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Der helfende Engel

In Zusammenarbeit mit: Mariko999, domo arigato goizamasu, o-nee-san *Knuddel*
von

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Dunkle Vergangenheit

Damit ihr eine Kleinigkeit zu Ostern bekommt, stelle ich doch gleich mal das neue Chapter on, viel Spaß und wir wünschen euch FROHE OSTERN!
 

Dunkle Vergangenheit
 

"Welche ist es?" der Colonel musste seine Lippen befeuchten, die wie ausgedörrt schienen und schluckte schwer.

"AB negativ...wenn einer Ihrer Männer diese Blutgruppe besitzt, dann schicken Sie ihn umgehend ins Krankenhaus...ich wäre Ihnen äußerst verbunden." Ein leises Klicken beendete das Gespräch. Nachdenklich faltete der Schwarzhaarige seine Hände, nachdem er den Hörer zurückgelegt hatte. Er fuhr aus seinen trüben Gedanken, als seine Kollegin ihn ansprach: "Mit Edward stimmt etwas nicht, habe ich Recht?" ihr besorgter Blick glitt hinaus in die Finsternis, ihre Hände stützten sich am Fenstersims ab. "Ich habe es mir gleich gedacht, als ich hörte, dass der Doktor am Telefon sei."

"Ja..." erwiderte der Schwarzhaarige im Sessel tonlos. "Aber...aber ich verstehe das nicht! Als ich das Krankenhaus verlassen hatte, da ging es ihm gut." Mit ausdrucksloser Miene starrte er immer noch das Telefon vor seinen Händen an. >Aber wer hätte gedacht, dass der Kleine nun meine Hilfe braucht...< Mit einem schnellen Ruck sprang der junge Colonel aus seinem Ledersessel und ging langsam zur Tür, die er wenige Sekunden anstarrte. Doch kurz bevor er sie öffnete, drehte er sich nochmals zu seiner blonden Kollegin um.

"Ich werde ins Krankenhaus gehen, Sie und Major Armstrong begleiten mich", gab er dies mit einem geheimnisvollen Lächeln an sie weiter. "Denn der Major kann es ja sowieso nicht mehr abwarten zu erfahren, was mit den Elric-Brüdern und der jungen Frau los ist, habe ich nicht Recht?" Schwungvoll riss Colonel Roy Mustang die Türe zum Flur auf und sah sich mit einigen erschrockenen und verdutzten Blicken konfrontiert. Allen voran Major Armstrong, der sich blitzschnell herumdrehte und so tat als würde er den Staub an der Decke begutachten, ein leises Lied vor sich hin pfeifend. Jean Havoc hatte vor lauter Schreck seine Zigarette aus dem offenen Mund fallen gelassen, die nun auf dem Boden fröhlich vor sich hinqualmte. Zwei der Blauröcke, Kain Fuery und Heymans Breda, hatten sich hinter Major Armstrong versteckt gehalten. Doch als dieser sich umwandte, war ihre Deckung aufgeflogen. Verschämt lächelnd sahen die beiden ihren Vorgesetzten an und wie Pferde scharrten sie nervös mit den Stiefelspitzen auf dem Fußboden herum. Der einzige, der in dieser peinlichen Situation noch cool blieb, war Leutnant Colonel Maes Hughes.

"Was soll diese interessante Aktion bedeuten?" fragte Colonel Mustang mit einer hochgezogen Augenbraue die versammelte Mannschaft.

Frech grinste Maes seinen Freund an und legte spielerisch grübelnd einen Finger an den Mund. "Hmmm...Ich denke mal, man nennt es ,an der Türe lauschen'. Ich habe Ihnen gleich davon abgeraten, aber..." Proteste seitens der anderen Männer wurden laut und der Lieutnant Colonel mit den grünen Augen hob lachend die Hände. "Schon gut, schon gut! Es war meine Idee, ich gebe es zu. Als Kain vorhin mit der Nachricht zu uns kam, dass ein Gespräch aus dem Krankenhaus eingegangen sei, haben wir uns natürlich unsere Gedanken gemacht. Also dachten wir, es sei nicht verkehrt mal zu hören, um was es geht. Und da du ja des Öfteren nicht wirklich mit der Sprache herausrückst, haben wir auf die schändliche Art und Weise versucht, etwas zu erfahren." "Ist etwas mit Edward? Oder dem Mädchen?" wollte der groß gewachsene Major wissen.

