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Happy Birthday, Joseph

...damit fing alles an, doch wie wird es enden?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es ist genug zensiert, damit es nicht mehr als Adult gilt, aber dennoch verständlich genug, damit man sich vorstellen kann, was da eigentlich passiert. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es ist genug zensiert, damit es nicht mehr als Adult gilt, aber dennoch verständlich genug, damit man sich vorstellen kann, was da eigentlich passiert. Komplett anzeigen
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Ich hoffe, es ist genug zensiert, damit es nicht mehr als Adult gilt, aber dennoch verständlich genug, damit man sich vorstellen kann, was da eigentlich passiert. Komplett anzeigen
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Happy Birthday

Ich hasse Tage wie diesen! Mein Geburtstag! Ich hasse ihn!
 

Wieder ein Jahr älter, wieder ein Geburtstag ohne meine Schwester! Ich werd 18 Jahre alt und ich fühl mich scheiße! Heute ist Donnerstag, der 25. Januar 2007, 6:30 Uhr morgens und mir geht es jetzt schon so beschissen, dass ich keine Lust habe, mich aus meinem Bett zu erheben. Aber ich muss, ich muss heute arbeiten, im alten Buchladen um die Ecke. Ich hab keine Ahnung, wie ich an diesen Job gekommen bin, irgendwann bin ich einfach an dem Laden vorbeigekommen und hab das Schild gelesen, auf dem stand, dass dort eine Aushilfe gesucht wird. Ich bin natürlich rein und hab den Job beinahe sofort bekommen. Hätte ich gewusst, dass es so öde dort sein würde, hätte ich mich niemals dazu entschlossen, diesen Laden zu betreten!
 

Gähnend erhebe ich mich aus meinem Bett und schalte meinen nervigen Wecker aus. Ich brauch eine erfrischende Dusche, um wach zu werden. Ich habe keine Ahnung, wie ich diesen Tag überstehen soll. Zum Glück weiß mein Boss nicht, dass ich heute Geburtstag habe, er ist alt und hat ein furchtbar schlechtes Gedächtnis, wofür ich das erste Mal sogar dankbar bin!
 

Müde schleiche ich ins Badezimmer, zieh meinen rot-schwarzen Pyjama aus, betrete die Duschkabine und dreh das Wasser auf lauwarm. Meine Wohnung ist nicht sehr groß, aber es ist mein zuhause, mein Heim, nicht das meines Vaters, nicht das meiner Mutter, meins! Ein kleines unscheinbares Lächeln huscht kurz über mein Gesicht. Vielleicht ist mein Geburtstag dieses Jahr doch etwas anders, besser als im letzten Jahr. Dieses Jahr muss ich mich nicht mit meinem angetrunkenen Vater darüber streiten, dass eine Flasche Jack Daniels kein geeignetes Geburtstagsgeschenk für einen 17jährigen ist. Die Flasche hat er sowieso ganz alleine getrunken, innerhalb eines Abends!
 

Ich kann mich kaum daran erinnern, wann ich das letzte Mal ein ordentliches Geburtstagsgeschenk von meinem Vater bekommen habe. Einen alten Stoffhund, dessen linkes Ohr beinahe abfiel zum 10., ein Essen bei Burger World zum 11., ein paar Zeichenblätter und einen gebrauchten Bleistift zum 12., eine Hose und Turnschuhe aus der Kleiderkammer zum 13., eine heftige Ohrfeige, wegen Aufmüpfigkeit zum 14., ein Notizbuch, das wenige Tage vorher als kostenloses Werbegeschenk irgendeiner Versicherung per Post eintraf zum 15., eine Nacht im Park, wegen eines heftigen Streits zum 16. und die Flasche Jack Daniels halt zum 17. Geburtstag.
 

Meine Mutter schickt mir nur Geld und Serenity kann mir gar nichts schicken, dafür ruft sie jedes Mal an und wünscht mir alles Gute. Tristan schenkt mir nichts, weil Männer sich nichts zum Geburtstag schenken, sagt er. Yugi sieht das etwas anders, er schenkt mir jedes Jahr irgendeine Duellmonsterkarte, die ich noch nicht habe. Tea schenkt mir immer irgendein teueres Männerparfüm, die hat Geld die Frau. Mai ist zu meinem Geburtstag meist nie anwesend, sie reist lieber durch die Welt und schaut vielleicht mal zu Weihnachten kurz vorbei und verschwindet dann wieder. Duke schenkt mir auch nichts, der kümmert sich lieber um seine weiblichen Fans und sonst kennt niemand mein Geburtsdatum, der Rest interessiert sich nicht wirklich dafür.
 

Obwohl mir in den letzten zwei Jahren aufgefallen ist, dass ich zu meinem Geburtstag immer ungewöhnlich viel Ruhe hatte. Niemand, der in der Schule Streit mit mir anfing. Niemand, der sich über meine Duellmonsterkünste lustig gemacht hat. Niemand, der mich als Loser beschimpft hat. Es war, als würde Seto Kaiba mich ganz bewusst an meinem Geburtstag meiden, an fast jedem anderen Tag lief er mir über den Weg, nur nicht an meinem Geburtstag. Ob ihm das bewusst ist? Ob er weiß, wann ich Geburtstag habe? Ob er mir deshalb einen Tag Ruhe gönnt?
 

Ich schüttle meine nassen Haare und stell das Wasser auf kalt um. Ich hab nicht viel Zeit, bis ich in den Buchladen muss. Ob Geburtstag oder nicht, ich brauch den Job und das Geld, das er mir einbringt. Kaiba werde ich heute zum Glück nicht über den Weg laufen, ich weiß, dass er mich wie in den letzten beiden Jahren meiden wird. Meine Mutter hat bestimmt wieder ihre paar Yen per Post geschickt, wie jedes Jahr, Serenity wird mich heute Nachmittag anrufen, wie jedes Jahr und Tristan, Tea und Yugi seh ich heute Abend in Opa Mutou´s Spieleladen, wie jedes Jahr.
 

Nur eines wird dieses Jahr anders sein! Dieses Jahr brauch ich keinen betrunkenen Vater ins Bett schleppen! Dieses Jahr habe ich meine eigene Wohnung und kann mich um meine eigenen Probleme kümmern! 18 zu sein, ist anscheinend doch nicht so übel. Seufzend stell ich das Wasser ab, streich mir durch die nassen Haare und verlasse die Duschkabine, um mich abzutrocknen. Ich weiß nicht, warum ich mir solche Gedanken immer am frühen Morgen mache. Ist es die morgendliche Ruhe vor dem Alltagsstress? Oder ist es einfach nur ne schlechte Angewohnheit, die ich habe?
 

Ich werf das nasse Handtuch in den Wäschekorb und marschiere nackt zurück in mein Schlafzimmer, das ist ein Vorteil, wenn man alleine wohnt, niemanden stört es! Ich grinse leicht, werfe einen kurzen Blick auf meinen Wecker und blinzle irritiert. 6:50 Uhr? Eilig zieh ich mich an und renn beinahe in meine kleine Küche, um wenigstens noch ein kleines Frühstück zu mir zu nehmen, bevor ich zur Arbeit muss. Um 7:00 Uhr beginnt meine Schicht und der Laden ist nur zwei Häuser weiter, also kein Grund zur Panik.
 

Ich stopfe mir die Toastscheibe mit Nutella in den Mund und spül mit einem Glas kalter Milch hinterher. Keine Zeit für ein ruhiges gemütliches Frühstück, auch nicht an meinem 18. Geburtstag. Manche Dinge ändern sich halt nie! Ich bin noch immer der typische Zuspätkommer!
 

Mit schnellen Schritten verlasse ich meine Küche und zieh mir im Flur die Schuhe und meine Jacke an, schnappe mir den Schlüsselbund vom Haken, stolpere aus meiner Wohnungstür und schließ hinter mir ab, um dann in fliegender Hast die drei Treppen des Hauses hinunterzustürzen. Reine Routine! Und doch habe ich heute das Gefühl, dass irgendwas anders ist. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich habe eine ganz merkwürdige Vorahnung, als würde heute irgendetwas passieren. Etwas Großes! Etwas Unvorhersehbares!
 

Beinahe ruckartig bleibe ich vor der Haustür stehen, mit der Hand schon am Türgriff. Woher zum Teufel noch mal kommt dieses eigenartige Gefühl? Ich schüttle den Kopf und öffne die Haustür, trete hinaus auf den Gehweg und wende mich nach links, die Haustür fällt alleine ins Schloss. Nur ein paar Schritte muss ich gehen, um den Buchladen durch die Seitentür betreten zu können. Um diese Zeit bin ich immer alleine im Laden, deshalb hab ich einen Schlüssel.
 

Mit einem Grinsen öffne ich die Tür und betrete den Laden, die Bücher mögen alt und staubig sein und die Kunden alte Leute, die nach irgendwelchen antiken Büchern suchen, aber es ist ruhig hier. Kein Stress, keine Hektik, keine Probleme mit neidischen Kollegen, kein wütender Chef, der einen anbrüllt, wenn man einen Fehler macht. Also fast der perfekte Job, für jemanden, der Ruhe braucht. Nicht wirklich die perfekte Wahl für jemanden wie mich, aber immer noch besser, als gar keinen Job zu haben!
 

Ich durchquere den Buchladen, um die Vordertür zu öffnen und das Schild an der Tür von Geschlossen auf Geöffnet umzudrehen. Das erste Mal hatte ich das vergessen und mich den ganzen Tag gewundert, warum sich Niemand im Laden blicken ließ. Mein Boss hat mich dafür nur ausgelacht und gemeint, dass ich ihn an seinen kleinen 10jährigen Enkel erinnern würde, mit meiner leicht verpeilten Art. Ich fand den Vergleich zwar nicht so lustig, aber wenigstens konnte ich den Job trotzdem behalten, obwohl mein Boss durch mich auf die Einnahmen eines ganzen Tages verzichten musste. Ich mag meinen Boss und ich mag seinen 10jährigen Enkel, der kommt fast jeden Freitag her, um seinen Opa zum Familientreffen abzuholen. Ein lustiges Kerlchen und wirklich ein wenig verpeilt!
 

Eine Stunde lang steh ich mir hinter dem Ladentisch die Beine in den Bauch, bis ich am Klang der kleinen Türglocke höre, dass ein Kunde den Laden betreten hat. Ein älterer Herr, der fast jede Woche herkommt, um sich einen Stapel alter Westernhefte auszuleihen.
 

"Guten Morgen, Herr Mazuka, wieder ein paar neue Western?"
 

"Heute nicht, Joey, ich bring nur die alten Western zurück. Morgen fahr ich zu meiner Tochter und komm wahrscheinlich erst in 3 Wochen wieder."
 

"Na dann wünsch ich Ihnen einen schönen Urlaub."
 

"Den werd ich bestimmt haben, vielen Dank. Wir sehn uns dann in 3 Wochen!"
 

"Ja, in 3 Wochen. Auf Wiedersehen!"
 

"Wiedersehen, Joey und halt den Laden für den alten Chiro am Laufen."
 

"Mach ich, Herr Mazuka, sehr gern sogar."
 

Herr Mazuka kennt meinen Boss Iron Chiro schon seit ungefähr 18 Jahren, solange gibt es diesen alten Buchladen schon. Ich mag Herrn Mazuka, er gibt mir immer Trinkgeld, wenn er sich neue Western zum Billigpreis von 50 Yen pro Stück ausleiht, aber ich werd auch 3 Wochen ohne sein Trinkgeld auskommen. Der Mann sieht seine Tochter schon selten genug, weil seine Tochter am anderen Ende von Japan wohnt. Ich gönn ihm seinen Urlaub!
 

Ich werfe einen Blick auf die Uhr, die hinter dem Ladentisch an der Wand hängt. 8:10 Uhr. Ich schnappe mir die 20 Western, die Herr Mazuka zurückgebracht hat und bring sie zurück ins Regal. Ich kenn mich hier im Buchladen schon so gut aus, wie in meiner eigenen Wohnung. Man könnte fast meinen, dass der Laden mein zweites zuhause ist, dabei arbeite ich erst seit knapp einem dreiviertel Jahr hier, genauso lange wohne ich auch in meiner eigenen Wohnung. Herr Chiro hat mich damals auf die leer stehende 2-Zimmerwohnung aufmerksam gemacht, als er mir diesen Job hier gab.
 

Das erneute Klingeln der Türglocke lässt mich kurz zusammenzucken. Ein Stammkunde kann es nicht sein, denn um diese Zeit kommt eigentlich nur Herr Mazuka vorbei. Ich räum die Western ins Regal zu den anderen und begebe mich mit schnellen Schritten zurück zum Ladentisch, allerdings steht dort niemand.
 

"Hallo?"
 

Ich dreh mich kurz um und zucke ziemlich erschrocken zusammen. Das glaub ich jetzt nicht!
 

"Kaiba?"
 

"Ach sieh an, Yugi´s Schatten."
 

"Was führt Dich hierher?"
 

"Ich suche ein Geschenk."
 

"In einem antiken Buchladen?"
 

"Korrekt."
 

Ich seufze leise. Womit hab ich das verdient? Ich hatte wirklich angenommen, dass ich Kaiba auch dieses Jahr an meinem Geburtstag nicht sehen würde, aber da hatte ich mich wohl zu früh gefreut. Ich richte mich leicht auf und atme tief durch. Zeit für die Verkäufermiene, Kaiba ist nur ein Kunde, wie jeder andere!
 

"Okay, womit kann ich Ihnen helfen, Herr Kaiba? Irgendwelche besonderen Buchwünsche?"
 

"Eigentlich nicht, was können Sie mir denn empfehlen, Herr Wheeler?"
 

Ich blinzle kurz. Kaiba fragt mich nach meiner Meinung? Ich zucke mit den Schultern. Okay, wenn er darauf besteht.
 

"Folgen Sie mir bitte."
 

Ich wende mich nach links und gehe hinüber zu den Regalen mit den ganz exklusiven Büchern, teuere Bücher, Bücher, die ich mir nicht leisten kann, aber die ich schon gelesen hab, während meiner Pausen. Herr Chiro hatte nichts dagegen.
 

"Ich hab in diesem Laden ein Lieblingsbuch. Dabei handelt es sich um das erste Buch von Stephen Fry aus dem Jahre 1991. Das Buch heißt ,Der Lügner', wir haben hier sogar die englische Originalausgabe mit Autorsignatur. Ich hab keine Ahnung, ob das Ihrem Geschmack entspricht, aber Sie haben mich nach meiner Meinung gefragt."
 

Ich mag das Buch, es geht dort um einen 15jährigen notorischen Lügner, der mit seinem Charme Männlein und Weiblein den Kopf verdreht, leider hatte ich noch nicht die Zeit, das Buch bis zum Ende zu lesen und wenn Kaiba das einzige Exemplar kauft, das wir hier im Laden haben, werde ich wohl auch nicht mehr dazu kommen. Leider!
 

"Wenn Sie sagen, dass es ein gutes Buch ist, wird es wohl stimmen, nicht wahr?"
 

"Höre ich da etwas Sarkasmus in Ihrer Stimme, Herr Kaiba?"
 

"Aber nicht doch, Herr Wheeler, würde mir nicht im Traum einfallen."
 

Ich schnaube leise und hol das Buch aus dem Regal. Soll Kaiba das Buch doch kaufen.
 

"Wie teuer ist denn das Buch?"
 

"14276 Yen, der englische Preis liegt bei 125,00 US-Dollar, für Sie sicher ein Schnäppchen."
 

Kaiba zuckt nicht einmal mit der Wimper bei diesem hohen Preis, für mich ist das allerdings beinahe ein Wochenlohn. Ich werde mir die Originalausgabe nie leisten können.
 

"Packen Sie das Buch als Geschenk ein. Ich benötige außerdem ein kleines Kärtchen und einen Kugelschreiber."
 

"Sehr wohl, Herr Kaiba."
 

Ich gehe mit dem Buch in der Hand an ihm vorbei und zurück zu meinem Ladentisch, um das teure Buch, das ich noch nicht zu Ende lesen konnte, als Geschenk einzupacken.
 

"Kärtchen und Kugelschreiber liegen dort auf dem kleinen Lesetisch."
 

Kaiba nickt leicht und setzt sich auf einen der 4 Stühle, die um den Lesetisch im Eingangsbereich angeordnet sind. Mich würde wirklich mal interessieren für wen das Buch überhaupt ist. Ich könnte Kaiba danach fragen, aber ich glaube nicht, dass er mir eine Antwort darauf geben wird. Ich nehm aus der untersten Schublade meines Ladentisches das edle silberne Geschenkpapier raus und wickle das Buch ordentlich darin ein. Auf das Schleifenband verzichte ich, das wäre für Kaiba sicher zu kitschig.
 

"Fertig?"
 

"Natürlich, Herr Kaiba, Sie können das Kärtchen jetzt anbringen. Das macht dann 14276 Yen für das Buch und 14 Yen für das Kärtchen, also insgesamt 14290 Yen. Das Geschenkpapier ist kostenlos."
 

Er reicht mir ohne Erwiderung seine Kreditkarte, ich zieh sie durch den Kartenleser, greife nach der Quittung und einem Kugelschreiber und geb ihm die Kreditkarte wieder zurück.
 

"Eine Unterschrift bitte."
 

Kaiba unterschreibt die Quittung mit der linken Hand, was mich nicht wirklich überrascht. Kaiba ist beidhändig, aber seine Unterschrift schreibt er immer mit links, weil man auf diese Weise seine Unterschrift schwerer kopieren kann, das ist jedenfalls seine Meinung.
 

Er gibt mir die Quittung und den Kugelschreiber wieder zurück und ich reiche ihm das eingepackte Buch. Kaiba bringt das Kärtchen mit einer Klammer am Geschenkpapier an. Ich kann den Namen auf dem Kärtchen leider nicht lesen, da Kaiba sich für eine kleine Klappkarte entschieden hat. Ob das Buch für seinen Bruder ist? Gut möglich! Aber Weihnachten ist doch längst vorbei und Geburtstag hat sein Bruder auch nicht. Oder ist das Buch ein verfrühtes Valentinstagsgeschenk für Kaiba´s neueste Freundin? Hat er überhaupt eine?
 

"Danke für Ihren Einkauf, Herr Kaiba. Beehren Sie uns bald wieder."
 

Kaiba antwortet nur mit einem kurzen Nicken, dreht sich um und geht mit langen Schritten zur Tür, ich starre ihm hinterher, kaum in der Lage, meine Neugier zu zügeln.
 

"Für wen ist das Geschenk überhaupt?"
 

Er dreht sich vor der Ladentür um und grinst mich spöttisch an.
 

"Ich hab gewusst, Du würdest Deine Neugier nicht bremsen können, Wheeler."
 

Ich schnaube leise. Na und! Ich kann nichts für meine Neugier!
 

"Sag schon, Kaiba, für wen ist das Geschenk?"
 

Kaiba antwortet nicht und starrt nur auf das Geschenk in seiner Hand, dann hebt er plötzlich den Kopf und gleichzeitig das Geschenk.
 

"Fang!"
 

Bevor ich überhaupt weiß, was geschieht, wirft er das Geschenk durch den Laden in meine Richtung. Ich reagiere reflexartig und fang das Geschenk auf.
 

"Kaiba!"
 

Ich starre sekundenlang und völlig verwirrt auf das Geschenk und werde dann durch das Klingeln der Türglocke aufgeschreckt. Ich hebe den Kopf und Kaiba ist nicht mehr hier. Was geht hier vor? Ich entschließe mich einfach dazu, das Kärtchen zu lesen und blinzle völlig irritiert.
 

,Happy Birthday, Joseph.'
 

Ich kann nicht glauben, dass das mein Geschenk sein soll! Ich lese das Kleingeschriebene und blinzle erneut.
 

,Das bleibt gefälligst unter uns, Wheeler!'
 

Ein völlig dämliches Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit und ich renne förmlich zur Vordertür, mit dem Geschenk noch in der Hand. Ich reiße die Tür auf und starre nach links und rechts die Strasse entlang, um vielleicht noch einen Blick auf Kaiba zu erhaschen. Kaiba stolziert ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite und scheint es nicht sehr eilig zu haben.
 

"Seto!"
 

Er dreht sich um und ich winke wie ein Bekloppter mit meinem Geschenk hin und her.
 

"Danke!"
 

Er hebt bloß kurz seine Hand und verschwindet dann ziemlich eilig in der nächsten Seitenstrasse. Mein Grinsen wird sicher den ganzen Tag nicht verschwinden.
 

An meinem 18. Geburtstag ein Geschenk von Seto Kaiba zu bekommen, ist wirklich mehr, als ich erhofft hatte! Manche Dinge ändern sich vielleicht nie, andere aber um so schneller!
 

~~~~~

Happy Valentinsday

21 Tage ist es jetzt her, seit Kaiba mir das Buch zum Geburtstag geschenkt hat. 21 Tage seit er mich völlig ignoriert, wann immer ich ihm über den Weg laufe. 21 Tage in denen ich vergeblich darüber nachgedacht habe, wie ich mich bei ihm bedanken soll. 21 Tage lang war ich frustriert und kaum in der Lage den Buchladen richtig zu führen. 21 Tage sind eine verdammt lange Zeit!
 

Dazu kommt, dass heute Valentinstag ist und ich nicht einmal jemandem habe, dem ich irgendetwas schenken könnte. Wenn ich wüsste, wo Mai sich gerade aufhält, hätte ich ihr etwas per Post geschickt. Als ich Tea im letzten Jahr etwas geschenkt habe, hat sie mich nur mit ganz großen Augen angeschaut und ist dann in lautes Kichern übergegangen. Ich kam mir etwas veräppelt vor und deshalb werde ich ihr zur Strafe im diesen Jahr nichts schenken! Wenn ich Serenity etwas schicke, erwartet meine Mutter ebenfalls ein Geschenk von mir und das kann sie vergessen! Serenity erwartet auch gar kein Geschenk von mir, dafür ruft sie mich heute Abend an, wenn meine Mutter mit ihrem neuen Lover auf einen Valentinstagsausflug geht. Wenn meine Mutter wüsste, dass Serenity ziemlich oft mit mir telefoniert, würde sie sicher ziemlichen Ärger kriegen.
 

Seit drei Stunden steh ich schon im Laden und bisher war nur ein einziger Kunde hier. Langweilig! Um 10:30 Uhr soll eine Lieferung neuer Bücher eintreffen, das wäre mal die perfekte Abwechslung zum ewigen Rumstehen hinter dem Ladentisch, obwohl ich ja nicht wirklich stehe, zumindest nicht die ganze Zeit. Herr Chiro hat hier so einen schönen alten, restaurierten Lesesessel von seiner Mutter, das Teil ist sicher schon 100 Jahre alt und ganz sicher ein Vermögen wert und wirklich äußerst bequem.
 

Ich seufze leise, schau einmal kurz auf die Uhr und rutsche tiefer in den Sessel hinein. Noch eine halbe Stunde bis zur Warenlieferung. Ich sollte mich langsam erheben und im Lager etwas Platz schaffen, damit die neue Ware nachher nicht im Weg steht. Ich seufze erneut und strecke meine Arme. Seit meinem Geburtstag hab ich kaum geschlafen und daran ist nur Kaiba Schuld! Und die Tatsache, dass ich ihn ganz ungewollt beim Vornamen gerufen habe. Was hab ich mir überhaupt dabei gedacht? Nur weil auf der Karte mein Vorname stand, heißt das nicht, dass Kaiba will, dass ich ihn ebenfalls beim Vornamen anspreche, oder? Oder?
 

Ich schüttle den Kopf und steh ruckartig auf. Ich hab jetzt keine Zeit für solche Gedanken, ich muss das Lager aufräumen! Ich durchquere den Laden und betrete das Bücherlager im hinteren Teil. Ich schalte das Licht an und nichts passiert. Was nu? Ich betätige erneut den Lichtschalter und wieder passiert nichts. Na super! Ich brauch ne neue Glühbirne! Das Problem ist nur, dass sich sämtliche Glühbirnen im Lager befinden, in dem es weder ein Fenster noch Licht befindet. Ich brauch eine Taschenlampe!
 

Mit schnellen Schritten begebe ich mich zurück in den Laden und durchsuche den Ladentisch nach einer Taschenlampe. Ich finde sie schließlich in der hintersten Ecke der untersten Schublade. Ich schalte sie ein und stelle fest, dass sie nicht geht. Na fein! Jetzt brauch ich auch noch Batterien und laut meinem Chef hat er die letzten Batterien in dieser Größe für das neue Radio gebraucht, dass er seinem Enkel zu Weihnachten geschenkt hat. So wie ich Herr Chiro kenne, hat er vergessen neue zu kaufen. Wirklich super! Irgendwo müssten noch Kerzen rumliegen. Ich durchsuche erneut die Schubladen und finde eine weiße Kerze in der obersten Schublade. Okay und wo krieg ich jetzt nen Feuerzeug her?
 

Das Klingeln der Türglocke lässt mich heftig zusammenzucken, so dass ich vor Schreck die Kerze auf den Ladentisch fallen lasse und mir an die Herzseite meines Brustkorbs greife.
 

"Shit!"
 

"Warum so schreckhaft heute, Blondy?"
 

Blondy? Es gibt nur eine Person, die mich so nennt! Ruckartig dreh ich meinen Kopf in Richtung Tür.
 

"Mai!"
 

"In Person!"
 

Ich renne fast um den Ladentisch herum und bin drauf und dran, ihr einfach um den Hals zu springen.
 

"Was machst Du denn hier?"
 

Sie zieht eine ihrer hübschen Augenbrauen hoch und lächelt zuckersüß.
 

"Na hör mal, was ist das denn für eine Begrüßung? Darf ich nicht mehr vorbeikommen, um meinen kleinen, süßen Blondschopf zu besuchen?"
 

Ich nicke heftig mit dem Kopf.
 

"Doch natürlich darfst Du, ich mein, ich frag nur, weil Du doch sonst nie zu dieser Zeit in Domino bist. Ich freu mich natürlich, dass Du hier bist."
 

Ich fuchtle aufgeregt mit den Armen und grinse übers ganze Gesicht. Es ist Valentinstag und Mai ist hier! Was kann ich mir mehr wünschen? Dabei fällt mir was ein.
 

"Shit, ich hab jetzt gar kein Geschenk für Dich, ich mein, ich hab ja nicht gewusst, wo Du bist und hab auch nicht damit gerechnet, dass Du heute nach Domino kommst. Wie lange bist Du eigentlich schon hier? Warum hast Du nicht angerufen? Ich hätte Dich doch vom Flughafen abholen können! Oder bist Du etwa wieder mit dem Schiff gekommen? Wo ist denn Dein Gepäck? Hast Du schon ein Hotel? Du kannst auch bei mir unterkommen, wenn Du willst. Also Du musst nicht, wenn Du nicht willst. Ich würde natürlich auf der Couch schlafen und Du ...."
 

"Joseph! Nun mal langsam ja, Du bist ja heute total durch den Wind! Los erzähl, was war los? Ist irgendetwas vorgefallen, während ich weg war?"
 

Ich schließe beinahe ruckartig meinen Mund und weite etwas erschrocken meine Augen.
 

"Äh, was soll denn vorgefallen sein?"
 

Erneut zieht Mai eine Augenbraue hoch.
 

"Joey, ich kenn Dich. Wenn Du so viel redest, dann bist Du nervös und wenn Du nervös bist, hat es in der Regel einen Grund und diesmal scheine ich nicht der Grund zu sein, hab ich Recht?"
 

Ich schlucke nervös und weiche ihrem Blick aus. Was soll ich denn bitte sagen? Dass Kaiba mir ein Geburtstagsgeschenk gemacht hat? Kaiba bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich Mai davon erzählt hab! Nicht mal Yugi weiß davon! Als er vor 5 Tagen bei mir zu Hause war, hat er mich gefragt, woher ich mein neues Buch hab, ich hab ihm nur gesagt, dass es ein Geschenk von einem Kunden war und das war ja nicht mal gelogen. Immerhin war Kaiba ein Kunde, auch wenn er nur einmal im Laden war und nur dieses eine Buch gekauft hat, dass er mir dann geschenkt hat.
 

"Joey?"
 

Ich zucke kurz zusammen und schau Mai etwas schuldbewusst an.
 

"Ich kann nicht drüber reden, Mai. Tut mir Leid."
 

"Ist da etwa jemand verliebt?"
 

Ich weite erschrocken meine Augen und schüttle ziemlich heftig den Kopf.
 

"Schwachsinn! Wie kommst Du denn jetzt auf diese absurde Idee? Ich mein, immerhin geht es hier um ...."
 

Ich presse mir die Hand vor den Mund und schlucke den Namen Kaiba einfach hinunter.
 

"Um wen?"
 

Mai verschränkt gebieterisch ihre Arme, das tut sie immer, wenn sie mir ihre Überlegenheit beweisen will, genau wie Kaiba. Ich schüttle den Kopf.
 

"Um niemanden! Vergiss es einfach, okay? Ich bin ganz sicher nicht verliebt, nur ein wenig verwirrt, mehr nicht."
 

"So fängt es immer an, Joey und dann hängst Du förmlich an ihren Lippen."
 

Ich blinzle irritiert. Ihren Lippen? Wieso ihren? Oh! Natürlich! Mai denkt, ich rede von einem Mädchen! Ich lächle leicht und seufze erleichtert.
 

"Keine Sorge, Mai, wenn ich an irgendwelchen Lippen hänge, dann sicher nur an Deinen!"
 

Mai lacht leise und schüttelt den Kopf.
 

"Als ob Du Dich das jemals trauen würdest!"
 

Ich schnaube empört.
 

"Na hör mal ...."
 

Das erneute Klingeln der Türglocke lässt mich ruckartig verstummen.
 

"Warenlieferung für Iron Chiro."
 

Ich schlage mir mit der Hand vor die Stirn.
 

"Shit, ich hab vergessen das Lager aufzuräumen!"
 

Ich wende mich dem Lieferanten zu und grinse ein wenig peinlich berührt.
 

"Stellen Sie die Kisten einfach hinten vor das Lager, die Hintertür dürfte offen sein, ich räum das nachher weg."
 

Wenn ich ein Feuerzeug gefunden habe und die Kerze anzünden kann, damit ich die Glühbirne im Lager auswechseln kann.
 

"Selbstverständlich."
 

Der Lieferant verlässt den Laden und ich wende mich mit einem entschuldigenden Lächeln an Mai.
 

"Sorry, Süße, aber Du siehst, ich steh im Stress."
 

Mai schüttelt den Kopf und gibt mir einen Zettel.
 

"Die Telefonnummer von meinem Zimmer im Domino Inn Hotel, ruf mich an, wenn Du Zeit hast, ich bin bis zum Wochenende in Domino."
 

Ich nicke lächelnd und steck den Zettel in meine Hosentasche. Sie winkt mir kurz zu und dreht sich um. Halt!
 

"Mai? Du hast nicht zufällig nen Feuerzeug bei Dir, oder?"
 

Mit einer schnellen Handbewegung greift sie in ihre Jackentasche und wirft ein dunkelrotes Feuerzeug über ihre Schulter in meine Richtung. Ich fang es reflexartig auf.
 

"Das bekomm ich aber wieder, Blondy."
 

"Natürlich!"
 

Sie verlässt den Laden und ich starre durch die Glastür und das Schaufenster hinterher, bis sie aus meinem Blickfeld verschwindet. Das Geräusch von abgestellten Kisten lässt mich aus meiner Erstarrung erwachen und ich schüttle den Kopf, um wieder klar denken zu können.
 

"Mai."
 

Wieso bist Du hier? Wieso heute? Wo warst Du letztes Jahr um diese Zeit? Ich schüttle erneut den Kopf und marschiere zu meinem Ladentisch, um die Kerze zu holen, die ich dort fallen gelassen hab. Ich hab jetzt keine Zeit, mir über Mai Gedanken zu machen! Ich schaue auf die Uhr und blinzle leicht. 10:35 Uhr. Ich seufze kurz und durchquere den Laden, um dem Lieferanten beim Abladen der Bücherkisten zu helfen.
 

"Wie viele sind es diesmal?"
 

Herr Toshi, unserer Lieferant stellt die dritte Kiste auf den Gang vor dem Lager.
 

"Nur 15 insgesamt, davon 2 größere, für die werde ich Deine Hilfe brauchen."
 

Ich nicke knapp und begebe mich mit Herr Toshi zum Hinterausgang. In der letzten monatlichen Lieferung waren es über 30 Kisten, die Hälfte davon wurde bereits wieder verkauft. Mein Chef meint, seit ich hier arbeite, macht er doppelt so viel Gewinn wie zuvor und darauf kann ich wirklich stolz sein.
 

"Wer war eigentlich die blonde Schönheit von vorhin?"
 

Ich greife mir eine Kiste aus dem Lieferwagen und grinse leicht.
 

"Das war Mai, eine gute Freundin von mir, eine sehr gute Freundin."
 

Herr Toshi nickt verstehend.
 

"Ist sie nicht ein wenig zu alt für Dich?"
 

Ich schnaube leise und begebe mich ohne Antwort zur Hintertür, um die schwere Bücherkiste im Gang vor dem Lager abzustellen. Was soll denn bitte diese Frage? Ist sie nicht ein wenig zu alt für Dich? Sicher ist Mai älter als ich, aber das Alter spielt doch in der Liebe keine Rolle, oder? Oder?
 

Ich schüttle den Kopf und stell die Kiste zu den anderen. Ich werde Mai heute Abend anrufen und ich werde mit ihr einen schönen Valentinstagsabend verbringen und es wird für mich keine Rolle spielen, dass Mai 8 Jahre älter ist! Heute werde ich den Mut aufbringen und sie küssen. Ist es nicht das was ich immer wollte? Es wäre nicht mein erster Kuss, aber es wäre der erste Kuss mit Mai. Mai ist nicht wie alle anderen Mädchen. Mai ist nicht mal ein Mädchen, Mai ist eine Frau, eine Rassebraut. Ich seufze leise. Was sollte eine Rassebraut wie Mai schon von einem kleinen Punk wie mir wollen?
 

"Joseph?"
 

Ich dreh mich etwas erschrocken um und starre direkt in das besorgte Gesicht von Herr Toshi.
 

"Huh?"
 

"Ist alles in Ordnung mit Dir? Hab ich irgendwas Falsches gesagt?"
 

Ich schüttle den Kopf.
 

"Nein, nicht wirklich. Sie haben Recht. Vielleicht ist Mai wirklich ein wenig zu alt für mich. Ich bin grade mal 18 geworden und sie ist 8 Jahre älter als ich. Für sie bin ich sicher noch ein halbes Kind."
 

Ich zucke mit den Schultern und marschiere an ihm vorbei in Richtung Hinterausgang, um eine neue Kiste zu holen. Das Lager räum ich später auf. Feuerzeug und Kerze stecken sicher verstaut in meiner Hosentasche, damit ich sie nachher nicht suchen muss. Ich sollte vielleicht darüber nachdenken, ob ich mir eine feste Freundin suche, eine in meinem Alter. Vielleicht jemand wie Tea, Brünett mit blauen Augen. Schade, dass Tea schon an Yugi vergeben ist.
 

Tea´s lachendes Gesicht, als ich ihr letztes Jahr die Pralinenschachtel zum Valentinstag geschenkt habe, geistert urplötzlich durch mein Gehirn. Ich schüttle den Kopf und anstatt von Tea sehe ich plötzlich eine andre brünette Person mit blauen Augen. Und eine Frage, die sich wie glühendes Eisen in meine Gedanken brennt.
 

Würde Seto Kaiba mich auslachen, wenn ich ihm eine Pralinenschachtel zum Valentinstag schenken würde?
 

Ich blinzle irritiert. Warum zum Teufel sollte ich denn so etwas tun? Hab ich denn jetzt vollkommen den Verstand verloren? Obwohl. Wenn ich es mir mal genau überlege, hätte ich doch die perfekte Ausrede. Ich würde einfach sagen, dass ich mich für mein Geburtstagsgeschenk bedanken wollte und mir wäre einfach nichts Besseres eingefallen. Kaiba würde mir das sofort abkaufen. Hoffe ich!
 

Da gäbe es jetzt nur ein Problem. Ich habe gar keine Pralinenschachtel! Und wenn ich Feierabend habe, sind die meisten Geschäfte schon zu. Ich hab Herr Chiro nämlich versprochen, dass ich am Valentinstag länger arbeite, weil heute mehr Kunden in den Laden kommen. Ist zwar nicht wirklich der Fall, aber man wird ja noch träumen dürfen, oder?
 

Eine Hand auf meiner Schulter lässt mich erschrocken zusammenzucken und ich dreh mich mit weit aufgerissenen Augen um.
 

"Joseph, ein Kunde ist im Laden, lass mich die Kisten reinbringen, für die anderen beiden Kisten ruf ich Dich schon."
 

Ich nicke etwas abwesend und versuche mich zu beruhigen. Der Typ verursacht bei mir noch irgendwann eine Herzattacke! Mit eiligen Schritten begebe ich mich zurück in den Laden und entdecke doch tatsächlich zu meiner größten Überraschung Tea an meinem Ladentisch.
 

"Tea?"
 

Sie dreht sich mit einem Lächeln zu mir um.
 

"Hallo, Joey. War Mai hier?"
 

Direkt wie immer!
 

"Huh? Woher weißt Du, dass Mai wieder in Domino ist?"
 

Tea zuckt mit den Schultern.
 

"Sie hat mir gestern eine SMS geschickt und gemeint, dass sie auf dem Rückweg ist. Sie wollte wissen, wo Du arbeitest. Ich hab ihr angeboten, sie vom Flughafen abzuholen, aber sie meinte, sie wäre auf dem Luxusliner der Kaiba Corp und würde vom Hafen mit dem Taxi ins Domino Inn Hotel fahren. Ich war da, aber dort wurde mir gesagt, dass sie nicht in ihrem Zimmer ist, also hab ich halt angenommen, sie wäre hier. Also, war sie hier?"
 

Es verwundert mich immer wieder, wie Tea es schafft, so viel auf einmal zu sagen, ohne aus der Puste zu kommen. Ich nicke knapp.
 

"Ja sie war hier, aber sie ist wieder gegangen, weil ich mich um eine Warenlieferung kümmern musste."
 

Tea seufzt leise.
 

"Mist, dann bin ich den ganzen Weg ja umsonst gelaufen. Nun gut, wie auch immer, dann werd ich ihr halt eine SMS schicken."
 

Sie dreht sich um, winkt kurz mit der Hand und geht zur Tür. Und mir kommt eine Idee!
 

"Warte mal kurz, Tea!"
 

Sie dreht sich um und schaut mich etwas überrascht an.
 

"Was gibt es?"
 

Ich lächle ein wenig und setze meinen besten Bettelblick auf, den ich habe. Das hat bisher immer gewirkt, wenn ich irgendwas von Tea wollte. Wie zum Beispiel meine Hausaufgaben, Geld für´s Kino, selbst Geld für die Reise nach Ägypten hab ich dadurch bekommen, wenn auch nur geliehen.
 

"Kannst Du mir einen Gefallen tun?"
 

Sie seufzt leise.
 

"Brauchst Du wieder Geld für irgendetwas, Joseph Wheeler?"
 

Sie nennt mich nur beim vollen Namen, wenn sie ihre Hobby-Erziehungsmethoden an mir ausprobiert. Ich schüttle den Kopf.
 

"Nein diesmal nicht, diesmal bekommst Du sogar Geld."
 

Sie zieht skeptisch eine Augenbraue hoch.
 

"Ich muss dafür doch nichts Illegales tun, oder?"
 

Ich schüttle erneut den Kopf und hole meine Geldbörse aus meiner hinteren Hosentasche.
 

"Natürlich nicht, Du sollst mir lediglich eine Pralinenschachtel kaufen oder besser, kauf gleich zwei, ja zwei sind gut!"
 

Tea zieht erneut eine Augenbraue hoch und ich weiß was sie fragen will und ich schüttle sofort heftig den Kopf.
 

"Frag nicht, Du wirst von mir nicht erfahren, für wen die zweite Schachtel ist."
 

Ich würde den nächsten Morgen nämlich nicht mehr erleben! Ich hab keine Angst, dass Kaiba davon erfährt, ich hab nur Angst vor dem Tea-Zorn, wenn sie erfährt, dass ich mir neuerdings Gedanken über Seto Kaiba mache, die nicht normal sind! Ich reiche Tea genug Geld, damit sie gleich drei Pralinenschachteln kaufen kann.
 

"Kauf auch eine für Dich und wage es ja nicht, wieder über mich zu lachen, wie im letzten Jahr."
 

Sie lächelt mich an und steckt das Geld in ihre rosa Handtasche.
 

"Das war ein Missverständnis, Joey, ich hab damals nicht über Dich gelacht, sondern nur über die Tatsache, dass ich kurz vorher ein Gespräch mit Yugi hatte, der hatte Deine Schachtel nämlich vorher gesehen und war der festen Überzeugung, dass die Schachtel für Deine Freundin wäre."
 

"Ja und, was war daran jetzt so witzig, dass Du mir ins Gesicht lachen musstest?"
 

Tea lacht. Schon wieder!
 

"Ich hab nicht wegen Dir gelacht, ich hab wegen Yugi gelacht, der stand nämlich hinter Dir, als Du mir die Schachtel in die Hand gedrückt hast. Seinen Blick hättest Du sehen müssen! Er hat Dich förmlich aufgespießt."
 

Ich ziehe meine Augenbrauen hoch.
 

"Der war doch nicht etwa eifersüchtig?"
 

Tea nickt.
 

"Und ob! Ich hab fast zwei Stunden gebraucht, um ihn davon zu überzeugen, dass Du nur ein guter Freund bist und nicht mehr."
 

Auch wenn´s wehtut, sie hat Recht! Ich bin nur ein guter Freund, mehr werde ich auch für Mai nicht sein. Immer nur ein guter Freund. Ich seufze leise.
 

"Tust Du mir nun den Gefallen?"
 

"Sicher. Ich bin in einer Stunde wieder zurück. Reicht das?"
 

Ich nicke kurz.
 

"Natürlich, ich komm hier sowieso nicht vor 19:00 Uhr weg."
 

Sie winkt mir kurz zu und verlässt den Laden, ich seufze erneut und marschiere in Richtung Lager. Ich hab immer noch ein paar Kisten zu schleppen.
 

Fast acht Stunden später sitze ich alleine in meinem Lesesessel, mit einer Pralinenschachtel auf meinen Knien. Das Lager ist aufgeräumt, die Glühbirne gewechselt, die neuen Bücher verstaut, der Buchladen gesäubert. Tea hat die eine Pralinenschachtel sicher schon an Mai weitergereicht und ihre eigene selbst aufgegessen. Bleibt eigentlich nur noch Eines zu tun. Die Pralinenschachtel zu Seto Kaiba bringen, bevor der Tag vorüber ist. Ich schaue auf die Uhr und seufze erleichtert. Feierabend! Ich erhebe mich von meinem Platz und lege die Schachtel auf den Ladentisch.
 

Ich strecke mich kurz, schnappe mir die Schlüssel vom Haken und marschiere zur Vordertür. Ich dreh das Schild um und schließ zweimal ab, steck die Schlüssel in die Hosentasche und begebe mich zurück zum Ladentisch, um die Schachtel mitzunehmen. Auf in den Kampf. Jetzt oder nie! Gehen wir in die Höhle des Löwen. Ich kichere leise vor mich hin und gehe mit schnellen Schritten zur Hintertür, schalte das Licht aus, trete hinaus auf die Straße und schließ hinter mir die Tür. Zweimal abschließen und mein freier Abend kann kommen!
 

Ich wende mich nach links und marschiere in Richtung Innenstadt, in Richtung Kaiba Corp, denn so wie ich Kaiba kenne, arbeitet der sogar am Valentinstag länger als jeder Normalbürger. Kaiba ist halt nicht normal! Eine schwarze Limousine, die aus der entgegengesetzten Richtung kommt, erweckt meine Neugier. Hat Kaiba die Kaiba Corp etwa doch schon früher verlassen? Ich weiß, dass Kaiba immer an meinem Buchladen vorbeifährt, wenn er in seine Villa will und er fährt gewöhnlich immer eine schwarze Limousine.
 

Bevor mir klar wird, was ich eigentlich tu, trete ich auf die Straße und zwinge somit die Limousine zum Halten, der Fahrer steigt wütend aus und schreit mich an, was ich aber gekonnt ignoriere, weil in diesem Moment das hintere Seitenfenster hinuntergekurbelt wird und einen brünetten Haarschopf ins Freie befördert. Seto Kaiba höchstpersönlich.
 

"Wheeler! Ich nehme an, Du hast einen sehr guten Grund, warum Du meine Limousine anhältst."
 

Ich schlucke kurz und verstecke die Pralinenschachtel hinter meinem Rücken. Wo zum Teufel ist jetzt mein Mut hin? Ich nicke knapp und schlucke erneut.
 

"Äh, den hab ich, einen sehr wichtigen Grund sogar!"
 

Gott sei Dank zittert meine Stimme nicht!
 

"Ich warte, Wheeler, aber beeil Dich, ich werde in meiner Villa erwartet!"
 

Erwartet? Ein leichtes Ziehen macht sich in meinem Brustkorb bemerkbar. Wer könnte Kaiba in seiner Villa erwarten? Mokuba bestimmt, also kein Grund, sich irgendwie Sorgen zu machen, oder? Es ist ja nicht so, dass ich irgendwas von Kaiba will, oder? Oder doch? Ich schüttle den Kopf und strecke die Pralinenschachtel vor mir aus.
 

"Als Dankeschön für, Du weißt schon was!"
 

Er blinzelt irritiert und schüttelt den Kopf.
 

"Wheeler, ich esse keine...."
 

Ich werfe ihm die Schachtel durch das geöffnete Fenster in den Schoß und schneide ihm somit das Wort ab.
 

"Nimm es einfach, okay? Happy Valentinsday!"
 

Und in der nächsten Sekunde renne ich, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her, ich achte nicht darauf, wohin ich renne, Hauptsache weg von Kaiba, weg von dieser Pralinenschachtel. Ich werde Tea verklagen! Ich mein, wie kann sie es wagen, eine Pralinenschachtel in der Form eines Herzens zu kaufen? Eine Herzpralinenschachtel für Seto Kaiba!
 

Morgen bin ich definitiv tot!
 

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The Day After

Der Tag danach! So fühlt es sich also an, wenn man merkt, dass man am Tag zuvor den größten Fehler seines Lebens gemacht hat. Dabei geht es hier nicht mal um Sex, sondern nur um die winzige Tatsache, dass ich Seto Kaiba am gestrigen Tag eine Herzpralinenschachtel zum Valentinstag geschenkt habe! Mit echten Herzpralinen! Schokoladenpralinen mit Kirschlikörfüllung! Er hat zwar nicht gelacht, aber ich bin auch nicht lange genug geblieben, um überhaupt eine Reaktion von ihm mitzubekommen, wenn es denn eine Reaktion von ihm gab.
 

Wenn ich Tea das nächste Mal in die Finger bekomme, erlebt sie ihr blaues Wunder! Mein sauer verdientes Geld für so eine kitschige Pralinenschachtel ausgeben und dann auch noch laut darüber lachen und behaupten, dass man nur so das Herz einer Dame erobert! Scheiße man, seit wann ist Kaiba denn eine Dame? Und seit wann versuche ich sein Herz zu erobern? Mag ja sein, dass Kaiba sich manchmal wie eine verdammte Diva aufführt, aber er ist immer noch ein Kerl und ich will sein Herz ganz bestimmt nicht erobern!
 

Vielleicht hätte ich ihm die Schachtel einfach nicht geben sollen, dann müsste ich jetzt nicht um mein Leben fürchten. Scheiße, warum denke ich eigentlich nie nach, bevor ich irgendetwas tue? Es ist 1:00 Uhr morgens und ich kann nicht schlafen! Ich bin gestern fast den ganzen Weg bis zur Innenstadt gerannt, bis ich bemerkt habe, dass es auch der Weg zur Kaiba Corp ist, ich bin dann über Umwege zu mir nach Hause geschlichen. Man kann mich für paranoid halten, aber ich hab fast an jeder Ecke Kaiba´s schwarze Limousine gesehen! Ich bin mit Sicherheit kein Angsthase, aber wenn es um Kaiba geht, da hab ich einfach so ein merkwürdiges Gefühl. Ich fühl mich immer wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Autos, wenn Kaiba in der Nähe ist! Ich hab sogar vergessen Mai anzurufen!
 

Ich wälze mich in meinem Bett hin und her und entscheide mich schließlich für´s Aufstehen. Macht keinen Sinn, im Bett liegen zu bleiben, wenn man eh nicht einschlafen kann. Vielleicht hilft mir ja ein kleiner Spaziergang. Ich begebe mich ins Badezimmer, um mir den Schlaf aus den Augen zu waschen. Gähnend starre ich in den Spiegel über dem Waschbecken und schüttle grinsend den Kopf.
 

"Alter, Du siehst echt Scheiße aus!"
 

Ich nicke meinem Spiegelbild zu und lache über meine eigene Dummheit. Jetzt rede ich schon mit meinem Spiegelbild! Meine Freunde würden mich für verrückt halten und Kaiba würde mich mit Sicherheit gleich in die Anstalt befördern. Ich seufze leise und wasch mir das Gesicht. Ich trockne mich ab und streich mir mit beiden Händen durch die Haare, um meine Frisur in Ordnung zu bringen. Zeit für einen Spaziergang!
 

Mit schnellen Schritten marschiere ich zurück in mein Schlafzimmer und zieh mich an, nackt kann ich ja schlecht nach draußen gehen.
 

Knapp eine Stunde später sitze ich alleine im Domino City Park auf einer abgelegenen Parkbank, zwischen ein paar kahlen Rosenbüschen. Es ist noch dunkel und es ist kalt, aber es ist ruhig hier und ich habe nicht die Absicht, diesen ruhigen Ort zu verlassen. Ein paar leise Schritte lassen mich unruhig werden. Ein irrer Mörder, der nachts im Park rumgeistert und unschuldige Jungs erschreckt? Ich schüttle den Kopf und lausche angespannt in die Dunkelheit hinein. Die Lampen in diesem Teil des Parks sind kaputt und der Mond versteckt sich hinter den Wolken, ich kann also kaum etwas sehen.
 

Die Schritte kommen näher und ich ziehe meine Beine auf die Bank. Ich hab keine Angst, aber was ist, wenn es wirklich ein Mörder ist? Oder ein Perverser? Oder noch schlimmer, ein Geist? Ich hasse Geister! Aber Moment, Geister machen keine Geräusche, wenn sie gehen, oder? Die Schritte werden langsamer und ich spüre, wie sich eine Gänsehaut auf meinem Rücken und meinen Armen ausbreitet. Irgendwie fühlt sich die Luft viel kälter an als vorher. Etwa doch ein Geist? Oder nur meine Einbildung?
 

"Hallo? Ist da jemand?"
 

Meine Stimme zittert leicht, die Schritte sind nicht mehr zu hören und die Rosenbüsche versperren mir die Sicht.
 

"Wheeler?"
 

Mein Herz bleibt für einen Moment stehen und ich springe fast ruckartig von der Bank.
 

"Kaiba! Was zum Teufel machst Du jetzt hier?"
 

Kaiba kommt um die Rosenbüsche herum und in diesem Moment taucht der Mond aus den Wolken auf und wirft unnatürlich helles Licht auf Kaiba´s weißen Mantel, so dass ich blinzeln muss, weil es mich für einen kurzen Augenblick blendet.
 

"Gehört Dir etwa der Park, Wheeler?"
 

Irgendwie klingt er ziemlich angepisst! Seine Haare sind etwas zerzaust, sein Gesicht liegt im Schatten und ich bilde mir ein, dass ich leichte Augenringe unter seinen Augen entdecken kann. Was hat der denn für ein Problem?
 

"Alles in Ordnung mit Dir?"
 

Warum zum Teufel interessiert mich das? Kaiba schnaubt verächtlich.
 

"Warum interessiert Dich das?"
 

Ich blinzle irritiert und lache humorlos.
 

"Du wirst lachen, aber dieselbe Frage hab ich mir eben auch grade gestellt!"
 

Kaiba schüttelt müde den Kopf und kommt direkt auf mich zu, in einer Art und Weise, die mich mehr als nervös macht.
 

"Findest Du es lustig, meinen Verstand durcheinander zu bringen? Macht es Dir Spaß, mich ständig auf´s Neue zu verwirren? Wolltest Du das erreichen, Wheeler?"
 

Kaiba´s Stimme ist nicht mehr als ein eisiges Flüstern, so klar und rein und verdammt scharf. Ich schlucke kurz und trete einen Schritt zurück, was dazu führt, dass meine Knie an der Parkbank umknicken und ich das Gleichgewicht verliere. Ich bin fast ein Kopf kleiner als Kaiba, aber in sitzender Position ist der Größenunterschied zwischen ihm und mir noch viel größer und Furcht einflößender.
 

Direkt vor mir, nur knapp einen Schritt entfernt, bleibt Kaiba stehen und starrt mit einem Blick auf mich hinab, der selbst Tote zum Weglaufen animieren würde. Ich bin unfähig, seinem Blick auszuweichen und selbst wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich jetzt sicher kein Wort rausbekommen.
 

"Willst Du vielleicht antworten, oder mich weiterhin wie ein verängstigtes Kaninchen anstarren und schweigen?"
 

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und starre wütend in seine blauen Augen. Wer ist hier ein verängstigtes Kaninchen?
 

"Ich bin kein...."
 

Mit einer schnellen Handbewegung bringt Kaiba mich zum Schweigen.
 

"Verzeih, ich vergaß, Du bist ja ein Straßenköter, kein Kaninchen! Mokuba findet diese Kreaturen niedlich und das bist Du mit Sicherheit nicht!"
 

Wut macht sich urplötzlich in mir breit und ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Kaiba´s Augen haben nicht dieses übliche Feuer, wenn er mich beleidigen will, auch seine Stimme ist nicht so verächtlich wie sonst. Es ist fast so, als wäre dieser Kaiba nur eine verdammt schlechte Kopie! Nicht eine Emotion ist aus seinem Gesicht oder seiner Stimme ablesbar, als wäre er total auf Autopilot!
 

"Setz Dich."
 

Kaiba blinzelt kurz und rührt sich keinen Zentimeter, ich ziehe wütend meine Augenbrauen zusammen.
 

"Ich sagte: setz Dich, verdammt noch mal!"
 

Wie in Zeitlupe lässt sich Kaiba neben mir auf die Bank sinken, als würde eine andere Person die Fäden ziehen. Das ist nicht normal für den arroganten Firmenleiter!
 

"Wo liegt Dein Problem, Kaiba?"
 

Ich dreh mich auf der Bank ein wenig zur Seite, so dass ich sein Profil erkennen kann, er hat die Arme verschränkt, ein Bein über das andere gelegt und starrt nur geradeaus, als würde er meine Anwesenheit vollkommen ignorieren.
 

"Verdammt rede mit mir und tu nicht so, als wäre ich gar nicht da!"
 

Ich greife ihm an die linke Schulter und versuche ihn zu mir zu drehen, aber seine rechte Hand schließt sich blitzschnell und stahlhart um mein Handgelenk, so dass ich mir einen Aufschrei nur mit Mühe und Not verkneifen kann. Ich hab immer gewusst, dass der Kerl stark ist, genau aus dem Grund hab ich meist auf körperliche Konfrontationen verzichtet.
 

"Fass mich nicht an!"
 

Seine Stimme ist so eiskalt, dass mir unwillkürlich ein ziemlich unangenehmer eiskalter Schauer über den Rücken läuft und es fühlt sich so an, als wollte er mich mit seinen blauen Augen durchbohren. Ich befreie meine Hand aus seinem stahlharten Griff und massiere mir mein Handgelenk.
 

"Sorry, okay? Ich wollte Dir nicht zu nahe treten, Mr. Unantastbar!"
 

Kaiba reagiert nicht auf meine Worte und starrt wieder mit verschränkten Armen geradeaus. Ich seufze leise, dreh mich ebenfalls wieder nach vorne und verschränke meine Arme. Wenn Kaiba nicht reden will, kann ich es nicht ändern, ich werde aber nicht eher gehen, bevor ich die Sache nicht mit ihm geklärt habe!
 

Schweigend sitzen wir auf der Parkbank in der Dunkelheit nebeneinander, als wäre das das Normalste auf der Welt. Die Stille zwischen uns ist schier erdrückend und ich halte das nicht aus! Mir ist kalt! Ich spüre, wie die eisige Kälte sich in meinen Beinen und Armen bemerkbar macht, wie ich langsam anfange immer heftiger zu zittern. Ob Kaiba auch so friert wie ich? Oder fühlt sich dieser Eisklotz bei diesen niedrigen Temperaturen besonders wohl?
 

"Wenn Dir kalt ist, kannst Du gerne nachhause in Deine Hundehütte gehen."
 

Ich schlucke einen wütenden Gegenkommentar hinunter und zucke mit den Schultern.
 

"Geh Du doch, ich war zuerst hier und kalt ist mir auch nicht, aber vielen Dank, dass Du Dir Sorgen um mich machst."
 

Ich kann förmlich seinen eiskalten Blick im Nacken spüren, das macht mich höllisch nervös!
 

"Was wolltest Du mit Deiner Aktion von gestern bezwecken?"
 

Ich schlucke kurz und wage nicht, mich zu ihm umzudrehen.
 

"Hab ich doch schon gesagt, das war ein Dankeschön für das Geburtstagsgeschenk."
 

"Mach Dich nicht lächerlich, Wheeler, als Dank hättest Du mir nicht so eine kitschige und vollkommen unnütze Pralinenschachtel schenken müssen, an einem Tag, auf den ich freiwillig verzichten würde, wenn ich dadurch meine ganzen weiblichen Fans loswerden könnte! Und was sollte diese äußerst grässliche Farbe? Rosa! Eine rosa Herzpralinenschachtel mit Herzpralinen gefüllt mit Kirschlikör! Hältst Du mich für ein überromantisches Waschweib?"
 

So sehr mich dieser Gedanke auch zum Lachen bringen mag, jetzt ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ich seufze leise und starre auf den Boden.
 

"Um ehrlich zu sein, das mit dieser Schachtel lief nicht, wie ich geplant hatte."
 

"Eine Erklärung wäre angebracht."
 

Ich seufze erneut.
 

"Ich hab Tea um einen Gefallen gebeten, weil ich gestern länger arbeiten musste. Ich wollte Dir Pralinen kaufen, weil ich angenommen hatte, Du magst Schokolade. Ich hatte leider nicht genug Geld für etwas Teures. Nun ja, Tea hat die Schachteln für mich gekauft, mit meinem Geld natürlich."
 

"Schachteln?"
 

Ich nicke leicht und starre weiterhin auf den Boden vor meinen Füßen.
 

"Eine war für Mai, sie kam gestern vor Tea in den Laden und ich hatte gar kein Geschenk für sie. Eine war für Tea, weil sie mir den kleinen Gefallen getan hat und nun ja, die andere sollte halt für Dich sein. Woher sollte ich denn wissen, dass Tea so eine kitschige Schachtel kauft, die man eigentlich nur einer Frau schenkt? Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass die Schachtel für Dich ist! Du hast mir ja verboten, irgendjemandem von meinem Geburtstagsgeschenk zu erzählen!"
 

Ich dreh mich zu ihm um und stelle erstaunt fest, dass Kaiba mich mit großen Augen anstarrt.
 

"Du hast niemandem davon erzählt?"
 

Ich schüttle den Kopf. Kaiba grinst leicht und ich erwidere das Grinsen.
 

"Und deshalb diese äußerst kitschige Schachtel?"
 

Ich nicke leicht.
 

"Deswegen zerbrech ich mir, wie ich nun feststellen muss unnötigerweise, die halbe Nacht den Kopf?"
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

"War ein unglückliches Zusammentreffen unglücklicher Umstände würde ich sagen."
 

Kaiba nickt und starrt mich weiterhin an.
 

"Könnte man so ausdrücken."
 

Aber eines würde mich jetzt doch noch interessieren.
 

"Was hast Du eigentlich mit dieser kitschigen Pralinenschachtel gemacht?"
 

Kaiba zeigt mir ein äußerst fieses Grinsen.
 

"Meine Köchin hat sich darüber gefreut, sie ist schon etwas älter und bekommt sonst nichts zum Valentinstag."
 

Ich blinzle kurz und breche dann in schallendes Gelächter aus. Das ist so untypisch für Kaiba, dass es schon wieder typisch ist. Beseitigt ein unerwünschtes Geschenk, indem er es jemand Anderem schenkt! Kaiba´s Blick ist mörderisch, was aber auch daran liegen kann, dass ich mich gerade an seiner Schulter festhalte, um nicht vor Lachen von der Bank zu rutschen. Anstatt allerdings vor Angst zu flüchten, lache ich noch ein wenig lauter, dabei weiß ich nicht einmal wieso! Ich halte mir mit der linken Hand den Bauch, weil ich schon Seitenstiche hab und kralle mich mit der rechten Hand in Kaiba´s Schulter. Die Lachtränen treten mir in die Augen und verschleiern meine Sicht. Scheiße man, ich hab schon lange nicht mehr so laut und intensiv gelacht!
 

Kaiba´s Hand an meinem Hals bringt mich ruckartig zum Schweigen. Ich blinzle mir die Lachtränen aus den Augen und löse meinen Griff an Kaiba´s Schulter, um stattdessen sein Handgelenk zu ergreifen.
 

"Also, äh, das ist aber kein Grund, mich gleich zu erwürgen, oder?"
 

Ich lache etwas nervös, der Griff um meinen Hals wird ein wenig fester und das fiese Grinsen auf Kaiba´s Gesicht ist mir mehr als unheimlich, vor allem, weil es so unheimlich nah ist! Zu nah!
 

"Wer weiß, Wheeler, vielleicht brauche ich gar keinen Grund, um Dich zu erwürgen."
 

Ich spüre seinen Atem auf meiner Haut und ich schlucke trocken. Ich hab Angst, aber irgendwie ist dort auch ein anderes Gefühl, ein Gefühl das ich nicht genau beschreiben kann. Nervosität? Erregung? Ich hab das Gefühl, als würde durch meinen Körper zu viel Adrenalin gepumpt werden, viel zu viel! Das Schlimme an der Sache ist, dass Kaiba noch immer seine Hand an meinem Hals hat und somit auch an meiner Halsschlagader. Er kann meinen viel zu schnellen Pulsschlag genau spüren und das gibt ihm mehr Macht über mich, als ich ihm je geben wollte!
 

"Angst?"
 

Selbst wenn er flüstert, hört sich seine Stimme gebieterisch an. Ich schüttle mutig den Kopf, was dazu führt, dass er seinen Griff um meinen Hals noch weiter verstärkt. Ich hab Mühe meine Angst hinunterzuschlucken, weil Kaiba meinen Adamsapfel zu fest drückt. Er könnte mich definitiv erwürgen, wenn er wollte. Ich verstärke meinen Griff um sein Handgelenk und er lässt mich fast ruckartig los, als hätte er sich verbrannt. Ich atme tief ein und massiere mir den schmerzenden Hals.
 

"Was zum Geier sollte bitte diese Aktion?"
 

Meine Stimme ist rau und etwas zittrig, wegen der Überdosis Adrenalin in meinem Körper. Kaiba zieht nur seine Augenbrauen zusammen und wischt sich etwas imaginären Staub von der linken Schulter.
 

"Ich mag es nicht, wenn mir jemand ins Gesicht lacht, das gilt speziell für Dich!"
 

Ich schüttle den Kopf. War ja klar, dass er das als Beleidigung auffassen muss.
 

"Werd´s mir merken."
 

Kaiba erhebt sich elegant von der Parkbank und streicht sich einen Mantel glatt.
 

"Wenn Du nicht mehr zu sagen hast, kann ich ja gehen, ich hab in wenigen Stunden ein wichtiges Meeting, auf das ich mich vorbereiten muss."
 

Ich lege den Kopf leicht schief. Hab ich noch irgendetwas zu sagen? Kaiba wartet nicht einmal auf meine Antwort und verschwindet hinter den Rosenbüschen.
 

"Ach und Wheeler, versuch es beim nächsten Mal doch mit etwas Schärferem, wie zum Beispiel Pfefferminz."
 

Kaiba´s Stimme schallt durch die Dunkelheit und schon wieder erscheint auf meinem Gesicht ein völlig deplaziertes Grinsen. Wer hätte das gedacht? Seto Kaiba mag keinen Kirschlikör, dafür aber Pfefferminz!
 

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Karneval in Domino

Wer hatte die äußerst bescheuerte Idee, den Karneval auch nach Japan zu bringen? Den müsste man verklagen! Seit einigen Tagen sieht Domino aus, als wäre man in Rio de Janeiro oder in Venedig! Gott sei Dank ist heute der letzte Tag von diesem bunten Treiben! Leider hat Tea mich ausgerechnet heute dazu überredet am Fest-Umzug teilzunehmen, weil heute doch Aschermittwoch ist und das Ende des Karnevals in Domino! Womit hab ich das bitte verdient? Und wieso hab ich mich dazu überreden lassen, mich von Tea an einem Mittwochmorgen in meinem Schlafzimmer in dieses lächerlich enge Kostüm stecken zu lassen?
 

"Wieso musste ich in das Kostüm eines schwarzen Ninjas schlüpfen?"
 

Tea zupft an meinem Kostüm herum, verbirgt meine blonden Haare unter einer schwarzen Maske und lächelt mich zuckersüß an.
 

"Weil es Deine Figur betont! Vielleicht triffst Du ja Deine Angebetete, der Du zum Valentinstag diese Pralinenschachtel geschenkt hast! Mai ist nicht da!"
 

Ich ziehe meine schwarz gefärbten Augenbrauen unter der schwarzen Ninja-Maske zusammen.
 

"Soll das etwa bedeuten, ich soll meine ganzen Bemühungen aufgeben, Mai für mich zu gewinnen?"
 

Sie schüttelt lächelnd den Kopf.
 

"Aber nicht doch, aber sei doch mal ehrlich. Ist Mai nicht etwas zu alt für Dich? Sie ist außerdem ständig unterwegs, willst Du etwa darauf warten, bis Mai irgendwann irgendwo heimisch wird? Kannst Du Dir Mai als brave Ehefrau vorstellen?"
 

Woah, nun mal langsam!
 

"Wer redet denn hier bitte vom Heiraten? Ich bin doch erst 18!"
 

Tea zuckt mit den Schultern. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und schüttle den Kopf.
 

"Sag jetzt nicht, Yugi hat sich mit Dir verlobt!"
 

Ein kurzes, leicht verschämtes Nicken von ihr lässt mich laut Aufseufzen.
 

"Wann?"
 

Tea lächelt mich mit ihrem Strahlelächeln an und zeigt mir voller Stolz ihren silbernen Verlobungsring.
 

"Gestern auf der Party."
 

Huh?
 

"Welche Party?"
 

Ein ganz böser Blick von ihr lässt mich heftig zusammenzucken, irgendwie erinnert mich der Blick wage an den Blick, den Kaiba mir immer zuwirft, aber das kann auch an der blauen Augenfarbe liegen.
 

"Die Party, die Duke Devlin in seinem Spieleladen gemacht hat, die Party, zu der wir alle eingeladen waren, die Party, zu der Du nicht kommen wolltest, weil Du Dich nicht verkleiden wolltest!"
 

Ich seufze leise und schließe die Augen, die Dank Tea schwarze Kontaktlinsen tragen.
 

"Ach, diese Party. Sorry, ich wusste nicht, dass Dir soviel daran lag, dass ich dort auch erscheine."
 

Sie seufzt resigniert.
 

"Schon gut, vergiss es. Dafür kommst Du aber mit uns auf diesen Fest-Umzug und wirst Dich gefälligst amüsieren, wie alle normalen Leute."
 

"Kaiba muss sich diese Prozedur sicher nicht gefallen lassen."
 

Ups. Hab ich das grade laut gesagt? Tea´s erstaunter Blick zeigt mir, dass ich tatsächlich meinen Gedanken laut ausgesprochen hab.
 

"Was? Ist doch so!"
 

Scheiße, immer wenn ich nervös bin, werd ich defensiv! Sie nickt leicht.
 

"Mag vielleicht stimmen, aber Kaiba ist auch nicht normal, Du schon, also wirst Du Dich gefälligst auch normal verhalten!"
 

Ich bin also normal, ja? Oh man, wie naiv ist dieses Mädel eigentlich? Ist es vielleicht normal, dass ich in letzter Zeit zu oft an Kaiba denke? Ist es vielleicht normal, dass ich manchmal Tagträume habe und seine blauen Augen vor mir sehe? Ist es vielleicht normal, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass ich sterbe, wenn ich ihn nicht für ein paar Minuten am Tag sehen kann? Ist es vielleicht normal, dass ich sogar manchmal rot anlaufe, wenn er mir über den Weg läuft und mich ansieht? Ist es vielleicht normal, dass ich ihm mehr als nötig aus dem Weg gehe, sobald ich ihn von weitem sehe? Ist es vielleicht normal, dass ich mir im selben Atemzug wünsche, dass er in meiner Nähe ist? Ist es vielleicht normal, dass ich ihn hasse und gleichzeitig küssen will? Ist es vielleicht normal, dass ich mich in einen Kerl wie Seto Kaiba ver...?
 

"Hey, Joey, Erde an Joey, lebst Du noch?"
 

Ich blinzle irritiert, während Tea´s Hand vor meinem Gesicht herumwirbelt. Ich greife nach ihrem Handgelenk.
 

"Nimm Deine Hand aus meinem Gesicht, Tea."
 

Sie verpasst mir eine leichte Kopfnuss.
 

"Sorry, dass die liebenswürdige Tea den mürrischen Joey aus seinem Tagtraum reißen musste!"
 

Ich winke resigniert ab.
 

"Schon gut, ich verzeih Dir!"
 

Sie schnaubt böse und verschränkt wütend ihre Arme.
 

"Joey?!"
 

"Ja, ist doch gut, tut mir Leid, kommt nicht wieder vor, okay?"
 

Frauen! Ich werde sie wohl nie verstehen! Vielleicht wäre es doch besser, wenn ich mich an Kaiba ranschmeiße, der ist wenigstens keine von diesen nervigen Frauen! Ständig wollen sie irgendetwas!
 

"Joey! Du hörst mir ja schon wieder nicht zu!"
 

Eine erneute Kopfnuss von ihr macht mir klar, dass ich ihr tatsächlich nicht zugehört habe. Ich schüttle den Kopf.
 

"Sorry, Tea, irgendwie ist heute nicht mein Tag. Du weißt, wie ich dieses bunte Treiben da draußen hasse! Überall nur diese widerlich gutgelaunten Menschenmassen, die nichts anderes im Sinn haben, als sich in der Öffentlichkeit lächerlich zu machen!"
 

Tea sieht mich strafend an.
 

"Wann hattest Du das letzte Mal so richtigen Spaß?"
 

Gute Frage.
 

"Beim letzten Duellmonsterturnier?"
 

"Joey! Das war vor über einem Jahr!"
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

"Na und? Wo liegt das Problem?"
 

Die dritte Kopfnuss von ihr ist schmerzhafter, als die zwei davor.
 

"Du bist Joseph Wheeler, der Typ, der mit einem lachenden Gesicht für Mai seine Seele aufgibt, der Typ, der es geschafft hat, Yugi zum Lachen zu bringen, als Atemu nicht mehr bei ihm war, der Typ, der selbst einen Seto Kaiba zum Lachen bringen könnte, wenn er sich etwas anstrengt, der Typ, der...."
 

Huh? Ich zucke mit den Augenbrauen.
 

"Ist das Dein Ernst?"
 

"...mit Freuden....Wie? Hast Du was gesagt?"
 

Tea schaut mich etwas verwirrt an und ich seufze leise.
 

"Ich hab gefragt, ob das Dein Ernst ist."
 

Sie legt den Kopf leicht schief, eine Eigenschaft, die sie sich im Laufe der Zeit von mir abgeschaut hat und irgendwie fast süß aussieht.
 

"Ist was mein Ernst?"
 

Ich senke resigniert den Kopf. Und dann sagt sie zu mir, dass ich ihr nie zuhöre! Frauen!
 

"Dass ich Kaiba zum Lachen bringen könnte, wenn ich mich anstrenge und ich meine nicht dieses gehässige Lachen, dass er mir ständig entgegenschleudert, ich mein das richtige fröhliche Lachen. Kann ich das? Kaiba zum Lachen bringen?"
 

Sie mustert mich argwöhnisch und ich verfluche mich dafür, sie überhaupt gefragt zu haben.
 

"Ich weiß zwar nicht genau, wo der Sinn daran liegen könnte, Kaiba zum Lachen zu bringen, aber ja, ich denke schon, dass Du es schaffen könntest. Wenn Du sogar Yugi zum Lachen bringen konntest, obwohl er viel lieber Tränen wegen Atemu geweint hätte, kannst Du auch einen Seto Kaiba zum Lachen bringen."
 

Ein kleines winziges Lächeln huscht kurz über mein Gesicht und ich bin dankbar dafür, dass die Ninja-Maske fast mein ganzes Gesicht verdeckt und Tea mein völlig hirnloses Lächeln nicht sehen kann. Ich schüttle den Kopf.
 

"Egal, war nur ne blöde Frage. Okay, vielleicht hast Du Recht, vielleicht hatte ich in der letzten Zeit wirklich zu wenig Spaß."
 

Tea lächelt triumphierend, verschränkt ihre Arme und strafft ihre Schultern, eine Geste, die sie glatt von Kaiba haben könnte.
 

"Vertrau meiner weiblichen Intuition!"
 

Ich schüttle den Kopf.
 

"Und was sagt Dir Deine weibliche Intuition?"
 

Sie hebt wie eine Lehrerin ihren rechten Zeigefinger und tippt mir damit auf den Brustkorb.
 

"Die sagt mir, dass Du in diesem schwarzen, hautengen Ninja-Outfit jede Frau um den Finger wickeln kannst, außer mir, versteht sich!"
 

Ich beiße mir auf die Zunge, um mir die Frage zu verkneifen, ob das auch für Männer gilt. Autsch!
 

"Na wenn Du das sagst."
 

"Vertrau mir!"
 

Ich nicke leicht, während Tea sich umdreht, zu meinem Bett marschiert und ein paar Messer und Wurfsterne aus einer Plastiktüte kramt.
 

"Sind die etwa echt?"
 

Eigentlich ne blöde Frage, aber verkneifen konnte ich sie mir anscheinend doch nicht. Tea wirft mir einen ganz bösen Blick zu, als wollte sie mich damit an die Wand nageln. Den Blick hat sie definitiv von Kaiba! Nur dieses eisige Funkeln fehlt und die Gänsehaut, die ich immer bekomme, wenn Kaiba mich so ansieht.
 

"Dir werde ich mit Sicherheit keine echten Ninja-Wurfsterne und Messer in die Hand drücken, Joseph Wheeler! Ex-Gangmitglied und Raufbold, der sich erst letzte Woche wieder mit irgendeinem Typen geprügelt hat, obwohl Yugi daneben gestanden hat und Dich besänftigen wollte!"
 

Ich ziehe wütend meine Augenbrauen zusammen und verschränke beleidigt meine Arme.
 

"Der Typ war selbst Schuld! Der hat mir an den Arsch gegrabscht! Seh ich etwa so aus, als wäre ich schwul?"
 

Die etwas zu lange Kunstpause von Tea und ihr leicht amüsierter Blick auf mein schwarzes, hautenges Ninja-Kostüm gefallen mir ganz und gar nicht. Sie schaut mir direkt ins Gesicht und ihr amüsierter Blick beschert mir tatsächlich eine Gänsehaut.
 

"Klar! Eindeutig schwul!"
 

Meine Schulten sacken bei diesen drei Worten so ruckartig zusammen, dass ich das Knacken meiner Knochen hören kann. Ich starre völlig schockiert in Tea´s blaue Augen, die mich manchmal an Kaiba´s erinnern.
 

"Das meinst Du doch jetzt nicht ernst, Tea?! Ich seh in diesem Ninja-Dingsbums schwul aus?"
 

Sie geht einmal um mich herum, zupft ein wenig an meiner Hose und an meiner Jacke und starrt mich dann mehr als nachdenklich an.
 

"Jetzt wo Du es sagst, würde ich Dich tatsächlich ein wenig für schwul halten in diesem engen schwarzen Teil."
 

Na vielen Dank auch!
 

"Tea! Gib mir ein andres Kostüm! So kann ich doch nicht auf die Straße gehen!"
 

Höre ich mich gerade an, als ob ich sie anflehe? Egal!
 

"Bitte, Tea! Hast Du nicht was Andres für mich?"
 

Sie schüttelt den Kopf.
 

"Sorry, Joey. Es ist entweder das oder mein Junior High School Schulmädchenkostüm. Und für einen Kostümeinkauf ist es leider schon zu spät."
 

Ich schüttle heftig den Kopf.
 

"Bevor ich mich als Schulmädchen auf die Straße traue, bleib ich lieber zuhause!"
 

"Komm schon, Joey! Du siehst in Deinem schwarzen Ninja-Anzug wirklich gut aus, die Mädchen werden bestimmt begeistert sein."
 

Genauso wie die perversen Männer! Tea schaut mich mit einem liebevollen Blick an, der mit Sicherheit jedes Männerherz erweichen könnte und ich seufze leise.
 

"Okay, von mir aus! Geh ich halt als schwarzer Ninja auf diesen Fest-Umzug und nun gib mir meine Plastik-Wurfsterne und meine Spielzeug-Messer, damit ich Dich hinterher ermorden kann!"
 

Ein leicht pikierter Blick von ihr und ich bin lieber still und lächle sie ganz nach Joey Wheeler Manier unschuldig an.
 

"Wage es ja nicht, auch noch wie eine Frau zu blinzeln, damit kriegst Du mich nicht rum, kleiner Möchtegerncasanova."
 

Möchtegerncasanova? Soll ich über diese Bezeichnung nun gekränkt sein oder lieber nicht? Ich schüttle den Kopf. Blöde Frage!
 

"Ich ignoriere mal einfach diese versteckte Beleidigung. Wann fängt der Umzug eigentlich an?"
 

Tea schaut kurz auf ihre rosa Armbanduhr.
 

"In einer halben Stunde. Yugi holt uns von hier ab, deshalb hab ich mein Schulmädchenkostüm mit zu Dir gebracht. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich mich mal schnell in Deinem Badezimmer umziehe, oder?"
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

"Warum sollte ich, ich werd mir in der Zwischenzeit mein Gesicht schwarz färben, damit mich da draußen niemand in diesem Kostüm erkennt."
 

Schon gar nicht gewisse Leute wie Seto Kaiba, auch wenn ich nicht wirklich daran glaube, dass ich ihm ausgerechnet auf dem ersten Karneval-Fest-Umzug Dominos über den Weg laufe. Tea lächelt mich an, schnappt sich ihren Rucksack und verschwindet aus der Tür in Richtung Badezimmer. Ich greife nach der schwarzen Schuhcreme, trete vor meinen kleinen Schlafzimmerspiegel und schwärze mein Gesicht, damit mich keiner erkennt.
 

Schwarzer Ninja-Anzug mit Hose, Gürtel, passender Jacke und Handschützern, schwarze Ninja-Maske, die mein halbes Gesicht verdeckt, schwarze Ninja-Schuhe, die aussehen, als hätte ich Hufe, anstatt Füße, schwarze Kontaktlinsen, die meine braune Augenfarbe verdecken, schwarz gefärbte Augenbrauen, schwarze Gesichtstarnung und eine ganze Sammlung von Wurfsternen und Messern aus Plastik. Der perfekte Ninja! Ich erkenne nicht mal mein eigenes Spiegelbild! Niemand wird wissen, wer ich bin!
 

Knapp fünf Stunden später glaube ich das sogar. Nicht mal Tristan hat mich in meinem Outfit erkannt und Yugi wollte mir erst glauben, dass ich Joey bin, nachdem ich meine Kontaktlinsen raus genommen und ihm meine blonden Haare gezeigt hab. Und irgendwie macht mir dieser Karnevals-Umzug gerade richtigen Spaß, an weiblichen Fans mangelt es mir jedenfalls nicht und die paar Männchen, die mich etwas gierig anstarren, kann ich gerade so noch ertragen. Es soll bloß keiner wagen, mich anzurühren!
 

Überall sind Menschen, das muss fast ganz Domino sein, nach der Menschenmasse zu urteilen. Das ist ja mehr als bei Kaiba´s letztem Duellmonsterturnier und das ist wirklich eine Leistung! Die Nacht wird hier einfach mal zum Tag gemacht.
 

"Hey, pass doch auf!"
 

"Pass doch selber auf"
 

"Ich war zuerst hier!"
 

"Wem gehört denn der Schlitten?"
 

"Keine Ahnung! Seto Kaiba vielleicht?"
 

Huh? Ich dreh mich kurz um und entdecke eine schwarze Limousine, die tatsächlich das KC-Zeichen vorne auf der Motorhaube hat. Shit! Er darf mich auf keinen Fall in diesem Outfit entdecken! Panisch schaue ich mich nach einem Fluchtweg durch die Menschenmassen um und höre ganz nebenbei das plötzliche Gekreische hysterischer Frauen.
 

"Kann ich ein Autogramm von Ihnen haben?"
 

"Ich war zuerst hier!"
 

"Ah, ist er nicht süß?"
 

"So sexy, wenn er böse ist."
 

"Und diese blauen Augen!"
 

Shit, shit, shit, ich muss hier weg! Ich versuche mich durch die Menschen zu drängen und stelle erschrocken fest, dass ich mich gerade direkt neben der Kaiba Corp. befinde. Scheiße, wie bin ich denn jetzt hierher gekommen?
 

"Folge mir unauffällig, Ninja-Boy."
 

Huh? Ich dreh mich zur Seite und entdecke zu meinem Erstaunen Seto Kaiba in seinem üblichen weißen Businessdress. Ich soll ihm folgen? Aber wieso? Weiß er etwa, wer ich bin? Er wirft mir über die Schulter einen mürrischen Blick zu und ich entscheide mich einfach dafür, ihm zu folgen. Die Uhr schlägt gerade Mitternacht und der Aschermittwoch ist vorbei, aber die Nacht anscheinend noch lange nicht!
 

Zumindest nicht, wenn es nach Kaiba geht!
 

