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Der helfende Engel

In Zusammenarbeit mit: Mariko999, domo arigato goizamasu, o-nee-san *Knuddel*
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Die schrecklichen Auswirkungen des Orkans

Da ich am Wochenende nicht da sein werde und auch mein Computer nicht vorhanden ist (hehe, Lina-san bekommt einen niegelnagelneuen Puter ^^), werde ich nicht viel um den heißen Brei reden...ready...steady...GOOOO!
 

Die schrecklichen Auswirkungen des Orkans
 

Ein dunkler Schatten erschien neben der Gestalt des schlanken jungen Mannes an der holzgetäfelten Tür und ein zutiefst erschrockenes Aufkeuchen wurde hörbar. Frech über das ganze Gesicht grinsend drehte sich Josh um und blickte schmunzelnd in das hübsche, aber leichenblasse, fast faltenlose Antlitz seiner Tante. Ihre Augen blitzten silbrig wütend auf und mit einer schnellen Bewegung schnappte sie sich den nichtsahnenden Metall besetzten Spazierstock ihres Ehemanns und fuchtelte mit diesem vor der Nase des Blauhaarigen herum.

„Mach dich auf was gefasst, Freundchen! Ich kann damit umgehen!“ Die Stahlspitze des Stocks war nun noch Millimeter von der Nasenspitze des jungen Mannes entfernt. Die Wangen der Frau färbten sich rötlich und ihre Pupillen funkelten angriffslustig wie nie zuvor. Dieser Anblick schien gefährlich, aber der Blauhaarige wusste, seine Tante war viel zu lieb und nett, als dass sie Jemandem nur ein Haar krümmen würde. Joshua konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.

„Aber, aber, liebes Tantchen. Begrüßt man neuerdings so die lang entschwundenen Verwandten?“ Er schaufelte sich ein wenig den Dreck vom Gesicht und brach fast in ein schallendes Gelächter aus, da ihn seine Tante wie das achte Weltwunder begaffte. Die grauen Augen waren so groß wie Kuchenteller und ihr Mund war sperrangelweit offen. „Jo…Josh!“ kam es sehr verwirrt und stotternd zwischen den weichen Lippen hervor. Langsam ließ sie den überaus kräftigen Knüppel ihres Mannes sinken. Aus dem schlammbesudelten Antlitz des jungen Mannes funkelten ihr zwei honiggoldene Augen entgegen, die mehr Ähnlichkeit mit braun glänzenden Murmeln hatten, wie sie jedes Mal schaudernd bemerkte. Aus diesen Augen leuchtete nicht das kleinste Fünkchen Leben.

Sekunden später wandelte sich ihr nun leicht verdutzter Anblick in ein warmes weiches, fast mütterlich liebevolles Lächeln. Ihre grausilbernen Augen maßen den blauhaarigen Mann mit prüfendem Blick. „Was ist mit dir passiert? Du hast dich doch nicht wieder auf irgendetwas eingelassen, oder?“ Das mütterliche Schmunzeln wich einer gestrengen Miene, sie stemmte keck die Fäuste in die Hüften, ihre Pupillen verzogen sich zu kleinen Schlitzen, aus denen sie ihren Neffen anblitzte. Aber diese Ernsthaftigkeit war nicht nur gespielt. Als er noch vor einigen Jahren hier bei ihnen gewohnt hatte, war sie oft vor lauter Sorge um ihn fast umgekommen und so glaubte sie, dass hinter seinem Aussehen wieder etwas steckte, dass sie und ihren Mann auf keinen Fall erfreuen würde. Schließlich war Joshua der einzige überlebende Nachkomme ihrer verstorbenen jüngeren Schwester und deren ebenfalls dahingeschiedenen Ehemannes. Mit einem großen Schrecken im Herzen dachte sie an die Begebenheit zurück, als man ihr den hübschen blauhaarigen, aber völlig verstört wirkenden Jungen in ihre Obhut gegeben hatte. >Wie lange hat es gedauert, bis wir die Wahrheit über ihn herausgefunden hatten?< Viele Nächte lang hatte sie sich in den Schlaf geweint, war zu Tode betrübt über das grausame Schicksal des jungen Mannes. Sie betete zu Gott, er möge mit ihm Erbarmen zeigen, aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass Niemand den Zustand von Joshua ändern konnte. Mit einem kalten Schauder schüttelte sie die unerfreulichen Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis und ging mit liebevoll ausgebreiteten Armen auf ihren Neffen zu, der aussah, als wäre er einem 100jährigen Moor entsprungen und auch so roch. Bevor sie ihn aber warm in die Arme schloss, verschwanden ihre aufkeimenden mütterlichen Gefühle im Nichts, als sie an das gute Kleid dachte, das sich zart und galant an ihre Haut schmiegte. Mit einem sehr verlegenen Räuspern legte sie ihm zärtlich eine Hand auf die schmutzige Wange und streichelte sie freundlich. Wobei sie danach leicht angeekelt auf ihre beschmutzten Finger sah. Ein kleines Grinsen stahl sich auf Joshs Lippen, als er das heimlich beobachtete.

