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Der Garten des Lebens

Krieg der Engel
von

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Der Pakt

Joanne wäre beinahe das Herz vor Schreck stehen geblieben, doch bei näherem Hinsehen, erkannte, das es sich nicht um den eigenartigen Fremden handelte, auch wenn dieser Mann hier große Ähnlichkeit mit ihm hatte. Doch er sah eher aus wie ein Japaner, er war kleiner, seine Haare waren lang und zu einem Zopf zusammengebunden, nur einige Strähnchen hingen ihm wirr ins düsterblickende Gesicht. Er trug ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose. Die Arme vor der Brust verschränkt lehnte er an der Wand und blickte Joanne mit bohrenden Blicken an, so das ihr fröstelte.

"Wo bin ich? Wer sind die? Was mache ich hier? Und woher wissen sie überhaupt das ich...", sie stockte. Woher wusste er ihren wahren Namen? Sie hatte keine Papiere bei sich gehabt. Außerdem war sie hier unter dem Namen Jo Winselt angemeldet.

Er antwortete nicht. Schweigend betrachtete er sie durch seine schwarzen Augen, so das es ihr kalt den Rücken herunterlief.

"Sagen sie mir bitte wer sie sind..." Es war ein Gefühl kalter Panik das Joanne erfasste, als sie ihn nahezu flehend nach seinem Namen fragte. Ihr Finger krallten sich noch einen kleinen wenig fester in die Decke und ihre Nackenhaare stellten sich auf.

"Wieso ist das so wichtig für dich, wer ich bin?" Er lächelte leicht, während er diese Frage stellte. Immer noch lehnte er unverändert an der Wand, starr den Blick auf sie gerichtet. Mit dunklen Augen durchbohrte er sie, drang tief in ihre Gedanken ein, tief in ihre Seele... Ihr war, als könne er genau sehen, was in ihr vorging. Als könne er die Bilder ihrer Vergangenheit genauso klar erblicken wie sie selbst.

Sie zögerte, doch schließlich überwand sie sich und entgegnete: "Sie erinnern mich an jemanden, den ich kenne. Einen flüchtigen Bekannten, eigentlich nur, und ich war nicht sicher, vielleicht kennen sie ihn ja auch, vielleicht sind sie ja mit ihm verwandt." Vielleicht war er der Bruder dieses Fremden, vielleicht auch ein entfernterer Verwandter. Vielleicht konnte er ihr aber auch einfach nur sagen, wer dieser Fremde gewesen war.

Wieder Schweigen. Diesmal war er es, der zögerte ihr eine Antwort zu geben.

"Ich weiß wen du meinst", während er antwortete stieß er sich von der Wand ab und kam zu ihr ans Bett, mit langsamen, ruhigen Schritten, "ich kenne ihn nicht persönlich, aber eins möchte ich dir sagen: Halte dich von ihm fern!"

Jetzt stand er direkt vor ihr. Er war nicht groß, wenn sie aufrecht gestanden hätte, hätte er sie sicher nur knapp überragt. Er war Japaner, oder Chinese, sie konnte es nicht genau sagen. Seine Augen jedenfalls waren schmal, seine Haut dunkel, sein Haar glänzte fast ein wenig bläulich. Er war hübsch. Und in dem Moment, in dem sich ihre Blicke genau berührten, regte sich in Joanne etwas, ein Gefühl, wie sie es noch nie zuvor gehabt hatte. Ihr Herz begann wie wild zu schlagen, sie konnte spüren, wie das Blut in ihren Adern pulsierte.

Er beugte sich zu ihr herab. Langsam und elegant ließ er sich auf der Bettkante nieder. Es war wie in einem Traum. Doch genau jetzt spürte sie etwas anderes. Etwas kaltes. Es war das gleiche Gefühl, als sie aus dem Traum mit den Engeln erwacht war. Panik, Zorn und Trauer mischten sich in ihrem Inneren zu etwas seltsamen, zu einem Gefühl, welche so stark war, das es ihr den Brustkorb zerschmettert hätte, wäre dies möglich gewesen. Ein unendlicher Schmerz, eine unendliche Dunkelheit ergriffen von ihr Besitz, zerrten in ihrem Innersten, fraßen an ihr, nagten an ihr.