~~~~~

After Midnight

Hier steh ich also, nach Mitternacht in Seto Kaiba´s Büro, in meinem Ninja-Kostüm und hab keine Ahnung was ich hier soll und noch weniger Ahnung was er von mir will. Seit seiner Aufforderung, dass ich ihm folgen soll, hat er kein einziges Wort mit mir gesprochen, kein Einziges! Er hat mich nicht einmal angeschaut und trotzdem erwartet, dass ich ihm wie ein treuer Hund überallhin folge, was ich zu meinem Bedauern auch tatsächlich getan habe. Allerdings bereute ich meine Entscheidung schon in der Sekunde, in der Kaiba sein Büro aufschloss und wieder zu, nachdem wir Beide eingetreten waren. Das ist jetzt zwei Minuten her und Kaiba sitzt an seinem Schreibtisch, wühlt in seinen Akten und ignoriert meinen fragenden Blick, als wäre ich gar nicht da! Mistkerl!
 

"Also, warum sollte ich folgen? Was soll ich hier?"
 

Ich halte diese Stille nicht aus! Ein wenig nervös und gleichzeitig genervt und bereit zur Flucht, stell ich mich vor Kaiba´s Schreibtisch und verschränke meine Arme, um das nervöse Zittern meiner Hände zu verstecken. Kaiba schaut mich nicht mal an.
 

"Interessantes Kostüm, Wheeler. Lass mich raten, weibliche Intuition? Von wem? Tea? Oder doch Deine Schwester?"
 

Äh? Woher weiß der Kerl denn das schon wieder?
 

"Was verstehst Du denn bitte von weiblicher Intuition?"
 

Er wirft mir einen skeptischen Blick zu.
 

"Eigentlich gar nichts, aber ich hab vier Hausmädchen und zwei Köchinnen, die versucht haben, mich mit weiblicher Intuition in ein hautenges Supermannkostüm zu zwängen! Ich konnte ihnen nur dadurch entkommen, in dem ich ihnen mit fristloser Kündigung gedroht habe, so dass sie nie wieder einen Job in Domino finden."
 

Ich ziehe überrascht meine Augenbrauen hoch.
 

"Warum sollten die denn bitte das tun?"
 

Kaiba schaut mich ganz böse an.
 

"Das ist Deine Schuld!"
 

Ich tippe mir mit dem rechten Zeigefinger auf den Brustkorb.
 

"Meine? Wieso meine?"
 

Kaiba steht auf und kommt in einer atemberaubenden Geschwindigkeit um den Schreibtisch herum. Verdammt ist der Kerl schnell! Ich weiche erschrocken ein paar Schritte nach hinten, in Richtung Tür.
 

"Ganz einfach, Wheeler! Seit ich meiner Köchin Deine rosa Valentinstagspralinenschachtel in die Hand gedrückt habe, hält sich in meiner Villa hartnäckig das Gerücht, ich hätte irgendwo in Domino eine heimliche Verehrerin! Da ich meinen Angestellten sonst nie etwas persönlich schenke, geht auch das Gerücht um, dass ich die Schachtel meiner Verehrerin einfach nur loswerden wollte, ohne die Gefühle der Person zu verletzten, die mir die Schachtel gegeben hat. Was weiterhin zu dem Gerücht beigetragen hat, ich hätte vielleicht ein paar Gefühle für diese Person, weil ich sonst nie gezögert habe, sämtliche Annäherungsversuche gleich im Keim zu ersticken! Noch nie hat es ein Valentinstagsgeschenk über die Türschwelle meiner Villa geschafft, aber Deins ging sogar über die Türschwelle meiner Küche! Und nun denken meine Angestellten, dass ich bald unter die Haube käme und sie sind total versessen darauf, meine heimliche Verehrerin mal persönlich kennen zu lernen. Selbst Mokuba macht mir neuerdings klar, dass es Zeit für mich wird, eine Freundin nachhause zu bringen. Er hat es sogar gewagt, Yugi als Beispiel zu wählen, weil der Knirps tatsächlich mutig genug war, sich diese Freundschaftsfanatikerin Tea zu angeln und sich mit ihr zu verloben! Wäre Mokuba nicht mein kleiner Bruder, hätte ich ihn für diesen Satz eigenhändig erwürgt! Du hast mich den Frieden und die Ruhe in meiner Villa gekostet, Wheeler! Das ist auch der Grund, warum ich um diese Zeit freiwillig zurück in meine Firma gefahren bin, obwohl ich eigentlich gar nicht hier sein müsste, weil ich sämtliche Arbeiten bereits vor drei Stunden in meiner Villa erledigt habe. Die einzige Ruhe, die ich noch habe, ist die Ruhe hier in meinem stillen Büro! Was gedenkst Du dagegen zu tun, Wheeler?"
 

Ich stehe mit dem Rücken an der Bürotür, während Kaiba mir verdammt nahe gekommen ist, so nah, dass ich kleine hellblaue Punkte in seinen blauen Augen erkennen kann, so nah, dass ich sogar seinen Pfefferminzatem auf meiner Haut spüren kann. Moment. Pfefferminz?
 

"Du magst also tatsächlich Pfefferminz! Und ich dachte, das war ein Scherz?!"
 

Vielleicht nicht gerade die Antwort, die Kaiba erhofft hatte, aber eine bessere Antwort fiel mir auf die Schnelle nicht ein. Kaiba blinzelt irritiert und zieht sich fast ruckartig wieder zurück, als hätte er erst jetzt realisiert, wie nah er mir eigentlich war.
 

"Darum geht es doch jetzt gar nicht, Idiot! Ist Dir eigentlich klar, was passiert, wenn meine Angestellten herausfinden, dass diese Schachtel nicht von irgendeiner Verehrerin sondern von einem Verehrer stammt?"
 

Wie bitte?
 

"Was soll das denn jetzt bitte heißen? Denkst Du, ich bin scharf auf Dich?"
 

Kaiba starrt mich sekundenlang an und dann an mir hinab und ich komm mir in diesem engen Ninja-Kostüm plötzlich verdammt nackt vor. Hoffentlich sieht Kaiba unter meiner Schuhcremetarnung meine peinlichrote Gesichtsverfärbung nicht!
 

"Was ich denke, spielt wohl keine große Rolle, oder? Fakt ist jedenfalls, dass es meinen Ruf zerstört, wenn jemals herauskommt, dass Du mir diese Schachtel geschenkt hast!"
 

Ich zucke mit den Schultern, während Kaiba vor mir auf und ab läuft, als wäre er ein Tiger in seinem Käfig.
 

"Dann besorg Dir doch irgendeine Freundin, die Deinen Angestellten vorgaukelt, sie wäre Deine neue Verehrerin. Ich bin sicher, dass Dir jede Frau zu Füßen liegt, wenn Du nur mit dem Finger schnipst."
 

Dass ich ihm ebenfalls zu Füßen liegen würde, verschweige ich ihm lieber! Kaiba stoppt sein hin und her Gelaufe direkt vor mir und schaut mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
 

"Als ob ich mir nicht schon darüber Gedanken gemacht hätte! Hältst Du mich für so dumm, dass ich nicht schon selbst auf den Gedanken gekommen wäre? Aber ich muss Dich enttäuschen, Wheeler, freiwillig lässt sich keine Frau auf so ein Spiel ein. Alles was die Weiber wollen, ist mein Geld oder meinen Körper und ich bin nicht bereit ihnen eins von Beiden zu geben, also kann ich diese Möglichkeit getrost vergessen!"
 

Ich schnaube leise und verschränke meine Arme.
 

"Du willst mir doch nicht erzählen, dass es kein weibliches Wesen gibt, das freiwillig und ohne irgendeine Gegenleistung Deine Verehrerin spielt, um die Ruhe in Deiner Villa wiederherzustellen? Bei Deinem Körperbau würde mich das wirklich sehr stark wundern! Wäre ich ne Frau, würde ich mich schon darüber freuen, wenn Du ein paar Worte mit mir redest oder mich ansiehst!"
 

Oha, jetzt rede ich totalen Mist! Hoffentlich kapiert Kaiba die doppelzüngige Bedeutung meiner Worte nicht!
 

"Wärst Du denn gerne eine Frau, Wheeler?"
 

Mein Herz bleibt stehen, ich kann es spüren. Kaiba starrt mich an und ich wage nicht, meinen Mund zu öffnen, aus Angst, ich könnte Ja anstatt Nein sagen. Ich schlucke trocken und schaffe es tatsächlich, den Kopf zu schütteln, auch wenn mein Herz gerade mit doppelter Geschwindigkeit weiter schlägt und mir das Blut in den Ohren rauscht. Ich bin wahninnig froh, dass ich noch immer meine Ninja-Maske und meine Schuhcremetarnung trage, denn ich spüre die Hitze in meinem Gesicht.
 

"Hm, Du warst schon immer ein verdammt schlechter Lügner, Wheeler und irgendwie mag ich das an Dir. Du bist so verdammt leicht durchschaubar, nur nicht bei Duellmonsters und das ist etwas, was sich nie an Dir ändern wird!"
 

Kaiba kommt langsam auf mich zu und ich drücke mich fast ängstlich mit dem Rücken an die Tür. Mein Mund ist trocken und mein Hals rau, schlucken hilft mir jetzt auch nicht mehr. Mir ist heiß und ich hab das Gefühl, als ob diese Ninja-Maske immer enger wird. Ich krieg keine Luft! Verdammt! Ich muss hier raus, bevor ich irgendetwas Unverzeihliches tue! Bevor ich mir die Maske vom Kopf reiße und Kaiba heftig küsse! Ich greife mit einer Hand panisch nach dem Türgriff, vergesse dabei allerdings, dass Kaiba die Tür verschlossen hat und noch immer den Schlüssel bei sich trägt.
 

"Ich verlange eine Entschädigung von Dir, Wheeler. Eine Entschädigung dafür, dass ich mich in der nächsten Zeit vermehrt in meinem Büro aufhalten werde, um meinen weiblichen Angestellten und meinem Bruder zu entkommen, bis sich ihre Euphorie gelegt hat und sie mich nicht mehr damit nerven, dass ich mir eine Freundin suchen soll."
 

Ich schlucke kurz und räuspere mich leise.
 

"Entschädigung?"
 

Ich räuspere mich erneut, weil meine Stimme so verdammt kratzig ist. Kaiba nickt und kommt mir erneut so nah, dass ich seinen Pfefferminzatem auf meinem Gesicht spüren kann.
 

"Welche Art von Entschädigung?"
 

Kaiba grinst und das gefällt mir nicht, denn dieses Grinsen hat er immer drauf, wenn er kurz vor einem entscheidenden Sieg steht oder wenn er etwas gefunden hat, was ihm gefällt und was er unbedingt besitzen muss.
 

"Oh, ich wette, dass es Dir sehr viel Spaß machen wird und mir sowieso."
 

Kaiba greift mit einer Hand nach meiner Ninja-Maske, reißt sie mir vom Kopf und wischt mir damit die schwarze Schuhcreme aus dem Gesicht. Ich wage nicht, mich irgendwie zu rühren.
 

"Schwarz steht Dir, aber diese schwarzen Kontaktlinsen sehen einfach schrecklich aus, mach sie weg!"
 

Ich weiß nicht wieso, aber ich gehorche ohne Gegenkommentar und entferne die Kontaktlinsen aus meinen Augen. Kaiba nickt.
 

"Viel besser, jetzt kann man darin das nervöse Flackern sehen, wenn Du aufgeregt oder nervös bist."
 

Kaiba lässt die Ninja-Maske auf den Boden fallen und starrt mir direkt in die Augen. Ich spüre seine Nähe, so heiß und unwirklich, wie in einem meiner Tagträume und doch so verdammt real. Mein Pulsschlag erhöht sich und meine Lippen fühlen sich trocken an, so dass ich einmal kurz darüber lecke. Kaiba blinzelt und starrt ganz unerwartet auf meinen Mund und zurück in meine Augen. Und bevor ich begreife, was passiert, drückt er mich mit seinem Körper hart und unnachgiebig an die Bürotür, um Sekunden später meine Lippen mit seinen zu verschließen.
 

Kaiba küsst mich!
 

~~~~~

The Beginning

Ich träume! Ganz sicher! Das ist nur ein Traum! Meine Augen müssen tellergroß sein, da bin ich sicher und wirklich überraschen würde es mich nicht, immerhin werde ich nicht jeden Tag von einem Mann geküsst und mit Sicherheit erstrecht nicht von einem Mann wie Seto Kaiba höchstpersönlich! Ich bin zu erschrocken, um irgendetwas zu tun und ich starre nur atemlos in Kaiba´s halbgeschlossene Augen, während er mich küsst. Eigentlich ist es nichts weiter als eine einfache Berührung seiner Lippen, die weich auf meinen liegen, sekundenlang, beinahe unbeweglich, warm.
 

Soll ich den Kuss erwidern?
 

Ich spüre Kaiba´s warmen Körper an meinem, seine Lippen, seine Hände auf meinen Schultern und mir ist so heiß. Das Gefühl ist so einlullend, dass meine Augen wie von selbst zufallen und mit einem letzten Seufzen erwidere ich seinen Kuss, während meine Hände die Kontaktlinsen fallenlassen und nach seinen Hüften greifen, um ihn noch enger an mich zu ziehen.
 

Keine Ahnung, ob das so eine gute Idee ist, hier nach Mitternacht in Kaiba´s Büro zu stehen, um sich mit Kaiba höchstpersönlich zu küssen, aber um nichts auf der Welt würde ich das vermissen wollen und Kaiba scheint das ähnlich zu sehen. Beinahe ruckartig löst er sich von mir und schaut mich amüsiert an.
 

"Ich hatte Recht, es wird Dir mit Sicherheit gefallen."
 

Huh? Wovon redet er?
 

"Was wird mir gefallen?"
 

Er beugt sich zu mir hinunter, um mir ins Ohr flüstern zu können.
 

"Die Entschädigung, die ich von Dir verlange, Wheeler."
 

Entschädigung? Meint er etwa...?
 

"Du meinst doch nicht etwa, dass ich, also dass ich..., das kann doch nicht Dein Ernst sein!"
 

Wütend und völlig verwirrt schiebe ich ihn von mir und starre ihn erschrocken an. Er verschränkt nur lässig seine Arme und grinst herausfordernd.
 

"Oh doch, Wheeler, das ist mein Ernst! Wenn ich schon die nächste Zeit in meinem Büro verbringen soll, dann kann ich auch etwas Spaß dabei haben, nicht wahr? Also stell Dich nicht so an, es hat Dir doch offensichtlich gefallen, als ich Dich geküsst habe, oder willst Du das etwa abstreiten?"
 

Ich ziehe wütend meine Augenbrauen zusammen, natürlich hat es mir gefallen, aber zum Teufel mit dem Kerl, ich hasse ihn!
 

"Ich bin nicht Dein verdammtes Spielzeug, Kaiba! Und nein, es hat mir ganz und gar nicht gefallen, damit Du es weißt! Du küsst einfach scheiße!"
 

Okay, das war eine glatte Lüge und Kaiba zeigt sich nicht im Geringsten davon beeindruckt.
 

"Gib mir den verdammten Schlüssel und lass mich gehen!"
 

Ich halte ihm meine Hand entgegen, in der Hoffnung, dass er mir den Schlüssel für seine Bürotür einfach gibt. Kaiba zuckt nicht einmal mit der Wimper.
 

"Ich küsse scheiße?"
 

Seine Stimme ist so eisig und doch so voller verschiedener Emotionen, die ich von ihm nicht gewöhnt bin und nicht sofort beim Namen nennen kann. Meine Hand sinkt schlaff hinunter und ich lehne mich erschöpft zurück an die Bürotür.
 

"Das war gelogen, okay?! Bist Du jetzt zufrieden?"
 

Ein fast unmerkliches Lächeln macht sich ganz kurz auf seinem Gesicht breit, verschwindet aber in Sekundenschnelle wieder. Ich verschränke trotzig meine Arme.
 

"Das heißt aber nicht, dass ich bei diesem Entschädigungsquatsch mitmache, kapiert? Wenn Du meine Gesellschaft willst, kannst Du auch einfach danach fragen. Nicht alles was Du haben willst, kannst Du einfach nehmen! Du kannst nicht einfach ankommen und mich ohne Vorwarnung küssen und dann erwarten, dass ich Dir zu Füßen liege wie ein Hund, auch wenn Du mich ständig mit einem vergleichst!"
 

Ich würde es nie zugeben, aber in der Sekunde, in der er mich geküsst hat, hätte ich mich wirklich ohne zu zögern vor seine Füße geworfen! Tz, ich werd definitiv weich!
 

"Belüg Dich ruhig noch weiter, Wheeler. Tatsche ist doch, dass Du nur darauf hoffst, dass Du einen weiteren Kuss von mir bekommst."
 

Was? Hat der sie noch alle?
 

"Einbildung ist auch ne Bildung, leider keine Weiterbildung, Kaiba!"
 

Er grinst herausfordernd und kommt wieder auf mich zu. Oh nein! So nicht! Ich schüttle den Kopf.
 

"Vergiss es, Alter, das zieht bei mir nicht mehr! Du kriegst keinen weiteren Kuss von mir, Du Bastard!"
 

Ich mache mich bereit zum Angriff und stelle erstaunt fest, dass Kaiba´s rechte Hand in seine Hosentasche wandert. Hat er etwa eine versteckte Waffe? Will er mich jetzt mit Gewalt zwingen?
 

"Wer sagt denn, dass ich einen Kuss von Dir will? Vielleicht will ich ja auch was ganz anderes?"
 

Was anderes? Was zum Geier meint er damit?
 

"Was soll denn das jetzt bitte heißen?"
 

Kaiba grinst mich an und kommt mir schon wieder viel zu nah, so dass ich mich wieder ängstlich an die Bürotür drücke.
 

"Stell Dich nicht dümmer als Du bist, Wheeler. Ich mag zwar einer der reichsten Männer Japans sein, aber als Mann hab ich gewisse Bedürfnisse, die ich leider nicht immer kontrollieren kann. Bei einer Frau muss ich ständig darauf achten, dass man mir nicht plötzlich ein Kind unterjubelt. Ist nämlich schon zwei Mal versucht worden, obwohl ich die betreffenden Frauen nicht einmal kannte."
 

Ich schlucke leicht und wage nicht, Kaiba in die Augen zu schauen.
 

"Und was hat das jetzt mit mir und dieser Entschädigung zu tun?"
 

Kaiba drückt mich wieder gegen die Tür und zieht seine Hand aus der Hosentasche. Ich kann mich nicht rühren und ich habe keine Ahnung, was er gerade aus der Tasche gezogen hat. Ich hab keine Angst, aber ich wünschte, ich wäre jetzt zuhause in meiner kleinen Wohnung und nicht hier mit Kaiba in seinem verschlossenen Büro.
 

"Ganz einfach, Wheeler. Du bist ein Mann und kannst daher nicht schwanger werden und da ich annehme, dass Du noch nicht sehr oft Sex hattest, wirst Du vollkommen gesund sein. Zur Sicherheit werde ich allerdings ein paar Tests an Dir durchführen lassen, nur für den Fall der Fälle."
 

Ich schlucke erneut und starre an Kaiba vorbei zum Schreibtisch, während ich seine Hand an meiner Seite spüre. Ich habe keine Kraft, mich dagegen zu wehren, es ist als wäre sämtliche Energie aus meinem Körper gewichen und meine Neugier lässt mich nicht los. Was zum Teufel will Kaiba von mir?
 

"Tests? Was für Tests?"
 

"Ich will sicherstellen, dass du nicht irgendeine Krankheit hast, wie AIDS oder Tripper oder so was in der Art."
 

Mir bleibt jegliches Wort im Halse stecken und ich spüre, wie sich mein Gesicht knallrot verfärbt.
 

"Du willst doch nicht etwa Sex mit mir, oder? Ich mein, ich bin nen Kerl, verflucht noch mal!"
 

Ich schüttle heftig den Kopf und versuche Kaiba erneut von mir zu stoßen, leider ohne Erfolg.
 

"Genau weil Du ein Kerl bist, will ich Sex mit Dir. Du kannst mich nämlich nicht auf Unterhalt verklagen und mir irgendwelche Kinder anhängen und ich kann meine sexuelle Frustration sehr gut an Dir auslassen."
 

Ich starre Kaiba an und blinzle irritiert.
 

"Sexuelle was?"
 

Kaiba grinst mich mit seinem überheblichen Grinsen an.
 

"Frustration, Wheeler, sexuelle Frustration. Noch nie etwas davon gehört?"
 

Ich lege verwirrt den Kopf schief.
 

"Doch schon, aber noch nie im Zusammenhang mit Dir, ich mein, komm schon, Du bist Seto Kaiba, Du bist nicht der Typ für sexuelle Frustration."
 

Kaiba blinzelt leicht.
 

"Nicht? Was bin ich dann Deiner Meinung nach?"
 

Ich grinse breit und verschränke überlegen die Arme.
 

"Asexuell!"
 

"Mir ist unklar, ob Du überhaupt die Bedeutung dieses Wortes kennst, wahrscheinlich nicht, sonst würdest Du es nicht so leichtfertig benutzen."
 

Ich ziehe wütend die Augenbrauen zusammen.
 

"Ich weiß sehr wohl, was asexuell bedeutet, Du Bastard! Ich bin nicht so dumm wie Du glaubst!"
 

"Beweise es mir!"
 

Ich nicke leicht.
 

"Fein, Mistkerl! Asexuell bedeutet soviel wie sexuelle Lustlosigkeit. Man unterscheidet dabei vier verschiedene Typen. Unter Typ A sind Personen, die einen sexuellen Trieb verspüren, sich aber sexuell nicht von anderen Personen angezogen fühlen. Diese Personen haben eine Art biochemisches Bewusstsein von Sex, praktizieren vielleicht auch Masturbation, würden aber nie mit einer Person sexuell interagieren. Typ B bezeichnet Personen, die sich von anderen angezogen fühlen, aber keinen Sexualtrieb verspüren. Sie haben tiefe emotionale Verbindungen zu anderen, sie lieben vielleicht auch eine andere Person - aber ohne jedes Bedürfnis, mit ihrem oder ihrer Geliebten sexuell zu interagieren. Das heißt nicht, dass es in ihren Partnerschaften nicht Zärtlichkeit und Körperlichkeit gibt, nur eben keinen Sex. Typ C sind zum Beispiel Personen, die sowohl sexuelle Triebe verspüren als auch die emotionale Anziehungskraft anderer Personen, die jedoch trotzdem nicht sexuell interagieren. Sie masturbieren im Zweifelsfall und lieben eine andere Person. Aber sexuelle Interaktion mit ihrem oder ihrer Geliebten und die reine Liebe zu dieser Person sind für sie etwas völlig verschiedenes, das nicht zusammengeht. Unter Typ D versteht man Personen, die weder einen sexuellen Trieb verspüren noch die emotionale Anziehungskraft anderer Personen. Das heißt jedoch nicht, dass diese Personen keine engen und emotionalen Freundschaften kennen oder haben, aber der besondere Reiz der Liebe bzw. der sexuellen Interaktion fehlt."
 

Ich hole tief Luft und starre in das erstaunte Gesicht von Kaiba.
 

"Interessant. Und unter welchen Typ würdest Du mich zählen?"
 

Ich kann ein fieses Grinsen nicht verkneifen.
 

"Ich würde Dich unter Typ D einordnen. Du hast weder das Bedürfnis nach Liebe noch nach sexueller Aktivität. Für Dich zählt nur Mokuba, Deine Firma und Duell Monsters!"
 

Kaiba antwortet nicht und starrt mich nur an, so emotionslos, dass mir fast das Herz stehen bleibt. Hab ich jetzt etwas was Falsches gesagt?
 

"Geh!"
 

Huh?
 

"Gehen? Wohin?"
 

Kaiba zieht seine Hand zurück, die die ganze Zeit über an meiner Seite lag.
 

"Mir egal! Geh einfach!"
 

Ich ziehe verwirrt meine Augenbrauen zusammen.
 

"Aber der Schlüssel?"
 

"Steckt bereits, also geh, bevor ich Dich hinauswerfen lasse!"
 

Ich dreh mich ein wenig um und entdecke zu meinem Erstaunen tatsächlich den Schlüssel im Türschloss. Also das hat Kaiba aus seiner Hosentasche gezogen! Ich will gehen, aber irgendetwas hält mich zurück. Ich dreh den Schlüssel herum und schließe die Tür auf, lass den Schlüssel aber nicht los und schließ die Tür nach ein paar wenigen Sekunden wieder ab.
 

"Nein!"
 

Ich schüttle den Kopf.
 

"Ich werde jetzt auf keinen Fall gehen, Kaiba."
 

Ich wage nicht, mich zu Kaiba umzudrehen und starre nur auf die Bürotür und auf den Schlüssel, den ich langsam aus dem Schlüsselloch ziehe und in meine eigene Hosentasche verschwinden lasse.
 

"Wie war das?"
 

Ein Zischen von Kaiba, so eiskalt, dass mir ein leichter Schauer über den Rücken läuft. Ich dreh mich um und lehne mich wieder mit dem Rücken und verschränkten Armen an die Tür.
 

"Ich sagte, ich werde nicht gehen. Nicht bevor diese ganze Sache nicht vollständig geklärt wurde!"
 

Kaiba umrundet seinen Schreibtisch und lässt sich elegant in seinen Sessel fallen.
 

"Ich wüsste nicht, was es noch zu klären gäbe, Wheeler, wenn Du erlaubst, würde ich jetzt mit meiner Arbeit beginnen. Ich hab den Weg in mein Büro schließlich nicht umsonst gemacht."
 

Ich schnaube leise.
 

"Umsonst vielleicht nicht, aber auch nicht unbedingt freiwillig."
 

"Wie auch immer. Spielt keine große Rolle. Werd ich halt schneller mit meiner Arbeit fertig."
 

Ich schüttle den Kopf und marschiere auf seinen Schreibtisch zu.
 

"Was zum Teufel ist los mit Dir? Erst küsst Du mich, als würdest Du mich gleich fressen wollen und dann tust Du als wäre rein gar nichts passiert? Sag mal spinnst Du?"
 

Kaiba reagiert nicht auf mich und klappt einfach seinen Laptop auf. Ich knurre leicht und klappe den Laptop wieder zu, wobei ich fast seine Finger einklemme.
 

"Was zum Teufel soll das, Wheeler?"
 

Er starrt mich wütend an, ich starre zurück und schiebe den Laptop zur Seite, um auf den Schreibtisch klettern zu können. Kaiba´s Augen weiten sich leicht und er öffnet den Mund, um zu protestieren und ich presse meine Lippen auf seine, um ihn vom Reden abzuhalten. Er verspannt sich beinahe ruckartig und starrt mich weiterhin an, macht aber keine Anstalten, mich weg zu schieben. Ich starre fasziniert in seine blauen Augen, während ich meine Lippen leicht gegen seine bewege. Er erwidert den Kuss nicht und scheint einfach nur abzuwarten und zu überlegen, was ich wohl damit bezwecke. Ich löse mich wieder von ihm und klettere vom Schreibtisch herunter.
 

"Ich akzeptiere."
 

Kaiba starrt mich an, verwirrt, hoffnungsvoll, überrascht.
 

"Du akzeptierst was?"
 

Ich grinse leicht, zieh den Schlüssel wieder aus der Hosentasche und werfe ihn auf den Schreibtisch, wohl wissend, dass die Bürotür noch immer verschlossen ist und ich somit meine einzige Fluchtmöglichkeit aus der Hand gebe.
 

"Du wolltest von mir eine Entschädigung und ich akzeptiere."
 

Kaiba zieht seine Augenbrauen zusammen und will etwas darauf antworten, doch ich bringe ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
 

"Unter einer Bedingung!"
 

Er schnaubt böse.
 

"Du bist nicht in der Lage Bedingungen zu stellen, Wheeler."
 

Ich ignoriere seine Bemerkung geflissentlich.
 

"Wir werden das nur nachts machen, hier in Deinem Büro, wenn niemand mehr im Gebäude ist und niemand mitbekommt, was wir tun! Ich glaube, das wäre auch in Deinem Sinne, zumal Du noch einen Ruf als seriöser Geschäftsmann zu verteidigen hast."
 

Kaiba grinst kalt.
 

"Und Du einen Ruf als Retter der hilflosen Frauen, oder wie?"
 

Ich starre ihn böse an.
 

"Hey, nur weil ich Mai ziemlich oft aus der Klemme retten wollte ohne Rücksicht auf Verluste, heißt das nicht, dass ich das bei jeder tue!"
 

"Tz, was auch immer. Wollen wir jetzt endlich anfangen, oder hast Du noch mehr, worüber Du mit mir diskutieren willst?"
 

Ich schlucke kurz.
 

"Ähm, wenn Du mich so fragst, ich hätte da noch ein kleines winziges Problem, dass einer Diskussion bedarf."
 

Kaiba erhebt sich aus seinem Sessel und kommt um den Schreibtisch herum.
 

"Und das wäre?"
 

Ich weiche wieder leicht ängstlich an die Bürotür zurück.
 

"Äh, ja, wer nimmt wen?"
 

Ich mein, ich weiß die Antwort darauf sowieso, aber man wird doch wohl mal fragen dürfen, oder?
 

~~~~~

Kiss, Kiss

Ich muss verrückt sein. Definitiv verrückt sein. Ich habe gerade zugestimmt, von Kaiba gefi…, gefi…, flachgelegt zu werden! Das ist definitiv verrückt!
 

„Und Du bist ganz sicher, dass Du Dir es nicht noch mal anders überlegen willst, Wheeler?“
 

Ich könnte immer noch einen Rückzieher machen. Der Schlüssel liegt noch immer auf dem Schreibtisch, nicht weit von mir entfernt. Ein beherzter Griff und das Ding gehört wieder mir und ich könnte entkommen, bevor Kaiba irgendwas dagegen tun könnte. Kaiba scheint meinen Blick zu bemerken und lässt den Schlüssel mit einer pfeilschnellen Bewegung in seine Tasche zurück gleiten. Shit!
 

„Was ist? Erhalte ich keine Antwort auf meine Frage? Hast Du etwa Angst?“
 

Angst? Dieses Wort kenne ich nicht! Ich straffe meine Schultern, sehr wohl bewusst, dass ich noch immer dieses hautenge Ninja-Outfit trage, das meine schlanke Figur, wie Tea meinen Körperbau genannt hat, sehr gut betont und starre direkt in Kaibas blaue Augen.
 

„Vor Dir hatte ich noch nie Angst und ich habe nicht vor, jetzt damit anzufangen!“
 

Nun gut, ein wenig Schiss hab ich zwar, aber nicht wirklich vor Kaiba sondern nur davor, was er mit mir anstellen wird. So wie ich Kaiba kenne, wird es sicher wehtun.
 

„Gut, kommen wir dann zum geschäftlichen Teil.“
 

Argh, ich hasse das! Muss denn absolut alles nur ein Geschäft sein? Ich verziehe mürrisch mein Gesicht, während Kaiba wieder zurück zu seinem Sessel marschiert und sich darauf niederlässt.
 

„Kein Wunder, dass sich kaum eine Frau an Dich rantraut, für Dich ist selbst Sex nur ein verdammtes Geschäft. Du würdest sogar noch auf dem Sterbebett versuchen, den Tod durch ein mieses Geschäft zu verhindern! Aber ich hab Neuigkeiten für Dich, Mr. Großkotz Kaiba! Nicht alles kann man für Geld kaufen und mich schon gar nicht!“
 

Er grinst. Diese Tatsache wirft mich doch glatt aus den Socken. Er grinst mich an, als hätte ich etwas furchtbar Bescheuertes gesagt.
 

„Wer sagt denn bitte, dass ich Dich kaufen will? Ich hatte doch gesagt, dass Du mich bezahlen musst, von einer Bezahlung meinerseits war nie die Rede.“
 

Oh.
 

„Heißt das, ich muss mich völlig umsonst, fi…, fi…, flachlegen lassen?“
 

Kaiba verschränkt lässig die Arme vor seinem Brustkorb.
 

„Korrekt. Und genau das werde ich vertraglich festhalten. Als Zeugen dafür gibt es nur Dich und mich. Und meinen Computer, zu dem nur ich Zugang habe. Wenn Du diesen Vertrag unterschreibst, akzeptierst Du seinen gesamten Inhalt und hast kein Recht, mich zu verklagen.“
 

Ah, schon klar. Daher weht der Wind.
 

„Du vertraust mir nicht, oder?“
 

Kaibas Gesicht verwandelt sich zu einer Maske einer unbeweglichen Statue und seine Stimme klingt merkwürdig hohl.
 

„Ich vertraue niemandem, nur mir selbst.“
 

Für einen kurzen Moment lang hab ich tatsächlich Mitleid mit ihm. Ich glaube nicht, dass Kaiba immer so war. Ich glaube, dass es sehr wohl Menschen gegeben hat, denen er vertrauen konnte oder von denen er gedacht hat, er könnte ihnen vertrauen. Wie oft mag es wohl geschehen sein, dass sein Vertrauen missbraucht wurde? Wie oft hat er es schon bereut, überhaupt jemandem zu vertrauen? Wann hat er sich wohl dafür entschieden, nur noch sich selbst zu vertrauen? Ich nicke kurz und wende meinen Blick von ihm ab.
 

„Okay, setz diesen Vertrag auf, ich werde ihn mir durchlesen und unterschreiben. Ich hatte sowieso niemals vor, Dich irgendwie zu verklagen, immerhin hab ich freiwillig zugestimmt.“
 

Ich muss tatsächlich ein Idiot sein. Verrückt. Lebensmüde. Durchgeknallt. Das ist Kaiba zum Teufel noch mal! Ein gottverdammter Kerl! Ich seufze leise. Nach den Träumen der letzten Nächte macht es mir nicht mehr so viel aus, dass ich jetzt buchstäblich einen Vertrag mit dem Teufel abschließe. Einmal Hölle und zurück. Was kann mir schon passieren? Ich will die Antwort darauf lieber gar nicht wissen.
 

„Mich wundert es allerdings, warum Du so leicht zu überreden warst, immerhin müsstest Du mich doch hassen, oder irre ich mich?“
 

Ich starre Kaiba erschrocken an. Hassen? Denkt er das wirklich von mir? Dass ich ihn hasse? Tu ich das? Ich schüttle den Kopf.
 

„Hassen tu ich Dich nicht. Ich mag nur Deine arrogante Art nicht, Deinen Egoismus, Deine übertriebene Überlegenheit, Deine zur Schau gestellte Intelligenz, Deinen verfluchten Reichtum, Deine Angeberei, Deine offensichtlich übertriebene Art, immer und überall der Sieger zu sein, Deinen verfluchten Perfektionismus, Dein Auftreten in der Öffentlichkeit, Deine Art, über Deine Mitmenschen hinwegzusehen, als wären sie nur Ameisen, Deine extravagante Kleidung, Deine Art zu gehen, als wärst Du ein Pfau, Deine Art zu reden, als müsste Dir die ganze Welt zuhören, Deine Art zu lachen, als wärst Du der Teufel höchstpersönlich, aber nein, hassen tu ich Dich nicht, ich mag es nur nicht, wie Du mich behandelst und wie Du die Leute behandelst, die versuchen Deine Freunde zu sein und Dich zu verstehen.“
 

Kaiba schaut mich an, mit einem Blick, den ich absolut nicht deuten kann. So abwesend und leer, als würde er über etwas nachdenken, als wäre er mit seinen Gedanken weit weg.
 

„Kaiba?“
 

Er blinzelt kurz und dreht sich mit seinem Sessel um, so dass er mir nur die Rückseite zuwendet und ich sein Gesicht nicht mehr erkennen kann. Er greift in seine Tasche und wirft den Schlüssel über die Schulter hinweg auf seinen Schreibtisch.
 

„Du kannst gehen. Um den Vertrag kümmern wir uns morgen, falls Du bis dahin Deine Meinung nicht geändert hast.“
 

Ich blinzle irritiert.
 

„Ich darf gehen? Einfach so? Und was ist, wenn ich morgen nicht mehr wiederkomme?“
 

Kaiba zuckt ganz leicht mit den Schultern.
 

„Dann weiß ich, dass Du wie immer zu feige bist. Wäre nichts Neues für mich.“
 

Ich knirsche mit den Zähnen, greife nach dem Schlüssel und wende mich der Bürotür zu.
 

„Ich werde morgen pünktlich um 8:00 Uhr vor Deinem Büro stehen, verlass Dich drauf, Kaiba!“
 

Er antwortet nicht darauf, aber das hatte ich auch nicht von ihm erwartet. Ich geh zur Tür, schließ auf und öffne sie. Kurz bevor ich durch die Tür nach draußen marschiere, holt mich seine Stimme noch einmal ein.
 

„Schwarz ist zwar nicht Deine Farbe, aber es hat etwas Faszinierendes an sich, wenn Du es so eng an Deinem Körper trägst.“
 

Ich bleibe atemlos und völlig irritiert in der geöffneten Tür stehen. Mein Herz pocht so laut, dass ich fast Angst habe, Kaiba könnte es hören. Ich schüttle energisch den Kopf und zwinge mich dazu, ohne weitere Worte, Kaibas Büro zu verlassen.
 

Es ist still in den Gängen der Kaiba Corporation, vielleicht ein wenig zu still. Ich wende mich in Richtung Fahrstühle und drücke auf einen der Knöpfe, die den Fahrstuhl herbeirufen, doch es rührt sich nichts. Ich drücke erneut auf den Knopf, doch es passiert wiederum nichts.
 

„Na Klasse! Jetzt darf ich auch noch zu Fuß zum Ausgang marschieren! Fuck!“
 

Ich schau mich nach dem Notausgang um und entdecke die Treppe am andren Ende des Ganges. Das wird ein langer Marsch nach unten. Echt super. Warum muss ich auch nach Feierabend mit Kaiba in sein Firmengebäude kommen? Er hat ganz sicher gewusst, dass der Fahrstuhl um diese Zeit nicht mehr funktioniert. Ob er auch immer die Treppen nach unten marschiert? Ich marschiere den Gang entlang in Richtung Treppe und schüttle grinsend den Kopf. So wie ich Kaiba einschätze, hat er ganz sicher einen Privatfahrstuhl, den er auch dann in Betrieb nehmen kann, wenn hier schon alles abgeschaltet ist. Wahrscheinlich mit einer dieser elektronischen Chipkarten, die er immer mit sich rumschleppt.
 

Mich wundert es ja, dass sein Büro nur ein normales Türschloss hatte. Vielleicht war das ja auch gar nicht sein richtiges Büro, sondern nur sein Büro, wo er seine Gäste und Geschäftspartner empfängt? Vielleicht sind aber auch alle wichtigen Unterlagen in seiner Villa, so dass sein Büro in der Firma keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen benötigt? Warum interessier ich mich jetzt eigentlich so sehr für Kaibas Sicherheitsvorkehrungen, ist doch nicht so, dass ich irgendwie für ihn arbeite, oder? Mit seinem Job hab ich doch gar nichts zu tun, ich bin nur hier, um ihm ein wenig Ablenkung zu verschaffen, ich bin nur zu seinem persönlichen Vergnügen hier in diesem Gebäude.
 

Ich bleibe blinzelnd mitten auf der Treppe stehen und lass mich auf einer der Stufen fallen. Jetzt wo ich drüber nachdenke, komm ich mir ziemlich billig vor. Ich hab zugestimmt, Kaiba dafür zu entschädigen, weil seine Angestellten glauben, dass er eine Verehrerin hat, die er vielleicht als seine Frau akzeptieren wird. Ich habe zugestimmt, mit meinem Körper zu bezahlen, weil er so seinen sexuellen Frust an mir auslassen und gleichzeitig etwas Spaß haben kann. Ist das nicht etwas sehr nuttig?
 

„Was sitzt Du hier so rum?“
 

Ich zucke ziemlich erschrocken zusammen und dreh mich überrascht um. Kaiba steht ein paar Stufen über mir auf der Treppe und starrt mich ziemlich mürrisch an.
 

„Hat es Dir jetzt die Sprache verschlagen?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Nein, also, ich mein, Dein Fahrstuhl ging nicht mehr und da musste ich die Treppe nehmen und ich bin ein bisschen müde, also wollte ich mich auf den Stufen ein wenig ausruhen.“
 

Ist zwar ne fette Lüge, aber ich kann ihm doch schlecht sagen, dass ich mir so verdammt billig vorkomme, ich bin ja noch schlimmer dran, als die Mädels und Typen aus dem Rotlichtviertel, die kriegen wenigstens noch Geld für ihren Körper, ich krieg vielleicht nur ne dämliche Bemerkung und sonst nichts. Zeit für einen Themawechsel, sonst bekomm ich noch Depressionen.
 

„Warum nimmst Du eigentlich die Treppe, hast Du keinen Privatfahrstuhl, den Du auch nach Feierabend in Betrieb nehmen kannst?“
 

Kaiba schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und wieder scheint es, als würde er über etwas nachdenken.
 

„Ich hab leider meine Chipkarten vergessen, daher mussten wir unser Gespräch auch in meinem alten Büro durchführen, den Schlüssel dafür hab ich immer bei mir, als kleines Andenken an meinen verhassten Adoptivvater.“
 

Aha, das erklärt so wiedermal alles, aber warte mal, was hat er gesagt?
 

„Andenken an Deinen verhassten Adoptivvater? Warum solltest Du ein Andenken an Gozaburo mit Dir rumschleppen, wo Du ihn doch so hasst?“
 

Für einen kurzen Moment scheint es so, als wäre Kaiba völlig weggetreten, bevor er den Kopf leicht schüttelt und mich beinahe amüsiert anschaut.
 

„In diesem Büro hab ich den Untergang von Gozaburo geplant, deshalb ist es eine sehr gute Erinnerung, die ich gerne mit mir rumtrage, als Beweis dafür, dass ich über ihn gesiegt habe. Mein neues Büro hat früher ihm gehört, Du wirst wahrscheinlich noch ziemlich oft in den Genuss kommen, es von innen zu sehen, oder bevorzugst Du noch lieber das kleine Büro mit den wenigen Sicherheitsvorkehrungen?“
 

Ich muss sekundenlang darüber nachdenken, was er meint und anscheinend denke ich mal wieder zu langsam, weil ich plötzlich eine Hand an meinem Kragen spüre und Lippen, die sich fast fordernd auf meine pressen, so dass ich völlig überrumpelt keuche und Sekunden später auch schon Kaibas Zunge in meinem Mund fühle. Herr Gott, muss der mich ständig so überraschen? Bevor ich auch nur darüber nachdenken kann, den Kuss zu erwidern oder mich dagegen zu wehren, ist es auch schon wieder vorbei und ich spüre nur noch einen kühlen Luftzug, als Kaiba an mir vorbei die Treppe nach unten marschiert.
 

„Na komm, ich lass Dich raus, ohne mich wärst Du eh nicht aus dem Gebäude gekommen, da alles elektronisch verriegelt wird, sobald der letzte Angestellte das Gebäude verlässt und der Sicherheitsmann unten an der Tür hätte Dich sicher für einen Einbrecher gehalten, in Deinem schwarzen Outfit.“
 

Oh, irgendwie hat er Recht. Ich seh wirklich aus wie ein Einbrecher, da fällt mir ein.
 

„Wo ist eigentlich der Rest von meinem Outfit? Liegt das noch oben im Büro?“
 

Mit schnellen Schritten renn ich Kaiba hinterher.
 

„Ich hab mir erlaubt, die Sachen in den Safe zu schließen, Du kannst sie Dir morgen bei mir abholen, heute wirst Du die Sachen sicher nicht mehr brauchen. Sieh zu, dass Du etwas Schlaf bekommst, damit Du auch pünktlich in meinem Büro erscheinst. Sag einfach unten am Empfangsschalter Deinen Namen und man wird Dich in mein neues Büro bringen.“
 

Neues Büro, altes Büro, wer soll hier noch durchsehen? Hat wohl keinen Sinn, das irgendwie zu kommentieren, ist wohl einfach besser, wenn ich ausnahmsweise mal tu was er sagt.
 

„Schon klar, Kaiba, was immer Du sagst.“
 

Kaiba schnaubt verächtlich.
 

„Wenn jeder mal tun würde, was ich sage, hätte ich nicht so einen Haufen Probleme.“
 

Seine Stimme ist so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann, vielleicht waren die Worte auch nicht für mich bestimmt, daher ignoriere ich seine Bemerkung einfach.
 

„Weißt Du, Du bist gar nicht so ein verdammtes Arschloch, wenn Du aufhörst, jeden beeindrucken zu wollen. Ich mein, man kriegt doch nicht jeden Tag ein Geburtstagsgeschenk vom großen Kaiba höchstpersönlich und Du hast mit dem Geschenk nicht versucht, mich irgendwie zu beeindrucken oder mich zu erpressen. Du hast auf Deine ganz eigene Weise versucht, nett zu sein und das hat mich mehr beeindruckt als alles andere, was Du je getan hast.“
 

Ein leises Schnauben ist die einzige Antwort, die ich bekomme. Schweigend folge ich Kaiba die Treppen hinab ins Erdgeschoß, wo er vor einem Wachmann in blauer Uniform stehenbleibt.
 

„Öffnen Sie uns die Tür und schalten Sie die Alarmanlage ein, wenn wir draußen sind, wir sehn uns dann um 7:00.“
 

Der Wachmann salutiert vor Kaiba und geht ohne ein Wort zum Empfangsschalter, um die große Sicherheitsglastür zu öffnen, die nach draußen führt. Ein kühler Wind weht hinein, so dass ich anfange zu zittern.
 

„Ich wünsch Ihnen einen schönen Feierabend, Sir.“
 

„Wie auch immer. Wheeler, bei Fuß.“
 

Ich knurre leicht.
 

„Behandle mich nicht wie einen Hund, Großkotz!“
 

Ich fasse es nicht, dass ich mich von diesem Typen hab küssen lassen und beabsichtige, mich sogar von ihm flachlegen zu lassen! Warum bin ich nur so verdammt dumm?
 

„Wenn Du nachhause gefahren werden willst, tust Du besser, was ich sage, kapiert?“
 

Huh?
 

„Du willst mich nachhause fahren?“
 

Ich folge Kaiba hinaus in die überaus kalte Nacht. Vereinzelt laufen noch verkleidete Menschen rum, von denen über die Hälfte so betrunken ist, dass sie gewiss nicht mehr wissen, wo sie wohnen.
 

„Steig einfach in die Limousine und halt die Klappe!“
 

Und ausnahmsweise verkneife ich mir jeglichen Kommentar und tu einfach was er sagt. Ich hab nämlich keine Lust, zu Fuß nachhause zu laufen, nicht in diesem engen Outfit!

Bad Morning

Mein Leben ist zu Ende, das weiß ich schon jetzt. Es ist 4 Minuten vor 8 und ich steh mit klopfendem Herzen vor Kaibas neuem Büro, während mir seine schwarzhaarige Sekretärin neugierige Blicke zu wirft und sich anscheinend fragt, warum ich seit 2 Minuten hier stehe, ohne an die Bürotür zu klopfen.
 

„Du kannst eintreten, Wheeler, falls Du nicht schon vor Angst erstarrt bist.“
 

Kaibas amüsierte Stimme lässt mich ruckartig aufschauen und einen Schritt zurücktaumeln.
 

„Shit, musst Du mich so erschrecken, ich hab mir grade soviel Mut einreden wollen, damit ich klopfen kann, verdammt!“
 

Kaiba lehnt lässig am Türrahmen seiner Bürotür, so dass ich einen guten Blick durch die offene Tür habe.
 

„Hm, wie auch immer, komm rein.“
 

Ich bin zu beeindruckt von der Innenausstattung seines Büros, um irgendeinen Kommentar abzugeben und folge ihm einfach schweigend, während ich mich völlig ungeniert in seinem Büro umschaue.
 

„Das war also das Büro von Deinem Adoptivvater? Soviel Geschmack hätte ich dem alten Kaiba aber nicht zugetraut.“
 

Ein leichtes Schnauben ertönt seitwärts von mir und ich schau Kaiba skeptisch an.
 

„Der Kerl hatte alles andere als Geschmack. Nach seinem Tod hab ich seine sämtlichen Möbel rausgeschmissen und alles so einrichten lassen, wie ich es wollte. Das war meine erste Amtshandlung als Leiter der Kaiba Corp.“
 

Ich nicke leicht.
 

„Wundert mich nicht.“
 

Ich hätte an seiner Stelle genau dasselbe getan, um die Spuren von Gozaburo Kaiba zu löschen, das erinnert mich an den Duelltower auf den Ruinen von diesem alten Labor, das Kaiba zerstört hatte. Was mich unweigerlich zu dem andren Untergrundlabor bringt, in dem wir auf Noah gestoßen sind, der gefangen war in dieser virtuellen Welt. Ob Kaiba mit Noah auch die letzten Spuren von Gozaburo Kaiba gelöscht hat oder ist es möglich, dass irgendwo auf dieser Welt noch eins seiner Labors existiert?
 

„Woran denkst Du?“
 

Kaibas leise Stimme an meinem linken Ohr reißt mich ruckartig aus meinen Gedanken und ich gebe einen mehr als unmännlichen, quietschigen Laut von mir, während ich gleich zwei Schritte zu andren Seite springe und mein linkes Ohr mit beiden Händen bedecke. An meinen Ohren bin ich mehr als empfindlich, aber herrgott, das muss Kaiba doch nicht gleich am ersten Tag erfahren!
 

„Oh, verstehe, das gefällt Dir, nicht wahr?“
 

Oh je, wenn ich eins hasse, dann ist es dieses Grinsen in Kaibas Gesicht, das mir immer wieder kalte Schauer und Schweißperlen den Rücken runter jagt.
 

„Mir gefällt was?“
 

Ich stell mich einfach dumm, dann merkt er vielleicht nicht, wie Recht er damit hat.
 

„Du weißt sehr wohl, was ich meine, Joseph Wheeler.“
 

Ich schlucke trocken und starre Kaiba an, als wären ihm gerade 3 Köpfe mehr gewachsen. Ich mag es überhaupt nicht, in welchem Ton er meinen vollen Namen ausspricht. Es ist nicht so belehrend, wie es bei Tea ständig klingt, es ist auch nicht so vorwurfsvoll, als wenn Yugi das sagt oder meine Mutter und es klingt auch nicht angewidert, so wie es klingt, wenn mein Vater mich so nennt, wenn er nen schlechten Tag hat und es klingt auch nicht hochmütig, so wie es sonst immer klang, wenn Kaiba meinen vollen Namen benutzt hat, in den äußert seltenen Gelegenheiten, wenn ich ihm einfach zu sehr auf die Nerven gegangen bin. Viel mehr klingt es, als würde Tristan neben mir stehen und seinen besten Bettelblick aufsetzen, weil er mal wieder was von mir will, vorzugsweise meine Erlaubnis, meine kleine Schwester zum Essen auszuführen. Doch Kaiba bettelt nicht, er verlangt irgendwas von mir und ich weiß genau was das ist. Und mir gefällt nicht, dass mir die Art gefällt, wie er meinen Namen ausspricht, es macht mir Angst.
 

„Was ist los, Joseph Wheeler, hat es Dir jetzt die Sprache verschlagen?“
 

Oh Gott, bleib bloß weg von mir! Hastig trete ich zwei große Schritte zurück und lande mit dem Rücken an der Schrankwand auf der rechten Seite des Zimmers.
 

„Hör auf!“
 

Mir gefällt nicht, dass ich nur ein leises Keuchen über meine Lippen kriege.
 

„Womit?“
 

Kann ein einzelner Mensch wirklich so ignorant sein? Merkt er wirklich nicht, was er mir antut? Oder macht es ihm Spaß, mich zu demütigen? Okay, ist ne blöde Frage, natürlich macht es ihm Spaß mich zu demütigen und er weiß ganz sicher, was er gerade mit mir anstellt, wenn er meinen Namen auf diese hocherotische Weise ausspricht! Kaibas Stimme hatte schon immer eine gewisse Faszination, aber noch nie, noch nie klang sie so dunkel und lauernd und fordernd und erotisch wie jetzt. Ich fühl mich wie ein Reh, dass durch das Knurren eines Wolfes vor Angst erstarrt. Ich schüttle den Kopf und zwinge mich zum ruhigen Atmen. Ich werd mich doch jetzt nicht von diesem Verführer-Kaiba einschüchtern lassen! Zum Teufel mit seiner erotischen Schlafzimmerstimme, die hat hier jetzt nichts verloren!
 

„Hast Du den Vertrag fertig, damit ich ihn unterschreiben kann?“
 

Ich will hier weg, verdammt! Ich straffe meine Schultern, starre Kaiba aus zusammengekniffenen Augen an und versuche zu ignorieren, dass ich noch immer die Schrankwand im Rücken habe, während Kaiba keine zwei Schritte von mir entfernt steht und mich äußerst amüsiert beobachtet. Die Tatsache, dass ich gestern Nacht oder besser heute früh um knapp 1 Uhr morgens mit ihm in einer Limousine saß und er mich nachhause gefahren hat als wäre ich irgendein Date macht die Sache nicht grade einfach. Er hat mich zum Abschied sogar noch in seiner Limousine geküsst und mir angenehme Träume gewünscht. Klingt romantisch, nur der Ton in dem er es sagte, klang irgendwie nicht so romantisch, viel mehr hochgradig amüsiert und herausfordernd, als wüsste er genau, wovon ich träumen würde. Als würde er sich darüber lustig machen, als wäre ich so einfach zu durchschauen. Okay, vielleicht bin ich das auch, aber das heißt nicht, dass er mich so einfach rumkriegt!
 

„Also, was ist jetzt, krieg ich heute noch ne Antwort? Ich hab nicht ewig Zeit!“
 

Kaiba zuckt mit den Schultern, marschiert zu seinem schwarzen Ledersessel hinter seinem Schreibtisch und zieht einen Aktenordner aus einer Schublade.
 

„Hier ist der Vertrag, lies ihn aufmerksam durch und unterschreib unten auf der Linie, die Durchschrift ist für Dich, das Original kommt in meinen Safe, ich hab zur Sicherheit auch noch eine verschlüsselte Datei auf meinem Computer, ich kann den Vertrag also jederzeit ausdrucken lassen, für den Fall, dass Du Deinen verlegen solltest.“
 

Hörte sich das jetzt an wie eine Drohung, dass ich es ja nicht wagen sollte, den Vertrag zu „verlegen“? Wie auch immer, wahrscheinlich war es eine.
 

„Hat noch irgendjemand Zugang zu Deinem Computer oder Deinem Safe?“
 

„Nein, es hat nicht einmal ein Anderer außer mir Zugang zu diesem Büro. Da Mokuba so oft entführt wurde, hab ich eine spezielle Chipkarte, die es nur ein einziges Mal auf dieser Welt gibt und die nur in meinen Besitz ist, damit hab ich Zugang zu sämtlichen Büros, sämtlichen Laboren oder anderen Einrichtungen der Kaiba Corp. Gebäude dieser Erde. Sollte diese Chipkarte jemals in falsche Hände geraten…“
 

Er muss den Satz nicht mal vervollständigen, damit ich weiß, was das bedeutet.
 

„Aber, ist das nicht gefährlich, nur eine Chipkarte für alle Kaiba Corp. Einrichtungen zu haben?“
 

Kaiba schnaubt leise und schüttelt den Kopf.
 

„Hast Du eigentlich eine ungefähre Ahnung davon, wie viele Kaiba Corp. Gebäude es gibt, wie viele Themenparks, Büros, Labore? Wenn ich für jedes Gebäude, jedes Büro, jedes Labor eine andere Chipkarte hätte, würde ich unter diesen Dingern ersticken und es wäre außerdem viel einfacher, sie zu stehlen, weil ich sie ja auch irgendwo lagern müsste, wenn ich sie grad nicht brauche. Meine Mitarbeiter haben immer eine Chipkarte für ihren Bereich in dem sie arbeiten und ich arbeite halt überall wo ich gebraucht werde, also muss ich auch zu allen Bereichen Zugang haben. Das müsste selbst jemanden wie Dir logisch erscheinen.“
 

Hm, okay, das klingt tatsächlich logisch.
 

„Aber eins stört mich daran. Was ist mit Mokuba oder Roland, die haben doch auch uneingeschränkten Zugang zu allen Kaiba Corp. Einrichtungen oder nicht?“
 

„Fast uneingeschränkt. Die einzige Einschränkung besteht darin, dass Beide nicht in dieses oder mein Hausbüro kommen, wenn ich nicht schon drin bin und die Tür entriegelt hab.“
 

Ah ja.
 

„Und wenn sie Karte einfach von Dir stehlen?“
 

Nicht dass ich sowas vorhaben könnte oder so.
 

„Das würde niemanden etwas nützen, weil es zu dieser Chipkarte auch noch einen Code gibt, den man eingeben muss und den kenn nur ich allein und falls Du jetzt darüber nachdenkst, dass man den auch irgendwo finden könnte, dann kann ich Dir gleich sagen, dass das absolut unmöglich ist, weil der Code auf keinem Papier und in keiner Datei zu finden ist, sondern nur in meinem Kopf und solange Du keine Gedanken lesen kannst, ist der Code absolut sicher, zumal ich den sowieso alle paar Tage in unregelmäßigen Abständen ändere.“
 

Wow, ich bin ungewollt beeindruckt.
 

„So viele Sicherheitsmaßnahmen für ein einziges Büro? Was hast Du hier gelagert? Gold, Diamanten? Ist die Bürotür ne Panzertür oder sowas? Und sind die Fenster aus einbruchsicherem Panzerglas?“
 

„Zwei Büros, falls Du es vergessen hast, dieses hier und das in meiner Villa. Was hier gelagert wird, hat Dich nicht zu interessieren, aber für mich ist es mehr wert als Gold oder Diamanten, außerdem hab ich für sowas keine Verwendung. Ja, die Tür ist ne Art Panzertür, nur nicht ganz so schwer und ja, die Fenster sind aus Panzerglas und nur von innen zu öffnen, falls mal ein Notfall eintritt. Sonst noch irgendwas, womit ich Deine Neugier befriedigen kann?“
 

Ich schlucke kurz und starre Kaiba an, der seine Ellenbogen auf seinen Schreibtisch gestützt und sein Kinn auf seine ineinander verschränkten Hände abgelegt hat.
 

„Warum erzählt Du mir das eigentlich alles? Du hast mir sonst nie irgendwas erzählt, schon gar nicht über Sachen, die Deine Firma betreffen. Warum jetzt auf einmal?“
 

Kaiba zuckt leicht mit den Schultern und wendet den Blick von mir ab. Ich geh langsam und mit unsicheren Schritten zum Schreibtisch.
 

„Vielleicht weil ich Dir vertrauen will? Weil ich sehen will, ob Du auch etwas für Dich behalten kannst?“
 

Ich sacke schlaff auf einem der Bürostühle vor Kaibas Schreibtisch zusammen.
 

„Du willst mir vertrauen? Ausgerechnet mir?“
 

Ich schüttle den Kopf und breche in schallendes Gelächter aus, obwohl ich mich noch genau daran erinnern kann, was beim letzten Mal passiert ist, als ich über etwas was Kaiba gesagt hat, gelacht habe. Nur ist mein Lachen diesmal anderes, irgendwie bitter und humorlos, was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum ich noch keine Hand an meiner Kehle hab. Nur schwer kann ich mich beruhigen und mit einem lauten Seufzer wisch ich mir eine Träne aus dem rechten Auge, während ich erneut ungläubig den Kopf schüttle.
 

„Ich fass es nicht. Dass ausgerechnet Du sagen würdest, dass Du mir vertrauen willst, das hätte ich niemals erwartet. Das glaubt mir keiner! Das war bisher der beste Witz, den Du je gemacht hast, Kaiba!“
 

„Ich mache keine Witze, Wheeler. Und ich schätze es nicht, wenn man mich auslacht. Nenn mir einen Grund, warum ich Dir nicht vertrauen sollte oder warum ich nicht versuchen sollte, Dir zu vertrauen?“
 

Erstaunt hebe ich den Kopf und starre Kaiba mit großen Augen an.
 

„Kein Witz?“
 

Er schüttelt den Kopf.
 

„Und Du willst einen Grund, warum Du mir nicht vertrauen solltest?“
 

Er nickt. Und ich bin sprachlos. Ich öffne den Mund und schließe ihn wieder, als wäre ich ein Fisch ohne Wasser.
 

„Du bist Seto Kaiba, Du vertraust niemandem und ich, ich bin bloß nen Ex-Gangmitglied und die einzigen Leute, die mir je vertraut haben, sind meine Schwester und meine Freunde und Du hast Dich nie zu meinen Freunden gezählt.“
 

Kaiba hebt eine seiner Augenbrauen.
 

„Und?“
 

Ich wedle frustriert mit den Armen.
 

„Was heißt hier ‚und‘? Das ist Grund genug! Weißt Du eigentlich, was es heißt, wenn man ein Ex-Gangmitglied ist? Ich hatte mehr als einmal Ärger mit der Polizei, ich bin in Läden eingebrochen, bin nur knapp einer Vorstrafe wegen Körperverletzung und Waffenbesitzes entkommen, weil ich erst 13 war, hab mich mehr als einmal mit andren Gangs angelegt, musste oftmals vor der Polizei flüchten. Und nur weil ich nicht mehr in der Gang bin, heißt das nicht, dass mir mein schlechter Ruf nicht ständig vorauseilt, sogar heute noch, obwohl ich seit Jahren aus der Gang ausgestiegen bin! Niemand vertraut mir und sie haben auch allen Grund dazu. Yugi und die Andren wissen von meiner Vergangenheit, aber sie sind die Einzigen, die mir trotzdem vertrauen und meine Schwester vertraut mir nur, weil sie nichts von meinen Leben als Gangmitglied weiß, weil sie mit meiner Mutter woanders lebt und ich sie lange Zeit nicht gesehen hatte. Meine Mutter weiß auch nichts davon, aber sie vertraut mir trotzdem nicht und mein Vater, tja, mein Vater der kümmert sich nen Scheißdreck um mich, aber das spielt keine Rolle. Fakt ist, wäre ich Du, würde ich mir nicht so sehr vertrauen.“
 

Mit einem letzten Nicken greife ich die geöffnete Akte mit meinem Vertrag, lese ihn kurz durch und unterschreibe ihn. Die Durchschrift reiß ich einfach aus dem Ordner und schieb die Akte mit dem Original wieder zurück.
 

