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Spiel ohne Limit

von

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Kaibas virtuelle Simulation hatte sie tatsächlich auf einen Zeppelin befördert. Eisige, dünne Luft ließ Rins Mantel wild umherflattern, während ihr Zopf von links nach rechts und wieder zurück klatschte. In ihren Ohren pfiff der Wind wie eine alte Dampflok. Es fühlte sich verdammt echt für die junge Frau an, dass ihr gesamter Körper von einem wohligen Schauer erfasst wurde. Wie sie doch die virtuelle Technologie liebte! Es ließ sie fast vergessen, wie ihr das Herz stehen geblieben war, als sie ihren Chef und den tausenden von Zuschauern gegenübergetreten war - aber auch nur fast.

"Wir befinden uns in einer Höhe von 2500 Metern. Die Flugscheschwindigkeit beträgt 120 km/h - wundert euch also nicht über das kleine Lüftchen."

Kleines Lüftchen? Da unten vielleicht.

Aus dem Augenwinkel erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf das, was sich außerhalb des Zeppelins befand - der Ausblick aus einem Flugzeug war nichts dagegen. Es gab nur kleine Flecken, die sich weit unterhalb des Geschehens Häuser nannten. Grüne, symmetrische, Farbkleckse zeichneten die Reisfelder außerhalb Domino-Citys ab. Und irgendwo unterhalb der dunstigen Wolkendecke befand sich ihr Ursprungsort. Für eine Simulation war das Gefühl von Höhenangst verdammt real.

"Irgendwelche Probleme damit?", die Frage des jungen Firmenchefs glich eher einer Drohung, dass Rin nichts darauf zu erwidern hatte. Ihr Gegenüber lächelte nur verschmitzt.

"Es wird mir eine Freude sein, dich auszumerzen - kleines Kaiba-Mädchen.

Wie hat mich dieser Elfenverschnitt gerade genannt?!

"Bevor du mir die Ohren voll quatscht", sagte Rin, während ihre Stimme gegen den Wind ankämpfte, "solltest du lieber deine Karten sprechen lassen " Wotan grinste breit, während er seine DuelDisc auf Brusthöhe positionierte.

"Das werde ich, nur Geduld. Ich wusste nicht, dass du so scharf auf deine Niederlage bist." Rins Nervenbahnen begannen zu zucken - wie sie doch all diese Großmäuler verabscheute. Sie war geradezu erleichtert als die Stimme des Kommentators über ihren Köpfen hallte. Kurz erklärte er dem letzten Unwissenden die Grundlagen des DuellMonsters-Spiels, dass Rin ein paar Sekunden blieben, indem sie ihre Gedanken sammeln konnte. Aus dem Augenwinkel konnte sie ihren Boss sowie Mokuba ausmachen, die weit vorne Platz genommen hatten, dass sie nur einen Sprung tätigen musste, um ihnen direkt in die Arme zu fallen. Direkt daneben saß die Konkurrenz - Zigfried von Schroeder in seiner üblichen Aufmachung und sah sie durchdringend an. Ganz anders Seto Kaiba, der die Ruhe selbst schien. Die Beine übereinander geschlagenen, mit einem leicht nachdenklichen Gesichtsausdruck schenkte er der jungen Frau kaum Beachtung. Stattdessen verschränkte er die Arme und schien sich allein auf den Kommentator zu konzentrieren. Aus einem ihr unerfindlichen Grund stört sich Rin daran.

"Bevor das Duell beginnt", rief die schrille Stimme und ließ Rin wieder auf ihren Gegner blicken, "bestimmen wir den heutigen Joker." Über den Spielern erschienen zwei holographische Anzeigetafeln und begannen Begriffe in sekundenschnelle durch zu rattern.

