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Rescue

hier kann Ihnen keiner helfen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht so actionreich wird und auch, dass sich der Rettungsdienst hier etwas zurück hält.
Es geht eher darum einen Blick hinter die Fassade der medizinischen Personen zu werfen. Komplett anzeigen

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Retter sind auch nur Menschen

Der Spagat zwischen Schichtarbeit und Familie war nicht leicht. Man war zu den unmöglichsten Zeiten auf Arbeit, hatte Dienste am Wochenende und auch Feiertage waren keine Garantie für gemütliches Zusammensein daheim, zumindest im Rettungsdienst.

Doch aktuell sah die Lage anders aus. Es herrschte Ausgangssperre und Kontaktverbot. Schulen und Kindergärten waren geschlossen – Corona Ferien.
 

Nach Ferien sah es aber für den Rettungsassistenten Kai nicht aus. Für ihn und seine Familie bedeutete dies Stress pur.

Zwar arbeiteten er und sein Partner in den sogenannten systemrelevanten Berufen und hatten somit Anspruch auf eine Notbetreuung, doch dies wollten sie ihrem zweijährigen Sohn nicht weiter zumuten.

Denn als überraschend übers Wochenende beschlossen wurde, dass montags die Kitas zu bleiben würden, blieb ihnen nichts anderes übrig als ihren Sohn dennoch in die Einrichtung zu schicken. Sie hatten ja Anspruch auf die Notbetreuung.

Doch der kleine Wirbelwind war aus seiner Gruppe der Einzige, welcher anwesend war und eine Gruppenzusammenlegung widersprach den Abstandsbestimmungen.

Am Ende des Tages holten sie ihr Kind ab. Doch anders als sonst, kam der Kleine weinend auf sie zu gerannt, umarmte sie und flehte daheim bleiben zu dürfen.

Alle seine Freunde waren daheim und mit seinen zwei Jahren, verstand er nicht, weshalb nur er in der Kita war.

Daher beschlossen der Silberhaarige und sein Partner, dass ihr gemeinsamer Sohn von nun an zuhause bleiben sollte, sofern sie ihre Dienste aufeinander abgestimmt bekamen.

Dies ging auch die zweite Woche infolge gut. Lediglich die Nerven lagen langsam blank.
 

Der Zweijährige forderte viel von Kai. Beinahe im 10 Minuten Takt wechselten sie die Spiele. Erst einmal eine Rennstrecke mit Schienen bauen und dann die kleinen Autos die Rampe runter rasen lassen – Spaß pur für den Kleinen. Dann die Kiste mit den Tieren hervor gekramt, ausgeschüttet und Tiger & Co. schön um die Rennstrecke trapiert. Als nächstes waren die Bausteine dran. Türme bauen, glanzvolle Architektur. Doch dann kam Gou-zilla und stieß sie Freude strahlend um. Das Ganze ließ sich ein paar Mal wiederholen, ehe es langweilig wurde. Also schnappte sich der Silberhaarige ein Kissen und warf es den Knirps kaltblütig gegen den Kopf. Überrascht landete dieser auf dem Hosenboden und blinzelte seinen Papi an. Keine Sekunde später blitzten die blauen Augen kämpferisch auf. Dies bedeutete Krieg! Gou sprang auf, schnappte sich das Kissen und versuchte mit all seiner Kraft seinen Vater mit dem Federteil zu treffen. Leider flog es nicht sonderlich weit und blieb vor dessen Füßen liegen. Kurz herrschte Stille und man konnte beobachten wie der Kleine das Ergebnis seines Wurfes einschätzte. Langsam bildete sich eine Schmollschnute. Zeit zu bocken. Denn die Trotzphase hatte vor ein paar Wochen erst begonnen. Doch Kai wusste wie er seinem Sohn die Enttäuschung ersparte. „Oh nein, eine Bombe!!“ rief er und versteckte sich hinter der Rennbahn. Lachend lief der kleine Wirbelwind um die Rennbahn und versteckte sich ebenfalls – vergessen war die Schmach der Niederlage.
 