„Schönen Tag noch, Kaiba. Melde Dich, wenn Du mich brauchst, meine Telefonnummer steht im Telefonbuch.“
 

Dann marschiere ich kopfschüttelnd durch das Büro und zurück zur Tür und noch während ich sie öffne, höre ich Kaibas leise Stimme.
 

„Lass Dir einen besseren Grund einfallen, warum ich Dir nicht vertrauen soll.“
 

Mit einem Seufzen schließe ich die Tür hinter mir und marschiere mit meinem Vertrag mit dem Teufel an der neugierigen Sekretärin vorbei zu den Fahrstühlen.
 

„Idiot.“
 

Kaiba ist so ein beschissener Idiot! Und dennoch kann ich nicht verhindern, dass sich erneut ein völlig deplatziertes Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitet. Vielleicht ist das ja der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
 

~~~~~

Saturday Night

Es ist Samstag kurz nach 22:00 Uhr und ich stehe wieder vor Kaibas Büro. Der Wachmann hat mich unten reingelassen und den Fahrstuhl für mich in Betrieb genommen. Und nun steh ich hier und zittere vor Nervosität so sehr, dass ich das Klappern meiner Zähne in dieser beinahe ohrenbetäubenden Stille hören kann.
 

Ich sollte klopfen, Kaiba erwartet mich bereits, aber ich hab Schiss! Heute ganz früh am Morgen hat er mich angerufen und mich für 22:00 Uhr in sein Büro bestellt und nun bin ich hier, aber bin zu feige, an seine Tür zu klopfen und um Einlass zu bitten. Was zum Geier mach ich hier? Ich sollte verschwinden und nicht mehr wiederkommen. Aber ich hab nen Vertrag mit Kaiba! Allerdings, was will er tun, mich öffentlich verklagen? Das würde seinem Ruf schaden und es weiß außer ihm und mir doch niemand was davon. Allerdings wäre das ein Grund, warum er mich ein Leben lang als Feigling beschimpfen könnte.
 

Mit einem letzten Seufzen ergebe ich mich in mein Schicksal und klopfe an die Tür. Es erfolgt keine Reaktion. Ist er nicht da? Ich klopfe erneut und erhalte wieder keine Antwort von drinnen. Okay, er ist nicht da, dann geh ich halt wieder. Ich kratze mich am Kopf und höre aus Kaibas Büro ein leises Knarren, als ob sich jemand in einem Bürosessel zurücklehnt. Ist er etwa doch da? Ich klopfe lauter an die Tür und erhalte erneut keine Antwort. Nun wird die Sache aber merkwürdig!
 

„Kaiba? Bist Du da?“
 

Keine Antwort, nur ein erneutes Knarren. Moment! Knarren aus Kaibas Büro? Völlig unmöglich, hat er nicht gesagt, dass sein Büro schalldicht wäre? Ich lausche an der Tür und höre nichts, ich dreh mich um und versuche zu ergründen, aus welcher Richtung das Knarren kommt. Ich gehe nach links durch den Gang und entdecke eine kleine Tür an der Seite und merke zu meiner größten Verwunderung, dass diese Tür leicht geöffnet ist und dass das merkwürdige Knarren aus dem Inneren des Raumes zu kommen scheint. Ist da etwa nen Geist drin? Ich hasse Geister! Mir stehen die Haare zu Berge und mein Herz schlägt mir bis zum Hals, dennoch schiebe ich die Tür noch ein Stückchen weiter auf und erkenne absolut nichts. Es ist zu dunkel in dem Raum, es scheint nicht einmal ein Fenster zu geben, denn sonst würde wenigstens Mondlicht ins Zimmer scheinen, da heute Vollmond ist.
 

Langsam strecke ich meine Hand aus und suche nach einem Lichtschalter an der Wand. Ein ziemlich lautes Knarren lässt mich meine Hand ruckartig zurückziehen und einen Schritt nach hinten taumeln.
 

„Heilige Scheiße!“
 

Ich wünschte Tristan wäre hier, der kann mit sowas besser umgehen! Oder Tea, die würde jetzt so laut schreien, dass sämtliche Geister und Monster panisch die Flucht ergreifen!
 

„Sei kein Weichei, Joey, es gibt keine Geister und keine Monster!“
 

Allerdings war Atemu ein Geist, der Yugis Körper bewohnt hat und Monster sind mir in den letzten Jahren auch schon zu oft in die Quere gekommen, also nicht wirklich sehr beruhigend. Ich schüttle wütend den Kopf, keine Zeit für solche Waschlappenausreden, ich will jetzt endlich wissen, was dieses Knarren verursacht und wo Kaiba steckt! Der Wachmann hätte mich sicher nicht ins Gebäude gelassen, wenn Kaiba nicht mehr hier wäre!
 

Mit einem Schritt steh ich erneut vor der leicht geöffneten Tür, diesmal finde ich den Lichtschalter sofort und mit einem Ruck öffne ich die Tür ganz. Ich hätte sicher alles erwartet, eine Abstellkammer, eine Küche, lebende Duell Monster, nen fliegenden Geist, aber sicher kein Krankenzimmer mit einem schlafenden Kaiba auf dem einzigen Krankenbett!
 

„Was zum Geier?“
 

Kaiba dreht sich von einer Seite auf die andere, wobei das Bett ein sehr unschönes Knarren von sich gibt. Na ist das denn zu fassen? Was wird denn nun aus unserer Verabredung? Wozu bin ich jetzt den ganzen Weg hier her gekommen, wenn der werte Herr einfach pennt? Ich knurre leise vor mich hin und ziehe die Stirn in Falten. Es wäre nicht wirklich so, als wäre ich nur sauer auf Kaiba, ich bin wohl viel mehr sauer auf mich selbst, weil ich so ein elender Waschlappen war! Und ich bin frustriert, weil Kaiba einfach schläft, anstatt sich um mich zu kümmern, schließlich war er es, der mich hierher bestellt hat.
 

Na, wie auch immer, das wäre jetzt die perfekte Gelegenheit, um Kaiba mal in einem Zustand völliger Hilflosigkeit zu sehen, kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass ich ihn schlafend sehe, das wäre sogar das erste Mal, wenn ich es mir recht überlege. Leise schleiche ich mich durch das nun hell erleuchtete Krankenzimmer und auf das Krankenbett zu. Kaiba rührt sich nicht, schläft er wirklich so tief und fest, dass er mich nicht hört und nicht mal bemerkt, dass es so hell ist? Sein Gesicht zeigt in Richtung Wand, während er selbst halb auf dem Rücken liegt. Sein rechtes Bein ist leicht unter der dünnen, weißen Decke angewinkelt, sein linker Arm hängt am Rande des Bettes über der Decke, während sein rechter Arm unter der Decke verschwindet. Sein Brustkorp hebt und senkt sich leicht bei jedem Atemzug, ein wirklich friedliches Bild, würde er seine Stirn nicht so sehr in Falten ziehen.
 

„Wovon träumst Du, dass Du so ein Gesicht ziehst, während Du schläfst?“
 

Bestimmt träumt er davon, wie er mich am besten quälen kann, jetzt wo ich diesen Vertrag abgeschlossen hab. Ich seufze leise und wende mich zum Gehen und zucke erschrocken zusammen, als ich Kaibas leise Stimme höre.
 

„Moki.“
 

Moki? Meint er etwa Mokuba?
 

„Ich brauche keine Freundin, die nur hinter meinem Geld her ist, also lass mich in Ruhe!“
 

Ah ja, er träumt von ner erneuten Diskussion mit seinem Bruder in Punkto Freundin. Gibt es wirklich niemanden in Kaibas Leben, der ihn nur seiner selbst wegen liebt? Ist es wirklich so schwer, für einen Mann wie Kaiba, die richtige Partnerin zu finden? Hat er deshalb ausgerechnet mich gefragt, seine Frustration unter Kontrolle zu bringen? Weil ich absolut nichts von seinem Reichtum oder seinem Ansehen will?
 

„Was zum Geier hast Du in mir gesehen, dass Du mich so dicht an Dich heranlässt?“
 

Die Falten in Kaibas Stirn glätten sich und sekundenlang erscheint ein winziges Lächeln auf seinem Gesicht, so winzig, dass es mir entgangen wäre, hätte ich ihn nicht solange beobachtet. Ungläubig starre ich Kaiba an, fasziniert und zu Tode erschrocken zugleich.
 

„Köter.“
 

Ich schnappe nach Luft. Was zum Teufel!
 

„Grrrrrr, ich kill Dich eines Tages, Kaiba, verlass Dich drauf!“
 

Wütend stampfe ich zurück zur Tür, schlage beinahe den Lichtschalter kaputt und knalle hinter mir die Tür zu, so dass es durch den ganzen Flur schallt. Mit einem triumphierenden Grinsen höre ich Kaiba aus dem Bett fallen und laut fluchen, während ich den Gang zurückmarschiere, mir einen Block und einen Bleistift vom Schreibtisch seiner Sekretärin schnappe und eine Nachricht für Kaiba schreibe.
 

Wenn Du mich das nächste Mal in Dein Büro einlädst, sei bitte wach!
 

Joseph
 

PS: ICH BIN KEIN KÖTER!!!
 

Ich reiße den Zettel aus dem Block und stecke ihn in den Spalt zwischen Kaibas Bürotür und Türrahmen und mache, dass ich wegkomme, bevor Kaiba aus dem Krankenzimmer gestürmt kommen und mir an die Gurgel springen kann.
 

~~~~~

Fridays are bad days

Ich bin nicht abergläubisch. War ich noch nie. Ganz ehrlich nicht. Zumindest war das bis vor kurzem noch so. Heute allerdings bin ich kurz vor dem Verzweifeln. Dabei fing der heutige Tag noch ganz harmlos an. Ich war wie üblich ein klein wenig zu spät und musste wie üblich in wilder Hast meine Wohnung verlassen, um noch rechtzeitig in den Laden zu kommen. Also alles völlig routinemäßig. Bis mir an meiner Haustür einfiel, dass ich den Schlüssel für den Laden in meiner Wohnung gelassen hatte.
 

Ein kleiner Sprint hinauf in meine Wohnung erledigte dieses kleine Problem allerdings schnell und ich dachte mir noch nicht viel dabei. Ist nicht ungewöhnlich, dass ich Dinge zuhause vergesse, kein Grund zur Beunruhigung. Als ich dann jedoch den Schüssel für den Laden beim Aufschließen der Vordertür abbrach, wurde mir schnell klar, dass der heutige Tag sicher noch ein paar unerfreuliche Überraschungen für mich bereithalten würde.
 

Mit einem Anruf bei meinem Boss und dem Schlüsseldienst bekam ich dieses Problem zwar schnell in den Griff, aber es sollte nicht bei diesem einen Problem bleiben. Zwei Stunden nach Ladenöffnung fiel nämlich der Strom aus, merkwürdigerweise allerdings nur bei uns. Ich konnte beim Sicherungskasten keinen Fehler finden, vermutete also irgendeinen Kurzschluss in irgendeiner Steckdose, rief also notgedrungen einen Elektriker herbei, der sich um die Sache kümmerte. Es stellte sich heraus, dass im Lager ein Kabel in der Wand durchgeschmort war, nicht wirklich etwas Besonderes bei etwas älteren Häusern, aber verdammt ärgerlich.
 

Doch damit nicht genug, beim Einräumen einiger Bücher brach doch tatsächlich ein Regalboden unter der Last zusammen, so dass mich die herunterfallenden Bücher beinahe erschlugen. Wir hatten für solche Fälle zwar immer ein paar Ersatzbretter im Lager, allerdings war ich nun voller blauer Flecke, was wirklich schmerzhaft war. Als ich dann eine Pause machte und mir einen Schluck aus meiner Cola-Dose genehmigen wollte, war der Tag für mich allerdings endgültig gelaufen. Irgendein Schlaumeier musste die Dose nämlich vorher geschüttelt haben, bevor ich sie im Kiosk um die Ecke gekauft hatte, der ganze Inhalt der Dose ergoss sich nämlich direkt über mein T-Shirt und meine Hose. Ich hatte natürlich keine Wechselsachen dabei, so dass ich gezwungen war, den Laden für eine Weile zu schließen und mich in meiner Wohnung umzuziehen.
 

Leider kam es noch schlimmer. Denn kurz vor Ladenschluss betrat ein junger Mann den Buchladen, der hier irgendwie gar nicht hineinpasste und der nun direkt vor mir steht und mir eine, wie ich befürchte, echte, geladene Waffe vor die Nase hält. Kann es denn noch schlimmer kommen?
 

„Geld her oder ich knall Dich ab!“
 

Okay, es kann.
 

„Ganz ruhig, Junge, kein Grund gleich auf mich zu schießen.“
 

Genau, ganz ruhig Junge, mach jetzt bloß keinen Fehler! Hilfe! Ich bin zu jung zum Sterben!
 

„Gib mir einfach das Geld, dann schieß ich auch nicht!“
 

In meinen Ohren rauscht das Blut, panisch versuche ich eine Lösung für dieses Problem zu finden, mir fällt jedoch nichts ein, außer ihm einfach das Geld zu geben, das in der Kasse ist. Nur gut, dass ich vor wenigen Minuten die großen Scheine in den Safe weggeschlossen habe.
 

„Gib mir ne Sekunde, ich muss erst die Kasse öffnen.“
 

Langsam öffne ich die Kasse und behalte dabei die auf mich gerichtete Waffe genau im Auge.
 

„Das dauert mir zu lange! Beeil Dich gefälligst und schmeiß das Geld in eine Tüte!“
 

Der Typ fuchtelt wild mit der Waffe herum und schaut sich dabei immer wieder nervös im Laden um, als erwarte er von irgendwem gestört zu werden.
 

„Keine Panik man, es ist niemand sonst hier und so kurz vor Ladenschluss kommt nie jemand vorbei, wir haben hier nicht mal eine Videoüberwachung, also ruhig bleiben.“
 

Scheinbar glaubt der junge Mann mir, denn er wirkt nicht mehr so nervös und hält die Waffe wieder ruhig in der Hand, während er mich dabei beobachtet, wie ich das Geld aus der Kasse nehme und in eine Plastiktüte stecke.
 

„Mehr ist nicht drin?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Wir hatten einen schlechten Tag heute. Du weißt schon, Freitag der 13te und so. Wer kauft da schon ein Buch?“
 

„Dann mach den Safe auf! Aber zacki!
 

Mein Herz scheint mir buchstäblich in die Hose zu rutschen und doch bringe ich es tatsächlich fertig den Kopf zu schütteln und zu lügen, ohne dabei irgendwie nervös zu wirken.
 

„Ich habe leider keinen Schlüssel für den Safe und der Boss ist nicht mehr da.“
 

Mir wird die Waffe direkt an die Stirn gehalten.
 

„Du lügst! Mach den Safe auf oder Du hast eine Kugel im Kopf!“
 

Ich versuche ruhig zu atmen, damit meine Stimme nicht zittert und mich wohlmöglich verrät.
 

„Ich habe keinen Schlüssel, ich kann den Safe nicht öffnen.“
 

Der Typ schaut mich mit einem durchdringenden Blick an, als versuche er meine Gedanken zu lesen oder irgendwie zu ergründen, ob ich tatsächlich die Wahrheit sage. Vermutlich wäre er in der nächsten Sekunde einfach mit der Tüte und dem darin befindlichen Geld aus dem Buchladen gestürmt, ohne weiter nach dem Safe zu fragen, wenn nicht gerade in diesem Moment die Türglocke das Eintreten einer Person angekündigt hätte.
 

Innerhalb einer Sekunde passieren gleich drei Dinge auf einmal. Der junge Mann dreht sich erschrocken zur Seite, ich nutze den Moment seiner Unachtsamkeit, um ihm die Waffe abzunehmen und ihn bewusstlos zu schlagen, während der unerwartete Kunde den Möchtegerndieb zu Boden wirft.
 

Mit der Waffe in der Hand sinke ich in den Lesesessel hinter dem Ladentisch und schnappe keuchend nach Luft. Aus den Augenwinkeln registriere ich einen braunen Haarschopf und ich höre die Stimme, die mich seit einer Ewigkeit bis in meine Träume verfolgt.
 

„Eine falsche Bewegung und ich brech Dir beide Arme, Du Bastard!“
 

„Kaiba?“
 

Mit einer eleganten Bewegung erhebt sich Seto Kaiba und zieht den Möchtegerndieb auf die Beine, während er sich seine hellblaue Krawatte herunter reißt und dem Dieb die Hände hinter dessen Rücken fesselt.
 

„Alles okay, Wheeler?“
 

Ich bringe ein Nicken zustande.
 

„Ich lebe noch, falls Du das meinst. Danke der Nachfrage.“
 

„Lass mich los, Du Hurensohn!“
 

Kaiba drückt den Dieb den Ellenbogen ins Genick und presst ihn mit seinem ganzen Gewicht auf den Ladentisch.
 

„Halt die Klappe, Du Loser! Wheeler, ruf die Cops, die sollen sich um den Kerl kümmern.“
 

Ich nicke müde und ruf die Polizei, während der Möchtegerndieb laut protestiert, von Kaiba aber in Schach gehalten wird. 15 Minuten später ist dann auch dieses Problem beseitigt und ich schließe erleichtert die Ladentür ab, während Kaiba mich dabei beobachtet.
 

„Ist wirklich alles in Ordnung?“
 

Ich seufze leise und dreh mich zu ihm um.
 

„Mir geht‘s gut. Mir hält zwar nicht oft jemand eine Waffe an den Kopf, aber ich war schon einige Male in einer Situation in der es um Leben und Tod ging.“
 

Allerdings ist es eine Weile her und um ganz ehrlich zu sein, zittern meine Knie ziemlich heftig und meine Hände ebenfalls.
 

„Schau mal in den Spiegel, Du bist kreidebleich. Komm, ich bring Dich nachhause.“
 

Kaiba schiebt mich durch den Laden in Richtung Hintertür, nimmt mir den Schlüssel ab, verschließt die Tür hinter uns und schiebt mich dann in Richtung meiner Wohnung. Ich öffne meine Haustür und schau ihn fragend an. Er schiebt mich wortlos die Treppen hinauf zu meiner Wohnungstür, die ich ebenfalls öffne. Wieder werfe ich ihm einen kurzen fragenden Blick zu, den er kommentarlos beantwortet, indem er mich durch die Tür schiebt und ebenfalls eintritt. Er greift nach meinem Wohnungsschlüssel und verschließt die Tür.
 

In der nächsten Sekunde finde ich mich auf den Boden meines Flurs wieder, während Kaiba auf mir liegt und anscheinend versucht, mich mit Haut und Haar zu verschlingen. Er küsst mich so ungestüm, dass ich tatsächlich kurz befürchte von ihm gefressen zu werden. Es dauert ein paar Sekunden bevor ich mich und meinen Körper soweit unter Kontrolle habe, dass ich mich so bewegen kann, dass nun Kaiba unter mir liegt.
 

Unser Positionswechsel scheint ihm jedoch nicht sonderlich zu gefallen, denn schon kurze Zeit später liegt er wieder auf mir und küsst mir buchstäblich die Seele aus dem Leib. Mir bleibt kaum Zeit zum Luftholen oder für ein Wort des Protestes. Nicht einmal einen klaren Gedanken kriege ich zu fassen. Nur nebenbei registriere ich Hände unter meinem T-Shirt auf meiner nackten Haut und etwas Hartes, das sich an mein linkes Bein presst und mich erschrocken auf keuchen lässt.
 

Heilige Scheiße! Was hat der Kerl da in seiner Hose? Das Ding ist ja riesig! Zumindest fühlt es sich so an.
 

„Kaiba!“
 

„Kein Wort!“
 

Er küsst mich erneut und raubt mir auch noch das letzte bisschen Verstand und mir wird ruckartig bewusst, dass ich heute mit Sicherheit sterben werde, was mir allerdings nicht sonderlich schlimm vorkommt. Wenn ich dafür einen Seto Kaiba in mein Bett kriege, ist mir alles Recht!
 

~~~~~

Hot and dizzy

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hot and dizzy zensiert

Wer hat behauptet, dass man an einem Freitag den 13. nur Pech hat? Dem werde ich mal gehörig die Meinung sagen. Sobald ich wieder dazu komme, irgendetwas zu sagen. Keine Ahnung wie lange wir hier schon in meinem Flur rumlungern, aber scheinbar ist niemand von uns in der Lage diesen, wie ich anmerken muss, verdammt heißen Zungenkuss zu unterbrechen.
 

Zwischendurch hat Kaiba es geschafft sich seines weißen Jacketts zu entledigen und mir mein T-Shirt über den Kopf zu schieben und in irgendeine Ecke zu feuern, ohne mich zu Wort kommen zu lassen, während sein dunkelblaues Hemd noch immer irgendwie hinter seinem Rücken hängt, weil ich die silbernen Manschettenknöpfe an seinen Ärmeln nicht aufbekomme. Ich mein, wer trägt heutzutage noch sowas wie Manschettenknöpfe? Aber gut. Es passt zu einem Snob wie Seto Kaiba. Manschettenknöpfe sind irgendwie, wie würde er es ausdrücken, hochgradig elegant. Aber vielleicht war er auch nur unterwegs zu irgendeiner äußerst wichtigen Business Party seiner ach so großartigen Firma.
 

Fakt ist jedenfalls, dass er heute mit Sicherheit nirgendwo mehr hinkommt, außer vielleicht in mein Bett. Wenn ich ihn denn dazu bringen kann, sich endlich zu erheben. Ich will nicht hinterher daran erinnert werden, dass mein erstes Mal Sex mit einem verdammten Kerl ausgerechnet in meinem verdammten Flur stattfand! Verdammt!
 

„Kaiba…Bett…Jetzt!“
 

Okay, soweit so gut. Nicht wirklich elegant ausgedrückt, aber durchaus informativ, zu mehr war ich gerade nicht im Stande. Aber anscheinend hat Kaiba begriffen, was ich zu sagen versuchte, denn er zieht mich auf die Beine, jedoch ohne den Kuss zu unterbrechen. Wie er das schafft, ist mir ein Rätsel. Ich zieh ihn hinter mir her in Richtung meines Schlafzimmers und versuche dabei nicht über unsere Schuhe zu stolpern oder über mein T-Shirt, das sich direkt vor meiner Schlafzimmertür auf dem Boden befindet.
 

Ich überlasse es Kaiba, die Tür zu meinem Schlafzimmer zu öffnen und ich ziehe ihn erneut hinter mir her in Richtung meines Bettes, auf dem er mich dann einfach niederdrückt mit seinem ganzen Körper. Gut. Viel besser. Mein Bett ist doch viel bequemer und vor allem weicher als der Boden in meinem Flur. Jetzt muss ich nicht mehr befürchten morgen mit einem Hexenschuss rumzulaufen.
 

Kaiba macht sich am Gürtel meiner Jeans zu schaffen, warum er den Gürtel aber aus den Schlaufen zieht, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Bis zu dem Moment, an dem er sich meine Handgelenke greift und doch tatsächlich über meinem Kopf mit meinem verdammten Gürtel zusammenbindet!
 

Verdammter Kontrollfreak!
 

Doch er lässt sich nicht beirren. Zu meinem Unglück ist mein Bett ein einfaches Metallbett mit Lattenrost und Matratze. Kaiba scheint sich diesen Umstand zu Nutze zu machen, denn er bindet den Gürtel doch tatsächlich an den Metallstäben meines verdammten Bettes fest! Ich hasse mein Leben!
 

Während dieser ganzen Aktion lässt er es sich natürlich nicht nehmen, mich weiterhin buchstäblich zu verschlingen. Was ist mit dem Kerl los? Hat er tatsächlich sowas wie sexuelle Frustration? Oder genießt er es nur so sehr, endlich die volle Kontrolle über mich zu haben, so dass er sich nicht mehr zurückhalten kann?
 

Er richtet sich ein wenig auf und scheint sich sein Werk ausgiebig zu betrachten. Ich schnappe atemlos nach Luft, versuche mich zu befreien und starre ihn mehr als wütend an.
 

„Was zum Geier soll das?“
 

Kaiba grinst mich herausfordernd an und entfernt nebenbei seine Manschettenknöpfe, um sich sein Hemd wenig später auszuziehen.
 

„Ich will nicht, dass Du wegläufst, wie ein verängstigtes Kaninchen vor dem bösen Wolf.“
 

Ich knurre wütend.
 

„Ich hab Dir schon einmal gesagt, ich bin kein…“
 

Er unterbricht mich mit einem weiteren Zungenkuss, der mir den Verstand raubt.
 

„Verzeih, Du bist ja ein kleiner Straßenköter, zumindest knurrst Du genauso.“
 

Ich beiße ihm auf die Zunge, als er mich vom Antworten abhalten will. Er zieht sich etwas erschrocken zurück.
 

„Und beißen tust Du auch. Ich sollte Dir einen Maulkorb verpassen.“
 

Bevor ich irgendwie reagieren kann, zieht er sich seine Krawatte aus der Hosentasche und knebelt mich. Ich blinzle irritiert und versuche dann mit aller Gewalt Kaiba von mir runterzuschieben. Wirkliche Bewegungsfreiheit hab ich jedoch nicht, da meine Hände ja an mein Bett gefesselt sind. Der Kerl hat sie doch nicht mehr alle! Leider muss ich feststellen, dass Kaiba nicht so schwach ist, wie er auf den ersten Blick aussieht.
 

„Heute entkommst Du mir nicht.“
 

Er öffnet meine Jeans und zieht sie mir mit samt Shorts aus, nebenbei entfernt er auch noch meine Socken von meinen Füßen, so dass ich völlig nackt, gefesselt und geknebelt vor ihm auf dem Bett liege und absolut nichts vor seinem mehr als hungrigen Blick verstecken kann.
 

Wie war das noch? Freitag der 13. bringt immer Unglück? Oh, wie wahr das doch ist! Heute ist definitiv einer von diesen Tagen wo wirklich alles schief läuft. Hätte mir jemand vor ein paar Monaten gesagt, dass ich mich mal in so einer Situation wiederfinden würde, dann hätte ich ihn vermutlich einfach nur ausgelacht und für verrückt erklärt. Jetzt bleibt mir jedoch nichts anderes übrig als mich völlig nackt auf meinem Bett hin und her zu wälzen und an meinen Fesseln zu zerren, während ich Kaiba böse anfunkle und ihm gedanklich mein gesamtes Schimpfwörter-Repertoire entgegenschleudere, weil ich nicht nur gefesselt, sondern auch noch geknebelt bin.
 

„Oh ja, das gefällt mir.“
 

Ich sehe ein Grinsen auf Kaibas Gesicht, dass ich nur noch als verdammt hungrig beschreiben kann. Er entledigt sich seiner weißen Hose, seiner schwarzen Shorts und seiner schwarzen Socken. Ich starre ihn mit weit aufgerissenen Augen an, unfähig mich zu rühren oder ein Laut von mir zu geben.
 

Er ist einfach perfekt. In jeder Hinsicht. Er ist nicht blass, aber auch nicht sonderlich stark gebräunt. Er ist nicht behaart, obwohl wir mittlerweile alt genug sind, wo sowas völlig normal wäre. Vermutlich rasiert er sich jeden Tag am ganzen Körper oder nutzt irgendwelche Haarentfernungsmittelchen oder er lässt sich die Haare sogar mit Lasern entfernen, was ich mir bei ihm sogar eher vorstellen könnte. Die perfekte männliche Primadonna, Primo uomo würde Kaiba mich vermutlich jetzt berichtigen.
 

Ich werfe einen ganz kurzen Blick auf meinen eigenen nackten Körper und seufze leise. Kleine blonde Härchen auf der Brust, kleine gekräuselte Härchen weiter unten. Behaarte Beine. Kleine und große Leberflecke gut verteilt, ein paar weiße Narben hier und da. Das Sinnbild eines wilden Straßenköters. Ich könnte mich ohrfeigen. Hätte ich gewusst, was heute auf mich zukommt, hätte ich mich vielleicht ein wenig mehr um mein Aussehen gekümmert. Aber nur vielleicht.
 

Kaiba reißt mich aus meinen Gedanken, als er sich wieder auf mich legt. Oh Gott ist er heiß! Oder bin ich das? Ich recke mich ihm entgegen, fordernd, ohne zu wissen was ich eigentlich von ihm will. Er drückt mich wieder aufs Bett [...] Mir wird schwindlig. Verkrampft schließe ich meine Augen und stöhne laut. Kaiba bewegt sich auf mir, [...] seine Bewegungen werden schneller, ich schlinge meine Beine um seine Hüften und das erregende Gefühl seiner körperlichen Nähe wird intensiver.
 

Ich bin zu keinem klaren Gedanken mehr fähig [...] dabei liegen wir nur aufeinander. Doch dieses Gefühl völliger Hilflosigkeit erregt mich genauso stark, wie es mich zuvor erschreckt hat. Ich spüre plötzlich eine Hand an meinem Hintern [...]
 

Ich stöhne unkontrolliert und höre sein lautes Atmen neben meinem linken Ohr. [...] Ich stöhne vor Schmerz auf, recke mich ihm jedoch entgegen. Er drückt mich erneut zurück aufs Bett und zieht seine Hand wieder zurück. Ich öffne meine Augen, starre ihn an, er schaut zurück mit diesem hungrigen Blick, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagt.
 

„Bereit?“
 

Kurz denke ich darüber nach, den Kopf zu schütteln, nicke jedoch. [...] Ich ziehe ihn ruckartig mit meinen Beinen dichter [...] und schreie meinen Schmerz hinaus, sofern es mir mit dem Knebel im Mund möglich ist. Kaiba beißt mir in den Hals und stöhnt laut. Scheinbar hat er nicht damit gerechnet.
 

„Du bist wahnsinnig!“
 

Er vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge und atmet unkontrolliert, bewegt sich keinen Millimeter. Ich [...] registriere zu meiner größten Verwunderung, dass Kaiba gerade in mir gekommen ist! Ich unterdrücke den plötzlichen Impuls ihn auszulachen und beiße nur in meinen Knebel.
 

Der so durch und durch perfekte Seto Kaiba ist in Wirklichkeit ein Schnellschießer.
 

„Ein Wort davon und Du bist tot.“
 

Es ist nur ein eisiges Flüstern, aber ich erkenne den Ernst in diesen Worten. Ich nicke nur. Ich hatte ohnehin nie vor irgendwem davon zu erzählen, was ich mit Kaiba anstelle oder was er viel mehr mit mir anstellt. [...] ich schreie vor Erregung und Schmerz, der Knebel dämpft jegliches Geräusch, das ich verursache. Vielleicht war es doch eine gute Idee, das mit dem Knebel. Andernfalls würden meine Nachbarn spätestens jetzt an meinen Wänden klopfen und nach Ruhe schreien.
 

Wir sind hier nicht in Kaibas verdammter Villa, wo es keine verdammten Nachbarn gibt. Wir sind auch nicht in seinem verdammten schalldichten Büro, wenn niemand sonst mehr im verdammten Gebäude ist. Wir sind in meiner stinknormalen Wohnung in einem stinknormalen Wohnblock mit stinknormalen Betonwänden.
 

Ich glaub, ich hab noch nie so viel geflucht wie an diesem Abend. Aber ich schiebe das auf den Schmerz, der wirklich alle anderen Schmerzen, die ich bisher erdulden musste, in den Schatten stellt. [...] Mein Herz pocht so laut, dass ich nicht einmal mehr mein eigenes Stöhnen hören kann. Ich kralle meine Hände in den Ledergürtel, der noch immer um meine Handgelenke und an mein Bett gebunden ist. Ich habe erneut das Gefühl, dass ich heute sterben werde. Und erneut ist es mir vollkommen egal.
 

Ich hab den großartigen Seto Kaiba in meinem Bett, in mir. Welcher Tod könnte schöner sein als das? Mit diesem Gedanken und einem gedämpften Schrei erreiche ich meinen Höhepunkt, merke noch wie Kaiba erneut in mir kommt, dann wird plötzlich alles still.
 

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Same as always

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Same as always zensiert

Seufzend wache ich auf und dreh mich auf die Seite, dann zuckt ein heftiger Schmerz durch meinen Unterkörper und meinen Rücken hinauf. Ach ja, da war ja was. Ich öffne meine Augen und höre Vogelgezwitscher. Es muss also schon morgens sein, allerdings noch ziemlich früh, nur trübes Licht erhellt mein Schlafzimmer. Vermutlich bin ich gestern einfach in Ohnmacht gefallen, nachdem ich den besten Sex meines Lebens hatte…
 

Mürrisch streich ich mir mit beiden Händen durch die Haare und betrachte dann meine Handgelenke, ich sehe noch deutlich die Abdrücke, die mein Ledergürtel hinterlassen hat. Beim nächsten Mal sollten wir uns vermutlich eine andere Fesselmethode aussuchen, Ledergürtel sind jedenfalls etwas ungeeignet…
 

„Ach scheiße, Du machst mich echt fertig, Kaiba!“
 

Ich schau mich in meinem Schlafzimmer um, Kaiba ist scheinbar nicht mehr hier. Ein wenig erleichtert und zugleich etwas enttäuscht werfe ich einen Blick unter meine Bettdecke. Ich bin nackt, aber anscheinend hat der verdammte Kontrollfreak zumindest alle Spuren des gestrigen Abends beseitigt. Wie anständig von ihm. Ich werfe die Bettdecke beiseite und versuche mich zu erheben, erneut durchzuckt mich ein heftiger Schmerz. Nun ja, ist allerdings auch kein Wunder, nach der gestrigen Tätigkeit…
 

Langsam und vorsichtig schleiche ich in mein Badezimmer, betrachte mein Spiegelbild. Ich seh aus wie immer, verstrubbelt, müde. Nichts hat sich verändert. Aber was hatte ich denn erwartet? Ich weiß es nicht. Ich betrachte meinen Hals etwas genauer. Da! Etwas ist doch anders als sonst. Ein ziemlich dunkelroter Knutschfleck direkt in meiner rechten Halsbeuge, da wo Kaiba mich gestern während seines ersten Höhepunkts gebissen hat. Beinahe ehrfürchtig streiche ich mit dem Zeigefinger über den Fleck. Es ist so passend. Immerhin bin ich sein Besitz, zumindest solange ich den Vertrag einhalte, den ich mit ihm habe.
 

Ruckartig wende ich den Blick von meinem Spiegel ab und steig in meine Duschkabine. Ich fühl mich nicht schmutzig, selbst nach der gestrigen Tätigkeit nicht, aber ich brauch jetzt eine Dusche, um wieder klar denken zu können. Irgendwie läuft mein Gehirn noch langsamer als sonst und das gefällt mir nicht. Ich dreh das Wasser auf heiß und zucke leicht zusammen, es brennt auf meiner Haut, doch das ist jetzt egal.
 

Ich hatte Sex. Mit einem Kerl. Mit Seto Kaiba. Der Seto Kaiba, von dem ich noch vor mehr als sieben Wochen angenommen hatte, er wäre asexuell. Hab ich mich wirklich so sehr geirrt? Hat er doch sowas, wie sexuelle Frustration? Sexuelle Bedürfnisse, die er nicht kontrollieren kann? Die er nicht mit einer Frau ausleben kann, zumindest nicht in diesem Maße? Er war immerhin verdammt heiß und verdammt hungrig. Ich hab den beherrschten Firmenleiter noch nie so außer Kontrolle gesehn, so hemmungslos. Was war los mit ihm?
 

Nachdenklich lehne ich mich an die Fliesenwand meiner Duschkabine und lasse das heiße Wasser auf mich niederprasseln. Hat sich jetzt irgendwas zwischen uns verändert? Okay, wir hatten Sex. Wir haben einen Vertrag. Es wird vermutlich noch weitere Male geben, wo wir Sex haben. Aber es ist eben nur Sex, oder? Nur etwas Geschäftliches. Zu seinem Vergnügen. Also nicht, dass ich nicht auch auf meine Kosten gekommen wäre, oder so, denn das bin ich durchaus, wie ich leider zugeben muss. Er ist gut im Bett, mal abgesehen davon, dass er anfangs zu früh gekommen ist. Vermutlich war er einfach nur total überreizt. Ist mir auch schon mal passiert.
 

Aber was wird nun werden? Wie lange wird das gut gehen? Wie lange wird er mich für sein Vergnügen in Anspruch nehmen? Wie oft wird er mich anrufen und mich zu sich bestellen, jetzt wo wir das erste Mal hinter uns haben? Immerhin ist schon der 14. April, er hat sich extrem viel Zeit gelassen, irgendwie kam immer irgendetwas dazwischen. Bei unser ersten Verabredung hat er ja in diesem Krankenbett gepennt, beim zweiten Mal musste er plötzlich ganz dringend für einige Tage in die USA, weil es dort ein Problem gab, beim nächsten Mal war Mokuba plötzlich schwer erkältet. So ging das die ganze Zeit über. Sieben Wochen lang. Und nun? Ja. Wir hatten Sex. Und es war klasse. Aber wird es jetzt wieder sieben Wochen dauern, bis zum nächsten Mal? Wird es überhaupt ein nächstes Mal geben?
 

Ein wenig frustriert wasche ich mir die Haare, als könnte ich mir damit die Gedanken aus meinen Kopf waschen. Es ist alles wie immer. Ich fühl mich nicht anders als sonst. Und Kaiba ist vermutlich noch immer ein Arschloch. So irgendwie jedenfalls. Wenn er nicht grade die Kontrolle über sich verliert und kleine blonde Jungs vernascht. Ich grinse leicht und schließe meine Augen und sehe ihn vor mir. Nackt, mit diesem hungrigen Blick. Und es erregt mich. Ist wirklich alles wie immer?
 

Ich spül mir den Schaum aus den Haaren und schäum dafür meinen Körper ein. Ich bin erregt, trau mich aber nicht, etwas dagegen zu unternehmen oder dafür. Es ist nicht so, als hätte ich noch nie masturbiert. Aber irgendwie will ich dabei nicht an Kaiba denken. Bisher hatte ich sowas vermeiden können, trotz meiner ziemlich erotischen Träume, die ich in den letzten Wochen von ihm hatte. Doch jetzt, wo ich ihn in voller Pracht gesehen hab und sogar Sex mit ihm hatte, weiß ich ganz genau, wer mir in den Sinn kommt, sollte ich versuchen, mich selbst zu befriedigen. Früher war es immer Mai, die mir bei solchen Gelegenheiten in den Sinn kam, oder ein süßes Mädel, das ich auf der Straße getroffen hatte. Einmal kam mir sogar Tea in den Sinn, nachdem ich sie in einem verdammt engen Bikini gesehen hatte, der wirklich nur das Nötigste versteckte.
 

Aber jetzt? Werde ich Kaibas Namen stöhnen, wenn ich zum Höhepunkt komme? Gestern konnte ich ja nichts sagen, ich war ja geknebelt. Ich spüre seine Hände auf mir und weiß doch, dass es nur meine eigenen sind. Hat er mich überhaupt so berührt, gestern? Ich kann mich nicht daran erinnern. Mir war so heiß. Und er so hemmungslos. Vermutlich hat er nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, mich mit seinen Händen wirklich zu ertasten, meine Haut zu fühlen, mich zu streicheln. Nicht das ich darauf irgendwelchen Wert gelegt hätte [...] Ich war auch so schon erregt genug.
 

Ich spüre, wie meine Hände wie von selbst nach unten wandern [...] und sehe Kaiba vor mir, wie er vor meinem Bett steht und auf mich niederblickt und mich förmlich mit seinen Augen verschlingt. Mir ist heiß und das kommt nicht nur von dem heißen Wasser. Ich spüre seinen nackten Körper auf mir, seine Wärme. [...]
 

Aber meine Gedanken sind frei. Ich kann mir vorstellen, was ich will. Er kann mich nicht daran hindern. Ich sehe ihn vor mir, wie er auf den Knien vor mir sitzt, zu mir aufblickt, mich mit seinen blauen Augen fixiert, diesem hungrigen Blick [...] Ich höre mein eigenes Stöhnen laut in der Duschkabine wiederhallen. Spüre meine heißen Hände [...] spüre die schnellen Bewegungen und wünsche mir, Kaiba wäre jetzt hier. [...] und ich sinke erschöpft an der Fliesenwand hinab. Das nur noch lauwarme Wasser spült die Folgen meiner Tätigkeit fort.
 

Vielleicht ist doch nicht alles wie immer und vielleicht wird es auch nie wieder so sein.
 

„Was soll nur aus uns werden, Kaiba?“
 

Das Wasser wird kälter, mühsam richte ich mich auf, stell das Wasser ab und verlasse meine Duschkabine, um mich abzutrocknen und mir die Zähne zu putzen. Mit dem Handtuch um der Hüfte geh ich zurück in mein Schlafzimmer, meine Sachen liegen fein säuberlich zusammengelegt auf meinem Schreibtischstuhl. Da war also der Ordnungsfanatiker Kaiba am Werk. Kopfschüttelnd dreh ich mich wieder um, ohne mich anzuziehen. Es ist Samstag und ich brauch jetzt erstmal nen Kaffee, arbeiten muss ich heute nicht.
 

Ich gehe langsam durch meinen Flur, mein Hintern tut weh, ich öffne die Küchentür und erstarre mitten in der Bewegung, mit der Hand am Türgriff. Ich wisch mir über die Augen, zieh die Tür wieder zu, um sie dann erneut zu öffnen. Das Bild, das ich zuvor vor Augen hatte, verschwindet jedoch nicht.
 

Da sitzt Kaiba. In seinem weißen Anzug. Auf einem Stuhl. An meinem Küchentisch. Mit einer Kaffeetasse in der Hand. Als wäre er hier zuhause. Ich merke, wie mir das Handtuch von der Hüfte rutscht, sehe, wie er eine Augenbraue hebt, mich amüsiert beobachtet, spüre, wie ich erröte unter seinem hungrigen Blick und denke:
 

Oh mein Gott! Ich hab mich grade unter der Dusche selbstbefriedigt und dabei an ihn gedacht! Und das während er sich noch in meiner Wohnung aufhält, in meiner Küche! Die sich außerdem auch noch direkt neben meinem verdammten Badezimmer befindet!
 

„Hast Du etwa noch immer nicht genug?“
 

Ich blinzle verwirrt.
 

„Häh?“
 

Klasse, äußerst intelligenter Kommentar von mir! Kaiba deutet mit der Kaffeetasse auf meine untere Körperhälfte, ich schau an mir hinab und schlucke nervös. Ich bin schon wieder hart! Dabei hatte ich doch grade erst! Ich werfe ihm einen unsicheren Blick zu und grinse etwas schief.
 

„Naja. Schon möglich?“
 

Er erhebt sich elegant, stellt die Kaffeetasse neben meiner Spüle auf den Küchenschrank und kommt langsam auf mich zu. Er ist angezogen, ich bin nackt. Ich wage nicht, mich irgendwie zu rühren, bin wie erstarrt. Nur knapp vor mir bleibt er stehen, streicht beinahe zärtlich mit einem Finger über mein bestes Stück und mir knicken dabei beinahe die Beine ein.
 

Stöhnend kralle ich meine rechte Hand in den Türrahmen, um mich aufrecht zu halten. Wieder streicht mir Kaiba mit einem Finger über meinen persönlichen Drachen, beobachtet mich. Ich bin unfähig, irgendetwas zu sagen oder zu tun und starre ihn nur atemlos an. Er greift mir mit der linken Hand um die Hüfte, zieht mich in meine Küche, während er rückwärts auf meinen Küchentisch zusteuert und dabei fast zärtlich über mein bestes Stück streicht. Er sagt kein Wort. Und ich frage mich, was er vorhat.
 

Er drückt mich rücklings auf meinen Küchentisch, so dass ich jetzt auf eben diesem sitze und hoffe, dass er mein Gewicht auch tragen kann, könnte nämlich sonst sehr schmerzhaft für mich werden. Ich starre ihn an, schaue zu, wie er sich vor mir auf einen Stuhl setzt und meine Beine leicht auseinanderdrückt. Er fixiert mich wieder mit diesem hungrigen Blick von gestern, ich stöhne auf, kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Langsam senkt er seinen Kopf, noch immer streichelt er meinen persönlichen Drachen mit seinen Fingern. Die Hitze steigt mir zu Kopf [...] und ich werfe stöhnend meinen Kopf in den Nacken.
 

„Verdammt!“
 

Ich kann seine Lippen spüren, seine Zunge, seine Zähne, seine heiße Mundhöhle. Wie er saugt, wie er knabbert, wie er zärtlich massiert. Ich spüre, wie ein heißer Finger [...] langsam eindringt, immer tiefer. Ich höre mein eigenes Stöhnen, mein Herzschlag dröhnt mir in den Ohren. Meine Hände krallen sich verzweifelt in die Kanten meines Küchentisches, meine Beine zucken unkontrolliert. Ich schau wieder auf ihn hinab, er schaut zu mir hinauf, knabbert an mir, ich stöhne laut, schließe kurz die Augen vor Erregung.
 

Ein zweiter Finger sucht sich seinen Weg [...] ein Blitz zuckt durch meinen Körper, ich sehe Sterne. Der dritte Finger dringt [...] ein, ich beiße mir stöhnend auf die Unterlippe, schau dabei zu, wie Kaiba seinen Kopf auf- und abwärts bewegt. Langsam, als hätte er alle Zeit der Welt. Im gleichen Tempo bewegt er seine Finger [...] Er bringt mich um den Verstand!
 

„Schneller!“
 

Keuchend flehe ich ihn an, er lässt sich nicht erweichen, erhöht das Tempo nicht.
 

„Bitte!“
 

Er zieht seinen Kopf zurück, saugt [...] knabbert [...] leckt [...] saugt erneut [...] beißt [...] Er macht mich wahnsinnig!
 

„Seto! Bitte!“
 

Er blinzelt kurz, sein Blick wird dunkler, hungriger, wenn das überhaupt noch möglich ist. Dann bewegt er seine Finger so heftig, dass ich keuchend meinen Kopf in den Nacken werfe, erneut Sterne sehe und zum zweiten Mal an diesem Morgen zu meinem Höhepunkt komme [...]
 

„Oh Fuck!“
 

Was für ein geiler Samstagmorgen! Meinetwegen kann das immer so sein!
 

~~~~~

Love hurts

Seit fünf Minuten sitze ich in meiner Küche an meinem Küchentisch. Angezogen. Auf einem Stuhl. Nicht mehr nackt auf dem Tisch. Und Kaiba sitzt auf der anderen Seite mir gegenüber. Und ich wage nicht, ihm in die Augen zu sehn.
 

„Ich hoffe, Du hast für heute genug.“
 

Ich nicke nur knapp und peinlich berührt.
 

„Hm.“
 

Ich greife nach meiner Kaffeetasse, trinke einen Schluck, weil ein dicker Kloß in meinem Hals zu stecken scheint und ich ihn runter spülen will.
 

„Ich muss nämlich langsam los. Sonst macht sich Mokuba noch Sorgen.“
 

Erneut nicke ich und mir kommt plötzlich eine wichtige Frage in den Sinn.
 

„Wieso bist Du überhaupt noch hier? Ich dachte, Du wärst längst weg?!“
 

Hat er etwa mit mir einem Bett gepennt? Nicht dass ich mich trauen würde, ihn das zu fragen. Vielleicht hat es sich auch im Wohnzimmer auf der Couch bequem gemacht.
 

„Du warst bewusstlos.“
 

Ich starre ihn an.
 

„Und?“
 

Er weicht meinem Blick aus.
 

„Ich hab mir Sorgen gemacht. Ein wenig.“
 

Ich ertränke mein Grinsen mit einem Schluck Kaffee. Soso. Der werte Herr Kaiba vernascht nicht nur kleine blonde Jungs, er macht sich auch noch Sorgen um sie. Ein wenig.
 

„Hast Du in meinem Bett gepennt?“
 

Ich bin einfach zu neugierig. Er wirft mir einen Seitenblick zu.
 

„Ist das wichtig?“
 

Kurz denke ich nach, starre in meine Kaffeetasse, schüttle dann den Kopf.
 

„Eigentlich nicht. Du bist noch hier. Das genügt.“
 

Ich schau ihn wieder an, er nickt, wendet den Blick wieder ab.
 

„Gut.“
 

Ich deute mit der Kaffeetasse auf seinen weißen Anzug, den er noch immer trägt.
 

„Warum dieser Aufzug? Wolltest Du gestern irgendwohin?“
 

Er greift nun seinerseits zu seiner Kaffeetasse, trinkt einen Schluck.
 

„Nur eine eigentlich unwichtige Einweihungsparty von einem Hotel in der Innenstadt. Geschäftspartner von mir. Hab ihm gestern Abend noch abgesagt, nachdem…“
 

Er schweigt, trinkt erneut einen Schluck.
 

„…nachdem ich in Ohnmacht gefallen bin, weil Du so wild warst.“
 

Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, er wirft mir einen bösen Seitenblick zu, zuckt mit den Schultern.
 

„Was kann ich dafür, wenn Dein sowieso schon kleines Gehirn zu wenig Sauerstoff bekommt, nur weil ich Dich kneble und Dir auch noch den restlichen Verstand aus dem Kopf ficke.“
 

Ich schnappe überrascht nach Luft. Die Beleidigungen kenn ich ja von ihm, aber…
 

„Seit wann wirst Du ordinär?“
 

„Du bist halt kein guter Umgang für mich.“
 

Beleidigt zieh ich eine Schnute, wende mich von ihm ab und starre auf den Fußboden.
 

„Zwingt Dich ja niemand, Umgang mit mir zu haben.“
 

„Stimmt auffallend. Was mich zu der Frage bringt, warum ich überhaupt noch hier bin.“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Weiß ich doch nicht. Kann keine Gedanken lesen.“
 

„Vielleicht auch besser so.“
 

Neugierig schau ich ihn an. Mich würde jetzt wirklich interessieren, was er denkt. Dieser ach so perfekte Firmenleiter, der mich gestern ziemlich wild durchgevögelt hat und sich nun in meiner Küche aufhält, als wäre er hier zuhause und mit mir redet, als wäre das alles völlig normal.
 

„Darf ich Deine Gedanken erfahren?“
 

Er schaut mich an, zieht nachdenklich die Stirn in Falten und schüttelt den Kopf.
 

„Nein.“
 

Es klingt so endgültig, dass es mir fast das Herz zerreißt. Wird er sich mir je offenbaren? Mir seine tiefsten Gedanken verraten? Seine innersten Gefühle? Ich senke den Blick, starre in meine Kaffeetasse, nicke leicht.
 

„Okay.“
 

Ich akzeptiere seine Antwort, auch wenn ich deutlich einen Stich in meinem Herzen spüren, aber nicht erklären kann.
 

„Jetzt noch nicht.“
 

Mein Herz macht einen unerklärlichen Freudensprung und ein leichtes Lächeln zieht an meinen Lippen.
 

„Okay.“
 

Eine andere Frage schleicht sich plötzlich in meine Gedanken.
 

„Warum warst Du gestern bei mir im Laden, wenn Du unterwegs zu dieser Feier warst?“
 

Ich schau ihn neugierig an, er schaut zurück, nachdenklich.
 

„Das Hotel ist in der Innenstadt.“
 

„Sagtest Du bereits.“
 

„In der Nähe meines Firmengebäudes.“
 

Und mir geht endlich ein Licht auf.
 

„Du bist am Buchladen vorbeigefahren.“
 

Er nickt, sagt aber nichts.
 

„Hast vermutlich einen kurzen Blick durchs Schaufenster riskiert, weil da noch Licht an war.“
 

Wieder nickt er, schweigt aber immer noch.
 

„Du hast gesehen, was los war.“
 

Ein Nicken.
 

„Wie der Kerl mir die Waffe an den Kopf gehalten hat.“
 

Ein Stirnrunzeln und erneutes Nicken.
 

„Und Du hast ohne nachzudenken reagiert.“
 

Ein Seufzen und ein sehr zögerliches Nicken.
 

„Warst Du mit der Limousine unterwegs?“
 

Ein Kopfschütteln.
 

„Mein Porsche.“
 

Ein verstehendes Nicken von mir.
 

„Du bist also selbstgefahren, hast irgendwo draußen geparkt.“
 

Erneutes Nicken von ihm.
 

„Und bist einfach in den Laden geplatzt.“
 

Ein Schulterzucken und wieder ein Nicken.
 

„Ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken.“
 

Erneutes Schulterzucken von ihm.
 

„Du lebst noch.“
 

Ein Seufzen von mir.
 

„Ja. Und Du auch.“
 

Eine hochgezogene Augenbraue von ihm.
 

„Natürlich.“
 

Seufzend versuche ich seinen blauen Augen zu entkommen, die mich die ganze Zeit über zu fesseln schienen und starre auf meinen Küchenschrank.
 

„Danke.“
 

„Schon okay. Hätte ich für jeden andren auch getan.“
 

Ich werfe ihm einen amüsierten Blick zu und schüttle nachdrücklich den Kopf.
 

„Hättest Du nicht.“
 

Er zieht seine Stirn erneut in Falten, als würde er wirklich kurz darüber nachdenken.
 

„Eher nicht.“
 

„Außer für Mokuba.“
 

Er nickt.
 

„Außer für Mokuba.“
 

„Und dem Pharao Atemu.“
 

Kurz denkt er nach, nickt dann aber.
 

„Vermutlich.“
 

„Und Yugi.“
 

Er schüttelt erst den Kopf, nickt dann aber erneut.
 

„Möglicherweise. Vielleicht.“
 

„Und…“
 

Ich suche seinen Blick, schaue ihn ernst an, er schaut zurück.
 

„Und für mich.“
 

Kein Nicken, kein Kopfschütteln, kein Nachdenken, sondern nur ein einfaches:
 

„Ja.“
 

Mehr nicht. Und doch macht mein Herz einen erneuten, für mich unerklärlichen, Freudensprung. Was ist los mit mir?
 

„Danke.“
 

„Sagtest Du bereits.“
 

Ich seufze leise.
 

„Ich weiß. Aber trotzdem…“
 

Er bringt mich mit einer Handbewegung zum Schweigen.
 

„Schon gut. Vergiss das einfach. Du lebst, ich lebe und damit ist die Sache erledigt. Okay?“
 

Als ob ich das je vergessen könnte. Immerhin war dieser versuchte Überfall scheinbar der Grund dafür, dass ich wenig später den besten Sex meines bisherigen Lebens hatte! Dennoch nicke ich kurz.
 

„Okay.“
 

„Gut.“
 

Er stellt die leere Kaffeetasse auf den Tisch und erhebt sich.
 

„Ich muss jetzt wirklich los.“
 

Ich stell meine Tasse ebenfalls auf den Küchentisch und steh auf.
 

„Krieg ich noch nen Abschiedskuss?“
 

Er mustert mich skeptisch.
 

„Werd nicht überdramatisch.“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Du musst nicht, zwingt Dich keiner.“
 

Nachdenklich schaut er mich an, krallt sich dann den Kragen meines T-Shirts, zieht mich zu sich und küsst mich verlangend, so dass ich mich auf meinem Küchentisch abstützen muss, um nicht vor ihm auf die Knie zu sinken. Nach ein paar Herzschlägen lässt er von mir ab, dreht sich um, verlässt meine Küche ohne ein weiteres Wort und schließt hinter sich die Tür. Ich höre, wie kurz darauf meine Wohnungstür geöffnet und wieder geschlossen wird. Und ich sinke nun doch auf den Fußboden und fahre mir unruhig mit beiden Händen durch die Haare.
 

Und ich spüre, wie sich mein Herz verkrampft. Merke, wie sich kleine Tränen in meinen Augen sammeln. Und ich erinnere mich, dass ich schon einmal so ein Gefühl hatte. Nicht ganz so schmerzhaft, wie jetzt gerade, aber ähnlich. Damals, als Mai nach ihrem Duell mit Marik im Koma lag. Und damals, als sie das erste Mal fortgegangen ist, nach dem Battle City Turnier. Und damals, als ich Mai wiedertraf und sie meine Seele rauben wollte, um sie diesem Levi-Dingsbums zu opfern. Und damals, bevor ich meine Seele in dem Duell gegen sie verlor. Und damals, als sie erneut fortging, um sich selbst zu finden. Und jedes Mal, wenn ich sie wiedersehe und sie mich wieder verlässt.
 

Und ich kann dieses Gefühl, das ich gerade verspüre, beim Namen nennen. Und es erschreckt mich und lässt mich meine Haare raufen.
 

Ich bin verliebt.

Mehr als das.

Über das simple Stadium der Verliebtheit bin ich scheinbar schon weit hinweg.

Es ist Liebe.

Hoffnungslose Liebe.

Hoffnungslos, weil ich sie für einen Kerl empfinde.

Hoffnungslos, weil ich einen Vertrag mit ihm habe und das zwischen uns nur geschäftlich ist.

Hoffnungslos, weil es natürlich ausgerechnet Seto Kaiba sein muss, den ich liebe.
 

Ich liebe ihn.

Und ich könnte schreien, vor Wut, vor Verzweiflung.

Doch kein Wort kommt über meine Lippen.

Stumm starre ich auf meine Küchentür, durch die er gerade noch hindurch gegangen ist.

Und endlich verstehe ich, was mir mit los ist, was scheinbar schon lange mit mir los war.

Und ich hasse ihn dafür!

Und doch liebe ich ihn.
 

Hoffnungslos.
 

~~~~~

Understanding

Seufzend erhebe ich mich vom Fußboden meiner Küche, streich mir noch einmal durch die Haare und versuche an nichts zu denken. Ich brauch frische Luft. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass es mich so hart treffen würde. Liebe ist wirklich das Letzte, womit ich, in Bezug auf Kaiba, gerechnet hätte. Enge Freundschaft, ja. Sexpartnerschaft auch, in Anbetracht der Tatsache, dass diese ganze Vertragssache ja darauf hinaus lief. Aber richtige Liebe?
 

Ich wisch mir ein paar Tränen aus den Augenwinkeln, verlasse meine Küche, zieh mir im Flur die Schuhe an, schnapp mir meinen Wohnungsschlüssel und meine dünne Jacke, verlasse meine Wohnung, schließ hinter mir ab, schleiche langsam die Treppen hinunter, trete durch meine Haustür auf den Gehweg und lenke meine Schritte wie ferngesteuert nach links, ohne zu wissen, wohin ich will. Hauptsache raus aus meiner Wohnung.
 

Ich muss irgendwohin, weit weg von hier, bevor ich mich dazu hinreißen lassen, mein Bett zu zertrümmern, auf dem ich gestern Abend Sex mit Kaiba hatte, oder meine Duschkabine, in der ich mich heute Morgen selbstbefriedigt habe, während ich an ihn dachte, oder meinen Küchentisch, auf dem ich vor kurzem noch saß, während er mich mit dem Mund verwöhnt hat……
 

Ich muss hier weg.
 

In Gedanken versunken, die Hände in den Hosentaschen vergraben, mit gesenktem Kopf und ziellos streife ich durch die Stadt, vorbei an Schaufenstern, geparkten Autos, Straßenlaternen, Mülltonnen, stehenden und gehenden Menschen. Und ich frage mich, ob ich der Einzige bin, der sich mit dem Problem der einseitigen Liebe herumschlagen muss. Ob ich der Einzige bin, der sich ausgerechnet in das eigene Geschlecht verknallt hat.
 

Es ist nicht so, als hätten mich je andere Männer interessiert, ich bin also definitiv nicht schwul und auch nicht bisexuell, nicht mal annähernd. Und trotzdem konnte ich es nicht verhindern, dass ich Kaiba mit anderen Augen zu sehen begann. Und ihm jetzt hoffnungslos verfallen bin. Das hab ich nicht kommen sehen. Wie hätte ich auch? Ich war schon immer ein Spätzünder, der nie rechtzeitig erkannte, was Sache war. Und jetzt bin ich in eine Sache gerutscht, aus der ich nicht mehr rauskomme. Zumindest nicht allein.
 

Was soll ich tun? Jetzt wo ich es weiß. Soll ich es ihm sagen? Soll ich ihn bitten, mich wieder aus dem Vertrag zu entlassen? Soll ich so tun, als wäre nichts und trotzdem Sex mit ihm haben? Könnte ich das verkraften? Kann ich ihm überhaupt noch in die Augen schauen, ohne in Tränen auszubrechen oder ihm meine Faust ins Gesicht zu donnern?
 

Ich brauch einen Rat. Aber ich darf mit niemandem darüber reden, was ich mit Kaiba getan habe, also, was soll ich tun?
 

„Joey?“
 

Erschrocken bleibe ich stehen, schaue nach vorn und blinzle etwas verwirrt.
 

„Yugi? Was machst Du denn hier?“
 

Er steht direkt vor mir, mit ein paar Einkaufstüten in den Händen. Er deutet mit dem Kopf ein wenig nach links.
 

„Ich wohne hier, schon vergessen?“
 

Ich schau ebenfalls nach links und sehe Opa Mutous Spieleladen. Scheinbar haben mich meine Schritte wie von selbst zu meinem besten Freund gelenkt. Doch was soll ich hier? Ich kann nicht mit ihm reden. Nicht jetzt. Und auch nicht später. Ich schau ihn wieder an und zucke mit den Schultern.
 

„Bin nur rein zufällig hier. Wollt Dich nicht stören. Bin wieder weg.“
 

Ich weiß nicht, was er in meinen Augen oder an meinem Verhalten erkennen kann, aber sein Blick wird sorgenvoll und er kommt einen Schritt auf mich zu.
 

„Ist was passiert? Willst Du reden?“
 

Ich seufze leise, scharre unruhig mit den Füßen auf dem Asphalt, kicke einen kleinen Kieselstein beiseite und vergrab meine Hände noch tiefer in meine Hosentaschen.
 

„Ich kann nicht.“
 

„Aber Du brauchst dennoch einen Rat, oder?“
 

Nachdenklich zieh ich meine Stirn in Falten, Yugi ist erwachsen geworden, er ist nur noch knapp einen Kopf kleiner als ich, aber seine noch immer hochstehenden Haare gleichen den Größenunterschied locker aus. Yugi ist ein guter Ratschlag Geber und er fragt nie viel, versteht aber dennoch, was man sagen will. Vielleicht sollte ich mit ihm reden, ohne Kaibas Namen zu erwähnen? Ihm einfach nur sagen, dass ich neuerdings einen Mann liebe? Wie würde er reagieren, wenn er es wüsste? Würde er mich von sich stoßen? Mich verurteilen? Oder würde er es verstehen? Er ist mein bester Freund! Ich will ihn nicht wegen so einer Sache verlieren. Was soll ich tun?
 

„Nun komm schon rein. Trink wenigstens einen Kaffee mit mir, vielleicht kannst Du dann darüber reden, was Dich bedrückt. Opa ist nicht da, hat eine Verabredung mit Professor Hopkins im Museum. Und Mutti ist beim Frisör.“
 

Zögernd nicke ich ihm zu, er dreht sich um, geht auf den Spieleladen zu und ich folge ihm schweigend, fast ängstlich und unsicher. Soll ich wirklich mit ihm reden? Ich weiß die Antwort nicht. Schweigend folge ich Yugi in die Küche, er stellt die Einkaufstüten auf den Fußboden und kümmert sich um den Kaffee.
 

„Geh schon mal in mein Zimmer. Ich komm gleich nach.“
 

Ich nicke ihm stumm zu, verlass die Küche wieder und schleiche hinauf in Yugis Zimmer, in dem ich schon so oft gewesen bin. Und irgendwie habe ich Angst davor, dass es vielleicht das letzte Mal sein wird, wo ich sein Zimmer von innen sehe oder dieses Haus. Ich setz mich auf Yugis Bett und starre durch sein Dachfenster hinauf in den Himmel. Er ist dunkelblau, wie Kaibas Augen. Ein paar weiße Wolken ziehen vorbei und ich sehe seine drei weißen Drachen vor mir. Mürrisch wende ich den Blick ab. Yugi kommt mit einem Tablett durch die Tür.
 

„Zucker? Milch?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Weder noch. Ich nehm schwarz.“
 

Er stellt das Tablett auf seinen Schreibtisch und reicht mir eine Tasse.
 

„Danke.“
 

Er setzt sich verkehrt herum auf seinen Schreibtischstuhl und greift sich ebenfalls einen Kaffee.
 

„Also, fang an. Was ist los? Was hast Du für ein Problem? Erzähl.“
 

Ich halte mich seufzend an meiner Kaffeetasse fest und blinzle ein paar Tränen weg, die sich in meinen Augen sammeln wollen.
 

„Mein Problem nennt sich Liebe.“
 

Er strahlt mich an, mit seinem Strahlelächeln und ich wende den Blick von ihm ab.
 

„Aber das ist doch super! Es ist Mai, oder?“
 

Ich wusste, dass diese Frage kommen würde. Ich schüttle seufzend den Kopf.
 

„Oh. Aber ich dachte…ist es jemand den ich kenne?“
 

Ich nicke niedergeschlagen.
 

„Hm. Miho?“
 

Ich seufze, trinke einen Schluck vom heißen Kaffee und schüttle den Kopf.
 

„Mayumi?“
 

Erneut schüttle ich den Kopf.
 

„Es ist doch nicht etwa Tea!“
 

Ich schau ihn ernst an und schüttle den Kopf. Er seufzt erleichtert.
 

„Na, ein Glück.“
 

„Yugi?“
 

„Ja?“
 

Tief hole ich Luft und seufze.
 

„Es ist ein Mann. In meinem Alter. Und bevor Du fragst, ich kann Dir nicht sagen, wer es ist. Aber keine Sorge, Du bist es nicht. Also nicht, dass ich Dich nicht mag und so, aber halt nur als Freund, Du weißt schon…“
 

Ich zucke mit den Schultern, zeige ihm ein schiefes Grinsen und warte angespannt auf seine Reaktion. Seine Reaktion ist nicht das, was ich erwartet hätte. Ich sehe plötzlich Tränen in seinen Augen, er stellt seine Kaffeetasse etwas zu schnell auf dem Tablett ab, so dass der Kaffee etwas überschwappt und dann fällt er mir einfach um den Hals, so dass ich fast meine eigene Kaffeetasse fallen lasse.
 

„Hey, vorsichtig! Der Kaffee ist heiß!“
 

Ich drück ihn etwas von mir weg und stell meine Tasse auf dem Boden neben dem Bett ab.
 

„Ach Joey!“
 

Ich spüre, wie sein Körper anfängt zu zittern. Was hat er?
 

„Was hast Du? Bist Du so schockiert, dass Du gleich in Tränen ausbrichst?“
 

Er schüttelt an meiner Schulter den Kopf und schaut mich einem wehleidigen Blick an, den ich schon einmal bei ihm gesehen habe. Damals, als der Pharao von uns ging.
 

„Ich kenn das Gefühl, Joey, ich versteh Dich!“
 

„Was meinst Du? Welches Gefühl?“
 

„Hoffnungslose Liebe, Joey. Hoffnungslose Liebe.“
 

Erneut krampft sich mein Herz zusammen und ich beiße die Zähne so hart aufeinander, dass mein Kiefer knackt. Yugi zieht sich ein wenig von mir zurück, wischt sich ein paar Tränen aus den Augen, legt seine Hände in seinen Schoß und starrt mit leerem Blick an mir vorbei.
 

„Weißt Du, Atemu war immer da, seit ich das Puzzle zusammengebaut hatte, er war immer da, wenn ich ihn brauchte. Ihr wart auch da, aber…bei ihm war das anders. Er war immer da. In jeder Sekunde. Ich musste nur in mich hineinhorchen und da war er. Er war einfach da. Jederzeit. Und dann…dann war er fort. Und ich war leer. Innerlich. Als er damals durch das Tor ging, hat es mir fast mein Herz zerrissen. Ich wollte ihn aufhalten, ihn anflehen, dass er bleiben soll. Für immer. Ich hab es nicht getan. Ich konnte nicht. Aber ich hab es damals gewusst. Ich hab ihn geliebt. Von ganzen Herzen. Er war ein Teil von mir. Ich war damals auch ein wenig in Tea verliebt, aber ich wusste, dass sie Atemu genauso liebte, wie ich es tat. In dieser Hinsicht waren wir gleich. Vielleicht mit ein Grund, warum wir jetzt zusammen sind. Um uns gegenseitig über den Verlust von ihm hinwegzutrösten. Also nicht, dass ich Tea nicht wirklich liebe, oder so. Und ich bin auch sicher, dass sie mich genauso liebt. Aber….“
 

Er wischt sich erneut ein paar Tränen aus den Augen und ich kann nicht anders, ich zieh ihn einfach in meine Arme, wuschle ihm durchs Haar.
 

„Ich weiß, Yugi. Ich weiß.“
 

Liebe ist unberechenbar.

Liebe tut weh.

Liebe macht einsam.

Liebe kommt unerwartet.

Liebe geht zu schnell vorbei.

Liebe ist grausam.

Little Problem

Es ist Donnerstag, der 19. April und Tristans 18. Geburtstag.

Fünf Tage ist es jetzt her, seit ich erkannt habe, dass ich Seto Kaiba liebe. Fünf Tage her, seit ich Yugi gestanden habe, dass ich einen Mann liebe. Fünf Tage her, seit er diese Tatsache einfach akzeptiert, ohne weiter nachzufragen, wer dieser Mann ist. Fünf Tage her, seit ich jemanden habe, der mich versteht, auch wenn ich es selbst noch nicht ganz verstehen kann. Fünf Tage her, seit ich Seto Kaiba gesehen oder mit ihm geredet habe.

Als ich Yugi verließ und etwas befreiter zurück in meine Wohnung ging, hat Kaiba mich angerufen, um mir mitzuteilen, dass er für einige Tage in die USA reisen müsse, vermutlich bis Ende des Monats, vielleicht auch länger. Ich war froh, dass er nur anrief und ich ihm nicht persönlich gegenüber stand, ich weiß nicht, was ich sonst getan hätte…

Ich hab nicht viel geredet, hab immer nur brav ‚ja‘ und ‚okay‘ gesagt. Ich glaube nicht, dass ihm irgendetwas an meinem Verhalten aufgefallen ist. Ich war jedenfalls heil froh, als er endlich wieder auflegte…
 

Mir geht’s etwas besser jetzt. Ich hab mich mit dem Gedanken, Seto Kaiba zu lieben, langsam aber sicher angefreundet. Allerdings habe ich noch keine Lösung für dieses Problem gefunden. Was wird passieren, wenn er mir wieder gegenübersteht? Wie werde ich auf ihn reagieren? Werde ich ihm die Wahrheit an den Kopf knallen? Vorzugsweise mit meinen Fäusten? Mit lauthals gebrüllten Worten? Mit einem leisen Flüstern? Oder werde ich einfach schweigen und gar nichts tun, außer mich vielleicht von ihm durchficken zu lassen, als wäre nichts weiter passiert?

Ich weiß es nicht. Ich finde keine Antwort. Keine Lösung für dieses Problem.
 

Ich versuch mich mit der Arbeit im Buchladen abzulenken, lese Bücher in meiner freien Zeit, Bücher über Homo- und Bisexuelle, denen es irgendwie genauso geht, wie mir gerade. Und ich versuche herauszufinden, was ich tun soll. Hier in Japan sind die Leute nicht so freizügig, wie in den USA, aber da wir ein internationaler Buchladen sind, gibt es hier so einiges an Lesestoff, den man hier in Domino sonst nicht finden würde. Bücher aus längst vergangener Zeit, neumoderne Literatur, Bücher aus fast allen Teilen der Welt. Ich hab hier sogar ein gebrauchtes Sachbuch gefunden über Homosexualität von Dr. Jürgen-Burkhard Klautke. Ich hab es mir noch nicht durchgelesen, irgendwie trau ich mich nicht. Denn das wäre irgendwie zu endgültig. Wenn ich dadurch vielleicht erkenne, dass ich vielleicht doch irgendwie schwul bin, auch wenn ich diese Gefühle bisher nur für einen einzigen Mann empfinde…
 

In wenigen Minuten treffe ich mich mit Tristan, Yugi und Tea in der Disko Starlight in der Innenstadt, um Tristans Geburtstag zu feiern, etwas zu tanzen und, wie Tristan meinte, Frauen anzubaggern. Ich hab keine Lust dazu. Also nicht, dass ich jetzt nicht mehr auf Frauen stehe oder so, im Gegenteil, aber ich hab grade wirklich ganz andere Sorgen…
 

„Joey!“
 

Ich schau nach vorn die Straße entlang. Etwas weiter hinten stehen Tristan, Yugi und Tea direkt vor dem Eingang der Disko. Ich winke ihnen zu.
 

„Bin gleich da!“
 

Langsam und ohne Hast geh ich auf meine Freunde zu, Yugi schaut mich besorgt an, seit unserer Unterhaltung haben wir uns nicht gesehen, ich schicke ihm ein aufmunterndes Lächeln zu, er lächelt zaghaft zurück und nickt. Es bedarf keiner Worte mehr zwischen uns. Er versteht, was ich ihm zu sagen versuche. Mir geht’s gut. Es ist alles okay. Kein Grund zur Sorge. Tea mustert mich ein wenig skeptisch, ich ignoriere sie. Tristan strahlt einfach nur übers ganze Gesicht und reibt sich die Hände.
 

„Wollen wir rein?“
 

Ich nicke ihm zu.
 

„Klar. Und, Happy Birthday. Geschenk willst Du ja nicht.“
 

„Nee, lass mal. Männer schenken sich nichts.“
 

Ich schüttle den Kopf. Sein üblicher Standartspruch.
 

Wir zahlen am Eingang unser Eintrittsgeld, kriegen einen Stempel auf die Hand und dann geht’s ab ins Getümmel. Es ist 22:00 Uhr und noch ruhig hier drin, die meisten tauchen hier erst nach Mitternacht auf, aber uns ist das egal. Jeder von uns hat sich für morgen frei genommen, wir haben also alle Zeit der Welt. Tristan arbeitet derzeit in einer Motorradwerkstatt und Tea nimmt professionellen Tanzunterricht, eigentlich wollte sie das ja in den USA machen, aber sie blieb wegen Yugi hier, der seinem Opa im Spieleladen hilft.
 

„Wollen wir erstmal was trinken? Ich bin immerhin endlich 18!“
 

Yugi und Tea schütteln beinahe synchron ihre Köpfe.
 

„Kein Alkohol für uns.“
 

Tristan nickt Tea zu und schaut dann zu mir. Ich zucke mit den Schultern.
 

„Wenn Du ausgibst?“
 

„Klar!“
 

Er grinst mich breit an.
 

„Was willst denn haben?“
 

Kurz denke ich nach. Was würde Kaiba trinken? Vermutlich irgendein teures Zeug, das ich nicht kenne. Ich zucke erneut mit den Schultern.
 

„Wenn Du mich so fragst, bring mir nen Glas Irish Single Malt Whiskey, wenn die das da haben, ansonsten nur irgendein Bier.“
 

Tristan zieht einer seiner Augenbrauen hoch, mustert mich skeptisch. Wundert mich nicht, immerhin ist der Whiskey mit meist 40,0 % Vol. schon ziemlich gewagt. Aber vielleicht haben die das ja auch gar nicht hier.
 

„Seit wann kennst Du Dich mit Alkoholsorten aus?“
 

Ich schau Tea mürrisch an.
 

„Ich sag nur: Vater. Wenn Du verstehst?“
 

Ihre Augen weiten sich ein wenig überrascht und etwas mitleidig. Ich winke mit der Hand ab.
 

„Schon okay, vergiss das wieder. Ist ja jetzt vorbei.“
 

„Kann mir jemand beim Tragen helfen?“
 

„Ich helfe Dir. Joey, Yugi, ihr sucht euch schon mal irgendwo einen Platz in einer Ecke, am besten dahinten irgendwo. Wir finden euch dann schon.“
 

Ich nicke Tea und Tristan zu und zieh Yugi an der Tanzfläche vorbei in die hintere rechte Ecke, der relativ großen Disko, zu ein paar, noch leeren, Tischen und setz mich an einen Vierertisch, auf einen bequemen Stuhl, Yugi setzt sich neben mich.
 

„Wie geht’s Dir?“
 

Ich schau mir die Tanzfläche an, auf der schon einige Paare nach einer relativ langsamen Musik tanzen.
 

„Ganz gut. Mittlerweile komm ich mit meinem Problem klar. So irgendwie jedenfalls.“
 

Ich höre ihn seufzen.
 

„Weiß er es schon?“
 

Ich schüttle seufzend den Kopf.
 

„Er wird’s vermutlich auch nie erfahren.“
 

„Aber…!“
 

„Ich weiß. Wenn ich es ihm nicht sage, werd ich es vermutlich bereuen, wenn er dann … nicht mehr da ist. Aber…“
 

Ich fahr mir mit einer etwas verzweifelt anmutenden Geste durch die Haare.
 

„…er ist nicht der Typ für solche Art der Beziehung. Es ist schon ein Wunder, dass wir überhaupt, Du weißt schon…halt sowas machen.“
 

„Wie kam es dazu?“
 

Ich grinse ihn an und zucke mit den Schultern.
 

„Du kennst mich doch. Joey Wheeler und seine große Klappe. Und bloß keinen Rückzieher machen. Und schwups, sitzt er mitten in der Scheiße. Buchstäblich bis zum Hals.“
 

Er nickt, zeigt mir ein zaghaftes Lächeln, greift nach meiner rechten Hand, die sich auf dem Tisch zu einer Faust geballt hat, ohne dass ich es gemerkt habe und drückt sie leicht.
 

„Wenn Du reden willst? Du weißt ja wo ich bin.“
 

„Worüber soll er mit Dir reden?“
 

Ich zieh meine Hand zurück und schau Tristan an, der mit zwei großen Gläsern vor dem Tisch steht. Tea steht mit zwei Cocktailgläsern, mit für mich undefinierbarem Inhalt, neben ihm. Ich ignoriere seine Frage und deute auf das Glas mit dem leicht goldgelben Inhalt in seiner rechten Hand.
 

„Mein Whiskey?“
 

Er stellt das Glas vor mir auf den Tisch.
 

„Ja. Bin überrascht, dass die hier sowas überhaupt haben.“
 

„Danke. Was hast Du? Wodka?“
 

Er schüttelt den Kopf
 

„Gin Tonic.“
 

„Ah ja. Also mehr der Gin-Trinker.“
 

„Nee, ist mein erster Versuch.“
 

„Na denn? Prost!“
 

Zu viert stoßen wir unsere Gläser an und nehmen einen Schluck von unseren gewählten Getränken. Der Whiskey brennt angenehm in meinem Hals und schmeckt feinmalzig mit einer deutlichen Sherrynote, vermutlich ein Bushmills. Hat mein Vater mir mal angedreht, als ich noch bei ihm gewohnt hab. Ganz okay. Vielleicht etwas zu fruchtig…
 

„Alter! Das ist ganz schön bitter.“
 

Ich werf Tristan einen amüsierten Blick zu.
 

„Soll ich für Dich austrinken?“
 

Er schüttelt den Kopf.
 

„Nee, schon okay, ich schaff das.“
 

Ich dreh mich zu Yugi und Tea um.
 

„Was habt ihr zwei?“
 

„Cinderella Cocktail.“
 

Ich starre Tea mit großen Augen an.
 

„Bitte was?“
 

Sie lächelt mich an, schaut kurz zu Yugi und dann zurück zu mir.
 

„Cinderella Cocktail. 10 ml Orangensaft, 10 ml Ananassaft, 2 cl Kokossirup, 2 cl Sahne, 2 cl Grenadine. Ohne Eis, aber mit Orangenscheibe und Schirmchen.“
 

Ich kann nicht anders. Ich lache sie aus. Grölend. Bei Tea versteh ich das noch, also Cinderella und so. Aber Yugi? Tea schüttelt missbilligend den Kopf, ich ignoriere sie, weil Tristan neben mir ebenfalls lautstark lacht, während Yugi ebenfalls leise vor sich hin kichert, aber es mit einem Schluck von seinem Cinderella Cocktail zu ertränken versucht.
 

„Das ist verdammt schwul, Tea! Du kannst doch Yugi nicht so ein Weibergetränk mitbringen!“
 

Ich muss mich verdammt stark zusammenreißen, um Tristan nicht meine Faust in die Fresse zu donnern und begnüge mich damit, ihn böse anzuzischen.
 

„Noch ein Wort und ich verpass Dir eine.“
 

Er schaut mich etwas überrascht an.
 

„Was denn? Ist doch wirklich schwul, also Cinderella und so, komm schon, Yugi ist nen Kerl, der kann doch nicht sowas trinken, er ist doch nicht schwul.“
 

Jetzt reicht‘s. Das war‘s. Ich trink mit einem Schluck meinen Whiskey aus, hau das leere Glas auf den Tisch, seh noch aus den Augenwinkeln Yugi aufspringen, weil er vermutlich ahnt, was ich grade vorhabe und donnere Tristan meine rechte Faust auf die Nase, so dass er mit dem Stuhl nach hinten wegkippt und mich mehr als erschrocken anstarrt. Ich ignoriere Teas Aufschrei, werf Yugi noch einen entschuldigenden Blick zu und verlasse wutentbrannt die Disko, ohne mich um die anderen Anwesenden zu kümmern.
 

Ich muss hier raus!
 

