Zauberer gehört. Er galt im Allgemeinen als verrückt.

„Grandpa Albus ist bei Goyle gewesen und hat einen Stempel und eine Unterschrift verlangt“, murmelte sie, eher zu sich selber als zu Sirius und sah ihn dann an. Sirius lehnte sich überrascht zurück. Goyle hätte er jetzt nicht vermutet.

„Antaia ist nicht tot, davon bin ich inzwischen fest überzeugt.“ Alexa sah ihn eindringlich an und irgendwie glaubte er das nun auch.

„Aber warum sollte sie sich für tot erklären lassen. Auch wenn sie eine Aurorin war, so konnte sie kaum gefährlich für Voldemort sein.“

„Es sei denn, sie ist tot, weil sie, würde sie noch leben, jemand anderen in Gefahr bringen würde.“

Alexas Augen funkelten nun verschwörerisch.

Er grinste leicht.

„Du glaubst nicht immer noch, dass Antaia und dein Bruder füreinander bestimmt sind?“

„Doch. Albus hält mehr Fäden in der Hand, als du ahnen würdest. Er will seine Enkel von Voldemort loshaben.“

Sirius hob die Hand und gebot ihr, innezuhalten und sagte selbst: „Nehmen wir mal an, du hast Recht. Dann versteckt sich Antaia bei Antonin und wird für tot erklärt, damit der nicht als Verräter abgestempelt wird. Das würde bedeuten, dass auch Bella und Rodolphus mit drin hängen und das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Sie würden sich nicht gegen Voldemort stellen.“

„Es sei denn, ihre Kinder wurden im Auftrag des Dunklen gejagt und fast umgebracht.“

Alexa beugte sich vor und flüsterte: „Ihre Namen sind Josephine und Mirabelle.“

„Du meinst die Hexen, die zu Halloween über Hogwarts abgestürzt war.“

„Ja“, grinste nun Alexa. „Hast du dir die Mädchen mal genau angesehen?“

„Warum?“

„Sie sind die Kinder von Bellatrix und Rodolphus.“

Sirius riss die Augen auf, dachte dann aber nach. Es stimmte, sie hatten gewissen Ähnlichkeiten, nicht nur mit den Blacks, auch mit den Lestranges und Dumbledore. Wenn das stimmte, dann wusste Albus ganz genau, wer die beiden waren.

„Wissen Bella und Rodolphus davon?“

„Ich denke nicht. Meine Großväter wollen damit noch warten und sie haben damit durchaus Recht.“

Sie stellte die leere Tasse ab. Sie stand auf und grinste: „Da haben wir eine Menge, worüber wir nachdenken können, oder?“

Sirius nickte und starrte noch immer nachdenklich vor sich hin, als Alexa längst gegangen war. Und wenn es stimmte, wenn Antaia wirklich noch lebte, dann war es ein grausamer Streich, den man da Hermione spielte.
 

***
 

Rabastan schloss die Tür hinter sich. Eben hatte er Katie nach Hause gebracht und nun stand er allein in seinem Haus und es erschien ihm riesig.

Sie hatte mit keinem Wort irgendwas über den angeblichen Ring gesagt und vermied das Thema. Schließlich hatte sie ihm oft genug vorgeworfen zu stürmisch, zu voreilig zu sein.

Er hätte Antonin verfluchen können, als er beim Abendessen alles ausgeplaudert hatte.

Er und Francis galten nicht umsonst als die Klatschbasen unter den Death Eatern.

Rabastan hoffte, dass Katie nicht vor Schreck das Weite suchte.

Er ging in das Kaminzimmer, in dem auch ein Schreibtisch und ein Regal, bis oben mit Büchern voll gestopft, standen.

Er zog die oberste Schublade auf und nahm eine kleine rote Schachtel heraus. Er klappte sie auf und betrachtete sich den Ring, der dort drin lag.

Den würde er vielleicht nie verschenken.

Da klopfte es. Rabastan ging und spähte misstrauisch durch ein magisches Glas.

Es war Katie und er öffnete verwirrt.

„Darf ich herein kommen?“, fragte sie.

Er trat beiseite und das Mädchen trat ein. Sie zog ihre Handschuhe aus und schien zu überlegen. Rabastan bat sie ins Kaminzimmer, das langsam warm wurde.

Katie setzte sich auf die Couch. Den Umhang hatte sie noch immer an und gesagt hatte sie auch noch nichts.

Er wartete, gegen den Schreibtisch gelehnt.

Sie blickte zu ihm und erkannte die rote Schachtel. Sie sah fragend auf, stand dann aber auf, ging hinüber und klappte den Deckel hoch.

„War der für mich?“, fragte sie leise.

„Ja.“

Sie schluckte und schloss die Schachtel wieder.

Er wollte zu einer Erklärung ansetzen, doch Katie drehte sich zu ihm und schloss ihm mit den Fingern die Lippen.

„Sag nichts“, bat sie. „Ich kann dir nicht sagen, ob ich dich heiraten werde. Ich kenn dich doch kaum.“

Rabastan nickte leicht und biss die Zähne aufeinander. Innerlich verfluchte er Antonin, schöpfte aber Hoffnung, als Katie nachsetzte:

„Lass mir Zeit.“

Dann ging sie wieder.
 

Montag, 17. November 1997
 

Hermione starrte auf den Teller, wo ein halbes Stück Kuchen lag. Sie saß inzwischen alleine am Tisch der Gryffindors. Sie hatte Ron und Harry gebeten, sie alleine zu lassen.

Es waren noch wenige Schüler in der Großen Halle. Der Unterricht war vorbei und alle hatten sich aufgemacht um ihre Hausaufgaben zu erledigen.

Hermione hatte ihre gemacht, als Ron und Harry bei Wahrsagen gewesen waren und Professor Dolohov hat in Zaubertränke keine aufgegeben. Es war vier Uhr. Genau die richtige Zeit um noch einmal zwei Stunden zu lernen, doch Hermione konnte sich nicht aufraffen.

Jemand ging dicht an ihrem Tisch vorbei und Hermione sah unwillkürlich auf. Es war einer aus der unteren Klasse, die nun die Große Halle verließ.

Sie folgte ihm mit ihrem Blick und wandte sich dann wieder zurück.

Nun saß nur noch ein Schüler am Tisch der Slytherins.

Hermione sah zu diesem hinüber und bemerkte überrascht, dass es Draco war, der dort saß und sie ansah.

Er tat nichts, sagte nichts und verzog auch nicht spöttisch den Mund. Er saß nur dort und sah zu ihr hinüber.

Es war sicher albern, doch irgendwie tröstete es sie, dass er da war. Es beruhigte sie, ihn dort drüben zu wissen und für einen Moment hatte sie das Gefühl, als könnte sie einfach hinüber gehen und ihren Kopf gegen seine Schultern legen und er würde sie in seinen Arm ziehen und festhalten.

Sie merkte gar nicht, wie sie ihm leicht zulächelte und Draco riss erstaunt die Augen auf.

Sie lächelte ihm zu?

Hat der Schmerz über den Verlust ihrer Schwester sie so tief getroffen, dass nun ihr Verstand abschaltet, fragte er sich besorgt und richtete sich leicht auf.

Hermione hielt den Atem an.

Er bewegt sich, dachte sie und erstarrte ihrerseits.

Draco wäre vielleicht wirklich aufgestanden, das Lächeln hatte ihm seltsamerweise Mut gemacht, doch nun verkrampfte sie sich wieder, er sah es deutlich. Inzwischen glaubte er jede Mimik und Gestik von ihr interpretieren zu können.

Er wusste nicht, dass er stets meilenweit daneben lag.

Hermione jedoch beruhigte sich wieder. Noch immer hatten sie sich nicht aus den Augen gelassen, da es war, als wären sie ganz allein in der Großen Halle. Sie bekam nichts mehr um sich herum mit, bis plötzlich eine riesige Eule direkt vor Hermione auf dem Tisch landete und die Aufmerksamkeit der Gryffindor verlangte.

Hermione war darüber verwundert. Das war nicht die Eule, die ihre Eltern besaßen.

Sie knüpfte den Brief ab und das Tier flatterte davon.

Hermione wusste nicht, dass das Tier im Schlafraum der Gryffindor Mädchen warten würde.

Sie entrollte das Pergament und las, was dort stand.

Ihre Augen wurden groß und sie keuchte erschrocken auf.

Draco wurde hellhörig. Hermione hatte sich offenbar erschrocken. Nun war er wirklich drauf und dran rüber zu gehen, als Theodor mit Vincent und Gregory die Große Halle stürmten.

„Hier bist du“, rief Theodor. „Wir suchen dich schon überall.“

„Nun lass doch mal den Mann in Ruhe“, meckerte Blaise, der den anderen hinterher gestürmt war.

Er sah sowohl Draco als auch Hermione. Die Gryffindor schien sich über irgendetwas aufzuregen. Fragend sah er zu Draco, der an Theodor vorbei sehen wollte. Offenbar wusste der auch nicht, was los war. Da beschloss Blaise es selbst herauszufinden.

Er schlenderte zu Hermione hinüber, die ihn gar nicht bemerkte, so gebannt starrte sie auf die Zeile in ihrer Hand, und beugte sich über ihre Schulter um ungeniert zu lesen, was dort geschrieben stand.

Leise pfiff er zwischen den Zähnen und Hermione fuhr erschrocken zusammen.

Erst hatte sie gedacht es wäre Draco, denn sie hatte nur die Slytherinkleidung bemerkt, doch es war Blaise.

Dieser wurde nun von Draco sehr misstrauisch fixiert, denn ihm war, anders als Hermione, der Kuss auf dem Flur vor wenigen Wochen nicht gelöscht worden.

„Blaise“, sagte Hermione argwöhnisch und Draco versuchte von den Lippen zu lesen.

Die anderen drei wandten sich auch zum Tisch der Gryffindor, denn offenbar gab es dort Interessanteres zu beobachten, als sie zu erzählen hatten.

„Typisch Zabini“, zischte Gregory. „Schmeißt sich an jede ran.“

Draco Augenbrauen zogen sich dicht zusammen, doch das bemerkten die anderen gar nicht.

„Deine Schwester ist nicht tot?“, fuhr Blaise inzwischen fort.

Hermione wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.

„Keine Sorge, ich verrate es niemanden.“

Hermione rollte das Papier zusammen und stand wortlos auf. Sie sah ein letztes Mal zu Draco, der sie nach wie vor nicht aus den Augen gelassen hatte, und ging dann aus der Halle.

Schließlich richtete Draco doch seine Aufmerksamkeit auf Theodor, der ihm irgendwas zu erzählen versuchte. Doch er hörte gar nicht richtig zu.
 

***
 

Rabastan sah verwirrt zu Katie, die gerade einen schweren Koffer in sein Haus schleppte.

„Ich dachte mir, probieren kann nicht schaden, solange wir uns als Bellatrix’ Anweisungen halten, wird sie kaum etwas dagegen sagen können, wenn ich eine Weile bei dir einziehe.“

Rabastan warf mit Schwung die Tür hinter Katie zu und lächelte breit: „Ich denke nicht. Komm rein. Fühl dich wie zu Hause.“

Die Hexe atmete auf und zog ihren Mantel, ihre Stiefel und die Handschuhe aus.
 

***
 

Nachdem Katies Sachen in einem Schrank Platz gefunden hatten, drehte Rabastan sich zu seiner Freundin um und sah sie nachdenklich an. Sie saß auf dem großen Bett und blickte aus dem Fenster.

„Wie lange soll die Weile denn dauern?“, fragte er.

„Bis einer von uns genug hat.“

Rabastan zog fragend die Augen zusammen.

„Bis ich schreiend davon laufe oder deinen Antrag annehme, es sei denn, du wirfst mich vorher raus“, grinste sie nun und Rabastan zog sie zu sich.

„Das wird nicht passieren, ich werde dich nie rausschmeißen.“

„Sag niemals nie“, warnte sie ihn. „Ich glaube, du hast ein Wunschbild von mir in deinem Kopf. Sieh dir erst einmal an, wie ich wirklich bin.“

„Besser, schöner, liebenswerter“, kam es als Antwort.

Katie lachte nun auf und meinte noch immer kichernd: „Du bist entweder wirklich verrückt oder hoffnungslos romantisch.“

„Nein, ich weiß nur, was ich will und ich habe dafür lange genug gebraucht“, stellte er richtig und küsste sie. Katie ließ sich das gefallen und schlang beide Arme um ihn, bis sie sich abrupt löste.

„Deine Schwägerin macht mir Angst“, sagte sie unvermittelt. „Ganz ehrlich, Rabastan“, sie machte sich von ihm los und trat einen Schritt zurück. „Ich will nicht ihren Zorn auf mich laden. Getrennte Betten … im übertragenen Sinn, bis ich deinen Antrag annehme.“

Im übertragenen Sinne traf es genau, denn Rabastan hatte nach wie vor nur ein Bett. Das würde schwer werden, sie jeden Nacht neben sich zu wissen, aber nicht anzufassen zu dürfen, doch Rabastan war bereit alles in Kauf zunehmen, solange Katie nur blieb.

Er sah sie verschmitzt an. „Das heißt, du wirst ihn annehmen?“

„Versuchst du gerade mir ein Versprechen für ein Versprechen abzunehmen?“, lachte sie und er grinste breit.

„Antonin hat mich vor dich gewarnt, ich hätte darauf hören sollen“, sagte sie halb ernst, halb im Scherz. Rabastan lachte nun richtig und zog sie wieder zu sich.

„Ich hätte trotzdem nicht aufgegeben. Du solltest wissen, dass du mir sofort aufgefallen warst.“

„Seit wann beobachtest du mich denn?“ fragte sie.

„Seit ich dich mit Cho in einem Brautladen gesehen habe.“

„Das war im Sommer“, überlegte Katie, wurde dann aber unterbrochen, weil sich leidenschaftlich gierige Lippen auf ihren Mund legten und sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Saturn: Damit wäre wohl auch Katies und Rabastans Geschichte erzählt.
 

Blue: Sind sie denn jetzt verlobt?
 

Saturn: Nein, Katie wird erst am 2. Januar einwilligen. Aber die beiden werden jetzt erst einmal wieder in den Hintergrund geschoben.
 

FireTiger: Draco und Herm kamen wieder etwas kurz.
 

Saturn: *seufz* Weiß ich, aber über die gibt es im Moment nichts Spannendes zu berichten. Im nächsten Kapitel kommen sie gar nicht vor. *auf den Spieker schiel* Ja, da wird die Geschichte von Lilien und Francis erzählt.
 

Knacksi: *trocken* Aufregend.
 

Chanti: Also finde ich schon. Es wäre doch interessant, wie Saturn das erklären will, dass sich Francis und Lilien erst im Juni kennen lernen, im April heirateten und nur ein Monat später Theodor schon geboren wurde.
 

Moonlily: Ja, sehr interessant. *nick*
 

Saturn: Scht. Nicht so laut, das ist vielleicht niemandem aufgefallen.
 

Rest: *sich melde* Uns schon.
 

Saturn: Mist. Aber so unlogisch ist es nicht. Ihr werdet sehen.

Nächstes Kapitel heißt:

‚Plötzlich gebunden’

Hermione weiht Harry und Ron in die Briefe des ihr Unbekannten ein, und bekommt noch mehr.

Draco erklärt seinen Leidensgenossen, was sie zu Silvester erwartet.

Nehalennia und Antony heiraten.

Harry beginnt seinen Privatunterricht, um sich gegen Voldemort verteidigen zu können und es wird mal erklärt, wie es zu der Ehe von Francis und Lilien kam. Also, eine Rückblende.

Es wird in späteren Kapiteln noch mehr davon geben. Ich habe noch:

Bellatrix und Rodolphus Vergangenheit und, was sicher alle brennend interessiert:

Lucius und Narzissa. Wer glaubt, das Dracos Verhalten seltsam ist, weiß noch nicht wie seine Eltern sich benommen haben. Aber das kommt sehr viel später.
 

Moonlily: Bekommt man mal so einen Brief von und an Herm zu lesen?
 

Saturn: Könnte man sich überlegen.
 

Gleda. Wo ist eigentlich Severus?
 

Saturn: *sich umseh* Gute Frage…
 

Moonlily: Ähm … geflohen?
 

Saturn: Man könnte ja fast meine, der mag uns nicht.
 

Blue: Wohl eher dich.
 

Saturn: Das! Habe ich jetzt nicht gehört.
 

Leserbriefe:
 

@Nanetta: Theodor als Schneemann, ich habe es gerade nicht im Kopf, aber wenn es noch nicht war, dann kommt es noch
 

@DarcAngel: einiges von deinen Fragen konnte ich hoffentlich inzwischen beantworten. Zu Ginnys und Herms Freundschaft. Möglich dass Rowling das also solche anlegt, hier sind die Altersunterschiede von zwei Jahren doch zu groß, finde ich, zumal Hermione mit einer Freundin wie Lavender genug zu tun hat ^^. Deshalb erzählt Herm Ginny nichts. Möglich, dass es im Original anders ist, aber da ich mich nach wie vor weder Band 6 noch 7 gelesen habe, lasse ich das außer Acht.

Dann war noch die Frage: Ist deine Übersetzung des Titels in Latein richtig? Oder steht da eher Der Hoffnung folgt die Furcht?

… nun, da zeigt es sich wohl wieder das Latein eine tote Sprache ist und wohl jeder einer anderen Meinung der Übersetzung ist.

Eine andere mögliche Übersetzung wäre auch: Der Hoffnung Begleiter ist die Furcht oder eben der Furcht folgt die Hoffnung Ich halte mich an meine Schwester und einer Freundin… die werden wohl nicht umsonst ihr Großes Latinum mit Eins gemacht habe, nehme ich an. ^^
 

Blue: Bauen wir eine Zeitmaschine und finden es heraus.
 

FireTiger: Ja ja *ganz begeistert ist.
 

Chanti: *sich melde* Ich komme mit.
 

Saturn: Diese Geschichtsbegeisterten. *seufz*

Plötzlich gebunden

Kapitel achtzehn – Plötzlich gebunden
 

Donnerstag, 20. November 1997
 

Hermione faltete den Brief, auseinander. Sie hatte ihn unzählige Male gelesen und inzwischen auch Harry und Ron ins Vertrauen gezogen. Das war nun der zweite, wenn sie den ersten mitrechnete, in dem lediglich stand:
 

Sie lebt.
 

Sie hatte einen regelrechten Schock gehabt. Die zwei Wörter erschienen ihr so unwirklich, dass sie erst gar nicht gewusst hatte, was sie beuteten und doch war ihr sofort alles klar gewesen. Sie hatte nicht ein Sekunde gezweifelt gehabt, dass nicht Antaia damit gemeint war, genauso wenig wie sie daran gezweifelt hatte, dass es der Wahrheit entsprach.

Sie hatte nur ein Wort zurück geschrieben,
 

Wo?
 

aber natürlich nicht erwartet, dass man ihr diese Frage beantworten würde. Wenn sie es auch gerne gewusst hätte, so wollte sie noch viel dringender, dass diese zerbrechliche Verbindung mit dem ersten Brief nicht abbrach. Und nun hatte sie ihn.

Den zweiten.

Er war nun ausführlich. Hermione war sich nun sicher, dass sie sich mit ihrer Schwester schrieb. Es gab zu viele Details, die nur Antaia wissen konnte und Harry und Ron teilten ihre Meinung. Andererseits war es nicht die Handschrift von ihrer Schwester.

„Sie muss sich ja irgendwo verstecken. Vielleicht hat der oder diejenige den Brief für sie verfasst“, hatte Ron überlegt. Harry und Herm hatten ihm zweifelnd angesehen, doch Tatsache blieb, der Inhalt war von Antaia, die Schrift nicht.

Dennoch schrieb Hermione, als würde nur ihre Schwester den Brief lesen. Etwas anderes wollte sie nicht glauben.

Hermione begann:
 

Danke für die schnelle Antwort. Ich …
 

Freitag, 21. November 1997
 

Danke für die schnelle Antwort. Ich war überrascht von dir zu hören, doch um so mehr freut es mich, dass es euch gut geht. Die Schule ist bald beendet und ich überlege, was ich danach anfangen werde. Vielleicht Aurorin, um meinen Freunden und Vorbildern nachzueifern.
 

Hier hielt Antonin inne und sah zu Antaia hinüber, die verzweifelt versuchte, zwei Stricknadeln unter Kontrolle zu bekommen.

„Sag mal, deine Schwester ist doch richtig gut in der Schule, nicht?“

Antaia nickte.

„Warum?“, fragte sie.

„Wieso will sie dann Aurorin werden, die sterben viel zu früh.“

Antaia grinste und sah auf. Sie ließ die Nadel in den Schoß sinken und sagte: „Ich bin ihr Vorbild.“

Antonin winkte ab. „Du bist als Vorbild vollkommen ungeeignet.“

„Wie bitte?“

„Sieh dich doch an. Du hast dich mit einem neun Jahre älteren Mann eingelassen, der obendrein bald ein gesuchter Verräter sein wird.“

„Blödsinn, du wurdest rehabilitiert.“ Antaia nahm ihre Arbeit wieder auf. Kleine Schweißperlen standen ihr inzwischen auf der Stirn, während sie sich fast die Finger abschnürte, beim Versuch eine weitere Masche auf die andere Nadel zu fädeln.

Antonin sah ihr eine Weile zu und meinte dann leise: „Ich meine nicht das Ministerium, ich meine den Dunklen Lord.“

Antaia sah wieder auf. „Dann glaubst du nicht, dass wir gewinnen werden?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“

Dann blickte er wieder auf den Brief und überlegte laut: „Sie sollte Heilerin werden. Das wäre nur logisch, denkst du nicht?“

Antaia lachte auf: „Und du wirst ihr Ausbilder, oder wie?“

„Wieso nicht? Dann habe ich die Kleine immer im Auge.“

Antaia grinste in sich hinein. Es war schon erstaunlich, wie schnell Antonin sich ihre ganze Familie zu seiner machte und sich für sie obendrein auch noch verantwortlich fühlte.

„Glaub mir, Hermione ist ein vernünftiges Wesen, sie wird nicht so schnell eine Dummheit begehen, die du verhindern musst.“

„Ich sage nur eins: Draco Malfoy.“

„Andererseits wäre es nicht schlecht, sie im Augen zu behalten“, nickte Antaia und starrte finster auf die Stricknadeln. Sie nahm den Kampf wieder auf und Antonin las weiter vor.
 

Sirius unterrichtetet nicht mehr Zaubertränke, worüber wir alle sehr froh sind.
 

„Das kann ich mir vorstellen.“

„Dafür hängt der noch immer in der Schule rum.“

„Antonin!“
 

Dolohov hingegen ist wirklich sehr gut. Wir lernen bei ihr viel. Sie hat etwas von Snape. Meine Freunde meinen, das liegt an der Schwarzmagier-Aura. Wenn ich mir überlege, mit wem sie verwandt ist, läuft es mir kalt den Rücken runter. Sie haben dieselben Augen, den gleichen Blick, kaum zu glauben, dass sie nicht so grausam sein soll wie er.
 

„Mit ‚er’ meint sie wohl mich“, überlegte Antonin und sah zu seiner Frau.

Diese hatte bereits eine ganze Reihe gestrickt und sah nun triumphierend auf.

„Sieh nur.“

„Ganz toll“, sagte Antonin und sah überlegend aus dem Fenster. „Ich finde es unglaublich, dass sie eine so schlechte Meinung von mir hat.“

„Du wolltest sie umbringen, was erwartest du?“

Antonin überlegte und seine Frau fuhr fort:

„Wenn sie erst einmal merkt, dass sie von deinem umfangreichen Wissen enorm profitieren kann, wird sie dich schon mögen.“

„Das tröstet mich minimal.“

„Lies weiter.“
 

Zwei aus meiner Klasse werden jetzt Brüder, ich glaube, sie sind beide nicht begeistert.
 

„Wohl eher weniger, dass sie jetzt verwandt sind, als was es für sie bedeutet“, murmelte Antonin.
 

Schade, dass wir Weihnachten nicht zusammen feiern können. Aber ich halte ein Geschenk für dich bereit. Wann sehen wir uns?

Liebe Grüße, ich umarme dich.
 

„Aber kein Wort über Draco, ist ja seltsam. Vielleicht haben wir uns doch geirrt.“ Antonin drehte das Papier in den Händen, ging dann zum Kamin, um es zu verbrennen.

Antaia seufzte und wickelte die Wolle vom Finger. Sie gab es auf, fürs erste.

„Dass sie nicht von Draco schreibt, spricht nur für sich. Wenn sie nicht Interesse an ihm hätte, hätte sie sich über das Theaterstück aufgeregt, das Schweigen jedoch…“

Antaia sah ihren Mann vielsagend an und dieser nickte verstehend.

In der Tat, wenn Hermione davon ausging, ihrer Schwester zu schreiben, hätte sie sich darüber aufgeregt.

So aber sagten die unausgesprochenen Worte mehr als die ausgesprochenen.

„Das wird nicht gut gehen“, seufzte Antaia, doch Antonin winkte ab.

„Möchtest du ihr antworten?“, fragte er.

„Nur, dass sie auf sich acht geben soll.“

Der Heiler nickte, setzte sich an den Schreibtisch, zückte die Feder und schrieb.
 

Wir sehen uns, wenn es Zeit ist, bis dahin ist es so sicherer. Dass die beiden neuen Brüder nicht begeistert sind, ist ihnen kaum zu verdenken, weißt du, was sie zu Silvester erwartet?

Dass du Aurorin werden willst, überrascht mich doch sehr. Deine Begabung liegt doch in einem ganz anderen Bereich. Werde Heilerin.
 

„Antonin“, tadelte Antaia, als sie, über seine Schulter gebeugt, mitlas.

„Was? Das ist meine ehrliche Meinung.“
 

Ein gesundes Misstrauen gegenüber neuen Professoren ist sicher nicht verkehrt, doch kann ich dir versichern, dass du Dolohov vertrauen kannst. Sie kann dir helfen.
 

Da ließ Hermione den Brief das erste Mal sinken. Sie saß auf dem Zuschauerturm der Gryffindors, denn nur hier war sie ungestört, bis sie eine Mannschaft in Grün-Weiß auf sich zukamen sah.

„Die Slytherins“, seufzte sie. Dass die ausgerechnet jetzt ein Training hatten. Die spielten doch erst wieder im Januar. Doch dann kamen auch schon die Rawenclaws auf das Spielfeld und sie verstand. Denn die Raben würden am nächsten Tag gegen Gryffindor antreten.

Unwillkürlich hielt Hermione nach Draco Ausschau und der Sucher war schon auf seinem Besen und schraubte sich in die Luft.

Er erblickte Hermione und stutzte, doch dann war er schon vorbeigeflogen.

Was macht sie hier, überlegte er. Um das herauszufinden, flog er an den Zuschauerturm heran und sah zu ihr hinüber.

„Ist es nicht etwas kalt?“, rief er hinüber. Neben ihn kam Daniel Green, er war in der Vierten und Jäger für die Slytherins, zum Halten.

„Vielleicht ein Spion“, überlegte er und Draco und Herm sahen ihn verwirrt an.

„Die hat soviel Ahnung von Quidditch wie du von Mädchen, Green“, spottete Draco und flog wieder davon.

Es war nicht zu sagen, wer verärgerter war, Daniel oder Hermione.

„War das jetzt eine Beleidigung?“, murmelte Hermione verblüfft.

„Ja“, grummelte der Jüngere und flog zu seiner Mannschaft.

Hermione äugte hinunter und las dann weiter. Es stand nur noch ein Satz, doch der veranlasste Hermione sofort zu antworten.
 

Ich habe gehört, du wärst in Draco Malfoy verliebt.
 

Antaia hatte entrüstet protestiert, doch Antonin kam mit dem unschlagbaren Argument, dass sie diese Briefe nicht einmal lesen durfte.

„Davon mal abgesehen, können wir im Falle eines Falles nur helfen, wenn wir die Wahrheit kennen.“

„Und wie soll die Hilfe aussehen?“

„Sie davon abzubringen. Ich kenne Lucius. Wenn sein Sohn genauso ist, stehen Hermione frustrierende Jahre bevor.“

Antaia lachte verwirrt. „Was meinst du damit?“

Antonin knüpfte in Seelenruhe den Brief an das Bein der Eule und erklärte: „Narzissa und Lucius haben die ersten vier Ehejahre kein Wort gewechselt. Ohne unsere Hilfe wüssten sie wahrscheinlich nicht einmal mehr, wie der andere aussieht. Willst du das deiner Schwester antun? Dazu ist sie viel zu hübsch.“

Er öffnete das Fenster und die Eule flog davon.
 

Nur weinige Stunde später hielt Antonin die Antwort in den Händen.

Er las seiner Frau vor.
 

Draco Malfoy ist der unhöflichste, arroganteste, hochnäsigste, eingebildetste, widerwärtigste, mieseste Slytherin, den ich kenne. Habe ich schon erwähnt, dass er arrogant ist? Wie kommst du nur auf eine solche Frage? Wer hat dir so einen Unsinn erzählt?
 

„Alles verloren“, schüttelte Antaia den Kopf. „Sie ist ihm verfallen.“.

„Hoffnungslos“, stimmte Antonin ihr zu, dann jedoch lächelte er. „Sie findet den Vorschlag, sich zu einer Heilerin ausbilden zu lassen, gut.“

Nun sah er triumphierend auf und Antaia seufzte, nahm die Stricknadeln und machte sich daran, die zweite Reihe zu stricken.

„Was wird das eigentlich?“, fragte Antonin, nachdem er auch diesen Brief verbrannt hatte.

„Socken.“

„Für wen?“

„Unser Kind.“

Antonin stockte. Er kam näher und sah Antaia eindringlich an.

„Unser Kind? Bist du schwanger?“

„Noch nicht, aber so abwegig ist das ja nicht, was du jede Nacht mit mir anstellst.“ Nun sah sie auf, grinste und küsste ihn, dann quälte sie sich weiter.

Antonin setzte sich ebenfalls und überlegte. Eigene Kinder, darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht.

Da flog die Tür auf und Delia kam hereingetürmt.

„Ich bin wieder da~ha!“, verkündete sie unnötigerweise und lief zu Antonin, denn ihre Mutter schien schwer beschäftigt.

Sie kletterte auf dessen Schoß und sah ihn aus großen Augen an.

„Du“, begann sie.

Ah, sie wollte was!

„Kann ich einen Hund haben?“

„Nein.“

„Wieso nicht?“

„Weil du gerade drei Hasen bekommen hast.“

Delia dachte darüber nach. Da war was Wahres dran.

„Aber ein Hund wäre viel schöner. Onkel Istave sagt, wenn du einverstanden bist, dann kauft er mir einen.“

Antonin sah sie ernst an und Delia überlegte.

„Und ein Fuchs?“

„Nein.“

„Eine Katze?“

„Auch nicht.“

Delia stellte sich wieder auf den Boden und setzte ernst nach: „Du bist gemein, Daddy.“

„Ich weiß“, gab sich Antonin ungerührt.

Dann schlug die Tür zu und Antonin wandte den Kopf zu Antaia.

„Hat sie mich gerade Daddy genannt?“

Diese lächelte: „Ja, das hat sie“, sah aber von ihrer Strickarbeit nicht auf.

Antonin legte die Stirn in Falten.

„So ein kleiner Hund wäre nicht so schlimm, oder?“

Nun lachte Antaia, warf ihr Strickzeug auf den Boden und küsste ihn.
 

Samstag, 22. November 1998
 

Im Schlafsaal der Jungen wurde gerade das letzte Licht gelöscht, als Theodor fragte: „Wie war die Hochzeit?“

Das hatte sich an Blaise und Gregory gerichtet, die vor einer Stunde von dort zurück gekommen waren.

„Das Essen war gut“, kam es von Gregory als Antwort.

„Es waren ’ne Menge Leute da.“

Keiner von ihnen war wirklich müde, doch zum Reden hatte auch keiner Lust. Sie lagen alle wach und starrten in die Dunkelheit, als Blaise sagte: „Sogar der Dunkle Lord.“

Nun schluckten sie und schoben sich tiefer unter die Decken.

Eine Weile blieb es still, bis Vincent leise fragte: „Glaubt ihr, der kommt wirklich hierher? Dass er Hogwarts einnimmt?“

„Auf jeden Fall“, schnaubte Blaise. „Hogwarts ist doch das Symbol schlechthin für Dumbledore. Schon alleine um zu zeigen, dass er niemanden fürchtet, wird er hier herkommen.“

Wieder schwiegen sie, bis Draco die Stille brach und fast flüsterte: „Jungs, ich muss euch was sagen!“

Schweigen.

„Zu Silvester…“

„Wissen wir schon“, fuhr Blaise dazwischen. Der hatte sich nun aufgerichtet und sein Licht wieder entfacht.

„Aber da mache ich nicht mit. Der kann mich mal.“

Auch die anderen richteten sich auf und sahen nun zu Draco, als Gregory fragte: „Wann hattest du denn vor, uns auch einzuweihen? Du weißt das doch schon länger.“

„Ich habe überlegt, wie man dem entkommen kann“, gab Draco ehrlich zu.

„Ich glaube nicht, dass mein Vater das zulassen würde, dass ich ein Death Eater werde, wenn ich nicht will“, überlegte Theodor und nun sahen alle zu ihm.

„Dein Vater wird ein Fest ausrichten, wenn du endlich auch zu den Death Eatern gehörst“, brachte Draco ihn auf den Boden der Tatsachen und Gregory bohrte tiefer:

„Dein Vater doch auch, Malfoy. Es ist doch wohl bekannt, dass eure Alten die treuesten Anhänger des Dunklen Lords sind.“

„Das hat damit nichts zu tun. Dad würde mich nicht zu etwas zwingen, das hat er noch nie getan“, schüttelte Theodor entschieden den Kopf.

„Genau“, stimmte Draco ihm zu, als Blaise spottete: „Du hast drei Jahre lang in einem rosa Zimmer gewohnt.“

Alle starrten nun zu dem Blonden, der wütend aufblickte. Sie erwarteten ein Art Protest, doch Draco fragte nur: „Wer hat dir das erzählt?“

„Mein neuer Papi.“ Blaise Stimme triefte nur so vor Spott, als er ‚Papi’ sagte.

Alle blickten nun neugierig zu Blaise, der mir einem Kopfnicken zu Draco fortfuhr: „Seine Mom hatte geglaubt, er wird ein Mädchen und hat alles in Rosa gestrichen und eingerichtet. Und sein Vater wollte nichts gegen die Entscheidung sagen, weil er unter ihrem Pantoffel steht.“

„Halt deine Fresse, Zabini!“, schrie Draco und war aufgesprungen.

„Uh, jetzt habe ich aber Angst“, spottete er weiter, zuckte aber zusammen, als neben ihm ein Fluch in das Kissen einschlug.

„Hast du sie noch alle?!“, schrie der Rothaarige nun und sprang ebenfalls auf.

„Hey!“, fuhr Theodor dazwischen. „Jetzt beruhigt euch mal wieder oder wollt ihr Black am Hals haben?“

Sie legten sich wieder hin und löschten das Licht.

Wieder versanken sie in Schweigen, als Theodor leise sagte: „Ich werde kein Death Eater!“

„Träum weiter“, spottete Blaise. „Du kannst dem nicht entkommen, genauso wenig wie Gregory, Vincent oder Draco.“

„Und was ist mit dir?“, fragte Gregory und Blaise grinste in die Dunkelheit:

„Ich habe schon eine Idee.“

Und so schlief keiner der Slytherins wirklich gut.

Draco wusste, dass Blaise Recht hatte, doch das hieß auch, dass Hermione unerreichbar für ihn wurde. Wenn er denn je eine Chance bei ihr gehabt hätte, zu Silvester war sie für immer vernichtet.

Gregory starrte düster vor sich hin. Wirklich glauben konnte er es auch nicht, doch hatte er Hoffnung, es zu überstehen, solange nur sein Vater da war. Offenbar war er genauso unglücklich darüber wie er.

Theodor wollte es nicht glauben. Er schob jeden Gedanken, dass es wahr werden könnte, dass sein Vater ihn dazu zwingen könnte, von sich.

Vincent dachte gar nichts. Er hatte davon das erste Mal gehört und das Gefühl, als würde er ins Bodenlose stürzen. Am nächsten Tag würde er mit Fieber auf die Krankstation gebracht werden und dort eine Woche bleiben.

Nur Blaise sah grimmig entschlossen in die Dunkelheit. Er würde kein Anhänger des Dunklen Lords werden und er hatte auch schon einen Plan.
 

Donnerstag, 27. November 1997
 

Harry sah relativ verwirrt zu dem Mann, der ihn in dem Raum erwartete.

„Wo ist Mr Nott?“, fragte er. Lucius lächelte leicht.

„Fürchtetest du dich?“

„Nein“, schüttelte Harry den Kopf und blickte herausfordernd auf. „Sie?“

„Vorsicht, Junge!“, zischte der Ältere leise und Harry kniff die Lippen aufeinander.

„Du bist früh, Harry“, begrüßte ihn da Francis, der eben hereinkam. Hinter ihm taperte ein kleines Wesen und Harry sah verwirrt auf einen Hauselfen.

„Wer ist das?“, fragte er und große Augen hefteten sich auf ihn.

„Das ist dein Hauself.“ Francis blickte verwirrt zu Harry, der überrascht aufsah.

„Ich habe einen Hauself?“

Er verdrehte die Augen und seufzte: „Großartig, wenn das Herm erfährt, kann ich mir was anhören.“

„Wieso?“ Francis setzte sich und stellte eine dampfende Tasse Kaffee vor sich.

Er hatte sich schon den ganzen Tag darauf gefreut.

„Sie möchte alle Hauselfen befreien. Sie schenkt ihnen Kleider, damit sie der Sklaverei entkommen.“

Lucius musterte ihn finster. „Etwa so, wie du mir einen Hauself gestohlen hast?“

Harry wandte sich zu dem Älteren um. Francis kicherte in seine Tasse.

„Nein, das war ein Akt der Wohltat. Dobby wollte befreit werden. Hermione möchte auch die befreien, die es gar nicht wollen.“

Nun hörte man ein Wimmern und Harry sah wieder zu dem kleinen Wesen.

„Master Harry wird Tipsy doch nicht verstoßen?“

„Das hatte ich nicht vor“, begann Harry langsam und überlegte.

„Du bist Tipsy?“

„Ja, Master.“

„Wie lange wohnst du schon in dem Haus?“

„Erst ein Jahr.“

Nun lachte Lucius schadenfroh. „Ein so junger Hauself, viel Spaß, Harry.“

„Tipsy wird eine ganz hervorragender Hauself.“, meckerte Harry zurück, ohne wirklich registriert zu haben, das Lucius ihn das erste Mal nicht Potter genannt hatte.

„-fin“, setzte Francis nach.

„Was?“

„Sie ist ein weibliches Wesen. Hauselfin.“

Harry und Tipsy musterten sich einen Moment, dann versuchte es Harry mit einem Lächeln und das magische Wesen lächelte schüchtern zurück.

„Ist ja rührend“, sagte Lucius trocken. „Können wir jetzt endlich mal zu Sache kommen?“

„Ach, richtig.“ Harry wandte sich demonstrativ an Francis und sagte: „Antaia Granger ist nicht tot.“

„Und das weißt du weil?“

„Hermione es mir gesagt hat. Sie bekommt Post von einem Unbekannten. Der hat eine ziemliche Sauklaue, manches kann man kaum entziffern.“

Francis und Lucius sahen sich anerkennend an. Das waren doch mal interessante Neuigkeiten.

„Versteh ich aber nicht. Warum sollten Bella und Rodolphus sagen, sie hätten sie umgebracht, wenn es nicht so war?“

„Noch jemand auf unserer Seite?“, mutmaßte Lucius. Francis wiegte den Kopf.

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ An Harry gewandt fragte er. „Hast du einen Brief mit?“

„Wieso wusste ich nur, dass Sie das fragen würden?“

Harry zog ein Schriftstück hervor und legte es Francis vor die Nase.

Er und Lucius sahen drauf und sagten fast synchron: „Antonin.“

Einen Moment bleiben sie stumm, dann grinsten sie.

„Verfluchter Schweinehund“, murmelte Francis anerkennend.

Lucius nickte. Harry verstand nun gar nichts mehr.

„Antaia Granger ist mit Sicherheit tot und ich wette mein Vermögen in Gringotts, dass zeitgleich Antaia Dolohov geboren wurde.“

Harry sah ungläubig von einem zum anderen und fragte dann stotternd: „Sie… Sie glauben doch nicht, dass … Hermiones Schwester und dieser… Nein.“

„Das lässt sich leicht herausfinden.“

Francis sah nachdenklich zu Harry und sagte dann, mit fast drohender Stimme: „Das darfst du niemandem erzählen, nicht einmal deiner Freundin Hermione. Antonin könnte sonst schneller tot sein, als du Avada Kedavra sagen kannst.“

Harry sah zweifelnd zwischen den Death Eatern hin und her und schnappte nach Luft, als Lucius überlegte: „Wir könnten ihm das Gedächtnis löschen.“

„Nein“, entschied Francis, wenn auch nach einigem Zögern.

„Wieso nicht? Wieso musst du immer alles entscheiden?“, meckerte nun Lucius.

„Weil ich der Ältere bin“, fegte Francis alle Fragen vom Tisch.

„Tss, die zehn Monate. Deshalb bist du noch längst nicht weiser.“

Francis sah nun wirklich verärgert auf und Harry trat ein paar Schritte zurück, setzte sich auf einen Stuhl und ließ sich von Tipsy ein Glas Saft geben.

„Was soll das heißen, Lucius?“

„Nichts“, hob der Blonde abwehrend die Hände, doch Francis forderte: „Nur raus mit der Sprache.“

„Zum Beispiel diesen Jungen mit an Bord zu holen, halte ich noch immer für einen Fehler.“

„Harry sagt nichts.“

„Bis wann?“

Beide sahen zu dem Jüngsten, der unschuldig aufsah.

„Ich trau ihm nicht.“

Francis schnaubte verächtlich: „Du hast nicht mal deiner eigenen Ehefrau vertraut.“

Harry wurde aufmerksam.

„Was willst du damit wieder sagen?“

„Komm schon, die ersten vier Ehejahre konnte man bei euch wohl kaum als solche bezeichnen.“

Harry sah überrascht zu Lucius, der gar nicht auf ihn achtete, vielmehr zeigte er verärgert auf Francis.

„Und das muss mir einer sagen, der eine Siebzehnjährige schwängert und dann gezwungen wird, sie zu heiraten.“ Francis war aufgesprungen und funkelte Lucius wütend an.

Harry riss die Augen auf.

Das waren ja Geschichten, er wusste nicht, ob er das wissen wollte.

„Schluss jetzt“, entschied Francis und setzte sich wieder. „Halt mir keine Moralpredigten.“

Er wandte sich an Harry und sah ihn ernst an, als er fragte: „Welche Zauber kannst du?“

„Warum?“

„Antworte und stell keine blöden Fragen“, meckerte Lucius.

Francis sah ihn genervt an. „Warum bist du heute so gereizt?“

Lucius schien zu überlegen und dann sagte er plötzlich: „Peter war heute bei uns.“

Francis und Harry sahen ihn an. Sie ahnten, was das zu bedeuten hatte. Dennoch fragte der Ältere: „Warum?“

„Weiß ich nicht.“

Nun verfielen alle ins Grübeln.

„Hat er irgendwas gesagt?“

„Er war eine Ratte. Ich hätte ihn eigentlich gar nicht bemerkten sollen.“

Francis schloss resigniert die Augen. Nun war klar, warum Lucius nervös war.

Peter als Ratte hieß eins. Er spionierte und warum sollte er das tun, wenn der Dunkle Lord keinen Verdacht hätte.

Harry starrte düster vor sich hin. Er hatte die Hand zu einer Faust geballt und murmelte: „Ich habe wohl doch einen Fehler gemacht.“

Lucius und Francis sahen zu ihm, die Frage wurde nicht ausgesprochen, dennoch antwortete Harry.

„Im dritten Schuljahr habe ich Sirius davon abgehalten, ihn zu töten.“

„Ehrenwerter Mister Potter“, spottete Lucius.

Einen Augenblick musterten sie sich mit finstren Blicken, als Francis entschlossen aufstand.

„Dann sollten wir uns beeilen. Harry, steh auf und zieh deinen Umhang aus, der wird dich nur behindern.“

„Behindern, wobei?“

„Lucius wird dich in schwarzer Magie unterrichten. Früher oder später wirst du gegen den Dunklen Lord antreten müssen und dann solltest du halbwegs wissen, was du tust.“

Harry tat, was man ihm sagte. Er stand auf, legte seinen Umhang ab und zog seinen Zauberstab. Er sah zu Lucius und das spöttische Grinsen gefiel ihm gar nicht.

Ein Malfoy, der einen so ansah, bedeutete vor allem Ärger. Er hatte das oft genug bei Draco erlebt und hieß es nicht, wie der Vater, so der Sohn.

„Beginnen wir mit den Unverzeihlichen Flüchen. Imperius, Crucius und… na, den Todesfluch lassen wir mal lieber weg.“

Lucius richtete seinen Stab auf Harry und der dachte noch, Lucius machte einen üblen Scherz, als er sich schon unter dem Cruciatus krümmte.

Die Folter dauerte nicht lange, wenige Sekunden, doch reichte es, um Harry auf die Knie zu zwingen.

„Das machte Ihnen Spaß, oder?“, fragte er keuchend und sah auf.

Lucius lächelte leicht, sagte jedoch nichts.

Dafür ergriff Francis das Wort: „Wenn dein Opfer sich so verhält, dann machst du es richtig.“

Harry hatte sich wieder aufgerichtet, als Lucius ein zweites Mal ansetzte. Diesmal wich Harry aus und versuchte Lucius zu entwaffnen, was ihm nicht gelang.

Dann traf ihn wieder ein Fluch, diesmal der Imperius.

Tipsy, die ihrem Master helfen wollte, wurde von Francis festgehalten, als Harry den Imperius schon abschüttelte.

Anerkennend sahen ihn die beiden Death Eater an. Doch anderes hatten sie nicht erwartet.

Und dann begannen sie Harry in den Künsten der schwarzen Magie zu unterweisen.
 

***
 

Francis kam müde nach Hause und ließ sich in einen Sessel fallen. Er sah verwirrt zu Timothy, der durch den Raum lief, sagte aber nichts. Es gab sicher Gründe, warum sein Jüngster mitten unter der Woche nicht im Internat war.

Wollte er die Gründe wissen?

Eigentlich nicht. Inzwischen hoffte Francis, dass Tims Schulzeit schnell herum sein würde, damit das Ministerium ihm nicht ständig im Genick saß. Obgleich er ja schon froh war, dass Alexandra den ‚Fall Timothy’ zugeteilt bekommen hatte.

Er schloss seufzend die Augen und lächelte in sich hinein, als Lilien sich neben ihn setzte und sich gegen ihn lehnte. Er hob den Arm und legte ihn ihr auf die Schulter.

„Du bist früh zurück“, stellte sie fest.

Francis nickte stumm, ohne aufzusehen.

„Warum ist Timothy da?“

„Ich habe ihn geholt.“

Francis blickte nun doch zu Lilien. Sie sah nicht krank aus.

„Warum?“

„Ich dachte, ich hätte mich erkältet, aber ich habe mich geirrt.“ Sie grinste nun, kuschelte sich dichter an ihren Mann und angelte mit einer Hand nach einer Praline.

Francis folgte der Hand und runzelte nachdenklich die Stirn.

„Was isst du da?“, fragte er.

Lilien klappte den Deckel so, dass er lesen konnte. ‚Auroras Pralines’ entzifferte er die beiden Worte und saß kerzengerade auf der Couch.

„Wann?“, fragte er.

Lilien grinste: „Ende Juni nächsten Jahres.“

Francis rechnete von dieser Zeit neun Monate zurück und nickte in Gedanken. Er konnte sich an eine sehr wilde Nacht Anfang Oktober erinnern. Langsam sank er in die Polster zurück.

Er hatte es fast nicht mehr geglaubt, aber er wurde noch einmal Vater.

Dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

„Hoffentlich wird es diesmal ein kleines Mädchen. Mit lustigen Zöpfen und in einem hübschen Kleid.“

Lilien lachte nun laut auf. „Bei den Brüdern?“

Francis stimmte ein, er stand auf, zog seine Frau zu sich und küsste sie, dass Timothy, der gerade in den Raum kommen wollte, auf dem Absatz wieder kehrt machte.

Er lief die Augen verdrehend in sein Zimmer.

Seine Eltern konnten echt peinlich sein.

Kaum zu fassen, dass die beiden zu einer Hochzeit gezwungen worden waren.
 

Rückblende: Die Geschichte von Lilien und Francis
 

Weihnachten 1979
 

„Lilien Faun!“, rief eine untersetzte Hexe und ein siebzehnjähriges Mädchen mit rabenschwarzen Haaren und verwirrend bernsteinfarbenen Augen kam zu der Treppe.

Sie beugte sich über das Geländer und rief zurück: „Was, Mom?“

Die Hexe stand plötzlich neben ihr und funkelte sie an.

„Wenn ich dich rufe, hast du gleich zu kommen und nicht erst zu fragen ‚Was, Mom’!“

Lilien verdrehte die Augen, grinste dann aber und sagte: „Wir sehen uns im Kaminzimmer“ und wollte disapparieren, doch die Hand ihrer Mutter schraubte sich förmlich um ihren Arm.

„Das wirst du unterlassen“, zischte sie.

Lilien runzelte die Stirn, ergab sich aber seufzend und schritt folgsam die Treppe hinunter, der Mutter folgend.

„Setz dich!“

Lilien gehorchte und sah verwundert auf, zu ihrem Vater und ihren Großeltern. Alle sahen sie mit strengen Blicken.

„Was ist passiert?“, fragte sie.

Eine plötzliche Unruhe ergriff sie.

„Solltest du uns das nicht sagen können?“, sagte der Vater ihrer Mutter leise und Lilien blinzelte verwirrt.

Nun wurde sie nervös. Der Familierat war einberufen worden und offenbar war sie der Grund.

Neben ihr stand eine Schale mit Pralinen und Lilien versuchte ihre Nervosität zu überspielen und griff sich eine.

Die Schokolade schmolz augenblicklich in ihrem Mund und eine süße klebrige Masse floss über ihre Zunge.

Sie liebte diese Süßigkeit. In den Sommerferien hatte sie diese in einem kleinen Laden entdeckt, und konnte gar nicht mehr aufhören sie zu essen.

Sie war regelrecht süchtig danach.

Vielleicht war sie ja ernsthaft krank, überlegte sie gerade. Erst am Morgen waren sie zu einem Heiler gegangen, weil ihr in letzter Zeit immer übel war. Doch am Essen lag es nicht.

Lilien selber machte sich nicht allzu viele Gedanken darüber.

Während ihre Eltern mit dem Heiler gesprochen hatten, hatte das Mädchen auf dem Gang mit einem jungen Zauberer geflirtet.

Sie überlegte gerade, wie sein Name war. Er war der Schüler von Heiler Wilson und dieser ein guter Freund der Familie, aber vor allem verschwiegen.

Lilien mochte Heiler Wilson nicht unbedingt. Der Mann war ihr zu undurchdringlich. Sie wusste noch nicht einmal, ob Wilson sein Ruf- oder Nachname war.

Antonin Dolohov, das war der Name des Schülers, dachte Lilien gerade. Er hatte unglaublich faszinierende Augen..

„Lilien!“, sagte ihre Mutter mit schneidender Stimme und das Mädchen sah auf.

„Dein Vater hat dich was gefragt.“

Lilien sah zu diesem und schrak nun wirklich zusammen. Er sah sie zornig an.

„Wie heißt der Mann?“, wurde sie nun gefragt.

Sie verstand nicht. Welcher Mann?

„Wilson sagte, dass du im vierten Monat schwanger bist.“ Diesen Satz presste ihre Mutter zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus und Lilien riss nun die Augen auf.

Sie war bitte was?

Unwillkürlich fuhr ihre Hand zu ihrem Bauch.

Sie konnte nicht schwanger sein. Sie hatte gar nicht zugenommen und auch sonst gab es keine Anzeichen dafür.

Einmal im Monat überkamen sie monatlichen Leiden und bis auf die Übelkeit, die sie ab und zu hatte, fühlte sie sich nicht anders.

Ihr war oft übel, schon als Kind, sie aß einfach zu ungesund, doch das tat ihrem Aussehen keinen Abbruch.

Lilien konnte alles essen, sie nahm nicht zu.

Diesem Aussehen hatte sie es auch zu verdanken, dass sie unzählige Verehrer hatte, sogar zwei Verehrerinnen.

Und Lilien hatte jede Woche einen anderen Freund, denn sie lebte nach dem Motto, wieso sich festlegen?

Hinter vorgehaltener Hand wurde über sie getuschelt, doch Lilien tat das alles als Neid ab.

Sie war nie mit einem Jungen ins Bett gegangen.

Da wurden ihre Gedanken unterbrochen.

Bis auf einen.
 

Einen jungen Zauberer namens Francis Nott, neun Jahre älter, hatte sie vergangenes Silvester kennen gelernt und an dem Abend waren Funken und wage Andeutungen, halbe Versprechen getauscht worden.

Doch beiden war klar, dass nichts daraus werden würde.

Sie war ihm viel zu jung und zu kindisch.

Er war ihr zu arrogant und viel zu alt.
 

Es wurde Sommer.

Francis hatte sich gerade erst von seiner langjährigen Freundin getrennt und Lilien hatte gehört, wie man sie eine Schlampe genannt hatte.

Kurz darauf waren sie sich wieder begegnet, es war purer Zufall gewesen. Und dann hatte irgendwie eins zum anderen geführt und irgendwie hatte wohl jeder darauf gewartete, dass der jeweils andere die Bremse ziehen würde, doch hatte es keiner getan.

Sie waren beide von anderen verletzt, wütend und irgendwie kompensierten sie ihre überschäumenden Gefühle, indem sie miteinander schliefen.

Lilien erinnerte sich an diesen Tag.
 

11. Juli 1979
 

Sie war durch die Nokturngasse gelaufen, nur um ihren sogenannten Freundinnen zu entkommen, als sie gegen einen Zauberer rannte, der gerade aus einem der Geschäfte kam. Sie erkannte ihn sofort wieder.

Er brauchte eine Weile, bis er sich erinnerte.

Offenbar hatte sie sich in dem halben Jahr doch mehr verändert, als sie gedacht hatte.

Vielleicht war er auch nur irritiert, sie in der Nokturngasse zu sehen.

„Hi, Francis“, sprach sie ihn an und warf ihre langen Haare in den Nacken. Ihre hellen Augen funkelten in dem Schatten und Francis blieb stehen und nahm sich die Zeit, sie sich zu betrachten.

„Klein Lily“, sagte er leicht spöttisch und sie richtete sich etwas mehr auf.

„Klein Lily? Das ist nicht unbedingt das, was eine Frau hören möchte“, wies sie ihn darauf hin.

Er hob mit einem Finger ihr Kinn und fragte: „Sag bloß. Du bist eine Frau?“

Er grinste nun geradezu unverschämt und Lilien griff seine Hand, ließ nicht los und trat dichter zu ihm heran.

„Zweifelst du da dran?“

Nun lachte Francis leise. Er sah auf den Boden, dieses Mädchen war geradezu unverschämt, wie sie ihm auf die Pelle rückte, dennoch sagte er:

„Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe.“

Nun lachte auch Lilien. Ungefähr da waren sie zu Silvester stehen geblieben.

Das wage Versprechen, dass er mehr bekam als den Kuss um Mitternacht. Damals hatte er sie von sich geschoben und darauf hingewiesen, dass er bereits eine Freundin hatte und eine Frau anstrengend genug war.

Lilien hatte nur gegrinst und gesagt: „Wer sagt, dass ich dich festnageln will, ich will nur meinen Spaß, Francis.“

Er erinnerte sich sehr genau, als er nun in ihre hellen Augen blickte.

„Mein Angebot steht noch immer“, sagte sie. Ging jedoch davon aus, dass er sie abermals zurückweisen würde. Das nachdenkliche Funkeln in seinen blauen Iriden milderte den Schmerz über den Verrat ihrer Freundinnen.

Am liebsten hätte sie sich gegen ihn gelehnt und Trost gesucht und wieso auch nicht?

Offenbar dachte man in Hogwarts, dass sie sich jedem an den Hals werfen würde.

Francis bemerkte das Mienespiel und deutete es richtig.

„Lass uns einen Kaffee trinken gehen“, schlug er vor.

Sie grinste leicht sarkastisch: „Plötzlich so schüchtern, Francis? Wie geht es deiner Freundin?“

„Gut, habe ich gehört.“

Lilien sah ihn von der Seite an, er zog sie bereits mit sich, tiefer in die Gasse hinein.

„Hört sich an, als ginget ihr getrennte Wege.“

„Sie war nicht die Richtige. Zu still, zu zurückhaltend. Ganz anders als du.“

Lilien lächelte nun und schob ihren Arm unter seinen. „Soll das ein Kompliment sein?“
 

Kurz darauf saßen sie in dem Sommerhaus von Francis und er reichte ihr eine Tasse.

Sie hatte ausgetrunken und Francis sie dabei, gegen das Fensterbrett gelehnt, beobachtet.

Sie schob ihre Tasse weiter auf den Tisch und er fragte: „Und was mit dir? Warum bist du so wütend?“

„Ich bin nicht wütend“, sagte sie und sah ihn herausfordernd an.

„Ach, komm schon, Lilien. Ein kleines Mädchen wie du sollte nicht in der Nokturngasse herumlaufen und fremde Männer aufreißen.

Liliens Augenbrauen zogen sich zusammen.

„Und warum bist du so gemein? Hast du mit ihr Schluss gemacht? Oder hat dich deine Freundin fallen lassen, weil sie dich mit jemand anderem hat knutschen sehen?“

Sie stand auf und stellte die Tasse neben die Spüle. Dann drehte sie sich zu Francis um, der leise sagte: „Eins zu Null für dich.“

Er schlürfte an seinem Getränk, doch sie nahm ihm die Tasse ab, stellte sie zur Seite und sagte: „Das ist kein Spiel, Francis. Und ich bin kein kleines Mädchen.“ Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste den älteren Mann, der umschlang mit beiden Armen den kleinen schlanken Körper, hob sie halb hoch und irgendwie schoben sie sich in Richtung der Schlafräume.

Lilien war wie in Trance. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, erst als Francis sich von ihr löste, sich aufsetzte und sie sich betrachtete, schien sie wieder zu erwachen.

Nackt lag sie vor ihm und da erst begriff sie, was sie getan hatte. Zögernd zog sie ein dünnes Laken über sich und der Zauberer lachte leise, er stand auf und zog sich wieder an. Lilien sah ihm dabei zu und versuchte nachzudenken. Er blickte zu ihr hinunter und grinste: „Du hast Recht, jetzt bist du kein kleines Mädchen mehr.“ Er warf ihr ihr Kleid zu und ging dann aus dem Zimmer.

Lilien zog sich langsam an.

Als auch sie hinauskam, sah sie zu Francis.

Er stand am Schrank und drehte sich halb zu ihr um, als er fragte: „Und? Sagst du mir nun, warum du so verzweifelt warst?“

„Interessiert es dich denn?“, gab sie spitz zurück.

„Nein, eigentlich nicht.“

„Wo ist das Flohpulver?“, fragte sie und hielt fordernd ihre Hand auf.

Francis drückte ihr eine Holzschachtel in die Hand.

Sie ging zum Kamin und verschwand.

Francis sah ihr nachdenklich nach.

Irgendwie hatte er das Gefühl, als wäre das noch nicht alles gewesen. Er nahm die zwei Tassen, die er rausgesucht hatte und stellte sie wieder zurück. Stattdessen holte er ein Glas heraus und entkorkte eine Flasche mit Feuerwhiskey.
 

Weihnachten 1979
 

Lilien tauchte aus der Erinnerung auf und sah zu ihrem Vater, der noch immer mit einer undurchdringlichen Miene vor ihr saß. Ihr Blick glitt weiter zu ihren Großeltern und zu ihrer Mutter.

Sie war wieder in der Realität, es war nicht mehr Sommer, sondern Weihnachten.

Sie war nicht mehr in Francis’ Sommerhaus, sondern in ihrem zu Hause.

„Ich will wissen, wer dir das angetan hat?“ Nun knurrte ihr Vater regelrecht und Lilien verstand. Ihr Vater dachte offenbar, dass es gegen ihren Willen geschehen war.

„Ich war damit einverstanden, Vater.“

„Und wieso wissen wir nichts davon?“

„Es war nicht weiter wichtig.“ Nun flüsterte sie fast. Hatte sie diese Stunden wirklich so gut aus dem Gedächtnis streichen können, dass sie gar nicht auf die Idee gekommen war, sie könnte schwanger sein.

„Ich will einen Namen.“ Die Stimme war bedrohlich und Lilien zuckte heftig zusammen. Eigentlich hatte sich nie vorgehabt Francis zu verraten, doch noch nie hatte sie ihren Vater so wütend gesehen.

„Nott. Er heißt Francis Nott.“

Lilien sackte förmlich in sich zusammen, doch verbot sie sich selber die Tränen, die in ihr aufzusteigen begannen.

Ihr Vater war bereits aus dem Haus.
 

***
 

Francis hatte alles wortlos angehört.

Sein Vater hatte ihn vor gut einer halben Stunde in sein Haus zitiert und ihm fast befohlen, ein Mädchen namens Lilien Faun zu heiraten, die offenbar sein Kind in sich trug.

Er hatte doch gewusst, dass es nicht zu Ende sein würde.

Er wurde Vater? Das war interessant. Mal etwas ganz Neues.

Sein Blick blieb an seinem, offenbar zukünftigen, Schwiegervater hängen. Mehr als eine knappe Begrüßung hatten sie noch nicht getauscht und Francis gedachte auch nicht, ein tieferes Gespräch zu führen.

Erst einmal wollte er mit Lilien reden.

Sie tat ihm irgendwie leid. Wenn er das richtig gehört hatte, hatten sechs ausgewachsene Magier auf sie eingeredet. Und er war sich sicher, dass sie mit der Hochzeit, die gerade beschlossen wurde, nicht einverstanden war, wenn sie überhaupt davon wusste.

„Die Hochzeit findet zu Ostern statt“, beendete sein Vater gerade seine Rede.

Francis nickte knapp, drehte sich um und verließ das Haus wieder.

„Francis“, rief ihm seine Mutter nach. Er hielt inne und wandte sich zu der Hexe um.

„Wo willst du hin?“

„Zu Lucius.“ Er küsste sie auf die Wange und disapparierte.
 

***
 

Francis war von einem Hauselfen namens Dobby eingelassen worden und folgte den Stimmen. Offenbar standen Lucius und Narzissa in der ersten Etage und diskutierten, in welcher Farbe ein Zimmer gestrichen werden sollten.

„Wieso nicht rosa?“, fragte sie gerade und Lucius seufzte, gab seiner Frau aber ihren Willen.

„Was diskutierte ihr denn?“, fragte Francis. Er war im Türrahmen stehen geblieben und stützte sich mit einem Arm dagegen.

Narzissa drehte sich zu ihm um und strahlte: „Wir beraten gerade die Farbe von dem Zimmer unseres ersten Kindes.“

Dieser sah Narzissa erstaunt an und richtete sich auf.

„Ihr bekommt ein Kind? Da gratuliere ich. Hat dich Narzissa also nicht wieder ausgesperrt.“

Lucius sah ihn strafend an. Dass seine Frau ganze vier Jahre nach ihrer Hochzeit kaum mit ihm geredet hatte, bohrte noch immer in ihm.

Doch die Zeiten waren längst vorbei. Erneut hörte man es klopfen und Dobby eilte zur Tür.

Antonin Dolohov kam ins Haus.

Heiler Wilson, sein Ausbilder, war auch für die Betreuung von Narzissa und ihrem ungeborenen Kind zuständig und diese hatte Kräftigungstränke verordnet bekommen.

Antonin war ohnehin auf dem Weg nach Hause gewesen und hatte sich angeboten, den Kurier zu spielen. Er wollte sowieso Lucius besuchen.

„Francis, seit wann bist du aus Frankreich zurück?“, wurde dieser von dem Jüngeren begrüßt.

Lucius nahm ihm die Flasche ab und reichte sie an Dobby weiter.

Francis antwortete: „Seit etwa einer Stunde. Du musst mich mal wieder besuchen kommen, das Haus ist fertig.“

„Ich wünschte, ich hätte Zeit, wie du ein Sommerhaus zu bauen.“

Narzissa dirigierte die drei Zauberer aus dem Raum und in das Kaminzimmer, wo dampfender Kaffee für die Männer und ein Tee für sie bereit stand.

„Also, warum bist du wieder zurück? Hat der Dunkle Lord dich geholt?“, nahm Lucius den Faden wieder auf.

„Nein, mein Alter“, schüttelte Francis den Kopf und nahm den Kaffee. Einen Augenblick starrte er in das schwarze Getränk, als würde er sich an etwas erinnern, als es erneut klopfte.

„Heute ist was los“, murmelte Narzissa und wollte aufstehen, da Dobby und Poo in der Küche beschäftigt waren, doch Lucius bedeutete ihr sitzen zu bleiben.

Er ging selbst, um zu öffnen.

„Wer sind Sie?“, fragte er das schwarzhaarige Mädchen, das vor ihm stand und das Kinn reckte.

„Mein Name ist Lilien Faun und ich möchte Francis Nott sprechen. Man sagte mir, er wäre hier.“

„Na, die hat ja ein Temperament“, murmelte Lucius, nachdem er Lilien bedeutet hatte, im Flur zu warten und ging, um Francis zu holen.

Der drehte sich fragend um, erblickte Lilien und verstand sofort.

Er stellte die Tasse ab und ging auf sie zu.

Antonin beugte sich zur Seite und sah an Francis vorbei.

„Die kenn ich doch“, sagte er leise und die Malfoys sahen ihn neugierig an.

„Das Mädchen war heute bei uns in der Praxis. Sie hat offenbar nicht bemerkt, dass sie bereits im vierten Monat schwanger ist. Sie ist ganz schön dreist, mit mir zu flirten und dabei schon vergeben zu sein.“

Lucius und Narzissa wechselten kurz einen Blick und alle drei beobachteten dann Francis und Lilien.

Die sollten zusammen sein? Offenbar hatte man Lilien und Francis noch nicht eingeweiht.

„Ich bin nur gekommen um dir zu sagen, dass es nicht meine Absicht war, dich an mich zu binden. Ich habe gerade erfahren, was meine Eltern beschlossen haben. Ich werde zu meiner Tante gehen. In die Schule darf ich ohnehin nicht zurück.“

„Was für eine Tante?“, fragte Francis dazwischen.

„Spielt keine Rolle. Sie ist von meiner Familie verstoßen worden. Sie hatte nicht standesgemäß geheiratet.“

Sie atmete tief ein und sah ihn direkt an. „Ich möchte mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen.“

Sie verstummte und Francis fragte: „War es das?“

„Ja.“

„Die Hochzeit findet wie geplant zu Ostern statt, es sei denn, du willst es nicht.“

Lilien musterte ihn nachdenklich und fragte: „Bist du sicher?“

Er zuckte mit den Schultern. „Klar. Es könnte schlimmer sein.“

„Schlimmer?“ Wie sollte sie das jetzt verstehen?

„Du könntest hässlich sein, oder dumm.“

Lilien lachte leicht spöttisch auf und fragte: „Seit wann wollen Männer intelligente Frauen?“

„Mit wem sollen wir sonst reden?“ Er grinste sie etwas unsicher an. Warum wusste er nicht, doch er konnte sich wirklich weitaus schlimmeres vorstellen, als mit diesem Mädchen verheiratet zu sein.

Schließlich nickte Lilien und sagte: „Gut. Dann heiraten wir zu Ostern. Es wird übrigens ein Junge. Wilson sagt, er wird im Juni geboren.“

Francis nickte.

„Du suchst einen Namen.“

„Bis dann.“

Sie gaben sich die Hand und dann ging Lilien wieder.

Antonin grinste breit, als Francis zurück kam und sagte, mit dem Daumen auf Lucius deutend: „Wenn du in deiner Hochzeitsnacht auch ausgesperrt wirst, du weißt ja, wer dir noch einen Gefallen schuldig ist.“

Lucius warf dem Jüngeren einen bösen Blick zu und zischte: „Das war ein Missverständnis gewesen.“

„Vier Jahre?“, bohrte Francis tiefer in die Wunde und da beschloss Narzissa, dass die beiden Gäste augenblicklich gehen sollten.

„Ich hoffe, deine Freundin sperrt dich auch mal aus“, knurrte Lucius und funkelte Antonin an. Dieser lachte nun wirklich: „Welche?“

„Evelyn, oder wie sie heißt.“

„Das mit Evelyn ist längst vorbei“, winkte der Jüngste ab und zog seinen Mantel über.

„Warst du nicht letzte Woche mit ihr zusammen?“

„Nein, letzte Woche habe ich mich von Patricia getrennt.“

Lucius und Francis sahen sich kurz an. Das Leben des Jüngeren hörte sich anstrengend an. Aber Antonin schien es zu gefallen.

Nun, er war noch jung.

Vielleicht, so dachte Francis, hatte er deshalb der Hochzeit zugestimmt. Er hatte keine Lust mehr, sich jede Woche einen anderen Namen merken zu müssen. (Der Mann ist praktisch veranlagt)
 

Ostern 1980
 

Hochschwanger stand Lilien vor dem Spiegel, in einem weiten Nachthemd, das ihren Zustand keinesfalls mehr verbergen konnte.

Francis saß im Bett und las in einem Buch, während er darauf wartete, dass seine frisch gebackene Ehefrau sich ebenfalls zum Schlafen legen würde.

Sie hatten sich in der Zeit oft geschrieben und auch oft gesehen.

Das Haus hatte Francis ausgesucht. Lilien hatte es eingerichtet.

Auch die Einrichtung von dem Kinderzimmer war nach Liliens Geschmack gewählt worden. Dafür oblag es Francis, dem Ungeborenen den Namen zu geben.

Er wollte es ihr nicht verraten, auch wenn sie ihn oft gefragt und manchmal auch mit ganz hinterlistigen Wortspielen aus ihm herauszukitzeln versucht hatte.

Je öfter sie zusammen waren, umso zufriedener wurden sie mit der Entscheidung zu heiraten. Es war ohne Zweifel auch das Vernünftigste.

Mit Narzissa kam Lilien trotz der sieben Jahre Altersunterschied inzwischen sehr gut aus, was vielleicht auch daran lag, dass ihre Kinder etwa zur selben Zeit geboren werden würde.

Francis sah auf und zu Lilien.

Er mochte sie sehr und inzwischen sah er auch nicht mehr das kleine Mädchen vom Sommer in ihr.

Sie war seine Frau und er wusste, wenn er es im Moment auch noch nicht tat, so würde er sie irgendwann lieben. Vielleicht würde es noch ein, zwei Jahre dauern, doch er würde sie eines Tages mehr lieben als irgendwas anderes. Schon alleine deshalb, weil sie ihm einen Sohn gebar und dessen Geburt konnte er kaum erwarten.

Er lächelte leicht. Kindisch war sie dennoch ab und zu. Nun stand sie also vor dem Spiegel und sagte leise, als könnte sie das Gesagte selber kaum fassen:

„Misses Francis Nott.“

Sie lauschte den Worten nach.

„Lilien Nott.“

Nun lächelte sie.

„Misses Nott.“

„Weib“, gab es trocken von Francis. „Was tust du da?“

„Ich will nur hören wie es klingt. Ich bin keine Faun mehr. Alleine dafür werde ich dich lieben, Francis.“

Sie drehte sich zu ihm um und strahlte ihn an.

„Nur schade, dass aus unserer Hochzeitsnacht nichts wird.“

Sie strich über ihren Bauch und er winkte sie zu sich.

Sie folgt gehorsam und setzte sich auf die andere Seite des Bettes.

Er zog sie zu sich und küsste sie. Einen Moment genoss sie seine Lippen, als sie wieder abrückte.

„Das ist das erste Mal seit dem Sommer“, sagte sie und Francis nickte verblüfft.

In der Tat. Seit dem Tag, als Klein Theodor gezeugt worden war, hatten sie keinen Kuss mehr getauscht, wenn man mal von dem vor dem Altar absah.

Sie beugte sich wieder vor. Ihre Hand schob sich seinen Arm entlang und mit ihm auch der Ärmel, als sie verwirrt innehielt.

Sie musste zwei Mal hinsehen, bevor sie verstand, was sie dort sah.

„Was ist das?“, fragte sie und fuhr über die Tätowierung, die auf seinem linken Unterarm eingebrannt war.

„Das Dunkle Mal“, gab er Auskunft. Sie sah ihn fassungslos an.

„Du bist ein Death Eater?“

„Hast du das nicht gewusst?“

„Nein.“

Stille breitete sich aus und sie starrten sich nur an. Doch dann dachte Lilien, was spielte es jetzt noch für eine Rolle? Sie war nun seit fast zehn Stunden mit diesem Mann verheiratet. Es war etwas spät, sich jetzt darüber aufzuregen.

Francis sah sie jedoch prüfend an und fragte: „Was denkst du?“

„Du hast offenbar mehr Geheimnisse, als ich gedacht habe.“

Die Antwort verwirrte ihn. Was bedeutete das?

Ihr Kind strampelte in ihrem Bauch, als wollte es seine Mutter daran erinnern, dass es bald auf der Welt wäre und Lilien legte ihre Hand da drauf. Was immer es auch für die Zukunft bedeutete. Ihr Kind brauchte einen Vater. Vielleicht hatte sie vor fünf Monaten noch gedacht, dass sie es weggeben könnte, doch inzwischen war sie dazu nicht mehr bereit und Francis würde ein guter Vater sein, dessen war sie sich sicher. Und das allein zählte für sie.

Dennoch rutschte sie auf ihre Seite zurück und legte sich hin, als wollte sie schlafen.

„Bist du müde?“, fragte er und sie gähnte:

„Ja, leider schon.“

Er nickte, schaltete das Licht aus und schob sich unter die Decke. In seiner Hand ruhte noch immer ihre und während er einschlief, lag sie noch wach und dachte nach.
 

Gegenwart
 

Donnerstag, 27. November 1997
 

„Seid ihr fertig?“, rief Timothy von der Treppe aus.

„Wenn du schon so fragst, nein“, gab sein Vater ebenso laut Auskunft, doch Lilien knuffte ihn leicht in die Seite und drehte sich um.

Sie sah ihren Jüngsten an und fragte: „Was sagst du eigentlich dazu, dass du ein Geschwisterchen bekommst?“

„Ist okay“, zuckte dieser mit den Schultern.

„Nur okay?“ Francis sah ihn fassungslos an und Timothy sprach aus, was er befürchtete.

„Es wird kein Squib sein. Ihr und Theodor nehmt mich hin, aber wer weiß, was sie oder er darüber denken wird.“

„Es wird dich vergöttern und zu dir aufsehen“, versicherte Lilien und zog ihren Jüngsten in ihre Arme. Dieser ließ es über sich ergehen.

Seine Mutter war in letzter Zeit oft sentimental und er schob es auf die Schwangerschaft.

Timothys Sorgen waren vollkommen unbegründet, denn Teresa Nott, Francis bekam zwar ein Mädchen, aber kein kleines Püppchen, wie er gehofft hatte, würde mit sechzehn die Ehre ihres Bruders mit Flüchen verteidigen.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Blue: *kann stricken* Du weißt schon, zum Socken stricken braucht man fünf Stricknadeln?
 

Saturn: *kann nicht stricken* Deshalb klappt es ja bei Antaia nicht.
 

Morwie: Wieso benutzt sie keine Magie?
 

Gloomy: Weil Saturn es schreibt und sie die Figuren gerne quält.
 

Saturn: *grins* Und jetzt: Schluss mit den Alten. Kommen wir wieder zurück zu unseren Schülern. Das nächste Kapitel heißt ‚Unter dem Mistelzweig’
 

Moonlily: Und der Name ist Programm.
 

Saturn: Genau. *sieht sich nach Severus um* *hat einen Mistelzweig in der Hand*
 

Sev: *hält sich noch immer versteckt*
 

Saturn: Wo ist er nur?
 

Gleda: Dann fahr ich mal fort. Also, nachdem Lavender Unglaubliches entdeckt…
 

Blue: …nämlich, dass Draco offenbar auch ein Auge auf Herm geworfen hat…
 

Gloomy: Nur eins? Der hat ihr seinen ganzen Körper zu Füßen geworfen.
 

Moonlily: Macht er das auch mal in der Realität? ^^
 

Chanti: Und auch seine Seele.
 

Moonlily: Ja, die auch.
 

Morwie: Übertreibt ihr jetzt nicht ein bisschen?
 

Moonlily: Kein Stück.
 

Chanti/Gloomy: *kopfschüttel*
 

Babyate: *nimmt den Faden wieder auf* Jedenfalls schmieden Blaise und Lavender Pläne, wie sie das Elend Herm x Draco endlich beenden können.
 

Saturn: Ja und nicht nur die schmieden Pläne, Dumbledore auch.
 

Blue: Wann schmiedet der mal keine Pläne, der ist doch schon wie Voldemort.
 

Moonlily: Und wir bekommen mal einen Eindruck von Dumbledores Büro. Da spazieren nämlich Harry, Theodor, Zacharias und Mirabelle herum.
 

Knacksi: Man fragte sich, was sie dort nachts zu suchen haben.
 

FireTiger. Frage Saturn, die wird es dir erzählen.
 

Knacksi: Saturn?
 

Saturn: *sucht noch immer Severus*
 

Babyate: *hilft ihr beim Finden*
 

Saturn: *jubel* *hält den Mistelzweig über seinen Kopf*
 

Mistelzweig: *geht in Flammen auf*
 

Saturn: Death Eater.
 

Sev: *grins* Ich dich auch. *beginnt wieder zu schreiben*
 

Moonlily: Na also, ganz abgeneigt scheint er ja nicht zu sein. Vielleicht nur etwas schüchtern.
 

Sev: *death glare zu Moonlily*

unter dem Mistelzweig

Kapitel neunzehn – unter dem Mistelzweig
 

Montag, 1. Dezember 1997
 

„Uh, sieh nur.“ Pancy schlug die Hände zusammen und legte den Kopf in den Nacken. Sie starrte das Treppenhaus hinauf und bewunderte die Girlanden aus Tannenzweigen, die sich am Geländer entlang wanden.

Auch die anderen drei Mädchen aus Slytherin waren beeindruckt und lächelte.

„Schickes Ambiente, was Mädels?“, fragte Blaise und legte Mill und Pancy je einen Arm um die Schultern.

„Will mich eine in die Große Halle begleiten?“

Sowohl Mill als auch Pancy sahen erst den Slytherin an und dann zur Tür der Großen Halle.

Der Mistelzweig war unübersehbar.

Und beide streiften den Arm von Blaise und traten einen Schritt zurück. Auch die anderen beiden Mädchen aus Slytherin wehrten mit einer knappen Geste ab.

„Lieber nicht. Lavenders Rache würde grausam sein“, entschuldigte sich Millicent. Pancy schüttelte nur den Kopf und dann fing ihr Blick Draco ein.
 

***
 

In der Großen Halle fluchte Hermione leise vor sich hin. Sie hatte eben ihre Tasse gefüllt und sich dabei Schokolade über den Rock gekippt.

Schon holte sie ihren Zauberstab hervor, als Neville sich anbot: „Lass mich das machen.“

Ehe es jemand verhindern konnte, hatte er den Spruch schon gemurmelt und auf Herms Rock gezielt. Ahnungsvoll sah sie an sich hinunter.

Da wo eben noch ein winziger Fleck gewesen war, prangte nun ein hellblauer

Flicken.

„Danke, Neville“, sagte sie wenig begeistert und zauberte nun selber. Seltsamerweise wurde es jedoch nicht besser, sondern schlimmer.

„Entschuldige“, murmelte Neville nun verlegen. Hermione seufzte und winkte ab. „Schon gut, dann geh ich und zieh mich schnell um.“

Sie stand nun auf und strebte der Tür entgegen.
 

***
 

„Guten Morgen, Draco“, flötete Pancy und holte ihn ein. Draco grummelte irgendwas und ging schneller, was Pancy nicht im Mindesten störte, sie hielt Schritt.

„Ist das Haus nicht schön geschmückt?“, fragte sie.

Er sah sich nicht um. „Ganz toll“, sagte er trocken.

„Sie haben sogar Mistelzweige aufgehängt.“ Pancy deutet zu dem Türbogen, den sie jeden Moment durchschreiten würden. Draco blieb ruckartige stehen und sah Pancy an.

„Geh doch schon mal vor, ich habe was vergessen“, sagte er und ging wieder zurück. Pancy sah ihn irritiert nach. Doch schließlich ging sie doch in die Große Halle. Alles andere wäre nur noch peinlicher geworden.

Millicent, die wenige Schritte hinter Draco und Pancy gelaufen war, schüttelte mitleidig den Kopf.

„’tschuldigung. Darf ich mal? Lass mich durch“, sagte jemand hinter ihr und Ron stürmte an ihr vorbei. Mill wurde leicht beiseite geschoben und sofort bildete sich eine steile Falte zwischen ihren Augenbrauen.

Auch Pancy trat überrascht einen Schritt zur Seite, gerade, als sie unter dem Mistelzweig durch lief.

Was für eine Ironie, dachte sie. Da war sie tatsächlich für eine Sekunde mit einem Jungen unter dem Mistelzweig. Doch nicht nur, dass es nicht Draco war, nein es war noch nicht einmal ein Zauberer aus ihrem Haus.

„Gryffindor“, zischte sie leise und Ron blieb stehen und drehte sich zu ihr um.

„Hast du was gesagt?“, fragte er und Pancy setzte ein scheinheiliges Lächeln auf und schüttelte den Kopf.

„Herm, hast du meine Hausaufgaben gesehen?“, rief Ron der Gryffindor entgegen, die gerade auf ihn zukam. Er stutzte. „Was ist mit deinem Rock?“, fragte er.

„Neville“, gab diese knapp zurück.

„Uh, verstehe.“ Er verzog das Gesicht und sah zu dem Gryffindortisch hinüber, wo der Übeltäter noch immer kleinlaut auf seinen Teller starrte.

„Hör mal, hast du sie gesehen?“

„Nein, Ron, habe ich nicht. Pass doch einfach besser auf deinen Kram auf.“

„Wenn es einfach wäre, würde ich es nicht suchen, nicht?“, fragte er verärgert und kratzte sich am Kopf.

Wo nur hatte er die Pergamente hingeräumt.
 

***
 

„So, also was vergessen, wie?“, spottete Blaise und Draco sah genervt zur Seite.

„Warum lungerst du denn noch im Treppenhaus rum?“, gab er die Frage zurück.

„Ich warte auf Lavender. Oder ein anderes hübsches Mädchen, das ich dann zufällig unter dem Mistelzweig treffen kann.“ Blaise sah sich um und zwinkerte einer Viertklässlerin zu, die leicht rot anlief.

„Seit wann brauchst du einen Mistelzweig als Ausrede?“, fragte Draco und sah zur Tür der Großen Halle. Eben war Pancy mit Ron zusammengestoßen. Genau im Türrahmen.

Er wusste nicht, wen er mehr bedauern würde, Ron oder Pancy, wenn die Schüler auf diesen albernen Kuss bestehen würden.

„Morgen“, winkte Blaise, noch immer vor der Große Halle stehend, einem Mädchen aus Rawenclaw zu und etwas traf hart seinen Kopf. Schlagartig wandte er sich in die Richtung und entdeckte Lavender drei Stufen über ihm.

„Könntest du mein Buch aufheben, es ist mir aus der Hand gerutscht“, bat sie mit zuckersüßer Stimme und kam die letzten Stufen hinunter. Blaise bückte sich und hob es auf.

Draco sah zu, dass er weg kam.

Gerade, als er in der Tür angekommen war, knallte es noch einmal hinter ihm. Neugierig wandte er sich um und grinste.

Tss, Blaise, dachte er nur.

„Ach, Herm“, rief jemand und Draco wandte den Kopf. Neben ihm war die Gryffindor stehen geblieben und wandte sich zu Lisa um, die sie nun hämisch angrinste.

„Du stehst unter dem Mistelzweig“, deutete Mandy über den Kopf der Hexe und Padma und Lisa kicherten.

„Und?“, zuckte Hermione mit den Schultern. Sie merkte nicht, dass Draco neben ihr stand und leicht erstarrt war. Zu sehr hatte sie sich auf ihren Rock konzentriert und dass er halbwegs zusammen hielt.

„Sieh an, Draco und Hermione also“, grinste Theodor und riss so den Slytherin aus den Gedanken. Hermione wandte den Kopf und starrte ihn an.

„Ich“, begann sie und rannte dann weg. Draco schluckte und sah ihr nach. Irgendwie war er leicht irritiert. Einen Moment überlegte er sogar ihr nachzulaufen, doch dann schüttelte er über sich selber den Kopf.

Das war doch jetzt lächerlich. Sein Blick kreuzte den von Blaise, der sich offenbar mit Lavender wieder vertragen hatte.

Die Gryffindor sah ihrer Freundin nach und blickte dann auch zu Draco, der inzwischen völlig geknickt zum Tisch der Slytherins ging.

Sie stutzte.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ja sagen…“, begann Lavender und Blaise setzte nach: „Dass Draco in Hermione und Hermione in Draco verliebt ist.“

Blaise grinste nun leicht und Lavender sah ihn an.

„Dieses Grinsen gefällt mir ganz und gar nicht.“ Sie kniff leicht die Augen zusammen.

„Es macht dich misstrauisch?“, fragte er, immer noch breit grinsend.

„Auf jeden Fall“, versicherte sie.

„Das sollte es auch.“ Blaise’ Augen wanderten in die Richtung, in der Herm verschwunden war, dann zur Großen Halle, wo eben noch Draco gestanden hatte.

„Ich denke, Draco sollte den ersten Schritt tun.“ Er nickte leicht, als würde er seinen Plan gerade ausfeilen.

„Aber dazu später.“ Er griff Lavenders Hand und zog sie unter den Türrahmen, genau unter den Mistelzweig. Dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie, dass den Minderjährigen der Mund aufklappte.

„Dass der auch immer übertreiben muss“, grummelte Gregory und schielte zu Mill, die gar nichts mitbekam.
 

Samstag, 6. Dezember 1997
 

Dumbledore murmelte leise vor sich hin, während er in seinem Büro auf und ab lief. Alexandra trat ein. Sie wollte etwas sagen, verfolgte dann aber ihren Großvater, wie er immer noch murmelnd vor sich hinstarrte.

„Professor?“, sprach sie ihn an und Albus hielt inne.

„Alexa, was gibt es?“

„Ich brauche ein paar Zutaten, für die nächste Stunde, aber unser Lieferant sagt, die bekommt man nicht.“ Sie hielt ihm ein paar Zettel entgegen und Albus las sie sich durch.

„Frag mal bei den Weasleyzwillingen nach“, schlug er schließlich vor. Alexa lächelte auf.

Das war eine gute Idee, dann konnte sie auch gleich nach Timothy sehen.

„Wie geht es eigentlich Josephine?“

„Gut, soweit ich weiß. Sie arbeitet jetzt für Fred und George.“

„Dann werde ich mich gleich auf den Weg machen. Ist dein Kamin angeschlossen?“

Albus hob seinen Zauberstab und erfüllte ihr den Wunsch. Alexa bedankte sich und reiste über das Flohnetzwerk.

Albus nahm seine Wanderung wieder auf, als Sirius hereinkam.

„Was ist los?“, fragte er misstrauisch und Albus hielt inne. Er überlegte kurz und sagte dann:

„Ich denke, ich veranstalte einen Weihnachtsball. Was sagst du dazu?“

„Klingt gut“, zuckte Sirius mit den Schultern.

Albus nickte zufrieden und setzte nach: „Und die Schulsprecher werden den Ball eröffnen.“

Nun sah Sirius Albus skeptisch an. Er grinste schief, als er bemerkte: „Ron kann nicht tanzen.“

„Dann muss er es lernen“, wies Albus den Einwand ab. „Was wolltest du von mir?“

„Dein Kamin. Ich muss ins Hauptquartier, ich brauche ein Buch, das in meinem Zimmer liegt.“

„Er steht dir zur Verfügung.“

Sirius trat hinein und wollte gerade das Flohpulver streuen, als grüne Flammen über ihm zusammenschlugen und Alexa stolpernd neben ihm zum Stehen kam.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie und hielt sich an Sirius fest, sonst hätte sie das Gleichgewicht verloren.

„Bin schon weg.“

Sirius ließ das Flohpulver fallen und nannte die Adresse. Alexa wurde mitgezogen, denn sie hielt sich noch immer an Sirius fest und gemeinsam flogen sie aus dem Kamin im Hauptquartier des Ordens.

Remus und Tonks sahen verwirrt auf Sirius, der anscheinend jemand Unbefugten mitgebracht hatte.

Auch der war verwirrt, ganz zu schweigen von Alexandra.

„Wo sind wir hier?“, fragte sie, nachdem sie sich aufgerappelt hatte.

„Zumindest hast du eigentlich hier nichts zu suchen“, erwiderte Sirius und sah sie nachdenklich an.
 

***
 

„Severus wird wirklich wunderlich, jetzt unterhält der sich schon mit Tieren“, sagte Rodolphus, als er sich Antonin gegenüber setzte. Der sah von dem Geschenk vor sich auf. Er war mit Einpacken beschäftigt, denn Delia war bei ihren Muggelgroßeltern.

Er hantierte mit einer großen Schere und zerschnitt filigranes Geschenkband.

Kritisch musterte er das Ergebnis und wandte sich dem nächsten zu.

Neben ihm saßen drei Kaninchen, es sah aus als schliefen sie, zumindest waren sie sehr entspannt.

„Warum sind die Viecher nicht in ihren Ställen im Garten?“, fragte Bellatrix mit einem kurzen Blick auf die Tiere.

„Delia ist der Meinung, sie würden erfrieren. Hier stören sie doch nicht.“

Wie um seine Worte Lüge zu strafen, schnappte sich einer der Hasen ein Stück Geschenkpapier und fraß es auf.

„Hey!“, rief Antonin und alle drei Tiere sprangen hoch und hoppelten davon.

„Mistviecher“, knurrte er und sah zu Rodolphus.

„Was ist mit Severus?“, nahm er die erste Bemerkung wieder auf.

„Ich habe ihn in der Nokturngasse gesehen, in seiner schwarzen Robe mit einem schwarzen Raben auf der Schulter, auf den er einredete.“

Bellatrix wählte aus einem Keksberg einen mit besonders viel Schokolade aus und sagte: „Ich war schon immer der Meinung, dass Sev entweder verrückt wird oder seltsam. Er hätte längst heiraten sollen.“

„Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“ Antonin hielt inne und sah zu Bellatrix auf.

„Dann müsste er sich nicht mit Tieren unterhalten, sondern hätte eine Frau dafür. Außerdem hätte er dann vielleicht auch einen besseren Modegeschmack. Immer dieses düstere Schwarz, das macht ihn ganz blass.“

„Worüber hat Severus sich denn mit dem Raben unterhalten?“, wollte nun Antaia wissen, die bis dahin nur zugehört hatte.

„Er klang, als würde er sich mit ihm streiten. Ich sage euch, er ist verrückt.“

„Vielleicht hat er zu tief in seinen Kessel geguckt.“ Antonin war nun auch mit dem letzten Päckchen fertig und erhob sich vom Boden, wo er die ganze Zeit gesessen hatte.

„So, wo sind jetzt die drei Hasen?“ Er holte seinen Zauberstab hervor und sah sich suchend im Raum um.

„Antonin!“, kam es scharf von Antaia und er verdrehte die Augen, steckte den Stab aber wieder ein.
 

***
 

„So bin ich also einfach mitgezogen worden“, beendete Alexa ihre Entschuldigung und Sirius nickte zustimmend.

„Aber das geht doch nicht“, warf Tonks als kleinen Protest ein, doch Sirius winkte ab.

„Als Enkelin von Dumbledore wird es schon nicht so schlimm sein. Hier laufen noch ganz andere zwielichtige Leute herum.“

„Ja, so wie du“, stichelte Alexa.

„Ich darf das. Das ist schließlich mein Haus.“

Nun riss Alexa die Augen auf. „Hier hast du gewohnt? In dieser Bruchbude? Wieso hast du nicht mal renoviert? Vermisst du Azkaban so sehr?“

„Das ging jetzt zu weit“, zischte Sirius und ließ sie einfach stehen.

Alexa verdrehte die Augen und eilte ihm nach.

„Tut mir Leid“, versuchte sie sich zu entschuldigen, doch Sirius knurrte nur irgendwas.

„Zeigst du mir das Haus?“

Er warf als Antwort nur einen kurzen Blick zur Seite und stieg die Treppen empor.

„Blutsverräter!“, wurde er von dem Bildnis von Walburga, seiner Mutter, empfangen.

„Halt deine Klappe!“, brüllte er zurück.

Mutter und Sohn hatten sich wie immer kurz begrüßt und Sirius ging weiter.

Alexa jedoch blieb stehen. Sie zog den Vorhang beiseite und starrte in das Antlitz von Sirius’ Mom, die verwirrt blinzelte.

„Wer bist du denn?“, keifte sie und Alexandra stellte sich mit vollständigem Namen vor.

„Dolohov?“

„Ja.“

„Ich kannte mal einen Dolohov. Gefährlicher Mann. Sein Name war Sergej Dolohov.“

„Das ist mein Großvater. Der Vater von meinem Vater Nikolai, der Louise Dumbledore, meine Mutter, geheiratet hat“, klärte Alexa das Bild auf.

„Dann sind Albus und Sergej deine Großväter?“

„Ja.“

Walburga trat näher heran und musterte Alexa eingehend. Sirius war stehen geblieben und beobachtete, etwas oberhalb auf der Treppe stehend, das absonderliche Gespräch.

„Du bist ein hübsches Mädchen“, sagte Walburga.

„Vielen Dank, Mrs Black.“

„Wieso zur Hölle hast du dich auf meinen nichtsnutzigen Sohn eingelassen?“

Alexa kicherte bei dieser Vorstellung und stellte richtig: „Es ist reiner Zufall, dass ich hier bin. Sirius und ich sind Kollegen in Hogwarts.“

„Mein Sohn ist Professor? In was?“

„Verteidigung gegen die Dunklen Künste.“

Walburga fing laut an zu schreien. Jedenfalls dachten Alexa und Sirius das. Doch in Wirklichkeit lachte die Hexe.

„Und er ist Hauslehrer“, setzte Alexa nach, als es etwas leiser war.

„Was denn, ist McGonagall endlich abgekratzt?“, frohlockte Walburga und diesmal war es Sirius, der antwortete: „Nein, Minerva geht es ausgezeichnet. Ich bin Hauslehrer von Slytherin.“

Das verschlug der Mutter die Sprache. Sie glotzte ihren Sohn an und fing erneut an zu lachen.

„Lass uns gehen“, forderte Sirius Alexa auf und mit einem kurzen Schnipp seines Zauberstabes schloss sich der Vorhang wieder.

„Aber eins sag ich dir, Sirius!“, brüllte Walburga ihrem Sohn nach. „Wenn du Alexa nicht anständig behandelst, wird mein Geist dich heimsuchen.“

Alexa grinste, als sie außer Hörweite waren. „Deine Mutter ist lustig.“

Sirius sah sie sprachlos an.

„Du findest sie lustig? Mich nervt sie nur.“

„Wo gehen wir hin?“

„In mein Zimmer. Ich brauche ein Buch.“

Alexa lächelte: „Dein Zimmer. Irgendwie erwarte ich jetzt einen Stoffbären zu sehen.“

Sirius schielte wieder zur Seite. Wieso war Alexa nur so gut gelaunt? Das machte ihn ganz irre.

„Kein Stoffbär, schade“, sagte die Hexe, nachdem sie sich alles angesehen hatte.

„Würdest du mir verraten, warum du so gut gelaunt bist?“, fragte Sirius, nachdem er das Buch gefunden und eingesteckt hatte.

„Ich besuche gleich meinen Bruder. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Entweder ist er nie da oder hat zu tun. Ich werde jetzt nicht mehr warten, bis er mich besuchen kommt, ich gehe zu Istave und besuche ihn selber.“

„Und das macht dich fröhlich?“ Das konnte Sirius nicht verstehen.

„Natürlich, er wird schon ein überraschtes Gesicht machen, wenn ich plötzlich im Haus stehe. Ich habe meinen Schlüssel gefunden. Den hat Istave mir gegeben, als er damals auf der Suche nach dem Mörder meiner Tante Camille war.“

Alexandras Blick fiel auf etwas flauschiges, das unter dem Bett lag. Sie bückte sich und zog ein Stofftier hervor.

„Kein Bär, aber dafür ein Hase.“

Sirius sagte dazu gar nichts, wandte sich um und ging.

Alexa setzte das Tier auf das große Bett und eilte ihm nach.

„Was ist, willst du mich begleiten?“

„Ich lege keinen gesteigerten Wert darauf, deinen Bruder zu sehen“, gab er ihr zur Auskunft.

„Ja, das stimmt, es wäre unpassend. Aber du könntest trotzdem mitkommen, ich muss selber ein paar Sachen in Antonins Bibliothek nachschlagen und ich wette, da findest du ein besseres Buch als das dort.“

„Was ist an dem falsch?“

Sirius sah fragend zu dem Buch hinunter.

„Es ist zensiert.“

„Blutsverräter!“, schrie Walburga, als die beiden gerade an ihrem Bild vorbei kamen.

„Halt die Klappe!“, blaffte Sirius zurück.

Sohn und Mutter verabschiedeten sich.

„Auf Wiedersehen, Mrs Black“, sagte Alexa sehr freundlich und erhielt ein ebenso freundliches: „Machs gut, mein Kind!“ zurück.

Alexa und Sirius traten vor die Haustür.

„Du machst mir Angst, du verstehst dich mit meiner Mutter“, murmelte Sirius und Alexa lächelte:

„Man muss mit ihr vernünftig reden. Letztendlich ist sie nur eine liebende Mutter, die von ihrem Sohn enttäuscht wurde.“

Sirius hob skeptisch die Augenbrauen und Alexa fragte: „Was ist, kommst du mit?“

„Warum nicht“, zuckte er mit den Schultern. Sie schlang einen Arm um seine Hüften und sie apparierten Seit an Seit.
 

***
 

Remus hatte das vom Fenster aus beobachtet und murmelte: „Ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist.“

Tonks legte ihr Kinn auf seine Schulter und folgte seiner Blickrichtung.

„Ich finde sie nett. Außerdem passt sie zu Sirius.“

„Meinst du?“

„Sie ist genauso durchtrieben wie er.“

Remus lachte leise. Da konnte seine Freundin Recht haben.
 

***
 

Fassungslos starrte Alexa zu der Hexe, die vor ihr stand und sie genauso entsetzt ansah.

Auch Sirius war sprachlos. Hatte er Halluzinationen?

„Taia“, keuchte Alexa fast den Namen und trat einen Schritt auf die Freundin zu. Ehe sie sich versahen, lagen sie sich in den Armen und hielten sich fest.

„Kann mir mal einer erklären, was hier los ist?“, fragte Sirius sehr leise. Er erwartete eigentlich keine Antwort, dennoch bekam er eine zurück, wenn auch nicht auf seine Frage.

Antonin trat hinter ihm ins Haus, erfasste die Situation, verfluchte das Schicksal und fragte:

„Kann mir mal einer erklären, was du hier machst, Black?
 

***
 

„Ich kann nicht tanzen.“

Ron sah panisch von Harry zu Hermione, die den Blick mitfühlend zurück gaben.

„Wie soll ich so schnell tanzen lernen?“

Es war Mittagszeit und Albus hatte den Weihnachtsball angekündigt und auch, dass die Schulsprecher den Ball eröffnen würden.

„Wieso muss ich das überhaupt machen?“

„Du bist der Schulsprecher und der bringt nun mal Pflichten mit sich“, gab Hermione zur Antwort.

Ron stützte seufzend den Kopf in die Hände und starrte vor sich hin.

„Keine Sorgen, wir bringen es dir bei“, beruhigte ihn Harry. „Oder, Hermione?“

„Klar. Harry hat es hingekriegt, da wirst du es auch lernen“, stimmte sie zu und der Zauberer sah sie argwöhnisch an.

„Was soll das heißen, ich habe es hingekriegt?“

„Du musst schon zugeben, am Anfang hast du dich sehr dämlich angestellt“, lachte Hermione und Harry richtete sich provokativ auf. „Aber jetzt kann ich sehr gut tanzen.“

„Ich weiß“, grinste Hermione. „Etwas anderes habe ich nicht behauptet.“

„Könnten wir uns wieder auf mich konzentrieren?“, warf Ron ein und Harry und Herm grinsten, blieben aber still, während Ron dramatisch seufzte und zu Pancy hinüber sah, die ihn die ganze Zeit anblickte.

Sie hatte nicht alles verstanden, doch wie es aussah, würde der Eröffnungstanz für sie Folter sein. Mit etwas Pech würde sie sich bis auf die Knochen blamieren. Sie stand entschlossen auf und ging zu Ron hinüber.

„Wag es nicht, uns lächerlich zu machen“, drohte sie und verließ die Halle.

„Na großartig, das setzt mich auch gar nicht unter Druck“, murmelte Ron und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken.

„Jetzt reiß dich mal zusammen. Du bist doch keine elf mehr“, sagte Hermione verärgert.
 

***
 

„Können wir nicht irgendwo anders üben?“, flüsterte Ron und sah misstrauisch zu einigen Schülern, die neugierig hinüber sahen.

Sie waren in der Großen Halle, denn der Raum der Wünsche war offenbar besetzt.

„Unser Gemeinschaftsraum ist zu klein“, schüttelte Hermione den Kopf und nahm vor Ron Aufstellung.

„Jetzt komm schon“, sagte sie und hielt ihre Arme so, dass Ron nur noch seine in ihre schieben musste.

Harry stand daneben und führte die Schritte, die Ron tun musste vor. Der stolperte sie nach und Hermione wurde mal hier und mal dort hingeschoben. Sie gab sich Mühe nicht zu führen, doch das gelang nicht wirklich, denn Ron wusste nicht, wo er die Füße hinstellen sollte.

„So wird das nichts“, brach Harry ab und nahm die Hand von Hermione und zog sie in seine Arme, als würde er gleich mit ihr lostanzen.

„Du musst viel lockerer sein. Hermione ist doch nicht aus Holz, sie ist beweglich und biegsam.“ Hermione folgte Harrys Hand und bog sich nach hinten, dann richtete sie sich wieder auf, drehte sich unter seinem Arm hinweg und kam schließlich mit dem Rücken gegen ihn gelehnt zum Stehen.

„Siehst du?“

„Bei euch sieht es so leicht aus“, maulte Ron. Harry verdrehte die Augen, mahnte sich aber zu Ruhe, Hermione schüttelte nur den Kopf und sie lösten sich wieder voneinander.

„Mach mal Musik an und dann schau, was ich mache“, forderte Harry auf und die Musik setzte wieder ein.

Auf der anderen Seite von dem Saal saßen einige Slytherins, unter ihnen auch Draco, die das Schauspiel verfolgten.

Die Augen des Blonden hatten verdächtig gezuckt, als Hermione in Harrys Arm herumgewirbelt war. Seine Lippen bildeten eine schmale Linie. Er wusste, es war Unsinn, auf Harry eifersüchtig zu sein, der hatte schließlich eine Freundin und kein Interesse an Hermione, nicht so jedenfalls wie er, aber dennoch.

Er fragte sich noch immer, wer der Typ war, der Hermione das Herz gebrochen hatte. Er ging davon aus, dass der sicher jetzt hier herumsaß.

Er sah sich um, doch irgendwie passte keiner in das Bild.

„Ich werde blaue Füße haben“, jammerte Pancy leise. Auch sie saß an dem Tisch, doch schaute sie, nicht wie Draco hinter einer Zeitung versteckt, ganz offen zu den dreien hinüber.

„Geh doch hin und bring es ihm selber bei“, schlug Millicent nicht ohne Spott vor.

Pancy rümpfte erst missbilligend die Nase, schien dann aber darüber nachzudenken, während ihre Augen noch immer Hermione und Harry verfolgten, die federleicht und perfekt harmonierend zusammen tanzten.

Draco knurrte leise und Pancy sah ihn verwundert an, doch der Slytherin schien in seine Zeitung vertieft zu sein und so maß sie dem Ganzen keine weitere Bedeutung bei.

Schließlich schaffte es Ron nicht nur die Führung zu übernehmen, sondern auch ganz passabel zu tanzen.

„Machen wir Schluss“, schlug Hermione vor und schaltete die Musik ab.

Harry nickte zustimmend und Ron atmete auf.

„Aber du musst noch üben, es kommt noch nicht locker genug.“

„Einen Tanz lang wird es schon gehen“, wich Ron aus, als Pancy hinüber kam und Ron musterte. Sie sagte: „Nächsten Samstag, Weasley, ist Generalprobe.“

Dann ging sie hinaus.

„Generalprobe? Was? Wie?“

„Scheint, als wollte sie nächsten Samstag eine Übungsstunde mit dir einlegen“, überlegte Harry und Ron fluchte leise.
 

Sonntag, 7. Dezember 1997
 

„Leise“, zischte Zacharias und Theodor sah ihn finster an.

„Ich habe gar nichts gesagt“, warf er ein.

„Jetzt schon“, gab der Hufflepuff zu bedenken. Theodor wollte etwas erwidern, doch der funkelnde Blick von Harry ließ ihn verstummen.

Dann sah der Gryffindor wieder auf seine Karte des Rumtreibers.

„Filch ist im Moment im dritten Stock“, sagte er und verfolgte den Hausmeister.

„Das ist doch gut, oder? Ist doch gut?“, fragte Zacharias.

„Warum genau gehen wir noch mal in die Bibliothek?“, fragte Theodor.

„Wir wollen dir das Lesen beibringen“, knurrte Harry und blätterte die Karte auf das Stockwerk, in dem sie gerade selber waren und schrak heftig zusammen. Sein Kopf fuhr hoch, auch die anderen beiden sahen auf und starrten in helle Iriden eines Mädchens, das sie stumm anstarrte.

„Mirabelle“, zischte Zacharias und fasste das Mädchen am Handgelenk und zog es an die Seite.

„Was schleichst du denn nachts durch die Gänge?“

Das Mädchen sah ihn aus großen Augen an und lächelte leicht. Sie legte ihren Kopf schief und musterte die drei eingehend.

„Schon gut. Wir sind auf den Weg zur Bibliothek, weil …“ Zacharias stockte.

„Harry hat vergessen, ein Buch abzugeben“, beeilte sich Theodor mit einer Erklärung und zeigte auf den Gryffindor, der ihn entrüstet ansah.

„Das ist doch überhaupt nicht wahr. Du hast vergessen, ein Buch ordnungsgemäß wegzustellen.“

„Richtig und wir sind mitgegangen, weil es lustig ist“, nickte Zacharias und sah wieder zu Mirabelle, die ihn wieder anblickte.

Harry hatte seine Aufmerksamkeit der Karte zugewandt.

„Egal, was wir tun, wir sollten verschwinden, Filch kommt hierher.“

„Wo lang?“, fragte Theodor und folgte dann Harry, der in dem Moment loslief. Zacharias überlegte nicht lang, griff Mirabelles Hand und zog sie mit sich.

„Was jetzt?“, fragte Theodor gehetzt, als er Harry eingeholt hat, der stehen geblieben war.

„Hier muss irgendwo ein Geheimgang sein“, entgegnete der Gryffindor und leuchtete suchend den Gang ab.

„Hier ist nichts, nur eine blöde Statue“, stellte Zacharias fest. Theodor, der in seiner Tasche nach seinem Zauberstab gekramt hatte, holte fassungslos seine leere Tüte hervor, in der offenbar Süßigkeiten gewesen waren.

„Ey, hast du meine Schokorosinen aufgefressen?“, fuhr er Zacharias an.

„Könnt ihr das nicht später klären?“, fragte Harry entgeistert.

Da hörte man Schritte am Ende des Ganges und eine Laterne glimmte auf.

„Filch!“ „Weg hier!“ „Da rein!“, riefen die drei gleichzeitig und verschwanden in eine Nische.

Sie hörten leises Scharren auf Stein, offenbar standen sie auf einem drehbaren Boden.

„Wo sind wir hier?“, fragte Theodor.

„Wir kommen zu Dumbledores Büro“, erklärte Harry und Mirabelle nickte.

Zacharias und Theodor wechselten einen kurzen Blick, stiegen aber weiter die Stufen hinauf, Harry und Mirabelle hinterher.

„Ich bin noch nie hier gewesen“, sagte der Hufflepuff und sah sich alles genau an.

Sie hatten ihre Zauberstäbe entflammt und Mirabelle stand genau vor Fawkes, der sie ansah.

„Sieh mal, Dumbledore hat Familienfotos auf dem Tisch stehen.“ Theodor nahm einen gläsernen Würfel in die Hände.

Eine Seite maß zehn mal zehn Zentimeter. Und eine Fläche füllte ein Bild, das Dumbledore in jüngeren Jahren zeigte und zwei kleine Mädchen, kaum fünf Jahre und offenbar Schwestern, saßen auf seinem Schoß.

Die anderen drei stellten sich hinter Theodor und sahen auf das Bild.

Dann plötzlich änderte es sich und Theodor hätte den Würfel fast fallen lassen, so sehr erschrak er.

Ihnen sah nun ein Brautpaar entgegen.

Mirabelle nahm ihm das Glasgebilde ab und starrte auf die beiden Death Eater, die so glücklich zu sein schienen.

„Wer ist das?“, fragte sie.

„Lestrange“, sagte Zacharias und deutete auf die Braut. „Das ist Bellatrix und ihr Mann Rodolphus. Sie haben Nevilles Eltern in den Wahnsinn gefoltert.“

„Es ändert sich wieder“, sagte sie fast ehrfürchtig.

Nun sah man Dumbledore umringt von vielen Kindern.

Es waren Rodolphus, Rabastan und Antonin. Alexandra war da offenbar noch nicht geboren.

Mit zunehmender Sprachlosigkeit sahen sie sich auch die anderen Bilder an.

Es folgten Aufnahmen von Antonin als Kind und mit einer Heilerrobe, auch Alexa war zu sehen, als zahnlose Sechsjährige im Schnee. Sie lachte und bewarf ihren Bruder mit Schneebällen, und als ernsthaft dreinblickende Frau.

Istave war auf einem der Bilder zusammen mit seiner Braut, ebenso Louise mit Nikolai zu ihrer Hochzeit und mit den jeweils Neugeborenen.

Es folgte Bild für Bild und auf jedem lachten sie, als hätte es die schlimmen Tage nicht gegeben und als wären sie nie grausame Death Eater geworden.

„Das ist doch Professor Black“, sagte Mirabelle überrascht, als ein Bild auftauchte, auf dem Sirius und Alexa zu sehen waren.

„Und wer ist das?“, fragte Theodor und zeigte auf ein Bild, auf dem eine Frau und ein sechsjähriges Mädchen abgebildet waren.

Harry stutzte. Das waren doch Antaia und Delia, er brauchte nur einen Bruchteil einer Sekunde, bis er verstand.

Dann hatten Francis und Lucius doch Recht, das war ein Familienwürfel. Das hieß Antaia war nun Teil der Familie. Hatten Antonin und sie wirklich geheiratet?

War es nicht etwas leichtsinnig, ein solches Bild einfach so rumstehen zu lassen?

Da blätterte wieder das erste Bild auf und Harry nahm ihn Mirabelle ab und stellte ihn auf den Tisch.

„Vielleicht die Mutter von seinem Kindern“, lenkte er ab und zeigte auf das Portrait von Camille und Louise.

Die Zwillinge sahen sie mit neugierigen Augen an.

„Dürft ihr denn hier sein, Kinder?“, fragte Louise streng.

„Wir gehen ja schon“, bemerkte Theodor und Camille setzte freundlich lächelnd nach: „Das glaube ich kaum.“

Tatsächlich mussten sie feststellen, dass die Tür verschlossen war.

„Das passiert, wenn man ungefragt in fremden Zimmern stöbert“, grinste eines der Bilder. „Ihr werdet warten müssen, bis Albus euch wieder rausholt.“

Zacharias verdrehte die Augen.

„Na, toll.“

Er sah zu Mirabelle, die schon die Schränke entlanglief. Sie blieb vor einer blau schillernden Feder stehen, streckte schließlich die Hand aus und nahm sie herunter, um sie sich genau zu betrachten.

„Was hast du da?“, fragte Zacharias.

„Eine Feder.“

Harry und Theodor sahen sich genervt an. Das hatten sie auch gesehen.

Zacharias ging jedoch hinüber und sah über ihre Schultern.

„Da steh was“, sagte er und las vor. „Rowena Rawenclaw, ob ihr die gehört hatte?“

„Schon möglich.“ Harry betrachtete sich die Tür, vielleicht ging sie ja doch auf.

Theodor hatte sich den Büchern zugewandt.

„Hast du in der Zweiten nicht das Schwert von Gryffindor in der Hand gehabt? Das hat Dumbledore auch hier irgendwo rumliegen.“

Mirabelle sah verblüfft zu Zacharias, der eifrig nickte.

„Jedem der vier Hausgründer wurde ein Artefakt zugeordnet. Das Siegel von Slytherin hat … Voldemort. Das Schwert von Gryffindor muss Dumbledore haben. Das ist also die Feder von Rawenclaw. Helga Hufflepuff hatte einen Becher.“

Zacharias sah sich um und entdeckte einen solchen Trinkpokal. Er nahm ihn vom Regal und betrachtete ihn sich genau.

„Das muss er sein.“ Er tippte auf den Boden und nun war es die Hexe, die sich zu ihm beugte.

„Siehst du, hier ist ihr Name.“

„Und was kann der?“

„Es ist nur ein Symbol für Weisheit.“

„Der Kelch des Wissens“, spottete Theodor und zog ein Buch heraus. Er blätterte es auf und ließ die Seiten enttäuscht durch die Finger gleiten.

„Da steht nichts drin.“

„Dann musst du es vielleicht aktivieren. Mit einem Spruch, zum Beispiel“, schlug Harry vor.

„Ah, wie bei ‚Mein Nachbar der Schwarzmagier’“, rief Theodor aus und die anderen drei sahen ihn irritiert an. Sie wussten nicht, wovon der Slytherin redete.

„Ich dachte eher wie bei der Karte des Rumtreibers… Was ist ‚Mein Nachbar der Schwarzmagier’?“

Theodor grinste, als er sagte: „Wenn du den Streit mit deiner Freundin beendet hast, sag ich es dir, so nutzt es dir nichts.“

„Und sagst du es mir?“, fragte Zacharias.

„Wenn du eine Freundin hast. Aber das wird wohl nie der Fall sein“, murmelte der Slytherin, er sah auf das Buch, denn er wollte hinter das Geheimnis kommen.

Theodor und Harry sahen erst auf, als Mirabelle Zacharias leise fragte: „Du hast keine Freundin?“ Sie lächelte in sich hinein und ging zu dem Schreibtisch von ihrem Urgroßvater.

Sie holte ein Päckchen Karten hervor und fragte, als wollte sie ablenken.

„Spielen wir?“

„Wenn wir sowieso fest hängen, wieso nicht.“

Harry und Theodor setzten sich, auch Zacharias nahm zögernd Platz. Wieso war Mirabelle nur so überrascht, dass er keine Freundin hatte? Und wieso hatte sie gelächelt? Hatte sie ihn etwa ausgelacht?

„Einsatz, Harry?“

Theodor sah den Gryffindor fragend an, der holte ein zusammengefaltetes Papier hervor, tippte es an und auf der Innenseite würde sich nun ein neues Kostüm formulieren und die vier begannen ihre Partie.

„Was sagt ihr zu dem Weihnachtball?“

Theodor sortierte seine Karten.

„Blödsinn, wenn du mich fragst“, gab Zacharias zu und Harry grinste:

„Wieso, hast du auch Angst, dass du tanzen musst?“

Der Hufflepuff zischte spöttisch: „Wie Weasley? Nein, ich kann tanzen, hat mir meine Mutter beigebracht.“

„Warum dann?“, wollte Mirabelle wissen und warf ihre erste Karte in die Mitte.

„Weil die Mädchen erwarten, dass man sie auffordert und dazu habe ich keine Lust.“

Mirabelle nickte verstehend und lehnte sich im Stuhl zurück.

„Und wenn man dich auffordern würde?“, fragte sie nach einer Weile in die Stille.

„Kommt darauf an, wer es ist“ Zacharias konzentrierte sich auf sein Blatt und warf es schließlich in die Mitte. „Ich bin raus.“ Nun blickte er zu Mirabelle, die ihn jedoch nicht ansah.

Dieses Mädchen war irgendwie seltsam.

„Wo hast du eigentlich tanzen gelernt? Ich habe dich neulich in der Großen Halle gesehen.“

„Sirius, warum?“, entgegnete Harry und sortierte seine Chips, bevor er einen in die Mitte warf.

Theodor grinste, als er sagte:

„Draco ist über dich hergezogen.“

„Lackaffe“, zischte Harry und Theodor lachte leise.

„Der hat noch schönere Namen für dich gehabt.“

„Wahrscheinlich war er nur neidisch“, überlegte Zacharias ohne vom Tisch aufzusehen.

„Oder eifersüchtig“, überlegte Mirabelle und die drei Zauberer sahen verwirrt zu ihr.

„Eifersüchtig auf wen? Mich?“ Harry sah sie nun an und Mirabelle erklärte: „Jeder hat gesehen, dass du sehr gut tanzen kannst.“

Sie lächelte, doch das war für Theodore und Harry zu wenig Erklärung, sie verstanden noch immer nicht und so fuhr Zacharias fort, der offenbar die Gedanken von Mirabelle kannte.

„Ist doch klar. Zum Weihnachtsball wird jedes Mädchen mit dir tanzen wollen. Mit dem berühmten Harry Potter.“

„Das finde ich jetzt etwas übertrieben“, tat Harry die Bemerkung ab und legte seine Karten auf den Tisch. Die Runde ging an ihn und er strich die Chips ein.

„Was denn, traust du es dir nicht zu, mit jedem Mädchen in Hogwarts zu tanzen?“, spottete Theodor und Harry grinste: „Dafür reicht die Zeit zum Weihnachtsball nicht.“

„Na, wie wäre dann das?“ Theodor setzte sich auf und seine Augen funkelten verschwörerisch, während er Harry ansah.

„Eine Wette.“

„Wieso müsst ihr Slytherins immer wetten, könnte ihr nicht irgendwas als Tatsache hinnehmen, braucht ihr immer Beweise?“

„Ja, sonst wäre das Leben ja langweilig. Was meinst du, wie Blaise und Lavender zusammenkamen.“

„Mit einer Wette?“

Theodor nickte. „Sie haben sich gestritten und dann gewettet, dass sie es nicht schaffen würde, ihn zu verführen.“

„Verstehe, sie hat gewonnen.“

„Nein, verloren. Dafür musste sie mit ihm ausgehen.“ Theodor teilte nun die Karten aus und sah sich sein Blatt an. Nach einer Weile der Stille fragte er: „Und, was ist nun?“

„Na, wie soll deine blödsinnige Wette denn aussehen?“ Harry klang recht gelangweilt.

