Zum Inhalt der Seite

Der helfende Engel

In Zusammenarbeit mit: Mariko999, domo arigato goizamasu, o-nee-san *Knuddel*
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Alptraum in des Menschen Herz

Vielen lieben Dank für die süßen Kommis *freuZ* Diesmal wurden alle 'kleins' und 'chibis' gelöscht XDDD...*zu Ian und Will guckt* sogar die mussten sich einer Zensur unterziehen XDD
 

Übersetzungen:

Doshite ~ warum

Osorenai ~ keine Angst haben
 

Der Alptraum in des Menschen Herz
 

Mit tief entsetzten Blicken starrten die beiden weißgekleideten Pfleger auf die junge Frau, die immer wieder vergeblich versuchte ihre Tränen von den Wangen zu trocknen. Aber die Tropfen, die dem warmen und reinen Sommerregen glichen, perlten leise auf die geballten Hände der Blonden. Wispernde Schluchzer drängten sich zwischen den Lippen hervor, die sie mühsam zusammengepresst hielt. Ian und Will sahen, dass sie versuchte, sich zusammenzunehmen, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie vollends ihren Kummer herausweinen würde.
 

Das soeben Gehörte summte wie eine lästige, sehr aggressive Wespe durch meine betäubten Sinne und meinen wild pochenden Kopf. Als hätte sich dieses nervende Insekt in meinem Gehirn verirrt. Die Worte des Rothaarigen fraßen sich riesige, kreisrunde Löcher in meine Seele, als wären es Parasiten, die sich an ihrem Wirt sättigten. Die Tränenflut konnte ich nicht mehr aufhalten, wie kleine flinke Wiesel suchten sie sich einen Weg über meine Wangen. Immer mehr drückte die schwere Last auf meine Schultern, an der ich fast zerbrach, an der grausamen Wahrheit, die sich vielleicht noch in dieser Nacht erfüllen würde. >Warum gerade Edo…warum?< Die ganze Zeit über hatte ich in meinem tiefsten Inneren geahnt, dass irgendetwas nicht stimmte, hatte mir die größten Gedanken über den Gesundheitszustand meines lieben Cousins gemacht, doch jedes Mal waren mir die Worte des Colonels eingefallen, die eine warme Hoffnung in mir weckten. „Unkraut vergeht nicht“, hatte er gesagt und mich freundlich, fast mitfühlend betrachtet. An diesem Satz war vielleicht etwas Wahres dran, aber wenn man Unkrautvernichter auf sie goss, waren auch die stärksten und widerstandsfähigsten Pflanzen dem Tod geweiht.

>Und nun? Soll etwa der Mann, der mir lächelnd versichert hat, dass alles wieder gut wird, für den lebensbedrohlichen Zustand meines temperamentvollen Cousins verantwortlich sein?< Ich konnte es kaum glauben, doch der zornige Gefühlsausbruch des rothaarigen Pflegers war alles andere als gespielt gewesen. >Kann es wirklich sein, dass Colonel Mustang und First Lieutnant Hawkeye erst viel zu spät einen Arzt zu Rate gezogen haben, trotz des hohen Fiebers von Edo? Und wieso haben sie Doktor Brown nur zu Rate gezogen? Warum nicht einen der anwesenden Ärzte? Die Beiden wissen doch, dass der Körper von Edward schon geschwächt war. Selbst wenn es nur ein kleines Fieber wäre, muss man sofort und ohne Umschweife einen der Mediziner konsultieren. Aber leider ist dies nicht eingetreten…< Ich schwor mir, wenn ich den Colonel das nächste Mal begegnete, konnte er auf eine eisige Unterredung hoffen. Unwillkürlich zischte es leise an meiner Hand.

Doch die Wut, die meine Adern wie ein glühendheißer Feuerbrand durchzog, wurde sofort wieder gelöscht. Eine tiefe Verwirrung machte sich in meiner Seele breit. >Was soll ich nur tun, ich muss meinem Bruder doch helfen…< Einen Moment lang fühlte ich nichts, nicht einmal die warme große Hand, die sich fast brüderlich auf meine Schulter geschmiegt hatte. Leicht erschrocken wandte ich mein Antlitz dem riesigen Pfleger zu, dessen mahagonifarbene Iris sich mitfühlend an meine heftete. Weinend blinzelte ich ihn kummervoll an, doch das salzige Wasser überflutete immer noch meinen emotionalen Damm. Will stand neben mir und blickte mich mit sorgenvoller Miene tröstend an, aber auch Schuldbewusstsein spiegelte sich in seinem gemütlichen Gesicht. Er seufzte schwer und begann zu erklären.