~~~~~

True Friends

Es ist Freitagmorgen. Gestern hab ich Tristan meine Faust ins Gesicht gedonnert, bin aus der Disko gestürmt und hab es beinahe sofort bereut. Ich hab überreagiert. Eindeutig. Allein das Wort schwul aus Tristans Mund hat mich rasend gemacht vor Wut. Und dann auch noch in Verbindung mit Yugi…

Früher hätte ich über so eine Bemerkung nur gelacht und Tristan zugestimmt, aber jetzt, wo ich weiß, was Yugi für Atemu empfunden hat und immer noch empfindet, auch wenn Atemu nicht mehr bei uns ist, jetzt, wo ich weiß, was ich für Seto Kaiba empfinde, jetzt bringt mich so eine unbedachte Äußerung völlig aus dem Gleichgewicht.

Yugi hat mich gestern sehr spät noch angerufen und gefragt, ob es mir gut geht. Ich hab mich bei ihm für meinen Wutausbruch entschuldigt, er hat gefragt, ob ich mit Tristan reden will, ihn aufklären will, ich hab gesagt, dass ich es nicht weiß, aber es wohl werde tun müssen, so irgendwie. Tristan war schon mein bester Kumpel, bevor ich auf Yugi traf. Wir haben viel zusammen durchgemacht. Ich will nicht, dass das Ganze wegen so einer Lappalie den Bach runter geht.

Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm und versuche mir Mut zuzureden, damit ich ihm die Wahrheit sagen kann, zumindest die halbe. Die ganze Wahrheit wäre vermutlich für jeden meiner Freunde ein zu großer Schock. Wäre es für mich auch, wenn ich nicht mitten drin stecken würde. Trotzdem war ich ja selbst schockiert genug…
 

„Joey?“
 

Ich schaue hoch. Tristans große Schwester steht mit ihrem frechen Sohn Johji vor Tristans Haus, vermutlich ist sie grade zu Besuch.
 

„Komm meiner Mama nicht zu nahe, Du verdammter Blondschopf!“
 

„Johji! Benimm Dich!“
 

„Ja, Mama.“
 

Ich starre Johji an, der sich hinter den Beinen seiner Mama versteckt und mir die Zunge rausstreckt, am liebsten würde ich ihn verprügeln, den kleinen, frechen Bengel! Das würde bestimmt witzig aussehen, 18 jähriger Raufbold verprügelt 3 jährigen Frechdachs … vermutlich mit Gratisausflug in den Knast…
 

„Willst Du zu Tristan?“
 

Ich nicke seiner großen Schwester zu, irgendwie fällt mir ihr Name nicht mehr ein, hab sie lange nicht gesehn…
 

„Ja. Ist er da?“
 

„Warte, ich schick ihn mal raus. Ach, bevor ich es vergesse, weißt Du, warum er gestern mit einer blutigen Nase nachhause kam?“
 

Ich schlucke nervös, zucke nur mit den Schultern. Was soll ich dazu sagen?
 

„Er wollt mir nichts sagen. Naja, vielleicht nur wieder die übliche Schlägerei. Ich schick ihn raus.“
 

Sie geht mit Johji an der Hand zur Eingangstür, Johji zieht hinter ihrem Rücken eine Grimasse, streckt mir die Zunge raus, ich lass mich dazu hinreißen, ihm meinen Stinkefinger zu zeigen und dann sind beide hinter der Tür verschwunden und ich stehe hier und warte auf Tristan und würde doch lieber davonlaufen und nicht mehr wiederkommen…
 

Zwei Minuten später taucht er in der Tür auf, mit nem breiten Pflaster auf der Nase und ich fang fast an zu lachen.
 

„Äh, ja, Sorry?“
 

Ich räuspere mich ein wenig, deute auf seine Nase.
 

„Tut‘s weh?“
 

Er wirft mir einen wütenden Blick zu, schließt hinter sich die Haustür.
 

„Willst Du’s mir erklären?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Wenn Du mich lässt?“
 

Er kommt auf mich zu, die Hände in den Hosentaschen seiner hellbraunen Stoffhose vergraben.
 

„Sonst wär ich wohl kaum hier.“
 

Ich deute mit dem Kopf die Straße entlang.
 

„Gehen wir nen Stück?“
 

Er lenkt seine Schritte nach rechts, geht an mir vorbei, wortlos. Ich folge ihm, ebenso schweigend. Eine ganze Weile gehen wir schweigend die Straße entlang, jeder für sich in Gedanken versunken, dann ergreift er zuerst das Wort.
 

„Und?“
 

Und ich platze einfach mit der Wahrheit raus, so wie bei Yugi Tage zuvor.
 

„Ich bin schwul, Tristan. Oder zumindest bisexuell.“
 

Er bleibt ruckartig stehen, dreht sich zu mir um und starrt mich aus schockgeweiteten Augen an. Ich bleibe ebenfalls stehen.
 

„Du bist was?“
 

„Bisexuell. Vermutlich. Ich steh immer noch auf Frauen. Aber…“
 

Ich fahr mir mit einer Hand durch die Haare, Tristan schaut mich noch immer ungläubig an, kann das Ganze vermutlich noch immer nicht richtig erfassen. Wundert mich nicht. Ich versuche es ihm in langsamen Schritten zu erklären.
 

„Naja. Ich liebe halt einen Mann. Einen Mann. Einen Einzigen. Ansonsten bevorzuge ich noch immer Frauen. Trotzdem macht es mich irgendwie bisexuell. Und bevor Du gleich die Flucht ergreifst. Du bist nicht gemeint. Und auch nicht Yugi. Oder Duke. Oder Ryo.“
 

Nichts davon ist gelogen. Die reine Wahrheit. Auch wenn das Schockierendste noch fehlt. In der nächsten Sekunde hab ich seine Faust im Gesicht, schmerzhaft. Ich weiche keinen Schritt zurück. Ich hab’s verdient.
 

„Und deswegen verpasst Du mir ne blutige Nase?“
 

Ich zucke mit den Schultern, schau ihn ernst an.
 

„Hab überreagiert.“
 

Tristan sieht verdammt wütend aus.
 

Überreagiert? Du hast mir, verdammt nochmal, fast die Nase gebrochen!“
 

Ich scharre unruhig mit den Füßen.
 

„Tut mir Leid.“
 

Das tut es wirklich.
 

Verdammt!
 

Er dreht sich zur Seite, tritt wütend einen Kieselstein beiseite, wirft mir einen bitterbösen Seitenblick zu.
 

„Wer ist es?“
 

Ich senke niedergeschlagen den Blick.
 

„Kann ich Dir nicht sagen. Ich darf nicht. Vielleicht irgendwann…wer weiß.“
 

„Zwingt er Dich?“
 

Ernst schau ich ihn an, schüttle nachdrücklich den Kopf.
 

„Nein. In diese Sache bin völlig freiwillig reingerutscht. Allerdings war Liebe nicht geplant.“
 

„Warum?“
 

„Warum ich mich freiwillig auf ihn eingelassen hab?“
 

Er nickt, ich zucke mit den Schultern.
 

„Um ganz ehrlich zu sein. Ich hab keine Ahnung. Da war irgendwas. Zwischen ihm und mir. Keine Ahnung was es war. Aber da war was. Es war seine Idee. Ich ging darauf ein. Wollte keinen Rückzieher machen. Und jetzt … steck ich mitten drin. Bis zum Hals.“
 

„Seit wann?“
 

Ich denke lange nach. Ja. Seit wann eigentlich? Wann hat das alles angefangen? Leicht runzle ich die Stirn.
 

„Vermutlich hat alles mit einem einfachen Geburtstagsgeschenk angefangen, das er mir zu meinem 18. gemacht hat. Vielleicht war da aber auch schon früher irgendwas. Ich weiß es nicht. Ich weiß aber erst seit knapp sechs Tagen, dass es Liebe für mich ist. Sechs verdammt langen Tagen.“
 

„Und er?“
 

Ich schüttle fast traurig den Kopf.
 

„Wird’s vermutlich nie erfahren. Was er für mich empfindet, weiß ich nicht. Ich würd’s gern wissen, trau mich aber nicht zu fragen. Er ist halt, naja, eben er. Nicht der Typ für Liebe und diesen ganzen Kram. Ist schon ein Wunder, dass er, naja….“
 

Tristan hebt abwehrend die Hand.
 

„Gott, keine Details bitte! Sonst fang ich an zu kotzen!“
 

Ich zeig ihm ein schiefes Grinsen.
 

„Sorry.“
 

Er seufzt laut, dreht sich wieder zu mir um und verschränkt die Arme vor seiner Brust.
 

„Es ist ernst, oder?“
 

Ich nicke nur.
 

„Verdammt ernst.“
 

„Was ist mit Mai?“
 

Ich weiche seinem Blick aus.
 

„Bin noch immer verliebt in sie. Aber…“
 

„Du liebst ihn mehr?“
 

Leise seufze ich und schau ihn wieder ernst an.
 

„Ja.“
 

Er rauft sich mit einer wütenden Geste die Haare.
 

Verdammt!
 

Ich kann nicht anders, ich grinse ihn an.
 

„Ich weiß. Was glaubst Du wohl, wie es mir geht?“
 

„Will ich gar nicht wissen! Meine Fresse! Diesmal sitzt Du ja mächtig tief in der Scheiße! Und so, wie ich Dich kenne, ziehst Du diese ganze Sache auch noch durch bis zum Schluss, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was der Rest von uns davon hält oder was Dir vielleicht zustoßen kann, bei diesem, diesem Scheiß halt.“
 

„Tut mir Leid.“
 

„Halt jetzt bloß die Klappe, Alter, sonst kriegst Du noch eins in die Fresse. Denkst Du überhaupt mal nach, bevor Du was tust?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Okay, vergiss die Frage. Tust Du ja nie…“
 

Ich strecke ihm meine rechte Hand entgegen.
 

„Noch immer Freunde?“
 

Er wirft mir einen mürrischen Blick zu, schlägt aber dennoch mit seiner rechten Hand gegen meine.
 

„Aber wehe, Du grabscht mir an den Arsch!“
 

Ich spüre, wie mir ein riesiger Felsbrocken von meinen Schultern fällt und ein äußerst fieses Grinsen breitet sich ungewollt auf meinem Gesicht aus, Tristan zuckt nervös mit den Augenbrauen.
 

„Bleib mir bloß vom Leib!“
 

Mein Grinsen wird breiter, ich trete einen Schritt auf ihn zu, er macht sich bereit zum Angriff, weicht jedoch nicht zurück.
 

„Joey!“
 

Ich lege ihm nur freundschaftlich meine linke Hand auf die Schulter, er zuckt kurz zusammen, rührt sich aber sonst nicht.
 

„Danke, Tristan. Danke.“
 

Er wirft einen äußerst mürrischen Blick auf meine Hand, die auf seiner Schulter liegt, macht aber keine Anstalten, sie von sich runterzuschieben.
 

„Schon gut. Aber heul mir hinterher nicht Ohren voll, wenn’s schief geht, klar?“
 

Ich drücke einmal kurz seine Schulter und zieh mich wieder zurück.
 

„Keine Sorge, wenn’s schief geht, bist Du der Erste, der es erfährt!“
 

„Wenn Du mir dann auch den Namen von dem Typ erzählst, damit ich ihn umbringen kann?“
 

Ich grinse ihn an und nicke ihm äußerst amüsiert zu.
 

„Klar! Wenn’s schief geht, hab ich eh nix mehr zu verlieren.“
 

„Fein! Und jetzt seh zu, dass du wegkommst, bevor ich es mir anders überlege und Dich doch noch windelweich prügle, damit Du endlich mal Dein bisschen Verstand benutzt und zwar bevor Du was tust und nicht erst hinterher!“
 

Ich klopf ihm noch einmal auf die Schulter.
 

„Mach’s gut, Tris.“
 

Er gibt mir dafür einen Klapps auf den Hinterkopf.
 

„Mach’s besser, Joey. … Mein Freund.“
 

Ich zeig ihm noch ein letztes Grinsen und wende mich dann ab, marschiere in Richtung meiner Wohnung.
 

„Werd’s versuchen, mein Freund. Werd‘s versuchen.“
 

Ich dreh mich nicht nach ihm um, weiß aber dennoch, dass er mich beobachtet und gerade versucht, zu verstehen, was in mir vorgeht und ein beinahe fast glückliches Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus.
 

Yugi versteht mich, Tristan akzeptiert es und keiner von beiden verurteilt mich für meine Gefühle. Was kann schöner sein als das?
 

~~~~~

To feel the need

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

To feel the need zensiert

Heute ist Samstag, der 5. Mai 2007, 22:35 Uhr, Tag des Kindes hier in Japan, doch was ich hier gerade tu, ist alles andere als kindgerecht. Ich knie nämlich gerade verkehrtherum auf Kaibas schwarzer Couch, in seinem schalldichten Büro, in seinem Firmengebäude, mit meinem Oberkörper über der Rückenlehne, die Augen mit seiner hellblauen Krawatte verbunden, die Hände mit seinem braunen Ledergürtel auf meinem Rücken zusammengebunden, während er, mit Ausnahme seiner Krawatte und seines Gürtels, angezogen hinter mir steht und mir die Seele aus dem Leib vögelt, als gäbe es kein Morgen mehr und als hätte er mich in den letzten 20 Tagen, seit unserem ersten Mal, tatsächlich vermisst. Anders kann ich das hier nicht beschreiben.
 

Vor einer Stunde hat er mich angerufen, dass er wieder aus den USA zurück ist und mich sofort in seinem Büro der Kaiba Corporation erwartet. Ich hab ihm zumindest dazu bringen können, mir eine Stunde Zeit zu lassen um wach zu werden, wie ich ihm mitteilte. In Wirklichkeit brauchte ich einfach nur Zeit, um mich auf diese Begegnung vorzubereiten. Als ich vor zehn Minuten sein Büro betrat, hat er mir zum Glück nicht genug Zeit gelassen, um mir die Möglichkeit zu geben, bei seinem Anblick in Tränen auszubrechen oder ihn zu verprügeln oder ihn anzubrüllen oder alles auf einmal.

Er hat mich einfach an sich gerissen, mir meine Kleidung vom Körper gezerrt und mich auf seine Couch gepresst, während er sich einfach nur die Krawatte vom Hals riss, mir damit die Augen verband, sich dann seinen eigenen Gürtel schnappte, ich trug heute mal keinen, mir die Hände auf den Rücken fesselte, sich dann die Hose öffnete, mich an den Hüften packte und dann, ohne mich vorzubereiten, in mich eindrang.
 

Da er mich diesmal nicht geknebelt hat und sein Büro ja schalldicht ist, hab ich es mir nicht nehmen lassen, lauthals und fluchend zu verkünden, dass es verdammt nochmal höllisch wehtat. Es hat ihn nur insofern gekümmert, dass er zumindest nicht sofort loslegte [...] und mir stattdessen circa ne halbe Minute Zeit ließ, um mich an seine verdammt schmerzhafte Attacke zu gewönnen. Kaiba ist unnachgiebig, er ist nicht sanft, er vergeudet keine Zeit, er spielt nicht, er lässt sich nichts sagen, er hat kein Mitleid und er ist diesmal völlig außer Kontrolle, schlimmer als beim ersten Mal.
 

„Was, zum Teufel, ist Dein gottverdammtes Problem?!“
 

Er antwortet nicht. Hatte ich auch nicht erwartet. Ich stöhne unkontrolliert, pendle zwischen höllischem Schmerz und purer Erregung. Ich kann spüren, wie meine Tränen in der Krawatte des, außer Kontrolle geratenen, Firmenleiters versickern. Ja, es ist schmerzhaft, sehr sogar, aber ja, es ist ebenso erregend, weil er mir gerade mehr zeigt, als er vielleicht wirklich will. Seine animalisch anmutende Gier, die er sonst immer tief hinter seiner Fassade eines seriösen und kalten Geschäftsmannes verbirgt und die vermutlich noch niemand zuvor an ihm gesehen hat.
 

Ein Teil dieser Gier konnte man vermutlich erahnen, wenn man genau hinsah, in den seltenen Momenten, wenn er etwas um jeden Preis haben wollte. Wie damals zum Beispiel, als er den weißen Drachen von Opa Mutou unbedingt besitzen wollte, bevor er ihn dann zerriss. Oder in dem Duell gegen Yugi und dem Pharao auf dem Duell Tower, bevor er dann verlor. Oder als er unbedingt ein letztes Mal gegen den Pharao antreten wollte, bevor Yugi dann die Aufgabe übernahm, Atemu zu besiegen.
 

„Mach langsamer, verdammt! Sonst kann ich nachher nicht mehr sitzen!“
 

Wieder keine Antwort, aber zumindest wird er langsamer. Na also, wenigstens etwas! Jetzt kann ich zumindest versuchen, mich voll auf das erregende Gefühl zu konzentrieren, das ich habe. Und ich stell mir die Frage, welche Seite ich mehr an ihm liebe. Den beherrschten Firmenleiter oder das wilde Tier in ihm? Ich stell ihn mir gerade als weißen Drachen vor und ich muss mir tatsächlich auf die Unterlippe beißen, um nicht laut loszulachen. Scheiße! Das passt so verdammt gut! Kaiba mit dem Körper eines seiner heißgeliebten weißen Drachen! Alter Schwede, das darf ich keinem erzählen! Der Gedanke ist einfach zu komisch…
 

Noch immer lässt er nicht von mir ab, heute scheint er eine verdammt gute Ausdauer zu haben. Er lässt mir keine Zeit für einen klaren Gedanken und das ist auch gut so. Soll er ruhig alle meine Erinnerungen aus meinem Gehirn vögeln, dann vergesse ich vielleicht, wie sehr ich ihn liebe. Obwohl ich darauf vermutlich nicht zählen kann, bei meinem Glück…

Irgendwie verlier ich ja immer gegen ihn, aber dass ich mal mein Herz an ihn verlieren würde, damit hab ich nun wirklich nicht gerechnet.
 

Fakt ist, dass ich hier gerade meinen Verstand verliere und absolut gar nichts dagegen unternehmen kann. Nicht dass ich das wollte. Mal nicht nachdenken zu müssen, ist eine wirkliche Befreiung. Ich hab in den letzten Tagen einfach zu oft nachgedacht. So sehr, dass ich davon schon Kopfschmerzen bekam. Da kommt mir dieser ausnahmsweise mal unbeherrschte Firmenleiter gerade recht. Jetzt krieg ich endlich mal den Kopf frei.
 

Mein unkontrolliertes Stöhnen erfüllt Kaibas Büro und ich höre sein lautes Atmen [...] und ich bin so erregt wie noch nie zuvor. Lange werd ich nicht mehr brauchen bis zu meinem Höhepunkt. [...] ich kann es spüren [...]
 

„Scheiße man, … wenn Du so … weiter machst, … kann ich morgen … wirklich nicht mehr … sitzen!“
 

Verdammt! Ich krieg ja vor lauter Stöhnen kein Wort mehr raus! Mistkerl! Er grummelt nur irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart, was wohl bedeuten soll, dass ich gefälligst die Klappe halten soll...aber er wird erneut ein wenig langsamer und greift sich mit einer Hand meine [...] Erregung und bewegt seine Hand [...]
 

„Fuck!“
 

Mit einem letzten Schrei erreiche ich dann endlich meinen Höhepunkt, doch noch immer lässt er nicht von mir ab.
 

„Alter! Was ist los mit Dir?“
 

Oh Scheiße, das ist verdammt geil…
 

Endlich [...] er stöhnt leise, seine Bewegungen werden langsamer und ich erreiche zum zweiten Mal meinen Höhepunkt [...]
 

Langsam zieht er sich [...] zurück [...] Und alles was ich gerade denken kann, ist:
 

Wer macht das wieder sauber?
 

Kaiba erlöst mich von seinem Ledergürtel, entfernt die Krawatte von meinen Augen und reicht mir wortlos ein paar Feuchttücher, mit denen ich mich, ebenso wortlos, notdürftig säubere, bevor ich dann auch die Spuren auf der Couch beseitige und mich dann völlig erschöpft darauf niederlasse. Er nimmt mir die beschmutzen Tücher ab und wirft sie in den Mülleimer unter seinem Schreibtisch. Dann sinkt er neben mir auf die Couch, ohne sich darum zu kümmern, dass seine, zu meiner absoluten Verwunderung, noch immer harte Erregung aus seiner Hose schaut….
 

„Heilige Scheiße! Hast Du irgendwas geschluckt?“
 

Er schaut mich nur verständnislos an, ich deute auf seine Erregung, er schaut an sich hinab und zuckt mit den Schultern.
 

„Hab ich nicht.“
 

Ich schlucke kurz, schau nochmal auf seine Erregung und treffe eine Entscheidung, die mich ziemlich viel Überwindung kostet.
 

„Darf ich mich drum kümmern?“
 

Er zuckt mit den Schultern.
 

„Wenn Du willst?“
 

Wenn ich will? Er hat doch gar keine Ahnung, was ich wirklich will! Verdammt! Aber ich sage nichts und beug mich einfach zu ihm runter, kommentarlos nehm ich seine Erregung in meinen Mund. Es schmeckt bitter, [...] aber da ist auch ein anderer Geschmack, zitronig, vermutlich von den Feuchttüchern. Ich höre ihn aufseufzen [...] und ich lächle still in mich hinein.
 

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich die volle Kontrolle über Seto Kaibas Gefühle und das nur, weil ich ihm gerade einen blase…
 

[...] Ich höre, wie er leise stöhnt, merke, wie er sich mir entgegenreckt [...] Es erregt mich, ich merke, wie ich erneut hart werde, aber hier geht es jetzt nicht um mich, sondern nur um ihn. [...]
 

[...] Sein Stöhnen ist wie Musik in meinen Ohren. Mal laut, mal leise. Manchmal seufzt er nur. Ich spiele mit ihm, bring ihn um den Verstand und ich genieße dieses Gefühl, ihn endlich einmal kontrollieren zu können, auf meine Weise.
 

„Joseph!“
 

Scheinbar gefällt ihm diese Art der Kontrolle nicht, denn irgendwie klang mein Name gerade so wie ein Befehl….
 

Das Schlimme ist, dass er nicht nur meinen Namen in diesem hocherotischen Befehlston ausgesprochen hat, sondern sich auch noch mit seiner linken Hand meine schmerzhaft harte Erregung gegriffen hat, so dass mich die Kombination seiner Hand an meiner Erregung, seiner hocherotisch rauen Stimme und der Tatsache, dass er mich ausgerechnet bei meinem Vornamen angesprochen hat, erneut zum Höhepunkt kommen und laut stöhnen lässt, während ich noch immer seine Erregung im Mund habe, so dass sich die Vibration meiner Stimme auf seine scheinbar ebenfalls schon schmerzhaft harte Erregung überträgt und ihn ebenfalls mit einem Stöhnen über die Klippen treibt.
 

[...] Ich [...] höre ihn seufzen und lass endlich von ihm ab. Ich schnapp mir ein paar von den restlichen Feuchttüchern, die hinter mir auf der Couch liegen, beseitige wieder die Spuren und werf die Tücher nun selbst in den Mülleimer unter Kaibas Schreibtisch.
 

„Soll ich Dich nachher nachhause fahren?“
 

Ich dreh mich zu ihm um und mein Herz verkrampft sich schmerzhaft in meiner Brust. Er sieht schon wieder so beherrscht aus, so als wäre nichts passiert. Ich schüttle den Kopf.
 

„Lass mal. Ich brauch noch nen kleinen Spaziergang.“
 

Er mustert mich nachdenklich, fragt aber nichts.
 

„Okay.“
 

Ich zieh mich schweigend an, schweigend verlassen wir Seite an Seite sein Büro, steigen in den Fahrstuhl, gehen unten am Wachmann vorbei und hinaus in die Nacht.
 

„Wir sehn uns, Kaiba.“
 

Er schaut mich ein letztes Mal an und nickt.
 

„Ja, wir sehen uns. Wheeler.“
 

Dann dreht er sich um und steuert seinen schwarzen Porsche an, der vor seinem Firmengebäude auf dem Parkplatz steht. Ich beobachte, wie er losfährt, mir noch einen kurzen Blick zuwirft und dann in Richtung seiner Villa abdampft.
 

Seufzend und ziemlich erschöpft mach ich mich zu Fuß auf den Weg nachhause.
 

~~~~~

Young, eager and drunk

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Young, eager and drunk zensiert

Gestern war Yugis 18. Geburtstag, mittlerweile ist es schon Dienstag, der 5. Juni, irgendwann ganz früh und ich komm grade von seiner kleinen Feier, die er in Opa Mutos Spieleladen gegeben hat. Es gab eine große Schwarzwälder Kirschtorte, die Tea selbst gebacken hatte, Black Forest Cream Sahnelikör aus Opa Mutos Vorrat und Rotweinbowle, die Tristans Schwester wohl fertig gemacht hatte und die Tristan dann zur Feier mitbrachte. Ich selbst hab eine Runde Feigling`s Fancy Flavours Mix ausgegeben. 20 %-iger Feigenlikör, 30 x 20 ml PET-Fläschchen in verschiedenen Sorten. Die meisten hab ich davon getrunken, was verbunden mit der Rotweinbowle, die ich in etwas zu großer Menge in mich reingeschüttet habe und den etwas zu vielen Gläsern Likör, dazu geführt hat, dass ich nun etwas angetrunken nachhause torkle, wenn man das so bezeichnen kann. Ich fühle mich jedenfalls so, als würde ich auf Watte laufen oder schweben. Außerdem versuche ich gerade völlig verzweifelt, meine Haustür aufzuschließen, treffe allerdings das Schlüsselloch nicht, weil ich irgendwie doppelt sehe, kommt mir zumindest so vor…
 

„Scheiße man, halt still, Du blödes Loch!“
 

„Lass mich das mal machen.“
 

Erschrocken schau ich mich um und lass vor Schreck meinen Schlüssel fallen, den Kaiba, der mir gerade gegenüber steht, elegant auffängt. Ich seh ihn doppelt….ohje…ein Kaiba reicht ja schon, aber gleich zwei von der Sorte? Seit unserer zweiten Sex-Verabredung hab ich ihn nicht mehr gesehn und jetzt seh ich gleich zwei davon…nicht gut.
 

„Du stinkst nach Alkohol.“
 

Ich grinse ihn mit einem völlig dämlichen Grinsen an.
 

„Schlimm?“
 

Er wedelt etwas angewidert mit der Hand vor seiner Nase herum, als könne er damit tatsächlich den Gestank vertreiben, schließt ohne Antwort meine Haustür auf und schiebt mich hindurch, so dass ich fast über meine eigenen Füße stolpere.
 

„Vorsicht, menno, ich bin etwas schwach auf den Beinen grade.“
 

„Das sehe ich. Erwarte aber nicht, dass ich Dich nach oben trage.“
 

Ich zieh einen Schmollmund, wie ihn meine Schwester immer macht, wenn sie was von mir will und blinzle Kaiba an.
 

„Aber wieso denn nich? Bitte, bitte?“
 

Er zuckt etwas genervt mit den Augenbrauen.
 

„Du bist doch nicht ganz dicht.“
 

Ich strecke ihm meine Arme entgegen.
 

„Das sind zu viele Treppen. Trag mich. Biiiiiitte?“
 

Das Zucken seiner Augenbrauen verstärkt sich und ich grinse noch breiter. Irgendwie gefällt mir diese Sache.
 

„Komm schon, Setooooooo?“
 

„Lass das.“
 

Er weicht meinem Blick aus, fährt sich mit einer etwas zittrigen Geste durch die Haare. Mach ich ihn etwa grade nervös? Halleluja! Das muss gefeiert werden! Ich werd mutiger und leg meine Arme tatsächlich um seinen Hals, schau mit meinem besten Bettelblick zu ihm hinauf, er schaut mich noch immer nicht an, macht aber auch keine Anstalten, mich irgendwie von sich zu schieben.
 

„Du brauchst eine Dusche.“
 

„Dann trag mich nach oben.“
 

„Du bist zu schwer.“
 

Ich verzieh meine Lippen erneut zu einem Schmollmund.
 

„Bin ich gar nicht!“
 

„Aber Du benimmst Dich wie ein Kleinkind.“
 

„Bin kein Kind.“
 

„Dann geh alleine die Treppen hoch.“
 

Ich stampfe mit dem linken Fuß auf den Boden, knabbere an Kaibas Hals.
 

„Will aber nicht!“
 

Ich spüre seinen schnellen Pulsschlag an meinen Lippen, ich lecke mit der Zunge an seiner Halsschlagader entlang.
 

„Joseph! Wir sind mitten im Hausflur!“
 

Ich zucke nur beiläufig mit den Schultern, knabbere erneut an seinem Hals, höre ihn seufzen.
 

„Mir doch egal.“
 

„Du bist eindeutig zu betrunken, um klar zu denken.“
 

Ich beiße ihm ziemlich kräftig in den Hals, höre ihn aufstöhnen.
 

„Ich weiß. Trägst Du mich jetzt?“
 

Er seufzt resigniert, greift mir unter die Kniekehlen und hebt mich doch tatsächlich hoch! Erschrocken kralle ich mich noch fester an ihn und kichere leise vor mich hin. Ich bin wirklich zu betrunken, andernfalls hätte ich mich das hier nicht getraut…
 

Gott sei Dank ist es mitten in der Nacht. Müsste mittlerweile schon 1:00 Uhr morgens sein oder so. Ich hab diese Woche Urlaub, kümmert mich also nicht wirklich. Ich hoffe nur, dass keiner meiner Nachbarn noch im Treppenhaus rumlungert und grade sieht, wie Kaiba mich die Treppen bis zu meiner Wohnung trägt…
 

Scheiße, irgendwie ist mir grade zum Heulen zumute…
 

Hier bin ich in Seto Kaibas Armen und er trägt mich hinauf in meine Wohnung und wir haben mit Sicherheit nachher noch Sex und ich könnte jetzt einfach nur noch flennen…vor Glück und vor Traurigkeit…
 

Kaiba ist stark, er scheint nicht mal aus der Puste zu sein und öffnet einfach nur wortlos meine Wohnungstür mit dem Schlüssel, den er noch immer bei sich hat. Er schließt hinter sich die Tür und ich erwarte, von ihm einfach fallen gelassen zu werden, jetzt wo wir hier oben sind, aber er trägt mich einfach in mein Badezimmer und lässt mich beinahe schon sanft auf den Boden gleiten.
 

Ich werf ihm einen meiner Bettelblicke zu und zieh erneut einen Schmollmund.
 

„Zieh mich aus. Ich will duschen.“
 

Er steht mit verschränkten Armen vor mir, sein Blick für mich undeutsam, während seine Augenbrauen zucken und ich vor ihm auf den Boden meines Badezimmers sitze.
 

„Kannst Du das nicht alleine?“
 

Ich schüttle den Kopf und strecke ihm meine Arme entgegen. Er grummelt leise vor sich hin, zieht mir das T-Shirt über den Kopf, Jacke trag ich nicht, und zieht mir dann meine Schuhe und meine Socken aus. Jetzt hab ich nur noch Hose und Shorts an…
 

Er zieht mich nach oben, ich schwanke etwas und halt mich an ihm fest. Ich merke, wie er meine Jeans öffnet und sie samt Shorts nach unten gleiten lässt. Ich zerre an seinem schwarzen Pullover, den er trägt. Er schiebt mich ein wenig nach hinten, lehnt mich an die Wand meiner Duschkabine und zieht sich schweigend aus. Ich beobachte ihn dabei, die Hitze steigt mir zu Kopf [...] Gott, er ist so schön…
 

Ich will nach ihm greifen, ihn an mich ziehn, aber er lässt mich nicht, sondern dreht mich einfach um und schiebt mich in die Duschkabine, dreht das Wasser auf warm, stellt sich hinter mich und fängt an mich einzuschäumen.
 

Oh Scheiße…
 

Ich bin froh, dass ich unter der Dusche steh, ich hab nämlich grade wirklich Tränen in den Augen, weil seine Hände so weich sind und so sanft und so fordernd…
 

Warum nur liebe ich diesen scheiß Kerl?!
 

[...] Ich recke mich ihm entgegen, weiß aber nicht ob nach vorn oder nach hinten…
 

Er zieht seinen Finger zurück und ersetzt ihn durch seine Erregung, ganz langsam, als wolle er mich quälen. Ich stütz mich an der Fliesenwand ab, stöhne laut. Mir wird schwindlig. Er nimmt mich diesmal nicht fordernd, sondern sanft und es macht mich wahnsinnig. Ich spüre die Tränen auf meinem Gesicht, aber vielleicht ist es nur das Wasser, das auf uns niederprasselt. Wen kümmert das schon?
 

[...] seine sanften Berührungen überall auf meinem Körper treiben mich in den Wahnsinn. Was tut er da? Mein Höhepunkt kommt diesmal recht früh, ich weiß nicht, ob es an dieser sanften Folter liegt oder einfach nur an Kaiba selbst. Aber er ist scheinbar noch lange nicht mit mir fertig, denn noch immer foltert er mich auf diese sanfte Weise, lässt mir keine Ruhepause…
 

Seine Nähe ist so unwirklich, ich habe das Gefühl, als ob ich schwebe. Vermutlich liegt das an dem vielen Alkohol. Seine Hände wandern unablässig über meinen Körper, sanft, fast zärtlich, mein zweiter Höhepunkt ist genauso stark wie der davor und noch immer lässt er mich nicht zur Ruhe kommen. [...] foltert mich…
 

„Seto.“
 

„Sag nichts.“
 

Und ich schweige, stöhne nur unter dieser sanften Folter auf und frage mich, was nun schon wieder mit ihm los ist. Seine Gefühlsschwankungen ähneln ja fast einer schwangeren Frau…

Oder leidet er an irgendeiner Persönlichkeitsstörung? Vermutlich zu viel Stress, der Ärmste…musste ja so kommen…
 

Ich spüre, wie er [...] kommt, aber scheinbar hat er noch nicht genug. [...] streichelt mich, knabbert an meinem Ohr, so dass ich laut aufstöhne. Ich bin an den Ohren wirklich sehr empfindlich…
 

Er [...] treibt mich zum dritten Mal zum Höhepunkt, zeitgleich spüre ich ihn erneut [...] kommen…
 

Und noch immer hat er nicht genug…
 

„Was ist mit Dir?“
 

„Nichts.“
 

Er will es mir nicht sagen und ich frage nicht weiter, lass mich weiter von ihm quälen, auf diese sanfte Weise, die mich um den Verstand bringt. Ich kann nicht denken, ich fühle einfach nur noch seine Nähe, seine Brust an meinem Rücken, seine Hände auf meiner Haut, seinen Kopf auf meiner rechten Schulter, seine Erregung, das Wasser, das auf uns herabfällt…höre mein heiseres Stöhnen, sein leises Seufzen, das Plätschern des Wassers…
 

Und ich denke:
 

Lass diesen Moment nie vorüber gehen.
 

Er kommt zum dritten Mal [...] seufzt laut, treibt mich zum vierten Mal über die Klippe und ich könnte schreien vor Verzweiflung, weil er sich [...] entfernt, weil er diesen Moment zerstört und mir das Gefühl gibt, ich wäre unvollständig…
 

Und ich spüre nun ganz deutlich Tränen aus meinen Augen treten, die sofort vom Wasser weggespült werden, so dass er sie nicht sehen kann…
 

Erschöpft sinke ich in meiner Duschkabine zusammen, merke, wie er das Wasser abdreht, sehe, wie er aus der Dusche steigt, sich ein Badehandtuch schnappt und sich abtrocknet. Ich fühl mich schwach…und kalt…und einsam…
 

„Steh auf.“
 

Und ich erhebe mich mühsam, er hält mir ein Handtuch hin, ich ergreife es, versuche mich irgendwie abzutrocknen. Er nimmt es mir wieder weg, seufzt leise und trocknet mich ab. Ich schwanke noch immer leicht, kann mich kaum auf den Beinen halten. Aber ich bin beinahe wieder nüchtern…
 

„Kannst Du gehen?“
 

Ich schau zu ihm hoch, schüttle etwas müde den Kopf.
 

„Zu erschöpft.“
 

Er nickt, nimmt mich wieder auf seine Arme und trägt mich ins Schlafzimmer, legt mich dort ins Bett und deckt meinen noch immer nackten Körper mit meiner Bettdecke zu. Ich schau ihn an und bewundere erneut seinen schönen, wohlgeformten, nackten Körper…
 

„Kommst Du jetzt alleine klar?“
 

Ich nicke ihm zu, wünsche mir aber im selben Moment, ich hätte es nicht getan…
 

„Ich geh dann jetzt. Schlaf Deinen Rausch aus und nächstes Mal trinkst Du nicht so viel, okay?
 

Erneut nicke ich, weiß aber gleich, dass ich das Versprechen vermutlich nicht lange halten kann…
 

„Gute Nacht, Seto.“
 

Er streicht mir einmal kurz durch meine nassen Haare.
 

„Ja. Gute Nacht, Joseph.“
 

Er dreht sich um und geht, ein paar Minuten später höre ich, wie er meine Wohnung verlässt und ich schließe meine Augen und lächle ein wenig traurig. Was immer auch heute mit ihm los war, es war wirklich wunderbar…
 

~~~~~

So dreamy and happy

Stöhnend wache ich auf und greife mit einer schnellen Handbewegung zu meinem Kopf. Meine Fresse hab ich einen Brummschädel! Das war gestern definitiv zu viel Alkohol! Ich hatte doch tatsächlich einen Traum von Kaiba! Einen total verrückten Traum! Einen Traum, den ich in ähnlicher Form schon einmal hatte, allerdings nicht ganz so intensiv. Schade, dass zwischen Traum und Realität Welten liegen. Dieser wilde Firmenleiter würde mich niemals so sanft in den Wahnsinn treiben…oder?
 

Stirnrunzelnd öffne ich meine Augen, die Helligkeit blendet mich. Wie spät mag es sein? Ich dreh meinen Kopf leicht nach rechts und erhebe mich ruckartig, nur um dann vor Schmerz wieder zurück aufs Bett zu sinken. Autsch! Mein Kopf! Ich werfe erneut einen ungläubigen Blick nach rechts und auf meinen Wecker. Es ist tatsächlich schon 13:41 Uhr! Hab ich wirklich solange gepennt? Na, zum Glück hab ich Urlaub…
 

Ich werfe meine Bettdecke zur Seite, richte mich auf und blinzle verwirrt. Warum, zum Teufel, bin ich nackt? Ich schau mich suchend in meinem Schlafzimmer um und zieh meine Augenbrauen zusammen. Wo, zum Geier, sind meine Sachen? Und, wie bin ich überhaupt in meine Wohnung gekommen und in mein Bett?
 

War das Ganze doch kein Traum? War Kaiba wirklich hier?
 

Nachdenklich erhebe ich mich, ein unangenehmes Ziehen macht sich in meiner unteren Körperhälfte bemerkbar, allerdings ist es nicht so schmerzhaft wie sonst, wenn ich Sex mit Kaiba hatte…
 

War ich gestern etwa so betrunken, dass ich Sex mit jemand Andren hatte? Oh mein Gott!
 

Kopfschüttelnd und völlig verwirrt, begebe ich mich ins Badezimmer und entdecke zuerst zwei Handtücher, die über den Wänden meiner Duschkabine zum Trocknen aufgehängt wurden. Oh. Die sehn aus wie die Handtücher aus meinem Traum…kann aber auch daran liegen, dass es meine sind und ich die schon öfters genutzt habe…
 

Mein zweiter Blick fällt auf meine fein säuberlich zusammengelegten Sachen auf dem kleinen Hocker neben meiner Duschkabine. Ah, da sind also meine Klamotten. Aber seit wann leg ich die so ordentlich zusammen, wenn ich duschen geh? Meine Augen weiten sich überrascht. Das letzte Mal, als Kaiba hier war, hat er meine Sachen auch so ordentlich zusammengelegt. War er etwa gestern doch hier? Ich schüttle den Kopf. Völlig ausgeschlossen…
 

Vorsichtig zieh ich mich an, so gut es mir mit meinem Brummschädel möglich ist. Ich brauch nachher unbedingt eine Kopfschmerztablette. Im Wohnzimmer in irgendeiner Schublade meines Telefontisches müsste noch eine Packung sein. Angezogen und etwas müde, geh ich Richtung Wohnzimmer, öffne die Tür und werfe sofort einen Blick nach links auf meinen Telefontisch. Fluchend schlag ich mir die Hand vor die Stirn. Da ist also mein verdammtes Handy, das ich gestern Abend vermisst hatte, es hängt am Ladegerät und liegt neben meinem Schnurlostelefon…
 

Ich nehm mein Handy in die Hand, zieh das Ladegerät raus und entdecke zu meinem Entsetzen acht Anrufe in Abwesenheit, außerdem acht SMS-Nachrichten, die mir vermutlich mitteilen, dass ich acht Nachrichten in meiner Mailbox habe. Ich werfe einen Blick zu meinem Schnurlostelefon und entdecke dort ebenfalls noch vier Anrufe in Abwesenheit, leider habe ich fürs Festnetz keinen Anrufbeantworter, allerdings kann ich erkennen, wer mich angerufen hat, sofern die Nummer vom Anrufer nicht unterdrückt wird…
 

Neugierig nehm ich auch das schurlose Telefon zur Hand und schau nach, wer mich da gleich vier Mal angerufen hat. Oh. Es war Kaibas Firmenhandy. Aber warum ruft er mich zuhause an, macht er doch eigentlich eher selten? Meistens ruft er gleich auf meinem Handy an…aber vielleicht hat er das ja zuerst und als ich nicht ans Handy ging, hat er es bei mir zuhause versucht, wohl in der Hoffnung, ich wäre hier…was ich ja fast den ganzen Tag und bis spät in die Nacht nicht war…
 

Ich schau mir die Liste der Anrufe in der Abwesenheit auf meinem Handy an. Dreimal Kaibas Firmenhandy, zweimal eine andere Handynummer, die ich nicht kenne und dreimal eine Festnetznummer, die ich nicht kenne. Okay, war also nicht nur Kaiba, der mich gestern sprechen wollte. Hätte mich auch gewundert. Ich schau mir die SMS-Nachrichten an und meine Vermutung bestätigt sich. Es sind Hinweise auf Nachrichten in meiner Mailbox, die ich gleich mal anrufe, um die Nachrichten abzuhören.
 

„Sie haben acht neue Nachrichten.“
 

Ja, weiß ich, also sag an…
 

„Erste Nachricht am 4. Juni um 12:34 Uhr: Wheeler, ich will Dich heute Abend um 22:00 Uhr in meinem Büro sehn.
 

Oh Scheiße…ich sollte gestern zu Kaiba…
 

„Zum Löschen dieser Nachricht drücken Sie die 2, zum Speichern dieser Nachricht drücken Sie die 3 und wenn Sie die Nachricht noch einmal hören wollen, drücken Sie die 4.“
 

Ich drücke die 3 zum Abspeichern, auch wenn ich den Termin mit Kaiba längst verpasst habe…
 

„Die Nachricht wurde gespeichert. Nächste Nachricht am 4. Juni um 22:10 Uhr: Wheeler, wo bleibst Du, wir hatten eine Verabredung. Beweg Deine Füße!
 

Ohje. Kaiba war sauer…ich drücke gleich die 3 zum Abspeichern, ohne auf die nächste Ansage zu warten.
 

„Die Nachricht wurde gespeichert. Nächste Nachricht am 4. Juni um 22:30 Uhr: Wheeler! Gottverdammt! Wo steckst Du? Und warum bist Du nicht zuhause?
 

Oh, das muss dann die Zeit gewesen sein, wo er es auch noch auf meinem Festnetz versucht hat, ich war aber leider nicht da…

Ich speichere die Nachricht erneut ab.
 

„Die Nachricht wurde gespeichert. Nächste Nachricht am 4. Juni um 23:05 Uhr: Wheeler! Zum Teufel nochmal. Geh an Dein verdammtes Festnetz!
 

Aber…hat er zwischenzeitlich auch noch mit seinem Privathandy bei mir angerufen? Ich drücke wieder die 3 zum Speichern.
 

„Die Nachricht wurde gespeichert. Nächste Nachricht am 4. Juni um 23:45 Uhr: Wheeler? Wo zum Teufel treibst Du Dich so spät noch rum? Meld Dich, wenn Du zuhause bist. Scheinbar hast Du Dein Handy dort liegen lassen, nicht das mich das wundert. Scheiße, wo steckst Du?
 

Ah ja, macht sich da etwa jemand Sorgen? Ich speichere die Nachricht erneut ab.
 

„Die Nachricht wurde gespeichert. Nächste Nachricht am 5. Juni um 00:10 Uhr: Wheeler, Du bist ja noch immer nicht zuhause. Wo bist Du?
 

Er hört sich aber mittlerweile sehr besorgt an. Wieder speichere ich die Nachricht.
 

„Die Nachricht wurde gespeichert. Nächste Nachricht am 5. Juni um 00:35 Uhr: Wheeler, wenn Du Dich nicht sofort bei mir meldest, komm ich vorbei und trete Dir die Tür ein! Also geh an Dein gottverdammtes Telefon!
 

Meine Augen weiten sich überrascht. Was ist bitte sein Problem? Mürrisch speichere ich auch diese Nachricht ab.
 

„Die Nachricht wurde gespeichert. Nächste Nachricht am 5. Juni um 00:36 Uhr: Joseph. Ich komm jetzt vorbei und wehe Du bist nicht zuhause, dann such ich die ganze Stadt nach Dir ab und wenn ich Dich gefunden habe, prügle ich Dich so windelweich, dass Du die nächsten zehn Tage nicht mehr sitzen kannst, ich hab auch schon den passenden Prügel dafür.
 

Ich erröte schlagartig. Kaibas Prügel. Ohje…mit einem Grinsen speichere ich auch diese Nachricht ab und mir wird grade bewusst, dass Kaiba schon in seiner Villa gewesen sein muss, denn die letzten Nachrichten kamen von einer mir unbekannten Festnetznummer und seine Firmennummer aus dem Kaiba Corp.-Gebäude kenne ich…

Er ist also erst an meiner Wohnung vorbei von seinem Firmengebäude in seine Villa gefahren und dann nochmal zurück zu mir…
 

Also war das doch kein Traum und Kaiba war wirklich hier und war wirklich so sanft und so zärtlich und so völlig anders als sonst. Hat er sich tatsächlich Sorgen gemacht? War er gestern einfach nur erleichtert, mich heil und munter zu sehen, wenn auch etwas angesäuselt? Er hat mich aber nicht gefragt, wo ich gewesen bin…merkwürdig…vielleicht hat es ihn auch gar nicht mehr interessiert oder er hat’s vergessen, weil er so erleichtert war…
 

Irgendwie sind meine Kopfschmerzen plötzlich verschwunden, dafür ist mein Grinsen grade so breit, dass es schon fast schmerzhaft ist…
 

Ich schau mir noch mal die Liste mit den Anrufen in Abwesenheit an und rufe die mir unbekannte Handynummer an, die dort gespeichert ist. Es klingelt zweimal.
 

„Kaiba? Wer stört?“
 

Mein Herz macht einen Freudensprung.
 

„Manchmal bist Du wirklich leicht zu durchschauen, Seto.“
 

Und dann leg ich einfach auf und warte ab. Es dauert circa eine halbe Minute, dann klingt mein Handy.
 

„Wheeler. Ruf mich bitte nie wieder auf meinem Privathandy an, wenn ich in einem wichtigen Meeting sitze!“
 

Ich zucke grinsend mit den Schultern.
 

„Sorry, wusste ich nicht. Aber heißt das, ich darf dich zu jeder anderen Zeit auf Deinem Privathandy anrufen?“
 

Ich höre ihn Schnauben.
 

„Das hab ich nicht gesagt.“
 

„Doch hast Du! Du hast mir nur verboten, Dich auf dem Privathandy anzurufen, wenn Du in einem Meeting bist. Leider kenn ich Deinen Terminplan nicht, kann also durchaus passieren, dass ich Dich in einem wichtigen Meeting störe, wenn ich plötzlich das Bedürfnis habe, Dich zu sprechen.“
 

Mein Grinsen tut nun wirklich schon weh.
 

„Ich werde Dir in den nächsten Tagen meinen Terminplan für die nächsten Wochen zuschicken oder vorbeibringen, wenn ich die Zeit finde. Terminänderungen teil ich Dir rechtzeitig mit…“
 

Mein Herz schlägt einen Tick schneller.
 

„…und jetzt stör mich bitte nicht weiter, ich hab wirklich viel zu tun und keine Zeit für Dich…“
 

Mein Grinsen verschwindet schlagartig.
 

„…jedenfalls nicht grade jetzt. Wir telefonieren heute Abend, ja?“
 

Mein Herz macht einen riesigen Purzelbaum.
 

„Ja. Bis heute Abend.“
 

„Bis heute Abend.“
 

Er legt auf und ich hab das Gefühl, ich würde grade auf Wolke Sieben schweben…
 

Ich hab Kaibas private Handynummer und seine geheime Festnetznummer aus der Villa und ich darf ihn heute Abend anrufen…ach ja, das Leben kann so schön sein…
 

~~~~~

Playing and hurting inside

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Playing and hurting inside zensiert

Heute ist der 7. Juli und Mokubas 13. Geburtstag. Diesmal hat er uns zum Feiern in die Kaiba Villa eingeladen, keine Ahnung, warum Kaiba das erlaubt hat, das hat er bisher noch nie getan. Yugi, Tristan und Tea sind auch hier, ich wollte zuerst nicht herkommen. Ich weiß nicht, wie ich mich Kaiba gegenüber verhalten soll. Wir haben in den letzten Tagen ein paar Mal abends telefoniert, wenn er Zeit hatte und über eher unwichtige Dinge geredet. Er hat mir aber auch über diesen Weg mitgeteilt, dass Mokuba eine Geburtstagsparty geplant hat und diesmal unbedingt darauf bestand, dass wir auch kommen.
 

Gesehen hab ich Kaiba bisher noch nicht, nach dieser unwirklichen Nacht, in der ich so betrunken war und er so verdammt sanft. Als ich ihn an dem Abend angerufen hatte, hab ich ihm gesagt, dass ich auf Yugis Geburtstagsparty war und deshalb die Verabredung mit ihm verpasst hatte und seine ganzen Anrufe. Er hat dazu nur gemeint, dass ich das schleunigst vergessen soll und dass er sich mit Sicherheit keine Sorgen um mich gemacht hat. Ich hab ihm seinen Willen gelassen und nicht weiter mit ihm diskutiert, aber ich hab immer noch seine Nachrichten, die er mir auf meine Mailbox gesprochen hat und manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich die Nachrichten erneut abhöre und mich darüber freue, dass er sich doch um mich gesorgt hat, egal was er behauptet.
 

„Leute? Ich muss langsam los. Ich hab morgen früh Babysitterdienst bei meinem Neffen, weil meine große Schwester zum Frisör will und Johji wieder bei uns ablädt.“
 

„Ist gut, Tristan. Der Butler bringt Dich noch hinaus. Ist nur schade, dass Seto noch nicht wieder hier ist, aber es gab ein etwas größeres Problem in der Firma, deswegen musste er noch mal schnell weg. Keine Ahnung wann er wiederkommt.“
 

„Ist nicht so schlimm, Mokuba. Wir sind auch nicht wegen ihm gekommen, sondern wegen Dir, immerhin hast Du heute Geburtstag.“
 

Tristan wuschelt Mokuba einmal durch die Haare und Tea nickt zustimmend.
 

„Genau, Mokuba. Ich bin schon froh, dass Dein Bruder diese Feier überhaupt erlaubt hat. Wie hast Du ihn überhaupt dazu gebracht?“
 

Mokuba wirft einen kurzen, für mich unerklärlichen, Seitenblick zu mir.
 

„Das ist ein Geheimnis unter Geschwistern! Aber ich hab da so meine Methoden, die eigentlich immer wirken.“
 

Ich seufze leise.
 

„Oh ja, mit diesen Methoden kenn ich mich auch ziemlich gut aus. Meine Schwester hat die auch ziemlich gut drauf.“
 

Tristan zieht seine Augenbrauen zusammen.
 

„Und warum klappt das nie bei meiner großen Schwester?“
 

Es ist Tea, die darauf antwortet.
 

„Weil sie als Frau die besseren Waffen hat.“
 

„Hmpf, die besseren Waffen, dass ich nicht lache. Egal, ich muss jetzt echt los, wir sehn uns.“
 

Tristan winkt uns noch kurz zu und dreht sich um, um den kleinen Speisesalon zu verlassen, in dem wir uns gerade befinden.
 

„Warte, Tristan. Wir kommen mit, oder Yugi? Joey?“
 

Yugi nickt Tea zu.
 

„Sorry, Mokuba, aber Tea hat morgen einen wichtigen Tanzkurs und ich hab ihr versprochen, dass ich diesmal mitkomme, weil die da auch Paartanz lehren und Tea noch einen Tanzpartner benötigt.“
 

Mokuba nickt traurig und schaut mit einem wehleidigen Blick zu mir. Ich seufze etwas niedergeschlagen und wende mich an Yugi.
 

„Ich bleib noch eine Weile hier und leiste Mokuba Gesellschaft, bis sein Bruder wieder zurück ist, ja?“
 

Yugi lächelt mich an und nickt zustimmend, während Mokuba mich gleich am Arm zerrt.
 

„Ich zeig Dir mein Zimmer!“
 

Ich winke Yugi, Tea und Tristan noch kurz zu und lass mich von Mokuba durch die Gänge der Villa zerren.
 

„Wir sehn uns später, Leute!“
 

„Ja, bis später, Joey!“
 

Mokubas Zimmer ist voller Spielsachen, außerdem sind an den Wänden etliche Regale, vollgestopft mit Kinderbüchern, Sachbüchern, Schulbüchern und einer ganzen Menge an DVDs und PC-Spielen. Ein riesiger Fernseher hängt an der einen Wand, eine Sitzecke mit Couchtisch ist genau davor. In einer Ecke des Zimmers steht ein Hochbett, darunter steht ein Schreibtisch mit einem Ledersessel davor.
 

„Wollen wir Mario Kart auf meiner Wii spielen?“
 

Ich schau Mokuba grinsend an.
 

„Sicher! Welchen Modus nehmen wir?“
 

Mokuba reibt sich vergnügt die Hände.
 

„Wie wär‘s mit schwer? Ich nehm Wario!“
 

„Gut, dann nehm ich Waluigi.“
 

„Geht nicht, den nimmt Seto immer.“
 

Ich seufze leise.
 

„Okay, dann nehm ich Donkey Kong.“
 

Solange Kaiba nicht erfährt, dass ich ausgerechnet einen Affen spiele…immerhin hat er mich vor langer Zeit mal als Affen bezeichnet…grrr, bloß nicht dran denken.
 

Eine ganze Weile spielen wir zusammen Mario Kart und ich verliere ständig…was mich aber nicht sonderlich stört, immerhin hat Mokuba heute Geburtstag, da darf er ruhig mal gegen mich gewinnen…
 

„Ach, sieh an, der kleine Straßenköter macht sich gerade zum Affen.“
 

Knurrend dreh ich mich um und sehe ihn vor mir, den Traum meiner schlaflosen Nächte…äh okay, das war jetzt nicht das, was ich grade denken wollte…oder sollte…
 

„Das ist ein Gorilla, kein Affe, Du Möchtegernklempner!“
 

„Du bist doch nur neidisch auf meine vielseitigen Talente.“
 

Ich schüttle wütend den Kopf.
 

„Bin ich gar nicht, Kaiba, außerdem kannst Du mit Sicherheit nicht klempnern!“
 

Kaiba lehnt lässig am Türrahmen von Mokubas Zimmer.
 

„Du wärst überrascht, was ich alles kann, Wheeler.“
 

Hmpf, bei ihm überrascht mich schon lange nichts mehr…nicht das ich das je zugeben würde oder so…
 

„Mokuba, es ist spät. Geh ins Bett, sonst bist Du morgen unausgeschlafen, denk dran, dass wir noch einen Ausflug geplant haben.“
 

„Okay, Seto!“
 

Ich starre zwischen den beiden Kaiba-Brüdern hin und her.
 

„Ausflug? Wo geht’s hin?“
 

„Geht Dich gar nichts an!“
 

„Kaiba Land!“
 

„Mokuba!“
 

„Was denn?“
 

„Geh ins Bett!“
 

„Ach menno!“
 

„Moki!“
 

„Ja doch, ich geh ja schon. Gute Nacht, Seto.“
 

Mokuba gibt Kaiba, der sich ein wenig nach unten gebeugt hat, einen liebevollen Wangenkuss und ich wende peinlich berührt den Blick ab.
 

„Ja, gute Nacht, Mokuba. Wheeler, bei Fuß!“
 

Irgendwie fühl ich mich grade etwas unwohl…und ich denke an meine kleine Schwester, die ich schon eine ganze Weile nicht gesehen habe, weil ich einfach zu beschäftigt war in der letzten Zeit.
 

„Gute Nacht, Mokuba. Und viel Spaß morgen.“
 

„Danke, und Dir auch eine gute Nacht und danke, dass Du noch geblieben bist.“
 

Ich wuschle ihm einmal durch seine schwarzen Haare und zeig ihm ein liebevolles Lächeln.
 

„Hab ich gern gemacht, Kleiner. Bis dann.“
 

„Ja, bis dann.“
 

Dann folge ich Kaiba hinaus, der Mokubas Zimmer scheinbar schon verlassen hat. Auf dem Gang vor dem Zimmer ist er allerdings auch nicht zu sehen. Wo mag er nur sein? Ich wende mich nach links in die Richtung, aus der ich gekommen war, als Mokuba mich hinter sich her geschleift hat. An der nächsten Ecke werde ich plötzlich am Arm gepackt, unnachgiebig an die Wand gepresst und hemmungslos geküsst. Ach, hier steckt er…
 

Aber warte, ich hab noch ne Rechnung mit ihm offen. Mit einem Ruck wechsle ich unsere Position und drücke diesmal Kaiba an die Wand, um ihn hemmungslos zu küssen. Zu meinem Erstaunen wehrt er sich nicht dagegen. Ich presse meinen Körper gegen ihn, greife seine Handgelenke und halte sie über seinen Kopf zusammen. Noch immer wehrt er sich nicht…okay, langsam mache ich mir etwas Sorgen…
 

Atemlos starre ich ihn an, während ich ihn weiterhin küsse, er starrt zurück und presst ein Knie gegen meine ziemlich harte Erektion, so dass ich erschrocken auf keuche. Nur Sekunden später höre ich ein zweites Keuchen, wie ein Echo und ich wundere mich, ob das an dieser riesigen Villa liegt…
 

„Was zum…“
 

Huh? Ruckartig dreh ich meinen Kopf nach rechts und springe gleich zwei Schritte nach hinten, weg von Kaiba, der noch immer an der Wand lehnt und sich mürrisch ein paar Haare aus der Stirn streicht und versucht, dem Blick seines kleinen Bruders auszuweichen, der im Gang an der Ecke steht und ungläubige Blicke zwischen seinem großen Bruder und mir hin und her wirft. Ich versuche hastig eine Erklärung abzugeben.
 

„Also, das ist nicht das, wonach es aussieht, also…“
 

Oh Shit! Das gibt Ärger…ausgerechnet sein kleiner Bruder erwischt uns bei sowas

Mokuba starrt mich an, starrt zurück zu Kaiba und dann wieder zu mir und er grinst plötzlich übers ganze Gesicht…
 

„Herzlichen Glückwunsch zu…“
 

Er macht eine Kopfbewegung in Richtung seines großen Bruders.
 

„…dem da. Das wird nicht leicht, Joey. Aber, viel Glück! Wirst Du brauchen. Und Du, Seto…wir zwei reden später. Du weißt wieso!“
 

Dann dreht er sich kopfschüttelnd um und verschwindet wieder um die Ecke. Und ich steh hier und schnappe überrascht und völlig verwirrt nach Luft…
 

„Äh, hat er mir grade tatsächlich gratuliert? Oder hab ich das grade geträumt?“
 

Ich höre ein Kichern. Aus Kaibas Richtung. Und ich wage nicht, mich zu ihm umzudrehen. Ein Seto Kaiba kichert nicht. Ein Seto Kaiba lacht gehässig. Er grinst böse. Er lächelt vielleicht auch mal, wenn sein kleiner Bruder in der Nähe ist. Aber er kichert nicht.
 

„Pft… gnh… pff.“
 

Ich schau mich nun doch um. Kaiba steht seitlich an der Wand gelehnt, stützt sich mit dem linken Arm an eben dieser ab und hält sich mit der rechten Hand tatsächlich den Mund zu, um ein Kichern zu unterdrücken…ich blinzle verwirrt, wisch mir über die Augen, Kaiba wirft mir einen bitterbösen Seitenblick zu, kann sich aber scheinbar noch immer nicht beruhigen. Grinsend geh ich vor Kaiba in die Hocke, stütz meinen Kopf mit meinen Händen ab und beobachte ihn, ohne mich um seinen eisigen Blick zu kümmern, den er mir zuwirft.
 

Es dauert ein paar sehr lange Sekunden bevor er sich wieder beruhigen kann. Er richtet sich kerzengerade auf, wischt sich etwas imaginären Staub von der Kleidung, kommt ziemlich schnell auf mich zu, so dass ich vor Schreck fast nach hinten kippe, schnappt sich mein linkes Handgelenk und zerrt mich durch die Gänge, wie es zuvor sein kleiner Bruder gemacht hat, der mit mir spielen wollte. Scheinbar will Kaiba auch mit mir spielen, es wird aber vermutlich kein Mario Kart sein…
 

„Wohin gehen wir?“
 

„Arbeitszimmer.“
 

Heißt übersetzt so viel wie: ‚das vermutlich einzig schalldichte Zimmer in der ganzen Villa, in dem man ungestört Sex haben kann, weil es auch das sicherste Zimmer ist, weil von innen verriegelbar‘…
 

Etliche Gänge und Türen später schiebt mich Kaiba durch die Tür seines gesicherten Hausbüros seiner Villa, verriegelt die Tür, schaltet das Licht an, lässt die Außenjalousien an den Fenstern runter und geht zu seinem Ledersessel hinter seinem Schreibtisch, während ich mich noch nicht vom Fleck bewegt habe.
 

„Herkommen.“
 

Ich folge der Aufforderung und geh ebenfalls um den Schreibtisch herum, allerdings hebt Kaiba die Hand, bevor ich zu ihm gehen kann.
 

„Bleib da stehen.“
 

Ich bleibe ein paar Schritte vor ihm stehen und warte.
 

„Ausziehen.“
 

Ein Seufzen verlässt meine Kehle. Okay, das ist neu. Ich soll also vor ihm strippen…

Ich will mir mein T-Shirt einfach über den Kopf ziehen.
 

„Langsam.“
 

Ich halte in der Bewegung inne und blinzle Kaiba irritiert an, der sich lässig zurückgelehnt hat, mit übereinandergeschlagenen Beinen und verschränkten Armen. Okay, von mir aus…dann eben langsam.
 

Ich streiche mit beiden Händen unter meinem T-Shirt meinen Bauch entlang zu meinem Brustkorb und zieh dabei das T-Shirt nach oben, dann streich ich wieder hinunter zu meinem Bauch, so dass es wieder nach unten fällt. Ich greife nach meinem Gürtel, öffne ihn, zieh ihn aus den Schlaufen meiner Jeans und lass ihn neben mir zu Boden fallen. Dann greife ich mir mit beiden Händen den vorderen Saum meines T-Shirts, schiebe es langsam nach oben und zieh es mir über den Kopf, um es dann auf den Boden neben mir fallen zu lassen.
 