„Ein Tanz zum Weihnachtsball mit jedem Mädchen zwischen siebzehn und sagen wir mal dreißig.“

Harry ging schnell die Professoren durch und ihm fiel keine ein, die unter dreißig war, Alexandra Dolohov, übersah er glatt, nicht aber Theodor, der leicht grinste, als Harry mit den Schultern zuckte: „Na, von mir aus.“

Sie schlugen ein und spielten dann weiter.

„Was ist denn der Einsatz?“, wollte da jemand hinter ihnen wissen und erschrocken sahen sie sich um.

„Professor Dumbledore“, sagten drei Zauberer erschrocken und eben jener kam weiter in den Raum. Er sah in das Blatt von Theodor und sagte: „Du hast verloren, Junge.“

Dann blickte er die vier an.

„Und was genau macht ihr hier?“

„Wir sind vor Filch geflüchtet“, lächelte Mirabelle entschuldigend.

Der Direktor nickte und schickte sie in ihre Häuser.
 

Samstag, 13. Dezember 1997
 

„Was will der denn hier?“, fragte Theodor leise und deutete mit einem Kopfnicken zu einer Gestalt, die bei Blaise stand. Es war Todd McNair.

Sie waren abseits vom Schloss, nahe am Verbotenen Wald. Die meisten waren ohnehin im Haus, denn es nieselte ununterbrochen und durchdringend.

Parvati und Theodor hatten etwas aus den Gewächshäusern holen müssen. Sonst war niemand zu sehen. Auch in Hagrids Hütte brannte kein Licht, der Wildhüter war unterwegs, um für den Weihnachtsball Bäume zu holen.

Parvati wandte sich um und spähte in die Richtung von Blaise und Todd.

„Sieht aus, als würden sie sich unterhalten. Nur warum?“

Sie sah zu Theodor und fragte leise: „Ist er nicht ein Death Eater?“

Dieser nickte langsam. „Es hieß, neben Pettigrew auch sein zweiter Spion. Vor dem hätte ich mehr Angst.“

„Was hat Blaise mit ihm zu schaffen?“

„Einer von seinen Stiefvätern war mit Walden McNair befreundet. Was weiß ich?“

Theodor zuckte mit den Schultern.

„Sollen wir Blaise helfen?“

Theodor überlegte kurz, griff dann aber Parvatis Hand und ging zu den beiden Zauberern. Je näher sie kamen, umso deutlicher wurde, dass Blaise alles bestens unter Kontrolle hatte.

Dass dessen Puls raste, bemerkten sie nicht, seine Hand war vollkommen ruhig.

Blaise hatte gelernt, wie man sein Inneres äußerlich verbarg.

Er trug stets eine Maske.
 

***
 

Blaise’ Plan, Voldemort zu entkommen, war es, sich als Spion des Phönix Ordens bei dem Dunklen einzuschleichen. Und er hatte triftige Gründe dafür, den Dunklen Lord tot zu sehen.

Nun war er innerlich regelrecht zusammengefahren, als er, von Hagrids Hütte kommend, dem er im Auftrag von Professor Black eine Liste mit den benötigten Weihnachtsbäumen gebracht hatte, plötzlich angesprochen worden war.

„Guten Tag, Blaise“, hatte Todd gesagt und dieser war herumgefahren.
 

„Was willst du?“, fragte Blaise den anderen. Er misstraute Todd aufs Äußerste. Ihm traute er zu, in die Fußstapfen von Nott oder Malfoy Senior zu treten. Er war kaltherzig genug dafür.

Und er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was der Ältere von ihm wollte.

„Du kennst doch Flint ganz gut“, begann Todd und man hörte deutlich, dass es keine Frage war.

„Jeder Slytherin kennt Flint, ob nun gut, sei dahingestellt.“ Blaise sah auf. „Warum?“

„Ich brauche den Namen seiner Freundin.“

Blaise hob fragend eine Augenbraue.

FreundIN? Offenbar war Todd nicht ganz im Bilde. Blaise lächelte leicht. Das würde jetzt ein Spaß werden.

„Er hatte so viele. Pancy zum Beispiel. Aber auch Millicent und Daphne und Tracey um nur die aus meiner Klasse zu erwähnen.“

Man sah deutlich, dass Todd verwirrt war und Blaise fuhr fort:

„Marcus hat sich mit allen Mädels gut verstanden, wahrscheinlich, weil jedes Mädchen gerne einen schwulen Freund hätte.“

Er wartete und Todd überlegte.

„Dann den Namen von seinem Freund“, sagte er schließlich und Blaise hob entschuldigend die Schultern, in dem Moment waren Theodor und Parvati gerade heran und Todd sah sich umzingelt.

„Da kann ich dir nicht weiterhelfen“, sagte Blaise. „Der wurde mir nie vorgestellt. Außerdem sitzt Flint doch in Azkaban. Was soll diese Fragerei?“

Auch Theodor und Parvati sahen den jungen Death Eater eindringlich an.

„Du willst doch Marcus nichts antun, oder?“, bohrte die Gryffindor, mutig geworden, durch die Anwesenheit der beiden Jungs.

„Flint ist schon in Ordnung“, nickte Theodor, seinen alten Kapitän verteidigend.

Todd sah sie mit einem kalten Lächeln an. Die drei mochten andere einschüchtern mit ihren bohrenden Blicken, aber ihn nicht.

Zumindest redete er sich das ein.

„Und? Warum willst du das alles über Marcus wissen?“, hakte nun auch Blaise nach, doch Todd antwortete nicht. Er drehte sich nur um und ging wieder.

Die drei Schüler sahen ihm fragend nach.

„Sollten wir das nicht Dumbledore melden?“, überlegte Parvati.

„Wozu“, schüttelte Blaise den Kopf.
 

***
 

Moody sah nachdenklich zu dem Brief, den eine Eule ihm gerade gebracht hatte.

Er kam von einem gewissen Blaise Zabini.

Zabini?

Moody drehte sich mit seinem Stuhl zu einem großen Regal, winkte kurz mit der Hand und eine dicke Akte flog heran.

Sie trug den Namen von Antony Goyle. Er schlug die letzte Seite auf und sein Finger fuhr über die untersten Zeilen.

Da stand es. Nehalennia Zabini heiratet Antony Goyle am 22. November des Jahres.

Blaise war deren Sohn.

Moody warf die Akte in die Luft und sie schob sich wieder an den alten Platz.

Wie vertrauensvoll war dieser Blaise? Gab es da nicht noch irgendeine ungeklärte Geschichte von vor sieben Jahren?

Damals war Nehalennias sechster Ehemann tödlich vergiftet worden. Blaise’ Schuld war nie bewiesen worden. Die Unschuld des damals Zehnjährigen allerdings auch nicht.
 

***
 

„Was ist das denn?“, fragte Alexa und blinzelte zum Türrahmen von Sirius’ Büro. Der Zauberer schien genauso überrascht zu sein und trat näher.

„Das ist ein Mistelzweig“, stellte er schließlich fest, als er unter genau diesem stehen geblieben war und, den Kopf nun in den Nacken gelegt, das Grünzeug betrachtete.

„Ach, wirklich?“

Alexa trat näher, lächelte, zog den Zauberer näher und küsste ihn.

„Was für ein Glück“, hauchte sie dann, ließ ihn los und kam weiter in den Raum.

Sirius wurde von Kichern abgelenkt. Er sah in den Klassenraum und entdeckte zwei Schülerinnen, die leise lachten.

„Sie sind so süß zusammen“, flüsterte die eine, für Sirius durchaus hörbar.

Die andere nickte und beide sahen zu ihm, erröteten und flüchteten aus dem Raum.

Er schloss die Tür und sagte: „Wenn du mich küssen willst, achte doch bitte darauf, dass keine pubertären Kinder in der Nähe sind.“

Alexa grinste: „Ist das jetzt ein Angebot?“

„Flirte nicht mit mir, wenn es dir nicht ernst ist. Ich saß zwölf Jahre im Gefängnis.“

„Ist das jetzt eine Warnung?“

Sirius seufzte. „Was gibt es denn?“

Alexa zog einen Brief aus dem Ärmel und gab ihn Sirius. „Der ist für Hermione von ihrer Schwester. Würdest du ihn ihr bitte geben?“

„Bin ich jetzt ein Bote?“

Alexa lächelte: „Ja und der Kuss war deine Bezahlung.“ ^_^

Nun lachte sie über Sirius’ verblüfftes Gesicht und ging wieder.
 

***
 

Todd hatte nicht einmal die Kraft den Kopf zu drehen, als jemand seine kleine Wohnung betrat.

Er war entkräftet, getroffen von einem Fluch des Dunklen Lords, offenbar als Strafe dafür, dass er noch immer nicht herausgefunden hatte, wer Marcus’ Handlanger waren.

Dass es welche gab, daran glaubte inzwischen auch Todd.

Er kannte Marcus gut genug, um nicht daran glauben zu können, dass er jemanden über längere Zeit unter dem Imperio halten könnte.

Das Ministerium sagte natürlich nicht, wer das angebliche Opfer von Flint war.

Muss ja ein außergewöhnlicher Mensch sein, dachte Todd.

Er könnte natürlich Duane Avery fragen, doch den konnte er nicht ausstehen. Eher würde er sich die Zunge abbeißen, als den um einen Gefallen zu bitten.

Todd hatte den Entschluss gefasst, die Akte über Flint kurzerhand zu stehlen. Und am besten tat er das zu Silvester, wenn wenige im Ministerium waren.

Jetzt wäre auch ein guter Zeitpunkt gewesen, denn Avery war im Urlaub. Was für ein Witz, doch Voldemort hatte ihn erst einmal auf die Krankenstation geflucht.

Oder vielmehr in sein Bett, wo Todd nun lag und hoffte, der Schmerz würde vorbeigehen.

Jason hatte seine brüderliche Pflicht getan und den Älteren nach Hause gebracht.

Was hatte der eigentlich vor dem Haus des Dunklen Lords getan?

Als wenn er auf ihn gewartet hatte.

Todd schob den Gedanken beiseite. Darüber könnte er später nachdenken.

Denn eben kam jemand nicht nur in seine Wohnung, sondern auch noch in sein Schlafzimmer.

Todd hatte seinen Zauberstab noch immer in seiner verkrampften Hand, doch als er ihn hob, zitterte der Arm dermaßen, dass es eher eine Gefahr für die Gegenstände im Zimmer war als für den Gast.

„Ist aber keine nette Begrüßung für einen Heiler, der einen Patienten aufsucht.“

Todd schloss genervt die Augen und murmelte: „Antonin, was machst du denn hier?“

„Dein Bruder hat mich hergeschickt.“ Er zog die Decke weg und sah sich den Körper des Jüngeren mit fachmännischer Miene an.

„Wer war das?“, fragte er.

„Weiß ich nicht“, kam es als Antwort.

Sehr diplomatisch, dachte Antonin. Er war von Jason natürlich ins Bild gesetzt worden.

Er brauchte nicht viel zu tun, Todd benötigte vor allem Schlaf und ein paar Tränke gegen die Schmerzen.

„Keine Sorge, nächste Woche kannst du schon weiter spionieren“, spottete Antonin und Todd sah ihn an.

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“

„Schade, dabei hätte ich dir sagen können, wer angeblich unter Flints Imperio stand. Das wolltest du doch wissen, oder?“

„Wer?“

Antonin lächelte, zielte und sagte: „Schlaf erst mal, vielleicht erzähl ich es dir morgen.“

Und Todd fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Bevor Antonin ging, belegte er die Wohnung noch mit diversen Abwehrflüchen, dann verschluckte ihn auch schon wieder die Nacht.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Gleda: Da wurde Toddy wohl flachgelegt.
 

Moonlily: Stimmt, und nicht von Ginny.
 

Babyate: *nick* Im negativen Sinne. Armer Todd.
 

Saturn: Ach, was. Der erholt sich schon wieder.
 

Knacksi: Brutale Saturn.
 

Blue: Wusstest du es noch nicht, sie ist eine Sadistin.
 

Sev: Ist allen bekannt.
 

Saturn: Wie könnt ihr es wagen, über mich herzuziehen. In der Realität verachte ich jegliche Gewalt, aber das hier ist Fiktion. Und es ist ja nicht so, als wenn ich im genauen Detail beschreibe, wie jemand die Venen geöffnet werden, das Herz herausgerissen und die Halsschlagader durchtrennt wird.
 

Chanti: Nee, is’ richtig. Das tust du HIER nicht.
 

Saturn: Na, also.
 

Gloomy: Aber wir kennen Szenen von dir, die das genau beschreiben.
 

Saturn: *wortlos auf Chanti deut*
 

Morwie: Ja, die ist auch nicht besser.
 

Moonlily: *murmel* Wo genau bin ich hier reingeraten?
 

Saturn: *Moonlily anseh* Du hast einen gehäuteten Toten in deiner Geschichte.
 

Moonlily: Du hast meine Geschichte gelesen.
 

Saturn: Ja.
 

Moonlily: Und KEINEN Kommi geschrieben.
 

Saturn: *kleinlaut* Nein. *Kopf einzieh*
 

Blue: *Klatscht sich gegen die Stirn* Das sagt man doch nicht laut, du Blöde.
 

Saturn: Es tut mir leid, ich schreibe ganz selten Kommis.
 

Moonlily: Gut, dann starte ich jetzt einen Aufruf. Niemand soll diesmal einen Kommi schreiben, solange DU nicht bei mir einen hinterlassen hast.
 

Saturn: Ich schreibe ja, ich schreibe, siehst du…
 

Sev: Also, nächstes Kapitel heißt: ‚Die Sache mit dem Liebestrank’ *aufblick*
 

FireTiger: Ja, Hermione wird unter Drogen gestellt und wie es das Schicksal… so will, trifft sie auf Draco. Die beiden sind ganz allein… in der Bibliothek… zwischen zwei Regalen, wo nie jemand hinkommt.
 

Blue: Na ja, bis auf Sirius.
 

FireTiger: Ähm, genau. *Blue und FireTiger dramatisch tu*
 

Saturn: Kriegt euch mal wieder ein. Die küssen sich nur.
 

FireTiger: Nur? Das ist bei den beiden schon echt viel.
 

Moonlily: Da kann ich nur zustimmen.
 

Saturn: Ich brauche zu Weihnachten eben noch eine Steigerungsmöglichkeit.

Die Sache mit dem Liebestrank

Kapitel zwanzig – Die Sache mit dem Liebestrank
 

Samstag, 13. Dezember 1997
 

Misstrauisch sahen Theodor und Vincent zum Kamin, wo Blaise einen Kessel aufgehängt hatte und etwas süßlich Duftendes kochte.

„Was wird das?“, fragte Draco, der gerade eben erst angekommen war.

„Bonbons für Lavender“, strahlte Blaise und rührte die dicke Suppe um. Draco sah skeptisch in den Kessel.

„Das ist quietsch-orangefarben.“

„Ich habe die Bonbons von den Weasleys darin aufgelöst“, erklärte Blaise und holte den Löffel heraus. Eine dünne Schicht legte sich um das Metall und er wartete, bis es halbwegs kalt war.

„Das willst du doch nicht probieren“, rief Draco, als Blaise es sich gerade einverleiben wollte.

„Doch, wieso?“, fragte der andere blauäugig.

„Da sind Sachen von den Weasleys drin, weißt du, wie die orangefarbenen Bonbons wirken?“

„Ach“, winkte Blaise ab.

Er wickelte sich einen dicken Faden um den Löffel und schleckte ihn dann ab.

„Könnte mehr Zucker rein“, überlegte er und sah zu Draco, der ihn misstrauisch beobachtete.

Veränderte sich der Rothaarige?

Dessen Blick änderte sich irgendwie. Er wurde so starr, er wurde verdächtig. Draco kam der Blick bekannt vor. Woher nur?

„Blaise?“, fragte er vorsichtig. Dieser ließ den Löffel fallen und den Kessel Kessel sein. Er starrte Draco an, als hätte er ihn nie zuvor gesehen.

„Mir ist nie aufgefallen, wie attraktiv du bist“, sagte Blaise und Draco trat einen Schritt zurück, was ihm wenig nutzte, denn Blaise war einen solchen näher gekommen.

„Komm schon, Zabini, wir haben alle gelacht, jetzt lass den Scheiß.“ Draco war deutlich eine Unsicherheit anzuhören.

Blaise lächelte nun mit einem sehr seltsamen Blick und überwand die kurze Distanz zu dem anderen.

Draco konnte nicht mehr ausweichen, er stieß gegen die Couch, die dort stand und wäre fast gefallen, doch er fing sich auf und kletterte kurzerhand auf die Sitzfläche und über die Rückenlehne auf die andere Seite.

„Liebestrank“, sagte Theodor verblüfft. Er und Vincent hatten bis dahin geschwiegen.

„Helft mir, der Typ ist nicht bei Sinnen“, rief Draco leicht panisch, als auch im Bewusste wurde, was es bedeutete, wenn er mit dem Blick, mit dem Blaise ihn nun regelrecht verschlang angeschaut wurde. Beim Barte Snapes, er hatte einen solchen Blick perfektioniert, wenn er ein Mädchen verführen wollte.

„Theodor“, reif Draco in dessen Richtung, ohne Blaise aus den Augen zu lassen. „Geh zu den Gryffindors und hol Lavender.“

In dem Moment war auch Blaise über die Couch geklettert, offenbar wollte er so schnell wie möglich zu seinem Objekt der Begierde.

„Wie soll ich denn in das Haus…“, warf Theodor ein, doch ein schneidendes „Nott!“, ließ den Slytherin auf den Hacken kehrtmachen und zum Kamin eilen.

Draco nahm das aus dem Augenwinkel wahr.

So kam man also in die anderen Häuser, dachte er, als zwei Hände sich auf seine Wangen legten.

„So schöne rote Lippe“, seufzte Blaise und Draco riss die Augen auf.

Der wollte doch nicht … der würde doch nicht…

„Vincent!!!“

Da war der auch schon heran und zog Blaise im letzten Moment weg, ehe dieser Draco doch tatsächlich küssen konnte.

Draco hetzte aus dem Gemeinschaftsraum, er musste sich verstecken. Wie viel hatte Blaise denn gekostet?

In der zweiten Etage angekommen, hielt Draco an einer Säule inne, um Luft zu holen. Er sah zurück. Kein Blaise zu sehen. Draco atmete auf und lehnte sich gegen die Säule, gönnte sich einen Moment der Ruhe, als er heftig zusammenfuhr. Eine Hand legte sich auf die Schulter und eine leise Stimme sagte: „So außer Atem?“

Draco wurde von Blaise gegen die Säule gedrückt. Der Blonde hoffte, dass irgendwo Vincent auftauchen würde, doch der lag versteinert im Gemeinschaftsraum.

Blaise näherte sich und hielt zudem Draco so fest, dass der nicht weg konnte.

„Mach uns nicht unglücklich, du wirst es bereuen“, versuchte es Draco nun mit der Vernunft. Er stemmte beide Hände gegen Blaise, um ihn wegzudrücken. Vergeblich. Aus, für Draco unerfindlichen Gründen, war Blaise stärker. Wer hätte das gedacht?

„Was könnte ich bereuen?“, fragte der Rothaarige lasziv sehr dicht vor ihm und legte nun doch seine Lippen auf die von Draco.

Der war zu schockiert. Er riss die Augen auf und leider auch etwas den Mund. Draco war starr, er bekam nichts außer der Tatsache, dass er von seinem besten Freund geküsst wurde, mit. Blaise hatte ohnehin jegliche Aufmerksamkeit einzig auf Draco gerichtet.

Ginny war verwirrt stehen geblieben und starrte auf die beiden Slytherins. Ihr Mund klappte auf und wieder zu. Hölzern machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand unbemerkt hinter der Ecke, hinter der sie eben unbedarft und unvorbereitet hervorkommen war.

Es war Theodor, der Draco rettete. Neben ihm stand eine verblüffte Lavender. Sie starrte die beiden Zauberer verwirrt an.

Theodor zog Blaise von Draco weg, der keuchend nach Luft rang. Er sah irgendwie bleich aus, als hätte er dem Tod ins Auge gesehen.

Blaise schüttelte Theodors Hand ab und fixierte Draco erneut. Der duckte sich diesmal rechtzeitig weg und es war Lavender, die den zweiten Kuss, der für Draco bestimmt war, abfing.

Blaise wich einen Moment zurück und starrte das Mädchen an. Offenbar war es nicht sie, die er wollte. Er sah sich um. Draco hatte sich jedoch hinter Theodor versteckt und war so aus dem Blickfeld des Jägers entschwunden. Da Lavender den Kopf des Rothaarigen zu sich zog und ihn innig küsste, war es dem Slytherin schlussendlich gleich.

„Wir sollten die in irgendeinen Raum schieben“, sagte Draco schließlich, nachdem er und Theodor sie eine Weile beobachtet und festgestellt hatten, dass Lavender offenbar alles unter Kontrolle hatte.

„Der Klassenraum“, schlug Theodor zu. Gesagt, getan. Theodor bot sich an, bis zum Ende der Liebestrankwirkung vor der Tür Wache zu stehen und Draco wankte davon.

Er brauchte ganz dringend irgendwas zum Desinfizieren, wie er behauptete.

Ginny unterdessen betrat den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Sie war verwirrt, aber so ergab alles einen Sinn.

Draco hatte keine Freundin und war ständig in der Nähe von Blaise, weil er in ihn verliebt war, erklärte sie sich das eben Gesehene.

„Hat irgendjemand meinen zweiten Schuh gesehen?“, fragte Ron, ebenfalls in den Raum kommend.

„Du hast doch welche an, reichen die dir nicht?“, fragte Hermione, von einem Buch aufsehend.

„In denen kann ich nicht tanzen. Hey, Ginny!“ Ron wollte an ihr vorbei, blieb jedoch stehen und sah seine verwirrte Schwester an.

„Was ist los? Du siehst aus, als wärst du verstört.“

„Malfoy ist schwul“, platzte es aus ihr heraus. Im Gemeinschaftsraum war Stille und Hermione ließ ihr Buch fallen.

„Was?“, fragte Harry. „Das glaube ich nicht.“

„Aber ich habe es doch gesehen. Er und Zabini haben im Flur geknutscht.“

Auch Ron zweifelte leicht. Das glaubt er nun wirklich nicht.

„Kannst ja Pancy fragen, die wartet seit zehn Minuten auf dich“, schlug Harry vor und Ron rannte davon.
 

***
 

„Du hast zwei linke Füße, Weasley.“

Pancy seufzte genervt und trat einen Schritt zurück. „Du musst dich konzentrieren.“

„Wie stellst du dir das vor? Wie soll man sich konzentrieren, wenn man die ganze Zeit schief angemacht wird?“

„Gibst du mir jetzt die Schuld?“

„Sonst ist ja niemand hier.“

Ron machte eine umgreifende Bewegung und Pancy kniff die Lippen zusammen.

In der Tat, sonst war keiner hier.

„Was denn, mit Hermione ging es doch auch ganz gut.“

„Ja, aber Herm ist eben Herm und du bist du.“

„Was soll das denn jetzt heißen?!“

„Na ja, du bist eben nicht Herm“, stotterte Ron und Pancy seufzte genervt und verdrehte die Augen. „Sehr geistreiche Erklärung, Ronald.“

„Andererseits, genauso guckt sie, wenn sie wütend auf mich ist“, murmelte er.

Pancys Miene fiel in sich zusammen und sie nahm wieder Aufstellung.

„Fangen wir noch mal von vorne an.“

Ron seufzte. Wenn er gewusst hätte, dass das Amt des Schulsprechers solche Folter mit sich bringen würde, er hätte dankend abgelehnt. Doch es ging dann doch recht gut und Pancy entließ ihn bald darauf wieder.
 

***
 

Hermione seufzte nun schon zum dritten Mal und Lavender beschloss nun endlich von ihr Notiz zu nehmen und zu fragen, ob alles in Ordnung war.

Hermione drehte den Kopf und sah die Freundin an. „Draco ist schwul, oder?“

Lavender blinzelte verwirrt und begann dann zu lachen. Sie konnte sich nicht mehr beruhigen, sie lachte auch noch, als Parvati hereinkam und die Blonde verwirrt ansah.

„Was ist denn mit der?“, fragte sie. Hermione wusste es nicht und Lavender war außerstande, ein Wort herauszubekommen. Sie lachte noch, als sie das Licht gelöscht hatten und Hermione drehte sich beleidigt in die Decke.

Was war daran lustig? Das würde zumindest den Kuss beim Theaterstück erklären. Vermutlich hatte Draco das Ende nur deshalb eigenmächtig geändert, weil er sich selber etwas beweisen wollte.

Wenn er es schaffte, sie zu küssen, dann könnte er das auch bei jedem anderen Mädchen, warum sonst hatte er immer so ausgesehen, als wäre er lieber weggerannt, als seiner Rolle als Prinz nachzukommen.

Hermione schloss die Augen und versuchte das Kichern von Lavender zu überhören.
 

***
 

Blaise hatte sich, wieder bei klarem Verstand, wortreich entschuldigt, doch Draco hatte nur abgewinkt, besser man redete nicht mehr davon. Es war auch so schon peinlich genug.

Die restlichen Bonbons, die man in Slytherin auftreiben konnte, wurden vernichtet.
 

Sonntag, 14. Dezember 1997
 

Hermione öffnete die Augen und das Erste, was sie sah, war eine grinsende Lavender, die sagte: „Er ist nicht schwul.“

„Wer?“, fragte Parvati und gähnte, während Hermione aufatmete.

„Theodor“, gab Lavender eiskalt zurück und zwinkerte Hermione zu. Parvati sprang entrüstet aus dem Bett.

„Natürlich nicht, das hätte ich euch auch sagen können“, wetterte sie.

Die Inderin schnaufte wütend und stapfte ins Bad.
 

Mittwoch, 17. Dezember 1997
 

Hermione sah aus dem Fenster der Bibliothek. Es war schon dunkel und sie spiegelte sich in dem Glas. In letzter Zeit war sie Draco aus dem Weg gegangen. Sie hatte das Gefühl, er könnte ihren Verdacht sofort erraten, sobald er sie ansah. Doch auch er schien sie zu meiden.

Sie seufzte und legte ihre Stirn gegen das kühle Glas. Ihre Hand fuhr in die Tasche und sie kramte die Bonbontüte der Weasleys heraus und nahm sich einen der orangefarbenen. Die gelben hatte sie verschenkt. Sie betrachtete ihn sich und schob ihn sich in den Mund. Einen Moment wartete sie, doch es geschah nichts. Sie sah auf ihre Uhr. In einer Stunde wollte sie sich mit Harry treffen, dann starrte sie weiter in die Finsternis.

Das Buch, das sie bis dahin gehalten hatte, glitt aus ihren Fingern, ebenso wie die Tüte mit den restlichen Bonbons, doch das fiel ihr gar nicht auf. Plötzlich war sie von ihrem Spiegelbild ganz gefangen.
 

Etwa eine halbe Stunde später lief Draco die Stufen zu Bibliothek hinauf. Er ärgerte sich. Er hatte das falsche Buch mitgenommen. Irgendwie war er in letzter Zeit mit seinen Gedanken immer woanders.

Er grinste leicht. Es schien, als habe er endlich einen Ausweg gefunden. Er ging Hermione aus dem Weg. So würde er sie vergessen können. Die Weihnachtsferien waren bald und wenn er viel lernen würde, konnte er sie nicht mit den Augen suchen.

Das war ein sehr guter Plan, wie er fand.

Draco lief zielsicher die Regale entlang. Zwischen zwei stand jemand und er konnte nicht verhindern, einen Blick auf das Mädchen zu werfen, das dort offenbar vollkommen in sein eigenes Spiegelbild versunken war.

Er blieb kurz stehen, bog vom großen Gang ab und ging zwischen die Regale.

Bis auf einen Meter war er heran, als er sie erkannte. Hermione hatte Zöpfe, das ließ sie ganz anders aussehen.
 

Hermiones Augen nahmen eine Bewegung wahr und wie ein hypnotisiertes Kaninchen richtete sich nun ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Person, die näher kam und sich auch im Fenster spiegelte.

Sie drehte sich zu ihm um und sah Draco an, als hätte sie ihn noch nie zuvor gesehen.

Dieser Blick, dachte Draco. Den hatte doch Blaise neulich auch gehabt.

Er erfasste die Situation sofort. Die Bonbontüte lag auf dem Boden, ebenso wie ein Buch achtlos fallen gelassen worden war.

Es war eindeutig, dass Hermione ohne Zweifel unter dem Liebestrank stand.

Da war das Mädchen auch schon näher gekommen. Sie legte sacht eine Hand auf seine Wange.

Draco konnte sich nicht wehren. Schon wieder wurde er Opfer des Liebestrankes. Doch hatte ihn bei Blaise panisches Entsetzen gepackt, war es hier eine seltsame Angst, etwas Falsches zu tun.

Hermiones Lippen näherten sich seinen und sie küsste ihn. Draco schloss unwillkürlich die Augen und zog sie in seine Arme und für einen Moment gab er sich der Illusion hin, sie tat das freiwillig und nicht, weil sie unter dem Einfluss von einem Trank stand.

Hermione lächelte gegen seine Lippen und schob sich dichter an ihn heran.

Dieser Kuss war ganz anders als beim Theaterstück, dachte sie. Der hatte sie eiskalt erwischt, wie ein Schock. Dieser hier raubte ihr den Atem und ließ ihre Knie schwach werden.

Doch Draco ging es nicht anders.

Sie sanken zusammen auf den Boden, ohne den Kuss zu unterbrechen. Seine Hände fuhren in ihre Haare und lösten die Zöpfe. Sie kicherte leise und rückte ein Stück ab. Ihre Augen funkelten und sie betrachtete sich sein Gesicht, als würde sie nur so glauben können, was gerade geschah.

Sie lockerte seine Krawatte und öffnet die oberen zwei Knöpfe, fuhr mit der Hand unter den Hemdkragen seinen Rücken hinunter und schob sich wieder in eine Umarmung.

Dracos Lippen fuhren ihren Hals entlang, genau dort, wo er zu Halloween den ‚tödlichen Biss’ angedeutet hatte, hielt er inne.

Er erinnerte sich daran und knabberte leicht an der Stelle und hinterließ ein blutrotes Mal. Auch Hermione erinnerte sich daran und raunte dicht neben seinem Ohr: „War das jetzt ein Versprechen, Drac~ula?“ Sie kicherte. Diese Namensähnlichkeit war verblüffend.

Auch Draco lächelte und sah sie wieder an.

„Wenn du so willst“, raunte er und nahm dann ihren Mund wieder gefangen. Dieser Kuss war jedoch ganz und gar nicht mehr zurückhaltend. Jegliche Schüchternheit war gewichen und sie hätten sich bald vergessen, als eine Stimme sie innehalten ließ.

„Pince, das ist hier nicht“, rief Sirius ganz in ihrer Nähe und die Schüler wichen auseinander.

„Nicht so laut, Black. Auch wenn Sie jetzt Professor sind, dulde ich es nicht, dass Sie nicht die Ruhe einhalten“, meckerte die Hexe und kam herangeeilt.

Hermione erhob sich und zog Draco mit sich.

Verwundert sah sie ihn an, dann auf den Boden.

„Das Buch“, sagte sie leise und bückte sich, um es aufzuheben.

Draco knallte wieder auf den Boden der Realität. Die Wirkung des Trankes hatte aufgehört.

Ehe er sich versah, hatte er seinen Zauberstab herausgeholt und murmelte zwei Flüche.

Mit einem vergaß Hermione für immer, was in der letzten halben Stunde passiert war, mit dem anderen schickte er sie in den Schlaf.

Er fing sie geschickt auf und legte sie auf den Boden. Sein Stab leuchtete mit Lumos und Sirius, von dem Licht angelockt, kam heran.

„Draco“, sagte er verblüfft und blickte dann zu Hermione.

Sofort kniete er sich neben das bewusstlose Mädchen und tastete nach ihrem Puls.

„Was ist passiert?“, fragte er.

„Ich habe sie so gefunden“, log Draco und versuchte möglichst außerhalb des Lichtkreises zu bleiben, er wollte nicht, dass man sein Gesicht sah, doch Sirius achtete gar nicht auf ihn. Auch Madam Pince konzentrierte sich ganz auf das Mädchen.

Hermione kam wieder zu sich und Draco atmete auf.

„Herm, geht es dir gut?“, fragte Sirius und sah sie prüfend an. „Was ist passiert?“

„Ich weiß nicht“, stammelte sie und sah zu Draco, der auf den Boden sah. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen, doch etwas anderes, als ihr die Erinnerung zu nehmen, war ihm auf die Schnelle nicht eingefallen.

Er hatte ihren verwirrten Zustand schamlos ausgenutzt. Was sollte sie da von ihm denken?

Da hätte er einiges erklären müssen und ein Malfoy vermied es, unnötige Erklärungen abzugeben, vor allem, dass ihm nun mehr als zuvor bewusst war, dass sein Plan, sie einfach zu vergessen, einfach lächerlich war.

Er musste einsehen, dass er wohl sein Herz an sie verloren hatte. Dann war es so. Doch dann wollte er wenigstens diese wenigen Minuten für sich behalten können, ohne dass Hermione ihn dafür anfauchen würde.

Er kam gar nicht auf die Idee, dass er auch Hermione damit wertvolle Erinnerungen genommen hatte.

„Kannst du aufstehen?“, fragte Sirius und Hermione nickte und ließ sich von ihm aufhelfen. Der Kragen von ihrer Bluse verrutschte und der Professor sah den roten Fleck, mitten auf dem Hals.

„Was hast du denn da?“, fragte er und Draco trat einen weiteren Schritt zurück.

Verdammt, das hatte er vergessen.

Hermione drehte sich zum Fenster und versuchte im Spiegelbild etwas zu erkennen. Sie strich mit den Fingern darüber und Pince murmelte: „Sieht wie ein Biss aus.“

Sirius erkannte etwas ganz anderes, obwohl Biss sicher hinkam. Er wandte sich an die Bibliothekarin und sagte: „Ich denke, ich habe soweit alles unter Kontrolle, Pince.“

Die Hexe verstand und eilte wieder auf ihren Platz.

Sirius sah zu Draco, der noch immer da stand. Den Zauberstab hatte er inzwischen wieder eingesteckt.

Auch Hermione hatte sich umgedreht und den Slytherin entdeckt.

Im ersten Moment wollte sie auf ihn zugehen, doch nach zwei Schritten hielt sie inne und runzelte die Stirn. Ihr Lächeln verlosch und sie sah verwirrt zum Boden.

Draco hatte kurz die Luft angehalten, als sie ihn direkt ansteuerte, biss dann aber die Zähne aufeinander, als sie innehielt.

„Ich geh dann“, sagte er leise, drehte sich um und flüchtete im wahrsten Sinne des Wortes.

Hermione sah ihm nach. Ihre Hand fuhr unbewusst zu dem Mal an ihrem Hals und Sirius verstand.

Auch wenn er nicht begriff, warum Draco Hermione das Gedächtnis gelöscht hatte. Er würde sich mit dem Jungen mal unterhalten müssen, wie man mit einer Dame umzugehen hatte. Insbesondere, wenn man offensichtlich in sie verliebt war.

Er blickte zu Hermione, die sich langsam wieder umdrehte.

Um sie steht es auch nicht besser, dachte Sirius fast amüsiert und legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie mit sich.
 

***
 

„Du hast bitte WAS getan?“, fragte Blaise fassungslos und starrte Draco an. Der stand mit verschränkten Armen gegen eine Mauer im Flur gelehnt und sah auf seine Schuhspitzen.

„Was hätte ich sonst tun sollen?“

„Gar nichts.“

„Sie war nicht sie selber“, sagte Draco eindringlich und starrte Blaise ernst an. „Was meinst du, hätte sie getan, nachdem der Trank aufgehört hat zu wirken und ihr bewusst wurde, was passiert ist.“

„Mal überlegen“, begann Blaise sarkastisch, „Wahrscheinlich hätte sie festgestellt, dass du verdammt gut küssen kannst.“

„Woher willst du das wissen?“, zischte Draco. Er hatte sich aufgerichtet, die Arme sinken lassen und zu Fäusten geballt. Blaise war keine wirkliche Hilfe.

„Glaub mir, ich kann es inzwischen beurteilen“, gab der genauso bissig zurück und die beiden starrten sich an.

„Wieso redest du nicht mit ihr. Vernünftig, kein Sarkasmus und kein Spott. Einfach nur reden. Das ist euer Problem. Ihr sprecht nicht miteinander, ihr setzt immer nur irgendwas voraus und handelt dann vollkommen irrational und übereilt.“

Blaise wandte sich zum Gehen und Draco folgte ihm.

„Was willst du mir damit sagen?“, bohrte er nach. Blaise wusste doch was.

„Möglicherweise wird die Reaktion ganz anders sein, als du denkst. Sieh dich doch mal an. Du siehst gut aus, bist halbwegs intelligent, jedenfalls zeitweise, und hast in letzter Zeit auch niemanden grundlos verflucht. Also ein durchaus beachtenswerter Zauberer.“

Ginny blinzelte, als sie das hörte. Die beiden Slytherins hatten sie nicht weiter beachtet, als sie an ihr vorbei gegangen waren, diese jedoch hatte die letzten Sätze genau gehört.

Sie sah ihnen nach.

Da konnte man sie noch so sehr für verrückt erklären. Sie hielt an ihrer Meinung fest. Nun mehr denn je. In ihren Augen war Draco schwul und er sollte endlich aufhören, sich dagegen zu wehren, das machte es nur lächerlich.
 

***
 

Im Raum der Wünsche war es kühl geworden, doch das merkte das Mädchen, das dort saß und wie gebannt den Spiegel anstarrte, der nicht sie zeigte gar nicht. Auch die Zeit hatte sie vollkommen vergessen.

Laureen war der bisherigen Unterhaltung atemlos gefolgt. Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte. Die Vier, über die sie nun schon lange rätselten, waren Menschen?

Redeten sie hier gerade von Menschenopfer?

Unwillkürlich kamen ihr Bilder von schlechten Horrorfilmen in den Sinn, wo Blutopfer auf einem Altar dargeboten wurden.

Sie war so fassungslos darüber, dass sie es ganz verpasste, rechtzeitig den Raum zu verlassen. Harry verabschiedete sich gerade von Francis Nott und wie immer gab er eine kleine Spitze Richtung Lucius Malfoy, der wie immer einen Fluch in Richtung Kamin schoss und erneut kam Harry noch rechtzeitig davon. Der grelle Blitz schreckte Laureen schließlich auf. Der Spiegel schien in weißes Licht getaucht zu sein, denn sie sah praktisch durch den Kamin in den Raum. Der Spiegel löste sich auf. Laureen sprang auf, der Sessel, in dem sie gesessen hatte verschwand. Panisch drehte sich das Mädchen um und wollte zur Tür laufen, doch schon hörte sie hinter sich das Knistern der Flammen im Kamin.

„Laureen“, sagte da Harry schon verwundert und die Hexe erstarrte in ihrer Bewegung und zwang sich zu einem überraschten Lächeln. „Harry, was machst du denn hier?“

Einen Moment sah er sie nachdenklich an und sagte dann: „Du warst es, oder?“

„War was?“, fragte sie ausweichend, auch wenn sie eine Ahnung hatte, was er meinte. Er hatte bemerkt, dass sie ihn beobachtete und tatsächlich sprach er es auch aus.

„Du hast meine Gespräche belauscht.“

Laureen wollte etwas sagen, doch was hätte es gebracht, er würde ihr die Lügen ja doch nicht abnehmen.

„Es tut mir leid, ich wusste nicht, warum du dich immer wegschleichst und als ich es herausgefunden habe, konnte ich nicht anders. Ich meine, du triffst dich mit Death Eatern. Weißt du, wie gefährlich die sind?“

Harry verzog nun verärgert die Stirn. „Ja, das weiß ich. Weißt du, was passiert, wenn sie herausfinden, dass du alles weißt?“

Laureen wurde nun blass. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht.

„Ich wollte das nicht“, flüsterte sie leise, doch Harry schüttelte nur leicht den Kopf, wie als wollte er sagen, das genügte nicht als Entschuldigung.

Er sah sie eindringlich an und sagte sehr leise: „Komm nie wieder hier her.“

Laureen nickte kurz, Harry kniff die Lippen zusammen und wandte sich leicht ab, als er leise nachsetzte: „Ich hätte nicht gedacht, dass du so dumm bist“, und ging aus dem Raum. Laureen starrt ihm nach. Sie war erschrocken über seine Worte, doch schließlich wallte die Wut in ihr hoch.

Er hielt sie für dumm? Wer zur Hölle trifft sich denn heimlich mit Death Eatern?

„Wenn hier einer dumm ist, dann ja wohl du!“, brüllte sie in Richtung der Tür, doch Harry hörte es schon nicht mehr, er war längst auf den Gängen.

Laureen hätte gerne irgendwas zerschlagen, als sich wie aus dem Nichts eine Vase formte. Sie ergriff sie und zerdepperte sie auf dem Boden.

Das Geräusch befriedigte sie jedoch nur kurz. Sie war tief im Innersten getroffen und plötzlich fragte sie sich, was sie denn so Tolles an Harry Potter, dem Jungen, der unglaublich leichtsinnig war, gefunden hatte.
 

***
 

„Das kann schon sein“, nickte Alexa. Sie war, mal wieder, bei Sirius. Inzwischen hatten sie es sich angewöhnt, abends zusammen eine Tasse Tee zu trinken.

„Ich hätte Hermione für klüger gehalten“, schnaubte Sirius. „Ausgerechnet Malfoy? Sein Vater würde Gift und Galle spucken, wenn er davon erfährt.“

Alexandra nickte. „Ja, Lucius wird ein Problem werden“, murmelte sie in ihre Tasse.

„Wird? Das hört sich an, als wenn du davon ausgehst, dass sie wirklich zusammenkommen.“

Alexandra grinste: „Davon bin ich inzwischen überzeugt. Jetzt ergeben seine Unaufmerksamkeit und ihre Zerstreutheit auch einen Sinn. Ich hoffe, das wird bald was. Wenn nicht, werden sie zu einer echten Gefahr im Zaubertränke.“

Sirius nickte und sinnierte: „Und auch in meinem Unterricht.“

„Was wird Antonin denn zu einer solchen Verbindung sagen?“

Alexa lachte leise: „Wenn er Hermione als Teil seiner Familie ansieht, wird er Draco mit einer Drohung einschüchtern, die sich gewaschen hat. Viel schlimmer wird allerdings Bellatrix. Wenn die wittert, dass ihr Neffe sich ernsthaft verliebt hat, wird sie ihnen einen Heidenschrecken mit ihren seltsamen Regeln einjagen.“

„Das versteh ich sowieso nicht. Du kannst in ihren Augen morden, foltern und verfluchen, so viel du willst, aber nicht ohne Eheversprechen mit jemand schlafen.“

Alexa lachte nun richtig. Antaia hatte erzählt, dass Bellatrix am Ende entsetzter darüber gewesen war, dass Antonin und Antaia erst miteinander geschlafen hatten und dann beschlossen hatten zu heiraten, als über die Tatsache, dass Antonin eine Aurorin zu seiner Ehefrau gemacht hatte.

Josephine und Mirabelle taten ihr jetzt schon leid. Vor allem die Ältere würde einiges erklären müssen, immerhin lebte diese mit einem recht gut aussehenden, jungen Zauberer in einer Wohnung, wie Alexa erst kürzlich herausgefunden hatte.

Und Josephine und Oliver verstanden sich ausnehmend gut. Sie passten perfekt zusammen, als hätten sie sich gesucht und gefunden. Im Moment waren sie nur Freunde, doch es war absehbar, dass dem nicht mehr lange so sein würde. Und Mirabelle?

Auch die Jüngste schien jemand ins Auge gefasst zu haben. Warum allerdings ausgerechnet Zacharias aus der Siebenten, wusste Alexa nicht.

„Ach, ich habe einen neuen Brief.“ Sie zog ein Pergament aus den Falten ihres Umhangs und schob ihn Sirius hinüber.

„Was denn, einfach so?“, fragte er grinsend und Alexa überlegte.

„Das letzte Mal habe ich als Bezahlung einen Kuss bekommen und nun frage ich mich, was ich wohl bekomme, wenn ich ein Paket überbringen soll.“ Er grinste breit und Alexa lächelte milde zurück.

„Dann darfst du einen ganzen Tag und eine ganze Nacht bei mir sein“, gab sie zurück.

„Sieh an. Das sind Versprechen, die ich kaum annehmen kann.“

Alexa lachte und stand auf. Sie stellte ihre Tasse ab und kam zu ihm hinüber. Ihre Hände stützten sich auf die Lehne von Sirius’ Stuhl und sie beugte sich vor, als sie fortfuhr: „Natürlich musst du dich dann schon konzentrieren, meine Wohnung ist groß und soll ordentlich gestrichen werden, aber du könntest das an einem Tag und in einer Nacht schaffen.“

„Deine Wohnung streichen?“, fragte Sirius zurück. Das hatte er sich nicht vorgestellt.

Alexa grinste breit, küsste ihn flüchtig auf die Lippen, sagte: „Für den Brief.“ Und ging.

Sirius drehte sich auf seinem Stuhl wieder zurück und sah ihr nach.
 

***
 

Alexa schloss die Tür zu ihren Räumen und seufzte. Ihr Blick erfasste ein Bild von ihren Eltern. Sie nahm es in die Hand und betrachtete es sich, als sie leise fragte: „Ist Sirius der, den du in deinen Karten gesehen hast, Mom?“

Louise antwortete nicht, doch ihr Lächeln war wie eine Antwort für die Hexe und sie stellte es auf die Kommode zurück.

Nicht Sirius, dachte sie. Wieso musste sie sich eine so schwierige Beziehung aussuchen.
 

Freitag, 19. Dezember 1997
 

Theodor war entsetzlich kalt. Er stand auf dem Hof und fror. Zacharias, Mirabelle und Harry standen daneben und lachten still in sich hinein.

Theodor warf ihnen tödliche Blicke zu, doch die anderen drei hatten kein Erbarmen.

Wettschulden waren nun mal Ehrenschulden.

Padma blieb verwirrt stehen und sah Theodor an.

„Wieso hast du dich als Schneemann verkleidet? Kannst du nichts anderes tun, als meine Schwester zu blamieren?“

Der Slytherin sah sie verdutzt an, doch dann wurde er wütend. Er hielt die Rawenclaw am Handgelenk fest, weil sie schon gehen wollte und fragte: „Was hast du eigentlich gegen mich?“

Padma schien zu überlegen, dann zischte sie: „Du wirst meiner Schwester das Herz brechen und dann werde nur ich da sein, um sie trösten zu können.“

„Das kannst du doch gar nicht wissen.“

„Doch, ich weiß es. Du bist genau der Typ, der zu so was im Stande ist. Sie ist so glücklich, so verliebt… Ende dieses Jahres wird sie am Boden zerstört sein. Und das weißt du und trotzdem bist du mit ihr zusammen.“

Sie wand ihr Handgelenk aus seiner Hand und stapfte ins Haus.

Die vereinbarte Stunde war um und Zacharias löste mit einem Zauber das Kostüm des Schneemanns auf. Mirabelle reichte dem Slytherin Schal und Umhang, die dieser überwarf.

„Was ist am Ende des Jahres?“, fragte Zacharias, doch Theodor antwortete nicht. Seine Miene war sehr ernst geworden, ja fast düstern.

Wortlos ging auch er.

„Harry?“, wandte sich der Hufflepuff an diesen und der sagte: „Zu Silvester werden neue Death Eater aufgenommen. Die Slytherins sind dieses Jahr alt genug.“

„Du glaubst doch nicht, dass Theodor so bescheuert ist?“

Harry sah ihn nur kurz an und ging dann ebenfalls.

Es war Mirabelle, die leise flüsterte: „Du glaubst doch nicht, dass sie eine Wahl haben?“

Zacharias sah sie nachdenklich an und das Mädchen gab den Blick ruhig zurück, als er fragte: „Wer bist du wirklich?“
 

Samstag, 20. Dezember 1997
 

„Ist doch ganz nett geworden“, sagte Blaise und schlürfte an seinem Getränk. Theodor schnaubte verächtlich. „Nett? Kitschig.“ Er sah zur Decke und stutzte. Er blinzelte, kniff die Augen zusammen und fragte dann: „Sind das da oben Weihnachtsengel?“

Auch die anderen Jungs aus Slytherin sahen nun hoch. Tatsächlich schwebten unter der Decke Weihnachtsengel und ließen aus ihren Händen funkelnde Sterne regnen.

„Wer hat das denn verbrochen?“, fragte Vincent und schüttelte den Kopf.

„Stört dich irgendwas?“, zischte es neben ihm und Vincent sah vorsichtig zur Seite.

„Ähm, nein, alles schön, ganz toll“, versicherte er.

Millicent sah ihn noch einmal prüfend an und wandte sich dann wieder dem Gespräch mit Tracey zu und beide rauschten zum Buffet.

Hermione sprach Ron gerade Mut zu.

„Du hast in den letzten Tag sehr viel gelernt. Du wirst das schon schaffen, und so lang ist das Lied ja auch nicht.“

„Außerdem sind Miss Parkinson und Sie nicht alleine. Die Vertrauensschüler tanzen auch“, lächelte Alexandra, die die letzten Worte zufällig mitbekommen hatte und stehen geblieben war. Ron ergab sich in sein Schicksal und ging zu seiner Tanzpartnerin.

Hermione wünschte Ron in Gedanken viel Glück, dann stockte sie.

Moment… Ron tanzte mit Pancy. Mit wem sollte sie dann tanzen?

Sie sah zu Alexa, die sie nun anlächelte und leicht nickte, als hätte sie die Gedanken der Gryffindor erraten, und blickte dann zur anderen Seite des Saals.

Hermione folgte unwillkürlich dem Blick.

Dort stand Draco, der irgendwie verstört wirkte. Neben ihm redete sein Hauslehrer auf ihn ein und der Schüler blickte an diesem vorbei zu ihr.

Hermione schluckte und Lavender neben ihr flüsterte leise: „Nur Mut.“

„Ganz genau, Miss Granger. Nur Mut“, lächelte Alexa und die Schülerinnen sahen verblüfft zu der Professorin. Es war offensichtlich, dass diese genau im Bilde war. Doch fragen konnten sie nicht mehr, Alexa hatte sich schon abgewandt und ging zu den anderen Professoren.

Auch Draco wurde schnell klar, dass Sirius genau wusste, was wohl in der Bibliothek vor wenigen Tagen vorgefallen war und wie es in Draco in Bezug auf Hermione aussah, denn dieser sagte: „Ganz ernsthaft, Junge. Du solltest dich endlich entscheiden, für oder gegen sie.“

Draco starrte ihn an. „Du weißt davon?“

Sirius ging über das ‚Du’ hinweg. Immerhin waren sie verwandt und Draco verwirrt und sagte stattdessen:

„Ihr Malfoys seid durchschaubar wie Glas, wenn es euch wirklich erwischt hat. Dein Vater war so und deine Mutter auch. Nutze den Tanz gut.“

Draco atmete tief durch und sah zu Hermione hinüber, die auch ihn gerade ansah.

Die anderen Vertrauensschüler fanden sich zusammen und so machte auch er sich auf den Weg, um Hermione auf das Parkett zu geleiten.

Pancy stand stumm neben Tracey, Daphne und Mill und sah immer wieder auf ihre Uhr. Sie seufzte ergeben, als diese acht anzeigt. Da stand Ron neben ihr. Er deutete eine Verbeugung an und hielt ihr einladend seinen Arm hin, auf den sie ihre Hand legte und sich auf die Tanzfläche führen ließ.

Die Musik setzte ein und das Schulsprecherpaar eröffnete den Ball.

Bei der Hälfte des Liedes traten auch die Vertrauensschüler der Fünften bis Siebten auf die Tanzfläche.

Bei einigen, besonders bei den Fünfklässlern, sahen die Bewegungen etwas hölzern aus. Die siebente Klasse hingegen schwebte sehr elegant über das Parkett.

Pancy war überrascht. Ron musste heimlich geübt haben, so gut hatte er bei ihrer Generalprobe nicht getanzt und das sagte sie ihm auch.

Ron lächelte sie dankend an.

„Ich wollte dich nicht blamieren. Ihr Frauen könnt grausam sein.“ Er zwinkerte leicht und nahm so Pancys giftiger Antwort die Luft. Sie überlegte kurz und lachte dann verhalten.

Alle Paare redeten leise, einzig Draco und Hermione tanzen so stumm, dass es allen im Saal auffiel.

Theodor beugte sich leicht zu Parvati hinüber und flüsterte: „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt sagen, die haben was miteinander.“

Parvati nickte zustimmend, das hatte sie auch gerade gedacht. Sie sah sich unauffällig um und erkannte, dass das wohl einige dachten.

Bemerkenswert viele beobachteten das seltsam schweigsame Paar, das vollkommen ineinander und in den Tanz versunken zu sein schien, und ihren Nachbarn etwas zuflüsterten.

Sie blickte zu Lavender, die den Blick erwiderte. Parvati deutete nur mit den Augen zu Hermione und Draco, doch die Gryffindor zuckte mit den Schultern.

„Mir ist nie aufgefallen, wie gut die beiden zusammenpassen“, murmelte Ginny. Luna und Annica, die neben ihr standen, nickten.

„Andererseits ist der Gedanke nicht abwegig. Sie sind beide die Besten ihres Jahrgangs, beliebt, sehen gut aus“, fuhr Laureen fort.

„Ihre Kinder werden bestimmt sehr intelligent und unglaublich süß“, lächelte Luna versonnen.

Die anderen sahen verwirrt zu der Rawenclaw.

„Jetzt bist du aber etwas voreilig“, stammelte Neville und die Jüngere sah nun zu ihm auf.

„Nein, ich bin mir sicher“, gab sie ruhig zurück.

„Haben dir das die Nargel gesagt, Loony?“, spottete Desmond Harper, ein Slytherin aus ihrer Klasse, und es war Mirabelle, die ihn scharf ansah, dass er schluckte und der Spott aus seinem Gesicht floh.

„Ich bin derselben Meinung wie Luna“, sagte sie ernst. Sie hatte ihren Cousin Draco in den letzten Wochen genau beobachtet und ihn öfters dabei ertappt, wie er Hermione heimlich hinterher sah und die Gryffindor tat es nicht anders.

Das Lied war zu Ende. Und während alle die Tanzfläche verließen, blieben Hermione und Draco für einen kurzen Augenblick noch stehen und da waren auch die letzten Zweifler sicher.

Irgendwas war zwischen den beiden, das sah ein Blinder mit einem Krückstock.

„Na dann, Harry“, sagte Theodor und der Gryffindor sah ihn ausdruckslos an, während Theodor breit grinste: „Die Zeit läuft.“

Harry wandte sich an Parvati, die neben Theodor stand, verbeugte sich kurz und forderte sie zum Tanz auf.

Die Gryffindor war etwas überrascht, willigte aber ein und Harry begann mit dem Marathontanzen. Danach folgte Padma und anschließend Eloise, eine Hufflepuff. Diese war ganz gerührt, schon als Dritte aufgefordert zu sein, denn die Wette zwischen Theodor und Harry hatte sich schnell rumgesprochen. Mirabelle hatte es eigentlich nur Luna erzählt, sie mochte die Rawenclaw, vielleicht, weil sie beide als seltsam abgestempelt worden waren, doch hatte Annica das gehört und so war es in der Schule herum gegangen.

Es folgte Tracey, eine Slytherin, die sich während des Tanzens angeregt mit Harry unterhielt. Denn wann hatte sie schon sonst die Gelegenheit?

Harry war überrascht zu hören, dass Tracey wie er ein Halbblut war.

„Millicent auch“, vertraute sie ihm an. Auch das hatte der Gryffindor nicht gewusst. „Ich glaube, deshalb ist sie auch in letzter Zeit so gereizt. Sie hat Angst, was nach Silvester sein wird.“

Harry nickte nachdenklich. Ja, das fragte er sich auch.

Als nächstes forderte er Mandy auf und verbeugte sich danach formvollendet vor Hermione.

„Ich könnte fast beleidigt sein, ich hätte gedacht, du forderst mich als Erste auf.“

„Es tut mir leid, doch Parvati stand gerade so günstig und Theodors Gesicht wollte ich mir einfach nicht entgehen lassen.“

Er grinste breit und Hermione lachte laut auf. Er wirbelte sie herum, mit Hermione konnte er noch am besten tanzen. Vielleicht, weil er mit ihr auch viel im Hauptquartier geübt hatte.

Wieder sah Draco mit finsterem Blick zu dem Paar.

Das Lied war zu Ende und Harry geleitete Herm zum Rand zurück.

Sie waren etwas außer Atem, das Lied hatte einen recht schnellen Rhythmus gehabt.

Harry versprach Hermione, sobald er alle Mädchen einmal aufgefordert hatte, noch einmal mit ihr zu tanzen.

Er wandte sich dann Susan zu und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Pancy Ron aufforderte und dieser überraschenderweise annahm.

„Ich glaube, heute Abend wird Harry so einige Mädchenherzen höher schlagen lassen“, kicherte Lavender und Blaise neben ihr sah sie spielerisch ernst an, als er sagte: „Solange es nicht deins ist.“

Hermione nickte Lavender zustimmend zu.

„Ich versteh nicht, wie Laureen ihn so abweisend behandeln kann. Ich an ihrer Stelle würde ihn sofort nehmen.“

Das hatte nicht nur die kleine Johnson gehört, die nachdenklich auf das Parkett sah und nicht nur sie beobachtete nun Harry.

Auch Draco fixierte den Gryffindor.

Er war es also, dachte er. Er war der Verehrer, der Hermione unglücklich machte.

Innerlich jaulte er auf.

Blaise und sogar Sirius hatten ihn ja fast überzeugt gehabt, dass er selber eine Chance bei Hermione hatte, doch nun musste er erkennen, dass es Harry war, der Hermione das Herz gestohlen hatte, dem er beim Herbstfest den Tod gewünscht hatte, gut, wann hatte er das nicht getan, Potter war es!!!

Draco ballte die Hände zu Fäusten und Blaise musterte den Freund zusehends misstrauischer.

Er trat einige Schritte zu diesem hinüber und fragte leise: „Draco, was ist los?“

„Er ist es“, zischte der Blonde.

„Wer?“

„Potter!“

„Hä?“ Blaise verstand gar nichts und Draco erklärte leise flüsternd:

„Beim Herbstfest hat Trewlaney Hermione gesagt, dass ihre Liebe erwidert wird, dieser sie aber leiden lässt. Es ist Potter. Die ganze Zeit war er es und ich habe es nicht bemerkt, dabei ist es so offensichtlich.“

Auch Lavender hatte alles genau mitgehört und sah verzweifelt sprachlos zu Blaise, der ebenso resigniert den Kopf schüttelte.

So vernagelt wie Draco konnte man doch nicht sein. Er gab die reinste Karikatur eines Liebeskranken ab.

Er würde es wahrscheinlich nicht einmal bemerkten, dass Hermione in ihn verliebt war, wenn man es ihm ins Gesicht schreien würde.

Und warum?

Weil er es nicht wahrnahm.

Draco hatte einfach kein Vertrauen in Hermione. Was sollte es da bringen, ihn aufzuklären, wenn er nicht glauben wollte.

Harry hatte eben Millicent aufgefordert und Gregorys finsteren Blicke mit einem Grinsen abgeschüttelt, als die Slytherin annahm.

„Ich hasse Potter“, zischte Gregory.

„Hnn“, knurrte Draco neben ihm und Vincent und Gregory blickten ihn an.

Lavender zerrte Blaise auf die Tanzfläche, das Elend von Draco konnte sie nicht mehr ertragen. Andererseits war Hermione nicht wirklich besser.

Nach Mill forderte Harry Hannah auf, dann folgte Daphne Greengrass, die von Anfang an gesagt hatte, dass sie Harry auf jeden Fall abblitzen lassen würde.

„Ich tanze mit keinem Gryffindor“, sagte sie spitz.

„Der Hut wollte mich nach Slytherin stecken“, überlegte Harry laut.

„Wie, wollte?“, hakte Daphne sofort ein und Harry hielt ihr seine Hand entgegen und sagte grinsend: „Das werde ich dir erzählen, wenn du mit mir tanzt.“

Daphne überlegte zwei Sekunden und folgte Harry dann.

Theodor fluchte leise. Daphne war sein Trumpf gewesen. Er war sich sicher gewesen, dass die Slytherin ihn abwies, hatte aber nicht mit ihrer fast krankhaften Neugierde gerechnet.

Lisa war gleich einverstanden, mit Harry zu tanzen und auch Megan Jones, eine Hufflepuff, war sofort bereit.

„Ich leihe dir meine Freundin nur, weil ich Nott verlieren sehen will“, warf Blaise ein, als Harry Lavender aufforderte und Theodor sah entrüstet zu dem Slytherin.

„Du fällst mir in den Rücken?“, fragte dieser und Blaise grinste, während Harry und Lavender bereits ihre Runden drehten.

„Dann bleibt nur noch unserer Schulsprecherin“, sagte die Gryffindor gerade und Harry sah sich nach dieser um. Irritierenderweise tanze sie wieder oder immer noch mit Ron.

Lavender folgte dem Blick und lachte: „Wer hätte das gedacht, dein bester Freund hält Pancy fest.“

„Das finde ich allerdings merkwürdig.“ Harry dirigierte Lavender zu den Schulsprechern hinüber und fragte Ron: „Leihst du mir deine Tanzpartnerin danach, sie ist die Einzige zwischen siebzehn und dreißig, mit der ich noch nicht getanzt habe.“

„Hast du die Wette dann gewonnen?“, fragte Ron und Harry nickte.

Der Rothaarige sah zu Pancy, die mit den Schultern zuckte. „Ist okay. Ich will deiner Wette ja nicht im Weg stehen.“

Das Lied war zu Ende und die Freunde tauschten die Tanzpartnerinnen.

Blaise sah aufmerksam zu Ron und Lavender. „Das war aber nicht abgemacht“, murmelte er, doch Millicent hielt ihn zurück, als sie sagte: „Wenn du sie mit deiner Eifersucht erdrückst, ist sie schneller weg, als du gucken kannst.“

Pancy unterhielt sich höflich mit Harry und der wagte es nicht zu fragen, wie es kam, dass sie noch kein einziges Mal mit Draco, wohl aber oft mit Ron getanzt hatte.

Nachdem er Pancy zu ihrem Platz gebracht hatte, ging er zu Theodor.

„Wette gewonnen und das in nicht mal zwei Stunden.“

Theodor jedoch sah nicht gerade wie einer aus, der gerade verloren hatte. Er grinste und Harry stutzte.

„Was?“, fragte er.

„Professor Dolohov ist neunundzwanzig.“

Harrys Gesicht entglitt kurz, doch er bekam es schnell wieder unter Kontrolle.

„Willst du gleich aufgeben, oder dich erst noch blamieren?“, grinste Theodor und Harry gab gelassen zurück: „Ich verliere nicht.“ Er drehte sich um und ging quer über die Tanzfläche zu Alexa und Sirius, die sich leise unterhielten.

„Bitte entschuldigen Sie, Professor“, wandte er sich an Alexa, die ein amüsiertes Lächeln aufsetzte und wartete.

„Würden Sie mir die Ehre eines Tanzes mit Ihnen geben?“

Die Professorin nickte leicht und sagte: „Ich hatte schon gedacht, du kneifst. Es würde mich sehr freuen, Theodor verlieren zu sehen.“

Sie hakte sich bei Harry unter und schritt mit ihm auf die Tanzfläche.

Der Schüler war überrascht. Er hätte nicht gedacht, dass sie zusagte.

Theodor starrte fassungslos zu den beiden hinüber und Parvati grinste: „Da hast du wohl verloren.“

Harry sah kurz zu Sirius, der verstehend nickte.

Er gab ihnen eine Minute, dann würde er Harry erlösen.

Es war sehr entgegenkommend von Alexa, Harry aus dieser unsinnigen Wette zu helfen, zumal die beiden Professoren wussten, dass es nicht Harrys Idee war, trotz allem war es für Lehrer und Schüler etwas unangenehm.

Sirius glättete seinen Gehrock und schritt zu Harry und Alexa hinüber, um den Jüngeren abzulösen.

Harry seufzte erleichtert und ging Richtung Buffet. Dort stand ein Stuhl neben Hermione, der noch frei war und auf diesen ließ Harry sich fallen.

Herm reichte ihm ein Butterbier und er nahm es dankbar an.

„Aber nicht vergessen, du hast mir noch einen Tanz versprochen“, grinste die Gryffindor und ehe Harry nicken konnte, stand Laureen vor ihm und er sah fragend zu ihr auf.

„Bevor du mit Herm tanzt, tanzt du da mit mir?“

„Du kannst meinen Tanz haben“, bot Hermione großzügig an und Laureens Augen huschten kurz zu der Gryffindor hinüber, bevor sie wieder auf Harry ruhten.

„Gib mir fünf Minuten“, bat er und sie nickte. Innerlich atmete sie auf. Nun kam die Gelegenheit sich zu entschuldigen und Harry wirkte als würde er die Entschuldigung auch annehmen.

Auf der anderen Seite hatten sich die Slytherinjungs um Gregory versammelt und redeten auf ihn ein.

„Hör zu, Gregory, egal was, aber du unternimmt was, das halte ich nicht länger aus. Mill hat permanent schlechte Laune“, flüsterte Vincent gerade und der andere zischte zurück:

„Ach, und was?“

Nun mischte sich Theodor ein. „Du hast sie versetzt und dich nicht entschuldigt.“ Alle Aufmerksamkeit war auf Millicent gerichtet und so fuhr er fort. „Hat Harry erzählt und der weiß es von Laureen.“

„Was hast du mit Potter zu schaffen?“, fragte Blaise, doch der andere ließ es unkommentiert.

„Wann soll ich sie versetzt haben?“, fragte Gregory.

„Keine Ahnung, ist doch im Grunde auch egal. Entschuldige dich und die Sache ist gegessen. Apropos. Wo ist mein Weib?“

Theodor sah sich um und zuckte zusammen, als Parvati genau hinter ihm stand, in einer Hand balancierte sie einen Teller, in der anderen einen zweiten.

Dunkle Augen funkelten ihn an. „Dein Weib?“, echote sie.

„Ah, da bist du ja. Ich habe dich vermisst“, versuchte Theodor einzulenken. „Slytherin“, knurrte sie nur und reichte ihm einen der Teller.

„Ich danke dir“, versicherte Theodor und küsste sie auf die Wange, was Parvati wieder milder stimmte. Padma verzog das Gesicht, als sie die kleine Szene sah, und wandte sich wieder an Lisa, mit der sie sich unterhalten hatte.

„Du kannst Nott nicht ausstehen, wie?“, grinste diese.

„Meine Schwester ist zu gut für ihn“, knurrte der Zwilling.

Gregroy stand inzwischen neben Millicent und zog sie etwas zur Seite.

„Es tut mir leid“, sagte er und Mill sah ihn sprachlos an. „Ich hätte dich nicht versetzen dürfen. Bitte entschuldige.“

Die Slytherin meinte daraufhin nachdenklich: „Du hast keine Ahnung, welche Verabredung ich meine, oder?“

Gregory überlegte. Was sollte er sagen? Doch schließlich hatte er ja wirklich keine Ahnung und so schüttelte er den Kopf.

„Ich würde dich nie wissentlich versetzen, das weißt du doch.“

„Schon gut.“ Sie sah leicht verlegen zu Boden. „Ich war in letzter Zeit ja auch nicht nett zu dir.“

„Oh, sieh nur, ein Mistelzweig“, grinste Pancy neben ihr und deutete über die Köpfe der beiden. Diese lächelten und folgten der Tradition.

„Sieht aus, als würde es endlich ruhiger in unserem Gemeinschaftsraum werden.“ Vincent seufzte zufrieden. Wenigstens etwas.

Bei dem Tisch des Buffets, um den sich hauptsächlich die Gryffindors scharrten, hatte Harry sich gestärkt und war bereit für eine neue Runde.

Hermione stand auf und ging, wohin, sah Harry nicht, denn Theodor tauchte vor ihm auf, angeschleppt von Zacharias, und gab knirschend zu, dass er verloren hatte.

Harry sonnte sich einen kurzen Moment in seinem Sieg, stellte dann das Butterbier beiseite und sah sich nun endgültig nach Laureen um.

Diese wartete geduldig bei ihren Klassenkameraden und er ging zu ihr hinüber.

Das Lied endete und wechselte von den schnellen, die bisher gespielt worden waren, in einen sehr langsamen Walzer.

Einige sahen sich verwirrt um. Hermione stand beim DJ und grinste zu Harry und Laureen hinüber.

„Da versucht wohl jemand, jemanden zu verkuppeln“, flüsterte Lavender Blaise zu und der schnaubte. „Bei anderen sieht sie es, aber nicht bei sich selber.“

„Liebe macht nun mal blind.“

„Ja, für die Umgebung.“ Er wandte sich an Lavender und sagte: „Aber wenn sie schon für ein langsames Lied sorgt, sollten wir es auch nutzen, denkst du nicht?“

Lavender nickte.

„Wag es nicht, jetzt aufzuhören“, sagte Alexa leise zu Sirius, der tatsächlich gehen wollte, doch er blieb.

Ron sah nur kurz zu Pancy, es war eigentlich keine Aufforderung, dennoch schien sie es als solche aufzufassen und so trafen sich die Schulsprecher erneut auf der Tanzfläche.

Lisa und Terry drehten ihre Runden und Mandy stand am Rand und sah bitter zu den Rawenclaws.

Neville sah verlegen zu Luna, die ihn um den Tanz bat.

Theodor wurde von Parvati auf das Parkett gezogen, den Teller konnte er gerade noch loswerden, und Padma sah besorgt zu ihrer Schwester. Es war nur ein Gefühl, doch tief in ihr wuchs die Gewissheit, dass Parvatis Lachen bald verschwunden sein würde.

„Und, Zacharias, bringst du es wirklich übers Herz, mir einen Korb zu geben?“, fragte Mirabelle und der Hufflepuff sah zu ihr hinunter. Er war gerade beim Essen, stellte aber den Teller beiseite und bot ihr seinen Arm an.

Millicent schielte zu Gregory hinauf, der sie schon mit sich zog.

Doch natürlich tanzten noch viele andere und Hermione war überrascht, wie viele es waren.

Fast wehmütig blickte sie zu Draco hinüber, der scheinbar gelangweilt gegen eine der Wände lehnte.

Kaum erfassten seine Augen sie, sah sie weg. Wenn auch nur kurz. Dann blickte sie wieder auf. Er beobachtete sie noch immer und dachte:

Oder habe ich mich in Bezug auf Potter geirrt?

Irgendwann endete auch dieser Tanz und Harry weigerte sich, auch nur einen Schritt zu tun. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, Laureen setzte sich neben ihn und er verbrachte den Rest des Balls mit Essen in der Gesellschaft der Rawenclaw. Als wäre im Raum der Wünsche nie etwas gewesen.

„Sieht aus, als hätten Harry und seine Freundin sich wieder vertragen“, bemerkte Theodor zu Zacharias, der zustimmend nickte.

Dann sah der Slytherin zu Mirabelle, die nicht mehr von Zacharias’ Seite wich.

„Ich wollte dich schon immer fragen, wie dein Nachname ist. Irgendwie kommt du mir dein Gesicht bekannt vor.“

Mirabelle konnte nur verhalten grinsen, sie hatte gerade den Mund voll und konnte nicht antworten und so musste Theodor darauf verzichten, denn da verkündeten Fred und George, dass ihr Feuerwerk bereit war.

Ron sah verwirrt zu der Tür und fragte: „Was wollen die denn hier?“

Ginny zuckte genauso ratlos mit den Schultern und Pancy sagte trocken: „Das ist eure Familie, wenn ihr es nicht wisst, wer dann?“
 

Sonntag, 21. Dezember 1998
 

Hermione Granger lief durch die Gänge des Schulgebäudes. Es war noch nicht einmal sieben Uhr am Morgen und die meisten Schüler waren noch im Bett. Sie war auf dem Weg zur Bibliothek. Sie wusste, dass sie niemand begegnen würde. Nicht um diese Zeit. Auch sie wollte nur schnell ein Buch zurückbringen. Madame Pince war nicht mehr hinter ihrem Schreibtisch.

Schnell hatte sie das Buch zurückgestellt und war schon wieder auf dem Weg nach draußen. Die Uhr im Haus schlug vernehmlich die Zeit und Hermione lächelte still vor sich hin. Sie liebte es auf den Gängen, wenn es still war.

Die Schule hatte dann etwas Friedliches. Und nichts ließ auch nur erahnen, dass die Magierwelt außerhalb dieser Mauern vor einem Krieg stand.

Sie warf noch einen Blick zurück. Der Mond brach sich in den Fenstern und tauchte die Bibliothek in ein eigenartig unwirkliches Licht, als sich jemand neben sie stellte.

Sie dachte gar nicht darüber nach, wer es sein könnte, doch wenn sie es getan hätte, nie hätte sie gedacht, dass er es sein könnte.

Fast fuhr sie erschrocken zusammen.

„Malfoy“, entfuhr es ihr.

Der Zauberer hatte einen eigenartigen Blick drauf. Ja, er starrte sie geradezu an. Doch nicht hasserfüllt, wie sonst, oder spöttisch oder ironisch.

Sein Blick hatte vielmehr etwas Verzweifeltes.

Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Er kam ihr so gar nicht feindlich gesinnt vor, aber ganz geheuer war er ihr dennoch nicht.

„Oh, Miss Granger, Mister Malfoy, Sie stehen unter einem Mistelzweig“, schnatterte da einer der Hausgeister und schwebte durch die Wand in die Bibliothek.

Die Stille kehrte wieder zurück. Die beiden Schüler starrten sich immer noch an.

Draco nach wie vor, als wäre er unschlüssig, und Hermione verwirrt.

Ob er schlafwandelt, überlegte sie gerade, als seine Hände ihr Gesicht umfingen und er sie küsste.

Hermione hätte sicher aufgeschrien, wenn sie denn gekonnt hätte, doch ihr blieb schlichtweg die Luft weg.

Was geht denn hier vor, schrie es in ihr, sie schloss unwillkürlich die Augen und bemerkte die weichen Lippen.

Sie wollte gerade die Arme heben und ihn näher zu sich ziehen, als ein Ruck durch ihren Körper ging, er ließ sie los und Bruchteile später, da sie die Augen öffnete, sah sie nur noch den wehenden schwarzen Stofffetzen seines Umhangs.

Ein Seufzen drang über ihre Lippen und mit ihm verwundert: „Draco?“

Dann wankte sie wie im Delirium zum Gryffindorturm und war nicht mehr ansprechbar.
 

***
 

in der Redaktion:
 

Alle Mädchen: *seufz*
 

Sev: *verächtlich schnaub* Ich wusste gar nicht, dass Draco so ein Weichei ist.
 

Saturn: Na hör mal, wie redest du über deinen Lieblingsschüler?
 

Sev: Ist er nicht mehr. Nicht, wenn er sich Hermione als Freundin nimmt.
 

Saturn: Dann wird es dich freuen zu hören, dass im nächsten Kapitel…
 

Gleda: Nein! Ist es endlich soweit?
 

FireTiger: Kaum zu glauben, oder?
 

Blue: Sie hat nur 20 Kapitel diesmal gebraucht.
 

Saturn: Höre ich da irgendwelchen Sarkasmus?
 

Morwie: Ach, wie kommst du da drauf?
 

Gloomy: Wovon reden wir denn? *hat gar nicht zugehört*
 

Chanti: Saturn bringt im nächsten Kapitel Hermione und Draco zusammen.
 

Gloomy: Was denn? Schon? Hat sich aber nicht viel Zeit gelassen.
 

Rest: *komisch guck*
 

Gloomy: Was?
 

Chanti: Vergiss es.
 

Knacksi: Aber das ist noch nicht alles. Herm lernt ihren Schwager kennen und fällt um. Pancy wird mit der knallharten Realität konfrontiert, dass Draco für sie unerreichbar ist.
 

Mowie: Wer ist denn so grausam?
 

Blue: Ron.
 

Moonlily: Na, eigentlich Saturn. Außerdem wird der Familie Weasley mal verklickert, das sie von Charlie keine Kinder zu erwarten haben.
 

Saturn: Abwarten…
 

Moonlily: *lächel* … und Tee trinken – aber ohne Liebestrank.
 

Babyate: Gut, da wird wohl jemand sterben, damit Charlie doch Papi wird.
 

Morwie: Wie ist es dann eigentlich? Wenn Marcus und Charlie zusammenkommen, wer ist dann der Paps und wer die Mom?
 

Saturn: Tja, keine Ahnung. Aber das hat ja noch Zeit… Die kriegen die Kinder erst im Februar. Also ganz ruhig.
 

Moonlily: *auf Zettel schiel* Das war’s, mehr passiert wohl nicht.
 

Saturn: Das ist ja wohl genug Stoff.
 

Moonlily: *mit Schultern zuck* Ich weiß, wie es weiter geht.
 

Babyate: *grins* Ich auch.
 

FireTiger/Blue: *nick*
 

Chanti/Gloomy/Morwie: Woher?
 

Blue: Bestechung. Sie ist meine Schwester, was denkt ihr?
 

Gleda: Sie ist meine Cousine, wieso weiß ich nicht, wie es weiter geht?
 

Saturn: Weil du faul bist und mich auch bei deinen FFs im Dunklen tappen lässt.
 

Gleda: *zu Severus* Ich halt sie fest, du darfst sie verfluchen. *Knöchelknack*
 

Sev: Na, endlich. *sucht seinen Zauberstab*
 

Saturn: *erstarr* Und das von der eigenen Familie!!!
 

Blue: *ungerührt* Also nächstes Kapitel heiß: ‚Unerwartete Erkenntnisse’. Sagt wohl wirklich alles. *zu Saturn schiel* Kann eine Weile dauern, bis es rauskommt, sie sieht beschäftigt aus.
 

Saturn: *zappel* *festgebunden ist*

Unerwartete Erkenntnisse

Kapitel einundzwanzig– Unerwartete Erkenntnisse
 

Sonntag, 21. Dezember 1997
 

„Machen Sie sich mal keine Sorgen, Chef“, winkte Mary Sue ab. Anna stand dick eingemummelt neben ihrer Mutter.

„In zwei Tagen bin ich wieder da.“

„Unterstehen Sie sich, wiederzukommen. Sie werden ein zweites Mal Mutter, Mary Sue.“

Diese sah ihn traurig an, als sie fragte: „Und wo soll ich hin? Ich habe keine Familie mehr. Alles, was ich habe, ist hier.“

Der alte Magier versuchte ernst zu sein, doch schließlich gab er nach und drückte die junge Hexe an sich.

„Schon gut. Kommen Sie wieder, sobald Sie können, aber nicht eher.“

„Versprochen. Danke, Chef.“

„Ja, ja.“ Der alte Mann wandte sich an Wasilji, einem Russen, der am längsten im Lager war, und schärfte diesem ein: „Sorgen Sie dafür, dass sie heil im Krankenhaus ankommt.“

„Ja, Chef“, grinste dieser und half Mutter und Kind in die Kutsche.
 

***
 

Weit weg von Rumänien startete der Hogwartsexpress. Hermione ließ sich in die Polster sinken und sah nachdenklich aus dem Fenster.

Sie freute sich auf zu Hause, doch schwang auch ein ungutes Gefühl mit.

Wie ging es ihrer Schwester? Sie hatte lange nichts mehr von dem Briefeschreiber erfahren. Inzwischen war sie auch gar nicht mehr davon überzeugt, dass es wirklich ihre Schwester war, die ihr da antwortete.

Woher wusste der Unbekannte, irgendwie hatte Herm nämlich das Gefühl, dass ein Mann ihr antwortete, dass einige der Slytherins zu Neujahr zu Death Eatern wurden.

Seit sie das gelesen hatte, fragte sie sich, ob Draco einer von ihnen war.

Sie hätte ihn zu gerne gefragt, aber wie hätte er da drauf wohl reagiert?

Andererseits, was konnte schon passieren?

Sie stand plötzlich auf. Ron und Harry sahen sie verwirrt an.

„Wo willst du hin?“

„Auf Klo“, wich sie aus und schob die Abteiltür hinter sich zu.

Sie fand Draco recht schnell, er war nur wenige Abteile von ihr entfernt und seltsamerweise saß er allein.

Sie öffnete die Tür und trat ein. Draco hob irritiert den Kopf und sah sie an.

„Was willst du?“, fragte er. Sein Blick huschte zur Tür, auf dem Gang kamen gerade Blaise und Lavender, stockten aber, als sie sahen, wer dort bei Draco war.

Hermione fühlte sich plötzlich unglaublich dämlich, einfach so hereinspaziert zu kommen um zu fragen, ob er ein Death Eater werden würde. Was ging es sie denn schon an?

Aber gar nichts sagen, war noch viel schlimmer, oder?

„Zu Silvester“, begann sie deshalb und Draco richtete sich unwillkürlich auf, „wirst du ein Anhänger von Voldemort, oder?“

Er stand nun auf und sah ihr direkt in die Augen. Er überlegte. Was wollte sie von ihm?

Wieso fragte sie das?

„Du und die anderen“, setzte Hermione nach.

Er musste sich zwingen, um zu antworten und so fragte er leise: „Wieso willst du es wissen?“

„Tu es nicht. Damit unterschreibst du dein Todesurteil.“

„Wenn ich es nicht tue, auch“, gab er leise zurück.

Wieso war sie hier? Wieso diese Besorgnis?

Hermione nickte langsam, drehte sich dann um und flüchtete regelrecht.

Da traten Blaise und Lavender ein. Sie schlossen die Tür und er fragte: „Was wollte sie hier?“

„Mir sagen, dass ich kein Death Eater werden soll.“ Draco ließ sich wieder auf den Sitz sinken. Er strich sich mit beiden Händen durch die Haare und seufzte: „Sie macht mich fertig.“

Blaise und Lavender wechselten einen kurzen Blick. Sie nickte und Blaise sagte: „Wir haben einen Plan.“

Draco sah verwirrt auf. Wir?

„Am Siebenundzwanzigsten wird Lavender Hermione zum Einkaufen abholen und dann…“

Was dann folgte, war so absurd, dass es tatsächlich funktionieren könnte, wenn, ja, wenn da die Sache mit den Death Eatern zu Silvester nicht wäre.

„Und wenn schon“, fuhr Blaise dazwischen, als Draco seine Bedenken äußerte.

„Hermione ist in dich seit Monaten verliebt. Sie wird es verstehen“, warf Lavender ein, doch Draco schüttelte den Kopf.

„Sie ist nicht der Mensch, der Prinzipien über den Haufen wirft. Seht euch nur diesen B.Elfe.R an.“

„Sie ist in dich verliebt, Draco. Sie wird nicht begeistert sein, aber deshalb wird sie dich nicht verlassen. Du sagst es selbst, sie hält an ihren Prinzipien fest und sie wird an ihrer Entscheidung festhalten. Wenn du sie überzeugen kannst, dass es dir wirklich ernst ist, wird sie zu dir halten, ganz einfach, weil du Draco bist und nicht, was aus dir gemacht wird. Du sagst doch selbst, du willst kein Death Eater sein.“

Der Blonde sah zweifelnd zu Lavender, dann zu Blaise, der die ganze Zeit ernsthaft genickt hatte.

„Ich weiß nicht“, sagte er leise und Blaise stieß ihn gegen den Arm.

„Seit wann so schüchtern?“
 

Mittwoch, 24. Dezember 1997
 

Ron schloss den Laden der Zwillinge ab und zog die Rollläden herunter. Die Zwillinge waren dabei, neue Waren zu kaufen und er hatte sich bereit erklärt, den Laden in der Winkelgasse zu schließen. So konnte er etwas Geld verdienen und würde sich endlich den Besen kaufen können, den er so gerne haben wollte.

Die Zwillinge hatten ihm angeboten, ihm das Geld zu leihen, aber er wollte es sich lieber selber verdienen. Die Weasleys mögen nicht die Reichsten ein, hatte sein Großvater immer gesagt, aber Schulden machen wir keine.

Er sah auf die Uhr. Wirklich spät war es noch nicht. Er verstaute den Schlüssel in seiner Tasche und drehte sich um. Versehentlich stieß er gegen jemanden und hob den Kopf.

„Entschuldigen Sie“, sagte er hastig und es war ihm dann fast peinlich, als er erkannte, dass es wohl eine junge Frau war, die er angerempelt hatte.

„Habt ihr schon geschlossen“, fragte sie und Ron sah nun genauer hin. Unter der Kapuze, die die Hexe sicher wegen der extremen Schneemassen, die vom Himmel fielen, tief ins Gesicht gezogen hatte, erkannte er ein Gesicht wieder.

„Pancy“, sagte er überrascht.

„Habt ihr geschlossen?“, wiederholte sie ihre Frage.

„Eigentlich schon, aber ich kann dir noch mal aufmachen.“ Er deutete mit dem Daumen hinter sich auf die Ladentür. Drehte sich dann um und schob den Rollladen so weit hoch, dass er an das Schloss kam. Dann schob er die Tür nach innen auf, beugte sich hinunter und zwängte sich unter dem halb herabgelassenen Laden nach drinnen. Dann hielt er Pancy einladend die Hand hin, die sie ergriff, sich ebenfalls klein machte und in den Laden kam.

Ron schloss die Tür wieder, drehte auch den Schlüssel, ließ ihn aber stecken.

Dann ging er hinter den Tresen und machte Licht.

„Also, was möchtest du?“

Pancy hob die Kapuze von ihrem Kopf und Schnee rieselte auf den Boden. Leicht genervt sah Ron zu dem entstehenden Matsch. Da würde er noch mal putzen müssen.

„Ich weiß nicht, was ich möchte“, gestand sie nun und blieb vor einem Regal mit zweifelhaften Süßwaren stehen.

„Soll es ein Geschenk sein?“, half Ron.

„Ja.“ Pancy ging langsam das Regal entlang.

„Dann nimm die gelbe Packung. Preisgünstig und sehr effektiv.“

Pancy holte das Beschriebene herunter und las die Aufschrift. „Unablösbarer Schleim?“ Skeptisch hob sie eine Augenbraue und sah zu Ron, der grinste: „Ist doch für Malfoy, oder?“

Pancys Gesicht nach zu urteilen hatte er Recht.

„Ich versteh dich nicht, du bist nicht hässlich und recht intelligent. Wieso erniedrigst du dich so und läufst dem hinterher wie ein verwirrtes Huhn? Du hast was Besseres verdient und das sage ich dir.“ Ron kam auf sie zu und nahm ihr das Paket wieder ab. Er wischte nicht vorhandenen Staub weg und stellte es zurück an seinen Platz.

„Du findest, ich bin hübsch und intelligent?“, fragte Pancy. Offenbar hatte sie den Rest gar nicht mitbekommen. Ron sah sie nun an.

Hatte er das gesagt?

„Na, etwa nicht?“, zuckte er mit den Schultern. Er deutete mit dem Kinn zu dem Regal. „Wozu wolltest du das eigentlich? Malfoy hat doch nicht Geburtstag.“

„Heute ist das Weihnachtsfest bei den Malfoys.“

Nun musterte Ron sie genauer und ihm fiel die extravagante Kleidung auf.

„Ein hübsches Kleid.“ Er hob den Blick „Und eine aufwendige Frisur. Und alles für diesen Lackaffen, der dich keines Blickes würdigt? Ihm würde es mit Sicherheit nicht auffallen.“

„Dir ist es aufgefallen. Warum nicht auch Draco?“

Ron schüttelte resigniert den Kopf. Er war ja ungern der Überbringer von niederschmetternden Tatsachen, doch irgendwie tat ihm die Slytherin leid. „Ist es dir noch nicht aufgefallen, dass sich alle darüber lustig machen, wie du dich an Malfoy ranschmeißt und er rein gar nichts von dir wissen will?“

Der entsetzte Blick zeigte ihm deutlich, dass sie davon keine Ahnung gehabt hatte.

„Vielleicht sollte ich nicht zu dem Fest gehen“, sagte sie dann leise und sehr traurig. Ron seufzte tonlos. Na, da hatte er ja was angerichtet.

„Setz dich.“ Ron ließ mit einem Wink einen Hocker aus einer Ecke des Ladens vor den Tresen fahren und ging selber auf die andere Seite des Ladentisches zum Kamin. Er entfachte ein Feuer und stellte eine Verbindung zu einem Lieferservice her.

„Isst du Pizza?“, fragte er über die Schulter und das Mädchen, das in sich zusammengesunken am Tresen saß, nickte schwach.

„Gut, zwei Pizzas mit allem drum und dran“, bestellte er bei einer gesichtslosen Stimme hinter den Flammen.

Zwanzig Minuten später kamen sie aus dem Feuer geschossen und landeten vor Pancy auf dem Tresen, gerade in dem Moment, als Ron zwei Gläser mit Butterbier füllte.

Er hatte es geschafft, sie so weit zu beruhigen, dass sie nicht mehr aussah, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.

Unauffällig beobachtete er sie nun, wie sie das Glas an die Lippen setzte und kleine Schlucke trank. Innerlich schüttelte er den Kopf. Nein, er verstand wirklich nicht, was zur Hölle Pancy dazu brachte, diesem Malfoy hinterher zu rennen.
 

Donnerstag, 25. Dezember 1997
 

Hermione sah immer wieder auf die Uhr. Ihre Mutter hatte gesagt, dass Delia kommen und Besuch mitbringen würde.

Hermione ging davon aus, dass Antaia kommen würde. Sie hatte so viele Fragen.

Nervös fächerte sie die Tarotkarten, die sie von Lavender bekommen hatte, auf und schob sie wieder zusammen.

Delia würde es sicher interessieren und so hatte Hermione die Karten und ein Buch zurechtgelegt.

„Du hast eine Karte verloren“, sagte ihre Mutter und hob eben jene vom Boden auf.

Hermione sah auf das Bild. „Der König der Stäbe“, sagte sie verwundert und starrte die Karte an.

Wenn sie Lavender glauben würde, dann deutete die Karte auf einen Mann als Autorität hin, der in ihrer Zukunft wichtige Entscheidungen beeinflussen wird. Die Karte gewann noch an Gewicht, da sie offenbar wirklich zufällig herausgerutscht war.

Doch Hermione glaubte daran nicht. Auch wenn das Tarot nicht die Zukunft vorhersagte, sondern nur die Möglichkeiten offenbarte, war sie noch immer skeptisch.

Vor allem, da ihr das Tarot in Bezug auf Draco immer und immer wieder sagte, dass eine Beziehung durchaus möglich wäre, wenn sie willens genug war, etwas zu riskieren.

Der Gedanke an den Zauberer machte sie traurig.

Er wurde also ein Death Eater. Wieso tat er das? Das hätte sie ihn fragen sollen, doch stattdessen war sie einfach davongerannt.

Hatte sie denn wirklich geglaubt, er würde sich für sie interessieren? Sie war eine Muggelgeborene, auch wenn ihre Mutter eine Squib war.

Sie war unter der Würde eines Malfoys.

Hermione war oft verzweifelt bei dem Gedanken und sehnte sich das Ende der Schule herbei, damit sie ihn nicht ständig sah, denn inzwischen war sie über die Verliebtheit hinaus.

Sie liebte ihn, ganz gleich, was aus ihm wurde, es war ihr egal. War sie doch sicher, hätte er die Wahl, er würde sich gegen die Death Eater entscheiden.

„Tante Herm“, wurde sie da aus ihren trüben Gedanken gerissen und zwei Arme schlangen sich um ihren Hals.

„Delia“, seufzte Hermione und drückte die Nichte an sich.

„Ich habe jemanden mitgebracht“, verkündete die Kleine. Richtig. Hermione hob den Kopf und wollte ihre Schwester begrüßen, als ihr Gesicht jäh gefror.

„Dolohov“, keuchte sie erschrocken.

Der Zauberer stand etwas abseits nahe am Kamin und sah sie abwartend an.

„Antonin“, kam da Diana fröhlich in den Raum und dieser begrüßte seine Schwiegermutter höflich und gab auch David die Hand.

Hermione sah dem Ganzen wie betäubt zu.

Was zur Hölle ging denn hier vor? Waren ihre Eltern blind? Da stand ein gefährlicher Death Eater in ihrem Haus.

Hermione schob Delia hinter sich, als sie nun doch aufstand. Fahrig tastete sie nach ihrem Zauberstab, den sie natürlich nicht bei sich hatte, wie ihr siedendheiß einfiel.

„Euer Haus ist soweit spionsicher. So schnell kommt hier kein Unbefugter herein“, sagte Antonin gerade zu Diana, die erfreut nickte.

„Dann bleibst du ein bisschen, wenn Taia schon nicht kommen kann.“

Antonin schien zu überlegen, nickte dann aber und sah wieder zu Hermione.

Er kam mit langen Schritten auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen, die sie gar nicht beachtete. So zog er sie wieder zurück und sagte: „Wir wurden uns noch nicht persönlich vorgestellt. Ich bin…“

„Ich weiß, wer Sie sind, was tun Sie in meinem Haus?“

„Hermione. Er ist unser Gast.“

„Er ist ein Death Eater. Vor zwei Jahren hätte er mich fast umgebracht.“

„Das wissen wir“, sagte Diana und Hermione war so sprachlos, dass sie ihre Mutter nun regelrecht anglotzte.

„Ich soll dir Grüße von meiner Frau ausrichten. Sie konnte leider nicht mitkommen, da sie ein Versprechen bindet.“

„Ihre Frau?“ Hermione verstand noch immer nicht. Offenbar war ihre sonst so schnelle Kombinationsgabe auf Eis gelegt.

„Die Ente verbrennt“, rief da Diana und eilte aus dem Zimmer. David folgte seiner Frau und Delia lief den Großeltern nach, sie wollte wissen, ob der Vogel schon in Flammen stand, wie der Phönix Fawkes von ihrem Urgroßvater Dumbledore.

So blieb Hermione mit Antonin alleine zurück und er fragte leise: „Wie geht es denn Draco Malfoy? Hast du ihn nun angesprochen?“

Da rasselte ein ganzer Geldbeutel in Hermiones Gehirn.

Ihre Schwester … der Briefeschreiber … Antonin Dolohov?

„Sie haben meine Schwester geheiratet?“, fragte sie leise.

„Ja. Aber das solltest du für dich behalten.“

„Warum sagen Sie mir das? Voldemort wird Sie dafür töten.“

Antonin nickte langsam und setzte nach: „Das wird er ohne Zweifel, sollte er davon erfahren, was nur eine Frage der Zeit ist. Antaia wollte es, Hogwarts wird fallen und dann sollst du eine Fluchtmöglichkeit haben.“ Er zog eine Kette aus seinem Ärmel und legte sie in Hermiones Hand.

„Wenn du fliehen musst und das wirst du, dann wird dich der Anhänger wegbringen, du musst nur das Glas zerbrechen.“

Diana kam wieder zurück und Antonin wandte sich ihr wieder zu.

„Ich werde doch lieber gehen. Antaia ist ganz alleine zu Hause.“

„Natürlich, auch wenn ich mich gefreut hätte, wenn du geblieben wärst. Sag ihr einen schönen Gruß und wir kommen wie vereinbart und bringen Delia wieder zurück.“

Antonin verabschiedete sich und verschwand wieder in den Flammen des Kamins.

Hermione ließ sich sprachlos auf das Sofa sinken.

In einer Hand hatte sie die Kette.

In der anderen noch immer die Tarotkarte.

Der König der Stäbe war wohl ohne Zweifel ihr Briefkontakt und Schwager Antonin Dolohov.
 

***
 

„Und? Was hat sie gesagt?“, fragte Antaia, als Antonin in ihren gemeinsamen Wohnraum kam.

Die Hexe saß auf der Couch vor dem Kamin und sah von ihren Strickversuchen auf.

Antonin setzte sich neben sie und zog sie zu sich.

„Wieso nutzt du nicht Magie?“, fragte er und Antaia schlang eine weitere Masche auf die Nadel.

„Weil ich in erster Linie eine Beschäftigung brauche. Der Weg ist das Ziel, mein Schatz.“

Sie sah auf und legte die Nadeln beiseite, zog ihn näher zu sich und küsste ihn.

Zusammen sanken sie auf die Sitzfläche der Couch und Antaia drückte Antonin ein Stück zur Seite und fragte:

„Was hat sie gesagt?“

Sie sollte es erst einmal nicht erfahren, denn es klopfte.

„Ja“, rief Antonin und war dabei sich aufzurichten und Antaia mit sich zu ziehen, dass sie sittsam saßen, wenn der Besuch eintrat, als die Tür auch schon geöffnet wurde.

Istave musterte die beiden Jüngeren, lächelte dünn und sagte:

„Ihr habt Besuch. Dieses junge Mädchen hat sich in unseren Kamin verirrt.“

Damit schob er Hermione vor sich und sie starrte Antaia und Antonin an.

Es war unverkennbar, dass die beiden gerade heftigst geknutscht hatten und sie gestand sich ein, dass sie das erst einmal verdauen musste.

Das waren zu viele Schocks auf einmal.

Erst stand Antonin bei ihnen zu Hause im Wohnzimmer und keiner hatte sich darüber gewundert.

Dann kam sie her und starrte in violette Iriden, dass sie am liebsten schreiend weggerannt wäre und nun das.

Antonin stand auf und ging zum Fenster, wo er sich mit verschränkten Armen gegen lehnte.

Antaia richtete ihre Kleidung und erhob sich ebenfalls.

Sie kam zu Hermione hinüber und schloss sie wortlos in ihre Arme.

Wieso, wusste Herm nicht, sie war eigentlich nicht sehr gefühlsbetont, doch plötzlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte.

Antaia strich ihr erschrocken über den Rücken, um sie zu beruhigen, und blickte zu Antonin hinüber, der sicher geseufzt hätte, doch er unterließ es.

Vielmehr ging er zur Tür, doch Hermione hielt ihn auf.

„Nein bitte, bleiben Sie. Ich habe auch an Sie ein paar Fragen.“

Sie sah sich zu dem Death Eater um und wischte sich mit einem Ärmel die Tränen von den Wangen.

Istave nickte Antonin kurz zu und verschwand dann.

Kurze Zeit später standen drei Tassen mit dampfendem Kaffee und heißer Schokolade vor ihnen und Hermione war in groben Zügen in die Ereignisse der letzten Wochen eingeweiht worden.

„Und wie geht es dir?“, fragte Antaia und sah Herm besorgt an. „Probleme in der Schule?“

Hermione schielte zu Antonin hinüber. Jetzt könnte er ruhig gehen, wie sie fand, doch jetzt wollte er nicht mehr.

Er stand auf, suchte sich ein Buch und setzte sich in einen Sessel. Er schlug es auf und gab vor zu lesen. Vielleicht tat er das auch, sie wusste es nicht.

Herm wandte sich an ihre Schwester und sagte: „In der Schule ist alles bestens.“

War sie schon immer eine so gute Lügnerin?

„Da habe ich etwas ganz anderes gehört“, lächelte Antaia mild und Hermione sah wieder zu Antonin, als sie fragte:

„Wer hat dir das erzählt?“

„Das muss mir keiner erzählen, ich habe Augen im Kopf.“ Antaia stand auf und holte den Bilderband von Hogwarts. Sie schlug eine Seite auf und hielt es Hermione vor die Nase.

Diese seufzte und sank in die Polster der Couch.

„Was soll ich nur tun? Ich habe das Gefühl, noch nie in einer so ausweglosen Situation gewesen zu sein. Es gab immer eine Lösung, aber hier…“

Sie nahm ihrer Schwester das Buch ab und schlug es zu.

„Hast du schon mit ihm geredet?“

„Nein. Was sollte es bringen?“

„Nichts, außer vielleicht das Ende deiner Qualen“, murmelte Antonin ohne aufzusehen und blätterte eine Seite in seinem Buch um.

„Draco würde mich nie beachten“, fuhr Herm heftiger auf als gewollt und Antonin schielte über den Rand des Buches kurz zu ihr hinüber, widmete sich dann aber wieder ganz seiner Lektüre. Das Grinsen sah sie nicht.

„Wie kommst du darauf?“, fragte Antaia und dachte an den Sommer. „Damals in Paris auf dem Friedhof hatte ich einen ganz anderen Eindruck.“

„Er wird ein Death Eater.“

„Und nicht freiwillig.“

„Sagt wer?“

„Istave.“

Hermione überlegte und setzte dann nach: „Ich bin eine Muggelgeborene. Unter der Würde eines Malfoys.“

„Ich denke nicht, dass das stimmt. Dass du unter seiner Würde bist“, wies Antaia sie zurecht.

„Außerdem bist du keine Muggelgeborene“, warf Antonin ein, abermals ohne aufzusehen.

„Wie war das?“

Hermione sah von ihrer Schwester zu ihrem Schwager, sie konnte das Wort kaum denken, doch war dem nun mal so, und zurück.

Antaias Blick brachte Antonin dazu, zu seiner Frau zu sehen.

„Was schaust du so finster? Wenn wir schon dabei sind, die Tatsachen auf den Tisch zu bringen, dann aber alle“, gab er ungerührt von sich.

„Taia, wovon redet der Mann?“

Antaia seufzte und sagte: „Eigentlich hättest du das von Dad und Mom erfahren sollen. David ist nicht dein richtiger Vater. Der starb, kurz bevor du geboren wurdest. Mom und David haben geheiratet, als du ein Jahr alt warst und er hat uns adoptiert.“

„Daddy ist nicht mein Vater?“

„Dein biologischer Vater ist ein Zauberer“, warf Antonin ein, das schien ihm wichtig zu sein.

„Aber wieso hat mir das keiner gesagt?“

„Spielt das denn eine Rolle?“, fragte Antaia und sah Hermione ernsthaft an.

„Dann waren die Beleidigungen von Draco…“

„Ungerechtfertigt, aber dafür hast du ihm ja auch die Nase gebrochen, oder?“, beendete Antaia den Satz und Antonin sah nun erstaunt auf.

„Du warst das?“

„Ja, in der dritten Klasse“, nickte Hermione, wenn auch etwas bekümmert.

„Er hat es sicher verdient“, tröstete Antonin sie und schlug das Buch zu.

„Ich habe Hunger, will jemand Kuchen?“

Antaia nickte, Hermione blinzelte verwirrt.

„Gehen wir runter und sehen mal, ob Istave was von seinen Keksen abgibt.“ Gesagt getan, Antonin stand auf und ging voran.

Da Antaia ihrem Mann folgte, blieb Herm nichts anderes übrig als ebenfalls zu gehen.

Sie sah sich in dem Haus um, während sie die Stufen hinunter schritt, den langen Flur entlang ging und so vom Bereich mit vier Zimmern und zwei Bädern, den inzwischen die kleine Familie Dolohov für sich beanspruchte, in den mittleren Teil des Hauses kam, in dem das große Kaminzimmer war, wo die Hochzeit stattgefunden hatte und in dem auch Herm vor wenigen Stunden angekommen war.

Istave saß in einem der Sessel, auf dem Boden um ihn hockten drei Kaninchen, die Hermione bis dahin gar nicht bemerkt hatte, und genoss offenbar seinen Kaffee.

Neben ihm auf einem kleinen Tisch stand eine Schachtel Pralinen und er nahm sich gerade eine davon.

„Bist du inzwischen davon abhängig?“, fragte Antonin und setzte sich in einen der anderen Sessel.

Herm und Antaia nahmen auf der Couch Platz.

„Wenn ihr keinen Ärger haben wollt, sollte die kleine Hermione jetzt gehen. Bella und Rodolphus können jeden Moment da sein“, sagte der alte Zauberer, ohne auf Antonins Frage einzugehen.

Tatsächlich sprang Herm auch schon auf, als die Tür geöffnet und auch wieder geschlossen wurde.

„Zu spät“, sagte Antonin scheinbar gelassen, tastete aber nach seinem Zauberstab.

Da stand sie auch schon in der Tür.

Bellatrix erfasste Hermione sofort, sah dann zu Antaia und Rodolphus sprach aus, was sie dachte.

„Du bist eine tote Hexe, Antaia Dolohov.“

„Rührt sie an und niemand wird mehr da sein, um eure Kinder zu suchen“, sagte Antonin und stand auf, als wollte er sich schützend vor seine Frau werfen.

Bellatrix und Rodolphus blickten zu dem Death Eater. Dem war es vollkommen ernst.

„Ich schlage einen Handel vor“, mischte sich Istave ein. Er war die Ruhe selbst. Er schob sich eine weitere Praline in den Mund und fuhr fort: „Hermiones Wissen von ihrer Schwester für das Wissen von euren Mädchen.“

„Du weißt, wo sie sind?“, hakte Bella sofort ein und Istave lächelte: „Ja, ich weiß es und ich versichere euch, es geht ihnen ausgezeichnet.“

„Wo?“, trat Rodolphus vor und Istave sah nun seinen Sohn an.

„Ich sag es euch, wenn ihr versprecht, Antaia und Hermione nichts zu tun. Vergesst nicht, dass beide jetzt zur Familie gehören.“

Hermione riss die Augen auf.

Richtig. Irgendwie gehörte sie jetzt zu den Dolohovs und auch zu den Lestranges. Immerhin konnten die Malfoys ihr nicht vorwerfen, dass sie aus einer schlechten Familie kam.

Sie rief sich selber zur Ordnung, diese Überlegung war vollkommen unangebracht.

Eine Weile war Stille. Bellatrix und Rodolphus musterten die beiden Grangermädchen und schließlich nickten sie: „Gut. Du hast Recht, Vater. Sie gehören zur Familie und den Dunklen Lord haben wir ohnehin angelogen.“

Antaia und auch Hermione atmeten hörbar auf. Auch Antonins Hand entkrampfte sich und er setzte sich wieder.

„Habt ihr Hunger?“, fragte er.

„Hast du Kekse?“, kam es von Bellatrix zurück und sie kam weiter hinein, nahm Platz und wandte sich an Istave.

„Wo sind sie? Wo sind Josephine und Mirabelle?“

Hermiones Kopf fuhr herum. Das registrierte Rodolphus und er zischte: „Typisch Grandpa Albus. Wie lange sind sie schon in Hogwarts und wann wolltest du uns einweihen?“

Isatve warf einen kurzen missbilligenden Blick zu Hermione, antwortete aber:

„Belle ist in Hogwarts, das ist richtig. Phine ist woanders untergebracht.“

„Rodolphus, wir gehen“, bestimmte Bellatrix, doch Istave hielt sie zurück.

„Das werdet ihr nicht. Die beiden wurden angegriffen und so lange wir nicht wissen, von wem, möchte ich nicht, dass ihr sie aufsucht. Der Dunkle Lord ist schon so misstrauisch genug. Was wird er tun, wenn er euch bei euren Töchtern sucht, die er hat angreifen lassen. Er ist nicht dumm, auch wenn Sergej das stets behauptet, er wird sofort wissen, dass ihr ihn verraten werdet und dann könnt ihr euch gleich zum Friedhof begeben.“ Er beugte sich nun vor und sagte: „Untersteht euch, vor mir zu sterben, nur weil ihr jetzt ungeduldig seid.“

Er schnipste mit dem Finger und augenblicklich stand Wheely vor ihm.

„Hol mir das blaue Buch aus Hogwarts.“

Der Hauself verschwand und stand kurz drauf mit dem Bilderband vor seinem Herrn.

Istave blätterte kurz darin und schlug eine Seite auf.

Er reichte sie seinem Sohn.

Der starrte auf ein Bild, das Mirabelle zeigt. Es war bei den Theaterproben aufgenommen worden und zeigte die Hexe neben Zacharias, der wie ein Zeremonienmeister gekleidet war, dem sie die Schleife band.

„Meine kleine Mirabelle“, seufzte Bellatrix und strich über das Bild. Rodolphus war ganz stumm, bis er plötzlich fragte: „Wer ist der Typ?“ Er sah zu Hermione und diese war so erschrocken, dass sie auch sofort antwortete: „Zacharias Smith, er geht in meine Klasse, Hufflepuff, sehr nett.“

Antonin kicherte: „Bitte sag mir jetzt nicht, dass du den armen Jungen aufsuchen willst. Es war ein Theaterstück und Belle hat sich um die Kostüme gekümmert oder, Herm?“

„Ja.“

Nur ein Theaterstück. Siedendheiß fiel ihr ein, dass da ja auch Bilder von ihr und Draco drin waren, nur wenige Seiten weiter.

Istave nahm das Buch wieder ab und schlug eine andere Seite auf.

„Und hier ist Josephine. Das ist kurz bevor sie aus Hogwarts weg ist.“

„Wo ist sie jetzt?“

„Sicher untergebracht“, wich Istave aus.

„Also bei einem Mann“, schlussfolgerte Bellatrix und kniff ihre Augen zusammen. „Auch bei meiner Tochter mache ich keine Ausnahme.“

Hermione sah verwirrt zu Antaia, die ihr bedeutete: Später.

„Soweit ich weiß, hat sie ihr eigenes Zimmer.“ Istave versuchte die Eltern zu beruhigen.

„Das will ich selber sehen“, schnitt Rodolphus jegliche Ausflüchte ab.

Wortlos fochten Vater und Sohn ein kurzes Gefecht nur mit ihren Blicken aus, Herm war fasziniert und offenbar hatte Istave gewonnen.

„Aber ihnen geht es gut?“, hakte Bellatrix nach. Man sah nur zu deutlich, dass sie am liebsten losgegangen wäre, um sie zu suchen.

„Besser könnte es ihnen nicht gehen.“

Seufzend ließ Bellatrix die Seiten des Buches durch die Finger gleiten. Sie erhaschte nur kurz einen Blick auf ein Bild, das Lucius schon aus der Fassung gebracht hatte. Sie sah auf und zu Hermione.

„Du gehörst jetzt zu unserer Familie“, begann sie und diese nickte beklommen, was würde jetzt kommen?

„Hast du einen Freund?“

„Nein“, schüttelte Herm den Kopf und Bellatrix’ Augen bohrten sich in ihre.

„Lüg mich nicht an!“

„Wirklich nicht.“

„Sie sagt die Wahrheit, Bella“, mischte sich Antonin ein und Hermione sah dankbar auf. Die Death Eaterin machte ihr Angst. Mehr als Antonin.

„Aber du hättest gern“, bohrte Bellatrix weiter.

„Und er ist ein Malfoy, wenn er nur etwas nach seinen Eltern schlägt, brauchst du dir um die Sittsamkeit der beiden keine Sorgen machen“, fuhr Antonin dazwischen.

Hermione blinzelte und sah die Umsitzenden an.

Konnte ihr mal irgendjemand sagen, von was die Rede war!

„Du solltest jetzt gehen“, sagte Antaia und stand auf. Sie brachte Herm zu dem Kamin und klärte sie schnell auf.

„Bellatrix ist der Auffassung, dass Sex vor der Ehe mit einem anderen als dem Zukünftigen eine Sünde ist.“

„Wie bitte?“ Hermione war sprachlos.

Antaia grinste und die Jüngere fragte: „Und was hat das mit Dracos Eltern auf sich?“

„So weit ich weiß, hatten die ihre Hochzeitsnacht erst am vierten Hochzeitstag. Vorher haben sie kaum ein Wort gewechselt.“

Das haute Hermione um. Wie bitteschön war das denn gekommen?

„Grüß Mom und Dad“, sagte Antaia und umarmte Hermione.

Dad, dachte sie. Richtig, da war ja noch was.

In letzter Zeit überschlugen sich die Ereignisse nur so und sie fragte sich, was noch kommen würde.
 

***
 

Als Hermione aus dem Kamin trat, sahen ihre Eltern auf. Delia saß vor einem Puzzle und war kaum ansprechbar.

Hermione ging zu David. Sie schlang dem verblüfften Vater ihre Arme um und sagte: „Ich habe dich lieb, Daddy, auch wenn du nicht mein richtiger Vater bist.“

Sie löste sich von ihm, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und sagte dann: „Ich bin in meinem Zimmer.“
 

Sonntag, 26. Dezember 1997
 

Charlie faltete den Brief zusammen und lächelte in sich hinein. Mary Sue, seine Assistentin, hatte vor zwei Tagen einem gesunden Jungen das Leben geschenkt.

Sie hatte lange ein Geheimnis aus der Schwangerschaft gemacht. Da hatte nun die kleine dreijährige Anne einen Bruder. Nur schade, dass er nie seinen Vater kennen lernen würde und auch Anne würde ihn sicher bald vergessen haben.

Ihr waren nur noch die Mutter und nun der Bruder geblieben.

Charlie trat aus seiner Unterkunft und ging zu den Drachengehegen. Einer löste sich aus der Gruppe, nachdem Charlie seinen Namen gerufen hatte und trottete zu ihm hinüber.

Vertrauensvoll senkte der Erdwühler den Kopf. Es war erstaunlich, wie schnell er gewachsen war.

Er war noch jung, aber er hörte bereits auf Charlie, so dass er einen Entschluss gefasst hatte.

In der Neujahrsnacht würde er mit ihm nach Azkaban fliegen. Doch vorher würde er noch zu seiner Familie müssen.
 

***
 

Charlie drehte nervös die Tasse zwischen den Fingern. Molly und Arthur sahen abwartend zu ihrem Zweitältesten. Irgendwas wollte er ihnen sagen, sie wussten nur noch nicht, was.

„Es könnte sein, dass in absehbarer Zeit Leute hier auftauchen“, begann Charlie.

„Was für Leute?“, fragte Bill dazwischen, der den letzen Satz gehört hatte und gerade in die Küche kam. Er setzte sich seinem Bruder gegenüber und alle sahen zu Charlie, der tonlos seufzte: „Death Eater?“

Arthur runzelte die Stirn. „Wieso?“, fragte er.

„Weil ich jemanden aus Azkaban befreien werde, der von Death Eatern gesucht wird“, erklärte Charlie.

„Warum solltest du so etwas Absurdes tun?“, fragte Molly.

„Wen?“, fuhr Bill dazwischen. Charlie sah dankbar auf. ‚Wen’ war viel leichter zu beantworten als ‚Warum’.

„Marcus Flint“, sagte er.

Die Tasse in Arthurs Hand schwebte in der Luft, Molly hielt in ihrer Bewegung inne und Bill schien sogar das Gesicht eingefroren zu sein.

„Der, der dich mit dem Imperio belegt hat?“, fragte sein Vater vorsichtig nach.

Ginny, die auf der Treppe, ungesehen von ihrer Familie, saß, starrte zu Charlie hinunter, der leise murmelte: „Ich war nicht verflucht.“

„Ich verstehe nicht. Warum willst du diesen Flint aus Azkaban holen?“, fragte Molly und begann wieder ihren ohnehin kalten Tee zu rühren.

„Weil er unschuldig ist“, erklärte Charlie.

„Und? Was schert es dich? Er ist ein Death Eater. Ein Slytherin, das kann dir doch egal sein“, bemerkte Bill.

Charlie stand langsam auf, sah seine Familie an und sagte: „Ich wollte euch nur vorwarnen. Im Januar wird es soweit sein.“ Dann ging er zum Kamin und verschwand.

Die anderen drei sahen sich verwundert an.

„Verstehst du das?“, fragte Molly und schüttelte den Kopf.

„Vielleicht war er zu lange in der Sonne“, überlegte Arthur.

„Nein, nein“, überlegte Bill laut, er kippelte mit seinem Stuhl und übersah Mollys missbilligenden Blick, „er ist dort viel zu lange alleine. Wenn man nur Drachen um sich hat, kommt man auf komische Ideen.“

„Oder“, meldete sich Ginny zu Wort und erhob sich. Alle sahen zu ihr auf und sie fuhr fort: „Oder er ist schlicht und einfach in Marcus verliebt.“

Arthurs Tasse zerschepperte auf dem Steinboden, Bill verlor das Gleichgewicht und kippte um, Mollys Gesicht versteinerte.

„Aber er war doch in Slytherin“, murmelte sie.

Die anderen drei sahen zu der Hausherrin.

„Ist das alles, was dir dazu einfällt, Mom?“, fragte Bill ungläubig, der sich wieder aufgerappelt hatte.

„Er ist doch verurteilt“, setzte sie nach.

„Er ist ein Mann, Mom“, setzte Ginny nach.

Molly nickte abwesend. „Ja, ja, aber er ist doch ein Death Eater.“ Sie stand auf und schüttete den Tee in die Spüle.

Arthur schloss resigniert die Augen und Bill schüttelte leicht den Kopf.

Oh, Charlie, was hast du dir dabei gedacht?, fragte er sich stumm.
 

Samstag, 27. Dezember 1997
 

Hermione Granger kam gerade von ihrem Stadtbummel zurück. Sie empfand es als sehr lustig, wie eine Muggel einkaufen zu gehen. Normale Kleider, die einen nicht unsichtbar machten und normale Bücher, die nicht versuchten, einem den Arm abzubeißen, zu kaufen. Sie hatte eindeutig zu viel gekauft und ihr Weihnachtsgeld, das sie von ihren Großeltern bekommen hatte, auf einmal ausgegeben. Doch was soll’s?, dachte sie. Sie gönnte sich sonst kaum etwas und das Kleid, das mit Sicherheit unnötig gewesen war, hatte ihr einfach zu gut gefallen. Sie hatte es anprobiert und die Verkäuferin hatte ihr versichert, dass es ihr ausgezeichnet stand und als einem Jungen fast die Augen raus gefallen waren, als sie sich nicht wirklich überzeugt im Spiegel gemusterte hatte, hatte sie beschlossen, es zu kaufen. Und wenn man mal ehrlich war, mussten zu einem atemberaubenden Kleid auch passende Schuhe und eine ordentliche Handtasche her und schwups war ihr Geld auf immer davon.

Hermione war dennoch zufrieden. Sie hatte außer den Klamotten nämlich noch den passenden Roman dazu gefunden. Etwas, was höchst selten passierte.

„Da bist du ja“, rief Delia, ihre sechsjährige Nichte, und kam die Treppe hinunter gestürzt. Hermione ließ die unzähligen Tüten fallen und streifte sich die Stiefel von den Füßen.

„Ich habe dir was mitgebracht“, sagte sie und Delias Augen leuchteten auf.

„Wirklich? Was?“, fragte sie neugierig.

Hermiones Miene verzog sich zu einem schelmischen Grinsen. „Du hast erst in zehn Tagen Geburtstag“, lächelte sie. „Solange musst du dich schon gedulden.“

„Das ist nicht fair“, schmollte Delia und Hermione richtete sich auf und verschränkte die Arme. „Natürlich nicht. Wann ist das Leben schon fair?“, fragte sie und schnappte ihre Tüten, bevor Delia sie sich grapschen konnte.

„Armes Mädchen“, lachte Hermione und ging die Stufen zu ihrem Zimmer hinauf.