„Ahem, nun, willkommen zu Hause, mein Lieber. Aber jetzt erlaube mir noch einmal meine Frage: Wieso siehst du so aus, als hättest du dich im Schlamm gesuhlt?“ „Oh“, entfuhr es dem jungen Mann schwärmerisch, verzückt zog er die hellblauen Augenbrauen nach oben, als seine Gedanken zu dem blonden hübschen Mädchen schweiften. „Das ist eine lange Geschichte, Tantchen.“ Ein einladendes Grinsen erschien auf ihrem angenehm weichen Gesicht und sie zog Joshua mit spitzen Fingern an seiner Kleidung zum Treppenabsatz. „Und ich habe viel Zeit. Denk daran, dein Onkel ist eben zur Arbeit gerufen worden, so passt es mir ausgezeichnet, dass du mir ein wenig die Zeit vertreibst, indem du mir von deinen neuesten Abenteuern erzählst, Aber zuvor“, sie lachte wie ein aufgewecktes junges Schulmädchen. „Solltest du auf jeden Fall ein Bad nehmen, sonst bringt Matthew mich um, wenn ich dich so auf unseren Sesseln Platz nehmen lasse.“

Ein Lachen entrang sich seinen sanften Lippen, das unnatürlich hohl und schaurig klang, einem bösen Geist gleich. Ein kühler kribbeliger Schauer, wie das Gefühl eines tastenden Beines einer haarigen Spinne, überlief ihre Haut und eine starke Gänsehaut wurde sichtbar. Doch sie ließ sich nichts gegenüber ihrem Neffen anmerken.

Sein Antlitz wurde für Bruchteile einer Sekunde starr wie eine Maske. Behände sprang er die Stufen hinauf, immer zwei auf einmal nehmend. Oben auf dem warmen gemütlichen Flur hielt er inne, kniete sich hin und lugte vorsichtig durch das Geländer hindurch zu seiner Tante. Er beobachtete die grauhaarige Frau fast traurig, da sie sich verstohlen eine kleine Träne aus dem Augenwinkel wischte. Gedankenverloren seufzte sie leise auf.

>Sie hat es noch immer nicht verwunden, die Sache von damals. Und ich bin schuld daran, dass jedes Mal, wenn ich zu Besuch komme, alte Wunden wieder aufbrechen.<
 

Beunruhigt starrte der grauhaarige Mediziner aus dem Fenster hinaus auf die Straßen, die von unzähligen toten Blättern überhäuft waren. Die meisten von ihnen waren von dicken Regentropfen zerschlagen und wirbelten aufgeregt im wütenden tosenden Sturm und flogen mit einem leisen Klatschen gegen die Fensterscheiben, an denen sie sich vergeblich festzukrallen versuchten und langsam abrutschten. Matthew Brown spürte die nervöse Anspannung seines Freundes und Fahrers, der nun stärker auf das Gaspedal drückte und ständig völlig unsicher zum pechschwarzen Horizont sah. Eine beklemmende angespannte Stimmung herrschte zwischen den jahrelangen Freunden, die sich sonst über alles unterhalten konnten, viel scherzten und lachten. Aber heute war es vollkommen anders. Doktor Brown war es ganz und gar nicht zum Lachen zumute. Er wusste nicht, was ihn in seinem Krankenhaus erwartete. Er machte sich nur riesige Sorgen um den kleinen Full Metal, dessen Fieber wohl beängstigend hoch war. Jack blickte ihn aus dem Rückspiegel beunruhigt an. Er hoffte, seinen besten Freund gesund und heil ins Hospital zu bringen. Denn angesichts des tobenden, fast tollwütigen Sturmes, der wie ein Finger Gottes drohend über der Stadt schwebte, war das bis jetzt nicht so sicher.

