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Until the End

von

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Rockecke vs... ?

Er war in einem Keller, wie es aussah. Alles schien schon lange verlassen. Wo war er hier nur? Dann sah er Tanakawa. Die Temperatur kühlte sich schlagartig ab. Er spürte schon wieder diese Angst. Und dann... plötzlich war Tanakawa wieder verschwunden. Alles um ihn herum war dunkel. Aber die Angst war nicht weg. Er wollte weg hier. Er wollte nach Hause. Doch dann tauchte Tanakawa wieder auf. Er hatte ein Messer in der Hand. Und um ihn herum schien jetzt nicht mehr alles schwarz, sondern in tiefes Rot getaucht. Tanakawa kam langsam auf ihn zu, reichte ihm die Hand, aber er wusste, dass er sie nicht ergreifen sollte. Sein Körper war aber wie Ferngesteuert. Er nahm Tanakawas Hand und dieser begann auch gleich wieder so eigenartig zu lachen. Er hob seine Linke, in der er immer noch das Messer hielt und....

Schweißgebadet wachte er in seinem Bett auf. Das Zimmer lag in tiefer Dunkelheit. Sollte das wirklich alles nur ein Traum gewesen sein? Er sah an sich herab und tastete sich nach irgendwelchen eventuellen Wunden ab. Aber da waren zum Glück keine.

Wie war er aber hierher gekommen? Er konnte sich überhaupt nicht mehr daran erinnern, wie er nach Hause gekommen war. Alles, was passiert war, nachdem er den Vertrag unterschrieben hatte, war weg. Er konnte sich an überhaupt nichts mehr erinnern. Hatte er denn irgendwelche Drogen bekommen? Aber er hatte ja nichts bei Tanakawa getrunken oder gegessen. Was war also passiert?

Er stand auf und ging zum Fenster. Es war eine sternenklare Nacht. Die Stadt sah jetzt so ruhig aus, so friedlich. Aber das war nur ein trügerischer Schlaf. Tanakawa verfolgte ihn jetzt schon in seinen Träumen. Und Kiryu hatte das ungute Gefühl, dass das erst der Anfang war. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.

Es war 8:30, als er vor der verschlossenen Tür der „Rockecke“ stand. Also klopfte Kiryu kräftig an und wartete. Im Laden schien sich auch etwas zu tun. Und dann ging die Tür auf.

    „Ah, ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, dass du kommst“, wurde er von Herrn Takahashi begrüßt.

    „Ihnen auch einen guten Morgen“, entgegnete Kiryu lediglich darauf. Er hatte gestern nicht den Eindruck gehabt, dass Takahashi gescherzt hatte mit seinem Angebot. Und Kiryu war nicht der Typ, der andere hängen ließ. Er kam öfter zu spät, als dass er pünktlich war, aber er war immer da, wenn er gebraucht wurden. Und Takahashi – und vor allem sein Laden – brauchten dringend Hilfe!

Kiryu trat ohne ein weiteres Wort ein und ließ seinen Blick noch einmal über die ganzen Plattenregale schweifen. Wenn sie diesen Laden auf Vordermann bringen wollten, musste er erst mal wissen was es hier alles gab. Das allein zusammen zu tragen, könnte schon Wochen dauern. Dabei müssten sie noch nebenbei neue Kunden anlocken. Und das hieß ausmisten, Werbetrommel rühren und, und, und... Er wusste nicht woher es so plötzlich kam. Eigentlich müsste er sich jetzt freuen. Er könnte sich schließlich nichts besseres vorstellen, als sein Geld damit zu verdienen durch diese ganzen Schallplatten und CDs zu stöbern. Aber innerlich kotzte Kiryu gerade ab. Denn im Grunde mussten sie den Laden noch einmal ganz neu aufbauen...

