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Die Sünde in der Sünde

Teufels Segen und Gottes Fluch
von

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Verrat verjährt nicht

"Jahre lang war ich nur Ahnung in dir.

Jetzt suchst du mich und hast Sehnsucht nach mir.

Nun freu dich. Uns beide trennt nur noch ein winziges Stück

Wenn ich dich rufe...hält dich nichts mehr zurück."
 

"Ich hör eine Stimme, die mich ruft..."
 

Ein eisiger Wind fegte über die karge Landschaft und wirbelte einige liegengebliebene Blätter auf. Es war die einzige Bewegung, die auf dem riesigen Feld stattfand, wo kein Grün mehr spross, kein Tier mehr äste. Die Ebene war ihrer Fruchtbarkeit beraubt, tot und weit erstreckte sie sich über das dämonische Land. Zu oft wurde sie mit Blut getränkt, zu oft für die Schlacht geopfert.

Im Süden sah man einen schwarzen Teppich, der, wenn man ihn genauer betrachtete, aus Helmen, Rüstungen und Speeren bestand. Die Dämonen hatten sich versammelt und kämpften nun gegen den übernatürlich starken Wind an, der über das Schlachtfeld wie eine Peitsche fegte und mit Leibeskräften an den dämonischen Soldaten zerrte, während der Regen die Männer bis auf die Knochen durchnässte. Die Schlacht hatte noch nicht einaml begonnen und manche drohten jetzt schon in die Knie zu gehen. Eine riesige schwarze Wolkenmasse breitete sich langsam über das ganze Land aus, aus der Ferne konnte man schon den Donner grollen hören und die grellen Blitze zucken sehen. Es war, als hätte der Himmel selbst sich gegen sie verschworen... was eigentlich nicht weiter verwunderlich war. Dies waren ganz eindeutig keine guten Voraussetzungen für eine Schlacht.
 

"Wie oft soll ich es Euch noch sagen? Ich weiche nicht von Eurer Seite. Der König hat mir ausdrücklich befohlen, Euch nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen!" Kyriel verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah Noel herausfordernd an.

"Ich möchte doch nur ein paar Minuten alleine sein! Herr Gott nochmal, das kann doch nicht so schwer sein!" Langsam begann es in Noel zu kochen. Was war dieses Weib auch so unglaublich stur?! Er hatte nun schon seit einer geschlagenen halben Stunde versucht, sie zu überreden ihm den Schlüssel für das Zimmer zu geben. Aber bei der konnte man sich ja den Mund fusselig quatschen... Ja! Man hatte ihn tatsächlich eingesperrt. >Zu deiner eigenen Sicherheit, Noel.< Ja Klar! Zu seinem eigenen Verderben wohl eher. "Dobiel, wenn ich dich in die Finger kriege, dann kannst du was erleben!", dachte er zornig und ballte seine Fäuste. Der Arsch hatte doch tatsächlich seinen gesamten Plan zunichte gemacht, indem er dem König hinterhältigerweise zugeflüstert hatte, er, Noel, wolle seinem Volk in dem bevorstehenden Krieg beistehen und höchstpersönlich gegen die Dämonen kämpfen. Und Dobiels Plan war aufgegangen. Der König würde niemals zulassen, dass ihm oder einem seiner Sprösslinge, ganz besonders nicht seinem späteren Erben, etwas zustoßen würde. Er ließ lieber andere für sich kämpfen, statt seine Hände selber in Blut zu tränken. Aber wie hätte er auch ahnen sollen, dass Noel sich in Wirklichkeit gar nicht in Gefahr begab? Zumindestens nicht in derartige.