"Hilfe aus einer anderen Dimension!", rief der Kommentator, dass die Menge jubelte, "für all diejenigen, die es nicht wissen: Hilfe aus einer anderen Dimension erlaubt es dem Spieler, Karten außerhalb des Duells anzuwenden, vorausgesetzt jemand in dieser Arena besitzt eine dieser Karten. Aber: Jedem Spieler ist es pro Duell nur einmal in einem Zug erlaubt, den Joker anzuwenden. Also Leute, schaltet eure DuelDisc's ein und die Show kann beginnen!" Vereinzelt begannen kleine blaue Lichter aus dem Publikum auszutreten. Rin musste feststellen, wie viele doch ihre DuelDisc bei sich hatten.

Vielleicht wird mir noch Luminas Deck hilfreich sein - auch wenn sie mir wohl den Kopf abreißen würde, wenn ich auch nur einen ihrer geliebten Magier für meine Zwecke missbrauche.

Rin musste schmunzeln. Ihre schwarzhaarige Freundin saß nur unweit hinter Kaiba - eine unumgängliche Zumutbarkeit, die Rin noch lange von Lumina vorgeworfen bekommen würde.

"Nun denn", sobald der Kommentator fortfuhr wurden zwei grelle Scheinwerfer auf die beiden Duellanten gerichtet, "sind unsere Spieler bereit?" Rins Augen wurden zu Schlitzen.

"Duell", riefen sie und Wotan Arizu im Chor, dass die Zuschauer in den Ruf ein stimmten, bevor die gesamte Aufmerksamkeit auf den beiden Spielern lag. Der Zufallsgenerator erwählte den Weißhaarigen, dass er eine überspitzte Verbeugung tat und das Duell startete: "Die Götter sind mir hold", rief er überdreht als steckte er in der Rolle eines mittelalterlichen Helden, "Zunächst spiele ich Zauberabsorbation - für jede Zauberkarte, die in diesem Duell gespielt wird, erhalte ich zusätzliche 500 Lebenspunkte."

"Danke für die Nachhilfestunde", entgegnete Rin, die Zuhause selbst ein -zwei Exemplare davon besaß.

"Als nächstes", rief Wotan, während der Wind an Geschwindigkeit zunahm und seine lange glatte Mähne wie Millionen von feinen Bändern durch die Lüfte wirbelte, "rufe ich den Glänzenden Elfen in den Angriffsmodus." Zwei gigantische goldene Flügel breiteten sich auf dem Spielfeld aus, der Glänzende Elf erschien schwebend vor seinem Gegner.

1400 Angriffspunkte sich ja nicht so toll

"Und bevor ich meinen Zug beende", er hob seine rechte Hand "lege ich noch diese drei Karten verdeckt. Der nächste Akt gehört ganz dir, Kaiba-Mädchen."

Ich zeig´dir gleich, wer hier das Mädchen ist.

"Ich ziehe", rief Rin und betrachtete ihre neue Karte, "ich spiele Denko Sekka - im Angriffsmodus." Eine Frau in lilafarbener Rüstung erschien auf dem Feld. Sie stieß einen Kampfschrei aus, bevor sie ihr leuchtendes Schwert schwenkte und dessen Energie auf Wotans Kartenzone richtete. Seine Zauberkarte Zauberabsorbation begann rot zu blinken - ebenso die restlichen verdeckten Karten.

"Solange sie auf dem Spielfeld ist", erklärte Rin, "sind sämtliche Zauber und Fallen nutzlos. Und da mein Monster mit 1700 Atk stärker ist als dein Elf im Nachthemd wird nicht mehr viel von ihm übrig bleiben." Denko Sekka stürmte auf den Gänzenden Elf zu. Dieser wehrte sich nicht einmal als ihn das Schwert durchbohrte und in tausend Teile zerlegte. Zweihundert Punkte zog es von Wotans Lebensanzeige hinunter. Wotan lächelte und streckte die Hände in die Höhe.