"Sie werden es gleich erfahren, denn Sie und Hawkeye werden mich zum Krankenhaus begleiten. Wir gehen sofort hin!" Die Miene des Colonels verschloss sich und mehr war aus ihm nun nicht mehr zu erfahren. Der Major schien fast vor Aufregung zu platzen, als er diesen Befehl vernahm. Wie ein junger Hund sprang er um den schwarzhaarigen Colonel und die hübsche Frau herum. Er konnte es kaum erwarten loszugehen. >Hoffentlich geht es den Kindern gut...<

Roy legte seinem langjährigen Freund und Kollegen eine Hand auf die Schulter. "Solange ich weg bin, überlasse ich dir den Laden. Wehe es kommen mir Beschwerden..." und leise fügte er noch hinzu: "Es tut mir leid, wegen mir musst du nun Überstunden machen und kannst nicht bei deiner Familie sein." Leicht zerknirscht blickte Mustang Hughes an. Dieser grinste leicht. "Macht dir deswegen keinen Kopf." Seine Miene wurde plötzlich ernst. "Aber was ist geschehen? Es klingt fast so, als würdest du länger weg bleiben...was ist mit Ed? Doch hoffentlich nichts Ernstes?" Doch Roy wich dem Blick der grünen Augen aus. "Das hoffe ich auch, mein Freund, das hoffe ich auch...", murmelte er, als er an seinem Kollegen vorbei ging.
 

Wie durch eine flauschige Watteschicht fühlte ich, dass ich sanft vom Boden gehoben und vorsichtig in die Polster des alten Sessels gelegt wurde. Die Decke schmiegte sich samtigweich auf meine Haut. >Irgendjemand hat sie wohl aufgehoben...und mich zugedeckt...< Alles in meinem Körper wehrte sich dagegen aufzuwachen, wollte ewig so weiter schlummern, so sehr spürte ich die Müdigkeit in meinen Knochen.

Leise knackte das Schloss der Türe. "Schläft sie?" fragte die Stimme des Arztes. "Hai..."

Als ich Doktor Brown hörte, schlug ich hastig meine Augen auf. "Und?" mein unruhiger Blick glitt zu dem grauhaarigen Mann hinüber. Dieser zog erstaunt seine Augenbrauen in die Höhe, als er bemerkte, dass ich keineswegs schlief. Schwerfällig ließ er sich auf die Knie herab und sah mich ein wenig besorgt an. "Ich dachte, du schläfst, junges Fräulein. Eigentlich dürfte ich als dein behandelnder Arzt gar nicht akzeptieren, dass du dich hier aufhältst, denn du benötigst ebenfalls Ruhe..."

Diese Bemerkung nicht beachtend bohrte ich weiter: "Was ist denn jetzt? Kommt nun Jemand vom Militär, um für Ed-chan Blut zu spenden?"

Der Arzt blickte still hinüber zu Alphonse. Die Sekunden und Minuten, die verstrichen, kamen mir wie Stunden vor. Meine Pupillen starrten den Mediziner ängstlich an. >Diese Pause, die er macht, verheißt nichts Gutes...<

"Man sagte mir, dass man sich unverzüglich darum kümmern würde. Wann nun Jemand eintrifft, weiß ich leider nicht..." Langsam stand der grauhaarige Doktor auf und setzte sich mit einem leisen Seufzer auf das Bett meines blonden Cousins. Ich sah stumm zu Al hinüber. Dieser kniete wieder vor dem Bett seines Bruders.

Ich durchbrach die bedrückende Stille: "Um auf Ihren gut gemeinten Ratschlag zurückzukommen...ich werde solange nicht von seiner Seite weichen, bis ich hundertprozentig davon überzeugt bin, dass er sich außer Lebensgefahr befindet. Man weiß ja nie, was noch alles geschieht. Da halte ich es für besser, bei ihm zu sein, sollte es wieder kritisch werden, damit ich ihm hel..." erschrocken schlug ich eine Hand vor meinen Mund und starrte entgeistert auf den alten Mediziner, der plötzlich große Augen bekam. >Verflixt...jetzt hab ich mich schon wieder verraten...ich habe gesehen, dass er diese Sache schon verdrängt hatte...< krampfhaft schluckte ich einen Kloß hinunter.

Leicht sah ich zu dem Mediziner hinüber, der sich in voller Größe aufrichtete und tief Luft holte.

