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Der helfende Engel

In Zusammenarbeit mit: Mariko999, domo arigato goizamasu, o-nee-san *Knuddel*
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Das steigende Fieber

Tja, wohl schon lange nichts mehr hochgeladen...gomen nasai *sich verbeug*

Viel Spaß!
 

Das steigende Fieber
 

Leicht ungehalten brummend setzte er sich die Brille wieder auf die Nase zurück, nachdem er einen letzten prüfenden Blick durch die Gläser geworfen hatte. Winry griff währenddessen zu der molligweichen Decke, die im hinteren Teil des Wagens lag und kuschelte sich schnell in die wärmenden Daunenfluten. „Und?“ Der miesepetrige Blick des schwarzhaarigen Mannes glitt säuerlich zu dem hübschen Mädchen hinüber. „Warum bist du hier?“ Das sanfte, aber freche Grinsen auf den samtweichen Lippen der Kleinen erlosch augenblicklich, als Maes Hughes sie erneut danach fragte. Ihm blieb dies natürlich nicht verborgen, schon gar nicht, als sie schnell den Kopf zur Seite drehte und mit traurigen Augen in den prasselnden Dauerregen starrte, der wie Tränen des Leids die Fenster hinuntertropfte. Große Besorgnis strahlte das angenehme Gesicht des Lieutnant Colonels aus, als er das junge Mädchen beobachtete. >Mir ist vollkommen bewusst, warum sie so Hals über Kopf hierher gereist ist. Es gibt nur einen einzigen Grund, für den sie ihre Großmutter allein zurücklässt: Die Elric-Brüder, ihre beiden Freunde aus Kindertagen, von denen ihr scheinbar der Ältere ganz besonders am Herzen liegt…<

Einige Male hatte der Schwarzhaarige die beiden amüsiert beobachtet, als sich Winry und Ed unwillkürlich zu Nahe gekommen waren. Sanfte Röte war ihnen in die Wangen gestiegen und sehr schüchtern hatten sie sich von einander abgewendet. >Diese Röte sagt mehr als tausend Worte< schmunzelte der Colonel warm. >Aber hat sie erfahren, was in den letzten Stunden geschehen ist?< Die Sorge kehrte wieder in die sanften Augen des Mannes zurück. Ihm selbst war nur die Nachricht von Roy zuteil geworden, dass Ed sich auf dem Weg der Besserung befände. Aus diesem Grunde war sein Freund mit der hübschen First Lieutnant ins Krankenhaus gefahren, um den blonden Jungen zu besuchen. >Deswegen hat Roy mich nochmals darum gebeten, wie am Abend zuvor, ihn zu vertreten.< Was der Grünäugige auch ohne Weiteres getan hatte.

„Al hat gestern Abend zu Hause angerufen“, unterbrach die schniefende Stimme des jungen Mädchens seine Gedankengänge. Der Ton war zittrig, keine Spur von der vorherigen Selbstsicherheit war mehr vorhanden. Verwundert zog Lieutnant Colonel Hughes die Stirn kraus, als er von dem Anruf des jüngeren Bruders erfuhr. Abwartend ließ er sie weiter berichten. „Er fragte mich nach der Blutgruppe von Edo; ich war total müde, hatte schon geschlafen, aus dem Grund habe ich nicht sofort reagiert. Als mir auffiel, dass da etwas nicht stimmte, hatte er schon wieder den Hörer eingehängt.“ Langsam wandte sie ihm das Gesicht zu. Bestürzt weiteten sich seine Pupillen, als er die kleinen glitzernden Tränchen in ihren Augenwinkeln auffunkeln sah und die sich unaufhörlich einen Weg nach unten bahnten.