"Der Effekt meines Glänzenden Elfen erlaubt es mir ein Monster mit 1500 oder weniger Angriffspunkten aufs Feld zu rufen, sobald er auf den Friedhof gelegt wurde." Ein mechanischer Elf erschien auf dem Spielfeld - Layard der Erlöser. Er besaß 1400 Angriffspunkte und musste in Angriffsposition gelegt werden.

"Damit beende ich meinen Zug", Rin musste sich zusammenreißen nicht zu schreien. Der Wind wurde zunehmend aggressiver.

"Ich bin am Zug", rief Wotan, "und ich rüste meinen Erlöser mit dieser netten Karte aus - Streitwagen der Walküren."

Hab ich es mir doch gedacht

"Damit bekommt mein Monster zustätzlich 500 Angriffspunkte und kann deine Kriegerin vom Feld pusten." Nachdem Wotan den Angriff erteilte, schoss eine goldene Lichtkugel aus den sechs Händen des Layards hinaus in Richtung ihres Monsters. Gleißendes Licht umfing Denko Sekka, bevor sie explosionsartig vom Spielfeld verschwand - ebenso zweihundert Lebenspunkte.

"Damit wären meine Karten wieder frei - netter Versuch", er grinste über beide Ohren als die Kartenzone wieder aktiv wurde. Rin störte sich nicht daran. Ihr Monster zu verlieren, bedeutete noch nicht das Ende. Sie hatte sich noch nicht einmal richtig warm gemacht. Gelassen zog sie eine Karte.

"Dann legen wir mal einen Zahn zu", Rin zückte eine ihrer Karten, "als erstes spiele ich eine Karte verdeckt. Dann", der Boden unter ihnen begann leicht zu vibrieren, "beschwöre ich Vorhut der Drachen." Ein Drache mit Schild und Speer erschien auf dem Spielfeld und wackelte unruhig mit dem Schwanz. In Rins Hand begann eine weitere Karte aufzuleuchten.

"Da mein Monster ein Drache von Typ Erde ist", erklärte die junge Frau und legte eine weitere Karte in die Monsterzone, "kann ich ihn hier Spezial beschwören - mythischer Wasserdrache." Aus einer riesigen Wasserkugel entsprang die Kreatur - halb Drache halb Wasserstrudel.

"Und ich setze ihn in den Verteidigungsmodus."

"Das ist ja alles ganz nett", Wotan schenkte ihr ein müdes Lächeln, "aber deine Monster sind nicht stark genug für meinen Erlöser. Dein Drache hat gerade einmal 1700 Atk. Was will er schon gegen mein mächtiges Monster ausrichten." Rin schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln.

"Nun, du scheinst seine besondere Fähigkeit nicht zu kennen. Vorhut der Drachen bekommt für jedes Drache-Monster, das ich auf den Friedhof lege, 300 Angriffspunkte. Und wie der Zufall so will, habe ich zwei in meiner Hand." Sie legte zwei Karten auf den Friedhof, dass Vorhut der Drachen 2300 Angriffspunkte aufwies.

"Vorhut der Drachen!", sie zeigte auf ihr Monster, das er seinen Speer in die Höhe streckte, "greif seinen Layard an!" Damit warf er den Speer auf das Feen-Monster. Kurz bevor es dessen Kehle traf, sprang der Streitwagen der Walküren davor, opferte sich selbst und ließ den Erlöser unbeschadet.

"Da mein Monster mit dem Streitwagen ausgerüstet war, hast du diese Karte zerstört. Während mein Monster unbeschadet davon gekommen ist." Wotan lachte auf. "Noch dazu bleibt der Effekt meines Streitwagens weiterhin bestehen. Du siehst, der Angriff hat dir gar nichts gebracht."

"Gar nichts würde ich jetzt nicht behaupten", entgegnete Rin und deutete auf den Punktestand, von dem vierhundert weitere Punkte von Wotans Konto abgingen.

"Das", winkte er ab und wischte sich eine wilde Strähne aus dem Gesicht, "ist nichts im Vergleich zu dem, was dich erwarten wird."