Noel seufzte laut auf und verfluchte Dobiel weiter in seinen Gedanken. Hätte er ihm doch bloß nichts von seinem Plan erzählt. Er hätte wissen müssen, dass dieser Bastard mit allen Mitteln versuchen würde, ihn aufzuhalten. Aber eines hatte selbst er nicht bedacht. Statt selber in diesem Zimmer mit ihm zu sitzen und höchstpersönlich aufzupassen, wurde er in die Armee einberufen und Kyriel hatte seinen Platz auf Wunsch des Königs eingenommen. Dobiel hatte getobt, als er das erfahren hatte und es hätte wohl nicht viel gefehlt und er hätte die ganze Wahrheit ausgeplaudert. Aber er wusste natürlich auch, dass das Noel mehr geschadet, als geholfen hätte. Sich mit einem Dämon zu verbünden war Hochverrat und wurde mit dem Tode bestraft. Da war es dann plötzlich egal, ob verwandt, verschwägert oder versonstwast. Und doch war sein Wutausbruch etwas übertrieben gewesen, fand zumindestens Noel. Schließlich war Kyriel Adeptin, war damit sehr stark und hatte eine exzellente Ausbildung hinter sich.

Doch das spielte momentan keine Rolle. Er musste hier raus, kostete es, was es wolle.

"Ich verstehe es nicht."

Noel schrak aus seinen Gedanken hoch und sah Kyriel irritiert an.

"Was verstehst du nicht?", fragte er gereizt und ließ sich auf einen großen, breiten Sessel fallen, das eine Bein über der Lehne baumelnd.

Kyriel drehte ihm den Rücken zu, bemüht ihm nicht in die Augen zu sehen. "Ihr wollt Euch in solche Gefahr begeben... und das alles für nichts!"

"Nein, nicht für nichts. Du kennst meine Beweggründe nicht und ich denke, dann kannst du dir auch kein Urteil darüber erlauben, Kyriel."

"Denkt Ihr denn nur an Euch selbst? Was ist mit Eurem Vater, Euren Brüdern und Schwestern, Dobiel und..."

"Und?" Noel sah sie erwartungsvoll an.

"... Vergesst es. Nicht so wichtig." Sie atmete einmal tief durch und drehte sich dann wieder um, den Blick fest in seine blauen Augen gerichtet. "Es gibt Engel, denen seid Ihr das wichtigste auf der Welt, Noel. Ich verstehe EUCH nicht. Ihr habt hier alles wovon andere Engel nur träumen können, Ihr braucht nur einmal mit dem Finger zu schnippen und jeder Wunsch wird Euch von den Augen abgelesen... Doch scheinbar seid Ihr selbst damit nicht zufrieden und müsst unnötigerweise Euer Leben aufs Spiel setzten!"

"Mit einem hast Du Recht, Kyreil." Noels Blick wurde trübe und seine Stimme hatte einen Hauch Melancholie angenommen. "Du verstehst nicht das Geringste."

Kyriel sah ihn wie vom Donner gerührt an und spürte wie die Zornesröte ihr ins Gesicht stieg. Sie verstand also gar nichts, ja?! Sie war ja nur ein dummer, kleiner, blonder Engel Ja, sie war ja zu dumm, um es zu verstehen, zu dumm um Kadettin sein zu können, zu dumm, um zu wissen, wie sich Liebe anfühlt!!

"ICH VERSTEHE SEHR GUT!!", schrie sie mit vor Wut zitternder Stimme. "D U MIT DEINEN ANGEBLICH SO EDLEN MOTIVEN GEGEN DIE DÄMONEN IN DIE SCHLACHT ZU ZIEHEN!! DABEI WILLST DU NUR AUS PUREM EGOISMUS MIT EINER FRAU ZUSAMMEN SEIN, DIE DIR NICHT MEHR ZU BIETEN HAT, ALS DEN SICHEREN TOD!!" Es dauerte nur ein Bruchteil einer Sekunde und Kyriel hatte realisiert, was sie Noel da gerade an den Kopf geworfen hatte. Geschockt riss sie die Augen auf und schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund, doch es war schon zu spät. Noel war aus seinem Sessel aufgesprungen und blickte sie aus eisigen Augen an.

"Was hast du da gerade gesagt!?" Nur zwei Schritte und er stand direkt vor ihr. "Von wem hast du das?!"

"Ich... ich.... ", stotterte sie ohne einen klaren Gedanken fassen zu können.

Noel packte sie an den Schultern und schüttelte sie leicht. "Du, du was?!" Seine Hände zitterten vor Anspannung. Sie konnte es nicht wissen! Aber sie wusste es... woher?! Und wenn sie es wusste... wer dann noch?

