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Der Donnerblitz

Die Nordische Göttersaga - einmal anders
von

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Prolog - der Beginn

Prolog:
 

Das Neugeborene schrie wie am Spieß.

So, als hätte es schon jetzt vorhergesehen was ihm einst blühen würde. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass es angenehme zwei Grad unter Null hatte. Die Mutter des Neugeborenen war Frischluftfanatikerin.

Die alte Frau beugte mit ihm zu seiner Mutter, und legte ihn ihr in den Arm.

„Das ist ein Vorzeichen“, schnarrte sie mit krächzender, abgenutzter Stimme.

„Ein Schneesturm, ein heftiges Gewitter... und euer Sohn kommt zur Welt. Es gibt drei Möglichkeiten. Entweder er wird ein mächtiger Krieger, ein schneeblinder Idiot, oder ich habe keine Ahnung.“

Die Mutter des Neugeborenen sah ihren Sohn mit liebevollen Augen an und bemerkte sein Zittern kaum. „Er wird sicher wie sein Vater.“

„Was soll das jetzt heißen?“, donnerte der stolze Vater leise. Dafür bedurfte es jahrelanger Übung. Aber Hammerak Donner, seines Zeichens ehemaliger Krieger und nunmehriger Kneipenbesitzer... jetzt auch Vater, war dazu imstande.

„Nichts schlimmes, mein Schatz“, beschwichtigte Frigg Blitz, oftmals auch ‚Schnellzunge’ genannt. „Ich meinte, er wird sicher groß und stark, so wie du.“

Ihre Antworten kamen sprichwörtlich schnell, und nahmen ihrem Mann oft den Wind aus den Segeln. Wie auch jetzt.

„Na gut“, grummelte er.

Während das Kind in der Kälte weiter schrie und langsam etwas rot wurde, meinte die Alte Frau: „Ihr wisst, es ist Brauch dem Neugeborenen in der ersten Nacht seinen Namen zu geben. Habt ihr euch entschieden?“

„Nein.“ und „Ja.“ kam die (fast) einstimmige Antwort. Nur eben dass es zwei Stimmen waren, die konträre Meinungen vertraten.

„Ja?“, fragte Hammerak verwirrt. Offenbar hatte er wieder einmal etwas verpasst. Seine Angetraute beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

„Wirklich?“, fragte er unsicher. Auf einen blitzenden Blick ihrerseits meinte er aber ziemlich schnell, mit leise dröhnender Stimme.

„Wir haben beschlossen ihn Thor Donnerblitz zu nennen. So vereint er die Stärke beider seiner Eltern, und kein Tor wird ihm je verschlossen bleiben.“

Die Alte Frau schluckte, denn es war überliefert dass Eltern ihre Söhne nennen durften, wie sie wollten, ohne dass sie sich einmischte. Töchter natürlich auch, aber das war weit weniger interessant.

„Nun denn, hiermit spreche ich zu dir, kleiner Krieger. Du trägst von nun an den Namen Thor Donnerblitz!“ Sie ging in die Knie und versetzte dem immer noch äußerst verwirrten Baby die rituellen Ohrfeigen, die ersten Schläge seines Lebens. Seine ersten, aber bestimmt nicht seine letzten.

Thor Donnerblitz war viel zu perplex um weiterzuschreien. Zuerst holte man ihn aus seinem warmen und behaglichen Zuhause, dann ließ man ihn beinahe erfrieren, und zu schlechter Letzt bekam er noch einen Schlag ins Gesicht. Ungeheuerlich!

„Sieh nur, er weint nicht mehr“, meinte Frigg.

„Ganz der Vater. Ich weine schließlich auch nicht wenn du mich schlägst“, murmelte Hammerak, gleichermaßen stolz und betreten.

Die Kräuterfrau schüttelte den Kopf. Jede Generation schien die vorangegangene an Dummheit zu übertreffen.

Und mit diesem ungeheuerlichen Namen bestand für den bemitleidenswerten kleinen Jungen kaum eine Chance, sein Leben erfolgreich zu meistern.

Aber das sollte nicht ihr Problem sein. Sie freute sich schon auf ihr heißes Fußbad, dass sie zu Hause erwartete. Sie zog den Mantel um ihren hageren Körper, und verließ das Haus des ‚Donnerblitzes’.

Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte war eine Intervention der Götter. Diese erschien in Form eines durch ein Kneipenfenster geworfenen Bierkruges - in der Größe eines Menschenkopfes -, der ihrer Existenz auf dieser Daseinsebene ein Ende machte.

Nachdem sie einige Minuten tot im Schnee gelegen war, erhob sich eine durchscheinende Gestalt, klopfte den Schnee von ihrer durchsichtigen Kleidung, und meinte zu Odin.