    „Kannst du schon mal eine Liste von den Platten machen, die wir aussortieren müssen?“

    „Klar“, antwortete Kiryu. Und in Gedanken fügte er noch hinzu: „Das wird aber 'ne verdammt lange Liste.“ Aber er schnappte sich trotzdem einen Stift und einen Schreibblock und begann die Interpreten mit ihren Albumtiteln aufzuschreiben. Einiges davon würde er sich sicher noch mal anhören müssen, weil er überhaupt nicht wusste, ob ihre zukünftigen Kunden auch kaufen würden, was er ausgesucht hatte. Am besten er würde mal bei den Jungs nachfragen. Taro war immer ziemlich gut, wenn es um Trends und Dauerbrenner ging. Ihrer Musik konnte das sicher auch nicht schaden, dass er sich ein paar andere Sachen anhörte. Und so wie es aussah, müssten sie hier wohl auch noch umräumen. Gegen ein paar helfende Hände mehr hatte Takahashi sicher auch nichts einzuwenden. Und für die Alben, die aussortiert würden, könnten sie bestimmt auch neue Besitzer finden.

Kiryus Zuversicht stieg wieder ein wenig. Und ihm kam jetzt auch eine Idee: Sie könnten die aussortierten Platten auf einem Flohmarkt verkaufen. Oder hier gleich am Hafen vor dem Laden. Sicher könnten sie so auch ein paar neue Kunden anlocken. Und etwas Startkapital hätten sie damit ebenfalls.

Während er sich Platte um Platte ansah, sprudelte sein Kopf geradezu vor Ideen. Er hatte hier wirklich Spaß bei der Arbeit – etwas völlig neues für ihn. Die Alben sortierte er schon ganz nebenbei, als er sich die einzelnen Titel aufschrieb. Einiges davon würde er zu gern selbst mitnehmen. Aber das konnte er aus mehreren Gründen nicht. Die Alben, die ihn interessierten, liefen immer noch ganz gut oder waren noch gar nicht lange auf dem Markt. Und wenn eine CD von einer Band, wie X- Japan hier war, mussten sie die auch an den Mann bringen. X-Japan waren einfach immer noch zu bekannt und erfolgreich. Und wenn sie aus dem Laden einen An- und Verkauf machen würden?! Schlecht klang es in seinen Ohren nicht. Aber ob Takahashi da mitmachen würde?

Auf einen Versuch kam es sicherlich erst einmal an: „Herr Takahashi?“ Aber sein neuer Arbeitgeber schien verschwunden. Er war nicht mehr im Verkaufsraum, also ging Kiryu nach hinten. Keine der Türen war verschlossen. Alle waren nur angelehnt. Er war fast am Hintereingang angelangt, als Takahashi aus einer der Seitentüren auf den Flur trat. Er sah nervös aus und schien entsetzt Kiryu hier zu sehen.

    „Was machst du denn hier?“ Entsetzen war in seiner Stimme.

    „Ich hab Sie gesucht.“ Darauf wusste sein Gegenüber keine Antwort. Er warf noch einen nervösen Blick zurück in den Raum, aus dem er gerade gekommen war und schob Kiryu dann zurück in Richtung Verkaufsraum.

Aus einem, für Kiryu unerfindlichen, Grund schien Takahashi außer Atem geraten zu sein. Oder hatte er vor etwas Angst? Er sah immer wieder hinter sich, als ob ihn jemand verfolgen würde. War dieser harmlos erscheinende Mann etwa doch nicht so harmlos? Oder hatte er ein anderes schmutziges Geheimnis?

Kiryu fühlte sich von dieser Paranoia plötzlich angesteckt. Auch er blickte in den dunklen Gang hinter ihnen. Allerdings war es bei ihm weniger die Angst verfolgt zu werden, als vielmehr die Neugier wissen zu wollen, wieso sich Herr Takahashi so verhielt. Aber im Zwielicht konnte er nicht wirklich viel erkennen. Deshalb fragte er Takahashi schließlich: „Ist da hinten irgendwas Besonderes?“ Und Takahashi wirkte bei seiner Antwort schon wieder so unruhig: „Was? Nein! Was soll schon sein?“ Kiryu zuckte nur mit den Achseln. Er würde früher oder später noch herausbekommen, was mit Herrn Takahashi los war. Dann ging er zu dem Regal, in dem immer noch die angefangene Liste lag.