Ich lege den Kopf in den Nacken, schließe die Augen und streichle meinen Brustkorb hinab zu meinem Bauch, wieder hinauf und dann wieder hinab, dann öffne ich den Knopf und Reißverschluss meiner Hose und dreh Kaiba den Rücken zu, der als Antwort leise grummelt. Ich grinse ein wenig, beuge meinen Oberkörper weit nach vorne, so dass ich mit den Händen den Boden berühren könnte und schieb meine Jeans äußert langsam nach unten, so dass Kaiba eine exzellente Aussicht auf meinen, noch immer in meine Shorts verpackten, strammen Hintern hat.
 

Unten angekommen, streife ich mir zuerst den rechten Socken nach unten, bevor ich das Bein leicht anhebe und aus meinem Hosenbein und der Socke steige, die Hauspantoffeln bleiben dabei ebenfalls am Boden zurück. Dasselbe mach ich auch mit meiner linken Socke und meinem linken Hosenbein. Erst dann richte ich mich langsam wieder auf, während ich dabei mit meinen Händen über meine Beine streiche, über meine Oberschenkel und dann über meinen knackigen Arsch, der noch immer verpackt ist.
 

Ich höre Kaiba hinter mir aufstöhnen, als ich meine Hände in meine Shorts verschwinden lasse und diese langsam nach unten schiebe, während ich mich erneut nach vorne beuge. Ich merke, wie meine Erregung pulsiert. Die hungrigen Blicke des Firmenleiters erregen mich und ich hab das Gefühl, dass er mich begehrt, nicht nur den Sex, den wir haben, sondern meinen Körper, mich…aber vielleicht ist das auch nur Einbildung…
 

Ich steige aus meiner Shorts, richte mich langsam wieder auf und streiche wie in Trance über meine harte Erregung, so dass ich laut aufstöhne.
 

„Dreh Dich um.“
 

Und ich gehorche, wie hypnotisiert. Ich öffne die Augen und will zu ihm gehen, doch er schüttelt den Kopf.
 

„Mach weiter.“
 

Huh? Ich soll weitermachen? Mich vor ihm selbstbefriedigen? Er nickt mir aufmunternd zu und ich erröte heftig. Oh je…

Ich schlucke kurz, schließ meine Augen und leg wieder den Kopf in den Nacken, während meine rechte Hand wieder nach unten wandert und meine linke zu meiner linken Brustwarze.
 

Langsam massiere ich [...], während ich meine Brustwarze bearbeite und stöhne laut. Ich höre wie Kaiba sich unruhig auf seinem Sessel bewegt, höre wie er sich den Reißverschluss seiner schwarzen Lederhose öffnet. Ich schlucke nervös. Er wird doch nicht…? Ich schau ihn an und meine Augen weiten sich überrascht. Oh doch, er wird…er [...] befriedigt sich selbst...
 

Ungläubig starre ich ihn an, kann meinen Blick nicht mehr von ihm lösen und beinahe automatisch massiere ich [...] schneller und schneller, während er meinem Tempo zu folgen scheint und sich scheinbar ebenfalls nicht von meinem Anblick lösen kann. Stöhnend erreiche ich meinen Höhepunkt und sehe, wie er ebenfalls kommt. Ich versuche das Ergebnis mit der Hand aufzufangen und tu dann etwas, was ich noch nie zuvor getan habe, ich beseitige die Spuren mit meiner Zunge und meinem Mund, während ich den Blick nicht von Kaiba löse, der mich nun seinerseits ungläubig anstarrt und erregt aufstöhnt.
 

Die Flüssigkeit ist verdammt bitter, das von Kaiba hatte irgendwie besser geschmeckt…ob das an der Ernährung liegt? Vielleicht sollte ich ihn mal fragen, was er den ganzen Tag so isst…
 

Ich beseitige auch die restlichen Spuren von meiner Hand, geh die restlichen Schritte auf Kaiba zu, sinke vor ihm auf die Knie, greife nach seiner Hand, die sich noch immer ziemlich krampfhaft um seine Erregung verkrallt hat und lecke auch seine Flüssigkeit auf und muss meine Vermutung von vorhin bestätigen, seins schmeckt irgendwie besser, leicht süßlich und nicht ganz so bitter, wie mein eigenes…
 

Er stöhnt laut auf [...] Es dauert nicht lange und er ist erneut hart [...] Er greift sich meine Haare und zieht meinen Kopf nach oben, so dass ich ihn freigeben und ansehen muss.
 

„Steh auf und dreh Dich um.“
 

Ich folge seiner Aufforderung. Er spreizt ein wenig seine Beine, so dass ich mich bequem dazwischen stellen kann, dann greift er mir an die Hüften und zieht mich auf seinen Schoß und mir wird klar, was ich tun muss. Ich stütze mich mit meiner linken Hand auf seinem linken Bein ab, greife mit der rechten Hand zwischen meine Beine, schnappe seine Erregung und führe ihn langsam [...] ein.
 

Wir stöhnen beide gleichzeitig auf und ich sinke tief in seinen Schoß [...] Es schmerzt ein wenig, da ich nicht vorbereitet bin, aber es ist dennoch ein sehr erregendes Gefühl und verdammt intensiv, da ich die Richtung und das Tempo seiner Bewegung in mir steuern kann. Blitze zucken durch meinen Körper, als ich mich leicht erhebe und wieder hinabsenke, während ich mich nun mit beiden Händen auf Kaibas Beinen abstütze und er mir mit seinen Händen an meiner Hüfte zusätzlichen Halt gibt.
 

Ich reite mit einem gleichmäßig langsamen Tempo auf ihm, unser Stöhnen erfüllt sein Hausbüro, nach ein paar langen Minuten zieht er meinen Oberkörper nach hinten an seine Brust [...] und erhebt sich aus seinem Sessel, ohne die Verbindung zwischen uns zu lösen. Dann dreht er uns einmal leicht nach links und drückt meinen Oberkörper weit nach vorne.
 

Ich öffne meine Augen und sehe nun seinen Schreibtisch vor mir, auf dem ich mich mit meinen Unterarmen abstütze, während sich meine Hände an der Außenkante der Schreibtischplatte festkrallen [...] Ging ihm wohl doch nicht schnell genug das Ganze…
 

Laut stöhnend kommt er und treibt mich damit ebenfalls über die Klippe. Langsam zieht er sich wieder [...] zurück, ich richte mich erschöpft auf und schüttle mich kurz, als ich merke, wie mir die Flüssigkeit am Bein runterläuft. Ich brauch Feuchttücher, mal wieder…vielleicht sollten wir es mal mit Kondomen versuchen, die fangen dann wenigstens seine Flüssigkeit auf…aber andererseits ist das Gefühl seiner nackten Erregung verdammt geil…und da er ja auf diese blöden Tests bestanden hat, gibt’s auch keinen Grund, warum ich auf dieses Gefühl verzichten sollte … solange wir beide keine anderen Sexpartner haben…
 

Ein schmerzhaftes Stechen in meiner Brust lässt mich beinahe auf keuchen. Urgs…ich hasse das! Er reicht mir ein paar Feuchttücher, die er aus einer Schublade seines Schreibtisches gefischt hat, ich säubere mich notdürftig, werf die Tücher in den Mülleimer unter seinem Schreibtisch und zieh mich an, ohne ihn anzusehen oder ein Wort mit ihm zu wechseln. Ich spüre, wie er mich beobachtet und scheinbar versucht, zu ergründen, was gerade in mir vorgeht. Ich versuche, ihn zu ignorieren.
 

Was sollte ich auch schon sagen? Dass es mich schmerzt, wenn ich daran denke, dass er vielleicht irgendwann genug von mir hat und sich doch noch jemand anderen sucht? Vorzugsweise eine Frau? Dass er mich irgendwann nicht mehr braucht? Oder einfach nicht mehr will? Dass er vielleicht nur eine Weile mit mir spielt und mich dann einfach fallen lässt?
 

„Ich fahr Dich nachhause.“
 

Ich nicke nur, weiche seinem Blick aus und folge ihm schweigend durch die vielen Gänge seiner riesigen und doch so leeren Villa…
 

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Talking in the water

Es ist Teas 18. Geburtstag, am 18. August, ein verdammt heißer August. Was uns dazu getrieben hat, ihre Geburtstagsfeier an den Strand zu verlegen, mit Eis und kühlem Meerwasser, anstatt mit Kuchen und brütender Hitze irgendwo in Teas Haus herumvegetieren zu müssen. Es war ihr Vorschlag, wir Jungs stimmten natürlich bereitwillig zu, war doch sehr verlockend dieser Strand und erst die äußerst leicht bekleideten Mädchen…göttlich! Tea selbst war auch mal wieder eine Augenweide. Und ich hasste sie dafür, denn Yugi konnte kaum die Finger von ihr fernhalten. Argh! Das wollte ich wirklich nicht sehn, war mir zu privat…
 

Ich hatte heute Morgen Serenity vom Domino Bahnhof abgeholt, Tea hatte sie eingeladen, doch mit an den Strand zu kommen, auch dafür hasste ich Tea, denn meine Schwester sah in ihrem knappen Badeanzug verdammt erwachsen aus, sowas sollte verboten werden, sie war noch nicht mal 15! Und erst die Blicke von Duke und Tristan…wenn die weiter so gierig meine kleine Schwester begutachteten, würde ich sie eigenhändig erwürgen…das Schlimmste war ja, dass Serenity das gar nicht als so unangenehm aufzufassen schien, wie ich erhofft hatte. Sie wurde anscheinend wirklich langsam erwachsen, irgendwie beängstigend…ob sie schon ihre Tage hatte? Also nicht, dass ich sie das fragen würde, aber ich machte mir Sorgen…hatte von Tea gehört, dass es immer sehr schmerzhaft wäre, die ersten paar Tage und die Vorstellung, dass meine kleine Schwester Schmerzen erdulden musste, gefiel mir gar nicht…sie wurde definitiv viel zu schnell erwachsen.
 

Konnte man das nicht irgendwie stoppen? Irgendwie? Ich hatte sie zu lange nicht gesehen und sie jetzt so weiblich zu sehen, erschreckte mich. Machte sie sich schon Gedanken über die Liebe? Über Jungs? Oder vielleicht gar Mädchen? Ich mein, der Gedanke daran, dass sie sich vielleicht irgendwann in ein Mädchen verlieben könnte, störte mich nicht einmal…in Anbetracht der Tatsache, in was ich verwickelt war, war das aber auch nicht sonderlich überraschend…
 

Seufzend wende ich den Blick von ihr ab und werfe dafür Tristan und Duke einen überaus mörderischen Blick zu, den beide allerdings zu ignorieren scheinen. Tja, ich bin eben nicht Kaiba, mit seinen manchmal eisigkalten blauen Augen funktioniert das immer prächtig…
 

Ich seufze leise, ich hasse es, dass ich ständig nur noch an Kaiba denke, das macht mich fast wahnsinnig. Ich brauch eine Abkühlung. Ich erhebe mich von meinem rotschwarzen Badehandtuch, auf dem ich liege und strecke mich erstmal ausgiebig. Es ist wirklich verdammt heiß heute.
 

„Willst Du ins Wasser, Joey?“
 

Ich dreh mich zu Tristan um, der mit Duke auf einer großen Picknickdecke sitzt und mit ihm eine Runde Bauernskat spielt. Warum Tristan unbedingt ein Kartenspiel an den Strand mitgenommen hat, ist mir ein Rätsel.
 

„Klar, immerhin sind wir doch wegen dem kühlen Wasser am Strand oder nicht?“
 

Duke schüttelt den Kopf.
 

„Ich bin wegen den Mädels hier.“
 

Tz, war ja klar, dieser Weiberheld…
 

„Mit Dir hab ich auch nicht geredet, Duke.“
 

„Ich geh nachher auch ins Wasser, lass mich erst noch gegen Duke gewinnen, ja?“
 

„Das schaffst Du doch sowieso nicht, Tristan.“
 

Er wirft mir einen ganz bösen Blick zu.
 

„Verzieh Dich, ich schaff das hier schon.“
 

Ich zucke nur gleichgültig mit den Schultern, werfe noch einen sehr kurzen Blick auf Yugi, der Tea grade den Rücken mit Sonnenmilch eincremt und dreh mich dann schnell zu Serenity um, weil ich den Anblick der beiden Turteltauben nicht ertrage.
 

„Kommst Du mit, Serenity?“
 

„Ich will mich noch ein bisschen sonnen, vielleicht später.“
 

Ich seufze niedergeschlagen.
 

„Na schön, geh ich halt alleine schwimmen. Wenn was ist, ihr wisst ja wo das Wasser ist.“
 

Mit einem letzten Blick auf Duke und Tristan und einem gezischten „Finger weg von meiner Schwester“ mach ich mich auf dem Weg zum Wasser, ich brauch wirklich eine Abkühlung.
 

Ungefähr eine halbe Stunde lang dreh ich meine Runden in der Nähe vom Strand, um ein Gefühl für das Wasser zu bekommen und für die leichten Wellenbewegungen. Ich bin ein ziemlich guter Schwimmer, aber ich war lange nicht mehr schwimmen, nicht einmal im Pool, hatte durch meine Arbeit viel zu selten Zeit dafür. Kaiba hat sicherlich einen eigenen Swimmingpool in seiner Villa, der kann also vermutlich schwimmen gehen, wenn er Lust dazu hat und muss dafür nicht mal weit laufen…
 

Ach verdammt, muss ich denn andauernd an den Kerl denken? Ich sollte doch lieber froh sein, dass ich ihn schon eine Weile nicht gesehen habe. Vermutlich will er mich auch gar nicht mehr sehen, jetzt wo sein Bruder uns beim Küssen erwischt hat. Vielleicht ist es Kaiba ja peinlich…vielleicht bin ich ihm peinlich…ich bin immerhin keine Frau und Mokuba hat doch gesagt, dass sich Kaiba eine Freundin suchen soll und keinen Freund…
 

„Joey?“
 

Ich dreh mich ruckartig im Wasser um und weite erschrocken die Augen.
 

„Mokuba?“
 

Oh Gott, den wollte ich gerade am allerwenigsten sehn…wie peinlich…
 

„Also weißt Du, dass mit Deinem Bruder, also das…“
 

Mokuba macht im Wasser eine Handbewegung, die mich zum Schweigen bringt.
 

„Du musst mir nichts erklären, Joey, ich hab mit Seto gesprochen, ich hab kein Problem mit, weiß der Geier was ihr da habt. Und wenn ihr das geheim halten wollt, dann ist es nicht meine Aufgabe, daran etwas zu ändern. Liegt voll und ganz bei euch. Ich gebe euch nur den gutgemeinten Rat, das Ganze nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Wie ich Dir bereits gesagt hatte, diese Sache wird nicht leicht, für keinen von euch. Seto wollte mir nicht genau sagen, was sich da zwischen euch abspielt, ich bin aber sicher, dass er mir etwas verheimlicht. Und für Dich scheint diese Sache ziemlich ernst zu sein oder irre ich mich da?“
 

Ich schlucke nervös und schau mich im Wasser um, ob uns irgendjemand hören kann.
 

„Kannst Du mir versprechen, dass Dein Bruder nichts davon erfährt?“
 

„Sicher kann ich das.“
 

Seufzend streich ich mir ein paar nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht und wende den Blick von ihm ab.
 

„Ich liebe ihn, okay? Es war nicht geplant. Ist halt irgendwie passiert. Und naja, er soll’s halt nicht wissen.“
 

„Warum nicht?“
 

Erschrocken starre ich ihn an.
 

„Du weißt doch wie er ist! Er ist Dein Bruder. Was ich mit ihm hab, ist nichts weiter als, naja…geschäftlich halt, so irgendwie…“
 

„Du meinst, nur Sex?“
 

Ich schnappe völlig perplex nach Luft. Wie alt war der Kleine nochmal? 13?
 

„Komm schon, Joey. Denkst Du, ich weiß nicht, was Männer so treiben? Gozaburo war kein Mönch, kapiert? Der hatte fast jeden Tag ne andere Dame in seinem Zimmer und ich hab auch den einen oder anderen jungen Bengel aus seinem Schlafzimmer schleichen sehn.“
 

Nun gut, das leuchtet mir ein…Gozaburo war mit Sicherheit kein Mönch und eine Ehefrau schien er auch nicht an seiner Seite zu haben…vermutlich war die ihm schon davongelaufen…würde mich bei dem Kerl nicht wundern…
 

„Was ist mit Deinem Bruder? Hat er auch…?“
 

Mokuba schüttelt lachend den Kopf, so dass er mich ganz nass spritzt, weil seine nassen Haare durch die Gegend wirbeln.
 

„Seto ist zwar auch kein Mönch, aber bei ihm kann man die Frauen an einer Hand abzählen und Du bist der erste Mann, den er überhaupt so dicht an sich herangelassen hat. Also nicht, dass es da nicht schon den einen oder anderen Typen gegeben hätte, der mehr von ihm wollte, als nur einen simplen Geschäftsvertrag, immerhin haben wir auch in die USA expandiert und da ist sowas nichts Ungewöhnliches, aber bisher hat er sämtliche Annäherungsversuche bereits im Keim erstickt.“
 

Ja, sowas sagte er ja bereits. Ich hatte aber nicht gedacht, dass es auch schon männliche Verehrer gab. Irgendwie beruhigend, dass es nicht nur mir so geht, aber gleichzeitig auch beängstigend, weil ich dadurch irgendwie noch mehr Konkurrenz habe, weiblich wie auch männlich…argh…ich hoffe inständig, Kaiba ist nicht bisexuell, mal abgesehen davon, dass er mit mir rummacht…
 

„Bevor Du Dir irgendwelche Sorgen machst, mein Bruder steht nur auf Frauen, hat er zumindest mal gesagt, weiß nicht, ob das immer noch stimmt, hab schon seit letztem Jahr keine Frau mehr an seiner Seite gesehen. Dass er sich ausgerechnet mit Dir einlassen würde, kam ziemlich überraschend.“
 

Ich schnaube leise.
 

„Wem sagst Du das…“
 

„Was hat Dich überhaupt dazu getrieben?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Keine Ahnung. Irgendwas war da. Er hat damit angefangen, ich hab keinen Rückzieher machen wollen und tja…peng, da hatte die Falle schon zugeschnappt.“
 

Mokuba nickt.
 

„Ja. Versteh schon. Vermutlich hast Du Dich mal wieder von Seto provoziert gefühlt und er wollte Dir einfach nur mal wieder seine Überlegenheit demonstrieren und Dir zeigen, dass er sich einfach alles erlauben kann.“
 

Ein trauriges Lächeln verzieht kurz meine Mundwinkel.
 

„So in etwa. Ich bin dumm, oder? Obwohl ich das genau weiß, lass ich es zu, dass er die Oberhand behält. Ich sollte das Ganze abbrechen und vergessen.“
 

Mokuba schüttelt den Kopf und greift nach meinem Arm.
 

„Auf gar keinen Fall, Joey. Ich weiß nicht, wie lange das zwischen euch schon läuft, aber in letzter Zeit ist Seto viel ausgeglichener, er schreit nicht mehr die ganze Villa zusammen, wenn mal irgendwas in der Firma schief gelaufen ist oder einer unserer Bediensteten einen Fehler gemacht hat. Du scheinst ihm also wirklich gut zu tun. Und ich glaube, er empfindet auch etwas für Dich, allerdings bin ich mir da noch nicht so ganz sicher. In diesem Punkt ist er auch für mich ein Rätsel. Seine wenigen Beziehungen dauerten auch nie wirklich lange und wirklich glücklich schien er auch nie zu sein. Fakt ist jedenfalls, dass er es noch nie zuvor zugelassen hat, dass er mitten in einem Flur unserer Villa geküsst wird.“
 

„Er hat mich zuerst geküsst.“
 

Mokuba grinst breit.
 

„Dann ist das ja noch schlimmer. Zärtlichkeiten hat er nie von sich aus gestartet, wenn die Gefahr bestand, dass irgendwer es sehen konnte. Er wollte jegliche Gerüchte vermeiden. Da er noch minderjährig war, konnte er sich keinen Skandal erlauben, immerhin brauchte er für die Firma eine blütenreine Weste, damit man ihn überhaupt ernst nahm trotz seines jungen Alters.“
 

„Aber die braucht er doch heute immer noch, ein junger und dazu noch superreicher Geschäftsmann, der mit einem unwichtigen und armen Buchverkäufer anbändelt, wäre mit Sicherheit keine gute Schlagzeile für ihn.“
 

Mokuba winkt nur lässig mit der Hand ab.
 

„Mach Dir darüber mal keinen Kopf. Seto wird schon wissen, was er tut. Und wenn er das Risiko eingegangen ist, sich mit Dir einzulassen, dann weiß er auch, wie er mit den Folgen zurechtkommt, sollte das doch irgendwann mal an die Öffentlichkeit kommen. Und bis dahin, versuch einfach das Beste aus der Situation zu machen. Mein Bruder beißt schon nicht, man muss nur wissen, wie man ihn anpacken muss, dann wird er ganz handzahm.“
 

Er zwinkert mir kurz zu und geht in Richtung Strand.
 

„Ach ja. Seto steckt hier auch noch irgendwo, er wollte etwas weiter draußen Schwimmen. Kannst ja nach ihm suchen. Er trägt nur eine enge dunkelblaue Badeshorts und hat damit schon ein paar weibliche Badegäste beinahe in den Wahnsinn getrieben, ein paar männliche waren auch dabei.“
 

Ich erröte schlagartig, während Mokuba lachend das Wasser verlässt. Oh Gott. Kaiba in enger Badeshorts und sonst nix…
 

Aufgeregt dreh ich mich um und suche das Wasser nach ihm ab, kann ihn aber nirgends entdecken. Ich schwimme weiter raus und versuche ihn irgendwie zu finden. Wäre ich Kaiba, dann würde ich vermutlich irgendwo abseits meine Runden drehen, wo sich wenig Menschen aufhalten. Eine kleine abgelegene Bucht oder so…
 

Ich schwimme etwas nach rechts zu ein paar Klippen, wo sich niemand aufhält. Ist ein ziemlich weiter Weg bis ich endlich das Ende der Klippen erreiche und drum herum schwimmen kann. Und da, hier ist tatsächlich eine kleine Bucht, die vom Strand aus gar nicht zu sehen ist und auch vom Wasser aus kaum zu erkennen, da der Eingang zur Bucht recht schmal ist und die Bucht selbst halbmondförmig, so dass man selbst vom Eingang aus kaum den Strand am anderen Ende der Bucht ausmachen kann. Bestimmt ist Kaiba hier und dreht seine Runden, weit weg von dem ganzen Trubel.
 

Bevor ich jedoch in die Bucht hineinschwimmen kann, drückt mich eine hohe Welle plötzlich gegen einen Felsen, der neben der steilen Klippe herausragt. Autsch! Verdammt! Panisch versuche ich mich von dem Felsen abzustoßen, aber die Wellen sind irgendwie stärker geworden und ich bin ziemlich erschöpft, da ich etwas außer Übung bin. Das ist nicht gut…
 

Eine erneute Welle wirft mich mit dem Rücken gegen einen anderen Felsen, so dass mir die Luft aus den Lungen gepresst wird und ich Sterne sehe. Nackte Panik breitet sich in mir aus und ich rudere verzweifelt mit den Armen, um mich über Wasser zu halten. Ich krieg keine Luft! Die dritte Welle drückt mich unter Wasser und ich stoße hart mit dem Kopf gegen einen Felsen, der sich unter Wasser befindet und dann wird um mich herum alles schwarz.
 

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Sex on the beach

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Sex on the beach zensiert

Ich spüre kalte Lippen auf meinen eigenen und Luft, die in meinen Mund gepresst wird und dann einen starken Druck auf meinem Brustkorb und dann Wasser, das sich urplötzlich vom Brustkorb aus einen Weg durch meinen Hals sucht und mich keuchend husten lässt.
 

„Urgs…blärg…“
 

Igitt, ist das widerlich…Salzwasser…würg…jemand schlägt mir immer wieder auf den Rücken, wahrscheinlich, damit ich das Wasser besser aushusten kann…scheinbar hat mir grade jemand das Leben gerettet…
 

„Fuck, das war knapp…“
 

Meine Stimme ist krächzend, mein Hals brennt, meine Augen tränen…aber ich lebe noch…
 

„Du kannst von Glück reden, dass ich gerade auf dem Rückweg zum Hauptstrand war und Dich gesehen hab, Du gottverdammter Idiot!“
 

Ich zucke zusammen und wage nicht, mich umzudrehen oder irgendwie zu rühren. Oh nicht doch…musste es ausgerechnet Kaiba sein, der mich rettet? Och nö…kann es noch schlimmer kommen?
 

„Alles okay? Ist das Wasser raus?“
 

Ich dreh mich nun doch zu ihm um und bereue die Entscheidung sofort. Scheiße…er sieht verdammt heiß aus…und er ist verdammt nah…ich spüre, wie die Hitze mir zu Kopf steigt und ich werfe mich wieder rücklings in den Sand und verdecke mein Gesicht mit meinem rechten Arm.
 

„Mir geht’s blendend. Danke. Du hast mir jetzt schon zum zweiten Mal das Leben gerettet.“
 

Ich höre ein Schnauben neben mir.
 

„Reiner Zufall.“
 

Ich grinse gequält, schieb meinen Arm etwas höher hinauf, damit ich Kaiba ansehen kann.
 

„Trotzdem. Diesmal war’s echt knapp…“
 

Kaiba runzelt ziemlich mürrisch die Stirn und starrt mich mit einem wahnsinnig wütenden Blick an.
 

„Du ahnst gar nicht, wie knapp. Du hast nicht geatmet, ich dachte schon, Du wärst…“
 

Er wendet den Blick von mir ab und starrt hinaus aufs Wasser, ich greife mit meiner linken Hand nach seiner rechten Hand, mit der er sich neben mir im Sand abstützt.
 

„Ich bin noch da, okay? Nichts passiert…“
 

Ich merke, wie sich seine Hand verkrampft, dann zieht er seine Hand zurück und legt sie stattdessen auf meine, schaut mich aber noch immer nicht an.
 

„Ja, Du bist noch da. Nichts passiert…“
 

Mein Herz schlägt wie wild in meiner Brust. Kaiba sieht so anders aus. So verletzlich, aber irgendwie auch wild und sexy, weil er nur seine wirklich enge Badeshorts trägt, gleichzeitig sieht er aber auch einfach nur schön aus, weil die Sonne gerade etwas hinter ein paar Wolken verschwunden ist und nur einzelne Sonnenstrahlen die Wassertropfen auf seinem halbnackten Körper leuchten lassen.
 

Verdammt…ich liebe diesen Kerl einfach…
 

„Ich will jetzt Sex!“
 

Erschrocken starrt er mich an.
 

„Bitte was? Hast Du sie noch alle?“
 

Ich richte mich ein wenig auf und schau mich um. Na also, wie ich es mir gedacht habe. Wir sind in der beinahe von allen Seiten uneinsehbaren Bucht auf einem winzigen Strand und außer uns ist niemand hier.
 

„Ich will jetzt Sex. Hier und sofort.“
 

„Aber…“
 

Ich leg meinen Arm um seine Taille und zieh ihn einfach an mich.
 

„Nix aber. Auf diese Weise kannst Du sicher gehen, dass ich wirklich noch hier bin und Du das nicht nur träumst und ich hab definitiv zu viel Adrenalin im Blut, das ich irgendwie abbauen muss, also ist Sex genau das, was ich grade brauche. Und ich will keine Diskussion mehr darüber. Hier ist kein Mensch, außer wir, also stell Dich nicht so an.“
 

Knurrend beißt er mir in den Hals und reißt mir förmlich meine enge schwarze Badeshorts vom Körper. Na also, geht doch…warum nicht gleich so…er begnügt sich damit, sich einfach nur seine Erregung aus seiner eigenen Badeshorts zu ziehen, anstatt Zeit damit zu verschwenden, sich die Shorts ganz auszuziehen. Soll mir Recht sein…
 

Ich schlinge meine Beine um seine Hüften und er dringt mit einer fließenden Bewegung [...] ein. Autsch…da ist mit Sicherheit auch Sand mit drin…Sex am Strand war wohl doch keine so gute Idee…
 

„Geht’s?“
 

Ich nicke ihm zu.
 

„Ist nur etwas sandig.“
 

„Was Du nicht sagst. Aber Du hast mich ja nicht ausreden lassen wollen. Leb damit.“
 

Ich zieh ihn in eine feste Umarmung.
 

„Scheiß egal jetzt. Fang lieber an.“
 

Wieder beißt er mir in den Hals und bewegt sich ruckartig, so dass ich laut aufstöhne.
 

„Werd nicht aufmüpfig, Köterchen, ich sage, wo es lang geht, klar?“
 

Ruckartig dreh ich ihn auf den Rücken und sitz nun auf ihm.
 

„Tatsächlich? Hast Du da nicht etwas vergessen, Du kleiner verwöhnter Bengel?“
 

Mit einer schnellen Bewegung werd ich wieder auf den Rücken befördert und Kaiba bewegt sich erneut ruckartig. Ich kralle mich in seinen Rücken und stöhne laut.
 

„Ich vergesse nie etwas. Außerdem bin ich der mit dem großen Stängel!“
 

Ich starre ihn an, er starrt zurück und dann fangen wir beide fast gleichzeitig an zu lachen und es ist das erste Mal, dass ich ihn ehrlich lachen sehe und das auch noch in einer Situation wie dieser hier…noch vor einigen Monaten wäre das vollkommen unrealistisch gewesen.
 

„Idiot.“
 

Er vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge und beißt mir erneut in den Hals.
 

„Selber.“
 

Ich drücke ihn fest an mich und kralle mich mit meinen Fingern in seine Schultern, bringe ihn zum Stöhnen. Er bewegt sich diesmal langsam [...] während er mir immer wieder leicht in den Hals beißt oder mir am Ohr knabbert. Und dann sagt er zu mir, ich wäre der Hund…tz…
 

„Markierst Du wieder Dein Revier?“
 

Er hebt kurz den Kopf, runzelt leicht die Stirn.
 

„Schon möglich? Gibt’s damit ein Problem?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Kein Problem, ich gehör ganz Dir.“
 

Er zieht seine Stirn noch mehr in Falten, so dass sich auch seine Nase kräuselt, was ihn ziemlich niedlich erscheinen lässt. Dann beugt er sich wieder hinab zu meinem Hals und saugt diesmal daran. Oh Gott…er verpasst mir tatsächlich einen Knutschfleck…
 

„Verdammt, Kaiba! Wenn das meine Freunde sehn!“
 

Ich spüre, wie er mit den Schultern zuckt, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. Ich seufze resigniert.
 

„Du bist echt bescheuert!“
 

Er lässt endlich von mir ab, begutachtet noch mal sein Werk und nickt zufrieden, bevor er mich überaus spöttisch angrinst.
 

„Kannst denen ja erzählen, Dich hätte ein Haifisch angeknabbert.“
 

„Haha, sehr witzig…Arschloch!“
 

Er bewegt sich wieder ruckartig, so dass ich diesmal ziemlich erschrocken auf keuche.
 

„Pass auf, was Du sagst, ich bin immer noch in Deinem Arschloch.“
 

Ich kneife ihm in seinen überaus knackigen Hintern.
 

„Pass lieber selber auf, sonst drehen wir die Sache mal um [...] damit Du mal merkst, wie weh das tun kann!“
 

Er zieht seine Augenbrauen zusammen und schüttelt dann den Kopf.
 

„Verlockendes Angebot, aber eher was für einen späteren Zeitpunkt.“
 

Ein beinahe schon seliges Lächeln breitet sich langsam auf meinem Gesicht aus und mein Herz überschlägt sich fast.
 

„Ernsthaft?“
 

„Wenn Du mich weiter so anstarrst, als würdest Du mich sofort fressen wollen, überleg ich mir das noch anders.“
 

Ich räuspere mich kurz, um das Lächeln aus meinem Gesicht zu vertreiben.
 

„Hehe, sorry? Aber mal ehrlich, hattest Du eine andere Reaktion von mir erwartet? Meine Drohung war nicht wirklich so ernst gemeint. Ich würde nie so weit gehen, schon gar nicht gegen Deinen Willen. Und dann kommst Du mit so einer Antwort…“
 

„Schon klar. Aber wie ich bereits sagte, das wäre was für einen späteren Zeitpunkt. Viel später.“
 

Grummelnd beiße ich ihm in die Schulter.
 

„Du bist so ein Angsthase.“
 

„Und Du bist schwul!“
 

„Gar nicht. Nur bei Dir. Außerdem bist Du selber schwul!“
 

„Unkorrekt.“
 

Er beugt sich zu mir hinab, knabbert an meinem linken Ohr.
 

„Nur bei Dir.“
 

Sein heißer Atem an meinem Ohr lässt mich erzittern und genüsslich meine Augen schließen. Verdammt, das kam ja schon fast einer Liebeserklärung gleich…
 

Wenn ich ihn nicht schon lieben würde, wäre ich ihm spätestens jetzt total verfallen…kleiner Herzensbrecher…
 

„Willst Du nicht endlich mal weitermachen? Sonst sind wir morgen noch hier.“
 

„Hast Recht. Deine Freunde machen sich sicherlich schon Sorgen und Mokuba auch.“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Um Deinen Bruder brauchst Du Dir keinen Kopf machen, der wird lediglich annehmen, dass ich Dich gefunden habe und dass wir beschäftigt sind.“
 

„Oh. Hatte mich schon gewundert, warum Du so weit draußen warst und ganz ohne Deine Freunde. Also hat er Dich hergeschickt.“
 

Kaiba bewegt sich immer wieder langsam, so dass ich Mühe habe, ihm zu antworten, weil ich immer wieder aufstöhne.
 

„So in etwaaaaah. Er haaaht nur gesagt, daaaahaas Du hier bist. Innnnnnhhn enger Badeshorts.“
 

„Und da hast Du nach mir gesucht?“
 

„Jaaaahaaaa.“
 

Er bewegt sich heftiger, so dass ich Sterne sehe.
 

„Nur um mich in enger Badeshorts bewundern zu können?“
 

„Gott jaaaaaaa!“
 

Er bewegt sich ruckartig.
 

„Mit einem Gott hat mich bisher noch keiner verglichen, aber Danke fürs Kompliment.“
 

Seine Bewegungen werden schneller und wilder.
 

„Verdammt, hör auf mich zu quälen!“
 

„Sonst was?“
 

Er wird plötzlich langsamer [...] Stöhnend recke ich mich ihm entgegen.
 

„Sonst…scheiße ist das geil!“
 

Er knabbert an meinem linken Ohr und kneift mir in die rechte Brustwarze.
 

„Du musst ja verdammt scharf auf mich sein, wenn Dir nicht mal mehr ein richtiger Konter einfällt.“
 

Gott, wie kann der Kerl nur so verdammt ruhig bleiben, während er mich buchstäblich in Grund und Boden vögelt?!
 

„Wundert Dich das etwa?“
 

Ich spüre, wie er an meiner Schulter den Kopf schüttelt.
 

„Mich wundert schon lange nichts mehr.“
 

„Geht mir genauso.“
 

Er wird wieder schneller [...]
 

„Oh Gott, tiefer!“
 

Er beißt mir wieder in den Hals [...] ich kralle mich in seine kräftigen Schultern, presse ihn an mich, meine eigene Erregung reibt sich immer wieder an seinem Bauch, dann spüre ich plötzlich seine Hand, die sich schon fast brutal darum schließt und ich stöhne laut auf.
 

„Setooooooh.“
 

Mein Höhepunkt ist so heftig, dass ich fast befürchte, wieder in Ohnmacht zu fallen. Kaiba beißt mir ins linke Ohr und kommt mit einem langgezogenen Stöhnen, das mir eine wohlige Gänsehaut über den Rücken jagt, ebenfalls zum Höhepunkt, dann bricht er ziemlich erschöpft über mir zusammen und presst mich tiefer in den Sand.
 

„Shit. Das sollten wir öfters machen.“
 

„Was? Sex on the beach?“
 

„Jap!“
 

„Aber nur, wenn Du vorher nicht wieder ertrinkst.“
 

Ich grinse leicht und streichle ihm fast liebevoll über den Rücken.
 

„Geht klar. Kein Ertrinken vor dem Sex.“
 

Er richtet sich etwas auf und schaut ziemlich ernst auf mich hinab.
 

„Ich mein es ernst, Joseph. Das war nicht lustig.“
 

Ich drücke ihm einen Kuss auf seine weichen Lippen und zeige ihm ein leichtes Lächeln.
 

„Ich weiß, Seto. Ich bin das nächste Mal vorsichtiger, okay?“
 

Er grummelt leicht und zieht sich aus mir zurück.
 

„Das will ich doch hoffen. Und jetzt geh Dich säubern und zieh Deine Shorts an, sonst kommen die Andren Dich noch suchen oder rufen gleich im Tierheim an, ob dort ein herrenloser Köter abgegeben wurde.“
 

Ich grinse breit und deute auf den Knutschfleck auf meinem Hals.
 

„Wieso herrenlos? Ich bin doch markiert.“
 

Er schaut mich nachdenklich an.
 

„Wie erklärst Du es ihnen? Das da?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Hatte ne kleine Auseinandersetzung mit nem Riesenoktopus. Klingt logischer als die Wahrheit, meinst nicht?“
 

„Vermutlich.“
 

„Was mich zu der Frage bringt, wie lange wir das zwischen uns geheim halten können. Werden wir vermutlich nicht ewig schaffen… Aber wer weiß schon, wie lange Du mich überhaupt noch willst, vielleicht hast Du morgen ja schon die Nase voll oder so… Aber egal, wir sollten wirklich zurück zu den Andren.“
 

Ich schnappe mir meine Badeshorts und marschiere an Kaiba vorbei in Richtung Wasser, um mich dort zu säubern. Er folgt mir schweigend.
 

„Joseph?“
 

„Hm?“
 

„Wenn es rauskommt, kümmere ich mich darum. Also zerbreche Dir darüber nicht den Kopf. Ich hab das Ganze schließlich ins Rollen gebracht, also trage ich auch die Konsequenzen dafür.“
 

Ich zieh mir meine Badeshorts wieder an, dreh mich zu ihm um und schüttle den Kopf.
 

„Vergiss das mal ganz schnell wieder. Ich bin daran genauso Schuld. Ich hätte mich nicht von Dir provozieren lassen dürfen, dann wäre das hier gar nicht erst passiert. Also werde ich ebenso dafür gerade stehen, wenn es rauskommt. Und mir ist egal, was Du dazu sagst, ich mach doch eh, was ich will und wann ich es will.“
 

Er seufzt und streicht sich ein paar Haare aus der Stirn.
 

„Fein. Dann sollten wir in Zukunft noch vorsichtiger sein, um das Risiko einzudämmen, doch noch erwischt zu werden.“
 

„Also kein Sex on the beach mehr?“
 

„Höchstens an meinem Privatstrand.“
 

Ich starre ihn an.
 

„Du hast einen Privatstrand?“
 

„Und ein Ferienhaus. Eigentlich sogar zwei, aber das andre ist mehr in den Bergen, zum Skifahren und so.“
 

Überrascht und beindruckt schnappe ich nach Luft.
 

„Reicher Geldsack!“
 

„Armer Straßenköter!“
 

Ich grinse ihn fies an.
 

„Und trotzdem kannst Du Deine Finger nicht von mir lassen.“
 

Er zuckt mit den Schultern.
 

„Scheint so. Und jetzt komm. Wir haben noch ein ganzes Stück zu schwimmen.“
 

Ich nicke ihm zu und gemeinsam stürzen wir uns in die Fluten und schwimmen aus der Bucht hinaus. Ohne uns vorher abgesprochen zu haben, tauchen wir beide unter, damit niemand sehen kann, woher wir gerade kommen. Unter Wasser schau ich ihm noch nach, wie er links an den Klippen vorbei taucht, dann wende ich mich nach rechts und schwimme unter Wasser in einem großen Bogen Richtung Strand.
 

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Woman's intuition

Es ist jetzt zwei Tage her, dass ich Kaiba am Domino Strand getroffen habe und ich stehe wie immer im Buchladen hinter dem Ladentisch. Die Jungs haben mich wegen dem Knutschfleck natürlich sofort ausgefragt, ich hab denen gesagt, mich hätte ein Haifisch angeknabbert, der mich für einen Nachmittagssnack gehalten hat. Alle haben sie mich ausgelacht, nur Tea hat mich ganz merkwürdig angesehen, als wüsste sie genau, was ich getrieben hab. Manchmal verunsichert mich dieser durchdringende Blick von ihr, als könnte sie mich total durchschauen…
 

Vielleicht kann sie es wirklich, vielleicht durchschaut sie mich tatsächlich. Genau aus dem Grund hab ich eine Aussprache mit ihr noch nicht angestrebt. Wenn ich ihr erzähle, dass ich mich mit einen Mann eingelassen habe, dann zählt sie vermutlich eins und eins zusammen und weiß vermutlich sofort, wer dieser Mann ist…und das wäre katastrophal
 

Es ist kurz vor Feierabend und ich warte nur noch darauf, nachhause gehen zu können. Das Klingeln der Türglocke lässt mich aufschauen und erschrocken zusammenzucken.
 

„Tea?“
 

Oh je. Was will sie denn jetzt hier?
 

„Joey. Können wir reden?“
 

Ich nicke nervös.
 

„Hab in einer halben Stunde Feierabend, wir können dann zu mir und … reden.“
 

Jetzt gibt’s wohl kein Zurück mehr…
 

„Ich hol mir noch etwas zum Trinken am Kiosk an der Ecke, wir treffen uns dann in einer halben Stunde wieder hier, aber lauf nicht weg.“
 

„Keine Sorge. Hatte ich nicht vor.“
 

„Gut.“
 

Sie wirft mir noch einen ihrer durchdringenden Röntgenblicke zu und verlässt den Laden. Ich sinke in dem Lesesessel hinter dem Ladentisch zusammen und raufe mir die Haare. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Wenn ich Recht behalte, dann weiß sie es, das würde bedeuten, dass ich mit Kaiba darüber reden muss…Mist…
 

Die halbe Stunde vergeht schneller als gehofft. Ich schließ hinter mir den Laden ab und geh mit Tea zu mir, ohne ein Wort mit ihr zu wechseln. Wie soll ich ihr diese ganze Sache nur erklären? Muss ich ihr überhaupt etwas erklären? Vielleicht will sie mit mir ja auch über etwas ganz Anderes reden. Über Yugi oder so…
 

Wir betreten schweigend meine Wohnung.
 

„Möchtest Du einen Kaffee?“
 

„Nein, Danke. Ich will Dich auch nicht lange stören. Ich möchte nur etwas wissen.“
 

Ich seufze leise.
 

„Wir können im Wohnzimmer reden.“
 

Tea geht voraus, ich folge schweigend, sie setzt sich auf meine Couch, während ich mich auf dem Sessel zusammenkauere und versuche, meine zittrigen Hände unter Kontrolle zu bekommen.
 

„Also. Dann komm ich mal gleich zum Grund meines Besuches.“
 

War ja klar, sie redet nie um den heißen Brei herum.
 

„Was läuft da zwischen Kaiba und Dir?“
 

Ich schließe verzweifelt meine Augen und hole tief Luft.
 

„Was meinst Du?“
 

„Verkauf mich nicht für dumm, Joseph Wheeler. Ich hab Augen im Kopf und ein ziemlich kluges Köpfchen. Du kannst mir nichts vormachen.“
 

Ich schaue sie flehend an.
 

„Bitte, zwing mich nicht dazu.“
 

Sie seufzt und verschränkt ihre Arme.
 

„Niemand zwingt Dich hier zu irgendetwas. Ich möchte lediglich die Wahrheit wissen. Tristan hat Dich vor zwei Tagen mit Mokuba reden sehen, als Du alleine ins Wasser gegangen bist und danach bist Du beinahe fluchtartig ins tiefere Wasser gestürmt und erst zwei Stunden später wieder aufgetaucht. Keiner von den Jungs hat das irgendwie hinterfragt, auch nicht die Tatsache, dass Du mit einem verdammten Knutschfleck wieder aufgetaucht bist und mit dieser scheinheiligen Ausrede, dass Dich ein Haifisch angeknabbert hätte. Also ernsthaft, als ob das irgendjemand glauben würde. Ein Riesenoktopus hätte ich sich da schon logischer angehört.“
 

Ha, ich wusste, dass meine Ausrede besser war, als die von Kaiba…
 

„Ich bin aber nicht so dumm wie die Jungs. Den Knutschfleck hast Du von Kaiba oder irre ich mich? Du hast nach ihm gesucht, nachdem Du mit Mokuba geredet hast und dann hast Du Kaiba irgendwo gefunden und wer weiß was mit ihm gemacht, aus welchem Grund auch immer. Läuft das schon länger? Wenn ja, warum hast Du nie was gesagt?“
 

Ich streich mir mit einer verzweifelten Geste durch die Haare.
 

„Die Sache ist nicht so einfach, wie Du vielleicht glaubst.“
 

„Dann erkläre es mir.“
 

Seufzend schau ich sie an, mit meinem besten Hundeblick, den ich habe.
 

„Ich kann Dir nicht alles erklären, so gerne ich das auch wollte. Ich kann Dir aber versichern, dass er mich zu nichts zwingt, diese Sache ist zwar auf seinen Mist gewachsen, aber ich bin da freiwillig hineingerutscht. Und nein, bevor Du fragst, ich will das nicht beenden, weil es für mich etwas ernster geworden ist, als ich einkalkuliert hatte. Er weiß es allerdings nicht und ich möchte auch nicht, dass er es erfährt.“
 

„Warum nicht?“
 

Ich lächle traurig.
 

„Das hat Mokuba mich auch gefragt und Dir kann ich nur dieselbe Antwort geben. Er ist eben, wie er ist. Außerdem gäbe es nur eine schlechte Presse für ihn, wenn irgendetwas von dieser Sache rauskommt.“
 

„Aber meinst Du nicht, dass er vielleicht auch Gefühle für Dich hat? Er ist auch nur ein Mensch.“
 

„Aber ein Mensch, der jede Frau der Welt haben könnte. Warum sollte er sich da ausgerechnet in einen Mann wie mich verlieben? Das was wir haben, ist nur Sex und nichts weiter.“
 

Tea schüttelt den Kopf.
 

„Ich weiß nicht, Joey. Vielleicht urteilst Du zu schnell über ihn. Vielleicht ist da doch mehr, als Du gerade siehst. Er hat Dir einen Knutschfleck verpasst, was mich zu der Annahme bringt, dass ihr Sex unter freien Himmel hattet, irgendwo an einem Strand, wo euch keiner sehen konnte. Wenn das nicht romantisch ist, dann weiß ich auch nicht. Wenn er Dich nicht lieben würde, hätte er sowas sicherlich nicht gemacht.“
 

„Du scheinst das ja ganz locker zu nehmen, also dass ich mit einem Mann Sex habe und dazu auch noch mit Seto Kaiba?“
 

Sie schaut mich lächelnd an.
 

„Schon mal was von Shonen Ai und Yaoi Storys gehört?“
 

Ich nicke leicht.
 

„Du meinst diese Manga-Geschichten über Liebe zwischen Männern oder?“
 

„Genau. Während unserer Schulzeit war ich verrückt danach, genau wie die Hälfte der Mädchen aus unserer Schule. Ich finde das absolut nicht abstoßend oder so, solange die Männer gutaussehend sind und gut zusammen passen.“
 

Ich lache humorlos.
 

„Aber Kaiba und ich passen so gar nicht zusammen. Das ist ja gerade das Problem. Wir leben in zwei verschiedenen Welten, haben völlig unterschiedliche Interessen.“
 

„Gegensätze ziehen sich an, Joey.“
 

„Ach, komm mir nicht damit, Tea. Das ist ein totales Klischee. Völlig unrealistisch.“
 

„Ist es nicht. Du verkörperst alles, was er nicht hat. Freiheit, Ungezwungenheit, Offenheit. Und er ist das, was Du gerne wärst. Autoritär, intelligent, mächtig. Auf diese Weise ergänzt ihr euch perfekt. Du kannst ihm beibringen, seine Gefühle offen zu zeigen, ohne Angst davor zu haben, was die Menschen um ihn herum darüber denken und Du kannst von ihm eine ganze Menge lernen über die Welt da draußen, denn die Welt endet nicht hier in Domino City und weiß Gott nicht in einem kleinen antiken Buchladen. Du bist nicht geschaffen für diesen Job, Joey. Du verkümmerst hier.“
 

Ich seufze niedergeschlagen.
 

„Ich hab aber nichts anderes, Tea und so schlecht ist der Job gar nicht. Früher in der Schule haben mich Bücher nicht wirklich interessiert, das mag stimmen, aber Zeiten ändern sich, Menschen ändern sich. Ich mag diesen Buchladen und ich mag meinen Chef und die Kunden, die immer mal wieder zu einem kleinen Plausch bleiben, das sind alles nette Leute.“
 

„Das bezweifelt ja auch niemand, Joey. Aber trotzdem bist Du ein Draufgänger, der Abenteuer erleben muss, anstatt darüber in Büchern zu lesen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum Du Dich freiwillig mit Kaiba eingelassen hast. Früher hast Du Dich auch ständig mit ihm angelegt, jetzt hat die Sache nur eine ganz andere Form angenommen. Und wie auch immer das weitergeht zwischen euch, fakt ist, dass Du ihn in einer gewissen Hinsicht brauchst, um Dich wieder lebendig zu fühlen und er braucht Dich vermutlich, um diesem ganzen Firmenstress zu entkommen, damit er nicht daran zerbricht. Mokuba will und kann er vermutlich nicht damit belasten und Du bist einer der wenigen, die ihm gegenüber nie ein Blatt vor den Mund genommen haben. Du hast ihn so behandelt, als wäre ein ganz normaler Teenager und nichts anderes. Seine Macht, sein Reichtum, seine Firma, all das hat Dich nicht gekümmert, Du hast ihn trotzdem immer beleidigt, hast ihn ständig herausgefordert, bist ihm gegenüber manchmal sogar handgreiflich geworden und das völlig ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Du hattest nie Angst vor ihm.“
 

Nachdenklich mustere ich Tea. Anscheinend werden wir alle irgendwie erwachsen.
 

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so ein ernsthaftes Gespräch mit Dir führen würde, Tea.“
 

Sie zuckt mit den Schultern.
 

„Tja. Du hast Dir auch selten etwas von mir sagen lassen oder mir irgendwie zugehört.“
 

„Das tut mir Leid.“
 

„Muss es nicht. Du sollst nur wissen, dass ich voll und ganz hinter Dir stehe, egal wie die Sache weitergeht. Willst Du es den Jungs sagen?“
 

„Yugi und Tristan wissen, dass ich einen Mann liebe, aber nicht wer es ist. Ich dachte, die ganze Wahrheit wäre zu schockierend gewesen.“
 

Tea nickt.
 

„Lass mich raten. Yugi versteht Dich und Tristan akzeptiert es, will den Kerl aber umbringen, wenn der Dir wehtut?“
 

Ich lächle sie an und nicke freudig.
 

„In der Tat. Du hast uns anscheinend alle durchschaut.“
 

„Ich kenn euch halt nur schon so lange, da ist das nicht überraschend.“
 

„Vermutlich.“
 

Sie erhebt sich von der Couch.
 

„Ich geh dann jetzt, Du bist sicher erschöpft und willst Deine Ruhe.“
 

Ich erhebe mich ebenfalls und zieh sie in eine freundschaftliche Umarmung.
 

„Danke, Tea. Danke.“
 

Sie klopft mir auf den Rücken.
 

„Schon okay. Pass einfach auf Dich auf. Und wenn Du reden willst, weißt Du ja, wo Du mich findest.“
 

„Ja. Danke Dir.“
 

Ich lass sie wieder los, sie lächelt mich noch einmal an und verlässt mein Wohnzimmer, ich geh ihr nach.
 

„Bye, Joey.“
 

„Bis dann, Tea.“
 

Sie öffnet meine Wohnungstür, geht hindurch, winkt noch einmal zum Abschied und schließt die Tür hinter sich und ich sinke neben meiner Wohnzimmertür auf den Fußboden. Oh man…wenn das Kaiba erfährt…
 

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Confession and Admiration

Seufzend erhebe ich mich vom Fußboden und greife nach meinem Schnurlostelefon, das sich auf dem kleinen Tisch neben der Wohnzimmertür befindet. Ich muss Kaiba anrufen. Ich wähle die Nummer seines Privathandys und hoffe, dass er nicht gerade ein wichtiges Gespräch mit irgendwem führt.
 

„Was willst Du, Wheeler?“
 

Ich schlucke nervös.
 

„Hast Du kurz Zeit?“
 

„Ist es wichtig?“
 

Ich schlucke erneut.
 

„Ja, ist es.“
 

„Reichen Dir 10 Minuten?“
 

Ich nicke leicht, auch wenn er das ja eigentlich nicht sehen kann.
 

„Denke schon.“
 

„Gut, dann erzähl. Was gibt es so Wichtiges?“
 

Ich kneife nervös die Augen zusammen und streich mir mit einer etwas zittrigen Handbewegung durch die Haare.
 

„Tea weiß Bescheid. Also, dass zwischen Dir und mir irgendetwas läuft, was man als Sexbeziehung beschreiben kann, wenn man nicht alle Hintergründe kennt. Sie hat keine Ahnung von dem Vertrag, den wir beide abgeschlossen haben. Ist vermutlich auch besser so. Jedenfalls war sie vorhin hier und hat mich ausgequetscht. Ich wollte Dir das mitteilen und Dich fragen, was ich jetzt tun soll.“
 

Ein paar sehr lange Sekunden ist es still in der Leitung. Schockt es ihn so sehr, dass diese Sache nun so schnell rausgekommen ist?
 

„War es der Knutschfleck?“
 

Ich seufze leise.
 

„Das auch. Aber, ich glaube, Tea hatte schon vorher ein paar Vermutungen in dieser Richtung, sonst hätte sie nicht so schnell die richtige Erkenntnis gehabt und das nur aufgrund eines Knutschfleckes.“
 

„Vermutlich. Wird sie schweigen?“
 

„Sicher. Sie meint, dass es okay ist, diese Sache zwischen uns beiden. Sie wird nichts rumerzählen.“
 

„Gut. Dann lass sie erstmal in dem Glauben, dass diese Geschäftsbeziehung eine ganz normale Sexbeziehung ist. Ich habe keine Lust auf unnötigen Stress. Der Vertrag bleibt eine vertrauliche Angelegenheit zwischen uns.“
 

„Schon klar. Ich will auch nicht, dass jemand davon erfährt. Das ist einfach zu peinlich.“
 

„Was ist daran denn bitte peinlich?“
 

Ich lache humorlos und schüttle ungläubig den Kopf.
 

„Der ganze Vertrag ist peinlich. Der liest sich so, als wäre ich Dein persönlicher Sexsklave. Ich darf Dich nicht verklagen. Darf mit niemanden über die Sache reden. Muss Dir stets und ständig zu Diensten sein, wenn Du nach mir rufst. Wenn wir uns in der Öffentlichkeit begegnen, habe ich Dich so zu behandeln, als wären wir noch immer verfeindet. Eine Bezahlung meiner Dienste ist nicht vorgesehen. Klingt also wirklich so, als wäre ich nur ein Sklave für Dich. Das ist echt entwürdigend.“
 

„Du hast den Vertrag doch freiwillig unterschrieben, es ist also nicht so, als würde ich Dich zu irgendetwas zwingen. Außerdem kommst Du doch auch auf Deine Kosten, oder willst Du das etwa leugnen?“
 

„Nein, natürlich nicht. Du hast ja Recht. Aber trotzdem ist das peinlich. Und irgendwie erniedrigend. Können wir nicht auf diesen ganzen Papierkram verzichten und lieber wirklich sowas wie eine Sexbeziehung führen? Als gleichberechtigte Partner?“
 

Ein beinahe belustigtes Schnauben erklingt aus dem Telefon.
 

„Warum stört Dich der Vertrag mit einmal so sehr? Es hat Dich doch vorher nicht gekümmert.“
 

Ich wisch mir müde über die Augen.
 

„Vorher wusste Tea aber nicht über uns Bescheid und Mokuba. Ich mein, was sollen wir denen denn sagen? Dass wir gar keine Beziehung führen, sondern Sex nur als Geschäft betrachten? Du magst damit ja kein Problem haben, aber ich schon. Und es stört mich, dass ich in dem Vertrag so wenig Rechte habe. Du könntest wer weiß was mit mir anstellen und ich könnte nicht mal mit jemandem darüber reden.“
 

„Seit wann hältst Du Dich an Verträge oder Regeln? Und vor allem, seit wann hörst Du darauf, was ich Dir befehle?“
 

Ein fast schon sehnsüchtiges Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, von dem ich froh bin, dass Kaiba es nicht sehen kann.
 

„Seit Du mir gesagt hast, dass Du mir vertrauen willst?“
 

Wieder herrscht für ein paar Sekunden absolute Stille. Dieses Mal habe ich ihn vermutlich wirklich geschockt.
 

„Hm. In Ordnung. Lass mich die Sache mit dem Vertrag nochmal überdenken. Vielleicht sollte ich ernsthaft versuchen, Dir tatsächlich zu vertrauen. Ich melde mich, wenn diesbezüglich eine Entscheidung getroffen habe. Ich muss jetzt zu einem wichtigen Geschäftsessen, das ich nicht absagen kann. Sollten Deine anderen Freunde etwas von unserer Geschäftsbeziehung erfahren, teile mir das bitte ebenfalls umgehend mit. Ich wünsche keine bösen Überraschungen. Ist das klar?“
 

„Sonnenklar, Kaiba. Viel Vergnügen bei Deinem Geschäftsessen.“
 

„Den werde ich leider nicht haben, dafür sind mir die alten Herren einfach zu trocken und verbittert.“
 

„Na dann, Herzliches Beileid. Wirst Du schon überleben. Und wenn Du Frust abbauen musst, den Du nicht an Mokuba auslassen willst oder Deinen Angestellten, Du hast ja meine Nummer.“
 

„Ja. Vermutlich werde ich das noch in Anspruch nehmen müssen, aber nicht mehr heute. Das Geschäftsessen dauert etwas länger und danach werde ich kaum noch die Energie aufbringen können, mich um Dich zu kümmern.“
 

„Und wenn ich mich zur Abwechslung mal um Dich kümmere? Muss ja nicht gleich in wilden Sex ausarten.“
 

„Wenn ich mich bis 23:00 Uhr nicht bei Dir gemeldet oder bei Dir geklingelt habe, dann habe ich wirklich keine Energie mehr für irgendetwas anderes als erholsamen Schlaf.“
 

„Okay. Ich werde wach sein. Bis später vielleicht.“
 

„Ja. Vielleicht bis später.“
 

Er legt auf und ich seufze erleichtert. Das lief doch besser, als ich dachte. Warum hab ich mir eigentlich Sorgen gemacht? Ist ja nicht so, als wäre die Presse hinter uns her. Es ist nur Tea.
 

Die restliche Zeit verbringe ich damit, immer wieder nervös auf die Uhr zu starren und mich mit Essen, Hausarbeit und Fernsehen abzulenken. Irgendwie hoffe ich, dass Kaiba doch noch anruft oder vorbeikommt. Das ist doch total verrückt. Noch vor ein paar Monaten war ich froh, Kaiba nicht mehr regelmäßig sehen zu müssen. Seine Beleidigungen habe ich jedenfalls überhaupt nicht vermisst und ihn selbst ebenfalls nicht. Doch jetzt, wo ich ihn liebe, kann ich gar nicht genug von ihm bekommen und selbst Beleidigungen kümmern mich scheinbar gar nicht mehr.
 

Wo soll das nur enden? Mutiere ich hier langsam zu einem durchgeknallten Kaiba-Groupie? Ist das wirklich nur Liebe oder doch schon Sucht? Ist das alles wirklich so gut für mich? Ist es wirklich das, was ich will? Aber, ja, was genau ist es eigentlich, was ich von Kaiba will? Was wünsche ich mir? Will ich, dass er meine Liebe erwidert? Könnte ich damit umgehen? Was wird die Presse davon halten, wenn das an die Öffentlichkeit kommt? Würde Kaiba zu mir stehen oder mich eiskalt abservieren, wie ein billiges Flittchen?
 

So in Gedanken versunken, merke ich kaum, wie die Zeit vergeht. Irgendwann ist es dann bereits 22:50 Uhr und noch immer hat Kaiba sich nicht gemeldet und geklingelt hat auch niemand. Ob er doch nicht mehr kommt? Seufzend finde ich mich damit ab, dass ich ihn heute doch nicht mehr sehe. Kann ich mich also auch bettfertig machen, immerhin muss ich morgen arbeiten.
 

Ich begebe mich ins Badezimmer, putz mir die Zähne und steige unter die Dusche. Kaum bin ich fertig, klingelt es an meiner Tür. Ob er nun doch noch gekommen ist? Nur mit einem Badehandtuch um den Hüften betätige ich den automatischen Türöffner für die Haustür und warte. Nur kurze Zeit später klopft es an meiner Wohnungstür. Ich schaue durch meinen Türspion und entdecke tatsächlich Kaiba vor meiner Tür. Ich öffne ihm, er schaut mich überrascht an und grinst.
 

„Hast Du mich erwartet?“
 

Ich schüttle den Kopf, lass ihn eintreten und schließ die Tür.
 

„Hab ich nicht. Ich war auf dem Weg ins Bett.“
 

Er grinst noch immer. Und ich füge noch ein: „Allein“ hinterher. Sein Grinsen verschwindet jedoch nicht.
 

„Jetzt musst Du nicht allein ins Bett.“
 

„Bleibst Du über Nacht?“
 

Er schüttelt den Kopf.
 

„Geht nicht. Ich muss mich auf ein wichtiges Meeting vorbereiten und die Unterlagen dafür sind in meinem Hausbüro.“
 

„Du willst jetzt noch arbeiten?“
 

Er hebt kurz die Schultern.
 

„Hab keine Wahl.“
 

„Aber warum kommst Du noch zu mir, wenn Du die Zeit doch nutzen kannst, um Dich für das Meeting vorzubereiten und früh schlafen zu gehen?“
 

Kaiba zieht seine Stirn in Falten, als würde er wirklich kurz nachdenken müssen.
 

„Möglicherweise entwickle ich mich gerade zu einem Sexsüchtigen, oder etwas Vergleichbares. Vielleicht ist es aber auch nur eine Phase. Jedenfalls habe ich festgestellt, dass man bei Dir sehr gut Frust und Stress und vor allem Müdigkeit abbauen kann.“
 

„Habe ich die gleiche Wirkung auf Dich, wie Kaffee?“
 

„Nein.“
 

Ich ziehe eingeschnappt eine Schnute.
 

„Du wirkst auf mich, wie Kaffee und Whiskey und Energydrinks auf einmal.“
 

Na, wenn das mal kein Kompliment ist, dann will ich nicht mehr Joseph Wheeler heißen.
 

~~~~~

Gentle touch and pure fear

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Gentle touch and pure fear zensiert

Ich betrachte Kaiba eingehend, verschränke die Arme vor meiner Brust und deute mit dem Kopf in Richtung meines Schlafzimmers.
 

„Wollen wir gleich ins Bett?”
 

Kaiba schüttelt den Kopf.
 

„Lass mich erstmal duschen, es war ein langer Tag.“
 

Ich grinse herausfordernd.
 

„Soll ich mitkommen?“
 

Er zieht seine rechte Augenbraue nach oben.
 

„Warst Du nicht gerade erst?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Und? Ich könnte Dich massieren. Du siehst ziemlich verspannt aus.“
 

Seine linke Hand wandert wie automatisch zu seinem Nacken.
 

„In der Tat. Eine Massage würde mir gut tun.“
 

„Dann komm. Ich kümmere mich um Dich.“
 

Er geht an mir vorbei in Richtung Badezimmer und zieht sich dabei Schuhe und Jackett aus. Ich nehm ihm das Jackett ab und häng es in meine Garderobe im Flur. Die Schuhe schieb ich einfach beiseite an die Wand und folge ihm dann ins Badezimmer, wo er sich bereits sein hellblaues Seidenhemd und seine dunkelblaue Krawatte ausgezogen hat. Fasziniert bleibe ich in der offenen Badezimmertür stehen und beobachte, wie er seine weiße Anzugshose auszieht, während er mir den Rücken zudreht.
 

Verdammt! Sein Arsch ist echt eine Sünde wert!
 

„Hör auf mich mit Deinen Blicken zu vernaschen! Du kriegst meinen Arsch nicht!“
 

Ich seufze niedergeschlagen.
 

„Schade. Wirklich. Du hast so einen knackigen Hintern.“
 

„Ich weiß. Als notorischer Bürohocker braucht man gutes Sitzfleisch.“
 

„Wohl wahr. Schon mal darüber nachgedacht, etwas kürzer zu treten?“
 

„Mit 80 vielleicht. Von mir hängen einfach zu viele Mitarbeiter ab und andere Firmen, ganz zu schweigen von meinen ganzen Kunden und denen, die es vielleicht noch werden wollen. Die KC ist bei weitem noch nicht überall auf der Welt vertreten. Es gibt noch so viel zu tun. Kürzer treten kann ich mir also nicht leisten.“
 

Der Ärmste. So große Ziele und so wenig Zeit. Kein Wunder, dass er sich ständig überanstrengt und so oft frustriert ist, wenn mal was nicht nach Plan verläuft.
 

Er zieht sich seine schwarzen Socken aus und ich kann einfach nicht anders, ich greife nach seiner engen schwarzen Shorts und zieh sie ihm beinahe sanft nach unten, während ich wie zufällig über seine wohlgeformten Pobacken streife.
 

„Joseph!“
 

„Was denn? Anfassen werd ich doch wohl noch dürfen?!“
 

Kaiba wirft mir über die Schulter einen mürrischen Blick zu und steigt ohne weiteren Kommentar aus seiner Shorts und in meine Duschkabine. Ich werfe mein Handtuch beiseite und folge ihm. Während ich hinter mir die Duschkabine schließe, dreht er das Wasser an.
 

Ich greife beinahe automatisch nach meinem Haarshampoo, bevor er es tun kann und beginne damit, seinen Kopf einzuschäumen und zu massieren, während er mir noch immer den Rücken zudreht. Kaiba seufzt leise und stützt sich mit den Unterarmen an der Fliesenwand ab, während ich weiter seinen Kopf massiere.
 

Kurze Zeit später spül ich ihm den Schaum aus den Haaren, greife nach meinem Duschgel und schäume seinen Rücken ein und seine Brust und seinen Bauch und seine Arme. Und ich genieße Kaibas nackte Haut unter meinen Fingerspitzen und meinen Handflächen. Und ich bin verdammt erregt. Ein Griff in Kaibas Schritt macht mir bewusst, dass er ebenfalls erregt ist, was er auch mit einem tiefen Stöhnen bekannt gibt, als ich nach seiner Erregung greife, um es gründlich einzuschäumen.
 

Ich presse meinen nackten Körper an ihn, wobei meine eigene Erregung perfekt in der Falte zwischen seinen Pobacken Platz findet. Außer einem erneuten Stöhnen kommt von ihm jedoch keine Reaktion. Ob ich es wagen kann?
 

„Denk nicht mal daran!“
 

Mist! Kann der Typ Gedanken lesen?
 

Ich lasse von seiner Erregung ab und massiere stattdessen seine Schultern und seinen Nacken. Er ist wirklich verdammt verspannt.
 

„Zuviel Büroarbeit scheint Dir nicht wirklich gut zu tun, Kaiba. Du bist verdammt hart und ich mein das nicht im positiven Sinne.“
 

„Ich weiß. Aber seit ich die Schule hinter mir habe und mich nicht mehr aktiv mit Duellmonsters beschäftige, habe ich kaum noch Bewegung außerhalb meines Bürogebäudes, wenn man von gelegentlichen Geschäftsessen oder -reisen absieht.“
 

„Vielleicht solltest Du etwas Sport treiben, um Deine Verspannungen unter Kontrolle zu bringen.“
 

„Ich habe so schon kaum Zeit für private Unternehmungen. Aber wenn Du es genau wissen willst, praktiziere ich Tai Chi und Qigong, ich hab sogar ein Tai Chi Schwert. Leider finde ich derzeit kaum Möglichkeiten, mich intensiv damit zu befassen.“
 

„Du hast ein echtes Schwert? Ist es scharf?“
 

„Selbstverständlich. Ich halte nichts von diesen stumpfen Übungsschwertern, die man neuerdings an fast jeder Ecke kaufen kann. Mein Schwert ist eine Maßanfertigung.“
 

Ich schnaube belustigt. War ja klar. Bei Kaiba muss halt alles gleich perfekt sein.
 

„Kannst Du denn auch damit umgehen?“
 

Er dreht sich zu mir um und schaut mit hocherhobenem Kopf auf mich hinab, während er demonstrativ die Arme vor seinem nackten Brustkorb verschränkt.
 

„Natürlich. Mittlerweile beherrsche ich nicht nur die 24er Form, sondern auch die 42er und die 64er, inklusive der verschiedenen Variationen mit mehr oder weniger Bewegungen. Die Tai Chi Formen ohne Schwert gehen sogar bis zur 150er Form, die eine Abwandlungen der originalen 108er Langform darstellt. Ich kenne den Wu-Stil, den Chen-Stil und den Yang-Stil, wobei ich persönlich die 32er Schwertform im Yang-Stil bevorzuge.“
 

Ich blinzle irritiert mit den Augen und starre Kaiba mit offenem Mund an. Wieso frag ich eigentlich? Mich sollte es doch nicht wundern, dass er alles kann.
 

„Okay, Mister Perfekt, dann hast Du sicher nichts dagegen, wenn Du mir irgendwann mal Dein Können zeigst, oder?“
 

Er grinst überheblich.
 

„Keineswegs. Ich könnte Dir sogar einiges beibringen, wenn Du mich darum bittest.“
 

„Tz! Eher friert die Hölle zu. Zeig mir erstmal, was Du drauf hast, dann können wir vielleicht nochmal drüber reden. Jetzt kümmere ich mich erstmal um dieses Problem hier.“
 

Ich greife nach seiner Erregung, sinke vor ihm auf die Knie und sauge hart [...], so dass er vor Erregung laut stöhnt, sich mit dem Rücken an die Fliesenwand lehnt und mit beiden Händen in meine nassen Haare greift.
 

„Verdammt, Joseph! Musste das sein?“
 

Ich grinse leicht, während ich noch immer [...] sauge und nebenbei [...] massiere. Er stöhnt ziemlich unkontrolliert. Ich wage einen kurzen Blick zu ihm hinauf, während das Wasser noch immer auf uns niederprasselt. Seine Augen sind geschlossen, seine Gesichtszüge seltsam entgleist, sein Mund leicht geöffnet, seine Stirn in Falten gezogen. Und noch während ich ihn beobachte, beißt er sich auf die Unterlippe, um ein weiteres Stöhnen zu unterbinden, seine Stirn legt sich noch mehr in Falten, seine Augen kneifen sich regelrecht zusammen, eine leichte Röte breitet sich auf seinen Wangen aus und in derselben Sekunde spüre ich ihn in meinem Mund zucken, während seine heiße Flüssigkeit in meine Mundhöhle gepumpt wird. Ich sauge noch etwas kräftiger [...] schlucke seine süßlich-bittere Füssigkeit und lass dann endlich von ihm ab.
 

Ich richte mich wieder auf, dreh das Wasser ab, verlasse als erster die Duschkabine und reiche Kaiba eins meiner Badehandtücher, das er ohne Kommentar entgegennimmt, während er ebenfalls aus der Duschkabine steigt und sich dann abtrocknet. Ich greife mach meinem eigenen Handtuch und trockne mich ebenfalls ab, während ich ihn offen beobachte. Ich werf die Handtücher in meinen Wäschekorb und zieh Kaiba am Handgelenk hinter mir her ins Schlafzimmer und zu meinem Bett.
 

„Leg Dich auf den Bauch. Ich massier Dir die Schultern und den Rücken. Meine Schwester hat mir letztens etwas Lavendel Entspannungsöl dagelassen, hab es noch nicht ausprobiert, aber angeblich soll das sehr beruhigend und entspannend wirken.“
 

„Hhm.“
 

Er legt sich bäuchlings auf mein Bett und legt seinen Kopf auf seinen übereinandergelegten Armen ab, während er mich eingehend mustert. Ich schlucke nervös, greife zu dem Öl, das noch ungeöffnet auf meinem Nachttisch steht und öffne die Flasche mit zittrigen Händen.
 

Scheiße! Ich bin total hart! Und Kaibas amüsierter Blick verschlimmert meine Situation noch. Ich muss mich wirklich tierisch zusammenreißen, um nicht über ihn herzufallen und ihn hemmungslos durchzuvögeln!
 

Nervös geb ich genug Öl auf meine linke Hand, stell die Flasche beiseite, wärme das Öl leicht zwischen meinen Händen auf, setzte mich neben Kaiba auf die Bettkante und massiere seine Schultern und seinen Nacken. Seine Augen schließen sich und seine Gesichtszüge entspannen sich. Er seufzt leise, während meine Hände zu seinem Rücken wandern und wieder hinauf zu seinen Schultern. Irgendwie ist meine Position jedoch etwas unbequem, also erhebe ich mich von der Bettkante, um stattdessen aufs Bett zu krabbeln und mich auf Kaibas Oberschenkel zu setzen, während ich ihn weiter massiere. Kurz verkrampft er sich, entspannt sich aber sofort wieder.
 

Nach kurzer Zeit rutsche ich etwas tiefer, so dass ich nun auf seinen Unterschenkeln sitze und seinen unteren Rücken und seinen Hintern massieren kann. Man! Ich würde so gerne wissen, wie es sich wohl anfühlt, ihn richtig durchzunehmen! Ob ich ihn mit den Fingern befriedigen darf? Oder vielleicht gar mit meiner Zunge? Ob er das zulassen würde? Oder würde er denken, dass ich widerlich bin? Ich rutsche noch etwas tiefer, so dass ich seine Oberschenkel, seine Waden und seine Füße mit Öl einreiben kann. Nervös starre ich auf seinen eingeölten Hintern und stelle Kaiba die Frage, die mir gerade unter den Nägeln brennt.
 

„Darf ich Dich mit der Zunge befriedigen? Hier?“
 

Ich streife sanft mit dem Zeigefinger meiner rechten Hand seine Pofalte entlang [...] Kaiba zuckt leicht zusammen, dreht seinen Kopf zu mir und starrt mich sekundenlang einfach nur an, während mein eingeölter Zeigefinger immer tiefer [...] rutscht, weil er anscheinend noch immer völlig entspannt daliegt, als könnte ihn nichts erschüttern.
 

Und dann nickt er einfach nur, schließt seine Augen und legt seinen Kopf wieder auf seinen Armen ab. Eine ungesunde Röte schießt in meine Wangen.
 

Verdammt! Der Kerl bringt mich um den Verstand!
 

Ich knie mich zwischen seine Beine und streiche über seine Oberschenkel.
 

„Kannst Du Deine Beine anwinkeln und Dich hinten etwas aufrichten?“
 

Er kniet sich auf mein Bett, während sein Oberkörper sich noch immer in liegender Position befindet. Ich schlucke nervös. Scheiße! Selbst in dieser Position sieht er noch so verdammt elegant aus, wie eine Katze, die sich genüsslich auf meinem Bett räkelt und streckt. Was würde ich dafür geben, ihm diese elegante Kontrolle zu nehmen? Ich will, dass er sich unter mir windet in völliger Hingabe und seine Kontrolle total verliert.
 

Meine Erregung pulsiert schmerzhaft, ich ignoriere es und ziehe stattdessen Kaibas Pobacken leicht auseinander, beuge mich hinab und lecke vorsichtig und ziemlich nervös [...] Es schmeckt ein wenig nach Lavendelöl und Meeresalgenduschgel. Er stöhnt leise, ich werde mutiger, rolle meine Zunge ein wenig zusammen und presse sie fest gegen ihn und hindurch. Es geht leichter, als ich dachte. Kaiba verspannt sich kurz, ich greife nach seiner Erregung und massiere, während ich mit der Zunge immer tiefer gleite, bis es nicht mehr tiefer geht. Langsam zieh ich mich wieder zurück, nur um Sekunden später wieder mit der Zunge [...] hineinzugleiten. Immer und immer wieder, während ich [...] massiere.
 

Ich verliere jegliches Zeitgefühl, während ich ihn auf diese Weise quäle und sein Stöhnen genieße. Ab und zu zieh ich meine Zunge ganz [...] zurück, um nur sanft [...] zu lecken, nur um dann wieder hineinzugleiten und ihn erst zum Seufzen und dann zum Stöhnen zu bringen.
 

Welch wunderbare Art, jemanden zu foltern! Warum bin ich nicht früher auf diese Idee gekommen?
 

„Joseph.“
 

Ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken und in meinem Bauch kribbelt es angenehm. Was für eine Stimme! So rauchig und hoffnungslos erregt!
 

„Was?“
 

„Lass mich kommen.“
 

Ich grinse leicht.
 

„Sag bitte.“
 

Er wirft mir einen mürrischen Blick zu.
 

„Sofort. Oder ich mach es selbst.“
 

Ich seufze leise.
 

„Okay, Euer Majestät. Wie Sie wünschen.“
 

Er schließt seine Augen wieder.
 

„Na also. Warum nicht gleich so.“
 

Hach! Dieser verdammte Scheißkerl! Sexy Bastard! Ich massiere [...] in einem gleichmäßig schnellen Tempo, während ich immer schneller mit meiner Zunge hineingleite oder lecke. Nur wenig später wirft er seinen Kopf in den Nacken und drückt seinen Rücken durch [...] Er kommt mit einem leisen Stöhnen auf meiner Bettdecke. Ich werd das Bett also neu beziehen müssen…
 

Seufzend zieh ich mich wieder zurück und klettere vom Bett, während meine eigene Erregung so stahlhart ist, wie schon lange nicht mehr. Kaiba dreht sich auf die Seite, ich zieh die Bettdecke weg und werf sie erstmal ans Fußende meines Bettes auf den Fußboden. Ich werde mich später darum kümmern.
 

„Leg Dich auf den Rücken, dann kann ich Dich weiter mit dem Entspannungsöl einreiben.“
 

Er schaut an mir hinab und grinst.
 

„Soll ich mich nicht zuerst darum kümmern?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Später.“
 

Er betrachtet mich einige Sekunden lang nachdenklich, nickt dann, legt sich auf den Rücken, verschränkt die Arme hinter seinem Kopf und schließt die Augen. Ich greife wieder nach dem Öl, massiere dann seine Brust, seine Arme, seinen Bauch und seine Beine, während ich sein stetig steifer werdende Erregung zuerst ignoriere. Erst nach einer scheinbar ewig langen Zeit reibe ich auch seine intimste Stelle mit Öl ein, er stöhnt erregt auf und ich klettere zu ihm aufs Bett, knie mich über ihn und führe seine harte eingeölte Erregung [...]
 

Er öffnet seine Augen und starrt mich mit diesem hungrigen Blick an, mit dem er mich so sehr hypnotisieren kann, sagt aber nichts weiter. Er starrt einfach nur wortlos zu mir hinauf, während ich in aufrechter Position auf ihm sitze und mich an das leicht schmerzhafte Ziehen in meinem Unterleib gewöhne.
 

Wie in Trance greife ich in meinen Schritt und massiere langsam und dann immer schneller, während ich mich leicht von Kaibas Schoß erhebe und wieder absenke, schneller und schneller, ohne den Blick von seinen mittlerweile tief dunkelblau wirkenden Augen abzuwenden. Ich merke, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln, ich versuche es zu ignorieren, in der Hoffnung, dass sie verschwinden.
 

Kaiba zieht seine Stirn in leichte Falten. Ob er etwas in meinem Blick deuten kann? Ob er meine innersten Gefühle sehen kann? Oder sogar meine Tränen? Ich schließe meine Augen und verberge mein innerstes Selbst vor ihm. Er hat schon viel zu viel von mir gesehen. Ich versuche alle Gedanken auszublenden und mich nur auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, auf meine immer schneller werdenden Bewegungen.
 

Mit einem heiseren Stöhnen erreiche ich dann endlich meinen Höhepunkt und ich muss meine ganze restliche Kraft aufwenden, um nicht erschöpft über Kaiba zusammenzubrechen und stattdessen das Gefühl seiner zuckenden Erregung zu genießen. Eine kleine Träne löst sich aus meinem linken Auge und kullert meine linke Wange hinab, was mich zwingt, den Kopf leicht nach links zu drehen, um diese Tatsache vor Kaiba zu verbergen. Hoffentlich hat er es nicht gesehn.
 

Ich zucke erschrocken zusammen, als ich eine Hand an meiner linken Wange spüre, die beinahe zärtlich die Tränenspur nachzeichnet. Fast schon panisch starre ich Kaiba an, der kurz mein Gesicht betrachtet, sich dann in eine aufrechte Position schiebt und mich wortlos in eine fast brutal anmutende Umarmung zieht.
 

Meine Augen weiten sich panisch und ich beiße mir mit aller Gewalt auf die Unterlippe, um weitere Tränen zu verhindern. Mein ganzer Körper verspannt sich ruckartig und mein Herz scheint sich zu überschlagen, während mein Kopf immer wieder panisch einen Gedanken wiederholt:
 

Weiß er, dass ich ihn liebe?
 