Grübelnd runzelte der alte Mediziner die Stirn. Was hatte sein Neffe mit seinen Worten gemeint?

Joshua kannte den kleinen Jungen doch gar nicht und doch machte er sich um sein Wohlergehen Sorgen? Und seit wann war das bei ihm möglich? Gedankenverloren schüttelte der alte Mann den Kopf und kratzte sich überlegend am Kinn. >Die letzten Tage waren wirklich höchst eigenartig.< seufzte er erschöpft auf. Nicht dass er in seinen dreißig Dienstjahren niemals etwas Seltsames erlebt hätte, aber die letzten Tage überstiegen alles da gewesene.

>Diese Elric-Brüder, die Seele des Jüngeren in einer Rüstung gebannt, zwei Gliedmaßen des Älteren bestehen ganz aus Metall…<, ganz in seinen Gedanken versunken wandte sich sein mahagonifarbener Blick hinaus in die wütende Natur. >So etwas habe ich noch nie gesehen, geschweige denn gehört. Die unglaubliche Macht der beiden Jungen…< Diese Alchemie, die ihm selbst unheimlich war und dieser nicht unbedingt wohlwollend gegenüberstand, gerade wegen den Geschehnissen mit seinem Neffen. >Aber diese blonde junge Frau…<, mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen beobachtete er einen weißhaarigen, braunhäutigen Mann, der geschmeidig und flink über die Dächer der Stadt sprang. Verwirrt verzog er das Gesicht, nahm seine Brille ab und massierte sich die Schläfen. >Was zu wenig Schlaf alles anrichten kann…aber wo war ich stehen geblieben…? Ach ja, bei der jungen Frau, die sich später als Cousine der Brüder herausgestellt hat. Ihre Kräfte scheinen noch weit über die von Al und Ed hinauszugehen.< Er erinnerte sich noch gut an den furchtbaren Moment, als sich Edwards Seele von seinem erschöpften Körper getrennt hatte.

>Aber diesem Mädchen ist es gelungen, ihm wieder Leben einzuhauchen. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Wenn wir als Ärzte diese Macht besäßen, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen…< Ein leichtes Grauen schlich sich in das Herz des alten Mannes und ließ es erzittern, als er an die getöteten Menschen dachte, die von diesem geistesgestörten Psychopaten ermordet worden waren. Genau an demselben Abend hatte er den kleinen Jungen und die blonde Frau kennen gelernt, die schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurden. In den Beiden pulsierte warm der Lebenssaft, aber keiner der anderen hatte das Massaker überlebt. Sanft spiegelte sich das Gesicht des Arztes im Glas des Autofensters. Zutiefst traurig starrten ihn seine braunen Pupillen an. Zart und langsam strich eine kleine Träne fast tröstend die eingefallene Wange des Mediziners hinunter. Er sah noch die geschockten Gesichter seiner jungen Kollegen, die viele Stunden danach immer noch die Qual aus ihren Augen funkelte. Lange nach dem sie die gebrochenen Pupillen der tödlich getroffenen Kinder, Frauen und Greise geschlossen hatten, schwankten viele der jungen Ärzte, die nervlich einem Wrack glichen, die Flure des Krankenhauses entlang. Die Leichen waren dem Beerdigungsinstitut übergeben worden.