"Ich habe gelauscht... " Ihr Stimme zitterte hörbar, als sie die Worte aussprach. Aber sie konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Sie durfte ihm nicht die Wahrheit sagen. Sie hatte es Dobiel versprochen und Ihren Stolz wollte sie nicht auch noch verlieren. "Ich habe Euch und Master Dobiel bei einem Gespräch belauscht." Eine Träne fiel auf den Boden.

Noel ließ Kyriel abrupt los. "WAS? Wie konntest du mein Vertrauen zu dir so mißbrauchen!?" Noel griff außer sich vor Wut nach einer Vase und schmetterte sie mit aller Kraft gegen die Wand. Sie zersprang mit einem ohrenbetäubenden Knall in lauter kleine Scherben, die sich in sein Fleisch bohrten. Blut lief ihm aus den kleinen Wunden den Arm hinunter und Kyriel schlug entsetzt die Hände vors Gesicht. Sie konnte nicht mehr. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, auch wenn sie es sich so geschworen hatte.

"Es tut mir leid...", schluchzte sie kaum hörbar in ihre Hände hinein.

"...." Noel blickte nur auf seinen Arm und beobachtete stumm, wie das rote Blut langsam auf die schneeweißen Fliesen tropfte und sich dort sammelte.

Kyriel nahm die Hände aus dem Gesicht und sah in aus geröteten Augen an. "Jetzt sagt doch etwas, Noel...." Immer noch weinend sank sie auf den kalten Boden. "Bitte sag doch was... ich liebe dich doch..."

Noel fuhr zu ihr herum. "Was... hast du da gesagt?"

"ICH LIEBE DICH, VERDAMMT NOCH MAL!!"

Einige Sekunden war es muksmäuschen still in dem Zimmer. Nur Kyriels Schluchzen war ab und zu zu vernehmen. Noel spürte, wie sein Zorn verebbte. Die Glassplitter knirschten unter seinen Sohlen, als er langsam auf sie zutrat, sich zu ihr auf den Boden hockte und sie fest in die Arme schloss.

"Schhhh... ist ja gut. Hör auf zu weinen. Ich ertrage sowas nicht."

Doch Kyriel schluchzte nur noch lauter und presste ihr Gesicht ganz fest an seine Brust. Noel spürte die feuchte Wärme, die durch sein Hemd sickerte und für einen Moment spürte er einen Stich im Herzen.

"Es tut mir Leid, Kyriel...", er nahm sie noch fester in den Arm und strich ihr mit der rechten Hand durch ihr langes, goldenes Haar, runter bis zu ihrem Nacken, "...aber ich liebe eine andere." Dann drückte er einmal kurz und fest zu. Er spürte, wie ihr Körper einmal kurz zuckte, bevor sie in seinen Armen zusammensackte.
 

Kiara stand an der Brüstung ihres Balkons und schaute in den trüben Himmel. Der Tag war also gekommen. Der Tag, der sowohl in die Geschichte der Dämonen, als auch in die der Engel eingehen würde. Auf Kiaras Gesicht bildete sich ein sarkastisches Lächeln. Na bitte. Noch eine Gemeinsamkeit mehr. Sie zog ihren schwarzen Mantel noch enger um sich und stülpte die Kapuze über ihren Kopf. Es müsste bald soweit sein. Nach der Kriegserklärung würden die Engel keine Sekunde zu lange zögern und angreifen. Achat hatte es für besser gehalten die Schlacht in ihrem Land auszuführen, dort wo sie sich auskannten. "Bei dem Wetter gar keine schlechte Idee", murmelte sie in Gedanken.

Dann hörte sie es. Zuerst nur ganz leise, wie ein entferntes Donnergrollen. Doch schon bald dröhnte es regelrecht in ihren Ohren und plötzlich fing die Erde an zu beben.

