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Der helfende Engel

In Zusammenarbeit mit: Mariko999, domo arigato goizamasu, o-nee-san *Knuddel*
von

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Ahnungen werden zu Gewissheit

Ich rede nicht lange um den heißen Brei rum, viel Spaß beim Lesen

PS: Ich hoffe mal, das ich das Wort 'klein' überall gelöscht habe, ich kann aber nichts dafür wenn Ian oder Will etwas sagen, was manch anwesende Person nicht leiden mag *lach*

Vielen Dank an AlchemistEdward, Hotep und Serena m(_ _)m
 

abuna garu ~ Angst haben, sich ängstigen
 

Ahnungen werden zur Gewissheit
 

Voller Neugierde und mit größtem Interesse blickte ich in ihre grünen Augen, die weich waren, so sanft, wie die einer friedlichen weißen Taube. Damals hatte ich noch keinerlei Ahnung, was meine Tante mit diesen Worten gemeint hatte, erst später, viel später wurden mir die Zusammenhänge zwischen nat-oji-san und meinem too-san gewahr. Was mich mehr schmerzen sollte, als fast alles andere. Dass mein Vater…

Ich hatte damals keinerlei Erinnerungen an ihn, nur Bilder, die meine Mutter heimlich unter dem Kopfkissen liegen hatte, verrieten mir, wie er aussah. Ein sehr gut aussehender, aristokratisch wirkender Mann. Langes blondes Haar, wie das meines Onkels, fiel ihm als goldener Zopf auf den Rücken. Markante Gesichtszüge ließen jede Frau in Schwärmerei verfallen, seine breiten Schultern luden geradezu zum Anlehnen ein. Auf wenigen Bildern lachte er sogar, dass einem vor Entzücken fast schwindelig wurde. Mutter musste ihn sehr geliebt haben, wurde mir schmerzlich bewusst. Doch beim letzten Bild erstarrte ich unwillkürlich, mein Vater blickte mich mit blauen Augen an, eisige Saphire, die mir das Blut gefrieren ließen. Mit einem lauten entsetzten Schrei warf ich die Fotografien auf den Boden. Weinend rannte ich zu meiner Mutter und krallte mich mit einem jammervollen Schluchzen an ihr Kleid. „Mein Engelchen, was ist denn?“ sorgenvoll verzog sich ihre schöne silbergraue Iris, die meiner so ähnlich war. „Mama-san…abuna garu…“, wisperte ich völlig aufgelöst. Verwundert versteifte sich meine Mutter einige Sekunden, bevor sie mich liebevoll in ihre Arme nahm. „Du brauchst keine Angst haben, mein kleiner Engel, ich bin ja da.“ Diese Augen…diese furchtbaren, emotionslosen Augen…so kalt und blau, wie ein eisiger, gefrorener See im tiefsten Winter…sie hatten mich schon einmal so angesehen. Sie näherten sich aus der Finsternis meiner Wiege, freudestrahlend hatte ich sie angelächelt, um im nächsten Moment Schreckliches zu spüren, grausame Schmerzen, die mein ganzes Leben veränderten. >Nie wieder…nie wieder will ich in diese Augen sehen…<

„...der Kleine soll jetzt wohl künstlich ernährt werden, hat Miranda mir vorhin erzählt, wegen seinem Fieber“, hörte ich eine bekannte Stimme an meinem Ohr, die die Erinnerungen, die tief in mir verborgen waren, wie regenbogenfarbene Seifenblasen zerplatzen ließ. Mit einer blitzschnellen Drehung ruckte mein Kopf in Richtung Ian, nun zerfiel auch der Rest meiner fast sorglosen und schönen Kindheit wie ein Kartenhaus. Ich fühlte wie mein Atem schneller ging, der rote Lebenssaft pulsierte wie ein gewaltiger Orkan in meinem Adern und meine Angst klopfte erfreut erneut an meine Herzenstür. Meine peinerfüllten Pupillen erweiterten sich, als ich dem Bericht des rothaarigen Pflegers lauschte, der leise mit seinem Kollegen und Freund tuschelte. Sie bemerkten gar nicht, wie ich ihrem Gespräch zuhörte, da sie wohl dachten, ich wäre noch mit den Unmengen von Kartoffeln und dem frischen Gemüse beschäftigt. Sprachen sie wirklich von…Ed-chan? Haltlos fielen mir unwillkürlich die wohlgerundeten Erbsen von der Gabel, die ich gerade in meinen offenen Mund schieben wollte. Die Worte erschütterten mich zutiefst, meine Seele verkrampfte sich, so dass ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. „Lieber Bruder…“, flüsterte ich lautlos. Denn ich wusste, mit dem ‚Kleinen’ war nur mein blonder Cousin gemeint.

„We…-wen meint ihr damit?“ mit klopfendem Herzen stellte ich ihnen diese Frage, doch meine nervöse Stimme zitterte unkontrolliert, wie ein Erdbeben, dass das Land zerstörte und die Menschen unter sich begrub. Etwas tief in meinem Inneren weigerte sich entschieden dagegen, es könnte sich wirklich um meinen blonden Cousin handeln, über den der Rothaarige sprach. >Bitte nicht…bitte…<

Die beiden Pfleger sahen verwundert von ihrem leisen Gespräch auf, sie hatten wohl nicht damit gerechnet, belauscht zu werden. Will öffnete gerade den Mund, um mir eine Antwort zu geben, aber der Kleinere der Beiden plapperte schon munter drauflos. Denken gehörte wohl nicht ganz zu seinen Stärken, aber es war mir gerade recht. So würde ich nun endlich erfahren, was mit Edward war.