"Und was soll das sein!"

"Das hier", er streckte seine Hand aus und deckte eine seiner Karten auf, "Schadenskondensator. Da du mich angegriffen hast, kann ich ein Monster von meinem Deck beschwören. Und ich erwähle Leitendes Licht." Ein Monster, das die Ähnlichkeit eines Sargs besaß, streckte seine Arme aus und stellte sich neben den Erlöser.

"Willst du mir mit diesem Ding etwa Angst einjagen", Rin betrachtete amüsiert das Monster, das weder Angriffs- noch Verteidigungspunkte hatte, "da ist ja Kuriboh eine größere Herausforderung." Kopfschüttelnd beendete Rin ihren Zug. Sobald Wotan eine Karte gezogen hatte, schien er vollends aufzublühen. Sein Lächeln wurde diabolischer und allmählich fragte sich Rin, was sich unter seinen verbliebenen verdeckten Karten befand. Irgendetwas sagte ihr, dass Wotan bluffte.

"Die Zeit ist gekommen", seine Augen weiteten sich, "ich spiele Wellenbewegungskanone." Blitze erschien am Himmel, eine Kanone machte sich bereit und zeigte auf die junge Frau.

"Zunächst erhalte ich 500 Lebenspunkte, dann", die Kanone entsandte eine Blitzkugel, welche direkt auf Rin zielte, dass der Stoß sie einige Zentimeter nach hinten drückte. Sie spürte einen unangenehmen Druck auf der Brust, bevor das Gefühl langsam abebbte. Wotan legte die Zauberkarte gemächlich auf den Friedhof.

"Sobald Wellenbewegungskanone auf dem Friedhof liegt, geht der Spaß erst richtig los: In jeder meiner Runden, wirst du 1000 Lebenspunkte verlieren." Rin biss sich auf die Lippen, jegliche Kommentare unterdrückend. Damit hatte sie nicht gerechnet. Nicht mit einer derart mächtigen Zauberkarte, die noch dazu auf dem Friedhof weiterhin wirksam war. Sie sah auf ihre Karten, dann wieder auf Wotan, der noch lange nicht mit seinem Zug am Ende war.

"Auch wenn du diesen Schock erst einmal verkraften musst", höhnte Wotan, "erlaube mir, meinen Zug fortzusetzen", er tat eine tiefe Verbeugung, dass Rin ihm ihren Stiefel in den Bauch gerammt hätte, "ich spiele noch eine weitere Zauberkarte: Karten vom Himmel," damit erhielt er weitere 500 Lebenspunkte, "wenn ich ein Licht-Fee-Monster von meiner Hand verbanne, kann ich zwei Karten ziehen." Damit zog er seine Karten und lächelte zufrieden in sich hinein, "nun opfere ich mein leitendes Licht, um sie aufs Feld zu rufen - meine Göttin des Lichts, Tethys." Mit 2400 Atk war seine Göttin nur knapp stärker als ihr Drache. Rin ballte die Hände zur Faust.

"Los, meine Göttin, greife ihren Vorhut der Drachen an", damit stürmte Tethys auf ihre Kreatur zu.

"Nicht so schnell", rief Rin, "ich decke meine Falle auf: Fähigkeitserbe. Damit bekommt mein Drache 400 zusätzliche Punkte." Der Drache drückte mit dem Schild gegen die Kraft der Göttin und schleuderte sie von sich. Im nächsten Moment holte er mit dem Speer aus und beendete Tethys` kurzen theatralischen Auftritt.

"Ich setze Layard den Erlöser in den Verteidigungsmodus und beende meinen Zug."