Delia sah ihr schmollend nach, dann, Hermione war kurz vor ihrer Tür, stürzte sie zum Treppengeländer und rief ihr hinterher: „Ach, ja. Oma und Opa warten auf dich.“

Hermione stockte. Verwundert blickte sie zurück zur Treppe, obgleich ihre Nichte dort nicht zu sehen war. „Im Wohnzimmer“, setzte Delia noch nach. Hermione seufzte. Na, das konnte ja nichts Gutes bedeuten.

Sie warf die Tüten auf ihr Bett und verschloss das Geschenk ihrer Nichte sofort in ihrem Schrank. Dann warf sie einen Blick auf ihren Schreibtisch. Dort lagen zwei Briefe. Einer war von Harry und einer von Ron.

Seltsam, dachte sie. Was sie wohl wollten?

Da fiel ihr ein, dass ihre Eltern sie im Wohnzimmer erwarteten und außerdem wollte sie das Kleid ihrer Mutter zeigen. Schnell zog sie es über und streifte auch die hohen Sandalen mit feinen Riemen über. Das Hellgrün stand ihr ausgezeichnet und die silbernen Sandalen rundeten das Bild ab. Sie öffnete ihre Haare und sie fielen wie eine Kaskade von braunen Locken über ihren Rücken.

Auch wenn sie es selten zugab, so musste sie es sich doch zugestehen, dass sie umwerfend aussah.

Rasch wandte sie den Blick vom Spiegel ab. Zu lange hatte sie ihre Eltern warten lassen. Es war eigentlich mehr als unhöflich.

Ihre Tür flog schwungvoll ins Schloss und mit leichten Schritten sprang sie die Treppe hinunter.

„Mom, Dad, ich habe mir ein neues Kleid gekauft“, rief sie schon von der Treppe aus und blieb mit einer, wie sie fand, sehr graziösen Geste im Türrahmen stehen.

„Ist es nicht hübsch?“

Sie hatte ihr strahlendes Lächeln aufgesetzt und blickte wie eine Diva anmutig halb zur Decke, halb aus dem darunter liegenden Fenster.

Eine Weile war absolute Stille und Hermione überlegte, ob es nicht doch etwas übertrieben war, als jemand sagte: „Atemberaubend, in der Tat.“

Hermiones Gesicht wurde weiß und wie in Zeitlupe senkte sie den Blick. Sie erkannte deutlich ihre Eltern und jemand, den sie nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen in ihren vier Wänden, oder besser den ihrer Eltern, vermutet hätte. Ihre Gedanken waren verständlich, wenn man bedachte, dass dieser Jemand sich im Haus von Muggeln befand. Eben jenen Menschen, die er und seine Familie auf das Tiefste verachteten. So drängten sich Hermione berechtigte Fragen auf.

Was zur Hölle tat DER!!! HIER???

Schnell richtete sie sich wieder auf und der lange Schlitz an der Seite des Kleides, mit dem sie ursprünglich ihre Eltern etwas schockieren wollte, da er fast bis zu ihrer Hüfte hinauf reichte, schloss sich wieder und verbarg ihre Beine.

Nun, der Schock war da, es fragte sich nur noch, bei wem?

„Hermione, da bist du ja“, sagte ihre Mutter nun und lächelte. Hermione starrte immer noch den ungewöhnlichen Gast an.

„Du hast uns gar nichts von deinem Freund Draco erzählt“, durchbrach ihr Vater die noch immer herrschende Stille.

„Mein Freund Draco“, wiederholte Hermine tonlos und rang um Fassung. Draco war nun aufgestanden und kam auf sie zu. Du musst ruhig bleiben, mahnte sich dieser selber, doch es kostete ihn schon Mühe, sich nicht auf Hermione zu stürzen und sie zu Boden zu knutschen. Bei allen Geistern, wieso hatte sie nur diese Anziehung auf ihn? Sein Herz raste, immerhin konnte es gut sein, dass sie ihn zum Teufel schickte, seine Lüge aufflog und er gedemütigt in den Regen hinausgeschickt wurde.

Es regnete nicht, doch das war jetzt nicht der Punkt. Draco konzentrierte sich auf seine Atmung und seine Füße und blieb vor Hermione stehen, die ihn aus riesigen Augen anstarrte. Nicht dieser Blick, beschwor er innerlich, blieb äußerlich jedoch absolut cool.

„Es sollte eine Überraschung sein. Aber ich bin schon verwirrt, dass du deinen Eltern gar nichts von uns erzählt hast“, sagte er und umfasste eine Hand von ihr. Ein Blitz durchzuckte beide Körper bei der Berührung. Seine Finger krallten sich so tief in ihre Haut, dass sie nun aufsah.

„Von uns“, fiepte sie. Sie versuchte, ihr Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen und sie fragte sich, freu ich mich oder hab ich Schiss?

„Ich muss dir dringend etwas erzählen“, raunte er ihr fast verschwörerisch zu. Oh, diese Stimme. Diese Nähe! Hermione nickte knapp. Nur wenig hätte gefehlt und sie hätte sich mit einem sehnsüchtigen Seufzen gegen ihn gelehnt, aber sie riss sich zusammen.

Er ist dein Feind, er ist dein Feind, schrie sie sich im Geiste zu, nur damit ihr Verstand nicht gänzlich abschaltete. Was wollte er hier? Sie auch in den Ferien demütigen?

Sie warf einen Blick zu ihren Eltern, die immer noch eine freundliche Miene aufhatten. Offenbar wussten sie nicht im Geringsten, wem sie da die Tür geöffnet hatten. Nun, es würde wohl zu einem Duell kommen, doch sie wollte auf jeden Fall ihre Eltern daraus halten und ihr Zauberstab lag oben in ihrem Zimmer.

„Lass uns nach oben gehen“, schlug sie deshalb vor und Draco hob verblüfft die Augenbrauen. Er hatte zumindest mit einem Fluch gerechnet. Nach oben? In ihr Zimmer? Das hatte er in seinen kühnsten Träumen nicht gehofft. Er würde gleich die privaten, heiligen Hallen seiner Angebetenen betreten. Egal was kommen wollte, das war es wert gewesen.

Hermiones Vater sah nun leicht alarmierend auf, doch ihre Mutter hielt ihn zurück.

„Hermione ist eine vernünftige Tochter“, sagte sie bestimmt. „Und dieser Draco scheint mir auch ein sehr sympathischer Junge zu sein.“

Hermione hörte den letzten Satz, als sie schon auf der Treppe war und lachte innerlich sarkastisch auf. Sympathisch, oh wie naiv dieser Wunsch von ihren Eltern doch war. Doch wusste sie natürlich, warum ihr Vater misstrauisch wurde. Immerhin war sie seine kleine Tochter und ihr Vater dachte sich, wehe dieser Junge legt einen Finger an meine Tochter. Dann hat er sie nicht mehr.

Oh, Daddy, seufzte sie innerlich. Draco war bestimmt nicht gekommen, um über sie herzufallen. Leider, setzte sie nach und blickte über die Schulter hinweg zurück zu Draco und blieb ruckartig stehen. Fast ungläubig wandte sie sich um und Draco hob nur langsam den Kopf.

„Starrst du auf meinen Hintern?“, sagte sie mit unterdrückter Stimme.

„Nun, er lag in meinem Blickfeld“, kam es als fadenscheinige Entschuldigung.

Hermione überlegte, ob sie ihn rückwärts die Treppe hinunter schubsen sollte oder doch küssen, als in dem Moment Delia aus ihrem Zimmer kam. Diese sah Draco fröhlich an.

„Dann bist du wirklich ihr Freund? Das hätte ich nicht gedacht“, sagte sie und Hermione sah nun stirnrunzelnd zu ihrer Nichte.

„Wieso nicht?“, fragte sie und fühlte sich regelrecht beleidigt.

„Na, er sieht so gut aus und ist sehr nett, er passt so gar nicht zu dir. Du bist so zickig und bösartig“, erklärte Delia frei heraus und Hermione hatte Mühe, ihre Fassung zu bewahren.

Fast hätte sie ihre Beziehung zu Draco, die ja gar nicht bestand, verteidigt, doch sie kam rechtzeitig zur Besinnung. Sollte das heißen, sogar ihr eigen Fleisch und Blut wäre gegen eine Verbindung?

„Vielleicht ist es ja ganz anders. Was wäre, wenn“, sie musste tief Luft holen, bevor sie den Namen hinterher setzen konnte, ohne dass ihre Stimme zitterte, „Draco hier ist, um mich zu hintergehen und er nicht als Freund, sondern als Feind hergekommen ist?“, fragte sie.

Delia sah zweifelnd zu dem Blonden, der sie aus großen blauen Augen treu ansah, und schüttelte entschieden den Kopf.

„Nein, niemals. Draco ist viel zu lieb und lustig, um bösartig zu sein. Genau wie…“

„Delia“, rief da ihre Mutter und die Sechsjährige rannte mit einem Lächeln die Treppe hinunter.

Hermione sah ungläubig zu Draco, der seinen Blick wieder hob und ihr nun unschuldig in die Augen blickte.

„Hast du meine ganze Familie infiltriert?“, fragte sie ungläubig.

„Das hört sich so schlecht an“, gab er zu bedenken. „Ich will doch nur, dass sie mich mögen.“

Er kam nun auch die letzte Stufe hinauf und stand dicht vor Hermione, die sich keinen Schritt bewegt hatte.

„Schließlich ist es doch normal, dass man auch möchte, dass die Familie der Freundin einen mag, oder?“

Hermione war vollkommen überrumpelt und sprachlos.

War der Typ denn noch bei Sinnen? Wieso stand er nur so nah? Wieso ging sie nicht einfach einen Schritt zurück?

Einen Moment herrschte Stille zwischen den beiden und Hermione wartete auf das, was nun kommen mochte, auch wenn sie es kaum wagte zu denken. Schließlich riss Draco seinen Blick von ihren Augen los und ging an ihr vorbei in ihr Zimmer. Er hatte es bereits durchschritten, als Hermione aus ihrer Starre erwachte und hinterher kam. Es waren nur wenige Zentimeter, dachte sie.

Eine Sekunde länger und ich hätte mich nicht mehr losreißen können, dachte er. Verflucht, reiß dich zusammen. Er musste sich ablenken. Irgendwas. Irgendwas, rief es in ihm und seine Augen erfassten zwei Briefe und dankten St Potter und seinem Haustier.

„Potter und Weasley erbetteln deine Aufmerksamkeit“, sagte er und wedelte mit den beiden Briefen, die auf dem Schreibtisch lagen.

Hermione riss ihm das Pergament aus den Händen.

„Lass deine Finger von meiner Post“, zischte sie und trat mehrere Schritte zurück.

„Also, was willst du?“

Da war sie, die entscheidende Frage. Wie oft hatte er schon einen Rückzieher gemacht? Und was hatte es ihm bracht? Schlaflose Nächte und die Gewissheit, sich zum Trottel gemacht zu haben. Okay, die Chance für letzteres stand auch jetzt ganz gut, aber immerhin würde er dann einen Schlussstrich ziehen können. Sich auf etwas anderes konzentrieren können. Ihre Feindseeligkeit, ihr sarkastisches Lachen über das, was er gleiche sagen würde, würde ihn endlich auf den Teppich der Tatsachen bringen.

Und wehe, es hilft nicht, Zabini, fluchte er innerlich, denn Blaise hatte ihn dazu gebracht, herzukommen und Hermione seine Gefühle zu gestehen.

Gefühle? Ha! Zu so was war ein anständiger Malfoy doch gar nicht fähig. Fragte sich dann nur … War er kein anständiger Malfoy? Und wenn nicht? Was war er dann?

Was denkt er nur, fragte sich Hermione nun sehr nervös. Nur zu sehr wurde ihr bewusst, dass sie mit Draco alleine im Zimmer war. Die Tür war offen. Merlin sei dank. Überlegte er sich jetzt einen fiesen Fluch? Oder eine Gemeinheit? Bitte tu mir nicht weh, flehte sie stumm und ihre braunen Augen hefteten sich auf den Slytherin.

Dieser Blick, dachte der nun wiederum und war sich sicher, dass sein Herz eine Sekunde stehen geblieben war. Und wenn nicht das, dann zumindest seine Atmung. Wie war die Frage?

Bleib locker, kühl, höflich, forderte er sich selber auf. Er sortierte seine Miene neu und sah sie erstaunt an.

„Ich dachte, das wäre klar?“, gab er verwundert zurück.

Delia kam die Stufen hinauf und spähte neugierig in den Raum. Hermione ließ die Tür mit einer einzigen Handbewegung krachend im Schloss fallen und die Sechsjährige schob schmollend in ihr eigenes Zimmer ab.

Oh, nein, heulte Hermione nun auf. Jetzt war die Tür zu. Nicht hyperventilieren, mahnte sie sich selber und atmete tief ein, bevor sie sagte: „Du sagst, dass du hergekommen bist, um dich meiner Familie vorzustellen.“ Draco nickte.

Er mag mich, jubelte sie, blieb äußerlich aber gelassen.

„Um dich mit ihr anzufreunden“, fuhr sie fort.

Wieder nickte Draco.

„Weil ich deine Freundin bin?“ Was sagte er jetzt? Sie wagte kaum zu hoffen.

Draco schluckte leicht. Wenn er jetzt was Falschen sagte, wäre alles aus. Jede Hoffnung zerstört. So tat er das Einzige, wozu er im Moment fähig war. Er nickte und lächelte. Fast als wollte er sich für diese Absurdität entschuldigen.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein?“ Hermione blickte verwundert auf und Dracos Augen waren verwirrt.

„Das ist dein Ernst“, deutete sie seine Miene.

Er mag mich! Er mag mich! Er mag mich!

Wenn Draco nicht im Zimmer gewesen wäre, sie wäre auf und ab gesprungen vor Freude. Doch das wäre kindisch und so begnügte sie sich mit einem Lächeln. Draco fasste das als positives Zeichen auf und ihm fiel ein Stein vom Herzen. Nun konnte er weiter ausholen.

Er überlegte und setzte sich dann auf den Stuhl, der hinter ihm beim Schreibtisch stand. Augenblicke hatte er etwas Schweres auf seinen Füßen. Er sah nur kurz zu Krummbein hinunter, der sich dort lang machte du begann:

„Es muss dir wirklich seltsam vorkommen. Ich habe mich auch lange dagegen aufgelehnt, aber es ist nun mal, wie es ist. Ich habe mich entschieden und ich werde daran festhalten. Ich will dich als meine Freundin und ich werde nichts unversucht lassen, um das auch zu bekommen. Ganz egal, was du von mir verlangst, ich werde es tun“, sagte er und sah sie mit ernster Miene an.

Sprachlos ließ sich Hermione auf ihr Bett fallen. Sie musste ein paar Worte suchen. Ein paar vernünftige. Schließlich wollte sie nicht wie der letzte Idiot aussehen. Gut, im Moment sah sie genauso aus.

„Das hätte ich mir nie träumen lassen“, murmelte sie. Draco verstand sie kaum, dennoch wuchs seine anfangs spärliche Hoffnung auf dramatische Weise.

Ein kleines Lächeln stahl sich in seinen Mundwinkel, während er Hermione weiter beobachtete, die nun nachdenklich an der Unterlippe nagte. Konnte sie ihm trauen? Er war ein Slytherin!

„Aber du warst immer so herablassend. Jedes Mal, wenn wir uns begegnet sind, hast du mich beschimpft, beleidigt oder verflucht“, sagte sie und ihre Stimme hatte einen leicht verzweifelten Klang. „Wieso?“ Weißt du, wie weh mir das getan hat, fragte sie stumm.

Und mir erst, gab er genauso stumm zurück.

Draco verzog nachdenklich das Gesicht und lehnte sich stirnrunzelnd zurück. „Ich wusste, dass du mich das fragen würdest. Ich kann es dir nicht sagen. Aber auch du warst beleidigend und feindselig.“ Warum sollte er hier an allem schuld sein? Wie oft hatte er sie einfach nur sehen wollen und sie war auf ihn wie eine Furie losgegangen?

Hermione sprang nun auf: „Ja, natürlich. Du hast mich beleidigt. Mich mit den schlimmsten Schimpfnamen bedacht.“

„Aber –“ Draco war nun auch aufgesprungen. Krummbein protestierte und sprang auf das Bett. „Du doch auch.“

Hermione blinzelte verblüfft. „Stimmt.“

Sie sahen sich beide an und erkannten nun, was ihr Problem gewesen war. Sie hatten schlicht aneinander vorbei geredet. Oder?

Nun kniff sie ihre Augen leicht zusammen. So gerne sie ihm auch geglaubt hätte. Bei allen Magiern, sie würde ihm so gerne glauben, aber er war und blieb ein Malfoy, ein Slytherin. Das war doch nicht möglich. Eine kleine gemeine Stimme war noch immer in ihrem Kopf und sie hörte sich verdächtig wie die von Ron an.

Trau ihm nicht! Sie schob die Stimme beiseite. Draco indes musterte ihr Gesicht ganz genau, darauf gefasst, dass sie mal wieder ausflippen würde.

Was würde Lavender jetzt sagen, fragte sich Hermione. Sie war es schließlich, die ihre Verzweiflungsausbrüche stetig ertragen hatte.

Sie wünschte, sie könnte sie fragen.

Andererseits …

Hermione legte den Kopf leicht schief und sagte: „Beweis es“, sagte sie und Draco stutzte.

„Ich bin hier. Freiwillig und ich schwöre, ich haben deinen Eltern nichts getan. Und ich werde ihnen auch nichts tun.“

Draco Malfoy war wirklich hinüber, dachte Herm. Er war rettungslos verloren und ihm war so ziemlich das Schlimmste passiert, was einem Slytherin passieren konnte. Wann hatte sich ein Slytherin schon jemals so gedemütigt und das freiwillig?

Ein gemeines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und Delia hatte Recht.

Sie war bösartig.
 

***
 

Draco schluckte und sah zu dem Haus hinüber. Er musste ein zweites Mal schlucken, um überhaupt atmen zu können. Das war wirklich eine Demütigung, aber er hatte es versprochen und wie sollte er Hermione sonst beweisen, dass es ihm vollkommen ernst war?

Wenn sie es wollte, so würde er für alle Gemeinheiten, die er Neville Longbottom angetan hatte, um Verzeihung bitten.

Er hatte bereits geklingelt und lauschte nun angestrengt nach drinnen, ob er schon Schritte hören konnte. Tatsächlich schien sich jemand von der anderen Seite zu nähern, doch wer es war, konnte er nicht mehr sehen, denn jemand zog ihn zur Seite und schupste ihn regelrecht ins Gebüsch, wo er stolperte und erstmal aus dem Blickfeld war, als die Tür sich öffnete. Verwundert blickte Neville zu Hermione, die nun vor der Tür stand.

„Oh, hallo“, sagte dieser und seine Ohren liefen rot an, als er sich bewusst wurde, dass seine Großmutter hinter ihm stand und seine Klassenkameradin argwöhnisch begutachtete.

„Ich will gar nicht lange stören, aber kannst du mir ein Buch leihen? Ich habe meins verloren und Ron ist nicht da und Harry darf ich nicht besuchen.“

„Äh, sicher“, nickte Neville. Hermione nannte schnell den Titel und kurz darauf hatte sie das Buch in den Händen.

„Ich bringe es dir rechtzeitig zurück, versprochen“, sagte sie, dann lief sie fröhlich den Gartenweg zurück. Draco wartete, bis die Tür sich wieder geschlossen hatte, dann folgte auch er Hermione, ohne dass er von den Longbottoms gesehen wurde.

Hinter der Straßenecke holte er Hermione ein, wo sie auf ihn gewartet zu haben schien.

„Warum hast du das getan?“, fragte Draco verwundert, aber erleichtert.

Doch Hermione antwortete nicht. Sie ließ das Buch in den Schnee fallen, umfing sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn.

„So lange schon möchte ich das machen“, seufzte sie und Draco sah sie grinsend an.

„Heißt das, ich darf dich behalten?“
 

***
 

in der Redaktion:
 

Alle: *nur nicht Severus und FireTiger, springen fröhlich tanzend durch die Redaktion und singen laut (und falsch)*

FireTiger hat heute Geburtstag,

FireTiger hat heute Geburtstag,

FireTiger hat heute Gebu~uurtsta~aag, und alle feiern mit.

Ja, alle feiern mit. Ja, alle feiern mit.
 

FireTiger: *sitzt auf einem Thron-anmutenden Stuhl und wischt sich gerührt eine Träne aus den Augen*
 

Sev: *sitzt schmollend in der Ecke*
 

Rest: *knuddeln FireTiger*
 

FireTiger: *geknuddelt wird*
 

Saturn: Und weil du Geburtstag hast, darfst du heute eine Kerze anzünden.
 

FireTiger: *strahl* Wirklich? *Augen leucht*
 

Saturn: Ja.
 

FireTiger: *grapscht sich das Feuerzeug und eine Praline und nähert sich der Kerze*
 

Blue: Was ist das für Schokolade?
 

Gloomy: Das ist nicht gut. *auf den Deckel deut*
 

Saturn: *kreisch* Auroras Pralines!!! Wer hat ihr die gegeben?
 

Sev: *grins*
 

Moonlily: Angesichts der Tatsache, dass es nur einen Magier in unserer Runde gibt, ist es nicht schwer.
 

FireTiger: *geht noch immer auf die Kerze zu*
 

Saturn: *zu Blue* Sie ist nicht schwanger, oder?
 

Blue: *kopfschüttel* Kein Stück.
 

S.T.I.L.L.E Irgendwo tickt es verdächtig…
 

Babyate: P A N I K ! ! !
 

Alle: *rennen wie wild durch die Gegend und versuchen FireTiger aufzuhalten*
 

FireTiger: *immer noch Augen leucht* Diese Kerzen brennen aber schö~öön *noch ein Stück Schokolade ess*
 

Knacksi: Jetzt halte sie doch endlich jemand auf, sonst …
 

B.O.O.M
 

Chanti: *trocken* … fliegt die Redaktion in die Luft.
 

Saturn: *sehr bedrohlich flüster* Kann mir mal jemand sagen, warum in jeder Geschichte meine Redaktion in die Luft gejagt wird?
 

Morwie: Viel beachtlicher find ich ja, dass wir das jedes Mal überleben.
 

Rest: *nachdenklich murmel* Ja… Das stimmt… In der Tat… Ist seltsam.
 

Saturn: *seufz* Severus, such eine neuen Raum.
 


 

Saturn: Severus?
 


 

Saturn: *heul* Mein Schatz ist weheheheheg!!!
 

Rest: Na toll!
 

Blue: Und während Saturn die Taschentücher durchweicht, erzähle ich schnell, was noch passieren wird. Das nächste Kapitel heißt: ‚Vaterfreuden’

Draco lernt Davids finstere Seite kennen und die Notts bekommen neue Nachbarn.
 

Babyate: Uh, die Patils ziehen gleich nebenan ein. Verstehe, dann haben es Theodor und Parvati nicht mehr so weit.
 

Knacksi: Öhm, also wenn ich das richtig gelesen habe, trennen die sich am 31. Dezember doch wieder. *zum Trailer deut*
 

Saturn: Ganz genau. *grins* Die hatten genug fröhliche Stunden zu zweit.
 

Moonlily: Ich versteh nur immer noch nicht, warum es ‚Vaterfreuden’ heißt.
 

Chanti: Na, irgendwer wird Vater werden oder erfahren, dass er es wird.
 

Saturn: Genau. *doppelgrins*
 

Rest: Wer?
 

Saturn: Einer aus der Siebenten und nein, es ist NICHT Draco.
 

Moonlily: WAS? Wer wird Vater?!

Vaterfreuden

Kapitel zweiundzwanzig - Vaterfreuden
 

Sonntag, 28. Dezember1997
 

Diana öffnete die Tür, da es geklingelt hatte. Vor ihr stand Draco und sie bat ihn herein, schloss die Tür wieder und Delia, die neugierig herankam, rief die Treppe hinauf:

„Tante Herm, Onkel Draco ist wieder da~haa!“

Das ‚Wieder’ ist irgendwie bezeichnend, dachte David hinter seiner Zeitung.

Keine Sekunde später hörte man es eine Etage höher poltern und schon flog eine siebzehnjährige Hexe regelrecht die Treppe hinunter direkt in die Arme von dem Besuch, der sie sofort an sich zog.

„Da bist du ja wieder“, strahlte sie und er lächelte:

„Jetzt wo ich dich endlich habe.“

Diana ging und zog die kleine Nichte mit sich, da waren Herm und Draco schon in einem Kuss versunken.

Diana schloss die Tür vor Davids misstrauischen Augen und kurz darauf hörte man, wie Hermione und Draco hinauf in ihr Zimmer gingen.

David wollte etwas sagen, doch Diana sah ihn streng an und so ließ der Vater es.

„Sie sollten nicht alleine in einem Zimmer sein“, knurrte er dennoch leise und Delia sah ihren Großvater fragend an.

„Wieso? Mom und Dad sind auch alleine in einem Zimmer“, erklärte sie und Diana tätschelte ihr den Kopf und sagte: „Das verstehst du noch nicht.“

„Was?“ Die Augen der Jüngsten richteten sich wieder auf den Großvater, der erklärte: „Das kannst du deinen neuen Vater fragen.“

„Sie kann mich was fragen?“, kam es da hinter ihnen. Antonin trat in den Raum.

„Die Sache mit den Blumen und den Bienen“, wich Diana aus.

„Aha. Ist sie nicht etwas jung dafür?“ Antonin musterte die kleine Hexe, die inzwischen vor ihm stand.

„Was machst du hier?“, fragte Diana ihn.

„Ich wollte Hermione ein Buch bringen. Sie will doch Heilerin werden.“

„Hat sie das gesagt?“, fragte David verblüfft, das hatte er wohl irgendwie verpasst.

„Ja, hat sie. Wo ist sie denn?“, winkte Antonin ab.

„In ihrem Zimmer, mit ihrem Freund“, knurrte David und blickte zur Decke. Antonin sah überrascht aus und fragte: „Hat also Draco endlich den Mut gefunden und sie ihre Klappe gehalten.“

Nun sahen die Eltern fragend auf.

„Endlich?“, hakte David nach.

„Nun, wir warten schon einige Wochen darauf, dass sie ihre Augen auch zum Gucken benutzen. Ich lasse das Buch hier, ihr könnt es ihr ja geben, wenn Draco wieder weg ist.“

„Dieser Draco…“, begann David und Antonin verstand.

„Wenn er ihr irgendwas antut, werde ich ihn persönlich verfluchen.“

„Sehr schön“, nickte David und Diana sah ihren Mann entrüstet an. Das war ja eine ganz neue Seite an ihm.

Delia schob ihre Hand in die von Antonin und er sah zur der Kleinen hinunter.

„Ich weiß jetzt, wie ich das weiße und das braune Kaninchen nenne“, verkündete sie.

„Na?“

„Draco und Hermione.“

„Da werden die beiden sich aber freuen“, lächelte Diana und Antonin grinste: „Vor allem, wo Hermione Babys bekommt.“

Delias Augen leuchteten auf. „Wirklich?“

„Ich bin ganz sicher.“ Er drückte dem Mädchen einen Kuss auf die Haare und ging wieder.

Draco wollte er nicht unbedingt hier begegnen.

„Ich bring ihr mal das Buch“, sagte David und Diana rief:

„Das wirst du nicht tun.“

„Und ob ich das werde.“ David stieg die Stufen entschlossen empor.
 

***
 

Draco drehte leicht den Kopf, wobei sich seine Lippen zwangsläufig von Hermiones entfernten, auch sie horchte auf.

„Da kommt jemand“, sagte er leise und Hermione kletterte von seinem Schoß und hatte sich gerade aufgerichtet, als unmittelbar nach dem Klopfen auch schon die Tür aufgerissen wurde und David, den Türrahmen ausfüllend, beide musterte.

Er registrierte sofort die verrutschte Kleidung, die zerwühlten Haare, das schlechte Gewissen in Hermiones Augen, nicht jedoch in denen von Draco und war im Bilde.

„Dad“, sagte Hermione, was Besseres fiel ihr nicht ein. Sie sah an ihm vorbei zu ihrer Mutter und bedeutete ihr mit nur einem Blick, dass sie dafür zu sorgen hatte, dass ihr Vater sie nicht blamierte.

Draco war inzwischen aufgestanden. Er konnte David ja durchaus verstehen, er würde sich an dessen Stelle auch nicht über den Weg trauen, doch nerven tat es ihn trotzdem, dass er so plötzlich unterbrochen wurde.

„Ich bringe dir ein Buch“, begann David und hielt seiner Tochter eben dieses entgegen.

Sie nahm es, was hätte sie auch sonst tun sollen?

Es war ein Buch für Heiler in Ausbildung. Offenbar war Antonin gerade da gewesen.

Sie legte es auf ihren Nachttisch und sah abwartend zu ihrem Vater, doch der wollte sie wohl nicht wieder alleine lassen und so seufzte sie tonlos und fragte:

„Kann Draco zum Essen bleiben?“ Das würde für diesen nicht angenehm werden, aber irgendwie mussten sie das Misstrauen von ihrem Vater abbauen. Immerhin schien Diana auf ihrer Seite zu sein und auch Delia mochte Draco wohl gerne.

Ehe David irgendwas sagen konnte, fiel Diana ein und sagte: „Aber natürlich kann er bleiben. Willst du deinen Eltern Bescheid sagen?“ Sie sah Draco freundlich an und der winkte ab: „Nicht nötig.“

Denn dann müsste er ja sagen, wo er war und sein Vater würde ihn in der Luft zerreißen, wenn er davon erfuhr.

„Gut, wir rufen euch, wenn alles fertig ist“, nickte Diana und wollte ihren Mann mit sich ziehen, doch der ließ sich nicht beirren und wies Hermione auf ein Versprechen hin, das diese vor Weihnachten gegeben hatte.

„Herm wollte Pudding kochen. Jetzt wäre doch ein ausgezeichneter Moment dafür, wo doch ihr Freund da ist.“ Ein besonders bedeutungsvoller Blick wurde zu Draco geworfen. David durchbohrte den Zauberer, als wollte er alles auf der Stelle wissen.

Hermione sah zu ihrer Mutter, die entschuldigend mit dem Schultern zuckte. Draco kam dieser zur Hilfe und fragte Herm: „Du kannst kochen?“

„Ich habe zu einigem Talent“, gab sie zurück und folgte der Mutter in die Küche.

Draco wurde von David zurückgehalten.

Er sah den jungen Zauberer ernst an und Draco versuchte ebenso ernst zu bleiben, doch irgendwie war die ganze Situation einfach nur lächerlich.

David sagte: „Unterschätz uns nicht, nur weil wir nicht zaubern können. Wir haben Beziehungen, Junge!“

„Natürlich, Sir“, murmelte Draco. War er im falschen Film? Was sollte diese Drohung? Und von was für Beziehungen sprach der Mann? Als es ihm einfiel.

Es ging das Gerücht, dass Antaia, Herms Schwester, noch lebte.

Nun, so eine Aurorin konnte schon gefährlich werden.

„Wenn du Hermione irgendwas antust, werde ich dich finden und dich dafür zu Rechenschaft ziehen.“

„Natürlich, Sir“, gab Draco erneut von sich.

„Gut“, nickte David und gab den Weg frei, dass der Jüngere an ihm vorbei und vor ihm die Treppe hinunterlaufen musste.

Draco hatte das Gefühl, als würde er von hinten bedroht. Er fragte sich, was Hermiones Vater erst sagen würde, wenn er erfuhr, was zu Silvester aus ihm gemacht wurde.

Er mochte einen Schwarzmagier als den Freund seiner Tochter ja gerade so akzeptieren, doch niemals einen Death Eater, da war sich Draco sicher.

Diana und vor allem David durften davon niemals erfahren.
 

***
 

Das Essen stand dampfend vor ihnen und die Teller waren gefüllt.

„Das sieht sehr gut aus, Mrs Granger“, sagte Draco und diese nickte dankend.

„Die Möhren habe ich geschnitten“, wies Delia auf ihre Leistung hin. Draco tat, als wäre ihm das vollkommen neu. Dass er die ganze Zeit in der Küche war, ganz einfach, weil Herm sich dort aufgehalten hatte, hatte Delia wohl vergessen.

„Und weißt du was“, fuhr das Mädchen fort, „Hermione bekommt Babys.“

Was?! Dracos Kopf fuhr zu seiner Freundin, die vollkommen irritiert war.

„Delia hat zwei Kaninchen, von denen das eine Hermione heißt“, klärte Diana schnell auf und die beiden Siebzehnjährigen atmeten auf.

„Das braune“, nickte Delia bekräftigend. „Das Weiße heißt Draco.“

Sie grinste breit und zeigte eine große Zahnlücke.

„Das wird der Vater sein“, erklärte Diana weiter. „Schnupple, das dritte Kaninchen, ist kastriert.“

Draco schluckte. Das waren mehr Informationen, als er wollte. Er fühlte einen bohrenden Blick und sah zu David, der nun, da er offenbar die Aufmerksamkeit des Jüngeren hatte, fragte: „Warum warst du so erschrocken, als Delia von dem Kaninchen erzählt hat?“

„Die Namensähnlichkeit“, konterte Draco hastig.

„So.“

„David!“ Dianas Stimme war schärfer als gewohnt und Hermiones Vater sah seine Frau fragend an, die nun lächelte: „Gib mir doch bitte noch ein paar Kartoffeln.“

Hermione sah vorsichtig zu Draco und flehte stumm um Entschuldigung.

Er gab den Blick zurück und sie wusste, was er sagen wollte.

Ja, dafür schuldete sie ihm wirklich was. Sie hatte ihren Vater noch nie so seltsam misstrauisch erlebt.
 

***
 

„Hermione hat einen Freund“, war das Erste, was Antonin sagte, sobald er wieder zu Hause war.

Antaia küsste ihn und fragte: „Was halten Mom und Dad von Draco?“

„Deine Mutter gibt ihm immerhin eine Chance. Dein Vater wird ihn erstmal durch die Hölle schicken.“

Antaia nickte verstehend. Hermione war schon immer Davids Liebling gewesen. Auch wenn er es die Töchter nie spüren ließ, so wusste Antaia, dass David die Jüngere wie seinen Augapfel schützte.

Antaia hatte, im Gegensatz zu Hermione, schon immer die größere Klappe und vor allem die schnelleren Fäuste der Schwestern gehabt.

Bellatrix kam in den Raum und sah Antonin und seine Frau an.

„Was ist mit deiner Schwester?“, nahm sie die Information, die nicht für sie bestimmt gewesen war, auf und sagte an Antaia gewandt: „Ich hoffe, sie weiß sich zu wehren. Wenn ein Malfoy erst einmal Blut geleckt hat, beißen sie sich fest und lassen ihre Beute nicht mehr los.“

Antaia riss bei dem Vergleich entsetzt die Augen auf.

„Wer sagt, dass Hermione und Draco zusammen sind“, warf Antonin ein.

„Ich habe das bei meiner Schwester und Lucius miterlebt“, fuhr Bella unbeirrt fort. „Erst vier Jahre lang gar nichts und dann waren sie nicht mehr auseinander zu kriegen.“

Sie hielt kurz inne und sagte zu sich selber: „Ich schreibe meinem Neffen einen Brief.“ Und damit verließ sie wieder den Raum.

„Armer Draco. Er tut mir leid“, murmelte Antaia, doch Antonin winkte ab:

„Das muss er abkönnen. Gegen die nächsten Wochen wird das das reinste Zuckerschlecken sein. Ich finde es jedoch beunruhigend, dass Bellatrix offenbar Bescheid weiß.“
 

***
 

Narzissa sah verwirrt zu ihrem Sohn. Sie hatte ihn schon vermisst und fragte nun: „Wo kommst du her? Und mit wem hast du dich eingelassen, du siehst fertig aus.“

„Mir geht es bestens, Mom“, winkte Draco ab und ging zur Treppe.

In seinem Zimmer erwartete ihn ein Brief. Verwirrt erkannte er die Handschrift seiner Tante und er hatte noch nicht einmal angefangen zu lesen, als er sich schon fragte, woher sie nun schon wieder alles wusste.

Es stand nicht wirklich viel drin. Zusammengefasst drohte sie ihm lediglich, dass er sich anständig benehmen sollte, sonst würde ihn der Schrecken der Familie heimsuchen. Was immer das auch war.
 

***
 

Rodolphus wartete. Es war Schlafenszeit, er und seine Frau waren wieder in ihrem Haus und Bellatrix schloss sorgfältig die Tür zu dem gemeinsamen Schlafzimmer.

„Du hast unserem Neffen nicht wirklich einen Brief geschrieben“, begann er und Bella sah fragend auf.

„Einen Brief?“, echote sie.

Rodolphus wartete, bis sie sich neben ihn gesetzt und ihre Decke über sich ausgebreitet hatte.

„Bellatrix, ich sage es dir jetzt einmal. Du wirst zukünftige Paar in Ruhe lassen und nicht von jedem gleich eine Verlobung verlangen. Das ist in den heutigen Zeiten absolut überholt.“

„Sonst was?“, fragte sie.

„Sonst werde ich unsere Geschichte ganz genau erzählen.“

Sie musterte ihn misstrauisch und sagte: „Das würdest du nicht tun.“

„Und ob ich das werde.“ Er löschte das Licht, legte sich hin und drehte ihr seinen Rücken zu.

Bella starrte ihn ein paar Sekunden an und legte sich dann ebenfalls zum Schlafen.

Sie schwieg etwa eine halbe Stunde und fragte dann: „Würdest du das wirklich tun?“

„Ja.“
 

Montag, 29. Dezember 1997
 

„Guck mal, wir bekommen neue Nachbarn“, sagte Timothy und zeigte auf einen großen Umzugswagen auf dem Nachbargrundstück.

Theodor sah eher gelangweilt hinaus, als er stutzte, seinen kleinen Bruder beiseite schob und das Fenster aufriss.

Kalter Wind fegte in das Zimmer, doch das störte den Slytherin nicht. Er beugte sich weit hinaus und wäre gefallen, hätte Timothy ihn nicht festgehalten.

„Hey, Parvati!“, rief er und zwei Mädchen drehten sich um.

Die eine erwiderte das enthusiastische Winken, die andere seufzte genervt: „Verdammt!“

„Kennst du diesen Jungen, Parvati?“, fragte Mr Patil und Padma antwortete anstatt ihrer Schwester: „Das ist Theodor Nott aus unserer Klasse. Er ist Parvatis Freund.“

Man hörte deutlich, dass ihr das ganz und gar nicht gefiel und ihr Zwilling schielte zu ihr hinüber.

Sie überlegte nicht lange, sondern zeigte zu dem Fenster, wo neben Theodor nun noch jemand stand und sagte bedeutungsvoll: „Und da ist auch Timothy. Theodors fünfzehnjähriger Bruder!“

Sie sah Padma eindringlich an und Mr Patil musterte die Brüder misstrauisch.
 

***
 

„Los, wir gehen runter“, sagte Theodor, schnappte sich seinen Besen und kletterte auf das Fensterbrett. Timothy, gar nicht müde, folgte seinem Bruder und kurz darauf standen sie vor den Zwillingen und deren Eltern und stellten sich vor, wie es sich für gut erzogene Zauberer gehörte.

Francis sah im Vorbeigehen aus dem Fenster seiner Küche und blieb blinzelnd stehen.

„Lilien!“, rief er und seine Frau kam herbei.

„Mit wem reden unsere Söhne da?“

„Das sind die Patils, die ziehen dort ein“, gab seine Frau Auskunft. „Das wird nicht leicht für Theodor, wenn sie direkt nebenan wohnen.“

Francis nickte kurz und vertiefte sich wieder in den Brief in seinen Händen. Er hielt jedoch wieder inne und sah erneut hinaus.

„Wieso haben die nichts an?“

Lilien sah verwirrt hinaus. Wer hatte nichts an?

Doch da war Francis schon auf dem Weg in den Flur, griff nach Umhang und Schal der Söhne und spazierte hinaus in die kalte Luft. Lilien ihm nach, die Winterkleidung ihres Mannes in den Händen. Immerhin, sie hatte an ihre gedacht.
 

***
 

„Guten Tag“, grüßte Francis Mr Patil schon von Weiten, war kurz darauf heran und wickelte Timothy seinen Schal um den Hals und nötigte Theodor einen dicken Umhang auf.

Lilien tat das gleiche bei Francis und kaum war die Familie Nott vernünftig gekleidet, als Lilien vorschlug: „Wie wäre es mit einem Tee, es ist doch sehr kalt hier draußen.“

„Sehr gerne“, nahm Mrs Patil dankend an. Sie drehte sich zum Umzugswagen und zauberte ein bisschen. Kurz darauf war der Wagen leer, das Haus voll gestopft, die Tür verriegelt und alle acht auf dem Weg in das Haus der Notts.

Padma folgte als Letzte und war missmutig. Parvatis Hand hatte sich in die von Theodor verschlungen und die beiden redeten leise miteinander. Die Eltern unterhielten sich sehr angeregt und es war Timothy, der auf Padma wartete, sie freundlich anlächelte und fragte: „Warum kannst du meinen Bruder nicht leiden? Weil er ein Nott ist?“

Sie überlegte kurz, schüttelte dann den Kopf und antwortete: „Weil er Parvati unglücklich machen wird.“

Timothys Lächeln verschwand und er seufzte: „Sicher nicht mit Absicht.“

Padma sah ihn von der Seite an. Sie waren zurückgeblieben, die anderen hatten das Haus schon erreicht, und sie sagte: „Und dennoch wird er es tun. Sie hat den falschen Bruder gewählt. Du würdest sie nicht im Stich lassen.“

Timothy lächelte, sah auf den Boden, sagte aber nichts. Sie gingen weiter Richtung Haus und kurz bevor sie eintraten, sagte er: „Mich hätte sie aber nicht bekommen.“

„Wieso?“

Er beugte sich vor und flüsterte nur für sie hörbar: „Weil ich ihre Schwester wähle.“

Er ging ins Haus und Padma errötete leicht.

Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie ja glatt sagen…

Er ist ein Nott, rief sie sich ins Gedächtnis.

Kurz bevor Padma die Tür schloss, flatterte etwas Weißes an ihr vorbei und donnerte Theodor gegen den Kopf.

„Das ist ja Hedwig“, rief Parvati, Harrys Schneeeule sofort erkennend. Francis zuckte leicht zusammen.

War Harry wahnsinnig? Was machte das Tier hier, dachte er, doch atmete er auf, da der Brief offenbar für Theodor bestimmt war.

Die Eule platzierte sich auf dessen Schulter und ließ sich in das warme Kaminzimmer tragen. Dort knüpfte er den Brief vom Bein und Hedwig hopste auf den Tisch, wo sie wartete.

„Was will Harry denn? Und wieso schreibt der dir?“

„Harry?“, hakte Mr Patil ein und Lilien erklärte: „Harry Potter. Er geht mit Ihren Töchtern und Theodor in dieselbe Klasse.“

Mr Patil nickte verstehend. Harry Potter war ihm ein Begriff und so verflüchtigte sich auch der Rest seines Misstrauens den Nottsöhnen gegenüber.

Freunden von Mister Harry Potter, dem Jungen, der überlebt hatte, konnte man wohl vertrauen.

„Das weiß ich doch schon“, murmelte Theodor den Brief lesend und Timothy fragte:

„Was?“

„Dass wir neue Nachbarn haben. Ich soll euch schöne Grüße ausrichten.“

Er gab den Brief Parvati, die ihn rasch überflog. Padma beugte sich neugierig zu ihr über und fragte: „Woher weiß er das?“

„Bestimmt von Professor Black.“

„Hä?“

„Der ist doch mit Professor Dolohov zusammen“, fuhr Parvati fort. „Und die hat bestimmt noch Beziehungen zum Ministerium.“

„Ja, das ist richtig“, nickte Francis und sah zu Timothy, der den Kopf einzog. Padma sah das und fragte sich, was der junge Squib nun wieder angestellt hat. Wurde er nicht erst vor wenigen Wochen ins Ministerium geladen?

Was musste man als Squib in einem Muggelinternat aushecken, dass das Zauberministerium auf einen aufmerksam wurde?

War es klug, sich mit Timothy anzufreunden?

Offenbar war er noch schlimmer als sein Bruder.
 

***
 

Blaise saß in dem Kaminzimmer der Goylevilla, die jetzt, da seine Mutter geheiratet hatte, auch sein zu Hause war, und starrte in das Feuer vom Kamin.

Gregory und Millicent kamen gerade von draußen herein. Ihre Nasen waren ganz rot von der Kälte und sie klopften sich den Schnee von den Stiefeln, doch das bekam Blaise nicht mit. Er war in tiefen Gedanken.

„Hey, Stiefbruder!“, holte Gregory den anderen aus den Gedanken und ließ sich auf die Couch neben Blaise fallen.

„Wir haben dir was mitgebracht.“

Blaise sah ihn an. Er hatte gar nicht zugehört und fragte: „Was?“

„Was ist denn mit dir los?“, entgegnete Gregory. Auch Millicent sah verwundert zu Blaise. So abwesend hatte sie ihn noch nie erlebt.

Blaise überlegte kurz und sagte dann ausdruckslos: „Lavender ist schwanger.“

Die beiden anderen waren sprachlos.

Millicent fand als Erste die Worte wieder und fragte: „Ist sie sicher?“

„Ja. Wir waren gerade im St. Mungo.“

Blaise sah wieder in das Feuer und auch die anderen beiden starrten zum Kamin.

Na, das war ja mal eine Neuigkeit.
 

***
 

Mrs Brown musste die Nachricht, dass sie Oma wurde, erstmal verdauen.

Lavender sah fast ängstlich zu ihrer Mutter und fragte leise: „Bist du jetzt wütend? Oder enttäuscht?“

Ihre Mutter sah sie seufzend an, schüttelte dann aber den Kopf und winkte ihre Tochter zu sich. Diese setzte sich neben sie und ließ sich in die Arme nehmen.

„Ich bin nicht wütend, nur enttäuscht, dass du mir deinen Freund noch nicht mal vorgestellt hast.“

„Na ja, das hatte ich zu Silvester vor“, gestand Lavender.

„Warst du bei einem Heiler?“

„Ja.“

Sie schwiegen eine Weile, dann fragte Mrs Brown: „Und wann kommt das Baby?“

„Ende Juli.“

Wieder herrschte eine Weile Stille, dann schlug die Mutter vor: „Wir werden das alte Arbeitszimmer von deinem Vater in ein Kinderzimmer umräumen.“

Lavender richtete sich auf und sah ihre Mutter ernst an.

Seit zwei Jahren war ihr Dad nun schon tot und ihre Mutter hatte seitdem nicht ein Blatt von seinem abgestammten Platz bewegt.

Sie lächelte nun, wenn auch etwas traurig, und sagte: „Ich wünschte, dein Vater wäre hier, um sein erstes Enkelkind in die Arme nehmen zu können.“

Nun war es Lavender, die sie in die Arme schloss und leise sagte: „Ich liebe dich, Mom. Ich danke dir.“

„Wofür?“, fragte diese und Lavender sagte: „Dass du bist, wie du bist.“ Sie drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wangen und sah sie an.

„Nein, ich danke dir, du schenkst mir ein Enkelkind.“ Dann wurde sie ernst. „Es wird schwierig, die Schule zu beenden. Und ich will den Vater von dem Baby kennenlernen.“

„Das wirst du. Er wartet nur darauf, dass ich ihm Bescheid sage, dass er kommen kann.“

Lavender stand auf, ging zum Kamin und streute Flohpulver hinein.

Mrs Brown zuckte leicht zusammen, als sie den Namen Goyle vernahm, doch schob sie alle Gedanken beiseite.

Kurz drauf trat Blaise aus den Flammen und stellte sich der Mutter vor.
 

***
 

„Der Babyshop ist drei Straßen weiter“, wurde Antony Goyle angesprochen und er drehte sich fragend zu dem Heiler Antonin Dolohov um.

Er war verwirrt. Babyshop?

Hatte Nehalennia ihm irgendwas verschwiegen?

„Ich versteh nicht“, begann er.

„Dann reden dein neuer Sohn und du nicht sehr viel. Entschuldige, ich wollte nicht vorweg greifen, dich dachte, du wüsstest es schon.“

Antony war sich nicht sicher, ob das nun Antonins Ernst war, oder nur eine fadenscheinige Ausrede.

„Miss Brown ist schwanger?“, hakte er noch mal nach und Antonin nickte: „Soweit ich gehört habe. Ich habe sie zufällig im St. Mungo gesehen und habe eine bisschen nachgefragt.“

Antony nickte kurz, drehte sich um und steuerte den Tropfenden Kessel an.

Armer Mr Zabini, dachte der Heiler. In Wirklichkeit war es Katie gewesen, die es ihm erzählt hatte. Sie hatte der untersuchenden Heilerin assistiert und konnte diese unglaubliche Neuigkeit einfach nicht für sich behalten.

So viel zur Schweigepflicht.
 

***
 

Blaise kam nach Hause und klopfte sich den Schnee von den Schuhen und legte Schal und Umhang ab.

Mrs Brown war sehr nett zu ihm gewesen. Was nicht verwunderlich war, da Lavender nach ihrer Mutter kam.

Sie hatte ihnen versichert, sich solange um das Baby mitzukümmern, bis sie beide die Schule beendet und eine Ausbildung abgeschlossen hatten.

Sie hatte auch nicht, wie Blaise befürchtet hatte, darauf bestanden, dass er und Lavender heirateten.

Er würde sie sicher irgendwann heiraten, doch wollte er es selber festlegen können und Lavender sah das genauso. Es würde sicher nicht einfach werden, doch Blaise war nun sehr viel zuversichtlicher.

Sein richtiger Vater hatte ihm etwas Geld vererbt, das bis jetzt unangerührt in Gringotts lag.

Damit würden sie zwei oder drei Jahre gut auskommen, wenn sie sparsam waren und was dann war, würde sich zeigen.

Jetzt gab es vorerst noch eine einzige Hürde und die hieß ‚Mom’ und zwangsläufig auch ‚Antony’.

Er trat in den Raum und erstarrte.

Vor ihm stand Antony Goyle mit verschränkten Armen und sah ihn ernst an.

In einem Sessel neben ihm saß seine Mutter, ebenso ernst dreinblickend.

Millicent und Gregory saßen weiter hinten im Raum auf Stühlen und blickten entschuldigend hinüber.

Blaise war sofort klar, dass seine Mutter und ihr Ehemann im Bilde waren.

Dass er seiner Mutter einiges erklären musste, war ihm durchaus bewusst, doch Antony gegenüber fühlte er sich keiner Rechtfertigung verpflichtet.

„Wir haben nichts gesagt“, wehrte Gregory sofort den drohenden Blick von Blaise ab.

Nicht? Wer dann, fragte sich dieser. Überlegte kurz und schüttelte bei dem neuen Gedanken jedoch innerlich den Kopf.

Ihm fiel nur St. Mungo und in dem Zusammenhang Katie Schrägstrich Antonin Dolohov ein. Doch es wäre schon purer Zufall, wenn ausgerechnet der Antony oder seiner Mutter begegnen sollte, um ihnen alles brühwarm zu berichten.

London war nicht unbedingt eine Kleinstadt und er selber wusste es doch auch erst seit ein paar Stunden.

„Ich habe Antonin Dolohov in der Stadt getroffen“, begann Antony.

Also doch, dachte Blaise, tat aber ungerührt. Er sah den Älteren ausdruckslos an, er schien die Ruhe selbst, äußerlich.

In den Augen konnte der Death Eater jedoch Panik erkennen.

„Dir bin ich keine Rechenschaft schuldig. Davon abgesehen ist alles geklärt.“

Blaise wollte damit aus dem Raum in sein Zimmer gehen, doch Antony hielt ihn zurück.

„Wage es nicht, jetzt einfach so zu verschwinden.“ Gregroy sah mitleidig zu dem Freund und auch Millicent zog den Kopf ein.

Blaise jedoch schien noch immer gelassen.

Er kam zurück, setzte sich in einen der Sessel und sah zu seiner Mutter. Antony ignorierte er bewusst.

„Das Kind kommt Ende Juli. Wenn Lavender es schafft, wird sie die Schule dieses Jahr noch beenden, ansonsten nächstes Jahr. Ich habe das Geld von Dad, das ich erst einmal nehmen werde. Du hast also keine Kosten. Lavender und das Baby bleiben bei ihrer Mutter und ich suche nach der Schule eine Ausbildung. In drei oder vier Jahren sollten wir es geschafft haben. Wir suchen uns eine Wohnung und werden dann vermutlich auch heiraten.“

Blaise verstummte, wartete kurz, stand dann auf und ging.

Nehalennia sah ihm bitter nach. Sie hatte die Zähne aufeinander gepresst, sonst hätte sie ihren Sohn angeschrien und das wollte sie nicht.

Antonys Hand lag auf ihrer Schulter und man wusste nicht, ob er sich damit selber beruhigen wollte oder seine Frau.

Gregory und Mill schlichen sich über die Terrasse in den Garten hinaus und gingen zu den Gewächshäusern, wo Nehalennia sich ein kleines behagliches Hinterzimmer eingerichtet hatte.

„Blaise akzeptiert deinen Vater nicht als Familienoberhaupt, oder?“, fragte Mill leise, als Gregory ihr Kekse und ein Glas Wasser hinüber schob.

„Nicht wirklich und ich weiß nicht, wie lange Dad das noch hinnehmen wird.“

„Was ist mit dir? Was ist Nehalennia für dich?“

Gregory dachte kurz nach und lächelte schief: „Die neue Frau von meinem Vater.“

„Meinst du, Blaise bekommt noch richtig Ärger?“

„Wegen Lavender?“ Gregory zuckte mit den Schultern, biss in einen Keks und nuschelte: „Keine Ahnung.“
 

Millicent verabschiedete sich noch vor dem Abendessen, das in der Villa der Goyles schweigend eingenommen wurde. Gregory verzog sich bald darauf in sein Zimmer und auch Blaise zog es vor, sich zu verziehen.

Er konnte den verletzten Blick seiner Mutter nicht vertragen und auch nicht den anklagenden von Antony und schon gar nicht den mitleidigen von Gregory.

Kaum waren die Eheleute allein, sank Nehalennia regelrecht in sich zusammen. Sie legte langsam und mit großer Sorgfalt das Besteck ab und fragte ohne aufzusehen: „Bin ich eine so schlechte Mutter, dass er mich lediglich in seine Pläne mitteilt, in denen ich aber keine Rolle spielen soll?“

Sie sah Antony an und fast anklagend setzte sie nach: „Er hat mich nicht einmal gefragt, ob ich mich freue, dass ich Großmutter werde. Er hat mich lediglich zur Kenntnis nehmen lassen…“ Sie brach ab und stand heftig auf.

„Fein!“, sagte sie nun wütend. „Dann soll er sehen, wie er klar kommt.“

„Lenna“, sagte Antony leise, doch sie wehrte ab:

„Nein er will meine Hilfe nicht, dann bekommt er sie auch nicht.“

Damit ging auch sie und Antony war nun wirklich zornig auf Blaise. Er hatte gewusst, dass es schwierig würde, die neue Familie zusammenzubringen, aber dass Blaise gleich mit einer solchen Herausforderung aufwartete, hatte ja keiner ahnen können.
 

***
 

„Das ist wirklich unfassbar“, schüttelte Antaia den Kopf. Sie kämpfte erneut mit den Stricknadeln. Immerhin hatte man ihr inzwischen gesagt, dass sie für Socken fünf Nadeln brauchte.

Antonin rieb sich müde die Augen und setzte sich neben seine Frau. Sie saßen im Kaminzimmer im Hauptteil des Hauses.

Schnuppel, Hermione und Draco grasten Heuhalme vom Teppich, die Delia dort verloren hatte.

„Wir sollten die Tiere in einen Käfig packen“, sagte Antonin und Antaia nickte.

„Dann versuch dein Glück. Den Gefleckten kann man noch fangen, aber die beiden jungen Kaninchen sind schnell wie der Wind.“

Antonin zog seinen Zauberstab und Antaia sagte, ohne aufzusehen: „Wenn Hermione ihre Babys verliert, wirst du das deiner Tochter erklären.“

Antonin seufzte und schob den Stab zurück.

In dem Moment kam eine müde Delia hinein. Sie kletterte auf Antonins Schoß, schloss die Augen und schlief, gegen ihn gelehnt, ein.

Die Kaninchen erkannten das Mädchen und hoppelten zur Couch hinüber. Vertrauensvoll schmiegten sie sich an Antonins Beine und er seufzte.

Flehend sah er zu Antaia, doch sie mühte sich mit der Socke und achtete nicht auf ihn.

Nun kam auch Istave herein. Mit einem schnellen Griff packte er Hermione und Draco am Fell und hob sie hoch. Er stopfte sie in einen Käfig, fing auch das Gefleckte, steckte es zu den anderen und schloss den Käfig wieder.

„Wheely hat einen Teil der Gewächshäuser für die Tiere umgebaut. Da werden sie jetzt wohnen“, entschied Istave und Antonin nickte. Er hob Delia hoch, die nicht aufwachte, und trug sie in ihr Bett.

Antaia sah kurz zu Istave auf und fragte dann: „Hast du schon gehört? Zwei Mitschüler von Hermione werden Eltern.“

„Wirklich?“ Istave setzte sich und zog sich eine Schachtel Auroras Pralines heran. „Wer denn?“, fragte er.

„Zabini und Brown“, antwortete Antaia und seufzte. In einem plötzlichen Anfall riss sie die Wolle von ihrem Finger und warf das seltsame Stück ins Feuer.

„Wer muss schon stricken können wie die Muggel?“, fragte sie und Istave grinste:

„Das sagen wir dir schon die ganze Zeit.“

Antaia stimmte ihm zu und suchte sich auch eine Praline heraus, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. Istave verfolgte das verwundert und lächelte wissend, als Antaia zehn Minuten später gähnte und dem Älteren eine Gute Nacht wünschte.
 

Dienstag, 30. Dezember 1997
 

„Hast du schon gehört?“, fragte Parvati, als sie ins Zimmer ihrer Schwester platzte und diese aus verwirrenden Träumen riss.

„Was?“, gähnte Padma und musste sich zwingen, die Augen zu öffnen.

„Lavender ist schwanger.“

„Aha“, brummte die andere und versenkte ihr Gesicht wieder ins Kissen. „Woher weißt du das?“, fragte sie dumpf aus dem Federding und bekam auch prompt die erwartete Antwort.

Theodor, natürlich. Nott war dafür bekannt, dass er immer als erstes über Informationen verfügte und sie auch stets bereitwillig weiter gab.

Fragte sich nur, woher der das wusste.

Parvati ignorierte, dass ihre Schwester offenbar weiterschlafen wollte und setzte sich auf deren Bett. Padma versuchte trotzdem an dem Traum festzuhalten.

Was war doch gleich gewesen, währenddessen plapperte Parvati weiter.

„Theodor will sich nachher mit mir treffen. Was für ein Glück, dass wir nun nebeneinander wohnen, findest du nicht?“

„Mhmm“, grummelte Padma.

Theodor hier, Theodor da, dachte sie frustriert. Es nervte sie. So verliebt konnte man doch nicht sein.

„Sieh mal, was er mir zu Weihnachten geschenkt hat.“ Parvati flüsterte nun verschwörerisch.

„Der kann nicht zählen“, spottete Padma. Sie gab es auf, Parvati würde sie ja doch nicht mehr schlafen lassen.

„Was meinst du damit?“, fragte ihr Zwilling und Padma gähnte: „Heute ist der Dreißigste, Weihnachten war vor vier Tagen.“

„Genau genommen hat er es mir gestern Abend gegeben“, warf Parvati ein. Padma setzte sich nun auf und sah ihre Schwester nachdenklich an.

„Wie spät ist es eigentlich, draußen ist es ja noch dunkel.“

„Kurz nach acht“, sagte Parvati und nun musterte Padma sie sehr misstrauisch.

„Wieso bist du nicht nur wach, sondern redest die ganz Zeit von Theodor und da fällt mir ein, du warst gestern sehr früh verschwunden.“ Padma riss die Augen auf, sprang hoch und starrte auf ihren Zwilling hinunter.

„Du warst die Nacht über bei Theod… mhmmm.“

Parvati war auch aufgesprungen und hielt der Schwester erschrocken den Mund zu. Sie konnten das Gleichgewicht nicht halten und fielen, erst auf die Matratze, dann auf den Boden.

Sie sahen beide zur Tür, doch niemand kam herbeigelaufen und so rappelten sich die Mädchen wieder auf.

Parvati seufzte, der Welt vollkommen entrückt, während Padma sie fassungslos ansah.

„Ihr habt doch nicht…“, stotterte sie. „Du hast doch gesagt, dass ihr nicht…“ Sie zeigte mit dem Finger auf Parvati und sie grinste:

„Das hat sich letzte Nacht geändert.“ Parvati ließ sich auf das Bett fallen und sank in die Kissen von Padma.

„Am Anfang war es komisch, irgendwie…“

„Ich will es nicht wissen, hörst du“, fiel ihr Padma ins Wort. Sie sah wieder erschrocken zur Tür, doch ihre Eltern waren entweder taub oder sie ignorierten es.

Padma kniete sich neben ihre Schwester auf das Bett und sah sie nachdenklich an, als sie fragte: „Und er will immer noch mit dir zusammen sein?“

Parvati drehte den Kopf, ihr Lächeln verschwand und sie sah Padma verwirrt an.

„Ja, wieso fragst du das?“

„Er ist ein Slytherin. Die entscheiden sich nicht für nur ein Mädchen.“

„Das ist doch Unsinn. Sieh dir Lavender und Blaise an.“

„Lavender ist irgendwie auch keine wirkliche Gryffindor“, warf Padma ein. Zumindest nicht mehr, seit sie sich mit Blaise eingelassen hatte, setzte sie im Stillen nach.

„Wieso musst du alles kaputt machen?“ Parvati setzte sich auf. Ihre gute Laune war dahin und das tat Padma leid, war sie doch schuld daran. Sie schlang beide Arme um ihre Schwester und drückte sie entschuldigend.

„Du hast Recht und ich werde nicht mehr schlecht über Theodor reden“, versprach sie.

Parvati löste sich aus der Umarmung und winkte ab: „Schon gut.“ Sie war noch immer beleidigt und so fragte Padma nach dem Geschenk, auch wenn es sie in keinster Weise interessierte.

Parvati zog etwas aus ihrer Frisur und hielt es Padma entgegen.

„Das ist ein Schmetterling“, erklärte sie, als wenn man es der Haarspange nicht ansehen würde.

Padma fand sie sehr schön, sagte das auch und der Zwilling war wieder zufrieden. Da fiel Padma ein, warum sie geweckt worden war.

„Lavender ist schwanger?“
 

Mittwoch, 31. Dezember 1997
 

Draco war nicht wirklich überrascht, als sein Vater ihn darauf hinwies, dass er pünktlich um sechs Uhr abends zu Hause zu sein hatte. Istave hatte ihn ja schon vorbereitet, doch man konnte nicht gerade sagen, dass Draco glücklich war.

Am liebsten würde er sich weigern. Wie ein stumpfer Stachel bohrte es in ihm, die Tatsche, dass er heute Nacht ein Death Eater werden würde.

Wollte er das?

Sicher nicht. Irgendwie musste er es aber schaffen, sich nichts anmerken zu lassen. Nicht vor seinem Vater, aber schon gar nicht vor Voldemort.

Plötzlich kam ihm ein eigenartiger Gedanke. Es konnte durchaus sein, dass er irgendwann seinem Vater als Feind gegenüber stand.

Er sah zu Narzissa und fragte sich, auf wessen Seite sie sich schlagen würde.

Auf die Seite seines Vater, die des Dunklen Lords oder auf seine?

Was, wenn er beide Eltern gegen sich hätte?

Draco sah wieder auf seinen Teller. Er hatte keinen Hunger mehr. So entschuldigte er sich und ging. Kurz darauf saß er auf seinem Besen und flog zu seiner Freundin, das Einzige, das ihn derzeit aufmunterte.

„Er ist schon wieder weg“, stellte Lucius fest und Narzissa nickte.

„Wo fliegt er immer hin? Hat er eine Freundin, von der er uns noch nichts erzählt hat?“ Narzissa lächelte, stand auf und strich ihren Rock glatt, bevor sie antwortete: „Ich weiß es nicht. Aber wenn, dann wird er sie uns schon noch vorstellen.“

Das war keine zufriedenstellende Antwort. Lucius stand ebenfalls auf und verließ das Haus.

Da fiel Narzissas krampfhaft aufrechterhaltene Fassade in sich zusammen.

Verzweiflung packte sie. Sie wünschte, sie könnte mit irgendjemand reden.

Als erstes fiel ihr Lilien Nott ein, war sie doch auch in ihrer Situation, doch war auch bekannt, dass Francis ein ebenso treuer Anhänger war wie ihr eigener Mann.

Narzissa war nicht sicher, wie Lilien reagieren würde, wenn sie ihr sagte, dass sie nicht wollte, dass ihr einziges Kind ein Death Eater wurde.

Bellatrix war in der Hinsicht erst recht die falsche Adresse und so ging die Jüngste von drei Schwestern mit schweren Schritten in ihr Zimmer. Dort starrte sie eine ganze Weile in ihr blasses Gesicht, bis sie einen ungewöhnlichen Entschluss fasste.

Sie beauftragte Poo, einen Kuchen zu backen, zog ihr schlichtestes Kleid an und warf einen ebenso einfachen Umhang über.

Der Hauself kam gerade mit dem noch heißen Backwerk, als Narzissa bereit zum Aufbruch war.

Möglicherweise machte sie sich gleich lächerlich, doch sie musste mit irgendjemand reden und die Einzige, der sie in der Hinsicht vertraute, war ihre zweite Schwester Andromeda.
 

***
 

„Man sollte meinen, der Junge hat kein Zuhause“, flüsterte David leise und sah noch einmal durch den Rückspiegel des Autos zum Haus zurück. Sie waren gerade im Begriff, Delia zurück zu ihren Eltern zu fahren und saßen alle drei bereits im Auto, doch David startete den Wagen nicht.

Es gefiel ihm nicht, Draco mit seiner kleinen Tochter alleine zurück zu lassen.

„Hermione ist eine vernünftige erwachsene junge Dame“, sagte Diana entschieden. „Und Draco ist…“ Sie stockte und David sah geradezu triumphierend hinüber.

„Ganz genau. Wir kennen ihn gar nicht.“

Diana winkte jedoch unwirsch ab. „Ich finde ihn sehr sympathisch und wenn Hermione ihn mag, so werde ich ihn auch mögen. Gib ihm eine Chance. Bei Antaia hast du dich nicht so angestellt.“

„Allan war auch durchschaubarer als dieser Draco“, murrte David.

„Ich rede nicht von Delias Vater“, sagte Diana leise. „Und jetzt fahr los.“

David drehte den Schlüssel, ließ die Kupplung kommen, trat das Gas durch und fuhr mit quietschenden Reifen an.

Hermione hatte das, am Fenster stehend, beobachtet und grinste. Draco stand hinter ihr, die Arme um seine Freundin geschlungen, fest an sich gedrückt und das Kinn auf ihre Schultern gestützt.

„Er ist misstrauisch“, murmelte er und sie wandte leicht den Kopf, dass ihre Haare seine Wange streiften. Sie grinste: „Das wärst du auch an seiner Stelle.“

„Kann sein“, gab er nach einer Weile zu. „Wegen heute Abend“, begann er dann und Hermione drehte sich ganz zu ihm um.

„Du gibst mir jetzt doch nicht einen Korb? Ich habe Ron abgesagt.“

„Du wolltest mit Weasley Silvester feiern?“

„Er ist ganz alleine im Fuchsbau. Harry ist ja zu einem Quidditchspiel.“

Draco verzog neidvoll das Gesicht. Da hatte er auch hingewollt, aber es gab keine Karten mehr. Selbst sein Vater konnte keine mehr auftreiben und der bekam immer welche.

Er hatte ohnehin anderes zu tun.

„Ich muss um sechs zu Hause sein.“

Hermione sah ihn fragend an, verstand dann aber. „Es ist also unausweichlich“, sagte sie leise. Es war keine Frage, nur die traurige Tatsache, die sie aussprach.

„Wen trifft es denn noch?“

„Theodor, Gregory, Vincent und Michael McNair, soweit ich weiß.“

„Blaise nicht?“

Draco brummte genervt und machte sich von Hermione los. Er durchquerte das Zimmer und erklärte: „Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber er nicht. Ist auch besser so, schon wegen Lavender.“

Er zog ein Buch heraus, das er schon gelesen hatte und blätterte darin herum.

Hermione hatte sich gegen das Fenster gelehnt und fragte: „Was ist mit Lavender?“

Draco sah auf und grinste: „Das weißt du noch nicht? Sie ist schwanger.“

„Was?“ Das haute Hermione um, obwohl, so wirklich überraschend kam es wohl nicht.

Nach einer kurzen Weile des Schweigens stieß Herm sich vom Fensterbrett ab und schob sich wieder in die Arme von Draco. Sie sah ihn ernst an und fragte dann: „Aber du läufst mir doch nicht wieder weg, oder?“

Er sah sie nachdenklich an und sagte dann: „Ich bin nicht sicher, was du davon hältst. Du bist eine Muggelgeborene und von der Auffassung des Dunklen Lords her“, begann er, doch Hermione schnitt ihm das Wort ab.

„Erst einmal bin ich keine Muggelgeborene. Mein richtiger Vater war ein Zauberer und hieß Darren Grey. Er war ein Weißmagier und Mom sagt, ich habe seine Augen. Und davon mal abgesehen, interessiert es mich nicht, was Voldemort sagt.“

Sie merkte, wie Draco bei dem Namen des Dunklen zusammenzuckte, wenn auch kaum merklich, und sie sah ihn eindringlich an.

„Was denkst du?“

Draco warf das Buch auf das Bett und legte beide Hände auf ihren Rücken.

„Ich habe mehr Angst, dich wieder zu verlieren, als ein Death Eater zu werden.“

„Doch das musst du?“, fragte sie leise.

Draco runzelte die Stirn. Finster blickte er auf die Tür hinter ihr und sagte: „Ja. Es geht nicht anders. Es wäre glatter Selbstmord, es nicht zu tun.“

Plötzlich machte er sich von ihr los und trat einen Schritt zurück.

„Denk darüber nach. Treffen wir uns eine Stunde vor Mitternacht. Ich habe dir von dem Haus im Wald erzählt. Meinst du, du findest dort hin?“

„Ja.“

Er küsste sie noch kurz und sagte: „Denk darüber nach. Ich warte dort auf dich bis eine Stunde nach Mitternacht.“

Dann verließ er das Haus.

Hermione hörte, wie die Tür zuschlug.

Sie musste nicht nachdenken, sie wusste auch so, sie würde da sein.

Sie sah sich im Haus um. Es war so still, so leer.

Kurz entschlossen ging sie zum Kamin.

Sie musste ihre Schwester sehen und traf dort, zu Davids Verblüffen, drei Stunden vor ihren Eltern ein.
 

***
 

Francis war außer Haus, wohin auch immer, und Timothy hatte sich im Keller vergraben. Er suchte ein paar Zutaten zusammen, für Experimente, die er im neuen Jahr bei den Weasleyzwillingen ausprobieren würde.

Die drei versuchten einen Trank zu brauen, um der neuen Angestellten der Zwillinge das Gedächtnis zurückzugeben.

Die Arme wusste bis auf ihren Namen gar nichts.

Timothy mochte sie. Auch ihren Freund Oliver Wood, der sie ab und zu abholte. Josephine arbeitete fast nur am Samstag, dann wenn die Zwillinge und Timothy die Kessel anheizten.

Da nahm Lilien ihren ältesten Sohn beiseite.

„Du musst dich von Parvati trennen“, sagte sie und Theodor starrte sie an, als wäre sie verrückt geworden.

„Das werde ich nicht tun“, sagte er gerade heraus.

„Doch. Wenn du nicht willst, dass ihr etwas passiert, wirst du dich von ihr trennen müssen. Du weißt, was heute für ein Tag ist.“

„Silvester“, zuckte er mit den Schultern und da fiel ihm ein, dass er sich mit Parvati um Mitternacht verabredet hatte.

„Du wirst heute ein Death Eater. Der Krieg wird kommen und Parvati gehört nun einmal zu den Freunden von Harry Potter.“

Ich auch, dachte Theodor, verschwieg es aber lieber. Er verstand noch immer nicht.

Lilien sah ihn eindringlich an.

„Tim ist ein Squib, das ist dir doch wohl klar. Der Dunkle Lord ist ohnehin misstrauisch und es ist einzig deinem Vater zu verdanken, dass du noch einen kleinen Bruder hast. Du trennst dich von Parvati. Das ist das Beste für dich und für sie.“

Theodor sah seine Mutter bitter an und zischte: „Wie es das Beste ist, dass ich ein Death Eater werde?“

„Ja.“

„Das wird nicht passieren“, prophezeite Theodor und Lilien sah ihn mitleidig lächelnd an.

„Doch, das wird passieren. Wenn du wirklich Zweifel hast, sieh dir an, was mit dem jungen McNair passieren wird.“

„Michael McNair?“, fragte Theodor nach. Er kannte den Zauberer aus Durmstrang flüchtig.

„Er weigert sich und jetzt versteckt er sich wie eine Ratte. Er ist auf der Flucht und seine Familie hat das Misstrauen des Dunklen Lords erweckt.“

Theodor verschränkte die Arme und sah seine Mutter herausfordernd an: „Dann werde ich auch ein Verräter. Ich werde diesem … nicht zu Diensten sein.“

„Mach das, solange du ein Death Eater bist und nicht seine Aufmerksamkeit auf dich ziehst“, sagte Lilien zu Theodors Überraschung. „Doch dafür musst du dich von Parvati trennen.“

„Das werde ich nicht tun“, sagte er stur und verließ den Raum.

„Doch, das wirst du“, setzte Lilien leise, für ihn nicht mehr hörbar, nach und seufzte.
 

***
 

„Sind die Babys von Herm und Draco schon da?“, war das Erste, was Delia rief, als sie quer durch das Haus lief.

Bellatrix zuckte so heftig zusammen, dass ihr Tee überschwappte.

Sie sah dem Kind, das sie nur flüchtig begrüßte und dann zur Tür hinaus zu den Gewächshäusern rannte, nach.

„Hermione und mein Neffe werden Eltern?“, stammelte sie. Antonin lachte auf.

„Nein. Delias Kaninchen. Sie hat ihnen nur die Namen der beiden gegeben.“

„Warum?“

Antonin zuckte mit den Schultern, während er Delia genau beobachtete. „Hermione ist ihre Tante, die sie vergöttert und in Draco sieht sie wohl eine Art Onkel.“

„Dieses Kind ist seltsam“, murmelte Bellatrix und schlürfte weiter den Rest von ihrem Tee. Delia kam nun wieder zurückgelaufen. Sie schien enttäuscht.

„Sie sind noch nicht da“, sagte sie traurig und Antonin stricht ihr tröstend über den Kopf.

„Das dauert eine Weile.“

Delia sah zu Bellatrix und begrüßte diese nun höflich, aber sehr distanziert.

Diese lächelte und sah die Jüngste der Familie an, als diese ihre Aufmerksamkeit schon jemand anderem geschenkt hatte.

Ihre Großeltern verabschiedeten sich gerade und Delia lief zu ihnen, als sie Hermione neben ihrer Mutter sah.

„Tante Herm“, rief sie und setzte nach: „Ist Onkel Draco auch da?“

„Nein“, sagte Hermione und blickte ins Kaminzimmer, aus dem Antonin nun auf sie zukam.

An diesen Anblick hatte sie sich halbwegs gewöhnt.

Doch im Hintergrund sah sie auch Bellatrix und Rodolphus, Tee trinkend und Kekse knabbernd.

An diesen Anblick hatte sie sich noch nicht gewöhnt und sie war schon fast gewillt, mit ihren Eltern zu fahren, als Antaia sagte, dass sie ihrer Schwester noch etwas geben wollte.

David und Diana fuhren und Antaia wollte ihre Schwester mit sich ziehen, als hinter ihnen Bellatrix sagte: „Ich möchte mit Ihnen reden, Miss Granger.“

„Mit mir?“, fragte diese leicht erschrocken und unwillkürlich huschte ihr Blick zu Antonin und Antaia.

„Ja, reden, mit Ihnen. Keine Sorge, ich werde keinen Fluch auf Sie hetzten.“

Soll mich das jetzt beruhigen, dachte Hermione, folgte dann aber, ohne die Hand von Antaia loszulassen. Sie sah sich um.

Es waren eindeutig zu viele Death Eater in diesem Raum.

Schon ein seltsamer Gedanke, wenn sie sich bewusst wurde, dass Draco das auch werden würde in, sie schielte zur Uhr, nicht mal fünf Stunden.

„Sie wissen, was heute um sieben sein wird?“, begann Bellatrix und Hermione nickte.

„Und dennoch wollen Sie mit meinem Neffen zusammen bleiben?“

Diesmal holte Hermione tief Luft und sagte mit fester Stimme: „Ja.“ Was dagegen?

Bellatrix lächelte und sah triumphierend zu Rodolphus.

„Und du sagst, ich bilde mir etwas ein. Ich habe es doch gewusst und Narzissa weiß nichts davon.“

Hermione war verwirrt. Sie sah zu Antaia und ihrem Mann, der den Blick leicht kopfschüttelnd zurückgab und erklärte: „Bis jetzt hatte sie nur einen Verdacht, nun hat sie Gewissheit.“

Hermione sah Bellatrix an und fragte: „Sie wollten mich nur aushorchen?“

„Foltern darf ich dich ja nicht, aber das muss man auch nicht, wenn man weiß, wie es geht.“

Die Ältere grinste zufrieden und Hermione geriet leicht in Panik.

„Sie werden es doch nicht Dracos Eltern erzählen, oder?“

„Nein, das wird sie nicht“, mischte sich nun Istave ein und Bella sah ihn verblüfft an.

Würde sie nicht? Doch, sie wollte es eigentlich. Sie wollte Narzissas und vor allem Lucius’ Gesicht sehen, wenn sie erfuhren, wen Draco da ins Haus schleppte.

Von Antaia durfte sie ja niemanden erzählen, Antonin und leider auch Istave und Rabastan waren da unerbittlich und mit allen dreien legte sie sich nicht an.

Davon abgesehen, dass es ihr selber nicht mehr sehr gut bekommen würde, wenn jemand von der Ehe erfuhr, von der sie nun schon so lange wusste.

„Was sollte mich davon abhalten?“

„Nun, erst einmal ich“, begann Antaia, doch Istave bedeutete ihr zu schweigen und lächelte freundlich: „Wenn du keine Geheimnise für dich behalten kannst, werde ich dir zeigen, wie es geht. Erzähl du irgendwas von dem, was in dieser Familie vor sich geht, und deine Töchter werden nicht so schnell nach Hause kommen.“

„Du erpresst mich?“, zischte Bellatrix und wurde nun wütend.

„Ja. Wir kennen übrigens einen, der sie angegriffen hat. Möchtest du es erfahren?“

„Für was? Dass ich Narzissa und Lucius nichts sage?“

„Zum Beispiel.“

Bellatrix sah wieder zu Hermione und sagte: „Darf ich dabei sein, wenn sie es erfahren?“

„Ja, das darfst du“, mischte sich Istave erneut ein und Bellatrix nickte kurz.

„Gut. Wer war es?“

„Everett.“

„Der ist tot“, sagte Bellatrix sofort und diesmal hielt Rodolphus sie fest.

„Und wieder reagierst du übereilt, meine Liebe. Wie würdest du den Mord rechtfertigen?“

Bellatrix überlegte und Hermione war sprachlos. Die redeten hier von einem Mord und überlegten lediglich, wie sie ihn vor Voldemort rechtfertigen konnten?

War sie im falschen Film?

Antaia zog sie sanft mit sich. Sie konnte die Irritation ihrer Schwester verstehen, hatte sie doch dasselbe anfangs auch gedacht.
 

***
 

Hermione wartete, bis Antaia die Tür zu ihrem Zimmer geschlossen hatte, und sagte dann, was sie sich die ganze Zeit schon verkniff.

„Wie schaffst du es, mit solchen Leuten zusammen zu leben?“

„Soll das jetzt ein Vorwurf sein?“ Antaia runzelte verärgert die Stirn.

„Nein, es ist eine schlichte Frage“, wehrte Hermione ab. Die Tür ging auf und Antonin kam herein. Er musterte die Schwestern kurz und seufzte innerlich.

Schon wieder Beziehungsprobleme?

Wie war das möglich?

„So dumm kann Draco doch nicht sein“, murmelte er und Hermione sah verwirrt auf.

„Draco ist ein Schatz“, versicherte sie.

Oh ho. Antonin blinzelte irritiert: „Wieso dann diese finstere Miene?“

„Er wird heute ein Death Eater“, sagte Hermione düster. „Und wenn ich die dort unten so sehe, frage ich mich, wie ich damit klar kommen soll.“

„Indem du dich auf alles andere konzentrierst. In erster Linie ist er Draco. Immerhin ist es doch schon beachtlich, dass du gar nicht erst in Erwägung ziehst, dich von ihm zu trennen.“

„Natürlich nicht“, fuhr Hermione auf, blickte dann verlegen zu Antonin, der verhalten grinste.

Diese Jugend. War er auch so gewesen? Er konnte sich nicht erinnern.

Antaia ließ sich auf die Couch fallen.

„Ich erzähle dir eine Geschichte und glaub mir, danach wirst du Bellatrix und Rodolphus in einem etwas anderen Licht sehen.“

„Das willst du wirklich tun?“, fragte Antonin skeptisch. „Wenn das die beiden erfahren, hatte ich mal eine Frau.“

„Sie müssen es ja nicht erfahren. Hermione kann die Geschichte genauso gut von Draco erfahren haben. Schließlich ist sie den Malfoys genauso gut bekannt, wie du weißt, dass Draco die ersten drei Jahre in einem rosa Zimmer gewohnt hat.“

Hermione riss die Augen auf.

„Er hat was?“, fragte sie, doch Antaia winkte ab.

„Das erzähle ich dir ein anderes Mal. Die Geschichte von Dracos Eltern ist eigentlich noch amüsanter, aber so viel Zeit haben wir jetzt nicht.“ Antaia grinste und ihre Augen funkelten vergnügt, als sie sagte: „Bist du bereit?“

Hermione nickte, auch wenn sie nicht so recht wusste, was dieses ‚Bist du bereit?’ zu bedeuten hatte und Antaia wollte beginnen, doch am Ende war es Antonin, der erzählte.
 

***
 

Die Geschichte von Bellatrix und Rodolphus
 

***
 

Rückblende: 26. Dezember 1968
 

Druella Black sah mit verkniffener Miene zu ihrer Tochter. Bellatrix war gerade siebzehn Jahre geworden und starrte ihre Eltern wütend an.

„Das könnt ihr nicht machen!“, fauchte sie.

Druella und Cygnus waren mit ihren drei Töchtern Bellatrix, Andromeda und Narzissa bei Walburga und Orion Black.

Es war Weihnachten und zwischen Entenbraten und Nachtisch hatte Druella ihrer Ältesten gesagt, dass diese am Ende des Schuljahres einen gewissen Rodolphus Lestrange heiraten würde.

Es war keine Frage oder gar Vorschlag gewesen.

Es war eine einfache Feststellung.

„Niemals!“ Bellatrix war nun aufgesprungen und die anderen Kinder sahen vorsichtig zu der Hexe hinüber.

Sirius und Regulus, die Söhne des Hauses, acht und sieben Jahre alt, verfolgten das Geschehen mit Verwunderung.

Andromeda sah mitleidig zu ihrer Schwester, während Narzissa genervt schien.

Sie verstand ihre Schwester nicht. Es war doch immer schon klar gewesen, dass sie sich ihre Ehemänner nicht selber aussuchen durften.

Sie selbst zum Beispiel wusste schon seit einem Jahr, dass sie einmal Lucius Malfoy heiraten würde. Das hatte sie erfahren, als sie ihre Eltern einmal zufällig belauscht hatte.

Und damals hatte sie sich schon vorgenommen, was sie tun würde.

Heiraten, das war wohl unumgänglich, aber die Malfoys waren reich, sie würde in dem zukünftigen Haus also durchaus ein eigenes Zimmer bekommen und das würde sie sorgsam abschließen.

Jede Nacht.

Sie hatte diesen Lucius in Augenschein genommen und ihm auch recht schnell klar gemacht, auf was die Ehe hinauslaufen würde. Insgeheim hoffte Narzissa, dass Lucius mit irgendeinem Mädchen durchbrennen würde und sie so aus dem Schneider war und Lucius sah das ähnlich und tat seit einem Jahr sein Bestes.

Bellatrix rannte aus dem Zimmer und Narzissa wurde aus den Gedanken gerissen. Sirius warf sein Besteck hin und lief der Cousine nach. Regulus verharrte und kaute nachdenklich weiter, bis auch er das Besteck auf den Tisch legte und dem Bruder hinterher rannte.

Sie fanden Bellatrix im verschneiten Garten, wo sie Flüche auf kleine Spatzen schoss.

Sie traf nicht und die Brüder waren auch nicht sicher, ob das überhaupt ihre Absicht war.

„Willst du einen Schokofrosch?“, fragte Sirius und hielt der Cousine, die er zu diesem Zeitpunkt noch sehr mochte, einen solchen entgegen.

Bellatrix hielt inne und schniefte. Sie musterte die beiden Zauberer und nahm das Schokostück.

Die Karte gab sie Regulus, der sie sofort in seiner Jacke verstaute.

Sie grinste Sirius schief an und sagte: „Lass nicht zu, dass man dich mit einem wildfremden Mädchen verkuppelt.“

„Niemals“, schüttelte Sirius den Kopf und zog die Nase kraus. Im Moment konnte er mit Mädchen nichts anfangen und fragte sich, wie die Erwachsenen auf die Idee kamen, ein Mann und eine Frau in ein Zimmer zu sperren.

„Beleg doch deine Tür mit einem Fluch, dann kann Lestrange nicht in dein Zimmer“, schlug Sirius vor und Bellatrix lachte auf, stockte dann aber und begann darüber nachzudenken.

„Weißt du, Sirius. Du hast wirklich gute Einfälle.“ Sie wuschelte ihm durch die Haare und aß den Frosch mit einem Bissen, wischte sich dann mit dem Ärmel über den Mund und zielte erneut auf einen Spatz. Diesmal traf sie und der Vogel fiel tot um.
 

***
 

„Du hast bitte was getan?“ Rodolphus starrte seinen Vater fassungslos an. „Soll ich mich darüber etwa freuen?“

Istaves Miene war undurchdringlich.

„Du wirst dich damit arrangieren“, wies er jeden weiteren Protest von sich. Rodolphus wandte sich an seine Mutter.

„Mom!“, wandte er sich an Camille, doch diese hob abwehrend die Hände.

„Es ist beschlossen“, sagte sie. Verschwieg jedoch, dass sie dagegen gewesen war. Das würde sie nicht vor ihren Söhnen zugeben.

Rabastan, sieben Jahre alt, hatte sich hinter einem Buch verkrochen. Er schielte zu seiner Mutter und erkannte, dass diese ganz und gar nicht glücklich über die Entscheidung war.

Es klopfte und Rabastan eilte, um zu öffnen.

„Hallo, Tante Louise und Onkel Nikolai“, begrüßte er die neuen Gäste.

Er wartete bis auch Antonin, acht Jahre alt, hineinkam.

Camille kam, um ihren Zwilling zu begrüßen.

„Ich habe gar nicht mit euch gerechnet.“

„Wir wollten dich überraschen“, lachte Louise und Camille fand, dass ihre Schwester irgendwie anders war.

Sie setzten sich und ließen sich Tee bringen.

Louise musterte Rodolphus, der wütend in den Garten starrte.

„Was ist los?“, fragte sie.

Niemand antwortete und so zischte Rodolphus: „Meine Eltern haben mich verhökert. Ich bin der Preis bei einem Brautwettbewerb.“

„Jetzt übertreib nicht. Bellatrix Black ist ein sehr hübsches und intelligentes Mädchen“, fuhr Istave ihn unwirsch an. „Und sie kommt aus einer sehr guten Familie.“

„Und wenn ich eine andere heiraten möchte?“, fuhr Rodolphus ihn an.

„Willst du?“ In Camilles Stimme schwang Hoffnung mit. Louise hörte es heraus, Rodolphus nicht. Er funkelte nun auch seine Mutter an und zischte: „Würde es etwas ändern?“

„Nein. Die Ehe ist arrangiert. Die Blacks kommen zu Silvester her, da kannst du Bellatrix kennen lernen.“ Istave war unerbittlich und Rodolphus fauchte: „Fein!“

Er stürmte hinaus und warf die Tür laut ins Schloss.

Die anderen, bis auf Istave, zuckten zusammen und ein peinliches Schweigen entstand, bis Camille sich an Louise wandte und fragte: „Also, was führt euch her?“

Die Dolohovs sahen sich betreten an, als Antonin verkündete: „Ich werde ein großer Bruder.“

Er strahlte über das ganze Gesicht. Offenbar konnte er es kaum erwarten.

„Wirklich? Ich gratuliere.“

Camille stand auf und umarmte ihre Schwester und dicht, nur für diese hörbar flüsterte sie: „Tu deinen Kindern eine gezwungene Ehe nicht an.“

Louise reichte ein Blick, um der anderen zu verstehen zu geben, dass dem Kind das erspart blieb. Camille wusste es aber auch so. Nikolai mochte aus einer Schwarzmagierfamilie kommen, doch er legte wenig Wert auf Tradition und Familienabstammung.

Er war weniger konservativ in dieser Hinsicht und wollte nur, dass seine Kinder glücklich werden.
 

31. Dezember 1968
 

Sergej Dolohov klopfte an die Tür. Neben ihm stand sein ältester Sohn Nikolai, selber schon Vater von einem Sohn, dem achtjährigen Antonin, und dessen Frau Louise.

Seine Schwiegertochter war mit dem zweiten Kind schwanger, was Sergej etwas über die Trauer seiner kürzlich verstorbenen Frau hinweghalf.

An seine Hand klammerte sich die vierzehnjährige Alice.

Sie sah ihren Vater fast ängstlich an und er tätschelte ihr beruhigend den Kopf.

„Walden wird da sein“, sagte er. „Den magst du doch.“

Alice nickte, doch tröstete sie es nicht darüber hinweg.

Sie mochte Walden McNair, das stimmte, sie gingen in eine Klasse, doch es waren auch viele andere Kinder dort.

Antonin zupfte seiner Tante an den Zöpfen und Alice schimpfte: „Blödmann!“

Da wurde die Tür geöffnet.

Antonin sah sich in dem großen Raum um. Er entdeckte die Schwestern Narzissa, Andromeda und Bellatrix nahe der Terrassentür. Auch deren Cousins Sirius und Regulus waren schon da.

Diese unterhielten sich mit Rabastan.

Antonin übergab seine Sachen einem Hauselfen und ging zu den Jungs hinüber.

Er musterte unterdessen die anderen Gäste und fragte: „Wer ist das denn?“

Er deutete zu einem blonden vierzehnjährigen Zauberer hinüber, der bei zwei anderen stand.

„Lucius Malfoy“, gab Sirius Auskunft und kaute auf einem Hühnerbein herum. „Die anderen sind Antony Goyle und Walther Crabbe. Tun sich unglaublich wichtig.“

Antonin krauste die Nase. Er verstand schon. Die Älteren, vor allem die, die schon in der Zauberschule waren, sahen meist mit arrogantem Blick auf die Jüngeren herab.

Walden McNair und seine Eltern trafen als nächstes ein.

Alice Dolohov atmete auf. Sie kam mit den anderen Hexen zurecht, wenn es sein musste, doch sie waren nicht wirklich befreundet.

Narzissa war ihr zu hochnäsig und Bellatrix zu grausam. Andromeda hatte ihrer Meinung nach kein wirkliches Selbstvertrauen und so lief Alice Walden entgegen, um ihn zu begrüßen.

Sie kannten sich seit der ersten Klasse und hatten sich auf Abhieb verstanden.

Sie hingen immer zusammen und Sergej sah in dem vierzehnjährigen Durmstrangschüler bereits seinen zukünftigen Schwiegersohn.

Er sollte Recht behalten, denn Alice heiratete Walden kaum, dass sie die Schule verlassen hatte und sie hatten drei Söhne, die er alle sehr mochte.

Antonin schlürfte geräuschvoll an einer Limonade, während er nach seinen Cousins Rodolphus und Rabastan Ausschau hielt.

Doch die waren nicht da.

Er ging zu seiner Tante Camille, zupfte an deren Robe, denn er hatte noch immer den Strohhalm im Mund, um sein Trinken nicht zu unterbrechen und nuschelte: „Wo sind denn Rabastan und Rodolphus?“

Camille sah zu dem Achtjährigen hinunter und unter dem tadelnden Blick hörte Antonin mit dem Trinken auf und fragte noch einmal.

„Rabastan ist in der Küche und wo Rodolphus ist, weiß ich gar nicht“, antwortete da seine Tante und Antonin begab sich in die Küche.

Rabastan arbeitete sich gerade durch eine große Torte und Antonin fand, dass er ihm unbedingt helfen musste.

„Ihr werdet Bauchschmerzen bekommen“, sagte da Sergej Dolohov, der in der Küchentür stehen geblieben waren.

Die beiden Jungs sahen auf und schüttelten synchron die Köpfe.

„Kuchen!“, rief Regulus begeistert und setzte sich neben Rabastan. Natürlich war Sirius nicht weit und so futterten sich vier kleine Zauberer vom Rand in die Mitte vor.

Sergej grinste nur und sah sich nach seiner Tochter um.

Alice hatte sich mit Walden in eine Ecke gesetzt und beredete etwas äußerst Wichtiges. Da er sie nicht weiter stören wollte, ging er durch den Raum und blieb vor Eleonore Black stehen. Sie war eine äußerst interessante Frau, wie Sergej fand. Und sie hatte ein Faible für Quadrate. Gerade an diesem Abend trug die Großtante von Sirius ein Kleid, das wie ein Schachbrett aussah.

Antonin redete mit vollem Mund auf Sirius ein, der genau zuhörte, nur die Hälfte verstand, aber wissend nickte, als Lucius, Walter und Antony in der Küche auftauchten.

„Seht sie euch an“, spottete Lucius. „Verstecken sich in der Küche wie die Hauselfen.“

Die vier Jüngeren sahen auf. Ihre Augen verschmälerten sich leicht, nur Antonin grinste und sagte: „Nur zu, Malfoy. Das sage ich alles Grandpa.“

Lucius warf dem zukünftigen Heiler giftige Blicke zu und verschwand.

„Was wird Onkel Sergej denn tun?“, wollte Sirius wissen. Antonin stopfte ein weiteres Stück Kuchen in sich und nuschelte:

„Nicht Großvater Sergej, mein anderer Großvater.“

Sirius nickte weise, auch wenn er keine Ahnung hatte, wen Antonin meinte und niemand klärte ihn auf.

„Und, habt ihr alles geschafft?“, lachte Camille, als sie die vier vor der leeren Kuchenplatte sah.

„Ja!“, grinste Antonin stolz und rutschte vom Stuhl.

Die anderen drei folgten ihm und mischten sich wieder unter die anderen Gäste.

Regulus gähnte. Er war müde, doch wollte er auf keinen Fall schon ins Bett. Zu groß war die Angst, er könnte etwas verpassen.

Von den Blackschwestern waren nur noch Andromeda und Narzissa im Raum. Andromeda blickte hinaus in den Garten, wo Bella hin verschwunden war, um ihren Verlobten, den sie bis dahin noch nicht kennen gelernt hatte, aus dem Weg zu gehen.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Lucius an ihnen vorbei ging und Narzissa ein „Penner“, zischte, das Lucius mit einem „Zicke“, quittierte.

Andromeda verstand ihre kleine Schwester nicht. Ihr war schon in Hogwarts aufgefallen, dass sie äußerst feindselig mit dem Jungen namens Malfoy umging, er sie aber nicht minder unhöflich behandelte.

Sie sah wieder in den Garten. Ihr Blick verweilte kurz bei Alice und Walden, die beide irgendwie verlegen aussahen.

Sie lächelte und schielte zu Alices älterem Bruder Nikolai, doch der war in ein tiefes Gespräch mit Istave vertieft.

Der große Bruder war beschäftigt, dachte Andromeda und blickte zu Sergej. Und der Vater auch.

In dem Moment schob Alice ihre Hand in die von Walden und Andromeda lächelte wehmütig.

Sie wünschte auch, sie könnte sich ihren Zukünftigen selber aussuchen.

Mit diesem Gedanken sah sie sich wieder im Raum um.

Sie fragte sich, wo dieser Rodolphus war.

Der jüngere Bruder, Rabastan, hatte sich an die Antonin-Sirius-Clique dran gehängt.

Regulus tat alles, was sein Bruder und Antonin sagten, es war also nicht verwunderlich, dass auch Rabastan die beiden Älteren als die Anführer akzeptierte.

Ja, mit acht waren Antonin und Sirius noch unzertrennlich, mit dreizehn zerstritten sie sich so sehr, dass sie kein vernünftiges Wort miteinander wechselten.
 

***
 

Bellatrix hackte mit der Schuhspitze in den gefrorenen Boden. Ihr war entsetzlich kalt. Sie hatte ihren Umhang hochgeschlossen, den Schal bis über die Nase gezogen und die Kapuze tief über die Augen. Ihre Hände hatte sie in die Taschen gestopft und so stand die Siebzehnjährige draußen in der Kälte und bei Dunkelheit und brütete düster vor sich hin.

Jemand kam auf sie zu. Der Schnee knirschte unter den schweren Schritten, doch Bellatrix sah nicht auf.

„Es ist kalt hier draußen“, wurde sie angesprochen.

„Ich friere gern“, sagte sie. „Besser als da drin zu sein, bei diesen Heuchlern, die sich Familie nennen.“

Der junge Mann blieb vor ihr stehen, blickte aber zum Haus hinüber und nickte.

„Das stimmt“, pflichtete er ihr bei und Bellatrix sah auf.

Der Zauberer mochte wenig älter sein als sie.

Er hatte schwarze Haare, war großgewachsen und man konnte sagen, dass er sehr gut aussah.

Mit Sicherheit hatte er mehr als eine Verehrerin in der Schule gehabt.

Doch so richtig konnte sie es nicht erkennen.

Auch sie blickte nun zum Haus und murmelte etwas in ihren Schal, was er nicht verstand, als es in seinen Augen aufblitzte.

„Du willst nicht hier sein, nehme ich an“, begann er und sie nickte, ohne ihn anzusehen.

Sie wischte sich eine Strähne aus der Stirn, als diese Hand ergriffen wurde und er sagte: „Dann lass uns woanders hingehen. Kannst du apparieren?“

„Seit zwei Wochen sogar offiziell“, grinste sie und er erwiderte: „Komm mit.“

Bella warf einen letzen Blick zum Haus, winkte Andromeda kurz zu, die ihr verwirrt zurück winkte, dann wurde Bellatrix auch schon fortgezogen.
 

***
 

Bellatrix wartete auf ihren Begleiter und fuhr mit dem Finger durch die Kerzenflamme, die leise knisterte.

„Du spielst mit dem Feuer“, sagte der junge Zauberer, als er sich setzte und Bella betrachtete sich ihn nun genauer.

Er erinnerte sie an jemanden, doch sie kam nicht drauf und sie wollte auch nicht darüber nachdenken.

Er schob ihr ein Glas Wein hin und sie nippte daran. Sie schielte über den Rand hinweg und fragte: „Hast du eine Freundin?“

Er lächelte: „Würde es dich stören?“

Sie stellte das Glas ab und beugte sich weiter zu ihm hinüber und sagte leise: „Nein, nicht im Geringsten.“ Sie küsste ihn leicht und er dachte, was für ein Biest. Aber die Nacht fing vielversprechend an.

„Erst das Hauptgericht oder willst du gleich zum Nachtisch übergehen?“, fragte er und sie hob die Augenbrauen und grinste: „Kommt auf den Nachtisch an.“

Er richtete sich auf und schob demonstrativ die Karte zwischen sich und die Hexe. Diese nahm sie, wenn auch mit verblüfftem Ausdruck, und sah sie sich an.

„Ich würde das Schokoladeneis mit Sahne empfehlen.“

Bellatrix nickte zustimmend und bestellte.

„Ich nehme doch an, nachdem du mich schon einfach so mitgenommen hast, dass du mich einlädst“, sagte sie, nachdem die Bestellung aufgenommen worden war.

Er drehte das Weinglas mit den Fingern und grinste: „Aber natürlich, ich bin sicher, ich bekomme alles wieder.“

Bellatrix gab den vielsagenden Blick zurück und stützte ihren Kopf auf eine Hand.

„Wie wäre es, wenn du, während wir hier warten, schon mal ein Zimmer mietest.“

Nun sah er wirklich verblüfft auf.

„Ist das dein Ernst?“, fragte er und sie nickte entschlossen.

„Du könntest der letzte Mann sein“, sagte sie und er stand auf. Bellatrix setzte in Gedanken hinzu, der letzte, mit dem ich vor meiner Hochzeit zusammen bin.

Das Eis wurde gerade gebracht, als Rodolphus sich wieder setzte. Er legte den Schlüssel zwischen sich und Bellatrix. Er war das unausgesprochene Versprechen und Bella überlegte, ob sie nicht etwas voreilig war.

Sie hatte natürlich Freunde in der Schule gehabt, doch war sie nie so weit gegangen, wie sie es dem ihr Fremden gerade eben versprochen hatte.

Dann dachte sie an ihre Eltern und Wut stieg in ihr auf. Sie stieß den Löffel heftiger in das Eis, als sie gewollt hatte und begann zu essen.

Ihr Gegenüber sah ihr stumm dabei zu.

Kaum war sie fertig, bezahlte er und sah sie fragend an.

„Wir können auch zurückgehen“, schlug er vor. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Die Hexe wirkte so wütend.

„Nein“, sagte Bellatrix entschlossen und griff den Schlüssel. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich, die Treppe hinauf in das Zimmer.

Kaum war die Tür zu, als er noch einmal sagte: „Du solltest nichts tun, was du morgen bereust.“

„Das bereu ich mit Sicherheit nicht“, versicherte sie und schloss ihn in ihre Arme und küsste ihn, dass er alle Bedenken über Bord warf.

Sie war attraktiv, sie küsste fantastisch und er wollte so gerne der Realität entfliehen und wo konnte man das besser als in den Armen einer schönen Frau?

Davon abgesehen wusste er nun, wer sie war.
 

1. Januar 1969
 

„Wo warst du, Bellatrix Black?“

Die angesprochene Hexe sah auf und in die wütenden Augen ihrer Mutter.

„Ich habe mit einem Fremden geschlafen, bevor ich verkauft werde, Mutter?“, sagte sie gelangweilt und kassierte eine schallende Ohrfeige. Fassungslos startete sie ihre Mutter an.

Noch nie hatte Druella ihre Töchter geschlagen.

Andromeda und Narzissa, die das gehört hatten, zuckten zusammen und gingen von der Tür weg, hinter der sie gelauscht hatten.

Bellatrix lachte nun böse. „Habe ich es also geschafft, dich zu schockieren, dann hat sich die Nacht ja doppelt gelohnt.“

Dann ging sie in ihr Zimmer, packte ihre Sachen zusammen und kam mit dem Koffer wieder hinunter.

„Wo willst du hin?“, wollte Druella wissen.

„Ich gehe nach Hogwarts.“

„Das wirst du nicht tun.“

„Halt mich doch auf“, sagte Bellatrix tonlos und wandte sich zur Tür, doch Druella zog sie zurück.

„Geh in dein Zimmer. Für die Lüge wirst du später betraft.“

Bellatrix war verwundert, bis sie begriff. Ihre Mutter glaubte ihr nicht, dass sie mit einem Mann geschlafen hatte und so lachte sie laut auf. Ließ den Koffer stehen und ging tatsächlich in ihr Zimmer.

Sie hatte die Tür kaum geschlossen, als es klopfte.

Cygnus, ihr Vater, kam herein und sah sie traurig an.

Sie gab den Blick zurück und kniff die Lippen zusammen.

„Hast du das wirklich getan?“, fragte er und sie sagte:

„Ja!“

„Warum? Um deiner Mutter und mir eine auszuwischen? Letztendlich hast du dich nur selber verletzt.“

„Eigentlich nicht“, gab sie biestig zurück. „Wenn ich wählen müsste, ich würde ihn wählen und dabei weiß ich noch nicht einmal seinen Namen.“

„Bellatrix“, seufzte Cygnus und wollte auf sie zugehen, doch sie wich zurück.

„Lass es, Daddy. Es ist passiert und was soll’s? Ich werde ihn nicht wiedersehen sondern gehorsam diesen Lestrange heiraten.“

Der Vater nickte traurig und ging wieder. Kurz darauf schlichen Andromeda und Narzissa hinein. Sie sahen fast ehrfürchtig zu ihrer großen Schwester.

„Verschwindet“, fauchte diese und scheuchte ihre Schwestern wieder hinaus. Sie verriegelte ihre Tür, warf sich auf ihr Bett und begann zu weinen.

Das war so ungerecht.

Wie konnten ihre Eltern ihr das antun?

Ihre Gedanken wanderten zurück zum Morgen, als sie neben dem Zauberer aufgewacht war. Er hatte noch geschlafen, als sie aufgestanden, sich angezogen und gegangen war.

Sie wollte gar nicht wissen wer er war. Sie fürchtete sonst, zu versuchen ihn wieder zu finden. Mit Sicherheit gab es eine Freundin oder gar Verlobte und das würde sie nicht wissen wollen.

Das nahm ihr die romantische Vorstellung, dass er nur für sie da war.

Nur für diese eine Nacht.

Bellatrix seufzte, als etwas gegen die Scheibe flatterte.

Es war eine Eule und Bella machte dem Tier auf.

Es hüpfte auf das Bett und wartete geduldig, bis sie den Brief abgeknüpft hatte, dann flatterte es wieder davon.

Offenbar wollte der Schreiber keine Antwort haben. Sie schloss das Fenster wieder und setzte sich, rollte es auseinander und las.
 

Meine liebe Bellatrix,

so werde ich dir Briefe wohl in Zukunft beginnen, wenn ich dir denn schreibe.

Da wir uns gestern nicht wie vorgesehen vorgestellt wurden, möchte ich das nun nachholen.

Mein Name ist Rodolphus Lestrange und es ist wohl so, dass unsere Eltern eine Ehe zwischen uns beschlossen haben.

Ich bedaure sehr, dass du es offenbar vorgezogen hast zu gehen, ohne dich zu verabschieden. Dennoch hoffe ich, dass dir meine zukünftige Gesellschaft nicht als Last vorkommen wird.
 

Hochachtungsvoll

dein Verlobter, Rodolphus
 

Bellatrix knüllte das Papier zusammen und warf es in die Flammen des Kamins. Doch die größte Überraschung sollte sie erst noch erhalten.

Beim Abendbrot verkündete Druella ihr, dass die Hochzeit noch in den Weihnachtsferien stattfinden würde.

Die Lestranges waren damit einverstanden und Bellatrix verließ ohne Essen den Raum und sprach bis zur Hochzeit kein Wort mehr mit ihren Eltern.
 

4. Januar 1969
 

„Ich fasse es nicht“, schimpfte Bellatrix vor sich hin. Sie starrte in das Spiegelbild vor sich.

Da stand sie, die Haare kunstvoll aufgesteckt, ein dichter Schleier würde ihr Gesicht verbergen und eine kunstvoll bestickte Robe hüllte ihren Körper ein.

Als ihre Mutter vor drei Tagen gesagt hatte, sie würde noch in den Ferien heiraten, hatte sie es für einen üblen Scherz gehalten und nun stand sie hier, geschmückt wie eine Braut, wahrscheinlich, weil sie eine solche war, und starrte sich aus tiefliegenden Augen an.

Vor zwei Wochen war sie aus Hogwarts gekommen und hatte nicht einmal im Traum dran gedacht, mit einem anderen Nachnamen zurückzukehren.

„Bellatrix Lestrange“, sagte sie laut. Es klang seltsam in ihren Ohren.

Am liebsten hätte sie geheult. Sie hatte diesen Rodolphus noch immer nicht gesehen.

Was, wenn er hässlich war? Ein buckliges Wesen, mit dem sie sich nicht auf die Straße trauen würde.

Obwohl das eher unwahrscheinlich war, sie hatte Istave kennen gelernt und die Mutter war sicher nicht hässlich.

Gut aussehende Männer hatten keine hässlichen Frauen.

Bellatrix hatte gehört, dass es eine Tochter von Albus Dumbledore war.

Sie zog den Schleier über das Gesicht und wandte sich um, als es leise klopfte.

Die Tür wurde geöffnet und die vierzehnjährige Alice Dolohov sah sie aufmunternd an.

„Sie warten auf dich“, sagte sie.

Bellatrix nickte, griff nach den Blumen und folgte dem Mädchen.

„Hast du einen Freund?“, fragte sie Alice, als sie den Flur entlang gingen.

„Ja“, lächelte Alice und sah verlegen auf den Boden. Sie dachte an Walden McNair.

„Das ist schön.“ Die Braut schritt weiter aus und Alice sah sie prüfend an, doch der Schleier verbarg ihr Gesicht, sie konnte die zusammengekniffenen Lippen nicht sehen.

An der Tür blieb sie stehen, ihr Vater nahm sie am Arm und während Alice auf ihren Platz huschte, führte Cygnus seine Tochter zum Altar.

Da sitzen sie alle, diese Heuchler, dachte Bella verbittert.

Sind hergekommen, um sich an meinem Unglück zu weiden.

Sie schritt weiter den Gang entlang. Es war erstaunlich, wie schnell die ganze Zeremonie und Feier organisiert worden war.

Geld ist eben alles und die Lestranges hatten genügend davon.

Bellatrix wusste, warum sie so schnell heiraten sollte. Druella wollte verhindern, das ihre Älteste noch einmal eine Dummheit beging.

Die zukünftige Mrs Lestrange sah nun nach vorne und zu dem großgewachsenen Zauberer, der noch mit dem Rücken zu ihr stand.

Es ist kein buckliges Wesen, dachte sie erleichtert, als Cygnus ihre Hand nahm und sie in die von Rodolphus legte.

Bellatrix verfolgte das wie in Trance, als wäre sie gar nicht selber anwesend, als sie doch den Blick hob und durch das dichte Geflecht des Schleiers das Gesicht ihres Bräutigams musterte.

Ihr stockte der Atem und ihre Finger gruben sich fest in seine Hand, als könnte sie einen Sturz damit verhindern, denn um sie drehte sich die Welt.

Vor ihr stand der Fremde, mit dem sie die Neujahrsnacht verbracht hatte und plötzlich bekam der Brief von Rodolphus einen doppelten Sinn, denn sie hatte sich tatsächlich nicht von ihm verabschiedet.

Am Morgen danach.

Hatte er sie in der Nacht erkannt?

Sie konzentrierte sich auf seine Gesichtszüge und schnellte in die Gegenwart zurück.

Er hatte es gewusst.

Er hatte es genau gewusst, das Grinsen mochte unauffällig sein, doch das erkannte sie wieder. Genauso hatte er gelächelt, kurz bevor er sie ein zweites Mal verführt hatte.

„Bastard“, zischte sie leise und Rodolphus strich ihr unauffällig über die Hand, als wollte er sie beruhigen.
 

***
 

Gegenwart: Mittwoch, 31. Dezember 1997
 

Hermione nickte nachdenklich und sah Antonin an.

„Du warst mit Sirius befreundet?“

„Das ist lange her und damals wusste ich es nicht besser“, winkte dieser ab. „Wir wurden auf verschiedene Schulen geschickt und damit war diese lächerliche Freundschaft beendet.“

Hermione beließ es dabei und sah wieder zu ihrer Schwester.

„Aber wieso ist Bellatrix dann immer so entrüstet, wenn kein Eheversprechen vorliegt? Sie war ja wohl viel schlimmer, und dass sie ausgerechnet Rodolphus abgeschleppt hatte, ein purer Zufall. Es hätte genauso gut ein Massenmörder sein können.“

Hermione stockte.

„Vergiss, was ich gesagt habe.“

Antaia grinste traurig und erklärte: „Das hat mit der Schande zu tun, die Lilien fast über ihre Familie gebracht hätte. Sie und Mr Nott wurden verheiratet, weil Mrs Nott mit siebzehn schwanger wurde. Bellatrix will das wohl verhindern.“

Hermione nickte verstehend und sah dann auf ihre Uhr. Wenn sie sich noch zurechtmachen wollte, musste sie jetzt los.

„Das musst du mir das nächste Mal erzählen und dann“, sie hielt inne und sah zu Antonin, „würde ich auch gerne etwas von dem neuen Teil meiner Familie hören.“

Sie meinte ohne Zweifel Antonin.

Er wusste es. Hermione wusste es. Antaia wusste es und dennoch fragte Antonin:

„Um die Geschichte von Dracos Eltern zu hören, musst du schon mehr Zeit mitbringen.“

Hermione wurde leicht rot und verabschiedete sich hastig.

„Ach, Herm“, hielt Antaia ihre Schwester zurück und fragte leise: „Um noch mal auf Lilien und Francis zurückzukommen. Du und Draco…“

„Nein, nein“, fuhr Hermione dazwischen und wurde nun richtig rot. Sie schielte zu Antonin hinüber, der sich höflich abgewandt hatte und vorgab, nichts zu hören.

„Daddy hat ein ausgeklügeltes System der Überwachung entwickelt. Er lässt uns keine zwei Minuten alleine“, flüsterte Herm.

„Verstehe. Aber wenn…“

„Ich bin aufgeklärt, Schwesterchen. Keine Sorge.“ Dann verabschiedete sie sich hastig und floh regelrecht durch das Flohnetzwerk.

Sie war noch rot, als sie im Wasser der Badewanne versank. Ihre Eltern würden erst in drei Stunden zurück kommen. Doch da wollte sie schon aus dem Haus sein.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: *grummel* Severus ist immer noch weg. Habe jetzt ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.
 

Blue: Wie jedes Mal. Sag mal. Es fängt gleich an zu regnen, wir sollten ein neues Haus finden.
 

Rest: *nick*
 

Derweil
 

Sev: *ganz weit weg ist* Tja, wenn man apparieren kann. … *murmel* Wieso bin ich nicht gleich drauf gekommen?
 

Harry: Das fragen wir uns allerdings auch.
 

Sev: Nun, da ihr ja nichts für die Blödheit der Autorin könnt und ich im Grunde ein netter Mensch bin…
 

Harry: Seit wann?
 

Sev: Das nächste Kapitel. Sollte eigentlich der Prolog werden. Seid froh, dass ich Saturn überzeugen konnte, es nicht zu tun, ihr hättet gar nichts verstanden.
 

Harry: Wieso ist der so freundlich?
 

Draco: Die Muggelredaktion hat ihn weich gemacht.
 

Sev: Das nächste Kapitel heißt: ‚Von Alpträumen und Wünschen’ und spielt ausschließlich in der Silvesternacht. Eigentlich sollte es heißen: ‚Die Nacht, in der alles passierte’. Ihr wisst schon, das ME~Ega lange Kapitel.
 

Draco: Na ja, so~oo viel passiert ist ja nun auch nicht.
 

Harry: Marcus bricht aus. Theo trennt sich von Parvati. Padma und Timothy kommen sich näher. Gregory wird verlassen. Ihr werdet Death Eater. Ginny hat eine folgenschwere Begegnung mit einem Death Eater. Todd fällt eine grundlegende Entscheidung. Ron und Pancy schlafen in einem Bett. Ich denke schon, dass da so einiges passiert. *weiter aufzähle* Ich verliere meinen Besen und du …
 

Draco: Wieso musst du eigentlich immer alles besser wissen?
 

Sev: Was zur Hölle tut ihr überhaupt hier?
 

Draco/Harry: Es gibt ein Kopfgeld auf dich und wir sind pleite. *schnappen sich Severus und schleppen ihn zurück zur Redaktion*
 

Saturn: Sie sind eben doch meine beiden Schätzchen. Was haltet ihr eigentlich davon, Umbridge umzubringen? Wer ist dafür?
 

Alle: *Hand heb*
 

Saturn: Nie waren wir uns so einig …
 

Babyate: Eine Frage.
 

Saturn: Schieß los.
 

Babyate: Sirius war der beste Freund von Antonin?
 

Saturn: Ja.
 

Babyate: Und da hat er nicht gewusst, mit wem der Junge verwandt ist?
 

Saturn: Sie trafen sich doch nur bei großen Festen und da sind ne Menge Erwachsene, die Kinder gerne mal ignorieren und…
 

Knacksi: Merkst du es, sie kommt ins straucheln.
 

Saturn: Kritik? Nur immer her damit.

Alpträumen und Wünschen

Kapitel dreiundzwanzig - Alpträumen und Wünschen
 

Ja, der Titel trifft es.

Das ist mein persönliches Alptraumkapitel gewesen.

Vi~iel zu lang für meinen Geschmack.

Was soll’s, los geht es.

Wir haben Silvester.
 

***
 

31. Dezember 1997
 

Mirabelle Lestrange war gerade bei ihrer Schwester angekommen und Oliver stellte ihr eine Tasse heißer Schokolade auf den Tisch. Ihre Finger umfingen das heiße Porzellan und sie seufzte zufrieden. Die beiden anderen setzten sich ebenfalls und alle saßen nur da und lauschten in die zufriedene Stille, bis Mirabelle aufsah, Oliver regelrecht ins Visier nahm und den ehemaligen Quidditchspieler nach sämtlichen Spielen ausquetschte.

Jedem in Hogwarts wäre vor Staunen das Kinn bin zum Knie gesunken.

Ja, Mirabelle konnte auch ohne Punkt und Komma reden.

Oliver bekam das jetzt zu spüren und Josephine hatte fast Mitleid mit ihrem Mitbewohner. Aber er beantwortete geduldig alle Fragen so gut er konnte, bis die Jüngere etwa eine Stunde später endlich Ruhe gab.
 

***
 

Andromeda Tonks starrte den Gast vor ihrer Haustür an.

„Narzissa“, sagte sie verblüfft, unfähig sich zu bewegen, oder ihre Schwester gar hineinzubitten.

„Bitte, Dromeda, es ist eiskalt hier draußen“, sagte Narzissa und da kam Bewegung in die Schwester und sie bat die Jüngste herein.

Diese zog ihre Handschuhe aus, legte den Umhang ab und sah sich neugierig.

„Du hast ein hübsches Haus“, sagte sie.

Ted kam aus der Küche, in der Hand einen Teller, beladen mit Salat und Steak. Er blieb verwirrt stehen und sah seine Schwägerin an, als wäre sie eine Fata Morgana.

„Narzissa Malfoy?“, fragte er nach, nur um sicher zu gehen.

„Guten Abend, Ted“, lächelte sie ihm freundlich zu, ließ sich dann von Andromeda in das Kaminzimmer führen und zurück blieb ein sprachloser Ted, der den Hexen nachstarrte.

Ob Narzissa einen Fluch abbekommen hat, überlegte er und ging nun selber ins Zimmer.

„Willst du was essen?“, fragte er und hielt ihr seinen Teller unter die Nase.

Narzissa sah leicht pikiert auf diese doch recht deftige Mahlzeit und schüttelte dann den Kopf.