„Na ja, der Kleine halt, von Zimmer 160, du bist doch mit ihm eingeliefert worden. Er hat diese komischen Metallprothesen, keine Ahnung, wie man diese Dinger nennt. Hab ich noch nie gesehen“, redete er wie ein Wasserfall, wahrheitsgemäß und ohne sich um seinen riesigen Kollegen zu kümmern, der ihm mit einigen Gesten zu verstehen geben wollte, darauf zu achten, was er gerade von sich gab. „Die nennt man Automail…“, quetschte ich aus meiner staubtrockenen Kehle, doch die Beiden hatten nichts gehört. Mein Blut pochte wie ein aufgeregtes Füllen in meinen Adern, das hinaus in die Freiheit wollte. Fühlte wie meine Haut weiß wurde, wie ein frisch gewaschenes Leinentuch. Ich presste die Lippen aufeinander, so dass sie nur noch eine blutleere Linie bildeten. >Ich muss mich zusammenreißen…< ich konzentrierte meine Atmung, so wie ich es von Onkel Nat beigebracht bekommen hatte. Sofort wurde ich für einige Momente ruhiger, doch das änderte sich schlagartig, als Ian weiterquasselte: „Er hat dieselben goldblonden Haare wie du“, war der Stein der das Ganze zum Rollen brachte. Meine Muskulatur verspannte sich augenblicklich, nur mit Mühe und hoher Konzentration konnte ich meine ruhige Miene beibehalten. Doch meine gepeinigte Seele schrie jämmerlich auf, wie ein verwundetes Tier, das man zum Sterben allein gelassen hatte.

„Was...was ist mit ihm?“ meine Zunge fühlte sich pelzig und rau an, als wäre seit Tagen kein Tropfen Wasser mit ihr in Berührung gekommen. Ich versuchte so ruhig und nüchtern zu klingen, als wäre Edward kein Teil meiner Familie und ich mich nur so um das Wohlergehen eines anderen Patienten kümmerte. Doch das stetige Zittern meiner Hand konnte ich nicht verbergen, verbissen krallte ich meine Finger fest zusammen, so dass die Knöchel weiß hervorstachen. Lange würde ich meine Gefühle nicht mehr zurückhalten können, ich spürte bereits, wie sich ein dicker Kloß in meinem trockenen Hals bildete, der das Atmen immer schwerer machte. Die Tränen näherten sich unaufhaltsam meinen Augen, doch noch konnte ich sie wegblinzeln. Zu allem Überfluss war da noch der Hüne von Pfleger, der anscheinend ein leises Misstrauen mir gegenüber gefasst hatte. Die sonst so viel Güte und Liebe ausstrahlenden, mahagonifarbenen Augen ruhten schwer auf meinem Haupt, die Pupillen verengten sich düster. Aber ich blickte stur zu dem rothaarigen, jungen Mann hinüber, der noch immer ruhig vor sich hinplapperte und nichts von alldem Unheil bemerkte, das er vielleicht gleich anrichten würde. Wenigstens bekam ich endlich Antworten auf meine solange schon gestellten Fragen. Aber wollte ich diese überhaupt erfahren? War es nicht vielleicht besser…

Doch die erwartete Information wurde mir so heiß serviert wie das Essen vor meiner Nase.

„Nun ja, Miranda, das ist eine der Krankenschwestern, hat mir erzählt, dass der Kleine wegen seines lebensgefährlich hohen Fiebers Infusionen bekommt, doch da er zudem eine Menge an Flüssigkeit verloren hat, will ihm dies der Doc durch künstliche Ernährung zurückführen, sonst kann es passieren, dass es durch drohende Austrocknung zu Komplikationen kommt. Miranda muss nun jede halbe Stunde nach ihm sehen und Bescheid geben, sollte sich etwas an seinem Zustand ändern. Also, wenn ihr mich fragt“, ich spürte, wie es mir bei jedem weiteren Wort die Luftröhre enger schnürte, mein Puls beschleunigte sich, wie ein wild gewordener Hengst wütete es und preschte voran, immer weiter zu meinem erschreckend laut klopfenden Herzen, das sich anfühlte, als würde es gleich platzen. Meine Beine waren weich wie klebriger Gummi in der Hitze des schwülen Sommers. Rote Schlieren tanzten vor meinen verängstigt verzogenen Pupillen auf und ab. >Edo…<

Ian richtete seine grasgrünen Iris auf seinen Freund, der ihn mit einem warnenden und zugleich fast wütenden Blick bedachte. Die Stimme des Kleineren redete weiter, ohne Unterlass und ohne Rücksicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Körper des Jungen das noch lange mitmacht.“ Leise seufzte der rothaarige Pfleger kummervoll auf. „Ich habe gehört, die Leute vom Militär haben keinen der Ärzte hier im Krankenhaus benachrichtigt, als es ihm schlechter ging. Nein, sie haben sich scheinbar nur auf die Künste Doktor Browns verlassen und den angerufen, damit er hierher kam. Wie dumm“, äußerte er sich über das Fehlverhalten dieser uniformierten Menschen. „Hätten sie eher reagiert...“, wisperte der Jüngere der beiden Pfleger. Flink wandte ich mich dem Fenster zu, stierte hinaus in die schwarze Nacht, in der noch immer unheimlich die giftigen Blitze herabgingen und wie hungrige Wölfe nach ihren Opfer bIeckten. Ich fühlte, wie sich die heißen Tränen eine Bahn brachen und stetig wie der Fluss meine Wangen hinunterperlten. Schnell wischte ich sie weg, aber es half nichts. Mit größter Mühe unterdrückte ich ein krächzendes Keuchen.
 