„Was ist da geschehen, Hughes-san? Ich verstehe das nicht.“ Schluchzend wischte sie sich schnell mit dem schon sehr klammen Jackenärmel die Feuchtigkeit von den rot geweinten Wangen. Aber der stetige Fluss ließ sich nicht aufhalten, immer wieder tropften neue Tränen das Gesicht der hübschen Kleinen hinunter. Schnell huschten die geschmeidigen Finger des jungen Mannes in die Uniformjacke und zogen ein sauberes Taschentuch hervor, die er der jungen Blonden sanft in die Hand drückte. „Arigato!“ schniefte sie und tupfte sich die Nässe vom Antlitz. Mit tränenerstickter Stimme fuhr sie nach wenigen Sekunden fort: „Und im Zug treffe ich auf einen jungen Mann, der mir am Bahnsteig erzählt, dass sein Onkel hier im Krankenhaus arbeitet und einen Jungen mit Metallprothesen als Patienten hat, der gestern Abend im Sterben lag. Was soll ich davon halten? Was soll ich jetzt glauben?“ Ein lauter Schluchzer erklang aus der Brust von Winry, unterbrochen von leisem Hicksen, dass vom vielen Weinen kam. Sein Herz zog sich schmerzhaft bei diesem Anblick zusammen und ein dicker, festsitzender Kloß bildete sich in seinem Hals, den er nur mit viel Mühe hinunterschlucken konnte. Es kostete ihn sehr viel Mühe, die Kleine nicht sanft an sich zu drücken und ihr beruhigend über den Rücken zu streichen, wie er es immer mit seiner kleinen süßen Tochter tat, wenn sie traurig war.

Die seltsame Nachricht, die er von Winry erfuhr, erschütterte ihn zutiefst, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass das dem kleinen Full Metal widerfahren war. Denn schließlich hatte Roy sich doch mit eigenen Augen davon überzeugt, dass sich der Junge auf dem Weg der Besserung befand. Allerdings war sein bester Freund noch nicht aus dem Hospital zurückgekehrt, was Maes mit wachsender Unruhe und Besorgnis erfüllte. Sanft legte er eine warme Hand auf die schmale Schulter des Mädchens. >Lieber würde ich sie jetzt nach Hause fahren, ihr ein paar trockene Sachen geben und an den wärmenden Kamin setzen. Aber leider ist die Hauptstraße durch den Baumriesen versperrt und der andere Weg führt komplett um Central City herum.< Genau auf dieser Strecke gab es noch Dutzende dieser riesigen Bäume, die das kleine Auto mühelos zerquetschen konnten. >Das Risiko, von einem dieser Giganten bis zur Unkenntlichkeit zermalmt zu werden, vermeide ich lieber.<

Tief in seinen Gedanken versunken, dachte er an den kleinen blonden Jungen, der seit seiner Aufnahme bei den States Alchemist Full Metal genannt wurde. Hughes machte sich große Sorgen um Edward. Er hatte ihn von der ersten Begegnung an ins Herz geschlossen. Doch er wurde das dumme Gefühl nicht los, dass Edward-kun die Bilder seiner süßen Elysia-chan nicht sonderlich interessierten. Aber eine hatten die Fotos seiner Tochter regelrecht entzückt. >Eds weiblicher Zwilling< grinste der Schwarzhaarige. >Wie es wohl den Dreien geht…<

„Hughes-san, bitte, Sie wissen doch irgendetwas. Ich habe Ihnen jetzt alles gesagt, was ich weiß.“ Kurz erschrak der Lieutnant Colonel, als er durch die schluchzende Stimme Winrys aus seinen Erinnerungen gerissen wurde. Riesige ozeanblaue Augen sahen ihn mit großem Flehen an, eine ihrer zarten Hände war hinauf an seine Schulter gewandert und drückte sie fest. „Bitte, was ist geschehen? Haben Al und Ed sich wieder in etwas Gefährliches eingemischt? Wenn ja, dann versohle ich beiden den Hintern!“ Ein gequältes schiefes Lächeln verzog das hübsche und weiche Gesicht des jungen Mädchens. Die Tränen der Sorge und der Bekümmernis suchten sich einen Weg zu ihren blauen Augen, schlichen sich heimlich immer weiter zu ihnen hinauf. Aber Winry widerstand dem Gefühl, ihnen freien Lauf zu lassen. Stattdessen kämpfte sie tapfer gegen die nasse Flut an, die ihren Körper heimsuchte. Sorgenfalten gruben sich tief in die Haut des Schwarzhaarigen, seine grüne Iris verdunkelte sich voller Kummer, als er das Mädchen vor sich betrachtete. >So viel Seelenschmerz für ein Kind…< Würde seine Tochter auch einmal so viele Tränen weinen müssen? Er betete und hoffte, dass es nie soweit kommen musste.