"War´s das etwa schon", Rin schüttelte den Kopf und betrachtete ihre gezogene Karte, "es besitzt halt nicht jeder die Fähigkeiten, seine Züge clever zu nutzen. Dein Pech, denn ich opfere meine beiden Drachen, um meinen weißen Nachtdrachen aufs Feld zu holen." Weißes Licht, das zu einem Diamantenschauer wuchs, formte die Gestalt des Weißen Nachtdrachen, der über Rins Kopf majestätisch seine Flügel ausbreitete und dem Wind um sie herum Konkurrenz machte. Der Reaktion des Publikums zu urteilen, schienen einige ihr Monster wiederzuerkennen. Jubel kämpfte gegen die Sturmböen, während ihr Nachtdrache in den Angriffsmodus überging. Es war das erste Mal, dass sie das Publikum bewusst warnahm. Sie wusste nicht, was sie dabei empfinden sollte. Es war nicht die richtige Zeit, die Aufmerksamkeit zu genießen, den Wirbel der Massen, die gegen den Sturm ankämpfte und tatsächlich eine reelle Chance zu haben schien.

"Weißer Nachtdrache", rief Rin und strecke ihre Hand aus, sie musste sich auf ihr Duell konzentrieren. Die Menge war nebensächlich, genauso der überhebliche Blick ihres Gegners -"greif`seinen Layard an - Diamantenblitzattacke!"

"Du hast soeben meine Falle aktiviert", erwiderte Wotan und deckte seine Karte auf, "Wundersame Ankunft. Damit darf ich ein Monster, das ich verbannt habe, direkt aufs Spielfeld holen und den Angriff umleiten." Ein weiteres geflügeltes Wesen erschien auf dem Spielfeld - in goldener Rüstung präsentierte sich die Famose Venus, ein Monster, das zu Wotans Standard-Repertoire gehörte.

"Sobald meine Venus auf dem Feld ist", verkündete Wotan, "verliert jedes Monster, das nicht zum Typ Fee gehört, 500 Atk. Damit ist dein Drache schwächer als meine Venus." Mit 2800 Atk. war sein Monster um dreihundert Punkte stärker als der weiße Nachtdrache, der bereits seine Diamantenkugel aus dem Maul geschossen hatte und direkt auf die Famose Venus zusteuerte.

"Bye, bye Weißer Nachtdrache", lachte Wotan, während die Attacke der beiden Monster das gesamte Spielfeld beherrschte. Rauchschwaden, sowie winzige diamantene Krümel verhüllten die Sicht auf das Geschehen. Langsam tauchten die Spieler aus den Nebel hervor.

"Wie-", perplex starrte Wotan den weißen Nachtdrachen an, der sich zurück an Rins Seite begeben hatte, "dein Monster! Es hätte diesen Angriff nicht überstehen dürfen."

"Du hattest keine Ahnung von dem zweiten Effekt meiner Fallenkarte Fähigkeitserbe," zufrieden sah sie zu ihrem Weißen hinauf, der ein lautes Kreischen von sich gab, "sobald eines meiner Monster angreift, kann ich Fähigkeitserbe vom Friedhof verbannen. Im Gegenzug hat mein weißer Nachtdrache 800 Atk erhalten. Damit war er wieder um fünfhundert Punkte stärker als deine Venus." Wotan knirschte mit den Zähnen.

"Deine fliegende Echse wird dir nicht ewig helfen können."

"Wie auch immer", Rin schwang ihren Pferdeschwanz nach hinten, obwohl der Wind keine Gnade zeigte, "ich lege eine Karte verdeckt und beende meinen Zug."

"Ha", Wotan zog eine Karte, "hast du meine Zauberkarte Wellenbewegungskanone vergessen!? Sobald ich am Zug bin, verlierst du 1000 Lebenspunkte." Über Rin ratterte die Anzeige die Lebenspunkte herunter bis 2700 übrig geblieben waren.

"Nun decke ich meine letzte verdeckte Karte auf: Unendliche Unbeständigkeit. Sie macht den Effekt deines Monsters unwirksam. Oh ja, ich weiß genau, dass dein Drache gegen Zauber und Fallen immun ist. Aber jetzt nicht mehr."