"Richtig...dass hätte ich ja beinahe vergessen, dich zu fragen." Sein Blick musterte mich ernst. Ich spürte, wie ich immer kleiner in meinem Sessel wurde. >Am liebsten wäre ich jetzt eine Maus...und dann könnte einfach in meinem Loch verschwinden...< aber leider war dem nicht so.

"Was habe ich da vorhin gesehen? Was war das? Edward war klinisch tot...ich habe es selbst festgestellt und du...du hast ihn zurückgeholt, oder nicht?" Er machte eine gewichtige Pause, um das alles zu verstehen. "Das...so etwas geht doch gar nicht! Das...das ist absolut unmöglich. Nicht einmal in der Alchemie, wie Alphonse mir erklärt hat. Um etwas zu bekommen, muss man doch etwas geben...auf diesem Prinzip ist doch die Alchemie aufgebaut. Wie...also...hast du...das gemacht?" Völlig verstört saß Doktor Brown auf dem Bett und raufte sich die Haare. Es tat mir wirklich leid, ihn so vor mir zu sehen. Behutsam legte ich eine Hand auf seinen Arm, um ihn ein wenig zu beruhigen.

"Ich...ich weiß es selbst nicht genau...", beantwortete ich die Frage des Mediziners. "Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich diese Fähigkeiten..."

"Fähigkeiten? Etwa noch mehr?" fiel mir Doktor Brown verblüfft ins Wort. Ich lächelte zart, dann wurde mein Blick wieder angespannt. "Ja. Dass, was ich gerade mit Ed getan habe...vor einigen Stunden war ich mir nicht mal hundertprozentig bewusst, dass ich zu so etwas überhaupt fähig bin. Meine Mutter hat mir damals zwar erklärt, dass ich dazu theoretisch in der Lage wäre, aber dass dazu sehr viel Kraft und höchste Konzentration vonnöten sind." Kurz sah ich auf den Boden. >Das ich meine Lebenszeit damit drastisch verkürzt habe, werde ich keinem erzählen...sie würden sich nur große Sorgen um mich machen...<

"Was sind das für andere Fähigkeiten, von denen du gesprochen hast?" Mein Blick wandte sich dem alten Herrn wieder zu. Ich schmunzelte. >Seine Augen verraten mir, dass er der Meinung ist, dass es mir gut tut, einmal mit Jemanden darüber reden zu können...wie Recht er doch hat...< meine silbernen Pupillen starrten wieder auf die Fliesen vor mir.

"Ich...ich kann in die Seelen der Menschen blicken...dort ihre versteckten Ängste sehen...ihre sehnlichsten Wünsche, aber auch ihre dunklen Seiten. Bilder aus der Vergangenheit strömen in solchen Augenblicken an mir vorbei...Deswegen...", meine Pupillen richteten sich weich auf meinen stählernen Cousin. "wusste ich auch gleich über die Elric-Brüder Bescheid...wusste, was ihnen damals widerfahren war und wurde Zeuge des schrecklichen Geschehens." Traurig wandte ich meinen Blick Richtung Fenster hinüber. Draußen war es schon finstere Nacht und einige Sterne leuchteten hell am dunkelblauen Horizont.

"Du wusstest es, Alphonse?" Doktor Brown sah hinüber zu Al-chan, der die ganze Zeit dem Gespräch still gelauscht hatte. "Ja..." hörte ich die wispernde Stimme des Jungen. "Allerdings nicht, dass nee-san...dass sie die Seele bereits Verstorbener zurückholen kann..."

"Und dein Bruder...weiß er es?" Vorsichtig linste ich zu Alphonse hinüber, dessen Blick an seinem Bruder hing. Eds Atemzüge wurden schwächer. >Bitte, ototo, du darfst einfach nicht sterben...< Inzwischen schüttelte mein stählernen Verwandter den Kopf.
 

>Nein< dachte er. >Nii-san weiß nichts darüber, nur das, was er selbst gesehen hat. Aber nee-san hatte noch keine Gelegenheit dazu, ihm etwas zu erzählen. Vielleicht sollte sie es ihm auch nicht sagen...er macht sich sonst nur wieder zu viele Gedanken...<
 

Im selben Augenblick stürmten gerade drei blau gekleidete Personen in das Krankenhaus. Vorne weg ein junger schwarzhaariger Colonel, der ziemlich ernst dreinschaute, hinter ihm eine durchweg nicht zu verachtende blonde Frau, die ihr weich glänzendes Haar hoch gesteckt trug und zu guter Letzt ein Hüne von einem Mann, der gekonnt seine Muskeln spielen ließ, als sie auf die verschreckte Krankenschwester, die am Empfang saß, zu eilten.

