Zum Inhalt der Seite

Anis, die Leserin

eine abenteuerliche Kurzgeschichte
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein neues Crewmitglied

Das Abenteuer auf Alabasta war schon eine Woche her und Ruffy und seine Piratenbande kamen zu einer kleinen Insel namens Redstone. Dort gab es eine Stadt, dessen Name Greentown war. Dort wollten sie Proviant für die weitere Reise besorgen. Lysop blieb an Bord und vertrieb sich währenddessen die Zeit mit einer neuen Erfindung im Steuerraum auf der Flying Lamb. Es dauerte einen halben Tag, bis die ganze Crew wieder an Bord war.

Ruffy hatte wie immer großen Hunger und war deshalb nervös. "Sanji, wann gibt's Futter?", brüllte er auf Deck herum und verzog sein Gesicht zu einer gelangweilten Fratze. "Kannst du auch mal an was anderes denken?", äußerte sich Nami dazu. Aber böse war niemand, denn Ruffy war schon immer ein Vielfraß gewesen, der nur ans Futtern dachte. Sanji war schon längst am Kochen, Lysop war noch am Tüfteln und hatte die ganze Welt um sich herum vergessen, Zorro stemmte Gewichte auf der Reling sitzend, während der kleine Chopper und Ruffy idiotische Spiele spielten. Nami kümmerte sich derweil um ihre heißgeliebten Orangenbäume, die sie von ihrer Stiefschwester Nojiko geschenkt bekommen hatte.

Doch plötzlich war von ihr ein kurzer Schreckensschrei zu hören. Alle erstarrten in ihren Handlungen, außer Sanji und Lysop, die die Welt um sich herum vergessen zu haben schienen.

Doch dieser Schrei hatte noch jemanden aufgeschreckt. Sie hatte schlafend in den Orangenbäumen versteckt gelegen. Starr vor Angst schaute sie Nami an, die sich inzwischen wieder beruhigt hatte.

"Wer bist du denn?", fragte sie ruhig. Das Mädchen senkte ihren Blick auf den Boden. "Entschuldigt. Ich habe mich auf eurem Schiff versteckt, denn ich wurde verfolgt.", erwiderte sie schüchtern. Ruffy kam hinzu.

"Verfolgt? Von wem denn?", fragte er sehr interessiert. "Die Marine ist hinter mir her", erzählte sie nach einer kurzen Pause, " wenn sie mich finden, ist alles verloren." Das Mädchen klammerte sich an einen Ast. Nami lächelte freundlich. "Du brauchst vor uns keine Angst zu haben", sagte sie mitfühlend, " komm erst einmal aus den Orangenbäumen heraus dann sehen wir weiter." Schüchtern krabbelte das Mädchen aus dem Gestrüpp und nahm Namis Hand, die sie ihr hinhielt. "Du hast Zweifel, nicht wahr? Schon als Kind musstest du aufpassen, wem du vertraust. Der Gedanke Arlong zu dienen, hat dich gequält, nicht wahr?", sagte das Mädchen plötzlich und starrte Nami in die Augen. "Woher weißt du das?", fragte sie erschrocken und ließ das Mädchen wieder los. Diese jedoch senkte ihren Blick nicht. "Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verängstigen. Aber manchmal habe ich mich nicht ganz unter Kontrolle. Bitte verzeih mir Nami. So heißt du doch.", sagte sie schüchtern. Nami hatte schon die Hand an ihrer Waffe, dem Klima- Taktstock, den sie von Lysop bekommen hatte, um sich besser verteidigen zu können. Doch Ruffy hatte wie immer keine Angst. Freundlich nahm er sie am Arm und führte sie aufs Deck genau vor seinen Lieblingsplatz auf dem Schiff: die Galionsfigur in Gestalt eines Lammkopfes, auf dem er am liebsten saß. Er stellte sie genau davor und kletterte selbst auf den Kopf. Von dort oben nahm er sie ins Visier. "Dann erzähl. Woher kommst du?", forderte er sie mit ernster Miene auf. Das Mädchen nickte. Schweigend postierte sie sich in den Schneidersitz. Nami, Chopper und Zorro stellten sich hinter sie und hielten sich bereit einzugreifen, falls etwas Unerwartetes passieren würde. Eine kurze Pause folgte, in der keiner einen Ton von sich gab. "Ich bin das, was man einen "Leser" nennt. Unter diesem Pseudonym bin ich bei der Marine bekannt", fing sie an zu erzählen; bei dem Wort Marine schauten alle außer Ruffy ein wenig grimmig, " als ich zehn Jahre alt war, fing ich bei ihnen an zu arbeiten. Doch vor einigen Tagen bin ich geflohen, als ich Ausgang hatte. Seitdem werde ich überall von Soldaten gesucht." Wieder trat eine kurze Pause ein. "Was bedeutet ein "Leser?", fragte Chopper. "Du bist Chopper nicht wahr", sagte das Mädchen; doch keiner fragte sie, woher sie das wusste, " diesen Namen bekam ich aufgrund meiner Fähigkeiten. Ich glaube, dass ich sie von einer Teufelsfrucht habe, die ich vor langer Zeit gegessen haben muss. Doch habe ich keine Erinnerung an die Zeit vor der Marine. Sie ist wie ausgelöscht. Ich weiß nicht, wo ich her komme oder gelebt habe. Auch kann ich mich nicht erinnern jemals Eltern gehabt zu haben, Geschwister oder andere Verwandte. Bei der Marine erzählten sie mir immer, dass sie tot und bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen wären. Sie hätten mich auf einem Stück Holz im Wasser treibend gefunden. Der Teufelsfrucht, die ich in meiner Kindheit gegessen haben muss, habe ich den Namen "Lesefrucht" gegeben. Mir ist es möglich Gedanken anderer Menschen zu lesen und ihre Erinnerungen zu sehen. Deshalb habe ich gewusst, dass du Zweifel hattest Nami." "Dann liest du gerade unsere Gedanken?!", fragte Ruffy erschrocken und begeistert zugleich. "Nein, nein", verneinte dass Mädchen kopfschüttelnd, " nur, wenn ich will, kann ich Gedanken lesen. In diesem Moment lese ich nichts." Ruffy hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht, denn ihm gefiel, was er gehört hatte. "Aber wie hat das der Marine genutzt?", fragte Nami. "Es ist egal, wie weit der Mensch von mir entfernt ist. Ich muss mich nur genügend auf ihn konzentrieren und schon kann ich auf seine Gedanken und Erinnerungen zurückgreifen. So konnte ich von Feinden der Marine geheime Pläne erfahren und sie so vereiteln.

Nur mit der Zeit merkte ich, dass ich damit auch Unschuldige verurteilte. Eines Tages sorgte ich dafür, dass ein Kind getötet wurde. Das konnte ich mir nie verzeihen. Ich hatte es satt wie eine Sklavin behandelt zu werden. Also bin ich geflohen. Ich lief durch die Stadt und durch die Wälder dieser Insel, bis ich euer verstecktes Schiff entdeckte. Ich wusste, dass sie mich hier nie finden würden, also habe ich mich in den Orangenbäumen verkrochen. Sie suchen bestimmt in diesem Moment noch in der Stadt nach mir.", sagte das Mädchen. "Mmh", überlegte Ruffy, "was ist dein Ziel?"

Die Augen des Mädchens leuchteten und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Ich", sagte sie leise und starrte in den Himmel; dabei sah sie richtig glücklich aus, "ich möchte einmal mein eigenes Schiff haben und über die Meere segeln. Es ist egal wohin, Hauptsache ich kann frei sein. Nie wieder möchte ich zur Marine zurückkehren. Eher würde ich sterben!" Mit ihrer Faust haute sie auf das Deck und schluchzte leise. "Du scheinst nett zu sein", sagte Ruffy breit grinsend, "ich glaube du bist voll in Ordnung. Komm in meine Bande, dann wird dein Traum in Erfüllung gehen. Mir ist egal, ob du bei der Marine gearbeitet hast." Fröhlich hielt er ihr seine Hand entgegen. Da er ein Gummimensch war, hatte er seinen Arm gedehnt, weil er so weit oben saß. Das Mädchen erschrak deswegen nicht; wahrscheinlich war sie schon mehreren begegnet, die Teufelskräfte gehabt hatten. "Du würdest mich aufnehmen? Ist das dein Ernst?", fragte sie mit großen Augen. Ruffy nickte langsam und drückte mit der anderen Hand auf seinen Kopf, auf dem sein geliebter Strohhut saß. Ein wenig zitternd ergriff sie Ruffys Hand. Ruffys Gesicht wirkte entschlossen und niemand von den anderen seiner Bande hätte sich jetzt noch dagegen stellen können. "Also abgemacht. Willkommen an Bord der Flying Lamb!", sagte er und half ihr auf, indem er seinen Arm wieder stauchte und sie somit hochzog. Zorro schaute noch etwas misstrauisch drein, sagte jedoch keinen Ton. Er respektierte Ruffy und war seinen Optimismus gewöhnt. "Wie heißt du eigentlich", fragte Ruffy schnell, "ich bin Ruffy und werde der zukünftige König der Piraten!" Das Mädchen staunte, doch fasste sich sofort wieder. "Ich bin Anis. Das ist der Name, der auf meinem Ring steht. Das ist das einzige, dass mir aus meiner Vergangenheit geblieben ist.", sagte sie. "Ich bin Nami.", sagte Nami. Auch Zorro und Chopper stellten sich vor.

"Dann sollten wir Lysop und Sanji auch von dieser Neuigkeit erzählen. Ich hol sie schnell.", sagte Ruffy; schnellen Schrittes verschwand er im Steuerraum. Keiner auf Deck rührte sich. "Ist euer Captain immer so?", fragte Anis den kleinen Chopper. "Er ist der beste Captain, den es gibt. Durch seine Hilfe bin ich über den Tod meines besten Freundes Doc Bader hinweggekommen. Er ist meist etwas anstrengend, aber so ist er halt.", antwortete er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Kurz danach sprang auch schon die Tür auf und Ruffy war mit Lysop und Sanji im Schlepptau zu sehen. "Da steht sie! Ihr Name ist Anis!", sagte Ruffy laut auf Anis zeigend. Sanji und Lysop staunten. Lysop eher ungläubig und Sanji voller Begeisterung. "Oh Anis. Welch ein entzückender Name. Hast du was dagegen, wenn ich dich Anis- Hase nenne?", schmachtete er. Anis fühlte sich geschmeichelt und lief rosa an.
 