„Papiiiii, ich will tanzen.“ Natürlich wollte der Kleine das. Immer wenn es hieß Aufräumen, dann wollte Gou lieber etwas anderes unternehmen. „Na gut, aber erst wenn du mir hilfst deine Tiere wieder einzuräumen.“ Der Kleine stampfte mit dem Fuß. „Ich will aber lieber tanzen.“

„Tja, aber Papi kann dir keine Lieder an machen, wenn er hier alleine aufräumen muss. Wenn du mir hilfst, dann können wir tanzen.“ Er musste schmunzeln. Etwas widerwillig warf der Zweijährige die Tiere mit in die Box. Den Sturkopf hatte er definitiv von dem Silberhaarigen.

Zusammen räumten sie ihr Chaos wieder auf und Kai achtete penibel darauf, dass alles an den richtigen Ort kam. In Sachen Ordnung ließ er nämlich nicht mit sich verhandeln.

„Papi kann ich jetzt Kinderlieder gucken?“ Angesprochener richtete sich auf. „Gucken? Nein. Maximal hören.“ „Ich will Kinderlieder hören.“ Mit großen Augen sah Gou zu seinem Vater auf. Dieser schmunzelte erneut. „Wie sagt man?“ Die großen Kinderaugen wurden noch eine Spur größer und die kleinen Hände des Zweijährigen wurden zu Fäusten. Diese schlug er leicht zusammen, ähnlich einem Klatschen. „Bitte, bitte Kinderlieder.“

„Okay, dann komm mit in die Küche. Papi muss nämlich nebenbei das Mittagessen machen.“

Sie gingen beide in die Küche und Kai zog sein Handy aus der Hosentasche. Mit geübten Fingern, spielte er die Playlist ab, die er für seinen Sohn erstellt hatte und während Probier’s mal mit Gemütlichkeit aus dem Dschungelbuch ertönte, fragte Kai sich insgeheim, ob die Kinderlieder ihn eigentlich verarschten. Denn nun stand er in dem Raum der Wohnung, den er hasste.

Sein Partner war eigentlich fürs Kochen zuständig, denn er selbst war eine Niete. Dass er nun nebenbei auf seinen Wirbelwind achtgeben musste, machte es nicht besser. Doch der Kleine tänzelte zufrieden zu der Musik.
 

Kai rührte den Kartoffelbrei zusammen, kippte das Gemüse aus der Dose in einen Topf und erwärmte diesen. Aus dem Kühlschrank holte er noch die selbstgemachten Bouletten, die sein Mann am Vortag in weiser Voraussicht bereits für sie gemacht hatte. Auch diese wurden nochmal kurz erhitzt.

„Guck mal Papi, ich bin ein Drehwurm.“ Der Silberhaarige warf einen Blick über die Schulter. Sein Sohn nahm Schwung und drehte sich um die eigene Achse. Natürlich verlor, der Drehwurm seine Balance und drohte Bekanntschaft mit dem Kühlschrank zu machen. Hakuna Matata trällerte es aus seinem Handy und Kai hechtete zu Gou. Er konnte ihn gerade noch abfangen. „Vorsicht, du Räuber.“ Er hockte sich vor den Knirps. „Hilfst du mir lieber den Tisch zudecken?“ „Ja!“ kam es sofort von dem Kleinen. Gedanklich musste Kai der Kita hier ein Lob aussprechen. Denn Gou hatte gern ‚Tischdienst‘ und dies machte der Erwachsene sich zu Nutze.

Er gab seinem Sohn nach einander und immer einzeln Löffel, Gabel und Messer. Stolz brachte der Kleine diese ins Wohnzimmer an den Esstisch.

„Prima, Großer.“ Lobte Kai ihn und stellte ihre Teller mit dem Essen dazu. Er hob Gou auf den Stuhl und band ihm das Lätzchen um. „Guten Appetit.“ „Danke, gleichfalls, Papi.“

Sie aßen stumm. Lediglich Gous Schmatzen war zu hören. Doch dies störte den Silberhaarigen nicht. Für ihn war es noch nicht an der Zeit, den Kleinen dahingehend zu belehren.

„Nach dem Essen gehen wir noch kurz raus.“

„Warum?“ fragend sah Gou auf und schob sich den Löffel mit Kartoffelbrei in den Mund.

„Weil ich noch die Wäsche aufhängen muss.“

„Warum?“ fragend neigte der Kleine den Kopf und da war es wieder, das Warum – Spiel.