Ein besorgter Schatten huschte über die noch leicht kindlichen Züge des rothaarigen Mannes, traurig seufzend strich er seine feurigen Haare nach hinten, die sich aber sofort wieder vor seine smaragdgrünen Augen legten. Die Sommersprossen, die das Gesicht beherrschten, wurden fast blass, als er einen Augenblick lang an seinen kleinen Bruder dachte, der auch im selben Alter wie der blonde State Alchemist war. Der Blonde war nun ganz allein in diesem trostlosen, dunklen Zimmer, kämpfte gegen den alles nehmenden Tod, der in seinem Körper pulsierte und vielleicht heute Nacht ein weiteres Opfer für sich beanspruchen konnte. Der junge Pfleger spürte eine unsagbare Wut in seinen Adern aufsteigen, wie heißes Magma, das aus der Erde brach und das blühende Land mit seinem tödlichen Atem begrub. Sein Zorn entlud sich ohne die geringste Vorwarnung, wobei der kleine Tisch, an dem er gerade saß, als leidendes Opfer herhalten musste. Will, der nur seinen besten Freund mit traurigen, braunen Augen betrachtete, zuckte heftig zusammen, als die Faust des Rothaarigen mit kraftvoller Wucht auf den Metalltisch schlug.

„Verdammt!“, sprudelte es hasserfüllt aus dem Mund des Kleineren. „Diese Narren! Hätten sie sich nicht nur so auf den Doc versteift, dann würde der Kleine vielleicht überleben!“ Seine rot glänzenden Haare sprühten Funken, als wäre er ein lebendiges Feuer, das die Dummheit der Menschen vertilgen wollte. Zu sehr erinnerte ihn der blonde Alchemist an seinen eigenen Bruder, der gerade vermutlich bei ihrer Mutter saß und dem Sturm, der in dieser unheilvolle Nacht herrschte, fasziniert beobachtete. Ian wusste nicht mit Gewissheit zu sagen, zu was er fähig wäre, würde er jetzt in der eisernen Haut des Metallkameraden stecken.

Wütend ballte er seine schmalen Hände zu Fäusten, leise knirschten seine Zähne, als er seine Kiefer vor Zorn zusammendrückte.
 

In der nun herrschenden Stille wurde ein wisperndes, kummervolles Keuchen hörbar. Gepresste Laute, die zischend aus dem Mund einer jungen Frau kamen, die mit aller Macht versuchte, ihre aufkommenden Gefühle zu unterdrücken. Kleine Kristalle tropften auf den steinernen Fenstersims, an dem sie stand. Sie glitzerten wie winzige Diamanten, die von dem Leid des Mädchens erzählten. Die weichen Finger krallten sich in ihre Haut, die schon anfing zu bluten, so fest ballte Lina ihre Hände. Die lachenden, sanften Augen waren geschlossen und nicht enden wollende Tränen kullerten von den schönen, doch sehr blassen Wangen. Entsetzt starrten die beiden Pfleger die attraktive Blonde an, die gequält und kummervoll aufschluchzte.
 

Die letzten Worte des rothaarigen Pflegers waren die grausamsten die ich jemals vernommen hatte. >Ed wird sterben? Nein…das darf doch nicht sein…< nach Luft ringend versuchte ich meinen Körper zu beherrschen, aber es gelang mir nicht mehr. Schluchzend und am ganzen Leib zitternd brach der Kummer aus meinem Inneren, der meine Sinne überschwemmte und drohte sie zu verschlingen. Mit verschleierten, grauen Augen starrte ich zu der Wand hinüber, als könnte ich dadurch das Unheil von meinen Cousins abwenden.
 

Mit einem schmerzvollen Stich im Herzen beobachteten Ian und Will das hübsche Mädchen, wie sich ihre sonst so weiche, aber nun leere, vor Kummer dunkel gewordene silberne Iris zu der Wand richtete, in dem das Zimmer des kleinen Full Metals lag. Die Hände von Lina hatten sich in ihr Nachthemd verkrallt, krächzende, vor Qual verkümmerte Laute kamen über die schwungvollen, sanften Lippen. Dann hörten die Pfleger ein Wort, dass ihnen die Haare zu Berge stellten. Wispernd und völlig verängstigt flüsterte sie es. „Edo…“
 

Wie ein nicht enden wollender, grollender Strom perlte der giftig rauschende Regen über die Metallhaut des seltsamen Wesens, das wie ein außer Kontrolle geratener Panzer durch die schlammbeschmutzte Landschaft pflügte und alles mit sich riss, was ihm im Weg stand. Kahl gewordene Büsche, kleine Bäumchen, die leise jammernd aus ihrem Heimatboden herauskatapultiert wurden und sogar Teile einer Parkbank mussten unter dem zornerfüllten, unüberlegten Wüten des Stählernen weichen. Leise Schluchzer quetschten sich aus dem metallenen Mund, als er weinend über die aufgeschwemmte Erde rannte.

Erst der riesige, mächtige Stamm einer jahrhundertealten Eiche setzte dem jähzornigen, leichtsinnigen Toben ein jähes Ende. Mit voller Wucht knallte der stählerne Körper des Jungen auf die Rinde, so dass sein Leib und auch der Baum jämmerlich aufkreischten, als würde ihr letztes Stündlein schlagen. Das merkte Alphonse aber gar nicht. Laut schluchzend wie ein kleines Kind rutschte er an dem glitschig nassen Stamm hinab auf den aufgeweichten Erdboden. Seine Hände gruben sich wie kleine Schaufelbagger in den sonst so gepflegten und gehegten Rasen, der nur noch das Aussehen eines Schlachtfeldes hatte und rissen die letzten verbliebenen Grashalme aus diesem. Anklagende, rot glühende Augen starrten empor zum Himmel, der wohl nie wieder aufhören wollte, seine machtvollen Schleusen zu schließen. Voller Hass schickten die schwarzen Wolken ihre grell leuchtenden, tödlichen Wurfgeschosse gen Boden, die sich gefährlich nahe des Jungen mit voller Kraft entluden und mit lautem bedrohlichem Zischen in den Erdboden gruben.