Das war der Tag, an dem Anis in die Bande von Ruffy aufgenommen wurde. Anfangs wurde sie noch misstrauisch beäugt, (außer von Sanji dem Weiberheld und Ruffy) doch mit den darauf folgenden Tagen (und das waren nicht viele) lernten sie sich besser kennen und verstehen. Ganz besonders Nami freute sich, dass sie jetzt nicht mehr das einzige Mädchen an Bord war. Sie und Anis verstanden sich auf Anhieb.

Kopfschmerzen, eine schöne Nacht und noch mehr Kopfschmerzen

"Anis?", konnte man von Nami aus dem Steuerraum rufen hören. Anis horchte auf. Sie hatte auf Ruffys Lieblingsplatz gesessen und etwas gezeichnet. "Ja? Was ist denn Nami?! Brauchst du mich?", fragte sie rufend. Nami bejahte es laut und Anis machte sich sofort auf den Weg zu ihr. Drinnen angekommen sah sie Nami vor dem Esstisch stehen und an einer großen Landkarte zeichnen. Sanji saß in einer Ecke an die Wand gelehnt und las ein Buch übers Kochen. Ab und zu stielte er zu den beiden herüber. Nami schien angestrengt nachzudenken. "Ich brauche deine Hilfe im Bezug auf diese Karte Anis.", sagte sie und starrte unentwegt auf den Tisch. Anis erkannte eine noch nicht fertig gezeichnete Stelle im Meer. "Zwischen Alabasta und Redstone habe ich nicht viel über das Wetter erfahren und, wie die Winde dort das Jahr über wehen. Könntest du für mich ein paar Erinnerungen dazu aufspüren?", fragte Nami. Anis überlegte kurz und schaute dabei Sanji beim Lesen zu. Er las scheinbar angestrengt, doch er stielte kurz zu Anis hinüber und traf ihren Blick. Er zuckte kaum merklich zusammen; Anis lächelte ihn freundlich an. "Ja das ist kein Problem", sagte sie und schaute wieder Nami an, "das dauert aber eine kleine Weile." "Gut", erwiderte Nami entschlossen, "dann kann ich ja noch schnell etwas von drüben holen. (mit "drüben" ist die Kajüte der Jungs gemeint; sie schlafen dort)" Schnell verschwand sie und ließ Sanji und Anis allein. Es war totenstill in dem Raum, nur Ruffy und Choppers Lachen drang manchmal von draußen hinein. Leise konnten sie die Wellen hören, die gegen den Bug der Flying Lamb klatschten. Anis schloss ihre Augen und kniete sich auf den Fußboden. Sanji hatte mittlerweile aufgehört zu lesen und beobachtete sie interessiert. Eine unsichtbare Kraft ging plötzlich von Anis aus, die Sanji im Raum spüren konnte. Die Zeit schien stillzustehen.

Nach wenigen Minuten lächelte Anis kurz, denn sie hatte die Erinnerungen gefunden, die sie brauchten und schaute sie sich mit ihrem geistigen Auge an. Langsam öffnete sie wieder ihre Augen und starrte auf den Boden vor Sanji. Dieser machte große Augen. Nami kam wenig später wieder hinzu. "Bin wieder da!", rief sie. Anis stand wieder auf. Nami nahm einen Stift in die Hand und ließ sich von Anis alles erzählen und erklären, bis sie die Karte fertig hatte. "Toll", sagte sie zufrieden, " die werden wir bestimmt noch brauchen, wenn wir Vivi auf Alabasta besuchen wollen." Anis nickte lächelnd.

Doch ein schrecklicher Schrei ließ plötzlich alle an Bord aufhorchen. Nami knallte hart auf ihren Hintern und Sanji ließ erschrocken sein Buch fallen.

Dieser herzzerreißende Schrei war von Anis gekommen, die sich plötzlich auf dem Boden krümmte und ihre Hände an die Stirn hielt. Wimmernd lag sie, wie ein ängstliches Kind neben dem Tisch. Nami stürzte aufs Deck und rief die anderen. Sanji sprang aus der Ecke und versuchte die völlig verstörte Anis zu beruhigen. Er wollte sie festhalten, doch sie wehrte sich verbissen. Vorsichtig nahm er ihren Kopf in beide Hände und hielt ihn fest. Anis erstarrte und riss ihre Augen auf; schweigend schauten sich beide an. "Anis", sagte Sanji, "erkennst du mich? Du bist in Sicherheit. Ich bin's Sanji." Anis' Augen wurden glasig und leer. "Sanji?", sagte sie leise. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, das Sanji erwiderte. Doch einen Moment später verlor sie ihr Bewusstsein. Behutsam legte Sanji ihren Kopf wieder auf den Boden. "Was ist passiert?", schrie plötzlich jemand aus Richtung der Tür. Es war Ruffy, der mit dem Rest der Bande im Raum stand. "Ich weiß es nicht. Sie ist ohnmächtig geworden.", entgegnete ihm Sanji, nahm Anis in seine Arme, stieg hinab ins Mädchenzimmer und trug sie zu ihrem Bett. Sanft legte er sie hinein und deckte sie zu. "Chopper du bleibst hier mit mir. Ihr anderen geht raus. Wir werden uns um sie kümmern.", sagte Nami. Ihr Blick war so ernst, dass niemand sich dagegen stellte, nicht einmal Sanji, der eigentlich bei Anis bleiben wollte.

Während Nami und Chopper mit Anis beschäftigt waren, vertrieben sie sich die anderen auf Deck die Zeit.

"Und? Was hat sie?", fragte Nami ungeduldig, während Chopper sich Anis' Augen anschaute und ihren Puls fühlte. "Mmh", sagte er und überlegte angestrengt, "sie hat ein wenig Fieber von der Aufregung, aber das wird schnell wieder weg sein. Ansonsten glaube ich, dass sie einen Schwächeanfall hatte. Warum, dass kann ich dir nicht sagen." "Sie schien große Schmerzen gehabt zu haben, denn sie hat sich an die Stirn gefasst und dabei ein schmerzverzerrtes Gesicht gezogen.", sagte Nami, um ihm bei seinen Überlegungen zu helfen. "Ich schlage vor, sie ausruhen zu lassen, bis sie aufwacht", sagte Chopper und fühlte nochmals Anis' Stirn, "das halte ich jetzt für das Beste, was wir für sie tun können. Nami du könntest ihr ab und zu ein nasses Tuch auf die Stirn legen, damit das Fieber schnell wieder verschwindet." "Mach ich.", antwortete sie und machte sich gleich auf den Weg in den Steuerraum, wo die Küche war. Was die beiden nicht wussten, war, dass die anderen lauschend über der Falltür gelehnt hatten (außer Zorro, der Wache schieben musste). So war die Überraschung für Nami groß, als sie allesamt über sie fielen, als sie rausgehen wollte und die Falltür öffnete. Das brachte das Fass zum Überlaufen und sorgte für eine Menge Beulen auf den Köpfen der Lauschenden. So hatte Nami kurzzeitig dafür gesorgt, dass sie wenigstens auf Deck blieben und ihre Neugier im Zaum hielten; aber nur kurzzeitig. Wenig später legte Nami vorsichtig das nasse Tuch auf Anis' Stirn und strich ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Traurig dachte sie daran, dass sie tief im inneren noch Zweifel gegen sie hegte, was ihr Auftauchen betraf. War sie doch nur ein Mädchen, das ihrer Einsamkeit wegen neue Freunde und eine bessere Zukunft gesucht hatte, um ihren größten Wunsch zu erfüllen? Mit jedem Moment, in dem Nami Anis ansah, glaubte sie mehr und mehr daran. Sie wusste, was es bedeutete einsam und gefangen zu sein. Ruffy hatte ein Gespür für Menschen mit gutem Herzen und hatte sich bis jetzt noch nie geirrt. Und diesmal hat er auch richtig gelegen, dachte Nami mit entschlossener Miene. Nun war sie sich vollkommen sicher, dass Anis nichts im Schilde führte. "Oh Anis", sagte sie leise, "entschuldige, dass ich bis jetzt noch misstrauisch gegenüber dir war. Wenn du aufwachst, werde ich dir beweisen, wie viel ich von dir halte." Anis lächelte. Aber nicht, weil sie Nami gehört sondern einen schönen Traum geträumt hatte. Plötzlich spürte Nami den Rest der Bande hinter ihrem Rücken. Sie lugten über ihre Schultern und machten allesamt große Augen (außer Zorro). "Wird sie wieder gesund?", fragte Ruffy flüsternd. "Ja.", flüsterte Nami total entnervt zurück und setzte eine ernste Miene auf. Sofort schmiss sie die Jungs wieder aus dem Zimmer und drohte ihnen, falls sie wieder nerven sollten mit saftigen Tritten in den Allerwertesten.
 

In der folgenden Nacht schlug Anis ihre Augen auf. Schnell rief sie sich ins Gedächtnis, was passiert war und erinnerte sich an einen schrecklichen Schmerz in ihrem Kopf. Erst jetzt bemerkte sie, dass es Nacht zu sein schien, denn es war stockfinster und kein Laut war zu hören. Unruhe machte sich in ihr breit. Sie wusste nicht so recht, was den Schmerz verursacht hatte und entschied sich aufzustehen und sich auf Deck die Beine ein wenig zu vertreten. Leise stand sie auf und schlich auf Zehenspitzen Richtung Falltür. Doch kaum war sie ein paar Schritte gegangen, stieß sie sehr sanft gegen einen Gegenstand auf dem Fußboden. Mit großen Augen konnte sie in der Dunkelheit erkennen, dass sich dieses Etwas bewegte und leise schnarchte. Es war Lysop. "Die Piraten kommen Mama. Papa ist wieder da!", murmelte er im Schlaf und wälzte sich kurz unruhig hin und her. Zu Anis' Erleichterung wachte er jedoch nicht auf. Sie erschauderte, denn der Raum wurde plötzlich ein wenig erhellt, sodass sie mehr erkennen konnte. Der Mond war hinter einer Wolke zum Vorschein gekommen und strahlte nun hell am Himmel. So hell, dass sein weißes Licht sogar durch die Ritzen der Schiffswände drang. Erstaunt entdeckte Anis die gesamte Bande im Zimmer verteilt schlafen. In Decken eingehüllt schnarchten sie zufrieden vor sich hin und machten einen unschuldigen Eindruck. Nami hatte es sich in einer ihrer beiden ausklappbaren Hängematten bequem gemacht, Ruffy schlief in einer für Anis sehr unbequem aussehenden Pose auf Namis Schreibtisch, Sanji hatte sich wie ein Baby in seine Decke eingerollt auf eine Kiste gelegt, Lysop schlief genau in der Mitte des Zimmers und hatte alle Viere von sich gestreckt und Chopper lehnte dick zugedeckt an Anis' Bett. Anis war gerührt. Sie merkte, wie ein paar Tränen sich ihren Weg über ihre Wangen bahnten. "Ich danke euch meine Freunde. Ihr wisst gar nicht, wie glücklich ihr mich damit macht. So etwas Nettes hat noch niemand für mich gemacht.", flüsterte sie leise. So leise es ging, schlich sie weiter bis zur Falltür und öffnete sie vorsichtig, um ja kein lautes Geräusch zu verursachen.