    „Was halten Sie davon, wenn wir die aussortierten Platten etwas billiger verkaufen würden? So würden wir bestimmt auch zu ein paar neuen Kunden kommen. Und dann könnte...“

    „Du meinst so etwas wie einen Garagenverkauf?!“

Kiryu fand es verdammt unhöflich von diesem Kerl schon wieder unterbrochen worden zu sein. Aber er ignorierte das vorerst. Ein entnervtes Schnauben konnte er allerdings nicht noch unterdrücken... Kiryu gefiel es ganz und gar nicht, dass Takahashi offensichtlich keine Ahnung hatte, wie er seinen Laden führen sollte, und gleichzeitig keinerlei Anerkennung für Kiryus Vorschläge hatte. Stattdessen fiel er Kiryu immer wieder ins Wort – so was Unhöfliches! Gedanklich zählte Kiryu bis zehn, dann widmete er Takahashi wieder seine volle Aufmerksamkeit.

    „Und was sagst du eigentlich hierzu?“

Kiryu hatte Takahashi die ganze Zeit nicht zugehört, weil er zu sehr damit beschäftigt war seinen Ärger zu unterdrücken. Vielleicht konnte Takahashi mit der Buchhaltung des Ladens besser umgehen als er. Wobei es nicht sonderlich schwer war in dieser Sache besser zu sein als Kiryu. Aber Takahashi war in seinen Ansichten doch etwas eingestaubt. Genau wie der Laden.

Jetzt wurde ihm ein altes Plakat von einer ihm gänzlich unbekannten Band hochgehalten. Die Farbe war ausgeblichen, die Worte nur sehr schwer für ihn zu lesen. Aber auch wenn er sich noch so viel Mühe gab, einen Sinn ergaben diese Zeichen für ihn trotzdem nicht. Er fand ein „no“, dann etwas, dass „Dunkelheit“ oder auch „Orchidee“ heißen konnte. Er schüttelte den Kopf, und Takahashi brachte das Plakat mit resigniertem Blick dorthin zurück, wo er es gefunden hatte. Dieser Typ schien überhaupt keine Ahnung zu haben, auf was er sich da eingelassen hatte.

    „Sagen Sie mal, was halten Sie eigentlich von einem neuen Namen für den Laden?“, wechselte Kiryu jetzt das Thema. Takahashi sah ihn fragend an. „Einen neuen? Ist der alte denn nicht gut?“

Kiryu kratzte sich am Hinterkopf und wich Takahashis Blick aus: „Naja, eigentlich nicht. Das klingt so... so harmlos.“

    „Ach ja? Ich fand ihn ganz gut.“

Diese Antwort kam für Kiryu zwar nicht überraschend, ein bisschen mehr Wille zur Veränderung hatte er sich trotzdem bei Takahashi erhofft. Er konnte hier doch nicht alles allein herrichten, um dann die Anweisung zu bekommen, dass alles beim Alten bleiben sollte?! Und gerade beim Namen mussten sie sich etwas einfallen lassen. Schließlich ging damit auch ein gewisses Image einher. Welcher Dämon hatte ihm denn nur diesen Kerl auf den Hals gehetzt?! Aber eigentlich war er ja selbst in diese „Falle“ getappt. Schließlich war er hier selbst hergekommen, hatte zufällig einen Job bekommen und... War das denn überhaupt noch alles Zufall? So langsam zweifelte Kiryu daran. Es klang im Nachhinein alles so geplant.

    „Naja, ganz gut reicht jetzt aber nicht mehr. Und wenn Sie nicht weiter nur von ihren Stammkunden leben wollen, müsste was anderes her...“

    „Und was schlägst du vor?“ Die Frage klang ehrlich. Kiryu konnte keine Herablassung oder so etwas heraus hören. Dieser Typ vertraute ihm doch wirklich voll und ganz.

Allmählich begann sich Kiryu zu fragen, wem dieser Laden später gehören würde: Ihm oder Takahashi? Es war schleierhaft für Kiryu, dass Takahashi den Laden, wer weiß wie lange schon, am Laufen halten konnte.