„WARUM?!“ schrie Alphonse mit einer endlosen Traurigkeit die düsteren Wolken an. Wieso willst Du ihn mir nehmen?! Was hat er getan, dass er soviel leiden muss?! Ist es, weil wir DAS getan haben?! Dann bestrafe auch mich, denn ohne ihn will und kann ich nicht weiterleben!“ Mit ausgebreiteten Armen schloss er kurz müde die Augen, hoffend auf seine Erlösung, die ihm aber nicht gewährt wurde. Wie das Kichern einer gehässigen Person pfiff der eiskalte Wind durch die Wipfel der Bäume, hohnlachend plätscherten die dicken Regentropfen auf die Stahlhaut des metallenen Jungen und die hell leuchtenden Blitze leckten hungrig nach ihm. Seinen aufgestauten Ärger, Kummer und Pein hinausschreiend schlug er unbarmherzig in den Dreck, der meterweit spritzte und leise gurgelnd an seinen Händen kleben blieb.

„Wieso?“ wisperte er leise, die Trauer überschwemmte seine Gefühle. Wenn er doch nur einen menschlichen Körper besitzen würde, dann könnte er wenigstens weinen, aber auch das blieb ihm verwehrt. So konnte er nur die Tropfen, die wie Tränen auf den Boden fielen, betrübt beobachten, wie sie eins mit dem matschigen Schlamm wurden, wenn der Regen den Boden berührte. Eins, so wie die Menschen, die eines Tages dieser Welt ihren Abschiedsgruß darbrachten und wieder zu Erde wurden. >Wird auch nii-san bald in der kalten Erde liegen? Alleine, ohne mich, blass und leblos dem natürlichen Zerfall ausgesetzt, in einem kahlen Sarg. Weit weg von mir und Winry…Ich will nicht, dass du gehst, ich hab dich doch lieb, nii-san.< „Nii-san!“ schluchzte Alphonse hemmungslos die hinunterperlenden Regentropfen an und krallte seine stählernen Finger in den schlammigen Untergrund, so dass dieser unheimlich aufgluckerte und mit einem schmatzenden Laut auseinander floss. „Bitte…“, seine kummervolle Iris wandte sich dem Zimmer seines Bruders zu. „Bitte, nii-san, lass mich nicht alleine.“, rief er dem bewusstlosen Geist des Älteren zu.
 

„Al-chan…“, wimmerte es lautlos aus dem weichen Mund der jungen Frau, die mit dem Rücken zum Fenster stand. Die Tränen perlten unaufhörlich über die blassen Wangen, die sich langsam vom Weinen röteten. „Al…“, murmelte sie beschwörend, mit einem zarten, feinen Unterton, der tröstend zugleich wirkte.
 

„Al-chan…“, flüsterte es liebevoll in seinen Sinnen. Plötzlich erschien das hübsche, weiche Gesicht seiner Cousine und erwärmte seine dunkel gewordene Seele. Es schien fast, als wäre die attraktive Blondine neben ihm und würde tröstend ihre Arme um ihn legen. „Nee-san.“, schniefte der metallene Junge. Ein Bild tauchte in seinem Inneren auf, Linas blonde Strähnen fielen ihr keck ins Antlitz, verträumt, vielleicht ein wenig gedankenverloren strich sie ihre Haare zurück und lächelte ihn fröhlich und frech an. Sie ähnelte so sehr seinem älteren Bruder, dass es ihm unendlich schwer fiel, ihr liebliches Gesicht vor seinem inneren Auge zu vertreiben.

„Ach, nee-san…“, wimmerte er haltlos und klammerte sich an die samtweiche Erinnerung seiner Cousine. „Wenn du nur wüsstest…“, wisperte es schluchzend aus der Kehle von Alphonse, aber Momente später funkelte seine rote Iris in den gleißenden Blitzen bedrohlich auf. „Nein“, murmelte er tonlos, „gut, dass du nichts weißt.“ Starr lag sein geschärfter Blick auf dem von Lichterschein erwärmten Fenster seiner nee-san. Ihre blonden Haare schimmerten weich durch das Glas, denn sie stand mit dem Rücken zu der nun bebenden Rüstung. „Du würdest nur versuchen, ihm zu helfen...ich will nicht, das du dies tust, genauso wenig, wie er das will. Ich möchte nicht noch einen Menschen, der mir nahe steht, leiden sehen.“

Er hoffte inbrünstig, dass ihre Schwester über den Zustand seines Bruders nicht Bescheid wusste.

Wäre ihm bewusst gewesen, dass Lina schon davon wusste, er würde sofort und schnurstracks ins Zimmer von Ed laufen, um dafür Sorge zu tragen, dass nicht einmal die hübsche junge Frau zu seinem nii-san zu nahe kam. Denn wenn sie…nein, er durfte gar nicht daran denken. Seine dunklen Gedanken wurden von grellem Scheinwerferlicht unterbrochen, welches im schlickigen Morast unheimlich aufleuchtete. Es schien fast als wären grausame Wesen zum Leben erwacht. Ein wenig ängstlich schüttelte der Stählerne diese Dinge von sich. Alphonses Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, daher sah er den schwarzen Wagen, der gerade auf der Krankenhauszufahrt vorgefahren war, sehr deutlich. Der Regen fiel als glitzernde Diamanten auf das Wagendach und perlte davon ab. Einige Sekunden beobachtete das metallene Kind das Autoinnere, aber nichts rührte sich. Das leise, leicht quietschende Zufallen einer Eingangstüre stach aus der tobenden Sturmkulisse hervor, wie das jämmerliche, hilfesuchende Schreien einer kleinen Katze zwischen riesigen Hunden, die es auf das arme Tier abgesehen hatten. Abrupt wanderten die rotglühenden Augen des Jungen zum Ursprungsquell. Schemenhaft kennzeichneten sich zwei Gestalten von der Finsternis ab, die eilig das Krankenhaus verließen. Ein paar Mal wandte die Kleinere der Beiden ihren Blick sorgenvoll zurück, beeillte sich aber anschließend zur Anderen aufzuschließen.

