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FanFiction-Kultur Autor, Fairy Tail, Fanfiction, Kreativität, Schreiben

Autor:  ZerosWolf
Wie viel eigensinn sollte in Fanfictions enthalten sein? Diese Frage kommt mir immer wieder auf, wenn ich aktuelle Fanfictions lese. Die FanFiction-Kultur scheint sich in dieser Richtung stark verändert zu haben. Ich schreibe hier ein paar, in meinen Augen Misstände auf, die ich in letzter Zeit so bemerkt habe.
Ich nehme als Beispiel Fairy Tail, da ich derzeit in diesem Fandom kreativ unterwegs bin.


1. Einführen von realen, modernen Faktoren in die Welt der Geschichte
Fairy Tail spielt in einer Phantasiewelt in der es keinen Strom, dafür aber magische Kristalle namens Lacryma gibt, auf Papier hauptsächlich mit Tintenfass und Feder geschrieben und auf Kochstellen über offenem Holzfeuer gekocht wird.
Nun führen sehr, sehr, sehr viele FanFiction Autoren in diese Welt Dinge wie Fernseher, elektrische Herde, Backofen, Microwellen, etc. (eben alles, was unseren Alltag bequem macht) ein. Fakt ist jedoch, dass diese Dinge in der Welt von Fairy Tail nicht existieren.
Ich bin der Ansicht, dass diese Dinge in der Fairy Tail Welt auch nichts zu suchen haben. Immerhin schreiben wir die Geschichte eines anderen weiter und das Setting ist vorgegeben.

2. Out of Character
Natürlich können wir nicht immer zu 100% den Charakter der Figuren darstellen, denn wir wissen ja nicht jeder kleine Detail, das der Originalautor sich zu diesem Charakter ausgedacht hat. Wenn wir FanFiction-Autoren einen Charakter nun in eine Situation bringen, in der er im Manga (noch) nie war, müssen wir uns überlegen, wie wird der Charakter darauf reagieren? Ein extrovertierter Charakter wird bei einer Liebeserklärung nicht plötzlich schüchtern erröten und sich hinter einem Busch verstecken. Und wenn man den Charakter dies trotzdem tun lässt, muss man diese Reaktion durch Gedanken und Gefühle des Charakter erklären, was leider häufig wegfällt, dazu aber später mehr.

3. Verwendung bestehender Charaktere für eigene Geschichten
Was macht man, wenn man sich eine Geschichte ausgedacht hat, sich aber sicher ist, dass die keiner liest, weil es ja eine eigene Serie ist und die ja sowieso nie wirklich beachtet werden, weil da müsste man sich ja Mühe mit der Ausarbeitung machen, damit dass auch jemanden interessiert? Ganz einfach: Man nimmt sich Charaktere aus Animes lässt diese die Hauptrolle spielen! Ist ja ganz leicht, oder? Da wird mein Arzt mal zu Natsu(vergleichbar mit jedem anderen muskelbepackten Hauptcharakter mit herzlich wenig gesundem Menschenverstand in Shounen-Manga), Lucy wird die arme, leidende Patientin, die sich in den tollen Arzt verliebt, Gray kann ich nicht leiden, der wird Hausmeister, und, und, und...

4. Textausarbeitung und -form
Okay, jeder hat mal klein angefangen und von Erstschreiben und unter 20 erwarte ich auch keine Geschichte die sich lesen lässt wie ein Buch. Vielen muss erst noch klar werden, dass die Leser eben nicht in meinen Kopf gucken können und von ein paar Zeilen die Phantasiewelt dort drin rekonstruieren können. Situationen, Gefühle und Gedanken müssen beschrieben und Umschrieben werden, damit der Leser sich ein vernünftiges Bild schaffen kann.
Zudem habe ich den Eindruck, dass die Leser und Autoren von heute Angst vor Fließtext haben. Nach jedem oder jedem zweiten Satz ein Absatz, das lässt sich in meinen Augen nicht schön lesen, denn die Augen springen dauernd hin und her. Warum nicht alle Sätze bis zum nächsten Gedankensprung aneinander heften? Warum so viele Absätze? Versuchen diese Autoren, ihren Text dadurch künstlich zu strecken? Ich weiß es nicht und kann es mir nicht erklären. Falls es mir jemand erklären kann, dann hinterlasst eure Erklärung bitte im Kommentar.