Die frische Luft tat richtig gut, als Anis aufs Hauptdeck trat. Sie atmete sie mit tiefen Zügen ein, um sie richtig in sich aufzunehmen. Das Meer rauschte sachte und kleine Wellen schlugen gegen den Bug der Flying Lamb, sodass Anis ein leises Schwappen vernahm. Im hellen Schein des fast vollen Mondes konnte sie oben im Korb des Hauptmastes Zorro erkennen. Er vernachlässigte wie immer seine Nachtwache und schlief schnarchend den Schlaf der Zufriedenen. Anis fand das lustig und musste kichern. Sie richtete ihren Blick aufs Meer und stützte sich nachdenkend auf die Reling. Das gestrige Erlebnis ließ sie nicht mehr los. So in Gedanken versunken ließ sie die schöne Nacht auf sich wirken; schon bald schwelgte sie in Träumen.

Ein leises Knarren ließ sie unsanft aufschrecken. Jemand hatte die Falltür benutzt und war aufs Deck getreten. Trotz großer Neugier darüber, wer es sein könnte, drehte sich Anis dennoch nicht um und hielt ihren Blick starr aufs Meer gerichtet. Leise Schritte näherten sich ihr. "Du musst doch im Bett bleiben, damit du schneller wieder zu Kräften kommst.", sagte der Jemand leise und ließ Anis erneut hochschrecken. Sanji war ihr aufs Deck gefolgt, weil er gemerkt hatte, wie sie aufgestanden war. Langsam drehte Anis sich in seine Richtung und starrte ihn lächelnd an. "Keine Angst", sagte sie fröhlich, "mir geht's richtig gut. Ich wollte so gerne diese schöne Nacht genießen, deswegen bin ich aufgestanden."

Zu Sanjis Erstaunen kicherte Anis wieder. "Hast du Zorro gesehen? Er hält wohl nicht viel von einer vernünftigen Nachtwache.", sagte sie und drehte ihren Kopf Richtung Korb. "Ja ja, diese Schnarchnase ist unverbesserlich. Ständig ist er am rumpennen. Dafür kriegt er morgen kein Frühstück.", sagte Sanji und schaute befriedigt drein. Anis kicherte bei dem Gedanken, wie Zorro darüber reagieren würde. "Danke.", sagte sie und ihr Blick wurde wieder Ernst. Sanji starrte in ihre Richtung. "Wofür?", fragte er neugierig. "Dafür, dass ich bei euch sein darf. Ich war mein ganzes Leben auf mich allein gestellt weißt du? Ich bin so unendlich froh, dass ich auf euch gestoßen bin. Dankeschön.", sagte sie sichtlich gerührt. Am liebsten hätte Sanji sie umgarnt und ihr schwärmerische Komplimente gemacht, um sie wieder glücklich zu machen, doch etwas hielt ihn zurück. In diesem Moment wurde ihm bewusst, wie lächerlich er wirken musste, wenn er immer wegen eines hübschen Mädchens vor den Augen Anderer ausflippte. Er schämte sich für einen Augenblick. "Ich habe Angst, dass die Marine mich schnappt und ich wieder gezwungen werde für sie zu arbeiten. Was kann ich nur tun, um uns zu schützen?", erzählte Anis weiter und in ihrem Gesicht bildeten sich Denkfalten. "Wenn sie dich zurückhaben wollen, müssen sie erst an uns vorbei. Vertrau uns. Vertrau Ruffy", sagte Sanji, "er hat bis jetzt Jeden besiegt, der sich uns in den Weg gestellt hat oder uns fertig machen wollte. Wir beschützen dich. Verlass dich auf uns Anis." Erstaunt blickte Anis Sanji in die Augen. Er hatte die Faust erhoben und schaute ihr triumphierend entgegen. Anis ging das sehr zu Herzen. Noch nie hatte so etwas Jemand für sie getan. Am liebsten hätte sie losgeweint, doch der wenige Stolz, den sie hatte, hielt sie zurück.

Etwas wunderte sie gleichzeitig. Sanji schien wie verändert zu sein. Sie vermisste schon seine übertriebene Schwärmerei und seine überflüssigen Komplimente. Ein wenig skeptisch schaute sie ihn an. Doch Sanji kümmerte sich nicht darum. Ihm fiel eher auf, dass Anis ein wenig zitterte. "Dir ist kalt. Warte ich gebe dir mein Jackett.", sagte er. Sanft legte er es ihr um die Schultern. Anis stürzte in Verlegenheit und errötete. Das Jackett war ihr ein wenig zu lang, doch es wärmte schön. "Danke.", murmelte sie. Sanji nickte verlegen lächelnd.

Gleichzeitig drehten sie ihre Köpfe wieder Richtung Meer und beobachteten die Sterne über dem Horizont. Es verging eine ganze Weile, ohne dass Jemand etwas sagte. Die Flying Lamb fing an ein klein wenig an zu schaukeln, denn ein stärkerer Wind hatte angefangen zu wehen. Anis kuschelte sich mehr und mehr in Sanjis Jackett ein, denn sie mochte die Wärme, die es ausströmte und den Geruch.

Diese idyllische Stille hielt jedoch nicht lange an. Sanji bemerkte plötzlich, wie Anis zusammenknickte und ein leises Stöhnen von sich gab. "Anis! Was ist los mit dir?", fragte er erschrocken. "Ich weiß nicht", antwortete Anis schwer atmend, "mein Kopf. Er tut plötzlich wieder höllisch weh. Aber nicht so doll, wie letztes Mal." Schnell ergriff Sanji ihre Arme und zog sie hoch. "Bleib hier ich hole Chopper oder Nami.", sagte er. Doch Anis hielt ihn fest. "Nein", erwiderte sie erschöpft, "es ist schon wieder vorbei. Bitte lass sie schlafen. Sie haben sich genug um mich gekümmert. Bitte." Darauf konnte Sanji nichts erwidern, denn Anis' Blick hielt ihn fest. Ihre Augen schauten ihn so flehend und hilflos zugleich an, dass er sie nicht alleine lassen wollte. "Geht es wieder?", fragte er etwas schüchtern. Anis nickte und stützte sich auf seine Schulter. Sanji sah, dass ein paar Tränen auf ihren Wangen glitzerten. Der Mond ließ sie wie Diamanten strahlen.

Ihr ging es sehr schlecht. Sie wollte es bloß nicht vor ihm zugeben und hatte deshalb gelogen.

Sanji konnte sie verstehen, denn er zeigte auch nicht gerne Schwäche, doch er wusste, dass sie jetzt jemanden zum Anlehnen brauchte. Schweigend ergriff er ihre Schultern und sorgte dafür, dass sie ihm direkt in die Augen sah. "Sanji...", sagte Anis leise, doch Sanji unterbrach sie. "Du musst uns nicht beweisen, wie stark du sein kannst und deswegen deine wahren Gefühle verbergen. Lass es raus", sagte er ernst; Anis schluchzte leise, "nimm dir ein Beispiel an Ruffy. Er zeigt seine Gefühle, wann und wo er will. Schäme dich nicht für das, was du bist." Anis verschlug es die Sprache. Schweigend nickte sie und ließ nun vollkommen ihren Tränen freien Lauf. "Sanji...", kam es wieder schwach aus ihrem Mund, "bitte. Halt mich fest. Ich habe solche Angst."

Sanji war verlegen, doch er zog Anis an sich und schlang seine Arme um sie. Anis lehnte ihr Gesicht an seine Brust und weinte bitterlich. Die Welt um sie herum, hatten sie schon längst vergessen.

Der Mond ging derweil im weiten Ozean unter und es wurde dunkler. Nur die vielen tausend Sterne leuchteten unentwegt weiter. Der Wind hatte sich wieder gelegt; Totenstille machte sich breit.

Eine ganze Weile verging, bis Anis sich beruhigt und beide sich wieder voneinander gelöst hatten. Verlegen standen sie sich gegenüber und versuchten sich möglichst wenig anzuschauen. "Ich danke dir", sagte Anis fast flüsternd; es war so dunkel, dass sie Sanjis Gesicht nicht richtig erkennen konnte, "diese Nacht werde ich nie vergessen. Ich weiß nun, dass ich mich vor euch nicht zu verstellen brauche und nur so sein muss, wie ich wirklich bin." Sanji freute sich. Er spürte, dass er ihr wesentlich geholfen hatte. Schweigend nickte er.

Anis lächelte freundlich und drehte sich Richtung Deck. "Ich werde jetzt noch ein wenig schlafen gehen, damit ich morgen wieder vollkommen fit bin. Kommst du mit?", fragte sie und war schon zwei Schritte gegangen. Doch Sanji schüttelte den Kopf. "Nein", sagte er, "ich werde hier draußen bleiben und Zorros Nachtwache weiterführen. Geh nur."

Anis nickte und gab ihm noch vorher sein Jackett zurück, bevor sie wieder im Lager verschwand, wo die Falltür zu Namis und ihrem Zimmer lag. Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend legte sie sich wieder ins Bett und deckte sich zu. Ihr schwirrten verschiedene Gedanken und Gefühle durch den Kopf, die sie nicht mehr losließen, sodass sie erst nach einer langen Zeit in einen tiefen Schlaf fiel, der ihr seltsame Träume bescherte.