Wie die Wassertropfen mit einem reißenden Fluss verschmolzen, so wurden die beiden Schatten eins mit dem dunklen Wagen, der mit seinen dicken Reifen die Nässe auf den Straßen beiderseitig verdrängte. Fast geschmeidig wie ein onyxfarbener Panther verschwand das Auto ohne einen Laut durch den immer dichter werdenden Regenvorhang, der prasselnd auf die Rüstung hämmerte. Die himbeerfarbene Iris des Metallenen blickte ihnen nachdenklich hinterher, bis er das Gefährt nicht mehr erspähen konnte.

Dann drehte sich sein Kopf kummervoll dem Zimmer seines geliebten Bruders zu, an dessen Fenster eine Kerze leicht anfing zu flackern und bald im Begriff war zu sterben. Würde Ed wirklich von ihm gehen und ihn alleine lassen? Alphonse hatte diesen Ort fürchten gelernt, mehr als einmal. Es war dort nur Schreckliches passiert, das schwarze Unheil fühlte sich hier heimisch. Es war ein Ort, an dem er seinen blonden Bruder seinem Schicksal überlassen hatte. Niemand durfte zu dem goldblonden Alchemisten, aus diesem Grunde hatte man auch Colonel Roy Mustang und First Lieutnant Riza Hawkeye nach Hause geschickt, denn sie konnten nichts für den Jungen tun, war die Äußerung des alten Doktors mit den sanften Augen. Nur er selbst und die hübsche Krankenschwester durften zu Edward, aber nur mit Mundschutz und Handschuhen. Und Al, da er keinen keimbeladenen Körper besaß, nur diese kalte, eiserne Hülle.

Die leuchtenden roten Augen starrten ergrimmt in die finstere Nacht hinauf, in denen unzählige grelle Blitze hernieder gingen und mit ohrenbetäubendem Krachen in die Erdkruste tauchten. Der Donner war so laut, dass er in den Ohren des stählernen Jungen unangenehm dröhnte.

Noch nie hatte sich Al so sehr danach gesehnt, wieder in einem menschlichen Körper zu stecken wie heute. Seine Muskeln und Sehnen zu spüren, wie sein Herz beunruhigt klopfte, seine Tränen auf den Wangen zu fühlen, wenn er traurig war oder wie die Umarmung einer liebenden Person seine Haut wärmte. In den letzten Stunden war ihm sein Stahlgefängnis mehr als nur einmal bitter aufgestoßen. >Was war ich denn nur für eine Hilfe für nii-san…< Er wusste genau, dass in ihren Körpern das gleiche Blut floss, wie gerne hätte er einen Teil davon seinem älteren Bruder geopfert, so wie Ed damals für ihn aus Liebe gegeben hatte. Einen Moment lang erinnerte er sich an die furchtbare Begebenheit, als er aufgewacht war in diesem Stahlkäfig und mit angstvollem Blick seinen schlimm blutenden Bruder hinüber zu Winry’s o-baa-san getragen hatte. Sein stählerner Leib war über und über mit Edwards Blut besudelt gewesen. Der Ältere hatte wie eine leblose Puppe in den Armen von Alphonse gewirkt. Ein blutverschmierter Leib, der kaum noch die nötige Kraft enthielt. In diesen Sekunden der grausamen Angst und dunkler Panik bemerkte er wie kostbar doch ein Leben war, aber auch wie zerbrechlich, wie feinstes Glas, das bei jedem unbedachten Tun mehr und mehr zersplitterte. Nach dem zerschlagenen Wunsch, ihre Mutter dem Todesreich zu entreißen, hatte sich die Rüstung nur an eines geklammert: das Überleben des einzigen Bruders. Und nun saß das metallene Kind wieder hier und schickte diese Bitte gen Himmel. Ein anderer Gedanke überschwemmte die Seele von Alphonse. Wie seine Schwester in diesem angenehmen Licht getaucht war und die Seele von seinem nii-san wieder ins Leben zurückgerufen hatte. Er war ihr mehr als dankbar gewesen, aber in diesem Augenblick merkte er, dass sie wie Ed war, der alles für seine kleine Familie, bestehend aus Alphonse, Winry und o-baa-san, tat. Alles. >Ach nee-san…ich will aber nicht, dass du dein Leben verlierst, genauso wie nii-san es auch nicht darf…keiner von euch beiden darf mich verlassen…bitte…<

Wieder öffneten sich die alten Wunden, die so schmerzhaft waren für Edward und für ihn. Mit wachsendem Schrecken stand er zitternd neben seinem Bruder am Grab ihrer Mutter. Seitdem diese ihre weichen, sanften und doch so traurigen Augen zum letzten Mal geschlossen hatte, war Edward still gewesen, hatte kein einziges Wort mit seinem kleinen Bruder gesprochen, nicht einmal eine Träne vergossen. Nachdem alle Leute gegangen waren, standen die Beiden allein am Grabstein ihrer Mutter, die weißen Lilien darauf bewegten sich sachte mit jedem Atemzug des Windes, warm liebkoste er die Gesichter der Kinder. Doch fröstelte es Alphonse, er wollte nach Hause…aber wo war nun ihr Zuhause?

„Al…ich werde Mutter wieder zurückholen! Ich verspreche es dir!“ Die Stimme des Älteren klang nicht mehr wie die eines zehnjährigen Jungen, sondern alt, fast verbittert und sehr ernst. Mit einem fest entschlossenen Glitzern in den Pupillen, nicht mehr das unschuldige Leuchten eines Kindes, blickte er den Jüngeren an.