Er wollte verhindern, dass Winry zu viel über den blonden Jungen nachdachte, aber wie es schien, ließ sie ihm keine andere Wahl. Leise seufzte er auf und kratzte sich bekümmert über die Haare, so dass die kurzen Strähnen einige Sekunden in alle Richtungen abstanden. >Sie wird zerbrechen, wenn sie es nicht weiß…und das will ich nicht!< Er begann zögerlich über die Ereignisse zu erzählen, die sich vor wenigen Stunden ereignet hatten. „Vorgestern haben wir einen Tipp bekommen, dass in einer Lagerhalle eine junge Frau, ein große Rüstung und ein blonder Junge gefangen gehalten wurden.“ Die Pupillen des blonden Mädchens erweiterten sich vor Entsetzen. Sie öffnete schon den Mund, um etwas zu erwidern, aber schnell legte Maes einen Finger auf ihre Lippen und schüttelte sanft sein Haupt. Geistig erschöpft und fröstelnd lehnte sich Winry wieder in den Sitz zurück und lauschte dem Bericht des Lieutnant Colonels.

„Natürlich waren das Ed und Al, wer die junge Frau war, weiß ich jedoch noch nicht. Als wir die Halle stürmten, griffen uns sofort die Entführer an - es waren die Homunculi, welche die Jungs entführt hatten, wie schon einmal.“ Mit großer Angst dachte Winry an den Tag zurück, als die beiden Jungs das erste Mal von den Homunculi gefangen genommen worden waren. >Ich erinnere mich genau, was diese Wesen von Edo verlangt haben und wie sie ihn mit dem Leben von Al erpressten.< Mit einem zögerlichen Blick hatte ihr der blonde Junge diese Dinge erzählt, als ihr aufgefallen war, das mit den beiden Brüdern etwas nicht stimmte. Ed war der Annahme gewesen, dass es daran lag, dass er der großen Chance, den Körper seines kleinen Bruders zurückzuholen, nicht nachgekommen war. Der einzige Haken und der Grund dafür, dass er das Gewollte nicht erfüllt hatte, waren die vielen Menschen, die dadurch ihr Leben verloren hätten. >Ist es dieses Mal genau so abgelaufen? Haben diese Homunculi erneut versucht, Ed mit dem Leben und der Seele von Al zu erpressen? Die Beiden haben nach dem Vorfall sehr verstört auf mich gewirkt. Ist ja kein Wunder, bei dem nervlichen Druck, unter dem sie standen. Aber wer zum Kuckuck ist diese junge Frau in ihrer Begleitung gewesen…<

Nachdenklich wanderten die Pupillen des schwarzhaarigen Uniformierten zu dem tödlich getroffenen Giganten, der sein Leben gegen den wutbrausenden Sturm verloren hatte. Wie gierig bleckende Zungen rissen die kalten Böen die Zweige und Äste des toten Baumes hinfort, als wären es nur feine Streichhölzer. Leicht wie Federn wirbelten sie davon, hinein in die undurchdringliche Finsternis der Nacht.

>Fast so, als ob ein menschliches Leben genommen wird<, schoss es ihm wie ein Blitz durch den Kopf. >Wenn einer fehlt, zerfällt unter den übrig gebliebenen Freunden irgendwann das Band, welches alle zusammenhält.<

Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er das junge blonde Mädchen, ihre Augen schimmerten tränenfeucht. >Wie oft hat sie wohl schon die letzten Stunden geweint?< Alles in seinem Innern sträubte sich, ihr noch weitere Dinge der letzten zwei Tage zu offenbaren. Maes hatte durch seinen Beruf schon viel Leid gesehen. Am meisten betroffen machte es ihn, wenn Kinder oder Jugendliche unter den Opfern waren. Jedes Mal brach ein kleines Stück seiner Seele und starb mit ihnen. Seit der Geburt seiner kleinen Elysia-chan war es sogar noch schlimmer geworden. Es gab keinen einzigen Tag, seit seine Kleine das Licht der Welt erblickt hatte, an dem er nicht daran dachte, seinen Militärdienst zu quittieren und mit etwas weniger Gefährlichem seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Seine Stimme klang brüchig wie feines zerbrochenes Glas, als seine aufgewühlten Gedanken zu den letzten Stunden und Tagen zurückwanderte. Leise fuhr er mit seinem Bericht fort. „Wir..., das heißt Mustang, Hawkeye, Armstrong und ich, fanden Edward bewusstlos in den Armen dieser jungen Frau liegen, die zusammen mit den Jungs entführt wurde. Beide waren verletzt, aber scheinbar nicht in Lebensgefahr.“ Kurz wandte er sich Winry zu. Unwillkürlich verzogen sich seine Lippen zu einem frechen Grinsen, als er die Mimik der Kleinen sah, aber wegen der ernsten Lage verkniff er sich dies. Die hauchzarte Pfirsichfarbe auf ihren Wangen verwandelte sich in ein aggressives Rot, die samtigen Lippen pressten sich zu einem harten Strich zusammen und wütend starrte sie zu Boden. Doch von einem Moment auf den anderen verwandelte sich die kochende, brodelnde Eifersucht gegenüber der jungen Frau in eine sorgenvolle Bekümmertheit um den gleichaltrigen Jungen. >Zu gerne hätte ich ihn beschützt…zu gerne wäre ich bei ihm gewesen. Ich möchte aber nur zu gerne wissen, wer diese Frau ist…< Hätte Winry gewusst, das Ed es hasste, wenn sie sich um ihn Sorgen machte, sie würde ihn mit einem Blick aus riesigen und verblüfft dreinschauenden Augen bedenken.

„Danke, jetzt geht es mir ein wenig besser. Nun, da ich weiß, dass Edo zwar verletzt ist, sich aber in Sicherheit und wohl auch in guten Händen befindet, ist mir gleich wieder viel leichter ums Herz.“ Ein herzerwärmendes Lächeln umspielte den Mund des Mädchens, als sie den Mann neben sich dankbar anstrahlte. Eine zarte Wolke schlechten Gewissens türmte sich im Herzen des schwarzhaarigen Uniformierten auf, da er der Blonden nicht die volle Wahrheit erzählt hatte. Deswegen wich er ihrem wieder glücklich und fast sorgenfreiem Gesicht gekonnt aus. Aber dies blieb nicht unbemerkt. Sofort kroch ein finsterer Schatten über ihr fröhlich glänzendes Antlitz und die Freude verschwand wie die rote Abendsonne am blassblauen Horizont. „Ist...irgendetwas, Hughes-san? Sie sehen so...traurig aus.“ Mitfühlend legte sich eine zarte Mädchenhand auf seine. Ein wenig erschrocken zuckte er zusammen und begegnete langsam ihren besorgten blauen Augen. Sofort fühlte sich Lieutnant Colonel Hughes noch schlechter, als er es ohne hin schon tat. „N-nein“, wich er gekonnt aus. Erschöpft nahm er die Brille von der Nase und massierte seine puckernden Schläfen. „Ich bin nur etwas müde und überarbeitet. Es war eine anstrengende Woche, weißt du?“ Sanft lächelnd setzte er sein Nasenfahrrad wieder auf. „O-okay“, erwiderte sie prompt und neigte sich ermüdet in die Lehne zurück, aber sie spürte tief in ihrem Innern, dass der Mann ihr etwas verschwieg.

Laut brummte der Motor auf, als der Wagen gestartet wurde. Der an- und abschwellende brausende Ton des Windes zerstörte das Geräusch des Autos, das sich mühsam durch den Regen kämpfte. Vorsichtig lenkte Maes Hughes das Vehikel zurück und wendete auf der total menschenleeren Straße. Die Häuser ringsum glichen einer Geisterstadt, in der sich nur noch der Tod heimisch fühlte.