Colonel Roy Mustang nickte der jungen Frau mit einem jungenhaften Grinsen zu, diese war wegen dem stürmischen Überfalls etwas blass um die Nase. Dann wandte sich Roy in Richtung Krankenhauseingang, aber bevor er nur einen Schritt gehen konnte, sprang die Krankenschwester mit einem gekonnten Hechtsprung vor ihn.

Sie räusperte sich entschuldigend, als die onyxfarbenen Augen sie fragend anblickten.

"Es tut mir sehr Leid, Sir. Aber Besuchern ist zu dieser Uhrzeit der Zutritt zu den Patienten untersagt. Ich muss Sie bitten wieder zu gehen." Aus ihrem Unterton hörte man heraus, wie unangenehm es ihr war, den Colonel auf diese Vorschrift hinzuweisen. Roy Mustang lächelte die junge Schwester freundlich an und zeigte dann auf seine Begleitung. "Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Miss. Doktor Brown erwartet uns. Ich habe vor wenigen Minuten mit ihm persönlich gesprochen. Es geht um den jungen Alchemisten, der gestern eingeliefert wurde, er untersteht meinem Befehl." Mit einem fast schelmischen Grinsen drehte er sich zu seinen Begleitern herum und fügte noch hinzu: "Ansonsten lasse ich mich nicht gerne hier sehen, ich hasse Krankenhäuser, gerade des Nachts." Riza Hawkeye zog verwundert die Augenbrauen nach oben. >Er hasst Krankenhäuser? Na ja, ich bin auch nicht gerne hier...aber wer ist schon gerne im Krankenhaus, diese Einrichtung verbindet man meistens mit dem Tod von vielen Menschen...auch mit denen, die einem sehr Nahe stehen...aber das tai-san das Krankenhaus regelrecht hasst? Ist ihm vielleicht etwas geschehen, dass ihn so fühlen lässt?< Fragend schaute sie Major Armstrong an, doch dieser schüttelte nur abwehrend mit dem Kopf. Leise seufzte sie in sich hinein. >Ich kenne ihn noch nicht lange, erst seit zwei Jahren...aber ich würde gerne wissen, was ihn so beunruhigt...würde so gerne mehr über ihn erfahren...< die Stimme der Krankenschwester riss sie aus ihren Gedanken und ihre rotbräunlichen Augen blickten zu ihr hinüber.

"Nun gut, wenn das so ist... Ich wusste gar nicht, dass er noch hier ist. Aber...", sie seufzte erschöpft auf und strich sich mit dem Handrücken über die Stirn, "heute ist eh alles durcheinander." Sie trat einige Schritte zur Seite und wies den Dreien den Weg zu Edwards Zimmer. "Bitte!"

"Dankeschön. Und entschuldigen Sie bitte die Umstände unseretwegen." Sehr rasch gingen sie an der jungen Frau vorbei, in Richtung des angewiesenen Zimmers. Major Armstrong wandte sich noch kurz zu der Krankenschwester um und winkte ihr verschmitzt lächelnd zu. Verwundert sah sie dem Colonel und seinen Untergebenen hinterher. "Das ist heute wirklich ein sehr seltsamer Tag..." flüsterte sie und kratzte sich leicht am Kopf, bevor sie wieder ihrer Beschäftigung nachging.

Flott schritt der junge Colonel voran. >Ich will diese Sache so schnell wie es geht hinter mich bringen.< Unwillkürlich blickte er sich um. >Diese Flure, auch wenn sie breit sind, sie erdrücken mich fast...< Verkrampft schluckte er. Kurz fasste er sich an den Kopf und seine Pupillen weiteten sich. Das Bild vor ihm veränderte sich auf einmal komplett. Ärzte und Krankenschwestern in blutverschmierter Kleidung rannten an ihm vorbei. Aus den Zimmern hörte man die Schreie verletzter Menschen. Roy rann ein eisiger Hauch den Rücken hinab und kalter Schweiß bildete sich auf seiner Haut. Energisch schüttelte der schwarzhaarige Mann mit dem Kopf. >Ich muss diese schrecklichen Erinnerungen verdrängen...ich muss...< aber es war zwecklos.