Ein lautes, kreischendes Geräusch von quietschenden Reifen rissen den Doktor aus seinen unglücklichen Gedanken. Erschrocken starrte er auf die Rückenlehne des vorderen Sitzes, auf die er sich in Bruchteilen von Sekunden rasend schnell zu bewegte. Sein Kopf rammte mit einem dumpfen Knall den Vordersitz, er fühlte es warm und pulsierend aus seiner Nase bluten. Ein betäubendes Brummen breitete sich in seinem Kopf aus. Leise und wie in Watte gepackt hörte er eine sehr besorgte Stimme an seinem Ohr. „Matthew? Ist mir dir alles in Ordnung?“ Sanft packten ihn zwei Hände an den nach vorn gebeugten Schultern und schüttelten sie vorsichtig. Langsam öffnete der grauhaarige Arzt die braunen Augen, Sterne tanzten vor seinem Umfeld und spielten mit ihm ihren wirren Schabernack. Er blinzelte ein paar Mal, bis sich sein Blick geklärt hatte und sah in das leichenblasse und sehr besorgte Gesicht seines besten Freundes. Jack zitterte wie Espenlaub, als er die stark blutende Nase des Doktors erblickte. Schnell fingerte er ein blütenweißes Taschentuch aus seiner Jacke und drückte es dem Mediziner in die Hand. Matthew Brown grinste seinen Kumpel freundschaftlich an, wischte sich sorgfältig den Lebenssaft von der Haut. Das abklingende Grummeln verstärkte sich wieder und stöhnend hielt sich Doktor Brown den schmerzenden Schädel. „Was…was ist denn passiert?“ wisperte er fragend und starrte Jack musternd an. >Vor wenigen Minuten sind wir doch noch durch die leergefegten Straßen gefahren, ohne etwas Böses zu ahnen…und nun?< „Wieso hast du abrupt gebremst?“ Die unruhigen und noch sehr verschreckt wirkenden blau-violetten Augen des Fahrers wandten sich der Straße zu. Auf dieser lag niedergestreckt vom wild tosenden Sturm ein mächtiger Baum, der die Größe eines Leuchtturms besaß. Anklagend streckte er seine langen Wurzeln gen rabenschwarzen Himmel, aufwimmernd knackten die hölzernen Arme des Todgeweihten. Unter ihm begraben lagen einige Straßenlaternen, deren Licht zuckend aufflackerte und tödlich verwundet erlosch. Der Arzt riss vor ungläubigem Entsetzen die braunen Augen weit auf. Wenn Jack den Wagen nicht geistesgegenwärtig gebremst hätte, wären sie nun auch unter dem Stamm begraben. Sein Antlitz war zu einer weißen, angstverzerrten Maske verzogen. Mit eiskaltem Schaudern packte er die Hand seines Freundes und drückte sie fest und dankbar. Er stammelte leise: „Um Gottes willen, Jack, ein Hoch auf deine guten Reflexe. Dir haben wir es zu verdanken, dass wir noch leben.“

Mit leicht roten Wangen rieb sich der Schwarzhaarige verlegen die Nase und grinste seinen langjährigen Freund für seine Anerkennung freudig an. Kurz sah er den Arzt noch besorgt an und rutschte wieder auf den Vordersitz. „Aber was nun, Matt? Diese Straße ist durch den Baum unpassierbar geworden, hier ist kein Durchkommen mehr. Ich kann höchstens wieder ein Stück zurückfahren und den längeren Weg nehmen.“ Überlegend kratzte sich der Braunäugige am Kinn. Sein Blick glitt zu dem leuchtturmgroßen Baum hinüber. Ihnen blieb keine andere Wahl, sie mussten den längeren Weg in Kauf nehmen. Es würde sowieso bis zum nächsten Morgen dauern, bis der mächtige Stamm von der Straße geräumt wurde. >Es ist schon lebensgefährlich genug mit dem kleinen Wagen herumzufahren…< mit grimmig entschlossener Miene nickte der grauhaarige Arzt. „Gut, wir werden den längeren Weg nehmen!“ Denn er wusste ja nicht, wie es dem kleinen Full Metal ging. Ob er noch lebte…oder…>Nein, an das darf ich nicht denken…< Jack nickte nur, warf den Rückwärtsgang ein, so dass die Reifen erbärmlich aufkreischten, wirbelte wie ein Artist um die eigene Autoachse. Riss den Schaltknüppel in den ersten Gang. Mit erstaunten Gesicht und sperrangelweit geöffnetem Mund beobachtete der Mediziner seinen Freund bei seiner Aktion. Panisch krallte er seine Finger in den Sitz und an den Griff der Autotüre.

Sein bester Freund wusste, wenn Matt zu solch einer späten Stunde oder auch bei so einem fürchterlichen Sauwetter in die Klinik musste, ging es um Leben und Tod. >Ich will nicht unbedingt schuld sein, wenn am Ende der Tod siegt…< mit einer beachtlichen Geschwindigkeit, die eine Gazelle im schnellen Lauf erblassen lassen würde, fuhr der Fahrer schnurstracks ihrem Ziel entgegen.
 

