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Die Tochter eines Diebes

die Vergangenheit kann man nicht ändern
von

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Dieb VS Dieb: Gelüfteten Geheimnisse

Ich rannte die Treppe hoch. Ein Stockwerk tiefer befand sich der Detektivjunge, der mich jagte. Er hatte mir eine Falle gestellt und dachte tatsächlich, ich war so dumm in sie reinzutappen!

Er konnte hundertmal seine Polizei Akademie besuchen – ich war nicht so leicht zu fangen!

Der wertvolle Umschlag mit der Karte – der Grund, warum ich überhaupt diese Sache angefangen hatte, - befand sich nun wieder in meinem Besitz. Was für eine Erleichterung!

Jetzt nur noch entkommen!
 

Das Mädchen war zwar immer noch bewusstlos, hatte die Nacht aber gut überstanden, und auch ihre Wunde stellte sich als nicht lebensbedrohlich heraus. Die ganze Nacht und die hälfte des Morgens hatte er sich damit beschäftigt die in ihrem Gewebe steckengebliebene Kugel herauszuholen, die Wunde zu desinfizieren und zusammenzunähen, und nun brauchte auch er, der Geist des Millenniumsringes, eine Ruhepause.

Er übergab Ryou die Kontrolle. Mit der Kleinigkeit wie Verbinden der verletzten Schulter musste er schon klarkommen.

Ryou, den Bakuras Verhalten eigentlich sehr überraschte, stellte trotzdem keine Fragen und machte sich an die Arbeit.

Korin war schwer verletzt. Was war das, weswegen sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte? Warum war sie überhaupt dort?

Er brachte die Salbe auf ihre Wunde, bedeckte das Ganze mit einem Stück Binde und begann sie zu verbinden.

"Aah!" Korin entfuhr ein schmerzvolles Stöhnen.

Ryou nahm seine Hände schnell von ihrer Schulter weg und sah, wie Korin langsam ihre Augen öffnete.

Sie schaute ihn direkt an. Tausende Fragen schienen ihr durch den Kopf zu gehen. Doch auch er hatte so manche. Was war in dem blauen Umschlag? Warum war ein Detektiv hinter ihr her? Warum nannte er sie Tochter eines Diebes? Korin war doch keine Verbrecherin, oder?

"Wer bist du?" fragte er leise und hörte sie dieselbe Frage aussprechen.
 

Ich stand auf dem Dach, meine linke Schulter brannte vor Schmerz, als ob irgendetwas darauf drückte.

"Aah!" entfuhr es mir, und der Druck ließ plötzlich nach.

Auf einmal sah ich eine Gestalt vor mir. Sie war nur etwas größer als ich, hatte langes, weißes Haar und einen von goldenem Schein umgebenen Ring auf der Brust. Ich schaute genauer hin... er schaute mich aus seinen sanften, nussbraunen Augen besorgt, aber auch erleichtert an.

Ich stellte fest, dass ich in seinem Zimmer war, in seinem Bett. Meine linke Schulter war teilweise verbunden, der Weißhaarige hielt die Rollbinde noch in der Hand.

Tausende Fragen kreisten in meinem Kopf. Was war passiert? Wie war ich hierher geraten? Wieso Bakura?

Doch eine Frage überragte alle anderen:

"Wer bist du?" fragte ich leise und hörte ihn dieselbe Frage aussprechen.

Wir blinzelten.

Das kam ein wenig überraschend.

Dann lächelte mich Ryou an:

"Bin ich froh, dass du wieder wach bist!"

"Danke..." sagte ich mit schwacher Stimme, "Du... du hast mich gerettet... Oder..?"

Ryou schaute mich ein bisschen verlegen an:

"Jein," antwortete er schließlich.

Ich schaute ihn verwirrt an.

"Es war der Geist des Millenniumsrings," sagte er nach einer Weile, "der dich da rausgeholt hat."

Ryou holte einen goldenen Ring hervor und hielt ihn eine Weile vor meinem Gesicht, damit ich ihn betrachten konnte. An den äußeren Seiten des Ringes waren goldene Pfeile befestigt, in der Mitte hing eine Pyramide mit einem daraufgravierten ägyptischen Augen.

"Es ist wie bei Mutou," erklärte er, nachdem ich nichts erwidert hatte, "Nur dass dieser Geist eher böse ist..."

"Ich bin nicht böse," ertönte plötzlich eine tiefere Stimme aus Ryous Mund, "Ich weiß nur, was ich will!"

"Bakura..?" flüsterte ich unglaublich.

"Jetzt weiß du auch mein Geheimnis." sagte er wie nebenbei und schaute die unbeendete Arbeit Ryous unzufrieden an, "Ich werd dich jetzt verbinden, also sei ein braves Mädchen."