Plötzlich rannte eine verschwommene Gestalt an ihm vorbei. Er brauchte einen kleinen Moment, um zu realisieren wer diese Person war. "Warte!" schrie er und lief dem Schatten hinterher. Die Welt um ihn herum zerfloss in sämtliche Farben und setzte sich dann wieder neu zusammen. Das Chaos herrschte auf den Krankenhausfluren...schreiende Menschen die auf dem Boden lagen, da es keine freien Betten mehr gab. Immer mehr Verletzte wurden gebracht. Doch Roy achtete nicht auf sie, nur diese eine Person war in diesem Moment wichtig für ihn. Rasch bog er um die Ecke und stoppte abrupt. >Wo ist denn...< Die Gestalt war verschwunden. Dafür hörte er aus dem Zimmer, vor dem er stand, leises Weinen. Langsam öffnete er die Tür. Betroffen blickte er auf die weinende Frau und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er sie erkannte. >O-kaa-san...< Wie in Trance betrat er das Zimmer. Auf einer Liege in der Mitte des Raumes lag ein Mann in Militärkleidung. Daneben stand eine hoch gewachsene Frau mit dunklem Haar, die hemmungslos schluchzte. Sie wurde von einem jungen Mann, der Roy sehr ähnlich sah, gestützt. "Bitte kaa-san...weine nicht mehr..." sanft strich der junge Mann beruhigend über den Rücken der Frau. Leicht kniff Mustang die Augen zusammen...er konnte nichts genau erkennen, seine Sicht wurde von einer Sekunde auf die andere einmal besser, dann wieder schlechter. Die schwarzen Pupillen glitten zu der Liege hinüber und schauten den Mann genauer an. Roys Kehle wurde vollständig trocken und das Schlucken fiel ihm schwer. >O-too-san!< Geschockt wich er einige Schritte nach hinten und stieß mit der Frau und dem jungen Mann zusammen. Er wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, als er die Augen erschreckt aufriss. >O-kaa-san...o-nii-san! Wieso?< Der Mann löste sich von der Dunkelhaarigen und wankte auf den Colonel zu. Das Gesicht des Bruders verzerrte sich zu einer wütenden Fratze, als er Roy am Kragen packte und ihn schüttelte. Entsetzt weiteten sich die schwarzen Augen des Flame Alchemisten. "Das ist alles deine Schuld, Roy!" schrie sein Bruder ihn fast hasserfüllt an und zeigte auf den Mann, der blutüberströmt und mit anklagenden Augen auf dem Bett lag. "Und all das nur, weil er dich retten wollte! Nur deswegen musste er sterben...nur deswegen", weinend brach der junge Mann zusammen und klammerte sich an die Uniform des Colonels. "Nur wegen dir..." schluchzte er auf. Alle Farbe war aus dem Gesicht von Roy Mustang gewichen, als er in die toten Augen seines Vaters blickte. >Was geht hier nur vor? Was geschieht nur mit mir? Wieso erlebe ich diese Dinge noch einmal? Und wieso wirkt das alles so echt?< leise keuchte er auf.

"Roy...", die Stimme seiner Mutter ließ ihn erschaudern, sie fühlte sich wie ein arktischer See an...so eisig und kalt. Ihn fröstelte unwillkürlich.

Gequält wandte er sich zu seiner Mutter um. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, doch ihr Blick sprach Bände. >Auch sie ist überzeugt von meiner Schuld am Tod unseres Vaters< "Wieso?" Dieses eine Wort genügte um Roys letzte Fassung zu zerstören. "Ich...ich wollte doch nicht, dass so etwas geschieht..." versuchte er vergeblich zu erklären. "Er...er...wollte mich doch nur retten...", verzweifelt starrte er den leblosen Körper seines Vaters an. Tränen bildeten sich plötzlich in seinen Augen, rannen seine Wangen hinunter und benetzten das noch warme Gesicht des Verstorbenen. "Warum...warum...bist du dazwischen gegangen, o-too-san? Ich...ich hätte sterben sollen!" stammelte er. "Ich hätte dort sterben sollen, nicht du..." Doch auf einmal änderte sich sein Gefühlszustand schlagartig. Ein nie gekannter Zorn kochte in seinen Adern über und wütend funkelten seine Onyxaugen auf. Er fasste seinen Vater am Hemdaufschlag und hob ihn halb von der Liege. Hinter sich hörte er den erschreckten Aufschrei seiner Mutter und spürte die Hände seines Bruders an den seinen, die vergeblich versuchten den stählernen Griff von Roy zu lösen. Mustang stieß ihn zur Seite.

