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Von ganzem Herzen

von

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Sehnsucht 1

Schwere erfüllt mein Herz

Zog mich hinab

Immer weiter vom Licht

Ich drohte zu versinken...
 

In meiner dunkelsten Stunde

War niemand bei mir

Keiner der mich kannte...
 

Als ich die Hoffung verlor

Als meine Augen aufgehört hatten zu suchen

Bist du erschienen

Ohne Vorwarnung warst du da

Du brauchtest nichts zu tun

Weder mich hinaus ziehen

Noch mir Trost spenden

Dein lächeln allein

Ließ meine Welt erstrahlen

Dieses mal war ich hoffnungslos verloren

Trunken von dir

Und alles war in Ordnung...
 


 


 

Wieder stand ich dort und sah hinab.

Wieso verflucht noch mal tat ich das?

Ich wurde wütend auf mich selbst, dennoch half das nicht, denn ich konnte mich nicht losreißen.

Der Ort übte eine seltsame Faszination in mir aus, die ich mir nicht erklären konnte.

Meine Gedanken schweiften irgendwohin ab an einen Ort, der mir heute unbekannt ist.

Ich fühlte einen seltsamen Drang in mir. Der Wind wehte mir verführerisch in den Haaren und mir war, als würde ich ein flüstern hören.

Doch obwohl ich angestrengt lauschte, vermochte ich doch nichts zu hören.

Ich klammerte mich an das Gelände und genoss die Kühle des Eisens an meinen Handflächen.

Schön...
 

Meine Lider wurden schwer und mir wurde schwindlig. Müde lehnte ich mich mit meinem Oberkörper an das Gelände und drückte mich so fest wie möglich dran.

Meine Brust schmerzte, doch das Gefühl gefiel mir, aber den Drang in mir konnte es nicht löschen.
 

Abrupt riss ich meine Augen auf, als ich Hände an meinen Schultern spürte.

Die Müdigkeit war verflogen und ich kam langsam zu mir.

Erschrocken drehte ich mich um und schaute in das Gesicht eines Fremden.

Meine Verwunderung war verflogen und Ärger machte sich in mir breit.
 

"Was erlaubst du dir? Hände weg!" Wütend schüttelte ich seine Hände ab und wusste nicht, wie ich reagieren sollte.

Ok, es war ein öffentlicher Ort, Leute gingen an uns vorbei, doch wenn er mir doch was tat?

Sicherheitshalber ging ich ein, zwei Schritte zurück und starrte mein Gegenüber an.

Der wiederum sah mir offen in die Augen, seine Augenbrauen zusammengezogen und wusste wohl auch nichts zu sagen.

Ich war verwirrt, doch meine Wut gewann die Oberhand.
 

"Was willst du? Wieso grapscht du mich an?"
 

Ein spöttisches Grinsen umspielte seine schmalen Lippen.

Er musterte mich von oben bis unten, langsam und dermaßen dreist, dass ich kein Wort heraus bekam.

Nachdem er erneut in mein Gesicht geblickt hatte, drehte er sich wortlos um und ging.

Was tat ich? Mit offenem Mund stand ich da und sah ihm hinterher.

Erst zu Hause kam ich wieder zu mir und ich wurde wütend auf mich selbst.

Wieso hatte ich diesem Spinner nicht meine Meinung gesagt und stattdessen mich begaffen lassen?

Den ganzen Tag lang ging mir der Vorfall nicht mehr aus dem Kopf, weil ich mich wie ein kleines Mädchen benommen hatte.

Da prahle ich immer mit meinem Selbstbewusstsein und dann das!

Ich blöde Kuh!
 


 

Am nächsten Tag jedoch hatte ich den Vorfall vergessen oder besser gesagt verdrängt, so dass ich wieder im Einklang mit mir selbst war. Oder auch nicht.

So erzählte ich auch Ayse nichts davon, als ich in der Schule war. Außerdem war es mir äußerst peinlich so etwas zu zugeben.

Meine schlechte Laune war eh nichts neues für sie, deshalb wunderte sie sich nicht.

Ihr einziger Kommentar war: " Scheinst ja ein schönes Wochenende gehabt zu haben."