~~~~~

Illness and cheering up

Es ist Samstag der 1. September 21:00 Uhr und ich habe Kaiba seit fast zwei Wochen nicht gesehen. Und ich bin wahnsinnig froh darüber. Panik kriecht durch meine Adern, wenn ich an den Moment denke, an dem er vermutlich realisiert hat, was ich wirklich für ihn empfinde. Er hat keinen Kommentar abgegeben, er hat mich einfach wortlos wieder von sich geschoben, mich kurz mit einem nachdenklichen Blick fixiert und mich nach oben gedrückt, so dass er sich aus mir entfernen konnte. Ich bin seinem Blick ausgewichen, hab mich aus dem Bett erhoben und mich notdürftig mit Feuchttüchern gesäubert, während Kaiba ohne Worte im Badezimmer verschwand und wenig später ohne Abschied förmlich aus meiner Wohnung geflüchtet ist, anders kann ich sein überstürztes Aufbrechen nicht erklären.
 

Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Viele Male hab ich seine Nummer gewählt und ebenso oft hab ich wieder aufgelegt, ohne ihn anzurufen. Er hat sich im Gegenzug ebenfalls nicht gemeldet. Kurz hab ich darüber nachgedacht, Mokuba um ein Gespräch zu bitten, nur habe ich die Handynummer nicht von ihm und wenn ich in der Villa anrufe, laufe ich nur Gefahr, Seto Kaiba am Telefon zu haben. Außerdem wäre es nicht unbedingt so klug, weiter in die Privatsphäre von Kaiba einzudringen, indem ich Mokuba ausfrage. Vermutlich kann der mir ohnehin nicht wirklich weiterhelfen.
 

Scheiße! Was soll ich bloß machen? Vielleicht hab ich ihn jetzt verschreckt mit meinen nicht geplanten Gefühlen…vielleicht will er jetzt nichts mehr von mir wissen…vielleicht hasst er mich ja jetzt…immerhin war das Ganze nur Sex, nur ein Geschäft, nichts Besonderes. Zumindest in seinen Augen…
 

Wieder halte ich unschlüssig mein Telefon in den Händen und suche bei den eingespeicherten Nummern Kaibas private Handynummer und wieder zögere ich ihn anzurufen. Ich schlucke nervös, atme einmal tief durch und drücke dann auf die Taste für Anrufen. Ich zucke zusammen, als sich eine weibliche Computerstimme meldet.
 

„Dieser Gesprächspartner ist zurzeit leider nicht erreichbar…“
 

Erschrocken und zugleich wütend lege ich auf und atme laut aus. Scheiße! Da bringt man endlich den Mut auf, ihn anzurufen und dann ist der verdammte Kerl nicht erreichbar! Arschloch!
 

Ich suche nach der Nummer seines Firmenhandys. Jetzt werde ich nicht einfach aufgeben! Ich drücke auf die Taste für Anrufen und erneut meldet sich eine Computerstimme, diesmal allerdings männlich.
 

„Dies ist der automatische Anrufbeantworter von Seto Kaiba, Firmenleiter der Kaiba Corporation, leider kann Ihr Anruf nicht durchgestellt werden, versuchen Sie es daher bitte zu einem späteren Zeitpunkt oder hinterlassen Sie eine Nachricht, damit ein Rückruf erfolgen kann. Bei dringenden Angelegenheiten versuchen Sie es bitte unter der Hotline 0500/85736353837, welche rund um die Uhr für Sie erreichbar ist. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“
 

Was zum Teufel? Erneut lege ich auf, ohne auf diesen blöden Anrufbeantworter zu sprechen. Wo steckt der Kerl? Das ist doch sonst nicht seine Art, nicht erreichbar zu sein. Ein Seto Kaiba ist immer erreichbar, irgendwie!
 

Ich suche nach seiner Nummer für die Villa, obwohl ich nicht mal sicher bin, ihn dort anzutreffen. Es klingelt zweimal und es meldet sich eine männliche Stimme, allerdings zu meiner Freude keine Computerstimme.
 

„Kaiba Manor, Roland Isono am Apparat, was kann ich für Sie tun?“
 

„Roland! Gott sei Dank, endlich mal jemand, der sich nicht nach Computer anhört!“
 

„Und Sie sind?“
 

Ich unterdrücke ein erleichtertes Lachen.
 

„Joey! Joey Wheeler! Ich hoffe, Du erkennst mich noch!“
 

„Ah! Natürlich, Mr. Wheeler. Immer wieder eine Freude. Duellieren Sie noch?“
 

„Lange nicht mehr, Roland, kaum noch Zeit.“
 

„Verstehe. Aber, wenn ich fragen darf, ohne unhöflich zu klingen, wie kommen Sie an die private Festnetznummer der Familie Kaiba?“
 

Ich grinse leicht.
 

„Durch Kaiba selbst.“
 

„Mokuba?“
 

Mein Grinsen wird breiter.
 

„Nein, Seto.“
 

Sekundenlang ist er ganz still.
 

„Verstehe.“
 

Also, das wage ich jetzt aber zu bezweifeln, er hört sich nämlich gerade so an, als würde er rein gar nichts verstehen, auch wenn er das vermutlich nie zugeben würde, würde man ihn danach fragen.
 

„Und was ist nun Ihr Anliegen?“
 

Ich schüttle grinsend den Kopf. Mein Anliegen wird ihn vermutlich noch mehr verwirren, als er jetzt ohnehin schon ist.
 

„Ich wollte mich erkundigen, auf welchem Weg ich Seto Kaiba erreichen kann, sein privates Handy scheint ausgeschaltet oder ohne Empfang zu sein und an sein Firmenhandy geht nur sein Anrufbeantworter und da ich nicht annehme, dass er um diese Zeit noch in seiner Firma hockt, habe ich es halt bei ihm zuhause versucht. Ist er da?“
 

Wieder ist es sekundenlang einfach nur still in der Leitung, dann höre ich, wie Roland tief durchatmet.
 

„Als persönlicher Assistent von Seto Kaiba habe ich es mir schon lange abgewöhnt, Fragen zu stellen, dessen Antwort ich lieber nicht wissen will, also werde ich nicht fragen, wie Sie es geschafft haben, seine private Handynummer zu bekommen. Was die Erreichbarkeit seinerseits angeht, da kann ich Ihnen nur sagen, dass Mr. Kaiba mit einer Sommergrippe das Bett hütet, seit zwei Tagen und könnte er schreien, dann würde er mit Sicherheit lautstark seinen Unmut darüber in der ganzen Villa verkünden, zurzeit begnügt er sich damit, sich in seinem Zimmer einzuschließen und seine Mitarbeiter mit Schimpf-Emails zu bombardieren oder seine Geschäftspartner unfreundlich per Droh-Email zu vertrösten. Bisher nimmt niemand ihm seine schlechte Laune übel, schließlich kommt es sehr selten vor, einen Seto Kaiba mit Sommergrippe im Bett liegend vorzufinden, nicht dass er Besuch in seinem privaten Reich dulden würde. Aber alleine die Vorstellung davon lässt jeden, der davon weiß, still und heimlich schmunzeln.“
 

Und auch ich kann mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Kaiba mit Sommergrippe im Bett, wie süß.
 

„Was meinst Du, ob er mich in seinem privaten Reich dulden würde?“
 

„Ich wage das zwar zu bezweifeln, aber vielleicht können Sie ihn ja etwas aufheitern, auch wenn er vermutlich derzeit kein guter Gesprächspartner ist.“
 

„Gut! Ich mach mich sofort auf den Weg. Ach, bei genauer Überlegung, kannst Du mich abholen lassen? Nen Bus wird um diese Zeit vermutlich nicht mehr fahren und ich hab keine Lust, jetzt noch mit dem Fahrrad zu fahren.“
 

„Das ist kein Problem. Ich schicke Ihnen die Limousine vorbei. Haben Sie vor, länger zu bleiben?“
 

Kurz denke ich nach.
 

„Hängt eigentlich von Deinem Boss ab, aber prinzipiell hätte ich nichts dagegen, in einem eurer Gästezimmer zu nächtigen, vielleicht kann ich noch mit Mokuba eine Runde Mario Kart spielen.“
 

„Der junge Herr Mokuba befindet sich seit einer Woche auf einer Klassenfahrt in Osaka und wird erst Montagvormittag zurückerwartet.“
 

Oh.
 

„Kein Wunder, dass Kaiba so schlechte Laune hat. Mit ner Grippe im Bett und nicht mal ein kleiner Bruder da, der ihn aufheitert. Da muss man ja schlechte Laune kriegen.“
 

„In der Tat. Ich lasse Sie abholen und werde zur Sicherheit noch ein Gästezimmer herrichten lassen, für den Fall, dass Sie doch länger bleiben.“
 

„Danke, Roland.“
 

„Keine Ursache. Sie tun mir damit einen Gefallen, denn so langsam war ich kurz vor dem Verzweifeln. Er ist wirklich schlecht gelaunt.“
 

„Kann ich mir vorstellen. Wir sehn uns dann später, Roland.“
 

„Ja, bis später, Mr. Wheeler.“
 

Ich lege auf und grinse breit. Na, das kann ja was werden. Seto Kaiba ohne seine eiskalte Stimme oder sein höhnisches Gelächter. Armer Kerl!
 

Eine dreiviertel Stunde später schreite ich in Begleitung von Roland durch die sonst leeren Flure der Kaiba Villa. Vorbei an Kaibas Arbeitszimmer, was mich ein wenig erröten lässt. Vorbei an Mokubas Zimmer, was mir ein seliges Lächeln auf die Lippen zaubert. Roland bleibt an einer massiven Eichentür stehen und klopft an. Ich höre keine Antwort, hatte allerdings auch keine erwartet. Dann höre ich, wie ein Schlüssel herumgedreht wird. Die Tür wird ein wenig geöffnet und ein ziemlich verstrubelter brauner Haarschopf wird sichtbar, außerdem ein ziemlich gerötetes Gesicht, wären da nicht diese leuchtendblauen Augen, hätte ich die Person vor mir nicht erkannt.
 

„Meine Güte! Du bist ja scheinbar wirklich krank!“
 

Die blauen Augen fixieren mich wütend und auch ein wenig panisch. Doch bevor er die Tür vor meiner Nase zuknallen kann, stell ich mein Bein in den Türspalt und drücke gegen die Tür, so dass sie sich ganz öffnet. Scheinbar hat er nicht einmal mehr die Kraft, mein eigentlich gewaltsames Eindringen in sein Schlafzimmer zu verhindern.
 

„Nicht so unhöflich, Kaiba. Ich bin immerhin hier, um Dir Gesellschaft zu leisten und Dich aufzuheitern!“
 

Böse funkelt er mich an, aber seine Aufmachung lässt ihn irgendwie nicht so böse wirken, immerhin trägt er nur einen hellblauen Seidenpyjama, einen dunkelblauen Morgenmantel und hellblaue Hauspantoffeln. Das, zusammen mit seinen verstrubelten Haaren und seinem fieberrotem Gesicht, lässt ihn irgendwie menschlicher wirken, als ihn je jemand zu Gesicht bekommen hat.
 

Scheinbar erschöpft und genervt wendet er sich von mir ab, schlurft auf seinen Nachttisch zu und greift dort, zu meiner großen Verwunderung, tatsächlich zu einer kleinen Kreidetafel und einer weißen Kreide. Unter meinem verwunderten Blick schreibt er irgendetwas und hält mir dann die Tafel vor die Nase.
 

‚Was willst Du hier, Köter?‘
 

Ich verschränke grinsend meine Arme.
 

„Bitte keine Beleidigungen. Und was ich hier will, hab ich doch schon gesagt. Dir Gesellschaft leisten und Dich aufheitern.“
 

Er schnappt sich einen Schwamm von seinem Nachttisch, wischt seine Nachricht weg und schreibt eine neue.
 

‚Ich verzichte. Verschwinde einfach!‘
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Und wenn ich nicht will?“
 

Er wischt die Nachricht wieder weg und schreibt erneut.
 

‚Dann werfe ich Dich raus!‘
 

Ich schnaube belustigt.
 

„Du kannst nicht mal verhindern, dass ich in Dein Reich eindringe, wie willst Du mich hinauswerfen?“
 

Er schreibt eine neue Nachricht.
 

‚Ich habe Angestellte!‘
 

Ich dreh mich zu Roland um und zwinkere ihm kurz zu.
 

„Würdest Du bitte draußen warten, ich muss mich ein wenig mit ihm unterhalten, privat, wenn es geht?“
 

Roland wirft einen zweifelnden Blick auf Kaiba, ich kann förmlich den panischen Blick von diesem spüren, als Roland sich mit einem leisen „Selbstverständlich“ umdreht, das Zimmer verlässt und die Tür hinter sich schließt. Bevor er sich es noch einmal anders überlegen kann und doch noch zurückkehrt, schließe ich ab, zieh den Schlüssel aus dem Schlüsselloch und stecke ihn mir in die Hosentasche. Ich höre ein mehr als wütendes Krächzen hinter mir.
 

„Verfluchter Köter!“
 

Ich dreh mich zu ihm um und lehne mich mit verschränkten Armen an die Tür.
 

„Du solltest wirklich Deine Stimme schonen, Seto, Du klingst echt nicht gut.“
 

„Erteil mir keine Befehle, Du Loser!“
 

Ich seufze leise und schüttle missbilligend den Kopf. Seine Stimme klingt wie das heisere Fauchen einer Katze.
 

„Das war kein Befehl. Ich mach mir einfach nur Sorgen. Du hörst Dich wirklich schaurig an und Du siehst aus, als würdest Du gleich aus den Latschen kippen, also tu mir bitte den Gefallen und leg Dich wieder zurück ins Bett und halte bitte ausnahmsweise mal Deine Klappe, ja?“
 

Er verschränkt wütend seine Arme vor der Brust, rührt sich aber sonst nicht von der Stelle. Ich zeige herausfordernd auf sein großes Himmelbett mit den hellblauen Seidenvorhängen.
 

„Soll ich Dich zwingen?“
 

Seine Augen weiten sich nur leicht und seine Augenbrauen ziehen sich ein bisschen zusammen, aber ich weiß, dass er gerade ernsthaft darüber nachdenkt, ob ich es wirklich wagen würde, ihn dazu zu zwingen, sich wieder in sein Bett zu legen und scheinbar kommt er zu der weisen Erkenntnis, dass ich es tatsächlich tun würde, zumindest geht er knurrend zu seinem Bett und krabbelt brav unter seine weiße Bettdecke. Ich nicke zufrieden, schau mich im Zimmer ein wenig um und seufze dann. Kein Fernseher in Sichtweite und keine DVDs oder Derartiges. Das hier ist nur ein einfaches Schlafzimmer mit Bett, Schrank, Nachttisch, Sessel und einem kleinen runden Tisch auf dem ein aufgeklappter Laptop steht, neben dem Tisch steht der silberne Koffer, den Kaiba immer mit sich rumschleppt oder von Mokuba hinterher tragen lässt.
 

Ich dreh mich zurück zur Tür, schließ auf und schaue hinaus auf den Flur. Roland steht wie erwartet an der gegenüberliegenden Wand, ich grinse ihn an.
 

„Kannst Du dafür sorgen, dass ein großer Fernseher, ein DVD-Recorder und DVD-Filme in dieses Zimmer gebracht werden? Und etwas zum Knabbern, Chips vielleicht und für den Kranken hier etwas Zwieback? Und was zum Trinken, für mich bitte Cola, aber nicht dieses Diät-Zeug und für den Kranken warmen Fencheltee, wenn das da ist oder nein, besser Pfefferminztee, den trinkt er bestimmt, vermutlich ohne Zucker.“
 

Roland wischt sich mit einem weißen Tuch den Schweiß von der Stirn und seufzt leise. Scheinbar ist er erleichtert, dass es in Kaibas Schlafzimmer offensichtlich kein Blutbad gegeben hat.
 

„Natürlich, Mr. Wheeler, ich werde mich umgehend darum kümmern.“
 

Er dreht sich um, geht den linken Gang entlang und verschwindet um die nächste Ecke. Ich schließ die Tür wieder, ohne abzuschließen und dreh mich dann zu Kaiba um, der mehr als wütend auf seinem Bett sitzt und mir die Kreidetafel entgegenhält.
 

‚Dafür wirst Du bezahlen, verdammter Köter!‘
 

Ich zucke nur gleichgültig mit den Schultern.
 

„Soll mir Recht sein. Dennoch sehe ich es als Dein persönlicher Angestellter als meine Pflicht an, mich um Dich zu kümmern, das kannst Du mir also nicht vorwerfen. Es ist vertraglich festgehalten, dass ich Dir jederzeit zu Diensten sein soll, da steht nirgends, dass ich erst warten muss, bis Du mich rufst, um Dir zu Diensten zu sein. Oder sehe ich das falsch?“
 

Er zieht mürrisch seine Stirn in Falten, funkelt mich böse an und schreibt eine neue Nachricht.
 

‚Der Vertrag ist hiermit offiziell hinfällig!‘
 

Ich schüttle nachdrücklich den Kopf.
 

„Nicht doch, Seto, dafür müsstest Du mir erst einmal eine offizielle Kündigung schreiben und ich meine nicht nur auf einer Kreidetafel, sondern auf richtigem Papier, wie der Vertrag, den ich von Dir bekommen habe.“
 

Er schaut sich in seinem Schlafzimmer um, als suche er wirklich nach einem Blatt Papier und einem Stift, aber scheinbar habe ich Glück und es gibt nichts Derartiges hier, denn er funkelt mich wieder böse an.
 

„Nun schau nicht so böse, ich beiße schon nicht. Ich will Dich wirklich nur etwas aufheitern. Deine schlechte Laune könnte sonst ein paar Deiner Angestellten oder Geschäftspartner verärgern und das wäre sicher nicht in Deinem Sinne, oder? Du hast doch bisher an mir prima Deinen Frust ablassen können oder irre ich mich? Warum nicht auch in so einer Situation? Vermutlich ist Sex jetzt zwar keine so gute Idee, dazu scheinst Du viel zu schwach zu sein, aber vielleicht reicht meine bloße Anwesenheit in Deinem privaten Schlafzimmer dafür, dass Du Deinen Frust ablassen kannst.“
 

Ich grinse ihn an, er legt seine Kreidetafel zusammen mit der Kreide zurück auf den Nachttisch, erhebt sich wieder aus seinem Bett und kommt langsam auf mich zu. Ich weiche nicht vor ihm zurück und grinse noch immer herausfordernd. Direkt vor mir bleibt er stehen, greift mir an die Schultern und presst mich schwach an die Tür, während er sich zu mir hinunterbeugt.
 

„Ich hasse Dich, Joseph.“
 

Sein leises Flüstern ist eisig, aber kratzig und auf eine gewisse Weise erotisch. Ich ignoriere den äußerst schmerzhaften Stich in meiner Brust und grinse ihn noch immer an.
 

„Ich weiß, Seto.“
 

Mein eigenes Flüstern täuscht hoffentlich darüber hinweg, wie scheiße es mir gerade geht. Er blinzelt kurz, beugt sich noch etwas tiefer hinab und küsst mich, während er mich weiterhin mit seinen blauen Augen fixiert. Ich ziehe ihn dichter an mich, schließe meine Augen und öffne meinen Mund ein wenig, um seine überaus heiße Zunge hineinzulassen.
 

Verdammt! Er ist wirklich verdammt heiß und das nicht nur im erotischen Sinne. Mürrisch löse ich mich von ihm.
 

„Du hast echt hohes Fieber, Seto. Wie lange hast Du die Grippe verschleppt?“
 

Er weicht meinem Blick aus, ich zwinge ihn dazu, mich wieder anzusehen.
 

„Wie lange?“
 

„Ende Juli ging es mir schlecht, ich hab mich mit Medizin vollgepumpt und das Problem ignoriert, Anfang August hatte ich einen kleinen Rückfall, hab Tabletten genommen und es erneut ignoriert. Mir ging es wirklich gut, es war alles in bester Ordnung.“
 

Sein heiseres Flüstern ist so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann.
 

„Und dann?“
 

„Dann ist Mokuba nach Osaka gefahren und die Grippe wurde wieder schlimmer, vor zwei Tagen bin ich dann zusammengebrochen und mein Hausarzt hat mir strickte Bettruhe verordnet, ansonsten würde er mich an mein Bett fesseln.“
 

Ich nicke zustimmend.
 

„Genau das würde ich auch tun, also ab mit Dir, zurück ins Bett. Und das ist diesmal ein Befehl.“
 

Er grinst mich böse an.
 

„Du hast mir gar nichts zu befehlen, Idiot.“
 

„Aber Du bist schwach genug, dass ich Dich zwingen kann, Klugscheißer.“
 

„Und wenn Du Dich irrst und ich gar nicht so schwach bin, wie Du glaubst?“
 

Ich zieh ihn am Kragen seines Morgenmantels zu mir hinunter und drücke ihm einen Kuss auf die heißen Lippen.
 

„Keine Sorge. Ich verlasse mich da ganz auf meinen Instinkt und der sagt mir, dass ich Dich in Deinem jetzigen Zustand zu einfach allem zwingen könnte, wenn ich wollte.“
 

„Ist das eine Drohung?“
 

„Und wenn es eine ist?“
 

Es klopft an der Tür, so dass wir beide erschrocken zusammenzucken und mit den Köpfen gegeneinander krachen. Autsch! Leise fluchend zieht Kaiba sich zurück und marschiert zu seinem Bett, während ich mir mürrisch über die Stirn reibe und die Schlafzimmertür öffne. Draußen im Flur steht Roland mit einem fahrbaren Fernsehtisch, auf dem ein großer Flachbildfernseher steht, unten im Regal steht eine Mini-Micro Anlage mit DVD-Player, inklusive Lautsprecher. Hinter Roland stehen zwei Dienstmädchen mit zwei fahrbaren Tischen, auf dem einen Tisch befindet sich eine riesige Auswahl an DVDs und auf dem anderen mein gewünschtes Knabberzeug und die Getränke, außerdem noch eine Schüssel frischer Erdbeeren und eine mit scheinbar selbstgeschlagener Sahne. Lecker!
 

Ich trete zur Seite und lass die Tische hereinschieben. Die beiden Dienstmädchen betrachten mich eingehend und fragen sich vermutlich, was ich hier will oder wer ich bin, dass ich es wagen kann, mich in Seto Kaibas Schlafzimmer aufzuhalten, ohne von ihm hinausgeworfen zu werden. Tja. So ganz weiß ich auch nicht, wer ich eigentlich bin und was ich hier will.
 

Aber vermutlich bin ich einfach nur der blonde Idiot, der sich hier gerade sein eigenes Grab schaufelt, wenn ich den eisigen Blick, der sich in meinen Rücken bohrt, richtig deute…
 

~~~~~

Oppressive silence, sweet pain

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Oppressive silence, sweet pain zensiert

Seit einer halben Stunde sitze ich auf dem Sessel am Fußende von Kaibas Bett und starre auf den großen Fernseher, ohne wirklich etwas vom Film mitzubekommen, der dort gerade läuft. Ich wage nicht, mich zu Kaiba umzudrehen, dennoch weiß ich, dass er mich ganz sicher ziemlich böse anstarrt und mich vermutlich innerlich gerade auf schlimmste Art und Weise verflucht. Ich höre zwar die Geräusche des Films aus den Lautsprechern, dennoch habe ich das Gefühl, als würde in diesem Zimmer eine mehr als drückende Stille herrschen, als würde alles um uns herum die Luft anhalten, abwarten, lauschen, bangen, hoffen.
 

Ich höre ein Rascheln aus Richtung seines Bettes und ich wage einen unsicheren Blick zu ihm. In der nächsten Sekunde habe ich das Gefühl, gefangen zu sein. Gefangen von blauen Augen, die mich eingehend mustern. Kaiba hat sich weit nach vorne gebeugt, sich von seiner Bettdecke befreit und kommt nun auf allen Vieren in meine Richtung über das Bett gekrabbelt, während er mich wie eine Raubkatze mit seinen leuchtendblauen Augen fixiert.
 

Ich halte unwillkürlich die Luft an, mein Herz rast in meiner Brust, das Blut rauscht mir in den Ohren, ich kann mich nicht rühren, bin gefangen und kann nicht mehr entkommen. Ich weiß es. Und es kümmert mich nicht. Sein Gesicht ist noch immer leicht gerötet, seine Haare zerzaust, es verstärkt sein raubtierhaftes Auftreten. Er kommt, um mich zu fressen, mit Haut und Haar. Und ich werde ihn gewähren lassen. Denn genau deshalb bin ich hier. Ich bin der blonde Idiot, der sich ohne zu zögern in die Höhle des Drachen gewagt hat, wohl wissend, dass es kein Entkommen mehr gibt, wenn ich sie erst betreten habe.
 

Ruhig starre ich ihn an, warte auf ihn. Er kommt immer dichter. Seine blauen Augen scheinen wie Kristall zu funkeln, aber vielleicht ist es nur meine Einbildung oder vielleicht sind das nur die Lichteffekte, die vom Fernseher kommen. Er erhebt sich am Fußende des Bettes, setzt einen nackten Fuß nach dem anderen auf dem Teppich ab, richtet sich zu voller Lebensgröße auf, starrt auf mich hinab, zieht sich seinen Morgenmantel aus, lässt ihn auf das Bett fallen.
 

Ich schlucke etwas nervös. Er trägt nur noch seinen seidigen Pyjama, darunter vermutlich nichts. Ich schaue zu, wie er die Knöpfe seines Oberteils öffnet und meine Augen weiten sich überrascht. Immer mehr legt er von seinem perfekten Oberkörper frei. Meine Hände zittern, verkrallen sich nervös in die Armlehnen des Sessels. Er schiebt sein Oberteil langsam über seine Schultern hinab, lässt es einfach auf den Boden gleiten, als wäre es völlig unwichtig. Ich schlucke erneut, wage nicht, mich irgendwie zu rühren, atme nur flach, stoßweise. Mein ganzer Körper scheint jetzt zu zittern. Er schiebt sich seine Pyjamahose langsam tiefer, legt seine harte Erektion frei, die Hose rutscht den Rest des Weges wie von selbst nach unten, er tritt sie beiseite, starrt mich mit seinen hungrigen blauen Augen an und flüstert nur ein einziges heiseres Wort:
 

„Komm.“
 

Und ich schließe aufstöhnend meine Augen und komme tatsächlich zu meinem Höhepunkt, ohne mich irgendwie dagegen wehren zu können und ohne dass mich irgendjemand berührt hätte. Und in der nächsten Sekunde starre ich ihn erschrocken an, mein Mund öffnet und schließt sich ungläubig, völlig schockiert. Ich schaue in sein grinsendes Gesicht, ziehe wütend meine Stirn in Falten. Er kommt langsam auf mich zu, beugt sich zu mir hinab zu meinem linken Ohr.
 

„Das war die Rache dafür, dass Du es gewagt hast, mich in meinem privaten Reich zu stören, ohne dass ich Dich darum gebeten hätte.“
 

Der heiße Atem an meinem Ohr, die heiseren, geflüsterten Worte, die peinliche Erkenntnis, dass ich alleine von seinem Anblick und seiner Stimme gekommen bin, die Tatsache, dass er noch immer nackt ist und nur wenige Zentimeter von mir entfernt, all das lässt mich erneut hart werden und erregt aufstöhnen. Oh, welch süße Qual!
 

Beinahe automatisch zieh ich ihn auf meinen Schoß, ohne einen Gedanken an meine etwas feuchte Boxershorts zu verschwenden, seine schlanken Beine finden links und rechts genug Platz zwischen meinen Oberschenkeln und den Armlehnen des Sessels, so dass er sich ganz bequem auf meinen Knien niederlassen kann. Seine Hände verkrallen sich in meine Schultern, als ich nach seinem knackigen Hintern greife, ihn in eine aufrechte Position schiebe, mich ein wenig tiefer in den Sessel sinken lasse und [...] mit der Zunge liebkose.
 

Er stöhnt erregt auf, drückt seinen Rücken durch und wirft den Kopf in den Nacken. Ich [...] genieße sein langgezogenes Stöhnen. Ich werfe einen Blick zu ihm hinauf, er schaut zu mir hinab, seine blauen Augen vor Lust glänzend, sein Gesicht röter als zuvor, seine Haare wilder.
 

Ich kneife in seine Pobacken, nehm ihn komplett auf, lass ihn langsam wieder hinausgleiten und nehm ihn wieder gefangen, nur um ihn wieder freizugeben und das Spiel erneut zu wiederholen, ohne den Blickkontakt zu ihm zu unterbrechen. Es ist ungemein faszinierend, wie er mich mit seinen Augen zu fixieren versucht, wie sie sich immer wieder halb schließen, nur um immer wieder ganz geöffnet zu werden, als wolle er verhindern, sich ganz in der Ekstase dieses Augenblicks zu verlieren. Noch immer ist er es, der sich völlig unter Kontrolle hat, während sie mir immer weiter zu entgleiten scheint.
 

Er ist das Sinnbild eines starken Mannes, obwohl er nackt über mir kniet, während ich ihn mit dem Mund befriedige und dabei selbst noch völlig angezogen bin. Doch genau diesen Mann liebe ich. Er muss sich nicht für mich verändern. Auch wenn er mir mehr Vertrauen geschenkt hat, als vielleicht irgendjemandem jemals zuvor, ist er in meinen Augen noch immer der alles kontrollierende Firmenboss Seto Kaiba. Eine Raubkatze, die ganz oben an der Spitze der Nahrungskette steht oder ein Drache, der hoch oben in unerreichbarer Ferne seine Runden dreht, um sich ganz plötzlich auf seine Beute zu stürzen und sie zu zerfleischen.

Denn genau auf diese Weise sieht er mich gerade an, als wäre ich nur eine Beute, die er jederzeit zerfleischen kann und ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken, lässt mich seufzend meine Augen schließen und den Blickkontakt zwischen uns zuerst brechen, während ich erneut zum Höhepunkt komme[...], als er ebenfalls kommt.
 

Ich lasse ihn nun endlich frei und er erhebt sich elegant, greift nach seinem Morgenmantel und zieht ihn sich über seinen nackten Körper. Ich streiche mir seufzend mit beiden Händen durch die Haare, zupfe ein wenig an meiner Hose herum und verziehe ein wenig angeekelt mein Gesicht.
 

„Du hast nicht zufällig eine saubere Boxershorts für mich, Seto?“
 

Er grinst überheblich und ich lächle etwas peinlich berührt.
 

„Sicher.“
 

Ohne einen weiteren Kommentar dreht er sich um, geht zu seinem großen Kleiderschrank, öffnet ihn, greift in ein Regal und wirft mir, eine in Folie eingeschweißte, schwarze Shorts zu, die vermutlich mehr kostet als mein ganzes Outfit, das ich gerade am Körper trage. Ich werfe einen Blick auf den Markennamen und runzle leicht die Stirn.
 

„Gant? Ist das ein Markenname?“
 

„GANT ist eine schwedische Edel-Bekleidungsmarke mit amerikanischen Wurzeln im Besitz eines Schweizer Handelskonzerns. Der Firmengründer Bernard Gant war ein Ukrainer der 1914 als Immigrant nach New York ging.“
 

„Multikulturell also? Passt zu Dir.“
 

„Geh Dich umziehen und fang nicht an, darüber zu philosophieren, was zu mir passt und was nicht. Dort drüben ist mein Badezimmer, aber wehe Du veranstaltest dort irgendein Chaos, ich habe da mein eigenes System, also Finger weg von meinen Sachen. Werf Deine Shorts einfach in den großen Wäschekorb, die Dienstmädchen werden sich darum kümmern. Keine Sorge, meine Angestellten stellen keine unnötigen Fragen.“
 

Seine Stimme ist zwar noch immer nur ein leises Flüstern, aber dafür deutlich verständlicher. Scheint als ob es ihm langsam wieder besser gehen würde, vermutlich hatte er wirklich einfach nur Bettruhe gebraucht. Wenn ich ihn dazu bringen kann, auch noch den ganzen Sonntag im Bett zu verbringen, kann er sicher Montag wieder ganz normal arbeiten, ohne dass Mokuba je davon erfährt, dass sein großer Bruder das Wochenende krank im Bett verbracht hatte und das auch noch in meiner unmittelbaren Gesellschaft.
 

Mit der Marken-Shorts in der Hand marschiere ich an ihm vorbei ins Badezimmer, schüttle ein wenig den Kopf über so viel unnötigen Luxus, schließ die Tür hinter mir und entledige mich meiner Hose und meiner nassen Boxershorts. Ich werf sie wie befohlen in den großen Weidenwäschekorb an der Badezimmertür, reiße die Folie von der neuen Shorts und zieh sie mir über. Sie sitzt verdammt eng, allerdings nicht unangenehm, sondern wie eine zweite Haut. Ob Kaiba deshalb immer enge Shorts trägt? Oder enge Hosen und Shirts? Den Körperbau hat er dafür ja.
 

Ich betrachte mich selbst im großen Badezimmerspiegel. Die enge Shorts wirkt irgendwie ganz anders an mir als sie an Kaiba wirken würde. Meine Oberschenkel sind viel breiter und muskulöser als seine, meine Beine sind außerdem viel kürzer und mein Bauch nicht ganz so flach wie seiner, dafür mit deutlichem Sixpack. Ich hebe mein T-Shirt etwas höher und betrachte meine ausgeprägten Brustmuskeln, ich habe mehr Muskeln als Kaiba, glaube aber nicht, dass ich irgendwie stärker bin als er. Seine Muskeln sind einfach viel kompakter als meine, an ihm ist kein Gramm zu viel unnötiges Fett. Er hat die kompakten Muskeln eines Marathonläufers, während ich eher die ausgeprägten Muskeln eines 100 Meter-Sprinters besitze.
 

„Bist Du fertig mit Deiner Selbstanalyse?“
 

Ich zucke erschrocken zusammen, dreh mich ein bisschen zur Seite und starre Kaiba aufgeschreckt an. Er lehnt lässig im Türrahmen seiner Badezimmertür und mustert mich völlig ungeniert. Ich lass mein T-Shirt wieder nach unten über meinen Bauch rutschen und erröte schlagartig.
 

„Kannst Du nicht klopfen?“
 

Er zieht seine rechte Augenbraue in die Höhe.
 

„Das ist mein Badezimmer.“
 

Ich schnaube empört.
 

„Und ich Gast in Deiner Villa.“
 

„Ungebeten, wie ich anmerken möchte.“
 

„Ob ungebeten oder nicht, spielt doch gar keine Rolle. Ich hab trotz allem ein Recht auf Privatsphäre.“
 

Jetzt ist er es, der empört schnaubt.
 

„Und das ausgerechnet von dem Typen, der sich gewaltsam Zutritt in mein ganz privates Schlafzimmer verschafft hat.“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Ungebeten vielleicht. Gewaltsam ist allerdings etwas übertrieben, findest Du nicht? Immerhin habe ich dafür gesorgt, dass Du Deine schlechte Laune nicht an Unschuldigen auslässt, richtig?“
 

„Völlig unnötigerweise. Ich war in letzter Zeit viel zu nachsichtig, wurde Zeit, dass ich mir wieder etwas Respekt verschafft habe. Sonst kommen meine Angestellten und Geschäftspartner noch auf den Gedanken, ich wäre weich geworden oder gar senil.“
 

Weich? Senil?
 

„Ich glaube, das Wort, das Du suchst, nennt sich: ausgeglichen. Mokuba erwähnte zumindest etwas in dieser Richtung.“
 

„Mokuba? Was hat dieser kleine Rabauke denn noch alles erwähnt?“
 

Kaibas Stimme ist lauernd und ich schlucke nervös. Uh, das ist nicht gut.
 

„Nicht viel, halt nur, dass Du ausgeglichener zu sein scheinst seit wir, naja…“
 

„Seit wir Sex haben?“
 

Ich nicke unsicher. Er runzelt nachdenklich die Stirn und betrachtet mich einen Moment. Ich stehe noch immer ohne meine Hose vor seinem Badezimmerspiegel und meine harte Erektion beult die enganliegende Shorts sichtbar aus, weil mein T-Shirt nicht lang genug ist, um sie zu überdecken. Ich versuche mich unauffällig etwas mehr zur anderen Seite zu drehen, damit Kaiba keinen zu deutlichen Blick darauf werfen kann, allerdings führt das nur dazu, dass er seinen Blick stattdessen auf meinen stramm verpackten Hintern heftet, was mich erneut nervös schlucken lässt.
 

„Darf ich mich jetzt in Ruhe anziehen?“
 

Er schüttelt den Kopf, kommt auf mich zu und schließt die Badezimmertür.
 

„Nein. Zieh sie aus.“
 

„Was?“
 

„Die Shorts.“
 

„Warum?“
 

„Sonst wird sie schmutzig.“
 

„Wieso?“
 

„Du wolltest doch meine schlechte Laune vertreiben.“
 

„Und?“
 

„Und laut Mokuba bin ich besser gelaunt, wenn ich Sex habe, also will ich jetzt Sex.“
 

„Aber Du bist krank!“
 

„Sex ist gesund und stärkt das Immunsystem, außerdem sorgt es für erholsamen Schlaf, vertreibt Kopfschmerzen, macht schön und schlank, vermindert Faltenbildung, regt die Gehirntätigkeit an, lockert die Muskeln, beugt Herzbeschwerden vor und hält insgesamt jung.“
 

Ich hebe abwehrend die Hände.
 

„Ist ja gut, ist ja gut. Ich hab verstanden. Der werte Herr will Sex, also kriegt er welchen. Meine Güte bist Du unersättlich!“
 

„Sagt der Typ mit der ausgebeulten Shorts, der bereits zweimal hintereinander gekommen ist, ohne überhaupt körperlich berührt worden zu sein.“
 

„Ach halt doch die Klappe, Seto!“
 

Er kommt herausfordernd auf mich zu.
 

„Ich kann Dir die Shorts auch vom Körper reißen, wenn Du darauf bestehst.“
 

Ich schüttle schnell den Kopf.
 

„Nicht nötig, vielen Dank, ich zieh sie ja schon aus.“
 

Ich lass die enge Shorts zu Boden gleiten und leg sie auf einen Hocker ab, der neben dem riesigen Marmorwaschbecken steht. Ich streife auch noch meine Socken von den Füßen und zieh mir das T-Shirt über den Kopf, bekomme aber nicht mehr die Gelegenheit, beides ebenfalls auf dem Hocker abzulegen, weil Kaiba mich auch schon in der nächsten Sekunde gegen den kalten Badezimmerspiegel presst [...]
 

„Verdammt, Seto! Das ist kalt! Und peinlich!“
 

Er stellt sich hinter mich und ich sehe im Spiegel sein grinsendes Gesicht.
 

„Kalt? Vielleicht. Peinlich? Warum sollte es? Ist doch nur ein einfacher Spiegel.“
 

„Aber ich will mich nicht selbst dabei beobachten, wie ich durchgevögelt werde.“
 

„Schließ doch einfach Deine Augen. Oder hast Du Angst, dass Deine Neugier größer ist als Dein Schamgefühl?“
 

Grrr. Woher weiß der Kerl so gut über mich Bescheid? Ist doch ätzend!
 

„Na fein! Treiben wir es halt hier vor diesem Spiegel, verehrter Mister Kaiba.“
 

Mein beißender Sarkasmus scheint ihn nicht sonderlich zu kümmern, denn er hebt einfach mein linkes Bein, damit ich einen noch besseren Ausblick auf alles habe [...] Der Anblick [...] treibt mir die Schamesröte ins Gesicht, trotzdem kann ich den Blick nicht davon lösen.
 

„Heiß, nicht wahr?“
 

Seine geflüsterten Worte an meinem Ohr entlocken mir ein heiseres „Ja“ bevor ich mich stoppen kann. Er zieht sich leicht [...] zurück und ich keuche erregt auf. Das ist wirklich heiß. [...] ich beobachte das Schauspiel im Spiegel [...zu heißer Anblick für ein zensiertes Adult...]
 

„Verflucht sollst Du sein, Seto! Das ist so demütigend.“
 

Er kommt mit [...] einem letzten Stöhnen ebenfalls zum Höhepunkt, erwidert meinen Blick im Spiegelbild.
 

„Ich fand es einfach nur erregend. Und wenn Du ganz ehrlich mit Dir selbst bist, fandest Du das auch.“
 

Ich wende den Blick ab und schließe seufzend die Augen. Ja. Vielleicht war es erregend. Aber, verdammt nochmal, er ist so von sich selbst überzeugt. So selbstverliebt, dass ich mich ernsthaft frage, ob er die Liebe, die ich für ihn empfinde und über die er vermutlich nun Bescheid weiß, einfach nur als Bestätigung seiner Großartigkeit betrachtet.
 

Wie ein kleiner Narzisst.
 

~~~~~

It does not matter anymore

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

It does not matter anymore zensiert

Sonntagmorgen, der 2. September 2007 und ich lebe tatsächlich noch. Und das obwohl ich mir gestern, mehr oder weniger gewaltsam, Zutritt in Kaibas privates Reich verschafft habe und dann auch noch darauf bestand, die Nacht in einem seiner Gästezimmer zu verbringen und damit gedroht habe, Mokuba von Kaibas Krankheit zu berichten, falls Kaiba mir nicht erlauben würde, mich auch noch einen weiteren Tag hier aufzuhalten, damit ich dafür sorgen konnte, dass er sich tatsächlich erholte, anstatt sich mit Arbeit zu beschäftigen. Kaiba nannte mich einen Erpresser und drohte mir erneut mit Rache, sobald es ihm wieder besser ginge, aber mir war es egal. Ich war noch hier, in seiner Villa, in einem Gästezimmer nur 6 Türen von ihm entfernt, ganz am anderen Ende dieses langen Flures.
 

Es ist gerade mal 7 Uhr morgens und ich bin schon wach und fertig angezogen und stehe unentschlossen in der Tür zum Gästezimmer, in dem ich die Nacht verbracht habe und starre den Gang entlang in Richtung seines Schlafzimmers. Ob er schon wach ist? Ob er wieder vor seinem Laptop sitzt und seine Angestellten per Mail zur Schnecke macht? Oder seine Geschäftspartner? Oder schläft er sonntags doch ein wenig länger, so wie normale Menschen? Oder schläft er noch aufgrund seiner Grippe? Warum, zum Geier, bin ich denn schon wach und stell mir diese blöden Fragen?
 

Dieser kleine Narzisst treibt mich in den Wahnsinn. Er lässt mich nicht schlafen. Seine beinahe hochnäsige Arroganz lässt er mich auch in meinen Träumen spüren. Und doch kann ich nicht anders, als ihn zu lieben. Wie tief bist Du gesunken, Joseph? Wieviel Schmerz kannst Du noch ertragen? Wieviel Sehnsucht? Bist Du stark genug, einen Seto Kaiba zu lieben? Egal was kommt?

Er ist ein Bastard! Ein Egomane! Ein Workaholic! Ein Sturkopf! Ein Narzisst! Und ein Biest! Er wird Dich niemals lieben…Dir niemals geben was Du suchst…niemals für Dich da sein…Dir niemals Trost spenden…kannst Du damit leben, Joseph? Kannst Du über all das hinwegsehen? Um ihn kämpfen, wenn es darauf ankommt? Auch gegen den Rest der Welt? Ist er es wirklich wert, Joseph?
 

Seufzend trete ich hinaus auf den Gang, schließ hinter mir die Tür zum Gästezimmer und gehe auf direktem Weg zu Kaibas Schlafzimmer. Und muss mir eingestehen, dass Kaiba das alles hier wert ist. Und dass es keine Rolle spielt, ob er meine Liebe erwidert, auf irgendeine Art und Weise. Meinetwegen kann er mich sogar hassen, solange ich ihm nur nicht egal bin. Ich könnte alles ertragen, solange er mich nicht vollkommen ignoriert.
 

Vor seinem Schlafzimmer bleibe ich stehen. Es ist noch alles ruhig in dieser riesigen Villa. Keine herumwuselnden Dienstmädchen, keine grimmigen Bodyguards, kein nervöser Roland und auch noch kein mürrischer Kaiba. Schläft er vielleicht doch noch? Soll ich wieder verschwinden? Seufzend wende ich mich von seiner Schlafzimmertür ab und will wieder gehen, als sich die Tür ein Stück öffnet.
 

„Du bist schon wach?“
 

Seine Stimme klingt müde, aber lauter als gestern.
 

„Du doch auch.“
 

Ich dreh mich zu ihm um und schlucke nervös. Verdammt. Er sieht gut aus. Wieder diese verstrubelten Haare, das leicht gerötete Gesicht. Sein seidiger Pyjama ist ein wenig verrutscht, die beiden obersten Knöpfe seines Oberteils sind geöffnet, er trägt keinen Morgenmantel und keine Pantoffeln an seinen nackten Füßen. Hat er etwa meine Schritte auf dem Flur gehört und mir nur deshalb die Tür geöffnet? Oder war es nur Zufall? Hatte er jemand anderen vermutet? Wollte er nur irgendwohin? Barfuß und ohne Morgenmantel? Äußerst unwahrscheinlich.
 

„Komm rein.“
 

Er lässt die Tür offen und geht zurück zu seinem großen Bett. Und ich denke:
 

Vielleicht ist es wirklich egal, ob er meine Liebe erwidert oder nicht. Solange ich ihm nicht egal bin. Er kann meine Gefühle ignorieren, solange er mich nicht ignoriert. Denn nichts könnte schlimmer sein als das.
 

Entschlossen folge ich ihm in sein Schlafzimmer, schließe hinter mir die Tür und bleibe etwas unsicher mitten im Zimmer stehen. Kaiba steht vor seinem großen Himmelbett und mustert mich ein wenig nachdenklich.
 

„Willst Du dort Wurzeln schlagen? Schließ ab, zieh Dich aus und komm her.“
 

Ich seufze leise. Was hab ich denn erwartet? Er will Sex, nur deshalb hat er mich in sein Schlafzimmer gelassen. Aber Sex in diesem Himmelbett? Ich dreh hinter mir den Schlüssel im Türschloss um und schließ ab, zieh meine Sachen wieder aus und gehe nackt auf sein Bett zu. Er zieht mich an sich und presst mich mit meiner Rückseite gegen eine der Säulen seines Himmelbettes.
 

„Bleib dort stehen und rühr Dich nicht.“
 

Ich verkrampfe mich leicht, rühr mich aber keinen Millimeter. Was hat er vor? Er marschiert zu seinem Kleiderschrank, öffnet ihn, holt eine Kiste herunter, die sich ganz oben befindet und zieht etwas heraus, das ich als zwei Lederarmbänder und ein Baumwollseil erkenne.
 

„Schon wieder Fesselspiele, Seto?“
 

Er kommt mit den Sachen auf mich zu.
 

„Krawatten und Gürtel sind auf Dauer nicht so gut für Deine Handgelenke, also hab ich ein paar andere Dinge besorgt.“
 

Er legt mir die Lederarmbänder um, zieht das Seil durch die Ösen an den Armbändern, hebt meine Arme über meinen Kopf und bindet das Seil ganz oben an der Säule über den Querstreben des Himmelbettes fest, so dass meine Arme gestreckt sind und meine Finger die oberen Querstreben berühren, sich aber noch nicht daran festhalten können. Er geht zurück zum Schrank, zieht ein Seidentuch aus einer Schublade und verbindet mir damit die Augen.
 

Ich fühl mich hilflos und ausgeliefert. Ist das seine geplante Rache? Will er mir wehtun? Mich foltern? Oder einfach nur wilden Sex? Ich wage nicht, auch nur einen Laut von mir zu geben, obwohl ich noch nicht geknebelt bin. Ich hoffe nur, dass es schnell geht und nicht zu sehr wehtut. Ich höre seine dumpfen Schritte auf dem Teppich, höre ein Rascheln, als er vermutlich erneut etwas aus der Kiste holt, höre, wie er auf mich zukommt und ich zucke zusammen, als er ganz nah vor mir stehen bleibt, um mir ins Ohr zu flüstern.
 

„Ich werde Dich jetzt knebeln, diesmal habe ich aber einen richtigen Knebel besorgt, einen kleinen Gummiball mit einem Lederriemen, den man um den Kopf schnallen kann. Du kannst noch aussteigen, wenn Du willst. Ansonsten lieferst Du Dich mir aus und zwar vollkommen. Ich werde Dir nicht wehtun. Das ist aber auch das Einzige, was ich Dir versprechen kann. Ich kann Dir nicht den himmlischsten Sex Deines Lebens versprechen, denn es könnte für Dich genauso gut die Hölle auf Erden sein. Wähle, Joseph. Aufhören oder weitermachen?“
 

Tja. Er hatte mich schon bei dem Satz, dass er mir nicht wehtun wird…und ganz automatisch lächle ich.
 

„Tu was Du willst, Seto.“
 

Solange ich Dir nicht egal bin und Du mich nicht ignorierst, nur weil ich Dich liebe…
 

Ich bin froh, dass ich mich dazu zwingen konnte, den letzten Satz nur zu denken, anstatt ihn auszusprechen. Es wäre nicht so klug, ihm ausgerechnet jetzt alles zu gestehen, was mir auf der Seele lastet.
 

„Vertraust Du mir, Joseph?“
 

Und ich antworte ohne zu zögern.
 

„Ja.“
 

Seit wann das so ist, weiß ich nicht, aber es war schon so, bevor ich mich in ihn verliebt hatte. Einem Seto Kaiba konnte man irgendwie immer vertrauen, egal auf welche Weise, das hier spielt nur auf einem ganz anderen Level. Ich bin total hilflos. Und trotzdem vertraue ich ihm. Idiotisch? Vielleicht. Aufregend? Unbedingt. Selbstmörderisch? Mitnichten. Höchstens ein klitzekleines bisschen.
 

Ich spüre seine heißen Lippen auf meinen und seine ebenso heiße Zunge in meinem Mund, dann ist er weg und an seine Stelle rückt dieser Gummiball. Ich spüre, wie Kaiba den Lederriemen hinter meinem Kopf zusammenbindet, der Riemen zieht ein wenig unangenehm an meinen Mundwinkeln, aber der Gummiball stört mich nicht so sehr, er ist klein genug, dass ich ihn fast ganz in den Mund ziehen könnte, wenn diese Lederriemen nicht so stören würden.
 

Kaiba entfernt sich wieder von mir, ich höre erneut seine dumpfen Schritte auf dem Teppich und ein erneutes Rascheln. Was holt er noch für Dinge aus dieser Kiste? Mein Herz klopft verdammt laut, aber es wundert mich nicht. Ich bin hier an einen Bettpfosten von Seto Kaibas Himmelbett gefesselt und kann weder etwas sehen, noch irgendwie um Hilfe schreien. Und doch…spielt es irgendeine Rolle? Ich bin ihm nicht egal, denn ich bin es, den er hier an sein Bett gefesselt hat und niemand sonst. Und ich bilde mir ein, dass ich der Einzige bin, der dieses Privileg bisher genießen durfte oder je genießen wird, wenn ich es richtig anstelle. Ich lasse mich von ihm fesseln und fessle auf diese Weise seine Aufmerksamkeit. Ich werde nicht vor ihm zurückweichen, niemals.
 

[...heiße Fesselszene...]
 

„Gnhhhh… ghmm… hmmggg…“
 

Ich zerre an meinen Fesseln, will mit meinen Beinen nach Kaiba treten.
 

„Ruhig, Joseph, oder ich muss Dir auch die Beine fesseln.“
 

[...] Ich habe keine Ahnung, wie lange er mich hier schon quält, [...], aber es ist ohnehin völlig egal. Das hier ist Himmel und Hölle gleichzeitig. Nichts spielt mehr eine Rolle. Kein Gedanke in meinem Kopf ist wichtig genug, um irgendwie gedacht zu werden. Es gibt nur noch ihn und mich…
 

[...heiße Sexszene...]
 

„Bidde, Sedo. Bidde!“
 

„Was willst Du, Joseph?“
 

Ich versuche zu schlucken, das Vibrieren wird erneut stärker.
 

„Dich. Bring es … zu Ende.“
 

Es ist schwer, mit dem Gummiball im Mund zu reden, wenn man dabei auch noch so gequält wird.
 

„Willst Du kommen?“
 

„Jaaaah.“
 

„Nun gut, dann will ich mal nicht so sein.“
 

[...Sexszene...]
 

Alles ist egal, völlig bedeutungslos.

Solange er nur mir diese Aufmerksamkeit schenkt!

Heartache and happiness

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich meine Atmung und mein Herzschlag wieder beruhigten. Kaiba hatte mich vor einigen Minuten losgebunden, mich auch von der Augenbinde und dem Knebel befreit und mich dann hinüber in sein Badezimmer getragen, weil ich zu fertig war, um selbst zu laufen. Jetzt liege ich hier in seiner riesigen Badewanne, während das warme Wasser die Wanne immer mehr füllt, er selbst ist nicht hier, was ich sehr schade finde. Ein gemeinsames Bad mit ihm hätte mir sehr gefallen. Die Badewanne ist fast voll, also dreh ich das Wasser ab, lehne mich zurück und genieße die Wärme des Wassers und den Kräuterduft, der vom Badeschaum kommt. Wie lange hab ich schon keine Badewanne mehr benutzt? Ich glaube, seit sich meine Mutter von meinem Vater getrennt hat und mein Vater mit mir in eine kleinere Wohnung gezogen ist, die nur eine Dusche hatte. Ich hatte nicht gewusst, dass man das einfache Bad in einer großen Wanne vermissen könnte, aber jetzt in diesem Moment weiß ich, dass ich es ab jetzt wirklich vermissen werde. Ob Kaiba mir erlauben wird, öfters bei ihm ein Bad zu nehmen? Vorzugsweise nach himmlisch-höllischem Sex?
 

Die Wärme des Wassers lässt mich leise seufzen. Das hier ist fast so gut wie Sex. Leider nur fast. Seit ich Sex mit Kaiba habe, gibt es nichts auf dieser Welt, das ich als schöner und berauschender beschreiben könnte. Das ist äußerst bedenklich für meine Verhältnisse. Aber irgendwie auch wieder vollkommen logisch. Denn Sex mit Kaiba ist immer wie ein Abenteuer. Ich weiß nie, was er als nächstes mit mir anstellt, wann er mich zu sich ruft, wie er mich durchzuvögeln gedenkt. Es ist aufregend und faszinierend. Er ist aufregend und faszinierend. Wie von selbst wandern meine Hände zu meinem Glied, fangen an es zu reiben, zu streicheln. Das warme Wasser und der angenehme Kräuterduft berauschen mich. Der Gedanke, dass ich vor wenigen Minuten absolut heißen Sex mit Kaiba hatte und die Tatsache, dass ich mich gerade in seiner Badewanne befinde, lassen mich laut aufstöhnen.
 

Bin ich so unersättlich geworden? Ich hatte gerade einen absolut himmlischen Orgasmus und dennoch kann ich an nichts anderes denken, als an Sex mit Kaiba? Ich bin wahrhaftig ein Idiot. Und doch lassen meine Hände das Reiben an meinem Glied nicht, als hätten sie ein Eigenleben.
 

„Wenn Du damit fertig bist, solltest Du besser gehen. Ansonsten könnte ich Dir Dinge antun, über die Du sicherlich nicht erfreut sein wirst. Ich kämpfe gerade sehr mit meiner Selbstbeherrschung, also geh, bevor es zu spät ist, Joseph.“
 

Ich blinzle verwirrt, öffne meine Augen, von denen ich nicht einmal weiß, wann ich sie geschlossen hatte und starre in die äußerst hungrig aussehenden blauen Augen von dem Kerl, in dessen Badewanne ich mir gerade einen runterhole. Und völlig ohne mein Zutun verkrallen sich meine Hände fast krampfhaft in mein Glied und ein Zucken geht durch meinen Körper, als ich zum Orgasmus komme. Verdammt! Wie schafft der Kerl das immer wieder?
 

„Bin fertig.“
 

Sein jetzt sehr amüsierter Blick wandert völlig ungeniert über meinen nackten Körper, der selbst mit diesem Badeschaum ziemlich gut im Wasser sichtbar ist.
 

„Ich sehe es.“
 

Ich werfe einen Blick in Richtung meiner unteren Körperhälfte und sehe etwas Weißes im Wasser schwimmen, das nicht wie Badeschaum aussieht und erröte schlagartig.
 

„Wird nachher weggespült.“
 

„Hhm. Beeil Dich. In der Küche gibt es Frühstück, ich bin in meinem Arbeitszimmer und Du solltest nach dem Frühstück besser wieder in Deine eigene Hundehütte marschieren. Ich brauche keinen Babysitter.“
 

Er wendet sich von mir ab und geht zur Badezimmertür, mein Herz zieht sich krampfhaft zusammen. Er will mich also doch rauswerfen? Er braucht keinen Babysitter? In meinem Kopf spuken gerade üble Verwünschungen herum und gleichzeitig auch süßes Liebesgeschwafel, was ich mit der Zeit wohl von den ständigen Turtelleien zwischen Tea und Yugi aufgeschnappt habe, doch ich kriege keinen Ton über meine Lippen, weil er sich noch einmal in der offenen Tür umdreht und mich mit seinen dunkelblau wirkenden Augen fixiert.
 

„Danke.“
 

Dann verlässt er das Badezimmer und ich sinke mit Tränen in den Augen tiefer in die Badewanne. Scheiße! Dieser Idiot! Dieser bekloppte Idiot! Wie kann er es wagen, sich bei mir zu bedanken? Einfach so? Ein Seto Kaiba bedankt sich nicht! Nicht einfach so! Und schon gar nicht dafür, dass man ihn in seinem privaten Reich stört! Was ist nur in ihn gefahren?
 

Seufzend streich ich mir durch die nassen Haare und erhebe mich dann mühselig aus der Badewanne. Ich habe Hunger. Jetzt, wo er von Frühstück gesprochen hat, knurrt mein Magen. Nun ja, nicht wirklich verwunderlich, immerhin verbrennt Sex eine Menge Kalorien und ich hab seit mehr als 8 Stunden nichts mehr gegessen. Okay, ich hab in dieser Zeit auch geschlafen, aber das spielt keine Rolle.
 

Ich schnappe mir ein weißes Badehandtuch aus einem Regal und trockne mich ab. Meine Klamotten befinden sich noch in Kaibas Schlafzimmer auf dem Boden, also geh ich nur mit dem Badehandtuch um den Hüften durch die Badezimmertür. Wie er gesagt hat, scheint er bereits in seinem Arbeitszimmer zu sein, denn sein Schlafzimmer ist leer und sein Laptop inklusive seines silbernen Koffers ist ebenfalls verschwunden.
 

Etwas bedrückt zieh ich mich an und bring das nasse Badehandtuch zurück ins Badezimmer, wo ich es über einen Handtuchhalter zum Trocknen aufhänge. Zeit die Küche zu suchen, ich hab jetzt wirklich mörderischen Hunger. Ich weiß zwar wo das Esszimmer ist, aber die Küche habe ich bisher noch nicht von innen gesehen, aber vermutlich wird sie irgendwo in der Nähe des Esszimmers sein, also irgendwo in der unteren Etage. Ich marschiere durch den Gang, vorbei an Mokubas Zimmer und verharre dann sekundenlang an der Tür zu Kaibas Arbeitszimmer. Kurz denke ich darüber nach, bei ihm anzuklopfen, aber ich entscheide mich dann doch dagegen und gehe an der Tür vorbei in Richtung der Treppen.
 

Unten im Gang suche ich den Weg zum Esszimmer, in dem wir Mokubas Party gefeiert haben, aus einer Tür direkt neben dem Esszimmer kommt eines der Dienstmädchen, die gestern das Knabberzeug in Kaibas Schlafzimmer gebracht haben, sie sieht mich kommen und mustert mich argwöhnisch. Ich grinse sie an.
 

„Hi. Kaiba sagte mir, in der Küche gäbe es Frühstück. Nur weiß ich nicht, wo die Küche ist. Können Sie mir helfen?“
 

Aus irgendeinem Grund errötet das Dienstmädchen, zeigt aber mit der linken Hand auf die Tür, aus der sie gerade gekommen ist.
 

„Hier ist die Küche. Es wird selten hier gegessen, nur wenn es der junge Herr Mokuba mal wieder eilig hat oder Master Seto nur einen Kaffee wünscht, bevor er in die Firma fährt. Gäste sind relativ selten und werden in der Regel nur im Esszimmer empfangen.“
 

Oh? Soll das jetzt heißen, ich bin kein Gast? Oder mehr als nur ein Gast?
 

„Nun ja. Ich würde mich eher unwohl fühlen, wenn ich in diesem großen Esszimmer frühstücken müsste, ich bevorzuge also die Küche. Außerdem bin ich irgendwie kein richtiger Gast, wenn dann sicher nur ein unerwünschter. Ich muss dann auch schon wieder los, wenn ich gefrühstückt habe. Aber danke für die Gastfreundlichkeit. Ach ja, ich bin Joseph, Joseph Wheeler, ein ehemaliger Klassenkamerad von Seto Kaiba, die meisten nennen mich nur Joey.“
 

Nun ja. Kaiba nennt mich immer Joseph, nie Joey und irgendwie mag ich es, wenn er das tut, weil er einer der Wenigen ist, die das machen. Es ist etwas Besonderes.
 

„Ich weiß, wer Sie sind. Ich hab Sie bei den Duell Monsters Turnieren gesehen, die Master Seto veranstaltet hat. Sie waren mit Yugi Muto befreundet, richtig?“
 

Ich nicke freudig.
 

„Natürlich. Bin ich noch immer.“
 

Sie zieht ihre Stirn in Falten.
 

„Dann wundert es mich sehr, dass er Sie hier so einfach duldet. Ich war immer der Meinung, dass zwischen Yugi Muto und Master Seto eine Art Rivalität bestand und er aus diesem Grund auch nichts mit dessen Freunden zu tun haben wollte.“
 

Ich lege leicht den Kopf schief und tippe mir mit dem Zeigefinger meiner rechten Hand nachdenklich ans Kinn.
 

„Naja. Wissen Sie. Irgendwann werden wir alle mal erwachsen, da werden andere Dinge wichtiger als Rivalität und Duell Monsters.“
 

Dinge wie Sex oder Liebe…
 

Das Dienstmädchen mustert mich noch einmal kurz, nickt dann und öffnet die Tür zur Küche.
 

„Nehmen Sie ruhig Platz, es gibt Rührei mit Speck und Kaffee, das nimmt Master Seto gerne zum Frühstück, wenn er denn die Zeit für ein ruhiges Frühstück findet, ich hoffe, dass es Ihnen schmeckt.“
 

Mit einem freudigen „Danke“ geh ich an ihr vorbei in die Küche und nehme sofort den Geruch von frischem Kaffee und gebratenem Speck wahr. Es erinnert mich an Familie. An eine glückliche Zeit, in der es noch eine heile Familie in meinem Leben gab. Mutter am Herd, die Speck anbriet, Vater mit Kaffee und einer Zeitung am Tisch, Schwester noch singend im Badezimmer und ich mit knurrendem Magen in der Tür zu unserer Küche. Familienglück, das es in dieser Form wohl nie wieder für mich geben würde.
 

Warum erinnerte ich mich an dieses Familienglück ausgerechnet hier in Seto Kaibas vollkommen leeren Küche?
 