Kiara konnte nicht verhindern, dass sie einen erstickten Laut ausstieß, als sie den Horizont beobachtete. Vor ihren Augen tauchte eine riesige Armee auf, die sich mit rasender Geschwindigkeit nährte. Erst bei genauerem Betrachten konnte man die weissen Federn erkennen, deren gleißender Schimmer sich in den Regentropfen brach und das gesamte Schlachtfeld in ein unheimliches Licht tauchte. Unwillkürlich kroch eine leichte Gänsehaut ihren Rücken hinunter und ein unangenehmes Gefühl ergriff immer mehr von ihr Besitz. Angst.
 

"Oh mein Gott!" Dobiel hatte Kyriels leblosen Körper am Boden entdeckt, ließ erschrocken Schild und Schwert fallen und kniete sich neben sie. Ihr Kopf lag auf der Seite und er konnte an ihrem Hals eine rote Druckstelle ausmachen. "Noel", schoss es ihm wie ein geölter Blitz durch den Kopf und er sprang sofort wieder auf.

Panisch lief er die dunklen Gänge im Palast entlang. Er hatte schon so ein komisches Gefühl gehabt und einfach nur nach dem rechten sehen wollen, aber sein Gefühl hatte sich wie schon so oft bestätigt. Wo konnte er jetzt bloß stecken?? Ab und zu sah er sich gehetzt um und lief dann wie besenkt weiter. Von draußen konnte er das Donnern der Soldaten hören und seine Angst wuchs mit jedem Schritt. Er konnte ihn einfach nicht finden.

Dobiel bog scharf um eine Ecke und wäre fast mit einem Kadett zusammengestoßen. Unsanft stieß er ihn aus dem Weg, ließ noch ein "Pass doch besser auf!" vernehmen und rannte schon wieder weiter.

Der Kadett sah ihm etwas verschreckt hinterher und zog die weisse Kapuze wieder über seinen Kopf. Fast hätte er ihn erkannt. Er musste vorsichtiger sein. Schnell lief er weiter in die Dunkelheit, bis ein schwaches Licht am Ende des Korridors wie aus dem Nichts erschien. Er verlangsamte seinen Schritt und spähte vorsichtig um die Ecke. Dort waren sie. Er hatte die Truppe mit den Kadetten wiedergefunden. Einen Augenblick lang hatte er schon befürchtet sie aus den Augen verloren zu haben. Dabei waren sie sein Ticket nach draußen.

Noel wartete in der dunklen Ecke bis das Licht, welches von ihren strahlenden Umhängen und goldenen Haaren herrrührte, an ihm vorübergezogen war und folgte dann der Truppe. Auf Grund seiner Verkleidung hatte er keine Probleme sich unerkannt unter die restlichen Engel zu mischen und so könnte er auch ohne weiteres einfach das große silberne Tor durchqueren. Mit klopfendem Herzen schritt er weiter neben den Kadetten her. Nur noch ein kleines Stückchen. Bald hatte er es geschafft. Er konnte schon förmlich nach der Freiheit greifen und beschleunigte seinen Schritt noch etwas. Doch plötzlich stolperte sein Hintermann über seine eigenen Füße und sie beide fielen der Länge nach hin. Noel wurde grob am Arm gepackt und auf die Füße gezogen und dann passierte es. Die Kapuze wurde ihm vom Kopf gerissen. Einen Augenblick war es totenstill um ihn herum, er konnte nur sein Blut in den Ohren rauschen hören. Er starrte sein Gegenüber geschockt an und dieser starrte mindestens genauso geschockt wieder zurück. Doch Noel gewann seine Fassung einen Bruchteil einer Sekunde schneller wieder und stieß den Engel in die riesige Masse, was eine regelrechte Kettenreaktion auslöste. Plötzlich herrschte um ihn herum ein heilloses Durcheinander. Der Weg zum Tor wurde ihm von wild durcheinanderlaufenden und neugierigen Engeln versperrt, die sehen wollten, was der Grund für diese Unruhen war. "Tore schließen!", konnte er die Stimme des Hauptmanns vernehmen, als die Tore sich auch schon in Bewegung setzten. Er würde es nicht mehr schaffen. Die Menge trieb ihn eher immer weiter nach hinten.