"Ja, mein Leben ist eine Ausgeburt reinster Schönheit, wusstest du das nicht?" Knurrte ich sie an.

Sie konnte darüber nur Lächeln.

"Und was hast du so "schönes" erlebt?"

"Familieversammlung, was sonst. Wie immer das selbe. Aber das tolle ist ja, dass dieses mal weniger Bälger da waren."

"Uuuhhhh, wie toll. Wie viele waren es denn dieses mal?"

Sie tat als würde sie darüber nach denken: "Die drei kleinen meiner Tante, die vier von Ahmet und die Zwillinge von Tante Emel."

"Und welche Kinder fehlten dann?" Fragte ich sie verwundert, da mir alle vollzählig schienen.

Sie zuckte mit den Schultern und erwiderte: "Mein Onkel Ismael." Und linste in meine Richtung. "Ha, erwischt! Ich hab's gesehen!" Rief sie, als sie mein grinsen sah.

Ich schlug ihr auf die Schulter.

"Blöde Kuh"
 


 

Als wir vor unserer Klasse ankamen, waren die meisten schon da.

Ohne ein Wort des Grußes stellten wir uns in eine Ecke und unterhielten uns.

Ayse ließ sich wieder mal über ihre Verwandtschaft aus, die sie nervten und ich hörte ihr geduldig zu.
 

"Wieso müssen die alle zu uns kommen? Haben denn meine Tanten und Onkel kein zu Hause?

Und dann heißt es immer Ayse hol Tee, Ayse kümmere dich um die kleinen. Bla, bla, bla."
 

Ich zuckte die Achseln: "Dann sag ihnen doch, wie scheiße du das findest."

Sie sah mich vorwurfsvoll an: "Rede nicht so, als ob du meine Familie nicht kennen würdest.

Ach ich hasse solche Gesellschaften, die sind mir einfach zu... ja gesellig!" Brach es aus ihr heraus.

Ich musste kichern, obwohl es sie aufregte.

"Du hast vielleicht Probleme, schließlich ist das doch nur an Wochenenden so."

Sie zog es vor zu schweigen, doch ich sah, wie sie mit sich kämpfte.

Am Ende würde sie doch was dazu erwidern.
 

Ach ja, ein Wort zu meiner Klasse.

Ich besuche die 12. Klasse der hiesigen Gesamtschule.

Das wir niemanden begrüßt haben, liegt daran, dass wir zu keinen aus der Klasse Kontakt haben. Mag jetzt seltsam klingen, ist aber so.

Woran das liegt?

Keine Ahnung, jedenfalls habe ich nie darüber nach gedacht.

Wir sind jetzt nicht die klassischen Außenseiter oder Sonderlinge, auch wenn es den Anschein hat. Die Interessenunterscheide sind einfach zu groß.

Integrationsarbeit wurde seitens unserer Lehrerin betrieben, doch als sie endlich merkte, dass es keine Hänseleien oder Streitereien zwischen uns beiden und dem Rest der Klasse gab, nahm sie es einfach hin.

Wir sind jetzt keine Freaks, die irgendeiner Szene angehören.

Sprich: Grufties, Gothics, Punks, Oi - Hippies oder so.

Nicht das irgendeine Vermutung diesbezüglich aufgestellt wird.

Denn ich hasse Schubladen denken!

Nun ja, zurück zu meiner Geschichte.
 

Es war ein Tag wie jeder andere, nichts besonderes eben.

Ayse und ich flachsten herum oder schwiegen.

Der Unterricht war genauso ereignislos, nichts nennenswertes geschah.

Nach der Schule gingen Ayse und ich gemeinsam nach Hause.

Es war schön warm, so dass wir beschlossen zu Fuß zu gehen.

Wir gingen gerade aus der Schule heraus und unterhielten und über Mansons Song "(s)aint",

als ich mein Blick zufällig auf eine Gruppe Jungs fiel, die zusammenstanden und sich unterhielten.

Es war nichts besonders an ihnen, doch irgendwie konnte ich meinen Blick nicht von ihnen nehmen.

Ich hörte Ayse nur mit halbem Ohr zu.