5. Perspektive
Immer wieder treffe ich auf Fanfictions, in denen die Perspektive laufend geändert wird. Beispiel: Die Geschichte wird am Anfang aus Lucys Sicht erzählt, nach drei Zeilen kommt ein Absatz und plötzlich ist Natsu an der Reihe, fünf Zeilen später gibt irgendein unbeteiligter Zuschauer seinen Senft dazu, und dann ist es plötzlich wieder der allwissende Erzähler usw. usf... Im Deutsch (und manchmal sogar im Englisch) Unterricht lernt man für gewöhnlich, was für Erzählperspetiven es gibt. Ich will nicht lügen und behaupten, dass ich diese noch alle aufzählen könnte, aber ich weiß, dass man sich für eine Geschichte auf eine Perspektive (und Zeit) einigen sollte.


Das Thema Grammatik und Rechtschreibung werde ich nicht anschreiben. Viele FanFiction-Autoren schreiben bereits in ihrer Einleitung, dass ihnen dieses Thema egal ist. Traurig aber wahr.
Aber zum Abschluss möchte ich noch meinen Lieblings-Grammatikfehlerzum besten geben, der sich leider in letzter Zeit wie ein Virus durch FanFictions zieht:

"Die Wolf verabschiedet sich mit einem traurigen Kopfschütteln."

ZerosWolf
Avatar
Datum: 02.07.2013 08:54
Schöner kleiner Beitrag, gefällt mir wirklich sehr gut und triffts auf den Punkt.
Insbesondere der Punkt, der sich mit diesen alternativen Universen beschäftigt, der spricht mir aus dem Herzen. Eine furchtbare Angewohnheit.

Und der Abschlusssatz: Dann ist das also nicht nur mir in letzter Zeit mehr aufgefallen, unglaublich, wie viele im Moment derartige Fehler machen.

Liebe Grüße
Chimi_ko
Fürchte nichts, vorausgesetzt, daß du fürchtest.
Aber wenn du nichts fürchtest, dann fürchte dich.

Blaise Pascal

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Datum: 02.07.2013 21:31
Sehr gut gebrüllt Löwe.... ach ne: Wolf!

XD
Phantasie ist wichtiger als Wissen! (Albert Einstein)
Datum: 01.10.2015 13:01
An sich habe ich mit Fanfictions wenig zu tun.
Aber 2 Punkte möchte ich trotzdem aufgreifen.

zu 1) Wenn einfach nur dinge auftauchen, die eigentlich nicht da sein dürften stimme ich dir zu. Ein Kompletter, gezielter Time Change dagegen ist selsbst bei offiziellen Werken drin. Meist beiM medienwechsel (Buch spielt in einer anderen zeit als der Film) Aber auch so kann es interessant sein die Charaktere und handlungen in eine andere Zeit zu versetzen.

zu 5) Wechsel zwischen wenigen Erzählperspektiven sind bei längeren Geschichten durchaus möglich und können das ganze Interessanter machen. Das ist auch nicht wirklich ungewöhnlich. Diese wechsel sollten jedoch eindeutig sein, da sie ansonsten den Leser verwirren und man sollte es nicht übertreiben.
Der Wechsel vom Allsehenden Erzähler zur "ich perspektive" kann z.B. die identifikation mit dem Charakter vereinfachen

Grad in kreativen bereichen sind regeln dazu da gebrochen zu werden. Man muss es nur mit augenmaß, gezielt udn aus gutem grund tun.


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