Ohne lange zu fackeln schloss er seine Augen. Wenn es nicht so funktionierte, musste er es eben auf die harte Methode versuchen. Ein gleißendes Licht sammtelte sich um seinen Körper und plötzlich riss eine mächtige Druckwelle auch noch die restlichen stehenden Engel um. Seine Flügel schossen aus seinem Rücken und er stürzte los. Sein Adrenalin verlieh ihm eine zusätzliche Stärke und endlich hatte er es geschafft! Er war draußen, frei! Polternd schloss das Tor hinter ihm und ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Das würde ihm einen guten Vorsprung verpassen. Alles lief ja wie am Schnürchen. Zufrieden erhob er sich weiter gen Himmel und ließ den Palast schon nach wenigen Minuten weit hinter sich. Hoffentlich hatte Kiara ihren Fluchtplan auch so gut in die Tat umsetzen können. Es war für sie weitaus gefährlicher, da die Schlacht in ihrer unmitttelbaren Nähe ausgeführt wurde und das hatte ihm von Anfang an misfallen. Aber jetzt gab es kein zurück mehr. Für keinen von ihnen. Nicht jetzt, wo sie ihrem Ziel so nahe gekommen waren.
 

Kiara sah sich hektisch um. Überall um sie herum wurde geschrien, zerstümmelte Körper lagen in einem roten Meer von Blut, Engel oder Dämon, man konnte es nicht mehr erkennen. Ihr Blick fiel auf einen schwer verletzten Engel, nur wenige Schritte entfernt von ihr. Sein rechter Arm wurde ihm abgehackt und ein Schwert steckte in seinem Unterleib. Sie wandte den Blick schnell ab, als er ein ersticktes Röcheln von sich gab und ihm das Blut aus dem Mund quoll. Sie wollte diese Bilder nicht sehen, aber irgendetwas in ihr zwang sie förmlich dazu, wieder hinzusehen. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment und sie konnte das Leid und den Schmerz in seinen Augen erkennen, bevor das Licht darin erlosch und sich ein Schleier über seine Augen legte. Kiara traten die Tränen in die Augen. Ihr schossen plötzlich unzählige Fragen durch den Kopf. Sie fragte sich, wie wohl sein Name war, ob er zu Hause Frau und Kinder hatte, die jede Sekunde für ihn beteten und nun vergebens auf ihn warten würden. Sie frage sich, was ihn dazu verleitet hatte, in den Krieg zu ziehen. Ehre? Pflichtgefühl? Was nützte die ihm jetzt noch? Jetzt, wo er einsam und qualvoll dahingeschieden war und niemanden an seiner Seite hatte, der ihm beigestanden hatte.

Kiara wischte sich entschlossen die Tränen weg. Weinen half jetzt niemandem mehr. Aber feige weglaufen? Hatte sie nicht geschworen, alles für ihr Volk zu tun? Rannte sie wirklich nur weg, um bei Noel zu sein, oder rannte sie vielmehr davon, weil sie Angst hatte? Angst vor dem Krieg und Angst was danach sein würde. Nein. Sie konnte doch jetzt nicht einfach abhauen und alle ihrem Schicksal überlassen, während sie ein ruhiges Leben auf der Erde führte... Wie könnte sie jemals wieder in einen Spiegel sehen, ohne Verachtung zu empfinden? Ohne zu wissen, ob ihre Familie noch am Leben ist... ihr Vater... oder auch Achat und Selfie.

Selfie...! Es war nur ein kurzer Augenblick. Ein flüchtiges Bild aus dem Augenwinkel heraus, vielmehr eine Illusion, als die Realität. Und doch kroch eine Gänsehaut ihr den Rücken hinauf. "NEEIN!" Sie rannte los. Ihr Atem ging stoßweise und ihr Herz schlug laut und unnachgiebig gegen ihren Brustkorb. Sie konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören, während sie noch schneller rannte. Und plötzlich blieb sie stehen. Da lag sie. Blut klebte an ihrem Körper und ihre Augen waren geschlossen. Vielleicht war sie ja nur ohnmächtig? "Selfie..." Kiara erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder. Sie kniete sich neben den leblosen Körper und griff mit zittrigen Fingern nach ihm. "Selfie... komm schon, steh auf..." Eine Träne fiel auf den Boden, doch ging sie in dem vielen roten Blut vollends unter. "Mach keinen Scheiss... " Verzweifelt und hilflos schüttelte Kiara den zierlichen Körper, bis sie keine Kraft mehr in den Armen verspürte und ihn langsam sinken ließ. "Warum stehst du denn nicht auf...? WARUM!? STEH AUF! VERDAMMT DU SOLLST AUFSTEHEN!"

