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Die Tochter eines Diebes

die Vergangenheit kann man nicht ändern
von

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Dieb VS Dieb: Gestohlener Schatz

"Diebin!" riefen mir Asaka und Futaya laut hinterher, als ich an sie vorbei in die Klasse reinging.

"Ist gestern etwas passiert?" fragte mich Ryou verwundert.

Ich winkte nur ab. Dass Dainas Gruppe mich deswegen aufziehen würde, war nicht überraschend. In solchen Fällen galt: einfach ignorieren.

"Ignorier sie einfach," meinte ich und nahm meine Sachen.

<Spätestens, wenn du dich mit Yugi und Co unterhältst, kennst du die ganze Geschichte,> dachte ich unterwegs.

Die selber zu erzählen war mir irgendwie peinlich, weil ich es zugelassen hatte, dass der Detektivjunge mich reinlegte.

Die große Pause war schon zur Hälfte vorbei, und ich musste mich noch umziehen. Bakura hatte mehr Glück – er war krankgeschrieben und musste an dem Sportunterricht nicht teilnehmen.
 

Das Sitzen neben den Umkleideräume war langweilig, doch den "Kranken" war es nun mal nicht erlaubt dem Unterricht draußen beizuleben. Ungerecht zwar, aber es war wenigstens warm.

Bakura erhob sich und ging in den Toilettenraum. Als er zurück gekehrt war, vernahm er plötzlich ein verdächtiges Geräusch, als ob irgendjemand in dem Mädchenumkleideraum wühlen würde. Er versteckte sich, um das Geschehnis unbemerkt zu beobachten.

Nach einer Weile trat aus dem Raum ein Mädchen heraus, in dem er unfehlbar Futaya erkannte. Sie hielt ein zusammengewickeltes Bündelchen und schaute sich verstohlen um.

Was hatte diese falsche Schlange wieder im Sinn?

Bakura folgte ihr heimlich.

Sie bog hinter die Umkleideräume ein, und er lehnte sich an die Wand und horchte auf.

"Wenn ich Ihnen sonst wie behilflich sein kann, Herr Detektiv," hörte er Dainas Kichern.

<Detektiv?!> raste in Bakuras Gedanken vorbei, als er Max Inuki in dem Jungen erkannte, <Was zum Ra hab ich gestern verpasst? Und diese Ringo ist mal wieder viel zu stolz, um es mir zu erzählen..! Phe..!>

"Nenn mich doch einfach Max, Kleines," antwortete der Junge vergnügt und strich ihre Wange mit seinen Fingern.

Futaya kicherte verlegen. Sie war eine gute Schauspielerin, das musste Bakura ihr schon lassen.

"Danke für deine Hilfe," sagte Max und versteckte das Bündelchen, "Und nun beeil dich zurück."

"Ja!" antwortete das Mädchen und verschwand in Richtung Stadion.

"Jetzt hab ich dich, Ringo!" flüsterte er siegessicher und verließ ebenfalls den Ort.

<Was geht hier bloß vor sich?> überlegte Bakura, den die Entwicklung der Ereignissen ganz und gar nicht ins Bild passte.
 

"Ringo, du bist frei," wandte sich der Lehrer an mich, als ich mit meinem Lauf fertig war, "Ich sehe dich heute beim Training."

Ich nickte.

"Und kümmere dich drum, dass Bakura sich auch mal blickt!" sagte er noch.

Die umherstehenden Schüler lachten sofort auf. Ich konnte mir vorstellen, was sie bei sich dachten, nach der Vorstellung am Freitagabend, und das ließ mich unwillkürlich erröten. Ich hasste mich dafür.

Warum konnte ich nicht so cool und beherrscht sein, wie mein mutmaßlicher Stiefbruder Seto?

Ich seufzte und begab mich in den Umkleideraum.
 

"Das ist unfair!" rief Joey aus, "Warum darf sie gehen und wir nicht, obwohl wir auch gelaufen sind?"

"Sie nimmt nun mal an der Olympiade teil," erklärte Tea.

"Und sie bekommt extra Training nach der Schule," fügte Yugi hinzu, "Jeden Tag."

"Trotzdem – unfair!" gab Joey keine Ruhe.

"Was höre ich hier?" erkundigte sich plötzlich neben ihnen erschienener Lehrer, "Du willst auch an der Olympiade teilnehmen, Wheeler?"

"N-nein..." stotterte er überrascht.