Nervös knetete das junge Mädchen mit den langen blonden Haaren ihre Finger. Molligweich in eine warme Decke gehüllt, saß sie auf dem Rücksitz des Autos, dessen Besitzer sie buchstäblich aus dem Sturm gefischt hatte. Maes Hughes verweilte auf dem Fahrersitz, seine langen Finger lagen geschmeidig auf dem Lenkrad. Tief schweigend stierte er immer wieder in den Spiegel, in dem er Winry, die nass und frierend in die Decke gekuschelt war, sehen konnte. Aber sein grüner Blick heftete sich meistens hinaus auf die Straße, bis auf das Äußerste konzentriert lenkte er den Wagen vorsichtig durch den wild tobenden Sturm, der das Gefährt heftig durchschüttelte.

Anfänglich fragte er sich im Stillen, warum die Kleine hier war und sich auch noch bei diesem heftigen Unwetter draußen herumtrieb. Doch der Grund war ihm nach wenigen Sekunden siedendheiß eingefallen. Er hoffte inständig, dass sie nicht jetzt gerade darüber sprechen wollte und deswegen ergriff er als erstes das Wort.

Ihr Gesicht ruckte hoch, als sie vernahm, wie der Lieutnant Colonel tief Luft holte. Zunächst verlor sie jeglichen Mut, den sie in den wenigen Momenten gesammelt hatte, um ihm die Frage zu stellen, die in ihrem Herzen wie ein glühendes Feuer brannte. „Wer war der Mann bei dir, der das Weite gesucht hat, als ich aus dem Wagen gestiegen bin?“ Seine neugierige Iris lag wissbegierig auf ihrer leicht beschmutzten Haut. Sanft presste Winry erleichtert den Atem aus ihren Lungen. >Ich hab schon befürchtet, dass er nach dem Grund meines Kommens fragt, um mir anschließend eine saftige Standpauke zu halten, da ich kopflos abgereist bin und mich dann noch solch einer Gefahr ausgesetzt habe…<

„Nun ja…wenn ich ehrlich sein soll…“, verlegen strich sich das Mädchen einige goldglänzende Strähnen aus der Stirn. „Ja, das solltest du allerdings!“ fuhr der Schwarzhaarige sie wutschnaubend an. Ziemlich geschockt zuckte die Blonde zusammen, als der Mann sie so derbe unterbrach. >Was hat Hughes-san denn so plötzlich?<

„Wer war dieser Typ? Hat er dich bedroht?“ fast zornig, doch sehr besorgt wanden sich Fragen aus dem zusammengepressten Mund des Mannes, derweil starrten seine grünen Augen wieder in den Regen hinaus. Mit leichtem Entsetzen fühlte sie, wie ihr die Feuchtigkeit in die Pupillen stieg; mit hilflosem Ringen versuchte sie, diese wegzublinzeln, aber ohne jeden Erfolg. Schon perlten die ersten Tränen lautlos über ihre samtweichen, aber heißen Wangen. „Ich…nein, hat er nicht. Ich…ich…“, ihre Stimme brach wie feinstes Porzellan, das auf den Boden fiel und dort in tausend Teile zersprang. Leise schluchzend barg sie ihr nasses Gesicht in den schmutzigen Händen. Einige der Dreckspuren verteilten sich auf der weichen Stirn des Mädchens. Bitterlich weinte sie stockend und quälend langsam kam der Atem durch ihre trockenen Lippen. Mit einer großen Bestürzung fuhr der schwarzhaarige Mann zusammen, sein überaus sorgenvoller Blick wandte sich ein wenig zu ihr herum. Es schmerzte ihn unendlich, sie so völlig aufgelöst auf dem Rücksitz zusammengesunken und leise schniefend zu sehen. >Ich hab doch mit meiner Standpauke nicht so etwas beabsichtigt.< Die Schuld an den vergossenen Tränen der jungen Blonden wollte sich tief in seine Seele graben, doch er verhinderte es damit, indem er hart in seinen Gedanken blieb.

>Was sie getan hat, war sehr dumm von ihr. Sich bei solch einem furchtbaren und gefährlichen Sturm alleine draußen rumzutreiben, ist schon ein Grund, echt wütend auf die Kleine zu sein. Ich mag das Mädchen sehr gerne und Elysia vergöttert Winry-chan und betrachtet sie als ihre große Schwester.< Traurig aufseufzend drehte er sich wieder seines Weges zu. Entsetzt weiteten sich seine Pupillen und ein erschrockener Schrei löste sich aus seiner staubtrockenen Kehle.