„Ich fahre zurück zum Hauptquartier“, erklärte der junge Lieutnant Colonel zu dem blonden Mädchen gewandt. „Dort habe ich zwar nichts zum Umziehen für dich“, sein bedauernder Blick glitt kurz über die durchweichte und sehr beschmutzte Kleidung Winrys, „aber du kannst sie auf jeden Fall über der Heizung trocknen. Etwas Essbares werde ich wohl auch noch für dich auftreiben; du hast doch mit Sicherheit ziemlichen Hunger, oder?“ Zu seinem Helfer dieser Worte zählte der knurrende Magen der hübschen Blonden, der sich prompt meldete. Leise und erleichtert atmete Maes auf, denn er hatte insgeheim gehofft, dass er sie vom Thema ablenken konnte. >Danke Magen< schmunzelte der Schwarzhaarige.

Leicht beschämt hielt sich das junge Mädchen den knurrenden Magen und nickte mit rötlichen Wangen. „Ja, etwas zu Essen könnte ich jetzt wirklich vertragen. Ich habe heute Morgen das Letzte zu mir genommen, das macht sich nun ziemlich stark bemerkbar.“, seufzte sie hungrig. „Na, dann sind wir uns ja einig“, bemerkte der groß gewachsene Mann leicht grinsend, während er versuchte, das Auto sicher und heil durch das Regentreiben zu manövrieren. Immer wieder schleuderte der bösartig heulende Wind wie wild Äste und Zweige auf den Asphalt der Straße, die laut krachend unter oder gegen den Wagen donnerten, das einem fast Angst und Bange wurde. Aber all das ignorierte der Grünäugige und konzentrierte sich mit allen Sinnen auf seinen Weg. Er drückte sogar noch ein wenig stärker auf das Gaspedal, um schneller am Ziel, dem Hauptquartier der State Alchemist, anzukommen. „Fahren Sie mich morgen zum Krankenhaus, damit ich Edo besuchen kann?“ Ein brennender Stich von tausend feinen Nadeln durchbohrte sein Herz, als er diese Bitte von der hübschen Kleinen hörte. „Natürlich mache ich das, Winry-chan“, nickte der Uniformierte und lächelte sie freundlich, aber mit starren Lippen, an. Das sie glücklicherweise nicht bemerkte, da ihr Gesicht der Dunkelheit, die draußen herrschte, zugewandt war. >Wenn der Kleine dann noch lebt ...<, im Stillen schickte Lieutnant Colonel Hughes ein Stoßgebet zum Himmel und starrte angespannt in die Finsternis. Absichtlich hatte der schwarzhaarige Mann Winry verschwiegen, was sich an jenem Nachmittag wirklich zugetragen hatte. Als er und seine Kollegen die Halle stürmten und er das fast noch kindlich erscheinende, doch zu seinem großen Schrecken, totenblasse Gesicht des Jungen sah, waren ihm eisigkalte Schauer über den Rücken gelaufen. Das Leben schien aus dem schmalen Körper gewichen zu sein, schlaff wie eine übergroße Puppe lag er in den liebevollen Armen der jungen Frau, die ihn vor dem nahenden Tod bewahrt hatte. Edwards jüngerer stählerner Bruder war fast umgekommen vor Sorge um den Älteren. Maes hörte noch immer die weinerliche und tief bekümmerte Stimme des Jungen, die verängstigt nach dem Blonden rief.