"Du musst schon mehr als eine große Klappe haben, um daran teil zu nehmen," meinte der Lehrer und drehte sich weg.

"Puh," seufzte Joey leise, "das war knapp..."

"Aber ich überleg’s mir noch!" sagte der Lehrer plötzlich und sah den geschockten Jungen amüsiert an.

Dann widmete er sich den anderen Schülern.

"Du musst dein Glück auch immer herausfordern!" rief Tea unglaublich aus.
 

Sie war nicht da! Einfach nicht da!

Als ich mich für den Unterricht umgezogen hatte, war sie noch da. Ich hatte sie selber sorgfältig versteckt, damit keiner sie finden konnte. Und nun waren meine Sachen durcheinander, und SIE war nicht mehr da!

Tränen des Zorns und der Verzweiflung drohten aus meinen Augen auszubrechen.

Wer hatte es gewagt?

Etwa, Bakura?

Ich hatte ihn nicht neben den Umkleideräumen gesehen, also war es anzunehmen. Doch gleichzeitig war es auch unmöglich – Bakura, der in Mädchenumkleideraum meine Sachen durchwühlte? Lächerlich!

Wenn’s nur meine Brieftasche gewesen wäre, hätte ich kein Problem damit. Doch es war der himmelsblaue Umschlag meines Vater mit der Karte, die zu meiner Freiheit führte! Ich trug ihn stetst bei mir, damit Soroke ihn nicht finden konnte, aber jetzt war er weg!

"Verdammt!" fauchte ich und schlug die Tür verärgert hinter mir zu.

"Ringo, ist etwas nicht in Ordnung?"

Ich schaute auf und sah in die frech grinsende Fresse des Detektivjunges.

"Was willst du noch?" fragte ich sauer.

"Ich weiß, wer du in Wirklichkeit bist," sagte er überzeugt und grinste vielbedeutend, "Tochter eines Diebes."

Ich schaute ihn schweigend an und wartete die Entwicklung dieses Gesprächs ab.

"Ich weiß außerdem, was du getan hast," setzte er nach einer Pause fort.

Ich schaute ihn noch immer schweigend an.

"Führe mich zu ihm und ich lasse dich frei," sagte er und wedelte mit einem Umschlag.

Meine Augen weiteten sich, als ich den Umschlag erkannte.

"Wo hast du ihn her?" stellte ich die falsche Frage.

Max grinste siegreich.

"Spielt das denn eine Rolle?" entgegnete er und schaute mich überlegen an.

"Ich werde auf dich warten." sagte er, nachdem ich nicht geantwortet hatte, und warf mir einen zusammengeknitterten Zettel zu.
 

"Wer ist das denn?" fragte Bakura und deutete den weggehenden Jungen an.

Er beschloss erst mal den Unwissenden zu spielen.

"Max Inuki, der Detektivjunge vom Empfang," erwiderte Korin angespannt.

Bakura hatte das Gespräch aus seinem Versteck verfolgt und alles klar und deutlich gehört. Es war erstaunlich, dass Ringo nur ein wenig zitterte, und sich sonst nichts anmerken ließ.

"Er hat hier eine Praxiswoche und klärt die Schüler über Polizeiarbeit auf." erklärte sie mit Spott in der Stimme.

Sie hasste diesen Inuki, das war offensichtlich. Was hatte er nur in der Hand gegen sie?

"Und was will er von dir?"

"Was kümmert das dich?" erwiderte Korin bissig.

"Wir sind schließlich ein Paar." erinnerte er sie und grinste.

Es war immer schön, sie zu reizen.

"Das ist nur eine Abmachung." sagte sie fest.

"Dann halt dich auch dran," konterte Bakura.

"Er will, dass ich ihm helfe, eine Person zu finden," antwortete Korin nach einer Weile und sah weg, "Das ist alles."

"Du lügst."

Er stellte sich vor ihr und zwang sie so ihn wieder anzusehen.

"Ich seh’s dir an." sagte Bakura und schaute ihr direkt in die Augen, "Du lügst."

"Und wenn schon..." flüsterte sie und wand ihren Kopf zur Seite.

"Und wenn ich dir sage, dass ich das ganze Gespräch mitverfolgt habe?" fragte er ernst und drehte ihren Kopf zu sich.

Korins Augen weiteten sich ein wenig, doch sie erwiderte nichts.