So unachtsam er in den letzten Sekunden gewesen war, bemerkte er nicht, wie eine der uralten, riesigen Eichen, die schon viele Jahrzehnte die Menschen mit ihrem Blätterspiel erfreut hatte, mit einem ächzenden Todeslaut gegen den mächtigen Orkan verlor. Bedrohlich wankte sie in Richtung Straße hinüber, genau dort, wo das Auto gerade entlangfuhr. Mit einem aufkreischenden, fast menschenähnlichen sterbenden Schluchzen trennte sich der mächtige Stamm mitsamt den Wurzeln aus der schwarzen Mutter Erde, von der er sich schon seit vielen Jahrhunderten ernährt hatte und fiel mit einem lauten Getöse auf die, vom Regen nass glänzende, Straße. Mit zusammengebissenen Zähnen, die leise aufknirschten, riss Maes sofort das Lenkrad herum und drückte das Bremspedal bis zum Anschlag durch, so dass der Wagen mit quietschenden Reifen neben dem riesigen Baum zum Stehen kam. Ein vor Todesangst kreischender Laut, der in seinem Rücken erschallte, ließ seine Ohren aufklingeln und fast taub werden.

Aus den Augenwinkeln beobachtete der Schwarzhaarige wie ein Auto auf der anderen Seite genauso wie er versuchte mit aller Kraft zu bremsen, das gelang dem Fahrer glücklicherweise auch. Kurz aufstöhnend legte der Lieutnant Colonel die Stirn auf das Steuerrad, um seine durcheinander purzelnden Empfindungen zu ordnen. Das Kreischen, das einer Banshee glich, wurde indes nicht leiser. Bestürzt wandte sich der Mann ängstlich und mit zugehaltenen Ohren zu dem Mädchen um. Er versuchte vergeblich mit seiner lauten Stimme das grelle Schreien und das tobende Schrillen des Orkans zu übertönen. „Winry! WINRY! Bitte, hör um Gottes willen auf zu schreien! Es ist alles okay, hörst du?!“ Aber entweder konnte oder wollte die junge Blonde nicht hören, die Todesangst fesselte ihre Sinne und machte sie für alle äußeren Entscheidungen praktisch unempfindlich. Nur ein Gedanke loderte hell wie eine riesige Flamme in ihr, der vermeintliche Tod ihres Freundes, von dem sie glaubte, ihn schon verloren zu haben.

Sie schrie sich immer mehr in Rage, ihr Gesicht lief, zum Entsetzen des schwarzhaarigen Colonels, puterrot an. Ihr schmaler Körper zitterte heftiger als Espenlaub und vor lauter Panik biss die Blonde sich mehrmals in die Zunge, aus der leicht der Lebenssaft quoll. Mit einer wahnsinnigen Schnelligkeit, die sich Maes selbst nicht zugetraut hätte, sprang er aus dem Wagen, riss geschwind die hintere Türe des Autos auf und packte sanft die zusammengefallenen Schultern der Kleinen. Diese bebten unter den Handflächen des Colonels wie ein frisch aufgebrochener Vulkan, der sich tobend durch die Erde grub. „Winry-chan, hör doch, es ist alles gut, alles ist gut…“, beruhigte er sie zart und strich ihr behutsam eine goldene Haarsträhne aus dem schweißnassen Antlitz. Aber es half nichts. Die großen Augen des Mädchens starrten vor schrecklicher Panik auf den uniformierten Mann und ihre Pupillen schrumpften auf die Größe von Stecknadelköpfe. Aus ihrem sonst so lebhaften und verschmitzt lächelnden Gesicht war jegliche sonnige Lebendigkeit geschmolzen, ihre Haut war so blass und pergamentartig wie die eines Leichnams.

Ihr schon nicht mehr menschlich zu nennende Gekreische wurde noch einige Oktaven höher, es übertraf selbst den bösartigen Ton des Orkans. >Es bleibt mir nichts anderes übrig, als…< Schnell ruckte seine Hand ein wenig nach oben und schlug dem Mädchen fest, aber nicht zu stark, auf die schon purpurrot angelaufene Wange. Der schrille Schrei verebbte auf einmal, die plötzliche Stille legte sich wohltuend auf die Sinne des Lieutnant Colonels. Nur ein leises Krächzen schlich sich über die trockenen und aufgeplatzten Lippen der jungen Blonden, zitternd krallten sich ihre Finger in den Stoff der Uniform. Das Stöhnen verlor sich in dem aufheulenden Sturm, der draußen noch immer heftig tobte. Mit entsetzt geweiteten Pupillen stierte sie den Mann an, der sie verständnisvoll anlächelte. >Ihr scheint sehr viel widerfahren zu sein in dieser kurzen Zeit, bevor ich sie so triefend nass in mein Auto gesteckt habe. Eigentlich ist sie ja nicht so leicht aus der Fassung zu bringen…oder liegt es an…?<