"Aaaaaaaaaah!"

Sie griff ihren Kopf mit den Händen, bäumte sich auf, wälzte sich, schrie, kreischte, klammerte sich an der Matratze fest, riss Löcher mit ihren Fingernägeln in das Laken, weinte, schlug um sich. Doch das alles half nichts. Es wurde nicht besser.

Erst als eine Hand sich nach ihr ausstreckte. Sie sachte an der Schulter berührte, dann fester griff und sie an einen kräftigen Körper heranzog, und Arme um ihren dürren Körper gelegt wurden, fühlte sie eine Besserung, die von einer sanften Wärme und einem fahlen, sanften Licht ausging. Der ruhige Atem einer fremden Person beruhigte sie, gab ihr den Rhythmus ihrer eigenen Atmung vor, und ließ sie schließlich ruhig zurück in das Bett sinken und einen leichten Schlaf fallen.

Als sie wieder erwachte war sie allein. Diesmal hatte sie nicht geträumt. Diesmal hatte sie ruhig geschlafen, und draußen war es dunkel geworden. Die Lichter der Stadt drangen als einzigstes durch das Fenster und erhellten den kleinen Raum so gut sie es vermochten, wobei sie dunkle Schatten an die Wände warfen. Der erste Eindruck hatte sie betrogen. Sie war nicht allein!

"Ich weiß das du hier bist...", murmelte sie und blickte sich um, "du kannst mich nicht an der Nase herumführen. Zeig dich und sag mir endlich wer du bist!"

Die Schatten formten sich zu einer männlichen, schwarzen Gestalt, mit einem blassen Oval als Gesicht, auf welchem ein beinahe teuflisches Grinsen lag. Er blieb dort stehen, wo er war, als er sprach: "Du kennst mich. Schon seit du klein bist kennst du mich. Du kennst mein Gesicht, meine Gestalt, mein Auftreten. Und selbst meinen Namen, selbst den kennst du auch! Streng dich an! Schließe die Augen und erinnere dich. Ich war bei dir. Seit dem Tag an dem deine Eltern starben. Schließe einfach du Augen und streng dich an."

Zwischen Joannes Augenbrauen erschien eine steile Falte. Zorn stieg in ihr auf. "Hör auf mich an der Nase herumzuführen!"

Er legte seinen schmalen, blassen Zeigefinger auf seine ebenfalls schmalen Lippen. "Psst, meine kleine. Nicht so laut, du willst doch nicht, das sie dich hören, oder etwa doch?"

Nun trat er aus dem Schatten hervor. Sein schwarzes, langes Gewand wallte um seinen schlanken Körper. Er stand aufrecht und würdevoll vor ihr, wie ein junger Adliger, doch seine Kälte erfasste den gesamten Raum. Wer auch immer er war, er war eine eindrucksvolle Person.

Noch immer sah Joanne ihn mit zornigen Blicken an, so das er seufzte: "Du möchtest mir wohl nicht glauben, wenn ich das richtig verstehe. Ein Fehler, wenn ich dir das sagen darf. Denn dieser Mann, der dich vorhin in den Armen gehalten hat, wird dich einmal töten. Er wird dein Untergang sein, liebe Joanne, und dies kannst du nur verhindern, indem du dich mir öffnest."

"Du Spinner!", sie schrie so laut sie konnte. "Verzieh dich, hau endlich ab! Lass mich in Ruhe! Ich weiß nicht wer du bist!"

Nun war er es, der sie zornig anblickte. "So hat noch nie jemand mit mir gesprochen! Ich werde nicht zulassen, das du dummes Gör mich zum Narren hältst! Ich werde dir schon zeigen, was es heißt, den Fürst der Finsternis zu beschimpfen."

Mir diesen Worten war er verschwunden. Mit der Dunkelheit eins geworden. Verblüfft starrte Joanne ins Leere, und dann plötzlich in ein blasses schmales Männergesicht, wenige Zentimeter vor ihr. Sie schrie auf. Im gleichen Moment legte er seine kalte Hand um ihren Hals, ohne zuzudrücken, stattdessen strich er sanft über ihre glatte Haut, während er fast schon zärtlich zu ihr sprach: "Du bist schön, Joanne. Warum verstehst du es denn nicht...?"

