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Silent Hill 1 (PS1) Silent Hill, Videospiele

Autor:  halfJack

Silent Hill
Konsole:
PS1
Genre: Survival Horror

Zum ersten Mal habe ich das Spiel vermutlich ungefähr im Jahr 2002 gespielt. (Achtung, viele Spoiler!)
Die Idee der Stadt Silent Hill basiert auf ähnlichen Geisterstädten, die beispielsweise durch Kohlebrände ausgelöscht wurden und heute nicht mehr betretbar sind, wie die real existierende Stadt Centralia.

Die Gegend um Centralia wurde größtenteils für die Kohleförderung im Bergbau genutzt. Die Grabungsgänge verteilten sich weit unter der gesamten Stadt. Irgendwann brach durch ein Unglück ein unterirdisches Feuer in der Stadt aus, das viele Menschenleben forderte und die Bewohner dazu zwang, die Stadt zu verlassen. Auch heute noch steigen giftige Dämpfe an die Oberfläche, die für den Menschen schädlich sind und auch im Zuge dessen zu Halluzinationen führen können. Der Kohlespeicher reicht jedoch dazu aus, dass das Feuer noch etliche Jahrzehnte weiterbrennen kann.

Das ist also das Vorbild für Silent Hill. Im ersten Teil des Spieles wird der Brand nur am Rande erwähnt. Vor sieben Jahren soll sich dort ein Feuer ereignet haben, doch was danach geschah, bleibt ungewiss. Man spielt den Familienvater Harry Mason, der mit seiner Tochter nach Silent Hill in den Urlaub fahren möchte. Harrys Frau ist schon vor einigen Jahren an einer Krankheit gestorben. Doch noch bevor Harry mit seinem Wagen den Stadtrand erreicht, sieht er im Straßengraben ein Polizeimotorrad verunglückt. Einen Augenblick später läuft ein junges Mädchen vor ihm über die Straße, er verliert die Kontrolle über den Wagen und dann das Bewusstsein.
Als er wieder erwacht, ist er mit dem Auto ebenfalls verunglückt. Doch noch schlimmer ist das Verschwinden seiner Tochter. Er beginnt mit der Suche nach ihr in der scheinbar verlassenen Stadt Silent Hill. Untypisch für die Jahreszeit ist der dichte Nebel und der Schnee, der immer wieder zur Erde fällt. Harry trifft auf die Polizistin, der das Motorrad gehört. Sie will Hilfe anfordern, doch die gesamte Stadt scheint von der Außenwelt abgeschnitten. Straßen sind blockiert oder verlieren sich in Abgründen. Niemand kann die Stadt verlassen. Nach und nach findet Harry heraus, dass seine Tochter die Wiedergeburt von Alessa ist, einem Mädchen, dass in Silent Hill aufwuchs und von ihrer Mutter, Anhängerin einer fanatischen Sekte, für Experimente missbraucht wurde. Die kleine Alessa sollte Gott gebären und damit die Stadt vor der eindringenden Dunkelheit bewahren. Dabei merkte niemand, dass gerade dieses Tun das Verderben über Silent Hill brachte.
Mit der Dunkelheit ist die Welt gemeint, in die sich Silent Hill immer wieder verwandelt. Eine düstere Welt aus fabrikähnlichen Gerüsten, Blut, Monstern... ein Wirklichkeit gewordener Alptraum. Um dieser Dunkelheit zu entkommen, muss Alessa vernichtet werden. Das bedeutet für Harry, dass er gegen seine eigene Tochter kämpfen muss.
Doch nach diesem Showdown besteht die letzte Sequenz nur daraus, dass man Harry bewusstlos mit blutendem Kopf in seinem Wagen sieht, scheinbar tot.

Silent Hill spielt oft mit Traum und Realität. Man weiß nicht, was Wirklichkeit ist. Stellt die alternative Welt das Jenseits dar und alle Menschen, die man trifft, haben nur noch nicht erkannt, dass sie eigentlich längst gestorben sind? Oder ist die andere Welt ein Sinnbild für die eigene Psyche, die eigene Wahrnehmung der Außenwelt mit all ihrer Grausamkeit? Sind die Protagonisten in Silent Hill alle verrückt? Oder ist die Dunkelheit tatsächlich die Hölle, welche durch die abwegigen Rituale hervorgerufen wurde?
Das alles bietet im Spiel viele Interpretationsmöglichkeiten.