„Es...tut uns Leid, Kleine. Wir“, seine braunen Augen, die nun sanft wie ein Reh waren, streiften den Rothaarigen, der peinlich berührt weg sah, „wussten nichts davon, dass du den Jungen näher kennst.“ Er hustete kurz, um sich Zeit zu verschaffen, die passenden Worte zu finden. „Das Einzige, was uns aufgefallen ist, war, dass ihr Zwei euch sehr ähnlich seht, fast wie Bruder und Schwester.“

Gedankenverloren, sehr vorsichtig streifte sein Finger meine Wange und fing somit eine glitzernde Träne auf, die von den Schmerzen zeugten, die in meinem Inneren vibrierten. Wie aus unendlich weiter Ferne klang seine ruhige Stimme an mein Ohr, als er weitersprach.

„Wären wir darüber informiert gewesen, dass dir der Junge nahe steht, wir hätten versucht, dir die Situation schonender zu erklären.“

„Was auch nichts geändert hätte“, warf Ian patzig, wie ein störrisches Kind ein. Wofür er sich aber gleich einen wütenden Blick seines glatzköpfigen Freundes einhandelte, der ihn kopfschüttelnd anstarrte. „Ist doch so!“, brummte der Feuerrote und wandte sich mit einem trotzigen Gesichtsausdruck zum Fenster.
 

>Schlimmer als ein Kleinkind<, dachte Will seufzend und lächelte die junge Blonde entschuldigend an. Doch andererseits konnte er seinen rothaarigen Freund mit den vielen Sommersprossen verstehen. Er selbst war genauso wenig mit dem einverstanden, was das unverantwortliche Verhalten des Militärs anging. Aber er wusste tief in seinem Herzen, dass nicht nur diese Tatsache das Blut Ians zum Kochen brachte, nein, denn noch etwas im tiefsten Inneren des Rothaarigen hegte einen zornigen Groll gegen die Soldaten in Blau. Vor Jahren hatte Ians Vater durch einen überkorrekten und schießwütigen Lieutnant einen schmerzhaften und vorzeitigen Tod erlitten. Das alles nur, weil er einem Deserteur so ähnlich sah, der einige Menschen auf dem Gewissen hatte. Sein junger Kollege und Freund traute den Blauröcken nur so weit, wie er spucken konnte und das war wirklich nicht besonders weit.

Ians Hände krallten sie wie die blitzenden Fangzähne eines riesigen Löwen in seine blütenweiße Hose, die sich mit einem ärgerlichen, empörten Reißen bei ihm bemerkbar machte, als das klagende Weinen des Mädchens nicht abebbte. Die braunen Augen des Älteren wandten sich warnend zu dem Rothaarigen, der vor Wut zitternd da stand und dem Schluchzen der jungen Blonden lauschte. Will bedeutete dem Jüngeren, ruhig zu bleiben und sich nicht aufzuregen. Mit einem hektischen Kopfnicken zeigte er auf Lina, deren ganzer Körper von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Die meeresgrünen Augen züngelten erregt vor Ärger auf, seine Zeit zu schweigen war nun vorbei, endgültig. Mit einem schnellen Ruck schnellte er wutentbrannt auf, so dass der Stuhl mit einem heftig polternden Laut nach hinten flog und auf den Boden knallte. Die attraktive Blonde und der Glatzköpfige zuckten vor Schrecken zusammen und erstarrten in ihren Bewegungen, nur die Tränen perlten lautlos von den Wangen der jungen Frau und befeuchteten ihr Nachthemd.

Die bebende Stimme des rothaarigen jungen Mannes grollte wie der Donner eines furchtbaren Gewitters, das das Land in schwülen Sommernächten heimsuchte und zu verschlingen drohte.

„Verdammt, ich bin es jetzt allmählich leid! Ständig werden sie in Schutz genommen, niemals zur Rechenschaft gezogen, egal, was sie tun! Sie nehmen Leben und müssen sich nicht einmal dafür entschuldigen!“ Mit einem gewaltigen Krachen grub sich seine schmale Faust in die Wand neben ihm, an der sofort eine nicht übersehbare Delle sichtbar wurde. Schmerzverzerrt schüttelte Ian seine puckernde Hand, an der sich schon sichtbar die ersten Spuren des Schlages abzeichneten. Will eilte flink zu ihm, um seinen überaus wütenden Freund zu beruhigen, doch der war noch lange nicht fertig mit dem Proteststurm gegen das Militär.
 