Seine Hand strich langsam ihren Hals hinunter bis zum Kragen ihres Hemdes. Sie hielt die Luft an und sah ihn aus großen, weit aufgerissenen Augen an, ohne das sie sich rühren konnte. Erst als er vorsichtig die Hemdknöpfe öffnen wollte, schlug sie seine Hand fort und rückte hastig von ihm ab, den Rücken an die Wand gedrängt und zitternd brüllte. "Lass das! Lass mich in Ruhe!"

Sie saß wie ein Kaninchen in der Falle, in eine Ecke gedrängt und weder ein noch aus wissend. Nur diesen schlanken Fremden vor sich, der sie zwar weder lüstern noch feindselig ansah, und ihr dennoch eine Heidenangst einjagte.

Abermals streckte er die Hand nach ihr aus, diesmal strich er ihr aber nur sanft über die Wange. "Mein armes, kleines Mädchen, was haben sie nur mit dir gemacht? Ganz blass und kränklich siehst du aus. Ich meine es doch nur gut mit dir. Wenn du jetzt tust, was ich dir sagen, dann brauchst du nie wieder etwas zu fürchten."

"Sag mir endlich wer du bist!" Ihre Stimme klang erstickt und sie zitterte am ganzen Leib. Was wollte dieser Fremde von ihr? Wer war er? War er ein Psychopath? Sie konnte nichts gegen ihn tun. Er berührte sie, er plante etwas mit ihr und sie war vollkommen hilflos. Niemand da, der ihr helfen konnte. Wenn doch nur Jack hier gewesen wäre. Aber das war er nicht. Er war irgendwo anders... irgendwo... sie konnte spüren, das er sich genauso um sie ängstigte, wie sie um ihn. Er war in einem anderen Raum. Sie konnte ihn wahrnehmen, sie konnte ihr spüren, ganz nahe, aber dennoch unerreichbar für sie. Und sie wusste, das er sehen konnte, was hier mit ihr geschah. Ob sie mit der Hilfe des Fremden zu ihm gelangen konnte? Ob sie ihn mit seiner Hilfe beschützen und hier herausholen konnte?

Wieder kam er näher, doch diesmal wehrte sie sich nicht, als seine Hand unter ihr Hemd strich. Sie wusste, das dieser Akt mehr war. Es sollte ein Ritual sein.

"Bist du bereit einen Pakt mit mir einzugehen, Joanne?" Seine Stimme war nun nicht mehr als ein leises flüstern. Sie nickte langsam. "Gut, du wirst es nicht bereuen, meine kleine." Mit diesen Worten begann er, ihr schweigend das Hemd auszuziehen, und die Bandage, mit welcher sie sich die Brüste abschnürte, um nicht als Mädchen erkannt zu werden, zu entfernen. Er tat es ohne jede Regnung zu zeigen, mit einer eisigen Kälte und völlig gefühllos. Was war er nur für ein Mensch. Nein, kein Mensch, denn jetzt fühlte sie, wer er war. Er war ein Teufel. Nein, nicht nur irgendein Teufel. Er war der Teufel. Er war Luzifer, der Fürst der Finsternis.

"Luzifer...", flüsterte sie leise.

Und sie wusste es, er hatte sie schon ihr ganzes Leben lang begleitet. Und nun würde er sie für immer begleiten. Nun würde er sie nie wieder verlassen. Selbst am nächsten Morgen spürte sie seine Anwesenheit noch im Zimmer, seine eisige Kälte, die alles vereinnahmte. Sie selbst lag nackt in der Decke eingehüllt. Leicht fröstelnd und von einem eisigen Gefühl gepackt. Auf ihrer rechten Brust prangte eine Tätowierung. Ein schwarzes, geflügeltes Kreuz, umschlungen von dornigen Ranken. Dies machte den Pakt nun für ewig gültig. Sie würde sich niemals davon lösen könne, selbst wenn sie es wollte. Doch in diesem Moment war sie sicher, das sie dies nie wollen würde.