Schlechte Neuigkeiten

Als sie am Morgen erwachte, schien die Sonne durch einige Ritzen in der Decke und erhellte den Raum in einem freundlichen Licht. Anis versuchte sich an die verwirrenden Träume der Nacht zu erinnern, doch mit einem Schlag verschwanden sie aus ihrem Gedächtnis. "Glaubst du, dass die Kopfschmerzen von Anis noch mehr zu bedeuten haben, als es den Anschein hat?", fragte Lysop Nami, die gerade mit ihm auf Deck ein Seil an der Reling festband. "Ich weiß nicht, doch irgendetwas stimmt da nicht. Ihre Teufelskräfte sind mit im Spiel. Da bin ich mir sicher Lysop.", beantwortete Nami seine Frage und knotete das Seil fest zu. Dann schaute sie zu Zorro hoch, der immer noch im Korb saß und Wache hielt. "Ich werde mal zu Anis gehen und schauen, wie es ihr geht.", sagte sie weiter und ging. Ihre Freude war groß, als sie Anis wach und scheinbar wohlauf drinnen antraf. Sie saß neben Ruffy und zeichnete lächelnd etwas auf einem Blatt Papier. "Anis! Wie geht es dir?", fragte Nami fröhlich. Dabei schaute sie auf Anis' Zeichnung. Sie hatte den genüsslich schlafenden Ruffy gezeichnet, der noch immer auf dem Schreibtisch lag und laut schnarchte. Nami versetzte ihm einen Tritt in den Hintern, wodurch er unsanft aufwachte. "Aufwachen Ruffy! Du verpennst mal wieder den ganzen Tag!", rief sie ihm ins Ohr und machte ihn damit vollkommen wach. Mit blinzelnden Augen schaute er in Richtung Anis, die auf dem Boden saß. Sofort sprang er vom Tisch. "Anis. Du bist wieder gesund!", rief er und grinste über beide Ohren. Doch plötzlich schaute er fragend um sich. Anis und Nami wunderten sich. "Gibt's schon Frühstück?", fragte er verfressen. Anis amüsierte sich köstlich, doch Nami bekam einen halben Wutanfall und schnipste wütend mit einem Finger gegen Ruffys Kopf. Dieser jedoch bekam davon nichts mit, da er sich lieber um die Tatsache kümmerte, dass Anis sichtbar wieder wohlauf war. Lysop, Chopper und Sanji kamen kurze Zeit später dazu, denn der Krach war unüberhörbar gewesen. Sie wünschten Anis einen guten Morgen. Sanji jedoch wollte sich weiter um das Frühstück kümmern und verschwand schnell wieder. Anis war nicht entgangen, dass er ihr beim Hinausgehen seltsam zugezwinkert hatte. Im Stillen wussten beide, dass das nächtliche Erlebnis ein Geheimnis zwischen ihnen bleiben sollte. Mit einem Kopfnicken, das nicht weiter auffiel, gab sie ihm zu verstehen, dass sie ihn verstanden hatte.

Sie zeigte Lysop und Chopper noch die Zeichnung von Ruffy, die sie als richtig gut gelungen empfanden. Kurzerhand verschenkte sie diese an Ruffy, der sich darüber riesig freute und Lysop bat es im Zimmer der Jungs aufzuhängen, um es sich immer wieder anschauen zu können. Dann wurden sie zum Frühstück gerufen. Sanji servierte wahre Kochkunstwerke, die eigentlich viel zu schade zum Essen waren, denn sie sahen wunderschön aus. Anis war eigentlich schon daran gewöhnt, dass jedes Mal so etwas Leckeres auf den Tisch kam, doch immer wieder verfiel sie in großes Staunen über Sanjis Kochkünste.

Doch, was sie auch bemerkte war, dass Zorro nicht am Tisch saß. "Wo ist Zorro?", fragte sie Sanji, der sich gerade ihr gegenüber setzte. Sanji grinste hämisch. "Er schläft mal wieder. Sein Pech, wenn er das Frühstück verpennt", sagte er mit befriedigter Miene, "ich an seiner Stelle würde mir einen Wecker anschaffen." Anis kicherte. Sie versprach sich Zorro später etwas vom Frühstück vorbeizubringen.

Die Tage vergingen und Anis erlitt noch mehrere Male diese schrecklichen Kopfschmerzattacken, jedoch ohne, dass sie wieder ohnmächtig wurde. Sie erfuhr dabei schreckliche Dinge, die sie ihren Freunden nicht vorenthalten konnte.

"Freunde", sagte sie, als sie eine von ihr vorgeschlagene Krisensitzung im Steuerraum abhielten, "ich habe Schreckliches erfahren. Die Marine ist hinter uns her." Entsetzte Gesichter starrten sie an. Es waren aber nur Lysop und Nami, die so erschrocken schauten. Den Anderen (vor allem Ruffy) schien das nicht im geringsten etwas auszumachen. Zorro setzte sogar ein gruseliges Grinsen auf, als könnte er es kaum erwarten gegen die Marine zu kämpfen. Schließlich wurde er von ihr schon mal übers Ohr gehauen. "Und woher weißt du das so plötzlich?", fragte Chopper ungeduldig. "Diese Kopfschmerzen hatten in der Tat mit meinen Teufelskräften zu tun", beantwortete Anis seine Frage und schaute dabei Nami an, "diese Kopfschmerzen entstanden durch extrem starke und hasserfüllte Gedanken, die an mich gerichtet waren. Ich kann euch sagen, wer es war: Captain Hellwater. Ich stand die ganzen acht Jahre unter ihrem Kommando. Sie bestimmte über mein Leben und meine Gefühle. Größtenteils bin ich wegen ihr geflohen. Doch das ist noch nicht alles." "Was? Gibt es noch schlimmere Nachrichten?", rief Lysop und bekam einen Angstanfall nach dem anderen. Nami versetzte ihm einen Tritt, damit er sich wieder beruhigte. Es half sofort. "Ich fürchte ja. Mit Captain Hellwater ist nicht zu spaßen. Sie war als einzige in der Lage mich zu ängstigen, denn auch sie besitzt Teufelskräfte ("Was? Wir sind verloren!!", kam es von Lysop). Sie hat von der Eisfrucht gegessen und ist somit ein menschlicher Eiszapfen. Captain Smoker ist ein Witz gegen sie. Sie steuert genau auf unsere Position zu, denn irgendwie hat sie herausgefunden, dass ich bei euch untergetaucht bin. Sie will mich um jeden Preis zurückholen und gleichzeitig hat sie vor euch alle ins Gefängnis zu stecken. Ruffy! Auf deinen Kopf sind 30 Millionen Berry ausgesetzt! Du bist in größter Gefahr!", sagte Anis völlig hysterisch. Ihr Gesicht hatte eine rote Farbe angenommen und ihr Blick war glasig. Sie war sehr erschöpft. Mehr von den Kopfschmerzattacken würde sie nicht mehr aushalten. Und das wusste nicht nur sie. Ihre Freunde machten sich große Sorgen um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. "Es wäre das Beste, wenn ich mit meinen Teufelskräften versuche mehr herauszufinden. Vielleicht entdecke ich einen Anhaltspunkt.", sagte Anis weiter. Doch Ruffy sträubte sich. "Nein! Das wirst du nicht tun", rief er ihr zu; Anis schreckte hoch, "wenn sie kommen, dann sollen sie kommen. Du musstest schon genug leiden. Mir ist egal, wie viele es sind und, ob sie Teufelskräfte haben oder nicht. Ich habe keine Angst vor ihnen!" "Aber Ruffy", sagte Anis erstaunt, "ich möchte nicht, dass ihr wegen mir in Gefahr geratet. Fliehen wir, solange wir noch können. Die Kopfschmerzen werde ich ertragen. Ich werde einfach so lange trainieren, bis ich sie abwehren kann. Bitte. Ruffy --- tu--- tu das nicht. Bitte." Anis liefen Tränen übers Gesicht und sie hatte Ruffys Schultern ergriffen. Doch Ruffy ließ das völlig kalt. Mit ernsten Augen starrte er sie an. So hatte sie ihn noch nie erlebt. "Wir werden dich beschützen. Das verspreche ich dir im Namen meiner Bande. Für eine Freundin begeben wir uns gerne in Gefahr. Vertrau uns einfach.", sagte er ruhig. Die anderen nickten zustimmend und gaben alle ein deutliches "Ja" von sich. Anis entging nicht, dass Lysops Knie schrecklich schlotterten. Er hatte große Angst, doch strengte sich an es nicht zu zeigen. "Ich danke euch. Das werde ich euch nie vergessen. Ihr habt meine volle Unterstützung", sagte Anis und ließ sich von Ruffy in die Arme schließen, "dankeschön." "Ein Team?", fragte Lysop laut und hielt seine Hand in die Runde. Alle legten ihre Hände auf Seine, auch Anis, die jedoch noch etwas zaghaft war. "Ein Team!", brüllten alle, wie aus einem Mund. Nun wusste Anis, dass sie für alle Zeit Mitglied in Ruffys Bande sein würde. Egal, welches neue Abenteuer sie auch erleben sollten.

Captain Hellwater

Die nächsten Tage jedoch blieben die Kopfschmerzattacken aus. Sie tappten nun im Dunkeln, was die Vorhaben der Marine und speziell der Captain Hellwaters betrafen. Und Anis hatte Ruffy felsenfest versprochen ihre Teufelskräfte nicht einzusetzen. Niemand wollte es aussprechen: das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Und zu allem Überdruss zog auch noch ein dichter Nebel auf, der nicht mehr weichen wollte. Anis stand eines Morgens auf Deck und starrte in die undurchsichtigen nebligen Schwaden, die dick wie Buttermilch zu sein schienen. Der Nebel war so kalt, dass sie schon seit Tagen dicke Sachen tragen mussten, damit sie nicht erfroren. Anis bekam aber nicht eine Gänsehaut wegen der Kälte. Vielmehr ängstigte sie die Totenstille, die der Nebel verursachte. Nicht einmal das Rauschen des Meeres drang hindurch; kein Plätschern oder Gluckern war zu hören. Die Sonne drang nur sehr schwach durch die weiße Wand und verbreitete ein gespenstisches Licht, dass auf die Gemüter Aller schlug.