Für die Atmosphäre sind größtenteils nicht nur die Bilder verantwortlich, sondern in erster Linie die Musik und die Geräusche. Darum bin ich auch ein ziemlich großer Fan von Akira Yamaoka, der für alle Teile des Spieles und für den Film die Musik kreierte.
Ich kannte Silent Hill 1 ja schon seit längerem. Als ich es vor einem Jahr jedoch noch einmal mehrfach durchgespielt habe, musste ich feststellen, wie toll dieses Spiel wirklich ist. Ich hatte einiges vergessen und habe mich trotz langer Horrorspielerfahrung an einigen Stellen ziemlich erschreckt. Noch immer.
Es gibt einige, die meinen, die Grafik wäre mittlerweile mies und dass man das Spiel so gar nicht mehr spielen könnte. Aber das sehe ich keineswegs so. Noch immer finde ich die Grafik hervorragend, im Sinne dessen, was man zur damaligen Zeit herausholen konnte. Es gibt einige Spiele, die jetzt erscheinen und die grafisch echt super aussehen... dennoch kommen viele nicht an SH1 heran. Denn zu einer guten Grafik gehört nun einmal mehr. Man muss die Liebe zum Detail spüren. Besonders die außergewöhnliche Kameraführung ist beim ersten Teil von SH einfach am besten gelungen. Das kann man schwer beschreiben, aber ich glaube, dass ich gerade bei diesem Teil die Figur und die Kamera am besten im Griff habe. Es passt einfach super zusammen.
Auch die Ideen zur Veränderung der Welt sind im ersten Teil ziemlich gut. Beispielsweise geschieht das erste Überschreiten dadurch, dass man in der Schule, in der Harry nach seiner Tochter sucht, durch einen Glockenturm geht. Man steigt eine Leiter hinab und geht immer geradeaus. Und plötzlich steht man wieder außerhalb des gleichen Glockenturms auf dem Schulhof und alles ist verändert. Noch besser ist jedoch die Idee beim Krankenhaus. Man steigt im ersten Stock in den Fahrstuhl, fährt in die zweite Etage und muss feststellen, dass die Tür dort verschlossen ist. Darum fährt man in die dritte Etage, doch auch dort ist die Tür verschlossen. In dem Moment ist man erst einmal ratlos, weil es jetzt scheinbar kein Weiterkommen gibt. Doch als man zurück in den Fahrstuhl steigt, gibt es dort plötzlich einen Knopf für die vierte Etage. Das Krankenhaus hat allerdings nur drei Etagen. Fährt man nun in dieses Stockwerk, beginnt sich das Krankenhaus zu verändern.
Das alles wirkt sicher nicht so gut, wenn man es nicht selbst spielt und erlebt... wie auch immer.

Die traurigste Stelle ist meiner Meinung nach die Geschichte um Lisa Garland. Im Spiel trifft Harry auf die Krankenschwester Lisa. Sie taucht nur in der veränderten Welt von Silent Hill im Krankenhaus auf und kann dieses auch nicht verlassen. Sie meint, sie wäre in Ohnmacht gefallen und kann sich an nichts mehr erinnern. Harry findet im Untergeschoss des Krankenhauses seltsame und furchteinflößende Räume. Und in einem davon wurde Alessa festgehalten. Man erfährt ein paar Sachen zu einem Brand, in dem das Mädchen eigentlich hätte sterben müssen. Ihr gesamter Körper war verkohlt.
Der Realfilm zu Silent Hill gibt Aufschluss darauf, dass Alessa einerseits Gott gebären sollte, andererseits jedoch als vom Teufel besessen betrachtet wird. Im Film soll sie deshalb im Feuer gereinigt werden. Das Mädchen starb nicht und blieb die gesamte Zeit im Krankenhaus, leidend unter ihren Verbrennungen. In dieser Zeit hat sich ihr Hass immer weiter ausgebreitet. Dadurch geschah das gesamte Unglück in Silent Hill, zumindest nach dieser Interpretation.
Im Spiel (und zum Teil wurde das im Film übernommen) ist Lisa die Krankenschwester von Alessa. Deshalb kann sie sich auch dunkel an die unterirdischen Räume erinnern. Man findet im Laufe des Spieles ein Video, das Lisa zeigt, die verzweifelt über das noch lebende, verbrannte Mädchen spricht. Sie versteht nicht, was dieses Kind am Leben hält. Und sie will auch nicht weiter mit ihrer Pflege betraut werden. Lisa beginnt seltsame Dinge zu sehen, Eiter und Blut laufen aus den Wasserhähnen... und dann kommt sie zu der Erkenntnis, dass sie selbst eines der Monster ist, eine von den verwandelten Krankenschwestern, die Harry immer wieder angreifen. Damals wie heute denke ich, dass das die traurigste Stelle im Spiel ist.