Die verzweifelt klingende Stimme des blonden Mädchens brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. „Edo…, was ist mit Edo?“, der schluchzende Ton verursachte ihm eine unruhige Gänsehaut. Denn sie stellte genau die Frage, die der Mann des Militärs so fürchtete. >Woher zum Kuckuck weiß sie…< Mit erschrocken hochgezogenen Augenbrauen sah der Colonel Winry für wenige Sekunden stumm an. Sein Körper wandte sich langsam von ihr ab und stieg wieder auf der Fahrerseite des Wagens ein, bei allen seinen Bewegungen wurde er von der Blonden mit tränenschwimmender Iris beobachtet. Lautlos aufseufzend fuhren seine geschmeidigen Finger durch das feucht glänzende Haar, das des Sturmes wegen nass geworden war. Sein Leib lehnte sich schweratmend gegen den alten Fahrersitz, der leise protestierend aufkeuchte. Seine meergrünen Augen wanderten ohne Hast zu dem Innenspiegel, indem er das hübsche, aber nun verschmutzte Mädchen genau sehen konnte. Trotzig glühte die himmelblaue Iris der Blonden auf, sie hatte wohl die Ohrfeige des schwarzhaarigen Mannes schon überwunden. Denn sie sah ihn mit einer Sturheit an, die dem verbohrtesten Maulesel die Zornesröte in das Antlitz getrieben hätte und die ihn bei einer Frau schon immer sehr verwunderte.

„Was…was soll mit ihm sein?“ kam diese Gegenfrage sehr zögerlich hervor, er wusste sofort und instinktiv, dass er sich nun in die stacheligsten Nesseln, die es nur gab, gesetzt hatte.

Ein scharf zischender Laut entwich ihrer rauen Kehle. >Das ist ja echt die Höhe!< leicht wütend zuckte das Augenlid des jungen Mädchen, sie ruckte mit dem Oberkörper flink nach vorne. Ihre langen Finger krallten sich wie Adlerklauen in das Kopfpolster und sie versuchte ihn mit ihren blauen Augen stechend anzublitzen. Aber es gelang ihr nicht, da der Colonel immer wieder gekonnt sein Haupt von ihr wegdrehte. „Spielen Sie nicht den Dummen, Hughes-san. Sie wissen genau, was ich meine!“, entfuhr es dem Mädchen zornig und keck drückte sie ihm den schmalen Finger in die Seite, so dass er erschrocken und leicht grummelnd zusammenzuckte. Er sah sich nun leider mit der Tatsache konfrontiert, der jungen Blonden direkt in die funkelnden Pupillen zu blicken. „Das war nicht wirklich fair“, maulte der Schwarzhaarige Winry mit nach unten geneigten Mundwinkeln patzig an, aber seine grünen Augen starrten an ihr vorbei in die wütenden Fluten, die sich über dem Auto ergossen. „Es ist aber auch nicht wirklich fair, mir etwas Wichtiges zu verschweigen“, konterte das hübsche Mädchen sehr geschickt und sah ihn herausfordernd grinsend an. Aber auch der Lieutnant Colonel war ganz und gar nicht auf den Mund gefallen. Er setzte auf ihre Antwort sofort eine erneute Gegenfrage, die ihn vielleicht noch aus der misslichen Lage befreien konnte.