„Ganz einfach. Du und dein Papa, ihr macht euch ziemlich oft dreckig.“

„Aber Papa ist doch auf Arbeit und da bin ich traurig.“

Kai seufzte. Ja er war auch traurig, dass sein Partner auf Arbeit war. Aber anders als sein Sohn fehlte ihm schlichtweg die Unterstützung bei der Aufsichtspflicht.

„Ich weiß, meine Maus. Hilfst du mir beim Wäsche aufhängen?“

„Will aber lieber Dinos spielen.“ Leicht schmollend sah der Kleine ihn an.

„Ok, dann nehmen wir die zwei Dinos mit raus.“

„Nein!“

„Doch!“
 

Der kleine Gou hatte natürlich keine Chance als Sieger dieser Diskussion hervor zu gehen. Denn Kai war sturer und so waren sie beide nun hinter der Wohnung, auf einer kleinen eingezäunten Wiese. Zwischen drei Bäumen, hatten sie Wäscheleinen gespannt und eben jene bestückte der Silberhaarige mit der frischen Wäsche. Gou hingegen stiefelte mit seinen zwei Dinos etwas weiter weg und ließ sich ins Gras plumpsen. „Grr…ich laufe jetzt durchs Gras!!“ rief er und ließ den schwarzen Dino durchs Gras springen, während der Rote auf seinem Schoß liegen blieb.
 

Kai kam gut voran und nach jedem Wäschestück, das seinen Weg auf die Leine gefunden hatte, warf er einen Blick zu seinem Sohn. Doch irgendetwas war nach dem 10. Mal anders.

Hatte der Kleine bis eben noch mit den Dinos gespielt und den Oberkörper bewegt, so saß er jetzt völlig ruhig mit dem Rücken zu seinem Vater.

„Gou?“ Es kam keine Reaktion und Kai hielt inne.

„Gou, was machst du?“ rief der Silberhaarige etwas lauter und mit Nachdruck.

Erschrocken fuhr der Kleine herum und sah zu seinem Papa. Kais Augen verengten sich zu Schlitzen, denn er musste gegen die Sonne anblinzeln. Was war das da am Kinn von Gou? Sein Blick schweifte die Umgebung seines Kindes ab und was er da sah, gefiel ihm nicht.

Noch die Boxer in der Hand, die er aufhängen wollte, war er mit wenigen Schritten bei seinem Sohn.

Er hockte sich vor diesen und wischte ihm übers Kinn. „Mund auf.“ Befahl er etwas barsch und Gou wusste instinktiv, dass er keine Widerrede geben sollte. Der Kleine öffnete den Mund und Kai pfriemelte kleine blaue Kullern aus dem Mund seinen Sohns.

//Scheiße!// fluchte er innerlich. „Warum hast du das gemacht?! Mensch, Gou! Du weißt doch, dass du nicht einfach Zeug in den Mund nehmen sollst.“ „Aber ich hatte Hunger.“ Kam es quengelnd aus dem kleinen Mund. „Ja klar… du weißt gar nicht was Hunger ist. Es gab grade erst Mittag.“ Kai richtete sich auf und stemmte die Hände in die Seiten. „Wie viele hast du gegessen?“ Sein Ton war durchaus scharf und hart. Doch innerlich lief sogar regelrecht Amok. „Eine..“ bekam er zur Antwort und das machte es nicht besser. Kai schnappte sich seinen Sohn, sowie die Dinos und verfrachtete alles unter die Wäscheleine. „Sitzen bleiben.“ Kam es harsch aus seinem Mund. Er zog sein Handy raus und versuchte die Blume zu googeln. Allerdings kam er damit nicht sehr weit. Für ihn waren alle Pflanzen irgendwie Unkraut und er beschäftigte sich nicht damit. Dies wurde ihm grade zum Verhängnis. Angespannt überlegte er, was er bei einem Einsatz auf Arbeit machen würde. Allerdings kam ihm nur der Giftnotruf in den Sinn.

War das zu übertrieben? Kai war sich definitiv unschlüssig. Er seufzte und strich sich gestresst durch die Haare. Sein Blick glitt zu seinem Sohn, der seinen Blick aus traurigen Augen erwiderte. Denn der kleine Gou wusste, dass er etwas falsch gemacht hatte.