Sie erhob sich und zog sich unendlich langsam an. Noch immer wusste sie nicht, wo sie sich befand. Ein kalter, weißer Raum. Sie kannte ihn nicht. Als sie zur Gänze angekleidet war, ging sie mit langsamen Schritten zur Tür. Ihr war schwindlig und sie war noch völlig benommen. Das, was in dieser Nacht geschehen war, durfte sie keinem sagen. Aber selbst wenn, wer würde ihr schon glauben? Sie war ja selbst kaum dazu fähig. Alles, was sie bis jetzt stets für ein Ammenmärchen gehalten hatte, war nun Wahrheit geworden. Und sie wusste, das alles real war. Sie wusste, das er Luzifer gewesen war. Sie wusste es einfach.

Sie griff nach dem Türknauf, doch als sie ihn drehte, tat sich nichts. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Sie war zugeschlossen. Entsetzen machte sich in ihr breit. Sie war eingeschlossen. Mutterseelenallein in einem fremden Raum. Eingeschlossen. Eingesperrt! Wie in einem Gefängnis. Vielleicht war dies hier ja sogar eines. Ein Gefängnis.

"Werde nicht albern!", ermahnte sie sich selbst mit lauter Stimme. "Du wurdest nicht eingesperrt. Du hast doch gar nichts getan!"

Aber es half nichts. Die Panik in ihr wuchs mehr und mehr und mehr... Sie wurde hektisch, ohne etwas dagegen tun zu können. Sie lief im Raum hin und her, klopfte die Wände ab, suchte unter dem Bett, ohne genau zu wissen, was sie zu finden gedachte.

Und dann hielt sie inne. Von einer plötzlichen Kälte geschüttelt stockte sie mitten in der Bewegung und blieb regungslos stehen, die Augen weit auf. Ein einziger, winzig kurzer Gedanke war ihr durch den Kopf geschossen gekommen. Du trägst jetzt die Macht Luzifers in dir! Und ohne genau sagen zu können weshalb, wusste sie plötzlich, was zu tun war.

Ruckartig wandte sie sich um, ging mit kurzen, selbstsicheren Schritten zur Tür und streckte sie Arme aus. Es bedurfte nicht viel, nicht einmal einer kleinen Anstrengung, und sie Tür knallte, wie von einer heftigen Wucht getroffen, aus den Angeln und prallte gegen die ihr gegenüberliege Wand, die einen langen Flur begrenze. Dabei wurde die Tür so stark verbeult, das es aussah, als hätte jemand etwas riesiges, unglaublich schweres, mit einer solchen wucht dagegen geworfen.

Joanne dagegen blieb unverändert da. Ihr Atem ging etwas schwerer und ihre Augen waren vor Erstaunen weit aufgerissen, doch ansonsten fühlte sie sich wie immer. Sie fand es seltsam, das dies so leicht war. Sie hätte erwartet, das es eine enorme psychische wie physische Anstrengung für sie bedeutete. Aber sie war ja nicht einmal richtig erschöpft.

Noch etwas zögernd trat sie auf den Gang und spähte vorsichtig nach links und rechts. Auf der ihr gegenüberliegenden Seite lag nur eine weiße Wand, ohne Fenster, nur ab und zu eine Tür, in regelmäßigen Abstände, wie auch der Seite, auf der ihr Zimmer lag. Licht wurde durch grelle Neonleuchten erzeugt. Sie brannten in ihren Augen.

Wo bin ich hier nur gelandet?

Was sollte sie nun tun? Hier darauf warten, das sie irgendwann einmal irgendwer dazu bequemte zu ihr zu kommen und die ganze Sache aufzuklären, oder sich selbst auf die Suche machen? Das sie von der ersten Möglichkeit wenig angetan war, entschied sie sich lieber für die zweite und setzte sich auch gleich darauf in Bewegung.

So leise wie möglich stapfte sie den Flur entlang. Manchmal hielt sie an einer Tür an um zu lauschen, konnte aber nichts hören, vermutlich waren sie schalldicht.

Ich muss Jack finden...

Sich konzentrierend versuchte sie ihren Bruder ausfindig zu machen. Sie wusste genau, das er hier war, das er hier in der Nähe war. Gestern Nacht hatte sie seine Aura gespürt. Seinen Schmerz. Er hatte sich geängstigt. Um sie geängstigt. Erinnerungen stiegen in ihr auf...
 