"Herzlichen Glückwunsch, du bist der erste der aufgepasst hat", erwiderte Rin und bemühte sich gelassen zu bleiben.

"Sobald ich dieses kleine Hindernis aus dem Weg geräumt habe", Wotan knallte eine Zauberkarte aufs Feld, "kann ich die hier spielen - Ehrung der Verdammten - damit kann ich dein Monster direkt auf den Friedhof befördern. Und du kannst nichts dagegen unternehmen." Ohne Vorwarnung löste sich der weiße Nachtdrache auf, dass ihn Rin auf den Friedhof legen musste.

Ich habe genug Karten, ihn wieder zu mir zu holen.

"Ich lege eine Karte verdeckt", fuhr Wotan mit seinem Zug fort, während er Rins zerknirschtes Gesicht amüsiert betrachtete, "und beschwöre diese wunderbare Kreatur - erscheine, holde Victoria."

"Nein!"

"Das Kaiba-Mädchen scheint mein Monster zu kennen. Dann sollte es dich nicht überraschen, was ich als nächstes tun werde. In jedem Spielzug kann ich ein Drache-Monster von deinem Friedhof auf meine Seite rufen. Und ich beginne mit deinem netten weißen Nachtdrachen." So schnell hatte Rin ein Wiedersehen nicht erwartet. Ihr lieb gewonnenes Monster auf der anderen Seite zu sehen, zerwühlte sie mehr als sie erwartet hatte.

"Du siehst ja so niedergeschlagen aus", lachte Wotan, "liegt es etwa daran, dass ich dein stärkstes Monster auf meine Seite geholt habe...oder daran, dass du nichts hast, womit du dich verteidigen könntest? Am Ende bist du doch nur der billige Abklatsch einer weit zurückgelegenen Vergangenheit." Rin funkelte ihn an, ihren Blick ignorierend fuhr Wotan fort: "Weißer Nachtdrache! Greif`deine Herrin direkt an und lösch`ihre Lebenspunkte aus."

"Nicht, wenn ich die hier spiele," Sie deckte ihre Fallenkarte Ausbrechen auf, "wenn ich einen Zauber von meiner Hand abwerfe ist die Battle-Phase sofort beendet. Zusätzlich sind die Effekte aller Monster in diesem Zug wirkungslos."

"Du zögerst nur das Unvermeidliche hinaus."

"Das wollen wir doch sehen. Ich ziehe!" Allmählich spürte sie, wie sich der Wind in ihre Kleider biss. Das Auf- und Abflattern ihres Mantels machte es nicht unbedingt besser. Sie spürte, dass die Kälte versuchte, ihren Geist zu schwächen. Rin biss sich auf die Unterlippe.

"Niemand spielt eines meiner Monster und kommt damit unbeschadet davon!" Sie setzte zwei Karten verdeckt. "Ich spiele Schimmerdrache im Angriffsmodus", der steinerne Drache kam aus der Luft und landete scheppernd vor Rin.

"Dein Monster hat nur 1900 Atk, du solltest doch wissen, dass du gegen deine eigene Bestie nicht ankommst."

"Ich greife meinen weißen Nachtdachen auch nicht an," sie zeigte auf Victoria, "sondern sie." Auch wenn nur 100 Lebenspunkte abgezogen wurden, war Rin doch erleichtert, dass dieses Monster keinen weiteren Schaden anrichten konnte. Obwohl sich Rin sicher was, dass er bereits das hatte, was er wollte.

"Und wieder einmal ist dein Zug beendet", Wotan zog eine Karte und betrachtete voller Genuss wie Rin weitere 1000 Lebenspunkte verlor, "die Luft wird mit jeder Runde dünner." Er ließ den Weißen Nachtdrachen angreifen. Für einen kurzen Moment schloss Rin die Augen.

"Du hast meine Fallenkarten vergessen," eine deckte Karte sich auf, "verschwundener Wind. Damit verliert der weiße Nachtdrache die Hälfte seiner Angriffspunkte.