Zutiefst entsetzt heftete sich mein silberner Blick auf die Auseinandersetzung der beiden Freunde, dessen soeben heftig ausdiskutierte Unterredung beinahe in ein handfestes Gerangel ausartete. Völlig fassungslos saß ich auf meinem Stuhl und wusste nicht, was ich tun sollte. >Die Beiden scheinen doch die besten Freunde zu sein und nun schlagen sie sich fast die Köpfe ein…< Die zornfunkelnden Augen des Rothaarigen blitzten meine verwirrte Iris an, als sich unsere Blicke zufällig trafen. In diesem winzigen Moment schien es mir, als wäre die Zeit für immer stehen geblieben. Mein Herz pochte vor innerer Qual und es fühlte sich so an, als würde es im nächsten Augenblick seine Tätigkeit für immer aufgeben.

Grelle, angsterfüllte Hilfeschreie erfüllten den kühlen Raum…Moment…den Raum? Nein, das war nicht mehr mein Zimmer, sondern ein leergefegter Straßenzug, in dem der Wind eisigkalt durch die Ritzen zog und sein jammerndes Heulen die Nacht erfüllte. >Leer? Nein, da i-…ist Blut?!< Hier war alles voll mit dem Lebenssaft eines Wesens, das wohl qualvoll gelitten hatte. Ich hob den Kopf ein wenig und sah einen schlanken Mann auf dem Boden liegen, seine feurigen Haare waren verklebt mit der kupferschmeckenden Flüssigkeit. Sein Gesicht lag im Staub, es schien als wäre er nach vorne gefallen, denn sein Antlitz verbarg sich vor meinen Augen.

Gleich daneben stand ein Soldat in einer blauen Uniform, wie sie die State Alchemisten trugen. In seiner schmalen Hand lag ein Revolver, der immer noch schussbereit auf einen kleinen Jungen mit rot leuchtenden Haaren gerichtet war, dessen Strähnen wie kleine Flämmchen aufglühten. Das Kind saß weinend neben dem Erschossenen und seine grasgrüne Iris züngelte hasserfüllt in Richtung des nun verrückt vor sich hin kichernden Lieutnant Colonel. Vollkommen verblüfft starrte ich den Jungen an, der mir mehr als bekannt vorkam. >Ist das etwa…?<

„SEAN!“ riss mich eine leicht gehetzte Stimme aus meinen trüben Gedanken, die ich sehr gut kannte. Klackernde Geräusche, wie von schnell heranlaufenden Schuhsohlen, näherten sich flink unserem Standort, schluchzend wandte sich das kleine Kind hilfesuchend um. Ich musste mich nicht umdrehen, um herauszufinden, wer da auf uns zugeeilt kam. Wie ein blasser, durchsichtiger Geist schwebte ich über den Boden, ein schemenhafter Schatten, der den Erdboden nicht berühren musste, um voranzuschreiten. Dies alles war wirklich neu für mich. Natürlich war ich jedes Mal stummer Zeuge der vergangenen Ereignisse anderer Menschen gewesen, aber noch nie hatte ich mich so frei in ihren Erinnerungen bewegen können, niemals war ich in der Lage gewesen, selbst feinste Gerüche wahrzunehmen. Die Kälte des frühen Morgens kroch langsam meine klamme Kleidung hinauf und hinterließ einen eisigen Schauer auf meiner Haut. Ich roch das baldig eintrocknende Blut des Mannes, der vor meinen Füßen lag, als wäre es wirklich da. Von weiter weg wurde Hundegebell hörbar, das nervtötend an meine Ohren klang, wie ein heulender Orkan, der nach Lebendigem gierte, um es zu verschlingen. Die Hunde waren wohl durch den lauten Knall der Pistole des Mannes aufgeschreckt worden.

Dieser Lieutnant…lange braune Haare fielen als Zopf den geschmeidigen Rücken des Mannes hinunter, seltsam glänzende, goldene Augen stierten den Jungen und seinen näher kommenden Verwandten entgegen, so als wäre der Blauberockte gänzlich dem Wahn verfallen. Kichernd spielte dieser Verrückte mit der geladenen Schusswaffe umher, so dass ich die Alchemistenkreise auf seinen Händen erkennen konnte. Zutiefst erschrocken starrte ich ihn an, auch er hatte, wie Roy Mustang oder Alexander Armstrong diese Hilfsmittel, um seine Kraft zu verwenden. Unheilvoll und widerlich grinsend begegnete sein starrer, böser Blick dem des Ankommenden. Langsam wandte ich mich um, mit ungläubiger Miene betrachtete ich den Jungen, der bald zu einem Mann heranwachsen würde, seine feuerroten Haaren glühten wie eine nicht zu löschende Glut, seine grasgrüne Iris funkelte vor Wut, Hass und Trauer, Angst um den Jüngeren brach sich aus den schönen Augen.