Als ich schon fast an ihnen vorbei wahr, sah ich hinter ihnen jemanden stehen, der definitiv zu der Gruppe gehörte. Er trug einen Rucksack um die rechte Schulter und sah in Richtung Schule.

Es war der Typ, der mich auf der Brücke belästigt hatte.

Ich konnte es nicht fassen in dort zu sehen. War er also ein Schüler an der Schule und kannte mich schon vorher vom sehen und hatte sich deshalb an mich ran gemacht?

So wie ich sie anstarrte musste ich einen seltsamen Anblick gegeben haben, denn Ayse stupste mich unsanft an.

"Was starrst du in der Gegend herum und ausgerechnet diese Penner?"

Sie sah mich genervt an. "Oder gibt es etwas was ich wissen müsste?"

"Ach Quatsch! Was redest du für´n Mist? Ich dachte nur jemanden zu sehen den ich kenne."

Ich zuckte mit den Schultern und ging weiter.

"Ach, du hast Freunde außer mir? Ist mir neu."

Ich stieß sie weg. "Blöde Kuh!"

"Was denn?" Fragte sie scheinheilig.

"Halt die Klappe und komm weiter, ich will nach Hause."

Sie verdrehte die Augen: "Ja klar, ich weiß ja wie scharf du darauf bist nach Hause zu gehen. Mörderisch deine Freude."
 


 

Zu Hause herrschte gähnende leere. Keiner war da, aber die Wohnung war ein einziges Chaos.

Meine Mom war noch arbeiten und wo mein Vater steckte wusste wahrscheinlich nicht mal er selbst.

Zu meinem Leidenswesen und zu ihrem Glück hatte ich keine Geschwister.

Im Grunde hatte ich nicht einmal Eltern.

Sie haben mich zwar nicht vernachlässigt oder so. Als ich es brauchte war wenigstens meine Mom da, aber seit meinem 16. Lebensjahr bin ich auf mich allein gestellt.

Schließlich waren meine Grundbedürfnisse gestillt. Na ja, ich denke mal, meine Eltern dachten wohl viele eher, dass sie ihre Pflichten zu Genüge erfüllt hätten und das 16 das richtige Alter wäre, allein durchs Leben zu kommen. Aber darüber pflegte ich locker hinweg zu sehen. Oder auch nicht.

Die Hausarbeiten erledigte für gewöhnlich die Person, die gerade zu Hause war und Zeit dafür hatte.

Also ich.
 

Nach zwei Stunden war der Saustall aufgeräumt und ich konnte meiner täglichen Beschäftigung nachgehen: Musik hören, während ich im Internet surfte.

Nicht wirklich auslastend und schon gar nicht etwas womit ich mich brüsten könnte, doch in Ermangelung einer anderen, sinnvolleren Beschäftigung blieb mir nichts anderes übrig.

Außerdem wusste ich, dass diese Ruhe, in der ich mich befand, nicht lange während würde.

Kaum war ich eine halbe Stunde online, als auch schon mein Handy klingelte.

Ich brauchte gar nicht auf den Display zu schauen, um zu wissen, wer es war.
 

"Ja?"

"Was machst du?"

"Ich gammle rum. Was meinst du denn was ich tue?"

"Lass´ was unternehmen Kiz*."

"Hm, weiß nicht, hab noch so viel zu tun und ich hab eigentlich noch eine andere wichtige Verabredung, die unaufschiebbar ist, wenn du verstehst was ich meinte." Sagte ich genüsslich gedehnt.

"Ach, red doch keinen Scheiß. Sag mir lieber, ob du kommst oder nicht."

"Nenn mir einen guten Grund, wieso ich mit dir losziehen sollte, obwohl du mich immer so fertig machst."

Sie hat als müsste sie überlegen und traf genau aufs schwarze: "Weil ich deine einzige Freundin bin und du eh nichts besseres zu tun hast, als rum zu sitzen und dich in deinem Elend zu wälzen."
 

"Autsch!" Rief gespielt empört und verletzt.

" Sei doch nicht immer so verdammt ehrlich, Schwester. Lass mich doch in meinem Elend.

By the way: Musst du nicht Babysitten oder so was?"