Der Uniformierte hoffte inständig, dass Roy und Riza bald wieder zurückkamen, denn langsam breitete sich die Sorge um den Jungen wie ein schleichendes Gift im Körper und in den Sinnen des Lieutnant Colonels aus. >Du musst bei uns bleiben, Kleiner<, fuhr es durch seine aufgewühlten Gedanken, während die Blitze das Innere des Wagens geisterhaft beleuchteten und verzerrte Schatten ihren geheimnisvollen Tanz aufführten. >Winry und dein Bruder haben schon zuviel in ihrem Leben verloren, wenn du auch noch gehst, verlieren sie das, was sie am meisten lieben.<
 

Mit sehr nachdenklicher Miene, einem trägen und bedauernden Kopfschütteln drückte Roy Mustang geräuschlos die Klinke der Zimmertüre auf. Aus dem warmen Raum von Edward hörte man leise die sanfte Stimme des First Lieutnants, die tröstend mit Alphonse redete. Die hübsche Blonde drehte ihr Gesicht zu ihrem Vorgesetzten, als er gerade hereinkam. Langsam stand sie auf und schritt auf ihn zu, aus ihrer Mimik sprach der große Kummer, den sie um den Kleinen hatte. Das schöne, weiche Gesicht der attraktiven Frau war so weiß, wie das Laken des blonden Jungen. Ihre sonst so angrifflustig funkelnden Augen schienen ihren frechen Glanz verloren zu haben und schimmerten nur noch trüb in dem warmen Licht der kleinen flackernden Kerze. „Wird Doktor Brown kommen?“ fragte sie wispernd ihren Vorgesetzten, als sie vor ihm stand. „Ja, er wird so schnell wie eben möglich hier sein, hat er mir versichert“, antwortete der Colonel in der gleichen Lautstärke wie die junge Frau, seine Iris war dem stählernen Jungen zugewandt, der neben seinem Bruder am Bett saß und kummervoll dessen schweißnasse Hand streichelte.

„Wie geht es ihm?“ besorgt strichen die Pupillen über den bibbernden und leise keuchenden Körper des kleinen Alchemisten. Schweiß rann die Stirn des Blonden hinunter, die Augenlider zuckten immer wieder zusammen, der Leib verkrampfte sich und sein Atem kam rasselnd über seine blutleeren Lippen.

Ein leises und kummervolles Aufseufzen ließ seinen Blick zu Riza herumfahren. Die hübsche Stirn war in Falten gelegt und mit vor sich verschränkten Armen schüttelte sie bedauernd den Kopf. „Nicht gut. Sein Körper ist viel zu schwach, um dem Fieber, welches in ihm wütet, standzuhalten. Wenn nicht schleunigst etwas geschieht, dann...“, traurig wandte sie ihre rotbraunen Augen ab, als sie das kummervolle Aufschluchzen der stählernen Rüstung vernahm. Schnell drehte sie sich um und ging rasch zu dem metallenen Kind, das den Lappen auf der Stirn seines Bruders frisch gewechselt hatte. Der kühlen Feuchtigkeit des Tuches wegen, glitt ein leises Seufzen aus dem ausgedörrten Mund des Full Metals.

Mitfühlend liebkoste der First Lieutnant den Rücken des stählernen Kolosses und strich gleichzeitig sanft über die Wange des kleinen Blonden. Sie erschrak zutiefst, als sie feststellte, dass die Haut, trotz der Hitze, die in seinem kleinen Körper tobte wie ein tollwütiger Hund, er sich kalt und klamm anfühlte, wie eine vergessene Kleidung, die in der Nacht draußen gelegen hatte. Ein keuchendes, rasches Rasseln, das einer Klapperschlange glich, entrang sich seiner Kehle, während sich sein Brustkorb unregelmäßig hob und senkte. Seine Lungen flehten den lebensnotwendigen Sauerstoff herbei, jeden kostbaren Zug des lebensspendenden Stoffes. Eiskalter Schweiß klebte auf dem Körper des Jungen, der langsam in das schon feucht geschwitzte Kissen rann. Die rotbraunen Augen der hübschen jungen Frau verengten sich vor Sorge. Nervös zog sie den Ärmel ihrer Uniform etwas nach oben, um auf die kleine Armbanduhr, die ihr ihre Mutter zu ihrem 25. Geburtstag geschenkt hatte, zu blicken. Zehn Minuten waren schon seit dem Weggang und der Wiederkehr ihres taisa vergangen. Zehn endlose Minuten und mit jeder weiter verstrichenen Sekunde sah es immer bedrohlicher für den klein gewachsenen Jungen aus. Keuchend hustete Edward und sein Leib zuckte verspannt qualvoll zusammen.