Sie war wieder fünf Jahre alt und stapfte den Gang des Krankenhauses entlang, auf der Suche nach Jack. Sie hatte ihn seit dem Unfall noch gar nicht besucht. Der Arzt hatte sie nicht gehen lassen, er hatte irgendetwas von Trauma erzählt und war dann gegangen, wohl um sich um andere Patienten zu kümmern.

Dann plötzlich hatte sie jemanden Schreien gehört. Sofort hatte sie gewusst, das es Jack war und war zu dem Zimmer gelaufen, aus dem der Schrei gekommen war. Und dort hatte sie sie gesehen. Männer, drei an der Zahl, in schwarz gekleidet, mit einem glühendem Stab in der Hand. Ihren schreienden Bruder festhaltend, hatten sie ihm etwas in die Stirn gebrannt. Sie hatte den Schmerz gespürt als wäre es ihr eigener gewesen.
 

Reiß dich zusammen!, ermahnte sie sich selbst, und legte die Hände auf ihr warmes Gesicht. Die Erinnerungen aus der Vergangenheit lösten eine unbeschreibliche Übelkeit in ihr aus. Am liebsten hätte sie sich übergeben, doch die beherrschte sich. Matt lehnte sie sich und atmete tief durch.

Nicht daran denken, einfach nicht daran denken, dann wird es schon wieder gut!

Ihr wurde so schwindelig, das sie in die Hocke gehen musste, und regungslos für lange Zeit in dieser Stellung verweilte, wobei sie sich immer wieder ermahnte, das alles einfach zu vergessen. Es einfach zu vergessen. Die dunklen Bilder einer grausamen Vergangenheit durften nicht wieder hochkommen. Sie durfte nicht zulassen, das sie sie vereinnahmten. Viel wichtiger war es jetzt Jack zu finden und dann nichts wie raus hier. Fort von diesem Ort an den sie fremde Menschen verschleppt hatten.

"Joanne?" Der dumpfe klang einer wohlbekannten Stimme ließ sie aufhorchen. Sie hatte die ihr gegenüberliegende Tür noch nicht einmal bemerkt. "Joanne?", erklang es erneut.

"Jack!", sie sprang auf und alle Übelkeit und all die schlimmen Bilder waren wie fortgewischt. "Jack, bist du da drinnen?" Sie legte den Kopf ganz nah an die Tür, damit er sie besser verstand.

"Ja!" Sie konnte hören, das auch er ganz dicht an der stand. Sie hatte das Gefühl, sogar die Wärme seines Körper zu spüren. "Sie haben mich eingesperrt. Was ist mit dir? Wie fühlst du dich, Kleines?"

"Mich haben sie auch eingesperrt, aber ich bin da rausgekommen."

"Wie das?"

"Warte einen Moment, dann zeigen ich es dir..."

"Joanne, was..."

"Geh bitte weit von der Tür weg!"

"Joanne, was hast du vor?"

"Bitte, vertrau mir einfach, Jack, ja?"

Einen kurzes Zögern, dann wieder seine Stimme: "Ist gut Joanne, ich vertraue dir. Warte einen Moment."

Sie konnte hören, wie er von der Tür wegtrat, dann tat sie es ihm gleich. Sie verfuhr genauso wie bei der Tür ihres Raumes. Sie streckte die Arme aus, konzentrierte sich und die Tür flog aus den Angeln.

Vorsichtig trat sie in den Raum.

"Jack?"

Es dauerte einen Augenblick, dann trat er hervor, sodass er ihr genau gegenüberstand. Er blickte sie ungläubig durch seine blauen Augen an.

"Jo... Joanne... warst du das?"

Fast wie eine Anschuldigung klangen seine Worte. Sie senkte betroffen den Blick.

"Ich kann es dir nicht erzählen... Jack..."

Zuerst schwieg er, dann antwortete er mit einem Nicken. "Das ist schon okay. Lass uns lieber sehen, wie wir hier heraus kommen..."