Und er grinste mich an.

Ich erkannte dieses freche, herausfordernde Grinsen sofort.

"Du... ahh..! hast dich... ahh..! besser... verstellt... ahh..!"

"Als Pharao?" fragte er, ohne auf meine Aufschreie zu achten, "Ja."

Ich hatte mich immer über Bakuras plötzlichen Persönlichkeitswechslungen gewundert, konnte aber nie dahinter kommen. Im Gegensatz zu Mutou war der Übergang viel fließender und die Unterschiede nicht so sichtbar, außerdem trug er seinen Ring nicht offen.

"Danke..." bedankte ich mich nun auch bei ihm und drückte meine Zähne zusammen, als er die Bindenenden zusammengeknotet hatte.

"Dafür kann ich mir nichts kaufen," entgegnete er und setzte sich wieder direkt vor mir, "Also, ich höre."

Seine Stimmlage gab mir zu verstehen, dass ich nur eine einzige Wahl hatte – die Wahrheit - und zwar die ganze - zu erzählen.
 

"Weder Ringo, noch Bakura sind heute erschienen... sind sie etwa beide krank?"

Yugi machte sich, wie wohl immer, Sorgen.

"Wahrscheinlich hat Ryou sie angesteckt," vermutete Joey.

"Gehen wir, vielleicht, nach der Schule, Ryou besuchen?" fragte Yugi.

Er hatte es nicht gewagt vorzuschlagen, Korin zu besuchen.

"Ja," stimmte Tea zu, "Lasst uns das machen!"

Es klingelte, und die Freunde beeilten sich zurück in die Klasse.
 

"Ich frage dich zum letzten Mal, Max," sprach Inuki verärgert, während er das Auto steuerte, "Was. Ist. Passiert."

Der Junge schwieg. Er versuchte aus ihm eine Erklärung auszupressen schon seit er Nachts verletzt und halbnackt zurück nach Hause gekommen war. Das einzige, was Max bis jetzt gelungen war, war der Wort "Ringo", das er zitternd über die Lippen hervorbrachte.

"Willst du mir weiß machen, dass du das Mädchen so spät Nachts noch beschattet hast?" fragte er sauer, "Und dass sie dich so bearbeitet hat?"

Max schwieg. In seinen Augen stand Angst. Und Hass.

"Wenn du mir nicht sagst, was vorgefallen ist, kann ich dir auch nicht helfen!"

Doch auch diesmal erhielt er keine Antwort.

Inuki fuhr extra zu Yukas Villa, um mit Korin persönlich zu sprechen. Schließlich war sie der einzige Anhaltspunkt, den er momentan hatte.
 

Es klingelte. Soroke schrak auf und eilte zur Tür. Wehe es war nicht sie!

"Guten Morgen, Frau Yuka." grüßte Herr Inuki.

Neben ihm stand ein Junge, in dem sie kaum seinen Sohn Max erkannte, so verbunden war er. Soroke presste ihre Lippen zusammen und schaute die Herrschaften fragend an.

"Verzeihen Sie die Störung, Frau Yuka," sagte Inuki äußerst höflich, "aber wir hätten gerne Ihre Tochter gesprochen."

Max nickte schwach zur Bestätigung.

"Bedaure," entgegnete sie, "aber Korin ist krank. Was wollen Sie von ihr?"

"Das wird nicht lange dauern, Frau Yuka," erwiderte Inuki ausweichend.

"Nein." sagte Soroke fest, "Entweder warten Sie, bis Korin wieder gesund ist, oder besorgen Sie sich einen Gerichtsbeschluss!"

"Aber..!" versuchte Inuki noch etwas einzuwenden.

"Auf Wiedersehen, meine Herren!" sagte sie und schloss die Tür wieder.

<Was hat das Mädchen nur wieder getan? Wo ist sie überhaupt?>

Wieso war Inuki auf der Suche nach Korin, statt Arituro? Wollte das schlaue Mädchen etwa Polizei auf sie aufhetzen?

Sie hatte ihr sogar keine Aufträge mehr erteilt, als Zeichen ihres guten Willens und um ihr die Möglichkeit zu geben, das Dokument schnellstens aufzutreiben. Und das hatte sie jetzt davon.

"Undankbare Göre..!" zischte Soroke und stürmte in ihr Arbeitszimmer hinein.
 

Ein verschwundenes Mädchen.

Eine lügende Mutter.

Und ein total verprügelter Möchtegerndetektiv.

Das war zur Zeit alles an Information, worüber Inuki verfügte.

<Ein Rätsel...> dachte er und kratzte sich am Hinterkopf.

Er durfte diese Aufgabe Max nie anvertrauen. Er wusste schon früher, dass sein Sohn für Detektivarbeit nicht wirklich geeignet war, doch das war sein Wunsch und er respektierte ihn.