Voller Pein und Angst dachte Riza Hawkeye zurück an ihren liebevollen Vater, der an solch einem Fieber verstorben war. >Herzbeutelentzündung haben die Ärzte hinterher den Grund für den schnellen Tod von o-too-san genannt. Sein Herz hat einfach so aufgehört zu schlagen, als das Fieber tagelang in seinem ausgezehrten Körper wütete…o-too-san…< Zu gering waren die Risiken der Krankheit eingeschätzt worden, schließlich litt der sonst so kräftig und munter wirkende Mann, nur an ‚erhöhter Temperatur’, die bald abklingen würde. Ein kummervolles, wisperndes Seufzen stahl sich fast lautlos über die samtweichen Lippen der Blonden, als ihre Gedanken zu ihrem Vater abschweiften. Wie liebevoll er doch immer gewesen war, dankbar war sie für jede Sekunde, die sie mit ihm verbringen hatte können. Sanft und immer ein klein wenig neckend war er gewesen, für jeden Spaß konnte man ihn begeistern, fröhlich und freundlich zu Jedermann. Ein liebevoller Vater und Ehemann. Für Riza lebte er in ihren Gedanken weiter, aber er hatte eigentlich nicht sterben müssen, wenn die damaligen Ärzte ein wenig schneller gehandelt hätten. Seitdem misstraute sie allen Medizinern. Nein, einem vertraute sie völlig. Dem alten liebenswerten Doktor Brown, dieser Mann schien sein Fach mehr als nur gut zu verstehen. Er hatte ein wenig Ähnlichkeit mit ihrem o-too-san, den sie jeden Tag vermisste. Seine Nähe und die Geborgenheit, die er ihr immer gegeben hatte, den Mut weiterzumachen. Traurig starrte sie zu dem kleinen Jungen hinunter, dessen Tuch auf der Stirn staubtrocken wie der feurigheiße Wüstenwind war. Schnell und behutsam griff sie danach, tauchte es in das eisigkalte Wasser, wrang es vorsichtig aus und legte es behutsam auf Eds Haut. Es hatte fast den Anschein, als würde es leise aufzischen, der Junge bemerkte von der angenehmen Kühle aber nichts. Er hustete nur leise. Sanft, fast mütterlich streichelte sie seine kochende Wange und strich ihm zart die nass geschwitzten Strähnen aus dem Antlitz.

Plötzlich wurde der kleine Alchemist vollkommen unruhig, verstört wand sich dessen kleiner zierlicher Körper im Bett hin und her. Der feuchte Lappen fiel auf die verschwitzte Matratze, der einen großen nassen Fleck hinterließ, wie eine große dicke Träne, die von einem kummervollen Wesen geweint worden war. „Ganz ruhig Edo…“, flüsterte die junge Uniformierte leise und nahm die schmale Hand des Kleinen liebevoll in ihre. Unverständliche Worte zischten kaum hörbar über den staubtrockenen Mund des Full Metal Alchemist. Angstvoll, wie es der attraktiven Frau vorkam, krallte er sich erschöpft in ihre Finger, ein grausames Zittern durchfuhr seinen geschwächten Leib.

„NII-SAN!!“ von machtvoller Panik erfüllt, starrte der metallene Junge auf den Älteren, dessen Haut so eine glühende Hitze ausstrahlte, wie der Asphalt in den höchsten Sommergraden. Zur Hilflosigkeit verdammt, wanderten die roten Augen des stählernen Riesen zu den zwei Erwachsenen hinüber.

