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Von ganzem Herzen

von

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Dunkler Schatten

------------------ Dunkler Schatten -----------------------------------------
 


 

Sie stand stumm da.

Keine Regung zeigte sich, kein Muskel rührte sich, ihr Gesicht war eine einzige emotionslose Maske.

Sie schien nicht einmal zu Atmen.

Ihre Erscheinung glich einem Schatten, so wie sie völlig in Schwarz gekleidet an der Bushaltestelle gelehnt stand.

So hob sie sich nicht von ihrer Umgebung ab und tatsächlich schienen die Menschen sie nicht zu sehen.

Sie hastetet an ihr vorbei und man rempelte sie ständig an, ohne das sie sich dessen gewahr wurden.

Niemand sah, niemand sprach sie an.

Die fremde Frau stand schon seit Stunden an der selben Stelle, ohne sich zu bewegen, als wäre sie dort festegewachsen.

Ja, als wäre sie ein Teil des dunkeln Pflastersteins, so kalt und starr wie jenes.
 

Ihr Blick hing an einem der Reihenhäuser, an einer schweren, dunkelbraunen Türen.

Erst als die besagte Tür aufging, sah man eine winzige und flüchtige Regung in ihren Augen.

Der Mann, der hinaus getreten war, sah sie ebenfalls nicht. Zielstrebig begann er den belebten Bürgersteig hinunter zu gehen.

Es war nichts sonderlich außergewöhnliches an ihm.

Er war keine Schönheit, war weder groß, noch beachtenswert klein.

Ein völlig normaler Mensch, der unter der Masse verschwand.

Aber dennoch.
 

Sobald er sich in Bewegung gesetzt hatte, folgte die seltsame Frau ihm augenblicklich, blieb jedoch auf der anderen Straßenseite.

Er ahnte nichts von seiner Verfolgerin, summend ging er zu einer Ampel und dachte an seine Einkaufliste.

Hatte er nicht etwas wichtiges vergessen? Waren zehn Flaschen Saft genug für die vielen Kinder, die heute zum Geburtstag seiner kleinen kommen würden?

Es sollte alles perfekt sein für seinen kleinen Spatz.

Er sah auf die Uhr und dann auf die Ampel.

Wieso wurde es nicht rot?

Ungeduldig warf er immer wieder einen Blick zur Ampel.
 

Die geheimnisvolle Frau blickte ihn gebannt von der anderen Straßenseite aus an.

Ihr Blick ließ ihn keine Sekunde los.

Es war keine Eile in ihrem Warten, keine Spannung oder sonst ein Gefühl.

Nichts, rein gar nichts.
 

Kaum war die Ampel auf Grün gesprungen, ging der Mann auch schon los.

Er hastet los, um so schnell möglich fertig zu werden.

Sie warten auf ihn.

Dabei sah er nicht, dass alle anderen Menschen, die eben noch auf die Straße gehen wollten, erschrocken stehen geblieben waren und Mütter und Väter ihre Kinder von der Straße rissen.

Er sah das kommende erst, als es unvermeidlich war.

Erst als er vom Lieferwagen mitgerissen wurde.

Sein letzter Gedanke war, dass auf seiner Liste die Salzstangen fehlten, die seine kleine so liebte.
 

Die Menschen schrieen erschrocken auf. Zwei Frauen schrieen nach einem Krankenwagen.

In nur wenigen Sekunden war er umzingelt von der Menschenmenge, die angewidert und fasziniert zur blutbeschmierten Leiche hinab sagen.

Dem Toten, der nicht mehr mit einem Menschen gemeint hatte.

Tränen flossen, eisiger Schrecken herrschte.
 

Von der Frau in Schwarz war nichts mehr zu sehen.

Sie war gegangen, wie auch ihr Ziel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-02-01T16:59:10+00:00 01.02.2006 17:59
Habe den zweiten Teil gerade entdeckt, mache mich die Tage mal dran ihn gründlich unters Auge zu nehmen, g.


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