Dieses so einschneidende, schmerzvolle Erlebnis hatte den Blonden auf seinen schwarzen, schrecklichen Schwingen mit sich davongetragen. Das fröhliche, unbeschwerte Kind von einst gab es nicht mehr, dass mit seinem kleineren Bruder schöne und friedvolle Zeiten verbracht hatte.

„Und was hat es uns eingebracht?“ wisperte die stählerne Stimme durch die kalte, sturmdurchzogene Nacht. Der klirrende Wind mit seinen mächtigen Böen jammerte wie eine Todesmaid, die das Ableben einer Person vorhersagen konnte. Tief in seiner verletzlichen Seele zitterte der eiserne Junge auf, die alten Erinnerungen rissen blutende Fetzen aus seiner Seele. Er erinnerte sich an das Antlitz des Wesens, das sie erweckt hatten. Nicht in das liebevolle und sanfte Gesicht ihrer Mutter hatten sie geblickt, nein, das war kein lebendiges Wesen, sondern eine alptraumhafte Fratze, schrecklich verzogene Körpergliedmaßen reckten sich in die Höhe und stöhnende Geräusche fuhren aus dem ekligen Mund. Alphonse hätte in dieser Nacht am liebsten bitterlich geweint, aber er konnte nicht…nie mehr…

Diese unheimliche Nacht hatte ihnen nur Leid beschert. Die Opfer der beiden Kinder waren sehr groß gewesen. >Aber andererseits…<, die Rüstung legte den Kopf ein wenig schief, um einen blassrosa Regenwurm, der gerade aus seinem Loch kroch, besser betrachten zu können. Dieser reckte sein Haupt nach oben und zuckte leicht herum, als würde er nach etwas Essbarem schnüffeln. Er war wohl der Einzige, der sich über diesen Regenguss freute. Auf Al’s metallene Lippen schmiegte sich ein kleines Lächeln. >Wären wir wohl jemals auf die Menschen getroffen, dessen Wege unsere kreuzten nach diesem Unglück?< All die Leute vom Militär, unter denen sie wirkliche Freunde und wichtige Vertraute gewonnen hatten. Lieutnant Colonel Maes Hughes. Alphonse schmunzelte unwillkürlich, als er an die vielen Bilder der Tochter des liebenswürdigen, schwarzhaarigen Mannes dachte und wie Hughes-san jeden Tag Edward von neuem zu Weißglut brachte, wenn er diese hervorkramte. Aber wenn es darauf ankam, konnte man sich auf den bebrillten Colonel hunderprozentig verlassen. Major Alexander Louis Armstrong. Mit seiner großen Fürsorge machte er seinem nii-san und ihm manchmal das Leben sehr schwer, doch der metallene Junge wusste auch, dass der riesige Mann es nur gut mit ihnen meinte, es hin und wieder aber sichtlich zu weit trieb. Lieutnant Maria Ross. Sie hatte seinem nii-san ordentlich die Leviten gelesen, als er sich zusammen mit ihm kopflos in ihr erstes Abenteuer mit den grausamen Homunculi gestürzt hatten. Anschließend behauptete Edward, dass doch gar nichts passiert wäre, aber sie waren gerade noch so dem Tode von der Schippe gesprungen, wenn nicht rechtzeitig das Militär gekommen wäre. Lieutnant Ross, sonst immer eine gutmütige und liebenswerte Frau hatte dem Blonden eine gehörige Ohrfeige gegeben, aus Sorge um die beiden Kinder.

>Ja<, dachte Alphonse und starrte sinnierend in den pechschwarzen Himmel. >seitdem sind uns viele Menschen begegnet, oft in Zusammenhang mit Aufträgen, die nii-san nach dem Eintritt ins Militär hat erledigen müssen.< Begegnungen mit guten, sowie schlechten Menschen. Einigen konnten sie aus ihren Notlagen helfen, anderen wiederum nicht. Bedrückt wandten sich die flackernden roten Augen auf den Boden, der einem blutigen Schlachtfeld glich. Seine betrübten Gedanken glitten zu Nina, einem süßen Mädchen, dass Edward und er während der Ausbildung kennen gelernt hatten. Fröhlich und munter wie ein junges Füllen war sie herumgehüpft, hatte sich gefreut als der Blonde ihr seine Alchemiekünste zeigte. Vor Freude quietschend hatte sie auf dem Rücken der Rüstung gesessen und die Welt von Oben betrachtet. Strahlend glänzten die blauen Augen, als sie sich ganz fest am Kopf von Al festhielt. Aber diesem liebenswerten Geschöpf war es nicht vergönnt gewesen, jemals in die Schule zu gehen, irgendwann den ersten, schüchternen Kuss von einem Jungen zu empfangen oder ihr eigenes kleines Neugeborenes in den Armen zu wiegen.

„Der eigene Vater“, murmelte die traurige Stimme des Stählernen. Ninas Vater, ein Mann, dem Edward und er vertraut hatten, hatte das Leben seiner eigenen Tochter auf dem Gewissen. Er hatte sie zu einer Kreatur gemacht, die keinem Menschen und keinem Tier mehr glich…dieser Mann hatte Gott mit dem einzigartigen Leben eines ihm nahen Blutsverwandten gespielt …und Nina von Grund auf zerstört. All das ging über das geistige Verständnis des metallenen Jungen hinaus. „Wie kann man nur…“, seufzte es völlig aufgelöst aus der Kehle von Alphonse.