„Hättet ihr etwas zu trinken?“, fragte sie.

Ted nickte: „Wasser, Tee, Saft?“

„Scotch oder Whiskey, wäre großartig“, sagte Narzissa und nun sahen sich die Eheleute Tonks verblüfft an, doch Narzissa bekam ihren Alkohol. Das erste Glas stürzte sie noch im Stehen hinunter. Dann setzte sie sich und Ted schenkte ihr nach.

Dann setzte sich auch Andromeda und Ted und warteten.

Narzissa ließ die Eiswürfel in ihrem Glas kreisen und sagte eine Weile gar nichts. Sie saß nur da und starrte in den Kamin.

Ted fragte Andromeda nur mit Mimik und Gestik, was Narzissa denn wollte, doch seine Frau zuckte nur mit den Schultern.

Narzissa bemerkte das aus dem Augenwinkel und konnte die Verwirrung gut verstehen. Sie wusste ja selber nicht, warum sie hier war, als ihr der Kuchen wieder einfiel.

Sie stand auf und hastete in den Flur.

Auch Ted und Andromeda sprangen alarmiert auf. Dann kam Narzissa aber schon wieder zurück und drückte ihn Andromeda in die Hände.

„Schokoladenkuchen, den magst du doch, oder?“

„Ja“, sagte die Schwester verblüfft. Narzissa setzte sich wieder hin.

„Setzt euch doch, ihr macht mich ganz nervös. Dromeda bring drei Teller und schneid den Kuchen an. Ted, habt ihr auch Kaffee?“

Wieso beide aufsprangen, wussten sie nicht, aber sowohl Andromeda als auch Ted liefen los, um Narzissa das Gewünschte zu bringen.
 

***
 

Dumbledore hätte sich fast an seinem Tee verschluckt, als er sah, wer da durch die Bürotür geeilt kam. Minerva hastete hinterher, doch hatte sie keine Chance, Bellatrix oder Rodolphus Lestrange aufzuhalten.

Die Death Eaterin baute sich vor dem Schreibtisch des Alten auf und stemmte die Hände in die Hüfte.

„Ich will jetzt sofort meine Tochter sehen, Albus. Du kannst sie mir nicht länger vorenthalten.“

Der Direktor nickte Minerva kurz und so ging die Hauslehrerin wieder.

Dann richtete er sich auf und sah seine beiden letzten gefallenen Enkelkinder, die er noch nicht bekehrt hatte, ruhig an.

„Mirabelle ist bei Josephine“, sagte er.

„Und wo ist Phine?“, fragte Rodolphus ruhig und hielt Bella fest. Er wusste, was nun kommen würde.

„Ich denke, es ist besser, wenn ihr sie vorerst nicht besucht.“

Genau das!

„Wieso?“, fragte Rodolphus weiter, immer noch Bellatrix am Arm festhaltend.

Albus richtete sich an seinen Enkel. Ohne Zweifel war er im Moment der vernünftigste der beiden.

„Josephine hat ihr Gedächtnis verloren. Es fällt ihr ohnehin schwer, sich zu orientieren und wir halten es für das Beste, wenn sie erst einmal zur Ruhe kommt. Immerhin haben Death Eater versucht sie umzubringen. Es wird für sie ein mittlerer Schock sein, zu erfahren, dass ihre Eltern das auch sind.“

„Ich bin nicht Everett!“, giftete Bella und Dumbledore hob eine Augenbraue. Da hatte Istave wohl geredet? Wieso nur?

Unwirsch zog Bella ihren Arm aus der Umklammerung von ihrem Mann und winkte sich einen Stuhl heran, auf den sie sich setzte.

Sie sah Albus entschlossen an. Auch er setzte sich wieder.

„Du willst mich erpressen, oder? Du willst, dass ich meine Loyalität gegenüber dem Dunklen Lord breche, ist es nicht so?“

Albus sagte dazu gar nichts. Und Bellatrix fuhr fort.

„Wenn er herausfindet, was wir getan haben, sind wir ohnehin tot. Du hast, was du wolltest. Jetzt gib mir meine Kinder, alter Mann!“

Albus lächelte leicht und sah zu Rodolphus.

Er schien zu überlegen und sagte dann: „Nein.“

Bellatrix sprang auf, der Stuhl fiel um und die Vitrinen klirrten verdächtig.

„Das kannst du nicht tun!“ Eine der Glasscheiben zersprang. Albus blieb ungerührt.

Er wurde nun ernst, sah sie an und sagte:

„Ist dir nicht aufgefallen, dass du überwachst wirst? Du und dein Mann werdet verfolgt. Sie warten doch nur, bis ihr sie zu euren Mädchen führt.“

„Und wenn schon? Meinst du nicht, dass ich mit ihnen fertig werde?“

Bellatrix’ Augen funkelten wütend und Albus sah sie milde lächelnd an.

„Und was hätten wir davon? Voldemort verratet ihr ohnehin schon.“

Die beiden Jüngeren zogen bei dem Namen scharf die Luft ein, doch Albus kümmerte es nicht weiter und fuhr fort:

„Ihr verratet ihn, aber er weiß es nicht. Und das ist unser Vorteil. Eure Töchter sind in Sicherheit und ihr werdet sie sehen.“

„Wann?“, fuhr Bellatrix dazwischen. Es knallte durch den Raum wie ein Pistolenschuss und Albus sagte: „An ihrem Geburtstag.“

Er wusste nicht, warum er nun diesen Tag festesetzte, doch offenbar war Bellatrix damit zufrieden. Sie stand auf und funkelte Albus entschlossen an.

„Ich werde am achtzehnten hier sein. Wenn du sie mir wieder vorenthältst, werde ich Hogwarts und London umkrempeln und dann ist es mir egal, wer alles dabei drauf geht.“

„An ihrem Geburtstag. Du kommst hierher. Dein Mann wird Josephine sehen.“

„Wieso ich nicht auch?“

Nun lachte Albus leise und sah Bellatrix fast mitleidig an, doch er antwortete.

„Ich kenne dich. Du würdest sie so stürmisch umarmen und nicht mehr loslassen, dass sie sich freiwillig in ihre Gedächtnislosigkeit zurück flüchtet. Außerdem mache ich mir Sorgen, wie ihr Mitbewohner auf dich reagieren wird. Rodolphus erscheint mir vernünftiger.“

Das war glatt gelogen, aber Bellatrix gab sich damit zu frieden.
 

***
 

Lucius zog sorgsam seine Handschuhe über. Er und Francis verließen gemeinsam das Haus. Eben war Harry durch den Kamin wieder ins Hauptquartier des Ordens verschwunden.

Tipsy verriegelte die Tür von innen und die beiden Zauberer gingen den verscheiten Weg hinunter zum Gartentor. Francis öffnete es und Lucius ging hindurch.

Sie hatten bisher geschwiegen, als Francis sagte:

„Wie können wir Averys Party entkommen?“

Lucius grinste leicht. Dasselbe hatte Narzissa ihn auch gefragt, da war er noch keine fünf Sekunden wach gewesen.

„Wenn ich dich und Lilien da raus hole, habe ich was gut bei euch“, sagte er und langte in die Innenseite des Umhangs.

Er zog zwei Karten heraus und hielt sie Francis entgegen. Der pflückte eine aus der Hand des anderen.

„Das Spiel heute?“, fragte er.

„Ja, und weit genug von dem Goldjungen weg. Was sagst du?“

Francis überlegte nur eine Minute.

„Lilien wird nicht begeistert sein, aber noch schlimmer wäre es für sie, zu der Party zu gehen. Sie kann Avery nicht ausstehen.“

„Dir wird schon etwas als Wiedergutmachung einfallen“, winkte Lucius ab. Er selbst hatte Narzissa dafür versprochen, einen Tag mit ihr Einkaufen zu gehen.

Das war etwa genauso schlimm wie die Avery Party, aber da bekam er kein Quidditchspiel zu sehen und da war der Einkauf doch besser.

Francis schien schon eine Idee zu haben. Er nickte langsam und sagte dann:

„Um neun im Stadion.“

Und beide disapparierten.
 

***
 

Rabastan saß schlecht gelaunt in einem der Sessel bei seinem Cousin Jason. Die Stimmung allgemein war nicht die Beste.

„Müssen wir dahin?“, fragte Cho und sah ihren Ehemann an. Der nickte genervt. „Zumindest vorbeigehen sollten wir mal.“

„Schicken wir doch ein Double“, schlug sie vor.

„Wer wird schon so gelangweilt sein, sich das anzutun?“

Katie klopfte. Ihr wurde geöffnet und sie kam herein. Sie hatte ihren Mantel kaum ausgezogen, als sie verwirrt aufsah.

„Was ist denn hier los?“, fragte sie.

„Averys Party. Leider ist uns nichts eingefallen, wie wir drum herum kommen.“

Katie kam verwundert herein und setzte sich auf die Lehne von Rabastan Sessel. Wie selbstverständlich schlang er einen Arm um seine Freundin, die auf Probe bei ihm wohnte, und nahm einen Schluck aus dem Glas, das er in der Hand hielt.

„Wer kommt denn noch?“, fragte Katie. Sie sah sich gezwungen, Rabastan, so er denn wirklich hin musste, beizustehen, auch wenn sie den Abend weitaus angenehmer hätte verbringen können.

„Bellatrix und Rodolphus sind wieder auf der Suche nach ihren Töchtern. Sie haben wohl einen ganz heißen Tipp von Dumbledore bekommen. Zumindest kamen sie gerade aus Hogwarts. Malfoy und Nott haben Karten für ein Quidditchspiel“, zählte Jason auf und verzog verärgert das Gesicht. „Da wollte ich auch hin, aber es gab keine Karten mehr. Todd ist auf der Suche nach neuen Hinweisen über Flint.“

„Solltest du ihn nicht beschatten?“

Jason sah freudlos grinsend zu Katie. „Und wie soll ich das dem Dunklen Lord erklären? Der wird nämlich auch da sein.“

Die anderen nickten bekümmert und Katie wurde ganz übel. Dem finsteren Zauberer wollte sie nicht begegnen und sie hatte plötzlich eine Idee. Sie sah Rabastan an und sagte:

„Meine Eltern wollen dich kennenlernen.“ Er sah verwirrt auf.

„Wir waren doch erst zu Weihnachten…“, stockte dann und grinste.

„Natürlich komme ich mit, um deine Eltern kennenzulernen.“

Jason und Cho sahen neidisch zu den beiden hinüber. Die waren aus dem Schneider, die glücklichen, als Katie triumphierend grinste:

„Wie gut ist deine schauspielerische Leistung, mit etwas Glück kriegen wir auch meinen Chef da weg.“

„Der hat sicher nichts dagegen“, nickte Jason eifrig, ahnend, auf was die Hexe hinaus wollte.

Cho sah jedoch leicht zweifelnd in die Runde.

„Ich kann ganz schlecht lügen.“ Sie überlegte und überlegte laut: „Allerdings wird mir in letzter Zeit immer schlecht, wenn ich Hühnchen nur rieche.“

„Was gibt es heute zu Essen?“, fragte Rabastan und Jason grinste: „Es wird ein Buffet gebe und da gibt es sicher auch Hühnchen.“

„Na also, eine halbe Stunde werdet ihr schon durchhalten.“
 

***
 

Severus Snape ließ sich aufatmend in einen Sessel fallen. Der Rabe setzte sich auf den Tisch und putzte sein Gefieder. Er sah dem Tier eine Weile dabei zu und sagte dann:

„Ein gutes hat es, so weit weg von London zu sein.“

Das Tier hob den Kopf.

„Ich muss nicht zu Averys Party.“

Der Vogel sprang auf seine Schulter schmiegte seinen Kopf gegen Severus’ Schläfe und plusterte sich auf. Der Zauberer nahm es hin. Er konnte es Morrîgan ohnehin nicht ausreden und besser, sie hockte als Rabe auf seiner Schulter, denn als Mensch auf seinen Knien.
 

***
 

„Sehr spontane Flitterwochen“, bemerkte Millicent, die die Goyles besuchte, wo Nehalennia und Antony gerade aufgebrochen waren.

„Und sehr kurze. Sie sind morgen wieder da“, sagte Gregory trocken. „Sie wollen nicht zu der Party von Avery.“
 

***
 

„Wasilji“, sagte Wendy Crabbe überrascht, als sie die Tür zu von ihrem Haus öffnete. Sie sah auf das Mädchen, das neben dem Achtunddreißigjährigen stand und dachte:

Bitte lass das jetzt seine Tochter sein. Eine Schwester hatte Wasilji nicht, das wusste die Frau von Walther Crabbe genau. Sie war mit Wasilji von der erste Klasse an eng befreundet gewesen.

„Du hast noch jemand mitgebracht“, stellte Walther fest. Auch Vincent kam neugierig aus seinem Zimmer und sein Kinn klappte bis zum Boden, als er das Mädchen erkannte.

„Was machst du denn hier?“, fragte er die junge Hexe, die gerade mal sechzehn war.

„Sie ist mit mir verlobt“, grinste Wasilji und trat nun endlich ein. Die Crabbes waren absolut sprachlos.

Der Drachenbändiger hatte nichts anderes erwartet und auch seine Verlobte hatte mit einer ähnlichen Reaktion gerechnet.

Sie legte ihren gelb-roten Schal ab und ließ sich von Wasilji aus dem Mantel helfen.

„Ich sage Avery Bescheid, dass wir nicht zu seiner Party kommen“, bemerkte Walther frohlockend und Wendy atmete auf. Wenigstens etwas.
 

***
 

Jason sah sich genervt um. Oh, er wollte hier weg. Cho zwang sich zu einem Lächeln. Sie sah Antonin auf sich zukommen. Er blieb dicht bei ihnen stehen und fragte leise:

„Hab ihr also auch keine Ausrede gefunden?“

„Wir arbeiten dran“, flüsterte Jason zurück und nickte einem anderen Gast höflich zu.

„Kann ich mich irgendwie einklinken? Möglichst noch bevor der Dunkle Lord auftaucht?“

Antonin hatte sich so gedrehte, das niemand sein Gesicht sehen konnte, als er sprach und Cho lächelte breit und sagte, ohne die Lippen zu bewegen:

„Du bist Teil des Plans.“

Antonin sah schon sichtlich besser gelaunt zu Jason und Cho und fragte:

„Was muss ich tun?“

„Bleib in der Nähe meiner Frau“, begann Jason und setzte nach. „Sie fühlt sich schon den ganzen Tag nicht so gut. Ich geh ihr mal was zum Essen holen.“

Antonin verstand und lächelte.

Neben ihm kam Walden McNair näher. Er und Alice waren gerade angekommen und begrüßten Cho, erkundigten sich nach dem Baby und erfuhren, dass es Cho den ganzen Tag schon nicht gut ging.

Alice und Walden sahen sich kurz an und fragten: „Sollen wir dich nach Hause fahren, das würde uns gar nichts ausmachen.“

„Ihr wolle euch doch nur vor der Party drücken“, sagte Jason leise hinter seinen Eltern.

„Nicht so laut“, zischte Alice und Walden schüttelte entrüstet den Kopf.

„Wie viele passen in eure Kutsche rein?“, fragte Antonin.

„Vier, wenn wir uns klein machen sechs“, sagte Alice sofort.

„Perfekt“, nickten die anderen drei und Walden hob die Augenbrauen. Hier wurde ein Plan geschmiedet, der Party zu entkommen. Da hieß es dranbleiben und mitlaufen.

„Halt sich breit, Antonin“, sagte Cho gerade, als sie den Teller von Jason genau inspiziert hatte und dieser sagte laut:

„Ich habe dir etwas vom Buffet gebracht, vielleicht geht es dir besser, wenn du erst einmal etwas gegessen hast.“

„Dir geht es nicht gut?“, fiel Alice sofort in die Rolle der besorgten Schwiegermutter.

Walden sah sich nach einem Stuhl um und Antonin prüfte augenblicklich den Puls der Schwangeren.

Jason hielt Cho den Teller unter die Nase, und wedelte etwas damit. Der Geruch des Hühnchens war unverkennbar und die Blässe von Cho nicht gespielt.

Walden eilte sofort an die Seite der jungen Frau, um sie im Falle eines Falls aufzufangen. Jason stellte hastig den Teller weg und Alice entschied laut:

„Das ist doch Unsinn, wenn es dir schlecht geht, dann solltest du dich ausruhen. Habt ihr eure Kutsche da?“

„Nein, Mom“, sagte Jason.

„Dann nehmen wir unsere. Alice, sag Bescheid, dass man sie holt. Ich entschuldige uns bei Avery. Antonin?“

Er sah den Heiler an, der sofort einwilligte, auf jeden Fall mitzukommen, um das Wohlergehen von Cho zu überwachen und Jason sah man ohnehin deutlich an, dass er seine Frau nicht alleine lassen würde.

Vor den verblüfften Augen aller verabschiedeten sich die McNairs und ihr Heiler und einige unter den Gästen wurde ganz grün vor Neid.

In der Kutsche sitzend, atmeten alle auf. Cho jedoch war noch immer leicht übel. Das Hühnchen ließ sie daran erinnern, was sie zum Frühstück gegessen hatte.

„Es geht gleich vorbei“, sagte Antonin beruhigend.

Jason sah besorgt zu seiner Frau, doch die winkte tapfer ab. „Geh du nur, deine Eltern und Antonin sind ja da.“

Mitten auf den Straßen von London hielt die Kutsche an. Jason küsste seine Frau zum Abschied und sprang hinaus. Er würde jetzt seinen Bruder Todd suchen gehen.

Antonin sah deutlich, dass Cho es bald wieder besser gehen würde. Sie bekam schon wieder Farbe und Alice hatte eine wunderbare Idee.

„Lasst uns doch Istave überraschen. Ich habe ihn schon lange nicht besucht.“

Antonin sah erschrocken auf. Auch Cho setzte sich alarmiert aufrecht hin.

Istave zu besuchen war eine relativ schlechte Idee, denn da lebten ja noch zwei andere.

„Jetzt schaut nicht so erschrocken“, sagte Alice. „Glaubst du, wir wissen nicht, dass du den Dunklen Lord verrätst?“

Antonin sagte gar nichts. Er setzte nur seine undurchdringliche Miene auf, und Alice fuhr unbeirrt fort.

„Du gibst Jason einen Tarnumhang, dass der Todd beschatten kann. Du lädst niemanden mehr ein und es war doch auch deine Idee, Michael zu Sergej zu bringen, oder?“

Antonin sagte noch immer nichts. Die Kutsche war vor Istaves Haus angekommen, doch keiner bewegte sich und Alice sagte eindringlich: „Ich weiß, dass du etwas verbirgst.“

Antonin sah zu Walden. Der saß im Schatten der Kutsche, man sah noch nicht mal das Weiß der Augen.

„Vertrau’ uns“, sagte Alice. „Verdammt, ich bin deine Tante!“

Antonin musterte sie genau. Ihr würde er vielleicht vertrauen. Bei Walden sah das jedoch ganz anders aus. Er hatte gesehen, wozu der fähig war.

„Dad“, sagte Cho leise und Walden schlug die Augen auf. Nun leuchtete das Weiß der Augen und er blickte zu Antonin.

„Du hast nur mein Wort. Aber ich werde meine Jungs nicht für den Dunklen Lord opfern, das kann ich dir versichern. Jason ist ein Verräter, das weiß ich, seit ich Cho kenne. Michael ist auf der Flucht und es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis er die Hilfe seiner Familie braucht und ich zähle auf dich.“ Er beugte sich leicht vor und sah Antonin eindringlich an.

„Antony sagt, dass Antaia Granger vor einigen Wochen gestorben ist. Aber weißt du, irgendwie glaube ich das nicht. Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen Michael und Jason gehört.“ Walden hielt inne und setzte nach: „Du bist mit der Aurorin verheiratet, oder?“

Cho sah zwischen Antonin und Walden hin und her. Sie und auch Alice hielten nun die Luft an. Walden lächelte wissend.

„Dein Misstrauen, dein Schweigen ist berechtigt. Aber ich weiß, dass ich recht habe. Wenn ich vorhätte, dich an den Dunklen Lord zu verraten, glaubst du wirklich, ich würde warten, bis ich handfeste Beweise habe? Der hat Nott und Malfoy nur auf einen lächerlichen Verdacht hin gefoltert und alle wissen, dass die beiden den Dunklen nie verraten würden.“

Er hielt Antonin die Hand entgegen. „Ich gehöre zu deiner Familie, Neffe“, sagte er. „Und die Familie hält zusammen.“

Antonin sah auf die Hand, dann zu Walden und schließlich nahm er sie und drückte sie kurz.

„Ich werde nicht zögern, dich zu töten, solltest du meiner Familie irgendwas antun.“

Walden grinste: „Nichts anderes habe ich erwartet. Und jetzt lass sehen, ob deine Frau wirklich so hübsch ist, wie man sagt.“

Alice stieß ihn leicht in die Seite. Sie tat entrüstet, doch wusste sie, dass Walden ihr nie untreu sein würde.

So waren die McNair-Männer. Wenn sie sich für ein Mädchen entschieden hatten, blieben sie ihr treu bis in den Tod.

Das war so bei Walden, der Alice in der ersten Klasse kennen gelernt hatte, und auch bei Jason, der Cho nach nur drei Monaten einen Antrag gemacht hatte. Seltsamerweise hatte sie nie Zweifel. Und auch Michael. Er hatte, wie sein Vater, seit der ersten Klasse eine Freundin und allen war klar, dass er Emeraude, so hieß das Mädchen, auch heiraten würde. Nur Todd schlug irgendwie aus der Art.

Alice jedoch war fest davon überzeugt, dass er der Richtigen nur noch nicht begegnet war.

„Gib ihm einen Blick auf das Mädchen, das für ihn bestimmt ist“, sagte sie immer, „Und er wird keine andere mehr haben wollen, ihr werdet es sehen.“

Walden bezweifelte es und auch die jüngeren Brüder. Sie kannten Todd, hatten ihn jahrelang in der Schule erlebt. Der würde sich nie festlegen, dazu hat er viel zu viel Spaß dabei, ein Mädchen zu verführen. Er war eben doch mehr ein Dolohov als ein McNair.

Antonin holte tief Luft, bevor er die Haustür öffnete. Ein kleines Mädchen kam auf ihn zugeschossen.

„Daddy!“, rief Delia. „Du bist wieder zurück.“

Sie wirbelte in seine Arme und auch Antaia kam lächelnd um die Ecke, das Lächeln gefror jedoch, als sie Walden erkannte.

Es war Alice, die freundlich auf die Hexe zukam und sich vorstellte.

„Ich gratuliere zur Hochzeit, auch wenn es schon eine Weile her ist. Ich hoffe, die Jungs haben sich anständig benommen.“

Antaia nickte mechanisch.

„Tante Alice und Onkel Walden wollten dich unbedingt kennen lernen“, sagte Antonin.

„Ich kann es nicht ausstehen, wenn du mich Onkel nennst“, meckerte Walden und zog Mantel und Schuhe aus. Wheely stellte Hausschuhe bereit und Antaia kämpfte ihre Angst nieder.

Offenbar war alles in Ordnung.

„Bitte nenn mich Walden“, stellte sich der Death Eater vor und Antaia schüttelte die dargebotene Hand.

„Antaia.“

„Angenehm.“
 

***
 

„Na, das sind doch ganz annehmbare Plätze“, sagte Francis zufrieden und sank auf den Sitz. Lucius setzte sich ebenfalls. Er spähte die Zuschauerränge hinauf und entdeckte recht bald, wen er suchte.

„Da oben ist Potter“, raunte er seinem Nachbar leise zu.

Francis folgte dem Blick und entdeckte Harry recht schnell. Doch er würde sie wohl nicht bemerken. Dazu waren sie dann doch zu weit weg.

Harry indes unterhielt sich gerade recht angeregt mit Laureen. Es war ein enormer Zufall gewesen, sie und ihre Schwester hier zu treffen und er hatte sofort eingewilligt, Laureen mitzunehmen. Zu zweit machte es eben mehr Spaß ein Spiel zusehen.

„Die Harpiens waren noch nie so gut wie in diesem Jahr. Die werden die Wandalen in den Boden stampfen“, prophezeite Laureen und Harry lachte spöttisch auf.

„Nie im Leben. Deren neuer Sucher ist unschlagbar.“

„Der Sucher ist nicht alles“, konterte die geborene Jägerin sofort.

Ehe Harry noch etwas erwidern konnte, flogen die Spielerinnen, Ladys first, ins Stadion und ein ohrenbetäubender Lärm setzte ein. Die Zuschauer brodelten vor Begeisterung. Francis musste sich weit zu Lucius beugen, der hätte ihn sonst nicht verstanden, als er fragte:

„War Draco nicht enttäuscht, dass er nicht mit konnte?“

Lucius schielte zur Seite und antwortete: „ich habe ihm nicht auf die Nase gebunden, dass seine Karte als Bestechung an Potter ging.“

Francis grinste in sich hinein, sprang dann aber jubelnd von seinem Platz auf. Die Heidelberger Wandalen gaben sich die Ehre.
 

***
 

Istave klopfte sich den Schnee von den Schuhen und nickte vor sich hin, er tat, als würde er Sergej, der ihn getroffen und nicht mehr aus seinen Fängen gelassen hatte, aufmerksam zuhören. Dabei hatte er keine Ahnung, was das Thema war. Michael lief schweigend neben den beiden. Er war der eigentliche Grund, warum Istave nicht geflüchtet waren. Der junge Magier stand nun recht weit oben auf Voldemorts Abschussliste und es war ratsam, ihn nicht irgendwo alleine hingehen zu lassen. Erst recht nicht nach dem, was vor nicht einmal einer Stunde passiert war. Erstaunlich, wie gefasst Michael sich gab.

Er war es nicht. Niemand würde es sein, nicht nach dem, was der Siebzehnjährige gerade erlebt hatte.

Istave öffnete die Tür von seinem Haus und hoffte, irgendjemand würde da sein, der den alten Zauberer ablenkte.

Und es war jemand da. Mehr als Istave geglaubt hatte.

Verwirrt stand er plötzlich einer bildhübschen rothaarigen Hexe gegenüber, die eigentlich auf Hochzeitsreise sein sollte.

„Nehalennia Zabini“, sagte er überrascht.

„Goyle“, korrigierte diese ihn lächelnd und half ihm aus dem Mantel.

Aus dem Kaminzimmer war ein lautes Stimmengewirr zu hören. Istave blieb im Rahmen stehen, auch Sergej betrachtete sich stumm das Bild, das sich vor ihnen auftat. Und beide kamen nicht umhin leicht zu lächeln. Michael sah eher vorsichtig um die Ecke und wäre sicher geflüchtet, denn in dem Raum befanden sich fünf Death Eater und drei davon sollten eigentlich gar nicht hier sein.

Antonin lachte gerade laut auf und bemerkte seinen Patenonkel und seinen Großvater an der Tür.

„Du hast Besuch mitgebracht, Istave“, sagte er und winkte die beiden Zauberer herein.

Istave trat ein und beobachtete Antony Goyle und Walther Crabbe sehr genau. Bei Wasilji musste er einen Moment überlegen, bevor er den alten Schulfreund von Antonin wieder erkannte.

Antonin, Wendy und Wasilji waren in Durmstrang berühmt und berüchtigt. Man nannte sie eigentlich nur ‚Das Trio’ und sie waren die ersten, die zum Direktor zitiert wurde, wenn irgendwo in der Schule etwas war, was nicht so sein sollte.

Und meistens lag man mit den Verdächtigungen den Dreien gegenüber richtig. Verwundert war er nur über eine sechzehnjährige Hexe, die auf der Lehne von Wasiljis Sessel saß und der einen Arm um ihre Teile geschwungen hatte.

Lass das seine Tochter sein, dachte Istave und sogleich wurde das Mädchen als dessen Verlobte vorgestellt.

„Typisch“, murmelte Istave und Wendy sagte laut lachend, sie hatte wohl schon einiges getrunken: „Genau das habe ich auch gesagt.“

Istave nahm Rabastan beiseite und fragte leise: „Was machen Crabbe, Goyle und McNair hier?“

„Wendy und Wasilji wollten Antonin besuchen und Antony und seine Frau hatten sich ihnen angeschlossen. Sie kamen vor einer Stunde, kurz nachdem Antonin mit Walden, Alice und Cho angekommen waren. Sie haben vorgegeben, dass Cho einen Schwächeanfall hat.“

Istave nickte verstehend, ließ die anderen jedoch nicht aus den Augen als er fragte: „Wissen sie von…“

„Ja. Sie waren etwas überrascht.“ Rabastan grinste und setzte nach: „Aber haben nichts weiter gesagt.“

Istave kniff die Augen zusammen. „Aber können wir ihnen trauen?“

Rabastan sah nachdenklich zu dem bunten Haufen, die gebannt einer Geschichte aus Schulzeiten in Durmstrang lauschten, dann sagte er:

„Ich denke schon. Sie haben alle gute Gründe.“ Er sah unwillkürlich zum Türrahmen, wo er eine Bewegung wahrgenommen hatte. Istave war noch nicht wirklich überzeugt, bis Alice plötzlich aufsprang und zu Michael eilte, der wohl noch zu überlegen schien, ob er wieder gehen sollte. Delia hatte ihn jedoch, aus der Küche kommend, entdeckt, ihre Hand in seine geschoben, worauf der Zauberer vor Schreck heftig zusammengefahren war.

Das war es, was Rabastan gesehen hatte und auch Alice aufmerken ließ.

„Michael“, rief sie, die anderen verstummten und sahen, wie die Mutter ihren Jüngsten an sich drückte.

„Wo warst du?“, fragte sie ihn und sah ihn ernst an. Plötzlich war die fröhliche Stimmung dahin. Michael war sehr blass und rang um Fassung.

„Was ist los? Was ist passiert?“, fragte Walden und sah nun zu Sergej. Der Alte sah ernst in die Runde und sagte leise: „Emeraude ist gestorben.“

Die, die wussten, wer das war, sahen betroffen auf. Die anderen erkannten, dass diese Emeraude Michael nahe gestanden haben musste, denn der kämpfte nun mit den Tränen. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass sie ihm über die Wange liefen.

Wasilji beugte sich leicht zu Cho hinüber, die leise erklärte: „Das war seine Freundin. Sie sind seit der erste Klasse befreundet und eigentlich…“ Sie ließ es unausgesprochen, doch Wasilji wusste, was Cho sagen wollte.

„Wie?“, fragte Walden leise, doch eigentlich wussten alle, was nun kommen würde.

„Ermordet“, presste Michael hervor und machte sich von seiner Mutter los. Er ging nun quer durch den Raum und hinaus auf die Terrasse. Dort in der Kälte blieb er stehen.

Nun sahen alle zu Sergej, der sie aufklärte:

„Vor einer Stunde etwa. Ich weiß nicht, wer es war.“ Er sah zu Antony und Walther und setzte nach: „Aber es war sicher keiner von den Jungs.“

Man sah deutlich, wie die beiden Väter aufatmeten. Damit verflüchtigten sich Istaves Bedenken.

Delia ging auch hinaus und sah Michael schweigend an. Die Erwachsenen ließen sie. Im Garten war sie so sicher wie im Haus. Schließlich fragte sie leise: „Darf ich dir meine Kaninchen zeigen?“

Der Zauberer war zu überrascht, um abzulehnen. Eigentlich wollte er alleine sein, aber da stapfte Delia schon durch den Schnee und er fühlte sich irgendwie genötigt ihr zu folgen.

Er hoffte nur, sie würde nicht zu viel reden. Doch Delia sagte gar nichts. In dem Gartenhaus angekommen, setzte Michael sich auf einen der freien Stühle. Delia schloss die Tür zu dem kleinen Raum, hob Kaninchen Draco heraus und setzte es auf den Boden. Dann kam Schnuppel frei und schließlich das Braune, das den Namen Hermione trug.

Michael sah eine Weile auf die Tiere, die seine Schuhe eingehend beschnupperten und sie dann für uninteressant befanden, nachdem sie die Enden der Schnürsenkel mit ihren Zähnen geprüft hatten.

Er fragte nach den Namen. Delia sagte es ihm und auch, warum sie so hießen und Michael hätte sicher auch darüber gelacht, aber ihm war nicht nach Lachen.

Delia setzte sich ihm gegenüber und stützte beide Arme auf den Tisch. Sie sah ihn ernst an und sagte: „Mein Daddy ist gestorben, da war ich vier. Er ist von einem Death Eater ermordet worden.“

Michael starrte das Mädchen fassungslos an und sie erzählte weiter: „Mommy hat lange geweint. Sie ist nicht mehr aufgestanden.“

Delia sah auf den Tisch, fuhr mit dem Finger über die Platte und malte imaginäre Kreise, als sie fortfuhr:

„Ich vermisse ihn, auch wenn ich kaum etwas von ihm weiß. Ich habe einen Stein von ihm, der tröstet mich dann.“ Sie sah auf und Michael an, der sie nur noch verschwommen erkannte.

Nun rollten die Tränen unaufhörlich, doch jetzt war es ihm egal.

Delia stand auf und ging zu einer Truhe. Sie öffnete sie und suchte etwas. Nach einer Weile schloss sie die Kiste wieder und legte vor den Zauberer einen Stein.

„Ich leih ihn dir. Ich brauche ihn jetzt nicht mehr. Ich habe einen neuen Daddy.“

Dann lächelte sie zaghaft und ging wieder. Ließ Michael und die drei Kaninchen zurück.

„Wo warst du denn, Schätzchen?“, fragte Antaia. Delia zeigte nur nach draußen.

Es klopfte.

„Wer kann denn jetzt noch kommen?“, murmelte Istave.

Alle sahen neugierig zum Eingang. Antaia zog Delia mit sich, etwas abseits von der Tür.

Die McNairs, Crabbes und Goyles sahen etwas nervös zu ihr, als sie die Neuankömmlinge erkannten und waren absolut sprachlos, als Delia sich von ihrer Mutter löste und fröhlich auf Bellatrix und Rodolphus Lestrange zuging.

Sie blieb im Türrahmen stehen und fragte: „Habt ihr Mirabelle und Josephine gesehen?“

Bella schüttelte den Kopf: „Nein, Kleines. Aber wir werden sie sehen. An ihrem Geburtstag.“

Delia war enttäuscht, sie hatte gehofft, die beiden wären gleich mitgekommen.

„Etwa die Schwestern, die seit Halloween in Hogwarts sind?“, fragte Wasiljis Verlobte und da erst nahm Bellatrix wahr, wer alles zu Gast im Haus weilte.

Rodolphus hatte sich schneller ein Bild gemacht. Ausdruckslos sah er Antony, Walther und Walden an.

Die Stille war zum Zerreißen und es war Sergej, der laut ausrief: „Dann haben wir ja alle, die zur Besinnung gekommen sind, zusammen.“

Nun starrten alle den Neunzigjährigen an, der leise lachte, als wäre er verrückt geworden.

Istave rollte mit den Augen und schnippte nach Wheely.

„Geh zu Michael raus und sieh unauffällig nach, ob er etwas braucht.“

„Ja, Master, Sir“, nickte der Hauself. Die Lestranges sahen betroffen auf. Sie waren wohl schon im Bilde.

Dann plötzlich rief Bella aus: „Ihr ahnt nicht, wen ich gesehen habe.“

Alle wandten sich ihr neugierig zu.

„Du bist dir doch gar nicht sicher, Schatz. Immerhin gilt sie als tot“, warf Rodolphus ein.

„Das sagt man von Antaia auch“, winkte Bellatrix ab. „Und? Ist sie tot? Nein. Wir haben Everetts kleine Schwester gesehen. In der Nokturngasse, ich bin mir ganz sicher. Ihr wisst schon, Morrîgan Everett. Sie kam aus dem kleinen Laden, wo man verzauberte Umhänge und Roben kaufen kann.“

Wendy und Nehalennia nickten verstehend. Antaia wusste jedoch nicht, was gemeint war und Bellatrix klärte sie bereitwillig auf.

„Da kann man einen Umhang kaufen, in dem ein Zauber gewirkt ist, der es dem Schenkenden möglich macht, dem Beschenkten überall hin zu folgen.

Egal wo auf der Erde man ist. Das hat schon so manche Affäre aufgedeckt. Narzissa hat mal Lucius eine solche Robe geschenkt. Damals in den ersten Jahren ihrer Ehe.“

Die anderen nickten. Ja, die Geschichte von Dracos Eltern war bekannt.

„Findet ihr nicht auch, dass Morrîgan perfekt zu Severus passen würde?“, beendete Bellatrix ihre Überlegung.

Nehalennia schlürfte geräuschvoll an ihrem Drink. „Den habe ich neulich gesehen. Er scheint mir etwas wirr. Redete mit sich selber.“

„Deshalb wird es Zeit, dass er eine Frau bekommt. Außerdem kennen die beiden sich ganz gut und sie würde ihn auf unsere Seite ziehen. Sieh dir Antonin an, bei ihm hat es auch funktioniert.“

„Und das aus deinem Mund“, schüttelte Sergej den Kopf. „Die Welt hat ihre Richtung gewechselt.“

Bellatrix sah den alten Zauberer ernst an und sagte: „Jemand hat versucht, meine Töchter umzubringen und dieser jemand hatte einen Auftrag. Und wenn es Rodolphus selbst gewesen wäre. Derjenige ist tot.“

Ihr Ehemann räusperte sich vernehmlich und Bellatrix sah zu ihm auf.

„Aber natürlich weiß ich, dass du dich eher selber umbringen würdest, als unseren Töchtern etwas anzutun.“

Rodolphus hob eine Augenbraue und Bellatrix sah ihn aus großen treuen Augen an, worauf er auch die andere Braue hob. Nun stellte sich Bellatrix auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn leicht. Das schien ihn milde zu stimmen.

„Morrîgan war damals ganz schön in den jungen Severus verschossen“, überlegte Antonin. „Aber der hatte nur Augen für diese Lily“, erinnerte sich Rabastan.

Die anderen nickten und Alice sagte dann:

„Morgan Everett wird seine Schwester umbringen, wenn er sie sieht.“

„Deshalb braucht sie Severus, damit er sie verteidigen kann“, sagte Bellatrix und nickte nachdrücklich.

Antonin lachte leise vor sich hin.

„Wann willst du ihm sagen, dass du ihn verkuppeln willst? Noch dazu mit einem kleinen Mädchen?“

„Diese Mädchen ist eine bildhübsche Frau“, fuhr Bella ihn an.

„Wenn sie es in der Nokturngasse war, dann stimmt das. Außerordentlich hübsch“, nickte Rodolphus.

„Was soll das heißen, Schatz?“, kam eine schneidende Stimme neben ihm und nun war es Rodolphus, der sie beschwichtigend küsste und sagte: „Niemand ist so schön wie du, meine Liebste.“

Antonin erhob sein Glas und sagte: „In diesem Sinne, auf Morrîgan Everett. Hoffen wir, dass sie noch lebt, wie Bellatrix es sagt. Sie muss eine außergewöhnlich begabte Hexe sein, wenn sie sich bis jetzt verstecken konnte.“

So jemanden könnten wir noch gebrauchen, dachte er im Stillen. Einen perfekten Spion.
 

***
 

Draco stand unter einer Laterne und sah auf seinen linken Unterarm hinunter. Theodor war neben ihm stehen geblieben. Er hatte die Hände in die Taschen gesteckt und stieß mit dem Fuß in den Schnee. Er sah nicht auf. Er wollte das neue Zeichen auf seinem Arm so weit wie möglich ignorieren.

Auch Vincent und Gregory standen um den Blonden herum, der den Ärmel hinunter zog und zum Himmel hinauf sah.

Es hatte angefangen zu schneien.

„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Vincent. Er war von allen am verstörtesten, oder ihm sah man es am meisten an. Dracos eisblaue Augen richteten sich auf ihn und er sagte ebenso kalt:

„Was schon? Wir suchen McNair.“

„Du willst doch nicht …“, Gregory wurde mit einem Fußtritt von Theodor unterbrochen. Er verstummte, als er in die ernsten Gesichter von diesem und Draco blickte.

Wie auf ein geheimes Zeichen hin setzten sie sich in Bewegung und es war irgendwie selbstverständlich, dass Draco und Theodor die Führung übernahmen.

„Waldhütte?“, fragte Theodor leise. Das war an Draco gerichtete, doch schüttelte er schnell den Kopf.

Nein, dort würde ja Hermione sein. Er nannte eine andere Adresse in London und alle vier disapparierten.
 

***
 

Ron sah verwundert zu dem Gast, der plötzlich im Fuchsbau stand. Er war allein zu Hause, denn er hatte seinen Eltern versprochen den Fuchsbau zu hüten.

Ginny wollte bei einer Freundin feiern. Charlie lag wohl mit Grippe im Bett und war in Rumänien geblieben. Ron wusste nichts von Charlies und Ginnys wirklichen Plänen und das war auch ganz gut so.

Molly und Arthur waren bei Verwandten und die Zwillinge beglückwünschten sich wahrscheinlich gerade selber für ihr grandioses Feuerwerk, das sie bald am Rand der Stadt in die Luft jagen würden.

Ron war ziemlich enttäuscht gewesen, dass auch seine Freunde keine Zeit hatten. Nun, Harry hatte eine Freikarte für ein Quidditchspiel gehabt und es war mehr als verständlich, dass er das nicht sausen ließ.

Dazu war der Platz einfach zu gut.

Und Hermione hatte ihren Eltern schon lange versprochen, zu Silvester zu Hause zu sein. Auch verständlich, wo Antaia verschwunden war.

„Warum bist du gekommen?“, fragte er und Pancy hob die Kapuze vom Kopf. Sie trat ein und Ron schloss die Tür hinter ihr, drehte sich um und starrte ihr nach.

Wie selbstverständlich nahm sie den Umhang ab und legte ihn säuberlich über einen Stuhl. Dann hob sie einen Korb auf den Tisch, öffnete ihn und begann ihn auszupacken.

Verwirrt sah Ron auf die ganzen Esswaren, die sich dort stapelten.

„Wir werden dir jetzt eine Pizza backen, die du nie wieder vergessen wirst“, verkündete sie und holte zwei Schürzen heraus und reichte ihm eine.

Ron nahm sie und band sie sich auch um. Pancy lächelte leicht und begann die Zutaten für den Teig abzuwiegen. Ron machte sich widerspruchslos an die Arbeit, er hatte ohnehin Hunger.

Eigenartig, dass er es einfach so hinnimmt, dachte sie und es schien ihr das erste Mal seit Monaten, dass sie so was wie glücklich war. Friedlich und entspannt.

Sie schielte zur Seite und bemerkte die leicht geröteten Wangen von Ron, der gerade emsig den Teig bearbeitete.

Sie belegten die Pizza und schoben sie in den Ofen. Während sie zusahen, wie sie knusprig wurde und der Käse schmolz, tranken sie Punsch, den Pancy auch mitgebracht hatte. Sie sprachen nicht viel, und irgendwie störte es auch keinen von beiden.

Als sie dann am Tisch saßen, die Pizza bis auf ein Stück komplett vernichtet hatten und Ron sich satt zurücklehnte und Pancy betrachtete, fragte er schließlich noch einmal:

„Warum bist du gekommen?“

Pancy lächelte: „Ich wollte Silvester mit einem Freund feiern.“

Ron beugte sich überrascht vor. „Du hältst mich für einen Freund?“

„Etwa nicht?“

„Bitte sag mir nicht, dass ich jetzt der Ersatz für Malfoy bin.“

„Du könntest nie nur ein Ersatz für Draco sein“, schüttelte Pancy den Kopf und betrachtete nun das letzte Stück Pizza. „Willst du das noch?“

Er schüttelte den Kopf und Pancy zog es auf den Teller.

„Wie kannst du soviel essen, ohne dass dir schlecht wird?“, fragte er.

„Jahrelange Übung“, grinste sie. „Ich habe einen großen Bruder, mit dem ich Wettessen veranstaltet habe.“

Ron stützte seinen Kopf auf die Hand auf und gab das Grinsen zurück. Pancy war wirklich ein seltsames Mädchen und nie hätte er sie so eingeschätzt, wie er sie jetzt sah.

Eine Slytherin, war das zu fassen. Er würde sich wohl nie wieder über Lavender oder Parvati lustig machen dürfen.
 

***
 

„Was wollen wir jetzt machen? Wir können doch…?“, begann Gregory flüsternd und Draco fuhr ihn an:

„Würdest du endlich deine Klappe halten?“

Die anderen drei zogen die Köpfe ein. Sie saßen in einer Kneipe, weit ab von der Winkelgasse. Scheinbar niemand kümmerte sich um sie.

Draco sah auf seine Uhr und dann zur Tür und es war klar, dass er auf jemanden wartete. Da ging die Tür auch schon auf.

Theodor, Vincent und Gregroy waren überrascht, Blaise zu sehen, doch es war tatsächlich Gregorys Stiefbruder, der auf sie zusteuerte.

Er setzte sich, winkte sich eine Kellnerin heran und bestellte einmal das gleiche wie seine Freunde. Dann wartete er, bis sie wieder außer Hörweite war und fragte leise:

„Und?“

„Michael McNair, bis morgen“, gab Draco Auskunft.

Blaise nickte verstehend. „Das wird schwer. Der hat sich bei seinem Großvater verkrochen, da kommt ihr nicht dran.“

Draco nickte langsam. Er hatte sich zurückgelehnt, in einer Hand hatte er einen Bierdeckel, den er zwischen seinen Fingern drehte. Die andere Hand hing über der Rückenlehne.

Er sagte: „Aber wir sind zu fünft.“

Blaise lächelte der Bedienung freundlich zu, als diese ihm das Glas hinstellte und sagte, als sie wieder alleine waren: „Du hast einen Plan.“

Draco nickte einmal.

Vincent war in den Schatten zurück gesunken und starrte seine sogenannten Freunde sprachlos an. Gregory wollte etwas sagen, doch Theodors Fuß traf ihn mehr als schmerzhaft und er verstummte. Im Gegensatz zu Gregory und Vincent hatte der verstanden.

Als Blaise hinein kam, hatte er gewusst, dass Draco nie vorhatte, Michael McNair wirklich umzubringen, wie es ihnen als Beweis der Treue aufgetragen worden war.

Draco konnte die McNairs nicht leiden, das beruhte auf Gegenseitigkeit, aber er würde sie nie umbringen, auch nicht als Beweis für irgendwas.

Unauffällig sah er sich um. Hier irgendwo musste einer von Voldemorts Spitzeln sitzen.

Blaise und Draco zogen eine Show ab und er hoffte, dass Vincent und Gregory bald selber drauf kommen würden, sonst war die ganze Schauspielerei umsonst.

Und dass Draco ein begnadeter Schauspieler war, hatte man im November bei dem Theaterstück nur allzu deutlich gemerkt.

Blaise hatte ausgetrunken und das Glas geräuschvoll abgestellt.

„Gehen wir“, schlug er vor. „Zu mir nach Hause.“

Die anderen vier nickten. Sie machten sich bereit und disapparierten. Kurz darauf stand auch eine weitere Gestalt auf. Theodor hatte ihn nicht ausmachen können, doch der Zauberer hatte alles gehört, was er hören musste.

Er wartete zwei Sekunden und disapparierte dann ebenfalls.

Er wusste, wo Blaise zu Hause war.

Was er nicht wusste: Blaise hatte ein anderes Haus gemeint.
 

***
 

„Wieso wurde sie umgebracht?“, fragte Gregory.

„Vielleicht ist der Zauber verfehlt“, überlegte Vincent, doch Blaise schüttelte den Kopf.

„Das war kein Unfall. Diese Emeraude wurde hingerichtet, vor den Augen von McNair und er konnte nichts tun.“

„Als Warnung“, setzte Draco düster nach. Genau das konnte ihm auch passieren. Und eine kalte Angst packte ihn, er könnte Hermione verlieren.

„Der Dunkle Lord glaubt in mir einen Spion zu haben. Ich habe eine Liste gesehen, von Leuten, die er tot sehen will und einige kennen wir sehr gut“, fuhr Blaise fort.

Gregory wollte etwas fragen, doch Blaise bedeutete ihn zu schweigen.

„Nicht nur Dumbledore und Black, Lupin und Moody. Potter, natürlich, aber auch Granger und Flint, McNair sowieso.“ Blaise hatte bei Hermiones Namen Draco angesehen, nun wandte er den Blick zu Theodor und setzte nach: „Auch dein Bruder und die Patilzwillinge.“

„Timothy? Wieso Tim?“, fuhr Theodor nun auf und alle sahen fast mitleidig zu ihm hinüber.

„Verstehst du nicht. Du und Parvati, das geht nicht. Nicht, wenn du nicht auch auf der Liste stehen willst. Du hast gehört, was man Michaels Freundin angetan hat.“

„Ich trenn mich nicht von Parvati“, zischte Theodor nun.

„Das sagt ja auch keiner“, fuhr Draco dazwischen. „Was in Hogwarts passiert, bleibt auch in Hogwarts.“

Die anderen nickten.

„Aber hier ist nicht Hogwarts. Hier musst du dich von ihr trennen.“

Theodor sah aus, als wollte er irgendjemand eine rein hauen. Er hatte die Fäuste geballt und starrte wütend vor sich hin. Dann holte er tief Luft und wandte sich um.

Er ging hinaus in die Kälte der Nacht und die anderen sahen ihm betroffen nach.
 

***
 

Ginny Weasley biss sich verzweifelt auf die Unterlippe. Wie hatte sie nur glauben können, erfolgreich zu sein? Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Sie sah sich in dem kleinen Büro um. Der Aktenschrank vor ihr war aufgebrochen. Von ihr, doch das Papier, was sie gesucht hatte, war nicht dort drin.

„Du musst doch verrückt sein“, murmelte sie und schob das Fach wieder zu.

Schließlich ging sie hinaus. Vorsichtig lugte sie auf den Flur, doch niemand war zu sehen, was sie verwunderte. Als sie hergekommen war, war sie schon niemandem begegnet.

Wie ausgestorben.

Nun, sie wollte gar nicht wissen, warum, sie war nicht erpicht darauf, irgendjemand zu begegnen. Verdammt, sie war eine sechzehnjährige Hexe. Noch in der Ausbildung.

Sie war im Ministerium eingebrochen, nun schon zum zweiten Mal und dazu in eines der Büros, das einem Death Eater gehörte.

Duane Avery, um genau zu sein.

Dass sie nicht längst tot auf dem Boden lag, grenzte an ein Mysterium, das sie gar nicht ergründen wollte.

Sie rannte den Gang entlang auf die Fahrstühle zu. Offenbar war der, mit dem sie gekommen war, noch immer da, denn er öffnete sofort die Türen.

Sie trat ein und drückte den Knopf für das Erdgeschoß. Die Türen schlossen sich. Sie war allein und sie atmete schon auf, als, kurz bevor die Türen ganz zu waren, sich eine Hand hinein schob und die Türen wieder aufzwang.
 

***
 

Jason trat unter dem Tarnumhang vor. Der Wachmann des Ministeriums saß bewusstlos in seinem Stuhl zusammengesackt. Der hatte wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen, wie jemand in den Raum gekommen war.

Jason sah die Wand entlang. Er war fasziniert. Dort standen zwanzig oder dreißig Glaskugeln. Die meisten waren dunkel, eine jedoch leuchtete und zeigte eine Person, die einen Gang entlanglief.

Man konnte sie nur von hinten sehen, doch das war eindeutig Todd. Jason erkannte seinen Bruder.

Was ihn jedoch verwirrte, war, das in einer zweiten Glaskugel eine weitere Person auftauchte.

Ein Mädchen, dachte Jason verblüfft.

Noch interessanter war jedoch, dass beide den gleichen Gang entlangliefen. Auf die Fahrstühle zusteuerten.

Die Hexe betrat ein solches Gefährt und Todd, Jason hielt die Luft an, den gleichen.

Nun verblassten die beiden Glaskugel und eine dritte flammte auf.

Und Jason zog sich einen Stuhl heran und beobachtete.
 

***
 

Ginny blieb das Herz stehen, doch senkte sie den Kopf, um ihre Unruhe zu verbergen.

Ein Mann stieg zu, die Türen schoben sich wieder zusammen und ein Ruck ging durch die Kabine. Sie fuhren nach oben.

Sie musterte den Fremden verstohlen. Sie schätzte ihn auf Anfang zwanzig. Sicher ein Schwarzmagier, was sonst sollte hier unten rumlaufen? Einmal mehr verfluchte sie ihre Haarfarbe.

Sie war so unverkennbar für ihre Familie, die nicht gerade unbekannt war. Sie betete dafür, dass der Mann sich nicht umdrehte, sie nicht ansah und sich fragte, was eine Sechszehnjährige allein in der Abteilung der Schwarzmagier suchte. Ginny wusste nicht, dass Todd McNair ganz andere Sorgen hatte.

Um nicht ihn anzusehen, sah sie auf die Ziffern, die sich immer mehr der Null näherten, sie beruhigte sich langsam wieder, als ein erneuter Ruck durch die Kabine ging und sie anhielt.

Fassungslos starrte sie auf die zitternde Nadel, die zwischen Elf und Zwölf stehen geblieben war.

Auch Todd hob den Blick und runzelte die Stirn. Er hob die Hand und drückte auf die Knöpfe, doch nichts bewegte sich.

„So ein verfluchter Dreck“, schimpfte er und sah dann auf seine Uhr. Da erst wurde er sich des Mädchens wieder bewusst, das auch in der Kabine war. Er hatte nur einen flüchtigen Blick auf sie geworfen. Es passte ihm nicht gerade, dass er nicht alleine hier war. Immerhin hatte er hier rein gar nichts zu suchen gehabt. Und irgendwie ging alles schief.

Er drehte den Kopf nach hinten und musterte das Mädchen und musste fast über sich selber lachen. Herrje, da stand ja ein Kind, kaum älter als dreizehn oder vierzehn, sicher noch eine Schülerin. Sein Blick fuhr an ihr hinunter und wieder zurück zum Gesicht, aus dem ihn nun fast panisch zwei blaue Augen anstarrten.

Rothaarig, dachte er und erinnerte sich an seinen Auftrag.

Wieder sah auf die Uhr und schlug vor Ärger gegen die Tür, die sich nicht öffnete.

Das Mädchen zuckte zusammen.

„Entschuldige“, sagte er und lehnte sich seufzend gegen die Wand und schloss genervt die Augen. „So ein verfluchter Dreck.“

„Das sagten Sie bereits“, gab Ginny zu bedenken und biss sich auf die Zunge.

So was nannte sie also unauffällig sein.

Todd machte sich die Mühe, seine Augen minimal zu öffnen.

„Wer bist du?“, fragte er. Er kannte sie von irgendwoher, wusste nur noch nicht, wo er sie hin stecken sollte.

„Wer sind Sie?“, gab sie die Frage zurück. Er grinste und zuckte mit den Schultern. „So bald werden wir hier nicht rauskommen. Diese Nacht wird keiner mehr herkommen und so tief unter der Erde …“ Er brach ab, denn das Mädchen zog scharf die Luft ein.

Du liebe Güte, sie würde doch nicht hysterisch werden, dachte er verärgert und sah sie nun genauer an, sie rang tatsächlich nach Luft.

Na super, jetzt bin ich auch noch mit einer Klaustrophoben in einem Fahrstuhl eingesperrt, dachte er und ging die wenigen Schritte zu dem Mädchen hinüber. Er packte sie an den Schultern, drückte seine Finger tief hinein und zwang sie so, ihn anzusehen.

„Atme ruhig“, sagte er und Ginny sah zu ihm auf.

Diese Augen, dachte er. So verflucht blau.

Sie hob die Hände und krallte sich in seinem Mantel fest. Sie lehnte ihre Stirn gegen seine Brust.

Er verdrehte genervt die Augen. Das wird ja immer besser, dachte er sarkastisch.
 

***
 

Harry sah finster in sein leeres Glas Butterbier. So hatte er sich den Neujahrstag nicht vorgestellt. Er hatte soeben seinen geliebten Feuerblitz verloren.

An ein Mädchen, war das zu fassen? Besagtes Mädchen kam fröhlich, wie eine Gewinnerin eben fröhlich war, um die Ecke, in der Hand zwei volle Gläser. Eins stellte sie vor Harry ab und ließ sich dann ihm gegenüber auf den Stuhl fallen.

„Auf was wollen wir trinken?“, fragte sie und hob ihr Glas. Ihre Augen lachten schelmisch. „Wie wäre es auf meinen Sieg?“

„Das haben wir schon die letzten beiden Male“, knurrte Harry verstimmt.

„Na gut. Dann eben auf meinen neuen Besen“, lachte sie triumphierend und Harry grummelte etwas, setzte sein Glas an und trank es in einem Zug halb leer.

„Hu, der Kapitän ist aber durstig“, kicherte Laureen.

Sie und Harry hatten sich zufällig beim Neujahrs-Freundschaftsspiel zwischen den Holyhead Harpies und den Heidelberger Wandalen getroffen.

Laureen hatte auf die Frauen gesetzt und Harry auf die Männer. Aus Gründen, die er selber noch nicht nachvollziehen konnte, hatten sie dann am Ende gewettet und der Einsatz war jeweils ihr geliebter Rennbesen gewesen.

Die Harpyien hatten gewonnen.

Laureen beugte sich vor und musterte Harry eingehend. „Nimm es nicht so schwer. Wir können es auch vergessen.“

„Nein.“ Harry richtete sich auf und sah sie herausfordernd an. „Du hast ihn gewonnen.“ Er hob sein Glas und trank es leer.

Laureen lächelte und sah über ihr Glas zu Harry hinüber. Er wirkte gar nicht mehr so abweisend wie noch in der Schule.

Sie lächelte: „Und, hast du heute noch was vor, Sucher ohne Feuerblitz?“

Harry hob verwirrt beide Augenbrauen und blinzelte.

„Was genau hast denn vor? Es ist spät, deine Eltern machen sich sicher Sorgen“, warf er ein.

„Nein, sie denken, ich bin bei Angelina und Fred“, winkte Laureen ab.

„Und Angelina und Fred?“

„Denken, ich bin zu Hause.“ Sie grinste nun und hob ihr Glas. „Auf das neue Jahr.“

Auch Harry hob sein leeres Glas und sie stießen an.

Laureen trank aus und sie bezahlten, dann zog sie Harry auch schon mit sich.

„Lass uns einen neuen Besen für dich suchen gehen. Es wäre schade, gegen euch zu gewinnen, nur weil du einen der Schulbesen nehmen musst.“

Sie traten in die Kälte hinaus. Der Schnee auf der Straße war eine einzige Matschbrühe. Laureen zog ihren Schal fester um sich und sah zu dem Zauberer auf.

„Obwohl, Malfoy könntest du auch auf einem Handfeger besiegen.“

Harry grinste über den Vergleich, aber so unrecht hatte sie nicht. Der Sucher der Slytherins war in letzter Zeit unkonzentriert gewesen.

„Sieh nur“, riss Laureen ihn aus den Gedanken und deutete auf ein Schaufester.

„Der Feuerblitz neun acht.“ Harry warf einen Blick auf das Preisschild und beschloss sich genau den zu kaufen. Wozu hatte er sonst erst kürzlich geerbt?

Er ergriff Laureens Hand und zog sie in den Laden, wo er sich alles genauestens erklären ließ.

Das Mädchen war ganz grün vor Neid, als sie den Laden mit Besen wieder verließen.

„Ich hätte mit der Wette warten sollen“, überlegte sie laut.

„Neidisch?“, grinste Harry und Laureen nickte: „Ja!“ Warum sollte sie lügen?

„Darf ich auch mal auf dem fliegen?“

„Ich weiß nicht“, begann er und blieb mitten auf der Straße stehen. Es begann zu schneien und Laureen sah ihn verwirrt an.

„Was ist los?“

„Du zweifelst an meiner Urteilskraft, wie kann ich da entscheiden, ob du auf diesem Besen fliegen kannst, was wenn du nicht zurecht kommst, abstürzt und dir das Genick brichst?“

Laureen verstand. Sie hatten sich halbwegs wieder vertragen, aber einfach nur deshalb, weil keiner mehr ein Wort über den Vorfall im Raum der Wüsche fallen gelassen hatte.

„Meine Eltern sind bei unseren Verwandte und Angelina bei Fred. Gehen wir zu mir nach Hause“, schlug sie vor, wartete aber keine Antwort ab, sondern zog Harry mit sich.

Sie würden das jetzt, in diesem Jahr noch klären.
 

***
 

Ginny überkam ein beklemmendes Gefühl. Noch spürte sie, wie der Fahrstuhl sich bewegte, doch eine plötzliche Panikattacke erfasste sie. Wirre Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Was, wenn der Fahrstuhl stecken blieb?

Dann wäre sie hier gefangen.

Auf engstem Raum mit einem Fremden.

An einem Tag, in dem niemand, oder so gut wie niemand im Haus sein würde.

Hier schob sie den Gedanken ein, na bloß gut, schließlich hatte auch sie hier rein gar nichts verloren.

Abermals schielte sie zu dem Zauberer hinüber.

Doch warum war er da, dachte sie. Er sah nicht so aus, als würde er hier arbeite. Was also wollte er hier? Vielleicht dasselbe wie sie? Immerhin war die Akte, die sie gesucht hatte weg.

Gut, Avery konnte sie auch woanders hingelegt haben, nur wozu, grübelte Ginny weiter.

Todd hatte sie losgelassen und war wieder zu den Schaltern gegangen.

Vielleicht half ja Magie, überlegte er gerade und murmelte leise vor sich hin.

Ein Ruck ging durch die Kabine und diese schoss nun nach oben.

Ja, rauf, rauf. Ginny hob den Kopf, als könnte sie die Fahrt so beschleunigen.

Auch Todd sah nach oben.

Was es dort wohl zu sehen gab?

Er hatte ein ungutes Gefühl. Irgendwie war alles zu glatt gegangen und dann stand plötzlich dieses Kind hier, war aus derselben Richtung gekommen wie er.

Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, doch er war ihr nicht begegnet, sie musste jemandem ähnlich sehen.

Diese roten Haare.

Todd überlegte, während er sie unauffällig musterte. Wie alt mochte sie sein? Auf jeden Fall zu jung, um hier zu arbeiten, ließ also nur einen Schluss zu. Sie hatte rein gar nichts hier zu suchen.

Gut, er auch nicht. Seine Gedanken stockten jäh, als auch der Fahrstuhl plötzlich anhielt. Doch sie hatten ihr Ziel noch nicht erreicht.

Das war ein ganz schlechtes Zeichen. Der Zauberer riss seinen Blick von Ginny los und ging zu den Knöpfen. Er drückte auf ihnen herum, wohl wissend, dass es sowieso vergeblich sein würde.

Er hatte doch gewusst, es ging alles zu glatt. Verfluchte Scheiße aber auch, dachte er. Wenn er wenigstens alleine hier wäre. Aber da war dieses Mädchen und er hatte wenig Lust, seine Identität preiszugeben. Sie könnte eine Gestaltwandlerin sein. Eine Aurorin, wer wusste das schon? Und auch wenn der Dunkle Lord einen Großteil des Landes kontrollierte, über alles herrschte er noch nicht und mit einer Aurorin, die raffiniert genug war, sich vor ihm zu verbergen, sich…

Todd kam ein ganz anderer Gedanke. Was, wenn es wirklich eine Aurorin war? Eine Gestaltwandlerin, die sich ein Gesicht geformt hatte, das ihn ablenkte? Was, wenn sie ihm gefolgt war und den Fahrstuhl absichtlich gestoppt hatte?

Es könnte Selbstmord für sie sein, immerhin war Todd nicht ungefährlich, aber er hatte von einer Aurorin gehört, die seinem Cousin Antonin nachgestellt war.

Allein!

Und stets mit Verhaftung gedroht hatte, wohl wissend, dass er sie umbringen würde. Und hatte er das nicht auch getan? Diese Granger war nun tot. Allerdings umgebracht von Rodolphus und Bellatrix.

Wieder hielt der Fahrstuhl.

„Stecken wir fest?“, fragte da die Hexe hinter ihm. Todd versuchte sich zu beruhigen und knurrte irgendwas.

Die Hexe sprach mit sicher selber. Sie fluchte etwas vor sich hin, offenbar etwas, was nicht für ihn bestimmt war. Aber er hörte es dennoch. Die Aurorintheorie ließ er damit fallen.

Welcher erwachsene Mensch hatte schon Angst davor, was die Eltern sagen würden, wenn man zu spät nach Hause kam?

Offenbar war sie wirklich noch eine Schülerin.

Todd drehte sich nun um, trat einen Schritt auf Ginny zu und richtete sich auf. Seine Absicht war es, sie einzuschüchtern und es gelang ihm voll und ganz. Ginny schluckte, als sich seine Augen in ihre bohrten.

„Wie alt bist du?“, fragte er. Nach dem Namen hatte er ja schon gefragt und keine Antwort erhalten.

„Alt genug“, gab sie zurück.

„Du bist doch keine siebzehn.“

„Dafür bist du sicher schon nahe der Rente“, fauchte sie zurück. Dachte er, er könnte sie einschüchtern? Wenn, dann ging seine Taktik auf.

Ginny verwünschte sein gutes Aussehen, dadurch fiel es ihr nur noch schwerer aufzutrumpfen. Konnte er nicht hässlich sein? Oder alt? Zumindest unattraktiv?

Nur zu gut erinnerte sie sich, wie sie stets gestottert hatte, wenn sie Harry begegnet war. Es hatte Jahre gedauert, bis sie sich ihm gegenüber nicht wie ein Volltrottel aufgeführt hatte.

Jahre und den ein oder anderen Freund.

Inzwischen konnte sie mit etwa gleichaltrigen Jungs ganz gut umgehen. Der hier allerdings spielte in einer ganz anderen Liga.

Dieser ihr Fremde strahlte etwas Gefährliches aus und das machte ihn irgendwie anziehend.

Ginny stellte resigniert fest, dass sie offenbar die Phase kleines-Mädchen-steh-auf-fiesen-Jungen erreicht hatte.

Das machte es umso schwieriger.

Das alles dachte sie binnen weniger Sekundenbruchteile, als ihre Hand in ihre Tasche fuhr und ihre zittrigen Finger dort eine Bonbontüte ergriffen.

Ah, das Halloweengeschenk der Zwillinge, dachte sie. Die trug sie ja schon ewig mit sich rum. Es wurde Zeit, dass sie sie mal probierte.

Zielsicher fuhren ihre Finger an den gelben ungefährlichen Zitronenbonbons vorbei und griffen den orangefarbenen, der mit Liebestrank versetzt war. Doch das wusste Ginny nicht. Sie lächelte und steckte sich die Süßigkeit in den Mund. Mit einem Knacken spalteten ihre Zähne den Kern und der seltsam süße dicke Saft verteilte sich in ihrem Mund.

Eben wollte sie noch etwas nachsetzten, als der Boden plötzlich unter ihr nachgab.

Mit einem leisen Aufschrei fuhren ihre Finger in das Erstbeste, was sie finden konnte, und das war Todds Ärmel, und krallten sich dort fest.

Geistesgegenwärtig hielt auch er sie fest, als der Fahrstuhl knapp einen Meter in die Tiefe sauste, nur um dort zu verharren.

„Das Dings stürzt ab“, sagte Todd und sah zur Anzeige, ohne die Hexe loszulassen, doch das bemerkte keiner von beiden.

Was tun?

Fahrig tastete er nun seinen Umhang ab, doch das einzige, was er mit sich trug, waren sein Zauberstab und die Akte von Flint.

Dann eben die.

Ginny sah verblüfft auf das braune Papier, das Todd nun auf den Boden warf.

„Portos!“, rief er, da quietschte es schon ohrenbetäubend, der Boden gab nach, Todd bückte sich, um die Akte, nun ein Portschlüssel, aufzuheben und Ginny schnappte sich seinen rechten Arm und schlang ihre drum. Sie kniff die Augen zusammen und dachte, wenn ich jetzt sterbe, dann in den Armen eines attraktiven Mannes. Wenn das kein schöner Tod war, dann wusste sie auch nicht.

Und während sie fortgetragen wurde, begann die Wirkung des Liebestranks in ihrem Körper sich voll zu entfalten. Noch immer hatte sie den Bonbon teilweise im Mund, spürte die scharfen Kanten des Zuckers an ihrem Gaumen, als sie auf dem Boden aufschlug. Sie hatte ihren Kopf eingezogen, duckte sich auf den Boden und fühlte, wie Holzteile auf sie nieder prasselten. Staub lag in der Luft und sie konnte kaum atmen, doch der Krach hatte sich gelegt.

Vorsichtig hob sie den Kopf. Sie ließ Todd los und sah sich um. Auch er saß auf den Boden und starrte fassungslos nach oben. Unglaublich. Er hätte nicht gedacht, dass es funktionieren würde, doch soeben hatten sie einen Fahrstuhlabsturz überlebt. Die Kabine nicht, die lag zerfetzt um sie herum.

Der Portsschlüssel hatte sie rechtzeitig fortgerissen und spät genug dort wieder abgesetzt, wo kurz zuvor die Kabine gelandet war. Das hätte mächtig ins Auge gehen können. Ein letztes Quietschen folgte und die Kabine stand, teilweise zerfetzt, teilweise zerdellt im Schacht.

„Sind wir tot?“, fragte Ginny. Sie war aufgestanden und sah nun zu Todd hinunter. Der saß noch immer, in einer Hand hatte er die Akte, in der anderen seinen Zauberstab.

„Ich denke nicht“, schüttelte er den Kopf. Er winkte kurz seinen Stab und das Holz, der Staub und die Metall- und Glassplitter wichen zum Rand zurück. Klar konnte man die Fliesen erkennen. Einige waren gesprungen, doch im Großen und Ganzen war der Boden am besten erhalten.

Todd wusste, dass neben den Fahrstuhlschächten Luftschächte entlangliefen, er musste nur einen finden, dann käme er hier raus. Sorgsam schob er die Akte zurück in den Umhang. Seinen Zauberstab ließ er im Ärmel verschwinden. Er wollte aufstehen, als ihn etwas wieder zur Boden drückte.
 

***
 

Jason war absolut sprachlos. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die Glaskugel. Hätte ihn jemand etwas gefragt, er wäre nicht mehr im Stande gewesen, einen zusammenhängenden Satz zu sagen.

Er hatte Ginny erkannt, sobald ihr Gesicht zu sehen war.

Eine Weasley, das verwunderte ihn nicht, immerhin war es Charlie gewesen, der Marcus aus Azkaban geholt hatte.

Ja, Jason wusste mehr als sein großer Bruder. Er hatte die besseren Kontakte.

Er fand es nur merkwürdig, dass die kleine Hexe seinen Bruder regelrecht anfiel.
 

***
 

Todd war einigermaßen verblüfft und im ersten Moment dachte er, Ginny würde ihn nun erwürgen oder verfluchen.

Er bekam keine Luft mehr, irgendwas verhinderte, dass er frei atmen konnte. Etwas Schweres drängte sich gegen seinen Brustkorb und Hände hielten seinen Kopf umklammert.

Er hätte gerne etwas gesagt, doch das konnte er nicht.

Da begriff Todd, dass es kein Angriff war, jedenfalls nicht, wie er befürchtet hatte, sondern Ginny ihn schlicht und einfach küsste.

Aber wie, das nahm ihm nun wirklich den Atem.

Diese Hexe war sicher kein Kind mehr.

„Moment mal“, nuschelte er kaum verständlich und wollte sie von sich schieben. Ginny rückte tatsächlich ab und ihre dunklen Augen irritierten ihn. Sie sah aus, als wollte sie sich ihm bedingungslos unterwerfen. Er wusste nicht, dass sie im Moment genau so fühlte.

„Bin ich dir zu stürmisch?“, kicherte sie und näherte sich ihm bereits, als er sie an den Schultern festhielt.

Was war sie? Ein Succubus?

„Ich kenn dich doch gar nicht“, warf er ein. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ja, denn plötzlich war ihm eingefallen, woher ihm ihr Gesicht so bekannt vorkam.

Sie war eine Weasley. Soviel er wusste, die jüngste in der Familie und sie hatte sechs ausgewachsene Brüder und Todd beging nicht den Fehler, die zu unterschätzen.

Unter ihnen gab es einen Fluchbrecher und einen Drachenwächter. Ganz zu schweigen von den Zwillingen, die sogar in Durmstrang ein Begriff waren. Der jüngste hing mit Potter rum, das alleine genügte schon, den zu meiden und auch dieser Percy war ein nerviger Zeitgenosse.

Irgendwie hatte er einen eigenartigen Geschmack im Mund. Er erinnerte sich, dass Ginny kurz vor dem Absturz einen Bonbon gelutscht hatte. Das wird es wohl sein.

Todd machte sich von ihr los. Sie war ihm unheimlich. Das Mädchen sieht ja aus, als wäre sie auf Drogen, dachte er, als Ginny sich schon aufrappelte und ihm näher kam.

Man konnte sagen, dass Todd sich bedrängt fühlte, eine recht unangenehme Situation und lächerlich dazu, wenn man bedachte, dass er nicht gerade ein Kind von Traurigkeit war, wie man so schön sagte.

Die Anzahl seiner Freundinnen konnte er nicht mal an zwei Händen abzählen und mit Sicherheit machte er bekannten Slytherins Konkurrenz.

Wenn er hinter Ginny nicht die Brüder sehen würde, hätte er ihrem Drängen nachgegeben.

Aber sechs Brüder! Und ein Potter obendrein!

Dieses Argument verblasste mehr und mehr, je länger die winzigen Tröpfchen des Liebestrankes auch in seinem Körper verweilten.

Ginny hatte sich schon wieder in seine Arme geschoben. Er wehrte sich nun nicht mehr. Sie reckte sich ihm entgegen, ihre Lippen suchten seine und sie fanden sie auch. Gierig und leidenschaftlich küssten sie sich. Wenn Ginny hätte klar denken können, so wäre sie über ihr Verhalten sicher verwundert, doch sie konnte nicht mehr klar denken.

Todd auch nicht mehr, denn nicht nur der Zaubertrank hatte auch seinen Verstand vernebelt.

Mit einer Hand zog er ihren Umhang von den Schultern, mit der anderen umfasste er ihren Nacken und zog sie näher. Seine Hand blieb in einer Kette hängen. Er merkte gar nicht, wie sie zerriss. Das Amulett fiel zu Boden und das leise Klirren veranlasste die beiden lediglich die Köpfe leicht zu drehen, tat ihrem Kuss jedoch keinen Abbruch.

Todds Hand schob sich unter ihren Pullover. Er wusste genau, was er wollte und wie er es auch bekam. Ginny keuchte leicht unter seinen Berührungen. Ihre Hand klammerte sich an seinen Hosenbund, die andere schob seinen Umhang hinunter.

Todd schüttelte ihn schnell ab, legte dann beide Hände auf ihre Hüfte, nur um dann ihrem Körper hochzufahren und sämtliche Kleidungsstücke mitzuziehen.

Ginny gab nach, hob ihre Arme, doch das war eigentlich nicht nötig, denn Todd murmelte ein Wort und schon flogen die Sachen von ihr fort. Oh, Magie war doch manchmal so praktisch. Spätestens jetzt hätte sie aufgehört, doch sie dachte nicht mehr klar. Der Trank wirkte noch immer, auch wenn sie nur einen halben Bonbon intus hatte. Sofort umfassten ihre Hände wieder sein Gesicht. Legten sich auf seine Wange und ihre Zunge leckte gierig an seinen Lippen. Doch sie wurde zurückgedrängt. Todd bog ihren Kopf leicht nach hinten und platzierte seine Lippen an ihrem Hals. Am nächsten Tag würde Ginny eindeutige Male tragen, die nur mit Tüchern oder einem Schal zu verstecken wären und vielleicht noch nicht einmal damit.

Ihr Arm schrammte an seinem Zauberstab lang. Das harte Holz drückte in ihre weiße Haut. Auch das würde unschöne Flecke geben. Todd zog den Stab aus seinem Pullover und ließ ihn achtlos fallen.

Ginny lächelte darüber nur kurz, dann konzentrierte sie sich wieder ganz auf den Hosenbund. Schnell hatte sie diesen geöffnet und beide sanken nun ineinander verschlungen auf den Boden, dass sie auf ihm zum Sitzen kam. Sie kicherte, seine Lippen wanderten weiter, kosteten und neckten sie, doch in das Kichern mischte sich erwartungsvolles Stöhnen und Seufzen, ihre Finger krallten sich in die weiche Wolle (Hey, war das Cashmeer?) und zerrten daran.

Sie wünschte, der elendige Stoff wäre weg.

Leise kam das Wort, mit dem Todd ihre Sachen von ihrem Körper gezaubert hatte über ihre Lippen und tatsächlich lösten sich die Fäden und fielen zu Boden.

Ginny war nun doch verblüfft und wurde in die Realität katapultiert.

Todd bemerkte den Wandel in Ginnys Verhalten und hielt inne. Der Hexe war es, als würde sie wieder zu Verstand kommen. Der Liebestrank hatte seine stärkste Wirkung hinter sich.

Auch Todd bemerkte die Veränderung. Irgendetwas versuchte sich in sein Bewusstsein zu drängen.

Eine bedrohliche Zahl.

Er wischte den Gedanken beiseite und betrachtete sich den Körper, der vor ihm auf seinem Schoß saß.

Diese roten Haare, die ihr Gesicht umschmeichelten, die weiße Haut, die kleinen, glatten Brüste. Er war versucht sie zu berühren, als hätte er das vorher nicht getan, doch er hielt sich zurück.

In ihm schien ein großes Schild mit dem Wort ‚Warnung’ zu blinken und er sah ihr ins Gesicht. Seine Hände jedoch hielten noch immer ihren Körper fest.

Ginny indes war von der Verblüffung von ihrem Zauberspruch in Entsetzen verfallen, als sie nun den entblößten linken Unterarm sah, dessen Hand noch immer auf ihrer Hüfte lag.

Nur zu gut fühlte sie die Erregung des Zauberers unter sich. Der Stoff der Unterhose verbarg nicht fiel.

Sie war halb nackt, sie fühlte eine drohende Gefahr in sich aufsteigen und nun wünschte sie, der Fahrstuhl hätte sie mit sich in den Abgrund gerissen.

Plötzlich, als hätte sie ein Blitz getroffen, sprang sie auf, zog gleichzeitig ihren Zauberstab und beförderte ihre Sachen zu sich. Fahrig zog sie sich an, ohne Todd jedoch aus den Augen zu lassen. Sie war ohnehin erstaunt, dass er sie losgelassen hatte.

Er sah von seinem Unterarm, auf dem ihr Blick eben noch geruht hatte, zu ihr auf. Eine Sekunde wirkte er vollkommen verloren. Seine Augen schienen unendlich traurig, doch schon sah er sie kalt an. Er stand nun auch auf, seinen Zauberstab in der Hand und Ginny wich zurück. Doch flüchten konnte sie nicht. Hinter ihr war die zerborstene Kabine in einem Schacht aus dickem Stein.

Todd schloss in aller Seelenruhe seine Hose, ohne Ginny aus den Augen zu lassen, winkte seinen Pullover zu sich. Er zog ihn über, ebenso seinen Umhang. Seine Bewegungen waren nicht so hektisch wie die von Ginny. Er wirkte überlegen, hochmütig, sie wusste nicht, dass er damit seine Wut und seinen verletzten Stolz verbarg.

Etwas in seiner Hand zog nun doch seine Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte mit seinem Umhang Ginnys zerrissene Kette aufgehoben.

Auch ihr Blick glitt zu dem Schmuckstück.

„Das gehört mir“, gab sie leise von sich. Er lächelte: „Nicht mehr“ und schloss eine Hand um das Amulett. Dann kam er auf sie zu, dicht genug, dass sie seine Wärme spürte.

„Death Eater“, zischte sie.

Er hob eine Augenbraue: „Und?“

„Wirst du mich töten?“

Wenn, dann wollte sie es wenigstens wissen. Er musterte sie kurz und lächelte dann spöttisch: „Nein, das wäre ja Verschwendung.“ Dennoch hob er seinen Zauberstab. Ginny richtete sich auf.

Was für ein Mut, dachte er und kam nicht umhin, sie dafür zu bewundern. Jetzt wusste er auch wieder, wie alt sie war.

Sechzehn. Nicht volljährig. Ein Glück, dass sie rechtzeitig zur Besinnung gekommen war. Mit einer Nicht-Volljährigen hätte er nicht schlafen wollen, das gab nur Ärger.

„Bombarda Maxima“, sagte er und die Wand hinter Ginny war weg.

Sein Blick glitt von ihrem Gesicht zu dem Gang, der sich dahinter erstreckte.

Er hatte doch gewusst, dass es hier Lüftungsschächte gab.

„Komm mich mal besuchen, wenn du volljährig bist, dann bekommst du vielleicht deine Kette zurück“, sagte er leise.

„Vielleicht?“, hakte sie nach.

„Kommt darauf an, was du bereit bist zu geben“, setzte er nach und ging an ihr vorbei in die Dunkelheit.

Ginny stand da, ganze zwei Sekunden, dann sackte sie zusammen und blieb auf dem kühlen Stein knien. Ihre Stirn sank auf den Boden.

Tränen rannen ihr über das Gesicht.

Tränen der Wut, der Scham, aber auch der Verzweiflung. Ein Gefühl hatte sich in ihr eingenistet, das sie dort ganz und gar nicht fühlen wollte.

Es war doch nur eine Sekunde gewesen, vielleicht eine halbe, aber sie hatte ausgereicht, um Todds wahres Gesicht zu erkennen.

Der eine Augeblick, als er sie, auf dem Boden sitzend, angesehen hatte, war genug, dass sie ihm ihr Herz geschenkt hatte. Sie ballte die Faust und schlug auf die Fliesen ein. Das war ungerecht. Wieso konnte sie sich nicht wie jeder normale Mensch verlieben? Wieso reichte bei ihr nur ein Blick aus?

So war es bei Harry gewesen. Er hatte sie damals, als sie zehn war, nur kurz angesehen und schon hatte sie verlernt normal zu sprechen. Über Harry war sie weg, der hatte ohnehin nur Augen für Laureen. Aber hatte sich ihre Situation verbessert?

Ihre Brüder würden sie dafür umbringen.

Sie korrigierte sich.

Charlie vielleicht nicht, aber die anderen …

Da hob sie den Kopf. „Charlie“, sagte sie leise und sprang auf.

Marcus Flint.

Der Ausbruch!

Die Akte!!

Der fremde Death Eater!!!

Da erst fiel ihr auch auf, dass sie noch immer nicht wusste, wer er denn nun war? Vielleicht war es auch besser so. Sie rannte in den dunklen Gang aufs gerade Wohl in eine Richtung, in der Hoffnung, es war die richtige.

Sie musste nicht lange laufen, da erkannte sie einen anderen Fahrstuhlschacht. Die Wand war weg, die Kabine stand zur Abfahrt bereit.

Hatte er sie ihr wieder runtergeschickt?

Ginny dachte nicht darüber nach, sondern ging hinein und drückte auf den Knopf, der sie ins Erdgeschoß hinauf brachte.

Im Eingangsbereich stoppte sie. Misstrauisch sah sich nach möglichen Wachen um. Es gab eine, doch die schlief und das sicher nicht freiwillig. Kurz dankte sie dem ihr Fremden und rannte hinaus in die Nacht. Auf der Straße blieb sie stehen und sah sich um, doch natürlich war Todd längst weg. Irgendwie war sie froh darüber, doch ein Teil bedauerte es auch.

Was sollte sie nun tun? So derangiert, wie sie war, konnte sie unmöglich nach Hause gehen.

Leider war Laureen bei einem Quidditchspiel und auch Annica war nicht in England.

Wo sollte sie also hin?

Da kam ihr ein Gedanke, der war so absurd, das konnte tatsächlich klappen.

Phoenix Orden, war das Erste, was ihr einfiel.
 

***
 

Jason hatte schon überlegt, ob er nicht lieber wegsah, als Ginny abrupt aufgesprungen war.

Es schien, als hätte sie etwas erschreckt.

Was Jason irritierte hatte, war Todds Mimik. Es war, als sähe er ihn, Jason an und nicht Ginny.

Irgendwas in seinem Gesicht hatte den Jüngeren irritiert.

Todd hatte den Fahrstuhl und somit das Bild verlassen und wenig später zeigte eine vierte Glaskugel, wo der junge Death Eater hinging.

Jason beschloss, dass er genug gesehen hätte. Er schnappte sich alle vier Kugeln, ließ sie schrumpfen und verstaute sie in seiner Tasche.

Den Wachmann ließ er schlafen. Er würde am Morgen wieder aufwachen.

Er wollte den Raum gerade verlassen, als Todd aus einem Fahrstuhl kam, im Laufen einen weiteren Magier niederschoss und durch die Tür in die Nacht verschwand.

Jason ging zu dem leblosen Körper und stellte erleichtert fest, dass dieser nur bewusstlos war. Er zog den Tarnumhang wieder über und ging ebenfalls.

Todd entdeckte er auf einem Dach und er selbst lief um das Haus herum, und flog mit einem Besen, den Tarnumhang noch immer über sich, neben seinem Bruder.
 

***
 

Ginny wusste nicht, dass sie beobachtet wurde. Auf einem nahen Dach stand Todd und sah zu ihr hinunter. Er hatte sich geirrt. Er war ihr schon einmal begegnet. Und das war gar nicht so weit weg von hier gewesen.

Man trifft sich zweimal im Leben, so hieß es doch und Todd hoffte, dass es stimmte, denn diese Weasley bedeutete für ihn Ärger, das spürte er regelrecht. Doch als er zu der Akte in seiner Hand sah, wusste er, dass er seine Pläne ändern musste.

Es wurde Zeit, sich ein neues Ziel zu suchen.

Es wurde Zeit, die Seiten zu wechseln.

Jetzt war nur noch die Frage, wen, außer Flint, würde er dort noch treffen?

Mit zunehmend amüsiertem Lächeln beobachtete Jason seinen großen, ach so bösen Bruder, der ein seltsames Interesse an der kleinen Hexe zu haben schien, die dort unten aus dem Ministerium kommend davon eilte.
 

***
 

Draco sah zu der Hütte hinüber. Obgleich Hütte die Untertreibung des Jahres war.

Das Haus, ganz aus Holz gebaut, hatte zehn Zimmer, drei Bäder, eine große Küche und einen ansehnlichen Wintergarten, in dem zurzeit jedoch nichts wuchs.

Die Pflanzen waren zugedeckt und in einen künstlichen Winterschlaf versetzt worden.

Mrs Malfoy war schon lange nicht mehr hier gewesen, dieses Haus hatte Lucius ihr zur Geburt von Draco geschenkt, damit die Dame des Hauses eine Möglichkeit hatte sich zurückzuziehen.

Draco war hier immer sehr gerne. Er schätzte vor allem die Ruhe, denn das Haus umgab nichts als mehrere Hektar Wald.

Nun stand er also in der Dunkelheit und sah zu dem Haus hinüber. Es war noch vollkommen dunkel. In der Hand hatte er den Schlüssel. Narzissa hatte ihn ihm am Morgen gegeben, ohne dass sie lange nachgefragt hatte, wozu er ihn brauchte.

Sie dachte, ihr Sohn würde sicher eine Zeit für sich brauchen.

Draco lächelte in sich hinein.

Für sich und Hermione.

Nun schritt er mit langen Schritten auf den Eingang des Hauses zu. Der Schnee knirschte unter seinen Stiefeln und sie hinterließen tiefe Abdrücke.

Er holte den Schlüssel hervor, doch ehe er ihn ins Schloss stecken konnte, wurde er von der Seite angesprochen.

Er wandte sich zu der Hexe um, die nun dicht neben ihn getreten war und ihn aus braunen Augen ansah.

„Du bist früh“, sagte er.

„Ich wollte dich sehen“, erwiderte Hermione.

Draco ließ seine Hand sinken und sah sie ernst an. Er wagte es kaum zu fragen, doch das musste er auch gar nicht. Die Hexe schob sich in seine Arme und legte ihren Kopf gegen seine Brust.

Eine Hand von ihm legte sich beschützend auf ihrem Rücken und sacht strich sein Daumen über den dicken Umhang. Es schien unmöglich, dass sie es spüren konnte. Wohl bemerkte er aber ihre Verzweiflung.

„Wieso?“, flüsterte sie und schloss die Augen.

„Ich hatte keine Wahl. Die hatte niemand von uns“, sagte Draco. Er suchte ihren Blick und fand ihn auch, als sie den Kopf hob.

„Was wirst du nun tun?“ Das war eigentlich eine ganz überflüssige Frage.

War sie nicht hier?

Herm lächelte traurig. Sie breitete eine Hand aus und eine einzelne Schneeflocke fiel darauf nieder. Der Kristall schmolz, ihre Finger schlossen sich um den winzigen Wassertropfen und sie sagte:

„Ich lass dich nicht gehen.“
 

***
 

Er starrte den kalten Stein an, ohne ihn richtig zu sehen.

Azkaban.

Das war die Hölle, das Fegefeuer, oder beides zusammen auf Erden.

Wie lange war er schon hier? Er wusste es nicht. Seine Gedanken klammerten sich nur an einen Menschen. An das Gesicht des Mannes, den er liebte. Wieso auch immer.

Wann hatte er es eigentlich bewusst wahrgenommen? Marcus grübelte darüber nach. Er kam nicht auf die Antwort und es machte ihn fast wahnsinnig. Ihm war, als würde er ohne diese Antwort nicht weiter leben können. Aber nein, das war natürlich Unsinn.

Er würde weiter leben. Tag für Tag.

Er würde, weil er sonst Charlie nicht noch einmal sehen konnte.

Charlie, dachte er und kniff die Augen zusammen. Beschwor das Bild herauf und lächelte, als er sogar die Stimme zu hören glaubte.

„Charlie“, seufzte er und lehnte den Kopf gegen die Wand.

„Verflucht, komm hoch“, sagte dieser. Marcus hörte es ganz deutlich und lachte leise vor sich hin. Er fuhr erst erschrocken zusammen, als etwas seinen Arm packte.

Marcus riss die Augen auf und starrte in das Gesicht, das so dicht vor seinem war.

Hatte er jetzt Halluzinationen.

„Willst du hier bleiben?“, fragte die Halluzination, die seinem Charlie so verblüffend ähnlich war, dass Marcus eine Hand hob und diese auf die Wange des anderen legte.

Er fühlte sich sogar an wie Charlie.

Das vermeidliche Trugbild ergriff die Hand, die ihn berührte und zog Marcus nun auf die Beine.

„Geht es dir gut? Kannst du laufen?“, fragte Charlie und da erst begriff Marcus, dass wirklich dieser und keine Einbildung vor ihm stand.

„Charlie“, sagte er noch einmal.

„Ja, ich bin es. Und jetzt komm, verdammt“, beschwor dieser ihn und zog ihn mit sich. Endlich kam Leben in den Gefangenen. Er setzte sich in Bewegung und lief recht bald recht schnell neben Charlie her, der ein Fenster anstrebte.

„Halt dich fest“, sagte er, zog Marcus vor sich, einen Besen hervor und kurz drauf schwebten sie in der Luft. Schraubten sich in die Höhe und flogen aus dem Fenster, das kaum breit genug für sie war.

Marcus hätte sicher die Luft angehalten, doch er war zu sehr darüber verwirrt, so dicht bei Charlie zu sein. Dessen Arm hatte sich um ihn geschlungen und hielt ihn fest. In seinem Glücksgefühl, nicht nur bei ihm zu sein, sondern auch aus dem Gefängnis, nahm er den Drachen erst sehr spät wahr und wurde bleich.

Charlie landete vor dem Tier, hielt in einer Hand den Besen, in der anderen die Hand von Marcus.

„Lauf, noch sind wir nicht in Sicherheit“, mahnte der Ältere und strebte dem Tier entgegen.

Marcus gehorchte blind, auch wenn er wirklich etwas Angst hatte. Der Drache bog den Hals und roch an Marcus Haaren, dass diese, vom Luftsog angezogen, kurz zu Berge standen. Er wurde auf den Rücken geschoben. Charlie nahm hinter ihm Platz und wieder hielt er Marcus dicht an sich gepresst.

„Weg hier, Sternchen“, befahl Charlie und der Drache erhob sich.

„Sternchen“, fragte Marcus. Er wollte spöttisch klingen, doch er war zu erschöpft. Jegliche Kraft, die er für die plötzliche Flucht mobilisiert hatte, wich von ihm. Er war so geschwächt, dass er zusammensackte und in Charlies Armen halb ohnmächtig einschlief.

Dieser war im ersten Moment erschrocken, doch dann lächelte er.

Azkaban wurde immer kleiner. Der Drache kannte seinen Weg und Charlie schloss Marcus ganz in seine Arme, natürlich, damit dieser nicht herunterfiel und atmete selber durch.

Nie hätte er gedacht, dass es funktionieren würde. Es war reines Glück, dass er Marcus gefunden hatte, bevor die Dementoren ihm über den Weg gelaufen waren und aus Gründen, die Charlie selber nicht verstand, hatte Marcus bei der Flicht mithalten können. Nun schlief er. Aber das sollte ihm vergönnt sein. Charlie wickelte sich und den anderen in eine schwarze Wolldecke ein und sah geradeaus. Sie flogen nach London.
 

***
 

Alexandra Dolohov drehte sich mit Schwung um und lachte Sirius Black an. Der Animagus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Du willst doch nicht schon gehen, oder?“, fragte sie ihn. Sirius’ Augen wanderten über sie hinweg und durch den Raum. Sie waren auf der Feier, die das Ministerium gab. Warum Sirius sich von Alexa hatte überreden lassen mitzugehen, wusste er eigentlich auch nicht. Doch inzwischen wünschte er, er hätte nicht zugesagt. Er sah sie an und sagte:

„Du kannst ja mitkommen. Dir kann es hier nicht gefallen.“ Alexa blickte über ihre Schultern nach hinten und kicherte. „Du hast Recht, die sind steinalt.“ Sie hakte sich bei dem Zauberer unter und zog ihn mit sich.

„Du bringst mich doch nach Hause.“ Sie stellte ihr Glas einem vorbeigehenden Kellner auf das Tablett und steuerte den Ausgang an.

Sie ließ sich in ihren Umhang helfen und sah zu Sirius, der bereits fertig angekleidet nachdenklich zu ihr hinüber sah.

„Und? Spielst du den Gentleman?“, fragte sie, da er auf ihre Frage noch nicht geantwortet hatte. Er hielt ihr einladend den Arm hin und sie hakte sich unter.

„Ich kann dich unmöglich alleine durch die Nacht ziehen lassen. Dein Bruder würde mir dafür mit Freuden den Kopf abschlagen“, räumte er ein.

Alexa zog leicht schmollend die Lippen zusammen. „Dann begleitest du mich also nur um meines Bruders willen?“

„Natürlich. Ich habe erst seit kurzen meine Freiheit wieder und die will ich noch eine Weile genießen. Du bist mir viel zu gefährlich, um mich auf dich einzulassen.“

Alexa sah ihn von der Seite an. Dann pfiff sie sich eine Kutsche heran und stieg ein. „Nun, vielen Dank, Mister Black. Aber ich glaube, ich benötige Ihre Gesellschaft doch nicht. Gute Nacht.“ Dann schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu und die Kutsche fuhr davon.

Was war denn jetzt schon wieder? Er zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg nach Hause. Das hieß, er apparierte in eine Seitegasse dicht neben dem Hauptquartier und betrat kurz darauf das Haus.

„Du bist schon wieder da?“, fragte Remus Lupin und sah von seinem Buch auf. Dicht an ihn gekuschelt schlief Nymphodora Tonks. Sirius nickte.

„Nacht“, sagte er kurz angebunden und stieg die Stufen zu seinem Zimmer hinauf. Remus sah seinem Freund nach und schüttelte den Kopf. Er weckte Tonks und schließlich gingen auch die beiden zu Bett.
 

***
 

Parvati summte leise vor sich hin. Padma tat als ignorierte sie ihren Zwilling, aber sie beobachtete diese ganz genau. Sie würde sich mit Theodor treffen. Sie schielte zum Fenster, von wo aus man zur Nottvilla hinüber sehen konnte. Dort waren alle Fenster dunkel. Offenbar war niemand der Nachbarn zu Hause. Seltsam, dabei hätte sie schwören können Timothy gesehen zu haben. Nicht dass sie nach ihm Ausschau gehalten hätte. Es war ihr nur aufgefallen.

In dem Moment drehte sich Parvati um und Padma kam nicht umhin festzustellen, dass ihre Schwester unglaublich hübsch aussah.

„Ich geh dann“, flüsterte diese verschwörerisch und schwebte hinaus. Padma wartete, bis sie die Haustür hörte, dann stand sie auf und trat an das Fenster. Sie verfolgte ihre Schwester mit den Augen und seufzte. War es ihr Neid, dass sie dachte, wer so glücklich ist, wird bald in Tränen aufgelöst sein? In einem der Fenster der Villa gegenüber ging das Licht an. Padma sah hinüber und lächelte leicht, als sie Timothy hinter dem Glas erkannte. Dann trat sie rasch zurück in den Schatten und nahm sich ein Buch aus dem Regal. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren, ihre Gedanken waren bei ihrer Schwester. Wenn nur das beklemmende Gefühl nicht wäre.
 

***
 

Theodor Nott schob den Ärmel von seinem Hemd wieder über das Handgelenk und sah finster auf. Es gefiel ihm nicht, was seine Mutter von ihm verlangte, dennoch musste er ihr Recht geben. Besser jetzt als später und wenn sie es herausfand, würde sie ihn sowieso verlassen.

Er lehnte sich gegen einen Baum und hob den Kopf, als er Schritte hörte.

Parvati Patil lächelte ihn verunsichert an. Er konnte es ihr nicht verübeln, es war schon merkwürdig, sie mitten in der Nacht hierher zu bestellen. Doch noch war er von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt. Er wollte nicht bis zum Morgen warten, wusste er doch ganz genau, dass er es dann nicht mehr fertigbrachte.

„Da bin ich. Ein ungewöhnlicher Ort. Bleiben wir hier?“, fragte sie und blieb vor ihm stehen. Theodor sah sie an.

„Ich mache mit dir Schluss“, sagte er kühl.

Parvati öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, doch sie brachte keinen Ton heraus.

„Wir wussten doch beide, dass es nicht für immer ist“, sagte er.

„Aber“, begann sie. Ihre Augen wanderten unruhig umher. Das konnte doch nicht wahr sein, nicht jetzt, wo endlich alles gut war.

Er senkte den Kopf und sah zu seinen Schuhspitzen.

„Theo“, flüsterte sie mit erstickender Stimme.

Er sah nicht auf.

„Warum? Es muss doch einen Grund geben.“

Nun hob er den Blick und er sah sie herablassend an.

„Ich will nicht mehr, das ist alles“, sagte er und Parvati zuckte unter seinen Worten regelrecht zusammen.

„Hör zu, mach keine Szene, es ist vorbei.“ Sein Gesicht wurde richtig wütend und Parvati trat einen Schritt zurück.

„Nein, das glaube ich nicht“, schüttelte sie den Kopf, trat wieder vor, griff in seine Haare und zog ihn zu sich, um ihn zu küssen. Er erwiderte den Kuss nicht, seine Hände hingen an der Seite hinunter. Tränen rannen ihr das Gesicht hinunter und als eine sich zwischen ihre Lippen drängte, schob Theodor sie zurück und sah sie nun wirklich wütend an.

„Es ist vorbei. Geh wieder nach Hause“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Hände gruben sich tief in ihr Fleisch. Parvati merkte den Schmerz, doch ignorierte sie es. Ihr Blick bohrte sich in seinen. Sie machte sich von ihm los und ging wieder einen Schritt von ihm weg.

Was sollte das? So feierte man doch nicht das Neujahr?

Ihre Lippe zitterte vor Wut. Irgendwas stimmte hier doch nicht.

„Du bist ein verdammter Lügner, Nott“, zischte sie und rannte dann davon.

Theodor sah ihr nach und sank auf den Boden. Er ballte seine Fäuste und schlug auf die Erde ein.

Er hasste seinen Vater.
 

***
 

Millicent sagte gar nichts. Sie hatte im Haus der Goyles auf Gregory gewartet und nun stand er vor ihr. Blass, verstört und Trost suchend, doch das Mädchen war nicht fähig, ihm diesen zu geben.

„Du bist ein Death Eater“, sagte sie sehr leise und Gregory hielt in der Bewegung inne.

„Du bist wirklich einer von denen.“

„Mill“, fragte er verunsichert und wollte auf sie zugehen, doch diese wich zurück, als hätte er eine ansteckende Krankheit.

„Fass mich nicht an. Halt dich von mir fern.“

„Wieso? Ich versteh…“, begann er, wurde aber von Millicent unterbrochen, als sie sagte:

„Mein Vater ist ein Muggelgeborener. Davon wissen nur sehr wenige.“

Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und war verschwunden. Zurück blieb nur Gregory, der die Tür anstarrte, bis seine Eltern nach Hause kamen.
 

***
 

„Ein glückliches neues Jahr“, sagte Laureen und sah Harry ernst an. Dieser tat gar nichts. Er konnte nicht, weil er wusste, was sie erwartete.

„Laureen“, begann er. „Du weißt, mit wem ich in Verbindung stehe. Du hast es gesehen.“

„Und?“

„Wir können nicht zusammen sein. Das ist zu gefährlich.“

Das Mädchen kniff die Lippen zusammen, zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte entschieden den Kopf.

„Das sind nur Ausreden. Wenn du mich nicht genug magst, um mein Freund zu sein, dann sag es doch einfach.“

„Du weißt, dass es keine Ausrede ist. Ich habe einfach nur Angst um dich.“

Laureen ließ die Worte im Raum stehen. Sie ging auf ihn zu, sah zu ihm auf und sagte, genauso ernst wie es ihm zu sein schien:

„Und genau deshalb erfinde keine Ausreden, Harry.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Er könnte sie zurück schieben.

Er könnte…

… tat er ab er nicht. Stattdessen zog er sie dichter zu sich und erwiderte den Kuss.
 

***
 

„London“, seufzte Marcus, als die Lichter unverkennbar auf diese Stadt hinwiesen. Bis dahin hatte er geschwiegen. Er war schon eine ganze Weile wieder wach, aber er fühlte sich zu wohl, zu geborgen in Charlies Armen und er wollte die Nähe noch ein bisschen genießen.

War das egoistisch? Sicher. Aber als Slytherin durfte man das auch sein. Marcus ging davon aus, dass er nicht so schnell wieder die Gelegenheit hatte, sich an Charlie zu kuscheln.

Er lächelte traurig in sich hinein, als Charlie ihn tatsächlich losließ.

Er hatte ihn gerettet. Nur seinetwegen hatte er die letzten Monate in dem Gefängnis überlebt. Marcus wollte Charlie nicht noch mehr in seine Angelegenheiten hineinziehen und so sagte er, ohne sich im Klaren zu sein, was es für Konsequenzen hatte:

„Setz mich am Stadtrand ab.“

„Was? Nein. Du kommst mit mir“, protestierte Charlie und Marcus war wirklich gerührt und wollte schon nachgeben, doch er schüttelte entschieden den Kopf.

„Lass mich am Stadtrand runter. Bitte.“

Der Ältere überlegte einen Moment, gab dann dem Drachen jedoch ein Zeichen und sie landeten.

Marcus rutschte von dem Rücken des Tieres und unterdrückte ein Seufzen und zwang sich zu einer aufrechten Haltung. Charlie würde ihn sonst wieder einpacken und mitnehmen und so sehr er sich das auch wünschte, so war es ganz und gar unvernünftig. Ihn aus Azkaban zu holen, kam einem Todesurteil gleich. Man musste das Risiko nicht noch mehr erhöhen.

„Ich habe einen Umhang für dich, Schal, Mütze und Handschuhe“, sagte Charlie und reichte sie Marcus, der alles überzog. Sie sahen beide zu Boden und Charlie sagte:

„Deine Schuhe…“ Er stockte und Marcus winkte ab.

„Ich bin Zauberer, ich kann apparieren.“

„Wohin?“, fragte Charlie und der andere sah ihn nachdenklich an.

„Das sage ich dir besser nicht.“

Der Ältere nickte und holte etwas aus seinem Ärmel.

„Ein Zauberstab. Er wird nicht perfekt sein. Aber fürs erste wird es gehen, hoffe ich.“

Marcus sah verblüfft auf das Holz. Das hätte er jetzt nicht erwartet.

Er nahm ihn und schwang ihn probeweise. Er war ganz und gar unpassend, aber er sagte es nicht. Dazu war er einfach zu gerührt. Es war unvernünftig, damit setzte er alles aufs Spiel, was er vielleicht hätte haben können, aber dennoch konnte Marcus es nicht lassen. Er trat einen Schritt vor, küsste Charlie auf die Lippen, raunte: „Danke“ und war weg.

Disappariert.
 

***
 

Vincent Crabbe schloss leise die Tür und blickte zu der zusammengesunkenen Gestalt, die in einem Sessel saß und zum Fenster in die Nacht hinausstarrte.

Er wartete. Gregory Goyle rührte sich nicht, er starrte nur vor sich hin, eine Hand lag auf seinem Unterarm, als müsste er etwas verstecken.

„Greg“, sagte Vincent schließlich und dieser atmete tief ein.

„Was willst du? Bist du gekommen, um dich an meinem Elend zu ergötzen?“, fragte er bitter.

Vincent runzelte wütend die Stirn, aber verübeln konnte er ihm die Stimmung nicht. Eben hatte Millicent Bulstrode ihn verlassen.

„Deine Mutter sagte, was passiert ist, ich dachte …“ Vincent brach ab, denn Gregory war aufgesprungen und starrte den anderen wütend an.

„Du dachtest? Was denn?“ Seine Hand fuhr durch die Luft und fegte eine Vase auf einem Tisch hinunter. Mit Genugtuung hörte er das Porzellan splittern. Die Blumen waren für Millicent gedacht gewesen. Sie hatte am nächsten Tag Geburtstag.

„Sie wird sich wieder beruhigen“, sagte Vincent und Gregory schnaubte verächtlich. „Sicher.“ Er drehte sich um und verschränkte die Arme. „Warum kann er nicht tot sein, Vinc? Mit welchem Recht quält er die Welt nur so?“

Darauf wusste Vincent nichts zu antworten. Er sah zum Boden. So standen sie da und keiner sagte ein Wort. Schließlich drehte sich Vincent um und ging wieder. Was sollte er auch hier? Er hatte genug eigene Probleme.
 

***
 

Die Uhr auf dem Kamin begann zu schlagen. Ron und Pancy, die sich einen Film ansahen und sich gerade krümmten vor Lachen, sahen gleichzeitig zur Uhr und verstummten.

Der Glockenschlag verklang und Pancy drehte den Kopf zurück und sah Ron neben sich an.

„Ein fröhliches neues Jahr“, sagte er fast feierlich und stand sogar auf. Auch Pancy erhob sich und lächelte leicht verunsichert: „Dir auch und danke, dass ich hier feiern durfte.“

Sie standen sich irgendwie unbeholfen gegenüber und umarmten sich dann doch verlegen.

„Keine Ursache, komm ruhig wieder vorbei“, sagte Ron schließlich und wunderte sich selber, wie ernst ihm das war.

Pancy rückte etwas ab, ohne ihn jedoch loszulassen und sah ihn an.

„Wirklich?“

Er nickte. Doch dann stutzten beide. Irgendwas war draußen.

Ron machte sich los und ging zum Fenster. Vor ihrem Haus stand ein Drache. Wieso war dort ein Drache? Das Tier neigte den Kopf und jemand rutschte von dessen Rücken. Dann erhob es sich und flog davon. Die Gestalt jedoch wankte auf das Haus zu. Ron riss die Tür auf.

„Charlie“, rief er. Auch Pancy stand nun in der Tür und zusammen liefen sie hinaus und konnten Rons Bruder gerade noch abfangen, sonst wäre er sicher in den Schnee gestürzt.

„Bist du verrückt? Wenn man Grippe und Fieber hat, bleibt man doch im Bett“, schimpfte Ron. Pancy runzelte die Stirn.

Fieber? Das sah ihr gar nicht nach einer Grippe aus. Diese Leere in den Augen hatte sie schon einmal gesehen.

Und ein leiser Verdacht keimte in ihr auf, doch warum sollte Rons Bruder nach Azkaban fliegen?

Zusammen mit Ron brachte sie Charlie ins Haus. Dort ließ dieser sich am Tisch nieder und starrte in die Flammen.

Pancy begann die Küchenschränke zu durchwühlen und fand recht schnell, was sie wollte.

Schokolade.

Ohne lange zu fragen, stellte sie eine Tasse und Milch dazu und begann eine heiße Schokolade zu bereiten.

Da wurde die Tür erneut aufgerissen und Rons Eltern kamen herein. Arthur runzelte die Stirn und Molly rang scheinbar um Fassung.

„Was ist passiert, Junge?“, murmelte Molly. Pancy schob die Tasse auf den Tisch und da erst bemerkten die Eltern die junge Hexe.

„Guten Abend“, sagte Molly verwundert.

„Guten Abend“, nickte Pancy höflich und sah dann wieder zu Charlie. „Ihr Sohn war in Azkaban, nicht?“

Die beiden starrten wieder zu Charlie, der nun Pancy musterte. „Woher weißt du das?“, fragte er tonlos.

„Diese Augen. So sah Vater aus, als er entlassen wurde“, erklärte sie. Arthur sah sie nachdenklich an.

„Wer bist du?“, fragte er schließlich.

„Das ist Pancy aus meiner Klasse“, sagte nun Ron, wandte sich dann aber an Charlie.

„Warum warst du in Azkaban?“

„Lass ihn erstmal zu sich kommen, Ron“, winkte Molly ab, der plötzlich alles klar wurde.

„Wieso seid ihr überhaupt hier?“

„Die Party war langweilig und Molly hatte Kopfschmerzen. Und als wir dann den Drachen sahen, hatte deine Mutter eine Befürchtung.“ Arthur sagte das sehr leise und musterte noch immer Charlie, der sich an der Tasse regelrecht festklammerte.

„Ron“, hob Molly nun den Kopf „Hol doch für Pancy bitte die dicke Decke aus der Truhe. In den dünnen wird sie nur frieren.“

Überrascht sahen die beiden jüngsten auf.

„Du willst sie doch nicht jetzt noch reisen lassen“, entrüstete sich Molly und Ron schüttelte stumm den Kopf. Er konnte seine Mutter ja verstehen, obgleich das Reisen für Magier mit dem von Muggeln nicht zu vergleichen war. Es gab das Flohnetzwerk und Portschlüssel, auch wenn beide nicht zu hundert Prozent zuverlässig waren, funktionierten sie ganz gut.

Er sah fragend zu Pancy, die verwirrt nickte.

So zuckte er mit den Schultern und deutete ihr an, ihm zu folgen.

Was zur Hölle noch eins ging hier eigentlich vor, fragte er sich. Irgendwas verheimlichte man doch vor ihm.
 

***
 

Antaia drehte sich zu Antonin um und schlang beide Arme um ihn.

„Schläfst du schon?“, fragte sie.

„Tief und fest“, versicherte er murmelnd. Antaia hob den Kopf und sah ihren Ehemann an. Sie seufzte und ließ sich enttäuscht zurückrollen.

„Wo willst du denn hin?“, fragte Antonins verschlafene Stimme und er zog seine Frau wieder zu sich. Seine Hand strich ihr sanft über den Bauch, und sie wusste, er würde binnen weniger Sekunden wieder eingeschlafen sein, doch das war ihr plötzlich egal. Zufrieden schloss sie die Augen und suchte sich einen Traumfaden. Kurz bevor sie in den Schlaf glitt, wurde sie jedoch wieder geweckt. Antonin hatte aufgehört, ihr über den Bauch zu streichen und hatte sie auf den Rücken gedrehte, die Decke von ihr runtergezogen und starrte sie nun an.

„Was?“, fragte Antaia verunsichert. Da kletterte Antonin auf sie drauf und auf der anderen Seite wieder hinunter und aus dem Bett. Die Hexe richtete sich verwundert auf. Sie stützte sich auf ihre Unterarme ab und starrte zu der offenen Tür, durch die der Zauberer verschwunden war.

„Antonin?“, fragte sie leise. Da kam der Hausherr auch schon wieder zurück, in der Hand eine kleine Flasche. Er setzte sich auf Antaias Beine, schob ihr Nachthemd hoch, dass ihr Bauch frei lag und betrachtete ihn kritisch. Dann rieb er sich etwas von der öligen Flüssigkeit auf die Handflächen und legte sie auf die Haut vor sich.

Er murmelte tonlos ein paar Worte und Antaias Angst wuchs. Ungläubig sah sie zwischen Antonins Händen auf ihrem Bauch und dem Zauberer, der sehr konzentriert aussah, hin und her. Schließlich hob er den Kopf und lächelte. Er wischte sich die Hände an einem Tuch ab und richtete sich etwas auf. Er nahm ihren Kopf und zog ihn dichter zu sich, um sie zu küssen. Dann stellte er die Flasche auf den Nachttisch, legte sich wieder neben sie und zog sie zurück in seine Arme.

„Kannst du mir mal sagen, was das eben war?“, fragte Antaia verwundert. Sie konnte sich keinen Reim aus dem Verhalten machen.

Antonin drückte ihr einen Kuss in den Nacken und sagte: „Wir werden Eltern. In sieben Monaten, würde ich sagen“, dann war er eingeschlafen.

Antaia überlegte. Sie würde ein Kind bekommen?

Aber wie? Okay, das war eine dumme Frage.

Aber wie hatte sie das übersehen können? Sie hatte keine Stimmungsschwankungen, hatte keine komischen Essgelüste.

Als sie Delia, ihre nun sechsjährige Tochter, erwartete, hatte sie ihre Seele aus dem Leib gekotzt, aber diesmal – nichts. Sie sollte im zweiten Monat sein?

„Bist du sicher?“, fragte sie, doch erhielt sie keine Antwort. Im schwachen Mondlicht fiel ihr Blick auf den Kalender. Nun ja, eine Woche war sie überfällig und sie hatte von Frauen gehört, die bis zur Geburt ihre Monatsblutungen hatten und Antonin war Heiler, er würde wohl wissen, wenn … Antaia richtete sich auf.

Moment, sie war SCHWANGER?
 

***
 

Oliver Wood war es unheimlich. Die Nacht war so finster. Man konnte nicht einmal die Sterne sehen, obwohl man die in London sowieso nie sah. Er zog einen Schlüssel hervor und öffnete seine Haus- und schließlich die Wohnungstür. Er wohnte unter dem Dach, in der vierten Etage. Müde ließ er seine Tasche fallen und auch sein Umhang glitt von seinen Schultern und blieb liegen, wo er stand. Er schob die Tür zu und verriegelte sie. Dann entfachte er ein Feuer im Kamin und stocherte mit dem Schürhaken in der alten Asche.

Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf und fragte sich, wieso er so ein seltsames Gefühl hatte. Schon als er aufgewacht war, wäre er am liebsten liegen geblieben. Irgendwas hing in der Luft. Er schloss kurz die Augen und seufzte. Nun, bisher war nichts passiert. Und er würde gleich wieder schlafen gehen.

„Du kommst aber spät“, wurde er begrüßt und Oliver wirbelte herum.

Der Schürhaken, den er eben weghängen wollte, fiel klirrend zu Boden.

Er starrte auf die Person, die dort in einem seiner Sessel saß und ihn stumm ansah. Er kannte den Zauberer. Doch saß er eigentlich seit einem halben Jahr in Azkaban. Er war ganz dürr, geradezu blass und seine Haare standen ihm wirr vom Kopf. Er hatte einen Umhang über seiner schäbigen Kleidung und ein unsicheres Lächeln legte sich nun auf die Lippen.

„Marcus“, entfuhr es Oliver. „Was machst du hier?“

„Ich wusste nicht, wohin“, sagte dieser leise. „Außerdem schuldest du mir noch was, Wood.“
 

***
 

„Sirius“, sagte Alexandra verblüfft, als sie die Tür öffnete und den Animagus davor sah.

Der Zauberer fragte mit einer Geste, ob er eintreten dürfte und die Hexe gewährte es ihm.

„Was machst du so spät hier?“

Sirius schien zu überlegen. „Ich bin mir nicht sicher, ich wollte nur nicht, dass unser Gespräch so endet, wie es endete.“ Er sah sie nun direkt an. „Alexa, was bin ich für dich?“

„Ein Kollege“, sagte sie und ging zu ihrem Sessel hinüber, auf dem sie bis eben noch gesessen hatte.

Sirius folgte ihr, setzte sich in den anderen Sessel, da wo er immer saß, wenn er hier war und sah sie weiter nachdenklich an. Alexa ignorierte es anfangs und las weiter in ihrem Buch. Doch schließlich gab sie es auf, klappte es zu und stand auf.

„Wie wäre es mit einem Glas Wein?“, fragte sie.

„Gern.“

Die Hexe nickte leicht vor sich hin. Freute sie sich darüber? Seine Anwesenheit machte sie leicht nervös. Was wollte er nur? Irgendwas war anders. Irgendwie war er so ernst, so melancholisch. Alexa sah aus dem Fenster, während sie die oberste Flasche aus dem Regal zog und sie entkorkte. Dann seufzte sie und füllte zwei Gläser.

Am liebsten hätte sie ihres gleich in einem Zug hinunter geschüttet, doch sie ließ es.

Sie stopfte den Korken wieder zurück in die Flasche und griff beide Gläser.

Ihre Gedanken waren ganz woanders, nur nicht bei dem Wein. Er schwappte bedenklich und Sirius stand auf und nahm ihr eines der Gläser ab.

Er roch kurz daran und sagte: „Ein interessantes Aroma. Was ist das für eine Sorte?“

Alexa lächelte: „Bist du also hergekommen um über Wein zu fachsimpeln?“

„Ich wollte lediglich höflich sein und Konversation betreiben.“

„Also bist du zum Smalltalk hier?“

Sie wurde nun wirklich ärgerlich. „Sirius was willst du? Ich habe keine Lust auf lange Reden. Sag, was du zu sagen hast, und dann geh bitte wieder.“

„Du wirfst mich also wieder raus?“

„Sirius.“ Sie wurde nun wirklich ungeduldiger.

„Ich dachte, es wäre gut, das neue Jahr mit einer Freundschaft zu beginnen. Unsere bisherige Beziehung ist mir irgendwie zu anstrengend, vor allem, da wir uns jeden Tag in der Schule sehen.“ Er hob sein Glas und sagte: „Auf gute Zusammenarbeit als Kollegen und danke für deine Hilfe, als ich sie gebraucht habe.“

Nun musste sie doch lächeln. Nur zu gut war ihr der erste Tag in Hogwarts in Erinnerung. Wahrscheinlich hatte sie Sirius wirklich das Leben gerettet, wie Albus damals bemerkt hatte. Wenn der Animagus nicht beim Experiment hops gegangen war, dann spätestens, wenn Severus zurück war und seinen geliebten, misshandelten Kerker entdeckt hätte.

„Auf unsere Freundschaft“, vollendete Alexa, „Und ein … gutes neues Jahr.“

Sirius merkte wohl, dass sie etwas anderes sagen wollte, aber was hätte schon gepasst? Voldemort stand sozusagen vor der Tür. Vor allen Türen und wer wusste schon, wer am Ende des Jahres noch leben würde, um zu feiern?