Er wollte sich an ihr vorbei durch die Tür drängen, doch hielt sie ihn am Ärmel fest. Den Blick fest auf ihn gerichtet stellte sie geradezu die Frage, die sie schon die ganze Zeit beschäftigt hatte: "Jack, wer waren diese Leute, die uns hierher gebracht haben"

Wie erwartet wich er ihren Blicken aus. Das tat er immer wenn er nicht so recht mit der Antwort herausrücken wollte. Doch schließlich gab er sie doch: "Ich habe dir etwas verheimlich, Joanne. Etwas, das ich dir eigentlich hätte sagen müssen." Daraufhin begann er in seiner Hosentasche herumzunesteln. Es dauerte etwas ehe er einen zerknitterten Briefumschlag hervorholte. In dicken, großen Buchstaben standen ihre Namen darauf.

An Jack und Jo Winslet

Joanne blickte immer wieder verwirrt auf den Briefumschlag und dann Jack an. Schließlich griff sie einfach danach und öffnete ihn. Zögernd las sie, was darin Stand.
 

An Jack und Jo Winslet,
 

Als Söhne der berühmten Wissenschaftler Dr. Kate Winslet und Prof. Dr. Noah Winslet, möchten wir ihnen noch einmal unser herzlichstes Beileid zu dem Tod ihrer geliebten Eltern aussprechen und ihnen sagen, wie sehr wir das geschehene bedauern, sowie, das es tragischer Verlust, nicht nur für unsere Firma, sondern auch für die gesamte Welt der Wissenschaft ist. Da wir und nicht ganz unschuldig fühlen, möchten wir ihnen anbieten, das sie in unserer Firma arbeiten können. Wir würden ihnen Wohnung, sowie Schul- und Studienplätze zur Verfügung stellen, sodass ihre Zukunft sicher ist. Noch sind sie klein, aber sollten sie irgendwann einmal die Möglichkeit haben, würden wir und freuen, wenn sie uns in unserer Firma in Tokio einmal besuchen würden.
 

NeoGP

Leiter Yuhiro Karakaze,
 

Irritiert legte Joanne den Brief fort und sah geradewegs an.

"Von wann ist der Brief?"

"Er wurde uns kurz nach dem Tod unserer Eltern zugesandt. Ich war damals noch zu klein um es zu verstehen. Ich dachte er wäre verloren gegangen und habe mich nicht weiter darum gekümmert. Ich dachte, wir würden ja eh nie nach Tokio kommen. Aber dann hab ich ihn vor zwei Jahren wiedergefunden."

"Vor zwei Jahren hast du mir das erste mal vorgeschlagen nach Tokio zu gehen."

Jack nickte.

"Aber was hat das mit dem hier zu tun?"

"Nun ja, ich habe dann noch beschlossen, das mit der Firma fürs erste ruhen zu lassen und später einmal mit dir darüber zu reden. Aber sie müssen irgendwie herausgefunden haben, das wir nach Tokio gekommen sind. Die Leute in unserer Wohnung waren von denen. Wir befinden und im Hauptgebäude der Firma. Ich habe es gesehen, als sie uns hierher brachten."

"Aber was gibt das für einen Sinn? Warum sollten sie uns hierher verschleppen?"

Joanne war ratlos und auch Jack konnte nicht mehr als nur mit den Schultern zucken. "Wer weiß wofür sie und wirklich haben wollen."

"Okay", murmelte Joanne ganz langsam. Sie musste Ruhe bewahren. Es würde nichts nützen wenn sie hier panisch werden würde. "Dann würde ich vorschlagen, das wir und schleunigst aus dem Staub machen, unsere Sachen packen und aus Tokio verschwinden."

"Ich persönlich finde das eine sehr dumme Idee, Kumpel!"

Eine tiefe unbekannte Stimme hinter ihr und das Klicken wenn eine Waffe entsichert wurde ließen sie zusammenzucken. Aus Jacks Gesicht konnte sie ablesen, wie sehr er sich erschrocken hatte. Mit geweiteten Augen starrte er an ihr vorbei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-01-13T19:31:52+00:00 13.01.2006 20:31
Wieder ein spannendes Kapitel mit spannendem ende. *grin*
Obwohl Joannes Kraft dann doch ein bisschen ominös ist... Pass auf, dass die Hauptfigur nicht übertrieben wirkt!
Bis zum nächsten Kapi,
erdschlange


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