"Willst du trotzdem alleine dorthin gehen?" fragte er und nickte in die Richtung, in die Max verschwunden war.

"Tut mir leid, Bakura," erwiderte sie schließlich und sah nun direkt in seine Augen, "Das ist eine Angelegenheit, mit der du nichts im geringsten zu tun hast."

Danach drehte sie sich um und ging weg.

<Wen willst du beschützen, Ringo?> dachte Bakura und verfolgte das weggehende Mädchen mit den Augen.
 

"Herr Kaiba?"

Die nette Sekretärin hatte ihn ohne weiteren Fragen weitergeleitet, doch nun war er nicht mehr sicher, dass Anrufen eine so gute Idee war.

"Ich bin noch dran," meldete sich der junge Firmenchef nach einigen Minuten Stille.

Inuki seufzte erleichtert. Wie versprochen ließ er Seto Kaiba alle Informationen zukommen, die in irgendeiner Weise mit dem Meisterdieb, seinem Stiefvater oder Frau Yuka zu tun hatten. Zu seiner Verwunderung fand der Detektiv immer mehr Gefallen mit dem Jungen zusammen zu arbeiten. Wenn Kaiba etwas tat, dann war es stets gründlich und verlässlich.

Es stellte sich sehr schnell heraus, dass die Informationen aus dem Mund Yukas nicht mit den Informationen auf dem Revier übereinstimmten. Und genauso wenig mit den Sachen, die Kaiba von Korin persönlich erfahren hatte.

Die Dokumente, die sie besaß, waren allerdings echt.

"Sie ist also ein schwarzes Schäfchen, diese Ihre Yuka..." meinte Seto.

Inuki konnte sein amüsiertes Lächeln fast sehen, der KC-Leiter hatte sehr schnell begriffen, welche Verhältnisse ihn mit der Frau Yuka seinerzeit zusammenbanden.

"So kann man wohl sagen," antwortete er zurückhaltend.

"Trotzdem sehe ich hier nichts, was uns weiter hilft." meinte Kaiba leicht verärgert.

"Mein Sohn beschattet Korin in der Schule," sagte Inuki, "Wir hoffen dadurch mehr Informationen zu bekommen."

Kaiba murmelte etwas unverständliches, sodass Inuki nicht verstand, ob er die Beschattung gut oder schlecht hieß.

"Zur Zeit habe ich keine anderen Informationen," sagte er deswegen.

"Schön," antwortete Kaiba, "Wir verbleiben im Kontakt."

Danach legte er auf.
 

Es war Abend. Ich zog mich um und las noch mal die Adresse auf dem Zettel. Ich musste den Umschlag zurückhaben, koste es was es wolle!

Davon hing mein Leben ab!

In diesem Augenblick war mir alles egal. Soroke, Marie, Kaiba, Schule, Olympiade, Yami, Bakura. Es existierten nur ich und meine Freiheit. Alles andere war unwichtig.

<Was fiel ihm überhaupt ein, uns zu belauschen!> ärgerte ich mich.

Es war mir doch nicht alles gleichgültig!

Es brachte mich aus der Fassung, wie Bakura mit mir umging. Reichte ihm der Freitagabend mit darauffolgendem Samstag etwa nicht? Wollte er etwa, dass ich ihn auch noch aus diesem Schlamassel herauszog?

Nein, danke!

Darauf konnte ich verzichten.

Ich schlich mich aus meinem Zimmer und verschwand in die Dunkelheit hinein. Wenn Marie oder Soroke mich jetzt suchten, war das ihr Pech.

Ich grinste bei der Vorstellung, Soroke wieder zum Durchdrehen zu bringen.

Aber das später. Erst musste ich meinen Job erledigen.
 

Diese Ringo war eindeutig verrückt. Soviel Stolz besaß nicht mal Kaiba! Und das sollte schon etwas heißen!

Er stand tief in ihrer Schuld, was sie eigentlich sehr genau wusste, und trotzdem ließ sie ihn stur nicht helfen.

Dachte sie etwa, er sei ein Schwächling? Oder musste er sich vor ihr auf die Knie fallen und sie darum betteln?!

"Ts," schnaubte Bakura leise, während er sie beschattete.

Wenn er kein Ehrenmann wäre!
 

"Halt, Diebin!"

Max hatte sie jetzt genau dort, wo er sie haben wollte.

"Im Namen des Gesetzes!"

Die Diebin blieb stehen und beobachtete ihn aufmerksam.