Kai hockte sich wieder zu seinem Sohn.

„Mensch, Maus…du weißt doch, dass du nur bei Oma im Garten die Himbeeren essen darfst. Aber doch nicht hier von der Wiese.“ Schuldbewusst senkte der Kleine den Kopf und Kai wurde weich bei diesem Anblick. Er legte seine Hand sanft auf den Kopf des Zweijährigen. „Papi macht sich doch nur Sorgen. Versprich mir, dass du das nicht wieder machst.“ Seine Finger glitten zärtlich durch den Wuschelkopf, der dem seinen so ähnlich war. „Ja, Papi. Ich mach’s nicht mehr.“ Kai nickte und löste sich von seinem Sohn. Er nahm sein Handy aus der Hosentasche und fotografierte eine der Blumen.

Mit geschickten Fingern öffnete er im Anschluss WhatsApp und schickte seinem Partner das Foto.
 

12:24

Kai: *Foto mit einer Pflanze, lilafarbene Blüte*

Kai: Weißt du was das für eine Pflanze ist?
 

Angespannt starrte er auf sein Display. Erst erschien ein graues Häkchen, dann ein zweites.

//Man, jetzt lies es schon!!!// Kais Griff um sein Handy wurde fester. Doch augenscheinlich war sein Partner gerade nicht in der Lage seine Nachricht abzurufen.

„Scheiße!“ fluchte er. „Das sagen wir nicht, Papi!“ ermahnte ihn da sein Zweijähriger. Wäre die Situation eine andere, dann hätte Kai sicherlich darüber geschmunzelt. Doch ihm war keineswegs danach. Krampfhaft überlegte er, an wen er sich richten sollte. Giftnotruf? Schön und gut…aber er konnte nicht sagen WAS sein Sohn da gegessen hatte. Dieser hatte es ja für eine Beere gehalten. Aber es war definitiv die Blüte einer Blume. Kai starrte auf sein Handy, als plötzlich das Icon von Telegram aufploppte.

Sofort öffnete Kai das Foto in seiner Galerie und schickte es an die Support Group. Sie waren ihm stets eine Hilfe, wenn er Fragen zu seinem geliebten Fandom hatte oder mal bei seinem Hobby, dem Schreiben, nicht weiter kam. Warum also, sollten sie hier nicht auch helfen können?
 

12:34

Kai: *Foto mit der lila Blume*

Weiß jemand wie die Blume heißt?
 

12:34

M: Knollenknöterisch? :D

M: Wart ich hab ein Buch darüber.
 

Kai atmete erleichtert auf. Allein, dass er sofort eine Rückantwort bekam beruhigte ihn.

Dennoch wartete er angespannt auf weitere Nachricht. Er hoffte, nein betete, dass die Group ihm helfen konnte. Sein Sohn hingegen, nahm die Anspannung gar nicht wahr. Denn dieser hatte einen Stock gefunden und wollte die frische Wäsche gleich mal ausklopfen.

Der Silberhaarige war kurz vorm explodieren. „Hey!“ rief er und Gou zuckte zusammen. „Nicht an die frische Wäsche.“

„Warum?“

Kai zwang sich zur Ruhe. „Weil der Stock schmutzig ist und die Wäsche sauber.“
 

12:35

J: Ist das nicht ne Hyazinthe?
 

12:35

Kai: Bitte sag mir, dass die nicht giftig ist.

Kai: *schreiendes Smiley*
 

12:35

J: Wenn’s ne Hyazinthe ist stinkt sie nur beim blühen.

J: M sag mal was.
 

12:35

M: Ich suche noch. Das Buch ist dick.
 

Der Silberhaarige lief auf und ab. Er hatte das Gefühl, dass die Zeit stehen blieb, während er sich wie ein Durazell-Häschen vorkam. Aufmerksam ging er die folgenden Nachrichten durch, klickte den erhaltenen Link an und überflog die Seite nach Hinweisen.

Und dann kam der Hinweis.
 

12:38

M: tatsächlich Hyazinthe

M: …verschlucken größerer Mengen Blüten oder Blätter kann vor allem bei Kindern echte Probleme verursachen. Sorgen Sie dafür, dass kleine Kinder die Pflanze nicht in die Finger bekommen.
 