Fassungslos und über alle Maßen verängstigt über die unvorstellbare Erkenntnis, die meine Gabe betraf, die ich eher als Fluch definierte, bemerkte ich nicht, was um mich herum alles geschah. Erst ein erneuter lauter Schuss, der sich wie das Donnern einer riesigen Kanonenkugel anhörte, weckte mich abrupt aus meinen Gedanken. Geschockt starrte ich auf den älteren Jungen, der sich verkrampft, doch stolz und ohne Angst seinen blutenden Arm hielt. Ein Junge, der bald erwachsen sein würde, aber seit diesen wenigen Sekunden war er wohl schneller gealtert, als ihm selber lieb war.

Währenddessen tränkte sein Blut das weiße Leinenhemd, das er an seinem Leib trug. Ein heiserer Laut, wie der eines verletzten Wolfes, drang aus meinem tiefsten Inneren hervor, als ich gewahr wurde, wer der Rothaarige vor mir war. Ich hatte es nicht wahrhaben wollen, doch auch wenn er hier etwas jünger aussah, so erkannte ich ihn sofort. „Ian!“ rau und verkratzt wie kaputtes Spielzeug rutschte dieses eine Wort über meine trockenen Lippen.

Dieser torkelte keuchend vor Schmerz, doch auch voller Wut in seiner Seele zu dem erschossenen Mann hinüber, immer den verrückt vor sich hinkichernden Lieutnant Colonel im Auge behaltend. Schwer atmend kniete sich der Ältere der beiden Brüder hinunter zu dem Toten, sofort krallte sich die kleine Hand des Kindes an ihn, wie an einen rettenden Anker, der dem kleinen Schiffchen im Sturm den nötigen Halt gab.

„Nii-san“, schluchzte das rothaarige Kind erbarmungswürdig. „Nii-san, doshite?“ Sanft streichelte Ian das Haupt seines Bruders, der sich wimmernd an dem Saum des Hemdes klammerte. „osorenai, ototo! Ich bin doch hier…“ beruhigte er flüsternd den wehklagenden Jungen, mit der anderen Hand packte er sanft, sehr vorsichtig die Schulter des toten Mannes und zog ihn zärtlich ein wenig zu sich herum. Sofort lösten sich seine Finger vom Körper des Toten, als er einen kurzen Blick auf das Antlitz des Ermordeten warf. Ein leises Schmatzen wurde hörbar, als das blutgefärbte Gesicht des Mannes auf den Boden auftraf, das allen beiden Jungen ein Zittern durch die Glieder ging. Der Ältere war bemüht, nicht sofort zu erbrechen, fest drückte er eine Hand auf seinen Mund, seine Gesichtszüge waren aschfahl, das Kind neben ihm hatte sich fest an seinen Bruder geschmiegt und weinte lautlos.

Schockiert und voller Hass auf den Mann, der dies große Unglück über die einst fröhlichen Kinder gebracht hatte, blitzte ich ihn kochendheiß an, der nun wieder anfing heiser zu lachen, als wäre dies hier das größte Amüsement aller Zeiten.

Aber auch mein Magen rebellierte, ich spürte, wie das Essen, das ich gerade zu mir genommen hatte, einen Weg hinaus suchte.

„Too-san…“, kam es keuchend und mühevoll, wie zwischen den Lippen eines alten Mannes hervor. Ian biss die Zähne zusammen, es kostete ihn eine Menge Kraft, dieses eine Wort zu sagen. Vorsichtig nahm er seine Jacke, die er nur lässig auf die Schulter gelegt hatte, herunter und bedeckte damit den tödlich getroffenen Kopf seines Vaters. Sanft schloss er seine starken Arme um seinen kleineren Bruder, der immer noch vor Schock zitterte, wie Espenlaub in einem zu starken Wind. „Too-san…nii-san…nande…“, wimmerte es schluchzend aus dem kindlichen Mund, so dass ich vor Wut, mehr aus Hass dem uniformierten an den Kragen gegangen wäre und ihn eine Portion Eis schmecken lassen wollte. Aber so stand ich nur betäubt neben den beiden Jungen, kämpfte mit meiner immer mehr aufkeimenden Übelkeit und der Erkenntnis, dass ich nichts, aber auch nichts tun konnte. Fest krallten sich meine langen Finger, wie Adlerklauen in meinen rebellierenden Magen, der mich beutelte. Ich hoffte inständig, mich nicht hier übergeben zu müssen.