Der Rücken des Colonels lehnte an der weißgekalkten Wand, die Arme hatte er vor dem muskulösen und schlanken Oberkörper verschränkt. Sehnsüchtig lugte er zu der attraktiven Blonden, die mit ihren zärtlichen Gesten jedes Männerherz dahinschmelzen ließ. Sekunden später gewahrte er den Blick des Kolosses, der ihn Beistand bittend ansah, auch das mit dem blonden Jungen etwas ganz und gar nicht stimmte. Wie ein Chamäleon streifte er die verträumte Miene aus seinem Gesicht und machte einem ernsten und besorgten Gesichtsausdruck Platz. Wie das Meer in stürmischer Nacht kräuselte sich die Stirn des schwarzhaarigen Mannes besorgt und seine Iris begegnete den angstvoll verzogenen Pupillen Rizas, die immer noch die Hand des Kindes festhielt. Seine Seele wurde von den Gefühlen der hübschen Frau sehr bewegt, kleine kummervolle Schauer rieselten seine Haut hinauf und wieder hinunter. Ein nie gekanntes Gefühl schnürte seine Sinne zusammen, ließen ihn fast taumeln. Er verspürte einen übermächtigen Drang, die junge Frau an sich zudrücken und ihre Sorgen von ihrem Herzen zu nehmen. Diese Wärme, die er tief in sich fühlte, brachte ihn vollkommen durcheinander. Trotz alledem hastete er sofort an ihre Seite und erschrak zutiefst, als er den bedrohlichen Zustand Edwards bemerkte. Dessen Atem ging so flach und stockend, als läge eine Zentnerlast auf seiner schmalen Brust, die ihn fast in eine tödliche Bewusstlosigkeit hinüberwandern ließ. Rasselnde Laute entstiegen seiner gequälten Brust. Die Lungen zersprangen fast, als sie den Sauerstoff, so tief wie sie nur konnten, einsaugten. Gepeinigte Töne, wie das jammernde Heulen eines einsamen Wolfes, kamen wispernd über die Lippen des fiebernden Jungen. Er versuchte krampfhaft Worte zu formen, doch seine trockene Zunge war durch das Fieber so stark angeschwollen, dass niemand verstehen konnte, was er ihnen sagen wollte. Nur ein Einziger im Raum wusste, was der todkranke Junge äußerte und deutete dessen erschöpfte Aufregung richtig. Alphonses Augen weiteten sich verängstigt, erschrocken wich er einige Schritte in die Dunkelheit des Zimmers zurück, die metallene Hand fuhr bebend zu dem ungläubig geöffneten Mund hinauf. Seine Pupillen starrten die aufgerissenen Lippen des Älteren fassungslos an. Die lautlosen Worte formten immer wieder dasselbe: Winry!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ArmitageHux
2007-02-19T02:31:22+00:00 19.02.2007 03:31
Ich mag euch "sadistische Schreiberinnen" Bin Erstens selber eine...*muharharhar* *Naruto schonmal in den Tod geschickt hat und Ruffy todkrank macht*

Und zweitens. Liebe ich solche dramatischen FFs! Diese FF ist die erste die in meine Favoriten Liste gekommen ist^^ schreibt bloß weiter....sonst kann ich nachts nicht mehr ruhig schlafen.

Kann es sein das ihr Edward am meisten leiden lasst? aber ich will euch nicht davon abbringen...Lasst Ed ruhig weiter leiden...Nur eins noch *flüster*
Ähm...Könntet ihr das unterlassen Ed mit "der Kleine" Zu umschreiben??? naja, ich fühl mich da unbehaglich weil ich genauso alt bin wie er aber Acht Zentimeter kleiner....-.-

Dankeschön^^ dann muss ich mcih beim lesen nciht mehr durch meine eigenen Rufe unterbrechen ("ich bin nicht klein T.T Ed ist auch nicht klein!")Ich hab da ein paarb Komplexe...naja egal^^

MACHT WEITER SOOOOO!!!!!!!
Von:  Hotepneith
2007-02-11T20:07:10+00:00 11.02.2007 21:07
Arme Kerlchen. Soviel Zeit und noch immer sadistischen Schreiberinnen ausgeliefert.
Winry? Denn da kennen sich ein paar Leute anscheinend aus der Vergangenheit. Wie ich euch kenne, führt das Ganze wieder zu steigendem Fieber oder so etwas.

Achja...Adjektive und Metaohern wie immer toll eingesetzt!

bye

hotep


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