Beide tranken ihre Gläser auf ex. Womöglich hatten sie es wirklich nötig, um ihre Nerven wieder zu beruhigen oder der Wein war sehr süffig.

„Ein wirklich interessanter Geschmack“, meinte Sirius noch einmal und stellte sein Glas auf den nahen Tisch.

„Ja, das stimmt. Es muss eine neue Sorte sein, sie kommt mir nicht bekannt vor. Wheely hat aufgeräumt, er hat sie vielleicht von Onkel Istave mitgebracht.“ Auch Alexa stellte ihr Glas nun ab. Irgendetwas war seltsam. Sie hatte das Gefühl, als würde der Raum um sie verschwinden, als wäre er nicht mehr wichtig. Sie sah auf und ihr Blick begegnete dem von Sirius, der sie regelrecht anstarrte.

Keiner sagte ein Wort.

Sie traten nur beide einen Schritt vor, schlangen die Arme umeinander und küssten sich.

Sie ließen kaum voneinander, als sie sich die Kleider regelrecht vom Leib rissen und auch nicht, als sie ins Schlafzimmer taumelten. Die Tür flog ins Schloss, doch das bekamen sie nicht einmal mehr am Rande mit.

Genau genommen war es ihnen ja auch mehr oder weniger egal, ob diese Tür nun zu, offen oder überhaupt vorhanden war.

Alexa schmiegte sich an den Zauberer und stieß ein wohliges Seufzen aus, als er sie schließlich hochhob und zum Bett trug, sich langsam in die weichen Kissen mit ihr sinken ließ, dabei aber auch nicht von ihr Abstand nahm, sondern sie fordernd küsste.

Die Hexe ließ ihre Hände über seinen Rücken wandern und bemerkte, wie Sirius mit den Händen über ihre Brüste, dann an ihrer Hüfte hinab zu ihren Oberschenkeln strich.

„Bitte.“, flüsterte sie leise, halb erwartungsvoll und halb flehend, auch wenn das kaum notwendig war, denn er war nicht dazu im Stande, noch länger zu warten.

Ein lustvolles Stöhnen drang über ihre Lippen, als er in sie eindrang und ihr alle Gedanken endgültig abhanden kamen.

Mit den Händen krallte sie sich an Sirius’ Schultern fest und ihre Fingernägel hinterließen ein paar hauchfeine Kratzer, als er sich mit kraftvollen Stößen in ihr vergrub.

Heiße und kalte Schauer jagten über ihren Rücken und Alexa wünschte sich, dass es nie enden möge, auch wenn sie spürte, dass dem bald so sein würde.

Alexandra würde am nächsten Morgen, wenn sie aufgewacht war und Sirius längst wieder bei sich zu Hause, die Flasche mit dem merkwürdigen Wein entdecken.

Es war die Flasche, die sie einst für Antonin und Antaia bestimmt hatte. Damals war sie nicht dazu gekommen sie ihm zu geben, denn sein Haus war gerade abgebrannt. Später als Antaia verschwand, erwies sich der mit Liebestrank versetzte Wein als überflüssig. Sie hatte die Flasche separat aufbewahrt, doch der übereifrige Wheely hatte sie zu den anderen Weinflaschen ganz oben ins Regal geschoben, genauso wie der Hauself einst die kleine Flasche mit dem puren Liebestrank in die Kiste geräumt hatte, die Alexa Timothy gegeben hatte.

Die Hexe hatte sie zwar vermisst, doch nie ernstlich weder nach der puren Essenz noch nach dem veränderten Wein gesucht. Letzterer traf sie nun selber.
 

***
 

„Wirklich alle? Wieso du nicht?“, fragte Lavender und richtete sich auf. Blaise lag auf dem Rücken und hatte die Arme unter seinem Kopf verschränkt. Er sah zu dem blonden Mädchen auf, das auf seiner Hüfte saß und zuckte mit den Schultern.

„Meine Eltern sind keine Death Eater. Außerdem bin ich als Informant nützlich.“

„Aber Mister Goyle…“, begann Lavender, doch Blaise schüttelte den Kopf.

Sie legte den Kopf schief und beugte sich zu ihm hinunter. „Informant?“ Sie sah ihn forschend an.

Er grinste: „Natürlich. Was glaubst du, warum ich mit dir schlafe.“

Lavender schnappte nach Luft, sie wollte sich schon wieder aufrichten, doch Blaise packte sie an den Armen, drehte sie herum und schob sich auf sie. Ihre Arme hielt er über ihrem Kopf fest.

„Und das sagst du mir mitten ins Gesicht?“, fragte sie.

„Besser du erfährst es von mir als von jemand anderem“, sagte er gleichmütig und ließ ihre Arme los.

Sie musterte sein Gesicht und lächelte dann. „Du bist ein Verräter“, sagte sie leise und Blaise legte ihr spielerisch entsetzt den Finger auf den Mund.

„Scht. Nicht so laut, wenn dich jemand hört“, flüsterte er. Lavender lachte leise und zog den Jungen zu sich, um ihn zu küssen.
 

***
 

Padma war wahrhaft erschüttert gewesen, als ihr Zwilling zurückkam und sie mit Tränen überströmtem Gesicht an ihr vorbeilief.

Zaghaft hatte sie an die Tür geklopft, doch Parvati wollte nicht mit ihr sprechen. Vielmehr hörte sie, wie diese durch die Tür rief:

„Du kannst dich freuen. Er hat mich fallen lassen.“

Padma war zusammengefahren. Das hatte sie nicht gewollt.

Wut stieg in ihr auf.

Diese verfluchten Notts.

Sie ging zurück in ihr Zimmer. Ihre Eltern würden erst in einer Stunde zurück sein.

Seufzend ließ sie ihren Kopf gegen die Fensterscheibe sinken und sah in den Schnee hinaus.

„Diese Notts“, murmelte sie noch einmal und angelte nach dem Teller voller Süßkram. Ihre Finger verirrten sich und griffen einen orangefarbenen Bonbon.
 

***
 

„Es ist schon halb zwei“, sagte Lilien und sah besorgt zur Tür. Theodor war noch nicht zurück.

In dem Moment schlug die Tür. Sie eilte zu ihrem Sohn, doch der zischte nur: „Lasst mich.“

„Theodor“, tadelte Francis, doch den sah dieser noch nicht mal an, als er sagte: „Ich kenne euch nicht mehr. Sprecht mich nicht an.“

„Was ist denn los?“, wollte Timothy wissen.

„Dein Bruder hat ein paar Probleme“, beruhigte ihn Lilien, da kam Theodor wie vom Beißkäfer gestochen die Treppe wieder hinuntergefegt und er brüllte:

„Ein paar Probleme?“ Er riss den Ärmel von seinem Pullover hoch und rief: „Nennst du das ein paar Probleme? Es ist unfair. Du hast doch den Mann auch geheiratet, wieso konnte ich Parvati nicht behalten?“

„Dein Vater und ich“, begann die Hexe, doch Theodor fuhr dazwischen.

„Ich habe keinen Vater mehr.“

Eine Hand traf schallend seine Wange und Lilien sah ihn wütend an. Francis war nur sprachlos. Er war unfähig, sich zu bewegen.

„Wag es ja nicht, noch einmal so etwas zu sagen.“ Ihre Stimme war gefährlich leise und Theodors Lippen bildeten eine schmale Linie. Ohne ein weiteres Wort ging er die Stufen hinauf in sein Zimmer, das er bis zur Abreise nach Hogwarts auch nicht mehr verlassen würde.

Timothy war dem Ganzen sprachlos gefolgt.

„Aber er mochte doch Parvati“, sagte er leise. Seine Eltern sahen ihn nur kurz an und gingen dann ins Kaminzimmer. Timothy überlegte, schnappte sich dann seinen Umhang und ging unbemerkt in die Nacht.
 

***
 

Padma hatte das Gefühl, rein gar nichts um sich wahrzunehmen, sie starrte nur auf das Glas, als sich etwas auf der Straße bewegte. Ihre Augen fokussierten und erfassten einen Jungen, den sie wiedererkannte.

„Timothy Nott“, sagte sie verblüfft.

Sie setzte sich in Bewegung. Ihre Glieder waren ganz steif, weil sie über eine halbe Stunden in einer Position verharrt war.

Erstaunlich schnell lief sie die Stufen hinunter. Der kühle Wind ließ ihre Sinne langsam wieder erwachen.

Sie registrierte nun auch den Schneefall und auch der leise Ärger über die Notts bahnte sich wieder an die Oberfläche.

Sie blieb vor Timothy stehen, der sie verblüfft ansah.

„Ein gesundes, neues Jahr“, sagte er. Er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen, zu überrascht war er, ausgerechnet Padma zu sehen, wenn überhaupt, hätte er mit Parvati gerechnet.

„Ist deine Schwester“, weiter kam er nicht, denn Padma nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn. Sehr zurückhaltend und schüchtern, aber dennoch raubte es Timothy den Atem, sie plötzlich so nahe zu wissen.

Sie löste sich wieder und lächelte: „Dir auch.“

Einen Moment starrten sie sich nur an, bis Padma begriff, was sie getan hatte. Hastig ließ sie ihre Hände sinken und trat einen Schritt zurück.

„Tut mir leid“, stammelte sie und jagte zurück ins Haus.

Timothy war nun wirklich verwirrt, grinste aber und sagte leise zu sich: „Mir nicht.“

Er hatte den Grund, warum er hier war, vollkommen vergessen und schwebte nun zurück nach nebenan, nach Hause.

Parvati hatte das von ihrem Zimmer aus beobachtet und eine tiefe Wut gärte in ihr.
 

***
 

Auch Theodor hatte seinen kleinen Bruder beobachtet.

Er durfte offenbar. Wieso? Weil er Squib war? Oder weil er der Kleine war?

Theodors Faust donnerte gegen das Glas, das knackend nachgab. Einen Moment schien es, als wollte das Glas noch überlegen, ob es nun zersprang, da rieselten auch schon die Scherben auf den Boden und ein dünnes Blutrinnsal lief seine Faust hinunter, den Arm entlang über das Dunkle Mal.

Der Dunkle Lord musste weg, dachte er bitter. Er kannte die Prophezeiung. Zacharias hatte ihm davon erzählt.

Also entweder Harry oder der Dunkle Lord, überlegte Theodor und ging zu seinem Bücherregal.

Recht eingestaubt, stand dort ein Buch mit Flüchen ausschließlich schwarzer Magier. Er würde es mit nach Hogwarts nehmen und Harry dazu bringen, die zu lernen.

Je schneller Voldemort starb, umso besser.

Timothy klopfte leise und Theodor sagte, kaum dass er ihn sah:

„Komm rein, wenn du mir helfen willst, sonst bleib draußen.“

Tim schloss die Tür und fragte: „Wobei helfen?“

„Wir bringen den Dunklen Lord um.“

Der Jüngere sah ihn finster an und Theodor fragte: „Was denn? Hast du was dagegen?“

„Nein, ich weiß nur nicht, wie ich dir helfen kann.“

„Du bist doch der Experte in Tränke und da fällt dir nichts ein?“

Timothy überlegte einen Moment und rannte dann die Stufen hinunter. Kurz darauf war er wieder da, in seinen Armen ein riesiger Bücherstapel.

„Die Weasleys sind sehr inspirierend“, redete Timothy drauflos und war Feuer und Flamme, das sah man ihm an. Er schlug mehrere Bücher auf und begann einiges aufzuschreiben.

„Vielleicht werde ich doch Miss Dolohov um Hilfe bitten“, überlegte er laut und begann sehr emsig zu schreiben. Theodor hielt inne und beobachtete seinen kleinen Bruder.

Er kam nicht umhin, seinen Kummer kurz zu vergessen und fragte plötzlich:

„Du kannst Padma gut leiden, nicht?“

Timothy sah auf. Er wusste nicht, was er antworten sollte, doch nickte er und Theodor konzentrierte sich wieder auf seine eigene Lektüre.
 

***
 

Professor Sinistra sah sich vorsichtig um. Sie war auf dem Weg zu einem leerstehenden Haus. Dort gab es einen Kamin. Sie hatte ihn, als sie hergekommen war, an das Flohnetzwerk angeschlossen und er würde sie schnell wieder nach Hause bringen. Der Tag war erst wenige Stunden alt. Der Hogwartsexpress mit den Schülern würde erst in gut fünf Stunden in London abfahren. Zeit, in die Schule zurückzukehren.

Es war nicht angenehm, dieser Tage allein unterwegs zu sein.

Es geschahen zu viele ‚Unfälle’.

Sie musste nur noch schnell nach Hause. Dort gab es einen Portschlüssel, der sie in die Schule bringen würde.

Schon hatte sie die Tür zu dem leerstehenden Haus erreicht. Sie suchte den Schlüssel, der zusammen mit einem Spruch die Tür öffnen würde und steckte ihn ins Schloss.

Gerade wollte sie die Worte murmeln, hatte sie schon auf den Lippen, als ihr Blick erstarrte. Ein giftgrüner Strahl hatte sie im Rücken getroffen. Die ausgestreckte Hand sank hinunter. Die Finger strichen über das kalte Metall des Knaufs.

Und der Körper der Professorin klappte wie eine leblose Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, zusammen. Der Kopf knallte gegen die Tür und krümmte den Hals auf unnatürliche Weise.

„Ich danke dir“, sagte eine Stimme in der Dunkelheit. Dann verschwand die Gestalt.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Outtake:
 

Ich bat Gloomy, mir die Adultszene zu schreiben und bekam dann das zurück. Ich konnte es nicht für mich behalten. Als ich es las, bin ich vor Lachen vom Stuhl gefallen. *grins*
 

… Alexa und Sirius traten nur beide einen Schritt vor, schlangen die Arme umeinander und küssten sich.

Sie ließen kaum voneinander, als sie sich die Kleider regelrecht vom Leib rissen und auch nicht, als sie ins Schlafzimmer taumelten. Die Tür flog ins Schloss, doch das bekamen sie nicht einmal mehr am Rande mit.
 

Saturn: Irgendwo hier *großen Kreis beschreibe* müsste deine Szene rein.
 

Gloomy: *in Kreis spring, kurz das Terrain sondiere und sich die Hände reibe* Harhar!
 

Chanti: Bleib anständig!
 

Gloomy: Immer!
 

Chanti: *seufzt*
 

Gloomy: *Fingerknöchel knacken lass* HARHAR!!
 

Genau genommen war es ihnen ja auch mehr oder weniger egal, ob diese Tür nun zu, offen oder überhaupt vorhanden war.

Alexa schmiegte sich an den Zauberer und stieß ein wohliges Seufzen aus, als er sie schließlich hochhob und zum Bett trug, sich langsam in die weichen Kissen mit ihr sinken ließ, dabei aber auch nicht von ihr Abstand nahm, sondern sie fordernd küsste.

Die Hexe ließ ihre Hände über seinen Rücken wandern…
 

Gloomy: Rrrrrrr!
 

…und bemerkte, wie Sirius mit den Händen über ihre Brüste, dann an ihrer Hüfte hinab zu ihren Oberschenkeln strich.
 

Chanti: Der Mann ist gelenkig.
 

Gloomy: Yoga und jahrelange Erfahrung!
 

„Bitte.“, flüsterte sie leise, halb erwartungsvoll und halb flehend, auch wenn das kaum notwendig war, denn er war nicht dazu im Stande noch länger zu warten.

Ein lustvolles Stöhnen drang über ihre Lippen, als er in sie eindrang und ihr alle Gedanken endgültig abhanden kamen.

Mit den Händen krallte sie sich an Sirius’ Schultern fest und ihre Fingernägel hinterließen ein paar hauchfeine Kratzer, als er sich mit kraftvollen Stößen in ihr vergrub.

Heiße und kalte Schauer jagten über ihren Rücken und Alexa wünschte sich, dass es nie enden möge, auch wenn sie spürte, dass dem bald so sein würde.
 

Gloomy: Mehr oder reicht dir das?
 

Saturn: Perfekt. *grins*
 

Morwie: Nächstes Kapitel heißt: ‚Eine Nacht voll Grabeskälte’
 

Saturn: Mir ist übrigens mal was auf gefallen.
 

Blue: *will etwas sagen, schließt jedoch wieder den Mund und grinst nur*
 

Saturn: Ich habe nur glückliche oder zukünftig glückliche Paar. Das ist ja wie in einer Soap.
 

Knacksi: Was heißt hier WIE? Das IST eine Soap.
 

Saturn: *schwankt und fällt bei soviel Ehrlichkeit in Ohnmacht*
 

Sev: Yes! *rennt weg*

Eine Nacht voll Grabeskälte

Kapitel vierundzwanzig - Eine Nacht voll Grabeskälte
 

Donnerstag, 1. Januar 1998
 

Ron wachte aus tiefen Träumen auf und verfluchte den Kürbissaft. Er hatte zu viel davon

getrunken und nun würde er aufstehen müssen, um ins Bad zu gehen. Er wollte nicht, denn dann würde er unweigerlich wach werden und ewig brauchen, um wieder einzuschlafen. Wenn er aber nicht ging, würde er auch wach werden. Seufzend stand der junge Zauberer auf und wankte aus seinem Zimmer. Das Licht ließ er überall aus. Er konnte den Weg buchstäblich im Schlaf laufen.

Nach einigen Minuten kam er wieder zurück. Schloss seine Zimmertür hinter sich und wanderte weiter zu seinem Bett. Er schlief schon wieder fast, als er sich noch nicht einmal ganz hingelegt hatte. Zog die Decke über sich und wunderte sich auch gar nicht, dass diese offenbar soviel schmaler schien als sonst. Und er schlief bereits tief und fest, als sein Kopf in das weiche Kissen sank. Und so verging die Nacht und der Tag brach an.

Es war ungewöhnlich ruhig im Hause der Weasleys. Was nicht zu verdenken war, heute war der Tag des neuen Jahres und alle der Familie hatten eine anstrengende Nacht hinter sich. So kroch die Sonne immer höher in den Himmel. Strahlte hell an jenem bitterkalten Morgen, wo niemand freiwillig das kuschelige Bett verlassen würde.

Auch nicht Ron. Der wachte auf und schob sich tiefer unter die dicken Daunen.

Nur etwas irritierte ihn. Er hatte das Gefühl, als würde ein Stein auf seiner Brust liegen. Etwas kitzelte ihn an der Nase und so wischte er mit der Hand darüber. Verwirrt hielt er inne. Nun öffnete er die Augen und sah an sich hinunter, ohne jedoch den Kopf zu bewegen. Auf seiner Brust lag etwas Schwarzhaariges. Ron runzelte die Stirn, richtete sich etwas auf und das Schwarzhaarige seufzte leise, rutschte neben ihn und schlang einen Arm um seinen Körper.

Ron begann leicht zu hyperventilieren. Da, in seinem Bett lag die Schulsprecherin von Hogwarts, seine Kollegin.

Wie war das nur mög…

Er stockte und sah zu der Matratze am Boden, auf der er eigentlich hätte liegen sollen. Innerlich klatschte er sich mit der Hand gegen die Stirn. Er musste das Bett verwechselt haben, als er nachts aus dem Bad zurückgekommen war. Natürlich, die Macht der Gewohnheit hatte ihn zu seinem Bett gehen lassen. Doch das hatte er ja für diese Nacht Pancy überlassen.

Was wird sie jetzt von mir denken, dachte er erschrocken.

Sie wird mich für einen Perversen halten!

Für einen verkappten Slytherin!!

Vorsichtig hob er ihren Arm von sich hinunter und versuchte aus dem Bett zu schleichen. Er hatte es fast geschafft. Die Füße standen schon auf dem Boden, als eine Hand ihn am Oberteil festhielt.

„Geh nicht weg, du bist so schön warm“, murmelte Pancy dumpf aus dem Kissen. Ungläubig sah Ron sich um. Die Slytherin hatte nicht den Kopf gehoben.

„Ich fürchte du verwechselst mich“, fiepte er unsicher. Nun sah Pancy doch auf. „Du bist doch Ron“, sagte sie verwirrt.

„Ähm, ja“, nickte er. Sie blickten sich stumm an, bis Ron doch aufstand.

„Besser nicht. Meine Familie. Sie werden sowieso komisch gucken, wenn die mitkriegen, dass du in meinem Zimmer geschlafen hast und …“

Er stockte.

„Und? Ich habe mein Zimmer jahrelang mit meinem Bruder geteilt.“ Pancy setzte sich nun auf, gähnte und streckte sich. „Wie spät ist es eigentlich?“

„Elf, glaube ich“, sagte Ron.

„Dann sollten wir wirklich aufstehen.“

Der Zauberer nickte beklommen. Pancy ging ins Bad und kam fertig angezogen zurück. Ron hatte sich inzwischen auch angezogen und das Bettzeug weitestgehend weggeräumt. Pancy sah ihm bei den letzten Arbeiten zu, als sie ihn fragte: „Dir ist es doch nicht peinlich, dass du in einem Bett mit mir geschlafen hast?“

„Nein, nein“, wehrte er sofort ab.

Nun lachte sie und sagte: „Wenn man dich so sieht, könnte man glatt glauben, du hättest ein schlechtes Gewissen. Herrje, Ron. Es ist doch nichts passiert.“

Dieser überlegte kurz und sagte dann: „Ihr Slytherins seid in einiger Hinsicht lockerer drauf. Gehen wir frühstücken.“
 

***
 

Als Alexandra aufwachte, war sie alleine im Bett. Sofort stürmten die Bilder der vergangenen Nacht auf sie ein und seufzend schloss sie sogleich wieder ihre Augen und legte einen Arm darüber, als könnte sie damit die Erinnerung auslöschen.

Was war nur in sie gefahren?

Ihre Laune sank weiter, als sie sich erinnerte, was sie ihrem Bruder versprochen hatte. Nun, sie hatte ihr Versprechen gebrochen. Sie hatte sich nicht von Sirius fern gehalten.

Ein Geräusch riss sie aus den Gedanken. Sie hob den Kopf und sah zur Tür.

Irgendwer war in ihrer Wohnung. Sie wollte schon nach ihrem Zauberstab suchen, als sie sich erinnerte, dass ja Sirius da sein musste.

Schnell war sie aufgestanden, hatte sich einen Morgenmantel übergeworfen und ging hinaus.

Tatsächlich saß Sirius in (s)einem Sessel und las im Tagespropheten, der jeden Morgen schlag sieben durch den Kamin geworfen wurde.

„Guten Morgen“, sagte Alexandra und Sirius sah auf.

„Ja, es ist in der Tat ein guter Morgen“, lächelte er sie an und stand auf, während er die Zeitung zusammenfaltet.

„Ein Hauself war hier und hat frische Brötchen gebracht. Er wollte auch irgendwas aufräumen, aber ich habe ihn wieder weggeschickt.“

„Du hast Wheely am Aufräumen gehindert? Damit hast du dir einen Feind auf Lebenszeit geschaffen“, sagte Alexa halb entsetzt und Sirius überlegte, ob sie es ernst meinte. Doch offenbar übertrieb sie etwas, denn sie grinste nun und sagte irgendwas von Bad und gleich wieder da. So genau hatte Sirius es nicht verstanden, weil sie redete, während sie gähnte.
 

***
 

„Morgen“, sagte George und kam mit Fred die Stufen hinunter. Verwundert blickten die Zwillinge zu Pancy, die neben Ron in aller Ruhe eine Schüssel Müsli futterte. Arthur, Molly, Bill und sogar Charlie saßen auch schon am Tisch. Nur Ginny fehlte noch, man hörte, dass sie unterwegs war.

„Du hast uns gar nicht erzählt, dass du eine Freundin hast, kleiner Bruder“, sagte Fred und setzte sich Pancy gegenüber.

„Wo hat sie übernachtet?“, hakte George nach.

„Bei Ron natürlich“, lächelte Pancy. „Hier war gestern Abend eine ganz schöne Aufregung, da war das das Einfachste. Ich bin Pancy Parkinson.“

„Fred.“ „George“, nickten die Zwillinge und blickten zu dem Rest der Familie, der über diese Situation auch nicht ganz glücklich war. Normalerweise achtete Molly darauf, dass weibliche Gäste nicht im Zimmer der Jungs übernachteten. Doch vergangene Nacht war ihr anderes im Kopf umhergegangen.

„Und hattest du eine schöne Nacht in unserem trauten Heim?“, grinste Fred und versuchte das Mädchen in Verlegenheit zu bringen. Molly schüttelte darüber nur den Kopf. So behandelte man keine Gäste, doch Pancy sah auf und lächelte: „Sicher eine schönere als ihr.“

Sie war nun einmal eine Slytherin und zu ihren Freunden zählten Blaise, Theodor und in gewisser Weise auch Draco. Mit Anspielungen brachte man sie nicht in Verlegenheit. Anders Ron, der sah halb entsetzt auf und zu seiner Mutter. Er schüttelte nur den Kopf, zu Worten war er nicht mehr fähig und wollte wohl sagen, es ist nicht so, wie du denkst.

„Nun, ich hoffe, ihr habt aufgepasst“, stotterte Molly. Die Brüder sahen alle zu ihrem Jüngsten und niemand achtete auf Ginny, die sich stumm an den Tisch setzte. Pancy aß weiter ihr Müsli und amüsierte sich königlich. Irgendwie tat Ron ihr ja leid, immerhin hatte er sie gestern nicht weggeschickt und das, wo sie sich so dreist aufgedrängt hatte.

„Mom!“, rief Ron nun, er hatte seine Sprache wieder.

„Es ist rein gar nichts passiert, Mrs Weasley“, mischte sich da Pancy ein. „Ihr Sohn ist ein Gryffindor durch und durch. Anständig und darauf bedacht, andere zu beschützen.“

Ron atmete auf und sah dankbar zu Pancy. Auch der Rest der Familie beruhigte sich und so konnte es Pancy sich nicht verkneifen, nachzusetzen: „Es war sicher ein Versehen, dass er sein Bett mit meinem verwechselt hatte und wir so am Morgen Arm in Arm aufgewacht sind.“

Ron ließ seinen Löffel fallen. Ginny vergaß die Milch wieder abzusetzen, so dass ihre Schüssel inzwischen überlief. Sie war ohnehin verwirrt, die Slytherin hier zu sehen. Charlie vergaß zu trinken. Die Tasse schwebte nach wie vor in der Luft. Die Zwillinge glotzten zu Ron. Das hätten sie ihm nicht zugetraut und die Eltern überlegten fieberhaft, wie man am unverfänglichsten den Parkinsons einen Besuch abstatten konnte.

Etwa eine Stunde später verabschiedete sich Pancy. Es wurde Zeit, sie musste nach Hause. Freundlich bedankte sie sich bei Rons Eltern für die Einladung und packte ihren Korb zusammen.

„Komm gut heim, mein Kind, und gib acht vor Schwarzmagiern“, mahnte Molly. Offenbar war sie noch immer verwirrt.

Ron brachte sie noch nach draußen. Pancys Familie wohnte nur eine halbe Flugstunde vom Fuchsbau entfernt und so würde sie die Strecke fliegen.

„Da hast du ihnen aber einen schönen Schrecken eingejagt“, sagte er und blickte zum Fenster zurück. Ohne Zweifel würden sie alle dahinter hängen und sie anstarren.

„Aber lustig war es doch“, kicherte Pancy. „Bei meiner Familie könnte ich das nicht machen. Die würden dich zwingen, mich zu heiraten.“

Ron grinste leicht und sah zu seinen Schuhspitzen. „Vielen Dank für deinen Besuch“, murmelte er.

„Vielen Dank für den schönen Abend, Ronald. Wir sehen uns in Hogwarts.“

„Oder im Zug“, setzte er nach und sie lächelte: „Ja, oder im Zug.“

Dann reichten sie sich die Hände und Pancy flog davon.

„Was denn, kein Abschiedskuss?“, spottete Fred, als Ron auf das Haus zukam. Der Jüngere verzog verärgert das Gesicht. „Scheint, als hat sie dich nur ausgenutzt. Du bist viel zu gutmütig.“

„Ärgere nicht deinen Bruder!“, tadelte Molly. Charlie sah Ron mitleidig an. Da kam Pancy zurück. Sie landete vor Ron. Ihre Wangen waren von der Kälte gerötet und sie schien auch etwas außer Atem.

„Ich habe was vergessen“, sagte sie, beugte sich vor und küsste Ron leicht auf die Lippen. Dann winkte sie der Familie Weasley mit einem „Bis bald“ zu und erhob sich wieder in den Himmel.

Ron kniff die Augen leicht zusammen und starrte ihr nach, bis sie nicht mehr zusehen war.

Die Zwillinge waren sprachlos. Molly wusste nicht, was sie davon halten sollte. Bill und Charlie lächelten leicht. Da hatte ihr kleiner Bruder wohl über den Spott der Zwillinge triumphiert und Ginny?

Die Hexe stand am Fenster ihres Zimmers. Nachdenklich hatte sie alles verfolgt.

Eine Slytherin und ihr Bruder, dachte sie.

Und Charlie war mit einem Death Eater zusammen, na ja, oder fast.

Warum machte sie sich dann Vorwürfe?
 

***
 

Fassungslos starrte Alexa auf die Weinflasche, die sie am Abend geöffnet hatte. Sie kannte das Etikett und plötzlich setzte sich das Bild zusammen. Sie und Sirius waren nicht verliebt. Sie waren einem ihrer Tränke zum Opfer gefallen.

Sie kniff die Augen zusammen und versuchte ruhig zu atmen, doch sie fühlte, wie ihr schwindlig und ganz schlecht wurde.

Hinter sich hörte sie Sirius den Raum betreten.

„Geh, bitte“, sagte sie, ohne dass er auch nur ein Wort sagen konnte.

„Wie bitte?“, fragte er nach.

„Geh nach Hause.“ Nun wandte sie sich doch um und sah ihn ernst an.

Sirius versuchte unsicher zu lächeln. Irgendwas ging hier vor, was er nicht verstand. „Ist das ein ‚geh und komm bald wieder’ oder ein ‚geh und komm nie wieder’?“, fragte er.

„Geh und komm nicht mehr zurück.“

„Aber letzte Nacht“, warf er ein.

„War nichts als eine Illusion.“ Sie lachte kalt auf und fragte: „Bei allen Geistern, du musst doch zugeben, dass wir beide nicht bei Sinnen waren.“

Sirius starrte sie einen Moment stumm an und presste dann zwischen seinen Zähnen hervor: „Das ist dein Ernst, oder?“

„Ja.“

Sirius wurde wütend, er spürte, wie der Zorn in ihm hochstieg und so ging er tatsächlich aus Angst, irgendwas Falsches zu sagen.

Die Tür fiel ins Schloss und Alexandra zuckte heftig zusammen. Sie verharrte, ihre Hand krallte sich fester um den Flaschenhals und plötzlich schleuderte sie die Flasche gegen die Wand und setzte sich schluchzend auf den Boden.

„Nur eine Illusion“, murmelte sie und wischte sich Tränen von der Wange.
 

Freitag, 2. Januar 1998
 

Als Oliver die Tür öffnete, war er einigermaßen verblüfft. Vor ihm stand Charlie Weasley. Er bat ihn hinein.

„Kein guter Zeitpunkt, um draußen spazieren zu gehen“, sagte er und Charlie nickte stumm.

„Die Dementoren fliegen.“

„Ja, sie suchen jemanden.“ Seine Augen durchfuhren den Raum und dann sah er wieder zu Oliver.

„Marcus ist hier, oder?“

Der Jüngere zögerte kurz, nickte dann aber. Irgendwas war los, doch er wusste nicht, was. „Woher weißt du das?“

Charlie überlegte, sollte er es sagen? Es ging gar nicht darum, ob er Oliver vertraute, das tat er. Es war einfach zu gefährlich, zu vielen zu viel zu verraten. Andererseits hatte Oliver sicher ein Recht zu wissen, wer ihm die ganze Sache eingebrockt hatte.

„Hast du die Auroren gerufen?“

„Nein.“ Oliver ging nun in Richtung Küche. Er war gerade dabei, sich etwas zum Abendessen zu machen. Marcus schlief schon den halben Tag und er wollte ihn nicht wecken.

„Wirst du es tun?“

Wieder verneinte Oliver.

„Wieso nicht?“

Nun sah der andere auf und lächelte: „Ich habe das Gefühl, das weißt du längst. Du hast ihm geholfen, oder? Josephine erzählte etwas von einem Drachen.“

Als Charlie das hörte, ging es ihm irgendwie nicht mehr gut. Er setzte sich an den Tisch und starrte vor sich hin. „Ich musste ihn rausholen. Es war nicht richtig.“

Oliver setzte sich ihm gegenüber und sah den Älteren an. Er hatte in letzter Zeit nicht viel mit Charlie zu tun gehabt, dennoch betrachtete er ihn als einen Freund und so sagte er: „Marcus kann bleiben, zwei oder drei Tage, ich werde nichts sagen, aber dann müsst ihr euch was anderes einfallen lassen. Es ist einfach zu gefährlich. Es wäre eine Sache, wenn nur ich hier wohnen würde, aber…“

„Josephine?“, fragte Charlie.

„Ja. Sie ist auch schon so genug in Gefahr.“

Charlie runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“, fragte er und Oliver erzählte ihm, wie Josephine und ihre Schwester nach Hogwarts gekommen waren.

„Aber wer sie ist, weißt du nicht“, fasste Charlie das Gesagt zusammen.

„Du willst doch nicht andeuten, dass ich Böses im Schilde führe“, kam es da von der Tür. Die beiden Zauberer sahen erschrocken zu der jungen Hexe. Sie hatten sie gar nicht kommen hören. Josephine kam nun hinein und setzte sich mit an den Tisch.

„Vielleicht ist dem so, ich weiß es nicht“, sagte sie und sah Charlie ehrlich in die Augen. „Ich weiß nicht, wer ich bin, nur dass ich auf der Flucht war und Hogwarts meine Zuflucht.

Albus Dumbledore hat mir und meiner Schwester geholfen und ganz gleich, was in meiner Vergangenheit gewesen ist, ihn würde ich niemals verraten. Reicht dir das?“

Charlie nickte. „Natürlich reicht mir das. Es tut mir leid, ich wollte dich nicht beleidigen.“

„Schon gut. In diesen Zeiten kann es tödlich sein, den Falschen zu vertrauen.“

„Phine weiß, wer Marcus ist, und sie wird nichts sagen“, setzte Oliver nach.

Charlie atmete tief ein und nickte langsam.

„Ich bin wahrscheinlich nur müde, dass ich alles so finster sehe“, murmelte er.

„Oder es liegt an diesen Kreaturen, die über London kreisen.“ Josephine sah düster vor sich hin und sah dann zu Oliver. „Ich habe etwas herausgefunden. Sie suchen nicht nach Marcus. Mit ihm muss noch jemand ausgebrochen sein. Auf Marcus hatte der Dunkle Lord bereits jemanden angesetzt. Einen Mann namens Todd McNair.“

Oliver horchte bei dem Namen des Death Eaters auf. Charlie schon bei der Bezeichnung ‚Dunkler Lord’.

„Woher weißt du das?“

„Albus“, lächelte sie entschuldigend.

Eine Weile saßen sie noch zusammen und vereinbarten, dass Charlie Marcus am nächsten Abend wegholen würde. Wohin, behielt er für sich, und die anderen beiden fragen nicht.

„Ich werde dann gehen. Bis morgen.“ Damit stand Charlie auf und war schon an der Tür, als Josephine sagte: „Du willst nicht ernstlich da raus?“

„Ich muss nach Hause.“

„Auf keinen Fall. Die Dementoren sind frei. Wenn du ohnmächtig wirst, kann dir niemand helfen. Du bleibst heute Nacht hier.“ Entschlossen nahm sie Charlie seinen Umhang wieder aus der Hand und hängte ihn auf.

„In dem Gästezimmer steht nur ein Doppelbett, aber das macht dir doch nichts aus, oder? Marcus ist schlank, der nimmt nicht so viel Platz ein“, sagte Josephine mit einem Lächeln. Oliver sah zweifelnd zu Charlie. Ob das eine gute Idee war? Auch Charlie überlegte. Doch Josephine war schon dabei, frische Bettwäsche rauszusuchen.
 

***
 

Sirius knurrte leise vor sich hin, als er durch das dunkle Haus lief. Die Mauern mochten dick sein, doch die Dementoren spürte er trotzdem. Er war auf den Weg in den Keller, in der Hoffnung, dort weniger die Kälte zu fühlen, doch als er an der Küche vorbeikam, bemerkte er das Licht. Überrascht, dass noch jemand wach war, ging er dort hinein.

„Sirius“, wurde er begrüßt. Der Animagus brummelte etwas und starrte aus dem Fenster.

„Diese verschimmelten Roben sollen wieder zurück in ihre Verliese“, zischte er. Harry nickte zustimmend. Die Kälte der Dementoren spürte auch er stärker als andere, er war ihnen einfach schon zu oft zu nahe gewesen.

„Du kannst dich doch in einen Hund verwandeln“, sagte er und schlürfte an seiner heißen Schokolade, die Tonks ihm gemacht hatte.

„Gute Idee“, kam es von Sirius und schon war er zu einem großen schwarzen Hund zusammengeschrumpft. Die anderen sahen sich kurz an, als Tonks in die Küche kam. Sie warf einen kurzen Blick zu Sirius, der sich als Hund zu Harrys Füßen zusammengerollt hatte.

„Sirius ist also auch wach“, sagte sie und der Hund hob kurz grüßend die Schwanzspitze.
 

***
 

Alexandra Dolohov kam gerade aus dem Ministerium und was sie dort erfahren hatte, bereitete ihr ernsthafte Sorgen. Eigentlich war sie gar nicht befugt, diese Information weiterzugeben, doch sie kannte Francis Nott gut genug, um zu wissen, was dieser mit einem Boten des Ministerium tun würde, der ihm verkündete, dass seinem jüngsten Sohn untersagt wurde, weiterhin eine Muggelschule zu besuchen. Ihr oblag es nun, den Brief den Notts zu überstellen und am besten tat sie das persönlich.

Sie zitterte. Kälte vertrieb regelrecht die Wärme des Zaubers, der sie eigentlich mollig umhüllen sollte. Sie schielte zum Himmel und ihre Schritte beschleunigten sich. Sie fasste den Zauberstab fester, darauf gefasst, sich verteidigen zu müssen. Eigentlich hatte sie apparieren wollen, doch aus irgendeinem Grund tat sie es nicht. Sie fühlte sich nicht gut, vielleicht bekam sie eine Erkältung und sie wollte in einem Stück ankommen.

Da löste sich ein Schatten vom Nachthimmel und schwebte ihr entgegen.

„Dementoren“, zischte sie verächtlich und hob ihren Zauberstab.

Sie brüllte den Spruch, der einen Patronus hervorrief und ein silberner Hund schoss in den Himmel. Kurz wunderte sie sich, dass sich die Gestalt ihres Patronus verändert hatte, doch dann eilte Alexa weiter. Das Haus der Notts war nicht mehr weit.
 

***
 

Padma sah aus dem Fenster. „Hast du das gesehen?“, fragte sie. Parvati jedoch reagierte nicht. Sie war am Boden zerstört und das brach dem Zwilling fast das Herz. Padma sah wieder zum Fenster hinaus und wie der silberne Hund in kleine Funken zerstob und schließlich ganz verschwand. Die Dementoren machten auch ihr Angst und Padma hatte ihren Zauberstab fest in der Hand. Parvati fing wieder leise an zu weinen und Padma setzte sich neben ihre Schwester.

Sobald sie wieder in der Schule war, würde sie Theodor Nott etwas Grausames antun. Sie wusste noch nicht, was, aber sie wusste, wen sie fragen konnte.
 

***
 

„Alexandra“, sagte Lilien verblüfft, als sie der Hexe die Tür öffnete. „Ist irgendwas passiert?“

Die Jüngere nicke leicht und trat ein, zog ihren Umhang aus und folgte der Hausherrin in das Kaminzimmer. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie einen Schatten. Timothy stand auf der Treppe und sah ihr nach, wie sie in den Raum im Erdgeschoss verschwand. Leise schlich der Squib nach unten. Er hatte das Gefühl, dass es um ihn ging.

Francis sah von dem Spielbrett auf. Er und Lilien spielten gerade Scrabble. Seine Frau war am Gewinnen, was ihn nicht störte, er nahm es wie ein Ehemann, der seine Frau liebte und gönnte ihr den Sieg.

„Alexa, welch seltener Besuch. Was hat Tim nun wieder getan?“

Francis hatte sich wieder seinen Buchstaben zugewandt und studierte seine Möglichkeiten.

„Ihm wird verboten, weiterhin eine Muggelschule zu besuchen“, kam die Hexe auf den Punkt. Francis, einen seiner Steine in der Hand, stockte und sah auf.

„Wie bitte?“

„Es gab zu viel Ärger, weshalb das Ministerium ihm untersagt, weiterhin auf eine Muggelschule zu gehen.“

Das Spielbrett wurde von einem Windstoß erfasst und flog samt Steinen vom Tisch gegen die nächste Wand. Francis war aufgestanden und starrte Alexa an. Diese wappnete sich gegen einen möglichen Angriff, doch offenbar hatte der Death Eater sich wieder unter Kontrolle.

„Wie kommt das Ministerium dazu, sich in das Leben von meinem Sohn einzumischen?“, polterte er. Lilien war zu ihrem Mann hinüber gegangen und zwang ihn in einen Sessel. Sie selbst blieb vorsichtshalber auf einer Lehne sitzen. Auch Alexa setzte sich wieder.

„Er hat das letzte Mal einen Muggel fast vergiftet. Er kann froh sein, dass er noch ein Kind ist, sonst hätte man ihn dafür ernsthaft bestraft.“

„Der Muggel hatte es verdient.“

„Vielleicht. Aber das steht nicht zur Diskussion. Fakt ist, er darf nicht mehr zurück.“

Francis’ Lippen bildete eine schmale Linie, für ihn stand außer Frage, dass das für ihn keine akzeptable Entscheidung war.

„Und wie soll er dann seinen Abschluss machen?“, mischte sich nun Lilien ein und Alexa wandte sich ihr zu.

Sie lächelte aufmunternd, darüber hatte sie bereits nachgedacht und nun wollte sie ihre Idee den beiden unterbreiten.

„Timothy ist magisch nicht völlig unbegabt. Er würde sicher eine gute Arbeit auch in unserer Welt finden“ begann sie.

„Wie denn, ohne Abschluss?“, begehrte Francis sofort auf und Liliens Hand zwang ihn wieder zurück.

„Wie stellst du dir das genau vor?“, fragte sie, ahnte sie doch, dass Alexa auch das sich schon überlegt hatte.

„Timothy ist sehr begabt in Zaubertränke und gute Trankbrauer werden immer gesucht. Fragt nur Antonin. Ich werde mit Grandpa sprechen und ihn bitten, Timothy einen Abschluss in Zaubertränke machen zu lassen.“

Francis und Lilien sahen die Jüngere sprachlos an. „Du willst ihn nach Hogwarts schicken?“, fragte Francis nach, er wollte sichergehen, dass er sich nicht verhört hatte.

„Genau. Er wird keinen Abschluss haben wie Theodor, in Verwandlung und Zauberkunst wird er über die zweite Klasse nicht hinauskommen, doch für Zaubertränke und Kräuterkunde sehe ich kein Problem und das ist, was er braucht.“

Da ging die Tür auf und Timothy bat: „Sag ja, Vater.“

Die Eltern wunderten sich gar nicht erst, dass der Kleine gelauscht hatte und Francis nickte zögernd. Auch wenn er nicht gerne zugestimmt hätte, doch er konnte schlecht sagen, warum er dagegen war, dass Timothy nach Hogwarts ging, schließlich müsste er dann die Abmachung zwischen ihm, Lucius und Harry preisgeben.
 

***
 

Es war tiefste Nacht. Charlie konnte nicht schlafen. Er lag wach da und starrte die Decke an. Neben ihm im Bett schlief noch immer Marcus. Als er in das Zimmer gekommen war, hatte er ihn lange angesehen. Zu vieles ging im durch den Kopf und eine Frage drängte sich immer wieder nach vorne.

Warum war er eigentlich hier? Wieso half er diesem Death Eater?

Als ihn plötzlich ein Arm traf. Charlie setzte sich auf und wollte etwas sagen, doch er bemerkte, dass Marcus gar nicht wach war. Er schlief noch immer, doch offenbar hatte er einen bösen Albtraum. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und er drehte sich unruhig von einer Seite zur anderen. Charlie sah zum Fenster. Von draußen drang eine unnatürliche Kälte herein. Die Dementoren waren nahe. Mit Sicherheit konnten in dieser Nacht einige nicht schlafen oder hatten Albträume. Nun fror sogar Charlie, die Wächter von Azkaban schwebten dicht am Fenster vorbei und Marcus begann zu wimmern. Charlie klopfte das Herz bis zum Hals. Was, wenn sie ihn hier sahen? Nur weil Josephine gesagt hatte, dass sie nicht Marcus suchten, hieß das ja noch lange nicht, dass sie ihn einfach in Ruhe ließen, wenn sie ihn fanden. Er wusste, Marcus musste sich beruhigen und das Einzige, was ihn einfiel, war, ihn in seine Arme zu ziehen und beruhigend auf ihn einzureden. Überraschenderweise wurde Marcus tatsächlich ruhiger.

Charlie legte sich wieder zurecht, Marcus ließ er nicht los, man konnte schließlich nie wissen, wann diese Kreaturen zurückkamen und schließlich driftete er in einen traumlosen Schlaf und auch Marcus schlief das erste Mal, seit er wieder frei war, tief und ruhig.
 

***
 

Katie sah fassungslos zu Rabastan. Sie hatte sich erschrocken, als sie mitten aus ihrem Traum gerissen wurde, weil der Mann neben ihr irgendwas laut gerufen hatte. Doch er schlief, ohne Zweifel. Sie sah aus dem Fenster. Die Sichel des zunehmenden Mondes leuchtete am Himmel. Katie wollte schon den Blick wegnehmen, als ein Schatten sie erstarren ließ. Nun war sie wirklich panisch. Ein Dementor war plötzlich keinen halben Meter vor dem Fenster aufgetaucht und Katie schrie laut auf.

Der Zauberer wachte davon auf. Katies Puls raste und nur am Rande bekam sie mit, was dann passierte. Rabastan war aufgesprungen und hatte zum Fenster gesehen, an dessen Innenscheibe sich Eisblumen bildeten. Er hielt seinen Zauberstab in der Hand und rief: „Expecto Patronum!“

Ein grellsilberner Phönix entstieg seiner Zauberstabspitze und schoss zu dem Glas. Der Dementor suchte schreiend das Weite. Eine ganze Weile saßen die beiden da und starrten auf das Fenster. Der Phönix verblasste und Rabastan entfachte eine Lampe.

Besorgt sah er zu Katie. Deren Augen waren noch immer geweitet. Der Schock saß tief und er hatte Sorge, dass ihr ernstlich etwas passiert war. Er kniete sich vor sie und nahm ihr Gesicht in beide Hände.

„Katie?“, fragte er leise und da löste sich ihre Spannung und sie begann zu weinen. „Es alles in Ordnung, er ist weg“, redete er beruhigend auf sie ein und zog sie an sich. Katie aber schluchzte nur umso mehr. Die ganze Anspannung glitt nun von ihr ab und auch wenn sie wollte, sie konnte nicht aufhören zu weinen. So saßen sie da. Katie weinte und Rabastan hielt sie fest und strich ihr beruhigend über den Rücken. Es vergingen einige Minuten, bis sie sich wieder so weit gefasst hatte, dass sie sich aufsetzte, wenn auch mit einem argwöhnischen Blick zum Fenster.

„Warum waren sie hier?“, schluchzte sie.

„Ich weiß es nicht.“

„Wegen dir?“

„Sicher nicht.“

„Aber was wollten sie dann hier?“ Ihre Augen hatten noch immer einen panischen Schimmer, als sie ihn nun ansah.

„Sie sind weg. Glaubst du mir das?“ Katie nickte zögernd. „Ich bin da, du musst keine Angst mehr haben.“

Nun sah sie verlegen auf ihre Hände. „Ich habe dich mit meinem hysterischen Schrei geweckt.“

Nun lächelte Rabastan und hob ihr Kinn mit einem Finger. „Und das war gut, ich hatte einen Albtraum.“

„Ich weiß. Jede Nacht schläfst du unruhig, doch es war noch nie so schlimm wie heute.“

Der Zauberer nickte bekümmert und zog sie mit sich unter die Decke. Sacht bettete sie ihren Kopf auf seine Brust und er strich ihr mit der Hand durch die Haare.

„Azkaban ist ein grauenvoller Ort. Was ich dort erlebt habe, wird mich nie loslassen. Am Tag kann ich es verdrängen, aber nachts holt es mich wieder ein. Wenn du weiter hier bleiben willst, solltest du das wissen.“

Katie stützte ihr Kinn auf eine Hand und sah ihn an. „Ich kann dich ja immer wecken, wenn du willst“, schlug sie vor.

Er schielte zu ihr hinunter. „Das ist eine hervorragende Idee, vor allem, weil ich so sicher sein kann, dass du bei mir bleibst.“

Katie stützte sich nun auf ihre Arme und fragte: „Hast du daran gezweifelt? Seit Tagen stopfe ich meine Sachen in dein Haus. Das würde ich nicht tun, wenn ich nicht vorhätte zu bleiben.“

Rabastan nickte langsam. Ja, das war wahr. Katie beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte leise in sein Ohr: „Wir hatten vereinbart, ich bestimme den Zeitpunkt.“

Rabastan hob eine Augenbraue. Er erinnerte sich daran, dass sie so was abgemacht hatten. Katie lächelte leicht und setzte nach. „Wie wäre es mit heute Nacht?“
 

***
 

Rodolphus stand am Fenster und starrte in die Nacht. Dementoren waren unterwegs und das gefiel ihm nicht. Seine Frau lag schon im Bett und schlief. Wenn sie noch näher kommen, wird ihre Kälte zu spüren sein, dachte er und ging und legte sich ebenfalls hin. Bellatrix begann zu zittern. Auch ihm war kalt. Er murmelte einen Spruch und eine leichte Wärme breitete sich unter der Decke aus, dann zog er seine Frau vorsichtig in die Arme und hielt den Zauberstab bereit, falls eine der Kreaturen es wagen sollte, zu nahe an die Fenster zu kommen.
 

***
 

Antaia wurde von etwas geweckt. Verwundert sah sie auf eine Gestalt, die unruhig vor dem Fenster auf und ab lief.

„Was ist los?“, fragte sie und war hellwach. „Ist etwas mit Delia?“

Antonin schüttelte den Kopf und deutete auf das Bett. Tatsächlich lag das kleine Mädchen bereits dort und starrte Antonin, der immer noch auf und ab lief, mit großen Augen an.

„Was sie wohl so weit in der Stadt wollen?“, fragte er leise.

„Wer?“

„Dementoren. Sie sind da draußen und suchen jemanden.“

„Vielleicht diesen Flint“, mutmaßte Antaia. „Er ist aus Azkaban ausgebrochen.“

Antonin aber schüttelte den Kopf. „Wegen Flint würde der Dunkle Lord nicht seine Kreaturen in die Stadt jagen und riskieren, dass die Auroren sich auf ihn stürzen. Er sucht etwas anderes.“ Er wandte sich wieder zu Antaia und dem Kind, die ihn aufmerksam ansahen. Andererseits war es auch komisch, der der Dunkle Lord so gar nichts wegen Flint unternahm. Immerhin war inzwischen bekannt, dass dieser die Seiten gewechselt hatte, das würde Voldemort niemals auf sich sitzen lassen.

Es wird Zeit, ein paar alte Freunde zu besuchen, dachte Antonin. Und schließlich kam er wieder zurück ins Bett. Frau und Tochter drängten sich dicht an ihn, als würden sie dann sicherer sein und Antonin löschte das Licht. Schlafen tat jedoch nur Delia. Und diese dafür tief und fest.
 

***
 

Und weit von London entfernt saß die Person, die die Dementoren suchten. Es war eine Hexe mit einem unbestimmten Alter. Niemand wusste, wie sie wirklich aussah. Niemand außer Severus Snape, denn der hatte ihr Geheimnis enthüllt und sie nach Azkaban gebracht und sie somit von ihren Schützlingen getrennt.

Noelle Nouveau schwor ihm dafür Rache und diese war in ihren Augen erst dann erfüllt, wenn Severus das gleiche Schicksal erlitt wie Sinistra.

Der Tod.

Nur dieser Gedanke zählte für sie und hatte sie aufrecht gehalten und die Jahre im Gefängnis überleben lassen. Die Dementoren hatten sie oft bis in die Bewusstlosigkeit getrieben, denn ihre Vergangenheit enthielt viel Trauriges. Sie war oft weggestoßen worden, bevor sie zu Istave Lestrange kam, der in ihr die begabte Hexe sah, die sie war, doch leider bemerkte er nicht den Wahnsinn, der mit ihr in das Haus einzog.

Noelle hatte dem alten Zauberer auf ihr Leben geschworen, dass sie die Kinder des Hauses beschützen würde, solange sie es konnte und diesen Schwur hatte sie sich zur Lebensaufgabe gemacht.

Sie hatte Mirabelle und Josephine gefunden. Die ältere lebte in London, gut beschützt, doch die andere war in Hogwarts und dort war längst kein sicherer Ort mehr. Ihre Hand fuhr zu einem Medaillon, das an einer dünnen silbernen Kette um ihren Hals hing. Das hatte man ihr nicht abgenommen, als man sie eingekerkert hatte.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Chanti/Gloomy/Morwie: *singen laut und seltsamerweise nicht unglaublich falsch* Weil heute dein Geburtstag ist …
 

Blue: Ist er nicht.
 

Chanti/Gloomy/Morwie: Egal …

da haben wir gedacht,

wie denken uns was Schönes aus

und haben’s mitgebracht.

*überreichen Saturn einen Zettel* Dein neues Pairing. Wo du doch auf Pairings stehst.
 

Saturn: *les* *unglaublich große Augen krieg* *nach Luft ringe* Das ist ja… mörderkrass. Das mach ich. Muahahahah!
 

Chanti: Aber eine Bedingung gibt es. Sie müssen glücklich gewesen sein und wir wollen das als…
 

Chanti/Gloomy/Morwie: R.Ü.C.K.B.LE.N.D.E!!!
 

Saturn: *fällt vom Geschrei um*
 

Sev: *fängt sie geschickt auf*
 

Rest: *komisch guck*
 

Sev: Sie wäre auf meinen Kuchen gefallen.
 

Blue: Natürlich. *glaubt ihm kein Wort*
 

Saturn: *Sev anhimmel* Oh, mein Retter, dafür werde ich dir dankbar sein. Du hast einen Wunsch.
 

Sev: Du hast meinen letzten noch nicht mal erfüllt. Was ist das eigentlich für ein neues Pairing.
 

Saturn: *ihm Zettel zeig*
 

Sev: *brüllt vor lachen*
 

Chanti/Gloomy/Morwie: *schmoll* Was ist daran komisch?
 

Sev: Das ist nicht komisch, das ist mörderkrass.
 

Saturn: Sag ich doch.
 

Rest: Dürften wir endlich auch mal erfahren, um was es geht?
 

Morwie: Es gibt ein neues Pairing.
 

Knacksi: Das wissen wir schon.
 

Gloomy: Das ist so offensichtlich, dass noch kein anderer darauf gekommen ist?
 

Blue: Vielleicht hat es nur noch niemand gewagt.
 

Saturn: Genau!
 

Gloomy: Es sind … *flüster, flüster, wisper, wisper*
 

Rest: *fällt geschlossen in Ohnmacht, nur nicht Chanti/Gloomy/Morwie und Saturn/Sev*
 

Blue: Wann gibt es die Rückblende? *gierig danach lechz*
 

Saturn: Solltest du nicht ohnmächtig sein?

Die neue Professorin

Kapitel fünfundzwanzig – Die neue Professorin
 

Samstag, 3. Januar 1998
 

Charlie atmete auf. Sie hatten es doch tatsächlich geschafft, unerkannt in seine Unterkunft bei den Drachen zu gelangen. Und dabei war es noch helllichter Tag.

Sorgsam schloss er den Eingang und legte auch einen Zauber darüber, der jeden Besucher ankündigen würde. Es war nicht ungewöhnlich, wenn Charlie sich um ein Drachenbaby kümmerte, tat er dies immer, aus Sicherheitsgründen.

Dann machte er Licht. Aus seinem Zauberstab flogen kleine Feuerbälle zu Lampen, die überall im Zelt angebracht waren und zündeten diese an.

„Zeigst du mir noch mehr Zaubertricks?“, witzelte Marcus neben ihm und grinste ihn an.

„Heute nicht mehr, es ist spät“, gab Charlie gutmütig zurück und wollte weiter in seine Wohnstätte gehen, als er stockte. Sein Blick ruhte auf einem großen Bett.

Er runzelte die Stirn. Ist ja seltsam, dachte er. Mary Sue hatte versprochen, sich um ein zweites Bett zu kümmern.

Sie war seit zwei Tagen wieder zurück. Sie hatte sich geweigert, auch nur einen Tag länger in dem Krankenhaus zu bleiben.

Doch was Charlie sah, war nach wie vor eins. Gut, es war breiter, doch es blieb trotzdem nur eins.

Auch Marcus betrachtete sich das Mobiliar und legte den Kopf schief. „Ist ja interessant“, murmelte er und Charlie winkte ab: „Das haben wir gleich.“

„Geminus“, sagte er und ein Lichtstrahl schoss auf das Bett zu. Eigentlich hätten jetzt zwei da stehen müssen.

Eigentlich.

„Hast du das Zaubern verlernt?“, fragte Marcus.

„Lass mal sehen.“ Charlie wandte sich zu dem anderen und sagte: „Silencio.“

Marcus verstummt, seine Lippen bewegten sich, doch es kam kein Wort heraus.

„Nein, ich habe es nicht verlernt“, schlussfolgerte Charlie richtig und ließ den stummen und entrüsteten Marcus einfach stehen. Eingehend betrachtete er sich das Bett und dunkel erinnerte er sich an eine Geschichte, die Mary Sue erzählt hatte. Ihr Mann hatte in einem Streit das Bett der Eheleute einmal so verhext, dass es nicht mehr magisch veränderbar war, weil Mary Sue im Streit oft das Bett zweigeteilt hatte.

Jemand klopfte Charlie auf die Schulter und dieser wandte sich zu einem wütenden Marcus um, der wortlos, denn sprechen konnte er ja nicht, auf seine Lippen deutete.

„Du willst wieder sprechen?“, fragte Charlie und Marcus nickte.

„Wenn du versprichst, keine blöden Kommentare wieder von dir zu geben.“

Wieder ein Nicken.

„Na fein.“ Charlie zuckte mit den Schultern und hob den Fluch auf.

„Das war unfair, ich kann mich ohne Zauberstab überhaupt nicht wehren.“

„Wo ist der, den ich dir gegeben habe?“

„Zerbrochen. Hat sowieso nicht wirklich funktioniert.“

„Du hast den Stab zerbrochen?“, fragte Charlie ungläubig.

„Ich habe die Bruchstücke aufgehoben, siehst du? Einen Splitter trage ich immer bei mir, weil es doch ein Geschenk von dir war.“ Marcus lächelte entschuldigend und Charlie verdrehte die Augen.

Dann wandte er sich wieder seinem aktuellen Problem zu. Sie hatten nur ein Bett und sonst keine weitere Schlafstatt.

Vielleicht wenn er zwei Sessel zusammen schob?

„Ich werde dir schon nicht auf den Leib rücken“, grummelte Marcus, der fast beleidigt war, Charlie hatte nichts gesagt, aber er wusste, dass der Ältere auch die vergangene Nacht mit ihm ein Bett geteilt hatte. Was hatte er sich denn jetzt so albern?

„Wenn es dir nichts ausmacht?“, kam es zögernd zur Antwort.

„Macht es dir denn was aus?“, hakte Marcus nach.

Charlie überlegt. In der vergangen Nacht lag der Jüngere in einem tiefen Schlaf. Jetzt schien er putzmunter und die erste Begegnung hier im Zelt war einfach zu gegenwärtig.

„Wo ist dann das Problem?“ Marcus gähnte demonstrativ und beschlagnahmte die rechte Seite.
 

***
 

Todd kniete. Die Steine des Bodens waren ungewöhnlich kalt, selbst für Marmor. Er spürte kaum die Finger, die ebenfalls auf dem Boden lagen.

„Mylord“, begrüßte er den Dunklen, der ihm gegenüber stand und auf ihn hinab sah.

„Du hast es sicher gelesen, Todd“, sagte die leise, heisere Stimme und brachte den Jüngeren mit einer einzigen Geste dazu aufzustehen. Todd sah es nicht, doch spürte er nur zu deutlich Lord Voldemorts Willen, dem er nachgab.

Er hätte sich sicher dagegen wehren können, doch das wäre mehr als unklug gewesen.

So stand er nun aufrecht vor Voldemort, hatte seine Lider jedoch gesenkt.

„Sieh mich an“, verlangte die heisere Stimme und schlagartig hob Todd den Blick, hatte gerade noch Zeit, sämtliche Gefühle zu verbannen und wie eine ausdruckslose Marionette geradeaus zu starren.

„Flint ist aus Azkaban entkommen. Das habe ich vorhergesehen“, fuhr der Dunkle fort. „Er ist kaum eine Baumschlange wert. Sicher konnte er nicht aus eigener Kraft fliehen. Ich will wissen, wo er ist. Bring ihn her, damit er seine Strafe für den Verrat erhalten kann.“

Todd wollte schon den Kopf neigen, andeuten, dass er den Auftrag verstanden hatte, als Lord Voldemort noch nachsetzte: „Und finde seinen Freund. Es wird mir eine Freude sein, den, den er glaubt zu lieben, vor seinen Augen zu töten.“

Kurz blitzte Überraschung in Todds Augen auf. Voldemort registrierte es mit Genugtuung und sagte: „Hast du etwa nicht gewusst, dass Flint sich eher für Zauberer interessiert, als für Hexen?“ Ein bösartiges Lächeln erschien auf den schmalen, blassen Lippen und Voldemort setzte fast gehässig nach: „Oder hast du gehofft, ich wüsste nichts davon? Du hast lange Zeit mit Flint zusammengearbeitet. Nächte damit zugebracht, jemanden zu beschatten. Du hast es nicht gewusst?“

Todd biss die Zähne zusammen und verbannte jede Gefühlsandeutung aus seiner Stimme, als er mit direkten Augenkontakt antwortete: „Ich werde Flint und seinen Freund finden, Mylord.“

Den Dunklen so direkt anzusehen, war gewagt und so wartete Todd, bis Voldemort ihn mit einer Handbewegung entließ.

Der Jüngere zwang sich langsam zu gehen, doch kaum war er aus dem Raum, jagte er fast die Stufen hinunter und aus dem Haus, wo er die kalte, klare Luft einzog, fast wie ein Ertrinkender, der an der Oberfläche auftauchte, kurz bevor ihm die Luft ausging.

Todd lenkte seine Schritte Richtung London. Er musste nachdenken. Er schob seine Sonnebrille zum Schutz vor dem hellen Licht über die Augen.

Flint zu finden, würde nicht einfach sein. Er hatte Hilfe, ohne Zweifel, doch wer war es gewesen?

Der Zauberer trat hinaus auf die Straße und seine Stimmung sank geradezu dramatisch weiter. Irgendwie war er mitten in eine Gruppe von Teenagern geraten und mehrere Mädchen sahen ihn sprachlos an.

Gutes Aussehen konnte schon eine Last sein, dachte er und versuchte irgendwie aus der Gruppe hinauszukommen, doch das war unmöglich, denn als wäre das nicht schon schlimm genug, bog von der Seite, wo er hin wollte, ein Gruppe Vorschüler um die Ecke.

Er wünschte, er könnte disapparieren, doch hier war er unter Muggeln, wie sollte das dann erklärt werden.

„Entschuldigung“, sagte er leicht gereizt und blickte finster zu einem Mädchen mit roten Haaren hinunter, diese wich verlegen zurück und schluckte.

Todd stutzte leicht. Irgendwas an dieser Reaktion war falsch.

Schließlich kämpfte er sich frei und atmete tief aus.

Er blickte noch einmal zurück und traf genau den Blick der Rothaarigen, die sich rasch abwandte.

Das erinnerte ihn an die Silvesternacht.

Ein kleines Lächeln schlich sich bei der Erinnerung über seine Lippen und er wanderte weiter durch die Muggelwelt, hier würde er niemand Bekanntem begegnen. Der späte Morgen war längst dem Mittag gewichen. Todd aß eine Kleinigkeit im Tropfenden Kessel und setzte seinen Weg unter den Muggeln fort. Folgten dem Pfad eines verschneiten Parks, dessen weiße Pracht dem Matsch wich, der sich aus Schnee und dem fallenden Regen bildete, und setzte sich dort auf eine Bank. Als Magier machte ihm die Kälte nichts aus. Er dachte nach, doch kam er nicht weiter. Sie kreisten immer nur um eine einzige Sache. Zog er es wirklich durch?

Wechselte er die Seite, wie schon seine Brüder?

So saß er da.

Stund um Stund.

Er dachte nach und verstrickte sich immer weiter in seinen Überlegungen.

Vorbeieilende Muggel warfen ihm befremdliche Blicke zu, die er nicht bemerkte. Nicht der Kleidung wegen, sondern weil er in der Kälte saß.

Seine Kleidung war so gewählt, dass er in beiden Welten damit in der Menge untertauchen könnte. Allein die Sonnenbrille, mit den tiefschwarzen Gläsern, hatte in der nächtlichen Dunkelheit etwas Skurriles, denn inzwischen war der kurze Tag der Nacht gewichen. Todd würde die Gläser nicht abnehmen. Dahinter verbarg er seine Augen, denen er in letzter Zeit nicht mehr traute.

Es gab zu viele Death Eater, die allein am Blick alles ablesen konnten. Nicht nur der Dunkle Lord war darin bewandert. Severus Snape zum Beispiel ebenso.

Nachdenklich stand er nun doch auf und wanderte weiter. Er ging zu sich nach Hause. Schlief ein wenig, kurz und unruhig. Seine Träume holten ihn rasch wieder aus dem Schlaf und er zog sich, die Enge seiner Wohnung kaum ertragend, wieder an und wanderte wieder durch die Stadt. Es war noch lang, bis diese erwachen würde. Sein Blick fiel auf einen Zeitungsstapel, der auf einer der Stufen der Muggelhäuser lag. Bereit, verteilt zu werden.

Sie gehörte Muggeln, das erkannte Todd sofort an den unbeweglichen Bildern. Diese verwirrten ihn nach wie vor. Doch das oberste erregte nun seine Aufmerksamkeit.

Dort war ein Drache abgebildet. Die Schlagzeile war ohne Zweifel die einer weniger seriösen Zeitung. Der reißerische Titel lautete:

‚Urzeitmonster über der Nordsee - Jurassic Park wird Wirklichkeit.’ Was immer auch Jurassic Park sein sollte, er hatte nie von einem solchen Ort gehört.

Todd schob seine Sonnenbrille auf die Stirn und las interessiert den Abschnitt des Artikels, der dort zu lesen war ohne vorerst die Zeitung in die Hände zu nehmen.

Offenbar glaubten die Muggel, einen Flugdinosaurier gesichtet zu haben. Das Bild sah eigenartig aus, wie gemalt, aber irgendwie doch anders, einige Details stimmten nicht, doch war es ohne Zweifel ein Drache. Todd hatte nur oberflächlich Ahnung von Drachen, eine Rasse hätte er nicht zuordnen können, aber er kannte jemand, der es konnte.

Eine der Zeitungen flog nun doch in seine offene Hand und er schlug sie auf, vertiefte sich in den Artikel und bemerkte nicht die Person, die sich näherte.

Erst als er angesprochen wurde, zuckte er beim Klang der Stimme zusammen. Severus Snape sah erst zu ihm, dann auf die Zeitung und Todds Brille rutschte ihm zurück auf die Nase.

Wieso musste ihn ausgerechnet ein Death Eater beim Lesen einer Muggelzeitung sehen?

Immerhin konnte er froh sein, nicht Nott oder Malfoy gegenüberzustehen. Die hätten ihn geradewegs zu Voldemort gebracht. Snape war da undurchsichtiger.

Vielleicht…

Hastig schlug Todd die Zeitung zusammen.

„Guten Morgen“, begann er.

„Wohl eher gute Nacht“, gab Severus in seinem typisch abfälligen Tonfall zurück. Er hob mit spitzen Fingern eine Zeitung vom Stapel zu Todds Füßen auf und fragte:

„Was hast du vor? Willst du unter Muggeln leben, Toddy?“

„Es sind Recherchen“, gab dieser zurück und Severus lächelte spöttisch: „Natürlich. Wahrscheinlich war auch der Einbruch im Ministerium nur Recherche.“

Todd wurde blass.

Severus wusste davon?

Wusste er auch von dem Mädchen im Fahrstuhl??

Severus lächelte nun geradezu süffisant, als es auch schon in sich zusammenfiel und er verärgert zu dem Raben auf seiner Schulter blickte, der ihn ins Ohr pickte.

„Schon gut“, grummelte er und sah wieder zu Todd. „Sei froh, dass ich und nicht Malfoy oder Nott des Weges kamen. Dann wärst du als Verräter gebranntmarkt, der du vielleicht gar nicht bist.“ Damit ließ Severus den nun schockierten Todd zurück.

Er weiß alles, dachte er verzweifelt. Severus wusste eigentlich gar nichts. Lediglich, dass Todd zu Silvester im Ministerium war und auch das war nur zusammengereimt.

Hastig stopfte er die Zeitung unter seinen Mantel und ging geradewegs in die Straßen der Magier.

Dort tauchte er in die Nocturngasse ein, betrat einen kleinen Laden und verschwand durch den Kamin aus London.
 

Sonntag, 4. Januar 1998
 

„Daddy“, flüsterte eine Stimme, so laut, das man es wirklich gerade so noch als Flüstern bezeichnen konnte. Der Angesprochene erwachte dennoch davon und verzog mürrisch das Gesicht.

„Was?“, grummelte er und das war Anlass genug für die nun achtjährige Delia, näher zu kommen und ihn wach zustarren.

„Du musst aufstehen“, gab sie zur Antwort.

Antonin blinzelte und schielte nach dem Wecker. Er stöhnte entnervt auf, als er zehn Uhr las. Das bedeutete, er war gerade mal seit zwei Stunden im Bett. Nachtschicht, das Los eines jeden Heilers. „Schätzchen, ich bin müde“, versuchte er es, wohl wissend, dass das der Kleinen völlig gleichgültig war.

„Onkel Istave sagt, ich bekomme erst Geschenke, wenn alle da sind“, gab sie nun kläglich von sich und Antonin verlagerte seinen Unmut auf seinen Patenonkel.

Was war das denn für ein Unsinn? Das hatte es noch nie gegeben.

„Bitte steh auf“, flehte Delia nun und setzte ihren besten Hundeblick auf, den sie konnte.

„Bööööötte.“ Sie zog sogar an seinem Arm, der leichtsinnigerweise aus dem Bett hing.

„Ich steh ja auf“, murmelte er und Delia hüpfte zufrieden aus dem Zimmer. Dafür trat Antaia ein, die mitleidig zu ihrem Ehegatten schaute.

„Tut mir Leid“, sagte sie.

„Schon gut“, winkte er ab und rieb sich die Augen, während er murmelte: „Ihr Grangerfrauen seid mein Untergang.“

Antaia grinste breit und trat näher, beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte:

„Aber der wird für dich der Himmel sein.“ Ihre Hand wanderte unter die Decke, seinen Körper entlang und Antonin saß kerzengerade im Bett.

„Das ist verlockend, Liebes, aber Delia dreht mir den Hals um, wenn ich noch eine Minute länger im Bett bleibe.“

In seinen Augen las man echtes Bedauern, doch sie nickte: „Dann eben heute Abend.“

Sie stand auf und verließ wieder das Zimmer.

Antonin sank seufzend in die Kissen zurück.

Bis zum Abend war es noch lang.
 

***
 

Laut pfiff der Hogwartsexpress, als er aus dem Bahnhof fuhr.

Hermione und Harry saßen auf ihren Plätzen. Ihnen gegenüber hatte Ron Platz genommen und auch seine Schwester.

„Warum bist du eigentlich nicht bei deinen Freundinnen?“, hatte er sie gerade gefragt.

„Sie nerven. Ich habe keine Lust, irgendwelche Fragen zu beantworten“, gab Ginny finster zurück.

„Fragen?“ Hermione sah die Jüngere neugierig an, Ginny gab keine Antwort.

Parvati kam herein und nahm Platz, offenbar ging auch sie jemandem aus dem Weg.

Padma, so vermuteten die anderen.

„Wir müssen los, Ron“, stand Hermione da auf. Sie mussten zu den anderen Vertrauensschülern.

Wie üblich meckerte Ron, dass er gleich Dracos Gesicht ertragen musste. Er erwähnte aber nicht, und das nahm Hermione sehr wohl zur Kenntnis, Pancy Parkinson, Schulsprecher wie er. Sie schielte zur Seite. Wieso nur?

Draco trat ihnen in den Weg und sie musste sich sehr zurückhalten, ihm nicht um den Hals zu fallen.

„Etwas spät“, sagte er.

„Und?“, zischte Ron zurück. Hermione tat unbekümmert, lächelte ihm aber heimlich zu und er gab es genauso zurück.

Harry indes versuchte die Stimmen in dem Abteil um sich abzustellen. Schnee wirbelte gegen das Fenster.

Irgendwie hatten sich in den letzten Wochen die Ereignisse überschlagen. Er musste sich mit Francis und Lucius treffen. Er wollte ein paar Antworten.

Voldemort war mehr als zurück und er hatte neue Anhänger. Wen? Stimmten die Gerüchte über seine Mitschüler?

Marcus Flint war frei, doch der wurde von den Dementoren nicht gesucht. Wer dann?

Er fragte sich, ob der alte Quidditchkapitän der Slytherins noch lebte.

Antaia war noch immer verschwunden, doch sie lebte und wenn es stimmte, war sie mit Antonin Dolohov verheirat, war der also ein Verräter wie er selber und, was keiner ahnte, Francis und Lucius?

Er wurde aus den Gedanken gerissen, als Zacharias und Theodor in das Abteil kamen. Die Mädchen waren längst weg, ohne dass er es mitbekommen hätte.

„Wollt ihr also wieder verlieren“, lachte Harry und verscheuchte die bedrückenden Gedanken.
 

***
 

Timothy Nott stellte seinen Koffer in der Eingangshalle ab und schaute sich um.

Das war also Hogwarts, dachte er und sein Herz machte einen frohen Hüpfer. Er war in der Zauberschule, wer hätte das je gedachte?

„Du bist alleine gekommen?“, wurde er angesprochen und der Junge wandte sich um. Vor ihm stand Professor Alexandra Dolohov und musterte ihn genau.

„Komm mit, ich bringe dich zu Grandpa Albus“, fuhr sie fort. Timothy wollte seinen Koffer greifen, doch sie winkte ab.

„Die Hauselfen kümmern sich darum. Du bist hier nicht mehr in einem Muggelinternat.“

Timothy überlegte kurz, öffnete dann den Koffer und nahm einen Beutel aus schwarzem Samt heraus, den er sich in die Tasche seines Mantels stopfte.

Alexa hob eine Augenbraue. Sie würde noch herausfinden, was da drin war.

Sie strebte der großen Treppe entgegen und der Fünfzehnjährige folgte ihr.
 

***
 

Todd war nicht wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Er hatte einen bekannten Drachenbändiger aufgesucht, von dem er wusste, dass er ihn nicht verraten würde. Wasilji Dimitri war weder für die eine noch für die andere Seite, was für Todd ein Glück war, da er selber irgendwie zwischen den Stühle saß.

Er hatte dem Älteren das Bild aus der Zeitung gezeigt und gefragt, was das für ein Drache sein könnte. Wasiljis Augen hatten aufgeleuchtet, ohne Zweifel wusste er, was für ein Drache es war, doch dann wurde er misstrauisch und stur und fragte, warum Todd das wissen wollte.

Doch der wollte nicht so recht mit der Wahrheit herausrücken und so gab sich Wasliji verstockt. Immerhin hatte Todd erfahren können, dass es ein Erdwühler war. Wohl eine recht seltene Rasse.

Mehr aber auch nicht. Todd hatte gefragt, was für Drachenarten hier in diesem Gehege gezüchtet wurden. Ein Erdwühler war nicht dabei. Das wäre auch zu absurd gewesen, zu einfach, dachte Todd.

Waslijis misstrauischer Blick entging ihn.

Er atmete auf, als Todd endlich wieder ging. Eigentlich wollte dieser auch sofort wieder zurück, doch er hielt inne und betrachtete sich die Drachen, die in der Ferne zu sehen war.

Einer erregte seine Aufmerksamkeit.

Langsam faltete Todd das Bild wieder auseinander. Es stimmte nicht ganz, aber hervorstechende Merkmale waren dennoch sichtbar.

Unverkennbar aber war der Stern auf der Stirn des Tieres, das dort in der frühen Sonne lag und zu schlafen schien, ein Stern, wie ihn auch der Drache auf dem Bild trug.

Todd starrte einen Moment wie blöde, dann drehte er sich um, lief geradewegs in das Zelt von Wasilji und knurrte: „Es gibt also keine Erdwühler hier?“

Der Ältere war auf so was gefasst gewesen, so schien es. Er hielt Todd mit seinem Zauberstab auf Distanz und gab zurück: „Du fragtest, was hier gezüchtet wird, nicht was hier lebt.“

Da musste Todd ihm Recht geben. Er überlegte kurz und hielt das Bild hoch.

„Das ist doch der gleiche Drache wie dort draußen“, begann er. Wasilji schüttelte den Kopf.

„Das dort ist rot, der da draußen grün.“

„Und der Stern?“, hakte Todd nach. Wasilji ließ den Zauberstab sinken und zuckte mit den Schultern: „Zufall.“

„Es gibt keine Zufälle“, fuhr Todd dazwischen. Er sah nun entschlossen aus, sah Wasilji direkt an und fragte: „Ist Flint hier?“

Der andere blieb stumm.

„Jemand aus diesem Lager hat Flint aus Azkaban befreit. Ob du mir es sagst, oder nicht, ich werde es ohnehin herausfinden. Ob mit oder ohne dein Hilfe.“

Wasilji lächelte weise. Er sah deutlich, wie Todd nach etwas suchte, um Wasilji zum Reden zu bringen. Den Älteren zu verfluchen, würde wenig bringen, Todd wusste, er würde den Kürzeren ziehen, doch ehe ihm irgendwas einfiel, wurde ihm sämtlicher Wind aus den Segeln genommen.

Er sank bleich in sich zusammen, als Wasilji lächelnd fragte: „Hast du die hübsche Rothaarige von Silvester eigentlich inzwischen wiedergesehen?“

Todd war sprachlos und der Ältere bohrte weiter: „Ihr konntet ja kaum die Finger voneinander lassen. Eine Weasley, sieh an, sag bloß, du hast die Seiten gewechselt, Toddy?“

Wieso nannte ihn in letzter Zeit jeder bei dem albernen Namen aus der Kindheit, war der erste Gedanke, der zweite war: Jemand muss mich beobachtet haben, doch war es ein Feind oder Freund?

„Es ist besser, wenn du gehst, Todd. Und such dir ein Versteck. Es wird nicht lange dauern, bis Voldemort hinter dein Geheimnis kommt, nur hast du dann auch Freunde?“

Todds Herz raste. Er spürte deutlich Angst und so stolperte er fast aus dem Zelt, vergrößerte seinen Besen und schoss in den Himmel.

Er flog lange, ohne zu wissen, wohin, er wollte nur weg, fliehen, obgleich er noch nicht einmal wusste, vor wem.

Erst als er am Horizont Meer erblickte, hielt er inne und sah sich um. Er hatte sich hoffnungslos verflogen. Murrend wendete er und flog zurück, nun langsamer, aber nicht weniger in Gedanken, als er erneut das Camp überquerte.

Inzwischen war fast Nacht. Den ganzen Tag war er am Himmel unter den Wolken dahingerast, ohne Hunger oder Durst zu spüren. Die Laternen im Camp waren entzündet und Todd flog zu einem Baum und ließ sich auf dem obersten Ast nieder.

Jetzt merkte er den Hunger. Sein Magen grummelte vernehmlich.

Eine Weasley, aha, dachte er, sich an Wasiljis Worte erinnernd, als wäre das das Einzige, was der Ältere gesagt hatte. Sein Blick ruhte auf dem Drachen unter sich, es war der Erdwühler, als eine Gestalt seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie näherte sich von Norden und ging auf den Erdwühler zu, der freudig aufsprang und zum Tor lief.

Es war ein Mann mit roten Haaren.

Rote Haare? Todd beugte sich etwas vor.

Rote Haare!

Seine Gedanken rasten und er erinnerte sich, dem Zauberer dort unten schon einmal begegnet zu sein. Er erinnerte sich sogar an den Namen. War es so einfach?

Todds Blick fuhr zu dem Zelt, aus dem Charlie gekommen war.

Dort brannte noch Licht und jemand zweites näherte sich im Schutze der Schatten.

Todd hielt die Luft an.

War es wirklich so einfach?

Er hatte Flint gefunden und sogar dessen Freund. Doch mit dieser Erkenntnis tat sich ein unüberwindliches Problem für Todd auf.

Charlie war ein Weasley. Und die Kleine aus der Silvesternacht sicher seine Schwester. Nicht nur der Name, auch die Haare waren unverkennbares Verwandtschaftszeichen.

Flint war ihm egal, auch der andere. Aber dieses Mädchen von Silvester nicht. Und wenn das ihr Bruder war ... dann hat er ein ernsthaftes Problem.

Todds Kopf sank gegen den Baumstamm.

Bösartiges Schicksal, dachte er. Dann sah er auf.

Wie hieß dieses Mädchen eigentlich? Er konnte sie doch nicht immer Kleine nennen.

Todd wartete noch, bis Charlie und Marcus wieder verschwunden waren, dann stand er wieder in Wasiljis Zelt, der ungerührt von seinem Apfel aufsah, den er hingebungsvoll schälte und den Jüngeren begrüßte:

„Da bist du ja wieder. Und? Was willst du jetzt machen?“ Der Ältere tat ungerührt, war aber innerlich aufs Äußerste gespannt. Todd hatte Marcus sicher gesehen.

Der arme Teufel, dachte er. Da wurde er zum Verräter und war nun schlimmer dran als zuvor. Doch diesmal war es Todd, der ihn überraschte, als er fragte:

„Wie heißt Charlies Schwester eigentlich?“

„Wieso?“, gab Wasilij zurück. Andererseits waren die Weasleys nicht unbekannt. Todd würde es ohne Zweifel erfahren, sobald er in London war und so sagte er: „Ginevra.“

Todd nickte nachdenklich und wiederholte den Namen. Nun grinste der Ältere hinterhältig und setzte nach: „Ginevra McNair, klingt doch nicht schlecht.“

Damit trieb er Todd erneut in die Flucht, der zum Abschied nur knurrte: „Du hörst dich ja an wie meine Mutter.“

Die Tür fiel zu. Und Wasilji schälte nun grinsend den Apfel weiter.
 

***
 

Der Hogwartsexpress war angekommen. Die Schüler kamen zum Abendessen in der Großen Halle zusammen und in dieser war es ohrenbetäubend laut. Die Schüler redeten wild durcheinander. Den Tod der Astronomieprofessorin hatten sie mit Entsetzen vernommen und unter den jüngeren Schülern machte sich Angst breit.

Sinistra war drei Tage zuvor durch den Todesfluch gestorben, aber vom Täter fehlte jede Spur.

Besorgt blickte Dumbledore über seine Brille hinweg in den Saal.

Er verstand nicht, warum Sinistra sterben musste.

Sie hatte doch niemandem etwas getan. Sie war auch nicht im Phoenix Orden.

War der Mord an ihr nur willkürlich, oder steckte mehr dahinter?

„…und morgen spazieren sie hier rein und morden weiter“, rief Dean aufgebracht und schob seinen Teller von sich weg.

„Dramatisierst du das nicht alles ein bisschen?“, fragte Hermione skeptisch, und stellte ihre Tasse beiseite.

„Dramatisieren?“, entgegnete Seamus entgeistert. „Welchen Grund konnte es schon geben, eine harmlose Professorin umzubringen?“

„Es muss einen Grund gegeben haben.“

„Wie kannst du dir so sicher sein?“, hakte Parvati nach.

„Alles andere …“, begann Hermione, „wäre erschreckend, denkt ihr nicht?“

Ihre braunen Augen wanderten zwischen den anderen hin und her.

Diese nickten betrübt und nahmen ihr Essen wieder auf.

„Da ist noch einer von ihnen“, murmelte Ginny und deutete zum Slytherintisch hinüber, wo Draco sich gerade setzte.

Hermione folgte dem Blick und krauste leicht ihre Nase.

„Du kannst ihn nicht für die Taten seines Vaters verantwortlich machen“, schüttelte sie den Kopf.

„Du nimmst ihn in Schutz?“

„Nein, ich versuche nur fair zu sein. Das verlangst du doch auch.“

Stille breitete sich um Hermione herum aus. Sie aßen still vor sich hin und versanken tief in Gedanken.

„Ob wir eine neue Professorin kriegen?“, durchbrach Ron das Schweigen und alle sahen auf. „Ich denke, nicht so bald“, schüttelte Harry den Kopf, doch da sollte er sich irren.

Die Unruhe wurde unterbrochen, als Alexandra die Große Halle betrat und mit ihr ein Junge von fünfzehn Jahren.

„Was macht denn dein Bruder hier?“, fragte Millicent Theodor, der erwiderte:

„Geht ab heute hier zur Schule“, und das Essen wieder aufnahm.

Die anderen folgten dem Squib, das sah fast jeder ganz deutlich, mit erstaunten Blicken.

Timothy war im Muggelinternat zwar distanziert und eher zurückgezogen gewesen, doch hatte er mehr Selbstbewusstsein besessen als so manch anderer in seiner Klasse. Hier jedoch war er doch etwas eingeschüchtert und versuchte es zu verbergen.

Dumbledore war aufgestanden und begann eine seiner berühmten Reden zu halten, die letztendlich darauf hinauslief, dass sie einen neuen Schüler, Timothy Nott, in ihrem Kreis willkommen heißen sollten.

Dass der junge Nott, Squib hin oder her, nach Slytherin kam, wunderte keinen, wohl aber, dass er keiner Klassenstufe zugeordnet werden sollte.

Sein Unterricht wurde seinen Fähigkeiten angepasst und so besuchte er die zweite Klasse ebenso wie die Fünfte und Siebente.

Timothy durfte sich schließlich an den Tisch seines Hauses setzten. Pancy winkte ihn zu sich und begann sofort die Schulregeln zu erläutern.

„Erstaunlich“, bemerkte Mandy und sah zu Padma, um diese Neuigkeit zu besprechen, als sie verwirrt innehielt.

Sie musterte die Freundin aus Rawenclaw genau. Sah von ihr zu dem jüngsten Nott und zurück. Dann blickte sie zu Lisa, die Padmas verwirrten Blick und die geröteten Wangen, als Timothy ihr zuzwinkerte, ebenso bemerkt hatte.

Die Freundinnen grinsten sich an.

Timothy war durch und durch ein Nott, das sah man sofort, und Padma eine Patil.

Das war wie Romeo und Julia,

Adam und Eva,

Dornröschen und ihr Prinz…

Gab es da irgendwas drüber zu wundern?
 

***
 

Harry wanderte durch die Gänge der Schule. Er war vollkommen arglos, dachte an nichts und hatte auch nicht wirklich ein Ziel. Er wollte zum Gemeinschaftsraum, aber wenn er unterwegs etwas Interessanteres finden würde, würde er die Richtung auch ändern.

Und doch, als er etwas sah, das er nicht hätte sehen sollen, wünschte er, er hätte es auch nicht gesehen. Er verlor sprichwörtlich die Sprache und für einige Sekunden jegliche Fähigkeit, sich zu bewegen.

Sah er da wirklich, was er da sah? War es möglich?

Hermione war unverkennbar. Auch wenn er ihr Gesicht nicht erkannte, denn sie stand mit dem Rücken zu ihm. Und auch Draco erkannte Harry sofort. Den beiden im Flur zu begegnen, war nicht ungewöhnlich, was nur irgendwie nicht in Harrys Gehirn vordringen wollte, war die Tatsache, dass beide ineinander verschlungen zu sein schienen und ihre Umwelt ganz und gar nicht wahrnahmen.

Schließlich riss Harry sich von dem Bild los, machte wenige Schritt rückwärts und lief, vollkommen neben sich, zum Gemeinschaftsraum, wo er im erstbesten Sessel Platz nahm und vor sich hinstarrte, nicht wissend, dass er nur auf Hermione wartete.
 

***
 

Hermione stieg durch das Portrait. Sie erwartete nicht, dass irgendjemand im Gemeinschaftsraum war, immerhin war der erste Abend im neuen Jahr und alle saßen in der Großen Halle, um sich zu unterhalten. Auch sie würde gleich noch einmal hinunter gehen, sie wollte lediglich ihre Schuhe wechseln, sie hatte nicht gedacht, dass die neuen dermaßen unangenehm beim Tragen waren.

Nur am Rande bemerkte sie das Feuer im Kamin. Leicht verwundert darüber, dass es brannte, lief sie die Stufen zum Schlafsaal der Mädchen hinüber, als eine Stimme sie innehalten ließ.

Für einen Moment glaubt sie, dass ihr Herz aussetzte und eher unwissentlich als wirklich wollend, drehte sie sich um und starrte zu Harry, der vor dem Kamin in einem Sessel saß und diesen nun herumgedreht hatte, so dass er sie direkt ansah.

Der Satz hing immer noch in der Luft und sie hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte.

Er hatte gefragt: „Und, was sagt Malfoy?“ Und ihr Atem stockte.

Grüne Augen durchbohrten sie und Hermione blieb stumm.

„Du brauchst es nicht abstreiten.“

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“

„Ich habe euch gesehen.“

Harry saß nach wie vor und blickte zu ihr hinauf und dennoch hatte Hermione das Gefühl, tief unter ihm zu stehen. Langsam kam sie die wenigen Stufen wieder hinunter. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken.

Was immer sie jetzt auch sagen würde, um sich zu verteidigen, sie zweifelte daran, ob Harry ihr glauben würde. Sie würde sich ja nicht mal selber glauben, wenn sie sagte, dass sie Draco schlichtweg liebte.

Wie absurd klang es da erst, dass auch er sie liebte?

„Was immer du auch davon halten magst“, begann sie und richtete sich auf. „Ich bitte dich, nichts zu verraten.“

„Das kannst du nicht verlangen.“

„Und dennoch tu ich es. Als Freundin, Harry, bitte. Du ahnst nicht, wie viel davon abhängt.“

„Du meinst, außer eurem Leben?“

Harrys Augen waren nun dunkelgrün und hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt.

Er wusste nicht, was er tun sollte, doch er war sich sicher, dass Malfoy irgendwas getan haben musste. Hermione würde sich doch niemals mit ihm einlassen.

Nicht Herm, die Draco einmal die Nase gebrochen hatte.

Nicht Herm, die ständig von Draco beleidigt wurde.

Nicht Hermione Granger, die klügste Hexe von Hogwarts.

Was war nur schief gelaufen?

Hermione hatte sich nun vor Harry gekniet und sah flehentlich auf.

„Bitte, Harry. Wenn du wirklich mein Freund bist, dann verrate es niemandem. Nicht einmal Ron oder Sirius.“

„Wie lange geht das schon?“

„Frag nicht, ich würde dich doch nur belügen müssen.“

„Ich denke, ich bin dein Freund?“

„Aber je weniger du weißt …“ Hermione brach ab.

„Schon gut. Ich will es auch gar nicht wissen.“ Harry stand abrupt auf und ging, ohne noch einmal zurückzublicken, aus dem Gemeinschaftsraum.

Hermione blieb auf dem Boden sitzen. Sie war nicht mehr fähig, irgendwas zu denken und gleichzeitig dachte sie tausend Dinge auf einmal.

Schließlich gab es nur eine Sache, deren sie sich sicher war. Draco durfte auf keinen Fall erfahren, dass Harry von ihnen wusste.

Denn dann würde sicher die ganze Welt von ihnen erfahren.

In der Großen Halle wartete Draco vergeblich auf Hermione. Sie blieb für den Rest des Abends in ihrem Schlafsaal und war um Mitternacht in unruhige Träume gefallen.
 

Montag, 5. Januar 1998
 

Es war viel zu früh zum Aufstehen, darin waren sich alle einig, und dennoch verlangten die Professoren die Anwesenheit der Schüler und so erhoben sich alle zu noch, wie sie fanden, tiefster Nachtstunde. Sie trotteten in die Große Halle zum Futter fassen. Alle saßen und es war recht still, angesichts der Masse an Schülern, als die Tür zur Großen Halle geöffnet wurde und eine fremde Hexe herein kam.

Alle starrten zu ihr hinüber.

„Guten Morgen“, sagte sie mit einer hellen, freundlichen Stimme und lächelte in die Runde.

Dumbledore war aufgestanden und kam der Fremden entgegen.

„Wie schön, dass Sie es einrichten konnten, so schnell herzukommen, Professor Mirror“, sagte er, als er, ihr den halben Weg entgegen kommend, vor ihr stehen blieb.

„Es freut mich, dass ich hier unterrichten darf, wenn auch wegen so trauriger Umständen. Es tut mir wirklich leid, was mit meiner Vorgängerin passiert ist“, sagte sie und sah ernstlich betrübt aus.

Dumbledore nickte zustimmend und beide gingen zurück zum Tisch der Professoren, wo sie von ihren Kollegen neugierig gemustert wurde.

Man wies ihr einen Platz zwischen Sprout und Hooch zu und sie stellte ihren Schirm, den sie bis dahin an ihrem Arm hängend mit sich getragen hatte, gegen die Wand und schob den leichten, cremefarbenen Umhang von den Schultern.

Darunter trug sie ein tiefrotes Kleid mit weiten Ärmeln.

McGonagall runzelte leicht die Stirn. Wenn es ihr so leid tat, dass jemand gestorben war, wieso dann dieser sommerliche Aufzug?

Professor Mirror lächelte ihren Tischnachbarn leicht zu und setzte sich. Eine ihrer dunkelbraunen Locken fuhr ihr in die Stirn und sie steckte sie in die Spange, die wie eine Rose geformt war, zurück.

Dumbledore erhob sich und stellte die Professorin vor.

Die Schüler waren stumm vor Staunen. Das ging ja mal verdammt schnell.

Die neue Professorin sah sich in der Großen Halle um und ihr Blick blieb an einem Mädchen hängen und ihre grauen Augen straften ihr Lächeln Lügen.

Mirabelle hob den Kopf und traf auf den Blick der neuen Lehrerin. Sie runzelte die Stirn.
 

***
 

„Das sind doch mal Riesenneuigkeiten“, gähnte Vincent und öffnete den Eingang zum Haus der Slytherins.

„Beeil dich mal ein bisschen, wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit“, meckerte Gregory hinter ihm.

„Was hast du denn ständig schlechte Laune?“, fragte Vincent, nun auch merklich gereizt.

„Weil es spät ist. Ich will nicht am ersten Tag zu spät sein.“

„Nun mal ganz ruhig.“ Vincent stellte sich mitten in den Eingang und es schien, als wollte er das Ganze jetzt erörtern. Theodor und Draco verdrehten die Augen und wollten sich schon vorbeidrängeln, als eine Stimme sie erstarren ließ.

„Seid ihr nicht ein bisschen zu spät dran, um jetzt zu diskutieren?“, fragte hinter Vincent eine Stimme und die Jungen sahen sich erstaunt um.

„Was schleichst du dich denn an?“, fragte Gregory „Wo warst du eigentlich beim Frühstück?“

„Das sage ich dir, wenn du alt genug bist“, gab Blaise gelangweilt zurück.

Der Junge sah sich kurz auf dem Gang um und winkte seine Freunde in den Gemeinschaftsraum, der vollkommen leer war.

„Ich sage euch, traut der Neuen nicht.“

„Wem?“, fragte Vincent und Blaise nickte ernsthaft. „Irgendwas stimmt mit der nicht. Wusstet ihr, dass Flint aus Azkaban verschwunden ist?“

„Gerüchteweise“, nickte Draco knapp.

„Und mit ihm soll noch jemand geflohen sein. Eine Hexe und jetzt ratet mal, wie sie hieß?“

„Mirror?“, fragte Gregory.

Blaise kniff die Augen zusammen. „Heißt sie so? Nein, eine Hexe namens Noelle Nouveau. Snape soll die damals gefangen und ausgeliefert haben. Sie war das Kindermädchen von deinen Cousinen.“ Blaise sah nun zu Draco und dieser überlegte. Dunkel konnte er sich erinnern, dass seine Tante Bellatrix und sein Onkel Rodolphus zwei Töchter gehabt hatten, aber er war ihnen weder wissentlich begegnet noch hatte er je irgendwelche Bilder von ihnen gesehen. Er wusste, dass es sie gab, doch sie könnten vor ihm stehen und er würde sie nicht erkennen.

„Und was hat das mit der Neuen zu tun?“, fragte Theodor.

„Vielleicht gar nichts. Keine Ahnung. Fest steht aber, dass die geflohene Hexe hier in der Nähe gesehen wurde und dass sie eine Gestaltenwandlerin ist.“

„Wir trauen doch sowieso niemandem“, winkte Vincent ab und fasste seine Schulbücher fester. Es wurde wirklich Zeit.

„Woher weißt du das eigentlich alles?“, fragte Draco und Blaise grinste zur Antwort.
 

***
 

„Ich habe deinen Bruder gar nicht beim Essen gesehen“, sagte Blaise zu Theodor. Inzwischen hatten sie sich alle im Klassenraum für Zaubertränke eingefunden. Es war die siebente und für alle die letzte Stunde. Nicht aber unbedingt die schönste.

Theodor sah zur Tür, doch Timothy tauchte nicht auf, auch wenn er das eigentlich müsste.

Nun, im Moment war es ihm auch egal. Er sah zur anderen Seite vom Raum.

Da standen Parvati und Padma und unterhielten sich.

Padma hörte nur mit halben Ohr zu, was Susan erzählte. Sie sah immer wieder besorgt zu ihrer Schwester. Diese war den ganzen Tag schon recht still. Verübeln konnte sie es ihr wohl kaum.

Padma sah sich suchend im Raum um. Theodor stand bei den anderen Slytherins.

Typisch, dachte sie. Bemerkte wohl aber den Blick, den der Zauberer zu Parvati warf. Kurz sah er auch Padma an und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Blaise zu, was der nun erzählte, bekam er jedoch nur am Rand mit.

Padma seufzte tonlos. Wenn es irgendwas geben würde, was ihrer Schwester helfen würde, sie würde es sofort tun.

Plötzlich bemerkte sie dicht hinter sich eine Person. Jemand flüsterte leise:

„Hi, Padma.“

Diese wirbelte herum und riss die Augen auf.

Sie konnte es nicht verhindern, ihr Gesicht lief purpurrot an und sie stammelte: „Ti- Timothy.“

„Wie geht es dir?“, fragte er nun mit normaler Stimme und sie stotterte irgendwas von ‚Gut’.

„Setzen Sie sich, Mister Nott“, sagte da hinter ihm Alexandra Dolohov.

Sie durchquerte den Raum und stellte sich vor die Klasse.

„Timothy komm her“, winkte Theodor seinem Bruder zu. „Dann werde ich dieses Mal wenigstens eine gute Note bekommen.“

„Mister Nott, der Junge, bleibt wo er ist“, fuhr Alexandra dazwischen und Timothy blieb wie angewurzelt stehen. Er sah zur Seite und Hermione, die neben ihm ihren Platz hatte, zuckte nichts wissend die Schultern.

„Wir werden uns heute in Gruppenarbeit üben. Timothy wird mit Miss Granger zusammen arbeiten“, lächelte die Professorin.

„Das ist doch unfair, Hermione bekommt doch immer ein Ohnegleichen“, murrte Theodor und Alexa sah ihn an.

„Das Leben ist unfair, das sollten Sie doch am besten wissen, Theodor.“ Dieser verzog nur das Gesicht und sah sich nach Harry um. Dann würde er eben mit dem zusammenarbeiten, doch Alexa durchkreuzte seinen Plan und sagte:

„Mister Potter und Mister Malfoy finden sich zusammen.“

„Will sie einen Mord provozieren?“, fragte Vincent leise.

Alexas Augen ruhten auf ihm und sie sagte: „Sie und Miss Greengrass.“

Und dann ging sie weiter die Reihen entlang. Eloise seufzte verzweifelt, als Neville heranschlich.

„Es tut mir Leid“, murmelte er, doch die Hufflepuff winkte schon ab.

Millicent wagte Gregory kaum anzusehen, als er seine Sachen neben ihre legte.

Blaise hätte lieber Lavender in seiner Nähe gehabt, doch ihr wurde Kevin zugeteilt. Er selbst sollte mit Wayne zusammenarbeiten. Alexandras Blick fing den von Theodor ein, der sie bittend ansah und sie verdrehte die Augen.

„Na fein. Sie dürfen mit Smith eine Arbeit abgeben.“

„Das ist aber nicht gerecht, Professor“, warf Ron ein. Diese sah ihn milde lächelnd an.

„Wollen Sie meine Arbeit kritisieren, Mister Weasley?“

Ron überlegte und sagte schnell: „Als Schulsprecher vertrete ich die Interessen der Schüler.“

„Das ist mir bewusst. Sie dürfen zu Miss Parkinson. Und die Patilzwillinge finden sich bitte auch zusammen.“

Auch die anderen wurden zu Paaren zusammengestellt und der Unterricht begann.
 

***
 

Todd saß auf seinen Baum. Er bezeichnete ihn tatsächlich als ‚seinen’ Baum, weil er auch das letzte Mal hier oben gesessen hatte. Genau über Sternchen, wie der Drache unter ihm wohl hieß, und mit einem Blick zu Charlies Zelt. Er wusste einfach nicht, was er machen sollte.

Sein Auftrag war es, Flint und Anhang zu Lord Voldemort zu bringen, was kein Problem darstellen sollte. Todd wusste sowohl Charlies als auch Marcus’ Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Es war vielleicht etwas riskant, aber ein Risiko war nun einmal immer dabei.

Aber, und das war das eigentliche Problem, Charlie war ein Weasley und aus irgendwelchen Gründen, die er sich selber noch nicht eingestand, konnte er ihn Voldemort nicht ausliefern.

Marcus aber auch nicht, denn Charlie würde ohne Zweifel seinem Freund beistehen.

Und damit wäre Todd wieder am Anfang. Entweder lieferte er beide aus, oder keinen. Und da erstes ausfiel, blieb nur die zweite Möglichkeit.

Er sah auf seine Uhr. Seine Überwachungsobjekte mussten jeden Moment auftauchen. Doch erst einmal tauchte jemand ganz anderes bei Todd auf.

„Eine hübsche Aussicht hast du hier, Cousin.“ Todd fuhr zusammen, als eine Stimme neben ihm genau diesen Satz sagte.

Er hob den Kopf, wohl wissend, wem er dort ins Gesicht sehen würde.

„Antonin“, sagte er säuerlich. „Du kannst es noch immer nicht lassen, mir aufzulauern und mich zu erschrecken.“

„Ich dachte nicht, dass du dich noch erschrecken lässt. Als grausamer Death Eater.“ Leichter Sarkasmus war zu hören.

Todd grummelte leise vor sich hin und sah wieder hinunter zur Erde.

Schon kam eine Gestalt auf das Gatter zu.

„Pünktlich“, murmelte Antonin. Auch er spähte nun in die Tiefe.

Charlie hatte das Tor erreicht, nicht ahnend, dass er beobachtet wurde, lockte er den Erddrachen zu sich.

Vertrauensvoll senkte das Tier den Kopf und ließ sich von ihm über die Nase streichen.

Der Magier redete, doch was er sprach, konnten die beiden Zauberer hoch oben im Geäst nicht verstehen.

Wenig später ging Charlie wieder.

Todd krauste die Nase, als Antonin sich lässig gegen den Baumstamm lehnte und sagte:

„Wieland Travers ist übrigens auf dem Weg hierher.“

Todd schielte nach oben und fragte: „Und?“

„Er will sehen, ob du deinen Job auch richtig machst.“

Antonin sah zu dem Jüngeren hinab, der auf den Boden schaute und auf seiner Unterlippe kaute. Soll das heißend er Dunkle lässt mich überwachen, fuhr es ihm durch den Kopf und dicht neben seinem Ohr raunte Antonin: „Ja, genau das heißt es.“

Todd wäre vor Schreck fast vom Baum gefallen. Ob er wollte oder nicht, er musste zugeben, dass Antonin ihn immer noch Angst einjagen konnte.

„Sei froh, dass Flint noch nicht von dir gefunden wurde, sonst könnte man dir womöglich nachsagen, du hältst Informationen zurück.“

„Travers kommt her?“, fragte Todd leise.

„So sicher wie der Dunkle auf Kekse abfährt“, nickte Antonin. Todd ging auf den albernen Vergleich nicht ein, sondern überlegte weiter: „Wenn der erfährt, dass ich nur hier sitze, könnte er glauben ich tue gar nichts.“

„Das ist wahr. Immerhin bis du bekannt dafür deinen Urlaub in Bäumen bei Eiseskälte zu verbringen“, sagte Antonin sarkastisch. Todd verzog nur das Gesicht, stand aber auf und sagte:

„Ich denke ich werde Travers von dem Camp ablenken. Er kann unberechenbar werden und der Dunkle Lord will sicher verhindern, dass wir jetzt schon die Aufmerksamkeit auf uns ziehen.“

Damit verschwand Todd ohne sich zu verabschieden und ließ einen grinsenden Antonin zurück, der leise murmelte: „Wer hätte gedachte, dass Todd dem Helfersyndrom verfällt.“ Er apparierte wenige Bäume weiter auf einem Ast und murmelte leise vor sich hin, als würde er Selbstgespräche führen. Was er nicht tat. Vielmehr unterhielt er sich mit Jason, der dort, gut verborgen, ausharrte.
 

***
 

Todd sah zu dem Schild über der Tür. Er war in der Winkelgasse und stand vor dem Laden der Weasleyzwillinge. Er zögerte nur kurz und trat dann mit unbeweglicher Miene ein.

Er wollte einem gewissen Oliver Wood noch etwas auf den Zahn fühlen. Doch der war nicht so leicht zu finden, jedoch hatte Todd etwas anderes in Erfahrung bringen können.

Die Zwillinge hatten eine neue Verkäuferin. Eine recht hübsche Hexe, der Todd keinen Meter über den Weg traute. Sie hatte etwas Unheimliches an sich.

Und besagte Hexe und dieser Oliver waren seit neuestem unzertrennlich. Was vielleicht an dem Umstand lag, dass sie sich eine Wohnung teilten und Oliver von Dumbledore höchstpersönlich dazu verpflichtete worden war, auf die Hexe aufzupassen.

Zugegeben, der Einfall schien absurd. Aber wo würde man Marcus auf keinen Fall vermuten?

Genau, bei Oliver.

Überraschenderweise beantwortete Fred seine Frage nach eben dieser Hexe, Josephine war ihr Name. Sie wäre nicht hier, sondern in Hogwarts, sagte der Zwilling.

Hogwarts, dachte Todd. Eine unfähige Schule, aber wo Josephine war, war Oliver nicht weit.

„Was wollte der hier?“, fragte George, der Todd nur noch von hinten sah.

„Hat nach Josephine gefragt.“

„Und?“

„Ich sagte, sie wäre in Hogwarts.“

George sah ihn an, als wäre er verrückt geworden, doch Fred winkte ab: „Er wird ihr kaum etwas in den Mauern vor den Augen von Dumbledore antun. Außerdem ist Oliver auch da.“

George nickte langsam, dennoch, es gefiel ihm nicht.
 

***
 

Ginny sah hinaus aus dem Fenster. Sie hatte Kräuterkunde, doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Es war ihre letzte Stunde.

„Und so werden diese Pflanzen vermehrt“, beendete Sprout gerade ihren Vortrag und blieb genau vor Ginny stehen.

„Träumen Sie, Miss Weasley?“

„Nein, Professor“, schrak das Mädchen auf.

„Nun, dann können Sie sicher noch einmal zusammenfassen, was ich gerade gesagt habe“, lächelte Sprout und Ginny stockte.

Nein, konnte sie nicht. Die Professorin wartete und Ginny sah entschuldigend auf.

„Vielleicht war ich doch etwas abwesend.“

„Das ist durchaus verständlich, bei dem Sonnenschein draußen, aber es wird Ihnen im nächsten Test nicht helfen. Ihr Blatt ist ganz leer. Besorgen Sie sich eine Mitschrift und dann geben Sie sie in der nächsten Stunde sauber abgeschrieben ab.“

„Ja, Professor“, nickte Ginny und atmete aus, als Sprout weiter ging.

An was hatte sie eigentlich gedacht?

Sie konnte es beim besten Willen nicht mehr sagen.
 

***
 

Es war fast Zeit für das Abendessen. Die Schülerwelle rollte hinaus in Richtung Garten oder Klassenzimmer. Unter ihnen auch Annica und Ginny. Die Jägerin hatte gerade einen Witz erzählt und alle um sie lachten laut. Ginny wandte sich der großen Treppe zu. Sie musste noch etwas in der Bibliothek nachschlagen.

Noch immer grinsend, wandte sie sich noch einmal um. Viele waren schon nach draußen gelaufen, als eine Gestalt die Eingangshalle betrat und Ginny wie angewurzelt stehen blieb und den jungen Zauberer anstarrte.

Auch andere waren stehen geblieben. So auch Hermione und Harry. Aber auch einige Slytherins der siebten Klasse.

„Wer ist das denn?“, fragte Annica leise und auch die anderen musterten den Neuen.

„Er“, flüsterte Ginny und konnte ihren Blick nicht von dem Fremden nehmen.

„Was will denn McNair hier?“, fragte Draco finster. Es war allgemein bekannt, dass die beiden sich nicht ausstehen konnten.

„Soll ich fragen?“, erbot sich Theodor. Er verstand sich recht gut mit Todd.

„Nee, nee, lass mal, das krieg ich auch so raus“, winkte der Blonde ab.

Todd steuerte geradewegs auf Oliver zu, der auf dem Weg nach Hause war und verblüfft stehen geblieben war.

„Ich muss mit dir sprechen“, sagte er kurz und warf einen Blick auf Josephine.

„Allein.“

Oliver nickte nur knapp und McNair bot ihm den Vortritt.

„Was will der von Wood?“, hörte Todd hinter sich und wandte kurz den Kopf. Ein Mädchen mit kurzen schwarzen Locken sah ihn misstrauisch an, doch es war nicht Annica, die ihn irritierte, sondern Ginny, die ihn immer noch aus großen Augen anstarrte.

Vielleicht war es nur ein Wimpernschlag lang, doch es schien, als sahen sie sich kurz bis auf den Grund ihrer Seelen, als Ginny sich ruckartig abwandte. Sie hatte mehr erfahren, als sie je wissen wollte. Schnell rannte sie die Stufen hinauf und die anderen sahen ihr verwundert nach.

„Also, was willst du?“, fragte schließlich Oliver, als sie auf den Ländereien zum Stehen kamen. Todd dachte einen Moment nach, als wüsste er es selber nicht mehr.

„Weißt du, wo Flint ist?“, fragte er.

Wood zuckte innerlich zusammen, doch äußerlich blieb er vollkommen gelassen.

„Nein“, sagte er schlicht und wappnete sich schon gegen ein tiefgehendes Verhör.

„Okay“, nickte Todd und ging. Wood blieb verwundert zurück.

„War das alles?“, rief er ihm nach.

Eine Antwort bekam er nicht. Todd wandte sich nicht mehr um, oder gab sonst irgendwie eine Antwort, es war, als wäre er mit den Gedanken schon wieder längst woanders.

„Sie sind seltsam“, sagte eine Stimme neben ihm. Josephine sah zu ihrem Mitbewohner auf, der nickte nur und auch sie machten sich auf den Weg nach London.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: Wird es dem Schicksal gelingen, Todd auf die lichte Seite zu ziehen?
 

Blue: Schicksal oder Ginny?
 

Knacksi: In dem Fall ein und dasselbe.
 

Nächstes Kapitel heißt: Kapitel fünfundzwanzig – Von Erpressung und anderen Hinterhältigkeiten

Von Erpressung und anderen Hinterhältigkeiten

Kapitel sechsundzwanzig – Von Erpressung und anderen Hinterhältigkeiten
 

Donnerstag, 8. Januar 1998
 

Todd war wieder auf den Baum zurückgekehrt, auf dem Antonin ihn einst überrascht hatte. Flint musste hier sein, dachte er. Er hatte keine Beweise, doch wenn er nur ausharrte, würde er ihn finden. Genau hier, da war er sich sicher und tatsächlich. Er begann gerade an seiner Überzeugung zu zweifeln, als Marcus wahrhaft auftauchte. Es war fast Nacht, keiner sonst war noch im Lager unterwegs, alle in ihren Zelten. Nur einer schlich durch die Dunkelheit. Todd erkannte ihn sofort. Die Art, wie er sich bewegte, war eindeutig die von Marcus Flint. Der Death Eater, mit dem zusammen er so manchen Auftrag für den Dunklen Lord erledigt hatte.

Marcus blieb bei Sternchen stehen. Redete nichts, sondern stand nur am Gitter. Der Zauberer sah auch nicht auf, ein Glück für Todd, sonst hätte er ihn sicher entdeckte. Er blieb nicht lange. Kurze Zeit nur, dann drehte er wieder um und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Todd hielt die Luft an und beobachtete stumm.

Er sah Marcus hinterher, der wenige Augenblicke später in einem Zelt verschwand.

Sicher, das war besser als Azkaban, aber frei war er doch so auch nicht. Er konnte doch unmöglich so weiter machen.

„Es ist grauenhaft, auf der Flucht zu sein und immer aufpassen zu müssen. Noch schlimmer, von allen gejagt zu werden, wie der bedauernswerte Flint. Er kann froh sein, einen so guten Freund zu haben“, sagte Antonin neben ihm. Todd wunderte es gar nicht, dass der Heiler schon wieder da war. Skeptisch sah er zu diesem hinauf, der mit ernster Miene auf das Zelt starrte.

„Freund?“, echote er. „Es heißt, da steckt mehr dahinter. Aber was davon wahr ist, weiß ich nicht.“ Todd kniff entschlossen die Lippen zusammen. „Noch nicht.“

„Woher hast du das denn?“ Antonin schien skeptisch.

„Ich habe meine Quellen“, sagte Todd, richtete sich nun auf und balancierte auf dem dicken Ast, der nicht nur ihn, sondern auch seinen Cousin trug.

„Ja, Toddy, dass du deine Quellen hast, ist mir durchaus bewusst.“ Antonin grinste nun, allerdings war dieses Grinsen nicht freundlich, sondern eher Furcht einflössend. Selbst Todd schluckte eine bissige Zurechtweisung, wegen der Entstellung seines Namens, herunter und versuchte nicht panisch zu werden.

Cousin hin oder her, Antonin war gefährlich, das wusste Todd nur zu genau. Er ballte die Hände zu Fäusten und wartete. Und Antonin fuhr fort: „Du spionierst für den Dunklen Lord.“

„Das tut Pettigrew auch.“

„Du sammelst viele Informationen. Ich mache mir Sorgen, Cousin, dass du nicht irgendjemand auf den Schlips trittst.“

„So wie dir? Ich bin im Übrigen beleidigt, dass ich nicht zur Hochzeit eingeladen war.“ Todd beugte sich leicht vor, in seinen Augen funkelte der Schalk, als er sagte: „Die Aurorin soll eine hübsche Braut gewesen sein.“ Doch Antonin zuckte nicht zurück. Das sichere Zeichen, dass er sehr genau wusste, was Todd herausgefunden hatte. Antonin war offenbar hier, um etwas anderes herauszubekommen. Vielleicht, ob Todd ihn an den Dunklen Lord verraten würde?

Antonin lächelte wieder. Oh, dieses Lächeln kündigte Unheil an.

„Das wird die kleine Weasley auch sein, da bin ich sicher.“ Todds Unkiefer verspannte sich, seine Lippen wurden schmal, ebenso wie seine Augen.

„Was willst du eigentlich hier?“, fragte er.

„Ich will dich warnen. Pettigrew ist neidisch, weil du den Auftrag bekommen hast, Flint zu finden. Auch er wird irgendwann dahinter kommen, was du alles weißt und vor dem Dunklen Lord verbirgst, dann solltest du schnell sein. Der Dunkle Lord duldet keine Verräter in seinen Reihen. Hast du vergessen, was er Lucius und Francis angetan hat und die haben sich keinen Verrat zu schulden kommen lassen.“

Todds Stirn umwölbte sich mit jedem Wort, das er hörte. Ja, er hatte davon gehört, was den beiden treuesten Anhängern des Dunklen Lords widerfahren war.

„Ich bin hier nicht der einzige Verräter“, murmelte er leise und sah Antonin direkt in die Augen. Dieser hob entwaffnet die Hände.

„Ich habe eine Armee hinter mir. Was hast du?“

„Willst du damit andeuten, ich stehe alleine da? Bist du deshalb gekommen?“

Antonin schüttelte den Kopf und trat einen Schritt auf Todd zu, er packte ihn an den Schultern und drückte ihn gegen den Stamm. Eindringlich sah er ihm in die Augen, als er sagte: „Werd dir endlich klar darüber, auf welcher Seite du stehst.“ Dann verschwand er genauso plötzlich, wie er gekommen war. Todd schwankte und suchte sein Gleichgewicht wieder. Schließlich fand er Halt und sah noch einmal hinunter. Gerade kam Charlie mit dem Frühstück auf das Zelt zu.

Auf welcher Seite stehst du eigentlich? Das hatte ihn vor kurzem doch schon einmal jemand gefragt. Todd gestattete sich ein Lächeln und allmählich formte sich ein Plan.

Zuerst einmal musste er sichergehen, dass kein Insekt und so auch keine Ratte Flint aufspüren konnte und dann würde er die ersten Schritte unternehmen, um herauszufinden, wie hübsch Ginny wirklich war.
 

Freitag, 9. Januar 1998
 

Severus Snape hob müde ein Auge. Er wünschte, er wäre nicht aufgewacht. Heute war sein Geburtstag, aber freute er sich darüber?

Nicht wirklich.

Doch dann war er schlagartig wach. Jemand saß neben ihm in seinem Bett.

Er wandte sich um und starrte auf die rothaarige Hexe, die fröhlich auf ihn hinunterlächelte.

„Guten Morgen“, sagte Morrîgan.

Severus grummelte irgendwas und drehte sich wieder auf die Seite, wandte ihr den Rücken zu. Kurz darauf legte sich eine Hand auf seine Schulter. Die Hexe lehnte sich über ihn hinüber und zwang ihn, wieder die Augen zu öffnen.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Severus. Einen wunderschönen guten Morgen.“

Er schob sich weiter unter die Decke.