Ein ohrenbetäubendes Krachen erzitterte, dass auf der schlammigen Erde noch spürbar war und ließ das eiserne Kind von seinen trüben Gedanken auffahren. Nicht weit von seinem Versteck entfernt lag nun der halb verschmorte Stamm einer uralten Eiche, deren Todeskampf damit endete, dass der aufgeweichte Erdboden meterweit wegspritzte. Angeekelt wischte sich der metallene Junge den braunen Schmutz aus den feuerglühenden Augen. Allmählich war sich Al gar nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine gute Idee seinerseits gewesen war, sich hierher zu verkriechen. Sein kummervoller Blick wandte sich sehr zögerlich dem Zimmer zu, das nur schwach beleuchtet war. Die Kerze war neu entzündet worden, jedoch tanzte das kleine Licht in der Dunkelheit hin und her, als würde es nicht den Mut haben, weiter zu existieren. Oder war noch Jemand in Eds Raum? Den man nicht sehen, aber umso besser spüren konnte, der eiskalte Hauch, der alles Leben auslöschte…der grausame Tod, der die Hinterbliebenen in ein Gefühlschaos stürzte und sie alleine in ihrem Schicksal zurückließ.

Nackte Angst kroch in das Herz des Stählernen, wie die überaus langen und feinen Gliedmaßen einer Spinne, die ihr Opfer mit Leichtigkeit umfasste, um es zu verschlingen, so wurde auch die Seele von Alphonse umschlungen. Die Besorgnis um den einen Menschen, mit dem ihn mehr verband als nur die Blutsverwandtschaft, schwebte in schwindelerregende Höhen.

Das blutjunge Leben von Edward hing an einem feinen, seidenen Faden oder genauer gesagt an einem dünnen durchsichtigen Schlauch, durch den die lebenserhaltende Flüssigkeit tröpfelte. Stetig wie der silberne Fluss pulsierte das Mittel durch die roten Adern des Blonden, in die Al seine ganze Hoffnung legte. Es war scheinbar die einzige Möglichkeit, seinen kranken Bruder genesen zu lassen. „Bitte stirb nicht, nii-san…“, würgte der stählerne Junge einen dicken Kloß seinen Hals hinunter, der sich in sekundenschnelle gebildet hatte. Falls Ed es überhaupt schaffte…

Erbost über ihre schwarzen Gedanken schüttelte die Rüstung ihren Kopf und knurrte leise. Er durfte so nicht denken. „Ja, ein Erwachsener würde mir wohl bestätigen, dass es Grund zum Zweifeln gibt, dass er doch sterben könnte mit seinem geschwächten Herzen, aber ich will das nicht…nicht mein nii-san!“ wisperte er leise und betrachtete noch immer den kleinen Wurm, der sich über die schwarze Erde schlängelte. >Ich muss zu nii-san…der Doktor hat gesagt, ich solle bei ihm bleiben und auf ihn acht geben. Was tue ich dann eigentlich hier?!< Mit einem blitzschnellen Ruck wuchtete er seinen metallenen Körper in die Höhe und näherte sich geschwind dem Eingang des Krankenhauses. Eine leise, einschmeichelnde Stimme ganz nah an seinem Ohr ließ ihn zur Salzsäule erstarren. „Alphonse Elric, wer hat es denn soweit kommen lassen, mhm?“ das böse Lachen schrillte grell in seinen Gehörgängen, so dass er unwillkürlich die Hände auf die Ohren drückte. „Wer wollte denn unbedingt den Helden spielen und hat nicht nachgedacht, hä?“ Leichte Panik stieg in das Herz des metallenen Jungen. Seine angsterfüllten Augen wandten sich in der grauenhaften Finsternis hin und her, als er könnte jeden Moment seinen Widersacher im Dunkeln ausfindig machen. „We-wer bist du?“ diese Worte gingen im Toben des Sturmes unter, aber zeitgleich wusste Alphonse, dass keiner hier bei ihm war und er daher auch keine Antwort auf seine Frage erhalten würde. „Du weißt, warum er halb tot in den Kissen liegt, du weißt, wer dafür verantwortlich ist…du weißt es…“, summte es vergnügt in seinem Kopf, einem lustigen Wiegenlied gleich, dass er einmal gehört hatte. „Nein…nein…“, wimmerte Al hilflos wie ein verlorenes Kind. Der erschöpfte Körper seines Bruders schob sich vor die traurige Kulisse des zerstörten Gartens. Mit einem qualvollen Laut kippte er haltlos in den Laubhaufen, doch seine golden durchwirkte Iris sah den Jüngeren verbittert an. >Wieso ototo…wieso hast du das getan? Warum?< Mit einem verzweifelten Keuchen schlossen sich die müden Augen des Blonden.

Heiser schluchzte die Rüstung voller Pein. Er fühlte sich immer mehr wie ein kleines Kind, das im Regen allein zurückgelassen wurde. Eigentlich war er ja noch ein Kind und wiederum nicht. In ein paar Jahren war er erwachsen, aber nun in diesem einen Augenblick fühlte er sich wie eine jammervolle Kreatur ohne Heimat, ohne Familie und ohne Freunde. Ein Lebewesen, das von Selbstvorwürfen zerfressen war, seine Seele glich einem verrotteten Körper, der von den Würmern angenagt wurde. Die gehässigen und doch so weichen Stimmen verhöhnten ihn. Ließen den Jungen schrumpfen wie einen alten Mann, der gramgebeugt über diese Erde ging. Es dauerte nicht lange und eine schwere metallene Hand krachte mit einer gewaltigen Kraft gegen den unschuldigen Stamm einer alten Eiche, deren Holz zu allen Seiten splitterte.