12:39

Kai: *4x schreiendes Smiley*
 

Er fühlte sich mies. Wie konnte ihm das nur passieren. Ihm…der sonst immer die Augen verdrehte, wenn andere behaupteten, dass sie nur kurz nicht aufgepasst hätten. Doch nun hatte auch er kurz nicht aufgepasst. Kais Blick glitt zu seinem Sohn, der noch immer versuchte die Wäsche zu berühren – ohne Stock.

Sein Handy vibrierte erneut und er sah einen weiteren Link.
 

12:39

Kai: Ich dreh durch
 

12:39

M: Warum?
 

12:39

J: Hat dein Sohn was verschluckt?
 

Ja hatte er und Kai versuchte über Google selbst noch weitere Informationen zu bekommen.

Er kam sich erbärmlich vor. Wofür die medizinische Ausbildung, wenn er hier gerade versagte.

Lag es tatsächlich daran, dass er hier selbst betroffen war? Er wusste es nicht und so wechselte er wieder zu Telegram
 

12:40

Kai: Fingerkuppen groß
 

12:40

M: und auch runtergeschluckt?
 

12:40

J: Ich denke, das war noch nicht zu viel. Beobachten und Wasser geben, oder?
 

12:41

M: Du kannst auch zur Sicherheit den Hausarzt oder die Giftnotrufzentrale anrufen.
 

Der Silberhaarige tippte eine Antwort, während er weiter grübelte.

An den Hausarzt würde er um die Zeit nicht ran kommen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als die Telefonnummer für die Giftnotrufzentrale raus zu suchen.

„Gou? Komm wir gehen wieder rein.“ Er wartete auf den Kleinen und zusammen begaben sie sich zurück in ihre Wohnung.

Die Schuhe zogen sie im Treppenhaus aus und in der Wohnung folgten Jacke, Mütze, Halstuch und Hose. „Häng deine Sachen bitte an den Haken.“ „Ja, Papi!“ Der kleine Wirbelwind wuselte in sein Zimmer. Kai hingegen schnappte sich das Glas seines Sohnes und füllte es mit Wasser.

Anschließend begab er sich ins Kinderzimmer. Schmunzelnd beobachte er, wie der Zweijährige mit der Jacke kämpfte, die einfach nicht hängen bleiben wollte.

„Warte, Maus ich helf dir.“ Der Silberhaarige kniete sich hin, tauschte Jacke gegen Glas „Trink das bitte.“ Und verstaute die bunte Jacke. Er wartete bis das Glas leer war und erhob sich.

„So mal sehen, was die mir jetzt sagen können.“ Murmelte Kai, wählte die Notrufnummer und „Muss mal.“ legte wieder auf. Er sah seinen Sohn mit einem Blick aus ‚Ernsthaft? Ausgerechnet jetzt!?‘ und aufrichtiger Besorgnis an. Zeigte die Blüte jetzt schon Wirkung?

Der Silberhaarige schnappte sich seinen Sohn und setzte ihn auf die Toilette. „Ich möchte ein Buch.“ Natürlich wollte Gou ein Buch. Er ‚las‘ immer Bücher auf dem WC und somit dauerten die Sitzungen eine kleine Ewigkeit. Doch Kai war es recht. „Papi du musst raus gehen. Gleich stinkert es.“

„Ist gut. Du rufst mich wenn du fertig bist, ja?“ „Jahaa~“

Damit verließ er das Bad ohne die Türe zu schließen und begab sich in den Flur. Erneut wählten seine Finger die Nummer und er wartete.
 

„…der nächste freie Mitarbeiter steht Ihnen gleich zur Verfügung.“ Unruhig tippelte er mit dem linken Fuß auf dem Boden.

„Giftnotrufzentrale, Sie sprechen mit Frau ***“

„Ja hallo, Hiwatari. Ich hätte da eine Frage. Mein Sohn hat die Blüte einer Traubenhyazinthe verschluckt und ähm ja…“ Wie sollte er den Satz beenden? Dass er nicht aufgepasst hatte? Gott, wie er sich gerade selbst verfluchen könnte.