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Meeting in the park

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Meeting in the park zensiert

Es ist mal wieder Samstag und ich kann nicht schlafen. Ich vermisse Kaiba. Ich träume mittlerweile schon jede Nacht von ihm. Seit meinem beinahe gewaltsamen Eindringen in sein Schlafzimmer sind 20 Tage vergangen. Vor etwas mehr als zwei Wochen hat er mich angerufen, dass er für eine Weile nach Deutschland müsse, weil er dort Verhandlungen mit Siegfried von Schröder führen wollte, um ein gemeinsames Projekt ins Leben zu rufen. Wie Kaiba sagte, sollte das Projekt KSDML heißen, Kaiba-Schröder-Duell-Monsters-Land, aber über den Namen wurde noch heiß diskutiert. Ich habe keine Ahnung, wann er wiederkommt, auch Mokuba konnte mir nichts sagen und Roland kümmerte sich derweil um die geschäftlichen Angelegenheiten im KC Hauptgebäude hier in Domino.
 

Seit einer ganzen Weile spaziere ich durch den nächtlichen Park und erinnere mich daran, aus welchem Grund ich das letzte Mal nachts im Park herumgegeistert bin. Ist es wirklich schon 220 Tage her seit meiner Valentinstagspralinenschachtelaktion? War es wirklich so eine gute Idee gewesen, mich bei Kaiba für das Geburtstagsgeschenk bedanken zu wollen? Oder war es nicht doch einfach nur töricht und unüberlegt, wie alle Dinge, die ich seitdem getan habe? Der Gedanke an Familie in Seto Kaibas Küche hat mich mehr schockiert, als die Erkenntnis, dass ich ihn liebe. Was, zum Teufel, ist nur los mit mir? Kaiba würde mich doch niemals als Familienmitglied akzeptieren, er braucht doch niemanden außer Mokuba. Ich hab dort einfach keinen Platz. Kein Platz in Seto Kaibas Leben…
 

Die Sehnsucht nach ihm, nach seiner Nähe, seinen Berührungen zerfrisst mich innerlich, lässt mich unruhig werden. Selbst mein Boss hat mich schon ganz besorgt gemustert und gefragt, ob es mir gut geht oder ob ich vielleicht eine Erholungspause bräuchte. Ich hab ihm grinsend versichert, dass es mir gut ginge, ich wäre nur etwas unglücklich verliebt, aber ich würde damit schon klarkommen. Ich wäre ja noch jung und so. Er hat mir auf die Schultern geklopft und mir viel Glück gewünscht. Ich hab nur genickt und gemeint, dass ich jede Menge Glück gebrauchen könnte. Tze. Als ob Glück alleine mir bei der Eroberung von Seto Kaiba helfen könnte…
 

Eroberung…wie sich das anhört. Einen Mann wie Kaiba kann man nicht erobern, man wird höchstens erobert und dann fallengelassen, wenn es nicht mehr funktionierte. Einen Mann wie Kaiba konnte man auch nicht halten oder an sich binden. Es war schon ein Wunder, dass er eine Art Sex-Bindung zuließ. Wie kann ich mir anmaßen, zu glauben, ich könnte mich in sein Herz schleichen und eine Art Familienbindung zu ihm aufbauen? Wie konnte ich glauben, dass ich vielleicht in der Lage wäre, aus einer Sex-Beziehung eine Liebesbeziehung zu machen? Ich will ihn so sehr…nicht nur den Sex, ich will ihn…mit allem was er ist oder nicht ist…
 

Müde und ausgelaugt spaziere ich durch den dunklen, menschenleeren Park. Wie spät mag es sein? Sicher noch keine Mitternacht, aber vermutlich war es schon 22 Uhr oder später. Ich habe heute keine Uhr dabei und auch mein Handy liegt vergessen zuhause, da ich mich eigentlich schon im Bett befunden hatte und meine Wohnung recht überstürzt verließ, weil ich nicht schon wieder von Kaiba träumen wollte. Eine Runde durch den Park hörte sich wie eine gute Idee an…
 

Seufzend lasse ich mich auf der abgelegenen Bank fallen, auf der ich nach meiner Valentinstagspralinenschachtelaktion gesessen hatte. Diesmal wird jedoch kein Kaiba meine Ruhe stören, denn der ist ja in Deutschland bei diesem Schröder. Wie sehr ich ihn gerade jetzt zu mir wünsche. Kaiba…ich vermisse Dich…
 

Eine ganze Weile sitze ich auf der Bank, der Himmel ist klar, ich kann die Sterne deutlich sehen und den hellen Mond. Und ich fühl mich einsam. Noch immer sind die Laternen in diesem Teil des Parks kaputt oder sie sind es schon wieder. Die Rosenbüsche sind jedoch nicht mehr so kahl wie das letzte Mal, als ich hier war. Rosen blühen, leider erkenne ich in der Dunkelheit die Farben nicht. Vielleicht sind es rote Rosen, die für die leidenschaftliche Liebe stehen, vielleicht sind es aber auch rosafarbene Rosen für die Frischverliebten und die Hoffnung, aber vielleicht sind es auch nur weiße Rosen, für die Unschuld und Reinheit, aber auch für den Abschied und der unstillbaren Sehnsucht. Rosen…vielleicht hätte ich Kaiba Rosen schenken sollen als Dank, keine Pralinenschachtel in Herzform.
 

Grinsend schüttle ich den Kopf. Hätte ich das getan, dann wäre ich jetzt mit Sicherheit tot. Kaiba hätte so eine Aktion niemals von mir geduldet. Außerdem wäre ich ohnehin nie auf eine derartige Idee gekommen, die Idee mit der Pralinenschachtel war schon abwegig genug. Und verdammt riskant…
 

Ich starre hinauf in den Himmel und seufze leise. Plötzlich höre ich Schritte und ich zucke heftig zusammen. Ein Déjà-vu? Oh nein! Das ist diesmal ganz sicher ein Serienkiller!
 

„Hallo?“
 

Die Schritte verstummen kurz und werden dann plötzlich schneller. Bevor ich mich dazu entschließen kann, wegzulaufen, kommt eine schlanke, hochgewachsene Gestalt um die Ecke, die ich erst beim zweiten Hinsehen erkenne, da das typische Outfit fehlt. Diese Gestalt dort trägt einen langen schwarzen Mantel, der geschlossen ist, ich sehe außerdem eine enge schwarze Hose und hohe schwarze Stiefel.
 

„Kaiba? Bist Du das?“
 

Die Gestalt kommt näher und seufzt leise.
 

„Wer sollte es sonst sein, Wheeler?“
 

Was für eine dumme Frage. Es hätte jeder sein können. Mit Kaiba hatte ich am allerwenigsten gerechnet.
 

„Aber, Du bist doch in Deutschland?“
 

„Bin seit heute Mittag wieder da, gleich nach meiner Ankunft völlig fertig in mein Bett gefallen und vor einer Stunde wieder aufgewacht, völlig ausgeruht.“
 

„Und was machst Du jetzt im Park?“
 

Er setzt sich wie selbstverständlich neben mir auf die Parkbank, legt ein Bein über das andere und verschränkt die Arme.
 

„Erst wollte ich mich mit Arbeit ablenken, allerdings hat Roland noch meinen Laptop aus meinem Arbeitszimmer der Villa. Den Laptop aus dem Hauptgebäude wollte ich ihm nicht geben, zu viele geheime Daten.“
 

Daten wie geheime Verträge mit blonden Idioten wie mich?
 

„Und da dachtest Du an einen Spaziergang?“
 

„Nein. Ich wollte in die Firma fahren, um mich dort mit Arbeit abzulenken. Allerdings sagte mir mein Butler, dass sich mein Chauffeur den Fuß verstaucht hat, vor einer Woche, er würde frühestens Ende nächster Woche wieder einsatzbereit sein.“
 

„Was ist mit Deinem Porsche?“
 

„Werkstatt. Routinecheck. Wird mir erst morgen im Laufe des Vormittags angeliefert.“
 

„Ein anderes Auto?“
 

„Sehe ich so aus, als bräuchte ich einen Haufen Autos, um meinen Reichtum der ganzen Welt zu zeigen?“
 

Ich schüttle den Kopf und grinse leicht.
 

„Also hast Du Dich dazu entschlossen, nachts zu Fuß von Deiner Villa in die Firma zu laufen?“
 

„Schien mir eine gute Idee, ja. Besser als in der der Villa Däumchen zu drehen oder wach im Bett zu liegen und sich zu langweilen.“
 

„Du hättest mich anrufen können. Ich hätte Mittel und Wege gewusst, Dir die Zeit zu vertreiben und die Langeweile.“
 

Er dreht sich etwas zu mir um, scheint mich mit seinen Augen durchbohren zu wollen.
 

„Ich wollte Dich nicht wecken, nur weil mir langweilig ist.“
 

„Ich bin längst wach, wie Du siehst.“
 

„Ja. Du bist wach.“
 

Mein Grinsen wird breiter.
 

„Also, Lust auf Sex?“
 

Ich kann sehen, wie er eine Augenbraue hebt.
 

„Hier?“
 

Ich schlucke nervös.
 

„Ich meinte eigentlich bei mir oder in Deiner Firma, beides von hier gut zu erreichen, aber hier im Park wäre auch ganz nett. Ist dunkel und ziemlich menschenleer, abgesehen von uns.“
 

Ich räuspere mich leise, weil sich meine Stimme etwas quietschig anhört.
 

„Hhm. Gar keine so schlechte Idee. Dennoch ist das Risiko, hier doch noch entdeckt zu werden, mit Sicherheit nicht gleich Null.“
 

„Vermutlich nicht. Aber ein schneller Quickie sollte doch drin sein, oder?“
 

„Sexsüchtig?“
 

„Hey, es sind 20 Tage vergangen seit dem letzten Mal!“
 

„In der Tat. Und wie oft hatten wir schon das Vergnügen?“
 

Nicht genug…
 

„8 Mal in 162 Tagen. Damit meine ich aber nicht die Orgasmen, sondern nur den reinen Geschlechtsverkehr.“
 

Zu wenig…
 

„Hast Du denn auch die Orgasmen gezählt?“
 

Ich lächle leicht.
 

„Deine oder meine?“
 

„Du hast die alle gezählt?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Hatte halt nichts Besseres zu tun.“
 

„Und? Wie viele waren es?“
 

„Bei Dir 15 und bei mir 17, Selbstbefriedigung im Privatem nicht mitgezählt.“
 

Er zieht seine Augenbrauen zusammen, scheinbar gefällt ihm nicht, dass ich mehr Orgasmen hatte als er.
 

„Hast Du Dich auch nicht verzählt?“
 

„Möglich ist alles.“
 

Am besten diplomatisch bleiben und einräumen, dass ich mich vielleicht doch verzählt habe, denn wütende und beleidigte Drachen lassen sich so schlecht zähmen.
 

„Na fein. Zurück zu Deiner eigentlichen Frage. Da ich definitiv in meine Firma will und keine Lust habe, erst zu Dir zu laufen und dann wieder zurück, scheidet Deine Hundehütte aus und da es schon spät ist und Du sicher ebenso wenig Lust hast, erst in meine Firma und dann wieder zu Dir nachhause zu laufen, scheidet meine Firma vermutlich auch aus.“
 

„Du könntest ein Taxi rufen?“
 

„Geldverschwendung und üble Abzocke. Reicht schon, dass ich ein Taxi vom Flughafen zur Villa nehmen musste, weil Roland in einem wichtigen Meeting saß und mein Chauffeur kein Auto fahren kann. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich den Routinecheck meines Porsches auf einen anderen Tag verlegt und ihn lieber am Flughafen deponieren lassen.“
 

„Okay. Dann suchen wir uns hier ein geeignetes Plätzchen für den Quickie?“
 

„Wie wäre es mit gleich hier auf der Bank?“
 

Ich schüttle den Kopf und deute auf den Gehweg, der an den Rosenbüschen und der Bank vorbeiläuft.
 

„Zu gefährlich. Es ist zwar dunkel, aber das hier scheint ein beliebter Ort für Pärchen zu sein, die Laternen hier sind scheinbar ständig kaputt. Das zusammen mit den zurzeit blühenden Rosenbüschen und dem sternenklaren Himmel, naja, ist irgendwie…“
 

Ich fuchtle nervös mit der rechten Hand durch die Luft, unschlüssig, ob ich das Wort wirklich aussprechen soll.
 

„Kitschig?“
 

Ich nicke grinsend.
 

„Ich meinte zwar romantisch, aber kitschig trifft es vermutlich besser.“
 

„Dann ist das kein Ort für uns, verschwinden wir von hier.“
 

Er erhebt sich elegant von der Bank und marschiert quer über den Gehweg zur gegenüberliegenden Wiese und auf eine Baumgruppe zu, die ich als große dunkle Schatten mitten auf der Wiese erkennen kann. Ich folge ihm sofort und schau mich noch kurz um, aus Angst, irgendjemand könnte uns hier zusammen sehen. Kaiba verschwindet bei der Baumgruppe hinter einem riesigen Gebüsch, kommt aber wenige Augenblicke später wieder hervor.
 

„Perfekt.“
 

Ich schlendere grinsend auf ihn zu und werde dann auch sofort am Arm gepackt, hinter das Gebüsch gezogen und mit dem Gesicht zuerst gegen einen breiten Baumstamm gepresst, während er mir die Hose öffnet und samt Shorts ein Stück nach unten zieht. Ich höre das Rascheln, als er seinen Mantel aufknöpft und höre, wie er den Reißverschluss seiner engen Hose herunterzieht, [...] Er will scheinbar wirklich keine Zeit mit irgendeinem Vorspiel verschwenden.
 

[...] Dass wir uns hier in einem öffentlichen Park unter freiem Himmel befinden, ist verdammt aufregend und erregend, so dass es nicht lange dauert [...] Leise seufzend zieht er sich wieder zurück, da ich dieses mal keine Feuchttücher dabei habe und auch nicht annehme, dass er welche dabei hat, krame ich aus meiner Jackentasche ein paar Tempotaschentücher raus, um mich notdürftig zu säubern, bevor ich mich wieder ordentlich ankleide. Von Romantik keine Spur…nicht dass ich sowas nötig hätte…ich liebe ihn zwar, die rosarote Brille hab ich aber trotzdem nicht auf…Romantik und Seto Kaiba passen einfach nicht zusammen.
 

Ein kleines Stimmchen in meinem Hinterkopf flüstert die leisen Worte:
 

Genauso wenig passen Seto Kaiba und Joseph Wheeler zusammen.
 

~~~~~

Little brothers sportsfestival

Es ist der 8. Oktober 2007 und Tag des Sportes. Ich habe mich von Mokuba dazu überreden lassen, seinen großen Bruder zu vertreten und als Elternersatz beim Sportfest in Mokubas Schule zu helfen. Kaiba hatte leider keine Zeit, weil es seit einer Weile vermehrt Probleme mit der neuen Duell Disk gegeben hatte, die erst vor kurzem auf den Markt gebracht wurde und er ständig auf irgendwelchen Meetings war oder fieberhaft im Labor mit seinen Wissenschaftlern nach einer Lösung suchte. Selbst unsere Verabredung am letzten Samstag hatte er absagen müssen, weil er überraschend zurück in die Firma gerufen wurde.
 

Eigentlich hatte Mokuba auch meine Freunde gefragt, ob sie kommen konnten, aber Yugi muss sich um den Laden kümmern, da Opa Muto mit Rückenproblemen im Krankenhaus liegt, Tea hat einen Tanzwettbewerb in Tokio und würde erst in zwei Tagen wieder zurück sein und Tristan ist auf einem Lehrgang in Kyoto und käme erst nächste Woche wieder. Also stehe ich hier ganz alleine auf dem Sportplatz der Domino Mittelschule und feuere Mokuba an, der gerade mit ein paar Mitschülern einen Staffellauf macht, gerade rennt einer von ihnen mit dem Stab in der Hand auf Mokuba zu und übergibt ihm den Stab. Mokuba rennt wie von der Tarantel gestochen los und ich muss verwundert feststellen, dass er verdammt flink ist, wesentlich schneller als seine Konkurrenten. Ob er aus diesem Grund der letzte in der Gruppe ist und den Stab ins Ziel bringen muss?
 

„Du schaffst das, Mokuba! Du hast einen enormen Vorsprung!“
 

Doch kaum hab ich meine Worte ausgesprochen, stolpert Mokuba aus einem für mich nicht ersichtlichen Grund, da er zu weit weg ist und ich von meiner Position aus nicht genau erkennen kann, ob es auf der Strecke eine Stolperstelle gibt. Erschrocken will ich schon über den Sportplatz auf ihn zulaufen, doch in diesem Moment erhebt er sich und läuft stolpernd weiter, leider deutlich langsamer als vorher, was einen Konkurrenten, der anfangs weit hinter ihm lag, dazu anspornt, etwas schneller zu laufen, um Mokuba doch noch vor dem Ziel einzuholen.
 

„Gib nicht auf, Mokuba! Nur noch ein paar Meter!“
 

Eine halbe Runde etwa, das sind ungefähr noch 200 Meter, die er schaffen muss. Hoffentlich hat er sich nichts wirklich Schlimmes getan…
 

„Komm her, Mokuba, hier ist das Ziel. Du schaffst das!“
 

Ein paar seiner Mitschüler und deren Eltern oder Geschwister fangen jetzt ebenfalls an, Mokuba anzufeuern und ein Grinsen schleicht sich in mein Gesicht. Scheinbar ist er in der Schule sehr beliebt.
 

„Mokuba! Hier her! Nicht aufgeben!“
 

„Wir zählen auf Dich, Mokuba!“
 

„Du schaffst das!“
 

„Nur noch ein Stück, Mokuba!“
 

Ich sehe ihn immer näher kommen und erkenne sein leicht schmerzverzerrtes Gesicht und den Schweiß auf seiner Stirn. Scheinbar hat er sich ernsthaft verletzt, sein linkes Knie blutet ziemlich stark und er humpelt sehr deutlich, aber er sieht nicht so aus, als würde er aufgeben wollen. Seine Konkurrenten holen immer mehr auf, aber noch hat er einen guten Vorsprung und es sind nur noch wenige Meter bis zum Ziel.
 

„Komm schon, Mokuba, Du kannst das schaffen.“
 

Er stolpert ungefähr 10 Meter vor dem Ziel und ein erschrockenes Keuchen geht durch die Menge, die um mich herum steht, aber er fängt sich wieder und stolpert mit energischen Schritten als Erster durchs Ziel, nur wenige Sekunden vor dem Zweitplatzierten. Ich zögere keine Sekunde länger und renne besorgt auf Mokuba zu, um sein Knie genauer unter die Lupe zu nehmen.
 

„Tut es sehr weh? Ist irgendetwas gebrochen oder verstaucht?“
 

Er lässt sich auf den Boden sinken und schüttelt etwas gequält grinsend den Kopf.
 

„Keine Sorge, Joey, ich hab mir nur das Knie aufgescheuert, dahinten war ein Loch auf der Strecke, ich hab es zu spät gesehen und bin reingetreten, hab mir dabei auch etwas den Fuß umgeknickt, aber es ist wirklich nicht so schlimm.“
 

Ich greife erschrocken nach seinem linken Fuß, was dazu führt, dass er leise aufstöhnt. Anscheinend tut es sehr weh. Vorsichtig öffne ich seinen Turnschuh und zieh ihn von seinem Fuß, er stöhnt vor Schmerz, ich zieh ihm auch den Socken aus und seufze niedergeschlagen.
 

„Sieht nach einer Verstauchung aus, Kleiner. Alles blau und schon leicht angeschwollen. Damit ist das Sportfest für Dich wohl gelaufen.“
 

„Ach man. Aber es tut gar nicht so sehr weh.“
 

„Keine Widerrede, Mokuba. Mit dem Fuß läufst Du heute kein Stück mehr. Dein Bruder würde das sicher auch nicht wollen.“
 

„Der ist aber nicht hier!“
 

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und starre in Mokubas Gesicht. Das klang irgendwie wie Vorwurf.
 

„Du weißt, warum er nicht hier sein kann.“
 

Er verschränkt etwas trotzig seine Arme und wendet den Blick von mir ab.
 

„Blöde Firma! Immer ist die wichtiger als ich!“
 

Ich seufze leise und wuschle ihm durch das Haar.
 

„Das ist nicht wahr und das weißt Du. Kaiba würde die komplette Firma opfern, wenn er sich zwischen ihr und Dir entscheiden müsste. Hab ich Recht?“
 

Er wischt sich mit der rechten Hand über seine Augen und schnieft ein wenig.
 

„Ich weiß. Du hast ja Recht. Es ist nur so, weißt Du, ich hab mich wirklich darauf gefreut, dass Seto wieder bei dem Sportfest dabei ist, außerdem ist es das erste Mal, dass ich beim Staffellauf als Letzter eingesetzt wurde, weil ich der Schnellste bin und dann ist er ausgerechnet dieses Mal nicht hier, um mich anzufeuern.“
 

„Dafür bin ich doch hier, oder? Oder hab ich meine Sache so schlecht gemacht?“
 

Er schüttelt grinsend den Kopf.
 

„Hast Du nicht! Du hast mich wirklich gut angefeuert, sonst hätte ich das vermutlich nicht geschafft. Du bist ein guter Ersatzbruder, Joey!“
 

Mein Herz krampft sich schmerzhaft zusammen und ich merke, wie sich meine Gesichtszüge versteifen. Ersatzbruder. Bruder. Familie. Schon wieder dieser unsinnige Gedanke, in Kaibas Leben eine Rolle spielen zu wollen…
 

„Hab ich was Falsches gesagt?“
 

Ich zwinge mich zu einem fröhlichen Grinsen, schüttle den Kopf und streiche Mokuba sanft durch die Haare.
 

„Keineswegs. Ich hab mich nur an meine Schwester erinnert und mir ist eingefallen, dass ich nie auf einem Sportfest bei ihr gewesen bin. Irgendwie hat es nie geklappt, weil ich meiner Mutter nicht über den Weg laufen wollte. Naja, und jetzt ist meine kleine Schwester schon fast zu alt, um noch zu wollen, dass sie von ihrem großen Bruder angefeuert wird.“
 

„Ach quatsch, bestimmt würde sie sich freuen, wenn Du dabei bist, versuch es doch nächstes Jahr einfach, ja?“
 

„Ja. Vielleicht sollte ich das. Aber jetzt bring ich Dich aber erstmal ins Krankenzimmer, damit wir uns um Deinen Fuß und das Knie kümmern können, ja? Und dann ruf ich Deinen Bruder an und frag nach, ob er Dich abholen kann.“
 

„Und wenn er keine Zeit hat?“
 

„Dann lass ich Roland herkommen und ich bring Dich nachhause, abgemacht?“
 

„Okay! Dann können wir wieder Mario Kart in meinem Zimmer spielen!“
 

Ich hebe Mokuba auf meine Arme, schnappe mir auch noch seinen Schuh und seine Socke und marschiere lachend mit ihm in Richtung Schulgebäude.
 

„Mario Kart können wir jederzeit zusammen spielen, dazu hättest Du mich einfach nur fragen müssen. Es war nicht nötig, sich dafür gleich den Fuß zu verstauchen und das Knie aufzuscheuern!“
 

„War ja nicht mit Absicht! Außerdem musst Du ja genauso arbeiten wie mein Bruder, ich wollte Dir nicht die Zeit stehlen.“
 

Ich betrete seufzend das Gebäude und schau mich auf dem Gang um.
 

„Für Dich hab ich immer Zeit, Kleiner und Dein Bruder bestimmt ebenfalls, auch wenn er es heute mal nicht geschafft hat. Er hat etwas mehr Verantwortung auf seinen Schultern zu tragen als ich und wenn er mal wirklich keine Zeit für Dich hat, dann ruf mich einfach an, ja? Ich spring gerne für ihn ein. Aber jetzt sag mir erstmal, wo hier das Krankenzimmer ist, die haben hier scheinbar umgebaut, seit ich das letzte Mal hier war.“
 

„Den Gang nach links, dann hinten um die Ecke, die dritte Tür auf der rechten Seite.“
 

„Okay, danke Dir!“
 

Ich folge dem Gang nach Mokubas Anweisung und betrete kurz darauf auch schon das Krankenzimmer, die Schulkrankenschwester ist eine zierlich wirkende Frau mit langen braunen Haaren und braunen Augen und kommt gleich besorgt auf uns zu.
 

„Ach Du meine Güte! Das sieht ja übel aus! Setzten Sie ihn am besten gleich auf die Krankenliege, ich werde mich umgehend darum kümmern! Gehören Sie auch zur Kaiba-Familie?“
 

Ich ignoriere das erneute Zusammenziehen meines Herzens und schüttle den Kopf.
 

„Ich bin nur der Ersatz für seinen großen Bruder, der es diesmal nicht zum Sportfest geschafft hat, ich bin kein Familienmitglied.“
 

Ich setze Mokuba auf der Krankenliege ab und dreh mich dann um, um zu verhindern, dass er meinen mehr als verzweifelten Gesichtsausdruck sehen kann.
 

„Ich geh kurz vor die Tür und ruf Deinen Bruder an, bin gleich wieder da.“
 

Schnellen Schrittes marschiere ich aus dem Krankenzimmer, ohne auf eine Antwort von Mokuba zu warten. Mist! Verdammt! Das muss endlich aufhören! Hör auf zu träumen, Joseph! Du wirst niemals dazu gehören. Ihr seid einfach zu verschieden! Er wird Dich niemals in seinem Leben dulden. Liebe ihn, wenn Du die Kraft dazu hast, aber verlange nicht das Unmögliche! Hör auf, Dir zu wünschen, was Du niemals besitzen kannst. Du kannst Kaibas Herz nicht erobern…
 

Seufzend trete ich durch die Eingangstüren der Schule, zücke mein Handy und wähle seine Privatnummer. Es klingelt zweimal, dann hebt er ab.
 

„Ja? Ist irgendetwas mit Mokuba?“
 

Ich grinse leicht. Selbst wenn er mitten in einer Firmenkrise steckt, ist sein erster Gedanke sein kleiner Bruder.
 

„Vermutlich ein verstauchter Fuß und ein aufgescheuertes Knie, was ihn aber nicht davon abhielt, den Staffellauf doch noch als Sieger zu beenden.“
 

Ich höre Kaiba seufzen.
 

„Er ist halt mein Bruder. Lass mich raten, er war enttäuscht, als Du ihm gesagt hast, dass er damit nicht heute mehr laufen kann und es tut doch überhaupt nicht weh?“
 

„Jep. Genau das. Ich hab ihn ins Krankenzimmer getragen, die Schwester kümmert sich gerade um ihn. Kannst Du Dich loseisen und ihn abholen?“
 

Erneut seufzt er und diesmal klingt es sehr erschöpft und fast kraftlos.
 

„Keine Chance. Ich hab in wenigen Minuten ein Strategiemeeting mit meinen Labortechnikern, bei dem auch die Techniker aus dem KC Gebäude in Amerika per Liveübertragung zugeschaltet werden. Ich komm hier für die nächsten Stunden nicht weg. Wird wieder eine verdammt lange Nacht.“
 

„Okay, dann schick mir Roland oder Deinen Chauffeur vorbei, ich bring Mokuba nachhause und pass auf ihn auf, bis Du wieder da bist, ja?“
 

„Roland brauch ich hier, aber die Limousine kann ich euch schicken. Musst Du morgen arbeiten?“
 

„Ja? Wieso?“
 

Kurz ist es still in der Leitung. Worüber denkt er nach?
 

„Du könntest die Nacht im Gästezimmer verbringen, es wird vermutlich sehr spät bei mir und ich würde mich wohler fühlen, wenn Mokuba nicht alleine ist mit seinem verstauchten Fuß. Ich würde Dich dann morgen ganz früh bei Dir zuhause absetzen, ich fahr ja ohnehin da vorbei, wenn ich in die Firma muss.“
 

Mein Herz macht einen riesigen Hüpfer und ich schließe krampfhaft meine Augen.
 

„Gerne. Ich fahr dann kurz bei mir vorbei, um ein paar Sachen zu holen, bevor ich mit Mokuba in die Villa fahre. Vielleicht sehn wir uns ja noch heute Abend, ansonsten dann halt morgen früh. Mach Dir keine Sorgen um Mokuba, ich pass schon auf ihn auf.“
 

„Ich weiß. Sag ihm, dass ich stolz auf ihn bin, oder nein, das sag ich ihm besser selbst, wenn ich wieder zuhause bin. Ich muss jetzt wirklich los, bis dann.“
 

„Ja, bis dann.“
 

Er legt auf und ich lasse seufzend das Handy sinken.
 

Vielleicht. Ja, vielleicht spiele ich doch eine kleine Rolle in Seto Kaibas Leben. Und wenn es nur als Aufpasser für seinen kleinen Bruder ist oder als Sexspielzeug für ihn selbst.
 

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Birthdaypresents

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Birthdaypresents zensiert

Heute ist der Tag aller Tage, es ist Donnerstag, der 25. Oktober und damit Seto Kaibas 19. Geburtstag! Er wollte keine Party feiern, was mich nicht sonderlich überrascht, aber er hat es mir dennoch freigestellt, heute im Laufe des späten Abends zu ihm zu kommen, wenn ich mag. Ich hab sogar ein Geschenk für ihn, eigentlich sogar zwei, weil ich mich nicht wirklich entscheiden konnte zwischen After Eight Finest Mint Pralines Selection, feinste Pralinen mit einer zarten Pfefferminzcremefüllung ummantelt von exquisitester Schokolade und Prestat - Mint Box mit 4 Sorten feinster Minz-Pralinen, erlesene Auswahl an Mint Fondants, Bittermints, Coffee Mints und Mint Crisps. Mit feinster Schokolade umhüllt. Laut "Times" bevorratete die Mutter der Queen immer eine Schachtel in ihrer Schreibtischschublade! Ich hab also einfach beides gekauft. Und diesmal hab ich die Sachen selber ausgesucht, ich will schließlich keine weitere Blamage wie die Sache mit der Valentinstagspralinenschachtel.
 

Es ist jetzt 22:10 Uhr und ich steh vor dem großen Tor seiner Villa, mein Fahrrad lehnt an der Mauer und ich warte, dass Roland mir öffnet, ich sehe ihn schon durch die Haustür auf mich zukommen. Ich bin verdammt nervös, obwohl ich seit Mokubas Sportfestunfall öfters in Kaibas Villa ein- und ausgegangen bin und auch des Öfteren im Gästezimmer übernachtet habe, wenn es bei Kaiba wieder sehr spät wurde. Mokuba hat es sehr gefreut, von Kaiba selbst hab ich eher wenig gesehen, außer früh morgens, wenn er mich, auf dem Weg zu seiner Firma, bei mir abgesetzt hat. Das Problem mit der neuen Duell Disk hat Kaiba vor einiger Zeit mit Hilfe seiner Labortechniker beheben können, allerdings traten immer mal wieder andere Probleme auf, die viel von ihm abverlangten und vor allem viel von seiner kostbaren Zeit in Anspruch nahmen.
 

Erst gestern hat er mir am Telefon verkündet, dass er gleich morgen früh nach Europa müsse, um in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Griechenland und Italien Kaiba Land Vergnügungsparks eröffnen zu können. Er würde vermutlich erst in einem Monat zurücksein. Mokuba würde die ganze Zeit über in Domino bleiben, weil er nicht zu viel in der Schule verpassen sollte, was ich im Grunde ja schon nachvollziehen kann. Dennoch hab ich gefragt, ob ich mich ein bisschen um Mokuba kümmern soll, solange Kaiba in Europa ist, er hat es mir freigestellt, allerdings gesagt, dass Mokuba sich sicher darüber freuen würde. Ich weiß nicht, warum Kaiba mir erlaubt, mich um seinen kleinen Bruder zu kümmern. Liegt es daran, dass ich mich wirklich gut um seinen Bruder gekümmert habe, als er sich auf dem Sportfest den Fuß verstaucht hat? Kann es sein, dass Kaiba mir tatsächlich etwas mehr vertraut als vorher? Oder ist es nur, weil Mokuba vielleicht darum gebeten hat, dass ich mehr Zeit mit ihm verbringen darf? Ich werd nicht schlau aus dieser Sache. Roland öffnet mir das Tor und verbeugt sich leicht.
 

„Guten Abend, Mr. Wheeler. Mr. Kaiba befindet sich derzeit im Arbeitszimmer. Sie kennen ja den Weg.“
 

„Guten Abend, Roland. Ist Mokuba schon im Bett?“
 

„Seit einer Stunde. Er hat noch ziemlich lange mit Mr. Kaiba diskutiert und sich darüber beschwert, dass er hier in Domino zurückbleiben soll während Mr. Kaibas Europareise.“
 

Ich gehe neben ihm die lange Auffahrt zur Villa entlang und nicke mitfühlend.
 

„Kann ich verstehen. Aber Kaiba hat Recht. Mokuba sollte nicht für einen ganzen Monat die Schule schwänzen, egal wie gut er in der Schule auch sein mag. Kaiba selbst hat das in der Regel auch vermieden, soweit ich mich erinnern kann. Er hat nie mehr als zwei oder drei Tage am Stück in der Schule gefehlt.“
 

Roland öffnet mir die große Eingangstür.
 

„In der Tat. Er hat größere Geschäftsreisen immer in die Ferienzeit verlegt und meistens seinen Bruder mitgenommen, wenn es irgendwie möglich war. Nur ließ sich dieses Mal kein anderer Termin finden und Mr. Kaiba wollte die Eröffnung der Vergnügungsparks in Europa noch dieses Jahr über die Bühne bringen.“
 

„Warum die plötzliche Eile?“
 

Ich gehe auf die große Treppe zu, die in die obere Etage führt, Roland hält mich am Arm zurück, schaut sich kurz im Foyer um und beugt sich dann etwas zu mir runter.
 

„Wenn Sie mir versprechen, niemandem davon zu erzählen, sag ich Ihnen, warum Mr. Kaiba es plötzlich so eilig hat.“
 

Ich nicke leicht.
 

„Ich kann schweigen wie ein Grab!“
 

Er schaut sich noch einmal kurz um und nickt dann ebenfalls.
 

„Also gut. Sie wissen doch von seinem Besuch in Deutschland bei Siegfried von Schröder, oder?“
 

„Natürlich. Die Sache mit dieser KSDML, richtig?“
 

„Genau. Mr. Kaiba fand den Namen scheußlich, Mr. Schröder bestand darauf. Oder auf der Bezeichnung SKDML.“
 

„Schröder-Kaiba-Duell-Monsters-Land?“
 

„Richtig. Das konnte Mr. Kaiba natürlich ebenfalls nicht tolerieren.“
 

„Verständlich.“
 

Roland seufzt, zieht sich ein weißes Tuch aus seinem Jackett und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
 

„Jedenfalls ist die Sache ziemlich eskaliert und Mr. Schröder hat damit gedroht, seinen Schröder Vergnügungspark in ganz Europa auszubreiten, noch bevor Kaiba Land einen Fuß dort hinsetzen kann.“
 

Ich nicke verstehend.
 

„Also ist daraus jetzt ein Wettrennen geworden, wer zuerst seinen Vergnügungspark in die europäische Region bringen kann. Seto Kaiba oder Siegfried von Schröder.“
 

Roland seufzt laut und nickt.
 

„Ja. Wettrennen und Mr. Kaiba denkt gar nicht daran, gegen Mr. Schröder zu verlieren. Mr. Kaiba hat Mr. Schröder noch immer nicht ganz verziehen, wegen dieser Aktion beim KC Grand Prix in Amerika.“
 

„Versteh schon. Naja. Er ist eben Kaiba. Er kann nicht aus seiner Haut.“
 

„Leider.“
 

Ich klopfe Roland aufmunternd auf die linke Schulter.
 

„Mach Dir nichts draus. Kaiba schafft das schon, Kaiba schafft alles, dieser Schröder wird das schon schnell genug merken. Ich werd mal nach Deinem Boss sehen, schließlich hat er ja Geburtstag und so. Auch wenn er nicht wirklich feiern wollte, ein paar Geschenke wird er doch wohl annehmen, oder?“
 

„Vermutlich. Auch wenn er die meisten Geschenke, die ihm per Post zugesandt oder persönlich überbracht werden, ungesehen entfernen lässt.“
 

„Du meinst, er lässt sie wegschmeißen?“
 

„In der Regel heißt das, seine Angestellten freuen sich darüber.“
 

Oh.
 

„Na hoffentlich öffnet er wenigstens meine Geschenke, bevor er sie entfernen lässt.“
 

„Viel Glück, Mr. Wheeler.“
 

„Danke, Roland.“
 

Ich geh jetzt endlich die Treppe hoch, während Roland unten im Foyer stehenbleibt und dann durch eine Tür auf der rechten Seite verschwindet. Hhm. Kaiba und Schröder. Irgendwie hatte ich befürchtet, dass die Sache nicht gut ausgeht. Hoffentlich übernimmt Kaiba sich da nicht ein wenig…
 

In der oberen Etage marschiere ich direkt in Richtung seines Arbeitszimmers, zieh vor der Tür meinen Rucksack von meinem Schultern, nehm die beiden Geschenke heraus, schmeiß mir den Rucksack wieder über den Rücken und klopfe an die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Nur kurze Zeit später wird die Tür geöffnet und Seto Kaiba persönlich starrt mich etwas miesmutig an, als hätte ich ihn gerade bei einer sehr wichtigen Tätigkeit gestört.

Ich schlucke nervös und schieb die Geschenke mit ausgestreckten Armen in seine Richtung.
 

„Äh, ja, Happy Birthday?“
 

Er starrt sekundenlang auf die in silbernem Geschenkpapier gewickelten Geschenke, die ich ihm entgegenhalte, dann zieht er mich am rechten Handgelenk durch die Tür, knallt die Tür zu und verriegelt sie, ohne mir die Möglichkeit zu geben, irgendwie zu protestieren. Die Außenjalousien an den Fenstern sind geschlossen, allerdings hat er diesmal nur seine Schreibtischlampe eingeschaltet, was zusammen mit dem blauen Leuchten seines Laptops ein ziemlich schummriges Licht in diesen Raum wirft. Irgendwie macht mich das noch nervöser.
 

„Du bist also tatsächlich gekommen.“
 

Ich schlucke nervös und unsicher. Kaiba nimmt mir die beiden Geschenke aus den Händen, geht zu seinem Schreibtisch und lehnt sich dagegen, während er das Geschenkpapier entfernt.
 

„Diesmal Pfefferminzpralinen? Du erinnerst Dich noch an meine Worte?“
 

Ich stehe unsicher in der Nähe seiner Arbeitszimmertür.
 

„Natürlich.“
 

Außerdem mag ich es, wenn er nach Kaffee und Pfefferminz schmeckt, wenn wir uns küssen, in den seltenen Momenten, in denen wir es wirklich tun…
 

„Darf ich gleich davon naschen?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Ist Dein Geschenk. Kannst sie alle gleich aufessen, wenn Du magst.“
 

„Ich bin nicht so verfressen wie Du, Joseph.“
 

Wütend zieh ich meine Stirn in Falten.
 

„Hey, ich hab zwar manchmal einen großen Appetit, aber ich bin nicht verfressen!“
 

Er öffnet einfach die Schachtel mit den Prestat Mint Pralinen und legt die andere Schachtel hinter sich auf den Schreibtisch.
 

„Was immer Du sagst. Hhm. Die Verpackung ist zwar eine hübsche Dekoration, aber ich kann mir etwas Besseres als das vorstellen, damit ich meine Geburtstagspralinen genießen kann.“
 

„Ach ja? Und was?“
 

Er dreht sich ohne Kommentar zu seinem Schreibtisch um, klappt seinen Laptop zusammen und bringt ihn zu einem kleinen Tisch in der Nähe. Ich beobachte ihn irritiert. Was soll das werden? Er geht zurück zu seinem Schreibtisch, umrundet ihn, packt ein paar Papiere, die sich auf dem Schreibtisch befinden, zusammen und wirft sie in eine Schublade des Schreibtisches, dann schiebt er die Schreibtischlampe an die äußerste linke Ecke, stellt das Telefon samt allen Kabeln und technischem Schnickschnack unter den Schreibtisch auf den Fußboden, legt die noch verschlossene After Eight Pralinenschachtel auf seinen Schreibtischstuhl und räumt auch den restlichen Kleinkram vom Tisch in eine andere Schublade, so dass sich auf der Schreibtischplatte nur noch die Lampe befindet.
 

„Komm her, aber lass Deine Klamotten da.“
 

„Was hast Du vor?“
 

„Mach einfach, was ich sage. Du wirst schon früh genug merken, was ich will.“
 

Ich knurre wütend, werf aber dennoch meinen Rucksack auf den Boden und zieh mich komplett aus. Arroganter Mistkerl! Ich hab doch nur eine Frage gestellt! Idiot! Komplett nackt geh ich auf seinen Schreibtisch zu, er deutet mit der rechten Hand auf die Schreibtischplatte.
 

„Leg Dich auf den Rücken, mit dem Kopf neben der Lampe.“
 

„Auf den Tisch?“
 

„Siehst Du hier noch eine andere Liegemöglichkeit?“
 

„Den Fußboden?“
 

„Sehe ich so aus, als würde ich mich auf dem Fußboden herumwälzen wollen, wenn ich Sex mit Dir will?“
 

Ich vertreibe das mentale Bild eines auf dem Fußboden liegenden und vollkommen nackten Seto Kaibas aus meinen Gedanken und schüttle den Kopf.
 

„Nein.“
 

„Dann leg Dich auf den Schreibtisch.“
 

Ich seufze leise und tu was er sagt. Das Holz ist kalt und hart, eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus, dennoch spüre ich, wie mein Glied immer steifer wird. Verflucht! Meine Unterschenkel hängen am anderen Ende der Schreibtischplatte herunter, während der Rest meines Körpers bequem auf dem Schreibtisch Platz hat, selbst die Schreibtischlampe, die neben meinem Kopf steht und mich seitlich beleuchtet, stört mich nicht weiter.
 

„Und jetzt halt still, ich muss Dich ordentlich dekorieren.“
 

„Du musst was?“
 

Ich hebe nervös den Kopf ein wenig und starre Kaiba an, der noch immer die offene Schachtel mit den Pralinen in der Hand hält.
 

„Dich dekorieren, damit ich meine Pralinen genießen kann.“
 

Und bevor ich weitere Fragen stellen kann, nimmt er eine der Pralinen aus der Schachtel und legt sie mitten auf meinen Bauchnabel…
 

Oh mein Gott! Er verwendet mich als lebendes Buffet für seine Pfefferminzpralinen, die ich ihm gerade zu seinem Geburtstag geschenkt habe?
 

Ich spüre, wie sich mein Gesicht knallrot verfärbt, so wie vermutlich auch der Rest meines nackten Körpers. Mein Glied zuckt vor Erregung.
 

„Oh? Das scheint Dir zu gefallen. Interessant.“
 

Scheiße! Ich hasse dieses Grinsen in seinem Gesicht! Dieses verfluchte Raubtier! Argh!
 

Ich würde am liebsten von diesem Schreibtisch springen und aus seinem Arbeitszimmer flüchten, aber irgendwie ist diese Situation sowas von erregend, dass ich mich nicht rühren kann, während Kaiba immer mehr Pralinen auf mir verteilt. Auf meinen Brustwarzen, meinen Oberschenkeln, um meinen Bauchnabel herum. 16 feinste Minz-Pralinen auf meiner nackten Haut und nur von einer kleinen Schreibtischlampe beleuchtet. Ich muss ein verdammt heißes Bild abgeben…
 

Kaiba sieht das vermutlich ähnlich, denn er zückt ganz plötzlich sein iPhone 4S, das erst seit kurzem auf dem Markt ist, aus seiner hinteren Hosentasche und macht ein Foto von mir…
 

„Bist Du wahnsinnig?“
 

Ich will mich erheben und ihm das iPhone aus der Hand reißen, doch er starrt mich mit seinen dunkelblauen Raubtieraugen an, so dass ich nervös schlucke und stocksteif auf seinem Schreibtisch liegen bleibe. Mein Anblick muss ihn wahnsinnig erregen, wenn er mich auf diese Weise anstarrt, als wäre ich sein Abendessen. Der Gedanke daran, dass er nicht nur die Pralinen auf mir vernaschen will, sondern auch mich, lässt mein Glied erneut heftig zucken.
 

Er steckt das iPhone wieder zurück in seine Tasche und mustert mich noch kurz, bevor er sich zu mir hinunterbeugt und sich die Praline auf meiner linken Brustwarze schnappt. Ich stöhne erregt auf, als er nicht nur in die Praline beißt, sondern auch in meine Brustwarze, bevor er sich wieder aufrichtet und die Mint-Praline genüsslich verspeist.
 

„Hhm. Kaffee und Pfefferminz. Die perfekte Mischung.“
 

Ich schlucke nervös, wie gerne würde ich ihn jetzt küssen?
 

„Küss mich.“
 

Ups? Ich sollte lernen, lieber meine Klappe zu halten, bevor ich Dinge sage, die ich eigentlich nicht aussprechen wollte…

Er mustert mich amüsiert, kommt aber dennoch mit seinem Gesicht ganz nah und küsst mich wenige Atemzüge später so sinnlich, dass ich erneut erröte.

Aber, verdammt, er schmeckt wirklich köstlich nach Kaffee und Pfefferminz und Schokolade…und nach Kaiba…so sinnlich und herb und heiß.

Dieses heiße Zungenspiel raubt mir den Verstand und lässt mein Glied unkontrolliert zucken. Leider entfernt er sich viel zu schnell von mir und angelt sich stattdessen mit seinem Mund die Praline aus meinem Bauchnabel, während er mit seiner Zunge meinen Bauchnabel umkreist und mich zum Stöhnen bringt.
 

„Cremige Pfefferminzfüllung.“
 

Oh je. Will er etwa alle 16 Pralinen auf diese Weise vernaschen? Das halte ich nicht aus! Und dann sagt er, ich wäre verfressen!
 

„Hoffentlich kriegst Du nachher keine Bauchschmerzen, Seto.“
 

Ich sehe ihn im schwachen Licht der Schreibtischlampe grinsen.
 

„Keine Sorge. Ich genieße die Schokolade langsam, hier kann uns schließlich niemand stören.“
 

„Mach aber nicht zu langsam, der Tisch ist verdammt hart!“
 

Er wirft einen kurzen Blick in Richtung meines Gliedes und streicht mit den Fingern kurz darüber, so dass ich leicht vor Erregung zusammenzucke und aufstöhne.
 

„Hier ist noch etwas anderes verdammt hart, Joseph.“
 

Argh! Dieses hinterlistige Biest!
 

„Seto! Lass das! Sonst schmeiß ich die ganzen Pralinen runter!”
 

„Oh? Verzeihung. Ich wusste nicht, dass Du so empfindlich bist.”
 

Ich schließe stöhnend meine Augen, als er sich die Praline von meiner rechten Brustwarze angelt, um sie ebenfalls genüsslich zu verspeisen. Gott! Da sind noch so viele Pralinen übrig…wie ich soll ich das bloß überstehen?

Ein paar Herzschläge später spüre ich seine Lippen auf meinem Bauch und wenige Sekunden später auf meinen Lippen. Er öffnet seinen Mund und ich spüre und schmecke eine Praline, die mir in den Mund geschoben wird. Hhm. Leicht bitter, aber total lecker.
 

Er angelt nach einer Praline auf meinem rechten Oberschenkel und beißt dabei leicht in meine Haut, ich muss mich sehr stark zusammenreißen, um nicht fluchend vom Schreibtisch zu springen. Die nächste Praline holt er von meinem linken Oberschenkel und schiebt sie mir in den Mund. Diesmal ist es wohl die Mint Crisps Praline…
 

Auf diese Weise wandern auch die restlichen Pralinen von meinem nackten Körper in seinen oder meinen Mund, während mein Glied immer wieder unkontrolliert zuckt, wenn er in meine Haut beißt oder mit der Zunge darüber leckt. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich mal als lebendes Buffet enden und es auch noch so genießen würde…
 

Er schiebt mir die letzte Praline in den Mund und ich schmecke wieder diese Mischung aus Kaffee, Pfefferminz, Schokolade und Kaiba. Und es bringt mich zum Stöhnen. Wenn er mich nicht gleich sofort vögelt, dann fall ich über ihn her und vergewaltige ihn…meine Hände krallen sich bei diesem Gedanken unweigerlich in seinen schwarzen Pullover und ziehen ihn dichter zu mir heran.
 

Ich will ihn! Und ich will ihn jetzt!
 

Er löst sich von mir, allerdings ohne sich aufzurichten und funkelt mich amüsiert an.
 

„Kannst es wohl kaum erwarten, oder?“
 

Ich zieh meine Stirn in Falten und starre ihn irritiert an.
 

„Wenn Du damit fertig bist, Dich über mich zu amüsieren, solltest Du mich besser vögeln. Ansonsten könnte ich Dir Dinge antun, über die Du sicherlich nicht erfreut sein wirst. Ich kämpfe gerade sehr mit meiner Selbstbeherrschung, also mach was, bevor es zu spät ist, Seto.“
 

Ich höre ihn leise stöhnen und sehe ihn sekundenlang die Augen schließen, bevor er sich abrupt aufrichtet und sich seine Hose öffnet. Oho? Mag er es etwa, wenn ich mal den Dominaten raushängen lasse? Äußerst interessant!
 

Leider komme ich nicht dazu, irgendeinen Kommentar zu seiner Reaktion abzugeben, denn er spreizt meine Beine, zieht mich etwas in seine Richtung über den Schreibtisch und [...] Meine Güte! Da hat es aber jemand eilig…
 

[...] ich muss mich an den Seiten des Schreibtisches festkrallen, um nicht auf der Schreibtischplatte hin und her geschoben zu werden. Wäre sicher nicht so angenehm für meinen Rücken, der ohnehin schon ziemlich schmerzt, weil ich schon so lange auf diesem harten Holz liege. Mein Orgasmus kommt relativ schnell, genau wie seiner. Er verharrt für einige Sekunden regungslos und mustert mich nachdenklich, doch bevor ich ihn fragen kann, was ihm gerade durch die Kopf geht, zieht er sich [...] zurück, beugt sich ein wenig nach rechts und holt aus einer Schublade ein paar Feuchttücher, mit denen er sich und mich säubert.
 

Er wirft die Tücher unter seinem Schreibtisch in den Mülleimer, schließt sich seine Hose wieder und reicht mir seine rechte Hand, um mich nach oben zu ziehen. Ich falle ihm fast in die Arme, weil er etwas zu kräftig an meinem Arm zieht und ich rieche wieder seinen Pfefferminzatem mit diesem Kaffeeduft und diesen unwiderstehlichen Geruch nach Kaiba. Und bevor er sich von mir entfernen kann, zieh ich ihn noch dichter und küsse ihn heiß und verlangend.
 

Verdammt! Ich liebe diesen Duft und diesen Mann!
 

Er schiebt mich sanft aber unnachgiebig von sich und entfernt sich von mir. Ich seufze enttäuscht auf.
 

„Es ist spät. Ich muss sehr früh los, mein Flug geht um 8 Uhr.“
 

Ich nicke niedergeschlagen, springe vom Schreibtisch runter und marschiere zu meinen Sachen, um mich wieder anzukleiden.
 

„Rufst Du mich an, wenn Du Zeit findest?“
 

„Kann ich nicht versprechen. Hast Du zuhause Internet?“
 

Ich dreh mich zu ihm um und schüttle den Kopf.
 

„Leider nicht. Kostet mir momentan einfach zu viel Geld.“
 

„Hhm. Dann stell ich Dir Mokubas ausrangierten Laptop zur Verfügung, ist nicht das schnellste Model, aber Du könntest Dich hier ins W-Lan-Netz einklinken, wenn Du wieder in der Villa übernachtest. Ich richte Dir auch noch eine eMail-Adresse ein und schick Dir die Adresse und das Passwort per SMS zu, bevor ich morgen nach Europa fliege.“
 

Ich grinse ihn an.
 

„Ernsthaft?“
 

„Sicher. Ich lass den Laptop ins Gästezimmer bringen, passwortgeschützt versteht sich, das Passwort schick ich Dir ebenfalls per SMS. Jetzt solltest Du aber wirklich gehen, schließlich musst Du morgen auch wieder früh raus.“
 

Ich nicke leicht.
 

„Hast Recht. Ich hab aber noch eine Frage.“
 

„Die wäre?“
 

„Wozu brauchst Du das Foto von mir?“
 

Sekundenlang starrt er mich einfach nur an, ohne mir zu antworten.
 

„Als…“
 

Er räuspert sich leise und wendet den Blick von mir ab.
 

„… Erinnerung…“
 

Er räuspert sich erneut und streicht sich mit einer etwas nervös wirkenden Geste durch die Haare.
 

„…während meiner Europareise.“
 

Mein Herz scheint für Sekundenbruchteile einfach nur stillzustehen, bevor es wild pochend weiterschlägt.
 

Wahnsinn! Wie er so dasteht, eindeutig nervös, ohne mich anzusehen, wirkt er irgendwie richtig…ich weiß auch nicht…irgendwie richtig niedlich…wow…
 

Ich zwinge mich dazu, den Gedanken nicht laut auszusprechen und sage einfach nur „Okay“, „Vergiss die SMS nicht“ und „Bis dann“ bevor ich mich umdrehe und beinahe fluchtartig und mit wild klopfendem Herzen sein Arbeitszimmer und seine Villa verlasse…
 

~~~~~

Gratulations and Telefontalks

Kaiba ist jetzt seit fast einem Monat in Europa, er will diese Woche noch zurückkommen, hat er zumindest in seiner gestrigen Mail geschrieben. Seit seiner Abreise hab ich nicht mit ihm telefonieren können, aufgrund des großen Zeitunterschiedes. Seine Nachrichten sind immer sehr kurz, er ist ständig unterwegs und fast jeden Tag in einer anderen europäischen Großstadt. Wie er das durchhalten kann, ist mir ein einziges Rätsel. Er gönnt sich kaum eine Pause, ich mach mir ernsthafte Sorgen um ihn, Mokuba ist ebenfalls besorgt, weil Kaiba auch ihm immer kürzere Nachrichten schreibt und weil er sich immer mehr Zeit zum Antworten lässt. Es kommt oft vor, dass wir drei Tage auf eine Nachricht von ihm warten müssen, aber wenn wir ihn darauf ansprechen, sagt er immer nur, dass er einfach zu beschäftigt war.
 

Er fehlt mir. Sehr sogar. Ich habe oft darüber nachgedacht, ihm einfach nach Europa hinterher zu reisen, ich hab es nicht getan, immerhin hab ich Kaiba versprochen auf seinen kleinen Bruder aufzupassen, ich kann Mokuba also nicht einfach hier zurücklassen und wenn ich ihn mitnehme, wäre Kaiba sicher sauer auf mich. Also lenke ich mich mit Arbeit ab und kleinen Ausflügen mit Mokuba oder meinen Freunden. Heute jedoch steht eine ganz andere Ablenkung auf meinem Plan. Mais 27. Geburtstag, außerdem hat meine kleine Schwester ebenfalls Geburtstag, sie wird heute 15 Jahre alt. Da allerdings beide gerade nicht in der Nähe von Domino sind, kann ich sie nur anrufen und nicht persönlich sehen.
 

Mai ist gerade in Sydney, Australien und arbeitet dort im The Star Sydney Casino und Serentiy ist mit unserer Mutter auf einer kurzen Geschäftsreise in Hongkong, China. Da der Zeitunterschied bei beiden nicht allzu groß ist, ist es mir möglich, sie problemlos zu erreichen. Ich hab meiner kleinen Schwester vor ihrer Abreise ein Handy per Post geschickt, als verfrühtes Geburtstagsgeschenk und damit ich sie an ihrem Geburtstag anrufen kann, ich hoffe nur, dass sie ihr Handy auch bei sich trägt. Ich wähle ihre Nummer mit meinem Festnetztelefon und warte. Es klingelt zweimal.
 

„Joey?“
 

„Schwesterherz! Alles Gute zum Geburtstag!“
 

„Danke, großer Bruder. Und danke für das Handy, das ist echt klasse. Ich kann sogar Fotos machen und verschicken!“
 

Ich grinse leicht.
 

„Ich weiß, ich hab es schließlich gekauft.“
 

„Stimmt! Hongkong ist so überfüllt und laut, ganz anders als Domino, aber die haben hier einen Disney-Themenpark und einen Ocean Park, Kaiba Land haben die hier nicht, was ich sehr schade finde, aber vielleicht eröffnet Kaiba ja noch einen hier in Hongkong.“
 

„Der ist gerade damit beschäftigt Kaiba Land nach Europa zu bringen, Asien steht somit gerade nicht auf seiner Liste.“
 

„Huh? Woher weißt Du das denn?“
 

„Weil er schon fast einen ganzen Monat weg ist?“
 

„Ach so? Wusste ich gar nicht.“
 

Ich seufze leise.
 

„Also wirklich, Schwesterherz, das steht sogar in der Zeitung.“
 

„Ach, diesen trockenen Kram lese ich gar nicht und die Teeniezeitschriften hat Mutter mir verboten.“
 

„Wieso das?“
 

„Sie meinte, diese Klatschpresse würde einen schlechten Einfluss auf mich haben. Ich kann froh sein, dass sie meine Mangasammlung nicht gefunden hat, sie würde vermutlich in Ohnmacht fallen.“
 

„Warum? Versteckst Du etwa Pornos in Deinem Zimmer?“
 

„Nicht doch! Keine Pornos, nur leichtes Shonen ai, allerdings sind da auch ein paar Yaoi Mangas dabei, mit teilweise sehr erotischen Sexszenen.“
 

Mir fällt vor Schock beinahe das Telefon aus der Hand.
 

Yaoi? Erotische Sexszenen? Serenity! Du bist erst 15!“
 

„Und? Ist ja nicht so, als hätte ich selber Sex, oder? Das sind nur Mangas und außerdem nur Boys Love, also reg Dich nicht so auf.“
 

Ungläubig starre ich auf das Telefon und muss erstmal tief durchatmen. Meine kleine Schwester sagt zu mir, ich soll mich nicht so aufregen?
 

„Ich soll mich nicht aufregen? Mutter dreht Dir den Hals um, wenn sie davon erfährt.“
 

„Mach Dir keine Sorgen, sie erfährt davon ja nichts, oder willst Du mich etwa bei ihr verpetzen?“
 

Seufzend schüttle ich den Kopf.
 

„Natürlich nicht. Aber dennoch…“
 

„Hey, sag nicht, dass ich zu jung dafür bin. Darf ich Dich daran erinnern, dass Du schon mit 9 Jahren heimlich die Pornosammlung von Vater angeschaut hast?“
 

Ich schlucke nervös.
 

„Das war nur ein Film und auch nur der Anfang. Ich wollte einfach nur wissen, was Vater immer heimlich im Wohnzimmer anschaut, wenn Mutter auf Geschäftsreise war.“
 

„Alles nur Ausreden. Wäre ich nicht ebenfalls ins Zimmer gekommen, hättest Du den Porno sicher bis zum Ende angeschaut.“
 

„Hätte ich nicht.“
 

„Wie auch immer. Heute scheinst Du jedenfalls ein ganz schlimmer Finger zu sein.“
 

„Wie meinst Du das?“
 

„Ich sag nur: Teas Geburtstag. Glaub ja nicht, ich hätte den Knutschfleck nicht gesehen oder Dir diese merkwürdige Ausrede auch nur für eine Sekunde geglaubt. Sag schon. Welches Mädchen ist da am Strand so schamlos über Dich hergefallen?“
 

Meine Hände zittern und ich erröte schlagartig bei dem Gedanken daran, wer mir diesen Knutschfleck verpasst hat. Was soll ich meiner kleinen Schwester nur sagen? Ich kann sie doch nicht anlügen!
 

„Es…“
 

Ich räuspere mich nervös.
 

„Es war kein Mädchen.“
 

„Kein Mädchen? Kommst Du wieder mit einer Ausrede, Dich hätte ein Hai angeknabbert?“
 

„Nein, das meine ich nicht. Es war halt nur kein Mädchen, das über mich hergefallen ist.“
 

„Kein…oh mein Gott! Du meinst, es war ein Junge?“
 

Ich muss das Telefon etwas von meinem Ohr weghalten, weil ihre laute und verzückte Stimme in meinen Ohren dröhnt.
 

„Wer war es? Kenn ich ihn? Sag schon, Joey!“
 

„Naja. Du kennst ihn flüchtig, Du hast ihn sogar mal um Hilfe gebeten, als ich, naja, halb im Koma lag nach meinem Duell mit Marik.“
 

„Duell? Ah! Ich erinnere mich! Du warst fast tot und Mai war damals auch im Koma und das war alles so schrecklich.“
 

„Genau.“
 

„Aber ich hab damals nur eine Person um Hilfe gebeten und das war…aber nein, den kannst Du nicht meinen, immerhin magst Du ihn nicht sonderlich und er schien auch eine große Abneigung gegen Dich zu haben.“
 

Ich grinse verlegen und streich mir nervös durch die Haare.
 

„Manchmal passieren gewisse Dinge, die ein ganz neues Licht auf die Sache werfen. Das gilt auch für ihn und mich.“
 

„Ernsthaft? Du bist wirklich mit Seto Kaiba zusammen?“
 

„Schhh, nicht so laut. Wir sind nicht wirklich zusammen, wir machen aber manchmal gewisse Dinge, die wir vorher nie gemacht hätten. Mehr Infos geb ich Dir nicht, also frag mich bitte nicht weiter aus, ja? Und behalte es bitte, bitte für Dich, okay?“
 

„Natürlich. Aber, Joey. Weiß Mai schon davon?“
 

„Mai? Natürlich nicht. Eigentlich sollte ich mit niemandem darüber reden, bisher weiß nur Tea davon, aber sie hat es ganz alleine rausgefunden.“
 

„Aber meinst Du nicht, dass Mai es wissen sollte? Immerhin wartet sie schon seit Ewigkeiten, dass Du sie mal zu einem Date einlädst.“
 

„Ach was! Sie ist doch ständig auf Achse, sie wartet ganz sicher nicht ausgerechnet auf mich.“
 

„Joey, Joey. Du bist manchmal wirklich schwer von Begriff. Mai ist eine Frau, die erobert werden will. Und sie ist zu stolz, um zuzugeben, dass sie sich in einen viel zu jungen Mann verliebt hat. Sie will, dass Du sie bittest, in Domino zu bleiben. Aber, wenn das mit Seto Kaiba etwas Ernstes ist, wird Mai vermutlich für immer warten müssen und das kannst Du ihr nicht antun. Du solltest sie über die neue Situation aufklären. Am besten noch heute!“
 

Ich schüttle aufgeschreckt den Kopf.
 

„Das kann ich nicht! Schon gar nicht an ihrem Geburtstag!“
 

„Doch, Du kannst! Und wenn nicht heute, wann denn sonst? Wenn Du es nicht sofort tust, hast Du irgendwann keinen Mut mehr dazu und Du sagst es ihr nie.“
 

„Aber trotzdem…“
 

„Keine Sorge, Joey. Sie ist alt genug, sie wird es verstehen, da bin ich sicher.“
 

„Meinst Du?“
 

„Ja, meine ich. Und jetzt ruf sie an, ja? Du kannst mir ja nachher berichten, wie es gelaufen ist, okay?“
 

„Okay, Schwesterherz. Bis später.“
 

„Bis später, großer Bruder.“
 

Ich lege auf und kneife verzweifelt meine Augen zusammen. Das war nicht das was ich wollte. Serenity über meine Beziehung zu Kaiba aufzuklären, ist eine Sache, aber Mai alles zu beichten? Das ist eine fast unlösbare Aufgabe für mich…
 

Seufzend wähle ich Mais Handynummer, die ich in diesem Jahr vielleicht 4 oder 5 Mal gewählt habe und ich schlucke nervös, als es klingelt und gleich nach dem ersten Tuten abgehoben wird, als hätte sie schon eine ganze Weile auf meinen Anruf gewartet.
 

„Hallo, Blondy. Du bist spät.“
 

Ich räuspere mich leicht.
 

„Hatte eine Unterhaltung mit Serenity.“
 

„Ah. Wie geht es ihr?“
 

„Sie ist mit unserer Mutter in Hongkong und es scheint ihr gut zu gehen. Hongkong ist ihr allerdings zu laut und überfüllt.“
 

„Da hat sie Recht. Hab mal eine Weile in Hongkong im Poker House gearbeitet, der Laden war immer gut besucht, hab viel Trinkgeld nebenbei verdient. Aber die ganze Atmosphäre hat mir nicht wirklich gefallen, bin nach zwei Monaten weitergezogen. Mich hält es ohnehin nie wirklich lange an einem Ort.“
 

„Ich weiß. In Domino bleibst Du auch nie lange.“
 

„Du gibst mir ja keinen Grund dafür.“
 

Meine Augen weiten sich schockiert. Kann es sein, dass Serenity doch Recht hat? Wartet Mai tatsächlich auf mich? Habe ich dann das Recht, sie noch länger warten zu lassen?
 

„Mai?“
 

„Ja?“
 

„Ich weiß, es ist etwas unpassend, so an Deinem Geburtstag, aber ich muss Dir etwas sagen, wofür Du mich vermutlich verabscheuen wirst.“
 

„Wie könnte ich Dich je verabscheuen, Joey? Du hast so viel für mich getan, das ich nie wieder gut machen kann.“
 

„Trotzdem. Versprich mir, dass Du mich nicht hasst, ja?“
 

„Na gut. Ich verspreche es. Also sag schon, was hast Du auf dem Herzen?“
 

„Erinnerst Du Dich noch an unser Gespräch am Valentinstag, als Du bei mir im Buchladen aufgetaucht bist?“
 

„Selbstverständlich. Du meinst sicher meine Befürchtung, Du wärst verliebt, richtig?“
 

„Ja. Ich hab Dir damals zwar die Wahrheit gesagt, aber in der Zwischenzeit hat sich etwas an meiner damaligen Aussage verändert. Du hattest irgendwie Recht, dass mein Zustand der Verwirrung schnell dazu führen könnte, dass ich an irgendwelchen Lippen hänge.“
 

„Hhm, verstehe.“
 

„Du hattest damals nur in einem Punkt Unrecht.“
 

„In welchem?“
 

„Es war keine Frau, die mich damals so verwirrt hat.“
 

„Sondern ein Mann? Wer? Oder nein, warte. Ich kann es mir denken. Es ist Kaiba, oder?“
 

Ich halte sekundenlang die Luft an und atme dann geräuschvoll aus.
 

„Woher weißt Du davon? Hat Tea was gesagt?“
 

„Tea? Nein. Ich telefoniere zwar oft mit ihr, aber sie hat mir nichts dergleichen erzählt. Aber ich bin nicht blind, Joey. Schon damals während des Battle City Turniers und auf dem Battle Ship hat es zwischen euch mächtig geknistert. Es war schon unnormal, wie ihr ständig wegen Kleinigkeiten aneinandergeraten seid. Kaiba hat in der Regel jeden ignoriert, der in seinen Augen nichts wert war, nur bei Dir fiel ihm das irgendwie schwer und Du bist auf jeder seiner Provokationen eingegangen, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Wundert mich nicht, dass sich eure Beziehung nun etwas verändert hat. Hattet ihr schon Sex?“
 

Ich schnappe keuchend nach Luft.
 

„Mai!“
 

„Was denn? Ich bin mittlerweile 27. Ich hab schon verdammt viel gesehen, also tu nicht so schockiert. Sag schon, hattet ihr?“
 

Mein Herz pocht unnatürlich laut in meiner Brust, mein Gesicht brennt heiß und meine Kehle fühlt sich trocken an.
 

„Ja. Mehrmals sogar.“
 

„Liebst Du ihn?“
 

Ich wisch mir eine Träne aus dem rechten Auge.
 

„Ja. Aber er weiß es nicht.“
 

„Und Du willst auch nicht, dass er es erfährt? Versteh schon. Ist nicht so leicht, oder? Du tust Dich vermutlich schwer, es zu akzeptieren, richtig? Und dann ausgerechnet Seto Kaiba. Bei Yugi wäre es vermutlich weniger problematisch gewesen. Selbst bei Deinem Kumpel Tristan wäre es unter Umständen gut gegangen, er schien aber nur Augen für Deine Schwester zu haben, ebenso wie Devlin. Kaiba spielt da in einer ganz anderen Liga. Nicht auszudenken, was passiert, sollte die Presse davon Wind bekommen, dass er sich auf ein Techtelmechtel mit einem Mann eingelassen hat.“
 

„Es könnte seinen Ruf zerstören. Ich weiß. Ändert aber trotzdem nichts an meinen Gefühlen für ihn.“
 

„Du solltest es ihm dennoch irgendwann sagen, anstatt es weiterhin in Dich hineinzufressen. Es wird Dich zerstören, glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Liebeskummer kann schmerzhaft sein und wenn er Dich abweisen sollte, dann erinnere Dich an diese Worte: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Viel Glück, Blondy und vergiss mich nicht, ja?“
 

„Danke, Mai. Und trotz allem noch ein Happy Birthday, auch wenn es irgendwie unpassend ist. Und ich kann Dir versichern, dass Du die einzige Frau in meinem Leben sein wirst, die ich mit Sicherheit niemals vergessen werde.“
 

„Was ist mit Serenity?“
 

Ich grinse ein wenig.
 

„Sie ist das einzige Mädchen, das ich nie vergessen werde, das ist ein riesiger Unterschied.“
 

Mai lacht, aber es klingt bedrückt, irgendwie traurig.
 

„Tut mir…“
 

„Nein! Entschuldige Dich nicht. Und bereue nicht. Es ist gut, dass Du es erzählt hast. Ich komm damit klar. Vielleicht suche ich nach Valon und reise mit ihm durch die Welt. Ich bin ihm manchmal begegnet und er hat mich oft gefragt, ob ich noch Single bin. Nun ja. Ich hätte Dich entführen sollen, als ich noch die Chance dazu hatte.“
 

„Ich hätte mich vermutlich sogar entführen lassen.“
 

„Haha, da bin ich sicher. Wie auch immer. Hat keinen Sinn darüber nachzugrübeln. Mach‘s gut, Joey.“
 

„Werd’s versuchen, Mai. Wir sehn uns Weihnachten?“
 

„Nicht wenn ich Valon vorher finde.“
 

„Okay. Ich wünsch Dir Glück.“
 

„Ich Dir auch. Bye.“
 

„Bye.“
 

Sie legt zuerst auf und ich spüre Tränen auf meinem Gesicht, die ich vorher nicht bemerkt habe. Ich hab Mai das Herz gebrochen. Die Erkenntnis trifft mich ziemlich hart. Dabei waren wir nicht einmal zusammen.
 