<Richtig so, du kannst ohnehin nirgendwo mehr laufen!> dachte er vergnügt.

Sie befanden sich auf dem flachen Dach eines mehrstöckigen Wohnhauses, und der einzige sichere Weg wäre zurück ins Treppenhaus, doch er blockierte den Eingang.

<Endlich ist es soweit!> dachte er triumphierend und zielte auf die Person aus seiner Pistole.

"Du sitzt fest, Diebin!" rief er laut, "Ergib dich!"

Doch sie schaute ihn weiterhin schweigend an und machte einen vorsichtigen Schritt zurück, als ob sie zum Dachrand wollte.

<Du wirst mir nicht entkommen!> dachte er zornig und drückte ab.

"Ahh!" schrie die Diebin auf, als die Kugel sie in die Schulter getroffen hatte.

Nun lag sie auf dem Boden, krümmte sich vor Schmerz und umklammerte ihre Wunde.

"Mal sehen, wer sich hinter dieser Maske versteckt!" sagte Max und kniete sich vor ihr.

Er lachte auf und sah das Mädchen höhnisch an. Er war ihr überlegen, er war seinem Vater, ja der ganzen Welt überlegen!
 

Ich lag auf dem Boden und presste die Schusswunde mit der Hand zusammen. Der Schmerz war höllisch, und ich befürchtete jeden Augenblick mein Bewusstsein zu verlieren.

Dieser elende Hund von einem Detektiv!

"Mal sehen, wer sich hinter dieser Maske versteckt!" sagte er und kniete vor mir.

Ich sah ihn hasserfüllt an, doch er lachte nur höhnisch auf und zog langsam meine Maske nach oben.

"Nicht so hastig, Freundchen!" ertönte plötzlich eine bedrohlich finstere Stimme aus der Dunkelheit.

"Was du nicht sagst!" rief Max übermütig aus und erhob sich. "Wer bist du? Ihr Komplize?"

Und er zielte auf die Silhouette, die ihm keine Antwort gab.

"Dann schnapp ich halt euch beide!"

"Bleib ruhig liegen, Diebin," wandte sich plötzlich der Unbekannte an mich, Max Drohungen vollkommen ignorierend.

Seine Stimme kam mir irgendwie vertraut vor, aber mein Verstand war zu sehr von dem Schmerz betört, dass ich klar denken konnte.

Auf einmal ertönte ein Schuss. Mein Herz fuhr zusammen, da ich auf eigenem Leib erfahren durfte, wie machtlos man gegen eine Schusswaffe war.

Ich nahm die letzten Kräfte zusammen und schaute zu der Gestalt auf, die mir so unerwartet zur Hilfe gekommen war. Plötzlich wurde ich von einem grellem Licht geblendet und musste meine Augen fest zusammen kneifen.

"A-a!" hörte ich Max erschrocken aufschreien, und es folgten vier Schüsse nacheinander.

<Was geht da vor sich..?> dachte ich und zwang mich die Augen wieder zu öffnen.

Alles war verschwommen.

Ich sah, dass etwas dunkles, mit weißem Kopf und einem hellgelben Ring in der Mitte, sich zu mir beugte und mich hochhob. Dann verlor ich endgültig das Bewusstsein.
 

<Ringo, Ringo...>

Wenn er sie nicht beschattet hätte, wäre sie jetzt bestimmt tot, so wie der Trottel mit den Waffen umging.

Leider war das Duell Monster nun wieder verschwunden, da die Magie seines Millenniumsringes es nicht mehr unterstützte, doch es sollte dem überheblichem Detektivjungen eine gute Lehre sein!

Das Mädchen, dass er nun durch die Nacht trug, hatte viel Blut verloren und war Bewusstlos. Aber wenigstens schien sie kein Fieber zu haben. Mit solchen Verletzungen hatte er viel mehr Erfahrung.

"Nun schulde ich dir nichts mehr, Ringo," flüsterte er, als er endlich zuhause ankam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Teufelsstern
2009-02-01T21:50:35+00:00 01.02.2009 22:50
Alles in allem eigentlich ein sehr gutes, spannendes Kapitel.
Wo ich aber nicht ganz draus gekommen bin, ist die Maske. Hat sie die etwa immer an, oder nur an diesem Abend? o.O
Aber sonst ist es wirklich gut.
Ich freue mich schon auf das nächste Kapi.^^

lg Teufelsstern


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