„LASS MICH IN RUHE!!“ brüllte seine grollende Stimme gegen den klirrend kalten Wind an. „Lass mich und geh fort! Ich wollte das doch alles nicht!!!“ Doch es lachte nur spöttisch in seinem Herzen, schnurrend wie eine rollige Katze fuhr es fort: „Du wirst ihn auf dem Gewissen haben, Alphonse Elric, du. Deinen eigenen Bruder…Mama ist nicht da, um es zu richten, nein, nein, ist sie nicht. Und Schwesterchen wird auch nicht helfen.“ Kichernd wie ein kleines Kind tanzte die Stimme in seinem Inneren.

„VERSCHWINDE!“ schrie der Junge verzweifelt und schlug mit den Armen wild in der Luft herum. Hätte ihn in diesem Moment Jemand gesehen, er hätte ernsthaft angenommen, Al wäre vollständig der Verstand abhanden gekommen. Der schieren Mutlosigkeit nahe, war der metallene Junge kurz davor, sich den Helm abzureißen und ihn irgendwo weit weg zu werfen. Doch er wusste, dass dies absolut nichts helfen würde, das aus seinen Gedanken zu verjagen, was ihn so unendlich quälte.

„Du weißt, wer…du weißt, wer…“, gängelte ihn das zarte Stimmchen, lachte ihn leise aus und kicherte mit einem hasserfüllten Unterton. „Hör auf, ich bitte dich, hör auf…“, wisperte es gequält aus Alphonses Mund. Doch es war noch nicht zu Ende. „M.Ö.R.D.E.R!“ buchstabierte die Stimme mit juchzenden Glucksen und lachte frohlockend. „AAAHHH!“ der metallisch gellende Schrei brach sich an den übrig gebliebenen Bäumen und wehte als Echo über den gesamten Krankenhaushof. Er ließ den böse fauchenden Sturm irgendwie dagegen als mildes Lüftchen wirken. Einige kleine Spatzen, die Unterschlupf in den Ästen der Bäume gesucht hatten, piepsten vor Angst und stoben vor Schreck in alle Richtungen davon.

Alphonse sank mit einem Wimmern in den aufgeweichten Boden, seine Knie versanken im Schlamm, der sich weich an die stählernen Gliedmaßen des Jungen legte. Ausdruckslos starrte seine rot leuchtende Iris zu dem kleinen Fenster, auf dessen Brett eine leuchtende Kerze stand. Das Flämmchen zischte nervös und flackerte unruhig, als würde es um seine Existenz bangen.

Zwischen weißen, nass geschwitzten Kissen erklang ein sehr schwacher Laut. Aufgesprungene, trockene Lippen formten ein Wort, funkelnd glitzerten die Tränen auf seinen eingefallenen, glühenden Wangen. Goldene Augen blickten kummervoll auf die bewegungslose Rüstung, die scheinbar wegen des donnernden herabprasselnden Regens in die Knie gesunken war. „Alphonse…“
 

Na, habt ihr auch schön mitgefiebert? Dann bleibt dran, bald kommt das nächste Chapter, das noch mehr heillose Chaos in sich birgt, als dieses hier *muahahaha*

He, huch, wo kommen die denn her? Nein, hilfe...*von den Männern in den weißen Kitteln abgeführt wird...* Ähm, ich hoffe mal, ich bekomme bald Ausgang, dann kommt das nächste Chapter...

(Kleiner...Scherz...XDDD)

Ich wünsche euch eine schöne Woche und habt viel Spaß, bei allem was ihr auch tut ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Mondvogel
2007-05-11T15:36:10+00:00 11.05.2007 17:36
Sooooo... Also erstens: Ja, ich existiere noch. Zweitens: Nein, ich habe mir meine Arme nicht gebrochen und kann immer noch auf die Tastatur hauen. Drittens: Ja, ich hab lange kein Kommentar mehr hinterlassen. Und vierstens: JA ES TUT MIR LEID!
Wirklich und ganz ehrlich. Ich hab schon ein furchtbar schlechtes Gewissen deswegen. *duck*
Aber jetzt bin ich ja da und mache mich aucg gleich mal ran meinen Senf dazuzugeben: Jetzt muss mir nicht nur Ed leid tun sondern auch noch Al. Was soll jetzt diese Stimme in seinem Kopf? Als ob der ärmste nicht schon genug um Eds Leben bangen muss.
Irre ich mich oder wird die Situation immer schlimmer? Wo soll das noch hinführen? Oder besser gesagt: Wie wollt ihr diese verzwickte Situation wieder geradebiegen.
Tja, so viele Fragen. Da lese ich lieber mal weiter...
Von: abgemeldet
2007-05-03T12:27:30+00:00 03.05.2007 14:27
!
!!
!!!
!!!!
!!!!!


...

*sniff*
*heul*
*losheul und das haus unter wasser setzt*
Wie könnt ihr nur? wie nur? ihr sadisten ihr ihr ihr seid genial !
*verbeug*
meine großen vorbilder ^^

jetzt macht sich al auch noch vorwürfe aber edward lebt noch ;)
macht schnell weiter ihr beiden =)
ich warte auf das nächst kaiptel
also
cucu
Sere
Von:  ArmitageHux
2007-05-02T18:45:19+00:00 02.05.2007 20:45
YEAAAAAAAAAAAAAAAH!
ERSTE ERSTE ERSTE!

Also erstens:
WARUM KLEIN VERDAMMT?! O.<
Edo ist nciht klein! Grmpf! U.U********

zweitens:
Ihr habt es tatsächlich geschafft die Situation noch viel schlimmer für die anderen zu machen. jetzt macht sich Al auch noch Vorwürfe....So sadistisch, So gemein, so traurig <.< >.> so....GENIAL *____* *
I Love Sadisten T-shirt anhat*

Drittens:
SCHREIBT WEITER! Looooooooooos........>.<
*auf den Knien zu euch gerutscht kommt*
*lächz* *lächz* Brauche.....Kapitel....

Eure Edo-chan (<<<<<<<<RIESIG!)


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