Warum muss Liebe nur so verdammt wehtun?
 

~~~~~

Reunion on Sunday Morning

Kaiba ist wieder da und er hat es tatsächlich gewagt, mich an einem gottverdammten Sonntag um 1:00 Uhr früh aus dem Bett zu klingeln. Jetzt sitzt er mürrisch in meiner Küche in enger schwarzer Hose, engem schwarzen Shirt und engen schwarzen Stiefeln, sein warmer schwarzer Mantel hängt im Flur in meiner Garderobe, während ich im rotschwarzen Pyjama für uns beide Kaffee koche und dabei ständig vor Müdigkeit gähne.
 

„Dir ist schon klar, was für ein Tag heute ist?“
 

„Der 25. November?“
 

Ich schnaube empört.
 

„Ich meinte nicht das genaue Datum. Heute ist Sonntag, gottverdammt!“
 

„Und?“
 

Ruckartig dreh ich mich zu ihm um und werf dabei fast die Milch um, die auf dem Küchenschrank steht.
 

Und? Niemand klingelt andere Leute an einem Sonntag um 1:00 Uhr morgens aus dem Bett.“
 

‚Außer ein Seto Kaiba‘, scheint sein Blick sagen zu wollen.
 

„Jaja, versteh schon. Du bist kein Niemand. Arschloch!“
 

„Wenigstens ist Deine große Klappe schon wach.“
 

„Wieso konntest Du nicht warten bis auch der Rest von mir wach ist?“
 

„Ich konnte nicht warten und ich wollte nicht.“
 

Ich stemm mir wütend die Hände in die Seiten.
 

„Und warum konnte und wollte der große Seto Kaiba nicht warten?“
 

Er mustert mich für einige Sekunden stumm und wendet dann den Blick von mir ab.
 

„Ich hab Dich vermisst.“
 

Mein Mund öffnet sich ungläubig und meine Augen weiten sich leicht.
 

„Hab ich das jetzt richtig gehört? Du hast mich vermisst?“
 

Er wirft mir einen bösen Blick zu.
 

„Ich werde mich nicht wiederholen! Und bilde Dir bloß nichts darauf ein! Mir war ohne Dich nur langweilig und ich hatte niemanden zum Stressabbau! Das ist alles!“
 

Ich schnaube leise und nicke spöttisch mit dem Kopf.
 

Natürlich! Ich würde mir auch nie etwas anderes dabei denken.“
 

„Sarkasmus steht Dir nicht, Köter!“
 

„Oh? Wird da gerade jemand defensiv?“
 

Er schnaubt verächtlich.
 

„Ich werde niemals defensiv.“
 

„Nein. Natürlich nicht.“
 

„Ich warne Dich, Köter, mach mich nicht wütend.“
 

Ich streich mir provozierend hochnäsig mit beiden Händen durch meine verstrubelten Haare.
 

„Soll ich jetzt Angst vor Dir haben, Eisdrache?“
 

Kaiba erhebt sich langsam von meinem Küchenstuhl und kommt ebenso langsam auf mich zu. Ich kralle mich mit beiden Händen in die Arbeitsplatte des Küchenschrankes hinter mir und strecke mich etwas in die Höhe, um vor ihm nicht ganz so klein auszusehen.
 

„Ich muss zugeben, ich habe das wirklich vermisst. Während meines Europaaufenthaltes hatte ich nur armselige Idioten oder aufdringliche Speichellecker um mich herum, oftmals beides gleichzeitig. Auf die Dauer ist das sehr frustrierend und nervtötend.“
 

„Kannst mich ja das nächste Mal mitnehmen.“
 

Er schaut mich schweigend an, beugt sich dann zu mir runter und beißt mir ins rechte Ohrläppchen, was mich leise aufstöhnen lässt.
 

„Vielleicht mach ich das tatsächlich. Du bist zumindest unterhaltsam.“
 

Und er lässt keinen Zweifel daran aufkommen in welcher Weise ich ihn unterhalten würde, sollte er mich wirklich mal auf eine längere Geschäftsreise mitnehmen, denn er schiebt beide Hände unter mein Pyjamaoberteil und kneift mir in die Brustwarzen.
 

„Hey, der Kaffee ist fertig.“
 

Er lässt sich nicht beirren und zieht mir das Oberteil über den Kopf.
 

„Ich will jetzt keinen Kaffee.“
 

„Aber ich will jetzt erstmal Kaffee, sonst schlaf ich beim Sex noch ein.“
 

Er greift zu meiner Pyjamahose und schiebt sie nach unten, ich trete sie beiseite und steh nun nackt vor ihm.
 

„Keine Sorge, ich werde Dich schon wach halten, verlass Dich darauf.“
 

„Willst Du nicht doch erstmal einen Kaffee? Du siehst blass aus, noch blasser als sonst. Seit wann bist Du schon auf den Beinen?“
 

„Ist das wichtig?“
 

„Natürlich. Du siehst aus, als hättest Du seit Tagen kaum geschlafen und Du bist dünn geworden, man kann deutlich die Knochen unter Deiner engen Kleidung sehen, Seto.“
 

„Dafür hast Du etwas zugenommen, Joseph.“
 

Er greift mir an den Arsch und kneift mir in die Pobacken.
 

„Lass das! Mokuba hat mich ständig zum Abendessen in die Villa eingeladen, weil er nicht immer alleine sein wollte.“
 

„Hhm. Ich weiß. Er hatte mich gefragt, ob er das machen darf und ich hatte nichts dagegen. Das sollte aber nicht heißen, dass Du so einfach zunehmen darfst.“
 

Ich grinse ihn an.
 

„Jetzt wo Du wieder da bist, kann ich das ganz leicht wieder abtrainieren.“
 

„Davon rede ich doch die ganze Zeit!“
 

Mist! Jetzt krieg ich wohl doch keinen Kaffee vor dem Sex.
 

„Na schön. Kannst ja schon mal ins Schlafzimmer gehen und ich gönn mir ne halbe Tasse Kaffee zum Wachwerden?“
 

„Aber lass mich nicht warten!“
 

„Ich beeil mich, versprochen.“
 

Er nickt, verlässt meine Küche, zieht sich im Flur die Stiefel aus und marschiert in Richtung Schlafzimmer, während ich erleichtert aufatme, die Kaffeemaschine abstelle, mir eine halbe Tasse Kaffee und etwas Milch eingieße und sie auch gleich austrinke, so schnell es mir möglich ist, ohne mir die Zunge zu verbrennen.
 

Knapp fünf Minuten später steh ich in der Tür zu meinem Schlafzimmer und traue meinen Augen kaum. Seto Kaiba liegt nackt auf meinem Bett und … schläft!
 

„Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder?“
 

Ungläubig starre ich auf seinen nackten, schlafenden Körper und ich seufze leise. Vielleicht war er zu erschöpft und hat dringend Schlaf nötig. Ich sollte ihn schlafen lassen und vielleicht ebenfalls noch eine Mütze Schlaf nachholen.

Leise geh ich aufs Bett zu und betrachte ihn. Er sieht wirklich blass und dünn aus, fast wirkt er zerbrechlich. Er hat sich leicht nach rechts zusammengerollt und seinen Kopf auf seinem angewinkelten Arm abgelegt. Seine Stirn ist in leichte Falten gezogen und seine linke Hand hat sich vor seinem Brustkorb in mein Bettlaken gekrallt.

Ich streiche mit meiner Hand sanft über seine, damit er die Verkrampfung löst. Scheinbar instinktiv greift er nach meiner Hand und zieht mich nach vorne. Na klasse…
 

Mein Bett ist nicht besonders breit, wenn ich mich auch noch hierein quetsche, wird es etwas eng, machbar wäre es allerdings. Entschlossen krabble ich aufs Bett, schieb ihn ein wenig beiseite, leg mich neben ihn und deck uns beide zu, was nicht so leicht ist, weil er noch immer ziemlich schmerzhaft meine linke Hand festhält.
 

„Man, Du bist selbst schlafend ein eigensinniger Typ.“
 

Wenige Augenblicke später lässt er meine Hand los und legt stattdessen seinen ganzen Arm um meine Taille, um mich noch dichter an sich zu ziehen. Ich seufze wohlig auf, als ich seinen nackten Körper an meinem spüre.
 

Vielleicht ist es keine gute Idee mein Bett mit ihm zu teilen, aber er ist doch selbst schuld, wenn er es einfach wagt, mein Bett so schamlos zu beanspruchen und zu schlafen. Und wenn er sauer wird, weil ich mich einfach zu ihm gelegt habe, anstatt ihn zu wecken, dann kriegt er von mir eine Standpauke, von der ihm noch Tage später die Ohren dröhnen werden.
 

Jetzt wird aber erstmal geschlafen…
 

~~~~~

Christmas tree and final decision

Es ist Weihnachten, auch wenn die meisten sich eher auf das Neujahrsfest vorbereiten. Mokuba wollte unbedingt feiern und uns alle einladen. Tristan, Yugi und Tea haben zugesagt, Duke ist zurzeit in Amerika, um Werbung für sein Dungeon Dice Monsters zu machen und noch ein paar entspannte Urlaubstage zu verbringen. Er wollte erst im nächsten Jahr zurücksein. Mai wird dieses Jahr mit Valon nach Spanien reisen und Weihnachten mit ihm verbringen. Ich gönn es ihr von ganzem Herzen.
 

Seit Kaibas Rückkehr hab ich keine 20 Worte mit ihm gewechselt, obwohl ich auch in den letzten Wochen oft in der Villa ein- und ausgegangen bin, weil Mokuba mich zum Spielen eingeladen hat. Irgendwie geht Kaiba mir aus dem Weg, seit er in meinem Bett eingeschlafen ist. Als ich wieder wach wurde, war er bereits aus meiner Wohnung verschwunden. Ich hab ihn mehrmals angerufen, er meinte immer nur, er wäre beschäftigt. Vielleicht ist es ihm peinlich, dass er in meinem Bett gepennt hat. Ist wohl besser, wenn ich ihn nicht darauf anspreche…
 

Aus einem mir nicht bekannten Grund sollte ich heute schon früher in die Kaiba Villa kommen. Kaiba meinte, dass Mokuba das so gewünscht hat. Also steh ich hier etwas nervös im Foyer der Villa, weil Roland gesagt hat, dass Mokuba gleich kommt und ich doch hier warten solle.
 

Ich höre polternde Schritte und sehe auch gleich Mokuba an der Treppe, die er auch sofort runter gesprintet kommt.
 

„Tut mir leid, dass Du warten musstest, aber ich hatte noch eine kleine Diskussion mit Seto.“
 

„Kein Ding. Solange war es ja nicht. Aber warum sollte ich schon früher hier sein?“
 

Mokuba sprintet an mir vorbei und nach links in einen mir noch unbekannten Gang, ich folge ihm in einem schnellen Schritttempo.
 

„Wir müssen den Weihnachtsbaum schmücken.“
 

Ich bleibe überrascht stehen.
 

Wir?“
 

Er dreht sich im Laufen um und läuft stattdessen auf der Stelle.
 

„Ja, wir. Seto, Du und ich.“
 

„Aber, ist das nicht eine Familiensache?“
 

Mokuba nickt.
 

„Natürlich. Du gehörst doch schon fast zur Familie.“
 

Ich kann spüren, wie sich mein Körper verkrampft, meine Lunge scheint sich zusammenzupressen und ich habe das Gefühl zu ersticken. Es schmerzt. Wie sehr habe ich mir diese Worte doch herbeigesehnt? Und doch schmerzt es, weil es die falsche Person ist, die diese Worte ausspricht. Und es schmerzt, weil ich nichts darauf erwidern kann, denn jedes Wort scheint schon in meiner Kehle zu verklingen, ohne einen Ton nach außen zuzulassen.
 

Mokuba greift nach meiner linken Hand, die sich zu einer Faust geballt hat und zieht mich durch den Gang.
 

„Komm schon! Wir haben nicht mehr viel Zeit!“
 

Ich stolpere hinter ihm her und durch eine Doppeltür am Ende des Ganges in einen kleinen Saal, wo in der Mitte eine riesige echte Edeltanne steht. Daneben stehen zwei stabile Aluleitern und etliche Kartons mit Tannenbaumschmuck.
 

„Meine Fresse! Die ist ja riesig!“
 

„Deswegen steht die auch im Festsaal, weil es der einzige Raum mit einer Doppeltür ist.“
 

Haha. Die Kaibas und ihre Logik.
 

„Eine Nummer kleiner hätte aber ebenso gereicht.“
 

„Ich wollte aber diese hier.“
 

Ich zucke erschrocken zusammen und dreh mich zur Tür um. Kaiba lehnt lässig am Türrahmen und er sieht dabei auch noch lässig aus. Er trägt nur eine einfache dunkelbraune Leinenhose und ein langärmliges weißes Shirt. Seine Füße stecken in schwarzen Socken und dunkelblauen Hauspantoffeln. Kaiba ganz privat.
 

Ich schlucke nervös. Selbst in so einfachen Sachen sieht er gut aus und sein Shirt ist ziemlich eng anliegend, so dass sich seine kompakten Brustmuskeln deutlich abzeichnen. Es ist zwar Winter, aber hier in der Villa herrschen angenehme Temperaturen, ich hab mir meinen dicken Baumwollpullover auch schon ausgezogen und stattdessen um meine Hüften gebunden. Ich trag sonst nur ein dunkelgraues T-Shirt und eine schwarze Jeans. An den Füßen dicke Wollsocken und graue Gästepantoffeln.
 

Kaiba mustert mich nachdenklich und ich fühle mich unwohl. Ist es wirklich okay, wenn ich den Kaiba-Brüdern beim Baumschmücken helfe? Ging es bei Mokubas Diskussion mit seinem Bruder etwa genau darum? Bin ich in Kaibas Augen nur ein Störfaktor?
 

„Komm, Seto, Joey! Steht da nicht so rum! Wir haben nur eine Stunde bis die anderen kommen. Also helft mir mal!“
 

Ich dreh mich zu Mokuba um, der schon auf einer Leiter steht und eine riesige Lichterkette in den Händen hält. Kaiba geht ohne Kommentar an mir vorbei, klettert auf die andere Leiter und lässt sich von Mokuba ein Stück der Lichterkette geben.
 

Zusammen drapieren sie die Lichterkette um den Tannenbaum herum und ich beobachte sie ein paar Minuten einfach nur schweigend und ganz automatisch lächle ich. Was für ein schönes Bild einer heilen Familie. Wie gerne möchte ich dazugehören?
 

„Komm schon, Joey, Du musst unten weiter machen.“
 

„Genau, Joseph, steh nicht nur in der Gegend rum.“
 

Ich werfe einen Blick zwischen den beiden Kaiba-Brüdern hin und her. Beide stehen sie auf Leitern, halten mir ihr jeweiliges Ende der Lichterkette hin und starren mich erwartungsvoll an. Und in diesem Moment treffe ich eine Entscheidung, die überhaupt nicht geplant war. Eine Entscheidung, die ich vermutlich in kurzer Zeit bereuen werde. Und dennoch werde ich das jetzt durchziehen, bevor mich der Mut verlässt.
 

„Seto? Kann ich ganz kurz mit Dir reden?“
 

Er schaut mich überrascht an, öffnet den Mund und nickt dann einfach nur stumm.
 

„Ich bin gleich wieder da, Mokuba. Schaffst Du das mit der Lichterkette erstmal alleine?“
 

„Klar. Aber beeilt euch, ja? Uns läuft die Zeit davon!“
 

Kaiba steigt von der Leiter und lässt die Lichterkette einfach runterhängen.
 

„Wir sind diesmal zu dritt, da sollte das hier wohl ein Kinderspiel sein.“
 

Mokuba nickt nur und Kaiba kommt auf mich zu. Ich werde nun erst richtig nervös, voller Panik dreh ich mich um und geh durch die Doppeltür hinaus auf den Gang, Kaiba stolziert an mir vorbei und öffnet die zweite Tür auf der rechten Seite des Flures, ich folge ihm in den Raum, der anscheinend eine kleine Bibliothek ist.
 

„Mach die Tür zu.“
 

Ich tu was er sagt und schlucke nervös. Scheiße! Ich kann das nicht! Ich sollte das Ganze einfach vergessen. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt!
 

„Also, was wolltest Du mit mir besprechen?“
 

Kaiba lehnt mit dem Rücken zum Fenster an der Fensterbank und starrt mich herausfordernd an. Ich schüttle verzweifelt den Kopf.
 

„Nichts. Ist schon gut. War nicht so wichtig.“
 

Ich dreh mich zur Tür um und greife nach dem Türdrücker.
 

„Du bist so ein Feigling, Joseph!“
 

Wütend zieh ich meine Augenbrauen zusammen und werf Kaiba einen bösen Blick zu.
 

„Ich bin kein Feigling!“
 

Kaiba verschränkt lässig seine Arme und hebt spöttisch seine Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln.
 

„Oh doch, Joseph, Du bist feige. Sag was Du zu sagen hast und hör auf hier so herumzudrucksen. Das passt nicht zu Dir.“
 

Ich mach zwei wütende Schritte auf ihn zu und zeig mit dem Zeigefinger auf ihn.
 

„Du bist so ein Arschloch, Kaiba! Du willst also wissen, was ich zu sagen habe, ja? Na fein, Du Bastard! Ich weiß überhaupt nicht wieso und überhaupt, Du bist ein Arsch und ein Idiot und Bastard und Kontrollfreak und ein Workaholic und Du machst was Dir gerade passt mit mir und ich hasse das und Du bist ein Arsch! Dieser ganze Vertrag war eine verdammt blöde Idee und ich fühl mich manchmal wie ein Idiot, weil ich so dumm war, mich darauf einzulassen und Du bist so ignorant, dass Du gar nicht siehst, wie es schmerzt, dieses scheiß Gefühl in mir drin. Und Du bist so verdammt sadistisch manchmal und dann wieder so scheiß gefühlvoll, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich von Dir halten soll. Du verwirrst mich, Du machst mich rasend vor Wut, Du tust mir weh und merkst es nicht, Du faszinierst mich und manchmal hasse ich Dich dafür. Aber, weißt Du, ich liebe Dich und das schon eine ganze Weile und es ist echt scheiße und überhaupt, Du bist so arrogant und so ein Narzisst und Arschloch, aber ja, verdammt, ich liebe Dich, Du Arsch!“
 

Während meiner Rede ist Kaiba mir immer näher gekommen, so dass er jetzt direkt vor mir steht und mich mit einem Blick anstarrt, der mich auf eine Weise fesselt, die mir vollkommen neu ist. Ich kann mich nicht rühren, bin wie erstarrt.

Kaiba hebt seine rechte Hand und ich zucke erschrocken zusammen, als er sie auf mein Gesicht legt. Seine sanfte Berührung ist schmerzhafter als eine Ohrfeige und sein durchdringender Blick treibt mir die Tränen in die Augen.

Da ist keine Ablehnung in seinem Blick oder seinen Gesten, auch kein Mitleid und doch wage ich nicht zu hoffen, wage nicht diesen Blick mit Worten zu beschreiben, aus Angst, ich könnte mich irren und diesen Moment zerstören.

Er greift mit seiner linken Hand in seine Hosentasche, zieht einen kleinen Briefumschlag heraus und gibt ihn mir.
 

„Deine Kündigung. Damit ist die Geschäftsbeziehung offiziell beendet.“
 

Und ich kann die Tränen nicht länger aufhalten.
 

~~~~~

Time to tell the truth

Mürrisch wisch ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich will nicht vor Kaiba flennen, das lässt mich nur schwach aussehen. Ich hoffe nur, dass ich mich nicht irre und Kaibas Worte richtig verstanden habe und mir nicht nur falsche Hoffnungen mache.
 

„Heißt das, dass Du die Beziehung auch ohne Vertrag weiter aufrecht halten willst?“
 

Er schaut mich mit gerunzelter Stirn an und seufzt leise.
 

„Das heißt, dass ich die Sex-Beziehung auch ohne Vertrag weiterführen will. Und schau mich nicht so enttäuscht an, das ist alles, was ich Dir im Moment anbieten kann und das ist mehr als jeder andere von mir bekommen hätte. Jede Beziehung lief bisher immer mit Vertrag, auch wenn sich die Verträge untereinander stets unterschieden und auf die jeweilige Partnerin zugeschnitten waren. Du bist die erste Person, bei der ich den Vertrag als nichtig erklärt habe, verlang nicht noch mehr von mir und setze mich niemals unter Druck, verstanden?“
 

Ich nicke zustimmend und zeige ihm ein schiefes Grinsen.
 

„Hab verstanden. Niemals unter Druck setzen. Das hatte ich ohnehin nie vor. Ich hatte nicht mal geplant, dass Du von meinen Gefühlen erfährst. Ich bin also froh, dass Du mich trotzdem noch um Dich haben willst.“
 

„Warum wolltest Du mir nichts sagen?“
 

Ich schnaube leicht.
 

„Warum wohl? Für Dich war das doch nur ein Geschäft. Meine Gefühle waren da völlig fehl am Platz.“
 

„Und doch waren sie so offensichtlich.“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Du hast es aber nicht von Anfang an gewusst, oder? Erst seit meiner Massage und dem Sex danach, richtig?“
 

Er nickt und runzelt erneut die Stirn.
 

„Seit wann bist Du in mich, nun ja…“
 

„Verliebt?“
 

„Ja. Seit wann?“
 

„Seit wann genau kann ich Dir wirklich nicht sagen, ich habe keine Ahnung, aber ich weiß es schon seit unser ersten Nacht. Die Erkenntnis traf mich, als Du meine Küche und meine Wohnung verlassen hast.“
 

„Aber, das ist doch schon Monate her!“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Und? Ich liebe Dich noch immer, obwohl Du ein Arsch bist.“
 

„Du bist ein Idiot, Joseph.“
 

Ich grinse ein wenig.
 

„Ich weiß. Aber was soll‘s? Scheint Dich nicht gestört zu haben und mich kümmert es nicht, was andere von mir halten.“
 

Nun ja. Was Kaiba von mir denkt, kümmert mich schon irgendwie.
 

„Wie auch immer, wir haben noch einen Baum zu schmücken. Also los, an die Arbeit.“
 

Ich wisch mir noch einmal mit meinem T-Shirt übers Gesicht, dreh mich um und marschiere zur Tür. Bevor ich sie jedoch erreichen kann, zieht mich Kaiba am Arm zurück und küsst mich kurz und heiß, so dass ich überrascht nach Luft schnappe. Meine Fresse kann er küssen! Er öffnet die Tür und tritt hinaus auf den Gang, ich folge ihm in Richtung Festsaal, wo Mokuba schon die Lichterkette angebracht hat und neben dem Tannenbaum steht, um sein Werk zu begutachten.

Er hat das Licht im Saal ausgeschaltet, vor den Fenstern die großen Seidenvorhänge zugezogen und die Lichterkette eingeschaltet. Selbst ohne Christbaumkugeln und sonstigem Schmuck sieht der Baum wunderschön aus.

Eine halbe Stunde später ist er sogar noch beeindruckender. Die blauen und silbernen Kugeln bilden einen wunderschönen Kontrast zu den dunkelgrünen Tannennadeln und der weißen Lichterkette. Was dem Baum aber den ganz besonderen Touch gibt, ist die Tannenbaumspitze, denn dort hat Mokuba mit Hilfe von Kaiba tatsächlich einen dreiköpfigen weißen Drachen angebracht, der nicht einmal fehl am Platz wirkt, weil die Flügel mit sehr viel Fantasie an die Flügel eines Engels erinnern.
 

„Wann sollten die Anderen kommen?“
 

Mokuba schaut kurz auf seine Armbanduhr.
 

„Gegen 20:00 Uhr, also in knapp 10 Minuten.“
 

„Dann lass uns noch schnell einen Kaffee trinken, ja?“
 

„Ich nehm heiße Schokolade, oder Seto?“
 

Abwartend schauen wir ihn an, er zuckt nur leicht mit den Schultern und nickt.
 

„Von mir aus. Sag in der Küche Bescheid.“
 

Sofort stürmt Mokuba hinaus in den Flur in Richtung Küche und lässt mich mit Kaiba alleine zurück. Nervös knabbere ich auf meiner Unterlippe herum und versuche seinem Blick auszuweichen, während er mich die ganze Zeit beobachtet.
 

„Spuck es aus, Joseph. Dir brennt doch schon wieder etwas unter den Nägeln.“
 

Ich seufze leise und streich mir unsicher durchs Haar.
 

„Naja. Da gibt es wirklich noch etwas. Kann ich Tristan und Yugi aufklären? Über uns? Also keine Details, halt nur, dass wir eine Beziehung führen oder was auch immer.“
 

Er verschränkt die Arme.
 

„Du bist an keinen Vertrag mehr gebunden, tu was Du willst. Solange die Presse nichts erfährt.“
 

Ich nicke überschwänglich.
 

„Keine Sorge, ich will nur meine Freunde informieren. Meine Schwester weiß schon Bescheid, also dass ich Dich liebe und so. Sie hatte mich auf den Knutschfleck angesprochen, ich konnte sie nicht anlügen. Naja, Mai hab ich auch davon erzählt, ich hielt es für angebracht, in Anbetracht der Tatsache, dass meine Gefühle für Dich stärker waren, als meine Gefühle für sie.“
 

„Bist Du sicher, dass Du mich mehr liebst als sie?“
 

Ich schau ihn ernst und entschlossen an.
 

„Es war für mich weiß Gott nicht einfach zu akzeptieren, dass ich einen Mann liebe und dann auch noch ausgerechnet Dich und das dann auch noch zuzugeben vor Mokuba, vor Tea, vor meiner Schwester, vor Mai und vor allem vor Dir, also kannst Du mir ruhig glauben, wenn ich sage: Ich bin sicher.“
 

„Also gut. Wenn Du dieser Meinung bist, werde ich Dich vermutlich nicht davon abbringen können, dazu bist Du zu dickköpfig. Erzähl Deinen Freunden was Du willst, aber sorg dafür, dass sie dicht halten, ansonsten könnte ich mich gezwungen sehen, diese ganze Sache zu beenden und jegliche Gerüchte, die eventuell auftauchen, mit den Worten zu dementieren, dass Du zu idiotisch und inkompatibel bist, als dass ich mich jemals auf Dich einlassen würde, das ist Dir hoffentlich klar?“
 

Tze. Dickköpfig? Idiotisch? Inkompatibel? Dieser Bastard!
 

„Klar wie Kloßbrühe, Kaiba.“
 

„Werd nicht gleich defensiv. Hier geht es nicht nur um meinen Ruf bei der Presse, sondern auch um Deine Sicherheit. Die Presse würde Dich in der Luft zerreißen, Deine ganze Vergangenheit würden sie ausgraben und durchleuchten. Könntest Du damit umgehen?“
 

Wenn Kaiba zu mir stehen würde, könnte ich alles ertragen, aber das sag ich ihm besser nicht, denn das will er vermutlich nicht hören…
 

„Vermutlich nicht. Keine Ahnung. Wo bleibt eigentlich unser Kaffee?“
 

Themawechsel ist wohl im Moment besser…
 

„Vielleicht sind Deine Freunde pünktlicher als sie sollen und Mokuba hat es nicht bis in die Küche geschafft.“
 

„Möglich, Yugi mag es gar nicht, wenn er zu irgendetwas zu spät kommt, er kommt lieber etliche Minuten früher zu einer Verabredung.“
 

„Dann sollten wir mal schauen, ob sie schon da sind.“
 

„Nicht nötig, Seto, wir sind schon hier.“
 

Ich dreh mich zur Tür um und sehe Mokuba, Yugi, Tea und Tristan auf mich zukommen, wobei Mokuba der Einzige ist, der mich wirklich anschaut, die Anderen starren viel eher auf den wunderschönen Tannenbaum, den wir in perfekter Dreisamkeit geschmückt haben. War ja klar, als wäre ich wichtig genug, als allererstes beachtet zu werden, da läuft mir so ein blöder Tannenbaum doch glatt den Rang ab…Hmpf…
 

„Hallooo? Wird man hier nicht mal mehr gegrüßt?“
 

Yugi dreht sich mit einem Lächeln zu mir um.
 

„Hallo, Kaiba, hallo Joey.“
 

„Du grüßt ihn zuerst? Was bist Du denn für ein Freund?!“
 

„Er ist der Hausherr, das gehört sich so.“
 

Hausherr. Tze…
 

Tea mustert Kaiba nachdenklich, nickt ihm nur kurz zu und gibt mir dann die Hand.
 

„Alles gut?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Alles bestens.“
 

Ich hab Kaiba meine Liebe gestanden und führe jetzt sowas wie eine richtige Beziehung mit ihm, Sex-Beziehung. Und ich darf meine Freunde darüber aufklären. Aber wenn die Presse davon erfährt, schießt Kaiba mich ab…Also ja, alles bestens…
 

„Ich, ähm, wollte euch was mitteilen, also…“
 

Ich werf Kaiba einen hilflosen Blick zu, er runzelt die Stirn, verschränkt kurz seine Arme und kommt dann direkt auf mich zu. Ich rühre mich keinen Zentimeter und wage nicht, den Blick von ihm abzuwenden. Was, zum Geier, hat er jetzt wieder vor? Nur knapp einen Schritt von mir entfernt bleibt er stehen, zieht mich am Kragen meines T-Shirts zu sich und drückt mir einen fordernden Kuss auf meine zittrigen Lippen, während ich die Blicke meiner Freunde und seines Bruders auf mir spüren kann.
 

Oh Gott! Ich kann mich sekundenlang nicht entscheiden, ob ich ihn panisch von mir stoßen oder den Kuss einfach erwidern soll, letztendlich seufze ich einfach nur schicksalsergeben, greife nach seiner Taille, um ihn nun meinerseits dichter zu ziehen und lass zu, dass er mich in einen heißen Zungenkuss verwickelt, während meine Freunde und Mokuba noch immer kein Wort gesagt oder sich irgendwie gerührt haben.
 

Kaiba löst sich wenige Atemzüge später wieder von mir und legt seinen rechten Arm um meine Schultern.
 

Das wollte er euch mitteilen. Irgendwelche Kommentare dazu? Nein? Gut. Und jetzt bedient euch am Büffet und haltet die Klappe.“
 

Meine Freunde werfen noch immer ungläubige Blicke zwischen mir und Kaiba hin und her, wobei Tea eher amüsiert aussieht als ungläubig und Yugi, als hätte es bei ihm gerade klick gemacht, Tristan ist klar überfordert mit dieser ganzen Situation und Mokuba nickt einfach nur zustimmend, als hätte er schon längst gewusst, was hier abgeht.
 

Naja. Auf diese Weise spar ich mir jegliche Erklärungsversuche, Kaiba hat mit seiner arroganten Art unmissverständlich klar gemacht, dass er keine Kommentare oder Fragen bezüglich dieser Sache dulden würde. Und wenn Kaiba etwas nicht wollte, dann vermied man es in der Regel, diese Dinge zu tun, es sei denn, man hieß Joseph Wheeler…
 

„Das geht auch freundlicher, Seto.“
 

Er beißt mir dafür in den Hals.
 

„Du hältst jetzt ebenfalls die Klappe, Joseph.“
 

Ich neige den Kopf leicht nach rechts, damit er mehr Angriffsfläche an meinem Hals hat.
 

„Zwing mich doch.“
 

„Später.“
 

Er verpasst mir einen Knutschfleck und lässt mich wieder frei. Sofort wird dieser Knutschfleck von Tea unter die Lupe genommen, während sie mich behandelt, als wäre ich eine lebensgroße Puppe.
 

„Wow! Seht euch das an, Jungs, der ist noch größer als der vom letzten Mal!“
 

Tristan starrt mich ungläubig an.
 

„Heißt das, der vom letzten Mal war auch von ihm?“
 

Er spricht das letzte Wort so zischend aus, dass ich leise aufseufze.
 

„Tris? Ich versteh Deinen Unmut. Warum gerade er? Glaub mir, die Frage hab ich mir oft genug gestellt. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass es keine Rolle spielt. Meine Gefühle sind einfach da und ich kann sie nicht abstellen, nicht dass ich das wollte, denn selbst wenn ich es könnte, ich würde nichts an der jetzigen Situation verändern wollen. Verstehst Du?“
 

Er mustert mich nachdenklich und verpasst mir dann eine Kopfnuss.
 

„Aber mein Angebot bleibt bestehen. Wenn er Dir wehtut…“
 

„Ich weiß. Danke.“
 

„Jaja, vergiss es. Ich hab jetzt Hunger.“
 

Mit diesen Worten wendet er sich von mir ab und marschiert in Richtung Büffet, allerdings nicht ohne Kaiba einen bösen Blick zuzuwerfen, den dieser ruhig erwidert. Yugi grinst mich einfach nur an, ohne einen Kommentar abzugeben. Worte sind zwischen uns nicht nötig. Er ist zufrieden, dass ich den Mut hatte, Kaiba meine Liebe zu gestehen und er ist erfreut, dass es Kaiba ist, Yugi war ja schon immer der Meinung, Kaiba wäre ein viel besserer Mensch, als er nach außen hin zeigt.
 

„Danke, Yugi.“
 

„Gern geschehen.“
 

Damit dreht er sich um und geht ebenfalls zum Büffet. Tea begutachtet noch einmal kurz den Knutschfleck an meinem Hals, nickt zufrieden, klopft mir auf die Schultern und marschiert dann ohne ein weiteres Wort mit federnden Schritten hinter Yugi her zum Büffettisch, während Mokuba auf seinen großen Bruder zuläuft und ihm förmlich um den Hals springt.
 

Was für ein klischeehaftes Weihnachten…wie aus einem Bilderbuch. Wenn doch alles in meinem Leben so leicht laufen würde…
 

~~~~~

Surety about one thing

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Surety about one thing zensiert

Es ist 23:30 Uhr und ich stehe alleine in Setos Schlafzimmer, er selbst bringt gerade Mokuba zu Bett. Der Tag heute war aufregend, Tristan konnte sich zwar noch immer nicht wirklich damit anfreunden, dass ich mit Kaiba zusammen bin, aber er hat zumindest irgendwann damit aufgehört, Kaiba mit Blicken zu ermorden, wenn dieser mir zu nahe kam oder wenn er mich sogar geküsst hat, ohne sich um die Blicke der anderen zu kümmern.
 

Ich weiß noch nicht genau was ich fühlen soll, diese ganze Sache ist noch zu unwirklich. Ich habe noch immer Kaibas Kündigung in meiner Hosentasche, aber wirklich daran glauben kann ich noch immer nicht. Ich führe tatsächlich sowas wie eine Beziehung mit Seto Kaiba, ohne jegliche Sicherheiten, aber auch ohne Verpflichtungen oder Einschränkungen, als gleichberechtigte Partner. Aber, sind wir das tatsächlich? Gleichberechtigt?
 

„Worüber denkst Du nun schon wieder nach, Joseph?“
 

Ich zucke zusammen, als Kaiba mich von hinten umarmt.
 

„Ich…ich hab mich gefragt, ob wir ab jetzt gleichberechtigte Partner in dieser Beziehung sind.“
 

Ich spüre wie sich seine Arme um meiner Taille versteifen und wie er an meiner Schulter tief einatmet.
 

„Brauchst Du einen Beweis? Einen Beweis dafür, dass ich Dir vertraue? Sicherheiten? Versprechungen für die Ewigkeit?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Nein. Das ist es nicht, also nicht wirklich. Ich weiß auch nicht. Ich will keine Beweise und nichts ist wirklich sicher oder für die Ewigkeit, ich weiß das alles. Es ist nur so, ich fühl mich noch immer irgendwie nutzlos und unwichtig. Du bist noch immer so scheiß reich und abgehoben, alleine dieses riesige Himmelbett lässt in mir den Wunsch aufkommen, es zu zertrümmern, weil es so verdammt extravagant ist, gleichzeitig will ich Dich auf die Matratze pressen und Dich in Deinem eigenen Reich dominieren, um wenigstens einmal das Gefühl zu haben, mit Dir auf einer Stufe zu stehen, anstatt immer nur 10 Stufen unter Dir.“
 

„Seit wann stellst Du Dein Licht so unter den Scheffel? Das ist doch sonst nicht Deine Art.“
 

Seufzend befreie ich mich aus seiner Umarmung.
 

„Vorher warst Du für mich auch nur ein arrogantes Arschloch, jetzt bist Du ein arrogantes Arschloch, das ich liebe. Vorher war es mir egal, was Du über mich gedacht oder wie Du mich behandelt hast, jetzt ist das alles etwas anders. Ich mach mir Gedanken, wie ich es schaffen kann, dass das zwischen uns irgendwie funktioniert. Und wenn das bei der Presse doch irgendwie rauskommen sollte, will ich nicht wie der letzte Vollidiot neben Dir stehen und Deinen Ruf ruinieren, nur aufgrund meiner Gangvergangenheit oder meines gesellschaftlichen Status‘. Verstehst Du das?“
 

Er seufzt leise und verschränkt etwas angespannt die Arme.
 

„Hör auf, Dir ständig über alles Gedanken zu machen, ich komm mir vor, als hätten wir gerade die Rollen getauscht. Ich handle gerade völlig instinktiv, während Du alles schon im Voraus planen willst, um ja keine Fehler zu machen. Du weiß genau, dass es so nicht funktioniert. Sei einfach wie Du bist und versuch nicht, Dich zu verstellen, aber wenn Du trotzdem noch einen Beweis dafür brauchst, dass ich Dir vertraue, dann werde ich Dir einen geben.“
 

Ich komme nicht dazu, ihn zu fragen, was er damit meint, denn er geht an mir vorbei auf sein Bett zu und beginnt damit, sich zu entkleiden. Ich schlucke nervös und starre ihn an. Er wird doch nicht das meinen, was ich gerade denke, oder? Das wäre wirklich zu viel verlangt…
 

Er legt sich nackt auf sein großes Himmelbett und ich kann noch immer nichts anderes tun, als ihn ungläubig anzustarren.
 

„Du willst mich in meinem eigenen Reich dominieren, um einmal das Gefühl zu haben, mit mir auf einer Stufe zu stehen? Dann komm und versuch es. Oder ziehst Du am Ende doch den Schwanz ein? Du Feigling?“
 

Innerhalb weniger Sekunden hab ich mir die Kleider vom Leib gerissen und mich mit einem wilden Knurren auf ihn gestürzt, wie ein notgeiler Straßenköter.
 

„Ich bin kein Feigling, Seto.“
 

Das Gefühl seines heißen, schlanken, nackten Körpers unter mir lässt mich Sterne sehen und eine Gänsehaut breitet sich auf meiner erhitzten Haut aus. Kurz kommt mir das Bild in den Sinn, als er so zerbrechlich wirkend auf meinem Bett gelegen hat, nachdem er aus Europa zurück kam und ich stütze mich auf meinen Armen ab, um von oben auf ihn hinabsehen zu können.
 

„Und Du bist wirklich sicher, dass Du das zulassen willst? Dass ich Dir die Kontrolle entziehe, diese Nacht?“
 

„Du kennst mich, Joseph. Ich tu selten etwas ohne vorher genau darüber nachzudenken und glaub mir, ich hab verdammt lange nachgedacht. Das Ganze hier war anfangs nur als reines Vergnügen gedacht, als reines Geschäft, mit festen Regeln. Als ich gemerkt habe, dass Du solche Gefühle für mich entwickelt hast, wollte ich Dich abservieren und fallenlassen wie eine zu heiße Kartoffel, aber…“
 

Er beißt sich auf die Unterlippe und ich verstehe, was er nicht aussprechen kann.
 

„Du konntest nicht, weil Du nicht sicher bist, was Du für mich empfindest?“
 

„Ja. Es zu akzeptieren, hat allerdings eine ganze Weile gedauert. Die lange Europareise hat mir dann vor Augen gehalten, dass Du mir gefehlt hast, mehr als Du solltest. Ich weiß zwar noch immer nicht, was ich eigentlich von Dir will, aber ich weiß, dass ich dieser ganzen Sache eine Chance einräumen will. Egal wie es am Ende ausgeht. Und ich will mich einmal fallenlassen können, ohne mir irgendwelche Gedanken machen zu müssen, über die Firma, über Mokuba, über die Presse, über Finanzen oder weiß der Teufel was noch. Ich habe oft versucht, meine Gedanken komplett auszublenden, es ist mir bisher nie gelungen, nur wenn ich Sex mit Dir habe, kann ich ein wenig abschalten, leider immer nur kurz, was mich manchmal ziemlich frustriert. Ich hasse es, keine Kontrolle über die Dinge in meiner Umgebung zu haben, Du solltest Dir also klar darüber sein, dass es mich wirklich viel Überwindung kostet, hier unter Dir zu liegen, mit der Gewissheit, nichts von dem kontrollieren zu können, was vermutlich in den nächsten Minuten geschieht. Um es also mit Deinen Worten auszudrücken: Du kannst mir ruhig glauben, wenn ich sage: Ich bin sicher.“
 

Ich muss mich wirklich beherrschen, um nicht erneut in Tränen auszubrechen. Ich weiß nicht, ob es schon Liebe ist, was dieser sonst alles kontrollierende Firmenleiter für mich empfindet, aber alleine die Tatsache, dass er die Kontrolle an mich abgibt, ist der größte Vertrauensbeweis, als mir je jemand geliefert hat und ganz egal wie das zwischen uns endet, ich werde diese Nacht mit Sicherheit niemals vergessen. Ich werde es gut machen und ihm das Gefühl geben, sich nicht in mir geirrt zu haben, ich werde sein Vertrauen nicht missbrauchen, niemals.
 

„Ich liebe Dich, Seto.“
 

„Ich weiß, Joseph.“
 

„Ich liebe Dich.“
 

„Ich weiß.“
 

„Ich…“
 

Er drückt mir seinen rechten Zeigefinger auf den Mund.
 

„Ich weiß.“
 

Ich seufze leise, er nimmt den Zeigefinger wieder runter und ich küsse ihn heiß und innig. Er erwidert den Kuss mit ungezügelter Leidenschaft und ich spüre wie er hart wird, ebenso wie ich selbst. Meine rechte Hand wandert wie von selbst an seinem Rücken entlang zu seinem Hintern, er drückt sich an mich, reibt sein Becken gegen meins und wir stöhnen beinahe synchron auf. Verdammt ist das heiß!
 

Er spreizt seine Beine, schlingt sie um meine Taille und zieht mich noch dichter an seinen nackten Körper. Mir fehlt die Luft zum Atmen und ich breche den Kuss ab, um stattdessen den Kopf in den Nacken zu werfen und laut zu stöhnen.
 

„Seto! Ich liebe Dich!“
 

Er beißt mir in den Hals.
 

„Ich weiß.“
 

Meine rechte Hand wandert zwischen seine Pobacken,[...] er verkrampft sich kurz und beißt mir erneut in den Hals, lässt es aber zu [...] Sein Biss an meinem Hals wird schmerzhafter, aber es erregt mich ebenso sehr wie es schmerzt. [...] Sein Kiefer scheint sich an meinem Hals zu verkrampfen, aber kein Schmerzenslaut dringt über meine oder seine Lippen. Stumm lasse ich es zu, dass er sich in mir verbeißt, während ich ihn auf das Kommende vorbereite.
 

Ich warte nicht auf seine Zustimmung, ob ich anfangen kann, ich zieh einfach meine Finger [...] zurück [...] warte nur sekundenlang auf ein Wort des Protestes, doch es kommt keiner.[...] Er löst sich von meinem Hals und stöhnt langgezogen und tief. Ich muss mich beherrschen [...] Ich presse die Augen zusammen und beiße mir so heftig auf die Unterlippe, dass es mit Sicherheit blutet.
 

Verdammt ist der Kerl eng!
 

Ich spüre wie sich seine sauber manikürten Fingernägel in meine Schultern krallen, spüre erneut seine blütenweißen Zähne an meinem Hals, spüre seine schlanken Beine um meiner Taille, [...], spüre die Tränen aus meinen Augen treten und ich spüre wie etwas in mir einfach bricht, [...].
 

Ich liebe Dich.“
 

„Ich weiß.“
 

Seine Stimme klingt rau und erregt. Es führt dazu, dass ich nun endgültig die Kontrolle verliere. Und ich muss zu meiner Schande zugeben, dass nicht nur ein Seto Kaiba schnellschießen kann, denn auch ich scheine ein Könner auf dem Gebiet des Zufrühkommens zu sein. Ich kann förmlich sein Grinsen an meinem Hals spüren [...].
 

„Sorry.“
 

Wie peinlich…
 

„Schon klar.“
 

Trotz allem bin ich noch immer hart, was mich unheimlich beruhigt. [...] Sein Stöhnen hallt in meinen Ohren wider, mischt sich mit dem Geräusch meines eigenen Stöhnen und meines laut schlagenden Herzens. Ich vergesse alles um mich herum und spüre nur noch ihn, seine Nähe, seine Hitze, seine Nacktheit, seine Zähne, seine Fingernägel.
 

[...] ich fühl mich wie in Watte gepackt oder als wäre ich betrunken. [...] und ein Gefühl der Erschöpfung erfasst mich und lässt mich auf ihm zusammensacken und ich denke an nichts, weil im Moment nichts mehr wichtig ist.
 

Gar nichts.
 

~~~~~

Unknown future

Der nächste Morgen beginnt mit einem quietschigen Schrei, den ich zuerst als Einbildung abtuen will, allerdings ist er gepaart mit einem plötzlichen Gewicht, das sich auf mich wirft und das ich nach wenigen Sekunden als Mokuba erkenne.
 

Moment mal? Mokuba? Schockiert zieh ich mir die Bettdecke bis unter das Kinn, innständig hoffend, dass der Kleine nicht bemerkt, dass ich unter der Decke noch völlig nackt bin, ebenso wie sein großer Bruder, der direkt hinter mir liegt.
 

„Mokuba! Was zum Teufel machst Du denn hier?“
 

Das kleine Energiebündel springt vom Bett runter und schaut mich mit leuchtenden Augen an.
 

„Ich wollte meinen Bruder wecken. Und was machst Du hier?“
 

Urgs…dieses kleine hinterlistige Biest weiß das doch schon längst, wie man unschwer an seinem scheinheiligen Lächeln erkennen kann.
 

„Mokuba, sag in der Küche Bescheid, dass wir einen Gast mehr haben und hör auf ihn zu ärgern.“
 

Ich dreh mich zu Kaiba um, der noch etwas verschlafen aussieht und noch nicht einmal die Augen geöffnet hat.
 

„Jawohl, Seto, wird erledigt.“
 

Und schon ist der kleine Störenfried aus dem Schlafzimmer verschwunden.
 

„Man war das peinlich…“
 

„Gewöhn Dich dran. Wird vermutlich nicht das letzte Mal sein, dass er auf diese Weise in das Zimmer stürmt, es sei denn, wir schließen vorher die Tür ab.“
 

„Tür abschließen hört sich nach einer guten Idee an, der Kleine kriegt mir sonst eindeutig zu viel mit.“
 

„In der Tat.“
 

Noch immer hat er seine Augen geschlossen und hat scheinbar noch nicht vor, sich irgendwie aus dem Bett zu erheben, denn sein rechter Arm liegt auf meiner Hüfte, während sich sein rechtes Bein gerade über meine Beine legt und mich dichter an seinen nackten Körper zieht.
 

„Was hast Du vor?“
 

„Wonach sieht das denn aus, Joseph?“
 

„Ich weiß nicht. Kuscheln?“
 

„Ich kuschle nicht.“
 

„Was machst Du dann?“
 

„Mir ist kalt.“
 

Oh, natürlich. Ihm ist kalt…naja. Ist ja auch Winter und so…also durchaus verständlich…
 

„Dann werde ich Dich wohl wärmen müssen, mein Eisdrache.“
 

„Tu das, Du Hotdog.“
 

Ich blinzle irritiert und zieh dann wütend meine Stirn in Falten.
 

Hotdog? Hast Du nen Sonnenstich? Das ist selbst für Dich eine verdammt miese Beleidigung.“
 

Er öffnet seine dunkelblau wirkenden Augen und starrt mich amüsiert an.
 

„Und wenn es nicht als Beleidigung gemeint war?“
 

„Häh?“
 

„Übersetzt heißt Hotdog heißer Hund und ich finde, dass diese Bezeichnung perfekt zu Dir passt, wenn ich Deiner Meinung nach also ein Eisdrache bin, bist Du ein heißer Hund, was gibt es daran zu meckern?“
 

Argh! Dieser Widerling! Mistkerl! Idiot!
 

„Arschloch!“
 

„Hhm, wo wir gerade bei dem Thema sind, meins tut verdammt weh, eine Wiederholung von letzter Nacht wird es also so schnell nicht wieder geben und wenn dann nur an Tagen, an denen ich nicht stundenlang im Büro oder in Meetings sitzen muss.“
 

Ich erröte schlagartig, kann mir ein Grinsen aber dennoch nicht verkneifen.
 

„Sorry? War ich doch zu wild gestern?“
 

„Mitnichten, dieser Level an Schmerz war für das erste Mal wohl zu erwarten. Also nichts sonderlich Überraschendes.“
 

„Aber sonst ist alles okay? Du…ich mein…Du bereust es doch nicht, oder?“
 

Er zieht mich als Antwort noch enger an seinen Körper.
 

„Warum sollte ich? Letzte Nacht war heiß und ich habe das erste Mal seit verdammt langer Zeit in stiller Ruhe geschlafen, ohne schon am frühen Morgen mit meinem kompletten Tagesablauf im Kopf aufzuwachen. Heute hatte ich erstaunlicherweise nur einen Gedanken.“
 

Neugierig blinzle ich Kaiba an.
 

„Und welchen?“
 

Er zeigt mir ein kleines Lächeln.
 

„Wie werde ich Mokuba wieder los, ohne dass er sieht, dass ich unter der Bettdecke nackt bin.“
 

Ich beiße mir auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass ich in schallendes Gelächter ausbreche und grinse stattdessen nur etwas schief.
 

„Ungefähr den gleichen Gedanken hatte ich auch.“
 

„Verständlich.“
 

„Aber mal zurück zum Tagesablauf, steht für heute irgendetwas auf Deinem Plan?“
 

„Eigentlich wollte ich heute früh in die Firma, allerdings ist es bereits 10:00 Uhr, also kann von früh wohl kaum noch die Rede sein.“
 

Ich seufze niedergeschlagen.
 

„Du willst aber trotzdem noch in die Firma und arbeiten?“
 

„Ich hab um 13:00 Uhr ein wichtiges Meeting mit meiner Buchhaltung, das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und es gibt noch viel zu tun.“
 

Nachdenklich kau ich auf meiner Unterlippe herum.
 

„Kann ich irgendwie helfen?“
 

Kaiba hebt leicht seinen Kopf und schaut mich etwas überrascht an.
 

„Du willst mir in der Firma helfen?“
 

„Ja? Wenn ich irgendwie kann?“
 

Er setzt sich aufrecht hin, wobei ihm die Bettdecke von den nackten Schultern rutscht und verschränkt nachdenklich die Arme.
 

„Meine persönliche Sekretärin hat bis zum 4. Januar Urlaub und ihre Vertretung hat sich gestern kurzfristig krankgemeldet, weil ihre Tochter hohes Fieber hatte. Wenn Du Dir den Job zutraust, kannst Du einspringen und den Posten übernehmen, vertretungsweise.“
 

Ich nicke erfreut.
 

„Gerne. Wäre mal was anderes, als das ständige Büchersortieren im Buchladen und die Verkaufsgespräche mit den Kunden.“
 

Kaiba schüttelt den Kopf.
 

„Wirklich anders wird es nicht. Bei mir würdest Du anstatt Bücher nur Akten sortieren und anstatt Verkaufsgespräche mit Kunden führst Du Telefongespräche mit Geschäftspartnern der KC. Ich hoffe, dass Du Dein Schulenglisch etwas aufpoliert hast?“
 

„Ein wenig. Ich hab viele englische Bücher gelesen, an meiner Aussprache muss ich aber noch etwas feilen.“
 

„Perfekt. Dann hast Du als mein persönlicher Sekretär die Möglichkeit dazu, ich habe viele Geschäftspartner im Ausland und die meisten von ihnen sprechen kaum ein Wort japanisch, dafür allerdings englisch. Ich verlange keine Perfektion von Dir, wenn Du merkst, dass Du nicht klarkommst, bitte einfach Roland oder mich um Hilfe, ansonsten werde ich Dir nachher alles zeigen, was Du wissen musst. Und wenn Du die Sache gut machst, dann kannst Du vielleicht den Job ganz übernehmen, da meine persönliche Sekretärin nächstes Jahr in den Ruhestand treten wollte, sich aber noch nicht dazu entschließen konnte, da noch der geeignete Ersatz fehlte.“
 

Ich als Seto Kaibas dauerhafter persönlicher Sekretär?
 

„Was ist mit meinem Job im Buchladen?“
 

„Was soll damit sein? Den wirst Du kündigen, als mein Sekretär wirst Du kaum freie Zeit haben, um nebenbei auch noch im Buchladen zu arbeiten.“
 

„Aber…ich mag den Job. Und meinen Chef…also nichts gegen Dich oder so, aber mein Boss ist echt super und der Buchladen gefällt mir und die ganzen Stammkunden hab ich auch ins Herz geschlossen, ich würde den Laden wirklich vermissen und so. Ich will Dir aber trotzdem helfen, aber…ich weiß nicht. Das ist etwas viel gerade. Kann ich darüber nachdenken?“
 

„Natürlich. Du kannst ja erstmal die Vertretung bis zum 4. Januar übernehmen und dann sehen wir weiter, abgemacht?“
 

Seufzend nicke ich.
 

„Okay. Ich mach es, aber wenn es mir nicht gefällt, bleib ich im Buchladen.“
 

„Wie Du willst.“
 

Er erhebt sich aus seinem Bett und marschiert in Richtung Badezimmer. In der Badezimmertür dreht er sich noch einmal um und schaut mich abwartend an.
 

„Kommst Du?“
 

Sofort springe ich aus dem Bett und sprinte hinter ihm durch die Tür, wobei ich ihn fast noch umwerfe.
 

„Hoffentlich bist Du nicht jedes Mal so aufgedreht, nachdem ich Dich dominieren lasse.“
 

Ich bin aufgedreht? Naja, vielleicht ein wenig.
 

„Ich liebe Dich eben. Ich kann nichts dafür.“
 

„Ich weiß. Aber Du solltest Dich ein wenig zurücknehmen, wenn wir uns in der Öffentlichkeit befinden.“
 

„Kein Problem.“
 

Er zieht skeptisch seine rechte Augenbraue hoch.
 

„Dass es keine Probleme geben wird, wage ich zu bezweifeln. Du warst vorher schon das wandelnde Chaos, aber jetzt bist Du auch noch liebeswütig. Alleine der Blick, mit dem Du mich gerade ansiehst, zeigt eindeutig, was Du gerade willst.“
 

„Was ich will? Was will ich denn?“
 

Genau in diesem Moment knurrt mein Magen.
 

„Frühstück.“
 

„Das war zwar gerade nicht, was ich eigentlich wollte, aber Frühstück klingt trotzdem verlockend. Aber erst eine heiße Dusche. Betonung liegt auf heiß.“
 

Ich will nach ihm greifen, aber er weicht mir geschickt aus.
 

„Pfoten weg, Köterchen, es gibt jetzt nur eine schnelle Dusche, wir müssen in die Firma.“
 

„Ach menno! Ein schneller Quickie?“
 

„Keine Zeit.“
 

„Ein Blowjob?“
 

„Joseph?“
 

„Ja?“
 

„Mach Sitz!“
 

Und zu meiner größten Verwunderung sinke ich tatsächlich vor ihm auf die Knie, ohne mich irgendwie dagegen wehren zu können.
 

Na, das fängt ja gut an…wie unschön…
 

~~~~~

Happy Birthday again

Es ist der 25. Januar 2008, Freitagmorgen, mein 19. Geburtstag und ich liege, wie so oft in den letzten Wochen, in Seto Kaibas Armen in seinem riesigen Himmelbett. Ich habe mich tatsächlich dazu entschlossen, den Job als sein persönlicher Sekretär anzunehmen, seine jetzige Sekretärin bringt mir momentan alles bei, was ich für diesen Job wissen muss. Sie bringt mir sogar Französisch bei, auch wenn ich mich damit ein wenig schwer tue. Naomi Nana ist eine sehr geduldige Frau Mitte 60, die scheinbar einen unerschütterlichen Optimismus hat, denn sie scheint tatsächlich zu glauben, dass sie mir die perfekte englische Aussprache und die komplette französische Sprache in Wort und Schrift in weniger als zwei Monaten beibringen kann. Ich versuche mein Bestes, wirklich, aber so ganz bin ich nicht davon überzeugt, dass ich das schaffe…
 

Es ist nicht immer leicht mit Seto als mein Boss und Partner, mir fällt es manchmal sehr schwer, Berufliches und Privates voneinander zu trennen. Wenn ich beruflich einen Fehler mache, heißt das nicht automatisch, dass ich auch privat versagt habe, deprimiert bin ich dann aber trotzdem und wenn es privat mal nicht so gut läuft, heißt das nicht, dass ich keinen guten Job als sein persönlicher Sekretär mache, Sorgen bereitet es mir aber dennoch. Seto scheint mit der Trennung von Beruf und Privatleben kaum Schwierigkeiten zu haben. Er kann mich privat zur Schnecke machen, schafft es aber dennoch, mich für meine Arbeit zu loben, ebenso scheißt er mich manchmal beruflich zusammen, hat aber privat dann eine heiße Liebesnacht mit mir…
 

Wie er das schafft, ist mir ein einziges Rätsel…vielleicht werde ich ihn nie vollständig verstehen, aber vielleicht muss ich das auch nicht. Solange ich jeden Morgen in seinen Armen aufwachen kann, ist meine Welt in Ordnung. Mokuba erwischt uns manchmal beim Knutschen oder Kuscheln, aber mittlerweile ist es mir nicht mehr peinlich und er ärgert mich auch nicht mehr damit. Scheinbar freut es ihn, dass ich viel mehr Zeit hier verbringe und dass Seto nicht mehr alleine in diesem riesigen Himmelbett schläft. Alleine kriegt man hier sicher Depressionen…
 

Wie Seto das all die Jahre hier ausgehalten hat, einsam und kalt, werde ich vermutlich nie begreifen. Er ist noch immer der Meinung, dass er nicht kuschelt, wenn er mich morgens an sich zieht und nicht mehr loslassen will. Er ist aber besonders kuschelbedürftig, wenn ich ihn die Nacht zuvor nehmen durfte, was nach dieser Weihnachtsnacht noch drei weitere Male vorgekommen ist. Ich genieße jede Nacht mit ihm, egal ob als aktiver oder passiver Part. Manchmal fesselt er mich, wenn es Stress in der Firma gab, scheinbar braucht er das Gefühl der kompletten Kontrolle noch immer, aber es stört mich nicht. Er versucht zumindest, es mit den Fesselspielen nicht zu übertreiben und es hilft ihm, in der Firma ausgeglichener zu sein und Probleme besser zu meistern, über die er sich zuvor noch aufgeregt hat.
 

Auch letzte Nacht hat er diese Art der Kontrolle gebraucht, weil eine konkurrierende Firma irgendwie an geheime Labordaten der KC gekommen ist und sie als eigene Entwicklungen öffentlich machen wollte. Seto konnte das zwar verhindern, aber stressig war der gestrige Tag trotzdem, auch für mich, durch die Fesselspielchen konnte ich also ebenso abschalten wie er. Jetzt fühl ich mich wesentlich entspannter als noch gestern Abend…
 

Den ganzen Tag mit wütenden Labortechnikern, neugierigen Presseleuten, verärgerten Geschäftspartnern und einem wütenden Boss zu kommunizieren, kann verdammt anstrengend sein, wenn man sich dann zusätzlich durch Berge von Akten und Computerdaten durchwühlen muss, um die Leckstelle im perfekt abgesicherten System der Kaiba Corporation zu finden, zerrt das wirklich an den Nerven. Zumal wir nicht einmal sicher sein können, die Leckstelle gefunden zu haben, ein Hacker war es zumindest nicht, jedenfalls nach Setos Aussage. Bliebe nur die Möglichkeit eines Spions unter seinen Labormitarbeitern, was die Sache nicht sehr erfreulich macht.
 

„Wie spät ist es?“
 

Ich schaue blinzelnd auf den digitalen Wecker auf Setos Nachtschränkchen.
 

„10 nach 6. Du wolltest um 7 aufstehen.“
 

„Okay. Gehst Du wieder um halb?“
 

„Ja. Ich brauch noch ein paar Sachen aus meiner Wohnung. Ich werd gegen 8 in Deinem Büro sein, essen wir wieder zusammen Mittag?“
 

„Heute nicht. Hab noch einen Termin mit einem alten Geschäftspartner, wird vermutlich mit einer Einladung zum Essen enden. Danach muss ich rüber ins Labor, könnte heute etwas später werden. Wartet nicht mit dem Abendessen auf mich, ich esse später eine Kleinigkeit.“
 

„Na gut. Ich werd mich dann mal fertig machen, wir sehn uns dann später.“
 

Ich will mich aus dem Bett erheben, doch er zieht mich wieder zurück.
 

„Willst Du nicht bei mir einziehen? Ist doch viel zu umständlich, jeden Morgen zurück in Deine Wohnung zu fahren, nur wegen ein paar Sachen, wenn Du die Nacht doch wieder bei mir verbringst.“
 

Mein Herz überschlägt sich fast.
 

„Aber, wir streiten viel zu oft, also möchte ich meine Wohnung ungerne aufgeben, denn dann hab ich keinen Rückzugsort mehr, wenn es wirklich mal ernsthaft zwischen uns kriselt.“
 

„Wenn es wirklich mal so weit kommt, dass Du Dich zurückziehen willst, bezahl ich Dir ein Hotelzimmer, dafür musst Du keine ganze Wohnung bereithalten, die Du ohnehin nicht nutzt, außer um Deine persönlichen Sachen zu bunkern.“
 

„Aber geht das nicht etwas zu schnell? Wir sind doch erst seit kurzer Zeit wirklich ein Paar und das dann noch nicht einmal öffentlich.“
 

„Du machst Dir schon wieder viel zu viele Gedanken, Du vertraust mir doch, oder nicht?“
 

„Ja, schon, aber…“
 

„Du ziehst bei mir ein und keine Widerworte.“
 

Nachdenklich zieh ich die Stirn in Falten.
 

„Aber was wird die Presse davon halten, wenn ich bei Dir einziehe?“
 

Ich höre ein leises Schnauben hinter mir.
 

„Als ob es mich kümmern würde, was die Presse von meinem Privatleben hält. Und wenn die hier in Japan so einen Wind darum machen, ziehen wir einfach in die USA, da kümmert es kein Schwein, wer mit wem ins Bett steigt!“
 

Ich verkneife mir den Kommentar, dass er sich sehr wohl Sorgen um seinen guten Ruf bei der Presse gemacht hat, grinse übers ganze Gesicht und nicke zufrieden.
 

„Ja.“
 

„Ja, was? Ja, ich hab Recht oder ja, Du ziehst bei mir ein?“
 

„Ja. Zu Beidem.“
 

„Gut. Dann wäre das ja geklärt.“
 

Und ich muss nun doch noch eines ganz genau wissen, es interessiert mich einfach zu sehr. Ich dreh mich zu Seto um, schau ihn ganz ernst an.
 

„Hast Du damals nach unserem ersten Mal mit mir in meinem Bett gepennt?“
 

Kein Nicken, kein Kopfschütteln, kein Nachdenken, sondern nur ein winziges Lächeln und ein einfaches:
 

„Ja.“
 

Mehr nicht. Und doch macht mein Herz einen erneuten, für mich nun endlich erklärlichen, Freudensprung. Und ich weiß, was mit mir los ist. Ich bin glücklich. Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, küsst mich sanft auf den Mund.
 

„Happy Birthday again, Joseph. Und, je t'aime aussi.“
 

~~~~~

Seven years later

Ich hab wieder Geburtstag. Heute werde ich 26 Jahre alt. Und ich bin tatsächlich noch immer mit Seto Kaiba zusammen, auch wenn es zeitweise gar nicht danach aussah, dass diese Beziehung lange hält. Es sind sehr oft die Fetzen geflogen, besonders an dem Tag, an dem uns die Presse vor der Villa aufgelauert hat und eine Erklärung dafür wollte, warum Setos persönlicher Sekretär seit einem Monat keinen eigenen Wohnsitz mehr besaß und stattdessen die Post in die Kaiba Villa schicken ließ.
 

Nun ja, es hatte mich überrascht, dass die Presse einen ganzen Monat gebraucht hat, um dahinterzukommen, dass ich bei Seto eingezogen bin, ich war aber dennoch nicht auf diesen Menschenauflauf vorbereitet. Seto hat das sehr souverän gemeistert indem er die Presseleute mit Polizeigewalt von seinem Grundstück entfernen ließ…
 

Ich fand das etwas übertrieben, er war der Meinung, dass man sich nur so Respekt bei der Presse verschaffte, ich warf ihm an den Kopf, dass ich ihm wohl peinlich wäre und er mich vor der Presse verstecken wollte, er schrie mich an, dass ich ihm Unrecht tun würde, es wäre nur zu meinem Besten und ich solle mich aus dieser Sache raushalten. Ich hab die Villa dann wütend verlassen und bin zu Yugi geflüchtet, um dort die Nacht zu verbringen. Am nächsten Morgen hat Seto mich förmlich aus dem Spieleladen von Opa Muto geschleift, mich in seine Limousine verfrachtet und in die Firma geschleppt, wo er mich auf einer eilends einberufenen Pressekonferenz als seinen persönlichen Sekretär und gewählten Lebenspartner vorstellte.
 

Das Blitzlichtgewitter war so blendend, dass mir noch Tage später die Augen davon schmerzten…
 

Es gab viele Neider innerhalb und außerhalb der KC, die mir vorwarfen, ich hätte mir die Position als Setos Sekretär erschlafen, aber es kümmerte mich herzlich wenig, was die Leute zu sagen hatten, denn so unrecht hatten sie damit ja nicht. Immerhin fing alles mit Sex an, naja, eigentlich fing alles mit einem einfachen Geburtstagsgeschenk an, von dem ich bis heute nicht weiß, warum Seto es mir überhaupt gemacht hatte. Ich habe ihn oft danach gefragt, eine klare Antwort hab ich bisher nie bekommen.
 

Ich hab das Buch, das er mir damals geschenkt hat, noch immer, es ist etwas abgenutzt, weil ich es so oft lese, wenn Seto auf Geschäftsreise ist und ich hier als sein Sekretär die Stellung halte, da ich nun auch sein persönlicher Assistent bin, weil Roland seit zwei Jahren im Ruhestand ist.
 

Die Jahre waren wirklich nicht einfach, diese ganze Beziehung war nie einfach. Aber ich bereue keine Sekunde davon, auch wenn ich oft genug im Hotel oder bei meinen Freunden übernachtet habe, nach einem Streit mit ihm, trennen wollte ich mich nie von ihm und auch er hat es nie so weit kommen lassen, dass unsere Beziehung an diesen Streitigkeiten zerbrach.
 

In die USA gezogen sind wir nicht, es gibt hier in Domino zwar noch immer den einen oder anderen missbilligenden Blick, wenn wir uns zusammen in der Öffentlichkeit zeigen, aber im Großen und Ganzen werden wir als gleichgeschlechtliches Paar akzeptiert und auch Mokuba wird nicht mehr ständig gefragt, wie das Zusammenleben mit Schwulen denn so ist und ob das irgendwie ansteckend oder vererbbar wäre…
 

Wirklich…wie kann man einem unschuldigen Jungen nur solche Fragen stellen? Seto hat die meisten von diesen Widerlingen vor Gericht gezerrt, ich hätte die viel lieber windelweich geprügelt…nun ja. Ich hab nichts dergleichen getan, höchstens gedanklich, was bei weitem nicht so befriedigend war, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber was tut man nicht alles, um in der Öffentlichkeit als ehrbarer Mensch respektiert zu werden? Bei meiner Vergangenheit war es für mich besonders schwer, mir den Respekt zu verdienen, aber Seto stand mir stets zur Seite, meistens ganz ohne Worte, sondern oft nur mit einem einfachen Blick, der mir sagen sollte:
 

‚Ich bin da.‘
 

Der alte Buchladen von Iron Chiro befindet sich mittlerweile in meinem Besitz, weil mein ehemaliger Boss mir den Laden vererbt hat, seine eigene Familie hatte kein Interesse an dem Laden und den ganzen Büchern. Ich hab zwar Angestellte, die sich um die Kunden kümmern, aber ab und zu schaue ich selbst vorbei, um meine Stammkunden persönlich zu begrüßen.
 

Herr Mazuka leiht sich noch immer regelmäßig Western aus und Herr Toshi kümmert sich noch immer um die Warenlieferungen und auch der Enkel des alten Chiro schaut regelmäßig im Laden vorbei, allerdings nur in den Semesterferien, da er in Tokio Medizin studiert und dort in einem Studentenwohnheim wohnt.
 

Ich greife nach meinem Lieblingsbuch von Stephen Fry ‚Der Lügner’ und frage mich wahrscheinlich schon zum tausendsten Male warum Seto es mir damals zu meinem 18. Geburtstag geschenkt hat. Nachdenklich setze ich mich im Bett etwas aufrechter hin und schlage das Buch auf, Seto schläft noch neben mir, denn heute ist Sonntag, der einzige Tag, an dem keiner von uns beiden arbeitet.
 

„Liest Du schon wieder dieses Buch?“
 

Ich blinzle leicht und schau ihn überrascht an.
 

„Ist eben mein Lieblingsbuch und das nicht nur, weil Du es mir geschenkt hast.“
 

„Hhm.“
 

„Warum hast Du es mir überhaupt geschenkt? Gab es einen bestimmten Grund?“
 

„Das lässt Dir keine Ruhe, oder?“
 

„Schlimm?“
 

Er richtet sich neben mir etwas auf und schüttelt den Kopf.
 

„Nein. Und wenn Du wirklich den Grund wissen willst, dann verrat ich ihn Dir. Ist im Grunde nichts wirklich Weltbewegendes. Eigentlich wollte ich mich nur über Deinen Job lustig machen und Deinen nicht vorhandenen Büchergeschmack bemitleiden.“
 

„Aber?“
 

„Deine Buchauswahl hat mich überrascht.“
 

„Warum?“
 

Er schaut mich nachdenklich an, lehnt sich dann ein wenig über mich, um an die unterste Schublade seines Nachtschränkchens zu kommen und zieht ein abgenutztes Buch heraus, das meinem eigenen Buch verdächtig ähnlich sieht.
 

‚Der Lügner’ war auch mein Lieblingsbuch und ich hab ebenfalls die englische Originalausgabe mit Autorsignatur.“
 

„Das war alles? Das war der einzige Grund für dieses Geschenk?“
 

„Das war alles. Enttäuscht?“
 

Ich schüttle grinsend den Kopf.
 

„Nein. Warum sollte ich? Immerhin lebe ich jetzt mit Dir zusammen und das nur wegen diesem Buch. Ist doch ganz witzig, dass uns ein Lügner zusammengebracht hat, meinst Du nicht, Seto?“
 

Er erwidert das Grinsen und wuschelt mir durch meine verstrubelten Haare.
 

„Hast Recht, Joseph und jetzt lass uns duschen, immerhin willst Du heute eine große Party in der Villa feiern und hast Deinen Gästen selbstgebackenen Kuchen versprochen, also mach Dich mal an die Arbeit.“
 

Ich drücke ihm einen Kuss auf die leicht geöffneten Lippen und springe lachend aus dem Bett.
 

„Jawohl, Drache! Bin schon unterwegs.“
 

„Ich liebe Dich, Hündchen.“
 

Mit klopfendem Herzen bleibe ich vor der Badezimmertür stehen. Es kommt sehr selten vor, dass er seine Gefühle in Worte fasst, aber das macht es so besonders, wenn er es tut.
 

„Ich liebe Dich auch, Seto. Für immer.“
 

„Hhm. Ja. Vielleicht für immer.“
 

~~~ Ende ~~~



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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lamello
2022-03-14T15:05:22+00:00 14.03.2022 16:05
Großartig! Mann, was hab ich diese FF verschlungen! Ganz großes Kino! Toller Schreibstil! Es lässt sich so gut lesen und mitfühlen. Echt super!
Von:  Veri
2015-10-14T11:01:37+00:00 14.10.2015 13:01
Kawaiiiiiiiiiiii \(//∇//)\ kann mein grinsen auch nicht bändigen :3
Von:  mor
2015-10-07T19:29:26+00:00 07.10.2015 21:29
^^ Ende gut alles gut ^^
Von:  ultraFlowerbeard
2015-09-21T19:03:42+00:00 21.09.2015 21:03
Das ist ja ein richtiger Schmetterlingseffekt.
Wegen einem einfachen Buch sind die beiden jetzt seid 7 Jahren zusammen
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-09-19T16:32:56+00:00 19.09.2015 18:32
Haha und ob kaiba klempnern kann er kann zumindest Rohre verlegen

XD
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-09-19T16:00:12+00:00 19.09.2015 18:00
Ach ja mokubas Reaktion war einfach zu geil

Der scheint da ja schon ewig was zu ahnen XD

Das adult Kapitel war geil
Aber ich dachte mir die zensierten kapis haben auch ein kommi verdient XD
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-09-19T15:30:59+00:00 19.09.2015 17:30
Na da geht doch was
Kaiba du scheinst ja kaum noch ohne Joey zu können...
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-09-19T15:19:31+00:00 19.09.2015 17:19
Na das zeigt doch schon dass seto definitiv Gefühle für Joey hat. Wenn nicht sogar mehr als das...

Seto war sicherlich nur so nett weil er glaubt dass Joey sich eh nicht mehr daran erinnert
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-09-19T14:08:50+00:00 19.09.2015 16:08
Ach ja, immer ist es joey der sich als erstes die Gefühle eingesteht

Wäre cool wenn es mal ne story gäbe wo es mal anders rum wäre
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-09-19T13:00:20+00:00 19.09.2015 15:00
Da hat kaiba sich ungewollt mal von seiner verletzlichen Seite gezeigt XD

Aber Joey ist dir das nicht aufgefallen dass er als er von dir träumte ganz anders das geäußert hat?

Dass muss doch schon mal was heißen


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