    „Mmh...“, wenn er ehrlich war, hatte er selbst keine Idee, wie der Plattenladen heißen konnte. Aber „Rockecke“ war nun wirklich nicht das Passende. Der neue Name musste einschlagen wie eine Bombe. Oder besser noch – wie ein Blitz! Ja, das war doch schon mal ein guter Anfang. Aber trotzdem fehlte noch etwas. Er müsste nur kurz noch einmal nachdenken und...

    „Wie wär's mit 'Black Thunder'?!“

    „Meinst du wirklich?“, Takahashi sah ihn wieder so skeptisch an. Da wusste er es selbst nicht besser und hatte trotzdem immer noch etwas gegen einen neuen Namen. Hanako war gegen diesen Typen echt einfach.

    „Ja, klingt doch gut.“ Kiryu war von seiner Idee überzeugt.

    „Also, ich weiß nicht...“

Bei Takahashi musste er noch echte Überzeugungsarbeit leisten...

    „Ja, sehen Sie es vor sich: Black Thunder- Musik, die richtig einschlägt!“, sagte er mit einer ausladenden Geste. Ja, das war es. Aber Takahashi wollte ihm wohl immer noch nicht glauben. Entweder Takahashi klammerte sich zu sehr an das Alte oder Kiryu war nicht besonders gut darin andere überzeugen zu können. Er vermutete ersteres. Er seufzte tief und wollte schon wieder neu ansetzen, aber Takahashi schien sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Er hatte sich im Laden umgesehen und antwortete Kiryu schließlich: „Mmh... also gut...“ Aber Überzeugung klang in Kiryus Ohren immer noch anders... Trotzdem wollte Kiryu diese Zustimmung erst einmal annehmen.

Es kam ihm selbst etwas seltsam vor, aber er sah Takahashi an und fragte, was er für Ideen hatte. Aber er bekam nur eine mehr als magere Antwort – wenn man es denn überhaupt so nennen wollte. Genau genommen sagte Takahashi nichts weiter und schüttelte nur überfordert den Kopf.

Kiryu notierte sich den Namen über seiner Liste und wollte sich schon wieder um die Alben kümmern, als ihm noch eine andere Idee kam: „Könnten noch ein paar Freunde von mir hier helfen? Also, wenn wir hier umräumen, könnten wir...“

    „Wie – umräumen?“ Wieder klang tiefes Entsetzen aus Takahashis Stimme. Schon wieder war er so harsch unterbrochen worden. Und Kiryu fand das jetzt schon entnervend.

    „Sie wollen mir jetzt nicht sagen, dass Sie das alles hier so lassen wollen, oder?!“

Er bekam keine klare Antwort. Stattdessen druckste Takahashi herum, dass später noch Zeit dafür wäre. Und dass es vielleicht ausreichen würde, wenn sie hier erst einmal aussortiert hätten. Für Kiryu stand fest, dass er sich noch ein paar andere Namen einfallen lassen würde. Doch er wusste jetzt schon, dass er auf keinen so passenden Namen wie „Black Thunder“ kommen würde.

         Die „Rockecke“ war hiermit geschlagen. Es war ein eindeutiger K.O- Sieg für den Newcomer „Black Thunder“. Mit einem gezielten Schlag auf den guten Geschmack hatte sich „Black Thunder“ den Sieg geholt. Der Gegner hatte keine Chance für einen Gegenangriff. Und für die „Rockecke“ würde es wohl auch kein Comeback geben...

Mit einem Lächeln verließ er am späten Nachmittag den Laden. Diese Zuversicht kannte er sonst gar nicht von sich. Eigentlich wollten sie heute noch proben, aber bis jetzt sah es nicht danach aus. Wahrscheinlich würden sie sich heute Abend oder morgen früh doch noch zusammen setzen. Lange würden sie zumindest nicht für die Probe brauchen. Da war er sich sicher. Er konnte es sich nicht genau erklären, aber er konnte spüren, dass es bergauf ging. Und morgen noch der Auftritt im 'Yami no Kokoro'.

Er konnte wieder auf die Bühne. Es kam ihm jetzt vor, als ob der letzte Auftritt schon Monate her wäre. Dabei waren es lediglich zwei Wochen. Aber jetzt ging er erst einmal nach Hause.



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