„Was weißt du? Wieso kommst du auf den Gedanken, dass mit unserem kleinen Full Metal etwas nicht stimmt?“ Ein klein wenig wütend funkelten die wunderschöne ozeanblaue Iris auf, als der Uniformierte nicht gleich anbiss. Winry zog die hübsche Stirn kraus und verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. „Wenn ich Ihnen den Grund nenne, sagen Sie mir dann auch die Wahrheit?“ Vor Erstaunen erweiterten sich die Pupillen des schwarzhaarigen Mannes. >Egal, was ich tue, jedes Mal treibt sie mich aufs Neue in die Enge…< Leicht genervt aufseufzend winkte er sie mit der Hand neben ihm, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Mit einem zarten, sehr triumphierenden Lächeln drückte sie die Türe des Wagens auf, trat in den klirrend kalten Regen, in dem sie Sekunden später wieder völlig durchnässt wurde. Mit feuchten und glitschigen Händen versuchte sie, die Beifahrertür des Autos zu öffnen. Sie rutschte nur leider an der Klinke ab, so dass sie laut fluchend mit dem Fuß aufstampfte, als die Türe sich immer noch nicht öffnete. Zornig grummelnd fuhr sie weiter mit ihrer Schimpftirade fort, da sie das leicht amüsierte Grinsen des Schwarzhaarigen bemerkt hatte. „Nun helfen Sie mir doch wenigstens!“ grollte sie und klopfte heftig an die Fensterscheibe. Nach einem kurzen Moment des Zögerns, dass das junge Mädchen noch mehr in Rage brachte und ihr Blut kochend heiß durch ihre Adern rinnen ließ, lehnte er sich träge zur Beifahrertür hinüber. Er betätigte die Sicherung, die leise klickend aufschnappte. Mit einem verärgerten, nahezu beleidigten Laut plumpste die hübsche Blonde in das angenehm weiche Lederpolster und schüttelte genervt ihre weichen Haare wie ein kleiner Hund. Die zarten, kristallklaren Regentropfen verteilten sich überall im Auto, sogar auf der Brille eines gewissen und äußerst verblüfft dreinblickenden Leutnant Colonels. Dieser rupfte sich, nicht gerade freundlich fluchend, das Gestell von der Nase und betastete seine Uniform nach einem Taschentuch. Dass er nach anfänglich vergeblicher Suche, einigen Malen Hinunterfallens der Brille und mit gleich so vielen schmerzhaften Begegnungen mit dem Lenkrad, das er sich donnernd an den Hinterkopf stieß, endlich gefunden hatte. Das Mädchen beobachtete ihn dabei grinsend vor Schadenfreude.

Endlich konnte der wütend brodelnde Mann das Nasenfahrrad von der Nässe säubern.
 

Tja, wie geht es wohl dem kleinen Blonden? Edo: Wer hat mich hier Drei-käse-hoch genannt, häääää???? Lina: Eh, Edo-chan, du bist doch seeeehr krank und liegst fast im Sterben, ne? Edo: Ja, und? Lina: Dann ab ins Bett mit dir!!!!

Also bis zum nächsten Mal

Wir wünschen euch eine schöne Woche und ein wundervolles Wochenende!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Mondvogel
2006-12-03T14:37:25+00:00 03.12.2006 15:37
*hops*
So da bin ich! ENDLICH... Ich hatte in letzter Zeit einfach nicht so viel Zeit. Aber irgendwann trudeln meine Kommis dann auch noch hinein. ^^
Nun zum Kapi:
Oho! Knapp einem Unfall entkommen und jetzt noch schnell zu einem Patienten, der in Lebensgefahr schwebt?
Dieser Dr. Brown hat wohl kein so geruhsames Leben. Hoffentlich ist er noch in der Verfassung sich um Ed zu kümmern und ihn auch gesund zu bekommen. Der ärmste hat ja schon viel durchstehen müssen.
Klar, dass sich Winry Sorgen macht. Immerhin weiß sie ja nicht wie es nun mit Ed steht. Ob sie ihn auch besuchen geht? Na ja, besser nicht sonst bekommt sie noch einen halben Herzinfarkt.

Ich habe mir jetzt endlich alle FMA Folgen reingezogen und muss sagen: Ein wirklich Klasse Anime! Ich habe mir sprichwörtlich die Augen wundgeschaut. ^^"
Von:  Hotepneith
2006-11-22T17:29:34+00:00 22.11.2006 18:29
Eine sehr tempramentvolle junge lady....will mir scheinen.
Und so langsam haben da alle ihre Geheimisse voreinander.

Aber ws ist eigentlich aus den "anderen " geworden? Verschränken die die Arme und gucken mal kurz dem Chaos zu? Verführerischer Gedanke.... Aber ich gebe wie immer offen zu, dass ich die story nicht kenne. Natürlich jetzt die die FF sondern FMA. udn daher manchmal ahnungslos bin.

bye

hotep


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