„Was sollte an diesem Tag schön sein?“, fragte er, die Hand auf seiner Schulter verwandelte sich in einen Flügel. Als Rabe flatterte Morrîgan über ihn hinweg und kam als Mensch vor dem Bett zum Sitzen.

Sie verschränkte die Hände, legte sie auf die Matratze neben Severus’ Gesicht, bettete ihren Kopf drauf und sah ihn noch immer fröhlich an.

Severus starrte in die Augen, die so dicht vor seinen waren.

Kurzerhand drehte er sich um und seufzte. Aus irgendwelchen Gründen wollte die Hexe, dass er aufstand. Dann würde er ihr den Gefallen eben tun. Schlafen würde sie ihn ohnehin nicht mehr lassen.

Er hörte, wie sie sich erhob und das Feuer im Kamin entfachte. Er hörte Geschirrklappern und wie sie zauberte.

Gähnend setzte er sich auf und sah zur ihr hinüber.

„Wie bist du überhaupt in mein Zimmer gekommen?“, fragte er. Seit er wusste, wer sie war, hatte er stets für getrennte Räume gesorgt. Dieses war nun schon das zehnte Gasthaus, in dem sie wohnten. Doch von Noelle Nouveau keine Spur. Langsam verlor er die Geduld. Er bekam schlechte Laune und die ließ er dann für gewöhnlich an seinen Schülern, vorzugsweise den Gryffindors oder Hufflepuffs, aus. Hier aber war nur Morrîgan.

„Ich habe genau beobachtet, mit welchem Zauber du deine Tür verschließt. Vergiss nicht, dass wir in den ersten Tagen ein Zimmer geteilt haben.“

Severus verzog das Gesicht. Natürlich hatte er es nicht vergessen, aber sie war in diesen Tagen nur ein verdammter Rabe gewesen.

Er warf die Bettdecke zurück und seinen Umhang über. Morrîgan saß längst am Tisch und schien auf ihn zu warten. Severus setzte sich ihr gegenüber und musterte den Tisch.

„Kaffee, schwarz mit einem Hauch Karamell, so wie du es magst“, lächelte die Hexe. Severus hob nur die Augenlider, um sie anzusehen. Sie kannte ihn anscheinend besser als alle anderen.

Wer wusste schon, dass er seinen Kaffee am liebsten mit Karamellgeschmack mochte?

Eigentlich niemand.

Vielleicht hatte Lily es gewusst.

Er nahm einen Schluck und seine Laune stieg beachtlich. Der Kaffee war perfekt.

„Ich habe auch ein Geschenk“, fuhr Morrîgan fort.

„Noch eins, außer, dass du mich mit deiner Anwesenheit beehrst?“, fragte Severus und klang spöttischer, als er gewollt hatte. Die Hexe hörte es sehr wohl, ließ sich aber nicht beirren. Sie stand auf und gab Severus ein Paket.

„Für dich.“

Der Zauberer sah auf das in Stoff eingewickelte, mit einer grünen Schleife verzierte Paket und dann zu Morrîgan.

Wortlos nahm er es und wickelte es aus.

Eine Flut an Stoff wallte ihm entgegen. Er glättete ihn, stand auf und hielt ihn mit ausgestreckten Armen vor sich.

Es war eine Robe, eine sehr aufwendig bestickte Robe. Dunkelgrün, fast schwarz, mit Stickereien an den Aufschlägen und den Ärmeln.

Sie ließ sich mit silbernen Haken schließen, die etwas versetzt angebracht wurden, was dem ganzen Umhang einen asiatischen Anstrich gab.

Severus gefiel die Robe außerordentlich, aber erschien sie ihm viel zu kostbar.

Das wäre ein Geschenk, wie es eine Braut ihrem Bräutigam am Tag der Hochzeit schenken würde. So aber, ganz und gar unpassend.

Er würde Morrîgan kaum als gute Freundin, eher als Bekannte bezeichnen.

Er schlug die Robe wieder zusammen und legte sie auf einen freien Stuhl.

„Gefällt sie dir nicht?“, fragte Morrîgan.

„Sie ist sehr schön, aber ich werde das Geschenk nicht annehmen. Du hast dich ganz unnötig in Unkosten gestürzt. Wo hast du das Geld dafür her? Ist es nicht etwas leichtsinnig, etwas so Teures zu kaufen, wo dein Bruder doch denkt, du wärst tot. Was dein Glück ist, sonst würde er dich suchen und auch finden und dann bist du es wirklich. Tot, meine ich.“

Morrîgan starrte Severus entgeistert an.

Sie brauchte eine Weile, bis sie die Sprache wieder gefunden hatte, und dann fragte sie leise zischend:

„Wann bist du so kaltherzig geworden?“

Severus erwiderte gar nichts, verzog nicht mal das Gesicht und Morrîgan stand auf, warf ihre Serviette auf den Teller und sagte: „Ich gehe wohl besser.“

Das Fenster öffnete sich, ehe sie es erreicht hatte und die Hexe flog als Rabe davon. Severus schloss genervt das Fenster, wobei er lediglich mit der Hand wedelte. Der Ärmel seines Umhangs fegte dabei die Tasse mit dem heißen Kaffee vom Tisch und wenn das nicht schon genug gewesen wäre, so begann auch noch das Dunkle Mal auf seinem linken Unterarm zu brennen, der Dunkle Lord verlangte ihn zu sehen und machte damit seinen Tag perfekt.

Severus brauchte nicht lange, um sich ordentlich anzukleiden und er griff zu guter Letzt nach dem Umhang, den Morrîgan ihm geschenkt hatte und verließ das Gasthaus.
 

***
 

Voldemort saß in seinem Haus vor dem Kamin. Severus trat ein und verneigte sich tief. Er konnte das Gesicht des Dunklen Lords nicht erkennen, der Feuerschein war in dessen Rücken. Dafür würde dieser jedoch jede Mimik in Severus’ Gesicht lesen können.

Und wieder mal wurde es dem Zauberer mehr denn je bewusst, in welcher Lebensgefahr er jedes Mal steckte, wenn er dem Dunklen gegenübertrat.

Wann würde sein zweites Gesicht aufgedeckt werden?

Er hörte, wie noch jemand den Raum betrat und spürte den Luftzug, als dieser sich verneigte.

Severus wagte es nicht, zur Seite zu sehen. Er würde noch früh genug erfahren, wer dort angekommen war.

„Severus. Antonin“, sprach Voldemort sie an und die beiden Death Eater nahmen das zum Anlass sich zu erheben.

„Ich habe euch aus einem bestimmten Grund gerufen.“ Er wandte sich zuerst an Severus und sah ihn ernst an.

„Du warst je her einer meiner treuesten Untergebenen. Der beste Spion. Ich hätte dich schicken sollen. Nicht Todd McNair.“ Damit wandte er sich an Antonin.

„Dein Cousin scheint mir vergessen zu haben, wem er die Treue geschworen hat. Ich will, dass ihr beide ihn aufspürt und ihn herbringt.“

Die beiden Jüngeren nickten fast synchron und stumm. Damit schienen sie entlassen, als Voldemort Severus noch einmal zurück hielt.

„Du hast einen neuen Umhang, Severus“, begann er und dieser zeigte für einen Moment doch so was wie Überraschung.

„Interessante Stickerei“, setzte der Dunkle nach, wandte sich dann um und damit waren sie nun endgültig entlassen.
 

***
 

Severus sog die kalte Luft ein. Es war ein sonniger Tag. Er hob seinen Ärmel und betrachtete sich die Stickerei, die Voldemort so beeindruckt zu haben schien.

Es waren zwei Schlangen, die sich ineinander wanden. Er kam nicht umhin zu lächeln.

Er war sicher, dass Morrîgan dieses Detail bewusst ausgewählt hatte.

Antonin interpretierte das Lächeln ganz anders.

Severus ist gefährlich, dachte er. Ist Grandpa wirklich so blind gegenüber dem Zaubertrankprofessor seiner Schule?

Antonin band sich den Schal fester, den Antaia ihm gestrickt hatte, und sah misstrauisch zu Severus, der in die Stickerei ganz versunken zu sein schien.

Manchmal dachte Antonin, Severus sei genauso ein Verräter wie er. Nun aber schwankte er wieder.

„In der Tat ein hübscher Umhang“, begann er und riss so Severus aus dem Anblick seines Ärmels.

„Den hast du dir doch nicht selber gekauft.“ Antonin wandte sich zum Gehen. Severus schlug zwangsläufig die gleiche Richtung ein.

„Es ist ein Geburtstagsgeschenk“, gab Severus eher widerwillig zu.

„Stimmt, du hast heute Geburtstag.“ Antonin blieb stehen und streckte dem anderen seine Hand entgegen, die Severus kaum länger, als es die Höflichkeit gebot, ergriff.

„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Antonin. Er hielt einen Moment inne und setzte nach einem nachdenklichen Blick auf den Umhang nach: „Offenbar liegt der Person, die dir ein so kostbares Geschenk gemacht hat, etwas an dir. Ich wünsche dir, dass sie auf der richtigen Seite steht.“

„Sie?“, fragte Severus. Er wandte sich erneut zum Gehen und Antonin grinste: „Etwa ein Er. Severus, gibt es da etwas, was du mir erzählen willst?“

Severus sagte gar nichts. Er sah lediglich zur Seite.

Der Blick sagte alles und Antonin grinste noch breiter.

„Sag bloß, dich hat es nun doch noch erwischt. Bellatrix wird begeistert sein, sie will dich schon länger mit einer Hexe verkuppeln. Sie würde dir gefallen. Sie hat rote Haare, kommt aus einer reinblütigen Schwarzmagierfamilie.“

Wie Morrîgan, dachte Severus. Doch die konnte es nicht sein, denn auf Morrîgan traf nicht die letzte Eigenschaft zu, die Antonin nun besonders hervorhob.

„Diese Hexe ist dem Dunklen Lord treu ergeben.“

Antonin sah Severus sehr genau an, doch dessen Miene rührte sich keinen Millimeter.

Das Letzte stimmte ganz und gar nicht. Morrîgan Everett würde eine der Ersten sein, die auf dem Grab von Voldemort tanzen würde, doch das konnte Antonin natürlich nicht sagen, denn dann würde Severus sich zu Recht fragen, warum Bellatrix ihn mit so jemandem verkuppeln wollte.

„Wenn sie so perfekt ist, Antonin“, konterte nun Severus. „Warum lässt du dich dann nicht verkuppeln?“

Er dachte an Antaia. Er hatte sie nicht wirklich als Freundin bezeichnen können, doch er hatte Respekt vor ihrem Können gehabt. Es war ein Verlust, dass sie nun tot sein sollte.

„Oh, da hätte meine … Freundin was dagegen“, winkte Antonin ab. Severus hörte das kurze Zögern durchaus, ging aber darüber hinweg.

„Ich schlage vor, wir suchen getrennt. Dann finden wir deinen abtrünnigen Cousin vielleicht eher.“

Antonin nickte nur kurz.

Ich muss Todd warnen. Severus ist gefährlicher, als ich gedacht hatte, überlegte der Heiler.

Ich rette dich nur dieses eine Mal vor deinem Cousin, McNair, dachte der Zaubertrankprofessor und beide disapparierten.
 

***
 

Todd wickelte ein Brot aus, das er sich mitgebracht hatte. Er würde wohl eine Weile hier sitzen. Er musste nachdenken, was er tun sollte.

Er hatte Flint gefunden. Schon vor Tagen, aber Voldemort hatte er davon nicht berichtet, obgleich er davon ausging, dass dieser längst wusste, dass Flint entdeckt worden war.

Irgendwas hielt Todd jedoch zurück.

Der Entschluss, Voldemort zu verraten, hatte nicht einmal eine halbe Stunde, er grinste leicht, einen Kuss lang gedauert.

Wieso konnte er nicht auch Marcus Flint ausliefern? Schließlich machte er sich nur noch mehr verdächtig, als er ohnehin schon war, wenn er noch länger zögerte.

Wenn er Voldemort verraten und nicht dabei sterben wollte, sollte er möglichst keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Todd lehnte seinen Kopf gegen den rauen Stamm des Baumes, in dessen Geäst er mal wieder saß und stellte einen Fuß auf den Ast, legte seine Hand darauf und schielte nach unten. Doch dort tat sich nichts.

Der Erdwühler namens Sternchen scharrte im Schnee und steckte seine Nase in die weiße Kälte, als suche das Tier nach etwas.

Todd biss in das Sandwich, oder besser wollte es, als es ihm vor Schreck aus der Hand fiel.

Genau vor ihm stand ein Zauberer, mit dem er nicht hier gerechnet hatte.

Er war so erschrocken, dass er weder aufstand noch seinen Zauberstab suchte.

Dafür hatte der andere seinen gezogen.

„Snape“, fiepte Todd nur, bis er sich wieder fasste und doch aufstand.

Severus’ Zauberstab verfolgte die Bewegung von Todd und er sagte sehr leise, aber eindringlich:

„Du solltest besser verschwinden, bevor dein Cousin hier auftaucht. Ich habe dich entdeckt, da wird er dich auch finden.“

„Antonin?“, fragte da Todd und Severus kniff die Augen leicht zusammen und zischte:

„Hast du noch einen anderen?“

„Nein, ich meine, da ist Antonin“, korrigierte Todd und deutete hinter Severus.

Dieser drehte sich um. Tatsächlich stand Antonin, etwa auf gleicher Höhe, aber in einem anderen Baum, keine fünf Meter von ihnen entfernt, in derselben luftigen Höhe wie sie selbst.

Er hatte auch einen Zauberstab gezogen und zielte auf Severus.

„Besser du gehst ein paar Bäume weiter, Severus“, sagte Antonin und man sah deutlich, dass es eine Warnung war.

„Erst einmal steckst du deinen Zauberstab weg“, sagte da eine leise und eindeutig weibliche Stimme neben Antonin.

Severus wandte sich der Hexe zu, die auf einem dritten Baum stand und den Heiler bedrohte.

Auch dieser wandte sich ihr zu und schien zu überlegen, bis er sie zu erkennen schien.

„Morrîgan Everett“, sagte er verblüfft. „Dann hat Bellatrix sich doch nicht getäuscht. Dein Bruder sucht dich.“

„Ich weiß“, sagte sie knapp.

„Was machst du hier?“, fragte er, wandte dann aber den Kopf zu Severus und lächelte.

„Sie ist es?“, lachte er nun leise Severus an, ohne jedoch den Zauberstab zu senken.

„Fallen lassen, habe ich gesagt“, sagte Morrîgan.

„Ganz genau, My Lady. Fallen lassen“, sagte Todd. Der hatte sich nun doch soweit gefasst, dass er seinen Zauberstab nicht nur gezogen, sondern auf Morrîgan gerichtet hatte.

Und so standen sie sich gegenüber. Ein jeder bedroht und drohend und keiner wollte anscheinend nachgeben.

Jason verfolgte das Ganze aus sicherer Entfernung und gut verborgen unter einem Tarnumhang.

Das war absolut absurd. Wie er das sah, standen sie alle auf derselben Seite.

Neugierig betrachtete er sich diese Morrîgan Everett und fragte sich, was eine so hübsche Hexe an jemandem wie Snape fand.

Er biss genüsslich in sein Butterbrot, das Cho ihm am Morgen noch eingepackt hatte.

Das von Todd wurde gerade vom Erdwühler Sternchen verputzt.

„Stecken wir die Zauberstäbe gleichzeitig ein“, sagte da Todd und alle sahen ihn verwundert an.

„Letztendlich sind wir auf derselben Seite“, beendete er seine Überlegung.

Morrîgan legte den Kopf leicht schief und musterte Antonin misstrauisch. „Welchen Grund gibt es für dich, Dolohov, gegen den Dunklen Lord zu sein?“

Antonin überlegte kurz und lächelte dann, als er sagte: „Derselbe wie für Severus und Todd.“

„Und das soll heißen?“, fragte Severus nach.

Antonin senkte seinen Stab tatsächlich und sagte: „In Todds Fall heißt sie Ginny Weasley, in deinem offenbar Morrîgan Everett.“

Severus starrte nun Todd an.

„Sie ist minderjährig und meine Schülerin!“

Der Jüngste schluckte leicht und begann sich stotternd zu verteidigen: „Es war nur ein Kuss, ganz… harmlos.“

„Wie bitte? Wann?!“

Severus hatte nun auch seinen Zauberstab sinken lassen, ebenso die Hexe und Todd gab seltsame Geräusche von sich, als wollte er etwas sagen, sich aber immer wieder an den Worten verschluckte.

„Ihr solltet nicht Bellatrix über den Weg laufen. Zurzeit will sie wieder alle verheiraten“, lachte Antonin nun leise und kam neben Morrîgan zum Stehen.

„Du musst mich unbedingt einmal besuchen. Meine Frau möchte dich kennen lernen.“

Er nahm die Hand von Morrîgan und hob sie an seine Lippen, um einen Kuss darauf zu hauchen.

„Würdest du wohl bitte deine Finger von ihr lassen“, zischte Severus und Antonin grinste nun breit. Er zwinkerte Morrîgan zu, die zu ihrem Schrecken errötete wie ein Schulmädchen und fast entschuldigend zu Severus blickte.

Da fuhren alle vier zusammen, als eine Stimme unter ihnen sagte:

„Was wird das denn? Antonin?“

Der Angesprochene sah nach unten.

„Wasilji“, rief dieser und apparierte neben den Drachenwächter.

Die anderen starrten ihm nach.

Sie besprachen sich leise und der fremde Zauberer nickte verstehend, sah ab und zu nach oben, nickte erneut, dann stand Antonin auch schon wieder neben Morrîgan.

„Wir sollten verschwinden“, sagte er.

„Wohin?“, fragte Todd und Antonin grinste: „Grandpa Sergej. Auch er wird sehr neugierig auf Severus’ Freundin sein.“

„Sie ist nicht“, begann Severus, kam jedoch nicht weiter, denn Antonin rief leise etwas hinter sich. Alle wandten die Köpfe, als Jason wie aus dem Nichts auftauchte, kauend nickte und disapparierte.

„Du hast meinen Bruder auf mich angesetzt?“, fragte Todd entgeistert. Er hatte als erstes die Sprache wieder gefunden.

„Ich war mir nicht sicher, ob ich dir wirklich trauen kann“, zuckte Antonin mit den Schultern.

Dann legte er einen Arm um Morrîgan und sagte: „Du kommst mit mir, damit du dich nicht verläufst.“

Dann waren sie auch schon weg.

Todd kniff frustriert die Lippen aufeinander, doch folgte er seinem Cousin. Allein Severus blieb verwirrt zurück.

Was genau war hier gerade geschehen?
 

***
 

Sergej stellte gerade eine Tasse Tee vor Morrîgan, half dann Antaia aus ihrem Umhang, den sie zum Schutz vor dem Staub im Kamin übergelegt hatte, und schaute aus dem Fenster.

„Dort draußen steht jemand“, bemerkte er. Antonin sah hinaus und nickte:

„Severus ist schon ganz blau vor Kälte.“

Todd war es, der die Haustür öffnete und den Zaubertrankprofessor hinein bat. Er zögerte nur kurz, und trat dann ein.

Misstrauisch sah er sich um. Erblickte Morrîgan, begrüßte den Hausherrn und erstarrte.

„Antaia“, sagte er fassungslos.

Diese lächelte ihm freundlich zu.

„Wir haben uns lange nicht gesehen“, sagte sie.

„Wo…“, begann er, fing dann jedoch den Blick von Antonin auf und rief: „Das glaube ich nicht. Ich habe dich immer für intelligent gehalten und dann fällst du auf DEN rein?“

Antonin zog verärgert die Augenbrauen zusammen.

„Das Gleiche könnte man von dir und Morrîgan sagen“, sagte er beleidigt.

Severus stöhnte genervt auf und setzte sich.

„Dein Großvater“, begann er, zögerte und sah zu Sergej, der fragend aufsah.

„Dein anderer Großvater gab mir einen Animagus mit, damit ich Hilfe bei meiner Suche habe. Wer es war, erfuhr ich erst ein paar Tage später. Dichte uns keine Beziehung an, die wir nicht haben.“

Antonin überlegte kurz und fragte dann: „Hat sie dir den Umhang geschenkt?“

„Wieso?“

„Es ist ein sehr kostbarerer Umhang“, setzte Sergej ein. „Kostbar wie ein Brautgeschenk.“

Es klopfte und der Hausherr ging, um zu öffnen.

„Wo ist sie?“, rief Bellatrix und Severus zuckte zusammen. „Tatsächlich. Rodolphus, ich hatte recht. Das ist die kleine Schwester von Everett, dem Mörder.“

Ihr Mann sagte gar nichts, nickte nur freundlich in die Runde, wobei er bei Severus kurz irritiert innehielt.

„Jetzt suchen wir noch Severus, den alten Schwerenöter, und unser Plan kann vollendet werden.“

„Welcher Plan?“, fragte da Severus und Bellatrix starrte ihn nun an, bis dahin hatte sie den Zauberer gar nicht bemerkt.

„Severus“, sagte sie verblüfft. Ihre Augen wanderten über den Zauberer. „Deine Robe ist neu, oder. Die Farbe kleidet dich viel besser als das triste Schwarz.“

Und dann, als würde sie plötzlich etwas begreifen, rief sie aus: „Rodolphus, siehst du es auch?“

„Was?“, fragte dieser ganz ruhig.

Bellatrix’ Augen leuchteten. „Sieh sie dir an, sie passen perfekt zusammen!“

Severus sank tief in seinen Sessel und warf ihr giftige Blicke, die jeden Schüler ins Jenseits und wieder von dort zurück befördert hätten, zu. Bellatrix schien es nicht zu stören, sie war höchst erfreut, umso mehr, als sie nun Todd bemerkte und wohlwollend nickte.

„McNair“, begann sie und der Jüngere sah sie lauernd an. Was wollte Bellatrix von ihm?

„Hast du Kontakt zu den Weasleys?“

Todd zuckte kaum merklich zusammen und fragte vorsichtig: „Wie kommen Sie darauf?“

„Wenn nicht, solltest du bald möglich den Kontakt aufnehmen. Zwei Verbündete sind besser als einer. Flint kann sich nicht so frei bewegen wie du.“

Todd runzelte die Stirn.

Voldemort nichts zu verraten war eine Sache, ihn zu hintergehen eine ganz andere. War er nicht schon genug in Lebensgefahr?

Stimmen waren im Flur zu hören. Sie waren eindeutig von Jason, der nun, gefolgt von Cho und Alexandra, das Haus betrat.

„Ganz genau“, pflichtete Alexandra irgendetwas bei und hielt inne, als sie die Leute sah, die sich im Zimmer versammelt hatten. Irritiert war sie lediglich bei Morrîgan, da sie diese nicht einordnen konnte. Als sie Severus sah, durchfuhr sie ein kleiner Schreck, doch der legte sich bald wieder, als sie auch die anderen registrierte. Offenbar war alles in bester Ordnung, sonst wäre die Atmosphäre nur halb so entspannt gewesen.

Ihr Blick streifte Todd und sie korrigierte sich: Der sah etwas bleich aus.

„Nun?“, nahm Bella den ursprünglichen Faden wieder auf und ihr Blick durchbohrte Todd regelrecht. Der sonst so aalglatte Zauberer wurde sichtlich nervös.

„Ich halte das für keine gute Idee.“

Nun sahen ihn alle an. „Was soll das heißen? Wir haben dir unser Vertrauen geschenkt, Toddy, du willst es doch jetzt nicht mit Füßen treten“, begann Antonin.

Toddy. Dieser biss die Zähne aufeinander. Er hasste diesen Namen. Das machte ihn so kindlich naiv. Vielleicht war er es ja auch im Moment.

„Eins sollten wir mal klarstellen, Cousin“, begann Alexa, die sofort im Bilde war. „Entweder bist du für uns oder gegen uns. Letzteres wird dir nicht gut bekommen.“ Mit diesen Worten holte sie eine Glaskugel hervor und hielt sie Todd vor die Nase.

Dieser wagte kaum zu fragen, was das sollte, ahnte es doch fast. Bis auf Severus und Morrîgan wussten die anderen, was es mit der Kugel auf sich hatte. Und so schaute die Hexe mit sichtbarer Neugierde auf das Gebilde in Alexas Hand, während Severus Desinteresse heuchelte.

„Das ist eine von vieren und mit Abstand die interessanteste“, lächelte Alexandra.

Es war Antonin, der mit dem Zauberstab auf das Glas tippte und eine schnelle rückwärts laufende Bildfolge flammte im Inneren der Kugel auf. Schließlich wurde sie dunkel, nur um dann wieder aufzuleuchten und nun die Bilder in der richtigen Reihenfolge und gemäßigtem Tempo abzuspielen.

Todd bewegte nur die Augen, eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen, während er auf die Glaskugel starrte. Er sah die Geschehnisse der Silvesternacht. Er sah sich und Ginny im Fahrstuhl an jenem verhängnisvollen Abend, als sein Leben durch nur einen Kuss auf den Kopf gestellt worden war. Er biss die Zähne zusammen, dass es regelrecht schmerzte und sah zu, als wäre er nicht an den Ereignissen, die die Kugel zeigte, beteiligt gewesen. Bis…

Kurz nachdem Ginny den Bonbon geschluckt hatte, sprang er plötzlich vor, griff die Kugel und warf sie gegen die Wand.

Sie zerschellte in tausende Scherben und Todd sah sich herausfordernd um.

„Und was genau wollt ihr mir damit sagen?“, fragte er leise. Zorn schwang in seiner Stimme mit.

„Zuerst einmal, dass es vollkommen sinnlos war, eine Kopie zu zerstören“, sagte Antonin und holte eine weitere Kugel hervor.

Alexa trat nun vor ihren Bruder und sah Todd an.

Sie musste den Kopf leicht heben, denn der Zauberer war größer als sie.

Sie sagte: „Dass du Marcus gefunden, aber nicht Voldemort ausgeliefert hast“, Alexa deutete mit dem Daumen auf die Kugel in Antonins Hand, „das ist der Beweis, den der Dunkle braucht, um dich als Verräter zu enttarnen.“

„Ihr wollt mich erpressen.“ Er blickte zu Antonin. „Dabei seid ihr selbst Verräter. Aus der Sache mit Ginny kann man mir keinen Strick drehen.“

„Daraus nicht“, mischte sich nun Jason ein und holte einen Umschlag heraus. Dieser enthielt Fotos und es schien, als wählte er ein besonderes. Er legte es auf den Tisch und setzte nach. „Aber daraus schon.“

Todd starrte auf das Bild.

Es zeigte ihn, im Laden der Weasleys, was auch kein Beweis war, aber fragwürdig sah es schon aus. Voldemort war sehr misstrauisch dieser Tage.

Todd hatte sich gesetzt und seinen Kopf in eine Hand gelegt. Er schielte zu Antonin und fragte: „Warum habt ihr mir dann das Schauspiel von Silvester gezeigt?“

Alexa grinste: „Es wird dich vielleicht freuen, dass die kleine Weasley seit Silvester mit ihren Gedanken oft nicht in der Schule ist.“

Todd sah sie fragend an.

„Und? Was hat das mit mir zu tun?“

Antonin und Jason wechselten genervt einen Blick und verdrehten die Augen. Alexa lächelte milde und sagte: „Schreib ihr mal.“

Kurz schwiegen alle, bis Bellatrix erfreut ausrief: „Das wird ein Fest. Eine Doppelhochzeit.“

„Wer soll denn heiraten, Liebes?“, fragte Rodolphus, der sich inzwischen an der Torte gütlich tat, die Wheely hereingeschleppt hatte.

„Severus und Morrîgan“, begann diese und erntete ein Lächeln und ein entgeistertes „Wie bitte?“

„Todd und Ginny“, beendete Bella ihre Gedanken und lächelte sehr zufrieden. Todd sah lediglich zwischen seinen Finger zu ihr auf. Eine tiefe Resignation breitete sich in ihm aus. Wie nur, wie war er in diese Situation gekommen? Er stand unvermittelt auf, nahm die Glaskugel, die Antonin noch immer in der Hand hielt, an sich und verließ ohne ein weiteres Wort das Haus. Er disapparierte, saß kurz darauf wieder in seinem Baum und sah in das Glas zwischen seinen Fingern.

Er tippte sie an und betrachtete sich, was er dort sah.

Als Ginnys Gesicht das ganze Bild ausfüllte, hielt er es an und nahm die Kugel in beide Hände.

Nachdenklich lehnte er sich zurück gegen den Baumstamm und sah auf das erstarrte Bild, das zittrig in der Glaskugel verharrte.
 

Samstag, 10. Januar 1998
 

Fred betrachtete kritisch sein Werk. Das Aufräumen bekam er doch schon ganz gut mit Magie hin. Nicht so gut wie seine Mutter oder Angelina, aber doch annehmbar. Er rückte lediglich eine Schachtel zurecht, die vorwitzig über das Regalbrett hinauslugte, und drehte sich dann zufrieden um, während sein Blick durch den Laden schweifte und an dem Kunden in der Tür hängen blieb.

„Wer sind Sie?“, fragte Fred und sah den Fremden misstrauisch an. Irgendwie strahlte der eine feindliche Aura aus. Und irgendwoher kannte er ihn auch und er wusste, dass er diesen nicht mochte.

„Spielt das eine Rolle?“, gab der eintretende Zauberer zurück und lächelte hochmütig.

„Für uns schon“, erwiderte George, aus dem Keller kommend.

„Na schön. Mein Name ist Todd McNair. Hilft es euch irgendwie weiter?“

Die Zwillinge richteten sich sofort auf. McNair war nicht unbekannt und das, was sie wussten, ließ nichts Gutes von dem Besuch erwarten.

„Was willst du, McNair? Doch nicht etwas kaufen.“

„Erst einmal ein paar Antworten. Wo ist euer Bruder?“

„Welchen meinst du? Wir haben einige, musst du wissen.“

„Das ist mir durchaus bekannt. Ich meine den, der Flint aus dem Gefängnis geholt hat.“

Fred und George stutzten.

„Wie kommst du darauf, dass einer aus unserer Familie etwas damit zu tun haben soll?“, fragten sie synchron.

„Vielleicht wegen dem hier.“ Todd warf ein dünnes Heft auf den Ladentisch, das schliddernd vor Fred zum Liegen kam. Dieser öffnete den Deckel.

„Das sind Auszüge aus einer Akte aus dem Ministerium. Wie bist du da rangekommen?“, fragte George, der näher getreten war, um auch zu sehen.

„Was interessiert es euch?“

„Ah, nicht legal. Aber das ist kaum verwunderlich“, kam Fred abfällig zurück.

„Tss“, zischte Todd. „Nicht nur ich war hinter der Akte her. Mit mir im Fahrstuhl befand sich ein kleines Mädchen …“ Er stockte und grinste nun fast bösartig, als seine Augen die Zwillinge musterten. „Ihr kennt sie sicher. Sie heißt Ginevra, soweit ich weiß.“

George sprang auf, doch Fred hielt ihn zurück.

„Was soll das heißen?“, bohrte er nach.

„Dass ihr mich nicht für dumm verkaufen könnt. Sie war da, um genau das zu bekommen.“ Er deutete mit dem Finger auf die losen Blätter, die teilweise herausgerutscht waren. „Nur war ich schneller.“

„Wage es ja nicht, auch nur einen Finger an Ginny zu legen“, zischte George, der ganz und gar nicht mehr die Ruhe selber war. Todd kam an den Tresen heran und schob die Blätter zusammen und ließ das Heft wieder in seinem Umhang verschwinden.

„Du meinst, so wie euer Bruder an Flint oder ist es umgekehrt. Wer weiß das schon?“

Georges Hand flog nach vorne und umklammerte Todds Kragen. Der Ältere richtete seinen Blick auf den aufgebrachten Zwilling.

„Wage es nicht, unsere Familie zu beleidigen“, zischte George. Da kannte er nichts.

„Das tue ich nicht. Aber offenbar hat man euch nicht eingeweiht. Fragt doch einfach eure Schwester, oder eure Eltern, ich bin sicher, dass auch sie Bescheid wissen. Aber eigentlich ist es mir völlig gleich, wie und ob ihr die Wahrheit erfahrt. Mich interessiert einzig der Aufenthaltsort von Flint und der ist mit höchster Wahrscheinlichkeit bei seinem Retter Charlie. Was immer auch noch dahintersteckt.“ Todd hatte Georges Hand weggezogen und richtete sich nun seinen Kragen. Dass er es längst wusste, sah man ihm nicht an. Darum ging es Todd auch gar nicht. Er wollte etwas ganz anderes in Erfahrung bringen.

„Nun?“ Er sah von George zu Fred, der die Arme verschränkt und die Lippen zusammen gekniffen hatte. „Nicht?“ Wieder das selbstgefällige Grinsen, das deutlich sagte, wie überlegen Todd im Moment war. Und es war kein Bluff, das merkten die Zwillinge nur allzu deutlich.

„Du hast doch nicht erwartet, dass wir dir irgendwas sagen“, sagte George schließlich.

Todd lächelte: „Wieso nicht? Euer Vater ist viel zu gutmütig für seinen Job und eure Mutter zu gutmütig für diese Welt. Eure Schwester scheint nicht mehr Herrin ihrer Taten zu sein und euer einer Bruder…“ Todd stoppte. Die Zwillinge blieben stumm.

„Es sieht wohl so aus, dass Charlie derjenige war, auf den Flint einst den Unverzeihlichen Fluch abgegeben hat, was ich jedoch ehrlich bezweifele. Nun, Flint ging ins Gefängnis, für immer. Charlie wurde nie in der Presse erwähnt. Das muss ihn in Verzweiflung gestürzt haben. Warum sonst sollte man Zeit und Mühe verbringen, einen Drachen aufzuziehen und zu zähmen, um mit eben diesem nach Azkaban zu fliegen und einen angeblichen Feind zu befreien? Auch mit einem Drachen ist es sicher nicht lustig, hinter die Mauern zu gelangen. Und ich sehe es euch an. Auch ihr fragt euch, warum?“

„Ich frage mich nur, warum du das erzählst.“

„Wartet, es gibt noch weiter. Am Tag des geplanten Befreiungsversuchs bricht die kleine Schwester ins Ministerium ein, um eine Akte vom Fall Flint zu stehlen.“

„Ginny war nie im Leben im Ministerium.“

„Oh doch, das war sie.“ Das Lächeln, was nun Todds Lippen zierte, war weder hochmütig noch unfreundlich oder spöttisch. Es war regelecht genüsslich, als würde er sich an etwas Unglaubliches erinnern. Die Zwillinge wurden mehr als misstrauisch. Was hatte Ginny getan?

Sie hatte offenbar etwas mit diesem genießerischen Lächeln zu tun und das gefiel den großen Brüdern ganz und gar nicht.

Fred ließ die Arme nun sinken und stützte sich auf der Platte vor sich auf.

„Wenn es wirklich so ist, wie du sagst, haben wir noch weniger Grund, dir zu sagen, wo unser Bruder ist.“

„Ihr würdet also Flint verstecken?“

Die Zwillinge blieben stumm.

Todd grinste nun: „Das ist mir Antwort genug.“ Er drehte sich um und ging.

Er war höchst zufrieden mit allen Antworten.

Die Weasleys würden Marcus gut verstecken. So gewann er Zeit.
 

Montag, 12. Januar 1998
 

Charlie war in tiefen Träumen. Doch irgendwie war ihm kalt. Er sah sich um, war in seinen Träumen verstrickt, sah wie eine Rauchwolken – sein Atem? – aufstieg. Wieso fror er nur so?

Irgendwie wusste er, dass er schlief, ihm war unbewusst klar, dass er eigentlich nicht frieren sollte. Halb wach und doch noch im Schlaf tastete er um sich.

Ah, er hatte seine Decke verloren. Sie war weggerutscht. Mit geschlossenen Augen kam etwas Flauschiges unter seine Finger. Er lächelte im Schlaf und zog die Decke, denn nichts anderes war das flauschige Etwas, zu und über sich. Tief kuschelte er sich in die warmen Decken.
 

Marcus war in tiefen Träumen, eben noch war er auf einer Wiese, die Sonne wärmte ihn und er wusste nicht, wo er lieber ein sollte als hier an diesem Platz, wenn es sie auch in seinen Träumen nur gab. Irritierenderweise wurde ihm jedoch kalt. Er überlegte, öffnete im Traum die Augen und blinzelte in die Sonne, die jedoch nicht mehr wärmte. Er runzelte die Stirn. Seltsam. Irgendwas sagte ihm, dass er nur träumte. Halb wach, halb im Traum tastete er nach der Decke, sie musste ihm weggerutscht sein, und fand sie auch. Mit einem leisen Lächeln, schon wieder träumend, schlief er wieder ein und kuschelte sich tief in die Decken.
 

Das riss Charlie aus dem Schlaf. Er blinzelte in die Dunkelheit, setzte sich halb auf und sah zu dem friedlich schlafenden Marcus hinunter.

„Du hast meine Decke“, gähnte er und weckte damit den anderen. Marcus hob nur ein Augenlid. Er wollte erstmal prüfen, ob es sich lohnte, auch das zweite zu öffnen. Es lohnte sich, beschloss er und sah Charlie nun genau musternd an.

Er ist brummelig, dachte er und grinste leicht in sich hinein. Und verschlafen, setzte er nach und sah etwas verklärt aus. Man konnte es entschuldigen, mehr denn je wurde Marcus bewusst, wie sehr er Charlie liebte, bei Salazars Schuhsohle, wieso sah er so anbetungswürdig aus?

„Decke“, verlangte Charlie und begann an eben dieser bereits zu ziehen. „Das ist aber meine“, wies Marcus darauf hin.

„Sagt wer?“, fragte Charlie und der andere blinzelte. Wollte dieser Drachenhüter jetzt mit ihm diskutieren? Es war tiefste Nacht. Da tat man für gewöhnlich anderes. Schlafen, um eine Möglichkeit zu nennen, oder… Marcus’ Blick wanderte zu dem verrutschten Shirt und biss sich auf die Unterlippe, um ein Seufzen zu unterdrücken.

„Gib her“, sagte Charlie, unterbrach Marcus’ unkeusche Gedanken, drehte sich in die Decke und entzog sie so Marcus.

Dieser gab die Decke nicht kampflos her, er packte das andere Ende und sah nun herausfordernd auf. „Das ist meine, siehst du, sie ist grün-weiß.“

Charlie starrte auf den Stoff. Es war dunkel, man konnte es auch für rot-gelb halten.

„Leg dich nicht mit mir an, Slytherin, ich bin müde und schlecht gelaunt“, brummte Charlie, als Marcus etwas auffiel.

„Behalte sie nur“, sagte er großzügig, lehnte sich über Charlie hinweg und angelte sich vom Boden auf dessen Seite eine weitere Decke.

„Ich nehme deine.“

Damit rollte sich Marcus wieder auf seiner Seite in eine rot-gelbe Decke und schlief augenblicklich ein.

„Na, also“, murmelte Charlie, wickelte sich in grün-weiß und schlief bald darauf genauso selig wie sein Mitbewohner.
 

***
 

Und so kam der Morgen, nicht nur im Lager der Drachenhüter, auch in Hogwarts.

„Verflucht, Nott“, brüllte Gregory und Theodor drehte sich verwundert um.

„Was brüllst du mich denn so an?“

„Du standest gerade günstig“, fluchte der Slytherin weiter und zog kräftig an einem Stück Stoff, dass Theodor fast den Halt verlor, denn er stand darauf.

„Müsst ihr so rumbrüllen?“, grummelte Draco verschlafen und drehte sich mitsamt der Decke auf die andere Seite.

Es plumpste und nun fluchte auch der Vertrauensschüler. Er hatte zu viel Schwung gehabt und lag nun auf dem Boden.

„Wenn ich wach bin, brauchst du auch nicht zu schlafen“, erklärte Theodor.

Draco sah ihn verwirrt an. Was war das denn für eine Erklärung?

„Habt ihr Stress mit euren Freundinnen oder was?“, giftete nun Malfoy und rappelte sich auf. „Du hast ja keine Ahnung, du bis ja Single“, fuchtelte Gregory mit den Armen in der Luft.

„Du doch auch“, überlegte Theodor.

„Und?“ Die Tür flog zu und Gregory war aus dem Schlafsaal verschwunden.

Nun setzte sich Vincent auf und gähnte. Mit verschlafenen Augen blinzelte er auf seine Uhr.

„Oh, schon sieben. Zeit aufzustehen“, murmelte er und schlurfte ins Bad. Die anderen beiden waren nun mehr als irritiert. Neben Crabbe konnten Silvesterknaller explodieren, er würde es nicht mitbekommen.
 

Freitag, 16.Januar 1998
 

Unheilvoll glühten rote Iriden in der Finsternis. Voldemort stand in der Halle, in der er Harry Potter einst fast in den Wahnsinn getrieben hätte. Hier hatte er mit Dumbledore gekämpft. Hier hatte auch Fudge endlich erkennen müssen, dass Lord Voldemort keineswegs tot war. Er war zurück, lebendiger denn je.

Ein zusammengekrümmtes Etwas zu seinen Füßen war einmal ein Auror gewesen. Nun war es eine Leiche, die bereits zu verfaulen begann.

Das Ministerium war von Voldemort unterlaufen worden. Seine Handlanger, mühsam über die Jahre eingeschleust, konnten die Arbeit aufnehmen. England würde sich ihm unterordnen.

Voldemort wandte sich zu den beiden Death Eatern links und rechts an seiner Seite. Die treuesten, die ergebensten.

„Lucius“, zischte er und der eine verneigte sich. „Francis“, setzte der Dunkle nach und auch ein zweiter Kopf senkte sich.

Voldemort lächelte unheilvoll.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: Und damit folgt: Kapitel Ende. Hat Harry sich in Luci und Franci getäuscht? Sind die beiden doch dem Dunklen verfallen und wollen den Helden in eine Falle locken? Mögen sie wirklich Kekse oder stehen sie eher auf Obst und Gemüse? Das und noch viel mehr werdet ihr bald erfahren.
 

Sev: *gähn*
 

Saturn: Ey! Bitte um Aufmerksamkeit.
 

Sev: Eh? Was willst du?
 

Saturn: *ist beleidigt* Damit ist die Feier. *nimmt Stift und kritzelt auf einem Block* gestrichen.
 

Rest: Och, menno!!! *funkeln böse zu Sev*
 

Sev: *zusammen zuck*

Die große Hochzeitsnacht-Verschwörung - beteiligt: die halbe Verwandtschaft.

Rückblende, Sommer 1974
 

Narzissa sah sich im Eingangsbereich von Malfoy Manor um. Sie war gerade neunzehn Jahre alt geworden und der ein Jahr ältere Lucius hatte es nicht geschafft, mit einem anderen Mädchen durchzubrennen und irgendwie sonst die Hochzeit abzuwenden.

Nun war sie seine Frau und sie konnte sich wahrlich etwas Schöneres vorstellen.

Lucius schloss leise die Tür der Villa hinter sich. Dobby kam durch den Flur auf ihn zugeeilt, um die Umhänge abzunehmen, doch Lucius trat ihn beiseite. Der Hauself verschwand augenblicklich wieder in den Schatten einer angrenzenden Kammer.

Narzissa schob ihren Umhang von den Schultern. Darunter kam eine cremefarbene Robe zum Vorschein, die mit einem grünen Gürtel geschmückt war. Auch in ihrem Schleier fanden sich Rosen in dieser Farbe wieder und sie zog diesen aus ihren Haaren. Das Diadem, das den Schleier hielt, legte sie achtlos auf die Kommode.

Lucius beobachtete seine Frau stumm.

Er wusste nicht so recht, was er nun tun sollte, denn Narzissa hatte ihm vor der Trauung unmissverständlich klar gemacht, dass der obligatorische Kuss vor dem Altar das einzige sein würde, das er je von ihr berühren durfte.

„Welche Seite des Hauses ist für mich vorgesehen?“, fragte sie, ohne ihn anzublicken.

„Der rechte Flügel.“

Sie nickte.

„Gibt es noch andere Hauselfen als den, den du eben weggescheucht hast?“

„Poo. Das dort war Dobby“, antwortete Lucius.

„Dann richte Poo aus, dass ich das Frühstück um acht einzunehmen wünsche. Er soll es mir in mein Zimmer bringen.“

Damit schritt sie wie eine Königin die Treppe hinauf und Lucius sah ihr noch immer unschlüssig nach.

Dann jedoch sagte er: „Sag es ihm selbst. Erwarte mich nicht vor zwölf morgen zurück.“

Er drehte sich um und ging.

Narzissa sah ungläubig zu der Tür, durch die ihr Ehemann gerade verschwunden war.

Sie hatte ihn nicht in ihrem Bett gewollt, aber dass er sie sogar in dem Haus alleine zurück ließ, raubte ihr doch die Fassung.

Sollte das etwa bedeuten, dass Lucius sich in der eigenen Hochzeitsnacht mit anderen Frauen amüsierte?
 

***
 

Die anderen Frauen waren sehr männlich und trugen die Namen Rodolphus, vierundzwanzig, und Francis, einundzwanzig.

„Ich versteh das nicht“, sagte Rodolphus gerade kopfschüttelnd und setzte die Flasche an und trank einen Schluck.

Die drei saßen vor dem Haus, das Francis in seiner Freizeit baute.

Es war in Frankreich und alle wussten, dass er nie damit fertig werden würde.

Aber immerhin, es hatte schon ein Dach.

Francis, Lucius und Rodolphus saßen auf dem Boden der ersten Etage.

Da das Haus noch keine Wände hatte, ließen sie ihre Beine ins Freie baumeln und blickten auf das Meer hinaus, das sich vor ihnen ausbreitete.

„Wie bist nur an dieses Stück Erde gekommen?“, fragte Rodolphus und nahm erneut einen tiefen Schluck von seinem Bier.

„Der Vorbesitzer ist überraschend gestorben und ich war zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, gab Francis Auskunft. Er ließ deine Flasche aus der Hand rutschen, die eine Etage tiefer in dem Mülleimer neben der Eingangstür zerschellte.

Mit einem kurzen Wink seines Zauberstabes beorderte er eine neue zu sich und öffnete sie. Er reichte sie Lucius, der sein letztes Bier austrank, es ebenso geschickt in den Mülleimer vier Meter tiefer fallen ließ und die neue Flasche abnahm.

Eine zweite Flasche war schon in Francis’ Hand, als er sich an Lucius wandte.

„Aber denkst du nicht, dass Narzissa es dir übel nehmen wird, wenn du die ganze Nacht weg bist?“

Lucius musste erst einmal runterschlucken, bevor er antworten konnte.

„Sie sagte“, begann er, „erwarte nicht, dass meine Tür je für dich geöffnet sein wird. Wenn du ein Bedürfnis hast, leg selber Hand an oder such dir eine Freundin.“

Die anderen beiden sahen mitleidig zu dem Freund.

Das waren unmissverständliche Worte.

„Und was willst du jetzt tun?“, fragte Rodolphus und Lucius zog ein kleines Büchlein heraus.

„Es war eine gute Idee, das nicht wegzuwerfen.“ Er schlug es auf und las den ersten Namen.

„Die war ganz süß“, sagte er und Francis sah auf den Namen. „Die ist verheiratet“, sagte er.

Lucius blätterte weiter.

„Tot“, war Francis’ Kommentar.

„Auf der falschen Seite“, sagte er zur dritten Kandidatin. Lucius sah bedauernd auf die Seiten.

„Die hat Sachen drauf, das glaubst du gar nicht“, murmelte er.

„Sie ist eine Aurorin geworden“, bemerkte Rodolphus. „Ich habe gehört, dass der Dunkle Lord sie tot sehen will.“

„Kannst den Auftrag ja übernehmen, Lucius“, lachte Francis böse und die anderen grinsten.

„Was ist mit der?“ Er hielt Francis einen weiteren Namen hin.

„Hat ein Schlammblut geheiratet“, verzog Francis verächtlich das Gesicht und die anderen rümpften auch die Nase.

„Nicht echt jetzt. Was für eine Verschwendung.“ Lucius riss die Seite heraus und ließ sie in Flammen aufgehen.

„Woher weißt du das eigentlich?“

Francis ließ eine weitere leere Flasche fallen. Diesmal traf er nur knapp, doch er antwortete: „Ich habe mit ihr geschlafen, kurz bevor sie geheiratet hat.“

Die anderen beiden nickten verstehend und Lucius blätterte die nächste Seite auf.

Er konnte mit fast dreißig Namen aufwahrten, doch offenbar war keine darunter, die als zukünftige Geliebte tauglich war.

Francis wusste von allen etwas zu berichten und Lucius warf schlussendlich das Büchlein in die Luft und schickte einen Feuerball hinterher.

Er verfehlte es knapp, weshalb Rodolphus es versuchte. Er traf.

„Im Zielen bist du immer der Bessere gewesen“, nickten Lucius und Francis ihm beifällig zu.

„Dafür bist du schneller“, warf Rodolphus ein und sah dann zu Francis. „Und du hast weder Moral noch Anstand.“

„Wozu? So was braucht man nicht.“

Rodolphus erhob sich und lachte leise vor sich hin. Der Kasten Bier war fast geleert und er merkte, wie der Alkohol in seinen Kopf stieg.

„Ihr seid schon zwei traurige Gestalten“, lästerte er. „Einer ist mit einer bildhübschen Frau verheiratet, deren Herz so kalt ist wie der Nordpol und der andere kann sich nicht festlegen. Dich wird irgendwann ein wütender Vater umbringen, Francis.“

„Tss“, zischte er. „Das soll er mal versuchen.“

„Wo willst du hin?“, wurde Rodolphus gefragt.

„Zu meiner Frau, die mich liebt.“

„Deine Frau hat drei Tage vor euer Hochzeit mit einem Fremden geschlafen“, warf Francis ein.

„Der Fremde war ich“, entgegnete Rodolphus und Lucius grinste böse: „Aber das hatte sie nicht gewusst. Faktisch hat sie sich mit einem Fremden eingelassen.“

Rodolphus sah sie ausdruckslos an und setzte sich dann auf seinen Besen.

„Verflieg dich nicht!“, rief ihm Francis hinterher und Rodolphus zeigte mit einer kurzen Geste, was er davon hielt.

„Ich hasse ihn dafür, dass er glücklich ist“, murrte Lucius und Francis grunzte kurz als Antwort.

Dann starrten sie weiter in den Nachthimmel und betranken sich, bis sie einschliefen.
 

Sommer 1975
 

„Du hast eine Wand eingezogen“, stellte Lucius fest, als er das Sommerhaus von Francis hinaufsah.

„Wo sollen wir sitzen?“

„Auf dem Dach“, nuschelte Francis. Er kaute auf einem Zahnstocher herum und schattete die Augen mit einer Hand ab, um gegen die Sonne blickend etwas sehen zu können.

Auf dem Dachsims standen Walter Crabbe und Antony Goyle, wie Lucius einundzwanzig, und stellten zwei Kästen Bier ab.

„Die Aussicht ist klasse“, meinte Antony gerade und Walter folgte dem Blick.

Er erkannte am Strand eine Gestalt, die auf sie zusteuerte.

„Walden kommt“, gab er den beiden vor dem Haus Auskunft und diese drehten sich um.

Der einundzwanzigjährige Walden McNair stapfte auf sie zu, kam den langen Holzsteg hinauf zu dem Haus und begrüßte Lucius und Francis.

„Hat dich deine Frau weggelassen?“, fragte Rodolphus, als er aus dem Haus kam.

„Alice hat mich geradezu gedrängt zu gehen.“

Die McNairs waren seit knapp einem halben Jahr verheiratet und gerade in ein größeres Haus gezogen.

„Jemand läuft auf deinem Strand herum“, rief Walter hinunter und Francis runzelte die Stirn. Er apparierte neben die anderen beiden auf das Dach und spähte in die Ferne.

„Muggel“, zischte er verächtlich.

Kurz darauf war er verschwunden und tauchte direkt neben den beiden verschreckten Muggeln auf.

Sie starrten ihn entsetzt an, als sie auch schon tot zu Boden sanken.

Die anderen vier saßen bereits alle auf dem Dach, als Francis gemächlich zurück kam, sich zu den anderen gesellte und mit ihnen auf Lucius’ ersten Hochzeitstag anstieß.
 

Sommer 1976
 

„Ein Junge“, sagte Rodolphus anerkennend und Walden lächelte breit.

„Wie heißt er?“

„Todd Sergej McNair.“

Die anderen nickten, nur Rodolphus überlegte laut: „Aber ausgerechnet Sergej?“

„Alice wollte, dass er nach ihrem Vater benannt wird und ich, dass er wie mein Vater heißt.“

„Dann ist das doch sehr diplomatisch“, bemerkte Lucius.

„Die sind gut geworden“, lenkte er ab und deutete auf die neuen Fenster, denn Sergej Dolohov, Alice’ Vater, war zurzeit kein gutes Gesprächsthema. Es liefen Gerüchte, dass der neunundsechzigjährige Zauberer sich vom Dunklen Lord und den Schwarzmagiern distanzierte.

Immerhin schlug er sich nicht auf die Seite der Weißmagier wie Andromeda Black, seine Schwägerin.

Sie hatte nicht nur einen Muggelstämmigen namens Ted Tonks geheiratet, die beiden hatten inzwischen auch eine dreijährige Tochter.

Lucius hatte das Kind nie gesehen, denn Andromeda war offiziell aus der Familie Black verbannt. Genauso wie Sirius Black, der vor wenigen Tag abgehauen war.

„Da kommt jemand“, sagte Antony und deutete in die Ferne. Walter kniff die Augen zusammen.

„Das ist Antonin Dolohov“, sagte er.

„Was will mein Neffe hier?“, wunderte sich Walden und stand auf. Er winkte und Antonin, gerade sechzehn, apparierte und ignorierte damit geflissentlich, dass ihm das eigentlich verboten war.

„Was willst du hier?“

„Ich habe dich gesucht, Grandpa sagte, dass ihr euch einmal im Jahr hier besauft, um Lucius beizustehen.“

„Welchen Großvater meinst du?“, fragte Walden.

„Sergej. Der hat dich übrigens aus der Familie verstoßen.“ Antonin setzte sich, angelte nach einer Flasche und öffnete sie und setzte nach: „Mir hat er nur gedroht, es zu tun.“

„Wenn?“, wollte Francis wissen.

„Wenn ich, und hier zitiere ich ihn: weiter mit den verblödeten Anhängern dieses Größenwahnsinnigen herumhänge.“

Walden hob seine Flasche und sagte: „Willkommen im Bund.“

Antonin stieß an und setzte nach: „Mein anderer Großvater hat mir im Übrigen versichert, mich hinter Gitter zu bringen, wenn ich mich dem Dunkle Lord anschließe.“

Die andren fünf lachten auf und johlten: „Das soll er mal versuchen.“

Antonin nahm einen tiefen Schluck und sah zu seinem Cousin und sagte zu Rodolphus: „Dich und deine Frau will er übrigens auch hinter Gitter bringen.“

Rodolphus gab einen halb amüsierten, halb skeptischen Laut von sich. Die Nacht senkte sich herab und die sechs Death Eater und der, der es einmal werden würde, redeten über belanglose Sachen.

Das war Lucius’ dritter Hochzeitstag und Narzissa saß mit verbitterter Miene allein in ihrem Zimmer und fragte sich, ob sie vor drei Jahren nicht einen Fehler begangen hatte, als sie Lucius die Hochzeitsnacht verwehrt hatte.
 

Sommer 1977
 

Eine Woche, bevor der vierte Hochzeitstag der Malfoys auf so sonderbare Weise begangen werden sollte, stand Bellatrix Lestrange im Zimmer ihrer kleinen Schwester Narzissa und sagte streng:

„Du wirst dafür sorgen, dass dein Mann an eurem Hochzeitstag zu Hause bleibt.“

„Was mischst du dich in meine Angelegenheit ein?“, zischte Narzissa und hob ihren Kopf.

Wie eine kaltherzige Königin stand sie in ihrem Zimmer und blickte auf ihre Schwester, deren Temperament und spitzzüngiges Wesen genauso viele Herzen gebrochen hatte, wie die klassische Schönheit von Narzissa.

Allein Andromeda war still und zurückhaltend gewesen und man sah ja, was sie abbekommen hatte. So jedenfalls redeten die Schwestern untereinander.

Dass diese jedoch die Einzige war, die einzig aus Liebe geheiratet hatte, übersahen sie. Vielleicht neideten sie es ihr auch ein bisschen.

Auf jeden Fall verachteten sie sie schon alleine dafür, dass sie eine vierjährige und, wie man hörte, sehr begabte Tochter hatte.

Etwas, was in Bellatrix wie ein vergifteter Stachel bohrte. Sie war nun seit acht Jahren mit Rodolphus verheiratet, sechsundzwanzig Jahre und hatte ihm noch nicht das gewünschte Kind schenken können.

Bellatrix durchschritt den Raum und öffnete die Tür.

„Ist Lucius da?“, fragte sie.

„Nein.“

„Wann wird er wiederkommen?“

Narzissa kniff die Lippen zusammen. Sie wusste nicht, warum sie ihrer Schwester antworten sollte.

„Jetzt stell dich nicht so stur!“, fuhr Bella sie an. „Du bist ja wohl nicht unschuldig daran, dass er dich nicht beachtet.“

„Ich bin sicher, er hat genügend Frauen, denen er Beachtung schenkt“, giftete Narzissa.

„Mein Ehemann ist besonders geschmacklos und bleibt an unserem Hochzeitstag extra lange bei ihnen.“

Sie wollte sich wegdrehen, doch Bellatrix fasste sie grob am Arm und drehte sie zu sich herum.

„Dein Ehemann betrinkt sich an eurem Hochzeitstag mit Francis und seit Neuestem auch Antony, Walter, Walden und Antonin.“

Narzissa sah sie verwirrt an.

„Woher willst du das wissen?“, fragte sie.

„Weil auch Rodolphus dabei ist“, blaffte sie. „Vor drei Jahren war er nur leicht angetrunken, ein Jahr später hat er schon gesungen, als er zurück kam. Letztes Jahr hatte er das Fenster gerade so getroffen, als er in den Morgenstunden doch mal wieder von Frankreich heim fand. Ich will nicht, dass er dieses Jahr im Ozean versinkt, wenn er den Ärmelkanal überfliegt. Du wirst dafür sorgen, dass Lucius bekommt, was ihm versprochen wurde, als du ihn geheiratet hast. Und stell dich nicht wie eine Zwölfjährige an. Du bist zweiundzwanzig und du hast eheliche Pflichten.“

Narzissa verdrehte die Augen und setzte sich auf einen Stuhl.

„Ich muss gar nichts.“

Bellatrix donnerte mit der Faust auf den Tisch und Narzissa sah erschrocken auf.

Bellatrix’ Augen waren dunkel vor Zorn und sie zischte: „Wenn du nicht tust, was sich sage, sorge ich dafür, dass Lucius wirklich eine Freundin bekommt, dass er sich von dir scheiden lässt und du von der Familie verstoßen wirst.“

Narzissa sortierte die Worte und merkte voll Grauen, dass es Bellatrix vollkommen ernst war. Schließlich sagte sie leise: „Und wie stellst du dir das vor?“

„Das fragst du mich? Du hast doch reihenweise die Herzen gebrochen.“

„Aber ich habe nie etwas dafür getan, die Jungs sind mir einfach so hinterher gelaufen.“

Bellatrix richtete sich auf und sah ihre Schwester nachdenklich an. „Du willst mir nicht erzählen, dass du tatsächlich noch eine Jungfrau bist.“

Narzissa senkte den Kopf und sah zum Boden. Ihre Wangen verfärbten sich rot und Bellatrix seufzte: „Bei Merlins rosagepunkteter Unterhose, das glaube ich nicht.“

Sie sah wieder zu Narzissa und bedeutete ihr zu warten. Diese sah ihr verwirrt nach, wo sollte sie schon hin?

Sie verließ das Haus selten. Deshalb hatte sie sich eine ungewöhnliche Zucht zugelegt. Im Garten lebten drei Säbelzahnlemmigpärchen.

Narzissa musste nicht lange warten, da war Bellatrix wieder zurück und gab ihr ein Buch.

„Lies das. Ich komme übermorgen vorbei und dann kannst du mich alles fragen, was du wissen willst. Hast du fähige Hauselfen?“

„Fähig in welcher Weise?“, fragte Narzissa.

„Ein vernünftiges Essen auf den Tisch zu bringen.“

„Ich denke schon.“

„Gut.“

Damit war Bellatrix wieder weg.

Narzissa drehte das Buch in ihren Händen und las den Titel.

‚Mein Nachbar, der Schwarzmagier’, stand dort und sie schlug es auf. Die Seiten waren leer. Bis auf die erste. Dort stand ein Wort, das Narzissa sich mit: ‚Lass mich lernen’ übersetzte.

Sie las das Wort laut und die Seiten füllten sich.

Und Narzissa begann zu lesen und zu lernen.

Ihr wurde heiß und kalt, sie konnte kaum glauben, was sie dort las. Ihre Augen wurden groß und sie murmelte immer fort: „Das kann ich nicht machen.“

Sie drehte das Buch und ihren Kopf, als sie die Bilder eingehend betrachtete und fragte sich, wie man sich so verrenken konnte.

„Ach du liebe Güte“, murmelte sie und schlug schließlich das Buch zu.

Vorsichtig sah sie sich um.

Fast fürchtete sie, jemand würde sie beobachten, doch sie war allein.

Sie brauchte dringend etwas Kühles zu trinken. Sie legte das Buch zur Seite. Ihr Blick fing ihr Spiegelbild ein.

Ihre Augen glänzten sehr seltsam und ihre Wangen leuchteten in Purpurrot.

Ihre Haare hingen offen herab, weil sie verlegen ihre Finger drin vergraben hatte.

Sie öffnete die Tür und ging die Stufen hinunter. Sie hatte sich ein großes Glas eiskaltes Wasser geholt und trank kleine Schlucke, sie hatte das Gefühl, als wäre sie ausgedörrt, und wollte gerade wieder hinauf gehen, als neben ihr die Haustür geöffnet wurde und Lucius im Flur stand.

Der Dreiundzwanzigjährige sah verwundert zu seiner sonst so distanzierten Frau.

Narzissa verschluckte sich und begann zu husten. Lucius hätte ihr sicher hilfreich auf den Rücken geklopft, doch er unterließ es.

„Lucius“, keuchte sie schließlich. Ihre Wangen wurden noch röter und ihr Hals bekam ebenso rote Flecken. „Du kommst früh nach Hause.“ Ihre Augen wanderten unruhig den Flur entlang, was er mit einem Stirnrunzeln regiestrierte.

„Es gab nichts mehr zu tun“, gab er ausweichend als Antwort. Er musterte sie. Sie wirkte gar nicht so abweisend. Wenn er es nicht besser wüsste, könnte er glauben, sie hatte gerade Sex gehabt.

Misstrauisch sah er die Treppe hinauf, als würde dort jeden Moment ein fremder Mann auftauchen.

„Ist jemand im Haus?“, fragte er und Narzissa schüttelte hastig den Kopf.

„Niemand.“

Er machte eine verschlossene Miene, ging dann aber in das Kaminzimmer und wünschte ihr eine gute Nacht.

Es war noch nicht einmal sieben, doch Narzissa zog sich stets früh zurück und schloss jedes Mal die Tür ab.

Er hatte es gehört und auch selbst einmal ausprobiert, indem er nachts die Klinke heruntergedrückt hatte.
 

***
 

Zwei Tage später hatte Bellatrix mit Narzissa alles genauestens geplant.

Poo und Dobby sahen den Vorbereitungen auf den Hochzeitstag verwirrt zu, richteten aber alles her, wie es die Herrinnen verlangten.

Narzissa begann an dem Vorhaben zu zweifeln. Sie wurde unsicherer und Lucius zunehmend misstrauischer.

Seine Frau verbarg etwas vor ihm und das machte ihn wütend.

Er vermutete einen anderen Mann und wurde dann auf sich wütend, weil er eifersüchtig wurde.

Sicher, sie war seine Frau und alleine der Ehre wegen würde er den Nebenbuhler beseitigen müssen, aber in ihm brodelte auch so etwas wie Wut und er wollte den Mann aus persönlichen Gründen tot sehen. Wer immer es auch sein mochte. Er hatte bemerkt, wie Narzissa in ihrem Zimmer gestanden hatte und von Poo verschiedene Roben bringen ließ, die sie sich abwechselnd anhielt.

Die Tür war nicht wie sonst geschlossen gewesen und Lucius stand davor und beobachtete eine Weile seine Frau, die sich nachdenklich im Spiegel betrachtete.

Sie putzte sich für einen anderen heraus, dachte er bitter.

Er ging und stieß die Tür auf.

„Und? Wie heißt er?“, fragte er sie kalt. Narzissa zuckte zusammen und starrte ihn ertappt an.

Das war die Gewissheit, nach der er gesucht hatte.

Sie hatte sich offenbar wirklich einen Geliebten gesucht. Nun, in fünf Tagen war ihr Hochzeitstag, an dem er für gewöhnlich früh das Haus verließ und erst tags darauf zurückkam.

Wahrscheinlich traf sie sich schon länger mit dem Mistkerl.

Narzissa ließ die Robe fallen, die sie zur Hochzeit getragen hatte, ging und schob Lucius sanft aus dem Zimmer. Dann verriegelte sie die Tür und sackte dahinter zusammen.

Ihre Knie hatten einfach unter ihr nachgegeben und Poo stand leicht verzweifelt im Raum und überlegte, was er tun sollte.
 

***
 

„Morgen“, knurrte Lucius und starrte düster vor sich hin. Francis nagelte gerade ein Bild an die Wand von seinem Sommerhaus.

Dass der Boden noch nicht einmal drin war und auch die Treppe in die erste Etage fehlte, ignorierte er dabei.

„Hängt es gerade?“, fragte er Lucius und der nickte kurz ohne hinzusehen.

„Morgen ist dein Hochzeitstag“, sagte Francis und hob ein zweites Bild auf.

Er passte es neben dem Ersten an und schlug den Nagel in die Wand.

„Hängt es gerade?“, fragte er ein zweites Mal und wieder nickte Lucius.

„Meine Frau hat eine Affäre“, berichtete er nun.

Francis pfiff leise und meinte: „Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Ich hielt sie für etwas schüchtern.“

„Zissa? Nein“, schüttelte Lucius den Kopf. „Die reißt dir das Herz raus und verspeist es vor deinen Augen.“

„Also meins hat sie nicht bekommen“, spottete Francis und nagelte ein drittes Bild an die Wand.

„Hängt es gerade?“, fragte er und Lucius nickte wieder.

„Hast du ihn gesehen?“, fragte er den Deprimierten und dieser knurrte:

„Nein. Er wird wohl morgen auftauchen. In meinem Haus. Und dann mit meiner Frau schlafen.“

Ein lautes Hämmern unterbrach seine Rede. Das vierte Bild wurde an die Wand gebracht.

„Hängt es gerade?“

„Gerade wie die anderen“, sagte Lucius. Er drehte sich nun doch zu Francis und sagte; „Und weißt du, was mich am meisten stört, nicht mal ich habe mit ihr geschlafen.“

Francis wandte sich zu dem Freund um und nickte verstehend.

„Zum Teufel, Francis, brauchst du eine neue Brille, die hängen ja krumm und schief.“
 

***
 

Rodolphus blickte verständnislos zu seiner Frau.

„Warum soll Lucius nicht das Haus verlassen?“

„Weil Narzissa morgen endlich die Hochzeitsnacht nachholen wird. Ich habe sie erpresst, glaub mir, die macht keinen Rückzieher mehr. Ich habe es satt, jedes Jahr zu befürchten, dass du im Ärmelkanal ertrinkst, nur weil Narzissa Mimose spielt.“

Rodolphus nickte und meinte: „Dazu werden wir ihn aber betäuben müssen und das Haus abriegeln. Die Hauselfen verbannen und die Kamine versiegeln.“

„Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann“, sagte Bellatrix und Rodolphus war nun sprachlos. Er hatte das sarkastisch gemeint.
 

***
 

Antonin sah zweifelnd zu Walden. „Ist das nicht etwas drastisch?“, fragte er.

„Nein!“, entschied sein Onkel und Antonin schüttete den Schlaftrunk in ein Glas Wasser.

Narzissa war in ihrem Zimmer und das reinste Nervenbündel. „Zappel nicht so rum. So gibst du kaum eine glaubhafte Verführerin ab“, wies Bella sie zurecht.

Narzissa war bleich. Sie war nervöser als zu ihrer Hochzeit.

Damals hatte sie gewusst, was passieren würde. Diesmal hatte sie keine Ahnung.

„Was ist, wenn er mich hasst. Er ist immer so kalt zu mir.“

„Blödsinn. Francis hat erzählt, dass er gestern vor Eifersucht fast geplatzt wäre. Weißt du, dass er denkt, du hättest eine Affäre?“

Narzissa riss die Augen auf. „Wirklich?“

„Ja. Ist doch lächerlich. Vor allem, da du ihm das seit vier Jahren unterstellst.“

Narzissa wandte sich wieder zum Spiegel.

„Hoffentlich will er mich“, murmelte sie.

„Er ist dein Mann, es ist seine Pflicht, dich zu wollen.“

Narzissa stutzte. Was war das denn für eine Logik?

Antony klopfte leise an die Tür und Bella rief: „Was?“ Sie schien noch nervöser als ihre kleine Schwester.

„Lucius ist im Anmarsch“, berichtet der Zauberer und Bella ließ von Narzissas Kleid ab, das sie die ganze Zeit zurechtgezupft hatte, und scheuchte Antony hinaus.

„Durch den Kamin“, zischte sie, fünf Death Eater verschwanden durch den Kamin. Bellatrix und Rodolphus schoben Poo und Dobby hinterher, sie selbst schlichen in den Garten. Neben der Gartentür verriegelten sie auch die Haustür, sobald der Herr des Hauses eingetreten war.

Narzissa strich nervös ihr Kleid glatt.

Lucius öffnete die Tür und starrte seine Frau an. Diese stand herausgeputzt auf der Treppe und sah zu ihm hinunter. Eine Hand lag auf dem Geländer, sie hatte Angst es loszulassen und umzukippen. Sie rang nach einem Lächeln und sagte: „Guten Abend, Lucius.“

Er warf die Tür mit Schwung ins Schloss, zerrte sie zu sich hinunter und zischte: „Wer ist der Kerl?“

Narzissa verstand nicht. „Welcher Kerl?“

„Der, den du heute hier erwartest. Verkauf mich nicht für blöd, ich weiß, dass du eine Affäre hast. Aber findest du es nicht etwas geschmacklos, ihn ausgerechnet in deinem Hochzeitskleid zu empfangen?“

Narzissa war wie vor den Kopf geschlagen, dann hatte Bellatrix also doch Recht, so wirklich geglaubt hatte sie es nicht.

„Wir sollten reden“, sagte sie leise, wandte sich aus seiner Umklammerung und ging ins Kaminzimmer. Dort nahm die das bereitgestellte Glas und hielt es Lucius entgegen.

„Trink etwas“, sagte sie.

Lucius sah das Glas misstrauisch an.

„Willst du mich jetzt vergiften? Wir können uns auch scheiden lassen, wenn dir die Ehe so zuwider ist.“

„Wieso sollte ich dich vergiften?“, fragte sie nun leicht wütend.

„Warum sollte es dich kümmern, ob ich etwas zu trinken möchte. Es hat dich die letzten vier Jahre nicht gekümmert.“

„Na fein, dann eben nicht.“ Narzissa hob das Glas an ihre eigenen Lippen, dann wollte sie lieber selben diesem Alptraum von einer Verführung entrinnen und sei es nur für eine Stunde, doch Lucius riss es ihr aus der Hand, verschüttetet die Hälfte und stürzte den Rest hinunter.

„Bitte schön, dann bist du mich los“, sagte er und merkte, wie sich alles um ihn drehte.

Er sah leicht fassungslos zu seiner Frau, schwankte zum Sessel und schlief, kaum hatte er sich gesetzt, ein.

Narzissa atmete erst einmal auf und blickte zur Terrassentür. Sie blinzelte und starrte zu Bella die ihr drohte und dann endlich verschwand.
 

***
 

Lucius schwappte langsam wieder in die Realität. Er hörte das Ticken der Uhr und ging davon aus, dass er im Kaminzimmer saß. Er hörte aber auch das Rascheln von Stoff.

Jemand lief im Raum auf und ab.

Er war verwirrt. Wer mochte das sein?

Er zwang sich die Augen zu öffnen und starrte zu Narzissa, die in Gedanken zu sein schien. Er verfolgte sie mit den Blicken und plötzlich sah sie ihn an.

Erst wurde sie weiß, dann knallrot und schließlich nahm sie eine halbwegs gesunde Farbe an. Sie stürzte zu ihm hinüber und Lucius richtete sich etwas aus.

Sein Kopf dröhnte, als hätte er eine durchzechte Nacht hinter sich, doch immerhin war er wieder wach.

„Geht es dir gut? Antonin sagte, ein Schluck reicht, dich müde zu machen. Du hast das halbe Glas getrunken.“ Sie kniete vor ihm, der weite Rock bauschte sich weit und verbarg ihre Beine. Ihre Hände lagen auf seine Knien und sie sah zu ihm auf.

Lucius versuchte die Worte zu sortieren.

„Antonin?“, fragte er matt. Zu mehr war er nicht mehr fähig.

War dieser Grünschnabel der Liebhaber seiner Frau?

Lucius kam nicht mehr dazu, sich mit diesem Gedanken auseinander zu setzen, denn aus Narzissa sprudelte es nun heraus. Er entnahm ihren wirren Reden, dass ihre Reaktion vor vier Jahren schlichtweg nur Angst gewesen war. Er vernahm mit Verwunderung, dass seine Frau noch nie mit einem Mann geschlafen hatte. Das hatte er nicht gewusst.

Dann hörte er verblüfft, dass sie ihm Affären unterstellt hatte und schließlich, wie Bellatrix vor einer Woche bei ihr aufgetaucht war und ihr regelrecht gedroht hatte, wenn sie Lucius nicht davon abhielt, sich wie jedes Jahr zu betrinken, würde sie diesem höchstpersönlich eine Freundin verschaffen.

„Du weißt davon?“, fragte er leicht betreten und Narzissa nickte.

„Und was genau hattest du vor, nachdem ich wieder erwacht bin?“ Langsam ließ auch der Rest des Trankes nach und Lucius konnte wieder klar denken.

„Essen und dann verführen“, zählte sie auf.

Lucius kam nicht umhin zu lachen. Unfassbar. Seine Frau schien nicht mehr dieselbe zu sein. War er von ihrer Schönheit immer fasziniert gewesen, brachte ihn ihre Naivität nun fast um den Verstand. „Wie wolltest du das Zweite denn anfangen?“

„Bella hat mir ein interessantes Buch zum Lesen gegeben.“ Narzissa kicherte nun. Die Anspannung war gewichen „Erinnerst du dich an den Abend vor einer Woche? Als ich völlig aufgelöst im Flur stand, als du nach Hause gekommen warst?“

Lucius nickte. Wie sollte er sich nicht erinnern, damals hatte er das erste Mal gedacht, sie würde fremdgehen.

„Da habe ich das Buch halb durchgehabt.“

Er sah sie nachdenklich an. „Was ist das für ein Buch?“, wollte er wissen und wie aufs Stichwort sprang Narzissa auf und disapparierte. Kurz darauf stand wieder vor ihm und zeigte ihm das schwarze Buch mit den roten Buchstaben.

Lucius riss die Augen auf. „Das hat sie dir zu lesen gegeben?“, fragte er.

Für gewöhnlich gab man das erst einer Hexe oder einem Zauberer, wenn ihnen im Bett langweilig wurde und sie neue Ideen brauchten, tat dann aber unwissend.

„Ich weiß, dass du es kennst“, sagte Narzissa und schlug die letzte Seite auf. Sie deutete auf einen Namen und sagte: „Das bist du, oder?“

Sie sah selbst auf die Seite und hob wissend die Augenbrauen und setzte nach: „1969? Da warst du fünfzehn.“

„Ich habe es zufällig von Francis bekommen“, winkte Lucius ab und warf ein: „Sagteste du nicht etwas von Essen?“ Er hievte sich aus dem Sessel und ging zu dem Tisch, auf dem die Kerzen halb heruntergebrannt waren.

Das Ehepaar setzte sich einander gegenüber und begann seine verspätete Hochzeitsnacht.
 

***

In der Redaktion:
 

Damit ihr nicht denkt, wir haben die Gegenwart vergessen, so als kleiner und ganz fieser Cliffhanger hier zurück in eben diese.
 

Samstag, 17.Januar 1998
 

Todd hatte ein ernsthaftes, und aber vor allem nervtötendes Problem. Wieland Travers folgte ihm mit einer Ausdauer, die er dem untersetzten Death Eater gar nicht zugetraut hätte. Todd nutzte die Gelegenheit, sich Europa anzusehen. Er apparierte auf den Eifelturm, denn in Paris wohnte angeblich ein Verflossener von Marcus. Bei der Gelegenheit besuchte er Fleur de la Cour, eine Hexe, die er irgendwann einmal auf einem Fest kennen gelernt hatte. Sie war wohl verheiratet, wie er gehört hatte. So besuchte er kurzerhand sie und ihren Ehemann und verwünschte sich dann für die Idee, als sich besagter Ehemann als Bill Weasley herausstellte.

Dann kaufte er sich einen Spaten und ging nach Pompeji. Fleur, die Marcus sehr gut kannte, versichertem dass Marcus einmal bei einer Ausgrabung am Vesuv beteiligt gewesen war, doch bis auf Asche fand sich dort nichts. Todd grub eine violette Scherbe aus, die er einsteckte und sich dann über das Mittelmeer in die Türkei begab. Dort gab es einen Goldschmied, der ihm die Scherbe nicht nur mit einer Fassung versah, sondern außerdem der Schwager des Cousins der Großtante von Marcus war. Nachdem sich Todd drei Tag nach dem Mann durch die halbe Wüste fragte, stellte sich heraus, dass der Goldschmied nie von einem Marcus Flint gehört hatte, jedoch einwilligte, Todd eine Kette zum Freundschaftspreis anzufertigen, wenn er denn in drei Tagen wiederkommen wolle.

Zu diesem Zeitpunkt bekam Wieland das Gefühl, einer Posse aufzusitzen, doch hatte er einen Auftrag und würde ihn auch auf jeden Fall erfüllen. Die nächste Stadt war Rom.

Warum Todd Rom aufsuchte, wusste Wieland nicht, er sah den Jüngeren beim Wein und Schachspielen, wo er sich mit seinem Gegner in Italienisch unterhielt. Es war offenbar eine sehr angeregte Unterhaltung, die Wieland leider nicht verstand, denn er war der Sprache nicht mächtig. Doch vernahm er öfters das Wort Marcus, weshalb er irrtümlich davon ausging, dass Todd den Schachgegner nach dem Flüchtigen befragte.

Todd jedoch meinte mit Marcus stets seinen Mitspieler, da dieser nun einmal Marcus hieß.

Nachdem er haushoch verloren hatte, gab ihm der Italiener und Gastgeber eine Adresse, wo er eine außergewöhnliche Schneiderin finden würde, die ihm bei dem Hochzeitsgeschenk für seine Eltern helfen würde.

Todd flog, der Adresse folgend, nach Portugal. Der Atlantik raubte ihm den Atem. Er liebte das Wasser. Dem konnte er nicht entkommen und so kampierte er eine Nacht am Strand. Tags darauf machte er sich auf den Weg zu der Schneiderin, wo er Tischwäsche in Auftrag gab. Sie sollte zum Hochzeitstag seiner Eltern zu deren Haus geliefert werden. Todd beglich sofort die Rechnung und flog zurück in die Türkei zu dem Goldschmied, wo er die Kette abholte.

Nun war Wieland davon überzeugt, dass Todd ihn in die Irre führen wollte. Er wäre längst zum Dunklen Lord gegangen, um dies zu berichten, doch leider hatte er keine Beweise für die Vermutung.

Todd war längst klar, dass sein Verfolger ihm nur noch misstrauen konnte und war bald froh, ihn jeden Tag wieder zu sehen. Immerhin war er so sicher, dass Wieland ihn nicht gerade beim Dunklen Lord verriet.

Verfolger und Verfolgter führten ihre Odyssee über den Kontinent fort. Sie sahen Wien und die Schweiz, Tirol und die Akropolis. Sie machten sogar einen kleinen Abstecher nach Durmstrang. Todd kam gerade aus der Bibliothek seiner alten Schule, als er erschreckt feststellte, dass Wieland nicht mehr da war. Er wartete einen halben Tag. Gab Travers die Möglichkeit, ihn auf jeden Fall aufzuspüren, doch der andere Death Eater blieb verschwunden. Todd musste sich zur Ruhe zwingen. Weit konnte der andere nicht sein. Und mit Sicherheit würde er ihn in England finden. Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Travers seinen Plan durchschaute. Immerhin hatte er ihn länger beschäftigt, als er es für möglich gehalten hatte.

Todd machte auf dem Absatz kehrt. Er ging in seinen alten Schlafraum. Dort fand er auch seinen jüngsten Bruder. Michael bereitete ihm seit Silvester Sorgen, doch war dieser in Durmstrang sicherer als irgendwo anders, so absurd es auch klang.

„Du musst mir helfen“, sagte der Ältere im Vorbeigehen und Michael sprang auf und lief ihm nach, ohne lange zu fragen.

„Flohpulver“, sagte Todd und Michael reichte es ihm. Fast ängstlich richteten sich die Augen des Jüngsten der McNairs auf Todd und dessen Miene bekam einen weichen Zug.

„Wo gehst du hin?“, wurde er gefragt.

„Nach England.“

„Zu… Voldemort“, flüsterte Michael. Man merkte deutlich, wie schwer es ihm fiel, den Dunklen beim Namen zu nennen. Todds Achtung stieg. Er selbst würde es nicht wagen. Aus einem Grund, den er selbst nicht benennen konnte, zog er seinen jüngeren Bruder an sich und hielt ihn einen Moment fest, als wäre es das letzte Mal, dass sie sich sehen würden.

„Du hast mehr Mut als irgendwer sonst von uns. Pass auf dich auf, kleiner Bruder.“

Michael klammerte sich an Todd fest. Er wollte nicht, dass dieser ging.

„Ich weiß, dass du ihn hintergehst. Aber warum?“

Todd hatte auf diese Frage keine Antwort. Er schob den anderen von sich weg und wandte sich zum Kamin. Er wusste es noch nicht einmal, ob er wirklich den Mut hatte, es durchzuziehen. Er fürchtete weniger den eigenen Tod, sondern eher, was der Dunkle mit denen tun würde, die ihm wichtig waren.

„Warum?“, fragte Michael noch einmal. Es interessierte ihn wirklich und so grinste Todd und schielte zur Seite und erwiderte: „Warum bist du dem Dunklen nie gefolgt?“

„Weil er nur Elend bringt.“

„Jason verrät ihn, oder?“

Darauf gab Michael ihm keine Antwort, er fragte stattdessen: „Was immer auch der Grund ist, ich hoffe, ich werde es irgendwann erfahren.“

Nun grinste Todd noch breiter, zerwühlte Michael die ohnehin unordentliche Frisur und fragte: „Warum? Um dich bei ihr zu bedanken?“

Michael hob erstaunt die Augenbrauen. „Ihr?“, echote er, doch da war Todd bereits in den grünen Flammen des Flohnetzwerkes verschwunden. Er würde den Namen nicht verraten. An sie zu denken, reichte schon aus, dass er über sich selbst den Kopf schütteln musste.

Ginny Weasley, was hast du nur getan?

Er verfluchte die Hexe einerseits und wünschte, er würde sie wiedersehen und sei es nur für einen Augenblick.
 

***
 

„Hey, Nott!“, meckerte Vincent. „Pass doch auf, wo du hinlatscht, Mann!“ Sie waren wie auch viele anderen Schüler auf den Weg ins Dorf. Theodor sah finster zu dem Slytherin und murmelte etwas, was jedoch nicht nach einer Entschuldigung klang.

Dann lief er stumm weiter, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Vincent sah zu Gregory und dieser deutete mit den Kopf zu einer kleinen Gruppe von Mädchen aus ihren Jahrgang.

Parvati lief unter ihnen. Natürlich, das hätte sich Vinc auch denken können.

„Warum hat er sich von ihr getrennt, wenn er es nicht wolle? Dämlicher Idiot!“, murmelte er, auch wenn er den Grund ganz genau kannte. Da fiel ihm auf: „Wo ist eigentlich Draco?“

„Wahrscheinlich bei seiner neuen Freundin!“, grinste Blaise. Sein besorgter Blick lag nur kuz auf Theodor. Dann begann er in seiner Tasche zu kramen und zog einen Bonbon hervor. Er bot keinen einen an. Es hätte auch niemand ihn genommen, denn sie wusste, dass Blaise diesen selber hergestellt hatte und lebensmüde waren sie noch nicht. Auch wenn sie nahe an desen Grenze wanderten.

„Weißt du wer sie ist?“, bohrte Gregory nach und Blaise grinste breit: „Sicher.“

„Und?“

„Ihr kennt die Person übrigends auch.“

Gregory und Vincent sahen sich kurz an und fragten wie aus einem Mund: „Wer ist es?“

Theodor sah zu den dreien uns sagte: „So wie der grinste, würde ich auf Potter tippen.“

„Tsts, Draco ist hetero und so weit ich weiß, Potter auch.“

„Na dann eben Granger“, motzte Theodor und warf erneut einen Blick zu der Mädchengruppe schräg vor ihnen, als Parvati gerade laut, irgendwie zu laut auflachte.

„Scheint ihr ja nicht viel auszumachen“, murmelte er und Blaise fragte leise: „Bist du dir da sicher, oder nimmst du es mal wieder nur an?“

„Krepier doch“, zischte Theodor und schritt weiter aus, um sich von der Gruppe zu entfernen und allein den Weg nach Hoagsmead zurückzulegen.

„Irgendwie ist Theodor so unausgeglichen, in letzter Zeit, findet ihr nicht?“, frgate da Daphna hinter ihnen und die drei Slytherins drehten sich um.

Sie zog im Gehen ein abgegriffenes schwarzes Buch mit roten Buchstaben aus der Tasche und gab es Vinc. „Hier, das brauche ich nicht mehr.“

„Ah, danke“, sagte dieser und steckte es in seine Tasche. Gregory konnte ein Wort entziffern. Da stand: „…, der Schwarzmagier.“

„Ist es gut?“, fragte er und Daphnas Gesicht rötete sich leicht, Blaise lachte leise und Vincent suchte nach den Worten, bis er nickte: „Ganz gut.“
 

***
 

Lavender stand in einem Laden weit ab von dem üblichen Trubel von Hogsmead und strich über einen samten grünen Strampler. Er war so winzig, dass es ihr fast unwirklich vorkam. Es schien ihr gar nicht möglich, dass das Kind, das bald das Licht der Welt erblicken sollte, dort hineinpasste. Sie blickte aus dem Fenster und erkannte Ginny, allein und scheinbar in Gedanken. Lavender dankte der Verkäuferin wortlos und ging hinaus. Sie sprach die Jüngere an, auch wenn sie eigentlich sonst nie etwas mit ihr zu tun hatte. Doch das Mädchen sah irgendwie verloren in der schneebedeckten leeren Straße aus. Lavender schob ihre plötzliche Anteilnahme an dem Gefühlsleben anderer auf ihre Mutterschaft und fragte:

„Ginny, was ist los?“

Das Mädchen sah überrascht auf.

„Warum wanderst du so alleine durch das Dorf?“

Lavender war stehengeblieben und zwang so auch Ginny, stehen zu bleiben. Auf die Frage hatte sie jedoch keine Antwort und so zuckte sie nur mit den Schultern.

„Mir ist nicht nach Gesellschaft“, brachte sie als fadenscheinige Erklärung hervor. Lavender sah sie scharf an und fragte: „Okay, wie heißt er? Ich hoffe, du bist nur unglücklich verliebt. Oder ist es schlimmer?“

Ginny war verblüfft und fragte: „Was kann schlimmer sein, als unglücklich verliebt zu sein?“

„In Azkaban zu sitzen oder zu einer Beerdigung gehen zu müssen“, sagte Lavender.

„Ist Blaise in Schwierigkeiten?“, hakte Ginny nach und die andere lachte amüsiert auf. „Wer ist das nicht?“, sagte sie etwas zu unbekümmert und bestätigte so den Verdacht der Rothaarigen.

„Wie wäre es mit einer heißen Schokolade? Du bist eingeladen“, schlug Lavender vor. Ginny war nun wirklich verwirrt, doch willigte sie ein.

Zusammen mit Lavender trat sie auf die Straße und versperrte so ungewollt den Blick eines Zauberers. Dieser stieß sie beiseite, dass Ginny der Länge nach in den Schnee fiel. Warum sie es nicht dabei beließ, konnte die Hexe später nicht mehr sagen.

Ginny war anfangs zu überrascht, dann wurde sie wütend und schließlich sprang sie auf und schrie dem davon eilenden Mann hinterher: „Entschuldigen Sie sich gefälligst, Sie ungehobelter Klotz.“

Der ungehobelte Klotz blieb stehen und drehte sich um.

„Wie bitte?“, fragte er nach, als hätte er es nicht verstanden. Ginny schluckte nun. Etwas an der Aura des Mannes gefiel ihr nicht. Er hatte etwas Düsteres an sich, was ihr Angst einjagte.

Lavender versuchte sie mit sich zu ziehen, doch der Mann beförderte sie mit einer Handbewegung zu Boden, in einen dicken Schneehaufen, wo diese sitzen blieb.

Der Mann hatte Ginny am Kragen gepackt und drehte ihr fast die Luft ab. Sein Gesicht war ihrem gefährlich nahe, die Zähne zusammengebissen, zischte er: „Du weißt wohl nicht, mit wem du redest. Bist wohl ein dummes Schlammblut.“

Ginny hätte zu gerne etwas erwidert, doch sie konnte nicht. Ihre Stimme versagte ihr und auch ihre Beine wären weggeknickt, hätte der Mann sie nicht festgehalten.

Lavender rappelte sich nun doch auf und wollte Ginny zu Hilfe eilen. Aus unerfindlichen Gründen war die Straße wie leer gefegt und alle Ladenbesitzer schienen in ihren Lagerräumen zu arbeiten.

Welch merkwürdiger Zufall, dachte Lavender wütend und zog ihren Zauberstab, hielt jedoch inne, als der Mann in ihre Richtung sagte:

„Das würde ich lassen, sonst ist deine Freundin ganz schnell ganz tot und du wirst keine Gelegenheit mehr haben, das zu bezeugen.“

Lavender ließ die Hand sinken und musste die Tränen unterdrücken. Sie konnte nicht anders. In ihrer Hilflosigkeit musste sie weinen. Sie beide wussten, dass er sie umbringen würde, so oder so.

Das sah man in seinen Augen, das sah man an seinem gezückten Zauberstab und vor allem an der Art, wie er ansetzte, den Todesfluch zu sprechen.
 

***
 

„Verdammt“, fluchte Todd. Er sah sich um und stellte fest, dass er mit Sicherheit nicht bei sich zu Hause war. Aber wo war er dann?

Die vollgestopften Regale ließen auf einen Laden schließen. Den er jedoch noch nie betreten hatte.

Er war also nicht in dem kleinen Dorf nahe von Durmstrang, wo er als Schüler hingepilgert war, ähnlich wie Hogwarts über Hogsmead herfiel.

Er war auch nicht in der Winkel- oder Nocturngasse, die Beschriftung ließ jedoch auf Großbritannien schließen.

Er klopfte sich den Staub von dem Kamin, durch den er gerade angekommen war, vom Umhang und sah sich nach dem Besitzer um. Doch der war nicht auszumachen.

Todd beließ es dabei. Vermutlich räumte der gerade sein Lager um, da wollte er ihn nicht unnötig behelligen.

Sein Blick glitt zum Schaufenster hinaus auf die Straße.

Er brauchte nur einen Bruchteil einer Sekunde, um zu begreifen, was dort geschah, da hatte er seinen Zauberstab gezückt, war zur Tür gesprungen, hatte diese aufgerissen und rief im Laufen:

„Avada Kedavra.“
 

***
 

Ein grüner Fluch schoss an Lavender vorbei auf Ginny zu. Diese fühlte, wie ihr die Luft wegblieb, dann wurde es schwarz vor ihren Augen und sie sank in den Schnee.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: Kapitel Ende. Muhahahahahahaha!!!
 

Und für alle die Herm und Dray vermissen… keine Sorge, für die beiden ist etwas bös... *räusper* größeres noch geplant.

Das vorletzte Liebestrankopfer

Kapitel achtundzwanzig – Das vorletzte Liebestrankopfer
 

Samstag, 17.Januar 1998
 

Was kurz vorher geschah:

Todds Blick glitt zum Schaufenster hinaus auf die Straße.

Im scheinbar selben Augenblick hatte er den Zauberstab gezückt, sprang zur Tür, riss diese auf und rief im Laufen: „Avada Kedavra.“
 

***
 

Ein grüner Fluch schoss an Lavender vorbei auf Ginny zu. Diese fühlte, wie ihr die Luft wegblieb, dann wurde es schwarz vor ihren Augen und sie sank in den Schnee.
 

***
 

„Sieh an“, murmelte Antonin. Er stand im Dunkel einer Gasse, verborgen vor den Personen, lebend und nicht lebend auf der Straße vor ihm. Jason, im Tarnumhang in seiner unmittelbaren Nähe, atmete hörbar aus. Dem Rascheln von Stoff zufolge, steckte er seinen Zauberstab wieder ein.

Antonin schielte zu ihm hinunter. Er konnte ihn nicht sehen, doch wusste er sehr genau, dass sein Cousin da stand, denn seine Hand krallte sich in dessen Schulter, bereit, Jason zurückzuhalten.

Jason war Wieland Travers gefolgt, als dieser Todds Spur in Durmstrang aufgegeben hatte. Offenbar war sogar Wieland endlich zu dem Schluss gekommen, einer Posse aufzusitzen. Warum er jedoch nach Hogsmead gegangen war, wusste Jason nicht. Der Richtung nach, in die der Zauberer gelaufen war, vermutete Jason jedoch, dass er nach Hogwarts gewollt hatte. Vielleicht zu Severus Snape. Immerhin war auch der für Todds Überwachung zuständig gewesen.

Drei Leute, wenn Jason das bedachte, war das übertrieben viel. Er machte sich Sorgen um seinen Bruder, vor allem jetzt, wo er einen höherrangigen Death Eater umgebracht hatte.

Wieland Trevers war tot. Iropnischerweise durch den Todesfluch gestorben. Der von ihm selbst abgegeben Fluch hatte lediglich eine tote Pflanze, die eine Mauer emprorangte getroffen. Der Todesfluch von Todd hatte Wieland direkt ins Herz getroffen und so Ginny vor dem sicheren Tod bewahrt.

„Was sollen wir tun?“, fragte Jason leise.

„Gar nichts“, kam eine dritte Stimme hinter ihnen. Antonin und Jason wandten sich um und sahen in die schwarzen Augen eines Raben.

„Severus“, lächelte Antonin, doch das Lächeln war nicht fröhlich. Sie alle wussten, dass sie mehr als Schwierigkeiten hatten.

Der Trankprofessor zog Jason den Umhang vom Kopf und sagte: „Du verschwindest.“

Das ließ der sich nicht zweimal sagen, die plötzlich verschwundenen Fußspuren ließen auf einen Besen schließen, mit dem Jason regelrecht flüchtete.

Severus sah nun zu Antonin. Sie starrten sich kurz an und beide wussten, was folgen würde. Antonin grinste wieder. Eine Eigenart wie Black, dachte Severus abfällig. Wenn sie richtig tief im Schlamm stecken, dann lachen sie beide, als wollten sie sich selber belügen.

Auch Antonin verschwand tiefer in die Schatten der Gasse und Severus trat hinaus auf die Straße, wo Ginny von Todd gerade aus der Bewusstlosigkeit geholt wurde.

Der Professor sah zu Lavender. Ein Blick reichte, dass sie davonlief. Dann zog er Todd von Ginny weg und zischte: „Verschwinde von hier.“

Warum er gehorchte, wusste Todd selber nicht, doch er stolperte davon, an den Rand des Dorfes und disapparierte.

Da waren die ersten Auroren aufgekreuzt und zu Severus’ Glück unter ihnen Moody und Tonks sowie ein neuer, von dem Severus wusste, dass der zu den Death Eatern gehörte.

„Was ist hier passiert?“, wollte der Neue sofort wissen.

„Was ich weiß, werde ich zu Protokoll geben“, sagte Severus und nickte in Richtung Moody. Der Neue gab sich damit zufrieden. Offenbar ging er davon aus, dass Severus einen genauen Bericht beim Dunklen Lord persönlich abliefern werde. Sein Blick auf den Leichnam war kurz. Er steckte seine Feder weg und man sah deutlich, dass er so wenig wie möglich damit zu tun haben wollte.

Ginny wurde inzwischen von Tonks leise befragt, doch sie wusste nichts und Severus war froh, dass Todd wenigstens so viel Weitblick besessen hatte, ihr das Gedächtnis zu löschen.

Dann ging alles ganz schnell.

Die Leiche wurde abtransportiert. Severus sollte sich bei Moody melden, sobald er mit der Schulleitung geredet hatte und Ginny wurde von Tonks in die Schule auf die Krankenstation gebracht.

Im Laufe der nächsten Stunde verlor auch Lavender die Erinnerung an die Ereignisse, ohne dass sie diese vorher jemandem hätte mitteilen können.
 

***
 

Kurz hoben sich die Lider. Er war für einen Moment aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht und sah sich um. Er war nicht da, wo er sein sollte. Sein Kopf dröhnte. Irgendetwas war ihm eingeflößt worden, metallischer Geschmack lag auf seiner Zunge. Er erinnerte sich an ein grelles Licht. Verflucht war er auch. Als er versuchte sich zu bewegen, schrie er auf. Seine Arme waren ihm auf dem Rücken zusammengebunden, doch dem nicht genug. Er vermutete, dass sein rechter Arm auch gebrochen war. Nie hatte er solche Höllenqualen erlebt gehabt.

Der Schmerz fuhr ihm durch den Körper bis in den Kopf und schickte ihn zurück in die Bewusstlosigkeit.
 

***
 

Susan kam in den Laden der Weasleyzwillinge und steuerte direkt den Ladentisch an.

George sah geschäftig auf.

„Susan, wie geht es dir?“, begrüßte er sie, sich an sie von Harrys Geburtstag erinnernd.

Doch diese schien ganz und gar nicht zurückgrüßen zu wollen, sondern knallte eine Tüte mit gelben und orangen Bonbons auf den Tisch.

„Was habt ihr euch denn dabei gedacht?“, fragte sie.

George verstand nicht. „Dabei?“ Er musterte die Tüte. „Die haben wir zu Halloween Hogwarts spendiert“, erinnerte er sich.

„Ja, und weißt du, wie die wirken? Hannah konnte ihre Finger kaum von Ernie lassen, nachdem sie einen davon gegessen hatte.“

„Oh, da hat sich Ernie doch sicher gefreut“, versuchte George einzulenken, doch Susan fauchte: „Das ist nicht witzig. Ihr könnt doch keinen Liebestank als Bonbon verkaufen.“

Nun stutzte der Zwilling. „Das haben wir doch auch gar nicht.“ Er nahm die Tüte hoch und musterte die Süßigkeit kritisch. „Das sollten einfache Zitronendrops sein, die lustig machen.“

Susan blieb stumm.

„Du weißt schon, sauer macht lustig.“

„Ja, lustig war es“, nickte Susan. „Für die anderen. Hannah aber hat sich zum Gespött gemacht und Ernie war es auch sehr peinlich. Wir haben sie mit Mühe in den Raum der Wünsche bekommen. Eine Stunde hat das Ganze angehalten.“

George schüttelte den Kopf. Er konnte kaum glauben, was er da hörte.

„Du denkst also, ich lüge dich an? George Weasley?“, argwöhnte nun Susan und der junge Zauberer wehrte mit den Händen ab.

„Nein, nein, es ist nur …“, er stockte kurz und suchte nach den richtigen Worten. „Wir haben keinen Liebestrank in unserem Labor, es kann noch nicht mal aus Versehen reingefallen sein, verstehst du? Vielleicht waren es nur die Hormone von Hannah, oder irgendjemand hat sie verflucht.“

Susan schüttelte entschieden den Kopf. Sie hatte gesehen, was sie gesehen hatte, und ganz sicher war das kein Fluch gewesen.

„Stell dich zum Kamin und halte das Flohpulver bereit“, sagte George plötzlich. „Wenn ich mich dir unsittlich nähern sollte, flieh so schnell du kannst. Ich werde das jetzt testen.“ Er öffnete die knisternde Tüte und holte eines der gelben Bonbons heraus.

Susan tat, was man ihr sagte. Sie fand George zwar durchaus attraktiv und insgeheim hatte sie auch ein Auge auf ihn geworfen, aber ganz sicher wollte sie nicht miterleben, was gleich, ihrer Meinung nach, auf jeden Fall passieren würde. Nur zu gut konnte sie sich an Ernies verquere Situation erinnern. Sie griff nach der Flohpulverschachtel und hielt etwas von dem Pulver bereit.

George nickte entschlossen, steckte den Bonbon in den Mund und zerbiss die harte äußere Schale. Kurz darauf floss die flüssige süße Masse aus dem Inneren auf seine Zunge und er begann zu lachen. Ja, genau das war die Wirkung, die sie haben sollte.

Es hielt etwa fünf Minuten an, Tränen quollen ihm aus den Augen, die er sich, nach Beendigung der Wirkung, aus den Augen wischte.

Er hatte ein bisschen Mühe, wieder zu Atem zu kommen, doch ihm ging es gut und er wollte niemandem an die Wäsche.

„Also Susan, du bist noch immer ein hübsches Mädchen, aber ich habe im Moment nicht das Bedürfnis, über dich herzufallen“, fasste er seine Absichten oder Nichtabsichten zusammen.

Die Hufflepuff verstand das nicht. Langsam rieselte das Pulver aus ihrer Hand zurück in die Schachtel. Sie ging zu George und griff nun selber in die Tüte.

Sie hatte einen orangen Bonbon in der Hand.

Sie zerkaute ihn und verzog kritisch das Gesicht.

„Er schmeckt nicht sauer. Und lachen muss ich auch nicht“, berichtete sie und George nickte verstehend. Offenbar waren die also nicht gelungen. Nun gut …

Da stockten seine Überlegungen.

Sie hatten zwei Ansätze gebraut. Und in den zweiten hatten sie das Zitronenaroma von Timothy gegeben, weil George vergessen hatte, etwas nachzubestellen. Ob vielleicht das der Grund für das Ausbleiben der Lachanfälle war?

Das wäre eine Erklärung, warum einige nicht wirkten.

George wollte gerade ins Labor gehen, um sich die Flaschen einmal genauer anzusehen. Er war schon fast an der Tür, als ihn etwas von hinten anfiel, anders konnte man es wirklich nicht nennen.

Leicht erschrocken drehte er sich um und sah sich einer heißblütigen Susan gegenüber.

„Susan?“, fragte er vorsichtig, doch als Antwort bekam er lediglich ein ‚Rrrr’.

George ahnte Schlimmes.

Das Zitronenaroma von Timothy war also nicht nur geschmacklos, es hatte eine verheerende Wirkung. Wo zum Teufel hatte der Junge das nur hergehabt?

George wehrte gerade beide Hände von Susan ab, deren Ziel offenbar die Knopfleiste seines Hemdes war.

„Susan, nein“, versuchte er streng zu sein.

„Oh, doch“, schnurrte sie. „Du bist so süß, ich muss dich einfach küssen.“

„Nein, musst du nicht. Denk an deinen Ruf. Susan.“

Das Mädchen hielt tatsächlich inne und sah George aus merkwürdig dunklen Augen an.

„Ach, komm schon“, lockte sie und ihre Hände wanderten seinen Körper hinauf und umschlangen seinen Nacken, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte und den älteren und größeren Zauberer gegen die Wand presste.

„Nur ein Kuss“, säuselte sie. „Das wird dir gefallen.“

„Und du wirst es bereuen, sobald die Wirkung nachlässt“, prophezeite George.

„Unmöglich“, rief Susan. Sie trat einen Schritt zurück und sah George aus großen Augen an. „Du bist der schönste Mann, den ich je gesehen habe, wie könnte ich es bereuen, dir zu Diensten zu sein? Ich tue alles, was du willst.“

Alles, fragte sich George und überlegte kurz, rief sich dann aber selber zur Ordnung.

Da schlich die Hexe auch schon wieder auf ihn zu. Ihre Absichten standen ihr quer über das Gesicht geschrieben und das konnte er nicht zulassen. Nicht als Ehrenmann, der er manchmal war.

Als allererstes musste er sie aus dem Verkaufsraum bekommen. Und dann irgendwo festbinden.

Das hörte sich sehr drastisch an, aber etwas anderes blieb wohl nicht. Was hatte Susan gesagt? Hannah war eine Stunde nicht zurechnungsfähig? Nun, eine Stunde würde er sie auf einem Stuhl im Labor anbinden können.

Susan stockte. Ihre Augen füllten sich mit großen Tränen, als sie schluchzte: „Du magst mich nicht.“

Sie warf die Hände in die Luft, umfing abermals seinen Körper und presste ihr Gesicht gegen seine Brust. „Wieso? Genüge ich dir nicht? Bin ich zu dick? Ich kann für dich abnehmen.“ Sie sah auf. „Oder zu dünn? Ich nehme für dich zu?“

„Nein, nein. Du hast einen perfekten Körper“, versicherte George, mit dem plötzlichen Tränenausbruch hoffungslos überfordert.

„Lass mich bitte los.“

Susan tat es. In ihren Augen konnte er tiefe Ehrerbietung lesen und George bat alle Ahnen, ihm beizustehen.

Er sah, wie jemand auf den Laden zukam. Susan sollte weg sein, wenn derjenige eintrat. Es war Todd, was immer der auch schon wieder hier wollte.

„Komm mit“, sagte er mit verschwörerischer Miene und Susan folgte ihm augenblicklich, was er auch nicht anders erwartet hatte.

Die beiden liefen in das Labor hinunter und George bedeutete Susan, sich in einen großen Sessel zu setzen. Diese tat es und sah den Zauberer erwartungsvoll an.

„Tut mir Leid, Susan“, sagte dieser und ließ ein dickes Seil aus seinem Zauberstab schießen, das sich um die Hufflepuff wickelte und sie an den Sessel fesselte.

Diese ließ es verblüfft geschehen. Sah dann aber breit grinsend auf, ihre Augenbrauen wackelten viel sagen, als sie säuselte: „Ich wusste ja gar nicht, dass du auf so was stehst.“

Darauf wusste George nichts zu antworten. „Nicht weggehen“, bedeutete er ihr und lief die Stufen hinauf.

Er musste sich was einfallen lassen. „McNair“, rief er und blieb leicht außer Atem vom Sprint stehen. Todd wandte sich um.

Irrte sich George oder war der andere leicht aus der Spur geraten. Einen Moment sah er ihn an, als müsste er überlegen, wo er war, dann sagte er leicht abwesend: „Ich suche ein Geschenk, habt ihr so was?“

„Ein Geschenk? Für wen?“

„Für … ein Mädchen.“

„Du hast eine Freundin? Erstaunlich“, spottete George und ging zu einem der Regale. Hielt dann aber inne. „An was hast du gedacht? Wir sind ein Scherzartikelladen?“

„Pralinen, denke ich.“ Todds Augen wanderten durch den Laden, blieben dann auf der Straße vor dem Laden hängen und er riss sich erst los, als er gefragt wurde: Wenn George wüsste, für wen die sind.

„Welchen Geschmack?“

Todd überlegte und fragte dann: „Ihr habt doch eine kleine Schwester. Was mag sie denn?“

„Ginny“, sagte George verblüfft. Er drehte sich um und ging zielstrebig auf eine Reihe von blauen Schachteln hinüber. „Am liebsten mag sie das.“

„Dann nehme ich das“, nickte Todd.

George zuckte mit den Schultern. Ihm konnte es gleich sein. Er fand die Pralinen etwas langweilig. Eigentlich hatten sie sie auch nur noch, weil sie Ginny versprochen hatten, sie nicht aus dem Sortiment zu nehmen. Man konnte kurzzeitig das Gesicht eines anderen Menschen annehmen. Ähnlich wie es der Vielsafttrank tat, nur war diese Wirkung auf eine Minute begrenzt.

„Kannst du es bitte einpacken?“, fragte Todd. George warf einen kurzen Blick Richtung Labor, was Todd durchaus bemerkte. Doch er war selbst derart in Gedanken, dass es im egal war, warum.

„Scha~aatz!“, rief es da von unten und der Rothaarige zuckte kaum merklich zusammen.

George murmelte einen kurzen Spruch, womit sich das Paket von selber einwickelte. Da betrat Fred den Laden.

„McNair“, sagte er angriffslustig. „Mal wieder hier, um zu drohen?“

Todd wandte sich kommentarlos um, ergriff das Päckchen, warf Geld auf den Tresen und flüchtete regelrecht aus dem Laden, als wäre ihm plötzlich etwas eingefallen.

„Was war das denn?“, fragte Fred und George zuckte mit den Schultern. Er wurde einer Antwort enthoben, denn aus dem Keller ertönte Susans Stimme.

„Komm schon, Georgy“, rief sie. „Ich kann nicht mehr länger warten!“

Fred sah verwirrt zur Kellertür.

„Wer ist da unten?“, fragte er leise.

„Du musst mir helfen“, beschwor George seinen Bruder.

Fred deutete fragend mit dem Daumen auf sich.

„Lass mich deinen Körper spüren“, rief Susan und stürzte George in leichte Erklärungsnot. Wieso hatte sie eine so kräftige Stimme?

„Sie ist nicht bei Sinnen“, versuchte George es und sah seinen Zwilling eindringlich an. „Sieh es dir an.“

„Nein!“, wehrte Fred ab. „Das wirst du ganz alleine klären müssen.“

„Arg! Fred. Das ist die Wirkung von einem Liebestrank! Susan weiß nicht, was sie sagt.“

„Susan Bones?“, hakte Fred nach und der andere nickte: „Ja.“

„Wieso gibst du ihr einen Liebestrank?“

„Hab ich doch gar nicht.“

Da hörte man etwas krachen. George sah alarmierend auf. Oh, oh, formte er tonlos und sah zu der Tür hinter Fred, die aufging und aus der eine strahlende Susan heraustrat.

Mit einem Jauchzen stürzte sie sich auf George, umarmte und küsste ihn. Er war von der Attacke so überrumpelt, dass er sie nicht hatte abwehren können.

„Ich lass euch mal allein“, zwinkerte Fred und ging. George schaffte es, Susan ein bisschen wegzuschieben.

„Lauf gefälligst nicht weg. Es ist auch deine Schuld. Es waren die Bonbons von … mhmmm.“ Der Rest ging unter, Susan hatte seinen Mund schon wieder in Beschlag genommen und er schob sie nun recht grob von sich.

„Susan!“, rief er sehr ernst und sie sah ihn aus großen traurigen Augen an.

„Oh, Mann!“, stöhnte George verzweifelt und schlug sich die Hand vor die Augen. Susan legte den Kopf schief und sah ihn von unten an. „Georgy?“, fragte sie leise. „Geht es dir nicht gut?“

„Wieso bist du nicht unten sitzen geblieben?“, fragte er und hörte, wie Fred den Laden verließ und hinter sich abschloss.

Verräter, dachte er.

„Ich wollte bei dir sein“, entschuldigte sich Susan.

„Gehen wir doch zusammen runter“, schlug er vor und ihre Augen leuchteten auf. „Und dann werden wir einen Kaffee zusammen trinken. Und ein paar Keks essen.“ Er hoffte, es waren noch welche von Molly da.

„Und wann schlafen wir miteinander?“, fragte sie ihn ruhig und George schwankte über so viel Direktheit. Er schielt zur Uhr. In vierzig Minuten würde die Wirkung vorbei sein. Dann war es fünf Uhr.

„Nach dem Fünf-Uhr-Tee“, versprach er und hoffte, dass sie damit Ruhe geben würde und der Trank wirklich um fünf nicht mehr wirkte, sonst würde er sich gezwungen sehen, ihr das Herz zu brechen und ihr eine Abfuhr erteilen. Und dass wollte er eigentlich nicht. Immerhin, wer wusste schon, was das für spätere psychische Folgen hatte?

„Gut“, damit gab sich die Hufflepuff zufrieden. Beschwingt lief sie die Stufen hinunter. George schüttelte noch immer fassungslos den Kopf und murmelte Verwünschungen vor sich hin. Wie hatte er nur in eine solche Situation kommen können? Sein Blick fiel auf die getarnten Liebestränke.

Die flogen alle raus. Und zwar noch heute, schwor er sich.

„Kommst du?“, fragte Susan und der Zauberer eilte ihr nach. Wer weiß, was sie sonst noch anstellte in ihrem Liebeswahn?
 

***
 

„Draco“, sagte Hermione ganz leise, als sie auf dem Quidditch-Zuschauerturm der Slytherins angekommen war. Der Slytherin drehte sich zur ihr um. Einen Moment schien er verwirrt. Sie hob entschuldigend die Schultern: „Ich konnte nicht eher. Tut mir Leid, ich bin zu spät.“

Sie schob sich neben ihn und wickelte sich in seine Arme. „Ron wollte unbedingt zu mir zurück kommen, weil er auch was vergessen hatte. Es hat ewig gedauert, bis ich ihn los war. Aber jetzt“, sie drehte sich zu ihm um und schlang beide Arme um seinen Nacken und küsste ihn saft, ehe sie flüsternd fortfuhr: „jetzt sind wir ganz allein.“

Ein typisches Slytherinlächeln, das vor allem eins war, berechnend, schlich sich auf seine Lippen und er zog sie näher und erwiderte den Kuss. Hermione verschlug es die Sprache. Sie hatte ihn nie so stürmisch erlebt.
 

***
 

Die Uhr schlug fünf. George sah besorgt zu Susan hinüber. Stand sie noch unter dem Einfluss? Nun, sie lächelte und hob die Teetasse an die Lippen.

Ja, schön langsam trinken, versuchte er sie mit seinen Gedanken zu beeinflussen.

Eine Etage höher kam Fred zurück. Er blieb kurz im Laden stehen und lauschte. Alles ruhig, stellte er fest.

Susan setzte die Tasse wieder ab. Noch immer lächelte sie und George sah sie zunehmend argwöhnischer an. Die Wirkung war doch weg?

„Was schaust du so, George?“, fragte Susan und sah sich dann im Labor um. Seltsam, sie wusste, dass sie schon eine Weile hier war. Wieso hatte sie noch gar nichts davon bewusst registriert?

Sie betrachtete sich das Regal mit den bunten Flaschen. Die hatte sie noch gar nicht bemerkt. Ihre ganze Aufmerksamkeit musste wohl auf was anderem gelegen haben. Sie sah wieder zurück zu George.

Noch immer lächelte sie, als sie auf die Uhr blickte.

Fünf Uhr, dachte sie.

Fünf Uhr? Sie runzelte die Stirn. Irgendwas sollte da passieren. Da gefror ihre Miene und veränderte sich zu Entsetzen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und rief: „Das habe ich nicht gesagt!“

„Allen Drachen sei Dank“, seufzte George und sank nun sichtlich entspannter in den Sessel. „Es hat aufgehört.“

„Oh nein!“, rief nun Susan. „Wie schrecklich!“

Von den Rufen angelockt, kam Fred die Treppe hinunter und sah in den Raum.

„Nein, nein, nein!“, lamentierte Susan noch immer und wollte offenbar ihr Gesicht gar nicht mehr hinter ihren Händen hervorholen.

„Was denn, warst du so schlecht?“, spottete Fred und eine Teetasse kam ihm entgegengeflogen. George sah seinen Zwilling wirklich böse an und Susan starrte nun fassungslos Richtung Tür. Ihr Gesicht war puterrot.

„Verschwinde, Fred!“, zischte George und dieser lief die Stufen hoch. Halb grinsend, halb irritiert. Sein Zwilling hatte noch nie mit Porzellan nach ihm geworfen.

„Beruhige dich, Susan“, redete George auf das Mädchen ein. „Das warst doch nicht du selbst.“

„Aber, ich habe dich gefragt, wann wir…“, sie stockte, sie konnte es nicht aussprechen.

„Es ist nichts passiert“, beruhigte er sie.

„Ich habe dich begrabscht und dich niedergeknutscht“, murmelte sie nun wirklich entsetzt über ihr Verhalten. Wie konnte sie nur?

„Susan?“ Er sah sie nun ernst an und sagte eindringlich: „Es ist nichts passiert. Niemand weiß von irgendwas und wir werden niemandem etwas davon erzählen.“ Sie nickte verstehend.

„Aber dein Bruder.“

„Fred wird schon die Klappe halten, dafür sorge ich schon“, versprach er. Dass Todd auch etwas mitbekommen hatte, verschwieg er vorsichtshalber. Mit etwas Glück würde Susan diesem nie begegnen. Zumal der auch irgendwie nicht er selbst gewesen war.

„Du kannst über den Kamin zurück nach Hogwarts gehen“, sagte er und stand auf. Susan erhob sich aus ihrem Sessel und schlich mit gesenktem Blick hinter George her. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen.

Wortlos reichte er ihr eine Schachtel mit Flohpulver, schloss den Kamin ans Flohnetzwerk und trat beiseite.

„Auf Wiedersehen und sammelst du alle Bonbons, die du findest, ein?“

„Ist gut“, nickte sie und betrachtete sich ihre Schuhspitzen.

„Ach, und Susan?“ Sie sah nun auf.

„Vielen Dank für den Kuss.“ Er zwinkerte ihr nun doch zu und Susan wurde wieder rot, doch nun lächelte sie und verschwand durch den Kamin.
 

***
 

„Du hast was getan?“, fragte Antaia leise und dieses Flüstern ließ Antonin aufmerken. Seine Frau war nicht nur sauer, sie war zutiefst enttäuscht.

„Ginny hätte sterben können“, sagte sie noch leiser.

„Ist sie aber nicht, dank meines dämlichen Cousins“, gab Antonin zurück. Er stand am Fenster um besser sehen zu können und sortierte seine Post, als eine Hand sich um seinen Arm klammerte und ihn zwang, sich umzudrehen.

„Dank Todd ist sie noch am Leben. Wie kannst du da sagen, er wäre dämlich?“

Antonins Augen hielten ihrem Blick stand und sie wurden kalt wie Eis, als er sagte: „Todd hätte besser daran getan, sich zwischen den Fluch und Ginny zu stellen, als Travers umzubringen. Jetzt erwartet ihn schlimmeres als der Tod. Sobald der Dunkle Lord davon erfährt, und das wird er, ist die Familie McNair ausgelöscht. Michael will er ohnehin tot sehen, dass er noch lebt, verdankt er einzig Großvater Sergej. Jason wird des Verrats verdächtigt, seit er Cho geheiratet hatte, doch dem konnte er noch immer entgegen wirken, weil ich mich für ihn verbürgt hatte. Aber durch das, was Todd getan hat…“

„Hat er Ginnys Leben gerettet“, unterbrach ihn Antaia und Antonin setzte nach: „Und drei verwirkt und lass uns hoffen, es sind nur drei.“

„Raus“, sagte Antaia. Ihre Stimme war nun sehr ruhig und tonlos. „Verschwinde aus diesem Haus, Antonin.“

Dieser war einen Moment verblüfft. Wurde er gerade aus seinem eigenen Haus geworfen?