"Unmöglich!", mit offenen Mund sah er die sinkende Zahl des weißen Nachtdrachen, der nun um vierhundert Punkte schwächer war als der Schimmerdrache.

"Dann decke ich ebenfalls meine Fallenkarten auf: Boden aus einer anderen Dimension. Damit geht dein weißer Nachtdrache nicht zurück in den Friedhof, sondern wird direkt verbannt."

"Willst du mir sagen, dass du das von Anfang an so geplant hast?"

"Nun", zuckte Wotan mit den Schultern, "irgendwie musste ich ja dein Monster los werden."

"Ganz schön viel Aufwand für so eine kleine Nummer, findest du nicht?"

"Wer weiß das schon", entgegnete Wotan amüsiert, dass Rin nicht weiter darauf einging und stattdessen eine Karte zog.

"Ich spiele drei Karten verdeckt." Vier Karten lagen nun auf ihrer Kartenzone, selbst für Rin, die gerne mit Zaubern und Fallen spielte, war dies eine Premiere.

"Es wird langsam Zeit, deinen Erlöser vom Feld zu pusten", damit griff der Schimmerdrachen an, Layard der Erlöser wurde zerstört, Wotan stand nun wieder ohne Monster da.

Wenn ich so weitermache, verliere ich noch das Duell. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Ich brauche nur diese eine Karten. Wenn sie gespielt wird, kriege ich ihn.

"Du bist dran", entgegnete Rin, halb in Gedanken versunken, während ihre Augen zu ihrem Gegner und seinen Punktestand hin und her wanderten. Wotan hatte noch 3000 Lebenspunkte und mit jeder Zauberkarte, die gespielt wurde, wuchs der Abstand zwischen ihm und Rin. Sobald Wotan die Hand auf sein Deck legte, ging es los: "Ich aktiviere meine Fallenkarte Zauberschild Typ 8!", Rins erste verdeckte Karte offenbarte sich, Rin legte eine ihrer Karten von der Hand auf den Friedhof, "damit zerstöre ich den Effekt von Wellenbewegungskanone und meine Lebenspunkte bleiben unversehrt."

"Du magst zwar meine Zauberkarte zerstört haben", an Wotans Gesicht war deutlich abzulesen, dass er diese Wendung nicht vorhergesehen hatte, "aber das heißt nicht, dass du eine reale Chance gegen mich hast." Rin starrte ins Leere, Gänsehaut machte sich auf ihrem Körper breit. Die Kälte hatte ihr Innerstes erreicht, sie hob den Kopf und grinste schief.

"Warum hören wir nicht mit diesen Spielchen auf und machen endlich ernst," Irritiert sah er sie an. Rin stemmte derweil die Hände in die Hüften:

"So wie ich das sehe, eierst du die ganze Zeit nur rum. Dabei hatte ich ernsthaft geglaubt, einem würdigen Gegner gegenüberzustehen. Aber wenn ich dich so ansehe, sehe ich da nicht mal einen richtigen Mann vor mir."

"Was willst du damit sagen", knurrte Wotan.

"Ist das nicht offensichtlich? Ich halte dich nicht einmal für Manns genug, dich ordentlich mit dir duellieren zu können. Dabei hast du doch so große Töne gespuckt, dass du mich ausmerzen würdest. Vielleicht ist es an der Zeit, dein Wort einzulösen." Ihre Augen stachen wie zwei Smaragde hervor und verfehlten ihr Ziel nicht, dass Wotan die Augen gefährlich zusammenzog.

"Was glaubst du, mit wem du hier redest? Ich kann dich in einem Zug fertig machen, wenn du es nicht anders willst."

Rin legte den Kopf schief.

"Das würde ich dir raten. Mehr als diesen einen Zug wirst du auch nicht von mir bekommen."

"Ich werde dir das Maul stopfen!", schrie Wotan regelrecht und brachte sich in eine Position, die Rin als Kriegserklärung verstand.



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