"Verdammt, Vater! Wieso hast du dich immer eingemischt?! Ich war alt genug, um in den Krieg zu ziehen!" schrie er den bereits in eine andere Welt eingegangen Körper an, der leblos in der Luft hing. "Niemand hat dich gebeten, mich zu retten...also warum hast du es dann doch getan? Wieso?" Seine Arme begannen zu zittern wie im Fieber, so sehr hatte er sich da hineingesteigert. Er hörte, wie seine Mutter wieder anfing zu weinen. Während sein Bruder noch immer verzweifelt versuchte, ihn von seinem Vater wegzuzerren. "Colonel!! Hören Sie auf damit!" Plötzlich hielt er inne. Irgendetwas stimmte hier nicht. >Warum...warum spricht mein Bruder mich mit Colonel an? Seine Stimme...ist irgendwie nicht mehr dieselbe...und dieses Schluchzen hat keine Ähnlichkeit mit Mutters Weinen. Auch der Körper von o-too-san ist eigenartig...so leicht wie ein Kind< Die toten Augen, die ihn gerade noch erbarmungslos angestarrt hatten, waren verschwunden, ebenso das mit leichten Falten überzogene Gesicht. Stattdessen stierte er entsetzt in das blasse Gesicht eines langhaarigen blonden Jungen, der mit geschlossenen Augen in seinen Händen baumelte.

"Full Metal...?" stammelte er ungläubig und starrte Ed verstört an. Sofort ließ er den Jungen los, der von Al noch rechtzeitig aufgefangen und behutsam auf sein Lager zurückgelegt wurde. Mit vor Schreck aufgerissenen Augen drehte er sich um. Hinter ihm stand Major Armstrong, der seine Hände auf die Schultern des Colonels gelegt hatte, nur für den Fall der Fälle. Der First Lieutnant half dem Doktor auf die Beine, dieser hielt sich leicht schmerzverzerrt seine Stirn, aus der ein wenig Blut tropfte. Auf dem Sessel saß das Mädchen, das dem Full Metal so unglaublich ähnlich sah...
 

Ich spürte den Blick, den mir Colonel Mustang zuwarf. Aber ich vergrub mein Gesicht hinter den Händen. Ich schluckte schwer und fühlte mich sehr betroffen, von dem was ich in den Augen des schwarzhaarigen Mannes gesehen hatte.

"Was...was habe ich getan?" hörte ich ihn aufstöhnen. Ich schaute auf.

Roy Mustang war umgekippt und lag nun auf dem zweiten Bett im Zimmer. Vermutlich hatte der Major ihn aufgefangen und dort abgelegt. Dieser stand beunruhigt vor dem Colonel und runzelte fragend das Gesicht. Riza Hawkeye rannte kurz in das Badezimmer, kam mit einem feuchten Tuch wieder heraus und legte es dem Ohnmächtigen auf die Stirn.
 

Es kam ihm vor, als wären Stunden vergangen...oder waren es sogar Tage? Langsam und vorsichtig versuchte er die Lider aufzuschlagen. Die ganze Zeit hatte eine bekannte Stimme auf ihn eingeredet, aber seine Sinne blockierten und er konnte nicht reagieren, so wie er es wollte. >Was ist nur passiert?<

Colonel Mustang öffnete seine Augen und schaute in das Gesicht von First Lieutnant Hawkeye. Diese blickte ihn besorgt und bekümmert an. Er erinnerte sich wieder an den Jungen. >Wie viel Zeit ist wohl vergangen, während ich ohnmächtig war?< Mit einem schnellen Ruck setzte er sich auf. >Das war wohl eindeutig zu schnell< leise keuchte er auf. Rasende Kopfschmerzen stachen in sein Gehirn und kleine bunte Sternen glitzerten vor seinen Augen. Ein noch nasses Tuch fiel in seinen Schoß. Zwei kräftige Hände wollten den Schwarzhaarigen wieder auf das Lager zurückdrücken, aber er stieß diese beiseite. Der Colonel atmete einige Male kräftig ein und aus, wartete bis der Schleier von seinen Pupillen abfiel. Armstrong sah seinen Vorgesetzten an und wollte schon nach ihm greifen, aber Roy Mustang hob beruhigend den Arm.
 