Ein gewaltiger Zorn machte sich in ihrm Inneren breit. Wie in Trance stand sie auf und zog ein Schwert aus dem Körper eines Engels. Sie hatte ihn gesehen. Selfies Mörder. Sie hatte ihn nur kurz gesehn, aber sie würde ihn unter tausenden wiedererkennen. Ihr Blick wanderte über das Schlachtfeld und dann entdeckte sie ihn. Er hatte gerade einem noch ziemlich jungen Dämon die Kehle durchgeschnitten und schmiss ihn nun unachtsam auf den Boden.

"Hey!" Kiara schritt geradewegs auf ihn zu. "Such dir gefälligst einen Gegner, der dir ebenbürtig ist!"

Sie sah das Grinsen, auf seinem Gesicht und eine neue Welle von Wut und Hass überfiel sie. Der Geruch von Blut lag überall in der Luft und brachte ihres in Wallung. Sie war nun einmal eine Dämonin und wenn man erst einmal den Zorn eines Dämonen geweckt hatte, war jede Art von Mitleid und Güte wie weggeblasen.

Der Engel kam nun ebenfalls auf sie zu und schwang gekonnt sein Schwert hin und her. "Tut mir wirklich Leid für dich, wenn ich dir deinen hübschen Schädel spalten muss. Für dich hätte ich auch noch eine ganz andere Verwertung."

Kiara antwortete nicht. Ihre Augen blitzten gefährlich auf, als sie sich ihm weiter nährte. Sie konnte spüren wie ihre Sinne schärfer wurden, hörte wie sein Herz durch das Adrenalin schneller zu schlagen begann. Ohne zu zögern ließ sie ihr Schwert auf ihn niedersausen. Metall krachte auf Metall und einige Funken sprühten durch die Wucht des Aufpralls. Sichtlich überrascht von der Stärke ihres Angriffs, stolperte der Engel zurück. Da wurde er auch schon von Kiara an der Kehle gepackt. Panisch krallte er sich an ihren Arm, doch ihre Hand drückte fest und unnachgiebig zu. Sein Röcheln hallte ihr in den Ohren wieder und sie sah wie seine Augen aus den Höhlen traten, als sie noch fester zupackte.

Plötzlich durchzuckte ein stechender Schmerz ihren Körper. Sie spürte, wie kaltes Metall ihren Körper durchbohrte und sah an sich hinunter. Sie sog scharf die Luft ein, als sie den silbernen Dolch entdeckte, der in ihrem Unterleib steckte. Mit der freien Hand glitt sie hinunter und zog ihn unter einem schmerzhaften Schrei heraus. Sie ließ den Engel los, ließ ihm aber keine Zeit zum aufatmen, packte ihr Schwert mit beiden Händen und schlug ihm mit einem Streich den Kopf ab. Der rollte noch einige Meter weiter, bis er schließlich mit weit aufgerissenen Augen zum Stehen kam. Der Körper vor ihr fiel gradewegs nach hinten weg, zuckte noch einige letzte male bis er dann vollends verstummmte. Kirara sah ihre blutigen Hände an. Es war ihr eigenes Blut, was daran klebte und sie musste sich beherrschen, nicht in Panik zu verfallen. Sie blickte an sich hinunter und musterte ihre Wunde. Sie schien nicht schlimm zu sein. Zumindestens nicht tötlich und das war erst mal die Hauptsache.

