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Fanart

Ceresta   [Zeichner-Galerie] Upload: 17.12.2015 01:00
Teil 6 meines künstlerischen Lebens/ "Leidens"-laufes.
Heute werden Ohren mit Farbe gestopft. :D
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Hier folgt nun also die (körperliche) Folge meines Klavierwahns.

Vor ungefähr drei Jahren, kurz vor Ende Dezember, gab es einen lauten Knall. Und zwar in meinen Ohren. Es war eigentlich komplett still um mich herum und plötzlich kam es wie aus dem Nichts! Daraufhin gab es in meinen Ohren für etwa 30 Minuten ein sehr lautes Rauschen, dass nach und nach aber immer leiser wurde. Nachdem es fast verschwunden war, dachte ich mir "na ja, schlaf mal 'ne Nacht drüber, dann verschwindet das Rauschen vielleicht schon von alleine...". Dachte ich. War aber nicht so.

Ein paar Tage später bin ich dann doch zum HNO-Arzt und der hat einen Hörtest mit mir gemacht und festgestellt, dass ich gewisse hohe Frequenzen nicht mehr richtig hören kann. Zu dem Rauschen kam mittlerweile auch noch ein Piepen dazu, der klassische Tinnitus eben.
Ich nenne diese Mischung das "kaputte Radio". Mein Tinnitus klingt ungefähr so wie ein Radio, das die ganze Zeit versucht die Frequenz eines Senders aufzunehmen, aber außer leicht variierendem Rauschen und ein paar hohen Piepstönen nichts findet. Ziemlich nervig.

Die ersten Wochen und Monate nach diesem Vorfall war ich auch extrem überempfindlich gegenüber allen lauten und schrillen Geräuschen. Ich konnte anfangs noch nicht mal mehr Klavier spielen, weil es in meinen Ohren dermaßen gescheppert hat, dass mir schier das Hirn rausgeflogen ist! Musikhören war auch nur noch sehr selten, und wenn auch nur sehr leise drin.

Ich war anfangs richtig verzweifelt. Konnte nachts aufgrund des Dauerrauschens nicht mehr schlafen, bin tagsüber wahnsinnig geworden, wenn alles um mich still war oder sehr viel Lärm auf mich eingeprasselt ist.

Und nachdem nun auch das Klavierspielen wegfiel, das mir etwa ein Jahr lang als Verdrängungsmittel gegen das Zeichnen herhalten musste, war ich verzweifelt auf der Suche nach möglichst geräuscharmen Tätigkeiten.
Ich hasse lesen. Ich hasse Kreuzworträtsel. Ich hasse Spaziergänge. Und mehr ist mir nicht eingefallen.
Also was blieb mir letztendlich nur noch übrig? Richtig, das Zeichnen. Genau das, wovor ich eigentlich "fliehen" wollte...

Folglich habe ich lediglich nur zur Ablenkung wieder zum Stift gegriffen. Bloß nichts gescheites zeichnen, einfach nur zur Ablenkung vor mich hinkritzeln. Nicht über Fehler nachdenken, einfach nur machen und hoffen dabei den Tinnitus vergessen zu können.
Und das hat dann auch tatsächlich geholfen. Zumindest während dem Zeichnen war ich dann irgendwann doch wieder so vertieft, dass ich das ätzende Rauschen zwischenzeitlich wirklich fast komplett ignorieren konnte.

Man könnte also tatsächlich sagen, dass mein Tinnitus mich in den "Würgegriff" des Zeichnens zurückgetrieben hat.
Im Nachhinein glaube ich aber vielmehr, dass das "Nicht-Zeichnen" überhaupt erst zu meinem Tinnitus geführt hat.
Wie ich im letzten Bild beschrieben habe, habe ich wirklich mit aller Kraft versucht komplett vom Zeichnen loszukommen, obwohl das völlig gegen meinen inneren Drang ging. Im Grunde habe ich am Klavier ein ganzes Jahr lang gegen mich selbst gekämpft und mich wahnsinnig unter Stress gesetzt.
Ich schätze mein Körper hat irgendwann einfach die Notbremse gezogen und wortwörtlich ein Warnsignal gesendet.

Mittlerweile habe ich mich mit dem Tinnitus ganz gut arrangiert. Wenn ich viel Stress habe, wird er gerne etwas lauter, aber im Allgemeinen lasse ich mich davon selbst nachts bei absoluter Stille nur noch selten stören. Man gewöhnt sich eben doch an (fast) alles.
Und im Nachhinein bin ich dem Quälgeist in meinem Ohr fast schon dankbar, dass er mich wieder auf den (vermutlich) richtigen Weg gebracht hat.

Und um nach der ganzen Leidensgeschichte auch noch ein bisschen was zum Bild zu sagen:
Das rote Bild ist tatsächlich einem Traum nachempfunden, den ich vor etwa einem Jahr mal hatte. Ich hatte im Traum furchtbare Schmerzen, aus dem einen Ohr wuchs ein noch größeres, noch empfindlicheres Ohr, während aus dem anderen Dornenranken wucherten.
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich auch tatsächlich mit einem kurzen, aber sehr intensiven Schmerz in beiden Ohren aufgewacht bin. Und als ich dann richtig wach war, dachte ich mir "So, genau SO müsste mein Tinnitus aussehen, wenn ich ihn jemals aufs Papier bringe!". Voilà, hier ist er.

Ich wollte mal einen anderen Stil probieren, der eher so mittelmäßig funktioniert hat.
Und dann wurde auch noch die Zeit bis zur Mappenabgabe knapp und ich dementsprechend immer hektischer und schludriger. Es ärgert mich ein bisschen, aber nun, so ist das halt manchmal. Was fertig werden muss, muss fertig werden, egal wie!
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An dieser Stelle entschuldige ich mich, dass es gerade etwas schleppend vorangeht. Ich habe momentan nur sehr sporadisch Internet (freiwillig, quasi eine "Internet-Kur") und da es mir sehr wichtig ist, zu jeder Arbeit etwas zu schreiben, dauert das alles etwas länger.
Ich kann aber versprechen, dass die Reihe auf jeden Fall noch bis Ende des Jahres vollständig sein wird! Die Zeichnungen sind fertig und müssen lediglich nur noch eingescannt, kurz bearbeitet und in Worte gefasst werden. Wir sind auch nur noch wenige Arbeiten vom "Ende" entfernt.

Ganz großes Danke an alle, die bisher so viel Interesse an der Reihe und meiner mittelmäßig spektakulären Lebensgeschichte gezeigt haben. Das freut mich sehr! :)
Themen:
Gefühle

Stile:
Filzstifte, Acryl, Fineliner

Unterthemen:
Angst

Format:
beide ca. 25x25 cm groß

Beschwerde


Kommentare (1)

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Von:  Yommy
2015-12-17T12:42:35+00:00 17.12.2015 13:42
Die Bilder sind toll.
Wünsche dir frohes Zeichnen und nicht allzuviel Perfektionismus dabei :)
Die kleinen Fehler machen ein Bild erst liebenswert.

Viele Grüße
Antwort von:  Ceresta
17.12.2015 14:05
Weniger Perfektionismus kann ich immer gut gebrauchen! :D Und ich finde es auch immer sympathisch, wenn sich das ein oder andere Fehlerchen in ein Bild einschleicht. Herzlichen Dank!