Schweigend schaute Anis Zorro zu, wie er genüsslich im Mastkorb in einen Berg dicker Decken gehüllt vor sich hindöste. Den Kopf auf seine Arme gestützt schnarchte er seelenruhig vor sich hin. Manchmal verdeckten ihn dicke Nebelschwaden und ließen ihn für kurze Zeit im Weiß verschwinden. Anis fand das magisch. Doch es wurde ihr bald zu kalt, sodass sie im Steuerraum verschwand. Schweigend setzte sie sich an den Tisch und grübelte angestrengt nach. Der Gedanke, dass etwas nicht geheuer war mit dem endlosen Nebel bereitete ihr Kopfzerbrechen. Plötzlich schaute sie auf. Jemand war zur Tür reingekommen. Es war Sanji. Er hatte vor das Frühstück zu machen. "Schon so früh auf?", fragte er verwundert und schloss die Tür hinter sich. Sein ganzer Mantel war benetzt mit kleinen Eiskristallen, die nun anfingen zu schmelzen. "Ich konnte nicht schlafen. Der Nebel macht mich unruhig.", verteidigte sich Anis. "Dann kannst du mir ja helfen. Lust?", sagte Sanji und Anis sah, dass er etwas verlegen war. Sie errötete leicht. "Gerne. Ich habe noch nie selbst gekocht.", sagte sie freundlich. Ihr Herz schlug wie wild. Sie hatte Angst, dass Sanji es mitbekommen könnte.

Sanji gab ihr ein schmales, langes Küchenmesser und ein paar Tomaten, sowie ein kleines Holzbrettchen und einen Teller. "Am besten fängst du an, dass Gemüse zu schneiden. Wenn du die Tomaten achtteilst, reicht das vollkommen. Dann kann ich mich mittlerweile um die Suppe kümmern.", erklärte Sanji. Anis nickte und macht sich sofort daran. Doch irgendwie konnte sie nicht richtig mit dem Messer umgehen. Ihre ersten geschnittenen Tomatenstücke hatten alle verschiedene Größen und Formen. Mit verzweifeltem Blick starrte sie auf das Häufchen Elend auf ihrem Brettchen. Sanji bemerkte es. "Nicht verzweifeln. Im Grunde genommen ist es gar nicht so schwer. Ich zeige dir, wie es richtig geht.", versuchte er sie zu motivieren. Vor ihren Augen schnitt er eine Tomate in acht schöne gleichgroße Stücke. Anis schämte sich für ihre Ungeschicktheit und bewunderte es, wie er mit dem Messer umging. "Und? Hast du's dir eingeprägt?", fragte Sanji. Anis nickte mit rotem Kopf und ließ sich von ihm wieder das Küchenmesser geben. Sogleich machte sie sich an die nächste Tomate, die sie diesmal richtig gut hinbekam. "Sehr gut. Du bist ein ja ein richtiges Naturtalent.", lobte Sanji sie und brachte sie damit noch mehr in Verlegenheit, dann kümmerte er sich weiter um die Suppe, die schon am kochen war.

In kurzer Zeit war auch Anis fertig. Sanji beauftragte sie deshalb mit dem Waschen von Paprika. Er war so in seine Suppe vertieft, dass er fast überhörte, wie Anis sich von oben bis unten nassspritzte, weil sie den Wasserhahn zu schnell aufgedreht hatte. Als er sie völlig verdattert schauend und nassgespritzt neben dem Spülbecken stehen sah, musste er gegen seinen Willen anfangen schallend zu lachen. Doch lange konnte er das nicht. Aus süßer Rache hatte Anis den Wasserhahn wieder aufgedreht, den Finger an die Brause gehalten und den Wasserstrahl auf Sanji gelenkt. Auch sie musste lachen, denn Sanjis erschreckter Gesichtsausdruck und sein nasses Hemd sahen einfach zu komisch aus. Nun konnten sie sich beide nicht mehr halten. Eine regelrechte Wasserschlacht begann, die viel Kraft in den Lachmuskeln forderte. Sie jagten sich gegenseitig durch den ganzen Raum und rempelten dabei Töpfe und Schränke an. Der Wasserhahn kam nicht mehr zum Stillstand, denn der Nachschub an Wasser war groß. So dauerte es eine Viertelstunde bis sich beide völlig erschöpft und nass bis auf die Haut auf den Esstisch setzten und verschnauften. Schnell atmend und manchmal noch lachend kamen sie langsam wieder zur Ruhe. "Ich wusste nicht, dass Kochen so schön sein kann!", sagte Anis fröhlich. Dabei lächelte sie Sanji so glücklich entgegen, dass es ihm ganz warm ums Herz wurde. "Aber wir sollten das Frühstück fertig machen sonst überlebt Ruffy das nicht. Er ist und bleibt ein Vielfraß. Ich frag mich, wo das ganze Essen hinwandert, das er verschlingt.", sagte Sanji und sprang vom Tisch. Mit einem herzlichen Lächeln auf den Lippen hielt er Anis seine Hand hin. Verlegen griff Anis danach und ließ sich von ihm vom Tisch helfen. In Rekordzeit schafften sie es das Frühstück zur Vollendung zu bringen. Kaum waren sie fertig, da kamen auch schon die ersten Langschläfer durch die Tür geschlurft: Lysop, Chopper und Nami. "Was macht ihr denn für einen Krach? Ich wollte eigentlich noch ein wenig länger schlafen.", murmelte Nami. "Wo ist Ruffy?", kam es fragend von Anis. "Der schläft noch. Er würde nicht mal aufwachen, wenn neben ihm ein Feuerwerk hochginge.", grummelte Lysop vor sich hin. Anis lief an ihm vorbei. "Ich werde ihn wecken gehen. Setzt euch doch schon mal.", sagte sie und verschwand nach unten.

Dort angekommen entdeckte sie Ruffy schlafend in seiner Hängematte liegen. Er sah aus, wie ein kleines Kind. "Aufwachen Ruffy!!!", rief Anis in sein Ohr. Ein lauter Rums war zu hören, denn Ruffy war vor Schreck aus seiner Matte gepurzelt. Völlig belämmert starrte er Anis an, die sich vor Lachen nicht mehr halten konnte. Wenig später saßen sie oben am Tisch und griffen hungrig zu. Ganz besonders stolz war Anis auf ihre geschnittenen Tomaten. Nur Zorro war mal wieder nicht dabei; er schlief ja oben im Korb.

Doch die Tomaten waren schnell vergessen, als er völlig aufgeregt durch die Tür stürmte. "Vielleicht solltet ihr euch das ansehen!", sagte er.

Alle rannten mit bösen Vorahnungen im Hinterkopf hinaus aufs Deck. Zu ihrem Entsetzen bewahrheiteten sich die Bedenken. Doch das merkwürdigste war, dass der Nebel plötzlich völlig verschwunden war. Keine Wolke war am Himmel.

Von allen vier Himmelsrichtungen kamen Schiffe auf sie zu. Durch ein Fernglas identifizierte Anis sie: es waren Schiffe der Marine. Doch so viele hatte sie nicht erwartet. Eine schreckliche Angst kroch in ihr hoch, die sie erschaudern ließ. "Kacke sind das viele Schiffe! Wir sind hoffnungslos verloren!", rief Lysop völlig aufgelöst. Wie von der Tarantel gebissen rannte er auf Deck hin und her und kaute an seinen Fingernägeln. "Beruhige dich Lysop. Vor der Marine brauchen wir uns nicht zu fürchten. Die machen wir mit links fertig", sagte Sanji und strahlte eine kühle Gelassenheit aus, "Kümmere dich lieber um die Kanonen, als hier wie ein aufgescheuchtes Huhn herumzurennen." Genüsslich zog er an seiner Zigarette, die er sich kurz zuvor angezündet hatte und stellte sich direkt neben Anis. Lysop gehorchte und mit einem "Aye!" auf den Lippen verschwand er unter Deck im Kanonenraum. Die anderen schauten weiter gespannt Richtung Horizont, der von Schiffen mit dem Zeichen der Marine auf den gehissten Segeln übersät war. "Jetzt ist es soweit. Sie werden es noch bereuen, dass sie sich uns in den Weg gestellt haben.", sagte Zorro. "Ja die sollen nur kommen. Sich mit uns anzulegen, ist ein großer Fehler.", stimmte Ruffy mit ein und lachte vor sich hin. Anis konnte nicht verstehen, dass sie so wild darauf waren gegen die Marine zu kämpfen. Sie hatte Gewalt immer verabscheut und gehasst. Doch andererseits verstand sie die beiden. Ihr Hass gegen die Marine war größer als die Abneigung gegen das Kämpfen. Ihr fiel das Versprechen ein, dass sie ihren Freunden gegeben hatte. Sie fühlte sich nun endlich bereit auch selbst zur Waffe zur greifen und sich zu wehren. Sanji bemerkte, dass ihr ganzer Körper zitterte. "Hab keine Angst. Wir werden dich beschützen. Du wirst nicht wieder in die Hände der Marine fallen", sagte er mit beruhigenden Worten, jedoch so leise, dass nur Anis es verstand, "ich beschütze dich." Anis errötete und nickte stumm. Von den anderen unbemerkt ergriff sie Sanjis Hand und drückte sie leicht. Ihre Angst milderte sich etwas.

Plötzlich fielen Schüsse aus der Ferne. Ein paar der Marineschiffe hatten das Feuer eröffnet und Kanonen abgefeuert. Große Fontänen spritzten gegen die Flying Lamb, als die Kugeln in unmittelbarer Nähe auf das Wasser prallten. Jedoch war es seltsam, dass keine einzige getroffen hatte. Lysop antwortete mit Gegenwehr. Er schaffte es mehrere Schiffe schwer zu beschädigen oder gar zu versenken. Der Kreis schloss sich trotzdem immer enger, bis es kein Entrinnen mehr gab. Sie saßen in der Falle. Chopper suchte Schutz hinter Ruffy. Ihm schlotterten die Knie, denn die vielen Schiffen jagten ihm Angst ein.

Nichts geschah, bis die Marineschiffe nur noch wenige Meter von der Flying Lamb entfernt waren. Viele Leitern wurden auf sie rübergelassen, doch keiner von Ruffys Bande machte auch nur einen Mucks. Ein leiser Schrei von Anis ließ sie jedoch zusammenzucken. "Was ist los? Sag was Anis!", fragte Sanji nervös. "Das ist sie. Das ist Captain Hellwater. Die Frau mit den roten Haaren!", sagte Anis mit zittriger Stimme. Sie tat einen Schritt zurück, doch Sanji zog sie an sich. "Wie schon gesagt. Ich beschütze dich.", sagte er ruhig und besonnen.

Captain Hellwater trug ihren Namen zu Recht, da sie für Piraten die reinste Hölle war. Sie war so überzeugt von deren Schlechtigkeit, dass sie sich entschlossen hatte für ihre Karriere eine Teufelsfrucht zu essen und damit in Kauf nahm nie wieder schwimmen zu können. Morde an Piraten und deren Verbündeten waren bei ihr keine Seltenheit und hatten Anis schon damals aufs tiefste schockiert. Jetzt, da Anis selbst zu einer Piratenbande gehörte, würde sie keine Gnade mehr von Captain Hellwater erwarten können.