"Nö, nehme mir wieder mal frei. Schieb mir die ganze Zeit schon einen Depri, ich muss hier raus. Na was ist" verlangte sie zu wissen.

"Hhm.. Wieso eigentlich nicht, aber bitte, bitte" beschwor ich sie, "Zwing mich nicht wieder in dieses dämliche Cafe, ja?"

Es folgte Stille und ich wusste genau, dass sie wieder die Augen rollte.

"Ja oder nein."

Ich willigte ein.

"Aber wenn wir schon nicht ins Cafe gehen, dann gehen wir wenigstens chinesisch essen." Sagte sie bestimmt.
 

"Hör mal Schwester, ich lebe von meinem Kindergeld. Ich kann mir solch einen Luxus nicht leisten, schließlich habe ich keine Horde von Tanten, Onkeln und Großeltern, die mir bei jeder Gelegenheit Geld zu Stecken."

"Ja, ja, du mich auch."
 

Am Ende trafen wir uns doch.

Wie immer eben.

Wir zogen durch die Läden, bis es restlos nichts zu sehen gab, kauften hier und dort ein und am Ende des Tages waren wir erschlagen.

Es war Zeit essen zu gehen.
 

Das Restaurant war nicht sonderlich groß, aber wunderschön.

Die Möbel waren alle restlos Antiquariate und gaben dem noch eine besondere Note.

Wir hatten einen inoffiziellen Stammstisch, den wir immer ansteuerten.

Doch an diesem Tag schien er besetzt zu sein. Ayse motzte etwas zu sehr und etwas zu laut, aber wenigstens fanden wir einen Tisch in der Nähe, mit dem selbst sie zufrieden war.

Sie warf einige giftige Blicke in diese Richtung, doch da der Gast mit dem Rücken zu ihr saß, spielte es keine allzu große Rolle.

Als sie jedoch beharrlich mit ihrem wütendem Geschnaufe fortfuhr, konnte ich nicht an mich halten: "Nun hör aber auf! Ich habe keine Lust mir den Rest des Tages verderben zu lassen. Lass es gut sein ja?"

"Nö." Entgegnete sie trotzig und wieder zu laut.

"Wenn schon denn schon. Wenn ich meinen heiß geliebten Platz abgebe, so behalte ich es mir vor über diese Schnösel herzuziehen."

Ich konnte bei so viel Sturheit nur staunen.

Als ich jedoch mein Blick zu dem Tisch von dem besagten Gast viel, sah ich, dass er sich zu uns gedreht hatte.

Und erstaunt blickte ich ihn nur an. Es war der Typ von der Brücke! Ich konnte es einfach nicht glauben. Ok, wir lebten in einer kleinen Stadt, aber so viele zufälle konnte es einfach nicht geben.

Ich rechnete mit einem erkennenden Blick, doch er warf nur einen gelangweilten Blick in unsere Richtung und sah wieder weg.
 

Ayse hatte meinen Blick bemerkt und drehte sich um zu dem Typen: "Was ist? Hat er was gesagt." Fragte sie kampflustig.

"Nein, nein. Ich war nur in Gedanken."

Sie hob ihre Brauen und machte mir unmissverständiglicht klar, dass sie mir nicht glaubte.

Während des ganzen Essens musste ich unentwegt in seine Richtung blicken, doch er drehte sich nicht mehr um, was mich teilweise ärgerte und doch erleichterte.
 

Ayse achtete nicht mehr auf meine Blick, sondern sprach munter drauflos und ich hatte Mühe ihr zu folgen, da ich ständig in seine Richtung starren musste.

Ich war froh als wir endlich aufbrachen, denn mir war es peinlich, dass ich so die Kontrolle über mich verloren hatte.

Doch auch dann blickte er nicht in unsere Richtung.

Ich schüttelte den Kopf über mich, dass ich gedacht hatte, er würde sich an mich erinnern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-04-22T18:24:47+00:00 22.04.2005 20:24
Der Anfang macht schon einmal Lust auf mehr, wenn er auch noch nicht allzu viel über die Geschichte preisgibt.

Also nichts wie weiter!

LG

Allix


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