"Keine Sorge, ich bin wieder klar im Kopf." Entschuldigend schaute uns der Colonel an. Unsere Blicke waren misstrauisch auf ihn gerichtet, nur eine tat dies nicht. Das war First Lieutnant Hawkeye. Ich schmunzelte, konnte regelrecht ihre Zuneigung und Liebe zu ihm fühlen.

"Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist...aber ich versichere allen hier, dass alles wieder okay mit mir ist. Es tut mir leid!" Seine Onyxaugen wandten sich an Alphonse und mich. Ein wenig eingeschüchtert saßen wir immer noch an unseren Plätzen.

Ein tiefgehender Schmerz stach in meine Brust, als ich dem Blick des Colonels begegnete. >So viel Leid...< ich seufzte leise und müde auf.

Ich spürte, dass nun diese schwarzen Pupillen auf Edo gerichtet waren, der blass und reglos im Bett lag. Auch ich sah zu meinem blonden Cousin hinüber, seine Decke war blutbefleckt, sowie auch der ganze Boden um uns herum.

Leise keuchte Roy Mustang auf. >Wahrscheinlich erinnert er sich an seinen Vater...< Ich schluckte krampfhaft. Major Armstrong indessen war von seinem Stuhl gesprungen, aber Doktor Brown war schneller und legte dem Colonel beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Keine Angst, Colonel. Das, was sich ihnen hier zeigt, ist tatsächlich die Realität, obwohl das eigentlich nicht die Art eines Krankenhauses ist, welches immer sauber und steril sein sollte. Doch wie sie ja wissen, ist das gesamte Personal in Alarmbereitschaft und die Reinigungskräfte kümmern sich gerade um die OP-Säle. Dieser Raum und auch der Flur sind noch nicht gereinigt. Deswegen habe ich sie angerufen, jetzt verstehen sie wahrscheinlich, warum der Junge dringend eine Transfusion benötigt, denn das ist alles sein Blut."

Der Schwarzhaarige nickte stumm und krempelte seinen Hemdsärmel hoch.

"Deswegen bin ich ja auch hier..." erwiderte er schmunzelnd. Verwundert starrten wir ihn an. >Will er tatsächlich...?< meine Augenbraue zog sich nach oben.

"Was...soll das heißen, taisa? Meinen Sie damit etwa, dass Sie...?" Lieutnant Hawkeye blickte ihn fragend an.

"Genau das!" Sein angespanntes Gesicht verzog sich zu einem schelmischen Grinsen, als er in unsere Mienen sah. "Denn ich habe die Blutgruppe, die Sie brauchen, Doktor Brown." Ich spürte wie ein Stein vom Herzen des Doktors fiel und auch ich fühlte mich von einer großen Last befreit. Ein frohes Lächeln zierte meine Lippen. "Nii-san...ich bin so froh!" hörten wir eine Stimme leise schluchzend sagen. >Al-chan...< Ich unterdrückte die Tränen, die sich in meine Augen schlichen.

Kurz glitt meine silbrige Iris zu Major Armstrong, dieser wischte sich gerade die Tränen von den Au-genwinkeln. Mein Schmunzeln wurde noch einige Grade wärmer. "Sie haben die Blutgruppe, die Edward-kun benötigt? Wieso haben sie uns nichts davon gesagt?" fassungslos schauten die rotbraunen Augen von Riza Hawkeye ihren Vorgesetzten an.

Dieser kicherte. "Weil ich es liebe, die Leute zu überraschen." Der grauhaarige Mann räusperte sich. "Nun gut!" unterbrach er das Gespräch und kniete sich vor Eds Bett. "Wir sollten uns nicht länger mit Gesprächen aufhalten. Colonel, wenn ich bitten darf...legen Sie sich hin." "Natürlich." Dann wandte er sich zu stählernen Jungen. "Keine Sorge, Alphonse. Dein Bruder wird schon wieder." "Hai..." erklang die tonlose Stimme von Al. Betroffen schaute ich ihn an. >Mein lieber kleiner Bruder...wenn ich könnte, würde ich alle Sorgen von deiner Seele nehmen...< Ich spürte den fragenden Blick des Colonels auf meiner Haut. Ein trauriges Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich in seine Augen sah. >Er fragt sich, was hier passiert ist...<

Der Doktor drückte der hübschen Blonden einen Plastikbeutel in die Hand, in dem eine durchsichtige Flüssigkeit schwamm. Ein Antigerinnungsmittel wie es schien, das verhindern sollte, dass das Blut beim Hineinlaufen gerann. "Würden Sie den Beutel immer wieder schwenken. So kann das Blut sich mit dem Mittel gut vermischen." Der First Lieutnant nickte. Sie setzte sich neben ihren Vorgesetzten und ihr Gesicht blieb sorgenvoll auf ihn gerichtet.