"So, so, so. Da suche ich verzweifelt nach meinem besten Mädchen und, wo treffe ich sie an? Zwischen einem Haufen dreckiger stinkender Piraten, die nichts Besseres zu tun haben, als dich zu verführen. Und du fällst auch noch auf deren Geschwätz hinein. Was haben sie dir erzählt?! Dass auf dich viele Schätze warten? Dass sie für das Gute kämpfen? Alles ausgekochter Humbug", sagte Captain Hellwater mit einer kalten Stimme, die durch Mark und Bein ging, "aber, wenn du mir hilfst diesen Abschaum der Marine auszuliefern, dann denke ich noch mal darüber nach dir eine zweite Chance zu geben. Nun was ist?"

Anis kochte plötzlich vor Wut. Wie konnte sie es wagen ihre Freunde dermaßen zu beleidigen! Dreckig und stinkend hatte Hellwater sie genannt! Sanji bemerkte, wie Anis' Hand sich plötzlich verkrampfte und anfing zu zittern. "Niemals", schrie sie hysterisch, "dann sind es eben Piraten. Das ist mir egal. Ich mag sie so, wie sie sind. Wage es nie wieder sie so zu beleidigen!" Captain Hellwaters schönes Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze. Noch niemand hatte so abwertend mit ihr geredet. "Ich war es acht Jahre lang leid deine Gefangene zu sein. Ich habe mich gefühlt, wie der letzte Dreck! Durch meine Freunde habe ich begriffen, dass ich mich nicht schämen muss für das, was ich bin. Ich werde nie wieder zu dir zurückkehren. Meine Angst vor dir ist verflogen! Kämpfen! Kämpfen werde ich gegen dich und, wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tun sollte!", schrie Anis aus Leibeskräften. Sanji erschauderte, denn so wütend hatte er Anis noch nie erlebt. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie weinte und schrie sich die letzten acht Jahre aus dem Leib.

"Dann ist dein Schicksal besiegelt Anis. Und das deiner jämmerlichen Freunde auch. Auf den Kopf dieser Bohnenstange sollen 30 Millionen Berry ausgesetzt worden sein? Das ich nicht lache", sagte Hellwater und schien sich zu amüsieren, "es wird mir ein Vergnügen sein euch im Gefängnis schmoren zu sehen. Auf deinen Freund wartet jedoch etwas viel Besseres. Das Schafott wird ihm das Fürchten lehren. Verlass dich drauf." Daraufhin machte sie eine Handbewegung und hunderte von Soldaten stürmten plötzlich auf die Decks der vielen Marineschiffe. Eine weitere Handbewegung gab ihnen den Anstoß auf die Flying Lamb über die Leitern im Eilschritt zu laufen. Anis konnte gar nicht so schnell reagieren und wurde in letzter Sekunde von Sanji gerettet. Er hatte sie gepackt und war mit ihr in Windeseile auf den Hauptmast in den Korb geklettert. "Hör zu", sagte er hastig, "bleib hier und versteck dich. Wir werden uns um den Rest kümmern." Er wollte schon wieder verschwinden, aber Anis fiel ihm um den Hals. "Danke Sanji. Und auch den Anderen von euch verrücktem Haufen. Was würde ich nur ohne euch tun", schluchzte sie herzzerreißend, "bitte pass auf dich auf. Wer soll mir denn dann weiterhin das Kochen beibringen, wenn dir etwas passiert?" Sanji drückte sie fest an sich. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen. Schweigend löste er sich und schaute ihr tief in die Augen. Er wischte Anis ihre Tränen von den Wangen, dann stürzte er sich hinunter in das Kampfgetümmel.

Ruffy gegen Captain Hellwater

Von oben beobachtete Anis, wie ihre Freunde teilweise mit Leichtigkeit nacheinander die Soldaten k.o. schlugen und windelweich prügelten. Sie fühlte sich mies. Sie hatte ihren Freunden doch versprochen, dass sie auch kämpfen würde. Mit erhobener Brust und wachsamen Augen ließ sie sich vom Korb in die Menge fallen.

Während sie kämpfte, entdeckte sie, dass sie ihre Teufelskräfte auf eine neue Art und Weise nutzen konnte. Jedes Mal, wenn ein Soldat sie angreifen wollte, las sie schnell seine Gedanken und sah so seine Schritte voraus. Im geeigneten Moment schlug Anis ihn dann mit einem gezielten Schlag k.o.. Zum ersten Mal machte sich das harte Kampftraining, das sie eigentlich widerwillig bei der Marine absolviert hatte, richtig bezahlt. So kämpfte sie Rücken an Rücken mit Nami, die mit ihrem Klimataktstock äußerst geschickt umging und so einige Gewitter und Stürme auf Deck verursachte. Nach einer ganzen Weile kam kein Soldat mehr nach. Alle lagen besiegt auf den Marineschiffen oder der Flying Lamb verstreut. Ruffy benutzte seine Gum-Gum-Kräfte, um die Flying Lamb von ihnen zu befreien. Nun war nur noch Captain Hellwater übrig. Sie ärgerte sich sichtlich über die Unfähigkeit ihrer Untergebenen. "Ich muss sagen ich bin ein klein wenig beeindruckt. Euer Mut ist beachtlich, doch an mir kommt ihr nicht vorbei. Da helfen auch keine schwachen Gummikräfte. "Das werden wir ja sehen. Anis hat wegen dir lange gelitten. Es wird Zeit, dass du dafür bezahlst!", rief Ruffy und stürmte auf Hellwater mit erhobenen Fäusten zu. Am Anfang sah es so aus, als könnte er sie mit Leichtigkeit besiegen, doch Anis wusste als einzige, dass Hellwater ungeheure Kräfte in sich barg. Ihre Teufelskräfte waren sehr gefährlich. Alles konnte sie mit einer dicken Schicht Eis umhüllen, von Gegenständen bis hin zu Menschen. Viele waren durch sie schon elendig erfroren und sind nie wieder aus ihrem Kälteschlaf aufgewacht. Doch das Eis war noch zu mehr zu gebrauchen. Von Waffen bis hin zu Figuren konnte sie alles daraus formen. Ruffy bekam Speere und Messer aus Eis, die hart wie Stein schienen mehr als nur einmal zu spüren. Anis tat es schon beim Hinschauen richtig weh. Sie konnte Ruffy einfach nicht leiden sehen. Sie wusste, dass er im Grunde genommen sehr verletzlich war.

Völlig erschöpft vom vielen Kämpfen saß sie mit dem Rest ihrer Freunde auf Deck der Flying Lamb verteilt und beobachtete gespannt den Kampf.

Ruffy versuchte es öfters mit seiner Gum-Gum-Kanone, doch Hellwater war immer viel zu schnell für ihn. Sobald er mal nicht aufpasste, formte sie Pfeile aus Eis, die sie auf ihn mit voller Wucht schleuderte. Dabei bekam er mehrere tiefe Wunden. So ging es eine ganze Weile hin und her, bei dem Ruffy meist den kürzeren ziehen musste. Am Ende lag er betäubt auf Deck. Hellwater hatte einen Fuß auf sein Gesicht gestellt und drückte es unsanft auf den Boden. Dabei hielt sie einen spitzen Pfeil an seine Kehle. "Na? Wer hat jetzt hier das Sagen?! Dein kleiner Gummitrottel oder ich? Es wird mir ein Vergnügen sein ihn endlich tot zu sehen. Und 30 Millionen Berry springen dabei auch noch raus. Die Arbeit bei der Marine rentiert sich immer wieder aufs neue.", sagte sie sichtlich zufrieden mit sich. Zorro hielt es plötzlich nicht mehr aus. Er zückte seine Schwerter und stürmte auf Hellwater los. Doch jemand war dagegen. Es war Ruffy. "Bleib, wo du bist Zorro", schrie er wütend; Zorro stoppte abrupt, "ich bin noch nicht besiegt. Wir werden ja sehen, wer hier das Sagen hat!" Er schaute zu Anis herüber, die völlig erstarrt war. Ruffy konnte Hoffnung auf einen Sieg und grenzenloses Vertrauen in ihn in ihren Augen sehen. Und das gab ihm neue und ungebändigte Kraft. Hellwater wurde überrumpelt, als er sich von neuem aufrappelte. Ein neuer noch brutalerer Kampf entbrannte zwischen den beiden. "Was findest du an dieser nichtsnutzigen kleinen Schlampe? Sie ist doch zu nichts zu gebrauchen! Sie kann Gedanken lesen, aber mehr auch nicht. Nur deswegen habe ich sie am Leben gelassen vor acht Jahren!", rief Hellwater, während sie einen erneuten Eisangriff startete. Ruffy wich dem geschickt aus. "Wie redest du über sie! Das hast du nicht umsonst gemacht", schrie er zurück; gleichzeitig drosch er mit seiner Gum-Gum-Kalaschnikow auf Hellwater ein, "Anis hat sich acht Jahre für dich geopfert und nie Dank dafür bekommen! Ich kämpfe in ihrem Namen! Nur für sie habe ich mich auf diesen Kampf eingelassen, sie ist meine Freundin und etwas ganz Besonderes!!!" In Ruffy entflammte eine riesige Wut, die Hellwater nun zu spüren bekam. In kurzer Zeit lag sie bewusstlos auf dem Boden. Ruffy hatte einen Fuß auf ihren Bauch gestellt. "Anis", rief er, "ich habe sie für dich besiegt! Du weißt jetzt, wie wir zu dir stehen!" Anis nickte schluchzend. Sie konnte von den vielen Tränen nicht mehr richtig sehen. "Es ist noch nicht vorbei mein Freundchen.", hörten plötzlich alle eine schwache Stimme hinter Ruffy. Captain Hellwater war wieder zu Bewusstsein gekommen und hatte sich ein wenig aufgerappelt.