„Wie alt ist Ihr Sohn denn?“

„2 Jahre.“

„Machen Sie sich keine Sorgen. Bei einer Blüte ist das unbedenklich. Meine Kinder haben früher auch damit gespielt und sie ‚gekocht‘.“ Der Silberhaarige vernahm ein warmes Lachen am anderen Ende der Leitung und überraschender Weise löste es den Kloß in seiner Kehle.

„Muss ich etwas beachten?“

„Es kann sein, dass er vielleicht ein bisschen Bauchschmerzen bekommt. Aber ich denke nicht, dass das bei einer kleinen Blüte passieren wird.“

„Okay, vielen Dank.“

„Gern geschehen. Einen schönen Tag noch.“

„Ja.“ Damit legten sie auf.

Kai atmete durch und stockte. Er warf einen Blick über seine Schulter und begab sich zum Bad.

„Gou, das stinkt ja übel!!“

Der Kleine sah von seinem Buch auf und grinste seinen Vater zuckersüß an.

„Ich hab gekackt!“

„Ja das rieche ich.“ Mit einer Hand nahm er seinen Sohn von der Porzellanschüssel, während er mit der anderen Hand das Fenster ankippte.

//Na vielleicht ist die Blüte ja gleich mit raus, wobei das ja eh nicht so schnell geht.//

Der Silberhaarige wischte seinem Sohn den Po ab und betätigte die Spülung.

„So..alles ausziehen bis auf das Hemdchen, dann Windel um und ab zum Mittagschlaf.“

„Oh neeeiiiiinnn!“ rief sein Kleiner und rannte mit runtergelassener Strumpfhose aus dem Bad.

„Also echt..“ Kai stemmte die Hände in die Seiten.
 

12:47

M: Es ist dein Kind und du machst dir Sorgen. Besser einmal mehr anrufen, als zu wenig.“
 

12:51

Kai: Ist ungiftig. Kann lediglich Bauchschmerzen machen. Alter ich brauch nen Schnaps.
 

Damit gab er erst einmal Entwarnung in der Support Group und bedanke sich bei ihnen.

Denn ohne sie hätte er nicht mal gewusst um welche Blume es sich gehandelt hatte. Und ohne dieses Wissen, seiner Meinung nach, hätte er dort gar nicht bei der Giftnotrufzentrale anrufen können.

Der Silberhaarige fing seinen Wirbelwind ein und brachte ihn ins Bett.
 

Als dieser schlief, ließ sich Kai auf dem Sofa nieder und legte die Füße hoch. Er angelte nach seinem Handy und entdeckte eine neue What‘sApp Nachricht.
 

13:01

Yuriy: Traubenhyazinthe
 

13:14

Kai: Dein Sohn hat eine gegessen
 

13:15

Yuriy: Bei großen Mengen kann er Bauschmerzen bekommen, aber sonst nicht giftig.

Wie viel hat er gegessen?
 

Kai verzog das Gesicht. War das sein ernst!? Hätte der Idiot nicht gleich antworten können!?

Boah der Silberhaarige könnte gerade durchs Handy springen. All der Stress und sein Mann wusste alle Antworten.
 

13:16

Kai: *schmollendes Smiley*

Kai: Das hättest du mir ja auch mal eher schreiben können.
 

13:16

Yuriy: Entschuldige.

Yuriy: *lächelndes Smiley mit Wassertropfen an der Seite*
 

13:16

Kai: Ja der Giftnotruf hat es auch getan.
 

13:17

Yuriy: Du hättest mich auch anrufen können.

Yuriy: Haben die das gleiche gesagt?
 

13:19

Kai: Ich wusste nicht, ob du im Einsatz bist.

Kai: Ja
 

13:30

Yuriy: Giftnotruf, so so…
 

Wie er seinen Mann doch manchmal auf den Mond schießen könnte. Er sah das breite Grinsen regelrecht vor sich. Dies hier war definitiv Yuriys Rache.

In ihrer Beziehung war es sonst der Rotschopf, der bei Verletzungen und Chaos bezüglich ihres Sohnes in Panik verfiel, während der Silberhaarige stets Ruhe vermittelte. Dass es in dieser Situation genau anders herum war, schien den Notfallsanitäter, welcher ganz weit weg auf der Wache Blade hockte, sehr zu amüsieren.
 

13:59

Kai: Morgen geh ich auf Arbeit und du kannst dich hier zu Hause mit deinem Fachwissen austoben!!
 