Leicht verzog Colonel Mustang seine Miene. Doc Brown hatte ihm die Nadel in die Armbeuge gestochen. "So, ich werde erst mal einen halben Liter von ihnen nehmen und sehen, wie es dem Jungen dann geht. In ca. zehn Minuten ist der Beutel voll, Lieutenant. Achten sie darauf." Die Beiden nickten.

"Was ist wenn es nicht reicht?" wurde eine kummervolle kindliche Stimme hörbar. Mit traurigen Augen blickte Alphonse von seinem Bruder auf. >Ach...Al...< eine Träne kullerte meine Wange hinunter, ich wischte sie schnell und hastig weg. >Aus der Schule wusste ich noch, das jeder Mensch nur einen halben Liter Blut spenden darf...Männer alle zwei Monate und Frauen alle drei. Nicht öfter...Eigentlich müsste nach der Spende des Colonels Schluss sein, aber...ich glaube nicht, dass das Blut reichen wird...Ed...du hast so viel von deinem Lebenssaft verloren, das kann man nicht mit einem halben Liter wettmachen...<

"Dann werde ich wieder einen halben Liter spenden!" Alle Augen sahen den schwarzhaarigen Mann im Bett verblüfft an. Er hatte sich, gestützt von seinen Kissen, ein wenig aufgerichtet. >Hat er das jetzt wirklich ernst gemeint?< meine Augenbraue schnellte nach oben.

"Aber...das...das..." die Pupillen des Arztes weiteten sich entsetzt. "Auf meine Verantwortung, Doc. Tun Sie es, wenn es nötig ist." verlangte Roy Mustang. Die Onyxaugen des Colonels richteten sich fast sanft auf den Blonden...und glitten zurück zu dem grauhaarigen Mann. "Ich bin für die Konsequenzen verantwortlich, nicht Sie!"

Bewundernd schaute ich den Schwarzhaarigen an. Meine Augen leuchteten hell auf. Ein leichtes Schmunzeln stahl sich auf meine Lippen. >Das hätte ich nie von ihm gedacht. Als ich ihm das erste Mal begegnet bin, habe ich ihn für einen durchtriebenen Frauenhelden und Sprücheklopfer gehalten...aber ich muss meine Meinung ändern...ob es wohl an seiner Vergangenheit liegt?<
 

So, wer hätte gedacht, dass unser Taisa so eine gute Seele hat *grins*

Wie geht es wohl weiter? Bleibt dabei...

Liebe Grüße

eure Mariko und Lina



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Inzestprodukt
2006-04-15T20:59:37+00:00 15.04.2006 22:59
*deine ff entdeckt hat*
*niederknie*
*bein küss*
i love this story *_*
ich kenn die originalgeschichte nur grob aber die ff is klasse *___*
vorallem wenn ed und roy sich unterhalten kann man viel witz in die sache bringen ^^V
tu mir nen gefallen und lass ed noch leiden *hrhr*
*es liebt wenn leute leiden*
aber nur nicht sterben lassen T__T
Von:  Mondvogel
2006-04-15T14:09:02+00:00 15.04.2006 16:09
Roy Mustang ist ja ein lieber Kerl. Endlich ist auch jemand da, der Blut spendet. Na, hoffentlich kommt Ed dann auch bald mal auf die Beine und es passieren nicht noch mehr unerfreuliche Zwischenfälle.
Hmm... merkwürdig. Was dem Colonel da wohl passiert ist, als er plötzlich seinen toten Vater gesehen hat...
Von:  Hotepneith
2006-04-14T16:27:11+00:00 14.04.2006 18:27
Ihr dehnt das liebevoll aus, hm? Dises Blutspendeaktion hat doch sicher noch einen speziellen Grund, sonst würdet ihr kaum so darauf rumreiten. Oder nur, um die Leser hinzuhalten?

Mal sehen, was noch passiert.

bye

hotep


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