Mit letzter Kraft richtete sie ihre Hand auf Anis und schleuderte einen Eisstrahl auf sie. "Das ist für dich "Leserin"!", schrie sie dabei hysterisch auflachend. Anis erstarrte in ihren Bewegungen. Statt wegzurennen, schloss sie ihre Augen. Doch sie wartete vergebens auf das kalte Gefühl von Eis. Ein kurzer Schrei war zu hören, dann wurde es totenstill. Anis schlug ihre Augen auf. Was sie nun sah, brachte sie völlig aus der Fassung. Vor ihr stand ein dicker Eisblock. Eingeschlossen darin war ein Mensch mit entsetztem Gesichtsausdruck. Es war Lysop. Um Anis zu schützen, war er im letzten Moment in den Eisstrahl gesprungen und wurde prompt eingefroren. "Lysop!", schrie Anis, doch keine Antwort drang durch die dicke Eiswand. Lysops Kräfte schwanden von Minute zu Minute. Lange würde er es nicht mehr aushalten. Chopper versuchte verzweifelt ihn zu befreien, aber das Eis wollte einfach nicht schmelzen. Er hämmerte so lange gegen das Eis, bis er Beulen an Armen und Beinen hatte, die schrecklich aussahen. "Du! Was hast du mit ihm gemacht!? Sag uns sofort, wie wir das Eis zum Schmelzen bringen können!", schrie Anis Hellwater an. Doch diese lachte nur kalt. "Ha! Sieh nur, wie dein Mutantenfreund sich für seinen Freund selbst verletzt! Ein wirklich bemitleidenswertes Bild. Es wird nichts nützen. Das Eis kann man nicht mit normalen Hilfsmitteln schmelzen.", erwiderte diese kaltschnäuzig. Und wie aus heiterem Himmel fasste sie sich plötzlich krampfhaft an den Kopf und stöhnte vor Schmerz. Ruffy wollte eigentlich zum letzten Schlag ausholen und hielt kurz inne. "Was ist das? Was ist los", schrie Hellwater sich auf dem Boden krümmend, "du! Du dreckiges Miststück bist das. Ich höre deine Stimme in meinem Kopf! Aahh!!! Hör sofort auf damit! Sofort! Mein Kopf zerplatzt!" Aus Verzweiflung feuerte sie einen Eispfeil auf Anis. Sanji jedoch konnte ihn mit seinem Fuß zerstören. "Sag mir sofort, wie man das Eis schmelzen kann.", forderte Anis erneut. Hellwater sah aus, wie ein kleines Häufchen Elend. Sie war schon zu betäubt von dem Kopfschmerz, den Anis ihr zufügte, um noch etwas sagen zu können. "Ich hab's!", rief Anis plötzlich. Sie hatte herausgefunden, was sie wollte, indem sie in Hellwaters Gedanken gestöberte hatte, auch wenn es sehr anstrengend gewesen war. "Chopper", sagte sie ruhig, "hol schnell ein paar Eimer mit Wasser. Beeil dich, sonst ist es zu spät!" Chopper verschwand und kam nach wenigen Minuten wieder aufs Deck. Drei Eimer Wasser hatte er mitgebracht. "Zorro gibst du mir eines deiner Schwerter?", fragte Anis ungeduldig. Ohne Fragen darüber zu stellen, gab er ihr eines.

Zum Entsetzen aller schnitt Anis sich damit in die Hand, sodass eine Menge Blut hervorquoll. "Was tust du da!?", rief Nami erschrocken. "Ich vermische das Wasser mit etwas von meinem Blut. Nur dieses präparierte Wasser kann das Eis schmelzen.", entgegnete Anis ruhig, um sie wieder zu beruhigen. Behutsam hielt sie die verletzte Hand über jeden Eimer und ließ jeweils Blut hineintropfen. "Und jetzt schütte das Wasser über den Eisblock Chopper. Aber so, dass nichts daneben geht. Nur auf den Eisblock.", sagte sie erschöpft atmend. Chopper gehorchte in Windeseile. Und es klappte. Das Wasser brachte das Eis zum Schmelzen. Lysops lebloser Körper wurde von Chopper aufgefangen, bevor er zu Boden fiel. "Schnell wir müssen ihn wärmen", rief Chopper, "Nami. Bitte koche Wasser und fülle mehrere Wärmflaschen! Ruffy treib so viele Decken auf, wie es geht! Und du Zorro hilf mir Lysop runter zu tragen! Sanji kümmere du dich um Anis! Sie sieht nicht gut aus. Verbinde ihre Hand und sorge dafür, dass sie nicht noch mehr Blut verliert!" Jeder hatte seine Aufgabe bekommen. Keiner stellte Fragen.

Anis merkte, wie ihr plötzlich schwindlig wurde und sie ihr Gleichgewicht verlor. Bevor sie stürzte, fing Sanji sie auf. Er zog ein Tuch aus seiner Hosentasche, um ihre Hand zu verbinden. Anis tat es höllisch weh, doch sie fügte sich. "Sanji", fragte sie mit schwacher Stimme, "haben wir jetzt endlich gewonnen?" Mit glasigen Augen starrte sie Sanji an. "Ja wir haben gewonnen. Es ist vorbei.", sagte er ruhig. Anis konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Dann lass es uns zu Ende bringen. Captain Hellwater soll endlich dafür büßen, was sie so vielen Menschen angetan hat.", sagte sie. Sanji nickte ihr zu. Zusammen hievten sie den reglosen Körper Hellwaters auf ein großes Brett und ließen es sachte zu Wasser. "Nun liegt es in der Hand des Schicksals, ob sie gerettet wird. Ich töte nicht. Das ist gegen meine Überzeugung", sagte sie weiter, "verschwinden wir lieber so schnell, wie nur möglich, bevor die Soldaten wieder zu sich kommen. Sie werden bestimmt noch ein Weilchen schlafen, doch wir sollten weit weg sein, wenn sie aufwachen." Das Brett mit Hellwater trieb schnell auf den offenen Ozean. Anis hoffte, dass sie ihr Gesicht nie wieder sehen musste.

Sie verschwand zusammen mit Sanji im Steuerraum, wo sie beide das Steuer bedienten und die Flying Lamb mit gutem Wind im Rücken aus der Gefahrenzone manövrierten. Nami kam später dazu, um ihnen zu helfen. Niemand sagte auch nur ein Wort. Erst, als kein Schiff mehr am Horizont auszumachen war und alle sich sicher fühlten, nahm das Leben wieder seinen gewohnten Lauf. Jedenfalls größtenteils. Bis zum Abend fuhren sie ohne auch nur eine Insel zu sichten über den Ozean. Als die Sonne schon fast untergegangen war, schaute Anis noch mal nach Lysops Wohlbefinden. "Wie geht es ihm?", fragte sie Chopper. "Er wird ohne Schaden durchkommen. Du hast ihn in letzter Sekunde vor dem Erfrierungstod gerettet. Länger hätte er es nicht durchgehalten", sagte Chopper begeistert, "er wird bestimmt heute oder morgen schon wieder bei Bewusstsein sein." Doch Anis schien sich nicht im geringsten zu freuen. Stattdessen liefen ihr ein paar Tränen übers Gesicht. "Es tut mir schrecklich leid, was passiert ist", schluchzte sie, "es ist alles meine Schuld gewesen. Hellwater war hinter mir her, nicht hinter euch. Wie kann ich das bloß wieder gut machen?"

"Indem du bei uns bleibst und mit uns kräftig auf den Sieg gegen diese blöde Eiskuh feierst.", hörte man plötzlich eine schwache Stimme. "Lysop!", rief Chopper. Anis wäre fast auf ihren Hintern gefallen, so sehr hatte sie sich erschrocken.

"Wenn ich wieder auf den Beinen bin geben wir uns richtig die Kante. Versprochen?", fragte Lysop und blinzelte verschlafen. Anis' Augen leuchteten von einem Moment zum anderen. "Lysop du bist der mutigste Mann, dem ich je begegnet bin.", sagte sie fröhlich. Lachend fiel sie ihm um den Hals.

Gelacht wurde auch viel am nächsten Abend, denn es wurde kräftig gefeiert. Sanji hatte einen großen Berg Snacks gemacht, die gierig von allen verschlungen wurden. Der Alkohol (Grog & Wein) floss in Strömen. Anis musste auf Bitten von Ruffy mehrmals ein paar Lieder singen, denn er hatte entdeckt, dass sie eine schöne Stimme hatte. Der Abend wurde ein voller Erfolg und so dauerte es sehr lange, bis auch der Letzte ins Bett ging.

Reise in die Vergangenheit und ein romantisches Frühstück

Wenige Tage später lasen sie etwas in der Zeitung, dass Grund zum erneuten Feiern gab (jedenfalls hauptsächlich für Ruffy). Auf Ruffys Kopf waren nun 100 Millionen Berry ausgesetzt und Captain Hellwater war spurlos verschwunden. Ruffy zog die Anderen den ganzen Tag mit der Höhe seines Kopfgeldes auf, um sie zu necken, doch nach einer Weile reagierte keiner mehr darauf. "Du Anis", fragte er, als sie alle am Abend auf Deck saßen, "als du bei der Marine gearbeitet hast, ist dir da der Name Shanks schon mal untergekommen?" Anis überlegte kurz. "Du meinst den roten Shanks? Ja ich kenne ihn. Wieso fragst du?", sagte sie. Ruffy war begeistert und die anderen wurden plötzlich hellhörig. "Er hat mir damals diesen Strohhut geschenkt und mir gesagt, wenn ich ein großer Pirat geworden bin, soll ich ihn suchen und ihm den Hut wieder geben. Für mich war er wie ein Vater. Doch ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht kannst du mir etwas neues berichten.", sagte Ruffy mit leuchtenden Augen. Anis lachte plötzlich los und ließ sich auf ihren Rücken fallen. "Dann...", wieherte sie laut, "dann bist du das gewesen? Du bist der Junge von dem er mir erzählt hat? Ich glaube es nicht!" Alle schauten völlig erschrocken drein, denn diese Reaktion hatten sie nicht erwartet. Anis versuchte sich wieder zu beruhigen. "Entschuldige Ruffy.", sagte sie zu Ruffy. Doch dieser hatte nicht wegen ihrem Lachanfall große Augen. "Er hat dir von mir erzählt? Wann hast du ihn getroffen?", fragte er neugierig. "Das ist schon lange her. Ich war vielleicht erst ein Jahr bei der Marine gewesen. Ich weiß noch ganz genau, dass ich an diesem Tag mit einem Marinesoldaten in Logue Town gewesen bin. Hellwater hatte ihn beauftragt mit mir neue Klamotten einkaufen zu gehen. Sie selbst hatte an diesem Tag keine Zeit. Und weil der Soldat immer so unfreundlich zu mir war, bin ich in die nächstbeste Gasse gelaufen, um endlich Ruhe vor ihm zu haben. Er hatte natürlich Angst vor Hellwaters Reaktion auf mein Verschwinden und ist mir sofort gefolgt, doch gefunden hat er mich erst nach vier Stunden. In dieser Zeit bin ich in ein zwielichtiges Piratenviertel geraten. Dort flüchtete ich mich in eine alte Bar. Drinnen feierte gerade eine Piratenbande. Es war die Bande vom roten Shanks.", erzählte Anis in einer äußerst spannenden Art und Weise. Niemand wagte es auch nur ein Geräusch zu machen oder sich zu bewegen. "Sie bemerkten mich erst nach ein paar Minuten, denn ich hatte ohne mich zu bewegen in der Tür gestanden und große Augen gemacht", setzte Anis die Geschichte fort, "sie waren sehr nett zu mir. Spendierten mir eine Menge Gläser Milch und Zwieback. Ich war schon lange nicht mehr so glücklich gewesen, denn sie wussten, wie man richtig lustig und ausgelassen feierte." Anis machte eine kurze Pause, um die Spannung noch höher zu treiben. Sie merkte, dass Ruffy nur noch am Rumzappeln war. "Und? Was dann?", fragte er nervös. "Ich fing ein Gespräch mit dem roten Shanks an der Theke an. Neben ihm saßen sein Vize und sein Schiffschütze. Ich glaube sein Name war Yasop. Shanks hat gelacht, als ich ihm erzählte, dass ich einem Marinesoldaten entwischt war. Seine Bande gefiel mir so gut, dass ich ihn fragte, ob er mich aufnehmen würde.", erzählte Anis. "Das hast du ihn gefragt? Aber warum?", fragte Lysop.