14:05

Yuriy: Ich liebe euch, meine Mäuse


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel ist wirklich sehr persönlich und ich möchte mich bei den beteiligten Personen nochmals bedanken.
(Auch wenn ich euch nicht gefragt habe, ob ich eure Antworten verwenden darf, so hoffe ich, dass es ok ist.)

Mein Highlight war, dass ihr Gou kennen lernen durftet. Er ist in diesem Kapitel 2 Jahre und 10 Monate alt.
Zudem ist er der Sohn von Yuriy und Kai. Zwar kommt er äußerlich sehr nach Kai, hat aber die Augen von Yura. <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  kylara_hiku_Lamore
2020-12-31T22:38:48+00:00 31.12.2020 23:38
Also ich muss mich miternachtsblick anschließen du bist am Zahn der Zeit und ja das könnte mal historysch werden. XD
Kai als Papa macht sich ja wirklich gut und der Moment mit der Bombe war ja einfach zu süß. Im Allgemeinen vermittelt es sehr viel Herzlichkeit! Wobei ich auch mal kurz einen Herzinfarkt hatte! Das eben mal nicht hinsen endet gerne im Chaos!
Dass Kai der ja eigendlich der ist der normalerweise die Ruhe bewährt doch mal etwas Panik zaubert mir ein schmunzeln ins Gesicht.
Ihr habt eine support gruppe?? Dass du die eingebaut hast finde ich super, das gibt den ganzen was besonderes.

Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
31.12.2020 23:52
🤣
Dankeschön. Bei all den Corona hoffe ich jedoch nicht zu fixiert darauf geschrieben zu haben.
Ja die Support Group gibt es wirklich und sie ist mir mega wichtig.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-04-17T19:29:14+00:00 17.04.2020 21:29
"Das ist ja furchtbar!" rufe ich und lache und meine damit, wie glorios-glorreich-grandios dieses Kapitel ist.
Ich musste wirklich sehr lachen, als ich unsere Antworten wieder erkannt habe - ich fühle mich sogar geehrt, dass du in dieser Form eine Hommage an die Supportgroup gerichtet hast.
Es ist sehr niedlich zu lesen, wie Kai ein wenig überreagiert - und sich dann über seinen Mann ärgert, der alles zu wissen schien und sich köstlich über Kais Hilflosigkeit amüsiert. (Aber M hat schon Recht, wenns die eigenen Kinder sind, reagiert man anders als in seinem professionellen Umfeld... ;) )
Ich mag es sehr, wie du den Alltag mit einem Zweijährigen hier widerspiegels. Ich war erstaunt, wie gut Gou schon reden kann. Ist das so? (Oh Mann, die Kacki-Geschichte, "Es stinkert gleich", ich hab so herzhaft gelacht und konnte mir gut vorstellen, WIE es gerochen hat. So authentisch!)
Und ich finde es mutig, dass dieses Kapitel so persönlich ist. (und es war völlig ok für mich, dass du die Antworten benutzt hast.)
Danke für dieses herzliche Kapitel!
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
17.04.2020 21:42
Ich danke dir 😘😘😘
Und ich freue mich, dass ich dich zum Lachen gebracht habe.

"Gou" kann tatsächlich so gut quatschen.
Sein realistisches Vorbild quasselt unheimlich gut und verwendet oft Begriffe wo ich selbst denke: Holy Shit woher?!
Apropos Shit...ähm...jaaa...die Kacki Story war ebenfalls 1:1 ;)

Ich MUSSTE einfach eine Homepage einfügen. Mit ganz viel Liebe!!
Von:  lady_j
2020-04-06T16:32:36+00:00 06.04.2020 18:32
Es hat Spaß gemacht, Kai mal als Daddy zu lesen (davon gibt es viel zu wenig tbh). Es hat mich voll erstaunt, wie gut er diesen Job macht xD (Ja, ich traue ihm da nicht so viel zu, tbh, weil er ja doch sehr eigen ist). Und ich habe so vieles wiedererkannt! Bis hin zu den Originalzitaten :'D (Du hättest uns ruhig in Max und Rei verwandeln können, dann wären wir sogar irgendwie Canon).
Beste aber ungelogen Yuriy zum Schluss. Der hat gut reden, hängt den ganzen Tag auf der Wache während Kai Panik schiebt. Typisch, echt. Ich würde sagen, er hat sich ein paar extra Schichten mit Kind verdient....
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
06.04.2020 18:54
🤣🤣🤣
Ich stell mir Kai (ungeachtet, dass er hier meine Rolle einnimmt) tatsächlich als guten Vater vor. 😅
Einfach weil er es nicht do gut hatte.
Mich freut es wirklich, dass er so gut als Papa ankommt.
Ich habe tatsächlich überlegt, euch BB Charas zuzuordnen. Doch ich hatte dann Bedenken, dass ihr mit der jeweiligen Zuteilung nicht einverstanden sein könntet 🙈