Eigentlich hätte er sich das nicht bieten lassen, selbst von Antaia nicht. Aber Antaia war mit seinem Kind schwanger und das würde er um jeden Preis beschützen. Und so fügte er sich und ging tatsächlich, was nun wiederum Antaia die Sprache verschlug. Sie war unfähig, sich zu bewegen, hörte die Tür hinter sich klappen und die sich entfernenden Schritte. Dann schrie sie auf, vor Wut.

Istave, der im Garten die Eisrosen verschnitt, hörte dies selbst durch die geschlossenen Fenster und sah besorgt zu dem Zimmer hinauf.

Doch er tat nichts weiter.
 

***
 

Es klopfte an die Haustür der Grangers. Hermiones Vater war etwas verwundert. Er sah auf die große Standuhr und fragte sich, wer das sein konnte.

Es war fast Mitternacht. Seine Frau ließ die Stricknadeln in den Schoß sinken und sah zu ihrem Mann.

Der stand auf, um zu öffnen.

„Guten Abend“, sagte eine ihm unbekannte Stimme. Eigentlich hätte David den ihm Fremden nie hereingelassen, doch er konnte es nicht verhindern. Eine Stimme in seinem Kopf veranlasste ihn, die Tür weiter zu öffnen, dass der Gast eintreten konnte.

Der trat auch schnell herein, schloss die Tür wieder und setzte auch Diana unter Imperio. Nur so konnte er sicher gehen, dass diese nicht gleich mit ihren Stricknadeln auf ihn einstechen würde, denn dass hier etwas nicht stimmte, hatte sie sofort bemerkt gehabt.

Auch sie konnte sich nicht wehren und so traten alle drei ins Wohnzimmer und setzten sich. Und dann warteten sie.

Es dauerte auch nicht lange und dem Fremden wuchsen Haare auf seiner Glatze. Sie fielen ihm schwarz bis auf die Schultern und ein, zwei weiße Haare mischten sich auch darunter.

Er wurde etwas größer und der Anzug wurde an Armen und Beinen etwas zu kurz, dafür weiter um die Taille herum.

Diana und David sahen dem Ganzen fassungslos zu. Sie hatten noch nie gesehen, wie jemand sich zurückverwandelte, wenn der Vielsafttrank aufhörte zu wirken. Der dichte Vollbart zerfiel zu Staub, als der Mann sich über das Kinn fuhr. Er stand auf, schwenkte seinen Zauberstab und trug nun eine bodenlange dunkelblaue Robe.

Der Imperio wirkte nicht länger auf die Grangers und David, der als erstes die Sprache wiederfand, sprach den Mann an.

„Antonin.“

„Ich möchte mich für den Imperio entschuldigen, aber es musste schnell gehen. Niemand darf wissen, dass ich hier bin.“

Diana legte ihr Strickzeug beiseite, das sie bis dahin verkrampft festgehalten hatte und fragte: „Was ist passiert?“

Antonin bedeutete ihnen kurz zu warten. Er ging sich ein Glas Wasser holen und brachte für seine Schwiegereltern Scotch mit. Und dann erzählte er, was passiert war und was er, wie er befürchtete, folgen würde.

Als er geendet hatte, nickte David verstehend. Diana schüttelte nur fassungslos den Kopf und fragte: „Und wann, glaubst du, wird es beginnen?“

„Noch im Frühjahr, davon bin ich überzeugt. Entweder haben wir genug von den treuen Anhängern vernichtet und unsere Familie ins Ausland gebracht, oder es wird nichts mehr geben, für das es sich zu Leben lohnt.“

„Sag so etwas nicht“, fuhr Diana heftig dazwischen und Antonin kam nicht umhin, über die Naivität der Frau zu lächeln.

Dann erklärte er noch einmal genauer.

„Mein Cousin hat einen aus den höheren Kreisen ermordet. Todd steht in der Rangordnung ganz weit unten. Nie wird der Dunkle glauben, es war ein Versehen. Todd ist davongelaufen und versteckt sich, das ist, als hätte er es gestanden, dass er Wieland und nur ihn umbringen wollte und das…“

„Ist ein Angriff auf Voldemort selbst“, beendete David den Satz. Antonin zuckte unwillkürlich bei dem Namen zusammen, nickte dann aber.

„Aber was hat Antaia damit zu tun?“

„Snape und ich sollten Todd überwachen. Wir haben versagt.“ Antonins Stimme war ruhig, doch sein Blick zeigte, wie aufgewühlt er im Inneren war. „Er wird uns dafür zur Verantwortung ziehen.“

„Was denkst du, wird er tun? Er wird dich doch nicht töten?“, fragte Diana atemlos und Antonin lächelte traurig, als er sagte: „Der Tod wäre das harmloseste. Schlimmer ist, auf uns wird mehr Aufmerksamkeit gelegt. Zu meinem Glück hat sich herausgestellt, dass Snape den Dunklen schon seit langem verrät. Wahrscheinlich schon seit Jahren. Aber was ist, wenn das der Dunkle erfährt? Was, wenn er von meinen Plänen erfährt? Antaia ist dann nicht mehr sicher in der Villa. Sie, Delia und das Ungeborene müssen dann flüchten und das am besten von hier aus. Auch ihr müsst dann gehen. Der Dunkle wird nicht vor den Eltern halt machen. Er löschte alle aus. Die ganze Familie. Ich werde euer Haus mit Abwehrflüchen belegen. Und ihr bekommt einen Portschlüssel.“

„Wohin?“, fragte Diana nach, die durchaus wusste, was ein Portschlüssel war.

„Das wisst ihr besser nicht“, wehrte Antonin ab. „Aber da werdet ihr sicher sein.“

„Was ist mit Hermione?“, warf David ein. Antonin sank tiefer in die Polster zurück und legte die Stirn in Falten.

„Taia hat ihr einen Portschlüssel geschenkt, der sie von Hogwarts wegbringen wird, wenn es dort zu gefährlich wird“, sagte er leise, „Aber ich hoffe, sie wird ihn nicht brauchen.“

„Wieso? Wo wird sie hingebracht werden?“, hakte Diana ein, doch Antonin winkte ab. Natürlich, es war zu gefährlich, wenn zu viele von den Verstecken wussten.

„Dann darf sie ihn nicht verwenden“, sagte David. Antonin lächelte dünn, als er antwortete: „Vielleicht hat ihre Beziehung zu Draco doch was Gutes. Dessen Vater ist einer der treuesten Anhänger des Dunklen. Ist sie bei Draco, ist sie auch sicher vor dem Lord, denn der würde nie die Familie seiner Getreuen angreifen, wenn er weiß, dass sie sich dann gegen ihn stellen werden, der Angst vor ihm zum Trotz.“

„Mr Malfoy ist Voldemort treu ergeben?“, fragte Diana.

„Ich kenne niemand, der tiefer vor ihm im Staub kriecht, außer Francis Nott vielleicht.“
 

***
 

„Das ist dein Stundenplan, Harry“, sagte Francis und nickte lächelnd. Lucius saß im Hintergrund und hatte seinen Kopf in seine Hand gestützt. Er war müde. In der vergangenen Nacht hatte er nicht viel Schlaf bekommen. Warum, hatte er nicht sagen wollen, doch sein zufriedenes Lächeln war Francis Antwort genug gewesen.

„Ist das nicht etwas viel? Ich kann mich nicht so oft wegschleichen. Und was ist, wenn mich jemand sieht? Außerdem unterrichtet mich auch Sirius. Wie soll ich meine Fortschritte rechtfertigen?“

„Das ist nicht schwierig“, mischte sich Lucius nun fies lächelnd ein. „Du bekommst so viele Stunden, weil du kaum Fortschritte machst und da man nichts verbergen kann, was man nicht hat…“ Der Rest blieb unausgesprochen. Dafür war Lucius plötzlich sehr munter und aufgesprungen, denn Harry sah so angriffslustig aus.

„Ich möchte, dass du dich darauf besinnst, wen du da gleich bedrohen willst“, warf Francis ruhig ein und Harry zischte: „Einen Death Eater.“

„Das auch, aber in erster Linie deinen Lehrer.“

Harry sank etwas in sich zusammen und Lucius lächelte nun breit.

„Deine Stunde sollte bald beginnen, damit du rechtzeitig zum Abendbrot zurück bist, Harry.“

Und Harry wurde nach allen Regeln der Kunst auseinander genommen. Auch wenn Lucius mit jeder Lektion mehr Schwierigkeiten hatte, die Flüche abzuwehren, so sah Harry ein, dass er nur eine geringe Chance gegen Lucius hatte.

Er war regelrecht ausgepowert, als sie die Stunde beendeten. Zur Genugtuung von Harry rauchte der Umhang von Lucius, den er in seiner Arroganz anbehalten hatte, etwas und auch die Frisur des Älteren war in Unordnung geraten.

„Waren Sie auch der Lehrer von Ihrem Sohn?“, fragte Harry und Lucius, der seine Kleidung ordnete, sagte: „Natürlich, wer sonst?“

Harry war schon beim Kamin, hatte das Flohpulver bereits in der Hand, als er breit lächelnd sagte: „Deshalb verliert Draco immer gegen mich.“

Und war weg.

Ein weiterer Fluch traf die Wand des Kamins.
 

Sonntag, 18. Januar 1998
 

Voldemort stand am Schreibtisch von Duane Avery. Sämtliche Akten seiner Getreuen, deren Informationen das Ministerium fleißig gesammelt und Duane ebenso fleißig kopiert hatte, lagen vor oihm, bis auf eine. Die Akte von Flint und eben die interessierte ihn besonders. Es war ihm ein Rätzel wie ein, in Voldemorts Augen, unbegabter Zauberer wie Flint drei Spionen entkommen konnte. Und einer war nun auch noch tot.

Er duldete es nicht, dass man sich seinem Gesetzt entzog. Er zog die Akte von Antonin hervor. Sie war im tadellosen Zustand. Die Verdächtigungen seitens der Auroren erdrückend und Antonin säße längst in Azkaban, wären da nicht einige Richter, die sämtliche Versuche Antonin wieder einzukerkern vereitelten. Das System vom Dunklen funktionierte schon länger, als die Öffentlichkeit auch nur ahnte.

Lucius und Francis Akten waren beispiellos und der Dunkle lächelte. Ja, auf die Beiden konnte er sich inzwischen verlassen. Severus Akte war sehr widersprüchlich, natürlich.

Der Möchtegern-Zaubertrankprofessor war mit seiner Tarnung schlampig, dachte der Dunkle. Er wäre als Spion fast aufgeflogen. Und da wäre noch die von Todd.

Lord Voldemort hätte nicht übel Lust, diesen ein bisschen zu foltern um ihn an seine Aufgabe zu erinnern. Das Wieland tot war und Gerüchte Todd für den Möder betitelten, war für Voldemort nicht so schwerwiegendm, wie die unerfüllte Aufgabe. War Weiland so dumm gewesen sich von einem Grünschnabel umbringen zu lassen, so hatte er es wohl nicht besser verdient. Wieland war entbehrlich, wie eigentlich alle seiner Anhänger. Er wüsste nur gerne den Grund.

Er schlug die erste Seite der Akte auf und mehrere Fotos fielen heraus. Sie waren alle zu Voldemorts zufreidenheit, bis auf eins, das Letzte.

Es zeigte Todd mit einem Mädchen, dessen Gesicht verdeckt war. Und Todd lächelte.

Voldemort runzelte die Stirn. Da hatte er doch den Grund für McNairs unkonzentriertes Verhalten. Und wohl auch für Wielands Tod.

„MacLedch“, zischte er und der angesprochenen trat augenblicklich näher.

„My Lord“, gab dieser ergeben zurück.

„Besorg mir Obleviosus.“

„Den Vergessenstrank?“, hakte MacLedch nach und ernetete dafür einen finsteren Blick. Er zuckte zusammen und verschwandt.

Dann verließ auch Lord Voldemort das Büro und ließ Avery zurück. Ihm folgten vier andere Death Eater, die nach und nach in anderen Räumen verschwanden um die dort Angestellten, die längst in Azkaban saßen oder gar tot waren zu ersetzen.

Im Ministerium arbeitete nun niemand mehr, der nicht bestochen, eingeschüchtert oder Death Eater war.

Alle anderen waren fort.

Lord Voldemort lächelte hämisch: „Verkriecht euch nur und schmiedet Pläne. Sie werden euch doch nichts nützen.“ Dann nahmen ihn die grünen Flammen mit sich fort. Und im Ministerium, wo sonst so reges Treiben geherrscht hatte war eine Grabesstille eingetreten.
 

***
 

Todd konnte den Imperio abgeschütteln, der auf ihn gelegt wurde, doch da war der ihm Fremde bereits in seiner Wohnung und hatte die Tür hinter sich verriegelt.

„Sei still, Toddy“, wies der Gast ihn zurecht, da hatte dieser noch nicht mal den Mund geöffnet gehabt.

Das ‚Toddy’ ließ diesen tatsächlich still sein und innehalten. Der Mann ging an ihm vorbei und nahm eine Glaskugel vom Schreibtisch. Darin war das eingefrorene Bild von Ginny zu sehen.

„Ich dachte, die hättest du vernichtet“, sagte der Fremde und nun erkannte Todd ihn.

„Antonin, wie siehst du denn aus?“, fragte er und nahm diesem die Kugel aus der Hand, um sie vorsichtig an ihren Platz zurückzustellen.

„Du bist seit Wielands Tod inoffiziell ein Verräter. Du glaubst doch nicht, dass ich dich da in aller Öffentlichkeit besuchen komme.“

Todd wurde weiß wie eine Wand, als er das hörte. Er war sichtlich nervös, als er fragte: „Weiß er es schon?“

„Noch nicht“, gab Antonin zur Antwort. Sein Aussehen veränderte sich und als Todd aufsah, blickte er direkt in die eiskalten grünen Augen seines Cousins, die ihn musterten.

„Wie konntest du nur so dumm sein?“

„Was hättest du an meiner Stelle getan. Wenn es Antaia, nicht Ginny gewesen wäre? Sie sterben lassen?“

Antonin blieb stumm. Er hätte sie natürlich nicht sterben lassen, aber er hätte Wieland auch nicht gleich umgebracht, oder zumindest nicht so offensichtlich und so verflucht nachweisbar.

Aber Todd war eben gegen ihn noch ein Grünschnabel.

„Du weißt, dass Snape und ich dich offiziell beschatten sollen“, begann er. Todd nickte verstehend. „Ich werde mich der Verantwortung stellen.“ Er schluckte und setzte nach: „Am besten gleich.“

Er wollte sich schon auf den Weg machen, als ein Fluch ihn traf und in einen der Sessel schleuderte, wo er verblüfft sitzen blieb.

„Du wirst gar nichts tun“, fuhr Antonin ihm schneidend dazwischen. „Du hast genug Schaden angerichtet. Ab sofort bist du wieder auf der Fährte von Flint. Warst du denn schon in Amerika? Ganz Europa hast du in der letzten Woche bereits bereist.“

„Du weißt davon? Wie?“

„Snape und Morrîgan sind dir und Wieland gefolgt. Sie waren offenbar geschickter als Travers.“

Todds Blick senkte sich auf den Boden. Er hatte nichts davon mitbekommen. Antonin war auf dem Weg zur Wohnungstür, als er sagte: „Verlass England, Todd.“

Er nahm einen Schluck aus einer Flasche, verwandelte sich wieder in einen Fremden und war weg.
 

***
 

„Du siehst müde aus, Junge“, stellte Sergej fest, als er seine Teetasse hob und zu seinem Enkel hinüberblickte.

Antonin lächelte schwach. Er hatte inzwischen alles erzählt, was er wusste. Damit war Sergej besser im Bilde als alle anderen.

„Was hätte ich sonst tun sollen?“, fragte Antonin.

„Todd wegzuschicken, war richtig. Der hätte keine Sekunde vor Voldemort standgehalten. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Der Dunkle wird es nicht hinnehmen, dass Todd weg ist.“

„Ich weiß.“

„Du wirst dafür büßen müssen. Du und Severus.“

„Ich schaff das schon.“

Antonins Augen wanderten durch den Raum. Er war so altmodisch eingerichtet, dass es schon wieder modern war. Kaum zu glauben, dass Muggel ein Vermögen ausgaben, um so zu wohnen, wie sein Großvater lebte, seit er denken konnte.

Ein dunkler Teppich lag in der Mitte des Raums auf Eichenparkett.

Ein riesiger Kamin nahm die Hälfte der einen Wand ein, an der gegenüber waren hohe schmale Fenster, die von dunklen Vorhängen eingefasst waren. Die ganze Einrichtung war dunkel und schlicht gehalten. Unzählige Lampen waren im Haus verteilt und hüllten den Raum in ein angenehmes Licht.

Am liebsten hätte Antonin sich hier verkrochen. Irgendwie gab ihm dieses Haus das Gefühl von Sicherheit und er überlegte schon, ob er nicht Antaia und Delia hierherholen sollte.

„Du solltest Alexa aufsuchen und ihr alles erzählen. Da Severus sich sonst wo vergnügt, wirst du ohnehin jemand anderes brauchen, der dich mit Heiltränken versorgt.“

Sergejs Worte trafen Antonin. Er sprach aus, was er nicht zu denken wagte, aber er hatte Recht, das wusste er. Sobald der Dunkle Lord erfuhr, unter welchen Umständen Wieland gestorben war, würde er einen Schuldigen suchen und der beste, der zur Verfügung stehen würde, war er, Antonin.

Er fragte sich, warum er Todd eigentlich beschützte. Sollte er doch selber ausbaden, was er sich eingebrockt hatte.

Sergej unterbrach seine Gedanken, als wüsste er von ihnen, als er noch einmal wiederholte: „Es war richtig. Todd wäre eher eine Gefahr für euch, wenn er hier geblieben wäre.“

Antonins Blick wanderte zu seinem Großvater, der nachsetzte: „Du wirst es überstehen. Du bist nicht allein.“

Antonin nickte leicht: „Lucius und Francis werden da sein. Wenn der Dunkle seine erste Wut abreagiert hat…“

„Bella und Rodolphus werden auch da sein.“

Antonin schloss resigniert die Augen. Er fühlte sich wie ein Tier in einem Käfig, das auf seine Hinrichtung wartete, das wusste, sie wird kommen, nur nicht, wann.

„Ruh dich aus. Hier bist du sicher. Ich besuche Bella und Rodolphus.“
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: So, da haben wir Todd weggeschickt und Antonin in den sicheren Tod.
 

Blue: Wer ist der Unbekannte, der kurz und namenlos aus der Bewusstlosigkeit auftauchte und wieder verschwand?
 

Saturn: *lächel*
 

Moonlily: Ich weiß es, ich weiß es!
 

Saturn: Und? Du wirst es nicht verraten! *sie mit Zauberstab bedroh*
 

Moonlily: Hast du den Severus geklaut?
 

Saturn: Nein… *zu Sev schiel*
 

Sev: *hektisch was such*
 

Gleda: Ach, nein? *grins und Sev auf die Schulter tipp und dann zu Saturn deut*
 

Saturn: *pfeif davon schleich*
 

Sev: Stehen bleiben, du Diebin!
 

Saturn: *kreisch, weggrenn*
 

Blue: Super. Und wie geht es nun weiter?
 

Babyate: *vorles* Kapitel neunundzwanzig: Verzweifelt und doch glücklich.
 

Gleda: *verächtlich zisch* Und was soll das bedeuten?[/i.]

Verzweifelt und doch glücklich

Kapitel neunundzwanzig – Verzweifelt und doch glücklich
 

Sonntag, 18. Januar 1998
 

Oliver Wood sah gerade kritisch in den Ofen, wo ein Brot schwarz wurde. Er sah sich nach Josephine um und fragte: „Muss das so dunkel sein?“

Die Hexe warf nur einen kurzen Blick zu dem Ofen und vertiefte sich wieder in das Kochbuch vor ihr. Ihr Finger fuhr über die Zeilen und sie las laut: „… bis der Teig zu Staub zerfällt. Dann die innere Schale herausholen und mit Zauber 3a Seite 2 öffnen und mit einem Tuch abseien.“

Oliver war nicht sehr überzeugt von dem ganzen Unterfangen, aber er wollte Josephine nicht reinreden, offenbar verstand sie mehr von Zaubertränken als er selber. Er wollte sich gerade setzen, als es an der Wohnungstür klopfte. Fragend sah er zu Josephine, doch die zuckte nur mit den Schultern und begann den Zauberspruch herauszusuchen.

Oliver schaute mit Hilfe eines Spiegels, der neben der Wohnungstür hing, wer Einlass begehrte und stolperte, als er den Zauberer erkannte, einen Schritt zurück.

Er war bleich wie eine Wand und seine Hand zitterte, als er seinen Zauberstab suchte.

„Bleib in der Küche“, konnte er noch sagen, da flog die Tür auch schon auf. Der Gast war offenbar ungeduldig.

„Guten Tag“, sagte der ältere Zauberer und sah zu Oliver hinab. Es war kein Lächeln zu sehen, doch wirklich feindselig sah er auch nicht aus. Viel mehr wirkte er, als musterte er den Jüngeren eingehend, wie der Vater den zukünftigen Schwiegersohn musterte. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

„Sie sind Mr. Wood“, wurde Oliver angesprochen und dieser nickte stumm. Er starrte auf die ihm dargebotene Hand und ergriff sie nach kurzem Zögern.

„Rodolphus Lestrange“, stellte sich der andere vor.

„Guten Tag“, kam es da von der Küchentür. Josephine sah neugierig zu dem Mann, der ihr irgendwie vertraut war. „Möchten Sie eine Tasse Tee? Er ist gerade fertig geworden.“

Sie deutete auf den Ofen, wo der Brotteig gerade zu Staub zerfiel.

„Ah, Asche-Tee, eine seltene Delikatesse, da sag ich nicht nein“, entgegnete Rodolphus, ließ die Hand von Oliver los und durchschritt das Zimmer, während er seinen Umhang ablegte. Kurz zögerte er, als er vor der Hexe stehen blieb, doch dann konnte er nicht anders. Er zog sie in seine Arme und murmelte: „Entschuldige, wenn es dir ungehörig erscheint, aber es ist so lange her, meine Tochter.“

Josephine, die im ersten Moment erstarrt war, sah verblüfft auf, sah zu Oliver, dem das Kinn bis zu den Knien gefallen war und umarmte dann ihren Vater, wenn auch zögerlich. Irgendwas in ihr wusste, dass es die Wahrheit war, doch erinnern konnte sie sich noch immer nicht.
 

***
 

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, sagte Bellatrix, gerade als Mirabelle in das Büro des Direktors kam. Die junge Hexe blieb in der Tür stehen und maß die andere mit prüfenden Blicken.

„Mutter“, sagte sie dann nur, zeigte sonst aber keine Regung.

„Du erinnerst dich an mich.“ Bellatrix war ehrlich verblüfft.

„Ich weiß, wer du bist. Für Erinnerungen bin ich zu jung. Du und Vater haben mich früh allein gelassen. Ich hatte nur Phine und Noelle.“

Nun erkannte man doch etwas wie Verbitterung im Gesicht von Mirabelle. Sie kam weiter in den Raum, blieb aber in einigem Abstand zu Bellatrix stehen. Im Hintergrund saß Dumbledore als stummer Beobachter und Mirabelle war froh darum. Auch wenn sie nicht glaubte, dass Bellatrix ihr irgendwas antun würde, wollte sie nicht mit ihr alleine in einem Raum sein.

„Wo ist Vater?“, fragte sie. Sie glaubte nicht, dass er gleich um die Ecke kam, doch hoffte sie, dass er irgendwo war, nur nicht …

„Bei deiner Schwester“, machte Bellatrix ihre Hoffnung zunichte.

Mirabelle seufzte. „Ich hoffe, er sagt ihr nicht, wer er ist.“

„Warum sollte er es nicht tun?“ Bellatrix wurde ungeduldig, das Treffen verlief ganz anders, als sie sich erhofft hatte.

„Josephine hat ihr Gedächtnis verloren und so sollte es auch bleiben. Es reicht, wenn ich mich erinnere“, sagte Mirabelle ungewollt heftig. „Wieso kommt ihr jetzt? Warum könnt ihr nicht weg bleiben?“

„Mirabelle“, sagte nun Dumbledore scharf. Er war aufgestanden, doch Bella bedeutete ihm, sich rauszuhalten.

„Wie meinst du das?“, fragte sie ihre jüngste Tochter.

„Ihr brecht aus dem Gefängnis aus und wir werden gejagt. Ich denke nicht, dass das ein Zufall ist.“

„Du gibst uns die Schuld?“

„Ja.“ Mirabelles Lippe zitterte vor Wut. „Es waren Death Eater, die uns töten wollte. Death Eater wie ihr es seid. Phine wäre fast gestorben und ich …“ Die junge Hexe verstummte und eine Träne ran ihre Wange hinunter, die sie wütend wegwischte.

„Geh zurück in die Hölle, aus der du gekrochen bist, Mutter“, zischte sie und flüchtete regelrecht aus dem Büro.

Bellatrix war so geschockt, dass sie sich nicht bewegen konnte. Sie stand nur da und starrte ihrer Tochter nach. Das Geschenk, dass sie in ihrer Hand gehalten hatte, fiel zu Boden und blieb dort liegen. Wortlos und ohne einen Blick zu Albus ging sie zum Kamin und verschwand in den grünen Flammen.
 

***
 

Laureen und Lona saßen im Gemeinschaftsraum der Rawenclaws, als Mirabelle hinein und an den beiden vorbeikam. Sie hatte eine finstere Miene aufgesetzt und der Blick der Freundinnen begegnete sich kurz, dann fiel Mirabelles Finsternis in sich zusammen und sie sank schluchzend in einen Sessel.

Erschrocken kamen die anderen beiden zu ihr hinüber. Hilflos sah Laureen zu Lona, die Mirabelle zögernd in ihren Arm zog. Doch dann sah sie genauso hilflos aus.
 

***
 

„Hey!“

Etwas dröhnte in seinem Kopf.

„Wach auf!“

Ein stechender Schmerz.

„Hey!“

Verzweiflung holte ihn aus einem schwarzen Loch.

„Verflucht, jetzt wach schon auf!“

Und Wut.

Er schlug die Augen auf und blickte in sein Gesicht, als sähe er in einen Spiegel, doch vor ihm stand eine wahrhaftige Person, die nur aussah wie er. Sein Blick erfasste die ganze Erscheinung und wäre die Situation für ihn nicht so verzweifelt, er hätte gelacht. Dieser Fremde vor ihm gab eine ganz klägliche Version seiner selbst ab.

Die Kleidung war unordentlich, die Frisur zerwühlt und die Gesichtszüge zu einer hässlichen Fratze verzerrt. Dieser Möchte-Gern-Typ hatte nicht annähernd die Klasse und Arroganz, die ihn so unverwechselbar machten.

Wie konnten die anderen das nicht erkennen?

„Na ausgeschlafen, Prinzessin?“, höhnte der Fremde und sah zu dem Gefesselten am Boden hinunter. Der Blick der eisblauen Augen beider traf sich.

Einer warf eine blonde Strähne, die ihm ins Gesicht fiel, mit einer Kopfbewegung zurück, denn seine Hände waren unbrauchbar, gefesselt und taub.

Den anderen störte die Strähne nicht.

„Draco Malfoy“, griente der Fremde und sah abfällig zu eben diesem hinunter. „Dein Vater kriecht im Staub vor dem Dunklen Lord, dass es fast erbärmlich ist und du schläfst mit einem Schlammblut.“

Draco biss die Zähne zusammen, sonst hätte er etwas gesagt.

„Weiß Daddy davon?“ Der Fremde beugte sich zu ihm hinunter und setzte leise nach: „Wohl nicht, oder? Dafür bist du zu feige, wie? Hast nur eine große Klappe, was?“

Draco drehte angewidert das Gesicht weg.

Der Fremde richtete sich wieder auf. „Deine Freundin, dieses Schlammblut … ich war ja echt überrascht, als sie mich auf dem Quidditchturm regelrecht überfallen hat … ist ja ziemlich verknallt in dich.“ Er fuhr mit dem Daumen über seine Lippen und lächelte, als würde er sich erinnern. Draco wurde übel, er versuchte die Bilder zu verdrängen, die in seinem Kopf auftauchten, doch es gelang ihm nicht wirklich.

Der Vielsafttrank verlor seine Wirkung. Die blonden Haare fielen ab und wurden zu Staub und an dessen Stelle wuchsen dunkle Strähnen. Ein unrasiertes kantiges Gesicht trat hervor. Ein Auge war etwas größer als das andere und sah ein bisschen wie bei einem Fisch aus. Er war auch etwas größer als Draco und schlaksiger und die Stimme verlor ihren melodischen Klang. Er sah zu seiner Hand hinunter und lachte.

„Da werde ich wohl einen Schluck brauchen“, sagte er und riss Draco ein Büschel Haare aus, dass der vor Schmerzen aufschrie. Er erntete darauf nur ein weiteres Lachen.

„Keine Sorge, deine Leiden sind bald zu Ende. Morgen stoße ich das Schlammblut vom Astronomieturm, wo sie sich doch den ausgesucht hat, um sich mit dir … nein, mir zu treffen. Und dann brauche ich dich auch nicht mehr.“

„Du mieses Stück Dreck!“, schrie Draco. „Lass deine schmierigen Finger von Hermione!“

„Tsts“, tadelte der Fremde und belegte Draco mit Silenco. „Wir wollen doch nicht, dass dich jemand findet.“ Der Fremde sah sinnierend zur steinernen Decke hinauf.

„Was wohl der Dunkle Lord dazu sagen wird, dass der Sohn des treuesten Anhänger, selbst ein Death Eater, ein Verräter ist?“ Der Fremde gab eins von Dracos Haaren in eine Flasche, die anderen ließ er fallen. „Gibt kein gutes Bild auf deine Familie. Da werden die Malfoys wohl aussterben.“ Wieder lachte er und trank einen Schluck. Vor Dracos fassungslosen Augen verwandelte sich der Fremde wieder in diesen.

„Na dann, Kollege. Ich werde mal deine Freundin suchen und noch etwas Spaß haben. Lass es dir nicht zu langweilig werden.“

Er wandte sich um und wollte gehen, als die Erde unter ihm erzitterte.

Dracos Zorn und Hilflosigkeit war übermächtig geworden, dass sie ohne Worte den Tunnel erschütterte.

Noch immer verflucht, schrie Draco stumm Hermiones Namen. Ein Stein über dem Fremden löste sich und wäre ihm fast auf den Kopf gefallen.

„Lass das“, fuhr er Draco an, schwang seinen Zauberstab und schickte den Gefangenen in die Bewusstlosigkeit.
 

***
 

„H E R M!!“

Mit einem Schreck fuhr Hermione auf. Sie musste sich erst einmal orientieren. Sie lag auf ihrem Bett im Schlafraum der Gryffindormädchen und war wohl über ihrem Buch eingeschlafen.

Sie könnte schwören, dass jemand ihren Namen gerufen hatte, doch als sie sich umsah, stellte sie fest, dass sie alleine war.

Das Kaminfeuer war fast heruntergebrannt und die Uhr stand auf fast neun.

Die Tür ging auf und Parvati kam mit Lavender herein. Sie diskutierten über die letzte Arbeit in Wahrsagen. Hermione hörte nicht hin. Ihre Gedanken waren immer noch bei dem Ruf.

Oder hatte sie es sich nicht eingebildet? Parvati beendete die Diskussion, indem sie Lavender stehen ließ und ins Bad ging. Lavender war es gleich. Ihr Blick fiel nun verwundert auf Hermione, die noch immer nachdenklich auf ihrem Bett saß.

„Was machst du denn hier?“, fragte Lavender sie und Hermione sah fragend auf. „Du warst doch verabredet.“

Hermione sah auf die Uhr. Das war richtig, aber schon um acht. Draco hatte sicher nicht so lange gewartet.

„Das habe ich wohl verschlafen“, zuckte sie mit den Schultern. Die weitere Unterhaltung erstarb, da Parvati zurück kam und nachsetzte: „Und deshalb, Lavender, lügen die Karten nicht.“

„Na, wenn du meinst“, gab diese gleichmütig zurück und ging sich selber bettfertig machen. Parvati schlüpfte unter ihre Decke und sah dann zu Hermione.

„Wo warst du eigentlich gestern? Ich habe dich in Hogsmead gar nicht gesehen.“

Hermione winkte ab, murmelte etwas von Hausaufgaben und Lernen und hoffte, dass ihre glühenden Wangen sie nicht verrieten.
 

Montag, 19. Januar 1998
 

Hermione zog Draco beiseite, als dieser aus der Bibliothek kam. Hastig schob sie sich mit ihm hinter ein Portrait, in eine Nische, die in einen Geheimgang führte.

„Ich kann nicht“, sagte sie leise.

„Wie, du kannst nicht?“, hakte er nach. „Heute Abend?“

„Wir haben zu viele Hausaufgaben, ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll.“

„Hermione“, flüsterte er eindringlich.

„Tut mir Leid.“ Damit ließ sie ihn stehen und kletterte wieder auf den Gang.

Das Gesicht des Slytherin verzog sie zu einer Grimasse des Zorns. Er ballte die Hand zu einer Faust und schlug gegen die Wand. Er hatte Mühe, sich wieder zu beruhigen. Dann nahm er eine Flasche aus seiner Tasche, setzte sie an die Lippen und nahm einen großen Schluck.
 

Dienstag, 20.Januar 1998
 

„Vergiss die Handschuhe nicht“, sagte Marcus gerade, sprang aber schließlich selber vom Bett und brachte sie Charlie, der sie ihm abnahm.

„Kommst du zum Mittag oder muss ich wieder mit Mary Sue vorlieb nehmen?“, fragte Marcus und pflückte geistesabwesend ein Haar von Charlies Schultern. Dieser stopfte sich seine Handschuhe in den Gürtel und zog seinen Umhang an.

„Hört sich an, als würdest du ihre Gesellschaft nicht schätzen?“, spottete er leise und Marcus sah ihn direkt an, als er sagte: „Sie ist schon in Ordnung, dich mag ich nur lieber.“ Er grinste.

Charlies Mund verzog sich zu einem schiefen, unsicheren Lächeln.

„Spinner“, murmelte er und tastete nach seinem Zauberstab.

Wo hatte er den denn jetzt hingetan?

Irgendwie waren am Abend zuvor seine ganzen Sachen durcheinander geraten und er fragte sich, wie das passieren konnte.

Er konnte sich nicht erinnern.

Mit flinken Fingern zog Marcus den Zauberstab unter einem Stapel Bücher hervor und fand dort auch das T-Shirt von Charlie, das er am Morgen gesucht hatte.

Er reichte dem Älteren den Stab und richtete dessen Kragen des Umhangs.

„Was ist nun mit Mittag?“, fragte Marcus. Charlie war jedoch schon wieder ganz woanders.

Er tastete seine Taschen ab, ob er alles hatte.

„Ich werde mal sehen, wie der Kleine sich macht.“ Nachdenklich sah er sich in seinem kleinen Haus um.

„Wo ist mein Seil?“

„Welches?“

„Das reißfeste.“

Marcus drehte sich auf dem Absatz um und war kurz drauf beim Bett. Er schlang ein rotes Seil von einem der Pfosten und kam zurück, während er es aufwickelt.

„Was zur Hölle hatte es denn da gemacht?“, kratzte sich Charlie am Kinn.

Hatte er einen Blackout?

Marcus übergab es kommentarlos, aber mit einem Lächeln.

Vor dem Eingang rief jemand seinen Namen.

„Ich bin spät.“ Charlie stopfte auch das Seil in seine Tasche und sagte: „Bis in ein paar Stunden.“

Ehe er wusste, was er tat, hatte er sich vorgebeugt und Marcus einen Kuss auf die Lippen gedrückt. So als wäre das vollkommen normal.

Erst als er sich wieder aufgerichtet hatte, stutzten sie beide.

„’tschuldige“, stammelte Charlie. Noch immer verwirrt, ging er schließlich.

Marcus blieb zurück.

Seine Augen wanderten durch den Raum, als würde er dort eine Antwort finden. Doch kam er nicht umhin zu lächeln, wenn er dennoch nervös grübelte, ob er auch genug gelöscht hatte.

Seine Augen erfassten eine Bonbontüte.

Einer der orangefarbenen fehlte.

Charlie hatte ihn gegessen ohne zu wissen, was sie für eine Reaktion nach sich zogen. Marcus hatte es auch nicht gewusst, jedenfalls nicht im ersten Moment.

Die darauf folgende Stunde jedoch kam er in den vollen Genuss der Wirkung. Er griff die Tüte und warf sie nach einem Moment des Überlegens ins Feuer.

Charlie war recht schnell eingeschlafen, während der Jüngere noch lange wach gelegen und überlegt hatte, was eigentlich gerade passiert war.

Dass es auf einer magischen Manipulation beruhte, war ihm recht schnell klar und er hatte Charlie am Anfang auch versucht zur Vernunft zu bringen, aber das war schlichtweg zu anstrengend gewesen.

Wer immer diesen Liebestrank gebraut hatte, wusste ganz genau, wie man das anstellte.

Ein Teufelszeug.

Schließlich hatte Marcus sich in den nächtlichen Stunden entschlossen, Charlie die Erinnerung zu nehmen.

Er wusste, es würde dem Älteren nur peinlich sein, und dass er noch nicht so weit war, sich seiner Gefühle gegenüber dem Jüngeren klar zu sein.

Aber, und das gab Marcus Hoffnung, im Halbschlaf hatte Charlie gemurmelte: „Ich liebe dich, Marcus.“

Sich daran erinnernd, seufzte dieser nun und sank in einen der Korbstühle. Wahrscheinlich war der Kuss heute Morgen nur eine Nachwirkung von letzter Nacht gewesen.

Marcus nagte auf seiner Unterlippe. Wann würde er wohl den nächsten bekommen?

Er sah sich um und beschloss, dass er ganz dringend aufräumen musste.

Am Morgen hatte Charlie die Unordnung nur halb registriert, sie waren zu spät wach geworden und er musste sich beeilen. Doch wenn er am Abend, oder wie Marcus hoffte, zum Mittag zurück kam, würde er mehr Ruhe und Zeit haben, sich alles zu betrachten.

Gelöschte Erinnerungen waren gut als solche zu halten, aber eben nicht mit aller Macht, jedenfalls nicht mit dem Zauber, den er angewendet hatte.

Einen aus der Sparte der Schwarzmagie hatte er sich mit einem fremden Zauberstab, Charlies, nicht zugetraut, der konnte, wenn er daneben ging, sehr großen Schaden anrichten.

Da er noch immer keinen eigenen besaß, würde er wohl wie die Muggel aufräumen müssen, dachte er sich und erhob sich.

Besser er fing gleich an.

Einige Möbelstücke mussten auch wieder an Ort und Stelle gerückt werden.
 

***
 

„Lange Nacht gehabt?“, wurde Charlie grinsend begrüßt, als er und Mary Sue bei dem Drachengehege ankamen, nachdem sie bei dem ‚Kleinen’, dem fünf Meter hohen Erdwühler Sternchen gewesen waren.

Charlie sah irritiert zu dem Russen, der wahrscheinlich schon am längsten in diesem Lager arbeitete und, wenn der Chef nicht da war, die Leitung übernahm.

„Irgendwie habe ich verschlafen“, sagte er langsam. Wieso grinste der andere so?

Er zog sich die Handschuhe über und murmelte: „Haben wir gestern irgendwas gefeiert?“

„Nun, wir nicht, aber du, hä?“ Und wieder dieses Grinsen.

Charlie ignorierte es jetzt einfach, denn er verstand es nicht.

„Keine Ahnung. Ich kann mich an nichts erinnern.“

„Gedächtnis verloren?“ Mary Sue sah ihn nun prüfend an. Ihr war das Lachen nun vergangen. Charlie sah wirklich so aus, als wüsste er gar nichts.

Der Drachenwächter konzentrierte sich auf das Tier vor sich und die anderen beiden wechselten verstohlen einen Blick, sagten aber nichts mehr.

Hoch oben in den Bäumen saß Todd, nicht weit vom ihm verborgen dessen Bruder Jason und beide gähnten, rieben sich die Augen, um die Müdigkeit zu vertreiben und richteten ihre Aufmerksamkeit auf ihr Beobachtungsopfer. Für Todd war es Charlie, für Jason Todd.
 

***
 

„Was hast du getan?!“, fragte eine finstere Stimme, als Marcus gerade überlegte, ob er einen tiefen oder einen flachen Teller wählen sollte.

Er drehte sich verwundert um.

„Mary Sue, dann kommt Charlie nicht?“

„Nein, der kommt nicht.“ Die Hexe kam weiter hinein und stellte einen Korb ab.

„Eigentlich wollte ich auch nicht kommen, das war ja wohl das Mieseste, was ich je erlebt habe.“

Marcus verstand nicht. Er nahm eine Schüssel und kam zu ihr hinüber.

Er setzte sich, noch immer mit fragender Miene.

Mary Sue baute sich vor ihm auf und stemmte die Hände in die Seite.

„Du hast sein Gedächtnis gelöscht? Darf ich auch mal fragen, wieso?“ Sie funkelte ihn nun an und zischte: „Er sagte, dass seine Sachen im ganzen Raum verstreut gewesen waren und das unreißbare Seile um den Bettpfosten gewunden war.“

Mary Sue streckte ihren Finger zu eben diesem aus und Marcus folgte dem unwillkürlich. Er verstand noch immer nicht, bis Mary Sue zischte: „Death Eater oder nicht, dafür werde ich dich höchstpersönlich wieder nach Azkaban bringen.“

Marcus starrte sie an, als er verstand.

„Ich habe ihn nicht vergewaltigt und ihm dann die Erinnerung genommen“, stammelte er. „Er hatte irgendwie einen Liebestrank abbekommen.“

„Natürlich, das hätte ich mir denken können.“ Ihr Ton war sehr sarkastisch.

„Nicht von mir, die waren in Bonbons von seinen Brüdern.“ Junge, machte die ihm Angst.

„Die will ich sehen.“

Marcus sah betreten zum Kamin. Die gab es nicht mehr und genau das sagte er auch.

„Wie überaus praktisch für dich“, knurrte Mary Sue und zog ihren Zauberstab. Sie hielt ihn Marcus direkt an die Kehle und er schluckt.

Abwehrend hob er die Hände und stammelte: „Wirklich, ehrlich wahr.“ Ernst sah er auf und sagte mit steinerner Miene: „Ich würde Charlie niemals etwas antun. Ich bin für ihn nach Azkaban gegangen.“

Mary Sue ließ den Zauberstab sinken und sagte: „Stimmt.“
 

Donnerstag, 22. Januar 1998
 

„Du bist zu spät“, stellte Draco fest und Hermione sah ihn mit großen braunen Augen an.

„Es tut mir Leid.“ Sie kam dicht an ihn, schlang beide Arme um seinen Hals und flüsterte nun fast: „Ich habe mich in den Büchern vergessen. Verzeih.“

Der Slytherin musterte sie eingehend, nickte dann kaum merklich und sagte: „Ein letztes Mal. Wenn ich einen Wunsch dafür frei habe.“

„Jeden“, sagte Herm schnell zu und die Augenbrauen des Zauberers wanderten nach oben. „Jeden?“, hakte er nach.

„Ja.“

„Auch wenn ich dich bitten würde, zum Dunklen Lord mitzukommen?“

Hermione schrak zusammen und entfernte sich etwas von ihrem Freund. Sie war sichtlich irritiert, als dieser sie schon wieder in seine Arme zog und hastig versicherte: „Das war doch nur ein Scherz.“

„Kein gelungener“, murmelte sie und erntete dafür ein leises Lachen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Fast hätte sie es als Furcht interpretiert, doch dann wandelte es sich in wohlige Schauer, als seine Lippen ihren Hals hinauf zu ihren Lippen wanderten.

Ein Räuspern unterbrach sie beide und Hermione sah erschrocken zu Harry, der neben ihnen stand und sie anstarrte.

Nervös blickte sie zu Draco, doch der schien gelassener als vermutet.

„Was willst du, Potter?“, fragte er verärgert und Harry blinzelte ebenfalls etwas verwundert. Kein Verfluchen?

Schien, als wäre Draco nicht so kindisch wie er und Herm vermutet, ja befürchtet hatten. Wenigstens ein fluchendes Wort hatte sie erwartet, doch das blieb auch aus.

„Ich brauche Hermione“, sagte er ruhig und schob seinen Zauberstab unauffällig wieder zurück in seine Tasche.

„Wozu?“

„Das geht dich nichts an, Malfoy“, schoss Harry zurück und nun sprühten doch ein paar Funken der alten Feindseligkeit.

Hermione atmete etwas auf. Irgendwie hatte sie das Gefühl beschlichen, dass mit Draco etwas nicht stimmte.

„Muss ich wirklich?“, versuchte sie einen kleinen Protest. Doch niemand schenkte ihr Aufmerksamkeit. Die beiden Zauberer standen sich gegenüber und musterten sich noch immer, als wären sie Duellgegner.

„Verschieben wir es auf morgen“, sagte Hermione leise zu Draco, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und ging. Dieser nickte, ohne auch jetzt einen Blick für sie zu haben, wandte sich dann um und ging den Flur entlang.

„Erwachsener als ich dachte“, sagte Harry und Hermione zuckte mit den Schultern. „In Slytherin wissen fast alle, dass wir zusammen sind. Es war abzusehen, dass es auch ihr herausbekommt. Das wird er gewusst haben.“

Als der Slytherin aus dem Blickfeld war, sah Harry nun die Freundin an und sagte: „Du hast einen Brief bekommen. Ich dachte, du willst ihn gleich haben.“

„Von wem?“

„Weiß ich nicht, war kein Absender drauf. Die Mädchen hatten ihn schon am Wickel und wollten ihn öffnen. Ron hatte ihn ihnen abgenommen.“

„Ehrenwerter Ron“, murmelte Hermione. „Der ist auch irgendwie anders, findest du nicht?“

Sie hatten sich in Bewegung gesetzt und gingen in ihren Turm.

„Na ja“, begann Harry und sah irgendwie verlegen grinsend zur Decke. „Ich vermute ja was.“

„Ah, ja?“, hakte Hermione nun neugierig nach.

„Entweder nimmt er seine Aufgabe als Schulsprecher endlich ernst, oder…“

„Oder?“ Hermione konnte sich ein erwartungsvolles Grinsen nicht verkneifen. „Wen, glaubst du?“

„Er verbringt viel Zeit mit Pancy, aber das ist ausgeschlossen“, führte Harry laut seine Überlegungen fort.

„Parkinson?“ Hermione blieb die Luft weg. „Sie ist `ne Slytherin.“

„Malfoy doch auch.“

Darauf wusste Hermione nichts zu sagen.

Der Brief war von ihrer Schwester. Hermione hatte auch nichts anderes erwartet. Das übliche Blabla, aber Hermione war über jede belanglose Zeile froh, wusste sie damit doch, dass Antaia noch am Leben war.
 

Freitag, 23. Januar 1998
 

Harry klopfte sich den unsichtbaren Staub von seinem Umhang und zog ihn zurecht. Wie immer wartete Laureen auf ihn. Diesmal jedoch kam sie dicht zu ihm, fasste seine Hand und küsste ihn sacht.

Wie lange hatte sie darauf gewartet?

Der Kamin hinter ihnen verschwand hinter einer unscheinbaren Wand und nichts als blanker Stein blieb zurück, doch das bemerkten die beiden nicht.

„Da ist er doch“, sagte eine Stimme plötzlich und die beiden Schüler wichen auseinander.

Verwundert blickten sie zu Albus Dumbledore, Sirius und jemandem, den sie gar nicht erwartet hätten.

Laureen runzelte die Stirn, trat leicht hinter Harry und fasste seine Hand fester.

Sirius und der andere Zauberer traten ein. Dumbledore schloss die Tür und Harrys Blick wanderte von einem zum anderen.

Was war hier los?

„Es wird Zeit, deinen Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu vertiefen, Harry“, begann der Direktor und Harry blinzelte verwirrt.

„Und dafür bringen Sie ausgerechnete den mit?“

„Wer, wenn nicht Antonin, weiß besser über die Dunkle Magie Bescheid? Er ist Heiler.“

„Und ein Death Eater“, zischte Laureen leise und aller Aufmerksamkeit richtete sich auf die Hexe.

Antonin lächelte dünn.

„Sie haben doch sicher Schulaufgaben, Missy“, sagte er und Laureen sah ihn fast finster an, als sie zischte:

„Ich werde Harry nicht alleine lassen.“

Nun lachte Antonin leise: „Stehst du unter dem Schutz deiner Freundin?“

Im Reflex hätte er fast geantwortet, ‚Sie ist nicht meine Freundin’, doch er kniff lediglich die Lippen aufeinander.

Erstens ging es Dolohov nichts an und zweitens stimmte es ja nun nicht mehr.

Es war Dumbledore, der nun sagte: „Miss Johnson, Sie müssen sich nicht um Harry sorgen. Antonin ist nicht hier, um ihm Unterricht zu geben. Mein Enkel wollte lediglich den Raum der Wünsche sehen und dann eigentlich wieder gehen.“

„Enkel“, sagte Laureen tonlos und sah zu Harry hinauf, der leicht nickte. Sirius hatte bis dahin gar nichts gesagt, stimmte aber Albus nun zu und Laureen ging.

„Und diesem Raum kann es nicht schaden, wenn man einen Fluch gegen die Wand schießt?“, fragte Antonin und seine Hand fuhr über den glatten Stein.

„Nein“, antwortete Harry, denn die anderen blieben stumm. Antonin warf ihm einen kurzen Blick zu, sah dann aber zu Sirius und grinste:

„Wie wäre es, Sirius? Um der alten Zeiten willen. Ein kleines Duell.“

Sirius gab das Grinsen zurück und erwiderte: „Ein Duell mit dir ist nie klein.“

„Ich werde dich schon nicht zu sehr zerpflücken“, versprach Antonin großmütig und nun lachte Sirius sichtlich amüsiert.

„Größenwahnsinnig warst du schon immer, Toni. Schon als Achtjähriger.“ Er hatte seinen Zauberstab gezogen, im selben Moment hatte auch Antonin seinen in der Hand.

So schnell hatte Harry gar nicht gucken können.

Da standen sich die beiden alten Freunde aus Kindertagen und nun so lange verfeindet, dass die einzige Freundschaft schon gar nicht mehr wahr war, gegenüber und schätzten den Gegner ab.

Albus zog Harry zurück und der fragte leise: „Wollen Sie nichts unternehmen, Professor?“

„Nein“, schüttelte Albus den Kopf. „Irgendwann musste es so kommen. Habe ich dir schon einmal erzählt, warum mein Enkel auf Durmstrang zur Schule ging?“

Harry schüttelte den Kopf. Interessierte es ihn? Eigentlich nicht.

Albus erzählte trotzdem.

„Antonin und Sirius waren unzertrennlich und wir hatten die Befürchtung, würden sie auf eine Schule gehen, wäre das für alle Beteiligten früher oder später die reinste Hölle. Als Neunjährige hatten sie schon mehr angestellt als jeder andere. So wurde beschlossen, dass die beiden auf jeden Fall getrennt werden mussten. Und du siehst, was daraus geworden ist. Beide kehrten sich von der Familie ab und standen sie sich am Ende der Schule als Feinde gegenüber.“

Da flammte der erste Fluch von Antonin auf, doch Sirius wich aus, und gab einen ebensolchen zurück, während er zur Seite lief.

Das, was nun begann, war kein Duell, das war eine Schlacht. Sie schenken sich nichts. Nie hatte Harry etwas Ähnliches gesehen und langsam bekam er eine Ahnung, was eigentlich wirklich auf ihn zukam.

Er brauchte einen Stuhl, seine Knie gaben unter ihm nach.
 

***
 

Hermione kicherte leise und biss die Lippen aufeinander. Sie zwang die Laute zurück in den Hals und schaute sich vorsichtig um. „Hör auf“, warnte sie ihren Freund leise, aber nicht sehr nachdrücklich. Wieder musste sie ein Kichern hinunterschlucken, als ein Kribbeln an ihrem Hals, durch seine Zähne ausgelöst, ein Lachen verursachte. Sie zog seinen Kopf zurück und sah in die wässrigen blauen Augen. Im Moment funkelten sie und man meinte den Schalk dahinter zu sehen. „So bekommt es ja jeder mit, dass wir…“

Was auch immer sie sagen wollte, ihre Lippen wurden mit einem stürmischen Kuss verschlossen und Hermione gab den Protest erst mal auf. Sie waren hier in einem leeren Zimmer. Wer sollte schon hereingestürmt kommen?

„Draco, warte. Nicht so stürmisch“, keuchte Hermione, strafte ihre Worte der Zurückhaltung aber Lüge, als sie auf einen der Tische rutschte und den Zauberer mit beiden Beinen an sich zog. „Warte“, presste sie hervor und zwang sich, sich selber aufzurichten und den anderen zurückzuschieben.

„Was?“, fragte dieser ungeduldig. „Niemand stört uns und du hast mich zweimal versetzt“, moserte er nun und Hermione musste nun doch grinsen, rief sich aber zur Vernunft, was ihr sehr schwer fiel und sagte: „Lass uns einen anderen Raum suchen. Hier könnte jeden Moment jemand rein geplatzt kommen.“

„Und?“

„Draco, bitte.“

Die blauen Augen verdrehten sich genervt, dann schien er zu überlegen, schnappte sich Hermiones Hand und zog sie hinter sich her. „Dann in den Turm“, murmelte er und riss die Tür schon auf, wollte davon stürmen, als Hermione ihn zurück hielt.

„Nicht so hastig“, kicherte sie. „Uns darf keiner zusammen sehen.“

Er drehte sich noch einmal um, küsste sie und sagte: „Ich geh vor, du kommst in zehn Minuten nach.“

Dann war er auch schon auf dem Gang, schneller als Hermione ihre Hand aus seinen Haaren ziehen konnte.

Es ziepte leicht. Sie hatte ihm tatsächlich ein paar ausgezupft, doch das schien ihn nicht zu stören. Hermione grinste immer noch und sah versonnen auf ihre Hand. Es war fast eine Strähne. Sie wollte sie gerade fallen lassen, als sie jäh stoppte.

Die blonden Haare verfärbten sich in dunkles Braun. Hermione runzelte die Stirn. Wieso denn das?

Sie sah wieder den Gang entlang, der vollkommen leer da lag. Ohne auf die vereinbarte Zeit zu achten, rannte sie los, nahm eine Abkürzung über einen der Geheimgänge und kam tatsächlich vor ihrem Freund im Astronomieturm an.

Warum, wusste sie nicht, aber sie war froh, dass es so war. Dass er nicht damit rechnete, dass sie hier war. Irgendwas in ihrem Kopf drängte sich an die Oberfläche. Sie hatte schon seit einiger Zeit das Gefühl, als verheimlichte Draco etwas vor ihr.

Da kam er auch schon auf die Tür zu. Hermione versteckte sich hinter einem Pfeiler. Sie presste sich gegen den kalten Stein und kam sich in dem Moment töricht vor.

So ein Unsinn, du leidest ja unter Verfolgungswahn, schalt sie sich selber und kam wieder hervor, so als wollte sie Draco erschrecken.

Der stand mit dem Rücken zu ihr und hatte sie noch gar nicht bemerkt, als er eine Flasche hervorholte und einen tiefen Schluck nahm. Während er das Gefäß wieder zuschraubte und verstaute, legte sich ein seltsames Lächeln auf seine Lippen und verzerrte das Gesicht zu einer Grimasse, die Hermione das Blut in den Adern gefrieren ließ, als er sich umwandte und sie ansah. Er war einen Moment verwundert, dann ordnete er blitzschnell die Gesichtszüge und das typische Malfoygrinsen fand seinen Platz, doch Hermione hatte ihren Zauberstab gezogen und ehe sie nachgedacht hatte, sank der Slytherin mit einem Aufschrei aus Schmerz in sich zusammen und blieb zu Hermiones Füßen liegen.

Da setzten bei Hermione wieder die Überlegungen ein und sie schrak heftigst über sich zusammen.

Sie hatte ihren Freund verflucht, dachte sie. War sie noch bei Sinnen? Mit nur einem Schritt war sie bei der Gestalt und drehte das Gesicht zu sich, als ihr ein Schreckenschrei entfuhr.

Das war nicht Draco. Nun raste ihr Herz. Was hatte sie getan? Wen hatte sie hier verflucht und wo…

Ja, WO war Draco?

Eine spöttische Stimme über ihr ließ sie herumwirbeln. Peeves war aufgetaucht und lästerte: „Hat die kleine Hexe es endlich bemerkt? Hat aber lange gedauert, bis du es bemerkt hast. Lässt sich von dem Fremden anfassen und das tagelang, ohne zu merken, dass es ein anderer ist.“ Der Geist kam dicht vor ihr Gesicht und sagte mit fast ernster Miene: „Er wollte dich töten, Missy.“ Dann sauste er davon und verschwand in einer Wand.

Hermione war weiß wie eine Wand und sie hatte das Gefühl, sie müsste sich übergeben. Sie wünschte, sie würde ohnmächtig. Wieso wurde sie nie ohnmächtig, wie in den Filmen?

Nervös nagte sie auf ihrer Unterlippe. Was sollte sie tun? Ihn hier liegen lassen?

Das ging auf keinen Fall. Was, wenn er aufstand und weglief. Da kam ihr ein anderer Gedanke. Was, wenn sie ihn umgebracht hatte? Er sah so tot aus.

War er es? Hermione suchte nach so etwas wie einem Puls und ihre Panik stieg, als sie am Hals keinen finden konnte. Sie zwang sich zur Ruhe.

Puls, Hals, irgendwas war doch da.

Richtig. Es war möglich, dass er am Hals nicht fühlbar war. Ihre Finger tasteten nach den Handgelenken, doch auch da spürte sie nichts. Nun traten ihr doch Tränen in die Augen. Sie saß bis zum Hals in Schwierigkeiten.

Was, wenn sie hier einen Auror getötet hatte.

Nein, das war Unsinn, schalt sie sich selber.

Und was, wenn es ein Death Eater war? Ein Spion des Dunklen? Nun sprang sie auf und versuchte möglichst viel Raum zwischen sich und den Fremden zu bringen. Mit angstvoll aufgerissen Augen starrte sie zu dem Körper hinab.

Ja, was wenn… Das ergab Sinn. Wie lange sie dastand, wusste sie nicht. Erst als sie Schritte von der Treppe aus hörte, kam wieder Leben in sie. Sie musste hier weg. Sie musste sich verstecken, dachte sie verzweifelt. Sie musste diesen Fremden verstecken.

Doch außer dass sie sich hektisch umsah, tat sie nichts Sinnvolles, als der Kopf von Antonin in ihrem Blickfeld auftauchte, gefolgt von dem von Sirius.

Beide Zauberer sahen erst sie an, dann den scheinbar Leblosen auf dem Boden.

„Herm“, begann Sirius.

„Was hast du getan?“, fragte Antonin.

„Er hat“, begann Hermione und erkannte plötzlich, was Peeves gesagt hatte. Eine Welle des Ekels überrollte sie regelrecht und sie übergab sich.
 

***
 

„Und?“, fragte Sirius leise den Heiler, der zum Fenster getreten war und hinaus auf das Gelände starrte. Sie waren im Krankenflügel.

Der Fremde war in eines der Betten gelegt worden. Auf einem anderen saß Hermione. Neben ihr Harry, etwas hilflos, da er noch immer nicht recht wusste, was überhaupt passiert war.

Dumbledore hatte Madam Pomfrey hinausgeschickt, ohne dass sie erfahren hatte, worum es ging. Nun waren nur noch er, Sirius, Antonin, Harry, Hermione und der Fremde in dem Krankenflügel. Sorgevoll sah er zu der Gryffindor. Er hatte sie nie so fassungslos erlebt. Er verstand auch nicht, warum der Fremde die Kleider von Draco Malfoy trug und noch weniger, was der vermeintliche Draco und Hermione im Astronomieturm gewollt hatten. Bedächtig ging er zu Sirius und Antonin hinüber, als der Animagus gerade am Ausflippen war.

„Du hast es gewusst?“, fauchte er den Heiler an, sich mühend, laut zu flüstern.

Antonins Augen sahen ihn gleichmütig an. „Sicher“, gab er gelassen zurück und setzte sehr leise hinzu. „Herm gehört schließlich zu meiner Familie.“

„Das“, begehrte Sirius gerade auf, stoppte dann aber. Das stimmte ja. Wütend kniff er die Lippen zusammen. Er hatte keine Ahnung gehabt.

„Soll ich dem Ganzen entnehmen, dass Miss Granger und Mister Malfoy befreundet waren?“, fragte Albus höflich und Antonin grinste breit, als er erwiderte: „Befreundet ist sehr diplomatisch ausgedrückt. Sie sind mehr als befreundet. Lucius wird tot umfallen, wenn er von der Liaison seines einzigen Sohnes erfährt.“

Albus hob erstaunt beide Augenbrauen und sah zu Hermione hinüber, die fast wütend zu Antonin schaute. Offenbar hatte sie alles gehört und ihre Augen schienen zu sagen: „Schrei doch noch lauter.“

Harry stand nun auf und der Blick von Hermione zu ihren Schwager wurde weniger vertraulich. Sie musste wenigstens diese Fassade aufrecht erhalten, mahnte sie sich. Harry wusste nichts von der Hochzeit ihrer Schwester.

Dass der durch Francis Nott und Lucius Malfoy bestens im Bilde war, ahnte ja niemand in der Runde. Offenbar war das tatsächlich die einzige Verbindung von der niemand wusste.

„Wer ist das?“, fragte er laut und durchbrach damit die Stille. Harry deutete auf den Reglosen und Antonin ging mit schweren Schritten zu dem Bett. Er zog den linken Ärmel hoch und das Dunkle Mal kam zum Vorschein. Überflüssigerweise sagte Antonin: „Das ist ein Death Eater. Mehr kann ich nicht sagen, da ich ihn nicht kenne. Es sind so viele geworden, dass man leicht den Überblick verliert. Was er von“, er machte eine kleine Pause, sah zu Hermione hinüber und sagte: „Miss Granger wollte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber mit Sicherheit Informationen. Hoffen Sie“ Er betonte das ‚Sie’ als hatte er sich dazu zwingen müssen, „dass er noch nichts dem Dunklen Lord erzählt hat. Denn wenn“, nun sah er zu Albus und Sirius, „habt ihr hier Malfoy senior schneller auf der Matte stehen, als euch lieb ist.“

Harry sah nachdenklich zu Boden. Hatte Lucius heute irgendwas angedeutete, das er etwas von Herm und Draco wusste?

Selbst wenn nicht, hatte das kaum etwas zu bedeuten. Der Dunkle Lord konnte bereits durchaus im Bilde sein. Unwillkürlich drückte er Hermione die Hand, als wollte er signalisieren, dass alles bester Ordnung war.

„Fragen wir ihn“, rief Sirius, sich mühsam zusammen reißend. „Es gibt genug Methoden, um die Wahrheit herauszubringen, auch aus einem Death Eater.“

„Leider nicht möglich. Er wird dir nicht mehr antworten können“, schüttelte Antonin den Kopf.

„Tot?“, fragte Albus und Hermiones Knie sackten zusammen. Harry hielt sie aufrecht.

„So gut wie.“ Antonin wandte sich zu seiner Schwägerin. Den Fluch hatte er ihr nicht beigebracht. Draco vielleicht?

Seine Gedanken verweilten einen Augenblick bei dem Slytherin und Harry sprach aus, was er eben dachte:

„Wenn Draco nicht hier ist, wo ist er dann?“
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: Ja, wo ist der gute Draco?
 

Blue: Gute Frage, nächste Frage.
 

Morwie: Nun, jedenfalls in Hogwarts.
 

Gleda: Dann holt die Karte des Rumtreibers.
 

Knacksi: Ja, holt die … Moment. *sieht zu Saturn*
 

Saturn: *ganz breit grins*
 

Gloomy: Wenn es so einfach wäre …
 

Chanti: Wäre Saturn nicht die Autorin.
 

Saturn: *zufrieden nick* Ganz genau. Also, im nächsten Kapitel geht die große Sucherei los. Man kann nur hoffen, dass man Draco schnell findet. So ohne Wasser und Brot… *hält bedeutungsschwer inne*
 

Moonlily: Punkt eins: Man wird ihn schnell finden, denn du könntest ihn nie töten.
 

Saturn: Sagt wer?
 

Moonlily: Das bringt mich zu Punkt zwei: Sev würde DICH töten, würdest du Draco umbringen.
 

Saturn: Würde Severusschatz nie tun. *zu Sev schau*
 

Sev: *knöchelknack* Doch, würde ich.
 

Saturn: *schreck* A~aalso nächstes Kapitel heißt: Zwischen Bangen und Hoffen. *schluck*
 

Babyate: Hoffen wir mal, dass Saturn das überlebt.
 

Saturn: Da werde ich wohl das Skript ändern müssen. *stürzt auf den Rechner und löscht ein ganzes Kapitel*

Wut, Verzweiflung und ein Hauch von Verliebtheit

Kapitel dreißig – Wut, Verzweiflung und ein Hauch von Verliebtheit
 

Samstag, 31. Januar 1998
 

Hermiones Haare standen nach allen Seiten ab. Lavender und Parvati sahen besorgt zu ihrer Freundin. Sie hatten sie am Morgen aus dem Zimmer schleichen gehört. Lavender hatte nur ins Kissen gegrinst und sich wieder umgedreht. Parvati hatte kaum einen halben Gedanken daran verschwendet und war wieder eingeschlafen. Da sie sich nicht mehr mit Theodor unterhielt, würde sie auch nicht erfahren, dass auch Draco, oder besser der, der sich für diesen ausgab, um etwa die gleiche Zeit aus dem Schlafraum geschlichen war.

Der ganze Tumult war an allen aus Hogwarts vorbeigegangen. Einzig Hermione und Harry sowie Sirius und Dumbledore wussten, dass im Krankenflügel ein, inzwischen toter, Death Eater lag. Antonin hatte ihm schließlich endgültig das Leben genommen, obgleich man seine Aktion weniger als Mord, denn als Gnadenstoß bezeichnen konnte. Hermione hatte ihr unfreiwilliges Opfer von innen verbrannt. Nichts hätte die schwelende Glut, die sich durch die Organe fraß, aufhalten können. Der Death Eater war ins Koma gefallen, um so den Schmerzen zu entgehen.

Nun hatten die fünf den ganzen Tag das Gelände abgesucht. Hagrid war ebenfalls eingeweiht worden, der sich in den Wald begab, ohne Hoffnung, dort den Vermissten zu finden. Die Karte des Rumtreibers gab auch keine Auskunft und Hermione war einem Nervenzusammenbruch nahe.

Antonin schlug vor, sie einem Beruhigungszauber zu unterziehen, worauf Sirius’ Antwort, der Antonin kein Haarbreit traute, lautete: „Setz sie auch nur für zehn Minuten unter Beruhigung und du brauchst dir nie wieder Sorgen um DEINEN Herzschlag machen.“ Das war deutlich, sogar für Antonin.

Die Schüler waren über die Anwesenheit von Dolohov verwundert, einige fürchteten sich sogar, doch all das vergaßen sie, als der Direktor nach dem Frühstück verkündet hatte, dass das ausstehende Spiel, Slytherin gegen Gryffindor, vorerst verschoben wurde, weil der Sucher der Slytherins zu einer dringenden Angelegenheit nach Hause gerufen wurde.

Da glaubten Lavender und ein Teil der Slytherins, Hermiones seltsame Laune zu verstehen.

„Sie vermisst ihn“, flüsterte Pancy leise zu Millicent, die bedeutungsvoll nickte. Ihr Blick huschte zu Gregory, der nicht aufsah. Pancy sah zu Ron, der recht vergnügt hinüberzwinkerte.

Hermione aß kaum zwei Bissen, und die auch nur, um den Schein zu wahren, dann hastete sie auch schon wieder los zum Büro von Alexandra Dolohov, wo sie deren Bruder vermutete.

Sie hatte kaum angeklopft, da wurde die Tür auch schon geöffnet und Hermiones einzelnen Worte des panischen Redeflusses entnehmend, wurde auch Alexa ins Bild gesetzt.

„Er ist WAS?!“, fragte sie fassungslos und starrte ihren Bruder an, der finster nickte.

„Wenn Lucius davon erfährt“, rief sie unheilschwanger und Antonin fuhr dazwischen: „Das darf er nicht. Auf keinen Fall!“

„Wo kann Draco sein?“, wimmerte Hermione.

Da kam Sirius mit der Karte des Rumtreibers. Alexa und er begrüßten sich mit einem kühlen Nicken.

„Sie weiß Bescheid?“, fragte er Antonin und Alexa fauchte: „Ja, ich weiß Bescheid.“

Sirius sah sie erschrocken an, zuckte dann mit den Schultern und aktivierte die Karte.

Und die große Suche begann erneut.

Doch nach wie vor tauchte Dracos Name auf keiner Seite der Karte auf. Der des Toten leider auch nicht mehr. Und alle dachten dasselbe.

Draco musste tot sein, wenn er auf dem Gelände von Hogwarts war. Verscharrt in der kalten Erde, womöglich direkt unter ihren Füßen.

„Nein, das ist er nicht“, zerbrach Hermione die gedrückte Stimmung. Sie weigerte sich, so etwas zu akzeptieren.

„Er ist nicht in Hogwarts“, versuchte Sirius leise einen Einwand. Auch wenn es unlogisch war. Jemand, der auf Vielsafttrank angewiesen war, behielt sein Opfer in unmittelbarer Nähe. Da sprang Hermione auf und schrie: „Doch, das ist er. Was sagt so ein Fetzten Papier schon?“

Sie wollte davon stürmen, doch Alexa hielt sie fest.

„Du beruhigst dich jetzt. Und dann gehen wir ihn gemeinsam suchen. Flippe nicht aus, so hilfst du deinem Freund auch nicht.“ Sie hielt inne und hakte nach: „Er ist doch dein Freund, oder?“

Hermione nickte knapp und Alexa schloss resigniert die Augen. „DAS darf Lucius auch nicht erfahren.“ Dann grinste sie leicht und, wie Sirius fand, vollkommen unpassend und sagte in einem vertraulichen Ton: „Aber es freut mich für dich. Draco passt zu dir.“ Sie zog Hermione mütterlich in die Arme und setzte nach: „Wir finden ihn. Ihm geht es gut, ganz bestimmt.“ Hermione nickte und ein Klopfen an der Tür, Harry kam kurz darauf herein, holte sie wieder zurück in die Realität.

Kurz darauf durchkämmten sie die Schule, liefen sämtliche Geheimgänge entlang, bis zur heulenden Hütte und sogar durch Hogsmead, doch Draco blieb unauffindbar.

Und so kam es, dass Hermione mit den Nerven am Ende und mit gerauften Haaren auf der Kante von ihrem Bett saß und vor sich hin starrte.

Stumme Tränen rannen ihr über die Wange und Lavender kniete vor ihr und fragte: „Was ist passiert? Erzähl es mir. Irgendwas ist doch los. Warum hetzen du und Harry den ganzen Tag durch die Schule? Wieso ist Dolohov hier? Warum wurde das Spiel verschoben?“ Hermione sah auf und Lavender kam zu ihrer eigentlichen Frage: „Wo ist Draco?“

Die andere kniff die Lippen zusammen und Parvati fragte: „Woher sollte Hermione das wissen?“ Ihr Blick wanderte zwischen Lavender und Hermione hin und her, bevor sie die Augen aufriss und stammelte. „Doch nicht … Nein … Herm … Du und Malfoy?“

Parvati musste sich setzen. Sie war absolut sprachlos und lauschte gebannt auf Hermiones Worte, die kaum ein Flüstern waren.

„Jemand hat sich mit Vielsafttrank in Draco verwandelt. Schon eine Weile. Ich habe es heute Morgen entdeckt und nun ist er …“ Sie holte tief Luft und setzte nach: „Verschwunden.“

Parvati schlug sich eine Hand vor den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Lavender setzte sich schwer auf das Bett, absolut sprachlos.

Die Nacht brach herein und die Suchenden gaben ihr Unternehmen vorerst auf. Sollten sie am nächsten Tag kein Glück haben, so beschlossen sie, würden sie einen Suchzauber beschwören. Es war ein Trank, der mehrere Stunden brauchte. Alexa hatte mit dem Brauen am Abend begonnen. Antonin brachte den Leichnam aus Hogwarts und Dumbledore ließ das Tor der Schule verriegeln. Er hatte gehofft, das nicht zu müssen, die Schüler nicht in der Schule einsperren zu müssen, doch ein Death Eater war unbemerkt in die Schule eingedrungen und einer seiner Schüler spurlos verschwunden.
 

Sonntag, 1. Februar 1998
 

„Ich weiß wirklich nicht, ob es klug ist, hier herumzuschleichen“, warf Rabastan vorsichtig ein. Er folgte seinem großen Bruder und dessen Frau durch die Geheimgänge von Hogwarts hinab in die Kanalisation. Wie war er nur in diese Situation gekommen?

Er erinnerte sich noch genau. Er hatte die beiden besuchen wollen, als diese gerade mit dem Flohnetzwerk reisen wollten. Und das morgens um fünf!

„Ich wollte euch fragen ob …“, hatte Rabastan begonnen, war dann von Bellatrix am Arm, mit den Worten: „Tu es unterwegs“ gegriffen und mitgezerrt worden. Bis dahin hatte Rabastan noch nicht einmal gewusst, dass mehr als eine Person mit dem Kamin reisen konnte. Rausgekommen waren sie im Tropfenden Kessel. Da hätte er schon misstrauisch werden sollen. Als sie über die Heulende Hütte, dann nach Hogwarts gingen, hätte es in seinem Kopf schrillen sollen, doch Rabastan argwöhnte erst, als sie in die Kanalisation von Hogwarts stiegen.

„Und warum sind wir in den Abflüssen?“, fragte er noch einmal und Bella wirbelte herum, packte den Zauberer, der einen halben Kopf größer war als sie, am Kragen und zischte: „Weil mein verblödeter Cousin eine Karte hat, die sieht, wer sich wo in Hogwarts aufhält und ich nicht will, dass er zu Grandpa Albus rennt und petzt. Die Kanalisation ist aber nicht auf der Karte verzeichnet. Hier sind wir unbemerkt.“

Rabastan schluckte, nickte stumm und schluckte die Bemerkung, dass Sirius sicher nicht petzen würde, hinunter.

Rodolphus hatte nur stumm dabei gestanden, nun folgten die beiden Männer wieder der Hexe, die voran stürmte.

„Ich habe gehört, hier unten lebt ein Monster“, warf Rabastan ein.

„Basilisk“, korrigierte Rodolphus. „Und der ist tot, soweit ich weiß.“

Das Stolpern hinter ihm ignorierte er. Rabastan hatte sich schnell wieder gefangen gehabt.

„Ich werde meine Tochter sprechen und niemand wird mich davon abhalten. Albus will nicht, dass ich durchs Tor gehe“, knurrte Bella. „Schön. Dann eben durch die Kanalisation.“

Plötzlich blieb Rabastan stehen und lauschte.

„Habt ihr das gehört?“, flüsterte er und seine Augen huschten durch das mannshohe Abfluss-System.

Rodolphus verdrehte die Augen und blieb ebenfalls stehen. Bellatrix hielt auch inne. Jedoch weil sie an eine Gabelung kam und noch nicht recht wusste, wohin sie sich nun wenden sollte.

„Da, schon wieder“, flüsterte Rabastan.

„Komm weiter“, fluchte sein Bruder. „Ich sagte doch, der Basilisk ist tot.“

„Vielleicht nach links“, hörte er Bellatrix murmeln, als auch er innehielt. Da war tatsächlich was. Ein Scharren.

„Hier lang“, forderte Bellatrix auf und verschwand hinter der nächsten Biegung. Sie hörte nichts und verfolgte einzig ihr Ziel. Mochte da kommen was wolle. Rodolphus beeilte sich, ihr nachzukommen. Auch Rabastan folgte, wenn auch zögerlich.

„Ich war noch nie hier, aber über uns müsste die Große Halle sein“, sagte Bellatrix und ging mit großen Schritten voran.

„Bella“, rief Rabastan leise und sah sich noch immer vorsichtig um, als er stutzte. Er blieb stehen und starrte in eine Seitennische.

„Verflucht, Rabastan. Ich lass dich hier unten“, schimpfte Bellatrix. Sie schaute zurück zu ihrem Schwager, der schon wieder stehen geblieben war.

„Kommst du jetzt?“, fragte sie und wartete einen Moment, doch da er sich nicht regte und auch Rodolphus keinen Anlass sah, seinen kleinen Bruder hinter sich herzuziehen, ging sie selber zu diesem. Sollte er hier unten verrotten, hätte Dumbledore noch einen Grund mehr, sie aus Hogwarts zu verweisen. Sie wollte gerade eine Schimpftirade loslassen, als sie seinem Blick folgte und jeder Laut in ihr erstickte.

Nun kam auch Rodolphus näher. Er sah zu Boden und blinzelte verwirrt.

„Das ist doch Draco“, sagte er.

Rabastan beugte sich zu dem Jungen hinunter, dessen Augenlider kurz flackerten. Er bewegte seine Lippen, als wollte etwas sagen, dann sank er wieder in gnädige Bewusstlosigkeit.
 

***
 

Weit weg von Hogwarts in den Wäldern von Rumänien saß Charlie in seinem Sessel vor dem Kamin und las ein Buch. Marcus hatte ihn dazu gebracht, den Sonntag im Haus zu bleiben und der Rothaarige hatte sich schließlich dazu breit schlagen lassen. Immerhin goss es in Strömen, niemand ging freiwillig vor die Tür. Allein Todd saß verdrossen auf seinem Baum und fror entsetzlich. Er verfluchte seinen Auftrag, den Dunklen Lord und das Wetter.

Warum machte er das hier eigentlich noch? War doch Schwachsinn, grummelte es in seinem Kopf. Er sollte endlich zum Dunklen gehen und seine Entdeckung berichten. Todd seufzte. Er würde es nie tun, dass wusste er nur zu genau. Er würde hier sitzen und weiter warten.

Er schielte zu einem Baum hinüber, wo er Jason vermutete. Selbst das war absoluter Unsinn.

„Komm schon her“, rief er zu dem Baum hinüber, auf dessen Ästen kurz darauf Schuhspitzen auftauchten. Jason überlegte kurz, kam dann zu seinem Bruder hinüber und sagte: „Lass uns abhauen. Cho wartet mit Tee zu Hause.“

„Tee?“, rümpfte Todd die Nase.

„Kaffee?“

„Das war schon besser“, wandte Todd ein. Ein Glitzern trat in seine Augen. „Apparieren oder Besen?“, fragte er.

Jason sah in den Himmel. Es sah nicht so aus, als würde es in den nächsten Stunden aufhören zu regnen. Apparieren wäre weitaus vernünftiger. Andererseits …

Binnen weniger Sekunden hatte er den Tarnumhang verstaut und saß auf seinem Besen.

„Besen“, rief er, da war er schon in der Luft und auf und davon. Todd folgte ihm und Sternchen sah den Zauberern nach, während es genüsslich ein paar Zweige knabberte.

Im Trockenen und Warmen wühlte sich Marcus gerade durch den Schrank von Charlie. Der warf einen halben Blick zu seinem Mitbewohner hinüber.

„Was suchst du eigentlich?“, fragte er. Doch als Antwort bekam er nur ein triumphierendes „Ha!“

Stolz hielt Marcus ein Kartenspiel in der Hand.

„Lass uns was spielen“, schlug er vor.

„Und was?“, murmelte Charlie, der überhaupt keine Lust dazu hatte. „Poker?“

Marcus sah ihn grinsend an und wackelte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen, als er nachsetzte: „Wäre ein Vorschlag und mangels Geld …“

„Warum frag ich eigentlich?“, seufzte Charlie und legte das Buch weg. „Also gut. Poker, und mangels Geld … nehmen wir die Wahrheit. Wer verliert, muss eine Frage beantworten.“

Marcus verzog das Gesicht.

„Das ist langweilig“, moserte er. „Wo bleibt da der Spaß?“

„Oh, das wird dir Spaß machen.“ Charlie nahm die Karten und ließ sie durch seine Finger regelrecht fliegen. Sie wurden schneller aufgefächert und gemischt, als Marcus gucken konnte und es kam ihm der leise Verdacht, dass Charlie besser im Poker war, als er zugab.
 

***
 

Hermione rannte nicht den Gang in Hogwarts entlang, sie flog. Tatsächlich und wahrhaftig, hatte sie sich Harrys Besen geschnappt und raste in einem halsbrecherischen Tempo die Gänge entlang. Unglücklicherweise streifte sie dabei die Robe von Snape, dessen Anwesenheit ihr vollkommen schleierhaft und ebenso egal war, sodass sie seine ungewollte Aufmerksamkeit hatte.

Der Zaubertrankprofessor war nach langer Zeit der Abwesenheit in die Hallen von Hogwarts zurückgekehrt, um seine Trankreserven aufzufüllen. Er war noch keine zwei Minuten in der Schule, als ein wild gewordener Besen, Harrys Besen, mit Hermione ihn fast umgenietet hatte. Morrigaîn auf seiner Schulter nahm es gelassen. Sie sah dem Mädchen nur neugierig nach und verdrehte sich fast den Hals, als sie Harry beobachtete, der nun ebenfalls den Gang entlang rannte, Snape ebenso nicht beachtete und laut rufend hinter Herm her spurtete.

„Das ist doch“, zischte Snape, er hatte seine Sprache verloren und ging nun, gemäßigt, den beiden nach.

Als Harry im Krankenflügel ankam, kniete Hermione schon neben dem Bett von Draco, der wieder bei Bewusstsein war, und hielt dessen Gesicht zwischen beiden Händen.

Sie fand keine Worte und er lächelte nur müde.
 

***
 

„Severus ist also wieder in der Schule“, sagte Albus Dumbledore sachlich zu sich selbst. Er überlegte kurz und verließ dann sein Büro. Es war wohl angebracht, sich auch in den Krankenflügel aufzumachen. Immerhin versammelte sich dort nun eine höchst explosive Gruppe an Individuen und die Lestranges waren da noch die harmlosen.

„Du bist was?“, fragte Severus, gerade als Albus den Krankensaal erreichte, fassungslos. Severus rang nach Atem, Hermione und Harry waren fasziniert, Draco war schon wieder halb weggedämmert, deshalb bekam er das Entsetzen seines Ex-Hauslehrers nicht mit.

Sirius verschränkte die Arme, sah seinen alten Schulkollegen herausfordernd an und fragte: „Hast du ein Problem damit?“

Sowohl die Familie Lestrange als auch Familie Dolohov hoben wachsam die Augen. Auch ein Black sollte einen Snape nicht bis an die Grenzen provozieren, oder nicht, solange er alleine war.

Aus Severus’ Nase ertönte ein Schnauben. Die Hand hatte den Zauberstab längst umschlossen und er wäre sicher wie ein Schulkind auf den anderen losgestürmt und hätte ihn verprügelt, würden sich nicht schmerzhafte Krallen in seine Schulter bohren und ihn zur Ordnung rufen. Severus verscheuchte den schwarzen Vogel, der auch aufflatterte und atmete dann tief durch.

„Wer hat dir die Befugnis erteilt, mein Haus zu leiten“, fragte er nun mit unterdrückter Wut.

„Ich, Severus“, kam es da von Albus und der Direktor kam gemäßigten Schrittes näher.

„Sirius erfüllt seine Aufgaben zufriedenstellend. Die Schüler sind sehr gut bei ihm aufgehoben.“

Severus hob eine Augenbraue. Er sah zu Draco hinüber, der nun wieder fest schlief, eine Hand hatte sich in Hermiones Umhang festgekrallt, und ab und zu schwer aufatmete.

„In der Tat, seine Aufgabe erfüllt Black überaus gewissenhaft. Die Schüler waren nie sicherer“, presste Severus hervor. Der Sarkasmus war nicht zu überhören.

„Das hätte jedem passieren können“, verteidigte sich Sirius.

„Es ist aber dir passiert, Zotteltier.“

Bevor Sirius etwas erwidern konnte, schritt Alexandra ein. „Bitte, benehmt euch nicht wie Kinder“, sagte sie tadelnd, sah jedoch ausschließlich Sirius an. Der öffnete wütend den Mund, als wollte er etwas erwidern. Alexas Blick wurde eine Spur schärfer und er beließ es ohne Worte. Sein Auge zuckte jedoch und die Lippen bildeten eine schmale Linie.

Das Lächeln auf Severus’ Gesicht wurde eine Spur breiter, verschwand aber ebenfalls, als sich Morrîgan in Tiergestalt auf seine Schulter setzte und ihn warnend ins Ohr pickte.

Dumbledore war mit der Situation äußerst zufrieden. Er lächelte in seinen Bart, den er sich glattstrich und wandte sich an Bellatrix.

„Du hast den jungen Malfoy gefunden, wie ich hörte“, begann er.

Rabastan hob vorsichtig die Hand, er wollte Einspruch erheben, doch Rodolphus schob ihn hinter sich und bekräftigte: „So ist es, Großvater.“

„Schön. Und was macht ihr hier?“

„Ich will zu Mirabelle“, verlangte die Hexe.

„Wollen“, sinnierte Albus.

„Du kannst nicht“, begehrte Bella auf, hielt jedoch inne, als sie sich der neugierigen Blicke von Harry und Hermione bewusst wurde.

„Ich habe eine Vorschlag, lass uns in mein Büro gehen“, schlug Albus vor und deutete mit der Hand unmissverständlich Richtung Tür.

Rabastan, Rodolphus und Bellatrix gingen voran.

Albus wandte sich zu den anderen herum.

„Du wirst den jungen Malfoy wieder auf die Beine bringen, Toni“, gab er Anweisungen. „Und du kümmerst dich bitte um den jungen McNair, Severus. Es gefällt mir nicht, dass Voldemort ihn noch immer in der Hand hat. Irgendwas wird da noch kommen. Alexandra, ich würde mit dir gerne etwas besprechen. Später. Nach dem Abendessen. Und, Sirius“, der Animagus sah auf, „sorge bitte dafür, dass Harry und Hermione hierüber schweigen.“

Dann ging der alte Zauberer.
 

***
 

Mirabelle ging nur widerstrebend Richtung Raum der Wünsche. Sie wusste, dass dort ihre Eltern auf sie warteten und sie war sich nicht sicher, ob sie sie wiedersehen wollte.

Auf dem Weg dahin begegnete sie der neuen Professorin.

„Professor“, begrüßt sie diese und Professor Nouveau blieb stehen. Ein seltenes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie sah Mirabelle direkt an.

„Wie geht es dir?“, fragte sie. Die Jüngere sah unsicher zu Boden.

„Ich weiß nicht. Hier fühle ich mich sicher. Wo warst du?“

„In einem anderen Land. Es tut mir leid, dass ich nicht da war, als du und deine Schwester mich gebraucht habt. Aber ich bin froh, dass ihr auf mich gehört habt. Hier in Hogwarts seid ihr sicher.“

Mirabelle verzog das Gesicht. Sie war skeptisch, sie zweifelte. Kopfschüttelnd fragte sie: „Und für wie lange, Nelly?“

„Kleines“, seufzte die Ältere und zog sie in ihren Arm. „Du bist hier sicher, weil es hier viele Menschen gibt, die sich um dich sorgen. Hier sind dein Urgroßvater und deine Eltern. Und wie ich sehe, hast du auch Freunde gefunden, unter denen sogar Berühmtheiten sind. Und dieser Smith“, vielsagend sah sie Mirabelle in die Augen. „Der ist doch ganz süß.“ Sie zwinkerte mit einem Auge und Mirabelle wurde leicht rot. Sie machte sich aus der Umarmung los und sah mit gemischten Gefühlen den Gang entlang, an deren Ende die Tür war, hinter der ihre Eltern und ihr Onkel warteten.

„Ich weiß nicht, was ich ihnen sagen soll“, begann sie. „Du und Jo waren mir eher Eltern als sie.“

Die Professorin sah sie ernst an, als sie sagte: „Meine Aufgabe von deinem Großvater Istave war es, dich und deine Schwester zu beschützen, bis sie es wieder können. Jetzt sind sie wieder da.“

„Aber“, begann Mirabelle und sah die Ältere traurig an.

„Aber was? Ich bin doch nicht aus der Welt. Ich bin doch hier, oder? Ich habe alles getan, um hier zu sein. Ich werde dich nicht im Stich lassen, ich beschütze dich und deine Schwester mit meinem Leben, das habe ich geschworen, egal welches Opfer dafür zu bringen ist. Dafür bin ich auf dieser Welt.“ Sie gab dem Mädchen einen Kuss auf die Stirn und schob sie dann Richtung Tür.

Mirabelle ging zögerlich. Sie dachte über die Worte nach. Es stimmte schon. Professor Nouveau, oder wie sie sie nannte, Nelly, war hier. Aber doch auch nur durch einen Zufall. Sie hätte die Stelle nie bekommen, wenn Professor Sinistra nicht ermordet worden wäre.

Mirabelle blieb plötzlich stehen und wirbelte herum. Sie starte Nelly nach, deren Schatten gerade hinter einer Ecke verschwand.

War es wirklich Zufall gewesen? Das glaube die Rawenclaw nicht. Nicht mehr, wo sie sich erinnerte, ihre Ziehmutter schon einmal beim Morden beobachtete zu haben.

Nelly ging buchstäblich über Leichen, wenn es um die Kinder der Lestranges ging.

Nun wollte Mirabelle doch so schnell wie möglich in den Raum der Wünsche.
 

Sonntag, 1. Februar 1998
 

„McNair.“

Todd holte tief Luft. Es schien, als erwachte er aus einem Traum, doch irgendwas hielt ihn noch fest. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch es gelang ihm nicht. Die Stimme, leise und drängend, hallte in seinem Kopf wider, als sie abermals seinen Namen rief.

„Todd Alistor McNair.“

Es war unangenehm und er wollte die Stimme abschütteln, sich abwenden, doch es ging nicht.

„Sieh mich an!“, verlangte es nun und Todds Augenlider schlugen wie von selber auf, sodass er in das Antlitz seines Herren starrte.

Die roten Pupillen waren unangenehm nah. Todd fokussierte und konnte den Dunklen nun genauer erkennen. Dann realisierte er, dass er sich nicht bewegen konnte. Er kniete auf dem kalten Stein, was nicht ungewöhnlich war, doch seine Knie schienen mit den Marmorplatten verschmolzen zu sein.

„Du verbirgst etwas vor mir, Todd.“

Todd wollte widersprechen, doch sein Mund war verschlossen, die Lippen klebten aufeinander. Er hob eine Hand und seine Augen weiteten sich vor Schreck, als er seinen Mund nicht fühlte. Er war schlicht nicht da.

Voldemort lächelte kalt, als Todds Entsetzen bis in die Augen kletterte. Die Spitze von Voldemorts Zauberstab senkte sich auf die Mitte der Stirn von Todd und dieser wurde weiß vor Todesangst. Er war nicht mehr fähig sich zu rühren, die Hände lagen schlaff auf dem kalten Stein und der Kopf sackte nach hinten.

Voldemort murmelte einen versförmigen Zauberspruch. Dann hob er langsam den Zauberstab und ein silberner Faden hing an dessen Ende und schien aus Todds Kopf zu kommen. Dieser wirkte wie in Trance und Pettigrew sah ängstlich zu dem am Boden Knienden hinüber.

Immer mehr Erinnerungsfäden holte Voldemort hervor und ließ sie in eine Flasche gleiten. Zehn, zwölf Mal, dann verkorkte er das Gefäß und starrte hinein.

Mit der Hand holte er einen Faden an die Glaswand. Sie folgten, als wären sie magnetisch. Er betrachtete mal diesen, mal jenen, doch offenbar war keiner dabei, der ihn interessierte.

Todd erwachte aus dem Dämmerzustand. Sein Mund war wieder frei und auch die Knie konnte er wieder bewegen.

Doch er rührte sich nicht. Irgendwie verstand er nicht, was er hier tat und warum der Dunkle so interessiert in das Glas schaute.

Voldemort wollte die Flasche schon zurückstellen, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte.

„Sieh an“, sagte er. Er warf einen abfälligen Blick zu Todd. „Das hat dich also abgelenkt. Ein kleines rothaariges Mädchen?“

Todd runzelte die Stirn.

Ein rothaariges Mädchen, dachte er. Wer soll das sein?

„Steh auf!“, wurde ihm befohlen und Todd erhob sich. Voldemort kam näher, betrachtete sein Opfer genauer und sagte: „Ab jetzt wirst du dich nicht mehr ablenken lassen. Du weißt, was du zu tun hast. Wenn du den Aufenthaltsort von Flint nicht preisgeben willst, dann bring ihn her.“

„Ja, Mylord“, erwiderte Todd mechanisch.

Der Dunkle winkte Todd hinaus und der drehte sich um und ging. Er hörte noch, wie die Glasflasche auf dem Marmorboden zerschellte. Die Erinnerungsfäden wanden sich wie sterbenden Würmer in der Pfütze, dann zerschmolzen sie und Todds Erinnerungen an Ginny gingen mit den anderen geraubten Momenten aus seinem Leben verloren.
 

Montag, 2. Februar 1998
 

„So verrückt finde ich das gar nicht“, sagte Ron und ging weiter in den Raum der Wünsche hinein. „Echt Wahnsinn. Ich wusste ja, dass er alles hervorbringt, was man brauchte, aber es sieht täuschend echt aus. Ich sage dir, jeden Moment wird meine Mom dort hineinkommen.“ Er deutete mit dem Finger zu der Treppe, die im Fuchsbau in die erste Etage führte, hier jedoch an einer Wand endete.

Pancy lachte leise und ging dort hin, wo der Kamin war. Sie schaute hinein, doch natürlich konnte sie keinen Schornstein ausmachen.

Hinter ihr ließ Ron sich auf die Couch fallen und legte beide Füße auf den niedrigen Tisch.

„Das dürfte ich niemals. Mom würde ausflippen“, grinste er und Pancy wandte sich um. Sie warf einen skeptischen Blick auf die Schuhe auf dem Tisch, dann in Rons Gesicht, der augenblicklich die Füße vom Tisch nahm. Sie kam hinüber und setzte sich mit etwas Abstand neben ihn. Er lag nun halb in den Polstern. Einen Arm hatte er auf der Rücklehne, den andere auf der Armlehne abgestützt und dort seinen Kopf gebettet. Er sah Pancy von der Seite an und fragte: „Was beschäftigt dich, das du so verkrampft da sitzt?“

Pancy sah ihn verwirrt an. Er hatte eine seltsame Haltung, die eher an einen Slytherin erinnerte und auch der Satz passte irgendwie nicht, doch folgte sie der Aufforderung seiner winkenden Hand und rückte näher, bis sie in seinen Armen lag.

„Das erinnert mich an Silvester“, sagte sie und stützte ihr Kinn auf seine Brust, dass sie ihn ansehen konnte. Er schielte zu ihr hinunter und nickte.

Sie drehte ihren Kopf wieder und lag mit ihrem Ohr nun direkt über seinem Herz. Eine Weile lauschte sie dem Puls und fragte sich, warum der so ruhig war. Ihrer raste, sie spürte es deutlich. Wie als wollte sie es genauer prüfen, legte sie eine Hand neben ihren Kopf.

Sein Puls war vollkommen ruhig.

„Ron“, sagte sie und bekam nur ein „Mhmm“, von ihm.

„Wieso bist du so ruhig?“

„Wieso sollte ich nicht?“, fragte er. Er sah in die Flammen in den Kamin und Pancy folgte dem Blick und sagte dann:

„Das ist nicht richtig. Du bist so ruhig, als wäre es vollkommen normal, dass wir hier so eng umschlungen vor uns hin dösen.“

Er richtete sich etwas auf und sie zwangsläufig auch. Er sah sie an und Pancy schluckte. Irgendwas kam jetzt und sie fürchtete fast weiter zu denken, da legte er eine Hand an ihre Wange und zog sie näher zu sich. Pancy riss die Augen auf.
 

Schwer atmend war sie aufgewacht, hatte die Augen aufgerissen und musste erst einmal sortieren, was in ihrem Kopf herumschwirrte. Doch atmete sie schließlich auf.

Sie hatte geträumt.

Sie hatte doch gewusst, dass etwas seltsam an diesem Ron war.

Sie schob sich wieder tiefer unter die Decke und rollte sich zur Seite und irgendwie bedauerte sie, dass sie nun alleine war. Immerhin wusste sie auch aus der Realität, wie es war, neben Ron aufzuwachen.

Oh nicht doch, schimpfte sie sich selber. Jetzt wo du Draco endlich aus dem Kopf hast, hat sich dort jemand anderes eingenistet?

Oder dachte sie nicht mehr so oft an Draco, weil sich dort jemand anderes eingenistet hatte?

Pancy schlief wieder ein, doch die Traumfetzen wurden nur noch verwirrender.
 

***
 

„Sie hat wieder schlecht geträumt“, flüsterte Tracy gerade und Millicent sah zu der Freundin hinüber. Pancy erhob sich und schrak vor ihrem Spiegelbild zurück.

„Was hast du letzte Nacht gemacht?“, fragte Mill sie und Pancy seufzte.

„Ein Alptraum“, vermutete Daphne, die durch den Schlafsaal lief und ihre Sachen zusammen suchte.

Pancy runzelte die Stirn. War es wirklich ein Alptraum gewesen, oder vielleicht doch ein Wunschtraum?

Sie würde es herausfinden und zwar jetzt gleich. Ein weiteres Mal würde sie ein Martyrium wie mit Draco nicht durchstehen. Lieber wollte sie, dass Ron sie gleich auslachte.

Sie zog sich schnell an und lief zur Großen Halle hoch, doch der Schulsprecher war noch nicht da. Also lief Pancy weiter hinauf zu den Gryffindors. Gerade vor dem Portrait der Fetten Dame angekommen, traten Hermione, Harry und Ron heraus.

„Was ist passiert?“, fragte Ron sofort alarmiert. Auch die anderen beiden sahen fast nervös zu der Schulsprecherin, als erwarteten sie, dass sie verkündete, Voldemort würde im Eingang stehen.

„Keine Sorge, nichts Schlimmes“, beruhigte sie die drei und merkte, wie diese aufatmeten. Sie wandte sich an Ron und fragte: „Kann ich kurz mit dir reden?“

„Klar“, zuckte er mit den Schultern und Pancy fasste seine Hand, um ihn mitzuziehen.

Reden war jetzt nicht ganz, was sie wollte und dafür wollte sie nicht auf dem Gang sein.

Hermione und Harry sahen sich verwundert an und starrten dann beide auf die ineinander verschlungenen Hände.

„Noch ein Überläufer“, murmelte Harry und Hermione verstand. Leicht entrüstet stieß sie ihm in die Seite. Sah dann aber nachdenklich den Schulsprechern hinterher, die in einem Raum verschwanden und fragte dann: „Denkst du?“

Harry wandte sich zum Gehen und Herm folgte ihm.

„Sie will mit ihm reden?“ Er sah sie vieldeutig an. „Wie viel Zeit verbringst du denn mit Malfoy mit reden?“

Hermione grinste nur, sagte aber nichts.

„Alle Gryffindors werden infiltriert“, murmelte Harry, doch es klang eher belustigt als verärgert.

„Sag das mal Parvati, die ist ganz blass seit Silvester.“

„Und was ist mit Ginny los?“, fragte Harry und Hermione sah ihn verblüfft an.

„Ist es dir auch aufgefallen? Sie ist ständig abwesend. Sirius hat erzählt, dass sie im letzten Unterricht sich fast selber auf den Krankenflügel gebracht hätte, nur weil sie sich nicht konzentrieren konnte.“

„Noch ein Slytherin?“, fragte sich Harry. Sie waren vor der Großen Halle angekommen. Hermione wiegte den Kopf.

„Ginny hat einen Hang zu Jungs, die gefährlich leben.“

Harry sah sie von der Seite an. Er wusste, auf was sie hinauswollte, doch behielt er seine Antwort für sich, denn Hermione würde nun ohnehin nicht mehr zuhören. Draco kam um die Ecke und das Mädchen musste ihn nicht erst sehen, um zu wissen, dass er in der Nähe war.

Harry drehte ab und begab sich zum Frühstück.

Allein.

Unfassbar, seine besten Freunde vergnügten sich mit Slytherins und er saß alleine hier und futterte sein Müsli.

Sein Blick fiel auf Ginny, die vor einem vollen Teller saß, aber keinen Bissen aß.
 

***
 

„Der Raum der Wünsche“, stellte Ron fest und Pancy sah sich um und war irgendwie erleichtert, dass kein Möbelstück drin stand.

Ron sah sie abwartend an, als sie sich ihm wieder zuwandte.

Sie schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln, denn was sie jetzt fragen würde, war mehr als ungewöhnlich.

„Würdest du mich küssen?“, sprudelte es aus ihr heraus und Ron sah sie weiterhin stumm an.

„Es mag dir jetzt verrückt erscheinen“, begann sie und Ron nickte: „Etwas seltsam, ja.“

„Aber ich kann schon nicht mehr schlafen und ich muss etwas wissen.“

Ron wartete noch immer und Pancy fuhr fort: „In letzter Zeit träume ich ständig, von … uns und irgendwie wache ich immer in dem Moment auf, wenn du ...“ Pancy stockte.

Was tat sie denn eigentlich hier?

War sie jetzt vollkommen irre?

Litt sie dermaßen unter Schlafentzug?

Sie wollte erneut zu einer Erklärung ansetzen, doch Ron wehrte lachend ab: „Schon gut.“

Er trat einen Schritt näher zu ihr heran. Warum er ihrer Bitte nachkam, wusste er selber nicht so genau. Es war ja nicht so, dass er noch nie ein Mädchen geküsst hätte und mit Pancy hatte er auch schon sein Bett geteilt.

Sollte sie doch ihren ruhigen Schlaf wieder haben, wenn er ihr dabei helfen konnte, dann war das doch gut, oder nicht?

„Sicher?“, fragte er leise und sie sah ihn entschlossen an und nickte. Er verharrte kurz und musste dann lachen. „Tut mir Leid, du siehst aus, als wolltest du in die Schlacht ziehen“, entschuldigte er sich und trat einen Schritt zurück. Pancy war fast beleidigt, dann lachte sie aber auch.

„Ich werde mir einen Schlaftrank holen“, sagte sie und zwang sich zu einem ungezwungenen Lachen. „Du musst mich für verrückt halten.“

„Ich halte dich für total durchgeknallt, aber du bist auch eine Slytherin, ihr seid verrückt.“

„Ach, ihr etwa nicht?“, entrüstete sich Pancy, lachte aber weiter, diesmal nicht erzwungen.

Nach einer Weile hatten sie sich soweit beruhigt, dass sie halbwegs normal Luft bekamen. Ron sah auf seine Uhr.

„Das Frühstück ist vorbei. Gehen wir zum Unterricht. Sirius startet heute die Duelle und ich will dich verlieren sehen“, grinste Ron und Pancy hob stolz, aber ebenso grinsend den Kopf.

„Du mich? Wohl kaum. Ich hoffe, ich darf gegen dich antreten und dann wirst du weinend am Boden sitzen, Ronald.“

Er beugte sich zu ihr hinüber und sah sie kritisch musternd an. „Das glaubst du doch selber nicht?“, sagte er und sie beugte sich ebenfalls vor und sagte:

„Doch!“

Einen Moment funkelten sie sich spielerisch ernst an, als Ron plötzlich sagte: „Wir sind verrückt“, ihr Gesicht umfing und sie küsste.

Pancy war vollkommen überrumpelt. Im ersten Moment wollte sie ihn wegschieben, hatte ihre Hand schon auf seine Brust gelegt, doch stemmte sie sich nicht dagegen, sondern schlang ihren anderen Arm um seinen Hals.

Sein Puls raste wie ihrer.
 

***
 

Sirius sah sich in der Runde um und stutzte.

„Wo sind Miss Parkinson und Mister Weasley?“ Die Schüler sahen sich um und zuckten mit den Schultern. Harry sah zu Sirius, der wohl erwartete, dass er es wusste, aber er wusste es nicht.

Weder Ron noch Pancy waren beim Frühstück aufgetaucht.

Immerhin Hermione hatte noch eine halbe Minute gehabt, um irgendwas in sich hineinzustopfen, bevor sie um Unterricht gehetzt war.

„Krank?“

„Die Schulsprecher hatten irgendwas zu besprechen“, begann Hermione. „Vielleicht wurden sie aufgehalten.“

Sirius nickte kurz und begann dann seinen Unterricht.

Das Thema war ‚Duell’. Und die die meisten freuten sich darauf. Einige jedoch auch nicht.

Sirius stellte scheinbar zufällige Paare zusammen und beginnen taten Susan und Vincent.

„Arme Susan“, wisperte Morag einer Rawenclaw namens Su Li aus ihrem Haus zu, die nickte.

Am Ende stellte sich heraus, dass man Vincent bedauern musste. Er mochte der bessere Schwarzmagier sein, doch schwarze Magie war in diesen Räumen nicht erlaubt.

Harry trat gegen Theodor an, was halbwegs ausgeglichen war. Aber irgendwie hatte man das Gefühl, als würde man einer Show zusehen. Sie wussten ja nicht, dass die beiden mit Zacharias und Mirabelle im ‚Raum der Wünsche’ übten.

Sirius jedoch hatte ein ganz anderes Interesse daran zu wissen, welchen Stand Harrys Fähigkeiten im Zaubern hatten. Er hatte mit Dumbledore schon darüber geredet und der hatte eingewilligt, dass Harry extra Stunden bekam.

Es war Alexandra, die einen weiteren Lehrer ins Spiel bracht, was Sirius nicht passte, Albus aber für eine gute Idee hielt, darum hatte Sirius dann abgewinkt.

Nun jedoch stellte er fest, dass Harry Unterricht brauchte. Er mochte der Beste in der Klasse sein, aber er war nicht gut genug, um Voldemort herauszufordern.

Dass Harry seine neuen Fähigkeiten nicht zeigen konnte, ahnte der Animagus nicht, denn diese beschränkten sich ausschließlich auf schwarze Magie.

Inzwischen traf er sich mit Lucius und Francis zwei Mal im Monat, um zu üben und da er den beiden Älteren davon erzählt hatte, dass er auch mit Theodor, was Francis unglaublich stolz machte, und Zacharias, ja sogar der kleinen Lestrange übte, hatten die beiden ihre Übungen so geändert, dass sie die Fehler, die sich eingeschlichen hatten, ausbesserten.

Harry war sehr gut geworden, aber auch die Death Eater waren der Meinung, noch nicht gut genug. Ihm fehlte die Übung, die Voldemort hatte.

Und Erfahrung, die auch Voldemort besaß.

Theodor und Harry beendeten ihre Übungsduelle gerade und Hermione und Draco nahmen einander gegenüber Aufstellung, als die Tür aufgerissen wurde.

„’tschuldigung“, keuchte Ron völlig außer Atem. Pancy ging es nicht besser. Auch sie rang nach Luft. Die Schulsprecher atmeten tief ein und kamen herein.

Die ganze Klasse verfolgte die beiden mit den Augen. Sie wollten sich ganz im Hintergrund halten, doch Sirius winkte sie heran.

„Hermione und Draco werden gerne warten“, begann er und die beiden gingen wieder zurück in die Klasse. „Zeigt doch mal, was ihr könnte.“

Pancy und Ron sahen sich kurz an und traten vor, sie nahmen Aufstellung und wollten gerade anfangen, als Lisa fragte: „Wieso ist dein Umhang verkehrt herum, Ron?“

Der Zauberer ließ seinen Arm sinken und sah an sich hinunter. Ob er ihm deshalb so kurz vorgekommen war?

„Und seit wann bist du ’ne Gryffindor?“ Lavenders Finger zeigte auf den großen Rot-Gelben Löwen, der auf Pancys Umhang prangte.

Pancys Wangen röteten sich leicht, sie zog den Umhang schnell aus und Ron tat das gleich. Sie tauschten hastig und machten sich wieder bereit.

„Immerhin waren es nur die Umhänge“, flüsterte Blaise leise und Zacharias nickte: „Ron hätte in Pancys Rock auch komisch ausgesehen.“

Da schossen zwei Flüche auf den Hufflepuff zu und Sirius schluckte das Grinsen hinunter und trat ernst vor.

„Die anderen sind nicht an dem Duell beteiligt. Bitte konzentriert euch nur auf euch beide.“

„Das dürfte ihnen nicht schwer fallen“, spottete Theodor leise und Harry musste grinsen, er konnte nicht anders, auch wenn ihm der Freund leid tat. Andererseits war er selber schuld, oder nicht?

Er sah zu Hermione und nickte und sie formte tonlos: „Infiltriert.“ Harry sah weiter zu Draco, der den wortlosen Austausch bemerkt hatte, dann konzentrierten sich alle auf das Duell.
 

***
 

Draco hielt Hermione auf und zog sie in eine dunkle Nische, wo sie niemand sah.

„Sag mal“, flüsterte er leise. „Kann es sein, dass Potter von uns weiß?“

„Ja.“

„Wie lange?“

„Sehr lange“, wich Hermione aus. Draco dachte kurz darüber nach, küsste dann seine Freundin und ging wieder.
 

Dienstag, 3. Februar 1998
 

Das Mal auf Severus’ Unterarm brannte. Wütend sah er auf dieses hinab. Morrîgan legte ihre kühle Hand darüber, doch das machte es nicht besser.

„Er ruft euch“, sagte sie leise. Severus nickte. „Ich muss zurück.“

„Aber Antonin sagte doch …“

„Er wird ihn umbringen, wenn ihm keiner hilft. Kommst du mit, oder bleibst du hier?“

Morrîgan sah ihn aus großen grünen Augen an und sagte: „Ich folge dir, egal wohin du gehst.“

Er nickte, fasste sie bei der Hand und zog sie mit sich.

Todd, der die beiden entdeckt hatte, als er aus einem Laden gekommen war, sah ihnen einen Moment verwundert nach. Da auch sein Unterarm in Flammen zu stehen schien, brauchte er nicht den Teesatz zu bemühen, um zu erraten, wohin die beiden wollten.

Er setzte sich über Antonins Befehl hinweg, nicht eher zurückzukommen, bis man ihn holte und machte sich auf nach England, nach Little Hamilton, zu dem Haus von Voldemort, wohin man sie rief.
 

***
 

Die Tür schwang zurück, als Severus vor ihr stehen blieb, um anzuklopfen. Morrîgan war wieder ein Rabe. Sie würde im Schutze von Severus’ wehender Robe in das Zimmer gelangen und solange Nargini satt war, bestanden auch gute Chancen, dass sie unentdeckt blieb.

Severus’ Blick fing sofort die leblos scheinende Gestalt von Antonin ein, die zusammengekrümmt auf dem Boden lag.

Voldemort stand leicht darüber gebeugt und sein Zauberstab zielte auf den Zauberer am Boden.

„Ich glaube dir nicht“, zischte der Dunkle und wollte erneut einen Fluch sprechen, als er innehielt und Severus mit dem Blick regelrecht durchbohrte.

„Du bist spät, Severus. Was hat dich aufgehalten?“

„Der Atlantik, Mylord. Ich war in Amerika.“

Voldemort richtete sich auf und musterte Severus genauer. War die Antwort eine Lüge gewesen? Oder machte man sich über ihn sogar lustig?

Severus’ Gesicht blieb ausdruckslos. Es schien ihm vollkommen ernst zu sein.

„Amerika“, wiederholte er. „Wieso?“

„Um McNair zu überwachen“, gab Severus ernst zurück.

„Er ist nicht in Amerika“, sagte Voldemort, doch damit beließ er es auch.

Er wandte sich von Antonin ab, der sich noch immer nicht rührte.

Severus’ Blick schweifte zu den Gesichtern der Anwesenden.

Jason sah aus, als würde er jeden Moment umkippen. Bellatrix und Rodolphus gaben sich unnahbar. Die Gesichter von Francis und Lucius konnte er nicht erkennen. Doch es gab einige, die fast schadenfroh zu Antonin hinüberblickten. Darunter Donovan und Everett.

Besonders bei dem letzten wallte eine Welle der Verachtung in Severus hoch.

Da stand der Mann, der seine eigene Schwester töten wollte.

„Verschwindet“, zischte der Dunkle und blickte dann zu Jason, als er nachsetzte.

„Du bleibst.“

Jason wurde erschreckend bleich. Walden wollte vortreten, doch Rodolphus zog ihn unauffällig am Ärmel mit sich.

Walter Crabbe und Antony Goyle nahmen Antonin mit sich. Auch Severus musste gehen. Er sah zu Morrîgan, die unbemerkt in einer dunklen Ecke sitzen geblieben war und offenbar auch bleiben wollte.

Und so schloss sich die Tür hinter Severus.

Vor dem Haus blieb er stehen und überlegte. Was sollte er tun?

Die meisten zogen sich augenblicklich zurück. Krochen zurück in die Löcher, aus denen sie gekommen waren. Bellatrix und Rodolphus verabschiedeten sich. Rabastan ging schweigend.

Antonin wurde von Walter und Antony zum Haus von Istave gebracht.
 

***
 

„Ich werde ihn umbringen“, rief Antaia in ihrer Wut und stürmte zur Tür.

Rodolphus schlang beide Arme um ihren Körper um sie festzuhalten. Er hob sie ein Stück vom Boden hoch und sie strampelte vor Wut mit den Beinen und schrie nun regelrecht:

„Lass mich los, Rodolphus.“

„Komm zur Vernunft, Antaia!“, fuhr Bellatrix dazwischen und Rodolphus ließ sie los. Wie eine Furie wirbelte diese herum und starrte die andere an.

„Zur Vernunft?“ Jetzt war sie hysterisch. „Mein Mann liegt da oben halb tot im Bett, weil dieser Wahnsinnige ausgetickt ist.“

„Und jetzt verlierst du deine Vernunft“, hielt Bella nicht minder leise dagegen. Sie hatte sich zwischen Antaia und die Haustür gestellt Denn das Haus war appariersicher, das war der einzige Weg hinaus. Antaia zielte auf Bella und beschwor: „Geh mir aus dem Weg, Lestrange. Sonst …“

Weiter kam sie nicht, denn sie sackte bewusstlos in sich zusammen.

Rodolphus fing sie auf und alle schauten die Treppe hinauf, von wo der Fluch kam.

„Wenn sie aufwacht“, keuchte Antonin außer Atem. „Sagt ihr, mir geht es gut.“

Er hatte Mühe sich aufrecht zu halten. Schweiß strömte ihm aus allen Poren vor Anstrengung.

„Geh wieder ins Bett“, befahl Istave und Antonin fügte sich augenblicklich.

„Und ihr bringt Antaia hoch.“

Da traf Alexa mit den Zaubertränken ein. Timothy begleitete sie und nun bekam Bellatrix einen Tobsuchtsanfall.

„Wie kannst du einen Nott herbringen, Weib? Bist du von Sinnen?“

„Er wird nichts verraten“, rollte Alexa mit den Augen.

„Er ist ein Nott. Sein Vater ist der …“

„… treueste Anhänger, gleich nach Lucius, ich weiß“, beendete Alexa leicht genervt den Satz von Bella, während sie die Tränke bereitete.

Lauter als gewollt, knallte sie die Flaschen auf das Tablett und Wheely eilte damit hinauf zu seinem Herrn. Alexa drehte sich um und sah Bella fest in die Augen, als sie sagte: „Ich brauchte Hilfe und niemand braut besser als Tim. Ich vertraue ihm und das sollte dir genug sein.“

Timothy sah Bellatrix aus großen, unschuldigen Augen an und diese gab es auf. Absatz

„Wenn der Junge ein Wort sagt“, begann sie.

„Das wird er nicht.“
 

***
 

Todd hatte genug gesehen. Er war nicht in das Haus gegangen. Was brachte es, sich jetzt auch noch foltern oder gar töten zu lassen? Er stand etwas abseits an einem der Bäume und hatte durch die Fenster in den Raum geblickt.

Eine ihm unbekannte Hexe hatte Jason gerettet. Sein Bruder war in Sicherheit. Für Antonin konnte er jetzt nichts mehr tun.

Er schwang sich auf seinen Besen und flog nach Hause. Dort zog er sich warme Kleidung an, holte einen zweiten Zauberstab hervor und streifte sich feuerfeste Drachenlederhandschuhe über. Es wurde Zeit, dass er seinen Auftrag endlich zu Ende brachte.

Er würde Marcus Flint ausliefern und hoffen, dass das den Dunklen milde stimmen würde. Sein Blick fiel auf die Glaskugel, die eine Erinnerung enthielt, die er nicht mehr kannte. Er hatte sich die Bilder oft angesehen, aber verstand nicht, was sie bedeuteten. Er glaubte, dort ein Double von sich zu erkennen und ein rothaariges Mädchen, dessen Gesicht etwas in ihm auslöste, doch das Gefühl war nicht zu fassen und so hatte er sie irgendwann in die hinterste Ecke des Tisches geschoben.

Dann machte er sich nach Rumänien auf.

Diesmal würde Jason ihm nicht folgen, das wusste er. Und auch Antonin und Severus waren beschäftigt.

Jetzt musste er nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten.
 

Mittwoch, 4. Februar 1998
 

Als Charlie sein Zelt betrat, blieb er kurz stehen und sah sich um. Auf dem großen Bett saß Marcus und schien zu rätseln. Der Jüngere hatte nicht einmal aufgesehen und fragte nun: „Muggelfahrzeug mit vier Buchstaben?“

„Auto.“

Marcus setzte den Stift auf das Papier und schrieb. Dann hob er doch den Blick und grinste über das ganze Gesicht. „Ich habe es gelöst“, verkündete er, schlug die Zeitung zu und stand nun doch auf.

„Du bist früh zurück, Schatz“, spottete er und ging an Charlie vorbei ins angrenzende Bad. Dieser Raum war der einzige, der aus Stein gebaut war.

Früh? Charlie sah zu der Uhr, die Molly ihm für den Kamin geschenkt hatte. Er war länger als sonst draußen gewesen. Charlie konnte Marcus durchaus verstehen. Dieser saß hier praktisch fest und das nun schon seit eine Wochen. Seufzend ging er zu dem Bett hinüber und angelte sich die Zeitschrift, in der Marcus bis eben gerätselt hatte. Er strich sie sorgfältig glatt und ging weiter zu dem Zeitungsstapel, um sie wieder an ihren Platz zu legen. Sinnlos. Die waren alle heillos durcheinander. Nun ließ Charlie seinen Blick schweifen und stellte fest, dass Marcus sein ganzes Leben auf den Kopf stellte, doch seltsamerweise störte es ihn gar nicht.