"Die Marine hat mir nie gefallen. Auch als Kind nicht. Ich war noch klein und wünschte mir in diesem Moment neben Shanks sitzend ein Pirat zu werden. Doch Shanks sagte Nein. Auch, als ich ihm anbot viel zu arbeiten und keine Mätzchen zu machen, lehnte er meine Bitte ab", sagte Anis; ihre Stimme klang ein wenig traurig, "ich fragte ihn warum. Und da erzählte er mir von einem Jungen ungefähr in meinem Alter. Seinen Namen nannte er mir nicht. Wahrscheinlich dachte er, dass der Marinesoldat irgendwo lauschen würde. So wollte er den Jungen schützen. Jedenfalls berichtete er mir, dass dieser Junge auch immer mit ihm und seiner Bande mitfahren wollte und nur Unsinn im Kopf hatte. Es ging sogar so weit, dass er aus Versehen eine Teufelsfrucht zum Nachtisch aß. Von deiner Entführung durch diesen Bergräuber hat er mir auch erzählt Ruffy. Das erklärte natürlich das Fehlen seines linken Armes. Hätte ich gewusst, dass ich diesen Jungen irgendwann einmal treffen würde, wäre ich nicht immer so traurig gewesen. Ich habe die Art wie er von Ruffy geredet hat bewundert. So voller Stolz und Hingabe. Er hat dich sehr gern Ruffy. Das darfst du nie vergessen." Anis ließ den Kopf sinken. Jeder konnte sehen, dass eine kleine Träne über ihre Wange lief. "Dann wird Shanks sich bestimmt freuen dich wieder zu sehen, wenn wir ihn gefunden haben und ich ihm seinen Strohhut wiedergeben kann. Er hat dich bestimmt nicht vergessen.", sagte Ruffy mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Das machte Anis wieder fröhlich. "Glaubst du?", fragte sie erwartungsvoll. Ruffy nickte. "Wie hat der Soldat dich wieder gefunden?", fragte Chopper. Anis musste erneut schallend lachen. "Das ist eine lustige Geschichte. Wie schon gesagt er fand mich erst nach vier Stunden. Und zwar in der Bar. Er machte natürlich große Augen, als er mich zwischen den vielen Piraten entdeckte, doch ich habe das ganz einfach gelöst. Ich habe den Soldaten erpresst. Ich versprach ihm seine Unachtsamkeit Hellwater gegenüber nicht zu erwähnen, wenn er dafür nichts von Shanks und seiner Bande erzählen würde. Er hatte viel zu viel Angst vor Hellwater und das wusste ich. So ist nie etwas von diesem Vorfall über unsere Lippen gekommen.", sagte Anis und kicherte glücklich.

Das Geschichtenerzählen ging noch bis tief in die Nacht. Anis erfuhr noch eine Menge unglaublicher Sachen, die sie erstaunen ließen. Dass Yasop Lysops Vater war, brachte sie ganz aus dem Häuschen ("Wirklich? Ich bin fassungslos. Yasop ist dein Vater?"). Es war schon längst nach Mitternacht, als nur noch sie auf Deck stand und dem Meer lauschte. Wieder einmal dachte sie über ihre Vergangenheit nach, von der sie nichts wusste. Waren ihre Eltern vielleicht auch Mitglieder einer Piratenbande gewesen? Sie hoffte es insgeheim, denn diese Vorstellung gefiel ihr und erklärte auch ihren Freiheitsdrang, den sie schon als Kind immer gehabt hatte. Schweigend lehnte sie sich an den Hauptmast und schaute aufs Deck. Schon bald übermannte sie die Müdigkeit. Geräuschlos fiel sie auf die Seite, schon in Träumen versunken.
 

Von leisem Klirren und Wasserrauschen erwachte sie am Morgen. Die Nacht kam Anis seltsam kurz vor, doch es stimmte: die Sonne schien schon am Himmel, verbreitete warmes Licht, dass durch die Fenster des Steuerraums seinen Weg suchte. Blinzelnd schaute sie sich um, sich fragend, wer dort die Geräusche machte. Sie hatte ihn eigentlich schon erwartet zu sehen: Sanji beim Kochen. Ohne, dass er es merkte, beobachtete Anis ihn eine ganze Weile. Sie bewunderte die Art, wie er in höchster Präzision und Geschwindigkeit Gemüse schnitt, abwusch, Früchte zu Saft verarbeitete und Fleisch in einer großen Pfanne briet. Lächelnd dachte sie an ihr gemeinsames Kocherlebnis mit ihm vor ein paar Tagen. Ihr rutschte aus Versehen ein leiser Lacher heraus, den sie sofort bereute. "Schon wach? Ich dachte du schläfst noch ein bisschen länger. Schließlich bist du am längsten von uns aufgeblieben.", sagte Sanji ruhig und hatte seinen Blick starr auf die Pfanne gerichtet; Anis errötete merklich, "willst du einen Kaffee? Der macht wach." Schweigend goss er das braune Gebräu in eine Tasse und reichte sie Anis. Sie nippte langsam daran und erschrak plötzlich. Wie war sie in den Steuerraum gekommen? "Sanji was tue ich hier? Ich war doch auf Deck!", sagte sie völlig perplex. Sanji konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Ich war das. Ich dachte mir es wäre besser, dass du etwas bequemer schläfst. Deshalb habe ich dich heute früh hier in den Steuerraum getragen und dich mit einer Decke zugedeckt.", erzählte Sanji auf seine ruhige Art. Erleichtert atmete Anis aus. "Danke", sagte sie, "aber du hast mich ganz schön damit erschreckt." "Wirklich?", fragte Sanji und setzte sich neben sie an den Esstisch. Vor Anis' Augen steckte er sich eine Zigarette in den Mund. "Sanji.", sagte Anis ernst. "Was ist?", fragte dieser ahnungslos. Mit einer schnellen Handbewegung mopste Anis seine Zigarette. Sanji schaute sie entgeistert an. "Du rauchst zu viel. Wie wär's, wenn du mal eine Pause einlegst?", sagte Anis sich sichtlich amüsierend. Vor Sanjis Augen nahm sie die Zigarette auseinander und zerbröselte das Paper und den Tabak auf den Tisch. Daraus formte sie einen Smiley, der äußerst freudig grinste. Dann stand sie auf, ging zum Herd und rührte mit einem Kochlöffel in der Pfanne herum. "Ich glaube das Fleisch ist jetzt fertig.", sagte sie grinsend. Sanji gesellte sich im Eilschritt neben sie. Wieder geriet er ins eilige Kochen und ließ sich dabei von Anis über die Schultern schauen. Sie jedoch stützte sich dabei aus Versehen auf die Herdplatte, auf der die Pfanne noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte. "Autsch!", sagte sie und steckte sich reflexartig ihre verbrannten Finger in den Mund. Sanji stoppte in seinen eiligen Bewegungen. "Warte. Nicht in den Mund stecken. Da hilft am besten kaltes Wasser", sagte er und zog schnell Anis' Finger mitsamt ihr selbst zum Wasserhahn, "das verhindert, dass du Brandblasen bekommst." Als das kühle Nass über ihre Finger lief, fühlte sich Anis gleich besser. Dann holte Sanji ein Tuch aus der Tasche seines Jacketts und verband sorgsam ihre Finger.

Es vergingen Sekunden und Minuten. Und Sanji hielt immer noch ihre Hand. Eigentlich wäre einem normal denkenden Menschen das sofort aufgefallen. Doch diese beiden menschlichen Wesen hatten schon lange keine klaren Gedanken mehr im Kopf. Sie merkten nicht einmal, dass sie sich ein wenig näher gekommen waren und ihre Körper sich fast aneinander schmiegten.

"Sanji?", fragte Anis nach einer Weile. "Mmh?", fragte Sanji lächelnd zurück. Er schaute so verliebt, dass Anis' Herz einen Hüpfer machte. "Was ist mit dem Frühstück?", fragte sie mit großen Augen. "Das kann warten. Es besteht keine Eile.", sagte Sanji immer noch ihre Hand sanft haltend und tief in ihre schönen blauen Augen schauend. "Aber Ruff...", kam es nur noch von Anis Lippen, denn Sanji hatte ihr schon einen Kuss gegeben. Anis hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen. Eng umschlungen standen beide mitten im Raum, das Frühstück nach kurzer Zeit schon längst vergessen.
 

Und der Rest der Bande? Die legten eigentlich nicht mehr richtig wert auf das Frühstück, als sie allesamt in den Steuerraum platzten und fast aus allen Wolken fielen. Die einzige, die es irgendwie schon gewusst hatte, war Nami gewesen, deshalb lachte sie die anderen aus beim Anblick ihrer Gesichter.

Das ist das Ende dieser Geschichte, die mit Anis im Vordergrund als solche bleibt. Eine nächste wird folgen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-07-22T20:16:39+00:00 22.07.2006 22:16
du schreibst echt gut ich hab die Fanfic förmlich verschlungen.freu mich schon auf die nächste:)


Zurück