Und oh ja...Yuriy hat echt gut reden...
Ich bin gespannt ob er jemals in die Verlegenheit kommt, auch ordentlich Papaschichten zu bekommen
Von:  LittleLionHead
2020-04-01T16:44:55+00:00 01.04.2020 18:44
Super süßes Familienkapitel :) Wie aus dem Alltag gegriffen. Toll finde ich die Telegramgruppe. Damit kann ich mich gut identifizieren. Schön dass du Gou reingebracht hast. Am besten war die Kloszene ;D Das kenne ich von meiner Nichte. Die frisst übrigens auch alles was bei drei nicht auf dem Baum ist.
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
01.04.2020 19:30
Ich danke dir 😘
Es hat mir teilweise Spaß gemacht es so familiär zu schreiben. Zwar war der Schwerpunkt das panische Thema, aber zwischen durch war da definitiv viel Liebe.
Von:  FreeWolf
2020-03-31T23:00:48+00:00 01.04.2020 01:00
Ich habe GESCHRIEN vor Lachen, weil die Supportgroup vorkommt 😂 Ich krieg grad nicht mehr Kommentar auf die Reihe aber ich will mehr Papi Kai! Bitte!
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
01.04.2020 05:21
🤣 Support Group in allen Lebenslagen, hieß es.
Ich denke Papi Kai wird nochmal vorkommen 👍
Von:  Mitternachtsblick
2020-03-31T21:48:20+00:00 31.03.2020 23:48
Erster Gedanke: Corona Ferien - Phoenix ist echt am Zahn der Zeit, irgendwann wird das ein historisches Dokument sein. Zweiter Gedanke: GOU ❤️❤️ Mein Gott, alleine der Gouzilla. Man merkt halt echt sehr, dass dir das Thema voll am Herzen liegt und auch persönlich ist, aber das ist nur im allerpositivsten Sinn gemeint. Die ganzen Beschreibungen von den Beschäftigungstherapien für den Kleinen sind einfach sehr realistisch deswegen, und triefen vor Liebe. Ich find‘s ja auch wundervoll, dass Yuriy immer kocht, weil Kai unfähig dazu ist. XD Das mit der verschluckten Beere war übrigens hier zu lesen genauso herzinfarktinduzierend wie es in der Supportgruppe Leben zu hören D: War übrigens super herzerwärmend, dann tatsächlich den Verlauf nochmal mitzuverfolgen, das ist ein bisschen wie eine schriftliche Liebeserklärung an die Supportgruppe, auch wenn das Thema ja an sich sehr nervös macht. Gott sei Dank ist es ja aber im echten Leben wie auch bei Kai und Gou alles gut ausgegangen und wir können alle ruhig schlafen!
Übrigens war der Schluss des Kapitels auch sehr süß. Ich lieb diesen kleinen Hinweis drauf, dass normalerweise Yuriy der Ängstlichere ist, wenn‘s um Gou geht, und ich lieb auch seine letzte Nachricht. Hach. LIEBE!!
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
01.04.2020 07:37
😱 historisches Dokument.
Wobei du hast Recht...in ein paar Jahren werde ich daran zurück denken.

Rückblickend/als ich drüber gelesen habe, fand ich "Gou" auch mega süß. Daher ist "mein" reeller Gou auch um den angedrohten Einlauf drum rum gekommen. 😅

Es war definitiv eine Liebeserklärung an die Support Group. ❤❤❤
Allgemein habe ich versucht, der schlimmen Situation ganz viel Fluff entgegen zu setzen. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist.


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