<Was ist daran so schwierig ein 17 jähriges Mädchen zu beobachten?> fragte er sich. <Welches Spielchen hat er wieder getrieben?>

Er sollte bei der Domino High anrufen und nachfragen, was genau sein Sohn dort gemacht hatte.
 

"Wieso hast du’s mir nicht früher erzählt?"

Bakura schaute mich vorwurfsvoll an und ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.

Seit unserem letztem Gespräch war schon ein halber Tag vergangen, den ich komplett verschlafen hatte.

"Das hätte dir," sagte er und nickte in meine Richtung, "und vor allem mir jede Menge Ärger erspart."

Ich seufzte kleinlaut und zupfte an der Decke.

"Meinst du, ich würde einen Deal mit jemanden schließen, dem ich nicht mal ein bisschen Vertrauen entgegen bringe?" herrschte er mich an.

"Das Ganze..." fing ich leise an und ohne ihn anzuschauen, "war nicht geplant."

"Geplant oder nicht, aber es ist nun mal geschehen!" wies Bakura hin.

"Was willst du nun machen?" fragte er nach einer Weile.

"Ich finde dieses verfluchte Dokument und kauf mich frei." antwortete ich.

"Närrin!" fauchte er, "Denkst du diese Soroke lässt dich so einfach laufen?"

Plötzlich ertönte ein Klopfen. Bakura schaute unauffällig aus dem Fenster hinaus, und ich vernahm ein unzufriedenes Knurren.

"Der Kindergarten..!"

Danach verließ er das Zimmer und ging nach unten.

"Hey, Ryou!" ertönte die fröhliche Stimme Joeys, "Wie geht’s?"

"Du warst heute nicht in der Schule," vernahm ich Yugis unsichere Stimme, "Und wir haben uns Sorgen um dich gemacht."

"Weißte? Du hast Korin auch angesteckt!" erzählte Joey ungestört weiter, "Sie ist heute auch nicht erschienen!"

<Wenn du nur wüsstest!> dachte ich. Doch es war gut, dass er und seine Freunde nichts davon wussten.

"Das tut mir aber leid!" antwortete Bakura nett und ehrlich.

Oder war es wieder Ryou?

"Da wir schon hier sind," ertönte eine weibliche Stimme, "hier, die Hausaufgaben."

"Danke, Tea!"

Die Stimmen wurden leiser, und ich verstand, dass Bakura sich mit ihnen vor der Tür unterhielt.

Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Es tat irgendwie gut, jetzt, wo ich ihm die ganze Wahrheit erzählt hatte. Von Soroke, ihrer Erpressung, von Arituro und Dani, von dem unüberwindbaren Chaos in meinem Leben. Ich fühlte mich irgendwie erleichtert. Ich wusste, dass ich nicht mehr alleine war. Ich hatte einen Partner, ja, einen Freund. Ich lächelte unwillkürlich. Dass ich mich ausgerechnet Bakura anvertraut hatte..!

"Du bist wahrhaftig eine Närrin..." flüsterte ich einschlafend.
 

Als er zurück ins Zimmer kam, war das Mädchen wieder eingeschlafen. Diese aufdringlichen Freunde des Pharaos! Es kostete ihn eine Ewigkeit sie wieder los zu werden! Zum Glück hatten sie nicht darauf bestanden, in seine Wohnung reinzutreten. Dann wäre er bestimmt explodiert!

Bakura streifte schlafende Korin mit dem Blick. Sie war noch schwach, da sie viel Blut verloren hatte, doch sie war schon beim Bewusstsein. Er hatte sich nicht geirrt, was dieses Mädchen anging. Sie war stark und widerstandsfähig, sie hatte eine gute diebische Ausbildung genossen und sie passte perfekt! Doch, bevor er sein Plan umsetzen konnte, musste er ein paar störende Kleinigkeiten aus dem Weg schaffen. Wie diese Geschichte mit Yuka. Oder Kaiba. Er brauchte sie frei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Teufelsstern
2009-02-05T17:36:04+00:00 05.02.2009 18:36
Das war wieder ein richtig, richtig gutes Kapitel (wie nicht anders erwartet^^). Zwar nicht ganz so spannend, wie die letzten, aber trotzdem sehr gut.
Will jetzt aber endlich wissen, was Bakura vorhat *quengel*. ^^°

lg Teufelsstern
Von: abgemeldet
2009-02-05T17:15:21+00:00 05.02.2009 18:15
Mensch die letzten beiden Kapitel waren echt super.
Ich bin echtgespannt wie es weiter geht.
Also dann bis zum nächsten Kapitel

Liebe Grüße
Henkersbraut_Julia


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