Auf einmal öffnete sich der Mund des Soldaten, unterbrochen von einem niederträchtigen Kichern, so dass meine feinen Härchen im Nacken zu Berge standen. „Hehe, ihr Zwei scheint die Söhne des Verräters zu sein, wie praktisch, dann erledige ich doch gleich alle auf einen Streich“, lachte es kalt, wie Fleisch zerschneidendes Eisen, zwischen dem schmallippigen Mund hervor. Ein Schaudern glitt durch meine Glieder, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitete und ich kaum noch gerade stehen konnte, so sehr fühlten sich meine Beine wie Wackelpudding an.

Ein grauenhaftes Lächeln, das mehr einem Monster als einem Menschen glich, legte sich auf die Züge des Blaurockes, der seine funkelnde Schusswaffe auf das Herz des Älteren richtete. Dieser starrte ihm todesmutig entgegen, keinerlei Angst glänzte in der grasgrünen Iris auf, die mich sehr an die Wiesen von Risembuhl erinnerten. Aber je mehr Ian sah, wie der Verrückte den Abzug seiner Waffe mehr und mehr betätigte, umso blasser wurde er und die nackte Angst leuchtete immer heller aus seinen Augen hervor. Sein Atem ging nur noch stoßweise, fast stockte er.

Aber sein ungebrochener Stolz hielt ihn davon ab, zu fliehen. Liebevoll umschlangen seine Arme den kleineren Bruder, der nun geschützt und geborgen an seinem Körper lag und dem Herzschlag des Älteren lauschte.

>Verdammt!< knurrte ich zornentbrannt. >Männer!< Mutig und beherzt warf ich mich mit einem leisen, wütenden Schrei auf den Soldaten, aber im selben Moment zerstob meine Hand wie tausend winzige Eiskristalle, als ich den Revolver des Uniformierten nach unten drücken wollte. Mit bitterer Erkenntnis wurde ich daran erinnert, dass ich nur Besucher dieser Vergangenheit war, die ich weder verhindern, noch ändern konnte. Die Enttäuschung war mir ins Gesicht geschrieben, die sich kurzzeitig in meine Züge eingrub, als wäre es ein Maulwurf, der die Erde durchfraß. Die Wut glühte in meinen silbernen Augen, dass ich hier rein gar nichts ausrichten konnte. Lautlos krachte mein Körper an die nahe liegende Hauswand, sofort löste er sich in feuchten Nebel auf, der Ähnlichkeit mit dem Hochnebel im Winter hatte. Panisch vor lauter Angst, hoffte ich, dass ich mich schnellstens wieder zu einem normalen Menschen zusammensetzte, als ich einen weiteren Schuss vernahm, der im Schein der düsterkalten Nacht widerhallte. Der Tod näherte sich auf leisen Sohlen…

Das leise, traurige Weinen des kleinen Jungen wurde um einige Grade höher und schrillte durch die Nacht, wie eine unglückliche Banshee. Der ältere Bruder fiel mit einem heiseren Keuchen auf den Lippen und einem erstaunten Blick in Richtung des Lieutnant Colonels nach hinten. Die Finger waren auf die Wunde an der Schulter gepresst, doch sprudelte der Lebenssaft aus seinem jungen Körper, als wäre er ein munterer Springbrunnen, der fröhlich vor sich hinplätscherte. Das Licht in seinen aufgeweckten, sanften Augen erlosch mehr und mehr, wie eine verängstigte Pferdeschar, die ihr Heil in der Flucht suchte.

Ein fassungsloser Schrei entsprang meinem wüstentrockenen Mund, als ich dies alles miterleben musste und nur zu sehen konnte. >Ich kann nichts tun…<

Ich stand nur da und starrte auf das Kind, das seinen Bruder wieder umarmt hatte. Das Weinen zerriss mir fast die Brust und meine Seele zersprang in abertausend kleine Bruchstücke, die mich mehr und mehr verletzten.