"KIARA!" Sie hörte Achats Stimme scheinbar aus weiter Ferne, als sie einen weiteren schmerzhaften Stich spürte. Ein stummer Schrei entwich ihr, plötzlich drehte sich alles um sie herum und die Bilder verschwammen vor ihren Augen. Sie hörte ihren flachen Atem und ihr Herz, was immer langsamer schlug. Sie sah Achat wie in Zeitlupe auf sie zustürmen, doch plötzlich waren da Engel, so viele Engel, die ihm den Weg versperrten. Sie drehte sich langsam um und blickte in ein höhnisch grinsendes Gesicht. "...Du...?" flüsterte sie und eine Träne lief ihr die Wange hinunter. Sie spürte wie sie nach vorne fiel, spürte ihren Körper hart auf dem Boden aufschlagen, bevor nur noch die Dunkelheit sie umfing.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Lorelei89
2006-01-08T11:50:51+00:00 08.01.2006 12:50
heyich habe deine ff erst heute entdeckt und ich muss dir einrießen großes lob aussprech ich hofffe das du ganz ganz schnell weiter schreiben tust bitte bitte bitte

bye deine lorelei89
Von: abgemeldet
2005-02-23T15:36:38+00:00 23.02.2005 16:36
AHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!
Nicht sterben! NEIN!!!!!!
*heul*
Das geht doch nicht! Das hat doch fast geklappt. Hoffe sie stirbt nicht das wäre ja blöd.
*dafür betet*
*sich zusammenreisst*
Ein super Chappi! ich find deine story immernoch super genial! Mach weiter so! Nur eins hab ich zu bemängeln! Mag ja schon sein das das Ende gut gesetzt ist aber ich krieg die Krise weil ich wissen will was aus den beiden wird. Das ist ja voll gemein!

Hoffe es geht nun schnell weiter obwohl das muss ich ja gerade sagen!^^ Aber deine story ist auch besser als meine schon allein der Schreibstil! Echt der ist super aber das ist ja nichts neues für dich oder?^^ Aber ich kann das nur bestätigen ich find es super wie du schreibst.
Also ich freu mich schon super mega doll auf das nächste Chappi! Mach weiter so!
*knuddel*
Deine Rin
Von: abgemeldet
2005-02-23T06:38:23+00:00 23.02.2005 07:38
Hallo!

Da bin ich auch schon!
Zweite!! ^^
*freu*
Und das Kapitel......O.O
Wow!!!
da lohnt es sich doch, so lange warten!!!
"Schreiberisch", stilistisch und inhaltlich so komplex...O.O
*bewunder*
Da passiert ja so Einiges!!!
Damit hast du mich wirklich gefesselt!! ^^ Einfach wahnsinnig spannend! Wo hast du nur die Ideen dazu hergenommen?
Dazu eine gute Rechtschreibung und Grammatik, durch deinen tollen Stil mehr als angenehm zu lesen....Es ist von vorne bis hinten genial!! ^^
Und an der Stelle aufzuhören...Ein geschickt angewendeter Kunstgriff. ^^
Ich hoffe, es geht bald weiter!!!!!!!! O.O
Bye

Pitri
Von: abgemeldet
2005-02-22T14:14:36+00:00 22.02.2005 15:14
erst kyriel, dann selfie
du lässt ja diesmal ne menge leute sterben ^^

njo, fakt ist,
von den ersten zeilen an, habe ich dieses pitel schon
geliebt
fands klasse, wie du die zeilen aus tdv eingebaut hast

zur story,
yoa das ist unerwartet und das ende genial
genau an der richtigen stelle abgebrochen, wobei
ich nu vor neugierde verrückt werden könnte
yoa, der plan der beiden ist ja einseitig ganz gut
verlaufen *denk*
mal sehen, wies nu weiter geht und was mit kiara geschieht
aja, ich liebe kampfszenen, hab selbst imma meine probs damit sie zu schreiben, so dass sie auch spannend sind, aber du hast das echt grandios gemacht
von beginn an die vollkommene spannung

wollt noch sagen, dass ich deinen schreibstil wirklich total klasse finde
find es wirklich gut, wie du alles so detailiert beschreibst und trotzdem oder gerade deswegen macht es spaß immer weiter zu lesen

hoffe mit dem nächtsen pitel gehts nu was schneller *g*
(ich muss grad reden, ich weiß)


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