„Wurde auch Zeit, verdammt!“

Der Totengott zuckte zusammen. Gegen alte Frauen hatte er verbal nie etwas ausrichten können. Gegen junge allerdings auch nicht. Dann nahm sein weises Gesicht einen beinahe freundlichen Gesichtsausdruck an.

„Danke, Kräuterfrau. Du hast unserem Volk heute einen großen Dienst erwiesen. Ich habe große Pläne mit diesem Thor.“

Sie blickte dein einäugigen Odin an. Ihr Gesichtsausdruck entgleiste. Es war besser tot zu sein, in einer Welt wie dieser, wo offenbar selbst die Götter verrückt sein mussten.

Kapitel 1 - die frühe Kindheit

1
 

Der fliegende Hammer traf den Jungen mit der vollen, zermalmenden und unaufhaltsamen Wucht eben dieses fliegenden Hammers.

Zu seinem Glück handelte es sich um ein Spielzeug.

„Thor du Versager. Die Zielscheibe ist auf der anderen Seite des Raums!“, rief der Einäugige Sven. Nachdem er für Raubzüge nicht mehr geeignet war, musste der ehemals grimmige Krieger den Kindern beibringen mit Waffen umzugehen. Seine pädagogischen Fähigkeiten waren allerdings ungefähr äquivalent zu denen eines brummenden Walrosses.

Der heulende Hörri Käne lag am Boden, und hielt sich die Hände vor die Stirn, wo ihn der Hammer getroffen hatte.

„Das wird schon wieder, mein Kleiner! Die Narbe wird dich nicht für immer entstellen. Bis du in den Krieg ziehst ist das längst verheilt und dort interessiert das sowieso niemanden! Thor, entschuldige dich gefälligst bei ihm, sonst lass ich dich die Ziegen scheren.“

Diese kleinen Kröten raubten Sven den letzten Nerv. Auch wenn Thors Wurf gar nicht so schlecht gewesen war. Er musste nur lernen den Hammer dorthin zu bugsieren, wo er hinzielte.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte Thor den ihm unbekannten Jungen.

Dieser blinzelte nur kurz an seinen Händen vorbei, um zu sehen ob Einauge Sven gerade in ihre Richtung blickte. Aber er hatte gerade ein Auge(mehr ging ja nicht) auf eine Gruppe, die gerade mit einem Speer trainierte und dabei beinahe ein Vogelnest aus der hundertjährigen Eiche geschossen hätten.

„Jaja. Ich wollte mich nur vor dem Speerwerfen drücken. Weißt du, ich sehe nicht so wirklich gut. Da treffe ich alles, nur nicht mein Ziel. Letzte Woche haben wir mit Bögen geschossen. Siehst du wie Sven jedes Mal zuckt, wenn er sich hinsetzen will?“

„Ja?“, fragte Thor etwas hilflos.

Sein Gegenüber beugte sich nach vorne.

„Das war ich“, flüsterte er.

„Oh“, entgegnete Thor schlau.

„Übrigens, ich bin Hörri Käne.“

Thor gab ihm die Hand. „Ich bin Thor Donnerblitz“, stellte er sich stolz vor.

Das war der Beginn einer stürmischen Freundschaft.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2006-08-31T17:45:18+00:00 31.08.2006 19:45
Erinnert ein bisschen an Terry Pratchett; ich bin immer noch am lachen =) Schreib schnell weiter, ich bin nicht nur ein Fan von Parodie sondern auch von der germanischen Mythologie und somit begierig, mehr über das ßergewöhnliche Leben des Thor Donnerblitz zu erfahren ;-)
Von: abgemeldet
2006-08-06T20:13:28+00:00 06.08.2006 22:13
Ah, schon mal ein interessanter Anfang. *smile*
Ich finde es eine gute Idee, diese Geschichte ganz anders aufzurollen, bin gespannt, wie es weitergeht. ^^
Dein Schreibstil gefällt mir, nur sind die Kapitel leider etwas kurz...
Trotzdem wünsche ich dir noch viel Spaß beim Schreiben. ^-^
Bye,
erdschlange
Von: abgemeldet
2006-04-22T12:53:41+00:00 22.04.2006 14:53
Hallo.
Am Stil habe ich allgemein nichts zu kritisieren. Besonders gelungen finde ich allerdings die komischen/humoristischen Details, sofern ich denn alle richtig verstanden habe (bin leider nicht sehr bewandert, was Mythologie betrifft.) Daher wollte ich mal fragen, bevor es weitere Kapitel gibt, in wie fern der Text deine eigenen Ideen enthält und sich (inhaltlich) von den eigentlichen Göttersagen unterscheidet? Ich nehme mal an, die Namen etc. hast du beibehalten? (Wäre hilfreich, wenn man sich vorher mal ein bisschen über die Zusammenhänge schlau machen will etc. :)
MfG
Jamaica


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