Beim ersten Durchspielen habe ich, wie bereits beschrieben, das schlechteste Ende freigespielt, bei dem Harry tot in seinem Wagen liegt und die ganze Geschichte nicht real war. Es gibt aber für den ersten Teil, wenn ich richtig liege, fünf verschiedene Endings. Die Polizistin Cybil beispielsweise greift Harry gegen Ende des Spieles an, weil sie scheinbar besessen ist. Man kann sie entweder töten oder durch eine rote Flüssigkeit, die man im Krankenhaus findet, wieder normal werden lassen. Überlebt sie das Spiel, kann man die zwei anderen Enden freischalten. Das ist dann abhängig von Kaufmann. Im Spiel trifft Harry, wenn er zum ersten Mal das Krankenhaus betrittt, auf Dr. Kaufmann. Dieser arbeitet im Krankenhaus. Später kann man ihn in einem Extrakapitel noch einmal treffen und vor einem Monster retten, damit er ebenfalls überlebt. Nach und nach findet man in diesem Fall heraus, dass Kaufmann scheinbar mit Drogendelikten zu tun hat und einige Menschen in Silent Hill dafür draufgegangen sind. Wenn man Kaufmann rettet, wird der Endkampf schwerer, weil er Alessa, also die ursprüngliche Gestalt von Harrys Tochter, mit der gleichen Flüssigkeit bewirft, mit der man selbst Cybil wieder zurückgebracht hat. Dadurch löst sich der Dämon von Alessa, gegen den Harry dann natürlich kämpfen darf. Wenn er nur gegen die besessene Alessa kämpft, dann ist der Kampf wesentlich einfacher.
Egal, ob Cybil lebt oder nicht, auf diese Weise ist Alessa vom Dämon befreit und erschafft wiederum eine Wiedergeburt von sich selbst. Dieses Kind nimmt Harry anstatt seiner Tochter Cheryl auf, welche nun für immer verloren ist. Harry flieht in den beiden guten Enden also mit oder ohne Cybil und mit dem kleinen Baby. Im dritten Teil von Silent Hill, der sich an den ersten anschließt, erfährt man dann, dass dieses Kind Heather heißt, aber dazu schreibe ich später mehr.

Rettet man Cybil, dann erzählt Harry eine Geschichte, die man ansonsten nicht weiß. Nämlich, dass seine siebenjährige Tochter Cheryl nicht das Kind von ihm und seiner vor vier Jahren verstorbenen Frau ist. Sie haben vor sieben Jahren das Kind am Straßenrand gefunden und aufgenommen. Da wird Harry dann auch klar, dass es offensichtlich die Wiedergeburt Alessas war. Diese Vorgeschichte sieht man übrigens bei Silent Hill Origins, wozu ich auch bald noch etwas schreiben werde. Dabei wird klar, dass Harry nicht einfach am Straßenrand ein Kind gefunden hat, sondern dass Travis es ihm gab.
Ob man Cybil tötet oder nicht, das Ende für Kaufmann bleibt das Gleiche... Er scheint eine Liebschaft mit der Krankenschwester Lisa zu haben. Da Lisa sowieso verloren ist, holt sie dann in einer lustigen Szene Kaufmann ebenfalls zu sich.



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