Mit zitternden, bebenden Knien schritt ich zu den Beiden, aber irgendetwas hinderte mich am Weiterkommen. Hände, kalt und grausam, wie der Tod, der auf leisen Schwingen dahereilte und seine Opfer mit sich nahm, sie krallten sich unbarmherzig in mein Fleisch, zerrten mich immer weiter fort…

Vor Wut und panischer Angst schlug ich nach diesen Händen, doch sie ließen sich nicht abschütteln. „Ich will ihnen doch nur helfen!“ machte ich dem Wesen klar, doch wollte es mich nicht verstehen oder konnte es das nicht? Die Hände packten mich mit aller Kraft, doch sie waren nicht mehr kalt, sondern eine gewisse Wärme entstieg ihnen. „Du…kannst…nicht…helfen“, hauchte es mir zart ins Ohr, wie eine Sommerbrise, die den Körper erfrischte, doch kühl umflatterte es meinen Geist, der unter der Pein auffröstelte. Verzweifelt, aber wissend, nichts verändern zu können, versuchte ich ein letztes Mal diesen Fingern zu entkommen.

Ein leises Kichern schreckte mich auf, der Teufel in Soldatenuniform hob spielerisch leicht seine Waffe, um auch dem kleinen Jungen, der sich ängstlich weinend am Hals seines Bruder festhielt, die letzten Sekunden zu bereiten. „NEIN!!“ schrie ich gepeinigt, aber ich hörte keinen Ton aus meiner Kehle kommen. Meine Sicht verschwamm mehr und mehr, die schwarze Finsternis umschlang mich zärtlich. Zwischen den Schwaden der Dunkelheit konnte ich noch schemenhaft einige Umrisse erkennen, leise Stimmen, die merklich lauter wurden, näherten sich unserem Aufenthalt.

>Bitte…bitte schnell…< betete ich, hoffend auf Hilfe für Sean. Das Letzte, was ich vernahm, war ein greller Schuss. Ich fühlte, wie mein Körper taub wurde von der eisigen Kälte, die mein Herz ergriffen hatte. Der Schmerz fraß sich durch meine Seele hindurch und ließ eine schmerzende Bitterkeit zurück, die mich alle Pein hinausschreien ließ. „NEIN! NEEEIN!“
 

Böser Cliffhanger...XDDD...bis bald, schöne Woche wünschen Mariko und Lina



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ArmitageHux
2007-09-25T18:43:10+00:00 25.09.2007 20:43
Heeeeeeey....
Ich weiß ich hab ewwiiiiiiiiiiiiiiiiiiiig auf mich warten lassen für den Kommi. Aber woher soll ich wissen das du nicht mehr weiterschreibst? Q.Q

ich war als ich das Kappi gelesen hab, nicht in der stimmung zum kommentieren...Und danach hatte ich das i-wie vergessn.
I-wann is mir aufgefallen das du keine neuen Kappis mehr on gestellt hast -.- UNfair!!!

Ich vermisse deinen Sadismus T.T WÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH!
schreib weiter! Stell weiter on!
Ich schwöre ich werde nie nie nie nie mehr vergessn zu kommentieren ;__________;

Gezeichnet, Edo-chan (<<<groß)
Von:  Mondvogel
2007-05-11T15:47:10+00:00 11.05.2007 17:47
NEIIIIIIN!
*heul*
Wuaaa! Was ist denn hier los? Da sterben ja alle wie die Fliegen! Und Lina kann nichts dagegen tun!
*noch mehr heult*
Muss unbedingt wissen wie es nun weitergeht. Neben all diesem Schrecken ^.~ gefallen mir immer wieder die Metaphern, die ihr einbaut z.B. das mit dem Unkraut.

>Ein leises Schmatzen wurde hörbar, als das blutgefärbte Gesicht des Mannes auf den Boden auftraf, <
Uhhh. Und ich hege immer die Gewohnheit mir alles ganz bildlich vorzustellen, was ich lese... Mit Geräuschen, Farben und allem drum herum. -.-

Ich warte jetzt schon auf das nächste Kapitel! Also, bis dann!
Bye und liebe Grüße an euch fleißige Autorinnen.
Von: abgemeldet
2007-05-10T13:08:09+00:00 10.05.2007 15:08
Du bist böse
sehr sehr böse



und das find ich so gut an dir ;)
schreib bitte bitte schell weiter =)
total spannend =)
das war kimbly, nicht wahr?
aber der ist ja auch irre
bitte poste bald wieder =) dann hinterlass ich dir wieder ein kommi, du genie =)
ne, ihr genies ;)
also
cucu
Sere


Zurück