Es war ein sehr geräumiges Zelt. Im Längsmaß gut fünf Meter und quer fast sieben. Aber für jemand, der hier Tag und Nacht verbrachte, eben doch zu klein. Er musste leicht lächeln, als er nun Marcus’ Tagesablauf nachvollzog. Der Jüngere war aufgestanden und dann als erstes ins Bad gelaufen. Auf dem Weg dorthin lag dessen Schlafshirt über einem Stuhl. Dann war er Richtung Küchenecke gelaufen, das Handtuch markierte den Weg, und hatte sich dort Kaffee gemacht. Mit der Tasse war er dann zu dem Stapel Zeitungen gelaufen. Die stand noch immer auf dem Tisch, nahe dem Stapel, und hatte sämtliche Nummern heillos durcheinander gebracht. Der Stapel stand auch leicht schief und Charlie legte die Zeitung oben auf. Von dort war Marcus dann wohl wieder zum Bett gelaufen.

Warum allerdings sein eigenes Shirt, das er morgens sorgfältig unter das Kissen gepackt hatte, nun zerknittert auf diesem lag, konnte Charlie sich nicht erklären. Er faltete den Stoff wieder zusammen und legte ihn zurück.

Da hörte er eine helle Stimme draußen vor dem Zelt und schrak leicht zusammen. Anne kam offenbar herangelaufen und würde jeden Moment herein gestürmt kommen. Charlie hob rasch seinen Zauberstab und löste sämtliche Flüche und Abwehrzauber, die er auf das Zelt gelegt hatte, die kleine Anne würde sonst einen ernsthaften Schaden davontragen. Da öffnete sich auch schon der Eingang. Charlie hatte noch schnell eine Warnung an Marcus loswerden können und das kleine Mädchen stand vor ihm.

„Onkel Charlie!“, rief sie und kam in die ausgebreiteten Arme des Zauberers gerannt. Dieser hob sie mit Schwung hoch und fragte: „Bist du gewachsen?“

„Ja“, nickte die Kleine mit ernstem Gesicht und dann zerriss ein lauter Knall hinter ihm die Stille.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: *gähn* Ich bin müde.
 

Blue: Du hörst JETZT!!! Auf?!
 

Saturn Ähm… ja. Wieso?
 

Blue: *Fassungslos auf das offene Ende deut* Da!
 

Saturn: Ja? Da? Da scheint wohl jemand appariert zu sein, hat ja laut genug geknallt und das offene Ende ist doch mal wieder ein böser Hinweis, dass es niemand mit guten Absichten ist. *diabolisch grins*
 

Blue: Severus! Tu was!
 

Sev: *gähn* Ich bin müde.
 

Saturn: *schnurr* Sicher?
 

Sev: *starrt Saturn an* Ja. *unsicher wird*
 

Saturn: Das ist aber schade.
 

Sev: Blue! Tu was! Halt sie mir vom Leib!
 

Blue: *demonstrativ gähn* Weißt du, ich bin auch müde.
 

Sev: *Blue anfleh* Und wenn ich dir verrate, wie es weitergeht?
 

Blue: *misstrauisch guck* Und du kennst die Fortsetzung weil?
 

Sev: Die redet im Schlaf.
 

Blue: *Augenbrauen hochzieh* Ach.
 

Saturn: Eh? Woher weißt du das?
 

Blue: Ja, woher? *das ganz genau wissen will*
 

Sev: *hatte vor, Saturn im Schlaf zu ersticken, die hatte sich jedoch im Schlaf gewehrt* Tja. *Erklärungsnot*
 

Gleda: *spaziert an dem Bildschirm vorbei, hält inne* Nächstes Kapitel heißt „Ein überraschendes Bündnis.“

Ein Brief für Harry und Theodor

Kapitel einunddreißig – Ein Brief für Harry und Theodor
 

In der Redaktion:
 

angel 90: *in die Redaktion stiefel* *umseh*
 

angel 90: *ruf* Hallo Saturn!
 

Saturn: *unter dem Tisch vorkrabbel* Ja?
 

angel90: *Blinzel* *verwirrt ist* Was macht sie da unter dem Tisch?
 

Blue: *schultern zuck* Wer weiß das schon. Was gibt es denn?
 

Angel90: Ähm… ah ja! *räusper* Ich hab mir gedacht, ich komm mal zu dir in die Redaktion und frage nach, wie weit das nächste Kapitel von "der Furcht folgt die Hoffnung" ist und wann es endlich rauskommt? Ich bin sicher, ich bin nicht die einzige, die schon sehnsüchtig auf das nächste Kapitel wartet... *zur Meute deut* *die draußen steht*
 

Saturn: Aha. *Staub vom Kleid klopf und sich aufrichte*
 

angel90: Oder hat Severus sich davon gemacht und deswegen braucht das Kapitel so lange?

*umschau*
 

Sev: Ha! Als würde ich von hier flüchten können. *auf die Bewachung schau*
 

Bewachung: *grins*
 

angel90: Na dann…
 

Saturn: …hier ist es.
 

Redaktion to be continued
 

Donnerstag, 5. Februar 1998
 

Nach so vielen Jahren war Charlie Weasley wieder in Hogwarts, wenn auch nicht als Schüler, sondern eher als Gast und eigentlich sollte neben ihm seine Kollegin und gute Freundin Mary Sue sitzen. Mit eben dieser war er ja auch angereist, so hatte er zumindest gedacht.

Doch statt der Hexe saß dort ein Zauberer, Death Eater, derzeitiger Mitbewohner, ehemaliger Mitschüler und Gegner im Quidditchspiel und irgendwie jetzt Freund.

„Wie kommst du hierher?“, beendete Charlie seinen Satz und starrte Marcus an, der noch immer grinste und an dem Glas Milch nippte. Er verzog das Gesicht.

„Ist ja eklig“, murmelte er und murmelte einen kleinen Zaubererspruch, der Charlie verdächtig unbekannt, und daher sicher schwarzmagisch, war. Das Glas überzog sich kurz mit Eiskristallen, dann kostete Marcus erneut und nickte zufrieden.

„Jetzt ist sie richtig temperiert. Milch, die wärmer als kalt ist, ist ungenießbar“, erklärte er Charlie, als hätte es die „Wie-Frage“ gar nicht gegeben.

„Du müsstest dich jetzt mal sehen“, grinste Marcus und Charlie wiederholte seine Frage, nun etwas ungeduldiger.

Der andere rollte mit den Augen und sagte:

„Ist doch offensichtlich. Ich bin mit dir durch das Tor hinein und ich wette, Dumbledore hat es genau gewusst, sonst hätte er uns sicher zwei Wohnungen gegeben. Nicht dass ich was …“

„Wo ist Mary Sue?“, unterbrach Charlie ihn und Marcus seufzte.

„Na, wo wohl? Im Camp. Sie sitzt in unserem Zelt und ist für eine Weile ich, während ich sie bin.“

Charlie seufzte und seine Anspannung ließ sichtlich nach. Wieso nur überraschte es ihn eigentlich nicht, Marcus hier zu sehen.

„Wo hattet ihr so schnell Vielsafttrank her?“

„Mir war langweilig“, war die einzige Erklärung, die Charlie bekam.

Eine Weile schwiegen sie und starrten in die Flammen, als Marcus fragte:

„Können wir ein bisschen hierbleiben?“

Charlie zuckte mit den Schultern. „Warum nicht?“ Sollte Mary Sue sich ruhig ein paar Tage verstecken müssen, dafür, dass sie sich mit Marcus verbündet und ihn so schändlich hintergangen hatte.
 

Samstag, 7. Februar 1998
 

„Ob es sehr auffallen wird, wenn Mary Sue für Slytherin jubelt?“, fragte Marcus, als er sich in die schwarze Robe zwängte. Bevor er die Knöpfe schließen konnte, musste er den Vielsafttrank trinken, sonst würde sie nicht passen. Oben rum würde sie fast passen, doch um die Taille war die Hexe um einiges schlanker als Marcus.

„Da man sie hier nicht kennt, denke ich, nicht. Wenn jemand fragt, sagen wir einfach, du jubelst für Slytherin, weil du den Sucher so anziehend findest.“

Marcus legte den Kopf schief. „Ist das nicht Draco?“

„Soweit ich weiß“, kam es dumpf aus einem Pullover, den Charlie sich gerade über den Kopf zog. Er sah zu Marcus hinüber, der breit grinste:

„So abwegig ist die Ausrede noch nicht mal.“

Ein Schuh traf ihn am Kopf und empört sah er zu Charlie hinüber, der sagte:

„Verwandle dich endlich, du Spinner. Das Spiel fängt sonst ohne uns an.“

Marcus lächelte in sich hinein. Eifersüchtig?
 

***
 

„Es ist kaum zu glauben. Draco Malfoy ist zurück und scheint besser in Form zu sein als alle anderen. Ich würde ja zu gerne wissen, was sein Geheimnis ist. Ob da wohl eine Frau ihre Finger im Spiel, oder besser an ihm …“

„Blaise!“, wurde dieser für alle hörbar von McGonagall unterbrochen und ein naiv fragender Slytherin antwortete: „Ja, Professor?“

„Bitte bleiben Sie sachlich.“

„Das bin ich doch immer, Professor.“

Eine Hand legte sich über das Mikro, doch verhinderte nicht die Übertragung der Diskussion, die da weitergeführt wurde.

„Bedenken Sie, es sind Minderjährige anwesend und die können mit ihren Anspielungen nicht umgehen.“

„Sind Sie da sicher, Professor? Die heutige Jugend ist da schon sehr viel reifer als zu Ihrer Zeit.“

Nun war ein seltsames Knacken zu hören, gefolgt von einem Rascheln und dann schallte Alexas Stimme über das Feld.

Harry grinste, als er sagte: „Da ist Zabini wohl doch etwas weit gegangen.“

Zacharias nickte und zupfte an seinem Kostüm herum.

„Sei vorsichtig, sonst zerreißt es“, warnte Mirabelle und hob einen überdimensionalen Löwenkopf hoch, um ihn Zacharias aufzusetzen. Der verzog das Gesicht.

„Muss das sein?“, moserte er und sowohl Harry als auch Theodor nickten mit schadenfrohem Grinsen. „Verloren ist verloren. Und Wettschulden sind Ehrenschulden“, gaben sie synchron von sich. Zacharias stöhnte genervt.

Blaise kam auf die Spieler zu. Er schien verstimmt und murmelte Beschimpfungen vor sich hin.

„Frigide, alte Jungfer“, zischte er.

„Wer?“, kam es dumpf unter dem Löwenkopf hervor.

„Mc-Ich-bin-`ne-Jungfrau-Gonagall.“

„Und hier kommen die Spieler!“, unterbrach Alexandra Blaises Gemoser und der protestierende Zacharias wurde von Mirabelle aufs Spiel geschuppst.

„Und kräftig jubeln“, erinnerte sie ihn.

„Wie niederträchtig von dir, Belle, mir so in den Rücken zu fallen“, zischte dieser und die Rawenclaw zwitscherte: „Ich habe dich auch lieb“ und gab dem Löwen einen Kuss auf die Fellwange.

Theodor und Harry sahen sich vielsagend an. Zacharias wurde rot, doch das sah keiner unter seinem Löwenkopf. Nur das Stolpern verriet seine Verwirrung etwas, doch das konnte man auch auf das ungewohnte Kostüm schieben.

Das Spiel selber verlief fast unspektakulär. Die Slytherins gewannen.

Nicht jedoch weil Draco schneller, gewitzter oder wendiger war. Entgegen Blaises Begeisterung war er noch immer etwas angeschlagen. Die Schlangen gewannen, weil Harry eben Harry war.

Der Junge, der überlebte.

Der Junge mit dem Helfersyndrom, wie so manch ein Slytherin abfällig bemerkt hatte.

Wenn man diesmal auch nicht darüber lachte, sondern eher mit einem Aufatmen den Satz murmelte.

Eine halbe Stunde nach Spielbeginn war Folgendes passiert.
 

Harry hatte den Schnatz schon fast erreicht. Er hatte seine Hand ausgestreckt und strebte zielsicher auf den kleinen Ball zu. Dass er ihn wieder einmal vor Draco entdeckt hatte, war nicht überraschend. Der Gryffindor schien ein Gespür für das goldene Ding zu haben.

Draco war ihm jedoch dicht auf den Fersen. Nur weil er den Schnatz einen Bruchteil nach Harry gesehen hatte, hieß es ja nicht, dass er als Sucher nichts taugt. Ganz im Gegenteil. Harry war aufgefallen, dass Draco konzentrierter war als beim letzten Spiel.

Harry wusste, warum. Doch natürlich würde er nichts dagegen sagen, wie kam er denn dazu? Die Slytherins schienen ohnehin die Gryffindors mehr und mehr zu faszinieren. Ihm war auch durchaus aufgefallen, dass Ron in letzter Zeit auffällig oft mit Pancy anzutreffen war und zählte er selber nicht Theodor inzwischen zu seinen Freunden?

Irgendwie hatten die Schüler die Sache mit der Feindschaft zwischen den Häusern vergessen. Vielleicht war es aber auch einfach nur die Angst vor dem, was vor den Toren Hogwarts’ war, die sie zusammenrücken ließ.
 

Aus dem Augenwinkel nun bemerkte Harry also Draco, der ebenso verbissen versuchte den Schnatz zu fangen. Beide hatten ihre Hand ausgestreckt und wollten danach greifen und beide rasten in einem Atem raubenden Tempo auf einen der Zuschauertürme zu.

Nur am Rande bemerkte Harry, dass es der von Rawenclaw war.

Kurz dachte er an Laureen.

Dann war der Schnatz auch schon wieder weg und sowohl er als auch Draco fluchten leise.

Harry schielte zu dem Slytherin hinüber und drehte dann ab.

Er hielt weiter Ausschau und flog an den Zuschauertürmen lang. In der Menge machte er Hermione aus, die offenbar zwischen ihm und Draco hin und her gerissen war, doch letztendlich würde der Patriotismus für Gryffindor über die Verliebtheit siegen. Er sah zu Laureen, die ihm zuwinkte und in dem Moment tauchte der Schnatz zum zweiten Mal auf.

Harry beugte sich vor, da war Draco schon wieder auf Besenlänge heran. Beide rasten auf den Rawenclawturm zu. Die Zuschauer wichen erschrocken zurück und da passierte es.

In dem Gedränge wurde Laureen an den Rand geschoben, verlor das Gleichgewicht und kippte über das Geländer.

Ein Aufschrei ging durch die Reihen und einige Raben versuchten die Hand der Schülerin zu greifen, doch die Handschuhe gaben nach und Laureen fiel. Ehe einer der Lehrer etwas tun konnte, ließ Harry den Schnatz Schnatz sein, jagte dem Mädchen hinterher und fing sie auf, ehe sie den Boden berührte.

Draco verfolgte das Geschehen einen Moment verblüfft, als etwas seine Sicht versperrte. Er schlug danach, seine Finger bogen sich automatisch um das Gebilde und er hatte den Schnatz gefangen.

Das bemerkte er jedoch zunächst nicht, er landete auf dem Rasen, wo bereits einige der Schüler standen und Laureen von Professor Flitwick auf mögliche Verletzungen geprüft wurde. Vorsichtshalber sollte sie auf den Krankenflügel. Harry begleitete sie. Schon aus Tradition, wie er lachend erklärte, schließlich lag er nach einem Spiel öfter im Krankenflügel, als dass er unverletzt vom Rasen ging.

Die Schüler atmeten auf.

Das war noch mal gut gegangen. Dann pfiff Hooch und erklärte Slytherin zum Sieger, als sie Dracos Hand mit dem Schnatz in die Höhe hielt und er da erst realisierte, dass er den kleinen goldenen Ball gefangen hatte.

Man begab sich gut gelaunt zum Schulhaus zurück. Es würde bald Kaffee und Kuchen geben.
 

„Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich freue mich nicht, dass mein Haus gewonnen hat“, sagte Pancy gutgelaunt, als sie zu Ron aufschloss. Der Hüter der geschlagenen Mannschaft sah zu ihr hinunter und sie fuhr fort:

„Aber es tut mir trotzdem leid, dass du verloren hast. Du hast gut gespielt. Theodor und Eric hatten ein paar fiese Quaffel für dich.“

Ron fuhr sich durch seine kurzen Haare und gab nur ein „Mhmm“ zur Antwort

„Ihr hättet gewonnen, aber dann wäre Laureen jetzt ernsthaft verletzt. Im besten Fall.“

Ron grinste und schüttelte leicht den Kopf.

„Ich mache Harry doch gar keinen Vorwurf.“

„Gut gespielt, kleiner Bruder“, lachte Charlie und holte Ron ein. Dieser grinste und wandte sich um. Neben Charlie ging eine ihm unbekannte Hexe.

„Sehr nett, nun auch mir guten Tag zu sagen, Charlie“, tadelte er seinen großen Bruder.

„Ich wollte dich doch nicht in deinem Lerneifer stören“, gab der Ältere zurück.

„Wer sind Sie?“, mischte sich nun Pancy ein und meinte damit Mary Sue.

„Eine Arbeitskollegin von Charlie und du?“

„Pancy, die …“, die Hexe hielt kurz inne, sah zu Ron hinüber und setzte nach: „Kollegin von Ron, sozusagen. Ich bin die Schulsprecherin.“

„Wirklich, ich gratuliere.“ Mary Sue lächelte anerkennend und schob Pancy dann mit sich, wusste sie doch, dass Charlie mit Ron ein paar Worte unter vier Augen wechseln wollte.

Im Grunde nichts aufregendes, nur sollte Ron ein Auge auf Ginny haben, der große Bruder machte sich nicht umsonst Sorgen um die Schwester, aber er wollte nicht, dass allzu viele von der ganzen Sache erfuhren.

„Das mit den Häusern finde ich unglaublich interessant“, schwatzte Mary Sue weiter. „Du bist also bei den grün-silbernen?“ Die Hexe deutete damit auf den Schal.

„Slytherin“, erklärte Pancy. „Unser Hauswappen ist eine Schlange. Ron gehört zu den Gryffindors und deren Wappentier ist ein Löwe.“

„Und wer sind die anderen?“, fragte Mary Sue weiter und Pancy überlegte kurz, ehe sie verstand.

„Dann gibt es noch die Raben das sind die Rawenclaws und die Dachse, das sind die Hufflepuffs.“

„Und jeder hat seinen Gemeinschaftsraum, richtig? Charlie hat mal ein bisschen was erzählt.“

„Ja, das stimmt. Wir haben unseren im Keller. Die Gryffindors sind im Turm. Aber eigentlich ist das mit den Häusern bei weitem nicht mehr so dramatisch wie in den jüngeren Klassen. Ich meine, es können die besten Freunde aus völlig unterschiedlichen Häusern kommen.“

„So wie du und Ron?“, lächelte Mary Sue und Pancy stockte kurz. Sie runzelte die Stirn und nickte langsam

„Ja, so wie ich und Ron.“

Sie drehte sich zu diesem um und er sah sie in dem Moment auch gerade an. Sie lächelte zögerlich und wandte sich schnell wieder ab.

„Diese Weasleys haben doch etwas faszinierendes, oder?“, fragte Mary Sue leise. Pancy antwortete nicht, sie dachte darüber nach.
 

***
 

„Was gibt es, Sirius?“, fragte Harry, ehe er die Tür zum Büro seines Patenonkels geschlossen hatte. Der Jüngere grinste dann und sagte: „Oder besser, Professor Black.“

„Sirius ist schon in Ordnung“, kam es trocken zurück und Harry erkannte, dass Ärger in der Luft lag.

„Ich habe das eben mit einer Eule geschickt bekommen.“ Sirius erhob sich und kam auf Harry zu. In der Hand hielt er ein Schreiben, das mit ‚Professor Dolohov’ unterzeichnet war.

„Eule ist etwas übertrieben, oder? Sie wohnt auf der anderen Seite des Ganges“, murmelte Harry, doch Sirius zischte: „Ja! Eule!!“

Der Jüngere hob die Augenbrauen. Sah ja fast so aus, als hätte sein Playboy-in-Jugendtagen-Patenonkel Beziehungsprobleme. Harry setzte schon zu einem leichten Seitenhieb an, unterließ es dann aber doch auszusprechen, was er dachte, als er die dunkle Wolke über Sirius’ Kopf sah.

„Da…“, wies Harry den Älteren auf das Gebilde aus Wasserdampf hin und Sirius wedelte die Wolke ärgerlich fort.

„Du wolltest einen Mitschüler ernsthaft und vorsätzlich verletzen, Harry. Wo ist deine Vorbildfunktion geblieben?“

„Es ist doch nichts passiert“, ereiferte sich Harry und verfluchte Alexandra innerlich als Petze.

„Ein Nott? Harry, bist du wahnsinnig? Haben die Death Eater dich nicht schon genug im Visier? Was glaubst du, wäre passiert, wenn du Theodor ernsthaft verletzt hättest. Weißt du, wer hier dann aufgetaucht wäre?“

„Ich rate mal blind. Mister Nott?“, kam es schnodderig als Antwort und Harry zuckte zusammen, als Sirius auf den Tisch schlug.

„Das ist nicht witzig, Harry. Du solltest dir immer bewusst sein, wie gefährlich die Väter deiner Freunde sind.“

Harry erinnerte sich an die letzte Begegnung mit Francis und Lucius. Das Training war heftig gewesen. Die beiden Death Eater hatten ihm nichts geschenkt. Andererseits hatte er sie auch nicht provozieren dürfen.

„Nott und sein engster Verbündeter Malfoy senior sind nach Voldemort deine schlimmsten Feinde. Treuer als die beiden kriecht niemand im Staub.“

Den letzten Satz hatte Sirius eher zu sich gesagt, doch Harry hörte ihn dennoch.

Im Staub waren sie tatsächlich gekrochen, doch nur, weil Francis einen Ring verloren hatte, den er Lilien schenken wollte. Harry hatte das Bild noch immer vor Augen, als er das letzte Mal gekommen war. Er hatte sich ein Lachen und eine Bemerkung bezüglich des Alters nicht verkneifen können. Das darauffolgende Training war unfair gewesen. Andererseits sollte er auf einen Kampf mit Voldemort vorbereitet werden und war der fair?

Reumütig sah Harry nun zu Boden.

„Tut mir leid, kommt nie wieder vor“, sagte er. Er sah auf und Sirius’ Wut sank in sich zusammen. Wie sollte man einem Jungen mit diesem Hundeblick böse sein können.

„Schon gut. Du verträgst dich doch jetzt wieder mit Theodor. Ich glaube, der kann einen Freund jetzt gebrauchen. Alexandra hat auch an seine Familie geschrieben.“

Harry verzog verstehend das Gesicht. Er hatte sich mit Theodor längst vertragen. Schließlich war er ja auch nicht auf ihn, sondern auf dessen Vater sauer gewesen.

„Kann ich gehen?“, fragte er und Sirius winkte ihn hinaus.

Der Animagus warf das Pergament ins Feuer und zischte verärgert: „Mit einer Eule geschickt.“

Harry schloss leise die Tür, dann suchte er Theodor. Er wollte den Slytherin wenigstens warnen, bevor ein Brief von Francis ankam. Doch die Warnung kam zu spät.

Ein aufgelöster Theodor rannte ihn fast um, als er in die siebente Etage eilte.

„Wohin?“, fragte Harry und erblickte da den Heuler in der Hand des anderen.

„Raum der Wünsche“, antwortete Zacharias stattdessen. „Heuler, Vater, böse Sache“, fasste er noch zusammen.

Die drei stürmten die Treppe hinauf, doch der Brief war abgeneigt zu warten, bis er in einem abgeschiedenen Raum war, er riss sich aus der Hand von Theodor los, explodierte und gab preis, was auf ihm geschrieben war, mitten auf dem Gang und zur Mittagszeit, als sämtliche Schüler auf dem Weg irgendwohin waren.

Theodor und die anderen blieben abrupt stehen.

„So ein verfluchter Mist“, zischte er, da ertönte auch schon die Stimme von Francis.
 

„Theodor Francis Maria Nott!“
 

„Maria“, fragten Harry und Zacharias gleichzeitig.

„Schnauze“, bellte Theodor.

Timothy und die Patilzwillinge kamen gerade auf die drei zu, als der Squib verblüfft anhielt, sobald die Stimme durchs Schulhaus dröhnte.

„Das ist ja Vater“, murmelte er und ging zu seinem Bruder, der nun sprachlos die Tirade über sich ergehen ließ, die nun folgte.
 

Habe ich dich so erzogen? Dass du dein Talent an so einem dahergelaufenen Gryffindor verschwendest?
 

„Meint der mich?“, fragte Harry leicht fassungslos.
 

Dieser Potter-Junge kann nicht mal Tee richtig zubereiten und DU riskierst deswegen von der Schule verwiesen zu werden?
 

Harry war sprachlos. War ja klar, dass man ihm irgendwann aufs Butterbrot schmierte, dass er den Tee länger als laut Packungsanweisung ziehen ließ. Ob nun zwei oder zwanzig Minuten, Francis sollte sich nicht so haben.
 

Deine Mutter und ich sind sehr enttäuscht von dir, Theodor.
 

Kurz war Stille und der Slytherin atmete schon auf, als es weiter ging:
 

Ich korrigiere mich. Ich bin sehr enttäuscht von dir. Deine Mutter lässt dich grüßen und versichert dir, sie hat dich lieb wie du bist. Ich grüße deinen Bruder. Er wird sicher hier irgendwo sein.
 

Damit löste sich der Brief in Luft auf und Theodor atmete aus. Die Schüler, die bis dahin mit angehaltenem Atem erstarrt waren, flüchteten nun in ihre Räume. Der Gang war bald leer.

„Typisch Vater“, murmelte Timothy und ging ebenfalls. Theodor setzte eine Schmollmiene auf und verschränkte die Arme. Ja, typisch Dad, dachte er. Macht ein Riesenfass auf wegen gar nichts.

„Wenn es dich tröstet, Sirius hat sich so ähnlich angehört“, sagte Harry, doch Theodor wedelte verärgert mit der Hand und ging ebenfalls zum Essen.
 

***
 

„Pancy, wer ist das?“, fragte Daniel Green, ein Slytherin und Jäger der Mannschaft, als er aus den Duschräumen kam und eine ihm Fremde im Gemeinschaftsraum der Slytherins antraf.

Mary Sue wandte den leuchtenden Blick von den Wänden ab und blickte zu dem Zauberer.

„Sie ist Gast und wollte den Gemeinschaftsraum sehen“, gab Pancy zurück und der Jüngere flippte aus.

„Und da schleppst du die hier rein? Bist du verrückt? Offenbar verbringst du zu viel Zeit mit diesem Gryffindor!“

„Vorsicht, Green“, sagte da Draco und der Jüngere wandte sich um.

„Was? Ich habe doch Recht? Sie könnte ein Spion sein.“

„Sie ist mit Charlie Weasley auf Einladung von Dumbledore hier.“

„Weasley, natürlich. Kaum sagt dieser Volltrottel etwas, schon schaltest du dein Hirn ab, und so was ist unsere Schul …“, der Rest ging unter, denn Daniel traf ein seltsamer Fluch.

Pancy steckte ihren Zauberstab wieder weg und das sympathische Lächeln von Mary Sue war einer dünnen Linie gewichen.

Daniel war fassungslos. Anklagend hob er seinen Finger, doch ehe er ein Wort herausbekam, sagte Draco mit sachlichen Ton: „Du wirst kein weiteres Wort verlieren über das, was eben passiert ist. Das hast du dir selber zuzuschreiben. Nicht jeder, der fremd ist, ist ein potentieller Feind, Green.“

„Und das von dir, Malfoy?“, fragte Daniel ungläubig.

Er sah sich in der Runde um, keiner widersprach Draco. Entweder aus Angst oder weil sie derselben Meinung waren. Der Jüngere fühlte sich verraten und machte sich davon.

„Danke, Draco“, flüsterte Pancy leise, der zuckte wegwerfend mit den Schultern. Für ihn war die Angelegenheit schon vergessen.

Mary Sue, oder besser Marcus, legte nachdenklich den Kopf schief.

Irgendwie hat Draco sich verändert, dachte der ehemalige Slytherin. Die Gruppe zerstreute sich und nur wenige der Slytherins waren im Gemeinschaftsraum, als die Tür sich öffnete und sich hinter einem Snape ein wütender Charlie vordrängelte.

„Bist du irre?“, rief er und ging auf Mary Sue los. Er stoppte sich selber und sagte: „Was frage ich das eigentlich, das hast du schon mehr als einmal bewiesen!“

„Mister Weasley, mäßigen Sie Ihren Ton in Gegenwart einer Dame“, wies Snape ihn zurecht und Charlie schnaubte verächtlich: „Von wegen Dame!“

Severus hob eine Augenbraue, kam jedoch nicht dazu zu fragen, da just in dem Moment auch Sirius hereinrauschte.

„Severus?“, fragte er lediglich und maß den anderen mit einem Blick, der sagte: Du hast hier nichts zu suchen. Dies ist mein Revier.

„Es wird mir ja wohl erlaubt sein, in MEINEM Haus nach dem Rechten zu sehen“, sagte Severus.

„Im Moment obliegt es meiner Aufgabe, nach dem Rechten zu sehen. Du solltest längst auf deiner Wanderschaft sein. Und nimm deinen Kanarienvogel mit, die Federn liegen im ganzen Haus verteilt.“

„Mein Kanarienvogel hat mehr Verstand in einer ihrer verlorenen Federn als du im ganzen Kopf. Also schlag ich vor, dass du sie aufsammelst und davon profitierst.“

„Was geht hier vor?“, fragte Mary Sue flüsternd und Pancy erklärte:

„Das ist unser Hauslehrer Professor Snape, der zurzeit von Professor Black vertreten wird.“

„Wieso vertreten?“ Marcus verstand es nicht, aber zu detailliert konnte er nicht fragen, ohne zu verraten, wie viel er wirklich wusste.

„Bis vor Kurzem war Professor Snape nicht da. Ich …“ Pancy stockte und starrte Mary Sue an. Ein Schreckensschrei blieb ihr im Hals stecken und auch die anderen erstarren. Stille legte sich in den Raum und Mary Sue alias Marcus hatte eine ganz böse Ahnung.

Er sah zu Charlie, der bleich geworden war.

Dann blickte er an sich hinunter und die Ahnung wurde zur Gewissheit. Er war nicht länger Mary Sue. Die Verwandlung war aufgehoben.

„Hast du vergessen …“, begann Charlie, doch Marcus fiel ihm ins Wort: „Nein, ich habe noch eine halbe Stunde.“

„Verwandlungszauber?“, fragte Sirius und Severus erwiderte genervt: „Vielsafttrank.“

„Aber wenn noch Zeit ist … War es wohl nicht genug.“

Severus schnaubte verächtlich: „Typisch Gryffindor. Keine Ahnung von Zaubertränken.“ Er sah dabei zu Sirius und ohne Zweifel hatte er diesen gemeint.

„Wenn der Vielsafttrank vor der Zeit seine Wirkung verliert, gibt es nur eine Erklärung, die Person, in die man sich verwandelt hat, lebt nicht mehr.“

„Mary Sue“, keuchte Marcus erschrocken. „Wir müssen zurück.“

Charlie nickte und beide waren schon auf halben Weg zur Tür, als Severus und Sirius sich ihnen in den Weg stellten.

„Nein. Sie bleiben. Beide.“

„Was?“, schrie Charlie und wollte an Sirius vorbei, doch der hielt ihm am Arm fest und sagte eindringlich: „Das kann auch eine Falle sein. Wenn es wirklich so ist, wie Severus sagt, könnt ihr dieser Mary Sue nicht mehr helfen.“

Charlies Anspannung ließ etwas nach. Er sackte regelrecht in sich zusammen und auch Marcus erkannte die Wahrheit in den Worten.
 

***
 

In der Redaktion:
 

Saturn: Mal wieder acht Seiten geschrieben und nix erzählt.
 

Blue: *mäkel* Na, eher gute sieben Seiten. Ist ganz schön kurz dein Kap.
 

Saturn: *Schultern zuck* Und wenn schon. Also, sieht so aus als wäre Mary Sue hinüber. Buhu.
 

Blue: Da sind die armen Kinder ja Vollwaisen.
 

Saturn: Stimmt.
 

Sev: *verächtlich schnaub* War ja klar, dass du diese Grausamkeit nicht bemerkst.
 

Saturn: *ihn anblinzel* Das habe ich a~aalles von dir. Nun, sei es drum. Wir schreiten voran. Bald ist 1. April und da wird Hogwarts platt gemacht.
 

Blue: *Scheinwerfer auf Gleda richt* Ignorieren wir das vorerst. Gelda, dein Auftritt.
 

Gleda: *räusper* Das nächste Kapitel heißt: Darauf trinken wir! und beinhaltet das obligatorische Besäufnis.
 

Moonlily: *irritiert* Sollte es nicht eigentlich jetzt schon gewesen sein?
 

Blue: Ja, aber Saturn kam mal wieder ins Schwafeln.
 

Saturn: Ey!
 

Sev: *nick* und deshalb musste es verschoben werden. Vorerst möchte ich aber noch das Ende der obigen Szene lesen.
 

Saturn: Warum?
 

Moonlily: Weil er drin vorkommt?
 

Saturn: Aber nicht besonders gut bei weg. *breit grins* Sev wird ein Pantoffelheld.
 

Moonlily: Nein! Bitte nicht OOC werden.
 

Saturn: *seufz* Na gut. *zu Sev schleich* Apropos Held. Sev-Schätzchen?
 

Sev: *misstrauisch* WAS?!
 

Saturn: *grins*

Darauf trinken wir!

Kapitel dreiunddreißig – Darauf trinken wir!
 

Samstag, 7. Februar 1998
 

Weit weg in Rumänien brannte gerade ein Zelt nieder. Ein Heim und all seine Erinnerungen wurden in einem Feuerball vernichtet und mit ihm auch die Leiche, die dort lag und ihr Geheimnis preisgegeben hätte, wäre das Feuer nicht entfacht worden.

Wasilji Dimitrie sah seinen Chef an. Er verstand, warum dieser tatenlos zusah, während Charlies Zuhause nieder brannte, aber Mary Sues Leichnam war auch dort in der Asche. Die Köchin drückte Dorian, das Jüngste von Mary Sue, an sich, während ihr Tränen über die Wangen rannen. Anna hatte ihr Gesicht in die Robe von der kleinen Frau gedrückt. Die Hand von Charlies Chef ruhte tröstend auf ihrem Kopf, doch welchen Trost konnte es schon geben, wenn die Mutter tot war? Ermordet und nun verbrannt.

Als die letzten Rauchschwaden aufstiegen, ging die Sonne auf und auch die letzten legten sich zu Bett, um von der lähmenden Fassungslosigkeit in einen ruhelosen Schlaf zu sinken.

Mit dem Gestank des Rauches legte sich eine betäubende Stille über das Drachenlager, die irgendwie nie wieder gänzlich weichen würde.
 

Sonntag, 8. Februar 1998
 

Dumbledore saß nachdenklich in seinem Sessel. Snape war nun endgültig nach Hogwarts zurückgekehrt. Die Suche nach Noelle war vorerst eingestellt.

Am nächsten Tag würde Severus Alexa ablösen und seinen alten Job wieder antreten. Und die Schüler weinten Professorin Dolohov nach. Auch Sirius blieb nicht länger Hauslehrer von Slytherin, darauf hatte Severus mehr bestanden als auf den Unterricht für Zaubertränke, da der Unterricht, wie Severus sagte, wenigstens in fähigen Händen lag, was bei der Erziehung seiner Schützlinge ganz und gar nicht der Fall war.

„Wer weiß, ob der seelische Schaden je wieder zu beheben ist“, soll er gegrummelt haben. Dennoch behielt Sirius sein persönliches Zimmer im Kerker, das für zwei Personen zu klein war. Severus bezog eine Wohnung mit einem zusätzlichen Zimmer für den Raben. Denn dass diese eigentlich ein Animagus war, wussten noch immer wenige. Morrîgan nahm es mit Humor, Severus sagte gar nichts dazu, was entweder Zustimmung oder Groll war. Dumbledore wusste es nicht so genau und hatte auch wenig Lust, das genauer zu ergründen.

Dies alles war vor wenigen Minuten besprochen worden und nun saß der Direktor in seinem Stuhl hinter seinem Schreibtisch und man sah ihm seine Jahre mehr als deutlich an. Ein Schnabelpicken gegen die Scheiben der Fenster ließ ihn aufsehen. Vor dem Fenster saß eine Eule und Dumbledore ließ sie ein. Es war ein Brief. Es enthielt das gesammelte Wissen des Lagerchefs und seiner zwei Vertrauten.

Mary Sue war tot aufgefunden worden. Ein Todesfluch hatte sie frontal und mit Wucht getroffen. Zuvor musste es zu einem kurzen Handgemenge gekommen sein. Der Leichnam war in sich zusammengesunken, mit Stoff bedeckt in der Ecke hinter dem Bett entdeckt worden, grad so, als hätte sie eine Druckwelle dorthin befördert und die Decken vom Bett mit sich gerissen. Wasilij, der sie gefunden hatte, war sich nicht sicher, ob der Mörder überhaupt wusste, dass es nicht Marcus war, der dort ermordet unter den Roben und Decken gelegen hatte. Er selbst hatte zuerst nur einen Haufen Stoff gesehen, unter dem lediglich eine Hand herausschaute. In der zu einer Faust geballten Hand hatte er einen Ring gefunden und diesen seinem Chef übergeben. Auch dieser stimmt ihm dabei zu, dass der Mörder wahrscheinlich gar nicht wusste, wen er wirklich ermordet hatte. Die Unruhe im Lager, aufgeschreckt vom Schrei der Sterbenden, hatte ihn zur Flucht angetrieben. Er dürfte kaum die Zeit gehabt haben, erst noch nachzusehen, ob sie tot war, um anschließend wieder die Decken drüber zu türmen und den Ring, der ihn als Täter entlarvte, zurücklassen.

So war es auch der Ältere, der veranlasste, Charlies Heim niederzubrennen. Den Ring schob er in seine Robentasche und auch ein paar Schriften aus Charlies Bibliothek wurden zusammen geschnürt und nach Hogwarts geschickt.

Und während der Rauch, wie er steif und fest behauptete, die Tränen in die Augen trieb, war auch das zuständige Ministerium eingetroffen. Das Ministerium konnte nichts mehr ausrichten und sie fanden auch nichts als einen Haufen Asche. Offiziell war das Feuer von einem geistesgestörten Magier gelegt worden, der anschließend flüchtete.

Dumbledore schüttelte den Ring aus dem Brief und betrachtete sich ihn genauer. Er seufzte und murmelte leise, was er dort als Gravur las. „T. McNair.“
 

***
 

Charlie schnürte ein Paket auf, das ein Steinadler gebracht hatte. Das Tier war riesig, jedoch bedurfte es auch eines kräftigen Tieres, um die Fracht sicher in die Gemäuer der Schule zu bringen. Es enthielt mehrere Bücher und abgeschriebene Dokumente. Einige waren von ihm selber, andere waren ihm unbekannt. Er vermutete richtig, dass die von Marcus waren, der durch Mary Sue und Wasilij Kontakt nach außen gehabt hatte.

Als er sie nun durchsah, bemerkte er überrascht, dass sie stets von einer Frau namens Fortuna handelten, die zur Zeit, da Hogwarts gegründet worden war, gelebt haben musste.

Er las etwas von einem Schutzzauber und allerlei anderer seltsamer Schamanenkünste. Es schien eher Muggellektüre zu sein, was Charlie noch mehr ins Grübeln brachte, vor allem, als sich ein dünnes Heftchen tatsächlich als ein solches herausstellte. Er packte alles in eines der Regale, er würde seinem Freund mal auf den Zahn fühlen, was das zu bedeuten hatte.

Dann erst nahm er den Brief von seinem Chef zur Hand, in dem lediglich Ort und Zeit eines kleinen Treffens stand. Charlie musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass es sich dabei um die Trauerfeier für Mary Sue handeln würde. Eine Beerdigung, die offiziell nicht stattfand.
 

Montag, 9. Februar 1998
 

Alexa schloss leise die Tür. Die Stimmung im Schloss unter den Professoren war spürbar angespannt. Es klopfte und kurz darauf trat Severus ein.

„Du wolltest mich sprechen“, kam er ohne Umschweife zum Thema. Der Rabe flog von seiner Schulter und machte es sich auf der Kommode von Alexandra bequem. Neugierig beäugte das Tier den Schmuck.

Alexa ließ sich in einem Sessel nieder und bot Severus an, ihr gegenüber Platz zu nehmen.

„Was hältst du von Blaise Zabini als Zaubertrankschüler?“

Severus dachte kurz nach, bevor er antwortete.

„Er ist ein exzellenter Brauer. Er könnte selbst Miss Granger überholen, würde er sorgsamer arbeiten.“

Alexa nickte: „Den Eindruck habe ich auch. Und ich frage mich, ob das Unvermögen wirklich echt ist. Seine Tränke sind stets verdorben, aber immer so, dass nichts Ernsthaftes passiert. Nimmt man zum Beispiel Finnigan oder Longbottom, deren Tränke regelmäßig explodieren, oder die Kessel schmelzen lassen, sind die Tränke von Zabini, wenn auch unbrauchbar, harmlos wie Wasser. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bei jedem Trank gelingt, genau die Komponente zu treffen, die zwischen einer Katastrophe und einem Missgeschick entscheidet.“

Severus nickte und Alexa fuhr fort. Sie holte während sie sprach mehrere Pergamente hervor und reichte sie Severus.

„Ich habe Zabinis Tränke nachgebraut und auch etwas variiert. Der Junge ist brillant und würde man nicht selber experimentieren, würde man auch nicht drauf kommen. Ich bin davon überzeugt“, Alexa machte eine Pause und wartete, bis Severus aufsah, „dass Blaise Zabini es locker mit Timothy Nott und Hermione Granger aufnehmen kann. Er will sein Talent vertuschen, wenn ich auch nicht weiß, wieso.“

Severus rollte das Papier sorgsam zusammen, ohne einen Blick darauf geworfen zu haben.

„Hast du Mrs Nehelennia Zabini einmal kennen gelernt?“, fragte er, erwartete aber keine Antwort, sondern fuhr fort: „Mr Goyle ist Ehemann Nummer acht.“

Alexa hob überrascht die Augenbrauen. Acht Ehemänner war wahrhaft viel, bedachte man, dass Blaise’ Mutter gerade sechsundvierzig war.

„Mit dem ersten war sie ein Jahr verheiratet, bevor er sie verließ und nie wieder gesehen wurde. Nummer zwei wurde vom Ministerium ermordet. Offiziell war es ein Unfall, aber Nehalennia pflegte damals tiefen Hass auf die Weißmagier. Das war 1980 kurz nach Blaise’ Geburt. Ihr Gesamtbild änderte sich mit Ehemann Nummer drei, mit dem sie zwei Jahre zusammen war, bevor dieser von einem Schwarzmagier ermordet wurde. Das war 1982.“

Alexa nickte und murmelte: „Ihre Witwentrauer hielt nicht lange, oder?“

„Nie mehr als wenige Wochen“, gab Severus trocken zurück und fuhr fort.

„Ehe Nummer vier wurde von der Hexe selbst annulliert, nachdem der Gatte nach vier Monaten Ehe 1983 nach Azkaban einflog und wohl heute noch da sitzt. Der fünfte starb 1987 bei einem Treppensturz mit gebrochenem Genick. Ein Trauma für den siebenjährigen Blaise. Er hatte zwei Tage neben der Leiche gewacht, bis seine Mutter nach Hause kam. Damals musste sie bei einem Prozess aussagen und ließ ihr Kind zurück, um es vor der Grausamkeit der Gerichte zu schützen, wie sie sagte. Es gab damals ein paar ungeklärte Fakten. So hatte Nummer fünf Spuren einer Art Schlaftrunk an seiner Robe. Ich selbst hatte damals versucht herauszufinden, welcher es war, aber konnte es nicht erschließen. Und auch fragte sich damals einer vom Ministerium, wie Nummer fünf überhaupt ins Straucheln gekommen war. Er musste über seine eigenen Beine gestolpert sein. Rückwärts. Blaise konnte uns nichts sagen.

Nummer sechs vergiftete sich selber bei einem Versuch, einen neuen Dünger herzustellen. Da war Blaise gerade bei seinen Großeltern. Von Nummer sieben weißt du sicher selber.“

Alexandra nickte. Wilson hatte sie selber gekannt. Er war Antonins Ausbilder gewesen. Er war 1993 an Herzversagen im Schlaf gestorben.

„Und nun also Goyle“, sagte sie und Severus nickte langsam.

„Wenn man das so hört, könnte man meinen, dass mindestens drei Ehemänner ermordet worden waren. Von einem Kind.“

Severus stand auf und warf die Pergamente von Alexa ins Feuer. „Es gibt keine Beweise und soweit ich weiß, ist Wilson herzkrank gewesen und hat sich sehr gut mit Blaise verstanden. Er hat versucht, ihm in Zaubertränke Nachhilfe zu geben, aber ich glaube, es war eher umgekehrt. Er hatte mir gegenüber mal erwähnt, wie verblüfft er über etwas war, das Blaise gebraut hatte. Bei Wilson bin ich mir sicher, dass er tatsächlich friedlich im Schlaf starb. Blaise war sehr mitgenommen von dem Tod gewesen, auch wenn er es versucht hatte zu verbergen. Bei den beiden anderen …“ Severus drehte sich zu Alexa um.

„Sagen wir, es ist höhere Gerechtigkeit gewesen.“

„Keine angenehmen Zeitgenossen“, vermutete Alexa und Severus gestatte sich ein halbes Lächeln.

„Das einzig Angenehme war das Geld, das sie in die Ehe mitbrachten.“

Das Feuer knisterte, doch sonst war nichts zu hören. Alexa klopfte mit den Fingern auf der Sessellehne. Sie dachte nach.

„Vielleicht“, begann sie schließlich, „ist es doch keine gute Idee, Blaise aus der Reserve zu locken und zuzugeben, dass er vorgibt zu sein, was er nicht ist.“

„Du vermutest, dass er zwei Stiefväter umgebracht hat. Es wäre töricht, ihn glauben zu lassen, dass wir ihn unterschätzen“, meldete sich da eine dritte Stimme zu Wort. Alexa wirbelte herum und starrte auf die Frau, die neben der Kommode stand.

Einen Moment brauchte sie, dann lachte sie auf. „Ich wusste es doch.“

Sie stand auf und ging bewundernd um Morrîgan herum. „Ist das denn erlaubt, unverheiratet ein Zimmer zu teilen?“

Nun sah sie viel sagend zu Severus, dessen Lippen eine schmale missbilligende Linie bildete. „Die drei werden morgen nachsitzen, da könnte man mit ihnen reden. Du könntest Hilfe brauchen“, ging er über die Anspielung hinweg.

„Was haben die drei angestellt?“, wollte Alexa wissen und Severus lächelte nun dünn.

Dann drehte er sich um und verließ den Raum.

Die beiden Hexen sahen ihm grinsend nach, bevor sie Platz nahmen.

„Ist es was Ernstes?“, fragte Alexa.

Morrîgan grinste noch immer, doch schüttelte sie den Kopf. „Nein, es ist eine Zweckgemeinschaft … gewesen. Nun ist es eher einseitig. Ich brauche ein Versteck und Albus fand, ich sollte weiter Severus’ Haustier spielen, solang, bis mein Bruder nicht länger … nach mir sucht.“

„Wohl eher, bis Everett tot ist“, korrigierte Alexandra.

„Dumbledore drückte es weniger endgültig aus, aber ja, so in etwa. Mein Mitbewohner hatte wenig Mitspracherecht, als es entschieden wurde.“

Alexa winkte ab. „Severus hätte sich dagegen aufgelehnt, wäre es wirklich für ihn inakzeptabel.“

Morrîgan nickte und erhob sich dann. „Ich werde mal mein Herrchen suchen.“

Alexa gluckste. Kaum war die Tür zu, zog sie ein weißes Blatt heraus.

Ja, sie konnte tatsächlich Hilfe brauchen. Hogwarts mochte von starken Schutzzaubern umgeben sein, doch war es nicht zu leugnen, dass es die letzte Bastion in England war, die Voldemort noch nicht eingenommen oder unterlaufen hatte. Und es lag mehr als deutlich auf der Hand, dass das lediglich eine Frage der Zeit war, auch wenn Alexandra nicht wusste, warum der Dunkle zögerte. Irgendwann in naher Zukunft war dieser Grund kein Hindernis mehr und da mussten sie bereit sein. Dank Antonins reicher Bibliothek hatte sie ein paar exzellente Tränke gefunden, aber wie gesagt, sie brauchte Hilfe, denn sie arbeitete gegen die Zeit.
 

Dienstag, 10. Februar 1998
 

In der Lestrangevilla war eine leicht gereizte Stimmung. Antaia machte sich Sorgen und Delia schlich durch das Haus, um niemanden zu stören. Antonin seufzte schwer und Istave sah sein Patenkind mitleidig an.

„Du schaffst das schon“, sagte er und Antonin schnitt eine Grimasse. „Es wird ein Spaß. So wie ein Aprilscherz“, versuchte er den Jüngeren aufzumuntern.

Antonin sagte gar nichts, sondern schloss nur den obersten Knopf seiner Robe.

„Sei nett“, bat Antaia.

„Bin ich immer“, sagte Antonin.

Dann ging er zur Haustür und schritt in die nasse Kälte von London hinaus.

Dann würde er mal die Familie Tonks aufsuchen.

Er wusste, dass Ted, seine Frau Andromeda und auch deren Tochter Nymphodora alle zu Hause waren.

Wenn er Pech hatte, würde sogar Remus da sein.
 

***
 

„Das ist doch voll unfair“, ereiferte sich Blaise. Er stand in der großen Halle von Hogwarts, es war Mittagszeit, und starrte wütend zu Snape, der ungerührt einen Suppenteller vom Boden zurück auf den Tisch beförderte.

„Ich war nicht mal in der Nähe vom Tisch!“, wetterte der Schüler weiter.

„Man muss nicht beim Tisch sein, um von dort einen Teller auf ein wehrloses Tier zu schleudern. Offenbar ist Professor Black recht nachlässig in seinen Lektionen über die Rücksichtnahme hilfloser Wesen.“

Der schwarze Rabe krächzte protestierend in Blaise’ Richtung und pickte dann ebenso protestierend gegen Severus’ Ohr.

Von wegen hilflos.

„Dieses Vieh war doch selber so blöd“, begann Blaise, stoppte jedoch, als ein: „vier Stunden, bravo, Mr Zabini. Melden Sie sich bei Professor Dolohov. Sie hat nun viel Zeit, um Ihr Nachsitzen zu überwachen.“

Alexandra hob überrascht den Kopf. Sie wollte schon widersprechen, als sie Severus’ Blick auffing und schwieg.

„Und Sie auch, Timothy Nott“, setzte Severus nach.

„Wieso?“

„Wegen Gaffens und in der Gegend rumstehens. Möglicherweise haben auch Sie den Teller geworfen. Wir wollen ja fair bleiben, nicht wahr?“

„Er ist nicht komisch, wenn er witzig sein will“, murmelte es hinter Snape und dieser wandte sich um. Sein Blick fiel auf das Trio aus Gryffindor.

Das war ja schon fast zu einfach.

„Haben Sie was gesagt, Miss Granger?“

„Nein“, behauptete diese.

„Wenden Sie sich an Zabini, um Ort und Zeit zu erfahren, und nun gehen Sie mir aus dem Weg.“

Fassungslos starrte die Schülerschaft von Hogwarts Snape nach. Ja, er war wieder da! Snape war in Höchstform. Die Willkür war zurück, und es hatte sich gezeigt, dass absolut jeder dieser erliegen konnte.
 

***
 

Lange nach Mittag stand Antonin vor der Tür des Hauses, was sein Ziel war. Er klopfte höflich an. Es wurde geöffnet und Antonin stellte fest, dass er tatsächlich Pech hatte.

„Was willst du?“, fragte Remus.

Super, dachte Antonin und fasste den Zauberstab fester.

„Deine Frau umbringen“, sagte er trocken, schob Remus beiseite, der seinen Zauberstab suchte, jedoch nicht schnell genug fand.

Anfänger, dachte Antonin. Und so was soll ein Gegner für die Death Eater sein? Er entwaffnete Remus schließlich.

Tonks’ Fluch wich er aus, dann war auch sie entwaffnet. Währenddessen schritt er weiter in den Raum durch die Tür ins Wohnzimmer. Dort fand er die Eltern.

Andromeda und Ted rührten keinen Finger, sondern sahen nur abwartend auf.

Alles klar, dachte Antonin, da wurde jemand schon ins Bild gesetzt.

„Narzissa?“, fragte er, doch Andromeda schüttelte den Kopf und sagte: „Bella.“

Antonin hob überrascht die Augenbrauen. Remus und Tonks blickten von ihren Eltern zu Antonin und dann sich an.

Sie verstanden kein Wort, als Antonin sich zu ihr umdrehte und sagte:

„Offiziell bist du ab heute tot.“

„Und wieso nicht auch real?“, fragte Tonks und Antonin lachte auf.

„Und ich soll mich mit deinen Tanten anlegen? Bist du irre? Die gehen bei mir zu Hause ein und aus. Nee, nee. Du suchst dir eine schöne Insel aus, die weit weg ist von England und bleibst dort, bis wir dich holen.“ Er sah zu Remus und setzte nach: „Und Wölfchen nimmst du mit.“ Damit kramte er in seiner Tasche und holte drei Flaschen hervor.

„Das sollte dich drei Monde über Wasser halten.“

Remus und Tonks starrten ihn fassungslos an und Antonin wedelte mit den Händen, als wollte er sie aus dem Zimmer scheuchen, während er sagte:

„Los, los, packt eure Sachen und dann weg hier.“

„Wer wird den Tod bezeugen?“, fragte Ted.

„Rodolphus. Er ist noch am glaubhaftesten.“

Die Eltern nickten und die beiden Kinder wankten davon. So wirklich verstanden sie noch immer nicht, aber da ihre Eltern offenbar eingeweiht waren, war es wohl schon in Ordnung.

Als Tonks sich verabschiedete, war Antonin schon wieder fort.

Die Jüngste hielt inne und fragte leise: „Sind Dolohov und Lestrange Verräter, Mom?“

Andromeda lächelte, drückte ihre Tochter an sich und sagte:

„Ich wünsche dir eine schönen Urlaub und lass auf keinen Fall was von dir hören.“

„Wir finden euch“, setzte Ted nach.

Dann schlugen die Flammen des Kamins über den Reisenden zusammen. Wohin sie gingen, wusste weder Ted noch Andromeda.
 

***
 

„Was ist los?“ Ginny hatte die Tür geschlossen, wie Charlie sie gebeten hatte und sah nun fast ängstlich zwischen ihm und Marcus hin und her.

„Du solltest dich setzen“, sagte Marcus. Sein Blick huschte kurz zur Seite und Ginny folgte diesem. Dort standen Sirius und Moody und sie runzelte die Stirn. Was ging hier vor?

„Was weißt du über Todd McNair?“, begann der Auror und Ginny setzte sich nun tatsächlich. Ihre Hand ergriff die von Marcus. Jetzt da sie wusste, dass der ehemalige Slytherin Mary Sue gespielt und sie in Schutz genommen hatte, war ihr Vertrauen zu dem Freund ihres Bruder fast genauso groß wie zu ihrem Bruder selbst. Und er war näher als Charlie.

„Nicht mehr als andere“, stotterte sie.

„Aha, und wie erklärst du dir dann das?“ Moody zog eine Glaskugel hervor und Ginny starrte auf das Bild, das in der Kugel zu sehen war. Charlie riss die Augen auf, Marcus murmelte nur: „Wou“ und Ginny senkte errötend den Blick.

„Woher haben Sie das?“, fragte sie leise.

„Wurde mir zugespielt. Ich war relativ entsetzt und ich frage mich, was deine Eltern dazu sagen würden.“

Würden? Würden bedeutete, noch wussten sie von nichts.

„Das war Silvester“, sagte Ginny nun leise und sah Moody fest in die Augen. „Ich stand unter dem Einfluss eines Liebestrankes oder glauben Sie wirklich, ich wäre so dumm, mich auf einen Death Eater einzulassen?“

Nun hatte sie sogar den Kopf erhoben und sah geradezu herausfordernd aus.

Marcus war beeindruckt, die anderen auch, bis auf Moody, dessen Auge hatte sich zu einem Schlitz verengt. Das andere rollte in seiner Höhle und suchte den Raum nach irgendwas ab.

„Death Eater zu sein, ist heute offenbar kein Kriterium mehr für anständige Hexen und Zauberer, Abstand zu halten“, zischte Moody. Charlie und Marcus warfen sich einen Blick zu, als der Rothaarige schützend vor seine Schwester trat.

„Du wirst Ginny hier nicht für unhaltbare Dinge anklagen, sondern nur deine Fragen stellen. Sie macht genug durch.“

„Ach ja, wieso?“

„Jemand wollte ihren Bruder umbringen, ist das nicht Grund genug?“, erhob sich nun Marcus. Ginny starrte ihn an.

„Was?!“, rief sie.

„Das Zelt von Charlie ist niedergebrannt worden, dabei ist die echte Mary Sue umgekommen“, erklärte Sirius.

Ginny schlug die Hände vor dem Mund zusammen. Ihr Blick fiel wieder auf die Glaskugel und sie verstand. „Sie glauben, Todd ist der Mörder und Mary Sue war zur falschen Zeit am falschen Ort.“

„Wir glauben nicht, wir wissen“, setzte Moody nach und Ginny sank zurück auf die Couch.

Todd ein Mörder?

Ihre Gedanken überschlugen sich. Er war ein Death Eater und es gab wohl kaum einen unter ihnen, der nicht schon gemordet hatte, aber das waren wenn bisher nur Schatten, Leute, die sie nicht kannte. Und plötzlich traf es sie wie ein Schlag in die Magengrube. Ihr wurde übel und Schweiß trat auf die Stirn. Sie begann zu zittern und schnappte nach Luft.

Todd McNair war ein Death Eater. Sie hatte sich in ein Monster verliebt!

Waren die Worte bisher farblos, wurde ihr die Bedeutung nun mit einem Schlag bewusst.

„Sie weiß nichts, wie ich es gesagt habe!“, sagte Charlie energisch und schob Moody auf den Flur. Sirius sah mitleidig auf Ginny hinunter. Armes Ding, dachte er und hoffte, dass sie schnell über diesen Teenie-Irrtum hinweg kommen würde.

Ginny war weiß wie eine Wand, sie starrte nur noch vor sich hin. Ihr Puls war schwach und raste.

„Sie steht unter Schock. Bringen wir sie zu Madam Pomfrey.“
 

Mittwoch, 11. Februar 1998
 

„So“, begann Alexandra und sah auf die drei Schüler vor sich, die mürrisch zwischen den Tischen saßen und abwarteten.

Blaise hatte sich zurückgelehnt und die Arme verschränkt. Sein Blick ruhte geringschätzig auf der Professorin und diese dachte an die Geschichte seiner Stiefväter, die Severus kürzlich erzählt hatte. Timothy war deutlich anzusehen, dass er zwar sauer war, wegen der zugegeben tatsächlich unfairen Behandlung, andererseits aber ganz wild darauf, mit dem Zaubertrankbrauen anzufangen. Sein Blick wanderte immer wieder zum Feuer unter dem Kessel und den Flakons daneben. Hermione war die Ruhe selbst. Ihr Gesicht ernst und verschlossen. Sie saß mit gefalteten Händen aufrecht auf dem Stuhl. Und sie alle drei warteten.

„Möchtet ihr irgendetwas sagen?“, fragte Alexandra, doch alle blieben stumm. Auch die Älteste der vier war sauer auf Severus. Er hatte sie im Stich gelassen. Sie war natürlich davon ausgegangen, dass er die Drei in den Plan einweihte. Seine Angst einflößende Aura wäre jetzt von Nutzen gewesen.

„Ihr fühlt euch unfair behandelt“, begann Alexa und erntete ein sarkastisches Schnauben von Blaise. Alexa sah aus dem Augenwinkel zu ihrem Zauberstab. Er lag noch dort, wo sie ihn hingepackt hatte. Neben sich.

„Es gibt einen Grund, warum ihr hier seid“, begann die Professorin.

„Ich will Black zurück“, warf Blaise ungefragt ein.

„Abgelehnt“, sagte Severus und trat aus dem Vorbereitungsraum. In seiner Hand hatte er eine Flasche mit Undefinierbarem, das er neben den Kessel stellte.

Alexa starrte ihn entgeistert an. Wie kam er ungesehen da rein?

„Wie kommst du ungesehen da rein?“, fragte sie schließlich.

„Es gibt einen Geheimgang“, antwortete Hermione und Severus sah sie interessiert an.

„Und das wissen Sie, weil?“

„Ich als Vertrauensschülerin von Gryffindor sämtliche Geheimgänge für eine eventuelle schnelle Evakuierung potentieller Opfer von Voldemort kennen muss.“

„Touché“, lächelte Alexandra.

Es klopfte und ohne ein Herein anzuwarten, wurde die Tür zum Klassenzimmer aufgerissen Antonin kam herein.

„Du musst auf meine Schwester verzichten, Severus“, sagte er nur und winkte Alexandra zu sich. Diese wurde bleich. Sie musste nicht erst wissen, was passiert war. Antonins ernste Art reichte aus, um sie in Panik zu versetzen.

Sie stürmte auf Antonin zu und beide verließen Hogwarts über den nächstbesten Kamin.

Severus nahm die ängstliche Stimmung zum Anlass, um auf den Punkt des Nachsitzens zu kommen.

„Wie Professor Dolohov schon sagte, ist es kein Zufall, dass Sie drei hier sind. Alles was in diesem Raum passiert, wird diese Wände auch nicht verlassen. Und versucht nicht herauszufinden was passiert, sollte es nicht so sein. Dumbledore ist eingeweiht und ihr drei seid bis auf weiteres von allen Hausaufgaben freigestellt. Timothy, du verriegelst die Tür. Hermione und Blaise, ihr holt das Buch und schlagt es auf Seite vierunddreißig auf.“

„Welches Buch?“ fragte Herm und Severus deutete auf ein schwarzes hinten in der verschlossenen Vitrine. Da war auch Blaise hellwach und seine Augen bekamen kurzzeitig ein Leuchten.

Severus bemerkte es und nickte innerlich Alexa zu. Ja, dieser Junge gab nur vor, etwas zu sein, was er nicht war. Geahnt hatte Severus es schon immer, doch nun wusste er es mit Gewissheit.
 

Freitag, 13. Februar 1998
 

„Du siehst wirklich nicht gerade gut aus, weißt du das?“, fragte Alexa reichlich unsensibel, als sie es sich am Fußende des Bettes bequem machte und ihren Cousin angrinste. Rodolphus war nach zwei Tagen endlich aufgewacht. Zwei Tage hatten sie um sein Leben gebangt und zusammen mit Antonin hatte Alexa Trank um Trank gebraut, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Und sie hatten gewonnen.

Noch immer sah Rodolphus wie der Tod persönlich aus. Nun begann Antonin die oberflächlichen Verletzungen zu heilen, die bisher warten mussten. Diese Heilung war weniger gefährlich, aber nicht weniger schmerzhaft.

Rodolphus verzog leicht das Gesicht, als sich die offenen Hautränder nun endgültig unter Antonins geübter Hand schlossen.

Würde er sich nicht so schwach fühlen, er hätte der Hexe gezeigt, was er von diesen Worten hielt.

Antonin warf ihm einen warnenden Blick zu.

„Denk nicht mal daran, meiner Schwester einen Fluch auf den Hals zu hetzen“, sagte er und hielt den Zauberstab etwas länger als nötig über eine Wunde auf Rodolphus’ Unterarm.

Dieser zischte leise vor Schmerzen auf.

„Hey, das ist immer noch mein großer Bruder, den du hier quälst“, fauchte Rabastan erbost.

„Ohne mich würde er in der feuchten Erde statt in diesem Bett liegen“, gab der Heiler zur Auskunft.

„Ah, was für eine anheimelnde Stimmung“, ertönte eine Stimme von der Tür her.

„Grandpa“, sagten drei überrascht.

Antonin, Alexa und Rabastan, weil sie den alten Zauberer sehen konnten. Rodolphus wurde von seiner Verwandtschaft die Sicht versperrt und so verließ er sich einfach darauf, dass die restlichen drei ihre Augen zum Gucken hatten und deshalb auch wirklich ihren Großvater sahen.

Dumbledore schritt gemächlich durch den Raum und Rabastan wollte ihm schon einen Stuhl anbieten, doch Albus winkte ab.

Stattdessen erschien mit einem Schlenker seines Zauberstabs ein bequemer, hoher Sessel, in den er sich gemächlich niederließ und schließlich zu Rodolphus sah.

„Wie geht es dir?“, fragte er, ganz so, wie es alle aus ihrer Kindheit gewohnt waren.

„Ich kann mich nicht bewegen“, setzte Rodolphus vorsichtig an und Albus nickte nur.

„Dann kannst du auch keinen Unfug anstellen.“

Ja, genau wie in ihrer Kindheit, wenn man mal davon absah, dass Rodolphus immer auf die Jüngeren hatte aufpassen müssen.

Was er, nebenbei bemerkt, nie getan hatte.

Stattdessen hatte er ihnen gesagt, wie sie möglichst viel Unfug anrichten konnten.

Die Folge daraus war, dass sie alle vier Ärger bekamen.

Und zwar von den Eltern und ihrem Großvater, der sie mit einem gestrengen Blick maß und dann tadelnde Worte verkündete.

In dem Moment schwang erneut die Tür auf und Istave blieb verwundert stehen.

„Ich hätte dich hier nicht erwartet“, sagte er schließlich zu Dumbledore und dieser lächelte undurchsichtig.

„Ich besuche meine Enkel. Wann habe ich sie schon mal alle vier zusammen und dann auch noch so friedfertig?“, fragte der alte Zauberer und die drei Enkelsöhne schluckten.

Sie mochten Death Eater sein, doch eher sprangen sie freiwillig von der Klippe, als sich mit ihrem Großvater zu duellieren.

„Professor Dumbledore“, ertönte da Antaias Stimme, als sie hinter Istave zum Vorschein kam.

„Ist irgendetwas mit meiner Schwester?“, fragte sie sofort besorgt und nun sahen alle den alten Zauberer an.

Albus hob nur eine Augenbraue.

„Miss Granger? Nein, so weit ich das beurteilen kann, geht es ihr gut. Andererseits bin ich mir sicher, sollte irgendjemand Hermione ein Haar krümmen wollen, dass Mister Potter und Mister Weasley denjenigen dafür mit Freuden zur Rechenschaft ziehen“, sagte er schließlich belustigt. Ganz abgesehen von Draco, setzte Antaia in Gedanken nach und nickte nur leicht. Antonin grinste. Das verwirrte sie nur noch mehr.

„Warum sind Sie dann hier?“, fragte sie schließlich.

„Ich besuche meine Enkel“, kam die gelassene Antwort.

„Ach ja, richtig. Natürlich“, sagte sie verwirrt und setzte leise nach: „Ich hatte geglaubt, Sirius wollte mich auf den Arm nehmen.“

„Black“, zischte Bellatrix missmutig, die ihrem Ehemann höchstpersönlich eine Tasse Kräutersuppe brachte, die er gar nicht mochte, aber Bella zuliebe trotzdem essen würde. Sie hatte nur den Namen von ihrem Cousin gehört, aber das reichte, dass ihr wieder einfiel, dass sie sauer auf ihn war und schon hatte sie schlechte Laune. Wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, gerade so lange, bis Rodolphus in ihrem Blickfeld erschien.

„Wie geht es ihm denn?“, fragte Antaia an Alexandra gewandt, doch diese machte ein finsteres Gesicht.

„Hat der Feigling sich noch nicht zu eurem Kind bekannt?“, fragte Bellatrix sie und Alexandra sah erschrocken auf und dann zu Antonin.

Der Heiler hielt in der Bewegung inne.

„Was?“ Seine Augen zuckten, als er Alexandra fixierte. „Du bist schwanger? Von DEM!?“

„AUTSCH, Antonin!“, fluchte Rodolphus laut und Rabastan zog den Zauberstab von diesem zur Seite.

„Vielen Dank, Bella. Kannst du nichts für dich behalten? Woher weißt du überhaupt davon?“

Bellatrix setzte sich zu Rodolphus auf das Bett und reichte ihm Löffel und Suppenschüssel.

„Ich bin nicht blind, Kindchen“, sagte sie leicht säuerlich. „Außerdem habe ich mich zufällig mit einer alten Bekannten unterhalten, die sich überraschend als deine Heilerin herausstellte. Sie war schon dabei, als Phine und Belle geboren worden sind. Eine sehr resolute Frau. Sie hat sich erkundigt, wie es dir geht und da habe ich dezent nachgefragt.“

„Sie hatte kein Recht, dir etwas zu erzählen“, fauchte nun Alexa beleidigt.

„Das wusste sie selber, aber ich habe sie überlistet.“

Rodolphus sah stolz zu seiner Frau, die triumphierend grinste.

„Und woher wusstest du, dass Sirius der Vater ist?“, fragte Alexa.

„Wer sollte es denn sonst sein? Sie hängt doch schließlich die ganze Zeit bei dem rum. Also verstehen kann ich dich nicht, der ist so attraktiv wie ein Schweinekotelett.“

Rabastan lachte nun auf.

Antonin erwachte langsam aus seinem Schock und richtete sich auf. „Grandpa? Wo ist er?“

Dumbledore räusperte sich: „Das werde ich dir nicht sagen, ich brauchte ihn noch, wir hatten selten einen so guten Professor in Verteidigung gegen die Dunklen Künste.“

„Ich werde ihn schon nicht umbringen“, versprach Antonin, seine Mimik sagte jedoch etwas ganz anderes.

„Spiel dich nicht als großer Bruder auf. Ich kann alleine auf mich aufpassen, das hab ich ganze fünfzehn Jahre getan“, fauchte Alexa.

Antonin sah sie wie vor den Kopf gestoßen an.

„Du solltest dich für sie freuen“, schlug Bellatrix vor.

„Ganz genau“, nickte Rabastan. „Herzlichen Glückwunsch, du wirst Onkel.“

„Vater und Onkel und das so schnell hintereinander“, lachte Istave leise und nun sahen alle zu Antaia.

„Aber mich beschuldigen!“, meldete sich Alexa zu Wort und zeigte anklagend zu ihrer Freundin.

„Ich bin mit ihr verheiratet!“, bellte Antonin und Alexa ließ ihre Hand sinken.

„Und was ist mit dir? Oh bitte, sag mir nicht, dass dieser Typ jetzt zu unserer Familie gehört“, flehte er fast und Alexas Stirn umwölbte sich.

„Keine Sorge. Das Kind war ein Unfall, er wird sich in keinster Weise dafür verantworten müssen. Ich ziehe es alleine groß.“

Antaia sah betroffen zu ihrer Freundin. Sie sah ihr doch deutlich an, dass sie Sirius liebte, wieso sagte sie es dann nicht? Und dieses Kind war sicher nicht einfach so in sie hineingekrochen. Bekanntlich gehörten dazu zwei und sie musste es wissen, schließlich trug sie selber ein Kind unter ihrem Herzen.

Alexa wandte sich ab und ging aus dem Zimmer. Antaia folgte ihr und fragte sie leise: „Hast du es Sirius gesagt?“

Die andere schüttelte den Kopf.

„Wirst du es ihm sagen?“

Wieder schüttelte sie den Kopf, ging dann aber und verließ das Haus.

„Ich wusste ja schon immer, dass man Black nicht trauen kann“, sagte da Rabastan hinter ihr. Sie hatte ihn gar nicht bemerkt, drehte sich aber auch nicht um und der Zauberer fuhr fort: „Aber dass er meine Cousine verführt und sie dann sitzen lässt, hätte ich nicht gedacht.“

Antaia wiegte nachdenklich den Kopf.

„Ich glaube nicht an einen One-night-stand. Das hätte er vielleicht früher gemacht, aber nicht mehr jetzt. Nicht nach Azkaban. Da sucht ihr doch alle nach etwas Stabilen. Etwas wo ihr euch sicher fühlt, oder?“ Sie sah den Zauberer nun an und fragte: „Wie geht es Katie?“

Rabastan lächelte: „Sie streicht die Küche in Rot. Ich bin nicht sicher, ob ich mich daran gewöhnen kann.“

Antaia lächelte: „Siehst du, was ich meine. Da steckt mehr dahinter.“ Und sie drehte sich wieder um und sah zu der Eingangstür, durch die Alexa verschwunden war.

Rabastan nickte. Vielleicht.
 

***
 

Sirius kam von der Bibliothek in Hogwarts zurück zu seinem Büro. Er hatte etwas in einem der Bücher aus der verbotenen Abteilung nachschlagen wollen, doch irgendwie war er nicht richtig fündig geworden. Ob er Alexandra fragen sollte? Immerhin hatte sie genügend Verbindungen zu besonders bösartigen Zauberern.

Severus lief ihm über den Weg und ein seltsam schadenfroher Zug lag auf seinen Lippen, als er Sirius erkannte.

Der Animagus bedauerte mal wieder Professor und damit Vorbild zu sein. Wie ärgerlich. In Gedanken öffnete er die Tür zu seinem Büro. Aber das war wieder eine angenehme Seite seines Professordaseins.

Er hatte die Tür kaum geschlossen, als ein Fluch ihn ergriff und gegen die Wand presste.

Die Wucht war so stark, dass Sirius die Luft wegblieb. Nicht einmal seinen Arm konnte er bewegen, um seinen Zauberstab herauszuholen und sich zuwehren.

Seine Augen durchfuhren den Raum auf der Suche nach den Angreifern und er fand ihn in seinem Stuhl sitzend.

Antonin hielt den Zauberstab auf ihn gerichtet, als wäre es ein leichtes. Sirius wusste, dass dieser Zauber mehr als schwarze Magie sein musste und er hatte auch eine Ahnung, was es war, doch half ihm dieses Wissen nicht, denn nur der Zaubernde konnte den Fluch wieder aufheben.

„Ich habe ein paar Fragen, Black“, sagte Antonin mit erschreckender Kälte.

Wieso hatte er sich sicher gefühlt, fluchte Sirius auf sich selber.

„Darf ich mich dafür setzen?“, fragte er. Nicht nur, dass dieser Fluch höllisch wehtat, weil sein ganzer Körper sich verkrampfte, er würde sich am nächsten Tag vor Muskelkater nicht bewegen können, es war auch entwürdigend.

„Weiß Albus, dass du hier bist?“, fragte er weiter. Antonin verzog das Gesicht und nahm den Zauber von Sirius ab.

„Es ist unfair, mit dem Alten zu kommen“, murrte er.

„Es ist auch unfair, mich hinterrücks anzugreifen.“

„Ich habe dich nicht von hinten angegriffen“, korrigierte Antonin und Sirius verdrehte die Augen, rollte mit den Schultern, um sie zu lockern und kam zu einem Stuhl hinüber. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass Antonin seinen besetzte, aber er wollte darum jetzt nicht streiten.

Abwartend sah er auf und Antonin fragte: „Also, wann wirst du meine Schwester heiraten?“

Sirius blinzelte verwirrt und neigte den Kopf leicht. Hatte er sich verhört? „Wie war das?“, fragte er vorsichtshalber nach.

„Du hast meine Schwester geschwängert und ich gehe davon aus, dass du sie auch heiraten wirst und ich will wissen, wann“, wiederholte Antonin reichlich ungeduldig.

„Ähm.“ Sirius runzelte die Stirn und die von Antonins legten sich in geradezu ärgerliche Falten.

„Tut mir leid, ich bin ab dem ‚Also’ nicht mehr mitgekommen. Vielleicht haben sich auch meine Ohren verkrampft“, murmelte Sirius und starrte dann Antonin ungläubig an. „Sie ist schwanger?“

Antonins Augen verschmälerten sich und Sirius fragte weiter: „Von mir?“

Antonin hob seinen Zauberstab, doch der andere hob abwehrend die Hände: „Nicht doch. Ich glaube es ja.“ Eine Weile starrte er vor sich hin und lächelte dann: „Ich werde Vater.“ Diese Reaktion verwunderte Antonin nun. Offenbar hatte Alexandra ihm wirklich nichts gesagt, aber wieso nicht?

Sirius drehte sich zu einem Kalender um und ging hinüber. Seine Finger fuhren über die einzelnen Monate und blieben im September stehen. Er klopfte leicht auf das Papier und bewegte die Lippen, doch sprach er nicht laut. Dann drehte Sirius wieder um und verschwand aus seinem Büro. Antonin sah ihm sprachlos nach.
 

***
 

Alexandra ließ die Flasche fallen, die sie soeben ins Regal stellen wollte, so sehr hatte sie sich erschrocken, dass jemand hinter ihr sagte: „Du wirst auf keinen Fall weiter arbeiten. Nicht in deinem Zustand.“ Sie drehte sich um und starrte Sirius an.

Sie brauchte ganze zwei Sekunden, um die Zusammenhänge zu verstehen. Verärgert verzog sie das Gesicht. „Konnte Antonin seine Klappe also nicht halten“, knurrte sie. Sie schwang ihren Zauberstab, damit der Boden wieder sauber war.

„Diesmal stehen wir nicht unter dem Einfluss eines Trankes, also was ist deine Ausrede?“, fragte er, da erst überlegte er, ob er nicht etwas zu stürmisch gewesen war. Doch noch ehe er sich furchtbare Antworten ausmalen konnte, legte sie bereits ihre Lippen auf seine und schlang beide Arme um seinen Nacken.

Unterbrochen wurden sie erst, als eine verärgerte Stimme sagte: „Könnt ihr einen nicht vorwarnen?!“

Sirius grinste breit und sah Severus an. „Stell dir vor, wir werden Eltern.“

„Ich weiß“, gab der andere säuerlich zurück.
 

Samstag, 14. Februar 1998
 

„Heute ist Valentinstag“, seufzte Lavender und Parvati warf ihr laserstrahlenartige tödliche Blicke zu. „Ist das nicht schön?“

„Nein!“, bellte die andere und Hermione hob müde den Kopf aus ihrem kuscheligen weichen Kissen. Sie gähnte und streckte sich und setzte sich dann mit einem zufriedenen Lächeln auf.

„Seid ihr schon lange wach?“, fragte sie.

„Schon seit Stunden“, versicherte Lavender. Sie klatschte in die Hände und sowohl Paravti als auch Hermione sahen sie an, als wäre sie verrückt geworden.

„Die Schwangerschaft bekommt ihr nicht“, murmelte Hermione und zog sich die Decke über den Kopf. Sie würde noch ein bisschen schlafen. Parvati floh aus dem Schlafraum, doch Lavender folgte ihr auf dem Fuß. Hermione registrierte das Klicken der Tür mit einem zufriedenen Seufzen und schloss wieder die Augen. Sie sollte, so überlegte sie noch bevor sie wieder einschlief, die nächtlichen Streifzüge durchs Schloss etwas einschränken. Sonst litt womöglich noch das Lernen darunter.
 

***
 

„Oh, bist du süß“, stichelte Theodor und piekste in das weiche Schaumstoffherz. Zwei schlanke Mädchenbeine schauten unten heraus und ein finsterer Blick war in der Mitte des Kostüms zu erkennen. „Hat Zach dich schon gesehen. Also wenn er bei dem Anblick nicht umfällt, dann weiß ich auch nicht.“

Auch Harry konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Mirabelle hatte das Pokerspiel am vergangenen Abend verloren. Das war das erste Mal gewesen und würde auch das letzte Mal sein, hatte sich die Rawenclaw geschworen. Nun stand sie hier unten in der Eingangshalle, wo alle Schüler von Hogwarts vorbeiliefen, in einem überdimensionalen ROSA! Herz und verteilte Rosen. Theodor stieß Harry an und deutete zur Treppe hinauf. Zacharias kam gerade herunter. Er schien etwas verschlafen. Die Haare standen ihm nach allen Seiten ab und die Krawatte war in die Hosentasche gestopft..

„Hey, Leute“, sagte er und gähnte tatsächlich, als sein Blick Mirabelle traf. Da war er hellwach und er grinste breit: „Guten Morgen, mein Herz.“

„Erstick“, brummte diese, denn es war Zacharias’ Vorschlag mit dem Kostüm gewesen und noch immer war sich Belle sicher, dass die Jungs sich gegen sie verbündet hatten, auf dass sie das Spiel am Vorabend verlieren musste. Sie hatte damit auch vollkommen Recht, nur beweisen konnte sie es natürlich nicht.

„Ach komm“, sagte der Hufflepuff versöhnlich. „Kein Mensch erkennt dich!“

„Morgen, Mirabelle“, sagte da Luna. Sie war stehen geblieben und lächelte freundlich zu der Gleichaltrigen. „Soll ich dir etwas zu essen rausholen, mit dem großen Herz passt du sicher nicht auf die Bank.“

Da der Magen der anderen knurrte und sie sich eher die Zunge abgebissen hätte als einen der Jungs darum zu bitten, nickte sie. Luna lief leichtfüßig davon und stieß in der Tür mit Neville zusammen.

„Guten Morgen, Neville“, grüße sie höflich. „Entschuldige bitte.“

Neville stotterte irgendwas von „Kein Problem“, doch Luna war schon weiter.

„Ich fordere eine Revanche“, grummelte Mirabelle.

„Sollst du haben“, räumte Theodor ihr großzügig ein. Er grinste, bis er Parvati sah. Sie kam zusammen mit Lavender die Treppe herunter und während eine ihnen fröhlich zuwinkte, wandte die andere demonstrativ den Kopf ab. Theodor stopfte sich seine Hände in die Hosentaschen. Seine gute Laune war dahin.

„Ich geh essen“, sagte er und war weg.

Die anderen drei sahen ihm nach. Da kam Luna mit einem Berg an Essen wieder. Sie drückte es Mirabelle in die ausgestreckte Hand und lief wieder davon. Mirabelle sah hilflos zu dem Teller hinüber. Sie konnte die Arme wegen des Kostüms nicht beugen und sich so etwas zu essen nehmen. Zacharias sah das und nahm ihr den Teller ab.

„Vielleicht wartest du, bis die Zeit um ist“, schlug er vor und Mirabelle nickte. Und sie hatte solch einen Hunger.

„Bis später“, sagte da Harry plötzlich und war auch weg. Er schloss zu Laureen auf und gemeinsam betraten sie die Große Halle.

„Willst du auch gehen?“, fragte Mirabelle Zacharias und er schüttelte den Kopf.

„Da ist eine Bank“, sagte er und mit einem Fingerschnipp verschwand das Riesenherz. Die Hexe blinzelte verwundert. „Die Zeit war noch nicht um“, sagte sie, doch Zacharias zuckte mit den Schultern: „Das müssen die anderen beiden ja nicht erfahren.“

Er griff ihre Hand und zog sie zu einer Bank unter der Treppe. Hier würde man sie nicht sehen und sie könnten in Ruhe frühstücken.
 

„Suchst du irgendwen?“, fragte Gregory Draco, der die ganze Zeit seinen Blick durch den Raum schweifen ließ.

„Ich frag mich, wo sie bleibt“, sagte Draco zu sich selber und schaute wieder auf die Uhr.

„Sie schläft“, warf Blaise ein.

„Wer?“

„Na, die, die du erwartest.“

„Woher willst du wissen, auf wen ich warte?“, hakte Draco nach. Die Slytherins um ihn herum verdrehten die Augen. Im Haus der Schlangen wusste doch jeder, dass Draco und Hermione ein Paar waren. Nur weil die anderen zu dämlich dafür waren es zu erkennen, hieß es ja nicht, dass man auch im Kerker mit Blödheit geschlagen war.

„Lavender hat es mir erzählt.“

Draco dachte kurz nach, dann stand er auf und ging davon.

„Was denn jetzt?“, fragte Vincent mit vollem Mund.

„Na, ist doch ganz klar. Wenn Parvati und Lavender hier sind, ist Hermione im Schlafraum ganz alleine“, zwinkerte Blaise und angelte nach einem weiteren Toast.
 

Hermione war im tiefen Schlaf, doch irgendwas holte sie hartnäckig zurück. Sie gab sich geschlagen, seufzte und öffnete die Augen. Sie blickte in ein Gesicht und seufzte noch einmal. Sie war nicht wach, sie träumte noch immer. „Immer diese Träume in Träumen“, murmelte sie ins Kissen und drehte sich wieder um.

„Hey!“, protestierte da das Traumgesicht und Hermione stutzte. Sie wandte sich wieder zurück und starrte den Gast an ihrem Bett an.

„Draco“, sagte sie und erntete ein „Jupp.“

„Was machst du hier?“

„Dich besuchen.“

„Das ist der Schlafraum der Mädchen“, stammelte Herm.

„Ich weiß.“

„In Gryffindor“, setzte sie nach.

„So sagte man“, nickte Draco.

Er griff unter die Decke und zog an ihrem Arm. Er holte sie auf die Beine und sagte: „Du hast zehn Minuten. Wenn du bis dahin nicht fertig bist, komme ich rein und helfe dir.“ Damit schob er sie in den Waschraum.

Hermione war noch immer sprachlos. Wie hatte er es angestellt? Sie starrte in den Spiegel. Zehn Minuten, wie? Das war kaum Zeit genug für eine ausführliche Dusche. Plötzlich grinste sie, dann erschrak sie über ihre Gedanken und tadelte sich selber: „Du verbringst zu viel Zeit mit diesem Slytherin. Dein Vater würde tot umfallen.“ Dann machte sie daran, sich für den Tag fertig zumachen. Sie brauchte exakt neun Minuten und fünfundfünfzig Sekunden. Draco war enttäuscht.
 

***
 

„Heute ist die Beerdigung von Mary Sue“, sagte Ron und faltete den Brief seiner Mutter zusammen. „Schon unglaublich. Was hatte sie denn getan, dass man sie so grausam umgebrachte.“

Er, Harry und Hermione waren nach dem Mittag direkt in den Gemeinschaftsraum gegangen. Sie waren allein, sonst hätten sie nicht so offen miteinander geredet.

„Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagte Harry.

„Warum hat Mary Sue nicht gesagt, wer sie wirklich ist?“, fragte sich Hermione.

„Hättest du ihr denn geglaubt?“

Die drei schüttelten den Kopf und starrten ins Feuer. Nur wenige wussten, dass Marcus als Mary Sue in Hogwarts gewesen war. Er und Charlie waren kurz nach dem Zusammenbruch der Wirkung des Vielsafttrankes über Geheimgänge wieder abgereist.

„Weiß man schon, wer es war?“, fragte Hermione.

„Vermutungen. Letztendlich denken sie, es war Todd McNair.“

Da klirrte ein Glas hinter ihnen und sie drehten sich erschrocken um.

„Ginny“, entfuhr es Ron gereizt. „Was machst du denn hier?“

„Das ist mein Haus“, gab sie tonlos zurück und ging, ohne sich um die Scherben zu kümmern.

„Findet ihr nicht auch, dass sie in letzter Zeit komisch ist?“

Ron zuckte mit den Schultern. „Wer weiß. Sie redet nicht darüber.“
 

Sonntag, 15. Februar 1998
 

Es war Abend geworden. Die meisten Schüler bereiteten sich auf den nächsten Schultag vor oder trafen sich zu einem Schwatz oder hatten noch dies und das zu klären. Im Raum der Wünsche loderten gerade die Flammen auf und gaben einen jungen Zauberer frei.

Es verwunderte Harry gar nicht, Laureen vor sich zu sehen. Dieses Mädchen war stur, dachte er finster, ging aber zu ihr und blieb nachdenklich stehen.

„Ich werde morgen hier sein und durch den Spiegel alles verfolgen, Harry. Du kannst mich davon nicht abhalten. Ich …“

Harry hob abwehrend die Hände und sagte: „Schon gut.“

Er seufzte und setzte sich auf den Boden. Er stützte seinen Kopf in seine Hände.

„Was mach ich nur, Laureen?“ Das Mädchen war verwirrt und kniete sich neben ihn. Er sah sie von der Seite an und fragte: „Ich verrate alle. Meine Familie, meine Freunde, Dumbledore, den Phoenix Orden“, zählte er auf und setzte sarkastisch nach: „Sogar meine Feinde.“

Laureen nickte verstehend und grinste dann: „Wenn das kein Grund für ein ordentliches Besäufnis ist.“

Aus dem Boden schraubte sich eine Flasche mit etwas Hochprozentigem und Harry grinste nun, nahm die Flasche in die Hand und betrachtete sie sich.

„Alkohol ist keine Lösung“, meinte er nur und Laureen setzte sich nun richtig. „Ich weiß, das war doch auch nur ein Scherz.“

Traurig lächelnd starrten beide vor sich hin, als die Tür aufgerissen wurde und beide erschrocken aufsahen, doch atmeten sie irgendwie auf, als sie Theodor erkannten, der enttäuscht in den Raum sah.

Einen Moment schien er unschlüssig, kam dann aber hinein. Vor den beiden blieb er stehen und sah zu ihnen hinunter, so wie sie aufsahen.

„Ah, sehr gut“, sagte er und nahm Harry die Flasche ab, schraubte sie auf und trank.

„Hey, Theodor, nicht so hastig“, sprang Harry auf und riss dem Slytherin die Flasche aus der Hand.

„Wieso nicht?“, blaffte dieser und starrte Harry wütend an. „Ich hasse mein Leben.“

„Es gibt für alles eine Lösung.“

„Ach, ja?“, rief Theodor nun aufgebracht uns riss seinen linken Ärmel hoch. „Dafür auch?“

Harry und Laureen starrten auf die Tätowierung. Sie hatten es gewusst, natürlich, doch zuckten sie nun doch erschrocken zusammen.

„Na, also.“ Theodor riss Harry die Flasche wieder aus der Hand und setzte sie wieder an.

Harry verwarf die Hände und sah unschlüssig zu Laureen.

„Ich hol Zacharias“, sagte sie leise und Theodor rief: „Ja, hol Smith.“

Laureen ging kopfschüttelnd.

Sie hielt auf dem Gang Hannah auf und fragte: „Hast du Zacharias gesehen?“

„Er ist mit Ernie bei Professor Sprout. Wieso?“

Laureen hastete jedoch schon weiter, Hannah hinterher. Sie hatten Zacharias bald gefunden und auf ihrem Weg quer durch die Schule folgten ihr nun auch Mandy, Terry und Justin.

Sie fanden den Hufflepuff in der Eingangshalle, wo er mit Neville über irgendein Kraut diskutierte. Dean und Seamus standen daneben und schienen genauso wenig zu verstehen wie Ron und Pancy.

„Zacharias!“, rief Laureen und dieser sah auf. „Du musst mitkommen. Irgendwas stimmt nicht mit Theodor.“

„Wo ist er?“

„Im Raum der Wünsche. Harry ist bei ihm.“

Padma hatte das im Vorbeigehen gehört und sah zu Parvati, die erschrocken aufsah. Nun folgten alle umgehend Laureen, die schon wieder auf dem Weg nach oben war.

Lavender sah ihre Mitschüler an sich vorbeihasten.

„Was ist los?“, fragte sie Hermione, die das auch nicht wusste. Ohne lange zu überlegen, folgten sie schon den anderen.

„Lavender!“, rief Blaise erfreut, als seine Freundin auf ihn zu und an ihm vorbei lief.

„Lavender?“, fragte er verwirrt und rannte hinterher.

Draco, in dessen Kielwasser Vincent und Gregroy schwammen, wurde kurzerhand von Blaise gepackt und mitgezogen.

„Wo gehen wir denn hin?“, fragte der junge Malfoy und Blaise zuckte mit den Schultern.

Als Zacharias den Raum der Wünsche aufriss, waren nicht nur Harry und Theodor anwesend, sondern auch Millicent, Tracey, Daphne, Eloise, Megan, Morag, Susan und Lisa. Ginny, die gerade den Gang entlangkam, sah ihren Bruder und wollte auf ihn zu eilen, doch da verschwand dieser schon im Raum der Wünsche.

Sie sah verwirrt zu Annica und Mirabelle, die nur mit den Schultern zuckten. Annica sah auf die Uhr.

„Ich habe ganz vergessen, dass ich zu Professor McGonagall sollte“, sagte sie erschrocken und hastete davon. Ginny und Mirabelle sahen ihr nach und dann wieder zu der Tür. Kurz warfen sie sich einen Blick zu und traten dann ein.

Auch Wayne, Antony, Michael, Kevin, Su Li und Stephan kamen dazu. Nun war die siebente Klasse komplett versammelt und mit ihnen auch drei aus der sechsten.

Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und verwirrt starrten sie auf den Tumult, der sich vor ihnen auftat.

Theodor und Zacharias kämpften um eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit, wobei man dem Slytherin schon den leicht beschwipsten Zustand ansah.

Harry versuchte auf ihn einzureden, ebenso, verwirrender Weise, Padma.

Parvati stand nur daneben und hatte die Arme verschränkt.

Theodor sah zu ihr hinüber und verstummte. Sie blickten sich nur stumm an und die anderen warteten, bis Theodor auf sie zutrat und sagte: „Du wolltest wissen, warum“, begann er und die Gryffindor presste die Lippen aufeinander. Er drückte die Flasche in Vincents Hand und schob seinen Ärmel hoch.

Die Slytherins seufzten genervt, die anderen zogen scharf die Luft ein.

Parvati starrte auf das Dunkle Mal und konnte sich kaum rühren. Mit zittriger Hand fuhr sie darüber.

„Das ist doch nicht …“, stammelte sie.

„Doch“, flüsterte Theodor kaum hörbar und sah sie nun ängstlich an. Parvati hob den Blick und streckte Vincent die Hand entgegen. Der vermutete, dass sie die Flasche haben wollte und tatsächlich umfasste sie den schlanken Hals und trank den Rest, der noch drin war.

Eine Träne rann ihr über die Wange, doch sagte sie nichts weiter.

Padma war so erschrocken, dass sie sich setzen musste. Neben ihr schraubte sich eine neue Flasche aus dem Boden und sie nahm sie in der Hand. Ohne zu wissen, was sie tat, öffnete sie diese und nahm ebenfalls einen Schluck. Der Alkohol brannte in ihrer Kehle. Sie reichte ihn an Lisa weiter und diese an Hannah, dann weiter an Susan und so weiter.

Eine halbe Stunde später saßen alle auf dem Boden und es war nicht die dritte Flasche, die leer über den Boden kullerte.

Inzwischen waren alle über den Zustand des Leicht-erheitert-seins hinaus. Nur Lavender, Mirabelle und Laureen hatten nichts getrunken und sahen sich nun besorgt an, denn inzwischen begannen die Betrunkenen auch zu erzählen.

Der Alkohol löste ihre Zungen und es war Hannah, die begann. Sie verkündete: „Professor Snapes Rabe ist eigentlich ein Animagus.“

Allgemeines Staunen war zu erkennen und alle hoben ihre Flaschen und riefen: „Darauf trinken wir!“

Mirabelle schüttelte den Kopf und schlürfte an ihrer Limonade. Verwirrt sah sie in ihren Becher. Das war keine Limonade gewesen. Sie blickte zur Seite und da saß Zacharias und grinste sie an.

„Es ist nicht nur ein Animagus, sondern eine wirklich schöne Hexe“, setzte Ernie hinterher.

„Darauf trinken wir!“, riefen wieder alle und diesmal nahm auch Mirabelle einen Schluck.

Justin sah nachdenklich zu den Slytherins und fragte: „Seid ihr eigentlich jetzt alle Death Eater?“

Vier mal kam ein Nicken. Blaise schüttelte den Kopf.

Mirabelle kicherte inzwischen und schob sich in Zacharias’ Arme. In die kurze Stille hörte man sie sagen: „Ich bin eine Lestrange. Bellatrix ist meine Mutter.“

Zacharias hob nur die Augenbrauen, die anderen stießen darauf an und Zacharias neigte den Kopf und gab, statt eines Schlucks, der Rawenclaw in seinen Armen einen kurzen Kuss.

„Auf Zacharias und Mirabelle“, lallte Neville und Dean fiel kichernd um.

Hermione schüttelte den Kopf, merkte jedoch, dass die Welt dann seltsam verschwamm und hörte dann doch lieber auf. Ihr Blick blieb an Draco haften, der auf der anderen Seite gegen eine Wand lehnte und sie lächelnd beobachtete. Sie überlegte nicht lange, sie warf ihm eine Kusshand zu und Seamus, der das sah, rief: „Auf Hermione und Draco!“

„Ja, darauf trinken wir!“, fielen alle ein.

Kurz trat Stille ein und Lavender fragte: „Seid ihr davor oder danach zusammengekommen?“

Hermione sah sie an und hatte Mühe, sie scharf zu fokussieren.

„Davor“, beantwortete sie Lavenders Frage. „Draco war kein Death Eater, nein, nein.“ Sie bewegte ihren Zeigefinger, um es zu verdeutlichen und Lavender seufzte:

„Verliebt in einen Death Eater.“

Ginny setzte ihre Flasche an und ließ sich auf den Rücken fallen, während sie seufzte: „Woran merkt man, dass man verliebt ist?“

Terry antwortete: „Du denkst nur noch an sie. Mal bist du glücklich und mal am Boden zerstört.“

Ginny drehte den Kopf und Mandy kicherte, trank und küsste dann Terry. Lisa, die das sah, runzelte die Stirn, starrte die beiden regelrecht in den Boden und knurrte: „Dein Leben ist dann die Hölle.“ Sie wollte weiter trinken, doch die Flasche war leer und so ließ sie sie aus ihren Fingern gleiten.

Susan kicherte: „Unglücklich verliebt, Lisa?“

„Halt die Klappe“, herrschte diese sie an, wobei sie Mühe hatte, klar zu sprechen.

„Darauf trinken wir!“, stimmte Susan an und alle hoben die Flaschen.

„Was soll das werde?“, wurde Theodor gefragt, als dieser sich gegen seinen Nachbarn lehnte.

„Wenn ich betrunken bin, werde ich kuschelbedürftig“, nuschelte er und Harry schob ihn weg. „Das ist ja sehr schön, aber such dir jemand anderes.“

„Hey, Patil, dein Freund geht fremd!“, rief Blaise quer durch den Raum und Parvati sah mürrisch auf.

„Theodor ist nicht mehr mein Freund“, stellte sie klar und unterdrückte einen Hicks.

„Aber du“, Theodor hob die Hand, doch schien der Finger orientierungslos durch den Raum zu schweben, als müsste er Parvati erst suchen. „Du bist die Einzige, die ich liebe.“

„Darauf trinken wir!“, hob Pancy die Flasche, alle fielen ein und der Schulsprecher Ron fiel kichernd zur Seite. Seinen Kopf bettete er in Pancys Schoß, die ihm geistesabwesend durch die Haar strich.

„Und das als Vorbilder“, schnalzte Mill mit der Zunge.

„Was dagegen?“, lallte Ron und sah zu Millicent auf. „Ich werde dieses Mädchen heiraten.“ Er richtete sich auf und starrte Mill entschlossen an. „Du wirst es sehen.“

„Sie is’ ’ne Slytherin“, warf Vincent ein.

„Du doch auch.“

Der Zauberer runzelte die Stirn, dachte nach und sagte dann: „Stimmt.“

„Darauf trinken wir!“

Millicent grinste und zog zwei Bögen Papier heraus. Sie reichte es Ron und Pancy und sagte: „Dann würde ich vorschlagen, ihr sagte das euren Eltern.“

„Geht nicht“, schüttelte Pancy den Kopf.

„Wieso?“

„Keine Eulen.“

„Nehmt den Kamin“, schlug Harry vor.

„Welchen Kamin?“, fragte Ron und Laureen hielt die Luft an, als Harry hinter sich deutete.

„Wo kommt’n der her? War der schon immer da?“ Seamus rappelte sich auf und krabbelte hinüber. Er steckte seinen Kopf hinein und staunte: „Der ist aber groß.“

„Die würden nie ihren Eltern schreiben“, spottete Draco.

„Woher willst du das wissen?“, zischte Ron

„Zu feige“, grinste der Slytherin, da hatte Pancy schon die Feder erhoben und schrieb mit großen Buchstaben: „Liebe Mom, lieber Dad, hiermit laden wir euch herzlichst zu unserer Hochzeit am …“ Sie hielt inne und Ron, der alles verfolgte, sagte: „4. März, is ’nen Samstag. Da ist Hoagsmeadwochenende.“

Pancy nickte und schrieb: „4. März 1998 ein. Ron Weasley und Pancy Parkinson.“

Zufrieden betrachtete sie ihr Werk und Ron stand lachend auf. Er schwankte leicht, zog aber dennoch seinen Zauberstab und zielte auf das Papier.

Er wollte den Brief verdoppeln. „Mist, daneben“, fluchte er. Er hatte Pancys Flasche getroffen. Der dritte Versuch klappte dann und beide gingen, fast feierlich, zum Kamin.

„Äh, Flohpulver?“, fragte Pancy Harry und der zeigte auf eine blaue Schachtel. Kurz darauf waren die Briefe abgeschickt und alle lachten laut und stießen darauf an. Laureen hatte die Hand vor die Augen geschlagen.

„Ich glaube, ich bin verliebt“, kam es da von Ginny und alle sahen sie an, wenn auch bis auf Laureen sie keiner mehr klar sehen konnte.

Es war eine Weile still, als Pancy fragte: „In wen?“

„Todd McNair“, seufzte die Jüngere.

„Ich hasse McNair“, kam es von Draco als Kommentar und Theodor nickte: „Natürlich, die können dich auch nicht ausstehen. Ihr seid zu … zu … ähm …“

„Darauf trinken wir!“

„Echt, McNair? Wie das?“, wollte Ron nun wissen und die Slytherins sahen ihn verwirrt an. Müsste er jetzt nicht entsetzt aufspringen und den großen Bruder spielen?

„Vielleicht kann er nich’ mehr stehn“, vermutete Gregory und die anderen nickten bedächtig.

Ginny, die noch immer auf dem Rücken lag, weil nur so das Kreisen der Welt zu ertragen war, erzählte: „Ich habe ihn im Ministerium getroffen. In der Neujahrsnacht in einem Fahrstuhl.“ Sie verstummte und die anderen warteten. Ginny fuhr fort: „Der Fahrstuhl ist abgestürzt. Er hat mir das Leben gerettet und dann habe ich einen Bonbon gekaut und dann bin ich … ich … über ihn hergefallen.“

Sie drehte sich zur Seite und sah zu Ron. „Was soll ich jetzt tun?“

Dieser versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und überlegte.

„Erstmal gar nichts“, sagte er. „Ich werde hingehen und ihn verprügeln, weil er dich angefasst hat.“

„Sehr richtig“, lobte Draco und hob seine Flasche. Die beiden stießen an und tranken.

„Waren das die Bonbons von den Zwillingen?“, hakte Susan in Ginnys Geschichte ein und sie nickte, wenn auch nur leicht.

„Ha!“, rief Susan und Hannah neben ihr fuhr erschrocken zusammen.

„Das sind Liebestrankbonbons.“

„Was?“, fragten die anderen ungläubig.

„Doch, doch“, beharrte Susan und sah wieder zu Ginny. „Ich weiß, wie es is’. Ich habe deinen Bruder George regelrecht angefallen.“

Alle fingen an zu lachen und zu kichern und es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatten, bis Terry fragte: „Was wolltest du zu Neujahr im Ministerium?“

„Die Akte von Flint stehlen. Charlie hat ihm beim Ausbruch geholfen“, gab Ginny bereitwillig Auskunft.

„Das muss der Dunkle Lord geahnt haben“, warf Blaise ein und alle blickten nun zu ihm. „Er hat Todd auf Marcus angesetzt und mich nach dessen Freundin gefragt.“

Nun lachten alle Slytherins, die anderen verstanden es ja nicht und Gregory klärte sie auf. „Marcus steht nicht auf Frauen.“

Blaise nickte nachdrücklich und sagte: „Er hat eine Schwäche für Rothaarige.“ Dabei fuhr er durch seine eigenen flammend roten Haare und nun starrten alle ihn an.

„Ich habe nie etwas mit ihm gehabt“, stellte er jedoch richtig und die Blicke wurden von erstaunt, entsetzt zu leicht ungläubig.

„Ehrlich“, versicherte Blaise und sah zu Lavender. „Meine Göttin“, seufzte er, als er sie sah und Lavender schmolz sichtlich dahin.

„Darauf trinken wir!“, hob Gregory die Flasche und alle machten mit.

„Seine Göttin“, prustete Pancy laut los und Ron fiel mit ein.

Und dann trat plötzlich Stille ein. Alle verfielen ins Grübeln und eine tiefe Schwermut senkte sich auf die Schüler.

„Ich bin ein Verräter“, sagte Blaise. Er lehnte mit dem Kopf gegen die Wand und hatte die Augen geschlossen.

„Wenn das der Dunkle Lord erfährt, dann bin ich tot.“

Harry überlegte und sagte: „Ich auch. Zusammen mit Francis Nott und Lucius Malfoy verrate ich euch alle, den Orden und sie die Death Eater und Voldemort.“

Nun blickten alle zu Harry. Eine bleierne Stille breitete sich aus und Draco hob müde die Flasche, Theodor tat es ihm gleich und beide murmelten „Darauf trinken wir!“

Doch niemand trank und niemand lachte. Alle starrten nur Harry an und der senkte den Kopf.

Laureen stand unbemerkt auf und hob ihren Zauberstab. Sie atmete tief ein und konzentrierte sich, bevor sie einen Gedächtniszauber sprach, der allen die Erinnerung nehmen würde.

Nur zwei Sachen würden auf diese seltsame Nacht hinweisen.

Der Kater, den alle am nächsten Morgen haben würden und die beiden Hochzeitseinladungen. Alles andere würde mit dem Schleier des Vergessens überdeckt werden.

Die Mitschüler unter ihr sanken in sich zusammen und schliefen ein. Laureen seufzte und ging zu Harry. Sacht strich sie ihm eine Strähne aus der Stirn und sagte: „Dummkopf.“

Sie drehte ihm die Flasche aus der Hand und trank sie in einem Zug leer, dann schob sie sich in Harrys Arme, der ihr Platz machte und versetzte sich selber in Schlaf.
 

Montag, 16. Februar 1998
 

Sirius starrte seine Klasse an. Alle der Siebenten außer Lavender schienen einen dicken Kater zu haben. Die Augenringe waren tiefschwarz und die Iriden, so sie denn zu sehen waren und nicht hinter verschlossen Lidern, wirkten rot und glasig. Eins stand fest. So würde er keine Minute Unterricht abhalten können. Er hatte sich schon gewundert, wo der Jahrgang beim Frühstück war. Später hatte man sie geschlossen den Gang entlang gehen sehen.

„Was ist hier los?“, fragte er Harry, der ihn nur müde ansah und sagte: „Nichts, Professor.“

Sirius wandte sich an die Schulsprecher. „Ron?“

Dieser runzelte die Stirn, zuckte mit den Schultern und murmelte: „Schlecht geschlafen.“ Es klopfte und Sirius rief gereizt: „Ja!“

Herein kam Alexa. Sie war verärgert über Sirius’ Ton, hielt aber inne und wedelte mit der Hand vor der Nase. „Man, hier riecht es wie in einer Schnapsbrennerei.“

Sirius deutete wortlos auf die Klasse und Alexa verstand.

„Du hast hier Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Warum bringst du ihnen nicht mal etwas Nützliches bei, als nur mit dem Zauberstab albern herumzufuchteln.“

Sirius’ Augen wurde zu schmalen Schlitzen. „Wie bitte?“, fragte er.

„Pass auf“, sagte Alexa. Sie schloss die Tür, zielte auf den ersten Schüler neben sich und murmelte: „Scate sanguis“ Theodor, denn er war der Unglückliche, riss die Augen auf und schrie vor Schmerzen. Er erhob sich unwillkürlich und fluchte laut, bis er nach ein paar Sekunden wieder in sich zusammen sank und erschöpft, aber nüchtern den Kopf hob.

Alexa nickte zufrieden. „Klappt genauso gut wie bei den beiden Mädchen aus der sechsten.“

Sirius war fassungslos. „Du folterst meine Schüler“, stammelte er.

„Ich nüchtere sie aus und du solltest mithelfen. In zehn Minuten bekommen wir hier Besuch.“

„Wer?“, fragte Sirius.

„Sein Vater“, deutete Alexa auf Draco und schon schwang Sirius den Zauberstab. Der letzte Schüler kam gerade wieder nüchtern zu Atem und die Fenster schlossen die eisige aber frische Luft wieder aus, als es erneut klopfte. Sirius machte sich bereit. So, so. Mister Malfoy war also hier. Wieso?
 

***
 

in der Redaktion:
 

Malin: Tja. Wieso?
 

Blue: Wieso was?
 

Malin: *Augen roll* Na, wieso ist Malfoy in der Schule? Ich versuche Spannung aufzubauen.
 

Blue: Versuch! Das ist das richtige Stichwort.
 

Malin: *sprachlos ist*
 

Blue: *grins*
 

Sev: Ist doch ganz klar. Wird Zeit, dass ich endlich den Stuhl von dem Alten bekomme.
 

Babyate: Welchem Alten?
 

Gleda: Na, Dumbledore.
 

Saturn: Klappe! Nicht alles verraten.
 

Blue: Was? Hat der damit etwa Recht?
 

Saturn: *Presst die Lippen zusammen und schüttelt heftig den Kopf*
 

Gleda: Ja, offenbar. Was hat Sev dir versprochen, dass du ihn auf den Direktorstuhl setzt?
 

Saturn: *ahmt die Geste eines Reisverschlusses nach* oh oh …
 

Blue: Besser ist auch, schließlich lesen das hier auch Minderjährige.
 

Sev: EY! Was willst du damit unterstellen?
 

Blue: *unschuldig lächel* Gar nichts.
 

Sev: *Auge zuckt gefährlich* Besser ist auch.



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Von:  angel90
2018-06-15T20:22:59+00:00 15.06.2018 22:22
Hallo Saturn,
Habe nach langer Zeit mal wieder die Story gelesen und es ist wirklich schade, dass du hier nie weiter geschrieben hast :-(
Wäre schön, wenn es doch mal weiter gehen würde. Die Geschichte ist zu gut, um so zu enden.
Liebe Grüße
angel90
Von:  serinanaru
2016-09-09T15:39:24+00:00 09.09.2016 17:39
Diese Geschichte so wie andere die ich von dir schon gelesen habe sind einfach nur der hammer :)
Man möchte garnicht aufhören da man so gespannt ist was als nächstes passiert.

Ich finde es schade das du anscheinend mit dieser Geschichte abgeschlossen hast, denn die ist wirkluch gut.
Falls du doch irgendwann mal wieder weiter schreibst, würde ich mich über eine Nachricht sehr freuen. :)
Von:  sarahj
2014-02-16T22:26:27+00:00 16.02.2014 23:26
Heyy, ich find deine Geschichten alle super!! Hab sie schon unzählige Male gelesen und mich jetzt mal entschlossen einen Kommentar abzugeben. Ich find es total toll, wie du die Charaktere darstellst und die Slytherins nicht diese Stereotypen sind, immer böse und immer gegen alle anderen Häuser. Ich finds unglaublich genial, dass Theodor, Harry und Zacharias Freunde sind :) ziemlich gut gefällt mir auch das Pairing Pancy/Ron, bisher haben mir in deinen 3 großen Geschichten alle Ron/.. Pairings sehr gut gefallen, wobei Maeve/Ron meiner Meinung nach das beste ist :) schwierig fand ich bei dieser Geschichte zu Anfangs Blaise als männlich und dann eben nicht mit Antonin zu sehen. Jetzt find ich's genial und kann's mir anders gar nicht mehr vorstellen. Außerdem gefallen mir die Mcnairs in allen 3 teilen sehr gut!! Besonders die Pairings Ginny/Jason u. Ginny/Todd find ich klasse!!
So jetzt habe ich nur noch eine Frage, schreibst du nochmal an dieser FF hier weiter? Es wäre wirklich eine Schande wenn diese Story nicht zu Ende geführt wird. Ich fänd es jedenfalls unglaublich schade! Liebe Grüße

Von:  DarcAngel
2010-11-02T12:18:10+00:00 02.11.2010 13:18
Hey, ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass es noch weitergeht.
Aber das Kapitel hat mich wieder in seinen Bann gezogen. Doch das Besäufnis hat mich nicht überzeugt. Soweit ich mich erinnere, können im Raum der Wünsche auch keine Getränke erscheinen. Genauso wenig, wie man sie mit einem Zauber erzeugen kann. Ach, immer werden die Gedächtnisse gelöscht, wenn eine neue Liebe aufkeimt, das ist doch echt gemein...
Was ist denn mit Rudolphus passiert? Ich frage mich, ob ich das nicht wissen sollte. Vielleicht könntest du einen kurzen Rückspann am Anfang der Kapitel schreiben, wenn viel zu lange ;-) Wartezeiten dazwischen liegen?
Die Spannung kannst du weiterhin gut halten und deine Charaktere sind realtistisch dargestellt. Lediglich an der Komplexität der Sätze könntest du manchmal arbeiten, die sind zum Teil relativ kurz.
Ich hoffe, den Cliffhanger beantwortest du schneller ^^.
Von:  angel90
2010-10-24T21:15:00+00:00 24.10.2010 23:15
Hey
endlich geht es weiter
Und ein wirklich geiles kap
ich hab mich schlapp gelacht bei dem Besäufnis, wie die da alles ausgeplaudert haben
ich bin ja mal gespannt, wie ron und pansy da wieder rauskommen wollen, wenn ihre Eltern sich über die Einladung zur Hochzeit aufregen
Und was Lucius dort will, frag ich mich auch noch
schreib schnell weiter
hoffentlich kommt das nächste kap schneller als dieses

cucu angel
Von:  angel90
2010-07-31T19:14:26+00:00 31.07.2010 21:14
*hier mal reinschau*
*ganz langsam*
Hey Saturn, wollte nur mal nachfragen, wann es weiter geht?
weiß, dass ich das mal wieder bin, die wohl nachfragt, aber deine story ist eben wie ein gutes buch...man mag eigentlich nur ungern das buch weglegen und will lieber wissen, wie es weiter geht....

glg angel
Von:  suz
2010-06-28T20:57:07+00:00 28.06.2010 22:57
huhu ich weiß, ich weiß, bin viel zu spät mit dem lesen und kommischreiben, aber mir war was richtig wichtiges dazwischen gekommen (die weltherrschaft braucht ihre zeit muahahahahaaaaaa)
soo also des war mal wieder sehr amüsant und spannend
(wer hätt gedacht, dass teekochen so schwer sein kann^^ ach und die lieben mütter, liben alle ihre kinder^^ lol)
der cliffhanger is dir durchaus gelungen, ich hoffe allerdings, dass wir bald erfahren, wie´s nun weiter geht und dass marysue nicht tot ist
soooo bis zum nächsten kap (das werd i dann nit so spät lesen, versprochen^^)
gruz suz
Von: abgemeldet
2010-05-07T17:42:50+00:00 07.05.2010 19:42
Huhu,

dieses mal gab es ja gar nichts neues über Todd und Ginny zu lesen. Schade ... Erfährt man im nächsten Kapitel wie es mit den beiden weiter geht? Er soll sich endlich wieder an sie erinnern!

Ansonste, joar so furchtbar viel ist in diesem Kapitel ja nicht passiert. Ich gehe mal davon aus das es mehr so eine Überleitung war und im nächsten Kapitel geht es dann wieder so richtig los?

Ich bin auf jeden Fall schon gespannt =)

lg, Nanetta
Von:  DarcAngel
2010-04-23T18:16:02+00:00 23.04.2010 20:16
schon vorbei, das ging wieder viel zu schnell =(
Zudem gebe ich der Reaktion recht, sieben Seiten und kaum was passiert - nicht, dass sie nicht gut geschrieben oder uninteressant gewesen wären, dann wäre das Lesen ja nicht im Fluge vergangen!
Das Gespräch mit Sirius und den Heuler fand ich lustig. Die Reaktion auf Marcus war meiner Meinung nach nicht "erschreckt" genug, er ist schließlich ein gesuchter Verbrecher. Dass Marie Sue was passiert sein soll, ist clever gemacht, da wär ich nicht drauf gekommen, zu entspannt, war die Stimmung, die Charlie und Marcus verbreitet haben. Das Gespräch zwischen Ron und Charlie hätte ich gerne gehört.
Nun warte ich wieder gespannt, wies weiter geht
lg DarcAngel
Von:  Vanadie
2010-04-16T12:21:53+00:00 16.04.2010 14:21
Huhu :)
Da bin ich mal wieder (hat ja auch lange genug gedauert) in letzter Zeit hab ich irgendwie nicht mehr die Zeit zum Lesen gefunden, aber jetzt sind Ferien und da hab ich mich endlich auf meine Favoriten stürzen können.
Also erstmal muss ich mal wieder sagen, das es ein tolles Kapitel war (und die anderen, die ich davor nachgeholt habe natürlich auch) ich bin jedes Mal erstaunt wie leicht sich deine Geschichten lesen lassen, man ist (leider) immer so schnell fertig mit lesen, weil es nirgendwo stockt, sondern einfach nur wie Seide dahin fliesst .. ok Seide ist irgendwie ein schlechter Vergleich mit Buchstaben, aber ich hoffe du weißt was ich meine ..
Ein paar Fragen hab ich dann aber doch noch, die mir mal so aufgefallen sind:
Ist Delia jetzt 6 oder 8 Jahre alt? Im Steckbrief hast du sie als 6 beschrieben, aber irgendwo glaube ich hast du sie auch mal achtjährig genannt. (Kann aber auch nur ein Hirngespinst meiner Augen gewesen sein *hüstel*)
Hat Todd seine gesammten Erinnerungen an sein voriges Leben verloren oder nur die von Ginny? Mir ist das nicht so ganz klar geworden.
Gut und als letztes wollte ich dich noch ein bisschen erpressen *ärmel hochschieb*
Wird es ein Happy End für jedes Pairing geben? Ich weiß du verräts bestimmt nicht gerne den Ausgang deiner Geschichte (ja wer tut das schon?) aber ich werd noch wahnsinnig, wenn ich mir vorstelle Todd und Ginny werden nicht zusammen kommen, die beiden sind einfach viel zu süß und mal ehrlich, verdient hätten sie sich auch ein bisschen Glück oder nicht? Und Marcus und Charlie *seufz* ja eigentlich gefällt mir jedes Pairing .. und dieses eigentlich bezieht sich nur darauf das ich Alexa wirklich herrlich unsympatisch finde.
Ach! Und bevor ich es vergesse ich hätte da noch eine Idee für ein Pairing (auch wenn es jetzt noch nicht passt), wie wäre es denn mit Delia und Michael? Auf jeden Fall hab ich das Gefühl sie hat einen Narren an ihm gefressen, aber noch ist sie natürlich viel zu jung die Gute, aber naa wie wärs ;)
Da fällt mir ein wie alt ist Michael eigentlich? Ich hab ihn jetzt so auf 17 geschätzt ..
Naja ist ja auch egal, ich komm dann mal zum Ende.
Ich hoffe natürlich du schreibst bald weiter, bin schon ganz gespannt :)
Vanadie


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